Ortsname: Hiddenheim Art: Dorf Spezielles: einmal im Jahr findet das Lichterfest statt Beschreibung: Wie der Name dieses Dörfchens vielleicht schon verrät, versteckt es sich in den Gebirgen Süd-Fiores. Es ist ausschließlich per Fuß oder Kutsche erreichbar, doch die Anreise lohnt sich definitiv, denn neben den wenigen, idyllisch gelegenen Häusern befinden sich zwei Seen in denen sich jeden Abend, kurz bevor sie hinter den Bergspitzen verschwindet, feuerrot die Sonne spiegelt. Die Bewohner genießen ein äußerst naturverbundenes Leben, die meisten von ihnen sind Selbstversorger, das ist auch nötig, denn einen Supermarkt gibt es hier nicht, ausschließlich ein paar wenige Händler schauen zwei mal in der Woche vorbei. Eine Besonderheit ist, dass zur Sommersonnenwende in diesem Örtchen das sogenannte 'Lichterfest' stattfindet. Hierzu werden von den Bewohnern (und interessierten Besuchern) kleine Holzboote gebastelt und mit ebenfalls selbst gemachten Teelichtern versehen, welche dann exakt um Mitternacht auf den größeren der beiden Seen entlassen werden. Begleitet wird das Ganze von einem kleinen (für das Dorf aber ziemlich großem) Fest. Es wird gemeinsam Musik gemacht und getanzt, aber auch leckeres Essen (überwiegend frisch gegrillten Fisch) wird serviert. Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Hyun
Anmeldedatum : 06.03.23 Anzahl der Beiträge : 422 Alter : 20 Ort : Crystalline
Laut seufzend schmiss der Blonde seinen Rucksack neben den breiten Stamm einer alten Eiche, ließ sich daraufhin direkt daneben auf den Boden sinken und streckte die schmerzenden Füße weit von sich. Den Kopf legte er dabei in den Nacken, um besser Luft zu bekommen. Zusätzlich schüttelte er sein weites Shirt kräftig durch um für etwas frischen Wind zu sorgen. Das heutige Wetter war wirklich nicht für eine lange Wanderung, wie er sie hinter sich hatte, geeignet. Wäre er clever gewesen, hätte er zumindest eine kurze Hose angezogen und vielleicht sogar sein Shirt einfach ausgezogen, aber er hasste es, Haut zu zeigen. Da schwitzte er doch lieber. Sein vierbeiniger Begleiter ließ sich ebenfalls in das niedrige Gras fallen, rollte sich auf den Rücken und streckte hechelnd alle Viere von sich. Die Sonne stand hoch am wolkenfreien, strahlendblauen Himmel und neben einer gelegentlichen lauen Brise herrschte absolute Windstille, doch zumindest der Schatten des Blätterdaches ermöglichte etwas Abkühlung. Noch lieber wäre Hyun eine eiskalte Dusche gewesen, er wäre sogar bereit, sich einfach in einen der umliegenden Seen zu schmeißen, doch er war leider nicht hier, um Urlaub zu machen. Der Grund für seine qualvolle Anreise war ein Auftrag, den er hier zu erledigen hatte. Hätte er damals, als er ihn angenommen hatte, gewusst, wie weit abseits dieses verfluchte Dorf lag, hätte er ihn niemals angenommen. Glücklicherweise war der schlimmste Part nun geschafft und er konnte sich zumindest ein wenig ausruhen, während er auf seinen Kollegen wartete. Wie so oft hatte er nicht die geringste Ahnung, mit wem er heute die Ehre hatte, doch wie schlimm konnte es schon sein? Es war nicht so, als wären die Rune Knights verrückt genug, einen ihrer wertvollen Ritter so weit raus zu schicken, schon gar nicht wegen irgendeinem schrägen Streit, der geschlichtet werden sollte. Solange der Kerl oder das Mädel halbwegs umgänglich war, war der Pan schon zufrieden. Wenn er Glück hatte wäre die Person sogar sozial kompetenter als er und konnte die Auseinandersetzung einfach und schnell alleine lösen. Dann konnte er den restlichen Tag nutzen, um sich für die Heimreise zu erholen. So optimistisch wollte er allerdings nicht denken. Mit einem leichten Kopfschütteln ließ er seinen Blick hinüber zu dem Mischling an seiner Seite wandern. "Du musstest aber auch unbedingt immer wieder voraus rennen", bemerkte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und bekam als Antwort ein kurzes Schnauben. Ein Weilchen beobachtete er noch seinen kleinen Laborunfall, ehe das Geräusch von Schritten in der Ferne seinen Blick in eine andere Richtung lenkte. Ein junger Mann, vermutlich etwa so groß wie er selbst, näherte sich dem Dorfeingang. Ob das wohl sein Kollege war? Der hätte sich ruhig noch etwas Zeit lassen können. Ein wenig widerwillig schwang er sich zurück auf die müden Beine, um ihm ein wenig entgegenzulaufen. Nach wenigen Schritten stand auch Chime wieder auf den Pfoten und trabte ihm hinterher. "Yooo!" Zum Gruß hob er die Hand, ließ sie aber direkt wieder zurück an seine Seite sinken. Zu anstrengend. "Du bist nicht zufällig wegen 'nem Auftrag hier, oder?" Seine Stimme war freundlich, aber die Erschöpfung konnte man ihm vermutlich anhören. Ein wenig hoffte er ja, dass er sich irrte und er sich noch ein Weilchen länger ausruhen konnte.
Es hatte durchaus Vorteile, ein Teil der Runenritter zu sein. Eine der Vorteile war, dass man sich in der Regel nicht wirklich große Sorgen um den Transport zu Aufträgen machen musste. Selbst kleinere Aufgaben wurden von den Rittern als wichtig und richtig angesehen, und bildeten quasi das Fundament für die Legitimation der Organisation - und deshalb wurde Sorge dafür getragen, dass die Ritter, die ausgesandt wurden, auch dort ankamen, wo sie hinsollten.
Es hatte allerdings auch eine Menge Nachteile, Teil der Runenritter zu sein. Erstens bekam man oft Dinge mit, die man eigentlich gar nicht wissen wollte. Dann wurde man oft zu Aufträgen geschickt, die man gar nicht erledigen wollte. Es gab einen gewissen Kodex, den man in der Regel einhalten musste und sollte, und ein wenig arbeitsfaul zu sein gehörte definitiv nicht dazu. Kain war in der Organisation also nicht wirklich so etwas wie ein Vorzeige-Runenritter. Obwohl das nur halb stimmte: Optisch gesehen war er sogar ein relativ gut aussehender Runenritter - nur halt das, was in ihm vorging, war so gar nicht Rune Knights-mäßig. Er meldete sich nicht wirklich freiwillig für Arbeit und steckte seine Nase ein wenig zu oft in Sachen, die ihn 'nichts angingen' - was für Kain natürlich überhaupt nicht stimmte. Außerdem war seine grundsätzliche Motivation einfach eine andere als 'Gerechtigkeit' im weitesten Sinne. 'Freiheit' hätte es eher getroffen, aber über all diesen Dingen stand immer noch die Angelegenheit mit der verstorbenen Königin von Bosco. Weder hatte Kain bisher ihre Kinder ausfinden machen können, noch war es möglich gewesen, irgendwas vernünftiges über die Mörder herauszufinden. Es war zum Haareraufen. So, und da er nun einmal in letzter Zeit eher unzufrieden im Hauptquartier herumgehangen hatte und sich mehr schlecht als recht Ausreden gesucht hatte, keine Quests abzuschließen, war ihm nun deutlichst vermittelt worden, dass er sich mit seiner diplomatischen Ader doch bitte um eine Familienstreitigkeit kümmern sollte. Ein Bürgermeister, der als rechtschaffen galt, hatte darum gebeten... was der Grund war, wieso die Runenritter sich damit befassen mussten.
Womit wir wieder bei den Vorteilen waren: Kain hatte den Großteil des Weges in das sehr abgelegene Dorf mit einer Kutsche zurücklegen können. Zwar hatte er keinen Vollservice bekommen und die letzten Kilometer zu Fuß gehen müssen, aber er hatte es zumindest deutlich besser getroffen als sein heutiger Mitstreiter... der ihm anscheinend, sobald er auch nur in die Nähe des Dorfes kam, entgegengelaufen schien. Kain hatte schon einige Menschen in seinem Leben gesehen und der Typ da? War bestimmt kein einfacher Dorfbewohner. Niemals. Kain? War im Grunde wie immer gekleidet. Das augenscheinlichste (ha, ha) Merkmal war seine Augenklappe, die sein eines, nicht-blaues Auge verdeckte. Sein Gegenüber wirkte eher recht locker gekleidet, schien aber auch schon seltsam aus der Puste zu sein. Kain hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, welcher schnurgerade blieb, als er den Kopf leicht neigte. "Das bin ich. Kain Valet, Rune Knight. Sehr erfreut." Seine samtene Stimmfarbe wirkte freundlich, aber vielleicht auch einwenig zu sanft, wenn man nicht drauf stand. Einen Moment lang musterte er sein Gegenüber, versuchte ein wenig einzuschätzen, mit wem er es hier zu tun hatte. Wirkte nicht sonderlich arbeitsfreudig, aber andererseits hatte er bereits mit Flux zusammengearbeitet... schlimmer würde es wohl kaum mehr kommen. Eins war allerdings klar: Auffallen wollte ein Gegenüber. Piercings... Tattoo... und dann war da noch das etwas, was ihm hinterherlief. "Du bist auch hier, um..." Er seufzte ein wenig. "... eine Familienstreitigkeit zu schlichten? Du musst außergewöhnliche Lust an sozialer Interaktion oder aber großes Talent darin haben, wenn du jetzt hier bist. Ansonsten fürchte ich, dass wir ein wenig auf dem Trockenen sitzen." Kurz schwieg er und warf einen Blick zu dem Wesen neben dem Blondschopf und runzelte leicht die Stirn. "Ohne... unhöflich sein zu wollen, aber... was ist das?"
Entspannt kam der zukünftige Teamkamerad des Pan anspaziert, ganz, als hätte ihm die lange Anreise überhaupt nichts ausgemacht. Was hatte dieser Typ bitte für eine Ausdauer? Hyun konnte ja nicht wissen, dass er den Luxus hatte, einen Großteil der Reise in einer Kutsche zurückzulegen. "Kain, freut mich. Kannst mich Hyun nennen", entgegnete er mit einem gekünstelten Lächeln auf den Lippen. Eigentlich freute es ihn kein bisschen. Wieso zur Hölle schickte man ihn auf eine Mission mit einem verfluchten Rune Knight?! Wieso benötigte man für einen verfluchten Familienstreit einen verdammten Runenritter?! Das war doch lächerlich! Alleine die Art, wie der Blauhaarige sprach, erweckte in dem Tättowierten das Bedürfnis, ihm eins auf's Maul zu geben. Am liebsten hätte er seine Sachen direkt wieder geschnappt und wäre abgezogen, doch dafür war es nun zu spät. Er konnte sich jetzt nicht auffällig machen. Ohne eine Miene zu verziehen, ließ er den prüfenden Blick seines Gegenübers über sich entgehen. Seine Hand ruhte auf dem Hinterkopf seines vierbeinigen Begleiters, der ein wenig unruhig wirkte. Vermutlich spürte er, was im Inneren seines Herrchens vorging. "Ja, das bin ich." Er nickte. "Ich würde schon sagen, dass ich ganz gut darin bin, mit Leuten zu reden. Ob es mir groß Spaß macht? Naja, das sei mal dahingestellt." Es war eine ehrliche Antwort. Natürlich hätte er jetzt prahlen können, das Verlangen danach war groß, er wollte nur nicht im Nachhinein kläglich scheitern und dann wie ein Idiot dastehen. Da beließ er es dann doch lieber bei einer realistischen Einschätzung seiner Interessen und Stärken. Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Du willst mir damit hoffentlich nicht sagen, dass du komplett nutzlos in dieser Hinsicht bist. Das wäre ... uncool." Er zügelte seine Zunge und wählte eine der freundlicheren Optionen, er wollte seinem Gegenüber ja nicht direkt Schimpfwörter um die Ohren hauen, auch, wenn 'beschissen' es eigentlich besser getroffen hätte als 'uncool'. Wenn er schon dazu gezwungen wurde, mit einem Rune Knight auf best Buddies zu machen, dann sollte dieser besser auch fähig sein, einen Beitrag zu leisten. Direkt war er ja, das musste man ihm lassen. Viele warfen viele 'flüchtige' Blicke auf Jimmy, überlegten, ob sie etwas zu ihm sagen sollten, entschieden sich aber dann doch dagegen und glotzen lieber weiter merkwürdig. "Schon gut, wir sind doch Kollegen, nicht? Es macht Sinn, wenn du weißt, was es mit Chime auf sich hat." Er lächelte ein wenig schief, bemühte sich um einen netten Ton. "Chime begleitet mich immer auf Quests. Er beschützt mich, wenn es sein muss. Ich glaube zwar nicht, dass das heute nötig sein wird, aber ich bin nur ungerne leichtsinnig und bereue es im Nachhinein." Wie genau der Mischling zu seinem Schutz beitrug, ließ sein Herrchen bewusst außen vor. Wenn es nicht nötig war, würde er seine Magie nicht verraten, sie war quasi seine Geheimwaffe. Auch auf eine Erklärung, was für ein Tier Jimmy nun genau war, konnte Kain lange warten. Es würde nur zu unnötigen Fragen kommen und selbst der Pan wusste nicht genau, was sein Haustierchen nun genau war. Er hatte ihn schließlich nicht erschaffen und auch seine Erschaffer kannte er nicht. "Du brauchst dir wegen ihm keine Gedanken zu machen. Er sieht ein wenig schräg aus aber er ist brav." Zustimmend gab die Kreatur ein merkwürdiges Geräusch von sich und hob den gefiederten Kopf. Nähern tat er sich dem Blauhaarigen allerdings nicht. "Also wenn du keine weiteren Fragen an mich hast, dann würde ich sagen wir schauen uns direkt mal an, mit was für einem Streit wir es zu tun haben, hm?" Am liebsten wollte er diese Quest so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die Gegenwart eines Runenritters war ihm äußerst unangenehm, es machte ihn deutlich nervöser als die Aussicht, in irgendeinen unnötigen Streit hineingezogen zu werden. Bisher schien Kain zwar nicht feindselig, er wusste schließlich auch nicht, was für ein Magier da gerade vor ihm stand. Nun, zumindest von seiner Zugehörigkeit zu Royal Crusade konnte er nichts wissen. Falls ihm bekannt war, dass Hyun in seiner Vergangenheit schon einmal mit den Rune Knights aneinander geraten war, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Für ihn selbst war es wohl am einfachsten, wenn er erst einmal davon ausging, dass sein Gegenüber überhaupt nichts von ihm wusste und auch so tat, als hätte er nichts zu verbergen. Er musste sich bemühen, einfach ganz normal mit diesem Typen zu quatschen. "Coole Augenklappe übrigens, die gibt dir so richtig ernste Vibes."
