Beschreibung: Das Schuldach, der perfekte Ort zum herumhängen, wenn man keine Lust auf den überfüllten Pausenraum hat (oder ein schnulziges Liebesgeständnis machen möchte). Hohe Zäune sorgen dafür, dass niemand herunterfällt, ermöglichen aber zeitgleich einen tollen Ausblick auf die umliegende Natur.
Charon Desert Night
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Mittagszeit... Endlich mal ein bisschen Ruhe vor den langweiligen Tiraden von Lehrern, die nicht anders konnten, als Stunde um Stunde vor sich her zu labern. Charon mochte die Naturwissenschaften, fand sie ehrlich interessant, aber manchmal fühlte es sich an, als wüsste er schon mehr als die Lehrer, denen er zuhören musste – und sicherlich mehr als die Schüler, für die die Erklärungen vereinfacht worden waren und doch immer wiederholt werden mussten. Heute war so ein Tag. Die Packung Melonenbrot in die Luft werfend und wieder geschickt auffangend ging der Dargin die Treppen hinauf auf das Dach der Schule, ein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht. Hier oben konnte man immer ganz gut abhängen, da störte einen kaum einer. Ein typischer Treffpunkt für die, die nicht unbedingt von den Lehrern gesehen werden wollten bei dem, was sie so trieben. Seinen Blazer zurecht zupfend öffnete Charon die Tür und trat hinaus in den sanften Sonnenschein, der zwischen den spärlichen Wolken hervor schien. Kurz blickte er hinauf in den Himmel, genoss dessen Schönheit, ehe er seinen Blick wieder senkte, um zu sehen, ob vielleicht schon einer seiner Freunde den Weg hierher gefunden hatte...
Manohman, der Unterricht heute war wirklich nicht ohne. Immerhin war nun endlich Pause und so konnte sie wenigstens ein Weilchen durchschnaufen und ihre Gedanken sortieren. Im Pausenraum hatte sie dafür leider keine Möglichkeit. Für ihre feinen, aber empfindlichen Ohren war es dort einfach zu laut. Aus diesem Grund mied sie diesen Ort zu der Mittagszeit wie die Pest, verzog sich lieber auf ihr Zimmer oder ging - so wie heute - bei gutem Wetter hinauf auf das Dach. Hier war es stets deutlich ruhiger. Alleine war sie jedoch nicht. Kaum hatte sie die schwere Tür aufgedrückt und war an die frische Luft getreten, hatte sie auch schon ein bekanntes Gesicht erblickt. Persönlich kannte sie den Weißhaarigen, der da hockte zwar nicht, aber wenn man an diese Schule ging, kam man nicht drum herum, Charon Dargin wiederzuerkennen. Er war beliebt, hatte sich an der Summerfield High schon längst einen Namen gemacht. Zugegeben, auch Rin selbst gehörte aus irgendeinem Grund zu den beliebteren Schülern, obwohl sie nicht einmal wusste, wieso. Vielleicht lag es an ihrer Hilfsbereitschaft? Trotzdem hatte sie mit dem Hellhaarigen bisher noch nicht viel zu tun gehabt. Meist war er von anderen Leuten umgeben und die Inuyama war niemand, der sich gerne zu bereits existierenden Gruppen gesellte. Ehrlich gesagt wusste sie bisher auch gar nicht, was sie von ihm halten sollte. Gerade kam er ihr aber gerade recht. "Hi Charon." grüßte sie ihn höflich mit einem zarten Lächeln im Gesicht. "Wir hatten doch vorhin Biologie zusammen. Hast du zufällig verstanden, um was es da heute ging? Ich habe diesen merkwürdigen Aufbau von Zellen irgendwie null verstanden..."
Charon Desert Night
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Wie es aussah war der Dargin der Erste hier. Kein Wunder, viel Zeit hatte er sich ja nicht gelassen. Entspannt setzte er sich auf eine der Bänke auf dem Dach, lehnte sich ein wenig zurück, den Blick gen Himmel gerichtet, die Beine überschlagen, während seine Hände bereits an der Packung des süßen Brotes zupften, bis diese endlich aufsprang. Es mochte nichts Besonderes sein, aber das Weißhaar war ganz schön hungrig. Ein großes Frühstück hatte er eigentlich nie, sodass sein Magen sich mittags immer ziemlich leer anfühlte. Bevor er einen Bissen nehmen konnte, trat aber auch schon eine zweite Person auf das Dach. „Oh, hey. Rin, richtig?“, grüßte er und hob seine freie Hand, während er seinen linken Arm cool auf die Lehne der Bank stützte. Zugegeben, mit ihr hatte er nicht gerechnet. Die kleine Hundedame gehörte nicht zu seiner üblichen Clique, aber sie war schon eine süße. Clever, lieb. Gab eigentlich niemanden, der etwas Schlechtes über sie zu sagen hatte. Trotzdem musste er grinsen, als er hörte, was sie zu sagen hatte. „Heh. Das hast du nicht verstanden?“ Hatte er sich nicht gerade erst darüber echauffiert, dass die anderen Schüler bei so einfachen Sachen hinterher hingen? Offensichtlich war der kleine Star der Schule kein Stück besser. Trotzdem senkte er sein Grinsen zu einem Lächeln und winkte sie zu sich heran. „Ich steh ja auf Bio. Klar, setz dich her, vielleicht kann ich dir helfen“, nickte er und warf einen kurzen Blick hinab auf sein Brot. Es war nicht teuer... aber er hatte auch nicht genug Geld dabei, um sich ein zweites zu kaufen. Diese schwierige Entscheidung musste er wohl schnell treffen. Innerlich seufzend hob er den Snack an. „Möchtest du was davon?“
"Ja, genau." bestätigte die Hundedame mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch wenn wohl die meisten Schüler ihren Namen kannten, überraschte es sie doch jedes mal wieder auf's Neue. Vor allem überraschte es sie aber bei Charon, der zweifelsohne einer der coolsten Jungs an der Schule waren - und das wusste er auch. Er gab sich nur mit den Besten der Besten ab ... und dazu zählte Rin in ihren eigenen Augen einfach nicht. Sie wurde vielleicht gemocht, aber sie war eben nicht cool. Mit angemessenem Abstand setzte sie sich schließlich neben den Weißhaarigen, stellte ihren Rucksack neben sich ab. "Nein ... nicht so wirklich. Bio ist nicht meine Stärke." gab sie kleinlaut zu. Sie hasste es, ihre Schwächen zuzugeben, aber noch mehr hasste sie es, schlechte Noten zu bekommen. Sie musste also über ihren Schatten springen. Eilig kramte sie sowohl einen grünen Hefter, als auch eine Brotdose hervor. "Das wäre echt super." Sie schlug die entsprechende Seite auf, ehe sie überrascht zu ihrem Gegenüber blickte. "Hast du keinen Hunger?" Das war wirklich ein unfassbar nettes Angebot, doch auch, wenn ihr bereits beim Gedanken an Süßzeug das Wasser im Mund zusammenlief, konnte sie es nicht einfach annehmen. "Komm, lass uns tauschen." Sie öffnete ihre Dose und teilte das Sandwich, das sich darin befand, in zwei. Typisch Rin war es mit allem möglichen belegt: Salami, Ei, Salat, Käse etc.. Sie brauchte eben ordentlich Futter, um denken zu können. Aber Süßes war eben einfach besser. Eine Hälfte streckte sie Charon entgegen. "Hier, nimm."
