Ortsname: Vogelschutzgebiet "Reign Forest" Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Dieser Wald, weit im Süden von Fiore, ist als offizielles Tierschutzgebiet ausgerufen worden. Allerlei seltene Vögel, groß und klein, magisch und nichtmagisch, haben hier eine Heimat gefunden in den einzigartigen Lebensbedingungen dieses sehr ergiebigen Ökosystems. Es ist erlaubt, hierher zu kommen, aber Ranger stellen regelmäßig sicher, dass niemand Unfug treibt. Angeblich gibt es hier auch einen riesigen Vogel, den Reigning Nyunai, der als Herrscher über das Gebiet wacht. Man braucht aber schon einiges an Glück, um diese Kreatur zu Gesicht zu bekommen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Ain't no difference between the head of an opponent and a good ol' Taiko drum! Theme: Donnernde Trommeln | Hungrige Bestie
Offplay – Frei wie ein Vogel Teilnehmer: Ravinuthala, Ronja
Dass Ronja ein bisschen Vogel in sich hatte, wusste Ravinuthala schon lange. Sie hatte die Flügel gleich bei ihrem ersten Treffen zu sehen bekommen und fand sie vom ersten Moment an super! Ob die Schwarzhaarige fliegen konnte, darüber hatte sich die Oni aber nie Gedanken gemacht, bis Ronja selbst das Thema aufwarf. Erst nahm Thala es ein bisschen auf die leichte Schulter, aber ihr wurde schnell bewusst, dass es ihrer Freundin echt ernst war mit dem Thema. Dann kam die große Frage: Ob das Muskeltraining, das die beiden zusammen machten, ihr dabei helfen konnte, zu fliegen? „Ich mein... keine Ahnung?“ Mit einem entschuldigenden Blick zuckte Ravi mit den Schultern. Sie verstand nichts vom Fliegen, würde es vermutlich auch selbst nie können. Damit befasst hatte sie sich genauso wenig. Wer war sie, um Ronja etwas zu versprechen? Aber... „Aber hey, hey! Probieren sollten wir's, ne?“ Ein breites Grinsen erhellte ihr Gesicht, während sie der Älteren sanft auf die Schulter klopfte. Sie konnte nicht versprechen, dass Ronja fliegen konnte, wenn sie ihre Muckis trainierte, aber es klang durchaus möglich! War auf jeden Fall allemal besser, als einfach rumzusitzen und zu hoffen, dass das Fliegen irgendwann zu ihnen kommen würde! „Wollten doch eh bisschen an deiner Fitness arbeiten, und schaden tut's sicher nich', ne? Also machen wir's! Keine Ahnung, ob ich dir echt ne Hilfe bei sein werde, aber ich tu, was ich kann, damitte hoch in die Luft kommst, kay? So wie du mir mit dem Magie-Zeug hilfst!“ Dieses Gespräch war inzwischen ein paar Monate her. Wie versprochen hatten die beiden miteinander trainiert. Ronja war stärker geworden, und Ravi hatte es tatsächlich zum ersten Mal in ihrem Leben geschafft, einen Zauber zu wirken! Die Begeisterung in ihrem Gesicht war endlos gewesen. Es war ein unglaubliches Gefühl, etwas zu schaffen, an das man sich nie wirklich heran getraut hatte. Die Oni war so überzeugt davon gewesen, dass sie Magie einfach nicht verstand, dass sie es kaum gewagt hatte, sich daran zu probieren... denn was war, wenn sie versagte? Nicht nur wäre es die eine Sache in ihrem Leben, die sie nicht hatte meistern können, sondern sie enttäuschte auch die Gilde und ihre Gildenmeisterin, und ihre große Schwester, die so viel besser in Magie war, wäre sicher auch traurig darüber. Aber... sie hatte es geschafft! Ihre Umarmung war vermutlich etwas zu fest gewesen, aber Ronja hatte sich nicht beschwert. Es war ein wirklich glücklicher Moment gewesen! Nur fliegen... das konnte die Vates noch nicht.
Und dann... war etwas passiert.
Ravinuthala wusste selbst nicht recht, warum, aber plötzlich war etwas anders mit Ronja. Sie hatte sich zurückgezogen, ließ ihr gemeinsames Training ausfallen. Als Thala fragte, meinte sie, dass sie Abstand brauchte. Den gewährte ihr die Oni, wenn auch schweren Herzens. Sie war ein Trampel, aber sie respektierte die Wünsche ihrer Freunde. Aber auch Respekt hatte seine Grenzen! „Hey, hey, HEY! Ronnie!“, rief die Oni lautstark aus, als sie die Leiter zum Baumhaus hinauf kletterte! Das war genug Zeit gewesen! Sie war immer da gewesen, wenn Ronja sie gebraucht hatte, und sei es nur, um ein bisschen zu kuscheln und zu lachen und sich zu entspannen, aber auch, wenn sie nicht wusste, was es war, das so auf der Vogeldame wog, wusste sie, dass es niemandem half, wenn sie sich ewig in ihre Unsicherheiten fallen ließ. Was genau Ronja in den letzten Wochen alles probiert hatte, das wusste die Tsumiho nicht, aber sie für ihren Teil hatte den Punkt erreicht, an dem sie ihre Freundin einfach rausholen wollte aus ihren vier Wänden – ob es ihr gefiel oder nicht! „Ronnie, Ronnie, RONNIE!“, donnerte die Oni, als sie vor der Vogeldame stand, und streckte ihre Hand aus, damit Ronja sie nehmen konnte. Ein breites, selbstsicheres Grinsen lag auf ihrem Gesicht. „Heute lernst du, wie Fliegen funktioniert!“, erklärte sie, entschlossen und eindeutig. „Wir gehen Vögel beobachten! Komm mit, komm MIT!“
Ronja studierte die Buchstaben. Sie las sie nicht, nicht wirklich. Es war ein altes Buch, dass sie noch von Aloe hatte, als Dillan ihr das Lesen beigebracht hatte, aber sie konnte sich nicht auf die Worte konzentrieren. Der Sinn in ihnen entglitt ihr immer und immer wieder wie Wasser durch die Finger. Ihre Gedanken kreisten und zerrten sie mit Wucht in ihren Geist und ihre Gefühle. Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht, ihre Magie abstellen zu können. Zu vergessen, wie man fühlte. Doch ihre Sinne waren zu fein, als dass sie nicht bemerken würde, was sie fühlte. Ronja weigerte sich nur, sich darauf einzulassen. Sie hing in der Schwebe, nicht willens sich damit zu beschäftigen aber auch unfähig, irgendetwas anderes zu tun. Gedankenverloren fuhr sie über die Seite und folgt ihrem Finger mit den Augen, als würde ihr das beim Lesen helfen. Sollte sie es einfach weglegen? Ohne dem Buch auf dem Bett liegen und zur Holzdecke hochstarren, bis die Sonne unterging und sie schlafen konnte. Sie blinzelte langsam und klappte das Buch zu, ohne ein Lesezeichen zu verwenden. Sie hatte sowieso keine Ahnung, wo sie war, hatte es nur stumpf durchgeblättert wie so ziemlich jedes Buch, das sie daheim hatte. In die Bibliothek war sie nicht gegangen, sie war zu Hause geblieben oder durch den Wald getigert und war nur fürs Essen holen und seltene Quests in die Stadt gegangen. Und um Ravi zu besuchen. Sie hatte der Oni erzählt, was in Oak Town geschehen war, dass Rune versucht hatte sie zu kontrollieren, aber von dem Dämon unterbrochen worden war. Etwas, das Ronja im Getümmel und dank der starken Präsenz erst später bemerkt hatte. Sie hatte Ravi erzählt, dass sie es nicht wegbekam, aber daran arbeitete. Lian hatte ihr versucht zu helfen, wenn auch nicht mit großem Erfolg und Ravi war ein sicherer Ort gewesen, an dem die Dunkelheit sie nicht erreichen konnte. Aber bei Nero … Sie hatte sie mit Nero erreicht. Ronja kniff die Augen zusammen, was nur darin endete, dass sein Bild vor ihren Augen auftauchte. Die Ball aus Schmerz in ihrer Brust drohte zu platzen. Die Schuldgefühle, die wie Säure in ihrer Kehle brannten und … und die einfache Tatsache, dass sie ihn vermisste. Ronja war vor Nero nie verliebt gewesen und dann war er plötzlich dagewesen und nicht mehr aus ihrem Kopf und dann ihrem Herzen verschwunden. Sie war glücklich mit ihm gewesen. Er hatte sie glücklich gemacht. Zumindest die meiste Zeit. Ronja liebte ihn und sie liebte Harmonie, aber es war zu … perfekt gewesen. Sie würde Neros Wohl immer vor das ihre Stellen, aber das hieß auch, dass sie Entscheidungen treffen mussten, die weh taten. Die verdammt weh taten. Ronja wusste rational, dass sie das richtige getan hatte. Nicht nur wegen Rune, das war nur der Auslöser gewesen. Aber sie war in Neros Augen perfekt gewesen. Und so sehr es sie schmeichelte … es hatte ihr keinen Raum mehr gegeben, nicht perfekt zu sein. Sie hatte es hier und da angedeutet, sowohl dass, als auch die Bitte, dass er tun sollte, was ihm Spaß machte, abseits von ihr, aber es hatte nicht funktioniert. Ronja hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass er sie geliebt hatte, aber es war für sie vergiftete Liebe gewesen. Liebe, die er sich selbst geben sollte, die nicht für sie bestimmt war. Und dann … hatte sie den Hass gespürt. Sie war auf der Flucht, vor ihm, vor der Schuld, vor sich selbst gewesen, als sie den letzten Funken Liebe in Hass umschlagen hatte spüren. Und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. War es Hass auf sie? Hass auf ihn? Hass auf … was? Und so in ihr ein Chaos von Liebe und Vermissen, Angst, Schuld, Sorge, Wut auf sich selbst, Verzweiflung, nichts tun zu können. Ein Chaos, dem zu stellen sie nicht bereit war. Sich nicht bereit fühlte. Sie hatte Ravi um Zeit gebeten, aber was hatte sie in der Zeit getan? Schokolade gegessen und nachgedacht. Geweint und dann nur noch stumm die Wand angestarrt. Ronja glaubte, dass es immer weiter ging, dass der Weg es war, sich mit sich selbst zu beschäftigen, zu versöhnen. Aber gerade eben war sie … blind.
Ronja vermied es, ihr Gefühle mit Magie zu kühlen. Das würde sie zum Einschlafen noch brauchen. Stattdessen drehte sie sich auf die Seite und musterte ihre Krallen, als sie von draußen ihren Namen hörte. Aus einer vertrauten Kehle wurde nach ihr gerufen. Die Vates rührte sich einige Atemzüge nicht. Sie liebte ihre beste Freundin, aber … sie war nicht sicher, ob sie Ravi sehen wollte, konnte. Sie konnte nicht einmal erklären warum. Oder vielleicht wollte sie es nicht wissen, weil die Gründe ihr noch mehr Angst gemacht hätten. Dass sie nicht dachte, diese Hilfe verdient zu haben. Dass sie schon selbst damit klarkommen würde. Wie fast immer. Ronja kam mit Dingen zurecht, sie ging weiter, irgendwie. Wieder erklang ihr Name, als die Tür aufging. Sie hatte sie nicht abgeschlossen, unter tags. Nachts seit neustem schon, noch etwas, für das sie sich elend fühlte. Warum war es so viel einfacher Rat zu geben, als ihn zu befolgen?
Als Ravi dann mit breitem Grinsen vor ihr stand, hatte sie sich aufgesetzt und fuhr sich durch die zerzausten Haare, die ein hübsches Vogelnest auf ihrem Kopf bildeten. „Fliegen?“ Ihre Stimme kam ihr selbst zu leise und ruhig vor. Sie räusperte sich, blinzelte und kämpfte gegen die Welle an Emotionen an, die gegen ihr Brustbein brandeten. Ronja biss sich auf die Unterlippe und blinzelt hektisch. Die pure Wärme, die von der Oni in Wellen ausging, machte ihr Schatten erst so richtig bewusst, die um sie selbst lagen. Wie die erste Sonne nach einem langen, dunklen Winter. Ronja schob die Beine vom Bett und erhob sich, betrachtete das Gesicht ihrer Freundin, während Gefühle im Wirbel über das ihre jagten. „Fliegen …“ Das Wort klang erstickt und … Ronja schloss den letzten Schritt und schlang die Arme um Ravi. Hielt sich an der großen, warmen Oni fest, die sie viel zu lange nicht umarmt hatte. Sie vergrub ihr Gesicht an der Brust der Großen und holte zitternd nach Atem. „Hallo Ravi“, murmelte sie. Sie spürte den lauten, starken Herzschlag der Oni in ihrem kleinen Körper vibrieren. Und nachdem sie die ganze Zeit vermieden hatte, zu viel zu fühlen, Angst gehabt hatte, sich selbst nicht mehr zusammenfügen zu können … zersplitterte sie in Ravis Armen. Ein leises Splittern, wie die Tränen, die nach Tagen von Trockenheit sich wieder regten. „Ich … warum bist du hier? Also … ich meine … Ich habe dir gesagt, ich brauche … Zeit. Das ich wieder werde.“ Eine Lüge, wie ihr wenig später bewusst geworden war. Ronja wurde nicht wieder. Sie legte den Kopf zurück, um hoch in das Gesicht der Oni zu blicken, ohne die Arme zu lösen. Sie hatte das Gefühl, das Ravi und ihre Wärme gerade alles war, was sie aufrecht hielt. „Außerdem … ich kann doch nicht fliegen.“ Sie hatte es immer gewollt … fliegen. Frei sein wie die Vögel, die morgens ihre Lieder sangen. Aber sie hatte ihr Training vernachlässigt und … sie schuckte gegen den Klos in ihrem Hals.
