Ortsname: Aisawa Plaza Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Direkt vor dem Wolkenkratzer der Firma Aisawa Industries liegt der Aisawa Plaza, ein mit großen Granitplatten gepflasterter Platz mit einem ausladendem Springbrunnen. Moderne „Kunstwerke“ sind hier in unregelmäßigen Abständen aufgebaut. Die sterile Art des Platzes missfällt vielen Bewohnern der Stadt, die eher auf natürliche Weise mit den Kirschbäumen zusammen leben.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
blaue jeans | schwarzes crop shirt | schwarzweißes tuch | schwarze stiefel Xavi entspannte sich ein Stück weit, als Delia ihr erzählte, was passiert war. Sie schien von dem Fall abgesehen unverletzt zu sein. Zum Glück. Hinter ihr zerschlug der Magier ihre Fledermäuse, als sich die Erde unter ihm auftat und Delia die Rothaarige ein weiteres Mal mit ihrer Stärke überraschte. Delia wirkte nicht gefährlich und so, als würde sie sich immer um andere kümmern, aber zweimal schon war sie von der spitzbübischen, kraftvollen Seite der Älteren überrascht worden. Dennoch nickte sie zustimmend. Sie hatten den Magier im Loch – und Xavis Herz pochte noch immer zu schnell. Auch wenn Delia viele tolle Sachen konnte, sie wollte nicht, dass ihr irgendetwas passierte. Ein törichter Gedanken vielleicht, aber Xavi würde sich auch vor Mareo werfen ohne darüber nachzudenken und dieser würde mit einem Angriff sicher besser umgehen können wie sie. Es ging nicht darum, wer mehr konnte. Nur darum, dass sie Delia nicht noch einmal alleine lassen wollte. Oder selbst alleine in der Dunkelheit sein. Die Dunkelhaarige bestätigte ihr, dass das Loch bleiben würde. Schlecht für die Stadt, gut für sie. Im Gegensatz zu Xavi hatte Delia aber etwas mehr Skrupel damit, dem Magier in der Grube wehzutun. Dank der Dunkelheit und der dunklen Klinge sah man das Blut darauf zwar nicht, aber es war Beweis genug, dass die Jüngere mit Gewalt weniger zögernd umging. „Du musst nicht festtreten. Einfach genug, dass er drinnen bleibt. Und aufpassen, dass er nicht deinen Knöchel erwischt.“ Damit überließ sie das gezwungenermaßen Delia, denn die Skelette waren zurück. Xavi nützte die Klinge, um einen nach den anderen in Knochenstaub zu zerschlagen. Sie kam gut voran, aber es war viele. Verdammt viele. Ihre Arme und ihr Rücken brannten vor Anstrengung, als ein unvorsichtiger Ausweichschritt sie über den Bordstein auf den Hintern warf. Sie währte ein Skelett ab und ein Tritt traf sie in den Rücken, der sie ächzten ließ. Xavi kam wieder auf die Beine, zum Glück waren die Knochengebilde nicht wirklich stark, aber sie kämpfte gegen die Schmerzenstränen in ihren Augen an, als sie die Klinge schwang und sie ein weiteres Skelett damit zu Boden schickte. Hinter ihr diskutierte Delia mit dem Magier, aber sie war zu abgelenkt, ihnen zuzuhören. Was Delia auch sagte, es schien Wirkung zu haben. Sie war gerade dabei, sich unter einem Angriff wegzuducken, als die Skelette um sie herum mit einem Krachen zu Boden fielen und in Staub zersprangen. Xavi stand plötzlich keuchend in der Mitte.
