Ortsname: Tierpark Oak Art: Gelände Spezielles: Eintritt frei für Kinder unter 12 Jahren Beschreibung: Am Rand von Oak Town befindet sich der kleine, zugehörige Zoo. Der Tierpark hat sich auf Tiere spezialisiert, die mit den kalten Temperaturen zurechtkommen, wie Wölfe, Bären und Rentiere. Es gibt aber auch in der Mitte ein großes, beheiztes Gebäude für Amphibien und Schlangen, sowie einen Spielplatz für Kinder.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
B: Dogsitting mal anders schwarze stiefel, hose und handschuhe dunkelsilberner mantel, sonnenbrille im haar
Rhys war mit dem neuen Mantel wirklich zufrieden. Er hatte ihn vorgestern abholen können. Eine Wolfsfrau hatte den Mantel angefertigt, aus feiner Seide und in einem dunklen silbergrau. Er hatte einiges gekostet, vor allem nachdem er darin noch Lacrima einarbeiten hatte lassen. Um sich die Pullover zu sparen, ließ sich der Mantel magisch erhitzen und anstatt einer unbequemen Rüstung konnte Rhys den Stoff verhärten lassen. Er war sehr zufrieden damit, als er eine Hand in die Taschen schob. Die Sonne näherte sich schon wieder dem Horizont, auch wenn es erst Nachmittag war. Hier im Norden aber waren die Tage kürzer und die Kälte kam schnell zurück. Rhys stand am Eingang des Zoos, der am Rand von Oak Town lag. Er hatte den Vormittag damit verbracht, sein aktuelles Gemälde fertigzustellen und sich dann auf den Weg in die etwas südlichere Stadt gemacht. Jetzt hielt er mit der freien Hand eine der seltsamen, fettigen Speisen, die es an den Ständen gab. Burger. Rhys hatte noch nie einen gegessen und war von der Geschmacksexplosion in seinem Mund etwas überfordert. Er tat sie sowieso noch schwer damit, viel zu essen, nachdem kaum etwas an den Geschmack von Blut herankam, aber er zwang sich dazu, den Burger zu essen. Die letzten Wochen hatten sich bereits ausgezahlt und zumindest sein Gesicht wirkte weniger eingefallen. Die hellgrünen Augen leuchteten mehr als zuvor. Rhys leckte sich die Soße vom Fangzahn, als er den letzten Bissen hinunterschluckte. Zumindest diese mochte er. Eigentlich war es nicht seine Art, billiges Straßenessen zu sich zu nehmen … aber vermutlich konnte man die meisten, deren Blut er trank, auch so bezeichnen. Rasch verdrängte er den Gedanken an eine andere Person, sie alles andere als billig oder von der Straße war, deren Geschmack ihm genau im Kopf geblieben war, wie vieles andere von ihr. Das Gemälde war eine schlechte Idee gewesen. Jetzt, wo er es fertig hatte, würde es ihn jeden verfluchten Tag an sie erinnern.
Der Vampir begann auf und abzugehen, um gegen die Kälte anzukommen, die ihm schon wieder langsam in die Knochen kroch. Er hoffte sehr, dass seine Begleitung bald kommen würde. Zwar lief er nicht gerne durch Wälder um Wölfe einzufangen … aber immerhin wäre es eine Beschäftigung und es brachte ihm Geld ein, welches er wirklich brauchte. Und er wäre in Bewegung. Rhys schob sich die Sonnenbrille von der Nase hoch in die offenen, violetten Haare, die oben schon den ersten Ansatz von blond zeigten. Zum Beispiel für Haarfarbe brauchte er die Questbelohung.
Quest: Dogsitting mal anders - 1 | 15 Mal wieder mit dem Zug zu fahren, war eine Unternehmung, der El jetzt nicht unbedingt mit großer Begeisterung entgegenblickte. Die kleine Magierin war nicht unbedingt der größte Fan von weiten Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Da sie in ihrer Heimat im Westen gestartet war, musste sie sogar einmal einen Umstieg in Kauf nehmen, um so weit in den Norden zu kommen. Auf dem großen Bahnhof in Marokkasu hatte sie sich ganz schön abhetzen müssen, um ihren Zug zu bekommen. Dort war es immer verdammt voll und es waren so viele Reisende unterwegs... Ihre Hände hatten sich fest an die Gurte ihres Rucksacks gekrallt, als sie sich in den Zug quetschte. Dort richtete sie ihre Maske besorgt und setzte sich ins Ruheabteil, wo selbst das Knistern einer Zeitung mit bösen Blicken und einem genervten Zungenschnalzen quittiert wurde. El hatte nach einem leisen Seufzen begonnen aus dem Fenster zu schauen. Der Zug fuhr vorbei an einer großen Berglandschaft und schon bald wurde deutlicher, dass das kalte Klima des Nordens einzog. Nur gut, dass sie eine dicke Jacke, Ohrenschützer, Schal und Handschuhe eingepackt hatte, damit ihr das Wetter nicht zu sehr zusetzte. Ärgerlich war es nur, dass ihre Narben bei der Kälte ganz gewiss sehr schmerzen würden. Sie musste daran denken sie am Morgen und am Abend ordentlich einzucremen, damit das nicht zu störend wurde.
