Ortsname: Sunnydrop Forest Art: Waldstück Spezielles: - Beschreibung: Ein kleiner, friedlicher Mischwald nicht weit von Maldina entfernt. Durch einen kleinen Bach, der genau durch das Herz des Wäldchens fließt, ist hier der perfekte Ort für eine Vielzahl an Wildtieren. Rehe, Hirsche, Hasen, Füchse, Dachse, Wildschweine und eine ganze Reihe verschiedene Vögel leben hier. Auch die Flora ist äußerst vielfältig. Je nach Jahreszeit wachsen hier unterschiedliche Pilze, Gräser, Kräuter, Büsche, Beeren etc.. Wer weiß, wonach er suchen muss, wird hier bestimmt fündig. Wirklich viele Menschen gibt es hier jedoch nicht, denn es gibt kaum Wege, die hier hindurch führen, es ist überwiegend unberührte Natur.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Off: Krawallköpfe ganz privat featuring: Ravinuthala & Finnick
01
Endlich war es Sommer geworden. Die Nächte waren warm, sodass Finnick nicht mehr darauf angewiesen war, sich nachts in Scheunen und Ähnlichem Unterschlupf zu suchen. Stattdessen konnte er es sich draußen an der frischen Luft gemütlich machen und unter dem Dach der Bäume schlafen. Auch hatte er nun endlich wieder die Möglichkeit, sein eigenes Gemüse und einige Kräuter zu ziehen. Als Pflanzenmagier war es wohl nicht verwunderlich, dass er soetwas gerne tat, oder? Und selbst wenn er das nicht wäre, es war Nahrung, für die er kein Risiko eingehen musste. Er musste sich nicht darum streiten oder es stehlen. Es gehörte bereits ihm. Vor einem Weilchen hatte er auf der Durchreise diesen Ort für sich entdeckt und spontan entschieden, hier ein Weilchen zu bleiben. Wenn er etwas benötigte, so war er in flott in Maldina und solange das nicht der Fall war, konnte er hier zwischen den Bäumen und Büschen für sich sein, fern von den unangenehmen Blicken der Leute. Es mochte einsam sein, aber das war er bereits sein ganzes Leben. Einsamkeit war für ihn ein ständiger Begleiter. So wie er stets atmen musste, war er auch stets alleine, doch solange er nicht daran dachte, war es kein Problem. Zwischen zwei Bäumen hatte er ein großes Stück Stoff gespannt, ein normaler Mensch würde es vielleicht als Hängematte wiedererkennen. Ein paar Meter daneben hatte er ein wenig Erde aufgegraben und Pflanzensaat darin versteckt. Die ersten Samen gingen bereits auf, streckten ihre kleinen Blätter und Knopsen vorsichtig aus dem Boden hervor. Gurken und Karotten waren es, daneben ein paar Büsche Wilderdbeeren, die er anderswo gefunden und ausgebuddelt hatte, nur um sie hier wieder einzugraben. Die ersten Beerchen hatte er sogar schon ernten können und ein paar weitere würden heute wohl zu seinem Abendessen werden. Doch bis dahin war es noch ein Weilchen, sodass er noch etwas Zeit für andere Dinge hatte. Gemütlich schlüpfte der Gehörnte zwischen einigen Büschen hindurch, wanderte durch das hohe Gras und kam schließlich an einem kleinen Bach an. Das knietiefe, kristallklare Wasser murmelte leise vor sich hin, lud regelrecht zu einem Bad ein, doch dafür war er gerade nicht hier. Er hatte die paar wenigen Hemden und Hosen, die er besaß und nicht gerade trug, mitgebracht, um diese zu waschen. Sowas wie Seife besaß er nicht, aber mit etwas Geduld bekam man simple Flecken auch so heraus. Ein Weilchen kümmerte er sich einfach gedankenverloren um seine Kleidung, schrubbte mit den Händen, was das Zeug hielt und genoss nebenbei die Kühle frische des Waldbachs. Gerade wollte er ein Shirt auswringen, als ihm etwas auffiel. Seine Bewegungen froren ein, nur die langen Ohren zuckten aufmerksam. Schritte? Waren das Schritte? Oder gar eine Stimme? Es war noch ein Stückchen entfernt, schien aber aus der Nähe seines provisorischen Heims zu kommen. Instinktiv duckte er sich, suchte Schutz im Unterholz, während er sich langsam und vorsichtig zurückschlich. Was auch immer es war, es passte nicht in die übliche Geräuschkulisse des Waldes. Die Vögelchen, die sonst so fröhlich ihre Lieder trällerten, waren deutlich leiser geworden, ihnen musste also auch etwas aufgefallen sein. Als er schließlich nah genug dran war, zerteilte er vorsichtig eine Blätterwand und lugte hindurch. Da war eine Gestalt ... bei seinen Sachen! Scheiße! Das war sein Zuhause und das wollte er nicht teilen! Er hatte ja nicht einmal etwas zum Teilen! "Heh, du da! Was machst du da?!" Flott erhob er sich aus dem Schutz der Natur und schritt näher an die Fremde heran. Dass sie gefühlt doppelt so groß war, wie er, störte ihn kein bisschen. Die Schultern zurückgezogen und die Brust herausgestreckt starrte er sie zwischen einigen Strähnen hindurch mit seinem gesunden Auge an, Herausforderung lag darin. Er würde sein Heim verteidigen, auch wenn er tatsächlich ein wenig Angst hatte. Aber die versteckte er natürlich geschickt, das durfte sein Gegenüber schließlich nicht wissen! "Das ist meins, verpiss dich! Ich teile nicht!!"
„Hey heey! Ist ja richtig schön hier draußen!“ Begleitet von einem tiefen Lachen hallte die laute Stimme von Ravinuthala Tsumiho zwischen den Bäumen des Waldes wider. Sie war schon immer eher ein naturverbundenes Wesen, nicht dafür gemacht, sich Tag für Tag wie die Menschen in Städten aufzuhalten. Wie so oft war sie über die Grenzen Maldinas hinaus gegangen, um sich einen Teil dieser so freien Welt anzusehen, der nicht das Gildenhaus oder die geschäftigen Straßen der Innenstadt waren. Das war wichtig! Vielleicht würde sie auch jagen, wenn sie Lust darauf hatte, aber noch war es nicht so weit. Das Stampfen ihrer Stiefel scheuchte die Tiere auf, brachte sie dazu, Abstand zu nehmen, lange bevor die Oni in ihrer Nähe war. Es war, als würde dieser Wald verstehen, dass sie ein natürliches Raubtier war, ein Plünderer, vor dem man nur sicher war, wenn man seine Aufmerksamkeit nicht auf sich zog. So sah sich Thala zwar nicht selbst, aber es war doch eine ziemlich akkurate Beschreibung... Als Freigeist, der sie war, tat die Oni größtenteils, wonach ihr der Sinn stand. Für ein paar Minuten hatte sie ein wenig an einem Baum Boxen trainiert, einfach, weil er da war und weil sie es konnte. Die kleinen Wunden, die sie sich damit an ihren Knöcheln zog, interessierten die Oni herzlich wenig. Sie grinste breit, lachte, das bisschen Schmerz nicht von allzu großer Bedeutung, während sie weite die Tiefen des Waldes abschritt. „Ooh, sehr cool!“, hob sie ihre Stimme, als ihre Augen aufleuchteten. „Hatte eh grad Hunger!“
Als Finnick bei ihr ankam, stand Ravi direkt bei seinem kleinen Camp, die Beeren, die sie aus den Büschen darum herum gepflückt hatte, in einer ihrer großen Hände, während sie sich mit der anderen eine in den Mund warf. „Oh, hi! Ich esse hier!“, meinte sie mit einem breiten Lächeln, aß gleich die nächste Beere hinterher. War doch schön, nicht mehr alleine hier draußen zu sein, auch wenn sich der kleine Pimpf da drüben ganz schön aufspielte, während er aus den Büschen gekrochen kam. Was er von seiner Seite aus wohl als dominante Geste betrachtete, war aus der Sicht eines Oni nicht etwa abschreckend, sondern herausfordernd. Aus Ravinuthalas Lächeln wurde ein Zähne zeigendes Grinsen, während sie auf ihn herabblickte. „Ach? Die Beeren hier sind deine, sagst du?“, fragte sie und riss ihr Maul auf, um demonstrativ den gesamten Rest mit einem Mal hinein zu werfen. Die Hände in die Hüften stemmend kaute Ravi auf ihnen herum, bis sie die Masse in einem Zug schlucken konnte und sich den Mund mit ihrem Handrücken abwischte. „Lecker waren se ja. Haste mehr davon? Bin immer noch hungrig, weißte.“ Für einen Oni war es nur natürlich, sich das zu nehmen, was er haben wollte. Besitz hatte keine Bedeutung. Wenn jemand so deutlich sagte, dass er etwas für sich beanspruchte, das man selbst hatte, bedeutete das im Normalfall nur eine Sache: Da war jemand auf einen Kampf aus...
Entsetzt beobachtete der Gehörnte, wie das gewaltige, menschenähnliche Biest mit jedem Bissen sein Abendessen geringer werden ließ, bis schließlich auch die letzte Beere in dem gierigen Schlund verschwunden war. Mit weit aufgerissenem Auge stand er einen Moment lang einfach nur da, versuchte, diese Information irgendwie zu verarbeiten. Seine Instinkte sagten ihm, er solle sich auf die Knie schmeißen, um Vergebung bitten, sodass man ihn nicht hungern ließ. Aber das hier war nicht das Labor, in dem er aufgewachsen war und diese Riesin war kein Forscher, sondern einfach nur irgendein Monster, welches sich einen Spaß daraus machte, ihn zu terrorisieren. Sie grinste sogar noch dabei, machte sich über ihn und seinen Besitz lustig, zeigte deutlich die Freude, die sie an ihren Taten hatte. Ein Verhalten, das der Wuschelkopf noch zu gut kannte. "Was ist eigentlich falsch mit dir?!" schrie er ihr entgegen. Die Welt war gemein und unfair, aber komm schon. Einem Waisenkind, das ganz offensichtlich nichts besaß, die Beeren vom Busch klauen? Wie herzlos musste man sein?! Wie gerne hätte er einfach den Tränen, die in seinem Auge brannten, Raum gegeben, doch stattdessen blinzelte er sie zurück, er war schließlich kein Schwächling und erst recht keine Heulsuse. Er würde ihr schon noch zeigen, was sie davon hatte! "Selbst wenn ich mehr hätte, würdest du sie sicher nicht kriegen. Ich habe so lange gebraucht, bis die gewachsen sind!" Herausfordernd trat er einen Schritt näher an sie heran, auch wenn seine innere Stimme auf Flucht bestand. Das hier war das erste und einzige 'wirkliche' Heim, das er besaß, so einfach durfte er es nicht aufgeben. Er musste es zumindest versuchen. "Du glaubst doch nicht, dass du, nur weil du groß bist, besser bist als ich!" Mit seinem Blick fixierte er sie, schob langsam die Ärmel ein Stück nach hinten. Was genau der Sinn dieses Verhaltens war, wusste er selbst nicht. Er hatte hin und wieder beobachtet, wie fremde Männer es vor einer Schlägerei taten. Vermutlich war es eine Art Akt, Dominanz zu zeigen? Auf jeden Fall hatte es immer sehr eindrucksvoll und einschüchternd gewirkt auf ihn gewirkt. "Ich bin zwar klein, aber nicht schwach! Und ich schlage dir die Zähne aus deinem hässlichen Gesicht, wenn ich das will!" Ganz im Gegenteil, er war stark und mutig wie ein wilder Stier! ... zumindest in der Theorie. Dass er vielleicht doch mehr Angst hatte, als er zugab, konnte man allerhöchstens an den Ohren erkennen, die sich nun doch an seinen Hinterkopf gelegt hatten. Dafür funkelte sein Seelenspiegel aber voller todesmutiger falscher Entschlossenheit. Sein Gegenüber konnte also gar nicht anders, als vor Angst zu erzittern und abzuhauen ... oder? Noch einen Schritt trat er näher, sodass er nun schon merklich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihr entgegen zu blicken. "Das ist deine letzte Chance zu fliehen." wies Finnick sie hin, auch wenn er sich in ihrer Gegenwart wie eine kleine Maus in der Gegenwart eines großen Löwen fühlte. Dabei war er doch gar keine Maus. Er war ebenfalls ein Löwe! Ein besonders starker sogar! Er musste es sich nur oft genug selbst sagen, dann würde er es irgendwann glauben und es würde wahr werden.
Es gab eigentlich nur wenige Dinge, die eine gute Mahlzeit überbieten konnte. Guter Schlaf stand so halbwegs auf der gleichen Stufe. Gute Kämpfe waren vielleicht die eine Sache, für die Ravinuthala jederzeit ein Essen stehen lassen würde... Außer, sie war echt hungrig, was sie oft war. Vor Allem nach Kämpfen. Oder während Kämpfen. Oft auch vor Kämpfen. Wenn sie so darüber nachdachte, war die Oni sogar jetzt gerade hungrig. Und Lust auf einen Kampf hatte sie auch! Das sah ihr Gegenüber wohl ähnlich. Der schrie direkt los, offensichtlich ziemlich aufgeregt, und trat auf sie zu, während er ihr deutlich sagte, dass er nicht weiter teilen wollte. „Ooh?“ Thalas Augen leuchteten auf, während sie ihren Hals reckte, um noch tiefer auf den Gehörnten herabzusehen. Wenn er sie herausfordern wollte, dann war sie volle Kanne dafür! Sie musste sogar richtig Lachen vor Spannung. „Haha! So groß bin ich doch gar nicht!“, grinste sie und meinte das deutlich ernster, als es vermutlich klang. Was für den kleinen Bock wie blanker Hohn wirken musste, war tatsächlich die ehrliche Meinung der Oni, die für ihr Volk und ihren Stamm noch ein gutes Stück größer hätte ausfallen können. „Ach komm! Ich hab nem Haufen größerer Oni gezeigt, dass'n mickriges Mädel wie ich sie aufmischen kann! Wenne sagst, du bist stark, dann zeig her, her, HER! Ich will's SEHN!“ Zufrieden ballte Ravi ihre rechte Hand zur Faust, haute damit in ihre linke Hand, um ihre Knöchel knacken zu lassen, ehe sie das Gleiche mit der anderen Hand wiederholte. Oh ja, es war Zeit, zu zeigen, was sie drauf hatte... und zu sehen, was ihr Gastgeber des heutigen Tages zu bieten hatte. Man konnte es in dem Blick der Tsumiho sehen: Sie war bereits Feuer und Flamme.
