Ortsname: Tag-Und-Nacht Handelsbasar Art: Gebäude und Umland Spezielles: Tagsüber sehr starke Hitze, nachts überdurchschnittlich eisige Temperaturen. Beschreibung: Der Tag-Und-Nacht Handelsbasar ist ein Treffpunkt für viele Händler, die in die nördlichen Teile Fiores unterwegs sind oder aus diesen kommen. Obwohl die Temperaturen in dieser Gegend eine wilde Achterbahnfahrt sind und nur das Beste aus dem Westen, sengende Hitze, und dem Norden, eisige Kälte, verbindet, ist der Basar gut besucht und es herrscht regelmäßig reges Treiben. Für Fremde kann der Ort ziemlich gefährlich sein, da diese die Temperaturen deutlich unterschätzen und gerade die Wüstenbewohner oft ein Problem mit den plötzlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt haben, obwohl sie kalte Nächte gewöhnt sind. Dafür bieten die rasanten Temperaturwechsel der Natur viele Möglichkeiten für besondere Sehenswürdigkeiten und eine spezielle Pflanze, die überwiegend in dieser Gegend wächst und sonst nur schwer nachgezüchtet werden kann. Der Basar befindet sich direkt neben einer Oase mit Wasser, Bäumen und reichlich Grün, ist ansonsten aber umgeben von Wüste und einem kleinen Gebirge im Nordosten. Der Basar selber ist zu einem großen Teil in den südwestlichen Teil des Gebirges eingebaut worden. Einige größere Gebäude zieren die flacheren Berge auf dieser Seite und erinnern an Festungen. Als großer Handelstreffpunkt gibt es hier definitiv viele Sicherheitsvorkehrungen, doch das raue Äußere kann täuschen, im inneren ist der Basar nämlich ein Wunderwerk bunter Farben, gemütlicher Teppiche und überall sind Kissen, Kräuter und Pflanzen verteilt. Ständig liegt der Geruch von frischem Tee in der Luft. Überall sind Händler, kleinere Restaurants, Cafes, Bars und auch ein paar Vergnügungsecken kann man finden. Es gibt regelmäßig Vorführungen auf den Hauptplätzen und man kann schnell vergessen, dass man sich inmitten eines Berges befindet. Die Bewohner des Ortes leben in Behausungen, die an den großen Basarkomplex angeschlossen sind, sich jedoch hinter verwirrenden Gängen in den versteckteren Teilen des Berges befinden. Der Basar besitzt ein besonderes Belüftungssystem, bei dem jeden Morgen und jeden Abend der komplette Berg und die anschließenden Gebäude mit Luft von außerhalb geflutet werden, danach wird die Luftzirkulation eingeschränkt. Dies hat zur Folge, dass die kalte Luft aus der Nacht und die heiße Luft des Tages für eine ständig angenehme Temperatur im inneren sorgen. Die Bewohner sorgen somit im inneren für eine halbwegs gleichbleibende Temperatur, ohne Unmengen an Energie zu benötigen. Die regelmäßige Zirkulation reicht in den meisten Fällen aus, um frische Luft und wenig störende Gerüche im inneren zu haben.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Karma hatte ihn zwar darum gebeten, ihr etwas zu zeigen, aber das hieß nicht, dass sie sich nicht dagegen wehren würde. Ihre Kraft testen, als die Finsternis sich um sie schloss. Die Oni schlug gegen die Dunkelheit, um sie zu vertreiben. Allerdings war sie zu spät um ihren brummenden Kopf zu verhindern. Sie hatte sonst sehr selten Kopfweh, aber jetzt fühlte sie sich, als hätte sie sich den Kopf angehauen und etwas Falsches gegessen. Karma rieb sich die Stirn. „Deine Zauber machen Kopfweh?“ Dunkelheit zu beschwören war für die Oni schon erstaunlich, aber sie hatte sie selbst gesehen. Aber das machte diese Magiesache nur noch verrückter. Vielleicht kam ihr Brummschädel auch ein wenig von all den neuen Dingen, die ihr im Kopf herumschwirrten? „Was kann Lian? Kann er sich auch verwandeln?“, fragte sie dennoch nach. Karma Neugierde war deutlich stärker als ihr voller Kopf. Ihr Bauch war aber nicht voll. Sie nickte zustimmend. Essen war der Plan! Aber von Curry hatte sie noch nichts gehört. „Was ist Curry? Ein Tier?“ Nachdem man daraus Wurst machte, schien das für sie die naheliegendste Lösung zu sein. Sie machte sich auf den Weg, Charon zu folgen. Und dem Geruch von Essen, sobald sie nah genug waren, um davon etwas zu riechen.
Karma hatte ihre Portion vor sich stehen und machte sich hungrig über das Essen her. Magie verwenden und Kämpfen, was bei ihr mit einer Hand daherging, sorgte dafür, dass sie mehr Hunger hatte als sonst und ihr großer Körper brauchte schon im Normalfall viel zu Essen. Außerdem musste sie es nicht zahlen, also langte sie ordentlich zu! Curry schmeckte ziemlich seltsam, so sehr, dass sich ihr zuerst die Zunge aufrollte und sie das Gesicht verzog. Aber je mehr sie aß, umso mehr gewöhnte sie sich an den ungewohnten, intensiven Geschmack. Sie nickte. „Es ist … spannend. Aber ich mag Kuchen mehr, auch wenn der leider nicht so gut satt macht.“ Karma leckte sich über die Lippen und machte sich wieder über das Fleisch her. Erst als ihr Teller leer war, was zugegeben nicht so lange dauerte, lehnte sie sich zurück und fixierte Charon wieder mit den gelben Augen. „Was kannst du noch?“ Karma dachte wenig drüber nach, was ging … sie machte einfach. Ihre Magie funktionierte instinktiv, wann sie diese brauchte, aber sie hatte nie aktiv darüber nachgedacht und dass Charon das so machte, kam ihr seltsam und anstrengend vor, wie eine zweite Sprache zu lernen. „Wie machst du das, deine Magie so bewusst zu wirken? Lernt man das in der Gilde oder bekommt ihr das von euren Eltern beigebracht? Waren deine Eltern auch Magier?“ Karma hatte vieles von ihren Eltern gelernt bekommen, aber sie hatte noch nicht überlegt, wie das bei den Menschen war. Wie lernten diese und was lernten sie? Sicher würde Charon ihr das erklären können.
