Ortsname: Landhaus des Arztes Art: Gebäude Spezielles: Die Arztpraxis gehört Askas Ziehvater Beschreibung: Das Landhaus in der grünen Region um Magnolia Town beinhaltet neben dem Wohnraum im Obergeschoss eine Arztpraxis im Erdgeschoss. Sie gehört Dr. Olman Thalamus, einem begnadeten Mediziner und Ziehvater von Aska. Der Mann, welcher auf Mitte sechzig zugeht, praktiziert seit vielen Jahrzehnten in seinem Landhaus, welches vor allem von Reisenden, Magiern, Händlern oder auch Zivilisten aufgesucht wird, die ihre Gesundheit in seine vertrauenswürdigen Hände legen. Für Notfälle ist der Arzt ausgerüstet, aber er behandelt natürlich auch kleinere Wehwehchen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Cassius The Black Knight
Anmeldedatum : 06.05.21 Anzahl der Beiträge : 1458 Alter : 32
Das Bewusstsein des jungen Ritters war unlängst in tiefster Dunkelheit verschwunden, denn der immense Blutverlust hatte seinem Körper schlichtweg die Kraft geraubt, überhaupt noch großartig zu funktionieren. Sein Kreislaufsystem hatte bereits angefangen zu zentralisieren, was eine Art Eigenschutz bedeutete und dem Velnarion somit ein paar weitere Minuten gab. Aska hatte ihn geschultert und hechtete durch den Wald, um ich schleunigst zu ihrem Ziehvater zu bringen. Der Kobold eilte hinterher und trug dabei die beiden Einhandschwerter, damit diese nicht verloren gingen. Von der ganzen Reise bis zum Landhaus des Arztes sowie dem Prozess, in dessen Behandlung zu kommen, bekam Cassius überhaupt nichts mit. Der Ritter war völlig weggetreten, unheimlich blass und sein Puls erreichte allmählich eine Grenze, in der er kaum spürbar wurde. Lediglich Aska mit ihrem Devil’s Ear konnte sein Herz noch schlagen hören.
Dr. Thalamus und Aska verbrachten einige Stunden damit, ihm das Leben zu retten. Seine Wunde wurde gereinigt und versorgt, sein Blut mittels einer Konserve wieder aufgefüllt und Medikamente erhielt er ebenso. Ein Beutel Kochsalzlösung sollten helfen seinen Kreislauf zu stabilisieren und ihn mit notwendiger Flüssigkeit zu versorgen, damit sich wieder ausreichend Blutplasma bilden konnte. Das benötigte er für seine Zellen, aber auch zur Heilung seiner Wunde. Es würde natürlich lang dauern, bis alles ausgeheilt war, aber je früher diese Heilung begann, desto besser. Regungslos hatte er auf dem Behandlungstisch gelegen und sich der schwerwiegenden Operation unterzogen, während sein Leben kurz davor stand, als ausgelöscht zu gelten. Irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem Dr. Thalamus nichts mehr unternehmen konnte und den Rest in die Hände des Runenritters legte, der nun aus eigener Kraft dem Tod entkommen musste.
-------
Cassius selbst fand sich im Hain der Verborgenen wieder. Er stand vor einem größeren Haus, welches versteckt in den Wäldern von Alakitasia war und zu Vysela Velnarion gehörte. Es war das Waisenhaus der Assassinengilde, der Cassius per Geburtsrecht angehörte, und für einige Zeit sein Zuhause darstellte. Hier hatte er auch seinen Nachnamen erhalten, gemeinsam mit Flux. Gestrandet waren sie hier, nachdem ihr Ziehvater Faramir sein Leben verlor und sich nicht mehr um die Burschen kümmern konnte. Die leiblichen Eltern, im Übrigen die Königserben der Waldläufer von Alakitasia, starben früh auf einer Mission. Bereits früh war Cassius mit Trauer und Verlust konfrontiert worden, doch jetzt wieder dieses Waisenhaus vor Augen zu haben, riss all die alten Wunden wieder auf. Cassius ballte Fäuste, doch wurde seine Aufmerksamkeit auf plötzlich auftauchende Schreie gelenkt. Hastig drehte er sich zur Seite und blickte mit an, wie eines der Dienstmädchen einen Pfeil in den Rücken geschossen bekam und leblos zusammen brach. Plötzlich brach das Waisenhaus in Flammen auf, die so stark loderten, dass sich binnen weniger Minuten schwarze Schwaden aus Rauch bildeten und empor stiegen. Der Ritter eilte los, versuchte Flux zu finden, doch von ihm war keine Spur zu finden. Alles war so surreal, als wäre er gar nicht wirklich hier, denn niemand konnte ihn hören oder sehen. Cassius stellte zügig fest, dass er sich in seinen Erinnerungen wiederfand. Überall waren Schreie zu hören und ein Waldläufer nach dem anderen wurde kaltblütig ermordet. Die panischen Kinder versuchten in die Wälder zu fliehen, doch ein Pfeilhagel stoppte dieses mutige Unterfangen binnen weniger Augenblicke. Dann krachte ein Angreifer durch die hölzerne Hauswand hinaus, übersät mit Wunden. Vor ihm stand Vysela, sie trug das Requiem und verteidigte dieses Waisenhaus mit ihrem Leben.
Hastig eilte die Ziehmutter vieler Kinder wieder in das brennende Haus. Cassius folgte ihr, während sein Herz bebte und die Atmung unkontrolliert schnell war. Er erinnerte sich an diesen Tag. An den Tag, an dem nicht nur die Waldläufer abgeschlachtet wurden, sondern auch dieses Waisenhaus ausradiert wurde. Der Tag, an dem ihm ausnahmslos alles genommen wurde. Alles, außer Flux. Plötzlich fand sich der Ritter in einem der Zimmer wieder, die noch nicht von den lodernden Flammen vertilgt wurden. Dort kauerte ein kleiner Junge in der Ecke, schwarzes Haar, schwarze Augen, während ein kleiner Sansargiller schützend vor ihm stand. Niemals würde dieses kleine Geschöpf zulassen, dass jemand den kleinen Knaben zum Nahe kam. Die Tür ging auf, der Sansargiller machte sich bereit, doch es war Vysela, welche eintrat. Sie hockte sich zum Sansargiller, den Cassius eindeutig als Flux identifizieren konnte. „Ihr müsst fliehen, Flux. Schnapp dir deinen Bruder und verschwinde, sofort!“, ordnete sie hektisch an, drückte Flux dabei eine seltsame, goldene Insigne in die Hand und überreichte ihm auch das Requiem. „Gib beides deinem Bruder, wenn die Zeit gekommen ist“, fügte sie an und öffnete eine Falltür, die tief in einen verborgenen Keller mit Fluchttunnel führte. Jeder Raum verfügte darüber, doch außer Vysela wusste niemand davon. Der Sansargiller nahm die Gegenstände an sich, griff die Hand seines Bruders und verschwand in dieser Falltür, als hinten auch schon die Zimmertür aufgetreten wurde. Vysela erhob sich, zog zwei kleinere Klingen hervor und stellte sich den vielen Männern, die eindrangen. Cassius wollte eingreifen, doch es war lediglich eine Erinnerung. Er war machtlos. So machtlos wie damals. Dann sah er mit an, wie unzählige Klingen durch den Oberkörper der älteren Frau gestoßen wurden und ihr das Leben nahmen. Tränen schossen ihm in die Augen, sein Puls erreichte einen Punkt, der kaum noch messbar war.
-------
„NEIN! MUTTER!“, schrie er und fand sich plötzlich sitzend auf einer Behandlungsliege wieder. „Argh“, stöhnte er auf und fasste sich instinktiv an die verbundene Schulter, die echt höllisch schmerzte. Cassius schwitzte stark, sein Herz hämmerte wie verrückt und seine Atmung war alles andere als ruhig. Man konnte ihm seine Panik deutlich ansehen, als er auch schon wieder auf seinen Rücken fiel und schmerzverzerrt schaute. Noch immer war er blass und er wirkte kränklich, denn er hatte eindeutig Fieber. „Wo…wo…bin ich?“, stotterte er unter starken Schmerzen, mit Augen, die tränenreicher nicht hätten sein können. Panik wuchs in ihm heran.
Ein unruhiger Schlaf war über Aska gekommen. Es war wohl die Erschöpfung, welche sie hat einschlafen lassen. Denn von Wohlbefinden oder Ruhe konnte kaum die Rede sein. Unbequem hatte sie ihren Kopf auf ihren Armen gebettet, welche sie auf der Nackenlehne des Sessels verschränkt hatte. Immer wieder wachte sie für wenige Augenblicke auf, sah sich dann benommen um und lauschte in dem dunklen Zimmer, welches nur durch die aufgehende Sonne ein wenig erhellt wurde, nach dem Puls Cassius‘. Wenn sie dann festgestellt hatte, dass sein Herz schlug, fielen ihr die müden Augen sogleich wieder zu. Nur den Nacken entlastete sie ein wenig, indem sie sich eine andere, unbequeme Position suchte, bevor dieser noch völlig steif wurde. Im Gegensatz zum schwarzen Schwertkämpfer hatte Aska einen traumlosen Schlaf. Wahrscheinlich war er nicht tief genug, um ins Land der Träume zu gelangen. Aber immerhin bekam sie ein paar wenige Stunden der Erholung..
„NEIN! MUTTER!“, schrie Cassius urplötzlich und war senkrecht nach oben gefahren.
Aska ihrerseits erschrak so fürchterlich aus ihrem Schlaf, dass ihr ebenfalls ein schriller Aufschrei entkam und sie sich innerhalb einer halben Sekunde vom Sessel gestoßen hatte, nur um dann kampfbereit mitten im Behandlungsraum zu stehen. Ihr Herz raste wie verrückt und ihr wurde vom plötzlichen Aufspringen schwindelig, während ihre Atmung deutlich schneller ging. Mittlerweile war die Sonne gänzlich aufgegangen und schien matt durch die Vorhänge des Behandlungszimmers. Die Luft kam ihr jedoch stickig vor. Während Aska sich kurz orientierte, sackte Cassius unterdessen mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zurück auf die Liege. Vorsichtig ging sie auf ihn zu und sah ihn an. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er sah wirklich nicht gut aus. Sein schwarzes Haar klebte nass auf seiner Stirn, so sehr schwitzte er. Und obwohl er fahl und blass war, leuchteten seine Wangen rot. Besorgt überwand die junge Frau die letzten Schritte und stand nun neben ihm bei der Liege. Hatte Cassius Tränen in den Augen? Er musste fürchterliche Schmerzen erdulden.. Doch da war noch etwas in den schwarzen, unruhigen Augen zu erkennen. Er wusste nicht, wo er war und schien Panik zu bekommen. Ganz so, wie Aska vermutet hatte und warum sie nicht von seiner Seite gewichen war. „Du bist bei mir“, sprach sie beruhigend auf ihn ein und strich ihm sanft das schwarze Haar von der nassen Stirn. „Ich habe dich schwerverletzt im Wald gefunden und hierher gebracht. Wir sind noch immer in Ost-Fiore, in der Arztpraxis meines Ziehvaters. Er hat sich um dich gekümmert“, erklärte Aska ihm und war um eine ruhige Stimmlage bemüht, damit Cassius sich nicht aufregte. Sicherlich würde ihm das in seinem Zustand nicht gut tun. Lächelnd beugte sich die Blonde über sein Gesicht und hoffte, ihn nicht mit ihren Worten zu überfordern. „Du erkennst mich doch wieder, oder Cassius?“, fragte sie ihn zur Vorsicht. Sie hatten sich in Nord-Fiore getroffen und kennengelernt, dort hatte er ihr auch das Rapier geschenkt. Seither verband die beiden Magier zudem ein zusätzliches Treffen in Form eines Schwertkampftrainings. Würde Cassius sich nicht an Aska erinnern, so litt er sicherlich an einer Amnesie.
Vorsichtig legte Aska ihre Hand erst an die Stirn des Rune Knight, dann an seine rechte Wange. Besorgt nahm sie ihre Hand dann wieder zurück und murmelte: „Du hast Fieber.. Ich denke, ich hole Dr. Thalamus lieber dazu. Ich bin gleich wieder da“, versicherte sie ihm und verließ daraufhin bereits das Zimmer, um die Treppen nach oben in die Wohnung des Arztes zu laufen. Dieser kam gerade aus dem Badezimmer und wollte in die Küche gehen, um Wasser für einen Tee aufzusetzen. Als Aska ihm jedoch erzählte, dass Cassius aufgewacht sei, aber wohl Fieber hatte, zögerte der Arzt nicht länger und begleitete seine Ziehtochter sofort nach unten, um nach dem Patienten zu sehen. Schon fanden sie sich wieder bei ihm ein.
„Cassius Velnarion“, begrüßte Dr. Thalamus den Schwertkämpfer lächelnd. Der Arzt hatte etwas sehr Warmherziges an sich, sein Lächeln und seine Stimme wirkten immer positiv auf seine Patienten. „Es ist schön, dich bei Bewusstsein zu sehen. Ich bin Dr. Olman Thalamus und habe deine schwere Verletzung heute Nacht behandelt“, erklärte er Cassius, als er neben seiner Liege zum Stehen kam. „Ich würde dich gerne weiterhin behandeln, wenn du einverstanden bist. Aska sagte, du hättest Fieber. Das kommt in deinem Fall durchaus vor, allerdings müssten wir etwas dagegen unternehmen“, erklärte er ihm weiter, während auch die Magierin näher herantrat, bis sie am Fußende der Behandlungsliege stand. „Du bist wirklich in besten Händen, lass dir bitte helfen“, klinkte sich Aska in das Gespräch ein, woraufhin der Arzt sie fixierte. „Aska“, sprach er sie an, woraufhin die junge Frau ihn mit großen Augen ansah. Dr. Thalamus war die einzige Person in Fiore, bei welcher Aska ohne Widerworte spurte. „Möchtest du in der Zwischenzeit nicht nach oben gehen? Du könntest dir frische Kleidung anziehen“ Ertappt blickte die junge Frau an sich herab. Sie war schmutzig und ihre Klamotten waren stocksteif durch das viele, viele getrocknete Blut von Cassius. „Ist gut“, murmelte sie wenig begeistert, verstand allerdings den Wink mit dem Zaunpfahl, dass der Arzt nun konzentriert und in Ruhe arbeiten wollte. „Ich komme dann später wieder“ Doch sie war nicht mal sicher, ob man ihr überhaupt noch zuhörte. Sie hätte noch viele Fragen an Cassius.. Wer war diese Gestalt im Wald? Warum schrie er nach seiner Mutter? Außerdem.. machte sie sich unheimliche Sorgen um ihn und wollte bei ihm bleiben.
