Ortsname: Falba Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Falba ist in Nord-Fiore als eine sehr schöne und gepflegte Stadt bekannt. Nicht umsonst gilt dieser Ort als Geheimtipp in der Tourismusbranche. Falba ist den Großteil des Jahres mit einer glitzernden Schneedecke gesegnet, verliert aber auch in den Sommermonaten nicht an Glanz. Charakteristisch ist die charmante, historische Bauweise der Winterstadt. Den Bewohnern liegt auch viel daran, Falba diese Ästhetik zu wahren.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Aurea
Anmeldedatum : 20.12.22 Anzahl der Beiträge : 710 Ort : Crystalline Town
Die Ausgangslage wäre eine ganz andere, wenn Aurea nur wüsste, er da gerade vor ihr stand. Dass es sich bei Maxwell um einen ehemaligen Rune Knight handelte, welcher ein Vertrauter ihres Onkels war und nur ihretwegen hier war. Wahrscheinlich wäre sie ihm erleichtert in die Arme gelaufen und ihm nicht mehr von der Seite gewichen. Und Aurea würde sich bei Maxwell für die schrecklichen Umstände entschuldigen und ihm versichern, all das wieder gutzumachen. Sie würde ihn nach Georgius fragen und nach einer Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Leider verzichtete Aurea im Rahmen ihrer Rolle darauf, Georgius zu schreiben. Würde das herauskommen, bekäme sie nur Probleme. Aber eines Tages, wenn ihr Vater es zulässt, könnte sie von einem anderen Ort aus einen Brief verfassen. Er würde zwar keinerlei Informationen beinhalten, aber ihr Onkel könnte zumindest erfahren, dass sie am Leben war und sie ihn vermisste.
Aber das waren nur Hirngespinste. Und Aurea wusste rein gar nichts über diesen Mann vor sich. Sie lächelte ihn aufrichtig an, doch verunsicherte sie sein versteinertes Gesicht. Aber so waren die meisten hier. Selbst ihr Vater, welcher vor Curios Tod eigentlich liebevoll der Familie gegenüber war, zeigte sich in diesem Gemäuer von einer ganz anderen Seite. Aurea wollte so nicht werden. Und sie würde es auch nicht! „Ist gut, Maxwell. Wir finden uns bestimmt“, verabschiedete sie sich ihrerseits, ohne natürlich zu ahnen, dass er sie bereits gefunden hatte - in einem weitaus umfänglicheren Rahmen.
Seufzend schloss Aurea die Tür zu ihrem Zimmer ab, ehe sie sich zum Gehen umwandte. Sie freute sich zwar, wenigstens zwei Tage raus zu kommen, aber sie wusste nicht, was es mit Maxwell auf sich hatte. Die junge Frau hatte wirklich Sorge, sich einen Fehltritt zu leisten und hoffte, nicht allzu befangen agieren zu müssen. Den kleinen Spaziergang zum Bahnhof genoss die junge Frau, denn die frische Luft tat immer gut. Am Zielort angekommen suchten die hellen, graublauen Augen den Platz ab. Es war wie immer relativ viel los, wie es für einen Bahnhof typisch war. Doch bald schon meinte Aurea, Maxwell gefunden zu haben. Auch die Dhakalis war früh dran, weswegen sie nicht hektisch sein mussten. Da sie von hinten an ihn herantrat, sprach sie ihn an, kurz bevor sie bei ihm stand. „Maxwell!“, erlangte sie also seine Aufmerksamkeit fröhlich. „Hast du bereits ein Ticket?“, fragte sie ihn, woraufhin sie ihm anbot: „Ich muss mir auch noch eines besorgen. Ich bringe es dir mit“ Das Geld könnte er ihr ja danach im Zug geben. Oder wurde das sowieso von der Gilde erstattet? Das wusste Aurea gar nicht..
Die Zugfahrt nach Falba war für die junge Frau ein Ticket in die Freiheit, inklusive Rückfahrschein. Aber sie freute sich dennoch darauf, die angeblich hübsche Winterstadt zu erkunden. „Hier, für dich!“, sagte sie gut gelaunt zu Maxwell und reichte ihm sein Ticket. Dann brachen sie auch schon gemeinsam auf zum Gleis, an welchem ihr Zug in wenigen Minuten eintreffen würde. Die beiden hatten Glück, denn das Gefährt war um diese Zeit kaum besucht. So fanden die Magier ein leeres Abteil für sich, in welchem sie Platz nahmen. Natürlich erfreute sich Aurea an dem Platz am Fenster, denn dort sah man am meisten. Maxwell saß gegenüber von ihr, ansonsten machte kein Passagier mehr Anstalten, ihr Abteil zu betreten. Gedankenverloren blickte die junge Frau aus dem Fenster und beobachtete die Leute auf dem Bahnhof. Bis ihre graublauen Augen von dem regen Treiben draußen abkamen und stattdessen ihren heutigen Partner anblickten. Da er selbst gerade seinen Gedanken nachzuhängen schien, bemerkte er ihren unauffälligen Bick vorerst nicht. Objektiv betrachtet war dieser Maxwell ein gutaussehender Mann. Subjektiv betrachtet auch, musste Aurea feststellen. Die blutroten Augen, welche sie vorhin so erschreckt hatten, waren ausdrucksstark und verliehen ihm irgendwie etwas Besonderes. Sie mochte sein Gesicht, wenngleich er so ausdruckslos finster drein blickte. Und plötzlich trafen sich die Blicke der beiden. Ertappt wichen ihre Augen wieder zum Fenster, als der Zug sich schon in Bewegung setzte.
Aurea war so überzeugt, dass Maxwell ein Spitzel ihres Vaters war, dass sie sich beinahe ein wenig verspottet fühlte. War sie vielleicht sogar zu stolz, um das hinzunehmen? Nein, das durfte sie nicht sein. Auch, wenn es ärgerlich war. Aber sie musste es aushalten und weiterhin so tun, als hätte sie von nichts eine Ahnung. Oder.. sie könnte die Frage, welcher so in ihr brannte, entschärfen und umformulieren? „Wolltest du gerne nach Falba reisen? Oder hast du einfach einen Questpartner gesucht?“, fragte sie lächelnd und vermied es, sich als Zielperson überhaupt zu erwähnen.
„Bis später“, verabschiedete sich der Soldat von der Dhakalis und begab sich ohne Umwege auf sein Zimmer. Er hatte eine wirklich günstige Gelegenheit erhalten, zumal er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, denn zugleich erledigte er einen Auftrag für Liberty Phoenix und konnte somit auch gleich beweisen, dass er dazu Imstande war. Sie mussten in die Stadt Falba reisen, um dort in das Kellergewölbe der Familie Charls zu steigen. Dieses sollte angeblich ein Labyrinth sein und der Auftrag war kurzum betrachtet also eine Art Schatzsuche. Da es sich um ein altes Schloss handelte, war das Kellergewölbe sicherlich mit alten Fallensystemen ausgestattet und folglich war es völlig verständlich, wieso dafür Magier angefragt wurden. Sir Jason Charls wollte sicherlich kein Risiko eingehen. Es war also reine Routine und eigentlich war Maxwell auch ein sehr erfahrener und talentierter Magier, wenngleich er hier das Image eines halben Frischlings zu pflegen hatte.
Frühzeitiger als notwendig erreichte der Soldat den Bahnhof und wartete dort auf seine Begleitung, während seine blutroten Seelenspiegel die Umgebung näher betrachteten. Er hatte pauschal zwar nichts gegen diese Kälte, aber diese Region hier konnte er einfach nicht leiden, zumal hier viel zu viel dunkles Gesocks lebte. Am liebsten würde er zu den Rune Knights rennen und ganz Royal Crusade ans Messer liefern, aber dahingehend waren ihm deutlich die Hände gebunden, denn er war Teil dieser Gilde und damit war seine Weste – wenn auch noch nicht sichtbar – deutlich beschmutzt. Außerdem könnte er dann Aurea nicht mehr retten, geschweige denn ihr ein normales Leben einräumen. Er hatte sich hier wirklich eine sehr schwere Bürde auferlegt, doch er kam damit klar. Maxwell wandte sich dann von der Umgebung ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf Aurea, die ihn angesprochen hatte. „Aurea“, erwiderte er und nickte. „Nein. Ich habe mir noch kein Ticket gekauft“, gab er offen zu und die Dhakalis kümmerte sich sogleich darum. Sie war eine gute Seele oder spielte zumindest ihre Rolle gut.
„Vielen Dank“, entgegnete der Seebär und nahm das Ticket entgegen. Das war wirklich eine freundliche Geste, wie Maxwell fand. Gemeinsam begab sich das Duo daraufhin zum Gleis und wenig später waren sie auch schon im Zug. Sie konnten sich ein Abteil für sich sichern und Aurea setzte sich direkt an das Fenster, wodurch Maxwell den Sitzplatz direkt gegenüber einnahm. Andere Reisende hatten kein Interesse daran, sich in ihr Abteil zu bequemen und so hatten die beiden Magier ihre Ruhe. Diese Stille kehrte auch zügig ein, denn Maxwell war gewiss kein geschwätziger Typ, der einfach drei darauf heraus los plauderte und die wildesten Themen besprach. Entsprechend ruhig blickte er also aus dem Fenster und ging seinen Gedanken nach, während die Dhakalis die Gelegenheit nutzte und ihn musterte. Sie hatte ausreichend Zeit dafür, denn als sich ihre Blicke plötzlich kreuzten, wandte sie sich ertappt ab und blieb weiterhin still. Ein kurzes Lächeln zog auf seine Lippen, ehe auch Maxwell wieder aus dem Fenster sah.
Der Zug dampfte auf und eine Pfeife ertönte, die kund gab, dass der Zug nun losfahren würde. Während Maxwell darüber nachdachte, was er noch so für Aufträge erledigen könnte, wurde in Gedanken der Heilmagierin zu einem Spitzel. Hinter der Fassade der freundlichen Magierin verbarg sich Paranoia, Angst und Schrecken, doch Maxwell hatte keinerlei Einblick und vermochte ihr daher nicht zu helfen. Es sollte also noch spannend bleiben, wie genau die Beiden mal zueinander stehen könnten. „Hm?“, horchte Maxwell auf und sah der jungen Frau wieder in die Augen, die ihn gerade nach den Beweggründen fragte, wegen denen er auf diesen Auftrag ausgerückt war. Sie waren allein im Zug, also hätten sie nun die Möglichkeit völlig offen miteinander zu sprechen, doch natürlich wurde kein Wort über die Tatsachen verloren. „Ich bin noch neu in der Gilde und habe noch keinen Auftrag erledigt“, gestand er also und log dabei nicht einmal. „Ich habe dich da bei den Aushängen stehen sehen und dachte mir, dass es für mich besser wäre, den ersten Auftrag nicht gleich allein auszuführen“, fügte er an. Gelogen natürlich, aber seine Fassade war so überzeugend, wie sie es immer war. „In Falba war ich aber tatsächlich noch nie. Habe gehört, da soll es sehr schön sein“, sprach Maxwell weiter, ehe er kurz aus dem Fenster sah.
„Weswegen hast du dich für diesen Auftrag entschieden? Magst du aufregende Schatzsuchen?“, fragte Maxwell also seinerseits. Es interessierte ihn wirklich, zumal er Aurea dadurch auch besser einschätzen konnte, sofern sie ihm eine ehrliche Antwort zukommen ließ. Der Zug selbst hatte den Bahnhof nun verlassen und begab sich auf seine Reise. Nebenher kramte er ein paar Jewel zusammen und legte sie auf den Tisch, ehe er sie zu Aurea schon. "Das Geld für das Ticket", sprach er dann noch dazu. Sie musste ihn ja nicht einladen.
Es war für Aurea nicht einfach, wenn abgesehen von einer verbalen Reaktion, nichts weiter von Maxwell kam. Eigentlich sollte sie sich glücklich schätzen, dass er so in sich gekehrt war, denn somit stellte er auch keine Fragen. Doch ein wenig bedauerlich war es schon, dass er all ihre Worte ausdruckslos wie ein Roboter wahrnahm. Aurea suchte in Royal Crusade keine Freunde, aber vielleicht sehnte sie sich einfach nach ein paar freundlichen Worten und einem netten Lächeln. Sie selbst war nun einmal eine gesellige und offenherzige Person, die sich gerne mit guten Menschen umgab. Da Maxwell ein Mitglied der Gilde Royal Crusade war, welche sich als dunkle Gilde bekannt hatte, waren seine Absichten mit Sicherheit fragwürdig. Doch Aurea wollte ihn nicht verurteilen, schließlich kannte sie seine Beweggründe nicht. Doch schlossen die Umstände denn wirklich ein paar angenehme Stunden der Interaktion aus? Nun, anscheinend. Aurea stellte sich bereits auf die einsamsten Jahre ihres bisherigen Lebens ein.
Viele Gedanken waren ihr durch den Kopf gegangen, während sie den jungen Mann gegenüber von ihr musterte und anblickte. Wenngleich er insgesamt sehr verhalten war und stets ein wenig abweisend wirkte, war er nicht unhöflich. Er vermittelte Aurea jedoch das Gefühl, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn sie nicht dabei gewesen wäre. Und dann sah er sie an und bemerkte somit, dass sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Schnell und ertappt wichen ihre Augen schnell wieder in Richtung Fenster aus. Das war durchaus etwas unangenehm, aber auch nicht weiter schlimm. Langsam glitten die hellen, blaugrauen Iriden zu der Spiegelung seines Gesichts in der Glasscheibe. Und er lächelte. Kurz. Schon war der Augenblick vorbei. Hatte er gelächelt, weil er sie ertappt hatte? Ohne es zu merken, schlich sich auch auf Aureas Lippen ein sanftes Lächeln.
Als die junge Frau ihre Frage an ihn gerichtet hatte, kam seine Antwort prompt. Zugegeben, das klang durchaus glaubwürdig. Aurea konnte natürlich nicht einschätzen, ob er wirklich so neu war, da sie ja selbst erst kürzlich in der Gilde angekommen war. Sein Lächeln aber hatte ihn viel zugänglicher wirken lassen, daher ermahnte sich Aurea innerlich, ihm nicht zu schnell diese Rolle aufzudrücken, ein Spitzel ihres Vaters zu sein. Und dass Maxwell daher auch nicht allein den ersten Auftrag erledigen wollte, klang ebenfalls plausibel. Allerdings weitete Aurea daraufhin ihre Augen, ehe sie seinem Blick beschämt auswich. „Ich wünschte, ich hätte das vorher gewusst. Ich bin sehr unerfahren als Magierin.. Eine andere Person wäre dir bestimmt hilfreicher gewesen. Entschuldige bitte“, gestand sie kleinlaut und sichtlich bedrückt, schließlich befürchtete sie, ihm somit die Chance auf erste, erfolgreiche Erfahrungen zu nehmen. Der unangenehme Moment war aber zum Glück nicht von Dauer, sodass es bald darauf um die Stadt Falba ging. Sofort hellte sich ihre Miene wieder auf. „Das habe ich auch gehört! Ich bin wirklich gespannt, ich war auch noch nie dort“
Maxwells Frage aber brachte Aurea schnell wieder auf den Plan. Sie konnte ihm wohl kaum sagen, dass sie gerne ein paar Tage aus Crystalline Town verschwinden wollte und sich bewusst Aufträge suchte, welche eindeutig an Liberty Phoenix gerichtet waren. Doch Aurea tat sich schwer, wie eine Schauspielerin eine falsche Maske aufzusetzen und jede Lüge gekonnt von sich zu geben. Sie war eine zu aufrichtige Seele und daher war das Ausweichen ihr Mittel zum Zweck. Einen Augenblick zu lange hatte sie ihn stumm angesehen, während sie über die Antwort nachdachte. War das unklug gewesen? Jetzt aber schnell: „Ach weißt du.. ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden“, begann sie etwas holprig, lächelte ihn aber dafür wieder an. „Vielleicht hätte ich länger gesucht und verglichen, aber als du dann zu mir gekommen bist, hielt ich diesen Auftrag für passend“ Eine passende Antwort für Aurea, schließlich war es auch in ihrem Sinne, sich ein wenig zu verschleiern.
