Ortsname: Brunnenplatz Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Der Brunnenplatz ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als Aloe Town nicht mehr war als eine kleine Oase mitten in der Wüste. Das damalige Dorfzentrum ist nun der zentrale Platz in der, zugegebenermaßen schäbig wirkenden, Altstadt der westlichen Handelsstadt. Bis heute hat sich so gut, wie nichts an diesem Platz verändert, ein simpler Brunnen aus Lehmziegeln steht in der Mitte des Platzes, der von einfachen Lehmhütten gesäumt wird.
Vor wenigen Tagen hatte Freya die erste Quest ihres neuen Gildendaseins hinter sich gebracht, womit ihr nun ein paar Tage ruhe gegönnt waren – das hatte sie zumindest entschieden. Perfekter Zeitpunkt also, um kleine behörnte Mädchen ausfindig zu machen. Es war eine regelrechte Schnitzeljagd gewesen, um überhaupt so weit zu kommen, dass ein solches Mädel tatsächlich existierte, hier in dieser schrecklich heißen, ekligen Stadt. Hel sollte sich gefälligst glücklich schätzen, dass ihre gütige Cousine eine halbe Weltreise auf sich genommen hatte, nur um dieser Spur nachzugehen. Wobei sie echt zugeben musste, dass diese seltsamen eisernen Gefährte das Ganze doch noch halbwegs erträglich gemacht hatten – auch wenns eine Herausforderung war, darin nicht an Langeweile zu sterben. So weit so gut, nun war sie ja an diesem schrecklichen Fleck Erde, den Hel sich scheinbar als ihr neues Zuhause ausgesucht hatte. Wer auch immer ihr für diese Wahl Exkremente im Hirn platziert hatte, immerhin war das echt das krasse Gegenteil von ihrer Heimat. Am liebsten wäre Freya hier einfach nackt rumgelaufen. Vielleicht später – interessierte doch eh niemanden, wenn sie hier ein wenig rumtobte. Jetzt gerade befasste sie sich aber erstmal mit zielführenderen Dingen. Ob sie einen Plan hatte? Klar! Einfach den nächstbesten menschlichen Fleischklops ausfragen. Gut, zwei davon hatte sie bereits hinter sich, die sich gerade liebevoll an Häuserwände zum Schlaf gelegt hatten, um dort von Freya zu träumen. 'Alle guten Dinge sind Drei', hatten die dämlichen Magierleute während ihrer Gefangenschaft öfter mal gesagt, als sie ihre kleinen widerlichen Apparate an ihr ausprobierten. Was auch immer nun die richtige Definition von 'gut' war, ein drittes Ding musste nun jedenfalls her. Hoffentlich das letzte, denn so langsam ging Freya die ganze Suche tierisch gegen den Strich. Als 'Ding' wurde schließlich ein Typ auserkoren, der mitten auf einem Platz der schäbigen Altstadt stand und komische Dinge wie 'Erlösung' und 'der Herr' durch die Gegend brüllte, als würde sein Leben davon abhängen. Nun, vielleicht tat es das auch. Wer so viel Müll zu sagen hatte, der konnte ihr bestimmt auch was verraten. „Oi, Schreiaffe. Hast du Weib gesehen? Wie ich, nur als Zwerg und ohne Brüste.“ Gut, sie beschrieb die Hel von vor acht Jahren, aber bitte. So viel konnte sich an dem kleinen Monster wohl kaum verändert haben. Wenn doch, würde sie's ohnehin nicht bemerken. Als der alte, schrullige Typ Freya erblickte, reagierte er glatt, als hätte er Nidhögg persönlich gesehen. „Grundgütiger! Scheusal! Lucifer persönlich! Möge Gott..-" weiter kam er nicht, denn Freya dauerte sein Mist zu lange. Kurzerhand ging sie auf den Mann zu, schnappte sich dessen Fußgelenk und zog ihn wenige Meter weiter zum Brunnen, um ihn kopfüber darüber zu halten. „Jaja, gütig bin ich, manchmal, wenn ich Bock hab. Hörner, Zwerg, keine Brüste. Wo?! Ich hab' keinen Bock mehr und 'nen verdammten Hunger, ich könnt 'nen Riesen verdrücken.“ Ätzender Weise brachte der Typ ihr gar nichts. Gezeter, Hilfeschreie, Gebete an seinen ulkigen Gott – sonst nichts.
Es war noch immer ein komisches Gefühl in dieser fremden Stadt herumzulaufen, während sie eigentlich in einer anderen Situation dieses Dorf überfallen, die Schätze dieser Stadt geplündert und vermutlich den einen oder anderen Schädel gespalten hätte. Stattdessen hatte sie nun einen großen Beutel voller seltsamer, für sie unbegreiflich zusammengestellter Süßigkeiten. Scheinbar hatten die Menschen hier irgendwelche Fähigkeiten, wie man Zucker zubereiten konnte, damit es zusammenbleibt und als harte, teilweise verzierte Figuren essbar blieb. Hel beispielsweise hatte eine Tüte voller kleiner Mäuseköpfe, die jedoch weder mit Innereien und Hirn bestückt waren, sondern mit seltsamer weicher Süßfüllung. Komische kleine Dinger! Vom Bazar hatte sie heute einen kleinen Umweg gemacht, da man ihr in der Gilde nahegelegt hatte, sich ein wenig mit der Stadt vertraute, da sie mittlerweile sechs Mal bei Quests zu spät kam, da sie sich immer und immer wieder verlief. Sie schlenkerte also zum historischen Kern der Stadt, die wohl aus alten Zeiten stammte, als man hier noch lebte, wie Hel es getan hatte, in ihrem alten Dorf. Im Vergleich zum restlichen Teil der Stadt schien aber nicht nur der Platz historisch, sondern auch der Zustand, denn hier war der Zahn der Zeit deutlich am Knabbern gewesen. Scheinbar steckte man den durch Handel erstandenen Wohlstand lieber in andere Bereiche als den alten Kern. „Junge Dame, hast du vielleicht ein paar Jewel für mich?“ Wow, Hel verstand sie und so sehr sie Bettler auch unverschämt fand, so sehr mochte sie die alte Frau dafür, dass sie sie so respektvoll als junge Dame bezeichnete. Wirklich einen Nutzen hatte sie sowieso nicht für ihre Jewel, also kramte sie mit einer freien Hand in ihren Taschen umher um zwei oder drei Steine hervorzufingern, als ihre Nase plötzlich einen Geruch aufschnappte, der weder hier reinpasste, noch ihr unbekannt war. Aus lauter Panik griff sie eine Handvoll Jewel und schenkte der Dame vermutlich ihre nächsten paar Wochen Lebensunterhalt. Von ihrem Dankesschwall und den ganzen Überhäufungen mit Komplimenten bekam Hel kaum noch was mit, als sie schon mit aufgerissenen Augen immer weiter dem Geruch folgte, bis sie schließlich direkt am Brunnenplatz ankam und sehen konnte, was ihre Nase erschnüffelt hatte. „F-F-Freya?“, kam es einer für Hel fast unmenschlich leisen Stimme hervor. Ungläubig machte sie ein paar Schritte vorwärts, während sie die Tüte voller Süßkram fallen ließ, der ihr momentan nichts bedeutete. Waren es zehn Jahre? Sie hatte mit Sutr jegliches Zeitgefühl verloren. „Freya.“ Sie bestätigte es sich selbst noch einmal, als wenn es nur damit zur Realität wurde und fing dann an immer schneller auf das letzte Überbleibsel ihrer Kultur. Man sagt, dass es Schwäche bedeutete, wenn man Tränen vergaß, dennoch gab es für sie kaum noch ein Halten, als sie ihre totgeglaubte Cousine sah, wie sie dort stand. Dass sie dabei einen Einwohner über den Brunnen hielt, war ihr ziemlich egal, denn alles was sie sah, war ihr Ziel auf welches sie mit ausgestreckten Armen zurannte und ihr einfach ohne Rücksicht auf Verluste um den Bauch fiel und ihr Rotz und Tränen gegen den Körper wischte. „Ich dachte alle wären… ihr alle… tot. Wie hast du überlebt? Wie kommst du hierher?!“ Fragen über Fragen, die Hel sich nicht erklären konnte und die sie ihrer Cousine in der alten Sprache an den Kopf knallte. Sie hatte gesehen, wie die Männer das Dorf und jeden darin hingerichtet hatten, also krallte sie sich umso mehr an ihr fest, als wenn sie gleich verschwinden würde, wenn sie es nicht täte.
„F-F-Freya?“ Sie musste nicht die außergewöhnlichen Sinne eines Dragonslayers haben, um diese Stimme – so leise sie auch war – unter Dutzenden anderen herauszuhören. Als Freya sie hörte, fiel ihr doch beinahe der Schreityp aus der Hand. Zuerst hatte er noch Glück, da sie bloß den Kopf so weit drehte, wie ihr Körper das zuließ. Und da war die kleine Zwergin: munter und voller Tränen und Rotz im Gesicht. Bei Freya wiederum blieben die Tränen aus einem simplen Grund aus: Sie wusste einfach, dass Hel noch lebte. Und hier war endlich die Bestätigung, die ihr gerade mit voller Wucht gegen den Bauch rannte. Nichts desto trotz spielte sich in Freyas Gesichtszügen absolut Seltsames ab: Ein weicher, zufriedener und zugleich wahnsinnig erleichterter Blick. Etwas, dass man im Alltag niemals an ihr vorfinden würde. Dazu brauchte es wohl eben dieses halbe Portiönchen, das da an ihr klebte. Apropos Portiönchen: der Schreityp hatte sich inzwischen mit einem lauten Platsch im offenbar recht tief angesetzten Wasser des Brunnens verabschiedet. Freya hatte nun Wichtigeres zu tun. Und er ja sowieso seinen Zweck erfüllt. Naja, so mehr oder weniger. Der Versuch war da. Oder auch nicht. Die Körperflüssigkeiten, die gerade so liebevoll an ihrem Bauch verteilt wurden, störten die Silberhaarige nicht im geringsten. Oh, da hatte sie schon deutlich Schlimmeres erlebt. Die eigenen roten Hände legte sie an den Hinterkopf des Mädchens, den sie ebenfalls einen Moment lang enger an sich drückte. Dies galt als Bestätigung ihres Versprechens, nicht ebenso plötzlich wieder zu verschwinden, wie es ihr Heimatdorf getan hatte. Außerdem musste sie ja den Griff erwidern, der mindestens so viel Druck hatte, wie Freya es nach einer solchen Zeit auch erwartet hatte! „Ha! Als könnte man mich so einfach töten! Da muss schon Nidhöggr persönlich auf die Erde kommen und mich besiegen.“ Gut, man hatte sie jahrelang festgehalten. Aber das war jawohl was Anderes. Selbstverständlich sprach sie die Worte ebenfalls in der alten Sprache – es ging ohnehin niemanden der komischen Fleischklöpse hier an, was sie zu Bereden hatten. Die Hände am Hinterkopf des blonden Zwergs lockerten sich wieder ein wenig und griffen nun zwei ihrer Haarsträhnen, an denen anschließend gezogen wurde, um Hel dazu zu zwingen, sie direkt anzusehen. Manch einer würde das vermutlich als schroff ansehen, doch dort wo sie herkamen, war das sogar die sanfte Art. „Na ich hab‘ dich gesucht, Tochter des Donners.“ Mit den letzten Worten schwang Vertrautheit mit, da in dieser Bezeichnung viele Erinnerungen der Vergangenheit lagen. An die Zeit, wo alles noch unbeschwert war, bevor die Ilawen und deren verfluchten Götter sich entschieden hatten, mit ihren seltsamen Magien alles zu zerstören. Freya beugte sich ein Stück herab, um ihre Stirn erst gegen Hels‘ zu stoßen und schließlich mit einem sanften Druck dagegen zu halten, wobei ihre Hörner einander streiften. So verweilte sie ein paar Sekunden, ehe sie einmal längst über die Wange ihrer Cousine leckte, um von dort einige ihrer Tränen mitzunehmen und somit verschwinden zu lassen. Und auch, um einen lange verloren geglaubten Geschmack wieder aufnehmen zu können. Schließlich richtete sie sich wieder auf und ihre Mundwinkel verschoben sich zu einem breiten Grinsen, den Blick keinen Moment von Hel abgewandt. „Komm, lass uns erstmal ein Rind erlegen und dann in Ruhe bei Feuer reden. Und feiern!“ Eben so, wie es sich gehörte, wenn man aus dem hohen Norden kam. Weit höher, als diese komische Stadt, in der sie nun lebte.
Hel konnte die Hände spüren, es war keine Fantasie oder kein Ausgespinst ihrer inneren Hel, es war tatsächlich ihre Cousine! Gefion hatte ihre Gebete erhört, ihr zumindest einen Part ihrer Familie wiedergeschenkt. In Hel wuchsen plötzlich Fantasien und Hoffnungen heran, dass ihre ganze Familie noch leben konnte, die wohl erwachseneren Menschen gar nicht gekommen wären, doch schwermütig erinnerte sie sich schon kurz darauf, dass sie selbst gesehen hatte, wie ihre ganze Familie wie Vieh geschlachtet wurde. Das war es auch, was Hel zurück in diese Nacht brachte. Surtr hatte ihr nie beigebracht, wie man dieses Gefühl unterdrückte, oder gar bekämpfte, sondern hatte sie nur noch weiter darin bestärkt es zu nutzen und so fiel sie abermals, wie damals in einem ihr unbekannten Dorf, als sie eine junge Familie vor sich sah, wieder in diese unendliche Rage. Alles was sie damals noch sah, als sie wieder zu sich kam, war eine abgebrannte Einöde, die wenig dem Dorf glich, welches einst dort stand. Ihre Hände verkrampften sich am Rücken ihrer Cousine und krallten sich fest in ihre Haut, als Freya sie jedoch nicht wegstieß sondern an sich drückte und sie Tochter des Donners nannte. Plötzlich war sie wieder hier und hoffte, dass Freya nichts davon mitbekommen hatte. Sie durfte nicht so eine Schwäche zeigen, wenn sie gerade eine der letzten ihrer Art gefunden hatte, oder vielmehr eher von ihr gefunden wurde. Hel sah ihr direkt in die Augen, irgendetwas war dennoch anders an ihr, auch wenn sie nicht so ganz erkennen konnte was es war. Es war ein komisches Gefühl, als sie ihr die Tränen vom Gesicht leckte und ihr vorschlug erst einmal ein Rind zu erlegen, bevor sie reden konnten und dabei erkannte sie, was sich so verändert hatte. Kein Wunder, dass ihre Hörner so ein weiches Bett hatten, als sie sich an sie gepresst hatten. „Kannst du mit diesen Freischwingern denn überhaupt noch ordentlich jagen?“, fragte Hel sie provokant und deutete auf ihre beiden Euter. Hel lockerte ihrer Schulter indem sie einmal ihre Arme kreisen ließ. „Ich war nicht untätig, während wir uns nicht gesehen hatten.“ Und ob der Tatsache, dass sie eigentlich in Wiedersehensfreude schwelgen sollten, entbrannte der in ihrem Stamm übliche Wettbewerb in so ziemlich allem was es gab. Besonders jedoch im Krieg, bei Überfällen, oder aber eben in der Jagd musste man den anderen immer übertrumpfen, so war es eben Brauch. „Nicht weit westlich der Stadt hab ich mein Lager und dort sind auch viele große Herden, die wir jagen können!“ Worauf wartete die Frau denn noch?! Hel griff sie also bei der Hand und zog sie einfach mit sich in ihre eigene, kleine Heimat.
