"Passt schon", versicherte der Blondschopf mit einer Hand abwinkend. Die Andere fuhr mehrfach über den gequälten Nasenrücken. Es war weder das Erste, noch würde es das Letzte mal sein, dass er irgendwo dagegenschepperte, der Fluch des Tollpatsches wollte es nicht anders. Soweit das eben möglich war, hatte er sich daran gewöhnt. Natürlich tat es immer noch weh, doch inzwischen war es eher eine Unannehmlichkeit des Alltags geworden. Davon würde er sich nicht unterkriegen lassen!
Stattdessen hüpfte er wie ein fröhlicher Flummi die alten Holztreppen hinab, die bei jedem Satz qualvoll ächzten. Die armen Nachbarn, doch daran dachte er überhaupt nicht. Stattdessen quasselte er fröhlich vor sich hin, ließ dem kleinen Fanboy, der sich sonst in einem kleinen Käfig in seinem Herzen verstecken musste, Freilauf. "Oh wir sind nicht weit von hier, das ist, wenn ich das richtig kapiert habe, gleich um die Ecke." Falls das Haus Feuer fangen würde, würden sie es vermutlich mitbekommen. Zumindest Nico. Wenn Kenni in seiner Nerdwelt war, blendete er alles darum herum äußerst effektiv aus. Dass er die Treppe nicht mit einem großen Schritt genommen hatte, grenzte bereits an ein Wunder. "Ja, das sind Buchreihen. Oder, naja, Mangareihen halt.", nickte er bestätigtend, "Alsooo, Character-Art is eigentlich echt simpel. Das sind einfach Zeichnungen von den Charakteren, die in der Geschichte vorkommen, wos halt echt nur um den oder die geht. Und Concept-Art ... öööhh ... wie beschreibt man das? Naja, manchmal hat man ja eine Idee, aber bevor man die so richtig umsetzen kann oder will, will man sie erstmal einfach irgendwie aufs Papier bringen. Damit mans vor sich hat. Sowas in der Art, verstehste?" Man, es war gar nicht so leicht, gewisse Dinge zu erklären. Er wusste zwar in seinem Kopf ganz genau, was es war, doch es in Worte zu fassen war irgendwie anders. Ob das davon kam, dass sonst nie jemand mit ihm darüber sprach? "Neee, normalerweise sind die schwarz-weiß, sonst wäre es auch viel zu teuer, das alles zu drucken. Und es zu zeichnen würde auch ewig dauern. Das wird ja alles per Hand gemacht, von einer Person." Dementsprechend war es wirklich cool, zu sehen, wie der Künstler mit Farben umging und welches Medium er wählte. Natürlich sah man das auch auf den Covern, die waren nämlich in Farbe, aber das waren eben nicht besonders viele Zeichnungen. "Ja, es is voll abgedreht, aber das macht es so cool und spannend, zu lesen. Also, es geht um eine Frau, die sich in so ein Rasenmäher-Mischwesen verwandeln kann. Du wirst das dann schon noch sehen, ich kann das echt nicht richtig beschreiben. Und bei Crocus Mercy gehts um so nen Kerl, der merkt, dass er unter ganz bestimmten Bedingungen in der Zeit zurück kann und das nutzt er, um zu versuchen, seinen Teenie-Crush zurück in Leben zu holen. Die is nämlich kurz vorher gestorben. Aber mehr kann ich gar nich sagen, ohne zu spoilern." So viel sprach er sonst eigentlich nur mit Purin und Mochi, irgendwie war es merkwürdig, all diese Dinge jemandem zu erzählen, der die Worte verstand. Irgendwie auch cool, aber gleichzeitig hatte er echt Schiss, dass er Nico damit auf die Nerven ging. Doch der wirkte wie jemand, der einem das ins Gesicht sagen würde ... oder?
Hoffentlich würde er das tun, sonst hätte Kenni nun die gesamte Strecke bis zu dem kleinen Museum mit uninteressantem Gebrabbel gefüllt. Er wollte nicht, dass seine eigene Freude zur Last für Andere wurde. Es war einfach so schwer, sich zurückzuhalten, jetzt, wo er angefangen hatte. Er wollte schließlich darüber reden. Natürlich hörte er auch liebend gerne und mit Faszination zu, ganz egal, um was es ging, aber irgendwie waren viele Leute da anderer Meinung. "Halluuuuh! Zwei Karten für die Sonderausstellung bitte", sprach er zu der jungen Dame am Eingang, die eifrig nickte und ihnen den Preis nannte. Mit zitternden Fingern kramte der Ohara seine Geldbörse hervor und stöberte nach den passenden Scheinchen. Er war echt aufgeregt!

