Ortsname: Negumi Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Die kleine Insel Negumi befindet sich einige Kilometer von der Küste vor Hargeon Town entfernt. Sie ist bekannt für ihre vielen Wasserfälle, die atemberaubende Aussicht und die vielfältige Natur. Die Insel ist für ihr religiöses Inselfest bekannt, welches einmal im Jahr stattfindet. Dementsprechend sind die meisten, wenn nicht gar alle Leute auf der Insel religiös, nichtsdestotrotz nett und einladend.
Change Log: Die Insel befindet sich gerade aufgrund des für mehrfachen Mordes verurteilten religiösen Oberhaupts in Aufruhr und es kann zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Bei einem Besuch ist Vorsicht geboten!
Zuletzt von Bahamuth am Di Jun 02, 2020 10:16 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Autor
Nachricht
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
Minimal frustriert zog Charon die Augenbrauen zusammen. Dass Megumi das Kernstück dieses Falls darstellte war seinen beiden Kollegen schon bewusst, und als wäre das nicht genug, hatten sie offenbar eindeutiges Beweismaterial gefunden, das ihre Untersuchung in eine komplett neue, deutlich handfestere Richtung lenkte. Dann stellte sich die Frage, wer von den Dreien hier der Nutzlose war. Für all ihr leeres Lob hatten Yuuki und El den Dargin ganz schön ins Messer laufen lassen... „Klingt, als hättet ihr einiges herausgefunden. Beeindruckend“, lobte Charon mit einem falschen Lächeln, während eine Strähne seines langen Haars sich um seinen Zeigefinger zu wickeln begann. Mit der anderen Hand nahm er den Brief selbst entgegen und machte sich daran, die Wahrheit mit eigenen Augen zu lesen... und er spürte, wie sich ihm der Magen dabei umdrehte. Das Leiden dieser Menschen und die unnötigen Todesfälle waren einzig und allein das Ergebnis einer Geldgier, die er vermutlich besser nachvollziehen konnte als jeder andere. Einst ein heimatloser Reisender, nun ein Mann, dessen Eindruck nach außen ihn so viel kostete, dass er zeitweise am Hungertuch nagte, hatte er doch nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, das Leben eines anderen Menschen derartig zu ruinieren. Als wäre das nicht schlimm genug, stellte dieser Brief auch noch die Aussage in Frage, die er zuvor so überzeugt ausgesprochen hatte. So schuldbewusst, wie sich dieser Yamamoto gab, konnte es doch wirklich sein, dass sich eins der vermeintlichen Opfer... „Ich verstehe“, unterbrach der Dargin sich selbst und drückte dem Grynder den Brief wieder in die Hand, das warme Lächeln von zuvor verschwunden. Als nächstes ging es wohl zum Adressaten des Briefes – Kagero Ito. „Gehen wir.“
Der Friedhof war grau, still und trübsinnig, wie es sich gehörte. Die feuchte Luft schien sich wie ein Dämpfer über die kantigen Steine zu legen, unter denen vergangene Menschen zu ruhen versuchten. Auch die Lebenden suchten hier nach einer inneren Ruhe, die sie ohne vernünftigen Abschluss vermutlich nicht bekommen konnten. Das galt gleichermaßen für Charon, dessen Groll gegen den Schuldigen am Wachsen war, wie für Megumis Bruder, der endlich das Schriftstück erhielt, das für ihn bestimmt gewesen war. Ihn eingehend betrachtend verfolgte der Finsternismagier Kageros Reaktion, der den Brief sehr interessiert entgegen genommen hatten. Nach wenigen Sätzen bildeten sich Falten auf seiner Stirn und sein Blick wurde Stück für Stück grimmiger, sein Griff so fest, dass das Papier zu knittern begann. Mit zusammengebissenen Zähnen sah er die drei Magier an, blickte zwischen ihnen hin und her. „Ist das wahr?“, fragte er in die Runde, musste sich zusammenreißen, um sie nicht hier und jetzt anzuschreien. „Diese Schweine haben meiner Schwester ihr Amulett gestohlen? Deswegen musste sie sterben?“ Die Reaktion wirkte echt. Neugier, Überraschung, Ärger. Allesamt machten einen spontanen Eindruck und passten zu einer Person, die gerade genauere Informationen zum Ableben eines geliebten Menschen erhalten hatte. Die blutunterlaufenen, geschwollenen Augen ließen auch kaum Zweifel daran, dass seine Trauer zuvor echt gewesen war. Erleichtert schloss Charon die Augen. „Der Brief ist echt“, bestätigte er ruhig und trat näher an den jungen Mann heran. „Sie kennen jetzt die Wahrheit. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es Ihnen dabei hilft, einen Abschluss zu finden.“ Kageros Körper bebte. Noch war der Abschluss nicht nahe, aber das brauchte Zeit. Was jetzt wichtig war, war die letzte lebende Person, die in der Nachricht erwähnt wurde. „Was Hachi Tomoko angeht...“ „Der Mistkerl ist Hausmeister an der Schule!“, platzte es aus dem wütenden Ito heraus, dessen Hand sich zur Faust geballt hatte. Charon legte einen Finger auf die Lippen – auch wenn die vier aktuell allein waren, war das hier immer noch ein Friedhof. „Herr Ito, ich verstehe Ihren Zorn. Mehr als Sie glauben. Doch es ist weder die Zeit, noch der Ort, um den Kopf zu verlieren.“ Charon verneigte sich leicht und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. „Was Hachi Tomoko angeht, können Sie das getrost uns überlassen. Solange Crimson Sphynx vor Ort ist, wird kein Schuldiger seiner Strafe entgehen. Wir sind schon auf dem Weg...“
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
El
Anmeldedatum : 23.01.20 Anzahl der Beiträge : 202 Alter : 32
Natürlich war auch El klar, dass auf der Hand lag woher ihre Narben kamen. Niemand wurde mit sichtbaren Verbrennungen geboren. Allerdings nahm sich die junge Magierin selbst nicht wichtig genug, als dass sie jemandem groß ihre Geschichte vortrug. Über den Unfall zu sprechen, fiel ihr im allgemeinen auch nicht wirklich leicht, wenn sie darüber nachdachte. Feuer oder Explosionen lösten allein in ihrer Vorstellung noch große Panik bei der Blauhaarigen aus. Hätte Yuuki weiter nachgehakt, hätte sie ihm zwar sicher geantwortet, doch wollte sie ihm das nicht wirklich aufs Brot schmieren, wenn er es nicht verlangte. Sie sprach nicht gern über sich selbst... ihre Vergangenheit... oder irgendwas, was mit ihrer eigenen Person in Zusammenhang stand. Lieber sprach sie tatsächlich über ihre Magie, denn auch wenn jene im Vergleich zu anderen magischen Fähigkeiten nicht sonderlich offensiv oder defensiv war, konnte man ihr einen unterstützenden Nutzen keinesfalls aberkennen. So war es doch recht offensichtlich, dass sich hinter ihren Masken Fähigkeiten verbargen, mit denen andere Menschen eher selten aufwarten konnten und das machte sie gerade für Aufträge wie diese hier nützlich. Ganz allein hatte sie aber so ihre Probleme, denn kämpfen konnte sie so gar nicht und man wurde leider des Öfteren angegriffen, wenn man schwierige Situationen zu lösen hatte... Doch das indirekte Lob von Yuuki freute sie tatsächlich unheimlich! Blöd nur, dass sie das einmal mehr nicht zum Ausdruck bringen konnte... Still nickte sie zustimmend und freute sich über die Anerkennung. Sie bekam nicht wirklich oft zu hören, dass sie nützlich war... Yuuki war schon immer ein guter Kerl gewesen. Das hatte sie nicht vergessen.
Als Charon wieder auf den Plan trat, ging es fürs Erste weiter. Ein erneutes Lob traf sie, als klar wurde, dass sie den Brief ausgemacht hatte, der die drei Crimson Sphynx Magier weiterbringen würde. Von Charons Frust ahnte die Magierin natürlich nichts. Wer könnte schon solchen Narzissmus verstehen, wenn man ihn nicht selbst lebte? Jedenfalls freute sie sich tatsächlich über das Lächeln des weißhaarigen Mannes und nickte anerkennend. Sie nickte in so vielen Situationen. Ob es irgendjemanden - abgesehen von ihr selbst - gab, der das nachvollziehen konnte, was sie damit ausdrücken wollte? Schwer zu sagen... Nun mussten sie jedenfalls Kagero Ito aufsuchen, denn das war der nächste Schritt. Was ihnen das wohl bringen würde? Auf dem Friedhof angekommen, fühlte El sich nicht besonders wohl. Solche Orte waren einfach irgendwie unheimlich... Gründe dafür musste man wohl nicht aufführen. Und im Dunkeln war ihr das noch viel unangenehmer. Vermutlich könnte mal Elena hier als Gruselgestalt hinter irgendeiner Ecke verstecken und sie würde perfekt ins Bild passen. Dass sie den Mann, den sie gesucht hatten, recht schnell fanden, war eine wirklich Erleichterung. El wollte nicht länger als nötig hier sein. Die Reaktion des Mannes war wie zu erwarten, wenn es um den Tod eines Familienmitglieds ging. Die Magierin konnte seinen Zorn nur zu gut verstehen. Es war nicht fair, dass sie sterben musste, weil sich irgendwelche Fieslinge einen Spaß mit ihr erlaubt hatten... So jung... El beobachtete die Situation stumm und nickte zustimmend als Charon erklärte, dass die Magier von Crimson Sphynx sich darum kümmern würden. Und wie! Wenn jemand eine Schuld an dieser Geschichte trug, dann sollte er dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden! Kagero wirkte nicht allzu überzeugt, doch sah er schnaubend davon ab sich einzumischen. Er schien zu begreifen, dass eine Magiergruppe das eher klären könnte... Am Ende verstrickte er sich noch in eine gefährliche Situation! Das wäre echt nicht gut. Der Mann erklärte ihnen zuletzt noch wie sie zur Schule kamen und wies sie energisch an seine Schwester zu rächen. Ob man wirklich von Rache sprechen konnte, wusste El nicht... aber wenn seine Schuld bewiesen werden konnte, dann würde man ihm seine gerechte Strafe zuführen. Gerne hätte El sich bei ihm für die Infos bedankt, doch sie hatte den Mumm nicht... Also machten sie sich auf den Weg zur Schule. Was sie dort wohl erwartete? Und was es mit diesem Hausmeister auf sich hatte?
Reden | Denken Never pick a fight with an ugly person,
Aufmerksam beobachtete Yuuki die Reaktion von Kagero, während dieser den Brief zu den Todesumständen seiner Schwester las. Der Grynder fühlte sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut den Ito in seiner Trauer zu stören. Dieses Gefühl wurde vor allem dadurch verstärkt, dass auch er selbst einst getrauert hatte – und immer noch in Trauer war, wenn er ehrlich war. Dementsprechend fühlte er mit dem Mann mit. Der einzige Unterschied zwischen Kagero und ihm war jedoch, dass dieser über die Todesumstände nun Bescheid wusste, während der Grynder nach wie vor im Dunkeln tappte. Klar, es hatte einen Brand gegeben, aber wieso gerade Iris und ihre Familie sterben mussten, das würde er nicht verstehen. Vermutlich hätte er sehr viel für diese Information gegeben, um auch endlich mit diesem Thema abschließen zu können. Aber das war Wunschdenken und würde an der harten Realität nichts ändern. Bei diesem Gedanken fokussierte er den Ito mit seinen rubinroten Augen. An seiner Reaktion konnten die Magier nun zumindest feststellen, dass er nicht der Mörder war, hinter dem sie her waren. Eigentlich wie vermutet, immerhin hatte El den versteckten Brief gefunden und festgestellt, dass er nicht abgeschickt worden war. Doch in so einem Fall war es besser, auf Nummer sicher zu gehen und alle Optionen abzuchecken – das war das Mindeste, was man von einem Crimson Sphynx Magier erwarten konnte. Yuuki war relativ dankbar darüber, dass Charon nun die Initiative des Gespräches übernommen hatte, da er sich ganz und gar nicht wohl dabei fühlte. Warum musste er nur gerade jetzt an Iris und ihre ungeklärten Todesumstände denken? Wer auch immer von den Todesumständen von Megumi wusste und Jagd auf die Übeltäter machte, er hatte sie beinahe alle getötet. Dieser Hausmeister namens Hachi Tomoko war der einzige, der noch am Leben war. „Sie haben unser Wort, er wird seine gerechte Strafe erhalten.“ Der Grynder tat es dem Weißhaarigen gleich und bestätigte ebenfalls dem Trauernden, dass sie den Hausmeister nicht davon lassen würden. „Die Schule befindet sich nicht unweit des Tempels, dort könnt ihr den Mistkerl finden! Er darf nicht davon kommen, er muss dafür zahlen!“ Oh ja, das würde er, die Magier würden sicherstellen, dass es die zuständige Behörde übernahm und nicht etwa ein auf Rache gesinnter Bruder. Ihre eigentliche Aufgabe war es, den Mörder zu fangen und darum würden sie sich kümmern. Der Hausmeister war nur die Kirsche obendrauf. „Vielen Dank für Ihre Zeit und verzeihen Sie erneut die Störung.“ Mit diesen Worten schloss der Rotschopf das Gespräch ab, gab seinen Mitstreitern ein Zeichen begann sich in Richtung Stadt zu bewegen. Während sie zur Schule liefen, hatte sich Yuuki eine Vorgehensweise ausgedacht und präsentierte sie den anderen Beiden. „Immerhin konnten wir feststellen, dass es sich bei Kagero ganz offensichtlich nicht um den Mörder handelt. Was wiederum heißt, dass wir auf der Hut sein müssen, da er noch irgendwo da draußen lauert.“ Das bedeutete sicherlich, dass sie zunächst den Hausmeister beschützen mussten, nicht dass ihnen noch der letzte Täter verstarb. So wenig es dem jungen Mann lag, diesen zu verteidigen, da er selbst ein Menschenleben auf dem Gewissen hatte, würde er ihn nicht sterben lassen – das funktionierte einfach nicht so. „Vermutlich wird unser Mörder früher oder später seine Aufmerksamkeit auf Hachi lenken, sodass wir ihn beobachten sollten. Vielleicht können wir so den Mörder auf frischer Tat ertappen!“ Das war ja ein guter Plan, aber ob alles auch so laufen würde? Und was die beiden anderen Magier wohl zu seinem Vorgehen sagten?