Dann drehte sich das Blatt kurz. Karma musterte den Weißhaarigen vor sich aus zusammengekniffenen Augen. „Ich vermute, gegen die meisten Menschen und Tiere kommt du gut an. Es ist ziemlich schwer dich umzuwerfen oder zu verletzen.“ Charon war wie ein Fels, der zwar nicht so viel stärker zurückschlug als man selbst, aber der auch nicht umkippte, egal wie oft man dagegen lief. „Kannst du klettern? Du könntest so etwas üben, wenn du flinker und schneller wirst, sodass ich dich nicht mehr hochheben kann, sondern du mir zuvorkommst. Meine Versuche, dich festzuhalten abblockst, bevor es zu spät ist.“ Karma legte leicht den Kopf schief. „Ich bin normalerweise weniger am Kämpfen, sondern pirsche und jage mehr. Aber da muss man auch schnell sein.“
Strong Hand: Gorilla Soul TYP: Elementarlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 50 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 4, Stärke Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender transformiert einen oder beide seiner Arme zu dem eines Gorillas. Von der Schulter an, bis hin zur Hand, die einiges an Größe und Kraft zunimmt, wird der an Masse zunehmende Arm mit grauschwarzem Fell überzogen. Die Kraft dieses Armes steigt für die Zeit der Verwandlung um 2 Level, die Schnelligkeit sinkt jedoch um 1 Level. Durch die menschenähnliche Anatomie der Hand ist der Anwender noch immer dazu in der Lage etwas zu greifen, nur eben kräftiger als unverwandelt.
Charon Desert Night
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„Finsternis gehört zu den Urängsten fast aller Lebensformen. Sie kann viel in jemandem auslösen, selbst wenn sie ihm nicht schadet. Kopfschmerzen sind nur ein Beispiel“, erklärte Charon seine Fähigkeiten noch etwas weiter auf Karmas Nachfrage hin. Im Prinzip hatte er eine der größten Mächte der Natur gemeistert. Insofern war es wohl kein Wunder, dass der menschliche Geist nicht mithalten konnte. „Lians Fähigkeiten sind es, Dinge, die nicht existieren, real zu machen. Zumindest für die Person, die sie sieht. Einfach gesagt... wenn es etwas gibt, das dich glücklich macht, kann er dich glauben lassen, es sei bei dir. Wenn es etwas gibt, wovor du Angst hast, kann er es zu deinem Gegner machen. Es ist eine gruselige Fähigkeit... aber verwandeln kann er sich damit nicht, nein.“ Zumindest nicht, soweit Charon wusste. Er ahnte ja nicht, was für Entwicklungen sein bester Freund gerade durchmachte. Ob es wohl ein Zufall war, dass Karma mit ihrer Tierverwandlung zwischen dem Gotteswandler Charon und dem Dämonenwandler Lian gelandet war?
„Curry ist eine Gewürzmischung“, erklärte der Dargin, davon ausgehend, dass Karma den Begriff Gewürze gut einordnen konnte. Sie kochte schließlich ziemlich gut, das konnte man nicht wirklich, wenn man das Würzen nicht verstand. Hungrig stürzte sie sich auf das gute Gericht, und zwischen seinen eigenen Bissen betrachtete Charon interessiert, wie sie darauf wohl reagierte. Ein Geschmack, der ihr in den ersten Momenten wohl nicht sonderlich gefallen hatte, wurde im Laufe des Mahles zu einem, den sie doch zu schätzen schien. „Mal schauen, vielleicht können wir auf dem Heimweg ein paar Stück Kuchen mitnehmen“, schmunzelte Charon, der selbst eine Vorliebe für süßes Gebäck hatte. „Hm... vielleicht hat Rin mal wieder etwas gebacken, das macht sie gerne. Kennst du Rin schon, Karma?“ Die beiden aufgeweckten Mädels würden sich sicher gut verstehen. Sie hatten beide den Optimismus, die kindliche Seite und das große Herz, das man brauchte, um sein Essen mit anderen Leuten zu teilen. Oh, und neugierig waren sie auch. Der Dargin lachte leise, als die Tsumiho fragte, was er denn so konnte. „Ich kann so ziemlich Alles“, meinte er mit einem kurzen Schulterzucken und breitete demonstrativ seine Arme aus. „Ich kann Blumen aus dem Nichts erschaffen. Ich kann Meteore auf die Erde herab regnen lassen. Ich kann Kameraden beschützen, und ich kann Feinde vor Erschöpfung zum Aufgeben zwingen, ohne einen Finger gegen sie erheben zu müssen. Ich kann Mauern erklimmen, durch die Lüfte fliegen und in den Tiefen des Meeres atmen. Es gibt keine Herausforderung auf dieser Welt, die Charon Dargin zu überfordern vermag.“ War das eine Übertreibung? Nein, natürlich nicht. Nicht im Geringsten. Wer auf dieser Welt wollte sich nun wirklich mit dem großen S-Rang Magier aus Crimson Sphynx anlegen? Wer wollte es schaffen, seinen Weg zu stoppen? Wo er hin wollte, da kam er auch hin. Was er erreichen wollte, das würde er erreichen. Diese Welt konnte glücklich sein, ihn zu haben. So einfach war es. „In meiner Familie ist eigentlich jeder zu Magie fähig, ja. Die Grundlagen habe ich von meinem Bruder gelernt, aber nur bis zu dem Punkt, an dem du jetzt auch bist. Wirklich gut geworden bin ich erst, als ich mich alleine weiterentwickelt habe“, erklärte Charon und tippte mit dem Zeigefinger auf den Tresen. „Ich denke, neben einem guten Verständnis und dem aktiven Versuch, sich zu verbessern... helfen Herausforderungen am Meisten. Situationen, in denen du ohne Magie nicht weiterkommen kannst. Je größer die Herausforderungen, die du durchstehst, desto stärker wirst du.“
