Ortsname: Luciens Zimmer Art: Wohnung Spezielles: - Beschreibung: Viel Persönlichkeit birgt dieses unspektakuläre Heim wohl kaum. Die Einrichtung ist schlicht, farblos und modern und läd dementsprechend nur bedingt zum Dableiben ein. Man bekommt fast schon das Gefühl, man sollte hier lieber nichts anfassen, da alles ziemlich teuer wirkt. In einigen, großen Schränken ist alles verstaut, was etwas über den Bewohner aussagen könnte: Aktenhefter, Werkzeugkoffer und allerelei Lacrima-betriebene Elektronik, die vermutlich noch nie für das genutzt wurde, für das sie eigentlich geschaffen wurde. Insgesamt teilt sich die Wohnung des Ashworth in drei Zimmer auf: Ess- und Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad, wobei die Eingangstür direkt in Ersteres führt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
"Meistens-Meistens brauche ich das ja auch gar nicht! Irgendwie setzt man mich selten zu Verhören ein. Keine Ahnung, warum. Es tut mir leid, Lucien. Diese M-Dinger sind einfach nicht meins. Ich mag Pferde. Oder-oder Hippogreifen", entschuldigte sich Athena sofort mit immer noch ebenso wackliger Stimme, die ihrem Gang in Sachen Wackligkeit in Nichts nachstand. Bislang war aber wirklich ausnahmlos jede Fahrt in einem M-Fahrzeug schlimm gewesen. Wobei es hier in der Stadt vermutlich gegangen wäre, wäre da nicht die hohe Geschwindigkeit und der Mangel an Sicherheitsgefühl gewesen. Und das obwohl Lucien ja sicherlich ganz besonders vorsichtig gefahren war, ihr zu liebe. "Uh!", machte die Nymphe leise als sie fast umfiel. Die Absätze ihrer Stiefel klackten munter als sie einen eiligen Stolperschritt machte und trotzdem drohte umzufallen, bis Luciens Hände ihre Schulter griffen und damit sowohl einen unangenehmen Umfaller als auch ein fatales, gravitationsbedingtes Massaker am Süßkram verhinderten, das einen Zusammenstoß mit dem Boden sicherlich weniger gut als seine Trägerin überstanden hätte. "Danke, Lucien. Oh? Oh je. Habe ich dir weh getan? Es tut mir leid. Irgendwie...irgendwie hatte ich ziemlich Angst. Dasistaberechtnichtsgegendich! Oder gegen deine Fahrkünste. Und meine Beine wollen grade nicht so wie ich. Das ist ziemlich seltsam. Normalerweise gehorchen sie." Mit Bewegungen, die weitab ihrer üblichen Sicherheit lagen, wackelte Athena Lucien hinterher ins Einkaufszentrum. Der Ort hatte sich nur wenig verändert. Sie entdeckte das Café auf's Neue, in dem sich die falsche Auftraggeberin mit Lucien und ihr getroffen hatte. Das war ihr..erster Auftrag mit Lucien gewesen. Sie hatten echt schon viel zusammen durchgemacht. Dass die schwerste Prüfung ihr erst noch bevorstehen sollte, konnte sie ja nicht ahnen. "Warum ist alleine das Outfit das Ende deines guten Rufs? Du machst doch bestimmt auch ohne Anzüge gute Arbeit, oder?", hakte die Nymphe auf die Aussage nach. Mal wieder entgingen ihr die Zusammenhänge der Sätze also völlig. Dass Kleidung irgendwie was mit Prestige zu tun hatte, hatte sie inzwischen ja verstanden. Immerhin war für die Feier bei dem Adligen ja ein sehr teures Kleid notwendig gewesen. Warum auch immer. "Mut ist gut. Wobei der heute hoffentlich nicht nötig wird. Wir sind ja nicht für die Arbeit hier." Wäre ihr Gesicht durch die Fahrt nicht ohnehin noch blass gewesen, nahm es spätestens jetzt den Farbton von völlig ungewürztem und unverfeinertem Frischkäse an. Ganz ohne Kräuter. Sie sollte etwas zum Anziehen für Lucien aussuchen? Und dann auch noch ohne, dass er ihr sagte aus welchem Laden? Ohne die Hilfe von Zihrun?! Hohe Himmel. Sie hatte doch keine Ahnung von Kleidung. Der einzige Grund, warum sie mehr als ihre Uniformen besaß, war, dass sie mit Lucien Kleidung hatte kaufen müssen. "O-Okay. Ja. Ich...versuch's. Uhm, warte, lass mich nach einem Laden suchen." Verzweifelt versuchte sich Athena an die wenigen Lektionen zu erinnern, die ihr Zihrun in Sachen Bekleidung hatte angedeihen lassen. Wenn beispielsweise keine Preisschildchen in den Schaufenstern zu finden waren, war es zu teuer für sie. Also musste sie einen Laden für Herrenbekleidung finden, der Anzüge verkaufte und bei dem die Preise nicht ausgeschildert waren. Okay, gut. Das war der erste Schritt. Nur...wo waren solche Läden. Eilig, und inzwischen dankenswerterweise wieder trittfest, stökelte sich Athena einmal quer durch das Erdgeschoss. Nichts. Hier war zwar der Laden, wo sie ihre Undercover-Klamotten gekauft hatte, aber kein Herrenausstatter. Also ging es die Treppen hinauf. Schlussendlich kam die Nymphe vor einem recht unscheinbaren Laden zum Stehen. Die beiden Schaufenster zeigten nichts weiter als je einen perfekt in Szene gesetzten Anzug. In kleinen Vitrinen daneben ruhten Accessoires. Uhren, Armbänder und kleine Schmuckstücke für die Fronttasche. Außerdem waren keine Preise zu sehen. "Hier, Lucien, den nehmen wir. Das Ladenglöckchen bimmelte fast schon verhalten als Athena ohne weitere Umschweife eintrat. Die Ausstattung des Ladens war trügerisch einfach. Ein paar Sessel standen um eine Art runde Miniaturbühne. Stangenware war nicht zu sehen. Stattdessen waren Mannekins mit Einzelstücken ausgestattet. Ein älterer Herr hinter dem Tresen erhob sich schwerfällig, was wohl seiner Rundlichkeit zu verdanken war. "Willkommen bei Giovannis, die Dame, der Herr. Ich bin Giovanni. Schauen sie sich nur um oder kann ich behilflich sein?" "Oh, bitte, bitte seien Sie mir behilflich. Meine Begleitung benötigt dringend einen neuen Anzug." Der Blick des Mannes, dessen Kopf schon deutlich über seine Haare hinaus gewachsen war, wurde mit einem mal wohlwollender, als er auf Lucien fiel. War da etwa so etwas wie ein Wiedererkennen zu sehen? "Ich verstehe. Die Dame sucht aus? Nun, woran hatten sie denn gedacht, junges Fräulein?" Das war eine sehr gute Frage. Bislang hatte Athena nicht weiter gedacht als "Richtigen Laden finden". Mal sehen. Lucien hatte bislang eigentlich immer nur schwarze Anzüge getragen. Also gefielen sie ihm vermutlich. Außerdem passten sie gut zu seinen Haaren. Ihr Kopf rotierte munter als sie die Anzüge in Augenschein nahm und blieb schließlich an einem hängen, der über ein rötliches Innenfutter verfügte. Ein bisschen Farbakzent konnte doch nicht schaden, oder? "Wie wäre es mit diesem hier? Lucien? Möchtest du den einmal anprobieren? Vielleicht eine rote Fliege...nein, Krawatte. Die sieht aus wie ein Schwert. Vielleicht eine Krawatte im gleichen Rot-Ton dazu? Oh, und eine Weste. Drunter ein Hemd. Hm, darf ich die Stoffe mal anfassen?" "Natürlich, junges Fräulein. Nur zu. Die Hemden sind in dort drüben. Ich suche derweil nach der passenden Krawatte. Darf es noch ein Accessoire sein?" "Oh! Ja! Wir brauchen eine Uhr. Silber? Nein, lieber Gold. Und ich suche etwas für die Fronttasche aus. Habt Ihr...? Oh, sehr freundlich." Mit einem breiten Lächeln hatte der ältere Herr einen gläsernen Kasten unter seinem Tresen empor gehoben, in dem allerlei Schmuckstückchen ruhten. Hübsche Tücher, vermutlich aus Seide, ein paar Zierden aus den unterschiedlichsten Metallen, teilweise mit Edelsteinen versehen, die vermutlich allesamt echt waren. Athena machte einen großen, beeindruckten O-Mund und beugte sich dann über den Kasten. Der ältere Herr unterdessen machte sich daran Lucien in den Anzug zu bekommen.
Kopfschütteln. "Nein, du hast mir nicht weh getan." Dafür brauchte es schon ein wenig mehr. Lucien war schließlich kein kleines Kind mehr. "Unangenehm war es trotzdem." Noch mehr Kopfschütteln. Wie konnte man bloß Angst auf einem M-Rad haben aber Tiere bevorzugen? Ein Zweirad würde seinen Fahrer niemals abwerfen oder ihn anderweitig verletzen. Außerdem benötigte es kein Futter, hinterließ keinen Dreck und roch auch nicht merkwürdig. Es gab keinen einzigen Punkt, der dem Ashworth enfiel, in dem ein Lebewesen einer Maschine überlegen war. "Ich weiß auch so, dass ich und meine Fahrkünste perfekt sind. Keine Sorge." Über die Schulter hinweg warf er der Blonden ein selbstgefälliges Grinsen zu. Nur, weil sie ein Schisser war, hieß das noch lange nicht, dass er deshalb an Selbstbewusstsein einbüßte. Dafür war dieses viel zu groß. "Vielleicht solltest du es selbst mal ausprobieren. Nicht auf meinem Rad. Und nicht auf der öffentlichen Straße. Ich kann dich zu meiner Übungsstrecke mitnehmen. Die sollten dir auch was leihen können. Was sagst du? Ich wette es würde dir Spaß machen." Es war ein vollkommen anderes Gefühl, selbst hinter dem Lenker zu sitzen. Dass der Schwarzhaarige voll und ganz davon begeistert war, war kaum zu überhören und zu übersehen. Er wollte jemanden, der diese Liebe mit ihm teilte. Aber um den machte er sich immer Sorgen. Ihn könnte er niemals dazu anstiften, unnötig viel Gas zu geben. Athena schon. Es machte einfach zu viel Spaß, die Blonde über ihre Grenzen zu schubsen. Sie war einfach zu bemüht, auch, wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, was sie tat. Das war einfach zu niedlich. "Image, Athena. Image. Selbstverständlich erledige ich meine Arbeit stets zu vollster Zufriedenheit. Nichtsdestotrotz spielt das Äußerliche eine große Rolle. Insbesondere bei Neukunden. Wer sich nicht einmal angemessen kleiden kann, kann wohl kaum einen Auftrag gut erfüllen." Leute waren nunmal oberflächlich und Lucien hatte kein Problem damit, sich dieser Oberflächlichkeit anzupassen. Schließlich sah er im Anzug wirklich verdammt gut aus. "Viel Glück", wünschte er ihr. Die Hände wanderten in die Hosentasche und er ließ sich gemütlichen Schrittes hinter die junge Frau fallen. Er folgte nur ungern, doch er wollte Athena nicht versehentlich einen Tipp geben. Das war eine Herausforderung, die sie voll und ganz alleine meistern musste. "Oh?", machte der Ashworth, als die Nymphe sich scheinbar für einen Laden entschieden hatte. Ein kleines Schmunzeln machte sich auf seinen Lippen breit, doch er sagte nichts weiter. Da hatte wohl jemand einen Glücksgriff gelandet! Hinter ihr trat er in den Laden, ließ seine Augen bei sich. Es gab hier Einiges, das ihm gefiel, das wusste er auch ohne sich umuzusehen. Er war schließlich nicht das erste Mal hier. "Guten Tag, Giovanni", grüßte er den beleibten Mann beim Vornamen. Ja, selbstverständlich kannte er den Inhaber des Geschäfts. Sie waren schon länger miteinander vertraut. "Korrekt. Ich erhoffe mir etwas Abwechslung für meinen Kleiderschrank." Er sprach zwar vollkommen gelassen, doch er fühlte sich nicht sonderlich wohl. Schließlich kannte er Giovanni. Und Giovanni hatte ihn bisher noch nie in solch niederer Kleidung gesehen. Hmpf. Es gab wohl für alles ein erstes Mal, was? Immerhin wusste der Herr, dass das nicht Luciens Standard war. Ein kleiner Trost. "Gute Entscheidung, Fräulein. Mit einer Fliege hättet ihr den werten Lucien sicherlich nicht glücklich gemacht." Der Alte ließ ein kratziges Lachen hören, während er die Wünsche der Blonden zusammensuchte. Mit seinen Worten hatte er vollkommen recht. Lucien hasste Fliegen. Er kam doch nicht vom Zirkus. Natürlich hätte er das Athena nicht verraten, er hätte sich in das Teil gequält und ihr dann die Hölle heiß gemacht. Während Athena noch vor den funkelnden Accessoires stand wie eine Elster, ließ sich Lucien bereits in die Umkleide scheuchen. Innerhalb kürzester Zeit steckte er in dem Anzug und fühlte sich schlagartig ein ordentliches Stück wohler. Zwar kam auch die beste Anzughose nicht an die Gemütlichkeit einer Jogginghose heran, aber dafür schmeichelte sie seinem Körper perfekt. Genauso wie Hemd, Weste und Jackett. "Ich bin überzeugt, dass Ihre Freundin begeistert sein wird." "Nicht meine Freundin." "Verzeihung." Trotz des Fettnäpfchens schwand das professionelle Lächeln auf dem speckigen Gesicht nicht. Genau deshalb mochte Lucien Giovanni. Er ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Schwungvoll zog er den Vorhang zurück und entließ den Ashworth zurück zu der Blonden. "Ich hatte deutlich schlimmeres erwartet", schmunzelte er, "Ich fühle mich wohl. Ich behalte ihn an. Die Ärmel vom Hemd sind allerdings etwa einen Zentimeter zu lang. Ich werde es dir die Tage noch zum Anpassen vorbeibringen." Der Alte nickte. Lucien wanderte noch während er sprach hinüber zu Athena. Seine Hände landeten auf ihren Schultern, über welche er mit neugierigem Blick linste. "Na, hast du dich entschieden? Sobald du das hast, bezahle ich und wir gehen etwas für dich aussuchen." Er grinste. "Und sag mir ruhig, wie gut ich aussehe. Ich weiß es zwar schon, aber ich höre es trotzdem gerne." Er nahm jeden noch so kleinen Push für sein Ego, den er bekommen konnte. Kurz darauf wechselte bereits ein ordentlicher Batzen Geld den Besitzer. Für den ein oder anderen mochte es sich hierbei um einen gesamten Monatslohn handeln, für Lucien war es ein Schnäppchen. Er besaß deutlich teurere Anzüge. "Sag, Giovanni, kannst du mir einen Damenausstatter empfehlen?" Goldene Seelenspiegel ruhten aufmerksam auf dem runden Gesicht. "Selbstverständlich. Ich bin mir sicher, dass Ihr zwei Läden weiter 'bei Ginas fündig werdet." Perfekt. Dem Rat des Alten schenkte er ohne zu zögern sein Vertrauen. Mit einem höflichen Lächeln und den alten Klamotten in einer Tascheverabschiedete sich der Ashworth und trat aus dem Laden. "Das ging schneller als erwartet. Und, hm." Er verzog das Gesicht, zögerte einen Moment. Unangenehm. Aber es gab keinen Weg darum herum. Er musste es sagen. "Du hast eine angemessene Entscheidung getroffen ... Gut gemacht, Thena."
