Ortsname: Whitechapel Cove Art: Freiraum Spezielles: Viele Sackgassen Beschreibung: Die Whitechapel Cove ist eine alte, fast vergessene Straßenanlage in Crocus Town. Sie gehört zum sogenannten 'dunklen Eck', wo es keine Regeln und ungeschriebene Straßengesetze gibt. Hier ist sich jeder selbst der Nächste und die Wege und Straßen werden noch von Gangs und anderen zwielichtigen Gestalten beherrscht. Wer sich hier hin verirrt, hatte entweder kein besonders gutes Wochenende, halt selbst Dreck am stecken oder einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der großteil der normalen Bevölkerung meidet diesen Ort und auch die Justiz überlasst die Whitechapel Cove eigentlich sich selbst. Damit fährt sie auch ganz gut, denn die Probleme in dieser Straßenanlage haben sich schon immer von selbst gelöst. Hier finden sich auch allerhand illegale geschäfte wie Hehlerwaren, verbotene Clubs oder Dienstleistungen von leichten Mädchen. Ein Ort, den man am Besten gleich wieder verlassen möchte. Das große Problem der Cove sind die vielen Sackgassen, also die vielen Abzweigungen, die ins Nichts führen. Dies macht gerade Touristen, die sich versehentlich in dieses Gebiet verirren, zur leichten Beute für Bandenkriminalität.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Reden | Denken
Voice | Theme
Autor
Nachricht
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Gina zupfte sich den Kragen ihres Uniform-Kleides zurecht und sorgte dafür, dass das Zeichen der Rune Knights vollständig bedeckt war. Undercover-Einsatz gestartet! Die Akte über Sharif hatte sie schon längst wieder in ihrer Taschendimension verschwinden lassen, nun wies also nur wenig auf die wahre Identität der beiden Magierinnen hin. Gina wusste, wo Sharifs Ladengeschäft zu finden war, doch war das nicht der erste Anlaufpunkt der Schwarzhaarigen. Nun, da die beiden Damen in einer Gegend waren, in der Rune Knights normalerweise nichts zu suchen hatten, konnten sie einem dringenderem Anlass nachgehen als ihrer Quest. Gina schwieg die meiste Zeit des Weges und tat es Alita damit gleich. Etwas ziellos lief die Vampirin durch die Straßen der Cove, zog dabei so manchen Blick auf sich. DIe beiden hübschen Ladies wurden hier wie Fleisch betrachtet, das wusste die Schwarzhaarige. Das war nicht die Art von Aufmerksamkeit, die ihr gefiel. Doch nach ein paar Minuten des Laufens hatte Gina endlich gefunden, wonach sie gesucht hatte: Ein Stundenhotel. Lass uns kurz dahin verschwinden. Da können wir in Ruhe alles weitere besprechen., schlug die Vampirin vor und ging dann auch schon voran.
Ein Zimmer für eine Stunde., bestellte die Schwarzhaarige bei einem gut beleibten Mann, der im Unterhemd vor einem Ventilator saß und auf einem kleinen LacrimaVision Gerät einer Sportveranstaltung zusah. Als die Stimme der Ritterin erklang blickte er auf und ein schmieriges Grinsen kroch auf die wulstigen Lippen des Mannes. Kost’ die Hälfte wenn ich zuseh’n darf., bot er an und entlockte Gina ein verzücktes Grinsen. Einer nach dem anderen, Schätzchen., ließ sie den schmierigen Kerl wissen und legte ein paar Scheine auf die Theke, die für das Zimmer reichen sollte. Weißt, wo mich findest., ließ der Mann die Untote wissen und reichte ihr dann einen Schlüssel mit einem großen, bronzenen Anhänger, in den eine 17 eingraviert war. Wohl die Zimmernummer. Die Augen des Hoteliers wandten sich schon bald wieder seinem flackerndem Bildschirm zu. Die Wände in dem Gang, an dem die Zimmer angereiht waren, hatten eine Renovierung oder zumindest einen neuen Anstrich dringend wieder nötig. Das Hotel wirkte nicht gerade im besten Zustand, aber wirklich schmutzig oder dergleichen war es nicht. Das Zimmer 17 hob sich da nicht sonderlich ab. Ein Doppelbett, das frisch bezogen war, nahm den Großteil des Raumes ein. Es hatte ein robustes Metallgestell, die Bettwäsche war schmucklos Grau. Auf einem Beistelltisch stand eine Box mit Taschentüchern bereit. Das Fenster ließ durch getöntes Milchglas die Strahlen der Sonne nur spärlich in den Raum, was für ein überraschend kühles Halbdunkel sorgte. Ein türloser Durchgang in ein kleines Nebenzimmer offenbarte dort eine Toilette und eine Dusche. Gin schloss die schwere Holztüre hinter den beiden Damen, drehte den Schlüssel um und ließ ihn stecken. Dann atmete sie aus und etwas schien von ihr abzufallen. Von einem Moment auf den anderen verlor sie ein gutes Stück der strammen Haltung. Lita…, meinte sie mit brüchiger Stimme und zitternden Lippen, dann warf sie sich ihrer Schwester um den Hals. Ich hab dich vermisst…, flüsterte sie der alten Vertrauten mit schwachen Worten zu während ihre Arme sich fest an die Slayerin drückten.
Die beiden Rune Knights schienen sich ziemlich einig zu sein, dass sie ihre volle Aufmerksamekti erst einmal auf den Auftrag zu legen, auch wenn Alita den Plan der Vampirin deutlich misstrauischer bedachte als diese selbst. Sie mussten vorsichtig sein und es könnte schnell eine verzwickete Situation aufkommen. Das würde wirklich eine harte Nuss werden, vor allem, wenn die beiden es nicht schafften unterzutauchen. Sie durften auf jeden Fall nicht unvorsichtig und unüberlegt handeln. Davon Mal abgesehen war der Erfolg dieser Mission wichtig für den weiteren Werdegang der Kevuem. Ja, bislang hing sie immer noch auf dem C-Rang herum, was sie ziemlich deprimierte, aber sie hoffte, dass sie dann wenigstens mit höherer Verantwortung betraut wurde, sobald sie einmal im Rang aufgestiegen war. Für irgendwas musste sich die harte Arbeit ja auch irgendwie auszahlen und lohnen. Ob Orwynn ihr helfen würde? Sicherlich nicht, hielt er sie nach wie vor an der kurzen Leine, wegen des Ungehorsams den sie an den Tag gelegt hatte, als sie Gin half, abzuhauen. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Mann sehr nachtragend war. Dabei fand sie immer noch, dass er kein Recht dazu hatte, so angefressen zu sein. Denn es war keineswegs verwunderlich, dass die beiden fliehen wollten, nach allem was sie wegen Orwynn durchgemacht hatten. Aber gut, zurück zum wesentlichen. Die beiden Damen liefen weiter von der Halle der Rune Knights weg, durch die Straßen und Gassen in Richtung der Whitechapel Cove in der sich ihr Kontakt oder viel mehr ihr erster Anlaufspunkt befinden sollte. Natürlich war die Slayerin neugierig geworden, als Gin erwähnt hatte, dass sie bereits einmal dort gewesen war. Gins Blick wandelte in etwas betroffenes, auf jeden Fall negatives ehe sie das Wort erhob. Sie erzählte Alita, dass sie zu dem Zeitpunkt noch ziemlich neu bei den Rune Knights und neugierig gewesen war. Sie war mit jemand anderes dorthin, wer ihr zuerst davon abgeraten hatte... Anscheinend war die Sache ziemlich eskaliert, ihr Partner hatte es nicht geschafft und Gin war es auch nicht sonderlich gut ergangen. Während die Magierin so erzählte, ließ die Tamaki ihren Blick über jene schweifen... Ob sie von dieser Begegnung irgendwelche schlimmen Verletzten gehabt hatte? Verdammt. Warum hatte sie denn auch nicht früher gemerkt, dass Gin zu den Rune Knights gekommen war? Vielleicht hätte sie diese dann beschützen können... Dann würde sie sich bei der Erinnerung an ihren letzten Besuch womöglich nicht so fühlen. Gin erzählte weiter, dass sie die Cove dieses Mal nicht unterschätzen würde und sie ja immerhin Alita nun dabei hatte. Diese nickte nur langsam, hob aber auch kritisch drienblickend eine Augenbraue. Alita war bei weitem nicht die stärkste Magierin und wenn in der Cove auch nur ansatzweise so viele Kriminelle waren, deren Hass und Zorn sie auf sich zogen konnten, wie Alita erwartete, sähe sie ziemlich blass dagegen aus. Jedoch entspannte sie ihr Gesicht schnell wieder, wollte sie sich auch nicht zu viel von ihrer Unsicherheit nach außen hin zeigen. Gin schien ihr nach wie vor sehr zu vertrauen und Alita wollte sie nicht enttäuschen. Es dauerte nicht allzu lange bis sie den Stadtteil erreicht hatten. Kaum das sie den ersten Fuß in das Viertel gesetzt hatten, merkte man den Unterschied. In der Whitechapel Cove war alles ein wenig herunter gekommen, dreckig und ziemlich klischéehaft. An den Straßenseiten standen Prostituierte, die versuchten manch einem Herren ihre Dienste anzudrehen, Hehler liefen durch die Straßen und versuchten ihren Stoff oder ihre Waren zu verticken. Es gab zahlreiche Stundenhotels, Bars, Clubs und Läden. Schnell bemerkte Alita die ekelhaften Blicke, denen man Gin und ihr zuwarf, ignorierte diese aber weitestgehend. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, aber wenn sie jetzt nachgab würden die Gaffer nur denken, dass sie freie Bahn hätten. Das war das letzte was sie wollte. Nach ein paar Minuten blieb Gin vor einem der Hotels stehen und meinte, dass sie kurz da verschwinden und über alles reden sollten. Kurz zögerte die Kevuem, nickte dann allerdings und folgte ihr. Eigentlich wäre sie direkt zu Sharif gegangen, aber wenn Gin vorher nochmal den Plan besprechen wollte, war das auch in Ordnung. Sie mussten nur hoffen, dass sie bisher nicht erkannt wurden und Sharif von ihnen Wind bekam, bevor sie auch nur ansatzweise in seiner Nähe waren. Das Stundenhotel war recht düster eingerichtet und war nur mittelmäßig beleuchtet. Ein schmieriger, korpulenter Mann saß hinter einer Theke und schaute irgendeine Sportshow. Gin bat um ein Zimmer für eine Stunde, was dem Mann ein ekelhaftes, schmieriges Grinsen entlockte, während er seinen Blick gierig über die Körper der beiden Frauen wandern ließ. Er besaß die Dreistigkeit anzubieten, dass es nur die Hälfte kosten würde, wenn er zusehen durfte. Auch wenn Alita was das anging unerfahren war, wusste sie dennoch was gemeint war. Erst einmal fragte sie sich, was diesem Kotzbrocken einfiel zu glauben, dass die beiden deswegen hier waren? Ja, Gin war zu einer attraktiven jungen Frau herangewachsen und war obendrein ziemlich charmant, aber dennoch! Und selbst wenn, wie kam dieser Typ auf die Idee, dass sie ihn zusehen lassen würden?! Gings noch?! Vor Zorn und Ekel ballte Alita die Hand zu einer Faust, während sie den Mann mit ihren Blicken erdolchte. Als sie hörte, was Gin erwiderte, schnellte ihr Blick wie eine Rakete zu ihr. Wie bitte?! Gin ließ den Kerl einfach so mit sich reden? Und dann sagte sie noch etwas, wobei sie das Angebot des Mannes nicht konkret ablehnte? Sie hatte doch nicht ernsthaft vor, auf dieses ekelhafte Angebot einzugehen? Alita spürte, wie sie immer angeekelter wurde. Nein, niemand durfte mit ihrer Gin so reden. Niemand. Jedoch navigierte die Jüngere sie kurz daraufhin auch schon zu dem Zimmer, das sie gemietet hatten, weshalb Alita nicht Mal den Hauch einer Chance hatte, dem Mann ihre Meinung zu geigen. In dem Zimmer das sie betraten, gab es ein großes Doppelbett, eine Toilette und eine Dusche. Alita blieb etwa nur ein oder zwei Schritte von der Tür entfernt im Raum stehen, während Gin die Tür hinter ihnen verschloss. Kaum ertönte, dass verräterische Knacken, wirbelte die Kevuem regelrecht herum und presste Gin mit einem Mal gegen die verschlossene Tür, brennenden Zorn in ihren Augen. " 'Einer nach dem anderen, Schätzchen' - ist das dein scheiß ernst?! Seit wann lässt du so mit dir reden?! Erst recht so einen geschmackslosen, ekelhaften Bastard wie~", begann sie vor Zorn zu sprechen, drückte Gin mit der Hand, an der Schulter gegen die Tür, während ihr Blick in dem der anderen fixiert waren. Sie war vollkommen außer sich, verwirrt und zornig über diesen ekelhaften Scheißkerl. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Gin es duldete. Womöglich schwamm die anfängliche Enttäuschung gegenüber der Jüngeren auch in ihrem Handeln mit, fand sie es immer noch ziemlich dumm von ihr, dass sie zu den Ruen Knights gegangen war, wohlwissend das Alita, die unter Orwynns Beobachtung stand, dort ebenfalls war. Jedoch unterbrach Gin sie in ihrem Redefluss und ihrem aufkommenden Zorn, indem sie ihr wortwörtlich um den Hals fiel. Gin löste sich aus Alitas Griff, schlang die Arme um ihren Hals und presste sich ganz fest an die Ältere. Für einen Augenblick stand Alita einfach nur geschockt da. Je länger Gin sie aber in ihrem Armen hielt, desto ruhiger wurde sie auch wieder. Ihre Wut erlosch und sie legte ihre Arme um die schmale Taille von Gin, erwiderte die Umarmung somit. Jetzt merkte sie wieder, wie sehr sie Gin vermisst hatte. Wie sehr sie das Gefühl ihres Körpers an dem ihren, ihren Geruch und ihre Stimme vermisst hatte. Alita schmiegte ihren Kopf in Gins Schulter oder viel mehr ihren Nacken. "Ich habe dich auch vermisst, Ginny.", wisperte sie. Eine Weile hielten sie einander so eng umschlossen fest, ehe Alita sich aus der Umarmung löste und Gin wieder in dei Augen blickte. "Was machst du bei den Rune Knights? Du weißt doch, dass ich dort auch bin und somit auch die Gefahr besteht, das Orwynn dich wiederfindet...", stellte sie nun die Frage, die ihr die ganze Zeit schon auf der Zunge brannte, während sie ihre Hand sanft auf die Wange der Jüngeren legte und ihr tief in die Seelenspiegel blickte. "Du sollst ihm nicht noch einmal in die Hände fallen, Ginny. Du solltest weit weg von ihm sein, in Sicherheit...", sprach sei weiter, strich ihr sanft eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Nicht bei mir. Nicht bei den Rune Knights."
