Typ: Gebäude Besitzer: --- Beschreibung: Einen Ort wie den Night Market findet man vermutlich in jeder größeren Stadt. Hier ist es eine gewaltige, alte Lagerhalle, die sich die Verbrecher und verbrechernahen Individuen der Stadt zu Nutze gemacht haben. Wenn man etwas sucht, was nicht illegal genug ist, um die Runensoldaten auf den Plan zu rufen, aber auch nicht legal genug um einfach so im Laden angeboten zu werden, ist man hier richtig. Der Night Market bedient die kleine, feine Grauzone an Kunden, die hier nach speziellen Waren suchen. Die Runensoldaten haben schon mehrfach versucht den Handel hier einzudämmen, aber irgendwie ist immer alles an illegalen Waren verschwunden, wenn sie sich nähern. Bislang hat der Handel hier auch keine Opfer gefordert, weswegen er in der Priorität nicht eben hoch steht. In der Lagerhalle findet sich klappriger Verkaufsstand an klapprigem Verkaufsstand. Leuchtreklamen preisen Tag und Nacht allerei Waren an. Neumodische Drogen, die noch nicht verboten wurden, Waffen aus Selbstbau, für die sich noch niemand interessiert hat, und allerlei andere Waren und Dienste kann man hier für teuer Jewels erwerben. Auf die Sicherheit muss man hier selbst achten. Die Runensoldaten meiden den Night Market.
Changelog: ---
"Flachwitze" | Leere | En Garde!
Zuletzt von Athena am Do 19 Okt 2023 - 12:14 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Warum sah Lucien denn grade aus als wäre er ein getretenes Hündchen? Da tat er einem ja fast leid. Ob er eine Umarmung brauchte? Sowas schien immer mal ganz gut zu helfen, wenn Athena das bislang richtig beobachtet hatte. Aber vielleicht machte man das auch nicht bei Leuten, die man weniger gut kannte? Und immerhin kannte sie nicht einmal Luciens Nachnamen. Wenn er denn einen hatte. Hatte er einen? Vielleicht sollte sie das mal fragen? Wobei, nein, vielleicht besser nicht. Er sah grade wirklich nicht begeistert aus. Das konnte sogar sie, mit ihren mangelnden Fertigkeiten in der Deutung von Gesichtsausdrücken, feststellen. Hatte sie etwas falsch gemacht? Aber sie hatte sich doch ganz nach Vorschrift verhalten. Ja gut, ein kleines Bisschen mehr Gewalt als notwendig hatte sie schon angewandet. Aber sie war ja auch nur ein Wesen aus Fleisch, Blut und Gefühlen. Bei der Frage zuckte Athena ein Stückchen zurück. "Jemand hat mir mal gesagt, dass Damen nicht fluchen sollen. Und scheinbar bin ich eine. Aber ich möchte fluchen, also mache ich das so. Klingt das dumm? Vermutlich schon. Ich weiß, dass andere Leute richtige Schimpfworte benutzen, aber...keine Ahnung. Vielleicht ist es schon zu sehr in mir drin." Ohne wirklich eine Ahnung zu haben, wo es denn nun eigentlich lang ging, hielt Athena einfach auf die Richtung zu, die der Verkäufer im Laden ihnen gedeutet hatte. Es war eine große Lagerhalle. Wie schwer konnte die schon zu finden sein? Eine der Türen des Einkaufszentrums sirrte vor den beiden auf und entließ sie in die Straßen Marokkasus. Beinahe sofort stellte sich wieder ein Gefühl von Überforderheit ein. Athena legte sich eine Hand an den Kopf. Warum hatten die Menschen es immer so eilig? Sie rasten überall hin. Vielleicht waren sie sich ihrer kurzen Leben bewusst und wollten das meiste aus der wenigen Zeit machen, die sie hatten? Oder sie waren einfach eine natürlich wuselige Spezies. Wie Ratten. Die Hand um die Einkaufstasche verkrampfte sich leicht. Durchatmen und in die Menge werfen. Versuchen das Stimmengewirr auszublenden. Statt auch nur den Versuch zu unternehmen sich auf irgendwas anderes zu konzentrieren, wandte sich Athena wieder an Lucien. "Einen Viertel meines Lohns für den heutigen Tag? Und dafür bringst du mir bei, wie man lügt? Also, Darion hat das mit dem Sex umsonst erklärt", brabbelte Athena völlig ungefiltert raus. Auf der anderen Seite...vielleicht war lügen einfach schwerer? Ein Viertel ihres Lohns für den heutigen Tag war vermutlich nicht einmal wirklich viel. Und Lucien durfte erst aufhören, wenn sie wirklich lügen konnte. "Okay, abgemacht. Ein Viertel meines Lohns für heute und dafür bringst du mir das Lügen bei. Solange du niemandem umbringst, soll mir der Rest recht sein. Der Rest läuft heute unter Notwehr." Kurz rückwärts gehend, bot sie Lucien die Hand zum einschlagen an. Immerhin besiegelte man so einen Handel, oder nicht? Aber Lucien ergab keinen Sinn. Wie sollte sie selbst von etwas überzeugt sein, von dem sie wusste, dass es falsch war? "Warte, warte. Das ergibt keinen Sinn. Lügen ist doch, wenn man weiß dass etwas falsch ist, aber so tut als wäre es wahr? Wenn ich selbst überzeugt bin, dass ich die Wahrheit spreche, ist das doch schon kein Lügen mehr. Dann rede ich ja nur noch ganz normal. Und wie soll ich die Realität verdrehen? Meine Arme sind nicht lang genug um einmal um die Welt zu gehen. Und ich wüsste nicht mal wo ich bei der Realität zugreifen sollte, um sie zu verzwirbeln. Kannst du mir vielleicht ein Beispiel geben?" Die Schritte fraßen die Distanz in Richtung eines der weniger angenehmen Viertel Marokkasus auf. Die Wohnblöcke wurden immer ranziger. Immer häufiger war eine Scheibe eingeworfen worden. Die Straßen wurden dreckiger, während die Präsenz der Runensoldaten stetig abnahm, so wie die Menge zwielichtiger Gestalten stetig zunahm. Die Lagerhalle am Ende der Straße sah von außen wie jede andere im Ausläufer des dahinter liegenden Industrieviertels. Aber eine Leuchtreklame über dem Eingang machte mehr als nur deutlich, dass das Ziel fast erreicht war. Jetzt hieß es nur noch reinkommen, den richtigen Händler finden und Terz veranstalten.
