Ortsname: Schwarzhain Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Schwarzhain ist ein ziemlich unbedeutender Ort in Nord-Fiore. Das Dorf befindet sich ein Stück nordöstlich von Oak-Town entfernt auf einer Lichtung im dichten Nadelwald. Da es aufgrund der hohen Tannen um diesen Ort herum nur wenige Stunden am Tag hell ist, bekam die Siedlung auch den Namen „Schwarzhain“. Die Menschen leben davon, ihre Erzeugnisse nach Oak-Town zu verkaufen. Die meisten Bewohner sind daher Holzfäller und Jäger. Seit einiger Zeit steht im Dorf ein schwarzer Obelisk, dessen plötzliches Erscheinen Rätsel aufgibt. Wer versuchte, ihn zu zerstören, verschwand spurlos..
Change Log: Der schwarze Obelisk der in Schwarzhain stand wurde zerstört und die Gefangenen befreit, wodurch die Bewohner des Dorfes jetzt wieder in Frieden leben können.
Es tat Zahar leid, dass sie nicht in der Lage gewesen war, Cayra ordentlich zu beschützen. Die Katze wurde von dem Strahl gestreift, auch wenn sie sich selbst gut machte, was ihre Rolle in diesem Kampf anging. Mit ihren Illusionen schaffte sie es sogar, den dunklen Strahl mehr oder minder ins Nichts zu lenken, was die perfekte Gelegenheit für einen finalen Angriff erzeugte. „Jawohl!“, nickte Zahar entschieden und sprang über die Finsternis in ihrem Weg, um den Mann zu attackieren... aber Aska kam ihr zuvor. Die Heldin war schneller und sicherer in ihrem Angriff, hatte ihren Gegner bereits ausgeschaltet, bevor die Echse ihn auch nur hätte erreichen können. So einfach war es also für diesen stärksten unter allen Menschen...
Wie aufgefordert behielt Zahar den restlichen Weg über ein Auge auf den gefangenen Magier, auch wenn es sich nicht wirklich zu lohnen schien. Er war außer Gefecht gesetzt, unfähig, sich noch weiter zur wehr zu setzen. Ob er es wohl zumindest versucht hätte, wenn er wach wäre? „Ich frage mich, was es mit ihm auf sich hat...“, murmelte die Naga nachdenklich, konnte sich aber nicht wirklich einen Reim darauf machen, wie dieser Mann in das größere Ganze der Geschichte von Schwarzhain passte. Sie sah Cayra an, die ihn, anders als Zahar und Aska, von Anfang an mitbekommen hatte. „Hast du etwas Komisches an ihm bemerkt? Hat er vielleicht etwas gesagt, warum er angegriffen hat?“ Die Echse war neugierig wie immer. Wenn sie sich etwas nicht erklären konnte, fiel es ihr schwer, den Gedanken einfach liegen zu lassen. Aska war da weniger kritisch. Wenn etwas gut war, war es gut, und wenn etwas schlecht war, dann machte sie es kaputt. Eventuell sollte sich die Giftslayerin in der Hinsicht eine Scheibe von ihrem Vorbild abschneiden, aber das fiel ihr schwer. Für den Moment würde sie aber wohl kaum alle Fragen beantworten können, die die Existenz des Mannes aufwarf, also sollte sie ihren Fokus vermutlich auf etwas Anderes richten. „Hey... Cayra?“, meinte Zahar und hob eine Hand, um die Aufmerksamkeit der Katze auf sich zu ziehen. Sie blickte auf zu ihr, schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Danke für die Hilfe in dem Kampf eben! Ich weiß, dass du nicht gerne kämpfen magst, aber das war wirklich nützlich!“ Fröhlich lobte sie die Fähigkeiten ihrer Freundin, ehe sie den Kopf in den Nacken legte und hinauf in den Himmel sah, ihre Arme entschlossen nach oben streckend. „Pass auf! Ich werd auch stärker! Dann kann ich dich nächstes Mal auch ganz allein beschützen, okay?“
Zu Cayras Erleichterung ließ Aska ihre tränigen Augen unkommentiert, so konnte sie sich einfach einreden dass ihre Kollegin nichts davon mitbekommen hatte, anstatt diese peinliche Seite von ihr gesehen zu haben. Die Lichtmagiern wies sie an sich im Hintergrund zu halten, worauf keine Widerrede von Seiten der Feline kamen, da diese das sowieso vorgehabt hatte. Leider sollte sie trotzdem in Kürze zum Ziel des Maskierten werden, als ein Strahl aus purer Finsternis auf sie zugerast kam, und sie von dessen verfolgender Natur überrumpelt wurde. Eine Wunde musste die Lunos leider einstecken, doch darauf gelang es ihr den Strahl mittels einer Illusion von sich abzulenken, was Zahar und Aska die Freiheit gab sich dem Gegner zu widmen. Und dies würde die van der Velden auch tun, indem damit fortfuhr dem dunklen Magier mittels nur zwei Schlägen den Gar auszumachen. Es waren magisch aufgeladene Schläge, ja, doch wenn die Weißhaarige bedachte dass der Mann ihren sauberen Dolchstoß in sein Bein zuvor anscheinend problemlos weggesteckt hatte, war sie doch gehörig beeindruckt. Der Maskierte war ausgeschaltet, und wurde dann prompt von den Dreien gefesselt, sodass er hoffentlich keine Gefahr mehr darstellen würde. "Na klar war se das." antwortete Cayra mit einem überheblichen Grinsen als Aska sie ansprach. Zugegeben, sie freute sich wirklich über das Lob, aber gerade bei der Lichtmagierin mit der sie so aneinander geraten war, konnte sie sich solch eine stolze Antwort einfach nicht verkneifen. Darauf begaben die Feen sich zurück nach Schwarzhain, wo sie die Rune Knights kontaktierten, und die Wunde der Feline verarztet wurde, welche zum Glück sehr oberflächlich war. Die Dorfbewohner die sie retten sollten waren ihr eigentlich ziemlich egal gewesen, doch der Dank den sie erfuhren, auch wenn Zahar und Aska eigentlich den Obelisken zerstört hatten, trieb der Lunos irgendwie doch ein Lächeln auf die Lippen.
Als Aska sich auf dem Weg nach Oak Town über das Extragepäck beschwerte, verkniff die Weißhaarige sich lieber einen Kommentar. Allzu gerne hätte sie die van der Velden etwas damit aufgezogen, jedoch ging es ihr selbst auch nicht viel besser, da sie noch mit den Verletzungen durch die Konfrontation mit dem Maskierten zu kämpfen hatte, vor Allem jetzt wo der Kampf vorbei war, und ein großer Teil der Schmerzen nicht länger durch Adrenalin abgeblockt waren. Aber trotz ihrer Wunden, oder vielleicht gerade wegen dieser, hatte sie einen Schritt zugelegt um an der Spitze Dreiergespanns zu laufen. Wie zu erwarten wurde Cayra aber dann darauf angesprochen, was sie von dem Maskierten wusste, weswegen sie sich nachdenklich das Aufeinandertreffen mit dem Mann in Erinnerung rief. "Er is aufgetaucht als ich den Obelisk draußen beobachtet hab, is wie aus‘m Nix hinter mir erschienen. Er hat was davon gesagt dass der Obelisk sein Projekt is und dass es seine Aufgabe is ihn zu beschützen… Ich denk‘s kann gut sein, dass er nich allein dafür verantwortlich is." Es war ein ziemliches Rätsel was es mit dem dunklen Magier auf sich hatte, und zu gerne hätte die Feline näheres herausgefunden, jedoch würde das der Job der Rune Knights sein. Sie sah zu Zahar herüber, als sie erneut von dieser angesprochen wurde, worauf sich nach einem Moment ein breites schelmisches Grinsen auf ihrem Gesicht bildete. "Ach, ich weiß doch, ohne mich wärt ihr aufgeschmissen gewesen!" Jedoch erweichte sich dieses Lächeln dann etwas, während die Lunos den Blick etwas von ihren Kollegen abwandte. "Aber... is ja selbstverständlich." Die Worte die darauf folgten, überraschten sie dann wirklich. Zahar wollte sie also beschützen? Gut, das war nicht wirklich überraschend wenn man das Verhalten der Naga betrachtete, allerdings gab es der Weißhaarigen trotzdem ein ungewohnt wohliges Gefühl, das von ihrer Freundin gesagt zu bekommen. Gleichzeitig wollte sie aber auch nicht wirklich, dass es so weit kam. Sie wollte nicht von Anderen wie ein schwaches Prinzesschen beschützt werden, sie wollte jemand sein der allein mit solchen Gefahren wie dem Maskierten fertig werden konnte, und vielleicht auch jemand auf den Andere sich verlassen konnten. Ihr Lächeln wurde energisch, als sie ihre Antwort gab. "Ach ja? Dann pass aber auf, denn so leicht wird das nich. Ich kann vielleicht nich so doll zuschlagen wie ihr, und hab noch nich so krasse Magie wie ihr, aber bevor ihr‘s wisst hol ich euch ein, und dann mach ich so‘ne Typen fertig, bevor die dich nur berühren können!" Und mit dieser Verkündung richtete Cayra sich wieder nach vorne, wobei jedoch etwas passierte das sie nicht kommen gesehen hatte. Vielleicht hatte sie ihren Rucksack vor dem Rückweg nicht wieder richtig verschlossen, oder vielleicht war er inzwischen einfach lose geworden, aber was auch immer der Grund war, auf einmal löste sich der Reißverschluss an der Seite des Rucksacks, und ehe die Feline sich versah fiel die Weinflasche heraus, die sie vor dieser Quest aus dem Schankraum gestohlen, und dann mitgenommen hatte. Sie hatte inzwischen komplett vergessen dass sie Diebesgut mit sich Trug, doch jetzt würde es wohl kaum noch einer übersehen können, vor Allem Aska, welcher das Teil praktisch direkt vor die Füße gefallen war. Mit einem besorgten, schelmischen Grinsen sah die sie zu ihrer Questleiterin. "Ähhhhh..."
Beginn der C-Rang Quest: Schwarzpocken im Schwarzhain
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„Guten Morgen, Esel“, begrüßte Aurea das Tier, welches so tapfer und hoffentlich ausdauernd den Karren durch die Winterlandschaft nach Schwarzhain ziehen würde. Im Moment standen Esel und Karren noch in Oak Town, doch in Kürze würde die Reise in das finstere Winterdorf beginnen. Man hatte den Magiern freundlicherweise das Tier und das Gefährt zur Verfügung gestellt, doch mitreisen wollte keiner der Zivilisten. Niemand wollte sich mit den ansteckenden Schwarzpocken konfrontieren, das sollten lieber die Magier tun. Es war auch nicht einfach gewesen, Kandidaten für diesen Auftrag zu finden. Alle Gilden wurden angefragt, aber nicht alle nahmen die Anfrage überhaupt an. Letztendlich erklärte sich Aurea von Liberty Phoenix bereit und ein Kollege der Wüstengilde Crimson Sphynx sollte noch dazu stoßen. So wie es schien war Aurea als erste vor Ort, weswegen sie sich die Zeit damit vertrieb, dem lieben Esel ein wenig die Ohren zu kraulen.
Dieser Auftrag war wie geschaffen für die Heilerin. Aber nicht, weil sie aufgrund ihrer Magie mit der Medizin in Berührung kam, nein. Es ging viel mehr darum, dass die Quest ihr die Möglichkeit bot, den Leuten zu helfen. Die zweifelhaften Absichten der dunklen Gilde Royal Crusade machten der Hellhaarigen zu schaffen, damit wollte sie nichts zu tun haben und all dem aus dem Weg gehen. Lieber reiste sie in Namen von der Tarngilde Liberty Phoenix durch die Gegend und erledigte Aufgaben, welche ihren Mitmenschen irgendwie das Leben erleichterten. Vor einer Ansteckung hatte Aurea keine Angst, es gab ja schließlich bereits ein Heilmittel. Abgesehen davon könnte sie sich mit Hilfe von medizinischem Equipment schützen. Sie hatte genug Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel und sogar Mundschutze dabei. Der Wüstenbewohner wäre also problemlos mitversorgt, sollte Bedarf sein. Ansonsten sollte alles da sein, was die Leute brauchten: Nahrungsmittel, sauberes Trinkwasser, Medizin, Decken, Seife und allerlei anderen notwendigen Kram für den Alltag.
Lediglich der Weg nach Schwarzhain würde wohl zum Problem werden, denn der arme Esel würde sich durch Schnee und unebene Gebiete kämpfen müssen. Doch auch für ihn war Futter und Wasser dabei, abgesehen davon trug er bereits eine schöne, warme Decke auf dem Rücken. „Wir verlassen uns auch dich, schließlich ist deine Aufgabe die wichtigste“, sprach Aurea dem Tierchen gut zu, welches sich weiterhin von der ruhigen und sanftmütigen Frau kraulen ließ. Dabei dachte sie gerade an Eohl. Welchen Namen die Grünhaarige wohl diesem Esel geben würde? Maultier? Bei dem Gedanken musste Aurea lächeln. Hoffentlich ging es dem Huhn Henne gut bei dem neuen Besitzer. Und hoffentlich ging es auch Eohl gut. Irgendwann blickte Aurea suchend umher. Allmählich sollte ihr heutiger Partner kommen, oder? Die Leute warteten sicher schon sehnsüchtig auf ihr Eintreffen.