Da lag er nun auf einer Liege in einem Behandlungszimmer, während das fahle Licht des Tages hinein schien und für die notwendige Helligkeit sorgte. Die Luft stand etwas im Zimmer und der schwarze Schwertkämpfer hatte ein wenig das Gefühl zu verbrennen, doch dies war gerade sein geringstes Problem. Sein ganzer Körper war komplett kaltschweißig, sein schwarzes Haar pappte sogar an seiner Stirn, denn er war eindeutig fiebrig. Hinzu kamen die unwahrscheinlich starken Schmerzen durch die Verletzung, doch wirklich zu kämpfen hatte er gerade mit der Panik, die in ihm aufkeimte. Er erkannte das Zimmer nicht, denn seine letzte Erinnerung war die, dass er vor dem Vampir stand und gegen diesen kämpfte. Seine Augen erkannten eine Person im Raum, doch bisher konnte er sie nur schemenhaft wahrnehmen. Das Fieber machte seine Augen etwas trüb und die Panik machte es nicht leichter, sich auf irgendetwas oder irgendjemanden zu fokussieren. Und dann waren da noch die Ausläufer seines Traumes, die tief in sein Herz schnitten.
Eine bekannte Stimme hallte in seinen Gehörgang, doch noch konnte er sie nicht zuordnen. Gehörte die Stimme zu dieser schemenhaften Gestalt? Vermutlich. Cassius krümmte sich etwas vor Schmerz und atmete hektisch, doch die weiteren Worte der sanftmütigen Stimme brachten ihn dazu, kontrollierter zu atmen und sich zu beruhigen. Er wurde schwerverletzt im Wald gefunden und her gebracht? Die Gedanken kreisten. Cassius hatte also gegen den mörderischen Vampir verloren, was für eine Schmach. Allmählich hatte sich der Puls des Ritters normalisiert und seine audiovisuelle Wahrnehmung pendelte sich ein, weswegen die schemenhafte Gestalt immer deutlicher wurde. Diese lehnte sich nun lächelnd über ihn herüber und fragte ihn, ob er sie wiedererkannte. Die Augen des Ritters weiteten sich, als er Aska erkannte und für einen Moment setzte sein Herz aus, denn er befand sich wieder im Wald der Totenstille, nachdem er verletzt wurde. Stimmt. Er hatte Aska gesehen, kurz bevor er ohnmächtig wurde. Wieder im Arztzimmer atmete der Velnarion tief durch.
„Aska“, sprach er langsam und angeschlagen, versuchte ein wenig dabei zu lächeln. „Es war…kein…Traum“, stammelte er weiter und atmete wieder hektischer, während sich seine Augen etwas mit Tränen füllten. „Ich bin…ja…so froh…“, fügte er noch angeschlagen an, als er auch schon die Hand von Aska auf seiner Stirn hatte. Er hatte Fieber, ja. Sie versicherte ihm, eben ihren Ziehvater zu holen und verschwand darauf hin. Vorsichtig lugte Cassius nach seiner Verwundung, die großzügig verbunden war. Erneut blitzte das Bild des Geschehnisses auf, denn das riesige Schlachtermesser wurde dort brutal hinein getrieben und herausgerissen. Der junge Ritter war auf Ewigkeit mit dieser Schande gezeichnet.
Kurz darauf kehrten die Heldin von Fairy Tail und ihr Ziehvater zurück, der ihn sofort bei seinem vollen Namen ansprach. Langsam drehte Cassius etwas seinen Kopf, um den Landarzt besser sehen zu können. Dieser freute sich, dass der schwarze Schwertkämpfer bei Bewusstsein war und stellte sich natürlich auch gleich vor. Der Arzt bot an, ihn weiter zu behandeln und Aska mischte sich direkt ins Gespräch ein, woraufhin sie einen Wink mit dem Zaunpfahl erhielt und sich dann auch schon empfahl. Cassius blickte ihr wortlos hinterher und sein Blick haftete selbst dann noch an der Tür, nachdem Aska bereits verschwunden war. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Ihr hatte er wirklich alles zu verdanken. Dann blickte er zu Dr. Thalamus und nickte sanft. „Ich wäre…Ihnen….sehr ver…bunden, Doktor“, verbalisierte er seine Bitte um Hilfe und der Arzt machte sich ans Werk. Das Fieber kam von einer einfachen Wundinfektion, doch das war nichts Ernstes, sofern man es direkt behandelte. Der Ritter bekam ein paar Medikamente verabreicht, die gegen die Infektion vorgingen und das Fieber senken sollten. Außerdem bekam er einen kalten Lappen auf die Stirn gelegt.
„Ich danke Ihnen… für…alles“, stammelte Cassius angestrengt, der sich bei Dr. Thalamus wirklich wohl behandelt fühlte. Die Ausstrahlung des älteren Mannes hatte etwas sehr beruhigendes und positives an sich.
Er sollte sich nun noch etwas ausruhen, denn mehr machen konnte er ja ohnehin nicht. Über seine Schwerter machte er sich gegenwärtig überhaupt keine Gedanken, denn diese hafteten überwiegend an dem Vampir, aber auch an Aska. Er war so glücklich, sie getroffen und kennen gelernt zu haben. Hätte er sie nicht gehabt, wäre er in diesem düsteren Wald ums Leben gekommen.
Das heiße Wasser in der Dusche tat gut. Erst jetzt merkte Aska, dass sie durchaus ein wenig erschöpft war von der Aufregung und dem Schlafmangel der letzten Nacht. Natürlich ersetzte so eine erfrischende Dusche nicht ein paar Stunden Schlaf, aber immerhin vitalisierte sie ein bisschen und es war eine gute Sache, das Blut und den Schmutz von sich zu waschen. Doch viel Zeit wollte sich die junge Frau nicht lassen, schließlich würde sie sich nur temporär von ihrem Ziehvater des Behandlungszimmers verweisen lassen. Nachdem Aska das Badezimmer verlassen hatte, suchte sie in ihrem ehemaligen Zimmer nach Klamotten. Der Großteil ihrer Habe hing im Schrank auf ihrem Zimmer in den Fairy Hills, doch fand sie noch ein altes Sommerkleid, welches sie hier gelassen hatte. Der Rest war eher für den Winter gedacht, darin wäre Aska bei den Temperaturen draußen vermutlich eingegangen. Als sie fertig war, schlich die Magierin auf leisen Sohlen aus der Wohnung des Arztes nach unten in seine Praxis. Er war nirgends zu sehen und im Wartebereich befanden sich bereits erste Patienten. „Guten Morgen“, begrüßte Aska die Leute freundlich und ging davon aus, dass Dr. Thalamus mit einem anderen Patienten im zweiten Behandlungsraum war. Gerade als Aska um die Ecke bog, um nach Cassius zu sehen, fiel ihr etwas ins Auge: Seine Schwerter. Stimmt ja, der Kobold..
Sie hörte, wie die Schwerter am Boden entlang schliffen und dass jemand sie verfolgte. Verstört wandte sie sich um, da sie glaubte, diesem Mann erneut zu begegnen, doch stattdessen erblickte sie den kleinen Kobold, welcher sie zuvor noch austricksten wollte. „Lauf weiter! Ich bin dicht hinter dir, Blondi!“, versicherte ihr das Fabelwesen entschlossen.
Der kleine Kerl hatte sie hier abgelegt und war anscheinend schon längst wieder im Dämmerwald verschwunden. Lächelnd nahm Aska die Schwerter an sich und wunderte sich im selben Moment über deren Gewicht. Die schleppte Cassius die ganze Zeit mit sich herum? Nicht nur das, er schwang sie mit einer Leichtigkeit, als wären es Leichtgewichte. Bestimmt würde er sich freuen, wenn er seine Besitztümer gleich wieder bei sich hätte! Aska klopfte an die Tür, ehe sie sich lächelnd in den Raum begab. Der schwarze Schwertkämpfer schien sich weiterhin zu erholen, da zögerte Aska direkt, ihn nun zu stören. Leise lehnte sie die Schwerter neben der Liege an die Wand, sodass Cassius sie sehen könnte, wenn er erwacht. Allerdings hatte diese Aktion schon ausgereicht, um seine Ruhe zu stören. Ertappt blickte Aska über ihre Schulter zum Schwarzhaarigen grinste etwas verlegen. „Entschuldige! Ich dachte nur, dass du sie gern bei dir hättest. Der Dank gebührt aber nicht mir, ein Kobold aus dem Dämmerwald hat sie mir tapfer nachgetragen“, erklärte sie ihm und machte Anstalten, wieder zu gehen. Sie wollte ihn nicht länger wachhalten, als nötig. „Ich möchte dich nicht vom Schlafen abhalten“, versicherte sie ihm zwar, blieb aber dann doch nur für ein paar Minuten, in welcher sie sich unterhielten. Doch dann war es an der Zeit, dass Cassius sich ausschlief und darüber hinaus wollte Aska nicht erneut von ihrem Ziehvater verscheucht werden.
- Sieben Tage später -
Ein trister Tag. Die Wolkendecke am Himmel war so dick, dass die Sonne keine Chance hatte. Zwar war es dennoch warm, aber die sengende Hitze blieb somit aus. Stattdessen sorgte eine sanfte Brise für angenehme Temperaturen. Cassius war noch immer im Landhaus des Arztes, allerdings war er bereits am zweiten Tag seiner Behandlung aus dem unbequemen Behandlungszimmer geholt worden. Er hatte schnell feststellen müssen, dass man gegen die Gastfreundschaft von Dr. Thalamus nicht ankommen konnte, sodass er ein Gästezimmer in der geräumigen Wohnung im Landhaus beziehen musste. Man merkte, dass es Cassius unangenehm war, so „durchgefüttert“ zu werden, ohne selbst viel beitragen zu können. Aber Dr. Thalamus versicherte ihm stets, dass er seine Gesellschaft genieße und er sich ordentlich auskurieren solle. „Außerdem bist du ein Freund von Aska und die hatte ich mehrere Jahre bei mir. Eine turbulente Zeit, das kannst du mir glauben..“ Und dann bekam Cassius immer eine lustige oder peinliche Anekdote aus besagter Zeit zu hören. Sehr zum Leidwesen Askas..
Eine Rückreise war aufgrund der schweren Verletzung bis dato noch nicht möglich gewesen, doch in Kürze könnte er gestärkt nach Crocus Town zurückkehren. Die Rune Knights waren natürlich über das Geschehen verständigt worden. Aska verließ das Landhaus für zwei, drei Tage, da sie eine Quest erledigen musste. Danach war sie jedoch wieder zurückgekehrt, um Cassius‘ Genesung zu unterstützen. Außerdem genoss sie seine Gesellschaft ebenfalls sehr.. Sie sahen einander Schließich auch nicht oft. In all der Zeit hatte die blonde Magierin all ihre Fragen zurückgehalten, um ihm eine Schonfrist zu gönnen. Doch gerade waren die beiden Freunde gemeinsam ein wenig draußen spazieren, da würde es sich sicherlich anbieten, ein wenig nachzubohren. Sie gingen nebeneinander her, genossen die frische Luft und die lauen Temperaturen, da unterbrach Aska die Stille unvermittelt: „Sag, Cassius“, begann sie vorsichtig, „Ich wusste all die Zeit nicht, ob ich nachfragen soll. Aber wer war dieser Mann, der dir und deinen Kameraden das angetan hat? Kanntest du ihn? Was waren seine Gründe?“
Die Heldin von Fairy Tail wurde dem Behandlungszimmer verwiesen und von Dr. Thalamus aufgefordert, sich zu waschen und sich frische Kleidung anzuziehen, denn der Landarzt wollte seine Ruhe, während er den verletzten Schwertkämpfer behandelte. Cassius hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie da geblieben wäre, aber letztlich oblag es dem Arzt, wie er behandeln wollte und außerdem hatte Aska eine Dusche dringend nötig. Sie war voller Blut, total kaputt und hatte wenig geschlafen, also sollte sich zumindest etwas erholen. Eher widerwillig ließ sich Aska darauf ein und war dann auch schon verschwunden, während Cassius mit Medikamenten versorgt und seine Verletzung erneut behandelt wurde. Er war noch sehr schwach und konnte sich kaum wach halten, weswegen er immer wieder einschlief, während sein Körper gegen die Infektion ankämpfte. Es war ein schleichender und allen voran schlauchender Prozess für den jungen Ritter, doch so lief das Ganze eben ohne magische Heilung ab. Beschweren würde er sich jedoch nie, stand er doch zutiefst in der Schuld des Arztes. Später kam die van der Velden zurück ins Behandlungszimmer und brachte seine Schwerter mit, die sachte an die Wand lehnte, Cassius dabei allerdings aufweckte. Sie wollte ihn eigentlich nicht weiter stören, aber dennoch unterhielten sie sich noch ein paar Minuten, ehe er einfach wieder einschlief.
- 7 Tage später -
Die Genesung des jungen Ritters schritt gut voran und ihm wurde alle Zeit der Welt eingeräumt, um diese Genesung im Landhaus des Arztes durchzuführen. Cassius fühlte sich schrecklich bei dem Gedanken, sich derart aushalten zu lassen, aber gegen die Gutmütigkeit von Askas Ziehvater hatte er einfach keine Chance. Bereits nach dem zweiten Tag durfte er ein Gästezimmer beziehen und die darauffolgenden Tage fühlten sich trotz vieler Schmerzen an, wie ein kleiner Urlaub. Die Heldin selbst war für ein paar Tage fort gewesen, um ihrer Arbeit als Magierin nachzugehen, während der Ritter selbst die Gesellschaft des Arztes genießen konnte. In dieser Zeit hatte er einiges über die Lichtmagierin erfahren können, in Form vieler Anekdoten und Cassius hörte wirklich gern zu. Er mochte die Heldin sehr und außerdem schuldete er ihr nun ordentlich etwas, wie er empfand.
Nachdem Aska zurückgekehrt war, verbrachten die beiden Magier jede freie Minute zusammen, schließlich sahen sie sich ja auch nicht oft. Gemeinsam spazierten sie draußen und genossen das Wetter, wenngleich der Himmel einen tristen Eindruck machte. Der Ritter konnte sich nur langsam fortbewegen und er musste aufpassen, dass sich die Verletzung nicht erneut infizierte, aber Aska gab gut auf ihn Acht. Der Landarzt selbst sah auch regelmäßig nach ihm, um ihn bestmöglich versorgt zu sehen. Ob Cassius diese Schulden jemals abtragen konnte? Er bezweifelte es irgendwie. Doch jetzt wo der Ritter wieder auf den Beinen war und deutlich zeigte, noch am Leben zu sein, war es für die Heldin alle höchste Eisenbahn, ein paar Dinge nachzuhaken. Cassius seufze und holte tief Luft, ehe er mit ernstem Blick zu Aska sah.
