Nicht hilfreich? Wieso nicht? Arkos fand, es war nur recht und billig, Esmée auch über die Risiken der Unternehmung aufzuklären. Gut, es war vielleicht nicht unbedingt feinfühlig gewesen, aber die junge Frau hatte jawohl schon eindrucksvoll bewiesen, dass sie nicht zart besaitet war. Und der Rothaarige war definitiv zu alt dafür, um solche Probleme herumzutanzen. Geister? Gespenster? War doch im Grunde alles vollkommen egal. In dieser Welt gab es so etwas nun einmal, und im Zweifel konnte man ihnen schon irgendwie beikommen. Hatte nicht gerade die Schwarzhaarige irgendwie die Luft explodieren lassen? Er fand, das war schon eine solide Antwort auf einen Geisterangriff. Zumindest... hätte es bei dem Schneemann vermutlich gut geholfen.
Die Situation entfaltete sich zweierlei. Einerseits überhaupt nicht in die Richtung, in die Arkos sie haben wollte. Ehrlich gesagt: Wenn seine Aussage dazu geführt hatte, dass Esmée den Zettel nicht zurückgab... dann bereute er sie jetzt doch ein wenig. Die Dunkelhaarige schien Angst vor Geistern zu haben, oder zumindest ein gewisses Unwohlbefinden. Der Rotschopf fand das kurios - und war ein wenig zerknirscht, weil er seinen eigenen Plan ein wenig zunichte gemacht hatte. Andererseits waren da doch mal wieder ein paar sehr interessante Häppchen an Informationen, von denen er hörte. Gruselgeschichten vor dem ersten Wachdienst der Nacht...? Der Schmied sah Erial ein wenig nachdenklich an und man konnte sehen, dass er über diese Worte stolperte. Arkos war schon sehr klar gewesen, dass Erial und Esmée nicht verwandt waren - das war eindeutig, seiner Meinung nach. Wenn man das einfach annahm, dann tauchte natürlich die Frage auf: Was waren sie denn dann? Wie standen sie zueinander? Dass sie ein Paar waren, kam Arkos nach den ersten Minuten und Stunden mit den beiden ein wenig unwahrscheinlich vor. Natürlich immer noch Teil der Möglichkeiten, aber wenn man die Worte von Erial von vorhin mit den jetzigen verknüpfte, dann kam man doch unweigerlich zu dem Schluss, dass er Esmée... bewachte? Dass er dafür zuständig war, auf sie aufzupassen? Arkos fragte sich allerdings, wer darunter mehr litt... und seine Antwort zum jetzigen Zeitpunkt wäre eindeutig 'Erial' gewesen. Passte Erial darauf auf, dass Esmée nichts zerstörte - oder dass niemand sie zerstörte? Das würde sich wohl noch zeigen. Arkos sah zu der einzigen weiblichen anwesenden Person und sah verwirrt aus. "Schafe?" Felder und Wiesen? Erial sollte Hirte sein? Das klang doch... ooh, sie versuchte, sich herauszureden! Das erkannte sogar Arkos! Ihr Lachen war so aufgesetzt, dass er nicht anders konnte, als amüsiert zu schnauben. Warum war es so verlockend, sie ein wenig zu piesacken? Es war als würde man eine juckende Stelle ganz genüsslich kratzen... so fühlte es sich an. "Es wäre mir wohl nicht aufgefallen, aber ich freue mich, dass du ein wenig was von euch teilst. Warum seid ihr jetzt Magier, wenn ihr vorher Hirten gewesen seid?" Nun ja... offenbar war es ein Geheimnis. Der Rotschopf war niemand, der seine Nase besonders tief in die Angelegenheiten von anderen Menschen steckte, aber ehrlich gesagt - ein wenig neugierig war er ja schon. Vor allen Dingen weil Esmée sich einfach so... verdächtig machte. Ehrlich gesagt wäre er weitaus weniger neugierig gewesen, wenn Esmée nicht so... komisch wäre. Aber er wollte sie auch nicht übermäßig nerven. Eigentlich hatte er die Mission doch einfach nur schnell hinter sich bringen wollen.
"Nein, du hast vollkommen Recht", antwortete Arkos und seufzte irritiert. "Was du nicht kennst oder sehen kannst, das gibt es auch nicht." Wenn das die Einstellung der jungen Frau war, sei es drum. Wahrscheinlich gab es sowieso keine tollen Geister zu sehen auf diesem Auftrag, oder? Und wo sie schon dabei waren, sich über den Auftrag zu unterhalten... offenbar waren sie bereits angekommen. "Das ging irgendwie schneller als gedacht", murmelte der junge Mann und schälte sich aus der Kutsche heraus. Er merkte... erst jetzt, wie sehr sein Hintern unter dieser Fahrt gelitten hatte, und drückte seinen Rücken ein wenig durch, da auch sein Kreuz ein wenig schmerzte. "Katastrophe", murmelte er und ächzte leise, streckte sich ein wenig. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt", ließ der Kutscher verhören. "Den Rest des Weges kann ich leider nicht auf mich nehmen, da die Straße für normale Zivilbevölkerung nicht freigegeben ist." Er verbeugte sich leicht und sah erwartend in Richtung Esmée, die sich gerade intensiv mit ihren Schuhen zu beschäftigen schien. "Als Mitglieder von Satyrs Cornucopia kann ich euch natürlich eine leichte Vergünstigung geben", bot der Mann freizügig an. "Ich denke, fünftausend Jewels sollten wohl angemessen sein." Der Mann lächelte zufrieden und Arkos schluckte ein wenig. Das war... nicht wenig. Nicht Unmengen, aber davon konnte man mindestens fünfmal richtig, richtig gut Essen gehen. "Selbstverständlich", sagte der Rotschopf. "Ich übernehme ein Drittel davon. Der Einfachheit halber runde ich auf 1700 Jewels auf." Er kramte in seinen Innentaschen, holte eine Brieftasche heraus und drückte Erial seinen Anteil in die Hand. "Hier - den Rest musst du dann, ähm... klarmachen." Arkos trat ein paar Schritte weg und überließ die beiden ihrem Konflikt (?).
Die Straße, die vor ihnen lag, war... nun ja... selbst zur Tageszeit schon ein wenig dunkel. Die Bäume waren hoch und standen dicht beieinander, und der tatsächliche Weg schien ein wenig glitschig und schlammig. Arkos war sich sicher, dass sie nicht weit von Maldina entfernt waren, aber zu Fuß waren es sicher trotzdem gut ein, zwei Stunden - oder so. Ein Schild stand neben dem Weg, auf dem stand: "Pension Hexentanz", und darunter war ein kleineres Schild in den Weg gerammt worden. "Wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Bitte fernhalten!" Wie seltsam, wieso sollte man sich denn fernhalten? Na, aus der Ferne hörte Arkos jedenfalls schon einmal das rhythmische Geräusch eines Hammers, der Nägel einschlug. "Ich denke, die Arbeit wartet. Lasst uns gehen", meinte der Rotschopf - und wartete gar nicht erst groß, sondern machte sich auf den Weg.
6) Er konnte es in ihrem Gesicht deutlich lesen, die falschen Worte zur Begrüßung gewählt zu haben. Aber was hätte er sonst sagen sollen? “Hast du dich wieder beruhigt?” Diese Worte wären wohl auf noch weniger Verständnis gestoßen und schon allein aufgrund seiner Aufgabe, hatte er sich wirklich Sorgen um die Patientin gemacht - wie immer, wenn sie auf eigene Faust loszog. Auch nach all den Monaten war sie zuweilen immer noch sehr … leichtgläubig und unvorsichtig. Nicht zu vergessen, ihren fehlenden Sinn für Geld. Eben dieser brachte sie zu dritt dazu, eine viel zu überteuerte Kutsche zu nehmen. Dabei war sie gar nicht mal so bequem, aber da Erial deutlich schlimmere Kutschen kannte, kam keine Beschwerde über seine Lippen. Es war immer noch besser als zu laufen. Nur eine Zugfahrt wäre womöglich billiger und bequemer geworden. Aber jetzt konnten sie auch nicht mehr aussteigen und der Schmerz würde schon wieder vorbeigehen.
Im Inneren der Kutsche hatte Erial es im Rahmen ihrer Unterhaltung fast geschafft, Esmée den begehrten Questzettel abzuluchsen. Ein Kommentar von Arkos ruinierte den Plan und damit schoss der Schmied sich gewissermaßen selbst ins Bein. Erial strafte ihn mit einem Blick. Wenn er unbedingt den Questzettel haben wollte, dann durfte er ihn nicht bei diesem Vorhaben boykottieren! Jetzt galt es sich eine neue Gelegenheit auszudenken. Und Esmée zu beruhigen. Aber vielleicht war das auch gar nicht unbedingt notwendig, da die Prinzessin sich anscheinend dafür entschieden hatte, Arkos Worten keinen Glauben schenken zu wollen. Dennoch versuchte Erial ihr etwas Mut zu geben, indem er den alten Glauben ihrer Heimat erwähnte. Nicht, dass er wirklich gläubig wäre, doch seine Mutter war es und soweit er wusste auch das Königshaus. Es fiel ihm auf, dass sie beide über das Thema nie tiefgreifend geredet hatten.
Arkos wollte von Erial wissen, ob er schon einmal einen Geist gesehen hatte. Ohne es zu merken, berichtete er von seinem Wachdienst. Erst Esmées Reaktion rief den Fehler in sein Bewusstsein. Und seine Schwäche, nicht lügen zu können. Aber so schlecht Erial das auch konnte, Esmée konnte es nicht minder schlecht, wenn nicht sogar schlechter. Ein Blick hinüber zu Arkos reichte, um zu wissen, dass ihr kein einziges Wort geglaubt wurde. Auch Erial selbst hatte Mühe, bei diesen Worten nicht verwirrt drein zu blicken. Fieberhaft überlegte er, wie er antworten sollte. In der Zeit stellte Arkos bereits eine Gegenfrage und die konnte nicht mehr zu seinem Glück sein. “Esmée? Ein Schafhirte?" fragte und lachte auf. Dafür würde er sicher noch eine Retourkutsche von seiner Prinzessin bekommen. Sein Lachen dürfte der Prinzessin jedoch gar nicht so unbekannt vorkommen. In ihren ersten Tagen hatte sie es mit der gleichen Tonlage schon einmal hören dürfen. Auf ihrer Flucht hatte es anfangs viele Reibereien gegeben, alleine weil Esmée eben absolut nichts von der Welt außerhalb des Palastes wusste und sich nicht die Hände schmutzig machen wollte. “Na ja, vielleicht könnte man so ihre Arbeit als Model auch bezeichnen. Immerhin hat sie genügend Fans, die sie hüten muss. Aber richtige Schafe hüten? Auf einer dreckigen Wiese? Haha…” Das ihm das nicht gefiel, war zwar herauszuhören, aber Arkos würde es wohl nur auf diesen Satz beziehen und nicht darauf, dass es ihm nicht gefiel, weil Esmée so deutlich mehr im Rampenlicht stand und seine Arbeit erschwerte. “Als mein Vater verstarb, musste ich zu meinem Onkel ziehen. Es war eine ziemliche Umgewöhnung. Dort hat sich auch unsere Magie gezeigt. Na ja und den Rest der Geschichte kennst du ja bereits.” Da er nicht lügen konnte, ließ er einfach beiseite, dass sein Vater schon in jüngsten Kindertagen gestorben war. Es wäre seiner Geschichte nicht zuträglich. Sollte Arkos ruhig denken, dass dieser Onkel Esmées Vater war. In Zukunft musste er besser aufpassen. Doch das war wie immer leichter gesagt als getan. Urks.
Nach einer Stunde Fahrt, waren sie bereits angekommen. Ihre angeregte Unterhaltung und der Versuch, den Questzettel zu erhalten, hatten die Zeit wie im Fluge vergehen lassen. Kurz davor hatte Esmée erneut betont, dass es für sie keine Geister geben würde. Ob das gut gehen würde? Auch Erial erhob sich mit unterdrücktem Stöhnen von den Polstern. Sie waren wirklich nicht angenehm gewesen, aber es war wie es war. Noch vor Esmée stieg er aus der Kutsche und hielt Esmée seine Hand hin, damit sie leichter aussteigen konnte. Das mochte etwas komisch anmuten, da er seinen Arm dafür höher als üblich halten musste, angesichts seiner eigenen Körperlänge. “Sei bitte vorsichtig, du könntest hier leicht ausrutschen!” Als die Prinzessin sicher ausgestiegen war, wandte er sich Arkos wieder zu, der sich gestreckt und beschwert hatte. Wahrscheinlich wegen seinem schmerzenden Steißbein? “Wenn es heute Abend noch immer schmerzt, kann ich dir in der Gilde eine schmerzlindernde Kräutersalbe vorbeibringen.” Die hatte ihm schon immer gute Dienste geleistet und ein paar Reste waren noch in der Dose. Bald wären auch diese aufgebraucht und damit wieder ein Stück aus seiner Heimat. Erial war sich jedoch sicher, dass er in seiner Gilde einen Kräuterkundigen finden würde, der ihm etwas Ähnliches zubereiten könnte. Bevor er erwägen sollte, Geld für eine Salbe auszugeben, hatte er zunächst die Frage, wie er die Kustchenfahrt bezahlen sollte. Da er bereits mit einem hohen Betrag gerechnet hatte, hatte er geglaubt, nicht überrascht zu sein. “5000?” wiederholte Erial dennoch und rieb sihc über die Stirn. Bevor er verhandeln konnte, hatte Arkos dem Preis bereits zugestimmt und seinen Anteil bezahlt. Es blieben 3300 Jewel. Das war knapp ein ⅓ von Esmées Monatsmiete. Ohne weiteren Protest daran üben zu können, zog Erial seinen Geldbeutel hervor und gab dem Mann sein Geld. Für die Rückreise müssten sie sich etwas anderes überlegen. Denn weder würde es für eine zweite Kutschfahrt reichen, noch für 3 Zugtickets reichen. Doch das behielt er vorerst für sich. Wenn sie Glück hatten, würde ihr Auftraggeber sie direkt vor Ort bezahlen. (Sie würden somit trotzdem bei dieser Quest mehr Minus als Plus machen)
Die Straße war von hohen Bäumen umsäumt, die das Tageslicht nicht durchdringen ließen. Dabei war es noch nicht einmal Mittagszeit. Aber selbst im Zenit wäre es hier wohl kaum heller. “Sei vorsichtig.” ermahnte Erial die Prinzessin erneut und wünschte sich, dass er eine Waffe dabei gehabt hätte. Doch auch die Aussichten, Arkos um eine Reparatur zu bitten, waren nun, nach diesem herben Geldverlust, endgültig verraucht. Auch Erial lass das Schild und hatte ein ungutes Gefühl bei der Wortwahl. Dennoch nickte er Arkos zu und folgte ihm auf seinem Weg zur Hexenpension. Der Name versprach ja schon einiges.
Gekonnt wich die junge Frau jedwedem skeptischen Blick aus, der ihr von Arkos zugeworfen wurde, sah stattdessen aus dem kleinen Fenster zu ihrer Rechten hinaus in die waldige Umgebung. Man konnte ihr anhören, dass sie log? Ihre Geschichte klang alles andere als plausibel? Was hätte sie denn tun sollen, um zu verhindern, dass die wahre Identität von ihr und Erial plötzlich ans Licht kam? Improvisation war eben nicht ihre Stärke! Als sie die Frage des Schmiedes vernahm, musste sich die 19-Jährige doch sehr zusammenreißen, um sich ihren Schrecken nicht anmerken zu lassen. Warum sie nach Fiore gekommen waren, wenn sie doch Hirten gewesen waren? Im Hirn der Dunkelhaarigen ratterte es, sie öffnete den Mund, um irgendetwas zu sagen – und schloss ihn sogleich wieder, als es der Novel war, der zur Antwort ansetzte. Ob das Arkos weniger skeptisch stimmte? Naja, für den Moment blieb der jungen Frau keine andere Möglichkeit, als zustimmend zu nicken… und ihr fiel ein Stein vom Herzen, als es der Fahrer der Kutsche war, der diesem unangenehmen Verhör dazwischenfunkte. Die Rettung!