Vermutlich überschritt Ravi ein paar Grenzen, als sie unangekündigt und ohne jede Frage oder Rücksicht vor Ronja auftauchte und diese nach draußen entführen wollte. Glücklicherweise waren Oni nicht gerade zimperlich, was das Thema Grenzen anging. Erst übertrat man sie, und wenn der Andere das nicht wollte, dann konnte man sich immer noch darum prügeln! Wobei es darauf mit Ronja hoffentlich nicht hinauslief. Die schwarzhaarige Vogeldame hatte sich in ihrem Bett aufgesetzt in ihrem viel zu dunklen Zimmer und starrte sie aus großen Augen an. Selbstsicher, die Mundwinkel nach oben gezogen, starrte Ravinuthala zurück. Die Tsumiho stellte fest, dass sie keine Ahnung hatte, was ihre beste Freundin fühlte – weder allgemein, noch in diesem Moment. Sie kannte ihre Magie, konnte sie aber nicht wirklich visualisieren. Aber das war in Ordnung. Ihre Wirkung war nichts, das sie kennen musste, um zumindest zu versuchen, für die Vates da zu sein. Mit einem warmen Lächeln breitete sie die Arme aus, während Ronja die letzte Distanz zwischen ihnen schloss, und legte sie sanft um die naive Vates. „Hey, hey, Ronnie... ist schön, dich wieder zu sehen“, sprach Ravi leise, auch wenn ihr leise für einen Menschen wohl immer noch recht laut war. So dicht beieinander dröhnte sie ihrer kleinen Freundin vermutlich ein bisschen in den Ohren, aber daran schien sich Ronja nicht zu stören. Sanft strichen ihre Finger durch die zerzausten Haare der Älteren. Sie waren etwas zu breit, um das zarte Haar wirklich zu ordnen, aber die Bewegung fühlte sich dennoch richtig an. „Jap, jap. Du wolltest Zeit. Ich erinner mich, heh.“ Ein Kichern entkam der Jüngeren. Da hatte sie wohl etwas getan, das Ronja wirklich nicht gewollt hatte, wenn sie sie sogar jetzt noch darauf aufmerksam machte. Dabei hatte die Oni nicht vergessen, was Ronja sich von ihr gewünscht hatte. „Aber du hattest deine Zeit! Jetzt bin ich dran! Ich will nämlich auch Zeit mit dir, Ronnie!“
War das eine egoistische Bitte? Vielleicht. Auch, wenn sie es ein Stück weit für sie beide war, überging Ravinuthala bewusst die Wünsche ihrer Freundin für etwas, was ihr selbst wichtig war. Wenn Ronja deswegen sauer sein wollte, dann würde die Oni das verstehen. Aber selbst jemand wie sie hatte ihre Gründe. „Weißt du... Mein Papa ist ein bisschen langweilig, aber er ist ein echt kluger Oni“, meinte die Tsumiho, ihre Stimme sanft, verständnisvoll. „Er hat mir mal gesagt... Jemandem helfen heißt nicht immer, das zu machen, was der sich von dir wünscht. Manchmal bedeutet helfen, Nein zu sagen.“ Thala hatte noch nie viel verstanden von Sachen wie Bedeutung, Intention oder Rücksicht. So clever war sie nicht. Auch die Bedeutung des Helfens war ihr fremd. Aber das hielt sie nicht davon ab, für die Personen da zu sein, die ihr wichtig waren. Im Gegenteil. Je weniger ihr Kopf sie zurückhielt, desto freier konnte ihr übergroßes Herz seine endlose Wärme teilen. Mit einem schiefen grinsen löste sie langsam die Umarmung und fuhr sich durch die Haare. „Ich weiß nich so recht, was das heißen soll“, gab sie zu und lachte auf. „Aber ich hab mir gedacht... Du hattest deine Zeit, und du bist immer noch weg. Das mag ich nicht. Also ist es vielleicht Zeit für mich, Nein zu sagen! Macht das Sinn?“ Ihr Grinsen sicher auf den Lippen bewahrend nahm Thala ihre Freundin an die Hand und zog sie in Richtung der Tür. „Na komm. Du warst lang genug hier drin“, nickte sie warm. „Wenn du dich beschweren willst, mach's auf dem Weg. Aber du brauchst dringend Sonne, Ronnie!“
Ronja war gar nicht bewusst gewesen, wie kühl ihr Körper war, bis sie Ravis kräftige Arme um zu spürte. Die Oni hätte ihr leicht die Rippen brechen können, wenn sie nur fest zugedrückt hätte, aber Angst hatte sie nicht. Ravi hatte ihr nie Angst gemacht, weder vor ihr, und auch selten um sie. Nicht etwa, weil ihr ihre beste Freundin egal war, sondern weil sie wusste, wie stark diese war. Ihre Stimme vibrierte durch den Körper der kleinen Vates. Dass das Chaos auf ihrem Kopf vermutlich nicht besser wurde, war ihr egal. Die sanfte Berührung war wie ein warmer Frühlingswind, der über ihre Wange strich. Ronja behielt die Arme um die Oni geschlungen. Sie wollte sie nicht loslassen. Nicht jetzt, wo sie wieder da war, auch wenn sie sie wegschicken hatte wollen. Das mit sich selbst klären, sich wieder aufrappeln und weitermachen, so, wie sie es immer gemacht hatte. Aber die letzten Wochen hatten gezeigt, dass das nicht geklappt hatte. Stattdessen sah sie aus wie eine Vogelscheuche und kämpfte mit den Tränen. Sie nickte langsam und runzelte die Stirn. Der Klos in ihrem Hals machte ihr das Sprechen fast unmöglich. „Schon … aber“, setzte sie an, verstummte aber dann wieder. Zeit mit ihr? Wie konnte sie Ravi sagen, dass Zeit mit ihr nicht das war, was sie … brauchte? Außerdem wäre es eine Lüge. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, während sie versuchte, herauszufinden, was sie sagen könnte. Wie sie Ravi wegbringen konnte, ohne sie zu verletzten. Aber andererseits lösten ihre Arme sich keinen Zentimeter von der Großen. Genauer gesagt klammerte Ronja sich wie eine Ertrinkende an die Oni. Ihr Körper schien sich zumindest einig zu sein, während ihr Kopf, die Sorgen und Vorwürfe, mit ihrem Bedürfnis rangen, endlich in Sonne zu baden. Also Ravi weitersprach hörte Ronja ihr zu, legte das Ohr wie so oft gegen Ravis Brust und lauschte dem dumpfen Schlag ihres großen, starken Herzens, der wie ein Donner in ihren Ohren widerhallte. Sie schwieg einige Momente. Wann immer Ravi von ihrem Vater erzählte wünschte Ronni, sich diesen Oni einmal persönlich zu treffen. Sie mochte, was ihre Freundin über ihn erzählte und auch jetzt, auch wenn es das Gegenteil von dem war, was sie herausgefordert hatte, sprang ein Teil in ihr darauf an. Dieser verstand, dass ihr Vater recht hatte. Es war der Teil, der sie davon abhielt, sich mit ihrer Magie selbst zu betäuben oder anzulügen. „Ich finde es interessant, wie dein Papa denkt“, murmelte sie schließlich. „Ma-manchmal wollen Menschen keine Hilfe. Entweder weil sie nicht glauben, dass sie es verdient haben. Oder weil sie es alleine schaffen wollen. Oder glauben, dass sie gesund und glücklich sind.“ Bumm bumm bumm. Ronja atmete durch und zählte Ravis Herzschläge mit, ehe sie weitersprach. Sie formulierte es, als würde sie über eine andere Person reden, einer, der sie zu helfen versuchte und nicht über sich selbst. „Es ist nicht ganz einfach, Nein zu sagen. Man … greift in den freien Willen ein, zwingt anderen seine Hilfe mehr oder weniger auf. Da einen Mittelweg zu finden ist noch so einfacher, aber wichtig.“ Es war der Weg, von dem Ronja immer Angst gehabt hatte, ihn irgendwann zu verlassen. Ob aus Versehen oder weil sie die Grenzen nicht mehr so klar sehen konnte spielte keine Rolle, wenn es ihr einmal geschah. Sie war zugegeben nicht ganz sicher, ob Ravi das so ganz richtig übernahm, aber vermutlich war es nur die Interpretation der Oni, die sich von ihrer eigenen ein wenig unterschied. Ravi löste die Arme von ihr, etwas, das Ronja ihr nur mit einiger Verzögerung nachmachte. Sie verflogt unsicher die Finger ineinander. „Ich … ich will mich nicht beschweren, Ravi. Es … tut mir leid, dass ich dir die Zeit genommen habe. Keine Ahnung, ich habs einfach … ich weiß nicht wirklich, wie ich es beschreiben soll.“ Sie verzog das Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. „Ich hab nur gedacht … gehofft … das es vergeht. Das es besser wird, anders. Und es ist ein bisschen anders, aber …“ Ronni holte zitternd nach Luft. „Ich weiß nicht, ob es besser ist. Nicht wirklich. Es ist nur … kälter.“ Sie presste ihre Faust gegen ihr Brustbein, gegen ihr totes Herz, das dennoch schmerzte, als würde es pochen. Dann nahm Ravi ihre kühlere Hand in die ihre und die Wärme der Oni und ihrer Gefühle durchströmte Ronja erneut. Sie wurde zur Tür gezogen. Ronni stolperte hinterher und blinzelte gegen das plötzliche Licht an, als sie draußen auf dem kleinen Balkon landete. Die Sonne war überraschend warm auf ihrem Gesicht, das raue Holz aufgewärmt unter ihren nackten Füßen. Leicht striff der Wind durch ihre Federn. „Sonne.“ Sie wiederholte das Wort leise und schirmte ihre Augen ab, als sie zum Himmel hochsah. Für einen Moment blitzte das Gefühl von Runes Macht in ihrem Kopf auf. Aber diesmal war sie stärker. Ihr Licht war stärker, drängte ihn zurück. Ihre Sonne zu hell, um von ihm verschluckt zu werden. Sie hatte einmal gegen Rune gewonnen – und er hatte einmal gegen sie gewonnen. Die Empathin schloss die Augen und nahm die Hand herab. Sie hatte Rune schon einmal mit Sonne besiegt. „Okay … wo… was willst du machen?“, fragte sie leise an Ravi genannt. Die Schatten, Trauer und Angst, waren nicht weg. Aber für den Moment waren Ravi und die Sonne stärker.
Für Ravinuthala kostete es praktisch keine Überwindung, sich das zu nehmen, was sie wollte - selbst, wenn jemand anders nicht wollte, dass sie es tat. Als Oni gehörte das schon immer zu ihrer Kultur, und als eines der stärksten Mädchen in ihrer Altersklasse hatte die Tsumiho nie wirklich Schwierigkeiten damit gehabt, sich durchzusetzen. Sie hielt sich selbst zwar durchaus für rücksichtsvoll, zumindest ein Stück weit, und achtete darauf, die Wünsche der Menschen um sie herum zu respektieren, solange sie damit nicht auf etwas verzichten musste, das sie wirklich haben oder machen wollte, aber wenn es dann doch soweit war, fiel es ihr nicht schwer, sich selbst an erste Stelle zu setzen. Nicht auf eine bösartige Weise, aber auch ohne Angst vor Egoismus. Schließlich musste man doch auch auf sich selbst achten! Insofern tat sie, was ihr Vater gepredigt hatte: Sie sagte Nein. Sie nahm ihre Freundin wieder mit nach draußen, dahin, wo sie sie haben wollte. Die Proteste der Schwarzhaarigen, die von Anfang an recht schwach gewesen waren, verstarben schlussendlich, als sie in ihren Armen lag, und sie erklärte ihr, warum Menschen manchmal Hilfe ablehnten. “Ich versteh die Gründe nich wirklich”, gab die Oni mit einem Kopfschütteln zu. “Aber ich mag’s nich, wen allein zu lassn.” Ob es ihre gesellige Natur oder ihre Kultur war, die Oni war lieber mit anderen zusammen als alleine, und sie hatte ein gewisses Bedürfnis, sich leuten, die ganz allein waren, ein bisschen aufzudrängen. Da war ihre beste Freundin die letzte Person, die sie einsam zuhause hocken lassen würde! “Warum entschuldigst du dich?”, fragte die Oni leicht überrascht, ehe sie der Vates wieder ein warmes Grinsen schenkte. “Is doch nich falsch, wenn du ma was für dich machen willst. Wenn ich dich brauch, komm ich dich schon holen! Du musst mir doch nix geben, Ronja. Bin für mich selber verantwortlich, also denk nich so viel drüber nach, kay?” Es tat Thala leid zu hören, dass es ihrer Freundin schlechter ging, aber genau für sowas waren Freunde doch da. Wenn ihr kalt war, dann würde Ravi sie wärmen! War in dem dunklen Raum ja auch kein Wunder; Ronja brauchte einfach etwas Sonne, und Ravinuthala Tsumiho würde dafür Sorgen, dass sie die auch bekam!
“Hab doch gesagt, was wir machen! Wir gehn Vögel beobachten!”, lachte die Oni lautstark, während die beiden Magierinnen in den Himmel blickten. Sanft klopfte sie ihrer Freundin auf den Rücken, um sie in Bewegung zu bringen. Hier stehen zu bleiben brachte ja nichts. Während die beiden die Leiter herunter kletterten, fuhr sie fort: “Haste ma vom Reign Forest gehört? Der’s im Süden von hier, hab’s die Tage innem Buch von gelesen. Da gibt’s wohl’n Haufen ganz unterschiedliche Vögel. Große, kleine, richtig große! Dachte mir, hey… Vielleicht hilft’s dir ja, zu sehn, wie was fliegt, das genauso groß is wie du?” Aufgeregt trat sie von der Leiter herab und klopfte sich einmal auf die Brust. “Außerdem will ich’s selber gern sehn! Ich lieb so’n Zeug! Wie cool isses, nen Haufen unterschiedlicher Vögel am gleichen Ort zu sehn, hey? HEY?” Ihre Augen vor Vorfreude strahlend wandte sich Ravi um, reckte sich einmal, um ihre Muskeln aufzulockern, ehe sie ihre Hand an ihren Nacken legte. “Soll ich dich’n Stück tragen?”, bot sie an, lachte ein wenig. “Hab ne Menge Platz auf’m Rücken frei, findste nich?”