„Dieser Mann war ein Vampir namens Prince of Hell. Ein bekannter Serienmörder“, gestand er also. „Meine Kameraden und ich waren auf einem Routine-Einsatz und waren in einer Herberge in der Nähe, allerdings hatten sich meine Kameraden daraufhin in den Dämmerwald geschlichen, wo dieser Serienmörder sein Unwesen trieb“, erzählte Cassius weiter. „Ich bin hinterher um sie zurück zu holen, kam aber zu spät. Daraufhin haben wir gekämpft und…nunja“, stoppte er und atmete tief durch. Diese Niederlage knabberte hart an seinem Selbstbewusstsein. „Den Rest kennst du ja.“ Kurz kehrte Stille ein, doch dann wandte sich Cassius wieder an seine Heldin. „Was hast du eigentlich dort gemacht?“
Aska wusste, dass sie sich mit ihrer Frage auf dünnes Eis begeben hatte, doch sie musste einfach wissen, was genau in jener Nacht vorgefallen war. Wie konnte es geschehen, dass Cassius so schwer verletzt wurde? Wer war der Täter? Und warum waren sie im Dämmerwald gewesen? Sie merkte, dass es dem Schwertkämpfer nicht leicht fiel. Er atmete tief durch, ehe er zu langsam zu erzählen begann. Schon beim ersten Satz schnaubte Aska verächtlich auf. Natürlich. Ein Vampir. Ein Untoter. Das überraschte die Dämonenjägerin gar nicht! Diese verabscheuungswürdigen Wesen wandelten durch Fiore und verbreiteten nur Unheil.. Und was sollte dieser Name? Prince of Hell? Noch nie hatte Aska davon gehört. Das hätte der wohl gern, dass man ihn so nannte! Schnell aber weichte sich der Blick der Blonden wieder auf, als Cassius dann auf seine Kameraden zu sprechen kam. Sie hatten sich in den Dämmerwald geschlichen? Allein? Das war keine gute Idee gewesen. Verdammt.. sie mussten dieses Abenteuer mit ihren Leben bezahlen.. Dieser Wald war bekannt dafür, dass sich allerhand Gesindel in ihm herumtrieb. Auch Cassius hatte enorm großes Glück gehabt.. Das war wohl auch ihm bewusst. Aska merkte, wie sehr er kämpfte. Und sie konnte nachvollziehen, wie bitter diese Niederlage sein musste. Auch sie hasste es ihrerseits ebenso sehr, zu unterliegen. „Es tut mir leid, wie sich das alles zugetragen hat“, entgegnete sie traurig. Allen voran auch der Verlust der Kameraden musste sehr schmerzhaft sein.
Was Aska dort gemacht hatte? „Ach naja“, begann sie etwas ertappt. Hatte sie nicht gerade noch die Tatsache verurteilt, sich grundlos in den Dämmerwald zu begeben? Weil es zu gefährlich ist? „Ich kam von einem Auftrag und wollte zurück zur Gilde.. der Dämmerwald bietet eine gute Abkürzung..“, erklärte sie ihm kleinlaut. Für Aska war das ja auch weitaus weniger gefährlich! Doch in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass die Wege des Schicksals sie zueinander geführt hatten. Es war schlichtweg noch nicht an der Zeit gewesen, dass Cassius diese Welt verließ. Doch das war nicht allein Askas Verdienst. „Ich erzählte dir doch von dem Kobold, der deine Schwerter hinter mir her aus dem Wald getragen hat. Mit ihm hatte ich zuvor noch eine Auseinandersetzung, da er mich in einer Illusion gefangen hielt. Eine ganze Weile war ich im Dämmerwald im Kreis gegangen, ohne es zu merken“, erzählte sie Cassius aufgeregt. „Wäre er nicht gewesen, hätte ich den Wald schnell hinter mir gelassen und.. naja“ Wow, sie waren diesem kleinen Kobold wirklich zum Dank verpflichtet.
Eine Weile spazierten die beiden Freunde noch langsam und gemächlich nebeneinander her, damit es für Cassius auch nicht zu anstrengend wurde. Irgendwann brach Aska dann die Stille: „Wer hätte gedacht, dass dieser Kobold so eine tragende Rolle in dieser Geschichte spielen würde. Ich bin einfach so froh, dass du wohlauf bist, Cassius“, gestand sie ihm lächelnd, ehe sie leicht lachend etwas anhängte: „Und ich habe mich daran gewöhnt, dich jeden Tag zu sehen! Schade, dass du bald wieder abreisen musst“
Es war nicht nur der geschundene Körper des Ritters, der sich erholen musste. Allen voran war es die Psyche des jungen Mannes, der noch nie in einer solch lebensbedrohlichen Lage gesteckt hatte und dabei beinahe sein Leben verlor. Cassius erinnerte sich noch gut an den Kampf gegen Valerian Salazar, dem Prince of Hell, dem er so mutig entgegen getreten war. In der Eile hatte er nicht darüber nachgedacht und sich ins Geschehen begeben, nachdem seine Kameraden getötet wurden, doch zügig war Cassius mit einer Dunkelheit konfrontiert gewesen, die ihn verzehrt hatte. Der junge Velnarion hatte große Angst verspürt und konnte sich dem kaum zur Wehr setzen, doch war es die Erinnerung an den Mut seines Bruders, der ihm Kraft gab. Der Kampf war ziemlich ausgeglichen und Cassiuss hatte durchaus Chancen gehabt, den Sieg davon zu tragen, doch gegen dieses Schlachtermesser hatte letztlich den Kürzeren gezogen und den Kampf verloren. In diesem Augenblick schwor er sich, dieses Gefühl der Angst nie wieder zu vergessen, um sich stets in Erinnerung zu rufen, dieser Angst Einhalt gebieten zu können.
„Es muss dir nichts leid tun, Aska“, versicherte der schwarze Schwertkämpfer ihr. „Diese Welt ist groß und voller Boshaftigkeit. Es wäre übermütig anzunehmen, man könne ihr allgegenwärtig Einhalt gebieten“, sprach er weiter, wenngleich die Trauer in seinen Seelenspiegeln tief saß. „Und auch wenn meine eigentlichen Ziele völlig anderer Natur sind, so habe ich mich diesem Kampf verschrieben, aller Boshaftigkeit entgegen zu treten und all jenes Leid zu schultern, welches das Volk nicht zu Schultern in der Lage ist“, fügte er an und lächelte sanftmütig. Eigentlich befand er sich nur auf einem Rachefeldzug und das militärische Training der Rune Knights kam ihm da sehr gelegen, doch je häufiger er im Namen dieser elitären Gilde arbeitete, desto mehr verschrieb er sich dem Königreich und ihrem Licht, welches es zu bewahren galt.
Nun war es jedoch an Aska, eine Frage zu beantworten. Cassius war äußerst froh gewesen, dass die van der Velden ihm sein Leben rettete, aber es blieb eben noch die Frage offen, was sie dort in der Nähe eigentlich getrieben hatte. Kurzerhand berichtete sie ihm, dass sie eine Abkürzung einschlagen wollte und dank des Kobolds unzählige Male im Kreis gelaufen war, ohne es zu bemerken. Die Erzählung mündete letztlich darin, dass es allein dem Kobold zu verdanken war, dass die Heldin auf den schwer verletzten Ritter aufmerksam wurde und ihm folglich das Leben retten konnte. Der Kobold hatte ihm auch die Schwerter hinterher getragen, wie sie erzählt hatte. Für eine kurze Weile kehrte etwas Ruhe ein, doch dann sprach Aska es erneut an. Der Kobold war der Hauptbestandteil der schicksalhaften Rettung, daran bestand echt kein Zweifel. „Ich stehe nicht nur tief in deiner Schuld, Aska. Sondern auch in der von Dr. Thalamus und ganz offenbar auch in der des Kobolds“, lächelte der Ritter. Ob er all diese Schulden jemals begleichen konnte? Es wurde immer unwahrscheinlicher. Auf die Aussage hinsichtlich der Tatsache, dass sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte, wurde er kurz rot. Ihm ging es da genauso, zumal er ohnehin gern Zeit mit ihr verbrachte. „Es ist wirklich schade. Hier ist es so schön ruhig und harmonisch“, entgegnete er.
„Außerdem habe ich hier prächtige Gesellschaft“, fügte er noch schmunzelnd an. Allen voran natürlich Aska, aber auch Dr. Thalamus. „Ich kann dich ja gern in Magnolia besuchen kommen. Oder du kommst zu mir in die Hauptstadt?“
„Diese Welt ist groß und voller Boshaftigkeit. Es wäre übermütig anzunehmen, man könne ihr allgegenwärtig Einhalt gebieten“ Aska senkte den Blick. So dachte er also darüber? Und hatte er womöglich recht damit? Das war etwas, was die Blonde doch gar nicht hören wollte. Wenngleich Fenrir der Vergangenheit angehörte und keine Macht mehr über Aska hatte (zu dieser Zeit wusste die Blonde nicht, dass er noch immer durch Fiore wandelte), sah sie die Bekämpfung des Bösen noch immer als ihre Pflicht. Es war ihre Aufgabe, denn der Dämon hatte ihr gesagt, sie sei vom Schicksal auserwählt worden. Doch der Schwarzhaarige schwenkte um und machte deutlich, dass er sich diesem vermeintlich aussichtslosen Kampf dennoch stellen würde. Aber was waren seine eigentlichen Ziele? Aska scheute es, erneut Fragen zu stellen. Sie wollte seine Offenheit nicht überstrapazieren. Sie waren doch so etwas wie.. Freunde, oder? Zu gegebener Zeit würde sie es bestimmt erfahren.
„Es macht den Eindruck, als kämpfst du vor allem auch für andere. Für deine Mitmenschen“, stellte Aska überrascht fest. Cassius wollte all den Bosheiten entgegentreten und all das Leid schultern, welches das Volk nicht schultern konnte. Er sprach ja beinahe wie ein König! Für andere kämpfen? Für wen denn? Nun, Aska kämpfte so gesehen wohl für Zahar, Mareo und Shizuka. Und sie würde für Cassius kämpfen. Aber tat man das nicht in erster Linie auch für sich selbst? Um die eigene Bestimmung zu erfüllen? Doch der schwarze Schwertkämpfer machte Aska nachdenklich. War sie auf dem falschen Pfad? Fairy Tail hatte ihr eigentlich gezeigt, dass die Gemeinschaft und die Verbundenheit zwischen den Mitgliedern das wertvollste waren. „Manchmal habe ich Angst, zu lange einsam gewesen zu sein, um aufrichtig für andere kämpfen zu können“, offenbarte sie dem Rune Knight mit aufrichtiger Sorge. „Ich hoffe, es ist nicht zu spät“
Der Kobold, welcher zu Beginn der Tragödie eigentlich keine Rolle gespielt hatte, wurde zu einem unverzichtbaren Helden. Aska musste, ähnlich Cassius, kurz darüber auflachen, doch war ihnen durchaus bewusst, dass der kleine Kerl ihren Dank verdient hatte. Es freute die junge Heldin, dass ihr Freund ebenso empfand, wie sie. Er schien die Zeit hier auch zu genießen, wenngleich sie von starken Schmerzen geprägt war. Ja, es stimmte! Hier in Ost-Fiore war es sehr idyllisch. War es denn in der Gegend rund um Crocus Town nicht so? Bestimmt lag es daran, weil es die Hauptstadt war. Der nahende Abschied in wenigen Tagen war kein schöner Gedanke, aber Cassius hatte bereits eine gute Idee: Sie könnten einander besuchen.
Sofort hellte sich die Miene der Blonden auf. „Ich war erst einmal in der Hauptstadt!“, gestand sie sogleich aufgeregt, „Aber damals war ich nur in einem Wohngebiet, ich habe eigentlich nichts von Crocus Town gesehen“, hing sie nachdenklich an. Damals hatte sie eine Quest mit Hiro, ebenfalls einem Rune Knight, erledigt. Gerne würde Aska sich mehr von der Großstadt ansehen, als nur ein vermeintliches Spukhaus. „Kennst du dich denn gut aus dort? Dann könntet du mir alles zeigen“, fragte Aska lächelnd. Mit einem Städteführer wäre das bestimmt super. Dabei gab es jedoch eine Sache, welche sie besonders reizte: „Lass uns dort ins Badehaus gehen!“, schlug sie erfreut vor. Das wäre mal wieder richtig schön. Seit dem Besuch mit Zahar im Badehaus von Magnolia Town hatte Aska dort Hausverbot und ihr fehlte diese Form der Entspannung wirklich sehr. Erst jetzt, als sie sich ihre Worte ein zweites Mal durch den Kopf gehen ließ, bemerkte sie, dass Cassius vielleicht nicht die richtige Person war, um um einen gemeinsamen Besuch des Badehauses zu bitten. „Also..“, entfuhr es ihr peinlich berührt, die Wangen rötlich gefärbt, „..ich meinte damit, dass ich einen Besuch in Crocus Town wohl damit verbinden würde!“, versuchte sie sich zu retten. Peinlich..
Der kurze Spazierweg, welchen die beiden unternahmen, war quasi ein Rundweg und führte durch ein kleines, nahegelegenes Dorf. Insgesamt nahm diese Runde kaum eine halbe Stunde ein, aber natürlich brauchten sie aufgrund des langsamen Ganges etwas länger. Im Dorf roch es herrlich nach süßen Teigwaren. Anscheinend war der örtliche Bäcker wieder fleißig!
Für die Heldin von Fairy Tail war es sicherlich nicht einfach, die Worte des Schwertkämpfers zu ertragen, die nicht gerade von Hoffnung getränkt waren. Cassius betrachtete den Kampf gegen das Böse grundsätzlich als hoffnungslos, aber das war einzig seiner Vergangenheit geschuldet, die deutlich bewies, dass das Böse stets triumphierte und es immer nur eine Frage der Zeit war, bis das Licht verlor. Aber auch wenn er diese Sichtweise in sich trug, so verschrieb er sich dennoch dem Kampf für das Licht, um jedweder Dunkelheit entsprechenden Einhalt zu gebieten. Natürlich verfolgte er noch eigene Ziele und diese befanden sich auch mehr in der Dunkelheit, aber für ihn war es die noch ausbleibende Gerechtigkeit und damit etwas Gutes. Letztlich war all dies stets abhängig vom Blickwinkel der Betrachtung, ganz gleich auf welcher Seite man schlussendlich wirklich stand.