In alter Gewohnheit wartete die Prinzessin, bis Erial ausgestiegen war und ihr den Arm reichte, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Erhaben und stolz schritt die junge Frau aus dem Gefährt und nichts deutete mehr darauf hin, dass sie sich eben noch unwohl oder in die Ecke gedrängt gefühlt hatte. Sie war eine Prinzessin durch und durch – und daher zuckte sie als Einzige in der Runde auch mit keiner Wimper, als der Fahrer der Kutsche ihnen den Preis für die kleine Reise offerierte. 5000 Jewels? Für einen normalen Menschen war das ein kleines Vermögen. Aber für eine Thronfolgerin? Sie rechnete nicht wirklich damit, dass man von ihr erwartete, das eigene Portmonee zu zücken (das – zugegeben – ohnehin ziemlich leer gewesen wäre) und beobachtete daher aus distanzierter Position heraus, wie einige Jewels zwischen Arkos und Erial getauscht wurden. Die 2/3 des Preises, die noch fehlten, fischte am Ende der Novel ohne jedweden Protest aus dem eigenen Geldbeutel und überreichte die Summe dem Fahrer, der ihnen ein zufriedenes Lächeln schenkte. Nach außen hin sah es so aus, als würde die de Bosco dem Spektakel überhaupt keine große Bedeutung zugestehen, aber tatsächlich erinnerte sie sich noch sehr gut daran, wie sie einst gemeinsam mit Knox und Ravinuthala aus einer fahrenden Kutsche hatte springen müssen, da sie allesamt die Jewels zum Bezahlen der Fahrt nicht hätten aufbringen können.
Immerhin hatten sie heute nicht fliehen müssen. Konnte man das als Fortschritt seit ihrem Start in der Gilde Satyrs Cornucopia verbuchen?
Nach kurzem Abschiedsgespräch mit dem Kutschfahrer befanden sich die Magier endlich auf ihrem Weg zum Auftragsort. Anders als sonst war es nicht die Prinzessin, die an der Spitze ging, sondern Arkos. Ob er es kaum erwarten konnte, nach diesem doch eher holprigen Start endlich einen Hammer in die Hand zu nehmen und etwas zu tun, was er gut konnte? Was ihm die Sicherheit gab, die er in der Zusammenarbeit mit Esmée und Erial bisher gerechtfertigter Weise vermisste? „Pension Hexentanz“, las die Explosionsmagierin das verwitterte Schild am Wegesrand und sah skeptisch hinauf in die hohen Baumwipfel, die nur wenig Tageslicht bis zum Waldboden durchdringen ließen. Wie automatisch rieb sich die 19-Jährige über die Arme, um das Frösteln zu vertreiben, das sich plötzlich auf ihrer Haut bemerkbar gemacht hatte. „Was ein passender Name. Kein Wunder, dass die Menschen sich hier irgendetwas einbilden.“ Sie schüttelte den Kopf, um sich von den dunklen Gedanken abzulenken. Es gab keine Geister und demnach auch nichts, vor dem sie sich fürchten musste… hoffte Esmée zumindest, während sie die Ohren doch zunehmend spitzte, um auf eventuell gefährliche Geräusche aus dem Dickicht schneller aufmerksam zu werden. „Ist… das die Pension?“, fragte sie schließlich ungläubig, als sich zwischen den Bäumen ein dunkles Gebäude hervortat, in dem einzelne Lichter durch die Fenster schienen. Wie auf Geheiß war es eine Krähe, die irgendwo im Wald krähte und als es im Gebüsch gleich links der Gruppe zu Rascheln begann, schreckte sogar die de Bosco auf. Natürlich war es ein süßer, kleiner Hase, der aus dem Dickicht gehoppelt kam, die Nase rümpfte, als es die drei Magier bemerkte und ganz schnell wieder kehrt machte. Esmée atmete verstohlen auf. „Also ein paar mehr Lichter hätten sie hier durchaus aufstellen können. Wer möchte hier denn freiwillig übernachten?“ Sie wollte noch etwas ergänzen, aber es waren verschiedene Stimmen, die sie in der Ferne hören konnte. Quelle der Geräuschkulisse waren sechs, sieben Männer in Handwerkskluft, die neben der Pension standen und wild gestikulierend miteinander sprachen. “Ihr habt es auch gehört!“, sprach der Eine. “Das ist bestimmt der rachsüchtige Geist des Ermordeten“, fügte ein Anderer hinzu. Ermordeter? Esmée tauschte einen Blick mit ihren beiden Kollegen. Das klang erschreckend wenig nach einem Renovierungsgespräch.
Während er vorstapfte und hinter sich hörte, wie Esmee und Erial folgten, machte sich Arkos noch einmal Gedanken über die Gespräche in der Karre. Es war nicht so, dass er die beiden nicht irgendwie nett oder sympathisch fand. Esmée war zwar ganz offensichtlich ein massiv verzogenes Gör, aber sie hatte ganz offenbar auch ihre guten Seiten. Was er aber überhaupt nicht abkonnte war, dass die beiden ihn offensichtlich nach Strich und Faden belogen. Er war vielleicht kein Professor, aber dumm war der Schmied auch nicht. Und die Lügen, in die sich Esmée und Erial nach und nach verstrickten, waren so offensichtlich, dass er sich nur fragen konnte, womit er das verdient hatte... oder wieso es notwendig war, dass sie so viel logen.
Das Esmée Model war, konnte er glauben. Ersten hatte sie definitiv den Körper dafür (was er natürlich bemerkt hatte), andererseits war da ihre Ausstrahlung. Und, naja, die Tatsache, dass er sich recht sicher war, sie mal auf irgendeinem Plakat gesehen zu haben. Es war eine ferne Erinnerung, weil er sich an so etwas normalerweise überhaupt gar nicht erinnerte, aber doch, da war etwas gewesen. Fans hüten. Kopfschüttelnd seufzte er ein wenig, stapfte weiter. Dann die Ansätze von Erial. Die Tatsache, dass er ihr selbstverständlich aus der Kutsche geholfen hatte, und vor allen Dingen, dass Esmée das selbstverständlich angenommen hatte. Cousin und Cousine? Klar. Und Arkos war in seiner Freizeit Schmetterling. Nein, irgendwas stimme da ganz eindeutig nicht - und was ärgerte Arkos am meisten? Dass er sich darüber Gedanken machte! Was interessierte ihn das eigentlich? Er kam zu dem Schluss, dass er die beiden damit konfrontieren würde... nur, damit sie wussten, dass ihre Lügen ein wenig besser einstudiert sein sollten. Den Rest sollte ihn nicht jucken. Mit einem Nicken zu sich selbst festigte er diesen Entschluss und nicht einen Moment später kamen sie auf eine Lichtung, auf der wohl... die Pension "Hexentanz" stand. Ein sehr passender Name, tatsächlich. Arkos konnte sich vorstellen, dass man hier ganz fantastische Partys feiern konnte, so mitten im Nirgendwo, wo niemand sich über Lautstärke oder sonst irgendetwas beschweren konnte... oder eben auch verdammt gruselige Nächte, weil einem keiner helfen konnte. Ein sehr ambivalenter Ort. Der Name 'Hexentanz', fand er, deutete darauf hin, dass man hier gerne tanzte. Vielleicht war das ja so etwas wie das Markenzeichen des Hauses?
"Ich finde, es wirkt gemütlich", meinte Arkos und verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber du hast Recht, die Ausleuchtung ist nicht ausreichend. Es ist vor allen Dingen auch im Bezug auf den Arbeitsschutz mangelhaft. Wie soll man da arbeiten?" Hm, er hatte schon wieder direkt ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Nicht wegen der Geister, sondern weil sich irgendjemand mit dem Hammer auf den Finger schlagen würde, ganz bestimmt. Dann war das Geschrei groß, und zusätzlich zum generellen Missionsgedöns kam dann auch noch eine Verletzung hinzu. Er hoffte nur, Erial war gut darin, seine Begleiterin im Blick zu behalten. Der junge Mann schien doch wie jemand sehr verlässliches. "Geist des Ermordeten?" Arkos sah zu Esmée - in deren Augen sich hundebabyartige Angst spiegelte (vielleicht leicht übertrieben) - und Erial (der sich mal wieder mehr Gedanken um die Magierin als um sich selbst zu machen schien). "Kannste wohl haben", meinte er achselzuckend und fragte sich ob er es wieder schlimmer gemacht hatte. Freimütig ging er auf die Handwerker zu. "Guten Tag, die Herren. Wir sind hier von der Gilde Satyrs Cornucopia, um einen Auftrag zu erledigen. Es wurde eine Quest ausgeschrieben, um euch dabei zu helfen, diese Pension wieder auf Vordermann zu bringen." Er zückte seinen Hammer. "Zumindest ich wäre bereit dafür. Rachsüchtiger Geist hin oder her." Die Männer sahen sich an, betrachteten dann den Schmied, dann die beiden Begleiter des Rothaarigen. "Na, ihr seid ja 'ne Truppe...", murmelte einer und seufzte leise. "Hör mal, deine Motivation in alle Ehren, aber wenn es nur um das Handwerk gehen würde, würden wir hier schon klarkommen... klar?" Er stemmte eine Hand in die Hüfte. "Aber... in dem Haus hier SPUKT ES." Er betonte das Wort sehr deutlich. "Wir können gerade nicht arbeiten, weil immer, wenn wir es versuchen, jemand verletzt wird. Es bringt Unglück, sage ich. Pech und Unglück!" "Blödsinn", meinte der andere Mann. "Nur weil ihr alle so tollpatschig seid... und wir zu wenig Licht haben." "Das wenige Licht ist uns aufgefallen", warf Arkos ein. "Siehst du. Zu wenig Licht. Aber weißt du, wenn man hier versucht, mehr Licht zu machen, gehen die Kerzen und Lampen einfach wieder aus. Einfach so. Muss wohl am Durchzug und der Verkabelung liegen... oder so." Der Handwerker hob die Schultern. Arkos wurde ungeduldig. "Was ist denn dann nun der Auftrag für uns?" Die Handwerker sahen sich an und betrachteten ihn, dann seine beiden Kollegen. "Kommt doch mal ins Licht da hinten", meinten sie, und als Esmée und Erial ins Licht kamen, pfiffen zwei der Handwerker leise. "Holla die Waldfee, wen hast du denn da dabei, Junge. Hübsches Gerät." Der älteste Handwerker räusperte sich. "Euer Auftrag ist es, dem Spuk ein Ende zu bereiten, damit wir arbeiten können. Es gibt ganze Abschnitte des Hauses, in die wir nicht reingekommen sind." Er kramte in seiner Tasche des Overalls, und drückte Erial ein Papier in die Hand. "Hier bitte, Kleiner. Du siehst nicht so stark aus, aber du kannst bestimmt die Karte lesen, oder? Das ist der Flurplan. Damit könnt ihr euch orientieren. Wenn irgendwelche Türen zuschlagen oder so, dann ist das nur der Windzug, alles klar? Und wurde gesagt, dass hier..." Er tippte auf das letzte Zimmer des Flurs im zweiten Stock. "'n Typ abgestochen wurde. Der haust hier jetzt wohl. Ihr kriegt das hin, oder?" Der ältere Mann lachte und klapste Erial auf die Schulter. "Aber nicht in die Hosen machen, klar? Das müssen wir dann auch wegmachen."
Älterer Handwerker: ffcc00 Erster Handwerker ffccff Zweiter Handwerker ffcc99
7) Erial war noch nie ein guter Lügner gewesen. Es machte seine Geschichte, auch wenn er stolz auf sie war, nicht gerade besser. Zu seinem Glück endete die Kutschfahrt, sodass Arkos nicht weiter nachbohren konnte. Oder wollte er es gar nicht mehr, weil er die Lügen schon längst durchschaut oder aber ihnen überdrüssig wurde? Unklar. Als Erial nach Arkos aus der Kutsche ausstieg, hielt er Esmée die Hand hin, um ihr hinauszuhelfen. Diese ergriff sie und in ihrer Haltung zeigte sich kein Hinweis mehr für ihre eben noch vorhandene Unsicherheit im Angesicht der Geistergeschichten. Mit dem Kutscher nun im Kreis stehend, verkündetete dieser seinen Preis. Während Esmée unbeeindruckend dreiblickte, verlor Erial fast die Fassung und Arkos drückte dem Kutscher seinen eigenen Anteil in die Hand. Zähneknirschend musste die junge Palastwache 2/3 des Geldes bezahlen. Für Esmée hoffte der Junge, dass der Questgeber ihnen schon am Abend die Jewel nach getaner Arbeit auszahlen würden. Ansonsten würden sie sehr lange nach Hause laufen. Er ahnte jetzt schon, dass es so kommen würde und auch, dass Esmée sicherlich am liebsten getragen werden wollte. Es kleiner Mann stellte sich das leider ziemlich schwierig da. Vielleicht würde dieses Glück dann auf Arkos zurückfallen.
„Sieht so aus.“ kommentierte Erial die Frage der Prinzessin. Doch nicht nur der Name klang passend für ein Geisterhaus, sondern auch das ganze Äußere samt Ambiente. „Es gibt bestimmt einige, wenn sie den Fußweg nach Maldina nehmen, Mimi.“ Andererseits war die Wahl zwischen einem dunklen, gruseligen Wald und einem gruseligen Haus im dunklen, gruseligen Wald nicht gerade optimal. Vielleicht sollte man dort wirklich eher den Wald nehmen. Aus der Ferne hörten sie die Arbeiter etwas von einem rachsüchtigen Geist eines Ermordeten rufen. Erial verzog das Gesicht. „Aber wir müssen schließlich hier nicht übernachten, sondern nur beim renovieren helfen.“ Hoffentlich etwas was bis zum Einbruch der Dunkelheit rasch erledigt sein würde - wenn gleich hier ja nicht einmal das Tageslicht bis zum Boden gelangte. „Gemütlich? Was findest du daran gemütlich?“ fragte Erial an ihren Kameraden gewandt und zeigte mit einer Hand auf die Pension. Er hatte das Gefühl, Arkos würde dies nur sagen, um Esmée zu ärgern. Nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit konnte das durch aus der Fall sein. „Vielleicht haben sie noch ein paar mehr Kerzen.“ warf Erial bezüglich des mangelnden Arbeitsschutzes ein. „Oder wir sollten lieber zurück und nur mit entsprechender Ausrüstung wiederkehren.“ Das war Erial die liebste Option - auch wenn er dann mehr als 3000 Jewel Minus für nichts gemacht hätte. (Eigentlich ein ganz normaler Tag mit Esmée) Doch stattdessen schien Arkos an dem „Geist des Ermoderdeten“ interessiert und schritt weiter voran. Esmée und Erial folgten ihm zu den Gruppe an Handwerkern. Wie um zu beweisen das Arkos einer von ihnen war, zückte dieser seinen schweren Hammer. Das Reden überließ er zunächst Arkos und war damit beschäftigt ein Auge auf Esmée zu haben. „Mimi, gib mir den Questzettel fall swir ihn vorzeigen müssen als Beweis für unseren Auftrag.“ meinte er zu der Prinzessin und streckte seine Hand aus. Ein zweiter Vesuch für Arkos an den Zettel zu gelangen. „Und geh nicht so dicht an diese zwielichtigen Leute!“ ermahnte er sie. Wer wusste schon, was die so taten? Wie sich herausstellte war das fehlende Licht wirklich problematisch. Doch angeblich würde es gar nicht an entsprechenden Leuchtmitteln fehlen, sondern diese nur immer wieder ausgehen. Klassischer konnte eine Gespenstergeschichte nun wohl wirklich nicht werden. Erial war nicht wohl hierbei. Als sie aufgefordert wurden, mehr ins Licht zu treten, ging Erial zuerst. Dessen Miene verfinsterte sich bei der Aussage des Mannes. „Passt auf was ihr sagt!“ schallte er den älteren Handwerker. “Mach mal langsam du halbe Portion.“ lachte der Handwerker, der augenscheinlich nicht glaubte, das Erial ihm wirklich gefährlich werden könnte. Wäre es nicht das Räuspern des ältesten Handwerkers gewesen, hätte Erial ihm vermutlich den Arm auf den Rücken verdreht. Einen solchen Umgang mit der Kronprinzessin von Bosco konnte er schließlich nicht zulassen. So musste er dieses Mal einstecken und dem Bericht des Mannes vor ihm lauschen. Ein Papier wurde ihm in die Hand gedrückt. Erial ignorierte die Kommentare zu seiner Größe dieses Mal, sie schienen ihn nicht derart zu reizen wie die Worte des anderen Mannes. Er las den Flurplan und merkte sich die Äußereungen des Mannes. Als der Mann Erial später auf die Schulter klopfte, konnte der Junge Stand halten ohne dabei zusammen zuzucken. Das schien den älteren Mann dann doch etwas zu verwirren. Erial steckte den Flurplan in seine Hosentasche um ihn sicher zu verwahren und streckte den Mann die Hand hin, um den Auftrag zu besiegeln. „Alles klar, danke. Wir kümmern uns darum.“ Der Mann schlug ein und bekam zu spüren, wie stark Erial wirklich war. Natürlich konnte er nicht mit einem Arkos mithalten, doch das sie ihn womöglich unterschätzten, würde zumindest dem älteren Mann nun klar werden. „Arkos, wollen wir uns beide diesen einen Raum ansehen?“ fragte er den Schmied. Esmée sollte lieber hier draußen bleiben. Es war ihm zwar nicht wohl sie bei diesem Lustmolch zu lassen, aber besser als im Zimmer mit einem Rachegeist?!