Nur weil jemand behauptete, dass Frauen nicht fluchen durften, tat sie es nicht? Das war tatsächlich fürchterlich dumm. Und nervig. Und anstrengend. Doch konnte man von einer Rune Knight wirklich etwas anderes erwarten? Das Leben war so viel schöner, wenn man das tat, worauf man gerade Lust hatte, vollkommen unabhängig davon, was Andere sagten oder dachten. Zwar verzichtete der Ashworth selbst meist auf das Fluchen um ein gewisses, für ihn vorteiliges, Image aufrecht zu erhalten, doch wenn ihn dieses gerade nicht interessierte, ließ er nur zu gerne auch Schimpfworte in seine Sätze mit einfließen. Wer tun und lassen wollte, worauf er gerade Lust hatte, der sollte aber besser auch gut lügen können, um sich aus möglichen Konsequenzen möglichst geschickt und zuverlässig herauswinden zu können. Es gab jedoch noch genügend andere Gründe, sich diese Fähigkeit aneignen zu wollen. Letztendlich war es Lucien egal, warum genau seine Kollegin es wollte, solange er einen Vorteil aus der Sache ziehen konnte, hatte er kein Problem damit, ihre Bitte zu erfüllen. "Er hat was?!", platzte es ein wenig zu laut aus ihm heraus, nachdem er sich beinahe an seinem Atemzug verschluckt hatte. Mit dieser Aussage hätte er beim besten Willen nicht rechnen können. Wieso zur Hölle erzählte sie ihm das überhaupt? "Wahrscheinlich weil er sich erhofft hat, dass du es direkt mit ihm ausprobieren möchtest", fügte er begleitet von einem amüsierten Schmunzeln hinzu. Würde ihn nicht wundern, wenn das der Fall wäre. "Du solltest niemals denken, dass jemand etwas ohne die Erwartung an eine Gegenleistung tut. Ich bin nett und mache es im Voraus deutlich. Die meisten Leute tun das nicht." Mal davon abgesehen, dass 'erklären' und 'beibringen' zwei vollkommen verschiedene Schuhe waren. Letzteres war deutlich anspruchsvoller und zeitintensiver. Nur weil man die Theorie kannte, hieß das schließlich nicht, dass man es in der Praxis auch umsetzen konnte. "Ich plane nicht, jemanden umzubringen", versicherte er ihr, "Deal." Nachdem sie sich zuverlässig an ihre erste Vereinbarung gehalten hatte, ließ sich der sonst so misstrauische Ashworth dieses Mal darauf ein, den Vertrag mündlich abzuschließen und auf eine schriftliche Version zu verzichten. Hoffentlich biss ihn das nicht später in den Hintern. Er schlug ein und drückte ihre Hand einmal kräftig. "Du hättest dir keinen besseren Meister aussuchen können." Einen besseren Schüler hätte er allerdings durchaus haben können, denn schon bei der allerersten Lektion kamen Fragen auf. Das konnte noch lustig werden. "Du willst es ja letztendlich normal aussprechen. Die Lügen, die deine Lippen verlassen, sollen exakt so klingen wie deine ehrlichen Worte." Es durfte nicht den Hauch eines Unterschieds geben, ansonsten lief man stets große Gefahr, aufzufliegen. "Deswegen überzeugst du zuerst deinen eigenen Kopf und erst dann dein Gegenüber." Mit dem Zeigefinger tippte er sich an die Schläfe. Genau so machte er es schließlich, wenn er den perfekten Ashworth-Sohn spielte. Natürlich wusste er weiterhin, dass er eigentlich ein vollkommen anderer Mensch war, doch diese Tatsache stellte er ganz bewusst in den Hintergrund und rückte stattdessen voll und ganz die Persönlichkeit seiner Rolle in das Rampenlicht. "Du solltest meine Worte nicht immer so wörtlich nehmen." Er seufzte. Zumindest solange er versuchte, ihr etwas beizubringen, sollte er wohl auf bildliche Sprache verzichten. "Ein Beispiel? Hmmm... Klar. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht plane, jemanden zu töten." Am einfachsten war es wohl an Worten zu erklären, die er selbst erst gesprochen hatte. "Das entspricht voll und ganz der Wahrheit, deshalb habe ich keine Probleme, es überzeugend auszusprechen. Und auch dich sollte es zufrieden gestellt haben. Letztendlich heißt es aber nur, dass ich keinerlei konkrete Pläne habe, jemanden umzubringen. Es schließt nicht aus, dass ich mich spontan dafür entscheide, zum Beispiel einen der Verkäufer zu erschießen. Man könnte wohl auch sagen, dass ich dir nur einen kleinen Ausschnitt gegeben habe, dir aber das Gesamtbild verheimlicht habe um dich dazu zu bringen, den Deal einzugehen ohne mich selbst einzuschränken. Es ist keine konkrete Lüge, aber es führt dein Gegenüber trotzdem hinter's Licht." Er verschränkte die Arme vor der Brust. Ein geborener Lehrer war er definitiv nicht, doch er hoffte, dass sie nun trotzdem ein besseres Bild hatte ... ansonsten hatten sie ein Problem. "Und nein, ich werde auch nicht spontan jemanden umbringen. Das war nur ein Beispiel. Doch es hat dir hoffentlich gezeigt, dass du lieber ein wenig besser aufpasst, bevor du Deals eingehst." Begleitet von einem breiten Grinsen warf er ihr ein Zwinkern zu. Vor allem bei Mitgliedern seiner Gilde war stets größte Achtsamkeit geboten, er war absolut keine Ausnahme. Die Worte des Ashworths sollten stets mit Vorsicht genossen werden. Durch das Gespräch, das die volle Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen forderte, war der Weg zu ihrem Ziel überraschend schnell zurückgelegt. Durch die Kleidung, die das Duo gewählt hatte, fielen sie an einem Ort wie diesem nicht im geringsten auf. Der goldgelbe Blick lag auf dem Neonschild über ihren Köpfen. "Ich erinnere dich noch einmal an unseren Deal. Funk mir nicht dazwischen. Die Sache ist ein wenig persönlich für mich, das verstehst du sicherlich." Leicht neigte er den Kopf zur Seite und ließ die Seelenspiegel auf die Blondine neben sich fallen. "Mir ist natürlich klar, dass das hier keine ungefährliche Angelegenheit ist. Wenn etwas sein sollte..." Während er durchschnaufte, schloss er auch die Augen, als er weitersprach, lagen sie jedoch schon wieder auf Athena, "... kannst du auf mich zählen. Bitte bleib in meiner Nähe." Sie war nun schließlich seine Schülerin, da war es wohl kaum verwerflich, dass er sich ein wenig um ihr Wohlergehen sorgte. All seine Bemühungen sollten schließlich nicht umsonst sein.
