Ortsname: Abwasserkanäle
Art: Gewölbe
Spezielles: ---
Beschreibung: Nicht gerade das Herzstück von Hargeon Town. Die Abwasserkanäle, die den Unrat der Stadt beinhalten, sind Heimat für allerlei fragwürdige Bewohner: Ungeziefer und Nagetiere, Wesenheiten aus den Fluten des Meeres und angeblich sogar die ein oder andere Gruppe von Banditen, die hier eifrigen Schmuggel betreiben. Schlimmer als der allgegenwärtige Geruch nach Exkrementen ist nur die niedrige Decke und das bedrückende Gefühl, sich hier unten jederzeit verlaufen zu können.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.

Für Vahid ging die Zugfahrt vorbei wie eine Szene aus einer geschriebenen Geschichte, die man aufgrund mangelnder Spannung in wenigen Sätzen abtat. Er verlebte das Geruckel des Zuges und das Geplapper von Vashti in einer anderen mentalen Sphäre, in der es nur Übelkeit gab. Mehrmals musste er leise würgen, doch zum Glück war es diesmal nicht so schlimm, dass er sich tatsächlich erbrach. Abgesehen von ein paar Sozialgrunzern hatte der Drachensohn wenig Konversation für Vashti zu bieten, doch das schien die Reptilia nicht wirklich aufzuhalten. Auf eine bizarre Art und Weise passten die beiden wohl recht gut als Questpartner zusammen. Auch oder gerade weil ihre kombinierte Hirnleistung kaum reichte, um eine Fahrradlampe anzutreiben kamen sie ganz gut miteinander klar. "Teufelchen" war zwar nichts, als dass Vahid sich selbst bezeichnen würde, doch er bekam sowieso kaum etwas mit, was durch die Wackelpuddingwelt des Schwindels nicht verzerrt wurde. Schlaff wie ein Schluck Wasser in der Kurve hing er demnach nach der Zugfahrt des Schreckens in den Armen der Reptilia; sie hätte ihn genauso gut am Bein durch die Straßen Hargeon Towns schleifen können, so wenig Körperspannung besaß das Drachenkind im Moment. Dass Vashti aus ihm spontan die Braut machte, hätte der Feuerteufel aber selbst im Vollbesitz seiner Körperkontrolle nicht verstanden, denn Heiratstraditionen waren Vahid absolut nicht geläufig. Einerseits hatte er persönlich nicht vor, in näherer Zukunft zu ehelichen und andererseits lief das in der Wildnis ein bisschen anders ab. Solange Vahid also Vashti keine schönen Kieselsteine schenkte oder eine frisch erlegte Bestie vor ihr ablegte, brauchte sich keine Partei Sorgen machen. "Ughh", war die wenig charismatische Antwort des Wüstenbewohners auf Vashtis gute Laune.

Zwar hatte sich sein Zustand mit wachsender Entfernung zum Bahnhof deutlich verbessert, doch die Nähe zu den Abwasserkanälen schickte eine ganz andere Art von Unwohlsein gen Drachensohn. Als Dragonslayer gab es kaum etwas empfindsameres als das Näschen von Vahid. Unter gewissen Umständen half das, um Gegner zu lokalisieren, Essen zu prüfen und generell nützlich zu sein, doch in stinkenden Umgebungen hatte es so seine klaren Nachteile. Erst, als sie vor einem Gitter angekommen waren, das jemand mit einem Vorhängeschloss verriegelt hatte und das in die tieferen Abwasserkanäle führte, rutschte Vahid wie eine Schnecke aus Vashtis Armen und klatschte halb auf dem Boden auf, denn die Beine waren Gummi. "Geht schon. Da sind wir ... Riecht schon übel." Ein reizendes Potpourri aus nassem Fell, Brackwasser und Exkrementen wogte ihnen entgegen.