Er 'durfte ihn Hyun nennen'? Hm. Das war doch schon einmal eine interessante Art und Weise, sich vorzustellen. Es verschleierte vollkommen, ob das der wahre Name von diesem Blondschopf vor ihm war - oder ob es überhaupt ein Name war und nicht eine Bezeichnung. Kain hatte in seinem Leben schon oft genug von Decknamen und irgendwelchen Amts- und Dienstbezeichnungen gehört, als dass er einfach annahm, dass 'Hyun' wirklich einfach 'Hyun' hieß. Aber der Name des Kerls war die eine Sache, das Lächeln und die Ausstrahlung eine andere. Kain war kein Idiot. Dass Hyun nicht unbedingt ehrlich freudestrahlend gerade vor ihm stand, voller freudiger Erwartung auf seine erste Quest, oder so, das konnte er auch sehen. Ob er einfach nur erfahren war und eher bei sich blieb, sei mal dahingestellt - dass dieses leichte Gefühl von... Antipathie aber auf seine Gildenzugehörigkeit zurückzuführen war, konnte Kain weder wissen noch erraten. Ehrlich gesagt fühlte er sich selbst so wenig wie ein tatsächlicher Ritter, dass er immer wieder vergaß, dass er dieses Zeichen trug. Runenritter waren nun einmal eine Zielscheibe. Das war einer der Nachteile, um nochmal auf seine Überlegungen von zuvor zurückzukommen.
"Hm", machte er auf die Antwort des Blondschopfes. "Also willst du mir sagen, dass du richtig Lust auf diese Mission hast, oder?" Kain konnte ein schiefes Grinsen nicht wirklich unterdrücken und schüttelte leicht den Kopf. "Schwer zu sagen - ich bin nicht schlecht darin, mir Informationen zu verschaffen. Aber Konflikte lösen und Familienstreitigkeiten aufzuklären stand bisher eher selten auf der Agenda." War auch schwierig bei jemandem, der keine Familie hatte und die Sachen also eher aus einer andere Perspektive betrachtete - oder betrachten musste. Hyun gesamter erster Eindruck war für ihn irgendwie bipolar. Einerseits wirkte er umgänglich. Andererseits stellten sich bei Kain die Nackenhaare auf, als würde ihn der Blondschopf gleich anspringen... seine Instinkte waren in der Regel nicht voll daneben, aber er konnte sich wirklich nicht erklären, woher das kam. Was er allerdings sofort merkte war, dass... Hyun seine Frage absolut überhaupt nicht beantwortete. Er sagte ihm nicht, was das für ein... Tier war, und was es damit auf sich hatte, sondern nur, was er, sie oder es tat. Das war ein großer Unterschied. Und das wusste er auch genau. Der Blauhaarige war definitiv kein Experte auf dem Gebiet der Tierkunde, aber... ihm war schon klar, dass Feder, Schuppen, Flossen und Krallen in der Regel eher weniger zueinander fanden, zumindest in einer normalen, natürlichen Umgebung. Zu viel von allem, zu wenig spezialisiert, oder so - oder? Kain legte den Kopf ein wenig auf die Seite. "Besser Vorsicht als Nachsicht, da hast du wohl recht. Auch, wenn... Chime so aussieht, als wäre er das Produkt von vier oder fünf, und nicht zwei Elternteilen."
"Nein, keine weitere Fragen vorerst. Ich habe ein paar mehr Informationen zu dem Auftrag bekommen als du, weil der Bürgermeister sich noch einmal direkt an die Knights gewandt hat, aber... wir sollten einen kurzen Abstecher zu ihm machen." Sie setzten sich in Bewegung, und Kain konnte ein kleines Grinsen wieder nicht unterdrücken. "'Ernste Vibes', ist das so? Vielleicht hiflt das ja dabei, den Streit beizulegen." Das Dorf, in das sie sich hineinbegaben, war wirklich malerisch. Ehrlich gesagt war ihm schleierhaft, wie sich ein Dorf so weit abseits derart hübsch in die Landschaft einfügen konnte, ohne, dass besonders viel Material oder Arbeitskraft zur Verfügung stand - er wäre fast ein wenig begeistert gewesen, wenn nicht diese Quest noch gewartet hätte. "Warst du schon einmal hier? Ist ja 'ne richtige Idylle", merkte er nachdenklich an und sah sich um. "Ich komme nicht aus Fiore... und bin immer wieder ziemlich überrascht, wie unterschiedlich hier alle Ecken aussehen. Da, wo ich herstamme, nun ja, ist alles mit Schnee und Kiefern vollgestopft. Das war es dann aber auch so ziemlich." Zumindest in seiner Perspektive, sicherlich gab es auch in Bosco irgendwelche tollen Ecken. "Also so oder so... kann man uns wirklich nicht aus unauffällig bezeichnen, was?" Ein leises Lachen, dann ging er auf das Haus zu, was - im Kontext von Huddenheim - wie ein Rathaus aussah. Er klopfte gegen die Holzpforte und wartete ein wenig. Und noch ein wenig. Mit geradem Rücken und hinter eben jenem verschränkten Armen wartete er dort, bis er sich ein wenig angesäuert umdrehte, gerade sagen wollte, es wäre wohl niemand da - und sich mit einem mal aber furchtbar erschreckte. Ein kleiner Mann, spindeldürr und mit buckeligem Rücken, stand plötzlich direkt hinter ihnen und hatte sich derart angeschlichen, dass er ihn nicht einmal bemerkt hatte. "Oooh", machte der kleine Alte. "Oooh, ihr müsst die Maagier sein, ooh. Aah, mein Rücken..." Die Stimme des Männchen war hoch und irgendwie ein wenig mitleidserregend, aber naja, das kam wohl einfach mit dem Alter. "Mein Name ist Olaf Olafsson, und ich bin der Bürgermeister. Ich habe euch erwartet. Kommt doch rein und trinkt einen Tee mit mir, ooh... bevor ihr die arme Familie des armen Trontje wieder versöhnt. Oohoho..."
Amüsiert schnaubte der Blonde. "Ja klar, ich platze richtig vor Vorfreude." Sein Ton war trocken und energielos und verriet sofort, dass er seine Worte nicht meinte. Er war nicht vollkommen bocklos, aber er konnte sich durchaus schönere Dinge vorstellen, als irgendwelche Streits zu schlichten. Vor allem an einem idyllischen Ort wie diesem. Wie konnte man sich überhaupt zoffen, wenn man von so hübscher Natur umgeben war? Er selbst würde sich nicht als Naturburschen bezeichnen, doch selbst er wusste einen schönen Ausblick zu schätzen. "Na dann hab ich mit dir ja einen richtigen Jackpot gelandet, eh?" Seine Worte waren nicht als Beleidigung gemeint, sondern als plumpe Feststellung gedacht. Wieso schickte man jemanden zu einem Auftrag, wenn er kaum passende Kompetenzen besaß? Naja, seis drum, jetzt hatte er den blauhaarigen Ritter an der Backe und musste das Beste daraus machen. Gar nicht so einfach, wenn dieser den absoluten Erzfeinden des Pans angehörte. "Findest du? Ich finde er sieht einfach nur unfassbar putzig aus. Oder Jimmy? Bist du unfassbar putzig? Oh ja!" Sein Blick wanderte von Kain weiter zu Chime, welcher einen begeisterten Satz in die Luft machte, nachdem sein Name gefallen war. Er wusste eben genau, wenn sein Herrchen ihm ein Lob gab! Ob er wusste, was genau dieser sagte, war unklar, aber das war auch gar nicht so wichtig. Hauptsache er wusste, dass er wertgeschätzt wurde. Seine Worte dienten jedoch nicht nur dazu, die Niedlichkeit des Mischlings hervorzuheben. Auch wollte er klar deutlich machen, dass er kein Nachgehake in diese Richtung akzeptierte. Wieso konnte nicht einfach mal jemand akzeptieren, dass sein Haustier so existierte, wie es eben war, ohne alles zu hinterfragen? Es war ja nicht mal so, dass Hyun all die Fragen hätte beantworten können, schließlich hatte er Chime nicht geschaffen! Man, das nervte echt. "Boahhh, ernsthaft jetzt?!", schnaubte der Tättowierte, zog die Mundwinkel nach unten. War ja wieder klar, dass die Rune Knights 'ne Extrawurst bekamen. "Was soll der Mist ey? Das is doch total unfair." Er legte den Kopf in den Nacken und stieß ein langgezogenes Murren aus, um seiner Unzufriedenheit Luft zu machen. Hätte der Kerl doch gleich nur die Ritter gefragt, wenn es ihm so wichtig war. Nur zu gerne hätte er die Sache so richtig schön breit getreten, doch das konnte er nicht. Seine Abneigung durfte nicht zu offensichtlich werden und auch für den Auftrag wäre es nicht gut, wenn er sich als miesgelaunter Grießgram etablierte. Er wischte sich den Frust mit der flachen Hand vom Gesicht und setzte sein Lächeln wieder auf. "Jo, fragen wir ihn einfach nochmal selbst. Dann sind wir beide direkt auf dem gleichen Nenner." Eventuell konnten sie sogar noch ein paar zusätzliche Informationen aus dem Bürgermeister herausholen, die bisher noch keiner hatte. Ein persönliches Gespräch brachte oft noch einmal ganz neue Dinge ans Licht. "Heh, meinst?" Er lachte kurz. "Wäre schon lustig. Wenn das echt klappt, muss ich mir auch so 'n Teil besorgen." Dann traute ihm vermutlich gar niemand mehr über den Weg. Er schob seine Hände tief in die Hosentaschen und spazierte seinem neuen Kollegen hinterher. Dieser schien einen Plan zu haben, wohin es ging - oder wirkte zumindest so. "Nee du. Als ob ich mir so 'ne Anreise freiwillig antu. Ich bin immernoch platt, man." So schön dieser Ort auch sein mochte, der Weg hierher war es nicht. Der war einfach nur brutal anstrengend. Vielleicht würde er hierher zurückkehren, falls er sich mal eins von diesen fetzigen magischen Gefährten leisten oder Chime zum Reiten abrichten konnte, doch vorher garantiert nicht. Seine Beine würden ihm das niemals wieder verzeihen. "Klingt ziemlich beschissen, wo du herkommst", erwiderte er ehrlich. Auch er selbst lebte aufgrund seiner Gildenangehörigkeit in einem Teil des Landes, das überwiegend von Schnee und Nadelwäldern beherrscht wurde. Begeistert war er davon kein bisschen, doch immerhin bot der Rest des Landes schöne Abwechslung. Musste ziemlich scheiße sein, wenn man wirklich nie etwas anderes zu Gesicht bekam. "Fiore is' echt vielfältig. Bin als Kind viel herumgekommen, is' schon echt krass, wie sich die Umwelt bereits nach wenigen Stunden Reise so heftig verändern kann." Seine Augen wanderten über die wenigen Häuser, die an ihnen vorbei zogen. Sie wirkten alt, aber nicht heruntergekommen. Nicht nur die Natur war vielfältig, auch die Baustile und die Menschen. "Ich hab' keine Ahnung wovon du redest. Wir sehen doch aus wie zwei vollkommen normale Touristen", scherzte er, war sich jedoch vollkommen bewusst, dass sie herausstachen wie zwei bunte Schwäne. Stören tat ihn das jedoch nicht im geringsten. So war das eben, wenn man sich nicht in der Norm bewegen wollte - oder konnte. Nach einem - zum Glück - kurzen Fußmarsch erreichten sie auch schon das Rathaus. Bevor der Bürgermeister sie empfangen konnte, korrigierte Hyun noch schnell seine zusammengesackte Haltung. Er zog die Schultern zurück und richtete sich ordentlich auf. Hätte er das bloß mal nicht getan, denn so wirkte er sogar noch größer als das kleine Männchen, das ihnen die Tür öffnete. Ein belustigtes Glucksen entwischte seinen Lippen, als sein Kollege sich fürchterlich erschreckte. Der Pan sah die Situation gelassen, denn Chime hatte bereits den Kopf nach hinten gedreht, um irgendetwas hinter ihnen zu beobachten. Natürlich konnte er nicht erahnen, dass es sich dabei um das Dorfesoberhaupt handelte, doch zumindest wusste er, dass da irgendwas oder -wer war. Gelassen drehte er sich herum und musste sich direkt auf die Lippe beißen. Seine Augen wurden groß und seine Mundwinkel zuckten. Was war gerade lustiger? Sein Aussehen oder seine Stimme? Gar nichts, definitiv gar nichts ... versuchte er sich zumindest einzureden. Er durfte jetzt echt nicht lachen. "Ganz genau, die sind wir." Er nickte bekräftigend. "Kain" - er deutete auf seinen Kollegen - "Und Hyun." Sein Finger wanderte zu sich selbst. Daraufhin stellte sich auch das Männchen vor und provozierte die Lachmuskeln des Pan damit nur noch mehr. Wer nannte sein Kind bitte so?! "Freut mich sehr, Sie persönlich kennenzulernen, Herr Olafsson." Respektvoll neigte er den Kopf , bemühte sich, den braven Burschen zu spielen. Sein Blick wanderte kurz hinüber zu seinem Kollegen, als der Alte sie auf einen Tee einlud. Seine Seelenspiegel schrien regelrecht 'müssen wir das?', die Antwort war ihm allerdings schon klar. Sie wollten ja schließlich Informationen. Es ließ sich nur hoffen, dass sich das Gespräch durch das Getränk nicht ewig hinzug. Das hielt er echt nicht aus. "Sehr gerne, der Herr. Sagen Sie, Sie haben nicht zufällig Ooohhlong Tee da, oder?"
Ziemlich beschissen, wo er herkam? Hm. Gar nicht so unwahr, wahrscheinlich. Kain hatte erst einmal ungefähr ein paar Jahre im Dreck gelegt, das war schon recht beschissen gewesen, wahrscheinlich. Dann hatte er sich etwas über ein Jahrzehnt in dem Königshaus von Bosco aufgehalten, das war ziemlich nett gewesen, bis sein Leben eben den Bach runter gegangen war. Er wollte sich nicht erneut daran erinnern, aber... alleine der kurze Gedanke reichte schon aus, um ihm ein leises Seufzen zu entlocken und er zuckte ein wenig mit den Schultern. "Wie man es nimmt. Aber es ist schon recht viel beschissen", stimmte er ihm ein wenig unbeteiligt zu. Es war kein Thema, wozu er besonders viel sagen konnte. Fiore war bisher auch nicht unbedingt dadurch aufgefallen, dass es alles Friede-Freude-Eierkuchen war. Im Gegenteil. Auch hier gab es unendlich viel zu tun für die Gilden, um das Land einigermaßen stabil zu halten. In Bosco... gab es nur keine solche Strukturen (mehr), die das Land davor bewahrt hätten, von Banden, Kriminellen und anderem Gesocks überrant zu werden. Kain schnalzte leicht mit der Zunge und grinste dann ein wenig. "Klar, wir sind hier nur zum Wandern hergekommen."