Kopfschütteln. "Nein, nein. Wollte er nicht. Außerdem ist er auch ein Rune Knight und eigentlich recht nett. Wenn er später noch etwas dafür möchte, sage ich einfach Nein. Das hätte er dann vorher sagen müssen. Außerdem klang es nicht wie etwas, was man in einem Café machen sollte." Vorsichtig, um das darin befindliche Schwert nicht herauskullern zu lassen, wechselte Athena die Einkaufstasche von einer Schulter auf die andere. Mit der ganzen neuen Kleidung, der Waffe und dem Regenschirm in dem sie verborgen war, war die Tasche gar nicht so leicht. Außerdem hatte sie diese widerlichen Plastikträger, die selbst durch die Jeansjacke unangenehm in die Schulter säbelten. Mensch und Nymphe schlugen ein. Der Handel war abgeschlossen. Luciens Worte stimmten Athena offensichtlich nachdenklich. Tatsächlich schwieg die Nymphe einen ganzen Moment lang, während man ihr deutlich ansehen konnte, dass sie nachdachte. Die Stirn unter dem blonden Schopf legte sich in tiefe Falten. Die Hand, die nicht die Tasche hielt, wanderte nach oben um sanft am Zopf zu zupfen. Man konnte schon fast die Zahnräder, oder im Falle Athenas vermutlich eher die Schmiedehämmer, hinter ihrer Stirn arbeiten hören. Eine Augenbraue wanderte amüsiert nach oben, als Lucien eröffnete, dass er durchaus noch jemanden erschießen könnte. Wieder Kopfschütteln. "Also...sage ich mir am besten erst einmal selbst, was ich danach lügen möchte? Hier drin?" Die Hand ließ vom Zopf ab und damit die Nymphe einen Finger ausfahren und sich gegen die eigene Schläfe tippen konnte. "Und...einfach Informationen zurückhalten ist also auch Lügen? Auch, wenn es manchmal besser so ist? Ich meine...ich darf auch nicht mit Außenstehenden über meine anderen Aufträge sprechen. Also selbst wenn du hier und jetzt zu ihrer Hoheit werden würdest, dürfte ich nicht auf irgendwas davon eingehen. Und damit halte ich doch auch Informationen zurück, oder nicht? Und hey, wir haben einen Deal, der von meiner Seite aus darauf beruht, dass du niemanden töten wirst. Auch wenn ich Notwehr durchgehen lassen würde. Du sollst ja nicht zu Schaden kommen, als pflichtbewusster Bürger, der den Rune Knights bei ihren Ermittlungen zur Seite steht." Lucien hatte sie also ausgetrickst. Athena blinzelte ein paar Mal, bevor sich die freie Hand zur Faust ballte und versuchte den Mann mit ein wenig mehr Schmackes als vielleicht notwendig in die Seite zu knuffen. Als Persönchen, die eigentlich eher physisch ihre Unmut oder ihre Freude ausdrückte, musste das wohl sein. "Ich verlasse mich darauf, dass du nicht einfach Leute über den Haufen ballerst. Sonst kann ich das nicht mit meinem Gewissen verantworten dich nicht zu verhaften. Und nein, ich denke nicht, dass du das tun wirst. Aber ich habe wirklich keine Lust dich zu verhaften. Wir arbeiten doch so gut zusammen!" Na, wenn die Meinung mal auf Gegenseitigkeit beruhte. Wie auch Lucien, ließ auch Athena ihren Blick über die aufgemotzte Lagerhalle schweifen. Es gab Wachen, zumindest so ein wenig. Ein paar breit gebauter Leute standen mit verschränkten Armen links und rechts des Eingangs, flankierten diesen. Irgendeine Art von Kontrolle schien es jedoch nicht zu geben, immerhin strömten Leute hinein und wieder hinaus. Viele Leute. Die Nymphe schluckte schwer. "Einverstanden. Du kannst machen und ich bleibe direkt bei dir." Vor allem jedoch blieb Athena direkt hinter Lucien, der auf die Lagerhalle zuhielt als hätte er das schon tausend Mal gemacht. Deutlich nervöser und in seinem Schatten folgte Athena, die die Augen aufriss, sowie die beiden den Eingang passiert hatten. Niemand hielt sie auf. Scheinbar hatte man kein Interesse daran potenzielle Kunden zu verschrecken. Und es war relativ bekannt, dass die Runensoldaten einen Bogen um diese Halle und die Gegend machten. Das Innere des Night Market war gerammelt voll. Überall standen Buden herum, die sich bei Bedarf vermutlich sehr rasch abbauen ließen, und priesen mit blinkenden Leuchtreklamen ihre Waren an. Quacksalber versuchten sich gegenseitig mit Rufen zu Gunsten ihrer Produkte zu übertönen. Irgendwer pries lautstark den letzten Fang irgendwelcher Tiere - Was für ein besonders grausames Verbrechen! - aus den Wäldern von Nord-Fiore an. Allerorts wechselten Jewels die Besitzer. Es war laut. Es war stickig. Es summte wie in einem Bienenstock. Und es war alles voll. Athena schwamm bereits der Schädel, was nicht nur daran lag, dass sie auf den ersten Blick circa zweihundert Ordnungswidrigkeiten erkannte und es ihr in den Handschellenhänden juckte. Auf die Zehenspitzen gehend, um Luciens Ohr erreichen zu können, fragte Athena deutlich heraushörbarem Unwohlsein in der Stimme: "Wie sollen wir hier den richtigen Laden finden?"
Ebenfalls Kopfschütteln. "Du bist viel zu gutgläubig." Nahm die Blonde wirklich an, dass ihr Rune Knight-Kollege mit solch einer Intention offen umging? Natürlich würde er das nicht. "Natürlich macht man sowas nicht in einem Café. Allerdings ist es nun wirklich nicht schwer, sich einen anderen Ort zu suchen." Mit einem Seufzen fuhr sich der Gunner durch die langen, pechschwarzen Haare. So einfach und offensichtlich, wie Athena sich die Kommunikation mit Menschen vorstellte, war sie leider nicht. Vielleicht täuschte sie sich tatsächlich nicht in diesem Darion, doch es gab genug andere, hinterhältige Typen vor denen man sich in Acht nehmen musste. Moment mal. Wieso machte er sich darüber überhaupt Gedanken? Es war nicht sein Problem, wenn sich die Ritterin hinter's Licht führen ließ. Pfui, weg mit dem Beschützerinstinkt, der sich gerade heimlich versuchte, einzuschleichen. Ein Ashworth interessierte sich nur für sich selbst. Die Blondine war zwar manchmal echt nervig und unfähig, aber ihre fast schon naive, unschuldige Art erinnerte ihn ein wenig an seinen besten Freund Nate. "Ja, genau. Allerdings wird es dir nicht viel bringen, wenn du die Lüge einfach stur ein Paarmal gedanklich wiederholst. Du musst dich wirklich überzeugen wollen." Das sollte zwar offensichtlich sein, doch er wollte es lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig gesagt haben. "Ich würde es als Lügen bezeichnen, wenn du damit jemanden gezielt zu einer bestimmten Aktion oder Reaktion bewegen willst", erklärte er, "Aber das ist nur meine Meinung. Kann gut sein, dass es eine offizielle Definition oder so gibt, die dem widerspricht. Außerdem ist lügen nicht per se schlecht oder böse, Athena. Auch eine Lüge kann Gutes bewegen." Selbst, wenn es nur selten der Fall war. Nur, weil etwas gerne als 'böse' oder 'schlecht' gesehen wurde, hieß es noch lange nicht, dass das tatsächlich der Fall war. Alles auf dieser Welt hatte unter den richtigen Bedingungen eine Daseinsberechtigung, davon war Lucien überzeugt. "Eeh!", meckerte er auf den frechen Knuff in die Seite hin und erwiderte die Geste sofort, zügelte aber im Gegensatz zu ihr merkbar seine Kraft. Selber Schuld, wenn man sich austricksen ließ! "Ich werde schon niemanden über den Haufen ballern", schmunzelte er, sichtlich amüsiert, "Auch wenn ich zu gerne sehen würde, wass du tun würdest. Würdest du mich wirklich festnehmen?" Neugierige, goldgelbe Seelenspiegel ruhten auf der Ritterin. Beleidigt wäre er sicherlich nicht, solange er vorher zumindest ihren Konflikt mitbekommen konnte, wenn er den Zwiespalt in ihren Augen sehen durfte. "Wäre wirklich schade um unser tolles Team." Immerhin eine, die dauerhaft Spaß an der Zusammenarbeit zu haben schien. Lag sicherlich nicht daran, dass Lucien (zumindest in seinen Augen) einen Großteil der Arbeit übernahm. Auch in der Lagerhalle würde sich diese Tatsache wohl kaum ändern. Dort war es ihm aber zumindest recht. Mit den Armen vor der Brust verschränkt und seiner Kollegin im Schlepptau marschierte er hinein in das überraschend weitläufige Gebäude. Sah von Außen gar nicht so groß aus. Trotzdem war das Gedränge groß und die Luft dick und unangenehm. Nichts Neues für den Ashworth, der sich auch vor illegalen Geschäften nicht scheute, wenn es ihm das verschaffte, was er wollte. Heute war er allerdings nicht für eine fröhliche Shoppingtour hier, sondern um sich gezielt mit einigen Händlern anzulegen. Die galt es in dem Durcheinander jedoch erst einmal zu finden. Keine besonders einfache Angelegenheit. "Wir fragen uns durch", entgegnete er, beugte sich dabei ein Stück weit der Kleineren entgegen. Das Unwohlsein in ihrer Stimme war ihm nicht entgangen. Sein Blick legte sich auf sie. "Die große, mutige Ritterin wird doch nicht etwa nervös werden?" Ein freches Grinsen huschte über seinen Lippen, doch dann wurden seine Züge wieder weich. "Wir sind sicherlich schnell fertig hier drinnen und solange werde ich auf dich Acht geben." So anstrengend, naiv, verpeilt und auch nervig die Blondine hin und wieder sein konnte, ein paar nette Worte hatte sie trotzdem verdient. Außerdem käme es äußerst ungelegen, wenn sie jetzt die Nerven verlieren würde. Kurz legte er ihr die Hand auf die Schulter, schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, ehe er sich an irgendeinen dahergelaufenen Kerl wendete: "Yo, uns wurd' n Kerl von hier empfohlen, der sau billige Waffen vertickt. Weißt du, wo der sich rumtreibt?" Mit zusammengezogenen Brauen wurde er angeglotzt. "Nee, sorry Diggah. Keine Ahnung." Auch die nächsten zwei Versuche waren Fehlschläge, doch die junge Frau, die er als nächses Anquatschte, schien ihm weiterhelfen zu können: "Kann sein, dass du Steve meinst. Der is weiter hinten, so n Typ mit knallrot gefärbten Haaren. Kannst eigentlich nich übersehn, den Kerl."
