Ortsname: Häuserschluchten in der Nordstadt Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: In der dicht bebauten Nordstadt Marokkasus türmen sich die Gebäude dutzende Meter weit in die Höhe. Hochhäuser strecken sich gierig dem Himmel entgegen, versuchen einander zu überragen, während zu ihren Füßen sich enge Schluchten bilden. Neonreklamen, bunte Straßenlaternen und Displays mit blinkender Werbung tauchen die Häuserschluchten in eine reizüberflutende Lichterpracht, die darüber hinwegtäuschen soll, dass es unten, am Boden der Tatsachen, meist nicht sonderlich hübsch zugeht. Die Kriminalitätsrate ist hier besonders hoch, gelegentlich liefern sich rivalisierende Verbrecherbanden richtige Kleinkriege in den Straßen der Nordstadt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
☾ 1 In allen Farben des Regenbogens spiegelte sich Neonlicht auf dem Nassen Asphalt. Es hatte den ganzen Tag geregnet, doch gegen Abend hatte sich der Himmel ein wenig aufgeklärt. Die Sterne sah man dennoch nicht, Tag und Nacht pumpten Schornsteine von Fabriken giftig-graue Luft in den Himmel. Einzig der Mond war als schmutzig-heller Fleck hinter den Industriewolken zu erkennen. Zähe Luft drückte auf einen einsamen Spaziergänger herunter, der sich seinen Weg durch ausgestorben-leere Hochhaus-Schluchten bahnte. Mitten unter der Woche schlief selbst manche Ecken von Marokkasu Town um drei Uhr nachts. Einen weiteren Abend lang hatte Zion in dem selben kleinen Nudel-Laden wie immer gesessen, hatte den selben abgelegenen Fensterplatz direkt hinter einer übergroßen Topfpflanze aus aggressiv-grünem eingenommen und hatte - wie immer - einige Stunden lang den Blick seiner Seelenspiegel schweifen lassen. Aus dem siebzehnten Stock hatte der Blondschopf nämlich einen guten Blick über das Gebäude gehabt, das ihn die ersten neunzehn Jahre des Lebens festgehalten hatte. Von außen sah das Forschungsgebäude nur wie eine simple Fabrik, wie es sie in Marokkasu zu hunderten gab, aus. Doch - wie immer - hatte der Blondschopf stundenlang das Grauen gepackt, während er die Anlage aus der Ferne observiert hatte. Und - wie immer - hatte er nichts und niemanden gesehen. Kein Anzeichen auf große Bewegungen, keine Unruhen, keine Experimente, die über die Stacheldrahtkrone der grauen Mauern kletterten. Seit Monaten schon kam Zion nach der Arbeit her um einen Blick auf das Labor zu werfen. Er wusste, dass es noch Dutzende, wenn nicht sogar hunderte Wesen wie ihn gab, die ihr Leben dort in Gefangenschaft vor sich hin führten, eingepfercht wie Vieh. Zion hoffte, dass vielleicht dem ein oder anderen die Flucht gelang und er zur Hilfe eilen konnte.
Und Zion hoffte, dass Shion zurück kommen würde.
Aber keiner dieser beiden Wünsche hatte sich - wie immer - heute erfüllen sollen. So hatte der Besitzer des Nudel-Ladens den Blonden rausgeschmissen, als er das Geschäft schließen wollte. Schon am nächsten Tag, das wusste er, würde er den Blonden wiedersehen. Nun hallten die Schritte des Blonden durch die leeren Straßen, die ihn wieder nach Hause führen würden. Aus dem Augenwinkel blickte Zion in ein verspiegeltes Fenster. Von dort aus blickte ein gequält aussehender junger Mann zurück. Die Haare waren unordentlich und ungekämmt, die goldenen Seelenspiegel von dunklen, violetten Ringen unterlaufen. Ein simples weißes Hemd war ungebügelt und zerknittert, der Kragen wurde von einer unsauber gebundenen Krawatte zusammen gehalten. Eine alte dunkelgraue Stoffjacke hielt die Kälte der Nacht, die sich wie hundert Hände an Zion klammerten, mehr schlecht als recht vom Kevuem fern. Die Hände hatte er in die Taschen einer schlichten schwarzen Jeans, die an den Knien schon ein wenig durchgescheuert war. Die Schultern Zions hingen schlapp nach vorne, ließen den Blonden kleiner wirken, als er wirklich war. Wirklich ansehnlich war Zion nicht - auch ohne dass er den Mund eröffnete und so die seltsamen Zähne entblößte - aber darauf legte er es auch nicht an. Nein, Zion war unsicher und zurückhaltend, so musste er auch aussehen. Das war die Rolle, die er spielte. Die Rolle, die er sich für sich selbst einem Autor gleich erdacht hatte. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund, als Zion in eine Seitenstraße einbog. Bald würde er die Nordstadt hinter sich lassen und weiter ins Stadtzentrum vordringen, wo sich die Traumschmiede von Enigma und damit auch sein kleines Heim befand. Auch diese Nacht würde für den Blonden bald ein Ende finden - oder?
Eohl spürte es, als sie ihren ersten Schritt auf eines der Hausdächer machte, die in diesem düsteren Viertel der Stadt vor sich hin vegetierten. Kurz fiel ihr Blick hinüber auf das Forschungsinstitut. Es war kein unauffälliges Gebäude, aber es war auch nicht das einzige seiner Art in dieser Stadt. Dennoch hatte die Yihwa das Gefühl, dass das Gefühl des Todes zumindest zum Teil aus dessen Richtung kam. Ob er dort saß, ihr Auftraggeber? Oder ob er es sich in einem anderen Part der Stadt gemütlich machte, die Füße hochgelegt, einen Tee in der Hand, gar nicht daran denkend, was sie in seinem Namen tun würde? Sein Gesicht kannte sie nicht, seinen Namen genauso wenig. Es waren Informationen, die eine einfache Assassine wie sie nicht benötigte. Mindestens genauso, wie der Tod aus den Schornsteinen des Institutes kam, hing er auch in ihrem Mantel, tänzelte um ihre Hörner und wartete zuckend und neugierig nur darauf, dass sie ihre Klinge zog. Der Tod war nicht nur Teil dieser Stadt, er war auch als ihr Begleiter hier. Der Gedanke zauberte Eohl ein Lächeln aufs Gesicht.
So fühlte sie sich nicht ganz so allein.
Wie sich Zion wohl fühlte, als er sein eigenes Spiegelbild betrachtete? Manch einer sagte, dass ein Spiegel Menschen ihr wahres Ich zu zeigen vermochte. Ob das stimmte, das war schwer einzuschätzen. Ob der ungepflegte, müde junge Mann wirklich das war, was den Kevuem ausmachte? Oder konnte es sein, dass sein Spiegelbild tatsächlich nicht mehr als Äußerliches zeigte? So oder so musste es den jungen Herren verwundern, als sich sein Spiegelbild plötzlich vor seinen Augen veränderte. Als der Blondschopf verschwand und ihm stattdessen eine Frau entgegen blickte, eine Dame mit dunkler Haut, grünen Haaren, zwischen ihren Augen eine orange Strähne. Auf ihrem Kopf thronten zwei Hörner, und auch, wenn nicht ihr ganzer Körper in der Scheibe zu erkennen war, bekam man doch einen kleinen Blick auf das obere Ende ihres Brustpanzers, auf den hochstehenden Kragen ihres roten Umhangs, auf die schwarzen Federn an ihrer rechten Schulter. Ebenfalls konnte er sehen, wie sie blinzelte, Überraschung in ihr Gesicht geschrieben, ehe sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete.
„Oh, da ist er ja!“
Ihre Worte konnte Zion nicht hören, kein Ton wurde mit dem Spiegelbild übertragen. Und so schnell, wie die Frau vor seinen Augen aufgetaucht war, so schnell war sie auch wieder weg. Wieder starrten ihm nur sein eigener, müder Blick entgegen. Dennoch war das, was er gesehen hatte, keine Illusion, wie ihm schnell bewusst werden würde. Mit einem zufriedenen Kichern hatte Eohl ihren Zauber aufgelöst, wusste nun genau, wo sie herab zu steigen hatte. Mit ein paar geschickten Sprüngen hüpfte sie von ihrem Dach herab auf einen Fenstersims, von dort auf den nächsten, Stück für Stück tiefer, bis sie Momente später in der gleichen Gasse landete wie ihre Zielperson. „Sieht aus, als wären die Infos richtig“, meinte sie fröhlich, während sie ihre Hand zum Gruße erhob. „Schönen guten Abend, Herr Zion.“
Contact Mirror TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 250 Meter Radius SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber beschwört der Magier direkt vor sich einen runden Spiegel mit einem goldenen, verzierten Rahmen. Auf der Oberfläche dieses Spiegels tauchen kleine, rote Punkte auf, die die Position aller Spiegel innerhalb der Reichweite aufzeigen. Tippt der Anwender auf einen dieser Punkte, kann er den betroffenen Spiegel für Zauber verwenden, die normalerweise Spiegel in Sichtweite nutzen. Dadurch, dass die Oberfläche weiterhin spiegelt, können die roten Punkte unter falschen Lichtverhältnissen schwer zu sehen sein. Leitet der Anwender kein Mana mehr in den Spiegel, verschwinden die roten Punkte, er bleibt aber als normaler Spiegel bestehen, bis er zerstört wird.
Reflection Transfer TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder ein viereckiges Spiegelfragment erschaffen oder einen bereits bestehenden Spiegel verwenden. Die Reflektion des Spiegels wird mit der Reflektion eines anderen Spiegels ausgetauscht, sodass der Anwender sehen kann, was an einer anderen Position geschieht. Um die Verbindung zu erstellen, muss der Anwender die Position des zweiten Spiegels sehen können.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
☾ 2 Müde und erschöpft blinzelte Zion ein, zwei Mal. Die Augen des Blonden schienen ihm einen Streich zu spielen, als er in den Schaufensterspiegel blickte. Als hätte jemand den LacrimaVision-Kanal gewechselt blickte ihn plötzlich eine junge Dame aus dem Spieglung im Schaufenster heraus an. Zigarrenbraune Haut, Haare, grün wie das mit Kunststoffen aufgespritzte Wasabi eines Sushi-Straßenhändlers, Hörner wie die, eines güldenen Drachen. Zion blieb stehen, blickte die Erscheinung an, die nur einen Moment lang zu ihm zurückblickte. Das Rot ihrer Augen war wie das nächtliche Aufglimmen einer Zigarette. Lebendig. Heiß. Tödlich. Die Erscheinung sprach einen Satz zu Zion, doch dieser verstand nicht, hörte nicht. Die Lippen der Frau im Fenster hatten sich bewegt, ihr Blick war freudig überrascht gewesen, doch dann war sie verschwunden. Zion machte einen Schritt zur Seite, drehte den Kopf ein wenig. War es eine Täuschung gewesen? Ein Trickspiegel, der nur von einem Winkel aus funktionierte? Sowas gab es sicher. Doch egal, wie sehr der müde Kevuem den Kopf drehte und wendete, die mysteriöse Frau erschien ihm nicht mehr im Spiegelbild. Nur die eigene, armselig anzusehende Figur konnte er wieder erkennen.
Zion wandte sich um, die zerschlissenen Turnschuhe gaben ein helles Geräusch von sich, als er in eine Pfütze trat, in der sich der Nachthimmel gespiegelt hatte. Kalt heulte ein Windstoß wolfsgleich durch den Beton-Canyon der Nordstadt, ließ Zion einen kalten Schaurer den Nacken hinabfahren.
Und dann war sie da, die Frau aus dem Spiegel.
Eine vergessene Zeitung wurde vom Wind zwischen den beiden Nachteulen herumgewirbelt. Sie hätten unterschiedlicher nicht aussehen können. Zion selbst erweckte den Eindruck eines Lohnsklavens, der die letzten 27 Stunden mit Buchhaltung verbracht hatte und mit dem Burnout zu kämpfen schien. Sein Gegenüber wirkte wie die Tempelgardistin einer prachtvollen Göttin. Sie hatte etwas Außerweltliches an sich, das Zion nicht ganz zu verstehen schand. Sie wirkte hier in Marokasu fehl am Platz, wie ein Schausteller, der auf die falsche Bühne gestolpert war.
Zion… Es war einige Zeit hergewesen, dass irgendjemand diesen Namen ausgesprochen hatte. Es klang falsch, wenn es nicht Shions Stimme war, die den Blondschopf so rief. Die Erkenntnis ließ das Experiment erheitert Grinsen und dabei seine Piranhazähne offenbaren. Ja, wenn er ehrlich war, dann gehörte sein Name Shion. So war es schon immer gewesen. Dass die Frau vor ihm diesen Namen kannte, bedeutete, dass sie mehr wusste, als Zion lieb war. Er hatte penibelst darauf geachtet, ihn seit seiner Flucht aus dem Labor nur noch sehr gezielt einzusetzen. In den Absteigen Marokasus hatte er das Gerücht gestreut, dass Zion eine sichere Ansprechperson für die war, die einer Forschungseinrichtung entkommen waren. Eine Verbindung zwischen Zion und Enigma hatte er keine zugelassen. Das war sein Ding. Das konnte er gut. Das ließ einige Schlussfolgerungen zu. Das Grinsen Zions wurde breiter. Er hatte wohl die Mitte des ersten Aktes erreicht. Eine Kraft von Außerhalb trat in Form der Grünhaarigen Femme Fatal in sein Leben und zwang ihn, die Reise des Helden zu beschreiten. So musste es sein. Nur wie würden die beiden zueinander stehen? War vielleicht Zion ihr Mentor? War sie seiner? Vielleicht sogar ein Antagonist. Der Blonde verzehrte sich danach, es herauszufinden. Schönen guten Abend, die Dame? Indem er den Satz wie eine Frage klingen ließ, obwohl er gar keine gewesen war, hoffte der Blondschopf darauf, dass die Dunkelhäutige sich vorstellen würde. Das taten neue Charaktere, wenn sie in die Geschichte eintraten, normalerweise. Ich weiß nicht, von welchen Informationen du redest., gestand er. Es war nicht die Zeit, zu lügen oder ein Pokerface aufzuziehen. Nein, dafür fühlte sich das Gegenüberstehen der beiden viel zu sehr wie eine Konfrontation an. Die Frau war vermutlich eine Kriegerin, zumindest trug sie eine exotische Rüstung. Würden sie Kämpfen? Zion konnte sich ein wenig verteidigen, doch er war bei weitem kein guter Kämpfer. Aber wenn du auf der Flucht bist und Hilfe suchst… Vorsichtig machte Zion einen Schritt auf die Fremde zu. Wenn du Verloren bist und einen Wegweiser suchst… Vielleicht war sie auch eines der entflohenen Experimente? Es hatte duzende, hunderte gegeben. Zion kannte nicht alle. So streckte er entgegenkommend die Hand aus, bat sie der Fremden an. ...dann kann ich dir helfen.