Arbeitsschutz? Hier war es stockduster, irgendwelche Krähen machten unheilvolle Geräusche und vermutlich lagen in diesem gruseligen Waldstück mehr als drei verschollene Leichen begraben, aber alles, was Arkos zu der Szenerie beizutragen hatte, waren seine Bedenken zum Arbeitsschutz. Esmée war geneigt, verständnislos mit dem Kopf zu schütteln, beließ es schlussendlich allerdings bei einem auffälligen Augenblinzeln, das mehr als deutlich machte, dass sie die Prioritätensetzung des Schmiedes nicht nachvollziehen konnte. Naja, egal – vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn der Rothaarige sich so sehr auf die Arbeit konzentrierte, anstatt sich von den restlichen Umständen ablenken zu lassen. Jetzt, wo das Model die Pension „Hexentanz“ aus nächster Nähe gesehen hatte, wollte sie nur allzu gerne schnellstmöglich wieder von hier verschwinden. Die hellblauen Augen sahen zu Erial, der die Hoffnung in den Raum stellte, dass die Handwerkerinnen und Handwerker wohlmöglich noch ein paar Kerzen besaßen, die sie bei der Arbeit nutzen konnten, um für ausreichend Beleuchtung zu sorgen. Vielleicht?! „Wenn sie keine Kerzen vor Ort haben, werde ich eben selbst für das entsprechende Licht sorgen“, kündigte die Prinzessin entschlossen an und runzelte die Stirn. Ehe sie noch etwas ergänzen konnte, wurde das Gespräch des Dreiergespanns durch die Handwerker vor der Pension unterbrochen, die nicht nur etwas von einem Geist sprachen, sondern auf die Arkos auch sogleich zusteuerte. Gerne hätte die Prinzessin dem Gespräch aufmerksamer gelauscht, immerhin konnten hier wichtige Informationen für die Quest geteilt werden, aber der Novel hielt sie im ersten Moment zurück. „Der Questzettel?“, fragte sie nach, sah zu den Leuten, dann wieder zu Erial… und tatsächlich fügte sich die Prinzessin der Bitte. Ohne größer darüber nachzudenken, zuckte sie mit den Schultern und überreichte ihrer Palastwache den Questzettel – nicht ansatzweise ahnend, dass die beiden Magier bereits in Maldina an dieses Papier hatten herankommen wollen. Aber machte es jetzt noch einen Unterschied? Würde Arkos den Rückweg antreten, jetzt, wo sie schon mitten im Geschehen waren? Nun, das würde sich zeigen, sobald Erial seine Errungenschaft an den Schmied abgeben konnte.
Den Kommentar der Handwerker, kaum dass Esmée ins spärliche Licht getreten war, nahm die Prinzessin nur beiläufig wahr. Erial war es, der sich sofort schützend vor der Prinzessin von Bosco aufbaute und die lüsterne Mannschaft maßregelte. Anstatt den Männern mehr Aufmerksamkeit als nötig zu schenken, konzentrierte sich die Prinzessin lieber auf die eigentliche Aufgabe, die sie zu erledigen hatten. Hier… sollte es also wirklich spuken? Einerseits freute es die 20-Jährige, dass für den erfolgreichen Questabschluss gar nicht von ihr verlangt wurde, hier wirklich mit einem Hammer Nägel in die Wand zu schlagen. Ganz ernsthaft: Es wäre fraglich gewesen, ob Esmée dieser Herausforderung gewachsen gewesen wäre, bei ihrem mangelnden Handwerksgeschick. Alternativ die Suche nach einem Geist? Hm. Naja, ein bisschen bessere Erfolgsaussichten hatte das durchaus. Ob man so einen Geist im Zweifel einfach wegsprengen konnte? Etwas, worüber sich die Dunkelhaarige noch nie hatte Gedanken machen müssen. Aber Moment… was hatte Erial da gerade gesagt? „Erial, ich werde sicherlich nicht hier draußen warten.“ Unglaublich, dass sie das nochmal betonen musste. Es war schon schlimm genug, dass sie sich hier in einem gruseligen, dunklen Waldstück auf Geistersuche begeben mussten – auf keinen Fall ließ die Prinzessin zu, dass ihre beiden Kollegen sie auch noch alleine zurückließen! Sie trat zu dem Novel, sah ihm über die Schulter und inspizierte selbst den Plan. „Ich kann für Licht sorgen“, kündigte sie an, um die Notwendigkeit, sie in der Gruppe dabeizuhaben, nochmal zu betonen. Sie schnippte beiläufig mit den Fingern und ließ mehrere Funken um sich herum erscheinen, die einen kleinen Lichtkegel um sich herumbildeten. Nicht ganz so gut wie eine Lampe, aber ausreichend, um nicht die Orientierung in einem sonst dunklen Gebäude zu verlieren. „Sollen die Geister ruhig versuchen, diese Funken auszupusten. Sie werden sicherlich daran scheitern.“ Die Gefahr, dass diese Funken einfach so explodieren könnten, wenn die de Bosco sich nicht ausreichend konzentrierte, kehrte sie ganz bewusst unter den Tisch. „Also? Wollen wir los?“, fragte sie in Richtung der beiden Magier. Das war natürlich nur eine rhetorische Frage, denn wie immer stolzierte Esmée bereits los. Je schneller sie da reingingen, desto schneller hätten sie den Auftrag auch erledigt!
Zuschlagende Türen, knarzende Treppenstufen und mysteriöses Klopfen aus umliegenden Rohren wären nur eine Auswahl an Phänomenen, die die Magier im Inneren des Gasthauses bemerken würden. Und… waren das Schritte auf dem Dachboden? Konnte das überhaupt möglich sein?
Zurückkehren und mit besserer Ausrüstung zurückkehren? Keine Option für Arkos. Er war zwar ein Fan von guter Ausrüstung, aber ein ganz entschiedener Gegner von Zeitverschwendung. Es wäre vielleicht besser gewesen, aber was hätten sie auch holen sollen? Lampen? Nur wegen Licht würde Arkos bestimmt nicht nachher mehr Geld für die Quest ausgeben, als er einnahm. Das würde schon passen... und da er jetzt ja mittlerweile zähneknirschend hatte hinnehmen müssen, dass dieser Auftrag wohl vornehmlich nicht handwerklicher Natur sein würde, war das für ihn auch in Ordnung.
Erial stellte sich erneut schützend vor Esmée. Arkos, mal wieder fasziniert davon, warf seinen Kollegen einen nachdenklichen Blick zu. Dass sich die Magiern der Runde selbst verteidigen konnte, war schließlich schon klar gewesen, als sie vorhin seinen Hammer weggesprengt hatte. Es gab für Arkos also nur zwei Möglichkeiten, warum Erial das tun sollte... gut, drei. Erstens, er schützte nicht Esmée, sondern diese Typen. Der Rotschopf schätzte die Wahrscheinlichkeit als plausibel ein, wenn nicht gar wahrscheinlich. Zweitens, er stand auf Esmée und wollte ihr zeigen, dass er sie beschützen konnte. Die Wahrscheinlichkeit dieser Möglichkeit konnte Arkos noch nicht so recht einschätzen; die Beziehung der Beiden schien für ihn allerdings nicht unbedingt auf einer Anziehung dieser Art zu beruhen. Er vermerkte es als unwahrscheinlich, aber möglich. Und drittens: Er schützte Esmée, weil er es sollte, wollte oder musste, vollkommen unabhängig davon, dass sie es selbst konnte. Technisch gesehen hatte Erial erwähnt, dass er seinem Onkel versprochen hatte, auf die junge Frau aufzupassen... da sie ihn aber nach Strich und Faden belogen hatte, hatte der Schmied das bereits wieder irgendwie unter den Teppich geklärt. Vielleicht war es ja das, nur irgendwie... verdreht. "Nein, Erial, wirklich", unterstützte Arkos Esmée, ohne groß mit der Wimper zu zucken. "Esmée ist offensichtlich eine erwachsene, selbstständige Frau, die nicht draußen warten muss, während du dich mit einem unerfahrenem Unterklasse-Magier wie mir in das Haus da begibst." Es war nicht abgemacht gewesen, dass Esmée dafür geschützt werden sollte, auch nur einen Finger zu krümmen. Ein müdes Grinsen huschte über die Züge des Rothaarigen, als er sich in Richtung des Hauses drehte. Wenn er das richtig mitbekommen hatte, hatte Erial den Questzettel erobert, das war doch schon einmal etwas. Er wollte dem jungen Kerl nicht den Spaß verderben, aber... ganz sicher würde er nicht da alleine reingehen, und Esmée hier draußen die Beine in den Bauch stehen lassen. Sie waren hier schließlich alle zum arbeiten, und nicht zum warten. Was war das nur für eine ungesunde Beziehung, die die beiden führten? Er schien ihr unter keinen Umständen die Stirn bieten zu wollen, während sie ihm einerseits auf der Nase herumtanzte, andererseits so hilfebedürftig war, dass sie ihn wiederum dringend brauchte. Es war in höchstem Maße verwirrend für den Schmied, der sich irgendwie... ein wenig so vorkam, als hätte er was verpasst. Keine Ahnung, was, aber das Gefühl wurde er nicht los, bis sich Esmée ruckartig in Bewegung setzte. Arkos verlor keine Sekunde und befand sich direkt neben ihr, hatte er doch nur darauf gewartet, losgehen zu können. Seinen Hammer hatte er allerdings nicht wieder weggesteckt, sondern hielt ihn kurz unter dem Kopf locker an seiner Seite. Er wand sich noch einmal der Magierin zu, hinter ihnen folgte direkt Erial. "Ist das... sicher?", fragte er und nickte zu der schwebenden Lichtquelle. "Ich hoffe nicht, dass das Ding explodiert und das Haus anzündet." Die Ergänzung war mit ein wenig Stirnrunzeln ausgesprochen worden, dann aber öffnete er die Tür zur Pension und... die drei Magier drangen in das verlassene Haus ein.
Es war dunkel, das fiel zuerst auf. Draußen war es zwar Tag, und deshalb war es nicht stockfinster, aber durch die Fensterläden fiel nur wenig Licht. Das Boden knarzte leicht, während Arkos sich ein Stück in den Raum hineinwagte und sich umsah. Nun... das sah aus wie ein typischer Empfandsraum einer Pension. Nichts ungewöhnliches, fand er, und nickte. "Sieht doch ganz gut aus", meinte er und zuckte kurz zusammen, als ein Stückchen in der Pension ein lautes Knallen ertönte. Offenbar eine Tür, die zugeschlagen worden war? Es war von hier nicht ersichtlich, woher genau es gekommen war, und Arkos räusperte sich ein wenig. "Hm", brummte er, sah zu Erial. "Da geht es wahrscheinlich... nach oben zu den Zimmern?" Der Rotschopf warf einen Blick nach links, wo sich ein größerer Gastraum öffnete, in dem man wohl essen, trinken - und tanzen konnte. Oder so. "Denkt ihr, der Name der Pension hat etwas zu bedeuten?", fragte er beiläufig, nickte dann in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. "Kommt, wir gehen mal nach oben und sehen nach, was da los ist", schlug er vor, ging vor - und zumindest meinte er, das wabernde Licht von Esmée würde ihm folgen. Tatsächlich öffnete nach links eine Treppe, weiter geradeaus den Flur entlang mussten die Toiletten und eine Küche sein. Die Stille, bis auf die Schritte der drei Magier, war erdrückend. Leises Knarzen rundete das Ambiente ab, und mitten im Haus war es noch einmal deutlich dunkler. Arkos sah die Treppe hinauf, und es kam ihm so vor, als wäre da etwas... vielleicht war es nur Einbildung. Mit schnellen Schritten begann er, die Stufen zu nehmen, übersah dabei - beziehungsweise hätte wohl gar nicht sehen können, dass eine der Stufen sehr ölig glatt war, und außerdem pochte es plötzlich laut aus der Wand heraus. Arkos erschrak ein wenig, trat auf, rutschte weg - und purzelte glatt die Treppe wieder herunter. Tja, je nachdem, wer da unter oder hinter ihm gewesen war, würde jetzt von gut dreiundachzig Kilogramm Schmied mitgerissen werden und unsanft am unteren Ende des Treppe landen.
Auch wenn das für Arkos vielleicht nicht so wirken mochte, hätte sich Erial auch vor jede andere Frau gestellt. Das Verhalten dieses Mannes konnte er nicht leiden. Schon früher, wenn er mit Kameraden nach dem Wachdienst noch in Schankstuben ging, hatte er abwertendem Verhalten gegenüber Frauen wenig abgewonnen. Vor allem wenn eben jene mit dabei waren, hatte er Partei für diese ergriffen. Ob er jedoch sagen würde, dass es damals schon so ausgeprägt war wie heute? Nein, definitiv nicht. Früher hätte er sich seltener getraut etwas zu sagen und genau darauf geachtet, wer mit dabei war oder wen er gerade anging. Er hatte es nicht ausgesprochen und doch schien Esmée sofort aus seinen Worten herauslesen zu können, dass er sie nicht mit in das Geisterhaus nehmen wollte. Natürlich dachte er dabei an ihren Schutz. Gewiss war es ihm genauso wenig lieb sie draußen bei lüsternen Männern alleine zu lassen, aber in die Gefahr von was-auch-immer willentlich zu bringen? Das erschien der Palastwache nicht gerade ratsam. Esmée hingegen sah das anders. Sie wollte nicht alleine zurückbleiben. Ob nun wegen der Männer oder weil ihr draußen ebenfalls eine düstere, gruselige Atmosphäre herrschte. Leider unterstützte auch Arkos nicht seinen Plan Esmée herauszuhalten. Das hatte er wohl erwarten müssen. „Ich würde dich niemals als unerfahrener Unterklasse-Magier bezeichnen, solange ich nicht einmal weiß, zu was du fähig bist, Arkos!“ korrigierte Erial ihn. Das Esmée selbstständig war, ließ er mal unkommentiert. Allgemein hatte er eingesehen, keine Chance zu haben und seufzte daher nur leise. Um den Plan besser studieren zu können und um eine Lichtquelle zu besitzen, die nicht so einfach auszupusten wäre, ließ Esmée explosive Funken erschienen. „Mimi! Das ist keine gute Idee!“ warf Erial sofort besorgt ein. Schließlich wusste er, wie schnell diese explodieren konnten. Ob nun gewollt oder ungewollt. Doch auch hierbei schien er keine wirklich Entscheidungsgewalt zu besitzen. Natürlich nicht.
Im Inneren des Hauses war es dunkel. Esmées Funken erhellten schwach den Plan und ihre Umgebung. Wenig Licht drang durch die vernagelten Fenster. Was sie erkennen konnten, glich einem Empfangsraum samt Tresen. Es wirkte fast schon verdächtig normal – abgesehen von all den Zeichen, dass dieser Raum schon länger nicht mehr benutzt worden war. Nach nur kurzer Zeit ertönte das Zuschlagen einer Tür. Es mischte sich in das Knarzen des Bodens als sich die drei wieder bewegten und in die Richtung drehten. Während nach rechts eine lange Treppe hochging, Arkos vermutete zu den Zimmern, öffnete sich links ein großer Gastraum. Er wirkte geräumig genug, um auch als Tanzsaal oder für andere Veranstaltungen genutzt zu werden. „Na ja ohne Magie keine Geistertricks oder?“ murmelte Erial abwesend auf Arkos Frage. Ob es sich hierbei wirklich um magische Wesen handelte oder doch nur irgendwelche Tricks von Nichtmagiern blieb abzuwarten. Dafür mussten sie weitere Indizien sammeln. Er hoffte nur, dass es keine große Gefahr für Esmée werden würde. Arkos schlug vor, der Treppe ins obere Stockwerk zu folgen. Von dort kam das Geräusch. Er blickte auf die Karte und steckte sie wieder zurück, bevor er nickend ihm folgte. Esmée ließ er dabei nicht aus den Augen. Das bedeutete auch, dass die Wache darauf bestand hinter Esmée zu gehen, während Arkos vorging. Als Arkos plötzlich erschrak und in Folge dessen ausrutschte, war es seiner Geschwindigkeit zu verdanken, dass Erial noch reagieren konnte. Er dachte nicht daran, Arkos aufzufangen, das wäre unmöglich, sondern sah nur die Gefahr, dass Esmée mitgerissen wurde. In der Hoffnung, sie davor zu bewahren, ebenfalls mit ins Tiefe gerissen zu werden, schubste Erial Esmée mit seiner Kraft daher zur Seite und wurde an ihrer Stelle von Arkos mitgerissen. Unsanft viel er die Treppe herunter und wurde unter dem Schmied begraben. Er spürte jeden einzelnen Knochen und wusste, dass er womöglich auch mehr als ein paar blaue Flecken davon tragen würde. Ob etwas gebrochen war, konnte er nicht ausschließen, aber er befürchtete sich etwas geprellt haben zu können. Seine Reaktionszeit hatte er damit verbracht Esmée aus dem Weg zu schubsen anstelle sich selbst besser zu positionieren und „sanfter“ zu fallen. Dumpfe Schmerzenslaute entkamen Erial beim Aufprall und er verzog das Gesicht. So gut es ihm möglich war, blickte er zur Treppe, konnte jedoch kaum etwas erkennen. „Alles in Ordnung, Mimi?“ fragte er mit erstickter, gequälter Stimme. Arkos Körper drückte ihm den Großteil seiner Luft aus dem Brustkorb, doch er musste wissen, ob es seiner Prinzessin gut ging!