Sie drehte sich einmal im Kreis, entdeckte aber auch sonst keine Angreifer mehr. Vorsichtig näherte sie sich Delia und dem Loch, das Schwert in der Hand aber gesenkt. Sie rollte leicht die Schultern und kniff die Augen zusammen. „Au.“ Kaum das die Rothaarige neben Delia stand, sah sie in das Loch hinab. Sie löste das Tuch ganz aus ihren Haaren, dass ihr schon in den Nacken gerutscht war, und verzog das Gesicht. „Dann solltet Ihr besser aufpassen können und aufhören, mit den Toten zu spielen. Das ist respektlos.“ Sie hielt Delia das Schwert mit dem Griff hin. „Kannst du es wieder in die Scheide stecken? Mein Rücken tut weh, wenn ich ihn zu sehr bewege.“ Wenn der Magier da unten noch etwas probieren wollte … Xavi hatte genug mit Nea getan. Und im Moment rangen der Ärger, dass er die Toten belästigt hatte mit der Müdigkeit, die sich tief in ihren eigenen Knochen einnistete. „Komm rauf.“ Sie trat zurück, um dem Magier den Platz zu haben. Er tat es, auch wenn es etwas dauerte dank der hohen Wand und seinem verletzten Arm. „Renn nicht weg“, warnte sie ihn. Xavi würde ihn ungerne bewusstlos durch die Gegend ziehen … oder es eben Delia zumuten. Nein, ihr wäre es lieber, wenn sie ihn wie den Verbrecher, der er war, zwischen sich hertreiben konnten. Sie machte sich nicht die Mühe, ihn mit Schatten zu fesseln. Wenn er ihnen entkommen konnte, wäre es nur eine Verschwendung und sie wollte sich die verbleibende Kraft aufsparen, sollte er noch einmal irgendetwas versuchen. Sie könnten nur ihr Tuch verwenden, seine Hände zu fesseln, dass sie noch immer festhielt. Oder, zumindest jemand mit mehr Mitgefühl, könnte versuchen ihm damit die Wunde am Arm zu verbinden.
Gerade rechtzeitig war es der Hollingsworth gelungen, diesen eigenartigen Magier zur Vernunft zu bringen, sodass er auf ein besseres Urteil hoffte und die Skelette schließlich zum Fall brachte. Erleichtert darüber bedankte sich Delia und ließ sich geschafft auf die Knie fallen, um erst einmal tief durchzuatmen. Was für eine Aufregung! Was für ein Horror! Und überhaupt: „Was genau waren das für Experimente?“, fragte sie ihn unbedarft, ehe sie es sich anders überlegte und abwehrend die Hände hob: „Nein! Schon gut. Ich glaub, ich will es gar nicht wissen“ Das könnte er dann den Runensoldaten erzählen, aber die Köchin wollte mit den genauen Beweggründen nichts zu tun haben! Xavi kam wohlbehalten, wenn auch mit Schmerzen, zu Delia zurück. Die Köchin blickte zur ihr auf und lächelte sie glücklich an. Sie hatten es geschafft! Der Magier bekam noch eine Standpauke der Rothaarigen, welche daraufhin der Köchin ihr Schwert reichte. „Oh.. klar doch!“, sagte sie ihr den Gefallen zu und steckte die Klinge für sie weg. „Sollen wir nachher ins Krankenhaus gehen? Nicht, dass es was Ernstes ist mit deinem Rücken“, schlug Delia besorgt vor.
Der Magier bekam die Erlaubnis, aus dem Loch zu klettern. Die beiden Damen würden ihn nun zur nächsten Wache in der Stadt bringen, damit die Runensoldaten ihn dort in Gewahrsam nehmen konnten. „Ein Fluchtversuch ist zwecklos, ich fessle Sie innerhalb kürzester Zeit an den Erdboden“, bluffte Delia mit ihrer großen Klappe und hoffte inständig, dass er es wirklich nicht versuchen würde. Denn so einen toller Zauber hatte sie eigentlich gar nicht. Aber er hatte ihre Magie gesehen, vielleicht glaubte er ihr ja. Das waren die Mittel der Köchin, große Klappe und oftmals nicht viel dahinter - außer ein kleiner Angsthase. Gemeinsam marschierten sie also mitten in der Nacht durch die Stadt, um den dunklen Magier zur Wache zu bringen. Dieser leistete tatsächlich keinen Widerstand mehr. Anscheinend hatte er wirklich zu große Angst davor, eine höhere Strafe zu bekommen. Die stationierten Runensoldaten staunten nicht schlecht, als die beiden Magierinnen bei ihnen aufschlugen und ihnen den Täter brachten. Während dieser in Gewahrsam genommen wurde, sodass er am nächsten Tag abgeführt werden konnte, kamen zwei andere Soldaten mit Delia und Xavi zurück zum Ort des Geschehens. Überall lagen die Skelette noch leblos herum, es sah richtig gruselig aus. Die Aufräumarbeiten müssten sofort beginnen, um die Menschen in Sakura Town am nächsten Morgen nicht zu verschrecken.