Sicherlich wäre es schlau gewesen zuerst zu einem Verantwortlichen der Stadtwerke zu gehen oder zu ihrem Auftraggeber und sich einen Schlüssel für die Kanäle zu holen. Gewiss hätte man überdies eine Karte der Höhlensysteme unter Hargeon bekommen, durch die das Abwasser floss, vielleicht ein paar gute Tips zur Bekämpfung von Riesenratten und der gesamten Plage. Na ja. "Okay! Mach mal auf, Vashti! Ich kann's echt kaum erwarten ein paar Viecher zu verdreschen!" Wie um dies zu bestätigen, hoppelte Vahid wie ein Hase durch das Areal vor dem Eingang und machte ein paar Boxschläge in die Luft. Wenn sie ihn tragen konnte, was waren dann ein paar Gitterstäbe und ein Schloss, hm?!

Zu keinem Zeitpunkt während ihrer Quest hatte Vahid geplant, sich eine der Kanalratten einzuverleiben. Der Duft aus der Kanalisation und die Vorstellung in Ratte mit Exkrementenmantel zu beißen verstärkte den Wunsch nicht gerade, obwohl der Drachensohn so generell nichts dagegen hatte, nach Essen zu jagen. Mit seinem Vater war er oft durch die Wildnis gestreift und hatte sich das Abendessen selbst besorgen müssen. Schon damals hatte Astarot jedoch darauf bestanden, dass er als schwächlicher Mensch seine Portionen ordentlich durchbriet. Für einen Feuerdrachen und dessen Sohnemann kein Problem. In den Kanälen war es jedoch feucht und eklig; da würden die Drachenflammen nicht gut an den Tierchen haften. Außerdem stank verbranntes Fell auch ganz fürchterlich. Für den reisekranken Wüstenbewohner war das Aroma also besonders widerlich, doch er riss sich zusammen und schaffte es sogar, nur mit einem gewaltigem Rülpser und dem Tätscheln des malträtierten Magens die ganze Sache unter Kontrolle zu bekommen. Vashti derweil riss mal eben so ein Metallgitter aus seinem Rahmen, nahm die Scharniere mit und sorgte dafür, dass ein bisschen Steinchen von der Einfassung rieselten. Einen Moment stand Vahid wie angewurztelt neben der Schlangenlady, ein winziges "ok" im Gesicht geschrieben, dann nickte er nur und boxte ihr gegen die Schulter, als sie das Teil weggestellt hatte. "Krass! Du bist voll stark!", jubelte er, ohne darüber nachzudenken, dass sie Hargeon Town hier durch Sachbeschädigung halfen. Wo gehobelt wurde, fielen schließlich Späne. In dem Fall waren die halt aus Metall und Ziegel!

"Ich bin bereit!", verkündete der Drachensohn wie ein gelber Schwamm, bestand aber zum Glück aus einem sehr anderem Material. Ansonsten hätte Vashti nun mit ansehen können wie Vahid sich mit Brackwasser vollsog, denn er sprang geradewegs ins Innere und landete platschend in dem kleinen Gang zwischen den Gehläufen. Der Gestank war hier am Stärksten, also versuchte sich Vahid abzuhärten, damit er die Witterung der Ratten aufnehmen konnte. Dass er dabei bis zu den Knien in Unrat watete, war ein unangenehmer Nebeneffekt, den er bereitwillig in Kauf nahm. Die Leute im Zug nach Hause freuten sich bestimmt.