Aufmerksam beobachtete sie Maxwell dabei, wie er in seinen Sachen herumkramte und etwas auf den Tisch legte, was er ihr dann zuschob. Neugierig blickte die junge Frau mit den langen, silberweißen Haaren auf seine Hand herab auf die Tischplatte. In dem Moment, als er das Offensichtliche aussprach, hatte er die Hand schon weggenommen und Aurea erkannte die Jewel. Da die beiden einander ja fremd waren, wäre es angebracht, das Geld einfach anzunehmen, ohne einen Satz à la 'das musst du doch nicht' zu bringen. Also nahm Aurea die Jewel mit der kleinen, filigranen Hand und mit einem „Vielen Dank“ an sich, um sie entsprechend einzustecken. Entspannt lehnte sie sich dann in den gepolsterten Sitz zurück und sah erneut kurz aus dem Fenster, ehe sie mit einem entschlossenen Lächeln auf den Lippen Maxwell ansprach: „Ich habe Papier und Stifte dabei, falls wir uns eine Karte anfertigen wollen. Anderenfalls können wir uns ja mit irgendetwas den Weg auslegen, damit wir sicher wieder aus dem Labyrinth herausfinden“, erzählte sie ihm motiviert. Wüsste Aurea, welch Kaliber vor ihr sitzt, käme sie sich bestimmt dumm vor. Wahrscheinlich konnte auch Maxwell sie nur belächeln. Doch sie glaubte, einen ebenso unerfahrenen Magier vor sich zu haben, wie sie es war.
Es waren interessante Gedankenspiele, die hier in den Köpfen der beiden Magier aufkamen. Die Dhakalis vermutete hinter Maxwell einen Spion ihres Vaters, während Maxwell daran zweifelte, dass sie in Royal Crusade festgehalten wurde. Er hatte dahingehend nur die Informationen von ihrem Onkel Georgius, doch auch sein alter Freund war dazu imstande, sich zu irren. Natürlich schenkte er den Worten des alten Pai Sho Spielers glauben, doch ohne eindeutige Beweise, waren ihm die Hände gebunden. Zugleich war er natürlich darum bemüht, einen Deckmantel aufrecht zu erhalten, um eben nicht für sein falsches Spiel überführt zu werden. Das Aurea beinahe selbiges tat, damit sie dieses Ärgernis irgendwie überlebte, war ihm natürlich nicht bewusst. Eine gewisse Unbehaglichkeit lag also einfach in der Luft, denn beide Magier waren äußerst vorsichtig damit, sich voran zu tasten.
In der Bahn saßen sie einander gegenüber und gaben sich dabei ihren Gedanken hin, während das Gefährt die Reise begann und über die Schienen glitt. Die Reise nach Falba war nunmehr also unumkehrbar, es sei denn man sprang vom Zug in die freie Wildbahn, aber daran waren die beiden Magier nun nicht interessiert. Stattdessen erhielten sie einen kurzen Augenblick von augenscheinlicher Verbundenheit, denn Aurea hatte es durchaus geschafft, ihm ein sanftmütiges Lächeln abzuringen. Gleichermaßen lächelte aber auch sie, was dem Davis natürlich nicht entging. Ihr Lächeln war charmant und einfühlsam, wie er empfand, doch sein Fokus lag natürlich nicht darauf, sich mit dieser Frau anzufreunden oder dergleichen. Sie war das Paket. Sie war sein Ziel. Nichts weiter. Er erinnerte sich also erneut an seinen Auftrag und wahrte daher entsprechende Distanz, wodurch Aurea hingegen den Eindruck erhielt, dass er lieber ohne sie aufgebrochen wäre.
Schlussendlich eröffnete die hübsche Dame jedoch das Gespräch und ermöglichte sich damit den Zugang zu weiteren Informationen hinsichtlich ihres Reisegefährten. Maxwell selbst war zwar nicht der gesprächigste Mann und Offenheit gehörte nicht mehr zu seinen Stärken, doch er war auch kein emotional gestörter Einsiedler ohne kommunikative Fähigkeiten. Entsprechend wandte er sich Aurea zu und antwortete auf ihre Frage, was zwar zügig erfolgte, aber er log dabei nicht. Man konnte es natürlich für eine einstudierte Antwort halten und gewissermaßen war es das auch, aber eben basierend auf reellen Fakten. Als Maxwell zur Sprache brachte, noch neu in der Gilde zu sein und seinen ersten Auftrag nicht allein ausführen zu wollen, erkannte Aurea, dass eine andere Begleitung bestimmt nützlicher gewesen wäre. Sanftmütig hob der Davis seine Hand und winkte leicht ab. „Kein Grund sich zu entschuldigen. Dann sammeln wir diese Erfahrungen eben gemeinsam“, entgegnete er und schenkte ihr dabei abermals ein kleines Lächeln. Und gleichermaßen würden sie gemeinsam Falba erkunden können. Sie würden also trotz aller, wenn auch unbekannten, Umstände eine gemeinsame Erinnerung an Falba erschaffen.
Als er seine Frage stellte, schien er sie kurz auf kalten Füßen erwischt zu haben, doch die Art und Weise wie Aurea reagierte, wirkte sehr natürlich und passend zum Bild einer unerfahrenen Magierin. Es war für Maxwell sehr schwer, hinter ihr Benehmen zu steigen und den Kern ihres Wesens zu erkennen. Wollte sie in Royal Crusade sein? War sie gern da und folglich sein Feind? Oder spielte sie, wie er, nur eine Rolle? Maxwell brauchte deutlich mehr Zeit, um diese Hürde zu überwinden. Er beließ es also vorerst dabei und nickte stattdessen lächelnd. „Klingt doch gut“, entgegnete der Soldat. „So sammeln wir beide Erfahrungen und können gemeinsam Falba erkunden. Dann haben wir uns ja Beide für den richtigen Auftrag entschieden“, lächelte er. Die Dhakalis war sympathisch und liebreizend, total unpassend für so eine Gilde, doch wieder kamen Zweifel auf, ob es wirklich Aurea war oder nur eine Maske.
Schlussendlich regelten sie dann auch die Angelegenheit mit dem Geld und konnten das Thema zügig abhaken, denn Maxwell wollte nicht verschuldet sein und die Dhakalis brauchte ihr Geld sicherlich auch selbst. So ein Zugticket war ja nicht gerade billig, daher war es dem Davis umso wichtiger, sie auszubezahlen. „Das ist eine sehr gute Idee“, lobte er Aurea für ihren Einwand hinsichtlich der Karte. Orientierung in einem Labyrinth war äußerst wichtig, sonst ging man selbst in diesem Irrgarten verloren und die mathematische Wahrscheinlichkeit den korrekten Weg zu finden, war schwindend gering. „Ich habe außerdem noch einen Kompass. Vielleicht hilft der uns da unten ja auch zur Orientierung“, fügte er dann noch zufrieden an. Sicherlich verfügte Maxwell auch über andere Methoden, aber jetzt gerade war eben einfach nur der Anfänger bei Royal Crusade und nichts weiter. Dann blickte der Soldat aus dem Fenster in die Ferne, wo sich wunderschöne Landschaften abzeichneten. Der Norden hatte schon etwas Tolles, aber er war eben auch ein Hort des Bösen. Für einen Augenblick verlor sich der Soldat in der Aussicht, weswegen er einen leicht verträumten Blick aufgesetzt hatte.
Es war ein Moment von sehr kurzer Dauer gewesen, als in dem Zugabteil eine angenehme, warme Stimmung herrschte. Doch dieser zarte Augenblick war binnen Sekunden wieder einer Atmosphäre, geprägt von Befangenheit und Ausdruckslosigkeit, gewichen. Es war nicht immer angenehm, doch Aurea nahm es hin, so wie vieles. Um ehrlich zu sein war sie nicht sicher, was sie von der Gesamtsituation halten sollte. Ohne Maxwell etwas unterstellen zu wollen, dachte sie noch immer über sein plötzliches Erscheinen bei ihr nach. Sie war allein an dem Aushang gestanden, das wusste sie. Und es kam ihr eigenartig vor, dass er sich sogleich um eine Zusammenarbeit erkundigt hatte, ohne überhaupt den Auftrag zu kennen. Das hatte Aurea das Gefühl gegeben, dass es ihm in der Hauptsache darum ging, die Sache mit ihr durchzuziehen - unabhängig von der Sache selbst. Für die Dhakalis standen die Chancen, dass Maxwell von ihrem Vater geschickt wurde, durchaus gut. Das hätte Adrius Handschrift: Ein Neuling, ein Unbekannter. Ihm gegenüber vermutete der S-Rang Magier keinerlei Befangenheit seitens Aurea. Hochrangigen Mitgliedern gegenüber hingegen glaubte Adrius bestimmt, verhalte sich seine Tochter so, wie es erwünscht war. Ja. Er glaubte, er habe sie in der Hand. Bis zu einem gewissen Teil vermag das auch zu stimmen, doch nicht gänzlich. Es war Aureas Glück, dass ihr Vater sie zu unterschätzen schien. Und von Maxwell würde sie sich nicht verunsichern lassen. Sicher war sie ja schließlich nicht.. was, wenn sie ihm Unrecht tat?
Die Entschuldigung ihrerseits war daher auch aufrichtig, denn wenn er etwas lernen wollte, wäre sie die Falsche Partnerin. Erneut legte sich ein Lächeln auf die Gesichtszüge des jungen Mannes gegenüber, was entgegen der Erwartung Aureas geschah. Sie würden die Erfahrung also gemeinsam sammeln.. Das klang doch sehr schön. So etwas hätte auch von ihr oder von ihrem Onkel kommen können. Unweigerlich erwiderte die Dhakalis das Lächeln glücklich. Und in ihrer Fröhlichkeit verstand sie Maxwells darauffolgende Worte ein wenig.. falsch. Natürlich bemerkte sie selbst das nicht, aber als er auf ihre Begründung, warum sie sich für diese Quest entschieden hatte, reagierte, folgte prompt ihre begeisterte Antwort: „Wir erkunden gemeinsam Falba? Ich bin froh, dass du das sagst!“, freute sie sich sichtlich, die Hände dankbar gefaltet. Als ihr ihre Überschwänglichkeit bewusst wurde, lehnte sie sich wieder in den Sitz zurück und versuchte, ein wenig runterzukommen. War das zu viel? „Eigentlich.. suche ich nur einen bestimmten Laden dort. Er soll für seine ausgefallenen Teesorten bekannt sein. Das reicht mir schon“, revidierte sie ihre anfängliche Euphorie schnell wieder. Ihr Vater wusste nicht, dass Onkel Georgius ein Spezialist für Tee war. Diese Information war also absolut nichtssagend für Maxwell, davon war Aurea überzeugt.
Schnell hatten sie ihre Ausrüstung und Ideen zusammengetragen, sodass man schon jetzt meinen könnte, dass die Sache wie am Schnürchen klappen würde! Zufrieden mit der Zusammenarbeit bis jetzt lächelte Aurea ihren Partner an, ehe sie wieder aus dem Fenster sah. Eines musste sie dem Schwarzhaarigen mit den Blutroten Augen durchaus zugestehen: Er war die angenehmste Person, welcher Aurea in der dunklen Gilde bisher begegnet war.
Als sie den Bahnhof in Falba verlassen hatten, gingen die beiden Magier nebeneinander her durch das Städtchen, welches tatsächlich so schön und adrett war, wie es immer hieß. Gut gelaunt sah Aurea sich um und genoss es, endlich mal wieder an einen anderen Ort gelangt zu sein. Unterwegs sah sie auch schon den Teeladen, welchen sie nach dem Auftrag noch besuchen wollen würde. Während sie an diesem vorbeiging, hefteten sie ihre hellen, graublauen Augen bereits am Schaufenster, sodass sie sogar einige Schritte lang noch über ihre Schulter blicken musste, um weiterhin einen Blick zu erhaschen. Doch das müsste noch warten. Hoffentlich hätte der Laden nachher noch auf.
Bald schon war das Schloss, welches man vom Bahnhof aus bereits gesehen hatte, erreicht. Hier lebten Sir Jason Charls und seine Frau Monique, die Auftraggeber. In so einem großen Schloss würde Aurea aber nicht leben wollen. Sie sah sich eher in einem gemütlichen Landhaus, wie das von Onkel Georgius. Doch solche Träume schmerzten seit kurzem, weswegen sie den Gedanken schnell abschob. „Prunkvoll“, murmelte Aurea Maxwell zu, als sie an der gewaltigen Eingangstür standen, welche mit einem Türklopfer in Form eines Löwenkopfes ausgestattet war. Gespannt ergriff sie den schweren Eisenring, um anzuklopfen, doch es war ganz nicht so einfach, ihn wegzuheben. Als sie schließlich nach dreimal genug hatte, hörte man bereits die klackernden Absätze von Innen auf die Tür zulaufen.
Monique Charls öffnete atemlos und mit verheulten Augen die Tür. „Dem Himmel sei Dank, ihr seid da! Es ist schrecklich.. unser Sohn Ethan ist in das Labyrinth gelaufen. Er wollte euch begleiten, doch als wir das untersagt haben, ist er einfach auf eigene Faust los!“, weinte sie bitterlich und schluchzte. „Er ist doch erst elf Jahre alt! Wer weiß, was da unten lauert!“, klagte sie besorgt. Das Schicksal der Frau berührte Aurea zutiefst, weswegen sie ihre Hand ergriff, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. „Unter diesen Umständen sollten wir keine Zeit verlieren und Ethan suchen. Zeigen Sie uns bitte, wie wir zum Labyrinth kommen? Dann werden wir sofort aufbrechen und ihn suchen“, versicherte sie Monique lächelnd, woraufhin die Hausherrin der Bitte sofort nachkam.
Mit so einer Begeisterung hatte der Davis nicht gerechnet, als sie über die Beweggründe für diesen Auftrag sprachen und einander erzählten, weswegen sie sich dafür entschieden hatten. Dabei kamen sie auch gemeinsam auf den Nenner, Falba nie gesehen zu haben, aber es gern einmal erkunden zu wollen. Als Maxwell daraufhin den Vorschlag machte, dass man Falba ja gemeinsam erkunden konnte, schien die Begeisterung der Dhakalis urplötzlich hervor zu sprudeln. Sie schien sich wirklich über diesen Vorschlag zu freuen und verlieh dieser Freude echt starken Ausdruck. Für einen Augenblick hatte der Soldat sie etwas überrascht angeschaut, konnte dann aber nicht anders als sanftmütig zu lächeln. Sie verhielt sich echt genau so, wie ihr Onkel es ihm erzählt hatte und doch wusste Maxwell natürlich nicht, wie aufrichtig diese Seite an ihr eigentlich war. Dennoch konnte er sich nicht dagegen erwehren und knüpfte unbewusst ein wenig an ihrer Gutmütigkeit an.
Doch bevor der Soldat etwas darauf erwidern konnte, ruderte Aurea bereits ein wenig zurück und schränkte ihren Erkundungsgeist auf einen Laden für ausgefallene Teesorten ein. Maxwell war natürlich verwundert, was diese Änderung im Benehmen nun zu bedeuten hatte, doch zu viel Bedeutung wollte er dem Ganzen nun auch nicht zukommen lassen. Man konnte sich schließlich nicht über jedes Detail den Kopf zerbrechen, wenn es nicht unbedingt notwendig war, von daher ließ er schnell davon ab und lächelte stattdessen weiterhin. „Ausgefallene Teesorten? Klingt interessant“, entgegnete der Neuling der dunklen Gilde. „Früher konnte ich dem nichts abgewinnen, aber ein alter Freund hat mich sehr auf den Geschmack von Tee gebracht. Je ausgefallener, desto besser“, gab er zum Besten und sprach dabei natürlich über ihren Onkel, ohne es bewusst als Mittel verwenden zu wollen. Tatsächlich sprach der Schwarzschopf gerade frei heraus, schließlich war dies ein ehrlicher Teil seines Lebens.
Gemeinsam thematisierten sie noch den Auftrag und brachten eine Eventualität hinsichtlich des Irrgartens hervor, woraufhin sie ihre Ausrüstungen zusammen trugen und sich entsprechend wappneten. Damit waren die grundlegenden Dinge hinsichtlich der Arbeit abgesteckt, also mussten sie jetzt nur noch Falba erreichen, was wenig später auch der Fall war. Der Zug fuhr in den Bahnhof ein und hielt für einige Minuten, also konnten die beiden Magier in aller Ruhe aussteigen und sich orientieren, was glücklicherweise keineswegs schwer fiel. Man konnte das prunkvolle Schloss bereits vom Bahnhof aus sehen, also setzten sich die beiden Crusader in Bewegung und näherten sich dem Anwesen. Auf dem Weg spazierten sie auch am Teegeschäft vorbei, welches Aurea im Zug erwähnt hatte. Dem aufmerksamen Soldaten entging dabei nicht, wie die Augen der Dhakalis im Schaufenster gefangen waren, doch kommentieren tat er es nicht. Sich für Tee zu interessieren war eine völlig normale Angelegenheit.