Charon Desert Night
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Auch wenn Rin sich nicht für eine der Besten halten mochte... Für Charon war sie gut genug. Sie war hübsch, sie war beliebt, sie hatte Stil und ihre Noten gehörten mit zu den Besten. Er war sich fast sicher, dass ihr Notendurchschnitt noch besser war als sein eigener, auch wenn er sich in den meisten Klassen ziemlich gut machte. Wenn er sich mit ihr abgab, würden Leute eher mehr von ihm halten als weniger, also... sprach doch nichts dagegen, sie ein bisschen kennen zu lernen. „Oh, tauschen klingt gut“, antwortete er mit einem Blick hinab auf das Essen, das sie ihm offenbarte. Bei dem voll belegten Brot lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Hatte sie immer so gutes Essen dabei, während er froh sein musste, dass er sich ein billiges Melonenbrot leisten konnte? Ein wenig frustrierend war es ja schon, dass er sich so anstrengen musste, während anderen Menschen so viele Dinge einfach in den Schoß fielen, aber das Angebot würde er sicher nicht ausschlagen. „Klingt fair“, nickte der Dargin und trennte eine Hälfte seines Brotes ab, um es ihr zu reichen und dann ihres entgegen zu nehmen. Erwartungsvoll blickte er auf das Sandwich herab, nahm den ersten Bissen. Da war... so viel dran! So viele unterschiedliche Geschmäcke, alle gesammelt an einem Punkt! Wer konnte sich so etwas leisten? „Das ist richtig lecker! Danke dir“, lachte er, nachdem er geduldig den ersten Bissen gekaut und geschluckt hatte. Mit vollem Mund würde Charon nicht sprechen. „Müssen wir öfter machen.“ Den nächsten Bissen nehmend rutschte er auf der Bank näher an Rin heran, bis er direkt neben ihr saß, ihr die Distanz, die sie geschaffen hatte, in einer Bewegung zu entreißen. Er lehnte sich zu ihr, blickte herab auf ihren Ordner. „Also dann, zeig mal, wo es bei dir hängt.“
Die Hundedame konnte sich ein amüsiertes Schwanzwedeln einfach nicht verkneifen, als sie sah, wie hungrig ihr Gegenüber auf einmal wirkte, nachdem sie ihr Pausenbrot ausgepackt hatte. Wenig überraschend nahm er das Angebot also an und so tauschten die Beiden je die Hälfte ihrer Mahlzeit. So sehr sie auch auf Süßes stand, sie kam nicht drum herum, festzustellen, dass die Hälfte von Charons Melonenbrot bei weitem nicht so sättigend sein würde, wie die Hälfte ihres Sandwiches. Wie wurde er davon überhaupt satt? Konnte er überhaupt richtig aufpassen, wenn er hungrig war? Während sie also ein wenig an dem süßen Brötchen knabberte, wartete sie gespannt auf die Reaktion des Weißhaarigen. Auch wenn ein Sandwich nun wirklich keine große Kochkunst erforderte, hoffte sie trotzdem, dass es ihm schmeckte. Und anscheinend tat es das auch! "Das freut mich!" Ein erleichtertes, zufriedenes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. "Gerne." Direkt machte sie sich eine mentale Notitz, ab Morgen etwas mehr einzupacken. Für sie war es keine große Sache, ob sie nun ein, oder zwei belegte Brote zubereitete machte für sie keinen Unterschied. Vor allem, wenn sie dafür Süßes bekam, etwas, das sie sich selbst nur selten erlaubte. Ihr Atem stockte kurz, als der Dargin plötzlich näher heranrutschte. Klar, er musste ja etwas von ihren Notitzen sehen, um ihr helfen zu können, aber deswegen brachte es sie nicht weniger aus der Bahn. "Huh-huch?"Wieder weiter fort rutschen war nicht drin, sie hatte die Armlehne bereits erreicht. Sie musste es also wohl oder übel aushalten und versuchen, sich von der ungewohnten Nähe nicht ablenken zu lassen. Alles andere als einfach, wenn man doch sonst so gerne Abstand hielt."Also der Lehrer meinte ja, dass die verschiedenen Dinger innerhalb der Zelle auch irgendwie wieder verschiedene Aufgaben haben oder so. Aber irgendwie bin ich total nicht mitgekommen, was jetzt was ist und was was macht undso ... verstehst du?"