Es ging ein Stück in das Innere der Kanalisation. Das System erinnerte an ein Labyrinth aus Eisengittern und abgerundeten Steinwänden. Der Boden war glitschig und allerlei unangenehme Gerüche attackierten regelmäßig die Nasenlöcher der beiden Echsenverwandten. Vahid achtete dabei nur halb auf die Kurven und Abzweigungen, die sie nahmen und ging eher nach Gefühl und Geruchsinn vor. Der diente im Zweifel auch zur Orientierung. Schließlich erreichten die beiden Magier einen dunklen, dünnen Gang, aus denen ihnen ein paar schwarze Äuglein entgegenfunkelten. "Da sind sie! Also, wer die meisten fängt! Los geht's!", ließ Vahid sich auf den Spielvorschlag Vashtis ein. Als würd' ich beim Jagen verlieren, Schlangenfrau! Elangesteuert düste Vahid voran und sprang im Laufen aus dem Wasser, um sich schlitternd und glitschend auf einem der steinernen Laufwege zu halten. Dabei griff er nach einer der Ratten, die überrascht auffiepte, als sie in den Händen des Wüstenbewohners gefangen wurde. Einen Moment lang trafen sich die Blicke der beiden, die vermutlich dieselbe Menge an Intelligenz besaßen, dann schluderte Vahid schon weiter um die Kurve. Lautes Fiepen und Quietschen war zu hören, als der Slayer ein Tierchen nach dem anderen einsammelte und wie den ekligsten Blumenstrauß der Welt in den Händen hielt. Das ist ja total einfach ... So waren sie, die C-Rang Quests. Keinerlei Herausforderung für ... Vahid stolperte. Eine Art riesiger Haufen festgeklebter Zeitungen hatte sich in seinen Weg geschmissen. Mit einem lauten Geräusch blieb Vahid stehen, zuckte mit den Händen, um nicht von den verwirrten Nagern gebissen zu werden und glubschte auf den Haufen, der so groß war wie ein schlafender Bär. Er erzitterte, dann entfaltete er sich. Die Zeitungen glitten am borstigen Leib einer Riesenratte herab. Lange, gelbe Nagerzähne klackerten und Pfoten so groß wie Mülltonnendeckel krallten über den Boden. Rot glühende Augen starrten zu Vahid, dann stieß die Riesenratte ein Kampfbrüllen aus, das eher an eine wütende Wüstenkatze erinnerte. Vahid ließ die gesammelten Miniratten fallen, die ängstlich in die Dunkelheit davonkrochen. Und nahm die Beine in die Hand. "VAAAAASHTIIII!"

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Der Gestank! Vahid drückte sich bei seiner Flucht vor der Riesenratte den Unterarm gegen die empfindliche Nase, doch es half nur wenig. Die ganze Umgebung stank nach Unrat und nassem Fell und das Ungeheuer, das ihm auf den Fersen war, verbreitete einen noch viel übleren Mief. Der Drachensohn wusste nicht, welche Ereignisse die Ratten in die Kanalisation getrieben hatten, doch sie schienen sich inmitten des Mülls wohl zu fühlen und ihre Population ordentlich vermehrt zu haben. Ein paar der kleineren felligen Biester sprangen quiekend aus dem Weg, als Vahid um die Ecke bog und Vashtis Namen durch die Gänge schallen ließ. Der Wüstenbewohner hatte nicht direkt Angst vor diesem Monstrum, aber er wollte wirklich nicht von den rasiermesserscharfen Nagerzähnen traktiert werden. Das Klackern der Krallen erklang direkt hinter ihm. Er spürte schon den fauligen Atem der Riesenratte im Nacken, da warf sich Vashti heldenhaft dazwischen. Die Feuchtigkeit des Bodens ließ Vahid noch ein paar Meter weiter glitschen. Er stolperte, griff in irgendeine schleimige Masse am Boden, würgte leise und landete kopfüber im Haufen toter Ratten, den seine Kameradin angesammelt hatte, während er selbst dabei war den Rattenkönig zu finden. Der Angriff auf die Nase verschlimmerte sich noch. Vahid beeilte sich, sich aus dem Knäuel an Glibber und Fell zu befreien, während Vashti ihre Ringkampfkünste mit dem überdimensioniertem Nagetier erprobte. Es bekam einen fiesen Biss in den Schlangenschweif der Reptilia zustande, bevor es von ihr im wahrsten Sinne des Wortes geplättet wurde. Sofort war der Wüstenbewohner an ihrer Seite und blickte mit großen, besorgten Augen auf ihre Wunde herab. Doch auf dem Schuppenpanzer waren nur geringe Blessuren auszumachen. "Bist du in Ordnung?", fragte Vahid trotzdem und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er bemerkte, dass an der irgendwelcher Kanalschleim hing. Ups, na ja, er teilte eben gern!

