Ortsname: Vergnügungsviertel Art: Freiraum Spezielles: Am Tag ist hier wenig los, doch sobald die Sonne untergeht, kann man sich vor Angeboten kaum retten. Beschreibung: Das Vergnügungsviertel von Marokkasu Town ist für die Einwohner der Stadt entweder ein Fluch oder ein Segen. Einige sind froh, dass sich die direkteren Angebote der Stadt eher auf einen Punkt konzentrieren, andere sind der Meinung, dass die Ansammlung an Kneipen, Spielhallen und anderen Vergnüglichkeiten kein gutes Licht auf die Stadt wirft. Eines ist jedoch sicher: Hier kann man sehr schnell sehr viele Jewels loswerden und - je nach dem Preis, den man gewillt ist zu zahlen - eine ganze Menge Spaß haben.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Eine schwarze Kutsche bretterte über die Straßen der Großstadt. In ihrem Inneren führten die beiden Insassen ein erhitztes Gespräch. Der ältere Herr, der schon zum wiederholten Male nervös sein Monokel an seiner Brokatweste reinigte, hatte soeben die Stimme erhoben. Der tiefe Bass drang leicht gedämpft unter dem beachtlichen Walrossbart hervor. "Junge Dame, so denkt doch an Eure Gesundheit ... Die flehentliche Bitte stieß auf taube Ohren. Katzenohren, um genau zu sein. Die junge Romano saß, bereits in Mantel und feste Stiefel gekleidet, die Tasche neben sich auf der Kutschbank, dem alten Herren gegenüber und schüttelte das Haupt, das von einer komplizierten Flechtfrisur und einer großen, türkisen Schleife gekrönt wurde. Ein Bein war über das andere geschlagen und die Hände sittsam übereinander gefaltet. Sie lösten sich nur, damit sie beim Sprechen gestikulieren konnte. "Meiner Gesundheit geht es ausgezeichnet, Andrew. Und wir haben keine Wahl. Großvater ist auf Geschäftsreise in den Süden aufgebrochen und wir können diese Angelegenheit nicht länger unbeachtet lassen. Wenn noch mehr Lokale unter unserem Namen zum Ziel dieses Täters werden, dann schadet das dem Ruf der Familie. Eine solche Dreistigkeit können wir nicht zulassen." "Gewiss, junge Dame, doch könnte Euer Vater nicht ...?" "Er ist nicht mein Vater", unterbrach die Feline ihren Gesprächspartner. Ob der schnippischen Tonlage riss "Andrew" die Augen auf. Claudia seufzte leise. "Verzeih mir. Ich kann diesen Auftrag übernehmen. Ich weiß es. Ich brauche endlich eine Gelegenheit, um mich zu beweisen." Für die Gilde - aber vor allem auch für sie selbst. Andrew erwiderte ihr Seufzen mit einem noch tieferen, resignierten. Claudia hatte bereits gewusst, dass sie ihn herumkriegen würde. Nicht ohne Grund saßen sie bereits in der richtigen Kutsche. Dennoch musste der Butler ihrer Familie nun einmal die Sorgen teilen, die er sich machte - es war jedes Mal derselbe Kampf. Doch diesmal hatte ihr Großvater nicht die Gelegenheit, sie zu überstimmen. Endlich, endlich konnte sie eine wichtige Angelegenheit für ihre Familie klären. Wie lange Claudia auf diesen Moment gewartet, gehofft hatte! "Nun gut, aber müsst Ihr wirklich mit irgendwelchem Volk von der Straße arbeiten, junge Dame?"
Nach einigen weiteren Minuten der Überzeugungsarbeit und dem Versprechen, dass die Kutsche in einem nahen Etablissement unterkommen würde, um Claudia jederzeit aus dem "Sumpf" des Viertels abzuholen, verließ die Feline endlich das Gefährt und betrat die Straßen der Vergnügungsmeile. Es war später Nachmittag - ihr und ihrem bisher unbekannten Questpartner blieben also noch ein paar Stunden, bis die Läden gefüllt sein würden. Im Augenblick hielten sich vor allem Last-Minute Lieferanten, Arbeiter, die ihre Schicht antraten und verirrte Spaziergänger auf den Straßen auf. Es dürfte nicht zu schwer werden die Person zu identifizieren, mit der sie heute ihren Auftrag bestreiten würde. Der Inhaber des Lokals, vor dem sie Stellung bezog, hatte sich persönlich an ihre Familie gewandt, die schon seit jeher diesen Teil von Marokkasu mit Waren und Geldern unterstützten. Die Romano, deren primäres wirtschaftliches Standbein der Verkauf von Spirituosen war (zumindest öffentlich) hatte einiges Interesse daran Tavernen, Restaurants und Spielhöllen am Leben zu erhalten. Dennoch hatte man sich auch an die Allgemeinheit gewandt, denn nicht immer hatte ihre Familie Zeit oder Gelegenheit, sich solcher Dinge selbst anzunehmen. Nicht selten bezahlte ihre Familie Gildenmitglieder aus Midas Hands für genau solche Zwecke, doch diesmal kam der Auftrag von außerhalb. Claudia störte das nicht - "Straßenvolk" ohne Gilde oder selbst ein Mitglied einer anderen Gilde mochte in diesem Fall eine gute sekundäre Perspektive bereitstellen. Zumal die Feline für Kneipenschlägereien denkbar ungeeignet war. Blieb nur zu hoffen, dass die Suche nach Unterstützung ihren Täter nicht erreicht hatte und er seinen Modus Operandi nicht kurz vor knapp geändert hatte ...
Auf der anhaltenden Suche nach Maxwell hatte Madilyn nichtsdestotrotz ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, schließlich war sie nicht das Kind einer stinkreichen Familie und dadurch mit liquiden Mitteln ausgestattet, mit denen sie überall so ziemlich alles kaufen konnte. Die junge Winchester war darauf angewiesen, den einen oder anderen Auftrag auszuführen, damit die eigene Kasse liquide genug war. Selbstredend orientierte sie sich bei der Suche nach Aufträgen stets auf jene, die einen sauberen Eindruck hinterließen und moralisch den Wegen entsprach, die auch ihr Bruder Maxwell einschlagen würde. So hatte sie das Gefühl ihm irgendwie auf den Fersen zu sein und seinem Beispiel zu folgen, doch hatte die diesmal überhaupt keinen Schimmer, was alles hinter diesem Auftrag steckte. Sie verfügte lediglich über die Information, dass ein Trickbetrüger gefasst und der Frieden in den Bars und Kneipen von Marokkasu Town wiederhergestellt wurde. Das dahinter die Ruf-Sicherung der Romano-Familie und Pro-Bono-Dinge von Midas Hands steckten, waren ihr gänzlich unbekannt. Hätte sie davon gewusst, dann hätte sie das Angebot vermutlich abgelehnt.
Daheim in Crocus Town hatte sich Madilyn noch schnell ein Dosenbier an einem Kiosk organisiert, bevor sie das eiserne Gefährt gen Marokkasu Town bemannt hatte. Sie hatte nichts gegen das Zugfahren und je nach Reiseziel genoss sie so eine Fahrt sogar, aber Marokkasu Town war wirklich kein Ziel, an welchem sie interessiert war. Die Winchester zählte weder zu den technisch affinen Menschen, noch war sie grundsätzlich an Forschung und Fortschritt interessiert. Mit der Stadt und ihrer Orientierung konnte sie also schlichtweg nichts anfangen, also fokussierte sie ihr Interesse simpel auf die Belohnung, welche am Ende des Auftrages herausspringen sollte. Die Fahrt selbst dauerte glücklicherweise nicht lang, war aber ausreichend zeitintensiv, um das Dosenbier in aller Ruhe austrinken zu können. Rauchen war im Zug leider untersagt, daher verzichtete sie selbstredend auf ihre Zigarette, auch wenn sie sich sehr nach diesem Genussmittel verzehrte. Wer Madilyn Winchester kannte, der wusste, dass sie stets und ständig eine Kippe rauchen musste.
In Marokkasu Town angekommen, orientierte sie sich erst einmal an dem Stadtplan, der am Bahnhof ausgehängt war. Sie war noch nie in dieser merkwürdigen Stadt gewesen und nun wo sie den Plan so betrachtete, hoffte sie inständig, dass der nächste Besuch lang auf sich warten ließ. Treffpunkt für den Auftrag war jedenfalls im Vergnügungsviertel, wo all die Bars und Kneipen vorzufinden waren, die sicherlich nicht für jeden Bewohner der Stadt ein Segen waren. Madilyn jedoch fühlte sich in solch Gegenden deutlich wohler, schließlich traf sie man desöfteren in einem derartigen Etablissement an. Sie holte eine Zigarette aus der Schachtel, klemmte sie zwischen ihre Lippen und zündete sie an. Es erfolgte ein großer Zug, ehe sie den kalten Rauch hinaus ins Freie blies. Danach setzte sie sich in Bewegung, um den Zielort zu erreichen. Gekleidet war sie wie üblich, denn die Temperaturen im Zentrum des Königreiches ließen es ohne weiteres zu, derartig freizügig zu bleiben, ohne dabei zu frieren.
Mit ihren beiden Pistolen in den Holstern unterhalb ihrer Achseln und der Zigarette im Mund betrat sie die Straßen der Vergnügungsmeile und ließ sofort ihren neugierigen Blick umherwandern. Zu Schade, dass sie wegen der Arbeit hier war, denn ein Kneipenmarathon würde jetzt sicherlich auch viel Spaß machen. Und die Uhrzeit passte auch, denn es war später Nachmittag und die Kein-Bier-Vor-Vier-Regel hielt sie nicht länger auf. Erneut zog sie an der Zigarette und lief ein wenig durch die Straßen, in der Hoffnung die Person zu finden, die nach ihr gebeten hatte…oder ebenso engagiert wurde. Wirklich viele Details hatte die Winchester ja nun nicht erhalten. "Ich habe Durst", jammerte sie dann lautstark und brummte dabei. Ihr Körper verlangte nach Bier!
Wie eine etwas deplatzierte Statue der Sittlichkeit wartete Claudia brav und unbewegt vor dem fraglichem Etablissement und ließ den Blick violetter Augen durch die Straßen wandern. Hin und wieder glubschte ein verfrühter Kneipenbesucher oder ein Passant, der durch das Vergnügungsviertel abkürzte in ihre Richtung, doch bisher hatte sich zum Glück keiner berufen gefühlt, sich ihr zu nähern. Mit einem Schnappen öffnete sich die Schnalle ihrer Handtasche. Kurzes Wühlen förderte ein Bonbon zu Tage, das sich die Wartende zwischen die spitzen Zähnchen schob und gelangweilt von einer Wange zur anderen schickte. Na, das konnte ja dauern ...
Es dauerte tatsächlich noch einige Minuten, bis sich eine Person näherte, die Claudia als einigermaßen passend identifizierte. Die Frau - "Dame" wäre hier fehl am Platz - trug Pistolen und wirkte im Allgemeinen deutlich abgebrühter als die meisten Personen, die sie bisher gesehen hatte. Welchen Grund hatte eine Person, hier bewaffnet herumzulaufen, wenn nicht eine wichtige Quest? Ja, diese Frau musste es sein! "Verzei-hu-ng...", meinte die junge Erbin, wedelte mit einer Hand und trat der Unbekannten einfach in den Weg. Die Straßenlaterne in ihrem Rücken erleuchtete die Fremde mit einem Mal, und Claudia blieben Teile der Begrüßung im Hals stecken, als sich die Frau lauthals beschwerte, sie habe Durst. Kurz galt der Blick der Feline dem Gesicht Madilyns, doch wurden die Augen für einen langen Moment abgelenkt. Die Lippen drückten sich aufeinander, ein kurzer Blick ging an der jungen Dame selbst herunter, und sie sah mit einem Mal aus, als habe sie auf drei Zitronen zugleich gebissen. Toll, die sah ja aus wie der Traum jedes einsamen Motorradfahrers ... Egal! Leise räusperte sich die Feline und straffte die Schultern, um ihre Fassung zu wahren. Nur die nach unten zeigenden Öhrchen waren ein Hinweis dafür, dass Lyn gerade alleine durch ihr freizügiges Aussehen alle Hoffnungen und Träume Claudias zerstört hatte.