Es gab wirklich nur wenige Dinge, die bei Athena Panik auslösten. Immerhin war sie grundlegend neugierig gestimmt und abgesehen von einer absoluten Voreingenommenheit gegenüber "dämonischen" Merkmalen nicht auf die gleiche Art von Ekel eingestimmt, der den Menschen in das Rückenmark verbaut war. Hieß, dass sie auch einen Säbelzahntiger erstmal toll fand, selbst wenn er sie ansprang. Aber die Aussicht darauf sich selbst auf eine dieser teuflischen M-Maschinen zu setzen, erfüllte sie mit grundfestenerschütternder Panik. Sie konnte sie schon sehen, wie sie ein wahrscheinlich sehr teures Gerät um das nächste Hindernis wickelte. Leihen bedeutete vor allem, dass sie bezahlen musste, wenn sie das Ding zerstörte. Und sie würde es zerstören. Oder noch vor dem Start umfallen. Und dann würde man sie auslachen. Danke, aber nein danke. "Ja...vielleicht mal. Ich weiß nicht, Lucien. Meinst du ich kann das lernen? Und warte: Du hast eine Übungsstrecke? Eine eigene? Fährst du da auch Rennen? Ich meine, du fährst so schnell, da bietet sich das doch an." Die Stirn der Nymphe legte sich in nachdenkliche Falten. Was Lucien da sagte ergab eine ganze Menge Sinn. Immerhin waren die Rune Knights allesamt sehr fähig. Und die besten Rune Knights, die sie kannte, Meister Cassius und Lady Aska, waren wirklich toll angezogen gewesen. Also kam die Fähigkeit der Rune Knights Aufträge zuverlässig zu erledigen aus den Uniformen. Das funktionierte bei ihr ja auch so. Ihre Rüstung, die allesamt perfekt waren, weil sie persönlich von Meister Cassius gefertigt und auf sie angepasst wurden, verfügten ja auch über ihre ganz eigene Macht. Was wohl passierte, wenn sie sich einen Kapitänshut aufsetzte? Vielleicht verstand sie dann endlich, wie Schiffe funktionierten und warum sie nicht einfach untergingen. "Verstanden. Ich werde mir Mühe geben mich gut zu kleiden", sprach die Nymphe. Die unspürbare Schockwelle des Unverständnisses raste über den Kontinent hinweg und schlug fünfhundert Kilometer entfernt einen meditierenden Weisen bewusstlos. Sein Leben würde nie wieder das gleiche sein.
Ein breites, kindliches Grinsen wurde Giovanni zuteil, als er Athenas Geschmack lobte. Natürlich wollte der ältere Herr primär seine Ware verkaufen, aber Recht hatte er nun einmal auch. Eine Fliege sah an Lucien einfach nicht aus. Das lief doch wie am Schnürchen. Dabei tat sie eigentlich nichts außer nachzuahmen, was sie bislang immer gesehen hatte. Wie bei Gesichtsausdrücken. Hoffentlich erwartete Lucien keine Wiederholung dieser Sache, sonst müsste sie ihn enttäuschen. Und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Hauptsache es ging darum ihn in einen Anzug zu kriegen. Darin kannte sie ihn immerhin. Und wenigstens gab es hier nur normale Anzüge. Eine Kombination aus Gelb und Violett hätte ihr nämlich auch ganz gut gefallen. Mit einem Zylinder. "Ja! Warte. Hier, die Uhr." Zwischen Athenas Fingern hing eine relativ schlanke Uhr in Gold und schwarz. Die Zeiger waren geformt wie kleine Schwertlilien. Ohne zu zögern machte sie sich daran Lucien das Ding ums Handgelenk zu legen. Leider um das falsche. Was sie freilich nicht daran hinderte gleich weiter zu machen und eine weitere Schwertlilien-Dekoration von den samtenen Kissen zu nehmen. Diese wurde Lucien durch das Knopfloch der Fronttasche gesteckt, sodass sie wunderbar golden funkeln konnte. Athena machte einen Schritt nach hinten, besah sich ihr Werk. Die Dekoration war recht klein. Aber weniger war doch mehr, oder? Deswegen hieß das ja so. Zu viel sah bestimmt protzig und neureich aus. Und das war in ihren Romanen ein absolutes No-Go. "Du siehst sehr gut aus. Warte!" Wieder ein Schrittchen nach vorne. Die Hände streckten sich aus, um den Kragen ein wenig zu glätten. Wieder ein Schritt nach hinten. Ein kritischer Blick. Schlussendlich Nicken. "Du siehst fast genauso aus wie Prince Edgeworth auf dem Cover. Und der ist der bestaussehendste Mann. Also siehst du sehr gut aus." Es war wohl deutlich zuviel erhofft, dass Athena hier von ihrem eigenen Geschmack ausging. Denn sie hatte keinen. Aber Lucien entsprach dem Bild, was die Worte auf dem Papier in den Romanen immer erweckten. Also war er wohl attraktiv. Oh, hohe Himmel. Das bedeutete, dass sie Prinzessinnen von ihm fernhalten musste. Sonst fielen die in Ohnmacht und taten sich vielleicht weh. Eine kleine Verbeugung vor Giovanni später waren die beiden auch schon wieder draußen. Das Lob sorgte bei Athena für ein breites, freudiges Grinsen. Oh. Das war nett. Sowas konnte er ruhig häufiger sagen. Das fühlte sich gut an. "Danke! Bisher habe ich dich ja nur in Anzug gesehen, also dachte ich mir, dass dir das gefallen muss. Und die Anzüge waren bislang immer schwarz oder weiß. Aber Giovanni hatte keinen weißen. Und Rot passt gut zu Schwarz, finde ich. Außerdem sind das die Farben von Prince Edgeworths Wappen." Sollten noch Zweifel daran bestanden haben, ob das jetzt Athenas eigene Idee gewesen war oder nicht, wurden diese Zweifel wohl spätestens jetzt brutal ermordet. Eigentlich sollte es ja auch schon zum nächsten Laden gehen, damit Athena auch gleich noch ausgestattet wurde, aber die Nymphe blieb wie angewurzelt stehen. In ihrem Gesicht zeichnete sich die gleiche Art von Verlangen ab, das kleine Kinder an den Tag legten, wenn sie einen Süßwarenladen sahen. Dort unten, ein Geschoss tiefer, war er Laden für Bubble-Tea. "Wir haben danach doch bestimmt Zeit noch ein anderes Geschäft zu besuchen, oder? Bitte."
Leise seufzte der Ashworth. Die Fragen seiner Begleiterin waren wirklich jedes Mal etwas besonderes. "Natürlich. Vorausgesetzt du lässt dich nicht von deiner Angst kontrollieren." Angst war der größte Feind der Fahrsicherheit. Wer sich nicht zutraute, sicher von A nach B zu kommen, war deutlich anfälliger für Fehler. Natürlich war auch Hochmut nicht gut, doch dafür schien die Blonde eher weniger anfällig. "Ich bin reich, aber nicht so reich. Ich habe allerdings genug Geld, die Strecke für andere Besucher sperren zu lassen, wenn ich da bin." Er zwinkerte. Man musste nur wissen, wie. "Natürlich fahre ich rennen. Überall in Fiore." Es wäre eine Verschwendung seines Talentes, es nicht zu tun. Falls Athena tatsächlich den Mut finden sollte, würde das aber zweifelsohne nach einer weiteren Shoppingtour verlangen, denn ohne geeignete Sicherheitskleidung ließ Lucien sie sicherlich nicht hinter das Steuer. So leichtsinnig war nicht einmal er, wenn er nicht gerade auf öffentlichen Straßen unterwegs war und sowieso vorsichtiger war. Erst einmal ging es jetzt aber ihm an den Kragen. Wortwörtlich. Er war gerade noch dabei gewesen, die Uhr, die Athena für ihn gewählt hatte, auf die richtige Handgelenkseite zu bringen, da landeten ihre Grabbelhände plötzlich an seinem Kragen. "Eehh, das kannst du nicht ohne Vorwarnung machen", murrte er und fegte sie mit einer wischenden Handbewegung wieder einige Schritte zurück. Er mochte es überhaupt nicht, wenn Leute in seinen persönlichen Raum traten, selbst, wenn es Freunde waren. In dieser Hinsicht war er schon immer ein wenig eigen gewesen. Wenn jemand Grenzen überschritt, dann er. Nicht umgekehrt. Zumindest gab sie ihm Komplimente. Auch, wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, wer dieser 'Prinz Edgeworth' war. "Tsk, vergleiche mich nicht." Sicherlich war dieser Kerl nichts im Vergleich zu dem Schwarzhaarigen. Der einzige Grund, wieso er nicht auf Magazinen und co. zu sehen war, war, weil seine Eltern garantiert einen Herzinfarkt bekommen würden. Auf das Drama hatte er wirklich keine Lust. "Bist du verrückt? Einen weißen Anzug? Ich hätte dich umgebracht. Natürlich hat Giovanni solche Anzüge nicht, weiße Anzüge trägt man allerhöchstens zur Hochzeit, wenn überhaupt. Und damit habe ich es nicht eilig." Irgendwann, sicherlich. Aber bis dahin hatte er noch eine Menge Zeit. "Ich weiß übrigens noch immer nicht, wer dieser Edgeworth-Typ sein soll." Seufzen. Vermutlich wollte er das gar nicht. Manche Fragen blieben besser unbeantwortet. Damit war das Thema Bekleidung für den Gunner vorerst abgehakt. Er war bereits auf dem Weg zum nächsten Geschäft, da bemerkte er, dass Athena ihm nicht folgte. Er blickte zurück. Einen Moment lang fragte er sich, ob er gerade eine junge Frau ansah oder ein kleines Kind. "Natürlich können wir das. Du musst nicht betteln. Ich bin nicht dein Babysitter. Wenn du noch irgendwohin möchtest, werden wir das tun." Er zuckte mit den Schultern. Auf Quests mochte er meist das Kommando übernehmen, doch gerade eben war er nicht auf der Arbeit. "Aber erst suchen wir dir ein neues Outfit. Der Anzug ist zwar hübsch, aber für eine Frau im Alltag nicht geeignet." Ginge es nach ihm, könnten auch Damen Anzüge tragen, so viel sie wollten, doch die Gesellschaft sah das anders. Und dieser musste man sich hin und wieder einfach beugen. Das hieß jedoch nicht, dass sie nicht schick aussehen konnte. Mal sehen, was Gina zu bieten hatte. Das Glöckchen über der Tür bimmelte, ähnlich wie bei Giovanni, verheißungsvoll. Sofort kam eine beleibtere Dame angeeilt. Es war fast schon erschreckend, wie sehr sie Luciens Stammaustatter glich. Nur eben in weiblich. "Einen wunderschönen guten Tag!", trällerte sie, sichtbar begeistert über die Gäste, "Wie kann ich Ihnen helfen?" Lucien winkte mit einem Lächeln auf den Lippen ab. "Noch gar nicht. Wir schauen uns erst einmal um." Mit einem Nicken verschwand die Dame vorerst wieder hinter den Tresen, behielt das Duo jedoch entspannt im Auge. Der Ashworth verschaffte sich einen schnellen Überblick, bevor er sich auch schon auf eine kleine Auswahl hübscher Blusen stürzte. Auf den ersten Blick mochten sie sich zwar ähneln, doch in den Details waren sie allesamt sehr unterschiedlich. Die Wahl fiel jedoch schnell auf eine mit zarten Spitzendetails im Brustbereich und fließenden Ärmeln. Dazu kam noch eine figurbetonte, recht eng geschnittene Stoffhose und einige Accessoires und damit war das Outfit auch schon vollständig. Es mochte farblich äußerst simpel sein, aber durch die hochwertigen, weichen Stoffe trotzdem äußerst edel. Damit schrie es regelrecht nach Lucien Ashworth. "Hier bitteschön." Natürlich fragte er nicht, ob ihr die Teile überhaupt gefielen, er drückte sie Athena einfach in die Hand und scheuchte sie damit inrichtung der Ladenbesitzerin. "Wir sind fündig geworden. Wären Sie so nett, meiner Begleitung zu helfen?"
"Nein. Angst tötet Aktion. Aber Aktion tötet Angst. Die Angst überlebt nicht, wenn man den Gegner attackiert." Der Gegner war in diesem Fall wohl eine Fahrt auf einem M-Rad. Einen Moment lang driftete Athenas Gesichtsausdruck ins komplett Geistesabwesende ab. Nicht ein Gedanke befand sich hinter diesen leeren, grauen Augen. Die Worte hatten geklungen wie ein Zitat. Nur dass sich Athena nicht daran erinnern konnte sie jemals gehört zu haben. Und eigentlich war ihr Gedächtnis ganz brauchbar, wenn es um Kampflektionen ging. Der Blick der grauen Augen schnappte wieder zurück in die Realität, wobei sie sich schlagartig wieder in freudiges Gelb umfärbten. War ja schließlich auch egal. Manchmal wusste sie halt mal Dinge. Vielleicht waren ihr solche Sache als Nymphe mit in die Wiege gelegt worden. Also, wenn sie eine Wiege gehabt hätte. Was nicht der Fall gewesen war. Wobei es wohl auch unnötig gewesen wäre? Zumindest wusste sie nicht, wie sie sich in eine Wiege zwängen sollte ohne das Möbelstück dabei zu zerstören. Außerdem wäre es wirklich unbequem. Warum sagten die Menschen sowas? Das war total seltsam. Und man konnte ja auch keine Lektionen in eine Wiege legen. Das Kind konnte da ja schließlich noch gar nicht lesen. "Oh. Wenn niemand anders da ist, ist es weniger schlimm. Dann lacht mich niemand aus, wenn ich umfalle. Und oh! Du musst mir mal sagen, wenn du irgendwo ein Rennen fährst! Dann komme ich dich anfeuern."
Kaum dass Lucien den Ausbesserungsversuch seiner Kleidung abwehrte, machte Athena schon einen Schritt nach hinten und ließ die Hände sofort wieder sinken. Das war ganz offensichtlich nicht richtig gewesen. Dabei machten das die Adelsdamen in ihren Büchern immer bei ihren Brüdern. Und sie war ja eine Rune Knight. Also irgendwo quasi so ein kleines Bisschen, aber eigentlich nicht, adlig. Athenas Kopf legte sich schief, wie bei einer überraschten Eule. Sollte sich Miss Featherington etwa irren, was die Etikette unter Adligen anging?! Nein, das konnte nicht sein. Sie schrieb höchstgradig realistische Berichte über das Geschehen in weit entfernten Landen, die ganz sicher existierten, auch wenn Athena sie auf keiner Karte finden konnte. Wer würde sich denn einfach etwas ausdenken und in einem Buch niederschreiben? Das war doch absurd. "Entschuldigung. Ich dachte das ginge. Okay. Keine Vergleiche. Aber er sieht auch sehr gut aus. Also, zumindest wird er so beschrieben. Und ich glaube, dass das Bild auf dem Cover vermutlich als ziemlich attraktiv eingestuft werden würde? Ich meine, ich kann das nur schlecht beurteilen. Diese Gefühlsregungen existierten bei ihr einfach nicht. Wenn jemand als attraktiv beschrieben wurde, dann musste sie das einfach glauben. Die Maßstäbe dafür waren sowieso seltsam. Und irgendwie schien in den Büchern immer auch Geld und Abstammung eine Rolle zu spielen. Bis sie es dann nicht mehr taten und das ein gewaltiger Skandal war. Der dann aber durch wahre Liebe überkommen wurde. Sehr romantisch. Vermutlich. Woher sollte sie das wissen. "Hattest du nicht mal einen wei...Hm. Das muss dann wer anders gewesen sein. Vielleicht war es Darion. Seine Uniform ist weiß. Also noch weißer als meine. Prince Edgeworth ist ein Prinz aus einem fernen Land. Miss Featherington schreibt über ihn. Also, nicht direkt über ihn. Er kommt in den Büchern vor." Bei der Aussicht auf Bubble-Tea schien Athena bereits von innen heraus zu glühen. Der nächste Schritt war sogar ein winziger Luftsprung. Der Tag wurde immer besser. Sie hatte es geschafft Lucien etwas Schickes auszusuchen, in dem er wohl auch nicht schlecht aussah. Oder zumindest sie fand das so. Und damit stimmte das bestimmt. Im Laden ließ Athena schlicht Lucien das Zepter in die Hand nehmen. So ganz ohne Zihrun war sie aufgeschmissen. Anzüge waren einfach. Es gab nur Anzüge. Sie waren mal gut und mal weniger gut geschnitten. Das hatte etwas mit der Art und Weise zu tun wie die Stoffbahnen aneinander genäht waren und leider nichts mit Schwertern. Und die Stoffe waren wichtig. Sie mussten sich weich unter der Hand anfühlen. Abgesehen davon gab es ja nur noch Farbe und Accessoires. Frauenkleidung war dagegen ein Labyrinth. Hose oder Rock? Vielleicht doch lieber ein Kleid? Bluse? Oder vielleicht doch ein Hemd, auch wenn das scheinbar nicht so gut war? Und von den Accessoires fing sie besser gar nicht an. Ihrer Meinung nach waren die besten Accessoires schwere Waffen. Aber Zihrun war überhaupt nicht begeistert gewesen als sie bei der Frage, was man am besten mit einer Bluse trug, auf ihr Schwert gedeutet hatte. Nein, gar nicht begeistert. Er hatte ganz gequält geseufzt. "Ich mache das schon." Die junge Dame, die bislang hinter dem Tresen gelauert hatte, ließ sich leider nicht abwimmeln und scheuchte Athena trotzdem in eine Umkleide, wollte sogar mit reinkommen. Wie frech. Um beim Anziehen behilflich zu sein. Was dachte die sich denn? Athena war immerhin schon deutlich erwachsen und konnte sich selbst anziehen. Es glomm zwei Mal golden hinter Stoffbahn auf, die die Umkleide vom Rest des Ladens trennte. Nur wenig später kam Athena auch schon wieder herausgestiefelt, gekleidet das von Lucien erwählte Outfit. "Wie sehe ich aus? Der Stoff ist sehr weich. Das ist schön. Und die Brosche hier hat kleine Flügelchen! Oh, und die Muster auf der Hose sehen aus wie Sterne." Behutsam lupfte die Nymphe die Brosche hoch, um sie genauer betrachten zu können. Der Edelstein war in Gold eingefasst. Aber irgendwie hatte der Künstler es geschafft die Federn der Flügel trotzdem bis ins kleinste Detail nachzubilden. Das Schmuckstück wurde von zwei leicht schwieligen Händen umschlossen. Tief goldene Augen richteten sich auf Lucien, dicht gefolgt von einem Strahlen in Sonnenstärke. "Das ist wunderbar, Lucien."