Nanu? Warum grinste er denn so? War Eohls Auftauchen für den jungen Mann etwa ein Grund zu Freude? Vielleicht war es ihm schon bewusst. Vielleicht hatte er sein Schicksal bereits erahnt, nur darauf gewartet, dass der Sensenmann ihn holen kam. In dem Fall war es nur natürlich, dass er sie so angrinste, schließlich gab ihre Erscheinung der quälenden Frage, wann es wohl endlich soweit war, eine klare Antwort, wie sie sich nur wenige Menschen erhoffen konnten. In Reaktion auf sein Grinsen verbreiterte sich auch ihr Lächeln. „Einen schönen guten Abend, der Herr“, erwiderte sie höflich und verneigte sich, spiegelte das Verhalten ihres Gegenübers. Es lag in ihrer Natur: Ein leeres Gefäß, das aufnahm, was ihm gegeben wurde, und zurückwarf, was sie reflektieren konnte. Eilig hatte sie es nicht; der Fluss der Zeit war voller Gewissheit, aber auch voller Geduld. Wenn der rechte Moment gekommen war, würde sie es wissen. Jetzt, in diesem Moment, konnte sie es sich noch leisten, nett zu jemandem zu sein, der ihr nicht anders entgegnet war. Wenn Zion ohnehin bereit war, ihr sein Leben zu überlassen, dann war unnötige Feindseligkeit reine Verschwendung ihrer Energie. „Mein Name ist Eohl, freut mich sehr. Kannst du das sagen? Eohl?“
Sie richtete sich wieder auf, sah ihm in die Augen. Ein paar Meter lagen zwischen den beiden, doch es hätte wohl kaum etwas geändert, wenn sie direkt voreinander stünden. Seine Worte waren so sorgsam, so aufopfernd! Eine sanfte Röte stieg in ihre Wangen, während die Yihwa die Hände über ihr pochendes Herz legte. Er wollte ihr wirklich anbieten, ihr den Weg zu weisen? Ihr Hilfe zu schenken? „Oooh, was für ein liebes Angebot“, meinte sie mit begeisterter Stimme und hüpfte beschwingt auf ihn zu, bis sie vor ihm stand und ihre Hand zwischen ihre nahm. Durch ihre Handschuhe konnte sie seine Wärme nicht spüren, aber sie war sich sicher, dass eine sanfte Seele wie er sich angenehm anfühlen würde. Neugierig lehnte sie sich vor, warf nur einen kurzen Blick auf seine faszinierenden Zähne, ehe er wieder nach oben glitt. Ihre weit geöffneten, faszinierten Augen starrten richtiggehend in ihrem hellen, fast schon glühenden Orange hinüber in seine gülden glänzenden Iriden. „Uuuh, teure Augen, spitze Zähne“, wisperte sie begeistert, die Faszination deutlich erkennbar. Was so ein hübsches Exemplar wohl getan hatte, um den Zorn des Schicksals auf sich zu ziehen? Ob es wohl seine Schuld war? Oder war er wie ihr altes Ich, jemand, der dem falschen Weg gefolgt war und deswegen keine andere Wahl hatte, als in einer Sackgasse zu landen? Wie köstlich grausam das doch wäre! Eohl ließ sich Zeit, sein Gesicht ordentlich zu inspirieren und in ihr halbherzig aktives Kurzzeit-Gedächtnis zu zwängen, während sie seine Hand mit einer festen, entschlossenen Sanftheit festhielt. Es dauerte, bis sie wieder etwas sagte. „Es tut mir leid, dass ich dein Angebot nicht annehmen kann“, meinte sie und nickte, während sie ihren Kopf wieder zurückzog, um ihm ein wenig Freiraum zu lassen, auch wenn seine Hand in ihrem Besitz blieb. „Eohl ist nicht verloren. Eohl ist genau da, wo sie sein soll. Aber ich freue mich dennoch über deine Worte.“ Hungrig fuhr ihre Zunge über ihre Lippen, während ihr ein Kichern entkam. Was für ein Glück sie doch hatte, einem Menschen wie ihm das Leben nehmen zu dürfen. Ihre Gilde, Royal Crusade, war wahrlich gnädig.
„Ich bin das Ende, Zion. Eine Botin des Schicksals.“
☾ 3 Eohl, so stellte die Dame sich vor, erschien dem Kevuem im ersten Moment ganz nett. Auf Ihr Verhalten war höflich und zivilisiert, sie verneigte sich und verriet Zion sogar ihren Namen. Das kann ich wohl, Eohl., erwiderte der Schlippsträger der golden-gerüsteten Göttin. Zion hielt der Grünhaarigen die Hand entgegen. Das war sein Grund, hier auf Fiore zu wandern, hier in Marokkasu Town zu verweilen, hier Nacht für Nacht sich auf die Suche zu machen. Eohl konnte eines der entflohenen Experimente sein und dann hätte Zions Suchen und Warten einen Sinn gehabt. Er hätte seine Rolle erfüllt. Die Gehörnte lief hüpfend wie ein Mädchen auf den Blonden zu und ergriff seine Hand, keinen Moment später konnte der Schauspieler das lebendig schlagende Herz Eohls an seiner Handfläche spüren. Zion wusste, dass es etwas Intimes war, wenn eine Dame zuließ, dass ein Herren sie an der Brust berührte. Er hatte das gelesen. Derartige Szenen erforderten eine besondere Ernsthaftigkeit, oder ganz besonders flachen Slapstick. Hier war ersteres angemessen. Also hielt Zion den Blickkontakt mit Eohl wortlos, näherte sich seinerseits der Rotäugigen ein wenig, sodass die beiden nun direkt aneinander standen. Seine Hand rührte sich nicht vom Flecke, als das ungleiche Paar sich in den Augen des anderen verlor - für einen kurzen, flüchtigen Moment auf jeden Fall. Während die beiden aneinander standen und sich so ganz nahe waren, bemerkte die Dame natürlich die gefährlich-spitzen Zähnchen und die seltsam-seltene Augenfarbe Zions. Der Kevuem verbarg sie nicht vor ihr, vor allem nicht, als sie ihn darauf ansprach. Er lächelte sie stattdessen an. Augen, Feuerzungenlohen gleich und das güldenene Gestech, ein Sonnenaufgang inmitten finstrer Nacht. Wundersam., erwiderte der Blonde auf die Beobachtungen der Grünhaarigen hin. Worte waren eine der wenigen Dinge, mit denen Zion sich wahrlich auskannte. Womit er sich anscheinend noch nicht so gut auskannte, war mit Menschen. Denn obgleich der Blonde eigentlich vermutet hatte, den Grunde für das plötzliche Auftauchen Eohls in seiner Geschichte zu erahnen, schmetterte sie sein Angebot hernieder und brachte ein wenig Distanz zwischen die Dialog-Partner. Kannst du nicht…, wiederholte er ihre Worte knapp, doch Eohl hatte noch nicht ausgeredet. Sie beteuerte, nicht verloren und genau an der richtigen Stelle zu sein. Das Lächeln des Blonden erstarb wie vom Pfeile ins Herz getroffen. Natürlich hob er keinen Gram darüber, dass Eohl ihren Platz im Leben hatte. Es freute ihn sogar. Nur ließ das auf das Rätsel, woher Eohl denn Zions Namen kannte, nur einen einzigen Schluss zu. Sie war von jemandem geschickt worden, ihn zu holen. Und so offenbarte die Grünhaarige auch ihre Intention; ihre Rolle in Zions Spiel. Sie würde seine Antagonistin sein.
Nur hatte sie wohl etwas falsch verstanden.
Dann bist du zu früh., sprach er mit fester Überzeugung aus. Seine Hand griff nun aktiv nach dem Stück Brustplatte, das er zu fassen bekam, und er zog Eohl damit wieder ein Stück weit zu sich. Mag sein, dass du das meine Schicksal besiegeln sollst, Eohl. Doch steht meine Geschichte erst am Anfang. Das Schicksal hat mit eine Rolle aufgetragen, wie dir. Und solange diese nicht erfüllt ist, so lange darf es nicht enden mit mir. Sicherheit war aus den Worten des Blonden zu hören. Er sprach nicht wie ein Verzweifelter, der im Anblick seines Todes um sein Leben bettelte. Er wusste, dass er erst am Anfang seiner Reise war und deshalb musste Eohl sich täuschen. Vielleicht war es vorbestimmt, dass sie ihm das Leben nahm. Aber nicht heute. Heute würden der Held und sein Feind zum ersten Mal Kontakt aufnehmen, feurige Worte austauschen, einander eine Kostprobe ihrer Stärke geben. So war es im Epos. Vermutlich musste, wenn es wirklich zu einem Kampf kommen sollte, Zion heute den Kürzeren ziehen und Eohl durfte ihn besiegen, doch der Blonde würde überleben. Und er würde sein Leben fortan dem Zwecke widmen, stärker zu werden um Eohl zu besiegen, wenn sie erneut in sein Leben treten würde. So musste es kommen. So war es in den großen Geschichten immer - und Zion war aufs Festeste davon überzeugt, dass er Teil einer ebensolchen Geschichte war. So blickte er auf Eohls Antlitz, auf das freundliche Lächeln, das sich selbst nach einer solchen Offenbarung noch auf ihren Lippen zeigte, schlug die Augen nieder. Wenn du wahrhaftig eine Botin des Schicksals bist, so erkennst du das auch.
Feuerzungen? Sonnenaufgang? Eohl blinzelte, ihre hellen Augen am Ende weit geöffnet. Zion sprach kompliziert, aber auf eine Weise, die ihren Ohren, wenn auch nicht unbedingt ihrem Verstand, schmeichelte. Ein Kichern entkam der Yihwa. „Ja! Ein Sonnenaufgang!“, nickte sie, als würde es für sie Sinn ergeben. Auf eine sehr seltsame und nicht unbedingt ausgeglichene Weise waren die beiden wohl mehr oder minder auf einer Wellenlänge – so fühlte sie sich zumindest. Es passte gut, schließlich hatte das Schicksal zwischen ihnen eine Bresche geschlagen, ihre Fäden verbunden. Fast schon schade, dass die Yihwa ihn sogleich durchtrennen würde. Es war kein Geheimnis. Er wusste es, und sie auch. Seine Gegenwart hing in der Luft, drückend, und machte deutlich klar, dass er gleich einen der beiden holen würde. Sie war ehrlich mit ihm. Sie war sein Ende. Deswegen war sie hier. In seinen Augen konnte sie sehen, dass er es bereits realisiert hatte – spätestens, als sie sein Angebot hatte ablehnen müssen. Nein, sie war diejenige, die heute ein Angebot für ihn hatte... Eines, dass er annahm, ob er wollte oder nicht.
Oder... nicht?
„Zu... zu früh?“ Verwundert legte Eohl den Kopf schief, während sie einen Schritt zurücktrat. Sie war es gewohnt, dass Leute vehement ihrem Tod entkommen wollten. Dass sie kämpften oder bettelten oder wüteten oder wegliefen. Natürlich störte sie sich auch nicht an jenen, die den Tod hinnahmen, im Gegenteil. Für so jemanden hatte sie Zion gehalten... und sie lag nicht falsch damit. Er stimmte zu, dass sie ihn töten würde. Dass sie das Siegel zu seinem Schicksal darstellte, wie er sagte. Nur eben... Nicht jetzt? Noch nicht? War sie wirklich zu früh dran? „Aber... ich dachte...“, murmelte die Yihwa unsicher, betrachtete ihre Handgelenke, nur um festzustellen, dass sich keine Uhr daran befand. Auch beim Umsehen, bei einem Blick in das Schaufenster oder in die Umgebung, fiel ihr kein Weg auf, die Zeit festzustellen. „Wie... wie spät ist es denn grade?“ Eigentlich war sie sich ziemlich sicher gewesen, den rechten Zeitpunkt erwischt zu haben. Ein wenig Spielraum sollte sie ja haben. Ihr Auftraggeber hatte auf jeden Fall gewünscht, dass es diese Nacht war, in der sie ihre Aufgabe erfüllen sollte. Der war allerdings nicht mehr als ein einfacher Mensch, nicht einmal ein Auserwählter. Was wusste er über das Schicksal? Nichts, mit Sicherheit. Es war kein Zufall, aber auch nicht ihm zu verdanken, dass seine Wünsche und der Fluss der Zeit in diesem Punkt in die gleiche Richtung liefen. Zumindest bis eben war Eohl davon überzeugt. In diesem Moment... nicht mehr ganz so sehr. „Du sagst, auch du stehst im Auftrag des Schicksals?“ Einen Zweifel hatte sie in seiner Stimme nicht gehört. Auch keinen Grund dafür, davon auszugehen, dass er etwas Anderes meinte. Eine Gottheit, einen Glauben, einen Meister. Nein, er hatte vom Schicksal gesprochen, sehr direkt, und die Schwere dieses Wortes war in seiner Stimme mitgeschwungen. Dieser Mensch wusste, wovon er sprach, und er nahm den Namen dieser leitenden Macht nicht ohne tieferes Bewusstsein, ohne Ehrfurcht in den Mund. Es wirkte glaubwürdig. Zu gerne hätte Eohl Gewissheit gehabt, doch so gnädig war die Zeit nicht mit ihr. Das Wissen, das mit ihr geteilt wurde, war begrenzt. Das Gleiche galt mit Sicherheit auch für ihn gegenüber. „Nun... wenn ich ein paar Stunden zu früh bin, kann ich wohl solange warten“, meinte sie und setzte wieder ihr Lächeln auf. „Welche Aufgabe ist es denn, die du heute Nacht noch zu erfüllen hast, ehe ich mir dein Leben aneigne, Zion?“
☾ 3 Würde der Strom in Marokkasu Town ausfallen und jedes einzelne der abertausenden Lichter der Stadt erloschen, Zion glaubte, das wundervolle Strahlen Eohl, als sie zustimmend zu seinen Worten nickte, hätte er dennoch gesehen. Dass die beiden sich seit wenigen Augenblicken erst kannten und dennoch so frei und offen miteinander reden konnten lag in Zions Augen daran, dass Eohl und er in einer Sache absolut gleich gepolt waren. Wie auch der Kevuem war die Grünhaarige von einer höheren Macht geleitet. Sie nannte es “Schicksal”, er selbst sah es als sein Lebensskript an, doch Namen waren Schall und Rauch, das Ergebnis das selbe. Eohl hatte ihrem Schicksal zu folgen und Zion hatte seine Rolle zu spielen. Etwas anderes spielte keine Rolle. Als die junge Frau mit den warmen Augen hörte, was Zion zu sagen hatte, stockte sie. Zögernd und fragend wiederholte sie die Worte des Blonden und dieser nickte ihr zu. Sie hatte richtig verstanden. Sie war zu früh.
Mit einem Schritt entzog sich die Gerüstete und eine Leere tat sich zwischen den beiden Spielern dieser Tragödie auf. Sie diente dem Zwecke zu verdeutlichen, dass Eohl und Zion, so ähnlich ihre Lebensansichten waren, keineswegs auf der selben Seite standen. Zion hatte das verstanden und Eohl auch. Dennoch war der Grünhaarigen noch nicht vollkommen gewiss, was denn die ihre Rolle in der Geschichte des blonden Kevuems war. Und Zion wusste nicht, ob er ihr es erklären sollte. War es für den Bösewicht wichtig, zu wissen, dass er der Schurke war? Und war es aus Eohls Sicht vielleicht andersherum? War sie in ihrem Spiel die Heldin und Zion nur eine Hürde, die sie auf ihrem Weg in den letzten Akt überwinden musste?
Die majestätische Frau blickte sich um, erkundete sich nach der Uhrzeit. Zion dachte einen Moment nach, es musste schon weit nach Mitternacht sein. Doch ein Zeiteisen hatte er selbst keines dabei. Doch tat es eigentlich auch nichts zur Sache. Eohls Frage bedeutete nur, dass sie nicht so recht verstanden hatte. Es ist keine Frage der Uhrzeit, Eohl., erklärte Zion ihr deshalb, schüttelte dabei den Kopf und das goldene Haar. Seine Hand nahm der Kevuem zu sich zurück, ließ sie schlapp an der Seite seines Körpers hinabhängen. Auch wenn Zion voller Eifer erfüllt war, seine Körperhaltung - krumm und kümmerlich - spiegelte dies keineswegs wieder. Das Feuer in seinen Augen hingegen schon. Das Schicksal hat mir eine Aufgabe auferlegt, Eohl. Ich bin ein Schäfer der Verlorenen. Ein Leuchtfeuer für die, die ihren Weg nicht finden. Aus golden funkelnden Augen, die hinter tiefvioletten Augenringen saßen, blickte Zion zu seinem Gegenüber und erklärte ihr seine Rolle. Mein Schicksal ist es, anderen wie mir ihr Schicksal aufzuzeigen. So waren die beiden - Eohl und Zion - auch wenn sie im Dienste der selben Macht standen, Antithesen zueinander. Zion würde den entflohenen Experimenten ein Leben ermöglichen. Eohl würde es ihnen nehmen. Betrachtete man es auf diese Weise, dann war Eohl sogar auf Zion angewiesen. Langsam schüttelte Zion wieder den Kopf. Mein Schicksal kann es deswegen nicht sein, diese Nacht zu sterben. Ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich muss noch all die finden, die verloren gegangen sind. Und das würde Zion heute Nacht nicht mehr schaffen können. Es handelte sich also nicht um Stunden, die Zion mehr benötigte. Es waren Monate. Jahre. Erst dann würde Eohl sich seine Seele holen können. Der Gedanke daran, jetzt schon herausgefunden zu haben, wie es mit Zion zu Ende ging, stimmte diesen aufgeregt. So, als hätte er eine interessante Stelle vom Ende eines Buches gelesen und arbeitete sich nun darauf hin, herauszufinden, wie es dazu kommen würde. Zion schloss einen Moment die Augen. Der Gedanke, nach Hause zu gehen, hatte sich nach dieser schicksalhaften Begegnung aufgelöst. Es gab einige andere Orte, an denen er gelegentlich frequentierte und sich nach Informationen umhörte. Das konnte er Eohl ja zeigen. Mein Pfad führt mich heute Nacht noch in so manch zwielichtige Spelunke. Stets bin ich auf der Suche nach meinesgleichen, magst du mich ein wenig auf meinem Wege begleiten, Eohl? Und langsam bot der Stohkopf Eohl wieder seine Hand an.