Als der Zug endlich in Oak Towns Bahnhof einkehrte, hopste Elena heraus und legte sich ihre wetterfeste Kleidung an. Es fröstelte sie nur kurz, bevor sie sich auch schon daran gewöhnt hatte. Die paar Menschen, die mit ihr aus dem Zug gestiegen waren, schienen geschäftig zu sein und hatten es offensichtlich eilig. El hingegen ließ sich Zeit. Sie hatte die Anreise so geplant, dass sie sich nicht abhetzen musste. An einem Stand vor dem Bahnhof kaufte sie sich ein belegtes Brötchen und setzte sich einen Moment lang auf eine Bank, um das so vorsichtig und unauffällig wie möglich zu essen, ohne ihr Gesicht unter der Maske preiszugeben. Nachdem das erledigt war und sie etwas Essbares im Bauch hatte, trat sie die Reise zum Tierpark an. Vor einem großen Ortsschild blieb sie stehen und studierte es aufmerksam. Es war gar nicht so weit. Das sollte sie zu Fuß hinbekommen! Der viele Wald in dieser Gegend erinnerte El sehr an ihre eigene Heimat im Süden. Generell war dieser Ort zwar kälter als ihr Zuhause, aber auch nicht so modern und futuristisch wie die Großstädte des Landes. Man konnte sich hier glatt ein wenig entspannen, fand sie...
Etwas nervös wurde sie nun, als sie den Tierpark endlich erreichte. Angespannt spielte sie mit einer Hand an ihren blauen Zöpfen herum und bahnte sich den Weg zu einem Informationspunkt, um sich für die Quest zu melden. Hinter einer Glasscheibe saß eine kräftige Frau mittleren Alters. Sie sah ein wenig unentspannt aus, aber da musste El nun wohl durch. Also atmete die Magierin durch, stellte sich etwas aufrechter als gewohnt hin und stellte sich vor: „H-Hi, ich b-bin El. B-B-Bin hier für die Quest... m-mit den Wölfen.“, begann sie und lächelte unsicher unter ihrer Maske, was natürlich ihrem Gesprächspartner verborgen blieb. Die Dame musterte El neugierig, kaute dabei in einer unangenehmen Manier auf ihrem Kaugummi herum. „Ich ruf' mein' Kollegen. Der holt dich ab, Kleiner.“, antwortete sie recht locker und El nickte. Kleiner, hm? Egal. Wieder hielt sie sich an ihren Rucksackschnallen fest, als ein Mann auf sie zukam. Er trug die Kleidung, welche hier alle Tierpfleger trugen und stellte sich freundlich bei ihr vor: „Hey mein Name ist Finn. Schön, dass du da bist. Wir warten nur noch auf deinen Kollegen, dann zeige ich euch das Gehege.“ Der Mann reichte El die Hand, die sie ihm zögerlich gab. „E-El ist mein Name.“ Ja... Ihr Kollege. Wer oder wo der war, wusste sie ja auch nicht. Dass sie am Eingang einfach ganz unaufmerksam an ihm vorbeigedüst war, wäre wohl etwas, wofür sie sich in Grund und Boden schämen würde, wenn sie es realisierte. Dabei war Rhys ja nicht einmal unauffällig... aber El war so nervös und auf ihre Aufgabe fokussiert, dass sie ein wenig planlos durch die Welt geschritten war... Hoffentlich nahm er es ihr nicht übel.
B: Dogsitting mal anders schwarze stiefel, hose und handschuhe dunkelsilberner mantel, sonnenbrille im haar
Der Vampir vertrieb sich seine Zeit vor dem Tierparkt damit, die Passanten zu betrachten, die vorbeiliefen. Vor allem waren es Familien mit Kinder, die für einen Besuch auf die Tiere zusteuerten, die innerhalb der Mauern warteten. Interessanter als diese waren für ihn die deutlich weniger vorkommenden, jungen Erwachsenen. Rhys beobachtete, wie sie miteinander umgingen. Wie sie sich an der Schulter anstießen und lachten. Wenn sie nah genug an ihm vorbeikamen, lauschte er auch ihrer Ausdrucksweise. Den Witzen, die sie amüsant fanden und wie sie über andere Personen sprachen. Letzteres war ihm vom Schloss vertraut, aber alles andere zog er wie ein Schwamm auf. Es fiel Rhys ziemlich schwer sich anzupassen, aber er konnte lernen, eine gewisse Rolle zu spielen. Nachdem er wohl einige Zeit hier verbringen würde, versuchte er nun manche Redensarten der Menschen hier sich zu merken. Eine zweite Rolle zu spielen. Als die Zeit verging und seine Uhr, Rhys hatte eine ohne Zahlen, anzeigte, dass es bereits nach halb vier war, verließ er seinen Platz. Bisher hatte auch noch keiner gewirkt, als sehe er sich suchend um. Er trat auf den Eintrittsbereit zu und wartete, bis er an der Reihe war. „Meine Name ist A’Rhys Vaeth. Ich soll mich hier um halb vier mit meiner Questpartnerin treffen, um diese Wölfe zu finden.“ Die Frau musterte ihn kurz und schnalzte dann mit der Zunge. „Dein Partner is schon da.“ Rhys runzelte leicht die Stirn, sagte aber nichts dazu. Stattdessen nickte er nur leicht. „Komm durch, hinten wartet El mit einem unserer Pfleger.“ „Danke.“ Der Vampir senkte respektvoll den Kopf und ging weiter. In paar Schritte entfernt entdeckte er eine kleine, blauhaarige Gestalt neben einem etwas größerem Mann im Overall. Rhys steuerte auf die beiden zu und betrachtete die Peron, die er für El hielt. Er trug eine dickte Jacke, warme Kleidung, wie es ein jeder normaler Mensch und Nicht-Mensch hier oben tun sollte, der hier gerade Magie hatte, die einen wärmte. Einen Rucksack über den Schultern und die Haare in Zöpfen.