"I-ich habe mitbekommen, dass du Durst hast! Bist du zufällig wegen einer Quest hier?" Claudia blickte dabei vielsagend auf die Pistolengurte und hoffte, dass sie sich nicht geirrt hatte und direkt erst einmal auf offener Straße ausgeraubt wurde. "Wenn dem so ist, dann würde ich dich gerne auf ein Getränk einladen, damit wir unsere Strategie besprechen können! Ich bin übrigens Claudia." Bei den letzten Worten deutete die Feline auf sich selbst, danach auf die Bar, die sich günstigerweise direkt neben ihnen befand. Eigentlich war sie zwar noch geschlossen, doch der Besitzer wusste natürlich Bescheid, dass sie sich um die Probleme im Viertel kümmerten. Insofern würde er es nicht wagen, einem Mitglied der Familie Romano ihren eigenen Wein vorzuenthalten. Auch wenn diese Dame eher aussah, als würde sie vielleicht ein Bier wollen - oder einen Whisky. Nun, damit würde man auch dienen können. Jedenfalls wirkte diese Fremde besser geeignet, um sich einiger Trunkebolde zu erwehren als Claudia und würde bestimmt im Zweifelsfall auch als Schutzschild taugen! Genug Zielscheibe bot ihre Kleidung ja auf jeden Fall schon einmal an ... Nein, sie durfte sich nicht verunsichern lassen! Hier ging es um die Ehre der Familie!
Später Nachmittag und ein Aufenthalt im Vergnügungsviertel von Marokkasu Town. Es waren eigentlich die besten Umstände, um sich jetzt in eine Bar zu klemmen und sich mal ordentlich volllaufen zu lassen, doch leider Gottes war sie wegen eines Auftrages hier. Auch wenn Madilyn nicht gerade danach aussah, so war es ihr dennoch ein Anliegen, nicht sturzbetrunken bei einem Auftrag aufzukreuzen. Allgemein war die junge Dame weit vernünftiger und disziplinierter, als es zunächst den Anschein hatte und doch war ihr letzter Suff schon eine geraume Weile her. Das man in dieser Gegend also plötzlich Bierdurst bekam, war doch absolut nachvollziehbar. Gerade noch hatte die Winchester kräftig an ihrer Zigarette gezogen und lauthals ausgespuckt, dass sie Durst hatte, da stand auch schon eine Feline direkt vor ihrer Nase und stotterte eine halbe Begrüßung vor sich her. Madilyn hielt inne, zog zunächst eine Augenbraue hoch und musterte den Tiermenschen recht deutlich. Sie war definitiv hübsch, aber allen voran glänzte sie mit einer vornehmen und wohlerzogenen Ausstrahlung.
„Richtig gehört, Süße“, entgegnete Lyn grinsend und zog noch einmal an ihrer Zigarette, die sie zwischen ihren Lippen behielt und seitlich den kalten Rauch ausstieß. „Soll hier den Kneipenfrieden retten oder so“, fügte sie erklärend an und fühlte sich natürlich prädestiniert für diesen Auftrag. Sie hielt sich oft in Bars und Kneipen auf, trank gerne Alkohol und ließ gern mal die Sau raus. An derartigen Erfahrungen mangelte es ihr also überhaupt nicht, aber die Feline, die sich augenscheinlich gerade als ihre Partnerin auswies, schien nicht in diese Welt zu gehören. Allerdings sollte man ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen, daher ließ sich die Winchester schlichtweg überraschen. Vielleicht steckte in dieser Feline ja deutlich mehr, als man zunächst bemerken konnte. „Also Claudia“, begann die Pistolenschützin daraufhin und zog erneut an der Zigarette, die sie nun aber mit ihrer rechten Hand von den Lippen nahm. „Gehen wir einen trinken“, grinste sie zufrieden und folgte danach der Deutung der Romano Erbin, um die geschlossene Bar zu betrachten.
Das die Feline hier großen Einfluss besaß, wusste Madilyn ja nun nicht und runzelte daher kurzweilig die Stirn. „Aber is der Schuppen nich zu?“, fragte sie daher verwirrt und sah zwischen der Bar und Claudia hin und her. Das Mysterium in dieser Angelegenheit klärte sich jedoch zeitnah auf, denn der Besitzer der Bar wusste offenbar über ihren Auftrag bescheid und gewährte Einlass, obwohl seine Öffnungszeiten dies noch gar nicht vorgesehen hatten. Im Grunde hatten die beiden Damen die Bar somit erst einmal gänzlich für sich, womit sich der Punkt hinsichtlich der Besprechung einer Strategie gleich mit aufklärte. „N Whiskey bitte. Single Malt, wenns geht“, war schlussendlich also die Bestellung der Winchester, die definitiv nicht der Typ für die feinen Noten eines Weines war. Sicherlich trank sie auch Wein, aber eben nur, um danach besoffen zu sein und nicht, um den Wert eines edlen Tropfens zu schätzen zu wissen. Ihr Blick musterte die Feline, ihr Lächeln dabei kokett. „Nun gut, meine Schöne“, läutete Madilyn das nun berufliche Gespräch ein. „Legen wir mal los…mit der Strategie und so.“
Wenn das nicht meine Questpartnerin ist, dann wirkt das nun sehr seltsam. Verwirrt musterte Claudia das Enigma von Person, das vor ihr auf der Straße aufgetaucht war. Um ehrlich zu sein wirkte sie ein bisschen wie der schlimmste Alptraum ihres Großvaters: So eine richtige Rockerbraut, die vermutlich noch nie in ihrem ganzen Leben mit der High Society zu tun gehabt hatte. Die Feline bemühte sich sehr ihre Vorurteile zurückzuschrauben und stattdessen ein fröhliches Lächeln aufzusetzen, doch einerseits setzte ihr die Offenheit zu, mit der diese Person ihren Körper zur Schau stellte und zum Anderen war sie von der Anrede irritiert. Süße? Die hellblonden Augenbrauen hochgezogen, erschien ein rosaroter Schimmer auf den Wangen der jungen Frau. Die ungewohnte Betitelung machte sie über alle Maßen verlegen und lenkte sie beinahe von dem Inhalt der folgenden Aussage ab. Kneipenfrieden ... ja, genau! Also hatte Claudia bei ihrer Einschätzung recht behalten. Na, wenn diese Person so weitermachte, dann standen ihr ein paar belastende Stunden bevor. Die Höflichkeit gebot eigentlich, dass sich die Fremde nun ebenfalls vorstellte, doch das geschah nicht. Das Angebot für ein kostenloses Getränk nahm sie jedoch an. Heftig blinzelnd wandte sich die Romano dem Eingang zu und schickte ein Stoßgebet in alle ihr bekannten Himmelsphären, dass diese aufreizende Dame ihr nicht sämtliche Chancen auf die erste ordentliche Quest verbaute, auf die man sie ganz alleine ließ. Dafür stand zu viel auf dem Spiel! Der Ruf ihrer Familie, doch viel wichtiger ... Ihre große Chance! "E-erfreut." Ihre eigenen Manieren würde sie als Dame von Rang und Namen jedoch nicht vergessen!
Den Einwand der Öffnungszeiten quittierte Claudia mit einem wissenden Lächeln. Die Feline, die sich allmählich von der Anrede erholt hatte, wandte sich dem Eingang zu und wechselte einige leise Worte mit dem Besitzer. Er wartete ja bereits auf einen Repräsentanten der Familie, die dafür sorgte, dass er überhaupt hier seinen Fusel verkaufen durfte. Entsprechend schritt Claudia hoch erhobenen Hauptes in das gemütliche Etablissement und öffnete ihren Mantel, dem sie ohne groß nachzudenken dem Barkeeper über den Arm warf. Dieser betrachtete das Kleidungsstück einen Moment lang unbesehen von der Feline irritiert, hing es jedoch an die dafür vorgesehene Garderobe. Mit spitzen Fingern löste Claudia überdies ihre Handschuhe und zog sich das Mützchen vom Kopf, welche ebenfalls an ihren spontanen Hausdiener übergeben wurden. Unter der Herbstgarderobe trug sie ein auf die Hüfte zugeschnittenes, schwarzes Businesskleid mit goldener Schnalle - jedoch war nun auch der buschige Schwanz zu sehen, der sich nach seiner Plättung durch den Mantel erst einmal auskringelte, sowie die flauschigen Katzenohren, die aus den Haaren lugten. Sollte die Fremde zuvor noch Zweifel gehegt haben, offenbarte sich Claudia somit als ein Tiermensch. "Für mich nur einen Cidre, bitte", vervollständigte die Erbin die Bestellung und unterzog ihrer Partnerin einer kurzen Musterung. Wusste sie wirklich, dass es sich bei Single Malt Whiskys tendenziell um besonders hochwertige und lange gereifte Spirituosen handelte? Oder hatte sie das nur aufgeschnappt? Nun, man würde sehen. Claudia nahm an einem er Tische Platz und schlug die Beine übereinander. Die Hände legte sie gefaltet auf den oberen Oberschenkel, die Haltung gerade, so als handelte es sich hier nicht um eine Strategiebesprechung, sondern um einen Staatsempfang. Da sie die einzigen Kunden waren, dauerte es nicht lange, bis Lyn ein tiefes Glas mit einem kalten Stein und einer tiefkupferfarbenen Flüssigkeit erhielt und Claudia ein zartes Weinglas mit einem ähnlich gefärbten, allerdings perlenden Cidre, der einen sanften Apfelgeruch am Tisch verströmte. Der Whisky hingegen hatte ein rauchiges Aroma. Passend für die Trinkerin, die zuvor noch eine Zigarette im Mund hatte. Claudia wollte beginnen, doch da kam die Fremde ihr zuvor. Ein erneuter Kosename, diesmal schlimmer als der vorherige. Die Ohren stellten sich auf, die Augen weiteten sich und sollte Lyn darauf achten, konnte sie sehen, dass auch der Schwanz der Feline einen Moment aussah, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Zugleich trat ein tiefroter Schein auf ihre Wangen und Nase. "I-in Ordnung ... ähm ... W-wie ...", stammelte sie und räusperte sich, den Blick abwendend. Die Feline nahm einen Schluck vom Getränk, der etwas zu groß für pure Sittlichkeit war. Sie wünschte sich etwas viel Stärkeres herbei, das diese Erfahrung ausbrennen würde. "A-also. Wir sind engagiert, um einen Wiederholungstäter zu fassen. Es werden in letzter Zeit vermehrte Kneipenschlägereien angezettelt. Sobald sich das Chaos gelichtet hat, berichten Besucher unserer Etablissements von Diebstählen ihrer persönlichen Wertgegenstände. Wir vermuten, dass es zwischen den Ablenkungsmanövern und den Diebstählen einen Zusammenhang gibt, doch bisher konnten wir noch keine Person identifizieren, die uns verdächtig vorkam. Viele Besucher sind regelmäßige Gäste, daher lässt sich schwer eine Person isolieren, die beide Etablissements gleichzeitig besucht hat. U-und daher ... ähm ... wie heißt du eigentlich?"