„Klingt doch super!“, rief ihre laute Stimme, schreckte das bisschen Vögel auf, das sich noch immer in der näheren Umgebung befand. Breitbeinig stehend starrte Ravi ihre Beute an wie eine wilde, breitete einladend ihre Arme aus. „Hey, hey, HEY! Warum soll ich fliehen, hey? Wenn du's packst, mir auch nur einen Zahn aus'm Gesicht zu haun, dann war's doch ein KRASSER Kampf! Denkste, das will ich verpassen?“ Erneut lachte sie auf – ein tiefes, mächtiges Lachen, durchaus verwandt mit dem Brüllen eines Löwen, wenn er sie schon so gerne mit dieser Kreatur verglich. Ihr Amüsement und ihre ehrliche Freude über diese Gelegenheit waren deutlich zu hören. Einschüchterung war da keine, im Gegenteil, mit jedem seiner Worte bekam sie merklich mehr und mehr Lust auf eine Auseinandersetzung. „Ich lass dich auch den ersten Schlag machen, kay, kay? Will sehen, was du drauf hast! Hast mir echt Hunger gemacht, Kumpel!“, rief sie, fletschte ihre Zähne. Ja, die Zeit war gekommen. Ihr Körper bebte. Er wollte es nicht anders und sie erst recht nicht. „Jetzt komm schon! Kämpf, kämpf, KÄMPF!“, rief sie ihm zu, und ihre Zunge leckte über ihre Lippen. „Ich hab echt Lust auf'n guten Happen Lamm wie DICH!“
Nicht so groß?! Die dumme Gans wollte den Gehörnten doch verarschen. Nur weil sie das Glück hatte, so groß zu sein, hieß das noch lange nicht, dass sie sich deswegen über seine Größe lustig machen konnte. "Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt!" Es gab nur wenige Dinge auf dieser Welt, die er mehr hasste, als das. Als hätte er nicht schon genug Probleme. Nein, man musste auch noch auf ihm herumhacken. "O-Oni?" Einen Moment lang machte sich Verwirrung in seinen Zügen breit. Was zur Hölle war bitte ein Oni? Was aber gerade viel wichtiger war, war die Tatsache, dass sein Gegenüber anscheinend absolut begeistert von der Idee eines Kampfes war. Sie schreckte kein bisschen vor seinen Drohungen zurück, schien dadurch eher angespornt zu werden. Scheiße. Es war ein krasser Kampf, wenn er es schaffte, sie zu verletzen? Für den Chive konnten selbst mittlere Verletzungen zu gewaltigen Problemen führen. Einen Arztbesuch konnte er sich nicht leisten, sodass er bloß hoffen konnte, dass es von alleine wieder verheilte. Irgendwo stand auch noch eine gewaltige Krankenhausrechnung auf irgendeinen seiner falschen Namen aus. Wie konnte es sein, dass die Riesin so bereitwillig Verletzungen hinnahm? Schätzte sie ihn etwa als so schwach ein? ... nein. Das konnte er einfach nicht auf sich sitzen lassen. Nicht, dass er überhaupt die Wahl hatte, zu fliehen. Er musste sich dieser übergroßen Gegnerin stellen. Auch wenn sie wie ein hungriges Biest über ihm türmte, nur darauf wartete, ihn zu zerfleischen und ihn zur Nachspeise zu machen. "Ich hab dich nur gewarnt!" schrie er zurück als gäbe es keine Zweifel, dass er sie in ihre Einzelteile zerlegen würde. Allerspätestens jetzt waren alle Wildtiere im Umkreis von einem Kilometer auf der Flucht. Das Herz des Straßenkindes schlug ihm bis zum Hals, hatte er Angst oder war er einfach nur Wütend? Wäre er doch tatsächlich so stark und mutig, wie er sich gerade darstellte. Vielleicht konnte er sie austricksen? "Ich brauche keinen Vortritt um zu gewinnen!" knurrte er frustriert, stampfte mit dem Fuß kräftig auf den Boden. Eigentlich wusste er doch genau, dass sie ihn gerade nur provozierte, wieso ließ er es so einfach mit sich machen? "Ich bin kein Lamm, blöde Kuh!" Und erst recht keine Mahlzeit... Na gut, er würde doch den ersten Schritt machen. Bisher hatte er stets ein wenig Sicherheitsabstand gehalten, doch auf diesen würde er jetzt verzichten müssen. Er atmete noch ein letztes Mal tief durch, schüttelte sämtliche Angst von sich ab. "Du wirst es bereuen, ich schwör. " murmelte er, eher um sich selbst zu überzeugen. Er trat einen Schritt auf sie zu. Für sein 'zuhause'. Er musste sich für den einzigen Ort, der jemals wirklich ihm gehört hatte, anstrengen. Keine Rücksicht, keine Gnade. Einfach machen. Denken war sowieso nicht seine Stärke. Mit einem großen Satz sprang er auf die Größere zu, holte mit der Faust aus, kurz, bevor er sie erreichte, schlug er jedoch einen Haken, sodass er mit einem weiteren, großen Schritt hinter ihr war. Dort griff seine Hand nach den Bändern der Knochenmaske, die Ravinuthala trug, während er nach ihren Kniekehlen trat. Er war zwar nicht besonders schnell und eine Person ihrer Größe konnte er auch nicht einfach so niederstrecken, doch er hoffte, dass der Überraschungseffekt auf seiner Seite war. Vielleicht konnte er sie so zu Boden schmeißen. Wenn sie nicht mehr so über ihm thronte, dann konnte er vielleicht auch etwas gegen sie ausrichten!
Ja, seine Warnung hatte Ravinuthala vernommen, und sie hatte sie umso mehr angestachelt! Er wirkte ja sehr selbstsicher gerade, überzeugt davon, dass er sie besiegen würde, egal wer von beiden mit dem ersten Schlag startete. „Dann zeigs mir endlich!“, forderte ihre laute Stimme ihn auf, und dieses Mal hörte er sogar auf sie, trat geradewegs auf die Hochgewachsene zu. Seinem Sprung in ihre Richtung kam sie entgegen, machte einen großen Ausfallschritt nach vorne, bereit, ihre eigene Faust vorwärts schnellen zu lassen. Wenn sie sich gegenseitig schlugen, dann würden sie schon sehen, wer mehr Power hatte! Je früher man das im Kampf abschätzen konnte, desto mehr konnten sich die beiden Gegner aufeinander einstimmen und desto mehr Spaß hatten sie am Ende! Nur leider traf Ravis Faust nicht auf das Gesicht des Lammes, das sie eigentlich hatte rammen wollen, sondern eher ein bisschen ins Nichts. Geschickt war ihr Gegner ihrem kräftigen, aber geradlinigen Schlag ausgewichen und hatte sich, ehe die Tsumiho mit ihrem Angriff fertig war, auch schon hinter sie begeben. „Ha! Gutes Manöver!“, lachte die Oni, als sie spürte, wie etwas von hinten am ihrem Kopf, genauer gesagt an den Kordeln, die ihre Maske hielten, zerrte, während sie einen Tritt in die Kniekehlen verpasst bekam. Während ihre Beine einzuknicken drohten, lehnte sich ihr Oberkörper automatisch nach hinten, sodass es praktisch unmöglich war, das Gleichgewicht zu halten.
Gleichzeitig war sie aber eigentlich gar nicht in so einer schlechten Position dafür, den Halt zu verlieren, wenn sie so darüber nachdachte.
„Kennst du eigentlich Wrestling?“, fragte Ravi nebensächlich, während sie ganz bewusst aufgab, sich weiter auf den Beinen halten zu wollen. Stattdessen akzeptierte sie, dass sie umfiel – und zwar in die Richtung, in die ihr Kopf gezogen wurde. Nach hinten. Da, wo in diesem Moment Finnick stand, sein Körper perfekt positioniert. Da sein Bein an ihren Beinen war und seine Arme unter ihrem Kopf, musste sich der Rest seines Körpers auch in diesem Areal befinden, das war ziemlich eindeutig. Also stürzte sie, wie er es wollte, und krachte dabei mitten in seinen Körper, das junge Schaf mit sich zu Boden reißend. So lagen sie plötzlich aufeinander, erst beide auf dem Rücken, dann, nach einer geübten Drehung ihres Körpers Brust an Brust, und wieder grinste Ravi auf ihn hinab. „Wrestling ist echt cool! Man lässt sich da viel auf Gegner fallen“, erklärte sie und zog sich zwischen seine Beine zurück. „Und man lernt viele Griffe!“ Demonstrativ schlang sich ihr linker Arm um Finns rechtes Bein, sodass es zwischen ihrem Oberarm und ihrem Kopf gefangen war, und packte kräftig sein rechtes Handgelenk. Dann zog sie daran, straffte seinen Arm, während sie ihren eigenen Oberkörper vorwärts schob, langsam aber zielsicher. Ihr Gesicht war gar nicht mehr so weit von seinem entfernt, als sich das Bein nicht mehr weiter dehnen ließ, und ihre gebleckten Zähne funkelten bedrohlich unter den paar Sonnenstrahlen, die es durch das Blätterdach zu den beiden hinab schafften. „Sag mal, sag mal!“, sprach sie aufgeregt zu ihm, als hätte sie nicht eine Hälfte seines Körpers in einem schmerzhaften Haltegriff. „Wenn du gar kein Lamm bist, was bist du dann überhaupt, hm? Hm?“
Ein einziger Satz zur Seite war es, der verhinderte, dass der Gehörnte mit einer schwungvollen Faust im Gesicht den Kampf verlor, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte. Obwohl die Riesin ihn verfehlt hatte, war mehr als klar, was für eine gewaltige Kraft in ihren Fäusten steckte. Wie viele Treffer er von ihr wohl einstecken konnte? Definitiv nicht viele. Er musste aufpassen, gewaltig. So entschied er sich im Bruchteil der Sekunde, in der er zur Seite sprang, sich ihr von hinten zu stellen. So würde sie länger brauchen, um ihn zu erreichen und er hatte mehr Zeit um zu agieren. Und diese Zeit nutzte er aus. "Spar dir dein dummes Lob." knurrte er, ehe er sich mit vollem Körpereinsatz daran machte, ihr das Gleichgewicht zu rauben. Seine Hände und Füße arbeiteten zusammen, um die gewaltige Frau ins Straucheln zu bringen. Doch entgegen seiner Erwartung kämpfte diese nicht gegen ihren Fall an, wodurch ihm wichtige Sekunden zur Flucht schlagartig genommen wurden. So konnte er nur voller Entsetzen beobachten, wie sie ihn mit zu Boden riss, regelrecht unter sich begrub. Das plötzliche Gewicht auf seinem Brustkorb presste sämtliche Luft aus ihm heraus während sein Hinterkopf schmerzhaft auf den Waldboden knallte. "Ich hab keine Ahnung, wovon du redest!" keuchte er nach Luft ringend. Zu viel Körperkontakt. Viel zu viel. Doch das war gerade nicht sein Hauptproblem. Selbst, nachdem sie seinen Oberkörper freigegeben hatte und er zumindest wieder ungehindert atmen konnte, hatte er keinerlei Chance zu fliehen. Mit weit aufgerissenem, angsterfülltem Auge blickte er ihr entgegen während sie breit grinsend auf ihn hinabstarrte als wäre er die leichteste Beute, die sie je gehabt hatte. Als wäre es für sie etwas vollkommen alltägliches, kaum mehr als ein Spiel, sprach sie mit ihm, erklärte ihm ein neues Wort während sie ihn regelrecht folterte. Einen Moment lang fragte er sich, ob sie vor hatte, ihm Schritt für Schritt seine Arme und Beine rauszureißen. Ein schmerzerfülltes Keuchen entfloh seinen Lippen, während sie seine Muskeln und Sehnen an ihr absolutes Limit brachten. Es konnte nicht mehr viel viel fehlen, ehe sie ihm irgendetwas brach. Ein gebrochener Knochen würde das Ende für den Chive bedeuten, falls er diese Angelegenheit überhaupt überlebte. Er hatte doch keinerlei Möglichkeit, diesen zu versorgen und wenn er Pech hatte würde es ihn so sehr in seiner Bewegung einschränken, dass er sich nicht mehr selbst versorgen konnte. Scheiße, scheiße, scheiße. Gierig starrte ihm die Fremde direkt in die Seelenspiegel, ihre Zähne trennten nur noch wenige Zentimeter von seinem Hals. Sein Herz schlug wie wild, sprang ihm vor Angst schon fast aus der Brust. Inzwischen konnte er seine Panik wohl kaum noch verbergen, sie war ihm mitten ins Gesicht geschrieben. Trotzdem versuchte er nicht einmal, das letzte bisschen Bewegungsfreiheit, das er noch hatte, zu nutzen, um Abstand von ihrem Gesicht zu gewinnen. Im Gegenteil. Er zeigte ihr ebenfalls die Zähne ... und schnappte nach ihr! Auch wenn seine Kiefer beutelos in der Luft zusammenklappten war es eine eindeutige Geste, dass er sich nicht geschlagen geben wollte, dass er vielleicht als Beutetier geboren war, sich diesem Schicksal aber nicht einfach hingeben würde. "Keine Ahnung!" knurrte er frustriert. Was vielleicht klang wie ein letzter Versuch, Widerstand zu leisten, war tatsächlich die Wahrheit. Er wusste nicht, was er war. Damals im Labor ... Dr. Wilm hatte ihm oft gesagt, dass der Wuschelkopf vielleicht als Caprini auf die Welt gekommen war, aber schon lange keiner mehr war. Er war etwas viel besseres, all die qualvollen Experimente und Versuche hatten aus ihm etwas ganz besonderes gemacht... Weder Mensch noch Tier war er, man hatte ihn seiner Natur beraubt und als etwas zurück gelassen, von dem er nicht mal wusste, ob es einen Namen besaß. "Aber auf jeden Fall bin ich kein Monster so wie du! "
„Hey, hey! Du hast ja richtig Feuer! Find ich voll gut!“, lachte Ravi, während sie ihren Oberkörper ein wenig zurückzog, um nicht von seinen Zähnen erfasst zu werden. Gleichzeitig stieß sie ihren rechten Arm vor, presste den Unterarm gegen seinen Hals, um seinen Kopf an den Boden zu pinnen, ohne die Spannung auf sein Bein aufgeben zu müssen. „Denke, dir würde Wrestling richtig Laune machen. Wenn du magst, zeig ich dir gern mehr davon!“ So, wie es aussah, hatten sie beide ordentlich Spaß daran, sich ein wenig zu Raufen, also ein guter Grundstein für eine neue Freundschaft. Das war eine der Sachen, die Thala an der menschlichen Zivilisation hier unten echt gut fand: Man konnte praktisch an jede Ecke gehen und lernte eine neue Person kennen! In ihrem Stamm hatte sie noch jeden aus Kindertagen gekannt, der sie auch umgab, als sie erwachsen geworden war, aber hier, hier gab es so viele verschiedene Kreaturen, überall und jederzeit. Und die, die sie gerade unter sich gepinnt hielt, zauberte ihr gerade ein breites Grinsen aufs Gesicht. „Haha, lieb von dir!“, stieß sie lautstark aus und nickte zu ihm hinab. „Aber hey, hey, du kannst auch stark wie'n Monster werdn! Da bin ich sicher!“ Wenn Finnick aufmerksam war, würde er vielleicht bemerken, wie sich die Finger ihrer rechten Hand bewegten. Während Ihr Arm weiterhin auf seinen Hals drückte – wenn auch nicht so stark, um ihn vom Atmen abzuhalten – zählten ihre Finger einmal hoch zu fünf und dann wieder herunter auf null. „So, hab dich jetzt mehr als zehn Sekunden gepinnt. Sieht aus, als hätt ich gewonnen“, meinte sie fröhlich, ehe sie auch schon sein Bein losließ und sich von seinem Körper zurück zog. Ohne große Schwierigkeiten stand sie wieder auf und ließ kurz ihre Arme kreisen, ehe sie Finnick mit einem breiten Lächeln die Hand hinhielt, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Hat Spaß gemacht mit dir! Wie heißt du?“, fragte sie, ehe sie ihren anderen Arm anhob, um dessen Muskeln anzuspannen. „Ich bin Ravinuthala Tsumiho, die stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne! Freut mich, dich kennen zu lernen!“