Questus Maximus Cooperativicus! Start von Charon-sama und Hel-hime
Es war wieder einmal soweit, Sol war mit Arvakr und Asvidr zusammen über sie hinweggefegt und hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Diesmal hatte sie es sogar bis in ein Zelt geschafft, bevor sie einfach wieder irgendwo liegen geblieben war und geschlafen hatte wo auch immer sie wollte. Einer der Vorteile, dass man alleine in einer mittlerweile sehr gewachsenen Kolonie lebte: Man konnte nächtigen wo man wollte und niemand war hier, der ihr sagte, dass man dies und das nicht tat. Dennoch hatte sie heute wieder einmal einen Zettel bekommen, den sie nicht lesen konnte. Der Magier Yuuki hatte ihr netterweise den Zettel noch im Gildenhaus erläutert und ihr bedeutet, dass sie irgendwo mit einem anderen Magier ihrer Gilde treffen sollte, dessen Name sie schon wieder vergessen hatte. Irgendetwas mit C, oder war es vielleicht auch ein S? Der Treffpunkt war am Brunnenplatz, so viel wusste sie und der Typ würde sie schon erkennen, schließlich war man nicht jeden Tag mit der unglaublichen Hel, Tochter des Donners, unterwegs. Hel wusch also ihr Gesicht an der kleinen Oase neben ihrer Kolonie und bürstete sich ihr langes Haar, bevor sie sich aufmachte und sich anfing gen Brunnenplatz zu bewegen. Hoffentlich war dieser Typ oder diese Typin, welche sie bald kennenlernen durfte mal ein wenig mehr in Richtung Krieger getrimmt und nicht so sehr in der Identitätskrise wie dieser Yuuki, der nicht ganz wusste, ob er nun eine Frau war oder nur ein Mann in Frauenkleidung und wo bitte war sein Bartwuchs?! Nachdem sie ihren Kimono angezogen hatte, machte sie sich auch schon auf den Weg in Richtung des Dorfes, nicht jedoch ohne vorher ihre Süßigkeitentasche einzupacken und sie sich an den Obi zu heften, damit sie ihn immer griffbereit hatte. Gullinbursti schmiss sie noch schnell eine Kusshand zu, die war aber gerade zu beschäftigt damit irgendein Erdloch zu buddeln, vermutlich um sich darin wieder zu verbuddeln, damit sie die Sonne nicht so quälte, vor allem, wenn man bedachte, dass die kleine Sau mittlerweile gar nicht mehr so klein war. „He du! Hel ist heute deine Partnerin!“, sagte sie irgendeinem blauhaarigen Mann, der sich verdutzt umdrehte und ihre Hand wegschlug. „Verpiss dich, ich hab kein Geld für dich übrig.“ Stotterte sie? Hatte sie in der alten Sprache gesprochen? Eigentlich nicht, schließlich hätte sie das irgendwie schon mitbekommen. „Fittetryne…“, fluchte sie nur dem Mann entgegen, bevor sie sich umdrehte und einfach wegging. Erst jetzt kam ihr aber der Geruch von Blumen in die Nase, Blumen die auch im Gildenhaus schon einmal herumstanden, deren Namen sie aber wieder vergessen hatte. Also hatte sie dieses Mal wieder eine Frau mit sich, die ihn begleiten würde. Nach Maeve war das sicherlich mal wieder eine willkommende Abwechslung. Die Quelle des Geruchs war jedoch keine Frau, sondern ein Typ mit langen weißen Haaren. Hel ließ sich nicht beirren, lief herüber zu ihm und schnupperte ihm an den Händen, an den Beinen und war sich sicher, das war die Quelle. Sie griff nach seiner Hand, um einmal über die Innenfläche zu lecken, um ihm dann ein: „Hallo!“ an den Kopf zu werfen. Er schmeckte auch nach Blumen, war aber scheinbar keine Frau, dafür war zu viel Männergeruch und –geschmack darunter. „Bist du auch Frauenmann wie Yuuki?“ Sie legte fragend den Kopf schief und fragte sich, ob er Yuuki überhaupt kannte. „Hel ist Hel, bist du ein Zauberer?“ Oder war es Magier? Hel kannte den Unterschied nicht, gab es überhaupt einen? Wieso hatte der Kerl eigentlich keinen Bart?
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Charon Desert Night
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Heute war ein Tag, an dem sich Charon ein wenig hin- und hergerissen fühlte. Einerseits hatte er heute etwas vor, auf das er sich freute: Der Dargin war ausgewählt worden für eine gildenübergreifende Quest, durfte also Crimson Sphynx im Außeneinsatz mit anderen Gilden repräsentieren. Ein Zeichen großen Vertrauens in seinen Augen und zweifellos eine Gelegenheit, die er nutzen würde, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dazu kam, dass die Natur seiner Aufgabe gut zu jemandem passte, der die Welt erkunden und neue Dinge entdecken wollte. Ein paar Ruinen zu erforschen, um die sich Legenden rankten, konnte mit etwas Glück ziemlich spannend werden, und seine Magie war sicher nützlich, wenn es in den alten Gemäuern nicht dunkel genug sein sollte. Was dagegen seine Stimmung etwas trübte, war ein Name, der auf dem Blatt Papier in seiner Hand stand: Hel. Um fair zu sein, hatte Charon nicht unbedingt einen persönlichen Grund, etwas gegen Hel zu haben. Er war sich nicht einmal zu hundert Prozent sicher, dass er den Namen mit dem richtigen Gesicht verband. Das Gesicht, das er vor Augen hatte, war allerdings keins, das er als Repräsentation seiner Gilde sehen wollte. Ein paar Mal hatte er in der Gilde ein scheinbar sehr junges Mädchen gesehen, das wenig Respekt vor Privatsphäre oder Umgangsformen hatte und auch recht unkontrolliert aufbrausend werden konnte, und wenn er sich nicht irrte war in diesen Instanzen der Name Hel gefallen. Dass er sich nicht sicher war, lag wohl daran, dass sie bisher kein Wort gewechselt oder sich auch nur nahe gekommen waren... und das war zugegebenermaßen seine Schuld. Auch wenn er sein Verhalten nicht wirklich bereute. Mit einem Seufzen prüfte Charon ein letztes Mal seine Haare im Spiegel, steckte den Brief in seine Tasche und schwang sich diese über die Schulter. „Einmal ist immer das erste Mal...“, murmelte er vor sich hin, während er die Tür hinter sich abschloss und sich auf den Weg zum Brunnenplatz machte. Dort würde sich ja zeigen, ob er Recht hatte...
Es zeigte sich. So sehr er auch versuchte, sich mit Gedanken wie „Vielleicht ist es ja jemand ganz anders“ oder „Selbst wenn, auf einer Quest wird sie sich schon benehmen“ zu beruhigen, so wenig war er verwundert, als eine junge Dame auftauchte und Aufmerksamkeit auf sich zog, die ihm unangenehm bekannt vorkam. Das Schlimmste war wohl, dass sie nicht einmal schlecht aussah – ihre Kleidung hinterließ einen starken, nicht gerade negativen Eindruck, wirkte fast wie eine Hommage an eine andere Kultur, und ihre Tattoos wirkten, als könnten sie Teil eines Rituals sein. Zusammen mit ihren Hörnern war das durchaus ein Eindruck, den ein guter Magier machen konnte, wenn er der Welt gleich zeigen wollte, dass er mächtig und besonders war... nur leider zeigte sie lieber ganz andere Seiten an sich. Charon versuchte erfolglos, sich von ihr zurückzuziehen, als sie begann, seine Extremitäten zu beschnuppern und sogar an ihm zu lecken. Was für ein großartiger Start... „... Wie bitte?“, fragte Charon, fokussierte sich darauf, die Fassung zu bewahren, während er ein Taschentuch hervorzog und seine Handfläche säuberte. „Ja... ja, ich bin ein Zauberer. Mein Name ist Charon. Du bist also Hel.“ Er brauchte nicht zu behaupten, dass er sich freute, sie kennen zu lernen. Es interessierte sie vermutlich auch nicht, zumindest hoffte er das. Der Dargin bemühte sich zwar, die Höflichkeit zu bewahren, aber er konnte nicht verleugnen, dass der Begrüßung die übliche Energie gefehlt hatte. Was konnte sie aber auch anderes erwarten? Was sollte das überhaupt bedeuten, ob er ein Frauenmann war? „Anders als Yuuki bin ich ein vollwertiger Mann. Bitte vergleiche mich nicht mit ihm“, meinte er und setzte ein freundliches Lächeln auf. Sie wirkte ja eher wie ein Haustier als ein Gildenmitglied... Was machte man nochmal, wenn man wollte, dass Tiere einen mochten? Ach, richtig. „Möchtest du etwas zu Essen, bevor wir gehen? Ich könnte dir ein Stück Fleisch kaufen...“, meinte er nachdenklich und blickte zurück in Richtung Innenstadt, wo er vorhin eine Metzgerin frisch geschlachtetes Schwein hatte anpreisen hören. Rohes Schweinefleisch schadete Kindern nicht, richtig? „Du freust dich sicher auf unsere Aufgabe. Wir fahren mit einem Zug schön weit weg und sehen uns da in Ruinen um“, meinte er leicht amüsiert, ohne wirklich zu merken, dass er mit ihr instinktiv wie mit einem kleinen Kind redete. „Du hast aber nicht vor, an noch mehr Leuten zu schnüffeln, hoffe ich...?“
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Charon beleidigte Yuuki. Zumindest glaubte Hel, dass es eine Spitze gegen den anderen Magier war, was ihn in ihrem Ranking schon einmal ein gutes Stück nach oben katapultierte! Wirklich untermauern konnte er seine Aussage aber nicht, denn er roch noch schlimmer nach irgendwelchen Duft, den sie sonst nur von Herrscherinnen aus ihrem Land kannte, als der rothaarige Magier, aber wieso sollte er sie anlügen? „Hel hat genug Proviant dabei!“, sagte sie und schlug einmal sanft gegen ihren am Obi befestigten Beutel, der verheißungsvolle Geräusche von sich gab. Nun, es war eigentlich nur Süßkram, aber Hauptsache es spendete ihr irgendwie Energie. „Notfalls jagt sie sich etwas unterwegs. Wohin gehen wir eigentlich?“ Hel wusste um ehrlich zu sein nicht einmal, um was es eigentlich ging. Sie war froh die Sprache gelernt zu haben und sich einigermaßen verständigen zu können, aber dieses geschnörkelte Geschreibsel was ihr die Gilde immer schickte diente kaum als Anzünder – und Hel hatte dies ausgiebig getestet. Doch Charon erklärte schon das Ziel ihrer Reise: eine Ruine, in der sie sich scheinbar umsehen sollten. Wieso auch immer dies zwei Magier ihrer Gilde benötigte, war ihr schleierhaft, aber Hel mochte Ruinen, vielleicht waren es ja alte Ruhestätten der hiesigen Götter, die dieses Land offensichtlich schon vor langer Zeit verlassen hatten. „Wieso nicht? Gerüche sagen viel über Menschen aus. Krankheiten, Emotionen, was sie vorhaben, wo sie sich aufhalten. Ob es gute Menschen, oder böse Menschen sind.“ Hel zuckte nur mit den Schultern, es war ihre Art zu leben und wenn es wen störte, konnten sie sich gern ausgiebig mit den Fäusten unterhalten, wer Recht hatte und wer nicht. „Hel will einen Zug sehen, also lass uns losgehen, Chantal!“ Irgendwie so hieß er ja, die Leute hier hatten alle so komische Namen, wie sollte man die sich merken? Allein Yuuki hatte an die fünfzehn Vornamen, unvorstellbar! „Nun komm schon!“ Musste sie ihn echt an der Hand nehmen und zu dem Bahnhof ziehen, bevor sie endlich aufbrachen?! Nun, wenn er das wollte? Hel schnappte sich also die abgeleckte Hand Charons und zog ihn einfach hinter sich her und in die Richtung, wo sie selbst zumindest glaubte, dass der Bahnhof lag. Sie kannte sich vielleicht in ihren Ländereien aus, aber hier sah irgendwie jede Ecke gleich aus und das sorgte gelegentlich einmal für Verwirrung. „Sharon, was kannst du für Magie?“, fragte sie ihn, während sie eine Straße entlangliefen, die sicherlich zum Bahnhof führte, sie konnte schließlich die Kohle schon riechen, die, wie man ihr mitgeteilt hatte, für das Anfeuern der Lok benutzt wurden. Was auch immer eine Lok war. „Hel macht Feuer.“, fuhr sie fort und überlegte, ob sie eine Kostprobe zeigen sollte, allerdings würde er sicherlich schon wissen, was Feuer war, schließlich wirkte er nicht ganz so dümmlich wie Yuuki. Sie war wirklich gespannt, was zu einer so farbenfrohen Person wie diesem Kerl neben ihr passen würde.
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Als Hel ihren Beutel hervorhob, rückte auch Charons Augenbraue ein Stück nach oben. Sie wollte damit doch nicht etwa sagen, dass ihr gesamtes Gepäck aus Lebensmitteln bestand? Nein, nein, mit Sicherheit nicht. Natürlich hatte auch der Dargin seinen Proviant dabei, aber sie trugen vermutlich beide auch ein paar andere Utensilien mit sich, die bei einer Quest von Nutzen sein konnten. Mindestens Klamotten zum Wechseln! Möglichst ohne sich durch ihre impliziert und bei ihrer Nachfrage offensichtlich fehlende Vorbereitung irritieren zu lassen, zwang sich Charon zu einem Lächeln und erklärte ihr, dass sie eine Ruine erkunden würden. Ihm persönlich gefiel das, und auch das Mädchen schien recht aufgeregt zu sein. Immerhin zeigte sie etwas Motivation...