Bei der jungen Winchester handelte es sich tatsächlich nicht um die gewöhnliche und höfliche Magierin, die man für gewöhnlich auf diversen Aufträgen erwartete. Sie hatte schon immer einen Hang zur unverblümten Direktheit gehabt und wenn es nicht notwendig war, dann verstellte sie sich auch keineswegs, schließlich sollte man sie eben so mögen, wie sie war und nicht so, wie man sie gern hätte, wenn sie anders wäre. Madilyn machte sich jedenfalls nichts daraus, wie andere Personen sie sahen, denn sie bestimmte ihren Weg gänzlich selbst und hatte bereits in der Vergangenheit glorreiche Zeiten als Magierin von Mermaid Heel gehabt. Sie hatte also ein spitzenmäßiges Portfolio und auch wenn sie mit ihren Fähigkeiten noch an den Anfängen stand, so hatte sie ihrer vorherigen Gilde niemals Schande bereitet oder irgendwelche Aufträge in den Sand gesetzt. Schlussendlich handelte es sich trotz aller fehlenden Ladylike-Merkmale hochnäsiger hochwohlgeborener Damen bei ihr um eine vertrauenswürdige und professionelle Magierin, auf die man sich zu jeder Zeit verlassen konnte. Aber so waren nun einmal die Vorurteile, die man ihr entgegenbrachte, weil sie eben keinen Tee aus kleinen Tässchen schlürfte, wenn die Turmglocke des eigenen Anwesens Fünfzehn Uhr einläutete.
Unhöflich war Madilyn aber eigentlich dennoch nicht, ganz gleich wie offen und direkt ihre Aussprache auch sein mochte. Sie stammte zwar nicht aus einer reichen Familie, aber sie war mit vernünftigen Werten großgeworden. Es war einfach nur ihr großer Durst und das überraschende Auftreten der jungen Dame, welche sie so schlagartig hatte reagieren lassen. Sie hatte also schlichtweg nicht daran gedacht, sich ihr gleichermaßen vorzustellen, doch es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis diese Frage dann auch gestellt wurde. Doch zunächst ging es etwas trinken, auch wenn die ausgewählte Lokalität eigentlich noch hätte geschlossen sein müssen. Doch offenbar hatte Claudia gewisse Verbindungen und konnte daher den Einlass gewährleisten, wie sich herausstellte. Sie verhielt sich in dem Etablissement auch ein wenig so als würde ihr dieses gehören und der Barkeeper machte keine Anstalten sich nicht irgendwie kommandieren zu lassen. An was für eine Person war Madilyn denn hier geraten? Von Midas Hands hatte sie ja schon gehört und das bei denen der Penny mehr wert war, als irgendeine kameradschaftliche Verbindung. Ob diese Claudia ihr Lächeln also nur als Fassade trug und im Grunde auch nur im Geldspeicher umher schwamm, wie die übrigen Midas Hands Angestellten? Madilyn schüttelte den Kopf, ließ von etwaigen Vorurteilen ab, denn im Grunde war es ihr egal.
Die Feline vervollständige die Getränkebestellung und gemeinsam nahmen sie an einem Tisch Platz. Lyn nutzte die Gelegenheit natürlich, um ihre Gegenüber noch einmal zu mustern, auch wenn sie Tiermenschen durchaus kannte. Wie üblich fiel die Winchester direkt mit der Tür ins Haus und verpasste der schönen Feline erneut einen Kosenamen, der sie wohl endgültig zu überfordern schien. Die aufmerksame Schützin registrierte das eine oder andere Merkmal, weswegen sie schlussendlich blinzelte und ihren Kopf auf einer Hand abstützte, während der Ellbogen auf dem Tisch verweilte. Vielleicht sollte sie mal einen Gang runterschalten, denn offenbar war Claudia ziemlich überfordert mit ihrer Offenheit. Irgendwie erinnerte sie das ein wenig an Shukketsu, der auch versuchte ihrer Offenheit zu entkommen, ihren Körper aber doch bei jeder Gelegenheit in Augenschein nahm. Sie nippte am Glas und überließ der Romano das Sprechen. Auch wenn es nicht so wirkte, so saugte Lyn diese Informationen auf wie ein Schwamm. Es war ein brisanter Auftrag, der viel Aufmerksamkeit erfordern sollte und diese brachte die Feline wohl mit. Die Winchester war sicherlich engagiert, um das Grobe zu übernehmen. So zumindest fühlte sich die Unterhaltung gegenwärtig an.
„Du kannst mich Lyn nennen“, stellte sich die Schützin also lächelnd vor und lehnte sich auf ihrem Stuhl dann nach hinten, hob ihr Glas und schwenkte die Flüssigkeit ein wenig. „Ein guter Barkeeper. Er nutzt kalte Steine für die Kühlung“, schmunzelte sie zufrieden zu diesem herüber, dann sah sie zurück zu Claudia. „Ein Eiswürfel hätte die Kanten dieses Drinks echt versaut“, fügte sie dann doch wieder salopper an. Lyn war gewiss keine Wissenschaftlerin oder dergleichen, aber wann ein Whiskey wirklich gut war und wann eben nicht, das wusste sie sehr gut. „Zurück zum Job“, leitete Lyn ein, genehmigte sich eines Schluckes und stellte das Glas ab. „Wir müssen die Person also identifizieren und auf frischer Tat ertappen, hm?“, schlussfolgerte Lyn aus den Erzählungen der Feline. „Eine von uns prügelt sich also fröhlich mit und gibt der Anderen die Chance alles aufmerksam zu beobachten?“, schlussfolgerte sie weiter. Lyn musterte die Feline eindringlich, aber man konnte ihr ansehen, dass dahinter kein offensichtlicher Hintergedanke lauerte. „Ich nehm an, ich geh mich prügeln. Du wirkst nicht wie eine Frau, die sich in einer Kneipe prügelt“, stellte sie also das Offensichtliche fest.
Offenheit bereitete Claudia Probleme. Die Feline war in einer Welt aufgewachsen, in der man alles hatte außer Ehrlichkeit. Wenn Lynn sie also bezirzte und ihr Kosenamen gab, dann verwirrte das die Romano über alle Maßen, denn ... was hatte ihr Gegenüber davon? Sie war bereits auf ihrer Quest engagiert, würde demnach eine angemessene Bezahlung erhalten. Bisher hatte sie auch nicht durchblicken lassen, ob ihr die Identität der Feline bewusst war. Da sich Claudia also beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was Lyn von einer solchen Art der Interaktion gewinnen könnte, gab es eigentlich nur eine Option: Die knapp bekleidete Unabhängige war einfach so. Und wenn sie sich nicht einen Scherz erlaubte und der Romano versuchte einen gewaltigen Bären aufzubinden, dann waren die Komplimente vielleicht ehrlich gemeint ...!
Claudia nahm einen vielleicht etwas zu großen Schluck von ihrem Cidre und hätte sich fast an der perlenden Flüssigkeit ertränkt. Leises Hüsteln war von ihr zu hören, doch zum Glück fuhr Lyn alsbald ein paar Gänge zurück, sonst wäre aus der Feline am Ende nur eine stotternde Pfütze geworden. Mit ehrlichen Worten und körperlicher Nähe konnte sie nicht umgehen, denn die waren beide rar gesäht im Hause der Reichen und Schönen. Gewiss hatte sie es in ihrem liebevollem Haushalt noch besser als andere, doch im Grunde genommen beriefen sich die meisten ihrer Bekanntschaften auf eine Nutznießerrechnung und waren vom Füllstand ihres Geldbeutels abhängig. Sogar innerhalb der Gilde. "Freut mich, dich kennen zu lernen, Lyn", erwiderte Claudia die Vorstellung ihrer erfrischenden Kameradin und rang sich ein nervöses Lächeln ab. Unbewusst feuerte die Andere mit ihrer ungezwungenen Art auf sämtliche Verteidigungen Claudias und faszinierte die Feline. Sie würde auch gerne einfach so direkt und unverfroren sie Selbst sein können ... "Kalte Steine? Oh, ja - natürlich. Manche Whisky-Arten, Scotch zum Beispiel, können von einer erfrischenden Note profitieren, aber dieser hier nicht. Das würde das Getränk viel zu sehr verwässern." Claudia lächelte nun etwas breiter und auch selbstsicherer. Über das Familiengeschäft konnte sie stundenlang reden, denn in dieser Hinsicht kannte sich die Romano aus. Zwar trank sie nicht oft von den hochprozentigen Angeboten, die unter ihrem Namen liefen, doch es gehörte zur Selbstverständlichkeit, dass sie Kunden beraten und interessante Gespräche über ihre Waren führen konnte, wenn sie irgendwann einmal das Gewerbe übernehmen wollte. Claudia nickte, als Lyn direkt nach ihrer Äußerung zum Getränk (die ebenso ihre Fachkundigkeit zeigte) zurück zu ihrem Auftrag kam. Vielleicht hatte sie die stürmische Frau falsch eingeschätzt. Mochte am Ende unter den Vorurteilen, die Claudia zweifelsohne besaß eine fähige Magierin stecken?
"In der Tat. Ich würde mich nur sehr ungerne prügeln, zumal dieses Etablissement meiner Familie gehört. Um ehrlich zu sein bezweifle ich, dass man mich schlagen würde." Die Feline lächelte leicht, klang dabei unter Umständen etwas hochnäsig, doch ihre Mimik verriet, dass sie die Aussage ernst meinte. "Außerdem habe ich in einem Faustkampf keine Chance und du siehst aus, als hättest du etwas ... Erfahrung. Ich kann allerdings mit meiner Kartenmagie aushelfen!" Claudia klopfte an das Kartenholster an ihrer Hüfte und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre körperliche Unversehrtheit während dieser Quest sehr wahrscheinlich einzig und alleine in Lyns Händen lag. Offenheit ... Das war einfach nichts für die Romano.
Hätte die Winchester Kenntnis von den Gedankengängen der Romano, hätte sie vermutlich lauthals losgelacht und sie abermals für niedlich befunden. Die Feline machte sich wirklich tiefgängige Gedanken zu der Offenheit der knapp bekleideten Schützin, dabei steckte da wirklich überhaupt nichts hinter. Lyn war seit ihrer Teenagerzeit einfach so und nahm eben nie ein Blatt vor den Mund, was je nach Gegenüber entweder arg verletzend oder aber schmeichelnd sein konnte. Oder halt verwirrend und was nicht sonst alles gab. Die Komplimente waren jedenfalls ernst gemeint, das würde Lyn ihr versichern, wenn sie da nachgehakt hätte. Die Feline war eine attraktive Frau und ihr Benehmen konnte durchaus als niedlich eingestuft werden, daher wurde sie eben auch mit derartigen Komplimenten konfrontiert. Aber gut – Offenheit war eben wirklich nichts für jeden.
Der große Schluck vom Cridre blieb nicht unbemerkt, aber darauf eingehen tat die Schützin nicht. Man konnte der Feline ansehen, dass sie mit der Art Person überfordert war, die Lyn eben darstellte. Entsprechend schaltete sie einen Gang zurück und konzentrierte sich mehr auf allgemeines Palavern, allen voran über die Beschaffenheit des Whiskeys und der guten Arbeit des Barkeepers. Lyn war gewiss keine Spezialistin, aber so ein paar Dinge wusste sie schon, allen voran über Getränke, welche sie selbst gerne zu sich nahm. Claudia schien einen Augenblick lang verwirrt, doch hatte sie zügig den Anschluss gefunden und ebenfalls mit Wissen geglänzt. Zufrieden lächelnd nickte die Schützin und nahm noch einen weiteren Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit zu sich, welches bei jedem Schluck ein sanftes Brennen im Hals verursachte. Dann kam Lyn auch schon direkt auf den Job zu sprechen, für den sie schlussendlich hier war. Vermutlich war es einfach das Beste, sich zügig darum zu kümmern und wieder zu verschwinden.