Das Schicksal hatte schon immer Spaß daran gehabt, seine Spielchen zu spielen. Es gab ungern Alles preis, amüsierte sich sehr daran, Menschen Überraschungen in den Weg zu legen. Selbst jenen, die ihm direkt dienten, wie Eohl schon öfter bemerkt hatte. Wer bereits wusste, wie das Ende aussehen würde, musste wohl nicht mehr Informationen preisgeben als nötig und konnte sich darauf beschränken, nur das zu teilen, was wichtig oder amüsant werden würde. Dazu gehörte für Eohl das Wissen, dass sie noch lange leben würde, auch wenn sie nicht jedes Detail dieses Lebens kannte. So ähnlich sah es bei Zion wohl auch aus. Sie hatte sich in der Zukunft gesehen, wenn ihre Zeit als Sklavin ihr Ende gefunden hatte. Er hatte Gewissheit, dass er seine Aufgabe erfüllen würde. „Ein Leuchtfeuer“, wisperte sie, wiederholte erneut Zions Worte. Ein Sonnenaufgang und ein Leuchtfeuer. Es gab da etwas in ihrem Herzen, das von diesen Worten, von dem Licht und den Flammen, angezogen wurde. Etwas, das ihm glauben und zuhören wollte. „Wenn du von Anderen wie dir sprichst, Zion... Wen meinst du dann? Andere Leuchtfeuer?“, fragte die Yihwa interessiert, die Aufmerksamkeit deutlich in ihren Augen zu lesen. Sie spielte ihm nichts vor. Jedes ihrer Worte war ehrlich und persönlich. Diese Frau, die aus keinem anderen Grund hierher gekommen war als ihn zu töten, zeigte Interesse am Leben des Kevuem. Ob das ein gutes Zeichen war konnte man in Frage stellen, aber für den Moment schützte es ihn vor ihrer Klinge. „Weißt du... Es ist voll niedlich. Dein Schicksal, meine ich“, nickte die Grünhaarige und klatschte einmal in die Hände. „Finden, wer verloren ist, und all jenen zu helfen, aus Kosten deines eigenen Leides, das ist ein schöner Gedanke. So ein schöner Gedanke. Und, hehe, es passt auch zu mir, weißt du?“ Mit einem breiten Lächeln schritt sie um den jungen Mann herum, betrachtete ihn von vorne, von hinten, von beiden Seiten. Sie wollte ihn sich einprägen, auch wenn sie jetzt schon damit rechnete, Vieles wieder zu vergessen. Auch das war Teil ihres Schicksals. „Eohl Yihwa war einst ein Mensch. Ein Wesen, das glaubte, für das Gute zu kämpfen. Dann ist sie verschwunden, und ich bin aufgewacht“, erklärte sie und legte demonstrativ eine Hand auf ihren Brustpanzer. „Weißt du, es gibt viele Menschen, die glauben, das Rechte zu tun. Meine Aufgabe ist es, jene Helden zu strafen, die der Welt einen Gefallen zu tun versuchen... und dabei eine Zukunft herbeirufen, die grausamer ist als Alles, was sie sich je vorstellen könnten. Naive, geblendete Narren, die von ihrer eigenen Güte so überzeugt sind, dass sie nicht über die Grenzen ihrer Handlungen hinaus zu sehen vermögen.“ Sie kicherte kurz. Ihre Worte waren zu leise, um in der Gasse entlang zu hallen, doch ihr Kichern, das war anders. Es ging durch Mark und Bein und würde wohl, früher oder später, jemanden zu ihnen locken, wenn sie nicht ganz so alleine wären. „Ich bin gespannt... Bist du einer von ihnen, Zion? Bist du ein Narr? Ist das Schicksal, das du zu kennen glaubst, ein Fehler? Lügst du mich gar an? Oder... ist jedes deiner Worte wahr?“ So viele Möglichkeiten... wie faszinierend. Sie kam wieder zum Stehen und nickte. Solange sie es nicht wusste, wäre es nicht sicher, ihn zu töten. Was, wenn er für ihr Schicksal wichtiger war, als sie es glaubte? Wenn seine Aufgabe eine war, die erfüllt werden musste, um zu ihrer Zukunft zu führen.
„So sei es. Ich bleibe an deiner Seite, Zion, bis ich Gewissheit habe. Bis ich weiß, ob dein Leben vor oder nach dem Morgengrauen endet.“
Mit einem Nicken ergriff ihre linke Hand die seine, sodass sie Seite an Seite gehen konnten, während sich in ihrer rechten Hand ein Spiegel bildete. Ein kleiner, runder, mit einem hübsch verzierten, güldenen Rand. Es war wichtig, dass sich sein Gesicht darin spiegelte, zumindest für kurze Zeit. „Nun, da ich dich habe, ist es eine Frage der Zeit“, meinte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Das Schicksal würde ihr antworten, denn es hatte ihn in einem ihrer Spiegel gesehen. Nur wann, das war die Frage. Bis zu diesem Zeitpunkt war es sinnvoll, an seiner Seite zu bleiben. Einerseits in Freundschaft, andererseits damit er nicht entkam. „Also, Spieler des Schicksals... führe mich, wohin du mich führen magst“, nickte sie und schmiegte sich an seinen Arm. Noch einmal fiel ihr Blick hinab auf den Handspiegel, den sie geschaffen hatte. Verwendung hatte sie dafür nicht länger, also konnte sie ihn einfach zerbrechen... Es sei denn... „Sag, Zion... Würdest du dich über ein kleines Geschenk freuen?“
☾ 4 Die Worte des Kevuems schienen nicht auf taube Ohren zu fallen. Deutlich war in den warmen, orangen Augen der Grünhaarigen zu sehen, wie manche Phrasen des Blonden sie scheinbar irgendwie berührten. Leise und bedächtig wiederholte sie das Wort „Leuchtfeuer“, das Zion auf sich selbst bezogen hatte. Zustimmend nickte er ihr zu. Dann wurde es Zeit, seine Position ein wenig deutlicher zu erklären. Mit den anderen wie ich meine ich die Geschwister, die man mir erschaffen hat. Zwar war Zion sich ziemlich sicher, dass nicht alle der Experimente aus dem Labor tatsächlich die selbe Mutter hatten, doch waren sie unter denselben Umständen aufgewachsen, unter dem selben Dach ihre Kindheit verbracht. Das machte sie zu Geschwistern im Geiste – zumindest in den Augen Zions. Ich entstamme einem Labor, wurde zu einem Zweck erschaffen, den ich nicht kenne. Hunderte andere wie mich gibt es. Manche sind bei einem Unfall entkommen, die Suche nach diesen hat mir das Schicksal als Aufgabe aufgetragen. Das waren die wichtigsten Teile der Lebensgeschichte des Blonden, für Eohl in einigen Sätzen zusammengefasst. Damit wurde dem wunderschönen Todesengel hoffentlich gewahr, wen Zion mit „seinesgleichen“ meinte. Hatte der Blonde eben noch seinen Werdegang erklärt, tat Eohl es ihm nun gleich. Während sie von der Frau berichtete, die sie einst war und die sie abgelegt hatte, und von der Frau erzählte, die sie nun war, schritt sie um den Blonden herum. Zion verblieb auf der Stelle, folgte der Gerüsteten nur mit den Augen, bewegte den leicht schräg-liegenden Kopf nicht übermäßig. Manchmal konnte er Eohl so sehen, manchmal nicht. Die ihre Aufgabe war der seinen gar nicht unähnlich. Sowohl Eohl als auch Zion waren Wesen, die anderen auf ihrem Weg halfen. Nur wollte der Kevuem ein Einfluss sein, der andere auf ihren Pfad half, während Eohl wohl ganz scheinbar eine Macht war, die so manchen „Helden“ an das Ende seines Pfades führte. Die Frage, ob er selbst ein Narr war, der weit Böseres heraufbeschwor, wie er es abzuwenden vermochte, stellte der Blondschopf sich noch bevor Eohl sie ausgesprochen hatte. Meine Worte sind wahr. Doch ob ich ein Narr bin oder keiner, das wird uns das Schicksal wohl offenbaren zu müssen., antwortete der Blonde mit einem seiner Piranhazähne entblößenden Grinsen und einem Schulterzucken. Er war gespannt dieser Frage auf den Grund zu gehen.
Die Grünhaarige schien, nach einigem Hin und Her, auf den Vorschlag Zions einzugehen. Sie würde ihn auf seinem Weg durch das nächtliche Marokkasu begleiten und einen Stück weit seinen Pfad mit ihm bestreiten. Vielleicht würde sie sich ja zu einer richtigen Antiheldin in dem großen Schauspiel, das Zions Leben war, entwickeln. Der Blonde war sich sicher, nun würde ein kurzes Abenteuer auf die beiden ungleichen Schicksalsspieler warten, das ihre Beziehung zueinander formen würde. Die Yihwa – so hatte Eohl sich genannt – ergriff die Hand des Blonden ein weiteres Mal und Zion erwiderte die Geste, nahm auch die Hand Eohls in die seine. Dass er das letzte Mal richtig mit jemandem Händchen gehalten hatte war für den Kevuem schon einige Jahre her. Es fühlte sich seltsam angenehm an, dafür dass es nur eine simple Geste, nur bloßer Körperkontakt war. So soll es sein, heute Nacht mögen sich unsere Wege zwar gekreuzt haben, doch können sie noch einige Zeit nebeneinader verlaufen. Die Dame mit den goldenen Hörnern erschuf, ganz ohne Anstrengung, einen kleinen Handspiegel aus dem nichts und zeigte ihn Zion. Der Kevuem blickte einen Moment hinein, sah in das warme Gold seiner Augen, das zwischen dunkelvioletten Ringen heraus zurückblickte. Kurz rümpfte er die Nase, blickte dann von seinem Spiegelbild wieder zu Eohl. Diese senkte den Spiegel und bat ihn dann dem Kevuem als Geschenk an. Sehr gerne. Doch werde ich es erst am Ende unseres Abenteuers entgegen nehmen, wenn ich das bis dahin noch kann. Seine Seelenspiegel suchten die Eohls. Verwahrst du ihn bis dahin für mich?
Und dann ging es los, Vorhang auf für das ungleiche Paar! Zion blickte sich in der Straße um, verschaffte sich einen Überblick, wo er gerade war. Im Gewirr aus Glas und Beton hatte schon so manche Seele sich verlaufen, doch gerade hier in der Nordstadt hatte der Blonde in den letzten Jahren eine Art Orientierungssinn entwickelt - wie eine Laborratte, die ihr Labyrinth ihrer Gefangenschaft mittlerweile auswendig kannte. Und als er entschieden hatte, wohin sein Weg den Kevuem heute Nacht noch führen würde, ging er einfach los. Er vertraute darauf, dass Eohl, die er noch immer an der Hand hatte, seinen Schritten und Impulsen einfach folgen würde. Er wollte sie nicht zerren. Während er also durch nasskalte, von gespenstischem Neonlicht erleuchtete Straßen lief, hatte er eine Frage, die er Eohl stellen musste. Sag, Eohl, glaubst du daran, dass ein Mensch sein Schicksal beeinflussen kann? Oder, viel mehr, kann ein Mensch das Schicksal anderer beeinflussen? Oder ist, was geschehen wird, vom Schicksal vorbestimmt und niemand kann etwas daran ändern? Zion wusste eine Antwort für sich. Er war nur ein Charakter, eine Figur in der Geschichte, die ein Anderer über ihn verfasste. Nicht mehr als eine Marionette, die den Worten und Ideen eines Zion unbekanntem Autoren folgte. Nein, der Blonde machte sich keine Illusionen darüber, dass er seines eigenen Schicksals Schmied wäre. Doch wie würde die Grünhaarige das sehen? Hatte sie eine andere Vorstellung vom Konzept des Schicksals?
„Dich hat jemand geschaffen...“, wiederholte Eohl leise, aufmerksam den Worten des Fremdlings folgend. Ein Mensch, der von anderen Menschen erschaffen wurde, um einen Zweck zu erfüllen, war ein spannendes Konzept. Wie schön es doch wäre, wenn sie selbst so jemand wäre. Wenn die grausige Vergangenheit, an die sie sich kaum noch erinnerte, nicht mehr wäre als eine Lüge, um einer wertlosen Schöpfung zumindest den Glauben an ein vergangenes Leben mitzugeben. So viel Glück würde sie wohl kaum haben. „Sind deine Augen deswegen so perfekt?“ Wenn sich doch noch herausstellte, dass Zion heute sterben sollte, dann würde sie die definitiv mitnehmen... Mit beiden Seiten gespannt darauf, ob Zions Hoffnungen so rein waren, wie er es erwartete, oder ob er mehr Schicksale besiegelte, als er retten konnte, entschlossen sie sich, die Pfade ihres Lebens für diese eine Nacht nebeneinander laufen zu lassen. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Eohls Gesicht an, als der Blondschopf versprach, ihr Geschenk anzunehmen. „Aber natürlich!“, nickte sie überschwänglich und schob den Spiegel unter ihre Rüstung. „Ehehe, ich überlasse ihn dir gerne zum Ende der Nacht! Dann musst du aber auch an mich denken, wenn du ihn anschaust, ja? Ja?“ Sie war ein anhängliches Wesen, jemand, der es nicht allzu sehr mochte, vergessen zu werden. Es war für die Magierin immer ein anstrengendes Unterfangen, einen Menschen in ihrem zunehmend auseinander brechenden Gedächtnis zu behalten, also war es sehr verletzend, wenn jemand, bei dem sie sich die Mühe gemacht hatte, sie vergaß. Insofern würde Zion sie nicht ziehen müssen, konnte sich darauf verlassen, dass sie ohne jedes Zögern in ihrem Schritt an seiner Seite blieb, selbst wenn er sie lieber nicht dort gehabt hätte. Die heutige Nacht würde sie ihm nicht von der Pelle rücken. Flucht war ausgeschlossen. Ein leises Kichern entkam ihr, während sie darüber nachdachte, wurde aber jäh unterbrochen, als er hinterfragte, wie endlich, wie unumstößlich das Schicksal eigentlich sein konnte.