Zauber:
Requip: Basic TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber wird automatisch erlernt, sobald der Requip-Magier die Voraussetzungen erfüllt. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Durch diesen Zauber steht dem Magier eine Taschendimension zur Verfügung, in welcher er Gegenstände aufgewahren kann, die zu seiner Requip-Magie gehören, sowie magische und nicht magische Gegenstände des gleichen Typus wie die seiner Requip-Magien. Über die Taschendimension kann er den Gegenstand direkt zu sich beschwören, im Fall von Rüstungen oder dergleichen schon fertig angelegt, und kann dabei auch einen entsprechenden Gegenstand durch den Neuen austauschen. Die Beschwörung dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Was zur Hölle faselte die Blonde da? Hatte sie zum Frühstück die Weisheit mit Löffeln gegessen? Konnte man das überhaupt Weisheit nennen oder war es nur ein verzweifelter Versuch, schlau zu klingen? Was auch immer es war, Lucien entschied sich, es unkommentiert zu lassen. Manche Dinge hinterfragte man lieber nicht. "Du wirst nicht umfallen. Normale Räder sind mit Schutzzaubern versehen, um solche Unfälle und Schäden zu vermeiden." Sein eigenes M-Rad gehörte nicht dazu. Er hatte es selbst zusammengeschraubt und einen solchen Zauber als unnötig befunden. Unter Anderem, weil er ihn nicht selbst wirken konnte und er nur so wenig Fremdeinfluss wie möglich auf sein bestes Stück wollte. "Ja. natürlich werde ich das tun." Nein, würde er nicht. Er hatte ein übles Bauchgefühl, dass es ziemlich unangenehm werden würde, wenn Athena am Rand stand um ihn anzufeuern. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sie nicht gerade ein Naturtalent im sozialen Umgang war. Lucien machte es ihr nicht besonders leicht, das musste man ihr zugestehen. Trotzdem verzichtete er lieber darauf, sie mit in die Öffentlichkeit zu nehmen, wenn er keinen direkten Einfluss auf ihr Verhalten haben konnte. Auf dem Ball hatte er Fehlverhalten direkt korrigieren können, doch während einem Rennen konnte er schlecht anhalten und sie zurechtweisen. Er seufzte. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst." Wie oft er diesen Satz heute wohl schon gesagt und gedacht hatte? Kopfschütteln. Entweder man fand jemanden attraktiv oder nicht, wie konnte man sich da unsicher sein? Für Lucien war sowas kristallklar, er musste für gewöhnlich nicht zweimal nachdenken. Dass Athena etwas anders tickte, war inzwischen allerdings nichts Neues mehr. Eigentlich war er gerne bereit, ihr ein wenig auf die Sprünge zu helfen, doch in Sachen Liebe und Anziehung ließ er lieber die Finger davon. Das war eine Büchse der Pandora, die er nicht öffnen wollte. "Nein, hatte ich nicht. Hellgrau, vielleicht. Aber niemals weiß." Wer waren jetzt schon wieder Darion und diese Miss Featherington? So viele Namen und er hatte nicht die geringste Ahnung. Wollte er aber auch gar nicht. Er hatte kein Interesse daran, seinen Horizont in dieser Hinsicht zu erweitern. Kurz darauf hatte der Schwarzhaarige endlich einen kurzen, Athena-freien Moment, um durchzuatmen. Ein kleiner Augenblick, um die Ruhe zu genießen, bevor das Geplapper weiterging. Nicht, dass es ihn noch groß störte. Inzwischen hatte er sich irgendwie daran gewöhnt. Es war ein Teil von Athena, den er irgendwann im Verlauf all ihrer Quests angefangen hatte, zu akzeptieren. Trotzdem war der kurze Durchschnaufer, bevor sie sichtlich begeistert aus der Ankleide gestiefelt kam, erleichternd. "Es steht dir. Kannst du dich gut bewegen?" Sein Klamottengeschmack mochte perfekt sein, doch in Sachen Frauengrößen war er wirklich kein Profi. Da sah er seine Schwäche ausnahmsweise lieber ein und ging auf Nummer sicher. "Freut mich, wenn es dir gefällt. Dann nehmen wir das Outfit." Sein Blick richtete sich kurz auf die Verkäuferin, die eifrig nickte und begann, einige Zahlen auf einem Taschenrechner einzutippen. Lucien trat derweil an Athena heran und versenkte eine Hand in ihrem blonden Schopf. Es war niedlich, wie sie sich freute. "Du gehst mit dieser Kleidung lieber sorgfältig um. Wehe du beschädigst sie bereits beim ersten Tragen." Schließlich bezahlte er dafür. Billig war der Spaß schließlich nicht. Als die Verkäuferin ihm die Endsumme zeigte, grummelte er kurz. Das war ja teurer als sein Anzug. Vermutlich, weil es keinen Treuerabatt gab. Aber er hatte es versprochen, er würde sich daran halten. Er zückte seine Geldbörse, überreichte der Dame den exakten gewünschten Betrag und verabschiedete sich mit einem höflichen Lächeln. Daraufhin wurde Athena auch schon aus dem Laden gescheucht. Als die Tür hinter ihnen zufiel, entließ der Ashworth ein langgezogenes Seufzen. "Was waren das denn für Wucherpreise? Oder ist Frauenkleidung immer so teuer?" Er griff sich an die Krawatte und richtete diese. Natürlich ärgerte es ihn, auch, wenn es ihm letztendlich nicht einmal einen kleinen Zacken aus der Krone brach. "Na ist ja auch egal. Komm gar nicht auf die Idee, dir darüber Gedanken zu machen. Wo wolltest du denn jetzt noch hin?"
"Oh, achso. Also kann ich damit gar nicht umfallen?", hakte Athena gleich noch einmal nach. Das änderte natürlich alles. Na ja, nicht alles. Sie hatte immer noch höllische Angst davor sich auf ein solches Gefährt zu setzen, aber wenigstens nicht mehr dabei auch noch abgeworfen zu werden und wie ein zu groß geratener Flummi quer durch die Straße zu bouncen. Ein Pferd war ihr immer noch lieber. Oder ein Hippogryph. Oder ein Wyvern. Drachen gab es ja leider nicht mehr. Wobei viele Leute auch nicht wussten, dass es Nymphen gab. Und hier stand sie und geierte auf Bubble Tea. War also auch nicht immer alles richtig. "Prima. Dann freu ich mich drauf ein Rennen sehen zu dürfen. Wenigstens benutzt ihr eine Rennstrecke. Wir haben manchmal mit illegalen Rennen quer durch die Städte zu tun. Das ist nicht angenehm." Wobei sich Athena bis heute fragte, welcher Rune Knight ein in Fahrt befindliches Fahrzeug einholen konnte. Aber bestimmt gab es welche, die so schnell waren. "Macht nichts! Macht nichts! Ich bringe dir mal ein Buch mit", verkündete Athena. Darüber würde sich Lucien bestimmt sehr freuen. Es gab doch nichts besseres als schnulzige Liebesromane mit Plot, der für alle Personen außer Athena absolut vorhersehbar war. Und mit dem Cover konnte sich Lucien garantiert auch nicht sehen lassen, aber auch daran dachte die Nymphe nicht. "Oh. Ach, ich hab mich bestimmt geirrt. Hm. Dann war es vielleicht Darion. Der hat so ein Fäbel...Fabbel...Vorliebe für Weiß."
Ins neue Outfit gesteckt machte Athena ein paar probeweise Schritte. Die Absätze der Schuhe klackten leise auf dem Parkettboden des Ladens. Und natürlich machte sie auch ein paar probeartige Hiebe und Stiche in die Luft, wenn auch zum Glück ohne Waffe. Das Outfit saß ziemlich gut, soweit sie das sagen konnte. Zumindest riss nichts. Das war immer ein gutes Zeichen. "Mh-hm. Bewegen geht. Und es gefällt mir wirklich sehr. Ich lasse es gleich an. Du hattest ja gemeint, dass ich keinen Anzug tragen sollte." Lucien war einfach so viel besser in Sachen Mode. Da war sein Wort Gesetz. Vorsichtig strich sie mit beiden Händen die Bluse glatt, befriemelte bei der Gelegenheit auch gleich nochmal die Brosche. Sie war wirklich sehr hübsch. Wenn sie es so recht bedachte...war es das erste Mal, dass ihr jemand etwas schenkte. Außer sie hatte etwas vergessen? Aber ihre Waffen und Rüstungen hatte sie allesamt bezahlt. Hm. Irgendwas vergaß sie doch. Lucien wurde gleich noch einmal in Kilowatt-Stärke angestrahlt, als er Athena die Hand auf den Schopf legte. Das kannte sie. Davon hatte sie gelesen. Das war eine vertraute Geste. Sowas machten Geschwister. Leider war Lucien ein bisschen zu groß als dass sie das bequem bei ihm hätte machen können. Und er mochte ja leider keine Umarmungen. Wobei sie ihn grade wirklich gerne umarmt hätte. Also faltete sie nur die Hände vor dem Bauch, bevor sie ein leises "Danke, Luce. Das bedeutet mir viel." hören ließ, nur um ein deutlich lauteres "Keine Sorge. Beim ersten Anblick von Gefahr requippe ich mir eine Rüstung" anzuschließen. Die gute Laune der Nymphe hielt ganz offensichtlich bis weit über die Türschwelle hinaus an. Zumindest lächelte sie weiter verzückt vor sich hin, legte ab und an die Finger an die Brosche um sie sacht zu berühren und ein wenig zu drehen. "War es sehr teuer? Uhm, ich weiß leider nicht, wie viel Kleidung kostet. Das macht normalerweise Sachiel für mich. Oh, darf ich dich im Gegenzug auf etwas zu essen oder zu trinken einladen? Ich möchte sowieso zu dem Laden dort unten, der die Getränke mit diesen lustigen Kugeln drin hat. Keine Ahnung warum, aber die schmecken sehr gut." Das mochte vielleicht daran liegen, dass das Getränk zu guten Teilen aus Zucker bestand, wie ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe vor dem Getränkestand verriet. Zu ihrem Glück achtete Athena gar nicht erst darauf (oder verstand so komplizierte Wort wie Saccharin eh nicht) und bestellte sich einfach trotzdem einen kolossalen Becher Bubble Tea mit Vanille-Perlen. Dieser wurde natürlich auch genüsslich geschlürft. "Wir könnten uns noch ein wenig umsehen gehen. Hier gibt es bestimmt auch einen Buchladen...ja?" Das letzte Wort galt einem Runensoldaten, der sich den beiden genähert und zackig vor Athena salutiert hatte. In der Hand hielt er einen versiegelten Umschlag, den er Athena hin hielt. "Eine Nachricht aus dem Hauptquartier, Lady Athena." "Oh, danke sehr. Wie...habt Ihr mich hier gefunden?" "Ein Kollege hat ihren Freund und Sie auf der Fahrt gesehen." "Verstehe. Vielen Dank, der Herr. Öh...entlassen?" Als hätte man ihm einen Stock rektal eingeführt drehte sich der Mann auf dem Absatz um und im Nussknackerschritt davon. Mit einem entschuldigenden Grinsen in Richtung Lucien brach Athena das Siegel und fischte den Brief aus seinem Umschlag. Ab und an ertönte das leise Geräusch von Tapioka-Perlen, die durch einen Strohhalm gesogen wurden, während sie las. Auf der Stirn der Nymphe bildete sich eine Falte, dann eine weitere. Dann noch eine. "Lucien...wärst du mir sehr böse, wenn ich die Verabredung hier abbrechen müsste? Und...würdest du mich vielleicht nach Lowmire begleiten? Ich fürchte, wir werden dein M-Rad brauchen, um rechtzeitig anzukommen." Anbietend wurde der Brief Lucien hingehalten. Ein Magier hatte das gesamte Dorf Lowmire mitsamt Bewohner eingefroren und verlangte nun Lösegeld. Und scheinbar stand niemand anders zur Verfügung und sie war am nächsten am Ziel. Na toll. Und das an ihrem freien Tag.
"Nein, kannst du nicht", seufzte der Ashworth. Vielleicht, wenn man sich äußerst dumm anstellte, doch das wollte er Athena nicht zutrauen. Wenn sie es doch schaffen sollte, hatte sie auf jeden Fall eine Medaille verdient. "Ich bringe keine unschuldigen Leute unnötig in Gefahr." Zwar interessierte er sich nicht groß für das Leben anderer, doch das hieß nicht, dass er es unnötig auf's Spiel setzen musste. Das war ihm die gute Kohle, die man bei den zwielichten Rennen gewinnen konnte, nicht wert. An die kam er auch anderweitig heran. "Falls es sich dabei um irgendwelche Schmuddelliteratur handelt, verzichte ich." Wenn es nur irgendwelche Schnulzen waren, würde er es ebenfalls nicht lesen, aber er würde es an Nate weitergeben. Dem gefiel sowas bestimmt. Dann konnte er es zusammenfassen und Lucien erzählen, damit dieser so tun konnte, als hätte er es gelesen. Perfekt. "Faible." Etwas, das Athena scheinbar insbesondere für die Brosche, die Teil ihres neuen Outfits war, zu haben schien. Es war durchaus ein hübsches Schmuckstück, das konnte Lucien nicht verneinen. Er hatte es ja schließlich ausgewählt und er wusste, was er tat. "Gerne", erwiderte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Besser so." Solange sie gut auf die neue Kleidung aufpasste, war er zufrieden. Da brauchte er auch keine Gegenleistung. "Es ist vollkommen irrelevant, wie viel es gekostet hat", erwiderte er entschlossen. Sie hatte es nicht bezahlt, also brauchte es sie auch nicht zu interessieren. "Du meinst Bubble Tea? Nein, danke. In meiner Ernährung findet Zucker keinen Platz." Und daraus bestand dieses Zeug zu großen Teilen. Darauf war er nun wirklich nicht scharf. "Du musst dich nicht revanchieren. Daran habe ich wirklich kein Interesse und das ist auch nicht der Grund, weshalb ich dir die Kleidung gekauft habe." Früher wäre das vielleicht anders gewesen, doch diese Zeit hatte er hinter sich gelassen. Die Erinnerungen daran waren jedoch noch klar, weshalb er hinzufügte: "Wenn jemand etwas für dich tut, nur um eine Gegenleistung zu verlangen, ist diese Person kein Freund." Es war schräg. In der Gegenwart der Blonden hatte er stets das Bedürfnis, sie auf diese Dinge hinzuweisen. Sie war zu gutgläubig, was in ihm das Verlangen entfachte, sie zu beschützen wie seine kleine Schwester. Die Welt würde eine Person wie Athena gnadenlos zerreißen, wenn sie nicht extrem vorsichtig und achtsam war. Was ihn nicht interessieren sollte. Tat es allerdings. Urgh. Er musste aufhören, Leute in sein Herz zu lassen. Es machte ihn angreifbarer. Als plötzlich ein wildfremder Kerl angestiefelt kam, plusterte sich der Ashworth sofort auf, wie ein wütender Wachhund. Man hatte sie beobachtet?! Was sollte der Mist? Es war ihm vollkommen egal, dass es sich dabei um einen Soldaten handelte, auch diese hatten sich gefälligst aus seinem und Athenas Privatleben herauszuhalten. Die Blonde händelte die Situation deutlich freundlicher, als es ihm je in den Sinn gekommen wäre und so war der Schwachkopf weg, bevor er auch nur ein böses Wort hatte sprechen können. "Was?", murrte er und pflückte ihr anstandslos den Brief aus der Hand um ihn selbst zu überfliegen. "Sollen sie doch einfach das Lösegeld zahlen. Wo ist das Problem?" Als ob die Schoßhündchen des Königshauses nicht genug Kohle hatten. Widerwillig legte sich der goldene Blick auf seine Begleitung. Er hatte heute nicht vorgehabt, zu arbeiten. "Dir ist das wichtig, oder?" Er seufzte. Natürlich war es das. Er konnte es an der Dringlichkeit in ihrer Stimme erkennen. "Meinetwegen." Weiteres Seufzen, während er auf dem Absatz kehrt machte und inrichtung Ausgang stiefelte ... das war die richtige Richtung, korrekt? Apropos Richtung. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo Lowmire liegt. Du musst mir die Richtung weisen." So, wie es klang, lag Lowmire nicht allzu weit entfernt. Er sollte also in Hinsicht auf sein Mana keine Probleme bekommen ... richtig? Falsch.