Hyun schien nicht so schreckhaft zu sein wie er. Irgendwie war Kain das ein wenig unangenehm, aber naja - was sollte man schon tun. Er hatte sich jedenfalls nicht um das Gemaule seines Kollegen gekümmert, ehrlich gesagt fand er das ja auch ein wenig blöd - nur halt anders, als es Hyun vielleicht denken würde. Ehrlich gesagt hätte Kain gar nichts dagegen gehabt, weniger Informationen zu haben - denn das hieß gleichzeitig auch, dass man ein wenig weniger Verantwortung hatte. Hyun schien das ein wenig anders zu sehen - wirkte zumindest so - aber Kain war der Meinung, dass die Runenritter genau das wollten. Sie wollten mehr Verantwortung für die Organisation generieren, und quasi die 'Zielscheibe' sein. Weil sie es sich halt leisten konnten. Manchmal wurde darüber allerdings vergessen, dass auch in den Rängen der Ritter Anfänger waren. Auch wenn die Auswahlkriterien relativ rigoros waren, so gab es dennoch genug Schlupflöcher, dass man schon durchkam. So elitär waren die Ritter dann auch nicht. Dann hätten sie nälich überhaupt kein Personal mehr gehabt, am Ende des Tages.
"Oooh... Kain und Hyuun, herzlich willkooohmen." Kain fragte sich, ob sich Olaf einen Spaß daraus machte oder ob das O einfach zu viel für den alten Mann war. War das nicht ein wenig bescheuert, wenn man Olaf Olafsson hieß? Auch kein neigte leicht den Kopf und sah sofort, dass Hyun absolut keine Lust auf Tee mit dem alten Mann hatte. Hatte Hyun nicht behauptet, es wäre der totale Burner darin, mit Leuten zu reden? Das hier war die erste Chance darauf und er hatte schon keine Lust mehr? Bei der Frage seines Kollegen musste er sich allerdings das Lachen verkneifen und versteckte es hinter einem kleinen Hüsteln. "Selbstverständlich habe ich Ooohlong Tee. Bitte folgt mir." Olaf wackelte vor und führte sie durch sein Haus in die Stube, die äußerst bequem wirkte. Wenn man das denn mochte. Es war recht warm in dem Haus, und während es zwar sauber war, war die Anzahl an fluffigen Kissen und weichen Oberflächen einfach prädestiniert dafür, dass jemand mit Stauballergie den Anfall seines Lebens bekam.
Der Tee brauchte eine Weile, während Olaf ein paar Kekse anschaffte. "Oohblaten, meine werten Gäste. Es ist so gut, dass ihr hierher gekommen seid, oooh ja. Es ist eine ganz schlimme Geschichte, ooh..." Olaf seufzte und kredenzte kurze Zeit später den Tee. "Soo eine liebe Familie, aber seit ein paar Tagen streiten sie sich nur noch. Ooh, der kleine Erik ist sogar ein paar Tage bei mir gewesen, weil es so gefährlich war, ooh..." Er schien deprimiert. "Es ist mir unbegreiflich, wieso sie sich streiten. Zucker in den Ooohlong Tee?", fragte der Bürgermeister und hielt bereits einen großen Löffel voll mit weißen Kristallen über den Becher von Hyun.
Wenn recht viel beschissen war, dann konnte man doch gleich sagen, dass alles beschissen war. Das kleine Bisschen, das gut war, schien es ja nicht genug ausgeglichen zu haben, sonst wäre Kain inzwischen wohl nicht hier. War ja irgendwie ganz ähnlich zu Hyun. In seinem alten Leben beim Zirkus war auch nicht genug cool gewesen, weshalb er nun anderswo lebte. Nur war er deswegen nicht zu den fucking Rune Knights gegangen (nicht, dass sie ihn genommen hätten, bei den absurden Ansprüchen, die die besaßen). Im Gegensatz zu denen hatte er nämlich nicht das Bedürfnis, etwas an der Beschissenheit dieser Welt zu ändern. Nur seine eigene kleine Welt, die wollte er besser machen. Und die von Chime natürlich, aber das war ja logisch. Dass er heute hier war, um doch etwas Gutes zu tun, lag eher daran, dass er dazu gegen seinen Willen verdonnert wurde und dafür nunmal Geld bekam. Rechnungen und das Futter für einen überdimensionalen Mischling zahlten sich nunmal nicht von Zauberhand. An sich hatte er auch nichts dagegen, Anderen hin und wieder zu helfen, dabei musste er jedoch stets darauf achten, sich nicht zu sehr emotional darauf einzulassen. Das Arschloch zu sein war so viel einfacher als den Retter in der Not zu spielen. Vor allem, wenn man jemanden wie Olaf vor sich hatte. Weder seine Statur, noch seine Sprechweise machten es einfach, ihn wirklich ernst zu nehmen. Da der Pan aber heute nunmal als guter Bursche unterwegs war, blieb ihm nichts anderes übrig, als zumindest zu versuchen, sich zusammenzureißen. Seine Begeisterung über das bevorstehende Gespräch war dementsprechend gering. Konnte ja sein, dass er gut quatschen konnte, das hieß aber noch lange nicht, dass er es auch gern tat. Widerwillig folgte er dem alten Knacker, musste unweigerlich feststellen, dass dessen Inneneinrichtung nur zu gut passte. Sämtliche Möbel und Dekorationen waren mindestens genauso alt wie ihr Besitzer und auch, wenn dieser sich offensichtlich Mühe gab, alles sauber zu halten, sah man ihnen das Alter trotzdem an. Oh man, das war echt viel zu passend für den Bürgermeister eines winzigen, verschlafenen Dorfes. Immerhin bekamen sie etwas zu futtern. Auch, wenn es 'nur' Kekse - nein Oooohblaten - waren, Hyun war tatsächlich ziemlich froh, nach der langen Anreise etwas zwischen die Zähne zu bekommen. "Voohhrzüglich...", murrte er leise zu sich selbst, nachdem er sich den ersten in den Mund geschoben hatte. Krümelig, aber definitiv selbst gemacht. Fertige Kekse gab es an einem Ort wie diesen vermutlich eh nicht. Nach einigen knusprigen Bissen lehnte er sich schließlich zurück in das fast schon unangenehm weiche Sofa und lauschte aufmerksam den Worten des Olafsson. Bereits nach wenigen Worten war ihm klar: Wenn er heute noch einmal ein langgezogenen O-Laut hörte, bekam er einen Anfall. "Erik ist wohl der Sohn?", warf er dazwischen. "ooh ja, korrekt. Wirklich ein woohlerzogenes Bürschlein." Nun war es Hyun, der mit einem Seufzer zu kämpfen hatte. Das hier war kein Gespräch, sondern Folter! "Und was genau meinten Sie mit gefährlich?" Letztendlich blieb ihm aber doch nichts anderes übrig, als weiter nachzuhaken. Immerhin war das alte Männlein gesprächig, man musste ihm die Informationen nicht mit Gewalt aus der Nase ziehen. "Bitte k-" Der Blick des Tättowierten fiel auf das zitternde Händchen, welches mit dem vollgeladenen Löffel zu kämpfen hatte. Zucker rieselte bereits von allen Seiten hinein in seinen schönen Oohlong Tee. "...ja gerne." Voller Schmerz in den Augen sah er mit an, wie aus seinem Kräutertee eine Zuckersuppe wurde. Er nahm das Getränk schweren Herzens entgegen und nippte daran. Süße, überwältigende Süße. Das war alles, was er schmeckte. Trotzdem setzte er ein Lächeln auf, schließlich wollte er den Auftraggeber nicht verärgern. "Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es sein muss, ihre lieben Dorfbewohner so streiten zu sehen." Nein, konnte er nicht. Oder eher: wollte er nicht. Genau deswegen würde er sich wohl auch nicht zum Bürgermeister eigenen. "Wir werden unser Bestes geben, diesen Streit zu beenden, nicht wahr, Kain? Aber können Sie sich wirklich keinen Grund vorstellen, wieso es so eskaliert?" Jeder noch so kleine Anhaltspunkt könnte die Sache einfacher machen. Wenn der Kerl sich so um seine Dorfbewohner sorgte, dann musste er sie doch auch ganz gut kennen. Konnte er sich wirklich gar keinen Grund vorstellen? Nachdenklich wanderte sein Blick hinüber zu seinem Kollegen, der bisher wirklich ruhig gewesen war. Meinte er nicht vorhin noch, gut in der Informationsbeschaffung zu sein? Bei den Rittern hatte er doch bestimmt irgendeinen dummen Trick gelernt, wie man Leuten ihr Wissen besonders effektiv entlocken konnte oder so ... was war denn nun damit? So unauffällig wie möglich stieß er ihn mit dem Knie an. Der sollte sich auch mal nützlich machen, Hyun hatte hier echt zu kämpfen!
Kain war belustigt. Zwar nur ein wenig, aber durchaus belustig. Bereits in seinem ersten Auftrag hatte er es mit jemandem zu tun gehabt, der den Auftrag auf eher unkonventionelle Weise anging, und während Hyun zwar noch keine Auswüchse gezeigt hatte, die an Flux herankamen - man merkte ihm an, dass er von der ganzen Angelegenheit nicht sonderlich überzeugt war. Es schien ein wenig so, als würde er versuchen, sich darauf einzulassen, nur um bei jedem 'Oooh' wieder zu merken, dass er das gar nicht wollte. Kain half das perverserweise dabei, selbst ruhig zu bleiben, denn so konnte er sich im Geiste ein wenig darüber freuen, dass sein Mitstreiter dem Bürgermeister kaum zuzuhören vermochte, ohne dabei eine Stressfalte zu bekammen. Nicht, dass ihn die Sprechart des Bürgermeisters nicht anstrengte. Die Sache mit dem Zucker war so wie das Sahnetüpfelchen und lief ihn innerlich ein wenig kichern. Respekt zumindest vor dem Commitment.
Olaf schien nicht wirklich zu bemerkten, dass seine Mische nicht so gut ankam, denn er sah wirklich befasst aus. Kain schätzte, dass der Mann zwar ein wenig seltsam war, aber kein schlechter Mensch. Und lügen tat er auch nicht. Es musste also tatsächlich so sein, dass diese Familie sich seltsam benahm - anders, als sie es wohl sonst taten. Und tatsächlich war Kain ein wenig neugierig. Es war sicher nichts neues, dass jemand sich mal stritt, und gerade in so einem Dorf wie diesem hier... da war in der Regel die oberste Prämisse: 'Was im Dorf passiert, bleibt auch im Dorf'. Außenseiter damit zu befassen war, so zumindest sein Gefühl davon, eher ungewöhnlich. Also nickte er auf die rhetorische Frage von Hyun und lehnte sich ein wenig vor... unter anderem, weil sein Rücken ein wenig von dem sehr weichen Untergrund anfing zu schmerzen, aber andererseits, weil es ja nun gegebenenfalls interessanter wurde. Aber Olaf schüttelte nur ein wenig den Kopf. "Ich weiß nicht, wieso diese liebe Familie sich derart benimmt. Die Leute im Dorf haben schon ein wenig Angst bekommen, mit ihnen zu reden. Sie sagen, wenn man an dem Haus vorbeikommt, wird man selbst ein wenig wütend." Betrübt schüttelte er den Kopf. "Der Vater, Trontje, ist auch vor wenigen Tagen erst wieder zurückgekommen. Er ist Berarbeiter, ooh... solch harte Arbeit..." Wieder schüttelte Olaf betrübt den Kopf. "Normalerweise ist die Familie jedes Mal sehr glücklich, wenn er zurückkommt. Aber dieses Mal ist woohl irgendetwas schief gegangen." Na, das war doch schon einmal etwas. Erst jetzt fiel Kain der Blick auf, dem Hyun ihn zuwarf. Warum starrte er ihn so an? Er hatte doch dem Klienten eine Frage gestellt und wartete nicht einmal direkt ab, was dieser Antwortete? Kain war wirklich ein wenig schleierhaft, was genau Hyun jetzt von ihm wollte... außer vielleicht, dass er sich gerne einfach zurückziehen wollte. Was dann wohl hieß, das Kain die Arbeit übernehmen sollte.
"Also, ich fasse noch einmal zusammen..." Kain runzelte ein wenig die Stirn und verschränkte die Arme. "Die Familie ist im Zwist und es hat bereits Handgreiflichkeiten gegeben. Der Vater ist Bergbauarbeiter und erst vor kurzen von unter Tage zurückgekehrt. Die Leute spüren einen gewissen Ärger von dem Haus ausgehen, oder so. Niemand kann es sich erklären." Olaf nickte ein wenig nachdenklich und machte ein leichtes 'ooooh ja'. Der Blauhaarige schien einen Moment nachzudenken. "Wer ist noch Teil der Familie?" "Die Mutter, ooh ja... fleißige Hirtin, Margarit. Und die junge Svenja, die Tochter, wird langsam erwachsen, ooh ja." Kains Augenbraue zuckte leicht. Ja, es war wirklich nicht so einfach, Olaf ernsthaft zu folgen. Aber gut. "Nun, ich fürchte, wir werden uns vor Ort ein Bild machen müssen. Die seltsamen Geschehnisse fingen erst an, nachdem der Vater zurückkam." Olaf nickte erneut und machte ebenso erneut ein leises 'ooohja'. Kain nickte. Es engte zumindest den Auslöser ein. Wie schon in seiner ersten Quest war er absolut der Überzeugung, dass zu lange Reden zu nichts führte. Sie mussten auf Tuchfühlung gehen, auch wenn er darauf keine Lust hatte. "Herr Bürgermeister, wo wohnt die Familie denn überhaupt?" "Ooh, am Dorfrand, ja... es sind immer Schafe auf den Wiesen hinter dem Haus, daran kann man es gut erkennen. Noch eine Ooohbl-""Danke", unterbrach Kain ihn sanft und lächelte ein wenig. "Mir lässt diese Sache einfach keine Ruhe, und diese Familie sollte wirklich wieder ein wenig beruhigt werden. Komm, Hyun, trink deinen Tee. Wir gehen." Genüsslich sah Kain dabei zu, wie Hyun seinen 'Tee' austrank. Was denn, Zucker schmeckte doch super. Oder?
"Das war tatsächlich weniger hilfreich als gedacht." Kain seufzte und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. "Der alte Mann ist, das glaube ich schon, ernsthaft besorgt. Aber er hat keine Ahnung, was da passiert. Es scheint zumindest ungewöhnlich zu sein. Kennst du dich mit 'Dorfmechaniken' aus? Ich bin nicht so firm in so etwas, bin nicht in einem Dorf aufgewachsen... aber ich glaube, dass es schlimm sein muss, wenn man Außenstehende mit so etwas beauftragt, oder?" Kurz überlegte der junge Mann, während sie in die noch vor wenigen Momenten von Olaf gewiesene Richtung bewegten. "Die einfachste Erklärung für diese Sache wäre 'Magie', aber ich wüsste nicht, was genau das sein könnte. Dein kleiner Freund hier kann nicht zufällig so etwas erschnuppern, oder?" So oder so... sie kamen zügig in Richtung eines mit Reetdach ausgestatteten Landhauses. Kain spürte nichts von dieser Aura, die die Dorfbewohner gespürt haben wollten... wohl aber merkte er, dass er echt nicht wirklich Bock auf den Auftrag hatte. Er seufzte ein wenig. "Dass die Leute so etwas nicht selbst geregelt bekommen", brummte er leise und kratzte sich ein wenig zu heftig am Haarschopf. Vielleicht lag ja... doch etwas in der Luft?