Es störte Ronja nicht, dass Ravi die Gründe nicht ganz verstand. Es passte zu allem, was sie über ihre beste Freundin wusste. Ravi war niemand, der andere im Stich ließ, wenn sie etwas tun konnte – und so sollte sie vermutlich auch nicht überrascht sein, als die Oni sie jetzt im Arm hielt, um sie aus der Hütte zu bringen. Außerdem … Ronnis Kopf war oft so voll mit Worten und Gefühlen, mit subtileren Dingen, die sie wahrnahm, mit Fragen über Moral und über das, was anderen Menschen wichtig war, dass Ravis Einfachheit dahingehend wie ein kühler Eimer Wasser war, den man sich an einem heißen Tag über den Kopf kippte. Nicht kompliziert, aber das musste die Wärme und Zuneigung auch nicht sein, die sie von der Größeren empfing. Sie genoss sowohl die emotionale, als auch die körperliche Nähe und Wärme, die sie wie ein schützender Kokon umfing. Sie hätte für immer so bleiben können, sicher. Ravi fühlte sich so sicher an, wie Ronja sich seit Tagen nicht gefühlt hatte und sich von ihr zu lösen kostete die Empathin alle Überwindung. Sie wollte nicht weg, nicht zurück in die leere, kalte Gegend, zu der ihr Kopf geworden war.
Dann standen die beiden draußen vor der Tür ihres Baumhauses und die Sonne war ein gleißend heller Ball hoch oben am Himmel. Mit geschlossenen Augen hielt sie ihr Gesicht der Sonne entgegen, als könnte sie ihre Wärme und Energie so tanken. Als würde es sie stärker machen, stark genug, um eine weitere Runde gegen Rune zu gewinnen. Um immer wieder gegen ihn zu gewinnen. Aber was zählten all ihre kleinen Siege, wenn er es am Ende doch schaffte? Wenn die Dunkelheit am Ende stärker war, wenn sie nur einmal stärker war und etwas Schönes zerstörte, wie ihre und Neros Herz. Ronja atmete zitternd aus und wäre fast umgekippt, als ihr Ravi auf den Rücken klopfte. Mit einem erschrockenem Laut stolperte sie vorwärts, fächelte mit den Flügeln, um ihre Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie drehte sich zu der Oni herum. „In … Ordnung.“ Ronja stieß die Luft durch den Mund aus und folgte ihrer Freundin zur Leiter, um hinter ihr hinabzuklettern. Als ihre Freundin den Reign Forest erwähnte, nickte sie. „Ich glaube ja. Ich habe schonmal davon gelesen. Irgendeine Broschüre hat ihn beworben, aber ich bin noch nie dort gewesen.“ Sie erreichte das Ende und sah auf ihre Füße hinab. „Weißt du, ob das weit weg ist? Ich habe keine Schuhe an …“ Auf kurzen Strecken lief sie auch gerne barfuß durch den Wald. Wenn es zum Beispiel nur zu dem kleinen Bach führte, der ein paar Minuten Fußweg entfernt dahinplätscherte, aber Ronja hatte nicht weiter auf das geachtet, was sie trug. Oder wie sie aussah, mit geröteten Augen, noch blasserer Haut als sonst, ihr Haare ein durcheinander, dass sie mal wieder waschen musste, und eben ohne Schuhe. Ronja sah hoch zu ihrer Hütte. Vermutlich sollte sie sich Schuhe holen … aber der Gedanke zurückzukehren machte ihr Angst. Sie war nicht sicher, ob sie wieder herauskommen könnte, wollen würde. Ob die Schatten, die darin auf sie warteten, sie wieder hergeben würden. Die Empathin schluckte hart und drehte ihrem Baumhaus den Rücken zu. „G-gehen wir“, murmelte sie und nickte langsam, auch wenn sie sich etwas schwer damit tat, Ravis Worten zu folgen. Vögel, so groß wie sie. Fliegen. Ihre angespannte Miene blieb, wie sie war, aber sie schüttelte den Kopf. „Ich … ich glaube, ich würde das erste Stück gerne gehen.“ Es kostete sie Überwindung, Ravis Angebot abzulehnen. Sie hätte sich gern wieder an den Rücken ihrer Freundin geklammert, aber … wäre es dann wirklich sie selbst, die wegginge. Dennoch blieb sie nah an der großen Oni, als sie sich auf dem Baumhaus weg aufmachten.
“Ist jetzt nicht super nah, aber auch nicht super weit…”, gab Ravinuthala auf Ronjas Frage hin eine extrem präzise Einschätzung der Distanz ab. Ihr Orientierungssinn war in Ordnung, aber sie kannte sich in Fiore nicht wirklich aus, das machte solche Fragen schwierig. Da neigte sie dazu, einfach das erste zu sagen, was in ihrem Kopf richtig klang - auf das Risiko hin, dass sie falsch lag. “Denke, das kann man auch ohne Schuhe laufen. Wenn’s gar nich geht, sag Bescheid, dann nehm ich dich hoch.” Wenn sie wollte, könnte die Oni sicher auch barfuß laufen, das wäre nicht wirklich ein Problem. Sie störte sich ja auch nicht daran, mal auf ein paar Steine, Äste oder Wurzeln zu treten. Dennoch ließ sie ihre Stiefel lieber an. Das gab ihr einfach ein richtiges Gefühl. Klar fand Ravi es gut, wenn Ronja selber lief. Es war schön zu sehen, dass sie der Aktivität von sich aus folgte und dass sie trotz Allem noch die Kraft hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber wenn sie eine Stütze wollte und brauchte… dann war die Tsumiho da. An ihrer Seite, wo sie hingehörte. Mit einem sanften Lächeln nahm sie wieder die Hand ihrer Freundin, um an ihrer Seite weiter zu gehen - in Richtung des Reign Forest…
Das Klima wurde schwüler, je weiter die beiden Magierinnen nach Süden kamen. Mit Ronjas kurzen Beinchen war der Weg doch ein Stück länger, als Ravinuthala ihn auf dem Schirm hatte, aber sie hatte ja immer die Option, ihre Beine ein wenig zu schonen. Notfalls würde Ravi auch die Bandagen von ihren Armen abnehmen, damit die Vates ihre Füße zumindest ein wenig schützen konnte. Die Temperaturen stiegen, die Luftfeuchtigkeit gleich mit, und als sich schon erste Schweißperlen auf dem Körper der Oni verteilten, stand sie auch schon vor dem wild wachsenden, grünen Dickicht. “Daaa wärem wir!”, rief sie begeistert aus und schreckte auch gleich die ersten Vögel auf, die sich hektisch aus nahegelegenen Bäumen erhoben; bunte Tiere, die melodische Töne ausspuckend den eleganten Flug hinauf in die Luft wagten mit ihren fluffigen Federn und dicken Schnäbeln. Es waren auch nicht nur die Vögel, die Eindruck schindeten, auch die Pflanzen hier waren eindrucksvoll. Sie waren hoch gewachsen, große Blätter, wilde Gräser. Die Bäume wirkten noch lebendiger als die ohnehin schon sehr gesunden Wälder im Rest von Süd-Fiore, während sich Schlingpflanzen um ihre Stämme rankten und Lianen von ihren Ästen hingen. Kleine Blumen konnte man wild verteilt im Gras finden, und hier und da wartete sogar eine richtig große in einer knalligen Farbe, die sich gut dazu eignete, Insekten anzulocken. Manche nutzten sie zur Bestäubung, andere lockten sie in die Falle und fraßen sie auf. Alle von ihnen waren hübsch. “Das sieht voll gut aus hier!”, freute sich Ravi mit einem Leuchten in den Augen. Sie liebte es, neue Dinge zu sehen. “Hier gibt es so viele Dinge, von denen ich nur gelesen hab! Ich les voll gern, weißte das, Ronja? Wusste gar nicht, wie viele verschiedene Tiere es eigentlich gibt, bevor ich nich eure Bücher hatte!” Eure - damit meinte sie die menschliche Zivilisation hier unten, abseits ihrer Berge. Die hatten sich so viel aufgebaut, so viel erkundet, so viel dokumentiert. Genau das liebte Ravinuthala hier so sehr! Ihr Blick hob sich in die Lüfte, wo ein großer Vogel über dem Wald kreiste. Beeindruckt grinste sie. “Ich wette, du bist noch viel hübscher, wenn du auch so hoch im Himmel fliegst…”
Ravis Einschätzung half Ronja nicht wirklich, wobei für die Oni weit und nah sowieso ein bisschen anders war als für die kleinere Magierin. Aber das war okay und sie nickte. An sich mochte sie das Gefühl, barfuß zu sein. Unter ihren Füßen war der Waldboden weich, die Blätter des vergangenen Herbstes raschelten und waren in den Schatten noch etwas feucht. Ronja ging einfach etwas langsamer, um auf nichts Spitzes zu steigen. Natürlich hätte Ravi sie auch jetzt schon tragen können, aber wenn wären ihre Gedanken nur wieder abgedriftet. So musste sie sich auf ihren Weg konzentrieren. Ihre Hand in der von Ravi machte sie sich auf den Weg. Wie sehr Ronja ihr Training vernachlässigt hatte, machte sich durchaus bemerkbar. Allgemein, dass sie die letzten Wochen kaum unterwegs gewesen war, außer wenn sie Geld brauchte, um sich durchzufuttern … und selbst da hatte sie nicht viel Nährendes gegessen. Sie kam schneller aus der Puste als gedacht, ihre Beine genossen es zwar, wieder bewegt zu werden, aber als die Luft immer drückender und der Wald dichter wurde und Ronja aufpassen musste, nicht auf Dornenranken zu steigen, hielt sie an. Sie wandte sich an Ravi. „Kannst du mich das letzte Stück tragen?“, bat sie und machte sich bereit, auf den Rücken ihrer großen Freundin zu klettern. Es ging so deutlich rascher vorwärts, wenn Ravi ihre größeren Schritte nützen konnte. Ronja nützte es, um sich mehr umzusehen. Die Sonne drang durch die Blätter und ließ sie hellgrün schimmern. Irgendwo oben sang ein Vogel sein Lied und es wurden immer mehr Tierchen, die im Unterholz raschelten.
Als Ravi stehen blieb und ankündigte, dass sie da waren, glitt Ronja von ihr herab auf den Boden. Sie fächelte sich mit den Flügeln ein bisschen frische Luft zu. Einige Vögel flogen auf zu einem der höchsten Bäume, die sie je gesehen hatte. Für die Vates, die, bevor sie zur Gilde gekommen war, in der Wüste gelebt hatte, war schon ihr Welt ein Geschenk, aber hier war alles mehr, größer. Bunt und lebendig. Alles war so lebendig, dass die Umgebung fast zu vibrieren schien. Ronjas Augen wurden immer größer, als sie über die hohen Äste wanderten und verschiedene, bunte Vögel entdeckte. Neben ihr strahlte Ravi wie immer eine solche emotionale Wärme ab, dass die Vates sie fühlte, als hätte man sie selbst in die Sonne gesetzt. „Es ist wunderschön“, flüsterte sie mehr, als sie dass sie es wirklich sagte und drehte sich zu der Oni um. Ihre Kehle war ganz eng geworden. „Auf den Bildern hat es nicht so … so bunt ausgesehen. Aber schau nur.“ Sie ging in die Knie und fuhr mit den Fingerspitzen über die kleinen Blümchen, die das Gras wie Smarties einen Kuchen verzierten. Sie lächelte und sah zu Ravi hoch und nickte. „Es ist alles so voller schöner Orte. Überall … und es gibt so viele Orte.“ Eine alte Erinnerung drängte sich in ihr auf. Es war schon einige Zeit her, dass sie Flynn zuletzt geschrieben hatte und noch länger, als sie ihn am Meer getroffen hatte. Das war wenige Tage nach ihrem ersten Treffen mit Ravi und Ukemochi gewesen. Die Worte kamen ihr einfach so über die Lippen, von dem Teil in ihr, der immer geträumt hatte. Von großen und kleinen Wundern und von allem dazwischen. „Hast du dich jemals gefragt, was hinter dem Meer liegt? Schon Fiore hier ist so groß und voller Wunder … aber glaubst du, da gibt es etwas?“ Dort, wo die Sonne in den Wellen versank und wo ihr die Sterne nachts folgten, wenn die Sternbilder über den Himmel wanderten. Es war ein schöner Abend mit Flynn gewesen, auch wenn ihr am Tag darauf von ihrem ersten Alkohol ziemlich schlecht gewesen war. Ronja folgte Ravis Blick hoch in den Himmel. Sie erkannte den Vogel nicht, der da seine Runden zog. „Kennst du den Vogel?“, fragte sie und stand wieder auf. Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe. Auch das Fliegen war ein alter Traum, aber die Ereignisse in letzter Zeit hatten ihre Augen immer schwerer gemacht, bis sie diesen drohte aus den Augen zu verlieren. Konnte sie es denn wirklich? Sie war nur zum Teil Vogel … vielleicht hatte so selbst ihre Mutter es nicht gekonnt? Ronja wusste nicht, wie sie ausgesehen hatte, ob sie dieselben Flügel gehabt hatten. „Aber ich weiß nicht, wie ich fliege … Wie komme ich überhaupt hoch?“
Ohne Frage nickte Ravi, trug bereitwillig ihre beste Freundin. Die Oni sprach keine leeren Worte; wenn sie etwas sagte, dann meinte sie es auch so. Und selbst, wenn sie es nicht versprochen hätte, würde sie Ronja jederzeit ihren Rücken anbieten. Wenn die Vates nicht weiter laufen konnte, dann wurde Thala zu ihrer Stütze, ihren Beinen. Das bedeutete es, Freunde zu haben. Außerdem sparten sie so tatsächlich Zeit. Die langen Beine der Tsumiho brachten sie geschwind ans Ziel, sodass Ronja wieder auf eigenen Beinen stehen konnte, während ihre große Freundin staunend hinauf blickte, um den Wald und die Vögel zu betrachten. Die Schönheit dieser schier endlosen Welt bewegte sie, machte sie neugierig, hungrig auf mehr. Auch an der Schwarzhaarigen schien dieses Wunder der Natur nicht vorbeizugehen. „Wunderschön, ja!“ Ravi nickte. Bilder und Bücher allein konnten nicht darstellen, wie wundervoll dieser Ort tatsächlich war. „Ich sehe es! Oben in unsern Bergen war's auch schön, aber da hätt ich sowas nie gesehn, ha! Bin echt froh, dass ich hier rausgekomm bin!“ Sie grinste, zwinkerte ihrer Freundin zu. „Und bin auch froh, dass du mit rausgekommen bist, Ronnie!“ Wie traurig wäre es gewesen, wenn Ronja in ihrem dunklen Zimmer geblieben wäre? Wenn sie sich selbst diese Schönheit der Natur verweigert hatte? Kein Mensch konnte Alles sehen. Die eigene Perspektive war begrenzt. Manche Grenzen konnte man nicht überwinden... und andere musste man sich selbst nicht zugestehen. Es war so leicht, sich der Welt zu verweigern und nur die Dunkelheit zu sehen, die man zu sehen glaubte. Dabei gab es unter der Sonne so, so, SO viel mehr. Wie viel mehr, das wusste vermutlich niemand so ganz. Besonders Ravi nicht. Ihre Augen weiteten sich, wurden groß wie Untertassen bei Ronjas nächsten Worten.