„A-ah... ähm...“
Die Augen der Yihwa weiteten sich, ehe ihr Blick auf der düsteren Straße hin und her zuckte, den hübschen Augen ihres Begleiters ausweichend. Da sich ihre Hände noch immer sicher ineinander lagen, konnte er sicher spüren, wie ihre Finger zu zappeln begannen, erfüllt von einer Unruhe, die nach Halt suchte, indem sie ihre Position wieder und wieder änderten, ohne zu zögern. Was nur sollte sie ihm sagen? Normalerweise wusste sie genau, was sie jenen erzählte, die das Schicksal ändern wollten. Sie bekamen ein entschlossenes Nein serviert, dass es unmöglich sei und keine Pfade abseits dessen gab, was bereits bestimmt war. Das war eine Lüge. Eine dreiste Lüge, die, wäre sie eine Wahrheit, die Gesamtheit von Eohls Dienst untergraben würde. Sie war hier, weil es zwei Wege gab, in die ihre Zukunft verlaufen konnte, und weil sie verzweifelt dafür sorgen wollte, dass sich das Schicksal durchsetzte, auf das sie hoffte. Eine Marionette war sie dennoch. Ein Spielzeug für die Zeit, die sich entschlossen hatte, ihr einen Traum und einen Alptraum zu senden und sie dazu zu zwingen, am Haken zu zappeln wie ein Fisch, der verzweifelt wieder ins Wasser gelassen werden wollte. Die Möglichkeit, das Schicksal zu ändern, war keine Freiheit. Es war ein Gefängnis, das sie in endlose Gefügigkeit zwang. Gerade Eohl, die wusste, dass sie das Schicksal verändern konnte, war stärker davon bestimmt als jeder andere Mensch auf dieser Welt. „Z-Zion... Normalerweise... würde ich jetzt nein sagen...“, meinte sie kleinlaut und blickte zu Boden, ihre Stimme und ihr Brustkorb zitternd. Sie hob ihre freie Hand hoch an ihren Mund, als könne sie nicht glauben, was sie jetzt sagen wollte. „Aber du... du bist der erste Mensch, der mehr weiß... So viele glauben mir nicht einmal, aber du, du hast sogar deine eigene Verbindung zum Schicksal. Ich... ich will dir keine Lüge erzählen...“ In einer längeren Pause atmete sie tief durch, richtete ihren Rücken wieder gerade, ehe ihr Zucken stoppte und ihr Körper wieder eine selbstbewusste Haltung einnahm. Langsam drehte sich ihr Kopf wieder zu ihm, sodass sie in aus großen, tiefroten, leeren Augen anstarrte, ein intensiver Blick, in dem endlose Konsequenzen lagen. „Wenn ich auch nur den Verdacht hege, dass du diese Wahrheit weitergegeben hast, und sei es nur an eine einzelne, taube, blinde, stumme Person, entreiße ich dir deine Zukunft auf die brutalste Weise, die du dir vorstellen kannst... Okay? Verstanden? Ja?“ Zum Ende hin entspannte sich ihr Gesichtsausdruck wieder und sie lächelte lieb, als könne sie keiner Fliege etwas zu Leide tun. Sie meinte das ja Alles nicht böse. Es war eine kleine Absicherung, um sicher zu gehen, dass das Schicksal ihr für ihre Ungehörigkeit nicht den Rücken kehren würde. Ein lieber Kerl wie Zion würde das schon verstehen!
„Also... Normalerweise geht das nicht. Das Schicksal bestimmt den Menschen, der Mensch bestimmt nicht das Schicksal. Egal, wie sehr man dagegen ankämpft, es gibt nichts, was man dagegen tun kann.“ Da war es, das einfache Nein. So gelassen, als würde sie den Wasserkreislauf erklären, legte Eohl diese Fakten dar, ehe sie sich näher zu Zions Ohr lehnte und die geheimen Wahrheiten, die sie verbarg, in leiserer Stimme weitergab. „Das sollte heißen, dass es nur eine Zukunft gibt, richtig? Aber das ist falsch. Ich kenne zwei Zukünfte, und sie sind beide wahr. Es gibt vielleicht mehr, von denen ich nicht weiß. Jeder Mensch hat ein Schicksal, aber kein Mensch hat nur eine Zukunft. Ist das nicht verrückt?“ Was für ein spannendes und gleich so paradoxes Konzept! Ob Zion wohl verstehen würde, was Eohl meinte und warum all das so faszinierend für sie war? Wenn nicht er, dann konnte es wohl niemand nachvollziehen. Naja, mit einer Ausnahme vielleicht... „Ich weiß nicht genau, wie die Zeit entscheidet, welche Zukunft es werden soll. Ich glaube manchmal, sie macht sich einfach einen Spaß daran, uns tanzen zu lassen, an eine verzweifelte Hoffnung geklammert. Sie braucht für ihre Entscheidungen nicht den Rat der Menschen, doch wenn ihr danach ist, macht sie die rechte Zukunft von unseren Handlungen ab. Aber wie gesagt, die meisten Menschen können machen, was sie wollen, und es macht keinen Unterschied.“ Eohl zuckte mit den Schultern. „Es gibt aber eine handvoll Menschen auf dieser Welt, an der sie Interesse gewonnen hat. Jene Auserwähle, die sie beobachtet und deren Handlungen es erlaubt ist, die Zukunft zu bestimmen. Sie beobachtet, was sie tun, und entscheidet, wenn ihr danach ist, ihnen eine schöne Zukunft zu schenken. Oder, wenn sie sie enttäuschen, ihnen eine schöne Zukunft zu rauben.“ Mit einem Seufzen schüttelte Eohl den Kopf. Die Zeit war die Macht, der sie persönlich direkt unterstellt war. Die größte Macht in dieser Welt, abseits Allem, was die Hände der Menschen je zu erreichen vermochten. Und gerade diese Macht, Eohls eine wahre Vorgesetzte, war so eine wankelmütige, narzisstische und gefühlskalte Existenz...
☾ 5Die Frage Eohls musste Zion erst einmal verarbeiten. Waren seine Augen wirklich so perfekt? Sicher, das warme Gold war ein durchaus untypischer Farbton, doch perfekt? Das war ein starkes Wort. Hmm…, murmelte er und stahl sich um eine Antwort. Der Blonde hatte Schwierigkeiten zu glauben, dass irgendetwas an ihm so wirklich perfekt war. Eohl nahm Zion die Bürde ab, den Spiegel die ganze Nacht mit sich herumtragen zu müssen. Die Art, wie sie redete, ließ auch darauf schließen, dass die Grünhaarige nicht ganz ausgeschlossen hatte, dass der Blonde diese Nacht überleben würde. Sonst müsste er sich auch an nichts und niemanden erinnern. Das werd’ ich sicher, Eohl. Der Spiegel würde ein steter Begleiter des Kevuems werden, würde ihn stets daran erinnern, dass von nun an in Stein geschrieben war, dass am Ende seiner Tage Eohl auf ihn warten würde. Doch ob das nun noch Stunden oder Jahre entfernt war, das galt es herauszufinden.
Zion hatte die Gerüstete gefragt, ob jemand auf sein eigenes Schicksal oder das Schicksal anderer Einfluss nehmen konnte, und der Grünhaarigen damit eine sehr interessante Reaktion abgewonnen. Sie wirkte beinahe schon verlegen auf den Blonden, dessen langsame, beinahe schon schlurfende Schritte die beiden Magier durch die tristen Großstadtstraßen. Er hatte ein Ziel. Zwei sogar. Doch es würde noch eine Weile dauern, bis die beiden angekommen waren. Zion hatte es nicht eilig, das Gespräch mit Eohl wollte er auf keinen Fall zu kurz kommen lassen. Das erste Aufeinandertreffen mit dem Antagonisten seiner Geschichte musste ausgekostet werden. Sie mussten herausfinden, was es denn war, was Eohl und Zion gegeneinander stellte - außer das Schicksal. Dass Eohl derart deutlich darauf bestand, dass Zion nicht weitergab, was sie ihm zu verraten hatte, ließ den Blonden verstehen, dass ihr das Wichtig war. Kurz blieb der Blonde stehen, blickte Eohl aus seinem schimmernden Gold an und nickte ihr zu. Das bleibt zwischen dir und mir und dem Schicksal., sicherte er ihr also zu. Versprochen.
Am Anfang waren die beiden noch einer Meinung. Das Schicksal - oder so wie Zion es wusste: Der Autor seines Schicksals - bestimmte, was geschah. Der Blonde selbst hatte keinen Einfluss darauf. Er schritt schon von seiner verdammten Geburt her einen Pfad entlang, von dem er nicht abweichen konnte. Das macht das Schicksal aus…, pflichtete er der Grünhaarigen also zu ihren ersten Überlegungen bei. Elektronischer Lärm drang aus einer Kneipe mit Spielautomaten, gelegentlich mischte sich die Stimme eines Spielers hinzu. Zion lief daran vorbei, die Geräusche des nächtlichen Marokkasus waren ihm mittlerweile derart vertraut, dass der Lärm sich von ganz alleine zu einem Rauschen zurückzog. Wie Regen auf Dachfenstern. Es war laut und nicht zu überhören, dennoch nahm man es nach einer Weile nicht mehr so recht wahr. Doch dann begann Eohl von zwei Zukünften zu reden. Von der Zeit. Von Auserwählten und von Machtlosen. Das ließ Zion nachdenken. An welcher Stelle war er? Stand sein Ende schon fest? War er der Charakter in einem Schauspiel, das bereits geplant, geschrieben, vermarktet und aufgeführt wurde? Oder entsprang er vielleicht in eben jenem Moment der Feder eines Autors? War seine Geschichte schon geschrieben oder wurde das gerade getan? Stand seine Zukunft schon fest? Zion wusste es nicht. Er konnte es nicht wissen und er bezweifelte, dass irgendjemand so etwas je wissen konnte. Selbst Eohl war sich nicht sicher. Ihre Erklärung war von Widersprüchen durchzogen und allem voran hatte sie eingestanden, dass sie selbst manche Teile dieses Systems nicht verstand. Aber das war in Ordnung. Hmm…, stieß der Blonde nachdenklich aus. Es verging eine Minute nachdem Eohl zu Ende geredet hatte. Zion hatte den Kopf nachdenklich in den Nacken gelegt, die Straße vor und unter den eigenen Beinen aus den Augen und dem Sinn verloren. Seine Gedanken kreisten, nahmen das, was Eohl gesagte, vorsichtig unter die Lupe und blickte es von allen Seiten an. Und dann kam er zu einer Frage: Und bist du eine der Auserwählten, Eohl? Wusste sie das überhaupt? Und falls ja, woher? Das war interessant und würde dem Blonden mehr über seine neue Bekanntschaft verraten. Und letzten Endes würde Eohls Antwort, egal wie sie ausfallen würde, Zion sicher helfen, die Nacht unbeschadet zu überdauern und am nächsten Morgen wieder in die Rolle des Traumschmiedes Enigma zu schlüpfen.
Wrrrrmmm~
Aus stählernen Kehlen gurgelten und röhrten die magomechanischen Herzen einiger M-Bikes. Das Unheil-verheißende Geräusch klang wie ein aufgestachelter Schwarm Hornissen und das Brummen kam den beiden Magiern unaufhaltsam näher. Wind zerrte an Zion als ein M-Bike Fahrer wenige Zentimeter an ihm vorbei schoss, und mit quietschenden Reifen vor ihm auf dem Asphalt zu stehen kam. Auch an Eohls Seite geschah etwas vergleichbares. Hinter den Magiern hielten zwei weitere Bikes an, sodass sie von nun vieren umzingelt waren. Die Maschinen selbst waren aufgetunt, mit Grafitifarben dekoriert und markiert. Stammesmarkierungen aus Acryll auf den M-Bikes und den Lederjacken der drei Männer und einer Frau zeichneten sie als Mitglied einer der unzähligen Gangs und Banden Marokkasus aus. Bloodhounds? Chaos Brigade? Irgendwas in diese Richtung, Zion hatte nur mit den wenigsten Gangern etwas am Hut. Drei der Biker hatten lange Stangenwaffen, die sie wie Lanzen schwingen konnten. Auf ihren mechanischen Rössern waren sie wie leichte Kavallerie, mobil und tödlich. Der vierte im Bunde richtete eine verchromte Schusswaffe auf die beiden Magier. Hinter den roten Gläsern einer Schweißerbrille blickten lebendige Augen die beiden Fußgänger an. Guten Abend, guten Abend. So spät noch unterwegs? Die Straßen hier sind gefährlich, ihr könntet jederzeit überfallen werden. Zion kannte die Leier. Lief auf Schutzgeld hinaus. Sie müssten ein paar Jewels abdrücken, dafür würden sie nicht behelligt werden, so lange sie im Gebiet der Gang unterwegs waren. Seufzend blickte er sich um. Vier gegen Zwei. Er selbst hatte - bis auf den Überraschungsmoment, wenn er seine Magie zum ersten Mal einsetzte - wenig zu bieten. Eohl hingegen sah aus, als könne sie sich selbst verteidigen. Das fiel gerade auch dem Ganger auf, der den Lauf der Pistole vom abgewrackten Schreibtischhengst zur Rüstung-tragenden Amazone wandern ließ. "Was is’n das für’n Aufzug?", fragte er laut aus und ließ dabei sein freundliches Getue fallen. Nicht auf dumme Ideen kommen, Schätzchen…, warnte er Eohl und gab mit einem Schnalzen der Zunge seinen Leuten ein Kommando. Die Motoren heulten auf und binnen weniger Sekunden hatten die drei anderen Ganger begonnen, im Kreis um den Anführer, Eohl und Zion zu fahren und den beiden Magiern so die Flucht zu versperren. Also… Kohle! Für Zehntausend jeweils lassen wir euch gehen! Er wirkte nun, da er die seltsame Aufmachung Eohls bemerkt hatte, deutlich angespannter. Zion senkte den Kopf ein wenig, ein Grinsen zog sich auf sein Gesicht, das seine spitzen Piranhazähne entblößte. In Nächten wie diesen tanzte sein Blut zum Takt der Großstadt, ließ ihn schrecklich sich lebendig fühlen. Vermutlich war es die Angst, die den Kevuem so sehr antrieb.Also so viel hab ich nicht dabei…, antwortete er daher, zuckte mit den Schultern und zog die Hände aus den Hosentaschen. Er würde sie gleich brauchen.