Nachdem Vahid sich vergewissert hatte, dass Vashti nichts fehlte, konnten sich die beiden Magier den Folgen ihres Kampfes widmen. Offenbar hatte der Radau die restlichen Nager aufgewühlt. Zwei weitere der übergroßen Rattenungeheuer tauchten aus dem brackigen Wasser auf und beobachteten sie mit hasserfüllten, übernatürlich aggressiven Augen. Sicher handelte es sich dabei nicht um gewöhnliche Ratten, denn die normalen Nager waren eigentlich schlau, scheu und keineswegs dafür bekannt Beute anzufallen, die sich wehrte. Eigenartig - allerdings gehörte es nicht zu ihrer Quest die Quelle für die mutierten Ratten zu finden! Sie sollten ihnen nur den Garaus machen. "Verstanden!", bestätigte Vahid also mit verschlagenem Grinsen den Plan seiner beschuppten Freundin und stürzte sich ins Getümmel. Eine Feuerbrunst umwogte seine Faust, als der Wüstenbewohner vom glitschigen Laufweg ins Wasser sprang und der einen Ratte, die bereits ihr Maul zum Zubeißen aufriss in die Seite boxte. Die Wucht des Hiebs ließ beide Kämpfer ein paar Meter durch das Brackwasser schlittern, während sich gleichzeitig der ekelerregende Duft verbrannten Fells im engen Gang ausbreitete. Mit einem wütenden Quieken sprang nun die Riesenratte dem Drachensohn entgegen. Dieser packte mit seiner feuerlosen Hand nach dem Zahn des Nagers. Mit angespannten Muskeln kämpften die beiden Gestalten miteinander. Das Kanalwasser spritzte und schwappte und kleinere Ratten zogen sich panisch n die tiefen Gefilde des Kanalsystems zurück, wo sie den Questgebern hoffentlich keine Scherereien mehr machen würden. "Vashti!", rief Vahid hallend durch den Gang und richtete die wild um sich beißende Ratte auf die Reptilia aus. Das Feuer um seine Hand schien noch etwas heißer zu lodern. Der dunkelrote Schein spiegelte sich in den vor Spaß weit aufgerissenen Augen des Drachensohns und er hatte die scharfen Zähne gebleckt. Einen Moment lang konnte man sich durchaus vorstellen, wie der junge Mann an der Seite eines Drachens in freier Wildbahn gejagt hatte. Schweiß und Moderwasser glitzerte auf dem Körper des Wüstenbewohners. "Fire Dragon's ...", brüllte der Slayer laut und verpasste dem Nager den ultimativen, flammenden Kinnhaken. "... IRON FIST!" Mit einem erschrockenem "Miep" schoss das stinkende Vieh direkt auf Vashti zu, die ihn hoffentlich gehört hatte und zu einer Runde Nagerbaseball im Kanal aufgelegt war.

Mana:

Zauber:

Vahid stand zusammen mit bedenklichen Substanzen bis zur Hüfte im Kanal, doch er nahm dennoch eine triumphierende Siegerpose ein und grinste breit, als seine Kameradin den plattgehauenen Rattenkönig neben ihm ins Dreckwasser schleuderte. Ein Schwall an brackig brauner Brühe ergoss sich durch den Aufprall seitlich über ihn. Mittlerweile fühlte sich Vahid, als würde seine empfindliche Nase einfach abfallen. Allerdings hatte Gestank die angenehme Angewohnheit, dass man sich irgendwann daran gewöhnte. Und er hatte den vollen Konfrontationskurs hingelegt und alle Miefe von Hargeon Towns Abfallwirtschaft mit offenen Armen und Nasenlöchern aufgenommen. Nicht weniger aufgeregt als die Echsendame watete Vahid durch das Wasser in ihre Richtung. Der begossene Pudel von Drachensohn blieb neben seiner Kameradin stehen und wischte sich ein paar grünliche Schleimbrocken von den Wangen. "Danke, du hast aber auch einen Schlag drauf!", gab er das Lob zurück und boxte einmal kameradschaftlich gegen Vashtis Schulter. Weiterhin teilte er den Glibber der Kanalisation gerne mit ihr. "Klar nenne ich meine Angriffe nach einem Feuerdrachen. Und wenn man ihren Namen laut brüllt, dann wirken sie auch besser. Ist doch logisch. Das machen Helden immer so." Das breite Grinsen, das bei ihm immer teilweise nach Zähneblecken aussah, unterstrich die Freude in seinem Tonfall. Es gefiehl ihm, dass Vashti sich für solche Sachen interessierte. Andere fanden seine Art eher albern oder hielten ihn wegen seiner einzigartige Art, Feuermagie zu nutzen für einen Freak. "Seasnake's Tailwhip ... Ja, das macht Sinn. Du bist mindestens fünfzig Prozent Schweif!" Als müsste er Vashti das beweisen, klatschte Vahid auch einmal mit der flachen Hand auf den Reptilienschwanz der Echsendame und tätschelte jenen wie einen Hund, der gute Arbeit geleistet hatte. Obwohl sie beide ziemlich dreckig waren, mochte er dessen seidige Textur. Sie erinnerte ihn an die weicheren Stellen an Astarots Körper, wo Vahid manchmal mit Ästen zum Kratzen angestellt wurde. Wofür hatte man schließlich einen Sohn?

