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 Schwarzer Sumpf

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Vashti
Sea Serpent Child
Vashti
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BeitragThema: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDi 15 März 2022 - 16:46

das Eingangsposting lautete :

Schwarzer Sumpf - Seite 2 Schwarzersumpfo7jbg

Ortsname: Schwarzer Sumpf
Art: Freiraum
Spezielles: Eine hohe dichte an seltenen Reptilien und Amphibien.
Beschreibung:

Ein großer Sumpf im Osten von Fiore, der vor allem von wilden Tieren Bewohnt wird. Hier findet man von giftigen Schlangen und Piranhas, über Mosquitos und Krokodilen einfach alles, was man sich so vorstellt, wenn man an einen Sumpf denkt. Die schlammigen Gewässer sind nicht nur teilweise sehr tief, sondern haben auch noch einen so schlammigen Grund, das wenn man einfach und unbedacht in die Gewässer tritt schnell stecken bleiben kann und versinken kann, jedoch ist dies nicht die einzige Gefahr, die in dem Sumpf lauert, denn versinkt man nicht, wird man schnell von den gefährlichen Krokodilen und Piranhas angegriffen, denn die Tiere haben im Grunde genommen immer hunger. Die wenigen, begehbaren Wege in dem Sumpf schlängeln sich wie ein Labyrinth durch den Sumpf und nicht jeder dieser Wege ist zu einhundert Prozent sicher, denn auch hier können versteckte Wasserquellen den Boden aufweichen, so das man schnell stecken bleibt. Durch die alten Bäume und deren dichtes Blätterwerk ist es hier immer ein wenig düster und durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es hier nicht besonders angenehm herum zu laufen. Ein Paradies für Reptilien und Amphibien, aber leider keines für Menschen, auch wenn es eigentlich nur wenig Gründe gibt, warum man hier durch sollte, denn der Sumpf führt nicht zur Zivilisation.

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Schwarzer Sumpf - Seite 2 Vashti-sigehk7l
Stimme der Seeschlange
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Lian
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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMo 20 März 2023 - 13:32

Delia also. Lian notierte sich den Namen gedanklich und neigte den Kopf leicht zur Seite, als die junge Frau voller Inbrunst verkündete, tatsächlich eine Magierin zu sein. Auch wenn sie es nicht aussprach, zweifelte der Falls schlagartig an der Kompetenz dieser Dame und seine Hoffnung, die Aufgaben einfach an sie abzugeben, schwand zunehmend. Der Lockenkopf war weder ein Anführer noch selbst ein ambitionierter Magier, erst recht war er keine Kämpfernatur, die sich darauf freute, ein paar Banditen zu vermöbeln. Dem 20-Jährigen ging auf, dass man bei der Personalbesetzung für diese Quest einen fatalen Fehler begangen hatte und seufzte stumm. „Keine Gilde?“, wiederholte er die Information, die Delia ihm gab, auch um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. Damit hatte er nicht gerechnet, allem voran, weil er noch nie mit einer gildenlosen Person zusammengearbeitet hatte. Zumindest war es das, wovon der Falls ausging, denn tatsächlich hatte auch Akira keiner Gilde angehört, doch da die Fuchsdame Akay gekannt und mit ihm gemeinsam am Bahnhof von Magnolia Town gewartet hatte, war Lian einfach davon ausgegangen, dass auch sie Fairy Tail angehörte. Solange es kein erneutes Treffen zwischen dem Dieb und der Vulpinen gab, würde sich dieser Fehlschluss auch nicht mehr ändern. Die Frage der Blauhaarigen irritierte Lian, was man seinem Gesicht auch deutlich ansehen konnte. Ob das… blöd für Gildenmagier war? Äh… „Nein, also… ich denke, jeder sollte machen, was er oder sie will?...“, rutschte ihm wenig eloquent heraus. Meine Güte, was faselte er denn hier? Lian versuchte es mit einem zweiten Anlauf, diesmal deutlich sicherer: „Ich hatte nur noch nie mit jemandem zu tun, der keiner Gilde angehört. Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du dich gegen eine Gilde entschieden hast?“ Auch wenn Delia auf ihn bisher nicht wie eine Person wirkte, die besondere Gründe benötigte, um sich für oder gegen Dinge in ihrem Leben zu entscheiden. Es hätte Lian nicht einmal verwundert, wenn eine Wahrsagerin ihr davon abgeraten hatte und das für Delia Grund genug war. Oder das Wetter war an dem Tag, als sie sich bei einer Gilde hatte anmelden wollen, einfach schlecht gewesen. Lian fragte sich, inwiefern sich die Gildenlosigkeit auf die Fähigkeiten von Delia auswirkte. War sie einfach so begabt, dass sie die Unterstützung einer Gilde beim Erlernen der Fähigkeiten nicht mehr benötigte? Oder war sie so unbegabt, dass man sie kaum guten Gewissens im Namen einer Gilde losschicken konnte? Lian hoffte das Eine, ging in seiner wenig wertschätzenden Art und Weise allerdings mehr vom Anderen aus. Immerhin einen guten Vorschlag gab Delia von sich: Sie konnten in westliche Richtung weitergehen, um dort das provisorische Lager der Bauarbeiter aufzusuchen. Der Braunhaarige wollte dorthin gehen, um weiterführende Informationen zu den Banditen zu erhalten, gegen die die Magier früher oder später kämpfen sollten. Dass Delia naiv davon ausging, dass sie nur ein wenig beim Bauen aushelfen sollten, ahnte er nicht einmal. Wann der Blauhaarigen dieser Zahn wohl gezogen werden würde?

Und so machten sich die beiden Magier auf den Weg. Oder zumindest… versuchten sie es. Ungläubig betrachtete Lian die junge Frau, die begeistert und mit einem Strahlen im Gesicht im Matsch herumspielte. Der Falls hatte bereits zuvor die Assoziation mit einem Kleinkind gehabt, ein Gedanke, der just in diesem Augenblick erneut zurückkam. „Ich bleibe dann mal lieber auf dem befestigten Pfad“, äußerte der 20-Jährige mit einem skeptischen Blick auf seine stinknormalen Turnschuhe. Bei einem Unglücksraben wie Lian Falls war es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis auch er knietief im Matsch stehen würde. Naja, egal. Darüber konnte der junge Mann sich auch später noch Gedanken machen. Anstatt sich allzu lange damit zu beschäftigen, ging der Falls weiter und hob skeptisch die rechte Augenbraue an, als Delia fragte, ob er ein erfahrener und fähiger Magier wäre. „Das kommt darauf an, was du als erfahren und fähig bezeichnen würdest“, wich er einer direkten Antwort im ersten Moment aus und stellte zudem fest, dass es immer auf den Vergleich ankam, den man zog. Erfahren und fähig im Vergleich zu Charon Dargin oder Yuuki Grynder? Mitnichten. Aber im Vergleich zu Delia? Doch, Lian war sich ziemlich sicher, dass er da mithalten konnte. Das so offen zu sagen, wagte er sich allerdings nicht. Weniger, weil er Delias Gefühle nicht verletzen wollte, sondern vielmehr, weil der Falls sich selbst einfach nicht als guten Magier bezeichnen konnte und wollte - nicht, dass man noch ernsthafte Erwartungen an ihn stellte. Der Lockenkopf wählte einen Mittelweg: „Ich bin A-Rang Magier.“ Eine Aussage, die der Wahrheit entsprach und was Delia hineininterpretiere, blieb gänzlich ihr überlassen. Ganz bewusst behielt Lian für sich, dass dieser Aufstieg eher unverhofft gekommen war, er ihn bis heute nicht nachvollziehen konnte, viele anderen Gildenmitglieder ihn nicht für voll nahmen und er genau aus diesem Grund absolut nichts von diesen Magierrängen hielt. Sollte Delia sich aufgrund der Aussage Hoffnungen machen, würden diese vermutlich alsbald zerstört werden. Ein bisschen so wie die Phiole mit dem Insektenschutzmittel. Ja, das war eigentlich ein ganz guter Vergleich. Während er gemeinsam mit Delia den Weg in westliche Richtung entlangschritt, schweifte der Blick der hellgrünen Augen erneut zu der jungen Frau. Eigentlich hätte Lian sie als mindestens genauso alt, wenn nicht sogar älter, wie sich selbst eingeschätzt. Ihre Gesichtszüge waren zwar rund, aber nicht direkt kindlich. Auch Körpergröße und -bau sprachen durchaus für eine ausgewachsene Frau, ganz gleich, dass sie noch ein gutes Stückchen kleiner war als Lian. Aber dann waren da diese naiv in die Welt dreinblickenden Augen, diese gepunkteten Gummistiefel und ihr Auftreten, das ebenso mehr dem eines Kleinkindes glich, das noch kaum Berührung mit der echten Welt gehabt hatte. In all dieser Zeit, in der Lian grübelte, bemerkte er nicht einmal, dass er Delia verhältnismäßig intensiv anstarrte. Und als ihm schlussendlich die Frage „Wie alt bist du eigentlich?“ über die Lippen kam, ging ihm nicht auf, dass diese Frage gepaart mit dem starrenden Blick auch vollkommen falsch interpretiert werden konnte.

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Delia

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMi 22 März 2023 - 19:06

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Stimmt schon. Jeder sollte machen, was ihm gefällt - solange es keinem anderen schadet. Und dass Delia keiner Gilde angehörte aber trotzdem Aufträge als Magierin annahm, tat ja niemandem weh, oder? Dennoch wuchs in ihr das Gefühl, dass sie als Gildenmagierin erfolgreicher sein könnte. Sie könnte von den Besten lernen, bekäme mehr Aufträge und würde ihren Traum, wieder ein eigenes Restaurant zu besitzen, endgültig an den Nagel hängen. Und davor hatte sie Angst. Sie wollte noch nicht loslassen! Die Entscheidung für eine Gilde war im Moment für die Köchin noch mit einer Entscheidung gegen die Gastronomie gleichzusetzen. Dazu war sie noch nicht bereit. Den Grund, warum sie also keiner Gilde angehörte, kannte Delia. Aber konnte sie Lian, den sie erst seit wenigen Minuten kannte, damit betrauen? Beiläufig winkte ihre Hand also ab, das Lächeln nicht geschmälert. „Ach naja! Ich würde nicht sagen, dass ich mich gegen eine Gilde entschieden habe! Vielmehr habe ich mich noch für keine entschieden. Verstehst du?“, fragte sie ihn gut gelaunt, ehe ihr Ausdruck ernster wurde. „Ist das eigentlich eine tiefgreifende Entscheidung? Ich meine, man sollte ja nicht nach ein paar Wochen wieder gehen, oder? Wenn es dauerhaft ist, will es gut überlegt sein

Nach dem kleinen Fauxpas mit dem steckengebliebenen Fuß konnte die spannende Reise der beiden Magier endlich beginnen. Bisher hatte Delia einen guten Eindruck von dem Brünetten aus der Wüste. Er war freundlich, wirkte ihr zugewandt und lächelte. Dass seine Gedankenwelt nicht immer so nett war, ahnte die Köchin natürlich nicht. Lian wollte aufgrund des gewählten Schuhwerks lieber auf den befestigten Pfaden bleiben und Delia wünschte ihm von Herzen, dass er über die gesamte Quest derartige Pfade vorfinden würde. Sie nickte nur lächelnd, weil sie es nicht übers Herz brachte, ihm die Hoffnung mit ihren Zweifeln zu zerstören. Er hingegen zerstörte ihre Hoffnung minimal, denn die erhoffte Antwort, dass es sich beim Wüstenbewohner um einen erfahrenen und starken Magier handelte, wie Zachariel oder Cassius es waren, blieb aus. Stattdessen bekam sie eine Gegenfrage. Es wäre nett, nun den Namen des einen Schwarzhaarigen zu nennen, den Lian ja auch kannte - doch Delia rechnete nicht damit. „Naja.. eben wie Aska“ Ein hoher Maßstab, aber fair. „Richtig stark eben. Mit eiserner Disziplin und einem guten Herzen“ Doch der Brünette gab etwas über sich preis, was Delia durchaus ein Hinweis sein müsste. Mit großen Augen und durchaus beeindruckt nickte sie. Ein A-Rang Magier? „Donnerwetter“, kommentierte sie das aufrichtig, allerdings hatte die Sache einen Haken: „Und wie muss ich mir das vorstellen? Ist das wie ein Schulnotensystem? Bist du etwa vergleichbar mit der Note Eins?“, fragte sie verschmitzt grinsend. „Und welcher Rang ist dann der niedrigste? F-Rang?“ Das wäre dann wohl ihrer. Zu ihrer Verteidigung: Bis vor wenigen Monaten hatte Delia sich mit der Materie der Magie niemals beschäftigt.

Während die beiden nebeneinander hergingen, lauschte Delia aufmerksam den Lauten des Sumpfes. Sie hörte das quatschende Geräusch unter ihren Fußsohlen, die eigenartigen Laute der Insekten und manch Schrei eines Vogels. Es waren fast unbekannte Geräusche, denn in einem derartigen Biotop hatte sie sich noch nie zuvor aufgehalten. Irgendwann bemerkte sie den Blick des Wüstenbewohners, woraufhin sie ebenfalls zu ihm sah und ihn fragend anlächelte. Bestimmt weil sie so peinlich war wegen der Magierränge, aber das musste sie wohl über sich ergehen lassen. Überrascht über seine Frage sah sie ihn verwundert an. Achso, darum ging es. Ein Glück! Sie hatte schon Angst, sich nun verteidigen zu müssen. „Ich bin zweiundzwanzig. Und du?“ Dass die Situation auch missverstanden werden könnte, bemerkte die Köchin nicht einmal. Eine derart unbekümmerte Person war nicht immer für alles empfänglich, was wahrhaftig oder missverständlich sein könnte. „Bist du eigentlich freiwillig hier oder hat die Gilde dich beauftragt? Falls du geschickt wurdest, bist du bestimmt handwerklich begabt, oder?“ Schließlich waren sie ja hier, um einen Bahnhof zu bauen! Oder Gleise. Oder so.


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Lian
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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDo 23 März 2023 - 18:45

Delia hatte sich nicht gegen, sondern nur noch nicht für eine Gilde entschieden. Eine Aussage, die Lian sichtlich zum Stutzen brachte. Obwohl dieser Gedanke wirklich naheliegend war, hatte der 20-Jährige über eine solche Herangehensweise nicht einmal nachgedacht. Warum das so war? Weil der Falls selbst nie in die Verlegenheit gekommen war, sich wirklich für eine Gilde entscheiden zu müssen. Es war eine Entscheidung, die ihm abgenommen worden war – damals, als seine Mutter und sein Onkel miteinander ins Gespräch gekommen und über seinen Kopf hinweg einen Entschluss gefasst hatten. Der Illusionist war der Gilde Crimson Sphynx nicht beigetreten, weil sie der Sieger eines längeren Auswahlprozesses gewesen war. Wenn man es genau betrachtete, hatte Lian zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal wirklich gewusst, dass es auch noch andere Gilden für Magierinnen und Magier in Fiore gegeben hätte, denen er genauso gut hätte beitreten können. Wenn es andere Umstände gewesen wären, die ihn dazu geführt hätten, zu einem Magier zu werden… wäre er wohlmöglich gar keine Sphynx geworden? Hätte er in eine andere Gilde besser hineingepasst? Ein interessanter Gedanke. Auf die Frage Delias zuckte Lian mit den Schultern. Für ihn selbst war es nie eine Option gewesen, bereits nach ein paar Wochen wieder zu gehen. Das hätte seine Vereinbarung mit Aram nicht hergegeben. „Ich komme aus Aloe Town, daher war es für mich naheliegend, der Gilde Crimson Sphynx beizutreten“, erklärte er der Blauhaarigen und gab damit preis, sich eher aufgrund der Örtlichkeit und nicht wegen der Ideale für diese Gilde entschieden zu haben. Nicht ganz die Wahrheit, aber auch keine absolute Lüge. „Ich persönlich wurde es daher nicht als tiefgreifende Entscheidung bezeichnen. Allerdings kann ich von dem, was ich bisher erlebt habe, durchaus bestätigen, dass die Gilden in Fiore doch sehr unterschiedlich ticken. Manche sind ein absolut chaotischer Haufen, andere viel zu elitär.“ Lian schüttelte den Kopf. „Wenn du schon die Wahl hast, dann solltest du diese Wahl auch nutzen. Nichts ist unangenehmer, als in einer Gilde zu sitzen, mit deren Idealen man sich nicht identifizieren kann. Ich denke zwar nicht, dass man jemanden wirklich zwingen würde, in der Gilde zu bleiben…“ Zumindest unter normalen Bedingungen nicht. „… aber ein Absprung nach wenigen Wochen macht sich vermutlich nie gut.“ Wie oft es überhaupt vorkam, dass Magierinnen und Magier die Gilde wechselten? Lian hatte es in seinem nahen Bekanntenkreis noch nie erlebt. Allerdings... war sein naher Bekanntenkreis auch verhältnismäßig überschaubar.

Mindestens genauso überrascht wie von der Frage zur Gildenzugehörigkeit war der junge Mann von dem Namen, den Delia in den Raum warf: „Aska?“, fragte er nach und runzelte die Stirn. Hätte die junge Frau an seiner Seite den Namen von irgendwelchen (ehemaligen) Popsternchen, Models oder auch von der Royal Family geäußert, hätte der Falls wie aus der Pistole geschossen einen ganzen Lebenslauf runterrattern können – wie gesagt, er war ein geheimer Fan von so ziemlich jedem Klatschblatt, das Fiore hergab. Deutlich schlechter verhielt es sich mit seinem Wissen rund um Magierinnen und Magier, denn die waren nie so interessant für Lian gewesen wie irgendwelche C-Promis. Aber der Name… doch, irgendwie hatte er diesen Namen auch schon gehört. Lian glaubte ihn zumindest mit mächtigem Magier in Verbindung zu bringen. Die weiteren Worte von Delia waren allerdings auch ohne Detailwissen ziemlich leicht zu deuten, weshalb der Braunhaarige schmunzelte. „Hm. Du bist ein Fan von Aska?“, fragte er direkt nach, interessiert an der Reaktion, die Delia zeigen würde. Ein bisschen erinnerte es ihn an sich selbst, wenn jemand den Namen Ava Finch in den Raum warf. Ob diese Aska auch so atemberaubend war wie die Feline? Und auch eine dritte Überraschung folgte, als Delia zeigte, dass sie mit Magierrängen absolut gar nichts anfangen konnte. Lian, der auch damit nicht gerechnet hatte, kratzte sich unsicher am Hinterkopf. „Note eins? Oh, nein, ich würde eher sagen, eine solide zwei. Den Anforderungen voll entsprechend. Aber ich denke, das wird für unseren heutigen Auftrag ausreichend sein. Und wenn du einer Gilde beitrittst, startest du mit dem C-Rang.“ Gerne hätte Lian erklärt, was die Ränge bedeuteten und vor allem, wie man es schaffte, im Rang aufzusteigen. Aber ganz ehrlich? Er selbst empfand dieses System als absolut willkürlich, weshalb er es beim besten Willen nicht gegenüber Delia verkaufen konnte. Und warum nach einem Rangaufstieg von C bis A plötzlich ein sogenannter S-Rang folgte, hatte sich ihm ohnehin bis heute noch nicht erschlossen. Er ließ diese Details daher lieber aus.