130 / 130
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Als Gina mit dem Hotelier sprach musste Alita sich ganz schön zusammenreißen. Die beiden Frauen kannten sich schon seit Jahren, so fiel Gina natürlich auf, wie sehr die Slayerin sich über die Art, wie der Mann mit den beiden Damen sprach, aufregte. Glücklicherweise konnte Alita sich unter Kontrolle halten, so schnappte sich Gina schleunigst die Hand ihrer Partnerin, zog sie eifrig mit von der Rezeption weg und ließ den schmierigen Kerl zurück mit seiner Glotze und seiner Sportveranstaltung. Kaum waren die beiden in ihrem Zimmer angelangt und hatten mit dem umgedrehten Schlüssel ein wenig Privatsphäre geschaffen, wurde die Vampirin mir nichts dir nichts gegen die Türe gedrückt. Bei vermutlich jedem anderen Menschen auf der Welt hatte Gina jetzt ein erregtes "Uuh" von sich gegeben, viel zu selten sprang Mal jemand rau mit ihr um. Doch bei Altia war das anders. Bei ihrer großen Schwester sah Gina ganz deutlich den Ärger, der in der Geste steckte. Den Zorn in ihren Augen. Die Vampirin wusste nicht wo Recht, was Alita so aufgebracht hatte, aber spätestens nachdem die Kristallmagier anfing zu reden, wurde es ihr deutlich klar. Ein wenig verschmitzt musste die Schwarzhaarige grinsen. Das passte so sehr zu Alita. Natürlich war die Blutsaugerin ihrer Vertrauten eine Antwort schuldig, aber das konnte noch warten. Was nicht mehr warten konnte war eine Umarmung und ein paar Worte, die aus Gina herausspridelten wie Wasser aus einer Quelle. Sie hatte Alita wirklich vermisst. Und sie dankte den Göttern, falls diese denn existierten, dass es Alita wohl ähnlich ging. Eine viel zu kurze Zeit hielten die beiden sich in den Armen. Gin schloss die Augen, zog ein wenig an Alita, sodass die Vampirin zwischen Tür und Schwester umschlossen war. Es war schön, Alita um sie zu haben. Seit die Untote wieder in den Diensten Orwynns war hatte dieser kein Wort über die Dragonslayerin, die für Ginny wie eine große Schwester war, verloren. Ob er wusste, dass Alita Gin damals bei ihrer Flucht geholfen hatte, wusste sie auch nicht. Doch die Worte, die von Alita folgten, ließen wenigstens die grauenvolle Gewissheit zu, dass Alita nichts davon wusste, dass Orwynn Gin wiedergefunden hatte. Herb schluckte die Schwarzhaarige einen Kloß im Hals herunter. Die Vampirin entzog sich nicht aus der Umarmung, behielt Alita weiter an sich, zog sie sogar sanft näher an den eigenen Leib heran, dass sie ihr nicht so leicht entkommen konnte. Eins nach dem anderen…, begann sie leise, beinahe schon zurückhalten zu erklären. Wir wollen keine Aufmerksamkeit. Und wenn der Kerl mich für eine Hure hält, dann ist das voll in Ordnung. Das passt zu dem, was er hier tagtäglich sieht. Damit hatte die schwarzhaarige Runenritterin zumindest mal ihr Verhalten gegenüber dem Mann erklärt. Natürlich hatte sie nicht vor, sich mit ihm zu vergnügen. Aber das musste er nicht wissen. Sie hatte für ihn die Rolle des leichten Mädchens gespielt. Die nächste Antwort, die Gin ihrer Schwester schuldig war, würde schwerer werden. Warum war sie bei den Rune Knights? Warum war sie nicht in Sicherheit? Mit zitternden Lippen schloss Gin die Augen. Und… Orwynn hat mich schon wiedergefunden…, gestand sie dann.
Ich bin auf seinen Befehl hin hier.
Was Alita wohl dazu zu sagen hatte? Sie hatte viel dafür riskiert, dass Gin die Flucht gelang. Sicher hatte Orwynn sie dafür bestraft, nicht zu wenig. Wie Espenlaub zitternd malte die Vampirin sich aus, was der Schwarzmagier wohl mit der Dragonslayerin getan hatte. Und alles… für nichts? Nur dafür, dass drei, vier Jahre ein Leben als Straßenkind hatte führen können? Das… das war - so im Nachhinein betrachtet - echt scheiße gelaufen. Ich hab mich versteckt, ich schwöre es dir. Weit im Westen. Ich hab meine Magie nicht benutzt, hab auf der Straße gelebt, hab keine Aufmerksamkeit auf mich gezogen… Ich hab mein Bestes gegeben, unterzutauchen. Aber er hat mich trotzdem gefunden. Vor einem Jahr etwa… Die Arme der Vampirin zogen sich nun enger um Alita. Ihr Gesicht fand den Weg an die Schulter der Slayerin, wo sie es - wie so oft als Kind - verbarg. Ich glaube, so lange Orwynn lebt, können wir nicht vor ihm fliehen…, gab sie resignierend den Schluss zu, zu dem sie insgeheim gekommen war. Orwynn hatte seine Augen und Ohren überall, Gin würde nirgendwo sicher sein. Und genauso wenig würden es die anderen seiner Finger sein, wenn sie versuchen würden, ihm zu entfliehen. Das hatte Gin herausgefunden und für diese Erkenntnis mit dem Leben bezahlt. Ob Alita es schon gemerkt hatte? Dass Gin nicht mehr unter den Lebenden weilte? Dass sie kalt war wie ein Stück Fleisch, das man aus dem Kühlschrank holte? Dass sie nicht keinen Puls hatte? Die Augen, die nun in matter Schwärze lagen, waren ihr doch sicher schon aufgefallen. Wie stehen mir die kurzen Haare?, wollte sie wissen. Alita musste Gin noch mit langen Haaren kennen. Du siehst toll aus… So tough… Auch in Alitas Leben war vermutlich viel passiert. Lass uns ein bisschen hier bleiben bevor wir nach der Quest sehen. Hier können wir reden…
Einen letzten zornigen und vor allem angewiderten Blick warf sie dem Schmarotzer der schnell wieder seinen perversen Blick auf die Glotze lenkte zu, ehe sie Gin widerstandslos in das gemietete Zimmer folgte. Wie erwartet war es heruntergekommen, dreckig und passte perfekt in dieses schäbige Viertel in dem sie sich aufhielten. Es wirkte herunter gekommen und sie glaubte an der ein oder anderen Stelle vom letzten Besuch einer leichten Dame mit ihrem Freier erkennen zu können. Wäre sie nicht so wütend und auf Gin fokussiert, hätte sie womöglich einen angewiderten Laut ausgestoßen und das Gesicht verzogen. Ne, hier fühlte sie sich nicht wohl. Zumal es unaufhörlich stank. Der Geruch stach in ihrer empfindlichen Nase. Es war also mehr als gut, dass sie ihren Fokus gerade auf andere Dinge gerichtet hatte. Und zwar auf die junge Frau, die sie gerade an die kalte, dreckige Wand presste. Ihr Körper war an den der jüngeren geschmiegt, wobei auch eher gepresst und gedrückt, die Handflächen gegen den Stein gedrückt während sie zornig zu der jüngeren hinunter blickte. Sie machte ihrer Wut und Empörung Luft, blaffte Gin an, warum sie denn auf das widerhafte Spiel und Gespräch des Hoteliers eingegangen war. Warum sie erlaubte, jemanden der eindeutig weit unter der Rune Knight stand so mit ihr zu reden? Warum machte es ihr nichts aus? Warum wirkte es eher, als wäre sie das schon gewohnt? Hatte Gin als leichtes Mädchen gearbeitet? So viele Fragen und Sorgen streuten durch ihren Schädel und sie hatte fast das Gefühl, von ihren Gefühlen übermannt zu werden. Wäre sie sicherlich auch, wenn Gin sie nicht unterbrochen und in ihre Arme geschlossen hatte. Kalt war die Haut der jungen Frau, die sich um den Nacken und die Schultern der Kevuem schlossen. Doch ihre Stimme und Worte waren so warm und klangen fast schon zerbrechlich, wodurch Alita sich automatisch in der Zeit zurückversetzt fühlte. Es fühlte sich mit einem Mal so an, als wären sie beide zurück. Zurück in einer von Orwynns Unterkünften. Sie erinnerte sich, wie sie die weinende Gin in ihre Arme geschlossen hatte, als Orwynn sie wieder schlecht behandelt und verletzt hatte. Wie sie liebevoll auf sie eingeredet und ihr durch das seidene Haar gestrichen hatte, dass zum damaligen Zeitpunkt über ihre Schultern hinweg ihren Rücken hinunter fiel. Die Gin, die sie nun in ihren Armen wog war allerdings eine völlig andere. Sie hatte nicht das lange Haar, hatte sich körperlich als auch mental weiterentwickelt, was ihr nun schmerzlich bewusst wurde. So lange hatten sie sich nicht gesehen... Sie hatte sicherlich vieles verpasst, in der Zeit, in der sie einander nicht hatten sehen können. Was hatte Gin in all den Jahren gemacht? Hatte sie ihre magischen Fertigkeiten perfektioniert? Wie sehr war sie in ihrem Magietalent gewachsen? Hatte sie noch diegleichen Hobbies oder hatte sie ganz neue Dinge für sich entdeckt? Wie hatte sie sich durchgeschlagen? Ganz ohne Geld und Ausbildung? Hatte sie in den vergangenen Jahren Liebe gefunden? Die Freiheit gefunden, nach der sie sich so gesehnt hatte? War sie glücklich gewesen? So viel hatte sie womöglich verpasst und nun wo sie die Jüngere in den Armen hatte, wurde ihr wieder bewusst, dass sie am liebsten mit ihr gegangen wäre. Es wäre ihr allemale lieber gewesen, als die Strafen Orwynns erleiden zu müssen. Sie hätte alles gegeben um Gin folgen zu können. Auch wenn es nicht bedeutete, dass sie es ihr verzieh, dass sie so dumm und naiv war und sich den Rune Knights angeschlossen hatte. Dies keineswegs. Doch noch ahnte sie nicht, wie sehr die Antwort auf ihre Frage, ihren Zorn und ihre Angst die sie nun auf Gin projizierte sie zerreißen würde. Nach einer langen Umarmung löste sich Gin ein wenig von sich. Sie ließ die Slayerin zwar nicht los, aber entfernte ihr Gesicht ein wenig von ihr, sodass sie sich wieder in die Augen blicken konnten. Sie erklärte ihr, warum sie das mit dem Hotelier so über sich hatte ergehen lassen, da es besser war, wenn er sie für eine Nutte, eine Prostituierte hielt, als das er erkannte was sie beiden waren. Das klang plausibel aber schmecken tat es der Tamaki dennoch nicht. "Das stimmt schon, aber es wirkte schon so... Als wärst du mit solchen Situationen vertraut...", sagte sie etwas leiser, mehr zu sich als direkt zu ihr. Sie seufzte und fuhr mit den Fingern durch Gins kurzes Haar, streifte anschließend ihre Wange und musterte ihr Gesicht. Wie sie das Mädchen vermisst hatte. Sie würde es wohl nie zugeben, aber jetzt wo sie bei Gin war, fühlte sich ihr Herz wieder ein wenig vollständiger an... Weniger löchrig, weniger schwarz, weniger finster. Eine ganze Weile, in der Alita das Mädchen nur anblickte dauerte es, bis Gin erneut die Stimme erhob und die Frage beantwortete, die Alita am meisten interessierte. Im nächsten Augenblick konnte man das Herz der Kevuem erst knacken und dann in tausende Splitter zerfallen hören. Sie hielt in der Bewegung abrupt inne, starrte Gin in die Augen, wobei es wohl eher so wirken würde, als würde sie durch sie hindurch starren. Jegliche Emotion wich aus ihrem Blick, ihrer Mimik und ihrem Körper und sie wirkte mit einem Mal hohl, verlassen und Tod. Alita selbst bekam das Gefühl, dass sie einfach aufhörte zu funktionieren. Gins Worte hatten etwas in ihr zerbrechen lassen, wo die Tamaki geglaubt hatte, dass es nicht mehr möglich war, es noch mehr zu zerbrechen. Sie übermannte ein so großer, extremer Schmerz, dass sie nicht einmal mehr in der Lage war, diesen herauszuschreien. Diesen auszudrücken. Diesen wahrzunehmen. Gin sprach weiter, erzählte, dass Orwynn sie nicht nur wiedergefunden hatte, sondern sie auf dessen Befehl 'hier' war. Was so viel bedeutete, wie dass er der Grund war, warum Gin eine Rune Knight geworden war. Mit jedem Wort das den Mund der Du Bellay verließ sackte Alita ein Stück weit mehr zusammen. Erst ließ sie ihre Schultern hängen, dann fielen ihre Hände und Arme hinunter, baumelten schlaff neben ihrem Körper. Gin sprach weiter, doch Alita bekam nichts von alledem mit. Gin hatte genug gesagt. Orwynn hatte sie wiedergefunden. Alita war gescheitert. Sie hatte es nicht geschafft Gin zu schützen, sie zu retten. Sie hatte versagt. Schon wieder. Nicht nur, dass sie weder ihren Vater noch ihre Zwillingsschwester hatte retten können... Nein. Bei Gin hatte sie genauso versagt. Nie konnte sie die schützen, die ihr am Herzen lagen. Sie registrierte nicht einmal wirklich, dass Gin sie näher an sich presste als sie von ihrer Zeit auf der Straße erzählte. Sie ignorierte in einem gewissen Maße auch die Fragen und Aussagen der Magierin, die auf die Erzählung folgten. Denn nun schwebte nur noch eine einzige weitere Frage in ihrem Kopf. "Was hat er dir angetan...?", murmelte sie so leise und kraftlo, dass es unmöglich zu verstehen war. Mit einem Mal schnellten ihre Hände wieder nach oben, zu Gins Schultern. Sie riss die Jüngere von sich, presste sie erneut gegen die Wand. "Was hat er dir getan?! Womit hat er dich büßen lassen?! Und wag es nicht mich anzulügen!", schrie sie ihr regelrecht entgegen, auch wenn es noch leise genug war, dass der Hotelier nichts mitbekommen würde. "Wir wissen beide, dass Orwynn niemanden ungeschoren davon kommen lässt... Er wird... Er muss dir also irgendwas angetan oder genommen haben... Bitte...", fuhr sie fort, wurde zum Ende hin wieder leiser. "Bitte, ich flehe dich an, sag mir was es ist."