Zufrieden mit ihrem Ergebnis musste Ravinuthala erst einmal gähnen. Es war nicht der anstrengendste Kampf gewesen, aber wie so oft spürte ihr Körper die Erschöpfung recht schnell. Sie hatte gegessen und gekämpft, also fehlte noch der dritte Teil ihres immer wiederkehrenden Kreislaufes: Der Schlaf. Aber das musste noch ein wenig warten, sie lernte immerhin gerade einen neuen Freund kennen. „Oh, oh, sag mal! Wenn du selber nicht weißt, was du bist, warum bist du dann so sicher, dass du kein Lamm bist? Du siehst für mich voll nach Lamm aus“, kehrte sie noch einmal zu diesem Punkt zurück. Schaf klang gerade tatsächlich ziemlich lecker, umso mehr, je mehr sie darüber nachdachte. Ja, auch wenn sie gerade noch gegähnt hatte, wollte Ravi in diesem Moment eigentlich eher essen als schlafen. „Hey, sag mal... ich hab ja gewonnen, also schuldest du mir was zu futtern“, brachte die Tsumiho also das Thema an den Punkt, an dem ihr Kopf gerade war, und grinste. „Also, was gibt’s heute Leckeres?“
Finnick hatte verloren. Inzwischen gab es kein drum herum mehr, spätestens jetzt, wo sie ihm problemlos die Luft abdrücken konnte, war es klar wie Kloßbrühe. Er musste sich seine Niederlage eingestehen, ob er wollte oder nicht. Frustriert biss er die Zähne zusammen. "Ich habe genug von dieser Foltermethode." murrte er. Auch wenn er stillhielt, ihren unangenehmen Griff ertrug, mit seinem Auge hatte er sie weiterhin fixiert, beobachtete jede ihrer Bewegungen, egal wie klein. Vielleicht eröffnete sich ja doch noch eine Möglichkeit, ihr zu entkommen? "Lieb...? Was meinst du?" Die pure Frustration in seinem Blick wich schlagartig einer großen Portion Verwirrung. Er hatte doch überhaupt nichts nettes gesagt, er hatte sogar versucht, sie zu beleidigen! Wieso behauptete sie nun, dass er lieb war? Hatte sie 'Monster' etwa als Lob aufgefasst? Er selbst war schon öfter als Monster bezeichnet worden, doch in der Stimme und den Augen der Leute hatte nie Anerkennung oder Bewunderung gelegen, sondern stets Ekel und Abneigung. Hatte er etwas falsch verstanden? Es fiel ihm sichtlich schwer, Sinn aus den Worten der Riesin zu ziehen. So war das wohl zwischen Jäger und Beute, vielleicht war es einfach ein Schicksal, dem er nicht entkommen konnte? Vielleicht würde er immer irgendwo ein Beutetier bleiben, egal wie sehr er sich dagegen wehrte, sich bemühte, stärker zu werden? Vielleicht würde er einfach immer schwach bleiben. Vorausgesetzt er würde diese Begegnung überhaupt überleben. Doch irgendwie war er sich langsam gar nicht mehr so sicher, ob die Hellhaarige ihn tatsächlich töten wollte. Sie war viel zu entspannt, schien die Situation irgendwie überhaupt nicht ernst zu nehmen ... und ließ sich unfassbar viel Zeit. Gerade wollte er seinen Mund öffnen, fragen, was das Ganze hier überhaupt sollte, da ließ sie ihn plötzlich los. Schlagartig waren alle seine Fragen zweitrangig, hektisch sortierte er seine Gliedmaßen und brachte als allererstes einen Meter Abstand zwischenn sich und die merkwürdige Frau. Er rechnete fast damit, dass sie noch einmal nach ihm greifen würde, doch nichts geschah. "Ich verstehe dich nicht." grummelte er, die Arme vor der Brust verschränkt. Nicht einmal annähernd konnte er nachvollziehen, was in ihrem Kopf vorging. Was wollte sie von ihm, was war ihr Plan? Hatte sie überhaupt einen? "Spaß?" Freude hatte er definitiv keine gehabt, doch sie hatte ihre Stärke bewiesen. Anstatt also ihre Hand zu ergreifen und sich zurück auf seine Füße zu erheben, blieb er auf seinen Knien, senkte den Kopf vor ihr. "Danke, dass du mich am Leben gelassen hast. Vielen, vielen Dank Ravinuthala Tsumiho aus dem Stamm der roten Sonne." Er behielt seinen Blick noch ein, zwei Atemzüge lang gesenkt, ehe auch er sich nun endlich wieder auf die Füße erhob. "Finnick ist mein Name." Seit er angefangen hatte, seine Kraft zu trainieren, hatte der Wuschelkopf nicht eine Auseinandersetzung verloren. Zugegeben, er hatte sie auch überwiegend vermieden, doch das war eben auch nicht immer möglich gewesen. Das hier war das erste Mal seit Langem, dass er jemandem unterlegen war und er hatte keine Ahnung, wie genau er mit der Situation umgehen sollte. Er war davon ausgegangen, dass er als Abendessen enden würde, wenn er das hier verlor, aber er lebte noch und die Riesin schien keine Intention zu haben, ihn tatsächlich zu fressen. Vorerst blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als brav ihre Fragen zu beantworten. "Weil man mir das so gesagt hat." Er zuckte mit den Achseln um den Eindruck zu erwecken, dass es ihn nicht weiter interessiert. Doch die Art und Weise, wie er sein Gesicht verzog, verriet etwas anderes. Es frustrierte ihn tatsächlich, sich über sich selbst so im Unklaren zu sein. Doch nachfragen konnte er schlecht. Entweder die Leute, die mehr wussten waren tot, oder würden ihn nur wieder einfangen wollen. "Mehr weiß ich auch nicht." Hier und da klopfte er sich ein wenig Gras und Laub von der Kleidung. Nicht, weil es ihn tatsächlich störte, er wollte sich einfach nur beschäftigt halten, sodass er nicht versehentlich durchscheinen ließ, dass ihm das Thema überhaupt nicht gefiel. Glücklicherweise schien die Riesin gar nicht allzu lange darauf rumreiten zu wollen, wies ihn stattdessen lieber darauf hin, dass er ihr Essen schuldete. Er schnaubte. "Gar nichts. Du hast bereits alles, was ich habe, weggefressen. Geld hab ich auch keins."
Irgendwie waren Ravinuthala und ihr Lämmchen nicht ganz auf der gleichen Wellenlänge. Wo sie viel Spaß an einem gemeinsamen Wrestling-Match hatte, sah er es als Folter, und wo er sie als Monster bezeichnete, fühlte sie sich gelobt. „Was mein ich? Was meinst du?“, drehte sie die Frage um, während sie das Schaf aus ihrem Griff entließ. „Hast doch gesagt, du willst kämpfen, ne? Dann haste doch Laune dran! Und wer gern kämpft, der ist gern stark, oder nich?“ Sie grinste breit. Ja, man konnte sich das Leben so viel einfacher machen, als es die Meisten taten. Ihrer Meinung nach hatten sie und ihr vernarbter neuer Kumpel gerade eine echt gute Zeit zusammen gehabt. Eine Menge Spaß! Etwas irritiert sah sie ihn an, als er vor ihr den Kopf senkte und ihr dafür dankte, ihn am Leben zu lassen. „Ähm... Klar, kein Ding“, nickte sie und ließ sich ihm gegenüber in einen Schneidersitz fallen. Wenn er nicht aufstehen wollte, dann hockte sie sich halt mit zu ihm. Lächelnd hob sie eine Hand. „Hiya, Finnick! Sag mal, wenn du echt gar keine Lust hattest, mit mir zu kämpfen, warum hast du mich denn sonst rausgefordert? Ich mein, ich beschwer mich nich, ich fand's super! Ich kapiers nur nich.“
Ravi kannte nicht die Umstände ihres Gegenübers. Sie wusste nicht, was ihn beschäftigte und wovor er Angst hatte. Und ganz ehrlich: Es war ihr auch nicht unbedingt wichtig. Die Oni war niemand, der sich lange an einer Sache aufhängen konnte. Wenn sie sich mal an etwas störte, was selten genug vorkam, dann war das ganz schnell wieder vergessen. Selbst das mit dem Lamm war sie bereit gehen zu lassen. Allerdings gab es schon eine Sache, die ihr wichtig war. „Nichts? Das geht nicht“, meinte die Oni mit einem Kopfschütteln und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. „Man muss essen, um zu leben. Und man muss kämpfen, um zu essen. Deswegen werden wir stark! Um zu kämpfen und zu essen und zu leben! Wer kämpft, muss essen! Wer kämpft und nicht isst, überlebt nicht!“ Mit einem ungewohnt ernsten Gesichtsausdruck hob sie ihren rechten Arm wieder und ballte die Hand zur Faust. Nicht drohend, sondern als Zeichen ihrer Entschlossenheit. Diese Einstellung bezog sie schließlich nicht nur auf sich. Auch Finnicks Überlebensfähigkeit stellte sie in Frage, wenn er nach einem Kampf einfach so sagen konnte, dass er keine Nahrung hatte. Und vor Allem, wenn das Einzige, was er je gehabt hatte, eine handvoll Beeren war. Nein, das ging gar nicht. Entschlossen klopfte sich die Oni auf einen ihrer Schenkel. „Also! Wir haben zusammen gekämpft, also werden wir zusammen essen!“, erklärte sie und sah Finnick in die Augen. „Wenn du kein Futter und kein Geld hast, dann musst du etwas jagen. Weißt du, wie man jagt, Finnick?“ Es war eine ernst gemeinte Frage, aber wie so oft hielt es Thala nicht in einem sonderlich ernsten Zustand. Schnell kehrte sie zurück zu einem fröhlichen, breiten Grinsen. „Hey, kein Ding, wenn du's nich kannst. Ich bin ne Top Jägerin, weißte das? Ich zeig dir gern, wie's geht, ja? Ja?“
Wie konnte man denn nicht verstehen, was er meinte? "Ich hab' als erstes gefragt!" murrte Finnick stur wie ein Bock und verschränkte die Arme vor der Brust. "Also antwortest du zuerst und erst dann darfst du eine Frage an mich stellen." Das war doch ein ganz einfaches Prinzip, das selbst eine Riesin verstehen musste! Allzu viel Widerstand konnte er sich allerdings nicht leisten, schließlich war er der frische Verlierer des Kampfes zwischen ihnen. Er hatte nicht das Recht, sich weiter aufzuführen wie der Boss, so gerne er das auch tat. Wohl oder übel hatte sich Ravi seinen Respekt erkämpft, auch, wenn ihm diese Tatsache noch nicht besonders gefiel. Da musste er sich erst noch dran gewöhnen. "Ich wollte kämpfen, weil du mich, mein Essen und mein Heim bedroht hast und nicht, um zu spielen." erklärte er ein leicht widerwillig, ein wenig Trotz lag weiterhin in seiner Stimme. "Ich ... ich glaube schon, dass ich es mag, zu raufen. Aber nicht, wenn es um mein Leben geht." Sein Gegenüber wirkte äußerst überrascht, dass der Chive nichts Essbares übrig hatte. Was hatte sie denn erwartet, als sie hierher spaziert kam? Sah dieses halbherzige Lager wirklich aus, als würden sich hier Unmengen an Nahrung befinden? Wie gerne hätte er ihr diese Tatsache um die Ohren gehaut, doch er musste seine Zunge zügeln. So biss er die Zähne zusammen und gestand: "Echt nichts." Dass das alles andere als eine gute Lebensgrundlage war, war ihm ebenfalls bewusst. Er war kein Idiot, er wusste, dass man essen musste um zu überleben und dass nur ein gut genährter Körper ein starker Körper sein konnte. Das änderte jedoch nichts daran, dass er es nie geschafft hatte, in dieser Welt Fuß zu fassen und somit kein Geld besaß, um sich etwas kaufen zu können. "Ach was. " murrte er, schüttelte frustriert den Kopf. "Da wäre ich nie alleine drauf gekommen. Seh ich so aus als hätte ich mir das so ausgesucht?" Ein gewisse Bitterkeit lag in seiner Stimme. Er brauchte gar keine Antwort auf seine Frage. Natürlich sah er nicht so aus. Mit den Händen fuhr er sich durch das Gesicht, durch die Haare und hinauf zu den Hörnern, wo er sie kurz ruhte. "Die Welt wollte mich nicht und hat daher kein Interesse, mich zu ernähren." Eine düstere Wahrheit, die er mit deutlich mehr Menschen auf dieser Welt teilte, als die Meisten einsehen wollten. Der Wuschelkopf schreckte zurück, als die Tsumiho ihre Faust auf seine Augenhöhe hob, merkte jedoch schnell, dass sie nicht vor hatte, sie nach ihm zu schwingen. Es war wohl nur ein Ausdruck, den er so noch nicht gesehen hatte. "W-werden wir?" fragte er sichtlich überrascht. Warum hatte sie vor, mit einem Verlierer ihre wertvolle Nahrung zu teilen? Das war doch verrückt! Wieso sollte sie das tun? "....nein, keine Ahnung." Die Tatsache, dass er eigentlich kein Fleisch aß, behielt er hierbei für sich. Es war gerade nicht relevant und um ehrlich zu sein war er quasi am verhungern ... wählerisch sein war gerade keine Option. Wenn die Hellhaarige ihm Fleisch vorsetzen wollte, dann musste er das annehmen. Er stand ja sowieso schon in ihrer Schuld. "Woher soll ich denn wissen, dass du das bist?" fragte er, sah sie verwirrt an. Er kannte die Frau schließlich nicht, wusste also auch nicht, worin sie gut war und worin nicht. "Ich meine, wenn du willst ... dann kannst du das. Aber, naja, fühl dich nicht dazu verpflichtet oder so. Ich komm schon irgendwie zurecht." Man konnte Finnick deutlich ansehen, wie unwohl er sich gerade fühlte. Schwäche einzugestehen und Hilfe akzeptieren war alles andere als seine Stärke. Viel eher war es eine gewaltige Schwäche und sein gesamter Körper sträubte sich dagegen. Eine wirkliche Wahl hatte er jedoch nicht, er musste das Angebot annehmen. "Aber ... ich weiß nicht, ob ich ... irgendetwas, naja, töten kann."