„Ich kämpfe für meine Mitmenschen“, wiederholte er die Worte der Heldin und wurde kurz nachdenklich, ehe er sie anlächelte. „Es gibt viele Menschen, die nicht in der Lage sind, für ihr eigenes Leben zu kämpfen“, sprach er dann wieder. „Aber ich kann kämpfen. Ich kann einen Unterschied bewirken und Veränderungen auf den Weg bringen, die anderen Menschen zu Gute kommen, denen es an notwendigen Fähigkeiten mangelt“, erklärte der Ritter weiterhin lächelnd. Nun offenbarte Aska jedoch einen Teil ihrer Sorgen und teilte ihm mit, dass sie fürchtete, zu lang einsam gewesen zu sein, als das sie aufrichtig genug für andere eintreten könnte, doch Cassius sah da keine Gefahr. „Ich wurde mal gefragt, ob ein Mensch sein Schicksal ändern kann“, antwortete der schwarze Schwertkämpfer. „Ich weiß es, ehrlich gesagt nicht, aber ich glaube fest daran, dass ein Mensch alles in seiner Macht stehende tut“, fügte er an und sah der Heldin tief in die Augen. „Und ich bin mir absolut sicher, dass auch du alles in deiner Macht stehende tust, um mehr Licht in diese Welt zu bringen.“
Nachdem die beiden Magier feststellten, dass der Kobold im Grunde die tragende Rolle in diesem schicksalhaften Geplänkel war, ging es letztlich darum, dass sich die Wege der Beiden alsbald wieder trennen sollten. Cassius hatte sich sehr an die Ruhe hier gewöhnt, aber auch an die stetige Gesellschaft der Heldin, die er sehr genoss. Aber nun stand ja im Raum, dass sie einander besuchen konnten, was die Miene der Heldin deutlich aufhellen konnte. Sie war also erst einmal in Crocus gewesen und hatte noch gar nicht viel davon gesehen, also passte es ja. Cassius hingegen hatte Magnolia noch nie gesehen, obwohl er bereits in Kurobu unterwegs war. „Ich kenne nicht jede einzelne Ecke, aber genug, um dir alles zeigen zu können“, versicherte Cassius ihr lächelnd. Ein Stadtrundgang in Crocus war sicher etwas tolles, doch abrupt schoss dem Ritter die Röte ins Gesicht. Aska wolle mit ihm in ein Badehaus gehen? Glücklicherweise konnte er noch gar nicht darauf reagieren, da rettete sich Aska, in dem sie die Aussage einer Anpassung unterzog. „Ah, eh, ja. Klar. Ich kann dir dann gern ein Badehaus empfehlen“, antwortete er schlussendlich. Nicht das er etwas gegen einen Badehausbesuch mit ihr einzuwenden hatte, aber das kam dann doch sehr unerwartet und überraschend.
Ihr Spaziergang führte sie geradewegs in ein Dorf, in welchem es herrlich nach süßen Teigwaren duftete. Der Bäcker vor Ort war also äußerst fleißig und schien sein Handwerk auch wirklich gut zu beherrschen. Neugierig sah sich der Ritter um, der sich nur langsam fortbewegen konnte und Aska ständig in der Nähe brauchte, falls er wieder einen schwachen Augenblick hatte, sonst würde er wahrscheinlich zu Boden gehen. „Ihr habt es hier wirklich sehr schön“, stellte Cassius abermals fest, dem die Idylle des Ostens sehr gefiel. Ehrlich gesagt, lief ihm nebenher auch ein wenig das Wasser im Mund zusammen, denn diese Teigwaren dufteten echt bombastisch gut. „Darf ich meiner Retterin vielleicht etwas Leckeres spendieren?“, fragte er daraufhin ganz unverfroren bei Aska nach, natürlich nicht ganz uneigennützig, er wollte ja etwas davon!
„Ich hoffe es auch, ja“, bestätigte Aska Cassius‘ Glauben daran, dass auch sie mehr Licht in diese Welt tragen würde. Es waren noch sehr unbeständige Zeiten im jungen Leben der Devilslayerin. Sie wusste nicht, was sie wollte. Wohin ihr Weg führte und was die vermeintliche Aufgabe von dem unterschied, was ihre eigene Vorstellung war. Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit trieben Aska durch das verworrene Leben. Doch so würde es zum Glück nicht bleiben. Die Tatsache, dass der schwarze Schwertkämpfer trotz seiner pessimistischen Aussage zuvor so positiv blieb und so engagiert an seine Aufgaben heranging, faszinierte Aska durchaus. Allgemein war ihr heute nicht das erste Mal aufgefallen, wie bemerkenswert zuversichtlich der gutherzige Ritter doch war.
Kurz darauf hatte die Blonde durchaus bemerkt, wie auch Cassius über ihre Aussage bezüglich des Badehauses stutzte. Peinlich berührt und ähnlich rot angelaufen wie er versuchte sie, die Situation zu erklären und zu retten, was zu retten war. Ein Glück, dass der Ritter zu höflich war und sie einfach mit ihrer Ausrede gewähren ließ. Er ging nicht weiter darauf ein und meinte dazu nur, dass er ihr ja ein Badehaus empfehlen könne. „Das wäre nett“, schloss Aska wechselte dann schnell zur anderen Stadt: „Magnolia Town ist zwar nicht weit von hier, aber ich zeige dir die Stadt lieber, wenn du wieder richtig fit bist“, schlug sie ihm dann lächelnd vor. „Möchtest du denn auch das Gildenhaus sehen? Der Schankraum ist durchaus einen Besuch wert!“, verriet sie ihm grinsend. Zwar würde Aska ihm den Schrankraum von Fairy Tail letztendlich doch niemals zeigen können, doch mit der Halle von Iron Maxim hätte er zur gegebenen Zeit immerhin eine Vorstellung davon.
Im Dorf angekommen, durch welche die kleine Spazierrunde führte, stieg den beiden Magiern sofort der köstliche Duft von frischen, süßen und bestimmt noch warmen Backwaren in die Nasen. Kein Wunder, dass es da kurz still zwischen ihnen wurde, schließlich genossen sie konzentriert diesen herrlichen Geruch, welcher irgendwie sogar die Seele erwärmte. Wie durch Zufall lotste Aska ihren Freund an jenem Laden vorbei, wenngleich sie dafür in eine Seitengasse gehen mussten. Doch Cassius schien sich daran nicht zu stören, im Gegenteil - er betonte erneut, wie schön es doch hier auf diesem Fleckchen Erde war. Aska lächelte erfreut und nickte zustimmend. Ja, er hatte Recht. Es war wirklich sehr schön hier. Ruhig und idyllisch.
„Hm?“, hakte die Blonde fragend nach, im nächsten Moment verstand sie sofort, worauf Cassius hinaus wollte. Blitzschnell hellte sich ihre Miene zu einem fröhlichen Lächeln auf: „Ja, sehr gern! Eine gute Idee!“, freute sie sich über die Einladung, welche sie widerstandslos annahm. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Cassius sich gerne auf diese Art bei ihr bedanken wollte, daher ließ sie ihn gerne gewähren. „Sehen wir nach, was der Bäcker alles im Angebot hat!“, beschloss sie gut gelaunt und hielt Cassius die Ladentür auf, da er nur einen Arm frei hatte. An der Theke angekommen waren die beiden Magier erst einmal unter sich, da der Bäcker gerade in seiner Backstube war. Die Auswahl sah wundervoll aus! Kurz darauf kam aber eine ältere Dame, welche die beiden Kunden freundlich begrüßte. Sie bemerkte die fragenden Blicke und klärte die jungen Leute auf: „Wenn ihr dem Geruch gefolgt seid, dann zeige ich euch, was wir gerade aus dem Ofen geholt haben: Das sind Apfeltaschen, Quarktaschen, Kirschplunder, Nusshörnchen und Schokocroissants“, zählte sie auf und deutete jeweils auf die Teigware, welche benannt wurde. Da Cassius noch zu überlegen schien, begann Aska schon einmal mit ihrer Wunschbestellung: „Ich würde eine Apfeltasche nehmen“, teilte sie also lächelnd mit, woraufhin sich die ältere Dame dem schwarzen Schwertkämpfer zuwandte.
Als alle versorgt waren, verließen die beiden Magier die Bäckerei, denn neben ihrer Eingangstür stand eine Holzbank. Auf dieser ließen sich die zwei nieder, um eine kurze Pause zu machen und in Ruhe zu essen. „Vielen Dank für die Einladung“, bedankte sie sich lächelnd bei ihrem Freund, als sie sich schließlich gesetzt hatten. Etwas zögerlich begann Aska noch etwas zu sagen, blickte dabei aber nur auf ihre Papiertüte mit dem Gebäck darin. „Ich bin wirklich glücklich darüber, dass du wieder auf die Beine gekommen bist. Es ist so, dass mir dein Wohlergehen einfach Dank genug ist. Das war bestimmt schon vorher so, aber in den letzten Tagen ist mir das erst so richtig bewusst geworden“, gestand sie ihm etwas kleinlaut, da Aska nicht wirklich ein Mensch emotionaler Worte war. Aber so empfand sie das alles. Langsam wickelte sie dann ihre Apfeltasche aus dem Papier.
Die beiden Magier standen auf derselben Seite und waren denselben Problemen ausgeliefert. Sie kämpften für das Licht und hatten damit einen schier hoffnungslosen Kampf vor sich, dennoch blieben sie trotz allen Pessimismus optimistisch. Die Hoffnung durfte man einfach nicht verlieren, denn nur wenige konnten diese auch tatsächlich bringen. Cassius erhoffte sich ein Magier zu werden, der mächtig wurde und jene Hoffnung vorantreiben konnte, während Aska bereits diese mächtige Magierin war. Es stand außer Frage, dass er jemals so stark werden würde, wie sie, aber dadurch war sie stets eine starke Leitfigur, an welcher sich orientieren und messen konnte. Erneut war sich der Ritter sicher, dass sie gemeinsam ein mächtiges Bollwerk gegen die Finsternis darstellen konnten, denn sie beide verfügten über Stärken und Werte, die einander gut ergänzen würden. Das er Aska bald tatsächlich zu den Rittern holte, vermochte er in diesem Augenblick gar nicht zu erahnen.
Das Thema mit dem Badehaus hatte zunächst eine kurze Entwicklung aufgezeigt, doch beide waren irgendwie professionell damit umgegangen und hatten es zügig in eine annehmbare Richtung gebracht, womit nachhaltig niemand einer Scham ausgesetzt war. Entsprechend schnell war die Thematik dazu auch beendet und der Fokus kam wieder auf die jeweiligen Städte. Aska erzählte, dass sie ihm Magnolia ein anderes Mal zeigen würde, denn auch wenn es in der Nähe lag, so war Cassius einfach zu schwach dafür. „Das Gildenhaus von Fairy Tail würde ich sehr gern sehen“, lächelte er, schließlich war Fairy Tail eine der mächtigsten Gilden des Verbunds heller Gilden in diesem Kontinent. Die chaotischen Feen kannte man an jeder Straßenecke und außerdem gehörte seine Freundin Aska eben auch dorthin. Insbesondere der Schankraum wurde betont, der wohl sehr lohnenswert sein sollte und darauf freute sich Cassius natürlich. Er mochte alkoholische Getränke, war dahingehend aber noch ein ungeübtes Leichtgewicht.
Ihr Spaziergang führte sie in ein Dorf, wo sich sofort der köstliche Duft süßer Teigwaren ausbreitete und für eine wohlige Idylle sorgte. Hier im Osten Fiores war es so ländlich und schön, wo sich Cassius als Waldläufer natürlich am Wohlsten fühlte, aber auch die Backwaren taten ihr übliches. Er wollte unbedingt davon kosten und bei dieser Gelegenheit könnte er die van der Velden ja sicherlich auch einladen, was er dann auch vorschlug. Die freudige Miene der Heldin verriet ihm, dass sie sich darüber sehr freute und verbal stimmte sie auch zu, perfekt. „Dann lass uns“, lächelte der Ritter und bewegte sich dann langsam in das Geschäft hinein, nachdem Aska ihm die Tür aufhielt. Er sah noch immer sehr angeschlagen und schwach aus, aber der köstliche Duft trieb ihn an. Die ältere Dame, die just auftauchte, stellte dann die frische Bäckersware vor und schon wurde es schwierig. Was nahm er denn? Aska wusste es zügiger und bestellte eine Apfeltasche, doch Cassius war ein Leckermaul. „Ich nehme ebenfalls eine Apfeltasche, dazu hätte ich aber gern noch ein Schokocroissant“, bestellte er daraufhin.
Nachdem alles verpackt und bezahlt war, konnten die Magier das Geschäft wieder verlassen und schon ließen sie sich auf der Bank vor dem Geschäft nieder. Sie legten eine wohlverdiente Pause ein und würden dabei die Teigwaren genießen, die eben erstanden wurden. „Nichts zu danken, Aska“, erwiderte er auf ihren Dank hin und schenkte ihr ein herzliches Lächeln. Dann öffnete er langsam seine Tüte und kämpfte sich zur Apfeltasche vor, als die Heldin erneut das Wort an sich riss. Sie erklärte ihm, was ihr in den letzten Tagen erst richtig bewusst wurde und schlussendlich war es seine Genesung, die sie glücklich machte. Mit etwas größeren Augen sah er die Heldin an und errötete leicht dabei, ehe er nach vorn blickte und die Apfeltasche befreite. „Das bedeutet mir viel“, erklärte Cassius lächelnd, während sein Gesicht unheimlich viel Wärme ausstrahlte. „Ich werde niemals vergessen, dass ich dir mein Leben zu verdanken habe. Niemals“, entgegnete er und schenkte ihr daraufhin ein Lächeln, welches wärmer nicht hätte sein können. Dann fing er an seine Apfeltasche zu essen, wenngleich er von Minute zu Minute immer müder wurde. Die frische Luft, die Anstrengung durch den Spaziergang, all das zerrte natürlich an seinen Kräften, die augenblicklich nicht stark ausgeprägt waren. Noch immer brauchte er viel Erholung. So war es also nicht verwunderlich ,dass er auf der Bank etwas einsackte und sich unbewusst dabei an Aska lehnte, um nicht zu fallen.
Zufrieden hatten sich die beiden auf der Bank vor der Bäckerei niedergelassen. Es war ein schöner Tag gewesen. Die Sonne bereitete ihren Untergang vor, indem sie die Umgebung in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Noch immer aber strahlte sie dabei genug Wärme aus, sodass die sanfte Brise eine willkommene Abkühlung war. Während Aska sich nur eine Apfeltasche genehmigt hatte, entschied sich Cassius neben dieser auch noch zusätzlich für ein Schokocroissant. Die Blonde hätte durchaus auch noch mehr vertragen können, aber da der schwarze Schwertkämpfer sie eingeladen hatte, wollte Aska nicht unhöflich sein und sich mehr als ein Teil bestellen. Beinahe andächtig wickelten die beiden Magier ihre Papiertüten auf, um an die Köstlichkeit heranzukommen. Doch bevor Aska essen würde, wollte sie sich natürlich noch einmal bei Cassius für die Einladung bedanken. Doch damit nicht genug. Er musste sie nicht als Retterin anerkennen oder war ihr von nun an auf Ewig zum Dank verpflichtet. Aska wusste, dass sie das nicht verdient hätte. Denn eigentlich wollte sie den Unbekannten verfolgen, was bedeutet hätte, dass sie Cassius einfach hätte sterben lassen. Es war wie ein Instinkt gewesen, welcher sie dazu getrieben hatte, den Vampir zu verfolgen. Doch die Zuneigung zu ihrem Freund und der Drang, sich diesen niederen Trieben Fenrirs zu widersetzen, waren stärker gewesen. Und doch zweifelte Aska daran, dass sie wirklich jemand war, den man als guten, selbstlosen Menschen bezeichnen konnte. Als der Schwarzhaarige sie so unsagbar warmherzig anlächelte, wurde der Magierin selbst warm ums Herz. Das bestätigte ihre Worte nur noch mehr, denn sein Wohlergehen war der größte Dank in der Geschichte. Glücklich erwiderte Aska sein Lächeln und wandte beinahe verlegen den Blick ab, als er davon sprach, ihr ihre Taten niemals zu vergessen.