"Sprechen" ~ *Denken* ~ *Wukong*
Character Theme | Battle Theme
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
In der Nähe des Tempels also... Wo alles begann, würde wohl auch alles enden. Den Friedhof hinter sich lassend schien Yuuki bereits darüber nachzudenken, wer wohl hinter den Tätern her war. Sie mussten Hachi wohl oder übel vor diesem Schicksal beschützen, schließlich hatten sie als Gildenmagier die klare Bestimmung, jedes mögliche Leben zu bewahren. Allerdings konnte es gut sein, dass dieser Kerl gar keinen Schutz brauchte... „Vergiss nicht die Möglichkeit, dass Hachi selbst der Täter ist“, mahnte Charon seinen Partner und warf ihm einen Blick zu. „Als einer der Diebe ist es gut möglich, dass er die Erträge für sich behalten wollte oder sichergehen musste, dass niemand über seine Beteiligung aussagen würde. Wenn er sich in die Ecke getrieben fühlt, kann es gut sein, dass er gewalttätig wird. Bleibt also am Besten hinter mir... vor Allem du, El.“ Mit einem unzufriedenen Ausdruck verschränkte der Dargin die Arme vor der Brust. Schlussendlich wussten sie nicht, ob es sich bei dem Hausmeister um den Täter oder ein Opfer handelte. In beiden Fällen würde ein vorschnelles Vorgehen Probleme verursachen. War er der Mörder, konnten sie die Chance verpassen, dass er sie von sich aus zu beweisen führte. Gab es jemand anders, der ihn töten wollten, dann würden sie diese Person verschrecken, indem sie Hachi festnahmen. Ihnen waren die Hände gebunden. „So oder so sollten wir ihn erst einmal beobachten, ehe wir handeln. Dann sollte sich feststellen lassen, wer für die Morde verantwortlich ist.“ Auch wenn das nichts daran änderte, dass dieser Mann einen jungen Menschen bestohlen und eventuell in den Tod gedrängt hatte. Als einziger Beteiligter, der diesen Vorfall überleben würde, hatte er damit wohl gutes Geld gemacht. „Wir müssen jedenfalls jedes einzelne seiner unverdienten Jewel beschlagnahmen!“, wisperte eine düstere, gierige Stimme im Hinterkopf des Finsternismagiers, und er nickte. Die Polizei würde die größere strafrechtliche Verfolgung übernehmen, aber es machte nur Sinn, ihn im Voraus von seinem Diebesgut zu trennen. Am Ende wusste sowieso niemand, wie viel genau er bekommen und noch nicht ausgegeben hatte... „Wir müssen jedenfalls jedes einzelne seiner unverdienten Jewel beschlagnahmen.“
An der Schule angekommen stellte der Dargin fest, dass sie noch geöffnet war, auch wenn sich kein einziger Schüler mehr hier sein sollte. Das bedeutete wohl, dass der Hausmeister noch am Saubermachen war... und tatsächlich, der Klang eines kratzigen Besens war deutlich zu hören, als sie näher an den Schulhof kamen. Um die Ecke herum konnte man den Mann sehen, der in aller Seelenruhe kehrte. Das musste er sein – Hachi Tomoko. Für das ungeübte Auge sah er vermutlich wie ein einfacher, heruntergekommener Hausmeister aus, aber nicht für Charon Dargin! Die Uhr, die dieser Mann trug... das war eine Markenuhr! Deutlich über dem durchschnittlichen Gehalt einer Putzkraft in einer Schule! Und die Stiefel, die er trug, zeigten kaum Gebrauchsspuren, obwohl seine Arbeitskleidung ziemlich deutlich machte, dass er nicht besonders sorgsam mit seiner Ausrüstung umging. Wenn er versuchte, unauffällig zu bleiben, dann tat er das nicht besonders gut, denn jeder modebewusste Mensch mit monetären Einschränkungen würde auf den ersten Blick sehen, dass dieser Mann in die weniger auffälligen Teile seines Outfits mehr Geld gesteckt hatte, als er haben sollte! „Das ist er... keine Frage“, wisperte Charon und zog sich hinter die Ecke zurück. Jetzt hieß es wohl beobachten, denn sie konnten ihn nicht einfach so festnehmen und die Morde als gelöst erklären. Es wirkte die meiste Zeit lang relativ ruhig, er verbrachte sie einfach säubernd, ohne sich zu verraten. Nach einer Weile blickte er jedoch auf, und der Fokus der Magier wurde auf eine zweite Person gezogen, die sich auf das verlassene Schulgelände wagte. Eine vermummte Gestalt, die sich langsam auf ihn zu bewegte. Man sah richtig, wie der Hausmeister zu zittern begann – er ließ seinen Besen fallend, trat einen Schritt zurück, doch er war zu langsam. Die fremde Figur machte einen Satz nach oben und hob einen Arm, woraufhin Seile aus ihrem Gewand geschossen kamen und sich auf Hachi zubewegten. Um Charons Hände herum sammelte sich die dunkle Energie, die die anderen beiden Magier schon im Zug hatten sehen können.
„Es ist soweit...“
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
El
Anmeldedatum : 23.01.20 Anzahl der Beiträge : 202 Alter : 32
So langsam hatte man das Gefühl, dass sie der Lösung dieser Geschichte ganz nahe auf der Spur waren. Was genau ihnen noch fehlte, war nicht ganz klar, aber es war zu erkennen, dass sich die Puzzelteile langsam zu einem großen Ganzen zusammensetzten. Das trauernde Familienmitglied hatte El erst so richtig das Gefühl gegeben, dass diese Geschichte wahr war. Nun mussten sie ganz unbedingt aufdecken was hier in den vergangenen Wochen geschehen war, um dafür zu sorgen, dass so etwas nicht wieder passieren konnte! Zustimmend nickte El, als der Rothaarige feststellte, dass es sich bei Kagero ganz offensichtlich nicht um den Mörder gehandelt hatte. Vielleicht war es ja aber Hachi Tomoko? Der schien ja in der Nummer auch tiefer drinzustecken... Yuuki hatte zwar die Vermutung, dass der Mörder jemand Anderes war, der sicherlich seine Aufmerksamkeit auf Hachi lenken würde, aber wie sicher wussten sie das schon? Die Magierin verfolgte das Gespräch aufmerksam. Ganz besonders auch, als sich nun auch Charon dazu zu Wort meldete, während die drei bereits auf dem Weg zur Schule waren. Still nickte sie, während der riesige Magier erklärte, dass sie auch auf Hachi Acht geben müssten. Wer wusste was sie dort erwartete? Die Ansage des Dargin überraschte die kleine Magierin aber sehr. Sie sollte sich vor allem hinter ihm halten. Hm... Sie konnte ja auch wirklich nicht kämpfen. „I-In Ordnung!“, antwortete sie, wesentlich unsicherer als sie es geplant hatte, aber immerhin hatte sie etwas herausgebracht! Darauf war sie schon stolz. Zu beobachten, war eine wirklich gute Idee. Auch El hielt es für sinnvoll die Situation erst einmal genau unter die Lupe zu nehmen, bevor man da eingreifen würde. Wenn man noch nicht genau wusste, was dort von statten ging, konnte man auch niemanden verdächtigen und Hachi festzunehmen, bevor man sicher wusste wer der Täter war, könnte wirklich gefährlich werden. Was Charon über die Jewel sagte, vernahm El zwar und legte kurz den Kopf schief, doch sie ließ es unkommentiert. Warum sie etwas mit dem Geld machen sollten, wusste sie nicht so recht, aber wenn die beiden Kollegen das wollten, würde sie sich nicht sträuben...
Kaum waren sie an der Schule, stellte sich schnell heraus, dass der Hausmeister noch bei der Arbeit war. Während sie ihn beobachtete, wirkte er für El wie ein ganz normaler Hausmeister bei seiner Tätigkeit. Die Klamotten ließen ihn deutlich als solchen erkennen. Details, wie sie Charon sah, waren für die Magierin nicht erkenntlich. Eine Weile beobachteten sie ihn beim Saubermachen, während Charon anmerkte, dass es sich hierbei ganz sicher um Hachi Tomoko handelte. Es war auch schwer anders zu deuten, oder? Erst als eine weitere Person aufschlug, wurde es heikel. Es war ein vermummter Mensch, unkenntlich, um wen es sich dabei handelte. Doch bei dem Hausmeister sorgte allein dieser geheimniskrämerische Auftritt für Panik. Man konnte es in seinem Blick erkennen. Enorme Angst, ein Zittern und ein Stück weit sogar ein Versuch der Flucht. Auch wenn der Mann nichts Gutes getan hatte, so hatte El doch Mitleid mit dem Kerl, als sie ihn so sah. Gern hätte sie ihn wissen lassen, dass alles gutgehen würde, doch das konnte sie nicht tun... Als dann plötzlich noch Seile aus dem düsteren Gewand geschossen kamen, erschrak El richtiggehend und zuckte zusammen. Okay. Das hier war kein freundlicher Besuch! Während Charon ziemlich gefasst feststellte, dass das wohl ihr Mörder war, begann nun auch El zu zittern. Sie mussten etwas tun, sonst würde der Mann sterben!
Während El sich fragte was sie nur tun konnte, sah man wie die dicken Seile sich zunehmend um den Körper des Mannes wanden. Sie hielten ihn an Ort und Stelle fest, fesselten ihn und ließen ihm keine Chance zur Flucht. Zunächst erklang ein leises Kichern, doch in den Hallen hier konnte man es deutlich vernehmen. Der Mann bekam vor lauter Bibbern kein einziges Wort heraus, als die Person mit langsamen Schritten immer weiter auf ihn zuging. „Sieh mich gefälligst nicht so an... Das hier ist ganz bestimmt nicht meine Schuld.“, zischte die zornige Stimme einer Frau, als die Seile aus ihrem Gewand langsam begannen sich um seinen Oberkörper hinauf zu seiner Kehle zu schlängeln. „All das könnt ihr euch selbst zuschreiben... Mit euren selbstsüchtigen und habgierigen Taten habt ihr diese arme, junge Frau in den Tod getrieben. Umgebracht habt ihr sie!“ Ziemlich harsche Beschuldigungen. Die Seile begannen sich fester um seinen Hals zu winden. Diese Stimme. Sie kam El bekannt vor, aber woher? Irgendwo hatte sie die schon gehört... „Und noch viel schlimmer als das Mädchen... Habt ihr einen heiligen Gegenstand beschmutzt und vertickt wie ein billiges Spielzeug!“ Mit einem kräftigen Ruck zog sie an den Seilen, sodass nicht nur ihr Opfer näher an sie heranrückte, sondern auch sie automatisch an ihn herantrat. Dabei fegte es ihr die Kapuze vom Kopf und gab den drei Magiern ein klares Bild davon mit wem sie es zu tun hatten. „Die Hohepriesterin...!“, flüsterte El geschockt und hielt sich die Hände vor den Mund, der hinter der Maske verborgen war. Sie war an all dem Schuld? Unfassbar... Aber jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken. Sie mussten diese Frau ganz unbedingt aufhalten! Das Seil wand sich immer fester um den Hals des Hausmeisters und sein Kopf wurde schon ganz rot, während er nach Luft japste. Aber die kleine Magierin konnte nicht viel tun... Vielleicht aber Yuuki und Charon?
Reden | Denken Never pick a fight with an ugly person,
“Du hast recht.”, stimmte Yuuki seinem weißhaarigen Kollegen zu. Diese Möglichkeit hatte er gar nicht bedacht, bei Hachi konnte es sich tatsächlich um den Mörder handeln. Das Motiv der Gier war ebenfalls nicht abwegig, hatten doch er und seine nichtsnutzigen Freunde das mit dem Diebstahl des Amulettes bereits bewiesen. Da war der Grynder wohl zu voreilig gewesen, gut dass sie auch einen kühlen Kopf wie Charon dabei hatten! Mit Freude stellte Yuuki fest, dass sich der Dargin auch um El kümmerte, die bis dato ja meistens hinter dem Rotschopf Schutz gesucht hatte. Beim Maskenträger nahm eine eher unterstützende Rolle ein, weshalb es bei einer Konfrontation wohl vor allem auf die beiden Männer der Runde ankommen würde. Das war aber auch schon okay so, da sich Yuuki ziemlich sicher über seine eigenen Fähigkeiten war und nicht wirklich befruchtete, in Probleme zu kommen. So eine Einstellung konnte natürlich auch zu leichtsinnigen Handlungen verleiten, doch zum Glück hatte er sich soweit im Griff und es war noch zu keiner brenzligen Situation gekommen. Der rothaarige Magier hatte keine Ahnung, was wirklich in den Gedanken des Dargin so vorging, also nahm er dessen Worte einfach als Worte eines diensteifrigen Crimson Sphynx Magier, so wie es sich für Magier ihrer Klasse gehörte. Niemals hätte er dem anderen solch niedere Beweggründe wie Gier zugetraut. „Gute Idee, die Jewels können wir anschließend der Polizei übergeben oder gleich dem Tempel, der das Amulett vergeben hat.“ Was der andere Magier wohl davon halten würde?
Bei der Schule angekommen, erblickten sie sogleich eine Person, die scheinbar in aller Ruhe den Hof kehrte. Das musste wohl Hachi sein! Jetzt galt es Geduld zeigen und abwarten – handelte es sich bei Hachi um den Mörder oder war es doch jemand anderes? Aber wer in aller Welt könnte das sein? Genau wie El fielen dem Grynder nicht die Markenschuhe oder die Uhr des Hausmeisters auf, ein Hoch auf die aufmerksamen Augen ihres Kollegen. Der Blick des Rothaarigen wanderte zwischen seinen Kollegen hin und her. „El, sobald es gefährlich wird, bleib in Deckung und versuch uns so gut es geht zu unterstützen.“ Für den Fall der Fälle mussten sie die Vorgehensweise besprechen. „Charon, du und ich werden jegliche Gefahr unschädlich machen, ich verlasse mich auf deine Fertigkeiten.“ Der junge Mann erinnerte sich nach wie vor an die kleine Vorführung des Finsternismagiers im Zug. Es blieb zu hoffen, dass er seine Fertigkeiten nicht unter Beweis stellen musste, ein Kampf war nie wünschenswert. Wenn jedoch jemand Probleme suchte, dann würden sie dafür sorgen, dass es das letzte war, was diese Person tat. Aufmerksam und höchst konzentriert beobachtete er den Hausmeister, während die Zeit unerbittlich voranschritt, bis … eine vermummte Person erschien! Zielstrebig bewegte die sich mit Gewändern umgebene Person auf Hachi zu, welcher bei ihrem Anblick panisch wurde und versuchte die Flucht anzutreten. Aus diesem Gedanken wurde nichts, denn sogleich schossen Seile aus den Gewändern hervor, mit welcher der Hausmeister gewürgt wurde. *Das waren wohl die Spuren bei dem anderen Opfer.*, schoss es Yuuki durch den Kopf, als er sich an den Toten vom heutigen Morgen erinnerte. Während der Hausmeister um sein Leben kämpfte, ertönte plötzlich eine helle Frauenstimme, die dem Grynder durchaus bekannt vorkam. Es vergingen einige Sekunden, in denen sie siegessicher mit ihrem Opfer weiterredete und schließlich ihre Kapuze vom Kopf zog – beim Mörder handelte es sich um die Hohepriesterin!