Dieser Finnick war schon ein komisches Kerlchen. Ein offenes Wesen wie Ravinuthala konnte nicht viel anfangen mit seinen halbklaren Zurückweisungen und Kritiken, aber zum Glück funktionierte das Gespräch trotzdem irgendwie. Die Tsumiho hatte schließlich keine Schwierigkeiten damit, ihm klar zu sagen, warum sie mit ihm gekämpft und wie viel Spaß es gemacht hatte, auch wenn er das nicht zu schätzen schien. „Ist doch egal, um was es geht. Raufen macht Laune“, meinte sie mit einem Grinsen und einem Schulterzucken. „Nimms zu ernst und du kämpfst schlechter. Am Ende is man am Stärksten, wenn man echt Bock drauf hat.“ Eventuell war es ja genau das Konzept, das sie zur stärksten Kriegerin gemacht hatte. Andererseits... hatten die anderen Oni in ihrem Stamm auch fast alle eine Menge Spaß am Kämpfen gehabt. Dafür waren Oni aber auch voll stark im Vergleich zu allen Anderen. Schwer zu sagen, wo der Kreislauf begann und wo er endete. Finnick war auf jeden Fall noch nicht drin. Das würde Ravi ändern müssen. Er war so negativ, das konnte doch nicht so bleiben! „Klar will dich die Welt! Sonst wärste doch nich hier!“, erklärte die Oni und lehnte sich nach vorne, um dem Lammjungen direkt in die Augen zu sehen. „Die Welt gibt uns genug Futter für alle. Aber du kannst nich glauben, dass wer einfach was zu essen vorgesetzt kriegt. Wenn du essen willst, musst du's dir holen! Niemand anders ernährt dich! Das machst du selber, Finnick, kapiert? So geht’s uns allen!“ Vielleicht gab es Einzelfälle, die einfach so Sachen geschenkt bekamen. Gerade unter den Menschen schien so etwas relativ üblich zu sein. Aber Ravinuthala als Oni war da Anderes gewohnt. Klar, der Stamm kümmerte sich umeinander, aber unter der Voraussetzung, dass jeder mitzog und jeder in der Lage war, sich selbst zu versorgen, wenn es nötig war. „Wenn du'n Oni bist, kennst du's nich anders. Wenn du essen willst, musst du sammeln, du musst jagen, du musst kochen! Wenn du willst, dass der Stamm dir hilft, dann musst du erst lernen, dir selbst zu helfen, und dann, dem Stamm zu helfen! Die Welt ernährt dich nich! Du ernährst dich!“ Ob er das verstand? Ravi für ihren Teil hatte sich bei diesem Gedanken nie entmächtigt, ungewollt oder schwach gefühlt, im Gegenteil. Sie war stark, weil sie sich selbst versorgen und ihre Familie unterstützen konnte. Sie war stolz darauf! Mit einem breiten Grinsen klopfte sie dem kleinen Schaf auf die Schulter. „Und genau deshalb lernst du jetzt, wie man jagt, kapiert? KAPIERT?“
Es gab verschiedene Wege, eine Jagd zu beginnen, aber nur wenige davon funktionierten für Ravi. Sie war niemand, der gern Fallen aufstellte, auch wenn sie es konnte. Sie war auch niemand, der durch den Wald schleichen und sich von hinten auf ein wildes Tier stürzen konnte, dafür bewegte sie sich viel zu laut. Die meisten guten Jäger ihres Stammes hatten eine gewisse Kontrolle darüber, wann sie auch mal leise waren, aber das lag überhaupt nicht in Ravis Natur. Im Gegenteil, sie neigte dazu, alles zu verscheuchen, wenn sie durch den Wald oder über die Berge stapfte. Also blieben ihr eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder, darauf zu warten, dass ihr ein Tier zufällig über den Weg lief, und es dann verfolgen, oder aber herauszufinden, wo es gern futterte, und es dann kalt erwischen. „Hier im Wald gibt’s ne kleine Wasserstelle, da kommt gern Viehzeug vorbei. Klares Wasser is wichtig und gesund“, erklärte sie, während sie den Chive in die richtige Richtung führte. Unterwegs blieb sie einmal kurz stehen, kniete sich an einem alten Baumstumpf hin, um ein paar braun-graue Pilze, die daran wuchsen, abzuziehen. „Die solltest du nich essen. Tun dir nich gut“, meinte sie und musste schief grinsen, ihre freie Hand auf ihren Bauch gelegt. „Glaub mir. Hab's probiert. Gibt Tiere, die's Essen könn, aber Menschen un Oni vertragen das Zeug nich.“ Dennoch wollte sie es dabei haben. Als die beiden nach einem kurzen Marsch die Quelle erreicht hatten, warf sie die Pilze vor sich ins Gras, ehe sie Finnick zurück in einen Busch zerrte und sich auf ihren Hintern fallen ließ. „Sind ganz gute Köder. Hasen, Hörnchen und so lieben das Zeug. Mit'n bisschen Glück kriegen wir sogar nen Wildschwein oder ein Reh“, meinte sie, die Aufregung in ihren Augen glitzernd. „Also: Jetzt warten wir! Und dann, wenn ein Tier vorbei kommst, läufste fix raus und schnappst es dir, ja? Und dann gibt’s FUTTER!“
Finnick murrte leise. Die Riesin war wirklich zu optimistisch. So optimistisch, dass es schon fast weh tat. Es konnte ja sein, dass die Welt ihr gegenüber freundlich gesinnt war. Offensichtlich hatte sie nicht nur eine Familie, sondern einen gesamten Stamm an ihrer Seite. Und genau das war der Unterschied zwischen ihr und ihm: Er hatte niemanden, absolut gar keinen. Essen konnte man sich nicht erarbeiten, wenn man nicht wusste, wie. Wenn man nie gezeigt bekommen hatte, wie man in einer Welt wie dieser existierte und überlebte, dann konnte man das nicht einfach. Es mochte sein, dass Lebewesen gewisse Instinkte besaßen, die ihnen das Überleben sicherten, aber auch ein Wolfwelpe konnte mit seinem Jagdinstinkt nicht überleben, wenn seine Mutter ihm nicht zeigte, wie man es richtig machte. Jedes soziale Lebewesen brauchte ein gewisses Supportsystem, um in der Welt Fuß zu fassen. "Pff, du musst es mir nicht ins Gesicht reiben, dass du einen tollen Stamm hast, der dir zur Seite steht." grummelte er, eigentlich nur noch mehr frustriert als zuvor. Eigentlich wusste er ja, dass Ravi ihn nur motivieren wollte, aber dieser Versuch ging nach hinten los. Sie wollte helfen, nur gut zu ihm sein. Daran musste er sich immer und immer wieder erinnern. Es war so viel einfacher, davon auszugehen, dass man ihm Böses wollte, doch bei der Riesin war das nicht der Fall. Ganz sicher. Sie kamen einfach aus zwei vollkommen verschiedenen Welten. "Ich will ja auch nicht von der Welt ernährt werden!" knurrte er entschlossen, sah ihr direkt in die hellen Augen. "Ich will einfach nur, dass die Welt mir einen Platz gibt, sodass ich mich selbst ernähren kann!" Und wenn das bedeutete, dass er mit seinen eigenen zwei Händen ein Loch in die Welt reißen musste, sodass ein Platz entstand, dann würde er auch das tun. Er hatte nicht vor, sich seinem hoffnungslosen Schicksal einfach zu ergeben, ganz sicher nicht. "Ich hab's kapiert, ja!" Endlich würde er den ersten Schritt tun, um seinen Fleck zu schaffen. Auch wenn es nicht unbedingt ein Schritt war, den er gerne tat. Während er der Großen also durch den Wald folgte, lauschte er ihren Worten. Das man Tiere in der Nähe von klarem Wasser fand war irgendwie logisch, schließlich benötigte jedes Lebewesen dieses. Auch die Informationen über die Pilze waren kaum etwas Neues, wenn es um Pflanzen ging war er schließlich ein kleiner Profi. So nickte er nur kurz auf ihre Worte hin und heftete sich weiterhin an ihre Fersen. Neben Ravinuthala zu laufen war ... ungewohnt. Es war fast, als würde er neben ihr verschwinden. Während der Wuschelkopf leise durch das Unterholz schlüpfte, trampelte die Frau einfach alles nieder, was ihr in den Weg kam, ohne Rücksicht auf Verluste. Neben der Spur aus Zerstörung und Lärm konnte man Finnick fast übersehen. Stören tat ihn das jedoch nicht, er war niemand, der gerne im Vordergrund stand. Viel mehr war er der ruhige Schüler, der sich zwar kaum zu Wort meldete, aber alles, was gesagt wurde, aufnahm wie ein Schwamm. Gemeinsam mit seiner Lehrerin versteckte er sich also in einem Gebüsch, von dem er deutlich besser verdeckt wurde als sie. Während er mit seinen braunen Haaren und eher geringer Körpergröße regelrecht mit dem Geäst und Laub verschmolz, hob sie sich deutlich mehr ab, doch das schien sie nicht weiter zu stören. Er würde sie nicht korrigieren, schließlich war sie der Lehrmeister und wusste, was zu tun war! "Ich hoffe bloß es ist kein Wildschwein..." murmelte er leise. Eigentlich waren die Tiere friedlich, doch wenn man sie verärgerte konnten sie gefährlich werden. Im Gegensatz zu anderen Waldbewohnern scheuten sie keinen Kampf. Finnick war sich seiner eigenen Stärke zwar bewusst, genauso bewusst war er sich jedoch auch der Stärke dieser Tiere. Vielleicht sollte er erstmal abwarten, bevor er sich den Kopf über den schlimmstmöglichen Ausgang zerbrach. Die Chance, dass etwas anderes auftauchte, war mindestens genauso groß. So wartete das Duo ein gutes Weilchen in ihrem Versteck. Zeit verstrich, die Quelle plätscherte fröhlich vor sich hin und eine zarte Brise regte die Blätter über ihren Köpfen zu einem kleinen Tanz an. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde der Braunhaarige sich mehr bewusst über die Leere, die in seinem Magen herrschte. Ob es wohl noch lange dauern würde, bis etwas auftauchte? Oder hatte ihr kleines Gerangel vorhin dafür gesorgt, dass sämtliches Wild im Umkreis sich aus dem Staub gemacht hatte? Seine Ohren waren gerade dabei, demotiviert herabzusinken, da hörte er einige Äste knacken. Sofort hoben sich die Spitzen wieder an, seine Augen wurden groß, suchten direkt die Umgebung ab. War das endlich ihre Beute? Einige Meter entfernt schob sich ein kurzer, braungrauer Pelz aus dem Unterholz, begleitet von einem leisen Grunzen. Oh nein. Sorge machte sich in seinen Gesichtsausdrücken breit. Hätte er sich doch lieber vorher Gedanken gemacht, denn der Fall, den er befürchtete, war nun eingetreten: Ein dickes Wildschwein war es, das sich als erstes über die ausgelegten Pilze hermachen wollte. Begeistert von seinem Fund drehte es den versteckten Magiern den Rücken zu und grub den Rüssel in dem hohen Gras. Sollte er wirklich angreifen? Ravi hatte ihm gesagt, er solle sich direkt auf das Tier stürzen ... wer wusste, was passierte, wenn er es nicht tat? Ohne es wirklich zu wollen, sprang er also aus dem Gebüsch heraus, worauf hin das Schwein sich ihm direkt zuwendete. Die kleinen, dunklen Augen waren direkt auf ihn Gerichtet. Und was jetzt? So weit hatte sie das nicht erklärt! Es schnaubte und riss dann den Kopf hoch, ehe es sich direkt auf den Gehörnten stürzte. Wie konnte er es auch wagen, es bei seiner Mahlzeit zu stören? Mit großen Augen beobachtete er, wie es es in überraschender Geschwindigkeit die geringe Distanz zu ihm überbrückte. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte also tat er einfach das, was seine Instinkte ihm sagten: Er packte es bei den Hauern und hielt es fest. Wie erwartet war die Kraft des Waldbewohners jedoch nicht ohne, so schob es ihn problemlos einige Schritte zurück und versuchte, sich aus seinem Griff herauszuwenden. Mit all der Kraft, die der Chive noch in seinen müden Muskeln hatte, widersetzte er sich dem Tier, ließ es nicht los. "Was jetzt?! Was jetzt?!"