Ausnahmsweise einmal schweigend, ein ausgesprochen seltener Umstand für den eigentlich permanent schwatzenden Nico, hörte eben jener Kenji bei seinen Ausführungen zu. Also...waren Manga gezeichnete Geschichten. Aber nur in schwarz und weiß, weil das ansonsten zu teuer wäre. Warum aber waren Comics dann so häufig in Farbe? Wobei die älteren auch in schwarz und weiß waren, wenn er sich nicht irrte. Character-Art war so etwas wie ein Portrait. Dabei wurde ein Charakter aus der Geschichte genommen und alleine abgebildet. Concept-Art hingegen war etwas wie eine Vorzeichnung. Das machten erfahrene Künstler bei ihren Bildern auch manchmal. Selbst ein Meister Minent schüttelte sich nicht einfach das nächste Meisterwerk aus dem Ärmel, sondern bereitete sich vor und zeichnete vor allem erst einmal vor. "Verstehe", bestätigte Nico die Nachfrage, bevor er sofort wieder weiter quasselte: "Klingt echt krass, wenn das immer nur eine Person machte. Ich meine, damit die Geschichte weiter gehen kann, sind das ja bestimmt mindestens so fünfzig Seiten pro Band, oder? Sonst lohnt es sich ja gar nicht erst das lesen anzufangen. Und das heißt auch, dass der Maler dann auch die ganze Geschichte plant? Das ist gar nicht so einfach. Hab das auch mal versucht, aber es kam echt nur Blödsinn bei raus. Richtig verquastes Zeug und am Ende hatte ich die Hälfte der Stränge schon wieder vergessen. Also, wenn das echt eine Person alleine macht, dann Hut ab." Auf das Ziehen eines imaginären Huts verzichtete Nico jedoch. Das war ihm immer schon seltsam vorgekommen, wenn sein Großvater das machte. Aber der hatte wenigstens die Ausrede, dass er wegen seines Alters langsam einfach ein bisschen wunderlich wurde.
Mit großen Augen musterte Nico die Banner vor dem Eingang der Kunstgalerie. Es war eine der kleineren, aber sie ließ sich ganz offenbar trotzdem nicht lumpen. Auf gewaltigen Stoffbahnen waren Charaktere abgebildet. Irgendeine Art von Ritter, der grade etwas, was nicht mehr auf das Banner gepasst hatte, wohl köpfte. Auf der anderen Seite eine junge Frau, die von einem wuschelköpfigen Hundemenschen mit weißen Haaren flankiert wurde. Huh. Das sah gar nicht einmal schlecht aus. Kenji war schon ein paar Schritte weiter, weswegen sich Nico beeilte hinterher zu kommen und dabei fast einen Kerl im Kostüm umgerannt hätte. "Tschuldigung!", krähte es über den Eingangsbereich, wobei der Mann, der über ein paar erstaunlich echt aussehender Pistolen verfügte, jedoch nur müde abwinkte und sich stattdessen wieder seiner eigenen Begleitung zuwandte. "Warte, Kenji, ich bezahl' für mich selbst!" Ein paar Scheine wurden der jungen Frau am Ticketschalter entgegen geschoben, bevor Nico kurz durchschnaufte und sich dann erst wieder an Kenji wandte. "Ok, das klingt alles ziemlich cool. Also bitte keine Spoiler. Meinst du sie verkaufen hier ein paar Bände. Die ersten, am besten. In der Mitte anfangen kann ich echt nicht empfehlen. Uh, was ist das?" Nicos Finger ging hoch und deutete auf eine Plastik. Es zeigte eine Dreiergruppe an Menschen, wobei einer einen metallenen Arm hatte. "Uh, und das? Oh, warte, ist das Lawnmower Woman? Ich meine, sie hat so...die Dinger, die sie immer für die Gehsteige im Park verwenden. Brt Brt. Die Dinger mit den Drähten. Die Dinger, halt. Die hat sie an den Armen."

Irgendwie war es wirklich schön und motivierend, das (augenscheinlich) aufrichtige Interesse des Braunschopfs zu sehen. Bisher war Kenji genervte Blicke und schwere Seufzer gewohnt, sobald er angefangen hatte, über Kunst, Manga und co. zu reden. Es war eine mehr als willkommene Abwechslung. "Ja, das ist richtig krass. Ich weiß echt nicht, wie die das hinkriegen aber ich will das auch mal schaffen." Seine Stimme triefte nur so vor Bewunderung und Begeisterung. Ja, eines Tages wollte er auch seinen ganz eigenen Manga zeichnen. Er musste nichtmal Fiore-weit gefeiert werden oder eine eigene Ausstellung bekommen, es reichte ihm schon vollkommen aus, wenn er es überhaupt schaffte, solch ein Projekt zu planen und fertigzustellen. Denn wirklich gut darin, Dinge, die er begann, auch zu beenden, war er nicht. "Also meistens sind es so um die 150 Seiten, aber die sind auch nicht A4, sondern ... A5 denke ich? Naja, so ungefähr. Und ja, die Geschichten denken die sich auch meistens selber aus. Das heißt, die sind nicht nur gute Künstler, sondern auch gute Geschichtenschreiber. Das ist so heftig verrückt, oder?" Es war wohl unschwer zu erkennen, wie sehr das Blondchen zu diesen Leuten aufsah. Wäre es noch möglich, würde ihm sein Herz garantiert bis in den Hals hüpfen. "Das ist alles richtig schwer zu schaffen , da hast du voll Recht aber oh man. Irgendwann, ich schwöre. Ich kriege das hin." Das wollte er mindestens genauso sehr, wie ein großer Magier wie sein Bruder zu werden. Es war ein alles andere als bescheidener Traum, doch er war bereit, dafür hart zu arbeiten. Schon jetzt übte er jeden Tag und befand sich auf der ständigen Suche nach der passenden Inspiration. Genau diese Wünsche waren es einfach, die ihn dazu motivierten, jeden morgen aufzustehen und sein Bestes zu geben.