„Du kannst so viel aus dem Geruch einer Person erschließen?“ Etwas skeptisch war Charon ja, aber wenn das stimmte, dann war das vermutlich die nützlichste Fähigkeit des Mädchens. Damit konnte er ihre seltsame Angewohnheit wohl auch vor dem Auftraggeber ein Stück weit rechtfertigen, ohne dass es ein schlechtes Licht auf ihre Gilde warf. Er zuckte mit den Schultern. „Gut, dann tu dir keinen Zwang an. Denk nur daran, mir zu sagen, was deine Nase alles herausfindet. Wir sind schließlich ein Team, für den Moment.“ Mal sehen, was für Informationen er so bekommen würde. Vielleicht lohnte es sich ja wirklich. „Mein Name ist Charon“, korrigierte er das Mädchen, während sie ihn in Richtung des Bahnhofes zog. Sie war recht fix, wenn auch nicht besonders stark. Leicht genervt zog er seine Hand aus ihrem Griff, folgte ihr aber weiterhin. Sie war also eine Feuermagierin... wie banal. „Ich mache Finsternis“, meinte er und ließ sich dabei auf ihr Sprachniveau herab. „Dunkelheit. Die Kräfte der Nacht, wenn man so will.“ Nachdenklich sah er seine Begleiterin an. Das war vielleicht ein bisschen abstrakt für sie. Demonstrativ streckte er seine linke Hand aus und zeigte, wie sich eine düstere Energie darum sammelte, in dunklem Lila bis Schwarz, durchzogen von roten Linien, die wie Adern pulsierten, ehe sie sich zusammenzog zu tiefer Schwärze und eine scharfe Klaue wie die eines wilden Tiers um seine Hand bildete. „Hier, siehst du?“, meinte er mit einem ruhigen Lächeln, das doch eine gewisse Aufregung versteckte. Sein Blick sah wohl entspannter aus als er wirklich war, denn er war durchaus daran interessiert, was für einen Eindruck dieser Anblick auf sie machen würde. Ob sie diese Gefühlsregung wohl aus seinem Duft erschließen konnte...?
Am Eingang des Bahnhofes stoppte Charon den Sprint des Mädchens wieder und verlangsamte seine Schritte. Er warf einen kurzen Blick auf den Fahrplan, ehe er seine Geldbörse hervorzog. Um diese Zeit des Monats sah es darin immer eher schlecht aus... Er plante definitiv nicht, für sie beide zu bezahlen. „Hel, halt dein Geld bereit. Wir brauchen Tickets“, meinte er also, ehe sein Blick noch einmal an ihr hängen blieb. Eventuell war ja jetzt eine gute Zeit, um nach einem Merkmal zu fragen, das an ihr durchaus ins Auge fiel... „Was ist eigentlich mit deinen Hörnern? Warum hast du die?“
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Komischer Kauz, wirklich komischer Kauz… Erst wollte er nicht, dass sie an Menschen roch, dann war es wieder in Ordnung? Wieso sollte sie überhaupt seine Erlaubnis brauchen, wenn sie doch eine eigenständige Frau war? Hel glaubte langsam, dass die Männer dieser Welt hier eindeutig keine Frauen kannte, wie sie es in ihrer Heimat gab. Dort verhätschelte man seine Frauen nicht, sondern kämpfte mit ihnen zusammen in vorderste Reihe und wurde von ihnen unter den Tisch getrunken. Aber gut, was erwartete sie eigentlich von einer Gegend in der sich Männer in seidene Hüllen zwangen und damit aussahen wie die femininsten Königinnen? „Hel ist nicht dumm, sie weiß was Finsternis ist.“ Nun, vermutlich hatte sie davon in ihrem Leben auch mehr gesehen als dieser parfümierte Männerschänder, den sie hier vor sich hatte. Als Kostprobe zeigte er ihr eine schwarze Klaue, die sich um seine Hand bildete. Sie legte leicht den Kopf schief, als sie die Klaue begutachtete. Und nahm seine Hand um an der Magie zu riechen. Irgendwie war es ein komischer Geruch, es roch nach… nichts, als wenn etwas ganz bestimmtes fehlte. Schwer zu beschreiben, vor allem mit Hels fehlendem Wortschatz. Sie ließ seine Hand wieder los und hob dann ihre eigene, als wenn sie eben genau dasselbe zeigen wollte. „Hel kann auch Dunkelheit!“ Mehr oder weniger zumindest. Als sich die Flammen um ihre Hand bildeten, waren dort nicht die typischen Feuerbrünste, die man von einem Lagerfeuer kannte, sondern tiefschwarze Flammen, die schon fast gespenstisch ihre Hand umspielten. Ebenso schnell, wie sie sie erschafften hatte, waren sie aber auch wieder weg, als Hel ihr Mana versiegen ließ und sie weiter ihren Weg gen Bahnhof bestritten. Ihr Geld? Sharon meinte vermutlich diese Jewel, also zog sie ihren prallgefüllten Beutel heraus, nahm eine Handvoll Jewel heraus und steckte den Beutel dann wieder zurück zu ihren sieben Sachen an ihren Gürtel. Als Charon sie auf ihre Hörner ansprach legte sie abermals nur den Kopf schief. „Was soll mit sein? Warum hast du Augen?“ Was für eine blöde Frage war das? Weil sie halt nun einmal angewachsen waren und so ziemlich jeder aus ihrem ehemaligen Dorf diese hatte, es waren nun einmal die Merkmale der Menschen dort. „Hel braucht Zugticket, freundlicher Herr!“, sagte sie am Schalter zu dem Mann, der ihr ein Ticket verkaufen sollte. Der Mann lächelte nur, als sie ihm die Handvoll Edelsteine auf den Tisch warf, das Ticket nahm und einfach wegging, auch wenn sie gerade eher zehn Tickets gekauft hatte. Sie ging durch einen merkwürdigen Zaun und betrat dann mit wackligen Beinen den Metallhaufen, der bereitstand sie in ferne Länder zu nehmen. „Sharon, wie funktioniert ein Zug?“ War vorne vielleicht eine Art Tier eingespannt? „Und wieso stinkt es hier so unglaublich nach Dreck und Schmutz?“ Es war wirklich nicht schön, aber das schlimmste stand Hel und Charon während der Fahrt noch bevor.
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Dass Hel wusste, was Finsternis war, war jetzt keine große Überraschung... man konnte sich bei ihrer Wortwahl nur nie so ganz sicher sein, wie viel Intelligenz nun dahinter steckte. Da hatte Charon einfach nach der bisherigen Vorführung keine besonders großen Erwartungen. Lieber einmal mehr erklärt als einmal zu wenig... Dass sie nun aber behauptete, sie würde selbst Dunkelheit schaffen können, irritierte den Dargin dann doch. Hatte sie das neben Feuermagie gelernt? Aber warum sollte sie zuerst etwas so Banales wie Feuer erwähnen, wenn ihr die Welt der Finsternis offen stand? Ihre Demonstration sah dann aber so gar nicht aus wie die finstere Energie, die Charon beschwor. Während seine Magie ruhig und drückend wirkte, zuckte ihre kraftvoll und ohne Zurückhaltung – eher wie schwarzes Feuer. Meinte sie das? Dass ihr Feuer eine besondere Farbe hatte? Zugegeben, es war das erste Mal, dass der Weißschopf so eine dunkle Flamme sah, auf seinen Reisen war ihm so etwas noch nicht begegnet. Trotzdem war es etwas beleidigend, so eine ungezähmte Kraft mit seiner eleganten Dunkelheit zu vergleichen... „Ja, das ist nicht schlecht“, meinte er wenig begeistert und nickte ihr kurz zu. Nachdem er seinen Zauber gewirkt hatte, hatte sie noch an seiner Hand geschnuppert... Wonach Magie wohl roch? Ihre beiden Kräfte konnten ja wohl kaum den gleichen Geruch haben! „Als Dunkelheit würde ich das aber nicht bezeichnen...“
Auf die Frage nach ihren Hörnern reagierte das Mädchen auch komisch. Gut, vielleicht war es nicht unbedingt eine angemessene Frage, aber Hel begegnete anderen ja auch nicht gerade mit Anstand. Etwas genervt verschränkte Charon die Arme vor der Brust. Irgendwie war sie wirklich gut darin, an seiner Geduld zu zehren... „Du hast auch Augen, Hel“, antwortete er zynisch. „Aber ich habe keine Hörner. Die meisten hier nicht, wie du vielleicht gesehen hast.“ Wenn sie ihm so blöd kam, dann hatte er das Recht, ein wenig zurück zu feuern... richtig? Es war nicht so, als würden ihr Auftraggeber oder ihre Kollegen aus den anderen Gilden das mitbekommen... Für Hel konnte er seine Professionalität ja mal für einen Moment zur Seite legen. Unter Kollegen musste man einander entgegen kommen! „Wenn du meinst, dass Hörner da, wo du herkommst, normal sind, sag das so. Du kannst doch reden, Mädchen!“ Wenn man so ihr Sozialverhalten betrachtete, war es wirklich ein Wunder, dass sie anscheinend mehr Geld zur Verfügung hatte als Emaru – und es fühlte sich nicht so an, als könnte sie besser damit umgehen. Die Augenbraue des Dargin zuckte, als er sah, wie sie einfach so einen Haufen Jewel auf dem Schalter liegen ließ. Nicht, dass er die Gelegenheit verstreichen lassen würde. Ein wahrer Magier nutzte alle Chancen, die sich ihm eröffneten! „Die Kleine wollte heute unbedingt mal selbst das Ticket kaufen“, lachte er, spielte Hel als Kind herunter. Schwer zu glauben war das ja nicht... „Ein zweites brauchen wir noch. Und das Wechselgeld, bitte.“
Apropos Kind... Hel war wirklich am angenehmsten, wenn sie sich ihrem scheinbaren Alter entsprechend benahm. Es war fast schon niedlich, wie sie nach dem Zug und seiner Funktionsweise fragte. „Der Geruch kommt vom Feuer“, erklärte der Dargin, ziemlich glücklich darüber, etwas erklären zu können. Seine eigene Stimme zu hören war immer wieder ein schönes Erlebnis. Er blickte auf seine Begleitung hinab, während er hinter ihr in den Zug stieg. „Vorne im Zug wird Kohle verbrannt, die stinkt ganz schön. Die Hitze, die entsteht, treibt dann die Räder an. Du könntest vermutlich selbst den Zug fahren.“ Charon lachte amüsiert bei dem Gedanken, während er sich umsah. „Ah, wir haben Glück!“, meinte er und öffnete die Tür zu einem Abteil mit vier gemütlichen Sitzen, in dem es sich noch niemand bequem gemacht hatte. Sie hatten wohl einen Platz für sich. Er wandte sich wieder zu seiner Begleiterin um. „Kommst du?“
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Die meisten hatten keine Hörner, da hatte er vermutlich gar nicht so unrecht. Zumindest hatte sie selbst bisher echt verdammt wenige Hörner gesehen, zwei Stück um genau zu sein, als sie sich selbst einmal im Spiegel gesehen hatte. „Hels Stamm hat einfach Hörner, dort nichts ungewöhnliches.“ Nun, vermutlich sollte sie eher sagen, dass der Stamm sie hatte, schließlich gab es mittlerweile kaum noch welche. Als Charon Hel eingeholt hatte, erklärte er ihr, dass der Gestank vom Feuer kam und vorne Kohle verbrannt wurde, damit diese dann Räder antrieben. „Nein, Feuer stinkt nicht so, vermutlich diese Kohle.“ Kleinkariert vielleicht, aber Hel ließ es sicherlich nicht zu, dass man Feuer als stinkend bezeichnen wollte. Auf die Frage, ob sie kommen würde, nickte sie nur und lief weiter sehr unbehaglich hinter Charon in das Abteil, welches momentan noch leer war und ließ sich komplett unladylike mit Beinen auf dem Nachbarsitz auf einen Platz gegenüber von ihm nieder. Sollte schon niemanden stören, schließlich war sowieso niemand hier und sie hatte sich extra heute Morgen die Füße gewaschen. „Hel muss vielleicht noch etwas sagen.“ Doch was es war, kam nicht mehr aus ihr heraus, als sich schließlich mit einem lauten Pfeifen der Zug in Bewegung setzte und Hel dazu zwang ihre Beine an sich zu ziehen und sich in ihrem Sitz zusammenzuziehen. Sie hasste Fortbewegungsmittel aller Art. Als sie einmal gezwungen war einen Karren zu fahren, hatte sie diesen aus Notwehr fast komplett zerlegt, nur um nicht drauf sitzen zu müssen. Ihre Gedanken gingen an ihre Mutter, die ihr zur Beruhigung früher Lieder gesungen hatte. Eg skal syngje deg vegen heil… Ja, sie konnte sie wirklich schön auf ihren Weg singen, dennoch spürte sie es brodeln, als der Zug fahrt aufnahm und in die erste Kurve ging. Ihr Gesicht versuchte vermutlich gerade eine fünf Wochen alte vergammelte Ziegenmilch farblich zum Vorbild zu nehmen. Sie versuchte schon sich an die nächste Zeile zu erinnern und sie zu rezitieren, als ihr allerdings schon ganz andere Dinge durch den Kopf gingen. „Eg skal syngje hei…“ Und mit einem fast schon geübten und gezielten Schwall schoss es ihr nach vorn aus dem Mund, als sie sich ihr morgendliches Frühstück nochmal durch den Kopf gehen ließ. Sie hoffte irgendwie, dass sie Sharon nicht treffen würde, aber tatsächlich hatte sie momentan ganz andere Sorgen, als sich über Ausweichverfahren und Ballistik Gedanken zu machen – das Zeug musste raus und niemand hatte ihn gezwungen sie zu sich zu rufen und mal ehrlich, der Typ sah aus, als wenn er es vermutlich sogar irgendwie genießen würde. „Hel tut es so Leid.“ Tat es tatsächlich. „Hel geht es nicht gut in Fahrdingen… Urgh.“ Und auf zu Runde zwei?
Sprechen ~ Denken ~ Magie
Hel's Theme ~ Visions Ikke se ned på meg!
Charon Desert Night
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Dass Hels gesamter Stamm Hörner trug war interessant. Während seinen Reisen war Charon niemand mit so einem Merkmal untergekommen, also wurde umso klarer, dass sie nicht aus Fiore stammte. Es wäre mit Sicherheit interessant, ihr Herkunftsland einmal kennen zu lernen... Besserwisserin..., dachte sich der Magier, als das Mädchen meinte, der Gestank war nicht das Werk des Feuers, sondern eher der Kohle. Komplett Unrecht hatte sie damit ja nicht, aber das war keine Diskussion, die sich zu führen lohnte. Solange sie die Zugfahrt gut überstanden, war alles andere irrelevant...