130 / 130
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Es tat gut, Alita wieder um sich zu haben. Sie war für Gin wie eine Schwester und Mentorin gleichzeitig gewesen. In den wenigen Jahren, in denen die Schwarzhaarige sich vor Orwynn verborgen hatte, hatte sie versucht, diesen Teil ihres Lebens zu vergessen: Das Training. Die Lektionen. Die Züchtigungen. Später die Aufträge. All die Sachen, die sie für Orwynn hatte tun müssen und die ihr eine Zeit lang schwer auf dem Gewissen lagen. Doch je weniger die Du Bellay an ihr vergangenes Dasein als Finger Orwynns gedacht hatte, desto mehr waren ihr auch die wenigen guten Dinge in ihrem Leben in Crystalline Town entwichen. Alita war eines dieser guten Dinge. Jetzt, wo die beiden sich endlich wieder sahen, war es, als hätte sich eine Brücke in die Vergangenheit eröffnet. Die Umarmung, die die beiden Frauen teilten, war ein wenig seltsam. Es hatte ein wenig den Eindruck, als wolle Alita Gin an der Wand zerdrücken - oder zumindest dort festsetzen. Doch während die Vampirin es normalerweise hasste, wenn man sie in ihrer Freiheit einschränkte, so war sie bei Alita doch bereit, eine Ausnahme zu machen. Gerade wollte sie auch gar nicht weg oder von Alita losgelassen werden. Die Erklärung der Schwarzhaarigen stieß bei Alita nicht auf taube Ohren. Sie verstand, warum Gin mit dem schmierigen Kerl geredet hatte, wie sie das eben getan hatte. Nur die Leichtigkeit, mit der Gin die Fassade einer Straßenhure darstellen hatte können, schien die Tamaki zu beunruhigen. Keine Angst, da habe ich keine Berufserfahrung., versprach sie. In Orwynns Diensten hatte die Du Bellay zwar einiges mitmachen müssen, doch immerhin hatte es sie vorbereitet. Die Lebendtote hatte mittlerweile ihre eigene Art entwickelt, Leute anzuschwindeln (indem sie ihnen einfach die Wahrheit so vortrug, dass ihre Worte falsch verstanden wurden) und das fühlte sich für die Schwarzhaarige mittlerweile erstaunlich natürlich an. Sicher, in den Diensten des Schwarzmagiers zu stehen, hatte Gin ihre Freiheit und ihr Leben gekostet, doch sie hatte dafür eine besondere Ausbildung “genossen”, die ihr mittlerweile schon oftmals nützlich gewesen war. Es war nicht nur schlecht, was Orwynn in Gins Leben getan hatte, das musste sie immer wieder bemerken.
Dass Gin mittlerweile wieder in den Diensten von Orwynn Zerox stand und ihr Leben in Freiheit ein frühzeitiges Ende gefunden hatte, schien Alita schwer mitzunehmen. Es war ihr anzusehen, wie diese Offenbarung ihr die Energie aus dem Leib sog. Sie war ganz kraftlos und apathisch, murmelte vor sich hin und wirkte so zerknittert, dass Gin sich Sorgen um sie machte. Vorsichtig hob sie die rechte Hand, wollte diese an die Wange der Tamaki legen, doch in diesem Moment schnappte diese wieder nach vorne und drückte die Schultern der Schwarzhaarigen derart kräftig gegen die Wand hinter ihr, dass Gin der Rücken weh tat. Hey…, ließ sie leise verlauten und dieses Mal drückte sie sich ein wenig von der Wand ab, wenn Alita es zulassen würde. Shh… Wortlos lächelte sie die große Schwester an. Ihre Fragen ließen keinen Zweifel daran, dass Alita mit den Antworten der Du Bellay würde kämpfen müssen. Der Schwarzhaarigen war es zum ersten Mal in ihrem Unleben unangenehm, darüber zu reden, was sie mittlerweile geworden war. Nicht weil sie es verstecken wollte oder nicht dazu stand, sondern wegen dem Schmerz, den es Alita bereiten würde. Wegen dem, was es in ihr bewegen würde. Zu was es sie treiben würde. Aber verschweigen Gin es der Tamaki auch nicht. Taktgefühl war angesagt. Also nahm die Vampirin tief Luft, überlegte kurz, wie sie Orwynns Bestrafung am ehesten verpacken wollte, kam aber auf keine Antwort. So etwas konnte sie nicht taktvoll erklären.
Er hat mich getötet. Hat mich zu einer Vampirin gemacht. Und er hat mein Herz bei sich behalten, als Druckmittel. Wenn Gin es schon nicht hübsch verpacken konnte, dann wollte sie es wenigstens so schnell wie möglich hinter sich bringen - wie ein Pflaster, das man abriss. Aber… ich bin okay…, versicherte Gin ihrer Mentorin - so wie Alita Gin früher immer versprochen hatte, dass alles irgendwie okay werden würde. Und ich bin so dankbar, dass ich dich wieder gefunden habe, Lita…
Hatte Alita nicht alles gegeben? Alles geopfert? Sich selbst geopfert? Tat sie nicht immer alles was sie konnte, für diejenigen, die ihr am Herzen lagen? Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie nachdem sie Kesshō, die Drachendame kennegelernt hatte, gemeinsam, auf ihrem Rücken reitend zurück nach Seven gereist war. Gemeinsam waren sie zu dem Labor gegangen, welches der Kristalldrache in Schutt und Asche verwandelt hatte. Kesshō hatte Alita dort abgesetzt und Alita hatte die Trümmern durchforstet. Es hatte eine ganze Weile gedauert, doch irgendwann hatte sie den toten Körper ihres Vaters gefunden, der immer noch unter einem der Steine vergraben war. Sie hatte ihn aus dem Geröll befreit, ihn in ihre Arme geschlossen - ihr war es egal gewesen, dass zu diesem Zeitpunkt schon längst die Verwesung eingesetzt hatte. Sie verabschiedete sich von ihrem Vater, den sie nicht hatte beschützen können. Den sie verloren hatte. Den sie nie wieder sehen würde. Mit dem sie nie wieder Ramen essen, Spiele spielen konnte. Sie hatte ihn beerdigt, einen kleinen Grabstein aufgestellt und stundenlang davor gesessen. @Amira 's toten Körper, hatte sie nirgendwo finden können... Zum Teil war es schwer, die Leichen die sonst noch unter dem Geröll und in den Ruinen verborgen war zu identifizieren. Während sie am Grab ihres Vaters gesessen hatte, hatte sie an all die schönen Momente zurückgedacht, die sie miteinander hatten. Wie er jeden Tag in dieser Hölle doch in etwas ertragbares, schönes verwandelte. Es hatte lange Zeit gedauert, bis sie mit Kesshō wieder zurückgegangen war. In Seven hielt sie nichts mehr. Ihr Vater war tot, ihre Schwester auch und ihre Mutter... Was mit ihrer Mutter war, das interessierte sie nicht. Immerhinw ar sie viel mehr ihre Erzeugerin oder die Frau, die sie geboren hatte, als eine richtige Mutter gewesen. Es hatte lange gedauert, bis sie sich unter Orwynns Fittiche wieder an andere Menschen herangetraut hatte. Nicht nur, weil Orwynn ein fürchterlicher und grausamer Mann war. Nein, sondern auch, weil bisher alle die ihr etwas bedeutet hatten, verstorben waren. Umso mehr hatte ihr also die Beziehung zu der jungen Du Bellay am Herzen gelegen. Gin war für Alita die einzige Person im Leben gewesen. Sie war die eine Sache gewesen, die sie am Leben gehalten hatte. Die eine Sache, die sie davon abgehalten hatte, alles zu beenden. Für Gin... Für Gin wollte Alita weiterleben. Sie wollte für sie da sein. Dementsprechend leidenschaftlich hatte sie also mit Gin ihre gemeinsame Flucht geplant gehabt. Sie waren alles durchgegangen, hatten auf alles Rücksicht genommen gehabt, mit dem sie arbeiten konnten. Von dem sie Kenntnis hatten, dass sie es berücksichtigen mussten. Dennoch war ihr Plan gescheitert. In einem kurzen Augenblick hatte Alita entscheiden müssen - bleiben und Gin retten, oder das Risiko eingehen, das der Plan für sie beide scheitern würde? Sie hatte sich entschieden, sich und ihre eigene Freiheit zu opfern, damit Gin die ihre haben könnte. Egal was Orwynn ihr angetan hatte danach, der Gedanke daran, dass sie dieses Mal etwas richtig gemacht hatte, Gin beschützen konnte, ließ sie all die Qualen durchleiden. Überstehen. Es erfüllte sie mit einem inneren Stolz und Frieden, zu wissen, das Gin nun ein schöneres Leben haben könnte. Sie hatte es nie verdient gehabt, bei Orwynn festzustecken. Sie sollte frei sein und Dinge tun, die Mädchen in ihrem Alter taten. Nicht für so einen Tyrannen arbeiten. Und doch schien es nicht genug zu sein. Alita schien nie genug zu sein. Das Schicksal zeigte ihr immer und immer wieder, dass sie zu schwach war. Das sie nichts hinbekam und ihre Liebsten weder retten, noch beschützen konnte. Das sie machtlos war. Alita war sich in diesem innigen Moment von ihnen beiden gar nicht wirklich bewusst, wie fest sie die Schwarzhaarige an die Wand presste, dort regelrecht festnagelte. Sie merkte es nicht, war der einzige Gedanke, der, wie sie sich dem Perversen gegenüber verhalten hatte. Der, den sie glauben ließ, dass sie eine billige Nutte war. Nein, die Gin die Alita kannte war keineswegs eine Nutte. Sie war eine talentierte, lebendige und wunderschöne junge Frau, nicht dieses Flittchen. Immerhin schien Gin wenigstens keine Erfahrung als Prostituierte zu haben. Das war ja schon einmal etwas. Es hätte die Kevuem mehr als frustriert, wenn Gin sich auf ihrem Weg in die Freiheit, weg von Orwynn prostituieren müssen, um zu überleben. Alita wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie die junge Gin am Straßenrand stand, Kerle ansprach und es mit Freiern trieb. Ne, diesen Gednaken, diese Vorstellung, die wollte sie aus ihrem Kopf verbannen. Das stimmte einfach nicht mit dem Bild überein, dass sie von der jungen Schönheit hatte. Denn in ihren Augen war Gin es. In Alitas Augen, war Gin makellos. Perfekt. Die schönste Blume von allen. Die Blume, die alle pflücken wollten. Umso mehr erschreckte es sie, das es offensichtlich jemand getan hatte. Nicht nur irgendwer sondern Orwynn. Sie war seinen Fängen wieder erlegen, wieder bei ihm. Wieder in Gefangenschaft. Alita verstand nicht wie das sein konnte. Sie hatte doch alles durchgeplant gehabt. Sie hatte Gin gesagt, was sie tun musste, wenn sie draußen war. Wie sie überlebte. Wie sie unbemerkt blieb. Wieso hatte es nicht geklappt? Was hatte sie denn nur übersehen? Was hatte sie vergessen? Doch all dieses Grübeln half nichts, änderte es nichts an der Tatsache, das ihr gemeinsamer Plan in jeder Etappe gescheitert war. Alita war gescheitert. Wieder einmal. Mit einem mal wich jegliche Kraft aus ihrem Körper, sie fühlte sich für ein paar Augenblicke seltsam leer. Als hätte man ihr einfach den Stecker gezogen. Doch dann wurde dieser wieder eingesteckt und in einem Schwall von Wut und Verzweiflung, presste sie Gin ein weiteres Mal an die Wand, fragte, was es sie gekostet hatte. Was Orwynn ihr genommen hatte. Was ihre Bestrafung gewesen war, dafür, dass sie geflohen war. Sie schien Gin dabei ungewollt wehgetan zu haben, ließ die einen leisen Laut heraus und drückte sich von der Wand. Alita ließ es zu, wenn auch wenig bewusst. Ein Lächeln legte sich auf das blasse Gesicht der Du Bellay. Seit wann war ihr Gesicht so bleich? Alita hatte es rosiger, lebhafter in Erinnerung... Für einen Moment schien die Jüngere überlegen zu müssen, was sie auf die Frage der Tamaki antworten sollte. Als Alita die Antwort vernahm, verstand sie auch, warum Gin gezögert hatte. "Er hat...?", sie konnte den Satz nicht einmal zu Ende bringen. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, während sie ihre Hände von Gin nahm und ein paar Schritte zurück ging. So langsam ergab es Sinn... Deswegen war sie so anders. So blass... So kalt... So tot. Ginni war tot. Sie war tot. Überfordert streifte Alitas Blick durch den Raum, sie hob die Hände während sich Tränen in ihren Augen sammelten. "Aber du... Aber ich.. Wie kann das...", stammelte sie und ihre Stimme brach, während sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete. Sie zitterte, es fühlte sich an, als würde jemand ihr Herz aus ihrer Brust herausreißen und dann ganz langsam auseinanderzerren. Als würde man es in viele kleine Fetzen reißen und ihr die Überreste vor die Füße werfen. Langsam hob sie die Hände zu ihrem Gesicht, legte sie auf ihren Mund, ging weiter zurück, bis sie gegen das Bett stieß. Sie ließ sich auf die Bettkante sinken. Dann konnte sie nicht mehr. Die Tränen rannen ihr mit einem Mal über die Augen, über die Wangen. Hin und wieder stieß sie ein leises Schluchzen aus. Wieso? Wieso hatte sie Gin nicht beschützen können? Wieso hatte Orwynn sie getötet? Warum hatte er ihr das Herz aus der Brust gerissen und nutzte es als Druckmittel? Alita war die, die den Plan gehabt hatte. Es war ihre Idee gewesen. Sie hatte es möglich gemacht das Gin fliehen konnte. Wie konnte es sein, dass sie noch lebte und Gin nicht? "Meine Ginny ist tot...", wisperte sie kraftlos und ihr Weinen verstärkte sich mit einem Mal, ihr Schluchzen wurde lauter. Alles in ihr schmerzte. Ihr Körper, ihre Glieder und vor allem ihr Herz. Es tat so weh. So weh. Ihre Ginny war fort. Für immer.
130 / 130
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Gin hatte nicht erwartet, dass Alita die Nachricht von ihrem Versterben gut aufnehmen würde. Doch was sich in den nächsten Augenblicken in diesem schmierigen Stundenhotel-Zimmer abspielte, überstieg doch alles, womit die Schwarzhaarige gerechnet hatte. In den Augen Alitas konnte die Vampirin sehen, wie ihr regelrecht das Herz brach - und alles ihretwegen. Langsam ließ die Tamaki von Gin ab, wich zurück und ließ sich dann kraftlos weinend auf die Bettkante fallen. Der Anblick der von der Schwere der Realisationen regelrecht zerstörten Freundin ließ nicht einmal die Herzlose kalt. Bitter schluckte sie. Lita…, versuchte sie die Tamaki zu beruhigen, doch ihr fehlten die Worte. So… extrem… hatte nicht einmal Lian reagiert gehabt. Flach atmend merkte Gin, dass ihre Hände zitterten wie Espenlaub. Fassungslos blickte sie einen kurzen, doch scheinbar ewig lang dauernden Moment auf ihre am Boden zerstörte Freundin. Was… was in aller Welt konnte Gin denn sagen oder tun, um den Scherbenhaufen, der Alitas Herz war, wieder zusammenzufügen? Die Schwarzhaarige wusste es nicht. Wie denn auch…
Darum tat sie das einzige, was sie in dieser Situation tun konnte. Sie war einfach da. Langsam ging Gin auf die Weinende zu und setzte sich neben die Tamaki auf die Bettkante. Mit beiden Armen zog sie Alita an sich, sodass sie große Schwester an die kleine gelehnt war, und hielt sie einfach fest. Vielleicht war ihre Umarmung kalt und tot, dennoch ließ die Du Bellay ihre Schwester spüren, dass sich noch da war. Dass sie noch sie selbst war. Es ist okay, Alita., wiederholte sie sich, ließ die Worte im ruhigen Flüsterton auf die Tamaki wirken. Es ist okay. Ich bin wieder hier. Bei dir. Sonst war es immer andersrum gewesen. Sonst war es Alita gewesen, die für Ginny da gewesen war, als die Schwarzhaarige sich verloren oder überfordert gefühlt hatte. Dieses Mal versuchte die Vampirin, die Tamaki zu trösten. Beide Frauen hatten sich in den letzten Jahren entwickelt, das stand gar nicht zur Debatte. Dennoch gab es Gin einen Funken von Vertrautheit zu spüren, ihrer besten Freundin wieder so nahe zu sein. Sie hatte das vermisst. Sie hatte Alita vermisst. Und es fiel ihr erst jetzt so richtig auf, als Gin sie wieder hatte. Weißt du, das ist vielleicht komisch… aber es fühlt sich nicht so schlimm an. Also… tot sein. Behutsam streichelte Gin Alite über den Nacken und den Rücken hinunter, wie bei einer Katze. Vielleicht half ein wenig Zärtlichkeit Alita wieder auf die Beine. Ich hab’ nicht mehr so viel Angst wie früher. Hab weniger zu verlieren., sprach sie weiter, versuchte dabei, weitere Vorteile ihres neuen Daseins zu finden - für Alita und für sich selbst. Und es war nicht umsonst. Ich war frei, Lita. Es war wunderschön. Ich bin gereist, wohin ich wollte, hab’ gemacht, was ich wollte und musste niemandem Rechenschaft zeigen. Ich hab mich sogar verliebt gehabt, stell dir das vor. Lächelnd dachte sie an die Zeit in Aloe Town zurück. Weißt du, ich glaube nicht, dass das hier das Ende für uns ist. Dass wir ihm für immer dienen müssen. Du hast mir ein wenig Freiheit geschenkt und ich will das gleiche für alle Finger Orwynns tun. Ist das eine dumme Idee?
So verblieb Gin noch einige Minuten neben Alita, war eng an ihre alte Freundin geschmiegt und gab der Tamaki Gelegenheit, sich an die neue Ginny zu gewöhnen. Was… hat er dir getan? Die Frage Alitas gab Gin dann langsam und mit flauem Gefühl im Magen zurück. Orwynn war kein gnädiger Mann und die Tatsache, dass Alita Gin zur Flucht verholfen hatte, musste auch sie einiges gekostet haben. Die Schwarzhaarige hatte nichts anderes an Alita bemerkt, darum interessierte es sie nur umso brennender, was sie hatte bezahlen müssen.
Man sollte meinen, dass die Kevuem nicht im entferntesten so viel Schmerz erdulden müsse, wie sie es in diesem Augenblick tat. Es gab zahlreiche Personen, die sie länger kannte, als sie es bei der Du Bellay der Fall war. Womöglich kannte die Person, an welche Gin in diesem Moment dachte sie deutlich besser, deutlich länger... Dennoch. DIe Gewissheit, die Gewissheit wieder versagt, wieder verloren zu haben, gegen sich, gegen die Zeit und vor allem gegen Orwynn.... Es zeriss das letzte Stück Willen, Widerstand und Halt das in ihrer erdrückten Brust pochte. Ob es das war? Ob es das war was sie verdiente? War es ihre Bestimmung, ihre Strafe? War sie so eine schlechte Person, dass sie diesen Schmerz immer und immer wieder durchleben musste? War sie dazu verdammt, jede Person, die sie in ihr Herz ließ wieder zu verlieren? Zuzusehen, wie sie vor ihren Augen verdarben? Verstarben? Zerfielen und zerbröckelten? Was hatte sie getan, dass die Götter, die Welt sie mit solchen Qualen folterte? Warum war es so falsch, wenn sie versuchte, die Welt oder Dinge zu ändern? Warum konnte ihr nicht einmal etwas in ihrem erbärmlichen Leben gelingen? Ihr zermürbtes Herz brannte in ihrer Brust, verbrannte ihren Körper und suchte ihn mit unglaublichen Schmerzen heim. SIe war von Gin zurück, auf das Bett in dem Zimmer des Hurenhauses gewichen, wo sie sich auf die Bettkante hatte fallen gelassen und unerbittert begonnen hatte zu weinen. Die Tränen flossen über ihre Wangen und nach kurzer Zeit begannen diese bereit zu brennen, doch verglichen zu dem Schmerz den sie in ihrem Inneren verspürte, war dies nichts. Ihre Hände hatte sie in ihrem Gesicht vergraben, lautes Schluchzen stieß aus ihrer Kehle. Sie merkte erst gar nicht, wie die nun Vampirin, Untote auf sie zuschritt und sich neben ihr auf das Bett setzte. Gin zog Alita mit ihren kalten, schlanken Armen an ihre Brust, wog sie, wie Alita es bei ihr unzählige Male in Orwynns Gefangenschaft getan hatte. Alita schmerzte es, Gin zu berühren... Mit der Gewissheit, dass sie niemals wieder die Ginny sein würde, die sie damals kennegelernt hatte. Mit der Gewissheit, dass sie die Schwelle zum Tode überschritten hatte und zu einer von Orwynns Marionetten geworden war. Doch die Trauer, um ihre gefallene Schwester war zu groß, als das sie sich gegen ihre Geste wehren konnte. Es dauerte eine Weile, bis die Jüngere das Wort erhob und versuchte Alita zu beschwichtigen, zu sagen, dass es in Ordnung, okay war. Das sie wieder da war, wieder bei ihr. Alita schloss die Arme um Gins schmächtigen Körper, für einen kurzen Moment lauter schluchzend. "Es tut mir Leid... Es tut mir so unfassbar leid, dass ich nicht da war... Das ich dich nicht beschützt habe...", weinte sie, danach wieder heftiger und das Gesicht an ihre Brust pressend. "Ich habe versagt... Ich habe dich als große Schwester im Stich gelassen...", wisperte sie. Mehr brachte sie nicht über die bibbernden Lippen. Sie gab sich dem Schmerz und der Trauer hin, die sie erfüllte. Sie blieb einfach da, da in Gins Armen, nach der Sicherheit und dem Schutz suchend, den sie der Du Bellay eigentlich hätte bieten müssen. Es dauerte eine Weile, doch irgendwann wurden die Tränen weniger und ihr Atem wurde wieder ruhiger, auch wenn er weiterhin sehr tief war. Ihre Brust hob und senkte sich stark, sie zitterte immer noch leicht... Doch allmählich überkam sie eine gewisse Taubheit. Es dauerte deshalb auch einen Augenblick, bis sie begreifte, was die Untote zu ihr sagte. Es fühlte sich... nicht schlimm an? Sie blickte zu ihr hoch, in das blasse Gesicht. "Und doch bist du jetzt noch mehr an ihn gebunden, wie je zuvor... Eine seiner Puppen... Wie Quentin und @Mercy... Sogar noch mehr... Macht dir das keine Angst?", murmelte sie, ihre Stimme war leise und schwach, ihr Hals trocken und brannte von dem ganzen Weinen und Schluchzen. Ihr Blick senkte sich, als sie Gin lauschte, wie sie von ihrer kurzen Zeit in Freiheit erzählte. Sie war frei... Wirklich frei, in der Zeit, die man ihr gelassen hatte. "Du warst verliebt...?", wiederholte sie und spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Es war schön zu hören, dass sie all diese Dinge hatte tun können. Minderte es dennoch nicht ihr Schuldgefühl, nicht da gewesen zu sein, als Orwynn sie heimgesucht hatte. "Das ist ein schöner Gedanke... Ich weiß nicht, ob man es schaffen kann. Ich habe den Glauben daran verloren..", sprach sie ruhig, wenn auch ziemlich emotionslos. Für Alita war es eine Gewissheit geworden, dass sie nie sicher vor ihm sein würde. Das seine Blicke sie nicht immer bei allem was sie trieb verfolgen würden. Sie würde nie ihren Frieden, ihre Freiheit finden. Doch traute sie sich nicht, das Gin zu sagen. Sie wollte ihr ihre Illusion nicht zerstören. Es war einfach zu spät...