Esmée hätte es ja nicht mehr für möglich gehalten, doch Arkos schaffte es mit seinen Worten tatsächlich dafür zu sorgen, dass sie sich darüber freute, ihn bei dieser Quest mit an Bord zu haben. Ob seine Aussage, sie wäre eine unabhängige Frau, nun ernstgemeint war oder nicht, war vollkommen gleich: Er unterstützte ihr Ansinnen, gemeinsam mit ihren Kollegen das gruselige Geisterhaus zu betreten und verschaffte der Prinzessin damit die Mehrheit, die sie benötigt hatte. Obwohl, hätte sich die de Bosco wirklich davon abhalten lassen, nur weil sie keine Mehrheit erreicht hätte? Sie stammte immerhin aus einer Monarchie… nun, egal. So oder so gab es nichts und niemanden, der die Schwarzhaarige aufhalten konnte, als diese stolzen Schrittes auf die Pension zutrat. „Sicher genug“, gab sie dem rothaarigen Schmied noch auf seine Frage zur Antwort und sah ihn selbstbewusst von der Seite her an, während die glühenden Funken durch die Luft tanzten. Danach wanderte ihr Blick zu Erial, der ebenso Kritik an ihrer Magie zu äußern hatte. Warum machten die sich alle Sorgen darum, dass die Dinger explodierten? Esmée war eine verdammt fähige Magierin! Als würde ihr so ein Missgeschick jemals einfach so passieren. Nein, ganz sicher nicht. „Ein bisschen mehr Vertrauen, wenn ich bitten darf“, ermahnte sie ihre Palastwache also und runzelte die Stirn. Als wäre jemals etwas schiefgegangen, wenn die de Bosco ihre Explosionsmagie angewandt hatte!... „Außerdem ist das der beste Plan, den wir haben. Ihr wollt ja wohl kaum da drinnen durch die Dunkelheit tappen, oder?“ Nein, sicherlich nicht. Und weder Arkos noch Erial sahen so aus, als hätten sie einen begnadeten Sehsinn wie Ava Finch. Die beiden sollten weniger skeptisch sein und sich mehr darüber freuen, eine Explosionsmagierin an der Seite zu haben, die ihnen so nützlich sein konnte.
Das Innere der Pension hielt auf jeden Fall, was das Äußere bereits versprochen hatte. Abgesehen von dem leichten Schimmer, der von Esmées magischen Funken ausging, war es hier drinnen ziemlich dunkel. Der hölzerne Boden knarzte bei jedem Schritt und kaum, dass alle drei Magier die vermeintlich sichere Außenwelt hinter sich gelassen hatten, ertönte ein lautes Knallen aus den oberen Stockwerken. Das Geräusch kam so unerwartet, dass die Prinzessin sichtlich zusammenzuckte. Arkos Zusammenfassung des Ersteindrucks konnte sie daher auch nur widersprechen: „Gut? Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie es Menschen geben kann, die auch noch Jewel dafür bezahlen, um hier übernachten zu dürfen.“ Sie folgte seinem Blick, musterte den größeren Gastraum, der rein vom Aufbau her durchaus zum Tanzen einlud. Wenn… die Stimmung ein bisschen einladender gewesen wäre. Ob der Name der Pension etwas zu bedeuten hatte? „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht…“, gestand die 19-Jährige und stellte sich vor, wie in dieser düsteren Pension Menschen in Hexenkluft zusammenkamen und skurrile Tänze aufführten. Plötzlich kam ihr die gemeinsame Quest mit Flux in Erinnerung, als sie selbst sich als Hexe verkleidet und als genau jene vor einem Publikum aufgetreten war. Nein, die Leute, die hier zusammenkamen, waren mit Sicherheit keine so hübschen Hexen wie sie es selbst bei der Aufführung gewesen war. Esmée stellte sich vielmehr alte Frauen mit dicken Warzen im Gesicht und grünlicher Haut vor, die gackernd lachten und beim Tanzen sonderbare Zaubersprüche murmelten, um irgendeine dunkle Gottheit anzubeten… Sie schüttelte den Kopf und wandte sich lieber von der Tanzfläche ab. Diese Gedanken halfen ihr nicht gerade, in dieser Quest voranzukommen. Ohne Widerworte folgte sie gemeinsam mit Erial dem Schmied, der eine Treppe ausfindig gemacht hatte, die in das obere Stockwerk des Gebäudes führte. Vorsichtig folgte die Dunkelhaarige ihrem Kollegen, die magischen Funken dicht am Körper haltend, um ausreichend Sicht zu haben…
Und dann ging alles ganz schnell.
Auch Esmée hörte das Pochen aus der Wand, glaubte auch eine Bewegung im Augenwinkel wahrzunehmen, dann einen Stoß, der sie unsanft gegen die Wand zu ihrer linken Seite knallen ließ. Schmerz durchzuckte ihren Körper. „Was…“ Als sich die Lider der 19-Jährigen wieder hoben, konnte sie sehen, wie nicht nur Arkos, sondern auch Erial die Treppe hinabpurzelten und auch, wenn sie die Hand noch nach beiden ausstreckte, war es zu spät: Beide Männer fielen unsanft hinunter bis an den Fuß der Treppe und blieben dort im ersten Augenblick reglos liegen. Oh nein! „Erial! Arkos!“ Die Prinzessin eilte die Treppenstufen herab und atmete erleichtert aus, als die dumpfen Schmerzenslaute des Novel an ihr Ohr drang. Wenn er Schmerzen hatte, hieß das immerhin, dass er noch lebte… „Dank deines Einsatzes ist bei mir alles in Ordnung“, antwortete sie auf die Nachfrage ihres Begleiters und lächelte. Ihre Worte waren durchaus als Lob zu verstehen. Die hellblauen Seelenspiegel sahen zum Schmied und ohne groß zu zögern, reichte sie ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. Einerseits wirkte das sehr freundlich… andererseits war das die einzige Möglichkeit, um Erial von diesem Gewicht zu befreien. „Geht es?“, fragte die Prinzessin daher auch Arkos. Unabhängig davon, ob er das Hilfsangebot annahm oder nicht, reichte Esmée direkt danach Erial die Hand und betrachtete ihn eingehend, nachdem dieser wieder auf die Füße gekommen war. Man mochte der jungen Frau viel nachsagen, aber das Wohl ihre Begleiter waren ihr im Ernstfall mitnichten egal. „Hast du Schmerzen?“, fragte sie und wollte gerade ungeniert das Oberteil des Novel nach oben schieben, um mögliche Verwundungen untersuchen zu können…
Als erneut ein lautstarkes Knallen vom oberen Stockwerk ertönte.
“Verschwindet…“ Was war das für eine Stimme? Und woher kam sie? Aus… aus den Wänden? “Verschwindet… sofort… oder ihr werdet es bereuen…“ Die Stimme hallte mehrfach nach, ehe sie verklang. Die Nachricht war eindeutig: Irgendjemand… oder irgendetwas wollte die Magier nicht hier haben. Und das hier schien eine letzte Warnung zu sein, um den Rückzug anzutreten. Esmée sah zuerst zu Erial, dann zu Arkos, als sie Schritte hörte. Schritte vom Dachboden? Esmée schnaubte. „Was erlaubt sich dieses Ding eigentlich, mir zu drohen!“ Sie drehte sich wieder zur Treppe. „Los, Erial, Arkos. Schnell auf den Dachboden!“
Erial würde ihn vielleicht nicht als Unterklasse-Magier bezeichnen, aber das konnte Arkos schon selbst ganz gut. Ihm war ziemlich bewusst, dass so ziemlich jeder 'normale' Magier mehr auf dem Kasten hatte als er - aber er strebte ja technisch gesehen nicht einmal an, ein mächtig toller Magier zu werden. Seine Ziele, mit der Gilde und generell, waren andere - sich in einem Pool aus Überheblichkeit zu suhlen, gehörte da eigentlich nicht dazu. Wenngleich er sich in der Situation gerade fast ein wenig so fühlte, als wäre er überheblich... allerdings aus anderen Gründen, als man vielleicht meinen sollte.
So aber kam es, dass Arkos die Treppe hinunterpurzelte, Erial mitriss, der Esmée noch schnell beiseitegestoßen hatte, und dem kleineren Kollegen wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben das Gefühl vermittelte, wie es war, zwischen Hammer und Amboss zu geraten. Arkos fühlte beinahe, wie die Luft aus den Lungen seines Sturzabfängers gepresst wurde. Ihm selbst passierte bei der ganzen Angelegenheit kaum etwas - vielleicht war ein Arm irgendwo gegen gestoßen, oder ein Bein, aber den Großteil des Sturzes hatte tatsächlich Erial abgefangen. Arkos rappelte sich, so schnell er sich von dem sehr unangenehmen Fall-Gefühl erholt hatte, auf - und nahm dafür das Angebot von Esmée ohne zu zögern an. So sehr er sie auch kurios fand, und so sehr er es genoss, ein wenig hier und da zu piesacken, zu keinem Zeitpunkt hatte er vorgehabt, einen von diesen beiden seltsamen Magier-Kollegen in Gefahr zu bringen. Im Gegenteil. Irgendwie wirkten beide so, oder zumindest Esmée, als müssten sie vor der Welt ein wenig geschützt werden. Das hatte er ja super hingekriegt. "Danke", brummte er zerknirscht und besah sich jetzt gemeinsam mit der dunkelhaarigen Magierin den geplätteten Erial. "Dank deines Einsatzes hast du vermutlich auch mich vor 'ner Platzwunde bewahrt", stellte der Rotschopf fest, während Erial von Esmée aufgepäppelt wurde. Ihre Frage, ob der Junge Schmerzen hatte, war allerdings ein wenig überflüssig, oder? Arkos wäre sehr erstaunt gewesen, wenn er ohne Schmerz davongekommen wäre, und es hatte auch überhaupt nicht so geklungen. So wie die Magierin an Erial herumfummelte, war ihm das allerdings fast schon wieder ein wenig unangenehm. Gerade hatte er sich räuspern und die beiden darauf hinweisen wollen, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, da unterbrach eine Stimme die Zwei- beziehungsweise Dreisamkeit der Magier. Und diese Stimme forderte sie eindeutig dazu auf, zu gehen. Arkos kratzte sich am Hinterkopf, spürte, wie sich seine Nackenhaare ein wenig aufstellten. Es war nicht, dass er Angst hatte, aber... eines war sicher, wer oder was auch immer das Ding war, es hatte nichts gutes im Sinn. Und hatte offen gedroht. Die Gefährdungslage war definitiv gestiegen, und Arkos war ein wenig genervt, weil es so aussah, als würde das handwerkliche Geschick ihm wirklich rein gar nichts nützen bei diesem Auftrag. Was war hier nur los?
Esmée interessierte das nicht sonderlich. Sie war mal wieder pikiert, und bereits jetzt war sich Arkos sicher, dass ihr Lieblingssatz 'Was erlaubst du dir?' war - in jeglicher Abwandlung. Er hatte noch nie jemanden getroffen, der sich selbst in solche Sphären hob. Na klar, wenn jemand frech war, konnte man das vielleicht mal sagen. Aber so etwas? Esmée musste eine spezielle Erziehung genossen haben, ansonsten war das unmöglich. Niemand hatte einen derartigen Anspruch an die Kommunikation mit einem selbst, so sehr, dass es schon an eine gewisse Unterwerfung erinnerte. Der Rotschopf runzelte leicht die Stirn, aber... einen Reim machen konnte er sich daraus nicht. Es waren halt auch zu wenige Informationen, und... ehrlich gesagt, war diese körperlose Stimme auch ein wenig wichtiger. "Danke", murmelte er Erial zu, hob entschuldigend die Hand. Dann wand er sich zu Esmée, die gerade die Treppe heraufstürmte. "Die Stufen da oben sind glitschig", warnte er sie, und tatsächlich schaffte es die Dunkelhaarige, nicht auszurutschen. Na, das hatte er ja auch schon erledigt. Der Rotschopf folgte der jungen Frau in den ersten Stock, wo ihre Schritte knarzende Geräusche verursachten. "Nicht so schnell", warnte Arkos, der ja nun eben direkt Opfer einer Falle geworden war - aber das schien sie nicht wirklich zu stören. Es ging weiter in den zweiten Stock, und immerhin war die Treppe nicht präperiert worden. Als die drei Magier auf die Klappe zukamen, die in der Decke zu dem Dachboden führen musste, wurden die Schritte vom Dachboden immer deutlicher hörbar. "Da ist doch jemand", brummte er eher zu sich selbst, als zu den anderen, und sah dann zu Erial, der immerhin nicht allzu zerstört aussah. Aber so richtig frisch wirkte er jetzt auch nicht. Also entschied sich Arkos selbst, Esmée am Kragen zu packen und zum Stehen bleiben zu zwingen. "Hiergeblieben", grummelte er, packte die Magierin und stellte sie problemlos und so schnell, dass sie gar nicht erst protestieren konnte, neben Erial. "Das ist zu offensichtlich. Sei vorsichtig." Mit diesen Worten ging er jetzt selbst auf die Klappe zu, hinter der sich vermutlich eine ausklappbare Leiter befand, reckte sich - aber er war nicht groß genug, um so da ran zu kommen. Normalerweise gab es für so etwas doch so einen Stock mit einem Haken dran... nachdenklich sah er sich um. "Hat einer von euch zufälligerweise einen langen Haken dabei?", fragte er hoffnungsfrei, unwissend, ob die beiden Kollegen noch mit sich selbst beschäftigt waren oder aufpassten. Sein Blick huschte hin und her, aber wirklich etwas finden konnte er nicht. Ein leises Knarzen über sich überhörte er, weil in diesem Moment wieder Klopfen ertönte, und eine Tür schlug.
9) Hart schlug Erial auf dem Boden auf. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper. Der junge Soldat presste fest die Augen zusammen. In seinen Ohren rauschte sein eigenes Blut vorbei, die Umgebung ausgeblendet. „Erial!“ tönte es plötzlich an sein Ohr, doch es war nicht Mimis Stimme, die er hören konnte. Es war die Stimme eines jungen Mannes. „Wenn du so weiter machst, lässt du dich zu Brei schlagen, noch bevor unsere Ausbildung vorbei ist.“ lachte die Stimme. /Coal?!/ Die Stimme schien ihm zu versagen. Die Augen aufreißend erkannte er die Umrisse seines besten Freundes, der über ihn gebeugt stand, die Hand nach ihm ausgestreckt. Um ihn herum zeigten sich noch verschwommener die Umrisse des Übungsplatzes im Boscoer Palast. Er meinte schwach die Stimme des Ausbilders zu hören. /Nein, das kann nicht sein.../
„Erial!“ Das war nicht Coals Stimme. Die Umrisse verschwommen und ersetzten sich. Stöhnende Laute entkamen dem Novel. „Alles in Ordnung, Mimi?“ fragte er mit erstickter, gequälter Stimme. War er kurzzeitig weggetreten gewesen? Es konnten jedoch nur wenige Sekunden gewesen sein. Verdammt, Arkos war schwer. Und sein Hammer. Im schlimmsten Fall hatte er sich nun einige Rippen angebrochen. Dem Schmerz in seiner Hüfte zu Folge, könnte es auch sein Becken gewesen sein, dass durch Arkos Hammer das meiste abbekommen hatte. Oder doch beides. „Sch...“ fluchte Erial leise. Wie sollte er so seine Mission erfüllen? Er hörte, wie die Prinzessin am Ende der Treppe angekommen sein musste. Ihre Worte ließen eine gewisse Erleichterung durch den Novel fließen und für einen kurzen Moment waren die Schmerzen dadurch etwas leichter zu ertragen. Er versuchte seinen Kopf minimal zu heben und nach Esmée sehen zu können. „G-gut.“ murmelte er und seine Gesicht zeigte Anzeichen seines typischen Lächelns. Seinen Kopf ließ er wieder auf den Boden sinken. Erneut stöhnte Erial als Esmée Arkos hochhalf und das Gewicht von seinen Knochen genommen wurde. Seine Lungen fühlten sich wieder mit Luft, wodurch sich seine Befürchtung bestätigte, dass da tatsächlich was sein könnte. Nicht das er dafür sein hatte. Jetzt wollte er lieber nicht aufstehen. Die Realität könnte ihn womöglich zu sehr deprimieren. „Dank deines Einsatzes hast du vermutlich auch mich vor 'ner Platzwunde bewahrt.“ vernahm er Arkos Worte. /Sch.../ realisierte Erial einen Verdacht. /War ich deshalb weggetreten? Hab ich nun ne Platzwunde?!/ Andererseits war der Boden nicht allzu uneben, er könnte Glück gehabt haben. Im nächsten Moment tauchte schon eine Hand über ihm auf, die ihn sehr auffordernd ansah. /Ein Soldat hat keine Zeit sich auszuruhen. Egal welcher Schmerz, das Leben der Königsfamilie ist zehnmal wichtiger./ dachte er sich in diesem Moment grimmig. Und alles nur wegen Esmées Dickschädel. /So eine verfluchte.../ stöhnte Erial fluchend weiter in Gedanken. Wenn er versuchte Ärger Luft zu machen, würde ihm vielleicht nicht jeder Knochen wehtun?! Mit Müh und Not schaffte er es wieder auf die Beine, merkend, dass sein Bein sich noch bewegen ließ. Vielleicht wäre es zu seinem Glück nur geprellt und er müsste einfach nur vorsichtig sein. „Hast du Schmerzen?“ fragte Esmée ihn plötzlich und Erial war derart perplex von dieser Sorge, dass er nicht wusste, was er eigentlich sagen sollte (und das es wohl offensichtlich war, dass ihm einfach alles weh tat) Und dann zog Esmée plötzlich auch sein Shirt hoch. Es zeigte sich nicht viel seines durchtrainierten Körpers, aber dieser Teil hatte bereits eine bläuliche Färbung angenommen. „Was tut Ihr?! Das gehört sich nicht! Aua, verdammt.“ fluchte Erial und versuchte mühsam sein Shirt entgegen ihren Händen runter zu drücken.