Der Zeitpunkt zum Zuschlagen war endlich gekommen! „Jetzt Charon!“, rief der junge Mann seinem Teamkollegen zu, während er aus der Deckung hervorkam und auf die Hohepriesterin und Hachi zu rannte. „Schnell, der Hausmeister!“ Hoffentlich verfügte der Andere über einen Zauber, um die Seile zu zerschneiden, denn seine metallenen Murmeln waren besser dazu geeignet, diese Mörderin ins Nirvana zu schicken. Der Grynder konzntrierte sein Mana und erschuf damit ein starkes magnetisches Feld vor sich. „High Magnetic Control!" Die Zeit drängte, sie mussten jetzt zuschlagen, ehe es noch zu einem fünften Mord kam. Glücklicherweise hatte der Ansturm der Magier die Hohepriesterin etwas überrumpelt, die plötzlich erstarrt war und ihre Aufmerksamkeit nun den Magiern schenkte. “IHR!!! IHR UNGLÄUBIGEN!!!“ Die Hohepriesterin brüllte den Crimson Sphynx Magiern Flüche entgegen, doch während ihre Stimme zuvor vor Zorn gezittert hatte, schlich sich nun Angst in sie. „Ihr werdet die gerechte Strafe unseres Herrn ni…“ Weiter kam die Frau nicht, denn der Rotschopf hatte seine Hand ausgestreckt und seine metallenen Murmeln in Richtung der Hohepriesterin abgefeuert, die durch die Wucht des Aufpralls von den Beinen und einige Meter zurückgeschleudert wurde. Ihr Körper landete hart auf dem Boden auf und man konnte sehen, wie sie röchelnd nach Luft schnappte und sich vor Schmerzen krümmte. Yuuki hielt nach wie vor sein Magnetfeld aufrecht, sodass die metallenen Kugeln um ihn herumschwirrten, wie Planeten um eine Sonne. „Hohepriesterin, ihr seid des Mordes überführt. Wir werden euch der Justiz übergeben.“, teilte er ihr kalt und knapp mit. Im selben Augenblick drehte er sich herum, um nach dem Hausmeister zu sehen, der dank Charon’s Fertigkeiten nicht mehr gewürgt wurde, dennoch nicht bei Bewusstsein war. Das ersparte ihm eine Standpauke und Zurechtweisung der Magier, würde ihnen aber die Übergabe zur Polizei um einiges erleichtern. Zwar verspürte der Grynder Zufriedenheit darüber, dass sie der Mörderin das Handwerk gelegt und einen weiteren Mord verhindert hatten, aber die ganze Situation hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Wahrlich eine Tragödie, was sich auf der Insel hier abgespielt hatte. Die Hohepriesterin hatte den Tod von Megumi nicht verkraften können und es daher selbst in die Hand genommen, ihre „Mörder“ zu bestrafen. Noch tief in Gedanken versunken betrachtete er Charon und El, die sich auf dieser Quest als gute Partner erwiesen hatten. Insbesondere El und die Maskenmagie hatten es Yuuki angetan. El war zwar ein wenig seltsam und schüchtern, aber er hatte sein Herz am richtigen Fleck und es würde dem Rotschopf eine Freude sein, ihn oder sie öfters zu sehen. Vielleicht ergab sich ja noch die Möglichkeit auf ein Gespräch und mehr über die Magie zu erfahren? Wenn der Grynder nur gewusst hätte, wen er da wirklich vor sich hatte… Ob er es irgendwann herausfinden wird? Das wird lediglich die Zukunft zeigen!
"Sprechen" ~ *Denken* ~ *Wukong*
Character Theme | Battle Theme
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
Die Jewel verantwortungsbewusst der Polizei übergeben, ja? „... richtig, genau mein Gedanke. Das ist unsere Pflicht, nicht wahr?“, stimmte Charon mit einem Nicken zu. Yuuki hatte absolut Recht! Als ehrenvolle Magier einer ehrenvollen Gilde war es ihm natürlich eine Ehre, die korrekten rechtlichen Schritte einzuleiten, anstatt in irgendeiner Weise selbst von diesem Raubgut zu profitieren. An so eine Möglichkeit hätte der Dargin im Leben nicht gedacht. Keinesfalls. Auch in allen anderen Aspekten waren sich die drei Magier ziemlich einig. El hielt sich wie besprochen im Hintergrund, während die Beobachtung des Hausmeisters zu einer überraschenden Erkenntnis führte: Nicht nur gab es eine Person, die sehr entschlossen gegen die Diebesgruppe vorging, es handelte sich bei dieser Person um niemanden geringeren als die Hohepriesterin höchstpersönlich! Dafür, dass sie den Fall so abgewinkt hatte, wirkte sie doch ziemlich emotional, was den Tod des Mädchens anging! Oder zumindest den Verlust der Muschelkette... Gut, das passte schon etwas besser ins Bild. Es erklärte auch, warum sie nicht so erpicht darauf gewesen war, dass irgendwelche Fremden diesen Fall lösten. Im Gegensatz zu den meisten Einwohnern dieser Insel schätzten Charon, Yuuki und El Recht und Gesetz höher als irgendwelche religiösen Figuren. Damit war ihr Spiel wohl aufgeflogen... Mit minimaler Absprache und maximalem Verständnis stoben Magnet- und Finsternismagier aus ihrem Versteck hervor und führten eine koordinierte Rettungsaktion durch. Während Yuuki sich darauf fokussierte, die Priesterin auszuschalten, legte Charon sein Augenmerk auf Hachi, schnitt mit einer kraftvollen Bewegung seiner dunklen Klauen durch die Seile hindurch, sodass sich der Griff um den Hals des Hausmeisters legte und dieser zu Boden fiel. Seine Kampfhaltung haltend und bereit, eine Klinge der Finsternis zu wirken, wenn es nötig war, beobachtete Charon das Opfer, doch es wurde schnell klar, dass er ohnmächtig war und so schnell nicht wieder auf die Beine kommen würde. Bereit, Yuuki zu unterstützen, wandte sich der Dargin um in Richtung der Hohepriesterin, aber auch die hatte sich bereits festnehmen lassen. Mit Crimson Sphinx konnte sie offensichtlich nicht mithalten... Man merkte, dass es sich bei ihren bisherigen Opfern um Schwächlinge und Versager gehandelt hatte. Das Weißhaar seufzte einmal auf – das war ein ziemlich enttäuschendes Ende, aber immerhin hatten sie den Fall gelöst...
„Sieht so aus, als wären wir ein gutes Team“, lächelte Charon in die Runde, nachdem sie nicht nur die Mörderin, sondern auch den Dieb an die örtlichen Behörden abgegeben hatten. Auch wenn Hachi beinahe gestorben wäre, hatte der Dargin nicht das geringste Interesse daran, seinen Diebstahl zu vergeben. Als letzter der Täter war es seine Aufgabe, ganz allein dafür gerade zu stehen – nicht gemäß der Selbstjustiz einer Priesterin oder eines Magiers, sondern gemäß dem Gesetz, das für ihn galt wie für jeden anderen. Hoffentlich galt das auch für die Mörderin... Fakt war, dass die Polizei hier nicht weniger gläubig war als der Rest der Einwohner. Der Dargin würde auf jeden Fall die Nachrichten um Negumi herum verfolgen müssen, wenn er wieder zuhause war. Jemand musste schließlich darauf achten, dass die Ordnung gehalten wurde...
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
El
Anmeldedatum : 23.01.20 Anzahl der Beiträge : 202 Alter : 32
Aufgeregt stand El an Ort und Stelle, während sie das Szenario beobachtete. Zwar wusste die junge Magierin, dass ihre Fähigkeiten im Kampf gegen einen Bösewicht nicht viel bringen würden, doch würde sie dennoch ihr Bestes geben! Yuuki und Charon wiesen sie darauf hin, dass sie sich zurückhalten sollte. Immerhin waren ihre Masken im Kampf nicht wirklich nützlich und würde man sie erwischen, hätte sie ein ganz schönes Problem. Die zierliche Magierin nickte fleißig die Worte ihrer Kollegen ab. Nun konnte sie nur zusehen und warten...
Als die Situation sich zuspitzte und der Hausmeister in Lebensgefahr geriet, war es Yuuki, der zuerst beschloss einzugreifen. Mit einer kurzen Aufforderung in Richtung Charon machte er sich auf den Weg und attackierte die dunkle Priesterin. Elena beobachtete begeistert wie die beiden Magier kämpften. Das war deutlich heroischer als die Jüngste im Trio es jemals hätte machen können. Der Rotschopf schoss mit Metallgeschossen nach der Frau, während der riesige Charon die Seile trennte, welche das Leben des Mannes gefährdeten. Es war ein wahnsinniges Spektakel! Auch ihre Sprüche fand El so unglaublich cool! Sie beneidete die Magier so sehr, denn wenn sie die Beiden so kämpfen sah, dann stand sie ziemlich eindeutig in deren Schatten mit ihren Fähigkeiten. Als die Hohepriesterin außer Gefecht gesetzt war, traute sich El aus ihrem Versteck hervor, um nach dem Hausmeister zu sehen. Der war nicht mehr ganz bei sich, aber noch am Leben. Die Würgemale an seinem Hals waren gruselig. Nicht, dass El das Recht hatte über irgendjemanden zu urteilen, wenn es darum ging wie man aussah... Doch er war nicht gestorben. Hachi war kein guter Mann gewesen, aber den Tod hatte er nicht verdient. Für seine Taten würde er sicher büßen müssen...
Die Täter der Polizei zu übergeben, hinterließ ein gutes Gefühl bei El. Zu wissen, dass den Menschen hier nun so etwas nicht mehr passieren konnte, war schön! Allerdings würde diese Situation üble Folgen für die Insel haben. Soweit sie das verstanden hatte, lebte man hier ein Stück weit vom Tourismus und eine solche Geschichte, verstrickt mit der ansässigen Kirche, tat sicher nichts Gutes für den Ruf der Insel. Nichtsdestotrotz waren Menschenleben wichtiger als das Ansehen dieses Ortes und die wahnsinnige Hohepriesterin bekam hoffentlich ihre gerechte Strafe! Als Charon verkündete, dass sie gutes Team gewesen war, nickte die zierliche Maskenträgerin hastig. „I-Ihr habt großartig ge-gekämpft!“, platzte sie begeistert hervor, doch so schnell dieser Elan aufgekommen war, verpuffte er auch wieder. Sie schämte sich ein wenig für diese Aussage und ihre raue Stimme brachte ihre Bewunderung kaum zum Ausdruck. Bald würden sie die Rückreise antreten... Die Nacht hatten sie nun ohnehin mit ihrer Arbeit quasi durchgemacht und mit dem nächsten Zug würden sie zurück in die Heimat fahren. El war froh, dass sie vorher ihre Sachen aus der Unterkunft holen konnte. Endlich hatte sie ihr Auge wieder! Das klang doch nach einer ziemlich erfolgreichen Quest, oder? Und nun hatte El sogar ein bisschen weniger Angst vor dem großen Charon. Vielleicht hatte sie ja irgendwann einmal den Mut ihn zu fragen, ob sie eine andere Quest miteinander machen könnten? Da war sie noch nicht so sicher... Aber Yuuki... Vor dem hatte sie keine Angst. Sie war froh zu wissen, dass er immer noch war wie früher!
Reden | Denken Never pick a fight with an ugly person,
Lex musste sich zurückhalten. Beinahe hätte er Maenor angeboten, dass er sich an der CD Sammlung des Halbdämonen bedienen konnte, aber hielt rechtzeitig inne. Dass er selbst ein ziemlich großer Misstaken Fan war, das musste er Ava nicht so auf die Nase binden. Nachher hielt sie ihn noch für den sabbernden, total-besessenen Fan, der er ja eigentlich war. Die Wahrheit durfte niemals ans Licht kommen! So tat Lex das, was er am besten konnte, während Ava und Maenor ein wenig aneinander gerieten, und hielt sich raus. Bald darauf machte Ava sich, auf den Vorschlag von Lex hin, daran, ein erfahrenes Mitglied der Gilde ein wenig auszufragen. Er ist bestimmt ein Riesenfan…, murmelte der Schwarzhaarige der Felinen noch hinterher, ehe sie sich mit wehendem Schweif umdrehte und sich auf ein kurzes Gespräch mit dem S-Rang Magier einließ. So hilfreich dieser Plan auch für die Quest der Dreie war, er hatte eine Schwachstelle. Lex war nun alleine mit Maenor (uff…) und der begann natürlich direkt, auf den Halbdämonen einzureden. Wie nervig. Während der Blick des Musikers auf Ava lag (und bewundernd mitbekam, wie diese ihren “Charme” nutzte), hörte er dem braunhaarigen Typen nur zur Hälfte zu. Er meinte, er würde keine CDs kaufen. Dein Pech…, kommentierte der Godslayer beiläufig. Dann versuchte Maenor es auf eine andere Schiene und begann, dem Schwarzhaarigen Komplimente zu machen. Nur Einser mit verfickten Sternchen… Dass Lex selbst keine Schule besucht hatte sondern unter den Göttern auf dem Olymp gelernt hatte, das musste der Halbdämon Maenor definitiv nicht unter die Nase binden. Ebenso war es ihm potentiell auch ziemlich egal, was der Braunhaarige für “Reisen” gehabt hatte oder wer dieser “Ra” war, von dem er redete. Da gab Lex keinen Fick darauf. Ein letzter Satz von Maenor ließ den Gepiercten allerdings seinen Blick von Ava abwenden und den Braunhaarigen ansehen. Vergiss es…, ließ er Maenor auf den Vorschlag hin, dass er allgemein das Denken auf der Quest übernehmen soll, wissen. Streng’ dein eigenes Hirn an. Und um dieses anzuspornen gab Lex Maenor einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. Trottel… Nach einigen Minuten stieß Ava dann wieder zu den beiden Herren der Runde und berichtete von ihrem Erfolg. Da Maenor sie mit Lobhudelei überschüttete, ließ Lex das aus. Nicht, dass Avas Ego sich noch weiter aufblasen würde. Stattdessen trug Lex was Produktives bei. Negumi. Wenn wir Glück haben, können wir bisschen weiter Westlich auf ‘nen Zug aufspringen, damit bis Hargeon fahren und von dort aus mit dem Schiff. Ein, zwei Tage., ließ Lex seine beiden Kameraden wissen. Entsprechend griff er Maenor auch an den Kragen, als dieser sich nur mit Jacke daran machte, loszuziehen. Packen wir Sachen für drei, vier Tage und treffen uns in ‘ner Stunde wieder hier.