Vorerst war aber nun genug gefaselt, es war an der Zeit, dass Nico auch zu sehen bekam, wovon sein Begleiter so begeistert war. Während Kenji noch nach seiner Geldbörse kramte, holte der Braunschopf auf und bestand darauf, selbst zu zahlen. Ein wenig erleichtert war er darüber schon, aber er hätte den Eintritt auch bezahlt, schließlich hatte er überhaupt erst darauf bestanden, hierher zu kommen. "Oh ... okay...!", murmelte er, während er ein paar Scheinchen abzählte und schließlich der Eingangsdame entgegen streckte. Die nahm die Bezahlung dankend entgegen und tauschte sie gegen zwei Tickets, die sie den jungen Männern jeweils reichte. Mit großen, grauen Äuglein blickte der Ohara auf seins hinab. Er war aufgeregt, auch, wenn sein Herz schwieg. "Uuuhm, das weiß ich nicht. Vielleicht? Bestimmt! Wenn nicht können wir auf dem Rückweg nochmal bei einem Buchladen vorbei schauen, die haben das bestimmt." Natürlich hätte er seine Bände auch an den Peralta verleihen können, doch irgendwie hatte er ein bisschen Angst, dass sie irgendwo in dem Chaos der Dachgeschosswohnung verloren gingen und nie wieder auftauchten. Außerdem fehlten sie dann in seinem Regal und das störte ihn aus irgendeinem Grund ein wenig. "Ohhh, das sind die Hauptbösewichte aus Lawnmower Woman. Mehr will ich aber dazu nicht sagen, die Namen wären schon fast Spoiler!" Denn sie waren genauso kreativ wie der Name der Protagonistin. Er wollte doch nicht verraten, was die besonderen Fähigkeiten des Trios waren! "Aber lass mich dir sagen, dass sie für Antagonisten echt superduper cool sind. Sogar fast ein bisschen relatable!" Fröhlich blubberte der junge Mann vor sich hin, musste sich dabei hier und da auf die Zunge beißen, um nicht zu viel zu verraten. "Das ist sie, ja! Ich weiß schon, was du meinst. Keine Ahnung, ob die Dinger Namen haben, aber zum Gegner zerstören sind die echt super! So läuft sie aber natürlich nicht immer rum. Wäre irgendwie unpraktisch im Alltag. Aber das wirst du schon sehen, wenn du es liest." Langsam wurde seine Zunge wirklich ein bisschen fusselig. Dabei hatten sie es noch nichtmal ins Innere geschafft.
Das sollte sich jetzt ändern. Mit seinem Kumpel (hoffentlich) im Schlepptau, trat er durch die breite Eingangstür hinein in den großen Ausstellungsraum. Selbstverständlich waren sie nicht die Einzigen hier, es tummelten sich bereits einige Besucher. Viele von ihnen waren ganz normal gekleidet, doch Vereinzelte trugen überraschend realistische und originalgetreue Kostüme. Die Kinnlade des Oharas klappte nach unten, er schloss sie mit dem Handrücken aber wieder eilig. Natürlich waren nicht nur die Gäste selbst beeindruckend, auch die Teile der Ausstellung, die er aktuell überblicken konnte, hätten sein Herz zum Flummi werden lassen. Wenn sein Herz seine Freude schon nicht ausdrücken konnte, dann zumindest seine Kehle in Form eines aufgeregten Quietschens. "Oooh, guck mal. Da gibt es Zeichnungen, wie Charaktere vor ihrem finalen Design aussahen. " Mehr Quietschen. "Ooohhh--uuuhhhnd das ist NSFW, da schauen wir nicht hin, wir gehen da weiter." Eilig scheuchte er den Braunschopf vorwärts, zum Glück dauerte es nicht lang, bis er schon wieder etwas Neues fand, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. "Uiuiui, schau, das ist Fujio! In Alternativklamotten. Oh mein Gott." Von dem konnte er echt ewig schwärmen. Nicht nur war sein Design einfach nur perfekt, er war auch viel zu gut geschrieben. "Der ist mein Liebling aus Crocus Mercy. Der ist so toll, ohne Mist."

Mit den Händen formte Nico die von Kenji gegebene Größenangabe nach. Das war ein recht gängiges Buchformat, zumindest soweit Nico es bei seinen bislang noch recht seltenen Zusammenstößen mit der nicht mit Musik oder Malerei beschäftigten Literatur sagen konnte. Der junge Mann ließ einen beeindruckten Pfiff hören. Na gut, mehr ein tonales Entlassen der Luft zwischen Zähnen und Zunge, kein richtiger Pfiff. Aber das war eben schon beeindruckend. Wenn die Künstler echt 150 Seiten zu zeichnen schafften und dann auch noch die Geschichte selbst und alleine weitersponnen... Das war echt mehr, als Nico selbst sich zutraute. Sicher, jedes Musikstück war irgendwie auch eine kleine Geschichte, aber es bei der Musik beschwerte sich niemand, wenn der eine Akkord vom Anfang es nicht schaffte die niedliche Note aus der Mitte im Verlaufe des künstlerischen Werks für sich zu gewinnen. Noten waren...einfach nur Noten. Am Ende musste das Stück gut klingen oder wenigstens bei den Zuhörern eine Emotion hervorrufen, aber mehr eben auch nicht. Nico hob die Hände, um Kenji durch das Viereck zwischen den eigenen Fingern zu betrachten. Moment... "Du willst sowas auch mal machen? Das klingt aber echt nach einem ganzen Berg an Arbeit. Aber ich meine...du hast ja auch mich in dem Stil gezeichnet. Das kriegst du auf jeden Fall hin. Die Geschichte zusammen zu halten wird dann die Herausforderung. Hast du denn schon was geplant?"