Claudia stimmte ihrer Vermutung unverzüglich zu, was der Winchester ein selbstsicheres Lächeln ins Gesicht zauberte, doch die folgenden Worte ließen sie innehalten. Diese Bar gehörte ihrer Familie? Die bernsteinbraunen Augen der Schützin musterten die Feline erneut, womit sich der anfängliche Verdacht wohl durchaus verhärtete. Sie war also bislang von Beruf Tochter gewesen und versuchte sich nun selbst an der Arbeit als Magierin? Oder war sie nur hier, um die Kontrolle zu behalten und die Drecksarbeit vom Fußvolk der Gesellschaft erledigen zu lassen? Was es auch war, Lyn verband es mit Klischees und Vorurteilen. „Das erklärt, wieso so jemand wie ich angeheuert wurde“, schlussfolgerte sie also, wissend, die Drecksarbeit erledigen zu müssen. Sonst gab es eben keine Kohle und die brauchte sie leider dringend. Immerhin konnte sie wohl mit Kartenmagie aushelfen. Aber brachte das wirklich etwas in einer Kneipenschlägerei? Lyn zweifelte ja daran.
Lyn schnappte sich ihr Glas und trank es in einem Zug leer, schloss dabei die Augen und gab sich gänzlich dem Brennen im Hals hin. Sie hatte sich für derartige Geschäfte entschieden, also gab es nun kein zurück mehr und wenn der schönen Feline bzw. ihrer Familie dieses Etablissement gehörte, dann musste sie vollen Einsatz zeigen. „Nun gut. Legen wir die Karten auf den Tisch“, begann Madilyn dann wieder und benutzte bewusst das Wort Karten. „Ich gehöre nicht in eure Welt, schon klar“, sprach sie offen und zuckte dabei mit den Schultern. „Ich bin keine piekfeine Dame, die sich in ihrem Leben um nichts sorgen musste, weil das Geld alles geregelt hat“, setzte sie fort, während sich ihr Gesichtsausdruck verfinsterte. „Ich habe viel Erfahrung damit sich durchzuschlagen und daher sag ich dir eines, Süße“, hing sie mit entsprechender Intensität an, das Kompliment noch immer ernstmeinend. „Du kannst mir vertrauen. Niemand krümmt dir ein Haar, also unterschätz mich nicht.“
Ebenso wie Claudia schien auch Lyn eine genaue Vorstellung davon zu haben, mit welcher Art von Person sie für den Rest des Abends zusammen arbeiten würde. Zwar wusste die Feline, dass der Schein trügen konnte (insbesondere ihre eigene Familie bewies dies tagtäglich), doch hatte die junge Frau nicht die nötige Weitsicht, um sich vorzustellen, welche unbekannte Facetten hinter dem ersten Eindruck ihrer offenherzigen Kollegin schlummern mochten. Gleichzeitig zeigte Lyn durch ihre Aussagen, dass ihr Leben nicht immer leicht gewesen war. Claudia lächelte leicht und machte keine Anstalten, gegen die indirekte Einschätzung ihrer Erscheinung zu protestieren. Der Kosename traf die Erbin nicht mehr ganz so unvorbereitet wie zuvor, doch daran gewöhnt hatte sie sich noch lange nicht. Mittlerweile hatte sie genug Charisma und Selbstbewusstsein wiederhergestellt, um den Blick ihres Gegenübers nicht mehr zu meiden. "Unsere Welten sind sehr verschieden, das ist korrekt. Es fällt mir überdies nicht leicht, Fremden zu vertrauen, aber heute mache ich eine Ausnahme", erklärte Claudia mit sanfter Stimme und stellte ihr Cidreglas, an dem winzige Kondensationströpfchen perlten zurück auf den Tisch. In ihrem Berufsfeld, manchmal sogar innerhalb ihrer Gilde, konnte leichtsinniges Vertrauen fatal sein. Doch sie würde Lyn den Gefallen tun - zumindest betrachtete die Feline das so. Es war klar, dass die beiden Magierinnen im Moment nur umeinander kreisten und sich einschätzten. Für Claudia, die in diesem Vergleich eher einer piekfeinen Wohnungskatze glich, handelte es sich zwar nicht um ihre erste Begegnung mit einem welterfahrenem "Streuner", doch war es mitunter die direkteste.
"Nun, da wir den Auftrag geklärt haben, können wir darüber sprechen, wie unser Vorgehen sein wird", versuchte Claudia mit einem leisen Räuspern die Kontrolle über das Gespräch wieder zu übernehmen. Sie legte die Hände auf die Tischplatte und verschränkte die schlanken Finger ineinander, während sie ein Bein über das andere schlug. Ihre aufgestaute Nervosität leitete sie unter die Tischplatte, wo ihr frei schwebender Fuß beim Reden wackelte. "Wir wissen nicht mit Sicherheit, welches Etablissement auf dieser Straße zum Ziel des Betrügers wird, doch das kann ich mit meiner Divinationsmagie recht sicher bestimmen. Dies wird allerdings einen Moment in Anspruch nehmen - meine Magie ist nicht gerade eine schnelle Wissenschaft. In der Zwischenzeit schlage ich vor, dass du dich mit den Bars in der Umgebung vertraut machst und dich über mögliche Ein-und Ausgänge informierst, die dafür geeignet wären, unauffällig zu verschwinden. Aufgrund der Effektivität des Betrugs muss es sich beim Täter um eine Person handeln, die sich in den Bars gut auskennt. Wenn jemand Probleme macht, dann zeig ihnen das hier." Vorsichtig löste Claudia eine goldene Brosche von ihrem Mantelkragen, die ein von Traubenreben umschlungenes "R" darstellte und schob sie zu Lyn über den Tisch, als handele es sich dabei um einen Stapel wichtiger Dokumente und Erlaubnisse. Es mochte stimmen, dass sie nicht einmal im Ansatz denselben Blick auf die Welt besaßen, doch Claudia wusste auch, dass man nicht alles mit Geld lösen konnte. "Das ist nur für Notfälle." Außerdem wusste ihre Kameradin vermutlich mindestens so gut wie sie selbst, dass man mit dem Herumwedeln eines berühmten Namens nicht immer die besten Ergebnisse erzielte, wenn auch Folgsamkeit. Eine bodenständige und weltoffene Gesprächspartnerin wie Lyn würde den Leuten viel mehr Hinweise entlocken können, als Claudia durch ihre pure Anwesenheit zum Verschwinden brachte.
Wie zwei Katzen pirschten die Damen umeinander herum und trafen ihre Einschätzungen, die entscheidend für die weitere Zusammenarbeit waren. Sie stammten aus zwei völlig unterschiedlichen Welten und würden diese womöglich niemals synchronisiert bekommen, doch wenn Madilyn eines gelernt hatte, dann das Claudias Welt ohne ihre Welt vollkommen aufgeschmissen war. Ihre Welt hingegen funktionierte gänzlich ohne die der Romano, womit die Winchester mitnichten im Nachteil war. Doch es ging bei dieser Unterredung wahrlich nicht darum, wessen Welt die bessere Chancen hatte zu überstehen, sondern einzig und allein darum, ob ein Vertrauensvorschuss angemessen war oder nicht. Schlussendlich setzte Lyn dann den entscheidenden Zug und brachte konkret hervor, dass ihre Erfahrungen und Fähigkeiten dafür Sorge trugen, dass der Feline nichts geschah. Madilyn meinte es wirklich ernst, denn sie hatte entschieden der niedlichen Romano bereits vorab ein entsprechend notwendiges Vertrauen entgegenzubringen, um den Job durchziehen zu können. Wie erhofft kam Claudia ihr entgegen und gewährte ihr entsprechenden Vorschuss an Vertrauen. „Ich vertraue Fremden auch nie“, gestand sie der Romano zu und lächelte. Die Fronten waren nun jedoch geklärt, also zurück zum Auftrag.
Die Winchester setzte sich nun etwas aufrechter hin, verschränkte die Arme unterhalb ihrer Oberweiter und drückte diese dadurch minimal nach oben. Sie überschlug ihre Beine und richtete ihren Blick aufmerksam auf die Feline. „Ich bin ganz Ohr“, sprach Madilyn seelenruhig und lächelte dabei leicht, schließlich hatte sich am Charme und der Höflichkeit Claudias nichts geändert. Dann begann Claudia zu erzählen und erwähnte dabei sogar ihre Divinationsmagie, was bei Lyn durchaus ein kleines Staunen hervorrief. Bedachte man ihr vorheriges Klopfen auf den Kartenholster und ihre Aussage hinsichtlich Kartenmagie, wurde auch sofort klar, welches Medium sie nutzte. Vorahnung durch Nutzung von Karten, ergo Tarot. Eine ziemlich interessante Magie, die Lyn gern mal in Aktion sehen wollte, aber dazu käme sie in ihrem Leben sicher einmal. Sie selbst spielte gern Karten, mit großer Masse aber Poker oder Skat. Sie kannte sogar einen Magier, der mit einem Skatdeck Magie anwendete. „Die Bars der Umgebung überprüfen, spezifische Analyse der Ein- und Ausgänge mit Respektive unauffällig verschwinden zu können. Einprägen“, wiederholte sie klar ihren erteilten Auftrag. Abermals aufmerksam wurde Madilyn, als Claudia ihr etwas geben wollte.
Neugierig begutachtete sie die Brosche, welche Claudia von ihrem Mantelkragen genommen und wie ein wichtiges Dokument über den Tisch zu ihr geschoben hatte. Das „R“ stellte erkennbar dar, was diese Brosche ausdrücken sollte, und das war Macht. Eine Macht, welche unter jeweiligen Umständen von großem Nutzen sein konnte und gleichwohl eine Art Lebensversicherung darstellte. „Nur für Notfälle“, wiederholte sie auch das. Dann hob sie die Brosche auf und betrachtete diese kurz, ehe sie sorgfältig verstaut wurde. „Und du bist hier sicher, während ich auf Erkundung bin?“, wollte Madilyn unbedingt wissen, denn sie würde nicht gehen, wenn das Leben der Romano hier bereits einer Gefährdung ausgesetzt sein konnte. Nach einer entsprechenden Bestätigung, die ausreichen musste, erhob sich die junge Dame von ihrem Platz und nickte ihrer Partnerin zu. „Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, versuch auf die Straße zu kommen und brülle ‚Barracuda‘. Dann weiß ich Bescheid“, gab Lyn ihr noch mit auf den Weg und hob dann die Hand zum Abschied. „Ich werde mich beeilen, Süße“, versicherte die Schützin der Feline und verließ die Bar.
Draußen auf der Straße sah sie sich direkt um, damit sie sofort einen Überblick über etwaige Etablissements bekam. Am besten arbeitete sie sich der Reihe nach vom Beginn hin zum Ende der Straße vor. Sofort stiefelte die Schützin los, um zur ersten Bar zu gelangen. Der Haupteingang war schnell in Augenschein genommen und für absolut nicht geeignet befunden, schnell und auffällig abzuhauen. Sie trat ein und blickte sich direkt in der Bar um, damit sie einen direkten Eindruck der Räumlichkeiten erhielt. Hoffentlich machte man ihr keine Szene, schließlich wirkte es mitunter so, als wolle sie hier herumspionieren. Jetzt wurden noch der Hintereingang und die Toiletten gecheckt, doch nichts war sonderlich gut geeignet, daher war es unwahrscheinlich, dass hier zugeschlagen wird. Allerdings wollte Lyn die Bar auch nicht abschreiben. Schlussendlich musste sie sich alle Bars genau ansehen und reagieren können, je nachdem, was die Magie der jungen Feline für ein mögliches Ziel aufdeckte. Dann sollte auch schon die zweite Bar drankommen, dann die dritte. Die Dritte war deutlich verwinkelter aufgebaut und ähnelte einem Puzzle, was der Name „Puzzles“ bereits vermuten ließ. Die Drinks waren preislich echt voll in Ordnung, außerdem gab es keine Schließzeiten. Sympathisches Lokal, aber leider optimal geeignet, um hier krumme Dinger zu drehen.