# 01 Jae hatte sich dumme Witze anhören müssen und auch wenn sie diese eigentlich gewohnt war, so konnte sie dennoch nicht vermeiden sich darüber zu ärgern. Die Magierin plante jedoch schon ihrem Frust nach der Quest die Form neuer Verse zu verleihen.
Meine Maske? Du solltest auch eine tragen! Hast du Pickelgesicht denn sonst keine Fragen? Zieh ihn mal hoch, deinen Kragen. Dein Anblick ist so nicht zu ertragen.
Ihr Hirn arbeitete bereits von selbst daran, das war ohnehin nie zu vermeiden. Die Magierin nickte im Takt der Musik, die ihr von ihrem MP3-Player über die Kopfhörer direkt in die Ohren schallte. Sie griff in die Tasche ihrer kurzen Lederjacke, um Block und Stift heraus zu kramen und ihren Einfall zu notieren. Danach wurden die Schreibutensilien auch gleich wieder verstaut. Dass Jae auch hoch im kalten Norden Fiores noch so etwas leichtes wie diese Jacke, ein bauchfreies Oberteil mit Kapuze und Hotpants mit Kniestrümpfen und stylische Sneaker trug, lag daran, dass sie kaum mehr Schmerz spürte. Die Kälte kümmerte sie kaum, außer dass sie bemerkte wie ihre Bewegungen, grade die ihrer feinen Gliedmaßen wie die der Finger, sich verlangsamte. Aber was solls, dann brauchte sie für feinmotorische Handlungen eben einen Moment länger. Gelassen spazierte die Grünhaarige durch das Stadttor in Oak Town hinein. Dort fiel ihr auch schon der mit einem Esel bespannte Karren, sowie eine junge Frau auf, die gleich neben dem Tier stand und es betätschelte. Und… sah sie richtig? Unterhielt sich die Dame sogar mit dem Vieh? Jae ging die Straße entlang und näherte sich dem, was sie als den Transport ausmachte, den sie in Richtung Schwarzhain begleiten sollte. "Yo!", sprach die Magierin, während sie an die Fremde herantrat. Dabei hob sie zum Gruße locker die Hand, ehe sie die zweite dazu nahm um die Kapuze nach hinten zu schieben und die Kopfhörer aus den Ohren zu nehmen, sodass sie nun vorne herumbaumelten. "Ist das die Dreiundsiebzig Dreiundfünfzig mit dem Notfalltransport nach Schwarzhain?" Hehe, wenn man 7353 auf ein Blatt schrieb und es umdrehte, bildeten die Zahlen das Wort Esel. Ein Joke, bei dem die Untote selbst sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ob er jedoch verbal überhaupt anklang fand war äußerst fraglich. Jae musterte die Frau, die wahrscheinlich ihre Partnerin für diese Quest war, ohne sich wirklich Mühe zu geben das unauffällig zu machen. Sie sah irgendwie so… nett und naiv aus. Vermutlich war sie die erste gewesen, die sich für diese Mission freiwillig gemeldet hatte. Schließlich konnte man da Menschen in Not helfen! Die Grünhaarige hingegen wurde fast dazu gedrängt nach Oak Town zu reisen. Sie trage ja eh immer eine Maske, hatten sie gespottet. Sie sind ihr so sehr auf den Geist gegangen, bis die Magierin schließlich nachgab und sich auf den Weg machte. "Ich bin Jae, von der Gilde Crimson Sphynx.", fügte sie jedenfalls an, nachdem sie ihre Gegenüber einen Moment lang begutachtet hatte. Danach fiel ihr Blick auf den Karren. "Ist auch alles da? Warst du dabei, als der Karren gepackt wurde?", fragte die Untote weiter. Wäre wirklich zu blöd, wenn sie das Ding bis in den Schwarzhain brachten und sich dann herausstellte, das etwas fehlte und sie noch einmal loslaufen mussten oder so. Nein, Jae wollte diese Quest so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Während der Esel das Kraulen durch Aurea wahrlich zu genießen schien, hatte auch sie Freude daran. Er war so wunderbar warm und weich! Das war gerade bei diesen kalten Temperaturen angenehm. Abgesehen davon wäre es bestimmt gut, es sich nicht mit dem Tier zu verscherzen, schließlich wären die Magier auf es angewiesen. Als Aurea dann plötzlich angesprochen wurde, wandte sie sich fragend um. Vor ihr stand ein junges Mädchen, welches das Gesicht mit einer Maske bedeckt hatte. Ah, das war sicherlich ihre Partnerin! Sie wollte wohl kein Risiko eingehen und trug schon jetzt einen Mundschutz, um sich vor den Schwarzpocken zu schützen. „Hallo!“, begrüßte auch die Heilerin sie in fröhlichem Ton und mit einem freundlichen Lächeln. Die Fremde nahm ihre Kapuze ab und zog sich Ohrenstöpsel aus den Ohren, da sie wohl gerade Musik gehört hatte. Dabei entblößte sie ihr grünes Haar. Aurea staunte nicht schlecht über diese tolle Haarfarbe! Es sah schön aus und die lilafarbenen Augen verliehen ihr etwas Einzigartiges. Das war schön bunt und nicht so eintönig, wie bei der Heilerin. Doch so sah das Erbgut der Familie Dhakalis eben aus. Die folgenden Worte der Fremden verstand Aurea jedoch nicht. Was hatte es mit den Zahlen auf sich? Fragend sah die Hellhaarige zu ihrem Gegenüber, lediglich den zweiten Teil hatte sie verstanden. „Zumindest ist das der Notfalltransport nach Schwarzhain, ja!“, versicherte sie lächelnd, ehe sie verunsichert die Arme verschränkte. „Aber was es mit den Zahlen auf sich hat, weiß ich nicht“, gestand sie bedauernd. Dass es sich dabei um die Zahlen handelte, welche das Wort „Esel“ umgedreht ergaben, darauf kam Aurea beim besten Willen nicht.
Die junge Frau bemerkte durchaus, wie ungeniert ihre heutige Partnerin sie musterte. Es war nicht höflich, aber Aurea behielt ihr sanftes, unerschütterliches Lächeln dennoch. Die Magierin stellte sich als Jae von Crimson Spyhnx vor, was Aurea nickend zur Kenntnis genommen hatte. „Freut mich. Ich bin Aurea aus der Gilde Liberty Phoenix“, erwiderte sie ihrerseits die Vorstellung und verzichtete, so wie auch Jae, auch ihren Nachnamen. Das hatte keinen Grund, sie wollte es der Grünhaarigen einfach gleich tun. Der Name Yihwa war Aurea natürlich bekannt, schließlich hatte sie erst kürzlich einen Tag mit Eohl verbracht. Dass ihre Cousine vor ihr stand, ahnte die Dhakalis nicht. Sie war so unbedarft, dass sie nicht einmal einen Zusammenhang wegen des grünen Haars sah.
Jae wandte sich kurz darauf auch schon dem Karren zu und wollte wissen, ob dieser bereit sei. Da konnte Aurea sie zum Glück beruhigen! „Ja, es sollte alles da sein! Ich war dabei, als er beladen wurde und bin alles noch einmal mit dem netten Herrn durchgegangen“, versicherte sie ihrer Partnerin und lächelte unentwegt. „Ich konnte früh hier sein, meine Anreise ist nicht lang. Wollen wir gleich los?“, fragte die Hellhaarige und erstmals fiel ihr auf, dass Jae ja gar nicht wetterfest gekleidet war. Ohje, sie würde sich noch den tot holen! Aurea selbst war in einen dicken Mantel mit Schal und Handschuhen gepackt. „Sag, Jae, ist dir denn nicht kalt?“, fragte sie schließlich neugierig. „Dieses Klima muss doch eine enorme Umstellung für dich sein, wenn du eigentlich aus der Wüste kommst, oder?“, betrieb Aurea ein wenig Konversation. Es war schön, mal ein wenig plaudern zu können. Die junge Frau fühlte sich in Royal Crusade sehr einsam. Hoffentlich wäre Jae offen für eine Unterhaltung. Nach dem fröhlichen Schnalzen durch Aurea setzte sich der Esel in Bewegung und hatte Mühe, den Karren ins Rollen zu bringen. Doch als es ihm gelungen war, setzte er zu einem guten Reisetempo ein. Noch war der Weg eben, doch bald schön würde es auf und ab gehen - auf schmäleren und breiteren schneebedeckten Pfaden. „Es gibt Decken auf dem Karren! Falls dir kalt wird, stört es bestimmt niemanden, wenn du dir eine ausleihst!“, bot Aurea ihr freundlich lächelnd an.
# 02 Der erste Eindruck ihrer Questpartnerin bestätigte sich mehr und mehr. Alleine schon wie diese Frau sie anlächelte. Sie war sicher die gütigste Seele unter den Magiern ihrer Gilde. Jedenfalls bestätigte sie, dass es sich um den Notfalltransport nach Schwarzhain handelte. Nur was den Zahlencode anging, da war sie sich noch unschlüssig. War ja klar. Dieser Witz war viel zu umständlich und kompliziert gewesen, als dass man ihn verstehen würde. Zumindest verbal und nicht schriftlich vorgetragen. Sogleich winkte Jae ab. "Ach, unwichtig.", sprach sie, um diesen blöde Joke damit unter den Tisch fallen zu lassen. "Aber dann bin ich ja richtig." Die Dame stellte sich ihr dann als Aurea von Liberty Phoenix vor. Dass sie einander nur ihre Vornamen verrieten war für die Grünhaarige alles andere als ungewöhnlich. Solange sie es mit niemandem zutun hatte, der total verbohrt und distanziert war, reichten Vornamen doch auch vollkommen aus. Es war nicht einmal ihre Absicht gewesen, ihre Abstammung zu verschleiern, ganz im Gegenteil. Hätte Aurea ihr von Eohl erzählt, hätte das die Magierin in ihren Vorhaben ein unglaubliches Stück weiter nach vorne katapultiert. So aber kannten sie einander nur als Jae und Aurea, aus Crimson Sphynx und Liberty Phoenix. Damit war die Vorstellung auch schon absolviert und Jae wandte sich dem Karren zu. Aurea antwortete pflichtbewusst auf die Fragen, die sie ihr stellte. Auch wenn sie wie ein naives Mädchen wirkte, erleichterte das wohlmöglich die Arbeit der Maskierten. Aurea erklärte noch, dass sie aufgrund ihrer kurzen Reise früh da war und das Beladen des Karrens selbst begleitet hatte. Damit waren sie tatsächlich abreisebereit. Als die gute Seele Jae auf ihre Kleidung ansprach, erschrak diese. So ein Mist! Daran hatte sie gar nicht gedacht! Ja, ihr war einfach nicht kalt und sie hatte keinerlei Probleme mit dieser Umgebung, aber dass sie mit ihrem Stil natürlich auffallen würde, hatte sie nicht bedacht. Wie sollte sie ihren Aufzug erklären, ohne dabei zu offenbaren, dass sie eine Untote war? "Ah, ach weißt du…", reagierte Jae etwas nervös, während sie sich ihrer Partnerin wieder kopfkratzend zuwandte. "Ich komme ja gar nicht aus der Wüste. Mich dort aufzuhalten, das ist viel schwieriger für mich, verstehst du? Hehe…" Jae lachte verlegen. Als Aurea ihr mitteilte, dass sie sich sicher auch an den Decken bedienen konnte, die sie nach Schwarzhain brachten, warf die Grünhaarige erneut einen Blick auf den Karren. "Oh, das… das ist eine gute Idee!" Sie reichte über das Holz der Seitenverkleidung, packte sich eine Decke und warf sich diese sofort über die Schultern. "Ich hab mich doch ein wenig überschätzt. Ganz schön kalt hier oben im Norden…" Was für ein schlechtes Schauspiel… In den neuen, wärmenden Stoff gehüllt, begleitete die Untote den Karren indem sie seitlich davon spazierte. Aurea hatte den Esel mit einem Zungenschnalzen zum Loslaufen bewegt. "Sag, Aurea, wie weit ist es bis Schwarzhain? Kennst du den Weg?" Sie sagte ihre Anreise sei nicht weit gewesen. Sie wohnte also nicht allzu fern, vielleicht kam sie sogar aus der Nähe! Wenn sie Ortskenntnis mitbrachte, konnte das nützlich für sie sein. "Und was hat dich dazu bewegt diese Quest anzunehmen?" War es aus reiner Gutherzigkeit, so wie sie vermutet hatte?