Gemeinsam widmeten sie sich ihren Süßspeisen, wobei sie feststellen duften, dass der Erwerb jener die beste Idee war. Es war ein wahrer Genuss, die warmen Apfeltaschen zu mümmeln. Und da Cassius natürlich die Blicke Aska bemerkt hatte, als dieser sein Schokocroissant ausgepackt hatte, teilte er Großzügig mit der Blonden. Dass er so etwas bereits geahnt hatte und das Teil deswegen sogar zusätzlich gekauft hatte, ahnte Aska natürlich nicht. So biss jeder ein, zwei Mal von dem Croissant ab, ehe es wieder dem anderen gereicht wurde, immer schön abwechselnd.
Umso stiller Cassius wurde, desto unbeholfener fühlte sich die junge Frau. Den Blick starr geradeaus gerichtet, überlegte sie, ob sie zum Heimweg auffordern sollte. Allerdings war es noch immer angenehm, einfach hier zu sitzen und die Zeit zu genießen. Der Abschied stand kurz bevor und dann würden wieder Monate ins Land ziehen, ehe sie einander wiedersehen würden. Da war es ja wohl nicht verwunderlich, dass-
Überrascht blickte Aska an ihre Seite. „W-was ist-“, entfuhr es ihr beinahe stimmlos vor Aufregung. Doch dann verstummte sie schnell, als sie merkte, dass der Schwertkämpfer nur eingeschlafen war. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Das hatte keinerlei Bedeutung! Der Weg war viel zu weit, das hatte sich Aska schon die ganze Zeit insgeheim vorgeworfen. Natürlich schlief Cassius da ein, er schaffte solche Kraftmärsche noch nicht! (Kraftmarsch: hier eigentlich ein halbstündiger Spaziergang) Nervös griffen ihre Hände in den Stoff ihres Rockes, welcher locker auf ihren Oberschenkeln lag. Das Herz der Magierin schlug schneller, während sie versuchte zu verstehen, was gerade in ihr geschah. Auf eine Antwort würde sie heute nicht mehr kommen, so viel stand fest. Aber Aska ließ Cassius bei sich, denn diese Situation war vieles, aber nicht unangenehm.
Seit gefühlt ewiger Zeit drehte sich das gesamte Leben von Álvaro wieder um die Krone von Bosco. Meistens reiste durch Fiore und ging Hinweisen nach, die eine Gefahr für die Prinzessin darstellten, aber auch wenn er einfach nur einen Auftrag erledigte, diente das verdiente Geld im Nachgang der Finanzierung von neuen Vorhaben, um die Sicherheit der Prinzessin – und damit die Sicherheit der Monarchie – zu gewährleisten. Doch heute war dem nicht so. Heute war Álvaro für einen sehr guten Freund unterwegs und das war eine Seltenheit, denn viele Freunde hatte Álvaro nicht. Wenn ihn jemand fragen würde, würde er wahrscheinlich sogar postulieren, er habe gar keine Freunde, auch wenn das nicht stimmte, denn zumindest Dr. Finnigan – für den er heute unterwegs war – bedeutete ihm so viel, dass er problemlos als Freund bezeichnet werden konnte. Deshalb konnte Álvaro dem alten Mann seinen simplen Wunsch auch nicht ausschlagen als ihn vor wenigen Tagen sein Brief erreichte.
„Dr. Thalamus.“, las Álvaro das Schild auf einem kleinen Wegweiser, der zu einem Landhaus am Ende eines kurzen Weges deutete. Das Haus war das Ziel seiner Reise, denn Dr. Thalamus war ein langjähriger Freund von Dr. Finnigan. Schon als Álvaro noch auf dem Hof des Doktors arbeitete, fischte er regelmäßig Briefe von Dr. Thalamus aus dem Briefkasten, denn die beiden hielten eine rege Briefkorrespondenz in der sie sich über aktuelle Fälle, neue Behandlungsmethoden und alle möglichen Sachverhalte austauschten. Gesehen hatte Álvaro den Doktor jedoch noch nie, denn persönliche Treffen der beiden Akademiker waren selten und würden wegen ihres voranschreitenden Alters wahrscheinlich auch immer seltener werden. So dachte Álvaro jedenfalls, denn auch wenn Dr. Finnigan ein älterer Herr war, hatte Álvaro mit ihm nie über das Alter von Dr. Thalamus geredet. Dennoch konnte Álvaro sich sofort vorstellen, was für ein Mann ihn in diesem Haus erwartete, denn alles erinnerte ihn an den Ort, der die letzten Jahre sein zuhause gewesen war. Auch wenn er keine Tiere ausmachen konnte, versprühte dieser kleine Hort inmitten der Natur eine Ruhe, die Álvaro unglaublich schätzte.
Es dauerte nicht lang und der Boxer hatte den kurzen Weg zum Landhaus zurückgelegt. Hoffentlich kann ich die Sache schnell erledigen… Eigentlich sollte Álvaro nur einige Zutaten für eine spezielle Medizin und einige Berichte über die Behandlung einer seltenen Krankheit abholen, die gerade einen Patienten von Dr. Finnigan plagte. Er war sich allerdings nicht so sicher, ob das Unterfangen so einfach sein würde, denn immerhin waren Dr. Finnigan und Dr. Thalamus gute Freunde. Es wäre also nicht unwahrscheinlich, dass sie einige Eigenschaften teilten, und Dr. Finnigan ließ einen Gast niemals schnell von dannen ziehen. Vor allem nicht dann, wenn es bereits dämmerte und der Tag sich dem Ende neigte. Sich jedoch jetzt schon auszumalen, was das für ihn bedeutete, würde auch nichts bringen und klopfte dreimal an die Tür des Hauses.
Es dauerte ein wenig, bis Álvaro einige schnelle Schritte hörte, die sich in Richtung Tür bewegten. Doch nicht so alt oder einfach besser gehalten. Erst jetzt merkte Álvaro, dass er sogar ein wenig gespannt darauf war, wer dieser Dr. Thalamus eigentlich war, der Dr. Finnigan still schon so lange begleitete und wunderte sich, dass er so wenig über ihn wusste. Dann öffnete sich die Tür und Álvaro merkte wieder einmal, dass Fiore so einige Überraschungen für ihn bereithielt. Vor ihm stand eine schöne, junge Frau, die kaum älter als Esmée aussah. Er merkte, dass ihn sowohl Alter als auch Geschlecht ein wenig auf dem kalten Fuß erwischten und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, was für eine unangenehme Pause sorgte. Moment. Magie? Er hatte schon so einiges erlebt und inzwischen wusste er, dass mit Magie nicht immer alles so war, wie es schien. Wenn Dr. Thalamus schon jahrelang mit Dr. Finnigan korrespondierte, konnte sie nicht so alt wie Esmée sein. Magie schien ihm daher eine adäquate Erklärung zu sein. „Dr. Thalamus nehme ich an?“, eröffnete er daher das Gespräch. „Mein Name ist Álvaro und Dr. Finnigan hat mich geschickt.“
Aska hatte sehr anstrengende Monate hinter sich. Angefangen hatte alles mit der Armee von Piscibae auf Champa, ein Auftrag, welcher sich dramatisch entwickelt hatte und nicht zufriedenstellend erfüllt worden war. Kurz darauf musste sie für einige Wochen in das eisige Land Bosco, stand einem Heer von Separatisten gegenüber und mischte sich in einen Krieg ein, welcher nicht ihrer war. Doch was hätte sie tun sollen? Befehl ist Befehl. Doch hatte sich die junge Frau geschworen, nie wieder für ein Land zu kämpfen, welches nicht ihre Heimat war. Dann war da dieser Auftrag mit den dunklen Gilden, die sie gemeinsam mit Cassius und einem Heer der Runensoldaten zerschlagen sollte. Allein der Gedanke daran ließ sie schaudern, schließlich wären Cassius und sie um ein Haar dabei gestorben, hätte der geheimnisvolle Mann sie nicht gerettet. Kaum waren sie nach Crocus Town zurückgekehrt und hatten sich erholt, wurde sie von Mareo auf den Plan gerufen, um sich gemeinsam mit ihm eine Vampirfamilie in einer alten Burg vorzuknöpfen. Die wenigen Tage Luft, welche sie nun hatte, wollte sie nutzen, um ihren Ziehvater zu besuchen. Dem Tod ins Auge geblickt zu haben, hatte sie dazu bewegt, ein baldiges Wiedersehen einzuleiten. Es gab viel zu erzählen, viele persönliche Dinge. Der Brief ihrer vermeintlichen Eltern und die Tatsache, dass sie und Cassius nun ein Paar waren. Eben Themen, welche sich gut eigneten, um sie unter vier Augen zu besprechen.
Gut gelaunt und erfreut über seinen Besuch bereitete Olman also gerade das Abendessen zu, wobei Aska nicht helfen durfte. Dafür saß sie in der Küche bereits am gedeckten Tisch und unterhielt sich entspannt mit ihm. Es war schön, nach so langer Zeit wieder hier zu sein. Es dämmerte bereits, als es plötzlich an der Haustür klopfte. Überrascht sahen sich die beiden an, schließlich war die Praxis nun geschlossen und nur Notfälle kamen zu dieser Tageszeit rein. Aska beschloss, selbst nachzusehen und ging zur Haustür. Sie hatte zwar weder ihr Rapier noch ihren Bogen bei sich, aber sollte tatsächlich ein ungebetener Gast an der Tür stehen, würde sie ihn dennoch schneller überwältigt haben, als er es für möglich gehalten hätte. Sie trug auch keines ihrer heroischen Gewänder, im Grunde war sie heute absolut zivil unterwegs. Zwar erkannten die Leute sie dennoch als große Heldin Aska van der Velden, S-Rang Magierin bei den Rune Knights, doch wirkte sie mit ihren normalen Klamotten weitaus weniger heroisch. Sie öffnete die Tür.
Ja, eindeutig ein Reisender. War er krank? Hatte er sich verletzt? Das wusste Aska nicht. Aber dieser Mann wirkte eindeutig so, als sei er schon einige Zeit unterwegs. Er war groß, hatte dunkles, längeres Haar, welches beinahe verwegen wirkte und einen Vollbart. Und man sah ihm in seinem Gesicht an, dass er schon einige Jahre älter war, als Aska. Sie bemerkte, dass er aufgrund ihrer Erscheinung ins Stocken geraten war und schob es darauf, dass er sie wiedererkannt hatte. Innerlich seufzte sie auf. Doch dann kam es völlig anders, als erwartet: Er hielt sie für Dr. Thalamus? Unweigerlich stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen und ihre Augenbrauen wanderten nach oben. Dann sprach er weiter und erwähnte Dr. Finnigan, der Aska natürlich ein Begriff war. Er war einer der ältesten und besten Freunde ihres Ziehvaters. „Oh, Dr. Finnigan? Es muss dringend sein, wenn er es nicht mit der Post senden wollte..“, dachte sie laut nach. Eigentlich war das ja kein Notfall. Und eigentlich wollten sie gerade essen. Aska seufzte auf. „Na gut. Sind sie todkrank oder schwer verletzt?“, fragte sie auf ihre übliche, direkte Art. Und dieser Álvaro war natürlich kerngesund, so wirkte er auch. „Ich bin nicht Dr. Thalamus. Er ist gerade beschäftigt. Brauchen Sie ihn persönlich oder kann ich ihm etwas ausrich-“ „Aska? Wer ist denn da?“, fragte Olman unnötigerweise nach, da er sowieso bereits an der Tür erschienen war. „Dr. Finnigan hat ihn geschickt“, erklärte sie ihrem Ziehvater. Mit großen Augen wandte sich der ältere Herr Álvaro zu. „Ach, Sie sind extra den weiten Weg hergekommen? Ich bin Dr. Olman Thalamus, aber nennen Sie mich Olman. Und Sie sind..?“, fragte er freundlich nach, ehe er die Tür weiter öffnete und den Fremden in sein Haus bat: „Bitte komm doch rein und leiste uns beim Essen Gesellschaft, Álvaro. Ich möchte nicht, dass Dr. Finnigan denkt, ich sei ein schlechter Gastgeber!“, lachte er gegen auf und lächelte den Fremden dann so freundlich an, dass er wohl kaum ablehnen konnte. Und Aska? Die sah manch persönliches Gespräch mit ihrem Ziehvater dahinschwinden.
Keine Magie… Was vor ihm stand, war einfach nur eine schöne, junge Frau, die nicht Dr. Thalamus war und sich gut darüber amüsierte, dass Álvaro etwas anderes angenommen hatte. Scheinbar war in Fiore doch nicht alles verrückt, sondern manches einfach ganz genau so, wie es schien. Er schüttelte kurz den Kopf über sein eigenes Unvermögen und wollte dann die Fragen der Frau beantworten, doch der echte Dr. Thalamus kam ihm zuvor. Kurz stockte Álvaro wieder, denn er hatte das Gefühl den Namen Aska bereits irgendwo gehört zu haben, doch ging dann schnell darüber hinweg, um nicht wie ein Vollidiot zu wirken, nachdem er Aska bereits für Dr. Thalamus hielt. „Álvaro.“, stellte er sich erneut vor und dann dauerte es nicht lange bis Álvaro sich darin bestätigt sah, dass Dr. Finnigan und Dr. Thalamus so einige Eigenschaften teilten, denn die Einladung zum Essen folgte auf dem Fuße. „Nicht todkrank und auch nicht schwer verletzt.“, beantwortete er dann zunächst die Frage von Aska. „Auch wenn ich vielleicht nicht sonderlich gut aussehe.“ Dann richtete er sich an beide und versuchte das gemeinsame Abendessen höflich abzuwenden, auch wenn er wenig Chancen auf Erfolg sah. „Dr. Finnigan hat aktuell einen Patienten mit einer speziellen Erkrankung und ich soll einige Zutaten und Unterlagen abholen.“ Er öffnete einen Reißverschluss an seiner Tasche, zog einen Brief heraus und händigten ihn dem Doktor aus. So ganz sicher war Álvaro sich auch nicht, warum das nicht einfach mit einem Paket möglich gewesen wäre, auch wenn ihn das leise Gefühl beschlich, dass Dr. Finnigan einfach wollte, dass Álvaro sich mal wieder dort blicken ließ. „Die Einladung ist wirklich sehr großzügig, aber ich komme von einem Auftrag, muss dringend nach Champa, um die Belohnung einzustreichen und auf dem Weg dorthin zu Dr. Finnigan.“, lehnte er ab, während er seine Tasche bereits wieder verschloss. „Der Patient kann sicher nicht warten, wenn es so dringend ist.“ Das sollten doch eigentlich Gründe genug sein, oder?