Charon Desert Night
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Charon musste oft auch hungrig aufpassen, aber das war in Ordnung. Er war es inzwischen gewohnt und schlussendlich war er nicht die Art Person, die sich von kleinen Widrigkeiten aufhalten ließ. Trotzdem würde er die Gelegenheit, das leckere und dick belegte Brot der Inuyama aufzuessen, sicher nicht verstreichen lassen. Obwohl das Sandwich, dick belegt, wie es war, einfach insgesamt mehr Masse hatte als das Melonenbrot, war er trotzdem schneller damit fertig als Rin mit dem Stück, das er ihr gegeben hatte. Das war wohl der Hunger. Kurz blickte er hinab auf seine noch immer in das Plastik gepackte Hälfte des süßeren Brotes. Gerade fühlte er sich halbwegs satt... vielleicht würde er das für später aufheben. Für den Moment galt seine Aufmerksamkeit aber dem Mädchen an seiner Seite. Ihre Überraschung, als er sich ihr näherte, ließ ihn leicht grinsen, aber er reagierte nicht weiter darauf, ließ seinen Blick entspannt auf ihren Unterlagen. Wenn sie nichts sagte, dann konnte sie ja nichts dagegen haben, dass er bei ihr saß. „Du hast dir ja echt Mühe gegeben, die Zeichnung ordentlich nachzumachen“, meinte er und deutete mit seinem Finger auf die Darstellung einer Zelle, die sich zwischen ihren Notizen befand. „So sieht das bei mir nicht aus. Ich finde, verstehen ist wichtiger als einfaches Kopieren und auswendig Lernen.“ Immerhin, mit der akkuraten Zeichnung war es ziemlich einfach, jeweils auf die richtigen Teile der Zelle zu deuten, um Rin zu erklären, worum es da ging. Charon achtete darauf, seine Erklärungen möglichst bildlich zu halten, nicht nur Namen mit Funktionen zu verbinden, sondern mit seinen Worten auszumalen, wie sie sich einzelne Prozesse oder Metaphern dazu vorstellen konnte. Als sich eine kurze Pause einschlich, hob er seinen Blick, versuchte der Inuyama direkt in die Augen zu sehen, um sie anzulächeln. „Denkst du, damit kannst du eher etwas anfangen?“
Die Seelenspiegel der Hündin waren regelrecht auf ihre Notitzen fixiert. Es war der einzige Weg, mit der Nervosität, die gerade in ihr aufkam, umzugehen. Charon war einfach zu nah. Wäre er einer ihrer Freundinnen gewesen, kein halb Fremder und dazu noch einer der coolsten, hübschesten Jungs an der Schule, wäre ihr die Situation sicherlich einfacher gefallen. Doch das war er nunmal nicht. Tief atmete Rin durch, schloss kurz die Augen, um sich zu fassen und bemühte sich dann aufrichtig, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Was war schon so schlimm daran, wenn er da saß? "Natürlich, ich gebe mir immer Mühe." erwiderte sie überrascht. Sie hatte eine ganze Reihe an Farbstiften und Textmarker und vor allem einen richtigen Füller, nicht nur einen blöden Kugelschreiber. "Da hast du recht. Aber manche Dinge muss man einfach auswendig lernen und das geht mit hübschen Notitzen viiiel einfacher." Außerdem wurde sie fast nach jeder Stunde von mindestens einer Person gefragt, ob sie ihre Niederschrift kopieren durfte. Es musste also ordentlich sein. Letztendlich brachte ihr das alles aber auch nichts, wenn sie es nicht verstand. Deswegen war sie ja eigentlich hier. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten ... oder versuchte es zumindest. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu seiner Schulter, die ein paar Zentimeter zu nah an der ihren waren, ob sie wollte oder nicht. Doch auch, wenn sie vielleicht nicht alle seine Worte mitbekam, als er fragte, ob sie nun eher etwas mit dem Stoff anfangen konnte, war sie definitiv schlauer als zuvor. Zumindest die simplen Prozesse hatte sie nun kapiert und den Rest konnte sie immer noch auswendig lernen. Sie hob den Blick, als sie bemerkte, dass er sie ansah ... und obwohl sie bereits so viele Gedanken daran verschwendet hatte, vergaß sie doch einen Moment lang, wie nah er war, nur, um der Realität -wortwörtlich- direkt in die Augen zu sehen. Sofort lehnte sie sich über die Lehne hinaus zur Seite. "Ah ... jj-a ... na klar! Total, ich bin jetzt absoluter Profi."
Charon Desert Night
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„Jaa, das kann ich mir bei dir gut vorstellen“, grinste der Dargin auf die Worte seines Gegenübers hin, ohne genauer zu erklären, was er meinte. Dass sie sich Mühe gab? Oder dass sie jemand war, der tendenziell eher auswendig lernte, als zu verstehen? Nun, das würde wohl nur er selbst wissen. Wie ernst er die Aussage meinte, da war er sich selbst nicht ganz sicher. Jedenfalls gab er sich ernsthaft Mühe, dem Mädchen zu erklären, wie diese ganze Sache mit der Zelle funktionierte. So ganz aufmerksam wirkte sie also nicht... Also war es ihr wohl doch nicht so wichtig, wie sie sagte? Oder ließ sie sich von etwas ablenken? Als sie ihm ihn die Augen sah und plötzlich rot wurde und von ihm weg lehnte, wurde Charon mit einem Mal eine Möglichkeit sehr bewusst, was denn mit ihr los sein könnte, und er musste sich zurückhalten, um nicht breit zu grinsen.
Vielleicht sollte er sich mit diesem guten Mädchen einen kleinen Scherz erlauben...
„Ist Alles in Ordnung, Rin?“, fragte er mit einem besorgten Gesichtsausdruck, spielte den Ahnungslosen. Ganz unschuldig sah er sie an. „Du bist ja ganz rot... Fühlst du dich nicht wohl? Schau mich mal bitte ordentlich an.“ Seine sanften Augen weigerten sich, sich von ihrem Gesicht, ihrer zarten Haut abzuwenden, während er ihr Gesicht inspizierte. Nach ein paar Momenten der stillen Nähe legte er ihr ohne weitere Vorwarnung den Rücken seiner rechten Hand an die Stirn, strich sanft darüber. „Du bist ja ganz warm...“, meinte er leise, ehrlich wirkende Sorge in seinem Blick. „Soll ich dich zur Krankenstation bringen, Rin?“
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Rin Blood Hound
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Die zarten Hände der Canine ballten sich in ihrem Schoß zu Fäusten in der Hoffnung, dass ihre Fingernägel gegen ihre Haut sie davon abhielten, vor Scham umzukippen. Ja, Charon hatte ihr gerade noch ohne zu zögern geholfen, aber gerade trieb er es wirklich zu weit! "Alles in Ordnung, echt jetzt!" quetschte sie heraus, doch das schien ihn auch nicht zu überzeugen. Wie kam er denn überhaupt auf die Idee, dass etwas nicht stimmte? Was? Sie war ganz rot? Oh nein ... Sie wollte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben, doch bevor sie sich versah, hatte sie eine vollkommen andere Hand im Gesicht, auf ihrer Stirn, um genau zu sein. Er hatte ziemlich weiche Haut, das musste man ihm lassen. Trotzdem war das absolut inakzeptabel! Wieso war er überhaupt so besorgt, er kannte sie doch überhaupt nicht! "Nein!! Ich bin vollkommen fit!" Sie war nicht krank, echt nicht! Es gab überhaupt keinen Grund, die Zeit der Krankenschwester zu verplempern. Aber genauso wenig konnte sie ihm sagen, wieso sie so war, wie sie es eben gerade war. Das ging echt nicht. "Wie kommst du überhaupt auf die Idee, ein Mädchen ungefragt anzufassen, du Fiesling!?" meckerte sie also, in einem kläglichen Versuch, von sich abzulenken. Auch wenn sie jetzt noch ihre Backen aufbließ trug das nicht viel zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Sie war einfach keine gute Schauspielerin. "Du bist ganz schön frech, Charon Dargin!"