Als er die zwei erreichte, hielt er an und neigte das Kinn vor dem Tierpfleger. El warf er einen prüfenden, aber höflichen Blick zu, begleitet von einem leichten Lächeln, dass seine Zähne verbarg. Die Maske im Gesicht machte es schwer, etwas von ihm zu sehen, aber Rhys registrierte die Körperhaltung des Kleineren. Die vielen Jahre in Bosco hatten ihn aufmerksam dafür gemacht, jemanden einzuschätzen. Er konnte sich noch nicht sicher sein, aber seinem ersten Instinkt nach schien El niemand, der sich mit der Brust heraus hinstellte und verlangte. Nicht mit dem blinden Vertrauen, dass seinen Befehlen gefolgten wurde, wie es Lady Máirín und Thana an sich hatte. „Entschuldigt bitte die Störung und leichte Verspätung. Darf ich annehmen, du bist El?“, sprach er ihn an und entschied sich für das du. „Ich bin A’Rhys.“ Der Pfleger schenkte dem Vampir ein Lächeln. „Ah, kein Ding. Weiter als sie sind, werden sie so schnell auch nicht laufen. Nicht mit dem Wurf an Welpen. Finn.“ Er streckte Rhys die Hand entgegen. Es war ziemlich ungewohnt für den Lilahaarigen, jemanden die Hand zu schütteln, aber nach kurzen Zögern tat er es, wenn auch etwas unbehaglich. „Kommt, ich zeige euch erst ihren Bereich und dann, wo sie entkommen sind.“ Er winkte den beiden, ihnen zu folgen. „Ihr könnt euch ja bekannt machen oder mich fragen, wenn ihr etwas zum Tiergarten und den Wölfen wissen wollt.“ Rhys nickte ihm zu und Finn ging vor, während die zwei Magier ihm folgten. Rhys selbst war eher der Hundemensch, Wölfe waren ihm einen Ticken zu unberechenbar, aber das behielt er für sich selbst. Stattdessen warf er einen Blick in Richtung Horizont, dann zu El zurück. „Hattest du schon einmal mit Hunden oder Wölfen zu tun?“, erkundigte er sich, ein Auge auf ihn, eines wie immer auf sein Umfeld gerichtet.
Quest: Dogsitting mal anders - 2 | 15 Alles in allem schon einmal ein etwas holpriger Start für Els Gefühl. Die Magierin hatte die erste Begegnung mit der Kaugummidame nur schwer abschütteln können, da stand auch schon die nächste Persönlichkeit vor ihr. Finn war zwar freundlich, aber das in einem Ausmaß, der El auch ein Stück weit nervös machte. Ja. Sie hatte so ihre Probleme mit Menschen und das wurde immer wieder deutlich. Direkt hatte sie das Bedürfnis sich für ihren Kollegen zu entschuldigen, der noch nicht vor Ort war. Dabei war da auch nichts dran. Man konnte ja in der Regel nicht hier her fliegen und musste den Weg erst finden. Also konnte man es dem Kerl auch nicht verübeln...
Dass sie an ihm vorbeigerauscht war, war ihr ja nicht klar. Sonst wäre sie vermutlich schon vor Scham im Boden versunken. Als ihr Partner dann endlich aufschlug, blickte El in Richtung eines sehr großgewachsenen, blassen, jungen Mannes, der irgendwie einen höflichen Eindruck bei ihr hinterließ. Als er El nun direkt ansprach, wurde auch noch mehr dieser höfliche Eindruck deutlich. El legte den Kopf etwas in den Nacken, um zu ihm aufzusehen. Die raue, kratzige Stimme der Magierin, die durch ihre vielen Verletzungen gelitten hatte, erklang, als sie ihm eine Antwort geben wollte: „Ja. Ha-Hallo, ich bin El. Freut mich, A-A'Rhys.“ Sie war bemüht höflich, aber das war für El schon das höchste der Gefühle. Die Magierin war keine wohlerzogene Adlige, sondern ein Bauernkind. Das spiegelte sich in ihrem Verhalten wieder. Alles, was Rhys von ihrem Gesicht zu sehen bekäme, waren die Augen der Magierin, von denen nur eines so wirkte, als wäre Leben darin. Was auch nicht unwahr war. Erins anderes Auge war schließlich eine Attrappe, die sich auch nicht bewegte, sondern starr in ihrer Augenhöhle verharrte, ganz egal wie sie sich umwandte. Finn übernahm direkt von diesem Punkt an und stellte sich locker vor, schenkte Rhys sogar ebenfalls die Hand zum Gruß. El blickte kurz auf ihre Hände. Wäre es höflich sie ihm auch zu reichen? Eine Sekunde lang überlegte sie, dann winkte sie Rhys ein wenig awkward zu. Verdammt! Das war schlimmer als es ganz zu lassen!
Immerhin tröstete die Ablenkung über diese unangenehme Situation hinweg. Finn mobilisierte die Beiden direkt und führte sie zu dem Bereich, aus dem die Wölfe ausgebrochen war. Erneut war es Rhys, der El ziemlich direkt ansprach. „J-Ja, mit Hunden schon. I-I-Ich stamme von einem Bauernhof.“, erklärte sie ein wenig nervös, wobei sich ihre raue Stimme etwas überschlug. „W-Wölfe kenne ich nur aus den Wäldern.“ Und von denen hielt man in der Regel Abstand. Wie es wohl um ihn stand? „Ist ja auch nicht gerade gewöhnlich, dass es Leute direkt mit Wölfen zu tun haben.“, klinkte sich der freundliche Pfleger ins Gespräch ein. Richtig. Hunde hatte man als normaler Mensch eigentlich schon häufiger im Leben getroffen und wenn man selbst keinen Kontakt zu ihnen hatte, so kannte man zumindest die grundlegenden Dinge, die man zu beachten hatte. Aber Wölfe waren ja schon ein gutes Stück wilder und unberechenbarer... Mit einer engelsgleichen Geduld führte Finn die beiden Magier zu dem Gehege der Tiere. Hier reagierte El das erste Mal ohne groß zu zögern damit, dass sie von ihrer Magie gebrauch machte. El machte eine Bewegung vor ihrem Gesicht und mit einem Mal war die weiße, nichtssagende Maske in ihrem Gesicht gegen eine völlig andere ausgetauscht. Eine Wolfsmaske - wie passend - zierte nun das entstellte Gesicht der Magierin. Während des Wechselvorgangs war übrigens nicht eine Sekunde ein Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Dies hatte die kleine Magierin mittlerweile nahezu perfektioniert! „S-Suchen wir nach Spuren. D-D-Damit kann ich sie sehen...“, meinte sie und ging am Gehege auf die Suche. Irgendwo mussten die Tiere ja rausgekommen sein und das würde sie gewiss bald herausfinden...