Finnick war so grummelig! Was hatte er denn plötzlich gegen Ravis Stamm? Es war doch schön, zu einem Stamm dazuzugehören! „Warum glaubst'n du, kein Platz zu ham?“, fragte sie erstaunt, legte den Kopf schief. „Passt doch bestimmt überall rein! Wetten, dass wir ganz leicht'n Platz für dich finden, wenn wir nur'n bisschen gucken? Allein bei mir inner Gilde gibt’s'n Haufen Raum für Alle! Da kriegt man dich locker auch mit hin!“ Man konnte immer einen Ort zum Bleiben finden, da war sich Ravi sicher. Sie mochte es richtig, auch mal draußen in der Natur zu schlafen oder sich irgendwo in der Stadt einfach hinzusetzen, den Rücken an das kalte Gestein eines Gebäudes gelehnt, während ihr die Passanten komische Blicke zuwarfen. Für Finnick war das aber wohl alles nicht so einfach. Der brauchte erst noch Hilfe damit, Plätze zu finden. Zum Glück hatte Ravinuthala schon die Erfahrung gemacht, dass die Gildenmeisterin Savanna mit ihrem guten Herzen gerne Leuten dabei half, sich in dieser so verwirrenden Zivilisation zurecht zu finden, und sie war wirklich gut darin! Auf jeden Fall ein gutes Stück besser als die Oni, auch wenn sie das nicht davon abhielt, es zu versuchen.
Bevor er wirklich einen Ort für sich finden konnte, musste Finnick natürlich die erste Regel des Lebens lernen: Zu leben bedeutete zu essen. Wer nicht wusste, wie er sich selbst ernähren konnte, würde es nicht weit schaffen. Immerhin ließ er sich endlich mal darauf ein, was die Oni mit ihm anfangen wollte. Beide blickten sie hinüber zu der Lichtung, sicher in ihrem einfachen Versteck, bis endlich ein Tier erschien: Ein Wildschwein! Eine starke und saftige Kreatur, die im Notfall gleich mehrere Bäuche füllen konnte und als Beute eigentlich immer ein Grund zum Feiern war. Erwartungsvoll starrte die Tsumiho ihren Begleiter an, und tatsächlich, nach nur kurzem Zögern nutzte Finnick seine Chance, stürmte hervor und packte den Eber an den Hauern, wie es sich gehörte. Ein breites Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht der Tsumiho ab, als er fragte, was jetzt kam. „Klasse Arbeit, Finni!“, donnerte ihre laute, dunkle Stimme über den Wald hinweg, während sie mit einem großen Satz aus dem Gebüsch gesprungen kam. „Jetzt bringen wir's zu Ende! HAAH!“ Entschlossen zog Ravi ihre beiden dicken Trommelstöcke hervor, warf sie in die Luft, wo sie sich um die eigene Achse drehten, bis die Oni den Gipfel ihres Sprunges erreicht hatte. Für einen Moment hing sie dort, ohne weiter aufzusteigen, ohne schon zu fallen, und starrte aus hungrigen Augen hinab auf das Schwein, dem ein kalter Schauer über den gesamten Körper lief. Dann packten ihre beiden Hände je einen der Stöcke aus der Luft, hoch über ihren Kopf erhoben, ehe sie zu Boden stürzte und die gesamte Wucht ihres Fluges nutzte, um die beiden kleinen Keulen mit voller Kraft auf das Tier niedergehen zu lassen, das seinen Fluchtinstinkten dank Finnicks Hilfe nicht folgen konnte.
„Siehste, siehste? Is voll gut geworden! Und wie's duftet!Mmh!“ Zufrieden fuhr sich Ravi mit dem Handrücken über den Mund, während der ordentlich gebratene Körper des Wildschweines über dem Feuer rotierte. Sie grinste fröhlich vor sich hin. „War'n richtig guter Start! Wusste doch, du hast's drauf, Finni!“ Zufrieden damit, wie gut durchgebraten das Fleisch inzwischen sein musste, packte Ravi eines der Beine und zog es vom Körper ab, den Widerstand der Knochen und reißenden Muskeln ignorierend. Viel wichtiger war doch das wohlriechende, tropfende Fleisch, in das sie ohne weiteres Zögern hinein biss, um mit ihren Zähnen ein großes Stück herauszureißen und darauf herumzukauen. „Mmh! Schmeckt echt lecker! Un wir haben so viel davon! Hier, hier, probier mal!“, rief sie fröhlich aus und hielt Finnick die Keule hin, ein Leuchten in ihren Augen. „Genieß es! So schmeckt's, wenn man stark genug is, sich selbst zu ernährn!“
"Erfahrung." antwortete der Bock kurz und knapp auf die Frage, warum er glaubte, keinen Platz zu haben. Es war ihm bestimmt gewesen, ein Versuchskaninchen zu werden, nie war geplant gewesen, dass er das Labor verlassen konnte, da war er sich sicher. Er hätte bis zu seinem bitteren Ende dort festgesessen, wenn das Feuer nicht ausgebrochen wäre. Jetzt war er aber doch hier, in der Freiheit und die Welt machte deutlich, dass er nirgends wirklich ankommen konnte. Selbst hier im Wald wurde ihm sein Essen gnadenlos entwendet - war das nicht genug, um seinen Punkt zu unterstreichen? Doch all das würde er Ravi selbstverständlich nicht erklären. Er war doch nicht dumm. Wer wusste, was sie mit Informationen über seine Vorgeschichte anstellte? Was, wenn sie dann realisierte, dass er wirklich nichts wert war und ihn doch fraß? Seine erklärungslose Überzeugung schien auf jeden Fall nicht dafür auszureichen. Stattdessen versicherte sie ihm nur, dass sie sich vollkommen sicher wäre, einen Platz für ihn zu finden. Vielleicht sogar in ihrer Gilde? Sichtlich überrascht blinzelte der Braunhaarige die Riesin an. "Wie kannst du bloß so sicher sein?" Gilden achteten doch so sehr auf ihr Image, würde Finnick dieses nicht nur zerstören? "Ich meine ... es wäre toll einer Gilde beizutreten ... eine Aufgabe und gleichzeitig ein Platz zum Bleiben. Ich habe auch gehört, dass die sogar warmes Wasser da haben!" Das war wirklich faszinierend, aber es klang einfach zu gut, um wahr zu sein. Er konnte ja nichteinmal lesen, wie sollte er dann eigenständig Quests annehmen und ausführen können? "Aber ich weiß nicht. Die haben doch bestimmt bessere Optionen als mich." Er war nunmal ein Straßenkind. Auf's Maul geben konnte er gut und auch im Rumbocken war er nicht schlecht, aber sonst? Da war definitiv noch Luft nach oben. Vielleicht würde er ja ein neues Talent im Jagen entdecken? Ersteinmal musste er dafür jedoch seine eigene Unsicherheit und den Erfahrungsmangel besiegen. Ohne wirklich Details mit ihm zu teilen, hetzte Ravinuthala ihn auf das Wildschwein, das aus dem Gebüsch gesprungen kam, um die ausgelegten Pilze zu futtern. Das arme Tier wusste gar nicht, wie ihm geschah, da war es auch schon vorbei. Gerade hatte der Chive es noch an den Hörnern gepackt, da kam auch schon die Hellhaarige herangesprungen und machte der Sau mit zwei dicken Stöcken den Garaus. Nicht nur diese wäre in diesem Moment am liebsten geflohen, auch Finnick war sich einen Moment lang nicht mehr sicher, ob er tatsächlich der Jäger war, oder ob sich seine Begleiterin doch spontan umentschieden hatte. Am liebsten wäre er ausgewichen und geflohen, doch stattdessen festigte er den Griff um die Hauer und hoffte einfach. Wenige Momente später realiserte er auch schon, dass er nicht spontan das Opfer geworden war, dass er noch lebte und tatsächlich eine Verbündete an seiner Seite hatte. Ein ungewöhnlich angenehmes Gefühl. Ohne, dass er es selbst bemerkte, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Auch, wenn ihm das Tier schon ein wenig Leid tat. Er kniete sich vor ihm nieder, strich ihm über den rauen Pelz. "Danke, dass ich wegen dir heute nicht hungern muss." In sicherem Abstand saß der Gehörnte schließlich mit seiner Begleitung vor dem Feuer, so richtig Seite an Seite. Nie hätte er gedacht, jemals an so einen Punkt zu kommen. Vorsichtig schielte er aus den Augenwinkeln hinüber zu ihr. Ihre Augen waren fixiert auf die Beute, die jede Sekunde bereit zum Verspeisen sein musste. Auch wenn er bei Weitem nicht so begeistert über den Geruch war wie sie, der Hunger, der in seinem Magen rumorte, ließ ihm trotzdem das Wasser im Mund zusammen laufen. Wann hatte er das letzte Mal die Möglichkeit gehabt, sich richtig satt zu essen? "Me-meinst du? Ich hätte das alleine doch nie geschafft." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Ohne Hilfe säße er jetzt weiterhin mit leerem Bauch da, konnte man also wirklich behaupten, dass er es drauf hatte? Genauestens beobachtete er, wie die Gildenmagierin (überwiegend mit roher Gewalt) Stücke aus dem leblosen Körper heraustrennte, sich zuerst einen Bissen gönnte und dann auch ihm etwas reichte. Vorsichtig, sodass er sich nicht die Hände verbrannte, nahm er die Keule entgegen. "...danke..." Seine Stimme war leise, die Wangen leicht gerötet. Ein wenig schämte er sich doch wirklich, dass er all das nicht alleine konnte. Gleichzeitig war er aber auch irgendwie froh, die Hilfe angenommen zu haben. Langsam nahm er einen kleinen Bissen, kaute ausführlich bevor er schluckte. Mit der Textur und dem Geschmack konnte er wirklich nichts anfangen, Fleisch war nicht seins. Doch das hielt ihn noch lange nicht davon ab, mehr und mehr zu essen. Ein gefüllter Magen machte das merkwürdige Gefühl auf seiner Zunge problemlos wett. Nicht hungern zu müssen war wirklich etwas Tolles! Wie ein abgemagerter Wolf machte er sich gemeinsam mit der Riesin über das Tier her, bis kaum mehr etwas übrig war. Erst, als sein Bauch beinahe bis zum Platzen gefüllt war, sprach er wieder: "Ich glaube so viel habe ich noch nie in meinem Leben gegessen. Fühlt sich echt gut an." Und auch so warm und sicher hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Zwar machte ihm das Feuer Angst, aber es hielt ihn gleichzeitig warm. Genauso wie ihm das Fleisch zwar nicht schmeckte, es hielt ihn aber trotzdem am Leben. Ravinuthala schüchterte ihn ein, aber gleichzeitig unterstützte sie ihn. Genau in diesem Moment realisierte der Jungspund, dass das Leben nicht immer nur schwarz und weiß war, manchmal war es von allem ein bisschen. Er schluckte. Vielleicht war auch er nicht nur schwarz, sondern besaß auch weiß? Vielleicht hatte er der Welt mehr zu bieten, als er dachte? Vielleicht war er mehr als nur ein ungewollter Parasit? Ein merkwürdiges Gefühl des Friedens überkam ihn, sodass er für einen Moment einfach nur das Auge schloss und auf seine Sinne und Emotionen achtete. Die Alarmglocken in seinem Kopf, die sonst immer so laut am Bimmeln waren, waren gerade überraschend leise. Neben dem gemütlichen Knistern der Flammen und dem leisen Atmen der Riesin war es kaum noch zu hören. Sein Herz schlug nicht wild vor Angst, sondern nahm sich Zeit für jeden Hüpfer. Sogar seine Ohren hingen einfach nur entspannt herab. Vielleicht sollte er ihr aufrichtig dafür danken, dass sie so sehr zu diesem friedlichen Zustand in ihm beigetragen hatte? Es war sicher irgendwie komisch ... aber es fühlte sich richtig an. "D-du, Ravi?" Er schlang die Arme fest um seinen Körper, legte jedoch seinen Blick zaghaft auf die Rot-Weißhaarige. "Ich hab' echt keine Ahnung, warum du das tust, aber ..." Er atmete tief durch. Das war gar nicht so einfach. "Ich bin dir echt da-dankbar." Zum ersten Mal in seinem Leben zeigte er aufrichtige Dankbarkeit, versteckte seine wahren Gefühle und Gedanken nicht hinter einem dicken Schleier der Wut. "Ich war echt fies zu dir ... sorry. Eigentlich bist du voll okay..."
Wie konnte Ravi sicher sein, dass die Gilde Finnick aufnehmen würde? Eine gute Frage. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich mein, mich ham sie doch auch genommen. Da war ich noch ganz frisch hier unten bei euch Menschen, hatte noch keine Ahnung, wie das Alles bei euch läuft. Hab Zeug gemacht, wofür mich'n paar von diesen komischen Typen in Blau hinter Gitter stecken wollten, dabei wusst ich gar nich, dass das falsch war“, meinte sie nachdenklich, ehe sie laut auflachen musste. „Mann, ich kann ja nichma Magie! Savanna liegt mir dauernd innen Ohren, dass ich das doch lernen muss, wenn ich inner Gilde bin, aber rausschmeißen tut sie mich auch nich! HA!“ Es wäre vielleicht zu viel gesagt, dass sie stolz darauf war, Magierin ohne Magie zu sein, an sich würde Ravi das ja schon gerne lernen. Aber lustig war's schon irgendwie. Und es sollte Finn zeigen, dass man nicht perfekt sein musste, um seinen Platz zu finden. Das war ja das Wichtigste.