Während die beiden miteinander sprachen, war die Umgebung des Sumpfes mehr oder minder an Lian vorbeigezogen. So skeptisch er gegenüber Delia auch eingestellt war und wie wenig er glaubte, dass sie wirklich herausragende Fähigkeiten zur Bewältigung dieser Quest mitbrachte, so war das Gespräch mit ihr doch irgendwie… angenehm. Zumindest lenkte es die Aufmerksamkeit des 20-Jährigen ein Stück weit von der Feuchte, Dunkelheit und den Insekten ab, die in diesem unheilvollen Sumpf lauerten. Allgemein war der Braunhaarige nicht unbedingt ein Mensch, der jedem Smalltalk abgeneigt war. Manchmal fand er es sogar ganz interessant, hierüber mehr über andere Persönlichkeiten herauszufinden – so wie nun über Delia. Dass die junge Frau unbekümmert genug war, um den starrenden Blick und die Frage des Falls nicht falsch zu deuten, kam dem Bogenschützen hierbei sehr entgegen. Alles andere wäre Lian verdammt unangenehm gewesen… „Zweiundzwanzig.“ Okay, der Illusionist musste sich kontrollieren, damit ihm nicht herausrutschte, dass er damit ganz sicher nicht gerechnet hatte. Diese Frau war sogar älter als er? Die hellgrünen Augen musterten zweifelnd die gepunkteten Gummistiefel. „Ich bin zwanzig“, äußerte er und wandte den Blick erst ab, als er in einiger Entfernung Stimmen vernahm. Kamen sie der Baustelle etwa näher? Sehr gut, dann konnten sie sicherlich bald die Informationen einholen, die sie benötigten. „Handwerklich begabt?“ Die rechte Augenbraue des Falls huschte in die Höhe und er betrachtete Delia irritiert. „Wie kommst du darauf, dass ich handwerklich begabt sein müsste?“ Für die Bekämpfung von Räubern und Gaunern, die eine Bahnanbindung nach Kurobu Town verhindern wollten, brauchte man wohl kaum handwerkliches Geschick. Mehr so etwas wie Kampfkraft – auch wenn Lian nicht von sich behauptet hätte, das zu besitzen. Bisher hoffte er, dass Raffinesse ausreichen würde, denn zumindest das war etwas, womit er ein wenig glänzen konnte. Eine Weile lang betrachtete Lian seine Kollegin schweigend und dann… keimte eine Vermutung in ihm. Es würde in das bisherige Bild der Blauhaarigen passen, aber... nein, das konnte nicht sein. Oder? Lians Lippen öffneten sich ein weiteres Mal, als er Delia fragte: „Sag mal, warum, glaubst du, sind wir hier?“

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySo 26 März 2023 - 12:50

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Wenn Lian aus Aloe Town Crimson Sphere- äh, Sphynx beigetreten war, weil es sich angeboten hatte.. dann würden sich für Delia die Rune Knights anbieten, da sie ja aus Crocus Town kommt. Aber um Himmels Willen, diese elitäre und militärische Gilde würde Delia niemals aufnehmen! Wahrscheinlich würde sie die Aufnahmeprüfungen nicht einmal schaffen! Auch wenn es einfach nur traumhaft schön wäre, in derselben Gilde wie Aska zu sein.. aber nein, das würde nur ein unerfüllter Traum bleiben. Doch die Worte des Magiers waren wahr, denn wenn Delia schon die Wahl hatte, dann sollte sie sich das auch gut überlegen. „Ich denke der erste Schritt ist, mich über die bekannten Gilden zu informieren! Es macht bestimmt einen guten Eindruck, deren Namen richtig auszusprechen!“, lachte sie amüsiert über sich selbst auf und lächelte Lian verschmitzt an. „Danke für deine Einschätzung, das hilft mir!“ Für die Köchin war das alles noch sehr komplex, es war nicht leicht sich in diesen Systemen zurecht zu finden, wenn man es sein Leben lang nicht gemusst hatte.

Der größte Fan! Ich bin auch Mitglied im offiziellen Aska-Fanclub des Königreichs Fiore!“ Ob sie ihm ihren Mitgliedsausweis zeigen sollte? Hm, irgendetwas sagte ihr, dass sie es auch einfach lassen könnte. Und auch die Tatsache, dass sie dafür jeden Monat 2500 Jewel Mitgliedsgebühr zahlte, ließ sie unter den Tisch fallen. Delia musste jeden Jewel umdrehen, um am Monatsende auch etwas ansparen zu können - aber dafür hatte sie Geld. Statt weiter über Aska zu plaudern, wandten sie sich dem Thema des Magierranges zu. Jetzt, wo sie so darüber sprachen, erinnerte sich Delia auch wieder daran, dass ihr Idol eine S-Rang Magierin war. Hm. Nach dem A kam also das S, schon ulkig! Aber gut, man lernt nie aus. „Oh, ich bin mir sicher, dass du das heute richtig gut machen wirst! Und du kannst dich darauf verlassen, dass auch ich mir alle Mühe geben werde! Ich mache das ja noch nicht so lange, aber langsam krieg ich den Dreh raus!“, plauderte Delia und lachte gegen Ende wieder auf.

Glaubte der Brünette ihr etwa nicht, dass sie zweiundzwanzig war? Oder hätte er nicht gedacht, dass sie älter ist, als er? So ganz konnte Delia nicht einschätzen, was in ihm vorgegangen war, als er ihre Worte wiederholt hatte. Doch sie hatte das höflich abgenickt und lächelte weiterhin unbeirrt. Dass ihre Gummistiefel ihn so sehr verwirrten, ahnte die Erdmagierin nun wirklich nicht. Die waren doch totschick! Und runtergesetzt, da Schlussverkauf. Doch nicht nur ihr Alter und ihr Schuhwerk schienen ihn zu verwirren, auch die Frage nach der handwerklichen Begabung schien er nicht zuordnen zu können. „Äh.. naja.. denkst du nicht, es wäre vorteilhaft?“, entgegnete sie verunsichert, erstmals kein Lächeln mehr auf den Lippen. Wenn Lian zwei linke Hände hätte, dann würde er sich nur einer enormen Verletzungsgefahr aussetzen! Und dann die Frage aller Fragen: Warum waren sie hier? Was glaubte Delia, warum sie hier waren? Augenblicklich fiel der Groschen und die Wangen der Köchin verfärbten sich rot, während sie Lian mit großen Augen ansah. Mist. Sie wusste es ja eigentlich gar nicht. Sie hatte den Auftrag.. mal wieder.. nicht so genau durchgelesen. Sie hatte nur noch das Bankett mit Aska vor Augen, welches ja ausschließlich in ihrer Phantasie stattfand. „Etwa nicht, um die Bauarbeiter beim Gleis- und Bahnhofsbau zu unterstützen?“, fragte sie verlegen nach.

Ey! Ihr da! Was macht ihr denn hier draußen? Hier wimmelt es vor wilden Tieren, kommt rüber!

Überrascht sah Delia wieder nach vorn. Ein fremder Mann stand weiter hinten und winkte die beiden Magier eilig zu sich. War er einer der Bauarbeiter? Dann hatten sie das Lager wohl erreicht. Als sie bei dem Mann mittleren Alters angekommen waren, reichte er ihnen beiden die Hand zum Gruß. „Ihr müsst die Magier sein. Gut, kommt mit. Dann besprechen wir alles weitere. Es wird wirklich Zeit, dass diese Verbrecher eine ordentliche Abreibung bekommen. Es kann nicht sein, dass eine Räuberbande hier Radau macht und dabei nicht nur die Arbeiten behindert, sondern auch unser Leben bedroht“, maulte der Bauarbeiter und brachte die beiden ohne weiteren Smalltalk zum Zeltlager und den Baucontainern. Delia hingegen verlor jegliche Farbe aus dem Gesicht. Räuber? Sie mussten Räuber vertreiben? Ihnen eine Abreibung verpassen? Sie? Hilfesuchend blickte sie zu Lian, Verzweiflung in den hellgrünen Augen. „Ich bin nicht gut in so was“, flüsterte sie ihm leise genug zu, damit der Arbeiter es nicht hören konnte.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMi 29 März 2023 - 14:24

Ehrlich gesagt hing Lian noch eine ganze Weile dem Gedanken nach, dass es tatsächlich einen Aska-Fanclub gab. Auch ohne Kenntnis darüber, dass man für die Mitgliedschaft in einem solchen Club 2500 Jewels monatlich hinblättern musste, fand er den Gedanken, dass Magierinnen und Magier einen offiziellen Club mit Anhängerinnen und Anhängern besaßen, irgendwie… ulkig. Ava Finch besaß so etwas nicht, oder? Als Fan der ersten Stunde wäre das wohl kaum an ihm vorbeigegangen. Im Kopf des 20-Jährigen bildete sich ziemlich schnell ein ganz bestimmtes Bild: Kuttenträgerinnen und –träger, die sich einmal monatlich trafen und zu sphärischen Melodien mit irgendwelchen Gebeten der großen Aska huldigten, während sie Wachskerzen durch die Luft schwenkten. Die hellgrünen Augen der Sphynx musterten Delia nochmal von Kopf bis Fuß. Irgendwie passte dieses freundlich lächelnde Gesicht nicht so ganz zu den Bildern eines dunklen Kultes, die Lian durch den Geist jagten. Er schüttelte innerlich den Kopf, um sich wieder auf wesentlichere Dinge zu konzentrieren. So etwas wie die Quest.

Die Quest, die Delia offensichtlich überhaupt nicht kannte?

Als das zuvor in Stein gemeißelte Lächeln just in dem Augenblick, als Lian seine Nachfrage gestellt hatte, aus den Zügen der jungen Frau verschwand und sie ihn irritiert, ja beinahe beschämt, anblickte, war er sich sicher, dass seine schlimmsten Befürchtungen der Wahrheit entsprachen. Als sie dann, nach kurzer Grübelpause, von irgendwelchen Gleis- und Bahnhofsarbeiten faselte, musste der Braunhaarige sich wirklich zusammenreißen, um sich nicht mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Es gab diverse Fragen, die er der jungen Frau stellen wollte. Eine davon war: Warum zum Henker sollte man für irgendwelche Gleisbauten eine Quest ausschreiben, die den B-Rang besaß? Oder… hatte Delia nicht einmal das genau gelesen? Okay, wie sollte er hierauf reagieren? Herzlich auflachen und der Blauhaarigen aufmunternd die Schulter klopfen? Sich verzweifelt die lockigen Haare raufen und den Frust gen Himmel schreien? Oder sich schweigend umdrehen und einfach geschwind weglaufen, bevor diese Quest wirklich gestartet war? Insbesondere die letzte Möglichkeit sprach den Falls durchaus an, doch ehe der 20-Jährige eine abschließende Entscheidung hätte treffen können, schaltete sich eine dritte, bisher unbekannte Stimme ein. Ein Bauarbeiter? Vermutlich. Lian warf seiner Kollegen einen flüchtigen Blick zu, den man vermutlich nur schwer deuten konnte, bevor er der Aufforderung des glatzköpfigen Mannes folgte und in seine Richtung trabte. Das klärende Gespräch konnten die beiden Magier auch noch an anderer Stelle fortführen.

Begrüßt wurden Delia und er nicht nur mit einem herzlichen Händedruck, sondern auch mit klaren Ansagen darüber, was sie zu tun hatten. Während Lian noch darüber nachgedacht hatte, wie genau er der unwissenden Delia schonend beibringen sollte, dass sie nicht hier waren, um bei den Bauarbeiten zu helfen, knallte dieser fremde Mann einfach unbeirrt auf den Tisch, dass sie Banditen und Räuber vermöbeln sollte. Naja… so konnte man es auch auf den Punkt bringen. Wie erwartet wich Delia bei diesen Worten jegliche Farbe aus dem Gesicht. Die Worte der Älteren bestätigten den Illusionisten darüber hinaus in der Annahme, dass Delia für diese Quest ungefähr so geeignet war wie abgelatschte Sneaker auf vereistem Untergrund. Der junge Mann unterdrückte ein Seufzen. Selbst wenn er der Blauhaarigen Mut hätte zusprechen wollen (noch so eine Sache, in der ein Lian Falls wirklich miserabel war), konnte er das kaum in Anwesenheit dieses Bauarbeiters machen. Zumindest nicht, ohne dass Delia hier gänzlich das Gesicht verloren hätte. Der junge Mann entschied sich daher dafür, zuerst das Gespräch mit dem Bauarbeiter fortzuführen, so als hätte es die Verzweiflung in den Zügen der Kollegin gar nicht gegeben. Gar keine so leichte Aufgabe, das zu verdrängen. „Gab es bisher Verletzte?“, fragte der 20-Jährige nach und folgte dem Mann, der sich schon wieder umgedreht hatte, um zum provisorischen Lager der Bauarbeiten zurückzukehren. Den Schock der anwesenden Magierin schien er nicht bemerkt zu haben. „Ach und Lian“, stellte er sich vor, deutete dann auf die Blauhaarige, die kurz hinter ihm ging. „Und Delia.“ Der Bauarbeiter hielt sich nicht allzu lange damit auf, die beiden Magier genauer zu betrachten und irgendwie glaubte der Falls, dass er die Namen genauso schnell wieder vergessen hatte, wie sie ausgesprochen worden waren. Vermutlich war ihm egal, wie die Magier hießen, die die Banditen vertrieben. Hauptsache, sie konnten bald die Bauarbeiten fortsetzen. Tja… Höflichkeiten waren offensichtlich überbewertet. „Magnus.“ Entweder eine Mineralwassersorte oder der Name des Mannes. Lian ging eher von Zweiterem aus. „Und nein, bisher noch keine Verletzten. Aber auch nur, weil wir uns vorher zurückgezogen haben! Die Banditen werden immer aggressiver, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns ernsthaft angreifen. Das kann so nicht weitergehen.“ Magnus schüttelte mit Nachdruck den Kopf und verschwand dann in einem Zelt – natürlich sollten die Magier folgen. Im Inneren des Zeltes war nicht mehr zu finden als ein großer Tisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war. Das Sumpfgebiet? Es sah zumindest danach aus. „Hier sind wir“, sprach der glatzköpfige Mann unbeirrt weiter und deutete auf einen roten Punkt der Karte. „Und bis hierhin konnten wir bisher die Gleise erweitern.“ Sein Finger wanderte weiter über die Karte, bevor er mehrfach auf eine Stelle tippte. „Das ist der Punkt, an dem es immer wieder zu angriffen kommt.“ Lian folgte dem Fingerzeig und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Stückchen mussten sie noch weitergehen, um den gezeigten Punkt auch tatsächlich zu erreichen. „Heißt, dort in der Nähe werden die Banditen vermutlich auch ihr Lager haben?“ Eine Frage, die Magnus mit einem wortkargen Nicken beantwortete. Dann sah er auf, musterte zuerst den Falls, dann Delia. Magnus war eindeutig skeptisch. Zweifelte er etwa an den Fähigkeiten dieser beiden extrem imposanten Magiererscheinungen, die ja wohl dieses gesamte Zelt allein mit ihrer Präsenz auszufüllen vermochten? Unerhört! „Ich denke nicht, dass es ein Problem wird, dieses Banditen auszuschalten“, äußerte Lian, der in Wirklichkeit anders fühlte. Aber wenn der junge Mann eines konnte, dann seine Unsicherheiten überspielen und eine große Klappe beweisen, wenn ihm irgendjemand auf die Nerven ging. So wie Magnus mit seinem skeptischen Blick. Obwohl das vermutlich ein Fehler war, gerade wenn man bedachte, wie Delia zuvor reagiert hatte, rutschte dem 20-Jährigen mit einem Seitenblick zu der jungen Frau heraus: „Oder, Delia?“

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySa 1 Apr 2023 - 15:12

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Was für ein Schlamassel! Warum passierte ihr das nur ständig? Andauernd fand sich Delia auf Quests wieder, die überhaupt nicht hielten was sie versprachen! Erst die Geschichte mit dem Wald und den Tortenstücken, die sich als Wald der Totenstille herausstellte. Dann die Inventur im Laden, die eigentlich keine Inventur war sondern das Vertreiben eines Geistes aus dem Lager und jetzt das! Von wegen Bahnhofsbau und Bankett mit allen Helfenden.. Räuber sollte sie verprügeln. Oh Gott. Wurde es hier plötzlich heißer? Hilflos beichtete die Köchin Lian, dass sie nicht wirklich gut darin war, ausgewachsene Männer zu verhauen, doch dieser überging das gekonnt. Delia verstand das schon.. er wollte wohl den Schein wahren. Gut so. Genau! Dann hätte sie genug Zeit, sich etwas einfallen zu lassen. Also, was würde Aska in so einer Situation tun? Ach.. sie würde doch nie in so eine Situation geraten, denn sie war jeder Aufgabe gewachsen. Ein schwärmerisches Lächeln bildete sich im Gesicht der Dunkelhaarigen, wenngleich es nicht gerade zur Situation passte.

Nach Verletzten fragen! Eine gute Idee. Das war ein professionelles Vorgehen, das sollte sie sich notieren. Suchend klopfte sich Delia an den Hosentaschen ab, doch leider hatte sie keinen Stift zur Hand. In ihrer Tasche vielleicht.. Doch gerade, als sie diese durchwühlen wollte, gingen die beiden Männer auch schon los. Die namentliche Vorstellung aber lieblos, aber Delia hatte gerade andere Probleme! Wo waren nur ihr kleiner Notizblock und oder Stift? Ach ja und die Sache mit den Verbrechern war auch ein Problem, welches nicht zu unterschätzen war. Stillschweigend ging sie den beiden hinterher und war erleichtert, dass es bisher zu keiner gefährlichen Auseinandersetzung zwischen den Zivilisten und den Räubern gekommen war. Doch es wäre bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Grenze überschritten wurde.

Im Zelt des Bauarbeiters angekommen versammelten sie sich um eine Karte des Sumpfgebietes, welche Aufschluss über die Lage geben sollte. Delia sah sich das Gebiet neugierig an und ihre Augen wanderten immer nur nebenbei mal zu jenen Punkten, auf welche Magnus zeigte. Lager, Gleisbauarbeiten, Stelle mit Fieslingen. Schon verstanden! „Was bedeutet das Ausrufezeichen auf dem Weg zum Lager der Räuber?“, fragte Delia blauäugig. „Das ist Krokodilgebiet. Lebensgefahr“ „Oh. Gibt es einen anderen Weg?“ „Nein“ „Verstehe“ Mist! Na gut, kein Grund zur Panik. Krokodile waren nicht so schlimm wie ein Greif und dem ist Delia wie durch ein Wunder auch Herr geworden. Lag vielleicht auch daran, dass ein hochrangiger Rune Knight an ihrer Seite gestanden hatte.

Erleichterung machte sich in der jungen Frau breit, als ihr A-Rang Magierkollege sagte, dass es kein Problem werden wird, diese Räuber auszuschalten. Was für ein Glück, dass er mächtig genug war, um sich mit diesen Verbrechern anzulegen! Delia würde alles tun, um ihn zu unterstützen! Das verhalf ihr zu neuer Selbstsicherheit! Zwar hatte sie noch immer große Angst vor der Konfrontation, aber mit Lian an ihrer Seite würde das schon gut gehen! Neben ihrer Neigung zum Angsthase hatte Delia leider eine weitere Schwäche. Eine Schwäche, welche sie gerne in Schwierigkeiten brachte: Eine große Klappe. Daher hob sie ungläubig die Augenbrauen, lachte selbstbewusst auf und stemmte die Hände in die Hüften, als Lian ihre Bestätigung ersuchte. „Natürlich nicht! Diese Banditen werden dahin gehen, wo der Pfeffer wächst! Hauptsache weg von hier! Weg von dem Ort, an dem wir sind!“, bluffte sie mehr oder weniger authentisch. „Klingt großartig“, meinte Magnus nur und Delia war sich nicht sicher, ob sich dahinter ein Hauch von Sarkasmus versteckt hatte.