Jae winkte ab und erklärte somit nicht, was es mir der eigenartigen Zahlenkombination auf sich hatte. Aber das war wohl in Ordnung. Wäre es wichtig gewesen, hätte Aurea es bestimmt erfahren. Die junge Frau hatte eigentlich einen guten ersten Eindruck von Jae. Natürlich hatten sie sich noch kaum ausgetauscht, aber für den ersten Augenblick machte sie einen ganz netten Eindruck. Da blieb nur zu hoffen, dass das so blieb und die beiden Magierinnen gut miteinander auskämen. Doch als Aurea Jae auf ihr luftiges Outfit in der Eiseskälte ansprach, schien sie der Grünhaarigen bereits ein wenig auf den Schlips getreten zu sein. Zumindest hatte die Dhakalis den Eindruck, dass sie Jae unbeabsichtigt in Erklärungsnot gebracht hatte. Das war natürlich nicht ihre Absicht gewesen.. Doch die Maskierte begründete das Ganze sehr geschickt. Verstehend nickte Aurea also und versuchte, die Arme diesmal nicht so zu brüskieren. „Oh, ich verstehe. Ein Jammer, dass sich deine Gilde dann ausgerechnet in dieser Region Fiores befindet“, meinte Aurea mitfühlend und lächelte wieder nur. Sie selbst wäre lieber in der Wüste, als in Royal Crusade.
Es war schön, dass Jae die Idee annahm und sich eine Decke vom Karren nahm. Darüber hinaus fiel der Dhakalis gar nicht auf, dass sie gerade Opfer einer Scharade wurde. Sie dachte eher, dass die Grünhaarige vielleicht nervös war, weil sie einander nicht kannten oder dass sie vielleicht wegen des Auftrages aufgeregt war. Aber dass eine Untote vor ihr stand? Nein, damit rechnete die Hellhaarige beim besten Willen nicht. „Bedien dich bitte, es stört bestimmt niemanden!“, versicherte Aurea ihr erneut und blickte dann wieder geradeaus, damit die Grünhaarige sich in Ruhe eine Decke vom Wagen nehmen und sich über die Schultern legen konnte. Kurz darauf erkundigte sie sich auch schon nach der Strecke. „Ja, ich kenne den Weg. Nord-Fiore ist mir recht gut bekannt. Von Oak Town aus gehen wir etwa zwei Stunden. Das sollte heute hinkommen, das Wetter ist stabil“ Dann streichelte ein wenig über den Hals des Esels. „Es wird nur leider nicht immer eben dahingehen. Hoffen wir einfach, dass er es gut schaffen wird“, sagte Aurea und meinte damit den Esel. Er war ganz toll! Wirkte allerdings ein wenig.. alt. „Vor allem bergab müssen wir ihm beim Bremsen helfen“, meinte sie nachdenklich.
Lächelnd blickte Aurea zu ihrer Partnerin, als diese sie nach ihren Beweggründen für die Quest fragte. Es war schon eigenartig, mit jemandem zu sprechen, der stets einen Mundschutz trug, aber die Dhakalis nahm es geduldig hin. Es störte ja nicht! Tja.. aber der Auftrag. Naja, zum einen weil er sich im Norden des Landes befand. Ohne Aufpasser würde ihr Vater Aurea niemals erlauben, dieses Gebiet zu verlassen. Er traute ihr nicht. Und weil sie solche Angst vor ihm hatte, kam sie seinen Bedingungen nach. Ein anderer Grund war, dass es eine Liberty Phoenix Quest war, die erledigte Aurea bevorzugt. Doch der einzige Grund, welchen sie Jae nennen konnte, war: „Weißt du.. es hat sich niemand gefunden, der das übernehmen möchte. Ich habe keine Angst vor Schwarzpocken, daher ist es für mich in Ordnung“ Man musste ja nur aufpassen und es gab im Notfall ein Medikament. Dann lächelte sie Jae noch breiter an: „Und irgendjemand muss den Leuten ja helfen“ Ja, zugegeben - sie tat es aus Nächstenliebe. Und als Heilerin tat sie natürlich gut daran, auch über diese Krankheit zu lernen. „Und du? Fürchtest du dich vor der Krankheit?“, fragte sie Jae und deutete auf ihre eigene Mundpartie, um auf den Mundschutz anzuspielen. „Hättest du die Möglichkeit gehabt, abzulehnen?“ Wenn Aurea so darüber nachdachte, hätte sie noch viele Fragen an Jae über andere, normale Gilden.
# 03 Diese Frau schnüffelte doch nicht etwa in ihren Angelegenheiten, oder? Was ging es sie denn auch an, wie sich Jae kleidete? Das war doch ihre Sache? Schlimm genug, dass diese sich dafür extra Ausreden einfallen lassen musste. "Hehe… Ja, ein Jammer. Sollte wirklich mal überlegen die Gilde zu wechseln.", lächelte die Grünhaarige ihrer Partnerin verlegen zu. Dabei hoffte sie, dass das Thema sich damit auch geklärt hatte. Immerhin warf sie ja sogar extra eine Decke über, die sie eigentlich gar nicht brauchte. Nun sah sie wie so eine komische Bettlerin oder so aus. Sie hatte sich die Quest sicher anders vorgestellt, aber da musste sie nun durch. Immerhin hatte sie scheinbar eine naive, überfreundliche Kameradin. Das war besser als irgend so ein nerviger, arroganter Trottel. "Äh, ja. Ich gebe sie ja ab, wenn wir da sind.", entgegnete Jae noch bezüglich der Decke, die sie sich ja nur borgte! Scheinbar kannte Aurea sich in dieser Region wirklich aus. Sie schätzte sogar eine Reisezeit, anhand des Wetters und eben ihrer Kenntnisse. "Bremsen helfen?", erkundigte sich die lebende Tote überrascht, gleich nachdem sie diese Worte vernommen hatte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ihr ein Trottel an die Seite gestellt worden wäre? Also ein kräftiger Trottel? Aureas Ortskenntnisse waren bereits praktisch gewesen, um den Verlauf der Quest einschätzen zu können. Aber einen Karren bremsen, damit er nicht bergab rollte? Schafften sie das? "Du hast nicht zufällig einen nützlichen Zauber im Petto, der uns da helfen kann?" Und wenn es nur eine Elementarmagie war, mit der sie irgendetwas vor den Karren zaubern konnten, um ihn zu stoppen. Davon, den Karren einfach an einen anderen Ort zu teleportieren war Jae leider noch ewig weit entfernt. Wenn sie das könnte, wäre sie aber vermutlich auch nicht unterwegs um einen blöden Eselkarren von einem Ort zum nächsten zu bringen. Aurea erklärte auf Jaes Frage hin, dass sich niemand anderes gefunden habe um diese Quest zu bestreiten. Außerdem habe sie keine Angst vor Schwarzpocken. Ach und jemand musste den Leuten ja helfen. Ha! Also doch! Sie war sone gute Seele. Verdutzt blickte Jae drein, als Aurea während des Redens auf ihren eigenen Mund deutete. Ob sie sich vor der Krankheit fürchtete? Ob sie hätte ablehnen können? "Ich?" Ach, ihre Maske! Die passte ja zufällig irgendwie zu dieser Quest! "Oh, ja!" Nein. "Diese Krankheit ist mir wirklich unheimlich!" War sie nicht. "Hab ein schlechtes Immunsystem, weißte? Und nein, ablehnen konnte ich irgendwie nicht so leicht…" Immerhin das stimmte, also das Letzte. So stapften die beiden Damen an der Seite des Eselkarrens aus Oak Town heraus. Zwei Stunden würde die Reise dauern, wenn man Aureas Worten Glauben schenken konnte. Jae war kein Fan von Spatziergängen, aber da musste sie wohl durch. Die drohende Langeweile ließ sich ja vielleicht mit dem Gespräch verdrängen. "Kommst du denn von hier oder wie?", horchte die Grünhaarige weiter nach, um etwas über ihre Kameradin in Erfahrung zu bringen.
Amüsiert lächelte Aurea ihre Partnerin an, als diese meinte, aufgrund der Hitze vielleicht die Gilde wechseln zu sollen. Die Dhakalis nahm es als Scherz auf und ließ das Thema dann auch ruhen, was Jae sicherlich freuen würde. Die Heilerin merkte nichts davon, dass die Untote sich gerade innerlich so wand. Sie ahnte ja nicht einmal, dass sie kein lebendiger Mensch ist. Eigentlich war es Aurea im Moment nur ein Anliegen, dass die Arme nicht fror. Die Dhakalis mochte ein Gutmensch sein, aber daran war per se nichts Schlechtes. Sie erfreute sich einfach an der Tatsache, heute mit jemandem zusammen zu sein, der nicht Teil einer dunklen Gilde war.
Zugegeben, dass mit dem Bremsen könnte schwierig werden, aber nicht unmöglich. Zivilisten mussten das ja auch schaffen, da würden zwei Magierinnen das doch erst recht packen, oder? Zugegeben, die meisten Personen, welche in diese Bredouille kamen, waren Männer. Männer mit Muskeln von der täglichen, körperlichen Arbeit. Weder Jae noch Aurea waren besonders stark, so viel sei gesagt. Aber irgendwie würde es schon klappen! Sie durften den Esel nicht im Stich lassen. Einen nützlichen Zauber konnte Aurea aber nicht aufweisen. „Leider nicht, nein. Für so etwas ist meine Magie nicht geeignet. Aber es ist wirklich nicht so schwer! Wenn der Esel bergabgeht, packt je eine von uns hinten links und rechts an, um den Wagen daran zu hindern, ihn zu überrollen. Wir müssen ihn nur ein wenig ausbremsen“ Onkel Georgius hatte schließlich auch einen Wagen gehabt, um seine selbst gebauten Instrumente zu transportieren. Und Aurea war oft mit ihm mitgereist, wenn er sie auslieferte. Er hatte ihr gezeigt, wie das geht. Aber vielleicht hatte Jae ja eine bessere Alternative? Aurea konnte es nur hoffen, denn es war anstrengend! „Hast du denn einen hilfreichen Zauber dafür?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Wie Aurea bereits vermutet hatte, fürchtete sich Jae vor den Schwarzpocken. Es war schon beinahe niedlich, dass sie die Maske bereits trug, noch bevor sie das verseuchte Dorf überhaupt erreicht hatten. Aber sie würde ihr das nicht vorhalten. Wenn sie sich so wohler fühlte, was es in Ordnung. Vor allem dann, wenn sie ein schlechtes Immunsystem hat. Irgendwie tat Jae Aurea leid.. dass sie den Auftrag, der ihr so viel Unwohlsein bescherte, nicht ablehnen konnte.. Sie konnte das Gefühl gut nachempfinden. „Ganz genau. Das heißt, eigentlich komme ich aus Crystalline Town. Aber die Gebiete rund um die großen Städte wie Oak Town sind mir bekannt“ Auch wenn Aurea den Großteil ihrer Kindheit in Zentral-Fiore bei ihrem Onkel gelebt hatte, so kannte sie sich in ihrer Heimat gut genug aus, um sich im Großraum der beiden Großstädte auszukennen. Sie lächelte ihre grünhaarige Partnerin fröhlich an. „Ich war viele Jahre in Crocus Town, dort war mir das Klima viel lieber. Ich glaube, ich würde sogar die Wüste diesem kalten Ort vorziehen“, verriet sie ihr gut gelaunt.
Die beiden Damen waren schon über eine Stunde unterwegs, als der gefürchtete Hang erreicht war. Aurea bremste den Esel früh genug und sah sich den Pfad an. Er würde es schaffen, aber durch den Schnee könnte der Karren unter seinem Ladegewicht zur Walze werden. Es half nichts und es waren ja keine hundert Meter, vielleicht.. siebzig. „Schwarzhain befindet sich in einem Tal“, erklärte Aurea diesen dummen Umstand. Dann sah sie entschlossen zu Jae. „Also gut. Siehst du das überstehende Holz an der Kante hinten am Wagen?“, fragte sie und griff an ihres an der linken Seite des Karrens. „Halt gut daran fest, zu zweit schaffen wir es“ Der Esel schritt langsam los, auch er merkte, dass der gemächliche Spaziergang nun vorerst ein Ende hatte. Und so hielt Aurea ihrerseits mit aller Kraft den Wagen bei sich, damit er schön sein Tempo behielt. Kraft hatte sie nicht viel, weswegen sie schon bald ins Schwitzen geriet und ihr die Arme schmerzten. Aber es half nichts.. Und Schwarzhain lag nicht mehr weit.