Die Mühe steckte das Lämmchen auf jeden Fall mit rein. Geduldig hörte er sich an, was die Oni ihm über das Jagen erzählte, und als es soweit war, warf er sich mutig auf den Eber und packte ihn an den Hörnern, hielt ihn wacker fest, bis alles vorbei war. Ganz wie es sein sollte. Sie war tatsächlich stolz auf seine Leistung, machte da auch keinen Hehl aus. Insofern klopfte sie ihm noch einmal aufmunternd auf den Rücken, als der kleine Kerl sich gleich noch einmal hinterfragte, weil er es nicht allein gemacht hatte. „Hey, hey! Man kann nich immer alles allein machen! Für's erste Mal warst du voll gut, richtig mutig und hast durchgezogen!“ Fröhlich lachend richtete sie ihren Blick wieder aufs Feuer. „Den Rest bring ich dir schon noch bei. Erstma musste aber lernen, auch ma stolz auf dich selber zu sein! Hast es dir doch verdient!“ Glücklich packte sie das Essen an und verspeiste vermutlich ein gutes Stück mehr von dem Wildschwein, als es Finnick tat, aber sie hatten auch unterschiedlich große Mägen. Außerdem aßen sie unterschiedlich schnell. Während der Hunger dem Lamm das Essen reintrieb, vereinte Ravi ihren Appetit mit echtem Genuss und großen, gierigen Bissen. Schlussendlich war dieses Tier gestorben, damit sie beide essen konnten. Es wäre sehr respektlos, einen Haufen Reste über zu lassen, die hier im Wald nur verrotten würden. Auch wenn sie es anders auslebte, hatte Ravinuthala nicht weniger Respekt vor anderen Lebewesen als Finnick. Für sie und ihr Volk war Fressen oder gefressen werden allerdings eine absolute Realität, die ihre Lebensweise sehr prägte. „Jap, so'n Wildschwein macht schon satt“, meinte sie fröhlich, während sie sich ins Gras fallen ließ und zwischen den Baumkronen hinauf in Richtung Himmel starrte. „Wird nich's letzte Mal sein. Da pass ich schon drauf auf, ha!“ In Satyrs musste man zum Glück nie hungern. Zu den Sachen, die die Gilde ihren Mitgliedern finanzierte, gehörten auch die Lebensmittel, die die Köche der Gilde brauchten... und die machten echt köstliches Zeug! Da war auch für jeden was dabei. Selbst wenn er Fleisch komplett vermeiden wollte, würde Finnick sich bestimmt täglich den Magen vollschlagen können. Sie drehte ihren Kopf ein wenig, schaute ihren Begleiter an, als der sie ansprach. „Hm? Was tu ich denn?“, fragte sie etwas verwirrt, auch wenn sie sich nicht wirklich Gedanken darüber machte. Schlussendlich verhielt sie sich gegenüber Finnick nicht anders als normalerweise. So war sie eben, die gesellige, immer fröhliche Oni, die sich nicht unterkriegen ließ und anderen gerne mal unter die Arme griff. Vor Allem, wenn es bedeutete, dass sie danach zusammen essen konnten. Das war so ziemlich die größte Freude im Leben, dicht gefolgt vom Kämpfen. Mit verdutztem Blick setzte sie sich wieder auf. „Wann warst du'n fies zu mir? Ich find dich voll lieb, Finni!“, meinte sie ernst, ehe sie auch schon in lautes Gelächter ausbrach. Der war echt ein komischer Kauz! Ohne zu zögern legte sie einen starken Arm um seine Schultern und zog ihn dicht an ihren Körper, um ihn ein bisschen zu knuddeln. „Du bist'n lustiger Kerl, weißte das? Richtig süß“, meinte sie fröhlich, während sie ihn mit sich zu Boden zog. „Hehe! Wenn wir zusammen inner Gilde sind, könn wir bestimmt dauernd abhängen! Klingt voll gut, nich?“
Eine Magierin ohne Magie? Überrascht und verwirrt zugleich blickte Finnick sein Gegenüber an. Ging das denn überhaupt? "Vielleicht weißt du einfach noch nicht, dass du es kannst?" fragte er vorsichtig. "Außerdem bist du ja voll stark, das ist mindestens genauso praktisch wie Magie. Wieso sollten sie dich rausschmeißen?" Ein Magier konnte schließlich noch so tolle Zauber wirken, wenn man ihm vorher richtig eins auf's Maul gab konnte er das vergessen. Man musste nur schnell genug sein! "Aber ich bin ja auch stark! Und ich kann sogar ein bisschen Magie ... also würden sie mich ja vielleicht wirklich aufnehmen...?" Zum ersten Mal seit langem lag ehrliche Hoffnung in der Stimme des Gehörnten. Er tat sich schwer damit, das Gute im Leben und sich selbst zu sehen oder es zumindest zu versuchen. Mit der Hilfe der Riesin fiel es ihm direkt ein wenig leichter. Eigentlich hatte er geglaubt, verstanden zu haben, wie diese Welt tickte. Doch nun saß er Ravi gegenüber, die ihm einen vollkommen anderen Blickwinkel aufzeigte. Nicht einmal annähernd deckte er sich mit dem, was er bisher kennengelernt hatte. Dementsprechend schwer tat er sich, ihren Worten Glauben zu schenken. Irgendwie klang all das zu schön, um wahr zu sein. "Nicht immer alles alleine machen?" wiederholte er leise, an sich selbst gerichtet, ließ sich die Worte regelrecht auf der Zunge zergehen. Bisher hatte er immer nur sich selbst gehabt, sonst niemanden. Selbst wenn er gewollt hätte, niemand hatte sich je bereit erklärt, ihm zu helfen ... oder? Gerade war er sich nicht mehr ganz sicher, ob er die Chancen, die sich ihm dargeboten hatten, vielleicht einfach übersehen oder gar abgetan hatte. "Hmmm..." Die Zahnräder in seinem Köpfchen ratterten laut und angestrengt. "Stolz bin ich! Oder ... naja, ich kann zumindest so tun." Er zog die Schultern zurück und streckte die Brust heraus. Den Schwall an Eigenlob, den er teilweise losließ, war oft kaum mehr als leere Worte. Aber vielleicht waren sie doch nicht ganz so leer wie er bisher angenommen hatte? Vielleicht gab es hier und da ja doch den ein oder anderen Grund, mal ganz zufrieden mit sich zu sein? Das war allerdings leichter gesagt als getan. Finnick hatte hohe Ansprüche an sich selbst. Eine ordentliche Mahlzeit später begann der Braunhaarige langsam, sich an die neuartige Situation zu gewöhnen. "Und wie es das macht!" Selbst zu zweit brauchten sie sich keine Sorgen zu machen, dass heute jemand hungrig schlafen ging. "A-aber du musst nicht auf mich aufpassen! Ich bin voll mutig, hast du doch gesagt! Un-und stark bin ich auch!" Versuchte er gerade wirklich, die Größere zu überzeugen oder waren die Worte eigentlich an ihn selbst gerichtet? Auch, wenn er es gerne anders hätte, offen Hilfe annehmen fiel ihm selbst jetzt, wo er sich langsam mit Ravinuthalas Gegenwart anfreundete, noch sehr schwer. Hilfe blieb ihm bisher immer verwehrt also hatte er angefangen, sich davon zu überzeugen, dass er sie überhaupt nicht nötig hatte. Ein cleverer Schutzmechanismus vor Enttäuschung, doch in Situationen wie diesen war er schädlich, hinderte ihn daran, sich jetzt, wo er endlich die Möglichkeit hatte, darauf einzulassen. Ausnahmsweise war es nicht die Welt, die ihm ein Bein stellte, sondern ganz allein er selbst. Doch er hatte noch einen langen Weg vor sich, das zu realisieren. "N-naja, nett sein undso." War es nicht offensichtlich, was er meinte? Musste er ihr wirklich erklären, was ihn an ihrem Verhalten so überraschte? Nein! Dann würde er wirklich im Boden versinken. Das konnte er nicht tun. Für Ravi war es vielleicht normal, ihre Mitmenschen alle gleich zu behandeln, doch für viele war das alles andere als der Standard. "Lieb? I-ich?" Das war nun aber wirklich weit hergeholt. Der Jungspund versuchte viel, aber lieb sein gehörte absolut nicht dazu! Verdattert blickte er die Rot-Weißhaarige an. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er auf so eine Behauptung reagiern sollte! Und dann bezeichnete sie ihn auch noch als lustig und süß? "Nein, weiß ich nicht!" antwortete er, trotzig wie ein kleines Kind. Das waren wirklich keine Worte, mit denen er bezeichnet werden wollte. Doch bevor er sich weiter beschweren konnte, wurde er auch schon gepackt. Einen Moment lang war er sich nicht sicher, wie er auf die unerwartete Aktion reagieren konnte, doch dann erinnerte er sich an etwas, das man ihm vor einem Weilchen erklärt hatte. Das war eine Umarmung, oder? Etwas, das man tat, weil man jemanden mochte? Eigentlich mochte er ja keine Nähe, wahrte lieber eine sichere Distanz zu seinem Umfeld, doch in diesem Moment entschied er spontan, sich darauf einzulassen. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie genau er darauf reagieren sollte. Ohne Widerstand ließ er sich von ihr zu Boden ziehen, entspannte zeitgleich ein wenig seine Muskeln. Es gab überhaupt keinen Grund, Angst zu haben, das hier war eine nette, gut gemeinte Geste. Langsam atmete er aus, erinnerte sich daran, dass er nicht die Luft anhalten sollte und ließ sich einfach gegen ihre Schulter sinken. Hm, eigentlich war das ja ganz nett, aber ob er sich an sowas wirklich gewöhnen konnte? Ein wenig befremdlich war das ja schon und es machte ihn sehr verletzlich. "Du willst mit mir abhängen?" fragte er, seine Ohren zuckten überrascht, strichen an ihrem Oberarm entlang. "J- ... ja, das wäre schon ganz cool." Es dauerte ein wenig, bis er es schaffte, eine Antwort zu formulieren. Sein erster Instinkt war gewesen, abzuwehren, zu flüchten in die Sicherheit, die ihm die Isolation bot. Doch er schaffte es, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Er fragte sich, ob das wirklich die beste Wahl war, oder ob er vielleicht besser dran war, wenn er sich nicht dagegen wehrte, wenn ihn tatsächlich mal jemand mochte. "Es wäre ... naja, echt toll, wenn das so klappen würde." Man, es war echt schwer, ehrlich zu sein. Seine Zunge weigerte sich regelrecht, seine wahren Gefühle mit seiner Umwelt zu teilen. Es fühlte sich so falsch an. Doch er wollte sein bestes geben, denn er hatte das Gefühl, das Ravinuthala das ebenfalls tat. Also war es nur fair. Außerdem war dieses Gefühl der Sicherheit und Nähe eigentlich ganz nett ... irgendwie ein bisschen warm und weich wie das Fell eines Schafs. Er reckte ein wenig den Hals, sodass er kurz seine neue Bekanntschaft anblicken konnte, bevor er das Kinn hinab zog und seine Stirn mit etwas Schwung gegen ihre Wange stieß. Seine Körpersprache war nicht ganz die eines gewöhnlichen Menschens: Anstatt Umarmungen verteilte er zarte Kopfnüsse.
„Ich mein, 's heißt, ich hab'n Talent für. Und ne Waffe mit Magie drin hab ich auch“, meinte Ravi mit einem Schulterzucken und einem schiefen Lächeln. „Aber wie man nen Zauber wirkt? Ne, kein Plan! Aber coole Sache, dass du das drauf hast, Finni!“ Warum machte er sich denn dann überhaupt so viele Sorgen, wenn er eh Magier war? Da nahmen die Gilden doch fast alle auf und machten sich dann was Gutes draus. Gerade Satyrs wirkte auf jeden Fall nicht extrem wählerisch; Savannah achtete nur darauf, dass am Ende alle Mitglieder ihren Beitrag leisteten. Solange sich Finnick nicht gegen die paar wichtigen Regeln stellte, die Satyrs Cornucopia am Leben hielten, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er wirklich Probleme bekam. Ein wenig mehr Hilfe annehmen sollte er und ein wenig stolzer auf sich sein, dann würde aus dem kleinen Lamm schon noch ein starker Widder werden! „So siehste gut aus!“, nickte die Oni, als er seine Brust hervor streckte, und klopfte sanft mit ihrer Faust dagegen. „Stark und cool! Gefällt mir!“ Auch wenn das nicht bedeutete, dass sie ihr Auge von ihm nehmen würde, im Gegenteil. Egal, wie oft Finnick sagen mochte, dass er keinen Aufpasser brauchte, eine Lehrerin im Jagen tat ihm auf jeden Fall gut. Und beim Wrestling konnte er auch noch viel lernen! Und was die Kommunikation anging... Nun, da taten sie sich wohl beide ein wenig schwer, redeten einfach aneinander vorbei. Das war vielleicht auch ganz gut so. Während Finnick sich schwer damit tat, zu verstehen, was Ravi in ihm sah, hätte die vermutlich deutlich weniger gesehen, wenn sie ihn betrachtete, wie die meisten Menschen es tun würden. Schlussendlich war sie eine Oni durch und durch – vielleicht nicht so clever, aber mit einem großen Herzen. Und mit dem nötigen Sturkopf, um selbst bei einem fiesen, kleinen Kerlchen wie Finnick entschieden die guten Seiten zu sehen.
„Klar, hängen wir ab. Wir können Wrestling machen und essen und feiern und all das“, meinte die Tsumiho und lachte laut auf. Sie merkte nicht wirklich, wie schwer er sich damit tat, seine Freude auszudrücken, schließlich tat sie es mehr oder weniger für beide. Auch als er sie mit den Hörnern anstieß musste Ravi lachen, ehe sie ihren Körper ein wenig drehte, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Sanft stieß sie ihre eigene Stirn gegen seine, imitierte seine Geste, sodass sich ihre Nasen berührten, während sie ihm in die Augen sah und ihn angrinste. „Klar klappt das!“, nickte sie zuversichtlich, ehe sie das Lamm losließ und wieder auf ihre Beine hüpfte, um im nächsten Moment wieder seine Hand zu nehmen. Gegessen hatten sie und vom Leib war nicht mehr viel übrig. Also konnten sie sich auf den Rückweg machen. „Die annern werden sich freun, dich kennen zu lernen, Finni! Ich sag's dir, hehe!“
Wie man einen Zauber eigentlich wirkte? Das wusste auch Finnick gar nicht ... er tat es einfach. Er wusste nicht mehr, wann und wie er gemerkt hatte, dass er es konnte, aber seitdem machte er einfach. Er konnte nicht viel, genau genommen konnte er fast gar nichts. Aber wie genau er das hinbekam? Das konnte er nicht erklären. "Du wirst bestimmt irgendwann herausfinden, wie das geht! Du musst es nur oft probieren und dich ganz dolle konzentrieren!" Gut darin, Rat zu geben war er nun wirklich nicht, aber er wollte ihr trotzdem gut zusprechen, so wie sie es die ganze Zeit für ihn getan hatte. So machte man das doch, oder? Wenn man unterstützt wurde, dann unterstützte man diese Person im Gegenzug ebenfalls. Glaubte er zumindest. Zwischenmenschliches gehörte einfach nicht zu seinen Kenntnissen. "Und wenn nicht dann bist du ja trotzdem krass stark!" Stark genug, um ihn in eine zumindest zu Beginn ungewollte Umarmung zu ziehen. Er gewöhnte sich jedoch überraschend schnell daran. Niemals hätte er gedacht, dass er so etwas je freiwillig zulassen würde - oder das ihn überhaupt jemand drücken wollte. Was für ihn eigentlich als äußerst ernste, lebensgefährliche Begegnung begonnen hatte, hatte sich als etwas entpuppt, das er für vollkommen unrealistisch gehalten hatte. Ja, der Chive hatte felsenfest damit gerechnet, sein gesamtes Leben als Einzelgänger zu verbringen, gegebenenfalls selbst dafür zu sorgen, dass es so blieb, denn Personen waren ihm einfach suspekt. Wirklich freiwillig hatte er sich jedoch auch nicht umentschieden, Ravi hatte ihn regelrecht mit ihrer offenen Art dazu gezwungen. Sie hatte ihn gepackt und nicht mehr losgelassen, bis er endlich aufgehört hatte, flüchten zu wollen. Wer hätte gedacht, dass es solche Leute tatsächlich gab? "Oh-ohkay, das ist toll." antwortete er auf ihre Aussage, was sie alles gemeinsam tun konnten. "Ich, äh, freue mich schon darauf." War das zu viel Ehrlichkeit? Aber es war ja wirklich so, hätte er lügen sollen? Sie schien zumindest nicht abgeschreckt, puh. Dankbar stieß er sie mit seinen Hörnern an... und zu seiner Überraschung erwiderte sie die ungewöhnliche Geste sogar! Ein wenig überrascht blinzelte er sie an. Er sagte zwar nichts, aber sein Gesichtsausdruck sprach vermutlich Bände. "Ich glaube dir." erwiderte er auf die Zuversicht der Hellhaarigen und ließ sich ohne zu meckern zurück auf die Beine ziehen. Kurz klopfte er sich ein wenig Moos und Gras von der Kleidung, ehe er sich daran machte, sein weniges Hab und Gut zusammenzusammeln. Er war sich nicht sicher, ob er in nächster Zeit noch einmal hierher zurückkehren konnte. "Meinst du echt? Dann müssen die ja ganz schön schräg sein." Normale Menschen hielten sich schließlich fern von dem Straßenjungen. Aber wenn alle so ähnlich waren wie die Tsumiho, dann würde sie eventuell recht haben. Dabei wusste er nicht mal, ob er 'die anneren' wirklich kennenlernen wollte. Ein wenig Angst hatte er ja schon ... Seufzend warf er noch einen letzten Blick auf die kleine Lichtung, die ihm als provisorisches Heim gedient hatte. Er stand kurz vor einer gewaltigen Veränderung in seinem Leben und er war bereit, sie zu ergreifen. Trotzdem sehnte er sich bereits jetzt nach der Vertrautheit, die seine bisherige Lebensweise besaß. Aber irgendwann würde er sich auch an sein neues Leben gewöhnen, richtig? Er hatte sich schließlich auch an das Leben in der Freiheit nach über einem Jahrzehnt in Gefangenschaft. Irgendwie würde der Gehörnte das alles schon schaukeln. Er war ja nicht mehr alleine. Wenn er nicht zurecht kam, konnte er um Unterstützung bitten. Tief atmete er ein, ehe er seufzend wieder ausatmete. "Dann lass uns los."