So wirklich konnte sich Hyun nicht erklären, was da bei der Familie abgehen sollte. Hatte der Vater -wie hieß er doch gleich?- womöglich irgendwas verbrochen, während er unterwegs war? Wäre ja nicht der erste Ehemann, der Arbeitsausflüge für geheime Treffen oder irgendeinen anderen Mist nutzte. Da würde es selbst den emotional eher unbeteiligten Pan nur wenig wundern, wenn dicke Luft herrschte. Wenn ihn eine vertraute Person anlügen würde, würde er ihr vermutlich auch auf's Maul geben. Aber war es wegen sowas wirklich notwendig, Magier herzubestellen? Angeblich spürten ja sogar andere Bewohner den Ärger, der in der Familie herrschte. Bei dieser Aussage legte der Blonde den Kopf schief. War das irgendeine Redensart oder glaubten die Leute das wirklich? Pf, so ein Quatsch. Als ob. Anstatt den Kopf zu schütteln nahm er einen großen Schluck seines 'Tees'. Grausam. Langsam reichte ihm die Sache hier echt. Glücklicherweise schien sein Kollege die Sache genauso zu sehen und unterbrach den Alten geschickt, nachdem dieser versuchte, das Duo mit weiteren Keksen noch länger hier zu behalten. "Jaja, ich mach' ja schon", murrte er und setzte zu einem letzten Schluck an. Was glotzte der Kerl denn so? Der sollte nicht so froh sein, die Suppe hier nicht selbst saufen zu müssen. Er unterdrückte ein Würgen und warf Kain einen scharfen Blick zu. Endlich wieder in Freiheit, gab der Tättowierte erst einmal dem genervten Stöhnen, das er schon die ganze Zeit hatte zurückhalten müssen, Raum. "Alter, ich habe dadurch safe mehrere Hirnzellen verloren. Was war das bitte?!", murrte er und fuhr sich über die zurückgebundenen Haare. Der Alte war sogar noch schräger als seine ehemaligen Zirkuskollegen und das hieß schon einiges. Ein Glück war es vorbei - vorerst. Da konnte die durchgedrehte Familie doch eigentlich nur besser werden. "Ne du, nicht den blassesten Schimmer. Bin in 'nem Zirkus aufgewachsen." Hier und da war er zwar durch einige Dörfer gereist oder hatte sogar ein paar Tage dort halt gemacht, aber wie die Leute da tickten, wusste er nicht. "Aber wer holt sich schon gerne Hilfe von außen?" In der Hinsicht waren doch bestimmt fast alle Menschen gleich, oder? Er zuckte mit den Schultern. Leute und ihre Gefühle waren echt nicht sein Spezialgebiet, davon hatte er ziemlich wenig Plan. "Vielleicht will er ja auch einfach unbedingt schlechte Publicity oder so vermeiden? Wenn die sich am Ende noch richtig an die Gurgel geh'n steht das safe in allen Zeitungen." Ach, was wusste er schon? Letztendlich war es doch eigentlich egal, warum sie herbestellt wurden, hauptsache sie erledigten den Mist und konnten flott wieder heim. "Neee, der kann zwar gut schnuppern, aber Magie oder so geht dann doch etwas zu weit." Hatte er nicht vorhin noch erklärt, dass Chime einfach nur ein normaler Köter oder so war? Das stimmte natürlich nicht, aber es irritierte ihn trotzdem, dass Kain es noch immer nicht akzeptiert hatte. Oh man, konnte der Tag bitte einfach vorbei sein? Zumindest der Fußmarsch hinüber zu dem alten Farmhaus war angenehm kurz. Doch nicht einmal darüber konnte er sich so richtig freuen. Irgendwie fühlte er sich ... unwohl. "Tja..." Was sollte er dazu groß sagen? Menschen waren nunmal gerne unfähig, ihre Dinge selbst unter Kontrolle zu kriegen. Aus diesem Grund gab es doch überhaupt erst Magier und Gilden. Wenn sich jeder um seinen eigenen Dreck kümmern könnte, wären sowohl er, als auch Kain vermutlich arbeitslos. Wollte der Blauhaarige jetzt noch weiter quatschen oder konnten sie endlich loslegen? Gerade wollte er die Hand heben, um an die massive Holztür zu klopfen, da wurde diese auch schon aufgerissen. "Du Mistkerl! Raus mit dir, ich will dich hier nicht mehr sehen!" Eine bereits etwas betagtere Dame fuchtelte wild mit den Armen herum, ihre Stimme war laut und schrill. Eine männliche Stimme ließ nicht lange auf sich warten: "Ich lasse mich sicherlich nicht aus meinem eigenen Haus schmeißen du Ober- äh -zicke!" Ah, das konnte ja lustig werden.
Hyun war in einem Zirkus aufgewachsen? Das, was für andere wie eine klassische Beleidigung wirken mochte, war also sozusagen die Wahrheit für diesen jungen Mann? Kains kurzer Blick zeigte nicht wirklich eine Wertung, wirkte aber wahrscheinlich zumindest ein wenig fragend. Wie kam man denn dazu? Und wie kam man dann in eine Magiergilde? Tja... wenn Kain das wirklich interessiert hätte, hätte er wohl gefragt, aber Hyun schien jetzt auch nicht eben erpicht darauf zu sein, seine ganze Lebensgeschichte aufzutischen. Das er allerdings sagte, dass sich wohl niemand gerne Hilfe von außen holte, ließ den Blauhaarigen zumindest für einen Moment nachdenklich werden. Das stimmte wohl. Es fiel in der Regel nicht einfach um Hilfe zu bitten, vor allen Dingen, wenn man sich dann noch verletzlicher fühlte als ohnehin. Kain fragte sich, ob Hyun gerade ein wenig mehr von sich selbst preisgegeben hatte als er gewollt hätte - oder ob der speziell anmutende Kerl einfach nur vermutete, dass das hier auch der Fall war. "Hm, gut, dann also kein Schnuppern", hatte Kain nur noch erwidert und leicht mit den Schultern gezuckt. Was wusste er schon? Er war sich zumindest sicher, dass das kein normales Tier war, was der sich sehr locker gebende Hyun mit sich herumführte.
Tatsächlich hatte Kain auch gerade an die Tür klopfen wollen - sie hatten wohl etwa den gleichen Gedanken gehabt - da flog diese aber freiwillig von selbst auf. Und nicht nur eine weibliche, sehr laute Stimme brach aus der geöffneten Tür hervor, sondern auch ein Schwall an... Ungemach. Kain war ganz verdattert über das Gefühl, was ihn überkam. Es war, als wäre die schlechte Stimmung greifbar, die sich in diesem Haus anscheinend breitgemacht hatte - und als würde diese wie ein Gas aus der Tür herausquellen, die sich gerade geöffnet hatte. Wie ein unsichtbarer Dämon schien sie sich auszubreiten, und griff sowohl nach ihm, als auch nach seinem Kollegen. Kain war dieses Gefühl nicht fremd, es fühlte sich ein wenig so an wie wenn seine Erinnerungen ihre schwarzen Klauen nach seinem Herzen ausstreckten - nur dass hier keine Erinnerungen im Spiel waren, da war er sich recht sicher. Etwas anderes musste dieses Gefühl auslösen. Etwas ärgerlich hörte er sich an, was der Mann zurückbrüllte, und etwas ungehalten zuckte seine Nase. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. So ein Scheiß. Er wollte doch einfach nur diese dämliche Quest abschließen und wieder nach Hause, um sich seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen. Das hier war reine Zeitverschwendung. Scheiße.
"Entschuldigen Sie, gute Dame, aber wir kommen jetzt rein", sagte er, ein wenig unwirscher als gewollte, packte Hyun und zog ihn mit in das Haus, wartete, bis auch das Vieh mit reinkam (dessen Namen ihm gerade komischerweise entfallen war) - und schloss die Tür dann wieder hinter sich. Das war mehr unbewusst gewesen, aber er hatte das Gefühl, dass es nicht sonderlich gut sein würde, wenn diese unheilvolle Aura nach draußen sickerte. "Was fällt euch ein", empörte sich die Frau und blies die Wangen auf. "Einfach so reinzuplatzen, verdammtes Pack. Ja ist denn alle Welt verrückt geworden?" Kain schnalzte mit der Zunge. "Nicht so verrückt wie die Bewohner dieses Hauses, wenn man dem Bürgermeister glauben darf." "Wwwwwas", machte die Frau und lief ein wenig rot an. Plötzlich tauchte auch ein Mann auf, der Kain und Hyun mit etwas geröteten Augen und ebenso geröteten Wangen anschaute. Es roch ein wenig nach Alkohol. "Aah, die Lakaien von den Gilden, der alte Ooohlaf hat mir davon berichtet, dass er jemanden engagieren wollte. Ha. Der alte Narr. Glaubt wirklich, dass irgendwelche Außenstehenden hier etwas erreichen können. Sehe sich doch mal jemand diese alte Furie an." Er nickte in Richtung der Frau, die so aussah, als würde sie ihren Mann gleich eine überziehen. "Macht was ihr nicht lassen könnt. Meine Frau und meine Tochter sind eh außer Rand und Band. Denken, sie können sich alles erlauben, dabei bin ich der einzige hier, der überhaupt richtig arbeiten. Macht auch nichts, wenn zwei halbe Hemden von irgendwelchen Gilden hier rumwichsen." Er hob die Flasche, die er in seiner Hand hatte - Kain war diese gerade erst aufgefallen - und streunte wieder in Richtung der Stube (zumindest vermutete Kain, dass es dort in Richtung der Stube ging). "Das GIBT ES jawohl nicht. Du verdammter Saukopf, wenn du schon Wildfremde reinbittest, dann KÜMMER DICH AUCH UM SIE." Die ältere Dame warf die Haare in einer sehr wütenden Bewegung zurück und schnaufte, machte ein 'HM' und verzog sich erst einmal. Kain und Hyun standen wie bestellt und nicht abgeholt im Eingangsbereich. "Ähm", machte der Blauhaarige etwas verwirrt und fragte sich, was gerade passiert war.
Die Mundwinkel des Blonden rutschten nach unten, fielen fast schon aus seinem Gesicht, als er gezwungen wurde, sich dieses mehr als nur lächerliche Schauspiel anzusehen. Konnten die sowas nicht hinter geschlossenen Türen abziehen? Das war ja ekelhaft. Bevor Hyun überhaupt reagieren konnte, wurde er auch schon gepackt und mitgezogen. Ein großer Fehler. Selbst wenn seine Nerven nicht bis zum Reißen angespannt waren, erhielt jede noch so kleine, unerwünschte Berührung eine starke Reaktion. Doch gerade war er nicht entspannt, nicht im geringsten, er hatte das Bedürfnis, irgendwem so richtig fett die Fresse zu polieren und da kam ihm Kain mit seiner beschissenen Aktion gerade recht. Mit einer geschickten Bewegung wand er sich aus dem Griff heraus und drehte den Spieß prompt um. Der Valet wurde unsanft am Kragen gepackt und gegen die nächstbeste Wand gedrückt. "Wer glaubst du eigentlich, das du bist?!", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Seine Vernunft zupfte zaghaft an seinen Gedanken, bat ihn darum, nicht auf seinen Kollegen, der dazu auch noch ein Rune Knight war, loszugehen. Und sie hatte Recht, es war verdammt dumm. Aber es war auch so verdammt verlockend. Es war, als würde ihn eine unsichtbare Kraft dazu drängen. Er konnte das Gefühl der fremden Hände an seinem Körper noch immer spüren und es war einfach nur ekelhaft. "Lass gefälligst deine dreckigen Griffel von mir, sonst setzts was, klar?!" Er gab dem Schwachkopf noch einen kleinen Schubs, ehe er von ihm ab ließ und sich abwendete. Es war nicht selten, dass seine Vernunft und seine Wut ihn in unterschiedliche Richtungen zerren wollten, doch gerade war sein Zwiespalt kaum erträglich, was ihn nur umso mehr frustrierte. Er fühlte sich fast wie ein anderer Mensch. Was war da verdammt nochmal los? Mit einem besorgten Grunzen schob sich ein Dickschädel unter seine Hand. Hm? Oh. Chime. Der Tättowierte lächelte. Natürlich wusste das Mistvieh sofort, wenn etwas nicht mit ihm stimmte. Doch gerade wollte nicht einmal das weiche Fell zwischen seinen Fingern, das ihn sonst immer friedlich stimmte, ihm dazu verhelfen, seinen Ärger zu zügeln. Er brodelte auch weiterhin tief in seiner Brust und wartete nur darauf, auszubrechen. Die Frau des Hauses forderte es regelrecht heraus, eine auf's Maul zu kriegen, doch glücklicherweise waren seine Hände gerade damit beschäftigt, dem Mischling das Kinn und den Hinterkopf zu kraulen. "Jetzt machen Sie mal halblang, Sie alte, faltige Schachtel", murrte er und schenkte der Ollen einen scharfen Blick. Kaum hielt die nun endlich mal die Klappe, kam auch schon ihr Alter wieder angeschissen. Man, das war ja wirklich wahre Liebe, die zwischen den Beiden herrschte. Einmal mehr wurde ihm wieder klar, wieso er dieses Gefühlszeug so ekelhaft fand. Einfach zum Kotzen. Wenn Leute schon so Zeug taten, das eigentlich von Liebe geprägt sein sollte, konnten sie sich dann nicht wenigstens echt lieben? Ne, stattdessen warf man sich lieber Beleidigungen an den Kopf, bis einer dem anderen an die Gurgel ging. Ja, das machte total Sinn! Ätzend, alter. "Rumwichsen? Ich geb dir gleich rumwichsen, du Pisser!" Seine linke Braue zuckte. Nicht ausrasten. Er war nicht hier, um sich den Kopf einzuschlagen. Das konnte er zuhause mit irgendwelchen Pennern oder Junkies auf der Straße tun. Auftrag. Er hatte einen Auftrag. Und bei diesem sollte er herausfinden, warum diese Leute so aggressiv geworden waren. Aggressiv. Moment mal. Plötzlich kehrte Ruhe ein, die halben Hemden blieben alleine zurück und das Gehirn des Blonden begann zu rattern. Seit er hier angekommen war, war sein Puls auf 180. Auch sein Ritter-Kollege verhielt sich merkwürdig gereizt. "Wir sollten hier raus. Mit der Familie. Und zwar schnell." Es war nur eine Theorie, aber was, wenn es stimmte? Er hatte keine Ahnung, wie ein Ort dafür sorgen konnte, dass die Anwesenden in Rage verfielen, doch nur, weil er es nicht verstand, hieß es noch lange nicht, dass es unmöglich war. Sein Blick wanderte durch den Eingangsbereich. Viel war hier nicht, doch seine Aufmerksamkeit blieb an einer Vase hängen, die auf einem kleinen Beistelltisch neben dem Jackenständer stand. Ehrlich gesagt hatte er überhaupt keinen Bock, hier noch herumzuirren und die Leute zusammenzusuchen, er war doch kein Babysitter. Also tat er, was getan werden musste: Er schnappte sich die Vase, holte aus und donnerte sie mit einer Wucht, in der all die angestaute Wut lag, ein Stück entfernt gegen die Wand. Mit einem lauten Klirren zersprang sie, Scherben flogen in alle Richtungen und auch das Wasser und die Blumen, die sich darin befanden, verteilten sich in alle Himmelsrichtungen. "Fuck yeah. Ich liebe Sachbeschädigung", murrte der Crusader, fühlte sich zum ersten Mal, seit er diese Scheißhütte betreten hatte, ein wenig befriedigt. Gleichzeitig drang aus verschiedenen Zimmern ein "Was zur Hölle?!", gefolgt von hastigen Schritten. Da kamen sie auch schon von ganz alleine. So einfach konnte es sein. Jetzt musssten sie die Leute nurnoch rausbuchsieren und möglichst weit weg von dieser kleinen Hölle schaffen und dann mal sehen, was geschah!
