Ortsname: Milamore – Tempel der Berggötter Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Knapp einen Kilometer außerhalb von Ardea, in einer von der Sonne beleuchteten Lichtung am Fuß der nahegelegenen Berge, liegt der Tempel Milamore, der den Gottheiten des Berges gewidmet ist. Einen besonderen Fokus legen viele der hier lebenden Priester auf Götter der Liebe, Fruchtbarkeit und Familie, was dazu führt, dass die meisten Bewohner des Tempels eine sehr enge Beziehung zueinander pflegen. Gäste können damit rechnen, warm und herzlich aufgenommen zu werden, und dürfen sich günstig an Wein und Schokolade erfreuen. Im Gegenzug wird allerdings erwartet, dass man an einer der täglichen Pilgertouren zur Spitze des Berges teilnimmt und die eine oder andere Opfergabe dalässt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
Offplay – So viele Götter, so wenig Zeit Teilnehmer: Charon, Mareo
So viele Götter, so wenig Zeit... Seufzend schlug Charon das Buch zu, das auf seinem Schreibtisch lag, und schüttelte den Kopf. „Allein basierend auf Gerüchten werde ich es wohl nicht eingrenzen können...“, murmelte er vor sich hin und stand auf. „So sei es... Es ist ohnehin zu lange her, dass ich ein wenig Feldarbeit betrieben habe.“
Eine Schönheit jenseits Allem, was man mit Worten beschreiben konnte. Eine Frau, so verführerisch, dass kein Mann ihr widerstehen konnte. Die Art lebender Preis, um die zwei Völker einen Krieg führen würden, der erst endete, wenn eines von ihnen sich im inneren eines hölzernen Pferdes an den Grenzen des anderen vorbei schlich. Geschichten über solche Frauen waren vielzählig, aber die meisten davon waren Legenden aus längst vergessener Zeit, meist von ganz anderen Kontinenten, während alles modernere das verliebte Geplänkel eines einzelnen Mannes war, der ganz hingerissen von seiner neuesten Bekanntschaft oder von der unbekannten Schönheit von der Straßenecke war. Nun häuften sie sich aber, die Berichte. Neugierig geworden war Charon, als der magische Rat nicht eine, sondern gleich drei Quests eingereicht hatten, laut denen unterschiedliche junge Männer bei kurzen Reisen in den Süden Fiores verschollen waren. Das gekoppelt mit Artikeln über eine mysteriöse Schönheit, die sich im selben Teil des Landes gezeigt hatte, und mit den allgemeinen Gerüchten, die man in den richtigen Kreisen so hörte, und der Dargin war sich ziemlich sicher gewesen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Sein erster Gedanke war eine Art Magie gewesen, die Männer manipulierte, vielleicht eine Art Liebestrank, aber dafür hatte es zu viele Quellen gegeben, die nicht in direkten Kontakt mit der ominösen Verführerin gekommen waren. Sie war weniger eine reale, greifbare Person als ein moderner Mythos, eine Person, an die niemand so recht glaubte, die keine Anschrift, keine eindeutige Beschreibung und keinen Namen besaß. Dennoch hatten ihre Existenz und ihre Handlungen gleichermaßen Auswirkungen auf die echte Welt, oder zumindest auf die Menschen um sie herum. Es gab genügend Gottheiten, denen zugeschrieben wurde, auf diese Weise mit Menschen zu spielen. Die Details konnte Charon noch nicht festmachen, aber die Möglichkeit, dass eine übernatürliche Macht hier ihre Finger im Spiel hatte, konnte er nicht ausschließen. Wenn das keine perfekte Gelegenheit für eine Studie am lebenden Objekt war, was dann? So saß er nun also im Zug nach Süd-Fiore, würde am simpel benannten Wiesenbahnhof aussteigen, um mit der Fähre über einen breiten Fluss nach Ardea zu gelangen. Warum gerade Ardea, wenn die Gerüchte doch darauf hinwiesen, dass die verlorenen Männer alle weiter südlich, näher an Heather Town verschwunden waren? Der Grund war simpel die Annahme, dass es sich um Götter handelte. Am Ehesten eine Göttin der Liebe, wenn man ihre Auswirkungen betrachtete. Lokal gesehen machte es Sinn, denn es gab einen Ort, an dem ebenjene gesammelt und geheiligt wurden: Milamore. Ein kleiner Tempel am Fuß eines hohen Berges, dessen tiefgrüne Wälder seit jeher von besonderer Fruchtbarkeit gesegnet waren. Ein Ort, an dem Wachstum, Nähe, Familie... und natürlich die Kunst von Liebe und Verführung gepredigt wurden.
„Vielen Dank für die warme Begrüßung“, bedankte sich der Dargin mit einer höflichen Verbeugung und überreichte dem Priester einen Korb mit allerlei Pilzen, viele davon selten, jeder davon schmackhaft. „Wenn ich mich nicht irre, werden Pilze als Opfergaben für Anat und Eros geschätzt?“, hakte er nach, freundlich lächelnd, während er ignorierte, wie viel ihn diese kleine Gabe gekostet hatte. Er war hier, um mehr über den Tempel und die Menschen darin herauszufinden und eine Verbindung zwischen ihnen und einem mehr oder minder göttlichen Wesen zu finden. Wenn dieser Plan erfolgreich war und er sich, wie zuvor von Merkur, die Macht einer Gottheit aneignen konnte, dann war es die Mühe allemal wert. Nun, da er nicht nur Einlass erhalten, sondern sich – entsprechend seiner Recherche – auch mit dem Personal gut gestellt hatte, fand sich der Dargin erst einmal in der Eingangshalle des Tempels. Der Priester bot ihm eine Tour des Tempels an; er war wohl nicht der einzige hier, aber mehr als zwei Gäste gab es nicht, denen er das Gelände zeigen wollte. Offenbar hatte neben dem Dargin noch jemand anders einen guten Eindruck gemacht. „Das klingt wundervoll“, nickte er zufrieden. „Dann würde ich mir solange die ausstehenden Ikonen ansehen und den Göttern meinen Respekt zollen, bis die Tour losgeht, ja?“
Ein Halbgott also? Das beantwortete natürlich eine der größten Fragen, die das Mysterium Mareo ausmachten und gleichermaßen erzeugte es tonnenweise weitere Fragen. Das war aber gewiss nicht alles, was der Celeris an jenem Tag erfahren hatte, denn zugleich hatte er die wahre Natur seiner Magie erkannt. Mareo war durch seine Magie dazu bemächtigt, einen waschechten Gott zu töten. Aber gab es Götter überhaupt? Gab es überhaupt Halbgötter? Der Blondschopf kannte nun seinen Ursprung, zumindest teilweise, doch wirklich weiter wusste er dadurch nun nicht. Dieser mysteriöse Fremde hatte eine definitiv eine vereinnahmende Ausstrahlung gehabt und schien selbst wohl auch ein Gott zu sein, aber wirklich verraten hatte er nicht. Stattdessen hatte er den Blondschopf mit einem seltsamen Mal versehen, welches in Form eines roten Karos mittig auf dem Abdomen befand. Der Celeris hatte es die Tage nun beobachtet, doch nichts war geschehen, also war bisweilen noch alles in Ordnung. Allerdings hatte diese seltsame Begegnung echt viele Nachbeben erzeugt. Dieses Wissen löste in dem jungen Magier eine Welle an Emotionen aus, die gemischter nicht hätten seinen können. Er hatte Angst davor, wer er wirklich sein könnte, zugleich hatte er aber auch einen starken Drang mehr darüber heraus zu finden. Einerseits war er enttäuscht darüber, dass doch wesentlich mehr daran gekoppelt war, andererseits war er glücklich, endlich einen Anhaltspunkt zu besitzen. Die letzten Tage hatte er seine Wohnung nicht verlassen, lag nur auf dem Bett herum und hatte nachgedacht, gelegentlich ein paar Bücher durchgeforstet und eine Landkarte studiert.
Nunmehr hatte sich der Fairy Tail Magier jedoch eine neue Aufgabe auferlegt. Er musste die Existenz der Götter unter Beweis stellen, für sich selbst, um die Geschichte des mysteriösen Mannes verifizieren zu können. Man konnte ihm natürlich auch etwas vom Pferd erzählen, aber es klang zu plausibel, als das es an den Haaren herbei gezogen war. Mareo hatte extra mit Raban Adair, dem Gildenmeister, gesprochen und ihn informiert, wobei dieser ihn ausdrücklich gewarnt hatte, nicht zu tief zu graben. Für den Blondschopf war es ein Anzeichen, dass der Meister mehr wusste, als er zugeben wollte, doch dazu wollte Mareo später kommen, denn zunächst reiste er in den Süden des Landes, um den Tempel der Berggötter aufzusuchen. Hier sollte seine große Reise beginnen und er die ersten Anhaltspunkte für die Existenz echter Götter finden. Er hatte sich in seine übliche Kleidung geworfen, jedoch ein einen Shemag aufgesetzt und diesen über den Kopf gebunden, gepaart mit einem schwarzen Übermantel, um allwettertauglich geschützt zu sein. Darunter trug er seinen Rucksack mit Proviant und anderen nützlichen Dingen, die er für seine Nachforschungen benötigen könnte.
Am Fuße des Berges angekommen, kam Mareo nicht umhin, festzustellen, wie wundervoll dieser Anblick einfach war. Die Verbundenheit zu diesem Ort konnte er förmlich spüren und doch war alles so neu und fremd. Die Silhouette des Tempels am Fuße des Berges war einfach faszinierend und entfachte die Flamme der Neugier in ihm nur noch weiter, weswegen er schnurstracks zum Tempel marschierte und dort wärmlichst empfangen wurde. Der Celeris verbeugte sich tief und lächelte dabei. „Herzlichsten Dank für diese Begrüßung. Ich fühle mich geehrt“, entgegnete der Magier und richtete sich wieder auf. Er übergab den Priestern eine Gerätschaft, mit welcher sich ein Feuer entzünden ließ. „Die Gabe ein Feuer zu erschaffen, um die heiligen Herde der Heime damit zu versorgen, erscheint mir als Opfergabe für Hestia, die Göttin von Heim und Häuslichkeit, angemessen“, sprach Mareo dazu und erhielt prächtigen Dank der Priester. Sich vorab zu informieren, hatte definitiv nicht geschadet. Ihm wurde kurzerhand die Möglichkeit angeboten, sich der Tour zur Spitze des Berges anzuschließen und dieser Pilgerreise schien eine gute Gelegenheit zu sein, mehr heraus zu finden. „Vielen Dank für das großzügige Angebot. Ich nehme es gern an“, bestätigte der Halbgott, der aufgrund seiner göttlichen Aura einen ziemlichen Eindruck bei den Priestern hinterließ. Ihm selbst war dieser Umstand nach wie vor nicht geläufig. Aufmerksam ließ er seine leuchtenden, goldgelben Iriden durch den Tempel wandern, wo sie auf einen jungen Mann trafen, der etwa im gleichen Alter war. Ein interessanter Kerl mit spannender Ausstrahlung, wie Mareo sich dachte. Er schenkte dem Fremden ein offenes Lächeln und sah sich dann weiter um, bis die Tour endlich los ging. Das seine Augen als Zeichen göttlicher Resonanz im Inneren des Tempels zu leuchten begannen, bekam er ebenfalls nicht mit.
Charons Interesse galt im Spezifischen den Ikonen, die für Gottheiten aufgestellt worden waren, die mit Attraktivität, Sexualität und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurden. Adonis und Eros hielten seinen Blick für eine kurze Weile, während er überlegte, ob eine weibliche Verführerin eventuell mit einem männlichen Gott in Verbindung stehen konnte, aber auch die anderen – seine Mutter Myrrha, deren Feindin Aphrodite, Eros Mutter Gaia – betrachtete der Dargin eindringlich. Es mochte einen seltsamen Eindruck machen, sich gerade diese Götter so ausführlich anzusehen, aber das interessierte ihn im Moment herzlich wenig... und tatsächlich ging er davon aus, dass gerade in diesem Tempel ein großes Verständnis dafür herrschen würde. Dennoch, wenn er in diesem Teil des Tempels blieb, würden ihm die Gottheiten anderer Zeiten und Zivilisationen entgehen, also war es wohl Zeit, zu wechseln...
Gerade wollte Charon sich auf den Weg machen, die Halle zu verlassen, da kam ihm jemand entgegen, der seinen Blick einfing. Ein junger Kerl, vermutlich ungefähr in Charons Alter. Er wirkte entspannt, höflich, gefasst, auch wenn die Art, wie er sich bewegte, auf jemanden schließen ließ, der viel Energie hatte. Gutaussehend war er auch... Ob das einer dieser Menschen war, die von Natur aus Alles in die Wiege gelegt bekommen hatten? Erst nach einer Sekunde der Beobachtung fiel Charon auf, dass es eigentlich noch ein Merkmal an dem Mann gab, das vielleicht erklärte, warum er den Blick des Weißhaares so angezogen hatte. Dieser Fremde... leuchtete. Ein sanfter Schimmer hatte sich um seinen ganzen Körper gelegt, ein Licht, das zwar nicht blendete, aber dem Dargin definitiv das Gefühl gab, dass er es als Erstes hätte bemerken sollen. Nachdenklich wickelte er eine seiner langen Haarsträhnen um den Zeigefinger seiner rechten Hand. „Guten Tag... was für ein freundliches Lächeln“, grüßte er instinktiv und erwiderte den offenen, einladenden Gesichtsausdruck seines Gegenübers, ohne es selbst so recht zu bemerken. Ob es mit dem Licht zu tun hatte? Oder war es etwas Anderes? Die Aura des Blondschopfes... Auf eine schwer zu fassende Weise kam sie Charon sehr, sehr entfernt bekannt vor. „Darf ich fragen, was es mit dem Leuchten auf sich hat?“, meinte er neugierig und deutete auf die Hand seines Gegenübers. Den eigenen Handrücken zu sehen war ja wirklich keine Herausforderung. Selbst wenn er unterbewusst dieses Leuchten von sich geben sollte, würde er das ja wohl erkennen, wenn er seine Hand betrachtete. „Sieht fast aus wie ein magischer Effekt... Bist du ein Magier? Wie interessant, so einen Zauber einfach mit sich herumzutragen...“ Ob es sich wohl um einen Lichtmagier handelte? Aus sehr persönlichen Gründen hatte sich Charon schon länger mal gewünscht, einem von ihnen zu begegnen – auch wenn es nur wahr, um zu prüfen, wie überlegen seine Finsternis wirklich war. Allerdings war er wirklich nicht hier, um zu kämpfen, und er wusste noch rein gar Nichts über den Blondschopf... was vermutlich in die andere Richtung genauso galt.