Magie:
Hunter's Mask TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Nach dem Aufsetzen dieser Wolfsmaske ist es dem Anwender möglich, selbst Tage vergangene Spuren auf dem Boden zu erkennen. Auch verwischte Spuren sind auf diese Art und Weise erkennbar.
B: Dogsitting mal anders schwarze stiefel, hose und handschuhe dunkelsilberner mantel, sonnenbrille im haar
Rhys musterte El, nicht forsch oder eindringlich, aber sein Blick lag auf dem Jungen. Er nahm das so weit zumindest an, denn bisher hatte ihm keiner anderes gesagt und die tiefere, raue Stimme unterstützte seine Annahme. Zudem sah er nicht viel von ihm. El war noch mehr eingepackt wie der Vampir und erinnerte diesen mit der Maske an Jae. Eine Erinnerung, bei der er nicht ganz sicher war, ob er sie für schön befand. Er behielt das Lächeln bei, auch wenn einer empathischen Person klar sein würde, dass nicht viel Freundlichkeit darin lag. „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Doch er senkte nicht den Kopf, wie er es bei den meisten anderen getan hätte. Umgedreht schien auch sein eines Auge so kalt und leer wie die Schneewüsten im Norden. Bei dem Gedanken rann ihm ein kühler Schauer über den Rücken. Rhys hasste den Schnee. Nicht nur, weil ihm schnell kalt war, er hatte auch seine Erfahrungen damit, in ihm aufzuwachen. Seine Aufmerksamkeit wurde auf Finn gelenkt und Rhys zog die Hand aus der Manteltasche. Er hielt die Hand des anderen nur kurz fest und war etwas überfordert, wodurch seine eigene Hand im Grunde mehr mitgeschüttelt wurde, als dass er aktiv Teil der Sache war. Schnell schob er sie wieder in die Manteltasche und behielt Finn im Auge. Rhys würde zwar nur selten etwas sagen, aber er mochte es nicht wirklich, wenn man ihm zu nahekam. El blieb zum Glück beim Winken, was er mit leicht gerunzelter Stirn und einem kurzen Lächeln mitbekam. Ihm war bisher kaum zugewinkt worden, aber es war besser wie das Handschütteln.
Finn machte sich auf den Weg zum Käfig der Wölfe und die beiden Magier folgten ihm. Rhys sprach den anderen an. El erzählte, dass er von einem Bauernhof kam und von dort Kontakt zu Hunde kannte. Der Vampir nickte leicht. Man merkte es ihm nicht an, aber auch er war auf einem Bauernhof geboren worden. Er hatte kaum noch Erinnerungen daran, mehr grobe Fetzen von Bilder, aber er wusste, dass er weggegeben worden war, als seine Eltern die Steuern anders nicht mehr hatten zahlen können. Ihr jüngster Sohn war ihnen nirgends eine Hilfe gewesen. „Nein. Wölfe habe ich noch nie angetroffen“, stimmte er Finn zu, der seinerseits auf El reagiert hatte. „Wie sollen wir sie zurückbringen, wenn wir sie gefunden haben? Gibt es Nahrung, mit der wir sie locken können oder andere Möglichkeiten?“ Rhys wollte nicht, dass ein Wolf ihm den Mantel, und natürlich Arm, zerbiss. Einem Hund konnte er sagen, er solle ihm folgen. Ihn anleinen. Einen Wolf eher weniger. Finn schüttelte den Kopf. „Wir haben Betäubungsmittel, allerdings sind es zu viele Wölfe und wir können euch nicht alles mitgeben, sollte es hier im Park einen Notfall geben. Hat von euch mit so etwas Erfahrung?“ Rhys schüttelte widerstrebend den Kopf und sag zu El. Ob er mehr dazu wusste oder so ein Mittel schon einmal verwendet hatte?
Kurz darauf hatten sie das Gehege erreicht. Finn sperrte auf und ließ sie hinein. Rhys sah sich um, zu den Eingängen, die wohl zu Höhlen unter einem Erdhügel in der Mitte führten und anderen Holzgebilden. Als er zurück zu El sah, war für einen Moment Überraschung, fast schon Schock auf seinem Gesicht zu sehen, bevor er es wieder unter Kontrolle brachte. Die alte Maske war zu der eines Wolfes geworden. Ihr halbes Gesicht wirkte nun, als wäre unter ihrem Mantel ein Wolf verborgen. Die Erklärung kam kurz darauf. Rhys blinzelte einmal, dann: „In Ordnung, ich folge dir.“ Finn trat von ihnen weg. „Ich bin gleich zurück, verlasst das Gehege noch nicht.“ Ob er besagtes Betäubungsmittel holen ging?
Als Lyra von der anstehenden Quest erfahren hatte, hatte sie sich sofort dafür gemeldet. Sie wusste, dass es vielleicht gefährlich werden konnte und dass daher vielleicht eher jemand mit noch besseren Fähigkeiten für diese Aufgabe geeignet wäre, aber wenn es um die Rettung von Tieren geht, konnte sie sich einfach nicht zurücknehmen. So hatte sie die Quest an sich gerissen, noch ehe man ihr davon abraten konnte und sie war direkt aufgebrochen, obwohl der angegebene Zeitpunkt zum Treffen noch ein paar Tage ausstand. Aber auf diesem Wege konnte man sie auch nicht mehr von der Rettung der Tiere abhalten. Stattdessen ließ sich die Slayerin mit der Anreise einfach noch etwas Zeit, genoss auf dem Weg einen Abstecher in den (doch sehr kalten) Clover Lake und stöberte durch die fremden Umgebungen.