Es fühlte sich gut an, mit Zion zu reden. Er akzeptierte ihre Worte und zögerte keinen Moment damit, ihre Geheimnisse für sich behalten zu wollen. Zwischen ihm und ihr und dem Schicksal. So gefiel ihr das. So vertieft, wie sie war, waren die Klänge der Umgebung gedämpft, im Hintergrund, irrelevant. Sie hielten sich weit genug von den Menschen fern, die gelegentlich die allgemein sehr leeren Straßen überschritten, um sich keine Sorgen machen zu müssen. Wenn einer der Spieler einen Blick aus dem Fenster warf und sah, wie angeregt sich die beiden unterhielten, würde wohl niemand erwarten, dass diese seltsam gekleidete Frau plante, den jungen Herren zu töten. Dafür wirkte ihr Lächeln viel zu ehrlich. Ihre Augen waren an ihn gefesselt, selbst als er stumm war und sie auf ihn wartete. Eine helle Faszination lag in ihren rötlichen Iriden, eine stille Erwartung, die den meisten Leuten in ihrer Intensität vermutlich unangenehm gewesen wäre. Der Blondschopf schien sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Nachden etwas Zeit vergangen war, begann Eohls Zeigefinger, leise klickend wieder und wieder an den Griff ihres Schwertes zu tippen, und mit jedem Mal zählte ein Teil ihres Kopfes die nächste Sekunde, die vergangen war. Er ließ sich ja ganz schön Zeit damit, über ihre Worte nachzudenken... „Ich bin... eine Auserwählte?“ Erleichtert, dass er geantwortet hatte, hörte Eohls Tippen auf, ihre Antwort klang aber mehr, als würde sie die Frage direkt zurückwerfen. Als wolle sie, dass Zion für sie entschied, ob sie auserwählt war. „Ja? Nein? Also, irgendwie, vielleicht, aber nicht so richtig...“ Nachdenklich den Kopf schief legend war es jetzt die Yihwa, die einen Moment der Stille brauchte. Ihre Augen, noch immer allgemein in Zions Richtung sehend, schienen ins Nichts zu starren. Ja, wie erklärte sie das jetzt? Auf dem gleichen Level wie die Auserwählten stand sie nicht. Ganz so machtlos wie die meisten Menschen war sie aber auch nicht mehr. „Also, an sich ist es so... was mit mir geschieht, was ich tue... es hat keinen direkten Einfluss auf die Zukunft. Ich allein kann nicht die Zukunft schaffen, die ich mir wünsche“, erklärte sie, ihre Stimme etwas unsicherer als zuvor. „Aber, also, ich habe da...“
Wrrrrmmm~
Ehe sie ihre Gedanken wieder ordentlich fassen oder gar ausführen konnte, unterbrach ein lautes, unangenehmes Geräusch ihr Gespräch, das die Yihwa dazu brachte, das Gesicht zu verziehen. Nein, das gefiel ihr nicht. Eohls Cape begann zu flattern, als die beiden Magier von vier Fremden umrundet wurden, die auf ihren Rädern so einen unsäglichen Lärm machten. Das Knirschen konnte sie noch tief in ihrem Kopf spüren, unangenehm und aufreibend. „Mach das aus...“, grummelte sie, aber das war wohl nicht die Absicht der Leute, die sie gerade umzingelt hatten. Was redete der Mann mit der Pistole da...? Der war ja komisch. „Ähm... ich denke nicht, dass uns jemand überfallen wird, aber... danke?“, fragte sie, nicht ganz sicher, wo der Kerl seine Informationen hernahm. Bisher waren sie doch friedlich durch die Gegend gekommen, hatten niemanden gesehen, der gefährlich wirkte. Auch jetzt nicht. Und selbst wenn... das hier war nicht der Ort, an dem Eohl sterben würde. Sie kannte ihre Zukunft, sie wusste, dass sie dann noch lebte. Also waren die Sorgen des Fremden unbegründet. Die Yihwa deutete auf die Pistole, die er auf sie gerichtet hatte. „Bitte zeig damit nicht auf mich. Wenn du nicht vorsichtig bist damit, passiert noch jemandem etwas.“ Trotz ihrer Kopfschmerzen zwang sich die Crusaderin zu einem Lächeln. Dank Zion war sie gerade in einer guten Stimmung, ruhig und entspannt, und sah keinen Grund, auf die freundlichen, wenn auch etwas fehlgeleiteten Hinweise eines Mannes, den sie nicht einmal kannte, unnötig feindselig zu reagieren. „Jewels hab ich keine, Entschuldigung“, meinte sie, weiterhin höflich, und versuchte, seitlich an dem Bike vorbei zu gehen... aber das gefiel dem netten Herren wohl nicht. Der magische Motor seines Rades röhrte laut auf, sodass sich Eohl eine Hand an ihren schmerzenden Kopf halten musste, ehe sie plötzlich einen leichten Stoß gegen ihre Brust spürte. Ein überraschter Blick hinab zeigte, dass der Lauf seiner Pistole gegen ihre Rüstung drückte. „Du sollst doch vorsichtig sein“, meinte sie perplex, doch er schnitt ihr das Wort ab. „Ich mach keine Witze, Bitch. Rückt eure Kohle aus, dann sehen wir ja, ob ihr genug habt!“ Bedrohlich starrte er hinab in Eohls Augen, die ihn verwirrt anblickten. „Du meinst... du lässt uns nicht gehen?“, fragte sie, ihre reine Stimme ehrlich überrascht. „Neeein, meinst du? Das hast du aber schnell geschnallt, Schnalle“, grinste der Räuber, warf einen kurzen Blick hinab zu ihrer rechten Hand, die sich langsam hob, aber die Bewegung war für ihn entschieden uninteressant. Schnell kehrten seine Augen zurück zu ihnen, die größer geworden waren... dunkler. Das Licht, das ihnen eben noch innegewohnt hatte, hatte einem düsteren, leeren Rot Platz gemacht. „Wenn du jetzt endlich kapiert hast, was abgeht, gib mir deine Jewels. Ihr seid umstellt und du hast-...“ Seine Worte stockten, als sich ihre Bewegung plötzlich beschleunigte. Ihre linke Hand stieß seinen Revolver beiseite, weg von ihrem Brustkorb, während sich eine dunkle Klinge in seinen bohrte. „Ich habe keine Jewel“, meinte sie kühl, während sie einen zweiten Stich setzte, einen dritten, einen vierten, einen fünften, einen sechsten. Wieder und wieder stach ihre Athame zielsicher in Herz und Lunge des Mannes, ehe sie einen letzten Stich tief in seinem Hals platzierte. Der war nicht wirklich nötig gewesen, schließlich erschlaffte sein Körper bereits auf dem M-Bike, aber den Hals zu durchtrennen war immer der sicherste Weg, einen Tod zu erzielen. Eohl fühlte sich einfach... besser, wenn sie diesen Schritt noch mitnahm. Während sein Revolver zu Boden fiel, weiteten sich die Augen seiner drei Begleiter. Wo kam plötzlich die Waffe her? Wie konnte es sein, dass keiner von ihnen sie bemerkt hatte? Für die Frau war die Bewegung von Eohls Arm tatsächlich verdeckt gewesen, das lag einfach an ihrem Standpunkt, aber die anderen beiden hatten sehen können, dass sie etwas tat. Warum hatten sie die Waffe nicht gesehen...?
Eohl für ihren Teil schien jedenfalls zufrieden zu sein. Mit einem Lächeln wandte sie sich um zu Zion. „Kannst du das glauben? So ein Fiesling“, lachte sie und schüttelte den Kopf, ehe sie ihm die Hand hinhielt. „Na komm, Zion, wir wollten weiter! Richtig? Richtig?“ In ihrem Kopf war die Situation bereits aufgelöst. Der Glaube, dass der Rest der Gang sie einfach gehen lassen würde, wenn sie den Anführer getötet hatte, mochte niedlich sein – er war auf jeden Fall naiv...
Athame GATTUNG: Klingenwaffen TYP: Dolch BESITZER: Eohl Yihwa ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Athame ist ein dunkler, geschwungener Dolch, dessen 35 cm lange Klinge mit antiken Schriftzeichen verziert ist. Er eignet sich sehr gut dazu, schmerzhaft zuzustechen und ist für Menschen gedacht, die unehrlich kämpfen. Indem man ein wenig Mana in die Waffe leitet, wird sie verschleiert und uninteressant. Andere Menschen achten kaum darauf, was der Träger da in der Hand hält, und ein kurzer Blick darauf zeigt einen schemenhaften Fleck, den man nicht zuordnen kann. Längere Beobachtung offenbart aber die tödliche Waffe.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
☾ 6 Die Frage, ob Eohl selbst eine Auserwählte war, schien die Grünhaarige ein wenig zu überfordern. Da hatte der Blonde selbst ein wenig mehr Ahnung über seine Rolle im Großen und Ganzen. Er wusste, dass er selbst keine Auswirkung auf das hatte, was um ihn herum und mit ihm geschah. Er verstand aber auch, dass er als Protagonist seines Lebens sich das nicht anmerken ließ. Ein Schauspiel, bei dem die Figuren wussten, dass sie ebensolche waren, war seltsam. Und so spielte der Blonde weiter die Rolle des Unwissenden, behielt das jedoch für sich. Das Gespräch über Schicksal und Auserwählte wurde gnadenlos vom Brummen einiger M-Bikes unterbrochen. Zion kannte diese Art besuche, man würde sie entweder überfallen oder ihnen Schutzgeld abnehmen, je nachdem wie die Gruppe denn drauf war. Eohl hatte da nicht ganz so einen feinfühliges Gespür dafür. Entweder sie stellte sich dumm oder sie war es wirklich. Die müden Augen des Kevuems huschten aufmerksam zwischen den Gangstern hin und her während der Wortführer der Gang auf Eohl einredete. Die Situation drohte zu eskalieren, als der Gangster eine Schusswaffe zog und damit auf Eohl deutete. Vorsichtig hob der Blonde die Hände. Ganz ruhig…, versuchte er auf den Biker einzureden, doch der hatte auf einmal andere Probleme. Die Grünhaarige hatte auf einmal eine Klinge in seinem Leib versenkt. Ungläubig blinzelte der Blonde. Wo kam das Schwert denn her? Das war ihm irgendwie davor noch nicht aufgefallen. Bei einer Magierin wie Eohl war es denkbar, dass sie das Schwert irgendwie hergezaubert hatte, das musste Zion sich merken - für falls es später doch ernst zwischen den beiden wurde. Einige Stiche später rutschte der Biker von seiner Maschine, zog eine Spur aus rotem Blut hinter sich. Dumpf prallten Fahrer und Fahrzeug auf den nassen Asphalt.
Eohl wandte sich mit einem Lächeln zu Zion um und wollte weiter gehen. Doch die drei verbleibenden Biker schienen das nicht ganz zulassen zu wollen. Die Motoren heulten auf und Zion reagierte schnell. Während die Biker losfuhren und an Geschwindigkeit gewannen führte er eine Art Faustschlag in die Luft aus, doch noch während der Bewegung schwoll seine rechte Hand an, nahm eine metallene Farbe an und wurde dann von der Wucht seines Hiebes beschleunigt durch die Nacht geschleudert. Sie traf einen der Biker, der überrascht rücklings von seiner Maschine geschleudert wurde. Wie an einem Drahtseil zog Enigma die Hand wieder zurück und wich dem fahrerlosen M-Bike aus, das torkelnd langsamer wurde und das Ende seines Weges in einer Litfaßsäule. Krachend splitterte das Gehäuse des Fahrzeugs. Zion hielt nicht inne, sprang nach vorne. Die Hand verwandelte sich vom silbernen Handschuh in eine lange Kettensäge, die an seinem Handgelenk anfing. Der Gangster, den der Blonde von seinem M-Bike geschlagen hatte, richtete sich langsam und stöhnend wieder auf. Als er sah, was auf ihn zukam, hob er flehend die Arme.
Im Labor hatte man Zion das Konzept von “Gnade” nicht beigebracht. Und in Marokkasu durfte man keine Schwäche zeigen.
Kurz heulte die Kettensäge auf und im selben Moment verstummte der Gangster. Als Zion sich wieder aufrichtete hatte das Schauspiel, das Eohl und er angerichtet hatten, wohl ausgereicht, um die verbleibenden beiden M-Biker davon zu überzeugen, dass es vermutlich schlauer war, sich andere Opfer zu suchen. Fluchend machten sie sich von dannen und ließen Eohl und Zion alleine zwischen zwei Blutlachen. Eine Nacht wie jede andere in Marokkasu. Tch… ein wenig verärgert zog der Blonde die graue Stoffjacke aus, die am rechten Ärmel in tiefes Rot getränkt war. Die Nordstadt war zwar ein hartes Pflaster aber ganz so offensichtlich, dass er gerade jemanden umgebracht hatte, musste Zion sich nicht geben. Missmutig warf er das Kleidungsstück auf den entstellten Körper des Bikers und machte sich auf den Weg zurück zu Eohl. Damit hatte er blöderweise seine Magie offenbart und einen eventuellen ÜÜberraschungsvorteil gegenüber der Grünhaarigen aus der Hand gegeben. Die lassen uns erstmal in Ruhe…, murmelte er zur Assassinen, klappte sich den Hemdkragen gegen den kalten Wind, der durch die Häuserschluchten pfiff, ein wenig nach oben und grinste Eohl dann mit seinem Säge-Lächeln an. Lust auf was zu trinken?
Rocket Fist: Android-BM Mk. 1 TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 10 pro 3 Minuten / 20 pro Schuss MAX. REICHWEITE: Selbst / 10 Meter SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Power Glove: Version PO Mk. 1 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber ersetzt der Anwender seinen Arm mit einem silberfarbenen, metallischen und etwas überdimensionierten Handschuh. Dieser lässt sich, wie eine normale Hand verwenden, doch wenn der Magier Mana hineinleitet, wird die Hand in gerade Linie abgefeuert und fliegt bis zu 10 Meter weit. Stärke und Schnelligkeit der Attacke entsprechend er Willenskraft des Anwenders -1 bis zu einem Maximum von Level 4. Der nächste Angriff kann erst gestartet werden, wenn die Hand mit derselben Geschwindigkeit wieder zur Hand des Anwenders zurückgekehrt ist. Auf beide Hände angewendet kostet der Zauber doppelt so viel Mana.
Chainsaw: Android-BM Mk. 2 TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 50 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 4, Stärke Level 3, Geschicklichkeit Level 3, Rocket Fist: Android-BM Mk. 1 BESCHREIBUNG: Bei der Erweiterung des Androiden Battle Modes, kurz BM, stehen dem Anwender eine Reihe von Upgrades zur Verfügung. Eines ist die Kettensäge, die die komplette Hand des Anwenders in ein ebensolches Holzverarbeitungsinstrument mit einem Sägeblatt von knapp 90cm Länge verwandelt, mit der man Holz o.Ä. zersägen oder auch schwerste Verletzungen hervorrufen kann. Effektiv ist dieses Upgrade besonders, wenn man den Umgang mit einem Schwert erlernt hat, dies ist jedoch nicht verpflichtend. Man kann den Zauber auch auf beide Hände anwenden, es verdoppeln sich dann allerdings die Manakosten.
Zion
320 ☾ 400
reden | denken
Zuletzt von Zion am So 5 Jun 2022 - 1:57 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Eohl The Sun's Shade
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Was Gnade anging hatten Eohl und Zion wohl sehr ähnliche Einstellungen. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete die Yihwa, wie der Blondschopf einen der Biker mit seiner fliegenden Hand zu Boden riss, und wich geschickt der Lanze der weiblichen Gangsterin aus, ihre Augen nicht von ihrem Begleiter abwendend. Die Zunge der Magierin glitt über ihre Lippen, als sie die Kettensäge röhren hörte, als sie sah, wie sich Zion seines Gegners entledigte. Damit hatten wohl auch die beiden anderen genug. Vernünftig, sie hatten es ganz offensichtlich nicht mit normalen Menschen zu tun. Was auch immer mit Eohl und Zion nicht stimmte, kein vernünftiger Mensch wollte sich das Problem aufladen. Lässig entledigte sich der Sägezahn seiner Jacke und trat wieder auf seine Begleiterin zu, genauso wenig beeindruckt von dem Tod vor ihren Augen wie sie selbst, und lud sie ein, mit ihm etwas zu trinken. „Aber ja! Mit Freude!“, meinte sie, hüpfte leicht aufgeregt auf der Stelle, ehe sie aus strahlenden Augen zu Zion hinauf sah. „Das war ja cool! Wie dein Arm so fshh und vrrrm geworden ist! Das hat mir richtig gut gefallen!“ Die Freude war in ihrem Lachen zu hören und in jedem Aspekt ihrer Haltung deutlich zu erkennen. Ihre Gefühle waren deutlicher zu lesen als jedes Buch, was wohl noch einmal bezeugte, dass ihre naive Art gegenüber dem Gangster kein Schauspiel gewesen war. Nein, das war sie wirklich. Für ein niedliches, etwas zu langes Kichern hielt sich die Yihwa eine Hand vor den Mund, während sie tiefen Augenkontakt zu ihrem Gegenüber suchte. „Sag, Zion... kannst du das noch einmal zeigen? Ich will mehr davon sehen...“
Weiterhin ziemlich glücklich an seiner Seite folgte Eohl ihrem Opfer des Tages bis zu der Bar, zu der er sie führen wollte. Aufmerksam betrachtete sie das düstere Gebäude, das leicht beschlagene Glas der Fenster, die grimmigen Figuren, die vor der Tür standen und Rauchwolken in die Luft stießen. Eohl konnte nicht anders als zu husten, als sie in einer davon gefangen wurde, ihre Lunge nicht gewöhnt an diese Art Qualm. Mit ihrer Rüstung und ihrem Umhang passte die Yihwa nicht wirklich hierher, während der weniger ordentlich wirkende Zion sich deutlich besser in die niedergeschlagenen Gestalten hier einreihte. Nicht, dass es eine Seltenheit war, dass sie hervorstach wie eine Spiegelscherbe in der Sommersonne... Wortlos, aber weiterhin ausdrucksstark folgte die Grünhaarige in Innere des Gebäudes, eine leichte Anspannung in ihrer Haltung zu erkennen, während sie gleichzeitig neugierig und skeptisch ihre Umgebung, die Einrichtung der Kneipe und die darin zu findenden Menschen inspizierte. Auffällig war, neben der außergewöhnlich hohen Anzahl kratziger Stimmen, dass so viel der Kleidung hier zerschlissen war. Meist waren es Jeans, in denen ein kleiner Riss einen Teil von Bein oder Knie freigab, aber auch einige Oberteile waren am Saum angerissen oder leicht zerfleddert. Das Hemd von einem jungen Kerl hatte ein sehr spezifisches Loch, das der erfahrenen Assassine doch sehr wie das Ergebnis eines Messerstiches vorkam, aber sauber, sauber war das Oberteil. Der Stich war vermutlich länger her, und doch trug er das Kleidungsstück noch. Dienste das der Erinnerung? Konnte er sich eine Alternative nicht leisten? Sie würde es wohl nicht erfahren... „Schönen Abend!“, grüßte Eohl fröhlich, als sie und Zion am Tresen angelangt waren, und zog sich damit einen abschätzigen Blick der Barkeeperin zu. Viele Worte hatte sie für die beiden auf Anhieb nicht übrig, wollte erst einmal nur wissen, was die beiden wollten. „Oh, wir wollen trinken!“, erklärte die Yihwa, stolz darauf, sich erinnert zu haben, und klatschte die Hände ineinander. „Haben Sie zufällig Wasser?“
☾ 7 Vom Tod der beiden Ganger war Eohl wenig verschreckt. Wenn sie eine Auftragsmörderin war, dann gehörte so etwas wohl zu ihrem täglichen Brot. Bei Zion hingegen war das etwas anderes. Er spielte die Rolle des weltfremden Experimentes, das sich in der verfeindeten Großstadt mit allen Mitteln durchschlug. Dass er einen Biker abmetzelte, das war Teil diesen Schauspiels. Und das Wesen, was wirklich in Zion drin steckte, verbarg sich hinter diesem Spiel um die schreckliche Tat nicht an sich heran zu lassen. So wendete Zion sich von der Leiche ab, wurde seine blutgetränkte Jacke los und wandte sich dann Eohl zu, die von der Demonstration Zions Magie hellauf begeistert war. Dem Angebot, etwas zu trinken zu gehen, stimmte sie freudig zu. Eine Bar war ja ohnehin das nächste Ziel der beiden Mörder gewesen. Die Frage, ob der Blonde Eohl seine Magie noch einmal demonstrieren konnte, verneinte der Sägezahn jedoch erst einmal. Das ist anstrengend…, ließ er die Grünhaarige wissen. Ich zeig’s dir nochmal, wenn es nötig wird. Würde es hoffentlich nicht mehr werden. Zwei Leichen waren genug für einen Abend. Und Zion war schmerzlich bewusst, dass - je nachdem, wie Eohl sich entschied - sie selbst der Grund sein würde, warum Zion die Kettensäge noch einmal anwerfen musste.