In den ersten Momenten wirkte es, als würde es eine angenehme Fahrt werden. Der Zug war gepflegt, gemütlich und nicht allzu voll, sodass die beiden sogar auf Anhieb ein Abteil mit leerer Sitzgruppe finden konnten. Ein sehr guter Anfang, der leider nur allzu schnell zunichte gemacht wurde. In dem Augenblick, in dem sich die Bahn in Bewegung setzte, sah Hel mit einem mal gar nicht mehr so energisch und fit aus wie noch Momente zuvor. „Alles in Ordnung?“, fragte Charon leicht besorgt, ehe sie auch schon damit begann, kurz zu singen und dann das Essen aus ihrem Inneren zu entlassen, auf direktem Wege in Richtung des Dargin. Instinktiv stieß dieser seinen Reisesack zur Seite, konnte aber nicht schnell genug reagieren, um diesem fürchterlichsten aller Angriffe selbst zu entkommen! „Runter! Guck nach unten!“, rief er dem Mädchen aufgeregt zu, damit sie bloß ihr Ziel änderte! Am liebsten hätte er ihren Kopf selbst nach unten gedrückt, aber was sie da tat war viel zu ekelhaft, als dass er ihr nahe kommen wollte! Sein seidenes Hemd war vollkommen ruiniert... und war ihm da etwa ein Spritzer auf der Wange gelandet? Oh nein, oh nein, oh nein... Als er sich aus ihrer Reichweite bewegt hatte, verlor Charon keinen weiteren Moment, ehe er auch schon sein Oberteil über den Kopf gezogen und zu Boden geworfen hatte. Das Ding konnte er keine Sekunde länger tragen! Seine Augen glitten hinüber zu dem Seebeutel, den er schnell packte und in großem Bogen um das Erbrochene auf dem Boden über die Hel gegenüberliegenden Sitze trat, um zurück zur Eingangstür des Abteils zu gelangen. Es gehörte sich nicht für einen Gildenmagier, sich ohne passende Kleidung zu zeigen, aber was hatte er denn für eine Wahl? Hier drin zog er sich ganz sicher nicht um! Außerdem sah er alle Mal gut genug aus, um auch mit freiem Oberkörper gesehen zu werden. „Warte kurz hier... Ich bin gleich wieder da“, meinte er zu Hel, während er die Tür auch schon aufzog. Natürlich war er niemand, der eine Person im Stich ließ, wenn es ihr schlecht ging... aber wie zur Hölle sollte er denn bitte hier drin bleiben? Es war eklig und stinkig! Er musste nur kurz zur Zugtoilette, da konnte er sich ordentlich sauber machen und umziehen. Und danach... naja, danach...
Ein warmer Wind wehte durch die Gassen der größten Handelsstadt der Wüste. Die Farbe der wenigen Vegetation in der Gegend hatte sich von grün zu gelblich verändert, ein Zeichen dafür, dass der Sommer längst da war. Da es hier gut und gerne Temperaturen um die vierzig Grad geben konnte, vermieden es die meisten Leute in der Mittagshitze, sich im Freien zu befinden und flüchteten sich lieber in die Schatten. Eine Person befand sich jedoch trotz dieser Temperaturen gut gelaunt auf den Straßen der Stadt und ging seines Weges. Leichten Schrittes und leise vor sich hin summend, handelte es sich dabei um Yuuki Grynder. Der Rotschopf schwitzte zwar etwas und hätte sich am liebsten in den Oasis Park begeben oder sich gerne ins kühle Nass begeben, doch heute hatte er etwas anderes vor – und es handelte sich nicht wie üblich um Arbeit! Sein Weg führte den jungen Mann in die Altstadt, welche vor Jahrhunderten mal der Ursprung Aloe Town’s gewesen war. Dieser Gedanke ließ ihn jäh an seine erst kürzlich bestrittene Quest mit Charon denken, als ihr Weg sie ebenfalls aus Crocus Town geführt hatte, und zwar nach Alt-Crocus, der ehemaligen und mittlerweile heruntergekommenen Siedlung, aus welcher die Hauptstadt schließlich entstanden war. Gut, so heruntergekommen und schäbig wie Alt-Crocus war es hier nicht, auch wenn die Gegend hier alles andere als glamourös anzusehen war. Der Brunnenplatz war der Dreh- und Angelpunkt dieses Viertels, auch wenn der Name „Brunnenplatz“ doch etwas weit hergeholt war. Immerhin handelte es sich lediglich um einen simplen Brunnen aus Lehmziegeln. Passend dazu, gab es einfache Lehmhütten, so weit das Auge reichte. Wahrlich kein sonderlich schöner Ort, doch die Frage, die sich einem deshalb stellte, war, was dann der Magnetismus- und Zeitmagier hier tat?
Die Antwort darauf war recht simpel, doch um sie zu verstehen, musste man die Zeit etwa eine Stunde zurückdrehen. Kurz vor der Mittagszeit hatte es sich der Grynder im Gildenpalast gemütlich gemacht und das eine oder andere Schwätzchen gehalten. Der ursprüngliche Plan war es gewesen, sich auch nach einer geeigneten Quest für die nächsten Tage umzuschauen als auch zu sehen, ob er mit dem Gildenmeister von Crimson Sphynx sprechen konnte, um seine diplomatischen Aufgaben zu besprechen. Erst kürzlich hatte er einen freundschaftlichen Austausch mit einem der Diplomaten Fairy Tails gehabt, wodurch ihm die Idee einer Zusammenkunft und Kooperation beider Gilden gekommen waren. Die beiden Gilden mochten höchst unterschiedliche Werte haben, doch waren sie die beiden mächtigsten Vereinigungen des Landes, weshalb es sicherlich nicht schadete, die Wogen zwischen ihnen ein wenig zu glätten. Für gewöhnlich rümpften Crimson Sphynx Magier nämlich bei der Erwähnung der Feenmagier die Nase, da sie oft ein amateurhaftes Verhalten an den Tag legten und ihre Umgebung stark in Mitleidenschaft zogen. Etwas, dass den Wüstenmagiern niemals passieren würde, da ihnen der Ruf der Gilde zu wichtig war. Aufgrund der dunklen Vergangenheit der Gilde arbeiteten sie hart, um den Menschen zu beweisen, dass Crimson Sphynx diese Vergangenheit längst hinter sich gelassen hatte und ihnen das Wohl der Menschen am Herzen lag. Nun ja, wie gesagt, das war der ursprüngliche Plan gewesen. Zwei tratschende Magier in der Nähe durchkreuzten ihn, was daran lag, dass sie sich über El unterhielten … und zwar in keiner schönen Manier. Seine Kindheitsfreundin Elena, kurz El, hatte eine traumatische Erfahrung in der Vergangenheit gehabt, welche Spuren hinterlassen hatte. Aus diesem Grund verdeckte sie ihre Brandnarben hinter einer Maske, war schüchtern und sehr zurückhaltend, weshalb sie sich eher im Schatten und Hintergrund aufhielt. Grund genug für manche Menschen, sich deshalb das Maul über sie zu zerreißen und Mutmaßungen anzustellen, was für ein hässliches Gesicht sich hinter der Maske verbarg. Yuuki, der mit eigenen Augen das verunstaltete Gesicht der jungen Frau gesehen hatte, wusste es besser. Besonders gegenüber Elena hatte er Schuldgefühle, da er sie jahrelang nicht erkannt und ihr nicht geholfen hatte. Aus diesem Grund versuchte er stets sein Bestes, um die junge Frau zu ermuntern und die Mauer um ihr Herz wieder einzureißen, auf dass sie das Leben wieder genießen konnte. Aber das klappte nun mal nicht, wenn es nach wie vor solche Arschlöcher gab, die sich mehr oder weniger lauthals lachen über El so unterhielten. Da der Grynder auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber seinen Bekannten und Freunden empfand, ging er also auf die beiden Magier zu und wies sie harsch zurecht! Bitterbösen Blickes beobachtete er, wie die Beiden eingeschnappt von dannen zogen, ehe seine Seelenspiegel durch die große Halle wanderten. Tatsächlich hatte er El lange nicht mehr gesehen. Ob es ihr wohl gut ging?
Und damit wieder zurück in die Gegenwart. Schnell hatte sich Yuuki die Adresse von El organisiert, da die Gilde natürlich über Einträge aller Gildenmitglieder verfügten. Diese wurden zwar nicht an jeden x-beliebigen Magier herausgegeben, aber als Diplomat hielt er eine entsprechende Vertrauensposition in der Gilde inne, sodass er unter diese Kategorie „wenige Auserwählte“ fiel. Als er diese erfahren hatte, machte er sich schnurstracks auf den Weg, welcher ihn durch die Altstadt von Aloe Town bis hin zu einer eher heruntergekommenen, kleinen Hütte führte. Äußerlich machte sie zwar nicht viel her, aber man sollte ein Buch nie nach seinem Einband beurteilen, nicht wahr? Mit Vorfreude auf das Treffen, klopfte der junge Mann an die Tür und wartete. „El, bist du da? Ich bin’s, Yuuki!“ Gespannt lauschte er, ob er etwas vom Inneren der Hütte vernahm, während er auf eine Reaktion oder ein Öffnen der Türe wartete. Was ihn wohl hier erwarten würde?
Elena hatte schon bessere Tage erlebt... Sie wusste ja selbst, dass es nicht gerade erwachsen von ihr war sich in ihrem kleinen Apartment zu verstecken, aber momentan konnten sie keine zehn Pferde aus der kleinen Bude kriegen. Das hatte verschiedene gründe. Die kleine Magierin hatte nach wie vor mit der Sommerhitze der Wüste zu kämpfen. Natürlich wollte sie ein gutes Mitglied ihrer Gilde sein, aber bei vierzig Grad Außentemperatur machte ihr zierlicher Körper schnell schlapp. Sie hatte stets viel zu Trinken dabei und kleidete sich ordentlich ein, aber allein die Tatsache, dass sie unter ihrer Maske zu schwitzen begann, war ziemlich unangenehm. Es schmerzte teilweise selbst an den alten, längst verheilten Narben, wenn sich so viel Hitze unter der Maske sammelte und es gab für sie einfach keine andere Option, um ihr Gesicht zu bedecken. Deshalb war sie aktuell eher weniger in der Gilde anzutreffen und schneite nur in regelmäßigen Abständen dort vorbei, um sich über potenzielle Quests zu informieren.
Eigentlich war sie ja ein bisschen mutiger. Schon einige Quests hatte sie in den vergangenen Wochen und Monaten hinter sich gebracht. El war mittlerweile in der Gilde bekannt dafür, dass sie so viele verschiedene Magien und Zauber beherrschte, dass sie das zu einem guten Unterstützer machte. Den Ruf einer Kriegerin würde sie nie haben - zurecht, wenn man es mal ganz nüchtern betrachtete. Ihre Zauberkünste hatten ihr sogar bereits einen höheren Rang in der Gilde verschafft. Eigentlich sollte sie also stolz darauf sein. Ja, eigentlich... Mehr Bewusstsein dafür, dass sie existierte, bedeutete im selben Atemzug aber auch, dass mehr und mehr Leute sie wahrnahmen und betrachteten. Elena existierte auf einmal wieder. Nach so vielen Jahren wurde sie von den Menschen nicht mehr nur als sonderlicher Schatten, sondern als Mensch betrachtet... und je mehr Blicke auf sie fielen, desto bewusster wurde den anderen Magiern, dass mit ihr etwas komisch war. Sie war so still und hatte ja irgendwie keine wirklichen Freunde in der Gilde - mal abgesehen von Yuuki und eventuell Charon, wenn man das so sagen könnte. Sie trug stets die Maske, war klein und so zierlich. Die sollte viele Zauber beherrschen? Die sollte etwas Nützliches für die Gilde tun? Elena bekam es nur am Rand mit, denn es war natürlich nur der übliche Klatsch und Tratsch, aus dem sie sich eigentlich nichts machen sollte... aber so war sie nun einmal nicht. Problematisch war, wenn man über jemanden tratschte, der so unscheinbar und unauffällig war, dass es irgendwann irgendjemand schaffte es so zu machen, dass es zu ihren Ohren durchdrang. Einige Dinge konnte sie ausblenden. Man nannte sie gruselig und womöglich gefährlich. Hehe... Das klang ja fast schon cool, oder? Natürlich würde sie diese Fehleinschätzung aufklären, wenn sie es mit jemandem zu tun hatte, der das glaubte, aber das war nicht so weit verbreitet... Man fragte sich, ob sie wirklich etwas konnte, so schmächtig und leise wie sie war... Doch es folgte eine Sache. So eine ganz bestimmte Aussage, die allein genügte, um El so zu treffen, dass es ihr unter die Haut ging. Es trieb sie mit einem Satz allein zurück in ihr Schneckenhaus. Jemand hatte gesagt, dass sie aussah, wie eine Figur aus einem Horrorfilm und dass sich ganz bestimmt etwas so Widerliches und Hässliches unter ihrer Maske versteckte, dass man es nicht ertragen könnte. Kaum hatte El das gehört, war sie nach Hause gerannt. Es trieben sich allerlei Gerüchte um, was sich hinter ihrer Maske verbarg und keines davon war schön zu hören. Ein fürchterliches Gefühl machte sich in ihr breit. Sie wollte davon nichts mehr hören...
Es war schon einige Tage her, dass sie mitbekommen hatte, dass manch ein Gildenmitglied solche Dinge über sie tratschte und verbreitete. Seitdem hatte sie sich nicht zurück ins Gildenhaus getraut. Nicht einmal ihr kleines Apartment hatte sie verlassen. Stattdessen saß sie gerade - wie die meiste Zeit in den vergangenen Tagen - mit angezogenen Knien auf ihrem kaputten Bett und starrte zum Fenster, dessen Vorhang sie zugezogen hatte. Sie fragte sich, wie sie der Welt und den Menschen gegenübertreten sollte. Ihr Gesicht zu zeigen, war einfach keine Option. Selbst Yuuki hätte sie das nicht zugemutet, wäre sie nicht wegen einer blöden Möwe dazu gezwungen worden. Aber den Mumm sich zu wehren und dagegen auszusprechen, hatte sie auch nicht. Wenn sie ehrlich war, wollte sie es nicht einmal erklären... Auch das wäre ja eigentlich eine Option. Anderen zu sagen, dass es sie nichts anging, brauchte zu viel Mut... Zu sagen, dass ihr Gesicht furchtbar entstellt und wirklich hässlich war, tat ihr weh. Was blieb ihr da Anderes als sich einzusperren? Ihr Magen knurrte leise vor sich hin. Ohje... Das Essen, das sie noch dahatte, war langsam leer. Ihr Auge brannte, weil sie in ihrer Verzweiflung einige Tränen vergossen hatte. Das ging schließlich nur noch mit einem. Was sollte sie nur tun? Schluchzend legte sie die Stirn auf ihre Knie. So gern wäre sie jetzt jemand Anderes... Ob es eine Möglichkeit gab, um ein anderer Mensch zu werden? Ihr fiel nur eine Lösung ein, um das nicht mehr ertragen zu müssen... und selbst dazu hätte sie den Mut nicht.