Gegen die meisten Menschen und Tiere kam er gut aus, das stellte auch Karma fest. Ein Fels in der Brandung, der sich nicht umreißen oder umschiffen ließ. Karmas Empfehlung für seinen Kampfstil war eine proaktivere Rolle. „Ich übe Klettern, aber es ist nicht meine größte Stärke“, gab der Dargin zu und legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn. Normalerweise war seine Fähigkeit zu klettern relativ egal, weil er im Ernstfall Zauber dafür hatte. Der Gedanke, an einem Gegner hochklettern zu wollen, war ihm nie gekommen. Selbst jetzt wirkte er etwas irrsinnig, auch wenn er sehr direkt gesehen hatte, wie die Oni das meinte. „Meine Schnelligkeit ist auch nicht die Beste. Ich trainiere auch das, aber es liegt nicht wirklich in meiner Natur. Mal schauen, ob ich deine Klettereien trotzdem ein wenig in meinen Stil integrieren kann.“ Sie selbst war eine Jägerin, keine Kämpferin, was auch interessant war. Sie hatte sich schließlich ziemlich effektiv gezeigt, da stellte sich die Frage, wie gut Karma in etwas war, das sie eher mit sich identifizierte. Der Dargin grinste. „Ich freue mich schon darauf, dich beim Jagen zu beobachten...“
Karma hatte noch nie Angst vor der Dunkelheit gehabt. Warum auch? Wenn in der Nacht etwas kam, um sie zu fressen, dann würde sie eben damit kämpfen – wie auch am Tag. Finsternis war einfach ein Teil des Lebens wie auch das Sonnenlicht und beides war für die Natur wichtig. Sie runzelte also die Stirn, als Charon es als Urangst beschrieb. „Hast du schon mal Angst im Dunklen gehabt?“ Allerdings konnte sie sich seine Finsternis deutlich einfacherer vorstellen wie das, was er nun über Lian erzählte. Dinge, die da waren, ohne zu existieren? Sich das Vorstellen sorgte für einen größeren Kopfschmerz als Charons Finsternis. Alles, was Karma sah, war auch echt da, zumindest war es bisher so gewesen. „Woher weiß Lian, was mich glücklich macht oder wovor ich Angst habe?“ Karma hatte ziemlich wenig Angst, was daran lag, dass sie das Leben, so wie es war, einfach akzeptierte. Sie war neugierig und wollte es verstehen, aber für sie war es richtig so, wie es passierte. Was auch auf sie zukam, sie würde einfach ihr Bestes tun und mit dem Ergebnis weitermachen – solange sie noch am Leben war. Und wenn etwas nicht klappte, war es eben so und sie versuchte es erneut. Gut, die Vorstellung, dass jemand mit der Realität spielen konnte wie Lian, nicht reale Dinge real machen konnte … das machte sie etwas unruhig. Sie schürzte leicht die Lippen.
Curry war also kein Tier, sondern ein Gewürz. Karma kannte Gewürze, wenn auch nicht so viele wie die Menschen hier hatten. Sie kostete voll Heißhunger und war im ersten Moment nicht so begeistert von dem Curry. Es wurde mit der Zeit in Ordnung, ihre Zunge gewöhnte sich daran, aber Karma hatte sich in den letzten Tagen eher zu einem Schleckmäulchen entwickelt. Ihre Augen leuchteten begeistert auf. „Oh ja!“ Sie schüttelte den Kopf, als er Rin erwähnte. Von der wusste sie nichts, aber wenn sie Kuchen machte, konnte diese ja nur toll sein. Sicher konnte sie ihr etwas abluchsen! Und im Notfall würde sie Rin herausfordern, um sich einen großen Happen zu ergattern! „Wer ist Rin?“, fragte sie neugierig nach. Immerhin musste sie diese Bäckerin dann auch noch finden.
Ihr Gespräch kehrte zur Magie zurück, während Karma ihr Essen schon fast verputzt hatte. Charon erzählte, was er alles konnte, während die Oni sich die letzten Spuren von den Fingern leckte. Sie hörte ihm durchaus zu, auch wenn sie ihn dabei gerade nicht ansah. Erst als er zum atmen unter Wasser kam, hob sie den Blick von ihren Fingern. „Oh, das mit dem Atmen kann ich auch! Aber Fliegen noch nicht … ich weiß nicht, wie ich das hier lerne. Bisher habe ich es noch nicht gebraucht.“ Sie deutete mit dem Kinn auf ihre Arme. „Ich schätze, die hier müssten zu Flügel werden.“ Ob Charon wusste, wie man so etwas absichtlich tun konnte? „Aber wenn du keinen Finger heben musst, ist da doch kein Spaß dabei, oder?“, erkundigte sie sich interessiert und musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. „Und dabei bist du … Ess, nein, S-Rang Magier. Warum bist du nicht das Gildenoberhaupt? Ist er noch stärker?“ Für Karma klang Charon ziemlich stark und in ihrer Welt stand der Stärkste oben in der Macht. Charon hatte seine Magie also in der Familie gelernt. Dann war das wohl doch ein Familiending. Karma nickte. „Ja, in so etwas passieren dann neue Dinge und Fähigkeiten, die ich brauche, kommen.“ So etwas kannte sie. „Hast du so all das gelernt? Indem du dich immer wieder Herausforderungen gestellt hast?“ Während die Oni nun ihm immer Fragen gestellt hatte, kam sie nun dazu, ihm Tipps zu geben. Sie dachte an ihren Kampf zurück und schlug ihm dann ihre Beobachtungen und Gedanken vor. Sie nickte zustimmend. „Ich nehme dich mit in den Wald. Das ist der beste Ort, so etwas zu üben. Wenn du durch den Wald läufst, musst du schnell und geschickt sein, um nicht gegen einen Ast zu laufen. Und du kannst das klettern mit Ästen, Bäumen und Felsen üben. Außerdem schärft es deine Rundblick, wenn weil du sowohl dein Ziel, als auch deine Umgebung im Auge haben musst und immer reagieren können musst.“ Die Oni lächelte den Weißhaarigen an. „Das Jagen in neuen Gebieten wird spannend. Da könnten wir für ein paar Tage wo hin und uns mit dem Platz vertraut machen.“ Wo die Tiere waren. Wann sie kamen. Wie man ihnen auflauerte.