-
Fuuuuuuuck… mit wackligen Knien und zittrigen Beinen schleppte der Slayer sich von Bord des Schiffes. Eine schwarze Umhängetasche mit dutzenden Bandpatches (keines davon Misstaken) und eine Gitarrentasche aus schwarzem Kunstleder zogen schwer am Leib des Tätowierten. Weder die Bahn- noch die Seefahrt hatte er mit sonderlicher Grazie überstanden, mehrfaches Übergeben stand viel eher in den letzten Stunden an der Tagesordnung. In Hargeon hatten die drei Magier übernachtet, heute waren sie zum Tagesanbruch nach Negumi aufgebrochen. Mittlerweile war später Vormittag, als die drei Mitglieder von Satyrs Cornucopia an der kleineren der beiden Zwillingsinseln angekommen waren. Endlich an Land angekommen sah Lex immer noch nicht so sonderlich gesund und motiviert aus. Inseln waren ihm nicht geheuer, viel zu viel Wasser um einen rum. Von seiner Seekrankheit würde er sich in den nächsten Minuten wieder erholen, bis dahin war er kaum mehr als ein Häuflein Elend. Mit bleichem Gesicht, unterlaufenen Augen und rebellierendem Magen blickte er stöhnend in die Richtung seiner beiden Mitmagier. Wehe, jemand macht die Fresse auf…, keifte er die beiden an, ehe er sich in Richtung der Insel umdrehte. Die Dreie waren in einer kleinen Hafenstadt angekommen - einer der wenigen kleinen Siedlungen auf der kleineren der Inseln. Die meisten Bewohner Negumis lebten auf der größeren Insel. Ein Blick durch den Hafenbereich ließ Lex die Augenbrauen ein wenig senken. Die Stimmung hier war seltsam. Viele der Arbeiter und Anwohner trugen Waffen bei sich, Läden waren verrammelt, auf den Straßen war nur wenig los. Auch mussten die Magier ihr Gepäck kontrollieren lassen und Maenor machten Offizielle einige Momente lang blöd an, weil er ein Schwert dabei hatte. Lex sah sich den Ärger von der Seite aus an, wollte aber beobachten, wie der Braunhaarige mit der Situation klar kam. Bestimmt würde er sich irgendwie rausreden können. Reden war ja so seine Stärke. Miese Stimmung hier, oder..?, raunte der Gepiercte so lange Ava an. Ob sie das ähnlich sah?
Die Reise nach Negumi war absolut fatal gewesen. Eigentlich hatte sie die Zeit nutzen wollen, um sich ausführlich mit Lex zu beschäftigen, doch dieser Plan war vollkommen ins Wasser gefallen. Konstant hatte sie Maenor an der Backe gehabt und hatte er sie einmal nicht belästigt, so war der Halbdämon entweder auf irgendeiner Toilette verschwunden oder der Fiche war ihr zuvor gekommen. Von Zweisamkeit keine Spur. Immerhin konnte sie jetzt, wo es endlich wieder an Land ging, ein wenig ihren Charme spielen lassen. Kaum hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen schob sie sich an die Seite des Schwarzhaarigen um ihm etwas Halt zu geben. Ihm ging es ganz offensichtlich alles andere als gut. Sämtliche Kommentare von ihrem anderen Kollegen ignorierte sie dabei geschickt. "Oweh, geht es dir nicht gut?" fragte sie und blickte ihn aus großen, besorgten Katzenäuglein an. So wirklich interessierte sie sich zwar nicht für seinen Zustand, aber so tun konnte sie auf jeden Fall! "Sei doch nicht so abweisend..!" Sie wollte doch nur nett sein und schon bekam man an den Kopf geworfen, dass man bloß nichts sagen sollte. Sie zog einen Schmollmund und legte die Ohren ein wenig zurück. Wenn er schwer-zu-kriegen spielen wollte, dann sollte er doch! Das würde sie auf gar keinen Fall abschrecken! Im Gegenteil, die Art und Weise, wie er versuchte, sie abzuwehren stichelte sie nur noch mehr an. Ava Finch war keine Ablehnung mehr gewöhnt, es war in ihren Augen schlichtweg unmöglich, dass jemand nichts mit ihr zu tun haben wollte. Dementsprechend gab es nur eine einzige Möglichkeit: Er wollte mit ihr spielen. Eigentlich waren die Rollen in diesem Spielchen vertauscht. Die Schwarzhaarige war die, die sich rar machte, doch für ihn würde sie eine Ausnahme machen. Er war ja wirklich ganz süß. Nicht ihr übliches Beuteschema, doch daran wollte sie sich nicht stören. Erst einmal gab es jedoch eine ganz andere Hürde zu übersprüngen. Diese war in Form eines Mannes, der alles andere als freundlich verlangte, dass sie ihre Taschen öffnete, damit er hineinsehen konnte. "Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?!" fauchte die junge Frau entsetzt und drückte ihre prall gefüllte Handtasche fest an ihre Brust. Zur gleichen Zeit hatte Maenor mit einem anderen Herrn zu kämpfen, der ihm das Schwert abnehmen wollte. Doch davon bekam sie überhaupt nichts mit. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre Wertsachen zu verteidigen. "Am Ende sind Sie eh nur irgendein Perversling, der sich eine Trophäe von mir erklauen will!" zeterte sie weiter, doch dieser Kampf war von vornherein verloren. Entweder sie zeigte ihre Sachen oder sie musste direkt das nächste Schiff zurück nach Hargeon nehmen. Das war doch ein verdammter Witz! Man konnte der Sängerin ansehen, dass sie innerlich vor Wut nur so kochte. Das Fell war aufgestellt, die Augenbrauen zusammengezogen und die Arme vor der Brust verschränkt. Genauestens beobachtete sie den Kerl, wie er den Reißverschluss aufzog und ihm direkt ein riesiger Berg an Kleidung entgegen sprang. Wie all das überhaupt in das kleine Täschchen gepasst hatte war ein Rätsel. Er wühlte sich durch allen möglichen Krimskrams: Schminkzeug, Notenblätter, Haar- und Fellpflegeprodukte und den ein oder anderen ziemlich privaten Gegenstand, ehe er endlich zufrieden war. Nachdem endlich alles wieder irgendwie seinen Platz in Pandoras Handtasche gefunden hatte, konnte es sich die Katze nicht verkneifen, dem Typen noch ein letztes Fauchen ins Gesicht zu spucken, ehe sie ihm schwungvoll den Rücken zukehrte. Arschloch! Wenn sie bemerkte, dass auch nur ein einzigster Zopfgummi fehlte, würde es Beschwerden hageln! "Sowas von mies." knurrte sie, als sie endlich zurück an die Seite des Halbdämonen gelassen wurde. Der Aufstand, den sie und der Braunhaarige veranstalteten, hatte sämtliche Augen auf sie gezogen. Der Slayer versuchte gerade seinem Gegenüber zu erklären, dass sein Schwert nichts weiter als ein Replikat war und nicht einmal Schaden anrichten konnte und schien damit sogar Erfolg zu haben. "Endlich mal kurz Ruhe vor dem..." seufzte die Katze und blinzelte den Schwarzhaarigen mit einem verschmitzen Lächeln an. Wirkliche Freude konnte sie dabei jedoch nicht empfinden. Zu bedrückend war das merkwürdige Gefühl der Feindseligkeit, welches ihnen entgegen gebracht wurde. Die Männer und Frauen dieser Insel brauchten nicht einmal etwas zu sagen um zu vermitteln, dass das Trio hier alles andere als willkommen war. "Ich will hier weg..." Es gab nichts, dass ihr gerade lieber war, als Abstand zwischen sich und die Inselbewohner zu bringen. "Falls die irgendwas blödes planen beschützt du mich doch, oder?"
So sehr der Dämonensohn seine verfluchte Reisekrankheit auch verfluchte, dass sie ihm einbrachte, dass Ava sich stützend an ihn klammerte war doch ein kleines Glück im Unglück. Lex war für die kurze Schifffahrt alles ander als ansprechbar gewesen, doch mit jedem Schritt, den der Gepiercte mehr auf festem Land tat, verflog der Schwindel und das flaue Gefühl im Magen. So konnte er sich voll und ganz auf die hübsche Feline konzentrieren, die sich bei ihm eingehakt hatte - aber nur für einen kurzen Moment. Denn schon im nächsten stieß der Halbdämon Ava verbal ein wenig von sich weg. Sie hatte sich nach seinem Befinden erkundet und er hatte sie daraufhin arg angepflaumt. Lex musste sich selbst eingestehen, gerade fiel es ihm gerade nicht einfach, zu entscheiden, was er denn tun sollte oder wie er sich verhalten wollte. Normalerweise war er durchaus mit Absicht recht abweisend, ein wenig einzelgängerisch und ziemlich unnahbar. Das passte zu seinem Style und außerdem verhinderte es, dass die meisten Leute ihm allzu sehr auf die Nerven gingen. Doch mit Ava, da war das etwas anderes. Sie war eines seiner verfickten Idole. Er wollte mit ihr über ihre Musik reden und sie besser kennen lernen und all den Scheiß, aber gleichzeitig wollte er sich nicht wie ein kindischer Fanboy an sie ranwerfen. Nicht nur hatte Ava bestimmt genug Leute, die das machten, es würde irgendwie auch die falsche Botschaft senden. Egal, wer die Feline früher einmal gewesen war, jetzt war sie einer Magierin von Satyrs Cornucopia, genau wie Lex auch. Die beiden waren auf einer Eben, ebenbürtig. Und deswegen tobte hinter der stoischen Mine des Halbdämonen, der wie immer nur ein wenig Abweisung anzusehen war, eine heftige Schlacht im Schädel des Godslayers darüber, wie zum Fick er sich zu verhalten hatte. Und momentan war keine Seite am gewinnen (Lex wusste nicht einmal, wie viele Seiten es eigentlich gab), also fiel er vorerst in sein übliches Verhaltensmuster zurück - und das war eben ein wenig abweisend. Vielleicht würde sich das ja aber auch noch ändern, wenn Lex Ava ein wenig besser kennen gelernt hatte.
Als die drei Magier kontrolliert wurden, wurde auch der Halbdämon nicht verschont. Glücklicherweise hatte er bis auf Kleidung und seine Gitarre nicht wirklich etwas brisantes dabei, sodass er fast ohne Zwischenfall durchgewunken wurde. Wehe du grabschst meine Gitarre an…, keifte der Dämomenspross einen hageren, hakennäsigen Kerl an, der sich an der Instrumententasche zu schaffen machen wollte. Lex zerrte den gelegentlich etwas klemmenden Reißverschluss auf, nahm Black Betty hinaus und ließ den Gardisten die Tasche durchsuchen, doch sein Instrument war dem Schwarzhaarigen heilig. Das gab er nicht weg. Maenor kaute einem anderen Kontrolleur die Ohren wegen seinem “Deko-Schwert” die Ohren ab und Ava spürte natürlich den eigentlichen Sinn der Kontrollen auf. Sicher., murmelte der Schwarzhaarige ihr zu. Alle Leute werden kontrolliert für den Fall dass Miss Ava Finch vorbei kommt und man sich an ihrer Unterwäsche bedienen kann. Natürlich meinte der Musiker das nicht ernst, voller Ironie hatte er Ava aufgezeigt, wie dämlich ihre Vermutung denn war. Doch worüber der Tätowierte sich keinesfalls lustig machen konnte, war die äußerst treffende Aussage, endlich für ein paar Momente Ruhe vor dem Fice zu haben. Mit einem knappen Blick zur Seite, wo der Braunhaarige gerade auf höhere Mächte schwor, um den Beamten irgendwie davon zu überzeugen, ihn sein Schwert behalten zu lassen. Dann nickte Lex mit verdrehten Augen zu Ava. Der redet. So. viel. Urgh… Lex konnte sehr gut akzeptieren, dass nicht jeder so wortkarg wie er selbst war, aber Maenor trieb das dann doch auf die Spitze. Ava blickte sich ein wenig um und Lex folgte ihren Blicken. Sie hatte also auch bemerkt, dass hier irgendwas nicht so ganz stimmte. Den Wunsch, den Ava aussprach, konnte Lex guten Gewissens teilen. Ich muss hier auch nicht länger bleiben als nötig… Am besten direkt das Rätsel lösen, die blöde Königskrone finden und dann nichts wie weg. Aber leichter gesagt als getan, die größere der beiden Inseln Negumis war nicht wirklich überschaubar. Sie war eine einzige Berglandschaft mit vielen verschiedenen Gipfeln, beinahe überall mit dichtem Wald bewachsen und von Bächen, Flüssen und - sehr bei verfickten Touris beliebt - Wasserfällen gespickt. Die Inseln blind nach Irgendwas zu durchsuchen, von dem die Magier noch nicht einmal wussten, was, das würde Monate dauern. Da würde Lex ja an Ohrblutungen sterben von Maenors blödem Gelaber. Apropos, der kam gerade endlich durch den Zoll(?) und lief breit grinsend mit so einem “Ha, dem hab ich’s gezeigt”-Geischtsausdruck auf Ava und Lex zu. Zeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Maenor, frag doch mal ein paar Leute, ob ihnen “Die Königskrone” oder “Das Versprechen” irgendwas sagt. Vielleicht sind das ja Orte hier. Geschickt schickte Lex die Labertasche einfach weiter. Solle er doch anderen die Ohren abkauen.
Nachdem der Halbdämon ein Drittel seines Teams erfolgreich losgeworden war, konzentrierte er sich wieder auf die besorgte Ava. Sie fragte ob er sie beschützen würde. Tch. Würde er. Ohne mit der Wimper zu zucken. Ava war Teil der Gilde und damit irgendwie Teil der Familie. Ohne zu zögern würde Lex sich für sie einen Bolzen einfachen oder sich mit dutzenden verkackten Dorfbewohnern anlegen. Aber das musste sie ja nicht wissen. Also zuckte Lex mit den Schultern. Kannst du dich nicht selber beschützen? Trotz der harten Worte war die Frage nicht als Vorwurf gemeint. Es gab manche Magier, die sich eben nicht auf den Kampf oder so spezialisiert hatten - gerade bei den Satyrs. Deswegen war die Frage nicht nur ein geschicktes Ausweichmanöver auf die Frage Avas gewesen sondern auch voller ehrlichem Interesse, ob Ava denn in der Lage war, sich selbst zu verteidigen, oder sie im Notfall wirklich auf seinen Schutz angewiesen war. Ich glaube, die würden ohnehin erstmal auf Maenor gehen. Mit einem Kopfnicken deutete Lex in Richtung des Braunhaarigen, der gerade einen Redeschwall einer älteren Ladenbesitzerin entgegen warf, die ihn schon mit einem ähnlich-genervten Gesichtsausdruck wie Lex betrachtete.