"Oh", machte Athena nachdenklich. Hm. Nicht umfallen war gut. Sie fiel sehr gerne nicht um. Ein Nicken vonseiten der Nymphe folgte. Natürlich brachte Lucien keine Unschuldigen in Gefahr. Das "unnötig" hatte sie schlicht überhört, da es sich nicht mit ihrer Wahrnehmung ihres besten (einzigen) Freundes deckte. Manchmal musste man sich die Welt machen, wie sie einem gefiel. "Was ist Schmuddelliteratur? Klingt irgendwie niedlich. Nein, nein. Das sind Erlebnisberichte von den Adelshöfen eines fernen Landes. Steht jedenfalls so am Anfang. Im Pro-Loguä. Ich glaube das spricht man so." Mit wippendem Schritt durchquerte Athena das Einkaufszentrum bis zu ihrem heißgeliebten Bubble-Tea, lauschte dabei trotzdem aufmerksam Luciens Ausführungen in Sachen Freundschaft. Das machte alles total Sinn. Einzig... "Aber du hast das doch gar nicht verlangt. Ich habe es angeboten. Wenn man was nettes für mich macht, entsteht in mir der Wunsch für die Person auch etwas Nettes zu tun. Ist das falsch? Sollte das nicht so sein? Hm, ich bin mir nicht sicher, ob ich das Gefühl abstellen kann, aber ich kann es versuchen!" Vorsichtig bugsierte Athena ihr Getränk von einer Hand in die andere und unternahm den Versuch Lucien einarmig an sich zu drücken. Er mochte vielleicht kein Essen ausgegeben kriegen, aber irgendwie musste sie ihrer Freude und Dankbarkeit Ausdruck verleihen. Sonst würde sie platzen. Und dann musste irgendeine arme Person die Sauerei wegmachen. Wobei sie noch nie gesehen hatte, dass wirklich jemand geplatzt war. Okay, doch, die Marmeladenbiber. Aber die waren magisch mutiert gewesen und sie waren erst geplatzt, wenn man sie angepiekt hatte. Auf jeden Fall hielt sie sich seitdem von Marmelade fern. Nur für den Fall, dass die Platzbarkeit ansteckend war.
"Wenn sie das Lösegeld zahlen, versucht er es woanders noch einmal. Nur, dass er dann noch mehr Geld hat." Geld machte doch schließlich auch gefährlicher, oder? Immerhin konnte man sich damit magische Waffen und Lacrima und so Zeug kaufen. Außerdem würde das den Bösen anzeigen, dass sie mit ihren Taten durchkommen konnten. Und das ging mal gar nicht. Wo auch immer das Böse sein hässliches Haupt aus den Tiefen der Hölle reckte, musste man es abschneiden, bevor es Wurzeln schlug. Okay, man musste nicht unbedingt wirklich Leute köpfen. Meistens reichte es sie gefangen zu nehmen. Wobei Athena wirklich gerne mal einen unentschuldbaren Bösewicht köpfen würde. Oder ein Monster. Eine Hydra vielleicht. Und das Böse schlug auch nicht wirklich Wurzeln. Es war mehr ein...Einfluss, der sich ausbreitete? Egal. Böses gehörte vernichtet, fertig. "Sehr wichtig. Bitte, Luce." Athena aktivierte den Welpenblick in voller Kraft. Nicht bewusst, natürlich. Andere zu manipulieren käme ihr nicht einmal in der größten Not in den Sinn. Ein freudiges Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus als Lucien zustimmte. Er war halt wirklich einer von den Guten. Mit einem winzigen Luftsprung schloss sie sich ihrer frischgebackenen und ganz bestimmt von dem Ausgang des Tages unsagbar erfreuten Begleitung an. Ihrer Meinung nach konnte es doch wohl kaum etwas Besseres geben um einen kleinen Ausflug abzuschließen als einen bösen Magier nieder zu ringen und ein Dorf zu retten. "Wir müssen durch Oshibana, dann durch den East Forest. Da leite ich dich durch. Hinter dem Clover River müssen wir dann nach Süden, bis wir in Lowmire ankommen. Das liegt in einem Sumpf." Also mussten grade mal quer durch die Hälfte von Fiore. War doch ein Klacks.
Der Ashworth seufzte. Wieso schockierten ihn diese Fragen und Aussagen langsam nicht mehr? Sie sollten ihn überraschen, da war er sich sicher. "Geschichten in denen es überwiegend um Sex und das ganze drum und dran geht." Sicherlich könnte man selbst solche Erzählungen niedlich gestalten, taten die Autoren aber nicht. "Prolog." Irgendwie bezweifelte Lucien, dass das, was Athena da laß, auf wahren Begebenheiten basierte. Aber was wusste er schon? "Nein, nein. Das ist schon okay. Wenn du das von dir aus möchtest." So sollte es zumindest bei den meisten Leuten sein. Es gab zwischen Lucien und einem sehr großen Teil der Bevölkerung nur einen gewaltigen Unterschied: Er hatte alles, was er sich wünschen konnte. Und was er nicht hatte, konnte er sich ohne mit der Wimper zu zucken kaufen. Dementsprechend tat man ihm keinen wirklichen Gefallen, wenn man ihm etwas kaufte. Es war für ihn vollkommen bedeutungslos. Doch wie erklärte er das am besten? "Du tust mir nichts Nettes, indem du mir etwas kaufst. Ich habe mehr Geld, als ich in meinem Leben ausgeben könnte. Deshalb ist es am einfachsten, wenn du einfach - huh." Die goldenen Seelenspiegel blinzelten hinab auf die Blonde, die ihm eine spontane Ein-Armung gab. Leise seufzte er und tätschelte ihr ein wenig den Rücken. "Übertreibe es nicht, sonst zerknitterst du noch deine Kleidung." Da schlich doch nicht etwa ein zartes Schmunzeln auf sein Gesicht? Skandalös. "Klingt nicht nach meinem Problem. Sollen sie ihn halt fangen, bevor er es nocheinmal tun kann. Was weiß ich." Grummeln. Es war vielleicht schwer zu glauben, aber der Schwarzhaarige hatte überhaupt keine Lust auf diesen Auftrag. Er wollte auch seinen restlichen Tag in Ruhe verbringen. Doch das konnte er wohl oder übel vergessen. "Schau mich nicht so an", meckerte er und wendete stur den Blick ab. Das war eine absolut unfaire Taktik, das wusste Athena sicherlich. Lucien konnte einfach nicht nein sagen, wenn man ihn mit Niedlichkeit bestach. Tsk. Dann machte er eben mit. Aber nur ausnahmsweise. Weil es ihr wichtig war. "Ich weiß auch nicht wo Oshibana und der East Forest liegen. Und der Clover ... River? Ich dachte Clover ist eine Stadt. Naja, egal. Du sagst mir, wo ich abbiegen muss." Es war definitiv besser, dass Lucien nicht wusste, dass seine Begleitung ihn durch das halbe Land jagen wollte. Kurz darauf standen sie auch schon wieder vor dem vom Ashworth heiß geliebten M-Rad. Immerhin konnte er dieses endlich mal wieder auf einen größeren Ausflug mitnehmen. Das letzte Mal, als er damit die Stadt verlassen hatte, war als ... Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Als Nate und er zusammengekommen waren... Ähem. Wo war er gewesen? Genau. Er musste mit seiner Maschine definitiv öfter lange Strecken fahren, um besser herausfinden zu können, wie er den Manaverbrauch optimieren konnte. Langstrecken waren einfach etwas anderes als Kurzstrecken. Bisher hatte er einfach keine Zeit dafür gehabt. "Wir werden wohl oder übel ein paar kleinere Pausen einlegen müssen, mein Mana ist nicht unerschöpflich." Beim letzten Mal hatte er sich um Welten überschätzt und war umgekippt. Auf eine Wiederholung konnte er verzichten. "Insbesondere, nachdem wir angekommen sind. Außer du möchtest den Magier alleine zerlegen - und nein. Das meine ich nicht Ernst. Das ist keine Option. Du machst das nicht alleine." Bei Athena stellte er das lieber sofort klar, bevor sie noch auf die Idee kam, ihn beim Wort zu nehmen. Das war inzwischen zu oft passiert. Sie schien es nicht zu lernen, also musste er wohl oder übel der sein, der sich anpasste. "Also los jetzt. Ich habe wirklich keine Lust, mehr Zeit als nötig mit diesem Mist zu verschwenden. Bitte zerquetsche mich dieses Mal nicht." Mit diesen Worten schwang er sich auf sein M-Rad, wartete gerade so lange, bis Athenas Hintern auf dem unechten Ledersitz landete, ehe er den Motor aufheulen ließ und davonsauste.
"Oh. Nein, nein. Es geht eher um die Romantik. Und um Intrigen am Hof und sowas. Ja, die Leute haben auch Sex, aber das wird nicht beschrieben. Eher so das davor und das danach. Wusstest du, das manche Leute danach unbedingt rauchen wollen? Ich wusste das nicht. Es scheint aber keine zwingende Anforderung zu sein." Dinge, die man von Athena definitiv nicht erklärt bekommen wollte, Part dreihundertfünfundsechzig: Die Zigarette danach. Ah, so sprach man das aus. Prolog. Eigentlich total logisch. Aber manchmal stand da noch so ein einsames E hinter dem Wort. Das musste sich doch schrecklich fühlen, wenn es nicht ausgesprochen wurde. Das arme, arme E war ganz unnütz und keiner beachtete es. Es sollte eine Arbeit in einem besseren Wort annehmen, wo man es zu schätzen wusste! Wie beispielsweise...Athenas Vokabular gab nichts her. "Wie schaue ich denn?", hakte Athena nach. Ihr Kopf legte sich leicht verwirrt schief. Bei anderen Personen hätte man die Frage vielleicht als spielerisch verstehen können. Auf dem Gesicht der Nymphe hingegen zeichnete sich nur echte Verwirrung ab. Hm. Ob es hier irgendwo einen Spiegel gab? Ihr Kopf drehte sich in Richtung des nächsten Schaufensters. Sie schaute...verwirrt. Das war doch Verwirrung, oder? Augen ein bisschen größer, Mund leicht offen, Stirn mit Falten. Verwirrung. In rasanter Folge wechselte Athena vor dem Schaufenster die ihr bekannten Gesichtsausdrücke durch und verpasste der Verkäuferin auf der anderen Seite der Scheibe vermutlich einen mittelschweren Herzklabuster. Nein, das war Verwirrung. Ausschlussverfahren und so. "Ich leite dich an! In der Natur kenne ich mich aus. Wir müssen erstmal nach Osten. Wenn du Pausen brauchst, halt einfach an. Wir kommen durch ein paar Orte durch. Da können wir gut Pausen machen. Warum lächelst du grade so glücklich?" Mit dem Strohhalm des Bubble Teas im Mund beugte sich Athena im Gehen leicht vor, um Luciens Gesicht besser betrachten zu können. Er hatte definitiv grade glücklich gelächelt. Es war eines dieser Lächeln gewesen, die mit dem ganzen Gesicht passierten. Wo die Augen sich mit veränderten und ein wenig weicher wurden. Wo die Wangen mehr taten als nur den Lippen Platz zu machen. Wo die Stirn sich gleich mit glättete und das ganze Gesicht leicht zu strahlen schien, ganz ohne Licht. Es war kein Lächeln dessen Ursprung Athena verstand. Vielleicht musste man dafür anders gestrickt sein. Trotzdem versuchte sie es nachzuahmen. Aber es funktionierte nicht. Sicher, der Mund machte die richtige Bewegung und die Stirn wurde faltenfrei und alles. Aber das mit dem Leuchten bekam sie nicht hin. Jedenfalls nicht diese Art. Bei ihr wirkte es eher wie das Grinsen eines Kindes, das Geschenke auspacken darf. Das musste sie noch üben. Die Nymphe richtete sich wieder auf und salutierte. "Aye, aye, Boss! Keine Alleingänge und auf das Mana warten, bevor wir loslegen. Versprochen." Na, hoffentlich wurden sie nicht sofort nach ihrer Ankunft angegriffen. Falls doch würde es sehr schwer werden dieses spezifische Versprechen zu halten. Athena verpflanzte ihre vier Buchstaben hinter Lucien auf das M-Rad und hob einen Arm, um in eine spezifische Himmelsrichtung zu deuten. "Da entlang. Wir nehmen die größte Straße gen Osten. Kein Zerquetschen, aye, aye. Aber festhalten kann ich mich schon, oder?" Entgegen ihrer Worte verkrallte sich Athena trotzdem wieder ordentlich fest in Luciens Kleidung. Augen zumachen ging grade nur leider nicht. Immerhin musste sie im Zweifel Lucien sagen wo Osten war.
Schweres, verzweifeltes Seufzen. Lucien konnte sich problemlos über fast alles unterhalten, ohne Scham. Er würde seine Hemmschwelle als durchaus gering bezeichnen, doch es gab Dinge, auf die hatte selbst er keine Lust. Ein Gespräch mit Athena darüber, dass es Leute gab, die nach dem Sex gerne rauchten, gehörte dazu. Vollkommen ohne einen Hauch von Zweifel. "Thena, es ist mir vollkommen egal, was andere Leute danach tun. Oder vorher. Oder währenddessen." Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Wieso musste er das überhaupt erklären, verdammt nochmal? "Und das ist auch kein Gespräch, dass du einfach so mit jemandem führen solltest. Leute reden für gewöhnlich nicht über Sex und dem, was dazu gehört. Außer sie sind zusammen." Womit hatte er das bloß verdient? Er fühlte sich wie ein Lehrer, der die Niete gezogen hatte und seinen Schülern Aufklärungsunterricht geben musste. Fehlte nurnoch, dass sie anfing, nach Details zu fragen. Das konnte sie sowas von vergessen, da konnte sie sich sowas von jemand anderen suchen. Hatte sie dafür nicht irgendeinen ihrer schrägen geflügelten Freunde? Die Frage, wie die Blonde schaute, war mindestens genauso unangenehm. Und stand im Gegensatz zu dem, was Lucien befürchtet hatte, nun tatsächlich im Raum. Er grummelte. Das wusste sie doch sicherlich ganz genau. Sie wollte es ihn nur sagen hören. Seine goldenen Seelenspiegel legten sich auf sie. Okay. Vielleicht wusste sie es doch nicht. Machte es das besser oder schlimmer? Ugh. "...nied...lich..." Wehe sie trat diese Sache noch weiter breit. Es war ihm schon peinlich genug, das zuzugeben. Dabei war es nicht seine Schuld, dass sie so dreinblickte. Es war allerdings voll und ganz seine Schuld, dass er darauf ansprang. Das musste wirklich keiner wissen. Wenn sie auf die Idee kam, dieses Wissen in Zukunft auszunutzen, hatte er ein gewaltiges Problem.