Ruhig atmend und nichts sagend verweilte sie in Gins Armen, der Stille im früher so lebendigen Körper lauschend... Es war ungewohnt. Ungewohnt, nichts zu hören. Je länger sie in ihren Armen blieb, desto mehr stellte sie fest, wie wenig diese Vampirin doch eigentlich mit ihrer kleinen Schwester gemein hatte. Es war seltsam.. Ihre Nähe fühlte sich einerseits vertraut, aber doch so fremd an. Gin riss Alita aus ihren Gedanken, als sie sie etwas fragte. Sie fragte nach dem Preis, den sie hatte bezahlen müssen, weil sie Gin geholfen hatte. Für einen Augenblick sah sie einfach nur geradeaus. Die Bilder, die Erinnerungen flackerten vor ihrem inneren Auge auf. Sie atmete tief ein, schloss die Lider, blinzelte, ehe sie die Arme von Gin löste, aufstand und sich über die Wangen wischte. Sie entfernte sich von Gin, rieb sich die zitternden Hände und wandte sich erst einmal von ihr ab. Noch einmal atmete sie tief ein und aus. Sollte sie es ihr sagen? Und wenn ja... Wie? Sie wusste es nicht, kam ihr der Preis den sie gezahlt hatte, verglichen zu Gins Opfer winzig vor. Sie schluckte und drehte sich um. "Ich habe sein Vertrauen gebrochen... Er hat mir gezeigt, was das bedeutet... Erinnert mich regelmäßig daran...", sprach sie, Gin stur in die Augen blickend, eine gerade Haltung einnehmend. Sie durfte sich nicht wieder von ihren Gefühlen übermannen lassen. Gins Opfer war größer gewesen... "Aber es ist okay. Ich komm damit klar. Ich bin einfach nur dankbar, dich wiederzusehen... Zu wissen, wie es dir ergangen ist.", meinte sie und zwang sich zu einem Lächeln. "Einfach das beste aus der Situation machen.", ergänzte sie und stopfte ihre Hände in die Taschen ihrer dunklen Hose, ballte sie dort für Gin nicht sehbar zu Fäusten. Sie ließ den Blick aus dem Fenster des Zimmers wandern. "Wir sollten uns vielleicht auf den Weg zu diesem Händler machen... Außerdem dürfte die Stunde, für das Zimmer bald vorbei sein.", fuhr sie fort, ließ den Blick wieder zu Gin wandern. Es war vielleicht nicht ganz fair. Fair, was sie da tat. Gin dazu zu drängen, sich zu öffnen und sich selbst dagegen zu verschließen. Doch so war Alita immer gewesen. Sie war nicht der Typ Mensch, dem es leicht fiel, über sich selbst zu reden. Darüber was sie fühlte, erlitt. Ihr fiel es leichter, andere aufzufangen als sich selbst wirklich fallen zu lassen. Es war egal. Sie war egal. Ohne Bedeutung. Gin dagegen... Für sie, würde Alita, auch wenn das neu erlangte Wissen sie schmerzte und zeriss, immer wieder die Hand ins Feuer legen und sie beschützen. Sie würde nach wie vor versuchen, ihr zu helfen, egal wie tief sie dabei fallen würde.
130 / 130
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Es war herzzerreißend, wie sehr Alita sich für alles, was geschehen war, die Schuld gab. Das… das hatte Gin nicht gewollt. Von Anfang an war es egoistisch von der Du Bellay gewesen, zu gehen und die große Schwester nicht mitzunehmen. Gin hatte ein paar wundervolle Jahre gehabt und Alita hatte darunter leiden müssen. Und nun war Gin wieder in den Diensten Orwynns und Alita litt wieder darunter. Das stimmt nicht…, redete die Schwarzhaarige ihrer großen Schwester flüsternd zu. Du hast mir so viel gegeben und ermöglicht… Die beiden ungleichen Schwestern lagen sich in den Armen. Du hast mir so viel gegeben, Lita… Ich kann nie aufhören, dir dankbar zu sein. Und das meinte die Schwarzhaarige auch so. Und langsam wurde das Schluchzen der Blonden leiser und ihre Tränen versiegten langsam. Die Erzählungen der Du Bellay, was für schöne Dinge sie in ihrer freien Zeit erlebt hatte, trugen vielleicht dazu bei. Die Hoffnung Gins, dass man sich eines Tags von Orwynn lösen konnte Alita nicht ganz teilen und die Vampirin konnte es ihrer großen Schwester definitiv nicht verübeln. Orwynn wirkte auf die Schwarzhaarige schon lange nicht mehr wie ein Mann, dem man sich stellen konnte. Aber sie hatte den Geschmack der Freiheit probiert und es hatte ihr so gut gefallen, dass sie eines Tages Alita davon zeigen würde. Ich weiß auch noch nicht, wie…, gestand die Vampirin also. Es war mehr ein Wunschtraum, einen Plan hatte sie keinen. Noch nicht. Aber aufgeben werde ich nicht. Da war Gin entschlossen!
Was genau Orwynn mit Alita getan hatte, um ihre Untreue zu bestrafen, erzählte die Tamaki nicht. Gin empfand das als ein wenig unfair, sie hatte sich selbst nicht zurückgehalten. Doch wollte sie Alita jetzt gerade nicht zu noch mehr zwingen, als dass sie sich ohnehin schon aufgebürdet hatte. Die Kevuem gab sich Mühe, gefasst und kontrolliert zu wirken und das nahm Gin mit einem Nicken (und einem Kloß im Hals) hin.
Die beiden Schwestern hatten sich für’s erste genügend ausgesprochen. Es war wieder Zeit, den Schein zu wahren und an die Arbeit zu gehen. Es galt, einen Schwarzhändlerring aufzudecken und vermutlich eine gefangene Meerjungfrau zu befreien, das durften die beiden bei all dem Wiedersehen nicht außer Acht lassen. Schon fertig? Ich könnte mindestens doppelt so lange!, profilierte der LacrimaVision glotzende Hotelier, als die beiden Damen an der Rezeption vorbeigingen und das Stundenhotel wieder verließen. Kostet dann aber auch doppelt so viel., warf ihm Gina noch schelmisch zwinkernd zu und würdigte ihn dann keines Blicks mehr. Stattdessen blickte sie zu Alita und verdrehte vielsagend die Augen. Einen Moment später standen die beiden wieder auf den Straßen der Whitechapel Cove.
Der Plan war von hier aus an sich recht simpel. Zum Händler Sharif gehen, ihn in einem ruhigen Moment mit den dokumentierten Verbrechen konfrontieren (Papierkram dazu hatte Gina dabei) und ihn so dazu zu bringen, etwas über den Ursprung der Meerjungfrautränen und -schuppen zu verraten. Und von dort an hatten die beiden Runenritterinnen hoffentlich eine Spur aus Brotkrumen, die sie zu ihrem Ziel führen würde. Das war zumindest so, wie Gina sich die Ermittlung vorstellte. Der Laden von Shafir Al’Sulmiya trug den Namen “Whitchaper Bazar” und war iim Erdgeschoss eines mehrstöckigen Gebäudes. Die großen Schaufenster waren von innen mit schweren, dunkelroten Samtvorhängen verhangen, sodass man keinen Blick in das innere des Ladens werfen könnte. Die kleine Fläche zwischen Vorhang und Schaufenster war mit kleinen Kunst- und Dekorationsgegenständen in klassisch Westfioreschem Stil vollgestopft. Statuetten und Figuren von Elefanten und Kamelen aus Porzellan, bunt bemalte Fächer, Töpfe und Vasen sammelten dort beinahe schon zentimeter-hoch Staub und Spinnenweben. Na dann schauen wir doch mal…
Einerseits fühlte es sich falsch, andererseits aber auch unfassbar gut an. Dort zu sitzen, in Gins Armen, die sie hielten. Hielten während jede Hoffnung in ihr wich, etwas zum Wohl der Personen die ihr in den letzten Jahren ans Herz gewachsen waren beigetragen zu haben. Für gewöhnlich war die Kevuem diejenige, die ihre Schwester @Amira, oder eben auch Gin hier in den Armen hielt, wenn es ihr nicht gut ging. Nun war Alita diejenige, die in dne Arm genommen, getröstet wurde. Es... Fühlte sich gut an, egal wie sehr sie sich dafür hasste, so schwach zu sein. Als würde der Sturm der sie gefangen hielt, für einen Augenblick aufhören sich zu drehen. Als würde sich der Nebel lichten, der ihren Blick störte. Als würde die Kälte weichen, die ihren Körper regungslos hielt. Als würde man das Gewicht anheben, das ihr Herz für solange Zeit gedrückt hatte. Langsam versiegten die Tränen der Älteren, während Gin ihr von ihrer Freiheit erzählte. Davon sprach, dass es nicht ihre Schuld war, das Gin ihr diese schöne Zeit zu verdanken und ihr so viel gegeben hatte. Schwach war das Zucken ihres Mundwinkels. Alita atmete tief durch, wischte sich die Tränen von den Wangen, richtete sich langsam wieder auf. Sie konnte nicht ewig trübsal blasen, waren sie immer noch im Auftrag der Rune Knights dort. Beide hatten sie einen Auftrag zu erledigen. Das durften sie nicht vergessen, auch wenn Alita nichts lieber tun würde, als Gin in ihre Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. Gin hatte recht, es war unfair. Unfair, dass sie so frei von ihrem Leid gesprochen hatte und Alita Gin diesen Einblick verwehrte. Gin hatte sich geöffnet und Alita verschloss sich. Das war nicht gerecht. Doch Alita wusste nicht anders mit der Situation umzugehen. Sie fühlte sich immer noch wie die große Schwester. Wie eine Mutter, die ihrem Kind nicht ihre Leiden und Schmerzen zeigen wollte. Alita wollte Gin nicht mit ihren Problemen belasten. Zumal sie es vermutlich früher oder später ohnehin bemerken, sehen würde. Jetzt wo sie sich wiedergefunden hatten, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihre Wege sich öfter kreuzten. Gemeinsam verließen sie wieder das Zimmer und das Hotel, natürlich nicht ohne einen Kommentar des Hoteliers. Bei seinen Worten spannte sie sich augenblicklich wieder an. Egal wie sehr sie durch den Wind war, wie schuldig sie sich fühlte. Sie würde deswegen nicht damit aufhören, Gin beschützen zu wollen. Dieser Dreckssack hatte nicht das Recht so mit ihr zu sprechen. Der Blick, den die Jüngere der Kevuem dann zuwarf, ließ sie allerdings entspannen. Es war gut zu wissen, dass sie niemals in Betracht ziehen würde, auf so ein Angebot einzugehen. Irgendwie hoffte Alita, dass die beiden den Auftrag schnell hinter sich brachten. Allerdings wollte sie nicht, dass sich ihre Wege danach trennten. Sie wollte noch mehr mit ihrer Freundin, ihrer kleinen Schwester reden. Viel mehr als sie es jetzt in dieser kurzen Stunde getan hatten. Sie wollte mehr von ihr hören, die Details. Es gab so viele Fragen, die sie hatte. Ob Gin sie noch beantworten würde? Gemeinsam gingen sie die Straßen der Cove entlang, auf der Suche nach dem Geschäft von Sharif. Mal schauen wie einfach es würde, herauszubekommen wie er an die Meerjungfrautränen und -Schuppen herankam. Sie mussten allemale geschickt mit der Situation umgehen und Alita musste sich eingestehen, dass sie da vermutlich Gin den Vortritt lassen sollte. Dafür war Alita zu sehr Rune Knight, im klassischen Sinne. Sie war manchmal nicht so feinfühlig, etwas, was sie unbedingt sein mussten. Alita konnte mit anderen Menschen nicht gut umgehen. Gin... Sie dürfte darin deutlich besser sein. "Ich glaub es ist besser, wenn du vorgehst und redest.. Du weißt glaub ich besser mit solchen Personen umzugehen als ich, ohne das das ganze in einem riesen Chaos endet.", murmelte sie dann, als sie die Eingangstür des Ladens erreichten. Kurz wartete sie ab, ehe sie die Klinke der Türe herunter drückte und Gin offen hielt. Nach ihr betrat sie den Laden und blickte sich um. Der Whitchaper Bazar machte dem Bezirk in dem es lag wirklich alle Ehre. Wie das Meiste ind er Cove, wirkte der Laden eher ranzig und heruntergekommen. Wortwörtlich so, als hätte er Dreck am Stecken. Alita ließ die Tür zufallen, ließ die Glocke ein weiteres Mal erleuten. Langsamen Schrittes trat sie durch den Raum und betrachtete die Kuriositäten, die hier aufgestellt worden waren. Ihre Hände hatte sie dabei in ihre Jackentaschen gestopft. Es dauerte eine Weile, bis das dumpfe Geräusch von Fußschritten die sich näherten ertönte. Kurz darauf kam ein kleiner dicker Mann aus einem der Nebenzimmer. Er trug ziemlich... Schrille Kleidung, viel Schmuck - von dem sich Alita nicht vorstellen konnte, das alles davon echt war. Er hatte einen gehstock in seiner Hand und ein dreckiges, selbstbewussts Grinsen. Nur jemand der Tomaten auf den Augen hatte, würde nicht erkennen, dass dieser Mann kein Händler war, der sich sonderlich mit Ruhm befleckte. Alita konnte sich gut ausmalen, wie viele Personen er schon übers Ohr gehauen hatte. Die Kevuem drehte sich um, beobachtete, wie der Mann auf Gin zuging und sie begrüßte. Alita lehnte sich derweil an die Wand. Hoffentlich waren Gins Fähigkeiten so gut, wie die Tamaki sie sich ausmalte. Sie hätte zwar kein Problem damit dem Mann den hintern zu versohlen, wenn er Probleme machte, aber besser wäre es, wenn er keinen Wind davon bekam, wer sie waren.