Egal was Esmée von seinem malträtrierten Bauch nun gesehen hatte, wurde ihrer aller Aufmerksamkeit schon wieder abgelenkt. „Lass uns gehen Mimi! Das hier ist ne Nummer zu hoch für uns! Ich kann dich so nicht beschützen.“ bat er die Prinzessin als die nächsten Drohungen ausgesprochen wurden. Doch Esmée reagierte nur wütend auf die Schritte und die Drohungen. Wie eine verwöhnte Adlige befahl sie, dass sie nun auf den Dachboden steigen sollten. Es war nicht so, dass Erial wirklich eine Wahl hätte. Gerade hasste er seinen Job mal wieder. Das erneute Danke von Arkos machte es auch nicht besser. „Sei vorsichtig!“ rief er der Prinzessin hinterher und bereute es sofort. Deutlich langsamer als zuvor, folgte er den beiden die Treppe hinauf, sich selbst am Treppenlauf abstützend. /Wer noch stehen kann, kann auch kämpfen./ kam ihm durch den Sinn und er presste erneut die Zähne zusammen, um sein Tempo etwas zu erhöhen.
Oben angekommen, hörte ein jeder von ihnen die Stimmen deutlich. Als Erial gerade ankam, packte Arkos Esmée gerade am Kragen. Wenn gleich er normalerweise protestieren würde, was so ein Verhalten gegenüber der Prinzessin anging, war er er gerade dankbar, dass Arkos sie vor einer womöglich blöden Idee abhielt. Über ihnen zeichnete sich eine Dachklappe ab. Mit einem langen Haken könnten sie die Dachtreppe öffnen. Natürlich hatte keiner von ihnen jedoch eine entsprechende Stange dabei. „Mimi und ich sind zusammen groß genug.“ sagte Erial, bevor er wirklich realisierte, was genau er da ausgesprochen hatte. Er bereute es sofort. „Du bist zu schwer für mich Arkos, aber ich kann Mimi hochheben und sie zieht die Klappe hoch? Du empfängst dann, was auch immer auf uns wartet.“
Lag es an Esmées Naivität? An ihrer unschuldigen Person? Oder auch einfach… an ihrem Geschlecht? Woran auch immer es lag: Weder nahm sie die Scham ihrer beiden männlichen Kollegen wahr, noch hätte sie diese nachvollziehen können, als sie Erials Shirt nach oben zog, um seinen Körper nach Wunden und Verletzungen zu untersuchen. Warum stellten die ehemalige Palastwache und der Schmied sich denn so an? Es ging hier doch eindeutig um andere Dinge! Als wäre irgendetwas Verwerfliches daran, sich um die Gesundheit des Novel zu sorgen – immerhin war das auch der einzige Beweggrund der Prinzessin, ihm so sehr auf die Pelle zu rücken. „Jetzt stell dich nicht so an, Erial!“, ermahnte sie ihren Freund und Wegbegleiter eine Spur zu harsch, als dieser immer wieder versuchte, sein Oberteil nach unten zu ziehen und die de Bosco von sich zu stoßen. Der energische Unterton fiel Esmée erst auf, als sie die Worte bereits ausgesprochen hatte, weshalb sie sich ein bisschen verlegen auf die Unterlippe biss. Warum waren die Gefühle denn jetzt so mit ihr durchgegangen, dass sie Erial angegangen war? Weil… weil sie sich ernsthafte Sorgen um ihn machte? Weil sie die tiefblauen Verfärbungen auf seinem Oberkörper gesehen hatte, die darauf hindeuteten, dass der Sturz mehr als nur eine leichte Prellung verursacht hatte? Die junge Frau war sich sicher, dass ihre Palastwache ziemliche Schmerzen erleiden musste und das verängstigte sie und machte sie wütend im gleichen Maße. Es war die körperlose Stimme, die plötzlich durch das alte Gemäuer hallte und den Magiern drohte, die dafür sorgte, dass die Dunkelhaarige doch endlich von Erial abließ und sich umwandte. Echter Zorn brodelte in der temperamentvollen Prinzessin, sodass sie bereits loslaufen wollte… da hörte sie den Protest des verletzten Novel.
Sie könnten nicht weiter? Sie sollten lieber fliehen?
Abrupt blieb die Prinzessin stehen und wandte sich um. „Erial, ich weiß deine Sorge zu schätzen“, ließ sie den anderen Magier wissen, die hellblauen Augen entschlossen und gleichzeitig ein ermutigendes Lächeln auf den Lippen tragend. Es war unmöglich für die stolze Bosco, jetzt einfach umzukehren. Dafür war diese körperlose Stimme bereits zu weit gegangen, hatte es gewagt, sie anzugreifen und die schlimmen Verletzungen am Novel zu verschulden. „Aber wenn wir jetzt aufgeben, dann haben sie gewonnen.“ Wer auch immer mit sie genau gemeint war. „Das kann ich nicht zulassen.“ Ganz kurz dachte Esmée darüber nach, was sie noch sagen sollte und warf einen flüchtigen Blick in Richtung Arkos, der natürlich immer noch in Hörweite stand. Und trotzdem entschied sie sich am Ende dazu, weiterzusprechen – sie hatte das Gefühl, es war wichtig, dass sie diese Botschaft jetzt, in diesem Augenblick, an Erial weitergab: „Wir haben schon schlimmere Dinge gemeinsam durchgestanden. Es wird kein Geist in einem Spukhaus sein, der uns an unsere Grenzen treibt.“ Die Explosionsmagierin hoffte inständig, dass die Botschaft auch bei ihrer ehemaligen Palastwache angekommen war und ihr den notwendigen Mut zurückgab, um den Kampf gemeinsam fortzuführen, anstatt an Flucht zu denken. Denn auch das war wichtig für eine Königin: Nicht bei der ersten Gelegenheit einen Rückzieher machen, sondern sich auch erhobenen Hauptes einem Kampf zum Wohle der Gemeinheit stellen können. Aber das konnte sie nur, wenn sie eine entschlossene Gefolgschaft hatte, die ihr den Rücken stärkte. So jemanden wie Erial – und in diesem Augenblick irgendwie auch Arkos. Apropos Arkos! „Ach, was du nicht sagst“, antwortet sie dem Schmied sarkastisch auf seine Warnung, dass die Stufen am oberen Ende der Treppe rutschig wären und schenkte ihm ein amüsiertes Grinsen - was sie sich in ihrer Rolle als Prinzessin nur sehr selten erlaubte. Das war etwas, das er mit seinem Sturz die Treppe hinab bereits anschaulich unter Beweis gestellt hatte. Sie schüttelte den Kopf, wandte sich um und hastete nun endlich die Treppe hinauf, darauf hoffend, dass ihre Begleiter ihr folgen würden. Auf keinen Fall durften sie diesen Geist entkommen lassen!
Die Reise in die oberen Stockwerke endete erst in dem Augenblick, indem irgendjemand die 19-Jährige wortwörtlich am Kragen packte und zurückhielt. „Was…“, haspelte Esmée gänzlich irritiert, da ihr kurzzeitig die Luft wegblieb und drehte sich dann herum. Natürlich war es Arkos gewesen, der diese Unverfrorenheit besaß. Als hätte es anders sein können! Anstatt sich sofort in den nächsten Protest hineinzusteigern, folgte sie seinem Fingerzeig und runzelte die Stirn, als sie die Klappe in der Decke entdeckte, die voraussichtlich zum Dachboden führte. Sie brauchten einen Haken, um die Klappe zu öffnen. Aber… hier war kein Stab mit einem Haken! Die Prinzessin grübelte bereits, wie sie die Klappe dennoch öffnen könnten, da war es Erial, der sich zu Wort meldete. „Gemeinsam groß genug?“, wiederholte sie den Vorschlag ihrer ehemaligen Palastwache und überschlug kurz ihre gemeinsame Größe sowie die Distanz, die sie bis zur Deckenklappe überwinden mussten. Erial… er hatte Recht. „Ja, das könnte klappen!“, stimmte die Prinzessin daher entschlossen zu und begab sich ohne weiteren Kommentar in Position, wie eine Tänzerin, die Anlauf nehmen wollte, um von ihrem Partner in eine gemeinsame Pose erhoben zu werden. Doch just in dem Augenblick, als die Prinzessin loslaufen wollte, hielt sie inne. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die dunkelblau verfärbten Stellen auf Erials Körper, daran, dass er eindeutig Schmerzen verspürt haben musste… und die Sorge um den Novel, die Esmée vorhin bereits verspürt hatte, kehrte schlagartig zurück. Ja, als Prinzessin hätte sie sich nicht so viele Sorgen um das Wohlergehen einer Palastwache machen müssen. Die Palastwachen hatten bis zum Schluss alles ihnen mögliche zu unternehmen, um für das Wohl der Königsfamilie zu sorgen. Und doch… doch konnte die de Bosco es einfach nicht über sich bringen, Erial einfach so noch weitere Schmerzen zu verursachen. „Erial, du…“, begann die junge Frau, unterbrach sich allerdings, als Arkos plötzlich in ihr Sichtfeld trat und den Novel einfach zur Seite schob und irgendetwas davon sprach, dass der Novel in seinem aktuellen Zustand sicherlich niemanden hochheben sollte. Die Lippen der Explosionsmagierin schlossen sich wieder und sie biss sich auf die Unterlippe. So ungern sie das auch zugab, aber sie stimmte mit dem Aurelius überein. Der Gedanke, sich stattdessen von dem Schmied hochheben zu lassen, um an die Deckenklappe zu kommen, gefiel der Prinzessin dennoch nicht. Sie zögerte für den Bruchteil einer Sekunde… und stimmte dann doch zu. „In Ordnung. Aber wehe deine Hände landen irgendwo, wo sie nicht hingehören!“, warnte sie den Rothaarigen ungewohnt offensiv und presste die Lippen aufeinander. Sie trat auffallend langsam auf Arkos zu, bis sie vor ihm stand und deutete dann nach oben. „Los, heb mich hoch“, befahl sie ihm in perfekt königlichem Ton und mit hoch erhobenem Haupt, um sich ja keine Blöße zu geben. Ganz gleich, wie der männliche Kollege darauf reagierte, am Ende verlor Esmée tatsächlich den Halt unter den Füßen und wurde in die Luft gehoben. Ein, zweimal fischte sie mit der rechten Hand nach dem Haken der Deckenklappe, bis sie diesen gegriffen bekam und nach unten ziehen konnte. Zum Vorschein kam auch eine eingefahrene Treppe, die die Magier problemlos nach unten ziehen konnten, sodass der Weg auf den Dachboden endlich frei lag. Okay, dann konnte es nun doch endlich weitergehen!
Der Dachboden entpuppte sich als… naja, als Dachboden eben. Man konnte es als Rumpelkammer mit Dachschrägen definieren, die nur durch das spärliche Licht des Mondes erhellt wurde, das durch eine der Fensterklappen hereinfiel. Hinzu kam nun auch das Licht von Esmées Funken, die immer noch um den Körper der Prinzessin tänzelten und dadurch ein bisschen mehr der Umgebung offenbarten. Auf Anhieb erkannte die 19-Jährige unzählige Kartons und Pappkisten, die teilweise übereinander und hintereinander gestapelt waren und einen Großteil des Raumes einnahmen. Hinzu kamen alt anmutende Tische, Stühle und anderes Mobiliar, das vermutlich aus der Pension stammte und bereits mehrere Jahre hier oben herumliegen musste – die dicke Staubschicht ließ zumindest darauf hindeuten. Vorsichtig traten die Magier weiter in den Raum hinein und zumindest die de Bosco horchte und sah sich aufmerksam in diesem durchaus ein wenig gruselig anmutenden Dachboden um. Und dann geschah es… da huschte doch eindeutig eine Maus direkt vor den Füßen von Esmée vorbei! „Ah!“, schrie die Prinzessin auf, trat einen Schritt nach hinten und stieß dadurch einen der gestapelten Kartons um, der umfiel und auf dem verstaubten Boden landete. Aus dem Karton fielen… Zeitungsartikel? „Mord in Pension?“, laß Esmée einen der Artikel vor, die sie aufgehoben hatte. Sie sah auch über die restlichen Artikel, die nicht weniger reißerisch klangen, allesamt aber auf das gleiche Ereignis zu sprechen kamen. Irgendein Mord, der in dieser Pension stattgefunden haben sollte… war das der Mord, von dem auch die Handwerker gesprochen hatten? Die Prinzessin wollte noch einen der Artikel aufheben, da nahm sie eine Bewegung in der Dunkelheit war. Ein… Schemen, der eindeutig zu groß war, um zu einer Maus oder Ratte zu gehören. Da war jemand! „Wer ist da?!“, rief sie in die Dunkelheit und richtete sich wieder auf. Gleichzeitig schnellte ihre rechte Hand zur Seite, in Richtung Arkos und Erial. „Versperrt den Ausgang. Hier ist jemand!“ Nein, ganz sicher würde sie diese Person nicht so einfach entkommen lassen!
Arkos hatte sich schwer gewundert - über zweierlei Dinge: Einerseits, dass Esmée jetzt richtig 'loslegte' und sogar einen gewissen Elan an den Tag legte. Das war bisher ja eher untypisch gewesen... klar, sie war sehr fordernd und forsch gewesen, aber 'Elan' war für Arkos auch etwas produktives. Erial hingegen? Verlangte, dass sie gingen, weil er sonst Esmée nicht beschützen könne. Arkos hatte ihm dann doch noch einen etwas nachdenklichen Blick zugeworfen und... was auch immer das für eine Situation war, er konnte der jungen Frau in diesem Moment gedanklich nur zustimmen. Wahrscheinlich aus sehr unterschiedlichen Beweggründen. Aber einerseits hatte Erial bisher nur so halbwegs bewiesen, dass er Esmée tatsächlich besser beschützen könnte als sie sich selbst beschützen konnte (ohne dabei selbst draufzugehen). Andererseits war es Arkos beinahe schon unangenehm, wie sehr der junge Mann versuchte, Esmée vor der Welt zu schützen und die Welt vor Esmée zu beschützen. Was war das für ein Tick, den er hatte? Unwissend ob der Hintergründe, die die beiden zweifelsohne hatten (was durch Esmées Worte ja nur erneut bestätigt wurde), konnte der Schmied nur annehmen, dass Erial die Lage damit nur in aller Hinsicht verschlimmerte. Dass Esmée nicht wusste, dass man Leute bezahlte, und mit Menschen umsprang, als wären sie ihre Diener, musste ja irgendwo herkommen. Wie sollte sie denn lernen, wenn der Mensch, dem sie offensichtlich vertraute, ihr nicht die Chance dazu gab? Der Rotschopf hatte sich nicht mehr dazu geäußert, aber keiner der Worte von den beiden wurde vergessen. Und: Es war ihm durchaus aufgefallen, dass Erial im Moment der Unachtsamkeit ein sehr förmliches 'Ihr' herausgerutscht war. Es wurde immer kurioser. Arkos hatte das Gefühl, wenn er ein wenig mehr Informationen gehabt hätte.... dann hätte er schon einige Schlüsse ziehen können. So blieb ihm allerdings nur festzustellen, dass einerseits seine Ungeduld mit den beiden langsam zunahm - und seine Skepsis ebenso. Und, dass Esmée Erial ganz offensichtlich in irgendeiner Art und Weise übergeordnet war. Die beiden waren nicht Cousin und Cousine. Niemals. Im. Leben.