Magnus wollte wieder seiner Arbeit nachgehen und gab den beiden Magiern damit einen Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie sich nun auch gefälligst an ihre Arbeit machen sollten. Dann war die nächste Station wohl das Krokodilgebiet. Oh man.. was für ein Tag! Und er hatte ja noch nicht mal angefangen! Als die beiden Magier außer Hörweite waren, konnte Delia ihre Neugierde nicht länger zügeln: „Also, Lian! Dann sag mal an: Mit welcher ultrastarken Magie wirst du diesen Gaunern die Stirn bieten?“, fragte sie ihn und war schon jetzt von seiner Antwort begeistert. Die Hände aufgeregt zu Fäusten geballt sah sie ihm gebannt in die Augen, begleitet von einem erwartungsvollen Lächeln.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMi 5 Apr 2023 - 18:36

Okay, zumindest eine Gemeinsamkeit schienen Delia und Lian zu haben: Eine große Klappe und nichts dahinter. Der Falls hatte es bereut, kaum dass ihm die Worte sowie die Bitte um Zustimmung über die Lippen gekommen waren. Umso größer war seine Überraschung, als Delia nicht nach Luft japste wie ein Fisch auf dem Trockenen, sondern… lachte? Und nicht nur das: Die zierliche Dame stemmte die Hände in die Hüfte, legte den Kopf in den Nacken und lachte aus dem Bauch heraus, als wolle sie einem alten Haudegen Konkurrenz machen. Der Wüstenbewohner konnte Magnus kaum einen Vorwurf daraus machen, dass sein Blick verriet, wie sehr er an den beiden Magiern zweifelte. Das hätte er selbst vermutlich auch getan. Entsprechend froh war Lian, als er dem prüfenden Blick des Glatzkopfes entkommen und sich mit Delia auf den Weg machen konnte. So sehr er sich zuvor gedanklich über die Blauhaarige beschwert hatte, die Zweisamkeit mit ihr war im Vergleich plötzlich doch das geringere Übel.

Aber Moment, wie war das gewesen? Krododilgebiet? Lebensgefahr? Das waren Details, die man bei der Beschreibung der Quest offenkundig vergessen hatte. Lian zog die Augenbrauen verärgert zusammen – vermutlich war es nicht vergessen, sondern ganz bewusst ausgelassen worden. Damit solche Blödiane, wie er es war, sich auf den Weg machten, anstatt von Anfang an einen großen Bogen um die Quest im Sumpfgebiet zu machen. Als hätten der matschige Untergrund, die nervigen Mücken und nicht zuletzt die zu bekämpfenden Banditen nicht ausgereicht. Nein – Krokodile mussten natürlich auch noch sein. Der 20-Jährige konnte sich vorstellen, wie irgendwo in der Gilde Crimson Sphynx einer der Questboardbeauftragten sich die Hände rieb und kicherte, weil irgendjemand so naiv gewesen war, diese schreckliche Quest anzunehmen. Lian hoffte nur, dass es nicht ausgerechnet Charon Dargin war, dem er hier auf den Leim gegangen war. Delia war es, die den Braunhaarigen aus seinen düsteren Gedankengängen riss und ihn aufgeregt fragte, mit welcher ultrastarken Magie er gedachte, diesen Gaunern die Stirn zu bieten. Ultrastarke Magie? Okay, es war seine eigene Schuld. Zu Beginn der Quest, als Delia ihn gefragt hatte, ob er ein fähiger Magier war, hatte sich Lian für eine eher ausweichende Antwort entschieden. Er hatte seinen A-Rang vorgeschoben und so getan, als wäre das wohlmöglich eine große Nummer. Ein Rang, der etwas zu bedeuten hatte. Aber nicht nur er hatte eine große Klappe bewiesen, auch Delia hatte sich gegenüber Magnus lachend aufgespielt, obwohl sie offensichtlich nicht einmal den Auftrag korrekt gelesen hatte. Und das alles nur, um Lian jetzt aus großen Augen anzustarren und sich von ihm abhängig zu machen? Nein. Lian selbst war jemand, der gerne schneller sprach, als dass er dachte, aber wenn er eines gelernt hatte, dann, dass man selbst die Suppe auslöffeln musste, die man sich einbrockte. Er sah es also mitnichten ein, für Delia, für den Auftrag oder sonst etwas alleine die Verantwortung zu übernehmen. Der junge Mann hasste es sowieso, wenn irgendwer sich auf ihn verließ. Und so entschied sich der Braunhaarige, die Strategie gegenüber seiner Kollegin zu ändern, ganz gleich, ob ihn das nun sympathischer machte oder nicht: „Also, eines vorneweg. Ich befürchte, mein Rang hat einen falschen Eindruck hinterlassen“, begann er und drehte das Gesicht zu Delia, um ihr ernst in die Augen zu blicken. „Ich beherrsche absolut keine Kampfmagien.“ Hach ja, wenn Lian eines konnte, dann Hoffnungen zerstören. Eigentlich stapelte der Braunhaarige mit dieser Aussage wieder viel zu tief, denn tatsächlich konnte er mittlerweile so einige Dinge, um ein paar Banditen zu bekämpfen… aber die Sphynx gab so etwas eben nie vor Leuten zu. Schon gar nicht vor fast fremden Menschen wie Delia. Er ließ der Blauhaarigen die Zeit, die sie brauchte, um diese Information zu verarbeiten und fuhr dann mit einem humorlosen Lächeln fort: „Und ich bin auch allgemein kein Kämpfer. Wenn du nach meinen Magien fragst: Ich bin Illusionsmagier. Ich würde also sagen, mehr als die Illusion einer ultrastarken Magie brauchst du von mir nicht erwarten.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und setzte ein makabres Grinsen auf. War es ein Ast, der da irgendwo im Sumpfgebiet knackste oder Delias Herz, das stellvertretend für all ihre Hoffnungen, sich aus der Misere ziehen zu können, entzwei brach? Sicher sagen konnte der Lockenkopf es nicht. „Nachdem wir beide vor Magnus trotzdem lautstark behaupten konnten, dass wir diese Banditen vertreiben werden, würde ich sagen, wir sitzen im gleichen Boot. Und daher gebe ich die Frage doch sogleich an dich zurück: Mit welcher ultrastarken Magie gedenkst du, Delia, diese Banditen zu vertreiben?“ Ob die junge Frau damit gerechnet hatte, dass Lian ihr den Kelch so zufrieden zurückreichte, anstatt sich als Held und Retter des Tages aufzuspielen? Er wusste, dass viele Menschen gerade beim Anblick einer hilflos erscheinenden Dame eher zu zweiterem neigten. Lian allerdings war so etwas schon immer ziemlich egal gewesen. Manche hatten ihm deshalb schon mangelndes Taktgefühl vorgeworfen. Aber hey, selbst war die Frau! Außerdem war der Wüstenbewohner wirklich interessiert an der Antwort, denn bisher hatten sie noch gar keine Informationen bezüglich ihrer Magiebegabung ausgetauscht. Die Gelegenheit, um das nachzuholen?

Die Stimmung der Sphynx wurde nicht gerade besser, als sich der Untergrund langsam veränderte. Während Lian zu Beginn ihres Weges noch auf befestigten Pfaden hatte entlangmarschieren können, wurde der Boden zunehmend weicher. Und als er das erste Mal mit der Laufsohle seines Schuhes in dem matschigen Untergrund steckenblieb und nur mit Kraftaufwendung und nach einem widerlichen Schmatzgeräusch den Schuh aus dem Boden befreien konnte, schnalzte er genervt mit der Zunge. Die hellgrünen Seelenspiegel wanderten zur linken Seite, wo er die neu gebauten Schienen entdeckte, denen er und Delia derzeit noch folgten, um an den Ort zu kommen, an dem die Banditen lauerten. Er winkte die Blauhaarige stumm hinter sich her und sprang dann auf die Schienen. Etwas, wofür er als Kind ziemlich sicher den Kopf gewaschen bekommen hätte. „Na, solange die Züge hier noch nicht fahren, sollte das kein Problem sein, oder?“, fragte er in Delias Richtung und schmunzelte. Es war das erste Mal, dass er wirklich so bedenklos auf Bahngleisen balancieren konnte und es war deutlich angenehmer, als im Matsch zu versinken. Der 20-Jährige wischte hier und dort eine weitere Mücke beiseite, die einen Landeflug auf seinen Körper startete, während er die Schienen entlangschritt. Doch dann hielt Lian doch inne. Irgendwie fühlte er sich beobachtet… oder bildete er sich das nur ein? „Hast du auch etwas gehört?“, fragte er Delia und sah sich um. Da war doch sowas wie ein… schweres Atmen gewesen? Ein Knurren? Eine böse Ahnung beschlich den Falls. „Wo beginnt nochmal das Krokodilgebiet?“

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyFr 7 Apr 2023 - 16:00

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Puh, die Stimmung würde innerhalb der nächsten Minuten gewaltig kippen. Noch ahnte Delia nicht, was gerade in dem Magier aus Crimson Sphere so vor sich ging, aber es wäre zunächst schon mal gut, wenn sie den Namen seiner Gilde nicht erneut falsch aussprach. Zugeben, Magnus der Bauarbeiter hatte berechtigte Zweifel an den beiden Magiern. Das würde Delia niemals bestreiten, schließlich war sie keine Aska! Und Lian war nicht wie.. wie Cassius oder Zachariel. Nicht, dass er kein seriöses Auftreten hatte, das würde sie ihm niemals unterstellen! Aber Butter bei die Fische: Er war nicht so ritterlich wie Cassius und nicht so verwegen wie Zachariel. Nun und Delia war eine Person, welche von Männern wie Magnus in aller Regel mit „Mäuschen“ oder „Schätzchen“ angesprochen wurden, so jemanden nahm man nun einmal nicht ernst. Aber was sollte sie tun? So war Delia nun einmal. Also spazierte sie mit einem sanften Lächeln neben Lian her, die Arme locker hinter dem Rücken verschränkt, als machten sie einen schönen Sommerausflug und erkundigte sich nach der ultrastarken Magie des Wüstenbewohners.

Der plötzliche Stimmungsumschwung kam nicht gleich bei Delia an. Im ersten Moment noch lächelte sie Lian verwundert an, als dieser meinte, sein Rang habe für Missverständnisse bei ihr gesorgt. Dann blickte er sie an, völlig ernst und ohne den Hauch eines freundlichen Lächelns in seinem Gesicht. Diese Lockerheit, welche ihn bis vorhin noch ausgemacht hatte, schien gänzlich von ihm gewichen zu sein. Unweigerlich entgleiste auch Delia ihr Lächeln, während sie ihm in die Augen blickte, verwundert über den plötzlichen Sinneswandel. Er beherrscht absolut keine Kampfmagie? Oh. Das machte die ganze Sache aber dann schon etwas komplizierter. Und die Köchin konnte auch nicht sehen, dass er eine Waffe bei sich trug, wie zum Beispiel ein Schwert. Wortlos stand sie da und sah ihn einfach nur an, während ein Gedanke nach dem anderen durch ihren Kopf schoss. Aber warum sollte seine Gilde ihn denn zu so einem Auftrag lassen, wenn er ungeeignet dafür wäre? Er hatte doch sicherlich ein Ass im Ärmel!

…und da war es ja auch schon! Lian mochte zwar kein Kämpfer sein, aber wenn er zumindest die Illusion einer starken Magie heraufbeschwören konnte, dann war doch alles in bester Ordnung! Es wäre Delia sowieso lieber, wenn sie es schaffen würden, die Räuber zu vertreiben, ohne sich mit ihnen prügeln zu müssen - oder schlimmeres. Ein Lächeln bildete sich wieder im Gesicht der Köchin, auch wenn Lian noch immer etwas aufgebracht wirkte. Aber natürlich saßen sie im selben Boot! Sie waren doch Partner! Die rechte Hand der jungen Frau legte sich auf ihre Brust, als ihr die Gegenfrage bezüglich der Magie gestellt wurde. „Ich beherrsche Erdmagie!“, verriet sie ihm also stolz grinsend, ehe sie den Blick ein wenig verlegen abwandte. „Noch bin ich keine Meisterin, so viel ist sicher! Aber damit kann man mächtig Eindruck schinden!“, erklärte sie schmunzelnd, ehe sie wieder den Blickkontakt zu Lian suchte. Dann legte sie ihre rechte Hand, welche gerade noch so stolz auf ihrer geschwellten Brust gelegen hatte, tröstend auf seine Schulter. „Ich habe auch Angst, aber seit ich weiß, dass du bereits den Plan hast, diese Verbrecher mit der Illusion einer ultrastarken Magie zu vertreiben, geht es mir besser! Das ist eine tolle Idee!“ Hatte er mit so etwas gerechnet? „Und auch wenn du mich nicht kennst, ich kann dir versichern, dass ich dir standhaft zur Seite stehen werde!“ So standhaft, wie eine Erdmagierin nun einmal war! Hoffentlich konnte Lian aus ihren Worten neuen Mut schöpfen. Delia war eine unerschütterliche Optimistin!

Leider wirkte Lian noch immer etwas missmutig. Aber das lag vielleicht weniger an Delia, als an der Tatsache, dass der Sumpf immer sumpfiger wurde. Mir ihren niedlichen Gummistiefeln war die junge Frau klar im Vorteil, doch Lian wusste sich zu helfen und sprang auf die Gleise. Die Blauhaarige lachte kurz auf und folgte ihm dann. „Schon wieder eine gute Idee!“, stellte sie fröhlich fest und hing noch etwas an: „Dafür habe ich als Kind schlimmen Ärger bekommen“, plauderte sie aus dem Nähkästchen und sah sich zur Sicherheit noch einmal um, dass auch wirklich kein Zug auf den unfertigen Schienen fuhr. Eine Art Knurren ließ Delia zusammenzucken. Ohje! Ohje! Was war das?! Auch Lian schien es bemerkt zu haben, sah er sich ebenso suchend um. Und gerade dann, als er fragte, wann das Krokodilgebiet noch gleich begann, da stürzte sich bereits eines dieser angsteinflößenden Biester aus dem Wasser. Delia schrie auf, kreischte ein: „Geh weg!“ in Richtung des riesigen Reptils und wandte geistesgegenwärtig den Zauber Stalagmite an. Ein Erdstachel stieß vom Boden empor und traf das hungrige Wesen am Unterkörper, woraufhin dieses hart weggestoßen und einige Meter weit nach hinten ins Moor geschleudert wurde. „Ich will raus aus dem Krokodilgebiet!“, schrie Delia panisch auf und rannte auch schon los.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMo 10 Apr 2023 - 20:25

Lian starrte die Blauhaarige entgeistert an, als diese ihn nicht nur stolz angrinste, sondern ihm auch noch tröstend die Rechte auf die Schulter legte. Der 20-Jährige war so überrumpelt, dass er nur zu einem einzigen Gedanken fähig war: Sie nimmt mich doch auf den Arm Er suchte in den hellgrünen Seelenspiegeln, die ihn durchaus an seine eigenen erinnerten, nach der Auflösung des Witzes, nach einem Aufblitzen von Humor, das ihm verriet, dass Delia nur einen Scherz machte. Aber… er wurde nicht fündig. Nein, die Blauhaarige meinte das, was sie sagte, vollkommen ernst. Sie wollte ihm wirklich Trost spenden. Der Falls hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht damit. War er selbst schuld daran, in die Rolle des Feiglings gerutscht zu sein, der auf Beistand seiner neuen Kollegin angewiesen war? Ja, vermutlich war er das. Und vermutlich hatte er auch nichts anderes verdient. Die Sphynx schüttelte den Kopf und musste über sich selbst grinsen. Delia würde ihm standhaft zur Seite stehen? Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter und Lian musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht amüsiert zu lachen. Wo war die versteckte Kamera, um das hier aufzunehmen? „Das freut mich.“ Irgendwie hatte es die junge Frau mit ihrer Naivität tatsächlich geschafft, die Stimmung, die eigentlich vollkommen am Kippen gewesen war, wieder aufzufangen. Lian wusste nicht, wie genau Delia das bewerkstelligt hatte oder warum es so gut bei ihm wirkte, aber er entschied sich dagegen, das weiter zu hinterfragen. Sie war also eine Erdmagierin? Hm. Eine solide Magie, unter der man sich durchaus den einen oder anderen Zauber vorstellen konnte. Weniger abstrakt als andere Magien, mit denen der Falls bisher in Kontakt gekommen war – solche Sachen wie die Manipulation von Zeit, Gravitation oder Emotionen. Er nickte. „Mit deiner Erdmagie und meinen Illusionen werden wir diese Banditen bestimmt aufhalten können“, äußerte er und die Zuversicht in der Stimme war nicht einmal geschauspielert. Keine Ahnung, wie genau sie es anstellen würden, aber irgendeinen Weg fanden sie schon. Magnus würde es noch bereuen, je an ihrer Kompetenz gezweifelt zu haben!

Hoffentlich.

Aber bevor es dazu kam, mussten sie erst einmal bis zu den Banditen vordringen, nicht? Und hier kam es bereits zur nächsten Herausforderung: Nicht nur der matschige Untergrund erschwerte den beiden Magiern den Weg, sondern auch die Tatsache, dass sie durch ein Krokodilgebiet laufen mussten. Ein Krokodilgebiet, das sie soeben offiziell erreicht hatten? Zuerst war es nicht mehr als ein Knurren, das Lian hörte, ehe aus dem Augenwinkel eine Bewegung folgte. Es war weniger das Krokodil, das den jungen Mann erschrocken zusammenzucken ließ, sondern vielmehr das schrille Gekreische von Delia, das keine Sekunde später folgte und in seinen Ohren schmerzhaft nachhallte. Die Stalagmiten, die aus dem sumpfigen Boden schossen und das angreifende Krokodil durch die Luft fliegen ließen, waren durchaus beeindruckend. Weniger beeindruckend war jedoch die Flucht, zu der die Blauhaarige immer noch kreischend ansetzte. Was zum Henker?! „Delia!“, rief Lian und streckte die Hand nach der jungen Frau aus, schaffte es allerdings nicht, sie zu packen. Er fluchte, sah sich kurz um (nicht, dass hier noch ein Krokodil auftauchte) und lief dann ebenso los, in dem Versuch, seine Kollegin einzuholen. Was blieb dem Dieb auch anderes übrig? „Delia, warte!“, versuchte er nochmals mit der Stimme zu ihr durchzudringen, hatte dabei allerdings genauso wenig Erfolg wie zuvor. Auch Lian ging auf, wie albern diese Szenerie von außen betrachtet wirken musste und er spürte ein Kichern in seinem Brustkorb, das sich vehement den Weg nach außen kämpfen wollte. Aber so schnell, wie das Amüsement in ihm aufgestiegen war, so schnell verschwand es auch wieder. Fuck, schimpfte der Braunhaarige gedanklich, als er den Kopf von gleich zwei Krokodilen aus dem nahegelegenen Wasser auftauchen sah. Beide Tiere schienen gleichermaßen in Angriffsstellung zu sein und warteten nur darauf, dass die immer noch panisch laufende Delia an ihnen vorbeikam. Auch wenn die ältere Magierin beeindruckend unter Beweis gestellt hatte, dass ihre Erdmagie sich dazu eignete, sich gegen Krokodile zur Wehr zu setzen, wollte der Falls es doch nicht darauf ankommen lassen. Nahm die junge Frau in ihrer Panik ihre Umgebung überhaupt noch richtig wahr? Obwohl es ihm zuwider war, beschleunigte Lian seinen Lauf und just in dem Augenblick, als die Krokodile rechts und links aus dem Wasser hervorschnappten, sprang er ab und umklammerte Delias Körper. Das Gute: Lian war schnell genug gewesen, sodass die Krokodile ins Leere bissen. Das Schlechte: Die beiden Magier waren mit Schwung von den Schienen gesprungen und befanden sich im freien Fall. Ohne einen direkten Entschluss gefasst zu haben, drehte sich Lian noch auf den Rücken, sodass er es war, der deutlich tiefer in den matschigen Untergrund klatschte als Delia. Spuren von der Aktion hatten aber sicherlich beide abbekommen.