Geschickt ignorierte die Feline die sarkastische Aussage des Halbdämonen, dass die Kontrollen hier nur für den Fall durchgeführt wurden, dass sie hier vorbei kam. Sie hätte viel darauf antworten können, doch nichts davon hätte sie ihrem Ziel näher gebracht, sich an den Schwarzhaarigen ranzumachen. Trotzdem konnte sie sich ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen, als er ihren Kollegen direkt weiterschickte und ihm auftrug, sich unter den Leuten umzuhören. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass er so die Zügel in die Hand nehmen würde, auch wenn sie wusste, dass er ihre Meinung über den Braunhaarigen teilte. Vielleicht wollte er doch Zeit mit ihr alleine verbringen! Vor Freude zuckte sogar ihre Schwanzspitze. Der Kerl taugte ja wirklich zu etwas! "Zu zweit ist es doch gleich viel schöner." schnurrte sie und legte den Kopf ein wenig in den Nacken um ihm direkt in die Augen zu blicken. Noch schöner wäre es jedoch, wenn sie ein ruhiges Zimmer für sich hätten, anstatt auf dieser verfluchten Insel zu sein. Zwar mochte sie es, wenn alle Augen auf ihr lagen, aber das war anders. Hier lag keinerlei Bewunderung in den Blicken, sondern Misstrauen und Ablehnung. Das war das exakte Gegenteil von dem, was sie wollte. Auf der Suche nach ein wenig Zuwendung legte sie ihre Hand auf den Oberarm des Slayers und fragte ihn, ob er sie beschützen würde. Aus großen, niedlichen Katzenäuglein blinzelte sie ihn an. Da konnte man doch nicht nein sagen. Wohl doch. Frustriert zischte die Feline. Sein ernst? Sie hatte ihm die perfekte Chance geben, um sich bei ihr beliebt zu machen und das war seine Antwort? Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zur Seite. "Ja... kann ich schon..." erwiderte sie kleinlaut. "Aber ich bin eben nicht so groß und stark wie du." Sie zog einen Schmollmund. Es ging doch eigentlich überhaupt nicht darum, ob sie es konnte oder nicht! Es ging ausschließlich darum, ob er für sie einstehen würde. Das war schließlich seine Aufgabe als Mann! Er war wirklich gut in seinem Spielchen, das musste man ihm ja lassen. Vielleicht stand er ja sogar so sehr auf sie, dass er sich aus Angst, gekorbt zu werden, überhaupt nicht traute, es auch nur annähernd zu zeigen? Genau das musste es sein! Dabei wollte sie genau das doch! Wie konnte man das nicht schnallen?! Musste sie ihm wirklich direkt um den Hals fallen, damit er es kapierte? ... Nein, das konnte sie nicht tun. Sie war Ava Finch! Kerle schmissen sich ihr um den Hals und nicht anders herum! Verdammt! Lex machte sie vollkommen verrückt! Widerwillig folgte sie schließlich seinem Blick und beobachtete Maenor dabei, wie er mit viel zu ausladender Gestik eine Ladenbesitzerin vollschmarrte. Gerade als ihr Blick auf ihm landete drehte er sich zu dem Duo herum, das breiteste Grinsen in seinem Gesicht. Mit hoch erhobenem Kinn stolzierte er zu ihnen zurück. So schnell war es also wieder vorbei mit der Ruhe. Tief atmete die Sängerin durch, ehe der Vermummte wieder den Mund öffnete. Enthusiastisch erzählte er ihnen, was er aus der Anwohnerin herausgequetscht hatte: Der gewaltige Berg, welcher sich auf der Hauptinsel gen Himmel streckte, besaß in der Landessprache den Namen 'Ojayama' (mehrfach hatte er versucht den Namen korrekt auszusprechen, bis es ihm endlich gelang). Es gab kaum noch Leute, die diese Sprache konnten, doch die Dame tat es. Dementsprechend hatte sie ihm auch sagen können, dass man den Namen in etwa als 'Königsberg' übersetzen konnte! Neugierig folgte die Schwarzhaarige dem ausgestreckten Finger, der direkt auf die gezackte Spitze des Bergs deutete. "Und damit wäre das die Königskrone!" beendete der Braunschopf seine Erklärung und blickte seine Kollegen erwartungsvoll an. So sehr sie es auch nicht zugeben wollte, an dieser Stelle hatte er absolut ein Lob verdient. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass er tatsächlich mit hilfreichen Informationen zurückkehren würde. Doch das, was er da herausgefunden hatte war tatsächlich nützlich und vor allem gab es den Magiern endlich einen Grund, dieses verfluchte Dorf hinter sich zu lassen. Doch Lob aus ihrem Mund gab es nur, wenn sie damit irgendwas erreichen wollte. Anstatt also darauf einzugehen, dass er der Truppe weitergeholfen hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit zurück auf Lex. "Wollen wir da dann mit unserer Suche anfangen?" Es war naheliegend, genau deswegen hoffte sie, sich ausnahmsweise Zustimmung von ihm einsheimsen zu können. "Ich kann zwar echt drauf verzichten, da hochzulaufen, aber was sein muss muss wohl sein. Hauptsache wir bringen den Mist schnell hinter uns."
Ein wenig kniff Lex die Augen zusammen und blickte Ava genau an, als diese aussprach, dass es zu zweit doch viel schöner war. Ihr Stimme hatte dabei etwas seltsames, Schnurrendes an sich, das dem Dämonensohn jetzt zum ersten Mal richtig auffiel. Sicher machte es Sinn, dass Ava auch redete wie eine Katze. Immerhin hatte sie auch Katzenöhrchen und Krallen (rawr) und einen süßen Schweif. Dieses kleine Stimm-Detail war dem (geheimen) Misstaken-Fan natürlich nicht unbekannt, doch jetzt so in live war es durchaus… entzückend(?), wie die hübsche Ava ihn anschnurrte. Und dann war da noch der Inhalt der Worte. Entweder die Sängerin nahm den Musiker gerade auf den Arm oder das war gerade tatsächlich ein Ausdruck von Wertschätzung oder so gewesen. Als wäre Ava gerne mit Lex zusammen. Auch wenn der Godslayer sich beste Mühe gab, zu unterdrücken, wie sehr er gerade jubeln würde, konnte er es sich jedoch nicht verkneifen, Ava ein wenig schief anzugrinsen. Als ihm das auffiel versuchte Lex natürlich geschickt die Situation zu retten. Mir is’ vieles lieber als den um mich rum zu haben. Glücklicherweise schien Ava da seiner Meinung zu sein, auch wenn Lex das für Maenor natürlich ein wenig schade fand. Nun war der Braunhaarige irgendwie zum dritten Rad am Wagen verkommen. Lex hatte sich zwar auf eine Quest mit Ava sehr gefreut und dass Meanor nun der Zweisamkeit im Wege stand ging dem Gitarristen gelinde gesagt ein wenig auf die Nüsse, aber der Fice war ein Mitglied der Gilde und als solcher hatte er bei Lex hohen Stellenwert. Die Satyrs waren eine Familie für den Musiker und damit war Maenor sowas wie ein nerviger kleiner Bruder. Und Ava… Die war etwas anderes. Die Frage, ob sie sich selbst verteidigen konnte, bejahte die Katzendame ein wenig schmollend. Das hatte sie dann doch anders aufgefasst als Lex das eigentlich gemeint hatte. Noch ein wenig angespannt von dem kurzen Moment, in dem Ava ihn berührt hatte, drehte der Tätowierte den Kopf von Ava weg und blickte ein wenig in das Hafendorf hinein. Einige misstrauische Blicke der Anwohner antworteten ihm, was den Halbdämonen schaudern ließ. Dabei zitterte sein Schweif ein wenig. Na dann…, fing er an. Dabei hätte er es eigentlich belassen können, aber nach der Frage eben hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, er hätte Ava damit schon genug getriezt. Also fügte er noch hinzu: ...werd’ ich dich halt beschützen. Resignierend zuckte er mit den Schultern, drehte sich dann zu Ava zurück und nickte ihr zu. Aber erst werfen wir denen Maenor vor.
Apropos. Der Fice kam zurück und hatte sogar eine gute Nachricht dabei. Eine Dorfbewohnerin hatte ihm wohl erklärt, dass es einen Königsberg gab. Das war ein guter Anlaufpunkt - weil es auch der einzige Anlaufpunkt war. Lex biss sich auf die Lippe, nun kam er wohl an einer Sache nicht vorbei: Hmm… Ihr zwei seid voll gut beim Infos-Sammeln… Er hatte Maenor nicht alleine Loben wollen, immerhin hatte Ava ja auch dazu beigetragen, dass die drei Magier überhaupt erst nach Negumi gekommen waren. Und Leute loben war ohnehin seltsam, auf diese Art hatte es sich nicht ganz so unangenehm angefühlt. Schätze schon., stimmte der Halbdämon Ava zu. Den Berg zu erklimmen war wohl die beste Möglichkeit, mit ein wenig Glück fanden die drei Magier irgendwas darauf, das auf eine Krone oder einen Löwen oder ein Versprechen deutete. Also los…
Lex schulterte seine Gitarrentasche und die schwarze Umhängetasche und dann ging es los. Der Weg führte die Dreie zwangsläufig durch die kleine Hafenstadt und Lex hielt in den wenigen Minuten die Klappe (tat er ohnehin gerne) und sah sich einfach nur um. Er befürchtete nicht direkt, dass man ihn oder die anderen beiden aus Fenstern mit Armbrüsten beschoss oder dergleichen, aber dennoch war es bei der derart feindseligen Stimmung ein wenig besser, aufmerksam zu sein. Doch ohne nennenswerten Zwischenfall ließen die Magier die Hafenstadt hinter sich und schon bald waren die dreie auf einem gut befestigten Wanderpfad unterwegs. Lex wusste nicht so wahnsinnig viel über Negumi, nur zwei Dinge: Zum einen war die Insel für irgendwas religiöses bekannt, das interessierte den Schwarzhaarigen aber nicht. Er hatte eine Weile mit Göttern gelebt bis man ihn von dort verstoßen hatte, Religion konnte ihm fern bleiben. Das zweite aber war, dass Negumi eine große Anzahl an spektakulärer Wasserfälle beherbergte und deshalb für Wanderer von Nah und Fern ein beliebtes Ziel war. Ließ man die wenigen Städte der Inseln hinter sich (was in Lex’ Meinung gar nicht schnell genug passieren konnte) war die Natur in vielen Teilen Negumis recht unberührt, nur wenige Pfade und Wege führten zielstrebig verschiedene Wanderrouten entlang. So war es für die Magier kein großes Problem, sich zurecht zu finden und den Weg zum “Ojayama” zu finden. Ehrlich gesagt hätte die Wanderei sicher beinahe schon meditative Wirkung auf den Halbdämonen gehabt. Die Wege waren nicht beschwerlich-steil, hinter vielen Biegungen warteten phantastisch-beeindruckende Vistas auf die wanderer. Die Berge der Insel waren eine wahnsinnig interessante und sehenswerte Kulisse. Lex war die meiste Zeit seines Lebens in Fiore in Städten oder auf den Wegen zwischen den Städten gewesen, Gebirge hatte er bisher noch nicht großartig erkundet, entsprechend war vieles neu für ihn. Alleine war es hier vermutlich wunderbar. Heute war Lex aber in Gesellschaft anwesend, also musste er sich ein wenig um die kümmern. Irgendwie war, so mehr oder wenig von alleine, ihm das Ruder zugefallen, also musste er sich um den Kurs und die Crew kümmern. Von Maenor ließ er sich ein wenig über seine Malerei erzählen. Der Braunhaarige hatte sein Kapuzenoberteil selbst verziert, was Lex ziemlich beeindruckend fand (sah nämlich ziemlich nice aus) und auch ansonsten schien der Fice sich für die schaffende Kunst zu interessieren. Lex hingegen schuf mit seiner Musik gerne einzigartige Momente. Werke, die nur einmal existierten und in dem Moment, in denen man sie wahrnahm, schon wieder verschwunden war. Das fand er irgendwie tiefsinnig, auch wenn er sich nicht so ganz sicher war, warum ihm dieses Konzept so sehr faszinierte. Und es war auch ein Grund, warum er nur ungern Sachen aufnahm, die er spielte. Das würde die Vergänglichkeit ruinieren. Natürlich erzählte er seinen beiden Gildenkollegen nichts davon. Das ließ aber eine interessante Frage aufkommen, die Lex unbedingt stellen wollte. Während er also ein wenig lauter sprach um das Rauschen eines Wasserfalles ein wenig zu übertönen, wandte er sich an Ava. Singst du eigentlich noch? Seit sie Misstaken verlassen hatte war die Feline - so weit Lex das wusste (und als Fan war er natürlich informiert) - keiner neuen Band mehr beigetreten. Einerseits verständlich, andererseits auch ein wenig schade. Man konnte über Ava sagen was man wollte, aber sie hatte Talent.
Ein zufriedenes Strahlen breitete sich auf dem Gesicht der Feline aus, als ihr Gegenüber (wwenn auch ein wenig widerwillig) endlich nachgab und ihr versicherte, dass er sie beschützen würde. "Damit kann ich leben." schnurrte sie, vollkommen bereit, Maenor zu opfern, wenn das hieß, dass sie von Lex beschützt wurde. Bisher hatte sie schließlich noch keine besondere Bindung zu der Quasselstrippe aufbauen können, wieso sollte sie sich also um sein Wohlbefinden sorgen? Ehrlich gesagt war sie einfach nur froh, dass der Halbdämon endlich einen Schritt in die richtige Richtung tat. Zu früh freuen wollte sie sich jedoch nicht. Es konnte gut sein, dass er seinen Prozess direkt wieder rückgängig machte! Doch vorerst kamen sogar noch weitere nette Worte! Das Kompliment war zwar nicht ausschließlich an sie gerichtet, doch es war nicht schwer, in ihrer Fantasie das 'ihr' durch ein 'du' zu ersetzen. "Ich weiß." antwortete sie also und verdrehte ihren Zeigefinger in einer Haarsträhne. Natürlich war sie gut in der Informationsbeschaffung, schließlich konnte niemand ihrem Charme auf Dauer wiederstehen! Irgendwann knickten sie doch alle ein. Die Erfolgssträhne der Schwarzhaarigen schien sich sogar noch weiterzuziehen, als er ihr auch bei ihrem vorgeschlagenen Plan zustimmte. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, damit hatten sie sogar etwas gemeinsam. Nur der Fice, der war natürlich voller Elan und brachte sie dadurch zum Seufzen. Gerne hätte sie sich von seiner Motivation anstecken lassen, doch im Angesicht des Berges, war das schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Die kleine Hafenstadt war schließlich schnell hinter sich gelassen, doch lange brauchte es nicht, bis Ava Finch sich die befestigten Wege und Gehsteige zurückwünschte. Die Schotter- und Trampelpfade, die den Berg hinaufführten, waren alles andere als geeignet für ihre Schuhe. Immer wieder rutschte sie ab, stolperte und knickte fast um. Aber ließ sie sich das anmerken? Selbstverständlich nicht. Sie hatte den beiden Männern schließlich den Vortritt überlassen und lauschte ihnen nur beiläufig, während sie mit dem lockeren Untergrund zu kämpfen hatte. An Vieles hatte sie gedacht, doch Ersatzschuhe waren nicht dabei. Hin und wieder verfluchte sie sich doch selbst dafür, dass sie Aussehen stets über Funktionalität stellen musste. Neben Lex und Maenor sah nun vermutlich sowieso keiner mehr ihr Outfit, sie hätte also ruhig etwas zum Wechseln mitnehmen können. Nicht, dass ihre Kollegen in dieser Hinsicht egal waren, aber die hatten ja schon gesehen, wie gut sie aussah, sie ruinierte sich also nicht ihr Ansehen, wenn sie ein Weilchen Wanderstiefel trug. Aber dafür war es nun zu spät. Sie würde in ihren hübschen, aber unpraktischen Schühchen diese Quest bestreiten, ob sie wollte oder nicht. Der Vermummte erzählte in der Zwischenzeit stolz und voller Begeisterung, dass er Künstler war. Auch ein paar Werke beschrieb er, zeigte dabei selbstverständlich stolz seinen Pullover. Niemals hätte sie ihm zugetraut, tatsächlich die Geduld für das Malen zu haben. Er wirkte so hibbelig und unruhig, da war selbst die Vorstellung, dass er einen Stift hielt, schon irgendwie skurril. Schließlich schien Lex jedoch sein Tempo zu verlangsamen und sich neben der Schwarzhaarigen einzureihen. "Noch?" wiederholte sie ein wenig überrascht. Bisher war sie davon ausgegangen, dass er nicht wusste, wer sie war, doch seine Frage stellte diese Theorie auf den Kopf. Sie hatte doch nie erwähnt, dass sie nicht mehr in ihrer Band war, oder? Vielleicht ging er auch einfach davon aus, da sie ja nun für die Gilde arbeitete. Aber das Eine schloss das Andere ja nicht automatisch aus. "Du kennst meine Musik also?" entgegnete sie zuerst mit einer Gegenfrage, ehe sie mit der eigentlichen Antwort fortfuhr: "Natürlich. Wer rastet der rostet. So ein Talent zu verschwenden wäre dumm." Hin und wieder versuchte sie sich auch an eigenen Songtexten, doch das klappte eher schlecht als recht. Bisher wurden ihre Lieder immer für sie geschrieben. "Allerdings nur für mich selbst." Einen richtigen Auftritt hatte sie schon lange nicht mehr. Einerseits vermisste sie es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, wortwörtlich im Rampenlicht zu sein, andererseits war sie froh, das Hungern davor, um in die viel zu engen Bühnenkleider zu passen und den Stress und Druck des Labels hinter sich lassen zu können. Aber all die Bestätigung, die Begeisterung ihrer Fans, die Gewissheit, geliebt und verehrt zu werden, das fehlte am Meisten. "Für dich würde ich aber vielleicht sogar eine Ausnahme machen und dir einen kleinen Auftritt geben." fügte sie schließlich leise hinzu, sodass es der Fice nicht hörte. Selbst wenn er ihre Musik nicht kannte, so ein Angebot konnte man nicht ablehnen, oder? Ganz selbstlos war Ava Finch jedoch nicht. "Aber natürlich nicht komplett ohne Gegenleistung." Sie hob ihren bernsteinfarbenen Blick, um ihm zuerst direkt in die Augen zu blicken und dann ein wenig weiter hinunterwandern zu lassen. "Wie wäre es mit ein paar Privatstunden?" Sie lächelte erwartungsvoll. "Du spielst doch Gitarre, nicht wahr?" Warum sonst sollte er das Instrument mit sich herumschleppen? Natürlich war es ihr nicht engangen, wie er sich daran geklammert hatte, als einer der Einwohner seine Taschen kontrollieren wollte. Zwar konnte sie singen wie eine Nummer Eins, doch sie hatte nie gelernt, ein Instrument zu spielen. Dafür war einfach keine Zeit gewesen. Vielleicht konnte sich das jetzt endlich ändern? Während des Gesprächs wurde die Distanz zum Gipfel immer weniger und weniger. Auch wenn der Aufstieg nie besonders steil gewesen war, kam die Katze nun doch langsam etwas außer Atem. Um sie herum wuchs dichter Nadelwald, sodass man beinahe glauben könnte, man wäre in einem kleinen Märchen. Dickes Moos zog sich über den Boden, hier und da lugten einige Pilze hervor. In der Ferne hörte man das leise Rauschen der Bäche, die sich die Abhänge hinunter schlängelten. Dann blieb Ava Finch plötzlich stehen. Der Pfad, dem sie nun schon ein Weilchen gefolgt waren, fand ein abruptes Ende. Beinahe senkrecht fiel er hinab in das Tal unter ihnen, weiter ging es hier also nicht. Somit senkten sich jedoch auch die Kiefern und Fichten ab und ermöglichten so den Blick über beinahe die gesamte Insel. Wunderbar konnte man erkennen, wie weit das Trio inzwischen schon gekommen war. Wenige Meter neben ihr strauchelte Maenor, der die unerwartete Klippe beinahe nicht erkannt hätte. Ließ man die Seelenspiegel ein wenig weiter wandern, zurück in den Forst hinein, so konnte man jedoch noch etwas erblicken: Ein überraschend großer Schrein versteckte sich hinter einigen Baumstümpfen und Büschen, wurde beinahe durch die Schatten der Nadelbäume verschluckt. "Schaut mal."