# 04 Es war Jae durchaus sehr angenehm, als es nicht mehr um ihre Person oder ihre Gildenwahl ging. Sie schaffte es das Thema irgendwie zu beenden und so konnte es endlich um ihren Auftrag und den Eselkarren gehen. Aurea merkte gleich an, dass sie den Esel dabei unterstützen mussten, wenn es bergab ging. Der Karren bremste schließlich nicht von alleine und das Tier würde einfach angeschoben werden. Leider waren seine Begleiter zwei eher zierliche Damen und auch wenn Jae nur für sich selbst sprechen konnte, so war sie nicht wirklich kräftig. Alleine die Tatsache, dass sie sich nach der Magie ihrer Kollegin erkundigte, wies ja auch darauf hin, dass ihr keinerlei magische Tools zur Verfügung standen, die ihr in dieser Situation helfen konnten. Leider konnte auch Aurea nicht mit nützlichen Zaubern dienen. Sie merkte aber an, dass es ja nicht so schwierig sein konnte den Karren etwas auszubremsen. "Na wenn du das sagst…", gab die Grünhaarige von sich. Worte, die keineswegs vor Überzeugung strotzten. Sicher war sich Jae nämlich nicht bei der Sache. Wenn sie es nicht schafften den Karren zu halten und der Esel vielleicht sogar verletzt wurde, dann hatten sie den Salat. Dann durften sie das Zeug komplett selbst ins Dorf schleppen oder so! Das wären einige Fußmärsche… Keine schöne Vorstellung. Dass Naivchen die Gegenfrage stellte, war jedenfalls nicht wirklich überraschend. "Nein, leider nicht.", entgegnete die Neu-Rapperin ihrer Gefährtin, begleitet von einem leichten, enttäuschten Kopfschütteln. Die Magierin, die sie einst war, hätte das ganze Zeug vielleicht mit ihrer Magie direkt nach Schwarzhain bringen können. Doch solche Kräfte besaß sie nicht mehr. Der Weg dorthin zurück war ein sehr mühseliger… Dass Jae plötzlich eine Hypochonder mimen musste, war ihr weitaus unangenehmer als die Krankheit selbst. Es stellte sie so uncool und ängstlich dar. Auch wenn das nervig war, so erübrigte es ihr immerhin die Erklärungsnot bezüglich des Tragens ihrer Maske. Es war eine Ausrede, die für ihre Situation prädestiniert war. Eine Art geringeres Übel, mit dem sie sich abfinden musste. Immerhin ersparte ihr das weitere Fragen und ihre Identität als Untote wurde nicht aufgedeckt. Auf Jaes Frage hin, erzählte Aurea dann ein wenig mehr über sich selbst. Wie sich herausstellte kam sie aus der Nähe, also aus Crystalline Town. Daher auch ihre Ortskenntnis, die ihnen in dieser Mission von Nutzen sein konnten. Schließlich erzählte sie noch von einem Aufenthalt in Crocus und griff auch Aloe noch einmal auf. Jae schmunzelte kurz, was sich lediglich an dem Verschieben ihrer Augenpartie ablesen lassen konnte. "Was haste in Crocus gemacht, wenn ich fragen darf? Und warum bist du dann nicht dortgeblieben?", fragte die Magierin neugierig. Wenn Aurea sogar in der Wüste lieber wäre als im Norden und sie das Klima in Zentralfiore so angenehm fand, was hielt sie davon ab dort zu bleiben? Die beiden unterhielten sich relativ munter und so verstrich die Zeit angenehm schnell. Blöd nur war, dass sie damit dem gefürchteten Hindernis in Form eines Abstiegs immer näherkamen. Bis sie ihn schließlich erreichten. Es ging bergab, also war die Hilfe der Magierinnen gefragt. Aurea erklärte, dass Schwarzhain in einem Tal lag. Es führte also kein Weg daran vorbei, sie mussten so oder so bergab. "So ein Mist…", fluchte Jae halblaut. Sie nahm die Decke von den Schultern und warf sie achtlos auf den Karren. Aurea erklärte ihr derweil, wo sie am besten greifen konnte. Dann packte die Grünhaarige auch gleich zu. "Können wir den Esel nicht umgekehrt einspannen, dass er den Karren hält oder so?", maulte Jae schon fast, während sie sich bereits an das Holz des Karrens klammerte und nach hinten lehnte. Sie versuchte ihr gesamtes Gewicht dem Eigengewicht des Gefährts entgegenzubringen, was leider bei weitem nicht ausreichte um ihn wirklich spürbar zu bremsen. Muskelkraft war gefragt… Jae zog so gut sie konnte am Eselkarren. Ob es etwas brachte wusste sie nicht. Jedenfalls verpuffte diese eventuelle Wirkung mit einem Mal, als sie mit ihrem weniger festen Schuhwerk plötzlich auf ein paar losen Steinen aus- und wegrutschte. Unsanft landete die Assassine mit ihrem Hintern auf dem steinigen Untergrund. Nun war es nur noch Aurea, die den Wagen hielt!
Jae stellte eine einfache Frage, welche dem lockeren Smalltalk der beiden Damen angemessen war. Und doch löste diese Frage viel in Aurea aus und sie wusste, dass sie nun den Punkt erreicht hatte, an welchem sie dem Thema ausweichen sollte. Es wäre wohl am besten, sie würde die Grünhaarige mit einer Antwort abspeisen, welche weitere Fragen zu privat machen würde. Dann blieb nur noch zu hoffen, dass Jae die Diskretion wahren würde, nicht weiter nachzufragen. „Es ist eigentlich nicht der Rede wert, ich habe in Crocus Town eine weiterführende Schule besucht und dann an der Universität studiert“, erzählte sie ihr und ließ das Detail aus, dass sie dieses Studium leider nicht mehr abschließen konnte. „Meine Familie lebt hier im Norden und ein Schicksalsschlag ließ mich zu ihnen zurückkehren. Ich denke, dass ich vorerst hier bleiben werde“, erzählte sie Jae wehmütig und rang sich zu einem Lächeln durch. Der Tod ihres Bruders nagte noch immer an Aurea, wenngleich sie wusste, dass er ihr gegenüber nicht besonders tiefe geschwisterliche Gefühle gehabt hatte.
Die Laune der Magierin aus der Wüste schien sich schlagartig zu verschlechtern, als der unangenehme Teil der Anreise begann. Aurea bedauerte es sehr, dass sie ihr keine alternative Möglichkeit anbieten konnte, doch es half alles nichts. Der Esel brauchte Hilfe und die Idee von Jae, den Esel umgekehrt einzuspannen, wäre noch gefährlicher für das Tier. Zum einen war die Vorrichtung zum Einspannen nur auf einer Seite des Karrens und rückwärts konnte man das Huftier nicht den Hang runtergehen lassen. Die Dhakalis hatte den beinahe patzigen Tonfall bemerkt, doch konnte sie nur wie immer sanft lächeln. „Ich fürchte, uns bleibt keine Wahl. Aber es ist ja nur dieser Hang, dann sind in Schwarzhain“, versuchte sie Jae zu beruhigen. Die ersten Meter klappten ganz gut, wenngleich es für die beiden zierlichen Damen ein ziemlicher Kraftakt war, den Karren für den Esel auszubremsen. Das Unheil nahm darüber hinaus seinen Lauf, als Jae ausrutschte und im Schnee landete und somit nicht länger helfen konnte. Der Wagen machte einen Sprint nach vorne und Aurea konnte ihn kaum noch halten. Mit letzter Kraft und vollem Körpereinsatz versuchte sie irgendwie, etwas Schlimmes zu verhindern.
„Haltet durch, ich komme!“, hörte sie plötzlich eine männliche Stimme und blickte auf. Ein Mann mittleren Alters kam aus der entgegengesetzten Richtung und lief so schnell er konnte den Hang hinaus zum Karren. Er sah kräftig und entschlossen aus und packte in der Mitte des hinteren Wagenteils an, um festzuhalten. „Vielen Dank! Das ist unglaublich nett von Ihnen!“, bedankte sich Aurea zugleich erleichtert, woraufhin der Mann ihr lächelnd zunickte. Er brachte den Karren mit dem Esel sicher nach unten und Aurea lief zu Jae, um nach ihr zu sehen. „Geht’s bei dir? Ich hoffe, du hast dir nicht weh getan“, tat sie ihre Sorge kund, ehe sie hinter sich zu dem Mann blickte. „Wir haben wirklich großes Glück!“ Ob dieser Mann ein Bewohner von Schwarzhain war?
So oder so, die drei Personen und der Esel hatten Schwarzhain endlich erreicht. Dort angekommen bedankte sich Aurea erneut bei dem Mann, welcher sich bester Gesundheit erfreute. Er beteuerte zudem, dass er beim Abladen helfen wollen würde. Aurea nahm sich ihrerseits einen weißen Einweg-Overall, Latexhandschuhe und einen Mundschutz, zudem band sie sich das lange Haar zu einem Dutt und verbarg es unter der Kapuze. Als Medizinerin wollte sie nicht unbedingt ein Risiko eingehen, schließlich ging es nicht nur um ihren Schutz, sondern auch um den der Menschen in ihrem Umfeld in der Gilde. Sie bot auch Jae und dem Helfer diese Utensilien an und je nach dem konnten sie auch endlich loslegen.
# 05 Jae war eigentlich nicht grade die empathischste Person und sie war in der Regel auch nicht besonders neugierig, wenn es darum ging in dem Leben anderer Leute herum zu bohren. Doch der Smalltalk der beiden Magierinnen führte per Zufall in diese Richtung und sie wusste auch nicht so recht worüber sie sonst reden sollte. Immerhin war die Magierin auch relativ verschlossen was ihr eigenes Leben anging. Das galt sowohl für ihre weitreichendere Vergangenheit als auch für die Hintergründe zu ihrer Maske. Zumindest letzteres hatten die beiden ja bereits abgehakt. Jae hatte Aurea eine Lüge aufgetischt, beziehungsweise sich der Vorlage und der Umstände der Quest bedient. Tatsächlich wurde der Tonfall der Grünhaarigen rauer, als sie selbst einsah, dass wohl kein Weg darum herum führte selbst Hand an den Karren zu legen. Dabei war die miese Laune der Magierin natürlich nicht auf ihre Kollegin gerichtet, die ja auch nichts dafürkonnte. "Och man…", gab sie also noch kleinlaut von sich, nachdem Aurea sich für ihre hirnrissigen Ideen nicht hatte begeistern können. Es sei ja nur der eine Hang. Na hoffentlich ging das auch gut…
… ging es nicht. Zumindest drohte alles so richtig schief zu laufen, als Jae plötzlich wegrutschte. Mit ihren coolen, stylischen Sneakern war sie für einen Abstieg an einem felsigen, verschneiten Hang auch wirklich nicht gut ausgerüstet. Da die Kraft der Yihwa also wegfiel, war Aurea plötzlich auf sich alleine gestellt. Sie gab sich größte Mühe, doch alleine würde sie den Karren bestimmt auch nicht sicher heruntergeleiten können. Glücklicherweise tauchte genau zur rechten Zeit ein Mann auf, der Aurea heroisch zur Seite sprang, um den Karren zu bremsen, bis er wieder ebeneres Gelände erreicht hatte. Das hätte wirklich schiefgehen können! Als Jae bemerkte, dass die Zwei alles im Griff hatten, schwand auch der Drang sich sofort aufzuraffen und wieder zum Wagen zu rennen. So blieb sie einen Moment sitzen um sich nach dem Sturz zu mustern. Ihr Hintern schmerzte etwas und sie hatte sich die Wade an einem scharfkantigen Felsvorsprung aufgeschürft, doch ein Hindernis würde das für die weitere Reise nicht darstellen. Während die Magierin sich also darum sorgte, wie ihre Kleidung diesen Unfall überstanden hatte, eilte ihre Kameradin auch schon vorbei um sich nach ihr zu erkundigen. Passte zu ihr. Eine wirklich gute Seele. "Ach, halb so wild. Nur ein Kratzer.", spielte die Magierin mehr oder minder herunter, gab es eigentlich auch nichts zu beschönigen. Doch Jae ahnte ja nicht, dass sie mit Aurea eine Kameradin bei sich hatte, die in der Lage war ihre Wunden zu heilen!
Kurz darauf waren die Zwei Drei dann im Schwarzhain angelangt. "Ja, war echt cool von dir.", fügte Jae dem Dank ihrer Kollegin an, nachdem sie diesen an den Fremden weitergegeben hatte. Ohne ihn wären sie vermutlich echt aufgeschmissen gewesen. Der Esel wurde einfach samt Karren mitten im Dorf geparkt und der Mann, der Aurea zur Seite gesprungen war, erklärte sich sogar bereit weiter zu helfen, also beim Entladen und Verteilen. "Ach, ich hab schon, danke. Mehr brauche ich nich.", lehnte die Grünhaarige das freundliche Angebot Aureas, ihre medizinische Ausrüstung zu teilen, ab. Sie dachte aber auch gar nicht mehr daran sich die Decke überzuwerfen und so zu tun als wäre ihr bitterkalt. Stattdessen gab sie jede Decke, die sie vom Wagen aufnahm, an bedürftige Dorfbewohner weiter, die dafür extra an sie herantraten. Diesen Karren herzuschaffen war zwar nervig, aber es fühlte sich dafür echt gut an, diesen Menschen zu helfen. Sie wirkten alle so dankbar dafür, das sah sie ihnen alleine in den Augen an. Die Leute brauchten dafür nicht einmal etwas zu sagen.
