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@TristanInmitten des geschäftigen Treibens der Bürger, die ihren täglichen Aufgaben nachgingen, ruhte Emille an der Uferböschung des Kanals auf einer Bank. Sein Atem ging schwer, und er spürte die Erschöpfung in seinen schmalen Gliedern. Der Chalutier war sich seiner körperlichen Grenzen stets bewusst, doch sein unerschütterlicher Wille trieb ihn an, trotz aller Widrigkeiten weiterzumachen.
Er ließ den Blick über das trübe Wasser schweifen, das eine merkwürdige, schimmernde Verfärbung angenommen hatte. Kurz wedelte sich der Jugendliche Luft zu und lauschte Tristans Ausführungen über Gitter und Gullideckel, dann raffte er sich auf und ging zur Brücke, um ihre Optionen mit eigenen Augen zu prüfen.
Das Gitter, das unter der Brücke in den Kanal führte, war rostig und verzogen. Emille kniete sich hin und zog einmal kurz daran, doch es ließ sich keinen Millimeter bewegen. Er biss sich auf die Lippe, während er seine brennenden Arme ausschüttelte.
"Ja, das lässt sich nur zerstören. Das sollten wir lieber nicht machen." Ihre Gilde hatte sowieso schon den Ruf, dass sie ständig bei ihren Quests Zeug in Mitleidenschaft zogen. Das mussten sie nicht noch unterstützen!
Er kletterte zurück zu seinem Freund und beäugte ihn kurz, als Tristan seine Muckies spielen ließ. Der Tanngrund war das genaue Gegenteil von Emille: groß, muskulös und voller Energie. Mit einem breiten Grinsen piekte der Wassermagier seinem Kumpel mit einem extra spitze Finger mitten in den Bauch, wo er schon so schön die Arme hob.
"Dann schwing die Hufe, du Angeber!"Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und fanden nach wenigen Minuten den schwereren, runden Kanaldeckel, der den Zugang zur Kanalisation verbarg. Mit vereinten Kräften (und einer Aufteilung der Arbeit auf 90-10%) gelang es ihnen, den Deckel zu heben und den dunklen, modrigen Schacht darunter freizulegen. Eine eiserne Leiter führte hinab in die Tiefe, und Emille konnte den fauligen Gestank bereits bis hier oben riechen.
"Krass. Ich gehe zuerst!"Furchtlos trat Emille nach vorne und setzte einen Fuß auf die Leiter. Er begann vorsichtig hinab zu klettern. Doch kaum hatte er ein paar Stufen überwunden, rutschte sein Fuß auf dem feuchten Eisen ab. Mit einem erschrockenen Aufschrei verlor er den Halt und stürzte ein kurzes Stück in die Dunkelheit.
Der Aufprall war hart und schmerzhaft, als Emille unsanft auf dem nassen Boden der Kanalisation landete. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen unteren Rücken, und er biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Es fühlte sich an, als ob ein glühender Dolch direkt in sein Steißbein gebohrt wurde. Jeder Atemzug schien die Qualen zu verstärken, und als er sich vorsichtig aufrichtete, schien der Schmerz wellenartig durch seinen Körper zu pulsieren. Er presste die Lippen zusammen und stützte sich schwer auf seine Hände, kämpfte gegen die Tränen an, die ihm in die Augen traten.
Hatte er sich gerade den Hintern gebrochen?
Oh, bitte nicht. Emille biss die Zähne zusammen und zwang sich zu einem Ruf nach oben.
"Alles in Ordnung", sagte er so ruhig wie möglich, obwohl jeder Atemzug den Schmerz in seinem Steißbein verstärkte. Er erhob sich vorsichtig und bemühte sich, die Bewegung so fließend wie möglich erscheinen zu lassen, obwohl ihm schwindelig vor Schmerz war. Er zwang sich, aufrecht zu stehen und die Hände in die Hüften zu stemmen, um keine Schwäche zu zeigen.
"Hörte sich schlimmer an, als es ist!", fügte er mit einem schwachen Lachen hinzu und hoffte, dass Tristan die Anspannung in seiner Stimme nicht bemerkte. Emille wollte auf keinen Fall, dass sein Freund sich Sorgen machte oder ihn für schwach hielt.