„Hinter... dem Meer?“
Das Staunen in der Stimme der Tsumiho war deutlich zu hören. Ihre Stimme war atemlos, nicht voll von Energie wie sonst. Etwas an diesen Worten hatte sie bewegt auf eine Weise, wie es selten vorkam. „Es gibt etwas... hinter dem Meer?“ Achtzehn lange Jahre hatte Ravinuthalas Welt nur aus zwei Dingen bestanden: Einer einzelnen, heißen Bergkette... und Geschichten von der riesigen Gesellschaft, die sich die Menschen am Fuße dieser Berge aufgebaut hatte. Sie hatte aus Flüssen getrunken, Eber und Wölfe gejagt, war auf Bäume und Berge geklettert, hatte Zelte gebaut und getrommelt und hoch in den Himmel zu Raijin und Fujin gerufen, und sie hatte darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, irgendwann ihre Reise in die große, weite Welt zu starten. Erst, nachdem sie hier herunter gekommen war, hatte sie realisiert, wie groß Fiore tatsächlich war. Es war mehr, als sie allein zu Fuß erreichen konnte, viel mehr. Große, fremde Maschinen wurden genutzt, um in wenigen Stunden mehr als dreimal die Distanz zu überbrücken, die bisher Ravis ganze Welt ausgemacht hatte, und dann hatte man noch immer nicht die Grenzen von Fiore erreicht. Nicht einmal im Ansatz. Es war so riesig, dass sie es sich gar nicht vorstellen konnte... bis sie lesen gelernt hatte. Die Bücher der Menschen malten so viele Bilder, gaben ihr erstmals ein Gefühl dafür, wie unendlich viel es hier in Fiore eigentlich gab. Fiore war das Hundert- oder gar Tausendfache von der Welt, die Ravinuthala kannte... und jetzt sagte Ronja, dass es noch mehr gab? „Ich... daran hab ich nie gedacht... dass es noch mehr geben kann...“, stellte sie erschüttert fest, und ein Zittern fuhr durch ihren Körper. Was war das für ein Schaudern? War das... Ehrfurcht? Das erste Mal in ihrem Leben ein Gefühl von Ehrfurcht gegenüber dieser endlos weiten Welt, die sie endlich zu verstehen geglaubt hatte. Ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Mehr... es gibt immer mehr, immer MEHR!“, rief sie aus, als könne sie es nicht glauben. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, riss sie in die Höhe. „HaHAA! Es gibt so viel MEHR, das ich sehen muss, bevor ich auch nur daran DENKEN kann, meinen Stamm zu führen, HAH! Wenn ich so zurück geh, wie ich jetzt bin, wird keiner, keiner, KEINER je kapieren, wie groß die Welt in echt is, HEY!“ Dieses Wunder einer endlosen, schönen Welt... Sie wollte es mitnehmen! Sie wollte es sehen, und verstehen, und teilen mit Ihresgleichen! Der Stamm der Roten Sonne ahnte gar nicht, auf wie viele beeindruckende Dinge ihre geliebte Sonne herab schien...
Mit einem Kopfschütteln betrachtete Ravi den Vogel hoch oben in der Luft, groß, wie er war. „Nie gesehen. Das muss der Reigning Nyunai sein... der Herrscher dieses Waldes“, stellte sie fest. Den Geschichten nach war es ein riesiger Vogel, der über diesen Dschungel herrschte, nicht? Der da oben war fast so groß wie ein Mensch! Viel größer konnte man gar nicht sein, ohne gesehen zu werden, nicht? „Krass, dass wir den gleich sehen! Wir haben echt nen Glück, HAH!“ Ihr Blick fiel wieder hinab auf Ronja. Der Gedanke, dass die sich auch mal so majestätisch durch den Himmel bewegen würde, war beeindruckend. Sie selbst wirkte aber immer noch unsicher. „Wie du hochkommst, hm...“ Nachdenklich legte die Oni den Kopf schief. Sie war nicht super clever und nicht besonders gut darin, sich komplizierte Pläne auszudenken. Wenn überhaupt fand sie einfache Lösungen. So auch jetzt. Mit einem verschmitzten Grinsen legte sie ihre beiden Hände fest an Ronjas Taille und hob sie vom Boden hoch. „Ronnie... vertraust du mir?“, fragte sie amüsiert, ehe sie die Ältere in die Luft warf. Nicht noch, keinen ganzen Meter, um gleich darauf auch sicher wieder ihre Arme um sie zu schließen und sie abzufangen, ehe sie auf den Boden fallen konnte. „Ich kann dich hoch in die Luft werfen und dann kannst du's von da probiern, HAH! Ich fang dich auch auf, egal wo du landest... versprochen!“
Auf Ravis Rücken erreicht Ronja den Platz, den ihre Freundin mit ihr hatte besuchen wollen. Voller staunen sah die Empathin sich um. Hier war sie umgeben von Wärme und Farben. Kein kaltes, verschlingendes Schwarz. Ihr Herz, obwohl es regungslos war, schien wärmer zu werden, je mehr der frischen Luft sie einatmete. „Ja, ich bin auch froh.“ Sie löste sich von Ravi und ging in die Hocke, um mit den Fingern durch das hohe Gras zu streifen. Ein kleines Insekt löste sich von einer Blume unweit und surrte ihr kurz um den Kopf. Ronja hob das Gesicht zum Himmel hoch. Sie hatte nicht erwartet, wie schön es hier sein würde. Während die Vates nachdenklich nach oben sah und über das Meer nachsann, schien das Ravi von den Socken zu hauen. Sehr, sehr selten erst hatte Ronja solch ein Gefühl von Ravi empfangen. Nicht nur die übliche Wärme und Freude, die Abenteuerlust ihrer besten Freundin, sondern … mehr. Auch ohne Empathie hätte sie das Staunen der Oni klar angesehen und gehört. Ronja stand auf, leicht besorgt und nahm Ravis große Hand. Die große Frau zitterte und auch wenn Ronja nicht wirklich Angst wahrnahm, war das Gefühl mit dem doch nah verwandt. Sie hatte nicht bedacht, wie es auf Ravi wirken mussten, die Welt plötzlich noch größer zu sehen. Die Vates war so aufgewachsen, mit dem Bild einer großen Welt in ihrem Kopf, aber für die Oni musste es sein, wie das Licht in einem großen Raum aufzudrehen, den man zuvor nur mit einer Taschenlampe erkundetet. „Ich weiß nicht, ob es noch mehr gibt, oder ob man einfach auf der anderen Seite im Norden wieder herauskommt.“ Nicht im Norden von Fiore, im Norden des Kontinents, aber so genau beschrieb sie das erst einmal nicht. Dann aber änderte sich Ravis Miene und Ronja ließ ihre Hand gerade noch los, bevor diese als Fäuste zum Himmel gestreckt wurden. Die Empathin schmunzelte, lachte leise. „Du willst um die Welt segeln?“ Ronja hatte zwar darüber nachgedacht, was da drüber wäre, aber sie hatte nicht überlegt, es wirklich auszutesten. Aber Ravi klang so voll Feuer und Energie, als würde sie sich jeden Moment auf den Weg machen.
Ihr Gespräch wurde von einem neuen Ankömmling unterbrochen. Ronja sah zu dem großen Vogel hinauf. Sie nickte langsam, während sie den Vogel voller Staunen beobachtete. Er hielt sich elegant in der Luft, bis er auf einem Ast unweit von ihnen landete und das Gefieder durchschüttelte. Aber … wie sollte sie da je hochkommen? Ronja hatte das mit dem Hüpfen schon versucht, aber es klappte nie. Ravi schien sich davon nicht beirren zu lassen, sondern hab Ronni einfach auf. „Ja.“ Sie vertraute Ravi, vermutlich mehr als jedem anderen auf dieser Welt. Ravi warf sie hoch und instinktiv fächelte Ronja mit den Flügeln. Dann fing Ravi sie schon wieder auf und hielt sie warm und sicher fest. Etwas nervös war sie schon, bei Ravis Vorschlag, aber wenn die Oni ihr das versprach … Ronja nickte. „Okay.“ Sie machte sich bereit, zu fliegen. Selbst, wenn es nur ein Wimpernschlag wäre. Und wenn sie dann fiel, würde Ravi sie auffangen.
Dankbar legte Ravinuthala ihre Finger um die ihrer Freundin, als Ronja liebevoll ihre kleine Hand in ihre große legte. In diesem Moment, in dem sich die Welt so endlos und riesig anfühlte, war es gut, eine Stütze zu haben, jemanden, der sich echt und spürbar anfühlte, ein Anker, den die Tsumiho sich sonst so selten wünschte. In dem seltenen Moment, in dem sie nicht allein sein konnte, war Ronja bei ihr. Sie schenkte der Vates ein Lächeln, ehe ihre Aufregung wieder anstieg. Der Gedanke einer riesigen Welt war bedrohlich... aber er war auch so, so aufregend! „Du meinst... weit genug nach Süden und ich bin wieder im Norden?“ Eine erstaunliche Erkenntnis, die Ravi nicht ganz nachvollziehen konnte. Ihr rechter Zeigefinger zeichnete eine Linie von oben nach unten, aber sie sah nicht, wie die wieder nach oben kommen sollte. Vielleicht, wenn sie... In einem Halbkreis führte sie ihren Finger wieder nach oben, bis sie da ankam, wo sie angefangen hatte. Überrascht blinzelte sie. „Oh! Denkst du, die Welt hat die Form von einem D?“
Um die Welt segeln... Das war so eine Sache, an die Ravi nie gedacht hatte. Nie gedacht hätte. Bis heute, in diesem Moment. Als Ronja den Samen in den Kopf der Oni pflanzte, erwachte etwas in ihr. Etwas, das sie so nie hätte erwarten können. „... Ja“, antwortete sie, selbst überrascht von der Antwort, die gleich ein weiteres Mal aus ihrer starken Brust barst: „Ja! Ich will die Welt sehen, Ronnie!“ Die Welt war so groß und faszinierend! Thala liebte all die neuen Dinge, die sie gesehen und gelernt hatte, seit sie hinab in die Zivilisation der Menschen gestiegen war! Sie liebte ihre Gildenkameraden, ihre Freunde, ihre Ronja! Sie liebte diesen Wald hier, der so schön und groß und warm war! Es gab kein Ende zu den Dingen, die sie sehen wollte, und es gab kein Ende zu dieser Welt, die all diese Dinge und noch viel mehr vereinte. Ravinuthala war schon immer eine Frau, die tat, was sie am meisten wollte. Sie schlief, wenn sie müde war, kämpfte, wenn ihre Muskeln genutzt werden wollten, und aß alles, was ihren Appetit anregte. Solange sie in ihrer eigenen, kleinen Welt steckte reichte ihr das, was sie kannte, aber ein kurzer Blick über den Kellerrand genügte, um ihren endlosen Hunger nach mehr anzuregen. Sie brauchte alles, was sie wollte, und sie würde es sich nicht nehmen lassen. „Es gibt noch so viel in Fiore, das ich kennen lernen will...“, meinte sie, ein verträumter Blick in den Himmel gerichtet, zwischen den dichten Baumkronen hindurch, ehe sie ihn mitsamt einem freudestrahlenden Grinsen auf Ronja hinab senkte. „Aber ich glaub, irgendwann nehm ich mir ein Schiff und schau mir das ganze Zeug an, das man hier nicht finden kann! Lass uns irgendwann zusammen reisen, ja, Ronnie?“
Schlussendlich war es nicht nur Ravinuthala, die nicht damit umgehen konnte, ewig eingesperrt zu bleiben. Auch Ronja brauchte Freiheit. Sie musste raus aus den Rahmen, in die sie sich selbst pferchte, und erkennen, wie viel weiter sie kommen, wie viel mehr sie sein konnte. Ein Teil von Thala verstand das wohl auch, wenn auch nicht in vollem Maße... und nicht so, dass sie es erklären könnte. Glücklicherweise gab es für diese komplizierte Metapher eine einfache Analogie in der Realität. Ronja wollte ihre Flügel ausbreiten, sie wollte lernen, zu fliegen... aber sie traute sich nicht. Sie gönnte es sich nicht. Sie hatte ihr Training abgebrochen, sah keinen Weg mehr nach oben. Die Oni war da anders. Sie hatte nie aufgehört, das Potenzial ihrer Freundin zu sehen. „Dann machen wir das so!“ Ein breites Lächeln erstreckte sich über ihrem Gesicht, als Ronja ihr Angebot annahm. Es war ein großes Zeichen von Vertrauen, aber die Tsumiho würde nicht zulassen, dass es gebrochen wurde. Wenn sich die Vates darauf verließ, dass ihre größte Freundin sie auffangen würden, dann würden deren starke Arme immer da sein, um ihren Fall zu stoppen. Davon war sie überzeugt. Ronja mit beiden Händen ordentlich festhaltend senkte Ravi sie vor sich ab, holte mit ihren Armen aus, ihr Blick hinauf in den Himmel gerichtet. Der Wurf musste perfekt sein. „Ich glaube an dich!“, rief die Oni aus, ehe sie ihre Arme nach oben riss und Ronja kraftvoll in den Himmel schleuderte, vorbei an den Baumkronen, hinauf in das endlose Blau, das sie umgab. „Also FLIEG!“
Ronja spürte die Ehrfurcht der großen Oni. Sie hatte nicht bedacht, was ihre Worte mit ihrer Freundin auslösen würden und so hielt sie jetzt ihre Hand, gab ihr Sicherheit. Sie zuckte leicht die Schultern. „Ich glaube schon.“ Ravi zeichnete es in der Luft nach und brachte Ronni mit ihrem Ergebnis zu kichern. „Wer weiß. Aber schau mal …“ Ronja ballte die freie Hand zur Faust und ließ Ravis Hand los. Sie deutete auf ihren Handballen. „Stell dir vor, meine Faust ist die Welt, und wir sind hier. Unser Kontinent ist hier. Du könntest eigentlich einmal rund herum … und müsstest wieder dort landen.“ Mit dem Finger der anderen Hand fuhr sie einmal im Kreis um ihre Faust, über ihre Knöchel hinweg und wieder zur Ausgangsstelle. Dann löste sie die Faust und lehnte sich leicht gegen Ravi, sah zu der Oni hoch. Auch wenn Ronja mit dem Bild einer großen Welt in ihrem Kopf aufgewachsen war, war sie glücklich hier gewesen. Aloe Town und jetzt hier bei ihrer Gilde … das war ihr zu Hause. Hier war sie daheim, nicht da draußen. Aber Ravis Ja, das erwachte Feuer in großen Frau leuchtete hell wie ein Leuchtturm. Ronja war bisher nie auf Booten gewesen, geschweige denn auf großen Schiffen, aber irgendwie berührte sie der Gedanke. Nicht für immer weg zu gehen, aber für einige Zeit um die Welt zu segeln, weg von allem, was hier auf sie wartete. Weg von ihrem Baumhaus und ihrer Praxis. Weg von den Erinnerungen, die in der Bibliothek auf sie warteten, weg von den Schatten, die in Fiore überall auf sie lauerten und weg von der Hoffnungslosigkeit, wenn sie in ihrem Bett lag. Weg. Es war ein Funke, der auch in der Vates aufglühte. Etwas, dass ihr Luft gab, tief einzuatmen. „Wenn du um die Welt segelst, komme ich mit dir“, murmelte sie, den Kopf gegen Ravis Oberkörper gelehnt und wie immer dem ruhigen Bumm Bumm Bumm ihres Herzens lauschend. „Wir holen uns ein schönes Boot und viel Essen und dann fahren wird los.“ Irgendwann. Nicht jetzt, aber irgendwann.