"Alles klar. Osten. Natürlich weiß ich, wo Osten ist." Wer wusste das nicht? Das war schließlich super einfach zu erkennen. Nicht. Es war wirklich besser, wenn sie einfach 'links', 'rechts' oder 'geradeaus' rief. "Was? Tue ich das?" Ja, tat er. Er lächelte wie ein kleines Honigkuchenpferd. Und natürlich konnte sie ihn nicht einfach lächeln lassen. Das wäre ja zu einfach. Verlegen wanderte seine Hand an seinen Hinterkopf. "... Ich habe an den Tag gedacht, als ich mit meinem Freund zusammengekommen bin. Ich hatte ihn auch mit dem M-Rad mitgenommen. Deshalb musste ich vermutlich daran denken." Für gewöhnlich sprach er nicht über derart private Dinge. Eigentlich erzählte er niemandem von Nate. Er behielt sein Privatleben einfach lieber für sich. Außerdem wollte er vermeiden, dass diese Information doch über zehn Ecken bei seinen Eltern landete. Das wäre eine Katastrophe. Aber aus irgendeinem Grund hatte er nicht das Gefühl, dass es bei Athena so weit kommen würde. Das war doch nicht etwa Vertrauen...?! "Ganz genau. Halte dich dieses Mal auch daran. Ich zähle auf dich, okay?" Er wollte auf keinen Fall, dass diese Sache lief wie ihr letzter Auftrag. Auf eine Wiederholung konnte er wirklich verzichten. Leider blieb ihm gerade nichts anders übrig, als zu hoffen. Bereuen würde er die Entscheidung, sich auf ihr Versprechen verlassen zu haben, noch früh genug. Mit diesen Worten gab er endlich Gas, folgte der Richtung, in die Athena gedeutet hatte. Das dürfte dann wohl Osten sein, oder? "Festhalten ja, festkrallen nein, habe ich gesagt, verdammt!", schrie er gegen den Fahrtwind, auch, wenn er bezweifelte, dass seine Worte irgendetwas bewirken würden. Dabei müsste Athena doch bemerkt haben, dass ihr nichts passierte. Schließlich hatte sie die erste Fahrt ohne nur eine einzige Schramme überlebt. "Falls du es schon vergessen hast: Der Anzug ist neu!" Inzwischen trug er keine gammelige Alltagskleidung mehr, er konnte also wirklich keine unschönen Falten gebrauchen. Auch im Angesicht eines Feindes musste er einfach gut aussehen. Es würde schon reichen, dass seine Haare durch den Wind zerzottelt sein würden. Er hätte sie sich vorher hochbinden sollen. Hoffentlich dachte er bei ihrer nächsten Pause daran, das zu tun. Nachdem sie die geschäftigte Stadt hinter sich gelassen hatten, wurde der Verkehr weniger und die Schlangenlinien, die der Ashworth fahren musste, um zügig voranzukommen, weniger. Es waren nurnoch vereinzelte Kutschen, an denen sie vorbeirauschten. Spätestens jetzt konnte die Nymphe also entspannen können. Auch Lucien konnte ein wenig aufatmen, denn das entspannte Geradeausfahren verlangte deutlich weniger Fokus von ihm. "So schlimm ist es doch nun wirklich nicht! Ich meine, hast du dich jemals so frei gefühlt? Wer will uns hier und jetzt von irgendetwas abhalten? Uns steht die gesamte Welt offen!"
"Stimmt. Das hatte Darion auch gesagt. Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, warum das so ist. Er meinte, dass man solche Gespräche führt, wenn man alleine ist. Weil man sonst...die Umstehenden verstört." Gewichtiges Nicken vonseiten Nymphe. Ups. Hatte sie da grade einen Fopper begangen? Ein Blick nach links und rechts ergab jedoch nicht das geringste Interesse vonseiten der Umstehenden. Vielleicht hatten sie das Gespräch einfach nicht verfolgt? Entweder das oder sie gaben sich netterweise sehr große Mühe so zu tun als hätten sie nicht das Geringste mitbekommen. Wobei dieser Gedanke Athena gar nicht erst kam. Sie sah in den Gesichtern der Umstehenden kein Interesse an Lucien oder ihr, sah man einmal von den vereinzelten, beeindruckten Blicken ab, die sie aber locker der ihrer beider Garderobe zuschrieb, und damit hatte es sich für sie. "Nied-lich? Wie...hm. Wie ein Hundewelpe? Die sind niedlich, oder? Hm. Oh je. Ich möchte gar nicht niedlich wirken. Furchteinflößend wäre mir da deutlich lieber. Oder wenigstens respekt...kaufend? Nein, das war nicht das Wort. Wie jemand, dem man Respekt entgegen bringt. Als Rune Knight sollte ich das verkörpern. Aber es funktioniert irgendwie nicht wirklich. Dabei habe ich extra vor dem Spiegel geübt mich ein wenig größer und breiter aufzubauen. Weil die Leute in den Büchern, denen man Respekt entgegen bringt, so beschrieben werden." Besagte Bücher waren nachwievor Schundromane aus dem alleruntersten Regal der örtlichen Bahnhofsbuchhandlungen. Man konnte sich also vorstellen, wie die Könige und anderen Herrscher dort beschrieben waren. Vermutlich spielten Worte wie "muskelbepackt" und "dominante Ausstrahlung" in der Beschreibung eine gewisse Rolle.
"Ja. Seit einer Weile schon", merkte Athena vergnügt an. Es war ein wenig seltsam. Wenn andere Leute lächelten, fühlte sie sich auch besser. Was doch eigentlich nicht sein sollte. Immerhin hatte sie nichts damit zu tun, ob jemand anders lächelte oder nicht. Außerdem verstand sie nicht, woher dieses Gefühl der Zufriedenheit kam. "Aw. Das ist sehr süß. Also, nicht vom Geschmack her. Ich weiß nicht, ob man diese Situation schmecken könnte. Aber das freut mich irgendwie. Ihr passt bestimmt richtig gut zusammen." Auch hier stellte sich wieder dieses seltsame Glücksgefühl ein. Sie freute sich. Für...Lucien? Vermutlich, weil er mit ihr befreundet war. Da freute man sich wohl auch für den anderen, wenn dem etwas Gutes passierte. Hm. Und warum hatte sie gesagt, dass die beiden bestimmt gut zusammen passten. Na ja, immerhin schienen sie ein gemeinsames Interesse an diesen Höllenmaschinen zu haben. Davon ab wusste sie ja gar nicht viel über diesen Nate. Aber wenn Lucien ihn nett genug fand, um eine Beziehung mit ihm anzufangen, konnte er bestimmt keine schlechte Person sein. Hm. Das bedeutete aber, dass sie Lucien da mehr oder weniger zutraute ein Urteil über eine Person für sie selbst zu fällen. Also, nicht direkt, aber...irgendwie indirekt? Ugh. Das war wirklich verwirrend. So langsam fing ihr der Schädel an zu brummen. Besser nicht mehr drüber nachdenken, bevor sie noch dafür sorgte, dass Lucien und sie sich verfuhren. "Aye. Nicht alleine reinstürmen und nicht festkrallen." Diese Worte und die damit verbundene Entlassung von Luciens nagelneuer Anzugsjacke in eine Freiheit außerhalb von Athenas Grabblern, erfolgten erst, nachdem der Verkehr der Stadt hinter den beiden zurück geblieben war. Die Ausläufer Marokkasus gaben sich die Klinke in die Hand mit weiten Feldern und einer fast schnurgeraden Straße mitten hindurch. Nachdem sich das Fahrzeug ein paar Minuten lang nicht mehr in irgendwelche Kurven gelegt hatte, traute sie sich sogar die Hände komplett von Lucien zu lassen und sich stattdessen rücklings auf dem Sitz abzustützen. Die Frage Luciens hingegen brachte sie mal wieder aus dem Konzept. Frei fühlen? Aber sie war doch ständig frei? "Uhm. Ich glaube, ich verstehe nicht so wirklich. Sind wir nicht immer frei? Also, klar, ich habe den Rune Knights und dem Königshaus einen Eid geschworen. Wie ich dir versprochen habe nicht mehr alleine auf einen Feind los zu gehen. Aber ich habe doch immer die Freiheit beide der Versprechen zu brechen? Also, nicht, dass ich das tun würde. Aber ich könnte. Wenn ich wollte."
Es fehlte nicht mehr viel, bis Lucien die Hände verzweifelt über dem Kopf zusammenschlug. Wie konnte man bloß derart wenig soziales Feingefühl haben? Musste er wirklich erklären, wieso man über gewisse Dinge nicht in der Öffentlichkeit sprach? Scheinbar schon. "Wenn du etwas in der Öffentlichkeit nicht tun solltest, solltest du auch nicht darüber reden. Und ja, solche Dinge gehören definitiv dazu." Wenn als nächstes die Frage kam, wieso man es nicht in der Öffentlichkeit tat, würde er sich aus dem nächstbesten Fenster werfen. Das einzige Problem an diesem Plan war, dass es hier keine offenen Fenster gab. Weit genug oben, um sein Leid zu beenden, waren sie vermutlich auch nicht. Verdammt. Da war ihm sogar das Gespräch über Niedlichkeit lieber. Zu seiner Überraschung gefiel es Athena nicht im geringsten, als niedlich bezeichnet zu werden. Dabei war das eines der größten Komplimente, die man von dem Ashworth bekommen konnte. Es gab einfach nichts besseres, als niedliche Dinge. Natürlich konnte die Blonde Nate nicht einmal annähernd in dieser Hinsicht toppen -das konnte niemand- aber sie schlug sich doch ganz gut. "Athena, die wenigsten Bücher haben irgendetwas mit der Realität zu tun." Wieso musste er das überhaupt erwähnen? Sollte es nicht klar sein, dass ein Großteil der Literatur nicht mehr war als die Hirngespinste irgendwelcher verrückten Leute? "Eine ordentliche Haltung sorgt nicht automatisch dafür, dass man dich respektiert. Dazu gehört mehr. Die Art, wie du dich kleidest, wie du sprichst, wie du dich im Allgemeinen verhälst." Und die traurige Reallität war, dass Athena viel zu nett war, um sich sofortigen Respekt zu verdienen. Sie lief viel mehr Gefahr, durch ihre Gutherzigkeit ausgenutzt zu werden. Aber das sagte er ihr lieber nicht. Das würde ihr vermutlich das Herz brechen und darauf konnte er gerade wirklich verzichten. Schließlich würde sie noch eine ganze Weile an seiner Seite kleben. "Oh." Wie peinlich. Diese hinterhältigen Mundwinkel! Es war aber auch schwer, nicht zu lächeln, wenn er an den Tag zurückdachte. Für gewöhnlich hätte er darauf bestanden, dass er und alles, was mit ihm zu tun hatte, absolut nicht süß war. Doch in diesem Fall konnte er es nicht verneinen. Der Tag - genau genommen eher die Nacht - war verflucht süß gewesen. Das süßeste, was er in seinem Leben je hatte erleben dürfen. Verdammt, jetzt lächelte er noch mehr. Vielleicht wurde er sogar ein klein wenig rot. Da half es auch nichts, dass er sich die Hand vor das Gesicht hielt. "Vielleicht tun wir das", gab er kleinlaut zu. Vollkommen sicher war Lucien sich allerdings nicht. Eigentlich waren er und Nate wie Tag und Nacht. Von grundauf verschieden, in fast allen Aspekten. Aber irgendwie ... wieso auch immer ... passte es trotzdem. Ähnlich war es ja auch mit Athena. Auch, wenn diese manchmal einfach zu naiv schien, um zu begreifen, wie Lucien wirklich war. Trotzdem kamen sie gut überraschend gut klar. Vermutlich würde sie sich wirklich gut mit Nate verstehen. Irgendwann sollte er sie vielleicht mal einander vorstellen ... vielleicht. Erstmal mussten sie den heutigen Auftrag überleben. Nicht, dass der Ashworth das in diesem Moment bezweifelte. Hier und jetzt war er einfach nur froh, den Wind in seinen Haaren zu spüren. Eigentlich sollte es ihn nicht wundern, dass Athena sein Gefühl nicht teilte, tat es aber trotzdem. Für ihn war es so selbstverständlich. Sicher konnte man jederzeit aus den Gefängnissen des Lebens ausbrechen, aber für gewöhnlich hatte das Folgen. Nicht immer leichte. Für den Millionärssohn schien die einzige Möglichkeit, den Fängen seiner Familie zu entkommen, die Flucht ins Nirgendwo zu sein. Irgendwohin, wo sie ihn nicht finden konnten. Dann konnte er endlich er selbst sein. Doch der Reichtum, den er durch seine Eltern genießen konnte, wareinfach zu verlockend. Letztendlich würde er doch immer wieder zurückkehren. Trotzdem würde er immer wieder von der großen Flucht ins Unbekannte träumen. So wie auch jetzt. "Aber es ist so viel einfacher, einfach abzuhauen, anstatt denjenigen ins Gesicht zu sehen und ihnen zu sagen, dass man das Versprechen bricht." Ja, selbst der große, ach-so-starke Lucien wählte gerne den Weg des geringsten Widerstands. Auch, wenn dieser nicht besonders ehrenvoll sein sollte. Seine eigene Ehre definierte er letztendlich selbst, nicht irgendwer, den er niemals mehr wiedersehen würde, wenn er einmal abgehaut war. "Ich würde es dir niemals verzeihen, wenn du dein Versprechen an mich brichst. Du kommst also besser nicht auf die Idee." Kurz warf er einen Blick über die Schulter, ein freches Grinsen lag dabei auf seinem Gesicht. Natürlich meinte er das nicht ernst. Übel nehmen würde er es ihr sicherlich, aber letztendlich wäre es kein Weltuntergang. Einige Pausen und Stunden auf der Straße später wurde die Luft schließlich kühler und kühler. Es dauerte nicht lange, bis sich der Atem der Magier sogar in kleine Wölkchen verwandelte. Erst waren es nur die Grasspitzen der Wiesen, die die Straße umgaben, die von Frost bedeckt waren, bald breitete dieser sich jedoch bis zum Boden hinab aus. Es war scheinbar kein bisschen übertrieben gewesen, als behauptet wurde, dass dieser verrückte Magier das ganze Dorf eingefroren hatte. Was zur Hölle. Die Augenlider des Ashworths waren schwer, als er sein M-Rad vor einem der ersten Häuser parkte, die sie erreichten. Kaum war der Motor zum Stillstand gekommen, ließ er sich wie ein Aal, den man aus dem Wasser geholt hatte, schlapp über den Lenker fallen. "Ugh." Trotz der regelmäßigen Pausen war er fix und fertig. Immerhin konnte er seine Finger- und Zehenspitzen noch fühlen. Auch seine Muskeln gehorchten ihm noch. Allerdings fühlte sich jede Bewegung an, als bestünde sein Körper aus hart gewordenem Kaugummi. Echt toll.
"Aber es steht doch extra drin, wo diese Länder sind", konterte Athena völlig sinnig und logisch Luciens Einwand. Dass die Angaben in den Büchern ganz offensichtlich nur als Hintergrund-Lore für die Geschichte dienten, war ihr leider noch nie in den Sinn gekommen. Dass es auf Ishtar nun einmal keinen Kontinent namens Immernacht-Reich gab, war ihr irgendwie auch noch nicht aufgefallen. Die Ansage bezüglich des richtigen Verhaltens und der richtigen Sprechweise hingegen saugte die Nymphe auf wie ein besonders gieriger Schwamm. Hm. Das konnte sie doch lernen. Sie hatte zuhause einen Standspiegel, in dem sie die richtigen Gesichtsausdrücke übte. Damit sie nicht immer aussah wie ein Geier, der grade ein besonders lecker verrottetes Stück Aas gefunden hatte, wenn sie eigentlich traurig aussehen wollte. An dem ließen sich doch auch sicherlich die richtige Haltung und die richtigen Gesten üben. Die Sprache war da schon ein Stück schwieriger. Natürlich konnte sie einfach die Worte in den Büchern nachahmen. Da gab es nur ein Problem: Sie verstand die Hälfte davon nicht. Provenienz hatte beispielsweise nichts damit zu tun, dass man Wein gut fand. Auch wenn es natürlich total logisch war. Immerhin hieß der Weinladen in der Nähe der Kaserne Pro-Vino. Und da es ähnlich klang, hätte es eigentlich doch auch etwas miteinander zu tun haben sollen. Aber Pustekuchen. Was übrigens auch keinen Sinn machte. Kuchen war nicht aus Puste. Sonst wäre er ja sehr schnell wieder weg. Noch schneller als ihr Bubble-Tea. "Bestimmt tut ihr das. Ist nicht ganz wie im Märchen. Da fahren sie normalerweise mit Kutschen herum und küssen sich vor der untergehenden Sonne. Aber ich denke, dass ein M-Rad auch irgendwie als Kutsche zählt. Und das mit der Sonne schafft ihr bestimmt auch noch. Ich glaube an euch." Athena war Feuer und Flamme für diese Beziehung, die sie im Grunde einen feuchten Kehricht anging. Aber so wie Lucien das beschrieben hatte, klang es sehr romantisch. Und sie gönnte das den beiden. Primär Lucien. Nate kannte sie ja nicht. Aber der war bestimmt auch sehr nett. Sonst wäre er ja nicht Luciens Freund geworden. "Ich habe noch keinen Eid gebrochen und ich werde damit auch nicht anfangen. Dir gegenüber schon gar nicht. Du bist mein einziger Freund. Aber selbst du das nicht wärst, breche ich keine Versprechen. Was sollten meine Engel denken?" Immerhin war die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen den Wesen der Hohen Himmel und ihr immer ein Vertrag. Der war zwar unterzeichnet und in irgendeinem Archiv oder bei den Engeln selbst aufbewahrt und damit etwas substantieller als ein simples Versprechen, aber für Athena war es das gleiche. Eine einvernehmliche Stille senkte sich über das ungleiche Duo herab wie der Frost auf die sie umgebende Landschaft. Die Macht dieses Magiers hatte nicht nur das Dorf selbst betroffen, sondern war wild in den Sumpf hinein ausgewuchert. Es herrschte eine tödliche Stille. Wo normalerweise Mücken schwirrten und Kröten um die Wette quakten, regte sich nichts. Selbst das Wasser war von einer feinen Schicht Eis bedeckt. Das Dorf selbst präsentierte sich wie ein Bild aus einem Winterwundermärchen. Jedes Gebäude war mit einer soliden Schicht Eis überzogen, die im Licht der Sonne funkelte wie Myriaden winzigster Diamanten. Kaum, dass das M-Rad zum Stillstand kam, schwang Athena ihr Bein über den Sitz hinweg und machte ein paar stolpernde Schritte. Die Augen suchten die Umgebung nach Anzeichen für eine Bedrohung ab. Es bewegte sich absolut nichts, sah man einmal von den Wölkchen ihres eigenen Atems ab. Der nagelneue Anzug glomm auf. Das Leuchten verschob sich und formte die altbekannte Rüstung aus, die sie auch beim letzten Einsatz im Schnee angehabt hatte. Die Rüstung war gefüttert und damit warm. Aber trotzdem stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Ein Blick nach hinten zu Lucien ergab, dass er reichlich entkräftet war. Das war nicht gut. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Eine Hand Athenas schloss sich um Luciens Arm und zog daran. "Luce. Das gefällt mir nicht. Wir sollten uns Deckung suchen. In dem Haus dort. Rasch." Metall kratzte, als sie Pluma aus seiner Scheide befreite und damit auf eine kleine Hütte deutete, deren Tür leicht offen stand. "Wir sind nicht allein. Irgendetwas ist hier. Etwas Hungriges. Ich kann dein M-Rad verstecken, wenn du möchtest."