Charon Desert Night
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Ob er es wohl wirklich zu weit trieb? Mit Sicherheit. Charon hatte schon immer einen gewissen Spaß daran, dabei zuzusehen, wie andere Menschen sich wanden, versuchten, eine Situation durchzustehen, die ihnen unangenehm war, ohne sich daneben zu benehmen. Es war eine Disziplin, in der kaum jemand an ihn heranreichen konnte und die er entsprechend gerne testete. Eventuell war es ein Gefühl der Überlegenheit oder ein Gefühl der Kontrolle, das ihn antrieb. Der Gesichtsausdruck der Inuyama machte ihm auf jeden Fall eine Menge Spaß. „Fiesling? Ich?“, fragte er unschuldig, ehe er grinsen musste. Zufrieden lachend rutschte er wieder von der Hündin weg, gab ihr den Platz, den sie so dringend brauchte. „Okay, okay. Wenn du noch so viel Energie hast, dann kann es dir gar nicht so schlecht gehen“, amüsierte er sich und lächelte sie an. Frech war er also... Ja, gut, da würde er nicht widersprechen. „Was soll ich sagen? Man kommt im Leben nicht weit, wenn man nicht ein bisschen frech ist“, meinte er mit einem Schulterzucken, offensichtlich sehr zufrieden mit dem, was er getan hatte. „Sag mir... wie viele andere Schüler dieser Schule können behaupten, von der unantastbaren Rin Inuyama so angegangen worden zu sein? Dich lockt doch sonst niemand aus deiner Schale.“ Charon zwinkerte ihr zu, ehe sich sein Gesichtsausdruck wieder entspannte, sein Blick sanfter wurde. „Davon abgesehen... hätte ich mir echt Gedanken gemacht, wenn es dir nicht gut geht, weißt du?“
Es war ein scharfer Blick, den Rin ihrem Gegenüber zukommen ließ, ehe sie erleichtert aufatmete. Endlich rückte er fort, verließ ihren persönlichen Raum. "Man kommt auch weiter, ohne seine Mitschüler unnötig zu ärgern!" meckerte sie und schüttelte den Kopf. War sie selbst dafür nicht das beste Beispiel? "Also wirklich." Sie hatte erwartet, dass der Dargin etwas mehr Anstand hatte! Doch so richtig gut darin, Menschen einzuschätzen, war sie wohl noch nie gewesen. "Bilde dir darauf bloß nichts ein. Du hast mich einfach nur auf dem falschen Fuß erwischt." Oh, wie gerne hätte sie ihm alleine wegen dieser Aussage eine geklatscht. Verdient hätte er es definitiv, doch die Hundedame war sich vollkommen bewusst, dass sich sowas nicht gehörte und sowieso nichts brachte. Sie hatte überhaupt nichts davon, jemanden zu verletzen, nur weil er sich daneben benahm. So schluckte sie ihren Ärger lieber herunter. "Natürlich hättest du das." lachte sie schließlich. Glaubte er wirklich, dass sie so naiv war? Die Inuyama mochte zwar lieb sein und ihren Mitmenschen im allgemeinen schnell vertrauen, doch dumm war sie nicht. Sie wusste, dass die Welt nicht so funktionierte. "Du kennst mich nichtmal. Wieso solltest du?" Sichtlich frustriert schüttelte sie den Kopf. "Ich weiß nicht, was du vorhast, ob das irgendein Spiel ist, du mich reinlegen willst oder denkst, dass du mich so leicht aufreißen kannst ..." Sie hob ihren Blick, dieses mal war sie es, die ihn gezielt anblickte. Die Enttäuschung in ihren klaren, blauen Augen war kaum zu übersehen. "aber ich bin nicht dumm, Charon."
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Charon Desert Night
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„Hm... ich schätze, du hast Recht.“ Seinen rechten Fuß auf die Bank hochziehend, sodass er seinen Arm auf dem Knie abstützen konnte, wandte Charon seinen Blick von Rin ab und sah geradeaus durch den Maschendrahtzaun in die Ferne. Rin hatte gerade viel gesagt, aber er ließ sich ein wenig darauf warten, in welchem Punkt er ihr zustimmte. „Die meisten Menschen interessiert es nicht, wenn es jemandem schlecht geht, den sie nicht kennen, hm? Gerade die, die immer so nett tun. Eine ziemlich hässliche Einstellung, wenn du mich fragst.“ Er schüttelte den Kopf. Was auch immer. Es war nicht so, als würde ein Mädchen, dem ohnehin alles in den Schoß fiel, verstehen, was er meinte. „Ich hatte nicht vor, dich zu beleidigen. Ich hatte mich tatsächlich gefreut, dass die perfekte Rin Inuyama einen Normalsterblichen wie mich um Hilfe bittet“, meinte er mit einem Schulterzucken. „Und als ich dann das Gefühl hatte, dass du nicht aufpasst... hm. Keine Ahnung, was über mich gekommen ist. Ich wollte mir einfach deine Aufmerksamkeit zurückholen... und das hat offensichtlich geklappt.“ Woran es wohl lag, dass sein erster Instinkt gewesen war, sie ein bisschen in die Ecke zu drängen und zu ärgern? Schwer zu sagen. Irgendwie hatte er ja immer noch Lust darauf, andererseits war sie wirklich ganz schön sauer geworden. Darauf hatte der Dargin eigentlich nicht abgezielt. „Naja, aber das hab ich wohl nicht so gut gemacht. Entschuldige bitte“, meinte er mit einem Seufzen und stand von der Bank auf, sein übriges Melonenbrot mitnehmend. „Ich schätze, ich lass dich besser in Ruhe.“
Die Ohren der Hundedame zuckten. "Ja. Viele Leute sind nicht nett. Sie tun nur so." antwortete sie schließlich. "Falls du nicht dazu gehörst, tut es mir Leid, aber ... ich habe einfach die Nase voll, weißt du?" Sie seufzte. Hatte sie ihrem Gegenüber etwa unrecht getan? Hatte Charon wirklich gute Absichten? Oder war er einfach nur ein guter Schauspieler? "Es ist immer wieder das Selbe. Jeder denkt ich merke nicht, wenn sie fake zu mir sind. Aber ganz so dumm bin ich auch nicht!" Sie sah doch, wie sich diese Leute ihren anderen, weniger beliebten, Mitschülern gegenüber verhielten. "Wenn sie mich fragen 'wie geht es dir?', dann interessieren sie sich nicht für die Antwort, sondern für die Pluspunkte, die sie vermeintlich durch diese Frage sammeln." Sie sah auf ihren Schoß hinab, wo neben ihren Unterlagen auch immer noch ihr Mittagessen auf sie wartete. Doch der Hunger war ihr vergangen. "Jeder interessiert sich für Rin Inuyama, aber niemand interessiert sich für Rin." Es gab nur wenige Leute, denen sie zutraute, sich aufrichtig für ihr Wohlbefinden zu interessieren ... und selbst bei denen war sie manchmal unsicher. Wie sollte sie da dem Dargin einfach so glauben, nachdem er gerade noch versucht hatte, sie zu ärgern? Schließlich hob sie ihren Blick wieder, lauschte aufmerksam den Worten, die der Weißhaarige noch für sie hatte. Seiner Erklärung für sein Verhalten. "Perfekt? Glaubst du wirklich, dass der Podest, auf den mich alle heben, echt ist?" Wenn sie ehrlich war, wäre es ihr deutlich lieber, wenn die Leute sie als das graue Mäuschen sehen würden, das sie doch eigentlich war. "Glaub mir, so bin ich nicht." Sie seufzte. "Ich hätte dir sagen sollen, dass ich es nicht mag, wenn Fremde mir so nahe kommen, tut mir Leid." Anscheinend war es nicht nur Charons Schuld gewesen, dass die Situation sich so entwickelt hatte. Doch Rin hatte sich geschämt und daher geschwiegen, ein Fehler, wie nun deutlich wurde. "Ist wohl blöd gelaufen..." murmelte sie beschämt. "Wenn du das vorhin ehrlich gemeint hast ... darfst du gerne bleiben."