I Es war einfach schwer gewesen. So einfach wie gedacht war es dann eben doch nicht. Vermutlich ist es auch einfach ein sehr schwieriges Unterfangen gewesen, wirklich das zu erreichen, was eigentlich gewollt war. Für ein Wesen wie Moira zumindest war das ganz schö schwierig. Denn was sollte sie schon anderes Unternehmen, als sich mit ihrem Wissen, was sie gesammelt hatte, daran zu versuchen? Natürlich war es von vorn herein klar, dass sie es nicht schaffen würde. Zumindest nicht so, wie sie das eigentlich wollte. Aber, musste das denn wirklich sein? Also, das es so schwierig für sie war, ihr Ziel zu erreichen? Schließlich hatte sie diese Art der Rückschläge nicht wirklich erlebt in ihrem bisherigen Leben. Alles gelang ihr immer völlig Problemlos, doch so wie es jetzt aussah, kam mit der Veränderung auch die Erkenntnis, dass sie noch sehr viel zu lernen hatte. Zu Zeiten, als sie noch auf der Straße lebte, musste sie sich keine Gedanken um solch unnötiges Zeug zu machen, doch heute war dies etwas Anders geworden. Sie musste schauen, dass sie es irgendwie schaffte, denn letztendlich wollte Moira aus bestimmten Gründen auch etwas finden, was gerade in ihren Augen nur sehr schwer zu erreichen gewesen ist: Anschluss in der Gilde. War Moira doch eine Art Problemwesen, die sich wenig um das kümmerte, was sie nicht selbst oder indirekt betraf, musste sie sich doch eingestehen, dass es vermutlich innerhalb der Gilde einfacher wäre, wenn sie mit Anschluss an ihre Gildenkameraden etwas mehr dazulernen konnte. Doch, sie selbst wurde ja sehr gerne auch mal verteufelt und ihr Benehmen war nun auch nicht das Beste, es sollte also eine sehr schwierige Angelegenheit werden.
In Folge dieser Erkenntnis versuchte die Vanitas sich auch auf andere Gedanken zu bringen, damit sie diese Entscheidung auch noch einmal überdenken konnte. Denn, es war eigentlich sehr viel angenehmer, wie sie es jetzt hatte, wo sie nur auf sich allein gestellt war, aber das war als Mitglied einer Gilde eben so auch nicht mehr möglich gewesen. Wie also versuchte sie ihre Gedanken zu fokussieren und sich abzulenken? Sie nutzte das Talent, was ihr irgendwie in den Schoß gefallen war. Sie nutzte ihr Talent des Zeichnens. Schließlich war Moira eine recht anständige Künstlerin gewesen. Auf ihre spezielle Art und Weise hatte sie auch Spaß daran, sich mit dieser Ader zu beschfäftigen, aber sie konnte nicht mit absoluter Gewissheit sagen, ob sie auch wirklich gut darin gewesen ist. In ihren Sinn kam ihr auch eine Gildenkameradin, die sie ja vor Kurzem erst kennengelernt und mit der sie auch schon ersten Kontakt gehabt hatte: Ravinuthala Tsumiho. Die junge und wilde Oni, die wirklich eine sehr interessante Persönlichkeit gewesen ist. Zwar war diese gerade nicht vor Ort, aber dennoch versuchte Moira, sie zu zeichnen, also frei aus dem Gedächtnis, was auch alles Andere als einfach gewesen ist. Deshalb versuchte sie auch, sich so gut es ging zu konzentrieren. Auch aus diesem Grund wählte sie solch einen ruhigen und entspannten Ort wie diesen hier. Schließlich war es auch nicht weit vom Maldina Town entfernt, sodass sie relativ schnell wieder zurück nach Hause kam. "Wie war das noch gleich? Das hatte sie hier, das trug sie dort. Und dann war da..." Es dauerte nicht sehr lange, bis Moira ziemlich vertieft in ihrer Zeichnung war. Sie professionelle Staffelei, die sie mit dabei hatte, hatte sie sich extra unter einem Baum aufgebaut, damit sie sich somit auch ein wenig vor der Sonne schützen konnte und den Schatten genoss. Aber eben auch weil sie so vertieft darin war, bemerkte die Einkönigin nicht, das sie nicht gänzlich allein an diesem Ort gewesen ist...
Moira hatte sich also einen ruhigen Platz ausgesucht, um ihrem Werk nachzugehen. Eine gute Entscheidung. Der Sunnydrop Forest war ein malerisches Fleckchen Erde, also wundervoll für eine Malerin, und im Allgemeinen sehr gut, wenn man sich entspannen wollte. Selbst die Vielzahl an Tieren, die hier lebte, störte die Idylle nicht im Geringsten, trag eher noch dazu bei. Wenn man sich an den helleren Teilen des Waldes aufhielt, an denen das Sonnenlicht in Tropfen durch das Blätterdach fiel, dann hörte man von den Tieren nicht mehr als das Rascheln, das auch der Wind in den Bäumen auslöste, und man sah nicht mehr als ein paar Ausschnitte ihres Fells, wie sie vorbei huschten. Doch die schöne, üppige Natur mit ihren vielen Speisen, die nur darauf warteten, gepflückt zu werden, – die schönen Tiere mitgezählt – lockte auch andere Wesen an. Wesen, die nicht die gleiche Ruhe ausstrahlten wie die Eiskönigin. Und das fiel auf. Zuerst waren es die kleinen Tiere, die sie bemerkten. Die begannen, die Flucht einzuschlagen. Eichhörnchen, Igel, Dachse eilten durch die Gebüsche, wagten sich teils sogar durch Moiras Lichtung, um an der Künstlerin vorbei zu rennen, alle in die gleiche Richtung. Spatzen und Rotkehlchen flogen durch die Lüfte, entfernten sich, und nach wenigen Minuten waren es auch Hirsche und Wildschweine, die durch das Geäst jagten, einfach nur weg wollten. Wovor sie flüchteten, das konnte Moira wohl nicht sehen. Aber jetzt, wo sie weg waren, konnte sie es hören. Das Stampfen, das zwischen den Bäumen hindurch hallte, mit jedem Schritt lauter wurde. Die Erde schien leicht zu zittern, als es ihr zu nahe war. Was auch immer diese ganzen Wesen aufgescheucht hatte, es war ganz in der Nähe.
„Hey, hey, HEYYY! Da is ja weeer!“
Mit einem ihrer kräftigen Arme drückte Ravinuthala Tsumiho einen niedrig hängenden Ast nach oben und bekam so einen freien Blick auf die Lichtung, auf der Moira saß und malte. Kaum war sie hier, war es mit aller Ruhe auch schon vorbei. Die Oni war in jeder Hinsicht laut. Ihre Stimme, ihre Schritte, ihr unachtsamer Umgang mit der Welt um sie herum. Selbst ihr Aussehen schrie. Sie war jemand, den man nicht übersehen konnte, ob sie das nun wollte oder nicht. Unzufrieden wirkte sie damit aber nicht, ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht, während sie die Weißhaarige sah, die hier auf etwas zu warten schien. Hey, die kannte sie doch! „Momooo! Du hier! Ist ja krass!“ Mit leuchtenden Augen trat Thala aus dem Dickicht hervor, stapfte auf die einsame Schönheit zu, offensichtlich erfreut darüber, sie hier zu treffen. Es war immer schön, Gesellschaft zu finden, und Moira war jemand, an den sie nur positive Erinnerungen hatte. Die Hände in ihre definierten Hüften gestemmt blieb die Oni stehen, richtete sich ordentlich zu voller Größe auf, sodass Moira ihre Muskeln in dem sanften Sonnenlicht bestaunen konnte, das die beiden beleuchtete, kleine, helle Punkte auf der dunklen Haut der Tsumiho zeichnete. „Schön, dich mal wieder zu sehn! Haste hier auf mich gewartet?“, fragte sie, auch wenn es nicht wirklich einen logischen Weg gab, zu diesem Schluss zu kommen. Moira konnte nicht gewusst haben, dass Thala heute hierher kam. Sie hatte es vor wenigen Stunden selbst noch nicht gewusst. Spontan in den Tag zu leben hatte sie hierher geführt... aber so sehr dachte Ravinuthala gar nicht darüber nach, stattdessen grinste sie breit und hob eine ihrer Augenbrauen. „Sag bloß, du bist hier, weil du nochmal so nen Kuss wolltest, HAH!“ Richtig, bei ihrem letzten Treffen hatte sich die Vanitas ja gar nicht zurückhalten können, hatte wie aus dem Nichts die Oni geküsst und es anscheinend auch genossen. Nicht, dass Ravi da etwas gegen hätte. Es war ein schöner Moment gewesen. Dennoch fielen ihre Augen langsam von Moiras Gesicht hinab auf ihre Hände, die wohl an einem Bild arbeiteten. Neugierig trat sie näher heran. „Hey, hey, sag mal! Was machst du denn da? Malst du? Was malst du?“
II Moira versuchte sich einfach mal nur zu entspannen. Was sollte es denn ausnahmsweise mal Schöneres geben, als sich der Natur zu stellen, einen ruhigen und zurückgezogenen Ort zu suchen und sich völlig frei der bildenden Kunst zu widmen? Generell war die künstlerische Ader bei Moira obgleich ihres wahrhaftig robusten und eher rüpelhaftem Verhalten wirklich sehr stark und auch sehr deutlich ausgeprägt. Aber, das sollte ja nichgt heißen, das sie völlig unumgänglich war. Sie ist eben einfach nur eine sehr schwierige Frau gewesen und das schon seit jeher. Aber, das wollte sie auch gar nicht anders haben. Es war für sie immer leichter gewesen, ihr Eisherz und ihre innerliche Kälte mit dieser Art und Weise des Umgangs und der Umgangsform in Szene zu setzen. Besser so, als wenn man ihr nur etwas vorspielen und dann die große Kunst der Falschheit ausspielte. Nein, solche Begebenheiten hatte Moira in der Vergangenheit schon zu Hauf beobachtet. Teilweise, wenn sie leibhaftig dabei war, teilweise weil man ihr nicht nur einmal Nuaucen wegen ihrer umwerfenden Schönheit gemacht hatte. Aber die Ice Queen war dementsprechend völlig unempfänglich. Es interessierte sie nicht, was Andere schwafelten, sie wollte einfach nur ihre Ruhe und entsprechend kümmerte sie sich auch darum, das genau dies eintreten würde. Denn, nichts war für sie schöner, als die Ruhe zu genießen und sich in einer Landschaft zu vergessen, die sie auch noch so wunderbar auf das bildliche Papier bringen konnte. Doch heute war nicht die Landschaft der Schwerpunkt, den sie in ihrer Zeichnung setzte. Nein, es war ihre Gildenkameradin Ravinuthala gewesen, die mit ihrer unübersehbaren Art und Weise doch den ein oder anderen Gedankengang im zarten Köpfchen der jungen Eismagierin hinterlassen zu haben. Allein das war schon eine sehr beachtliche Leistung, denn das Moira mal von selbst über eine Person nachdachte, das kam bis heute nur zwei Mal wirklich vor. Die eine Person war @Charon, während die andere Person @Liora gewesen ist. Und beide hatten es mittlerweile geschafft, weiter zu Moira durchzudringen und den Gletscher der Verteidigung ihres Herzens zu überwinden. Vielleicht war das ja ein gutes Zeichen, wer wusste das schon? Richtig, nur die Vanitas selbst und die machte daraus mehr als nur ein Staatsgeheimnis...
Auch, wenn die Schneeprinzessin mehr als nur vertieft in ihre Arbeit gewesen ist, so gab es nun doch eine Situation, welche die ganze Art und Weise dieser Arbeit und auch die ganze Vorbereitung dafür zunichte machen sollte. Lärm und Getöse, plötzlich war die ganze schöne Ruhe dahin. Etwas, was Moira wirklich nicht leiden konnte, wenn etwas ihre zeichnerische Ruhe derartig störte. Verdugo, ihr treuer Speer, auch heute an ihrer Seite, lag auf jeden Fall in Griffreichweite, das war schon einmal sehr gut. Die Vögel des Waldes flüchteten auf jeden Fall schon, irgendetwas oder irgendjemand hatte sie also auf jeden Fall schon einmal verschreckt. Was das wohl sein konnte? Eigentlich wollte Moira sich diese Frage selbst überhaupt nicht beantworten, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie es sowieso schon sehr bald herausfinden würde. Also hatte sie vermutlich sowieso keinerlei Wahl gehabt...