Natürlich... Selbst beim Thema Angst unterschied sich Karma von Grund auf von dem, was Charon von der grundsätzlichen Person erwarten würde. Mit einem Lächeln schüttelte er den Kopf. „Ich? Nein, nicht im Geringsten. Ich fand die Dunkelheit schon immer sehr angenehm“, gestand er offen und ehrlich, auch wenn es seinen Punkt von eben schwerlich unterstützte. „Aber ich glaube, du wirst dich schwer damit tun, überhaupt etwas zu finden, vor dem ich mich fürchte, Karma.“ Es hatte seinen Grund, dass der Dargin der wohl resistenteste Magier seiner Gilde war, wenn nicht in ganz Fiore. Er war schnell bereit, den ein oder anderen Angriff einzustecken, besonders wenn das Wohl eines Anderen darauf basierte. Schließlich war Charon perfekt, göttlich, praktisch unbesiegbar. Zufrieden kämmte er eine Strähne seines langen Haares mit seinen Fingern, während Karma fortfuhr... und ihn sehr plötzlich zum Prusten brachte. „Haha! Ach Karma, du stellst fragen“, lachte das Weißhaar auf, definitiv kalt erwischt von ihren Worten. Wie sollte er denn bitte erklären, wie Lians Magie an ihre Wünsche und Ängste kam? Wenn er das versuchte, würde er sich nur in ein immer tiefer werdendes Loch sinnloser Fragen graben, während Karma in eine vollkommen andere Richtung dachte. Vermutlich verwirrte er sie mehr, als dass er ihr damit etwas klarer machte. Am Besten versuchte er es gar nicht erst. „Na, weil ihr zwei Freunde seid! Ist das nicht offensichtlich?“, stellte er einen irrsinnigen Gedanken in den Raum, ein breites Grinsen im Gesicht. „Ich wette, Lian kennt dich schon viel besser als du glaubst, Karma!“ Dafür kannte sie aber eine Zentrale Figur im Leben der beiden Magier nocht gar nicht. Irgendwie überraschend, dass das Thema noch gar nicht aufgekommen war. „Rin ist die beste Freundin von Lian und mir. Eine Canine mit einem unheimlich guten Herzen“, erklärte er und wickelte beim Kämmen eine helle Strähne um den Zeigefinger seiner rechten Hand, spielte ein wenig damit, ein verträumtes Lächeln in seinem Gesicht. „Ich schätze, sie ist gerade auf irgendeiner Quest unterwegs, sonst hättest du sie bestimmt schon gesehen. Wenn sie wieder da ist, müsst ihr zwei euch kennen lernen... Ihr würdet einander sehr mögen, da bin ich sicher.“
Schwarze Schwingen sprossen aus Charons Rücken, während Karma erwähnte, dass sie noch nicht fliegen konnte. Entspannt aß der Dargin weiter, während er hinter sich seine beiden großen Flügel einmal schlagen ließ, um sie zu demonstrieren. „Bei mir sind es nicht die Arme... aber zu deinem Stil passt es vermutlich, ja“, nickte er zufrieden. Das war eben der Unterschied zwischen den Flügeln eines Engels und denen eines Adlers. „Nun... sicher, ich bevorzuge eine aktivere Rolle. Ich denke, das hast du in unserem kleinen Kampf eben gemerkt“, gestand er der hoch gewachsenen Oni zu, als sie meinte, dass ein Sieg ohne das Heben eines Fingers langweilig sein. Bei ihr musste man wirklich vorsichtig sein mit Redewendungen. „Aber es schadet nicht, auch in einer Situation, in der du dich nicht regen kannst, die ein oder andere Option zu haben. Es gibt keinen Weg, mich aufzuhalten... das ist der wichtige Kern.“ Ja, an der Macht von Charon Dargin gab es wenig Zweifel... was wohl nachvollziehbarer Weise die Frage aufwarf, warum er nicht der Anführer der Gilde war. „Ist es bei euch üblich, dass die stärkste Person die Führung übernimmt?“, hakte das Weißhaar nach, seine Rückschlüsse aus ihrem Schluss ziehend. „Bei uns ist das nicht so. Oft ist die Person, die andere anführt, jemand besonders Intelligentes oder jemand mit viel Charisma, der gut darin ist, Leute zu verstehen und auf ihre Wünsche einzugehen. Nicht jede starke Person ist auch in der Lage dazu, die Leute um sie herum glücklich zu machen.“ Natürlich erklärte das schwerlich, wieso Charon Dargin, dem es an Intelligenz und Charme wahrlich nicht mangelte, nicht die Rolle eines Gildenmeisters einnahm. Nachdenklich legte er eine Hand an sein Kinn. „Was mich angeht... ich könnte vermutlich Gildenmeister werden, ja. Aber das ist nicht der Weg, den ich einschlagen möchte.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich reise gerne, da würde ich ungern die ganze Zeit hier im Büro warten, und ich mache lieber Dinge selbst, als anderen Leuten Befehle zu erteilen. Außerdem... schätze ich Aram sehr. Unser aktueller Gildenmeister ist eine Person, die meinen absoluten Respekt und meine volle Unterstützung hat. Ich habe keinerlei Interesse daran, ihm seinen Platz streitig zu machen... im Gegenteil, ich hoffe darauf, dass er ihn noch lange besetzt.“
Mit einem Nicken bestätigte Charon. „Viel von meiner Stärke kommt vermutlich von den Herausforderungen, die ich schon bestanden habe“, antwortete er. „Nicht alles, aber viel davon.“ Er musste schmunzeln, als die Tsumiho von ihren Plänen erzählte. Sie vermisste Wälder wirklich, hm? Nun, sicher ließ sich ein Weg finden, gemeinsam in einem davon zu trainieren und zu üben. „Das klingt gut. Lass uns das die Tage angehen“, akzeptierte er das Angebot, schob dann aber seinen leeren Teller von sich und streckte sich ein wenig. „Aber ich denke, für heute haben wir schon einiges getan... Was meinst du, Karma? War heute ein guter Tag?“
Karma fand das mit Urängsten etwas seltsam. Sie verstand es schon so, dass jeder diese Urängste hatte … Aber sie und Charon hatten diese Angst nicht. Soweit sie wusste, hatte auch Lokesh nie Angst vorm Dunkeln gehabt … allgemein vielen ihr nicht wirklich Onis dazu ein. „Und Lian? Hat Lian Angst vor dem Dunkeln?“ Dass es schwer wäre, etwas für Charon zu finden, war in Ordnung. Karma fiel auch nicht so schnell etwas ein, vor dem sie Angst hatte. Natürlich, sie wollte nicht, dass ihr etwas Schlimmes passierte oder ihren Freunden, aber wenn die Götter und die Natur es so bestimmten, brauchte sie davor auch keine Angst haben. Sie konnte es sowieso nicht ändern und nur ihr Bestes geben. Lians Fähigkeit aber … Dinge, die nicht existieren, real zu machen. Das sorgte das erste Mal, seit Karma sich aktiv erinnerte, für ein kaltes Gefühl in ihrem Magen. Sie hatte keine Angst vor dem, was das Leben mit sich brachte, aber nicht reales, dass real war … Charons Antwort lenkte ihre Gedanken zurück ins hier und jetzt. Sie nahm die Lösung einfach so an. Warum auch nicht, wenn Charon ihr das erzählte? Und Freunde kannte man ja immerhin. Sie grinste.