Charon Desert Night
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„Ich hätte nicht gedacht, so etwas gerade von dir zu hören. Du wirkst immer so positiv“, meinte der Dargin mit einem Lächeln, nachdem Rin ihm erklärt hatte, dass sie genug von den Oberflächlichkeiten und Scheinheiligkeiten der Menschen hier hatte. Er legte den Kopf ein wenig in den Nacken, atmete ordentlich durch. „Ich versteh dich... auch wenn ich mich daran gewöhnt habe, in dieser oberflächlichen Gesellschaft zu leben. Der Vorteil, wenn dich niemand wirklich kennt, ist, dass du sein kannst, wer du sein willst. Das ist ein Luxus, den ich ungern missen würde.“ Er lachte auf, auch wenn es kein sonderlich amüsiertes Lachen war. Schlussendlich war dieses Prinzip der Grund, aus dem er einen gewissen Status an dieser Schule. Nichts an Charon Dargin war echt... Fast nichts zumindest. „Aber nein... Weggucken, wenn es jemandem wirklich schlecht geht, konnte ich noch nie. Ein bisschen Spaß ist okay, solange niemand zu Schaden kommt, aber ich kann es gar nicht ab, wenn man jemanden einfach im Stich lässt. Egal, ob man die Person kennt oder nicht.“ Entschuldigend wandte er seinen Blick wieder Rin zu. „Ich... habe dir nicht weh getan, oder?“
Immerhin... Trotz der kleinen Dummheit, die er sich geleistet hatte, schien Rin seine Entschuldigung anzunehmen. Erleichtert nahm der Dargin wieder seinen Platz auf der Bank ein, schön weit weg von der Weißhaarigen an seiner Seite. „Danke dir“, nickte er und legte nachdenklich den Kopf schief. „Das heißt dann wohl, du hättest bei jedem so reagiert, der dir zu nahe kommt, hm? Schade...“
"Auch ich bin nicht nur Sonnenschein und Regenbögen." gestand sie aufrichtig. "Aber ich gebe mir Mühe, das Beste aus allem zu machen." Und das war es letztendlich, was Leute sahen. Doch was hinter den blauen Seelenspiegeln vorging, das sah keiner. Oft war das auch gut so, doch die Sehnsucht, das sein zu können, was sie wirklich war, war groß. "Aber wieso würdest du dich verstellen wollen? Meinst du, deine Freunde würden dich weniger mögen, wenn sie dein wahres Ich kennen würden?" Sie hätte diese Frage genauso gut an sich selbst stellen können. Eine Antwort darauf hätte sie jedoch nicht gehabt. Ihr Blick ruhte auf ihrem Gegenüber während sie sich wunderte, wie viel von ihm wohl gerade eben echt war. Verstellte er sich auch gerade eben? Rin für ihren Part war ehrlich, auch, wenn sie sich damit eigentlich nicht wohl fühlte. Es war ungewohnt, zuzugeben, dass sie nicht nur das war, als das man sie so gerne sah. "Ich verstehe, was du meinst. Ich könnte auch niemals jemanden im Stich lassen." Langsam nickte sie. Vielleicht war das der Hund in ihr, der dafür sorgte, dass sie es nicht mit ansehen konnte, wenn jemand litt oder ganz alleine in Schwierigkeiten saß. Vielleicht war sie aber auch einfach so. "Nein, hast du nicht. Keine Sorge, ich bin ja nicht aus Zucker." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Nur ordentlich erschreckt." Erleichtert atmete die Weißhaarige auf, als der Dargin sich wieder zu ihr setzte, dieses mal sogar mit anständiger Distanz zu ihr. Ihre Rute wackelte kurz dankbar. Jetzt war alles wieder gut, oder? So konnte sie endlich genug entspannen, um einen großen Bissen von ihrem Sandwich zu nehmen. "Mmmhph?" Sie schluckte. Eins nach dem Anderen. "Ja, ich mag generell keine ungefragte Nähe zu Fremden." Da war sie wohl etwas eigen. " Ist das etwa schlimm...?"