Aber die Aufklärung zumindest dieses Sachverhalts würde sich wohl noch ein wenig verzögern, denn wieder in der Gegenwart angekommen entfloh Arkos doch tatsächlich ein leicht irritiertes Seufzen. "Du wirst hier heute niemanden mehr hochheben", stellte er fest, trat auf den jungen Mann zu und drückte ihn in Richtung der Klappe. "Mal ganz abgesehen davon, dass es lächerlich aussehen würde, wenn du mich hochstemmst. Ich werde Esmée heben. Viel mehr als mein Hammer wiegt sie vermutlich sowieso nicht."¹ Es dauerte zwar einen Moment, bis Esmée zustimmte, aber die Worte, die sie natürlich noch loswerden musste, entlockten Arkos ein kleines, müdes Grinsen. "Bitte erinnere mich noch einmal daran... was genau meinst du mit 'irgendwo, wo sie nicht hingehören'?", fragte er nach, einfach nur, um Esmée zu ärgern. "Mein Interesse daran, dich unanständig anzufassen, ist ziemlich gering, mach dir keine Sorgen", ergänzte er ein wenig pikiert. Er fühlte sich ein wenig... genervt von ihren Worten. Einerseits, weil sie es ihm wohl zutraute. Andererseits, weil sie offensichtlich davon ausging, dass es an ihr viel zu grabbeln gab. Und dann noch, weil er ihr fast gesagt hätte, dass sie eh nicht sein Typ war - und das zumindest in einigen Punkten nicht ganz der Wahrheit entsprochen hätte. Seine goldenen Augen verweilten also noch einen Moment auf der jungen Frau, die langsam auf ihn zuschritt. 'Los, heb mich hoch', sagte sie. Arkos konnte einfach nicht fassen, in welchem Tonfall sie das sagte. Sie hätte auch gleich sagen können 'Knie nieder, Bauer, auf dass ich deinen Rücken als Stuhl benutzen kann'. "Du machst einen Aufriss dadrum", merkte er spitz an, beugte sich ein wenig vor, verschränkte die Hände ineinander und baute ihr so eine klassische Räuberleiter. "Halte dich an den Schultern fest, oder an den Haaren, wenn dich das anmacht", ergänzte Arkos frecher an als gewollt, hob sie im nächsten Moment in die Höhe - ob sie nun noch reagierte oder nicht. Fakt war, Esmée kam mit dem recht großen Unterbau locker bis zu der Deckenluke, fummelte ein wenig an ihr herum und schließlich klappte die Luke auf, und eine Leiter kam nach kurzer Lockerung herunter. Na, das war doch mal erfolgreich gewesen. Erial stand ein wenig daneben, aber andererseits war er ja auch verletzt.
Auf dem Dachboden angekommen trafen sie nicht auf ein wildes Tier, ein Monster oder ein Geist, sondern auf Staub und (im Falle von Esmée) einer Maus. Die sogar ganz niedlich war, fand Arkos. Es war aber auch sehr klischeehaft von der jungen Frau, beim Anblick einer Maus zu schreien. Was sollte das winzige Tier denn machen? Ihr die Arme abbeißen und schließlich den Kopf von den Schultern reißen? Wohl eher nicht. Arkos war sich außerdem der Sache mit ihrer Explosionsmagie immer noch nicht so ganz sicher... "Mord? Haben die Handwerker nicht gesagt, dass hier einer draufgegangen ist?" Der Schmied sah sich nachdenklich um, konnte erst einmal nichts erkennen - was aber unter anderem daran lag, dass das Mondlicht zwar ein wenig Licht spendete, Esmée sonst aber die einzige Lichtquelle besaß. So fiel Arkos der Schatten in der Dunkelheit auch viel zu spät auf - und das Ding, was auch immer es war, flitzte an Arkos und Erial vorbei. Ein schartiges, braunes Stück Stoff, fast wie ein klassisches Gespenst, nur halt nicht weiß, war alles, was Arkos in dem Moment wahrnahm - und Geschwindigkeit war halt einfach nicht so sein Steckenpferd. Er spürte einen Schlag gegen die Stirn, aber es war nur eine kurze Berührung gewesen, und das Wesen hatte wohl nur erschrecken wollen. Arkos knurrte. Das Etwas hatte die beiden Männer schneller überrascht als gedacht, und Arkos schaffte es gerade noch, seine Hand auszustrecken und an dem Stoff zu ziehen - das, was darunter zum Vorschein kam, hätte ihn beinahe würgen lassen.
Und natürlich auch der restliche dazugehörige Körper. Der aber verschwand so schnell durch die geöffnete Klappe, dass mehr Details nicht wirklich ersichtlich waren. "Erial! Hinterher!", rief Arkos, während er tatsächlich eine Sekunde brauchte, um sich von dem Bild loszureißen, welches er gerade gesehen hatte. Ob der Verletzte überhaupt in der Lage war, die Verfolgung aufzunehmen? So oder so, Arkos folgte auch, sprang die Luke hinab, landete eher unsanft auf den Füßen direkt neben der Leiter und sah sich um, während er auf Schrittgeräusche horchte. "Den Gang hinunter?", fragte er Esmée, die hinter ihm die Leiter hinabkam, und Erial, sollte er gerade noch da sein. "Oh, und was auch immer es ist, möglicherweise ist es fast nackt", ergänzte er der Vollständigkeit halber.
10) Erial fühlte sich als wäre ein ganzer Amboss auf ihn gefallen, dabei waren es nur ein Hammer und dessen Besitzer gewesen. Es tröstete ihn wenig, dass er Arkos davor bewahrt hatte durch den Treppensturz selbst eine Verletzung zu erleiden. Dass es Mimi hingegen gut ging, stimmte den Magier ein wenig fröhlicher. Vielleicht hatte es sich also doch gelohnt. Trotz der Schmerzen durch die Prellungen, und es bestätigte sich wieder einmal das eine Prellung deutlich mehr zu schmerzen wusste, als ein Bruch, hatte er es geschafft wieder auf die Beine zu kommen. Er hatte sich schon lange nicht mehr derart niedergeschlagen gefühlt. Da passte es ihm gar nicht, dass die Prinzessin plötzlich darauf aus war, ihn vor Arkos Augen auszuziehen, selbst wenn es eigentlich gute Intentionen waren. Es war dem Adrenalin zu verdanken, dass ihn bei dem Gedanken an diesen „Etiketten-Regelverstoß“ und Esmées zu bewahrende Unschuld durchströmte, dass er schnell genug seine Arme bewegte, um das Shirt entgegen ihrer Richtung nach unten zu drücken. Hoffentlich hatte sie nichts gesehen! Immerhin war Arkos auch anwesend und daher war das hier noch einmal etwas ganz anderes als wenn er in einer Umkleidekabine oder aber in einer Wohnung als Modell herhalten musste. Da hatte es wenigstens keinen sehen können! Meistens zumindest. Esmée schien diesen Unterschied wohl nicht zu sehen und so herrschte sie ihn sogleich an, sich nicht so anzustellen. Die hatte gut reden! Wenn man eine Palastwache mit einer Prinzessin in einer solchen Situation erwischte, wäre es sicherlich nicht ihr Kopf, der rollen würde! Zu seiner Rettung kam ausgerechnet eine gruselige Stimme.
Eine gruselige Stimme, die vermutlich einer Person gehörte und mittlerweile dürfte einem jeden klar sein, dass sie ihre Worte sicherlich in Taten umsetzen würde. Erial hatte keinen Zweifel daran, dass diese Mission bedeutend gefährlicher werden konnte als es am Anfang den Anschein erweckt hatte. Doch auf sein Flehen umzudrehen, reagierte die Prinzessin nur mit Ablehnung. Erneut biss Erial die Zähne zusammen und musste sich dem Befehl der Prinzessin beugend. Es stimmte zwar was Mimi sagte, aber es ging doch um ihre Sicherheit! Wie sollte er sie gerade beschützen, wenn er nicht mal seine volle mickrige Stärke hatte. Fraglich, ob er sie selbst vor dem Treppensturz ordentlich hätte beschützen können. Esmée lächelte den Magier ermutigend an, doch er konnte dieses Lächeln nicht erwidern. Sein Blick war voller Sorge, um die Explosionsmagierin. Er wusste um ihren Stolz und ihren unbeugsamen Willen nicht aufgeben zu wollen. Auch er selbst konnte durchaus behaupten ein gutes Maß an Durchhaltevermögen zu haben, doch stand seine Pflicht höher als ein weiterer errungener Sieg. Es wäre wirklich einfach besser umzukehren und mit Verstärkung zurückzukehren. Oder am besten gar nicht zurückkehren. Verdammt, warum machte die Prinzessin sein Leben immer so kompliziert und schwer. Als sie dann davon sprach, dass sie schon schlimmeres gemeinsam durchstanden hatten, schaute Erial panisch in Richtung zu Arkos und sah schließlich Mimi verständnislos an. Sie konnte sowas doch nicht vor ihm sagen! (Auch wenn seine Reaktion das nur schlimmer gemacht hatte…) Gleichzeitig beruhigte es jedoch auch ein wenig die Nerven des Novels. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und bereute sogleich die Bewegung, weil er dabei seinen Oberkörper etwas streckte. Na ja es war mal wieder egal, wie es ihm ging. Aber das war ja meistens so also durfte er sich nicht so haben und musste einfach die Zähne zusammen beißen. Da er alles bewegen konnte, war Erial zu dem Schluss gekommen, dass maximal seine Rippen angebrochen sein könnten und was waren schon ein paar angebrochene Rippen. Die Prellungen würde er maximal ein paar Tage spüren und er musste einfach einkalkulieren, dass er in der Zeit bis dahin nicht seine volle Geschwindigkeit nutzen könnte. /Die einzige, die mich über meine Grenzen hinaus treibt, bist du Prinzessin./ seufzte Erial in Gedanken, der versuchte sich Momente in Erinnerung zu rufen, in denen Mimi die Prinzessin zeigte, die sie sein konnte. Eine Prinzessin, die seine Heimat aus der Dunkelheit befreien und in eine Zukunft führen sollte, für das sich das hier alles lohnen würde. Hoffentlich würde dieser Tag bald kommen.
Seiner verringerten Geschwindigkeit zum Dank, kam Erial als letztes oben an. Arkos hatte Esmée am Kragen gepackt und hielt sie zunächst von unüberlegten Aktionen ab. Erial war dem Schmied dankbar, befürchtete jedoch gleichzeitig, dass Esmée womöglich bei dieser Aktion von ihm in die Luft gehen könnte. Aber die de Bosco beherrschte ihr Temperament. Erstaunlich. Womöglich auch, weil Erial den Vorschlag auf Arkos Einwand brachte, dass er Esmée auf seine Schultern hochheben könnte. Gemeinsam sollten sie groß genug sein. Auch Esmée kam zu dieser Einschätzung und stimmte seinem Vorhaben zu. Sie ging in Position Anlauf zu nehmen und Erial bereitete sich mental darauf vor sie hochzuheben. Er streckte die Arme bereits aus, doch Esmée lief nicht los. Sie hielt inne und schien plötzlich nachdenklich. Warum zögerte sie? Fragend blickte Erial in ihre Richtung, in der Hoffnung einen Hinweis zu finden. Dann nannte sie seinen Namen, doch bevor Esmée fortfahren konnte, wurde er von Arkos beiseitegeschoben. „Richtig.“ Stimmte Erial ihm zu. „Genau deswegen sollte ich es tun.“ Erwiderte Erial Arkos Einwand. „Du bist der bessere Kämpfer und kannst, falls uns etwas entgegen kommt, diesem Etwas deutlich mehr entgegensetzen als ich.“ Doch all sein Gegenreden – und Erial empfand seine Einwürfe als überzeugend – brachte schließlich nichts. Befehl war Befehl und die Prinzessin wurde von Arkos hochgehoben. Als Arkos jedoch nachfragte, wo genau seine Hände nicht hingehören, durfte er sich jedoch einen vernichtenden Blick von Erial einfangen! Der hatte durchaus das Potenzial zu töten. Es war klar, dass Erial es nicht akzeptieren würde, wenn Esmée unanständig angefasst werden würde! Er hatte Mitleid mit Arkos gehabt, aber alles Mitleid würde ihn nicht davor schützen, wenn er die Unschuld der Prinzessin besudelte!! Die Palastwache entspannte sich minimal als Arkos betonte, dass sein Verlangen, die Prinzessin unanständig anzufassen, jedoch sehr gering sei. Ein tiefer Ausatmer von Erial folgte. Wenigstens etwas. Anstelle die Prinzessin, wie von ihr befohlen, wirklich hochzuheben, bot Arkos ihr nur eine Räuberleiter an und sein Kommentar sorgte für einen zweiten finsteren Blick von Erial, wenn auch nicht ganz so finster wie der erste. Oh er hätte jetzt gerne seine Lanze, um Arkos damit zu pieksen! Aber wenn er ihn für diese Unverfrorenheit jetzt angreifen würde, dann wäre auch Esmée in Gefahr. Außerdem konnte Arkos immerhin noch kämpfen und sie brauchten ihn um was auch immer sich da oben versteckte zu besiegen.
Auf dem Dachboden angekommen, Erial hatte etwas Mühe hinaufzuklettern, versuchte es sich aber nicht ansehen zu lassen, stellte sich dieser als relativ unspektakulär da. Er war ein… Dachboden. Mit allerlei Gerümpel. Als Esmée plötzlich aufschrie, schnellte Erial nach vorne und zog sie instinktiv hinter sich mit einem Arm. Den anderen nach was auch immer da war ausstreckend. Als das Adrenalin nachließ, realisierte die Wache, dass dort gar kein Feind gelauert hatte und ihm wurde, im wahrsten Sinne, schmerzlich bewusst, dass er gerade umsonst sich derart bewegt hatte. Hinter ihm war ein Karton umgefallen, aus welchem Esmée nun Zeitungen aufhob. In einer ging es um einen Mord. Erial hatte sich zu der Prinzessin halb umgedreht. Ihm war es nicht lieb seinen Rücken gänzlich dem Feind zuzuwenden.