„Oh, Verzeihung. Ich habe mich noch nicht vorgestellt, nicht wahr?“, meinte das Weißhaar mit einem entspannten Lächeln und hob unschuldig die Hände. Für jemanden, der sich normalerweise eher zurückhielt, war er seltsam schnell in das Gespräch hinein gestolpert, er wollte den jungen Herrn aber nicht verschrecken. Schließlich interessierte ihn das Leuchten tatsächlich. Es gab nicht viele Menschen, die sich bewusst so ein auffälliges Merkmal verpassten – auch wenn Charon in seinem im wahrsten Sinne des Wortes blumigen Outfit da wohl wenig sagen konnte. „Mein Name ist Charon Dargin, meines Zeichens Gildenmagier von Crimsom Sphynx“, erklärte er und verneigte sich. „Ich bin im Zuge meiner Studien hier... Freut mich, dich kennen zu lernen.“
Er war der Sohn eines Gottes. Diese Erkenntnis hatte viel in Mareo ausgelöst, der die ganzen Zusammenhänge noch immer nicht so recht begreifen konnte. Wann immer er in den Spiegel blickte, sah er einen einfachen und jungen Mann, der sich in der Welt der Magier zu behaupten versuchte. Das sein Blut jedoch etwas übernatürliches beinhaltete und seine Präsenz all die Zeit beeinflusst hatte, hatte er schlichtweg nie mitbekommen und auch hier im Tempel fiel es ihm nicht auf, dass er über eine göttliche Aura und leuchtende Augen verfügte. Die göttliche Konzentration in diesem Tempel war offenbar derart groß, dass die göttlichen Anteile in ihm entsprechend darauf reagierten. Das sich noch jemand im Tempel befand, der den Göttern näher stand als die üblichen Individuen auf dieser Welt, sollte sich auch erst später herausstellen.
Mareo wartete im Tempel und sah sich etwas um, bis die Pilgerreise begann und doch wurde seine Aufmerksamkeit von einer interessanten Stimme auf sich gezogen. Der junge Mann, den er zuvor bemerkt hatte, kam auf ihn zu und umspielte eine seiner Strähnen, während er das Lächeln des Celeris als freundlich hervorhob. „Gleichfalls“, entgegnete der Magier, da Charon das freundliche Lächeln ebenso aufgesetzt hatte. Der Blondschopf neigte kurz seinen Kopf, um die Begrüßung zu erwidern, als der Dargin bereits auf das Leuchten zu sprechen kam. Sein freundliches Lächeln wich einer schieren Verwunderung, da er gar nicht wusste, worauf sein Gegenüber anspielte und daher blickte er an sich herab, um zu prüfen, worum es eigentlich ging. Erst jetzt bemerkte Mareo, dass sich ein seltsamer Schimmer in Form einer Aura um ihn gelegt hatte und diese beinahe wie ein Leuchten wirkte. „Ich bin ein Magier, ja“, bestätigte Mareo und vermutete an dieser Stelle, dass diese Aura mit seiner göttlichen Herkunft zu tun hatte. Aber konnte er es einem Fremden einfach so auf die Nase binden? Man würde ihn doch sicherlich für vollkommen bescheuert halten.
„Das ist…“, begann der Halbgott und Charon dürfte es sicherlich bemerken, wie unsicher der Blondschopf damit war. „…ich kann es nicht erklären, ehrlich gesagt“, fügte Mareo an und kratzte sich verlegen etwas am Hinterkopf, während er Charon ein entschuldigendes Lächeln schenkte. Nur zu gern würde er über die jüngsten Erkenntnisse sprechen, aber dafür kannte er den Finsternismagier einfach zu wenig, um ein derartiges Vertrauen fassen zu können. Generell war es mit dem Vertrauen gegenwärtig ziemlich schwer, wenn man von seiner lieben Zahar und einigen Ausnahmen absah. Glücklicherweise schien Charon jedoch ein sehr höflicher Mensch zu sein, der das Thema zunächst auf das Kennenlernen richtete und sich selbst als Charon Dargin vorstellte. Er war also ein Magier von Crimson Sphynx, der Gilde aus der Wüste. Mareo schob den Shemag zur Seite und offenbar mehr von seinem blonden Haar, unter anderem auch die schwarze Strähne in Form eines Blitzes. „Ich heiße Mareo Celeris. Ich bin Magier der Gilde Fairy Tail aus Magnolia“, entgegnete er also höflich und erwiderte die Verneigung entsprechend. „Es ist mir eine große Freude, Charon“, fügte er an und schenkte dem Finsternismagier ein ehrliches Lächeln.
Der Punkt mit den Studien war hingegen sehr interessant und hatte sofort die Aufmerksamkeit des jungen Halbgottes auf sich gezogen. „Ich bin auch wegen einiger…Studien hier“, erzählte Mareo offen und referierte natürlich auf sein Vorhaben, die Existenz der Götter zu beweisen. Nicht für andere, lediglich für sich selbst. Zwar hatte er kürzlich eine Begegnung mit einem Gott, der ihm ein seltsames Mal verpasst hatte, aber beweisen konnte Mareo eben einfach gar nichts. Und bevor er zum Gespött der Gesellschaft wurde, hielt er sich dahingehend eben zurück. „Schließt du dich auch dieser Pilgerreise an?“, fragte er dann neugierig. Vielleicht half diese Reise ja beiden Magiern.
„Schwer zu erklären, ja?“, lachte Charon amüsiert, ließ damit die Aussage seines Gegenübers erst einmal ruhen, während er sich eine mentale Notiz machte. Das Leuchten interessierte ihn, ohne Frage, umso mehr, wenn es über die Natur eines Magiers hinaus ging. Es wäre schließlich ein Leichtes zu sagen, dass es ein einfacher Zauber war. Dennoch war es für den Moment besser, das Thema nicht zu verfolgen, sondern sich erst einmal vorzustellen. Nicht, dass Charon den Blondschopf noch verschreckte. „Also sind wir beide Gelehrte, die mehr über Götter zu erfahren versuchen? Ich würde es einen Zufall nennen, aber wenn man bedenkt, wo wir sind, ist das wohl wenig überraschend“, nickte er. Dieser Tempel voller verschiedenster Gottheiten war wohl einer der besten Orte Fiores, wenn man in der Hinsicht Wissen suchte. Damit hatte er wohl auch die zweite Person gefunden, die an der kleinen Tempelreise teilnehmen würde. „Die Freude ist ganz meinerseits, Mareo. Ich nehme an, dir wurde die Tour auch angeboten? Ich bin primär hier, um diese Statuetten zu erkunden, aber ich denke, dass sich eine kleine Wanderung durch den Tempel dafür durchaus eignet.“ Auch wenn Charon aus gegebenem Anlass an die Existenz von Göttern glaubte, war er niemand, der sich ihnen unterwarf, sie anbetete oder für sie pilgern oder andere Befehle aufnehmen würde. Sein Interesse war deutlich egoistischer. Aufmerksam betrachtete er Aphrodite, Eroten, Putten... die ganze Reihe gab ein spannendes Bild ab. „Sag, Mareo, hast du die Gerüchte darüber gehört, was hier in der Gegend in letzter Zeit geschieht?“, fragte er beiläufig, während er sich die Bilder einprägte. Vielleicht konnte der Celeris es nicht direkt in Verbindung bringen, immerhin bezeichneten die Berichte über die unsagbar schöne Frau und das Verschwinden einzelner Männer einen größeren Teil Süd-Fiores, aber vielleicht wusste der Celeris ja, was er meinte. Leider konnte Charon für den Moment nicht allzu tief darauf eingehend, denn nach kurzer Teil trat auch schon en Priester an sie heran, verneigte sich und wies sie darauf hin, dass es Zeit war, mit der Tour zu beginnen. „Ah, wie schön, wir waren bereits gespannt“, meinte das Weißhaar mit einem höflichen Lächeln. Mal schauen, was es hier noch so Alles zu entdecken gab...
Während der Tour war die Aufmerksamkeit Charons primär seiner Umgebung gewidmet, den Dingen, die es im Tempel zu sehen gab. Es gibt schlussendlich sogar über die Figuren und Ikonen hinaus. Die Architektur des Gebäudes mit ihren altmodischen Säulen interessierte ihn und die Bilder an den Wänden, die aufgehängten Schriftzüge und die kleinen Altare, die hier und da zu sehen waren, waren allesamt sehr interessant. Sporadisch führte er dennoch die Konversation mit seinem Begleiter weiter. „Wenn wir hier fertig sind, werde ich vermutlich hinabsteigen in das Dorf in der Talsohle“, meinte er unter Anderem, seine Augen nicht Mareo, sondern weiterhin der Kunst zugewandt. „Als Gildenmagier ist es nur natürlich, zu reagieren, wenn Menschen unerklärt verschwinden... und basierend auf meinen Nachforschungen denke ich, dass der Ort hier ein guter Ansatzpunkt ist.“ Dass er das Thema mit göttlichen Mächten in Verbindung brachte, sagte er natürlich nicht. Auch wenn das erklärte, was er hier im Tempel machte, wenn er eigentlich auf Verbrecherjagd war, gehörte das absolut nicht zu den Dingen, die ein rational und gesund wirkender Mensch gegenüber anderen behaupten konnte. Nach einem längeren, ruhigen Moment des Überlegens wandte er sich dann aber doch noch einmal zu Mareo, blickte ihm in die Augen und lächelte ihn an. „Sag, Mareo Celeris von Fairy Tail... hast du heute Nachmittag noch etwas vor?“
Der Halbgott ließ dem gut aussehenden und charmanten Magier von Crimson Sphynx ein entschuldigendes Lächeln zukommen, als dieser den Umstand des Leuchtens als schwer zu erklären erfragte. Mareo hatte so unheimlich viele Fragen, die ihm einfach niemand beantworten konnte, solang er nicht auf irgendeine waschechte Gottheit traf, die zufällig jene Götter kannte, mit denen er angeblich verwandt war. Man würde ihn doch für verrückt halten, wenn er irgendwelchen Leuten erzählen würde, dass er der Sohn eines Gottes war und dann war er auch noch ausgerechnet die Brut des Götterkönigs Zeus, dem Gott an der Spitze des Pantheons, dem Mareo zugehörig war. Es war bereits sehr frustrierend gewesen, nicht zu wissen wer man war oder woher man kam, aber dieser schier unglaubliche Abstammung war irgendwie noch frustrierender. Es waren Zeiten, in denen sich der Magier nichts sehnlicher wünschte, als einfach nur ein normaler Mensch zu sein. Aber er war nun einmal nicht auf den Kopf gefallen, von Natur aus sehr wissbegierig und die vielen Gespräche mit Raban Adair, dem Gildenmeister, zeigten ihm, dass dieser einiges zu verbergen hatte. Mareo musste also einfach Nachforschungen anstellen.
„Da hast du recht“, stimmte der Blondschopf seiner neuen Bekanntheit lächelnd zu und nickte dabei leicht. Es war wirklich Zufall, dass sie beide hier waren und doch war es keine Überraschung, ausgerechnet hier aufeinander zu treffen, wenn beide doch dieselben Intentionen verfolgten. „Freut mich zu hören. Wenn du magst, können wir die Tour ja gemeinsam machen“, fügte Mareo den Worten Charons an, dessen Stimme und Präsenz er als äußerst angenehm wahrnahm. Der Finsternismagier war ein seltsamer aber außerordentlich interessanter Mann, wie der Celeris fand, weswegen so eben ein weiterer Punkt auf der Agenda landete. Was war Charon Dargin für ein Mann? Interessante Frage, weswegen Mareo hoffte, weiterhin Zeit mit ihm zu verbringen. Dann brachte der weißhaarige Magier die gegenwärtigen Geschehnisse zur Sprache, woraufhin Mareo ein wenig die Augenbrauen zusammen zog. Er hatte etwas von einer schönen Frau und dem Verschwinden einzelner Männer gehört, aber ob Charon das meinte? „Falls du diese seltsame Frau meinst und das Verschwinden der…“, wollte Mareo gerade nachhaken, als der Priester auf sie zutrat, sich verneigte und zur Tour einlud. Es ging nun also los und das Thema schien vorher abgebrochen. Sie fanden sicherlich die Zeit, es wieder aufzugreifen, wenn sie dafür etwas mehr Ruhe hatten.
Mit einem charmanten Lächeln folgte der Blondschopf also der Tour und lief entspannt neben Charon her. Beide Magier hatten ihren Fokus auf die Umgebung gelegt, schließlich waren sie genau dafür hier. Mareo betrachtete die Statuetten äußerst genau und blieb ein wenig bei Aphrodite hängen. Er hatte über sie in einem Buch gelesen, wo sie als die Tochter von Zeus und der Dione beschrieben wurde. Wenn sie die Tochter des Zeus war, dann war sie zugleich seine Halbschwester. Das gab ihm zu denken und er versuchte anhand der steinernen Gesichtszüge Ähnlichkeiten zu seinem eigenen Gesicht zu finden, doch dafür reichte die Statue nicht wirklich aus. Er behielt es im Hinterkopf, während er weiter ging und sich mit den Altaren auseinandersetzte, auf denen auch Opfergaben vorzufinden waren. Dieser Tempel verfügte wirklich über spannendes Zeug und diese Aufopferung und Anbetung durch die Priester war äußerst ehrenwert, aber Mareo konnte sich damit nicht wirklich identifizieren. Seine Beweggründe für die Suche nach den Göttern waren nicht minder egoistisch als jene, die Charon antrieben.