Dann ertönte eine Stimme. Welche die Vanitas natürlich auch sofort vernahm und die ihr auch bekannt vorkam. Das konnte doch nur eine Person gewesen sein. Eine Person, welche ihr nicht unbekannt war. "Sag mir jetzt nicht..." Doch, sie sollte sich nicht täuschen. Denn Moira war davon ausgegangen, dass sich Ravinuthala persönlich diesem Ort näherte, was auch Sinn machte, wenn die ganzen Tiere schon wie von der Biene gestochen regelrecht um ihr Leben rannten. Da musste ja etwas halbwegs bedrohliches auf sie zukommen. Und die Konmbination aus Körpergröße und Lautstärkepegel sahen diese Tiere dann ja sehr wohl als mögliche Bedrohung für ihr Leib und Leben an. "Es ist immer noch Moira, Ravi. Und so lange du mich nicht bei meinem Namen nennst, wüsste ich auch nicht, was es zu sprechen gibt.." Oh, da reagierte Moira aber auch leicht zickig und eingeschappt. Aber sie hatte Ravinuthala ja schon einmal klar gemacht, was sie davon hielt, wie sie von ihr genannt wurde. - Richtig, überhaupt nichts. Irgendwie kam Ravi auf den Trichter, das die Vanitas hier auf sie gewartet haben könnte. Doch das war ja völlig absurd. Die Vanitas verlagerte ihren Pferdeschwanz auf die andere Seite ihrer Schulter und drehte sich wieder zur Zeichnung, versuchte Ravi nur vermindert wahr zu nehmen.
"Wie kommst du auf die völlig absurde Idee, das ich hier auf dich gewartet haben könnte? Du störst mich sogar, Ravi." Als die junge Oni dann jedoch danach fragte, was Moira denn da eigentlich tat, als sie sogar schlussfolgerte, das sie malte, reagierte die Vanitas gar nicht mehr so gleichgültig und eiskalt, sondern ertappt und auch leicht peinlich berührt rot an den Wangen an. Sie versuchte, mit ihrem Oberkörper und ihren Brüsten den bisherigen Fortschritt des Bildes zu verbergen. Erstens, weil es Ravi selbst war, die sie zeichnete und zweitens, weil sie unfertige Bilder eigentlich niemandem jemals präsentierte. "D-Das ist g-garnichts! Was machst du überhaupt hier, Ravi? Du bist mal wieder so laut gewesen, dass du die ganzen Tiere in der Umgebung verschreckt hast. Das war nicht sehr nett." Sie hatte keine große Wahl, das ihr Bild weiterhin so gut zu verhüllen wie es ihr möglich war. Aber eines unternahm sie dann schon noch. Eine Antwort darauf zu geben, noch einmal einen Kuss erwähnt zu bekommen. "Nein danke, ich verzichte." Waren ihre Worte darauf, ohne sie zu erklären. Recht untypisch für Moira, das lag aber daran, dass sie mit allen Mitteln versuchte zu verhindern, das Ravi sich dieses Bild näher anschaute...
Eventuell gab es vereinzelt größere Wesen als Ravi in diesem Wald – irgendwo rannte sicher ein Bär rum und auch ein großer Hirsch konnte mit dem richtigen Geweih ziemlich eindrucksvoll sein –, aber es gab definitiv nichts, was die Oni in Lautstärke übertraf. Ihre Stimme, ihre Schritte, alles an ihr bedingte Aufmerksamkeit, die die Tiere, die sie eigentlich gern gejagt hätte, zielsicher in die Flucht trieb. Nur ein einziges Wesen blieb, wo es war, als es die Nähe der Tsumiho bemerkte: Moira Vanitas, ihre Gildenkollegin. Fröhlich lachte Ravinuthala, während sich ihr Gegenüber über den Spitznamen beschwerte. „HAH! Süß wie immer! Ich hab dich auch vermisst“, grinste sie breit und überlegte, was die Weißhaarige wohl hierher verschlagen haben könnte. Sie musste auf Ravi gewartet haben, richtig? Moira leugnete es zwar, aber für die Oni war das ein ziemlich klarer Rückschluss. „Ich mein, du bist hier, nich? Und ich bin auch hier. Und ich bin nach dir gekommen, und du sitzt hier rum. Also haste auf mich gewartet, nich?“, stellte sie fest. War doch Alles ganz logisch. Der, der zuerst kam, war der, der auch wartete. Ein gellendes Lachen kam tief aus der Kehle der Tsumiho. „Sorry, sorry. Ich wollt dich nich warten lassen! Du störst mich aber überhaupt nich, Momo! HAH!“
Neugierig trat sie näher, versuchte einen Blick auf das Papier zu erhaschen, auf dem die Vanitas eines ihrer Kunstwerke zu verewigen versuchte, aber die zog es schnell dicht an ihre Brust, um das Bild vor ihr zu verstecken. Überrascht blinzelte Ravi, legte den Kopf leicht schief. Wollte Moira etwa nicht, dass sie sah, was sie da malte? Nein, das wirkte unwahrscheinlich. Ravinuthala beugte sich weiter vor über den Körper ihrer Kollegin, dann ein Stück nach rechts, ein Stück nach links, versuchte aus allen möglichen Winkeln, irgendwie das Papier betrachten zu können, aber was sie auch tat, Moira schien sich immer so zu bewegen, dass sie den Blick der Tsumiho blockierte. Seltsame Sache, aber gut. Die Oni hatte nicht vor, groß darüber nachzudenken, warum sie das tat. Stattdessen nahm sie nach einigen erfolglosen Versuchen wieder einen Schritt Abstand, sah die Weißhaarige aber trotzdem noch immer mit Interesse in den Augen an. „Oh, du hast hier Tiere gesehn? Kannst du mir zeigen, wo die grad sind? Ich wollt mir eigentlich was jagen, weil ich voll Hunger hab, aber mir is echt kein einziges Tier übern Weg gekommen. Dabei bin ich eigentlich voll die gute Jägerin, hey!“ Sie war auf jeden Fall gut darin, hinter etwas her zu rennen und drauf zu schlagen. Nur, wenn es Haken schlagen konnte, wusste die Tsumiho nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. Mit ahnungslosem Blick ließ sie sich vor Moira auf den Hintern fallen, sodass die beiden auf Augenhöhe waren. „Verschreckt? Warum soll ich denn wen erschrecken? Ich hab doch gar keine Tiere gesehen“, meinte sie mit einem Kopfschütteln und stützte ihre Hände auf ihren Knien ab, während sie sich in den Schneidersitz hockte. Einen Kuss wollte Moira also auch nicht. Aber warum hatte sie dann hier auf die Oni gewartet? Irgendwas musste sie doch wollen! „Okay, also küssen willste nich. Was willste dann machen? Ich bin jetz hier, also... wir könn tun, was du magst“, bot Ravinuthala fröhlich an, ihr Blick gespannt. Sie wollte gern wissen, was die Vanitas für Pläne hatten. Wieder vielen ihre Augen auf die Rückseite des Blockes, der die so geheime Zeichnung beherbergte, und ihr kam eine Idee. „Oh, hey! Magste mich vielleicht auch ma zeichnen? Fänd ich echt cool von dir, ha!“
III Was war eigentlich so schwierig daran, einfach mal entspannen zu können? Sich einfach mal so richtig ausruhen zu können und sich so richtig in der Zeit des Nichtstuns sonnen zu können? Richtig, eigentlich gar nichts. Naja, eigentlich. War es aber dennoch eine Schwierigkeit, denn es gab ja die ein oder andere Überraschung, die es durchaus verhinderte, das man sich entsprechend entspannen konnte. Ein Beispiel? Moira hatte schließlich diesen Ort der Zuflucht gewählt, um sich selbst zu entspannen, sich zurück zu ziehen und einfach mal in Ruhe zeichnen zu können. Das hatte sie schließlich schon lange nicht mehr getan. Aber, ihre trügerische Ruhe sollte nicht lange verweilen, denn sie bekam dan doch schneller Besuch, als es ihr vielleicht sogar lieb gewesen ist. War es eine Überraschung für sie? Nein, letztendlich nicht wirklich. War es vielleicht eine willkommene Abwechslung gewesen, nicht ganz allein sein zu müssen? Nein, in Moiras Augen nicht wirklich. War es vielleicht ein Vogel, oder gar ein Flugzeug, welches sich dem Ort der Zuflucht näherte? Nein, weder noch. Und da ein Superheld ja auch aus pragmatischen Gründen gar nichts erst an der Verlosung teilgenommen hatte, blieb nicht mehr viel übrig. Schlussendlich stellte sich ja auch recht schnell heraus, wer denn für diese Störung verantwortlich gewesen war. Es war kein Vogel, es war kein Flugzeug, es war bekanntlich auch kein Superheld, nein. Es war Ravinuthala gewesen! Die große, wenn aber auch eher kleine Überraschung in den Augen der eiskalten Herzensdame. Sollte die Oni, die Moira aus welchen Gründen auch immer, eigentlich relativ gern hatte, nicht aber eigentlich merken, das die Tiere des Waldes aufgrund ihres Lärmes fluchtartig ihren Zufluchtsort verließen? Nein, bei genauer Betrachtung war das ausgeschlossen, vermutlich würde es Ravi nicht als solche Begründung anerkennen. Wenn, dann musste die Eisprinzessin ihr das auf irgendeine andere Art und Weise beibringen. - Mal schauen, ob das klappen würde.
"Also Erstens bin ich nicht süß, sondern kühl. Zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, behauptet zu haben, dass ich dich vermisst haben könnte. Dafür bräuchte ich nämlich so etwas wie Gefühle. Und Drittens hast du die Tiere aus der Nähe verjagt. Jetzt hast du mich um meine Zeichengrundlage gebracht.." Also wenn man Moira besser kannte dann wusste man schon, dass das, was oder besser gesagt wie sie es formulierte, schon das Höchstmaß an Freundlichkeit gewesen ist, was sie da von sich gab. Man durfte schließlich nicht vergessen, das sie noch immer eine Eishexe gewesen ist, die sich eigentlich ziemlich schwer damit tat, andere Personen in ihrer Nähe anzuerkennen. Zumindest hatte Ravi es als Frau da ein kleines bisschen leichter. "Hast du dir jetzt selbst zugehört? Du bist nach mir hergekommen, das ist soweit richtig. Ich habe hier gesessen und mich aufs Zeichen fokussiert. Wie bitte kommst du da auf die absurde Idee, das ich auf dich gewartet haben könnte? Ich habe mich extra hierher verzogen, damit ich meine Ruhe haben kann." Ein wenig grummelig war die Ice Queen jetzt schon, dabei war es aber doch noch relativ einfach gewesen, sie jetzt zu beruhigen. Aber Ravi schien sich auch nicht davon abzubringen, sie weiter mit einem unliebsamen Spitznamen anzusprechen. Kurz überlegte Moira, dann reagierte sie, in dem sie aufstand. "Also gut..."
"Es ist ja wirklich nett, das meine Anwesenheit dich nicht stört, bei was auch immer du hier gerade unternimmst. Du konntest schon ein wenig an deinem Charme arbeiten, das ist mir schon aufgefallen. Aber du musst trotzdem noch etwas lernen, Radiergummi." Zwinkerte die Vanitas der Tsumiho mit dem Auge zu, ehe sie Zeigefinger- und Daumen abgespreizt von den restlichen Fingern etwas anhob und ihre Hand leicht schüttelte. Aber bevor sie wirklich noch etwas weiteres sagen konnte, musste sie plötzlich auf Ravis Aktion reagieren, welche sie völlig unvermittelt traf. So musste sie schnellstmöglich ihr begonnenes Kuntwerk mit ihrem Oberkörper verbergen! Denn es wäre schrecklich, sich ausmalen zu müssen, was geschehen wäre, wenn Ravi dieses unfertige Bild sehen würde! Schließlich war es ja auch sie, die von der Vanitas aktuell gezeichnet wurde. Entsprechend lag auch ein leichter Rotschimmer über dem Gesicht der jungen Frau. "Tiere haben eine ausgesprochen sensible Wahrnehmung, Ravi. Die meisten Tiere, die hier im Wald leben, bekommen von Erschütterungen, die du aufgrund deiner Stärke verursachst, Angst und flüchten entsprechend, damit sie wieder in Sicherheit sind. Deswegen siehst du hier keine Tiere. Sie haben die Erschütterungen bereits sehr früh über die Schallwellen, die ausgesendet worden sind, wahrgenommen und haben sich entsprechend in Sicherheit gebracht. Sie werden nur wieder zurückkommen, wenn sie merken, das sie sicher sind. Das bedeutet aber, das du entweder keinen solchen Krach mehr machen darfst oder aber ganz ruhig und leise hier sitzen bleiben musst." So, ein wenig Nachhilfe für die junge Tsumiho in Sachen Tierwelt auch einmal erfolgreich gegeben. Es war schon komisch, das sich Moira ausgerechnet damit ein wenig auskannte.
"Ein Kuss ist ein aussagekräftiges Symbol bei den Menschen. Er hat eigentlich eine bestimmte Bedeutung. Ich nutze den aber hin und wieder falsch, in dem ich mir damit eine eigennützige Symbolik ausgedacht habe. Letztendlich nutze ich den aber nicht nur so zum Spaß." Erklärte die Magierin, warum sie das Angebot der Tsumiho im Vorfeld abgelehnt hatte. Dann aber kam Ravi eine Idee, welche die Vanitas bildlich gesehen überraschte. Sie wollte also gezeichnet werden. Die Röte auf ihren Wangen vor scham stief wieder, dann ergriff sie das unfertige Bild und fesselte es regelrecht vor ihrem Oberkörper. "I-Ist nicht nötig.. Aber, wehe du lachst mich jetzt aus..." Einen leicht zögerlichen Schritt setzte Moira vor, dann drehte sie das halbfertige Bild von Ravi ebenso zögerlich in ihren Armen um und zeigte es ihr. Es fehlten noch einige Konturen, aber zumindest war schon ein wenig zu erkennen, was Moira da von Ravi gezeichnet hatte... Bild
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