"Hier raus?" Kain wand sich zu dem jungen Kerl, der eben gerade noch genauso gereizt und ziemlich verbissen reagiert hatte, wie alle anderen hier auch. Er verstand nicht so recht, worauf Hyun hinaus wollte, aber... irgendwie fand Kain auch, dass es hier nicht mehr allzu viel zu holen gab. Er war sich mittlerweile sicher, dass diese Typen einfach nur unausstehlich waren und sie sich endlich darüber bewusst geworden waren. Hyuns Vorschlag war also zwar nicht sonderlich hilfreich (fand Kain in diesem Moment), aber immerhin würde er dann für einen Moment frische Luft schnappen und sich wieder auf den Auftrag besinnen können, den er doch eigentlich schnell hatte hinter sich bringen wollen. Hm, der Auftrag. Moment mal... Kain sah etwas verwundert auf seine eigene Hand, die zusammengeballt war und seltsam verkrampft wirkte. Er versuchte, sie zu lockern, und es gelang ihm auch - aber nur unter einiger Anstrengung. Sein Blick huschte zu seinem Teamkameraden, und... die Idee kam ihm plötzlich sehr viel besser vor als eben noch. "Wart-", fing Kain dann an, aber es war bereits zu spät - die Vase verabschiedete sich willig ins Jenseits, und der Lärm hallte durch das ganze Haus. "Alter", knurrte er. "Wir sind hier um eine Quest zu erledigen, nicht um das Haus zu zerstören", erinnerte Kain Hyun, aber es wirkte nicht, als wäre ihm das furchtbar wichtig. Es war einfach nur das, was ein Runenritter halt sagen sollte in so einer Situation. Prinzipiell war Kain aber so oder so ein Freund davon, sich Arbeit einfacher zu machen. Trotzdem war der befriedigte Gesichtsausdruck von Hyun ein wenig befremdlich. Machte er das öfter? Von welcher Gilde war der Kerl noch einmal? Er nahm sich vor, darüber noch einmal zu recherchieren.
Es dauerte nicht lange, da tauchten Mann, Frau und tatsächlich auch die Tochter auf. Die Familie starrte auf die Vase und dann auf die beiden Magier, die zurückstarrten. Kain räusperte sich. "Trotz der alarmierenden Leichtigkeit mit der mein Kollege diese Vase zerdeppert hat... alle Mann aus dem Haus. Wir vermuten, dass hier Magie am Werk ist." Das war so die Pauschalausrede. Tatsächlich hatte Kain keinen Schimmer und war auch kurz davor, Hyun einfach freie Hand zu lassen und die Leute händisch aus dem Haus zu entfernen. Aber er riss sich zusammen. Er war ein verdammter Magier und hatte definitiv besseres zu tun, als den langfristigen Plan von sich zu gefährden, indem er unangenehm auffiel. Die Dame des Hauses zeterte trotzdem ein wenig. "Das war ein Erbstück meiner Mutter, ihr Grobiane. Das kann doch alles nicht wahr sein. Warum ruft ihr nicht einfach?!" Sie schlug wortwörtlich die Hände über dem Kopf zusammen, ihr Mann aber schien das nur so halb zu interessieren. "Aach, die war sowieso hässlich", befand er und schniefte ein wenig. Die Tochter beäugte die beiden Neuankömmlinge eher skeptisch. "Hätten sie nicht wenigstens hübsche Magier schicken können?", fragte sie ein wenig enttäuscht und damit war es Kain dann doch ein wenig genug. "So, genug des Spaßes, raus hier", pflaumte er ein wenig unverblühmt und trieb die Bande aus dem Haus, trotz aller Mäkeleien und Schimpfereien.
Es dauerte erstaunlicherweise nicht lange. Sie gingen vor die Tür, zuerst die Familie, dann Hyun und dann sein felliger Begleiter (Fell?) - dann Kain. Der widerum schloss die Tür hinter sich und kam nicht drum herum, einen kleinen Seufzer auszustoßen, vollkommen unwillkürlich. Eine Erleichterung überkam ihn, ohne dass er erklären konnte wieso, und sein irgendwie total angespannter Geist kühlte innerhalb kürzester Zeit ab. Dieses Gefühl hielt an, und es war ein total seltsamer Moment, weil alle Anwesenden kurzzeitig verstummten und mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein schienen. Dann schließlich hörte man ein leises Grunzen von dem Mann des Hauses, der den Kopf schüttelte und sich an den Schädel fasste. "Schatz, ich... es tut mir Leid, ich hätte dich vorhin nicht so anmotzen dürfen", murmelte er beinahe nicht hörbar, und schien ernsthaft deprimiert zu sein. Seine Frau wand sich ihm zu, musterte ihn kurz, dann fiel sie ihm förmlich um den Hals und drückte offenbar sehr, sehr fest. Was folgte war, dass die Familie sich aufgelöst beieinander entschuldigte und mit Worten um sich warf, die Kain vielleicht gerührt hätten, wenn er diese Art von Gefühlen nicht sorgfältig unter Verschluß halten würde. Aber erleichtert war er trotzdem und wand sich an Hyun. "Das war ein guter Einfall. Offenbar sorgt irgendetwas in dem Haus für diese Stimmung." Er wand sich an die Familie. "Herr O... der Bürgermeister hat uns gesagt, dass diese seltsamen Stimmungen und der Ärger hier erst vor kurzem anfing. Um zu helfen, müssen wir wissen, was genau vorgefallen ist und wann." Die Familie, die gerade noch dabei gewesen war, sich zu knuddeln, wand sich wieder den beiden Magiern zu. Es war schließlich Margarit, die das Wort ergriff und jetzt ein wenig gesetzter wirkte als noch zuvor. "Eigentlich war alles vollkommen in Ordnung. Mein Mann war bis vor ungefähr zehn Tagen arbeiten, er ist Bergarbeiter." Sie legte die Hand auf seine Schulter. "Und eigentlich hat dieser ganze Ärger erst angefangen, als er zurückgekommen ist. Aber ich kann mir nicht erklären, wieso." Nun war es Trontje, der ein wenig herumdruckste. "Nun... es gibt da vielleicht doch eine Sache..." Er kratzte sich an der Wange. "Ich habe von unter Tage ein kleines Souvenir mitgebracht. Wirklich nichts großes, einen hübschen Stein." Er sah zur Seite. "Ich wäre sehr verbunden, wenn ihr das niemandem erzählt", brummte er zerknirscht und sah den beiden Magien dann in die Augen. "Aber... wenn ich so drüber nachdenke... fühle ich mich komisch, seit ich diesen Stein angefasst habe." Kain nickte ein wenig. Naja. Das war immerhin ein Hinweis. "Wo befindet sich dieser Stein aktuell?", fragte der Blauhaarige und wechselte einen Blick mit Hyun. Eines war klar: Dieser 'Stein' war definitiv das Problem. Der Familie schien ja nichts anderes einzufallen. "Ähm... es ist mehr ein... Diamant", murmelte Trontje und Kain rümpfte die Nase. Tja. Kein Wunder, dass er niemandem davon erzählt hatte. "Er liegt noch im Haus, ich habe ihn auf dem Dachboden versteckt." Kain nickte - erneut - und kratzte sich am Kopf. "Jetzt brauchen wir noch Ideen, wie wir das Ding da herausholen... ohne, dass wir uns die Köpfe einschlagen." Hyuns Ansprache vorhin war dann doch ein wenig... direkt gewesen. Kain hatte keine Lust, heute noch einen ins Gesicht zu bekommen.
Im Gegensatz zu seinem Kollegen und der herannahenden Familie genoss Hyun den Anblick der zerschmetterten Vase vor seinen Füßen. So sehr, dass er das breite Grinsen, das sich auf sein Gesicht schleichen wollte, einfach nicht unterdrücken konnte. Es gab eben nichts, das ein bisschen Randale nicht besser machen konnte! "Das Eine schließt das Andere doch nicht aus." Ein Schulterzucken. Solange das Ergebnis letztendlich stimmte, war es doch egal, was auf dem Weg dorthin passierte. Doch das ließ sich wohl eher schlecht als recht mit einem Rune Knight ausdiskutieren. Hier und da ein kaputter Gegenstand war doch ein fairer Preis für all die Beleidigungen und fiesen Worte, die sie schon hatten einstecken müssen - fand zumindest der Pan. Bevor allerdings noch weitere Einrichtungsstücke seiner Willkür zum Opfer fallen konnten, schaffte die Familie es, sich zu versammeln. Dieses Mal rissen sie sich nicht einmal gegenseitig den Kopf ab, ihre schlechte Laune richtete sich gegen die Magier. "Weil reden ja bisher auch so super funktioniert hat", merkte er trocken an. Sein Plan hatte doch funktioniert. Was wollten sie mehr? Eine kleine Beleidigung später fand sich die Truppe auch schon im Garten des Hauses wieder. Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, änderte sich die Stimmung schlagartig, wie ein Schalter, der umgelegt wurde. Zumindest bei den meisten Anwesenden. Hyun hatte weiterhin verhältnismäßig schlechte Laune, aber das war ja nichts Neues. Er war sehr wohl hübsch, die blöde Tochter hatte einfach keinen Geschmack, man! Als wäre das nicht schon nervig genug, fing die Familie auch noch an, rumzusülzen und sich kurz darauf heulend in den Armen zu liegen. "Ich glaub mir wird schlecht." Er hielt sich die Hand vor den Mund und tat, als würde er würgen. Bah, diese Gefühlsduselei war aber auch ekelhaft. Konnte man sowas nicht hinter geschlossenen Türen tun? Hm, in diesem Fall wohl tatsächlich nicht. "Hm, danke? Ich wüsste nur gerne, was." Zwar hatten sie nun einen kleinen Anhaltspunkt, doch letztendlich half der ihnen auch nicht weiter. Es musste an irgendetwas in dem Haus liegen, doch sie konnten schlecht die gesamte Hütte abreißen - das sah selbst Hyun ein (wenn auch widerwillig). Die Familie hatte den Gedanken der Magier wohl gelauscht und unterbrach netterweise ihre rührende Versöhnung, um ihnen ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Der Mann hatte also einen merkwürdigen Stein mit nach Hause geschmuggelt? "Ein Lacrima vielleicht?", murmelte der Blonde nachdenklich vor sich hin. Wie sonst sollte das Ding Gefühle kontrollieren können? Wenn es allerdings wirklich aussah wie ein Diamant, dann war diese Theorie direkt wieder weg vom Fenster. Hmpf. Was war das hier bloß für ein übernatürlicher Mist? Ein wenig war sein Interesse aber nun doch entfacht ... Das Teil klang echt praktisch, ob man damit wohl auch andere Emotionen kontrollieren konnte? Das war womöglich ziemlich spannend für die dunkle Gilde. Es würde nicht leicht werden, den Stein in der Gegenwart eines Ritters mitgehen zu lassen, doch Hyun war zuversichtlich in seine Fähigkeiten. War schließlich nicht sein erster Diebstahl - und vermutlich auch nicht sein letzter. "Oh- ahahah..." Dem Blonden war sofort klar, worauf Kain anspielte. "Sorry deswegen. War nich so cool." Vielleicht hatte er es etwas übertrieben, als er den Blauhaarigen herumgeschubst und ihn bedroht hatte. Allerdings war er auch nicht wirklich Schuld daran, richtig? Hätte man ihn nicht einfach gepackt, hätte er nicht so reagieren müssen! Ein wenig verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, schließlich war die Sorge seines Kollegen trotzdem gerechtfertigt. "Wenn wir einfach immer mindestens fünf Meter Abstand halten?" Nee, je nachdem, wie vollgepackt der Dachboden war, war das vielleicht gar nicht möglich. Keine gute Idee. "Ach, jetzt, wo wir wissen, was los is, kann doch eigentlich nix mehr passieren, oder?" Er zuckte mit den Schultern, vermutlich sah Kain die Sache einfach viel zu eng. "Und wenn der Frust zu groß wird, lassen wirs einfach an irgendwas da oben aus." Ein entsetztes Schnauben kam von der Frau des Hauses. "Wehe! Ihr habt bereits meine geliebte Vase auf dem Gewissen!" Boahhh, wie konnte man bloß so sehr an einem dummen Gegenstand hängen? Die sollte es mal nicht übertreiben. "Jaja, schon klar. Komm, wir packens, Kain. Wo geht's rauf zum Dachboden?" Hier noch länger rumzustehen und zu diskutieren brachte sie nicht weiter, Zeit hatten sie schon genug verplempert. "Die Treppe rauf und dann gleich links ist eine Luke, die nach oben führt."
Dieser Hyun hatte wirklich einen sehr sprechenden Gesichtsausdruck. Wenn er gewollt hätte, hätte im Grunde nur noch eines seinen aktuellen Gemütszustand ein wenig besser ausdrücken können - nämlich wenn er einfach vor der Familie auf den Boden gekotzt hätte. So aber beließ der wohl schon etwas impulsive junge Mann es dabei, sein Unwohlsein wörtlich auszudrücken und rief damit eine gewisse Erheiterung bei Kain hervor. Dieser Kerl war zwar ganz amüsant, aber Kain war auch klar, dass er vermutlich auch ganz schön gefährlich sein konnte, wenn man ihm wirklich auf den Sack ging. Der Blauhaarige führte also das Gespräch, und nach und nach kamen sie zu der Vermutung, dass es ein gewisser 'Diamant' sein könnte, der diese Stimmungen in den Menschen hier weckte. Ein Seitenblick auf seinen Kollegen verrietm, dass dieser ein gewisses... Interesse ausstrahlte. Mit einem Mal. Hm. Kain nahm sich vor darauf zu achten, wohin dieses Ding verschwand, beziehungsweise dass es einfach zerstört wurde. Egal welcher Gilde Hyun angehörte, ob er sie nun kannte oder nicht, einen Gegenstand der derartiges verursachte sollte man wohl besser nicht im freien Umlauf belassen. Ein Grinsen huschte über die Züge von Kain, und er zuckte leicht mit den Schultern. "Passiert, oder so. Mach dir keinen Kopf. Wichtiger ist, dass wir das Ding sicherstellen. Und das mit den fünf Metern wird vermutlich ein wenig knapp, aber wir schauen mal, was sich machen lässt." Er überlegte ein wenig. "Lass uns so wenig reden wie möglich. Sollte doch ein Klacks sein, wenn man sich nicht provoziert fühlen kann, oder?" Dachte er. Natürlich konnte man andere auch fantastisch nerven, ohne ihnen böse Worte an den Kopf zu schmeißen, aber das kehrte er mal lieber unter den Tisch. "Aye, lass uns gehen." Kain horchte noch kurz der Erklärung des Standortes - nur um zu Nicken und selbst vorzugehen. Normalerweise war er lieber derjenige, der hinterherging und die Situation im Auge behielt - und eben selbst nicht gerne derjenige war, der jemandem im Rücken hatte. Aber jetzt gerade war es irgendwie anders: Er wollte den Auftrag gern zuende bringen, ohne noch weitere böse Überraschungen abzubekommen.