Charon brachte das Dorf zur Sprache und das Verschwinden der Männer, womit sich Mareo nun absolut sicher war, dass sie vorhin dasselbe meinten. „In der Tat ein guter Gedanke, mein lieber Charon“, entgegnete der Halbgott lächelnd. Diese Verpflichtung als Gildenmagier konnte der Celeris absolut nachvollziehen, schließlich ging es ihm dahingehend genauso, wenngleich seine Gedanken durch seine Herkunft und all den Rätseln dazu wirklich zerstreut waren. Hätte Charon es nicht nur Sprache gebracht, dann hätte sich Mareo vermutlich nicht weiter damit beschäftigt. Aber nun wurde es ihm auch wieder bewusst, was es eigentlich bedeutete, Magier einer Gilde zu sein und gewisse Werte entsprechend zu leben und zu vertreten. „Wie es der Zufall so will, ist mein Nachmittag in keinster Weise verplant, Charon Dargin von Chrimson Sphynx“, antwortete Mareo und kicherte leise. „Wenn es dir recht ist, würde ich dich gern begleiten und dir helfen, dieses Mysterium zu lüften“, fügte er dann noch an. Vielleicht hatte Charon ja Interesse an seiner Hilfe und wer weiß, vielleicht konnten sie gemeinsam deutlich mehr sehen und herausfinden, als allein. Und Mareo versprach sich davon natürlich auch weiteres Wissen über Götter und hoffte, größere Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen.
Offensichtlich wusste der Celeris, von welchen Geschehnissen Charon sprach. Sehr gut, nicht weniger hatte das Weißhaar sich erhofft. Wenn in einem Teil Fiores mehrere Menschen verschwanden, war es nur natürlich, dass Gildenmagier darüber zumindest einmal gehört hatten, und wenn er Recht hatte und das Zentrum dieser Attacken hier, in der Nähe dieses Tempels, zu finden war, dann waren die beiden jedem anderen Jäger bereits voraus. „Dann steht es also fest“, nickte er sichtlich erfreut. Es war schön zu sehen, dass auch Mareo dem inoffiziellen Auftrag so enthusiastisch entgegen sah, auch wenn ihm nicht unbedingt eine Belohnung winkte. Schließlich war es für Menschen wie sie, die im Dienste des Volkes standen, von absoluter Wichtigkeit, in ihren guten Taten eine intrinsische Belohnung zu sehen. Die Einstellung teilte Charon, auch wenn er in diesem Spezifischen Fall durchaus die Hoffnung hatte, etwas mehr gewinnen zu können. „Ich freue mich immer über eine angenehme Begleitung. Zu zweit werden wir die Situation mit Sicherheit aufklären können.“ Die Tour brachten sie dennoch zu Ende. Es war durchaus interessant, mehr über die Götter hier und deren Anbetung zu lernen, gerade mit dem Fokus, den dieser Tempel hier hatte. Liebe und Familie waren nicht gerade Dinge, zu denen Charon einen allzu guten Draht hatte, insofern war es in seinen theoretischen Studien nicht ganz leicht, die Bedeutung dieser Gottheiten für die Menschheit in vollem Maße nachzuvollziehen. Wenn er aber dabei zusah, wie ein überzeugter Priester über sie sprach und ihre bedeutsamen Taten, ihre guten Punkte aufzeigte, lernte er einiges mehr darüber, wie andere Menschen mit diesen Konzepten interagierten oder zumindest interagieren wollten. Seltsam, aber hilfreich. Viel von dem, was der Mann besprach, erinnerte den Dargin an seinen eigenen Schönheitsbegriff, der ihn in vielerlei Hinsicht antrieb. „Wie spannend...“, murmelte er vor sich hin, eine Hand an sein Kinn gelegt, merklich interessiert. Auch wenn er bereits darüber gesprochen hatte, was sie später machen wollten, lag seine Aufmerksamkeit während der Tour voll und ganz in der Gegenwart...
„Das war ziemlich aufschlussreich. Es ist interessant, wie sehr sich viele Menschen von Gefühlen der Zuneigung steuern lassen“, nickte Charon, während er mit Mareo zusammen den Tempel hinter sich ließ und den etwas steilen Bergweg hinab ins Dorf entlang spazierte. „Gab es spezifische Götter, die dein Interesse geweckt haben?“ Mit einem aufmerksamen Seitenblick wartete der Magier auf eine Antwort. Seine Körperhaltung war offen und gelassen, als würde er einfach Zeit mit einem Freund verbringen, ohne Erwartungen oder Barrieren zwischen ihnen. Er machte sich keine Gedanken darüber, ob der Celeris für sein Vorhaben schädlich sein könnte, denn das Gefühl hatte er überhaupt nicht. Im Gegenteil, ein zweites Paar Zauber konnte nur ein Vorteil sein in einem Vorhaben, das man nicht anders als nobel bezeichnen konnte. Zumindest, solange Charons Annahmen korrekt waren, aber das würde sich so oder so noch zeigen... „Ich denke, wenn wir diese ominöse Frau finden wollen, sollten wir darauf achten, unsere Absichten zu verschleiern“, lenkte er das Thema auf den Auftrag, als sie nah genug an dem Dörfchen waren. Es wurde langsam ernst. „Soweit ich das einschätzen kann ist sie es, die auf Männer zugeht, also dürften zwei gutaussehende junge Herren ein natürliches Ziel für sie sein. Wenn wir uns ein bisschen in den Mittelpunkt rücken und dabei wirken, als wären wir nur zwei Freunde, die einen schönen Abend zu haben versuchen, sollten wir in einer guten Startposition sein. Dann müssen wir uns nur noch ihre Aufmerksamkeit sichern.“ Der Plan war nicht allzu ausgeklügelt, aber wie viel mehr konnte man an der Stelle auch planen? Die Gedanken basierten auf der Annahme, dass sie heute hier sein würde, weil dieser Ort das Zentrum ihrer Machenschaften war und – Charon hatte nachgezählt – die meisten individuellen Entführungen beherbergte. Das war erst einmal eher eine Hoffnung als eine Garantie. Er war im Notfall auch bereit, mehrere Tage an diesem Ort zu verbringen, aber Mareo würde er nicht darum bitten, für ein großes Vielleicht seinen Aufenthalt hier zu verlängern. Also mussten sie für den heutigen Abend ihre Chancen maximieren. „Ich denke, wir könnten in eine beliebte Kneipe gehen. Davon gibt es hier nur wenige, die Wahrscheinlichkeit, auf die richtige Person zu treffen, wäre also relativ hoch“, meinte er und nickte. „Trinkst du Alkohol, Mareo? Wenn ja, auf was für ein Getränk hättest du heute Lust?“
Vier Augen sahen stets mehr als zwei, vor allem wenn ein Augenpaar göttlicher Natur war. Der Celeris hatte sich bereit erklärt, dem Magier von Crimson Sphynx zu helfen und das Mysterium aufzuklären. Gemeinsam hatten sie sicherlich gute Chancen auf Erfolg und eine gildenübergreifende Freundschaft schadete auch nie im Portfolio. Mareo freute sich sehr darüber, dass Charon ihm diese Gelegenheit bot und dieser war sichtlich erfreut, dass sein Angebot entsprechenden Anklang fand. Natürlich gab es keine Belohnung, war der Auftrag doch gänzlich inoffiziell, aber dennoch wusste Mareo, dass er vieles an Belohnung erhalten würde. Eine Freundschaft, Wissen und tiefergehendes Verständnis. Dinge, nach denen Mareo ohnehin suchte und sich Spuren davon an diesem Ort entsprechend auch erhofft hatte.
Gemeinsam brachten sie die Tour zu Ende und erhielten viel Einblick in die Materie, allen voran in die Interaktion zwischen Gottheit und Mensch, die auch für Mareo ziemlich seltsam wirkte. Er hatte bisher viel zu wenig mit derartigen Konzepten zu tun gehabt, daher wirkte all das ziemlich befremdlich, aber dennoch war er unheimlich interessiert. Der Halbgott lauschte aufmerksam den Worten des Priesters, der offenbar äußerst fundierte Kenntnisse über die Gegebenheiten besaß. Dennoch war es fraglich ob dies lediglich überlieferte Informationen waren, deren Wahrheitsgehalt bereits verfälscht wurde oder ob der Inhalt tatsächlich einer interpretationsfreien Wahrheit entsprach. Schwierige Situation, aber äußerst reizvoll.
Sie ließen den Tempel hinter sich und begaben sich auf den steilen Abstieg in Richtung des Dorfes, wobei Charon noch einmal bestätigte, wie interessant das Steuern eines Menschen basierend auf dessen Zuneigung war. „Ich denke, dass Zuneigung nichts Falsches ist. Völlig egal ob man sich einem Gott, einer Person oder einem Objekt zugeneigt fühlt. Macht es einen glücklich, dann empfinde ich dieses Konzept als etwas schönes“, entgegnete Mareo darauf. „Sich aber durch seine Empfindungen steuern zu lassen, zeugt entweder von großer Naivität oder fehlender Charakterstärke“, fügte der Halbgott noch an. Etwas, was er im Wald der Totenstille in relativ ähnlicher Form selbst erleben durfte. War er zu schwach gewesen? Offenbar. Beim weiteren Spazieren erfragte der Finsternismagier, welche Gottheiten sein Interesse geweckt hatten und die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Aphrodite!“
Aber sein Interesse galt nicht ihrer Schönheit oder der Tatsache, dass sie die Göttin der Liebe und Fortpflanzung war. Sie war offenbar seine Halbschwester und damit Familie, aber den Fakt konnte er dem Dargin schlecht auf die Nase binden. Vielleicht bot sich irgendwann eine Gelegenheit dazu an, spätestens wenn Mareo wusste, wie er zu all dem stand. „Bin wohl ein hoffnungsloser Romantiker“, grinste er, um Charon noch die Begründung zu nennen, wenngleich sie gelogen war. „Und zu welchen Götter hat des dein Interesse verschlagen?“, fragte Mareo dann zurück, schließlich war er ja auch an Charons Erfahrungen interessiert. Der weitere Spaziergang war dann mit einem ernsten Gespräch benetzt, denn es ging um ihren inoffiziellen Auftrag. Sie mussten die Chance für das Gespräch noch nutzen, bevor sie zu nah an den Dörfern waren. Wortlos nickte Mareo, um den Annahmen des Dargin zuzustimmen, ebenso dem Vorhaben als solches. Es mussten nicht mehr Worte gesprochen werden, also notwendig und letztlich dauerte es so lang, wie es dauerte. Der Celeris hatte kein Problem damit, Charon bis zum Ende beizustehen.
Beliebige Kneipe und etwas Alkohol, um einen ausgelassenen Abend mit einem Freund zu verbringen? Es war lang her, dass Mareo so etwas tun konnte, daher lächelte er zufrieden. „Ich trinke für gewöhnlich Whiskey oder Bier, gebe mich aber auch mit Alternativen zufrieden“, erklärte der Halbgott also und verschränkte die Arme entspannt hinter dem Kopf. Eine interessante Tempelführung und dann noch ein ordentlicher Absacker in einer Kneipe. Der Abend konnte also nur gut werden, selbst wenn sie nicht auf die gesuchte Person treffen sollten. Die Zeit die neugewonnene Bekanntschaft zu vertiefen war definitiv gekommen.
„Sicherlich ist Zuneigung etwas Schönes“, nickte Charon, schenkte Mareo ein sanftes Lächeln. „Das ist es doch, was sie so gefährlich macht.“ Grundsätzlich stimmte er dem Celeris zu. Es hatte seinen Grund, dass der Dargin bewusst ein Stoiker zu sein versuchte, der seine Handlungen und Entscheidungen von nutzlosen Emotionen trennte. Dennoch empfand er den Blick, den der Fairy Tail-Magier äußerte, als etwas eingeschränkt. Zu sagen, dass jemand, der seinen Empfindungen folgte, naiv oder charakterlos sein musste, war ein gefährlicher Gedanke. „Affektion ist nicht etwas, auf das schwache Menschen hereinfallen, im Gegenteil. Der stärkste Mensch der Welt, und seien sein Willen und seine Überzeugung noch so schwer zu brechen, wird zu einem leichten Ziel, wenn er sich ungeliebt fühlt oder auf jemanden trifft, der einfach so anders ist als Alles, was er bereits kennt. Gerade Menschen, die sich im Leben weit hochgekämpft haben, neigen dazu, in ihrem Privatleben etwas zu vermissen. Wer nur stärker wird, in welcher Hinsicht auch immer, ist besonders schwach gegenüber Zuneigung.“ Viel davon traf auch auf ihn selbst zu. Es war nicht nur eine allgemeine Tirade, sondern auch eine Erinnerung für Charon Dargin selbst, nicht seine Deckung fallen zu lassen. Wenn er sich von irgendwelchen Gefühlen übermannen ließ, konnte das schnell sein Ende sein. Schließlich beschrieb er sich ziemlich treffend, wenn er von Menschen sprach, die für ihre eigene Stärke und Entwicklung ihr Privatleben außer Acht ließen...
Als Mareo direkt meinte, dass Aphrodite für ihn am Interessantesten war, musste Charon augenblicklich auflachen. Na, da hielt jemand mit seinen Intentionen ja nicht hinterm Berg. „Klar, nennen wir es Romantik“, grinste er und klopfte seinem Kameraden zweimal auf die Schulter. „Nun, sie ist ein Blickfang, keine Frage. Wenn wir unser Ziel zeitig erreichen, kann ich dir ja vielleicht helfen, heute deine eigene Aphrodite klarzumachen.“ Ein Fuchs, dieser Mareo. Das gefiel Charon. Es war deutlich einfacher, Zuneigung zu widerstehen, wenn man sich mit ihr vorab... bekannt machte. Und das ohne sich zu tiefgreifend darauf einlassen zu müssen. „Ich persönlich finde ja Freya spannender... Nicht nur eine Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, sondern auch eine Lehrerin der Magie. Ich stelle sie mir als hübsche und mächtige Kreatur vor“, nickte Charon, legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn, während er sie sich vorstellte. „Eine Verführerin und klassische Femme Fatale... Wer mag nicht Frauen, die wissen, was sie wollen?“ Natürlich hatte es durchaus seinen Charme, auch mal unsichere, wenig selbstbewusste leichte Beute vor sich zu haben, aber da fehlte ein bisschen die Würze. Wer Charons Interesse wecken wollte, der sollte zumindest glauben, mit ihm auf einer Stufe zu stehen.