Als sie dann schließlich in Oak Town ankam, war sie auch schon fast ein wenig spät dran. Sie sollte sich am Tierpark mit einer weiteren Person treffen, welche sie bei der Rettung der derzeit immer wieder verschwindenden Tiere unterstützen würde. Für die tierliebende Lyra war es ein Unding, Geschöpfe jeglicher Art aus ihrer Umgebung zu reißen, in Säcke, Kisten oder Käfige zu sperren und dann…was auch immer damit zu machen. Bisher war nicht ganz klar, was eigentlich mit diesen Geschöpfen geschah, nur dass sie verschwanden und dass sie dabei wahrscheinlich durch mehrere Hände gingen. Beobachtet worden war dies vom einen Förster, welcher regelmäßig nach Oak Town kam und den sie daher hier treffen würden. Es war leichter, sich den Weg in das betreffende Waldstück von ihm zeigen zu lassen, als dieses auf eigene Faust zu suchen. Sie wollten sich beim Gehege der Bären treffen und so führten die Schritte Lyras sie eilig dort hin. Die junge Frau konnte nicht umhin, begeisterte und zugleich abschätzende Blicke auf die eingesperrten Tiere um sie herum zu werfen. Irgendwie fühlte es sich für sie einfach falsch an, die Tiere hier so eingeschlossen zu halten, statt sie in ihrer natürlichen Umgebung zu belassen. Sie hatten in diesem Tierpark zwar Glück und recht viel Platz, aber es war eben etwas anderes, als ihr natürliches Zuhause. Wenn man das mit ihr machen würde…sie würde sich schrecklich fühlen, nicht mehr die Freiheit in der Natur genießen zu können, sondern stattdessen tagein tagaus die gleiche, karge Umgebung um sich zu haben und dieser einfach nicht entkommen zu können.
Seufzend und noch immer darüber nachgrübelnd, ob so ein Tierpark überhaupt gut war, näherte sie sich dem Außengelände der Bären. Ein Mann in dicker, überwiegend lederner Kleidung, mit einem dicken Filzhut auf dem Kopf und einem langem, dichten, roten Bart stand über das Geländer gelehnt und auf das Gehege hinabschauend. Die Slayerin ging geradewegs auf ihn zu und sprach ihn sogleich an: „Guten Tag, sind sie Förster Yatuzon Bell?“ Ein von Wind und Wetter gezeichnetes Gesicht wandte sich ihr zu. „Mh, genau der bin ich“, stimmte er brummend hinzu und blickte abschätzend an Lyra hoch und runter. „Und du bist diejenige, die diese Wilderer ausfindig und dingfest machen sollen, die in meinem Waldstück ihr Unwesen treiben?“, dabei hob er zweifelnd eine Augenbraue. Es war nicht das erste Mal, dass man Lyra mit ihrer kleinen Statur und dem noch recht kindlichen Gesicht unterschätzte. Doch daran ließ sie sich nicht stören, sondern sprach stattdessen so fröhlich wie immer: „Ja, genau! Aber ich erwarte hier noch jemanden, wir werden zusammen die Wilderer ausfindig machen und verhindern, dass sie die armen Tiere umbringen…oder was auch immer sie damit machen!“ Gegen Ende wurde ihre Stimme ernster. Der Gedanke daran vertrieb jegliche Fröhlichkeit aus ihren Gedanken. Es schauderte sie, wobei sie nicht genau wusste, ob das am kalten Wind oder an der Grausamkeit der Wilderer lag. So oder so war sie froh, wenn ihre Verstärkung auch bald eintraf und sie sich schnell in den geschützten Wald aufmachen konnten.
Verschwundene Tiere? Wilderer? Ravinuthala wusste auf Anhieb nicht, wo der Unterschied lag zwischen dem, was die Tierdiebe hier taten, und den Handlungen einfacher Jäger, aber eines wusste sie: Ihre Gilde hatte eine Quest akzeptiert und sie war die perfekte Person für den Job! Das hier war für Ravinuthala die Art Quest, die ihr am Besten gefiel; es gab ganz klar die Bösen, die was falsch gemacht hatten, und ihr Job war es einfach nur, diesen Leuten mal ordentlich auf die Mütze zu geben! Simpel und effektiv, so wie sie es gern hatte. Auf dem Weg nach Oak Town gab es erst einmal eine üppige Lunchbox, die Mary ihr vorbereitet hatte, und dann ein erholsames Schläfchen im Zug, damit die Oni in bester Verfassung und voller Energie vor Ort ankommen konnte.
“Hey, hey, HEEEY!”