Als er die Tür zum Haus öffnete, strömte ihm - erneut - diese seltsame Aura entgegen. Förmlich spürte Kain, wie es an seinen Nerven zerrte und er - erneut - diese Unlust und Unbill spürte, die sich in ihm breit machte. Aber zumindest half das Wissen, dass es nicht zwingend aus ihm selbst kam. Oder... naja, oder eben halt nur verstärkt wurde. Der Runenritter schnaufte einmal durch und stapfte dann flink in Richtung der Treppe, die vom Eingangsbereich schon zu sehen war, hinauf in den ersten Stock. Die besagte Luke war auch zu sehen, und tatsächlich meinte der junge Mann, zu spüren, dass die unterschwelligen Aggressionen und Wut in ihm stärker wurden. Der Teil von ihm, der seit einigen Jahren derart versteckt war, dass er regelmäßig vergaß, dass es sie gab. Seit die Königin vor seinen Augen ermordet wurde. Kain knurrte unwillkürlich in sich hinein, atmete dann durch und sah kurz zurück. Hyun war noch da, der dumme Lackaf... mooment. Konzentration. Er schnappte sich den Haken, der an die Wand gelehnt dastand, zog die Luke auf und die Leiter, die sie verbarg, nach unten. Kurze Zeit später schon standen sie auf dem Dachboden, der - entgegen seiner Erwartung - zwar sehr voll war, aber auch relativ aufgeräumt. Und größer, als erwartet. Das Gefühl von Unwohlsein nahm zu, und jetzt gerade... fühlte Kain sich fast nur noch unwohl. Dass etwas derartige Auswirkungen auf seine Gefühlswelt hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Das Teil, was auch immer es war, musste definitiv sichergestellt werden. "Versteckt, hat er gesagt", murmelte er, und sah zu Hyun, der gerade auch hinterhergeklettert kam. "Bestimmt in irgendeine Schublade gestopft. Ich fange dort an, schaust du dort nach?" Er deutete erst in die eine, dann in die andere Richtung. Unwillkürlich und unbewusst hatte er sich für die weniger unwohle Seite des Dachbodens entschieden, sodass Hyun vermutlich ziemlich bald - wenn er denn der Bitte von Kain Folge leisten würde - auf einen alten Schrank stoßen würde, in dem ein faustgroßer Stein zu finden war. Der sah zwar mehr aus wie ein Bergkristall und nicht wie Diamant, aber hey... wertvoll war er vielleicht trotzdem?
Nicht reden, das klang doch nach einer brauchbaren Idee. Zwar waren es beim letzten Mal nicht (nur) Worte gewesen, die den Pan dazu gebracht hatten, seinen Kollegen zu bedrohen, aber bestimmt half ein wenig Stille dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren. Oder so. Naja, man konnte es wenigstens hoffen. "Kriegen wir schon hin", entgegnete er mit einem Schulterzucken und vermutlich ein wenig zu lässig. Er sah sich schließlich nicht in der Rolle des Aufs-Maul-Kriegenden. Mit den Händen in den Hosentaschen folgte er dem Blauhaarigen zurück ins Haus, nahm die negativen Gefühle, die ihn sofort empfingen, dieses Mal deutlich souveräner. Der Frust und die Wut waren zwar da, wuchsen mit jedem Schritt, dem er sich dem mysteriösen Stein näherte, ein wenig weiter, doch er musste sich einfach nur daran erinnern, dass es nicht seine Gefühle waren. Sie waren nichts weiter als ein blöder Fake. Er war nicht wirklich verärgert, wollte nicht wirklich schon wieder irgendetwas gegen die nächstbeste Wand donnern. Während Kain sich um das Öffnen der Luke kümmerte, tätschelte Hyun seinem Mischling ein wenig den Kopf. Die schmale Leiter, die hinauf auf den Dachboden führte, würde der nicht hinaufklettern können, er würde hier unten warten müssen. Seinen ultimativen Ruhepol zurückzulassen gefiel ihm überhaupt nicht. Ohne Chime fühlte er sich stets, als würde etwas fehlen. Ob das auch von dem Kristall verstärkt werden würde? Er würde es gleich herausfinden. Mit wenigen Tritten schwang er sich die Leiter hinauf, ließ an der Seite seines Kollegen einen ausführlichen Blick durch den Raum wandern. Mit größter Mühe versuchte er, sich auf die staubigen Schränke und Schubladen, die ihn umringten, zu konzentrieren, jedoch vergeblich. Eine Welle der Frustration brach über ihn herein, die sich bereits ohne dumme Kommentare von dem Möchtegern-Piraten schwer aushalten ließ. Nein, es war keine einfache Welle, nichts dergleichen ... es war viel mehr ein ordentlicher Roundhousekick mitten in die fucking Fresse. "Alter." Selbst ein tiefer, kontrollierter Atemzug konnte das Lauffeuer des Hasses, das sich in seinem Inneren ausbreitete, nicht eindämmen, nicht einmal verlangsamen. Das war nicht er selbst, das waren nicht Hyun Pans Gefühle, die da Amok liefen. Das war nur dieser beschissene Kristall. Ja, das war doch überzeugend! Und dann sprach Kain und der kurze Moment der Beruhigung wurde mit einem herzhaften 'Yeet' aus dem kleinen, schmalen Dachfenster geschmissen. "Hast du gerade versucht, mich herumzukommandieren?" Wie ein eingeschnappter Hahn plusterte er sich vor seinem Kollegen auf, was vermutlich gar nicht so beeindruckend wirkte, da er auf den Zentimeter genauso groß war wie dieser. Trotzdem reckte er das Kinn und streckte die Brust, vor der er die Arme verschränkt hatte, heraus. Seine Finger gruben sich in einem letzten, verzweifelten Versuch, sich zurückzuhalten, in seine Oberarme. Dabei schrie Kains Gesicht doch regelrecht nach seinen Fäusten, sehnte sich so offensichtlich nach deren Nähe, wollte gnadenlos poliert werden. "Wer glaubst du, wer du bist, eh? Nur weil du n scheiß Rune Knight bist, heißt das noch lang nich, dass du machen kannst, was du willst." Er hatte sich wirklich bemüht, seinen Hass gegen die Ritter für sich zu behalten, doch der Diamant kitzelte sein kleines Geheimnis gnadenlos aus ihm heraus. Scheiße Alter. Dieser beschissene Stein! Er konnte es sich echt nicht leisten, hier aus Frust irgendetwas auszuplappern - seine persönlichen Abneigungen waren eine Sache, doch es gab Dinge, die er definitiv für sich behalten musste - wie zum Beispiel die Zugehörigkeit zu den Crusadern. "Fuck ey, kannst du nicht aufhören, so scheiße frustrierend zu sein?!" Laut fluchend wendete er sich von seinem äußerst verprügelswerten Kollegen ab, holte mit dem Fuß aus und donnerte gegen irgendein unschuldiges Möbelstück - in diesem Fall ein Schrank. Dessen Tür schwang aufgrund des beherzten Trittes knarzend auf ... und hinaus kullerte ein doch recht unscheinbar wirkender Stein, der genauso gut in jedem Esotherikshop hätte gefunden werden können.
Kain konnte förmlich spüren, wie sich die Stimmung auf dem Dachboden mit jeder Sekunde weiter aufheizte. Hyun schien von den Einflüssen des mysteriösen Edelsteins überwältigt zu werden sein, und sein Verhalten wurde zunehmend aggressiver. Kain hatte erwartet, dass die negative Energie des Steins ihre Gemüter belasten würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Hyun so schnell und so stark darauf reagieren würde. Als dieser begann, sich aufzuplustern und ihn herauszufordern, konnte Kain die aufkommende Wut in sich spüren. Es war, als ob der Edelstein die latenten Konflikte zwischen den beiden Magiern verstärkte und sie nun an die Oberfläche drängte. Seine Zähne pressten sich zusammen, und er kämpfte gegen den aufkommenden Ärger an.
Die Worte seines Kollegen trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Viel mehr, als er erwartet hatte. Weil er ein scheiß Rune Knight war? Kain wusste ehrlich gesagt nicht so richtig, was daran ein Problem war, aber Hyun hatte offensichtlich ein massives Problem damit. Fragen bildeten sich in dem Kopf des Blauhaarigen, aktuell noch unterschwellig, aber... wer hatte so ein Problem mit Rune Knights? Trotzdem spürte der Blauhaarige, wie sich auch sein eigenes Gemüt langsam auf links drehte. Die Fassade bröckelte. Er spürte, wie sich Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten, und ein unerklärlicher Schmerz durchzuckte sein Inneres. Der Stein musste in der Nähe sein - er zwang ihn, offenzulegen, was in ihm steckte, ob er wollte oder nicht. "Jetzt halt mal die Luft an, du Paradiesvogel", knurrte Kain mit einer Anstrengung, die ihm beinahe die Zähne knirschen ließ. Seine Stimme klang grollend, aber die Anstrengung und die lange hinter einer laxen Fassade versteckten Gefühle brachen sich den Damm. "Glaubst du, ich habe mir das alles ausgesucht, verdammt nochmal? Ich wäre auch lieber woanders, aber scheiße, das Leben ist halt nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Anstatt mich mit bescheuerten Quests mit zickigen Partnern herumzuschlagen, wäre ich auch lieber in Bosco bei meiner Kö..." Er stoppte. Einige Tränen flossen tatsächlich, aber das Gesicht von Kain wirkte nicht traurig - eher verzerrt, unwohl, wütend. Und angestrengt. Die Worte kamen gepresst über seine Lippen. Er atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Als Hyun dann den Schrank trat und der unscheinbare Stein herausrollte, konnte Kain den Stein mit einem schnellen Blick identifizieren. Es war der magische Edelstein, der die Aggressionen ausgelöst hatte. Er musste es einfach sein. Die Aura war sofort spürbar.
"Hör zu, Hyun", begann Kain noch einmal, "das ist nicht die Zeit für Streitereien. Wir haben ein Problem, und dieses verdammte Problem liegt da auf dem Boden. Ich werde es konfiszieren." Rune Knight und so. Für irgendetwas war das ja auch gut. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf - Bilder von der Königin. Von den königlichen Geschwistern, von dem Palast, allen Bediensteten. Ja, da wäre er reichlich lieber als hier. Wut verwandelte sich langsam in Verzweiflung. Dieser Stein musste sichergestellt werden, und wenn er ihn persönlich zerstören musste, würde er das auch tun. "Attraction", murmelte er, streckte die Hand aus. Ein sanftes, bläuliches Leuchten umgab den Edelstein, und mit aller ihm zur Verfügung stehenden magischen Kraft zog er den Stein zu sich, bis er in seiner Hand lag.
Sofort spürt er, wie das Ding noch intensiver seinen Einfluss ausübte. Ob das schlimmer wurde, je enger die Räume wurden? Er sah zu Hyun - und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob das hier ein sicherer Ort für ihn war. "Wir sehen uns draußen", murmelte er, und trat dann den (ungeordneten) Rückzug an. Er flitzte zur Dachluke. Ohne auf Hyun zu warten, kletterte er die Leiter hinunter und fiel beinahe die Treppe herunter, es polterte ein wenig, und kurze Zeit später platzte er aus dem Haus heraus, und es war wie eine kühle Erfrischung, wie ein kaltes Bad an einem viel zu heißen Tag. Seine Emotionen kühlten innerhalb kürzester Zeit wieder ab, und nachdem er seinen Ärmel zweimal (Augen und Nase) missbraucht hatte, sah er auch wieder aus wie vorher. Noch immer spürte er, wie der Gegenstand versuchte, Einfluss auszuüben - aber offensichtlich war das wirklich ein wenig davon abhängig, wie viel Platz er hatte. Seltsam. Kain räusperte sich ein wenig und atmete durch, bewusst, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte für einen Moment etwas von Hyun gespürt, was ihn skeptisch gemacht hatte. Möglicherweise war es sein überreizter Geist gewesen, aber vielleicht war Hyun... doch noch gefährlicher, als er angenommen hatte. Der Stein verschwand in einem Beutel, den er extra für den Anlass eingepackt hatte - er dämpfte magischen Einfluss in seinem Inneren. Oder so... irgendetwas in dieser Art hatte ihm die gute Dame gesagt, die ihm das mit seiner Quest überreicht hatte.
Als Hyun nur kurz später auch herauskam, wand er sich ihm zu, als wäre nichts gewesen. "Nun, das war doch erfolgreich", stellte er fest und seine unbewegte Miene war unter anderem der Müdigkeit geschuldet, sie sich gerade einstellte - und natürlich, dass Hyun gerade etwas gesehen hatte, was sonst niemand von ihm sah. Die Familie, die draußen gewartet hatte, starrte dämlich drein.