„Whiskey klingt doch gut. Schnaps sehe ich auch gerne. Ich würde sagen, ich gebe die erste Runde aus und dann wechseln wir uns ab?“, fragte Charon fröhlich, während sie auf die erste Bar zukamen. „Wenn wir je zwei Runden pro Bar trinken und etwa zwanzig Minuten da bleiben, sollten wir einen guten Eindruck darüber gewinnen, ob sie drin ist oder nicht. Das Örtchen hier hat sechs erwähnenswerte Kneipen, soweit ich weiß. Wir sollten also alle abklappern können, bevor die erste schließt.“ Der Plan war einfach gehalten, zumindest aus Charons Perspektive. Wenn sie aktiv nach Beute suchte, würde sie vermutlich so lange in einer Bar bleiben, bis sie ihr Opfer gefunden hatte. Also fanden sie sie entweder innerhalb der ersten zwei Runden oder sie war vermutlich nicht da. „Und nicht vergessen: Solange wir hier sind, sind wir einfach zwei Kumpel, die einen Abend zusammen verbringen.“ Nach diesem Abschluss öffnete Charon die Tür und trat ins Innere. Es war Zeit für das Abendprogramm. „Auf uns!“, lachte der Dargin zufrieden, als er das erste Glas Whiskey mit Mareo anstieß, und lehnte einen seiner Arme auf den Tresen neben seinem Barhocker, den Alkohol im Glas kreisen lassend, während sein Blick über den Rest der Gesellschaft schweifte. „Und, siehst du schon eine Schönheit, die sich anzusprechen lohnt?“ Er für seinen Teil im Moment nicht. Hier waren deutlich mehr Männer als Frauen, und die paar, die ihm auffielen, wirkten nicht annähernd so anziehend, wie die Geschichten vermuten ließen. Andererseits wusste man auch nicht, wie viel davon wahr und wie viel übertrieben war. Er würde ein Auge auf sie behalten. „Was ist eigentlich dein Typ?“, hakte er nach, neugierig, sein Blick zu Mareo zurückkehrend. „Wie sollte eine Frau aussehen, um dir auf den ersten Blick ins Auge zu stechen?“
Der Dargin hatte recht mit seiner Einschätzung, denn der Blickwinkel vom Celeris war definitiv ziemlich eingeschränkt. Dem lagen natürlich mangelnde soziale Kompetenzen, im Grunde ausbleibende Erfahrungen als Mensch und viele Wissenslücken zu Grunde. Es waren Dinge, die Mareo mit ausreichend Zeit und Arbeit ausbügeln konnte, denn glücklicherweise rührte dies nicht von einem schlechten Charakter. Die meisten Informationen hatte der Blondschopf aus irgendwelchen Büchern, daher war es oft schwierig, diese niedergeschriebenen Informationen mit tatsächlichen Empfindungen und Erfahrungen zu verknüpfen. Er genoss daher einen solchen regen Austausch wie den, den er gegenwärtig mit Charon führte, denn so konnte er dazu lernen und seinen Blickwinkel erweitern, in dem er von Wissen und Erfahrung profitieren konnte, welches der Finsternismagier hier offenbarte. „Du hast recht, Charon“, stimmte der Halbgott letztlich also zu und lächelte sanftmütig. „Ich habe zugegeben wenig Erfahrung in dieser Art Leben gesammelt, daher verzeih, wenn meine Sichtweisen nicht akkurat entwickelt sind“, erklärte er sich dann und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf.
Hinsichtlich der Götter gingen ihre Meinungen jedoch etwas auseinander. Während Mareo sich für Aphrodite entschied, hatte Charon größeres Interesse an Freya gefunden, die natürlich auch faszinierend war. Alles in allem empfand Mareo jeden Gott und jede Göttin als faszinierend, schließlich hatte er ja eine direkte Verbindung zu diesen Geschöpfen und musste daher unbedingt herausfinden, wie sein Schicksal aussah. Den Grund, weswegen er Aphrodite wählte, erfand er natürlich, denn er hatte eher familiäre Beweggründe anstelle der genannten Romantik, die Charon eh nicht überzeugte. Das Auflachen und der Schulterklopfer signalisierten ihm deutlich, dass der Dargin ihm eher körperliches Interesse unterstellte. Nun, falsch lag ja irgendwie ja nicht, schließlich war Aphrodite eine echte Schönheit, aber eben auch seine…Schwester, also verwarf er den Gedanken zügig. „Du hast mich wohl durchschaut“, lachte der Halbgott seinerseits und nickte dann zustimmend. „Meine eigene Aphrodite klarmachen?“, blinzelte Mareo dann aber doch überrascht. Wie unbeholfen er mit diesem Thema einfach war, das durfte Charon augenblicklich wohl deutlich spüren. „Eine Frau, die weiß, was sie will, ist äußerst reizvoll, zugegeben“, schmunzelte er. Er kannte da diverse Damen, die so drauf waren.
Glücklicherweise entwickelte sich das Gespräch in eine andere Richtung, mit welcher der Halbgott deutlich entspannter umgehen konnte. Es ging um Alkohol und um den groben Fahrplan für den heutigen Abend, der sechs Bars á zwei Getränke in zwanzig Minuten unter einen Hut brachte und somit die Wahrscheinlichkeitsrechnung effektiv abdeckte. Der Blondschopf staunte nicht schlecht, wie zügig der Dargin diese Informationen verarbeitet hatte, war er deutlich besser vorbereitet als er selbst. „Klingt vernünftig. Ich bin erstaunt, wie schnell du das analysiert hast“, kicherte der Halbgott amüsiert, meinte seine Worte aber ernst. Die letzte Warnung der Sphinx schenkte er ein zustimmendes Nicken, damit Charon auch Bescheid wusste, dass er verstanden hatte. Dann betraten sie die erste Bar und hielten wenige Augenblicke später auch schon ihren ersten Whiskey in den Händen. Sie hatten sich am Tresen einen freien Platz gesucht und es sich gemütlich gemacht, ehe sie anstießen. „Auf uns, mein Freund!“, lächelte Mareo dem Finsternismagier entgegen und genehmigte sich dann eines Schluckes der leicht brennenden Flüssigkeit, die mit zartem Zedernholzaroma die Kehle hinab in seinen Magen lief, um dort eine wohlige Wärme zu erzeugen. „Köstlich“, murmelte er und ließ seinen Blick locker durch die Bar schweifen. Aktuell griff er nicht auf seine besondere Fähigkeit zurück, sondern sah sich tatsächlich eher nach Frauen um, die er persönlich attraktiv fand.
„Ein paar anschauliche Frauen sind definitiv anwesend“, erklärte der Halbgott seinem neu gewonnenen Freund und blickte zurück zu Charon. „Aber es mangelt denen am gewissen Etwas, also verneine ich deine Frage“, schmunzelte er. Die nächste Frage der Sphinx brachte ihn jedoch wieder etwas aus dem Konzept. Welchen Frauentyp er hatte? Wie sie aussehen sollte, um direkt ins Auge zu stechen? Überfordert blinzelte der Halbgott, denn darüber hatte er sich noch nie wirklich Gedanken gemacht. Achtete er überhaupt auf Äußerlichkeiten? Vermutlich sehr unbewusst, daher war ihm bewusst gar nicht klar, was ihn nun ansprach und was nicht. „Das zu beantworten fällt mir schwer, zugegeben“, erklärte Mareo offen und ehrlich. „Ich schätze, dass Aussehen allein ist nur ein sekundärer Faktor, der erst in den Vordergrund tritt, wenn die Ausstrahlung der Frau zur Geltung kommt“, reimte sich der Celeris nun also zusammen, basierend auf seinen bisherigen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. Danach ließ er seinen Blick wieder durch die Reihen der Gäste schweifen, während er einen Schluck Whiskey nahm und nun zum ersten Mal seine besondere Fähigkeit zum Einsatz brachte. Er nutzte sein Gods Eye, was seine Augen leicht aufleuchten ließ. „Welchen Typ Frau bevorzugst du denn, mein Lieber?“
Sie hatten also beide ein gewisses Faible für starke Frauen – mindestens im Geiste, aber vermutlich auch darüber hinaus. Das war gut zu wissen, zauberte Charon ein süffisantes Lächeln aufs Gesicht, während er die Bar analysierte. „Ja, das gewisse Etwas fehlt mir auch noch“, nickte er, zufrieden mit der Formulierung, die sein Partner gewählt hatte. So klang die Unterhaltung der beiden sehr natürlich, aber sie wussten genau, was der jeweils andere meinte. „Aber ein wenig Zeit haben wir hier ja noch. Vielleicht taucht die Eine ja auf.“ Charon würde nicht darauf setzen, aber es wäre ohnehin ein ziemlicher Glückstreffer, gleich in der ersten Bar ihre Zielperson zu finden. Neugierig glitten seine Augen wieder hinüber zu Mareo, als der ihm endlich seine Erklärung abgab. Er ging überhaupt nicht auf optische Merkmale ein – das fühlte sich etwas wie eine Ausflucht an, auch wenn der Dargin es ihm durchgehen ließ –, aber er sagte tatsächlich etwas Interessantes.
„Ausstrahlung, hm? Da gibt es ja verschiedene Varianten“, meinte das Weißhaar und nickte in Richtung eines Tisches, an dem zwei junge Damen einander gegenüber saßen. Die kleinere mit ihren schwarzen Haaren blickte gelegentlich hinab auf ihr Glas, aber die meiste Zeit auf das Gesicht ihres Gegenübers. Ihre Arme lagen vor ihr auf dem Tisch, waren nach innen gerichtet, oft beide an dem Glas, das sie aber nur relativ selten an ihre Lippen führte. Ihr Kopf war etwas gesenkt, ihre Füße standen direkt nebeneinander unter ihrem Stuhl. Ihr Gegenüber, eine etwas größere Blondine, wirkte deutlich offener. Ihr Makeup saß, ihre Augen waren offen und klar, während sie ein Cocktailglas in ihrer rechten Hand hielt. Ihr Blick glitt gelegentlich durch den Raum, dann wieder zurück zu ihrer Freundin. Sie öffnete den Mund etwas weiter, wenn sie sprach, und war allgemein etwas bewegter, stützte nur gelegentlich ihren rechten Arm mit dem Getränk auf dem Tisch, während sich der linke entweder an ihrer Seite erhob oder neben ihr auf die Bank gestützt wurde. Sie hatte allgemein eine deutlich offenere Haltung. „Siehst du das? Sie haben beide eine klare Ausstrahlung“, hob der Dargin leise hervor, während er die kleinen Gesten der Fremden studierte. „Die eine ist das verlorene Lamm. Sie fühlt sich nicht unwohl, dafür ist sie zu entspannt, aber wenn ihre Freundin nicht hier wäre, wäre sie es auch nicht. Wenn sie kurz alleine gelassen wird, weiß sie nicht, was sie tun soll. Sie wartet und hofft einerseits, dass jemand auf sie zukommt, und andererseits, dass sie in Ruhe gelassen wird. So eine Ausstrahlung kann Männer anziehen, die gern als starke Helden auftreten“, meinte er entspannt und nahm einen weiteren Schluck, ehe er sein Glas in Richtung der Blondine kippte. „Sie ist offener, sicherer. Sie ist nicht auf der Suche, aber sie ist auch nicht nicht auf der Suche. Wüsste es vermutlich zu schätzen, wenn jemand nett zu ihrer Freundin ist. Sie wirkt sehr offen und harmonisch. So eine Ausstrahlung kann für Männer interessant sein, die selbst sehr aktiv sind oder jemanden an ihrer Seite haben wollen, der die Stimmung aufhellt.“ Sich zurücklehnend stützte der Dargin selbst seine Ellbogen auf den Tresen in seinem Rücken ab und lächelte Mareo an. Nach diesem kurzen Exkurs hatte er kein großes Interesse mehr daran, sich die beiden Damen weiter anzusehen. Stattdessen fokussierte er sich auf seinen Trinkkumpanen. „Ich bezweifle, dass eine von den beiden dich besonders anspricht“, meinte er ehrlich. Ihm selbst ging es ähnlich. „Was soll die richtige Frau für dich denn ausstrahlen, Mareo?“
Nun gut, das war vielleicht eine etwas gemeine Frage, so direkt gestellt. Mindestens sollte Charon wohl mit gutem Beispiel vorangehen, schließlich hatte Mareo ihn genauso gefragt. Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken, ließ für den Moment die Bar aus den Augen, um sich auf sein Gespräch zu konzentrieren. „Was mich angeht... es ist kein Ausschlusskriterium, aber ich habe ein Faible für helle Haare. Davon abgesehen ist es mir wichtig, dass eine Frau sich um sich selbst kümmert. Sie sollte gepflegt wirken und fit sein... Die gleiche Ansprüche stelle ich ja auch an mich selbst.“ Ja, irgendwie ähnelte sein ideales Bild einer Partnerin in den Kernaspekten ganz schön einem Bild von sich selbst. Wie seltsam. „Was Ausstrahlung angeht... Ich denke, ich will keine Frau, bei der ich das Gefühl hätte, dass sie jeder haben kann. Auch keine, die so ist wie alle Anderen. Wenn ich mit ihr spreche, will ich das Gefühl haben, dass sie etwas Besonderes ist... und dass kein anderer Mann eine Chance bei ihr hätte. Ich denke, das ist die Art Ausstrahlung, die eine Frau wirklich attraktiv macht.“
Den Erfahrungsunterschied hinsichtlich des weiblichen Geschlechts konnte man in dieser Bar deutlich erkennen. Es war nicht so, dass der Blondschopf gar keine Erfahrungen hatte, aber er hatte auch nicht genug, um so zu tun als ob. Ebenso wenig hatte sich der Godslayer in den wenigen Jahren seines vollwertigen Bewusstseins über die Bedeutung einer Frau ein seinem Leben Gedanken gemacht, auch nicht was die rein sexuelle Komponente betraf. Er war eben ein einfacher junger Mann, der gerade erst die Pforte in diese Welt durchschritten, aber noch keinen wirklichen Weg hinter sich gebracht hatte. Anders war da Charon, der deutlich erfahrene und eingespielter wirkte, lenkte er die Konversation schlussendlich eben auch auf die Punkte, um die es beim Thema Frauen nun einmal ging. Es fiel ihm auf jeden Fall deutlich leichter, eine Frau zu beschreiben, die er anziehend fand. Der Halbgott hingegen hatte zwar auch so seine Favoriten hinsichtlich Äußerlichkeiten, doch konnte er das einfach nicht so verbalisieren. Immerhin brachte er in punkto Ausstrahlung etwas Wichtiges ins Gespräch ein.