Mit lauter Stimme unterbrach die Oni den Förster und seine Gesprächspartnerin, zog die Blicke der beiden auf sich. Wenn Yatuzon eben noch Lyra wegen ihrer Größe unterschätzt hatte, dann dürfte er jetzt ziemlich beeindruckt sein. Die muskulöse Oni mit ihrer dunklen Haut und ihrem breiten Grinsen überragte den kräftigen Kerl ein gutes Stück weit, eine ihrer Fäuste bereits vor Spannung geballt, ehe sie den Arm hob und ihre Muskeln anspannte. “Hier ist Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne und Magierin von Satyrs Cornucopia! Ich hab gehört, es gibt’n paar Tiere zu retten, HEY!” Ob sie Alles in Allem eine Verbesserung zu der kleinen Windmagierin war wirkte dann aber doch ein wenig fragwürdig. Was diese Frau im Körper hatte, schien nicht unbedingt in ihrem Köpfchen zu stecken, basierend auf den aufbrausenden Worten, die sie bisher gesprochen hatte. Konnte es sein, dass sie nicht einmal ein klares Bild über den Auftrag hatte? Nun gut, wenn man sie und Lyra zusammen steckte, dann konnte am Ende vielleicht etwas halbwegs Ordentliches dabei rauskommen…
“Hm, ho. Du bist der Förster hier, richtig? Thala ist zur Stelle!”, stellte die Oni mit einem Deut auf den Mann vor ihr fest, eine entschiedene Annahme, auch wenn sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Oder Allgemein einen Förster. Das Berufsbild klang erstmal interessant, auch wenn Ravi kein exaktes Bild davon hatte. Mit dem Wald würde es zu tun haben, so viel war ihr klar, und vermutlich mit den Tieren, sonst hätte der Typ sie ja nicht angeheuert. Das Mädel neben ihm war dann aber vermutlich keine Försterin, sondern… “Bist du meine Partnerin für heute?” Mit großen Augen lehnte sich Ravinuthala über das vergleichsweise kurze Mädel, um sie genauer zu betrachten. Braune Haare, braune Augen, machte auf sie als Kriegerin erst einmal einen fitten Eindruck. Man sah zwar keine riesigen Muckis, die von innen gegen ihr Outfit drückten, aber von dem, was Ravinuthala von ihr sah, von der Form ihres Körpers, ihren Händen, ihrem Hals und der Art, wie sie sich bewegte, ging sie davon aus, dass Lyra schon eine gewisse Menge an Training hinter sich hatte. Vielleicht eine andere Kriegerin, so wie sie? Mindestens war das Mädchen eine Magierin, sodass die Oni sie breit und fröhlich anstrahlte. “Freut mich voll, dich kennen zu lernen, HEY!”
Die knappe Unterhaltung zwischen Lyra und dem Förster wurde jäh von einer lauten Frauenstimme unterbrochen. Sofort schaute die Dragonslayerin in diese Richtung und grinste breit. Beeindruckt hielt sie ihren Blick auf das Gesicht der Ankommenden gerichtet und musste dabei den Kopf immer weiter in den Nacken legen, je näher sie kam. „Hallo Ravi…Ravinu…wie war das genau…?“ begrüßte sie die hochgewachsene Frau, während sie ihr ihre eigene Hand entgegenstreckte und sich des langen, für sie bislang gänzlich unbekannten Namens noch einmal rückversicherte. „Ich bin Lyra!“, fügte die Brünette dann noch hastig hinzu. Die beiden Frauen wirkten zumindest optisch gänzlich verschiedene. Da standen eine kleine, zierliche, sehr jung aussehende Frau – fast schon eher noch ein Mädchen – mit heller Haut und kindlichem Blick neben einer hochgewachsenen, kräftig bemuskelten Frau mit dunklem Teint und vollständiger Reife nebeneinander. Beide aber schienen die gute Laune und der Tatendrang zu vereinen. Und natürlich vereinte sie auch der gemeinsame Questauftrag. „Ja, genau! Wir beiden werden uns um das Aufspüren der Wilderer und das Retten der Tiere kümmern“, stimmte Lyra der Oni. Noch immer war ihr Kopf leicht in den Nacken gelegt, um in und um das Gesicht der Frau zu schauen. Fasziniert musterte Lyra gerade die zweifarbigen Haare ihrer Partnerin und versuchte irgendwie die auf dem Kopf sitzende…Maske?...besser erkennen zu können. Doch das gestaltete sich von hier unten gar nicht so leicht. Vielleicht würde sie im Laufe der Quest noch einen besseren Blick darauf erhaschen können. Stattdessen fiel ihr Blick nun wohlwollen auf die Gesichtsbemalung von Thala. Bestens vorbereitet für Jagd auf die Wilderer! Warum habe ich denn nicht daran gedacht?!, dachte Lyra und überlegte, ob sie sich auch noch mit feuchter Erde ein wenig das Gesicht abdecken sollte, sobald sie im Wald angekommen waren. Lyras ganzes Gesicht begann zu strahlen, als die Oni ihre Freude über ihr Kennenlernen kundtat. „Ohja, ich freue mich auch! Zusammen können wir diese Wilderer bestimmt schnell finden und dingfest machen!“, sprach sie zuversichtlich und sprühte voller Energie. Erst, als der Förster sie mit einem ernsten Räuspern unterbrach, nahm Lyra diesen wieder richtig war und wandte sich ihm zu.
„Nun, auch wenn ich froh wäre, wenn dem so wäre, bezweifle ich das. Diese Ganoven sind schon eine Weile in meinen Wäldern aktiv und dennoch konnte ich sie noch nie bei ihrer Arbeit beobachten, geschweige denn daran hindern oder dingfest machen. Sie aufzuspüren und in für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen wird sicherlich nicht leicht.“, sprach im ernsten Ton, woraufhin Lyra kurz nachdenklich dreinblickte und dabei auch die Lippen mit einem kurzem, überlegendem „Mh“, zusammenpresste. „Aber wir sind ja zu zweit, das wird schon klappen, richtig?“, kam dann ihre Elan zurück und blickte bei ihrer letzten Frage zu Thala. „Und damit das Ganze nicht noch länger dauert, würde ich sagen, brechen wir doch gleich auf!“, darauf packte sie ihren an der kleinen Mauer angelehnten Kampfstab und stapfte ein paar Schritte los, blieb dann aber jäh stehen um blickte zurück, wo die anderen denn blieben. Der Förster schüttelte nur seufzend den Kopf und wies genau in die entgegengesetzte Richtung, woraufhin die Slayerin sich sofort umwandte und ein paar Meter rannte, um letztlich doch wieder ganz vorne mit dabei zu sein. „Nun, was genau konnten Sie denn bisher beobachten? Welche Tiere sind denn verschwunden oder verletzt worden? Ist bekannt, um wie viele Personen es sich handelt?“, nutzte Lyra dann die Wegstrecke, um sich ein erstes genaueres Bild ihrer anstehenden Aufgabe zu machen.