In dem Moment, indem solch düstere Gedanken ihren Kopf durchquerten, klopfte es an der Tür. Nanu? Wer nun wieder? El zuckte zusammen und rollte die Decke fester um sich selbst. Ob sie jemand hören konnte? Nervös drückte sie die Hände vor ihren Mund, weil sie Angst hatte, jemand könnte sie atmen hören. Da vernahm sie eine bekannte Stimme. Yuuki? Nervös strich sie mit einem Fuß über den Anderen. Was sollte sie tun? Ohje... Wenn sie jetzt aufmachte und Yuuki sah, in was für einem Schlamassel sie steckte... in welchem Zustand sie war... Das fände er sicherlich eklig. Sie waren doch gerade erst wieder Freunde geworden. Was wäre nur, wenn er sich so schnell schon wieder von ihr abwandte, weil sie eklig war? El drückte die Hände fester auf ihren Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken, während ihr Auge sich erneut mit Tränen füllte. Da begann ihr Magen so laut zu knurren, dass es durch den ganzen Raum hallte. Oh Mist... Das hatte er sicher gehört, oder? Jetzt konnte sie nicht mehr so tun, als wäre sie nicht Zuhause. Raschelnd rutschte sie vor zur Bettkante und wischte sich über die Augen. Zügig schnappte sie ihre Maske, zog jene über ihren Kopf und tapste zur Tür. Es wäre schlimmer Yuuki wissen zu lassen, dass sie ihn ignorierte, als die Schande zu ertragen, wenn er sich vor ihr und ihrer Wohnung ekelte... Sie wollte schließlich nicht seine Gefühle verletzen! Nervös griff sie nach dem Türknauf und drehte ihn mit beiden Händen. Die Tür öffnete sie nur einen Spalt weit, sodass sie mit ihrem Auge herausblicken konnte. Yuuki bekam also nur durch den kleinen Spalt zu sehen, was sich hinter ihr im Apartment befand und das war... Dunkelheit. El stand da, mit ihrer Decke um die Schulter liegend und in einem so großen Tshirt, dass man denken könnte, sie trug ein Kleid. „H-H-Hallo Yuuki-kun...“, grüßte sie ihn mit belegter Stimme und zog die Nase hoch. Hah! Da fiel ihr doch eine perfekte Ausrede ein. Das zerzauste Haar der kleinen Dame stand wirr in alle Richtungen ab. „B-B-Bitte entschuldige... I-I-Ich bin ein wenig... Eh... Erkältet. D-D-Du solltest lieber gehen... D-D-Du willst dich ja nicht anstecken, stimmts?“ Der Geruch von schlechtem Essen und muffiger Wäsche drang durch den Spalt nach außen. Das war El nicht klar. Die roch das schon nicht mehr. Sie war schon gewillt ihrem Freund den Türspalt vor der Nase wieder zu schließen... Dieses Chaos konnte sie ihm nicht zumuten!
Während Yuuki wartete, hatte er die Arme verschränkt und tippte sich mit den Fingern rhythmisch an den Oberarm. Das war kein Zeichen der Ungeduld, denn der Grynder verfügte über enorm viel Geduld und würde hier auch sicher noch die eine oder andere Minute verharren. Er war in Gedanken verloren und dachte darüber nach, wo er Elena finden könnte, wenn er sie nicht daheim antraf. Nach all den Jahren ohne Kontakt, hatten sie sich erst kürzlich wiedergefunden und ihre Freundschaft dort weitergeführt, wo sie gestoppt hatten. Allerdings hatte sich ziemlich viel seitdem geändert: Elena war auf einer Quest schwer verletzt worden, sodass ihr ganzes Gesicht entstellt war und sie sich seitdem enorm zurückgezogen hatte. Und bei ihm war nicht nur sein Bruder verschwunden, auch hatte er Iris bei einem Brand verloren und sich dementsprechend zunächst zurückgezogen, ehe er all seine Zeit in Aufträge investierte, einfach um sich beschäftigt zu halten und zu vergessen und zu verdrängen. Waren sie denn noch die gleichen, unschuldigen Kinder von damals, nach allem, was das Leben ihnen vor die Füße geworfen hatte? Wohl kaum. Aber für Yuuki war El eine Verbindung, gar die letzte Verbindung zu einer unbeschwerten Zeit, die er nicht los lassen würde. Schon gar nicht, als er mitangesehen hatte, was der jungen Frau wiederfahren war und wie ihr Leben die letzten Jahre hatte aussehen müssen. Mit Freude hatte sie der Rotschopf unterstützt und war wirklich Stolz auf die Fortschritte, die sie gemacht hatte. Beim Gedanken daran bildete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Grynders. Er würde El nicht einfach so im Stich lassen!
In diesem Augenblick wurde der Magnetismusmagier aus seinen Gedanken gerissen, als er von innen etwas hörte. *Also ist sie daheim!* Das Geräusch konnte er durch die Tür leider nicht identifizieren. Hätte er gewusst, dass es ein lautes Magenknurren war, wäre er sofort losgezischt um etwas zu Essen zu holen. Bei seiner Kindheitsfreundin handelte es sich um eine der wenigen, privilegierten Menschen, mit denen er sein Essen direkt teilen würde. Zugegeben, Helena und Rownan hatten auch von seiner Großzügigkeit profitiert. Aber er hatte einzig und allein aus dem Grund etwas zu essen für alle geholt, weil er seinen letzten Donut nicht mit dem Lupinen hatte teilen wollen. Bei der Maskenträgerin hätte er jedoch ohne zu zögern geteilt, ein wichtiger Unterschied in seinen Augen! Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, sodass der junge Mann endlich die vertraute Silhouette von El sah – wenn auch nur zum Teil. Viel konnte er nicht erkennen, immerhin war es wirklich dunkel hinter ihr, aber sie trug wohl auch eher gemütliche Kleidung, von welcher man ausgehen konnte, dass man sie nur daheim trug. „Hi El, schön dich zu sehen!“, strahlte der junge Mann sie an und löste die verschränkten Arme. Just in dem Moment, als die junge Frau ihm mitteilte, dass sie krank war und er lieber gehen sollte, drang ein unangenehmer Geruch aus Schmutz und schlechtem Essen in seine Nase. Bäh! Yuuki blinzelte mehrmals und schaute El an. Sie sah nicht gut aus, es roch nicht gut … also brauchte sie seine Hilfe! Oh ja, der Grynder nahm gar nicht wahr, dass ihn El gar nicht da haben wollte und sich für den Zustand ihrer Wohnung schämte. Vielmehr dachte er, dass dieser Zustand dem Fakt zu schulden war, dass sie nicht bei Kräften war und sich nicht um alles kümmern konnte! Umso passender also, dass er den weiten Weg hier in die Slums genommen hatte, um sie unterstützen zu können.
„Ach, mach dir mal um mich keine Sorgen.“, gab der junge Mann gut gelaunt von sich. „Ich erinnere mich nicht an das letzte Mal, dass ich krank war.“, winkte er ab und lächelte seine Gildenkollegin aufmunternd an. „Wenn es dir nicht gut geht, kann ich gerne aushelfen. Dann kannst du dich ausruhen und dich aufs Auskurieren konzentrieren, während ich alles andere regele!“ Bei dieser Aussage zeigte er mit dem Daumen auf sich selbst und lächelte seine Kindheitsfreundin breit an. El konnte ihm ruhig alles überlassen und sich wieder hinlegen, von einer dreckigen Wohnung würde er sich nicht abschrecken lassen – noch hatte der junge Mann ja keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Aber er war mit einem gewissen Ziel hierher gekommen und er würde sich sicherlich nicht so leicht abwimmeln lassen, da musste El sich schon etwas Besseres einfallen lassen. „Ich würde mich jetzt nicht als Kochexperten bezeichnen, aber eine stärkende Brühe sollte ich sicherlich hinbekommen. Und mit meinem Magnetismus kann ich die Utensilien für mich arbeiten lassen, also kann ich auch multitasken!“, sprach der Grynder und versuchte die schüchterne El von seinen Haushaltsfähigkeiten zu überzeugen. Mit einem breiten Lächeln stand er nun erwartungsvoll vor El und wartete darauf, dass sie ihn einließ. Dass sie kurz davor war, ihm die Tür vor die Nase zu schließen, darauf kam er gar nicht. Na mal sehen wie die Maskenträgerin auf diese Gesprächsentwicklung reagieren würde.
Mit weichen Knien stand Elena an der Tür und blickte nur mit ihrem Auge durch den Spalt. Sich am Türrahmen festhaltend, betrachtete sie Yuuki, den sie gerade krampfhaft mit einer Krankheit versuchte abzuwimmeln. Sie sah ja auch krank aus, klang so, weil ihre Stimme verheult war und allgemein konnte man schon durch den schmalen Spalt erahnen, dass ihr kleines Apartment nicht gerade im allerbesten Zustand war. Dass sich Yuuki auch noch, trotz ihrer Lüge, darüber freute sie zu sehen, brach ihr beinahe das Herz. Fast hätte sie ihre kleine Flunkerei korrigiert, doch zu groß war die Angst, dass der Grynder genauer nachfragte oder gar böse auf sie wäre... Irgendwo war sie ja froh darüber, dass sie wieder Freunde waren.
Seine gute Laune war unfassbar. El bewunderte den Rotschopf dafür, dass er wirklich immer lächeln konnte. Die kleine Magierin wusste, was er in seinem Leben schon durchgemacht hatte und trotzdem war Yuuki durch und durch eine fröhliche und gutherzige Person. Das konnte sie von sich nicht behaupten. Ein leises Seufzen erklang, als der Magier erklärte, dass er so schnell schon nicht krank wurde und sich anbot ihr auszuhelfen. Jetzt, wo er ihr helfen wollte, fühlte sie sich für ihre Lüge noch viel schlechter. Erneut seufzte sie und zog die Tür einen Spalt weiter auf... Allerdings nicht sonderlich weit. Schon hielt sie wieder inne und schielt über ihre Schulter. Mist. So wie es hier aussah. Wenn sie die Tür aufmachte, würde Yuuki sicherlich auf dem Absatz kehrt machen. Verlegen fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken. „E-E-Es sieht aber furchtbar hier aus... E-Entschuldige...“, murmelte sie ein wenig geknickt und schob die Tür weiter auf. Dahinter zeigte sich das nur wenige Quadratmeter große Apartment. Es war ein ziemlich kleiner Raum mit einem Bett, ein paar klapprigen Bücherregalen und abgesehen davon gab es hier eigentlich nur Blumen und Pflanzen in Hülle und Fülle. Wenn man das mit dem restlichen Zustand des Apartments betrachtete, war das so ziemlich das Einzige, was hier lebte - abgesehen von dem schlechten Essen in den Küchenschränken. Auf der kleinen Küchenzeile stapelte sich altes, dreckiges Geschirr und der undichte Wasserhahn ließ immer wieder einen Tropfen in eine bereits bis zum Rand gefüllte Schüssel tropfen. El umklammerte mit einer Hand den Oberarm des anderen Armes. Das Einzige, wo einigermaßen Sauberkeit herrschte, war im Badezimmer... Wobei da auch viele Klamotten rumkullerten. Überall im kleinen Apartment flogen die wenigen Shirts und Hosen von El rum, zwischendrin lagen Bücher und Müll. Der Raum war stockduster, weil sie durch die Vorhänge kein Licht hereinließ und das Bett war zerwühlt, wobei das Kopfkissen mit einem Berg an benutzten Taschentüchern gekrönt war.
Sehr zügig krabbelte El, die soeben die Tür geöffnet hatte, auf ihr Bett und kauerte sich zusammen, während sie ihre dünne Bettdecke um sich schlug. Yuuki würde die Tür ja sicher zumachen - egal ob er eintreten wollte oder nicht. El seufzte. Er würde bestimmt mit ihr schimpfen oder? Vielleicht mochte er sie am Ende gar nicht mehr, wenn er dieses Chaos sah. Die Magierin schluchzte leise und zog die Nase hoch. Bloß nicht schon wieder heulen. Stillschweigend legte sie den Kopf auf ihre angewinkelten Knie und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand hinter ihrem klapprigen Bettgestell. Es war schön, dass Yuuki die längste Zeit ihres Lebens ein Freund gewesen war. Gedanklich schloss sie schon damit ab, dass er gleich gehen und sie nie wiedersehen wollte. Das hätte sie verdient ...
Geduldig wartete Yuuki darauf, dass ihn El einließ, damit er ihr helfen konnte. Nach wie vor hatte er ein breites Lächeln aufgesetzt, während er sich auf die Augen hinter der Maske konzentrierte und den Augenkontakt suchte. Da sie derart schlechte Erfahrungen im Leben gemacht hatte, war ihm bewusst, dass er keine Wunder von seiner Kindheitsfreundin erwarten durfte, sondern sich der ganzen Sache in Minischritten nähern musste. Er war auf jeden Fall schon mal hergekommen, also würde er sich nicht so leicht abwimmeln lassen. Aber er musste dabei behutsam sein! Immerhin wollte er die arme Elena nicht überrumpeln und damit verunsichern, statt sie aufzubauen und unterstützen. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit – es war kaum eine Minute – gab die junge Frau seufzend nach und öffnete weiter die Tür, um den Grynder einzulassen. „Ach, so schlimm wird's schon nicht sein.“, winkte der Rotschopf ihre Bedenken hinsichtlich Unordnung ab und machte sich an, die kleine Hütte zu betreten. Natürlich hatte er keine Ahnung, was für eine Unordnung ihn hier erwarten sollte!
In der Hütte selbst angekommen, musste der Rotschopf zunächst die Augen ein wenig zusammenkneifen, da die Vorhänge zugezogen waren und man somit nicht das Innere der Wohnung gut sehen konnte – vermutlich ein Segen in diesem Zustand. Der Geruch von Schmutz, gegammeltem Essen und muffliger Kleidung schlug ihm stärker denn je entgegen. Und als sich seine Augen nach einer kurzen Zeit an die neuen Lichtverhältnisse gewohnt hatten, erkannte er auch den Ursprung dieses Übels: Es war die gesamte Wohnung! Der Zustand des Appartements war schrecklich: Überall lag schmutzige Kleidung herum, dreckiges Geschirr gab einen beißenden Geruch von sich, es gab einen tropfenden und damit wahrscheinlich undichten Wasserhahn, und und und. Das war schließlich nur das, was die rubinroten Seelenspiegel in den ersten Momenten aufnahmen, als er sich hier umsah. El selbst hatte sich auf ihr kleines Bett gegeben, während sie sich mit einer traurigen Entschuldigung einer Bettdecke überzog. *In so einer Umgebung kann man ja gar nicht gesund werden.*, schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, als er sich in diesem Saustall umsah. Dabei ging Yuuki tatsächlich nicht davon aus, dass El immer so unordentlich war, sondern dass es vielmehr ihrer Krankheit zu verschulden war, dass sie nicht ihrem Haushalt hinterher kam. Eine Lösung musste her, und zwar eine radikalere, als einfach nur die Wohnung zu putzen. Der Grynder hatte so hart gearbeitet, um seine vom Leben gezeichnete Kindheitsfreundin wieder aufzubauen, dass er hier nicht einfach aufgeben wollte. Der armen El ging es nicht gut und es tat ihr sicherlich auch nicht wirklich gut, wenn sie sich in einer solchen Umgebung allein und zurückgelassen fühlte. Je wohler man sich fühlte, desto schneller wurde man gesund, nicht wahr? Nachdenklich schaute er sich in der Wohnung um, während sein Gehirn ratterte und nach einer Lösung suchte. Sicher, er konnte hier ausmisten und alles wieder auf Vordermann bringen, aber war El damit wirklich geholfen? Auf kurze Sicht bestimmt, doch auf langer Sicht vermutlich nicht. Und diese Gegend war auch nicht sonderlich sicher. Indes schniefte und schluchzte El leise vor sich hin, was ein klammes Gefühl in seiner Brust auslöste, denn er empfand großes Mitgefühl für sie. Der Grynder wollte nichts lieber, als dass sich die Gute in einer sicheren Umgebung ausruhen und sich entspannen konnte. Und genau in diesem Augenblick überkam ihn ein Geistesblitz! Ja, eine Lösung, für das Problem!