Barracuda ... Kurz blickte Claudia Lyn hinterher, als sich die knapp bekleidete Gunnerin verabschiedete. Handelte es sich dabei nicht um eine Art fleischfressenden Fisch? Mit geröteten Wangen löste die Romano ihr Deck aus dem Kartenholster und strich über die reich mit goldenen Sternen verzierten Kartenrücken, als könnte sie Beruhigung aus ihrem magischen Medium ziehen. Die Art, wie ihre Kameradin sich erst versicherte, dass es ihr hier gut ging .. Es berührte Claudia. Auf dem ersten Blick hielt man Lyn für deutlich rabiater und draufgängerischer, als sie war. In ihr schien eine gute Seele zu stecken. Die Feline bekam beinahe ein schlechtes Gewissen, sie die Drecksarbeit für ihre Familie erledigen zu lassen. Aber nur beinahe.
Sorgsam und geschickt begann Claudia die Karten zu mischen, die nichts mit den Romano zu tun hatten. Ihre Hände führten Bewegungen aus, denen sie als kleines Kind beinahe jeden Tag mit leuchtenden Augen gefolgt war. Jedes Mal, wenn sie die Karten um Rat fragte, spürte sie die Wärme ihrer Mutter, ihren sanften, stolzen Blick. Hörte ihre beratende Stimme. Früher, als sie gerade in Fiore angekommen war, hatte Claudia sich manchmal vorgestellt, dass sie nicht das Schicksal um Rat fragte, sondern ihre weit entfernten Eltern. Sie hatte fest daran geglaubt, dass ihr inniger Wunsch über Entfernung trug und sie erreichte und sie ihr Wahrheiten ins Ohr flüsterten. Claudias Finger ratschte beinahe über eine der Klingen, die an den scharfkantigen Karten angebracht waren. Wie naiv.
Während der Barkeep sein Lokal für den Abend vorbereitete und das Personal in das Etablissement plätscherte, führte Claudia ihre Kartenmagie aus. Hin und wieder unterbrach sie eine Begrüßung, doch obwohl sie sich nicht einmal im Ansatz so viel bewegte wie Lyn, kundschaftete sie auf ihre ganz eigene Art und Weise. Noch war die junge Erbin keine Expertin für Divination und musste daher mühselig jede einzelne Bar in der Straße überprüfen. Ein Akt der Zauberei, der ihren Manavorrat und ihre Konzentration gleichzeitig belastete. Die Menge an Bars in der Vergnügungsmeile war nicht gerade gering. Es dauerte eine ganze Weile und zwei große Gläser Wasser, bis Claudia erschöpft auf der Bank zurücksank und keuchend eine glimmende Karte zwischen ihren Fingern hielt. Das übrige Deck lag auf dem Tisch, und ihre Finger waren übersäht von winzigen Schnitten, wo die Kartenwaffen sie beim energischen, fast fieberhaften Mischen verletzt hatten. Nach einem Moment, in dem Claudia mit geschlossenen Augen nach Atem rang, studierte sie die Karte im Bezug auf einen Angriff der Bar "Puzzles".
Aufrecht zeigte die Karte einen Mann, der in den Himmel schaute. Er hob drei Schwerter vom Boden auf und blickte über die Schulter auf zwei weitere Männer, die aussahen, als würden sie um etwas oder jemanden trauern. Zwei weitere Schwerter lagen auf dem Boden, als wäre zuvor eine Schlacht verloren worden. Der Himmel zeigte eine bedeckte, wolkige Szene, als wäre noch immer nicht alles gut, auch wenn der Kampf vorüber war. Ein Sturm braute sich zusammen. Die Fünf der Schwerter. Und wie hell sie leuchtet ... Lyn! Mit aufgerissenen Augen stemmte sich Claudia von der Bank hoch und schob die Karten in das Holster zurück. Doch die Anzahl an Zaubern, die sie beinahe unwissentlich gewirkt hatte, riss sie von den Füßen. Nur ein Kellner, der zufällig in der Nähe war, hielt sie davon ab den Boden zu küssen, als ihr die Knie nachgaben. Nein! Sie musste helfen! Das war nicht nur eine Karte für Konflikt ...
"Kann ich dir helfen, mh?", fragte in dem Moment der Inhaber der Bar die spionierende Lyn und verschränkte die Arme. Sein Gesicht zeigte ein breites, offenes Grinsen, das jedoch nach einem Moment besorgt wurde. "Geht es um die Probleme von neulich? Man hat uns schon gesagt, dass vielleicht jemand kommt, der uns helfen will. Wir haben jemanden dingfest gemacht, der sich durch einen Ausgang bei der Küche einschleichen wollte. Er ist da drüben, wenn du mir folgen willst - wir sind alle keine Kämpfer, musst du verstehen ..." Der Mann wandte sich um und deutete an, Richtung Küche in dem verwinkelten Etablissement vorzugehen. Als sein Gesicht von Lyn abgewandt war, grinste er breiter als zuvor.
... die Karte stand für Verrat in den eigenen Reihen.
Genutzter Zauber Cartomancy: One Card Spread TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser simplen Art der Divination leitet der Anwender beim Mischen des Tarotdecks einen kleinen Teil Mana hinein, während er eine Ja-oder-Nein-Frage formuliert. Daraufhin wird eine Karte gezogen, die bei der Beantwortung der Frage hilft - bei "Ja" leuchtet das Gesicht der Karte leicht auf. Die Lesung erfordert Konzentration und einen Moment Zeit. Außerdem ist das Deck nicht allwissend - während man immer einen magischen Hinweis erhält, ist dieser nur so wertvoll wie die Interpretation des Anwenders und dessen Wissen.
Die Winchester hatte kein Problem damit die Drecksarbeit zu erledigen, schließlich war das genau das Metier, welches sie sich eigenmächtig ausgesucht hatte. Ihre eigene Firma bot dahingehend selbst einige Dienstleistungen an, also wieso sollte sie hier nicht offen dafür sein, zumal Claudia einen aufrichtigen Eindruck machte. Nachdem Lyn ihr also klargemacht hatte besser nicht unterschätzt zu werden, versicherte sie der Feline sie mit all ihrer Macht zu beschützen. Lyn war eine Frau für das Grobe und das wusste niemand besser als sie selbst, daher konnte die junge Romano sich zurücklehnen und weiterhin Kopf dieser Unternehmung sein. Lyn besaß deutlich mehr Herz als man ihr ansah, etwas was Claudia am heutigen Tage bereits herausfinden durfte. Und so trennten sich ihre Wege, denn Lyn zog los, um sich die einzelnen Lokale anzuschauen. Divination war schön und gut, doch es schadete nicht, die Lokale vor Ort auch tatsächlich zu kennen.
Und so gingen beide Frauen ihren Arbeiten hinterher, die entsprechend einiges an Zeit verschlangen. Lyn ging von Lokal zu Lokal, sah sich um und erstellte dabei ihre eigenen Analysen. Und in der Zwischenzeit wandte Claudia ihre Kartenmagie an und verschleuderte ihr Mana wie so manch einer sein Geld in der Spielothek, doch brachte es schlussendlich genau jenes Wissen hervor, welches sie so dringend benötigten. Claudia hatte den Missstand aufgedeckt, der in direkter Verbindung mit dem Lokal „Puzzles“ stand, in welches die Winchester augenblicklich hineinspazierte. Für eine Warnung war es jedenfalls deutlich zu spät, denn Lyn tappte direkt in die Falle und die große Erschöpfung hinderte die Feline daran, ins Puzzles zu eilen und Lyn davor zu bewahren. Die Situation entglitt den beiden Damen also genau an dieser Stelle, doch durfte man Powerfrauen auch nicht unterschätzen. Die Sterne mochten augenblicklich ungünstig stehen, doch das Schicksal spielte ihn sicherlich in die Karten, vielleicht sogar wortwörtlich.
„Helfen?“, wiederholte Lyn die Frage des Mannes, der sie im Lokal konfrontiert hatte. „Sie könnten mir das Lokal zeigen“, entgegnete die Schützin und der Mann schlussfolgerte sofort, dass es um die jüngsten Problematiken im Vergnügungsviertel gehen musste. „Yep, deswegen bin ich hier“, nickte die Winchester auf die Frage des Mannes hin. Sie hatten wen dingfest gemacht? Das konnte natürlich der Jackpot sein, denn wenn der Täter bereits gefasst wurde, dann brauchte Madilyn ihn ja nur noch mitnehmen und der Auftrag konnte abgeschlossen werden. „Kein Problem. Ich kann helfen“, kündigte Lyn also zufrieden an und folgte der Deutung des Mannes, tiefer in das Lokal hineinzugehen. Das breite Grinsen des Mannes entging ihr dadurch und Lyn tappte geradewegs in die Falle. Sie bog ab und dann erneut, um zur Küche zu gelangen, in der sich jedoch kein Gefangener befand. „Was hat das zu….“, wollte Lyn gerade nachhaken während sie über die Schulter blickte und das breite Grinsen des Mannes erblickte. Ihre Augen wurden groß und reflexartig wollte sie zu einer ihrer Pistolen greifen, als sie plötzlich von etwas getroffen wurde.
„Arrrrrgh“, stöhnte Lyn kreischend, während sich ein äußerst schmerzhafter Elektroschock in ihrem Körper ausbreitet. Sofort überkam sie eine lähmende Paralyse, welche sie allmählich benommen zusammensacken ließ. Nur noch schemenhaft bekam sie mit, wie man sie packte und ihr die Waffen abnahm. Danach schleifte man sie tiefer in das Etablissement in eines der Hinterzimmer, wo man sie auf einen Stuhl bugsierte und ordentlich knebelte. Der grinsende Mann hob die verlorene Brosche mit dem „R“ auf und zeigte sie Lyn. „Die hier brauchst du nicht mehr“, machte er ihr klar und steckte sie weg. „Du mieses…“, wollte die Schützin ihn gerade beleidigen, da kassierte sie einen ordentlichen Faustschlag von einem Handlager. Blut spritzte auf den Boden, unsägliche Schmerzen breiteten sich in ihrer rechten Gesichtshälfte aus, wo die Faust ungebremst eingeschlagen war. Ihr Blick, der gerade erst wieder klar wurde, vernebelte erneut. „Clau…dia…“, murmelte sie leise, während etwas Blut aus dem Mundwinkel tropfte. Sie hatte versagt.