Stattdessen konzentrierte sich Maxwell auf die Architektur von Falba, die überragend schön anzusehen war. Allgemein wirkte die Stadt genau so schön, wie sie auch immer überall beschrieben wurde und damit war für den Davis eines klar: Falba war eine Perle des Nordens. Aber dadurch, dass sie sich im Norden befanden, war es entsprechend kalt und winterlich, doch daran störte sich Maxwell natürlich nicht. An der Eingangstür zum Anwesen angekommen, verlieh Aurea der Erscheinung des Gebäudes eine verbale Bedeutung, die haargenau zutraf. „Zu prunkvoll für meinen Geschmack“, entgegnete er und nickte ihr zu, wodurch die Dhakalis anfing, den schweren Türklopfer zu verwenden. Diese Angelegenheit schien nicht einfach gewesen zu sein, doch schlussendlich hatte sie Erfolg und das war alles, worauf es hier ankam. Atemlos öffnete die Frau des Hauses die Tür und blickte in die Gesichter der beiden Magier, die nicht einmal zu Wort kamen. Panisch erzählte sie von ihrem Sohn Ethan, der einfach in das Labyrinth gestiegen war, weil er nicht auf die Magier warten wollte oder konnte. Der elfjährige Junge war seitdem vermisst und eine Suche der Eltern kam offenbar nicht in Frage, daher wurde ihre Ankunft ersehnt. Aurea verlor keine Zeit und wies die Dame des Hauses sofort an, sie zum Labyrinth zu bringen.
Diese schnaufte aufgelöst und nickte hektisch, ehe sie auf ihren Absätzen kehrt machte und durch das Schloss dackelte, um den Zugang zum Labyrinth aufzusuchen. Wortlos folgten die beiden Magier ihr, bis sie den Zugang dann auch erreicht hatten. Der bloße Blick hinein verriet schon, wie düster und gefährlich es da unten sein konnte. Man wusste schlussendlich auch nicht, womit dieses Labyrinth hier in Falba verbunden war. Die Kanalisation? Katakomben? Ein Verließ? Es konnte echt alles sein. „Wir suchen Euren Sohn und erledigen nebenher den Auftrag, wie gefordert. Macht Euch keine Sorgen“, versicherte Maxwell der besorgten Frau und schenkte ihr ein aufrichtiges und mitfühlendes Lächeln. Danach sah er zu Aurea und nickte. „Gehen wir. Der Sohn hat absolute Priorität“, erklärte er und brachte damit zum Ausdruck, dass sie für das Suchen von Reichtümern mehr als genug Zeit hatten, Ethan hingegen konnte unter Umständen aber nicht warten. Der Soldat war also gewillt, sowohl das Sohn-Problem zu lösen, als auch den Auftrag zu erfüllen. „Ich gehe vor“, meinte er dann und stieg dann auch schon herab.
„Du kannst dich auch für seltene Teesorten begeistern?“, hatte Aurea überrascht gefragt, als Maxwell eine Anekdote aus seinem Leben erzählte, in welcher ein alter Freund ihn auf den Geschmack gebracht hatte. Dass es sich dabei um dieselbe Person handelte, welche Aurea die Vorliebe für außergewöhnliche Sorten nähergebracht hatte, hätte die Dhakalis aber natürlich niemals erwartet. Sie kam nicht einmal auf den Gedanken. Viel mehr ertappte sie sich dabei, wie ein Hintergedanke ihr einflüsterte, Maxwell habe das nur so gesagt, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen. Diese misstrauische Seite hatte Aurea erst an sich entdeckt, seit sie ein Mitglied von Royal Crusade war. Sie war manchmal vielleicht zu gutgläubig gewesen, glaubte aber stets überzeugt an das Gute im Menschen. Doch hier war Vorsicht geboten, denn dem Falschen blindes Vertrauen entgegen zu bringen, könnte den Tod bedeuten. Allein bei dem Gedanken zog sich in Aurea alles zusammen.
Während die junge Frau mit Mühe den schweren Eisenring des Türklopfers anhob, um zu klopfen, grinste sie kurz über ihre Schulter hinweg zu Maxwell, als dieser meinte, ihm sei das Schloss zu prunkvoll. Witzig, sie selbst hatte es zwar nicht ausgesprochen, aber ihr war es ja ähnlich gegangen. Doch die gute Stimmung blieb nicht lange erhalten, denn die Hausherrin klagte sofort ihr Leid, als sie die Magier von Liberty Phoenix in Empfang genommen hatte. Es tat Aurea wirklich leid, die Mutter so aufgelöst zu sehen, weswegen sie keine Zeit verlieren wollte. Im ersten Moment war sie daher etwas enttäuscht, als Maxwell davon sprach, dass sie nebenher den eigentlichen Auftrag ausführen und nach Schätzen suchen würden. Aber so war das nun einmal. Während sie die Wertsachen bereits vergessen hatte, da es nur ein wertvolles Geschöpf da unten gab, dachte Maxwell wohl eher wie ein Mitglied von Royal Crusade. Doch dann lächelte er die Auftraggeberin an, und meinte zu Aurea, dass Ethan absolute Priorität habe. Aurea nickte nur und nahm dankbar die Feuerzeuglacrima und einen Haufen Fackeln entgegen.
„Ist gut. Sei bitte vorsichtig“, bat Aurea ihren Teamkollegin, als dieser schon vorausging. Es war düster, feucht und kühl. Nach nur wenigen Schritten legte die junge Frau die Fackeln beiseite, um eine davon anzuzünden. „Bist du einverstanden, wenn wir immer nur eine Fackel entzünden? Wir sollten lieber sparsam damit umgehen“, meinte Aurea und sah fragend zu ihrem Partner. Es hatte auch Vorteile, wenn jeder seine eigene Lichtquelle hatte, aber eben auch Nachteile. Da Maxwell vorgehen wollte, bekam er auch die Fackel und Aurea schloss möglichst nah zu ihm auf, ohne dass es unangenehm wurde. Im Dunkeln wollte sie nämlich auch nicht tappen. Außerdem begann sie nebenher, auf Papier schon einmal die provisorische Karte zu zeichnen, wofür etwas Licht wirklich nicht schlecht war. Doch etwas beschäftigte die junge Frau noch. Sie wollte um jeden Preis unauffällig bleiben, aber irgendwie kam sie nicht drum herum, das Thema anzuschneiden: „..ich möchte wirklich nicht unhöflich sein“, begann sie daher vorsichtig. „..aber Ethan gesund und munter zu seinen Eltern zu bringen ist auch wirklich ungelogen dein oberstes Ziel, oder?“ Hatte sie das gerade wirklich so formuliert? „Ich frage nur, weil seine Mutter so aufgelöst ist und große Hoffnungen in uns setzt.. da sollten wir das beide gleichermaßen ernst nehmen, wenn wir es ihr schon zusichern, denkst du nicht auch?“ Und dann fiel Aurea endlich das Argument ein: „Liberty Phoenix rühmt sich schließlich mit solchen Taten, nicht wahr?“ So. Die Heilerin wollte allen voran natürlich nur unauffällig bezwecken, dass auch wirklich mit aller Kraft nach dem Jungen gesucht wurde und Maxwell das nicht nur so gesagt hatte. Während sie weiter ihre Karte zeichnete, ging sie neben dem Schwarzhaarigen her und achtete nicht großartig darauf, wo sie hinging.
Der Soldat nickte deutlich, als Aurea noch einmal nachhakte, ob er sich wirklich für seltene Teesorten begeistern konnte. Anders als die Dhakalis, wusste Maxwell natürlich wo ihre Vorliebe herrührte und allen voran wo die seine herrührte, doch das wäre eine Anekdote für die Zukunft, die hoffentlich nicht all zu weit entfernt lag. Doch noch war absolute Vorsicht geboten, denn noch hatte der Davis nicht herausfinden können, ob Aurea nur eine Fassade spielte und ein überzeugtes Mitglied der dunklen Gilde war oder ob sie selbst lediglich ein Spiel spielte, um irgendwie zu überleben. Er musste die Frau einfach besser kennen lernen und sie im Auge behalten, um dazu eine fundierte Aussage treffen zu können, doch das hatte er ja ohnehin vor gehabt.
Am Anwesen angekommen oblag es der Dhakalis, den schweren Türklopfer zu bedienen und es war wahrlich ein Bild für die Götter. Er war wirklich schwergängig und für sie nicht einfach zu bedienen, aber sie wollte ja unbedingt die Initiative ergreifen und musste nun da durch. Der Soldat hätte helfen können, doch da Aurea nicht danach fragte, rührte er sich dahingehend auch nicht. Er ließ sie einfach machen und schlussendlich war sie ja auch erfolgreich. Zügig öffnete sich die Tür und schon wurden die Magier hektisch ins Haus geholt, denn so wie es schien, hatte sich der Sohn der Familie bereits in das Labyrinth aufgemacht und war seither verschollen. Es schien wohl nicht lang her zu sein, aber auf etwaige Rufe hatte er wohl nicht mehr reagiert. Da nicht bekannt war, was dort unten alles verborgen war, konnten es unter Umständen auch gefährliche Fallen sein.
Die beiden Magier von Liberty Phoenix fackelten nicht lang und machten sich ans Werk, versicherten dabei der Mutter, dass ihr Sohn absolute Priorität hatte. Für Maxwell hatte er es auf jeden Fall, denn danach blieb immer noch genug Zeit, dass Labyrinth in Ruhe zu durchsuchen. Entsprechend wurde der Kellerzugang geöffnet und Maxwell entschied, dass er vorgehen würde. Dort unten war es düster, feucht und kühl, zumal ein modriger Geruch in der Luft lag. Er nickte als Aurea ihn bat, vorsichtig zu sein und ging die ersten Schritte hinab, als er plötzlich stehen blieb, denn die Dhakalis hatte noch einen Punkt zu besprechen. Und zwar ging es darum, dass sie stets nur eine Fackel anzündeten, um damit besser zu haushalten. „Das ist eine sehr gute Idee“, lächelte er und bekam kurz darauf auch schon die Fackel, denn er ging schließlich voraus. Sie kümmerte sich nebenher um die Skizze des Labyrinths.
Gemeinsam stiegen sie herab und der Soldat hielt dabei die Augen auf, damit auch der Dhakalis nichts weiter zustieß. Maxwell stockte kurz und sah über seine Schulter zu ihr, als Aurea ein Thema anschnitt, welches einen ersten Einblick in ihre Skepsis erlaubte. Sie wollte von ihm wissen, ob die Rettung von Ethan wirklich seine Priorität war oder ob er es einfach nur so daher gesagt hatte, um sich endlich auf die Schatzjagd zu machen. Sie fügte noch an, dass sie es gleichermaßen ernst nehmen sollten und sich Liberty Phoenix ja mit solchen Taten rühmen würde. Eine sehr schwierige Situation, wie Maxwell empfand, denn musste er genau darauf achten, was er sagte. Maxwell hatte mit Aurea dasselbe Problem, wie Aurea es mit ihm hatte. Es war wahrlich eine Gratwanderung. „Ich kann deine Bedenken nachvollziehen“, entgegnete er daraufhin und lächelte dann sanftmütig. „Aber ich meinte es so, wie es gesagt hatte. Ethan hat oberste Priorität. Wenn wir ihn gerettet haben, können wir den Rest erledigen“, fügte er an und sah wieder nach vorn.
Maxwell hatte das untere Ende des Treppengangs erreicht und führte Aurea nun tiefer in das Labyrinth. Er holte kurz Luft und richtete sich in die Richtung des ersten Ganges. „Ethan?“, rief er und konnte deutlich hören, wie der Ruf durch die Tunnel hallte, doch es kam keine Antwort. „Das ist nicht gut. Wie tief mag er wohl schon drin sein?“, sprach er mehr zu sich selbst und widmete sich Aurea. „Behalte die Karte im Auge, damit wir zurückfinden“, nickte er und setzte sich dann wieder in Bewegung. Er hielt die Fackel dabei so, dass er gut nach vorn sehen konnte, sie aber ausreichend Licht für das Zeichen übrig hatte.
In dem Kellerlabyrinth war es düster, kalt und feucht. Muffige Luft stand in den endlos scheinenden Gängen und Aurea erwischte sich dabei, wie sie kurzzeitig den angsteinflößenden Gedanken bekam, dass sie hier ein gewaltiges Risiko mit der brennenden Fackel eingingen. Hoffentlich befanden sich keine entzündlichen Gase in dem alten Kellergewölbe. Instinktiv schloss Aurea noch etwas näher zu Maxwell auf, wenngleich das wohl widersprüchlich war, schließlich hatte er ja auch die Fackel in der Hand. Trotzdem fühlte sie sich wohler, wenn sie nah bei ihm blieb. Bisher empfand Aurea den Schwarzhaarigen als angenehm. Es war natürlich nicht so, dass sie ihm Vertrauen entgegen brachte, aber für den Moment hatte sie kein unbehagliches Gefühl bei ihm. In Royal Crusade gab es solch verrückte Gestalten, die Aurea wirklich Angst machten. Doch bis Dato gehörte Maxwell nicht dazu, wenngleich seine blutroten Augen sie im ersten Moment hatten stutzen lassen. Doch als er sie das erste Mal angelächelt hatte, fiel ihr erstmals auch die Wärme dieser Farbe auf. Sie hingegen hatte graublaue, kalte Augen. Waren es die Augen ihres Vaters?
Das wohl des kleinen Ethan lag Aurea wirklich am Herzen und sie musste sich einfach ein wenig aus dem Fenster lehnen, um diesen Standpunkt klar zu vertreten. Aber auch, um Maxwells wahre Absichten zu erfahren. Auf ihre vorsichtige Argumentation hin erfolgte eine Reaktion, welche die junge Frau sichtlich überraschte. Er kann ihre Bedenken nachvollziehen? Sollte das bedeuten, dass auch er ein Bewusstsein dafür hatte, mit welch kaltherzigen Personen sie es in Royal Crusade zu tun hatten? Sichtlich verwirrt blickte sie in das sanftmütig lächelnde Gesicht des Schwarzhaarigen. Doch im nächsten Moment konnte auch sie Maxwell nur noch glücklich anlächeln. Wundervoll! Sie würden sich also zunächst um den wertvollsten Schatz in diesem Keller kümmern! „Ich danke dir!“, entgegnete sie erleichtert, wenngleich sie dadurch eine gewisse Unterwürfigkeit zeigte. Aber es störte sie nicht. „Nicht auszumalen, wie viel Angst der arme Ethan haben muss“, fügte sie leise an, während sie weiterhin ihre Karte anfertigte.
Der Ruf ins Dunkel lies Aurea einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Wie tief und weit war dieses Labyrinth? Und würden sie den Jungen wirklich noch wohlauf finden können? Was, wenn es hier wirklich Fallen gab? Mit geschlossenen Augen schüttelte Aurea den Kopf, um diesen Gedanken irgendwie loszuwerden. Nein, sie hatte eine Aufgabe und Maxwell erinnerte sie daran. Entschlossen nickte die Dhakalis also. „Das mache ich!“, bestätigte sie das sofort, ehe ihr Blick auf eine Kiste fiel, welche an der Wand stand. Sie war oben offen, weswegen Aurea schnell den Inhalt erkannte: „Oh, sehr gut! Davon nehmen wir welche mit!“, freute sie sich und griff vorsichtig nach den langen Stahlnägeln, welche in der Kiste lagen. Einige davon legte sie in ihre Manteltasche, wobei sie zwei davon wie einen Pfeil rückwärts auf den Boden legte. Dann zeichnete sie eine Markierung auf der Karte ein, ehe sie Maxwell durchaus ein wenig stolz anlächelte. „Damit wir auch sicher wieder zurückfinden“, meinte sie noch.
Und so gingen die beiden Magier ihres Weges, riefen ab und an nach Ethan und Aurea kümmerte sich um die Pfeilmarkierungen mit den Nägeln und um die Karte. Sie waren bestimmt schon eine halbe Stunde unterwegs, als Aurea das Gefühl bekam.. irgendwie verfolgt zu werden. Voll Unbehagen warf sie einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter, konnte jedoch niemanden sehen. Sie trat noch näher an Maxwell heran, welcher jedoch den Blick unbeirrt nach vorn gerichtet hatte. Ein weiteres Mal blickte Aurea nervös über ihre Schulter, woraufhin sie vor Schreck zusammenzuckte, die Karte und Stift fallen ließ und sich an Maxwells Arm, beziehungsweise den Stoff seines Feldanzuges, regelrecht festkrallte. Dadurch bremste sie auch ihn, während sie weiterhin die vor Angst geweiteten Augen auf den gewaltigen Schatten an der Wand richtete. Ein Monster! Ein vierbeiniges Monster kam auf filigranen Pfoten auf sie zu! „W-was ist das?!“, hauchte sie stimmlos und panisch.