Zauber:
Requip: Basic TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber wird automatisch erlernt, sobald der Requip-Magier die Voraussetzungen erfüllt. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Durch diesen Zauber steht dem Magier eine Taschendimension zur Verfügung, in welcher er Gegenstände aufgewahren kann, die zu seiner Requip-Magie gehören, sowie magische und nicht magische Gegenstände des gleichen Typus wie die seiner Requip-Magien. Über die Taschendimension kann er den Gegenstand direkt zu sich beschwören, im Fall von Rüstungen oder dergleichen schon fertig angelegt, und kann dabei auch einen entsprechenden Gegenstand durch den Neuen austauschen. Die Beschwörung dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
"Na dann zeig mir doch mal die Länder auf einer Karte. Wenn du das kannst, nehme ich alles zurück." Das würde niemals passieren, da war sich Lucien sicher. Falls der extrem unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass die Blonde doch Recht hatte, dann würde er selbstverständlich alles zurücknehmen ... vielleicht. Das würde niemals passieren, also wieso sollte er darüber nachdenken? Was gerade noch als leichte Röte im Gesicht des Schwarzhaarigen begonnen hatte, wandelte sich durch Athenas Worte in eine komplette, regelmäßig bewässerte, sonnengereifte Tomate. Wieso musste sie dieses verfluchte Bild in seinen Kopf setzen? Und wieso gefiel es ihm so sehr? Er hatte Nate schon in allerlei Situationen geküsst, doch vor der untergehenden Sonne noch nicht. Das musste er ändern. Die Vorstellung des hübschen Blondschopfes, getaucht in warmes Licht, reichte bereits aus, um ihm eine ordentlichen Schwarm Schmetterlinge zu bescheren. Sein Lächeln wurde immer breiter, immer dümmlicher. Seine Augenwinkel lagen bereits in Falten, die spitzen Fangzähnchen konnten sich nicht länger hinter seinen Lippen verstecken und die Wangen fanden kaum noch Platz für die Mundwinkel und die kleinen Grübchen. Fuck, er war dermaßen verknallt, das war doch nicht mehr normal. " ... ich gebe mein Bestes ...", ließ er schließlich hören, fast schon untypisch kleinlaut. Verlegen fuhr er sich durch das lange Haar. Themawechsel. Ja. Sehr gut. Das brauchte er gerade sehr dringend. "Klar, was würden deine Engel nur denken." Denen war das vermutlich scheißegal, schließlich waren sie keine echten Engel. Aber diesen Gedanken behielt er, wie so oft, für sich. Was hatte er schon davon, das mit ihr auszudiskutieren? Sie kämen vermutlich zu keinem (für ihn) guten Ergebnis. Außerdem hatte es für ihn nur Vorteile, wenn sie sich brav an ihre Worte hielt. Kaum waren sie im spontanen Winterdorf angekommen, bewies die Blonde, dass sie es durchaus konnte. Noch bevor es überhaupt ernst wurde, wechselte aus dem hübschen Outfit, das Lucien ihr gekauft hatte. Für diese Wetterlage war es aber auch einfach zu kalt. Auch sein Anzug hielt nicht sonderlich warm, doch das interessierte ihn gerade reichlich wenig. Alles, was ihn interessierte, war eine Pause. Eine lange, sehr lange Pause. Athena griff nach seinem Arm, erntete dafür aber nur ein halbherziges Grummeln. "Mhhh ... lass mich ..." Es war doch so schrecklich gemütlich hier, drapiert über den Lenker seiner geliebten Maschine, wie eine Dame aus einem Rennaisance-Gemälde. Fehlte nurnoch ein Mangel an Kleidung und ein paar Früchte. "Bin bestimmt nur ich. Ich habe wirklich Hunger..." Um seine Aussage zu unterstreichen, grummelte sein Magen lautstark. Moment ... das war gar nicht sein eigener Magen gewesen, oder? Was sich für ihn anfühlte wie eine blitzschnelle Bewegung als er den Kopf hob, glich eher einer Schildkröte, die gerade aus dem Winterschlaf erwacht war. Auf einmal kam er gar nicht mehr schnell genug von dem Sitz herunter und büßte daher eine große Menge Eleganz ein. Es fehlten nicht mehr viel, bis sein Körper auf Kuschelkurs mit der Eisfläche ging, die ihn umgab. Auch als er zu der Hütte hinüber stolperte, wirkte er kein bisschen koordinierter. Es war schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen, wenn sich diese anfühlten, als hätte man sie mit tonnenschweren Gewichten versehen. Hinzu kam lautes Schnaufen, das eher einem sterbenden Walross glich. "Thena, Hilfe...." Selbst seine Worte waren kaum mehr als ein Krächzen. Da spielte jedoch nicht nur die Erschöpfung mit hinein, sondern auch die Sturheit, die eigentlich von ihm verlangte, keine Unterstützung anzunehmen. Aber sie waren Freunde. Das hatte die Blonde vorhin erst noch gesagt. Es würde ihn also nicht in den Hintern beißen, richtig? "Dem M-Rad wird schon niemand was tun." Hoffentlich. Sonst würde er das gesamte Dorf und somit hoffentlich auch den Übeltäter in Schutt und Asche legen.
Weitere Gespräche über so angenehme Sachen wie Bücher oder Freunde mussten wohl warten. "Wir müssen weg!", wisperte Athena eindringlich auf den Protest hin. Hibbelig, von einem Heel auf den anderen tretend, wartete sie ab, dass sich Lucien von dem M-Rad erhob. Sie hätte es ohne größere Probleme mitnehmen können. Aber das brauchte Zeit. Zeit, die sie, wie ihr ihre sich aufstellenden Nackenhaare verrieten, nicht hatten. Kaum, dass Luciens Körper mit der dicken Eisschicht Bekanntschaft machte, schob sie ihm schon einen Arm unter dem Körper hindurch und hob ihn ohne Probleme an. Lucien war erstaunlich leicht für so eine große Person. Grade wirkte er aber auch wie ein Ballon, aus dem jemand die Luft gelassen hatte. So fertig hatte sie ihn noch nie gesehen. Er klang sogar wie ein alter Mann in einem der Altersheime in denen sie mal ausgeholfen hatte. Seltsamerweise hatte man danach nie wieder nach ihr verlangt. Schon komisch. In hastigem Humpelschritt, mit Lucien an einem Arm hängend, stöckelte die Nymphe quer über die Eisfläche auf die halb offen stehende Tür zu. Die Spitze Plumas funkelte im Licht, als die Waffe zuerst in den Raum geschoben wurde. Athena folgte ihrem Schwert, deckte Lucien mit dem Körper gegen eventuelle Gefahren im Inneren ab. Es gab keine. Auch hier drinnen war alles mit einer mehreren Zentimeter dicken Schicht Eis umhüllt. Flackerndes Licht drang aus der Feuerstelle. Selbst die Flammen in dem Herd waren eingefroren, spendeten jedoch trotzdem noch Licht. Mit dem Fuß schob Athena die Tür hinter sich zu, ließ den Blick noch einmal durch den Raum wandern. Es war eine Wohnstube, in die sie hier eingebrochen waren. Am Tisch saß eine vierköpfige Familie. Zwei Männer, zwei Kinder. Einer der Väter hatte sich grade erhoben, um per Schöpflöffel die anderen mit Suppe zu bedienen. Das Eis hatte ihn mitten in der Bewegung erstarren lassen. Athenas Augen huschten umher, richteten sich auf die beiden Fenster des Zimmers. Vorsichtig wurde Lucien neben der Türe an der Wand abgesetzt, bevor sie zu den Fensterladen huschte. Ein Blick nach draußen, sichernd, folgte, woraufhin das Fenster rasch geschlossen wurde. Danach sollte es zu dem zweiten Fenster gehen. Ein gutturaler Laut stellte ihr jedoch wieder die Nackenhaare auf. "Luce! Unter den Tisch!" Wieder kaum mehr als ein Flüstern schien ihre Stimme trotzdem an dem Eis abzuprallen und im Raum herum zu titschen. Lautlos klemmte sich Athena neben das Fenster an die Wand und hielt die Luft an. Eine Gestalt schob sich vor die Öffnung. Die gewaltige Fratze eines Tigers, gänzlich aus Eis bestehend und in der Schulter sicherlich zwei Meter hoch, spähte in den Raum. Das Knurren des Wesens sandte eine Ladung Gänsehaut quer durch Athena hindurch. Dankenswerterweise schien es nicht über die Sinne seines tierischen Vorbilds zu verfügen, sonst hätte der Tiger die beiden Magier sicherlich erschnuppert. So jedoch hob sich die Fratze vom Fenster weg. Der Rest des Körpers zog mit raubtierhafter Eleganz an dem Fenster vorbei. Zum ersten Mal seit dem Knurren traute sich Athena wieder zu atmen. Einer ihrer Arme hob Pluma dem Fensterladen entgegen und schob auch diesen per Waffe zu. Gleich darauf huschte sie zurück an Luciens Seite, ließ sich neben ihrer Begleitung nieder. Der Boden war kalt, wie alles hier. "Also, ich schlage vor wir warten, bis du wieder vollständig hergestellt bist. Ich könnte in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass diese vier Zivilisten auftauen. Wobei ich nicht sicher bin, ob der Magier das nicht vielleicht merken würde und ob sie bei einer Flucht nicht eher zu einem Ziel werden würden. Ach, sie leben übrigens. Alle Leute hier leben. Wir dürfen sie also nicht beschädigen. Das könnte sie töten. Und das wäre illegal."
Träge suchten goldene Augen das Gesicht der Ritterin auf. Sie wirkte wirklich entschlossen, als wäre das, was sie verlangte, wichtig. Trotzdem kamen ihre Worte nicht so Recht bei dem Ashworth an. "Hetz mich doch nicht...", grummelte er leise. Immer so ein Stress. Er war ein armer, erschöpfter Mann, der Mitleid verdiente und keine Hetzerei! Erst das fremdartige Knurren gab ihm den dringend notwendigen Tritt in den oberhübschen Hintern, sodass er sich ganz aus eigener Kraft aus dem Sitz hievte, um wie ein erbärmlicher Opa inrichtung Tür zu wackeln. Jämmerliches Stöhnen und Ächzen inklusive. Fehlte nurnoch, dass er sich mit dem Handrücken an der Stirn von einer Treppe schmiss. Womöglich übertrieb er gerade ein wenig. Der Ashworth war ein typisches Opfer der Männergrippe. Nur, dass das Drama nicht nur bei einer Grippe begonn, sondern auch bei jeglicher anderen körperlichen Einschränkung. Dazu zählte leider auch Mana-Armut. Immerhin hatte er ausnahmsweise genug Arsch in der Hose, um um Unterstützung in seiner Misere zu bitten. Diese bot Athena auch direkt. Welch Retterin in der Not! Wie eine Dame in Nöten warf er sich ihr an den Arm, der Dank war leise und gekrächzt. Im Haus wurde er an einer der Wände zwischendeponiert. Leider war es im Inneren nicht einen Hauch wärmer, im Gegenteil. Es fühlte sich sogar noch kälter an. Was vielleicht daran lag, dass Lucien sich wie eine leblose Puppe hängen ließ und die Kälte des gefrorenen Bodens widerstandslos durch seine Hose sickern ließ. Der Befehl, sich unter dem Tisch zu verstecken, kam auch erst verspätet an, aber gerade noch rechtzeitig, um schlitternd unter der soliden Holzplatte Schutz zu finden. Ein Knurren hallte durch den Raum. Oder war das ein Schnurren? Es versetzte die Innereien des Ashworths auf jeden Fall in Vibration. Klang irgendwie niedlich. Prrrr. Aber auch ein bisschen gefährlich. Vermutlich war es besser, wenn er hier, wie befohlen, hocken blieb. Kaum war die scheinbare Gefahr vorüber, donkte sein Hohlkopf auch schon gegen eines der Tischbeine. Athena gesellte sich zu ihm. "Wer lebt? Wen töten wir?" Das waren zu viele Informationen auf einmal gewesen. Er selbst lebte ganz ohne Zweifel und er war auch noch vollständig am Stück. Ein paar sinnlose Worte blubberten noch aus seinem Mund, ehe dieser zu einem großen, anstandslosen Gähnen aufgerissen wurde. Seine Hand kam einfach nicht rechtzeitig hinterher. "Tau die nicht auf. Risiko ist ... böse." Ein weiteres Mal ließ sich der Gunner gegen die Seite der Blonden fallen, sein Kopf kullerte haltlos über ihre Schulter. Pechschwarze Haare verteilten sich. "Sorg lieber dafür, dass ich ncht erfrier, währnd ch pnn." Genau das würde er jetzt nämlich tun. Und nichts und niemand konnte ihn davon abhalten! Ein weiteres Gähnen folgte seinen Worten. So müde war er wirklich schon lange nicht mehr gewesen. Wenn ihn eine M-Kutsche überrollt hätte, hätte er sich vermutlich besser gefühlt, als gerade eben. "Gal." Stellte er noch einmal klar. "Mwüd." Auch das war äußerst wichtig und sicherlich nicht offensichtlich. Kaum war das letzte Wort über seine lahme Zunge gerollt, fielen die sonst so strahlenden, goldenen Äuglein auch schon zu. "Gwt Nhhcht."