„Ra-vi-nu-tha-la! Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne!“ Breit grinste Thala auf die Rückfrage Lyras, die ihren Namen wohl nicht gleich beim ersten Mal verstanden hatte. Zugegeben, die Oni konnte ganz schön überwältigend sein, wenn man sie nicht gewohnt war. Das machte sie aber mit ihrer Güte wieder wett. Fröhlich grinsend zwinkerte sie dem Mädchen zu. „Hey, hey. Ich sag dir den Namen gern so oft, wie du ihn hörn willst, HA!“ Offenbar war das Mädel auch mit Herzen an der Sache. Beide waren entschlossen, die Tiere zu retten, also würde ihr Teamwork sicher extra krass ausfallen. Das brauchten sie sicher auch, denn wenn man dem Förster Glauben schenken durfte, dann waren diese Wilderer nicht so leicht zu finden, wie die Damen es sich vielleicht erhofften. „Die sind echt schon so lange hier, hm? Dann hast du doch sicher schon heir und da geguckt, nich? Kannst uns zumindest sagen, wo wir nich mehr suchen brauchen!“, stellte Ravi fest, ziemlich stolz mit ihrer Erkenntnis. Sie war nicht wirklich jemand, der Rätsel löste, aber komplett doof war sie auch nicht. In ihrem Stamm hatte das gut funktioniert: Wer Erfahrung damit hatte, in einem bestimmten Teil der Berge zu jagen, konnte den anderen Stammesmitgliedern von seinen Erfahrungen berichten, sodass sie auf potenzielle Gefahren vorbereitet waren und wussten, was man dort an Beute finden konnte. Geteiltes Wissen konnte eine große Stärke sein!
„Klar, das packen wir locker“, grinste Ravinuthala auf Lyras Frage hin und klopfte sich stolz auf die Brust. Solange sie beide zuversichtlich waren, bedeuteten die Zweifel des Försters herzlich wenig. So bald wie möglich aufbrechen war wohl der einzig richtige Weg, also riss Ravinuthala unterstützend die Arme hoch. „Klar, klar, KLAR! Auf in den Wald mit uns!“ Ihre starken Arme mit jedem Schritt schwungvoll bewegend stapfte die Oni neben ihrer neuen Freundin her, betrachtete dabei deren Kampfstab. Langes Ding war das. Erinnerte sie entfernt an die längliche Keule, die ein Kumpel ihrer Familie immer geschwunden hatte – nur weniger dick, weniger aus Metall und weniger mit Stacheln besetzt. Davon abgesehen waren sie sich entfernt ähnlich. „Intressante Waffe haste da“, stellte die Tsumiho grinsend fest, während sich Lyra mit dem Förster unterhielt. Die hatte wohl auch so ihre Fragen zu klären. „Ich kann nicht genau sagen, wie viele es sind. Es muss auf jeden Fall eine ganze Gruppe sein. Ich sage mal, fünf Leute mindestens, vermutlich mehr.“ Der Förster zuckte mit den Schultern. Allzu viele Details hatte er bisher leider selber nicht – deshalb hatte er sie ja zu sich gerufen. „Was die Tiere angeht... ich habe mitbekommen, dass eine Wildschweinfamilie in letzter Zeit sehr aufgeregt ist, und ich habe das Muttertier länger nicht gesehen. Außerdem fehlt mir ein Hirsch. Aber besondere Sorgen mache ich mir um die Wildkatzen...“ „Wildkatzen?“ Aufmerksam weitete Thala die Augen, blickte hinab auf den Förster. Die Arme hinter ihrem Kopf verschränkend ließ sie ihre Vorstellungskraft ein wenig wandern. „Meinste Pumas und so? Die wollt ich schon ewig ma sehn! Sowas habt ihr hier?“
Die große Oni hatte offenbar keinerlei Probleme damit, dass Lyra sich mit ihrem Namen zunächst schwer tat und nahm ihr dies auch nicht übe. Dennoch suchte Lyra nach einem leichteren Weg: „Darf ich dich auch einfach nur Ravi nennen?“, versicherter sie sich daher. Trotz dieses kleinen Stolpersteins, verstanden sich die beiden Frauen aber ausgesprochen gut. Beide waren voller Elan, wollten die Tiere so schnell wie möglich retten und strotzten nur so vor Energie und gute Laune. Die Oni schien sogar fast noch optimistischer als Lyra, etwas, das der Slayerin nur äußerst selten begegnete und was sie sich sofort wohlfühlen ließ. Mit einem breiten Grinsen stapften die beiden daher dahin, als sich Thala nach ihrem Kampfstab erkundigte, den sie bei jedem zweiten Schritt auf den Boden klopfen ließ. „Oh, du meinst Crutchy?“, entgegnete Lyra und hob den Kampfstab dabei in die Luft. Sofort wurde ihr Grinsen noch breiter. „Ohja, eine äußerst praktische Waffe!“, stimmte sie ihrer Kollegin zu, verschwieg aber zunächst, dass sie den gezielten Umgang damit noch immer trainierte und sie sich daher mit dem Stab manchmal buchstäblich selbst ein Bein stellte, statt ihn vollkommen effektiv und so geschickt wie @Yuuki seinen Kampfstab gegen einen Kontrahenten einsetzen konnte. „Definitiv vielfältig einsetzbar; gegen Gegner, zum Angeln, als Wanderstock oder um zum Beispiel Äpfel aus Bäumen zu kicken, wobei man da schon gut treffen muss, dass man den Apfel herunterfallen lässt ohne ihn halb zu zermatschen“, erläuterte die Slayerin gut gelaunt und voller Enthusiasmus.