Charon Desert Night
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„Das Beste draus machen, hm... Gute Einstellung“, nickte Charon mit einem leicht bitteren Lächeln. Schwer zu sagen, ob er selbst das machte. Eigentlich war er niemand, der negative Sachen sonderlich schwer nahm, aber... ein Optimist war der Dargin auch nicht unbedingt. „Ich weiß nicht, ob ich verstellen sagen würde. Eher im Gegenteil“, meinte er nachdenklich, überlegte, wie er das Ganze verpacken konnte, ohne dass er etwas verriet, das er nicht verraten wollte. Sein Schluss war, dass er das nicht konnte. Also war es vermutlich besser, das Thema zu wechseln. „Ich will nicht zu viel darüber sagen. Es geht mir jedenfalls nicht nur darum, was Andere sehen. Manchmal ist es einfach schön, die Dinge vergessen zu können, die einen davon abhalten, man selbst zu sein... und das ist einfacher, wenn oberflächliche Leute nicht versuchen, tief zu bohren.“
Den Kopf leicht in ihre Richtung drehend betrachtete Charon die Inuyama von der Seite, jetzt, wo sie sich wieder wohler fühlte. Man konnte den Unterschied wirklich sehen. Für jemanden, de behauptete, so viel zu verbergen, wirkte sie wirklich, als würde sie ihre Gefühle an der Oberfläche tragen. „Nein, nicht schlimm. Ist ja dein gutes Recht“, nickte er und gestand ihr damit ihren Freiraum zu. „Ich habe nur deine Reaktion falsch gedeutet, glaube ich. Mein Fehler.“ Leicht grinsend wandte sich der Dargin ihr wieder ganz zu und beugte sich ein wenig vor, seine Arme auf seine Knie gestützt. Darauf achtend, trotzdem auf Abstand zu bleiben, zeigte er dem Mädchen, dass sie seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. „Hey, erzähl mir doch mal eine Sache über die echte Rin. Eine Sache, von der du meinst, dass sie keiner von uns erwarten würde“, meinte er neugierig und grinste. „Im Gegenzug beantworte ich dir auch eine Frage über den echten Charon. Komplett ehrlich.“
Ein wenig verwirrt legte Rin den Kopf schief. Sie war sich nicht ganz sicher, was Charon ihr sagen wollte. Oder wollte er einfach nur sagen: 'Ich will darüber nicht reden.'? Vermutlich ein wenig von Beidem. "Vielleicht solltest du lieber versuchen, die Dinge, die dich zurück halten, in Angriff zu nehmen." meinte sie, auch wenn sie wusste, dass das oft leichter gesagt war als getan. "Ich würde dir gerne dabei helfen." Jeder verdiente es, so sein zu können, wie er wirklich war. Und falls jemand den Dargin dafür anpöbeln würde, dann würde sie dieser Person einfach kräftig an den Haaren ziehen, bis sie weinte. Da kannte sie keine Gnade. Seufzend fuhr sich die Inuyama durch die Haare. Was für ein merkwürdiges Gespräch sie doch gerade führten. Dabei wollte sie doch einfach nur Hilfe in Biologie haben. Aber jetzt gab es wohl kein zurück mehr. "Oh, das passiert mir auch manchmal. Keine Sorge." erwiderte sie fröhlich. Es war nicht immer einfach, sein Gegenüber korrekt zu deuten. Kaum hatte sie jedoch ihre Worte ausgesprochen, kam sie ins Stocken. Was genau hatte er denn dann gedeutet? "W-warte. Hast du etwa...?" Ihre Äuglein wurden groß und die Bäckchen rosa. "Du dachtest doch nicht etwa, dass ich so reagiere weil ich, ich, dich mag?" Oder interpretierte sie gerade etwas falsch? Sie drehte sich zur Seite, griff sich an die Ohren und schüttelte sich. Sie kannte ihn doch gar nicht! Auch wenn sie ihn schon süß fand ... aber welches Mädel tat das nicht? Viele schwärmten von dem weißhaarigen Schönling. Aber das hatte damit gar nichts zu tun. "Nein. Wieso solltest du das denken?" lachte sie schließlich und drehte sich wieder zu ihm. "Über die echte Rin, hm?" wiederholte sie nachdenklich. "Jeder denkt, dass ich von Natur aus schlau bin. Aber ich verbringe fast alle meine Freizeit damit, zu lernen. Und wenn ich nicht lerne, dann verliere ich mich fast immer in ausgedachten Geschichten..." erklärte sie, die Stimme gedämpft, falls ihre Zweisamkeit plötzlich beendet werden sollte. "Ich mag falsche Welten lieber als echte. Der Ritter, der die Prinzessin in Not rettet, das wär's doch, oder?" Leider war das reale Leben nicht so romantisch und schön wie ihre Geschichten. Sie seufzte. "Aber das ist einfach unrealistisch, das weiß ich auch." Da konnte man nichts machen. Geschichten waren eben nur das: Geschichten. Sie machten die Realität erträglicher, weil sie eben perfekt waren. "Ich möchte nicht nachbohren." meinte sie schließlich nach kurzem Überlegen. Der Hellhaarige hatte ihr schließlich eben erst gesagt, dass er das nicht mochte. "Also erzähle mir doch auch einfach etwas über dein wahres Ich."
Charon Desert Night
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„Ha!“ Amüsiert grinste Charon, als Rin meinte, dass man ja einfach angreifen konnte, was einem Probleme bereitete. Sie war doch ganz schön naiv. „Niemand an dieser Schule arbeitet härter als ich. Aber es gibt manche Sachen, die kann man nicht so einfach ändern. Aber wenn man von außen guckt, wirkt alles immer so einfach, nicht?“ Natürlich verstand ihn ein Mädchen nicht, das jeden Morgen mit einer vollen Lunchbox zur Schule gehen und einfach entscheiden konnte, daraus noch mehr zu machen. Jemand, der sich hübsch anzog und anderen Leuten Oberflächlichkeit vorwarf. Wusste sie überhaupt, wie gut es ihr ging?
„Was, ist das so abwegig?“, meinte er, als Rin realisierte, wie er ihre Reaktion interpretiert hatte. „So schlimm bin ich auch wieder nicht. Und du warst echt knallrot. Wie eine Tomate.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber naja, vielleicht war das Wunschdenken. Kann ja mal vorkommen, wenn man sich mit so einem hübschen Mädel unterhält. Vergiss es am Besten einfach.“
Hm... Hatten die anderen Schüler echt das Gefühl, dass Rin ihre guten Noten bekam, ohne zu lernen? Sie war zwar gelegentlich Gesprächsthema, aber in Charons Kreisen wurde sie eher beiläufig erwähnt. Er hatte nicht wirklich eine Ahnung, was seine Freunde von ihr hielten. Konnte also sein. „Seltsam. Ich fand immer ziemlich offensichtlich, dass du dir Mühe gibst“, meinte er mit einem Schulterzucken. Allein die Zeichnung in ihrem Heft machte das doch mehr als deutlich. Niemand, der halbherzig lernte, steckte da so viel Arbeit rein. Nichtmal Charon, und der kämpfte um jede gute Note. Ihre nächsten Worte ließen ihn aber schmunzeln. Das war ja süß. Das unschuldige Mädchen, das sich in ihren Träumen und Geschichten verlor. „Fantasie ist etwas Schönes“, nickte er. „Ich lese auch sehr gerne. Geschichten von Helden, die für ihre Taten bis heute bewundert werden, vor Allem. Die meisten davon sind allerdings wahr, auch wenn man sich das heutzutage kaum vorstellen kann.“ Nachdenklich lehnte er sich auf der Bank zurück, beide Arme auf der Lehne abgelegt. „Kennst du die Geschichte von Magellan? Der Mann, der um die Welt segeln wollte und dabei ersten Kontakt zwischen Alakitasia und Ishgar hergestellt hat?“