130 / 130
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
So, so, Alita ließ Ginny den Vortritt. Die Vampirin blickte ihre Vertraute kurz einen Moment an, das hatte sie nicht erwartet. Früher… war es anders gewesen. Schließlich nickte die Schwarzhaarige ihrer großen Schwester jedoch knapp zu und zauberte ein Lächeln auf die bleichen Lippen. Bekomme ich schon hin., meinte Gina zuversichtlich und wusste nicht, wie sehr sie da daneben lag. Nachdem die Glocke, die im Ladenraum am Türrahmen befestigt war, zweimal erschallt war, kam langsam der Besitzer des Whitechapel Bazars daher. Alita hielt sich, wie bereits abgesprochen, im Hintergrund, so nahm Gina es auf sich, das Gespräch mit dem Widerling zu führen. Seid gegrüßt. Wir sind hier auf Empfehlung hergekommen, uns wurde von eurem breiten Sortiment geschwärmt., erklärte Gina und deutete dabei ein wenig fragend auf die größtenteils leeren Schränke und Regale. Sonderlich gut sortiert sah der Whitechapel Bazar nicht gerade aus. Ah, Grüße, Grüße. Nach was sehen die Damen sich denn um?, wollte Shafir wissen und rieb sich schon gierig die schwitzigen, beringten Hände. Widerlich. Medizin. Etwas für die Haut. Ihr wisst, gegen das Alter und so… Meerjungfrauentränen sollten scheinbar eine verjüngende Wirkung haben. Hoffentlich verstand der Hehler den Wink mit dem Zaunpfahl. Einen kurzen Moment blickte Shafir die beiden Kundinnen abschätzend an. Gina hielt dem Blick mit leicht schräg gestelltem Kopf und einem fragenden Blick in den Augen stand. Dann nickte der Hehler. Sicher, sicher, da ist mir etwas ganz besonderes untergekommen. Wartet doch einen kleinen Moment, ich hole es schnell aus dem Lager… Gut, das war einfach gewesen. Hastig machte der Händler einen Abgang und verschwand im hinteren Teil des Ladens. Freudig blickte Gina zu Alita und gab ihr mit einem Daumen nach oben ein Zeichen der Zuversicht. Ob Shafir seinen Laden irgendwie überwachte oder dergleichen konnte Gina nicht ausschließen, doch selbst wenn, dann würde er dieser kleine Geste würde sicher nichts Schlimmes zuordnen können. Einen kurzen Moment lang geschah nichts. Dann noch einen Moment. Als Shafir etwa anderthalb Minuten verschwunden war wurde Gina misstrauisch. Mit einer wortlosen Geste bedeutete sie Alita, ihr zu folgen, und ging den selben Weg, den Shafir zuvor gegangen hatte. Hallo?, rief sie vorsichtig, doch keine Antwort ertönte. Hinter dem Tresen stand eine Türe offen, die der scheinbar einzige Weg aus dem Laden hinaus war. Doch ein anderer Aspekt beunruhigte Gina: Die Kasse, die hier angebracht war, stand offen und war scheinbar hastig leergeräumt. SHIT! Irgendwas hatte Shafir wohl verraten, wer Alita und Gina waren, und er hatte die Flucht ergriffen. Schnell, Lita!, hielt die Schwarzhaarige ihre Kameradin an, schwang sich geschickt über die Theke und warf einen Blick durch die Türe, dabei zog sie Mercy, ihren Revolver, aus einem versteckten Holster.
Die Türe führte in ein gut beleuchtetes Treppenhaus, das nur nach unten, in den Keller des Hauses führte. Hatte Shafir sich da selbst in die Enge getrieben? Vorsichtig und doch mit einer gewissen Eile stieg Gina die Treppen hinab und fand sich schon bald in einem Lagerraum wieder, dessen Ausmaße schwer einzuschätzen waren, denn Regale und Schränke reichten bis an die Decke des Kellerraumes und bildeten verworrene Gänge und Korridore, bildeten so beinahe schon eine Art kleines Labyrinth. Wenn sie ruhig war, dann konnte Gina ein Krusteln und Klappern hören, das musste vom Händler kommen. Sharif Al’Sulmiya, wir wollen nur mit Ihnen reden!, rief Gina in die Richtung und bahnte sich flinken Schrittes den Weg durch die Regalschluchten. Zu ihrer linken und rechten fand die Runenritterin dabei allerlei verbotenes. Waffen, seltsame Substanzen, getrocknete Tierkadaver von seltsamen Wesen, Pülverchen und Tinkturen waren in den Lagerregalen gestapelt. Eine eingelegte Meerjungfrau fand Gina zum Glück noch keine. Als die beiden Runenritterinnen der Quelle der Geräusche näher kamen, rief Gina erneut. Machen Sie keine Dummheiten! Und als sie um das nächste Eck bog, da sah die Ritterin auch den Händler. Er hatte einen kleinen Sack gepackt und zwängte sich gerade durch eine Falltüre am Boden des Kellerraumes. Wohl ein geheimer Fluchtweg! Als Shafir die Damen erblickte fluchte er laut aus und warf seinen Gehstock nach den beiden. Klappernd fiel er zu Boden und Gina blickte das verzierte Stück einen kurzen Moment verwirrt an. War das der jämmerliche Versuch gewesen, die beiden Ritterinnen anzugreifen? Doch gerade als die Vampirin sich wieder dem Verbrecher zuwenden wollte klappte der Griff des Stockes auf und dichter, violetter Rauch quoll daraus hervor? Hatte Shafir da wirklich eine Rauch-Lacrima in seinen Gehstock eingebaut? Schlimmer noch, denn Gina kam nicht darum, aus Schreck eine Nase voll Rauch einzuatmen und sofort hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Erschrocken griff sie sich an den Hals und japste nach Luft. Da war wohl Gift im Rauch.
Gifteffekt:
Intoxication: Suffocation TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Wenn dieses Gift in den Blutkreislauf gelangt, verengen sich die Gefäße der Lungenkapazität und man bekommt für die Dauer von fünf Minuten etwa fünfzig Prozent weniger Sauerstoff durch die Atmung. Dies ist zwar nicht lebensbedrohlich, jedoch vermindert es die allgemeinen vegetativen Fähigkeiten eines Betroffenen immens, da der Körper in einen Panikmodus umschaltet. Das Gift vermittelt sozusagen ein falsches Gefühl des Erstickens.
Das Alitas Verhalten, die Tatsache, dass sie Gin den Vortritt ließ, ihr die Verantwortung, die Kontrolle überließ und sie vorschickte, dass sie das überraschte... Merkte die Tamaki nicht. Wie denn auch? Die Jüngere tat schließlich nichts weiter, als sie kurz nachdenklich anzuschauen und dann nickend dem nachzugehen. Alita zweifelte keine Sekunde daran, ob sie dieser Aufgabe gerecht würde. Alleine ihr kurzer Aufenthalt in diesem... "Hotel", wie es sich schimpfte, hatte dies bereits bewiesen. Alita hatte heute viel zu sehr mit ihrem Temperament zu kämpfen, als das es eine gute Idee wäre, ihr das Sprechen zu überlassen. Ihr ging die gesamte Situation emotional einfach zu nahe, als das sie ihre Arbeit davon unbeeinflusst lassen konnte. Sie konnte nicht einfach einen Schalter betätigen und damit die Gefühle über all die Sachen, die sie herausgefunden hat zu verdrängen. Sie abzuschalten. Das klappte nicht. Sie konnte versuchen sich nichts anmerken zu lassen, doch die Gefühle, die Erinnerungen und Gedanken fluteten dennoch ihren Körper. Brannten in ihren Knochen. Alita betrat den Laden also nach ihrer Freundin, welche auch sogleich das Wort erhob und sich an den schmierigen Ladenbesitzer wandte, welcher in Aufsicht auf ein weiteres, genauso schmieriges Geschäft sich die wurstigen Finger rieb. Gin nannte ihren Anlass, versuchte sie beide wie gewöhnliche Käufer aussehen zu lassen. Erst schien dies auch zu klappen, zeigte der Ladenbesitzer keine Hinweise darauf, dass er misstrauen gegenüber ihnen oder ihrem Ersuch empfand. Er schwärmte ihn von Ware, die er frisch reinbekommen hatte, die perfekt für den Effekt waren, den sie sich wünschten. Daraufhin verschwand er in dem hinteren Teil des Ladens und der Eindruck entstand, dass das ganze einfacher würde als zunächst erwartet. Gin sah zu Alita, reckte den Daumen nach oben, was diese mit einem Nicken erwiderte. Während sie warteten sah sich die Kevuem noch ein Stück weit weiter um... Fand ein paar Juwelen in der Form des Gebisses eines Vampires in einer der Vitrinen, in einer anderen Schmuck in Form der Hörner eines Wendigos... An der Wand hingen Feenflügel und in einer weiteren Box Federn, die angeblich zu den Flügeln eines waschechten Engels gehören sollte. Die Frage war, wie viel von diesen... Waren wirklich echt waren. In den Augen der Rune Knight war der Besitz dieser Waren alleine bereits ein Verbrechen. Doch waren sie dummerweise darauf angewiesen, dass sie etwas Ruhe bewahrten, wenn sie wirklich diese Meerjungfrau finden wollten. Als Gin erneut die Stimme erhob und nach dem Ladenbesitzer rief und keine Antwort kam, drehte Alita den Kopf zur Schwarzhaarigen wandern. In genau diesem Moment fluchte diese Laut. Schnell eilte Alita zu ihr und sah, was Gin gefunden hatte. Offenbar war Shafir durch eine Hintertür abgehauen. Gin stürmte daraufhin auch schon los, Alita ihr hinterher. Schnell stellte sie fest, dass Gin deutlich schneller und sportlicher war, seit sie diese das letzte Mal getroffen hatte... Offenbar hatte das Training bei den Rune Knights auch bei ihr seine Spuren hinterlassen. Es freute sich schon irgendwo zu sehen, dass Gin sich weiterentwickelt hatte und stärker geworden war. Auch wenn sie nicht wusste, ob es den Preis wert gewesen war, den sie dafür gezahlt hatte. Bald schon hatten sie die Fährte zu dem Verkäufer aufgenommen und Gin eilte ein Treppenhaus in den Keller des Hauses hinab. Alita folgte ihr und ging zusammen mit ihr die Gänge des Lagerraumes entlang, die durch die hohen Regale entstanden. Gin in dem einen, Alita einen anderen. Je tiefer sie in den Raum gingen, desto absurder wurden die Waren, die sich in den Regalen stapelten. Der Besitz der Meisten würde eine Festnahme des Mannes rechtfertigen. Sehr viele, illegale Waren. Zum Ende hin, führten die Gänge wieder zusammen und die beiden Frauen sahen sich selbst dem Ladenbesitzer gegenüber, der gerade Anstalten machte durch eine Falltüre abzuhauen. Alita zögerte nicht lange und lief auf ihn zu. Er entdeckte sie und warf den Stock nach ihnen. Die Kevuem wich dem fliegenden Stück Holz aus, rutschte dabei mit den Füßen voran weiter nach vorne zur Falltüre, die sie etwa in dem Augenblick erreichte, als der Stock vor Gins Füßen landete und Rauch freisetzte. Alita bekam dies nicht direkt mit, griff in das Loch, den Kerl am Kragen. "Hier geblieben!", zischte sie. Dieser war natürlich nicht so begeistert davon, dass sie seinem Angriff ausgewichen und ihn erwischt hatte. Er versuchte mit seinen schmierigen Händen sich aus Alitas Griff zu befreien. Jedoch nutzte diese das zu ihrem Vorteil. Als er versuchte sie an der Schulter nach hinten zu stoßen, wich sie seiner Hand aus, schloss die Hand des anderen Armes um seinen Unterarm, stieß die geballte Faust des anderen in seinen Bauch stoßen, wodurch er sich keuchend nach vorne beugte. Alita platzierte ihr Knie unter seinen Rippen und hievte ihn schwungvoll aus der Falltüre heraus. Sie war zwar nicht die Stärkste, aber sie hatte durch Orwynns Training und das bei den Runenrittern einige Handgriffe gelernt, die diese... Schwäche bis zu einem gewissen Grad wett machen konnten. Zumal der Ladenbesitzer selbst nicht besonders sportlich oder stark war. Alita richtete sich auf und stieß die Falltüre mit dem Fuß zu und betrachtete den Mann, der nun zwischen ihr und Gin auf dem Boden lag. Da glitt Alitas Blick das erste Mal seit... Wie viele Minuten waren vergangen? Sie wusste es nicht. Doch sie sah zu Gin, welche beklommen die Hände um ihren Hals gelegt hatte und so aussah, als würde sie um Luft ringen. Erschrocken weiteten sich Alitas Augen und sie schenkte dem Ladenbesitzer nicht mehr ihre volle Aufmerksamkeit. Das bemerkte der Ladenbesitzer auch, rappelte sich auf die Beine und machte Anstalten, sich an Gin vorbei quetschen zu wollen, solange wie das Gift noch auf sie wirken würde.