Als der Förster dann das Wort ergriff, ließ sich Lyra schnell wieder etwas zurückfallen, um den Ausführungen des Mannes besser hören zu können. Während seiner Worte erfror Lyras Grinsen mehr und mehr. Lyra hasste das beabsichtigte Zufügen von Tierleid und genau das schien hier von statten zu gehen. Und dann schienen wohl auch noch Jungtiere gefärhdert zu sein! Wenn man ihnen die Mutter nahm, dann hatten auch die Kleinen wohlmöglich keine Chance zu überleben! Wenn dem so war, dann würde Lyra definitiv länger hier bleiben als geplant, um sich noch eine Weile um die verwaisten Tiere kümmern zu können. Ihre Kollegin schien ebenfalls interessiert und erkundigte sich näher nach den angesprochenen Wildkatzen. „Pumas leben eher in den Bergen, die haben wir hier im Wald nicht, aber verschiedenste andere Wildkatzarten, darunter auch immer wieder mal eine seltene, zweischwänzige Art. Das Muttertier war in den letzten Jahren immer wieder hier in der Gegend, wenn es Jungtiere zur Welt gebracht hat. Offenbar kann sie diese hier besonders gut aufziehen und dann suchen sie sich andere Lebenshabitate. Die Jungtiere sehe ich dann meist nicht wieder, aber die Mutter kommt regelmäßig zum Werfen zurück. Und aktuell ist sie wieder in meinem Gebiet unterwegs. Ich weiß nicht genau, wo sie ihren Bau hat, aber sie hat ganz sicher wieder ein paar Jungtiere geworfen und wenn diese von den Wilderern entdeckt werden, wird dieses seltene Geschöpf bestimmt auch bejagt…“, erklärter Yatuzon und grimmiger Ärger schwang in seiner Stimme mit. „Hier entlang! Ich führe euch zu meiner Waldhütte, von da aus könnte ihr dann weitere Untersuchungen machen“, fügte er dann an, als sie gerade den Tierpark verließen und deutete nach rechts. Lyra, die zunächst weiter geradeaus gelaufen war, änderte schlagartig die Richtung und holte zu dem Mann und Ravi auf. „Oh man, das klingt wirklich dringend, oder? Und auch ein bisschen aufregend! Ich hoffe ja, dass diese zweischwänzige Katze nicht von den Wilderern entdeckt, aber ich würde sie gerne sehen. So ein Geschöpf habe ich jedenfalls zuvor noch nicht gesehen! Was denkst, wie sie aussieht und wie sie wohl lebt? … und was denkst du, machen die Wilderer mit den armen Tieren…?“, fragte Lyra an Ravi gewandt, während sie dem Förster folgten.
„Klar, klar. Ravi is fein. Oder Thala. Oder sonstwas“, grinste die Oni fröhlich, als Lyra fragte, ob sie einen Spitznamen benutzen konnte. Das war für die Tsumiho schon mehr oder minder eine Selbstverständlichkeit. „Mein Papa nennt mich immer Visnu, HAH!“ Es war gerade in Thalas Stamm ganz normal, dass Oni längere Namen hatten. Wer hatte schon die Zeit, die alle voll auszusprechen? Unter Oni sprach man sich fast immer mit Kürzeln und Nicknamen an, da fragte auch keiner um Erlaubnis. Wenn man sich erstmal kannte, dann war es eher so, dass ein voll ausgesprochener Name ein schlechtes Zeichen war. Jemand war sauer oder wollte sich etwas nehmen, was dem Anderen gehörte. Sie Ravinuthala nennen war insofern deutlich weniger üblich als einfach Ravi zu sagen. Auf den Spitznamen von Lyras Waffe war die Oni dann aber nicht vorbereitet. „Crutchy?“ Viele Oni, die ihren Waffen Namen gaben, kannte Thala nicht, sie selbst tat es auch nicht. Selbst wenn, wäre der Name vermutlich nicht so... niedlich? Konnte man das so sagen? Klang auf jeden Fall, als würde die Minell damit eine Menge unterschiedliches Zeug machen. „Klingt nützlich“, nickte sie und musste doof grinsen. „Bei nem Apfelbaum geht’s aber mit'm Fuß besser, da reicht normal ein Kick aus, dann kommse alle runter. HAH!“
Es ging also um zweischwänzige Wildkatzen? Aufmerksam folgte die Tsumiho den Worten des Försters. Diese Art Tiere hatte sie selbst noch nie gesehen, nicht einmal in Büchern. Dementsprechend war es ein aufregender Gedanke, diese Spezies einmal mit eigenen Augen zu sehen, jetzt, wo sie wusste, dass es sie gab. „Wie cool“, lachte sie fröhlich, auch wenn das wohl gerade nicht gut zum dramatisch übergreifenden Thema passte, doch als sie nach Lyra sah, versuchte die gerade, in die komplett falsche Richtung zu laufen. Bevor Ravi etwas sagen konnte fing sie sich aber und lief hinterher. „Oh ja, ich will sie auf jeden Fall auch sehen! Ich denk ma, sie sieht aus wie ne Katze, nur dass sie zwei Schwänze hat, ne?“ So hatte die Oni die Beschreibung auf alle Fälle verstanden. Bei der nächsten Frage hob sie aber nachdenklich eine Hand an ihr Kinn. „Hm... ich kenn keine Wilderer, also weiß ich nicht, was die machen. Aber wenn die so sind wie Entführer, dann behalten sie die Tiere bestimmt in Käfigen, bis sie sie verkaufen können, hey.“ Ja, mit Erführern hatte sie tatsächlich schon sehr persönliche Erfahrungen sammeln können, da hatte es etwa so ausgesehen. Zu sehr ging die Tsumiho aber nicht ins Detail, sondern konzentrierte ihren Fokus lieber auf den Wald, den sie gerade betraten.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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