Rin, wie Charon erzählte, gehörte wohl zu ihnen dazu. „Canine … das war das Wort für die Hundemenschen, oder? Oder Katzen?“, versuchte sie sich zu erinnern. Karma nickte mit Enthusiasmus. Sicher würden sie das! Ein Vogel war Rin ja nicht, also weniger auf Karmas aktuellem Speiseplan. Außerdem war sie ja Charons Freundin! „Wenn sie wieder da ist, will ich sie treffen!“ Hinter Charon erschienen kurz darauf zwei Schwingen aus der Finsternis, aus der sie sich zuvor schon freigeboxt hatte. Karma erhob sich von ihrem Platz, ihr Essen war schon im Magen verschwunden, und ging um ihn herum, um sich einen Flügel genauer anzusehen. Sie hob ihn an und fuhr mit den Fingern darüber. „Kannst du das auch spüren?“ Lokesh hatte ihr die Anatomie und Funktionsart von Vogelflügeln gezeigt. Ob das hier ähnlich funktionierte? Mit Muskeln und Knochen aus … Magie? Karma verzichtete darauf, ihm den Flügel mit Krallen aufzuschneiden – zumindest solange sie nicht wusste, ob es ihm wehtun würde. „Oh ja! Ravis Mama ist die stärkste und beste Kämpferin und Oni allen!“ Echter Stolz war in ihrer Stimme, als sie über ihre Tante sprach. „So gut wie keiner kommt gegen sie an.“ Ravi schaffte es manchmal, auch wenn Karma die Vermutung hatte, dass ihre Tante ihre Tochter von Zeit zu Zeit gewinnen ließ. Aber wie es schien, war auch dass in der Menschenwelt anders. Auch wenn Karma Charon durchaus als intelligent eingestuft hätte … „Mein Onkel hilft ihr manchmal. Er ist unser Schamane.“ Deutete die Zeichen ihrer Götter und beriet ihre Tante. Und das … reichte. Sie passten schon aufeinander auf, wenn nötig – aber im Grunde konnten sie alle auf sich selbst achtgeben. Karma war nie unglücklich gewesen. Charon erklärte ihr, warum er nicht Gildenmeister werden wollte und zum Teil konnte sie es verstehen. Ihre Tante saß zwar in keinem Büro, aber Karma konnte den Drang zu reisen, nachvollziehen. Sie wollte nicht von der ständigen Verantwortung für andere an einem Platz festgehalten werden. So fragte sie hier nicht weiter nach, sondern schloss das Thema für sich gedanklich ab.
Karma selbst war in ein kurzes Schwärmen über den Wald abgeschwiffen und ihr Gesicht leuchtete auf, als er zustimmte, die Tage zu einem zu reisen. Sie kehrte zu ihrem Platz zurück und saß in der Hocke auf der Bank, als Charon seinen Teller wegschob. Karma schnappte sich die leeren Teller. „Wo müssen die hin?“, erkundigte sie sich und sah sich suchend um, während sie von der Bank wieder herabsprang und zustimmend nickte. „Oh ja. Ich glaube, ich prische- gehe später noch über die Stadt, wenn wir zurück sind. Aber erstmal können wir uns ausruhen.“ Über, nicht durch. Karma bevorzugte die Dächer Aloes über die vollen Straßen.
Ob Lian Angst vor der Dunkelheit hatte? „Er hat sich gut an die Finsternis gewöhnt. Er hatte viel Zeit dazu“, stellte Charon in den Raum, auch wenn es eher seine Perspektive als ein Fakt war. Nachdenklich blickte er hinauf gen Himmel. „Aber ja... ich denke, gelegentlich fürchtet er sich noch immer davor.“ Ein unglücklicher Gedanke, aber einer, den Charon nicht abschütteln konnte. Karma würde aber wohl nicht die tieferliegenden Gefühle hinter dieser Aussage verstehen. Dieser Teil des Gespräches sollte ohnehin nicht mehr lange dauern, insofern musste der Dargin auch nicht tiefer graben. „Canines sind Hundemenschen, genau“, bestätigte Charon mit einem strahlenden Lächeln, stolz darauf, dass Karma die verschiedenen Völker Fiores auseinanderhalten konnte, obwohl sie so lange abseits von ihnen aufgewachsen war. In seinem Kopf hatte dieses tiefere Verständnis viel mit ihm zu tun und mit all den Fragen, die er ihr beantwortete... aber das war vielleicht nur Wunschdenken. Das war allerdings in Ordnung. Charon folgte gerne seinen Wünschen und Träumen.
Demonstrativ erschuf der Finsternismagier ein Paar schwarzer Flügel auf seinem Rücken, breitete sie hinter sich aus. Karma, rückhaltlos wie immer, begann damit, sie zu erfühlen, zu prüfen, wie Real dieses Ergebnis seiner Magie war. „Ja. Wenn du sie berührst, fühle ich das“, nickte Charon, ließ sie aber trotzdem gewähren. Ihre für Karmas Verhältnisse zärtliche Berührung störte das Weißhaar überhaupt nicht. „Diese Art der Magie nennt sich Transformation, oder Take Over. Die Flügel sind kein separates Produkt. Sie sind ein Teil meines Körpers, der seine Form geändert hat.“ So gut er konnte versuchte die Sphynx, seine Erklärung simpel, aber aussagekräftig zu gestalten. Ob er das hinbekam, würde er wohl schnell von der merklich weniger zimperlichen Tsumiho gesagt bekommen. Wenn sie es nicht verstand, würde sie schon nachhaken. Nun war aber auch Charon daran, die eine oder andere Frage zu stellen, vor Allem über Karmas Herkunft und die anderen Oni. Nachdenklich versuchte er, sich die stärkste und beste Kämpferin des Volkes vorzustellen, tat sich damit aber schwer. „Wie sieht sie denn aus?“, fragte er und fügte dann mit einem schelmischen Lächeln hinzu: „Und was meinst du... wenn wir gegeneinander kämpfen, würde ich gegen sie gewinnen? Wenn ich meine Magie benutze?“ Es war schwer, diesen Gedanken nicht zumindest zu hegen, auch wenn er natürlich nicht vorhatte, sich gegen die Anführerin der Oni zu stellen. So etwas wie einen Kleinkrieg wollte er nun wirklich nicht verursachen, im Gegenteil, für ihn waren die Oni als Freunde sehr interessant. Eines der faszinierenden Völker, die er bisher persönlich kennen lernen durfte.