Ravi hob Ronja wieder hoch und die Empathin nickte. Sie vertraute Ravi, mit was auch immer sie vorhatte. Deshalb war die Oni auch so wichtig für sie. Weil selbst wenn Ronni sich selbst nicht vertraute, vertraute sie auf Ravi, dass diese sie auffangen würde, wie auch jetzt, als sie sie in die Luft warf. Ronja ahnte zwar schon, worauf das hinauslief und sie bezweifelte, dass sie es schaffen würde, aber dass musste sie nicht. Ravi würde sie auffangen, wenn sie vom Himmel fiel. Für den Gedanken hatte sie noch Zeit, dann warf die Oni sie hoch in die Luft. Die Blätter und Äste sausten an ihr vorbei. Mit Ravis Stärke und Ronjas leichtem Gewicht flog die Vates ziemlich hoch. Instinktiv schlug sie mit den Flügeln, versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten. Sie landete in Bauchlage, während sie immer schneller darum kämpfte in der Luft zu bleiben. Ihre Muskeln brannten, aber … doch. Einen, zwei Augenblicke lang hing sie in der Luft. Unter ihr war Ravi ungewohnt klein. Dann verlor sie den Halt und sauste wieder auf den Boden zu. Es gelang ihr, den Fall etwas abzubremsen, während ihr der Wind um die Ohren rauschte und ihr das Haar zurückpeitschte. Aber sie hatte keine Angst zu fallen, denn sie würde nicht aufschlagen. Und der kurze Augenblick, indem sie geflogen war … er hatte sich tief in ihren Kopf gebrannt. Die Welt von oben zu sehen … Sobald Ravi sie auffangen würde, schob sie den Eindruck, ohne darüber nachzudenken in den Kopf der Oni. Das Gefühl der Sonne auf ihrem Rücken, der Wind in ihren Flügeln und ihre Brust gefüllt mit einem Gefühl, dass sie einige Zeit schon nicht mehr gehabt hatte: Glück.
Zauber:
Fly TYP: Volkszauber ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur von Vates gelernt werden. VORAUSSETZUNGEN: Schnelligkeit Level 3, Stärke Level 2, Geschicklichkeit Level 3, Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Mithilfe der Flügel ist es den Vates möglich sind in die Luft zu erheben. In Kombination mit Magie ahmen sie die Fähigkeit zu Fliegen ihrer Vogelverwandten nach. Die Fluggeschwindigkeit entspricht der normalen Geschwindigkeit, ebenso spiegelt die Tragkraft die normale Kraft wieder. Ein Maximum stellt die Geschicklichkeit dar, die maximal 2 Level geringer sein als die Fluggeschwindigkeit. Außerdem können während Flugzaubern keine anderen Zauber verwendet werden, bis der Anwender genug Willenskraft besitzt; nebenher kann man ab Willenskraft 6 Zauber bis Klasse II, ab WK 8 Zauber der Klasse III, ab WK 10 Zauber der Klasse IV und ab WK Legendär sämtliche Zauber, die man beherrscht, verwenden.
Share TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7 BESCHREIBUNG: Durch eine Berührung überträgt der Anwender eine seiner Erinnerungen an eine andere Person, sodass diese ebenfalls auf sie zugreifen kann, als hätte sie es selbst erlebt. Als „eine Erinnerung“ zählt in diesem Fall eine bis zu 10 Minuten lange Szene die der Anwender erlebt hat, kann zum Beispiel aber auch nur ein Lied oder eine Wegbeschreibung sein. Die Übung für die praktische Anwendung des Wissens kann aber nicht geteilt werden, sodass so zum Beispiel keine Zauber beigebracht werden können.
„Also... ist die Welt in der Form vonner Faust?“ Erstaunt blinzelte Ravinuthala, als Ronja ihr zeigte, wie man sich um ihre Faust bewegen konnte, um auf die andere Seite zu gelangen. Ihr Versuch, die Oni ein wenig abzulenken und von dem plötzlichen Gefühl einer endlosen Welt wegzuziehen, funktionierte auf jeden Fall. Fröhlich klopfte sie ihrer Freundin auf den Rücken. „Du bist so clever, Ronnie! Es is krass, wie viel Zeug du weißt, haha!“ Eigentlich hatte Ravi heute ja den Auftrag gehabt, ihrer besten Freundin eine gute Motivatorin zu sein, aber jetzt war es Ronja, die ihren Kopf mit so vielen faszinierenden Gedanken füllte. Auch der Gedanke, um die Welt zu segeln, war verdammt cool! So ein großes Vorhaben hatte Ravinuthala noch nie gehabt, und sie wollte einen Drachen erlegen und auffuttern! Aber je größer die Welt war, desto größer mussten auch die Träume werden, nicht wahr? “Das ist so spannend”, stellte Ravinuthala fest, die Arme begeistert erhoben. “Reisen wie richtige Seefahrer! Oder Piraten, arr!” Kurz schwang sie ihre rechte Hand herum, als würde sie einen Säbel führen, während sie fröhlich lachte. Piratengeschichten mochte sie. Die hatte sie nie gehört, bevor sie hier runter zu den Menschen gekommen war, aber sie waren sehr lustig. “Klingt nach nem Haufen Spaß… oh, hey!” Überrascht blinzelte die Oni, als sie etwas realisierte. “Hey, hey! Ich muss lernen, wie man ein Schiff fährt, HAH!”
Es war aufregend, Ronja so hoch in die Lüfte zu schleudern. Ravinuthala zweifelte weder an sich, noch an ihrer Freundin. Sie glaubte an das Talent der Vates zu fliegen, und sie glaubte daran, dass sie selbst fähig war, sie zuverlässig wieder aufzufangen. Dennoch flatterte ihr Herz, als sich ihre beste Freundin in den Himmel erhob, über die Baumkronen hinweg. Sie schlug mit ihren Flügeln, schien den Wind aufzufangen, während Ravinuthala ihre Augen leicht zusammenkniff, um die Silhouette der Schwarzhaarigen am sonnigen Himmel zu verfolgen, während sie den Anblick in sich aufnahm. Es war ein majestätisches Bild… aber keines, das lange hielt. Bald schon kehrte Ronja zur Erde zurück, vermutlich schneller, als sie es wollte, und die Tsumiho folgte ihren Bewegungen, eilte unter sie, bis sie sicher war, die richtige Position erreicht zu haben. Während die Vogeldame an ihr ankam, legten sich fix die Arme um sie und schlossen sie in eine liebevolle, sichere Umarmung. “Da bist du ja wieder”, grinste Thala breit… und ihre Augen wurden groß.
Die Eindrücke, die Ronja mit ihrer Freundin teilte, waren… eindrucksvoll, definitiv. Die Höhe, der Wind um ihren Körper, die warmen Strahlen der Sonne. Das Gefühl, zu schweben. Das Gefühl, zu fallen. Die Bäume unter ihr, das endlose Blau darüber. Irgendwo glaubte Ravinuthala sogar, ein Gefühl des Vertrauens zu spüren, das unlöslich mit dieser Erinnerung der Vogeldame verbunden war. Ploff. Überrascht blinzelte Ravi, als sich die Erinnerung vor ihren Augen wieder auflöste und sie unerklärlicherweise mit dem Rücken im Gras landete, Ronja noch immer sicher an ihrem Brustkorb. Sie war… umgekippt, hm? Überwältigt von dem Gefühl des Fliegens und des Fallens, wahrscheinlich. Verdutzt sah Thala ihrer besten Freundin in die Augen… ehe sie lautstark zu lachen begann. “Aahahahaha! BWAA haahaa!” Ein tiefes, bauchiges Lachen. Die Situation war unglaublich aufregend, aber gleichzeitig auch wirklich lustig. Gar nicht mal so kurz lag die Oni im Gras, ihre Freundin in den Armen, und konnte einfach nicht anders, als ihre Freude rauszulassen. Schlussendlich fing sie sich aber doch wieder, schmunzelte Ronja verschmitzt an. “Voll krass… ich liebe deine Zauberei voll, Ronja”, meinte sie fröhlich und legte sanft ihre Stirn an die der Vogeldame. “Fliegen fühlt sich voll cool an… Da lohnt es sich, für zu trainieren, findste nich?”