So viel zu dem Versuch, in dieser Quest sauber zu bleiben.

Der Matsch war die eine Sache. Schlimmer war allerdings die Feuchtigkeit, die Lians Klamotten aufsogen wie ein Schwamm. Nachdem der Braunhaarige sich mühsam aufgerappelt hatte, spürte er einen Windhauch an sich vorbeiziehen, der gefühlt um weitere zehn Grad Celsius abgekühlt war. Natürlich fröstelte der Wüstenbewohner und versuchte, den Matsch loszuwerden – wirklich erfolgreich war er dabei nicht. Die Erkältung war vorprogrammiert. „Um die Klamotten brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen“, brummte er und sah danach zu Delia. Er hatte ihren Sturz abgefangen, aber ganz ohne Dreck war auch sie nicht davongekommen. Die hellgrünen Seelenspiegel durchforsteten den nahgelegenen Sumpf, aber gerade waren weder weitere Krokodile zu sehen, noch zu hören. Lian wandte sich wieder zu der Blauhaarigen. „Hör zu, beruhige dich.“ Okay, vermutlich brachte es wenig, einer aufgebrachten Person zu sagen, dass sie weniger aufgebracht sein sollte. Lian wechselte die Strategie: „Deine Erdmagie können wir nutzen, um diese Krokodile von uns fernzuhalten, aber dafür müssen wir beieinanderbleiben, okay? Also: Nicht weglaufen. Wir gehen jetzt zurück zum Schienennetz und gehen langsam weiter. Du behältst die rechte Seite im Blick, ich die linke. Und wenn wir ein Krokodil entdecken, das uns zu nahe kommt, setzen wir uns dagegen zur Wehr.“ Kurz nachdem der Magier geendet hatte, leuchtete das Armband an seiner Linken auf und ein dunkler Bogen erschien wie von Zauberhand. Delia hatte ihre Erdmagie, Lian seinen Bogen. Das sollte reichen, um sich gegen ein paar Tiere zur Wehr zu setzen. „Einverstanden?“

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMi 12 Apr 2023 - 21:06

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Ein Augenblick der Spannung herrschte, als Delia ihre Ansprache beendet hatte. Konnte sie Lian die Verunsicherung, welche wohl nur vermeintlich da gewesen war, wieder nehmen? Lächelnd hob sie die Augenbrauen, als er grinsend den Kopf schüttelte. So ganz verstand sie diese Reaktion nicht, doch als er dann immer breiter grinste und regelrecht gut gelaunt wirkte, erwiderte Delia erleichtert diesen Ausdruck. Super! Das gefiel ihr viel besser und es gab ihr wirklich ein Gefühl von Sicherheit. Sie mochte naiv sein, aber nicht so naiv, dass ihr die Gefahren durch die Räuber nicht bewusst waren. Doch Lian hatte recht, wenn sie ihre Kräfte vereinen, dann würden sie es schaffen! Wow. Das klang ja richtig gut! So sprechen die Helden doch auch! Ob Aska auch schon mal so etwas gesagt hat wie 'wenn wir unsere Kräfte vereinen, dann'? Hoffentlich! „Meine Rede!“, bestärkte sie also noch seine Worte und strahlte ihn erfreut an.

Das Unheil nahm aber leider seinen Lauf. Wortwörtlich war es nämlich gerade Delia, welche über die Gleise lief und panisch vor den Krokodilen zu fliehen. Die Köchin war wirklich ein Unglücksmensch und zog solch Ereignisse förmlich an. Doch als das Krokodil auf sie zugekommen war, bekam sie solche Panik, dass sie nach ihrer Notwehr einfach nur so schnell wie möglich raus diesem schrecklichen Krokodilgebiet wollte. Schwer atmend rannte sie weiter, was mit Gummistiefeln nicht leicht war. Die Fersen schmerzten bereits, doch das war egal. Das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie Lians Rufe gar nicht wirklich wahrnahm. Nicht nur das: Alles, was die Köchin noch sah, waren die Gleise. Der Weg in die Sicherheit. Dass sich zwei weitere Riesenreptilien bereits bereit zum Angriff machten, bemerkte sie gar nicht. Erst, als es zu spät war.. Im Augenwinkel sah sie das Unvermeidliche kommen. Das war’s?

Nein, denn Lian entpuppte sich als unsagbar mutiger Magier! Es ging alles furchtbar schnell, Delia spürte nur noch, wie sich zwei Arme um sie schlangen und der Rest war dann ein Gefühl von freiem Fall. „Neeeiiiin!“, hörte man den Schrei Delias, wenngleich der Sumpf das Echo zu verschlucken schien. Sie presste die Augen und den Mund zu und kurz darauf landete sie im kühlen Nass. Wobei es ein ziemlich matschiges kühles Nass war. Aber immerhin hatte es sie nicht so schlimm erwischt wie Lian! Sie lag auf ihm, sodass er in die zähe Flüssigkeit einsank. Das war wohl Glück im Unglück! Langsam hob Delia das Gesicht und sah direkt in das des Wüstenbewohners. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, aber die Köchin genierte sich nicht bei solch Kleinigkeiten. „Kennst du das, wenn das Leben an einem vorbeizieht? Ich glaube, so was hatte ich gerade“, sprach sie mit noch zittriger Stimme. Dann erhob sie sich fröstelnd und prüfte kurz ihren Körper. Matsch und Dreck, aber immerhin noch alles dran. Keine Bisse, keine fehlenden Gliedmaßen. Es war nur kalt und nass. Beinahe apathisch kramte sie aus ihrem Rucksack ein paar Taschentücher, um sie mit Lian zu teilen. Wenigstens das Gesicht wollte sie frei von Matsch haben. Das letzte Taschentuch nutzte sie dann, um ihr Gesicht gänzlich darin zu vergraben. „Das ist alles meine Schuld!“, jammerte sie. „Und du warst so mutig und hast mir den Hintern gerettet, als ich völlig panisch weggelaufen bin!“ Beschämt rang sie sich dazu durch, Lian wieder anzusehen. „Ich stehe für immer in deiner Schuld! So ist das doch dann, oder? Wenn einer dem anderen das Leben rettet, dann schuldet man ihm quasi dasselbe. Oh man, wie blöd für dich, dass ausgerechnet ich mit so was in deiner Schuld stehe..“, redete sie sich um Kopf und Kragen. Nicht mal Delia wollte ihr Leben in Delias Händen wissen! Es gab wirklich sicherere Hände. Doch Lian hielt sie dazu an, sich zu beruhigen. Und sie wurde still.

Stillschweigend nickte Delia den Plan des jüngeren, aber erfahreneren Magiers ab. Sie rechts, er links. Nicht weglaufen, schön zusammenbleiben. Delia nickte mit großen, aufmerksamen Augen. „I-ist gut. D-das krieg ich hin“, entgegnete schon jetzt nervös. Wow, das Leben von ihnen beiden lag in ihren Händen. Doch dann zauberte sich Lian einen dunklen Bogen herbei und sofort kam Delia nur noch eines in den Sinn: „Donnerwetter! Ein Bogen! Wie Aska! Das ist super!“ Okay, es konnte nichts schief gehen.

Als die beiden wieder auf der Schiene liefen, blieben sie wie vereinbart nah beieinander und auf selber Höhe, damit jeder Seite gesichert war. Bestimmt fünfzehn Minuten klappte es bereits ohne Zwischenfälle, als Delia ein Schild wenige Meter entfernt entdeckte: „Krokodilgebiet Ende“, las sie vor, ehe sie kurz prustete. „Wer dafür wohl haftet?“ Man konnte doch nicht einfach behaupten, dass das Krokodilgebiet ein Ende fand! „Also ich erkenne beim besten Willen nicht den Unterschied zwischen der Umgebung hier und der in den nächsten drei Metern“, dachte sie laut nach und wurde tatsächlich unaufmerksamer.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyFr 14 Apr 2023 - 15:57

Während Delia die Nähe zwischen ihnen offensichtlich vollkommen egal war, ging das Ganze an Lian mitnichten spurlos vorbei. Dem jungen Mann stockte der Atem und er wagte es nicht, sich auch nur einen winzigen Zentimeter zu bewegen – nicht, dass man ihm hier noch unlautere Absichten unterstellte! Lian kannte solche Momente: Eigentlich war er vollkommen unschuldig, hatte nur etwas Gutes unternehmen wollen, aber wenn er auch nur einen einzelnen, falschen Schritt tätigte, würde die Stimmung ganz schnell kippen und ihm würden Vorwürfe gemacht werden. Darauf wollte es der 20-Jährige sicherlich nicht ankommen lassen! Mit aller Kraft versuchte der Falls das Gefühl von weiblichen Rundungen, die sich ziemlich deutlich gegen seinen Oberkörper pressten, zu verdrängen… und war fassungslos, dass die Blauhaarige zuerst seelenruhig vor sich hin plauderte, anstatt sich schnell zu erheben und Abstand zwischen sich und der Sphynx aufzubauen. Lian blinzelte mehrfach und da er keine Worte formen konnte, war es nur ein Gedanke, den er hatte: Ja, ich glaube, so etwas in der Art hatte ich auch gerade. Erst mit einiger Verzögerung kam Delia auf die Idee, sich aufzurappeln und den 20-Jährigen dadurch in mehrfacher Hinsicht zu erleichtern. Da Lian zwischenzeitlich die Luft angehalten hatte, sog er diese nun umso gieriger ein und kämpfte sich ebenso zurück auf die Füße. Seine Rückseite war gänzlich mit Matsch beschmiert und auch Gesicht sowie Haare waren nicht verschont geblieben. Außerdem war ihm ziemlich kalt, als ein Windhauch an seinem Körper vorbeizog und er rieb sich fröstelnd die Oberarme, bevor sein Blick auf dem einzelnen Taschentuch hängenblieb, das ihm von Delia freundlicherweise gereicht wurde. Tja, dieser Fetzen Papier würde kaum ausreichen, um den gesamten Körper der Sphynx zu trocknen, weshalb er das Taschentuch entgegen nahm und sich damit ausschließlich über das Gesicht rieb – wie gut das tatsächlich funktionierte, konnte Lian ohne Spiegel allerdings nicht abschließend beurteilen. Aber es war besser als nichts. „Also wenn ich nach der Aktion keine samtweiche Haut bekomme, fühle ich mich betrogen“, äußerte Lian nach der pro forma Reinigung und ein humorloses Lächeln zierte seine Lippen. Sein Blick wechselte zu der älteren Kollegin, die… die sich die Schuld an der ganzen Misere gab? Naja, ehrlich gesagt stimmte Lian der Blauhaarigen in diesem Urteil durchaus zu und er hätte beinahe zustimmend genickt. Als er den beschämten Blick der anderen Magierin auf sich ruhen spürte und ihre Worte vernahm, schummelten sich allerdings ganz andere Gefühle hinzu, die den Braunhaarigen innehalten ließen. Delia stand für immer in seiner Schuld? Lian wusste nicht, ob er sich darüber wirklich freuen sollte, aber er musste gar nichts sagen, da äußerte die Blauhaarige ein entsprechend vernichtendes Urteil über sich selbst bereits von alleine. So, wie Delia sprach, schien sie nicht sonderlich viel von sich selbst oder ihren Fähigkeiten zu halten. Je mehr Lian darüber nachdachte, desto mehr erinnerte ihn das an ihn selbst. Auch der Falls haderte allzu oft mit sich selbst oder fühlte sich im Vergleich zu anderen Menschen unbrauchbar. Es war kein angenehmes Gefühl, wenn man an sich selbst zweifelte. Und so äußerte Lian, ganz anders, als er bis vor wenigen Sekuden selbst noch gedacht hatte: „Du urteilst ziemlich hart über dich selbst, oder? Mach dir keinen Kopf, alles ist gutgegangen. Und ich habe gesehen, was du mit deiner Erdmagie anstellen kannst. Ich bin mir also ziemlich sicher, dass sich noch ausreichend Gelegenheiten ergeben werden, in denen du diese Schuld locker wieder gutmachen kannst.“ Obwohl dem 20-Jährigen eigentlich gar nicht danach zumute war – immerhin war er voller Matsch, ihm war eiskalt und sie waren beim Banditenlager noch nicht einmal angekommen – zwang er sich dazu, zu lächeln. Der klägliche Versuch, der Blauhaarigen ein wenig Mut zu machen? Ja, so konnte man das wohl werten. Beim begeisterten Ausruf der jungen Frau musste Lian allerdings wirklich schmunzeln. Diese Aska war eine Bogenschützin? Auch wenn er die Magierin immer noch nicht kannte, hatte sie alleine dadurch durchaus den einen oder anderen Sympathiepunkt beim Illusionisten gesammelt.

Immerhin konnten sich die beiden Magier nach diesem kurzen Austausch und dem kleinen Zwischenfall wieder auf den Weg machen. Anders als zuvor blieb Delia ruhig, wofür Lian überaus dankbar war. Gemeinsam folgten sie den Schienen und schon bald tauchte ein Schild in Sichtweite auf, dass das Ende des Krokodilgebietes ankündigte. Warte, hier gab es Schilder? Warum zum Henker hatten sie das Schild zum Beginn dieses verseuchten Gebietes dann übersehen können?! „Also bitte, möchtest du den Krokodilen etwa zivilen Ungehorsam unterstellen? Wer würde es bitte wagen, gegen ein aufgestelltes Schild zu verstoßen?“ Lian grinste, denn natürlich dachte er genauso wie Delia über diese Sache. Sein Mund öffnete sich, so als wolle er noch etwas ergänzen – aber ehe er ein Wort geäußert hatte, spannte er seinen Bogen – so schnell, dass Delia vermutlich Mühe hätte, der Bewegung zu folgen – und schoss einen Pfeil, der nur knapp an der jungen Frau vorbeischoss. Direkt hinter der Blauhaarigen war ein Krokodil aus dem Sumpf gesprungen, hatte versucht, den Moment der Unachtsamkeit für sich zu nutzen. Aber der Falls war nicht nur schnell, sondern auch ziemlich treffsicher. So landete einer seiner magischen Pfeile direkt in dem aufgerissenen Maul des Tieres, das – vermutlich leblos – zurück in den Tümpel fiel, aus dem es gekommen war. „So viel zu den Schildern…“, murmelte er, auch selbst immer noch ein wenig erschrocken über diesen plötzlichen Angriff. „Schnell. Bevor wir von noch mehr Krokodilen überrascht werden, die keine Schilder lesen können.“ Eilig schritten die Magier weiter.

Nach den Erfahrungen, die sie gemacht hatten, wagte es Lian nicht, sich direkt nach dem Passieren des Schildes zu entspannen. Immer wieder sah er zur linken und zur rechten Seite, darauf konzentriert, einen möglichen Angriff abzuwehren – wobei sein Fokus eindeutig auf der linken Seite lag. Immerhin gehörte Rechts ja zum Aufgabengebiet von Delia, nicht? Erst als das Ende der Gleise in Sicht kam, war sich der Falls sicher, dass sie das Krokodilgebiet wirklich überlebt hatten. Der Körper des Illusionisten entspannte sich… nur um im nächsten Moment schon wieder in Alarmbereitschaft zu geraten. Er blieb stehen und bedeutete auch seiner Kollegin, es ihm gleichzutun, ehe sie das Ende der Schienen auch tatsächlich erreicht hatten. „Das muss der Platz sein, an dem es immer wieder zu den Banditenangriffen kam“, teilte er Delia mit, die Stimme deutlich gesenkt. „Heißt, hier könnten sie jederzeit auftauchen. Anstatt bis zum Ende der Gleise zu gehen, sollten wir uns lieber bedeckt halten und dann nach ihrem Versteck suchen.“ Er sah zu der jungen Frau, insbesondere um einschätzen zu können, wie es ihr ging. Nicht, dass sie gleich erneut panisch loslief oder hysterisch schrie und die Banditen dadurch auf sie aufmerksam machte. Obwohl… zugegeben, das könnte unter Umständen sogar der schnellere Weg sein, um die Banditen zu finden. Lian war fast versucht, das tatsächlich als mögliches Vorgehen vorzuschlagen...

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySa 15 Apr 2023 - 18:21

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Dass Delia einen unangenehmen Moment bei Lian ausgelöst hatte durch ihre Nähe, hatte sie natürlich nicht bemerkt. Die Köchin war nicht auf den Kopf gefallen und hatte vor allem in der Küche, aber auch in der Geschäftsführung ein unglaubliches Geschick, doch war Delia im zwischenmenschlichen Bereich so entspannt und unbekümmert, dass da schon offensichtliche Dinge geschehen mussten, damit sie mal verlegen wurde. Zum Beispiel wie bei Azael, der sich bis auf die Unterhose plötzlich vor ihr ausgezogen hatte - solche Dinge lösten ein Gefühl der Peinlichkeit und Verlegenheit aus. So hatte sie den Wüstenbewohner dennoch erlöst und prüfte, ob sie soweit mit einem blauen Auge davon gekommen war. Ihre schönen Klamotten waren völlig verschmutzt und nass, am unangenehmsten war der Schlamm in den Haaren. Aber Lian sah nun auch nicht besser aus, weswegen wohl der Spruch griff: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Über die Worte des jungen Mannes bezüglich seiner Hautpflege konnte sie zwar schwach auflachen (normalerweise hätte sie total losgelacht), aber insgesamt war ihre Stimmung etwas gekippt. Sie fühlte sich schuldig für das Dilemma, in welchem die Magier sich nun befanden.

Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr Vorwürfe machen würde. Dass dieser hochrangige Super-Magier ihr nun die Leviten lesen würde und ihr ordentlich die Meinung geigen würde, welch miserable Magierin sie doch sei. Doch nichts dergleichen. Mit großen Augen sah Delia Lian an, kurzzeitig ein wenig ungläubig, dann mit einem glücklichen Lächeln. „Ihr seid alle so nett in Crimson Sphere..“, hauchte sie gerührt und legte sich eine Hand an die Brust. „Kennst du einen Magier namens @Ravis? Er ist auch in deiner Gilde und so unglaublich nett“, erkundigte sie sich bei dem Brünetten und kam dabei mal wieder ein wenig vom Thema ab. „Vielleicht sollte ich dieser Gilde auch beitreten! Ich habe gern so liebe Menschen um mich!“, lachte sie vergnügt, wenngleich sie daran zweifelte, in der Wüste leben zu wollen. Und sie gehörte zu den Magiern, die nahe der Gilde leben wollten, wenn sie schon einer beitraten. Doch dann wurde ihr Blick plötzlich ungewohnt ernst. „Ich finde es wirklich nicht leicht, eine Magierin zu sein. Solche Situationen machen mir Angst und dann vergesse ich, was ich jetzt kann. Ich war die letzten acht Jahre ja nur als Köchin beschäftigt. Aber du hast recht.. Erdmagie ist wirklich stark“ Entschlossen nickte sie und ballte ihre Hand zur Faust. Ja, dieses Element eignete sich super, um ein paar Krokodile zu vertreiben! Sie müsste es nur tun.

Die nächsten Meter verliefen wieder relativ gut. Gut genug, um sich ein wenig aus dem Fenster zu lehnen und sogar eine lustige Unterhaltung zu führen. Lian nahm die Vorlage Delias tatsächlich an und führte den Scherz seinerseits fort, was sie Köchin amüsiert auflachen ließ. Verschmitzt grinste sie den Brünetten an und musterte ihn noch immer vergnügt. Wer hätte gedacht, dass er auch so lustig sein konnte? Und ehe sie sich versah, zuckte sie erschrocken zusammen, da der Wüstenbewohner haarscharf einen Pfeil an ihr vorbeischoss. Verblüfft blickte sie um und erkannte das Krokodil.. auf ihrer Seite. „Oh nein, das war ja rechts!“, stellte sie entgeistert fest. Doch Lian wollte keine Zeit verlieren und daher liefen die beiden auch schon los, um endlich aus diesem schrecklichen Gebiet rauszukommen..