Paradiesvogel?! Hallo?! Das ging jetzt aber definitiv zu weit! "Du brauchst hier gar nix zu sagen mit deiner beschissenen Augenklappe", knurrte Hyun, packte sich selbst am Handgelenk, um sich davon abzuhalten, seinem Gegenüber den Mittelfinger in's Gesicht zu schieben. Es war äußerst verlockend, doch er versuchte noch immer, sich so weit wie möglich zurückzuhalten. Leider machte der verfluchte Diamant das alles andere als leicht, stachelte die beiden Magier mit seiner Präsenz regelrecht dazu an, sich gegenseitig fertig zu machen. "Ich glaube tatsächlich nich, dass dich irgendwer gezwungen hat, bei den Knights mitzumachen. Danke der Nachfrage!" Sein Ton war patzig und herablassend. Soweit er wusste, war der Beitritt zur rechten Hand des Königshauses alles andere als verpflichtend.Kain brauchte ihm also nicht mit der Mitleidsschiene anzukommen. "Was zur Hölle la- Alter?!" Was sollte das denn jetzt? Wieso heulte der Kerl? Jetzt reichte es aber echt mit der Gefühlsduselei, damit kam der Pan nämlich überhaupt nicht zurecht, ganz egal, ob irgendein dummes Steinchen Einfluss auf seine Gefühle nahm oder nicht. "Wie soll ich dir die Fresse polieren wollen, wenn du rumflennst wie n kleines Kind?!" Gott, dieser Typ war frustrierend. Warum tat er das?! Der Blonde mochte kein Naturtalent im Mitgefühl haben sein, doch selbst er fühlte sich ein wenig schlecht, wenn vor ihm Tränen flossen. Er war nun wirklich kein gefühlskalter Volltrottel. Er war nur ein Volltrottel ... na gut, ein wenig gefühlsunterkühlt war er vielleicht. Mit einem frustrierten Schnauben wendete er sich ab und ließ seinen Frust an einem Objekt aus, das definitiv nicht losheulen konnte. Der Schrank quietschte zwar ein wenig, aber das war bei weitem nicht so mitleiderregend wie der heulende Blauschopf. Außerdem zahlte sich seine Aktion sogar gehörig aus, denn durch seinen Tritt schwang die Tür auf und ein kleiner, unscheinbarer Kristall purzelte heraus. Ein eiliger Blick zu seinem 'Kollegen' verriet, dass dieser genau das Selbe dachte wie er: Das musste er sein. Natürlich wollte der Kerl ihn direkt für sich beanspruchen und bevor Hyun auch nur Einspruch erheben konnte, hielt er ihn auch schon in den Händen und machte sich aus dem Staub. "Warte mal??? Alter. Was soll der scheiß?" Die Sache hier war noch nicht geklärt.Nach kurzem Zögern flitzte er hinterher, hüpfte die Leiter einfach runter und polterte dann die Treppe hinab. Trotzdem holte er den Blauhaarigen erst ein, als er die Familie schon wieder erreicht hatte. Scheiße. Mit jedem Schritt kehrte ein wenig mehr Vernunft zurück in den Verstand des Blonden. Seine Gedanken wurden klarer, der Zorn ebbte immer mehr ab. "Erfolgreich, ja", entgegnete er in ruhigem Ton, doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das nichts weiter als eine offensichtliche Lüge. Für ihn war die Sache noch lange nicht geregelt, doch vorerst wendete er sich den Bewohnern des Hauses zu. Vor diesen würde er keine Auseinandersetzung vom Zaun brechen. Er würde die Sache hier offiziell zu Ende bringen ... und sich dann um den inoffiziellen Teil kümmern. "Ihr solltet nun bedenkenlos ins Haus zurückkönnen", erklärte er den Dreien, die ihn mit großen, erwartungsvollen Augen ansahen. Noch immer lagen sie sich halb in den Armen. Ugh. "Wir haben den Stein gefunden und entfernt. Vielleicht hängt der Einfluss noch n Weilchen im Haus, keine Ahnung wie das Teil funktioniert. Werdet ihr schon merken. Sollte aber bald Schluss damit sein." Eifriges Nicken, erfüllt von einem erleichterten Strahlen, das vermutlich jeden Zahnarzt glücklich machen würde. Ekelhaft. Diese Leute waren einfach nur ekelhaft. "Vielen Dank! Ihr wart wirklich unsere Rettung. Aber-" "Nein. Die Vase ist der Preis für unsere Arbeit." Hyun würde es gar nicht erst zulassen, dass man dieses Thema ein weiteres Mal anschnitt. Er hatte echt genug davon gehört. Damit ließ sich das Trio zurück in ihr Heim scheuchen. Geduldig wartete der Pan, bis die Tür vollständig geschlossen war, dann wendete er den Blick zu seinem Kollegen. Das falsche Lächeln, das er sich für die Familie auf die Lippen gezwungen hatte, fiel von ihm ab. "Kain, ich glaube wir haben noch etwas zu klären." Nun war er es, der die Distanz zwischen ihnen brach, indem er dem Ritter die Hand auf die Schulter legte. Die andere Hand streckte er auffordernd aus. Natürlich wollte er nicht, dass sein Gegenüber mit ihm Händchen hielt und sie lachend in den Sonnenuntergang spazierten. Er wollte, dass man ihm den Stein gab. "Rück ihn einfach raus, dann können wir getrennte Wege gehen und die Sache hier hinter uns lassen." Der unterschwellig aggressive Ton war nicht länger eben diesem Edelstein zuzuschreiben. "Sonst werde ich ihn mir selbst holen und das möchtest du nicht, glaub mir."
Immerhin hatte er es rausgeschafft. Er hatte zwar nicht zwingend damit gerechnet, dass Hyun ihn plötzlich arg in Bedrängnis brachte, aber andererseits traute er seinen eigenen Gefühlen gerade nicht mehr so recht. Kain war sich immer relativ bewusst darüber gewesen, dass es in ihm viele Dinge gab, die er mit voller Absicht stets unterdrückte. Dass sie aber so einfach an die Oberfläche kommen konnten und dann auch noch durchbrachen, war ihm überhaupt sehr unangenehm. Und auch eine Lektion. Der Blauhaarige sinnierte für einen Moment darüber nach, hatte aber nur wenig Zeit, sich Gedanken um sich selbst zu machen, denn plötzlich tauchte auch Hyun wieder auf. Schickte die Familie mit einigen Worten in den wohlverdienten 'Feierabend' von ihren eigenen Gefühlen, über die sie wohl auch mal reflektieren sollten.
Kain konnte ein kleines Schmunzeln nicht ganz unterdrücken, aber das wischte Hyun mit seiner nächsten Aussage ganz schnell wieder von seiner Schnute. Der junge Mann runzelte jetzt mehr die Stirn und wand sich dem Mann zu, vor dem er eben noch - mehr oder weniger - weggelaufen war. Sein eines Auge musterte Hyun eindringlich, schielte zu der Hand, die sich auf seine Schulter gelegt hatte. Der junge Mann spürte wie eine ungutes Gefühl sich in seinem Bauch breit machte - er hatte gehofft, dass sich das Thema jetzt erledigt hatte. Hatte es aber nicht. Hyun war noch immer ziemlich aggressiv. Es war also nicht nur der Stein gewesen. Sein Instinkt war wohl doch richtig gewesen. Kain schwieg für einen Moment und öffnete kurz den Mund, um eine Erwiderung von sich zu geben, stoppte sich aber für den Moment. Er hatte keine Ahnung was Hyun drauf hatte, aber Fakt war, dass es wahrscheinlich mehr war als er. Der andere Magier war wahrscheinlich erfahrener als er, jedenfalls hatte seine kleine Attacke vorhin ziemlich Kraft gehabt. Kain hatte nur sein Schwert, und irgendwie fürchtete er, dass er sich hier nicht wirklich wehren konnte. Das hieß, dass Provokationen wahrscheinlich fehl am Platze waren.
Aber trotzdem. Er konnte Hyun den Stein nicht geben. Seine Aufgabe war nicht nur deutlich kommuniziert gewesen, sondern auch er selbst war der klaren Ansicht, dass Hyun definitiv nicht der Richtige war, um das Ding in die Finger zu bekommen. Nicht so, wie er sich aufführte. Nicht so, wie er sich gezeigt hatte. Seine Forderung bewies nur, dass hier doch nicht alles so locker war, wie Hyun am Anfang versucht hatte, es darzustellen. Das eine sichtbare Auge von Kain verengte sich ein wenig und er atmete unauffällig durch. "Du weißt genauso gut wie ich, dass ich dir den Stein nicht geben kann. Ich habe einen Auftrag, und die Runenritter möchten dieses Ding konfisziert sehen." Er fasste Hyun ins Auge. "Sie wissen genau, wo ich bin, und wo sie suchen müssen. Dich haben hier genug Leute gesehen. Und deine Gilde hat dich genauso offiziell losgeschickt wie meine mich." Vermutete er. Kains Stimme war zwar einigermaßen ruhig, aber innerlich war er aufgewühlt. Faktisch würde er nicht verhindern können, dass Hyun ihn verprügelte, aber er setzte darauf, dass dieser keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Ansonsten hätte er doch nicht die ganze Zeit gute Miene zum bösen Spiel gemacht, oder? "Sollte mir hier etwas zustoßen, dann wirst nicht nur du, sondern deine ganze Gilde ziemlich schnell von den oberen Zehntausend ins Visier genommen. Und einige meiner irgendwie-Vorgesetzten sich weitaus unentspannter als ich. Das ist der Vorteil den ich habe, und der Grund, warum ich zu den Rune Knights gegangen bin." Seine Stimme wurde ein wenig leiser, weil er eine Frage beantwortete, die Hyun (quasi) vorhin gestellt hatte, auf dem Dachboden. Kurz schwieg er und machte dann einen Versuch, die Hand von Hyun von seiner Schulter zu schieben und zurückzutreten. "Aber wenn es dir wichtig ist, dass der Stein nicht zu den Knights kommt, schlage ich dir einen Deal vor... wir zerstören ihn einfach. Dann hat keiner etwas davon." Seine Augen verengten sich leicht. Das war für ihn die einzige 'Lösung', die er sich sonst vorstellen konnte. Und für ihn auch kein Problem. In seinen Augen war dieser Stein ohnehin nur ein Ärgernis.
Die Familie verschwand in ihrem Heim und somit war es für Hyun endlich an der Zeit, einen kleinen Teil seines wahren Gesichts zu zeigen. Der offizielle Teil der Quest mochte erledigt sein, doch sowohl er, als auch Kain hatten noch einen kleinen Zusatzauftrag von ihren Vorgesetzten mit auf den Weg bekommen. Gefährliche Gegenstände galt es zu konfiszieren. Auch, wenn die Beweggründe nicht unterschiedlicher hätten sein können, das Endergebnis war das selbe. "Natürlich kannst du das", widersprach er entschlossen, "Es muss keiner wissen, dass du lieber deinen Arsch gerettet hast. Ich schweig gern für dich." Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, doch Freundlichkeit ließ sich darin vergeblich suchen. Schmale, dunkle Iriden erwiderten unbeeindruckt den einseitigen Blick des Blauhaarigen. Der Tättowierte war bei weitem kein so schlimmer Verbrecher wie die meisten Mitglieder seiner Gilde. Er ließ seinen Gegenübern stets die Chance auf einen Deal, durch den sie unversehrt davon kamen. Zwar freute er sich regelrecht auf eine Schlägerei, doch Spaß machten diese nur wirklich, wenn beide Seiten diese auch wollten. Wer den Kampf aufgeben würde, bevor er überhaupt begann, war kein spannender Gegner. Doch Kain schien weder das Angebot annehmen zu wollen, noch wollte er um den Stein kämpfen. Zumindest nicht körperlich. Unzufrieden zog der Blonde die Brauen zusammen, legte dabei seine Stirn in Falten. "Willst du mir echt grad drohen?" Die Antwort war offensichtlich. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass die Worte ihn nicht ein wenig verunsicherten. Vollkommen ohne Risiko war seine Aktion gerade sicherlich nicht, auch, wenn er wusste, dass seine Gilde einige fantastische Beweisvernichter besaß. Doch genauso wussten die Ritter einige schlaue Köpfe an ihrer Seite. War der Stein es wert, das Schattendasein seiner Gilde zu riskieren? Nein. Doch einfach aufgeben würde er garantiert nicht. Vorher würde er noch versuchen, den Spieß umzudrehen. "Wer sagt, dass du nich aufm Nachhauseweg verschwunden bist, eh? Der Stein is schließlich gefährlich, wär doch ne Schande, wenn jemand deswegen die Kontrolle verloren und nem armen Ritter den Schädel eingeschlagen hätte." Oh ja, was für eine Tragödie. Zwar übertrieb er bei seiner Aussage vollkommen, doch das konnte der Piratenabklatsch ja nicht wissen. Hyun hatte bisher noch niemanden getötet und er hatte es auch nicht vor, selbst, wenn es sich um einen Rune Knight handelte. Doch nur, weil er seine Opfer am Leben ließ hieß das nicht, dass seine Fäuste zimperlich mit ihnen umgingen. "Und meinst du echt, dass deine Gilde noch auf deiner Seite sein wird, wenn sie erfahren, dass deine Treue gar nicht ihnen gilt? Was würden sie bloß sagen, wenn sie wüssten, dass du ner anderen Königin am Rockzipfel hängst, hm?" Egal ob Ritter oder Crusader, Untreue wurde in beiden Reihen verachtet. Ihm selbst war es vollkommen Schnuppe, woher sein Gegenüber letztendlich kam, welche Ziele er verfolgte. Dementsprechend würde er auch kein Wort über die Informationen, die er auf dem Dachboden erfahren hatte, verlieren. Er hatte ja selbst Dreck am Stecken, wer war er also, jemanden deshalb zu verurteilen? War eh viel zu anstrengend. Als Kain versuchte, zurückzutreten, um aus dem Griff des dunklen Magiers zu entkommen, ließ dieser ihn gewähren. Er hatte schließlich noch nicht vor, ernst zu machen. Sie waren ja noch mitten in den Verhandlungen und er wollte nicht, dass sein Gegenüber das Gefühl hatte, eigentlich keine Wahl zu haben. Die hatte er sehr wohl. Anstatt ihn also weiter zu ungewolltem Körperkontakt zu zwingen, verschränkte der Pan die Arme vor der Brust, ließ mit dem Blick aber auch weiterhin nicht ab. "Mir is wichtig, dass der Stein in meinen Händen landet." Sicher, alles war besser, als wenn das Ding an die Knights ging, doch das gab er gerade sicherlich nicht zu. "Du bist schlauer, als wegen einem dummen Brocken nen Kampf anzuzetteln, Kain. Rück einfach raus und lass gut sein. Na hopp."
Kain spürte eine gewisse Erleichterung, als Hyun ihn zumindest nicht weiterhin festhielt. Der Kerl war dermaßen schwer einzuschätzen, dass der Blauhaarige jetzt einfach nur versuchen musste, sich durch dieses Gespräch zu navigieren, ohne dass es zu einer Eskalation kam. Sicherlich würde das irgendwie möglich sein, oder? Letztlich war Kain zwar relativ sicher, dass es heute keine Toten geben würde, aber wirklich Lust darauf, verhauen zu werden, hatte er nicht. Vermutlich war er Hyun unterlegen, auch wenn es keinen Weg gab, das mit absoluter Sicherheit zu wissen. Und trotzdem war es nicht so einfach, wie er es gerne hätte - sein Gegenüber ging nicht einfach auf sein Angebot ein, sondern versuchte ihn mit einigen recht präzisen Worten aus der Fassung zu bringen. Kain hörte schweigend zu, und konnte sogar wirklich verstehen, was Hyun meinte. Und wäre er in einer entspannteren Lage gewesen, wäre er vielleicht wirklich darauf eingegangen. Ihm persönlich war der Stein natürlich relativ egal, auch wenn er sich bereits dazu entschlossen hatte, dem blonden Kerl da das Ding nicht zu übergeben. Es war etwas anderes, was Kain wie eine eisige Dusche wieder ein wenig zu sich kommen ließ und ihn mit einem tatsächlich physischen Schauer und einem Schuss Adrenalin wieder aus seiner bereits aufkommenden Lethargie zerrte.