Benommen wankte Claudia einen Schritt voraus. Die Hände des Kellners an ihrer Seite hielten sie aufrecht und sie hörte wie durch Wattebäusche ein “Alles in Ordnung, Lady Romano?” zu ihr durchdringen. Die Manaregeneration der Feline wurde angekurbelt, doch es brauchte noch mehrere Wimpernschläge und zittrige Atemzüge, bis das Lokal um sie herum aufhörte, sich zu drehen. Statt sich um sich selbst zu sorgen, galten Claudias erste Gedanken der Peinlichkeit, dass sich eine Romano hier so schwächlich zeigte. Dann Lyn. Lyn, die vermutlich bereits im Gefecht mit den fünf Handlangern war, die in Puzzles versteckt waren. Zumindest, wenn sie die Karte richtig deutete. Die Romano griff nach dem Oberarm des Kellners und schluckte ihren Stolz herunter. Sie blieb stehen, stabilisierte ihre Haltung und atmete ein paar Mal tief durch, während sie wie eine Katze an einem Vorhang an der schwarzen Weste ihres Retters hing, der leicht panische Blicke in die Umgebung schickte. Schließlich hatte Claudia genug Mana regeneriert, dass der Nebel aus ihren Gedanken und die Schwärze vom Rand ihres Blickfeldes verschwand. Kurz darauf schaute sie sich um. Die Bar war noch nicht geöffnet. Niemand außer dem Personal war Zeuge ihrer Schwäche geworden. Und sie würden damit vermutlich nichts anfangen. Claudia musste sich auf die Ziele direkt vor ihr konzentrieren, sonst lähmte sie die Angst, Schande über ihre Familie zu bringen. Irgendwie musste sie Lyn helfen. Doch sie konnte unmöglich einfach so in die Bar laufen und behaupten, dass sie von allem wusste. Ihre Partnerin würde sich sicherlich auch eher verdeckt geben und da Claudia nicht wusste, ob sie es mit einem einzelnen Verbrecher oder einer ganzen Bande zu tun hatte und wie stark jene bewaffnet waren, konnte sie nicht riskieren, einfach in einen Hinterhalt zu laufen. Die Feline trat ein paar vorsichtige Schritte weiter zur Tür und hielt sich am Bartresen fest. Der Kellner, von dem sie sich soeben gelöst hatte, folgte ihr mit ausgestreckten Armen und auch der Barkeep machte sich bereit, die junge Erbin aufzufangen, sollte dies nötig werden. Doch Claudia zwang sich nur, das Kinn zu heben und die Arbeiter mit einer Stimme anzusprechen, die es gewohnt war, Dinge zu verlangen. Sie sammelte all ihren Mut, um mit ihrer eigenen Tonlage das ängstlich hämmernde Herz in ihrer Brust zu übertönen.“Sagt in der nächstgelegenen Garnison Bescheid, dass wir einen Hinweis haben. Sie sollen sich bereit machen, die Bar Puzzles zu umstellen.” Manche hielten Claudia vielleicht für vollkommen verrückt, weil sie keinen Moment daran zweifelte, dass ihre Karten ihr die Wahrheit sagten und ihnen zu vertrauen war. Doch wenn sie nicht auf diese Eingebung vertraute, was hatte sie dann? Gerne hätte sie genauere Details zum Zustand von Lyn oder den ihrer Feinde erhalten, doch sie musste mit dem arbeiten, was sie hatte.
Nachdem Claudia ihren Verbündeten in der Bar der Romanos Anweisungen erteilt hatte, trat sie fröstelnd und mit noch immer leichtem Schwindel auf die Straße hinaus. Die Sonne schob sich bereits rot hinter die hohen Gebäude der Großstadt. Die Laternen im Vergnügungsviertel waren beleuchtet und die ersten Straßenstände erfüllten die Luft bereits mit dem fettigen Duft ihrer Speisen. Hier und da riefen hübsche Frauen in knappen Kleidern etwas oder verteilten Flyer für das neueste Lokal, und aus den Seitengassen und den Hauptstraßen quollen vergnügungssüchtige Menschenmassen in die Spielhallen und Lokale. Normalerweise öffneten die Bars etwas später, doch zu Claudias Überraschung gewährte das Puzzles freudigen Gästen heute “ausnahmsweise” bereits früher Einlass als sonst. Der Eingang war von Leuten verstopft. Claudia zog sich ihr schwarzes Barett auf den Kopf, um ihre Katzenohren darunter zu verbergen und wickelte ihren Schweif unter dem Mantel um ihre Taille. Dann ließ sie sich von der Menschenmenge mitreißen wie von einer Welle. Mühelos trieb sie näher an Puzzles heran. Es brauchte nur einen kurzen Blick, um zu erkennen, dass der Türsteher verdächtig lange junge Damen kontrollierte. Einige fühlten sich von den Blicken geschmeichelt und kicherten, andere wunderten sich lauthals, seit wann man keine hübschen Damen in einer Bar haben wollte. Claudia ahnte schon, nach wem sie Ausschau hielten und konnte sich nur ausmalen, welche hanebüchenen Ausreden dem Türsteher vorgekaut worden waren, um sie draußen zu halten. Ein Dialog an dieser Stelle wäre verschwendet. Doch Claudia hatte Lyn gebeten, sich vor allem nach Orten mit alternativen Möglichkeiten des Eintritts und schnellen Fluchtwegen umzusehen. Wenn das Puzzles der Ort war, nach dem sie suchten, dann musste man über denselben Weg in das Gebäude gelangen, wie es die Leute taten, die Prügeleien anzetteln und blitzschnell in der Menge untertauchen konnten. Auf leisen Sohlen trennte sich Claudia von er Flut an Leuten und schlug sich in die Gasse zwischen dem Etablissement und seinem Nachbarn. Es roch nicht unbedingt großartig bei den Mülltonnen, doch der Abend war zum Glück noch so jung, dass sich kein großer Unrat ansammeln konnte. Dennoch würgte Claudia trocken, als sie an einer verdächtig aussehenden Pfütze vorbeikam, die halb die Wand und halb den Boden benetzte. Was tat sie nicht alles für ihre Familie und Lyn - ihre Partnerin schätzte hoffentlich, welchen Qualen sie sich hier für sie aussetzte!
Es wäre gelogen zu behaupten Lyn wäre überrascht über den Ausgang dieses Auftrages. Viel zu oft erwischte sie den Griff in die Verdammnis und es war längst nicht das erste Mal, das man sie dingfest machte. Die junge Winchester hatte trotz ihrer großen Klappe ein aufrichtiges und gutes Herz, war in diesem Fall wirklich sehr daran interessiert, der jungen Erbin bei ihrer Misere zu helfen. Claudia hatte einen tiefen Eindruck hinterlassen, zumal Madilyn durchaus zwischen den Zeilen lesen konnte und somit zu erkennen glaubte, dass in ihr eben nicht nur die piekfeine Dame der Oberschicht schlummerte, sondern eben auch eine liebevolle, gutherzige Frau. Madilyn beschwerte sich nicht über ihre gegenwärtige Situation, denn sie hatte sich als Frau für die groben Angelegenheiten zur Verfügung gestellt und konnte daher entsprechend gut mit dieser Belastung umgehen. Und zum Opfer dieser Angelegenheit zu werden spielte im Grunde mit in den Schutz der Feline mit hinein, denn Claudia hätte keineswegs auf diesem Stuhl enden dürfen.
„Halt die Klappe, Weib“, bläffte der Geschäftsführer des Puzzles, der sich seines Sieges zu sicher war. Zwar hatte er die Söldnerin der Romano Erbin gefangengenommen, doch wenn er sich so sicher fühlte und aufspielte, dann konnte es nur eines bedeuten. Er hatte einen Plan oder vielleicht sogar schon Erfolg gehabt mit eben jenem, was zur Folge hatte, dass Claudia irgendetwas zugestoßen war. Als Madilyn das realisierte, setzte ihr Herz kurz aus und eine ungeheure Menge Adrenalin wurde freigesetzt, welches nun unweigerlich durch ihre Adern gepumpt wurde. „Hattet ihr echt geglaubt mich austricksen zu können? Einfältiges Weiberpack“, posaunte der Besitzer lachend heraus und griff an das Kinn der gefesselten Winchester. „Halts Maul, Fettsack“, blaffte Lyn und spuckte dem Kerl direkt ins Gesicht. „Du miese Schlampe!“, stieß der Besitzer empört hervor, holte ordentlich aus und schlug ihr mit der Faust abermals ins Gesicht.
Der Hieb war dabei so kräftig, dass sie mitsamt dem Stuhl auf die Seite fiel. Aufgrund der Fesselung konnte sie den Sturz auch nicht abfedern, was unweigerlich zu weiteren Schmerzen führte. Lyn stöhnte schmerzhaft auf und versuchte sich zu winden, doch weit kam sie nicht, denn der Besitzer trat noch einmal ordentlich zu und versenkte seinen Fuß in ihrer Magengegend. Ihr wurde direkt wieder ein wenig schwarz vor Augen, während sich ein starker Schmerz in ihrer Magengegend ausbreitete. „Setzt sie wieder auf“, befahl der Besitzer und sein Handlanger hievte den Stuhl mitsamt Lyn wieder herauf. Madilyn spuckte Blut auf den Fußboden und hechelte schwer, doch konnte sie den Besitzer allmählich wieder anschauen. Ihr Blick war finster, das Gesicht zeigte ein süffisantes Grinsen. „Dafür wirste sterben, Fettsack“, blaffte Lyn. Offenbar hatte sie ihre Lektion nicht gelernt, aber so war sie eben nicht.
Der Besitzer nickte und der Handlanger schlug ihr noch einmal kräftig eine rein, was zu weiteren blutigen Verletzungen führte. „Das reicht erstmal. Lassen wir sie etwas schmoren“, lachte der Besitzer und verließ daraufhin erst einmal den Raum, gefolgt vom Handlanger. Lyn blieb zurück auf dem Stuhl, unfähig sich zu bewegen und blutend. Alles tat ihr weh, sie spürte kaum noch etwas, außer lähmenden Schmerz und eine Träne am Augenlid. „Hi...lf mir…Max…well“, murmelte sie kraftlos, während die Träne ihre Wange hinablief. Doch zur Rettung kam nicht ihr Bruder, sondern die Feline und das auf leisen Sohlen. Das Puzzles hatte natürlich einen separaten Eingang, der als Fluchtweg diente und Claudia somit als Einstiegspunkt zur Verfügung stand. Damit hatte sie die Chance zur Winchester zu gelangen, ohne dabei entdeckt zu werden. Daran glaubte Lyn jedoch nicht, ging sie aufgrund des Verhaltens des Mannes davon aus, dass sie unlängst deren Plan zum Opfer gefallen war. Lyn hatte es echt vergeigt.
Claudia hielt den Atem an. Sie drückte ihren Körper gegen die Tür zum Lokal, die sie in der dunklen Gasse entdeckt hatte. Ihre Nachtsicht verriet ihr, dass sich außer ihr selbst niemand an diesem dunklem, verstecktem Ort befand. Dennoch schickte jedes Geräusch von der nahen, geschäftigen Straße eiskalte Schauer über ihren Rücken. Die Feline war nicht für solche riskanten Aktionen gemacht; Gefahr gehörte nicht zu ihrem Alltag. Und doch drückte sie nun vorsichtig eine Klinke herunter und erstarrte, als das Metall leise quietschte. Horchend, ob sie eine Person auf sich aufmerksam gemacht haben könnte, die sie angreifen könnte. Und das alles tat sie nur aufgrund einer Kartendeutung und einer eigenartigen Beobachtung am Eingang des Lokals. Was, wenn sie einen großen Fehler machte? Auf Claudia lastete die Bürde der familiären Verantwortung. Jeder Fehltritt würde auf die Romanos fallen. Und doch spürte die Magierin in diesem Moment nicht die Last ihrer Herkunft auf den Schultern, sondern das Verantwortungsgefühl für ihre Kameradin. Beherzt schlüpfte der schlanke Leib der Feline durch den engen Spalt an der Tür, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Der stechende Geruch von Alkohol und Schweiß drang ihr entgegen. Unweit wummerte Musik, der Takt der Trommeln auf bizarre Weise ähnlich wie ihr Herz, das vor Anspannung in ihrer Brust flatterte. Claudia duckte sich hinter einen Turm an Kisten und schob mit einem ausgestrecktem Arm die Türe hinter sich zu, darauf achtend, dass diese keine Geräusche dabei verursachte. Vorsichtig ging sie in die Hocke, atmete durch und löste die feinen Riemchen ihrer Stöckelschuhe. Ein Teil ihrer Seele blutete, sie bei der Kiste zurückzulassen, doch sie wollte nicht riskieren, dass man ihre Absätze hörte. Nach einem Moment des lauschenden Wartens tauchte Claudia hinter der Kiste auf und bewegte sich einen Gang entlang, von dem mehrere Türen abgingen. Vorräte und Materialien standen herum und die Musiklautstärke nahm zu. Offenbar bewegte sie sich in Richtung der Clubräume. Claudia betrachtete gerade die Türen und versuchte sich zu orientieren, als sie plötzlich Stimmen hörte. Alarmiert warf sich die Feline wie eine verschreckte Katze hinter einen Stapel Getränkekisten und presste mit weit aufgerissenen Augen die Hände auf ihren Mund, um die panischen Atemgeräusche zu verhindern, die bei den Worten aus ihrer Kehle dringen wollten: "Hast du sie nicht etwas zu hart rangenommen?" "Ach, halt dein Maul. Diese reichen Schnösel kriegen endlich, was sie verdienen. Vermutlich leckt sie morgen schon wieder die Stiefel von den geschätzten Romanos!"