Mit dem Ticket in den Grabschern dackelte Nico hinter Kenji her. Mit großen Augen betrachtete er die Gestalten, die Kenji als Bösewichte identifiziert hatte. Irgendwie...sahen die noch gar nicht so böse aus. Das war ein bisschen seltsam. Bösewichte sollten doch wie welche aussehen. Wie bei einer Oper, wo die Bösen fast immer die dunklen Töne zur Untermalung bekamen. Der böse Wolf bekam zum Beispiel die tiefen Paukenschläge und die unteren Oktaven einer Oboe. Die Leute hier sahen dagegen...irgendwie normal aus. Wobei Kenji gesagt hatte, dass sie Fähigkeiten hatten. Wenn sie sich also auch verwandeln konnten, waren die anderen Formen dann vielleicht so richtig fies? Wobei Lawnmowerwoman jetzt auch nicht grade wie jemand aussah, den man umarmen sollte. Waren vielleicht einfach alle in dieser Geschichte ein kleines bisschen böse? Mit amüsiertem Grinsen folgte Nico seiner Begleitung in die Ausstellung hinein. Hier und dort standen Leute in Kostümen herum. Eine Frau hatte eine Frisur, die vermutlich alleine mehrere Stunden in Anspruch genommen hatte. Wie hielten diese Zöpfe nur? Da konnte man sich fast dranhängen und nach oben klettern. Nicht, dass Nico das jemals getan hätte! Nein, Sir!
"Was war nochmal NSFW?", erklang es noch, bevor es auch schon weiterging. Der Blick Nicos schwoff (schwiff? swifferte) über die ausgestellten Zeichnungen. Manche davon waren ein bisschen undeutlich. Die Künstler hatten scheinbar die Gestalten und Charaktere mehrfach übereinander gezeichnet. Immer leicht verschieden. Vielleicht waren sie mit den ersten Versionen nicht zufrieden gewesen. Schlussendlich kamen die beiden vor dem Abbild eines Mannes zum Stehen. "Warum Alternativklamotten? Ziehen die Charaktere sich nicht jeden Tag was Neues an?" Große Worte von einer Person, die permanent im gleichen Mantel rumlief. "Ich meine, er sieht cool aus, aber warum ist er toll? Erzähl mal. Was kann er? Was ist so ganz grob die Hintergrundgeschichte der Welt?"

Ja und wie Kenji auch seinen ganz eigenen Manga kreieren wollte! Genau das war ener seiner größten Träume neben der ganzen Magiersache. "Ganz genau, ja! Ich weiß, dass das total hart wird aber das ist mir egal. Das Ergebnis wird es hoffentlich wert sein. Und neee, ich bin gerade noch dabei, überhaupt erstmal gut genug im Zeichnen zu werden. Aber ich halte natürlich schon Ausschau nach Inspiration!" Seine Augen und Ohren waren stets offen, auch, wenn er sich hauptsächlich auf das Lernen konzentrierte. Bevor er mit irgendetwas anfing, wollte er mit seinen Fähigkeiten zufrieden sein.
Jetzt sollte es aber nicht länger um den Ohara gehen - höchstens um sein schier unerschöpfliches Wissen über die Werke seines Lieblingsmangaka. Voller Begeisterung schweiften die Äuglein des Duos umher, es gab so viele Dinge zu bewundern und zu bestaunen, da wusste man gar nicht, wo man anfangen konnte. Nur einen Bereich, den vermied das Blondchen ganz bewusst. "Ähhh- öööhmmm ... das war, naja- hmmm, das ist so- so- ääähhh..... alsooo...." Eine Hand wanderte unruhig an den strohblonden Hinterkopf, zerzauste dort das Haar. Musste er das jetzt wirklich erklären? Die speckigen Bäckchen liefen ein wenig rot an. "NSFW heißt ... hnnghhh .... uuuhhm... naja, ohne Kleidung undsoweiter." Er wollte bitte hier und jetzt im Boden versinken. An sich war Nacktheit nichts, womit er ein großes Problem hatte. In seinen Anatomie-Studien begegnete er ihr ständig. Aber in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen war etwas vollkommen anderes. Es war ihm extrem peinlich. Dementsprechend war er froh, dass das Thema schnell weiterwanderte. "Naja, wenn du dir für jeden Tag, mit dem du dich in deinem Manga befasst, für jeden Charakter ein neues Outfit ausdenken müsstest, dann würdest du ja nie fertig werden." Leise kicherte er. "Das wäre zwar cool, aber echt viel zu aufwändig. Ein bisschen Outfitvariation gibt es im Original schon, aber nicht so viel." An gewissen Punkten musste man leider einfach Abstriche machen, anders ging es nicht.