Je mehr sich die beiden Crusader miteinander unterhielten, desto bessere Einblicke erhaschten sie voneinander. Natürlich herrschte in beide Richtungen noch immer ein Generalverdacht, der sich nicht einfach abschalten ließ, aber zumindest bot dieser Auftrag die Gelegenheit, sich einander anzunähern und Grenzen abzustecken. Es war grenzwertig und gefährlich, seinen wahren Standpunkt zu offenbaren und doch hatte Aurea den Mut zusammen genommen und sich aus dem Fenster gelehnt, um einen tieferen Einblick in die Absichten des Davis zu erhalten. Ihr persönlich lag das Wohl des kleinen Ethan natürlich sehr am Herzen und sie musste einfach wissen, ob Maxwell mit ihr da am gleichen Strang zog oder ob er einfach nur den Auftrag erfüllen und wieder abhauen wollte. Sehr zu ihrer Überraschung, entpuppte sich Maxwell vorerst als angenehmer Mann mit moralischen Vorstellungen, die mit den ihren konform gingen.
Erstaunlicherweise konnte Maxwell ihre Bedenken also verstehen und implizierte damit indirekt, dass er eben auch um all die kaltherzigen Personen in Royal Crusade wusste und sich denen augenscheinlich nicht sonderlich verbunden fühlte. Sein herzliches Lächeln untermauerte seine vorherige Aussage, die daraufhin mit einem glücklichen Lächeln quittiert wurde. Sie bedankte sich bei ihm und bestätigte damit, dass sie sich wirklich um Ethan kümmern wollte. Lächelnd nickte der Soldat und wandte sich wieder ab, um sie weiter durch das Labyrinth zu führen. Dieses war sehr weitläufig, ziemlich wirr angelegt und schwer zu durchschauen, daher war die Karte der Dhakalis zwingend notwendig, um hier wieder heraus zu finden. „Ich hoffe es geht ihm gut. Wenn er irgendwo ängstlich in einer Ecke hockt, wäre es mir weit lieber als wenn ihm irgendetwas zugestoßen wäre“, entgegnete der Soldat daraufhin.
Der Ruf ins Labyrinth blieb erfolglos und bestätigte den beiden Magierin, wie weitläufig der Gefahrenbereich eigentlich war. Das schmälerte ein wenig die Hoffnung, während die Sorgen um Ethan maximiert wurden. „Das ist nicht gut“, murmelte Maxwell leise vor sich hin und beobachtete Aurea kurz darauf, wie sie Stahlnägel fand und gewinnbringend zum Einsatz brachte. „Eine sehr gute Idee. Wir sollten jedes Hilfsmittel zur Orientierung nutzen, sofern wir welche finden“, fügte er lächelnd an. Aurea war offenbar nicht nur ein Gutmensch, sondern auch noch klug und erfinderisch. Das waren sehr gute Eigenschaften für so einen Auftrag wie diesen hier, denn auch ohne Ethans Verschwinden wäre das hilfreich und nützlich gewesen.
Es ging nun tiefer ins Labyrinth, Markierungen wurden gesetzt und die Karte gezeichnet. Maxwell hielt unterdessen die Augen offen und erhellte mit der Fackel den Weg, damit sie auch etwas erkennen konnten und nicht blind in die nächste Falle stapften. Sie waren gut eine halbe Stunde unterwegs und hatten noch immer keine Resonanz von Ethan erhalten, doch allmählich beschlich die Dhakalis das Gefühl, verfolgt zu werden. Maxwell selbst hatte seine Konzentration nach vorn gerichtet und bekam davon gar nicht so viel mit, bis sich Aurea in den Stoff seines Feldanzuges auf Höhe des Arms krallte. Sie hatte sich erschreckt und dabei ihre Utensilien fallen gelassen, woraufhin auch der Soldat alarmiert war und sich mit umdrehte. Er führte Aurea dabei mit sich und hielt sie seitlich, um sie beschützen zu können. Mit der Fackel leuchtete er nach vorn, doch viel war nicht zu erkennen.
Ein gewaltiger Schatten manifestierte sich an der Wand. Ein vierbeiniges Monster kam auf die Magier zugelaufen und instinktiv hielt sich Maxwell bereit, um einen Zauber zu lösen, als plötzlich die Fackel versiebte und die Dunkelheit Einzug erhielt. Diese alles erfüllende Dunkelheit raubte den beiden Magiern die Sicht und damit bestand auch keine Möglichkeit mehr, dieses Monster abzuwehren. „Hab keine Angst“, versicherte Maxwell ihr und richtete seine Hand dann in den Gang, aus welchem sie gekommen waren und aus welchem das Monster auf sie zukommen wollte. Doch bevor er einen Zauber lösen konnte, schlängelte sich dieses vierbeinige Monster auf filigranen Pfoten bereits an den Beinen von Aurea entlang, gepaart mit einem Schnurren und einer kleinen Schmuseeinheit. Der Soldat hielt inne, um zu lauschen, doch dieses Monster würde bei der Dhakalis sicher eine völlig andere Reaktion hervorrufen.
„Vermutlich hast du recht..“, seufzte Aurea niedergeschlagen, als Maxwell daran erinnerte, dass es besser wäre, Ethan würde nur verängstigt in einer Ecke hocken, statt verletzt oder schlimmer zu sein. An so etwas wollte die junge Frau gar nicht erst denken. So bahnten sich die beiden Magier weiterhin ihren Weg durch das düstere, kalte Labyrinth und es freute Aurea, dass ihr Partner ihre Idee mit den Nägeln für gut befand. Mittlerweile wurde die Dhakalis auch immer sicherer, dass sie wieder herausfinden würden, wenn der Junge gefunden worden war. Doch es blieb leider nicht bei diesem unheimlichen Spaziergang durch das feuchte Kellergewölbe, denn bald schon würden die beiden mit einer schrecklichen Bestie konfrontiert werden.
Starr vor Angst hatte sich Aurea an Maxwell gekrallt, nachdem ihr die Karte und der Stift zu Boden gefallen waren. Der Schatten eines furchteinflößenden Monsters war riesig an der Wand abgebildet und ließ verlauten, dass eine starke Kreatur auf sie zukam. Bestimmt wäre das Wesen auch nicht friedlich gestimmt.. viel mehr hungrig. Aureas Herz raste vor Angst und sie hörte ihr Blut regelrecht rauschen, als Maxwell sich ebenfalls umdrehte und sie selbst schützend an seiner Seite im Hintergrund hielt. Sie konnte ihren Griff kaum lockern, wenngleich sie wusste, dass er bestimmt beide Arme brauchen würde. Was sollte sie nur tun? Sie konnte nicht offensiv agieren. Und dann, als wäre es nicht schlimm genug, erlosch die Fackel und sie standen im Dunkeln ihrem Tod gegenüber. Die Dhakalis zitterte am ganzen Leib und schloss verkrampft die Augen. Sie konnte das nicht! Sie war keine Magierin und schon gar nicht so ein Kaliber wie ihr Bruder Curio! All das hatte sie nie gewollt! Sie war für dieses Leben nicht geschaffen worden! Es fühlte sich an, als würde sie jeden Moment den Verstand verlieren. „Hab keine Angst“, versicherte Maxwell ihr, was sie aufhorchen ließ. Meinte er das wirklich so? Hatte er denn gar keine Angst? Er klang kein bisschen verunsichert über seine eigenen Worte. Aurea nickte nur wortlos und lehnte ihr Gesicht gegen seinen Oberarm, während ihr stille Tränen über die Wangen liefen. Es war egal, welchen Eindruck das machte, sie war überzeugt, nun zu sterben. Und als sie dann plötzlich etwas warmes, weiches an ihren Beinen spürte, zuckte sie mit einem wimmernden Geräusch zusammen und drohte, Maxwells Arm zu zerquetschen. Ein angenehmes Schnurren erklang. Ein.. Schnurren?
Es vergingen noch einige Sekunden, in welchen Aurea wie erstarrt in ihrer Pose ausharrte, ehe sie zu verstehen glaubte. Der Schatten.. Ohje. Peinlich berührt löste sie sich von Maxwell, griff nach der Feuerzeuglacrima und nach einer frischen Fackel und entzündete diese. Nicht nur, dass sie völlig übertrieben reagiert hatte, nun sah er auch noch, dass sie geweint hatte. Suchend sah sich Aurea nach der Katze um, welche aufgrund des Feuers zurückgeschreckt war. „Du warst das..“, entfuhr es ihr erleichtert, woraufhin sie in die Hocke ging und die schwarze Katze mit dem eingeschnittenen Ohr und den weißen Pfoten auf sie zugelaufen kam, um sich ordentlich durchkraulen zu lassen. „Was machst du denn hier unten?“, fragte sie die Katze, wohlwissend, dass sie keine Antwort bekommen würde. Verlegen lächelnd erhob sich die junge Frau wieder und reichte Maxwell die Fackel. „Das ist mir.. wirklich peinlich. Entschuldige bitte“, bat sie um Verzeihung und hob dann ihre Karte und den Stift wieder auf. „Ich verfüge über keine Zauber zum Angriff oder zur Verteidigung.. ich kann nur heilen“, erklärte sie ihre verängstigte Reaktion, denn da lag das Problem. Nicht einmal einen Schild oder eine Fessel könnte sie errichten, von einem offensiven Angriff ganz zu schweigen. Schnurrend kuschelte die Katze weiterhin mit den Beinen der Hellhaarigen und maunzte laut, als die beiden Magier weiter ihres Weges gingen. „Komm mit!“, meinte Aurea lächelnd zum aufdringlichen Fellknäuel und tatsächlich tappste es hinter ihnen her. Bestimmt bräuchte dieses Tierchen auf Rettung! Oder kannte es einen kleinen, verstecken Ausgang? Ein Loch? Ein breiter Schlitz?
Immer wieder riefen die beiden Magier nach dem Jungen, doch es war zum Haare raufen. Nebenher hatte Aurea auch nicht das Gefühl, nur einen Schatz gesehen zu haben. Es vergingen weitere Minuten der Stille, in welchen Aurea ihre freiheitgebende Karte weiterzeichnete, als unerwartet ein Geräusch erklang: „Hallo? Ist da jemand? Mama? Papa?“ Das war eindeutig eine Kinderstimme..
Als wäre die anhaltende Dunkelheit und der wirre Aufbau des Labyrinths nicht schon anstrengend genug, nein, das Duo musste sich alsbald noch mit einer schrecklichen Bestie auseinandersetzen. Der Soldat ging gemächlichen Tempos vor und erhellte mit der Fackel den Weg, konzentrierte sich dabei auf das Finden von Ethan und nebenher ließ er seine neugierigen Blicke auch durch die seitlichen Katakomben wandern, um eventuelle Schätze zu erblicken. Hier unten war alles echt trostlos, veraltet, marode und lieblos. Abgesehen von Ethan, war hier unten wirklich nichts von Wert, zumindest nicht auf den ersten Blicken. Bevor sie den verlorenen Sohn jedoch aufspüren konnten, bemerkte Maxwell, dass sich Aurea fest an seinen Oberarm krallte und einer großen Angst verfiel. Sie wurden von einer Kreatur verfolgt? Schlagartig wandte sich der Soldat um und führte die Dhakalis hinter sich, um sie beschützen zu können. Es war lediglich der Schatten an der Tunnelwand zu erkennen, der aufgrund der Fackel undeutlich vor sich hin flackerte, doch Maxwell verspürte keine Angst.
Er hatte schon geahnt, dass sich hier unten etwas befand, was hier nicht umher tingeln sollte, doch bevor er erkennen konnte, von was die beiden Magier dort verfolgt wurden, erlosch die Fackel. Blind richtete er seine Hand in die Richtung, aus welcher der Schatten zuvor auf sie zugekommen war, um gegebenenfalls einen offensiven Zauber zu lösen, doch dazu kam es nicht. Auf lautlosen Sohlen tapsten die Pfötchen dieser barbarischen Kreatur an ihm vorbei und schon schlängelte sich das kaltblütige Monstrum um die Beine der Dhakalis. Die Angst der Frau intensivierte sich, Tränen kullerten ihre Wangen entlang und sie wimmerte sogar leicht auf, denn das bestialische Gebrüll dieses Monsters hatte es echt in sich…nicht. Es handelte sich dabei lediglich um ein Schnurren, weswegen der Soldat perplex inne hielt und kurz darauf auch schon bemerkte, wie Aurea von ihm abließ, um eine neue Fackel anzuzünden. Erleichtert atmete der Davis auf, als er die schwarzweiße Katze erblickte und entspannte sich sogleich wieder, aber auch Aurea hatte ihre Angst gänzlich vergessen.
„Ist schon gut“, lächelte Maxwell kurz und nahm die neue Fackel dann entgegen, nachdem sich die Dhakalis bei ihm entschuldigt hatte. Dennoch folgte eine kurze Erklärung, weswegen sie so panisch reagierte und beteuerte, weder offensiv noch defensiv tätig sein zu können, da sie lediglich über Heilmagie verfügte. Maxwell konnte nachvollziehen, wieso man dann bei etwaigen Gefahren deutlich ängstlicher war, als gewöhnlich, doch sie brauchte sich ja keine Sorgen machen, solang er in ihrer Nähe war. „Das ist gut zu wissen, Aurea“, entgegnete der Soldat. „Dann werde ich mich um unsere Verteidigung kümmern, sollte uns nochmals eine Kreatur anfallen“, fügte er an und referierte damit eindeutig auf die Katze, die ziemlich zutraulich und niedlich wirkte. Maxwell wandte sich dann ab und begab sich weiter auf die Suche nach dem Jungen, den sie hier so dringend suchten. Interessanterweise forderte die Dhakalis das Kätzchen auf, mitzukommen und tatsächlich tapste es hinterher. Der Soldat schüttelte nur leicht amüsiert den Kopf, aber an der Katze störte er sich nun wirklich nicht. „Die Katze scheint dich wirklich zu mögen“, stellte Maxwell beiläufig fest.
Währenddessen drangen die beiden Magier mitsamt bestialischer Begleitung tiefer ins Labyrinth vor und riefen immer und immer nach Ethan, in der Hoffnung, ihn endlich zu finden. Die meisten Crusader hätten vermutlich schon aufgegeben, doch Maxwell war im Grunde ein Rune Knight und daher kam es für ihn nicht in Frage, Ethan jemals aufzugeben und wenn die Suche nach ihm noch so lang dauern würde. Glücklicherweise hatte sich irgendwann ein Rufzeichen zu ihnen bewegt, anhand dessen sie Ethan endlich ausfindig machen konnten. „Ethan. Bist du das?“, rief der Soldat und er hielt prompt eine Bestätigung. „Bleib da. Wir kommen!“, rief Maxwell zurück und erhöhte leicht sein Tempo, aber nicht zu sehr, schließlich musste Aurea nebenher die Karte zeichnen und das ging schlecht, wenn sie förmlich in den Sprint übergehen musste. Schlussendlich hatten sie die Position des Jungen ausfindig gemacht, der verängstigt in der Ecke hockte und beim Eintreffen der Magier hervor gekrochen kam. Er wirkte sehr mitgenommen und hatte augenscheinlich eine große Schramme an seinem Bein, doch dafür hatten sie ja die ideale Magierin im Schlepptau. „Mein Name ist Maxwell und das hier ist Aurea. Sie wird sich dein Bein ansehen“, erklärte der Soldat und gab dem Kind das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. „Wir sind Magier. Deine Eltern haben uns geschickt, um nach dir zu suchen“, erklärte er lächelnd. Ethan war recht zutraulich und begab sich zügig in die Obhut der Nachwuchsärztin.
„Du hast nicht zufällig irgendwelche Reichtümer gefunden, Ethan?“, hakte der ehemalige Rune Knight nach, als der Junge plötzlich in seiner Tasche kramte und ihm eine rubinbesetzte Kette überreichte. „Nur das hier, aber sonst ist hier nichts gewesen“, schwor er hoch und heilig. Denselben Eindruck hatte Maxwell auch, denn auf der Suche nach Ethan hatte er ja ohnehin die Augen offen halten müssen und dabei nichts gefunden. „Nun gut. Das ist besser als nichts und ich denke deinen Eltern reicht es völlig aus, dass du gesund und munter zurückkommst“, sprach Maxwell und verstaute die Kette vorläufig. Dann ließ er Aurea erst einmal ihre Arbeit machen, schließlich konnte sie die Schramme sicherlich behandeln.