Noch? Warum war Ava so überrascht? Sie war ein verfickter Star gewesen, es sollte sie nicht verwundern, dass jemand wie Lex, der sich so offensichtlich für Musik interessierte, dass er seine verdammte Gitarre zum Wandern mitnahm, schon von ihr gehört hatte? Irgendwie… verwunderlich. Wer nicht?, antwortete er daher auf die Frage von Miss Ava Finch herself. Gab er sich damit eine Blöße? Vielleicht. Egal. Es war eine Sache, Ava aus ihrer Misstaken-Zeit zu kennen und eine andere Sache, sich ihr wie ein pubertierender Fanboy zu Füßen zu werfen. Zum einen stand Lex, zum anderen würde es nicht kommen. Deshalb konnte er er es bei “Wer nicht?” auch nicht belassen. Ziemlich schwer, den Trubel um dich nicht mitzubekommen, wenn man ein Radio und Lacrima Vision hat. War Wochenlang das Thema schlechtweg. Wie lange ist das her? Zwei, drei Jahre? Oh ja, Lex wusste über sie Bescheid. Über ihre Musik, über ihre Karriere aber auch über das Ende eben jener. Und weil er etwas für Ava übrig hatte, hatte er den “Skandal” eben mitverfolgt. Das Angebot der Sängerin, für den Schwarzhaarigen privat zu singen, hörte sich dann aber zu verlockend an, um nicht darauf einzugehen. Gerade wollte der Halbdämon darauf eingehen, da schob sich jedoch der durchdringliche Blick der Katzenaugen in sein Blickfeld und Ava stellte eine Bedingung. Privatstunden. Die konnte sie gerne haben, Lex war innerlich ganz aufgeregt, ein wenig Musik mit Ava machen zu können. Nach außen hin jedoch… Hmm… Abschätzend blickte er die Feline an, schüttelte dann sanft den Kopf. Von dir bekomm’ ich keine Gitarristen-Vibes…, ließ der Godslayer die Sängerin wissen, doch auch das blieb nicht ohne einen Anhang. Mit einer Ukulele könnte ich mir dich viel besser vorstellen. Das passt besser zu dir. Lex hielt dem Blick der Sängerin stand, erwiderte ihn beinahe regungslos. Aber das kann ich dir auch beibringen… Ganz altmodisch bot der Schwarzhaarige Ava die Hand an. Deal?
Die Feline war es, die den großen Schrein an einem Waldstück nahe des Gipfels zuerst entdeckte. Gute Augen hatte sie allemal. Hmm…, gab Lex von sich. Der Anstieg hatte auch ihm arg zugesetzt, mittlerweile war er wieder dazu übergegangen, weniger zu reden und mehr zu atmen (sehr zum Leidtragen von Ava und Maenor, die sich wohl beide ein wenig Unterhaltung mit und von Lex gewünscht hatten). Die dunklen Wälder spendeten wenigstens auch auf den Wanderwegen genügend Schatten dass der Schwarzhaarige sich bequem bewegen konnte. Zu viel Sonne mochte er nicht. Der Schrein bestand aus rot bemaltem Holz und einem blauem Schindeldach. Niemand war da, die Glaubensstätte wirkte leer und verlassen, jedoch keineswegs verwittert oder verwahrlost. Anscheinend wurde er regelmäßig gepflegt. Lex kniff die Augen ein wenig zusammen. Mit den Göttern stand er nicht sonderlich gut, auch wenn er irgendwie bezweifelte, dass dieser Schrein einem seiner Onkel oder Tanten auf dem Olymp geweiht war. Also untersuchte der Godslayer das fremde Götterhaus. Der Schrein bestand aus kaum mehr als vier Wänden (davon nur eine mit einem Durchgang), einem Holzdielenboden, dem Dach und einer Art Altar, auf der einige Münzen, ein hübscher Blumenstrauß und ein versiegelter Brief in einer Opferschale aus Messing lagen. Der wahre hingucker waren wundervolle Malereien an den Wänden des Schreins (auf die Maenor sicher ziemlich stand). Sie erzählten ohne Worte, dass der Schrein dem Königsberg gewidmet war, der für die Bewohner Negumis wie eine Gottheit verehrt wurde. Manchmal nahm er die Gestalt eines grauen Löwen an um die Zwillingsinseln zu verteidigen oder zu ihren Bewohnern zu sprechen. Ebenso fand Lex auf dem Abbild der beiden Inseln, über die Ojayama wachte, einen Hinweis auf einen zweiten Schrein, der wohl auf der kleineren Insel zu finden war. Das läuft ja irgendwie fast zu gut…, nörgelte der Schwarzhaarige vor sich hin. Nun wusste er aber auch nicht mehr weiter. Wie war das in dem Rätsel nochmal? Die Zwillinge hüten des Königs Krone, der jüngere trägt das Gut und der ältere das Versprechen, erst wenn das Versprechen eingelöst wurde, wird die Krone erscheinen., murmelte er, laut nachdenkend, blickte dann zu Maenor und Ava. Was ist das Versprechen? Denkt ihr, wir müssen was opfern? Dann war es ja gut, dass Maenor dabei war. Kurz stellte Lex sich den Kopf des Braunhaarigen abgetrennt in der Opferschale vor. Etwas so Groteskes hatte der König sich vermutlich - im Gegensatz zum Godslayer - nicht gewünscht…
Es kostete der ehemaligen Sängerin gerade alle Kraft, das Lächeln auf ihren Lippen beizubehalten. Ihre Mundwinkel zuckten ein wenig, doch sie wollte sich nicht ansehen lassen, dass ihr Gegenüber mit seinen Worten einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatte. Für gewöhnlich hätte sie sich gefreut, wenn jemand zugab, ihre Musik zu kennen, hätte ihn dafür gelobt, einen guten Geschmack zu haben. Doch das war eben nicht alles, was Lex zugegeben hatte. Er wusste auch von dem unschönen Teil ihrer Karriere. "Drei Jahre." grummelte sie. "Ich war 18." Für viele Jugendliche war das 18. Lebensjahr der Schritt in die Freiheit schlechthin. Auch für Ava Finch war es das gewesen, jedoch aus völlig anderen Gründen. Natürlich hatte auch sie endlich frei sein wollen, doch Freiheit und Karriere ließen sich nicht miteinander verbinden. Der Versuch, sich die Freiheiten heimlich zu nehmen war kläglich fehlgeschlagen und die Folgen badete sie bis heute raus. Ob sie es bereute? Das wusste sie selbst nicht. Natürlich vermisste sie den Ruhm, aber es gab eben auch Dinge, die sie nicht vermisste. Ihre hinterhältigen Bandkollegen zum Beispiel ... oder? Naja ... vielleicht manchmal, ein wenig. Sie schüttelte sich. Darüber wollte sie gerade wirklich nicht reden. Vor allem in der Gegenwart von Maenor, der von dem Ganzen offensichtlich nichts wusste. "Immerhin hast du einen guten Musikgeschmack." kehrte sie nun also doch zu ihren alten Verhaltensmustern zurück. "Wieso hast du das denn nicht gleich gesagt? Dann hätte ich dir schon längst ein Autogramm gegeben!" Wer wollte auch kein Autogramm von der Feline? Genau, niemand! Der bittere Beigeschmack ihrer Vergangenheit verflog langsam, wenn auch nicht vollständig. Zumindest reichte es aus, um die Schwarzhaarige wieder zurück zu ihrem alten Selbst finden zu lassen. Mit erwartungsvollem Blick bot sie dem Halbdämonen eine kleine Gesangsvorstellung an, im Tausch gegen Gitarrenstunden. Sein Zögern ließ sie befürchten, dass er ablehnen würde. "Keine was?" fragte sie überrascht, ließ ihn jedoch weitersprechen. Sie wirkte eher wie eine Ukulelespielerin? "Das sind die Kleinen, oder?" Man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, was genau er da eigentlich redete. Was an ihr passte denn nicht zu einer Gitarristin? Sah er etwas, das sie nicht sah? Vielleicht lag es dan den Fingernägeln, oder ihren nicht besonders großen Händen? Aber würde eine kleinere Gitarre da helfen? Sie blinzelte. Womöglich war es besser, das nicht weiter zu hinterfragen. Sie hatte von Anfang an kein bestimmtes Instrument im Sinn gehabt und war ausnahmsweise völlig zufrieden mit dem, was sie angeboten bekam. So zögerte sie nicht lange und ergriff die Hand ihres Kollegen. Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Mit diesem Deal schlug sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie konnte endlich mit dem Schwarzhaarigen alleine sein und bekam noch etwas beigebracht! "Klingt super." Nun aber zurück zur eigentlichen Aufgabe des Trios. Gemeinsam betraten sie den gut versteckten Schrein. Während Ava neben Lex stehen blieb, hüpfte Maenor direkt von einer Wandmalerei zur nächsten. Begeistert schwafelte er irgendetwas von Liebe für's Detail und einzigartigem Zeichenstil, alles Dinge, von denen Ava Finch nicht die geringste Ahnung hatten. Wirklich wichtig für das Voranschreiten der Quest schien es jedoch auch nicht zu sein. Stattdessen richtete sie ihre Katzenohren also auf ihren Lieblingskollegen und lauschte lieber dessen Worten. "Vielleicht sind wir ja einfach zu gut!" schnurrte sie und reckte stolz das Kinn. Wenn sie dabei war, wurde jeder Auftrag zu einem Kinderspiel! "Meinst du wirklich, ein Versprechen ist ein Opfer?" Sie legte den Kopf schief. Besonders abwegig war es eigentlich nicht, viele Gläubige versprachen ihren Göttern Opfergaben, oder? "Du könntest Recht haben." Zwar hatte sie nicht besonders viel mit Religion zu tun, aber das hatte sie schon einmal irgendwo gehört. Ihr Blick wanderte also hinauf zu Lex, ehe er vielsagend zu Maenor hinüberhüpfte. Es war ja wohl eindeutig, wen sie darbieten würden, falls tatsächlich Menschenopfer verlangt waren, oder? Plötzlich wirbelte dieser jedoch herum, deutete mit dem Zeigefinger aufgeregt auf ein kleines Detail einer der Wandmalereien. Begeistert wies er sie darauf hin, dass dort genau dieser Schrein war (oder zumindest ein farblich identischer), zu dem gerade ein gewaltiger, grauer Löwe hinabstieg. Und was stand vor dem Schrein? Eine kleine Kapelle, die fröhlich musizierte. Die Männchen waren so klein, dass man die Instrumente in ihren Händen kaum erkennen konnte, aber mit ein wenig Fantasie war es doch ganz eindeutig. "Also werden hier gar keine Menschen geopfert ... sondern Musik?" fragte die Katze verdutzt. Das passte nun wirklich beinahe zu gut! Dafür waren sie selbst und Lex schließlich perfekt geeignet. Und auch dem Braunhaarigen konnten sie sicher irgendwas machen lassen. Vielleicht im Takt klatschen oder so? "Sollen wir es mal versuchen?"