Dann geschah es plötzlich. Ein schemenhafter Schatten huschte durch die Dunkelheit. Der Mond und Esmées Funken spendeten kaum Licht um genaueres Auszumachen. Doch jeder schien sich sicher – eine Maus war es diesmal nicht. Esmée befahl ihren Questpartnern sogleich den Ausgang zu versperren. Erial zog hingegen jedoch erneut die Prinzessin an sich und hinter sich, denn das Ding kam auf sie zu. Zu seiner Überraschung flitzte es jedoch einfach vorbei. Während Erial nur daran dachte Esmée zu beschützen, war es Arkos gelungen, den Stoff zu fassen. Erial hatte wirklich nicht damit gerechnet blasse, fahle, weiße, schlaksige, faltige, haarige Männerbeine zu erblicken. Außerdem war die Gestalt für diese Beschreibung tatsächlich sehr schnell unterwegs. Arkos schrie ihn plötzlich an, dass er hinterher laufen sollte. „Bleib bei Ar-“ Doch gerade als er die zweite Silbe des Namens des Schmiedes aussprechen wollte, war dieser bereits durch die Dachluke gesprungen. Also Plan B. Erial griff nach Mimis Hand und zog sie zurück zur Dachluke. Anders als Arkos sprang er nicht herunter, nahm die Treppe jedoch mit großen Stufen und hob Esmée auf der Hälfte der Treppen einfach herunter – das tat zwar weh, aber er wollte Tempo machen. Arkos fragte sie, ob sie die den Gang hinab sollten und Erial nickte nur. „Pass auf sie auf. Ich hol ihn ein und halt ihn fest bis ihr da seid.“ Vertraute er die Prinzessin Arkos an und nahm seinerseits die Verfolgung auf. Wenn er seine maximale Geschwindigkeit nutzte, so gut es ging dabei die Luft anhielt, konnte er womöglich seine Schmerzen lang genug ignorieren, um die Verfolgung des Mannes effektiver als Arkos aufzunehmen! Mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit stürmte der Magier den Gang der Gestalt entlang – das gute: wenn er diesen Mann als erstes fassen würde, dann würde das auch bedeuten, dass er Esmée womöglich den Anblick eines nackten Mannes ersparen könnte! Als er die Gestalt wieder vor sich sehen konnte
Anstatt dem Befehl der Prinzessin folge zu leisten, entschied sich Erial anders. Er schob Esmée bestimmt hinter sich, um sie vor – was auch immer – zu schützen, das da durch die Dunkelheit flitzte und den Ausgang des Dachbodens ansteuerte. Es ging zu schnell, als dass die junge Frau wirklich etwas hätte unternehmen können. Das Einzige, was sie mit Sicherheit mitbekam, war die Tatsache, dass auch Arkos überrumpelt worden war… und das etwas vom Dachboden des schaurigen Gebäudes entkommen war. Der rothaarige Schmied brüllte, dass sie die Verfolgung aufnehmen sollten und ehe sich die Explosionsmagierin versah, wurde sie vom Novel am Handgelenk gepackt und hinter sich hergezogen. Gemeinsam stiegen sie die Treppenstufen hinab, das letzte Stückchen hob Erial Esmée sogar herunter, sodass diese nicht einmal die ganze Strecke aus eigener Kraft überbrücken musste. Zuerst hatte Esmée etwas sagen wollen, denn natürlich hatte sie nicht vergessen, dass die ehemalige Palastwache sich verletzt hatte und sicherlich einige Schmerzen durchlitt. Aber… die Aussage von Arkos, so trocken sie auch ausgesprochen worden war, zog dann doch die gesamte Aufmerksamkeit der Prinzessin auf sich. „Fast… fast nackt?!“ Esmée musste sich verhört haben. Sie starrte Arkos an, darauf hoffend, dass er seine Aussage gleich revidieren würde, sie darüber aufklärte, einfach nur einen verdammt schlechten Scherz gerissen zu haben. Aber der Schmied blieb stumm… er schien das ernst zu meinen. Wer oder was auch immer da oben auf dem Dachboden gelauert hatte, hatte offensichtlich sämtliche Kleidungsschichten von sich geschmissen, ehe er die Flucht ergriffen hatte. Was für ein krankes Wesen musste das sein?! „Erial!...“, rief sie noch den Namen ihres Begleiters, streckte sogar die Hand nach ihm aus, aber da war der junge Mann auch schon den Gang hinab verschwunden, um die Verfolgung der unbekannten Gestalt aufzunehmen. Die hellblauen Seelenspiegel sahen zu Arkos, es missfiel ihr, dass ausgerechnet ihm gesagt worden war, dass er auf die de Bosco aufpassen sollte. Ganz ehrlich? Da passte Esmée lieber auf sich alleine auf. „Los, hinterher“, befahl sie, statt diese Gedanken zu verbalisieren und setzte sich ebenso in Bewegung. Der Schmied würde sicherlich auch die Beine in die Hand nehmen, so, wie er zuvor die Treppenstufen heruntergesprungen war, oder?
Es war nicht sonderlich schwer die Richtung zu erkennen, in die Arkos und Esmée laufen mussten. Immer wieder hörten sie es irgendwo rumpeln, hörten die lauten Schritte, das Knarzen des Holzes… und schlussendlich ein markerschütternder Schrei, der eindeutig nicht von Erial stammte. Meine Güte, was war da denn bitte los? „Schnell, dahinten!“ Gemeinsam mit dem Aurelius flitzte die Prinzessin schlussendlich die Treppenstufen wieder hinab, die die Magier vorher doch so eilig erklommen hatten, durchquerten den großen Saal und hörten wieder ein Scheppern, direkt hinter der breiten Theke des Gasthauses. Es hörte sich an, als würden Töpfe, Pfannen und Geschirr durch die Gegend geworfen werden und just in dem Augenblick, als Esmée in die Küche gelaufen kam, knallte ein Topfdeckel lautstark direkt rechts von ihr gegen die Wand, nur haarscharf an dem hübschen Köpfchen der 19-Jährigen vorbei. Die Dunkelhaarige blinzelte irritiert, vielleicht auch geschockt, bevor sie endlich wieder zu Sinnen kam, sich umsah und… Erial entdeckte! Die ehemalige Palastwache kämpfte mit einer Gestalt auf dem Boden der Küche, sie rollten übereinander, aber am Ende war es der Novel, der die Oberhand gewann und seinen Kontrahenten gen Boden drückte. „Du hast ihn geschnappt, Erial!“ Esmée klatschte begeistert in die Hände, trat näher und so schnell, wie die Begeisterung dagewesen war, war sie auch schon wieder verschwunden. Unter dem Novel lag ein Mensch, ein alter Mensch und allem voran ein… nackter Mensch. Okay, vielleicht trug er noch eine schlabberige Unterhose, aber mehr war da eindeutig nicht. „Oh Gott…“, murmelte die 19-Jährige und drehte sich schnell weg, ehe sie etwas sah, was sie nie wieder aus ihrem Gedächtnis gelöscht bekam und sah dadurch direkt zu Arkos, der ihr gefolgt war. Kurz sah sie schweigend in die bernsteinfarbenen Augen des Aurelius, dann öffneten sich die Lippen endlich und sie formte neue Worte. „Warum habt Ihr Euch auf dem Dachboden versteckt? Und viel wichtiger…“, sprach sie, zwar den Schmied anblickend, aber natürlich die Gestalt meinend, die immer noch von Erial festgehalten wurde: „… warum seid ihr nackt?!“
"Fast nackt", bestätigte Arkos noch einmal, ohne groß die Miene zu verziehen, aber ein kleines Schulterzucken folgte noch. Er hatte dem Mann - oder von dem Wesen, von dem er vermutete, dass es ein Mann war - eben ein Stück der Roben vom Leib gerissen. Er wusste nicht, was daran so ein Problem war. Allerdings hatte er das natürlich aus einem Grund erwähnt. Das Esmée so reagierte, naja, war im Prinzip eben jener Grund. Hehe.
Erial flitzte los, wie geheißen. Na, der hatte ja noch mehr Kraft als gedacht... Arkos sah dem kleineren Kollegen hinterher und empfand dessen Befehl als ein wenig... unnötig. Bisher hatte er eindeutig nicht das Gefühl gehabt, dass Esmée jemanden brauchte, der sie beschützte; eher, dass man die Umwelt vor Esmée schützen musste. Er stimmte Esmée einen Moment später mit einem Nicken zu - klar, hinterher. Das war ein guter Plan. 'Pass auf sie auf'. Hm. Warum hielt Erial Esmée für derart... schutzbedürftig? Kopfschüttelnd folgte er der Dunkelhaarigen, ohne sich noch einmal groß darauf einzugehen. In seinem Kopf wuchs defintiv das Bedürfnis, den beiden einmal genau zu sagen, wie ihre Scharade auf die Umgebung wirken konnte, wenn man denn darauf achtete. Sie folgten dem Gang, durch den Erial abgezischt und den fahlen Beinen gefolgt war. Ein Schrei wies den Weg, der klang, als wäre ein Schwein aufgespießt worden sein. Arkos schnaufte leicht und flog zusammen mit Esmée förmlich die Treppen hinunter. Woher hatte Erial nur noch diese Kraft hergeholt? Arkos folgte der Magierin durch den Saal bis zur Theke, wo ein regelrechter Ringkampf stattfand. Und das, was Erial da kurze Zeit später niederdrückte, wirkte auch eindeutig wenig wie ein normaler Mensch. Eine alte Gestalt, aber sehr wirr; die Beine waren keine Einbildung gewesen und wurden von einem Restkörper ergänzt, welcher ähnliche Eigenschaften aufwies. Diese Gestalt hatte schon länger kein Sonnenlicht mehr gesehen, da war sich Arkos sicher. Aber so richtig ein Prolem war das nicht für ihn, wenngleich es ein wenig... naja... unästhetisch war. Esmée schien das anders zu sehen. Im Gegenteil, sie schien regelrecht nach einem neuen Fokuspunkt zu suchen - und erwählte ihn dafür. Na toll.
Ein kleines, amüsiertes Funkeln trat in die goldbraunen Augen des Aurelius bei ihrer Frage. Es wirkte beinahe so, als würde sie ihn diese Frage fragen - und er fragte sich, ob er sich den Spaß machen sollte, darauf zu antworten. Aber er kam nicht wirklich dazu, denn die Gestalt auf dem Boden verlangte direkt wieder Aufmerksamkeit. Der alte Mann machte es Erial nicht leicht, ihn festzuhalten, und versuchte sich zu wehren. "Das geht euch einen Scheißdreck an", kreischte er und versuchte sich zu befreien. "Lass - mich - los, du Lümmel!" Arkos verschränkte die Arme, sah noch kurz in die blauen Augen von Esmée und fand, dass ihre Seelenspiegel hübscher waren, als es eigentlich angemessen gewesen wäre. Tja, manche Menschen waren halt auch ein wenig gesegnet, ohne, dass sie etwas dafür getan hätten. Dann löste er sich, trat an der jungen Frau vorbei und beugte sich nach unten zu dem Mann, der für den Moment aufhörte, sich zu wehren. "Es geht uns sehr wohl etwas an. Unser Auftrag ist es, die seltsamen Vorkommnisse in diesem Haus aufzuklären. Diese liegen hier auf dem Boden, also... raus damit." Der Mann zog hoch, und Arkos schaffte es gerade so, der Attacke mit Spucke auszuwecheichen. Ein Schauer überkam ihm bei dem Gedanken, er hätte es wirklich abbekommen und knurrte leicht. "Gar nichts sag ich euch, ihr Bengel. Ihr vergreift euch an unschuldigen Bürgern!" "Unschuldig, klar", murmelte Arkos, überlegte für einen Moment und atmete dann leicht durch. "Halt ihn gut fest", sagte er zu Erial, zog seine Handschuhe aus, legte die Hände aneinander. "Heated Melting", murmelte er, und seine beiden Handflächen begannen ein wenig aufzuglühen. Sie erhitzten sich immer weiter, bis zumindest auch Erial und der Mann die Wärme spüren konnte, die von ihnen ausging. "Normalerweise nutzt man das, um Sachen anzuzünden. Menschen brennen allerdings nicht furchtbar gut", stellte Arkos fest, kniete sich vor den Kopf des Mannes. "Zähne zusammenbeißen", warnte er den Mann, der wieder anfing sich zu wehren. Je näher die Hände von Arkos ihm kamen, desto lauter quietschte er und kreischte laute Flüche und 'Aufhören'. Arkos aber sah keinen Grund. Mit ein wenig Druck drückte er seinen Daumen auf die Stirn des Mannes. Es zischte leise, und er schrie wie am Spieß. "Er übertreibt", urteilte Arkos ein wenig herzlos, und der Mann fing an zu flennen. "IST JA GUT! HÖR AUF!" Arkos zog die Hände zurück und sah ihn erwartungsvoll an. "Hört zu, hört zu, ich... ich verstecke mich hier vor dem Mörder, dem Mörder! Ich habe... ich habe das damals beobachtet, wie er hier diesen Typen umgelegt hat! Deshalb sucht er mich. Und er sucht mich bestimmt nicht hier!" Arkos runzelte die Stirn. Der log doch, oder? "Deshalb bringst du uns in Gefahr, obwohl wir definitiv nicht die Mörder sind? Unwahrscheinlich", empfand Arkos und näherte seine Hände wieder dem Gesicht des Mannes. Der kreitschte erneut krächzend auf und verschluckte sich dabei an seiner eigenen Spucke, hustete vor sich hin. Armer Erial. Wie ein Wurm wand sich der bleiche Alte da auf dem Boden. Was für ein Anblick. Der Rotschopf zog sich zurück, unterschlug, dass er diese Technik... nicht mehr sonderlich lange aufrechterhalten konnte. "Na, anders überlegt?"
11) Irgendwie war schon immer egal gewesen, wie es ihm eigentlich ging. Gleichsam trug die kleine Palastwache daran wohl auch einen großen Teil Schuld selbst. Schließlich ließ er sich wieder und wieder Befehle erteilen; manche von gar irrational. Aber schließlich war es nicht wichtig, ob ein Befehl rational war oder nicht. Es war wichtig von wem er kam und gegen dieses Klassendenken kam er nicht an. Nicht dagegen und nicht gegen seinen Instinkt, den ureigensten Befehl von allen auszuführen - Esmée zu beschützen. Dabei hatte er es eigentlich schon häufiger verpasst, sie vor sich selbst zu beschützen. Merkwürdig auf den ersten Blick, aber dieses beiden Befehle standen sich häufiger entgegen. Jedenfalls hatte es mal wieder dazu geführt, dass Erial trotz allem einem (nackten) Mann hinterher lief, wohl wissend, dass er das gerade lieber nicht tun sollte und noch sehr bereuen würde. Das tat er auch spätestens als er über eine paar Tische drüber springen musste, um den Mann den Weg abzuschneiden. Einiges an Tischdekoration, die hier und da noch nicht weggeräumt worden war, fiel dabei zu Boden. Dadurch hatte er ihn schließlich in einem Durchgang, Erial vermutete zur Küche, gefangen. Die Tür zur Küche war jedoch verbarrikadiert. Erial atmete bereits schwer und Schweißperlen rannen über sein Gesicht. Hiernach würde er sich erst einmal 3 Jahre Urlaub nehmen. An einem Strand. Ohne Esmée. Mit einer Finte, er wolle versuchen über das Gerümpel zur Küche zu klettern, stieß der Mann sich schließlich nur ab, um in einem kurzen Gemenge an Erial doch wieder vorbei zu flüchten. Erneut entbrannte eine Verfolgungsjagd quer durch den Speisesaal über Tische und Bänke und schließlich die Theke, die letzlich schon wieder in der Küche endete. Dort musste Erial zahlreichen Pfannen und Töpfen ausweichen, bevor er schließlich schaffte mit einem gekonnten Kochlöffel dem Mann eins überzubraten! Betäubt von dem Schlag, konnte er sich ihn schnappen, doch sogleich entbrannte ein Zweikampf, in welchem beide versuchten auf dem Boden rollend die Oberhand zu gewinnen. Ein Szenario, in welchem Esmée und Arkos zu ihnen stießen. Erial hatte erneut nach Küchengerät gegriffen und dem Mann eins übergebraten, um ihn schließlich genug auszuknocken, dass er ihn mit seiner Kraft zu Boden drücken konnte. Am liebsten hätte er sich nach diesem Sieg, nun einfach auf den Rücken fallen lassen, alle viere von sich gestreckt. Seinen Urlaubsantrag kalkulierte er bereits auf 5 Jahre hoch. So freuen wie Esmée konnte er sich nicht. Irgendwie hatte sie ihn schließlich erst in das ganze Schlamassel gebracht. Sein Griff wurde ungewollt lockerer und nach Esmées Ansprache, fing er sich gleich wieder an zu rühren und sich zu wehren. Das wars, gleich gab sein Körper nach. Er sollte einfach kapitulieren. Sollten die zwei sich mit dem Typen herumärgern. DIE wollten ja unbedingt diese verdammte Mission lösen. IHN hatte ja niemand gefragt. Und SEINE Meinung hatte ja niemanden interessiert. Warum war ER es dann, der mit diesem Typen hier auf dem Boden kämpfen musste? Wütend über so viele vergriffen sich seine Finger härter in den schlacksigen Schultern des Mannes, der stöhnte und schließlich aufhörte sich zu wehren, als Arkos sich zu ihnen herunterbeugte. Ein Schlagabtausch folgte und zumindest verbal schien der nackte Mann noch Konter geben zu können. Plötzlich sagte Arkos zu ihm er solle den Mann gut festhalten und im nächsten Moment spürte er schon eine unangenehme Wärme. War der Herd hinter ihm plötzlich angesprungen? Nein, es war neben ihm. Er sah erneut zu Arkos auf, dessen Hände zu glühen begonnen hatten. Als Arkos seine nächsten Worte sprach und mit seinen Händen dem Mann immer drohend näher kam, ließ Erial den Mann mit seinen Händen los, saß jedoch noch auf ihm und wehrte Arkos Hände ab, so gut er konnte. Das er dabei selbst getroffen werden konnte, war ihm egal. „Scheiße, ist das dein Ernst? Du kannst doch nicht irgendwelche unbekannte Menschen Verbrennungen zufügen wollen.“ (Mal abgesehen davon, erst recht nicht vor einer Prinzessin) „Wir wissen nicht mal, ob er nicht wirklich unschuldig ist und du willst ihn foltern? Er würde alles gestehen, damit du aufhörst.“ Das hatte schon einen deutlich herberen Beigeschmack als ihn einfach nur einzufangen und auszuquetschen. Er mochte keine Kriminalität, aber das hier? Das ging eindeutig zu weit! Mit dieser Art von Befragung wollte er gerade nichts zu tun haben. Welche Seite würde die Prinzessin einnehmen? Um Arkos vorerst aufzuhalten, überzog er seinerseits seine Hände mit Magie - Eismagie. Die sollte Arkos Hände ein wenig abkühlen! Vor Entrüstung bekam sein Eis jedoch einen roten Stich
Magie:
Frozen Particle TYP: Elementarmagie ELEMENT: Eis KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender leitet Mana in seine Hände und überzieht diese so mit einer eiskalten Schicht. Dadurch ist es ihm möglich, Materie durch bloßes berühren gefrieren zu lassen. Je kälter sie werden, umso poröser können die Stoffe werden und sind unter Umständen so einfacher zu zerstören. Der Zauber lässt sich jedoch nur auf anorganische Stoffe verwenden. Auf beide Hände angewendet verdoppeln sich die Manakosten.