"Ich wollte dir nie unterstellen, dass du nicht bereits dein bestes gibst." seufzte Rin und blickte ihr Gegenüber entschuldigend an. "Aber manchmal braucht man einfach vier Hände anstatt nur die zwei eigenen, um etwas erfolgreich anzupacken." Wenn er wirklich vor jedem seine Wahrheit versteckte, dann hieß das auch, dass er bisher noch nicht versucht hatte, die Sache mit Unterstützung anzugehen. Er wirkte nicht wie die Art Mensch, die überhaupt gerne Hilfe annahm... Sie konnte es zwar verstehen, nur zu gut, aber irgendwie tat ihr der Gedanke, dass er sich da ganz alleine durchkämpfte, weh. Als schließlich das Thema aufkam, warum die Inuyama zuvor so auf die Nähe seines Mitschülers reagiert hatte, kam sie zunehmend in Erklärungsnot. "Ich habe doch gar nicht gesagt, dass du schlimm bist!" Oh, sowas würde sie doch niemals tun! Eigentlich entpuppte er sich doch gerade als wirklich nett. Aber das konnte sie ihm doch jetzt gerade nicht sagen! "Wie-wa-Wunschdenken?" Große, blaue Äuglein starrten den Weißhaarigen überrascht an. "Hübsch...??" Beschämt zog sie ihre Ohren hinab in ihr Gesicht. Er war zu direkt. "Es wäre abwegig zu glauben, dass jemand wie ich eine Chance bei jemandem wie dir hat... das ist, was ich eigentlich meinte." quetschte sie schließlich kleinlaut heraus. Auch, wenn sie beide bei weitem nicht die unbeliebtesten Schüler dieser Schule waren, so fand sie doch: zwischen sich und dem Dargin lagen Welten. Viele Welten. Vielleicht sogar extra viele Welten. Wieso drehte sich gerade irgendwie alles um die Inuyama? Es war merkwürdig, so viel zu teilen. "Hah, du vielleicht. Weißt du wie viele Leute denken, dass mir einfach alles in den Schoß fällt?" lachte sie bitter, schüttelte den Kopf. "Als hätte die Welt mit ihrer Gemeinheit bei mir eine Ausnahme gemacht und gesagt: Die behandle ich ausschließlich gut." Tatsächlich hätte sie nichts dagegen gehabt, solch eine Ausnahme zu sein, aber sie war es nicht. Oh, wenn die Leute doch wüssten, wie viel Schmerz sie in sich trug. Fantasie war einfach die einzige Ausflucht vor ihren äußerst realen Erinnerungen. "Oh wirklich?" fragte sie begeistert, als ihr Gegenüber behauptete, dass er solche Geschichten auch gerne las. "Ich lese nicht viel Reales..." gab sie zu. Es fiel ihr einfach zu schwer zu glauben, dass das echte Leben auch so toll sein konnte. "daher kenne ich wohl auch die Geschichte nicht. Willst du sie mir erzählen?"
Charon Desert Night
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„Ich wüsste nicht, was die Hände einer anderen Personen schaffen sollten, wenn meine es nicht können.“ Ein überheblicher Satz, aber einer, den der Dargin mit geradliniger Überzeugung aussprach. Nicht wie Angeberei, sondern wie eine Selbstverständlichkeit. Er war gut darin, sehr direkt zu sagen, was er dachte, wenn er das wollte. Genauso sprach er über ihre Gefühle, die sie ihm gegenüber wohl nicht hegte. „Natürlich hättest du eine Chance“, meinte er mit einem Kopfschütteln, weiterhin ganz nebenbei, als wäre es ein Thema, das er bereits abgehakt hatte. „Was heißt überhaupt Bei jemandem wie mir? Ich dachte, du magst solches Schachteldenken nicht?“
Ob er wusste, wie viele Leute Rin für jemanden hielten, der alles geschenkt bekam? „Nein, keine Ahnung. Ich weiß nur, wie ich dich sehe“, gab er ehrlich zu, ohne weiter darauf einzugehen, was diese Meinung denn war. „Aber Leute neigen dazu, Andere so zu sehen, wie sie es wollen. Wenn sie neidisch sind, dichten sie dir irgendwas an. Eventuell bist du einfach zu perfekt. Die Leute sehen keine Fehler, deshalb wollen sie Fehler sehen.“ Er grinste. Das kannte er gut. „Ich zeige den Leuten gerade genug schlechte Seiten, dass sie sich an mir nicht stören. Die meisten zumindest. Deshalb habe ich mit Eifersucht nicht viel zu tun.“ Charon sah sich selbst als ziemlich pragmatischen Menschen an. Jemand, der darauf achtete, was in der Realität wichtig und nützlich war, ohne große emotionale oder moralische Wertung daran zu hängen. Vermutlich war er deswegen in der Lage, so zu handeln und so direkt zu Rin zu sprechen. Und vermutlich bevorzugte er deswegen Bücher, die ihre Wurzeln in der Realität hatte. „Ich will jetzt eigentlich keine Geschichtsstunde starten. Ich erzähl dir die Geschichte ein andermal, ja?“, lächelte er freundlich, als sie danach fragte. „Es ist nicht so, als würde ich keine Fiktion lesen. Wenn du Rittergeschichten magst, kennst du doch sicher Die schöne Magelone?“
Rin schnaubte. Was für ein eingebildeter Idiot! Ihr Blick wurde jedoch schnell wieder weich und sie rückte ein wenig näher an Charon heran. Vorsichtig griff er nach seinem Handgelenk und drehte seine Hand, sodass sie die Unterseite sehen konnte. Direkt daneben hielt sie ihre eigene Pfote. Die ihre war ein wenig kleiner und auch, wenn beide gleich gut gepflegt waren, so waren ihre Finger trotzdem ein wenig sanfter und zärter gebaut, ihre langen, mandelförmigen Fingernägel waren auffällig, da waren seine deutlich kürzer, im Gegenzug hatte er jedoch längere Finger. Auch die schmalen Linien, die sich über ihre Handflächen zogen, unterschieden sich. "Schau. Unsere Hände sehen ganz unterschiedlich aus. Genauso unterschiedlich sind auch die Dinge, die sie schaffen können. Kein Paar Hände kann alles schaffen. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Auch du. Und das ist okay. Dafür haben wir ja einander." W-wie war das? Die Inuyama konnte ihren Ohren nicht trauen. Ausgerechnet sie sollte eine Chance bei dem Weißhaarigen haben?! Nein, nun wirklich nicht. Das sagte er garantiert nur, um nett zu sein. Es gab so viele Mädels, die hübscher, schlauer, offener waren als sie. Rin war nun wirklich nicht das, was ein Mann sich an seiner Seite wünschte. Sie war eine Streberin, ein Bücherwurm und ziemlich verklemmt. Das bekam sie zumindest immer von ihren Freundinnen gesagt... Und kochen konnte sie auch nicht! "Da hast du wohl recht..." seufzte sie. "Ach, ich weiß auch nicht. Du hattest recht. Lass uns nicht weiter darüber reden." Wie Charon sie sah? Wie sah er sie denn? Sie fragte lieber nicht. "Ich verstehe Leute nicht." seufzte sie, kratzte sich hinter dem Ohr. Sah man sie wirklich als perfekt? "Du scheinst dir ja wirklich viele Gedanken darüber zu machen, wie man dich auffasst." Die Hundedame legte den Kopf schief. "Na gut. Ich würde es sehr gerne irgendwann hören." Er hatte mit dem Titel durchaus ihr Interesse gewonnen. Um die Welt segeln zu können musste etwas tolles sein. Aber jetzt war wirklich nicht die Zeit für so eine Geschichte. "Na klar kenne ich die!" Ihre Rute wackelte aufgeregt. Es war nicht die bekannteste Geschichte, aber sie war wirklich zum Dahinschmelzen. "Die Prinzessin, die jemand anderem versprochen ist und mit ihrem Geliebten flieht, um ihrem Schicksal zu entgehen." Natürlich war da mehr an dieser Geschichte, doch das war der Teil, der ihr am meisten im Gedächtnis geblieben war. Dass die Flucht nicht so verlief, wie die Beiden es sich erhofft hatten, das ließ sie vielleicht sogar bewusst außenvor. "Die Möglichkeit dazu gibt es heutzutage wohl nicht mehr. Aber wäre schon cool, oder?"