An den besonders wichtigen Stellen hatte der Mangaka allerdings keine Abkürzungen gewählt. Das merkte man - zumindest in Kenjis Augen - sofort. Wenn es um die Ausarbeitung der Persönlichkeiten ging, zum Beispiel. Auch im Foreshadowing war er unfassbar gut. Aber eins nach dem Anderen. Jetzt sollte es erst einmal um Kennis absoluten Favoriten gehen. "Ah-also ... er ist halt richtig stark. In der Welt gibt es keine Magie oder so, also is das schon krass. Nach außenhin wirkt der immer etwas grummelig und abweisend, aber zu seinen Freunden ist er richtig lieb und fürsorglich. Er ist sogar einmal fast ge- halt. Das erzähle ich lieber nicht. Das wäre ein Spoiler." Eilig schüttelte er den Kopf. "Was ich damit sagen wollte: Er ist super mutig und wäre sogar bereit, sich für die Leute, die ihm wichtig sind, aufzuopfern." Somit war er - zumindest gefühlt - so ziemlich alles, was Kenji gerne wäre, aber nicht war. Er war ängstlich, scheu und flüchtete vor allem, was ihm Angst machte. Dabei wollte er auch unaufhaltsam sein, wenn es um die Leute ging, die ihm wichtig waren. Er wollte sie beschützen können, wenn es ernst wurde. Gerade konnte er nicht mal wirklich auf sich selbst aufpassen. Vielleicht war es alles andere als überraschend, dass das Blondchen ausgerechnet diesen Charakter als seinen absoluten Favoriten wählte, ihn schon fast anhimmelte.
"Die Welt, naja. Also an sich ist die schon wie unsere. Keine Magie undso. Naja, fast. So ein Kerl wird zufällig in die Zeit zurück gekickt, nachdem er vor Kurzem gelernt hat, dass seine High-School Freundin bei einem Unfall gestorben ist. Jetzt will er versuchen, sie dieses Mal davor zu bewahren, aber dafür muss er sich mit ein paar richtig üblen Leuten auseinandersetzen, weil die sind indirekt daran Schuld. Aber es stellt sich raus, die sind gar nicht so übel. Undsoweiter. In meinen Worten klingt das nicht so cool. Lies es am besten!" Sein trüber Blick wanderte zu einer Reihe an Ständen, die allerlei Merchandise verkauften, aber auch sämtliche Werke des Mangaka, die bisher erschienen waren. Aufgeregt hüpfte er voran. "Schau, hier!" Mit dem Zeigefinger deutete er zuerst auf die ersten paar Bände von Lawnmower Woman, dann auf die von Crocus Mercy. Daraufhin huschte sein Fokus aber auch schon weiter auf allerlei Fanartikel. Kuscheltiere, Schlüsselanhänger, Figuren, Kleidung, Poster, ja sogar Bodypillows und Bettwäsche gab es von allerlei Charakteren. Wie sollte man sich da bloß für irgendetwas entscheiden? "Ohmanohmanohman"

"Ach, hab dich nicht so, Kenji! Du bist schon richtig gut. Bisschen mehr Selbstvertrauen! Du kannst ja jetzt auch einfach anfangen und später nochmal neu drüber gehen. So eine Ballade steht ja auch nicht mit dem ersten Versuch, wenn man nicht grade Beate Hoven heißt. Und von den größeren Stücken oder denen mit Orchesterbesetzung fange ich gar nicht erst an. Öh, wo war ich? Genau! Mit zur eigenen Courage, Kenni! Einfach anfangen. Wenn der erste Versuch nix wird, sei's drum. Macht doch nix", plapperte Nico eine muntere, kleine Ermutigungsrede hervor. Aber es stimmte doch auch. Noch war kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn man in einer Philharmonie saß, bekam man das Ende des ganzen Schaffungsprozesses mit. Nicht die ruhelosen Nächte, zerbissenen Bleistifte und die ganzen Stunden des Vorspielens, Zuhörens und Ausbesserns. Das war bei diesen Manga doch bestimmt auch nicht anders. Bislang hatte er jedenfalls keine Radierspuren entdecken können. Und niemand schaffte so viele Zeichnungen komplett ohne Fehler. Da er sich während seiner Rede Kenji einfach unter den Arm geklemmt hatte, entließ Nico seinen Freund doch wieder in die Freiheit. Grade rechtzeitig, um leicht rot anzulaufen. Achso. Sowas war das. Nackt-Studien. Ugh, okay. Das brauchte er echt nicht sehen. Zum Glück wechselte auch Kenji rasch das Thema, sodass sich keine peinlich berührte Stille ausbreiten konnte, die dann im schlimmsten Fall Nico mit irgendwas hätte füllen müssen.
"Hm. Also gehen die Geschichten schon manchmal ziemlich lange? Eigentlich sollte mich das nicht überraschen. Die meisten Geschichten gehen ziemlich lange. So eine Heldenreise macht man ja nicht mal so eben an einem Tag. Das ist ein ganzer Prozess und so. Sorgt wahrscheinlich auch dafür, dass man die Charaktere besser wiedererkennt, oder? Wenn da einer immer einen roten Schal hat, weiß man, das ist der Typ mit dem roten Schal. Uh. Außer er ist es nicht. Dann kann man die Leser richtig schocken. Moment, schwarz-weiß. Keine Farbe. Typ mit dem langen Schal, dann eben."