Das Ende der Gleise war erreicht. Erleichtert atmete Delia auf und streckte sich erst einmal ausgiebig, um die Anspannung loszuwerden. Den perfiden Plan ihres Kollegen erahnte sie natürlich nicht, daher lächelte sie ihn einfach unbekümmert an, während er sprach. Ja, das schien der Ort des Geschehens zu sein, denn von hier an wurde es den Bauarbeitern unmöglich, die Gleise weiterzubauen. Nachdenklich sah Delia sich um, ehe sie wieder den Blickkontakt zu Lian suchte. „Angenommen, wir haben ihr Versteck gefunden.. wie wollen wir dann weiter vorgehen?“, fragte sie ihn mit leiser Stimme. „Wenn es uns nicht gelingt, sie zu vertreiben.. naja, ich habe überlegt, ob man mit ihnen verhandeln kann“, gab Delia ihre etwas irrwitzige Idee Preis und zog tatsächlich etwas verlegen die Schultern hoch. Ihr war ja klar, dass diese Verbrecher wohl ungern am Verhandlungstisch saßen. Aber es wäre eine Möglichkeit, falls es ihnen anderweitig nicht gelingen sollte.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySo 23 Apr 2023 - 15:34

Nett? Hatte Delia gerade wirklich ausgerechnet einen Dieb als nett bezeichnet? Naja, okay, über diesen Hintergrund konnte die Blauhaarige nichts wissen und doch war es dem 20-Jährigen irgendwie unangenehm. Er wandte den Blick ab, steckte die Hände in die Taschen seines vollkommen verdreckten Pullovers und zog die Schultern hoch. AJetzt, wo er ein bisschen mehr darüber nachdachte, musste der Braunhaarige gestehen: Solche und ähnliche Dinge sagten in letzter Zeit auffallend viele Menschen zu ihm, oder? Diese Sache mit der Freundlichkeit. Wie das wohl kam? Eigentlich war Lian immer mehr der Typus Mensch gewesen, über den man sich aufregte, mit dem man aneinandergeriet und über den man im Nachhinein gerne schlechte Worte verlor. Etwas, woran der 20-Jährige selbst natürlich nicht unschuldig war, immerhin besaß er nicht nur ein loses Mundwerk, sondern auch ein Talent dafür, anderen Menschen so richtig schön vor den Kopf zu stoßen, selbst wenn sie ihm eigentlich nur eine helfende Hand reichen wollten. Am schlimmsten wurde Lians Verhalten, wenn er das Gefühl hatte, ein Gegenüber hätte Erwartungen an ihn. Wenn der Falls Verantwortung übernehmen sollte, die er absolut nicht auf seinen Schultern lasten spüren wollte. Aber je länger er Magier war, desto mehr schien sich auch dieses Verhalten der Sphynx zu ändern. Lag es daran, dass die Leute, mit denen er sich heutzutage umgab, einfach anders drauf waren als seine früheren Bekanntschaften? Oder wurde Lian wohlmöglich doch allmählich endlich erwachsen? Durchaus möglich, dass es eine Kombination beider Aspekte war, die Lian reifen ließen. Der Braunhaarige sah wieder zu seiner Kollegin und hob die Augenbrauen überrascht an, als er fragte: „Du warst Köchin?“ Er kam nicht umhin, an Amaya zu denken. Die rothaarige Kollegin aus seiner Gilde war ebenso eine Köchin mit einer entsprechend passenden Magie. Wäre das dann eine Magie, die vielleicht auch Delia erlernen wollte? Lian holte ein wenig weiter aus, damit die Blauhaarige an seinen Gedankengängen teilhaben konnte: „Eine Kollegin aus meiner Gilde ist ebenso Köchin. Wusstest du, dass es eine Magie gibt, mit der man Lebensmittel und Gerichte herbeizaubern kann? Besagte Kollegin beherrscht sie. Solltest du Interesse haben, kann ich dir gerne die Kontaktdaten weitergeben – vielleicht bringt sie dir die Magie ja bei.“ Es war ein Angebot, nicht mehr, aber wenn es jemanden gab, der an einer solch ausgefallenen Magiebegabung Interesse haben könnte, dann ja wohl eine Köchin. Delia sprach weiter und bekannte sich dazu, oft Angst zu haben und in solchen Momenten ihre Fähigkeiten als Magierin zu vergessen. Auch das kam dem Falls ziemlich bekannt vor, denn insbesondere kurz nach seinem Beitritt in die Gilde hatte auch er sich oft mit solchen Angstzuständen herumschlagen müssen. Obwohl, ganz ehrlich: Lian hatte auch heute noch oft genug Panik und Angst, sie war höchstens beherrschbarer geworden. Sein Blick wurde einen Hauch ernster: „Ich glaube, dass es vielen Magiern so geht. Gerade am Anfang. Aber es wird besser, ich kann da aus Erfahrung sprechen.“ Er stoppte… und musste dann spitzbübisch schmunzeln: „Aber einen Tipp gebe ich dir noch: Bevor du einen Gildenbeitritt auch nur in Erwägung ziehst, solltest du dir den Namen endlich richtig merken. Deine Chancen, bei uns aufgenommen zu werden, stehen besser, wenn du nach Crimson Sphynx fragst.“ Lian zwinkerte, so wie es für ihn typisch war und wandte sich dann wieder dem Weg zu. Sie hatten immerhin noch eine Aufgabe zu erledigen.

Für viel mehr Smalltalk blieb inmitten dieses Sumpfgebietes leider keine Zeit. Nicht nur kam es zu unvorhergesehenen Krokodilangriffen, die nur gerade so eben abgewehrt wurden, darüber hinaus erreichten Delia und Lian alsbald den eigentlichen Auftragsort: Das Ende der Bahngleise. Somit also auch der Ort, an dem sich die Banditen aufhielten, die sie verscheuchen sollten? Vermutlich. Lian sah sich um, konnte auf Anhieb allerdings keine fremden Gestalten entdecken. „Verhandeln?“ Das war eine Option, die Lian ehrlicherweise bisher nicht einmal in Erwägung gezogen hatte. Er dachte kurz darüber nach. „Die Frage wäre: Womit genau sollen wir verhandeln? Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Banditen durch vergünstigte Beitrittskonditionen zu einem Aska-Fanclub davon überzeugen lassen, von ihren illegalen, aber lukrativen Geschäfte vor Ort abzulassen.“ Bezahlung durch Jewel? Die besaß er sicherlich nicht in einer solchen Summe. Und die Erinnerung an Delias Gesichtsausdruck, als die wertvolle Phiole mit dem Insektenschutzmittel auf dem Boden zerschellt war, ließen den 20-Jährigen vermuten, dass es der Blauhaarigen finanziell mindestens genauso schlecht ging wie ihm selbst. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die eigentliche Aufgabe: „Wenn wir sie finden, finden wir zuerst heraus, ob wir sie ohne direkten Kampf davon überzeugen können, von diesem Ort hier abzulassen. Sollte das nicht ausreichen, werden ein paar deiner Erdstalagmiten sicherlich die restliche Überzeugungsarbeit leisten können.“ Toller Plan, oder? Lian deutete der jungen Frau an, ihm zu folgen – und so machten sie sich gemeinsam auf die Suche nach Spuren.

Eine Sache, die sich deutlich leichter gestaltete, als der Falls zu Beginn gedacht hatte. Er war mitnichten ein Experte im Spurenlesen, aber die Banditen hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Weg zu verschleiern, den sie vermutlich regelhaft gingen. Entweder waren diese Leute sich ihrer Sache ziemlich sicher oder sie waren allesamt nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Das lautstarke Gegröle, das circa fünf Minuten später zu ihm herüberdrang, ließen Lian zweitere Option als die Wahrscheinlichste erscheinen. Geschwind versteckte sich der Braunhaarige hinter einem der Baumstämme und deutete Delia an, es ihm gleichzutun. Erst als sie sicher sein konnten, nicht sofort entdeckt zu werden, spähte Lian vorsichtig am Baumstamm vorbei. Er hatte keine genauen Vorstellungen davon gehabt, wie das Banditenlager oder die Banditen an sich aussehen würden. Aber mit dem, was er dort sah und hörte, hatte er dennoch nicht gerechnet.

“Willst du mich eigentlich verarschen?!“
“Noch ein Wort und du siehst Sterne!“
“Er hat ernsthaft zugeschlagen!“

Moment. Eine Schlägerei? Ernsthaft? Es waren zu viele verschiedene Rufe, als dass der Falls sie gänzlich hätte auseinanderhalten können, aber zumindest diese drei Aussagen schafften es, sich gegen das allgemeine Stimmengewirr durchzusetzen. Unweit der beiden versteckten Magier entfernt lag ein kleines Zeltlager und inmitten dieses Lagers… tja, tummelten sich mehrere Menschen. Sie saßen allerdings nicht beisammen, schnitzten an Holzfiguren oder brieten einen gefangenen Hasen über einem Lagerfeuer, um sich gemeinsam zu stärken und für den nächsten Angriff auf irgendwelche Bauarbeiter vorzubereiten. Diese Männer… sie prügelten sich? Zumindest ein paar von ihnen, wenn man die Rufe richtig deutete. Und die, die sich nicht prügelten, kommentierten die Kämpfe lautstark und schlossen vermutlich Wetten auf den vermeintlichen Gewinner ab. Hier hätte ein Bulldozer durch den Wald rumpeln können – diese Banditen hätten es nicht einmal bemerkt. „Wir hätten es uns auch sparen können, zu schleichen“, murmelte der Braunhaarige zu seiner Kollegin und trat todesmutig hinter dem Baumstamm hervor. Lian verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. „Ich muss gestehen, es erscheint mir immer unwahrscheinlicher, dass diese Leute eine andere Sprache als die der Fäuste verstehen.“ Machte das ihren Auftrag jetzt leichter oder schwerer? Der Falls war unschlüssig. Er sah zu Delia. „Wir könnten warten, in der Hoffnung, dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.“ Die hellgrünen Augen sahen wieder zu dem Menschenhaufen, der sich im Zeltlager tummelte. „Oder wir nutzen den Überraschungsmoment, um sie von unserer unglaublichen Magiermacht zu überzeugen. Hast du irgendeinen guten Erdzauber parat, mit dem wir Eindruck schinden können?“

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySa 29 Apr 2023 - 12:15

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Eine Magie, mit der man Gerichte und Lebensmittel einfach herbeizaubern kann?“, wiederholte Delia völlig baff und starrte Lian mit großen Augen an. Donnerwetter! So etwas hatte sie ja noch nie gehört! Also Lebensmittel herbeizaubern klang ja schon praktisch.. nicht auszumalen, Delia könnte sich einfach ein teures Thunfischsteak in die leere Pfanne zaubern! Aber zubereitete Gerichte? Delia winkte salopp ab, ehe sie stolz ihren Daumen in Richtung Brust streckte. „Nein, das ist nichts für mich! Kochen ist ein erlerntes Handwerk! Ohne Fingerfertigkeit, Wissen und viel Liebe ist es nicht dasselbe!“, beschloss sie also für sich und würde lieber dabei bleiben, die Magie und die Kochkunst voneinander zu trennen. Oh, da fiel ihr ein Wortwitz ein! Verschmitzt grinste sie Lian an: „Es ist ein Handwerk, kein Hexenwerk. Verstanden?!“, lachte sie über den - zugegeben nicht besonders witzigen - Spruch. Doch Delia konnte schon immer über eigene Witze lachen.
Lian hatte erneut aufbauende Worte für die Städterin übrig und konnte ihre Anfängerprobleme als Magierin nachvollziehen. Doch so wie es sich anhörte, gab es auch für Delia noch Hoffnung. Doch als er sie auf ihren wiederholten Fauxpas aufmerksam machte, raufte sie sich peinlich berührt mit beiden Händen die Haare: „Oh, ja! Richtig! Crimson Sphynx! Ich muss mir das endlich merken!“, entfuhr es ihr hektisch.

Die Hoffnung, mit den Räubern friedlich zu verhandeln, wurde just von Lian zerschmettert. Es wäre halb so wild gewesen, hätte er ihr nicht einen Seitenhieb mit dem Aska-Fanclub verpasst. Durchaus entgeistert über seine Spitze sah Delia ihn an, nicht fähig, etwas zu erwidern. Stattdessen wich sie seinem Blick nur betreten aus. Fand er das so dämlich? Aber es war doch nicht schlimm, wenn man seinem Idol nah sein wollte. Und jemandem wie Aska konnte man nicht einfach nah sein, da blieb einem nur der offizielle Fanclub des Königreichs Fiore. Noch immer verunsichert steckte Delia die Hände in die Hosentaschen und starrte hilfesuchend auf ihre roten Gummistiefel. Rot mit weißen Punkten. Hielt Lian sie etwa für eine Witzfigur? Verübeln konnte sie es ihm nicht, wenn sie so darüber nachdachte. „Achso.. dann machen wir es so, ist gut“, stimmte sie wenig überzeugt zu, als der Plan stand. Sie sollte mit Hilfe ihrer Erdmagie Überzeugungsarbeit leisten? Ohje.. Es wäre einfacher, wenn sie den Räubern ein Sternemenü zaubern dürfte.

Gemeinsam versteckten sie sich hinter einem Baum und bemerkten die Räuberbande, welche tatsächlich gerade dabei war, sich teilweise zu prügeln. Lian hatte recht, die waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie die beiden Magier gar nicht bemerkt hatten. Der Wüstenbewohner war sogar so mutig, dass er aus dem Versteck hervortrat – anders als Delia, die lieber hinter dem Baumstamm blieb. „Weißt du, so eindrucksvoll sind meine Zauber noch nicht“, gestand sie ihm kleinlaut. Ihr wäre es lieber, sie würden warten bis sie sich gegenseitig die Köpfe- Moment! „Du hast mich auf eine Idee gebracht!“, stieß sie aufgeregt, aber natürlich leise genug hervor. Sofort zierte ein überaus verschmitztes Grinsen das Gesicht der Köchin, der Schalk saß ihr im Nacken. Sie trat näher an Lian heran und fragte ihn süffisant: „Was hältst du davon, wenn wir tatsächlich warten, bis sie sich die Köpfe gegenseitig eingeschlagen haben? Gegen eine Handvoll kämen wir vielleicht besser noch an, als gegen alle. Pass gut auf“, verwies sie ihn und betrachtete das Schlachtfeld. Nicht alle waren an der Prügelei beteiligt, doch das würde Delia ändern. Vorsichtig trat sie näher heran und versteckte sich hinter dem nächsten Baumstamm, um den Abstand zu den Männern zu verringern. Und gerade, als einer der Männer ausholte, um dem anderen seine Faust ins Gesicht zu brettern, da wandte sie den Zauber Turning Ground an. Der Boden unter dem Schläger drehte sich, sodass der Körper des Mannes dies ebenfalls tat und dessen Faust im Gesicht eines anderen landete, der eigentlich gerade auf ihn gewettet hatte. „Geht’s noch?! Was greifst du mich an, du Arschloch!?“, brüllte dieser zornig und hielt sich die schmerzende Nase. Und schon gingen er ebenfalls auf den Schläger los, welcher nicht wusste, was gerade geschehen war.
Dieses Spielchen wiederholte Delia noch drei weitere Male, sodass mehr und mehr unbeteiligte Räuber sich in die Prügelei einmischten, da sie fälschlicherweise angegriffen worden waren. Es dauerte nicht lange, da war eine Massenschlägerei ausgebrochen.


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySa 6 Mai 2023 - 14:05

Das hier musste ein Geschenk Gottes sein – nunja, wenn man an ein überirdisches Konzept wie Gott glauben wollte. Unabhängig davon, ob Lian sich selbst damit identifizierte oder nicht, konnte er es doch nicht ganz fassen: Diese Räuber waren so strohdumm, dass sie sich gegenseitig die Rübe einschlugen, anstatt darauf zu achten, ob Angreiferinnen und Angreifer sich aus dem Dickicht heraus näherten. Wie hatten diese Typen mit mangelndem Intelligenzquotienten bisher erfolgreich die Bauarbeiten am Schienennetz verhindern können? Das musste mehr mit Glück als mit Verstand zusammengehangen haben. Im Falls keimte der Verdacht auf, dass diese Quest nach den bisherigen Strapazen am Ende doch leichter werden würde, als einem Kleinkind den Lolli zu stehlen. Dieser Gedanke, kombiniert mit der freudigen Aussage von Delia, sie wäre auf eine Idee gekommen, ließ Lian siegessicher grinsen. „Dein Tonfall gefällt mir“, bestärkte der Braunhaarige seine motivierte Kollegin und nickte auf die Erläuterung hin, ehe er ihr widerstandslos das Kampffeld überließ. Was die Blauhaarige sich wohl ausgedacht hatte? Vielleicht weitere Erdstalagmiten, die aus dem Boden schossen oder riesige Felsbrocken, die sie schnurstracks in die Banditen hineinfeuerte. Das, was am Ende wirklich geschah, war weitaus subtiler als alle Möglichkeiten, die Lian in Erwägung gezogen hatte… und gleichzeitig auch viel genialer. Sprachlos beobachtete der Illusionist, wie ein Räuber nach dem anderen in die Schlägerei einstieg, wie die wütenden Rufe und Schreie sich gegenseitig steigerten und am Ende inmitten des Zeltlagers ein Knäuel aus Männern und Frauen entstand, das kaum noch auseinandergehalten werden konnte. Der Falls bezeichnete sich selbst gerne als ausgefuchste Persönlichkeit, die es schaffte, mithilfe seiner Illusionsmagie Menschen zu manipulieren, ohne dass diese es bemerkten. Delia bewies in diesem Augenblick, dass sie trotz ihres naiven Auftretens durchaus in der Lage war, mindestens genauso heimtückisch zu agieren wie die Sphynx. Lian hatte die junge Frau vielleicht doch falsch eingeschätzt und er nahm sich vor, sie mehr im Auge zu behalten - nicht, dass diese Heimtücke sich irgendwann noch gegen ihn richtete!

Während die Banditen alle damit beschäftigt waren, sich zum Großteil Fäuste, teilweise aber auch Füße, Ellbogen, Knie oder Köpfe gegenseitig in die Körper zu bohren, winkte Lian seine Kollegin nach einem anerkennenden Nicken hinter sich her. Er wollte näher an das Spektakel heran – nicht, um sich einzumischen, sondern vielmehr, um die letzte Person, die am Ende noch übrigblieb, auch schnell ausschalten zu können. Dass er oder Delia beim Heranschleichen entdeckt werden könnten, befürchtete der junge Mann nicht wirklich. Selbst wenn irgendjemand den Kopf wandte und die Magier sah, hätte er kaum Gelegenheit, seine Kumpanen darüber zu informieren, ohne im gleichen Atemzug durch eine Faust in die Bewusstlosigkeit befördert zu werden. Hinter einem weiteren Baumstamm angekommen deutete er Delia an, stehen zu bleiben – denn der Eingang des größten Zeltes in diesem Lager bewegte sich. Lians Gespür hatte ihn nicht im Stich gelassen: Aus dem Zelt trat ein breitschultriger Mann mit kahlrasiertem Schädel, tiefliegenden Augen und kantigen Gesichtszügen, die allein schon ausreichten, um ihn durchaus furchteinflößend erscheinen zu lassen. Auf Anhieb sah dieser Mann für Lian mehr aus wie ein wütender Stier als wie ein Mensch. “Verdammte scheiße, was soll dieser Lärm?!“, brüllte der Stier, aber wirkliches Gehör konnte er sich damit alleine offensichtlich nicht verschaffen. Er sah zu den Männern und Frauen, die sich immer noch prügelten und trat mehrere Schritte auf sie zu, die eigenen Hände zu Fäusten geballt. Die Stimme wurde noch dunkler, noch grollender und berohlich, wie ein schweres Gewitter, das kurz vorm Ausbruch stand. “Ich schwöre, wenn ihr nicht in fünf Sekunden mit diesem Mist aufhört, schlag ich jedem von euch Drecksäcken persönlich den Schädel ein.“ Lian hatte eine Vermutung gehabt – als er nun allerdings sah, dass mehrere Männer und Frauen aufhorchten und inmitten ihrer Schlägerei inne hielten, um Herrn Stier stattdessen verunsicherte Blicke zuzuwerfen, war er sich sicher: „Das ist ihr Anführer.“ Nur ein Wispern, das für Delias Ohren bestimmt war. Die hellgrünen Augen sahen zu dem breit gebauten Mann, dann zu dem Zelt, aus dem er gekommen war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser Typ seine Leute wieder beruhigt hatte. Und auch, wenn einige der Banditen sich mittlerweile gegenseitig zu Boden geschlagen hatten, waren doch noch zu viele übrig, als das Lian sich einfach so ins Getümmel werfen wollte. Er entschied sich für einen anderen Plan: „Wir verstecken uns in seinem Zelt und überfallen ihn, sobald er zurückkommt. Wenn wir den Anführer besiegt haben, wird der Rest automatisch aufgeben.“ Klang das nicht nach einem hervorragenden Plan? Er warf einen letzten, vorsichtigen Blick zu den Banditen, die nach und nach von ihrem Anführer auseinandergerissen wurden und als der Falls sicher war, dass er und auch die Blauhaarige nicht beobachtet wurden, huschte er nach vorne – in das Zelt des Anführers.