"Gute Idee!" Vahid machte sich schon bereit, die direkte Umgebung noch einmal auszukundschaften, als Vashti ihren Schweif erwähnte. Er hatte die ängstliche Flucht der Ratten und ihres Gefolges nur peripher mitbekommen und hielt daher weiterhin Ausschau nach Hinterhalten der felligen Sorte. Bei den Worten seiner Kameradin schaute er auch an sich herab und erkannte, dass der Kampf gegen die Rattenroyalität durchaus ein paar Schrammen und Kratzer verursacht hatte. Wer hätte gedacht, dass Nager so scharfkantige Zähne hatten? "Ich glaube wir wurden beide ein bisschen lädiert, aber es ist nicht schlimm. Das wird schon wieder!" Weder er noch Vashti schienen sich vermehrte Sorgen über die Verunreinigung ihrer Wunden durch Kanalwasser zu machen. Das konnte warten, bis der Gildenheiler ihnen einen ordentlichen Rüffel verpasste. Vahid klopfte ich gegen die Brust und stakte durch das Brackwasser, um möglichst viele Ratten auf einmal zu fischen. Den Rattenkönig überließ er Vashti, die ja schon Erfahrung damit hatte, Nagetiere und Vahids durch die halbe Stadt zu schleifen. Die Sammelaktion wurde eine Art makabre Schnitzelagd, doch glücklicherweise konnte er die Tiere auch inmitten der Kanalisation gut erschnüffeln. Es dauerte nicht lange, bis sich vor dem Tor des Kanals ein ansehlicher Haufen toter Ratten stapelte. "Essen?", fragte Vahid nachdenklich, der sich vom Kadaverhaufen abwandte und mit gierigen Atemzügen die frische Luft einsog. Die beiden Magier stanken noch immer zum Gotteserbarmen, aber wenigstens kamen von außen bessere Aromen in ihre Richtung geweht. "Klar! Lass uns essen gehen, Vashti! Irgendetwas Fleischiges! Aber was machen wir mit den Ratten? Einen Zettel dranpappen? Und kriegst du das mit dem Tor hin?" Auch der Drachensohn bekam allmählich Kohldampf - wer hart arbeitete, musste auch ordentlich spachteln!

Je lauter, desto besser? Da hatte sich Vashti den Richtigen ausgesucht! Vahid fühlte sich im Chaos der Kanalisation und damit an der Seite seiner schuppigen neuen Freundin mehr als wohl. Bisher hatten seine Quests mit Gildenkameraden eher darin bestanden, dass man am Ende wütend auf ihn gewesen war und er auf seine Belohnung verzichten musste, um Kollateralschäden zu bezahlen. Abgesehen von einem verbogenem Tor hatten sich die beiden hier allerdings brav an die Statuten von Crimson Sphynx gehalten und keinerlei Schäden angerichtet. Was vielleicht auch daran lag, dass man in einer Kanalisation nur wenig kaputt machen konnte ... Details!