Mit amüsiertem Lächeln lauschte Nico den Erzählungen Kenjis zu seinem Lieblingscharakter. Der Braunschopf legte sich leicht schief. Es war immer schön, wenn Leute derart belebt von ihren Interessen sprachen. Das war einer der Gründe, aus denen Nico seine Gilde derart mochte. Wo fand man sonst so einen Haufen exzentrischer, liebenswerter Spinner? Außer in einem Irrenhaus. "Klingt nach einem richtigen Heldencharakter. Hat er einen Mentor? Stirbt der? Die sterben irgendwie immer. Glaube, das ist so eine Regel." Bei der Beschreibung fühlte sich Nico unwillkürlich an einen gewissen Blondschopf erinnert. Wieder lächelte der junge Mann, dieses Mal recht glücklich. Hm, solange es solche Leute wie diesen Helden von Crocus Mercy gab, musste man wohl nicht um die Welt fürchten. Nein, Sir! Bei der Beschreibung der Welt riss Nico dann aber doch nochmal die Augen auf. "Keine Magie?! Wie überleben die Leute da? Die hocken ja ständig im Dunkeln oder müssen Fackeln oder sowas verwenden. Klingt ja schrecklich. Kochen sie über Feuern? Und wie reist er ohne Magie in der Zeit zurück? Ich meine, ich glaube das kann nicht mal Magie bewerkstelligen, aber Magie ist schon verdammt cool und kann eine ganze Menge. Hrm. Glaube, ich muss das mal lesen."
In der Zwischenzeit hatten die beiden jenen Bereich der Ausstellung erreicht, in man seine Jewels lassen sollte. Hm. Kurzerhand und ohne groß drüber nachzudenken, lud sich Nico je die ersten fünf Bände von Crocus Mercy und Lawnmower Woman auf die spaghettiartigen Arme. Umständlich begann er nach Band sechs der beiden Reihen zu angeln. "Such dir was aus, Kenni. Ich schenk's dir. Als Erinnerungsding...Memoir...für den Tag. Klingt doch gut, oder? Dafür zeichnest du mir was." Grinsen. Der Plan Kenji zum Mangazeichnen zu kriegen, war offensichtlich noch nicht aufgegeben.

Es mochte stimmen, dass nicht alles beim allerersten Versuch perfekt sein musste. Das erwartete Kenji auch gar nicht von seinem hoffentlich irgendwann enstehendem Manga. Allerdings wollte er, dass er zuerst eine gewisse Grundzufriedenheit mit seinen künstlerischen und erzählerischen Fähigkeiten entwickelte, sodass er zumindest keine Angst mehr hatte, seine Prototypen zu präsentieren. "Keine Sorge, Nico. Ich werde mich schon nicht von mir selbst abhalten lassen. Ich will einfach, dass ich selbst auch zufrieden sein kann, weißt du? Es bringt ja nichts, wenn ich mit mir selbst so frustriert bin, dass ich direkt keine Lust mehr habe, weiterzumachen. Außerdem will ich es Leuten ja auch zeigen können!" Zuversichtlich nickte er. "Irgendwann wirst du einen Manga von Kenji Ohara im Regal deines Bücherladen des Vertrauens finden können, das kann ich dir versprechen!" Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen schenkte er seinem Gegenüber gleich zwei Daumen nach oben. So viele Selbstzweifel ihn auch oft plagen mochten, in dieser Hinsicht war er überraschend optimistisch.
Er hatte schließlich ein gutes Vorbild in Form des Mannes, dem die Ausstellung gewidmet war. Diese war zwar nicht besonders groß, aber es gab trotzdem mehr als genug Möglichkeiten für Kenji, den ultimativen Fanboy heraushängen zu lassen. "Ja! Es gibt auch Kürzere, aber die meisten ziehen sich schon über 20 bis 30 Bände." Eine gute Geschichte ließ sich schließlich nur schwer mit wenigen Panels erzählen. Man musste den Leser mit den Charakteren vertraut machen, ihnen die Welt zeigen und natürlich auch einen gewissen Spannungsbogen aufbauen. Es gab wirklich viel zu beachten. "Genau. Herausstechende bildliche Merkmale sind schon wichtig, damit die Leser nicht ständig überlegen müssen, wer wer ist. Klar gibt es Frisuren undso, aber auch Kleidung kann da viiiiel helfen, ja!" Nico lernte wirklich schnell. Er war ein äußerst aufmerksamer, gelehriger Schüler und super angenehme Gesellschaft. Er hatte das Blondchen noch nicht ein einziges Mal wegen seiner Interessen verurteilt oder gar schräg angeschaut. Was für eine willkommene Abwechslung! "Er ist ein wahrer Held, ja", schwärmte der Ohara und schmiegte seine Wange gegen die zusammengefaltenen Hände, "Aber mehr kann ich dir nicht verraten. Das musst du selber herausfinden, sorry!" Wirklich Leid tat es ihm natürlich nicht. Trotzdem schenkte er seinem Gegenüber ein entschuldigendes Grinsen. "Gaaanz genau, keine Magie. Richtig schräg. Die haben da sowas, das nennt sich Strom. Damit werden die meisten Geräte betrieben. Aber das ist total umständlich. Ein Glück ist das bei uns anders, heheh." Es musste echt unangenehm und umständlich sein, in solch einer Welt zu leben. Wenn man es aber nicht anders gewohnt war, war es vielleicht ganz normal. Doch das überstieg sogar die Vorstellungskraft des Blondschopfs. Es war wirklich schwer, sich auszumalen, dass es Leute gab, die in einer Welt lebten, die komplett anders als die eigene war. Aber irgendwie auch spannend! In was für einem Setting Kennis Geschichte wohl spielen würde? Das war gar nicht so leicht zu entscheiden. Zum Glück musste er sie nicht hier und jetzt fällen.