Obwohl Aurea ihrem Partner erklärt hatte, warum sie solch eine Angst gehabt hatte und sich für ihre Übergriffigkeit entschuldigt hatte, war ihr das Ganze dennoch peinlich. Es war nur eine Katze gewesen. All der Trubel, den sie veranstaltet hatte, war um den Schatten einer Katze gewesen. Es überraschte Aurea nicht, doch erneut kam sie zu der Erkenntnis, dass ihr Vater sie zu etwas gezwungen hatte, worin sie wirklich nicht gut war. Und hoffentlich auch nie gut sein würde. Maxwell reagierte sehr freundlich und meinte, er würde die Verteidigung der beiden übernehmen, sollte etwas passieren. Wie immer lächelte Aurea sanft, wenngleich ihr nicht danach war. Was war das nur für ein dummes Gefühl? Es ärgerte sie. Aber was war es? Störte sie sich etwa daran, für andere eine Last zu sein? An dieses Gefühl sollte sie sich gewöhnen, denn nichts anderes würde sie ja eigentlich für Royal Crusade sein - und das war eigentlich auch gut so. Aber für Maxwell tat es ihr gerade leid. Sie wollte etwas erwidern, aber der wortgewandten Dhakalis fehlten im Moment die Ideen für eine passende Antwort. So ging sie stumm, ja beinahe kleinlaut neben dem jungen Mann her und konzentrierte sich auf ihre Karte, bis er meinte, dass die Katze sie zu mögen schien. Aurea lachte leicht auf: „Vielleicht möchte sie etwas wiedergutmachen“, entgegnete sie und spielte auf den Schrecken an, welchen das Tierchen ihr eingejagt hatte.
Hoffnung keimte auf, als sie die Stimme eines Kindes hörten. Sofort spitzten sie die Ohren, sahen sich um. Maxwell erkundigte sich nach Ethan, der seine Identität bestätigte. Er sollte bleiben wo er ist, denn die beiden Erwachsenen würden zu ihm kommen. Als Aurea den Jungen sah, der völlig verängstigt und mitgenommen hervor gekrabbelt kam, wurde ihr ganz schwer ums Herz. Der arme Ethan.. er muss sehr viel Angst gehabt haben. Maxwell übernahm das Sprechen und wies Aurea indirekt an, sich sein verletztes Bein anzusehen. Die junge Frau zögerte natürlich nicht und ging neben dem Jungen in die Hocke. „Mach dir keine Sorgen, es wird nicht weh tun“, versicherte sie ihm lächelnd, woraufhin Ethan tapfer nickte. Zunächst reinige Aurea die schmutzige Wunde mit Hilfe von Cleanse, damit kein Schmutz, keine Keime oder Bakterien in der Verletzung blieben. Daraufhin konzentrierte sie ihr Mana für den Zauber Healing Aid. Innerhalb kürzester Zeit war die Wunde des Jungen geschlossen. „Oh, toll!“, bewunderte Ethan sein Bein und strahlte Aurea daraufhin an, welche diesen Ausdruck erfreut erwiderte. Daraufhin erkundigte sich Maxwell, ob Ethan vielleicht Schätze gefunden hatte. Und tatsächlich: Er war erfolgreicher, als die Magier, denn er hatte eine Kette gefunden! Diese nahm Maxwell an sich, meinte aber, dass seine Gesundheit allein sicherlich ausreiche. „Das glaube ich auch, deine Mutter war sehr besorgt um dich. Am besten, wir gehen gleich zurück“, schlug Aurea vor, was Ethan gerne annahm. Unentwegt lächelte er die Dhakalis an und fragte sich, wann Maxwell ihm seine Kette endlich zurückgeben würde. Er würde sie ihr sofort schenken!
„Oh, da bist du!“, rief Ethan plötzlich auf und zeigte auf die Katze, welche einige Schritte zurückhopste. „Ist das etwa deine Katze?“, fragte Aurea überrascht. Doch der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich kenne die Katze. Ich habe ihr ab und zu Milch rausgestellt. Aber heute ist sie plötzlich ins Haus gelaufen und meine Mama mag keine Katzen. Ich wollte sie einfangen und bin ihr bis zum Kellereingang gefolgt.. Dann sah ich die Tür und dachte.. ein Blick könnte nicht schaden. Doch als ich die Tür zum Labyrinth geöffnet habe, schlupfte die Katze durch! Ich wollte sie rausholen..“, erklärte Ethan, während die Gruppe sich mit Hilfe der Karte zurück zum Eingang bewegte. „Du hast Glück, sie folgt uns schon eine Weile“, erzählte Aurea ihm und Ethan strahlte sie nur weiterhin an.
Die Karte erwies sich als Segen und auch die Markierungen der Nägel in Pfeilform gaben eine zusätzliche Sicherheit, dass sie stets den richtigen Weg nahmen. So dauerte es nicht allzu lang, als die bereits den Eingang erkennen konnten. Innerlich atmete Aurea auf. Sie freute sich wirklich, diese stickigen, dunklen Gänge verlassen zu können. Sie vermisste das Tageslicht und frische Luft. Die Katze rannte wie verrückt los, als sie aus dem Labyrinth kamen und verschwand durch eine andere offene Tür. Ohje, jetzt müsste der Junge sie wieder suchen. Ethans Mutter war außer sich vor Freude, als sie ihren Sohn wieder bei sich hatte. Sie umarmte und küsste ihn, was dem Jungen vor den beiden Magiern sehr peinlich war. Aber Aurea fand es schön, ihr Onkel und ihre Mutter würden genauso reagieren. Bei diesen Gedanken lächelte sie leicht. Es war schön, dass die Familie wieder vereint war und alle wohlauf waren. „Aber Mama, da unten gibt es keine Schätze. Nur einen“, erzählte Ethan und sah erwartungsvoll zu Maxwell.
Zauber:
Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dies ist wohl die grundlegendste Form der Magie und zeigt auf, wie man leichte Wunden, Schrammen und Schnitte versorgt. Wenn die die Hand auf die äußere Wunde gelegt wird und Mana hinzugefügt wird, beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten, um so Wunden zu schließen oder leichte Blutungen zu stoppen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, kann gut und gerne eine Minute vergehen.
Cleanse TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Diese Technik ist ein unersetzbares Hilfsmittel bei der Behandlung kleinerer Unfälle. Wo man normalerweise umständlich mit einer Pinzette hantieren müsste, um Splitter, Steinchen, Stacheln oder anderen Schmutz aus Wunden oder der Haut zu lösen, legt der Magier seine Hände auf die Wunde und aktiviert sein Mana, wodurch die Fremdkörper langsam aus der Haut gelöst werden. Nach etwa einer Minute, hat der Magier jegliche Verunreinigung aus einer Wunde gezogen. Der Zauber stellt nur eine Grundlage für weitere Behandlungen dar, weil die Verletzung an sich nicht behandelt wird.
„Das ist gut möglich“, antwortete der Soldat, nachdem er Aurea darauf aufmerksam machte, dass die Katze sie anscheinend sehr mochte. Noch immer wusste Maxwell nicht, wie er die schöne Dhakalis einordnen sollte, doch allmählich gewann er den Eindruck, dass es sich bei ihr wirklich um eine gutherzige Frau mit ehrlichen Absichten handelte. Tiere konnten für gewöhnlich spüren, wenn Menschen unlautere Absichten besaßen, doch diese Katze fühlte sich der Dhakalis sehr zugewandt und darauf konnte Maxwell durchaus vertrauen. Nichts desto trotz blieb er aufmerksam und skeptisch, bis es sich wirklich bewiesen hatte, doch es zeigten sich Tendenzen von möglichem Vertrauen auf. Das Gespräch hinsichtlich der Katze war dann vorerst beendet und die beiden Magier suchten weiter nach Ethan, den sie glücklicherweise alsbald darauf auch auffinden konnten. Ethan war leicht verletzt und ziemlich verängstigt, doch er hatte sich tapfer geschlagen und gezeigt, dass aus ihm mal ein mutiger Mann werden sollte. Maxwell sprach mit ihm und baute eine vertrauenswürdige Verbindung zu dem Jungen auf, während sich Aurea um die Verletzung kümmerte. Auch Ethan schien der Dhakalis entsprechendes Vertrauen entgegen zu bringen, was erneut zeigte, wie freundlich sie eigentlich war. Allmählich schenkte er den Worten von Georgius Vertrauen, doch er brauchte dennoch die Beweise. Maxwell durfte nicht fahrlässig werden.
In der Zwischenzeit nahm der Soldat die Kette an sich, um sie sicher zu verwahren, denn damit mussten sie schließlich ihre Auftragsbelohnung einfordern. Etwas anderes gab es ja laut Ethan hier unten nicht zu finden, abseits der Katze, die jedoch augenscheinlich nicht zu dieser Familie gehörte. Aurea hatte sich nach der Katze erkundigt und Ethan erzählte, was vorgefallen war und wie er sich letztlich hier verirrt hatte. Ein Glück waren ohnehin Magier angefordert gewesen, um sich hier unten umzusehen, so fügte sich glücklicherweise alles. Auch wenn der Soldat es nicht sonderlich deutlich zeigte, so war er doch sehr froh darüber, dass dem Jungen nichts weiter geschehen war und sie ihn heil zurück zu seinen Eltern bringen konnten. Es wäre für ihn eine echte Tortur, wenn er ein Kind im Zuge einer Bitte verlieren würde. Bei diesem Gedanken sah er jedoch zu Aurea, die ja im Grunde auch nur ein zu rettendes Kind im Zuge einer Bitte war. Natürlich war die Dhakalis eine erwachsene Frau, doch würde sie für ihren Onkel vermutlich auf ewig das süße, kleine Mädchen sein, welches sie eben einst war.
„Gute Idee“, pflichtete Maxwell bei, als Aurea den Vorschlag machte, dass sie am besten direkt zurückkehrten. Die Karte von ihr war einwandfrei gezeichnet und mehr als hilfreich, zumal ihre gelegten Pfeile gleich doppelte Sicherheit gaben. Erneut wurde dem Soldaten bewusst, wie komplex und irreführend das Labyrinth hier unten war, daher war er genauso froh wie Ethan, endlich zurück zu können. Er hatte zwar keine Angst hier unten, aber es gab doch deutlich angenehmere Orte, an denen man sich aufhalten konnte. Außerdem gab es hier unten ja eh nichts mehr zu finden. „Das mit der Karte war echt gute Arbeit“, lobte er die Dhakalis, als sich der Eingang zum Labyrinth in die visuelle Wahrnehmung des Davis schob und sie damit endlich zurück waren. Die Mutter war natürlich außer sich vor Freude, umarmte und küsste ihren Sohn, was sowohl Aurea als auch Maxwell beobachten konnten. Und unabhängig zueinander lächelten sie deswegen, was Außenstehenden zeigen würde, wie gutherzig die beiden Magier doch waren. Ethan berichtete, dass dort unten keine Schätze zu finden waren, naja bis auf einen eben.
Maxwell blickte in die erwartungsvollen Augen des jungen Mannes und nickte lächelnd, griff in seine Tasche und holte die rubinbesetzte Kette hervor, um sie der Hausherrin entgegen zu halten. „Ihr Sohn Ethan hat diese Kette im Labyrinth gefunden. Ich habe sie lediglich verwahrt, damit sie nicht verloren geht oder beschädigt wird“, erklärte der Soldat dann offen und ehrlich, schließlich schmückte er sich nicht mit den Lorbeeren anderer. Was dies nun für die Belohnung bedeutete, vermochte er nicht vorher zu sagen, aber das war ihm eigentlich auch gleich. Lediglich Royal Crusade würde vermutlich etwas erzürnt sein, wenn sie keine Kohle mit heim brachten. Das weitere Sprechen überließ er nun allerdings Aurea, hatte sie doch schließlich einen augenscheinlich besseren Draht zu Mitmenschen als Maxwell selbst. Ob sie noch einmal ins Labyrinth mussten, um weitere Schätze zu jagen? Hoffentlich nicht, denn diese Einöde da unten versprach keine weiteren Funde und ganze Tage wollte er hier gewiss nicht verbringen. Etwaige Verdienstausfälle für Royal Crusade würde er dann halt aus eigener Tasche ausgleichen, damit sie keinen Ärger bekamen.
Ende gut, alles gut. Während Maxwell sich noch Gedanken um die Schätze für Royal Crusade machte, dachte Aurea schon gar nicht mehr daran. Sie hatte das irgendwie vergessen, vielleicht weil es so unwichtig in ihren Augen war. Die Kette gehörte rechtmäßig Ethans Eltern, daran gab es nichts auszusetzen. Alles andere wäre in den Augen der Dhakalis auch Diebstahl. Doch erwischte sich die junge Frau dabei, wie sie Maxwells Absichten hinterfragte. Hätte er die Kette auch dann zurückgegeben, wenn Ethan nicht mehr danach gefragt hätte? Allein der Gedanke war enttäuschend. Unauffällig sah sie zu ihm. Sie konnte eine gewisse Sympathie nicht abstreiten. Es war angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hatte auch sehr nette Seiten gezeigt und Aurea mochte es, wenn er lächelte. Aber er hatte sich, im Gegensatz zu ihr, freiwillig einer dunklen Gilde angeschlossen. Und das würde sie stets im Hinterkopf behalten. „Eine schöne Kette, mein Schatz“, meinte die Mutter, sah sich das Schmuckstück, welches ihr Sohn gefunden hatte, aber nur kurz an. Sie hatte nur Augen für ihren Jungen, der wohlauf war. „Ich werde meinem Mann berichten, dass sich dort keine Schätze befinden. Ich hoffe, er lässt den Zugang zumauern. Womöglich wurde hier vor langer Zeit schon alles gestohlen“ Ja, das war gut möglich. Banditen warteten nicht lange, wenn sie Schätze vermuteten.
Der Abschied war herzlich, doch schließlich befanden sich Aurea und Maxwell wieder in der Stadt. Es dämmerte bereits und die junge Frau beschleunigte ihre Schritte, als sie den Teeladen entdeckte. Doch leider musste sie feststellen, dass bereits geschlossen war. Einen Moment lang stand sie vor der verschlossenen Tür, ihr Herz wurde schwer. War das nicht albern? Aber es hätte ihr die schöne Zeit bei ihrem Onkel nähergebracht. „Vielleicht ergibt sich ein andermal die Gelegenheit“, seufzte sie schwer, ehe sie sich wieder Maxwell zuwandte und ihn musterte. Hatte er nicht auch Interesse an dem Laden gehabt? Die beiden waren gerade einige Schritte gegangen, da hörten sie ein ihnen bekanntes Maunzen. Überrascht sah Aurea sich um und bemerkte, dass die schwarze Katze mit den weißen Pfoten und dem Schlitzohr hinter ihnen her tappste. Die Hellhaarige lachte über diesen niedlichen Umstand. Sie sah zu Maxwell. Sie war neugierig, ob das auch in ihm etwas auslöste. Da fiel ihr plötzlich etwas ein: „Nun konnten wir die Stadt doch nicht ansehen“ Kein Tee, keine Besichtigung. Wie schade.. aber immerhin ein gesundes Kind!
„Sie ist immer noch da“, murmelte Aurea am Bahnhof angekommen. Die beiden Magier standen mittlerweile an ihrem Gleis und warteten auf den Zug. Immer und immer wieder streifte das Kätzchen um die Beine der beiden und bettelte regelrecht um Aufmerksamkeit. Dann fuhr auch schon der Zug ein. Unentschlossen sah Aurea zwischen der Katze, dem Zug und Maxwell hin und her. Sie mussten einsteigen, daran bestand kein Zweifel. Doch die Katze maunzte laut, als Aurea einfach ein paar Schritte ging und sie stehen ließ. Sie blieb stehen, biss sich auf die Unterlippe. „Das.. das wird bestimmt gut gehen!“, sprach sie sich selbst zu, fasste sich ein Herz und schnappte sich schnell die Katze, ehe sie im Zug verschwand. „Oh, du bist ja ein Kater!“, lachte sie leise, als sie diese Erkenntnis bekam.