Das Zelt stellte sich als groß und durchaus geräumig dar. Es gab einen einfachen, mit Stroh ausgelegten Schlafplatz, eine Truhe, in der Lian Kleidung vermutete und sogar einen Tisch mit drei Stühlen, auf denen ein Tablett mit nur halb verspeistem Brot, dafür vollständig geleerten Bierkrügen standen. An einer der Zeltwände lehnten Waffen – allem voran Armbrüste und Schwerter. Lian erkannte auf den ersten Blick, dass die Waffen sich in keinem besonders guten Zustand befanden: Braunroter Rost, tiefe Kratzer und Dellen waren unübersehbar. Selbst wenn diese Waffen sich nicht dazu eigneten, einen Körper mit Leichtigkeit zu durchtrennen, zweifelte Lian doch nicht daran, dass es ziemlich schmerzhaft wäre, eines dieser Dinger mit Wucht in die Seite geschlagen zu bekommen - Eine Erfahrung, auf die der junge Mann lieber verzichten wollte. Am Ende waren es aber nicht die nur mäßig gepflegten Waffen, an denen der Blick der hellgrünen Seelenspiegel irritiert hängen blieb, sondern die rechte Ecke des Zeltes. Dort stand auf einem erhöhten Podest ein weiterer Tisch mit dekorativen Elementen wie Kerzen und Blumen, was in Lians Vorstellung so gar nicht zu Mister Stiernacken passte. Darüber hinaus stand auf dem Tisch eine kleine Actionfigur, passend zu dem großen Poster, das gleich hinter dem Tisch an die Zeltwand geklebt worden war. Auf dem Poster zu sehen war eine Frau mit langen, blonden Haaren, die entschlossen die rechte Faust gen Himmel reckte, als wolle sie ein riesiges Heer in die Schlacht gegen den Feind führen. Es hatte etwas Patriotisches und doch musste Lian, unwissend, was für eine Person er da sah, sichtlich die Stirn runzeln. „Soll das ein Pin-Up-Girl sein?“, fragte er mehr sich selbst als Delia und merkte danach erst, dass in der unteren Ecke des Posters eine Unterschrift prangte. Es war eine verschnörkelte Handschrift, die Lian nicht auf Anhieb entziffern konnte. Ob Delia die Worte Aska van der Velden dafür umso schneller identifizierte?

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySo 7 Mai 2023 - 21:40

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Delia konnte sich hier und da ein Kichern nicht verkneifen, wenn sie wieder zwei Räuber aufeinander losgehetzt hatte. Hoffentlich würde ihr diese Macht nicht zu Kopf steigen! Aber es war schon ulkig, wie diese Fieslinge, die so viel Angst und Schrecken verbreiteten, einfach durch einen Trick aufeinander losgingen. Als sie ihr Werk vollendet hatte und das Chaos im Räuberlager vollends vorherrschte, bemerkte sie das anerkennende Nicken ihres Kollegen. Ha, dachte Delia, wer ist jetzt hier die Versagerin? Die coole Köchin in den roten Gummistiefeln sicherlich nicht! Diese ganze Geschichte verpasste der Erdmagierin gerade ein ziemliches Hoch. Allerdings kommt Hochmut vor dem Fall, genau genommen vor dem Falls, welcher sie nun näher an das Lager heranführen wollte. Ohje. Ohje, ohje. Ob das eine gute Idee war? Doch niemand schien die beiden Magier zu bemerken..

Plötzlich trat ein gefährlich wirkender Hüne aus einem großen Zelt, welcher über das Treiben der Bande merklich erbost war. Er fluchte und schimpfte, dass selbst Delia über die Distanz noch zusammenzuckte. Lian hatte recht, so wie die anderen Räuber auf ihn reagierten, war er wohl der Anführer. Wow! Und zwar zurecht, so stark wie er zu sein schien. Und so laut. Nickend nahm Delia den weiteren Plan zur Kenntnis, wirkte entschlossen - bis die Worte ihres Kollegen auch wirklich bei ihr angekommen waren. „Warte, was?“ Oh nein. Wie sollten die beiden denn diesen gefährlichen Mann überwältigen?! Lian schien ihre Fähigkeiten maßlos zu überschätzen.. Doch noch bevor sie wirklich etwas dagegen sagen konnte, lief der Brünette in einem günstigen Moment bereits los und Delia, das alte Rudeltier, lief ihm blind hinterher.

Ich war noch nie im Zelt eines Räuberanführers.. ich dachte, hier wären lauter Totenköpfe und halb angenagte Fleischkeulen oder so..“, flüsterte Delia und sah sich mit großen Augen um. Aber eigentlich sah es hier eher sporadisch aus. Mit großen Augen tapste die Hollingsworth durch das Zelt und sah sich um, ehe Lian etwas entdeckt hatte. Ein Pin-Up-Girl? Fragend blickte sie über ihre Schulter und konnte ihren Augen nicht trauen, als sie sah, welch glorreiche, strahlende Persönlichkeit er gerade als solches bezeichnet hatte. „Das ist Aska und kein Pin-Up-Girl“, stellte sie sogleich klar und trat näher heran. Dann legte sie ihre Hand andächtig an das Poster und murmelte: „Gib mir Kraft, das zu überstehen..“, ehe ihr Blick auf die Unterschrift fiel. Tze! Also wirklich. „Die ist gefälscht. Im Club haben wir bereits vier handsignierte Karten analysiert und diese Schnörkelschrift gehört nicht zu Aska“, tat Delia das sogleich fachmännisch ab und nahm ihre Hand schnell wieder von dem blasphemischen Poster. Dabei fiel ihr jedoch die Figur auf, welche adrett neben Blumen und Kerzen aufgestellt war. Es gab keine Zweifel: Dieser Räuberhauptmann war ein Aska-Fan. Ein Bruder! Aber auch ein Dummkopf: „Eine original Aska-Fairy-Tail Figur! Die werden nicht mehr hergestellt, seit sie bei den Rune Knights ist. Wer reißt du ein Sammlerstück denn aus der Originalverpackung?“, regte sie sich leise auf, ehe sie die Figur nahm und in ihren Rucksack stopfte. „Bestimmt hat er sie gestohlen. Er hat sie nicht verdient“ Abgesehen davon hatte Delia so eine Figur nicht mehr bekommen.. es wäre besser, wenn sie die verwahrt! Dann wandte sie sich Lian zu: „Wo verstecken wir uns? Im Schrank?“, fragte sie ihn allzeit bereit und in der Hoffnung, er würde ihre Tat nicht in Frage stellen. Würden sie sich überhaupt am gleichen Ort verstecken? Oder suchte sich jeder ein eigenes Versteck im Zelt? Sie sollten sich besser beeilen..


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDo 11 Mai 2023 - 21:11

Totenköpfe und angenagte Fleischkeulen im Zelt des Banditenanführers? Okay, Delia hatte eindeutig zu viel Zeit mit Film und Fernsehen verbracht. Das zumindest war die Erklärung, die Lian für sich fand, nachdem er dem Kommentar der Blauhaarigen mit einem Ohr gelauscht hatte. Viel mehr als das zog allerdings das Poster am anderen Ende des Zeltes die Aufmerksamkeit des 20-Jährigen auf sich. Und bevor man hier falsche Schlüsse zog: Es war nicht die Attraktivität dieser Fremden, die dafür sorgte, dass Lian den Blick kaum von der Gestalt abwenden konnte. Also nicht, dass diese Frau nicht attraktiv war, so war das nicht gemeint… also… ach, egal! Was eigentlich zum Ausdruck gebracht werden sollte: Diese blonde Frau war Lian vollkommen unbekannt und schaffte es trotzdem, ihm einen gewissen Respekt einzuflößen – einfach so, nur mit diesem Standbild. Das war eine beeindruckende Leistung, musste auch Lian stumm gestehen. Die Worte von Delia tröpfelten bedingt durch diesen Umstand erst nach und nach im Geiste der Sphynx durch. Das war kein Pin-Up-Girl, sondern Aska. Ah, okay. Das erklärte einiges. Lian nickte … und hielt dann, entsetzt, inmitten seiner Bewegung inne. „Aska?!“, wiederholte er, nun erst wirklich verstehend, was Delia da gesagt hatte. Nein, das musste ein schlechter Scherz sein. Das konnte nicht stimmen. Hieß das jetzt, dieser Anführer der Banditen stand auf Aska van der Velden? Genauso wie Delia es tat? „So eine Kraft könnte ich auch gebrauchen…“, murmelte der junge Mann und betrachtete kopfschüttelnd die ehemalige Köchin, die bedächtig ihre Hand auf das Poster abgelegt hatte, als wolle sie es vorsichtig streicheln. Dann zog Delia ihre Finger unerwartet zurück, als hätte sie sich am Abbild der sagenumwobenen Aska van der Velden verbrannt und offenbarte, dass es sich bei der Unterschrift um eine Fälschung handelte. Weil sie im Aska Fanclub bereits vier handsignierte Karten analysiert hatten? „Was du nicht sagst.“ War da etwa ein Hauch von Spott im Unterton? Was dann geschah, damit hatte der Lockenkopf nicht gerechnet. Die Kollegin musterte die Actionfigur, die auf dem Tisch stand, faselte nur halb interessante Dinge vor sich hin und …

… steckte die verdammte Figur in ihren Rucksack?!

„Hey!“, protestierte Lian, riss sich los aus seiner Starre und packte den Rucksack von Delia. Natürlich gab die junge Frau ihr Hab und Gut nicht einfach so her, weshalb die Magier nun beide an der Tasche zerrten. „Das kannst du doch nicht einfach einstecken!“, tadelte der Illusionist und stutze über seine eigenen Worte. Okay, zugegeben, Lian Falls war vermutlich der Letzte, der sich erlauben durfte, ausgerechnet so etwas zu sagen. Wie viel hatte er schon von anderen Menschen eingesteckt? Von Menschen, die weniger Dreck am Stecken hatten als dieser Anführer der Banditen? Kurzzeitig kämpfte er – nicht sonderlich erfolgreich – mit Delia um den Rucksack, ehe Geräusche von draußen an sein Ohr drangen. Schritte, wütendes Murmeln… das war doch der Anführer! Eindeutig, Lian erkannte die Stimme! Er hatte seine Leute jetzt schon wieder unter Kontrolle gebracht? So schnell? Fuck, damit hatte die Sphynx nicht gerechnet. Anstatt weiter mit Delia zu kämpfen, schnalzte der Falls missbilligend mit der Zunge und sah hinüber zum Schrank, verwarf den Gedanken allerdings schnell wieder. Der Schrank stand auf der anderen Seite des Raumes, bis sie beide darin einen Unterschlupf gefunden hätten, wäre der Typ schon da. Es blieb nur eine Möglichkeit: „Los, unter den Tisch!“ Es war der Tisch, auf dem auch die Actionfigur von Aska gestanden hatte. Wichtige Betonung in diesem Kontext: Hatte. Ein Glück, lag über dem Tisch eine große Tischdecke, die knapp bis zum Boden reichte. Lian hob den Stoff an, scheuchte Delia darunter und folgte ihr direkt. Unter dem Tisch war es eng, dreckig und staubig - zum Glück war es so düster, dass Lian nicht alle Details ausmachen konnte.

“Allesamt so dumm wie Brot!“ Der 20-Jährige konnte aus seiner versteckten Position heraus den Mann nicht sehen, umso besser konnte er die wütenden Worte allerdings verstehen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Delia, deren Gesicht unweit von dem Seinen entfernt war. Die Position, in der sie sich befanden, war alles andere als bequem, aber auf die Schnelle war Lian keine andere Möglichkeit eingefallen. Wann genau wollten sie eigentlich eingreifen? Wenn sich der Typ schlafen legte? Direkte Konfrontationen waren nicht gerade die Stärke des Falls… entsprechend heftig zuckte er daher zusammen, als es ausgerechnet ein zartbesaitetes “Ach Aska, gib mir Kraft, das zu überstehen“ war, das nicht nur vollkommen unpassend für den bulligen Mann wirkte, sondern auch unmissverständlich klarmachte, in welche Richtung die Aufmerksamkeit des Mannes wanderte.

Zum Poster. Zum Altar. Zum Tisch, unter dem Delia und er sich versteckten. Und nicht zuletzt zu…

“W-wo ist Aska?!“ Natürlich. Als wäre es anders möglich gewesen. Lian konnte durch den feinen Schlitz, der zwischen Tischtuch und Boden übriggeblieben war, die massigen Füße erkennen, die schnurstracks auf ihn und Delia zusteuerten und direkt vor dem altarähnlichen Konstrukt stehenblieben. Schweigen folgte, dann erneut ein leises “Aska…“ gefolgt von einem um ein Vielfaches lauteres und bösartigeres “Aska!“ Lian hielt den Atem an. Gerade fühlte sich der Braunhaarige nicht wie ein mächtiger A-Rang-Magier, der gegen Untote und mystische Wesen kämpfen konnte, sondern wie ein verdammter Dieb, der inmitten seiner Schandtat überrascht worden war und nun gemeinsam mit seiner Komplizin in der Klemme steckte. Und das, ohne überhaupt einen Diebstahl begangen zu haben! Das Schicksal hatte sich eindeutig gegen Lian verschworen! “DIEBE! GAUNER! DAS WERDET IHR MIR BÜßEN!“, schrie der Anführer und die Decke über den Köpfen der beiden Magier – ergo der Tisch – erzitterte, als der Mann seine geballte Faust auf das Holz niedersausen ließ. Leider beließ es der Mann nicht bei diesem einen Schlag, immer wieder fuhr die geballte Hand auf den Tisch nieder und Lian hörte es gefährlich über seinem Kopf Knacken. Das Holz gab nach... nein – es konnte doch nicht wirklich noch schlimmer kommen, oder?!

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySo 14 Mai 2023 - 21:58

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Nicht zu fassen, dass Delia in diesem Leben noch an eine der heiß begehrten Aska-Figuren gekommen war, welche nicht mehr hergestellt wurden, weil sie das Gildenzeichen von Fairy Tail auf ihrem Körper getragen hatte. Das war wohl der beste Tag ihres Lebens! Gierig, aber nach außen hin in selbstverständlicher Gelassenheit, steckte sie die Figur in ihren Rucksack. Ja.. das war gestohlen. Und Delia hatte noch nie so wirklich gestohlen! Aber dieser Räuber war böse und es war nicht okay, dass jemand wie er Aska bei sich im Zelt stehen hatte.
Doch zu früh gefreut! Lian protestierte und wollte Delia sogar den Rucksack wegnehmen. Grundsätzlich könnte er ihren Kram schon haben, aber nicht, wenn sich die Figur darin befand! Also hielt sie mit aller Kraft fest. „Ich weiß! Aber ich habe keine Wahl! Ich komme doch sonst nicht an so eine!“, protestierte sie ihrerseits zurück und gab im selben Atemzug sogar noch zu, dass sie Unrechtes tat. Eine Weile zogen sie das Teil hin und her, ehe sie beide innehielten, da sie etwas hörten. „Oh oh“, entfuhr es Delia unheilvoll. Das war’s dann mit dem Versteck im Schrank! Doch Lian hatte eine schnelle Lösung parat und scheuchte die Erdmagierin unter den Tisch.

Wie die Ölsardinen in der Büchse kauerten die beiden Magier eng zusammen unter dem Tisch, um bloß beide hinter der schützenden Tischdecke zu verschwinden. „Ach Aska, gib mir Kraft, das zu überstehen“, hörte sie den Räuber irgendwann sagen, woraufhin sie Lian einen vielsagenden Blick zu warf. Er sollte so viel sagen wie ‚Siehst du? Das ist normal‘ Dabei fiel ihr erstmals auf, dass er ebenso hellgrüne Augen hatte wie sie. Kein Wunder, schließlich war sie ihm nun nah genug und hatte die nötige Ruhe, sich die Augen anzusehen. Wobei nötige Ruhe wohl eher relativ war.
Denn dann passierte es: Der Räuberanführer bemerkte seinen Verlust. Erst klang er fassungslos, dann wurde er laut und böse. Delia hielt wie Lian den Atem an, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie umgriff mit ihren Armen den Oberarm ihres Kollegen. Oh man, das war nicht gut! Und dann schlug er vor Wut auch noch auf den Tisch ein, unter welchem die beiden hockten! Panisch sah Delia sich um, suchte nach einem Ausweg. Und dann bemerkte sie es: Der Tisch stand direkt an der Zeltwand. Eilig zog sie den Haken aus dem Boden, wodurch sich die Zeltplane weit genug hochhalten ließ, dass sie unbemerkt raus schlüpfen könnten. Als der Tisch gefährlich knackte, sammelte Delia dann Mana in ihrer Hand und wartete auf jenen Moment, als die Tischplatte tatsächlich vom Räuber eingeschlagen wurde. Genau dann legte sie Hand am Boden an und erzeugte mit Hilfe von Dust Cloud eine dichte Staubwolke, welche die Sicht des Räubers gut versperren sollte. Eilig krabbelte sie dann auf allen Vieren raus aus dem Zelt und hoffte, dass Lian ihr schnell hinterher kam. Draußen war es relativ still, schließlich leckten all die Räuber ihre Wunden. Zum Glück bemerkte niemand die beiden Magier, schließlich waren sie hinter dem Lager. Da bemerkte Delia, dass nicht weit ab ein Räuber an einen Fels gelehnt lag und schlief. „Halt mir den Rücken frei! Ich hab wieder eine Idee!“, flüsterte sie nur Lian zu, schnappte sich die Aska-Figur und tapste auf leisen Sohlen (mit Gummistiefeln) auf den schlafenden Mann zu. Diesem steckte sie blitzschnell die Figur in die leicht geöffnete, rechte Hand. Dann huschte die Köchin schnell zu Lian zurück und grinste ihn voller Hoffnung an. Das war doch ein Lob wert, oder? „Na, was sagst du?“ In wie weit das bei der Quest helfen sollte, wusste Delia nicht.. aber vielleicht könnten sie sich ja irgendwie die Gunst des Anführers erschleichen? In so was war die Köchin nämlich echt gut!