"Vielleicht bin ich zu gutgläubig. Oder ich gehe einfach davon aus, dass die meisten Leute es gut meinen, auch wenn sie manchmal Fehler machen. Immerhin wünsche ich mir, dass man das bei mir auch so sieht. Alles andere wäre doch ungerecht, oder nicht? Ach, das hat er auch erklärt. Man geht dafür meistens ins Schlafzimmer", brabbelte Athena mit jener Sorglosigkeit weiter, die nur eine Person aufbringen konnte, die die Erklärung zwar gehört, aber nicht *verstanden* hatte. Und sie musste sich also selbst überzeugen. Das war immer noch seltsam. Wenn sie sich selbst überzeugt hatte, log sie schließlich nicht mehr. Reichte es nicht einfach, wenn sie klang, als wäre sie hundertprozentig überzeugt? Das ließ sich doch bestimmt üben. Zuhause würde sie sich vor den Spiegel stellen und schauen, was ihr Gesicht tat, wenn sie die Wahrheit sagte. Wie die Stimme klang. Wobei, nein. Sie musste bei den Menschen schauen, was deren Gesichter taten, wenn sie die Wahrheit sagten. Sie selbst fühlte die üblichen Emotionen zwar, aber sie musste ihr Gesicht zwingen den richtigen Ausdruck dazu aufzusetzen. Wie ein Chamaeleon, nur statt für die Farben des Hintergrunds für die richtige Visage. Inzwischen klappte das ganz gut, aber es gab noch so viel zu lernen. Richtiges Zwinkern war zum Beispiel sehr schwer. Wenn man es zu lange machte, sah es scheinbar seltsam aus. Zumindest hatte sie damit mal ein Kind zum Weinen gebracht. "Manchmal sind Lügen notwendig, aye. Aber nicht zu oft. Immerhin lügen Dämonen permanent und nur. Und wir wollen ja nicht auf deren Stufe herab sinken. Uh, sicher würde ich dich festnehmen. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Also auch wenn ich dich mag, kann ich nicht ignorieren, wenn du jemanden mutwillig erschießt. Das wäre Mord und Mord ist illegal. Und da es illegal ist, müsste ich dich verhaften. Also ermorde bitte niemanden, weil ich keine Lust habe dich verhaften zu müssen", brachte Athena ihre inneren Gedanken nach außen. Gut gelaunte Guckerle erwiderten Luciens Blick, bevor die Nymphe sich an einem Zwinkern versuchte. Es war ein bisschen zu lang, sodass es leider wirken mochte, als hätte sie etwas ins Auge bekommen. "Wäre wirklich schade um das Team. Immerhin arbeiten wir doch recht gut zusammen. Obwohl ich relativ wenig über dich weiß. Uh, später. Zuerst die Pflicht, dann das Fährgnügen." Und da waren sie drinnen. Im Schatten Luciens wirbelte Athena mal hier hin, mal dort hin. Die ohnehin schon kleine Gestalt machte sich noch kleiner als sie eh schon war. Die blinkenden Reklamen schmerzten in den Augen. Das Hintergrundsummen von einhundert gleichzeitig geführten Gesprächen in unterschiedlicher Lautstärke schwoll hinter ihrer Stirn zu einem Dröhnen an. Hier ein Wortfetzen, dort ein halber Satz, die sich falsch zusammenfügten und die Kakophonie der Geschäftigkeit unerträglich gestalteten. Dementsprechend leise, nicht ganz da und zittrig war die Stimme bei der Antwort. "Danke, Lucien. Ich weiß das zu schätzen. Und ich mag wirklich keine Menschenmengen. Wie haltet ihr das aus, so zusammengepfercht wie Hühner im Käfig?" Zum Glück hatte Lucien recht rasch Erfolg mit seiner Fragerei. Die junge Frau, die er fragte, wies den beiden den Weg. Wie von ihr angekündigt, konnte man Steves Werkstatt wohl wirklich nicht übersehen, zumindest, wenn man es schaffte an den anderen Leuchtreklamen vorbei zu schauen. Es ging eine gewundene Treppe nach oben in das zweite Geschoss, das sich wie ein ewig langer Balkon um das Innere der Lagerhalle wand. Sehr viel leerer wurde es hier oben jedoch auch nicht. Steve, oder Stev-O wie sein Ladenschild der Welt in grellen, neonpinken Lettern verkündete, war auch anwesend. Zumindest hockte ein gelenkiger Mann mit knallrot gefärbtem Irokesen auf einer Bank direkt unter dem Ladenschild. Zudem wurde der Kerl wohl grade mit einem Verkauf fertig, denn Jewels wechselten den Besitzer. Aus der Hosentasche der Kundin ragte ein nicht grade ergonomisch geformter Griff aus schmutzigem Holz und Drähten heraus. Die Ausbeulung in der Hose war vage L-förmig. Vermutlich eine Art Pistole. Stev-o grinste ein ebenso lückiges wie freudiges Grinsen und stopfte sich die Jewels in seine speckige Schutzweste. Gefundenes Fressen für jeden Rune Knight auf der Suche nach Verbrechen. Leider stützte sich Athena grade mit einer Hand an der Säule ab, die die Treppe hielt und massierte sich mit der anderen Hand die Schläfen. Durch ihren Schädel trampelte eine ganze Herde Elephanten in Klompen. "Ist er das? Sollen wir ihn uns schnappen?", wurde leise bei Lucien nachgehakt. Exzellente Idee, Sun Tzu, vor allem direkt vor allen Leuten.