Die Personen gingen direkt an ihr vorbei. Claudia spürte das Blut in ihren Ohren rauschen, als der Sprechende direkt in eine der Getränkekisten griff und eine Flasche mit klarer Flüssigkeit hervor holte. Einen Moment sah es aus, als wäre sie entdeckt worden, doch dann wandten sich die Männer ab und bogen um eine Ecke des Ganges zum Hinterzimmer ein. Sobald sie außer Sichtweite waren, stürzte Claudia hinter ihrem Versteck hervor und riss die Tür auf, aus der die Prahler gekommen waren. Sie hatte ihren Namen gehört, doch ihre Sorge galt nicht den Motiven der Männer, sondern dem Anblick, der sich ihr dort auf dem Boden liegend bot. "Oh nein, Lyn", hauchte die Erbin tonlos und fiel neben der geschundenen Kameradin auf die Knie. Die scharfen Krallen der Feline verloren einen Großteil des säuberlichen Nagellacks, als sie sich über die Fesseln hermachten. "Lyn, bleib wach, ja? Die Runensoldaten sind auf dem Weg hierher. Ich nehme dich mit. Kannst du laufen?" Der Zustand von Lyn sah kritisch aus, doch Claudia war keine Heilerin - alles, was sie für die Andere tun konnte, war, sie zu begleiten. Wenn ihre Hände in diesem Moment doch nur nicht so zittern würden ...
Ein Gefühl für die Zeit hatte die junge Winchester nicht mehr. Sie hatte keine Ahnung wie lang sie bereits gefangen war und wie lang sie von den Schlägern bearbeitet wurde. Einerseits ging alles so schnell, andererseits fühlte sich alles wie eine Ewigkeit an. Sie war jedenfalls direkt in die Falle gelaufen und wurde überwältigt, bevor sie auch nur die Chance hatte darauf zu reagieren und nun schlug man sie auch noch zusammen. Einen wirklichen Nutzen hatte Madilyn für den Geschäftsführer und seine Schergen nicht, ebenso wenig tat ihre Gefangennahme den Romanos in irgendeiner Form weh, also blieb schlussendlich wohl nur der Spaß an der Freude. Sie wurde übel zugerichtet und das schlussendlich für nichts und wieder nichts. Ihre körperlichen und seelischen Qualen waren völlig umsonst entstanden, aber so war das eben, wenn man nicht zu den großen Familien oder Gilden gehörte. Man war für alle eben nur das schmückende Beiwerk, wenn überhaupt.
Dann ließ man sie zurück und mit ihren Qualen allein. Man hatte sie offenbar genug drangsaliert, denn nun galt es sich den Geschäften zu widmen. Offenbar war da jemand felsenfest von seinen Aktionen überzeugt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm das Handwerk gelegt wurde. Claudia war keineswegs untätig geblieben, denn kaum hatte sie den Verrat in den eigenen Reihen aufgedeckt, hatte sie umgehend die Hebel in Bewegung gesetzt. Runensoldaten waren auf dem Vormarsch, der Verrat war aufgeflogen und sollte entsprechend geahndet werden. Sicherlich zogen die Romanos noch andere Konsequenzen fernab der öffentlich-rechtlichen Bestrafung seitens der Gerichtsbarkeit des Landes, aber das waren Angelegenheiten, die hier nicht näher erläutert werden mussten. Lyn jedenfalls befand sich übel zugerichtet in dem Raum und versuchte die immensen Schmerzen auszuhalten, die man ihr aufgezwungen hatte. In ihrer Angst und Verzweiflung bat sie ihren Bruder sie zu retten, doch es war natürlich klar, dass er nicht aufkreuzte.
Stattdessen ging plötzlich jemand völlig anderes neben ihr auf die Knie. Zunächst hatte die halbwegs bewusstlose Madilyn nur einen Schatten wahrgenommen und panisch die Augen zugekniffen, denn noch eine Abreibung würde sie einfach nicht überstehen, doch schlussendlich war es Claudia, die sich an ihre Seite begeben hatte. „Clau…dia“, flüsterte Lyn einerseits überrascht, andererseits unfassbar glücklich. Eine weitere Träne kullerte die Wange herab, denn sie empfand in diesem Augenblick nichts als Dankbarkeit für das schöne Fräulein. Die Runensoldaten waren also auf dem Weg, doch sie mussten hier raus und entkommen, bevor ihnen noch etwas widerfuhr. „Ja…“, stöhnte sie angestrengt auf die Nachfrage bezüglich des Laufens. Claudia hier zu haben gab ihr einen Schub an Willenskraft und Verbissenheit, also hievte sich das toughe Mädel mit aller Kraft zurück auf die wackeligen Beine. Sie holte tief Luft, orientierte sich und spürte dabei deutlich, wie ihr Kreislauf zu zirkulieren begann. Jetzt musste sie nur noch die Schmerzen ertragen.
„Tut mir leid, Claudia“, flüsterte Madilyn und senkte etwas den Blick. „Ich habs vergeigt“, fügte sie an. Die Winchester musste für die junge Romano echt eine große Enttäuschung sein, denn außer in einen Hinterhalt geraten und zuvor einen schlechten Eindruck zu machen, hatte sie wohl überhaupt nichts zum Auftrag beigetragen. Verübeln konnte Lyn ihr ein solches Urteil nicht, aber eigentlich hatte sie wirklich mehr drauf. Nun war es aber aller höchste Eisenbahn zu fliehen, also taten die beiden Frauen das auch. Claudia kannte den Weg und die angeschlagene Lyn folgte, so gut sie eben konnte. Draußen wurde es derweilen lauter und allen Anschein nach trafen allmählich auch die Runensoldaten ein, denn in der Ferne konnte man bereits den lauten Gleichschritt des Trupps hallen hören. Hoffentlich war das hier in Kürze vorbei, denn Lyn brauchte jetzt unbedingt einen kräftigen Rum, gepaart mit einer gut schmeckenden Zigarette. Am liebsten in der Gesellschaft der schönen Feline.
Claudia kniete neben Lyn und löste mit ihren scharfen Krallen die Fesseln, die den geschundenen Körper der Kameradin banden. Die junge Erbin machte sich dabei schreckliche Vorwürfe. Sie war es gewesen, die Lyn in die Höhle des Löwen geschickt hatte. Auch wenn sich Claudia nicht im Traum ausgemalt hatte, dass es sich bei den Betrügern um Personen handeln mochte, denen es um mehr ging als um ein paar tausend Jewels, hätte sie doch eine Vorahnung haben müssen. Wie konnte ein solcher Verrat in den eigenen Reihen unentdeckt bleiben? In der Feline wuchs der nagende Verdacht, dass es sich bei dieser Angelegenheit, die sie soeben aufgedeckt hatten um mehr handelte als eine Lappalie. Würden noch weitere Sabotageversuche auf ihre Familie zukommen? Im Augenblick konnte die Magierin diesen Gedanken nicht weiter führen. Was im Moment zählte, lag als Häuflein Elend vor ihr. Immer wieder hob Claudia den Kopf und lauschte nach denen, die Lyn so zugerichtet hatten. Wut brodelte im Bauch der Feline. Auf sich selbst, die ihre Kameradin in Gefahren geschickt hatte, und auf die Verräter, die eine eigentlich unschuldige Person verletzten, um ihren Willen zu bekommen. Die Feline wusste nicht, was das letztendliche Ziel dieser Taugenichtse sein konnte, doch eines war klar: Sie hatten es sich mit ihr und damit mit den Romanos verscherzt.
Behutsam stützte Claudia ihre geschundene Partnerin und klemmte den kleineren Körper unter Lyns Achsel, um ihr die Last der Schritte zumindest teilweise zu nehmen. Als sie sich entschuldigte, schüttelte die Feline nur energisch den Kopf und machte ein leises, beruhigendes Zischgeräusch. Sie wollte keine Bitten um Verzeihung hören! Der Zustand der Gunnerin machte deutlich, dass sie unkooperativ gewesen sein musste. Auch wenn sie nichts wusste (und daher mehr oder weniger in diese Welt hineingezogen worden war) hatte sie ihnen nicht zugespielt und stattdessen Ungemach und Schmerzen hingenommen. Für eine Fremde und deren Familie. Entschlossen sammelte Claudia ihre Kräfte und beschloss, Lyn alleine für ihren Vertrauensbeweis und ihr treues Herz in einem Stück aus diesem Lokal zu bringen. Glücklicherweise begegnete ihnen niemand auf dem Weg nach draußen, denn sobald die schweren Schritte der Runensoldaten auf der Straße zu hören waren, trieb es die Gäste und Lokalbesucher auseinander wie panische Schafe, die einen Wolf auf der Weide entdeckt hatten. Und die Inhaber sammelten sich am Eingang der Lokale, gafften oder tuschelten, bis klar war, an welchem Etablissement die Armee Interesse gefunden hatte. Doch bevor die Prügelknaben auf die Idee kommen konnten, gewisse Beweise ihrer dunklen Machenschaften zu vernichten, hatte Claudia Lyn schon mit sich nach draußen geschleppt. Einige schauten ihnen hinterher, richteten neugierige und abfällige Blicke auf die wankenden Frauen, die vom Weiten vielleicht wirken mochten, als hätten sie in der Vergnügungsmeile einen über den Durst getrunken. Im Halblicht des fortschreitenden Abends steuerte Claudia die Bar an, in der sie ihre Planungen getroffen hatten und beschloss, die restliche Überführung der Verbrecher den Autoritäten zu überlassen. Später würde sie an der Garnison vorbeigehen und einen entsprechenden Bericht ablegen. Auch würde Claudia persönlich dafür sorgen, dass Lyn fürstlich für ihren Einsatz entlohnt wurde. Zunächst wollte sie die Gunnerin jedoch in das Hinterzimmer des Lokals bringen, das eigentlich nur engen Freunden und Mitgliedern der Familie Romano offen stand, damit deren Wunden versorgt werden konnten. "Gleich haben wir es geschafft", murmelte Claudia beim Betreten des Hinterzimmers und verfrachtete Lyn auf eine abgewetzte Ledercouch. Im rauchigen Zimmer wurden normalerweise geheime Deals und Kartenspiele abgehalten, bei denen ordentliche Summen über den Tisch wanderten. Claudia jedoch hielt auf einen kleinen Schrank zu und förderte einen Verbandskasten zu Tage. Neben Lyn ging die Feline auf die Knie. "Wieso hast du dich so zurichten lassen?", schimpfte die Erbin ungehalten, doch der Ärger in der Stimme stand im starken Kontrast zu den sanften Tupfern, mit denen sie Desinfektionslösung auf die offenen Stellen auftrug, an die Lyn sie lassen wollte.
Für Madilyn waren die Zusammenhänge sehr schwer nachzuvollziehen, denn sie kannte die Romano Familie und all ihre Geschäfte nicht. Sie besaß da keinerlei Hintergrundwissen und war hier im Grunde lediglich als Frau für das Grobe engagiert gewesen, aber deswegen konnte sich die Winchester eben auch keine Gedanken um all das machen, was hier nun wirklich geschah und was nicht. Sie hatten einen Verrat aufgedeckt und auch wenn Madilyn mitten hineingeraten war, so war zumindest der Teil des Auftrages erfüllt und die Angelegenheit zumindest für die Schützin erledigt. Claudia durfte sicherlich noch tiefergehende Probleme damit bekommen, denn wie es den Anschein hatte, steckte deutlich mehr dahinter. Doch auch Claudia hatte keine Zeit sich damit zu befassen, denn die mutige Feline rettete gerade ihre Kollegin aus den Fängen der Verräter.