Glücklicherweise wirkte ihre Unterhaltung dadurch sehr natürlich und unauffällig, weswegen sie nebenher gekonnt die Augen offen halten konnten, um die Frauen abzuchecken. Natürlich steckte keine unlautere Absicht dahinter, suchten sie schließlich eine ganz spezielle Frau, aber so betrachtete man die beiden Männer eben einfach als Männer, die in eine Bar gekommen waren, um sich nach weiblicher Gesellschaft umzuschauen. Eine natürlichere Tarnung hätten die beiden Magier gar nicht aufbauen können, wie Mareo fand. Da hatte der Finsternismagier wirklich ganze Arbeit geleistet, denn dieses Vorhaben hatte er zügig an das Dazustoßen des Godslayers angepasst. Während sie also ihr Getränk genossen und nebenher weiterhin Aufklärung betrieben, thematisierten sie die eingebrachte Ausstrahlung. Dazu bot sich ein Tisch mit zwei Damen natürlich bestens an, die der Dargin zügig ausfindig gemacht hatte. Um Mareo zu verdeutlichen, was Ausstrahlung bedeuten konnte, analysierte er offen eben jene Ausstrahlung, die beide Damen an den Tag legten.
Aufmerksam lauschte der Halbgott und nippte zwischenzeitlich an seinem Drink. Die gesprochenen Worte seiner neuen Bekanntschaft glich er sofort mit der Außenwirkung der Frau ab, nur um festzustellen, dass die Analyse ziemlich eindeutig war. Charon, dieser Mistkerl! Der Kerl hatte es ja echt raus, wie man die Ausstrahlung einer Frau zu lesen hatte. Sein Interesse an den Damen war nicht weniger zügig dahin geschieden, wie das des Finsternismagiers. Keine der beiden Frauen strahlte das aus, was den Halbgott anziehen würde, ebenso wenig affektierte es seinen Trinkkumpanen. „Du hast echt ein Auge dafür“, kommentierte der Halbgott lächelnd. Doch nun wurde es tatsächlich schwierig. Welche Ausstrahlung war denn dazu in der Lage, die Aufmerksamkeit des Halbgottes auf sich zu ziehen und ihn zu bannen? Darüber hatte er sich tatsächlich noch nie so wirklich Gedanken gemacht, aber nun war offenbar die Zeit gekommen, sich ein wenig damit auseinander zu setzen. Doch zunächst lausche er der Erzählung der Sphinx.
„Das klingt wirklich sehr vereinnahmend, Charon“, stellte Mareo fest und nippte dann an seinem Drink. Kurz ließ er seinen Blick durch die Bar wandern, um einmal wieder alles im Blick gehabt zu haben, ehe er die Seelenspiegel seines Trinkkumpanen in den Fokus nahm. „Ich finde helle Haarfarben auch sehr interessant, habe aber auch nichts gegen dunkle Haarfarben einzuwenden. Das Gesamtbild muss einfach stimmig sein“, erklärte Mareo also schlussendlich. „Im Grunde hast du bereits alles genannt“, stellte er nüchtern fest. Die beiden Männer waren sich da wohl ziemlich ähnlich, wie es schien. „Eine Frau muss mir einfach das Gefühl vermitteln, dass ich mich bei ihr fallen lassen kann, ohne befürchten zu müssen, mich dabei zu verletzen“, ergänzte er dann aber noch. Dieses gewisse Etwas, wonach er suchte, zu beschreiben war echt keineswegs einfach. Das war einfach etwas, was er fühlte und feststellte…oder eben nicht. „Zugegeben. Mein Erfahrungsschatz ist begrenzt, aber das wirst du sicher schon festgestellt haben“, lächelte der Halbgott eher verlegen und nippte abermals an seinem Drink. Ein letztes Mal ließ er seinen Blick durch die Bar wandern, doch selbst sein God’s Eye konnte einfach nicht das erkennen, wonach sie hier eigentlich suchten. „Fehlanzeige. Die Eine ist sicherlich nicht hier“, berichtete Mareo seinem Kumpel also und blickte daraufhin wieder zu ihm. Ob sie noch einen tranken und dann weiterzogen oder bereits jetzt die Bar wechselten? Es war die Entscheidung des Dargin, der ja im Grunde der Kopf dieser, nennen wir es einfach Mission, ist.
Ob Charon wirklich gerade für Frauen ein Auge hatte? Er achtete ein Stück weit auf sie, mit Sicherheit, aber schlussendlich fand sein Talent zur Beobachtung, das er im Zuge seiner Forschungen sehr bewusst geschürt hatte, in allen Lebenslagen Anwendung. Gerade über Menschen hatte sich der Dargin in den letzten Jahren so einige Gedanken gemacht, seit er aufgehört hatte, seine Beziehungen zu anderen so emotional zu betrachten. Stattdessen warf er einen analytischeren Blick auf sie, einen distanzierteren. Ob das wirklich der bessere Weg war, das konnte wohl niemand sagen. Mareos Zunge schien sich durch die etwas deutlichere Einschätzung des Magiers auf jeden Fall ein wenig zu lockern, sodass der sich endlich ein wenig offener äußern konnte, was seine Interessen anging. „Natürlich, das Gesamtbild muss stimmen. Ich würde sagen, die meisten Frauen sehen auf ihre Weise gut aus“, nickte Charon. Ja, auch wenn er helles Haar bevorzugte, würde er eine liebenswerte Dunkelhaarige sicher nicht weniger beachten. Schlussendlich war der entscheidende Punkt im ersten Augenblick wohl wirklich die Ausstrahlung... und dann im Anschluss, wie sich das Gespräch entwickelte. Manche Leute stellten sich als deutlich interessanter heraus, wenn man sie ein wenig kennen gelernt hatte. Und schlussendlich waren es diese Eigenschaften, das Interessante und das Neue, die Charon faszinierten.
„Das Gefühl, mich ohne Furcht fallen lassen zu können, hm...“, murmelte das Weißhaar auf die Worte des Celeris hin, hörbar nachdenklich. Sein Blick verlor für ein paar Augenblicke den Fokus, schien ins Nichts zu gehen. Offenbar bewegte die Aussage ihn mehr, als Mareo vermutlich erwartet hatte. Das Gefühl, das er beschrieb, war eines, das der Dargin nicht kannte. Unterstützung zu erhalten, geschützt zu werden... Das waren Gedanken, die ihm schon früh im Leben ausgetrieben worden waren. Man konnte sich auf niemanden verlassen außer auf sich selbst. Die wenigen Menschen, die sich wirklich um dich scherten, waren nicht da, wenn man sie brauchen würde. Nur jene, die auf sich selbst aufpassen konnten, hatten einen Schutz davor, unterzugehen. Dementsprechend hatte er nie die Neigung entwickelt, sich auf Andere zu verlassen oder sich bei anderen Menschen sicher zu fühlen. Charon Dargin war derjenige, der anderen Menschen Sicherheit gab, der immer perfekt und unfehlbar auftrat. Er wusste, was los war, er war unverwüstlich und immer in der Lage, die Situation zu retten. Auf jemand anders verlassen? Musste er nicht. Wollte er nicht. Konnte er nicht. Schlussendlich war er immer auf sich alleine gestellt. „... klingt eigentlich gar nicht so übel“, meinte er fast schon melancholisch, ein Lächeln auf den Lippen, während er sich wieder zurücklehnte. „Ich hätte nichts dagegen, auch mal so jemanden kennen zu lernen...“ Ein paar Momente lang saß er da, schwieg, während der Gedanke durch seinen Kopf wanderte. Dann wandte er sich um und klopfte grinsend auf den Tresen. „Eine Runde noch! Die geht auf den hübschen Kerl an meiner Seite!“
Wie nicht anders erwartet, stellte sich die erste Bar nicht gleich als Glückstreffer heraus. Dennoch folgte der Dargin methodisch dem Plan, den er aufgestellt hatte. Er nahm zwei Drinks, gab der Location genügend Zeit, dass sich die Lage noch ändern konnte, doch als das nicht passierte, trauerte er der Möglichkeit nicht hinterher. Stattdessen war es Zeit, sich noch einmal auf den Weg zu machen, ein wenig die frische Luft zu genießen, bis sie die zweite Bar des Abends erreicht hatten. Noch standen sie ziemlich am Anfang. Charon konnte noch gut nachlegen. „Ich hoffe, du bist noch fit? Wird sicher noch ein langer Abend“, lachte er fröhlich und klopfte Mareo auf den Rücken. Wie trinkfest sein blonder Kumpan wohl sein würde? „Da sind wir auch schon... ah.“ Der fröhliche Gesichtsausdruck des Dargin ließ etwas nach und er nahm kurz Mareos Arm, um ihn zurück zu halten. Ein Stück vor ihm kamen ein Mann und eine Frau die Straße herunter, die in schützende Kleidung gehüllt und mit dem blauen Symbol deutlich als Eines zu erkennen waren: „Runenritter...“ Was machten die Spießer denn hier? Naja, vermutlich nichts von Bedeutung, wie immer. Natürlich gingen die beiden genau in die Kneipe, in die die Götterjäger auch wollten. Kurz seufzte Charon, ehe er wieder sein charmantes Lächeln aufsetzte. „Nun ja, lassen wir uns nicht aufhalten. Rein mit uns!“
Was die Offenheit bezüglich dieses Themas anbelangte, so waren sich Charon und Mareo schon sehr gegensätzlich. Während der Finsternismagier keine Probleme damit hatte, seine Vorlieben zu benennen und entspannt darüber zu berichten, was für eine Ausstrahlung ihn erreichte, so war der Blitzmagier im Vergleich doch sehr verklemmt und kleinlaut. Das lag mitunter natürlich an seinen wenigen Erfahrungen, aber eben auch an der Tatsache, dass er eigentlich noch nie einen guten Freund hatte, mit dem so etwas thematisiert wurde. Für den Blondschopf war dieses Gespräch also eine Feuerprobe, so viel stand fest. Dennoch konnte er zumindest ein paar wenige Einblicke gewähren, zumal Charon idealerweise ohnehin das Meiste bereits benannt hatte, worin sie konform gingen. Der Halbgott würde schon erkennen, welche Frau ihn ansprach und welche nicht, aber dieses Gesamtbild zu verbalisieren war für ihn dann doch sehr schwer.
Eine Aussage vom Godslayer brachte den Crimson Sphinx Magier jedoch zum nachdenken, denn offenbar hatte Mareo da einen Punkt getroffen, der selbst für Charon von besonderem Augenmerk war. Das Gefühl sich fallen lassen zu können, ohne einen Sturz zu befürchten. Das war etwas, was sich Mareo als Gefühl bei einer Frau erhoffte und so nachdenklich wie der Finsternismagier damit umging, vermutete der Blondschopf, dass er diese Erfahrung bisher wohl noch nicht gemacht hatte. Wie genau der Dargin tickte, vermochte der Halbgott ohnehin nicht zu erahnen, doch selbst wenn man stets für alle der unerschütterliche Fels in der Brandung war, so gab es doch immer das Bedürfnis, auch selbst einen zu haben. Selbst wenn dieses Bedürfnis unheimlich tief in der Seele verborgen war und gar nicht mehr bewusst empfunden wurde. Spätestens wenn Charon die Frau traf, die ihm genau das Gefühl vermittelte, sollte sich wohl auf kurz oder lang alles ändern. „Nicht wahr?“, schmunzelte der Blitzmagier.
Charon läutete noch eine Runde in dieser Kneipe ein, ehe sie zur nächsten Lokalität wechseln würden. Entsprechend motiviert nickte der blonde Fairy Tail Magier und bestellte sofort die nächste Runde, die auch nicht lang auf sich warten ließ. Dieses Mal war er dran mit bezahlen, was für den gut betuchten Magier im Regelfall kein Problem darstellte. Das er sich hier gerade einen chronischen Pleitegeier zum Freund machte, sollte er natürlich erst in ferner Zukunft erfahren und wahrscheinlich auch einmal bitter bereuen, aber dazu später mehr. „Auf die schönen Frauen“, stieß der Halbgott dann mit ihm an und nippte sogleich am Getränk. Sie hielten auch weiterhin die Augen offen, mussten aber nüchtern feststellen, dass sie hier nur noch ihre Zeit vergeudeten. Nachdem die Location also ausreichend Zeit bekam, sich als Zielort zu beweisen, es aber nicht tat, verließen die beiden Magier das Lokal. Es wurde Zeit für das nächste Lokal, um weiterhin dem methodischen Plan des Finsternismagiers zu folgen.
„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bange eher um unser Kleingeld“, entgegnete der Halbgott lachend, während er die Hand von Charon an seinem Rücken gespürt hatte. Sie wirkten völlig natürlich und wie Kumpels, die am Abend einen drauf machen wollten und das war für ihr eigentliches Vorhaben wirklich ideal. Schlussendlich waren sie ja auch genau das, wenn ihre Götterjagd erfolglos blieb, also wurden gekonnt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie erreichten das nächste Lokal und wollten gerade eintreten, doch Charon hielt ihn kurzerhand zurück, als er eine Entdeckung machte. Zwei Runenritter betraten gerade das Lokal, in welches sie auch wollten und das konnte mitunter Schwierigkeiten bedeuten. Es gab zwar augenscheinlich keinen besonderen Grund für ihr auftauchen, aber wenn Charon und Mareo ihr Ziel dingfest machen wollten, konnte durchaus Ärger entstehen. Der Blondschopf nickte zufrieden. „Genießen wir den Abend!“, stimmte er dem Finsternismagier zu und schon befanden sie sich im Lokal.
Im Inneren wirkte es sehr harmonisch, dank der gediegenen Beleuchtung, der offenen Raumgestaltung und den vielen hölzernen Ornamenten. Hier konnte man sowohl ausgelassen entspannen und trinken, aber auch zur Musik tanzen, die im Hintergrund das Lokal sanft beschallte. Ihr Weg führte sie geradewegs an den Tresen, um das erste Getränk in diesem Lokal aufzugabeln. Erst nach Erhalt der alkoholischen Flüssigkeit, würden sie sich wieder ihrer Aufgabe widmen und das Lokal auf Herz und Nieren prüfen, ohne dabei aufzufallen. Natürlich würden dieses Mal auch die beiden Runenritter im Auge behalten werden, stellten sie gegebenenfalls ein Problem dar. „Hoffentlich finden wir hier eine Aphrodite, für die es sich zu bemühen lohnt“, sprach Mareo doppeldeutig. Sollen die umher stehenden Gäste ruhig denken, dass sie auf Schürzenjagd waren.