Vorerst forderte sowieso all das Merchandise, das zum Verkauf stand, seine volle Aufmerksamkeit. Wie eine Krähe, die einen ganzen Haufen voller funkelnder Krimskrams entdeckt hatte, blickte er auf all die Dinge hinab, die er haben könnte. Wenn er denn genug Geld hätte. Wieso bloß musste das Schicksal so unfassbar grausam sein? Ein schweres Seufzen entwich ihm, doch da kam ihm auch schon der schwer bepackte Peralta zur Hilfe. "Bist du dir sicher? Ich meine, ich erinnere mich bestimmt auch so ewig an den Tag. Und was zeichnen tu ich dir auch gerne so!" Auf gar keinen Fall wollte er, dass der Braunschopf glaubte, dass Kenji die Welt aus materiellen Augen sah! Das ging echt nicht! Aber wenn Nico sich wirklich sicher war, dann würde er natürlich nicht nein sagen. Erst einmal schnappte er sich jedoch von beiden Manga den sechsten Band, um seinem Gegenüber zumindest ein wenig Last abzunehmen. Aber nun zurück zu all den anderen Dingen, die es hier gab. Nachdenklich wanderte der Blick noch einmal über alle Angebote. Letztendlich blieb sein Blick aber an einer kleinen Auswahl Schlüsselanhängern hängen. Selbstverständlich gab es dort auch seinen Lieblingscharakter, den er sich sofort schnappte. Doch nicht nur den, auch den besten Kumpel von diesem ließen die bleichen Finger mitgehen. Letzteren bezahlte er natürlich selbst. Dafür hatte er gerade noch genug Geld. In seinem Besitz blieb er allerdings nicht. "Ich denke, den wirst du mögen", grinste der Blondschopf und streckte ihn Nico entgegen, "Damit du auch ein Andenken hast. Ist ja nur fair!"

"Jawoll! Das ist die richtige Einstellung. Das wollte ich hören! Und wenn ich dann deine Bände im Regal stehen habe, gibst du mir einfach ein Autogramm in den Einband. Ist abgemacht. Rückzieher gibt's nicht. Alle Waren sind außerdem vom Umtausch ausgeschlossen", sprudelte es gleich mal wieder aus Nico raus, der Kenji einen kumpelhaften Knuff mit der Hand zu geben versuchte. Verletzungsgefahr bestand dabei nicht. Kenji mochte nicht sonderlich widerstandsfähig sein, aber Nico war und blieb nun einmal auch eine elendige Lusche. Diese Manga begannen jedoch Nico immer mehr zu interessieren. Vielleicht sollte er sich doch auch mal an so einer Zeichnung versuchen. Irgendwann einmal. Wenn er neben den ganzen anderen Projekten noch Zeit dafür fand. Aber vielleicht ließ sich Kenji eine Freude damit machen? Seine eigenen Zeichnungen würden grade zu Anfang ja erst einmal wirklicher Rotz sein. Aber vielleicht amüsierten und motivierten sie Kenji. Jeder braucht ja mal was zum Lachen.
"Och, dreißig Bände. Das geht ja total. Da kriegt man eine Reihe ja an einem Nachmittag durchgelesen, wenn man einen Kaffee und sonst nichts zu tun hat. Und hm, hm, verstehe. Ist ja bei den Helden in der echten Welt genauso, oder? Ich meine, die haben auch alle ihre Merkmale oder Spitznamen unter denen sie bekannt sind. Die Dämonentöterin wird ja nicht mal eben so zur Einhornschlächterin oder sowas. Und der Schwarze Blitz wird nicht plötzlich hell. Das wäre ein totaler Bruch mit dem Image. Macht also total Sinn, wenn das bei den Charakteren in den Manga auch so ist."
Bei der Aussicht auf eine Welt ohne Magie gab Nico nur ein leises Uff von sich. Was auch immer dieser Strom war, er klang anders als die Wasserströme. Wobei man mit denen ja auch Wasserräder antreiben konnte. Die waren schließlich Teil jeder malerischen Dorfumgebung. Malen könnte er eigentlich auch mal wieder. Solange er dieses Mal nicht wieder auf irgendwelche hyperaggressiven Wespen traf, machte das ja sogar einigermaßen Spaß. Hm, hm. Oder vielleicht ein bisschen Manga-Zeichnen üben in ländlicher Umgebung? Das wäre doch auch mal was. Da draußen auf dem Land flossen die kreativen Säfte immer besonders gut. "Warte, zeig mal auf die Bände gleich. Ich nehme einfach die ersten paar von der Reihe auch noch mit. Ich kann mir eine Welt ohne Magie echt nicht vorstellen. Und man soll sich ja immer weiter bilden, gell? Ist keine Ausrede um ein paar regnerische Nachmittage drinnen zu verbringen, neinein."