Auf die Entschuldigung hin schüttelte Claudia lediglich den Kopf und machte ein Zischgeräusch, während sie die verletzte Lyn stützte und nach draußen brachte. Die Feline mochte vielleicht zu einer stinkreichen und piekfeinen Familie gehören, doch sie hatte ihr Herz definitiv am rechten Fleck. Ein sanftmütiges Lächeln bildete sich im Gesicht der Schützin, während sie versuchte, möglichst viel aus eigener Kraft zu bewerkstelligen. Sie hatte ohnehin das Gefühl nur versagt zu haben und der Feline eine Last zu sein, auch wenn sie eigentlich nichts beweisen musste. Sie verließen die gefährliche Zone und schlenderten über die Straße, was wohl so aussah, als hätten sie ordentlich einen gesoffen. Sie fingen dabei auch allerlei Blicke ein, zu divers, um sie alle zuzuordnen. Auf die Blicke der anderen pfiff die Winchester jedoch und auch Claudia schien sich absolut nichts daraus zu machen, während sie die Schützin in die Bar von vorher brachte. Dort ging es dann auch ohne Umwege ins Hinterzimmer. „D-Danke“, brachte Lyn lächelnd unter Schmerzen hervor und ließ sich mithilfe der Feline auf der abgewetzten Ledercouch nieder.
Die Romano Erbin holte einen Verbandskasten und begann mit der Versorgung ihr Verletzung, was die feinen Tupfer verrieten. Dazu im Kontrast stand allerdings die Schimpfe, die sie der Schützin zukommen ließ. Lyn zog scharf die Luft ein, als die Desinfektionslösung aufgetragen wurde und atmete dann langwierig aus. „Meine große Klappe“, antwortete sie knapp und erinnerte sich kurz an die Dresche in der Kneipe zurück. Lyn war eine toughe Frau, die sich gewiss nicht in die Schranken weisen ließ und dass erst recht nicht von solchen Pennern. „Außerdem habe ich es dir versprochen“, fügte sie an und sah die Feline dann lächelnd an. „Niemand würde dir ein Haar krümmen. Gilt natürlich für deine ganze Familie“, sprach sie weiter und kniff noch einmal die Augen zusammen. Wunden zugefügt bekommen war schmerzhaft, sie behandeln lassen aber genauso. „Ich arbeite für dich, also gehört meine Loyalität dir“, stellte Lyn also klar heraus. „Und außerdem konnte ich ausreichend Zeit schinden…damit sie ins Netz gehen“, schloss Lyn also ab und legte den Kopf in den Nacken.
„Danke. Du hast mir echt den Arsch gerettet“, bedankte sich Madilyn abschließend bei der Feline und meinte es auch aufrichtig so. „Dafür schulde ich dir etwas“, gestand sie Claudia zu. Auf die Schmerzen brauchte sie jetzt aber erst einmal eine Zigarette.
Vorsichtig trug Claudia die Desinfektionslösung auf die Wunden ihrer Kameradin auf. Eine tolle Kameradin war ich ... Auch wenn Midas Hands nicht unbedingt dafür bekannt war, dass die Gildenmitglieder sich gegenseitig aus Pflichtgefühl oder Güte halfen, hatte sie durch ihr Versprechen mit Lyn einen gewissen Vertrag abgeschlossen. Als Geschäftsfrau hielt sich die Feline natürlich an bindende Verabredungen, doch sie hatte hier das ungute Gefühl, dass sie ihre Seite der Abmachung nicht wirklich erfolgreich geleistet hatte. Vielleicht schimpfte sie deshalb so mit der Gunnerin, weil die Romano wütend auf sich selbst war. Claudia hatte nie gewollt, dass eine andere Person in die Schussbahn geriet. Wären ihre Rollen vertauscht, dann wäre sie Sache sehr wahrscheinlich anders ausgegangen, doch das wollte sich die 19-Jährige im Augenblick einfach nicht eingestehen. Sie sah all diese Wunden und den Zustand Lyns und spürte nichts als Schuld. Solche Emotionen waren neu für Claudia, unbekannt. Normalerweise dachte sie kaum darüber nach, was mit den Menschen geschah, die ihre Familie anstellte. Doch bisher hatte es auch nur selten Gelegenheit gegeben, dass sie die Opfer solcher Dinge mit eigenen Augen sah. Ihre Großvater verbarg diese dunklen Seiten normalerweise vor ihr, packte sie in Watte. Aber offenbar sah die Realität ganz anders aus. Wie viele Leute mochte es so gehen wie Lyn, nur, weil sie den Romanos etwas schuldeten? Auf wie vielen blauen Flecken und Wunden basierte das Handelsimperium?
Claudia seufzte leise. Sie durfte so nicht denken. Ihre Loyalität zu ihrer Familie war ein Grundpfeiler ihrer Persönlichkeit. Ohne die Romanos war sie niemand. Wertlos, nur ein Flüchtling aus einem Land, in das sie nicht zurückkehren konnte. Alles in ihrem Leben verdankte sie ihrer Familie. Daran führte kein Weg vorbei. Und dennoch ... "Du warst sehr mutig", meinte Claudia, deren Zorn ebenso schnell verraucht war, wie er gekommen war. Ihre Stimme klang sanft, fast wie ein Schnurren. "Aber ...", setzte sie an und legte den Tupfer zur Seite. Lyn sprach davon, dass sie der Feline etwas schuldete. Claudia zeigte ein gequältes Lächeln. Unter anderen Umständen waren solche Worte ein Erfolgsversprechen. Ein Zeichen, dass sich ein Deal anbahnte, der anders als eine Geschäftsbeziehung deutlich in ihrer Richtung hing. Eine Schuld war etwas Kostbares, nach dem man laut ihrem Großvater immer fischen sollte. Denn Menschen, die einem etwas schuldeten, ließen sich zu allerlei Dingen überreden. "Also gut. Deine Schuld ist beglichen, wenn du mir etwas versprichst", meinte die Feline. Ihr Blick verlor die Sanftheit und wurde viel ernster, so als befänden sie sich nun doch wieder in einem wichtigen Meeting. "Du passt auf mich auf, aber du bringst dich nicht selbst in Gefahr, ja? Beim nächsten Mal kämpfen wir zusammen." Claudia legte ihre zarten, von keiner Arbeit gezeichneten Hände auf die von Lyn und drückte zu. "Ich möchte nicht, dass sich jemand für mich opfert. Mein ganzes Leben lang haben Leute Schmerzen auf sich genommen, um mich zu bewahren. Das endet hier." In einer völligen Verdrehung ihrer sonstigen Welt, kniete Claudia vor Lyn und bat sie um etwas. Ein Skandal, wenn sie jemand so sehen würde. Doch mit Genugtuung stellte die Romano fest, dass es ihr genau so lieb war.
Ein sanftes Brennen. Kaum mehr als ein sanftes Brennen vernahm Madilyn von der Desinfektionslösung, welche die Feline sanft auf ihre Verletzungen auftrug. Die junge Romano war wahrlich ein Rätsel, aber ein außerordentlich interessantes, zugegeben. Auf der einen Seite legte sie typische Verhaltensweisen privilegierten Nachwuchses an den Tag, gleichwohl aber schlug in ihr ein äußerst mitfühlendes und aufopferungsvolles Herz, wie sich herausstellte. Die Feline sollte in naher oder später Zukunft sicherlich ihre Schwierigkeiten damit haben, diese beiden Welten miteinander in Einklang zu bringen, ohne die jeweils andere hinter sich lassen zu müssen. Für Madilyn war das alles viel einfacher, stammte sie aus gewöhnlichen Verhältnissen und hatte für sich den harten Pfad der Unabhängigkeit ausgewählt, um einige ihrer Ziele zu erreichen. Ihre Gilde, Mermaid Heel, hatte sie dahingehend nur zurückgehalten.
Während der medizinischen Erstversorgung wollte Claudia wissen, weswegen sich die Winchester so hatte zurichten lassen und die Antwort folgte auf dem Fuße. Die junge Schützin konnte zwar nicht mit Fähigkeiten im Bereich der Buchhaltung aufwarten oder zählte zu den meisterlichen Strategen des Königreiches, dafür aber überzeugte sie immer wieder mit ihrer Loyalität. Kein Geld der Welt vermag es ihre Loyalität zu kaufen, denn Geld und Reichtümer sind für sie nicht von Belangen. Aber auch andere Dinge im Bereich Besitz, Prestige oder sonstiges besaßen einfach nicht die Macht, sie zu manipulieren. Wenn sie einmal entschieden hat jemandem zu folgen, dann bedingungslos. Claudia hatte einfach etwas an sich, was in Madilyn den Wunsch hervorrief, ihr folgen zu wollen und das tat sie. Ihre Vereinbarung beschränkte sich zwar auf diesen Auftrag, aber dabei musste es ja nicht bleiben.
Ihre bernsteinfarbenen Augen wurden größer und sie blickten die Romano für einen Augenblick sehr überrascht an, während die junge Dame ihre Schulden für abgegolten erklärte, sofern sie einem Versprechen zustimmte. Madilyn war so überrascht, dass sie gar nicht auf Idee kam nachzuhaken, doch Claudia kam ihr da ohnehin zuvor und offerierte ihr dahingehend die Option. Dann legten sich auch schon die sanften Hände der Romano auf die ihren und drückten diese leicht. „Zusammen klingt schön“, entgegnete die Winchester und ließ dabei durchaus Rahmen für weitere Interpretationen. „Ich versprechs dir“, bestätigte sie aber nunmehr die Option und tilgte damit ihre bisherige Schuld. Dennoch würde die Winchester nicht zögern sich in Gefahr zu begeben, wenn dadurch das Leben der Romano gerettet werden konnte. Das gehörte sich eben einfach so, wenn man sich dem Schutz einer Person verschrieb.
Mühsam hievte sich Madilyn auf die Beine und seufzte dabei schmerzvoll auf, denn ihr tat echt alles weh, aber sie war hart im nehmen. Während sie aufstand, hatte sie die Hände der Feline gegriffen und zog diese sachte mit auf die Beine, da kein Grund bestand, weiter vor ihr zu knien. Noch immer hielt Lyn die Hände der Feline fest und lächelte ihr gelassen entgegen, ehe sie eine kleine Visitenkarte aus ihrer Hosentasche hervorholte und sie der Romano in die Hand legte. „Hier findest du mich. Wenn deine Familie meine Dienste braucht“, sprach sie und zog die Luft ein wenig schärfer ein aufgrund ihrer Verletzungen. „Oder wenn du mich brauchst. Ich bin da“, bot sie ganz offen an. Die Barracuda Company war allzeit bereit für die Romano Familie geschäftlich tätig zu werden, aber auch die Geschäftsführerin Lyn höchstpersönlich, wenngleich sich letzteres eher auf Claudia bezog. Lyn stünde aber auch zur Verfügung, wenn Claudia ein persönliches Anliegen hatte. Die Hände der Winchester wurden anschließend sanft auf die Schultern der Romano abgelegt und Lyn neigte ihren Kopf vor, um Claudia einen sanften Kuss auf die Wange zu geben.
„Danke für alles, Claudia“, sprach sie noch abschließend. Zunächst war es an der Zeit nach Crocus Town zurückzukehren, sich die Wunden zu lecken und die geschäftliche Seite der auftragsbezogenen Vereinbarung einzulösen. Hoffentlich war es nicht das erste und letzte Treffen der beiden Damen, hoffentlich blieb ihnen beim nächsten Mal auch ein solches Ärgernis erspart. Auf dem Weg nach Draußen ließ sich Lyn noch fix einen Doppelten geben, den sie wegen ihrer Schmerzen auch in einem Zug leerte. Und schon war die ruppige Schützin verschwunden, bereit einen Teil ihrer Unabhängigkeit in die Verantwortung von Claudia Romano zu legen.
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