Es war wirklich ein großes Glück für die beiden körperlich schwachen Magierinnen, dass der Mann aus Schwarzhain, welcher wohl ein Bewohner dieses Dorfes war, zur rechten Zeit am rechten Ort erschienen war. Er hatte das Unheil schnell bemerkt und eilte zum Wagen, um Aurea zu entlasten und den Esel mitsamt Karren sicher ins Tal zu bringen. Als alles soweit sicher war, konnte sich die Dhakalis auch schnell ihrer heutigen Kollegin widmen, welche gestolpert und unschön gefallen war. Bei ihr angekommen erkundigte sie sich sogleich nach ihrem Wohl. Jae tat das alles ziemlich gelassen ab und meinte, dass alles gut sei und sie sich nur einen Kratzer zugezogen habe. Aurea bemerkte die kleine, blute Wunde an der Wade der Grünhaarigen. Ihre Haut war hell und das Schnee umso herum ebenso, da stach die dunkelrote Farbe regelrecht hervor. „Wenn du erlaubst, kann ich die Wunde mit Hilfe von Magie reinigen und verschließen. Du solltest kein Risiko eingehen, mit Infektionen ist nicht zu spaßen“, riet sie ihr mit ernster Miene und war froh, als die Einwilligung kam. Also ging Aurea in die Hocke und hielt ihre rechte Hand so nah an der Wade Jaes, dass sie diese beinahe berührte. Die mit Mana umhüllte Hand leuchtete auf und mit Hilfe von Cleanse wurde sämtlicher Schmutz sowie Keime und Bakterien aus der Wunde entfernt. „Mit diesem Zauber habe deine Wunde gereinigt. Jetzt kann ich sie gefahrlos schließen“, erklärte Aurea ihr und wandte den Zauber Healing Aid an, woraufhin sich die Wunde mit Hilfe ihres Manas allmählich schloss. Als sie fertig war, erhob sie sich wieder und lächelte die Grünhaarige an. „Das war es schon“
Endlich in Schwarzhain angekommen war es an der Zeit, mit dem eigentlichen Auftrag zu beginnen. Die Versorgung der Erkrankten sowieso die Sicherstellung, dass lebensnotwendige Güter gerecht verteilt wurden. Aufgrund der Schwarzpocken war das Dorf nicht mehr beliefert worden, doch ab heute sollte sich das ändern. Während Aurea sich noch darum kümmerte, sich medizinisch sicher anzuziehen, sodass sie keine Angst vor Ansteckung haben musste, verteilte Jae bereits erste Decken. Sie selbst war wohl so weit aufgewärmt, dass ihr die eisigen Temperaturen nichts mehr ausmachten. Es wunderte Aurea durchaus, aber sie fragte nicht weiter danach. Zielgerichtet suchte sie sich die Medizin vom Karren und wandte sich mit der großen Box dann der Grünhaarigen zu. „Ich werde mich jetzt um die Kranken kümmern. Möchtest du mitkommen oder verteilst du lieber weiterhin die Güter?“, fragte sie die Kollegin freundlich. Dann senkte sie die Stimme etwas, damit nur Jae es hören konnte: „Die Menschen hier sind ziemlich verzweifelt, wir sollten den Karren nicht allzu lang unbeaufsichtigt lassen“ Nicht auszumalen, die Leute würden anfangen zu plündern! Nein, es musste schon gerecht zugehen.
Ob mit oder ohne Jae, Aurea ließ sich von einer der Bürgerinnen zu einem Haus führen, in welchem die Kranken versammelt wurden wie Aussätzige. Grundsätzlich verstand Aurea dieses Vorgehen und sie erkannte auch den Nutzen für die gesunden Bewohner, aber sie hatte dennoch Mitleid mit den Betroffenen. Mutig betrat die Heilerin das Haus und erkannte Erkrankte jeden Alters. Sie begann sogleich mit der Arbeit, indem sie all den Müttern zeigte, wie man die lindernde und heilende Salbe richtig auftrug, damit sie ihre Kinder versorgen konnten. Sie selbst half den Alten, welche selbst nicht mehr dazu in der Lage waren, sich zu helfen. Dann wurde das Medikament zum Einnehmen geduldig erklärt, damit die Dosis und die Anzahl der Tage auch wirklich strikt eingehalten wurde. Die Verteilung des Medikaments war sehr streng, doch es musste so sein. Nach einer ganzen Weile ging Aurea wieder ins Freie, entledigte sich der kontaminierten Hilfsmittel. Dabei bekam sie den Andrang beim Wagen mit:
„Ich schaffe es ohne meinen erkrankten Enkel nicht, mir Feuerholz zu holen!“ „Ein warmes Essen.. das wäre wunderbar.. aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten“ „Nicht drängeln! Ich brauche auch Unterstützung!“ „Sind noch Decken da?“
Manavorrat:
Manavorrat (60/60)
Zauber:
Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser grundlegende Zauber heilt kleine Wunden, Schrammen und Schnitte. Die Hand des Anwenders wird mit Mana umhüllt und liegt unmittelbar über der Verletzung. Dadurch beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten und leichte Blutungen werden gestoppt und Wunden geschlossen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, vergeht eine Minute.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Die Geschwindigkeit des Heilvorgangs hat sich erhöht, sodass der Magier die beschriebenen Verletzungen innerhalb einer halben Minute heilen kann. Willenskraft Level 6: Die höchste Beherrschung dieses Zaubers erlaubt es dem Anwender, kleine Verletzungen in 15 Sekunden vollständig zu heilen.
Cleanse TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Geschicklichkeit Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber stellt die Grundlage jeder medizinischen Versorgung dar. Der Anwender konzentriert sein Mana in der Hand und hält diese unmittelbar über der Wunde des Verletzten. Daraufhin entfernt er sämtliche Verunreinigungen wie Schmutz, Bakterien oder Keime und die Gefahr einer Wundinfektion wird drastisch verringert.
# 06 Das war wirklich ärgerlich. Durch den Sturz hatte Jae sich an ihrem Bein eine Wunde zugezogen. Es war noch immer ein merkwürdiger Anblick für die Magierin, auch nach all der Zeit, die sie nun schon als lebende Tote auf der Welt herumturnte. Doch dieser melancholische Moment währte nicht für sonderlich lange. Es war Aurea, die ihn unterbrach, indem sie sich an die Seite der Grünhaarigen begab. Sie schaute sich die Wunde an und bat um die Erlaubnis, sich darum kümmern zu dürfen. Dazu wollte die Magierin ihre Magie verwenden. Jae, von der Situation etwas überwältigt, stimmte nach einer kurzen Verzögerung mit einem Nicken zu. Dann begutachtete sie, was wie ein kleines Wunder wirkte. Erst holte Aurea etwas Dreck aus der Wunde, dann schloss sich die Wunde wie von Geisterhand, so als ob sie ganz normal verheilen würde, nur im Zeitraffer. Die Yihwa war erstaunt, als sie das mit ansah. Es war nur ein kleiner Kratzer, ein kleines Loch, aber wie es sich einfach schloss und ihre blässliche, unversehrte Haut zurückkehrte, das war ein fesselnder Anblick. "Ehm… dankeschön.", sprach Jae etwas verlegen und während Aurea sich in ihrer typischen, freundlichen Art erhob und wieder zum Wagen begab, schaute sie noch einmal auf ihr Bein herab. Die von ihrer Kollegin angebotene Hilfe beim Aufstehen hatte sie dafür abgelehnt. Kaum war Aurea weg, ließ die Wirkung ihrer Zauber auch schon nach. So wie die Wunde im Nichts verschwunden war, so kehrte sie aus jenem wieder zurück. Jae wurde brutal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ihr Körper heilte nicht normal, auch nicht, wenn man versuchte ihm eine derartige, magische Unterstützung zu bieten. Der Heilzauber wirkte nicht, die Wunde blieb. Das alleine wäre ja nicht einmal tragisch, auch wenn es der Magierin wieder verdeutlichte, dass sie als Untote anders war als alle anderen und dass es sinnvoll war, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Wirklich blöd war, dass Aurea davon ausging sie geheilt zu haben. Was sollte sie nun tun, wenn diese die Wunde erneut erblickte? Ihr sagen, dass sie erneut gestürzt war? Das war doch lächerlich. Nein. Vorsichtig näherte sich Jae dem Wagen, nachdem sie aufgestanden war. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und erspähte ein Paket Verbandsmaterial zwischen den Waren, die sie liefern sollten. Mit Minor Spacial Steal brachte sie den Verband aus dem Wagen in ihre Hand. So schnell sie konnte, wickelte Jae nun etwas Verband um ihr Bein. Das sah zwar auch irgendwie seltsam aus, aber dazu fiel ihr schon eine halbwegs passende Ausrede ein…
Als die beiden Magierinnen gemeinsam mit dem Eselkarren und dem Dorfbewohner im Schwarzhain ankamen, ging es darum die gelieferten Waren vernünftig unter den Leuten aufzuteilen. Jeder wollte etwas haben, ob Decken, Nahrung oder Medikamente. Grade Letztere, die für die Heilung der Pocken gedacht war, war natürlich außerordentlich beliebt. Es war Aufgabe der Gildenmagierinnen, sicherzustellen dass die Sachen gerecht verteilt wurden. Als Medizinerin lag es an Aurea, sich um die Behandlung der Kranken zu kümmern. Sie fragte ob Jae mit ihr kommen wolle, doch die hielt es für unangebracht. "Nee, schon okay. Ich bleibe hier bei dem Wagen.", antwortete sie. So konnte sie einerseits weiter Sachen ausgeben und andererseits sichergehen, dass sich niemand eigenmächtig an dem Wagen vergriff. Klang einfacher, wenn man es so aussprach. Kaum war Aurea weg, drängten immer mehr Dorfbewohner auf die alleingelassene Dame, beziehungsweise auf sie und den Herren, der ihnen bereits mit dem Karren geholfen hatte. "Hey, ist ja gut! Wir haben noch genug von allem da!", rief Jae mit den beschwichtigend gehobenen Händen. Zumindest hoffte sie, dass es genug war! Vereinzelt gab sie weitere Decken, aber auch Nahrungspakete aus. Doch die Leute waren alles andere als geduldig. Kurze Zeit später gab es auch schon keine Schlange mehr, an der man Anstehen konnte. Die Leute umzingelten den Wagen. Damit Jae nicht zerquetscht wurde, rettete sie sich schnell auf den Karren hinauf. Die ersten Versuche der Leute, eigenmächtig nach den Sachen zu greifen, versuchte sie mit Hand und Fuß abzuwehren. So drückte sie mit letzterem gegen die Brust eines Mannes, der versuchte über die Seitenwand in den Wagen hineinzuklettern. „Ich schaffe es ohne meinen erkrankten Enkel nicht, mir Feuerholz zu holen!“ „Ein warmes Essen.. das wäre wunderbar.. aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten“ „Nicht drängeln! Ich brauche auch Unterstützung!“ „Sind noch Decken da?“ Die Geräuschkulisse überschlug sich. "Hey! Was soll denn das?! Wir sind doch da um euch zu helfen!" Jae wirkte zunehmend überfordert von dem, was da vor sich ging. Das wirkte ja wie eine Szene aus einem Zombiefilm! Lauter Hirntoter, die gierig nach der Magierin griffen. Ironischerweise war sie der einzig anwesende Zombie und das andere waren die Menschen… In was für einer Welt lebten sie da eigentlich? “Freunde! Besinnt euch doch bitte!“ Auch der Mann versuchte sein Bestes. Vielleicht konnte ihnen nur die Stimme einer Heilerin helfen?
Zauber:
Minor Spacial Steal TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender einen Gegenstand, der Maximal die Größe eines menschlichen Schädels hat, aus der Entfernung in seine Hand teleportieren. Es sind nur Gegenstände beeinflussbar, die der Magier auch sehen kann. Gegenstände, die gerade von einer Person berührt werden, können nur teleportiert werden, wenn die Willenskraft des Anwenders über der des Berührenden liegt.
Dass die Wunde Jaes, eigens durch Aurea geheilt, gar nicht wirklich verheilt war sondern wieder aufgegangen war, das bemerkte die Magierin von Liberty Phoenix nicht. Sie sah noch nicht einmal hin, schließlich rechnete sie zu keiner Sekunde damit, dass es noch Probleme mit dieser Wunde geben könnte. Aurea käme nie auf den Gedanken, dass Jae eine Untote war und ihre Heilmagie somit keine Wirkung auf die Grünhaarige hatte. Für die Dhakalis war das Thema abgeschlossen, sie machte sich keinerlei Gedanken mehr darum. Und da es kurz darauf sowieso in Schwarzhain an die Arbeit ging, bemerkte sie nicht einmal den Wundverband am Bein ihrer Kollegin.