In Vielerlei Hinsicht gingen die Weltansichten der beiden Magier wohl weit auseinander. Lucien ging nicht davon aus, dass die Welt gerecht war und bemühte sich daher auch nicht groß, sie so zu behandeln. In der Regel tat er, was ihm Vorteile einbrachte und nicht das, was nett war. Wenn sich die beiden Punkte überschnitten, war ihm das durchaus recht, doch er verließ seinen gewählten Pfad nur ungern, bloß um dafür zu sorgen, dass sich jemand besser fühlte. Das redete er sich zumindest ein, denn das war der Weg der Ashworths. "Dann bist du auch noch zu nett", stellte er mit einem Kopfschütteln fest, "Willst du jetzt mir erklären, wie Sex funktioniert? Da bin ich ja mal gespannt." Nun lachte er doch wieder. Die Situation war schon ein wenig skurril, da konnte er gar nicht anders, als ein wenig zu schmunzeln! Wieso kamen bei ihm während Quests bloß ständig solche Themen auf? Erst die Schmuddelheftchen mit Ken und nun das. Wie gut, dass er absolut immun gegen Scham in dieser Hinsicht war und sich einen Spaß daraus machen konnte. "Dämon, bitte was? Ach, ich will es gar nicht wissen." Hatte die Blondine einen Narren an irgendeiner Religion gefressen oder wieso erzählte sie viel zu häufig von Engeln und nun auch noch Dämonen? Langsam wurde es wirklich unangenehm. Lieber schnell wieder das Thema zu erfreulicheren Dingen wechseln. "Du magst mich also? Das ist ja süß!" Selbstgefällig grinste der Schwarzhaarige vor sich hin. Eigentlich war er überhaupt nicht verwundert, schließlich konnte sich niemand lange seinem Charme entziehen. Nicht einmal eine Rune Knight. "Aber mach dir mal nicht zu viele Hoffnungen, dass ich mich auch von dir verhaften lassen würde." Sie sprach glatt so, als würde er ihrem Befehl einfach Folge leisten und sich in Handschellen legen lassen. Das würde er vielleicht im Schlafzimmer tun, aber sicherlich nicht, wenn die Sache ernst war. Mit einem Grinsen auf den Lippen erwiderte er ihren Blick, schnaubte amüsiert, als sie ihm ein eher misslungenes Zwinkern entgegen warf. "Das mit dem Zwinkern solltest du auch noch mal üben." Bevor er die Seelenspiegel wieder auf den Weg richtete, streckte er ihr kurz die Zunge heraus. "Vergnügen." Sie wollte also mehr über ihn wissen. Ein paar Informationshappen konnte er ihr womöglich zuwerfen, doch mit Details wollte er lieber vorsichtig sein. Sie war noch immer eine Rune Knight. Eine Rune Knight, die offensichtlich nicht gut mit Menschenmengen klarkam. "Gewohnheit." Für den Schwarzhaarigen war es tatsächlich nicht mehr als das. Bereits von kleinauf wurde er auf alle möglichen Veranstaltungen geschleppt, es war für ihn so alltäglich wie das Atmen selbst, von viel zu vielen Fremden umgeben zu sein. Es gab keinen Geheimtipp, der solche Situationen auf magische Weise erträglicher machte. Vorerst hatte Athena wohl kaum eine andere Wahl, als es auszuhalten. Während er gelassen wie eh und je in die angewiesene Richtung und die Stufen hinauf marschierte, wurde es für sie zunehmend schwerer zu ertragen. Gab es bei den Rittern denn kein Training, das auf solche Situationen vorbereitete? Echt schwach. Seine negative Meinung behielt er jedoch brav für sich und beugte sich stattdessen zu ihr hinab, um mit ihr sprechen zu können. "Wir nehmen ihn mit raus. Zu viele Zuschauer wären schlecht für uns." Er verstand ja, dass sie gerade nicht ganz fit war, doch so eine dumme Idee hatte er nur selten gehört. Auf gar keinen Fall sollten sie sich in der Gegenwart von so vielen Leuten zu erkennen geben. Zumindest nicht so. Ein Glück hatte sie den perfekten, zuverlässigen Ashworth an ihrer Seite, der genau wusste, was zu tun war. Ein paarmal klopfte er ihr mit der flachen Hand auf den Rücken. "Hopp, wir haben es fast geschafft. Jetzt ist keine Zeit zum Schwächeln." Außerhalb der Halle wurde die Blonde hoffentlich wieder zurechnungsfähig. Schließlich wollte sie doch unbedingt jemanden festnehmen. Dass sie dafür die Chance bekam, würde er hier und jetzt sicherstellen. Natürlich nicht, um sie glücklich zu machen, sondern weil er selbst auf Rache aus war. Niemand hatte das fucking Recht, so beschissene Waffen auf den Markt zu bringen. "Ich zeige dir sogar nochmal, wie man ordentlich lügt." Mit Athena im Schlepptau trat er an den kleinen Stand heran, wurde von dem Rothaarigen direkt mit einem schiefen Grinsen begrüßt. Doch er erwiderte nicht. "Erinnerst du dich noch an sie?" Natürlich tat er das nicht, doch das war auch gar nicht nötig. "Uhm, nein, wieso?" Die Hände landeten mit einem lauten Rumms auf dem Tresen, ließen den Verkäufer zusammenzucken. "Solltest du aber. Du hast ihr gestern eine von deinen Waffen verkauft. Und was is? Kaum zuhause fällt das Scheißteil auseinander. Niemand, wirklich fucking niemand zieht sie so ab." Gewalt und Zoffereien waren an einem Ort wie diesem keine Seltenheit. Man musste sie nur richtig verkaufen zu wissen. Niemanden würde es jucken, wenn sich zwei Leute wegen nem miesen Verkauf aufregten. "Hey-hey, kein Grund sich so aufzuregen. Wir finden schon 'ne Lösung, eh? Tut mir echt Leid, dass es so gelaufen is. Wie wär's mit 50% auf den nächsten Einkauf? Das is doch n guter Deal, meinst nich?" Der Kerl wirkte kein bisschen verwundert, dass sich jemand über die Qualität beschwerte, der wusste wohl, dass er nur Shit produzierte. Scheiß Arschloch! "Nuh-uh. Ich hab nen besseren Deal für dich: du kommst schön mit mir mit und wir regeln das draußen wie richtige Männer." Eine Hand griff über die Theke und zog den Rotschopf am Kragen einmal quer darüber, sodass er schließlich auf der Seite der Magier stand - oder eher hing, denn auf den Boden ließ Lucien den Kerl erst, nachdem er ihn kurz hatte zappeln lassen. "Komm schon, Bruder. Das is echt nich mit Absicht gewesen. Ich hatte nie vor, deine Perle abzuzocken, ich schwör. Das is einfach nur dumm gelaufen." Wie vielen Leuten er das wohl täglich verklickern wollte? Der Ashworth würde auf jeden Fall der Letzte sein. "Am Arsch. Mit jetzt." Mit diesen Worten schubste er den Kerl vor sich her, die Treppen hinab und Richtung Ausgang. Was für ein beschissener Versager. Winselte herum wie ein Welpe, anstatt sich endlich mal zu wehren. Ob da noch was kam? Ein kurzer Seitenblick zu Athena. Konnte sie sehen, ob der Kerl irgendwelche seiner Amateurwaffen bei sich trug?