Charon Desert Night
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Ohne Widerstand ließ Charon die Weißhaarige mit seiner Hand machen, was sie für richtig hielt. Ein amüsantes, kleines Schauspiel, auch wenn es ihn nicht wirklich überzeugte. Zu wenig Achtung hatte der Dargin vor den typischerweise minderwertigen Leistungen Anderer. Trotzdem schenkte er ihr ein schiefes Lächeln. „Das lässt du mir nicht durchgehen, hm?“, fragte er, sah ihr in die Augen, ehe er den Kopf schüttelte. „Gut, gut. Wenn du magst, komme ich auf dich zu, wenn ich mal nicht weiterkomme. Dann sehen wir ja, wer Recht hat.“ Das Thema mit den Chancen schien Rin ja ganz schön aus der Fassung zu bringen. Vielleicht hatte sich der Dargin ja doch nicht so verschätzt, wie sie ihm hatte weismachen wollen. Dennoch ließ er das ganze ruhen, nickte, als sie nicht weiter sprechen wollte. So wichtig war es schlussendlich auch nicht. Sie hatten ohnehin interessantere Dinge zu besprechen. „Natürlich mache ich mir Gedanken. Nicht jeder ist einfach plötzlich beliebt. Mir ist es wichtig, mein Leben im Griff zu haben... und zu wissen, woher meine Erfolge kommen“, meinte er und musste sich zurückhalten, um dem kleinen Dussel an seiner Seite nicht an das Stupsnäschen zu tippen. Für jemanden, der sich bei Noten so viel Mühe gab, ließ sie den Rest ihres Lebens wohl einfach auf sich zukommen. „Wenn du möchtest, zeig ich dir mal ein paar Tricks. Du könntest vermutlich sogar mit meinen Freunden abhängen, wenn ich ein gutes Wort einlege...“
Mit der schönen Magelone hatten die beiden Schüler wohl endlich eine Geschichte gefunden, die sie beide kannten. Charon musste grinsen, als er sah, wie sehr Rin darauf ansprang. „Ich denke nicht, dass du das so cool fändest. Du würdest doch bestimmt sowas sagen wie Wir können jetzt nicht gehen, ich hab doch noch Schule, oder so“, lachte er und zwinkerte ihr zu, um zu zeigen, dass es nur ein Scherz war. „Aber ja, es hat etwas Romantisches. Mal ganz ehrlich, Rin, wenn du sowas mal für einen Tag erleben könntest, ohne gleich dein ganzes Leben zu ruinieren... Hättest du da Lust drauf?“
Nun, Überzeugung klang wohl anders, aber immerhin widersprach Charon der Hundedame nicht länger. Er gab sich geschlagen. Zufrieden wedelte sie mit der Rute. "Nö." erwiderte sie triumphierend. "Ich nehme dich beim Wort. Wehe, du hälst das nicht ein. Ich werde auf dich warten." Sie wäre definitiv enttäuscht, wenn er ihr nur leere Worte schenkte und doch wieder alleine weiterkämpfte. Je länger sie sich unterhielten, desto mehr realisierte Rin, dass sie aus zwei unterschiedlichen Welten kamen. Sie sah die Dinge so anders als er. Niemals käme sie auf die Idee, ihr Auftreten zu planen, ihre Erfolge gezielt herbeizuführen, zumindest, wenn es um Soziales ging. Sie wusste nichteinmal, ob sie überhaupt fähig wäre, sich zu verstellen. "O-oh... ich glaube das passt schon. Ich bin eigentlich sehr zufrieden damit, wie es gerade ist." gab sie kleinlaut zu. Sie war sich sicher, dass seine Tipps gut waren, doch eigentlich wollte sie ja nichteinmal so beliebt sein. Sie wollte wie alle anderen in der Menge untergehen. "Sind deine Freunde denn nett?" Es wäre durchaus schön, ein paar aufrichtige Kontakte zu knüpfen, dem war sie nicht abgeneigt. Aber vorsichtig war sie trotzdem, weshalb sie einige Momente später noch hinzufügte: "...und ehrlich?" Die schöne Magelone war wohl der erste Punkt, an dem sich die Weißhaarigen zum ersten Mal richtig einig waren. "N-naja ... also..." versuchte sie sich selbst zu rechtfertigen, aber eigentlich hatte Charon komplett recht. Sie würde genau das sagen. Aber Träume waren eben nur das: Träume. Und keine Realität. Peinlich berührt kicherte sie schließlich, was er gesagt hatte war nunmal die Wahrheit. Wie hatte er es geschafft, sie in so kurzer Zeit so zu durchblicken? "Hm? Was meinst du?" Seine Frage hatte sie durchaus kalt erwischt. Mit großen, blauen Äuglein blickte sie ihn verwirrt an. Damit hatte sie nicht gerechnet, doch eigentlich war ihre Antwort vollkommen klar: "Ja natürlich! Etwas cooleres könnte ich mir nicht vorstellen!" Nun, es konnte gut sein, dass sie danach nicht mehr zu ihrem Altagstrott zurückkehren wollte, aber das war ja sowieso nur eine rhetorische Frage, das war nicht möglich. "Du etwa nicht?"
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