Doch wie sollte er das Ganze am besten angehen? Schließlich war El sehr schüchtern und zurückhaltend und er wollte sie nicht überfordern. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, El! Niemand kümmert sich gerne um den Haushalt, wenn er krank ist. Man muss sich aufs Gesundwerden konzentrieren!“, sprach er sie schließlich an und lächelte ihr aufmunternd zu. „Wenn es dir nicht gut geht, kannst du mir gerne Bescheid geben, dafür bin ich doch da!“ Immerhin hatte er sie jahrelang nicht erkannt und vernachlässigt, insofern hatte der junge Mann das starke Bedürfnis, die Vernachlässigung all der vergangenen Jahre wieder gut zu machen. „Diese Gegend ist nicht wirklich sicher und ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, dich hier zurückzulassen.“ Der junge Mann wusste noch nicht so recht, wie er das Thema richtig angehen sollte, weshalb er sich am Hinterkopf kratzte. „Hättest du nicht Lust, eine Weile im Haus meiner Eltern zu wohnen? Ich bin ja seit Jahren … alleine und mir täte etwas Gesellschaft bestimmt auch gut. Das Haus ist immerhin groß genug.“ Dieser letzte Satz traf ihn selbst härter, als er es vermutet hätte. Ja, er lebte seit so vielen Jahren schon alleine in diesem großen Haus, dass er sich oft einsam fühlte, verlassen von seiner Familie. Dementsprechend konnte man ihm seine Bedrückung auch ansehen, denn El war eine der wenigen Personen, welcher er auch einen Blick auf seine persönlichere Seite gewährte. Nun, sicherlich war El von diesem Vorschlag ein wenig überrascht, aber wie würde sie darauf reagieren?
So schlimm wird's schon nicht sein... Das konnte auch nur jemand sagen, der das Ausmaß ihres Chaos noch nicht gesehen hatte. Yuuki war so gutmütig und hatte ein großes Herz. Ob er das gleich bereuen würde? El wäre am liebsten in den Boden unter den dreckigen Dielen gekrochen und hätte ihr Leben dort fortan wie ein Einsiedlerkrebs verbracht. Allerdings funktionierte das Leben eines Menschen so nicht. So ein Mist! Warum war sie nur als ein solcher geboren worden?
Kaum hatte sie Yuuki Eintritt gewehrt, war El schon wieder auf ihrem Bett verschwunden und rollte sich in ihrer Decke ein. Wie ein Igel, der sich in seinem Stachelkleid einrollte, war die kleine Magierin zusammengemurmelt und wagte nur mit dem Blick hinter ihrer Maske hervorzulunzen. Wie er wohl reagieren würde? Als er im Raum stehen blieb und sich umsah, fühlte El sich noch viel schlechter. Wie sie Yuuki kannte, würde der für sie sicherlich eine Aufräumaktion starten. Dass er überhaupt geglaubt hatte, dass sie krank war, war schon komisch. Er war so gutgläubig. Aber gut... Ihr verheultes Gesicht mochte auch zeigen, dass es ihr nicht gut ging - wenn auch eigentlich in anderem Sinne.
Als er nach einer ganzen Weile seine Stimme wieder erhob, fragte sich El ein wenig worüber er in den letzten Minuten nachgedacht hatte. Hatte er sich geekelt? Fand er sie furchtbar? Wollte er nun die Freundschaft mit ihr womöglich sogar beenden? Sie war da nicht ganz sicher. Kaum sagte er, dass sie sich keine Sorgen machen müsse, war sie erleichtert. Nur kurz darauf wurde dieses Gefühl aber von einem schlechten Gewissen abgelöst. Weil sie krank war... aufs Gesundwerden konzentrieren. Sie solle ihm Bescheid sagen, damit er als Freund sich um sie kümmern konnte. Dafür war er doch da... El zog erneut die Nase hoch und schniefte leise. Menno... Jetzt fühlte sie sich schlecht, weil sie ihn angelogen hatte. Diese Gegend fand er nicht gut. Natürlich nicht. Sie konnte sich mit ihren einfachen Quests nicht wirklich etwas Besseres leisten und eine Familie, die sie unterstützen könnte, hatte sie hier nicht zur Hand. Ihr Vater lehnte ihren Weg noch immer ab und ihre Mutter war froh, dass sie ihr Briefe zusenden konnte. El behauptete immer, dass alles gut war, schmückte ihre Abenteuer etwas mehr aus, als sie wirklich waren... Sie war eine jämmerliche Lügnerin geworden... Er würde sich nicht wohl damit fühlen sie hier zurückzulassen? Der Kopf des Mädchen wandte sich erstmalig wieder in Richtung des Magiers. Ihre Füße wippten leicht nervös unter der Decke. Wie konnte ein Mensch so gut sein? War er ein Engel? Sein folgendes Angebot schlug dem Fass dann den Boden aus. Bot er ihr ernsthaft gerade an bei ihm zu wohnen? El verschlug es die Sprache. Im Haus seiner Eltern, weil er einsam war... und sie offensichtlich allein nicht besonders gut zurecht kam. Mehrere Gefühlswellen schlugen auf sie ein. Zum Einen hatte sie Sorge, weil sie gelogen hatte. Er glaubte, dass dieses Chaos nur herrschte, weil sie "krank war"... Dabei war sie nie wirklich besonders ordentlich und aufmerksam. Okay, jetzt war es besonders schlimm, weil so eine komische, unangenehme Welle sie überrollt hatte. Die anderen Magier waren gemein zu ihr gewesen. Wie lächerlich würde er es wohl finden, wenn er die Wahrheit wüsste? Es wurde nicht besser, als sie einmal im Kopf das Szenario durchging, in dem das wirklich Realität war. Trotz allem, auch wenn sie nicht so aussah und sich nicht so verhielt, war El noch ein Mädchen. Ein Mädchen, das bei einem jungen Mann in ein Haus zog. Ihr Gesicht wurde rot, auch wenn die Maske es verbarg. Sie waren Freunde und Elena dachte nicht über Yuuki in diesem Sinne nach - sowieso über niemanden. Das war nicht ihre Baustelle. Allerdings fühlte sie sich schon jetzt verurteilt von anderen Leuten, wenn sie darüber nachdachte. Es war ein wenig peinlich. Was sollte sie nur tun? Als er sagte, dass er allein war, klang das furchtbar einsam. Nicht nur so, als wolle er seine Hand nach ihr ausstrecken, weil sie Hilfe brauchte... sondern er auch. El schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und schlang die Decke fester um ihren schmächtigen Körper. „Es tut mir leid, Yuuki...“, begann sie mit heiserer Stimme. Dann rollten schon die Tränen unter der Maske hervor. Sie konnte es ja doch nicht zurückhalten. „Ich... Ich hab geschwindelt.“ Boom. Da war die Explosion. El konnte das doch so nicht stehenlassen. „Ich bin gar nicht krank... Bitte verzeih mir...“ Begleitet von Schluchzen und Wimmern begann sie ihrem Freund zu erklären, dass sie nicht ganz ehrlich gewesen war. Sie war nicht krank... Es gab keinen körperlichen Grund sich so gehenzulassen... und würde sie in seinem Haus wohnen... Wer weiß, ob diese Inkompetenz nicht nach wie vor da wäre? Ihn stören würde? Sie weinte bitterlich. „Ich bin einfach nur unfähig... und hässlich... und gruselig... und eklig... So wie die Anderen gesagt haben...“ El schob ihre Maske nach oben und wischte sich mit einem Stück der Decke über das Gesicht. Dass nur eines ihrer Augen weinte, machte das Ganze nicht weniger schräg. War ihr egal, ob Yuuki ihr hässliches und kaputtes Gesicht sah. Wäre ja nicht das erste Mal... Wenn er sie nun auch nicht mehr mögen wollte, dann war das schon okay... Verdient hätte sie ja nichts Anderes, nachdem sie gelogen hatte...
El hatte nicht ganz Unrecht, was in den Gedanken von Yuuki vor sich ging. Als jemand, der selbst sehr ordentlich und strukturiert war, hätte er wohl beim Anblick eines solchen Chaos und Schmutzes in einer anderen Situation missbilligend die Nase gerümpft. Es gab unter gewöhnlichen Umständen keinen Grund, sich derart gehen zu lassen. Ganz zu schweigen davon, dass es nicht gesund sein konnte, umgeben von so viel Schmutz und Unordnung zu wohnen. Essensreste lockten Ungeziefer an und mit der Zeit konnte man sicher dadurch krank werden. Da die Maskenträgerin jedoch einen besonderen Platz in seinem Herzen hatte – war sie doch seine alte Kindheitsfreundin und eine Brücke in eine längst vergangene Zeit, in welcher sich sein Leben glücklich und größtenteils unbesorgt abgespielt hatte – reagierte er entsprechend anders auf sie. Nichtsdestotrotz konnte man selbstverständlich die Gedanken und Gefühle der jungen Frau nachvollziehen, denn wer sich selbst nicht akzeptierte, erwartete vermutlich nicht, von den Menschen um sich herum akzeptiert zu werden. Und dennoch besorgte es den Grynder vielmehr, El in dieser Umgebung vorzufinden, als er sie verurteilte oder er enttäuscht von ihr war. Nach wie vor war er ja der Ansicht, dass es ihr gesundheitlich nicht gut ging, weshalb es hier so aussah. Und obgleich es nicht lange her war, dass sie ihre Freundschaft wieder gefunden hatte, konnte die junge Frau den Rothaarigen ganz gut einschätzen: Tatsächlich wäre sich der Wüstenmagier nicht zu schade gewesen, um eine groß angelegte Putzaktion zu starten, damit man sich in der Wohnung wieder wohler fühlen konnte. Allerdings störte er sich ja nicht alleine an dem Zustand der Wohnung, sondern auch noch der Lage, in welcher El wohnte. Um seine Gildenkollegin ein wenig aufzubauen und ihr die Zeit zur Erholung geben, hatte er ihr also gerade angeboten, für einige Zeit bei sich daheim einzuziehen. Und hey, wieso nicht? Platz war schließlich genügend vorhanden und es war nicht so, als ob ihn Elena damals nicht auch besucht hätte. Sie kannte sich also dort aus oder verfügte zumindest über einige Erinnerungen, was das Ganze angenehmer machen sollte, als sich in ein völlig neues und fremdes Umfeld zu begeben.
Yuuki selbst war von seinem Plan ganz überzeugt, weshalb ihn eine Welle der Verwirrung überkam, als El schließlich darauf mit einer Entschuldigung reagierte. Der junge Mann runzelte die Stirn ein wenig und legte den Kopf schief, da er nicht ganz zu verstehen schien. *Geschwindelt? Wovon redet sie?* Und dann offenbarte ihm die junge Frau unter Schluchzen und Tränen, dass sie gar nicht krank gewesen war. Es brach ihm wirklich das Herz, seine Kindheitsfreundin derart aufgelöst zu sehen. Der Grynder war bestürzt über ihre folgenden Aussagen über sich selbst, dass sie unfähig, hässlich, gruselig und viel mehr war. Wut überkam ihm, jedoch nicht, weil sie hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes gelogen hatte, oh nein. Es war, als ihm bewusst wurde, dass ihr das Gerede der Leute enorm zusetzte und dafür gesorgt hatte, dass sich die junge Frau schlecht in ihrer Haut fühlte und sich wieder zurückgezogen hatte. *Denen werde ich mal was erzählen.*, nahm er sich fest vor und hätte dabei am Liebsten die Faust zornig zusammen geballt, was er allerdings unterließ. Nicht, dass die blauhaarige Magierin diese Reaktion falsch interpretierte und auf sich selbst bezog. Sie war ja schon wirklich fertig, da brauchte sie sicherlich keinen Schubser in die falsche Richtung. Klar mochte es niemand, angelogen zu werden. Aber wer jetzt vom Magnetismusmagier erwartete, dass er sich enttäuscht oder gar erbost von El abwandte, der kannte ihn schlecht. Ob sie es sich eingestehen wollte oder nicht – ihr ging es nicht gut. Und wenn sie schon körperlich gesund war, so war ihr Inneres doch verletzt und geschwächt. Ein wenig unschlüssig, wie er auf die aufgelöste Magierin reagieren sollte, entschloss er sich zunächst dafür, sie ein wenig zu trösten. Dafür setzte er sich auf die Bettkannte ihres Bettes und tätschelte ihr ein wenig unbeholfen den Kopf, in der Hoffnung, dass es sie ein wenig beruhigte. In diesem Augenblick konnte er erneut einen Blick auf ihr wahres Gesicht erhaschen. Diese Narben und Verstümmelungen waren Beweis genug dafür, dass sie wirklich zu viel im Leben durchgemacht hatte und sie endlich etwas Besseres verdient hatte. Und wenn er in der Lage war, ihr zu helfen und sie zu unterstützen, dann war es verdammt noch mal seine Pflicht, sein Bestes zu geben.