Ronja zuckte leicht die Schultern. „Keine Ahnung, wie genau. Eine Faust, ein Ball, ein Apfel. Irgendwie so, glaube ich.“ Als Ravi ihr auf den Rücken klopfte, kippte sie wie immer fast nach vor und hielt sich schnell am Arm der Oni fest. Das Lob ihrer Freundin fühlte sich gut an. Ronja war nie in der Schule gewesen, aber ihr Ziehvater hatte ihr viel über die Welt erzählt und Karten gezeigt. Dillans Unterricht war für sie von mehr Wert gewesen, als jeder Schultag. Er hatte nur das mit Mathe nicht ganz geschafft, ihr zu verklickern – zumindest nicht so weit, dass es ihr Spaß gemacht hatte und sie sich jetzt noch ungern mit Rechnungen beschäftigte. Mit Neros Hilfe hatte sie sich zwar etwas mehr daran gewöhnt … aber davon blieb nichts außer sie, die sich eigentlich an den Tisch setzen und sich solche Papiere alleine ansehen sollte. Immerhin würde es irgendwann eine Abwechslung davon geben: Eine Schiffsfahrt. Ronja hatte nicht bedacht, den Floh in Ravis Kopf zu setzen, aber jetzt war er da und auch sie selbst mochte den Gedanken immer mehr. Er fühlte sich ein wenig an, wie frische Luft zu atmen. Sie lachte, als Ravi einen Piraten nachmachte und es fühlte sich gut an, zu lachen. Echt und einfach, ohne darüber nachzudenken. Neben ihr dröhnt Ravis lautes Lachen durch den Wald und Ronja glaubte fast, es durch ihren Körper vibrieren zu spüren. „Wir können nach Hargoen Town fahren und schauen, ob wir Segelkurse finden“, schlug sie vor. „Das ist ja nicht so weit weg.“ Aber weit genug, um auf andere Gedanken zu kommen. Um schön früher nicht zurück in ihre Hütte zu müssen. Ronja lehnte den Kopf gegen Ravis Seite und fragte deutlich leiser: „Kann ich die Nacht bei dir schlafen?“
Wenig später wurde sie von Ravi hochgeworfen. Der Wind riss an ihren Haaren, Kleidung und Flügeln. In den Probewürfen versuchte sie, ihre Flügel zu sortieren, wie sie welche verwenden musste, um zu fliegen und so, dass sie sich nicht verhedderten. Dann schleuderte die Oni sie auch schon hoch, hoch und noch höher. Die Bäume sausten an ihr vorbei und plötzlich war sie darüber. Plötzlich war Ravi ganz klein unter ihr und die Welt ewig weit. Der große Wald streckte sich lang aus. Für einen Moment war Ronja gefangen von dem magischen Ausblick, dann schlug sie mit den Flügeln, versuchte, den Wind einzufangen. Es gelang ihr kurz und das Gefühl war berauschend. Trotz der wenigen Sekunden, ehe sie wieder zu Boden sinken begann, hätte ihr Herz schnell geschlagen, wenn es in Bewegung gewesen wäre. So waren nur ihre Augen weit geöffnet und ein halbes Lachen, halb ein Schrei entkam ihrer Kehle, als sie wieder nach unten fiel. Sie schaffte es, den Fall zu bremsen, aber ihr Rücken und ihre Arme brannten, als sie die ungeübten Muskeln versuchte zu verwenden. Dann war da wieder Ravi und bremste den Fall gänzlich, hielt Ronja in den Armen fest. Ohne nachzudenken schob die Empathin das Bild und den Eindruck in den Kopf ihrer Freundin, wie andere ihre Erlebnisse über Geschichten teilen würden. Ronja erhaschte den Eindruck einer Spiegelung ihrer Gefühle, ihres Staunens und der Freude da oben zu sein und dem Vertrauen zu Ravi, aufgefangen zu werden. Dann kippte Ravi nach hinten um. Ronnie wollte schon besorgt nachfragen, als die Oni zu lachen begann und sie auf ihrem Brustkorb ziemlich durchgerüttelt wurde. Sie erwiderte das Lächeln ihrer großen Freundin. „Ja … es ist atemberauben … und zugleich hab ich das Gefühl, atmen zu können.“ code:ronja
Eine Faust, ein Ball, ein Apfel. Was auch immer die Welt sein sollte, sie war groß, schön und atemberaubend. Eine Erfahrung, die Ravinuthala auf jeden Fall mit ihrer besten Freundin zusammen machen wollte. Gemeinsam konnten sie über den Gedanken lachen, wie Piraten oder Entdecker zur See zu fahren, aber die Oni meinte es durchaus ernst. Die Vorstellung begeisterte sie. Begeistert nickte sie, die Hände zu entschlossenen Fäusten geballt. „Hargeon klingt gut... Die kenn sich sicher aus da, mit all ihren Schiffen und Allem“, stellte Ravinuthala fest. Oft war sie noch nicht in der Gegend gewesen, aber es bot sich eigentlich an. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. „Oh, da gibt’s bestimmt auch cooles Zeug aus aller Welt zu sehn, ne, nee? Ich mein, da komm doch Schiffe von ganz weit weg her, HEY!“ Ihre Faszination mit Tourismus und Souvenirs war wohl etwas, von dem Ronja noch nicht so viel gesehen hatte, aber Ravi liebte es, mehr von der menschlichen Zivilisationen, ihrer Kunst und ihren Ideen kennen zu lernen. Es war nicht alles ihr Ding, aber zu sehen, was alles möglich war, war faszinierend. Was so etwas anging entwickelten sich die vielen, vielen Menschen nämlich in deutlich mehr Richtungen als die Oni, von denen es ein gutes Stück weniger gab. „Hm?“ Etwas überrascht legte Thala den Kopf schief, als Ronja fragte, ob sie bei ihr schlafen konnte, zögerte aber nicht mit einer Antwort. „Aber klar, klar, KLAR! Schlaf immer gern mit dir, da musste gar nich fragen!“ Wieder erschütterte ein lautes Lachen den Urwald; für die Tsumiho war es sehr amüsant, auch nur daran zu denken, dass sie die Vates von der Bettkante stoßen würde. Aber sicher nicht! „Ich mein, keine Ahnung, wo bei mir dann is, hab ja nich'n eigenes Haus oder so“, grinste sie, einen Arm liebevoll um die Vogeldame legend, die so sanft an ihrer Seite lehnte. „Aber wir finden in der Gilde sicher was... und wenn's uns hier gefällt, könnwer auch gleich die Nacht hier bleiben, heh! Bin's gewöhnt, draußen rumzuliegen, un wie's is, auf mir zu liegen, weißte ja auch schon! Warm un gemütlich, nich?“ Zufrieden lächelte sie hinab auf den schwarzen Schopf ihrer Freundin. Wenn es der nichts ausmachte, draußen zu schlafen, dann würde Ravi sie mehr als gerne wärmen.
Ravi hatte geplant, heute Ronja beim Fliegen zu helfen... aber sie hatte nicht damit gerechnet, selbst zu fliegen. Und auch, wenn sie das technisch gesehen nicht tat, fühlte es sich so an. Sie spürte den Himmel, spürte die Bewegung, spürte die Aufregung, als Ronja die Erfahrung mit ihr teilte, und wurde so zu Boden gerissen, ohne es zu realisieren. Sie für ihren Teil genoss es sehr, das konnte man wohl deutlich erkennen. Aber auch die Tarcoss schien begeistert zu sein. Sie meinte, die Erfahrung war atemberaubend... gab ihr aber gleichzeitig das Gefühl, atmen zu können? „Du meinst... Freiheit?“, versuchte die Oni, in Worte zu fassen, was bei ihrer Freundin so widersprüchlich klang, und konnte nicht anders, als zu lächeln. Ja, das hatte sie auch gefühlt. Die Aufregung raubte einem den Atem, aber die Weite und Schwerelosigkeit waren mehr als befreiend. „Haste recht... Fliegen ist toll. Wenne das länger kannst, zeigste mir nochmal, wie's sich anfühlt, ja?“ Amüsiert setzte sich die Oni auf, stützte Ronja, indem sie ihre Hände an deren Oberarme legte, damit sie nicht versehentlich von ihrem Schoß rutschte. „Haha... das ging alles so schnell, ich konnte mir kaum was merken, was du gesehn hast. Hast du irgendwelche coolen Vögel entdeckt, Ronnie?“ Schließlich durften die beiden nicht vergessen, wofür sie eigentlich hier waren! Die Vates hatte vielleicht ein wenig ihre Flügel ausgestreckt, aber vom tatsächlichen Fliegen war sie noch ziemlich weit entfernt. Also sollten sie dran bleiben und weiter große Vögel beobachten, nicht? „Was meinst du... stehn wir auf und gucken weiter?“, fragte Ravinuthala sanft und strich Ronja durch das weiche Haar. „Oder bleibst du lieber noch einen Moment sitzen? Meine Beine sind selbst noch ganz weich, da will ich nicht, dass du umkippst, HAH!“
Die Vates nickte. Es gab viel in Hargeon Town. Zwar auch viel Fisch, mit dem sie nichts anfangen konnte, nachdem sie im Gegensatz zu Xavi auch Fleisch verzichtete, aber die Boote brachten allerlei Dinge ins Land. Fremde Gewürze, schöne Kleidung und Stoffe und viel mehr. Mit Ravi durch die Stände zu laufen und sich durch das ganze Zeug zu stöbern, klang nach einem schönen Plan. Bevor es aber weiter den Süden ging, musste mindestens eine Nacht vergehen – wenn sie nicht völlig überstürzt aufbrechen wollten. Aber die Dunkelhaarige wollte nicht zurück in ihre Hütte. Sie mochte sie, mochte die Teppich und das leise Plätschern vom Bach in der Nähe, wenn es ansonsten ganz still war, aber zu viele Schatten warteten daheim auf sie. Und Ronja war gerade nicht stark genug, um mit ihnen umgehen zu können. Sie hatte Angst davor, alleine daheim zu sein. Entsprechend freute es sie, dass Ravi sie bei sich schlafen ließ. Auch wenn die Oni sich noch nie daran gestört hatte, würde Ronni immer zuerst fragen, bevor sie einfach mit ihr ging und abends nicht mehr heimkehrte. „Wir finden uns ein Plätzchen. Es wird ja auch langsam wärmer.“ Auch wenn Ronni dann doch ihre Socken brauchen würde. „Hier wäre es echt schön, aber wenn ich so schlafe, dann bin ich morgen krank.“ Ravi war zwar wie ein warmes, großes Bett, aber der Vates verkühlte sich rasch und würde so mindestens Schnupfen bekommen. Aber darum konnten sie sich später kümmern.
Erstmal war es Zeit, zu fliegen. Ravi war Ronni hoch, bis diese kurze Momente über dem Wald schwebte, bevor sie wieder in den Armen der Oni landete. Sie teilte, überwältigt von der Freude, die Eindrücke mit der Größeren und warf damit diese auch gleich um. Ronja war es gewohnt, seltsame Dinge erklären zu müssen. Wie sie Dinge wahrnahm, war für viele ungewöhnlich. Ihre Interpretation darüber, wie Geister funktionierten. Aber gerade jetzt fehlten ihr die richtigen Worte um zu beschreiben, was sie da oben gefühlt hatte. Staunen, loslassen. Ganz kurz zumindest. Es war die Oni, die ihr schließlich das Wort gab. Freiheit. „Freiheit“, wiederholte sie und nickte. Ihre Stimme zitterte leicht. „Freiheit.“ Freiheit, und es hatte sich so gut an gefühlt. Wortwörtlich die Flügel zu öffnen. Sie schloss die Augen und legte die Wange an Ravis Oberkörper, vergrub das Gesicht in deren Halsbeuge. Ronja war frei gewesen, und das hatte ihr zum ersten Mal seit Monaten gezeigt, was sie davor nicht gewesen war. Dieser Gedanke krachte gegen ihren Körper wie eine große Faust. Sie war nicht bereit, sich in Details damit auseinanderzusetzen, sondern fühlte wie sich Ravis Brust hob und senkte, das laute Pochen ihres Herzens und die Wärme, die die Oni wie ein Ofen ausstrahlte. „Ja, ich zeigs dir.“ Ronja konnte ein paar mehr Dinge, als nur ein Gefühl nachträglich zeigen. Sie konnte Ravi zum Teil auch mit hoch nehmen, zumindest einen Teil der Sinne der Oni. Wenn sie es nur lange genug schaffte, oben zu sein …
Die Frage der Großen riss sie zurück und Ronja runzelte die Stirn. „Ich … ich weiß nicht. Da waren schon welche, aber ich bin zu schnell rauf und runter, um wirklich etwas zu sehen. Aber ja, da oben waren Vögel. Noch höher als ich.“ Welche wusste sie aber nicht. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah auf Ravi hinab. Ravis Hand fuhr durch ihre Haare und Ronja lehnte den Kopf gegen ihre große Hand. „Wir können gern noch kurz sitzen bleiben und so in den Himmel schauen, ob wir etwas sehen?“ Sie drehte sich auf der Oni herum, sodass sie schließlich mit dem Rücken auf ihr lag und hoch in den Himmel sah. Viel verdeckten die hohen Bäume, aber ein Stückchen war frei. Und es waren auch viele Tiere in den Bäumen! „Weißt du, ob es einen Platz weiter oben wo gibt, wo man eine gute Aussicht hat?“ code:ronja
Auch wenn sie nicht hier draußen übernachten wollten, freute sich Thala darauf, die Nacht mit ihrer besten Freundin zu verbringen. Allerdings war die Nacht noch ein gutes Stück hin. Die Nachmittagssonne stand hoch im Himmel, aus dem Ronja gerade gefallen war, und die beiden jungen Frauen hatten noch ein gutes Stück Zeit, um sich mit den Tieren hier draußen zu befassen. Ronja für ihren Teil schien sich mit der Freiheit, die sie hier hatte, sehr wohl zu fühlen. Die Oni konnte nicht anders, als ihre Freundin breit anzulächeln. „Klingt super“, nickte sie auf das Versprechen hin, dass Ronja ihr mehr davon zeigen würde, wie es war, zu fliegen. „Ich freu mich schon drauf, wenn du ganz viele unterschiedliche Himmel sehen kannst! So viele, wie du willst, hah!“ Leider waren diese kurzen Mini-Flüge – die man wirklich nicht als Fliegen bezeichnen konnte, wenn man nicht gerade Ravi war – nicht genug für Ronja, um sich ein gutes Bild von den Vögeln hier draußen zu machen. Ganz sicher war sich die Tsumiho auch nicht, wie oft sie ihre Freundin am Stück so werfen und fangen konnte, und es wirkte auch nicht, als wäre es etwas, das die Tarcoss den ganzen Tag machen wollte. Insofern wollten sie die Vögel weiter von hier unten betrachten... oder doch von einem höheren Punkt aus? Nachdenklich sah Ravinuthala sich um, ehe sie breit grinste. „Hey, hey! Ich seh nen ganzen HAUFEN hohe Plätze hier, Ronnie!“, stellte sie fest und hob aufgeregt ihre Arme, um ihre Muskeln ein wenig anzuspannen. Vermutlich konnte sich die Vates denken, was sie meinte, noch ehe die Oni an den nächsten Baum herantrat und ein paar mal kräftig mit ihrer Handfläche gegen den Stamm haute. Ein leises Rascheln ging durch die Blätter in der Höhe, aber der Stamm selbst schwankte nicht. Er war dick, stabil und stark, genau das, was sie suchte. „Bäume wie der hier sind super zum Klettern, und da komm wir echt weit hoch, HEY!“, stellte sie fest, ihre laute Stimme durch den Wald hallend. Ohne weiteres Zögern senkte sie sich auf ein Knie herab und blickte über ihre Schulter zurück zu ihrer Freundin, deutete auf ihren Rücken. „Halt dich einfach an mir fest, dann bring ich uns hoch!“, stellte sie fest – eine simple Lösung, wie sie zu ihr passte. Sie wirkte aber ziemlich überzeugt davon, dass es sicher war. Schon als Kind war Ravinuthala gerne Bäume hochgeklettert, und inzwischen war sie viel, viel stärker. Da dürfte es ganz einfach sein! „Wette, von da oben könn wir den ganzen Himmel sehen, HAH!“
Viele Himmel. Viele Vögel, die jetzt noch hoch über ihrem Kopf schwebten. Das einzig schade war, dass sie Ravi nicht mit nach oben nehmen konnte. Dafür war sie nicht stark genug. Aber sie konnte Ravis Augen oder Ohren mitnehmen. Ihre Sinne, bis die Oni auch das Gefühl hatte, zu fliegen. Dafür würde sie es lernen. Um Ravi das Fliegen zu zeigen … und sich selbst. Die letzten Erlebnisse hatten den Boden unter Ronjas Füßen zum Wanken gebracht, den sie sich als Jugendliche erbaut hatte. Den Grundstein für das, wie sie war. Warum sie so war. Aber wenn sie fliegen konnte, dann war sie nicht davon abhängig, dass er still stand. „Das wäre schön.“ Sie lächelte Ravi an.