Jae würde beim Wagen bleiben, anstatt Aurea zu begleiten. Das war wohl auch die bessere Idee, denn die Leute würden sonst noch auf die Idee kommen, die Güter zu plündern. Es wäre genug für alle da, doch es musste alles gerecht aufgeteilt werden. Die Magierin aus Crimson Sphinx und der nette Mann, welcher beim Hang geholfen hatte, nahmen sich der Sache also an, während Aurea sich zu den Kranken begab, um dort Hilfe zu leisten. Es stellte sich in der Zwischenzeit heraus, dass die Heilerin den angenehmeren Job hatte. Und das sollte etwas heißen, schließlich hatte sie gerade Kontakt mit Menschen, die mit Schwarzpocken infiziert waren. Jae hingegen musste den Wagen vor einer gierigen und ungeduldigen Menschentraube verteidigen. Als die Heilerin diesen Teil des Auftrages erledigt hatte, entledigte sie sich behutsam der kontaminierten Sachen und desinfizierte sich gründlich die Hände. Da bemerkte sie auch schon das Gedränge am Wagen. Sie hörte die aufgebrachten Leute, vernahm deren Forderungen und sah, wie Jae die Güter auf dem Wagen energisch verteidigte. Selbst der Mann, welcher so fleißig half, wirkte überfordert mit seinen Mitbürgern. Eilig lief die Silberhaarige zum Wagen, um sich irgendwie Gehör zu verschaffen. „Zwei Decken, ein Paket mit Medizin und ein Karton mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Das steht jedem Haushalt mindestens zu. Was übrig ist, wird gerecht verteilt“, erklärte Aurea mit etwas lauterer, fester Stimme. „Wer diese Ration bekommen hat, tritt zurück und lässt diejenigen vor, welche sie noch nicht erhalten hat. Es ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um habgierig zu sein“, sprach Aurea den Leuten ins Gewissen. Ein paar der Leute hörten sogar auf die Worte der Frau, aber nicht alle. Doch diejenigen, welche der Ordnung folgen wollten, reglementierten wiederum all jene, welche weiterhin drängeln wollten. Es ging schon irgendwie. „Wer seine Ration bekommen hat und sich dazu in der Lage fühlt, der soll bitte den Mitmenschen helfen!“, wies Aurea die Leute an und sah zu Jae, welche alle Hände voll zu tun hatte, um die Pakete gerecht zu verteilen. Es wäre besser, wenn sie das vorerst gemeinsam erledigen würden, denn die Leute hier waren wirklich ziemlich verzweifelt.
Nach einiger Zeit lichtete sich die Menschentraube endlich und eine erste Inventur konnte stattfinden. Viel war nicht übrig, aber es sollten alle die Mindestration erhalten haben. Fragend blickte Aurea zu Jae: „Was meinst du, sollten wir den Leuten noch unter die Arme greifen? Manche von ihnen scheinen ziemlich verloren zu sein, da die Angehörigen erkrankt sind“ Suchend sah Aurea sich um. Wo war die Person abgeblieben, welche eine warme Mahlzeit wollte? Das würde sie hinkriegen!
# 07 Nachdem Aurea verschwunden war, entwickelte sich die Situation rund um den Eselkarren in eine ganz falsche Richtung. Solange, bis es eine Eigendynamik annahm und von der Magierin kaum mehr korrigiert werden konnte. Selbst der Dorfbewohner, für die meisten Anwesenden zumindest ein Bekannter, konnte die Leute nicht mehr zur Vernunft bringen. Jae nahm eine abwehrende Haltung ein. Sie beschützte die mitgebrachte Ware, da sie gar nicht daran dachte, sie einfach herzugeben und das Chaos gewinnen zu lassen. Ihre Ladung war so portioniert, dass sie eigentlich für alle Leute reichen sollte. Das ging aber nicht, wenn sich einzelne Personen zu viele Sachen unter den Nagel rissen. Dann ging die Rechnung nämlich nicht mehr auf und andere gingen leer aus. Es war Glück, dass Aurea zur rechten Zeit kam, um die Meute zu beruhigen, beziehungsweise sie zurechtzurücken. Die Magierin kam ohne Ankündigung und mache sich mit einer direkten und lauten Ansage bemerkbar. Sie führte den Leuten vor Augen, was jeder Haushalt bekommen sollte und wie falsch es wäre, sich mehr zu erschummeln. Außerdem wies sie die Leute, die ihre Ration erhalten hatten dazu an, Platz für die anderen zu machen und ihnen gar zu helfen, wenn sie dazu in der Lage waren. Zwar schaffte Aurea es nicht alle damit zu überzeugen, doch erreichte sie mit ihren Worten genug Personen, sodass sich die Menge selbstständig regulierte und der Druck auf Jae und den Karren schnell wieder abflaute. "Danke dir!", gab die Grünhaarige aufrichtig von sich, ehe sie sich wieder ihrer Aufgabe widmete, also die Dinge vom Karren an Dorfbewohner herausgab. Dabei gab sich die Magierin besonders darauf Acht, dass sie niemandem etwas aushändigte, dem sie schon etwas gegeben hatte. Nicht, dass sich doch noch der ein oder andere ein zweites Mal nach vorne mogelte! Scheinbar schien es lediglich diese eine Ansage Aureas gebraucht zu haben, denn danach waren die Leute fast schon handzahm. "Wer braucht noch Decken?", fragte Jae und siehe da, nicht alle griffen nach denen, die sie nach vorne reichte. Die Leute hatten gelernt. Nachdem soweit alle Rationen verteilt waren, fragte die Liberty Phoenix Magierin ihre Gefährtin, ob sie den Leuten sonst noch irgendwie zur Hand gehen sollten. Tatsächlich war der Auftrag eigentlich schon erfüllt, doch noch ein wenig Hilfestellung anbieten war sicherlich nicht verkehrt. "Du meinst wir sollten durchs Dorf laufen und mal fragen?", erkundigte sich Jae eher rhetorisch bei ihrer Kameradin, ehe sie sich diese Gedanken noch einmal vor Augen führte. So recht wusste sie zwar nicht, wie sie helfen konnte, aber das würde sich schon irgendwie ergeben. "Wenn du magst.", antwortete Jae also mit einem Schulterzucken, ehe ihr Blick auf den freiwilligen Helfer fiel. "Hey, du kennst nicht zufällig jemanden, dem wir die restlichen Dinge anvertrauen können? Jemand, der sich nicht daran vergreift, sondern sie herausgibt, wenn sie wirklich gebraucht werden?" Und wenn der Kerl sagte, dass er sie in seine Obhut nahm, das wäre für die Yihwa auch in Ordnung gewesen. Jemand vertrauenswürdigeren als ihn hatten sie an diesem Ort ja nicht kennengelernt, zumindest Jae nicht. Wen Aurea bei ihrem Abstecher zu den Kranken so getroffen hatte, wusste sie ja nicht. Aber wenn ihr jemand geeignetes einfiel, würde sie sich schon zu Wort melden! Geschickt sprang Jae vom Eselkarren herunter auf den Boden. Bereit die restlichen Dinge zu übergeben und ihre Hilfe im Dorf anzubieten.
Dass die Leute sich auf die Worte Aureas eingelassen hatten und sich das Chaos am Wagen durch einen großen Teil vernünftiger Bürger schließlich selbst regulierte, war einfach nur Glück gewesen. Natürlich hatte die Heilerin gehofft, mit ihren Worten bei den Leuten durchzudringen, aber für sie war es nur ein Versuch gewesen. Sie hatte selbst nicht wirklich an den Erfolg geglaubt, umso größer war die Freude und Verwunderung darüber, dass ihre sachlichen Worte die Leute zur Vernunft gebracht hatten. Im Grunde hatte sie nur so gehandelt, wie ihr geliebter Onkel es getan hätte - und siehe da, es war der richtige Weg gewesen. Aurea lächelte glücklich über den Dank ihrer heutigen Kollegin und schüttelte leicht den Kopf, um ihr zu deuten, dass es nichts zu danken gab. Jae kümmerte sich also weiter um den Wagen und bekam dabei tatkräftige Unterstützung von dem Mann, welcher den beiden Magierinnen bereits mit dem Eselkarren am Hang geholfen hatte. Es war ein großes Glück, dass dieser Mann sich so engagierte.
Aufgrund der vielen Klagerufe der Bewohner von Schwarzhain lag die Vermutung nahe, dass die Menschen hier auch anderweitig Hilfe brauchten. Unterstützung, welche über die Versorgung mit Lebensmitteln und Medizin hinaus ging. Aurea hatte daher vorgeschlagen, dass sie diesen Bedürftigen noch entsprechend unter die Arme greifen könnten. Jae wirkte nicht ganz so überzeugt, ließ sich aber dennoch darauf ein. „Einige der Bewohner äußerten sich bereits diesbezüglich. Wir finden sie bestimmt wieder!“, meinte Aurea entschlossen und dachte an die Dame, die Feuerholz brauchte oder den Mann, der so gerne eine warme Mahlzeit hätte, aber zu schwach war, sich eine zuzubereiten. Jae hatte noch einen Einfall, denn der Wagen sollte auch weiterhin nicht unbeobachtet bleiben. Auch wenn die meisten bereits abgefertigt und versorgt waren, so war leider nicht auszuschließen, dass sie sich zusätzlich ein paar Rationen mehr erschummeln wollten. Hm.. es waren ja noch einige Güter übrig. Ob auch alle die Möglichkeit gehabt hatten, sich ihr Paket zu holen? „Jae, was hältst du davon, wenn wir den Karren mitnehmen? Schwarzhain hat nicht viele Häuser, wir sollten sichergehen, dass alle Menschen versorgt wurden“ Sollte heißen, sie würden mit dem Esel von Haus zu Haus gehen, um nachzufragen. Dann wäre der Wagen auch nicht unbeaufsichtigt, denn Aurea wollte ihn niemandem überlassen, außer Jae.
Gesagt, getan: Gemeinsam mit dem tapferen Esel marschierten die Magierinnen also durch das kleine Winterdorf, welches sich an einem finsteren Ort befand. Tatsächlich gab es manch Bewohner, welcher zu geschwächt war, um sich seine Ration zu holen. Über die Lieferung waren diese hilflosen Menschen besonders dankbar. Manche wollten auch mogeln und behaupteten, sie haben noch nichts erhalten. So mussten die Damen herausfinden, wer log. An jedem Haus hatte Aurea gefragt, ob man sonst irgendwie helfen konnte. Manche brauchten ein wenig Holz, welches vor der Hütte gestapelt worden war, um den Kamin zu schüren, andere warne schon froh, wenn man ihnen einen Tee kochte. Es gab noch einiges zu tun, doch bald war ein Ende in Sicht, denn es fehlten nur noch ein paar Häuser.
# 08 Nachdem die herangestürmten Leute versorgt waren, sprachen Jae und Aurea darüber, wie sie weiter vorgehen sollten. Dabei äußerte die Heilerin den Vorschlag, sich weiter im Dorf umzuhören und den Leuten bei ihren Alltagsproblemen zu helfen. Ganz schön fürsorglich, diese Liberty Phoenix Magierin! Die Grünhaarige ließ sich jedenfalls dazu breitschlagen, wollte vorab nur noch geklärt haben wie sie mit den restlichen Gütern und dem Eselkarren umgehen sollten. Dem Vorschlag, den Karren an ihren Helfer oder einer Person seines Vertrauens zu übergeben, erwiderte Aurea die Idee, den Eselkarren einfach mitzunehmen. Jae hatte dagegen keine Einwände, weswegen sie schulterzuckend zustimmte. "Ja, oder so.", entgegnete sie noch verbal und dann konnte es auch schon losgehen. So wanderten die zwei Magierinnen von Tür zu Tür, nur um sich ab und zu mit ein paar Lügen herumschlagen zu dürfen. Natürlich halfen sie den Leuten, bereiteten Suppen zu oder hackten Feuerholz, unternahmen also wichtige Dinge, zu denen die Bewohner zeitweise nicht mehr im Stande waren, so sehr wie die Krankheit sie geschwächt hatte. Der ein oder andere behauptete aber auch, nicht vollständig von ihnen versorgt worden zu sein, was die mitgebrachten Güter betraf. Nicht alle die das behaupteten sprachen dabei auch die Wahrheit! Glücklicherweise erkannte Jae das ein oder andere Gesicht auch wieder und so konnten sie hoffentlich alle Unklarheiten, oder zumindest die meisten aus dem Wege räumen. Den Karren die simple Straße entlang treibend, Meter für Meter, unterbrochen von den ganzen Zwischenstopps an den Türen, erreichten sie bald schon das Ende der Straße. Nur wenige Türen lagen noch zwischen den Magierinnen und dem baldigen Heimweg. "Ich schätze ich bin dran?", äußerte die Yihwa eine eher rhetorische Frage, bevor sie auch schon die nächste Türe anpeilte. Aurea übernahm quasi unabgesprochen die eine Seite, sie die andere. Da ihre Kollegin das letzte Haus betreten hatte, war nun wohl wieder Jae an der Reihe. Sie trat also von dem Karren weg und trat auf die nächste Haustüre zu, um dort anzuklopfen und sich um das Wohl der Anwohner zu sorgen. Die letzten Häuser waren jedenfalls relativ schnell abgearbeitet. Etwas Größeres fiel auch gar nicht mehr an. Zu guter Letzt blieb den Zweien noch eine Hand voll Decken und Konservendosen, die sie im Endeffekt nicht mehr an den Mann oder die Frau gebracht hatten. "Soooooo…", stöhnte Jae nach der getanen Arbeit, während sie sich schwungvoll und mit verschränkten Armen an den Karren heranfallen ließ, um cool daran zu lehnen. Da standen sie nun irgendwo im Nirgendwo mit einem Eselkarren herum. Was sollten sie damit nun eigentlich machen? "Der Karren kommt dann zurück nach Oak Town oder wie? Dorthin, wo wir ihn herhaben?" Die Magierin warf einen kurzen Blick auf die Ladefläche. "Und was ist mit den Sachen? Die werden wir kaum mit zurücknehmen, oder?" Wäre ja schwachsinnig, da konnte man sie genauso gut an Leute vergeben, die eigentlich schon gut genug ausgestattet waren. Doch wie sah Aurea das? Sie hatte für diese Quest ja die Leitung inne. Bisher hatte sie eine halbwegs klare Linie, die sie fuhr.