In seinen Seelenspiegeln konnte El einen freundlichen und verständnisvollen Ausdruck erkennen, sofern sie sich traute, ihn anzuschauen. „El…“, begann er mit sanfter Stimme, während er ihr weiter den Kopf tätschelte. „… das stimmt doch gar nicht. Du darfst nicht auf Leute hören, die dich nicht kennen und sich anmaßen, über dich zu urteilen.“, sprach der junge Mann behutsam, in dem Willen, El wieder ein wenig aufzubauen. „Du bist eine talentierte Magierin und wirklich pfiffig. Du warst eine geduldige Lehrerin mit mir und hast mir erfolgreich eine Magie beigebracht. Nennt man das unfähig? Nein, sicher nicht.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, schüttelte der Grynder den Kopf. „Manchmal reden Menschen über andere schlecht aus Boshaftigkeit. Und manchmal ist es Ignoranz, denn sie sind sich nicht darüber im Klaren, wie schwer Worte auch verletzen können. Und manchmal liegt es auch daran, dass Menschen neidisch sind.“ Klar mochte man meinen, wer auf die junge Frau und ihr Äußeres neidisch sein konnte. Das war ja verrückt. Der Rotschopf bezog sich vielmehr auf die breite Auswahl an Fähigkeiten und Magien, über welche seine Kindheitsfreundin verfügte. Es gab viele, weitaus weniger talentierte Magier und Magierinnen, die aus einem solchen Grund Groll empfanden. Und El stellte dabei ein durchaus einfaches und verwundbares Ziel dar, also war es nicht weiter verwunderlich, dass sich manch einer aus Neid über sie so ausdrückte. Das war natürlich alles andere als in Ordnung, doch darum würde sich Yuuki später kümmern. Eines nach dem anderen. Zunächst galt es, die junge Frau weiter aufzubauen. „Entschuldigung akzeptiert.“, antwortete er mit einem freundlichen Lächeln in Reaktion auf ihre ursprüngliche Entschuldigung. „Allerdings bin ich nach wie vor der Ansicht, dass du dich in einer anderen Umgebung besser erholen könntest. Nur weil man nicht krank ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es einem automatisch gut geht.“ Schließlich hob er die Arme in einer Geste an, um ihr zu zeigen, dass sie freie Wahl mit ihrer Entscheidung hatte. „Wenn du ein wenig Zeit zum Überlegen brauchst, kannst du dir gerne so viel Zeit wie nötig nehmen. In dem Falle würde ich dir aber gerne hier ein wenig beim Aufräumen helfen, wenn es für dich in Ordnung wäre.“ Ob El bei diesem freundlichen Lächeln ablehnen konnte? Yuuki hatte nicht vor, sich abwimmeln zu lassen. Er war nach wie vor der Ansicht, dass seiner Kindheitsfreundin ein Tapetenwechsel gut tun würde, aber er wollte nicht unnötig viel Druck ausüben. Immerhin stand die Gute ja bereits unter so viel Druck, dass sie sich wirklich schlecht fühlte und sich zurückgezogen hatte. Jetzt hieß es abwarten und Tee trinken.
Es lag ein unsagbar schwerer Stein auf ihrer Brust. Wie hatte sie Yuuki nur so anlügen können? Nach all den Jahren, die sie einander so fern gewesen waren, war sie doch mittlerweile so froh darüber, dass sie wieder befreundet waren. Nun, wo er sich sogar die Mühe machte nach ihr zu sehen, stieß sie ihn so vor den Kopf. Anstatt ihr ehrlich zu sagen, dass sie eine Versagerin war und aus welchem Grund sie gerade litt, zog sie es vor den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und nahm mit einer lächerlichen Lüge vorlieb... und Yuuki, mit seinem guten, großzügigen Herz, nahm ihre Worte auch noch ernst. Letzten Endes hatte sie nicht anders gekonnt, als zuzugeben, dass sie eine feige Schwindlerin war. Ob er ihr verzeihen könnte? Sie standen sich nicht mehr so nahe, wie sie es als Kinder getan hatten. Sie fühlte sich so unsicher...
Als er sie jedoch anblickte, sah sie in seinen roten Augen so viel Verständnis und Wärme, dass es ihr beinahe die Sprache verschlug. Er tätschelte ihren Kopf und sie musste sich zusammennehmen nicht direkt wieder in Tränen auszubrechen. Sie sollte nicht auf das hören, was die Leute sagten? Es fiel so schwer es zu ignorieren. Immerhin hatten sie ja auch nicht unrecht. Unter ihrer Maske verbarg sich etwas Grässliches. Es war für El immer wieder erstaunlich, dass Yuuki darüber einfach hinwegsehen konnte. Er sprach über die Dinge, die sie gut konnte. Sie hatte viele verschiedene Magien gemeistert, unterschiedlichste Zauber erlernt und war auch nicht unbedingt schlecht darin andere Magier in diesen Bereichen zu lehren... Unfähig war sie wirklich nicht. Sie sprachen schlecht über sie, weil sie böse waren? El hatte nie daran geglaubt, dass Menschen von Natur aus böse sein konnten. Ignoranz... Vielleicht war es das. Sie kannten sie ja schließlich gar nicht... und wussten nicht wie schwer die Last war, die sie auf ihren Schultern trug. El zog ihren Ärmel über das Handgelenk und trocknete die Tränen an ihrem Auge. „Ich dachte nicht, dass die Menschen in der Gilde so... gemein sind.“, murmelte sie unsicher. Immerhin hatte sie bis dato sehr fest an Crimson Sphynx geglaubt. Gab es dort wirklich Personen, die ihr einfach wehtun wollten? Warum nur? Sie hatte ihnen doch gar nichts getan... „Meinst du, dass ich sie irgendwie verärgert habe?“, fragte sie also nervös. Vielleicht sollte sie sich ja bei ihnen entschuldigen. Dafür, dass sie ihnen Ärger gemacht hatte... Wie auch immer sie das getan hatte. Womöglich war ihr Anblick schon mit der Maske für manch einen nur schwer zu ertragen? El hatte schon lange darüber nachgedacht etwas gegen ihr Äußeres zu tun... Sie hatte einen Plan, aber von dem wollte sie Yuuki lieber noch nicht erzählen. Wenn es nicht klappte, dann wäre es einfach zu peinlich...
Jedenfalls fiel ihr ein Stein vom Herzen, als er ihre Entschuldigung annahm. Beinahe kämen ihr vor Dankbarkeit direkt wieder die Tränen. Als er anmerkte, dass man sich auch schlecht fühlen konnte, wenn man nicht krank war, verstand sie sofort was er meinte. Schließlich hatte sie die letzten Tage am liebsten allein und in der unbarmherzigen Dunkelheit ihres kleinen Zimmers verbracht. Selbst wenn man nicht erkältet war oder Fieber hatte... Das Herz konnte sich trotzdem krank fühlen. Das tat es für El oft, wenn sie allein war... Jetzt, wo die anderen Magier auch noch gemein zu ihr gewesen waren, war es ganz schlimm gewesen. El war die längste Zeit in der Gilde nicht aufgefallen. Als B-Rang Magierin nahm man sie offensichtlich mehr wahr und urteilte über sie - nicht immer nur im Stillen. Dass es etwas mit Neid zu tun haben könnte - darauf käme sie nie. Schließlich gab es in ihren Augen nichts an sich selbst, worauf man hätte neidisch sein können. Yuuki bot ihr an entweder die Zeit zum Überlegen zu nutzen, indem er mit ihr aufräumte... oder aber mit ihm zu gehen. Ihr Blick schweifte über das Chaos. Still griff sie nach seiner Hand und lächelte ganz leicht - soweit das mit ihren kaputten Lippen noch erkennbar war. „Vielleicht... ist es ja besser, wenn sich etwas verändert...“, stimmte sie zu und blickte ihn unsicher an. „Ich störe doch nicht... oder?“ Hoffentlich überlegte er es sich nicht anders. Das würde ihr das Herz brechen.
Auch wenn es sich Yuuki nicht immer anmerken ließ und für gewöhnlich Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte, war er doch ein äußerst empathischer Mensch. Das war auch der Grund dafür, dass ihm so schwer ums Herz wurde, als er El’s Zustand mitansehen musste. Wie konnte es jemand nur wagen, das liebe und unschuldige Mädchen derart zu verletzen? Eine erneute Welle des Zorns überkam den jungen Mann beim Gedanken an die Gildenkollegen, die wahrscheinlich in ihrem Neid über die Maskenträgerin gelästert hatten. Leider stellte die gutmütige und unsichere junge Frau aber auch eine einfache Zielscheibe für solche Menschen dar. Wieder mal typisch, statt sich jemanden auf Augenhöhe zu schnappen, da hackte man Lieber auf jene unter sich herum. Der Rotschopf nahm sich fest vor, in Erfahrung zu bringen, wer solche üble Nachrede betrieben hatte und dann würde es Saures geben!
Geduldig wartete der Grynder auf die Reaktion seiner Kindheitsfreundin und konnte nur passiv mitansehen, wie sie sich die Tränen trocknete und etwas fing. Als die junge Frau schließlich vor sich hin murmelte, dass sie niemals gedacht hätte, dass die Menschen in Crimson Sphynx so gemein sein konnten, seufzte Yuuki auf. Ein schiefes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. „Weißt du, manche Menschen sind einfach so, gleichwohl in welcher Gilde, Organisation oder Lebensumständen sie sich befinden. Viele Menschen denken nicht nach und sagen einfach Sachen, unwissend, wie sehr sie ihre Mitmenschen mit solchen Aussagen treffen können.“, sprach er beruhigend auf El ein. „Du solltest dir keinesfalls Vorwürfe machen, dass du etwas falsch gemacht hast. Es kann durchaus sein, dass diese Leute ihre eigene Unzufriedenheit auf dich projiziert haben. Sie sind unzufrieden mit ihren eigenen Fähigkeiten, während du über eine große Anzahl nützlicher Magien verfügst und sich das auch so langsam herumspricht.“ Obwohl er nichts damit zu tun hatte, spürte der Magnetismusmagier dennoch, wie sich ein gewisser Stolz in seiner Brust breit machte. Er war froh darüber, dass man die Fähigkeiten seiner Kindheitsfreundin endlich anerkannte und dass seine Zusprache vielleicht doch einen kleinen Unterschied ausmachte. „Also, Kopf hoch und glaub an dich! Ich tue es nämlich auch!“, versicherte er ihr warm lächelnd. Er würde auf jeder Quest froh sein, jemanden wie El hinter sich zu wissen. Jetzt musste er ihr das auch nur noch so verklickern, dass sie es selbst realisierte und ein bisschen mehr an sich selbst glaubte!
Irgendwie hatte Yuuki nicht so das Gefühl, als ob El sofort zusagen würde. Vermutlich brauchte sie noch ein wenig Zeit, um pro und contra abzuwägen und das Ganze gut zu überdenken. Aus diesem Grund schweiften seine Seelenspiegel bereits durch den Raum und er bereitete sich innerlich auf eine harte Putzsession vor, als er plötzlich eine Berührung an seiner Hand spürte. Die rubinroten Augen drehten sich wieder zu El herum, die vorsichtig nach seiner Hand gegriffen hatte und ihn scheu anlächelte. War sie etwa gerade über ihren eigenen Schatten gesprungen und hatte sich dafür entschieden, sein Angebot anzunehmen? Es vergingen ein, zwei Sekunden, in denen er die Blauhaarige überrascht anblickte, ehe sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht bildete. „Natürlich nicht! Ich würde mich riesig darüber freuen!“ Falls sie seiner Aussage keinen Glauben schenken wollte, dann würde sie doch bestimmt das Strahlen auf seinem Gesicht oder das enthusiastische Drücken ihrer Hand überzeugen, nicht wahr? Sehr gut! Dann konnten sie ja jetzt zur Tat schreiten! Kurz überlegte Yuuki, wo sich El im Anwesen seiner Eltern einquartieren konnte. Das Zimmer seiner Eltern und seines Bruders waren all die Jahre über unberührt geblieben, denn der Grynder hatte es nicht übers Herz gebracht, irgendetwas an ihnen zu ändern. Das stand also außer Frage. Aber sie hatten ja noch einige Gästezimmer! Genau, so eines konnte er El anbieten, sodass sie sich da in aller Ruhe einrichten und es sich heimisch machen konnte.
Voller Tatendrang erhob sich der junge Mann und knackte mit seinen Fingern. „Dann lass uns gleich mal loslegen. Was möchtest du denn alles mitnehmen?“, erkundigte er sich bei der jungen Frau, ehe er zur karmesinroten Kürbisflasche an seiner Seite griff und sie stolz El präsentierte. „Wir können alles in meine Taschendimension hier aufsaugen und gleich losgehen!“ Alles weitere wie einen Großputz in dieser Wohnung konnte man ja dann angehen, wenn sich die Gute ein wenig erholt hatte und es ihr besser ging. Erstmal galt es diesen Umzug erfolgreich hinter sich zu bringen. Erwartungsvoll strahlte er El an. Ob er ihr zu enthusiastisch und optimistisch war? Aber wie konnte er sich darüber nicht freuen?! Es war Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen!
Warum sollte Vashti gerade hier warten? Das fragte die junge Echsendame sich immer und immer wieder während sie auf ihren Verlobten wartete. Hei sagte, das er sie am alten Brunnenplatz warten sollte, doch warum genau dort? Der Ort war doch so alt und so schäbig, keiner war hier, nicht einmal die Bewohner von Aloe suchten den alten Ort auf. Aber Hei wollte einfach das sie an den alten Brunnen warten sollte und wer war Vashti schon? Sie konnte ja schlecht das Wort des Königs der Quest ignorieren, er war der Leiter eben dieser Quest und sie musste einfach auf ihn hören, auch wenn sie nicht ganz verstanden hatte warum sie am alten Brunnen warten sollte, Hei wird schon seine Gründe gehabt haben, er würde schon wissen was er tut. Doch es war doch so langweilig und so leise hier, niemand war an diesen Ort nur die Nebuchadnezzar und ein paar Vögel. „Mir ist so langweilig…“ Sprach die junge Dame zu sich, schaute sich ein paar mal um und ging an auf alle Viere, sie fing an mit ihren eigenen Schweif zu spielen, so wie eine Katze, sie jagte ihn und versuchte ihn mit ihren Zähnen zu schnappen, dabei drehte sie sich ein paar mal im Kreis, ein wenig schwindelig wurde ihr es dabei schon, was sie dazu brachte damit aufzuhören, schade eigentlich denn es machte schon ein kleines bisschen Spaß, doch ein verlorener Mageninhalt war das Spiel wirklich nicht wert. Wie die Katzen es wohl schafften sich so oft im Kreis zu drehen, ohne das ihn Übel wurde? Gerne hätte die Reptilia es gewusst, doch leider konnte sie die Tiere nicht fragen, sie war deren Sprache ja nicht mächtig. „Hei, wo bist du nur? Du bist der König der Quest, lass mich doch bitte nicht warten…“ - Vashti mochte es nicht alleine zu sein, es gefiel ihr nicht alleine zu sein, sie mochte die Einsamkeit nicht und auch wenn sie noch nicht lange von Hei getrennt war, so vermisste sie ihn schon, sie vermisste es mit ihm zu sprechen und ihn zu ärgern. „Wo bleibst du nur…“ - Wie ein sterbender Schwan benahm sie sich, sie legte sich auf ihren Rücken und Streckte ihre fünf Gliedmaßen von sich, hin und wieder rollte sie sich ein bisschen hin und her, doch dann lag sie wieder nur da, schaute gen Himmel und knurrte ein wenig. Eine ganze halbe Stunde lang lies ihr Verlobte sie nun warten, eine ganze halbe Stunde in der sie alleine war, eine ganze halbe Stunde in der Hitze der Wüste, wie sollte sie das nur überleben?