Ein wenig genervt war Amelia von ihrer heuteigen Aufgabe schon, hatte man ihr doch einfachen Patrouillendienst aufgedrückt. Was war sie, eine einfache Soldatin? Sie war Magierin verdammt nochmal, wenn sie stur durch die Gassen marschieren wollte, um für Sicherheit zu sorgen, hätte sie sich doch gar nicht gegen ihren Vater auflehnen brauchen. Besonders schien es nicht mal eine Strafe zu sein, sie wüsste nicht gegen welche Regel sie verstoßen hatte oder so. Nein, ganz normaler Dienst. Scheinbar wurden Rune Knights manchmal noch für reguläre Tätigkeiten genutzt. Das oder es lag an dieser Gegend hier. Die Whitechapel Cove war ein eher berüchtigtes Stadtviertel, wo es scheinbar beinahe unmöglich war Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Aus welchen gründen auch immer … Vermutlich Korruption. Gelang es den Runensoldaten hier nicht die Gesetze auf adäquate Art und Weise zu vertreten. Schlägereien, Diebstähle und weitere Vergehen waren hier an der Tagesordnung. Amelia kannte sich ein wenig aus, in ihrer Zeit vor den Rune Knights hatte sie ihrem Vater, dem Mustersoldaten, aktiv zu trotzen versucht und war öfter mal in dieser Gegend in irgendwelche Kneipen gegangen und hatte sich einen gewissen Namen gemacht. Diese Zeit lag jetzt etwas zurück, aber ihr Haar schienen einige Menschen nicht vergessen zu haben, denn die Blicke, die sie erhaschte, kamen ihr bekannt vor. Diese waren nur vermischt mit einigen sehr verwirrten und feindseligen Blicken. Kein Wunder, denn das cremefarbene Croptop der jungen Frau, sowie der bewusst tiefe Schnitt ihrer Dreiviertelhose, erlaubten die Blicke auf das Zeichen der Rune Knights, welches die Hüfte der jungen Frau zierte. Da half auch der fast Bodenlange, erdbeerfarbene Mantel kaum etwas, denn sie hatte diesen nicht geschlossen und bei der schnellen Bewegung ihrer Schritte durch diese Gegend, flatterte er eher hinter ihr her, statt ihre Figur zu umspielen.
Gerade war sie an der Straßenecke bei Pop’s Shop und machte kurz halt, um sich umzusehen. Pop war, anders als der Name vielleicht deuten mochte, kein alter Mann, sondern ein junger Bursche von vielleicht 25 Jahren. Er verkaufte hier allerhand Waren, vor allem Tabakwaren, Alkohol und diverse Glückspielvarianten, wie Rubbellose und Lottotickets. Die meisten davon sogar legal. Trotz seiner jungen Jahre hatte Pop aber vor allem eines, ein sehr ausuferndes Informationsnetzwerk, was die Unterwelt betraf. Amelia hatte selbst nie wirklich einen Grund gehabt, ihn um irgendetwas zu bitten, aber das Wissen war ganz nützlich. Ob er ihr jetzt aber Auskunft über irgendwas geben würde? Er hatte es nicht so mit Rune Knights. Muss ich mich wohl wieder bei ihm auf einen besseren Stand bringen. Aber das hatte keine Priorität, also setzte sich Amelia wieder in Bewegung.
Die Patrouille war verdächtig ruhig verlaufen bis hier her. Es hatte nicht mal wer versucht Amelias Geldbeutel zu stehlen. Fast schon langweilig, aber manchmal hatten selbst die schlimmsten Gegenden gute Tage. Vielleicht war es heute eben ein solcher Tag … Natürlich nicht. Als Amelia gerade an einem Laden vorbei lief, stürzte ein Mann aus der Tür und rempelte die Magierin grob an, was beide zu Boden riss. Hektisch versuchte der Mann sich aufzurichten und abzuhauen, der hatte definitiv Dreck am Stecken. Hey! Was soll der Scheiß denn? Aus Gewohnheit in dieser Gegend tastete die Magiern danach, ob ihr Geldbeutel noch da war aber scheinbar war dies keine Masche. Gerade als der Mann losstürzen wollte, Amelia nicht weiter beachtend, als er gegen etwas unsichtbares prallte. Amelia wusste natürlich, dass es nicht nichts war. Sie hatte die Luft direkt vor dem Mann zum Erstarren gebracht und ihm so ein Hindernis geschaffen. Wenn er wegen illegaler Dinge verfolgt wurde, würde sie als Rune Knight helfen können, egal ob er schuldig oder Opfer war und wenn nicht, dann sollte er wenigstens Höflichkeit lernen und sich entschuldigen, bevor er wegrannte.
Mana
515 / 545
Magie
Verwendete Zauber Stopped Plane TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro gestoppte Fläche MAX. REICHWEITE: 2 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Geschicklichkeit Level 3, Manaregenration Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender eine kreisrunde Fläche mit einem Radius von ca. 25 Zentimetern mitten im Raum in der Zeit einfrieren, sodass nichts hindurchdringen kann. Als Schild taugt diese Fläche nicht, denn sobald Magie an ihr abprallt, zerbricht die Wirkung des Zaubers, jedoch hat diese Technik andere Nutzen. Besonders beliebt ist der Zauber als Ersatz für einen Regenschirm oder um die Luft vor sich erstarren zu lassen, um so einzelne Plattformen zu erschaffen, über die man in der Luft gehen kann. Doch Vorsicht, erstarrte Luft wird nicht plötzlich sichtbar, wenn man nicht genau weiß, wo man den Zauber platziert hat, sollte man Acht geben. Zudem lassen sich einmal erstarrte Bereiche nicht mehr verschieben, sodass man für jeden Schritt eine neue Plattform erschaffen müsste. Nach ca. zehn Sekunden verschwindet eine solche Fläche wieder.
Es war der Fehler der Kevuem, den Ladenbesitzer auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Zu sehr hatte sie sich davon einnehmen lassen, dass ihre Freundin von dem Rauch eingenommen, benommen war, als das sie bemerkte, wie der Flüchtige dies ausnutzen wollte. Der liegende Mann trat mit seiner Ferse fest gegen das Bein Tamaki, wodurch diese das Gleichgewicht verlor und nach vorne hin hinfiel. Während Alita mit dem Boden Bekanntschaft schloss, rappelte sich der fiese Ladenbesitzer auf, sammelte seinen Gehstock vom Boden und eilte auf Gin zu, die immer noch nach Luft rang. Der Mann holte aus und zimmerte das Stück Holz mit voller Wucht gegen den Schädel der Dunkelhaarigen, welche daraufhin bewusstlos zu Boden ging, eine üble Platzwunde am Kopf. "Fuck, Gin!", stieß sie aus, raffte sich auf und eilte zu ihrer Kollegin. Sie blickte dem Mann hinterher, dann zu ihrer Freundin. Verdammt! Sie konnte nicht dem Kerl hinterher und sich um Gin kümmern. Sie seufzte und warf frustriert die Hande in die Luft. Danach ging sie in die Knie, rüttelte an der Schulter ihrer Freundin, prüfend ob sie wach würde. Sie entschied sich, dass der Schutz und die Versorgung ihrer Kameradin Vorrang gegenüber dem Auftrag hatten. Gin reagierte nicht, woraufhin Alita an sie heranrutschte, den einen Arm der Vampirin über ihre Schultern zog, während die Kevuem den zweiten Arm an ihrer Seite platzierte, um sie auf die Beine zu ziehen. Es war mühselig und schwierig die Untote durch das Lager zurück in den Laden zu bringen. Dort angekommen setzte sie Gin, die langsam wieder etwas Bewusstsein gewonnen hatte auf einem Stuhl ab, erkundigte sich nach ihrem Zustand. Sie inspizierte die Wunde und sah sich in dem Laden um, ob es irgendwas gab, mit dem sie die Wunde versorgen konnte. Sie fand einen kleinen abgeschlossenen Raum, der vermutlich das Büro des Geschäftes war. Sie legte ihre Hand an den Türknauf, leitete ihr Mana herein und öffnete die Tür damit. Drinnen sah sie sich um und fand neben ausführlichen Dokumentationen von Lieferungen und Verkauf, welchen sie erstmal keine Beachtung schenkte ziemlich schnell einen Verbandskasten. Diesen griff sie sich und ging zu ihrer Kameradin zurück, die sie erst einmal versorgte. Gin versicherte ihr, dass es ging und auch wenn es Alita missfiel, glaubte sie ihr allerdings. Bei einem Blick durch die Fenster nach draußen, fiel ihr jedoch etwas auf. Sie deutete Gin zu warten und ging nach draußen. Tatsächlich! Draußen vor dem Laden stand eine junge Frau mit rosa-braunem Haar, kurzer Kleidung, auf derer blanken Hüfte das Symbol der Rune Knights thronte. Gerade als sie die Dame ansprechen wollte, sah sie den Händler, der offenbar gegen etwas... gelaufen war? Alita konnte nichts erkennen, dennoch befand sich der Mann auf seinem Hintern, hielt sich den Kopf und schüttelte diesen irritiert, murmelte irgendwas vor sich hin. Alita nutzte die Gelegenheit und eilte zu dem Mann, brachte seine Arme in die übliche Position eines Polizeigriffes und drückte ihn zu Boden. Dann drehte sie sich zu ihrer scheinbar Kollegin. "Danke! Ich dachte schon, er wäre entwischt!", sprach sie und schnappte sich ein Paar Handschellen aus einer ihrer Taschen hervor, die sie ihm auch sogleich anlegte. Danach zerrte sie ihn wieder auf die Beine. Sie drehte ihn wieder in Richtung des Ladens, wollte sie ihn wieder ins Innere bringen. Damit könnte sie auf den Kerl und Gin gleichzeitig ein Auge haben. "Du siehst aus als wärst du auf Patrouille... Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Meine Kollegin ist verletzt und ich kann mich leider nicht gleichzeitig um sie kümmern und diesen Kerl im Auge behalten.", erkundigte sie sich bei der jungen Frau, ihr Ton ließ durchsickern, dass sie angestrengt war und sich Sorgen um ihre Kameradin machte. Hoffentlich würde sie zusagen... Dann könnten sie sicherlich einen Weg finden, Gin schnell zu einem Arzt zu bringen und trotzdem den Auftrag erledigen. Denn locker lassen wollte sie nun wirklich nicht mehr.
125/ 130
Genutzte Zauber:
Magic Activation TYP: Allgemein ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: Diesen Zauber erhält man Gratis sobald die Voraussetzungen erfüllt werden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser simple Zauber wird von so ziemlich jedem beherrscht, der weiß, wie man mit Magie umgeht. Man nutzt eine kleine Menge Mana, um magische Schalter oder Lacrima zu aktivieren oder Türen zu öffnen.