"Nein. Ich verstehe ja selbst kaum, worum es dabei geht. Und ich hoffe doch, dass du dich würdest verhaften lassen! Sonst müssen wir uns ja bekämpfen. Und dann gefährden wir den Auftrag und das Team. Das geht ja nicht. Wobei das mit dem Team dann ja eh...töte einfach niemanden, ok? Darüber nachzudenken macht mir Kopfschmerzen", murrte Athena leise in sich selbst hinein. Vorsichtig hielt sie sich die gesamte Zeit in der Lagerhalle über fast direkt hinter Lucien. Das mit dem Zwinkern musste sie also noch üben? Na ja. Grade hatte sie ohnehin nichts Besseres zu tun. Luciens Rücken bot für ein kleines Persönchen wie sie einigermaßen Deckung. Also zwinkerte Athena als hätte sie ein Sandkorn von der Größe eines Meteors im Auge. Es war nicht schön. Die Grimassen, die sie dabei aufsetzte, zogen mehr als nur einen verwirrten Blick nach sich. Das Trauerspiel nahm erst ein Ende, als sie Stev-O fanden. Ein blonder Schopf lugte hinter Lucien hervor. "Gewohnheit? Wie kann man sich daran gewöhnen? So viele Lebewesen auf so engem Raum. Und nicht nur die Menschen. Alles hier schwirrt vor Leben. Sogar die Steine." An denen sie sich grade festkrallte. Unterdessen bewies Lucien wieder einmal sein Geschick im gnadenlosen Anflunkern von Personen. Das Schauspiel, das er hier an den Tag legte, war gewiss einer Auszeichnung irgendeines Theaters würdig. Athena blieb nichts anderes übrig zu tun als zu existieren und vage weiblich auszusehen, damit Luciens Geschichte keine Lücken bekam. Zumindest schaffte sie es trotz der Menschenmassen in der Halle und den dröhenden Kopfschmerzen einen unzufriedenen, wütenden Gesichtsausdruck aufzusetzen. Die Brauen schoben sich ärgerlich zusammen. Der Mund war nur noch ein dünner Strich an aufeinander gepressten Lippen. Die Augenlider senkten sich ein Stück herab. Hier suchte ganz offenbar jemand ebenso viel Streit wie Lucien. Während des gesamten Austauschs zwischen Stev-o und Lucien sprach Athena kein Wort. Eigentlich achtete sie nicht einmal sonderlich darauf, was gesagt wurde, beobachtete stattdessen, wie es gesagt wurde. Die Gesichtsausdrücke der beiden Männer. Wie sah jemand aus, der scheinbar völlig überzeugt von seinen Worten war? Wie sah jemand aus, der Angst hatte oder etwas zu vertuschen versuchte? Das aggressive Rot in Athenas Augen wurde von neugierigem, hellem Gelb zersprengt. Der Blick suchte stets das Gesicht des jeweilig Sprechenden ab. Dieser Stev-O versuchte scheinbar Lucien zu beruhigen. Vielleicht hatte er Angst? Zumindest waren seine Augen weit aufgerissen. Aber das machten Leute auch manchmal, wenn sie sich freuten oder überrascht wurden. Lucien hingegen sah aus als wäre er wirklich wütend auf den Kerl. Völlig zu Recht, wie Athena fand! Wer so einen Schund verkaufte, war offensichtlich ein schlechter Mensch. Und immerhin hatte er Luciens Freundin eine Waffe verkauft, die zuhause direkt auseinander gefallen war! Was für ein dämonischer Schuft! Luciens Freundin war bestimmt total nett und hatte es nicht verdient so über's Ohr gehauen zu werden! Der Ashworth trieb den armen Kerl vor sich her, die Treppe hinunter und weiter nach draußen. Stev-O gab weitere Unschuldsbeteuerungen von sich, sowie Rabattangebote, deren Prozente sich steigerten, je näher sie dem Ausgang kamen. "Ehrlich, ich geh auch auf 70% Rabatt runter! 71%! 72!", versuchte sich der Waffenschmied heraus zu winden, während Lucien ihn weiter in Richtung Ausgang schubste, wann immer er versuchte stehen zu bleiben. "Hey, Stev-o. Gibt's Ärger?", erkundigte sich einer der beiden humanoiden Kleiderschränke, als das ungleiche Dreiergespann die Lagerhalle wieder verließ. Stev-O warf einen Blick nach hinten, stieß auf zwei Paar unnachgiebiger Blicke und hob schon abwinkend die Hände gen der Wache. "Nur ein kleines Kundengespräch, Eric. Bin gleich wieder da, ehrlich!" Und endlich, endlich, ging es heraus aus der Lagerhalle. Athena sog einmal scharf Luft ein wie ein Ertrinkender, der die Oberfläche des Ozeans zur rettenden Luft durchstieß. Noch immer dröhnte ihr Schädel, aber hier draußen wurde es rasch besser. Das emsige Summen der Lagerhalle nahm weiter ab, während die drei sie umrundeten, um zu einer der Seiten zu kommen. Grässlich grauer Beton bestimmte hier das Bild. Athena klopfte sich einmal mit den Fäusten gegen den Schädel, als würde das die Situation verbessern, bevor eine Hand in der rechten Hosentasche verschwand. Einen winzigen Manaimpuls später spürte sie die beruhigende Flauschigkeit einer Feder zwischen den Fingern. Welche Feder war es? Völlig egal. Etwa auf der Hälfte des Wegs entlang der schmucklosen Außenmauer des Night Market, drehte sich Stev-O um, ließ die Arme baumeln und beförderte sie hinter den Rücken. "Also. 75% Rabatt für den nächsten Einkauf von deiner Perle da. Besser wird's nicht, Kumpel. Oder..." Etwas klickte metallisch, als der Hahn einer Schusswaffe gespannt wurde. Stev-O beförderte etwas nach vorne, was es nicht einmal verdiente als Pistole bezeichnet zu werden, und richtete die Waffe auf Lucien. "Oder ich knall' dich ab und regel' das selbs' mit ihr." Athena spannte sich an. Ein Finger flitschte die Feder nach vorne. Glühendes Licht gebahr die gestylte Gestalt Zihruns, der nicht einmal Zeit hatte nachzufragen, was seine Beschwörerin wollte, bevor die peitschende Pistolenkugel ihn bereits nach hinten und vorbei an Lucien riss. Athena tauchte unter der Gestalt des Engels hindurch, zwang in einer Bewegung die Pistolenhand nach oben und ihr Knie in die Weichteile Stev-Os. Mit einer wutverzerrten Fratze und Augen, die ihr freundlich-neugieriges Gelb vollständig gegen tiefes rubinrot eintauschten, schloss sich Athenas freie Hand um die Kehle des Rothaarigen, der einmal, zweimal gegen die Außenwand der Lagerhalle gehämmert wurde. Die Waffenhand erschlaffte und ließ die "Pistole" fallen, die auf dem Boden aufprallte und in tausend Teile zersprang. Sofort wurde der gesamte Kerl ebenfalls fallen gelassen und krumpelte auf dem Boden zusammen. Die Nymphe huschte schon wieder zurück zu dem sich auf dem Boden krümmenden Engel, barg dessen Oberkörper in den Armen. "Es tut mir so leid, Zihrun. Ich konnte nicht sehen, welche Feder ich gegriffen habe. Es tut mir leid! Ich schicke dich zurück", wisperte sie dem Engel panisch entgegen. Zihrun lächelte schwach. Ein Blutstropfen rann ihm aus dem Mundwinkel. Der Körper löste sich in funkelnde Tropfen auf. Einen Moment tanzten sie noch in der Luft, bevor sie aufeinander zu rauschten und wieder zur Feder wurden. Mit einem kaum hörbaren Plitsch kam der Blutstropfen auf dem Boden auf, als ihn plötzlich nichts mehr an Ort und Stelle hielt. Ein Engel war zu Schaden gekommen. Ihretwegen. Athena konnte spüren, wie ihre Nase voller wurde. Tränen drängten aus den Augen heraus. Die Nymphe heulte nicht damenhaft zurückhaltend, sondern mit der vollen Inbrunst von Trauer und Zorn. Es dauerte nur Sekunden, bis die ersten Tropfen durch die auf das Gesicht gepressten Händen drangen und sich mit dem Blutstropfen Zihruns vermischten.
Zauber:
(75/100)
Zauber:
Feather Allocation TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: Diesen Zauber erhält der Magier beim Erlernen der Magie. Er ist notwendig, um Beschwörungszauber dieses Magieauslegers zu erlernen. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Eine Feder eines beliebigen Lebewesens ist die Voraussetzung. Bei diesem Zauber wird eine Verbindung zu einem Engel erschaffen, die durch die Feder besteht. Dabei hält der Anwender die Feder in Händen und spricht den Namen des Engels aus, um ihn anzurufen. Die Feder beginnt zu glühen und durch einen Manaeinsatz ist es dann möglich, den Engel so beschwören. Wird eine Feder und der Kontakt verloren, muss dieser mit einer neuen Feder neu hergestellt werden. Mit steigender Engelsanzahl steigt auch die Zahl der Federn im Besitz des Magiers. Zur Anwendung bläst der Anwender die Feder in die Luft und denkt an den Engel. Dieser bildet sich aus der Feder heraus. Wenn er am Ende verschwindet, bleibt eine Feder von ihm wieder übrig.