Die beiden Magier und die Katze hatten das Abteil für sich. Aurea wagte es kaum, Maxwell anzusehen. Was hatte sie da nur geritten? Der Kater hatte sich neben ihr auf ein Polster gesetzt und sich eingerollt, während er zufrieden schnurrte. Beschämt sah Aurea irgendwann zu ihrem Partner auf, als der Zug ins Rollen kam. „Es ist nicht der beste Ort für ein Tier“, gestand sie leise und spielte auf die Gilde an, ohne es auszusprechen. „Aber es wäre einfacher, wenn du es vielleicht für dich behalten könntest?“, bat sie ihn mit flehenden Augen, ehe sie ihren Blick senkte. Ihr Herz schlug schnell, doch sie musste für klare Verhältnisse sorgen. Maxwell sollte nicht glauben, dass nichts merkte. Also blickte sie auf. Und erstmals lag kein Sanftmut in ihrem Ausdruck. „Ich weiß nicht, ob unser Aufeinandertreffen heute wirklich nur ein Zufall war“, sagte sie also ruhig, aber nicht verunsichert. „Aber ich weiß, dass manch Mitglied im Austausch mit meinem Vater steht. Sollte das auf dich ebenfalls zutreffen, dann bitte ich dich inständig, wenigstens dieses eine Detail aus der Quest zu streichen. Der Kater wird es mit seinem Leben danken“ Sie wandte den Blick wieder ab, kraulte das Tier liebevoll. Ja, sie hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt. Aber sie wusste, dass dieser Fehltritt ihren Vater nicht dazu bewegen würde, womit er Aurea gedroht hatte. Adrius war nicht der einzige, der taktieren konnte. Sie wusste, was auch er wusste: Dieses Druckmittel war sein einziges. Er würde vorsichtig damit umgehen. Und es wäre besser, wenn Adrius keine weiteren Personen oder Katzen in seiner Reichweite hätte, mit deren Tod er Aurea drohen könnte.
Die Mutter hatte nicht wirklich Augen für die Kette, denn das Wohlergehen ihres Sohnes lag ihr deutlich mehr am Herzen. Das war natürlich ein schöner Umstand, der von den beiden Magiern als solches auch betrachtet wurde, denn auch wenn sie beide Teil einer dunklen Gilde waren, so gehörten sie beide keineswegs dorthin. Irgendwann sollte er der Tag auch kommen, an denen die Beiden alles übereinander wussten und teilen konnten, doch dieser Tag war noch fern, denn noch bestand die Möglichkeit, dass sie lediglich einander ausspielten. Insbesondere Maxwell hatte eine ungünstige Position, denn er war der Gilde freiwillig beigetreten und hatte sie gezielt am schwarzen Brett angesprochen, weswegen eine Verbindung zu ihrem Vater nicht unlogisch war. Sie hingegen war deutlich besser positioniert. „Das wird die richtige Entscheidung sein. Dort unten sollte niemand einfach hinein gelangen, dafür ist es dort zu gefährlich“, entgegnete Maxwell der Frau auf ihren Plan hin, es Zumauern zu lassen. Die Gefahren die der Davis meinte, bezogen sich natürlich rein auf das Verirren im Labyrinth.
Nach einem herzlichen Abschied, ging es für die beiden Magier zurück in die Stadt und dort direkt zum Teeladen, den sie bei ihrer Ankunft gesehen hatten. Leider war dieser schon geschlossen und somit konnten die beiden Magier leider keinen Ausflug in die Erinnerungen von Onkel Georgius machen. Der Soldat konnte der Dhakalis deutlich ansehen, wie traurig sie bezüglich des Teeladens war und das entlockte ihm einen traurigen Seufzer. „Wir können ja auch ohne einen Auftrag nach Falba reisen, wenn es die Zeit zu lässt. Dann nehmen wir uns ausreichend Zeit für das Teegeschäft“, schlug Maxwell vor und hoffte, sie damit ein wenig trösten zu können. Er selbst wollte die dortigen Spezialitäten ja auch verköstigen. Sie spazierten dann weiter in Richtung des Bahnhofes, als man auch schon das sanfte Tapsen vernehmen konnte. Neugierig blickte Maxwell über die Schulter und sah die Katze, die sie im Labyrinth gefunden hatten und das überraschte ihn. Hatte das Tier sie etwas bis hierhin verfolgt? Wie niedlich. Ein sanftmütiges Schmunzeln bildete sich im Gesicht des dunklen Magiers, ehe er seinen Weg fortsetzte. „Die Stadt schauen wir uns dann direkt nach dem Teegeschäft an, wenn wir es hierher zurück schaffen“, fügte er dann noch an.
Am Bahnhof angekommen, murmelte die Dhakalis, dass die Katze noch immer im Schlepptau war. Sie umschnuffelte die Beine der beiden Magier und bettelte förmlich um Aufmerksamkeit, bis der Zug dann in den Bahnhof einfuhr. Die Türen der Waggons öffneten sich und es war höchste Eisenbahn einzusteigen, doch Aurea erhielt einen eigenartigen Impuls, ermutigte sich kurzerhand selbst und schon war die Katze im Sack…oder besser gesagt auf dem Sitz. Sie hatten einen Abteil für sich erbeuten können, saßen sich dort gegenüber und das Kätzchen hatte sich auf dem Sitzplatz neben Aurea eingerollt. Kurz darauf setzte sich der Zug dann auch schon in Bewegung, während im Abteil eine Stille hereinbrach, die lediglich vom sanften Schnurren des Katers unterbrochen wurde. Maxwell blickte aus dem Fenster und ließ seine blutroten Augen über die Landschaft des Nordens gleiten, als seine Aufmerksamkeit gefordert war. Der Dhakalis ging es um das Wohl des Katers und bat ihn, ob er das für sich behalten konnte. Noch bevor der Soldat sich dazu äußern konnte, bewies Aurea großen Mut und drang in eine Sphäre vor, die sie den Kopf kosten konnte. Mit leicht geweiteten Augen lauschte der Soldat ihren Worten und verstand nun besser, was in ihrem Kopf vor sich ging.
Maxwell atmete tief durch und richtete seinen Blick dann auf den schnurrenden Kater, der sich von Aurea streicheln ließ. Dieser Kater war harmlos und schien die Nähe zu Aurea sehr zu genießen, zumal es sie augenscheinlich glücklich machte, ihn mitnehmen zu können. Warum sollte er ihr diese Freude nehmen? Für Maxwell kam es also keineswegs in Frage, ihr da einen Strich durch die Rechnung zu machen, doch ihre Zweifel an ihm und seiner Integrität waren berechtigt. Er hatte sich freiwillig einer dunklen Gilde angeschlossen und arbeitete vielleicht sogar für ihren Vater, doch damit konnte Aurea natürlich falscher nicht liegen. „Sei unbesorgt, Aurea“, sprach der Davis dann, während sein Blick noch immer auf dem Kater lag. „Mir ist zwar geläufig, wer dein Vater ist“, fuhr er fort und richtete seinen Blick nunmehr auf die Seelenspiegel der Dhakalis. „Aber ich stehe in keinster Weise im Austausch mit ihm“, versicherte er ihr. Die Aufrichtigkeit konnte sie in seinen Augen sehen, sofern sie dazu fähig war, einen Ausdruck richtig zu deuten. „Ich habe nicht vor, das Leben des Katers vorzeitig ein Ende zu bereiten, er ist doch schließlich ein Teil unseres Teams, wie mir scheint. Außerdem sind wir ein gutes Team, wie sich gezeigt hat“, fügte Maxwell daraufhin noch an, blickte wieder zum Kater und lächelte dabei leicht.
„Wir waren vor Ort in Falba, haben das Labyrinth abgesucht und nur einen Schatz gefunden. Das war unser Auftrag, sonst ist nichts vorgefallen“, fasste er also die Geschehnisse des Tages zusammen und ließ bewusst ein paar Details weg. „Nicht wahr?“ Damit waren sie sich auf jeden Fall alle einig und entsprechend beruhigt konnte die Rückfahrt nach Crystalline Town auch erfolgen. Sie brachten den Kater vor Ort erst einmal in Sicherheit, bevor sie bei Liberty Phoenix Bericht erstatteten und den Auftrag damit als offiziell erfolgreich erledigt abstempeln konnten. Damit schieden sich dann auch schon ihre Wege, weswegen Maxwell auf sein Zimmer ging und sich mit seinen Gedanken beschäftigte. Aurea war eine interessante Frau, doch noch immer hatte sich nicht die richtige Schublade offenbart, in welche sie gesteckt werden konnte. Das aus der Dhakalis mal eine Frau werden würde, die eine ganz besondere Schublade bekam, ahnte er zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch nicht.
Der kleine Kater war wirklich ein besonderes Tier, denn im Handumdrehen hatte er die verhaltene Stimmung zwischen den beiden Magiern aufgelockert und dafür Sorge getragen, dass sie sich wieder einander annähern konnten. Gemeinsam lachten sie über das Schlitzohr und konnten so für einen Augenblick vergessen, weswegen sich diese Distanz zwischen ihnen überhaupt aufgebaut hatte. Trotz allem stand die Sache noch immer ein wenig zwischen ihnen, denn völlige Offenheit war noch nicht wieder erreicht. Die junge Dhakalis wurde von ihrem Gewissen geplagt und der Soldat von den Taten, die er ihr abgenommen hatte. Das Aurea gegenwärtig noch von einem Auftrag affektiert war, wusste Maxwell noch nicht, doch war es sicher nur eine Frage der Zeit, bis er davon Kenntnis erhielt. Sie fragten einander zwar auch, wie es ihnen ging, doch erhielten sie beide jeweils eine oberflächliche Antwort. Das bot natürlich viel Freiraum für Interpretation, aber der Davis konnte sich gut vorstellen, weswegen Aurea nicht sonderlich überzeugend dabei wirkte.
Die Oberflächlichkeiten waren zügig ad acta gelegt und schon konnte Maxwell sein Anliegen hervorbringen, was er wenig später sogar mit Körperkontakt und eindringlichem Augenkontakt untermauerte. Er wollte nicht, dass sie ihn mied und entsprechend weiterhin mit ihr Aufträge erfüllen. Sie hatten bisher als Team gut funktioniert und daran wollte der Soldat einfach festhalten, nicht um seines eigentlichen Auftrages willen, sondern auch aus freien Stücken. Maxwell kam nicht umhin festzustellen, wie viel Sympathie und Fürsorge er mittlerweile für die Dhakalis entwickelt hatte und auch wenn es ein merkwürdiges Gefühl war, so schottete er sich davon nicht ab. „Genau. Es geht wieder nach Falba“, lächelte Maxwell glücklich zurück. Falba war so etwas wie ein schicksalsträchtiger Ort geworden, denn dort hatten sie ihren ersten, gemeinsamen Auftrag erledigt und zugleich Norman aufgelesen, der ein wichtiges Bindeglied des Teams geworden war. „Vielleicht finden wir ja dieses Mal Zeit für den Teeladen“, fügte er noch zufrieden an. Exotische Teesorten. Onkel Georgius sei Dank eine faszinierende Vorliebe geworden.
Für einen Augenblick haderte die junge Frau mit sich, doch folgte sie ihren inneren Wünschen und stimmte schlussendlich dem Auftrag zu. Sie würde ihn nach Falba begleiten. „Das freut mich sehr“, gestand er ihr und lächelte zufrieden. „Dann sehen wir uns in einer halben Stunde am Eingang“, schlug er also vor und der Plan war damit geschmiedet, als sie zustimmte. Maxwell sah an Aurea vorbei zum Schlitzohr, welches sich gerade zufrieden putzte. „Wir sehen uns, Schlitzohr. Mach nichts kaputt“, verabschiedete er sich sogleich von Norman und verschwand dann aus ihrem Zimmer, die Tür hinter sich schließend. In seinem Zimmer machte er soweit alles fertig, zog sich seinen dicken Wintermantel an und knöpfte diesen seelenruhig zu. Eine Tasche mit weiteren Utensilien brauchte er nicht, denn Falba war nicht weit entfernt und über Nacht bleiben würden sie dort auch nicht. Dann verließ er sein Zimmer, um sich zum Treffpunkt zu begeben.
Mittlerweile spazierten sie nebeneinanderher in der Winterlandschaft des Nordens, die diesen Teil des Königreiches einen besonderen Charme verlieh. Wenn es doch nur kein Hort des Bösen wäre, dann könnte man hier oben in Frieden leben, doch all jene die hier ein vermeintlich friedliches Leben führten, waren lediglich geblendet von dieser Idealisierung. Den Spaziergang zum Bahnhof nutzte die Dhakalis, um die Problematik zwischen den beiden Magiern zu klären. Aufmerksam hörte der Soldat ihr zu und nickte verstehend, ehe er tief durchatmete und seinen Blick frei nach vorn richtete. „Ich kann deine Zweifel verstehen“, gestand Maxwell ihr zu. „Aber wir werden immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert werden“, führte er dann weiter aus. Erst dann blickte er zu ihr und suchte den direkten Augenkontakt. Ein sanftmütiges Lächeln bildete sich in seinen Gesichtszügen. „Mir sind diese Arbeiten genauso zuwider wie dir, daher konzentrierst du dich am besten darauf, Wege der Vermeidung zu finden und ich mache mir die Hände schmutzig, solltest du scheitern“, erklärte er und meinte es auch so. „Wir sind damit ausgewogen genug“, versicherte er ihr.
Dann erreichten sie auch schon den Bahnhof, um nach Falba reisen zu können.
Aurea konnte sich nicht erinnern, Maxwell schon einmal so glücklich lächeln gesehen zu haben, wie in dem Moment, als sie von Falba sprachen. Es steckte sie regelrecht an und die junge Frau lächelte auch ihrerseits nun herzlich. Und als der Schwarzhaarige dann noch auf den Teeladen zu sprechen kam, hatte er sie eigentlich schon überzeugt. Sie hatte den jungen Mann wirklich gerne um sich, denn er war anders als die anderen Mitglieder von Roya Crusade. Manchmal hatte sie den Eindruck, als wäre er ihr ähnlicher, als den Gildenmagiern. „Das klingt toll!“, bestätigte sie also das Vorhaben und konnte es kaum erwarten, dass es endlich losging. Als Maxwell sich dann noch extra von Norman verabschiedet hatte, musste die Dhakalis heimlich schmunzeln. Da schien jemand das Schlitzohr ebenso gern zu haben, wie sie. Aber es war auch kein Wunder, denn Norman war wirklich ein Unikat!
Als jeder seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte, trafen sich die beiden Magier am Eingang und gingen gemeinsam zum Bahnhof. Doch es gab noch unausgesprochene Dinge, weswegen Aurea noch einmal darauf zu sprechen kam, warum sie Maxwell gemieden hatte. Er drückte durchaus sein Verständnis für ihre Bedenken aus, allerdings betrachtete er das Ganze nüchterner, als sie. Verwundert blickte sie zu ihm und stellte fest, dass er sie sanftmütig anlächelte, während er ihr versicherte, dass es gut war, wie es lief. Sie sollte Wege finden, um diese Arbeiten zu vermeiden und er würde sich die Hände schmutzig machen, sollte sie scheitern..? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Aufgrund der Fassungslosigkeit durch seine Aussage wurde Aurea langsamer, bis sie schließlich stehen blieb und ihn entgeistert ansah. „Nein“, entgegnete sie nur und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Maxwell. Wenn dir diese Arbeiten auch zuwider sind, dann ist es ungerecht, wenn du sie an meiner Stelle ausführen musst, damit ich mir die Hände nicht schmutzig machen muss“, protestierte sie schwach, wobei sie den Sanftmut wohl niemals gänzlich aus ihrer Stimmlage nehmen konnte. „Sich hier die Hände nicht schmutzig zu machen.. das.. das ist wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Es ist aussichtslos“, erklärte sie ihm emotionaler, als sie es wollte. Ihr Herz begann gegen ihren Brustkorb zu schlagen und sie spürte bereits, wie sich ihre Kehle immer weiter zuschnürte. Dann biss sie die Zähne zusammen, rang um Fassung. „Ich habe mir die Hände bereits schmutzig gemacht“, gestand sie ihm, den Blick gen Boden gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt.
Maxwell fragte nach. Natürlich konnte man das so nicht stehen lassen. Aurea dachte einen Moment nach, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie nichts zu verlieren hatte und entschied sich, ihm die Geschichte zu erzählen. „Vor wenigen Tagen musste ich einen Auftrag an Neferets Seite erledigen. Es ging darum, eine Person bei einem Krimi Dinner tatsächlich zu ermorden. Ich konnte mich aus der Affäre ziehen und ihr vermitteln, dass ich zu so etwas nicht in der Lage bin. Dann habe ich mit dem Opfer gesprochen und versucht, ihn über einen Vorwand davon zu überzeugen, nach Hause zu gehen. Aber ich habe es nicht geschafft, er blieb in dem Lokal. Dann.. dann hatte Neferet mit Hilfe einer Illusion einen Unschuldigen zum Täter gemacht. Er stieß vor meinen Augen dem Opfer ein Messer in die Kehle und ich.. ich..“ Noch immer blickte Aurea gen Boden und wagte es nicht, aufzusehen. „..ich habe nichts getan. Ich stand einfach nur da, völlig schockiert und habe ihm nicht geholfen. Ich mag zwar noch nicht in der Lage sein solche Wunden zu heilen, aber ich hätte doch irgendetwas tun müssen! Aber Neferet hätte es gesehen.. und ich hatte Angst vor ihr, sie hätte mich auf der Stelle umgebracht. Doch damit nicht genug, dann wurden wir von den Runensoldaten verhört und ich war so feige, dass ich fadenscheinige Aussagen getroffen habe, statt Neferet dafür verantwortlich zu machen. Nun sitzt ein Unschuldiger Mann im Gefängnis und ich bin schuld daran“, gestand sie ihm weiterhin, mittlerweile bahnten sich erste Tränen ihren Weg über ihre Wangen. „Ich wollte niemals ein Mitglied dieser Gilde sein! Und wenn du sagst, dass dir diese Arbeiten ebenso zuwider sind, wie mir, warum versuchst du dann nicht alles, um zu verschwinden? Wenn ich diese Möglichkeit hätte, dann-“ Aurea brach erschrocken ab. Sie hatte sich in Rage geredet und Dinge gesagt, welche sie unter Verschluss halten sollte. Ertappt blickte sie auf und sah in die blutroten Iriden Maxwells. Die Verunsicherung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Verurteilte er sie nun für ihre Taten? Wenn er nicht hinter der Gilde stand, dann würde er das wohl tun..