„Heute ist nicht die Nacht, um sich Sorgen um Geld zu machen“, grinste Charon, während er und Mareo das zweite Lokal des Abends betraten. Es war nicht nur eine Erinnerung an seinen Partner, sondern auch an sich selbst. Der Dargin wusste sehr genau, dass er sich solche Eskapaden eigentlich nicht leisten konnte, aber heute diente es einem höherne Zweck. Jeder einzelne Jewel war eine sinnvolle Investition. „Auf uns!“, erwiderte er beim Anstoßen, nickte Mareo zu, ehe er den nächsten Schluck nahm und seinen Blick durch das Lokal schweifen ließ. „Irgendwie sticht mir die Aphrodite noch nicht so ins Auge...“, seufzte er mit einem kurzen Kopfschütteln und lehnte sich auf seinem Hocker zurück, um Mareo in die Augen zu sehen. „Aber hey, wenn hier schon nicht die ist, die ich suche, finden wir ja vielleicht deine Aphrodite? Siehst du hier jemanden, der dir gefällt?“ Natürlich bestand die Chance, dass die Schönheit ohne Vergleich noch durch die Tür kam, aber Charon hatte seine Zweifel. Er fühlte es hier einfach nicht. Spätestens, als er das dritte Glas geleert und am vierten genippt hatte, war er sich ziemlich sicher, dass sie hier nicht fündig werden würden. „Ah, ich hab ein schlechtes Gefühl bei der Sache...“, murmelte er vor sich hin, nicht ganz so fokussiert wie noch am Anfang. Auch wenn der Dargin darauf achtete, nicht zu schnell zu trinken, machte sich der vierte Schnaps doch langsam bemerkbar. Sein irritierter Blick fiel noch einmal auf die beiden Runenritter, die sich angeregt unterhielten. „Pah... Siehst du die zwei da? Der Kerl ist ein totaler Spießer, das sieht man doch gleich.“ Er achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen, aber ganz ehrlich: Dieser Typ wollte doch, dass man über ihn herzog! Während seine Begleiterin ihre Uniform ein wenig gelockert hatte und versuchte, sich an ihn zu lehnen, hockte er total steif auf seinem Platz und sah sie kaum an, fokussierte sich mehr auf seinen Bierkrug als auf seine Begleitung. Auch seine Miene war deutlich weniger angeregt, und wenn er sprach, konnte man gut beobachten, wie die Stimmung seiner Partnerin einen Dämpfer bekam, ehe sie einen Schluck nahm und sich wieder hoch putschte. „Ich wette, er meckert über die Arbeit... Typisch für die Sippe. Machen uns bei Crimson so einen Ärger, weil sie sich für was Besseres halten, aber privat sind das alles Versager. Versager, sag ich dir!“
Frustriert hob der Dargin sein Glas, kippte den übrigen Alkohol weg, ehe er es kräftig auf dem Tresen abstellte und noch einmal den Kopf schüttelte. „Auf den Kerl hab ich echt keine Lust. Wir treffen hier eh niemanden, der sich zu treffen lohnt“, meinte er und deutete auf Mareos nächstes Glas. „Ich denke, du solltest austrinken. Gehen wir weiter“, meinte er, ehe er ein Grinsen aufsetzte. „Lang kann's nicht mehr dauern! Ich hab's im Gefühl, Mareo! Aphrodite ist näher als wir denken!“
Das mittlere Kind einer mittelständigen Familie hatte recht. Sie sollten sich keine Sorgen um ihr Geld machen, denn ihr Auftrag erforderte eben auch entsprechende Opfer, die in Kauf genommen werden mussten. Sie tranken heute für einen guten Zweck und jeder Jewel war diese Investition natürlich vollkommen wert, oh ja. „Du hast recht. Selbst wenn wir erfolglos bleiben, so ist jeder Jewel bestens investiert, schließlich ist das unser erster Abend in unserer kommenden Freundschaft!“, lachte er amüsiert zurück und schon waren sie auch mit Getränken ausgestattet. Sie stießen an und sprachen einen Toast auf sich aus, ehe der Alkohol auch schon mit angenehmen Brennen die Kehle hinab gegossen wurde. Ihre Blicke checkten das Lokal ab, auf der Suche nach einer spezifischen Frau und doch sprach Charon zügig das aus, was die göttlichen Augen des Celeris gleichwohl bestätigten. Die gesuchte Aphrodite war nirgends ausfindig zu machen, aber das hieß natürlich nicht, dass sie nicht an einer anderen Aphrodite suchen konnten. Trotz Auftrag waren sie schlussendlich zwei Männer in einem Lokal mit dem Potential, eine Frau aufzureißen. Erneut ließ Mareo also seine göttlichen Augen durch die Lokalität wandern, ehe er mit seinem Glas auf eine Frau deutete, die ebenfalls an der Bar stand.
„Sie da. Etwa 1,70 groß, schlanke 55 Kilo und dunkelblaues, schulterlanges Haar. Ihre hellgrünen Augen sind auch nicht zu verachten“, analysierte der Godslayer kurzerhand und beschrieb die Frau damit. Sie wirkte sympathisch und einladend, aber auch niedlich und bodenständig, fast schon zu ordentlich für ein solches Lokal. Ob auch Charon ein Auge für sie haben konnte? Wer wusste das schon, denn helle Haare hatte sie zumindest keine. Aber bei einem Gefühl waren sie sich ihren Aufenthalt über uneingeschränkt einig: Zweifel. Sie zweifelten doch stark, dass sie hier fündig wurden, denn dieser Laden gab es einfach nicht her. Die Atmosphäre war von seltsamer Natur, die Schnäpse nicht unbedingt hochwertig und die Gäste ließen auch zu wünschen übrig, ganz zu schweigen die beiden Runenritter. Der Dargin ließ es sich natürlich nicht nehmen, gleich seine Ansicht über Runenritter einfließen zu lassen. Welch Glück waren sie auch dahingehend auf einer Wellenlänge. „Und ihre Signale versteht er überhaupt nicht“, pflichtete Mareo ihm bei, als der Kerl als Spießer bezeichnet wurde. „Hör mir auf, Charon“, lachte Mareo leise und nippte am Schnaps. „Fairy Tail hat ständig Ärger mit denen…ich persönlich dadurch nicht gerade weniger. Einfach nur ein Haufen von Vollpfosten“, erklärte er. Verfluchte Runenritter!
Charon trank aus und gab seinen Unmut bekannt. Hier waren Hopfen und Malz verloren, doch war Charons Plan deswegen zweifelsohne erfolgversprechend. Sie mussten nur Geduld haben, fleißig trinken und die Augen offen halten. „Oh ja, natürlich“, bestätigte Mareo und exte sein letztes Glas, ehe er sich kurz schüttelte. Nachher hatte er sicherlich ordentlich den Helm lackiert, sich ordentlich die Rinne verzinnt, sich sagenhaft einen unter die Rüstung gerömert. Er klopfte dem Finsternismagier einmal auf die Schulter und grinste. „Im nächsten Laden haben wir Erfolg, versprochen! Unsere Aphrodite wird da sein!“, lächelte er zuversichtlich und schon begaben sich die beiden hübschen Kerle zurück an die frische Luft, um den Weg zum nächsten Lokal einzuschlagen. Langsam wurde es jedenfalls echt Zeit, fündig zu werden, bevor die beiden Männer tatsächlich mit einer Art zweiten Wahl heim gingen. Gut gelaunt, motiviert und voller Zielstrebigkeit sollte die Sauftour dann weiter gehen. Die Gesellschaft genoss Mareo auf jeden Fall sehr, denn der Blondschopf wusste, dass er vom Dargin noch einiges lernen konnte.
“Jawohl! Auf unsere Freundschaft!”, grinste Charon auf Mareos kleine Rede hin. Ja, er hatte Recht, jeder einzelne Jewel war gut investiert - selbst, wenn man von der Göttin absah, die sie einzufangen versuchten. Manchmal brauchte man eben auch einen Abend zusammen, um sich einfach ein wenig zu unterhalten und die Welt passieren zu lassen - selbst wenn der Freund, mit dem man diesen Abend verbrachte, einer war, den man vorher kaum gekannt hatte. Tatsächlich stellte sich der Celeris als sehr angenehmer Zeitgenosse heraus. Im Allgemeinen hatte Charon keine Probleme mit den Mitgliedern Fairy Tails, auch wenn seine elegante Art nicht mit vielen davon harmonierte und ihr Zerstörungswille ganz schön gegen die Grundsätze seiner Gilde ging. Gerade Mareo war aber jemand, mit dem er sich eine sehr angenehme Zusammenarbeit vorstellen konnte. Wenn er sich in Zukunft noch einmal mit dieser Gilde die Hände reichen musste, wusste er, nach wem er fragen würde… “Guter Geschmack! Nicht ganz mein Typ, aber sie wirkt sehr herzlich. Wie jemand, der sich gern um andere kümmert”, meinte Charon mit einem anerkennenden Nicken, als Mareo dieses Mal tatsächlich ganz von selbst eine hübsche Frau entdeckte. Diese Entwicklung musste doch bestärkt werden! Der Dargin nippte an seinem Getränk, während er sie noch einen kurzen Moment länger beobachtete. “Ich könnte mir vorstellen, dass sie eine gute Köchin ist. Großer Pluspunkt!” Ja, dieser Mareo verstand echt, was ihm zu gefallen hatte und was nicht! Selbst bei den Runenrittern waren sie sich einig! Der Kerl war eine Pfeife und der ganze Verein ein großes Ärgernis. “Dass die andere Gilden aber auch nie in Ruhe lassen können… immer müssen die urteilen, urteilen, urteilen. Wir zeigen den Mistkerlen doch auch unseren Respekt!”
So langsam entglitt Charons Wortwahl zunehmend seiner üblichen, gehobenen Art. Er merkte kaum, wie der Alkohol ihn beeinflusste, aber jetzt, wo sie bereits die dritte Bar verließen, machten sich die Drinks bemerkbar, und nach der vierten konnte man nicht nur in seiner Stimme, sondern auch in seinen Bewegungen sehen, dass sie nicht mehr ganz so kontrolliert und sicher waren wie sonst. Ein natürliches Mindestmaß an Eleganz hielt er noch ein, aber seine Schritte waren ein wenig unsicherer, seine Arme hingen ein wenig, sein Oberkörper war ein Stück weiter nach vorne gekippt, als er sein sollte. Den Weg zur fünften Bar hätte er allerdings noch immer geschafft, wenn ihnen nicht vorher etwas in den Weg gekommen wäre. Die Augen des Dargin weiteten sich, als er die junge Frau sah, die ihm entgegen kam. Im sanften Mondschein schien sie richtig zu strahlen, eine Schönheit mit wallendem Haar und hellen Augen, die mit roten Wangen und hoffnungsvollem Blick zu ihm aufsah. “Ah… einen schönen Abend, ihr zwei”, sprach sie mit ruhiger, reizender Stimme, während sie auf die beiden jungen Herren zutrat. Sie schwankte kurz, verlor das Gleichgewicht, und als sie auf Charon zu fiel, fing er sie wie selbstverständlich auf, als würde sich sein Körper von selbst bewegen, angezogen von ihrer perfekten Form. Eine Röte breitete sich auf den Wangen des Weißhaarigen aus. Das Sinnbild der Schönheit, das er sein Leben lang gesucht hatte… Hatte er es etwa gefunden? “Oh… vielen Dank”, meinte sie kleinlaut, während der Dargin ihr wieder beim Aufstehen half, und lächelte erst ihn, dann Mareo an mit dem sanftesten, liebevollsten Lächeln, das er je gesehen hatte. “Ich fürchte, ich habe etwas zu viel getrunken… Wärt ihr so gut, mich nach Hause zu begleiten?”
Es war schon erstaunlich wie gut die beiden Götterjäger miteinander harmonierten, wenn man bedachte, wie kurz sie sich eigentlich kannten. Man konnte dabei nicht einmal das Wort Kennen verwenden, so kurz war es. Im Grunde waren sie eher flüchtige Bekannte, doch beide Männer waren sich offenbar einig, dass dieses Aufeinandertreffen großes Potential hinsichtlich einer Freundschaft hatte. Entsprechend stießen sie an und genehmigten sich ihre Drinks, um diese Tatsache gebührend einzuläuten, wenngleich die Lokalität echt zu wünschen übrig ließ. Immerhin hatte der Blondschopf eine attraktive Frau ausgemacht, die ihn total angesprochen hatte und der Dargin vermutete in ihr sogar eine gute Köchin, was natürlich deutlich für Pluspunkte sorgte. Dennoch blieb keine Zeit, diese Frau kennen zu lernen, denn die beiden Magier arbeiteten ja eigentlich. Charon und Mareo machten einfach das Beste aus dem restlichen Abend und nutzten die anwesenden Rune Knights, um sich ein wenig über diese auszulassen. Interessanterweise waren sie auch in Bezug auf diese Militärgilde einer Meinung, schließlich hatte Mareo auch schon Zuhauf schlechte Erfahrungen mit denen gesammelt. Er zweifelte gewiss nicht an deren moralischer Einstellung und auch nicht an dem Gesetz, welches sie vertraten, aber diese Trottel kamen ständig zu spät und sie taten den lieben langen Tag nichts anderes außer zu urteilen. Die Wortwahl des Dargin wurde zunehmend abgehobener, doch daran störte sich Mareo nicht, schließlich war er auch abgehoben, wenn es um die Runenritter ging. "Ganz mein Reden, Kumpel!"
Gemeinsam verließen die beiden Männer das Lokal und begaben sich direkt ins Vierte, um die Sauftour und ihre Suche fortzusetzen. Mit zunehmender Anzahl an Drinks nahm auch deutlich die Beeinflussung dieses Giftes zu, so war es schlussendlich nicht nur die Sprache der Männer, die allmählich abdriftete, sondern auch ihre Bewegungen und Haltung. Ähnlich wie Charon, hatte auch der Halbgott damit zu kämpfen, gerade Linien zu gehen und seine sonst so stolze Körperhaltung aufrecht zu erhalten. Immerhin erfüllten sie das Mindestmaß an Eleganz und Coolness, doch viel länger sollte der Abend nicht gehen, wenn sie ihn irgendwie überstehen wollten. Und schon stand der Weg zur fünften Bar auf dem Terminplan, doch dort sollten die Magier gar nicht erst ankommen. Es hatte sich etwas in ihren Weg begeben, was für deutlich spürbare Ablenkung sorgte, denn augenscheinlich waren sie fündig geworden. Oder besser gesagt: sie wurden gefunden. Neugierig folgten Mareos goldgelben Iriden den großen Augen des Finsternismagiers, bis diese eine junge Schönheit erblickten, die nicht von dieser Welt sein konnte. Sie fühlte sich an wie die Perfektion selbst und für einen Augenblick schien Mareo nicht weniger angezogen zu werden, wie Charon.