"Uhm", gab Athena einen überraschten Laut von sich als sich Lucien einfach gegen sie kippen ließ. Ihre Hände flatterten wie überraschte Hühnchen umher. Vorsichtig packten die Finger dann doch wieder zu, umfingen Luciens Kopf und eine Schulter und betteten ihn sacht auf Athenas Oberschenkel. Okay. Jetzt saßen sie also hier. Und die Kälte kroch viel zu schnell durch Stiefel, Hose und Gamaschen hindurch in ihr Fleisch. Wie lange wollte Lucien denn bitte schlafen? Ausgerechnet hier? Oh, sie hätten sich doch die Last der Manazufuhr für seine Höllenmaschine teilen sollen. In aller Eile fummelte sich die Nymphe die Handschuhe von den Fingern und legte prüfend eine Hand auf Luciens Stirn. Er war nicht heiß. Also war er hoffentlich nicht wieder krank. Das war schon einmal gut, oder? Aber soweit sie wusste erkälteten sich Leute, wenn ihnen kalt war. Außerdem war es einfach auch nicht angenehm zu frieren. Ihr stellten sich da immer die Haare auf. Wie bei Gefahr. Ein Blick ging rüber zu den im Eis gefangenen Zivilisten. Sie konnte kein Feuer anmachen, sonst tauten die auch auf. Und das war, wie Lucien meinte, mit Risiko verbunden. Entkommen konnten die armen Leute ja auch nicht. Und grade mit den Kindern war es vermutlich besser sie erst einmal so zu belassen, bevor noch jemand panisch aus dem Haus rannte und von dem frostigen Tiger getötet wurde. Blieb also das Problem mit Lucien. Beziehungsweise wie man ihn warm hielt. Hm. Sie hatte doch bestimmt... Goldenes Licht flutete das Innere des Esszimmers einmal, zweimal, dreimal, viermal. Mit jedem Requip tauchte ein Damenmantel, Umhang oder ein anderes warmes Kleidungsstück auf. Die Bettstatt war rasch aufgebaut. Mehrere dicke Schichten Stoff schützten Lucien hoffentlich vor dem kalten Boden. Mit sanften Griffen verfrachtete Athena den Mann auf den Klamottenhaufen. Der Rest der Kleidung kam oben auf. Und sie knüllte einen Umhang zusammen, damit er auch eine Art Kissen hatte. Mit in die Hüften gestemmten Händen betrachtete die Nymphe ihr Werk. Es sah ganz gemütlich aus. Und vor allem warm. Frieren würde er also hoffentlich nicht. Athena nickte. Mehr für sich selbst, schließlich war grade niemand da, mit dem sie hätte kommunizieren können. Okay, jetzt war sie also fertig. Blieb nur noch Wache halten und aufpassen, dass Lucien nichts geschah. Schwer legte sich das Gewicht ihrer Pistole in ihre linke Hand als die Waffe aus der Taschendimension gezogen wurde. Die Waffe kam hinter den Gürtel. Der Schild folgte sogleich. Damit fühlte sie sich schonmal nicht ganz so wehrlos. Zu guter Letzt postierte sie noch ihre Engelsfedern wie die Orgelpfeifen auf dem Esstisch. Okay, gut, sie war vorbereitet, sollte gleich irgendein Eismonster durch die Türe brechen. Und jetzt?
"...und dann haben alle gelacht. Aber ich glaube, dass sie nicht über mich gelacht hatten, sondern die Situation einfach lustig war. Kennst du das, Lucien? Hm, ich frage mich, was mit den anderen aus der Ausbildung passiert ist. Ich bin die einzige aus meiner Truppe, die zu den Rune Knights gekommen ist. Vielleicht sollte ich ihnen nochmal schreiben. Meinst du ich sollte ihnen schreiben, Lucien? Ihr Menschen freut euch doch immer über Briefe, oder? Schreiben eure Kinder nicht sogar Briefe an Sandy Claws? Hm, ich glaube, das ist nicht der richtige Name. Der klingt fies. Und man erlaubt seinen Kindern ja nicht Briefe an fiese Leute zu schreiben." Von diesen und anderen derart unsagbar wichtigen Themen wurde der arme, schlafende und damit völlig wehrlose Lucien im Flüsterton überschwemmt, während Athena es sich auf einem Mantel bequem gemacht hatte und die Pistole auf die Türe gerichtet hielt. Pluma und der Schild lagen in griffbereiter Nähe. Absolut niemand würde sich an Lucien vergreifen, solange sie stehen konnte.
Zauber:
Requip: Basic TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber wird automatisch erlernt, sobald der Requip-Magier die Voraussetzungen erfüllt. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Durch diesen Zauber steht dem Magier eine Taschendimension zur Verfügung, in welcher er Gegenstände aufgewahren kann, die zu seiner Requip-Magie gehören, sowie magische und nicht magische Gegenstände des gleichen Typus wie die seiner Requip-Magien. Über die Taschendimension kann er den Gegenstand direkt zu sich beschwören, im Fall von Rüstungen oder dergleichen schon fertig angelegt, und kann dabei auch einen entsprechenden Gegenstand durch den Neuen austauschen. Die Beschwörung dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Tief und fest und vollkommen ohne Sorge schlummerte der Ashworth wie ein Baby. So, wie er sich eben benahm, war er schließlich auch eins. Bis auf ein gelegentlich austretendes Bein oder einen hochgerissenen Arm schlief er sogar untypisch ruhig. Als die Blonde ihn herumrückte, flatterten seine Augenlider zwar kurz und er ließ ein unzufriedenes Grunzen, aufwachen tat er allerdings nicht. Erst das zarte Hintergrundgeblubber, das ihn nun schon eine Weile begleitete, führte ihn langsam und sanft hinaus aus der Welt der Träume. Es war wie das stetige Gluckern eines kleinen Baches, der sich einsam und verlassen durch einen Wald schlängelte. Unaufhörlich. Was war das überhaupt? Nur schwerfällig hoben sich die tonnenschweren Augenlider. Die Kälte unter seinem Hintern war verschwunden, stattdessen war von allen Seiten umringt von weichen Stoffen, die merkwürdig vertraut rochen. Es brauchte jedoch einen Moment, bis er es schaffte, eins und eins zusammenzuzählen und sich zu erinnern, wo er sich gerade befand. Das undefinierbare Geflüster wurde zu Worten einer ihm sehr bekannten Stimme und die Sicht aus schlafgetrübten Augen wurde endlich klar. Der verrückte Eismagier. Das Dorf. Die Fahrt. Athena. Großzügig strich er mit einer Hand die wirren Strähnen aus seinem Gesicht. "Was ist mit Briefen?", nuschelte er, die Stimmbänder noch immer rau von dem tiefen Schlummer. Ein ausführliches Gähnen übermannte ihn während er sich in eine aufrechte Sitzposition schob. "Wie lange habe ich geschlafen?" Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass es noch hell war ... oder wieder hell? Sicher war er sich nicht. "Bitte verzeih mir den Aussetzer. Es war leider wirklich nötig gewesen.", seufzte er schließlich. Er hatte Schwäche gezeigt, das war einfach nur inakzeptabel. Dass er es geschafft hatte, den ganzen Weg quer durch das Land alleine zurückzulegen, war ihm in diesem Fall egal. Er hätte sein Mana besser einteilen oder schlichtweg mehr haben müssen. Verdammt, das frustrierte ihn einfach nur. "Bitte lass uns nie wieder darüber reden." Als er sich auf die Beine raffte, fühlte sich seine Muskeln noch immer etwas erschöpft an, doch im Großen und Ganzen glaubte er, wieder fit zu sein. "Trotzdem ... danke." Ohne ihre Hilfe hätte er sich wahrscheinlich während seinem Nickerchen eine üble Erkältung oder schlimmeres eingefangen. Verlegen griff er sich an die Krawatte, um diese unnötigerweise zu richten. Er musste dringend stärker werden, er konnte sich nicht ständig auf Andere verlassen. Sein Blick wanderte derweil durch den Raum. Die kleine Familie war noch immer an Ort und Stelle festgefroren. Hatte Athena wirklich die gesamte Zeit über bei ihm gehockt? Wie schrecklich peinlich. "Ähem. Ich denke es ist an der Zeit, dass wir aufbrechen und diesen verfluchten Magier ausfindig machen." Zielstrebig, um diesen Ort der Schande möglichst schnell hinter sich zu lassen, marschierte der Ashworth zur Tür. "Du bleibst auf jeden Fall in meiner Nähe, hast du das verstanden, Thena?" Er hatte es schon mehrfach gesagt und er würde es auch noch mehrfach tun. In dieser Hinsicht konnte er ihr einfach nicht vollkommen vertrauen. Kurz lag der goldene Blick auf der Blonden, ehe er sich wieder nach vorne richtete. Als Lucien die Tür aufzog, fegte zwar ein ordentlicher Luftzug durch das Haus, doch kälter wurde es dadurch nicht. Drinnen herschten die selben eisigen Temperaturen wie draußen. Auf den ersten Blick mochten die Straßen, die vor ihnen lagen, ruhig wirken, doch das war ein gefährlicher Irrtum. Auf dem Dach des Nachbarshauses lauerte nämlich eine gewaltige Raubkatze, die anscheinend nur darauf gewartet hatte, dass ihre Beute ihr 'Mauseloch' verließ. Als sie zum Sprung ansetzte, lockerten sich einige Eiszapfen an der Dachrinne und stürzten klirrend zu Boden. Die Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Instinktiv griff Lucien nach Athenas Pistole und entriss ihr diese. Innerlich entschuldigte er sich bei dem kleinen Kunstwerk der Waffenfertigung bereits für das, was er gleich tun würde. Die Art, wie die Pistole in seiner Hand lag, wirkte vertraut, wenn auch nicht ganz passend. Sie war definitiv auf eine Person mit kleineren Händen ausgelegt. Glücklicherweise handelte es sich dabei um eine magische Waffe, ansonsten hätte er nun ein gewaltiges Problem gehabt. Kurz suchte seine Finger den Abzug. Die Pistole zickte kurz, war sie doch eigentlich nicht auf das, was Lucien von ihr verlangte, ausgelegt, letztendlich zwang er ihr aber trotzdem das befremdliche Mana auf und so zerplatzte kaum zwei Meter vor den Füßen der beiden Magier eine kräftige Patrone. Anstatt mit Lichtmagie gefüllt zu sein, war es jedoch Wind, der hervorbrach. Ein kräftiger Luftstrudel ergriff den herabspringenden Eistiger und trug ihn unter lautem Knurren und Fauchen ein gutes Stück fort von dem Duo. Gleichzeitig wanderte die Pistole zurück zu ihrem eigentlichen Besitzer, der mit der freien Hand bereits seine Eigene beschwörte. Jetzt hatte er schließlich Zeit dafür. "Entschuldige."
"Briefe an Sandy Claws, die...Luce!", hatte Athena einen Moment lang noch völlig automatisch weiter gequatscht, bevor das Hirn die durch die Informationen der Ohren angemessen verarbeitet und zu "Lucien ist wach" übersetzt hatte. Ihr Blick wanderte dem Luciens in Richtung des schwachen Lichtscheins, der durch die Ritzen neben den hölzernen Blockaden vor den Fenstern schien, hinterher. Eine Uhr hatte sie nun einmal nicht. Also blieb nur schätzen. "Ein paar Stunden? In etwa. Es ist noch nicht Nacht gewesen zwischendrin. Das hätte ich bemerkt." Ein warmes, aufmunterndes Lächeln galt Lucien, als sich die Nymphe ebenfalls erhob. Mit dem Fuß wurden die Mäntel und anderen Klamotten zusammengeschoben. Die würde sie später zurück in die Taschendimension schicken. Das dafür nötige Mana brauchte sie vermutlich demnächst an anderer Stelle. "Das macht doch nichts? Also, ich glaube zumindest, dass es mir nichts ausmacht. Und sonst ist doch niemand hier. Also, diese vier hier schon, aber die bekommen grade nichts mit. Glaube ich jedenfalls? Hoffe ich. Das wäre wirklich grausam, wenn sie alles mitbekommen würden." Sich einmal runterbeugend sammelte Athena ihre zusätzlichen Waffen wieder auf. Der Schild wurde per Riemen am Arm befestigt, Pluma kam zurück in die Scheide und die Pistole in die Hand. Kurz prüfte sie noch mal ob auch die Munition an Ort und Stelle war, in der Hosentasche, dann gab es ein zufriedenes Nicken. Die Nymphe war kampfbereit. "In Ordnung. Wir werden nie wieder über die Sache sprechen, über die wir nich sprechen wollen. Außer jetzt grade. Aber das war das letzte Mal. Also, das jetzt. Ich...bin einfach still. Geht es dir denn gut? Hast du dich erholen können? Und gerne doch. Ich wollte nicht, dass du frierst. Wenn du zu kalt geworden wärst, hätte ich mich dazu gelegt, aber ich dachte, dass es besser wäre ein Auge auf die Türe und die Fenster zu haben." Dass sie damit vermutlich nur noch mehr Öl in das Feuer von Luciens Unzufriedenheit goss, fiel ihr so gar nicht auf. Das mochte daran liegen, dass sie nach der zwar nervenaufreibenden, aber dann doch irgendwie langweiligen Wartezeit während des Aufpassens schon extreme Lust auf einen Kampf hatte. Ihre Finger juckten gradezu. Es wurde Zeit irgendwas oder irgendwen nieder zu ringen. "Jawohl! Zu beidem. Ich bleibe auf jeden Fall bei dir. Am besten verteidige ich dich, oder? Du hast mehr Feuerkraft als ich und mehr Reichweite." Mit großen Augen sah Athena der davon fliegenden Eiskatze hinterher. Das Wesen kam typisch katzenhaft elegant auf. Seine Klauen gruben tiefe Risse in das Eis, als es sich vergeblich gegen den Wind stemmte und noch weiter nach hinten getrieben wurde. Das war so verdammt cool. Mit leuchtenden Augen nahm Athena ihre Pistole zurück und richtete sie auf das Wesen. Ein zweiter Schuss krachte durch das Dorf, hallte von den eisüberzogenen Wänden wider. Die Kugel fügte dem Tiger ein winziges Spinnennetz noch winzigerer Risse zu. Man könnte auch sagen, dass sie überhaupt nichts ausrichtete und hätte damit völlig recht. Enttäuscht verzog Athena die Mundwinkel. Also hatte ihre Pistole doch keine spontanen neuen Fertigkeiten bekommen. Zu schade. "Macht nichts! Oh, ich dachte Iudicium könnte jetzt Wind verschießen. Warte, ich hole Verstärkung." Mit diesen Worten warf sie schon eine Feder nach vorne. Diese war irgendwie breit gefächert und schimmerte metallisch. Der erscheinende Engel war ebenso gebaut und krachte scheppernd in das Eis. Der Eistiger bleckte die Zähne und ließ ein kratziges Fauchen hören. Noch während die Bestie im Sprung war, baute sich eine golden schimmernde Halbkugel vor dem Trio auf. Der Schild würde den ersten Angriff bestimmt abhalten. Athena nutzte die Zeit sich die Pistole in die Hose zu stecken und stattdessen ihr Schwert zu ziehen. "Teilen wir uns das Mana ein. Der hier wird kaum der letzte Gegner sein."
Zauber:
Monaviel TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Beschwörung MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Augenscheinlich mehr Plattenpanzer als Engel ist Monaviel. Der breit gebaute Engel ist von Kopf bis Fuß in eine rot-goldene Rüstung gehüllt. Selbst die Flügel, die sich als brennende, wabernde Bahnen rötlich aus seinem Rücken zeigen, wurden mit beweglichen Metallplättchen versehen und eignen sich nicht zum Fliegen. In den Kampf führt Monaviel einen mit Stacheln versehenen Turmschild, einen Spieß und ein Kurzschwert. Wie alle Engel der empyreischen Armee weigert er sich in den Kampf gegen Wesen zu treten, die allgemein als "gut" angesehen werden, wie beispielsweise andere Engel.
Attribute des Engels:
Stärke: 2
Schnelligkeit: 1
Geschicklichkeit: 2
Widerstand: 5
Willenskraft: 5
Manaregeneration: 3
Manavorrat: 150
Zauber des Engels:
Heaven's Bastion TYP: Elementarmagie ELEMENT: Licht KLASSE: II ART: Schild MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Indem der Engel Monaviel seinen Turmschild in den Boden rammt, erzeugt er vor diesem einen glühenden Schild aus Licht. Dieses Licht federt 2,5 Meter zu beiden Seiten hin aus und schützt sich auch Personen, die nicht direkt hinter dem Engel stehen. Der Widerstand dieses Zaubers entspricht der Willenskraft des Engels bis zu einem Maximum von 6. Zauber ohne Stärke, wie beispielsweise alle Arten von Fesseln, umgehen diesen Schild ungehindert.
Vindictive Strike TYP: Elementarmagie ELEMENT: Licht KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur nach einer gelungenen Abwehr eingesetzt werden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Nachdem der Engel Monaviel erfolgreich einen Angriff abgewehrt hat, indem er diesen mit seinem Schild oder einem Zauber blockiert hat, kann er eine seiner Waffen mit Licht aufladen. Das Licht um die Waffe verlängert sich gradlinig von der Spitze der Waffe auf bis zu der maximalen Reichweite dieses Zaubers, bevor es sich wieder zurückzieht, wodurch ein Stichangriff auf ein Ziel durchgeführt wird. Stärke und Schnelligkeit dieses Angriffs entsprechen der Willenskraft des Engels mit einem Maximum von 6.