"Du... hast keine Ahnung wovon du sprichst", zischte er und sein eines sichtbares Auge starrte geweitete auf sein Gegenüber. "Die Runenritter sind nicht bloß ein Haufen von Möchtegernritter und ebensolchen Helden. Sie bestehen genauso aus allen möglichen Gestalten, die eine Motivation haben, gegen den Abschaum dieser Welt vorzugehen." Kain knirschte mit den Zähnen. Es bildeten sich Worte in seinem Mund, die sich wie ein glitschiger, widerlicher Schleimklumpen anfühlten, unter anderem, weil er in seinem bisherigen Leben in aller Regel vermieden hatte, sie auszusprechen. Sie waren der Beweis für seine Unfähigkeit und der Tatsache, dass er seine Freiheit erlangt - aber in diesem Moment seine eigentliche Freiheit verloren hatte. Der Sklave, der so gar nichts dagegen gehabt hätte, für immer einer zu bleiben, wenn es nur für sie gewesen wäre. "Meine Königin ist schon lange tot." Die Worte würgte er beinahe hervor, während sein verspannter Körper für einen Moment so still war, als wäre er eine Statue, bis er sich wieder ein wenig lockerte. "Und bis sie gerächt ist, gilt meine Treue denjenigen, die mir dabei helfen, das zu erreichen." Er fasste sein Gegenüber wieder ins Auge. Beruhig dich, mahnte er sich selbst. Der Typ ist einfach nur hervorragend darin, deine Knöpfe zu drücken.
"Ich glaube, du hast genug Selbstverständnis um zu verstehen, dass sie dir ohnehin nicht glauben würden, selbst wenn du ihnen Märchen erzählst. Außerdem habe ich im Gegensatz zu dir eine Mitfahrgelegenheit." Runenritterprivileg und so. Es hatte doch etwas gutes. "Aber ich sehe schon, dass du schwer mit dir handeln lässt", seufzte Kain und kramte in dem Beutel, in den er den Stein eben noch gesteckt hatte, in der Hoffnung, ihn einfach mitnehmen zu können. "So oder so würdest du eine Untersuchung provozieren, fast egal, was du jetzt tust", kommentierte er noch. Es blieb ihm eigentlich nur eine Lösung für dieses Problem, und wenngleich es zu Blutergüssen seinerseits führen könnte, naja... gab es kaum eine andere Wahl. "Und deine Antworten beweisen mir nur, dass du das gerne verhindern würdest. Es scheint also nur naheliegend, dass es zumindest irgendetwas Zwielichtiges hat." Er zuckte mit den Schultern, legte den Stein auf den Boden, zog in einer fließenden, entschlossenden Bewegung sein Schwert und hämmerte mit dem Griff auf das edelsteinartige Gebilde ein. Ein Riss bildete sich, und mit einem Mal war es, als würde ein langgezogener, aber stummer Schrei ertönen. Man spürte ihn, ohne ihn zu hören - und dann riss das Gefühl ab, und dort lag der Stein. In zwei Teile zerbrochen - Kain spürte aber nichts mehr in ihm. Ärgerlich. Er hätte das Teil gerne zurück zu den Rittern gebracht. Erschöpft setzte er sich neben den Stein auf den Boden in den Schneidersitz und schob das Schwert hinter sich. "'tschuldige dafür. Ich bin vielleicht ein wenig faul und genauso wenig motiviert dazu, Runenritter zu sein, aber ich mag keine Aufrührer, Schurken und ähnliches. Und dieser Stein birgt zu großes Risikopotential für meinen Geschmack." Und was kam wohl jetzt? Prügel? Kain hatte nicht vor, sich groß zu wehren. Er wusste, dass alles, was Hyun ihm antat, dokumentiert werden würde, selbst, wenn er es nicht mehr mitbekommen sollte. Und er hoffte, dass Hyun das auch wusste. Wenn nicht, naja... dann würde er wohl ordentlich kassieren.
Mh-hm. Na klar, die Ritter waren also keine Möchtegern-Weltretter. Selbst wenn sie eine Motivation besaßen, änderte das nichts an ihrem eigentlichen Dasein. Sie waren Idioten, Arschlöcher, Lebenszerstörer. Sie waren daran Schuld, dass Hyun alles, was er geliebt hatte, verloren hatte. "Dann könnten sie ja gleich in ihren eigenen Reihen anfangen", knurrte er. Das, was er selbst als Abschaum sah, wich vermutlich meilenweit von der Ansicht seines Gegenübers ab. "Pff, ernsthaft? Du widmest dein Leben ner toten Person? Gott, wie lächerlich." Ein amüsiertes Glucksen kam von dem Pan. Das war ja mal wieder typisch Rune Knight. Konnte er überhaupt nicht nachvollziehen, gar nicht. Der Mensch, dem er noch nachhing, war wenigstens nur vielleicht nicht mehr am Leben. "Tot is tot. Rache wird dich nich zum Helden machen und erst recht wirds die Olle nich zurückbringen." Es gab keinen Weg, zurück ins Leben zu kommen, zumindest nicht, dass er wüsste. Manche Dinge waren final und egal wie sehr man die Realität auch hasste, wie sehr man sich auch wünschte, dass es anders wäre, es ließ sich nicht verändern. Manchmal war es einfach zu spät. Und das musste man verdammt nochmal akzeptieren anstatt rumzuheulen und von Rache zu faseln. Kain war wirklich erbärmlich, verdiente alles, aber kein Mitleid. Eigentlich hatte er mal so richtig eine auf's Maul verdient, damit er sich hoffentlich wieder fing. Doch darum ging es überhaupt nicht. Eigentlich lag der Fokus noch immer auf dem Stein, den der Blauhaarige nicht rausrücken wollte. "Wieso sollte man mir nich glauben, hm? Was hab ich denn in deren Augen für nen Grund, dich schlecht zu reden? Es reicht doch schon, wenns nur n Fünkchen Misstrauen is. Du weißt doch, wie Menschen sind. Wenn die Zweifel erst mal da sind, werden sie iiiimmer größer." Aus einem Funken wurde ein ganzer Waldbrand. Und dann war es zu spät. Genauso wie sein Gegenüber weigerte sich auch der Blonde, sich einschüchtern zu lassen. Gut, dann hatte der Kerl eben eine Mitfahrgelegenheit. Es gab trotzdem genug Möglichkeiten, das Ganze nach einem Unfall aussehen zu lassen. Nur waren diese leider unnötig komplex und verlangten Eile. Nichts, was dem Pan sonderlich gefiel. "Natürlich steh ich nich auf Untersuchungen. Wer is schon scharf drauf, dass irgendwelche Schwachköpfe ihre neugierigen Nasen in fremde Angelegenheiten stecken, eh? Scheiß Argument, echt jetz." Dafür brauchte man kein Schwerverbrecher zu sein, es reichte schon aus, wenn man einfach nur seine eigene Privatsphäre genießen wollte. Doch egal, was der Blonde tat, ob er provozierte oder verhandelte, Kain hatte einen Plan und diesen würde er umsetzen. Davon abhalten ließ er sich nicht. Der Stein landete auf dem Boden und wenige harte, gnadenlose Treffer später war der Spuk zuende. Hyuns Nackenhaar stellte sich schlagartig auf, als die dunkle Magie, die dem Kristall innegewohnt hatte, schlagartig. Einen Moment lang hing ein bitteres Gefühl wie Schwefel, dick und unangenehm, in der Luft doch so schnell es aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Ein kurzer Moment der Stille kehrte ein. "Alter." 'Tschuldige' am Arsch ey. Das war doch ein beschissener Witz. Frustration blubberte im Herzen des Tättowierten, verleitete ihn dazu, den Kerl am Schopf zu packen und seinen Schädel zurückzureißen, sodass er gezwungen war, ihn ein letztes Mal anzusehen. "Du Dreckschwein. Du brauchst echt nich zu glauben, dass ich dich damit davonkommen lass. Vielleicht nich heute und vielleicht auch nich morgen, aber sei dir sicher, das gibt Rache. Merk dir lieber mein Gesicht, damit du weißt, vor wem du ab sofort weglaufen solltest." Kalte Entschlossenheit lag in den dunklen Seelenspiegeln, als diese den Blick des Ritters fixierten. Der Pan war vielleicht impulsiv und geleitet von Hass und Frustration, doch dumm war er nicht. Es hatte keinen Sinn, jetzt anzugreifen. So verlockend es auch war, es würde warten müssen, bis das Schicksal sie ein weiteres Mal den selben Weg entlangführte.
Nachdem er den Stein zerstört hatte, wartete Kain. Hyun schien überrascht und reagierte nicht sofort - und so hatte der Blauhaarige noch einen Moment um über die Worte seines Gegenübers nachzudenken. Lächerlich, hatte er gesagt. Hm. Kain war sich da nicht so sicher. Offensichtlich war Hyun allerdings auch ziemlich aufgeregt gewesen - so generell - und außerdem schien er irgendwie zu wissen, was Kain meinte. Ihm war allerdings selbstverständlich klar, dass seine Königin nie zurückkehren würde. Die Tatsache, dass er sein Leben ihr gewidmet hatte fußte aber darin, dass sie seines überhaupt erst gerettet hatte - und er sich ihr verschrieben hatte, als sie noch gelebt hatte. Natürlich waren Gedanken da, dass er sich vielleicht ein wenig selbstzerstörerisch verhielt. Aber Kain war das für sich bereits durchgegangen... es war ihm irgendwie egal. Hyun hatte prinzipiell Recht mit allem, was er sagte. Nur hatte Kain schon lange entschieden, dass eben das ihn nicht davon abhalten würde, diesen Weg zu gehen. Und da wäre es ihm vermutlich auch egal gewesen, wenn er aus den Rittern fliegen würde. Es war ja nicht so, als wäre er gerne in der Organisation. Sie war ein Mittel zum Zweck, und er war sich sicher, dass man auch die anderen Gilden im Zweifel nutzen konnte. Der Blauschopf war ganz gut darin, erstmal irgendwo hineinzukommen. Die meisten Menschen ließen sich ja schon mit einem Lächeln ein wenig um den Finger wickeln. Je länger er so über die Situation nachdachte, desto zufriedener wurde der junge Mann. Irgendwie fand er es unerhört erfreulich, dass Hyun seinen Willen nicht bekam. Außerdem sollte er sich mal nicht so beschweren, seine Belohnung würde er ja trotzdem kassieren.
Plötzlich bewegte sich der Blondschopf doch, und Kain entfloh ein Ächzen, als sein Kopf zurückgerissen wurde. Kain gönnte ihm den Moment und wartete eigentlich nur darauf, dass er ihm seine Faust ins Gesicht zimmerte. Passierte aber nicht. Hyun war ziemlich wütend, das war deutlich. Und Kain nahm ihm auch vollkommen ab, dass er seine Worte wahr machen würde, wenn sie sich wieder sehen würde. Aber das war kein Problem von Gegenwarts-Kain, sondern von Zukunfts-Kain. Kain spürte trotzdem, wie ihn - trotz seiner relativ kühlen Gedanken - Erleichterung durchfuhr wie ein Schauer, und seine Nackenhaare stellten sich ein wenig auf. Das war schon immer sein Problem gewesen: Sein Kopf machte Dinge sehr einfach und deutlich, sein Körper verstand aber, in welcher Gefahr er gesteckt hatte. Er antwortete nicht mehr, Hyun stieß ihn zurück und verließ die Szene - und Kain konnte einen langgezogenen Seufzer nicht unterdrücken. Was für ein Treffen. Es hatte einigermaßen vernünftig angefangen. Am Ende hatte er sich einem Wildfremden weiter geöffnet als schon lange irgendwem. Verdammte Magie. Kain nahm sich vor, nachzuforschen, wie er sich gegen so etwas schützen konnte. Seine Worte in falsche Ohren würden sonst noch Probleme verursachen, die er nicht gebrauchen konnte...
Hiddenheim Natürlich lag Ana auch das Wohl der Allgemeinheit am Herzen. Sie arbeitete nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen da draußen. Dennoch koppelte sich ihre Wahl der Aufträge, die sie als Magierin annahm, ein wenig an ihre Bedürfnisse als Reporterin, die sie nebenher halt ebenfalls war. „Such mal einen Ring, den ich verloren habe“, war zwar ähnlich bezahlt wie ihr neuer Auftrag, hatte journalistisch gesehen aber keinerlei Wert. Sie konnte schlecht einen Artikel über jemanden schreiben, der einfach etwas verloren hatte, was sie ihm dann wiederbrachte. So etwas würde doch niemand lesen. So fiel die Wahl der Al Aron auf etwas anderes, von öffentlichem Belang. Ein örtlicher Zoo, der Personalmangel hatte und auf die freiwillige Hilfe anderer angewiesen war. Die Leute liebten Tiere und wenn so etwas wie der hiesige Zoo in Schwierigkeiten steckte, dann nahm sie das auch mit. Daraus würde sich sicher ein guter Artikel ergeben, der es im besten Fall sogar auf die Titelseite brachte. Zumindest an einem ruhigen Tag, an dem nichts anderes, spektakuläres geschah oder vielleicht in Form eines
kleingedruckten Absatzes, ohne dazugehöriges Foto. Sie würde sehen. Für so etwas jedenfalls, nahm Anahera es auch in Kauf, stinkenden Kot zu schaufeln. Außerdem tat sie es ja nicht alleine. Als die Magierin diese Quest annahm, wurde ihr mitgeteilt, dass auch eine Magierin von Satyrs Cornucopia mitwirken würde. Sie konnte sich also nebenher noch darauf freuen, jemanden kennenzulernen und vielleicht gar Freundschaften zu knüpfen. Jedenfalls gestaltete sich der Weg zu dem recht kleinen Zoo nicht grade einfach. Mit dem Zug ging es für die Rothaarige erst von Crocus nach Maldina, wo sie glücklicherweise einen Händler fand, der bereit war sie auf seiner Reise mitzunehmen. Hiddenheim lag nämlich ziemlich abgelegen. Um dorthin zu kommen musste man große Fußmärsche auf sich nehmen, oder man hatte eben so viel Glück wie die junge Reporterin. Erst als sich Ana mit dem netten, älteren Herren unterhielt, als sie schon eine ganze Weile unterwegs waren, fiel ihr etwas auf. “Ach, stimmt ja! Satyrs Cornucopia hat seinen Sitz ja in Maldina. Wir hätten ja auch zusammen anreisen können!“ Der Händler hatte sie darauf aufmerksam gemacht,
als sie ihm erzählt hatte, dass sie eine Magierin aus dieser Gilde vor Ort treffen sollte, um mit ihr zusammen zu arbeiten. “Wie sie wohl hinkommt? Vielleicht ist sie ja auch schon da.“ Immerhin hatte diese Satyrin den Vorteil, nicht auch noch ein Stück mit dem Zug fahren zu müssen. Ihr Gildenhaus, insofern sie auch in der Stadt wohnte, lag näher am Zielort als Crocus. Es dauerte seine Zeit, bis der Karren des Händlers in Hiddenheim ankam. Anahera bedankte sich bei ihrer Mitfahrgelegenheit, doch als sie dem Herren für seinen Gefallen ein Trinkgeld geben wollte, lehnte er dankbar ab. Er sagte, dass ihre Gesellschaft und die nette Unterhaltung ihm Belohnung genug sei. Erst war die Magierin sehr überrascht, doch als sie sich dann strahlend von ihm verabschiedete, um in Richtung des Zoos zu spazieren, kam ihr dann die Erleuchtung. Ohne sie wäre er ganz alleine gereist. Es schien für ihn ein einsamer Beruf zu sein, zumindest während er von Stadt zu Stadt zog. Kein Wunder also, dass er sich so darüber freute, sie mitnehmen zu können.
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