Am Ende landeten ganze fünfzehn Bände auf dem Kauftresen der Galerie. Leise ächzend unter dem ungewohnten Gewicht des ganzen Papiers landete Nicos Kopf für den Moment einfach auf dem Stapel. Leichte Schnappatmung setzte ein, als ihm der Preis für das Vergnügen genannt wurde. Na ja, gut, das war schon teuer. Aber er war selbst Künstler, also wollte er natürlich auch, dass Künstler angemessen bezahlt wurden. Da konnte man schonmal den M-Ped Sparfond für angreifen. Zum Glück suchte sich Kenji nichts übermäßig teures aus. Und kam mit einem eigenen Geschenk an. Der Ohara wurde zudem mit einem Strahlen in erhöhter Megawatt-Stärke bedacht, während Nico den Anhänger entgegen nahm und feierlich an seinem Schüsselbund befestigte. "Danke Kenji. Dass du mir das alles hier zeigst. Das ist echt verdammt cool und ich hatte bislang absolut keine Ahnung."

Natürlich würde Kenji dem Braunschopf ein Autogramm geben, sobald er seinen Manga veröffentlicht hatte! "Na logisch!" Daran gab es überhaupt keine Zweifel. Null Komma garkeine! Falls er wirklich mal seinen großen Durchbruch schaffen würde, dann würde er definitiv zu einem dieser Autoren werden, die richtig cool zu seinen Fans waren. Außerdem war Nico ja nicht nur ein Fan, sondern ein Kumpel, den er richtig gerne hatte, der ihn sogar jetzt, wo all das noch in den Sternen stand, unterstützte. Und daran würde sich garantiert nie etwas ändern, da war er sich sicher! "Waaas? An einem Nachmittag? Du musst dir schon die Zeit nehmen, die einzelnen Zeichnungen anzusehen und nicht nur den Text lesen!" Es passierte nicht selten, dass der Ohara eine ganze Weile dahockte und sich an einem der Panels erfreute. Ob es nun eine aufregende Pose war, die ihm gefiel, ein mitreißender Gesichtsausdruck oder einfach nur das Shading, er konnte sich sehr gut einen halben Nachmittag mit nur einer einzigen Seite eines Manga beschäftigen. "Genau so ist das, ja! Du hast es erfasst!" Stolzes Nicken. "Also manchmal, wenn irgendwas richtig Heftiges passiert, kanns ich das schon mal ändern, denk ich. Aber normal nicht!" Ausnahmen bestätigten schließlich die Regel.
Auf die Bitte hin zeigte das Blondchen natürlich liebend gerne die entsprechenden Bände in korrekter Reihenfolge! "Wäre aber eine sehr, sehr gute Ausrede!" Es war vielleicht nicht ganz fair, seinen Kumpel dazu anzustiften, so viel Geld auszugeben, aber es diente ja einem guten Zweck! Der Künstler bekam eine faire Bezahlung und Kenji jemanden, mit dem er endlich fanboyen konnte. Als sämtliche Manga inklusive Nico schließlich auf dem Verkaufstresen landeten, tätschelte Kenni ihm beruhigend die Schulter. Er kannte den Schmerz, sehr gut sogar. Es war teuer, ja, aber es war sein Geld allemal wert. Das würde der Peralta sicherlich bald verstehen! Oooh, er konnte es kaum erwarten, endlich mit jemandem darüber quatschen zu können. Hoffentlich jemandem, der seinen Hype voll und ganz nachvollziehen konnte. "Ist doch kein Ding", versicherte er, während er die Haare an seinem Hinterkopf durcheinander brachte. Er tat das schließlich nicht nur für Nico, sondern auch ein kleines Bisschen (sehr) für sich selbst. "Besser spät als nie, richtig? Und äh ... wenn du ein bisschen was gelesen hast, kannst du ja mal vorbei kommen und darüber reden. Wenn du magst. Fühl dich nicht gezwungen oder so..." Kenji würde sich aber definitiv freuen. Sehr sogar. Aber er wollte keinen Druck aufbauen. Auch nicht mit dem erwartungsvollen Blick, den er auf seinen Gegenüber richtete. Niiiemals! "Ich helfe dir noch beim nach Hause tragen!" Ohne auf Zustimmung zu warten, krallten sich die Nudelärmchen einige Bände, umschlossen sie wie einen wertvollen Schatz. Es waren zwar nicht seine, aber er würde sie trotzdem behutsam behandeln! Das war schließlich das Mindeste, nachdem er quasi daran Schuld war, dass der Musiker sie überhaupt gekauft hatte. Außerdem wartete in der kleinen Dachgeschosswohnung noch das Foto, das sie gemeinsam gemacht hatten. Neben dem Schlüsselanhänger, der später Platz an seinem Lieblingsrucksack fand, war das schließlich ein wertvolles Erinnerungsstück, das er garantiert auch bei sich tragen würde, falls er jemals ausziehen würde! Nicht, dass das je passieren würde, er fühlte sich schließlich unheimlich wohl in der Gilde, insbesondere jetzt, wo er endlich einen guten Kumpel gefunden hatte!