Nein, waren es nicht, denn Dr. Thalamus schien fast vorbereitet auf diese Worte. „Das ist alles gar kein Problem.“, entgegnete Olman, während er die Einladung mit einer Handbewegung unterstrich. „Dr. Finnigan berichtete mir bereits in seinem letzten Brief von dem Patienten und ich habe schon damit begonnen die Medizin vorzubereiten. Die Essenz wird ohnehin wirkungsvoller, wenn sie noch über Nacht zieht. Nun kommt schon herein. Die Tasche kannst du einfach neben der Tür ablegen und deine Jacke an die Garderobe hängen.“ Álvaro hatte sein Bestes versucht, aber dagegen konnte er wohl kaum etwas sagen. Er hatte nicht genug Expertise, um zu sagen, ob diese Medizin wirklich ziehen musste, und würde sich wohl kaum über das Urteil eines Arztes stellen, der sein Leben damit verbracht hatte. Scheinbar würde er also nicht nur zum Essen bleiben, sondern auch noch die Nacht hier verbringen.
Also tat Álvaro, wie ihm befohlen wurde, trat in das Haus des Landarztes ein, legte seine Tasche neben der Tür ab und hing die Jacke an die Garderobe. „Setz dich mit Aska schonmal an den Tisch. Ihr werdet euch sicher gut verstehen. Ich kümmere mich noch schnell um das Essen.“ Bei alten Ärzten war es wohl immer wie unter einem Regenten. Man fühlte sich manchmal einfach fremdgesteuert und konnte nur tun, was einem gesagt wurde, weshalb Álvaro sich mit Aska an den Tisch setzte. Auch wenn Álvaro sonst ein eher wortkarger Mann war, hatte er nicht jegliche Manieren verloren und wusste Gastfreundschaft – auch wenn er heute hätte verzichten können – sehr zu schätzen. Er riss sich also zusammen und versuchte einen Smalltalk zu starten. „Und ihr seid die Tochter von… Olman?“ Es war kein originelles Thema, aber würde es für den Anfang sicher tun.
Ertappt sah Aska diesen Álvaro an, als er sagte, dass es ihm gut ging, wenngleich er wohl nicht sonderlich gut aussah. Aber das hatte sie damit doch gar nicht.. Natürlich war ihr aufgefallen, dass sein Haar und sein Bart einem Vagabundendasein glichen, aber oberflächlich war die junge Frau nicht sonderlich. Als misstrauische Person war ihr die Hülle bei Weitem nicht so wichtig, wie das Innere eines Menschen. Dr. Thalamus übernahm zum Glück das Gespräch und die beiden Herren tauschen sich über den Auftrag seines Freundes Finnigan aus, welcher Unterlagen und Zutaten für einen Patienten benötigte. Aska wollte sich gerade wieder zurückziehen und schon einmal in die Küche gehen, als sie hörte, wie Dr. Thalamus den Fremden zum Essen einlud. Und um diese Tageszeit endete eine Einladung zum Abendessen meist auch darin, dass der Gast die Nacht im Gästebett verbringen durfte, da es später und später geworden war. Aber Aska wollte den Abend doch mit ihrem Ziehvater allein verbringen! Wenig begeistert wohnte sie dem Gespräch wieder bei, bis Álvaro die Insel Champa erwähnte, das ließ sie aufmerksam aufblicken. Sie selbst war zweimal dort gewesen und die gesamte Bandbreite an Emotionen, welcher ein Menschen haben konnte, war wohl in Erinnerungen an diese Insel und die Kriegergilde dort verewigt. Der Fremde versuchte es zwar, aber er kam natürlich nicht gegen Dr. Thalamus‘ Gastfreundschaft an (niemand schaffte das) und ehe er sich versah, saß Álvaro auch schon mit Aska am Küchentisch. Eine gewisse Köchin aus Crocus Town würde einen Mord begehen, um mit Aska am Küchentisch zu sitzen.
Doch hier herrschte trotz der Einladung zur Unterhaltung des Arztes erst mal unangenehmes Schweigen. Wie kam er darauf, dass sie sich gut verstehen würden? Olman war manchmal echt eine Nummer. Als Aska dann doch angesprochen wurde, erwiderte sie den Blickkontakt zu Álvaro. Eine berechtigte Frage, aber leicht zu beantworten: „Nein“ Aska war dabei keineswegs unfreundlich, sie bemühte sich sogar um ein Lächeln. Aber sie war noch nie gut im Smalltalk gewesen. Daher griff Dr. Thalamus ein: „Man könnte es aber durchaus meinen, ja! Ich habe Aska vor vielen Jahren bei mir aufgenommen, aber sie lebt schon lange nicht mehr hier. Es wundert mich, dass du sie nicht kennst“ Entgeistert sah die junge Frau zum Arzt. Er wusste zwar, dass sie nicht gerne im Rampenlicht stand, doch er war so stolz auf seine Ziehtochter, dass er das gerne umging: „Hast du noch nichts von der S-Rang Magierin der Rune Knights und Dämonentöterin Aska van der Velden gehört? Sie sitzt gerade vor dir“ Die Blonde verschränkte aufgrund der unbehaglichen Situation die Arme und starrte auf das Besteck, welches bereits auf dem Tisch lag. Es war ihr unangenehm, den Fremden nun anzusehen.
So entschied sie, nach kurzer Zeit lieber das Thema zu wechseln. Erstmals sah sie den Schwarzhaarigen wieder an und rang sich zu einem leichten Lächeln durch: „Du musst nach Champa reisen, Álvaro? Warst du denn schon einmal auf der Insel? Sie ist mittlerweile richtig bekannt geworden, da die Kriegergilde Iron Maxim immer populärer wird“
Nein. Damit war der Weg für ein angenehmes Abendessen mit zwei Smalltalk-Muffeln geebnet. Álvaro hatte sein möglichstes getan und würde niemandem ein Gespräch aufzwingen, denn er selbst würde das auch nicht wollen. Gegen Ruhe hatte er nie etwas und wenn alle damit einverstanden waren, war das umso besser. Doch eher – und wohl auch Aska – hatten die Rechnung ohne Dr. Thalamus gemacht, der offensichtlich sehr daran interessiert war, ein Gespräch zwischen den beiden zu entfachen und dabei eine große Bombe platzen ließ, während er nebenbei die Verbindung der beiden erwähnte, die der von Dr. Finnigan und Alvaro gar nicht unähnlich war.
„Aska van der Velden?“ Rune Knight. Dämonentöterin. Es dauerte ein wenig und Álvaro durchforstete seine Gedanken, warum ihm all das so bekannt vorkam. Dann fiel irgendwann der Groschen und er konnte die Verbindung zu Delia ziehen. Die Actionfigur. Die Person, die da vor ihm saß, war das wahrhaftige Abbild der Actionfigur, die Delia so vergöttert hatte mit dem Unterschied, dass diese Aska in Zivil gekleidet war und offensichtlich wenig Interesse daran hatte mit ihren großen Taten zu plaudern. „Doch. Der Name ist tatsächlich schon einmal gefallen.“ Für Álvaro war die Überraschung jedoch nicht, dass er gerade vor einer lebenden Legende saß, sondern dass diese tatsächlich lebte. Bisher war er davon ausgegangen, dass diese Aska van der Velden bloß eine fiktive Person war, die von Delia angehimmelt wurde. „Lebt sich sicher nicht im leicht mit einem so großen Namen.“ Ob es Aska nun wunderte oder nicht: Álvaro hatte kein Interesse daran weiter nachzubohren, denn er selbst hasste nichts mehr, als Leute, die nachbohrten und in Angelegenheiten rumwühlten, die sie nichts angingen oder über die man nicht reden wollte. Sie war sicher schon genug Personen begegnet, die alles über ihre großen Taten erfahren wollten und ihr keine Ruhe ließen. Delia wäre wahrscheinlich eine davon auch wenn sie keine bösen Ansichten hatte.
Den Themenwechsel ließ Alvaro daher gerne geschehen zumal er viel mehr Informationen bot, die gerade für ihn relevant waren. „Es wird meine erste Reise dorthin.“ Askas Ausführungen machten auch klar, warum er in seinen Nachforschungen noch nie von Iron Maxim gehört hatte, denn die Gilde machte sich gerade erst einen Namen. „Tatsächlich ist Iron Maxim mein Ziel. Hab ein Auftrag für sie erledigt und nun muss ich mir meine Bezahlung bei einem hitzköpfigen Schwertkämpfer abholen, der mir den Auftrag auf irgendeiner Straße zwischen hier und Vinternatt in die Hand gedrückt hat.“ Álvaro seufzte ein wenig, denn ihm war nicht wirklich klar gewesen, dass es gar nicht so leicht sein würde nach Champa zu kommen und wie weit es überhaupt nach dorthin war. Nachdem Rafael in Richtung des Berges gedeutet hatte, wo sie die anderen Mitglieder der Gilde suchen sollten, hatte er einfach nach Süden gedeutet, um Álvaro zu erklären, wo er Champa finden würden. Kurz darauf war er auch schon wieder auf seinem Pferd davon gedüst. „Irgendwelche Besonderheiten auf die ich mich vorbereiten sollte oder irgendwelche Tipps für meine Reise?“
Dass Aska für eine fiktive Figur, eine Heldin aus einem Comic gehalten worden war, ahnte sie natürlich nicht im Geringsten. Wahrscheinlich wäre ihr das sogar lieber, als den Trubel um ihre Person tatsächlich erleben zu müssen. Die Actionfiguren, die Poster und vor allem die Kissenbezüge mit ihrem Antlitz waren befremdlich und wer weiß, was noch alles produziert wurde. Eines Tages würde sie herausfinden, wer dafür verantwortlich war! Doch nun schien sich dieser Álvaro doch an ihren Namen zu erinnern und das handelte Dr. Thalamus einen überaus kritischen Blick von Aska ein. Aber gut, der unerwartete Gast konnte nun auch nichts dafür und daher blieb die mächtige Heldin höflich. Als der Bärtige aufgrund ihres großen Namen ansprach, lächelte sie dennoch wenig überzeugend. „Es ist nicht angenehm, in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich meide es nach Möglichkeit und kann den Trubel ehrlich gesagt nicht immer nachvollziehen“ Das war die überraschend offene und ehrliche Antwort der Dämonentöterin, welche darauf verzichtete, dieses Unverständnis speziell auf den Trubel um ihre Person zu formulieren.
Lieber wechselte sie das Thema, um ein wenig von sich abzulenken. Also erkundigte sie sich nach Álvaros Ziel, die Insel Champa. Er erzählte, dass es seine erste Reise dorthin sei und dann folgte eine Geschichte, welche Aska schmunzeln ließ. Gegen Ende musste sie sogar leicht auflachen. „Ein hitzköpfiger Schwertkämpfer, der Fremden einen Auftrag in die Hand drückt. Klingt nach Rafael“, meinte sie amüsiert und erinnerte sich lächelnd an den rothaarigen Schwertkämpfer. Die beiden hatten sich gut verstanden, eines Abends vielleicht zu gut. Und auch wenn Rafael wirklich eine große Klappe hatte und vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, er hatte das Herz am rechten Fleck und war ein fantastischer Schwertkämpfer. Ein wahrer Krieger eben. Dann erkundigte sich Álvaro nach irgendwelchen Besonderheiten oder Tipps für die Reise. Nachdenklich griff Aska nach der Karaffe mit Wasser und schenkte sich ein Glas ein, ehe sie diese an den Bärtigen weiterreichte. „Du wirst wohl keine Probleme dort haben, weil du ein Mann bist. Frauen lassen sie nicht ohne Weiteres in ihr Gildenhaus“, erklärte Aska ihm, woraufhin Dr. Thalamus sich irritiert umdrehte. Doch dann schüttelte er nur verwundert den Kopf und wandte sich wieder dem Herd zu.
„Ansonsten“, fuhr Aska fort, welche mit einem fragenden Blick ihren Ziehvater beobachtet hatte, „Nicht viele Schiffe fahren die Insel an, aber eine sichere Nummer ist ein Kapitän Namens Weißkopf Seeadler-san. Er fährt dich zu einem guten Preis überall mit seinem Schiff hin. Man muss ihn lediglich ertragen“ Sie selbst hatte schon ein paar Seereisen mit dem eigenartigen Kapitän hinter sich gebracht, wobei Aska aufgrund der enormen Reisekrankheit sowieso kaum etwas davon mitbekommen hatte. Während der Arzt allmählich damit begann, die Speisen in Schüsseln und auf Servierplatten aufzutragen, fuhr Aska mit dem Gespräch fort: „Und du nimmst Aufträge an? Bist du ein Magier oder ein einfacher Söldner?“
„Ich verstehe das sehr gut.“, bemerkte Álvaro reflexartig, der den Trubel früher liebte als er als Meister im Ring stand und Mitglied der Königsfamilie war. Heute war das genaue Gegenteil der Fall und er hatte am liebsten seine Ruhe. Deshalb korrigierte er seine Aussage sofort, um kein Stoff für unangenehme Themen zu liefern. „Ich kann es mir jedenfalls gut vorstellen.“ Als Runenritterin, die im ganzen Land bekannt war, würden Aska bestimmt einige Dinge auffallen, die anderen verborgen blieben, auch wenn sie gerade nicht „im Dienst“ war. Ihre Aussage brachte ihr bei Álvaro jedenfalls einige Sympathiepunkte ein, denn es schien, als wäre sie trotz ihres Erfolgs auf dem Boden geblieben. Hochnäsige Personen konnte er nicht ausstehen, selbst wenn diese vom Status her vielleicht über anderen stehen mochten. Jeder hatte einen respektvollen Umgang verdient.
Es wunderte ihn dann doch sehr, dass Aska mit ihrer Vermutung über den Schwertkämpfer direkt ins Schwarze traf. Rafael schien also nicht nur auf Álvaro ein wenig sonderbar zu wirken, sondern die Art von Person zu sein, die immer einen Eindruck hinterließ. „Genau den werde ich aufsuchen.“, bestätigte Álvaro der Runenritterin und zog dabei eine Augenbraue hoch, denn er war sich nicht sicher, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass Rafael offensichtlich im ganzen Land bekannt war. Askas nächste Aussage sorgte dann dafür, dass er die Augenbraue noch ein wenig höher zog. „Was ist das denn für eine Einstellung? Wieso macht es einen Unterschied, was man zwischen den Beinen hat?“ Solch sexistisches Gehabe lag Álvaro – und offensichtlich auch Dr. Thalamus – mehr als fern, denn für ihn war Macht keine Sache des Geschlechts. Er hatte bereits einem König gedient und diente nun einer zukünftigen Königin. Er würde verdammt nochmal sogar einer Ente dienen, wenn diese rechtmäßig den Thron von Bosco bestieg. Er wollte nicht voreilig urteilen, aber konnte sich aktuell noch keinen sinnvollen Grund für dieses handeln vorstellen. Ja. Es handelte sich wohl um eine Kriegergilde, aber Álvaro war sich sicher, dass Aska jetzt sofort den Boden mit ihm aufwischen könnte, wenn ihr Ruf nicht erfunden war.