Zihrun TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Beschwörung MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Zihrun ist ein in Anzug und Krawatte gekleideter, immer gestylter Engel mit Flügel, die zur Farbe seiner Jackets passen. Er ist kein Kämpfer, aber der perfekte Engel, wenn man überlegt, was man anziehen möchte, man eine schöne Frisur oder Make-Up braucht oder sich zwischen grünen und blauen Vorhängen nicht entscheiden kann. Was Style angeht, ist er Berater Nummer 1!
Attribute des Engels:
Stärke: Level 1
Schnelligkeit: Level 2
Geschicklichkeit: Level 2
Widerstand: Level 1
Manaregeneration: Level 1
Willenskraft: Level 2
Manavorrat: 40 Punkte
"Flachwitze" | Leere | En Garde!
Zuletzt von Athena am Di 31 Okt 2023 - 19:40 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
"Soll ich es dir zeigen?", fragte er mit frechem Grinsen und gefolgt von einem Lachen. Inzwischen hatte er kapiert, dass die meisten Aussagen bei Athena so ankamen, als hätte man den gesamten Kontext, sowie Tonfall herausgelassen, weshalb er noch hinterher schickte: "Das war ein Scherz. Bitte sieh es als ein Scherz." Dass sie am Ende tatsächlich glaubte, er wäre darauf aus, mit ihr im Bett zu landen, konnte er nicht gebrauchen. "Okay", bestätigte er schließlich ihre Bitte, schnaubte dabei amüsiert. Sollte ihm Recht sein, auch, wenn es putzig war, wie sich die Ritterin darüber Gedanken machte. Er würde niemanden töten und er würde sie auch nicht auf eine emotionale Zerreißprobe stellen. Auch, wenn er Letzteres nur zu gerne getan hätte, dafür war gerade weder der rechte Ort, noch die rechte Zeit. Die Aufgabe, die vor ihnen lag, verlangte zumindest ein wenig Konzentration und Fokus. "So wie bei allem Anderen auch: Indem man es einfach immer und immer wieder aushält." Irgendwann stumpfte das Hirn ab, fing an, die unnötigen Sinneseindrücke einfach auszublenden. Kurze Zeit später hatten sie es auch schon geschafft, denn Ramschwaffenhändler mit sich zu nehmen und hinaus aus der Halle zu schleppen. Noch immer hatte der Kerl es nicht aufgegeben, zu verhandeln. Der angebotene Rabatt wurde größer und größer, bis er wohl kaum noch weiter runtergehen konnte, ohne Verlust zu machen. Von Gegenwehr hatte der Typ anscheinend noch nie gehört - bisher. Ein Weilchen waren sie bereits an der Außenwand entlang marschiert, in der Hoffnung, endlich etwas Privatsphäre zu finden. Doch dann blieb der Kerl stehen, machte sein letztes Angebot. Die Hände wanderten hinter den Rücken noch bevor Lucien eingreifen konnte. Bereits bevor das 'Klick' ertönte, wusste er, dass es zu spät war. Fuck, fuck, fuck. Goldgelbe Seelenspiegel starrten dem billigen Lauf der Pistole in einem Mix aus 'Schieß doch, du Arsch, mal schauen, was deine Scheißdinger tatsächlich bringen' und 'Ich hab echt kein Bock hier abzukratzen' entgegen.'. Die Zeit, seine eigene Waffe zu beschwören, hatte er nicht. Bis er sie in der Hand hielt, hätte der Mistkerl vermutlich schon mehrfach schießen können. Es ließ sich nur hoffen, dass der Kerl nicht den Mumm hatte, zu schießen. Doch den hatte er. Er drückte ab. Lucien schnappte nach Luft, kniff die Augen zusammen. Vielleicht war er genauso mies im Zielen wie Ken? Es war zu bezweifeln, doch es war die einzige Hoffnung, die er hatte. Nate würde ihn umbringen, wenn er hier lebendig herauskam. Doch so lange er auch auf das Eintreffen der Kugel wartete, es geschah nicht. Dafür jedoch ein dumpfer Aufprall. Sie hatte doch nicht...? Nein. Gottseidank, das hätte er sich nicht verziehen. Es war eine der merkwürdigen Gestalten der Ritterin, die den Schuss für ihn abgefangen hatte. Nur wenige Sekunden später war der Rotschopf außer Gefecht und auch der 'Engel' hatte sich wieder in Luft aufgelöst. Einen Moment lang stand der Ashworth noch da, regungslos, und verarbeitete. Alles war so verdammt schnell gegangen. Und Athena ... weinte sie? Hektisch huschten die goldenen Augen zwischen der Blonden und Steve hin und her. Durchatmen. Was war wichtiger? Seine Kollegin oder Rache? Es blieb nur eine gewisse Zeitspanne, bis unweigerlich die Runensoldaten als Verstärkung anrücken würden und dann hatte es sich erledigt mit der fröhlichen Prügelei. Aber ... er hatte absolut keine Ahnung, wie man Leute erfolgreich tröstete, doch einfach so sitzen lassen konnte er die Ritterin auch nicht. Fuuuuck. Wieso war das so verdammt kompliziert? Naja, wenn man es aus einer gewissen Richtung betrachtete, hatte der Schwachkopf die wertvolle Zeit des Schwarzhaarigen eigentlich nicht verdient. Er schluckte ein frustriertes Seufzen herunter und ging neben seiner Kollegin in die Hocke. Einen kurzen Moment des Schweigens später sprach er: "Es wird alles wieder gut." Wenn Nate weinte, dann nahm er ihn in der Regel einfach in den Arm, hielt ihn fest, versprach ihm ein paarmal, dass er für ihn da sein würde und wischte ihm dann die Tränen von den Wangen. Aber sie waren auch beste Freunde. Das hier war etwas Anderes. Ein Ashworth sorgte sich eigentlich nicht um die Gefühle Anderer. Doch das Mitgefühl einfach abschalten, konnte er nicht. Nach kurzem, innerlichen Hin und Her, legte er ihr schließlich den Arm um die Schultern. "Athena, du hast richtig gehandelt. Der ... Engel wird sich schon erholen, als ob er sich von so einer miesen Schusswaffe erledigen lässt. Und den Kerl hast du auch fertig gemacht." Wieso bloß hatte sie es für nötig gehalten, ihn zu schützen? Er hätte das schon irgendwie weggesteckt. Als sie vorhin behauptet hatte, sie würde nicht zulassen, dass jemand ihn traf, hatte er nicht geglaubt, dass sie es ernst meinte. Verdammt, wieso fühlte er sich deswegen so beschissen? Er hatte niemanden darum gebeten, auf ihn aufzupassen. "Wie wäre es, wenn wir dem Kerl einfach ein paar Tritte verpassen, um den Frust rauszulassen?" Was für ein dummer Vorschlag, doch ihm fiel einfach nichts besseres ein. "Na komm, mach dich deswegen jetzt nicht zu sehr fertig."
Heulend wie ein Schlosshund drangen die Eindrücke von außen nur mit gletscherartiger Geschwindigkeit in Athenas Verstand ein. Statt Gedanken zu formen präsentierte ihr Verstand der Nymphe die letzten paar Sekunden immer wieder auf's Neue. Die Handlung war reflexartig geschehen. Wie eine Parade im Kampf, wo der Körper nicht die Zeit hatte auf den Verstand zu warten, um nicht zerschnibbelt zu werden wie eine Wurst auf dem Tisch des Metzgers. Trotzdem hätte sie doch bestimmt irgendwie...nein. Es hatte keine Möglichkeit gegeben gezielt Chamuels Feder aus dem Etui zu suchen. Selbst wenn Markierungen in deren Kiele geschnitzt wären, wären sie durch die Panzerhandschuhe nicht zu erspüren gewesen. Etwas legte sich schützend um ihre wackelnden Schultern. Lucien versuchte sie zu trösten. Das war...unerwartet freundlich von ihm. Unter dem Rauschen des Bluts zwischen ihren Ohren waren die Worte nur schwer zu verstehen. Aber er sagte irgendwas davon, dass Zihrun sich schon erholen würde. Mit einem verheulten Schniefer zog Athena einmal den Rotz zurück in die eigene Nase. Durch den Tränenschleier vor den Augen war Lucien kaum zu erkennen. Aber Athenas Mundwinkel hoben sich zu einem unsicheren Lächeln. Kurz wurde Luciens Arm einmal sanft gedrückt, bevor sie die Hände nach der gefallenen Feder ausstreckte und dabei eine Sanftheit an den Tag legte, die andere Personen kleinen pelzigen Tieren entgegen kommen ließen. Vorsichtig tastete die Magie nach der Verbindung zum Engel. Sie war da! Schwach, flatterhaft. Aber es gab Zihrun noch! "Er lebt", ließ Athena im Flüsterton hören.