Schnell hatten sich die beiden Magierinnen ein System überlegt und teilten sich die Häuserseiten quasi auf, sodass jeder abwechselnd dran war, sich mit den Leuten auseinanderzusetzen. Aurea störte sich dabei natürlich nicht an dem Kontakt mit den armen Dorfbewohnern. Sie kochte ihnen gerne ein warmes Essen und nahm es geduldig hin, wenn sie ihnen Holz ins Haus tragen und ihnen ein Feuer machen sollte. Wer weiß, vielleicht wäre Aurea eines Tages krank und dann wäre sie auch auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen. Als ihre Mutter damals schwer erkrankt war, hatten ihr Onkel und dessen Gattin sie schließlich auch sofort aufgenommen, als Mutter Ateia sich nicht mehr um ihre Tochter kümmern konnte. Die Zusammenarbeit mit Jae klappte gut. Aurea freute sich immer, wenn sie Aufträge gemeinsam mit Magiern anderer Gilden erledigen konnte. Sie legte nicht immer besonders viel Wert auf die Gesellschaft der anderen Mitglieder von Royal Crusade. Meist hatte sie einfach nur Angst vor ihnen.
Der Auftrag neigte sich allmählich dem Ende und der letzte Schritt wäre es, den Esel und den Karren wieder sicher zurück nach Oak Town zu bringen. Der Besitzer würde sich freuen, beides in gutem Zustand wiederzuerlangen. Der Mann hatte Mitleid mit den Bewohnern von Schwarzhain gehabt, weswegen er beides zur Verfügung gestellt hatte. Aber ein Problem gab es noch: Was machten sie mit den Gütern, welche übrig waren? Nachdenklich wanderten die hellen, graublauen Augen zur Ladefläche. „Richtig, der Karren und der Esel kommen zurück nach Oak Town.. aber die Güter sollten wir hier lassen. Vielleicht kann der Mann, welcher beim Verteilen geholfen hat, sie aufbewahren und bei Bedarf verteilen?“ Etwas Besseres fiel der Heilerin auch nicht ein. Vielleicht würde er auch die Konserven alle auf einmal öffnen und die warmen Speisen öffentlich ausgeben? So oder so, ihm konnten die beiden wohl am ehesten vertrauen, dass er gerecht sein würde. Gesagt, getan. Der fleißige Helfer bekam die Verantwortung für die letzten Reste, welche nicht mehr verteilt werden konnten und er begleitete die beiden Magierinnen noch den Hang hinauf, bei welchem sie vorhin solche Probleme gehabt haben. Somit war es auch an der Zeit, sich zu bedanken und zu verabschieden.
Als die Magierinnen wieder unter sich waren - lediglich der Esel war noch bei ihnen - sah Aurea lächelnd zu Jae. „Das hat doch alles gut geklappt, denkst du nicht auch?“, fragte sie ihre Kollegin. Dann musste sie leicht auflachen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich bewundere dich wirklich, dass dir nicht kalt ist! Ich musste zum Teil trotz des warmen Mantels frieren“, plauderte sie Heilerin ein wenig. Nur noch der Fußmarsch durch den Winterwald und sie hätten Oak Town wieder erreicht. Das würde für Aurea auch die baldige Rückkehr ins Ruinenversteck Royal Crusades bedeuten. Unweigerlich schwand das Lächelnd der jungen Frau.
# 09 Auch die letzten Häuser des Dorfes wurden abgeklappert. Das bisschen Hausarbeit was so gefordert wurde, war sehr schnell erledigt. Damit war die eigentliche Arbeit, die den Magierinnen aufgetragen wurde auch erledigt. Aurea erklärte ihrer Gefährtin dann, dass Esel und Karren tatsächlich noch nach Oak Town zurückmussten. Sie schlug dann vor, dass die restlichen Waren im Dorf gelassen werden sollten und da sie eigentlich nur eine einzige Ansprechperson hatten, lag die Lösung dafür auch schon auf der Hand. Der nette Mann, der ihnen anfangs mit dem Karren und später auch beim Verteilen der Güter geholfen hatte, war der einzige dem sie das Zeug wirklich anvertrauen konnten. Also sollte er es auch bekommen. "Joa, was Besseres wüsste ich auch nicht.", entgegnete Jae auf die Worte ihrer Gefährtin. Wirklich überzeugt klang sie dabei zwar nicht, doch im Endeffekt war ihr der Kram auch gar nicht so wichtig. Der Herr bekam die Sachen also zum Verstauen übergeben. Danach begleitete er sie noch aus dem Dorf heraus, bis zum Hang an dem sie ihn auch kennengelernt hatten. Jae bedankte sich noch ein letztes Mal bei ihm für seine Hilfe, sowie Aurea das auch tat. Danach verabschiedeten sie sich voneinander. Der Mann kehrte ins Dorf zurück und die zwei Magierinnen traten ihre Rückreise nach Oak Town an. Es war also nur noch eine Sache von Minuten. Zuzüglich der Rückgabe des Eselkarrens, an wen auch immer. Als Jae dazugestoßen war, hatte ihre Kameradin den Karren ja schon angenommen. Jedenfalls waren die Damen damit wieder unter sich. "Ja, war halb so wild…", stimmte die Grünhaarige zu, als Aurea zusammenfasste, dass die Quest gut gelaufen war. Die Magierin hatte es sich tatsächlich schlimmer vorgestellt, aber den Leuten zu helfen hatte sich echt positiv angefühlt. Danach bewunderte die Liberty Phoenix Magierin wie eisern Jae sich durch die Kälte gekämpft hatte. Ah, da war es wieder, dieses unangenehme Thema. "Ach weißt du… Das ist halb so wild, wirklich. Ich setz mich nachher vor ein warmes Feuer und dann ist alles gut.", winkte die Magierin peinlich berührt ab. Als sie Oak Town dann aber näher kamen und der eigentlich so positive Ausdruck Aureas plötzlich verschwand, ließ das Jae hellhörig werden. "Und bei dir? Alles gut?" Sie hatte doch selbst gesagt, dass die Quest gut verlief. Oder gab es etwa doch irgendwelche Kritikpunkte, die sie anzumerken hätte? Die Grünhaarige konnte den angedeuteten Stimmungswechsel ihrer Gefährtin nicht so recht deuten, doch wenn sie den Mund nicht aufmachte, dann konnte sie daran wiederum auch nichts ändern. "Hmm…mmagst du nachher noch ne Cola trinken oder so?" War es das? Einsamkeit oder so ähnlich? Noch ein wenig in Oak Town zu bleiben und mit ihr zu quatschen würde Jae sicher auf sich nehmen. Wenn es dieser Dame half auf jeden Fall. Vielleicht stimmte dieses Angebot sie ja wieder etwas glücklicher.
Der winterliche Wald war wohl das einzige, was Aurea an den kalten Temperaturen schätzte. Es sah schön aus, wenn sie einzelnen Zweige der Bäume oder sogar jede Tannennadel für sich in einem weißen Kleid eingefroren war. Schien, so wie heute, die Sonne drauf, funkelte die Umgebung wunderschön. Auch das Geräusch des Schnees unter den Fußsohlen hatte etwas für sich, zumal der Schnee ansonsten jedes Echo verschluckte und den Wald in eine selige Ruhe tauchte. Die klirrende Kälte war in dieser einzigartigen Umgebung etwas besser zu ertragen, wenngleich sie nach wie vor deutlich zu spüren war. Aus diesem Grund konnte Aurea nicht anders, als Jae noch einmal auf dieses - für die Untote leidige - Thema anzusprechen. Wüsste die Jüngere, dass es ihrer Kollegin so unangenehm war, hätte sie es natürlich nicht noch einmal zur Sprache gebracht. Doch Jae antwortete freundlich und brachte eine gute Idee ein: Ein warmes Feuer! Das wäre jetzt toll. „Das klingt doch gut!“, lachte sie also gut gelaunt auf.
Oak Town war so gut wie erreicht und sicherlich würde der Mann bereits auf seinen Esel mitsamt Karren warten. Das bedeutete dann für Aurea, dass es zurück zur Gilde ging. Nicht gerade die angenehmsten Aussichten, aber es half nichts. Dass Jae ihren Stimmungswechsel bemerkte, nahm Aurea gar nicht direkt wahr. Sie war zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, doch die Frage nach ihrem Befinden ließ sie dann doch aufhorchen. Überrascht sah die Heilerin zur Grünhaarigen. Sie war es gar nicht mehr gewohnt, dass sich jemand nach ihr erkundigte. „Hm? Ja, es ist alles gut. Ich bin erleichtert, dass alles so gut geklappt hat.. aber irgendwie bin ich auch müde“, meinte sie und lächelte etwas hilflos. Es war zwar nicht gelogen, doch die Erschöpfung war nicht der Grund für ihre traurige Miene. Doch dann machte Jae ihr ein solch unerwartetes und freundliches Angebot, dass diese Müdigkeit wie weggeblasen war. Mit großen Augen suchte sie wieder den Blickkontakt zur Wüstenbewohnerin und strahlte sie dann regelrecht an: „Du meinst wir beide zusammen?“, versicherte sie sich glücklich, um auch wirklich nichts missverstanden zu haben. „Das wäre schön, ja! Sehr gerne“, nahm sie das Angebot schließlich höchst erfreut an. Der Gedanke, noch ein wenig in netter Gesellschaft bleiben zu können und sich mit einer freundlichen Person zu unterhalten, gefiel Aurea. Sie konnte es daher kaum erwarten, das Tier und den Wagen abgegeben zu haben, die Belohnung einzukassieren und endlich noch ein wenig in die Stadt zu gehen, um den Tag gemeinsam mit Jae ausklingen zu lassen.
# 10 Mit ihrem vorherigen Leben erstarb gewissermaßen auch ein Teil von Jaes Seele. Jener Teil, der ihr ein Auge für die Schönheit der eingeschneiten Natur hätte verleihen können. Nein, an solchen Bildern erfreute sich die Magierin nicht mehr. Der Neid auf das Lebendige und die damit einhergehende Schönheit hielt sie davon ab sich darüber überhaupt nähergehende Gedanken zu machen. Genauso wenig wie sie sich um die Kälte selbst Gedanken machte. Die Idee, sich vor ein Feuer zu setzen und zu wärmen, war lediglich vorgeschoben um Aurea ein etwas normaleres Bild von sich zu geben. Eine Vorstellung, die scheinbar gut ankam, bedachte man das heitere Lachen der Magierin. Eines, welches Jae zumindest soweit ansteckte, dass sie milde lächelte. Wie gerne sie wohl mit ihr tauschen würde, um dem Fluch des lebendigen Todes zu entgehen. Unwissend, dass auch Aurea ihre Bürden zu tragen hatte, die ihr Leben keineswegs zu einem einfachen, immer schönen machten. Das dem so war, ließ sich vielleicht entfernt erahnen, als die Freude das Gesicht der Magierin wieder verließ. Doch dafür war Jaes empathische Spürnase bei weitem nicht gut genug ausgebildet. Sie bemerkte nur den Umstand an sich, nicht was sich dahinter verbergen könnte. Auf ihre Nachfrage erwiderte Aurea, dass sie einfach erschöpft war. Ob das nun wirklich der Grund für das verblassen ihres teilweise so hellen Strahlens war, blieb dahingestellt. Jedenfalls unterbreitete Jae ihr ein Angebot, in der Hoffnung, dass es ihr ein wenig ihrer Freude wiederbringen würde. Die Grünhaarige nickte zustimmend, als ihre Gefährtin sich danach erkundigte, ob sie das Angebot richtig verstanden hatte. "Ja, genau.", bestätigte sie ihr dann, bevor Aurea ihre Freude darüber ausdrückte. Da war es wieder, die Freude in ihrem Gesicht und auch das Lächeln auf Jaes Lippen flammte wieder ein wenig auf. Die Rückgabe des Eselkarrens ging schnell und war unkompliziert. Der Besitzer tätschelte sein Tier ein wenig, fütterte es sporadisch und begutachtete dann den Karren. Er schaute nur schnell ob es irgendwelche großen Schäden zu beanstanden gab, doch das war glücklicherweise nicht der Fall. Das dem so war, war dem Dorfbewohner zu verdanken, der ihnen zur Seite gesprungen war als es brenzlich wurde. Nachdem der Karren abgegeben war strichen die zwei Damen ihre Bezahlung ein. Dann ging es in ein ruhigeres Etablissement, in dem die Beiden den Arbeitstag ausklingen ließen. Vor einem schön warmen Lagerfeuer natürlich!