„Du kannst die Teller einfach stehen lassen, dann räumt jemand aus dem Laden sie weg“, erklärte Charon kurz auf die Frage seiner Begleiterin, deutete dann aber wieder zurück zu dem Tresen, an dem sie ihre Currywurst geholt hatten. „Wenn du besonders lieb sein möchtest, kannst du sie auch wieder zurück bringen. Dann gibst du sie einfach der Person, die sie uns gegeben hat.“ Es war wenig überraschend, dass Karma mit all ihrer Energie gleich alles wegräumen wollte. Sie war tatsächlich ordentlicher, als er ursprünglich vermutet hatte, zumindest wenn sie in seinem Zimmer zum Essen oder Ähnlichem vorbei kam. „Räumst du dein eigenes Zimmer auch so gut auf?“, fragte der Dargin mit einem Lachen, während er sich von seinem Platz erhob. Sie hatte den gemeinsamen Tag wohl genossn... Das freute ihn. Es fühlte sich gut an, die junge Oni so glücklich zu sehen. Aber ein einfacher Tag war es nicht gewesen, für beide nicht. Sie hatte viel Neues kennen gelernt, er hatte auf ein doch recht forderndes Mädchen aufgepasst, und gekämpft hatten sie auch noch. Es war Zeit, nach Hause zu kommen und sich einen Moment der Ruhe zu gönnen. „Nun gut“, lächelte Charon also, während er sich vom Basar abwandte. „Dann machen wir uns mal auf den Rückweg...“
Das mit der Finsternis hinterließ eine gefurchte Stirn. Karma fand es schwer zu verstehen, warum jemanden, oder Lian, Angst davor hatte. Ihre Freude, einen dieser neuen Begriffe richtig erwischt zu haben, lenkte sie davon aber schnell und effektiv ab. Sie hatte immer eine … relativ hohe Chance, mit den ganzen Begriffen, daneben zu liegen. Auch wenn sie Charon wie eine Zitrone auspresste, was ihre Fragen anging, es war eben viel, was sie dabei herausbekam. In der Menge hinterfragte sie aber auch nicht alles, was der Kleinere ihr erzählte.
Kurz darauf zeigte Charon ihr, was er noch sie mit der Finsternis konnte: Flügel erschaffen. Ganz fasziniert stand sie auf und trat hinter ihn. Sie fühlten sich täuschend echt an und die Oni konnte den Gedanken nicht verhindern, wie es wohl darin aussehen würde. Ihr Plan, ihm mit den Krallen die Flügel aufzuschneiden, verpuffte aber, als er bestätigte, dass er die Berührung fühlen konnte. „Oh“, entkam ihr ein wenig enttäuscht und sie bog den Flügel mal nach links, dann nach oben und besah ihn sich zumindest von außen genauer. Dann ließ sie ihn wieder los. „Wie meine Flughäute? Manchmal wachsen sie zwischen meinen Armen und Körper, wenn ich von einem hohen Punkt hinabspringe.“ Beim ersten Mal war sie gefallen und ihr Körper hatte reagiert und ihr gegeben, was sie gebraucht hatte, um nicht als großer, sehr roter Fleck am Boden zu enden. „Ein bisschen wie ich. Sie ist ein wenig kleiner als ich“, Karma hielt sich die Hand an die Schulter, „aber puh! Die haut stärker drauf, als sonst wer. Und ihre Haare sind auch kürzer und sie hat mehr richtig große Muskeln.“ Stolz hob sie das Kinn. Karma gehörte zwar jetzt zur Gilde, aber ihr Stamm stand für sie an erster Stelle, und Ravis Mama war da ihr Boss. „Hm. Ich weiß nicht, wie stark das wirklich ist, was du noch kannst, aber von dem, was du bisher gezeigt hast, würde ich auf sie setzen. Kannst du jemanden mit mehr Kraft einsperren, wie du es bei mir versucht hast?“ Vielleicht hielt sie zu viel von ihrem Stammesoberhaupt, aber in Karmas Welt war sie die stärkste Oni, und das hieß, sie stach Charon mit aus, solange sie nicht mehr Erfahrungen mit ihm machte, wo sie merkte, wie stark der Finsternismagier wirklich war. Die Oni nickte und schnappte sich die Teller, um die Person ausfindig zu machen, die ihnen das zum Großteil gute Essen gebracht hatte. Sie legte sie, oder stopfte sie eher, in deren Hände, und kehrte zu Charon zurück. Bestätigend nickte sie. „Früher hab ich das nie gemacht. Aber Lokesh hat immer auf Ordnung bestanden, weil er sonst seine Kräuter nicht mehr gefunden hat. In unserer Höhle war es immer sortiert.“ Und das war geblieben. Ob es für andere auch so ordentlich aussah, war zwar fraglich, nachdem sie ihre Sachen an anderen Orten wie die Menschen ablegte, aber sie wusste, wo alles war und sorgte dafür, dass es auch dort blieb.
Karma und Charon verließen den Stand und machten sich auf den Weg zurück zur Stadt. Die Oni schüttelte immer wieder den Kopf, um den Sand aus den Haaren zu bekommen – mit mehr oder weniger Erfolg. „Gehen wir auf den Dächern heim?“ Die meisten konnten das nicht, aber Charon mit seinen Flügel schaffte das sicher! Oder?
Offplay – Jewel of a Star Teilnehmer: Charon, Estelle
“Denkst du wirklich, du kommst jetzt noch davon?”
Die weißen Augenbrauen zusammengezogen fokussierte Charon den Zirkusdirektor, der gerade ernsthaft noch zu flüchten versuchte. Weit kam er nicht. Die finsteren Tentakel von Abyss of Cthylla, die aus dem Rücken des Dargin ragten, schossen vorwärts und legten sich um seinen Körper, hoben ihn hinauf in die Luft, wo er trotz allem Strampeln keine Chance hatte, sich gegen ihre Kraft zu wehren. Jeder Schuft bekam schlussendlich seine gerechte Strafe, wenn er dem wohl größten Magier der eindrucksvollsten Gilde entgegen stand, subjektiv gesehen. Auf die Spur dieses Mannes war Charon eher zufällig gekommen, im Zuge einer Quest, die sich primär mit dem Auflösen eines illegalen Schwarzmarktes befasst hatte. Das hier war einer der Stammkunden der Gruppierung. Erst bei einem tieferen Blick in die Verbindung zeigte sich so viel mehr. Der Erwerb magischer Gegenstände, die verboten worden waren, weil sie häufig genutzt wurden, um anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen. Objekte, die den Verstand benebelten oder körperliche Schmerzen zufügten. Weitere Analyse seiner Methoden machte diesen Mann zu einem Entführer, der Kinder für die Arbeit in seinem Zirkus gestohlen und aufgezogen hatte, und zum Käufer von Sklaven, die in Fiore schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr legal waren. Er war absoluter, hässlicher Abschaum. “Es ist ein Unglück. Der Akt des Zirkus ist so eine hübsche Kunstform”, seufzte Charon, während er den Mann wieder herabsenkte und an die Magier übergab, die ihn auf diesem Auftrag begleiteten. “Ist es nicht eine Schande, wie eine einzelne, hässliche Seele die Schönheit dieser Welt verschandeln kann…?”