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMo 22 Mai 2023 - 18:37

Pff! Was war das denn bitte für ein Blick, den Delia hier aufsetzte?! Lian lagen unendlich viele Erwiderungen auf der Zunge, die alle die gleiche Form der Empörung vermittelt hätten. Wollte die Blauhaarige ausgerechnet einen Typen, der aufgrund des Verlustes einer verdammten Actionfigur einen Schreibtisch kurz und klein schlug, als Beispiel vorschieben, dass dieses Aska-Gerede normal war?! Nee, ganz sicher ohne den Falls. Spätestens jetzt war für Lian absolut klar, dass sämtliche Anhängerinnen und Anhänger von dieser Aska van der Velden mehr als nur eine Schraube locker hatten. Und während der Illusionist all diesen Gedanken nachhing, tat er genau das, was eine jede Person getan hätte, um diese Situation vor der endgültigen Eskalation zu retten: Er verschränkte die Hände über dem Kopf (vielleicht konnte er so zumindest eine Platzwunde verhindern, sobald das Holz durchbrach) und schloss die Augen. So bekam die Sphynx auch zu spät mit, dass es seine blauhaarige, vermeintlich verrückte, Kollegin war, die deutlich mehr zur Rettung beitragen konnte. Just in dem Augenblick, als der Holztisch unter den immensen Gewalteinwirkungen endgültig nachgab, entstand eine dicke Staubwolke, in der die Magier beide verschwanden. Zaghaft öffnete der Falls die Augen, sah sich um und erkannte gerade noch rechtzeitig Delia, die unter der Zeltwand hindurch ins Freie krabbelte. Rettung! Eine Gelegenheit, die Lian sich nicht entgehen ließ. Draußen angekommen, richtete der junge Mann sich auf und atmete erleichtert aus. Das war ziemlich knapp gewesen! „Noch eine Idee?“, flüsterte Lian und war sich gar nicht so sicher, ob er weitere Ideen verkraften konnte. Einerseits wollte er widersprechen, andererseits wusste er, dass Delia es war, die sie gerade eben mit ihrer Magie gerettet hatte. Er ließ sie also machen und staunte nicht schlecht, als die junge Frau, ohne auch nur den Funken Reue zu zeigen, die Aska-Actionfigur einem vollkommen unschuldigen Banditen in die Hand steckte, der selig an einem nahegelegenen Felsbrocken schlummerte und gar nicht ahnte, dass ihm hier eine Straftat untergejubelt wurde. Okay, ganz so unschuldig war ein Bandit bestimmt nicht, aber zumindest mit dem Diebstahl der Figur hatte der Typ nun wirklich gar nichts am Hut gehabt.

Lians Blick wechselte erneut hinüber zu dem selig schlummernden Mann, dann wieder zu Delia. Eigentlich hätte er etwas sagen müssen, so als rechtsschaffender Magier. Aber ganz ehrlich? Lian war nicht rechtsschaffend. Wie war das damals in Crocus gewesen? Als er selbst eine goldene Armbanduhr gestohlen und sie dann einem unschuldigen Passanten untergejubelt hatte, um selbst nicht aufzufliegen? Klar, Rownan hatte dem Falls durchaus ein schlechtes Gewissen eingeredet und vielleicht wäre es ehrenhafter gewesen, für die eigenen Straftaten geradezustehen. Aber die Erinnerung an den breiten Rücken und den mürrischen Blick dieses wütenden Banditenanführers ließ Lian zu dem Schluss kommen, dass das gute Vorsätze waren, die er auch noch auf einen späteren Zeitpunkt seines Lebens verschieben konnte. “Wo ist Aska?!“, brüllte wie auf Kommando die Stimme besagten Anführers, immer noch vollkommen aufgebracht. Okay, wenn das ihr Plan sein sollte, dann würde Lian mitspielen. Und jetzt, wo er so darüber nachdachte, kam ihm sogar eine noch bessere Idee… in den hellgrünen Seelenspiegeln blitzte es auffällig auf. „Na schön. Ich glaube, damit kann ich etwas anfangen.“ Lian räusperte sich, holte Luft und dann gab es kein Zurück mehr. „Hey! Ist das nicht eine original Aska-Fairy-Tail-Figur? Die werden doch gar nicht mehr hergestellt!“, rief er mit lauter und einer etwas zu glockenhellen Stimme. Es war einzig den schauspielerischen Fähigkeiten des Diebes zu verdanken, dass er es sogar schaffte, ehrlich begeistert zu klingen. “W-was…“, hörte Lian wieder den Anführer aus dem Inneren des Zeltes und innerhalb kürzester Zeit erschien Mister Glatzkopf. Der junge Typ, der eben noch selig geschlummert hatte, ahnte noch gar nichts von seinem Glück – er rieb sich die Augen und sah dann, verdutzt, hinab auf die Figur in seinen Händen. „Du verdammter Dieb!“, schrie der Anführer und steuerte einem wütenden Stier gleich auf den Gescholtenen zu. Der machte riesig große Augen, hob beschwichtigend beide Hände an und stammelte unzusammenhängende Sätze.

Und schwupps, da war ihm die Aska-Figur auch schon abgenommen worden.

Nicht vom Banditenanführer, wie man jetzt vielleicht vermuten würde, sondern von… Lian. Der Lockenkopf hatte sich in die Szenerie begeben und rieb sich über den wuscheligen Hinterkopf. „Also wirklich. Die muss enorm selten sein“, murmelte er in einer Lautstärke, dass man ihn gut verstehen konnte und hob die Aska-Figur gegen das Sonnenlicht, um die Details besser in Augenschein nehmen zu können. „Aska!“, brüllte der Anführer schon wieder und erst nach zwei weiteren Sekunden ging dem Mann auf, dass Lian ein Gesicht war, das überhaupt nicht zu seiner Bande gehörte. Und auch Delia wurde nun in Augenschein genommen, aber am Ende klebte der mürrische Blick auf dem Falls, der die begehrte Figur in den Fingern hielt. „Deine eigenen Leute bestehlen dich, ja? Was für ein Anführer“, äußerte der Illusionist unbeeindruckt und mit einem leichten Kopfschütteln. „Wer seid ihr?“, fragte der Banditenanführer und es klang mehr wie ein Knurren als wie eine ernsthafte Frage. Lian wusste, jetzt mussten sie performen, wenn sie nicht bei lebendigem Leibe verspeist werden wollten. Und so überspielte der junge Mann jede Unsicherheit, die in seinem Inneren lauerte und hob das Kinn zu einer überheblichen Geste an. Von dem Falls, der eben noch wimmernd unter einem Tisch gehockt und die Hände über den Kopf verschränkt hatte, war nicht mehr viel zu sehen. „Wir sind Magier. Und wir sind hier, damit die Gleisbauarbeiten endlich fortgeführt werden können.“ Der Banditenanführer blinzelte, so als hätte er sich verhört. Und dann grunzte er: „Wie jetzt, ihr seid Magier? Wo ist Aska?!“ Häh? Was hatte der denn jetzt schon wieder mit dieser Aska? Lian konnte mit dieser Aussage nichts anfangen, aber er wusste ja auch nicht, dass es ausgerechnet Aska van der Velden war, die einst eine Quest ganz genau in diesem Sumpfgebiet erfüllt hatte. Und dass das auch für Delia der entscheidende Grund gewesen war, die hiesige Quest anzunehmen. Der Banditenanführer machte einen bedrohlichen Schritt auf den Illusionisten zu, hielt allerdings sofort wieder inne, als Lian die Aska-Figur in die Höhe hob. „Diese Figur ist wirklich schön“, sprach der Falls und streichelte zärtlich über eine der kleinen, fein gearbeiteten Plastikärmchen. „Es wäre doch wirklich schade, wenn ihr etwas geschehen würde, oder?“ Lian umgriff mit den Fingerspitzen das Ärmchen der seltenen Figur und zog ein bisschen zu stark daran – aber noch nicht so stark, dass die Figur wirklichen Schaden nahm. Es sollte vielmehr eine Kostprobe dafür sein, was passieren könnte. Während Lian das tat, lag sein gesamter Fokus auf dem Banditenanführer und er lächelte bösartig. Zählte das hier jetzt offiziell als Geiselnahme? „W-was wollt ihr…“, knurrte der Banditenanführer. Hah! Sehr schön, sie hatten ihn da, wo sie ihn haben wollten.

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDo 25 Mai 2023 - 13:18

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Delia war schon immer eine verschlagene Person gewesen. So wirklich ausgeprägt hatte sie dieses Gen wohl erst, als sie in der Welt der Selbstständigkeit angekommen war und gelernt hatte, dass sie sowohl der Konkurrenz, als auch den Kreditgebern immer einen Schritt voraus sein musste, um zu bestehen. Die junge Köchin war kein Freund dieser Ellenbogengesellschaft, aber sie hatte so agieren müssen, um mit ihrem Restaurant zu überleben. Und es hatte sich gelohnt! Wäre es dann nicht urplötzlich zerstört worden. Doch trotz ihres neuen Lebensabschnittes als mehr oder weniger erfolgreiche Magierin, hatte sie diese Überlebenstaktik nicht abgelegt und agierte, ohne wirklich einen Plan zu haben, frei heraus und verbreitete ein wenig Chaos im Räuberlager. Nachdem sie also eine Massenschlägerei angezettelt, dem Räuberhauptmann (warum besteht eigentlich immer der Drang, „Räuberhäuptling“ zu schreiben?) die Aska-Figur geklaut und sie nun einem anderen untergejubelt hatte, ging sie in freudiger Erwartung auf ein dickes Lob zu Lian zurück. Dass der Wüstenbewohner von ihrem Tatendrang und ihren Ideen nicht immer so überzeugt war, bemerkte Delia nicht. Und sie würde es vermutlich auch nicht bemerken wollen.

Wütend brüllte der Anführer noch immer nach seiner Figur, welche genau genommen jetzt eigentlich Delia gehörte und Lian meinte plötzlich, er könne mit ihrem Vorgehen etwas anfangen. Die Köchin strahlte den Brünetten an, freute sich riesig und beobachtete dann den Beginn seiner Show. Beeindruckend, wie überzeugend und plötzlich Lian in eine Rolle fand! Der Räuberchef kam aus dem Zelt gestürmt und war erzürnt, als er bemerkt hatte, wer seine geliebte Aska gestohlen hatte. Doch Lian war schneller und nahm das begehrte Stück Plastik an sich. Während der Magier diese inspizierte, stand Delia die ganze Zeit neben ihm und nickte bestätigend. „Enorm selten, ja“, hing sie sogar noch an, wiederholte dabei aber nur seine Worte. Sie wollte ihn eben tatkräftig unterstützen! Weniger überzeugt war Delia, als Lian den Hünen allerdings verspottete. Er wusste hoffentlich, was er tat? Witzig, dass ausgerechnet sie sich darüber Sorgen machte. Ihre Identität wurde preisgegeben und der Mann wurde irgendwie noch wütender und wollte wissen, wo Aska war. Bei Delia fiel der Groschen sofort.. Der arme Mann! Er hatte die Hoffnung, dass die große Heldin erneut hier auftauchen würde, um den Gleisbau zu sichern! Oh.. sie konnte ihn ja so gut verstehen!

Ein Schreckgeräusch entfuhr Delia und ihre filigranen Finger reckten sich in Richtung Figur, als Lian so tat, als würde er sie beschädigen. „Die.. die ist wirklich wertvoll“, rechtfertigte sie ihren Schrecken. Konzentration! Der Anführer war endlich bereit zu handeln! So wie Delia es von Anfang an gehofft hatte! Tze! Und da soll noch einer sagen, sie sei keine gute Magierin! Aber statt harte Verhandlungen zu führen, zeigte die Köchin erneut ihr großes Herz. Sie ging also näher auf den Anführer zu und stellte eine Gegenfrage: „Die Frage ist doch.. was wollt Ihr? Es geht doch nicht nur um die Figur, oder? Ihr hattet gehofft, dass Aska van der Velden erneut dafür sorgt, dass die Gleisarbeiten weitergeführt werden können, nicht wahr?“, redete sie verständnisvoll auf ihn ein, wagte sich sogar noch einen Schritt heran. Er zögerte jedoch mit seiner Antwort, musterte Delia argwöhnisch. „Ich kann das so gut nachvollziehen.. auch ich bin ein großer Fan von Aska! Nur deswegen bin ich überhaupt hier! Ich hoffe, dass es ein Bankett für alle Helfer geben wird und dass ich dort endlich auf sie treffen kann“ Schon wieder dieses Bankett, welches niemals stattfinden würde! Außer in Delias Wunschtraum. „Ein.. Ein Bankett mit Aska?“ „Vielleicht, ja!“, entgegnete die Köchin ausgeregt und kreuzte hoffnungsvoll die Finger, um mittels eines guten Omens Glück zu beschwören. „..Nun, es stimmt. Wir lagern hier in der Hoffnung, sie würde kommen. So wie damals“, gestand er also, verschränkte bockig die Arme. „Was ich nur nicht verstehe, Herr Anführer, sollte Aska nicht euer schlimmster Feind sein? Als Rune Knight jagt sie Räuber wie euch“ Betroffen senkte der Mann den Blick, atmete tief durch. Moment. Legte sich da gerade ein roter Schimmer auf seine Wangen? „Wahre Liebe kennt keine Grenzen. Wenn sie mich eines Tages doch festnimmt, mag ich zwar meine Freiheit verlieren, aber dennoch wird es der schönste Tag meines Lebens sein“ „Ja.. das glaube ich auch“, schwärmte Delia glücklich und begann, aus dem Nähkästchen zu plaudern: „Ich wurde auch schon mal festgenommen, weil ich ihr nachgestellt habe! Aber das war nur ein Missverständnis, ich war Teil des Caterings für eine Benefizgala und-“ Obwohl der Anführer mit leuchtenden Augen zuhörte, bemerkte Delia, dass das gerade in eine falsche Richtung lief. „..lange Rede kurzer Sinn: Könnt ihr das Gebiet nicht räumen? Aska wird eher zu einem Bankett kommen, als für eine Räumung fürchte ich“ Nachdenklich wandte der Anführer den Blick ab, nahm sich einen Augenblick. Dann sah er zu Lian: „Wann gedenkst du mir meine Figur wiederzugeben, du Wurm?!


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMi 7 Jun 2023 - 21:23

Wie jetzt? Die Banditen hatten gehofft, dass Aska van der Velden erneut auftauchen würde? Es sollte ein Bankett für alle Helfenden geben? Was zum Henker laberte Delia da bitte?! Lian starrte seine Kollegin entgeistert an und spätestens als der Banditenanführer voller Verständnis auf diese Worte einging, klappte das Kinn des Illusionisten endgültig mehrere Zentimeter nach unten. Es war beinahe so, als würden die Blauhaarige und der Glatzkopf in irgendeiner Fremdsprache miteinander kommunizieren, die zumindest Lian, als kein auserwählter Aska-Jünger, ausschloss. M-Moment – faselte dieser Banditenanführer jetzt auch noch irgendetwas von echter Liebe? Und dass der Tag seiner Festnahme durch Aska van der Velden der schönste Tag in seinem Leben wäre?

Kein Kink-Shaming. Schon klar.

„Du wurdest schon einmal festgenommen?“, entschied sich Lian für die im Vergleich weniger verstörende Thematik und musterte Delia von Kopf bis Fuß. Und nicht nur das: Die Blauhaarige war festgenommen worden, weil sie Aska nachgestellt hatte, was angeblich nur ein Missverständnis gewesen sein sollte. Ein Missverständnis? Der Falls schenkte der Magierin an seiner Seite einen unmissverständlichen Blick, der so viel wie Is klar vermittelte. Dann sah Lian wieder zum Banditenanführer, der noch nicht zugestimmt hatte, das Feld zu räumen, sich allerdings nach seiner Aska-Figur erkundigte. Ja, ganz offensichtlich waren er und Delia auf einer Wellenlänge. Und irgendwie schien die ehemalige Köchin diesen Typen mit seinen Worten auch berührt zu haben. Aber die Tatsache, dass der Banditenanführer bisher nicht zugestimmt hatte, das Feld zu räumen, war Lian keinesfalls entgangen. Sein Ziel war es, von Aska festgenommen zu werden. Ein Ziel, das er bisher nicht erreicht hatte. Wenn er die Figur zurückerhielt, wären Delia und Lian wieder ganz am Anfang – ohne Versprechen, dass die Banditen von hier verschwinden würden und nachher müssten sie doch noch kämpfen... Es war also viel zu riskant, ihm die Figur einfach so zu überreichen! Wie gut, dass Lian just in diesem Augenblick einen Einfall hatte. Eine Idee, die so dumm wie genial war. Okay, eigentlich war sie nur dumm, wenn man länger als zwei Sekunden darüber nachdachte. Wie gut, dass Lian nur eine Sekunde verschwendete, bevor er auch schon lossprach: „Ich kenne Aska und kann eine Festnahme durch sie arrangieren“, behauptete er rundheraus, ohne den Blick vom Banditenanführer abzuwenden. „Packt eure Sachen zusammen und verschwindet von hier. Und in zwei Stunden kommst du allein an den Ort, wo die Gleise enden… dort wird Aska auf dich warten, dich festnehmen und nach Kurobu Town bringen. Ach und die Figur bekommst du auch von ihr zurück.“ Der Banditenanführer blinzelte, sein Mund öffnete sich. Der Falls befürchtete schon, dass es weitere Nachfragen gäbe… aber das, was in Wirklichkeit folgte, war ein lautes Brüllen quer über den Platz. „WIR VERSCHWINDEN! SOFORT! RÄUMT DAS LAGER!“

[Einige Zeit später]

„Okay, Delia. Jetzt nochmal in langsam: Wie ist Aska? Ich meins ernst, kein Fangeschwafel, sondern die Realität!“ Lians Stimme klang nicht mehr ansatzweise so ruhig und selbstsicher wie vor zwei Stunden. Wer genau hatte ihm bitte ins Hirn geschissen? Fuck, wie hatte er nur so einen dummen Plan aushecken können?! Der 20-Jährige wollte irgendjemandem die Schuld geben, aber ganz gleich, wie er es auch bog und wendete: Diese Misere hatte er sich ganz allein eingebrockt. Die letzten zwei Stunden hatte er damit verbracht, immer wieder die Aska-Figur in seinen Händen zu studieren, um sich die einzelnen Details auch richtig einzuprägen. Mittlerweile wusste er auch, dass Aska keine Fairy Tail Magierin mehr war, das Outfit musste also in die Rune Knights umgeformt werden. Aber was war mit ihrem Charakter? Den konnte Lian sicherlich nicht von einer kleinen Action-Figur ablesen! „Ich muss ihren Charakter einigermaßen glaubhaft imitieren, ansonsten fliegt dieses Schauspiel sofort auf.“ Er rieb sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. Wann der Banditenanführer wohl auftauchte? Ein genauso hoher wie breiter Mann, der von niemand geringerem als Aska van der Velden festgenommen werden wollte. Oh Fuck…

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDo 15 Jun 2023 - 14:06

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„Du wurdest schon einmal festgenommen?“ Delia konnte ihn sogleich beruhigen und winkte gelassen ab. „Keine Sorge, nur für ein paar Stunden. Bis das Missverständnis geklärt wurde!“ Ja, Delia beharrte auf ihrem Standpunkt und blieb dabei, dass es nur ein Missverständnis war. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass sie als Mitglied der Catering-Teams nicht im Festsaal bleiben durfte nach getaner Arbeit? Niemand hatte ihr gesagt, dass man sich für die Aufgaben während der Feierlichkeit hätte einteilen müssen. Und sich vor den Runensoldaten zu verstecken war ja wohl grundsätzlich keine Straftat, sie tat ihnen damit ja nichts. Und wer wehrte sich denn nicht dagegen, festgehalten zu werden? Also bei aller Liebe, das war ja wohl ein menschlicher Reflex. Wie dem auch sei - Delia unterhielt sich weiter mit dem Räuberhauptmann, dessen romantische Gefühle für die große Heldin sie zwar nicht teilte, aber durchaus nachvollziehen konnte. Was für ein netter Auftrag bisher!