Erst als der Dame ein Fauxpas passierte und der Crimson Sphinx Magier zur Hilfe schnellte, um sie aufzufangen, änderte sich die Betrachtung des Godslayers. Dieser Frau lag eine Aura zu Grunde, die ihm irgendwie bekannt vor kam und die sich interessanterweise auch etwas vertraut anfühlte. Zuletzt hatte er dieses Gefühl an der Statue von Aphrodite wahrgenommen, oben im Tempel der Berggötter. Verflucht, warum hatten sie nur so viel getrunken? Sie hatten hier eindeutig etwas Göttliches vor Augen und waren nun zu angeheitert, um rational damit umzugehen. Insbesondere Charon schien in ihrem Bann zu liegen, hatte er sogar rote Wängchen bekommen, was natürlich nicht gerade gut war. Die Schönheit hatte die beiden Kerle begrüßt, sich herzlichst bei Charon für die Rettung bedankt und sich schlussendlich mit dem wohl liebevollsten Lächeln an die beiden Magier gewandt, um einen Gefallen zu erbitten. Sie gab an zu viel getrunken zu haben und fragte, ob sie sie nach Hause begleiten könnten, augenscheinlich um auf sie Acht zu geben, doch irgendetwas stimmte hier nicht. Allerdings durften sie diese Chance auch nicht versauen, da sie vermutlich keine Zweite erhielten und daher verzichtete der Halbgott darauf, etwas Unüberlegtes zu tun.
Stattdessen erwiderte er einfach dieses liebevolle Lächeln und nickte. „Natürlich werden wir dich begleiten. Wir können dich ja schlecht allein hier draußen lassen“, entgegnete Mareo also hilfsbereit und offen, ihr helfen zu wollen. Ihr zu folgen, sie im Auge zu behalten und bei geeigneter Gelegenheit zuschnappen war deutlich besser, als ihr nun direkt die Ketten anzulegen. Hoffentlich kam Charon noch zur Besinnung, andernfalls musste Mareo bei passender Gelegenheit nachhelfen, um ihn zurück in die Spur zu bringen. Aktuell konnte ihr Einfluss auf den Weißhaarigen aber auch einen gewissen Vorteil mit sich bringen, nämlich Tarnung. Der Celeris würde einfach mitspielen und Charon war ohnehin völlig natürlich. Doch warum verfiel Mareo dieser enormen und übernatürlichen Anziehung nicht?
Die junge Frau in Charons Armen war wirklich ein Kunstwerk, als hätte ein Meister unter den Künstlern sie aus Stein gemeißelt. Nie hatte der Dargin etwas gesehen, das so sehr sein Ideal der Schönheit spiegelte. Selbst der endlose Nachthimmel über Aloes Wüste verblasste in ihrem Angesicht. Hatte sein Herz da für einen Moment ausgesetzt? „Es gibt nichts, wofür Sie sich bedanken müssten“, versicherte er, während er ihr wieder dabei half, einen sicheren Stand zu bekommen. Einen Arm hatte er an ihre Taille gelegt, mit der anderen stützte er ihren Arm, bis sie sich wieder ordentlich gefangen hatten. In der Bewegung trafen sich ihre Augen, und Charon verspürte einen starken Drang, den Blick nie wieder von ihr zu nehmen. „Mein Name ist Charon Dargin, und es ist mir eine Freude“, stellte er sich vor, ohne dass sie gefragt hätte. „Darf ich Ihren Namen erfahren?“ „Oh... ich heiße Cytherea“, lächelte sie sanft. „Aber Cyth genügt. Freut mich, Charon.“ Langsam richtete sie sich wieder ordentlich auf, wand ihren Blick von dem Dargin ab, um ihr wunderschönes Lächeln auch Mareo zu schenken. „Und du? Wie ist dein Name?“
Wie Mareo bereits bestätigt hatte, begleiteten die beiden Magier die junge Dame gerne durch die düstere Nacht. Wer wären sie auch, eine unschuldige, einsame Frau alleine in einer gefährlichen Nacht wandeln zu lassen? Als wahrer Gentleman könnte Charon das niemals mit sich vereinen! „Ah, wir sind nur zwei Freunde, die die seltene Gelegenheit eines Treffens für einen schönen Abend zusammen genutzt haben“, versicherte Charon ausschweifend, als Cyth nachhakte, was die beiden denn hierher brachte. Der Dargin lachte fröhlich, war ausgelassen und offenherzig. Schwer zu sagen, ob das vom Alkohol kam oder von der Gegenwart einer bezaubernden Dame. „Und dank dir ist der Abend gleich noch schöner geworden. Erzähl uns doch ein wenig von dir, Cyth. Du warst doch sicher nicht allein unterwegs, als die Nacht gestartet ist, nicht wahr?“ Sie kicherte, schien sich über die Aufmerksamkeit zu freuen, während sie den beiden Herren schöne Augen machten. Oh, und wie schön die Augen waren. Ihr tiefes, kühles Blau zog wirklich den Blick dorthin, fesselte ihn geradezu. Als wäre sie dafür gemacht, die Aufmerksamkeit von Männern zu gewinnen. „Nein, das stimmt. Ich war mit zwei Freundinnen unterwegs“, meinte sie mit einem Schmunzeln, ehe sie seufzte und den Kopf schüttelte. „Aber dann kamen ein paar Jungs und haben ihnen die Köpfe verdreht... Könnt ihr das glauben? Sitzen gelassen für ein paar junge Hüpfer...“, sie seufzte, ehe sie ihren Blick wieder hob und nun Mareo in die Augen sah, sanft mit ihrer Hand seinen Arm entlang strich. „Aber naja, das ist ihr Pech. Dafür habe ich noch schönere Gesellschaft gefunden, hehe.“ Sie blieb stehen, blickte das Haus hinauf, das sich vor ihnen aufbaute. Etwas zögerlich deutete sie auf die Eingangstür. „Hier wären wir... vielen Dank für eure Hilfe, ihr Süßen“, meinte sie mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen. „Hey, sagt mal... ich muss vermutlich erst mal ein bisschen Kaffee trinken, um wieder nüchtern zu werden. Möchtet ihr vielleicht auf eine Tasse mit reinkommen.“ Charon lachte, ein breites Grinsen im Gesicht. „Sicher wollen wir das. Nicht wahr, Mareo?“, meinte er und sah seinem Partner in die Augen. „Genau dafür sind wir schließlich hier...“
Wie sich herausstellte, war Charon nicht nur ein solider Trinker und ein geschickter Taktiker, sondern auch noch ein begnadeter Charmeur. Der weißhaarige Magier war ein attraktiver Mann mit vereinnahmender Ausstrahlung, der seinen Charme durchaus einzusetzen wusste und das machte ihn eben auch außerhalb eines Schlachtfeldes zu einer starken Persönlichkeit, so zumindest nahm der Blondschopf es wahr. Das der Dargin natürlich auch seine Lasten zu tragen hatte, stellte Mareo keineswegs in Frage, doch spielte das gegenwärtig keine wirkliche Rolle. Es war trotz göttlicher Augen jedoch schwer zu erkennen, ob der Finsternismagier der Anziehung der Frau erlegen war oder ob er hier eine verteufelt gute Nummer spielte. Mareo empfand diese Frau ebenfalls als bildschön und eben nicht von dieser Welt, aber eine Anziehung vermochte er nicht wahrzunehmen. Stattdessen hatte er ein merkwürdiges Gefühl der Vertraut- und Verbundenheit mit dieser Frau, welche er sich keineswegs erklären konnte. Dieses Gefühl hatte er zuvor oben im Tempel der Berggötter verspürt, doch nicht weiter beachtet gehabt.
Der charmante Charon unterhielt sich gediegen mit der Frau, die vermeintlich zu viel Alkohol intus hatte und brachte somit ihren Namen in Erfahrung. Sie nannte sich Cytherea, was ein ziemlich schöner Name war, zumal sie den beiden Männern gleich noch einen Spitznamen mit an die Hand gab. Ihr wunderschönes Lächeln erreichte nun auch den Halbgott, der seinerseits natürlich auch ein charmantes Lächeln aufsetzte. „Du darfst mich Mareo nennen, meine liebe Cyth“, entgegnete er nicht weniger charmant als Charon es gegenwärtig tat. Gemeinsam hatten sich die Männer dazu entschieden, diese Frau nach Hause zu begleiten, schließlich ziemte es sich für einen Gentleman nicht, sie allein durch die Nacht wandern zu lassen. Und auch wenn Mareo durchaus einen Verdacht schöpfte, so wollte er nicht billigend in Kauf nehmen, eine Frau allein zu lassen, falls er sich mit seinem Gefühl irrte. Dadurch das Mareo den guten Charon aber nicht sonderlich gut kannte, konnte der Halbgott keineswegs einschätzen, ob sich dieser einfach nur charmant verhielt, weil er den gleichen Verdacht hegte oder ob er vollends unter ihrem Bann stand.
Vorerst war dies jedoch ihr taktischer Vorteil und den wollte der Celeris natürlich nicht ruinieren. Er spielte daher einfach mit und mimte den angetrunkenen Freund von Charon, der nicht minder an dieser Frau interessiert war, als der Haudegen der Finsternis. Dieser erzählte der Frau, was die beiden Männer in der Nacht so trieben und erfragte zugleich mehr Informationen über sie, wo Mareo natürlich ebenso genau zuhörte. Sie war mit ihren Freundinnen unterwegs, die nun jedoch mit ein paar jungen Hüpfern verschwunden waren, doch war sie zugleich froh, nun ebenso gute Gesellschaft genießen zu dürfen. „Ein Glück für uns, dass deine Freundinnen dich allein gelassen haben. So haben auch wir das Glück, eine derart reizende Gesellschaft genießen zu dürfen“, erklärte Mareo und lächelte vielsagend. Dann erreichten sie auch schon die Unterkunft der reizenden Frau und sie deutete auf den Eingang. Wie Mareo bereits erwartete, lud diese mysteriöse Frau sie noch dazu ein, mit ihr gemeinsam einen Kaffee zu trinken und das natürlich in ihren vier Wänden. Charon bestätigte diese Einladung direkt und holte sich eine Rückversicherung des Halbgottes ein.
„Der Abend ist noch jung und einen solch reizendes Angebot erhält man nun nicht jeden Tag“, bestätigte Mareo also charmant lächelnd und blickte dem Finsternismagier in die Augen. Eigentlich hätte Mareo nun deutlich erkennen müssen, dass der Finsternismagier klar bei Verstand war, allerdings beeinflusste der getrunkene Alkohol auch seine Wahrnehmung ein Stückweit, daher hielt er Charon immer noch für verfallen, doch darum würde er sich alsbald kümmern. Cytherea lächelte zufrieden und klatschte einmal vor Freude in die Hände, ehe sie ihre Tür aufsperrte und den beiden Herren den Einlass gewährte. Diese ließen sich diese Geste natürlich nicht zweimal andeuten und verschwanden kurz darauf auch schon in ihren vier Wänden, wo sich Mareo direkt unauffällig umsah und sich dabei auf seine göttlichen Augen konzentrierte. Hoffentlich vernebelte der Alkohol nicht all zu viel seiner Wahrnehmung.
So, so... das hier war also die Wohnung einer Göttin... oder war es das wirklich? Wenn Charons Theorie korrekt war, dann dürfte diese Cytherea keine eigene Wohnung haben. Eventuell das Heim eines ihrer Opfer? Das würde erklären, wie sie an einen Schlüssel gelangt war. Aufmerksam ließ Charon seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen, doch er konnte nichts Auffälliges sehen. Die Wohnung war sauber und ordentlich... fast zu sehr. Mehr wie ein hergerichteter Ort als einer, an dem tatsächlich Menschen lebten... oder übertrieb er mit seiner Skepsis? Sein Blick fiel zurück auf Cyth. Ihre Wohnung war zu ordentlich? Was war das für ein Kritikpunkt? Versuchte er wirklich so verzweifelt, seinen Verdacht zu bestätigen? Schlussendlich war sie doch nur eine junge Schönheit, die viel zu gut aussah, um bösen Willen in sich zu tragen. Eigentlich sollte er sich schlecht fühlen dafür, ihr so zu misstrauen, nachdem sie so gut zu ihnen gewesen war. Kurz trafen seine Augen auf ihre, und er hatte das Gefühl, dass sie unendlich vertrauenswürdig war...
„Ngh...!“
Die Augen schließend, biss Charon die Zähne zusammen und rieb sich die Schläfe. Nein, nein, jetzt durfte er ihrem Zauber nicht verfallen. Seine Bewunderung für ihre Schönheit war nicht falsch, daran bestand kein Zweifel. Mit Fug und Recht konnte Charon behaupten, dass diese Cytherea die schönste Frau, wenn nicht gar das schönste Objekt war, das er je gesehen hatte. Davon allein durfte er sich allerdings nicht übermannen lassen. Der Sternenhimmel tanzte vor seinen geschlossenen Augen, während er sich beruhigte. Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, und er fühlte eine wohlige Wärme, wo sie ihn berührte. Die Art, nach der man sich sehnte, wenn sie verschwand. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie besorgt, und er nickte, lächelte sie an. „Ah... aber ja. Mir ist nur etwas schwindlig. Ich habe wohl doch einen Schluck zu viel getrunken, ahaha...“ „Oh nein, du armer Schatz!“ Liebevoll drückte Cyth ihm einen sanften Kuss auf die Wange und Charons Augen weiteten sich, als er spürte, wie sein Herz schneller schlug und sich eine Röte auf seine Wangen legte. Sie war so gutherzig...! Ohne Widerstand ließ er sich von ihr an die Hand nehmen, hinüber führen zu dem Sofa, wo sie ihn hinsetzte und sich daneben. Auf ihrer anderen Seite klopfte sie auf das Polster, lächelte Mareo an. „Setz du dich doch auch, mein Lieber. Wir haben genug Platz. Niemand muss stehen.“ Sie kicherte. Einen Ansatz, Kaffee zu holen, zeigte sie nicht. Während Charon sich leicht nach vorne lehnte und eine Hand auf seiner Stirn platzierte, um sich zu fokussieren, legte Cyth ihre Aufmerksamkeit erst einmal auf Mareo. Sprach mit ihm, stellte höfliche Fragen, berührte sanft seinen Arm mit ihrer Hand. Der Dargin konnte sich darauf gerade nicht konzentrieren. Sein Kopf pochte und sein Verstand zog in zwei Richtungen gleichzeitig. So gut er konnte ließ er seinen Blick weiter durch den Raum schweifen. Jede einzelne Tür, die aus dem Wohnzimmer führte, war verschlossen. War das verdächtig? War er paranoid? Es war in diesem Moment schwer zu sagen. Eigentlich wusste Charon nur eines.