Das fragte Vashti sich, denn es fühlte sich für sie an, als würde sie schon seit Tagen warten, wenn Hei noch länger weg blieb, dann würde sie wohl einsam sterben müssen, ausgetrocknet von der Wüstenhitze, so dachte sie es sich zumindest. Das sie dabei ein ganz kleines bisschen übertrieb, das war ihr nicht klar, denn auch wenn Vashti dachte, sie war nicht alleine, ein paar Personen lebten in den alten Hütten, sie beobachteten das Schauspiel der seltsamen Dame, keiner von ihn hatte im Leben eine Reptilia gesehen und selbst wenn doch, dann waren sie nicht so wie die Nebuchadnezzar, die war nämlich, so wie es im ihrem Stamm nicht unüblich war, ein kleines bisschen schräg. Aber sie konnte nun einmal nichts dafür, sie war halt nun einmal sie, Vashti war ein kleines wenig Schräg und halt eine typische Nebuchadnezzar. Doch dann hörte sie endlich etwas, in der Ferne waren Schritte zu hören und die Silhouette passte nur auf eine Person, es war Hei. „Hei! Endlich! Ich dachte schon ich muss hier sterben!“ - Der arme Mann, der war noch gar nicht angekommen, da kam ihm die Reptilia schon entgegen und sprang ihn in die Arme. „Gehen wir nun auf die Quest?“ Ihre großen, goldgelben Augen blickten ihn an, Hei hatte ja seine Augenbinde an, doch sicher konnte er sehen, wie fröhlich sie war. Endlich konnte sie auf die Quest mit ihrem Verlobten, ein bisschen Spaß erwartete die beiden sicher. 50 von 50
Post IWüstenblumeC-Rang QuestDie Wüste war das Wohnzimmer des Mannes, der hier ein und ausging, wie es ihm beliebte. Er war eine Person, die sich nichts aus der zehrenden Hitze machte, ganz im Ggeenteil, der war eine Person, die sich sehr viel aus der Hitze machte, die Hitze sogar als seinen engsten Verbündeten ansah. Immerhin hatte er als Magier mit der Magieart einer Lost Magic eine nicht zu verachtenden Kraft auf seiner Seite, die auch noch sehr tief mit der Wüste verwurzelt war. Wie man diese Magie nannte? Die Arc of Drought, also die Geschichte der Ausdörrung. Für viele Personen war die Wüste eine reinste Todesfalle, aber das waren eben auch diejenigen Personen, welche die Wüste im Allgemeinen unterschätzten und sich der Gefahren nicht bewusst genug waren oder die einfach nur zu dumm dafür waren, sie wirklich richtig deuten zu können. Was man aber durchaus sagen musste war, das es sehr viele solcher Exemplare gab, die sich einbildeten, sie könnten der Wüste etwas abgewinnen, wenn sie nur mit der richtigen Ausrüstung durch diese querten, aber nur die richtige Ausrüstung mit sich zu führen, reichte noch lange nicht aus. Dazugehörten auch die richtige Art und Weise, sich zu kleiden, wie auch die richtige Möglichkeit, ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser mit sich zu führen. Nur, wer alles dies bedachte, der könnte sich zumindest theoretische Überlebenschancen in der Wüste erreichen. Aber dennoch, es waren eben nur theoretische Chancen, weil die Wüste immerhin noch die Wüste war, als ein Ort, der absolut gefährlich und nicht zu verachten war. Viele Personen starbem immerhin auch in ihr und fanden im Sand ihr ewiges Grab. Daher konnte Hei auch nicht verstehen, wie man es sich wirklich anmaßen konnte, sich so sicher sein zu können, gut durch die Wüste zu kommen, nur weil man dachte, man hätte sich optimal vorbereitet. Für einen jeden dieser Art und Weise hatte der Legalist absolut nichts übrig, nicht einmal Mitleid.
Da machte es auch die Aussicht auf eine Quest wie diese nicht besser. Hei hatte die Aufgabe bekommen, in Gemeinsamkeit mit Vashti nach einer seltenen Wüstenblume ausschau zu halten und diese zu finden. NUn, zunächst einmal war das ein Auftrag, der für ihn wahrscheinlich wie zugeschnitten war, immerhin handelte es sich bei ihm um den König der Wüste, wahrscheinlich gab es in ganz West-Fiore niemanden, der die Wüste besser kannte als er. Er ging ja sogar so weit, diesen Ort als sein Wohnzimmer zu bezeichnen, da er ja auch absolut keinerlei Probleme mit der Hitze und ihrer damit verbundenen Problematiken hatte. Ganz anders war da Vashti. Sie hatte sehr wohl ein Problem mit der Wüste und ihren Begebenheiten, immerhin hatte die Wüste ja auch so ihre Tücken. Sie war nun einmal ein Wesen des Wassers und in der absoluten Trockenheit konnte sie sich nicht wohl fühlen, geschweige denn es wirklich sehr lange aushalten. Aber genau das war auch ein Punkt, den man an ihr trainieren konnte, um im Allgemeinen eine Überraschung zu erreichen, mit welchem wahrscheinlich niemand wirklich rechnen würde und rechnen könnte. Aber dafür musste man die Shadrach auch erst einmal davon überzeugen, genau dies in der harten und zehrenden Wüste überhaupt zu tun, aber die Vorbereitungen und das erhoffende Resultat wären wirklich die Mühen Wert, sodass man eigentlich nichts unversucht lassen sollte, dies auch zu erreichen. Aber es war ebn eine Herausforderung, wie er sich erst einmal stellen musste, eine soga rwirklich große Herausforderung, die wahrscheinlich sogar Zeit erfordern sollte und würde. - Sehr viel Zeit. Da sich der König der Wüste in dieser Hinsicht sogar sehr sicher war, gab es für ihn auch genug Möglichkeiten, sich dafür eine passende Begründung auszudenken.
"Die Wüste hat zwar ihre Tücken, aber sie kann gleichzeitig auch dein engster Verbündeter werden. Hallo Vashti, Mou Man Tai." Sprach der Qin seine ersten Worte in dieser Quest. Es stimmte schon, für eine Person wie ihn war dieser gewaltige Ozean aus Sand und Trockenheit der wohl wichtigste Verbündete, den er sich vorstellen konnte. Hier, in der Wüste, würde er hier kämpfen, dann würde er hier vermutlich nur sehr schwer besiegt werden können. Das wusste er und genau das machte ihm auch den Reiz aus, warum er sich so viel und so oft in der Wüste aufhielt. "Wir haben eine Quest durchzuführen, ja. Ausnahmsweise mal in absoluter Trockenheit. Wir müssen uns auf die Suche nach einer sehr seltenen Blume machen, die hier irgendwo wächst. Unsere Aufgabe ist es, diese zu finden, sie zu pflücken und zu konservieren, um sie anschließend dem Auftraggeber aushändigen zu können. Aber die größte Gefahr, die uns dabei droht, befindet sich hier. Die Wüste selbst gilt für jeden Unwissenden grundsätzlich als tödliche Gefahr. Ein Fehler und das ist das Ende." Zur Abwechslung war der Legalist mal vollkommen in seinem Element, er hatte damit aber auch nicht ganz unrecht, denn es war wirklich gefärlich, wenn man hier in der Wüste auch nur einen Fehler machen würde. Das war genauso wie beim Bergsteigen, auch dabei war ein einziger, wenn auch kleiner Fehler schon fatal gewesen. Aber wenn man es öfter machte, lernte man die Wüste auch kennen. Dann konnte man auch erkennen, wie schön dieser Ozean aus Trockenheit eigentlich sein konnte. "Machst du dir Sorgen, junge Shadrach? Oder bist du bereit, diese Quest durchzuführen? An meiner Seite durch die Wüste zu ziehen? Vielleicht lernst du dann auch, was an der Wüste wirklich schön sein kann." Damit bezog sich Hei unter Anderem auf die kleinen Oasen oder die Illusionen mit der Fata Morgana. Diese nutzte er zugleich, um bei Vashti ein wenig verwirrung zu stiften. "Schau Vashti, dort. Eine Oase. Verrückt, oder?" Hei wollte dieses Naturschauspiel gleichzeitig dafür nutzen, um Vashti die Gefährlichkeit der Wüste näher zu bringen und ihr alles in Ruhe erklären zu können. Er selbst erwartete nun eine Verwirrung bei der Tochter der Anführerin vom Nebuchadnezzar-Stamm. Aber selbst, wenn sie unvorhergesehen handeln würde, war er darauf vorbereitet. Denn natürlich war die Oase nicht in der Nähe, es war nur eine Fata Morgana, eine Illusion, hervorgerufen durch die Luftspiegelungen der absoluten Trockenheit und Hitze in der Luft. Aber dennoch ein beeindruckendes Naturschauspiel. @Vashti120 | 120#hei
Reden | Denken | Voice
» One who never doubts, never yields, never relies and always stands as the leader of his people. That is what makes a king. «
Wie da war eine Oase? Da war doch gerade noch keine. Hatte Hei denn nicht genug getrunken? Hatte der Wüstenprinz mal wieder vergessen, wie wichtig es war in der warmen Wüste zu trinken? Oder was war los mit dem Mann. Vashti drehte sich langsam um und schaute zu dem Ort, auf den ihr Verlobter deutete und siehe da, in der Entfernung war wirklich plötzlich eine Oase, seltsam Vashti war sich doch sicher, das definitiv keine dort war, fünf Minuten vorher, kurz bevor Hei auftauchte. Es war wohl die Hitze, die es verhinderte, das Vashti sie gesehen hatte, oder war es vielleicht eine der falschen Oasen? Eine die zwar da zu sein schien, doch in Wahrheit eine fiese Lüge war? Was auch immer es war, Vashti war über das plötzliche Auftauchen der Oase sichtlich irritiert. Ihre kleinen Hörner an der Seite ihres Kopfes stellte sie genervt auf und ein leichtes Zischen war von ihr zu vernehmen, aber schnell hörte das wieder auf, denn endlich hatte sie ihren Hei. Endlich war sie nicht mehr alleine, da sollte ihr die Verrücktheit der Wüste nun wirklich keine schlechte Laune machen, warum auch? Das war doch vollkommen dumm, vollkommen unnötig. „Ich weiß das die Wüste ziemlich gefährlich ist, Hei. Ich bin immerhin fast erfroren Nachts. Wer kann schon ahnen, das die Wüste, der Ort der Hitze, plötzlich so kalt wird. Das war unerwartet, du weißt wie schlimm Kälte für mich ist, ich kann mich nicht gegen sie wehren und sterbe einfach, wenn ich nicht aufpasse.“ - Ja, Vashti fürchtete die Nacht der Wüste, sie konnte zwar mittlerweile sehr gut an dem Ort leben, der nun seit einiger Zeit ihre neue Heimat war, doch vor der Nacht fürchtete sie sich noch immer, sobald es dunkel wird ist Vashti immer schon und brav zuhause und vergräbt sich in ihrem Bett, unter vielen Decken und am liebsten mit ihrem Verlobten zusammen. „Aber sie ist mein Verbündeter, denn man mag es kaum glauben, aber sie schützt mich vor meinen Stamm, meine Eltern und mein Stamm, der kommt nicht hier her. Nebuchadnezzar mögen nun einmal keine Hitze und keine Trockenheit. Wir mögen es feucht und etwas gemäßigter.“ Doch Vashti war das mittlerweile egal, ob sie das lieber mochte als die Wüste. Sie hatte immerhin ihren Hei und ihre Gilde, das war nun ihre neue Heimat und ihre neue Familie. War ihr es zu trocken, dann half ihr Geliebter einfach mit etwas Feuchtigkeitscreme oder einen Bad in einer Oase aus. „Du hast dir die Quest ausgesucht, Hei. Klar ist die mitten in der Wüste, bei voller Trockenheit. Meine war immerhin in einem Sumpf, das ist nur fair, das wir jetzt in die Wüste gehen, nicht? Mich stört es auch nicht.“ Warum auch? Hei hat auch nichts gegen ihre Quest gehabt.
„Was meinst du mit hier? Du meinst doch sicher eher da draußen in der offenen Wüste? Die Quest wäre für den Arsch, wenn sie hier am Brunnen wäre, oder? Und ich weiß wie gefährlich die Wüste ist, wie gesagt. Sie hat mich fast umgebracht, denke dran.“ Vashti verschränkte ihre Arme vor der Brust und wirbelte mit ihren Schweif ein wenig Sand auf, das Hei sie belehren musste, also wirklich. Gerade sie wusste, wie gefährlich die Wüste war, gerade sie hatte schon Erfahrungen damit gemacht. „Alleine diese schräge Oase da… Die war vor ein paar Minuten nicht da Hei, ich habe bevor du gekommen bist in diese Richtung geschaut und da war nichts und nun? Da ist Wasser, wie aus dem nichts. Ist das eine Lüge? Lügt die Wüste?“ Sie log oft, auf ihrer Reise hatte sie viele solcher falschen Oasen gesehen. Oft hatte sie sich gefreut, eine Quelle mit frischen Wasser zu sehen und als sie hineinspringen wollte, da war keines da, sie landete im heißen Sand. Doch warum das so war? Das wusste sie nicht, sie kannte solche Ereignisse nicht. Woher auch? In der Höhle ihrer Familie gab es so etwas nicht. „Die Blume, wie sieht die aus Hei? Weist du das? Weil Blume ist ein toller Hinweis. Blumen gibt viele, wir können ja schlecht jede Blume sammeln, die wir finden können, oder?“ Auch die Wüste hatte ihre Blumen, die stacheligen Kakteen hatten immerhin welche, aber die fand man einfach, da war bestimmt mehr dahinter. Aber wenn die Quest nur Blume sagte, waren das keine guten Informationen. Das wäre, wie als würde man der Nebuchadnezzar sagen, sie sollte einen Fisch aus dem Meer holen, Fische gibt es immerhin viele. „Wann wollen wir denn los? Hier werden wir bestimmt keine Blume finden, hier gibt es nichts, nur der alte, fiese Brunnen…“ Und ein paar Leute, die Vashti beobachteten, ohne das sie es merkte, die Echsendame war einfach ein zu interessantes Bild. „Ob die Quest auch so viel Spaß macht, so wie meine? Vielleicht treffen wir ein paar Wüstenkrokodile, oder was auch immer hier so lebt, vielleicht können wir wieder kämpfen und so viel Spaß haben.“ So hoffte sie zumindest, einfach nur eine Blume finden, das war nicht wirklich interessant. 50 von 50
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