Es war nicht das erste Mal, dass es Ariane Caerellius in den Norden des Königreichs Fiore verschlug. Ihre erste Quest hatte in diesem kalten Gebiet begonnen, gemeinsam mit ihrem Kameraden Mareo Celeris und einer Magierin aus Crimson Sphynx. Es war das erste Mal gewesen, dass Ariane Schnee gesehen hatte und anfassen konnte. Auch wenn die Umgebung sehr kalt war, so freute sich die Halbgöttin, noch einmal hier sein zu können. Da es sich beim letzten Auftrag um eine Eskorte gehandelt hatte, war die Zeit im Schneeparadies begrenzt gewesen. Heute aber könnte sie sich mehr mit den weißen Kristallen beschäftigen. Earthland war für Ariane noch immer ein wundersamer Ort, wenngleich sie ihn mehr und mehr verstand. Das bot Platz für neue Fragen: Warum hatte Venus sie ausgerechnet in das Königreich Fiore geschickt? War sie geschickt worden oder zufällig hier gelandet? Ishgar war groß, es hätte auch genügend andere Reiche gegeben. Pergrande, Bosco, Sin, Caelum.. Ja, Ariane hatte bereits vieles gelernt und sich Wissen über die Welt der Menschen angeeignet.
Heute würde sie erneut einen Auftrag ausführen. Es war schön, im Namen von Fairy Tail unterwegs zu sein. Die Halbgöttin hatte schmerzlich begriffen, dass magische Befähigung Hand in Hand mit einem harten Training und viel Disziplin ging. Doch sie war motiviert und entschlossen, den Menschen besser zu helfen, als die Götter es taten. Deswegen erledigte die Grünhaarige Quest für Quest, um Erfahrungen zu sammeln und besser zu werden. Es war ein besonderer Auftrag, denn heute wäre sie nicht einem Mitglied der Gilde unterwegs, sondern mit einer fremden Person. Ob es sich um einen freundlichen Magier handelte? Jemand mit viel Erfahrung und Stärke? Wortgewandt? Ariane war gespannt. Während sie wartete, vertrieb sie sich die Zeit damit, den Schnee von den Tannenzweigen zu schütteln und voller Freude unter dem Schneegestöber zu stehen.
Ein Bürgermeister, der jede Wahl gewinnt. War die Auftraggeberin neidisch? Bestimmt. Doch war ihr Verdacht berechtigt oder war sie eine schlechte Verliererin? Das galt es herauszufinden. Noch war die Halbgöttin skeptisch, aber sie würde gemeinsam mit dem unbekannten Magier in das Dorf Schwarzhain reisen, um sich der Sache anzunehmen. Wie es wohl war, in so einer eisigen Umgebung zu leben? Und dann auch noch mitten im Wald. Angeblich hatte das Dorf seinen Namen von dem mangelnden Sonnenlicht, welches kaum durch die hohen Tannen zur Erde kam. Vor ihnen lag noch ein kleiner Fußmarsch durch den weißen Wald, doch darauf freute Ariane sich eigentlich. Sie hatte festgestellt, dass sie Schnee mochte. Also begann sie, eine kleine Kugel daraus zu formen, um sie durch die weiße Masse zu rollen, sodass sie größer und größer wurde.
Was hatte sich Gwen nur dabei, diese Quest anzunehmen? Es hatte sich nach einem leichten Auftrag angehört, der gutes Geld versprach und Gwen den Norden näher bringen würde. Da sie das Reich Fiore besser kennenlernen wollte und sie dringend wieder ein paar Taler für Essen und Unterkunft brauchte, hatte sie diese Aufgabe angenommen und sich eigentlich auch durchaus darauf gefreut. Die Zugfahrt nach Oak Town war ruhig verlaufen und hier hatte sie im Warmen sitzend verfolgen können, wie sich die Umgebung vor dem Fenster geändert hatte. Von sonnig zu trüb, von herrlich leuchtend grün zu eher karg und rau. Und ihre Laune war nach und nach gesunken. Irgendwann hatte der Regen begonnen heftig gegen die Zugscheiben zu schlagen und als dieses Geräusch leiser geworden war, hatte sich die Halbgöttin zunächst gefreut. Doch dann war Ernüchterung und Unwohlsein an diese Stelle getreten. Der Regen war in Schnee übergangen und das bewies, dass sie sich nun eindeutig in einem kalten, sehr kalten, ihr viel zu kalten Gebiet befand. Kalt, nass, grau. Vermutlich auch noch windig, so wie sich gelegentlich die Tannen bogen. Der Gedanke daran, gleich den wohligen Zug verlassen und dort draußen sein zu müssen, ließ sie schaudern. So war Gwen bereits vor Verlassen des Zuges schlecht gelaunt und wickelte vorsichtshalber den Schal ein weiteres Mal um ihren Hals, wobei sie diesen fast bis zur Nase hoch zog. Zudem hatte sie sich ihren dunkelgrauen Reisemantel übergeworfen und klappte sich die daran befindliche weite Kapuze nun über den Kopf. Die Vorahnung, dennoch zu leicht bekleidet zu sein, bestätigte sich nach Verlassen des Zuges sogleich. Die Kälte brauchte nur wenige Sekunden, um sich durch die verschiedenen Schichten ihrer Kleidung zu fressen und ihr sogleich eine Gänsehaut zu verschaffen. Sicherlich hätten andere Personen das mit ihrer Kleidung anders empfunden, aber die Halbgöttin war noch immer die Wärme der feurigen Unterwelt gewöhnt, weshalb selbst der knöchellange Reisemantel sie nicht wohlig warm halten konnte. Was das anging, war sie eine echte Frostbeule oder brauchte es einfach nur viel wärmer, um sich wirklich wohl zu fühlen. Der Weg zu einer Unterkunft reichte, um sie mit steifen Gliedern dort ankommen zu lassen. Na das konnte ja was werden, wenn sie morgen zu jenem Dorf aufbrachen, in dem die Quest starten würde.
Gwen hatte sie Nacht unruhig geschlafen. Eigentlich hatte sie eh nur ein paar Stunden geschlafen und die restliche Zeit vor dem lodernden Kamin in dem kleinen Aufenthalts- und Essensraum der kargen Unterkunft verbracht. Die Halbgötting brauchte nicht viel Schlaf, aber diese Nacht hätte sie sicher ein wenig länger in ihrem Bett verbracht, wenn es in dem Raum nur etwas wärmer gewesen wäre. Sie hatte magische Fähigkeiten, sich ein wenig warm zu halten, aber auch das ging nicht durchgehend und schon gar nicht im Schlaf. Es fiel ihr schwer, sich am Morgen schließlich von dem warmen Kaminfeuer loszureißen und in die Kälte hinauszutreten. Immerhin fiel gerade kein Schnee, doch in der Nacht war frisches Weiß gefallen und lag nun als weiche Schicht auf dem Boden, Häusern und Bäumen. Grummelnd blieb sie einen Moment stehen, dann stapfte sie mürrisch los. Hoffentlich konnte sie die Quest schnell beenden und dann würde Gwen nicht eine Nacht mehr als nötig hier im Norden verbringen! Sie sollte ihre Questpartnerin am Rande der Stadt treffen und dann gemeinsam mit ihr nach Schwarzhain aufbrechen. Da sie aus der Ferne dort nur eine einzige Person sehen konnte, ging Gwen sogleich davon aus, dass sie ihre temporäre Kollegin sein musste. Und Gwen konnte nicht glauben, was sie sah: Die Frau beugte sich mehrmals hinunter, griff in den kalten Schnee, formte daraus eine Kugel und begann sogleich, sie durch hin und her Rollen wachsen zu lassen. Wie konnte man nur freiwillig und ohne weiter sichtbaren Sinn, außer der reinen Freude daran, diese kalte Masse anfassen und formen?! Der Gedanke daran ließ Gwen zusätzlich erschaudern, dann trat sie schließlich näher heran und blieb einige Meter von der Grünhaarigen stehen. „Guten Tag, ich bin Gwen“, stellte sie sich knapp vor und nickte nur, statt sich die Hand auszustrecken, welche sie lieber im Schutz ihres Mantels vergraben lassen wollte. „Wir sollten wahrscheinlich direkt nach Schwarzhain aufbrechen?“, fragte sie, meinte ihre Worte aber eher als Aufforderung und begann auch sogleich weiterzulaufen. Die Bewegung würde ihre Glieder hoffentlich etwas warm halten.
Wie hatten die Kinder in der Stadt das genannt? Einen Schneemann bauen? Sie waren vorhin an der grünhaarigen Halbgöttin vorbeigelaufen und hatten herum krakeelt, dass sie das nun machen wollten. Ariane dachte daher, dass das Kinderkram sei, doch die Neugier in ihr war geweckt. Was war ein Schneemann? Und wie baute man so etwas? Wer hatte sich das einfallen lassen? Und warum hatte eines der Kinder extra laut gerufen, dass es die Karotte dabei habe? Das schien wichtig gewesen zu sein, denn die anderen hatten darüber gejubelt. Ariane seufzte. Es gab so viele Dinge, die so einfach und selbstverständlich zu sein schienen. Doch ihre Unwissenheit verlieh ihr weiterhin das Gefühl, eine Außenseiterin in dieser wundervollen Welt der Menschen zu sein. Doch ihre Laune wurde von dieser Erkenntnis nicht getrübt. Das Schneegestöber machte ihr so viel Freude und es machte Spaß, mit diesem weißen Wunder ein wenig herumzuspielen.
Relativ unvermittelt wurde die Halbgöttin angesprochen. Mit einer Ladung Schnee in den Armen wandte sie sich um und erkannte eine junge Frau, ungefähr in ihrem Alter, welche in ihre Winterkleidung ziemlich eingemummelt war. Im ersten Moment begriff Ariane gar nicht, dass das ihre Partnerin war. Daher antwortete sie eher reflexartig, aber mit einem freundlichen Lächeln: „Hallo! Ich heiße Ariane“ Die junge Frau ging ein paar Schritte näher auf die Fremde zu, welche sich sehr zurückhaltend verhielt. Brauchte sie Hilfe..? Doch dann löste Gwen das Rätsel auf: Schwarzhain. Die Miene der Fairy Tail Magierin hellte sich noch weiter auf. „Oh, du bist die andere Magierin? Freut ich, dich kennenzulernen!“, hing sie also noch erfreut an. Gwen schien es ziemlich eilig zu haben und marschierte nach dieser vergleichsweise kurzen Begrüßung bereits wieder los. Überrascht wandte Ariane sich noch einmal von ihr ab, warf den Schnee in ihren Armen in die Luft und beobachtete kurz das selbst kreierte Schneegestöber, ehe sie sich wieder abwandte und loslief, um aufzuholen.
Als sie neben Gwen herging, sah sie lächelnd zu ihr. Ariane erkannte die kurzen, dunklen Haarsträhnen, welche einen argen Kontrast zu den hellen, graublauen Augen boten. So eine Haarfarbe hätte sie auch gern! Doch ihr einst goldblondes Haar würde wohl für immer grün bleiben. „Sag, Gwen, welcher Gilde gehörst du an?“, fragte die Halbgöttin aufrichtig interessiert. Ariane konnte ja nicht ahnen, dass es Magier gab, welche als Freiberufler unterwegs waren. „Und kommst du aus der Nähe oder war deine Anreise lang? Ich lebe in Magnolia Town, das bot sich natürlich wegen Fairy Tail an..“, plauderte sie aus dem Nähkästchen. Dann zog sie sich ihre Mütze ein wenig weiter über den Kopf, sah sich aber mit funkelnden Augen um. Der Wald im Norden war ein weißer, zauberhafter Ort. Besonders gefielen Ariane die vereisten Zweige, welche sie ein wenig an Spinnennetze erinnerten. „Gefällt es dir hier auch so gut?“, fragte sie Gwen schwärmerisch.
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