Die beiden Magier hatten sich einander wieder angenähert und die herrschende Distanz vorerst überwunden, woran das Schlitzohr Norman gar nicht mal so unschuldig war. Der junge Kater hatte sonderbare Eigenschaften und vermochte es die Herzen von Menschen im selben Rhythmus schlagen zu lassen, so zumindest hatte es bei Aurea und Maxwell funktioniert. Die dank Norman entstandene Situation hatte viel Zurückhaltung aufgelöst und das Aufeinander deutlich wohliger gestaltet. Die beiden Magier verdankten dem Kater also so einiges, denn beide hatten sich zunächst schwergetan, diesen Weg der Konfrontation zu gehen. Doch damit war die ganze Problematik noch längst nicht erledigt, denn die eigentlichen Probleme fingen im Grunde überhaupt erst an. Sie gehörten beide zu Royal Crusade und hatten keine Möglichkeit, einfach mal eben so aus diesem Leben zu verschwinden, doch viele Gedanken der beiden Magier glichen mehr irgendwelchen Illusionen und Wunschvorstellungen als der tatsächlichen Realität.
Das wurde auf dem Weg zum Bahnhof natürlich weiter thematisiert. Die Dhakalis hatte da ziemlich eindeutige Vorstellungen, was ihre Moral und Hoffnungen anbelangte, ebenso wie Maxwell und doch hatte sich dieser dazu entschieden, die Gewichtung in ihrer Dynamik zu verändern. Sie sollte sich bei jedwedem Auftrag darum bemühen, alternative Lösungswege zu erzeugen und er würde die Drecksarbeit machen, sollte sie scheitern. Das mochte vielleicht fair sein, aber es basierte schlussendlich ja auch nur auf dem Versprechen, welches er Georgius gegeben hatte. Immer ein wachsames Auge auf Aurea haben, sie beschützen, verteidigen und zu guter Letzt befreien, was auch immer es schlussendlich kostete. Der Soldat hätte jedoch damit rechnen müssen, dass es nicht so leicht wurde, denn Aurea ließ sich darauf natürlich nicht ein. Sie wollte nicht, dass sie an seiner Stelle die Hände beschmutzte und schlussendlich bezeichnete sie eine Vermeidungsstrategie als einen Kampf gegen Windmühlen. Womöglich hatte die schöne Heilmagierin recht damit, doch der Davis nahm das eben nicht so einfach hin.
Doch noch bevor er diese Thematik vertiefen konnte, erwähnte sie, dass sie bereits schmutzige Hände hatte und natürlich hakte der Soldat umgehend nach. Es war keine reine Neugier, sondern große Sorge, die er dahingehend empfand. Ihm war völlig klar, dass er sie nicht tagein tagaus beschützen konnte, daher musste es ja früher oder später so kommen. Aufmerksam lauschte er ihren Worten und zog etwas die Augenbrauen zusammen, als sie von Neferet sprach. Natürlich kannte man Neferet innerhalb von Royal Crusade, denn sie zählte zu den mächtigen Magierinnen der obersten Liga und folglich war sie damit eine Persönlichkeit, der man sich auf solchen Aufträgen nicht wirklich entziehen konnte. Aurea hatte dahingehend bereits verloren, als sie mit Neferet zusammengetan wurde. Im Grunde hatte sie keine andere Wahl gehabt, denn hätte sie sich für den unschuldigen Mann eingesetzt, dann hätte sie vermutlich mit dem Leben dafür bezahlt oder vielleicht sogar noch etwas Schlimmeres. Aurea redete sich immer mehr in Rage und begann später sogar noch etwas zu weinen, ehe sie unüberlegterweise etwas von sich gab und dann abrupt abbrach.
Sie blickte ertappt in die blutroten Iriden des einstigen Kriegers von Champa, die wie üblich bedrohlich und ernst wirkten. Sie hatte allen Grund zu denken, dass sie bei ihm nun unten durch war, nun wo sie doch wusste, wie zuwider ihm die Methoden der Gilde doch waren. „Ich kann noch nicht verschwinden“, erklärte der Davis daraufhin. „Ich habe eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und ich gedenke nicht, diese vor Erfüllung abzubrechen, auch wenn das bedeutet, mir die Hände schmutzig zu machen“, führte er weiter aus. „Das ist ein notwendiges Opfer. Es ist nicht anders möglich“, setzte er noch nach. Wirklich erklären tat er es natürlich nicht, aber man konnte in seiner Stimme hören, dass er keinen Groll hegte, geschweige denn Zweifel an ihrer Integrität. „Wie ich auf dem Weg nach Aloe Town bereits sagte, auch ich habe keine Wahl. Wir befinden uns beide in dieser Misere und müssen mit den Konsequenzen leben, ganz gleich was es für uns zu bedeuten hat“, sprach er weiter und seine Mundwinkel gingen leicht nach oben. „Wie wäre es, wenn wir gemeinsam eine Lösung für unser Problem suchen? Wenn wir gemeinsam gegen diese Windmühlen antreten? Wenn wir gemeinsam nach einem Leben abseits der Gilde streben?“, erfragte er nunmehr bei der Dhakalis. Das klang beinahe so, als fragte sie nach einer festen Beziehung, doch das alles war viel sinnbildlicher gemeint. Sicherlich war sie sein Auftrag, aber das änderte nichts an all der Sympathie und der Anziehung, die sie auf ihn hatte.
Und dann war der Bahnhof auch schon erreicht. Jetzt mussten sie nur noch in den richtigen Zug steigen und nach Falba fahren. Falba barg schöne Erinnerungen, denn der erste Auftrag dort hatte die beiden Magier überhaupt erst zusammengeführt.
Als sie ihm erzählt hatte, was kürzlich vorgefallen war und wie schändlich sie sich verhalten hatte, blickte Aurea vorsichtig wieder zu Maxwell auf und sah ihm in die Augen. Ihre hellen, graublauen Iriden spiegelten die negative Erwartungshaltung und die Verunsicherung wieder, welche sie gerade verspürte. Sie schämte sich sehr vor dem Schwarzhaarigen für ihre Schwäche und ihre Angst. Sie erwartete Vorwürfe von ihm, schließlich hatte er ihretwegen so gelitten und den letzten Auftrag quasi allein ausgeführt. Das hätte er sich sparen können, denn im nächsten Atemzug hatte Aurea seine Mühen, sie zu bewahren, zunichte gemacht. Doch nicht nur das, sie hatte ihm gerade versehentlich gesagt, dass sie nie Teil der Gilde sein wollte. Das sollte eigentlich niemand erfahren, denn selbst ihr Vater glaubte mittlerweile, dass Aurea ihren Platz in Royal Crusage gefunden hatte. Und bei Gott, es war nicht einfach, Adrius Dhakalis zu täuschen. Bedrohlich und ernst wirkten die blutroten Iriden Maxwells, während er sie ansah. Obwohl nur ein paar Sekunden Ruhe zwischen ihnen herrschte, kam es Aurea unendlich lang vor.
Er kann noch nicht verschwinden? Wegen einer wichtigen Aufgabe? Sich die Hände schmutzig zu machen ist ein notwendiges Opfer für diesen wichtigen Auftrag.. Und es stimmte, bereits im Zug nach Aloe Town hatte er ihr gesagt, dass er keine Wahl gehabt hatte. Und er hatte ihr noch etwas über seine Vergangenheit verraten.. Und der Groschen fiel. Ja. Nun verstand Aurea. Zumindest glaubte sie, zu verstehen. Maxwell hatte die Rune Knights bestimmt nie wirklich verlassen! Er war eine Art Geheimagent! Oder..? Nun, es war nur eine Idee. Aber selbst da es nur eine Idee von ihr war, sie würde seinen wichtigen Auftrag unterstützen, indem sie über seine Worte schwieg. Keine Menschenseele würde etwas von ihr erfahren.
Doch es war nicht nur das. Maxwell klang völlig unverändert. Er schien ihr einfach erklärt zu haben, warum er die Gilde nicht verlassen konnte. Er klang nicht einmal aufgrund ihres Vorwurfs ihm gegenüber verärgert, warum er nicht einfach verschwand. Geschweige denn aufgrund ihrer Taten.. Hatte er etwa Verständnis dafür, weil es ihm nicht anders ergangen war in Aloe Town? Und wer weiß, welch grausame Aufträge er bereits im Namen Royal Crusades ausgeführt hatte oder noch ausführen müsste. Er schien Aurea tatsächlich zu verstehen: Es gab oftmals einfach keinen Ausweg, wenn man überleben wollte. Oder, wie in ihrem Fall, wenn die Menschen, die einem wichtig waren, überleben sollten. Die ganze Zeit über hatte Aurea ihn beinahe fassungslos über seine Reaktion angesehen. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit seiner unverändert ruhigen, freundlichen Art. Sie schien großes Glück gehabt zu haben, an ihn geraten zu sein..
Und dann lächelte er. Unweigerlich, ohne wirklich einen Einfluss darauf zu haben, legte sich auch auf Aureas Lippen ein sanftes Lächeln. Doch ihre Augen blickten noch immer gebannt in seine. Gemeinsam eine Lösung finden? Gemeinsam gegen die Windmühlen antreten? Und.. gemeinsam nach einem Leben abseits Royal Crusades streben..? Aurea wusste, was Maxwell meinte. Er sprach allgemein von ihrer gemeinsamen Misere, in welcher sie sich befanden. Und davon, dass sie anscheinend dasselbe Ziel verfolgten, nämlich eines Tages zu entkommen - sobald alles erledigt war, was zu erledigen war. Und trotz der Ratio bemerkte die Dhakalis, wie ihre Wangen leicht erröteten. Sie hatte keinen Einfluss darauf und ärgerte sich daher ein wenig über sich, doch sie musste versuchen, diese Tatsache zu übergehen. Doch auch gegen ihr glückliches, erleichtertes Lächeln konnte sie nichts tun. Sie war so froh und dankbar, dass er sich nicht von ihr abwandte, sondern ihr sogar das Angebot machte, dass sie weiterhin gemeinsam ihren Weg gehen würden. Aurea fühlte sich in seiner Nähe wohl und sie begann, ihm langsam zu vertrauen. Darüber hinaus musste sie allmählich achtsam werden, dass die Sympathie, welche sie für ihn hegte, ihr nicht entglitt. „Das würde mir sehr gefallen.. Es erleichtert mich ungemein zu wissen, mit diesen Zielen nicht allein zu sein. Ich danke dir, Maxwell. Nicht nur dafür, sondern auch dafür, dass du mich nicht verurteilst“, antwortete sie schließlich aufrichtig. Sie trat näher an ihn heran, um wieder neben ihm zu stehen, wenn sie weitergingen. „Dir ist doch sicherlich genauso bewusst wie mir, dass das unter uns bleiben muss, ja?“, fragte sie nach, wenngleich sie wusste, dass Maxwell die Gefahr einschätzen konnte. Doch sie brauchte diese Rückversicherung einfach.
Als sie im Zug saßen, hatten sie nicht den Luxus eines Abteils für sich. Aurea wurde von einem jungen Mann, welcher ihr seitlich gegenübersaß, ziemlich ungeniert immer wieder angesehen gemustert. Um sich der Situation zu entziehen, hatte sie die meiste Zeit der Fahrt nur aus dem Fenster gesehen. So hatten auch diese Reise aber zum Glück bald ihr Ende gefunden. Erleichtert nun endlich aus dem Zug steigen zu können, atmete Aurea draußen angekommen erst einmal die frische Luft tief ein. Dann wandte sie sich zu Maxwell um und lächelte ihn gut gelaunt an. „Hast du die Adresse parat, zu welcher wir kommen sollen?“, fragte sie ihn fröhlich, was natürlich bejaht wurde. Mit ein wenig Hilfe der Bewohner Falbas war es auch ein Kinderspiel, das Haus der sorgenden Mutter zu finden.
Vor einigen Jahren noch hätte er Aurea sicherlich einen Stempel aufgedrückt und sie auf die Liste der Ziele gesetzt, welche die Verdeckten Operationen in regelmäßigen Abständen abarbeiteten, doch alles hatte sich mittlerweile verändert. Er war eben nicht mehr der unnachgiebig in sich gekehrte Soldat, der blindlinks irgendwelche Befehle befolgte und nach begangener Tat entsprechenden Vollzug meldete. Anfänglich hatte er auch in Royal Crusade jeden Magier über denselben Kamm gescherrt, doch je länger er Teil dieser Gilde war, desto mehr und mehr erkannte er, wie vielschichtig die hier lebenden Personen waren. Hier waren wirklich die unterschiedlichsten Charaktere versammelt und nicht jeder von ihnen war von Grund auf böse mit der Absicht, die Weltordnung zu erneuern. Hier lebten auch Menschen wie Aurea, die aufgrund familiärer Fehden einfach keine Wahl hatten und diese Bürde tragen mussten. Entsprechend fiel es ihm durchaus schwer, Aurea als einfache Kriminelle und als vollwertigen Teil dieser Gilde zu betrachten. Nicht, nachdem er sie kennen gelernt hatte.
Die Dhakalis ging vom schlimmsten aus, doch wurde sie durchweg positiv überrascht. Sie hatte damit gerechnet, verurteilt zu werden und die Zuwendung des Davis folglich zu verlieren, doch Fehlanzeige. Ihre Erwartungen dahingehend wurden schlichtweg nicht erfüllt, denn der Soldat blieb ruhig und verständnisvoll. Maxwell klärte sie darüber auf, wie es ihm mit der Sache ging und dass er doch im gleichen Boot saß wie sie, daher hätte er es sich ohnehin nie angemaßt, sich da erhaben zu fühlen. In Aloe Town hatte er den Ärzten schlimmes angetan, damit der Auftrag als erfüllt galt und sich damit die Hände schmutzig gemacht. Welches Recht hatte er denn noch, Aurea für eine gleichwertige Tat zu verurteilen? Absolut keines. Sicherlich gefiel es ihm nicht, dass die Dhakalis zu solchen Dingen gezwungen war, aber er wusste bestens, dass sie ebenso wenig eine Wahl hatte wie er selbst. Sie steckten beide metertief in dieser Scheiße und es gab keinen ersichtlichen Ausweg, dennoch gab es keinen Grund sich gegenseitig die Pistole auf die Brust zu setzen und dieses elendige Royal Crusade Spiel mitzuspielen. Er bot ihr also an, mit ihm gemeinsam nach einem Ausweg zu suchen und diesen schier endlosen Kampf gegen derartige Tatsachen anzugehen.
Maxwell lächelte und Aurea wurde unweigerlich angesteckt, denn sie konnte daraus Hoffnungen und Vertrauen schöpfen. Dinge, die definitiv notwendig waren, wenn sie eines Tages ein Leben abseits dieser dunklen Gilde leben wollten. Das Maxwell sogar sein Leben geben würde, um sie zurück zu Georgius zu bringen, verschwieg er dabei natürlich gekonnt und er hatte auch nicht die Absicht, ihr das jemals mitzuteilen. „Dann gehen wir das gemeinsam an. Gemeinsam mit Norman“, entgegnete der Soldat auf ihre Einwilligung und blickte zufrieden geradeaus. Aurea versicherte noch einmal, dass die besprochenen Dinge geheim blieben, was der Davis natürlich absolut nachvollziehen konnte. Sicherlich wusste sie, dass er es bestens wusste, doch so eine verbalisierte Versicherung konnte viel bewirken. „Aber gewiss. Das ist unser Geheimnis. Unseres allein“, versprach er ihr also dahingehend. Der Bahnhof war nun erreicht und die Reise nach Falba konnte endlich beginnen. Es war zum Glück ein harmloser Auftrag, der etwas Geld einbrachte und einen nicht dazu zwang, anderen das Genick zu brechen.