Draußen angekommen sah Vahid der Schlangenfrau dabei zu, wie sie sich am Tor zu schaffen machte. Etwas rütteln hier, etwas biegen dort, und schon sah es aus wie neu geboren. Oder zumindest würde es halten, bis jemand kam, der sich darum kümmern konnte. Skeptisch betrachtete Vahid das Metallgebilde und machte lieber einen Schritt weg. An den Scharnieren sah es aus, als habe Vashti das Metall wie Knetmasse geformt, damit das Tor hielt. Beeindruckend, aber vielleicht nicht die sicherste Bauweise. Nicht, dass Vahid sich sonderlich für Sicherheit am Arbeitsplatz interessierte. Der Drachensohn hielt dennoch etwas Abstand, denn er wollte nicht kurz vor Abschluss ihrer heldenhaften Quest von einem Metallviereck erschlagen werden. "Ich mein', das ... hält bestimmt", bot er seine semi-ehrliche Meinung an und gestikulierte gönnerhaft auf das schiefe Tor, ganz so als könnte er keine Unterschiede zu dessen vorherigen Zustand erkennen. Als Vashti das Tor schloss und dabei nicht die ganze Kanalisation einstürzte, lachte Vahid auf und präsentierte seiner neuen Freundin einen Daumen nach oben. Nicht schön, aber selten!

"Meinst du echt? Voll schlau!" Vahid ließ sich ohne zu zögern von Vashtis Schlussfolgerungen dazu überreden, die Rattenkadaver an Ort und Stelle liegen zu lassen. Sicherlich brachen sie damit einen ganzen Haufen Hygienevorschriften und sorgten dafür, dass ein armer Stadtbeamter von Hargeon Town vielleicht in den Frühruhestand geschickt wurde, doch ihre Aufgabe war soweit erledigt. Vahid stemmte die Hände in die Hüften und besah sich ein letztes Mal den Haufen ihrer erlegten Gegner. Beide stanken sie zum Gotteserbarmen und die nassen Felle der Ratten waren auch nicht gerade ein Hochgenuss. Doch die Aussicht auf ein leckeres Mahl nach harter Arbeit konnte nicht einmal der Kackegeruch einer ganzen Stadt verderben. "Grillfleisch? Krass! Und du zahlst? Vashti, du bist echt schwer in Ordnung ..." Vahid ließ sich ohne Gegenwehr an der Hand greifen und von Vashti mitschleifen. Zuvor hatte er Hargeon durch die Zugfahrt halb komatös in den Armen der Reptilia durchquert, doch nun konnte die Hafenstadt ihre leckeren Eindrücke ganz und gar mit dem Drachensohn teilen. Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont und tauchte die Kulisse der Fischhändler und Hafenpromenade in ein feuriges Orangerot. Die Passanten wichen ihnen aus, um nicht von einer Schlangenfrau und einem lachenden Drachensohn plattgewalzt zu werden. Die meisten wandten sich angewidert ab, wieder andere platzten mit einem "Götter, was riecht hier so" heraus und wieder andere würgten trocken, wenn die beiden vor Dreck starrenden Magier an ihnen vorbeirauschten. Es war einfach seiner Nase zum Grillstand zu folgen und sich einen Tisch in der Außengastronomie zu sichern. Die Kellnerin, die für die Tische zum Hafen hin verantwortlich war starrte das ungleiche Paar an, als hätte sie einen Geist gesehen. Vahid aber ließ sich nicht beirren, trat zu Vashti an den Grill und bestellte reichlich Fleisch. "Mega gut!", lobte er die Wahl des Ortes und bemerkte dabei nicht, dass der Koch und Inhaber des Etablissements aussah, als wollte er die beiden Sphynxe am liebsten zu Drehspießen verarbeiten. Ohne darauf zu achten welche Unsummen an Jewel sie da zusammenkramten, türmten sich bald Fleischgerichte über Fisch und Geflügel mit würzigen Beilagen auf ihrem Tisch. Wenn man schon nicht die Gelegenheit gehabt hatte die Rattenpopulation von Hargeon Town zu fressen, dann musste man eben mit den Hühnern vorlieb nehmen. Und den Fischen. Und den Schweinen und Rindern ...