Er war hierher gekommen mit einem Ziel. Er würde dieses Ziel bis zum Ende verfolgen. Komme, was da wolle!
Es dauerte wirklich nicht lang und die beiden Männer wurden in die Wohnung dieser jungen Schönheit gelassen, die auf den ersten Blick sehr ordentlich und aufgeräumt wirkte. Erst bei genauerer Betrachtung fiel dem Halbgott auf, welch pedantischen Eindruck dieser Wohnort auf ihn machte und das regte zum Nachdenken an. Es wirkte nicht gerade so als würde hier jemand wirklich leben, denn dafür war es viel zu hergerichtet, denn absolut nichts wies in irgendeiner Form auf einen Alltag hin. Es bestand natürlich gleichermaßen die Möglichkeit, es hier eben einfach mit einer sehr pedantischen Frau zu tun zu haben, die ihre Wohnung gern genauso perfekt gestaltete, wie ihre eigene äußerliche Erscheinung. Dennoch sah sich Mareo dazu gezwungen, die Dinge skeptisch zu betrachten und im Auge zu behalten, denn Charon machte auf ihn irgendwie den Eindruck, der Dame verfallen zu sein und das gefährdete ihre private Mission, für die sie hier her gekommen waren.
Dann blickte Mareo kurz zu seinem neuen Freund, der sich plötzlich die Schläfe rieb und der schönen Cyth versicherte, dass ihm aufgrund des Alkohols etwas schwindelig wurde. Mit seiner unbeholfenen Art seine Musterung zu übertäuschen, hatte er sich jedoch gleich das Mitleid der Frau gesichert und einen sanften Kuss auf die Wange einkassiert, womit der Dargin eindeutig in Führung ging. Nun gut, es war ja kein Wettbewerb, aber sein Charme zahlte sich eben einfach aus. Der blonde Halbgott war aber auch nicht wirklich erpicht darauf, dieser Frau wirklich nahe zu kommen, denn irgendwie fühlte sich dieses Unterfangen ziemlich falsch an. Dennoch musste er die Tarnung aufrecht erhalten und eben so tun, als wäre er noch voll dabei und sehr interessiert an der Frau. „Nur zu gern, liebe Cyth“, entgegnete Mareo also charmant lächelnd und setzte sich zu ihr, während Charon auf der anderen Seite saß. Irgendwie nahm dieser Abend eine sehr merkwürdige Wendung, doch musste der Celeris einfach darauf vertrauen, hier die Zielperson tatsächlich gefunden zu haben. Andernfalls mündete der Abend sicherlich noch in einer Katastrophe.
Der Kaffee schien völlig in Vergessenheit geraten zu sein, denn sie machte keinerlei Anstalten, sich um eine Bewirtung der Männer zu kümmern. Stattdessen nutzte Cyth die gedankliche Abwesenheit des Finternismagiers, um sich mehr mit dem Blondschopf zu beschäftigen, denn dieser kam im Vergleich bisher viel zu kurz. Ihre Hand lag sanft auf seinem Arm und so hatte sie permanent Kontakt zu ihm hergestellt, was sicherlich ein Teil ihrer verführerischen Taktik war und doch kam Mareo nicht umhin, durchaus ein angenehmes Gefühl zu verspüren. Aber es war kein Gefühl, dass eine attraktive Frau ihm näher kommen wollte, sondern irgendwie ordnete er dieses angenehme Gefühl bei familiärer Vertrautheit ein. Es war seltsam, keine Frage. Ein kurzer Smalltalk hatte sich zwischen den Beiden entwickelt, der jedoch mit großer Masse einseitig geführt wurde, denn Cyth stellte lediglich höfliche Fragen, gewährte im Umkehrschluss jedoch nur wenig Einblicke in ihr eigenes Leben. Mareo hielt seine Antworten relativ flach und oberflächlich, doch griff er auf keine Lüge zurück, um kein zweifelhaftes Auftreten an den Tag zu legen. Die Wahrheit währte immer am Besten, auch in so einer Situation.
Kurz blickte Mareo nochmal zu seinem Freund, der seinen Blick durch den Raum schweifen ließ und dabei eine Hand auf der Stirn platziert hatte. „Ich fürchte mein Freund hier braucht dringend einen Kaffee“, stellte der Halbgott also lächelnd fest und stand kurzerhand auf. „Cyth, kümmere dich doch bitte um unseren lieben Charon hier. Ich erledige dann das mit dem Kaffee“, lächelte er. Ob Charon nun wirklich einen Kaffee brauchte, vermocht er gar nicht zu sagen, aber in eine Menage a trois wollte er sich hier eigentlich nicht hinein manövrieren. Außerdem hatte Mareo so die Möglichkeit, mithilfe seiner göttlichen Augen ein paar Nachforschungen anzustellen, während er etwas völlig gewöhnliches erledigte. Noch einmal lächelte er und lief dann in Richtung der Küche, ehe er stehen blieb. „Wo finde ich denn die Küche?“, fragte er also lächelnd nach. Nach entsprechender Antwort seitens Cyth, drehte er ihr wieder den Rücken zu und machte sich auf. Hoffentlich überließ er Charon nun nicht einer Frau, die ihm sein Leben zur Hölle machte.
Ein Kaffee war vermutlich eine gute Idee. Auch wenn Charon an sich seinen Alkohol gut halten konnte, hatte er die Menge in Kombination mit der Anziehungskraft einer Liebesgöttin wohl unterschätzt. Es kostete den Dargin eine gewisse Anstrengung, seinen Fokus beizubehalten und ruhig die Lage einzuschätzen, während er gleichzeitig die Zweifel niederkämpfte, die sich zunehmend in ihm ausbreiteten. Die Frage, ob er richtig oder falsch lag, hatte ihn noch nie davon abgehalten, alle Möglichkeiten zu prüfen. Die meisten Pfade der Götterjagd führten in Sackgassen. Wo die meisten Menschen für sich eine Grenze zogen, sich sagten, dass sie die Privatsphäre anderer nicht respektierten oder allgemein über die Stränge sozialer Umgänglichkeit und Rücksicht hinaus schlugen, fand der Dargin immer einen Weg, sich zu überzeugen, auch den letzten Schritt zu gehen. Solange er niemandem schadete, gab es keinen Grund, seinen Pfad nicht zu vollenden. Er würde diese Wohnung nicht verlassen, ohne auch den letzten Zweifel getilgt zu haben, dass es sich bei Cyth um die Inkarnation einer Göttin handelte! “Vielen Dank, du bist ein Schatz”, rief die hübsche junge Dame Mareo hinterher, als dieser in die angrenzende Küche hinüber ging. Charon richtete sich auf der Couch auf, atmete durch. Langsam erhob er sich von dem Sofa. “Entschuldige, Cyth… ich fürchte, ich muss kurz ins Badezimmer”, lächelte er sanft, wandte sich von ihr ab… und spürte, wie sie seinen Ärmel festhielt. Überrascht sah er zu ihr zurück, blickte direkt in ihre endlos tiefen Augen.
“Warum lügst du mich an?”
Ihre Worte waren ruhig, nicht vorwurfsvoll. Eher schwang eine leichte Trauer mit, die das Herz des Dargin pochen ließ. Ihr Blick war voller Selbstzweifel, als sie fragte: “Habe ich etwas Falsches gesagt? Gefalle ich dir nicht?” “N-nein! Nichts dergleichen!” Überrascht blinzelte Charon. Diese Worte waren nicht sorgfältig gewält gewesen wie sonst. Sie waren ihm entkommen wie selbstverständlich, kamen direkt von Herzen. Ein seltsames, ungewohntes Gefühl, das er aber nicht stoppen konnte. “Du bist eine wunderschöne Frau, Cyth. Das sage ich nicht leichtfertig.” Das stimmte, jedes Wort. Charons großes Schönheitsideal schien in dieser Frau voll und ganz erfüllt zu sein, als wäre sie nur für ihn geschaffen worden. Schwach ließ er sich von ihr wieder näher ziehen, saß wieder auf dem Sofa, ehe er es wirklich realisiert hatte. Ein Knie rechts von ihm, eines links hatte sie sich auf seinem Schoß positioniert, beide Hände an sein Gesicht gelegt, und sah ihm direkt in die Augen, bis seine Gedanken zu verschwimmen schienen. “Du meinst es so, nicht wahr? Du findest mich wunderschön”, flüsterte sie leise, und wie von selbst nickte der Magier. Es war schwierig, ihrem Bann zu verfallen… wenn es denn ein Bann war. Je länger sie ihn berührte, desto mehr zweifelte er daran, dass sie tatsächlich die Göttin war, die er suchte. Vielleicht war sie ja doch… einfach nur eine Frau. Die perfekte Frau. “Du siehst… perfekt aus”, flüsterte er zurück, und sie lächelte warm. “Wie lieb von dir. Gib mir mehr von deiner Bewunderung”, sprach sie, während er sich tiefer und tiefer in der Endlosigkeit ihrer Augen verlor. Ihre Stimme wurde immer ruhiger, war nicht mehr als ein Hauch, als sie ihren Befehl aussprach:
Man könnte glatt sagen, dass bisher alles nach Plan lief, denn die beiden Magier mit ihren gestählten Bauchmuskeln hatten besagte Frau wohl tatsächlich gefunden. Es gab zwar noch die Chance, dass sie völlig auf dem Holzweg waren, aber sowohl Charon als auch Mareo hatten eine gewisse Empfindung verspürt und das sich beide Schönlinge gleichermaßen irrten war dann doch eher unwahrscheinlich. Ausschließen wollte der Celeris die Option auf jeden Fall nicht, aber er war schon überzeugt, dass mit Cyth die richtige Frau am Haken hing. Es wurde viel geflirtet und auch viel Körperkontakt hergestellt, doch noch hielt sich alles echt im Rahmen, wie Mareo fand, der dafür gegenwärtig eigentlich gar nicht so der Typ war. Flirten fiel ihm schwer und irgendwie hatte er eben dieses seltsame vertraute Gefühl, dass ihn zusätzlich ein wenig bremste. Glücklicherweise schien es der Frau nicht aufzufallen, da sie dafür umso mehr von Charon bekam, bei dem Mareo hingegen nicht wusste, ob dieser überhaupt noch bei klarem Verstand war.
In einem Augenblick der Zweisamkeit zwischen Cyth und dem Halbgott, schien sich Charon mit seinen Gedanken auseinander zu setzen und zugleich ein wenig der Wirkung des Alkohols ausgeliefert zu sein. Der Blondschopf reagierte schnell und lenkte die Aufmerksamkeit der Frau wieder auf sich, in dem er vorschlug, sich um den Kaffee zu kümmern. Es war einerseits die ideale Gelegenheit, sie im Auge zu behalten und andererseits half der Kaffee, um wieder etwas klarer im Kopf zu werden. Insbesondere Charon sollte wohl einen trinken, doch die Situation entwickelte sich dann doch anders, als geplant. „Ach nicht dafür“, entgegnete Mareo lächelnd und verschwand in der Küche, wo er jedoch nur oberflächlich nach den notwendigen Utensilien suchte. Stattdessen hatte er seine Aufmerksamkeit auf das Wohnzimmer gerichtet, um zu lauschen.
Charon wollte kurz ins Bad, doch Cyth unterstellte ihm sogleich eine Lüge und hielt ihn auf. Die Intensität zwischen den Beiden nahm drastisch zu und allmählich schien sich ihr Einfluss um einiges stärker auf den Darin auszuwirken als noch zu vor. Sie nutzte also die Zweisamkeit der Beiden, um Charon endgültig um den Finger zu wickeln und sich seiner zu bemächtigen, was definitiv nicht gut war. Mareo schlich sich an den Ausgang der Küche und lugte um die Ecke, um besser sehen zu können und schon saß Cyth auf dem Schoß des jungen Finsternismagiers. Dieser verlor sich in der Endlosigkeit ihrer Augen und nach einigen weiteren Zuneigungsbekundungen passierte genau das, was Mareo befürchtet hatte. Er sollte sie anbeten. Kurz zog sich der Halbgott zurück und atmete einmal tief durch. Der Halbgott musste die Beiden irgendwie separieren und den Dargin zurück ins Hier und Jetzt holen. Doch wie?
Der Fairy Tail Magier wollte eigentlich nicht zu so drastischen Maßnahmen greifen, aber um Charon zurückzuholen und Cyth an Ort und Stelle zu fixieren, benötigte er einen Zauber, der sowohl weh tat als auch lähmte. „Tut mir leid, Charon“, murmelte Mareo leise, kam aus der Küche hervor und richtete seine Hand auf die Beiden. Plötzlich lösten sich schwarze Blitze aus dieser und jagten auf die Beiden zu, wo sie knisternd einschlugen und anhaltend herum zuckten. Eine Berührung mit den Blitzen sorgte für starke Schmerzen und einer entsprechenden Paralyse, also hoffte er Cyth so lang genug zu lähmen, bis die Schmerzen den Dargin zurückgeholt hatten. Dieser hatte hoffentlich genug Widerstandskraft, um sich aus der Wirkung zu ziehen.
„CHARON!“
Zauber:
Lightning God's Paralyzing Storm TYP: Lost Magic ELEMENT: Blitz KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute (40 da Volksbonus Halbgott) MAX. REICHWEITE: 8 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber streckt der Anwender seine Hand in Richtung seines Ziels aus, woraufhin sich viele andauernde schwarze Blitze aus dieser lösen. Der Gegner erleidet bei Berührung mit diesen Blitzen starke Schmerzen, die zudem einen kurzen Paralyseeffekt von etwa zehn Sekunden hervorrufen können. Die Stärke und Geschwindigkeit dieses Zaubers entspricht der Willenskraft des Anwenders und können einen Maximalwert von 6 erreichen.
Mastery (Fernkampf): Mastery I: Maximum der Reichweite + 5 m
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