Ein eigenes Abteil hatten sie leider nicht erhalten, daher teilten sie sich die Sitzplätze mit anderen Mitreisenden. Einer von denen beobachtete Aurea immer wieder, was ihr ziemlich unangenehm schien. Natürlich mischte sich der Soldat da nicht ein, denn sie war alt genug, um etwaige Männergeschichten selbst zu regeln. Er hielt die Augen geschlossen und ruhte, während Aurea überwiegend aus dem Fenster sah und die idyllische Schneelandschaft des Nordens im Blick behielt. Als der Zug am Bahnhof hielt, stiegen sie aus und genossen sofort die frische Luft, die Falba ihnen ermöglichte. Erneut kam Maxwell nicht umher, das Stadtbild als ansprechend und schön zu empfinden. „Natürlich. Hier“, kramte der Davis den Zettel hervor, wo die Adresse aufgedruckt war, und schon konnten sie sich auf die Suche machen. Dank der großzügigen Hilfe diverser Bewohner der Stadt, hatten sie das Haus der Auftraggeberin auch finden können. An der Tür angekommen atmete Maxwell tief durch und betätigte dann die Klingel, die man sogar außen lautstark hören konnte. Nur wenige Atemzüge später öffnete sich die Tür und eine durchschnittlich wirkende Frau blickte den Magiern entgegen. „Guten Tag. Wie kann ich behilflich sein?“, begrüßte sie die beiden Magier, die ja nicht direkt als solche erkennbar waren. „Guten Tag. Wir sind Aurea und Maxwell, die Magier von Liberty Phoenix und hier, um bei ihrem Problem zu helfen“, entgegnete der Soldat.
Dann hellte die Miene der besorgten Mutter deutlich spürbar auf.
Die beiden Magier, welche wohl mehr und mehr zu Freunden wurden, teilten ein Geheimnis, welches einen schnellen Tod mit sich bringen würde, sollte es jemals herauskommen. Erst im Nachhinein wurde Aurea bewusst, dass sie im Grunde das Leben des jeweils anderen nun in Händen hielten. Sie wusste, dass sie Maxwell niemals ausliefern würde, selbst wenn er sie angelogen hätte. Und obwohl sie ein gutes Gefühl hatte, hoffe sie dennoch inständig, dass er ihr nichts vorgemacht hatte. Sie wollte ihm vertrauen und merkte auch, wie es ihr Tag für Tag besser gelang. Und es war schön, dass er ihre Nähe zu suchen schien und wohl eine gewisse Verbundenheit zu ihr verspürte. Umso mehr sie ihn als Person und Freund liebgewann, desto mehr erfreute sie das Gefühl, welches er ihr durch sein Verhalten vermittelte. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie eines Tages doch erfahren würde, dass er sie ganz gezielt aufsuchte? Es wäre sicherlich ernüchternd, wenngleich seine Absichten die besten waren.
Doch so genoss Aurea die Zeit, in welcher sie gemeinsam mit dem Schwarzhaarigen durch Falba spazierte, wenngleich sie natürlich ein Ziel verfolgten. Diese Stadt war noch immer so schön, wie beim ersten Besuch und hatte kein bisschen an Glanz verloren. Bald fanden sich die beiden Magier an der Haustür der Auftraggeberin wieder, welche zunächst etwas verhalten auf die Fremden reagierte, ehe diese sich zu erkennen gaben. Sofort lud sie die beiden jungen Leute in ihr Haus ein und kochte sogar Wasser, um frischen Tee zu brühen. „Ich habe ihn aus dem örtlichen Teeladen gekauft. Es handelt sich um feinsten weißen Tee, ganz klassisch“, verkündete die Frau und Aurea ließ sich die Enttäuschung über diese einfache Sorte natürlich nicht anmerken. Als sie ihnen den Rücken noch einmal zugekehrt hatte, warf sie Maxwell jedoch einen vielsagenden Blick zu. Den Teeladen durften sie nicht vergessen! Ob ihn der einfache Weiße Tee auch ein wenig langweilte?
„Konnten Sie denn bereits etwas über diesen magischen Gegenstand herausfinden, um welchen es geht?“, fragte Aurea, als die Mutter sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte. Die Dame seufzte schwermütig auf und nickte. „Ohja.. hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich meine Tochter für verrückt gehalten. Dieser Gegenstand sieht aus wie eine normale Flasche, doch in Wirklichkeit ist es ein magischer Gegenstand, welcher das Spiel „Flaschendrehen“ für Jugendliche wohl spannender machen soll. Wenn Sie mich fragen gehört sich so etwas verboten!“, ärgerte sich die Frau und Aurea sah kurz verunsichert zu Maxwell, ehe sie sich wieder der besorgten Mutter zuwandte. „Welchen magischen Effekt hat diese Flasche denn?“, fragte sie nach, da sie noch nicht so ganz verstanden hatte, wo das Problem lag. „Dieses Teufelswerk zwingt die Kleinen dazu, drei Runden dieses Spiels zu spielen. Allerdings ist es ein „Wahrheit oder Pflicht“-Spiel, welches die Mitspieler in einem Bannkreis festhält. Ist das zu glauben? Man kommt erst wieder frei, wenn man drei Runden gespielt hat. Und man ist gezwungen, die Aufgaben richtig auszuführen oder die absolute Wahrheit zu sagen. Diese Flasche nimmt die Runde sonst nicht als bestanden an. Ich bitte Sie eindringlich, nehmen Sie dieses Ding mit. Ich will es nicht mehr im Haus haben!“ Mit großen Augen sah Aurea die Mutter an. Wirklich? Wow. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Jugendliche total auf solche Spiele abfuhren. „Und fragen Sie nicht, wieso ich das alles mit eigenen Augen gesehen habe.. als meine Tochter und ich wegen der Flasche gestritten haben, ist sie uns auf den Boden gefallen und wir mussten spielen. Sehen Sie mir also nach, wenn ich gleich einen ausgedehnten Spaziergang mache und das Haus verlasse, wenn Sie das Ding holen. Ich möchte nicht noch einmal versehentlich in ein Spiel geraten“ Aurea musste sich tatsächlich ein wenig zusammenreißen, um nicht aufzulachen. Das konnte sie sich nur zu gut vorstellen! Sie lächelte amüsiert, denn so ganz kam sie nicht aus ihrer Haut raus und meinte: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir kümmern uns darum“
Die Mutter teilte noch mit, dass die Flasche im Zimmer ihrer Tochter auf dem Schreibtisch steht. Dann zog sie ihren Mantel und die Schuhe an, um für eine Zeit zu verschwinden. Sie schien ja wirklich Angst vor dieser Flasche zu haben! Als die beiden Magier wieder unter sich waren, lachte die Dhakalis leicht auf. „Hoffentlich fällt uns die Flasche nicht aus der Hand!“, kicherte sie, ehe sie gemeinsam nach oben gingen und sich im Zimmer der Tochter wiederfanden. Das Objekt der Begierde war schnell gefunden und obwohl Aurea auf den Schreibtisch zuging, zögerte sie dann doch in letzter Konsequenz, die Flasche an sich zu nehmen..
Vorerst war alles geklärt worden und sie hatten dabei entschieden die Zukunft gemeinsam zu bestreiten. Sie hatten ein und dasselbe Problem, also bot sich eine Zusammenarbeit entsprechend an und versprach auch wesentlich mehr Erfolg. Nun hatten sie das Leben des jeweils anderen in der Hand und wären jederzeit dazu in der Lage, einander auszuliefern. Eine große Macht, doch gleichwohl besaß der Gegenpart dieselbe Macht und damit hatte man ein gutes Schachmatt gesetzt, denn so konnte eigentlich keiner den anderen anschwärzen. Maxwell hätte es ohnehin nie getan, ganz gleich was Aurea im Schilde führte, denn er war ein ehrbarer Soldat mit strikten Prinzipien und moralischen Grundeinstellungen. Diese für Aurea zu beschmutzen war das eine, doch sie zu beschmutzen, um Aurea damit zu schaden…niemals. Doch er bezweifelte gleichwohl, dass sie ihn austrickste, denn er vertraute ihr. Vielleicht nicht blind und uneingeschränkt, aber doch ausreichend genug, um ihr eine solche Information in die Hände zu legen. Allen voran vertraute er aber Georgius und dieser hatte ihm versichert, dass seine Nichte ein guter Mensch war.
Doch nun stand erst einmal der Auftrag im Fokus der Magier, die endlich das Wohnhaus erreicht und den Kontakt zur besorgten Mutter herstellen konnten. Umgehend wurden sie hineingebeten und zu einem Tee eingeladen, der im örtlichen Teeladen gekauft wurde. Ein klassischer weißer Tee, daher nicht ausgefallen, aber natürlich trotzdem ein Genuss. Der vielsagende Blick der Dhakalis wurde mit einem Schmunzeln bedacht, denn er wusste genau, was sie ihm mitteilen wollte. Gelangweilt war Maxwell zwar nicht von weißem Tee, aber eine ausgefallenere Sorte hätte ihn deutlich positiver überrascht. Seit wann war er eigentlich so vernarrt in seltene Teesorten? Ach ja, die Genesung bei Onkel Georgius. Der Davis nickte der Mutter zufrieden zu und überließ vorerst seiner Kameradin das Wort, die sich direkt nach dem magischen Gegenstand erkundigte. Diese Frage hatte eine Flut an Informationen ausgelöst, denn die Mutter redete beinahe pausenlos, während Maxwell damit beschäftigt war, einfach nur zuzuhören. Es war weiterhin Aurea, die weitere Informationen erfragte und folglich auch die Absprachen mit ihr traf. Sie sollten das Ding einfach schnappen und abhauen, denn sie wollte es einfach nicht mehr im Haus haben.
Klang doch einfach, oder? Es gab nur einen Haken. Diese bescheidene Flasche durfte unter keinen Umständen auf den Boden fallen, sonst wären sie in dem Spiel gefangen und zu drei Runden gezwungen. Da es ein Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel war und die magische Kraft keinen Betrug duldete, konnten die beiden Magier echt viel voneinander preisgeben. Die Mutter verschwand aus dem Haus und überließ die Arbeit den beiden Magiern, die den besagten Gegenstand im Zimmer der Tochter auffinden konnten. „Beschrei es nicht, Aurea“, entgegnete Maxwell lächelnd auf ihre Hoffnung, diese blöde Flasche nicht fallen zu lassen. Das Objekt der Begierde war gefunden und zögerlich wurde es von Aurea in die Hand genommen. Damit war die Hälfte des Auftrages erfüllt, denn die andere Hälfte bestand darin, es aus dem Haus zu schaffen. Um keine Risiken einzugehen, machte Maxwell einen Schritt zur Seite und ließ der Dhakalis ausreichend Platz, um sich bewegen zu können. Gerade als sie ansetzte, den Raum wieder zu verlassen, kam eine weiße Katze mit Schleife unter dem Bett hervor gejagt und machte einen Sprung auf die Heilmagierin zu, weil sie den Geruch von Norman vernommen hatte.
Es knallte. Die Flasche lag auf dem Boden, aktivierte sich und sperrte die beiden Magier in ein magisches Spielfeld ein. „Runenmagie?“, murmelte Maxwell überrascht als er die vielen fremden Zeichen auf dem Boden und in der Luft gesehen hatte. Das erklärte, wieso man hier nicht ausbrechen konnte, denn die Regeln der Runenmagie waren absolut. Eine magische Stimme hallte in diesem Spielfeld, dass mehr wie eine magische Blase wirkte, und erklärte den beiden Magien die Spielregeln. Sie durften wählen ob Wahrheit oder Pflicht, dann wurde gespielt und mindestens drei Runden mussten gespielt werden. „Wir sollten uns simple Fragen oder Aufgaben stellen“, meinte der Soldat nur und seufzte. Das war ein echt ungünstiges Missgeschick gewesen, doch da konnte keiner etwas für. Drei Runden eines Teenagerspiels sollten die zwei erwachsenen Magier schon bestreiten können, daher machte sich Maxwell da überhaupt keine Sorgen. „Da du die Flasche fallen gelassen hast, darf ich anfangen“, erklärte der Davis und deutete auf die Runenanzeige, die in Klarschrift lesbar war. „Flasche…drehen!“, und dann drehte sich der magische Gegenstand diverse Male, bis er auf Aurea zeigte. Nun war es an ihr, zu wählen. „Wahrheit oder Pflicht?“, fragte Maxwell also. Nebenher überlegte er schon einfache Fragen und Aufgaben, damit das Ganze schnell erledigt war. Das ihnen da noch eine Überraschung drohte, ahnte er leider nicht.
Er hatte noch gesagt, sie solle es nicht beschreien. Und sie hatte gelacht, hielt dieses Missgeschick für unwahrscheinlich. Doch dann waren sie in dem Zimmer der jugendlichen Tochter und die Dhakalis hatte die Flasche dort vorsichtig an sich genommen. Just in diesem Moment kam eine weiß Katze mit niedlichem Schleifchen auf die junge Frau zugesprungen und - Aurea dachte, sie habe die Flasche dennoch fest im Griff. Doch dann geschah etwas überaus eigeanrtiges. Denn noch während des Schrecks aufgrund der Katze hatte die Heilerin das Gefühl, die Flasche würde sich aus ihrem Griff entziehen. Bei dieser Kombination hatte Aurea keine Chance und es geschah, was geschehen musste: Die Flasche landete zu Boden. Fassungslos sah sie auf den magischen Gegenstand herab, suchte dann beschämt den Blickkontakt zu Maxwell. „Ich.. ich habe das Gefühl, sie hätte sich aus meiner Hand gerissen“, erklärte sie ihm noch immer völlig verdattert und konnte einfach nicht glauben, dass ihr das gerade passiert war. Wie peinlich..
Die Katze, in deren Schleifenband der Name „Schnuffkatze“ gestickt worden war, hatte schleunigst Reißaus genommen, während die beiden Magier in einer Art Bannkreis gefangen wurden. Maxwell enttarnte diesen Schnell als Runenmagie und hatte bereits einen Plan, sie würden sich einfach nur simple Fragen und Aufgaben stellen. Ja.. gut, alles halb so wild. Dass er seufzte, machte Aurea wirklich ein schlechtes Gewissen, es tat ihr ohnehin schon so leid. „Ist gut“, meinte sie nur kleinlaut, als Maxwell meinte, er könne anfangen. Also ließ er die Flasche drehen und sie zeigte, welch Überraschung, auf Aurea. „Äh, Wahrheit“, wählte sie, da sie es für die einfachere Variante hielt. Und dann sah sie Maxwell erwartungsvoll an, schließlich würde er ihr gleich eine Frage stellen, welche sie dann- „Okay, okay, ihr oberaffengeilen Dudes! Dann cruisen wir mal in Runde 1!“, ertönte plötzlich eine im Bannkreis allgegenwärtige Stimme. „Hier die ultra peinliche Frage, junges Fräulein..“ Aurea bekam große Augen und sah zu Maxwell. Die magische Flasche stellte die Fragen?! Dann ging der Plan wohl nicht auf.. „Wir wollen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Falls es denn überhaupt schon so weit war~ Wie alt warst du bei deinem ersten Mal?“
...
Sämtliche Gesichtszüge waren Aurea entglitten. Allmählich verstand sie, warum die Mutter sich so aufgeführt hatte, da sie das Spiel mit ihrer Tochter spielen musste. Und sie begann zu begreifen, warum Teenager so viel Spaß mit diesem Schund hatten. „D-das beinhaltet eigentlich z-zwei Fragen.. das i-ist irgendwie.. ungerecht“, stammelte Aurea vor sich hin. „Meine Regeln, Digga“ Völlig beschämt vergrub die Dhakalis ihr Gesicht in den Händen und gab einen jammernden Laut von sich. „Die Zeit läuft, Sauerstoffzuvor endet in zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf-“ „Ich war achtzehn“, antwortete Aurea schließlich wahrheitsgemäß, da sie das Schicksal natürlich nicht herausfordern wollte. Dann gab sie ihr Gesicht wieder frei, wagte es allerdings nicht, Maxwell anzusehen. Mit verschränkten Armen, welche sie wohl irgendwie vor der Peinlichkeit zu schützen versuchten, stand sie da und merkte, dass sie am Zug war. Noch zwei Mal wäre sie an der Reihe.. Oh man, das war ein Albtraum! „Flasche drehen“, gab sie also schließlich die Ansage und schon drehte sich das Teil, um bei Maxwell stehen zu bleiben. „Alles fit im Schritt, Bruder? Wahrheit oder Pflicht?“
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