Ups, da hatte Lex wohl einen wunden Punkt getroffen. Über ihr hässliches Karriere-Aus redete die schwarzhaarige Sängerin wohl ungerne, das hätte Lex sich ja irgendwie denken können. So lang schon…, murmelte der Musiker vor sich hin, erwartete darauf nicht wirklich eine Antwort von Ava. Die Feline fing sich recht schnell wieder und kehrte zu einer selbstsicheren Antwort zurück, ließ Lex jedoch wundern, wie viel davon wirklich Ava war und wie viel eine Fassade, die sie sich aufgebaut hatte. Lex zuckte mit den Schultern als die Sängerin seinen Musikgeschmack kommentierte. Wusste er. Das Angebot eines Autogrammes fand er dann aber doch recht verlockend. Vielleicht auf einer seiner Misstaken-CDs? Das wäre doch was. Aber dass er von der Idee begeistert war, konnte Lex Ava natürlich nicht sagen. Er würde nicht so tun, als kenne er die Sängerin nicht - das ging ja jetzt ohnehin nicht mehr - aber Lex hatte sich nunmal fest vorgenommen, Ava nicht zu behandeln, wie ein Fan das tun würde, also hielt er sich auch daran. Und entsprechend verneinte er auch Avas Angebot. Ich frag doch nach 'nem Autogramm wenn du als Magierin so erfolgreich bist wie du's als Idol warst. Lex' Worte waren vermutlich schon wieder ein wenig zu hart gewählt, doch der Schwarzhaarige wollte seiner Gildenkollegin einen Gefallen tun. Sie musste früher oder später erkennen und akzeptieren, dass sie nicht mehr die Ava Finch war sondern nur noch Ava Finch. Sich auf dem Ruhm von etwas auszuruhen, das sie vermutlich nie wieder bekommen würde, war keine gute Zukunftsstrategie. Das würde Ava vielleicht nicht gerne hören wollen aber Lex hatte noch nie Probleme damit gehabt, unangenehme Wahrheiten auszusprechen - weder für sich selbst noch für andere.
Vielleicht konnte der Tätowierte seine Kameradin aber mit dem Versprechen, ihr ein Instrument beizubringen, ein wenig gnädiger stimmen. Jepp, das sind die kleinen. Lex zeigte mit seinen beiden Händen so etwa die Größe einer Ukulele auf und nickte Ava dabei zu. Das wird dir besser stehen. Verdeckte nicht so viel von der hübschen Felinen. Lex schenkte ihr ein seltenes Lächeln als die beiden ihren Deal besiegelten.
Momente später standen die Dreie vor dem Schrein, den sie gesucht hatten. Allesamt nahmen sie die Verzierungen und Dekorationen, die Opfergaben und das Umfeld in Betracht und Ava kam dann mit der These, dass hier Musik geopfert wurde. Das schien, wenn man die Wandmalereien betrachte, tatsächlich auch denkbar zu sein. Was für ein Zufall! Lex trauerte der verpassten Gelegenheit, Maenor loszuwerden und den Rest der Quest mit Ava alleine zu verbringen, noch halbherzig hinterher, als er seine Gitarrentasche auf den Boden stellte und öffnete. Da soll noch einmal einer sagen, dass es unnötig ist, überall das ein oder andere Musikinstrument mitzunehmen. Aus seiner Tasche befreite der Halbdämon zwei abgenutzte Drumsticks und reichte sie Maenor. Im Takt irgendwo dagegen hauen schaffst du hoffentlich? Der Schwarzhaarige zeigte auf einen Baumstamm, der gegenüber des Schreins als kleine Sitzgelegenheit präpariert worden war. Das sieht vielversprechend aus. Danach schälte der Musiker “Black Betty” aus der schwarzen Tasche. Die Dreadnoughtgitarre hatte einen massiven, schwarz lackierten Korpus und ein abgegriffenes Griffbrett. Sie war schon seit Jahren die Alltagsgitarre, die Lex unterwegs mitnahm. Sicher, ihr Sound kam nicht an die einer guten Studiogitarre heran, dafür war das Prachtstück etwa so unempfindlich wie ein Panzer. Perfekt für unterwegs also. Während Lex sich im Schneidersitz auf den Boden setzte und sich daran machte, den Sechssaiter zu stimmen, nickte er Ava zu. Wir spielen was, was du kennst - aber meine Interpretation davon. Bin gespannt, ob du mithalten kannst. Und erneut schenkte Lex ihr ein Grinsen, dieses entsprach aber dieses mehr einer Herausforderung.
Der Halbdämon spielte kurz ein paar Takte um mit Maenor den Rhythmus auszumachen, sodass der Fice nicht zu schnell oder zu langsam trommelte. Das Lied, das Lex im Kopf schwebte, spielte er nicht allzu schnell, daher sollte der Aushilfsdrummer kein Problem damit haben, das Tempo zu halten. Ob er Rhythmusgefühl hatte würde sich zeigen, zur Not würde Lex ihn einfach überspielen. Doch für’s erste war es keine Totalkatastrophe. Nachdem die Rhythmus-Sektion geklärt war, legte Lex los. “Poison” war ein Song von Misstaken, bei denen es um Avas Giftmagie ging. Er war nie sonderlich bekannt geworden, doch speziell nach Avas Beitritt in die Gilde hatte der Gepiercte sich den Song gelegentlich reingezogen und seine eigene Version davon entwickelt. Das war eine gute Gelegenheit, sie zu spielen. Sonst sang er sie selbst, die “richtige” Sängerin zu haben war eine rare Gelegenheit. Das Opening-Riff spielte er zwei Mal. Das erste Mal eins zu eins so, wie es Mimi Micro auf der Geige vorgetragen hatte. Dass der Schwarzhaarige auf dem falschen Instrument spielte ließ das Riff ein wenig seltsam klingen (Glissando und Vibrato klangen auf der Akustikgitarre nunmal anders als auf der Violine), doch würde Ava das Lied dadurch sicher erkennen. Beim zweiten Durchgang entführte Lex das Riff, ließ das ein oder andere Element weg, tauschte es durch etwas anderes aus und endete in einer Dissonanz, die einen unruhigen Ton setzte, als es langsam in den Vers überging und er (und hoffentlich auch Ava) mit dem Gesang einsetzten. Dieses Motiv setzte sich fort. Mit jedem Vers, jeder Strophe und jedem Refrain nahm Lex das Lied weiter auseinander. Gelegentlich wechselte er Akkorde aus, schnitt einen Vers ein wenig zu früh ab, änderte den Takt, wechselte sogar zwischen zwei Wiederholungen des Refrains in eine andere Tonart. Es waren stetig kleine Wechsel gewesen. Nichts, was eine geübte Sängerin großartig aus dem Konzept bringen würde, doch genug, um sich gegen Ende des zweiten Drittel des Liedes doch sehr deutlich vom Original zu unterscheiden. Den Rest des Liedes blieb Lex auf den bestehenden Veränderungen sitzen und führte keine neuen mehr ein. Das Lied fand so zum Schluss ein wenig zur Ruhe und auch Ava konnte sich, nachdem Lex sie musikalisch hin und her gezogen hatte, auf den neuen Status Quo feststellen. Lex hatte das Lied einen anderen Pfad entlang geführt, eine andere Reise durchlaufen lassen - eine die voller Überraschungen und Ungewissheiten steckte - doch war es letzten Endes dennoch an einem Ziel angekommen. Und Lex gönnte der Melodie die Stabilität, die sich über das letzte Drittel seiner Interpretation von “Posion” zog.
Und dann war das Lied vorbei. Lex war, was den Gesang anging, weiter in den Hintergrund gerutscht und hatte Ava ihre “Hauptrolle” überlassen. Nun war er auf die Reaktion der Sängerin gespannter als auf die Tatsache, dass im Schrein in der Wandmalerei sich gerade etwas bewegte. Maenor flitzte sofort hinüber um das Phänomen zu betrachten, aber Lex blieb noch einen Moment bei Ava. Das Lied hatte mittlerweile eine andere Bedeutung. Ob sie diese wohl verstanden hatte? Nichtsdestotrotz packte er die Gitarre langsam weg. Definitiv nicht außer Übung…, ließ er Ava anerkennend wissen, dann zog Maenor auch schon die Aufmerksamkeit auf sich. Der Löwe in den Wandmalereien hatte sich bewegt. Er offenbarte nun in beiden Pfoten eine Form, die Lex als die kleinere Insel Negumis erkennen konnte. Ein Punkt war markiert. Die Magier hatten ihre nächste Schatzkarte. Kurz was Essen und Trinken und dann wieder zum Hafen?
Wer hätte gedacht, dass der heutige Tag darauf hinauslief, dass die Magier auf irgendeinem bescheuerten Berg gemeinsam musizieren würden? Ava Finch definitiv nicht. Diese war noch immer ein wenig beleidigt, dass Lex ihr Autogramm abgelehnt hatte, doch sie war bereits auf dem besten Weg, sich wieder abzuregen. Das hier war schließlich die beste Möglichkeit, ihm zu beweisen, dass sie es gar nicht nötig hatte, sich als Magierin ebenfalls einen Namen zu verdienen, da sie bereits eine Musiklegende war und es immer bleiben würde. Sie war etwas besonderes und das würde sich niemals ändern! Während ihre Kollegen ihre Instrumente vorbereiteten und sich ein wenig einspielten, konzentrierte sich die Feline ein wenig auf sich. Natürlich übte sie regelmäßig und war dementsprechend kein bisschen außer Form, aber auch ihre Stimme benötigte ein wenig Aufwärmzeit. Das war ja wohl klar. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, hüpfte einige Tonleitern auf und ab, ehe sie sich schließlich neben dem Schwarzhaarigen niederließ. "Natürlich kann ich mithalten. Wer glaubst du denn, dass ich bin? Eine Anfängerin?" Pah! So weit würde es noch kommen. Selbst wenn er ihrem Song einen eigenen Twist verpasste, es war immer noch ihr Song! Was aber in ihren Augen gerade deutlich interessanter war, war, dass er doch tatsächlich zumindest ein Lied von ihr spielen konnte - und dann auch noch gut genug, um es abzuändern. Welches es wohl sein würde? Geduldig ließ sie ihn die ersten Akkorde spielen, lauschte ihnen aufmerksam. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass es irgendetwas Bekanntes sein würde, doch als ihre Ohren schließlich zuckten, da sie die Melodie endlich erkannten, war sie sichtbar überrascht. Ihr Blick huschte hinüber zu dem Halbdämon. "Poison?" Neben der Verwunderung hing auch noch ein Hauch Freude und Begeisterung in ihrer Stimme. Sie mochte das Lied (wie eigentlich alle ... schließlich stammten sie von ihr!), doch die Allgemeinheit schien ihr da nicht ganz zuzustimmen. Dementsprechend war sie umso glücklicher, dass Lex es nicht nur kannte, sondern auch spielen konnte. So schloss sie die Augen, um sich voll und ganz konzentrieren zu können. Bereits während des Openings wurde ihr klar, dass der Halbdämon es ihr keineswegs leicht machen würde. Sie hatte mit einigen, kleinen Änderungen gerechnet, die es für die Gitarre einfacher machen würden, aber nicht damit! Ein Glück hatte sie keinerlei Problem mit einer kleinen Herausforderung, wenn es um Musik ging, schließlich war diese ihr Spezialgebiet! Trotzdem kam ihr der Beginn nur schwer über die Lippen. Ihren Einsatz verpasste sie selbstverständlich nicht, dieser war aber auch das Einfachste. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr Gewohnheit solch einen Strich durch die Rechnung machen würde, denn ihre Stimme wollte instinktiv dem unveränderten Verlauf des Songs folgen. Sie musste aus ihrem gewohnten Trott heraus und zwar schnell! Sowohl ihre Ohren, als auch ihre Schwanzspitze zuckten immer wieder. Sie musste aufhören, sich auf ihren Gesang zu fokussieren und stattdessen den Tönen, die Lex seinem Instrument entlockte, ihre vollste Aufmerksamkeit schenken. Den Text konnte sie sowieso aus dem Stegreif. Und siehe da, es funktionierte! Schon fast von alleine fand sie nun endlich eine Wellenlänge mit dem Schwarzhaarigen. Jetzt wo sie realisiert hatte, dass er nicht gegen sie spielte, fühlte es sich viel eher an, als würde er sie an die Hand nehmen, sie musste ihm nur vertrauen. Sie folgte ihm mit ihrem Gesang über neue und bekannte Elemente, über vollkommen auseinandergenommene Riffs und völlig neue Tonhöhen und -tiefen. Trotzdem war der Pfad nie ganz fremd. Und so kamen sie langsam aber sicher dem Ende entgegen, der letzte Akkord wurde gespielt und der letzte Ton getroffen. Natürlich hatte auch Maenor gute Leistung gebracht, doch wirklich Zeit, sich auf sein Getrommel zu konzentrieren, hatte die Feline nicht gehabt. "Puh." schnaufte sie, nachdem sie sich einen Moment zum Luftholen gegönnt hatte. Schon lange hatte sie in der Musik nichts mehr so sehr herausgefordert, wie Lex es gerade getan hatte. Sie fühlte sich wie nach einem Ganzkörper-Work-Out, obwohl sie eigentlich nur ein Liedchen gesungen hatte, doch die Konzentration, die es ihr abverlangt hatte, hatte sehr an ihren Kräften gezehrt. "Du hast mich überrascht, das muss ich dir lassen." gestand sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Sie war begeistert! "Eigentlich mag ich es nicht, wenn Leute an meinen Songs rumpfuschen." Schließlich waren sie bereits perfekt, so wie sie waren. "Aber das war nicht einfach irgendein billiger Abklatsch, das war richtig cool!" So hatte es bisher nur eine andere Person auf die Reihe gekriegt ... Bella. Der Gedanke an die Hundedame versetzte der Sängerin einen scharfen Stich ins Herz. Sofort schob sie ihre ehemalige Bandkameradin zurück in die hinterste Ecke in ihr Gedächtnis und zog den Schwarzhaarigen vollständig in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. "Neu, aber doch irgendwie gleich. Wären die Worte des Textes nicht exakt die Selben, dann hätte man es glatt für ein vollkommen neues Lied halten können." Anerkennend strich sie ihm mit der flauschigen Schwanzspitze die Schulter entlang. "Du hast echt Talent. Ich kann es kaum erwarten, dich als meinen Lehrer zu haben." So viel aufrichtiges Lob kam nur selten über die Lippen von Ava Finch. Ob Lex das wusste oder nicht, er sollte es lieber zu schätzen wissen! "Das Original ist trotzdem besser." Entgegen ihrer Erwartungen bekam sie sogar ein Kompliment zurück. "Danke~" Zufrieden reckte sie das Kinn, lenkte dann jedoch ein: "Aber der Anfang war scheiße." Es gab eigentlich nur eine Sache, in der sie sich in einem realistischen und kritischen Licht betrachtete: die Musik. Für einen Laien hätte es sicherlich noch immer gut geklungen, doch für sie war es schlichtweg nicht gut genug, denn es war nicht perfekt. Und perfekt war das Einzige, das sie akzeptierte. "Wir wiederholen das irgendwann mal und dann zeige ich dir, wie gut ich tatsächlich bin." Sie zwinkerte, ehe sie ihren Blick von ihm abwendete und hinüber zu Maenor wandern ließ. Der Braunhaarige stand erneut wie gebannt vor den Wandgemälden. Sein Zeigefinger war direkt auf eine Stelle gerichtet, die sich verändert hatte. Das Minikonzert hatte sie also tatsächlich weitergebracht! Für einen Moment hatte die Katze vollkommen vergessen, dass sie das Ganze nicht aus Spaß, sondern wegen ihrer Quest gemacht hatten. "Klingt nach einem Plan." Dass Lex' kleine Herausforderung die Laune der Schwarzhaarigen deutlich gehoben hatte, war kaum zu übersehen. Während sie an einem Sandwich knabberte, unterhielt sie sich sogar freiwillig ein wenig mit Maenor. Schließlich kehrte ihre Aufmerksamkeit jedoch zurück zu dem Grund für ihre gute Laune. "Wo hast du eigentlich gelernt, so gut zu spielen?" Mit aufrichtiger Neugier blickte sie ihm entgegen. Wenn man nicht gerade Ava Finch war, dann fiel Talent nicht enfach so vom Himmel.