Den Täter gefasst, stellte sich natürlich die Frage, was weiter mit seinem Zirkus geschehen würde. Die meisten Leute hier waren Unschuldige und Opfer, zumindest soweit der Dargin es bisher nachvollziehen können. Aber das lag schlussendlich nicht in seiner Hand. Die abschließenden Entscheidung dazu würde die Runenarmee treffen, nicht er. “Ich kann nur hoffen, dass es unter besserer Leitung neue Vorstellungen geben wird… Ich hätte zu gerne eine davon gesehen”, seufzte er und schüttelte den Kopf, ehe er hinüber zu dem Wagen des Direktors deutete. “Führt ihn am Besten schon einmal ab und übergebt ihn den Soldaten. Ich schaue mich hier mal um und stelle sicher, dass er nicht noch weitere Leichen im Keller hat.” Einen tatsächlichen Keller gab es in dem Wanderzirkus hier natürlich nicht. Dennoch gab es so einiges zu sehen, als der Finsternismagier die Tür des Wagens öffnete und in ein geräumiges, überraschend unordentliches Zimmer trat. Wie nicht anders zu erwarten, befanden sich hier ein paar der verbotenen Gegenstände, die er der Armee würde übergeben müssen. Darüber hinaus hatte es sich der Mann wirklich gut gehen lassen mit dem Geld, für das er Andere ausgebeutet hatte. Schicke Kleidung, glänzende Schmuckstücke, ein mit kleinen Stücken von Rubinen und Saphieren besetzter Füllfederhalter. Da hatte wohl jemand eine Vorliebe für Edelsteine. “Verdient ein Zirkus wirklich so gut… oder steckt er in sowas wie Geldwäsche mit drin?”, murmelte der Dargin nachdenklich, während er den Stift anhob und betrachtete. Im Zirkus bezahlte man im Allgemeinen bar und direkt, da bot es sich eigentlich an, ein wenig Geld hin und her zu schieben. Niemand stellte einen Scheck aus, um in die Manege zu dürfen. Es war eine richtiggehende Schande, dass diese dreckige Art Mensch hübschen Kleinode wie dieses besitzen durfte. Ob es wohl jemandem auffallen würde, wenn so ein kleiner, unbedeutender Stift von der Bildfläche verschwand…?
“Hm?”
Leicht überrascht hob Charon den Blick, aus seinen Gedanken gezogen, als ihm aus dem Augenwinkel etwas auffiel. Was glitzerte denn da so hinter dem Glas der Vitrine, in dem sich die Sonne spiegelte, die durch das Fenster in den Raum fiel. Den Füller wegsteckend, trat der Dargin aufmerksam auf den Kasten zu, in dem… eine Figur steckte. Menschengroß, menschenförmig. Moment, hatte er die nicht schon gesehen? Das Plakat des Zirkus kam ihm in den Sinn, das ihm im Zuge dieser Quest häufiger vor die Nase gekommen war. Und da… da war sie auch drauf gewesen. Sehr zentral. Der Star der Show. Mit leicht geweiteten Augen betrachtete der Magier dieses glänzende Stück Kunsthandwerk und stellte fest, dass der Direktor Edelsteine wirklich gemocht haben musste. “Na sowas… Was bist du denn?”
Eine ungewohnte Anspannung erfüllte Estelle, während sie an ihrem gewohnten Platz in der Holz und Glas Vitrine im Wagen des Direktors stand. Oberflächlich betrachtet war dies ein gewöhnlicher Tag gewesen, sie hatte an ihrem zugewiesenen Ruheplatz verweilt, und würde dies weiter tun bis es Zeit für die heutigen Aufführungen wurde, wo man sie dann zur Manege führte, und für die Gäste Tanzen dürfen würde, bis ihre Vorführung beendet war und es Zeit für sie sein würde hierher zurückzukehren. Jeden Tag freute sie sich darauf, das tun zu können wofür sie Erschaffen war, und die Gemüter der Besucher zu erhellen. Jedoch hatte sie ein Gefühl, dass es heute nicht dazu kommen würde.
Nicht nur war Direktor Mavros inzwischen, für diese Tageszeit uncharakteristisch lange, immer noch nicht in den Wagen zurückgekehrt, dazu hatte er seltsam gestresst und geeilt gewirkt als er zuletzt da gewesen war. Dazu war es heute äußerst laut außerhalb des Wagens. Es klang so als wären ungewöhnlich viele Leute mit ungewöhnlich viel Rennerei im Backstage Bereich unterwegs. Zu gerne hätte Estelle gesehen was draußen los war, oder wenigstens den Direktor gefragt warum er es so eilig gehabt hatte, doch ihre Verbote die Vitrine zu verlassen und unaufgefordert zu reden erlaubten ihr dies nicht. Und die Befehle des Direktors musste sie befolgen, ob sie es wollte oder nicht. Und so blieb ihr keine Wahl außer an ihrem gewohnten Platz zu verweilen und abzuwarten, wann der Direktor zurückkommen würde, wo sich hoffentlich erklären würde, trotz dieses Gefühls das sie erfüllte, das ihr sagte sie würde jeden Moment platzen würde, wenn sie weiter passiv stillstand.
Zum Glück kam es jedoch nicht dazu, genauso wenig, wie es dazu kam dass der Direktor zurückkehrte. Stattdessen stellte sich ihre Vermutung, dass dies ein ungewöhnlicher Tag sein würde, als korrekt heraus. Als das gewohnte Geräusch des sich umlegenden Türschlosses ertönte, trat eine Person hinein die Estelle noch nie zuvor gesehen hatte, was ihr einen Schock gab der sie hätte erstarren lassen, würde sie nicht schon praktisch regungslos dastehen. Ihr üblich starr bleibendes Gesicht verriet nichts von der Verwirrung die sie erfüllte, als ihr Blick diese ungewohnte Person verfolgte, und wie sie in den Besitztümern des Direktors herum stöberte, dabei einen Stift des Direktors einsteckend. Es kam so gut wie nie irgendjemand anderes als der Direktor in diesen Wagen, doch jetzt war plötzlich diese komplett andere, fremde Person hier. Sie war größer, schlanker und hatte viel hellere, längere Haare als der Direktor, und ihre Klamotten und Bewegungsweise erinnerten Estelle an ihre ersten Besitzer, lang bevor sie hier gelandet war.