Für den Moment war sie aber froh, wieder hier unten bei ihrer großen Freundin zu sein und sich mit ihr gemeinsam zu überlegen, wie sie dazu kommen könnten, die Vögel zu beobachten. Leider verdeckten die Bäume das meiste, als sie den Kopf zurück gegen Ravis Hand lehnte und nach oben blinzelte. Es sah schön aus, wie die Sonnenstrahlen durch die Blätter tanzten, aber Vögel, zumindest Vögel weit oben, sah man so kaum. Zum Glück hatte die Oni eine Idee und wie sie es formulierte war ziemlich klar, was sie meinte. Es gab hier nur eine Sache, die ziemlich oft vorkam und ziemlich hoch war: Bäume. Und tatsächlich wanderte die Hellhaarige auf einen der Bäume zu und schlug dagegen. Ronni sah besorgt zum Baum hob, aber keine Äste, Blätter oder kleine Tiere fielen hinab. Ravi schien mit dem Baum ebenfalls zufrieden und auch wenn Ronja nicht so die Kletterin war, nachdem sie dabei auch gerne mal mit dem Flügeln hängen blieb. Aber als Ravi in die Knie ging, kletterte Ronja auf ihren Rücken und schlang die Arme vorsichtig um ihren Hals und Schultern, um sich an ihr festzuhalten. „Ich bin bereit“, kündigte sie an und klammerte sich mit den Beinen fest. Dann ging es auch schon los. Zwar hatte sie ein wenig ein flaues Gefühl im Magen, aber Ravis starker Körper würde sich schon am Baum festhalten. Immerhin war die Oni in den körperlichen Sachen wirklich gut, wenn sie nicht gerade scharfe Kurven machen mussten – wie sie damals im Schnee festgestellt hatte. So sah die Vates nach oben und legte dann die Wange gegen Ravis Nacken, als die Oni zu klettern begann. Ravi bewegte sich sicher den Baum hinauf, ohne knackende Äste. Klar brach hier und da ein kleiner Ast ab, da Ravi nicht klein war und ein Päckchen am Rücken hatte, aber davon abgesehen kamen sie rasch höher, bis die Blätter lichter wurden und immer wieder Lücken auftauchten, die den Himmel zeigten. Die Äste wurden ebenfalls dünner, hielten sie aber noch aus. Unter ihnen verschwand der Boden zunehmend, während rund herum immer wieder Vögel aufstoben. Als Ravi schließlich anhielt und die beiden nicht mehr durch das Geäst kletterten, landeten sie auch wieder, jetzt so nah, dass man die außergewöhnlichen Tiere wirklich gut sehen konnte. „Schau mal, wie hübsch“, Ronja deutete über Ravis Schulter hinweg auf einen kleinen, bläulichen Vogel mit gelben Schnabel und dunklen Knopfaugen, der eine leise Melodie von sich gab, bevor er sich vom Ast ein paar Meter über ihnen fallen ließ und an ihnen vorbeischoss, die Flügel an den Körper gelegt. Erst als sie ihn schon fast aus den Augen verlor, breitet er das Gefieder aus und gewann wieder an Höhe. „Ich hab ein bisschen viele Flügel dafür“, überlegte sie. „Und sie sind schmaler. Ich glaub, ich muss herausfinden, wie ich sie nicht durcheinanderbekomme, wenn ich versuche zu fliegen.“ code:ronja
Ronja brauchte sich keine Sorgen darum zu machen, dass beim Klettern etwas schiefgehen könnte. Auch wenn Ravinuthala gelegentlich mal ein kleinerer Ast wegbrach, war sie von denen nicht abhängig. Ihre großen Hände allein waren kräftig genug, um sie beide an den Stamm zu klammern, und selbst wenn sie mit beiden den Halt verlieren sollte hatte sie immer noch ihre Oberschenkel wie eine Schraubklemme fest um den Stamm gepresst. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Satyrinnen die Spitze des Baumes erreichen und durch das Blätterdach stoßen konnten. “HAH! Da wärn wir!”, freute sich Thala, als das warme Sonnenlicht auf ihren Körper fiel und sich die Decke des grünen Waldes vor ihre ausbreitete. Es war malerisch zwischen den üppigen, gesunden Blättern, umgeben von Vögeln mit allerlei bunten Gefiedern. Und Ronya hatte das ganze von noch weiter oben bestaunen können, würde in Zukunft jederzeit so hoch und noch höher fliegen, wenn sie es nur wollte… Was für ein schöner Gedanke das doch war.
“Oh ja, der ist super hübsch!”, stellte die Tsumiho fest, als Ronja, nach dem die beiden kurz stillschweigend die Schönheit dieser Welt genossen hatten, auf einen kleinen Vogel in einem nahegelegenen Baum zeigte. Sorglos fiel er hinab in die Tiefe, nur um sich mit Leichtigkeit wieder zu fangen und sich weiter in den Himmel zu erheben. Das sah aktuell noch deutlich einfacher aus als bei der Vates… Anstatt sich davon aber unterkriegen zu lassen, überlegte diese, was sie selbst noch zurückhielt. Nachdenklich warf Ravi ihr einen Blick zu, während sie der Erklärung lauschte. “Hm…” Viel dazu sagen konnte sie nicht wirklich. Dieses analytische, wo sie ein Problem anschaute und dann genau sagen konnte, was das Problem war… da war die Oni nicht besonders gut drin. Wenn Ronja das sagte, dann würde das schon stimmen, oder nicht? “Deine Flügel sind öfter schwierig für dich, oder? Auch bei Klamotten und so…”, stellte Ravi fest. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Ronja gerne ihre hübschen Flügel irgendwie in ihre Kleidung stopfte, obwohl das sicher nicht komfortabel sein konnte. War das, weil sie von den Flügeln behindert wurde, so wie Ukemochi oft mit ihren Hörnern hängen blieb? Oder war es, weil sie sich dafür schämte, anders zu sein, so wie Ravinuthala lange darunter gelitten hatte, selbst keine Hörner zu haben? “Was machst du normalerweise, damit sich deine Flügel nicht in die Quere kommen? Weißt du, wie du dich bewegen musst, wenn sie ausgebreitet sind?”, fragte die Oni neugierig. Wenn es um Bewegungen ging… dann konnte sie ja vielleicht doch helfen. Zumindest ein bisschen. “Ich mein… Wenn du dich am Boden nich wohl mit ihnen fühlst, wird’s am Himmel auch schwierig, oder?”
Der Boden war wieder so weit weg. Obwohl Ronja diesmal mit Ravi einen festen Körper vor sich hatte und nicht ganz so weit oben war, fühlte sie sich deutlich sicherer. Nicht so frei wie da im Himmel, aber das war in Ordnung. Sie hatte diese Freiheit heute geschnuppert und jetzt konnte sie sie von so nah ansehen, dass sie nur die Finger danach auszustrecken brauchte, und sie konnte sie berühren. Ihr Herz fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen … leichter an. So, als hätte sie die ganze Last dort unten zurückgelassen. Die warme Sonne auf ihrem Gesicht und Körper hüllte sie so ein, wie es Ravis emotionale Wärme tat. Ronja war getunkt in orange und grün, in Licht. Die Empathin atmete langsam durch und die frische Luft hier oben ein. „Hilft du mir nach vorne?“, bat sie Ravi und kletterte mit deren Hilfe um Ravi herum, bis sie auf deren Oberschenkel stehen konnte. Ihr Blick wanderte über die Blätter und kleinen Tierchen, die sich hier her verirrt hatten. Ein kleiner Vogel sauste nach dem Ende seines Liedes in die Tiefe hinab. Es tat es so sicher und elegant, dass Ronni die Luft wegblieb. Ob sie auch je so fliegen können würde? Vielleicht … Noch als Ravi bei ihr aufgetaucht war, hätte sie mit einer Antwort gezögert. Das hier hatte Ronja nicht von 0 auf 180 gedreht, aber es war ein Anfang. Ein Funke und für den Moment konnte sie ein wenig vergessen, warum sie in der Hütte geblieben war. Warum ihr Herz sich anfühlte wie von dunklem Stacheldraht umgeben. Was geschehen war hatte Ronja den Glauben an sich selbst fast geraubt. Daran, dass sie auch so warm sein konnte wie die Sonne dort oben.
Ronja sprach ihre Überlegungen aus und nickte dann bei Ravis Frage. „Ja, es sind ein bisschen zu viele. Wenn ich nur die an meinen Schultern hätte, wäre es in Ordnung. Wobei die sich mit der Kleidung am schwersten kombinieren lassen. Aber ich glaube zum Fliegen wären sie am besten.“ Sie bewegte die Flügel leicht, um sie aufzufächern. „Ich hab sie durch die Kleidung eigentlich immer gut sortiert, oder wenn ich sie ein wenig … auflockere. Mich etwas aufplustere.“ Ein kleines Schmunzeln bei dem letzten Wort. „Denkst du, ich sollte aufrecht oder liegend fliegen?“ Ronja hatte von Magie mehr Plan, aber bei körperlichen Dingen war Ravi der bessere Ansprechpartner. „Ich … glaube, ich könnte die weiter unten einfach mehr sein lassen … Vielleicht etwas zur Seite.“ Sie bewegte die Flügel an ihrer Taille, die für gewöhnlich an ihren Hüften lagen und breitete sie seitlich neben dieser aus. „Aber die anderen beiden sind so schmal, ich glaube, da brauche ich beide synchron, oder?“ Als wären sie ein großer Flügel. Sie sah mit gerunzelter Stirn zu Ravi. Das zu meistern klang kompliziert. Wie jonglieren. Sie musste zwei Körpermuskelteile zugleich aber nicht komplett gleich bewegen, sodass ihre Flügel am Ende wieder zusammenpassten. code:ronja
Bereitwillig half Ravinuthala Ronja dabei, ihren Stand zu finden - auch wenn dieser Stand auf ihren Beinen war. Die Oni störte sich nicht daran, als fester Untergrund missbraucht zu werden, und hielt mit einer Hand die Hand der Vates, damit die sich abstützen konnte, während ihr anderer Arm darauf vorbereitet war, die Ältere sicher zu fangen, sollte diese den Halt verlieren. Ronja würde nichts passieren, so viel stand fest. “Deine Flügel sind echt hübsch, wenn du sie so groß machst”, lächelte Thala, als ihre Freundin ihre Schulterfedern auffächerte. Genau das meinte sie, wenn sie sagte, dass Ronja sich zu oft verbarg. “Das solltest du öfter tun, Ronnie. Zumindest für mich?” Sie lachte über das Wort Plustern, oder schmunzelte zumindest, aber in Ravis Augen sollte sie genau das tatsächlich öfter tun. Sie für ihren Teil präsentierte sich immer voller Überzeugung und Stärke, selbst wenn sie sich mal ein bisschen unsicher fühlte. Ravinuthala Tsumiho war immer groß und stark und laut und jeder sollte das wissen! Ronja dagegen zeigte sich meist ruhiger, zurückhaltender. Ob es das Selbstbewusstsein war, das die beiden unterschied? Im Allgemeinen wusste die Vates, wer sie war und was sie sollte, und drückte das bereitwillig aus. Aber wenn ihr Wille nicht in Frage gestellt wurde, dann stellte sie sich immer in den Schatten Anderer. “Ich denke, du bist die Coolste überhaupt”, meinte Ravi und verzog leicht das Gesicht. “Du solltest keine Angst davor haben, das auch zu zeigen…”
Wie man flog, hm? Eine schwierige Frage für jemanden, der selbst nicht weiter davon entfernt sein könnte. Ravinuthala war noch nie geflogen und hatte auch nicht Flügel wie die Vogeldame. Sie konnte sich die Anatomie dahinter nur schwer vorstellen. Dennoch machte sie sich ernsthaft Gedanken darüber. Aufrecht oder liegend, hm… “Aufrecht macht mit dein Flügeln kein Sinn, denk ich”, stellte Thala fest und deutete auf einen großen Vogel, der über ihnen durch den Himmel zog. “Die Flügel müssen so nach unten zeigen und dann… da hinten. Er lenkt mit den Federn hinten, siehst du?” Sie strich mit ihren Fingern durch die hinteren Flügel der Tarcoss, um hervorzuheben, was sie meinte. “Glaub nich, dass das geht, wenn du den Kopf weiter oben hast. Dann ziehste dein Körper doch mehr mit den Flügeln durch die Luft, ne?” Ronja hatte vermutlich recht: Die oberen Flügel musste sie schwingen, die an ihrer Taille konnte sie einfach aufspannen, um damit zu gleiten und nicht so leicht wieder Höhe zu verlieren, und die an den Armen waren dann dazu da, die Kontrolle über ihre Bewegung zu halten. “Das heißt… wenne’s mit nem Vogel vergleichst, machen deine oberen Flügel und die hier anner Taille zusamm das, was dessen Flügel machen”, stellte die Oni fest - Vögel hatten ein größeres Flügelpaar zum Fliegen und Gleiten, bei Ronja teilte sich das halt besser über ihren Körper auf. “Und an den Armen hast du dann die Schwanzfedern. Wenn du nich gut weißt, wie du die benutzen sollst, dann guck doch mehr auf die Schwanzfedern! Wir haben doch hier nen Haufen Vögel zum gucken, HAH!” Vielleicht schätzte die Oni das auch nicht ganz richtig ein. Vielleicht waren die Armflügel zum Gleiten und die an Ronjas Hüfte zum Steuern. Das würden sie schon noch herausfinden. Das war halt die Sache mit ihrer Art zu fliegen: Sie war neu, sie war anders, und die Vates war ungeübt. Sie musste üben, üben, üben, und manchmal musste sie eben auch Fehler machen. “Wie auch immer deine Flügel funktioniern… Bist ja nich allein damit”, versicherte ihr Ravi mit einem strahlenden Lächeln. “Ich bin immer da, dich zu fang, kay? Also musste auch keine Angst vor haben, mal hinzufalln, Ronnie!”