Und dann ließ Lian die Bombe platzen. Er.. er kannte Aska? Fassungslos sah Delia ihn an. Warum arrangierte er eine Festnahme mit dem Räuber und tat rein gar nichts für sie?! Nach allem, was sie zusammen durchgestanden hatten! Die Krokodile und.. und das Räuberzelt! Oder musste Lian das geheim halten, um Askas Privatsphäre zu wahren? Wahrscheinlich. So oder so: Würde sie auftauchen, um die Verbrecher festzunehmen, dann wäre auch Delia zur Stelle! Der beste Tag ihres Lebens..

Innerhalb kürzester Zeit war der Befehl gegeben und auch Lian und Delia zogen sich zurück. Schließlich musste das Erscheinen der großen Heldin vorbereitet werden! Allerdings nicht so, wie die Köchin es sich vorgestellt hatte. „Hä? Du kennst sie doch“, entfuhr es ihr verwirrt, als Lian von ihr wissen wollte, wie die Rune Knight so ist. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Völlig entgeistert sah sie Lian an und ein langes: „Ooooh“, entfuhr ihr. „Das war nur ein Trick.. Natürlich. Das wäre auch zu schön gewesen“, murrte sie verbittert, besann sich dann jedoch wieder auf die Quest. Ohne zu hinterfragen, warum Lian das überhaupt wissen wollte, hob die Köchin verlegen und unschuldig die Hände. „Ich bin ihr ja leider noch nie persönlich begegnet, daher kann ich dir nur Informationen aus zweiter und dritter Hand geben“, gestand sie ihm zögerlich mit einem entschuldigenden Grinsen. „Aber mach dir nichts draus! Der Räuber ist ihr auch noch nie begegnet! Es wird ihm nicht auffallen“ Dann verschränkte sie die Arme und versuchte, all die wundervollen Gedanken an Aska in ihrem Kopf zu ordnen. Im Grunde hatte sie nur eine absolut verlässliche Quelle, nämlich den Rune Knight Cassius Velnarion. Er war ein sehr guter Freund von Aska und Delia hatte ihn auf einer gemeinsamen Quest daher ausgequetscht. „Also gut. Du wirst sicher verstehen, dass ich dir meine Quelle nicht namentlich nennen kann..“, begann sie wichtigtuerisch, „Aber diese Person hat sie als furchtlose, tapfere und mächtige Magierin beschrieben. Und ein anderer Insider im Fanclub sagte, dass sie von ihren Kameraden bei den Rune Knights gleichermaßen geliebt und gefürchtet wird. Sie ist trägt ihre eiserne Disziplin nach außen! Geh also hart und mit noblen Worten mit dem Räuber ins Gericht!“, feuerte sie Lian entschlossen an, ehe sie doch weich wurde: „Aber nicht zu hart, er ist so verliebt, der arme Teufel!“ Und dann fiel es der Köchin auf. Lian sah überhaupt nicht so aus wie Aska. Aber wie war das? Er war Illusionsmagier? Sollte das etwa bedeuten, dass Lian den Räuber täuschen würde? Wow.. Es war genau so, wie Delia es am Anfang gesagt hatte! Der Brünette würde die Quest mit Hilfe seiner ultrastarken Magie zum Erfolg bringen!


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyMo 19 Jun 2023 - 19:19

Oooooh? Echt jetzt? Delia hatte doch nicht wirklich… Lian brachte den Gedanken zu keinem Ende. Natürlich war sie genauso wie der Anführer der Räuber auf den Trick hereingefallen und fiel nun, wo ihr aufging, dass all das nur ein Trick war, aus allen Wolken. Ein Glück, dass der Falls gerade zu nervös war, um das größer zu kommentieren – normalerweise hätte er sich mindestens einen bissigen Kommentar kaum verkneifen können. Egal, gerade war es wichtiger, dass die ehemalige Köchin davon berichtete, wie Aska van der Velden so war. Als es dann allerdings zur Sprache kam, dass alle Informationen, die Delia diesbezüglich besaß, höchstens aus zweiter oder dritter Hand stammten, konnte Lian doch nicht gänzlich an sich halten: Er verdrehte die Augen. „Die Quellen aus zweiter und dritter Hand waren schon immer die Besten“, äußerte er in dem Bewusstsein, dass der sarkastische Unterton wie immer vollkommen an der Blauhaarigen vorbeigehen würde. Was waren nun die relevanten Informationen, die Lian gegeben wurden? Furchtlos, tapfer und mächtig. Ist diese Aska sowas wie mein Antonym? Dann erzählte Delia davon, dass die blonde Runenritterin von ihren Kameraden geliebt und gefürchtet zugleich wurde und der Falls blinzelte, während er versuchte, diese vollkommen gegensätzlichen Dinge in Einklang miteinander zu bringen. Spoiler: Es gelang ihm nicht. Er schüttelte den Kopf und wollte noch etwas fragen, aber dann hörte er etwas. Schritte aus dem Dickicht? Der Räuberanführer? Moment, der war doch viel zu früh dran!

Lian hatte keine Zeit mehr, um die Fragen zu stellen, die ihm eigentlich durch den Kopf schwebten. Immerhin kostete ihn die Anwendung seiner Illusionszauber kaum noch Mühe, sodass im nächsten Augenblick an der Stelle, wo eben noch der Wüstenbewohner gestanden hatte, eine Frau stand, deren lange, goldblonden Haare im seichten Wind tänzelten. Die schmale – aber deshalb nicht weniger durchtrainierte – Statur der Frau war umhüllt von der offiziellen Uniform der Rune Knights und was die weiblichen Kurven anging, so hoffte Lian einfach, dass diese Actionfigur einigermaßen realitätsgetreu geformt gewesen war. Oder hatte er bei der Oberweite ein bisschen zu dick aufgetragen? Gnargh! Für Korrekturen war es jetzt leider zu spät, denn im nächsten Augenblick erschien der glatzköpfige Anführer der Räuber aus dem Wald. Und hatte der einen… Blumenstrauß in der Hand?!

“Oh, große Aska! Ihr seid es…“, begann der Mann, dessen Wangen eine tiefrote Farbe angenommen hatten und er trat näher. Da merkte Lian, dass es an der Zeit war, zu performen. Dumm nur, dass er anhand der spärlichen Informationen, die Delia mit ihm geteilt hatte, immer noch so gar keinen Schimmer hatte, wer Aska van der Velden überhaupt war... und just in dem Augenblick, als sich seine Lippen für erste Worte öffneten, fiel Lian noch eine Lücke in diesem Plan auf: Er hatte die Stimme der Runenritterin noch nie gehört. Wie hörte sich eine Aska denn an?! In Ermangelung sonstiger Möglichkeiten entschied der junge Mann sich dafür, Rins Stimme nachzuahmen. Das war immerhin eine Stimme, die er sehr gut kannte und deshalb auch gut nachahmen konnte. Ob die für eine Aska van der Velden vielleicht einen Hauch zu hell ausfiel? „Stehen geblieben, du Räuber!“, sprach er mit der fremden Stimme aus und damit hatte der Falls das Adjektiv furchtlos schonmal abgehakt. Die Worte ließen den Räuberanführer zusammenzucken und er gehorchte. Was noch? „Ich komme jetzt zu dir“, sprach Lian entschieden weiter und hakte nun auch tapfer von seiner imaginären Checkliste ab. Der Illusionist sah nur ganz kurz zu Delia, ehe er mit geradem Rücken und einer ziemlich weit angehobenen Nase zum Banditenanführer stolzierte. “I-ich… ich habe dir Blumen mitgebracht…“, stotterte der Banditenanführer und hob seine leicht zitternden Hände an. Lian, der mittlerweile vor dem Glatzkopf angekommen war, erinnerte sich an die Aussage, dass Aska von ihren Gildenkollegen gefürchtet sein sollte, weshalb er instinktiv reagierte: „Blumen? Was soll ich mit Unkraut anfangen?! Auf die Knie mit dir!“ Je mehr der Falls sich vorstellte, wie die Runenritterin sein könnte, die er gerade imitierte, desto mehr bekam er das Gefühl, dass er sich in der Realität nicht sonderlich gut mit ihr verstehen würde… Aber was sah er da in den Augen des Banditenanführers? War das etwa Freude über diesen harschen Tonfall? Gott, stand der Typ wirklich auf so etwas? Ganz kurz verharrten sowohl Lian als auch der Banditenanführer voreinander, ehe es der Illusionist war, der sich zuerst wieder sammelte. „Na los! Oder muss ich nachhelfen?!“ Lian hatte hart mit ihm ins Gericht ziehen sollen, was er hiermit tat. Aber… aber nicht zu hart, hatte Delia gesagt. Nach kurzem Räuspern ergänzte der Falls: „Aber pass auf, dass du dich dabei nicht verletzt...“ Der Mann war mindestens genauso verwirrt wie Lian, aber immerhin kam er der Aufforderung seiner Heldin nach. „Hände auf den Rücken“, befahl der Illusionist und erst als er den verzweifelten Blick auf den Blumenstrauß in den Händen bemerkte, ging dem Falls auf, dass dieser Mann der Aufforderung nicht nachkommen konnte, solange er die Blumen noch festhielt. Lian seufzte und nahm die Blumen doch noch entgegen. „Delia? Fessel ihm die Hände“, forderte Fake-Aska die Blauhaarige auf, damit sie das hier möglichst bald hinter sich gebracht hatten.

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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptySa 24 Jun 2023 - 17:23

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Na aber selbstverständlich ging der Sarkasmus bezüglich der Quellen aus zweiter und dritter Hand völlig an Delia vorbei! Eigentlich war es doch nett, wie gut Lian die Köchin innerhalb der letzten Stunden kennengelernt hatte. Die freute sich gerade einfach, dass sie dem Illusionsmagier helfen konnte und folgte gespannt seinem weiteren Tun. Und dann geschah es.. er verwandelte sich. Und vor ihr stand eine passable Kopie von Aska van der Velden. Delia quietschte begeistert auf, presste sich die Hände auf den Mund, um sich den Aufschrei zu verkneifen und tippelte aufgeregt mit den Beinen, als müsse sie dringend auf Toilette. Ihr Herz raste vor Aufregung und am liebsten wäre sie Aska um den Hals gefallen. Aber sie hatte nicht vergessen, dass es sich eigentlich um Lian handelte und daher versuchte sie mit aller Kraft, die Contenance zu wahren. Das gelang ihr auch etwas einfacher, als sie den Eindruck bekam, Lian hätte bei der Oberweite ein wenig zu dick aufgetragen. Frechheit..

Und dann kam der Anführer der Räuberbande tatsächlich pünktlich zum Treffpunkt. Naw, und er hatte sogar einen Blumenstrauß für Aska dabei! Er musste sie wirklich sehr gern haben. Da bekam Delia beinahe ein schlechtes Gewissen, dass der Arme nicht wirklich auf Aska traf, sondern nur auf Lian. Der Anführer schien nicht einmal stutzig zu werden, als Lian mit einer wirklich hellen Stimme mit dem Räuber sprach. Selbst Delia entglitten kurz die Gesichtszüge, obwohl sie die Stimme der Heldin selbst ja nie gehört hatte. Aber dieser Ton passte nicht zu ihr. Gebannt verfolgten die hellgrünen Augen das Schauspiel, bei welchem der Magier wirklich alles gab. Delia war relativ überzeugt von der Performance und auch der Räuber schien es ihnen abzukaufen. Erst als Aska die Blumen ablehnte und den Mann auf die Knie befahl, hatte die Köchin Sorge, ob das gut ausging. Doch auch sie bemerkte die Freude des Räubers in seinen Augen, sie funkelten regelrecht vor positiver Spannung. Wow, ein wahrer Fan!

Nachdem er die Blumen doch überreichen konnte, war es an Delia, ihn zu fesseln. „Wird gemacht, ehrenwerte Aska!“, entgegnete sie militärisch und wandte erst den Zauber Stone Shoes an, woraufhin zur Sicherheit auch seine Füße gefesselt waren. Dann legte sie ihm noch ein stabiles Seil als Fessel um die Handgelenke an, welche sich nun brav hinter dem Rücken des Mannes befanden. Delia trat wieder vor den Verbrecher und lächelte ihn ein wenig mitleidig an. „Tut mir leid, dass es so gelaufen ist! Aber bist du wenigstens glücklich?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll. Manchmal verschwammen der Köchin die Grenzen zwischen Freund und Feind ein wenig. „Überglücklich

Das Lager der Bauarbeiter war nicht weit und schnell hatten sie mitbekommen, was gerade geschehen war. So dauerte es nicht lange, bis ein Trupp der Runensoldaten, welcher in der Nähe stationiert war, angekommen war und die Bande endgültig festnahm und in die Hauptstadt überführte. Natürlich musste Lian als Aska vorher verschwinden, denn die Soldaten hätten die Heldin sicherlich als billige Kopie enttarnt. Als der Trubel vorüber war und die beiden Magier wieder bei den Bauarbeitern im Lager waren, konnte Delia ihr Glück kaum fassen. Begeistert strahlte sie Lian an und meinte: „Siehst du? Es ist, wie ich es am Anfang gesagt habe! Deine Illusionen werden die Verbrecher vertreiben!“, teilte sie den Grund ihrer Freude mit und grinste ihn verschmitzt, vielleicht auch ein wenig genugtuend, an. „Denkst du, wir haben hier noch etwas zu tun? Oder können wir uns auf den Rückweg machen?


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BeitragThema: Re: Schwarzer Sumpf
Schwarzer Sumpf - Seite 2 EmptyDi 27 Jun 2023 - 20:29

Delias Reaktion auf die Verwandlung konnte zweifellos als Kompliment gewertet werden, oder? Obwohl Lian normalerweise beim Anblick einer jungen Frau, die quietschende Geräusche von sich gab und aufgeregt mit den Füßen tippelte, sichtlich die Augen verdreht hätte, nahm er all diese Dinge diesmal überraschend wohlwollend auf. Er hatte keine Vorstellung davon, wie Aska van der Velden in der Realität aussah, immerhin hatte er sie nie getroffen und bis vor wenigen Stunden nicht einmal über die Existenz dieser Magierin Bescheid gewusst. Die Action-Figur hatte als einzige Vorlage für diese Illusion gedient. Sicherlich gab es einige Unstimmigkeiten, vor allem in Bezug auf die Oberweite, und bei genauerer Betrachtung wären vielleicht noch andere Details erkennbar gewesen, die von der realen Person abwichen. Dennoch schien die Verwandlung insgesamt betrachtet ziemlich überzeugend zu sein und das war die Bestätigung, die der Falls benötigte, als plötzlich der Anführer der Banditen aus dem Dickicht des Waldes auftauchte. Showtime!

Naja und was gab es zu den folgenden Minuten zu sagen? An sich nicht viel: Die Festnahme verlief reibungslos, ohne größere Zwischenfälle. Man könnte sogar sagen, dass sich der glatzköpfige Mann voller Hingabe auf die Knie warf und sich von Delia bereitwillig die Hände und Füße fesseln ließ, als wäre so etwas in der Art seit jeher ein Traum von ihm gewesen. Lian hatte sich während der Festnahme etwas zurückgezogen und betrachtete nachdenklich die bunten Blumen, die ihm von dem hochgewachsenen Kerl übergeben worden waren. Obwohl, Korrektur: Die Blumen waren nicht ihm, sondern Aska überreicht worden. Was sollte er mit denen anstellen? Wegwerfen? Oder… würde Rin sich über so etwas freuen?

Nachdem alles erledigt war, durchkämmten Delia und Lian gemeinsam mit ihrem Gefangenen den Sumpf und übergaben ihn schließlich einigen nahegelegenen Rune Knights, die zufälligerweise in der Nähe stationiert waren. Zum Glück war eine Aska van der Velden nicht unter ihnen, denn das hätte sicherlich für ein paar unangenehme Nachfragen gesorgt… Da der 20-Jährige seine Illusion immer noch aufrechterhielt, um Widerstand von dem Banditenanführer zu verhindern, hielt er sich auch während der Übergabe des Banditenanführers an die Rune Knights im Hintergrund. Der Anblick einer Aska hätte sicherlich den einen oder anderen Kommentar bei den Angehörigen dieser Gilde verursacht und das wollte Lian in der Anwesenheit des Banditenanführers, der doch gerade auf Wolke Sieben schwebte, lieber verhindern. Ganz davon ab war der Falls selbst kein besonders großer Fan der Rune Knights, hatte er doch stets das Gefühl, dass diese Leute ihn für irgendeine kriminelle Tätigkeit festnehmen wollten… Delia übernahm die Übergabe daher allein. Erst danach machten sich beide Magier gemeinsam auf den Rückweg zum Lager der Bauarbeiter, um sie über den erfolgreichen Abschluss des Auftrags zu informieren. Als auch das erledigt war, sah sich der Wüstenbewohner dem verschmitzten Grinsen der Blauhaarigen ausgesetzt. Es waren seine Illusionen gewesen, die die Verbrecher schlussendlich vertrieben hatten? „Hm“, brummte Lian und dachte darüber nach. Er konnte nicht sonderlich gut mit Lob umgehen und wollte es am liebsten von sich schieben, aber… irgendwie hatte Delia schon recht. Am Ende war es ausgerechnet die Illusionsmagie gewesen, die diese Quest zu einem Erfolg geführt hatte, ganz gleich, dass Lian gerne herunterspielte, dass Illusionen eine tolle Magie wären. Der Falls und die Blauhaarige hatten es sogar geschafft, die Banditen zu vertreiben, ohne dass unnötig Blut geflossen war! Dabei unterschlagen wir mal die kleine Massenschlägerei, die es zwischen den Banditen gegeben hatte. „Sagen wir, es war eine Kombination aus deinem Aska-Wissen und meinen Illusionen. Ich hätte jedenfalls nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Aska van der Velden uns bei dieser Quest helfen würde.“ Der Braunhaarige schmunzelte und schüttelte am Ende den Kopf. „Nein, ich denke, wir können uns auf den Rückweg machen“, sprach er aus und ging los, direkt an der Seite von Delia, bis sie an den Ort ankamen, an dem sie sich zu Beginn der Quest getroffen hatten. Hier mussten sie in unterschiedliche Richtung abbiegen, sodass es Zeit für einen Abschied wurde. Lian drehte sich zu der älteren Kollegin und betrachtete sie erneut von oben bis unten – mit dem auffallend blauen Haarton, den gepunkteten Gummistiefeln und nicht zuletzt dem etwas naiven Lächeln auf den Lippen. Dennoch konnte Lian nicht bestreiten, dass die verschiedenen Ereignisse im Sumpf dafür gesorgt hatten, dass er seinen Ersteindruck von der jungen Frau zumindest zu Teilen revidieren musste. Sie hatte überraschend kluge Ideen eingebracht, auf die der Falls allein nicht gekommen wäre. Er räusperte sich. „Das hat alles besser funktioniert, als ich zuerst gedacht hätte. Danke für die gute Zusammenarbeit.“ Er sah zu Delia, dann zu den Blumen in seiner Hand und… dann kam ihm eine spontane Idee. Ohne lange darüber nachzudenken, hielt er den Blumenstrauß der Köchin entgegen. „Möchtest du die Blumen haben? In Vertretung für die große Aska?“ Es war ziemlich lange her, dass der Wüstenbewohner jemandem Blumen geschenkt hatte. Und das waren dann doch sehr andere Umstände gewesen. Aber irgendwie glaubte er, dass Delia die einzige Person war, die diesen Blumenstrauß, der doch für die großartige Runenritterin bestimmt gewesen war, wirklich wertschätzen konnte.

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