Bei dieser Entwicklung erfüllte sie ein Gefühl ähnlich wie zuvor, doch weniger negativ. Sie wollte nicht stillstehen und nichts tun, sie wollte wissen wer diese Person war, und warum sie hier war. So etwas… Neues, es gab ihr das Gefühl als könnte sie sich mit einem einzigen kräftigen Sprung aus ihrer Vitrine, raus dem Wagen, und hoch in den Himmel befördern. Doch gleichzeitig waren Gewichte an ihr befestigt die sie unten hielten, die sie davon abhielten dieser Person die fragen zu stellen, die ihr gerade so sehr auf der Seele brannten. Zumindest so lange bis die Person Estelle bemerkte. Sie trat die Vitrine heran und fragte schließlich was sie war. Und ohne zu zögern begann Estelle mit ihrer neutralen Stimme die relevanten Daten aufzulisten. "Ich bin ein Golemmodell spezialisiert auf Unterhaltung durch Einzeltänze. Derzeit diene ich Peterik Mavros, dem Direktor des hiesigen Zirkusses, und agiere unter der Bezeichnung 'Estelle'." Eine kurze Pause folgte ihrerseits, während sie ihrem Gegenüber starr ins Gesicht blickte. Jetzt wo sie angesprochen worden war… war es okay für sie, auch Fragen zu stellen? Ja, in diesen Umständen würde sie technisch ja immer noch den Befehlen des Direktors folgen, sie durfte reden nachdem sie angesprochen worden war. "Wer sind sie? Warum sind sie hier, und warum haben sie den Stift des Direktors genommen? Wurde ihnen dazu die Erlaubnis verliehen?"
Was für eine faszinierende Entdeckung Charon hier gerade gemacht hatte... und damit meinte er nicht nur den Stift. Ja, der war schon echt hübsch, aber hübsche Stifte hatte er schon gesehen. Ein von Menschenhand geschaffenes, künstliches Wesen aus bloßem Kristall allerdings noch nicht. Und das trotz seiner eigenen Erfahrungen mit dem Erschaffen von Leben... Mit ruhig gesprochenen Worten wunderte er sich, was er da wohl vor sich hatte, und interessanterweise antwortete sie ihm tatsächlich. „Oho! Ein Golem also... und eine Tänzerin“, stellte er fest, nachdenklich eine Hand an sein Kinn gehoben, und musste Lächeln. „Mhm, das kann ich mir gut vorstellen. Die nötige Schönheit und Eleganz liegen allemal in deiner Form.“ Und sie bezeichnete sich als Dienerin des Direktors, hm? Nun, da hatte er wohl interessante Nachrichten für sie... Wie sie darauf wohl reagieren würde? Er hatte da schon ganz unterschiedliche Geschichten gehört. Es gab wohl Golems, die komplett aufhörten zu funktionieren, wenn ihr vorbestimmter Herr verschwand... aber sie hatte derzeit gesagt, also war sie wohl nicht zwingend auf Peterik Mavros festgeschrieben. Ob sie dann einfach jemand anderen suchte? Oder ob sie andere Befehle hatte? Oder... wie standen die Chancen, dass sie zu den seltenen, geradezu sagenumwobenen Golemkin gehörte, die sogar für sich selbst denken konnten?
Im ersten Moment wirkte das unwahrscheinlich. Estelle sprach mechanisch und sprach in erster Linie nur davon, wofür sie geschaffen war und wem sie diente. Sie sagte das nicht einmal von selbst, es war eine Antwort auf Charons Frage. Ihre nächsten Worte aber, nach einem kurzen Zögern, zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Das waren Fragen, von sich allein gestellt. War das ein Zeichen von Intelligenz, oder eine Art Sicherheitsprotokoll? Konnte beides sein, vor Allem wegen der Sache mit dem Stift... die sie wohl gesehen hatte. Mit einem peinlich berührten Lächeln fuhr er sich durch die Haare. „Natürlich habe ich die Erlaubnis dazu. Ich bin hier in Zusammenarbeit mit den Runenrittern, da bin ich unter Anderem verpflichtet zur Untersuchung des Ortes und zur Sicherung von Beweismaterial“, sprach er aus, was technisch gesehen sogar stimmte. Auch wenn ein Füllfederhalter eine reichlich subjektive Auslegung von Beweismaterial war. „Die Untersuchung ist gut und korrekt verlaufen. Es gibt keinen Grund, sie weiter zu erwähnen. Am Besten vergisst du das Alles direkt wieder“, winkte er also hoffnungsvoll ab und änderte das Thema. „Was deine Frage angeht... Ich bin Charon Dargin, ein Magier von Crimson Sphynx. Wie erwähnt bin ich heute hier, um eine Untersuchung der Runenritter zu unterstützen. Der Direktor, Peterik Mavros, hat diverse Verbrechen gegangen und wurde soeben festgenommen. Das bedeutet, er wird sein Amt als Zirkusdirektor nicht weiter ausüben können, und er hat nicht weiter das Recht, über Eigentum des Zirkus zu verfügen.“ Die Formulierung wählte Charon bewusst. Er wusste nicht, ob Estelle aktuell eher als Eigentum des Zirkus oder als Eigentum des Direktors gesehen wurde. Je nachdem, wie sie selbst das Thema wahrnahm, konnte dieser Satz bedeuten, dass sie sich der Dienerschaft gegenüber dem Mavros enthoben sah. So oder so war es eine interessante Frage. Der Dargin wollte sehen, wie das Mädchen darauf reagierte, dass der Mann, dem sie diente, festgenommen war. Er war noch keinem Golemkin begegnet, wie auch, aber ein entscheidendes Merkmal, das sie von regulären Golem unterschied, war die Fähigkeit, Emotionen zu zeigen und Verbindungen zu Personen aufzubauen. Wenn sie Sorge oder Ähnliches gegenüber dem Direktor empfand, dann wäre das ein eindeutiges Zeichen. Außerdem... fiel Charon gerade eine andere Frage ein, die vielleicht ein wenig Licht auf die Sache werfen konnte.
„Ist es eigentlich bequem in der Vitrine da?“, hakte er mit einem amüsierten Schmunzeln nach. „Oder würdest du lieber hier rauskommen?“
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