Ravi hielt sie fest, als Ronja um die Oni herumkletterte, bis sie deren Beine als Standpunkt verwenden konnte. Bei ihren Größenverhältnissen ging das ohne große Probleme und so nützte die Vates diesen Platz, um sich besser auf ihre Flügel konzentrieren zu können und Ravi auch zu zeigen, was sie meinte. Eine warme, große Hand hielt die ihre weiterhin sicher fest, sodass Ronja sich keine Gedanken um einen Fall zu machen brauchte, als sie ihre Flügel auffecherte. Dank dem weißen Oberteil, dass sie hinten nur am Hals und unter den Rippen zusammengebunden hatte, war das einfach möglich. „Danke.“ Sie lächelte leicht und warf einen Blick über ihre Schultern. „Gerne mache ich das. Es fühlt sich … gut an.“ Leider war es etwas, dass sie eigentlich nur im Sommer machen konnte. Andernfalls war es rückenfrei zu kalt und Ronja würde sich verkühlen. Und die Arbeit, die Flügel durch Löcher bei Winterjacken zu stecken würde sie sich nicht machen. Pullovers könnten es wert sein, aber dazu bräuchte sie jemanden, der ihr die Klamotten zurechtnähen konnte. Ronja konnte zwar einen Stoff zerschneiden und Streifen grob annähen, um die Shirts damit wieder zusammenzubinden, aber Locher an den richtigen Stellen, ohne dass sie weiter einrissen? Das traute sie sich nicht zu. Ein rosiger Schimmer überzog ihre Wangen, als Ravi weitersprach. Ronja wusste, dass sie gute Dinge konnte. Dass sie liebenswert war. Aber die meiste Zeit war sie viel mehr auf andere fokussiert, darauf, wie es ihnen ging. Es war etwas, über dass sie gar nicht nachdachte. Andere kamen für sie zuerst und jemanden nicht zu helfen war für sie in etwa so wie mit dem Atmen aufzuhören. Vielleicht, weil sie deren Schmerz dann fühlen konnte … Zudem hatte sie in letzter Zeit immer mehr mit den Schattenseiten zu kämpfen, und damit, dennoch die Sonne zu sehen. Ravis Worte hüllten ihr Herz in warme Decken, auch wenn Ronja nicht ganz sicher war, wie viel sie darauf antworten sollte. Wortlos schickte sie das warme Gefühl, ihre Dankbarkeit und Liebe, zurück an Ravi in Form einer emotionalen Umarmung.
Ebenfalls schwierig war das andere Thema. Wie stellte man das mit dem Fliegen an? Ronja ging ihre Flügelpaare durch und versuchte sie mit dem Vogel zu vergleichen, aber mehr als Raten kam dabei nicht rum. Sie verstummte also und sah Ravi fragend an. Ronja kannte sie mit Magie aus … aber was alles Körperliche anging war ihre Freundin die Wissende. Sie folgte dem Blick der Oni und kniff die Augen zusammen, um den Himmel besser zu sehen. Langsam nickte sie. „Aber denkst du, ich bekomme mit den anderen dann genug … Schwung? zusammen, in der Luft zu bleiben?“ Es kitzelte leicht, als Ravi durch ihre Federn fuhr. „Kannst du mich in Bauchlage hochheben?“, fragte sie. „Oder später, wenn wir wieder unten sind. Das ist kein Problem.“ Sie wollte Ravi hier oben auch nicht überfordern. „Dann kann ich beides … versuchen und schauen, wie es funktioniert.“ Doch was es am Ende werden würde … Ronja konnte jetzt schon den Muskelkater in ihrem Rücken fühlen. „Hast du eine Idee, wie ich überhaupt die Kraft im Rücken dazu aufbaue?“ Ravi war stark, sie würde mit Flügeln sicher fliegen können. Ronja hatte weder die Veranlagung zu Muskeln, noch viele Muskeln allgemein. Doch noch als sie das dachte und ihre Miene wieder ein wenig das Leuchten verlor, sprach Ravi erneut. Ronja rutschte wieder näher und lehnte sich leicht gegen Ravi. Sie nickte. „Ich weiß … danke Ravi.“ Trotz der Dunkelheit in ihrem Raster, der Schatten, die durch ihren Kopf tanzten, das Wissen war tief in ihrer Seele verankert. Ravi würde sie immer auffangen. Dieses Vertrauen war eines der kostbarsten Dinge, die Ronja hatte. code:ronja
Zauber:
Enthusiasm Sentiment Tsunami TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 110 pro Minute MAX. REICHWEITE: Opfer muss im Sichtfeld sein, 30 Meter (sofern der Magier gute Augen hat) SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Die Person, auf die der Magier sich konzentriert fühlt Begeisterung, solange das Opfer im Sichtfeld bleibt. Dabei gleicht es dem Gefühl, einen großen Erfolg errungen zu haben. Der Umgang mit dem Gefühl liegt bei dem Charakter.
Ronja wusste Ravis Worte zu schätzen. Auch wenn sie es nicht aussprach, glaubte die Oni, es zu fühlen. Die Wärme im Herzen der Vates, die niemand so teilen konnte, wie sie es tat. “Ich fühle das”, lächelte Thala ihr zu, kicherte dabei leicht. “Ich fühle, was du fühlst.” Bei ihrem ersten Treffen war Ravinuthala noch weit, weit davon entfernt gewesen, auch nur eine Illusion zu verstehen. Inzwischen konnte sie selbst mit den komplexeren Aspekten von Ronjas Fähigkeiten umgehen - zumindest ein Stück weit. Sie wusste, dass die Schwarzhaarige gerade ihre Eindrücke teilte, so wie sie es zuvor mit ihren Erfahrungen beim kurzen Flug getan hatte. Und sie freute sich, sich ihrer liebsten Freundin so nahe fühlen zu können. Auch was ihre Flügel anging, musste sich Ravinuthala ein wenig in die Ältere hinein versetzen, wenn auch auf eine andere Art. Eine, die ihr seltsamerweise leichter fiel, obwohl sie sich gleich mehrere Körperteile hinzudenken musste, die sie natürlich nie gehabt hatte. Aber irgendwie fühlte sich, zwischen all den Vögeln hier, der Gedanke an Flügel am eigenen Körper gar nicht mal so befremdlich an. Auch wenn es ihr mit dem Fliegen an Erfahrungen fehlte, hatte sie ein ungefähres Bild davon, wie das bei Ronja vermutlich am Besten auszusehen hatte.
“Klar krieg ich dich hochgehoben!”
Das war wieder so eine Frage von Ronja, die Ravi einfach zum Grinsen brachte. Ihr war bewusst, dass das eher aus Höflichkeit als Frage formuliert war, und sie hörte auch den Zusatz, dass sie damit auch warten konnte, aber wenn das Thema jetzt aufkam, dann kriegte sie direkt Lust darauf, es auszuprobieren! Kurz die Hand der Vates losgelassen, legten sich ihre Hände schnell an die Taille der Vogeldame und hoben sie hoch, drehten sie einmal herum, sodass sich die beiden in die Augen gucken konnten, ehe Ravi den Körper ihrer Freundin auf ihre Unterarme stützte und ihr so ermöglichte, in Bauchlage in der Luft zu hängen. Natürlich lag sie damit auf einem sehr stabilen Fundament - die Arme der Oni zitterten nicht einmal unter dem leichten Körper Ronjas -, aber an allen Teilen ihres Körpers, die nicht direkt auf Ravi auflagen, musste es sich anfühlen, als würde sie frei fliegen. Hoffentlich machte ihr das in der aktuellen Höhe der beiden Magierinnen keine Sorgen… “Kraft im Rücken ist echt wichtig… Selbst als Nichtflieger”, stellte Ravi fest, deren Arme sich wohl kaum so gerade halten ließen, wenn sie nicht eine ordentliche Rückenmuskulatur hätte. Das war wohl ein Bereich, den sie in Ronjas Training noch nicht intensiv genug behandelt hatte. “Da hilft’s schon, wenn du Sachen so aufstemmst wie ich dich grad”, lachte die Oni fröhlich vor sich hin. “Oder ne Schmetterlingsübung. Da brauchst du Gewichte und hebst dann die Arme hoch wie wenn du wem die Muckis zeigst, und dann gehn sie nach vorn, und dann wieder zurück. Ich würd’s dir zeigen, aber ich brauch meine Arme grad für was Andres.” Wieder lachte sie auf. Wenn sie jetzt eine Schmetterlingsübung machte, würde sie Ronja vermutlich vom Baum feuern! Das wollten sie sicher beide nicht. “Lass uns schaun, dasswer wieder öfter’n bisschen trainiern, ja? Dann schau ich, dass wir uns ordentlich um dein Rücken kümmern. Und wenner ma wehtut, sag mir Bescheid, dann gibt’s ne schön kräftige Massage, HAH!”
Thala merkte allerdings, dass Ronja sich wieder ordentlich hinsetzen wollte - so auf dem Bauch zu liegen, nur gestützt von zwei nahezu stählernen Balken, war vermutlich ziemlich ungemütlich. Achtsam half sie der Älteren dabei, sich gemütlicher zu positionieren, sodass sie sich ordentlich an Ravis Oberkörper lehnen und in ihrem Schoß sitzen bleiben konnte. Zur Sicherheit, damit sie auch ja nicht runterfallen konnte, schlang sich der kräftige Arm der Oni um Ronjas Taille, und sie knuddelte die Schwarzhaarige ein wenig. Liebevoll lehnte sich Ravis Gesicht an das ihrer Freundin, während sie ihr bereitwillig ihre Wärme spendete. So langsam sanken die Temperaturen, der Abend drohte, sich zu nähern. “Wie lang magste noch bleiben?”, hakte die Tsumiho nach. Sie für ihren Teil könnte ewig hier im Wald bleiben, vor Allem, wenn sie zusammen mit Ronja unterwegs war. Aber die hatte ja schon gesagt, dass sie nicht hier draußen schlafen wollte. “Vergiss nich, wir ham ein gutes Stück Weg bis nach Hause, Ronnie.”
Bei den meisten Menschen hielt Ronja sich zurück, oder versuchte es zumindest. Auch bei Ravi war sie darauf bedacht, der großen Oni nicht zu nahe zu treten. Obwohl sie wusste, dass Ravi kein Problem damit hatte, wenn Ronja sich an ihr festhielt, wenn die Welt dunkel wurde. Aber an dem Punkt, an dem sie mit ihrer besten Freundin war, war sie nicht einmal mit Nero gewesen. Dieser Gedanke grub sich wie ein Pfahl in ihr Herz. Nero hatte sie zum Scheinen gebracht, aber sie hatte nie diese einfache, tiefe Verbundenheit mit ihm gespürt, der sie sich gerade bewusst wurde. Ravi fühlte, was Ronja fühlte, sich der Oni auf dieser Ebene mitzuteilen war einfach ein Teil ihres Seins geworden. Als wäre ihre eine Hand immer Richtung Ravi ausgestreckt, ein feiner Faden, der einen Teil von ihr mit ihrer Freundin verband.
Ebenso wie das Vertrauen, denn wenig später sprachen die beiden über das Fliegen und Ronja wurde von Ravi in Position gebracht. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass hier unten zu testen, aber Ravi hielt sich ohne Probleme am Baum fest, während sie Ronja in der Luft in Schräglage brachte, sodass sie auf dem Bauch auf Ravis Unterarmen lag. Ronja streckte die Arme und Flügel aus und obwohl Ravi sie hielt, waren es ihre Arme, die dabei leicht zitterten. Es hätte vermutlich ihr Herz schneller schlagen lassen, denn bis auf den Kontakt hing ihr Körper hoch, hoch über dem Waldboden. Ronja hatte zwar ihre Flügel, aber sie würde den Fall dennoch nicht überleben. Ihr Körper war nicht dafür gebaut, viel auszuhalten. Ravi erklärte Ronja ein paar Übungen, um den Rücken zu stärken, während diese testweise die Flügel bewegte und versuchte zu testen, wie sie damit umgehen musste, ohne sich in die Quere zu kommen. „Das können wir ja morgen probieren?“ Morgen. Bevor sie zurück in ihre Hütte kehrte. Ronni wollte noch nicht zurück an den Ort, an dem sie wieder allein sein würde mit ihren Gedanken und der Leere, wo Neros Stimme gewesen war. Schatten mischten sich in ihre konzentrierte Miene, die sich nur schwer wieder vertreiben ließen. Ronja blinzelte und versuchte sich stattdessen auf das Gesicht der Oni vor sich zu konzentrieren. Die roten Augen, die sie musterten und das Lachen in ihren Zügen. „Okay“, stimmte sie zu, aber es war leiser als ihr letzter Satz, sanfter. „Eine Massage wäre denke ich echt schön.“ Ronja testete, ihre Arme und die Flügel daran ausgestreckt, die anderen. „Darüber zu reden ist einfacher, als es echt zu machen … Ich muss mich auf so viel gleichzeitig konzentrieren.“ Es würde viel, viel Übung brauchen, bevor sie wirklich fliegen könnte. Außerdem wurden ihre Arme und Beine langsam müde. Ravi setzte sie wieder normal auf ihren Beinen ab und Ronja lehnte den Rücken leicht gegen Ravis Bauch, wodurch ihre Flügel diese da vermutlich kitzeln würde. Die warme, sichere Umarmung dauerte an und Ronja hatte nicht das geringste Interesse daran, sie zu unterbrechen. Sie kuschelte sich gegen ihre Freundin, atmete den warmen Geruch des Waldes ein und sah den Vögeln am Himmel zu, der sich nach und nach dunkler färbte. Noch war ihr nicht kalt, vor allem durch die Nähe zu Ravi, aber sie wusste, dass sie sich deutlich schneller verkühlte, als sie wirklich die Kälte fühlte. Vermutlich weil ihr eigener Körper eine Spur kühler war als der, der Menschen. „Es ist so schön hier“, murmelte sie und lehnte die Wange gegen Ravis Oberkörper, lauschte dem starken, regelmäßigem Pochen ihres Herzens. „Aber ich schätze, wir sollten langsam runter …“ Man hörte ihr sicher an, dass sie eigentlich noch nicht gehen wollte. Am liebsten würde sie nie wieder diesen Ort hier verlassen, aber sie hatte die Welt schon zu lange ignoriert. Vorsichtig rührte sie sich und begann, wieder zu Ravis Rücken zu klettern, um sich daran festzuhalten. „Ich bin bereit.“ code:ronja
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.