Einige schweigsame Minuten später fanden die beiden sich vor dem Eingang des “Aurora”s wieder. Es war eine der größeren Bars in der Nordstadt. Die Besitzerin - “Angry Jolene” - verteidigte das Etablissement schon seit Jahren erfolgreich dagegen, von der ein oder anderen kriminellen Vereinigung übernommen zu werden. Es war ein Anlaufpunkt für alle und jeden - so lange sie sich an die Regeln Jolenes hielten:
Keine Kämpfe in oder vor der Bar
Jeder der kommt, trinkt.
”Keine verdammten Köter in meiner Kneipe!”
Seit Monaten schon kam der Blondschopf drei, vier Mal die Woche hier her, gönnte sich einen kleinen Drink und hörte sich um. Er schob einem Informations-Broker viel Geld zu, dass er das Goldauge über Leute wie ihn informierten - und die Klappe hielt. Schweigen war teuer zu kaufen. Zwei Muskelprotze ließen Eohl und Zion eintreten. Die Dame in goldener Rüstung wurde ein wenig gründlicher gemustert, doch am Einlass hinderte man sie nicht. Zion warf einem der Rausschmeißer - einer guten Seele namens Storko - ein schiefes Grinsen zu und schob sich dann nach der Gerüsteten in die Bar. Nur gelegentlich hob sich ein Augenpaar, das die Neuankömmlinge betrachtete. Viele hier blieben unter sich. Warteten. Suchten Schutz. Wollten keinen Ärger. Einen Bekannten, einem schlaksigen Elben, der an einem Flipper-Automat stand und leise Worte mit einer in aufreizende Fetzen gekleideten Frau mit pinken Pigtails wechselte, die gerade erheitert auf die Knöpfe Maschine einschlug, winkte Zion knapp zu. Der Elb sah ihn nicht. Hatte seine Augen anderswo. Konnte Zion verstehen. Von alleine hatte Eohl sich ihren Weg durch Tabakschwaden verschiedenster Durftnoten zur Bar gebahnt. Eine junge Frau mit blondem Pferdeschwanz und über dem Bauchnabel zusammengeknotetem Top nahm die Bestellung auf und ihre Augen wurden schon groß, als Eohl ihr Wasser bestellte. Wasser?! Ist das ‘’n Witz, Schätzchen!?, maulte sie die Grünhaarige an. Sich noch gut daran erinnernd, was die Gerüstete eben aus dem Nichts mit dem Biker angestellt hatte, gab sich Zion größte Mühe, die Situation zu deeskalieren. Alles gut, Tess, die gehört zu mir. Pampig blickte die Blonde zum Blonden. Wer kommt, trinkt. Du kennst die Regeln. Beschwichtigend hob Zion die Hände. Sie trinkt Wasser, aber sie trinkt. Ich nehm’ dafür einen Doppelten. Das schien Tess ein wenig zu besänftigen. Einen Guten oder einen Günstigen?Einen Biligen. Dann hab ich mehr für Trinkgeld übrig. Zion legte den Kopf ein wenig schief und schenkte Tess sein liebreizendstes Grinsen. Na gut.
Die beiden bekamen ihre Getränke - Eohl ein Cocktailglas voller Wasser und Zion einen Tumbler mit braunem Bourbon und zwei Stückchen Eis - und Zion gab ordentlich Trinkgeld. Er mochte Tess, sie war so direkt. Danke.., murmelte er ihr noch zu bevor er sich mit Eohl an einen Tisch setzte. Er war rund und aus Aluminium, drei Barhocker standen darum. Einer würde vorerst leer bleiben. Wie findest du’s hier?, wollte der Blondschopf von seiner Begleitung wissen. Für’s erste würden die beiden warten müssen. Zions Kontakt würde sich zu ihm gesellen, sobald er Zeit dafür finden würde. Das konnte ein paar Minuten dauern. Bitte bring hier drin niemanden um., wisperte Zion Eohl dann noch leise zu, beugte sich dabei zur Assassinen vor. Sie roch gut. Noch nicht mal ein bisschen. Okay?
Eohl verstand nicht so ganz den Aufruhr, den die Frau an der Bar da machte, aber basierend auf dem, was Zion sagte, war wohl Alles in Ordnung. Insofern sah die Yihwa erst einmal gar kein Problem. Sie verneigte sich leicht und dankte für das seltsam geformte Glas Wasser, an dem sie sogleich nippte, ehe sie sich mit ihrem Begleiter an einen freien Tisch gesellte. „Seltsame Frau“, kicherte sie, während sie ihr Glas abstellte. „Aber eine liebe Seele.“ Es wirkte, als hätte die Grünhaarige gar nicht bemerkt, dass die Bardame auf sie sauer geworden war – ein weiteres Zeichen von vielen, dass sie die Welt nicht auf die gleiche Weise aufnahm wie die Menschen um sie herum. Ein weiteres deutliches Zeichen für ihre sehr individuelle Wahrnehmung folgte, als Zion sie fragte, was sie von dem Laden hielt. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte sich Eohl noch einmal stumm um, ließ ihren Blick über die Bar schweifen ohne jede Eile, seine Frage zu beantworten. Schlussendlich, nach langen Momenten des Schweigens, sah sie ihm wieder direkt in die Augen und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Ich mag es hier nicht“, sprach die Crusaderin mit fröhlicher Stimme, ihre Hände vor ihr auf dem Tisch ineinander gefaltet. „Es ist niemand hier. Ein leerer, einsamer Ort. Ich mag es gar nicht, alleine zu sein. Und der Rauch ist unangenehm.“
Es war offensichtlich, dass ihre Worte nicht ganz stimmten. Die Kneipe war alles Andere als leer. Einige Tische waren gut besetzt und der Qualm kam auch nicht her ohne dazugehörige Menschen. Still war es auch nicht, auch wenn gerade niemand herumschrie oder eskalierte. Das unterschwellige Rauschen vieler entspannter, ineinander zerlaufender Unterhaltungen; das Klicken und Klingen eines Spielautomaten, bedient von einer hübschen jungen Dame; das Klirren von Gläsern, wenn Leute anstießen oder die Barfrau jemandem ein Getränk hinstellte. An einem Tisch unweit der beiden Magier hockte ein Kerl, der schon etwas über den Durst getrunken hatte, und beschwerte sich etwas zu laut über die vielen schlechten Seiten seiner Frau. Es war unmöglich, dass Eohl nicht wahrnahm, dass andere Menschen hier waren. Ihre Worte drückten etwas Anderes aus, auch wenn sie, wie so oft, nicht in klaren Aussagen sprach.
„Hier verbringst du also deine Zeit? Die Frau schien dich zu kennen, Zion. Weiß sie von deiner Bestimmung?“ Eohls Worte waren mit Neugier gefüllt, auch wenn sich ihre Haltung nicht veränderte. Sie saß gerade, fast schon steif, ihre Hände vor ihr auf dem Tisch, ihr Lächeln ruhig und höflich, während ihre orange glühenden Augen nicht aufhören wollten, dem Blondschopf tief in die Seele zu starren. Sie musterte ihn aufmerksam, selbst wenn sie sprach, und schien ihre Aufmerksamkeit auf nichts Anderes legen zu wollen als auf ihn. Auch in Modellen der Stille saß sie nur da, betrachtete ihn, als wäre Zion das interessanteste Objekt auf der ganzen Welt, als würde sie ihn von innen und außen studieren wollen. Dank ihrer Rüstung konnte man selbst das sanfte Heben und Senken ihrer Brust kaum sehen, sodass es in ihrer reglosen Fassade nur wenige Hinweise darauf gab, dass sie überhaupt noch lebte. „Warum sollte ich?“, fragte sie mit leichter Überraschung in der Stimme, als Zion sie darum bat, hier niemanden zu töten. Darüber hatte sie bisher noch gar nicht nachgedacht. Es stimmte schon, dass Eohl Mord schnell als die Lösung für ein Problem sah, wenn es auftrat, genau wie sie es als nicht verwerfliche, sogar bedeutsame und erhabene Aufgabe sah, wenn es ihr aufgetragen wurde. Das bedeutete nicht, dass sie Tag und Nacht darüber nachdachte, Menschen zu töten, im Gegenteil. Es war eine Alltäglichkeit. So, wie sie nicht daran dachte, dass sie atmen musste, kam ihr auch der Tod nur in den Sinn, wenn es der rechte Moment war. Dementsprechend erwischte sie seine Frage recht kalt. Nach einem Moment des Einsinkens verbreiterte sich aber ihr Lächeln und ihre Augenlider senkten sich ein wenig. „Warum sollte ich nicht?“ Ihre Hände lösten sich voneinander, sodass der Zeigefinger ihrer rechten Hand mit einer leichten Ungeduld gegen das Holz der Tischplatte tippen konnte. Tipp, tipp, tipp, in einem langsamen Takt, erwartungsvoll, tadelnd. „Ich wüsste nicht, wer mich stoppen sollte...“, murmelte sie, gerade laut genug, dass Zion sie hören konnte, wenn er sich anstrengte. Ihr Blick ruhte weiterhin auf ihm, undurchdringlich wie eh und je. „Und ich mag es ja eigentlich gar nicht, wenn mir die falschen Leute sagen, was ich zu tun habe...“
☾ 8 Mit einem Schluck Bourbon zwischen den Lippen (Zion verkniff dabei ein wenig die Augen, der schmeckte ja grauenvoll. Da hatte Tess ihm wirklich einen sehr Billigen ausgesucht) lauschte der Blonde den Worten Eohls. Es war niemand hier? Stimmte das? Für jemand wie Eohl vermutlich schon. Durch die Nebelschwaden und das Halbdunkel der Bar wirkte jeder Tisch wie seine eigene Welt. Der Elb, die Barkeeperin, die Türsteher, Gäste an anderen Tischen, sie alle wirkten wie Phantome, wie geisterhafte Schemen, die am Rande der Existenz lauerten. Statisten auf einer viel zu großen Bühne. Das war aber nur, weil Eohl die Leute hier nicht kannte. Sie wusste nicht, dass Storko, der Türsteher, sich nach dem Tod seiner Frau tagsüber um seine Tochter kümmerte und nachts dafür arbeitete. Sie hatte mit Tess noch nie darüber gesprochen, dass sie eine große Künstlerin werden wollte und noch keine ihrer Zeichnungen gesehen. Sie wusste nicht, dass Gwaendil, der Elb, einer der reichsten Familien hier in Marokkasu Town entstammte, sich aber gegen seinen korrupten Vater stellte und nun in den Schatten Schutz suchte. Für Eohl war hier niemand. Für Zion war das “Auroras” ein kleiner Mikrokosmos. Du hast Recht…, antwortete er trotzdem. Eohl musste das nicht wissen. Und vermutlich war es besser für Zions soziales Umfeld, nicht allzu viel mit Eohl zu tun haben. Der Rauch ist wirklich unangenehm. Hier verbrachte Zion also seine Zeit? Ja, das konnte man so sagen. Zumindest die Zeit, in der er auch Zion war und nicht seinem anderen Ich nachging. Aber auch von diesem musste Eohl nichts wissen - war sicher schlecht für’s Geschäft. Und außerdem versuchte Zion, Zion und Enigma so getrennt wie möglich zu lassen. Eohl hatte Zion als Zion kennen gelernt, also versuchte er, Enigma von ihr fern zu halten. Das wäre für beide Parteien verwirrend. Ich bin hier öfter., gab er Eohl also Recht. Ob Tess von seiner Bestimmung wusste? Da musste Zion nicken und die goldene Haarpracht fiel ihm kurz vor die Augen. Ein paar Leute hier drin wissen von meinem Ziel. Sie helfen mir dabei. Tess hatte das Goldauge mit einigen Leuten bekannt gemacht und hielt die Augen offen nach “Leuten wie Zion” - was auch immer sie darunter verstand.
Auf die Bitte Zions, Eohl solle doch keinen der Gäste umbringen, reagierte diese ein wenig seltsam. Warum sollte sie und warum nicht? Und dass Zion ihr etwas vorgeschrieben hatte schien der Grünhaarigen auch nicht so recht zu gefallen - warum auch? Die Bitte war töricht gewesen, das musste Zion sich eingestehen. Nun musste er irgendwie die Situation klären. Aber wie? Na, das hier drin sind alles meine Freunde., erklärte er der Gerüsteten. Vielleicht verstand sie dieses Konzept. Und ich wäre sehr traurig, wenn ihnen was passiert. Der Blonde versuchte es mit einem Lächeln, das seine Piranha-Zähnchen offenbarte. Und ich wollte dir nicht vorschreiben, was du machen darfst und was nicht. Ich wollte dich lieb darum bitten. Entscheiden darfst trotzdem du. Aber entschuldigung, wenn das falsch rüberkam. Wie Eohl wohl darauf reagieren würde?
Sonderlich viel Zeit hatten die beiden nicht mehr, denn ein Hüne von einem Mann (sicher ein Halbriese oder so) setzte sich ungefragt zu den beiden Magiern an den Tisch. Er war sicher zweieinhalb meter hoch, kräftig gebaut wie eine Backsteinwand und seine Gesichtszüge waren auch entsprechend hart und kantig. Und seine Nase war gewaltig. Der Mann trug einen olivgrünen Hut und einen passenden Trenchcoat (auch wenn es im “Auroras” nicht wirklich kalt war), zog ein letztes Mal an einer Zigarre und drückte sie dann im Aschenbecher auf dem Tisch aus - auch wenn sie sicher noch zur Hälfte gut war. ’n Abend., sprach er mit ruhiger, basslastiger Stimme. Zion nickte ihm kurz zu, doch der Mann hob erst die Hand über den Tisch und bat sie Eohl an. Ich bin Perry. Angenehm. Und obwohl die Stimme des Giganten keine großartige Regung zeigte war es doch das nette Lächeln, das Perry einen Moment auf das Gesicht zauberte, das davon zeugte, dass in seinen Worten eine gute Portion Wahrheit steckte. Dich kenne ich noch nicht - und das will was heißen. Darf ich fragen, wen ich denn vor mir habe? Zion schien für einen Moment ganz vergessen zu sein. Das war dem Blonden aber recht, so konnte er ein paar Schluck von seinem ekelhaften Bourbon nehmen. Das Zeug musste ja irgendwie weg.