Da wurde der Patrouillendienst doch etwas interessanter, wie es schien. Denn nachdem sie den Mann an seiner Flucht gehindert hatte, er schien verwirrt zu sein von dem plötzlichen Hindernis in der Luft vor ihm, erschien eine junge Frau in schwarz roter, ziemlich knapper Kleidung. Amelia kam nicht umhin das Outfit zu bestaunen. Die gute hatte Style. Doch während die Harper noch darüber nachdachte, wo die andere nur ihre Jacke her hatte, hatte der Neuankömmling den fliehenden mit Handschellen versehen und war dabei ihn in das Geschäft zurück abzuführen. Also eine Runensoldatin oder gar Rune Knight. Warum hab ich sie vorher nie gesehen? Die Kleine hat Style. Kleine musste man hier sehr weit fassen, denn wie es aussah reichte Amelia ihr weder im Alter noch körperlicher Größe wirklich das Wasser. Aber das waren ja nur Kleinigkeiten, Amelia wusste, dass es nicht wirklich auf die Größe ankam, sie kam gut zurecht. Auf die Aufforderung mit in den Laden zu kommen, blieb der jungen Magierin nichts anderes übrig, als zu Grinsen, immerhin war dies ihre Chance aus dem langweiligen Patrouillendienst heraus zu kommen. Ohne Umschweife folgte sie daher der Frau und dem Gefangenen in das Gebäude. Alles war besser, als noch ein paar Stunden durch die Straßen latschen zu müssen. Und es sah in ihrem Bericht natürlich besonders spektakulär aus, wenn sie durch die Patrouille in einen Einsatz hineingezogen wurde. Besonders, wenn er noch erfolgt reich war.
Das Innere des Ladens wollte sie Amelia eigentlich genauer ansehen, doch als sie die kaum bei Bewusstsein zu sein scheinende Partnerin der jungen frau erblickte, blendete sie erstmal ihre Umgebung aus und machte ein paar schnelle Schritte auf die dunkelhaarige Frau zu. Eigentlich wusste Amelia nicht mal, was sie zu bezwecken versuchte, immerhin gingen ihre medizinischen Kenntnisse nicht über einen Erste Hilfe Kurs hinaus und ihre Magie war nicht einmal in der Lage lebendiges Gewebe zu beeinflussen, von ihrem eigenen mal abgesehen. Was ist mit ihr passiert? Vorsichtig legte Amelia der dunkelhaarigen Frau eine ihrer Hände auf die Hände der Zusammengesackten und erschrak dabei fast augenblicklich. Die Hände der Frau waren eiskalt, fast als hätte sie Schmerzen, zog Amelia sofort die Hände zurück. Währenddessen wanderte ihr Blick weiter nach oben zum Gesicht der geschwächten Frau. Sie war blass, verdammt, wie konnte man nur so blass sein? Hastig drehte sich Amelia zu der anderen Rune Knight um und blickte diese an. Ich wünschte ich könnte Heilmagie oder so etwas. Das hier übersteigt mein Können, aber ich weiß nicht mal, ob sie in dem Zustand den ganzen Weg zurück zu den Kasernen durchhalten würde. Verständlicherweise war die Whitechapel Cove nicht direkt neben dem Gelände der Rune Knights angesiedelt, wenn man schon eher zwielichtige Gestalten beherbergte, war es vielleicht klüger es nicht unter der Nase der Autoritäten zu tun. Half auf jeden Fall damit länger auf freiem Fuß zu bleiben. Kenne ich hier in der Gegend vielleicht noch einen Arzt? Die Antwort war ja und nein zugleich. Sie hatte von ein oder zwei praktizierenden Ärzten in der Cove schonmal gehört, aber um ehrlich zu sein, hier vertraute Amelia gerade keinem genug, um die bewusstlose Frau in Behandlung zu geben. Wenn man seine Zulassung noch besaß, praktizierte man definitiv nicht hier. Hoffentlich hatte die andere eine Idee.
Ganz aus dem Ruder war das Ganze letztlich doch nicht, zur Freude der Tamaki. Es war ziemlich frustrierend gewesen, dass ein klobiger alter Mann es geschafft hatte, Gin auszuschalten und der zweiten Rune Knight zu entkommen. Wäre da nicht die dritte Runenritterin gewesen, hätte er es sicherlich geschafft sich aus dem Staub zu machen. So konnte sie ihn allerdings festnehmen und zusehen, ob sie noch ein paar Informationen aus ihm herausbekam. Ihr Fokus lag hauptsächlich auf dem was vor ihr lag, weshalb sie ihre Kollegin deutlich weniger eindringlich beäugte, als diese es wiederum tat. Der Kerl landete wieder in seinem Laden in dem der Blick der Braun-Pink-Haarigen auf Gin fiel. “Sie wurde einem seltsamen Gas ausgesetzt, wodurch sie kaum noch Luft bekommen und geröchelt hat. Anschließend hat sie einen Gehstock über den Kopf gezimmert bekommen.“, erklärte sie, während sie den Angreifer, der vor ihr saß alles andere als begeistert, ziemlich wütend anblickte. “Sie wissen schon, dass wir sie jetzt auf jeden Fall festnehmen und mitnehmen werden. Sie haben eine Rune Knight angegriffen und verletzt.“, blaffte sie ihn an. “Davon ab haben Sie versucht abzuhauen und sich uns widersetzt. Auf unschuldig können Sie nun wirklich nicht mehr plädieren. Jetzt merkt doch jeder, dass Sie Dreck am stecken haben.“ fuhr sie fort, tippte gereizt mit einem Finger auf ihren Unterarm, ließ den Kerl nicht aus den Augen. Nicht einmal auf die Worte ihrer Kollegin drehte sie den Kopf um, erwartete sie, dass der Kerl noch einmal etwas versuchen würde. “So wie ich das sehe, handelt es sich um eine großflächige, wenn zum Glück nicht tiefe Platzwunde. Solange wie wir es richtig verbinden und die Blutung aufhört, sollten wir es zu einem Arzt schaffen können. Zur Not sogar zu einem außerhalb der Whitechapel Cove.“, gab sie ihre Einschätzung. “Wichtig ist, dass sie bei Bewusstsein bleibt.“, fuhr sie fort. “Weißt du, ob es hier so etwas wie einen Arzt gibt? Also einen halbwegs seriösen“, erkundigte sie sich. Die andere Rune Knight war scheinbar zur Patrouille hier gewesen. Vermutlich hatte sie dadurch einen groben Überblick über diesen Stadtteil, im Gegensatz zu Alita, die vor dem heutigen Tag noch nie wirklich an diesem Ort gewesen war. Ihre Arbeit und auch ihre anderen Erledigungen hatten ihr nie wirklich einen Grund dafür gegeben. Sie mied zwielichtige, kriminelle Gegenden so gut es ihr möglich war – von ihren Besuchen bei Orwynn Mal abgesehen. Aber da hatte sie nicht wirklich eine Wahl. “Oder denkst du, dass du es schaffen könntest sie zu einem Arzt außerhalb der Cove zu bringen, während ich mir den Kerl hier vorknöpfe?“, fuhr sie dann fort, nahm nun das erste Mal wieder den Blick von dem Idioten um ihre Kameradin anzugucken. “Damit wäre uns beiden sicherlich sehr geholfen.“ Ja, das wäre es so ziemlich. Es war wichtig, dass Gins Wunden ordnungsgemäß versorgt wurden, aber auch, dass sie mit ihrem Auftrag weiterkam. Es würde allein schon mehr als nur ein bisschen helfen, wenn die Kleinere es schaffte Hilfe zu holen, wenn sie Gin nicht dorthin bringen konnte. “Vielleicht kannst du auch einen Arzt oder eine andere Rune Knight Patrouille finden, dass sie Gin in ihre Obhut nehmen…“ Klar war nur, das Alita sich nicht aufteilen konnte und irgendwie beiden Aufgaben gerecht werden wollte. Dabei war sie schlichtweg auf die Hilfe und Kooperation der Anderen angewiesen, deren Namen sie immer noch nicht wusste.
Die Gedanken der Harper überschlugen sich, während sie zusah, wie Gin litt. Die Worte von Alita schienen nur so an ihr vorbei zu huschen, dennoch bekam sie Teile dessen mit, was die Frau mit ihr besprach. Einen seriösen Arzt in der Cove wird es kaum geben, denke ich, aber ich weiß nicht, ob du ungeahnte Kräfte verbirgst, aber ich für meinen Teil bin sicherlich nicht in der Lage eine Person einfach so zu tragen. Diese Ideen fielen also erstmal flach. Zusätzlich kam hinzu, dass sie sich noch um den flüchtenden Mann kümmern mussten, wenn sie beide damit beschäftigt waren Gin zu tragen, wäre der Typ doch schneller über alle Berge, als sie bis drei zählen konnte. Nein, irgendwie mussten sie Gin anders hier weg bekommen. Aber wie? Nachdenklich legte die Magierin die Hand an das Kinn und tippte zweimal mit dem Zeigefinger gegen ihre eigene Haut. Ihre Augen erhellten sich kurz, als ihr eine Idee kam. Fast schon strahlend, etwas komisch in Anbetracht der Situation, sprang Amelia auf und wandte sich an Alita. Kann ich dich kurz mit ihr und dem Typen alleine lassen? Ich hab eine Idee und sie ist gewagt genug, dass sie funktionieren könnte. Damit sprintete die Harper bereits aus dem Gebäude auf die Straße.
Schnaufend kam sie vor dem Laden von Pop stehen. Sie hatte vorhin noch drüber nachgedacht, ob sie sich bei ihm besser stellen sollte und jetzt war sie hier mit dem Gegenteil im Kopf. So verwirrend war die Welt manchmal. Ohne großes Zögern betrat sie den schummerig ausgeleuchteten Laden des Informationsbrokers und blickte sich um. Pop stand hinter seinem Tresen, schwenkte ein etwas dreckiges Glas Whiskey mit einer Hand und musterte die junge Frau argwöhnisch. Seien Augen verengten sich zu dünnen Spalten, als er den Mund aufmachte. Was willst du hier, Harper? Freundlich, wie eh und je, nein, nicht ganz, der Ton war schroffer. Natürlich wusste Pop, wer sie war. Ich brauche Hilfe. Jemand wurde angegriffen und benötigt medizinische Hilfe, idealerweise nicht in der Cove. Es ist eine Rune Knight. Bei den letzten beiden Worten stockte Pop ein wenig und stellte seinen Whiskey auf den Tresen, wodurch das Eis darin klimperte. Du willst …? Ha haha haha. Pop brach in schallendem Gelächter aus. Natürlich, ihre Anfrage war nicht wirklich alltäglich hier. Ich weiß, dass du helfen kannst. Diskret zwei deiner Jungs mit mir mitschicken ist für dich ein leichtes und ehrlich, bei deinen Jungs weiß ich wenigstens, dass nicht mehr passiert. Ich weiß natürlich auch, dass du mir nie aus der Barmherzigkeit deines Herzens helfen würdest. Ich bezahle, als Privatperson, nicht als Rune Knight. Darf ja niemand erfahren, mit wem du dich abgibst, nicht wahr? Die Augen wurden noch schmaler, ob Pop überhaupt noch etwas sehen konnte? Du weißt also noch, wie man sich hier benimmt. Fein, das ist eine geschäftliche Beziehung zwischen dir, Amelia Harper und mir, Pop, keine weiteren Parteien, wie Arbeitgeber sind involviert. Aber du weißt, was passiert, wenn … Auch wenn es unhöflich war und ihren Stand in der Diskussion schwächte, unterbrach Amelia Pop in diesem Moment. Spar dir den Vortrag, du weißt, dass ich schon länger bei den Rune Knights bin, wenn ich dir auf die Art an den Karren fahren wollen würde, hätte ich das schon längst getan. Du kennst meinen Hintergrund, du kennst eh mehr, als mir lieb ist, also weißt du, dass ich weder einen Grund habe dich an die Rune Knights wegen irgendwas zu verraten, noch dumm genug wäre es auch nur zu versuchen. Mit einem wissenden grinsen nickte Pop einmal und deutete dann auf eine kleine Seitentür. Joe und Basker sind im Hof, kannst sie dir ausleihen.
Wenige Augenblicke war Amelia wieder zurück bei Alita, aber nicht alleine. Zwei muskulöse Männer, einer braunhaarig mit einem eher stoppeligen Bart und einer glatzköpfig mit einem enormen Schnurrbart. Wer von den beiden wer war, wusste Amelia selbst auch nicht, sie hatte nur die Namen, aber keine Zuordnung bekommen, aber es war auch egal. Das sind Joe und Basker. Sie können Gin aus der Cove zu einer nahen Garnison bringen, damit ihr geholfen wird. Keine Sorge, die zwei werden ihr nicht ein Haar krümmen, du hast mein Ehrenwort. Kaum hatte Amelia aufgehört zu sprechen, schoben sich die beiden Männer an Amelia vorbei und der bärtige von den beiden kniete sich neben die Frau und hob sie, sanfter, als Amelia es ihm zugetraut hätte, hoch und trug sich vor seiner Brust. Der zweite Mann nickte nur einmal und dann waren sie auf dem Weg. Als die beiden Männer fort waren, atmete Amelia sichtbar erleichtert aus, ein Problem weniger, um das sie sich kümmern mussten.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.