„Weißkopf Seeadler-san.“ Álvaro versuchte sich den Namen einzuprägen, indem er ihn noch einmal aussprach, aber es war kein Name, den man so einfach vergessen würde „Ein Schwätzer?“ Álvaro fühlte sich unweigerlich an die Russo-Brüder erinnert, auch wenn Weißkopf Seeadler-san ein Seemann war und so wahrscheinlich mehr Gemeinsamkeiten mit dem alten Fischer Olaf aus Heather Town hatte. Irgendwie machten ihm die Gedanken daran, wen er schon alles überstanden hatte, aber Mut. „Wenn es meine beste Möglichkeit ist, um nach Champa zu kommen, muss ich da wohl durch.“ Als Dr. Thalamus dann damit begann das Essen aufzutischen, schalteten sich Álvaros Tischmanieren wie von selbst an und er griff nach der Serviette, die an seinem Platz lag, um sie auf seinem Schoß zu platzieren, während er das Gespräch mit Aska weiterführte, die nun – leider – zu seiner Person überging. „Ja. Damit komme ich ganz gut über die Runden.“ Da er die Gastfreundschaft ehrte, versuchte er nicht so kurz ab zu antworten, wie er es normalerweise tat, auch wenn es ihm bei solchen Gesprächen schwer fiel. „Ich beherrsche ein klein wenig Magie, aber würde mich nie als Magier bezeichnen. Irgendwie kriege ich das ganze mit der Magie nicht so gut auf die Reihe. Habe wohl zu spät damit angefangen und es ist lange her, dass mir mal jemand beigebracht hat wie es funktioniert, auch wenn ich mich in letzter Zeit ein wenig verbessert habe. Mache das alles eher nach Gefühl und aus der Erinnerung heraus.“ Tatsächlich wurde ihm ein wenig Unwohl dabei, diese Information vor einer der mächtigsten Magierinnen von Fiore zu offenbaren, die einen mächtigen Zauber wahrscheinlich mit dem kleinen Finger wirken konnte. „Fast jeder Neuling einer Gilde den ich getroffen habe, konnte besser mit Magie umgehen als ich.“ Und das war keine Übertreibung. „Meine Qualitäten liegen woanders, aber ich denke, dass man das sieht. Deshalb übernehme ich vor allem kleine, lokale Aufträge. Ich denke mal, dass du ein wenig mehr herumkommst als ich, oder?“ Es war für Álvaro anstrengend ein Gespräch aufrecht zu erhalten, dass möglicherweise dazu führte, dass er etwas über sich offenbaren musste, aber er hatte das Gefühl, dass er sich ganz gut schlug.
Dass Álvaro nicht gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, war mehr als glaubwürdig. Er hatte sich schon gesträubt, die Gesellschaft des Arztes und seiner Ziehtochter in Anspruch zu nehmen. Da konnte er es bestimmt nicht leiden, wenn alle Welt etwas von ihm wollte. Verstehend nickte Aska also nur noch das Thema ab, denn wenn es für beide unangenehm war, mussten sie ja nicht weiter darüber sprechen. Da war es doch netter, über Rafael und seine Gilde zu sprechen. Die junge Frau hatte bereits zwei Aufträge Hand in Hand mit Iron Maxim auf Champa erledigt und hatte sich bereits beim ersten Mal den Einlass in die Männergilde erkämpft. Wie sagte Rafael einst? Aska kämpft wie ein Mann, aber liebt wie eine Frau. Innerlich seufzte die Heldin darüber auf, was für ein Dummbeutel. Dass Dr. Thalamus und Álvaro gleichermaßen über die Haltung der Kriegergilde empört waren, bemerkte Aska dann durchaus. Im ersten Moment war sie sogar überrascht über deren Reaktion. Diese absurde Regelung war für die Heldin mittlerweile so normal, dass ihr erst jetzt wieder bewusst wurde, wie affig sie eigentlich war. Dennoch hob Aska nur unschuldig die Hände und meinte salopp: „Tja, ich habe diese Regel nicht gemacht. Aber bis ich mir ihren Respekt erarbeitet habe, musste ich das so hinnehmen“ Schon damals war ihre Freundin Shizuka viel wütender darüber gewesen, als Aska selbst. Die Heldin war schon immer sehr Regelkonform eingestellt. Selbst wenn eine Regel dämlich war, musste man sich eben daran halten. Und sie hatte damals deutlich gemacht, dass sie auf diese Männer nicht angewiesen war und die Hydra auch im Alleingang niederstrecken würde. Es hatte für Aska also keinen Grund gegeben, sich aufzuregen. Es tat der Blonden schon beinahe leid, dass sie Álvaro an Weißkopf Seeadler-san verwies, denn dieser Seefahrer war wirklich etwas eigenartig. Aber er brachte jeden an sein Ziel. „Er wird dir vielleicht manch absurde Heldengeschichte von sich erzählen, ja“, bestätigte sie seine Vermutung, der Kapitän sei ein Schwätzer.
Natürlich sollte man sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen, aber es war wenig überraschend, als Álvaro meinte, er sei kein guter Magier. Aska zweifelte nicht an seinen Qualitäten als Söldner, er sah schließlich stark und geschickt aus, aber wie ein mächtiger Magier wirkte er einfach nicht. „Ich habe bei den Rune Knights festgestellt, dass die Befähigung zur Magie nicht alles ist. Es gibt dort bewundernswerte Personen, die mit den verschiedensten Waffen ausgezeichnet umgehen können. Ganz zu schweigen von anderen Befähigungen, welche sich nicht unbedingt auf körperliche Auseinandersetzungen beziehen“, steuerte Aska ihre Meinung dazu bei. Sie selbst griff oftmals zu ihrem Schwert oder ihrem Bogen, gerne auch mal zur Faust. Magie wandte sie meist erst dann an, wenn es wirklich ernst wurde. „Ja, das ist richtig. Es bleibt nicht aus, die meisten Winkel des Königreiches zumindest angeschnitten zu haben. Über die Grenzen Fiores hinaus hat es mich aber auch erst einmal geführt“, erklärte Aska, ohne Bosco zu erwähnen. Sie wusste natürlich nicht, was den Fremden mit diesem Land verband, doch sie sprach allgemein nicht über diesen Auftrag. Unterdessen trug der Arzt das Abendessen auf. Er hatte einen Braten zubereitet, Kartoffeln und Gemüse. Richtige Hausmannskost! Dabei tat er natürlich seinem Gast den ersten Teller auf und lud ihm eine gehörige Portion auf. „Sie haben sicher großen Hunger!“, meinte er nur lächelnd und selbst Aska staunte über diesen Berg. „Olman, wer soll das essen?“, funkte Aska irritiert dazwischen und bekam daraufhin selbst eine normale Portion aufgetischt. Der Arzt überging ihre Frage einfach lächelnd, er hatte es eben gut gemeint. „Wie geht es Dr. Finnigan?“, fragte er, als er sich auch gesetzt hatte. „Und wenn das mit der Magie für Sie schwierig ist, fragen Sie einfach Aska. Ich kenne niemanden mit einem vergleichbaren magischen Talent!“, schlug er vor und meinte es auch so. Dass er damit für beide Seiten eine sehr unangenehme Situation heraufbeschwor, war ihm nicht unbedingt bewusst. Er fand sowieso, dass seine Ziehtochter ein wenig offener mit ihren Mitmenschen umgehen sollte.
Manavorrat:
Manavorrat (1800/1800) Manaregeneration Legendär: +200 Mana
Irgendwie hatte Alvaro das Gefühl, dass Aska ein zu gutes Bild von ihm entwickelte, denn abgesehen von seiner körperlichen Stärke und seiner Kampferfahrung, sprach er sich nicht sonderlich viele positive Eigenschaften zu. Er konnte ziemlich gut sich selbst und andere verletzen. Klar. Manchmal schützte er damit andere Leute, aber seine Bilanz war wohl mehr als negativ. „Andere Befähigungen außer meiner…. Körperlichkeit, suche ich leider oft selbst vergebens.“ Alvaro seufzte. So ganz stimmte das zwar nicht, denn er hatte sich schon länger damit abgefunden, auch wenn er in jüngster Vergangenheit zumindest ein paar kleine Fortschritte gemacht hatte was seine Persönlichkeit anging. „Aber zum Glück bin ich ja nicht bei den Rune Knights.“ Seit Priscilla hatte er sich das ein oder andere durchgelesen und es kam wohl ohnehin nicht einfach jeder Magier zu den Rune Knights, der das gerne wollte. Zumindest der Persönlichkeitstest würde die Ritter also vor Alvaro schützen, auch wenn er noch keinen Gedanken daran verschwendet hatte, irgendeiner Gilde beizutreten.
Auf die zweite Aussage der Magierin konnte Alvaro nicht sofort reagieren, denn Dr. Thalamus tischte das Essen auf. Álvaro schaute kurz, ob am Tisch noch für weitere Personen gedeckt war, denn die Menge die er auf den Tisch brachte, war sogar für Kraftsportler beeindruckend. Als Álvaro dann seine Portion zugeteilt wurde, zerstreute sich seine Sorge, denn wenn jeder so viel Essen musste, dann würde das Essen schon weggehen. „Danke. Danach werde ich sicher gut schlafen.“ Das war zwar eine Lüge, aber damit wollte er seine Gastgeber nicht belasten, denn selten schlief Álvaro wirklich gut. Während Dr. Thalamus seiner Ziehtochter dann eine normale Portion auftischte, kam Álvaro noch kurz auf das vorherige Thema zurück, denn es interessierte ihn, ob alle Gilden über die Landesgrenzen hinweg agierten. „Ich habe schon mit Magiern aus verschiedenen Gilden zusammengearbeitet. Satyrs Cornucopia, Fairy Tail und auch einem Runenritter. Ich will niemandem zu nahetreten, aber… Ich glaube nicht alle wären dafür geeignet, die Magier von Fiore in anderen Ländern zu repräsentieren.“ Wenn Teri dort auftauchte, würden alle denken, dass Fiore ein Land voll verstrahlter Märchenfiguren wäre. Und wenn Esmée die Möglichkeit bekommen sollte nach Bosco zu gehen, würde sie wahrscheinlich nicht mal zögern. Bei dem Gedanken lief es ihm kalt den Rücken herunter. „Arbeiten nur die Runenritter außerhalb von Fiore?“ Wahrscheinlich war das ohnehin eine Aufgabe der hochrangigen Magier, aber er konnte sich durchaus vorstellen, dass solche Aufträge exklusiv von den Rittern übernommen wurden. Schließlich haben sie einen etwas exklusiveren Status als die anderen Gilden.
Dann beantwortete er erst die Fragen von Dr. Thalamus, nachdem dieser sich selbst versorgt hatte. Álvaro hatte den Eindruck, dass die Konversation nun etwas lebhafter werden würde, was dem Doktor selbst wohl am besten gefallen würde, denn Aska und Álvaro gehörten beide nicht zur redseligen Sorte, soweit er das bisher beurteilen konnte. Bevor er über Dr. Finnigan redete, nahm er sich erstmal das unangenehme Thema vor, welches der Doktor in den Raum geworfen hatte, in der Hoffnung, dass es dann schnell hinten runter fiel. „Ich glaube ihre Tochter hat besseres zu tun als sich um einen völligen Anfänger zu kümmern, der zufällig zur Tür hereingekommen ist. Ich habe in Maldina bereits einen Magier kennengelernt, der zusammen mit mir trainiert, auch wenn ich glaube, dass er sich die Zähne ausbeißen wird, weil ich wirklich gar nichts weiß. Ich werde quasi täglich davon überrascht, was mit Magie so möglich ist.“ Natürlich sprach er von Erial, der dazu noch alles andere als Lust hatte, zusammen mit Álvaro zu trainieren und sich ohnehin rar gemacht hatte, nachdem Álvaro seine Identität enthüllt hatte. Esmée hatte er offensichtlich aber noch nichts erzählt, denn so wie er die Prinzessin einschätzte, hätte sie ihm sofort die Tür eingerannt. Dann wechselte er das Thema zu einer angenehmeren Sache. „Dr. Finnigan geht es gut. Seitdem ich den Hof verlassen habe, hat er einen Jungen aus einem Dorf um die Ecke bei sich zur Hilfe. Er beschwert sich regelmäßig, dass er nicht so viel tragen kann und er ihm alles neu beibringen muss, aber ich glaube er mag das Kerlchen sehr gerne.“ Tatsächlich musste Álvaro ein wenig schmunzeln, während er über den alten Mann redete, der ihn in Fiore wie einen Sohn aufgenommen hatte. „Er will glaube ich nur, dass ich mal wieder vorbeikomme, und das hat er jetzt wohl auch geschafft.“ Álvaro startete noch nicht mit dem Essen, denn es war ebenfalls tief in ihm verankert zu warten, bis der Gastgeber das Essen eröffnete.
Entweder war Álvaro ein ziemlicher Tiefstapler oder tatsächlich ein Tiefflieger, so wie er über seine eigenen Fähigkeiten sprach. Dass er mit Körperkraft glänzte, das konnte man bei seinem Körperbau zumindest erahnen, womöglich war er auch ein ausgezeichneter Nahkämpfer. Aber wie es tatsächlich um ihn stand, das konnte Aska natürlich nicht erkennen. Dass er ‚zum Glück‘ nicht bei den Rune Knights war, ließ die Blonde ein wenig verwundert aufblicken. Was wollte er damit sagen? Dass er Antipathien gegen diese Gilde hatte? Oder dass die Gilde froh sein konnte, ihn nicht ertragen zu müssen? So oder so, es war nicht weiter schlimm für Aska. Selbst wenn Álvaro die Ritter nicht leiden könnte, so hatte auch sie beispielsweise Vorbehalte gegen die Banditengilde in der Wüste. Der einzige Unterschied war, dass ihre Vorbehalte begründet waren und seine eben nicht. Die Rune Knights waren schließlich eine ehrenvolle und gute Gilde.