So, wie es aussah, war Zion nicht alleine mit seiner Aufgabe. Er hatte Menschen gefunden, die ihn unterstützten. Menschen, mit denen er das Wissen über sein Schicksal teilen konnte, ohne von ihnen verurteilt zu werden. Der Gedanke wärmte Eohl das Herz. „Das klingt wundervoll“, nickte die Yihwa mit einem sanften Lächeln und blickte dann nachdenklich, fast sogar ein wenig melancholisch hinab auf die Tischplatte. „Ich habe auch Verbündete, aber... kaum jemand unter ihnen ist wirklich bereit, über sein Schicksal zu sprechen.“ Das machte die Crusader nicht weniger wundervoll, aber es schaffte ein wenig Perspektive für die Rolle, die Eohl einnahm. Sie war abhängig von diesen Menschen und doch auf sich allein gestellt, wenn es darum ging, im Namen des Schicksals an einem Strang zu ziehen. Ein frustrierendes Schicksal für jeden, der nicht so gebrochen war wie sie, und gelegentlich selbst für die zahme Spiegelmagierin. Aber gut, es lag nicht in ihrer auferlegten Natur, sich auf die negativen Seiten des Lebens zu konzentrieren. Stattdessen schenkte Eohl ihrem Gegenüber ein strahlendes Lächeln und legte sich eine Hand auf ihr sanft schlagendes Herz. „Aww, deine Freunde? Wirklich?“, meinte sie fröhlich und konnte nicht anders, als zu kichern. Freunde zu haben war immer so ein warmer, lieblicher Gedanke. „Du bist so süß, Zion! Mach dir keine Sorgen, ich würde niemals deinen Freunden wehtun, hehe. Ich will doch, dass du glücklich bist!“ Das hielt sie zwar nicht davon ab, ihn selbst zu töten, wenn die Zeit kam, aber Eohl hatte weder ein Interesse daran, noch die Absicht, etwas in seinem Umfeld kaputt zu machen. Ihre Entschlossenheit konnte zwar schnell mal wandern – das hatten einige ihrer Freunde bereits bemerkt –, aber für den Moment war sie sehr gerührt von Zions Geschichte. Mal sehen, wie lange sich das halten würde.
Überrascht blickte die Grünhaarige auf, als jemand aus der leere der rauchigen Kneipe trat und sich zu ihnen an den Tisch gesellte. Das war ja ein großer Kerl... Mit einem Lächeln begrüßte sie ihn und gab ihm ihre Hand. „Hallo, Perry! Schön, dich kennen zu lernen“, sprach sie mit einer sorglosen Freude und Naivität, die einer weniger gefährlichen Person in einem Gebiet wie diesem wohl das Genick gebrochen hätte. „Mein Name ist Eohl. Eohl Yihwa. Ich bin heute Nacht Zions Begleitung. Kennst du Zion schon?“ Auch wenn dieser Perry es schaffte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, war die Yihwa schlussendlich doch für jemand anderen hier, und der Blondschopf war einfach deutlich zu spannend, um ihn beiseite zu werfen. Dennoch interessierte es Eohl natürlich, mit wem sie es hier noch zu tun hatte. „Ist es so ungewöhnlich, dass du nicht weißt, wer jemand ist? Du musst wirklich gut informiert sein, ehe... Vielleicht sind wir ja im gleichen Geschäft.“ Sie kicherte, während sie ihre Arme auf den Tisch stützte und sich nach vorne lehnte. Sie suchte ein wenig Perrys Nähe, auch wenn es das mit ihrem kurzen Körper nur noch weiter erschwerte, hoch in sein Gesicht zu sehen. „Du bist nicht zufällig hier, um Informationen auszutauschen...?“
☾ 9 Dass Zion von seiner Bestimmung auch anderen berichtet hatte fand Eohl ganz wundervoll. Sie selbst schien da andere Erfahrungen gemacht zu haben. Das hört sich… einsam an…, gab der Blondschopf mit den Sägezähnen ruhig zurück und blickte Eohl aus den mit Augenringen unterlaufenen Goldaugen einen Moment lang durchdringlich an. Sie wirkte nicht wirklich traurig oder so. Aber als Auftragskillerin war die Grünhaarige in ihrer seltsamen Aufmachung wohl sicher geübt darin, ihre Emotionenzu verbergen - oder manche Dinge einfach nicht an sich herankommen zu lassen. So wollte das entkommene Versuchsobjekt die Rolle Zion auch darstellen (und wenn der Blonde sich in den Kopf rief, was er gerade mit dem M-Bike Ganger angestellt hatte, dann bekam er das ganz gut hin). Auf jeden Fall freute Eohl sich darüber, dass Zion Freunde hatte und sie versprach sogar, denen nichts antun zu wollen. Mit einem Nicken und einem knappen Danke… nahm der Blonde das zur Kenntnis.
Als Perry sich zu den beiden an den Tisch setzte veränderte sich die Stimmung ein wenig. Der große Mann war zwar offenkundig wegen Zion hergekommen - das war die Natur der Geschäftsbeziehung der beiden Herren - doch für den Moment schien alle Aufmerksamkeit des Informations-Brokers auf Eohl zu liegen. Ehrlich gesagt konnte Zion es dem großen Herren auch nicht verübeln, dass er sich erst einmal nach der Fremden erkundigte. Nicht nur stach sie aus der Menge heraus wie eine Pflanze in den Betonschluchten Marokkasus, sicher war sein Interesse an der Gerüsteten auch von professionellem Interesse. Eohl stellte sich vor und stellte eine recht passende Vermutung über den Berufsstand des Hünen an. Vielleicht sind wir das ja wirklich?, bekräftigte er ihre Vermutung recht indirekt, lehnte sich dabei zu Eohl hinüber.. Was ist denn dein Geschäft? Das unmissverständliche Pochen eines schweren Glases, das mit zu viel Wucht auf den Tisch gestellt wurde, unterbrach die Versuche Perrys, ein paar Informationen aus der Grünhaarigen herauszuziehen. Zion blickte die beiden an. Perry räusperte sich. Ja, ich bin hier, um Informationen auszutauschen. Und, Oh Junge, dieses Mal hab’ ich was Gutes für dich, Zion. Ich hab ein Mädchen gefunden, wie du es suchst. Das ließ den sonst eher zurückhaltenden Blonden unverhältnismäßig aktiv vorschnellen. Wer? Wo? Hast du ein Bild? Wie kannst du dir sicher sein?, sprudelte es bildlich aus ihm heraus. Die müden Augen funkelten auf einmal von Tatendrang und Neugierde erfüllt. Sonst hatte Perry meist nur Nachrichten über Mitglieder des schrecklichen Laboratoriums. Dass er nun ein entflohenes Experiment gefunden hatte, das war eine herausragende Nachricht. Vielleicht wurde der Abend doch noch was? Zion wagte gar nicht zu hoffen, dass es Shion war, die der Broker da irgendwo aufgegabelt hatte. Perry schüttelte lässig mit dem Kopf und schnalzte dreimal mit der Zunge. Tz tz tz, nicht so schnell. Das hat seinen Preis. Aber ich weiß, dass sie zu deiner Sorte gehört, ihr habt die gleichen Zähne. Das reichte Zion. Er hatte im Untergrund-Labor genug Versuchskaninchen mit den Piranha-Zähnen gesehen, dass er das als Ziel oder Nebeneffekt der Experimente abtun konnte. Wie viel?, fragte Zion und lehnte sich wieder zurück. Um einen auf cool zu machen und damit den Preis der Information zu drücken war es nach dem Ausbruch von eben zu spät. Versuchen konnte Zion es trotzdem. Perry hob zwei Finger in die Luft. Damit meinte er 200.000 Jewels. Das war viel Geld, aber Zion würde es mit dem Ertrag aus Enigmas Traumschmiede finanzieren können. Dafür hatte er sich ja ein Geschäft aufgebaut. Die Hälfte, wenn die nette Miss Yihwa hier ein wenig über sich erzählt., bot Perry dann nach einem kurzen Augenblick an. Zion hob misstrauisch eine Augenbraue, die Grünhaarige hatte es Perry wohl angetan, wenn er derart viel Geld für Informationen über sie aufgeben wollte. Das musst du nicht annehmen, Eohl… Ich hab das Geld., bot er seiner Begleitung an. Die Entscheidung konnte er ihr dennoch nicht abnehmen.
„Einsam...?“, wiederholte Eohl nachdenklich, ließ ihren Kopf von einer Seite zur anderen wippen, bis sie sich schlussendlich für ein Lächeln entschied. „Oh ja! Sehr einsam, hehe!“ Es gab viel zu viel Zeit, in der sie sich allein und verlassen fühlte. Es wurde besser, kam aber noch immer vor. Es hatte seine Gründe, dass die Yihwa nicht mit Stille umgehen konnte. Sie drohte schnell, sie einzunehmen und zu ersticken. Es war kein Geheimnis, wie Eohl sich fühlte, im Gegenteil. Sie sprach gerne darüber, wenn ihr mal jemand zuhörte. Nur lebte sie es nicht unbedingt. Eine Puppe, die existierte, um ihren Fäden zu folgen, hatte keinen Grund dazu, sich allzu sehr mit ihren eigenen Gefühlen auseinander zu setzen. Das war aber vermutlich schwierig nachzuvollziehen.
Zions Kumpel Perry war ja ein interessanter Typ. Seine Art zu sprechen erregte Eohls Aufmerksamkeit, auch wenn es nicht viel mehr an ihm gab, das sie neugierig machte. Er hatte nicht Zions Augen oder Zähne und mit Sicherheit kein sonderlich herausragendes Schicksal. Dennoch hatten er und die Yihwa wohl die ein oder andere Sache gemein. „Hehe... wenn du gut in deinem Job wärst, wüsstest du das schon“, stichelte die Spionin ziemlich fröhlich und stupste mit ihrem Zeigefinger ihr Wasserglas an, sodass die klare Flüssigkeit im Inneren ein wenig hin und her schwappte. Ein Verlangen, genauer darauf einzugehen, verspürte sie gar nicht. Wenn überhaupt war es, als würde ihr Kopf versuchen, sich ablenken zu lassen, sodass sich ihre Augen auf die sanften Bewegungen im Wasser fokussierten. Anders als Zion, die plötzlich sehr gespannt über den Tisch hinweg zu seinem großen Freund schauten. „Naiiiv...“, murmelte die Yihwa vor sich hin, als sie die Reaktion des Blondsschopfes vernahm. Wie eine Verhandlung lief, das wusste sie. Ihr Begleiter aber wohl eher nicht. Der zeigte seine Karten viel zu schnell. Nicht nur Perry, sondern auch ihr. Diese Zähne... sie waren selten, aber wohl kein Unikat. Es gab mehrere wie ihn. Die Verlorenen, wie er sie genannt hatte, deren Schäfer er zu sein glaubte. Und sie hatten Zähne. Zumindest einige von ihnen. „Hehehee... Wie gewagt, ohne jeden Beweis so viel zu erwarten“, grinste die Yihwa amüsiert, während sie langsam wieder ihren Oberkörper von dem Tisch erhob und sich in ihrem Stuhl zurücklehnte, bis ihr Kopf nach hinten sackte und sie die Decke anstarrte. Zion hätte sie wohl für betrunken gehalten, hätte sie mehr als Wasser getrunken. „Meine Klienten hätten längst gedroht, mir den Kopf abzureißen, ehee. Sind auf deinem Markt alle so weich wie der süße Zion hier?“ Ihren Hals wieder nach vorne schnappen lassend legte Eohl ihre rechte Hand in das Haar des Blonden, strich sanft hindurch, während sie mit leichtem Druck seinen Kopf etwas näher zu sich zog. „Es gibt nicht viel über mich zu sagen, weißt du. Ich bin wenig mehr als ein Schatten. Ich tue, was getan werden muss, und ich erinnere mich gut an die letzten zwei Jahre, also muss ich mindestens zwei Jahre alt sein. Meine Lieblingsfarben sind rot und schwarz. Ich mag starke Menschen, aber keine eingebildeten Menschen, hehe.“ Mit einem süffisanten Grinsen lehnte sie sich hinüber zu Zion, bis ihre Schulter die seine berührte, darauf achtend, dass er nicht von ihren Hörnern gestochen wurde. Sie ging ungewohnt sanft, aber auch bestimmt mit ihm um, während ihre scharfen Augen unermüdlich auf Perry ruhten. „Ich bin wenig mehr als ein kleiner Teil eines größeren Schicksals“, gestand sie, während ihre Zunge über ihre Lippen glitt. „Wenn du mehr über dieses Schicksal hören willst, erzähle ich es dir aber natürlich gerne...“
☾ 10 Wie Eohl mit dem Wort “einsam” umging und einen Moment brauchte, um herauszufinden, wie sie darauf reagieren sollte, entging dem Blonden nicht. Wie eine Schauspielerin, die ihren Text für kurze Zeit vergessen hatte, wirkte sie. Heute Abend bist du zumindest nicht alleine., merkte das Goldauge noch an, bevor Perry sich zu den beiden Schicksalsjägern an den Tisch setzte. Der Hüne zeigte professionelles Interesse an der Grünhaarigen. Zion kannte diese Art Verhalten, lehnte sich ein wenig ungeduldig zurück, nippte am Fusel und ließ den Mann sein Ding durchziehen. Eohl erwies sich als schlagfertig genug, dass der Blonde sich um seine neue Bekanntschaft keine großen Sorgen machen würde. Das verbale Gefecht zwischen den beiden ließ Zion unkommentiert, hielt sich heraus. In dieser Szene hatte er keine große Sprechrolle, war eher als Statist an der Seite der Bühne, gerade im Hintergrund noch erkennbar. Aber das war in Ordnung für das Experiment, er wusste selbst, dass ein Bühnenstück auch manchmal von seinem Protagonisten loslassen musste, nur um später wieder zu ihm zurück zu kehren. Das machte ein gutes Schauspiel aus.
Perry lächelte Eohl an. Das Herausfinden gehört zum Job dazu, meine Liebe., erläuterte er gelassen und ging nicht weiter auf die Stichelei der Grünhaarigen ein, neigte sich stattdessen einen Moment zu Zion, um ihm von seiner Information zu erzählen und den Preis klar zu machen. Der Blonde schien nicht auf sein “Rabatt-Angebot” eingehen zu wollen, doch seine Begleiterin begann, auch ohne Aufforderung oder Zureden des Magiers über sich zu erzählen. Genau lauschte Perry den Erläuterungen. Als Eohl auf Zion zu sprechen kam, lachte der Große aus, stieß den Blonden mit dem Ellenbogen an. Er ist wirklich ein naiver Kerl, unser Goldjunge hier. Bei den Worten musste Zion seufzend die Augen verdrehen, ertrank einen Kommentar mit einem weiteren Schluck Bourbon. Zum Glück war es der Letzte. Mit verzogener Miene stellte Zion das leere Glas auf den Tisch. Also falls jemand mal eine Empfehlung für guten Bourbon brauch… Der definitiv nicht…, murmelte er vor sich hin und hörte dann aber mit Perry zusammen Eohl weiter zu…
… und kniff die Lippen eng zusammen. Eohl redete über sich, gab aber nichts wirklich Brisantes preis. Es war ihr gutes Recht und Zion war auch vorsichtig damit, zu viele Informationen über sich selbst in den Umlauf zu geben, doch wenn Eohl nicht reden wollte, warum hatte sie das Perry nicht gesagt? Und warum wirkte es, als wollte sie reden, nur nichts erzählen? Der Hüne jedoch schien an den Worten der Gehörnten gefallen zu finden. Ha, prächtig!!, lachte er aus, als Eohl erklärte, dass sie mindestens zwei Jahre alt war. Die Spitze, dass die Yihwa keine eingebildeten Menschen mochte, konnte selbst Zion spüren. Er bezweifelte, dass Perry das entgangen war. Beschwichtigend hob der Hüne die Hände, als die Grünhaarige anbot, mehr über ihr Schicksal zu erzählen. Oh, nein danke. Zion hob die Augenbrauen und blickte zum Großen. Wollte er nicht eben noch möglichst viel über Eohl herausfinden? Warum ließ er sie nicht weiter reden? Mit Schicksal und so Aberglaube habe ich nichts am Hut. war die Erklärung des großen Mannes, doch das nahm Zion ihm nicht ab. Wenn es ihm darum gegangen wäre, mehr über Eohl herauszufinden, dann hätte er sich angehört, was sie zu sagen hatte, auch wenn er - törichterweise - nicht an das Schicksal glaubte. Stattdessen nickte er den beiden Magiern zu und ließ sie so wissen, dass es genug der Rede war. Miss Yihwa, das war ein sehr interessantes Gespräch, vielen Dank dafür. Zion, dein Mädchen findest du bei den Panther Claws, die haben sie in der Stadt aufgegabelt.. Haben wohl erkannt, dass sie etwas wert ist und suchen gerade einen Käufer. Winterman hat Interesse anmerken lassen. Besser du schaust schnell nach ihr. Und mit diesen Worten stand Perry auch schon auf. Er war kein Mann für großen Smalltalk und so wie Zion den Informationshändler kannte, hatte er auch bestimmt noch genügend zu tun. Danke, Perry., ließ Zion vermerken. Das Geld bekommst du diese Woche noch.Geh’ nicht drauf. Sonst muss ich es mir holen. Zion wusste nicht so recht, was Perry damit meinte, doch als der Hüne sich vom Tisch entfernte, warf er dem Blondschopf noch einen warnenden Blick zu. Und irgendwie war Zion sich ziemlich sicher, dass Perry ihn weder von den Panther Claws noch vor Winterman warnen wollte.