Am besten ging Lucien gar nicht erst auf Athenas Worte ein. Es würde ihn nur unnötig ärgern und er hatte gerade wirklich keine Lust, seine wiedergewonnene Energie an sowas zu verschwenden. Sie musste das Thema aber auch wirklich unnötig breit treten. In dieser Hinsicht kam der Eistiger mehr als gelegen, denn er forderte die volle Aufmerksamkeit des Magierduos, sodass der Schwächeanfall des Ashworths in den Hintergrund geriet. Das falsche Tier zwang Lucien zu etwas, worauf er eigentlich lieber verzichtet hätte. Es fühlte sich alles andere als gut an, eine Pistole zu etwas zu zwingen, wofür sie nicht geschaffen war. Luciens Schusswaffen waren allesamt so hergestellt, dass sie sich seiner Magie perfekt anpassten. Die Nymphe war kein Gunner, weshalb ihre Waffe auf einen einzigen Schusszauber spezialisiert war. An sich kein Problem, solange man nicht mehr brauchte. Gerade konnte der Schwarzhaarige den Zauber, den ihre Waffe beherrschte, allerdings nicht gebrauchen. Trotzdem entlockte er ihr mit etwas Mühe schließlich eine Windpatrone. "So einfach ist das leider nicht." Zumindest für den Verbraucher war es ein 'leider'. Für den Hersteller war es eine gute Sache, denn dadurch ließ sich mehr Geld aus den Käufern quetschen. Das behielt Lucien selbstverständlich für sich. Einmal mehr beschwor Athena einen ihrer geflügelten Freunde. Wenn sich Lucien richtig erinnerte, hatte er diesen schon einmal gesehen. Vielleicht irrte er sich aber auch, er machte sich nicht die Mühe, sich die eigenartigen Persönlichkeiten zu merken. Alles, wofür er sich in dieser Hinsicht interessierte, war, dass sie ihren Job ordentlich machten. Der Geflügelte erschaffte eine schimmernde Halbkugel, an der der Tiger, wie an dummes Tier an einer Fensterscheibe, einfach abprallte. Davon ließ er sich jedoch nicht abhalten, setzte direkt zum nächsten Sprung an. Auf Ewig würde der Schildzauber sicherlich nicht halten. Athena hatte zwar Recht, es wäre clever, Mana zu sparen, doch so stark Lucien auch war, er bezweifelte, dieses riesige Tier im direkten Nahkampf besiegen zu können. Dafür war es einfach zu groß und wendig. "Leichter gesagt als getan", grummelte er leise. Um den ein oder anderen magisch verstärkten Schuss würde er kaum herumkommen. Dafür sorgen, dass diese ordentlich trafen, um größtmöglichen Schaden anzurichten, konnte er aber durchaus. Und doch musste er einsehen, dass Athena mit ihrem Schwert vermutlich gerade eine größere Erfolgschance hatte. Lucien Ashworth hasste es, die Drecksarbeit zu erledigen und anderen das Spotlight zu überlassen. Aber wenn er während der letzten Aufträge irgendetwas gelernt hatte, dann war es, hin und wieder über seinem Ego stehen zu können. So sehr es ihn auch gegen den Strich ging. Mit einem lauten Rumms warf sich die eisige Raubkatze ein weiteres Mal gegen den Schild, der dadurch schwere Risse bekam. Die scharfen Klauen schafften es beinahe, durch das schützende Licht zu dringen. "Ich hoffe, dass dieses Vieh funktioniert, wie ein normales Tier. Ich werde lege es lahm und du stichst zu und zwar ordentlich und schnell. Ich werde ihn nicht ewig halten können." Inzwischen beherrschte er zwar einen Zauber, der Lebewesen deutlich länger zur Bewegungslosigkeit zwang, doch dieser forderte deutlich größere Mengen an Mana, als der simple Spark Shot. Athena würde das schon hinbekommen. Die Riesenkatze setzte zu einem finalen Satz an, um den magischen Schild ein für allemal niederzureißen. Dadurch bemerkte es überhaupt nicht, wie Lucien den Schutz verließ. Erst, als das laute 'Peng' des Schusses durch die eisigen Gassen hallte, riss der gewaltige Schädel herum. Da war es schon zu spät. Die Kugel traf ihr Ziel im Zentrum. Dort zerplatzte sie und entließ eine Welle zuckender, lähmender Blitze über den Körper. "Jetzt!"
"Jawohl!", bestätigte Athena den Plan mit unnatürlich guter Laune in der Stimme. Ein Kampf! Die Nymphe freute sich einen Pin in den Hintern. Endlich ein ordentlicher Kampf. Wie lange hatte sie auf so etwas gewartet. Wenn sie sich nicht täuschte, würde Lucien hier das gleiche machen wie vorher auch schon einmal. Das bedeutete, dass er seine nächste Kugel mit Blitzen laden würde, die den Feind lähmen würden, wenigstens für eine Weile. Es kratzte metallisch als die Nymphe ihren rechten Stiefel nach hinten verschob und sich bereit machte. Angespannt wie ein Flitzebogen schien sie fast vollständig zu erstarren, während Lucien arbeitete. Einzig an einem seltenen Blinzeln und dem Heben und Senken der Brust sowie einem eklatanten Mangel an Popsiclisierung ließ sich erkennen, dass es sich bei ihr um keine weitere der Eisstatuen handelte. Als das gebrüllte "Jetzt" ertönte rauschte nach vorne. Die Absätze ihrer Stiefel hämmerten ein rasantes Stakkato auf das Eis, bevor ein Sprung das Geräusch verstummen ließ. Als wäre das hier ein bereits hundertfach eingeübtes Manöver brach eine Lichtlanze aus der Waffe Monaviels hervor, zuckte an Athenas Körper vorbei und bohrte sich dem Eistiger in die Brust. Das Wesen brüllte auf, erzeugte einen kristall-klirrenden Nachhall, bevor das Eis sich rötlich einfärbte. Mit aller Macht brachte Athena einen kolossalen, von Flammen umhüllten Zweihänder auf den Hals des Wesens herab. Mit dem Geräusch einer ganzen Armada fallender Eiszapfen zerbrach der Tiger in tausende Stücke und verteilte sich über die Umgebung. "Woo!" Das flammende Schwert gen Himmel gestreckt drehte sich Athena zu Lucien um und grinste diesen breit an. Mit dem Stiefel trat sie eines der verstreuten Eisbröckchen gegen die nächste Hauswand, wo es ein leises "Tink" von sich gab und wieder herunter kollerte. "Hast du das gesehen?! Wir arbeiten ja schon richtig gut zusammen! Fast so gut wie meine Engel und ich. Bist du vielleicht heimlich ein Engel, Lucien?" Vermutlich würde er das abwiegeln. Und ihm fehlten ja auch die Flügel. Wobei die kurzlebigen Völker ja auch andere Leute manchmal als Engel bezeichneten. Meistens Leute, die sie mochten. Warum exakt das passierte hatte Athena bislang nicht so wirklich verstanden. Immerhin fehlten den Leuten die Flügel und sie konnten nicht beschworen werden. Das zeichnete doch immerhin Engel aus. Also zumindest jene, die sie mit ihrer Magie rufen konnte. Wobei das ja scheinbar freiwillig war. Es gab ja auch Engel, die diese Aufgabe nicht annahmen. Hm. Während Athena zurück zu Lucien stravanzte und dabei ihren Zweihänder schulterte, zogen sich die Wolken am Himmel enger zusammen. Wie im Zeitraffer türmten sich dort oben gewaltige, graue Berge auf, verdichteten sich, bis...die ersten Flocken fielen. Die Temperatur nahm im Verlauf von Sekunden mehrere Grad ab. Der Atem kondensierte vor Athenas Mund als die Nymphe sich umsah. "Huhm. Das sieht nach einem Sturm aus. Ich glaube der Magier hat gemerkt, dass wir den Tiger vernichtet haben." Die fallenden Flocken wurden bereits dichter. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sicht deutlich eingeschränkt war. Athenas Stirn knitterte leicht als sie Sorge imitierte. Schnee war zwar immer hübsch anzusehen, aber grade konnten sie das überhaupt nicht gebrauchen. "Meinst du, der Magier ist im Zentrum des Dorfes? Von dort hätte er doch die größtmögliche Reichweite, oder?" Das letzte Wort ging in einem lautstarken Brüllen unter, das von den Häuserwänden widerhallte. Irgendwas war dort draußen. Und es war noch viel wütender als der Tiger.
Gemeinsam war es eine Leichtigkeit, dem Eistiger den Garaus zu machen. Vermutlich hätten sie es auch jeweils alleine geschafft, doch das wäre mit deutlich mehr Aufwand und Mana verbunden gewesen. Hin und wieder war Teamwork vielleicht doch nicht so übel. Die pure Begeisterung, die Athena zeigte, zeigte der Ashworth allerdings nicht. Sicher, er lächelte, doch er wirkte dabei deutlich gelassener. Ob er ein Engel war? Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen legte er den Kopf ein wenig schief. "Ich muss dich enttäuschen. Die Flügel auf meinem Rücken sind leider nicht echt." Er nahm ihre Worte als Kompliment, auch, wenn er die komischen Personen, die sie regelmäßig beschwor, nicht sonderlich mochte. Es war ja wohl eindeutig, dass er deutlich besser war als diese. An sich war die Bezeichnung 'Engel' aber ja durchaus etwas positives. Man musste sich die Worte einfach so drehen, wie man sie gerne hatte. "Dass unsere Zusammenarbeit gut funktioniert, habe ich allerdings auch bemerkt." Eine große Überraschung war das allerdings nicht, schließlich hatten sie schon einige gemeinsame Aufträge hinter sich und es war nicht das erste Mal, dass sie diese Art von Angriff ausübten. Er musste allerdings, zumindest innerlich, zugeben, dass die wenigsten Leute im Team mit ihm kompatibel waren. Das war aber garantiert nicht seine Schuld. Als hätten sie mit dem Besiegen des Eistigers den Himmel verärgert, zog dieser schlagartig zu. Die herabfallende Temperatur sorgte dafür, dass Lucien die Hände in den Jacketttaschen vergrub. Besonders elegant oder schick sah das nicht aus, aber es hielt zumindest ein klein wenig warm. Er war definitiv nicht angemessen gekleidet für dieses Wetter. "Ich befürchte du hast Recht", bestätigte er die Worte der Blonden. Ob der Magier spürte, wenn sich ein Zauber von ihm auflöste? Oder hatte er die ungebetenen Gäste bereits beobachtet? Der goldene Blick schweifte einmal im Kreis, doch der dichte Schneefall behinderte die Sicht bereits stark. Verdammt. Sie mussten wirklich vorsichtig sein. Insbesondere, da sie auch weiterhin nicht allein mit dem Feind zu sein schienen. Das Brüllen schickte einen Schauer durch den Körper des Ashworths. "Ja, aber-" Der Boden erzitterte. Kurz war Ruhe, dann bebte er erneut. Es war beinahe, als würde etwas Gewaltiges Schritte machen. Durch das Schneegestöber wurde es durch seine Größe jedoch nicht verraten. Verdammt, das war clever. "Ich habe kene Ahnung, wo von hier aus die Dorfmitte ist", knurrte Lucien. In dieser Wetterlage ging seine Orientierung quasi gegen Null. Doch das schien gerade nicht ihr größtes Problem zu sein. In der grauen Wand des wirbelnden Schnees bildete sich langsam ein dunkler Umriss ab, der selbst die Hausdächer um einige Meter überragte. Kein Wunder, dass die Schritte jedes Mal ein kleines Beben verursachten. Je näher die Gestalt kam, desto klarer wurde, dass sie zumindest vage menschenförmig war und in einer Hand eine gewaltige Waffe mitschleppte. Leise kratzte diese über die dünne Schneeschicht, die sich inzwischen gebildet hatte. Den Riesen genau im Auge behaltend huschte der Gunner zurück zur Hauswand und presste sich an diese. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Athena, es ihm gleichzutun. Ob die herannahende Kreatur, die sicherlich ebenfalls aus Eis bestand, in diesem Wetter besser sehen konnte? Er wusste es nicht, aber er hoffte es. So hatten sie hoffentlich ein klein wenig mehr Zeit, sich einen Plan zu überlegen. "Unsere übliche Taktik wird hier nicht funktionieren", war er sich sicher. Eine einzelne Kugel würde niemals reichen, um ein Wesen dieser Größe lahmzulegen. Er war sich nicht einmal sicher, ob ein ganzes Magazin genügen würde. Die goldenen Seelenspiegel richteten sich einen Moment lang auf Athena. "Wir brauchen einen anderen Plan"
Mit einer Handgeste gen Monaviel begann der Engel bereits sich aufzulösen. Das Wesen hämmerte sich noch einmal auf die Brust, senkte zackig den Kopf vor seiner Beschwörerin, bevor es verschwand und nur die Rüstung und den kolossalen Schild zurück ließ. Beides hatte nicht einmal mehr Zeit auf dem Boden aufzuschlagen, bevor auch die Ausrüstung sich ihrem Besitzer anschloss und in goldenem Funkenregen verging. Zurück blieb nur die seltsam stachelige Feder, die zurück in Athenas Hand schwebte. Gepanzerte Finger schlossen sich unverhältnismäßig behutsam um das flaumige Ding. Athena steckte sich die Feder zurück in die Brusttasche ihrer Uniform. Mit einem kurzen Schütteln vergingen auch die Flammen an dem Zweihänder. Das Feuer würde nur ihre Position verraten. Nur einen Moment lang starrte die Nymphe mit offenem Mund der mehr als hausgroßen Gestalt entgegen, die sich da durch das Schneegestöber schob wie eine humanoide Lawine. Gleich darauf huschte sie an Luciens Seite zurück. Kräftiges Nicken folgte. Ihre normale Taktik, die primär daraus bestand, dass Athena die Feinde ablenkte bis Lucien sie erledigt hatte, würde hier ganz sicher nicht funktionieren. Nicht nur hatte sie außer Monaviel keinen Engel, der mehr als einen Treffer von diesem Wesen überstehen würde, sie selbst würde auch keinen wegstecken können. Das fiel also aus. Mit dem Rücken gegen die Hauswand gepresst, drehte sie den Kopf in Richtung ihres Freundes. "Normalerweise wäre die richtige Strategie hier die Beine anzugreifen. Besonders der Bereich direkt über der Ferse ist bei Riesen empfindlich. Auch die Kniekehlen. Dort kann man auch nicht gut Rüstung anbringen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das bei dem Biest hier auch funktioniert. Wir könnten auch versuchen es zu Fall zu bringen. Aber dabei kann es einen Dorfbewohner zerquetschen und wir müssen erst einmal ein festes Seil oder sowas finden." Diesen kleinen Monolog beendet, lugte Athena einmal um die Ecke. Was sich dort näherte sah in der Tat einem Riesen ähnlich. Nur, dass es noch größer war und komplett aus Eis bestand. Der Mund war außerdem monströs. So viele Zähne hatte sie bislang nur bei Haien in einem Buch gesehen. Die Keule in der Hand der Kreatur war außerdem deutlich größer als sie selbst und sogar Lucien. Athena schluckte und zog den Kopf zurück, während das Monstrum das Bein hob um über ein Haus stiefeln zu können. "Andere Möglichkeit: Wir schalten den Magier aus. Dafür müssen wir den Großen vermutlich ablenken. Aber wenn der Magier erst einmal weg ist, sollte er ja auch verschwinden. Zumindest ist das bei meinen Engeln und mir so." Es rummste und rumpelte erneut. Das Viech hatte es wohl geschafft über das Haus zu steigen. Seltsam, dass es nicht einfach durch das Haus lief. Mit seiner Größe wäre es ihm definitiv möglich schlicht durch das Holz zu brechen. Aber vielleicht wollte der Magier seine Geiseln nicht gefährden. In jedem Fall war es Zeit für einen Positionswechsel. Athena streckte eine Hand nach Lucien mit, lugte noch einmal um die Ecke und zog ihre Begleitung dann mit sich, tiefer in das Dorf hinein. "Meine Engel können den Großen bestimmt einen Moment lang ablenken. Aber nicht ewig. Vielleicht eine Minute? Ein wenig länger, wenn ich mithelfe. Aber zuerst müssen wir den Magier finden. Guter Plan?" Natürlich war die Aktion nicht ohne Risiken. Die Reichweite, in der Athena ihre Engel beschwören und in der Welt verankern konnte, war begrenzt. Die Kreatur war hingegen sehr groß und schaffte es ziemlich sicher die zehn oder zwanzig Meter rasch zu überbrücken. Aber welche andere Möglichkeiten hatten sie schon?
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