Als das Essen angerichtet wurde, ging es noch einmal um den Auslandsaufenthalt. Álvaro hatte recht, auch Aska war bereits auf ziemliche Knallknöpfe getroffen. Die Spitze der Dreistigkeit und Untauglichkeit führte Thana aus Liberty Phoenix an. Allein der Gedanke, eine Person wie sie könnte die Magier Fiores, zu welchen auch Aska zählte, repräsentieren, gefiel der Blonden gar nicht. Aber leider hatte sie keinerlei Einfluss auf die Auftragsverteilung. Bei ihrem Auftrag in Bosco war Aska die notwendige Vertreterin der Rune Knights gewesen, doch zusammengearbeitet hatte sie mit einem gildenlosen Magier und einem Magier aus Fairy Tail. Daher konnte sie die Frage des Reisenden leicht beantworten: „Nein, das ist nicht nur den Rune Knights vorbehalten. Aber die Gesetze besagen, dass einem Magier mindestens der S-Rang zugesprochen sein muss, um Einsätze im Ausland genehmigt zu bekommen“, erklärte sie ihm und nahm einen Schluck Wasser, ehe sie fortfuhr: „Das vermindert die Wahrscheinlichkeit, dass weniger geeignete Magier die Gesamtheit Fiores repräsentieren“ Es ließ sie nicht gen Null gehen, aber immerhin war es schon mal ein guter Indikator, um auf Nummer Sicher zu gehen.
Es war unangenehm für Aska, als ihr Ziehvater sie als Lehrerin für Álvaro vorschlug. Das war ja mal wieder typisch! Davon abgesehen, dass Aska diese Dienste nur den Kameraden in den eigenen Reihen erwies (und das schon ungern), wollte sie sich grundsätzlich keiner Person mehr als Mentorin annehmen. Noch während sie überlegte, wie sie das Angebot aushebeln konnte, tat Álvaro das bereits von selbst. Sehr gut, anscheinend war ihm die Sache ähnlich unangenehm gewesen. Kaum merklich atmete die junge Frau durch. Es war um ein vielfaches besser, als er dann um diesen Dr. Finnigan ging. Mittlerweile war das Abendessen offiziell eröffnet worden und während Aska aß, lauschte sie den Worten des Fremden. „Ja, das klingt ganz nach meinem alten Freund“, schmunzelte Dr. Thalamus, ehe er Aska ansah. „Dich bekomme ich auch seltener zu sehen, seit du nicht mehr Mitglied der Gilde Fairy Tail bist“ Ertappt sah Aska von ihrem Braten auf. „Es war einfacher, als ich nicht so weit entfernt gelebt habe, das stimmt“, gestand sie dem Arzt einfach zu. Sie würde ihn gerne öfter sehen, allerdings ließen der Alltag bei den Rune Knights und die Strecke in die Hauptstadt das nicht mehr so zu.
Als das Abendessen beendet und die Küche aufgeräumt war, saßen die drei noch bei einem heißen Tee zusammen am Tisch. Die Unterhaltung war locker und nett, bis plötzlich eigenartige Geräusche von Draußen alle zum Schweigen brachten. Mit Hilfe des Devil’s Ear konnte die Magierin neben eigenartigen klopfenden und klirrenden Geräuschen auch ein paar Stimmen ausfindig machen, wenngleich die genauen Worte aufgrund des Windes nur schwer zu verstehen waren. „Was geht da draußen vor sich?“, fragte Dr. Thalamus an Aska gewandt, da er von ihrem dämonischen Gehör wusste. „Ich weiß es nicht genau. Ich werde nachsehen“, beschloss sie kurzerhand und erhob sich von ihrem Platz. „Bleib bitte im Haus“, sagte sie noch eindringlich zu ihrem Ziehvater, welcher nickte. Álvaro bekam keine Anweisungen von ihr, denn ihm hatte sie ohnehin nichts vorzuschreiben. Wahrscheinlich würde er sowieso mitkommen, um ein wenig an die Luft zu kommen.
Manavorrat:
Manavorrat (1800/1800) Manaregeneration Legendär: +200 Mana
Mindestens der S-Rang? Er hatte schon mitbekommen, dass Aufträgen manchmal ein Rang angehaftet wurde, aber hatte sich noch nicht wirklich mit diesem System beschäftigt. Da er selbst nicht so richtig wusste, wo er eingeordnet war – von seinen magischen Fähigkeiten sicher auf der niedrigsten Stufe – war er allen Missionen, die irgendwelche Ränge verlangten, bisher aus dem Weg gegangen oder durch Zufälle an sie geraten. Der kürzliche Auftrag mit Lyra war einer davon, aber dort war Not am Mann und deshalb hatte wohl niemand wirklich gefragt. Da es aber etwas war, was wohl zu den Basics gehörte, war es ihm etwas zu peinlich zu fragen. Vielleicht würde er sich der Sache demnächst besser mal annehmen und es sich selbst beibringen. In jedem Fall stand der S-Rang Magier wohl sehr hoch in der Hierarchie, auch wenn Askas Formulierung darauf schließen ließ, dass es wohl noch irgendwelche Sonderlinge darüber gab. „Das ist beruhigend. Habe ich mir schon gedacht.“ Vielleicht würde sich später auch noch eine Möglichkeit ergeben, mehr darüber zu erfahren, denn nun wurde erst einmal das Essen eröffnet.
Als Dr. Thalamus auf Dr. Finnigan einging, wurde deutlich, dass Aska und Álvaro sich in Sachen Ziehvater wohl oft in einer ähnlichen Situation befanden. Álvaro hatte Dr. Finnigan zwar im Gegensatz zu Aska erst in Höherem Alter kennengelernt, jedoch schienen die Vorwürfe die gleichen zu sein. Die Alten können nicht gut alleine sein. Álvaro schmunzelte, während er den beiden lauschte. Irgendwann würde er das vielleicht nachvollziehen können, aber aktuell schätzte er wenig mehr als die Ruhe, wenn er allein war. Gleichzeitig musste dann niemand unter seiner Präsenz leiden. Gerade war dieser Fakt jedoch fast schwer zu glauben, denn Álvaro merkte, wie er Interesse an dem Gespräch mit Aska und Dr. Thalamus entwickelte und sich ungewollt mehr darin einbrachte. Aska war also nicht immer eine Runenritterin gewesen? „Wie kam es zu der Umorientierung?“ In seiner Vorstellung handelte es sich wahrscheinlich um eine sehr praktische Entscheidung. Die Runenritter waren nah an der Regierung von Fiore. Ihre Ausstattung war vermutlich besser, die Auftragslage sicherer, man wurde mit spannenderen Missionen konfrontiert und die Bezahlung war sicherlich auch entsprechend. Dann merkte er jedoch, dass es für eine solche Entscheidung sicher auch sehr persönliche Gründe geben konnte und schon schnell noch einen Satz hinterher. „Entschuldige. Wenn deine Gründe zu persönlich sein sollten, musst du nicht antworten.“ Álvaro selbst hasste nichts mehr, als wenn man in seiner Vergangenheit wühlte. Er ließ sich gerade ein wenig gehen, denn schließlich wollte er gar nicht, dass die beiden jetzt auch noch anfingen Fragen über ihn zu stellen. Der Dialog löste in ihm jedoch das Gefühl aus, dass er viel über Fiore – und eine der größten Magierinnen des Landes – erfahren konnte.
Álvaros Magen war gut gefüllt – dafür hatte Dr. Thalamus gesorgt – und gleichzeitig hatte Álvaro sich lange nicht mehr so wohl dabei gefühlt, in einer Unterhaltung gefangen zu sein. Es fühlte sich fast wie ein Freitagabend mit alten Freunden an. Ziemlich plötzlich wurde ihre Unterhaltung jedoch von Geräuschen unterbrochen, die von außerhalb des Hauses nach Innen drangen. Álvaro merkte sofort, dass Aska in eine Art „Arbeitsmodus“ überging, und innerhalb weniger Augenblicke entschied das Haus zu verlassen. Doch auch Dr. Thalamus hielt nicht still, wie Aska ihn gebeten hatte, sondern stand auf und begann damit seine Jacke anzuziehen. „Ich kann meine kleine Aska doch nicht allein lassen. Es könnte vielleicht gefährlich werden. Warte hier, Álvaro. Wir regeln das.“ Er hatte ein wenig Probleme damit seinen zweiten Arm in die Jacke zu bekommen, schien aber dennoch sehr entschlossen, dass seine Unterstützung hilfreich wäre. „Kannst du mir kurz hlefen, Álvaro?“ Álvaro stand auf und ging langsam zu Dr. Thalamus. „Nehmen Sie wieder Platz und machen Sie sich keine Sorgen.“ Behutsam legte er ihm seine Hand auf die Schulter. „Sie haben heute schon genug getan. Ich leiste ihrer Tochter Unterstützung.“ So konnte er ihm wenigstens ein bisschen seiner Gastfreundschaft zurückzahlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass draußen überhaupt etwas aufregendes los war, war ohnehin sehr gering. Nachdem er Dr. Thalamus dabei geholfen hatte, die Jacke wieder auszuziehen, begab er sich ebenfalls nach draußen.
Draußen war es bereits dunkel und Aska war bereits weit voraus. Er beschleunigte seine Schritte also sofort ein wenig, um zu ihr aufzuschließen und machte sich währenddessen bereits auf die Suche nach dem Ursprung des Lärms. Am Ende des kleinen Weges, der zum Haus des Doktors führte, stand eine Kutsche. Ein Mann saß am Boden an ein Rad angelehnt und fluchte, jedoch konnte Álvaro nicht verstehen, was er sagte. Wahrscheinlich beschwerte er sich über seinen beschissenen Tag, denn wenn man noch die zerbrochenen Gegenstände dazu nahm, die hinter der Kutsche lagen, dann sah alles danach aus, als wäre dieser Mann gerade überfallen worden. Tatsächlich sah es fast ein wenig zu sehr danach aus, als wäre dieser Mann überfallen worden, dachte Álvaro, als er leicht joggend zu Aska aufschloss. „Dein Vater wollte nicht, dass du allein gehst. Wir sollten auf der Hut sein.“ Álvaro ging nicht davon aus, dass Aska van der Velden seine Unterstützung brauchte, aber Álvaro war ihr gerade sicher lieber als ihr Vater. Die Ungereimtheiten hatte sie sicher auch schon erkannt, denn immerhin war sie um einiges erfahrener als Álvaro:Die Gegend war weitläufig. Wieso sollte man also genau vor einem Haus einen Überfall starten? Außerdem sah alles ziemlich clean aus. Álvaro konnte sich irren, denn manchmal war nicht alles logisch, aber wenn er raten müsste, dann würde er sagen, dass es sich um eine Falle handelte.
Wie es zu der Entscheidung kam, Fairy Tail zu verlassen? Aska hielt kurz in ihrer Bewegung inne. Die Gabel, welche gerade etwas von den Beilagen auftragen wollte, stoppte. Auch Dr. Thalamus blickte kurz auf, griff aber dann nach seinem Wasserglas und trank unauffällig daraus. Dann machte Aska unbeirrt weiter. Warum? Weil sie ihre engste Freundin und Gildenkameradin töten wollte. Sie hatten in dieser Nacht erbittert gegeneinander gekämpft. Und auch, wenn alles glimpflich ausgegangen war, so hatte Aska jedes Recht auf die Mitgliedschaft in Fairy Tail verwirkt. Keine Gilde schrieb die Gemeinschaft und Familie innerhalb der eigenen Reihen höher. Es war ein großes Geheimnis, außer ein paar wenigen Menschenseelen wusste niemand, was in jener Nacht am Clover Lake geschehen war. Doch seither trug sie den Namen Dämonentöterin.
Dann aber gab Álvaro die Möglichkeit, nicht antworten zu müssen. Das beschwichtige Aska durchaus ein wenig. Sie hob ihr Gesicht und rang sich zu einem Lächeln durch. „Nichts bleibt, wie es war. In meinem Fall war es Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen“, erklärte sie ihm, gab ihm somit eine Antwort, die eigentlich keine war. Doch sicherlich verstand er, dass sie nicht näher darauf eingehen konnte. Cassius war schon zu Zeiten von Fairy Tail ihr Freund gewesen und er war es, welcher ihr diesen neuen Lebenssinn gegeben hatte. Und es war gut, wie es war, denn Aska lebte für die Rune Knights.
Die Geräusche und die Stimmen von draußen versprachen nichts Gutes, doch erst müsste nachgesehen werden. Aska verwies alle, im Haus zu bleiben uns sich leise zu verhalten. Sie wollte nur eben nachsehen. Angst hatte sie natürlich nicht, was sollte schon sein? Doch irgendwie schien ihr Ziehvater sie noch immer mit dem kleinen Mädchen zu verwechseln, welches er einst bewusstlos im Feld gefunden hatte. Aska hatte es nicht mehr mitbekommen, doch der Arzt wollte mit raus gehen. Nach dem Jackenchaos wurde entschieden, dass Álvaro anstelle Olmans zu Aska stoßen würde. Die eindeutig bessere Lösung! Und immerhin ließ der Arzt sich darauf ein. Auch Aska hatte die Kutsche bemerkt, hielt jedoch auf halber Strecke inne. Sie hörte jemanden auf sich zukommen und stellte mit einem Blick über die Schulter erleichtert fest, dass es Álvaro war. Sie wartete auf ihn und nickte leicht. „Alles klar. Siehst du das?“, fragte sie unnötigerweise und deutete auf die Kutsche. „Für einen Überfall ging das alles ganz schön leise über die Bühne“, murmelte Aska ihrem Gefährten zu. Auch die misstrauische Ritterin fand es sehr auffällig, dass gerade vor einer Arztpraxis ein Verletzter lag. Wollten sie ins Haus gelangen, indem einer das Opfer mimte, um die Türen vom Arzt überwinden zu können? Allein bei dem Gedanken wurde Aska schlecht. Was, wenn sie oder Álvaro nicht da gewesen wären? Olman hätte sich dem Mann voller Güte angenommen, um dann vermutlich ausgeraubt zu werden. „Ich will nicht vorschnell urteilen. Spielen wir vorerst mit, um auf Nummer Sicher zu gehen. Wir sollten aufmerksam bleiben, er könnte Kumpanen in der Nähe haben“, murmelte sie noch immer mit bedeckter Stimme. Dann gingen sie auf den Mann an der Kutsche zu. „Was ist passiert, hattet Ihr einen Unfall? Seid Ihr verletzt?“, erkundigte sich Aska. Es war dunkel draußen und die Aufmachung der jungen Frau erinnerte nicht gerade an eine Rune Knight. Zudem erkannte er sie einfach nicht als die, die sie war. „Ein Glück! Bitte helft mir! Ich wurde überfallen! Ich glaube, mein Bein ist gebrochen.. und all meine Waren wurden gestohlen!“, jammerte der Mann und witterte seine Chance, ins Haus zu gelangen, um seinen Kumpanen Zugang zu verschaffen. Aska könnte die Bande nur festnehmen, wenn sie sie bei einer Straftat ertappen würde. Das wollte sie erst einmal mitspielen.
Manavorrat:
Manavorrat (1800/1800) Manaregeneration Legendär: +200 Mana
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.