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Die Panther Claws sind ‘ne Straßengang. Haben ‘ne Handvoll Magier, sonst nur Schläger., erklärte Zion Eohl. Das Bühnenbild des “Aurora”s war wieder den nasskalten Häuserschluchten gewichen, seit die beiden die Bar verlassen hatten. Haben ihr Territorium nicht weit von hier… Seufzend dachte Zion über seine Optionen nach. Genug Geld, um die Frau von meiner Sorte einfach zu kaufen, habe ich nicht dabei… Vor allem nicht, wenn ein Mann wie Winterman mit im Rennen war. Der Elf betrieb eine Art Edel-Bordell, das seinen besonders wohlhabenden Klienten auch mit weniger legalen Attraktionen zur Befriedigung finstererer Gelüste dienen konnte. Und mit einer halben Straßenarmee will ich mich nicht offen anlegen… Es war keine Schande, sich die Kämpfe herauszusuchen, denen man sich stellen wollte, und andere dafür aussortierte. Also ein Diebstahl… Jepp, schnell und heimlich zuschlagen. Sag, Eohl, willst du mich heute nur begleiten? Oder willst du mir auch helfen? Vielleicht war die Grünhaarige ja ein unverhofftes Ass im Ärmel?
„Bye-bye, Perry!“, grinste Eohl fröhlich, winkte dem Informanten hinterher. „Es war wirklich ein schönes Gespräch!“ Zu schade, dass er es nicht vorführen wollte. Die Yihwa hatte ihm so viel über sich gesagt, hatte praktisch kein einziges Geheimnis bewahrt, und doch hatte er die ganze Zeit nichts über sich preisgegeben. Eigentlich hatte sie gehofft, dass er ihr Angebot annehmen und sich mehr anhören würde. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ein wenig mehr über ihn herauszufinden, aber er war sehr, sehr vorsichtig gewesen. Eohls Augen verengten sich für einen kurzen Moment zu Schlitzen, als Perry sich weggedreht hatte und ihr Blick ihn noch von hinten verfolgte. Sie hatte sich ein wenig über ihn lustig gemacht, hatte sich allgemein etwas albern verhalten. Das simple Dummchen, das sich auf mehr einließ, als sie ahnte. Trotzdem hatte er ihr nicht wirklich eine Gelegenheit gegeben, ihn zu durchschauen. „Vielleicht macht er seine Arbeit ja doch ganz gut...“
Dass Zion nicht draufgehen sollte war eine ziemlich gewagte bitte, aber ganz so viel konnte wohl selbst der große Perry nicht wissen. Mit einem ziemlich zufriedenen Grinsen im Gesicht hakte sich Eohl bei dem Blondschopf ein, als sie die Bar verließen. Er war wieder redseliger geworden. Das gefiel ihr. „Panther Claws ist ein doofer Name, findest du nicht?“, meinte sie amüsiert, während eine ihrer Hände seinen Arm sanft streichelte. Allgemein konnte sie mit Gangs herzlich wenig anfangen. Während sich ihre Gilde zusammengefunden hatte, um Fiore zu einem besseren Ort zu machen und die Zukunft zu sichern, gab es diese Tölpel, die nur für ihr eigenes Wohl kämpften. Wertlose Individuen, die in ihrer Zukunft keinen wirklichen Platz hatten. Anders als Zion, der offensichtlich darüber nachdachte, wie er seiner kleinen Freundin helfen konnte. „Diebstahl klingt vernünftig“, nickte die Yihwa fröhlich, hatte sie doch selbst ein Faible für geheime Aktionen. Leise und unauffällig in den Schatten der Welt schleichend war es schließlich so viel einfacher, die eigenen Ziele zu erreichen, und das Risiko war so viel geringer. So ein kluger Junge! Sie kicherte leise bei dem Gedanken, musste zurück an seine laute Kettensäge denken. So unauffällig war er ja nun nicht. Wie gut er wohl einen Diebstahl hinbekommen würde? „Ich will dich nicht begleiten. Ich will dich töten“, erinnerte sie ihn – da war der kleine Schäfer wohl ein bisschen unaufmerksam geworden. Das konnte er sich bei den schwarzen Panthern oder wie sie hießen vermutlich nicht leisten. Irgendwie hatte Eohl das Gefühl, dass diese Aktion nicht gut für ihn ausgehen würde. „Hm... es wäre unschön, wenn du dich von jemand anders töten lässt...“, murmelte sie nachdenklich und legte den Kopf ein wenig schief. „Ich schätze, wenn ich schon da bin, kann ich dir auch helfen. Die Nacht ist noch lang. Wir wollen nicht, dass sie langweilig wird, nicht wahr?“ Wieder kicherte sie. Wenn sie sich mit einer einfachen Straßengang anlegte, dann würde von Pantherfell am nächsten Morgen nicht mehr allzu viel übrig sein. Natürlich nur, wenn Zion seinen Diebstahl vermasselte. Es gab keinen Grund für einen Kampf, wenn es keinen Grund für einen Kampf gab. Das war praktisch selbsterklärend. „In Ordnung, lass uns ein bisschen Spaß haben!“, nickte die Yihwa fröhlich, ihre hellen Augen strahlend vor Vorfreude. „Ich guck mir an, wie du so stiehlst... und wenn du mich brauchst, sagst du mir einfach, was ich tun soll, okay? Dann bist du heute der Boss, hehe!“
☾ 11Ich hab mir den nicht ausgedacht., gab Zion zurück, als Eohl etwas am Namen der Straßengang auszusetzen hatte. Die Grünhaarige hatte sich auf dem Weg an Zions Arm festgehalten und die beiden mussten bestimmt wie ein Pärchen oder so aussehen. Dem Blonden machte das nichts aus, aus solchen Dingen machte er sich nicht viel - auch wenn das konstante Streicheln mit der Zeit ein wenig nervig wurde. Dass Zion ja heute von Eohl umgebracht werden würde, hatte die Gerüstete nicht vergessen. Doch scheinbar schien sie viel Wert darauf zu legen, dass sie selbst es war, die dem Blonden das Licht ausknipste, deshalb ließ sie sich auf weitere Zusammenarbeit ein. War Zion recht. Nun brauchte er nur noch einen Plan.
Eine etwas kleinere Lagerhalle, die ganz offiziell zu einem Speditionsunternehmen gehörte, war das Ziel des Blonden. Es lag im Gebiet der Panther Claws und wurde von ihnen bewacht. Zion hatte sich gemeinsam mit Eohl in einer kleinen Gasse in die Nähe des Gebäudes begeben und lugte um die Straßenecke, um es betrachten zu können. Es brannte noch Licht darin, was zu dieser Tageszeit eher ungewöhnlich war. Vieles sprach dafür, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging, deshalb war die Lagerhalle ein erster Anlaufpunkt für den Sägezahn. Er war zwar in seiner Rolle als Zion etwas härter im Nehmen und mit der Unterwelt Marokkasus vertraut, doch einen Coup wie diesen hatte er noch nie selbst durchgezogen. Zweifel keimten in ihm dennoch keine auf, er wusste, dass das Theaterstück, das sein Leben war, ihn nicht ohne Grund und die nötigen Hilfsmittel hier hergebracht hatte. Also entsinnte er sich an Geschichte, die er kannte. Detektiv-Romane, Agenten-Thriller, dergleichen. Wie es für die Charaktere in solchen Geschichten funktionierte würde es ja auch für den Hauptcharakter in Zions eigener Geschichte funktionieren, oder? Nachdem der Blonde einen Plan gefasst hatte richtete er sich auf. Seine schlappe Haltung mit den hängenden Schultern war wie verschwunden, wich einer dynamischen, selbstbewussten Stehart. Mit ein wenig Spucke strich Zion sich die Haare nach hinten, dann richtete er sein Hemd und die Krawatte ordentlich. Selbst der Tonfall seiner Stimme hatte sich ein wenig verändert als er zu Eohl sprach: Dann lass uns mal ein Mädchen klauen gehen. Bleib an meiner Seite.
Nicht sonderlich geheimnistuerisch oder groß schleichend, trat Zion auf die Lagerhalle zu. Mit erhobenem Kopf, geradem Rücken, präzisem Schritt und und hinter dem Rücken verschränkten Händen hatte er nun eine beinahe schon militärische, deutlich selbstbewusstere, Ausstrahlung als noch vor wenigen Augenblicken. Wie eine andere Person wirkte er. Zwei der Panther Claws, die vor dem Lagerhaus Wache standen, traten auf ihn und Eohl zu. He, ihr da! Was wollt ihr hier?, rief eine der beiden Wächter. Es war eine Frau mit violetten Haaren, die ein weißes Tank Top und eine schwarze Cargohose trug. Sie war mit einer neumodischen Schusswaffe bewaffnet - das sprach dafür, dass die Panther Claws die Bewachung dieses Lagerhauses ernst nahmen. Die Dinger waren nicht sonderlich günstig. Zion stoppte erst, als er wenige Schritte von den Gangern entfernt war, dann rümpfte er die Nase. Wir kommen, um die Kleine anzusehen. Der Boss will wissen, in welchem Zustand die Ware ist. Durchdringend fixierte Zion erst die Wächterin, dann blickte er an ihm vorbei zur Lagerhalle und machte einen Schritt darauf zu - als wäre es selbstverständlich, dass man ihn vorbei ließe. Doch die Panther Claw trat ihm in den Weg. Welche Kleine? Und welcher Boss.Sag mal, verarschst du mich?!, brach es aus Zion heraus. Winterman., ließ er den Namen des Elben fallen - wohlwissend, welches Gewicht dieser auf den Straßen Marokkasus hatte. Und welche Kleine wohl? Ich geb’ dir ‘nen Tipp., blaffte Zion die Olle an, bleckte dann die Zähne und ließ die Frau seine spitzen Zähnchen sehen. Hmpf, na gut. Die Infos von Perry hatten sich ausgezahlt und Zion einen Weg ins Lagerhaus verschafft. Und wer ist die?, wollte die Wächterin wissen und nickte in Richtung Eohl. Die passt auf mich auf. Falls ein paar von euch Schwachköpfen auf blöde Ideen kommen. War doch so, oder?
Eine Lagerhalle war kein schlechter Ort für verdeckte Operationen. Es war ein Ort, an dem es nicht ungewöhnlich war, wenn Menschen ein und aus gingen, an dem jene, die nicht damit zu tun hatten, aber wenig Interesse zeigten. Es war auch leicht, Leuten zu verbieten, so eine Halle zu betreten, ohne dass es verdächtig wirkte, und das Innere war geräumig und gut geeignet, um, nun, Dinge zu lagern. Einer der Unterschiede war allerdings, dass reguläre Lagerhallen um so späte Uhrzeiten eher nicht besonders gut besucht waren, während Zions Ziel offensichtlich noch in Benutzung war. „Jawohl!“, nickte Eohl zufrieden, als der Blondschopf meinte, dass es Zeit war, das Mädchen zu stehlen. Gelegentlich reagierte sie etwas säuerlich auf Befehle von Leuten, die ihr nichts zu befehlen hatten, aber schlussendlich äußerte er nur, was er vorhatte... Ein Vorhaben, dem sie sich freiwillig angeschlossen hatte. Insofern legte die Grünhaarige die Worte ihres Partners nicht auf die Goldwaage, sondern freute sich einfach darauf, ein bisschen Chaos zu stiften. Chaos war schließlich immer ziemlich lustig! Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen stand sie hinter Zion, während er sich als großer Dealer im Namen des Bosses darstellte, und war tatsächlich ein bisschen beeindruckt, wie sich das mutige Kerlchen durch die Tür zu schmuggeln wusste, nicht nur einen, sondern gleich zwei Wächter beeindruckend mit seinen selbstsicheren Worten. Zufrieden nickte sie. „Jawohl, ich bin seine Aufpasserin“, kicherte sie amüsiert, während sie den Kopf leicht schief legte, um den Türsteher aus großen, aufmerksamen Augen zu mustern. „Er ist ein süßes Kerlchen, nicht wahr? Dem darf niemand ein Haar krümmen, ehehe.“ Allzu ungewöhnlich war es nicht, dass in den Kreisen der Kriminellen die ein oder andere Person einen gewissen Knacks mitbrachte. Eohl achtete darauf, sich selbst ein wenig im Zaum zu halten, zögerte allerdings nicht, zumindest anzudeuten, dass sie nicht in den gleichen Bahnen dachte wie der Rest hier, die ganze Sache vielleicht etwas weniger Ernst nahm als der Rest. Sie sah den skeptischen Blick, den die raue Frau ihr zuwarf, aber schlussendlich hatte die keinen Grund, an ihr zu zweifeln, solange sie Zion glaubte, und ganz ehrlich: Am Ende des Tages waren es die Verrückten, die gefährlicher waren als alle anderen. Solange sie loyal und handzahm waren, gab es eigentlich keine besseren Bodyguards. Insofern kam die amüsierte Grünhaarige ohne große Schwierigkeiten an der Seite ihres Schützlings ins Innere der Lagerhalle.
Das Innere war tatsächlich ganz interessant gestaltet. Dünne Wände unterteilten die eigentlich geeinte Halle in kleinere Bereiche. Dafür, dass das hier theoretisch ein Ort für einen Haufen Ware sein sollte, war es relativ leer, aber hier und da sah man doch die ein oder andere kleine Kiste, in der vermutlich irgendwelche illegalen Waren steckten. Wenn das hier als eine Art Basis dienen sollte, war sie nicht sonderlich stark besetzt. Einzelne Mitglieder der Panther traten durch die offenen Türen, die in den simplen Holzwänden eingesetzt waren, und trugen Kisten umher oder vollführten andere kleinere Arbeiten. Drei Stück machten sich nicht einmal die Mühe, beschäftigt zu wirken, saßen um einen Pappkarton herum und spielten darauf Karten. Ein Mädchen, das wie Zion aussah, sah Eohl nicht. „Sieht aus, als würden sie sie nicht einfach rumlaufen lassen... Überraschung“, murmelte die Yihwa mit einem amüsierten Grinsen und fokussierte die zwei einzigen Türen, die nicht geöffnet waren und durch die auch niemand zu gehen schien. Die eine war relativ mittig an der linken Wand der Halle, sperrte nicht mehr als ein kleines Zimmer ab. Die andere war in dem eingesetzt, was die Rückwand der Halle zu sein schien, aber sie hatten das Gebäude ja bereits von außen gesehen, wussten einerseits, dass es an der Rückwand keine Tür gab, und andererseits, dass die Halle weiter in die Länge ging, als es von hier aus wirkte. Ein merklicher Teil der Lagerhalle war offensichtlich abgetrennt worden, und wenn man darauf achtete, konnte man immer mal ein dumpfes Geräusch durch die dünne Wand hindurch hören, als würde etwas fallen oder jemand gegen etwas schlagen. Schwer zu sagen, was genau da los war, aber das ließ sich ja herausfinden. Langsam lehnte sich Eohl gegen Zions Schulter, sodass sie ihm ins Ohr flüstern konnte. „Hey, hey, Zion. Ich werd dir deine Arbeit nicht abnehmen, aber... wenn du dich entscheiden solltest, etwas Dummes zu tun, versprech ich, dass dir nichts passiert, hehe. Schließlich hast du einen Todesengel auf deiner Seite...“
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