Temperature Manipulation: Frost Decree TYP: Elementarmagie ELEMENT: Eis KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 für 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Familiar Temperature: Ice Nature BESCHREIBUNG: Ein Erweiterungszauber der Ice Nature. Ein Frostmagier sollte auch keine Probleme mit Hitze besitzen. Sobald der Frostmagier diesen Zauber aktiviert, umhüllt er sich selbst mit einer frostigen Eisschicht über die Haut. Dadurch kühlt sich das Blut und der Körper des Anwenders ist so wieder erkaltet. Der Frostmagier wird also hitzeunempfindlicher und kann problemlos selbst mit viel Bekleidung durch eine Wüstenregion reisen, ohne sich der Gefahr aussetzen zu müssen, sich zu überhitzen oder körperlich auszutrocknen. Dieser Frostzauber hat keinen Einfluss auf die Effekte der Arc of Drought.
Color of Feelings TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: I ART: Passiv MANAVERBRAUCH: - MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber kann andere Zauber die Elemente einfärben nicht überschreiben. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, eine Elementarmagie beherrschen BESCHREIBUNG: Diesen Zauber setzen Magier eher unterbewusst ein, da sich je nach Gefühlslage des Anwenders, die Farbe des angewendeten Zaubers ändert. Nur durch das Kontrollieren der eigenen Emotionen, kann man die Farben des Zaubers kontrollieren. Wobei gesagt werden muss, dass weiß und schwarz den Slayer Magiern vorbehalten ist. Dieser passive Zauber funktioniert nur bei Elementarmagien und ähnlich wie ein Stimmungsring.
Also eines wurde sehr schnell klar: Diese Gestalt dort auf dem Boden hatte nicht nur äußerlich keinen Anstand, sondern wusste auch nicht, wie man sich angemessen auszudrücken hatte. Scheißdreck? Wie konnte er solche Worte um sich werfen, ohne rot um die Nase zu werden? Aber eigentlich wunderte es die Prinzessin nicht, denn wer ernsthaft nackt durch irgendein Geisterhaus irrte, konnte kaum wirklich bei Verstand sein. Die 19-Jährige entschied sich daher, über die Kraftausdrücke hinwegzusehen und sich lieber auf das Wesentliche zu konzentrieren. Oder doch nicht? Just in dem Augenblick, als sich die de Bosco umdrehte und zaghaft auf die Gestalt am Boden blicken wollte, bekam sie mit, wie dieser hochzog und ernsthaft durch die Gegend spuckte. Das Projektil flog zum Glück nicht ansatzweise in die Richtung der Explosionsmagierin und doch reichte der Anblick allein gepaart mit dem widerlichen Geräusch, damit Esmée ein Schauer über den Rücken jagte. Aus welchem dunklen Winkel musste dieser alte Mann gekrochen sein, dass er sich derart schlecht benahm? Dem gehörten eindeutig ein paar Manieren beigebracht. Die Dunkelhaarige schnaubte, sah dann allerdings doch wieder zu Arkos, Erial und dem Fremden, wenngleich sie sehr darauf achtete, dass der Blick ihrer hellblauen Seelenspiegel nicht zu tief wanderte… skeptisch beobachtete sie, was Arkos tat, wenngleich sie nicht sofort verstand, was geschah. Esmée stand einfach zu weit entfernt, sodass sie keine Wärme von den offenen Handflächen ausgehend spüren konnte. Erst als der Schmied den Mann an der Stirn berührte und dieser aufschrie, als hätte er ein Messer mitten in die Magengrube gerammt bekommen, verstand die Prinzessin, was passierte – zumindest glaubte sie, es sich herleiten zu können. Um ehrlich zu sein: Die junge Frau wusste, was Folter war. Natürlich hatte man stets versucht, solche Themen von der Dunkelhaarigen entfernt zu halten, denn es war Nichts, womit sich eine Prinzessin ernsthaft auseinanderzusetzen hatte. Und doch wusste sie von Raoul, aber auch von anderen Angehörigen des Palastes, dass Folter durchaus eine Maßnahme war, wenn man an Informationen kommen wollte – allem voran an Informationen von Revolutionären, die die Königsfamilie von Bosco und das gesamte Land bedrohten. Es schockierte die de Bosco zwar, etwas, das in diese Richtung ging, nun aus nächster Nähe selbst zu erleben… aber interessanterweise glaubte sie den Worten von Arkos, als dieser äußerte, der alte Mann würde übertreiben. Sie hatte ja ohnehin bereits an dem Geisteszustand von diesem Typen gezweifelt… Mit aller Kraft, die sie als Prinzessin aufbringen konnte, hielt sie den Blick auf den Gefangenen gerichtet, als Arkos sich erneut seinem Körper näherte, als der Mann schrie, kämpfte und sich an der eigenen Spucke verschluckte.
Aber dann geschah etwas Unerwartetes. Erial ging dazwischen.
Nein, damit hatte die Explosionsmagierin nicht gerechnet. Während die Hände des Schmiedes glühten, kühlten die des Novel ab, sodass sich die Magien gegenseitig neutralisierten. Der alte Mann hörte auf zu Zappeln, schien von diesem Konflikt zwischen den Magiern ebenso überrascht zu sein wie die Prinzessin… und so war es einen kurzen Augenblick gespenstisch still in der verdunkelten Küche. Natürlich konnte Esmée verstehen, was Erial meinte und doch verwunderte es sie, dass ihr Freund sich so vehement gegen diese Art der Befragung einsetzte. Sie hatte immer gedacht, es wäre eine gängige Methode, die jedem Kämpfer in Bosco beigebracht wurde – entweder hatte sich die 19-Jährige geirrt oder der Novel war zu früh aus seiner Ausbildung gerissen worden, um auch dieses Kapitel des Trainings mitzubekommen. Ja, auch Esmée mochte es nicht, aber sie hatte früh gelernt, ihr persönliches Befinden dem Wohl des Größeren unterzuordnen. Dazu gehörte auch die Entscheidung, jemanden zu bedrohen, wenn man nur so an die Wahrheit gelangen konnte. Vielleicht hätte man durch solch ein Vorgehen auch das Leben ihrer Mutter und ihres Bruders einst retten können? „Hört zu.“ Die Stimme von Esmée durchbrach die Stille und sämtliche Blicke der Anwesenden richteten sich auf sie. Die Magierin selbst trat nun näher, ignorierte den Kampf, in dem sich Erial und Arkos befanden und fokussierte stattdessen den klapprigen Mann, der mit weit aufgerissenen Augen zu ihr aufblickte. Sie war eine Prinzessin und bereit, Entscheidungen zu treffen – Entscheidungen, die sich nicht nach ihrer persönlichen Komfortzone richteten. Es war eigentlich nur ein Versuch, sie wollte herausfinden, wie dieser Mann reagierte, als sie die These in den Raum warf: „Ihr wart es selbst.“ Und ja – Esmée meinte den Mord. Wie sie auf die Idee kam? Weil der Mann es von sich aus angesprochen hatte. Bisher hatten sie nur gewusst, dass jemand umgekommen war, nicht aber, dass es sich um einen Mord handelte. Außerdem lag dieser Mord viele Jahre in der Vergangenheit, sodass es der Prinzessin merkwürdig vorkam, dass dieser Mann ihn einfach so von sich aus ansprach. Vielleicht würde er es abstreiten, auch das wäre eine Information. Aber was, wenn nicht? Es wäre eine Möglichkeit, der Folter zu entkommen. „So oder so, wir werden Euch mitnehmen und an die Behörden übergeben. Solltet Ihr selbst der Mörder sein, so wird es spätestens dann herauskommen. Aber wenn Ihr jetzt gesteht, können wir ein gutes Wort für Euch einlegen.“ Sie stoppte, musterte den Mann erneut, bevor ihre Stimme ein wenig weicher wurde. „Ihr seht nicht gut aus. Ihr scheint schon zu lange Worte in Euch zu tragen, die Euch von Innen zerfressen. Wenn Ihr nicht aussprecht, was Euch auf der Seele liegt, werdet Ihr unter dem Gewicht zergehen.“ Der Mann hatte aufgehört zu zappeln, starrte Esmée unentwegt an und nach weiteren Sekunden, die verstrichen, sammelten sich plötzlich dicke Tränen in seinen Augen. „Ich wollte das nicht. Ich… ich… wir hatten uns gestritten…“ Er japste nach Luft und heulte wie ein kleines Kind. „Ich habe mich seitdem hier versteckt, damit sie mich nicht finden… aber… als sie das Haus hier sanieren wollten… ich wusste nicht, wohin. Und ob sie wohlmöglich mein Versteck finden, in dem ich die Mordwaffe versteckt habe… deshalb habe ich versucht, die Leute zu vertreiben…“
Und damit waren sie auf die Lösung des Rätsels gekommen. Es dauerte lange, bis der alte Mann sich soweit beruhigt hatte, dass er überhaupt aufstehen konnte, aber Arkos, Erial und auch Esmée gaben ihm die benötigte Zeit. Den Mantel, den der Schmied ihm vom Körper gerissen hatte, hatten die Magier geholt, um ihn um die klapprigen Schultern des Fremden zu legen. Auch den Bauarbeitern, die immer noch vor dem Gasthaus warteten, erzählten sie diese Geschichte und auch, dass sich die Spukgeschichten damit in Luft aufgelöst haben sollten. Sie nahmen den Mann mit nach Maldina, um ihn dort den Behörden zu übergeben. Und damit… waren sie am Ende doch noch erfolgreich gewesen, oder?
Arkos war normalerweise niemand, der einfach so zu solchen Methoden griff - ihm war schon klar, was er hier tat. Nur... dieser Kerl widerte ihn an, die Situation insgesamt war ziemlich chaotisch und.. un-neutral, und außerdem übertrieb der Typ wirklich ein wenig. Er tat ganz so, als wäre er absolut unschuldig und flennte dann auch noch herum, nur, um sich aus der Situation winden zu können. Egal wie man es hier sah, das war kein einfacher Zivilist, und er hatte hier definitiv nichts verloren. Egal wie man die Situation betrachtete, Arkos empfand seine Vorgehensweise als - ja - nicht schön, aber sinnvoll. Erial... schien da ganz anderer Meinung zu sein. Noch bevor Arkos den Kerl da ein wenig weiter triezen konnte, mit unbewegtem Gesicht, spürte er verwunderte eine leichte... Kühle über seine Haut kriechen. Für einen Moment ernsthaft überrascht, sah er zu Erial, der ihn in aller Ernsthaftigkeit... ziemlich direkt zur Rede stellte. Direkt vor dem Typen. Und Arkos' Magie dann auch noch mit der eigenen zu konteragieren versuchte. Der Schmied war baff, so baff, dass er seine Magie erst einmal kommentarlos verlöschen schien. So ernsthaft verwirrt war er, dass er seine Beweggründe noch einmal darlegen musste - damit Erial verstand. "Er ist definitiv extrem verdächtig. Er ist sofort geflohen. Hat hier diese Geistergeschichten veranstaltet. Er hat euch ernsthaft in Gefahr gebracht, nur, weil wir in dem Haus waren." Die letzten Worte kamen schärfer aus seinem Mund als beabsichtigt. Wenn etwas Arkos aufbrachte, dann war es genau das - er hatte einen ganz natürlichen Instinkt, seine Mitmenschen vor Übel zu bewahren (zumeist eher körperlicher Art). Und dieser Instinkt ging weit über einen Befehl hinaus. Und deshalb... spürte er auch einen gewissen Ärger in sich aufbrodeln. Es blubberte (nicht tatsächlich, aber metaphorisch) in seinem Magen, und er spürte, wie sein Unverständnis über Erial und die Situation zu einer etwas deutlicheren Reaktion führte, als gedacht. Arkos war jetzt ziemlich aufgebracht. Erial schien laufend Entscheidungen zu treffen, die gegen den erfolgreichen Abschluss der Mission ging, und nur darauf ausgelegt schienen, Esmée entweder vor Unbill zu schützen oder sie einfach gleich aus der Gleichung zu entfernen. "Ich nehme an, du hast einen besseren Plan." Die Worte kamen sehr viel unnetter aus ihm rausgerotzt, als gewollt, und Arkos spürte förmlich, wie sein Ärger ihn überkam.
Doch dann mischte sich Esmée ein, und vielleicht war es einfach die reine Verwirrung darüber, wie bestimmt sie auftrat, dass er für einen Moment vergaß, seinem Ärger Luft zu machen. Erst wusste er überhaupt nicht, wovon sie sprach - er hatte sich erhoben und Erial es überlassen, den sich ohnehin nicht mehr wehrenden Mann am Boden festzuhalten. Je weiter sie sprach, desto klarer wurde ihm allerdings, wovon sie redete - und während es zwar nicht weit hergeholt war, so stellte sie den Typen doch vor ziemlich vollendete Tatsachen. Und zu seinem weiteren Erstaunen... gestand dieser. Einfach so. Vielleicht war seine Methode doch nicht ganz notwendig - oder aber die Vorarbeit war trotzdem sinvoll gewesen. So oder so, die Situation löste sich mehr oder weniger in Wohlgefallen auf. Arkos spürte noch immer, dass in seinem Magen ein Knoten herrschte, doch es war kontrollierbar... je länger sie aber warteten, den Mann endlich abzuführen, desto deutlicher wurde Arkos, dass er diesen Knoten loswerden musste. Ansonsten würde er sich bei dem nächsten Aufeinandertreffen mit Erial oder Esmée sehr wahrscheinlich viel schneller aufregen, als notwendig.
Und so kam es, dass er die beiden nach der Abgabe des Mannes in Maldina - nachdem er auf dem Weg dorthin Zeit genug gehabt hatte, darüber nachzudenken - noch einmal zurückhielt und sie mit einem etwas finsteren Blick ansah. Der Auftrag war als erfolgreich abgeschlossen markiert, sie hatten eine Belohnung erhalten, und sogar noch ein wenig extra, weil ein alter Fall aufgeklärt worden war. Alles in allem sah es also erfolgreicher aus, als es für Arkos' Verständnis eigentlich gewesen war. "Hört mal, mir ist es letztlich vollkommen egal, was ihr seid, warum ihr es seid, und wieso ihr ein Versteckspiel spielt. Ich werde euch nicht zwingen, es mir zu erzählen, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht wirklich." Der letzte Teil stimmte nur bedingt. Aber Arkos versuchte ja generell, seine Neugierde wieder in den Griff zu bekommen, insofern stellten seine Worte auch so etwas wie ein Idealzustand für sich selbst dar. "Aber ihr könnt nicht ernsthaft glauben, dass euch jemand eure Geschichte abnimmt. Euch stehen die Lügen ins Gesicht geschrieben, und ich glaube kaum, dass irgendjemand sie euch schon einmal abgenommen hat." Er sah zu Erial. "Du verhältst dich als wärest du ihr Babysitter oder ihre Eskorte." Sein Blick huschte zu Esmée. "Und du scheinst das ganz angenehm zu finden", stellte er fest, und zuckte dann mit den Schultern: "Es gibt ein paar Vermutungen, die ich schon nach dem heutigen Tag anstellen könnte, was euer tatsächliches Verhältnis angeht. Aber wie gesagt, mir ist es gleich. Ihr solltet euch aber, wenn ihr nicht auffällig sein wollt, eine bessere Geschichte zurechtlegen. Denn so seid ihr viel auffälliger, als ihr einfach als 'ganz normale Bekannte' sein würdet..." Er zuckte mit den Schultern. Gerne konnten sie ihm auch Dinge an den Kopf werfen, nur würden sie dafür schnell sein müssen. Denn er musste weiter, die Schmiede wartete nicht. "Trotzdem...", fuhr er fort und neigte leicht den Kopf. "Macht's gut. Danke, dass ihr die Mission mit mir erledigt habt." Ihm doch egal, dass Esmée das ganze am Anfang an sich gerissen hatte, für ihn war es trotzdem 'seine' Mission gewesen! Auch wenn niemand einen Handwerker gebraucht hatte. "Falls ihr mal was geschmiedet haben wollt, könnt ihr mich in der Schmiede 'Ewige Flamme' finden." Mit diesen Worten hob er die Hand und ging mit großen Schritten von dannen - in der Hoffnung, heute noch zu irgendwas zu kommen. Vielleicht würde er sich aber auch eine ordentliche Mütze Schlaf gönnen...
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