Die Feline gab sich anfangs noch recht selbstsicher, war von ihren Fähigkeiten überzeugt. Kein Wunder, bei ihrer Vergangenheit. Doch was der Schwarzhaarige mit ihr vorhatte war gerade für eine gestandene Sängerin wie Ava, die vermutlich jedes ihrer Lieder im Schlaf performen könnte, eine Herausforderung. Und so verholperte sie sich anfangs tatsächlich ein klein wenig. War aber nicht schlimm. Nach wenigen Beats schon hatte sie sich wieder gefangen und folgte dem Spiel und Gesang des Godslayers nun ein wenig aufmerksamer. Und Lex nahm die Aufmerksamkeit Avas in Gefangenschaft, ließ sie nicht los bis der letzte Akkord gespielt und das letzte Wort verhallt war. Wie auch Ava atmete der Schwarzhaarige erst einmal ordentlich durch. Auch für ihn war das Lied nicht sonderlich einfach zu spielen gewesen, schließlich hatte er sich durchgängig auf die Finch konzentrieren müssen. Doch wie sie sich seiner Führung hingegeben hatte und jede Herausforderung, die er ihr dargebracht hatte, erfolgreich genommen hatte, war die Mühen auf jeden Fall wert gewesen. Nickend nahm Lex das Kompliment der Sängerin (das ihm natürlich sehr viel mehr bedeutete als dass er es zeigte) an. Ein wenig schüttelte es ihn dann aber doch, als Ava ihm mit dem Schweif über die Schulter streichelte. Das war ein seltsam-angenehmes Gefühl. Lex war nicht so der Typ, der sich regelmäßig engem Körperkontakt aussetzte, da war eine kleine Geste wie diese schon etwas besonderes. Dass Ava ihr Original besser als die Version von Lex fand konnte er nachvollziehen. Trotzdem hoffte er, dass Ava verstanden hatte, was der Halbdämon ihr mit seiner Version zeigen wollte. Dass die Ava, die damals “Poison” geschrieben und gesungen hatte, sich verändern musste. Dass sie nun auf einem anderen Pfad wandelte. Überraschend selbstkritisch erkannte Ava dann an, dass sie den Anfang des Liedes nicht getroffen hatte. Kanntest ja nicht, was wir machen…, verteidigte Lex die Sängerin, denn er wusste, wie schwierig der Song für Ava gewesen sein musste. Doch den Vorschlag, das Lied erneut zu spielen, nahm Lex liebend gerne an. Er zwang sich ein seltenes Grinsen auf die Lippen und schenkte es der Felinen. Ich geb’ dir die Noten, wenn wir wieder in der Gilde sind. Dann kannst du üben.
Maenors Fingerzeig folgend betrat auch Lex den kleinen Schrein noch einmal und blickte das Wandgemälde an, das sich durch das Lied verändert hatte. Krass. Klar, der Slayer lebte in einer Welt voller Magie, aber das war dann doch nochmal eine andere Hausnummer als Feuerbälle werfen oder sich Waffen herzaubern. Lebende Wandmalereien, das war irgendwie ein wenig mystischer. Kurzerhand schlurfte der Schwarzhaarige zu seiner Instrumententasche zurück. Er packte Black Betty behutsam wieder ein. Gut gemacht, flüsterte er ihr zu, dann wühlte er sich durch die Außentaschen seiner Tasche. Dort fand er ein paar zerfledderte Notenblätter und einen Kugelschreiber - falls ihn unterwegs die Muse packte. Flink war die Karte auf die Rückseite eines Songs, den er mal zu schreiben angefangen hatte, abgezeichnet. So würde das Trio sich sicher auf der kleinen Insel gut zurechtfinden und “das Gut” des Königs hoffentlich schnell bergen können. Ein kleines Vesper später machten die Dreie sich dann zurück auf den Weg in Richtung der Hafenstadt. Auf die Frage der Katzendame hin blickte Lex in die Ferne, die Gipfel der Berge der Insel an. Wie es wohl gerade auf dem Olymp war? Vom Gott der Kunst und Musik., sagte er beiläufig, als wäre das nichts sonderlich Besonderes. Dabei stimmte es sogar nur zur Hälfte. Von Apollon hatte Lex das Spielen gelernt. “Gut” spielen hatte ihm das Leben beigebracht. In den Augen des Godslayers zeichnete einen guten Musiker nicht seine Technik aus sondern dass er es schaffte, sein Herz in Rhythmen, seine Hoffnungen und Wünsche in Melodien und seine Gefühle in Harmonien fließen zu lassen. Und das konnte einem niemand beibringen.
Gegen Nachmittag waren die drei Magier zurück an der Hafenstadt. Ein Schiff (urks) auf die kleinere der beiden Inseln Negumis hatte sich schnell gefunden. Als der Magiertrupp landete musste Lex sich erst einmal seiner Notration widmen. Er hatte ein kleines Säckchen mit Schrauben und Unterlegscheiben dabei, die er im Eisenwarenhandel erworben hatte und naschte daraus wie andere aus einer Chipstüte aßen. Hörte sich tatsächlich so ähnlich an. Lex gab sich Mühe, noch ein wenig für die Rückfahrt übrig zu lassen. Auch auf der kleineren Insel war die Stimmung unter den Bürgern recht angespannt. Doch Sunnyboy Maenor schaffte es mit seiner warmen Art, einen der Bewohner nach dem besten Weg zu fragen, der die Magier zu ihrem Ziel bringen würde. Was haltet ihr eigentlich von der ganzen Quest hier?, fragte Lex (der unüblich Gesprächig ein eigenes Thema anschnitt). Warum die Schatzsuche? Hat nicht normalerweise der Questgeber was von der Quest? Hier wird die Gilde bezahlt und wir dürfen den Schatz - glaube ich - behalten. Macht doch keinen Sinn…
Der Abstieg war deutlich angenehmer, die Schwarzhaarige musste sich sogar ein wenig Mühe geben, den Berg nicht hinunter zu joggen, so sehr schob es. Sie wusste jedoch, dass sie die Energie noch brauchen würde, außerdem gehörte es sich nicht für eine Dame, einfach so zu joggen. "Bitte was? Das glaubst du doch selber nicht." kicherte sie, als hätte Lex' ihr gerade einen blöden Witz erzählt. Sie glaubte nicht an irgendwelche Götter und selbst wenn es sie gab, wieso sollten sie sich die Mühe machen, jemandem das Gitarrespielen beizubringen? Hatten sie nichts Wichtigeres zu tun? Sie schüttelte ungläubig den Kopf, nahm es aber vorerst hin, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen wollte, auch wenn sie es nicht verstand. Bis sie endlich auf der anderen Insel angekommen waren, war die Sonne bereits ein ganzes Stückchen weiter gewandert. Wie auch beim ersten Mal war der Halbdämon während der Schiffsfahrt noch ruhiger geworden, als er eh schon war. Maenor hatte es offensichtlich als Chance gesehen, die entstandene Leere mit noch mehr von seinem Gequatsche zu füllen, sodass Ava Finch irgendwann einfach die Ohren zurückgelegt hatte, um sein Gelaber so gut wie möglich auszublenden. Die Blicke der Inselbewohner waren auch hier kein bisschen freundlicher. Zumindest waren sie ein wenig kooperativer, vielleicht, weil sie die Magier so schnell wie möglich wieder loswerden wollten? Letzendlich war es aber auch egal, hauptsache sie kamen voran! So gerne sie auch mehr Zeit mit Lex verbringen wollte, diese Quest wollte sie einfach nur noch hinter sich lassen. "Ich weiß es nicht." gab sie auf seine Frage hin zu. Gemeinsam schritten sie einen kleinen Waldweg entlang. "Vielleicht ist ihm das Lösen des Rätsels Lohn genug?" So wenig sie das nachvollziehen konnte und so bescheuert es auch klang, es war die einzige Idee, die sie hatte. Allzu viele Gedanken hatte sie sich darüber noch gar nicht gemacht, sie war einfach nur froh, dieses Mal keine verschwundenen Hunde aus einem einstürzenden Haus retten zu müssen. Solange sie am Ende tatsächlich ihr Geld bekam, war es ihr eigentlich egal. Aber das gab sie nicht zu, denn sie wollte nicht oberflächlich wirken. Das tat sie schließlich definitiv noch nicht! "Vielleicht finden wir es heraus, wenn alle Rätsel gelöst sind?" Schulterzuckend blickte sie zu ihrem Kollegen, der gerade aus einem kleinen Säckchen irgendetwas futterte. "Oh, bekomme ich auch was?" fragte sie und blickte neugierig hinein um zu sehen, was für Snacks er wohl gebracht hatte. Das, was sie dort sah, verwirrte und schockierte sie jedoch in gleichem Maße. "Schrauben??" Ungläubig beobachtete sie, als er sich eine davon in den Mund warf, kaute und herunterschluckte, als wäre es nichts. Das Entsetzen war kaum zu übersehen. Nach einem kleinen Fußmarsch erreichten sie schließlich den Ort, den der Löwe ihnen auf dem Wandgemälde offenbart hatte. Es war ein weiterer, jedoch deutlich kleinerer, Tempel. Optisch war er genauso aufgebaut, wie der erste, wäre da nicht die Größe, hätte man glauben können, es wäre eine exakte Kopie. Zumindest von Außen. Im Inneren thronte eine gewaltige Löwenstatue, die beinahe den gesamten Raum ausfüllte. Den Kopf stolz in die Höhe gestreckt riss er das gewaltige Maul zu einem Brüllen auf. Zu seinen Pranken fand sich auch hier eine kleine Opferschale, welche jedoch leer war. Die Wände waren so wie auf der Hauptinsel mit kleinen, aufwändigen Malereien übersäht, dieses Mal zogen sie jedoch nicht die Aufmerksamkeit des Fice auf sich. Stattdessen hüpfte er um die Statue herum wie ein kleines Kind, betrachtete und schwärmte für die Liebe für Details, die anscheinend hineingeflossen waren. Ja, das Teil war schon ziemlich cool, es war wohl nicht schwer zu erraten, dass auch die Feline sich für große Raubkatzen begeistern konnte. Aber im Gegensatz zu ihrem Kollegen brach sie nicht in lautstarke Euphorie aus - es war eben doch nur eine Statue. "Und was genau soll hier nun sein?" fragte sie schließlich. "Wir sind doch richtig, oder?" Sowohl die Karte, die Lex abgekritzelt hatte, als auch der Fakt, dass sie in einem weiteren Tempel standen, wies durchaus darauf hin, dass sie dort waren, wo sie hin sollten. Trotzdem erkannte die Schwarzhaarige nicht Besonderes. Wenn es nicht gerade um Musik oder Kleidung ging war sie eben doch oberflächlich. Wäre sie das nicht, wäre ihr garantiert aufgefallen, dass sich im aufgerissenen Maul des Löwen ein offenes Fach mit unbekanntem Inhalt befand, der darauf wartete, entdeckt zu werden.
Hmpf. Sollte Ava ihm doch glauben oder nicht. War Lex egal. Hatte sie ja nicht angelogen. Er schwieg aber, versuchte nicht, das weiter zu erklären oder auszuführen. Immerhin war es ein Teil seines Lebens, den er nicht sonderlich groß in die Welt hinausposaunte. Und obwohl er insgeheim ja für Ava schwärmte waren die beiden sich definitiv noch nicht nahe genug, als dass Lex sie groß in seine Familiengeschichten einbeziehen würde.
Eine schwierige Schiffsfahrt später waren die drei Magier auf der kleineren Insel Negumis angekommen. Gegen die Schwäche und Übelkeit naschte der Godslayer ein wenig Metall, was Ava ein wenig verwunderte. Ist gut für den Eisenhaushalt., meinte er (Ja. Das war tatsächlich ein Witz. Von Lex!) Aber dieses Mal wollte er die Feline nicht ganz im Unwissen lassen. Ich bin ‘ne besondere Art von Metallmagier. Den Kram kann ich Essen und das gibt mir bisschen Kraft zurück. Ein wenig durfte die Feline den Metallslayer ja kennen lernen. Über die Natur der Quest hatte Ava keine wirkliche Einsicht für Lex. Dass es alles ein wenig seltsam war, da konnte sie aber zustimmen. Ob dem Auftraggeber (wer auch immer das war) etwas an der Lösung der Rätsel lag? Das könnte sein…, gestand Lex Ava zu. Vielleicht würden die beiden (und natürlich auch Maenor) ein wenig mehr über dieses Mysterium herausfinden, sobald das erste Rätsel gelöst war? Sonderlich lang würde das jedenfalls nicht mehr brauchen, denn als die Magier noch über die Quests und den Auftraggeber und den Sinn von alledem grübelten, kamen sie sie am Schrein an. Ein goldener Löwe begrüßte die drei Wanderer, er stand brüllend auf einem Podest und sah ganz prächtig aus. Maenor war begeistert und blickte die gewaltige Statue von allen Winkeln und Seiten an. Entsprechend war es auch keine sonderliche Überraschung dass der Fice es war, der dem Löwen ins Maul blickte und eine kleine, lederne Box darin fand, die mit einer Schlaufe verschlossen war. In das Leder waren mit goldenen Nieten Verzierungen eingearbeitet, die Lex beim ansehen an Sternenkonstellationen erinnerten. Neugierig öffnete der Braunhaarige die Box und Lex erwartete schon, dass sie wie eine Bombe explodierte. Stattdessen war etwas zwischen Ring und Armreif darin - golden von der Machart und äußerst robust, mit feinen, unauffälligen Gravuren. Nicht schlecht…, gestand der Godslayer und ließ dabei offen, ob er Maenors Leistungen im Finden oder den Schatz des Löwen meinte. Aber keine Ahnung, was das Ding ist oder machen soll.
Und damit fand dann auch dieses Abenteuer ein Ende. Gemeinsam machten die Dreie sich auf einen (für Lex) beschwerlichen und anstrengenden Heimweg. Den Schatz des Löwen hatte Maenor dabei, er war froh auf etwas aufpassen zu dürfen. Gemeinsam würden das Team den Löwenschatz erst einmal der Gildenleitung aushändigen. Wenn die anderen Rätsel-Quests auch verborgene Schätze ans Tageslicht tragen würden, dann war Lex auf jeden Fall daran interessiert, wie das große Ganze dann ausgehen würde. Vor allem war er aber froh, dass die Jagd auf die Löwenmähne ihm eine Gelegenheit gegeben hatte, Ava ein wenig näher kennen zu lernen..
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.