Die Feder an der Brust bergend, schob sich die Nymphe in die Höhe. Rotz und Tränen wurden wunderbar vermischt, als sie den Ärmel ihrer Jeansjacke nutzte um sich damit über das Gesicht zu wischen. Während eine Hand sich auf Luciens Schulter legte, um dort noch einmal dankend zu drücken, barg die andere weiterhin die schillernde Feder. "Danke, Lucien...Du hast Recht. Es wird bestimmt...alles wieder gut", erklang die verspätete Antwort auf den Trost. Die Augen der Nymphe, die bis grade noch ein tiefes, dunkles Blau gezeigt hatten, färbten sich um. Kleine, rubinrote Flämmchen brachen darin aus, übernahmen in kurzer Zeit die Farbe vollständig. Athena ließ die Hände wieder sinken und richtete den Blick auf den bewusstlosen Verbrecher. Abschaum! Das Wort flackerte in ihrem Verstand auf, glühend heiß wie ein Brandeisen. "Kannst du dich bitte einen Moment umdrehen, Lucien?", wurde eben jener mit einer Stimme gebeten, die zwar immer noch zitterte. Der zischende Tonfall machte jedoch deutig, dass hier nicht mehr Trauer das Ruder in der Hand hatte. Ohne abzuwarten, ob Lucien überhaupt machte, worum er gebeten worden war, stakte Athena zu dem Gefangenen hinüber. Die Schritte beschleunigten sich vor der Ankunft. Dumpf traf Körperteil auf Körper. Jemand gab einen erstickten Laut von sich. "ARSCHLOCH!", gellte ein einziges Wort wutentbrannt die Wand entlang. Wenn das einer der Runensoldaten gesehen hatte, würde sie Rüffel kriegen. Aber das war egal. Niemand, absolut niemand, verletzte einen ihrer Schützlinge und kam damit durch. Der unglückselige Stev-o ächzte ohne Aufzuwachen, als Athena ihn sich über die Schulter warf und mitsamt ihrer neuen Last zu Lucien umdrehte. "Wir haben ihn. Und wir sollten verschwinden, bevor die Wachen auftauchen, die nicht zu mir gehören. Entschuldige meinen Ausbruch. Und...danke, Lucien. Wirklich."
Den Blick abgewendet bemühte der Schwarzhaarige sich, seiner Kollegin zumindest ein wenig Trost zu spenden. Ja, er konnte wohl hin und wieder auch aufrichtig nett sein. Es war zwar stets ein Schatten, über den er hinweg springen musste, doch letztendlich fühlte es sich nicht übel an. Gewöhnungsbedürftig, aber okay. Zu sehr häufen sollten sich diese Situationen jedoch nicht, denn es schadete definitiv seiner Coolheit. Wer würde ihn noch ernstnehmen, wenn er sich stets und ständig offen um seine Mitmenschen sorgte? Für einen erfolgreichen Geschäftsmann und Magier war das keine Verhaltensweise, die sich ziemte. "Habe ich dir doch gesagt." Womöglich würde der Geflügelte nicht gerade glücklich sein, wenn er das nächste Mal auf Athena traf, doch diesen Gedanken behielt der Ashworth für sich. Gerade zählte doch nur, dass der Schuss ihm nicht das Leben gekostet hatte. Zumindest für Athena. Wenn er ehrlich war, rührte ihn das Schicksal des völlig Fremden kaum. Es war bereits genug emotionaler Aufwand, sich um seine Kollegin zu sorgen. Als diese sich erhob, tat er es ihr gleich. Mental machte er sich eine kleine Notitz, ihr erst einmal nicht die Hand zu geben und auch die Finger von ihren Jackenärmeln zu lassen. Natürlich hatte er Recht. Er hatte immer Recht. Doch diesen Kommentar verkniff er sich, hob sich seine Selbstgefälligkeit lieber für ein Andermal auf. "Nö." Es war wirklich eine nette Bitte, die sie da an ihn stellte, doch er würde ihr nicht nachkommen. Er ließ sich doch nicht seinen Platz in der ersten Reihe entgehen, wenn ein Rune Knight die Regeln brach und zu unnötiger Gewalt griff! Bereits im Airsoft-Shop hatte er darauf gehofft und nun war es endlich soweit! Mit vor der Brust verschränkten Armen ließ er den goldenen Blick weiter auf der jungen Frau ruhen, genoss die kleine Show, die sich ihm bot. Hach, ein wenig neidisch war er ja schon. Der Rotschopf schien sich wirklich äußerst gut als Boxsack zu eignen, doch er sah ein, dass die Nymphe es deutlich notwendiger hatte, etwas Frust herauszulassen, als er selbst ... Na gut. Zumindest einen kleinen Schlag konnte er sich nicht verkneifen. Die Hand zur Faust geballt ließ er sie mitten ins Gesicht des Kerls klatschen. Das hier war schließlich immer noch persönlich -jetzt umso mehr- da konnte man auch mal eine Person fertig machen, die eh schon ohnmächtig war. "Das is für all die Schusswaffen, die du mit deinem Scheiß beleidigt hast." Und dafür, dass er geglaubt hatte, Lucien einfach abknallen zu können. Und dafür, dass er Athena zum Heulen gebracht hatte. Doch das waren Details, die behielt er lieber für sich. "Ich hätte gerne noch ein paar Idioten verprügelt. So viel zu meiner Narrenfreiheit." Auf seine Kosten war er nicht im geringsten gekommen. Ärgerlich. "Aber du hast wohl Recht. Ich kann es nicht gebrauchen, dass mein Gesicht bei den Wachen bekannt wird." Natürlich ausschließlich aufgrund von Quest-technischen Gründen. Nicht, weil er sich nicht die Chance verbauen wollte, hier doch irgendwann noch Kohle lassen zu können. Niemals. "Schon gut." Ihren 'Ausbruch' meinte er damit jedoch nicht. Sie hatte keinen Grund, sich zu bedanken. Eigentlich wäre es Lucien, von dem ein Danke fällig gewesen wäre, doch das bekam er nicht über die Lippen. Dafür war sein Stolz zu groß. Außerdem ging ihm die Tatsache, dass er überhaupt Unterstützung benötigt hatte, gewaltig gegen den Strich. "Kollegen helfen sich gegenseitig, nicht?", log er, ohne mit der Wimper zu zucken. Er selbst wollte keine Hilfe und er leistete sie auch nicht automatisch jedem, der an seiner Seite stand. Wenn er an ihren letzten gemeinsamen Auftrag zurückdachte, hatte er überhaupt keine Zweifel, dass er sie - ohne den Deal - bereitwillig ins offene Messer hätte laufen lassen, wenn er seinen eigenen Hintern dadurch hätte retten können. Inzwischen war er aber doch warm mit der eigenartigen Blondine geworden. Nicht, dass er das zugeben würde.
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