Nachdem die Xavi und Delia die Situation noch ausführlich geschildert hatten, mussten sie nur noch den nächsten Morgen abwarten, um nach dem Gespräch mit dem Bürgermeister endlich wieder abreisen zu können. Bis dahin hockten die beiden auf einer Parkbank im Sakura Park und warteten auf den Sonnenaufgang. „Ich finde, wir haben das richtig gut gemacht!“, lachte Delia irgendwann, ehe sie Xavi angrinste. „Hey, denkst du wir sehen uns wieder? Wir wohnen weit voneinander entfernt, aber ich würde mich freuen. Ich finde dich richtig cool!“ Xavi war so mutig! Und sie stand für sich und ihre Interessen ein. Klar, sie war dabei vielleicht ein wenig unsensibel und harsch, aber an einer Torfnase wie Delia ging sowas sowieso vorbei.
blaue jeans | schwarzes crop shirt | schwarzweißes tuch | schwarze stiefel Xaviera war wirklich froh, dass es Delia gelang, den Magier zu stoppen. Zudem tat diese es auf deutliche humanere Weise, wie die Art, die die Rothaarige nun gewählt hatte. Diese beinhaltete etwas mehr Kontakt mit dem Mann, der ihn hoffentlich bewusstlos gemacht hätte. Zu dessen Glück war es ihr Job, sich um seine Skelette zu kümmern, seine Experimente, wie wenig später offenbart wurde. Xavi das war ziemlich gleich, die Tatsache, dass er es gewagt hatte, mit dem Tod zu spielen, war für sie genug, ihn am liebsten in dem Loch verrotten zu lassen. Es kostete sie mentale Überwindung, Delia das Schwert zu geben, sodass sie es wieder an ihrem Rücken befestigen konnte. Sie zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf, auf den Vorschlag der Älteren hin, wobei die Geste sie dazu brachte, die Lippen zusammenzupressen. Autsch. „Nein, passt schon. Das wird vermutlich ein blauer Fleck oder so, aber das kann ich mir im Gildenheim ansehen lassen, wenn es morgen noch immer wehtut.“ Xavi balancierte bei Verletzungen meist auf dem schmalen Grat dessen, keine Schwäche zeigen zu wollen, und der Tatsache, dass sie auch nicht lügen wollte. Aber das würde sie überstehen. Sie hatte schon schlimmeres erlebt, als eine Prellung. Selbst der Magier hatte mit dem Schnitt am Arm eine riskantere Verletzung. Es war am Ende hauptsächlich die Müdigkeit, dass sie zurücktrat und der Magier heraufkletterte, ohne dass sie ihn erneut angriff. Xaviera war mit dem Tod um sich herum aufgewachsen, ihr Vater hatte ihn denen gebracht, denen er vom Gericht als Strafe verschrieben worden war. In ihren Augen hatte dieser Magier hier eben diese Strafe auch verdient, aber sie war hier nicht der Henker. Es war nicht ihr Job. Als beließ sie es widerwillig dabei und warf nur Delia einen überraschten Blick bei deren Drohung zu. So etwas konnte sie auch? So schnell schon wieder? Die Dunkelhaarige war wirklich stärker, als sie auf den ersten Blick erschien. Etwas, dass andere vielleicht zu dem Schluss gebracht hatte, sich nicht mit ihr anzulegen. Xaviera achtete meistens aber nicht darauf, wie stark ihre Gegner waren, bevor sie sich mit ihnen anlegte – und bei Delia hatte sie das zum Glück nicht vor. Das eine Mal am Bahnhof war das Feuer in ihr zwar eiskalt geworden, und auch zu Beginn war sie wütend gewesen … aber ihre Gefühle krachten nicht in Delia hinein, wurden nicht zurückgeworfen und pushten sie nicht auf. Es ließ Xavi nur … etwas leerer zurück. Etwas ruhiger als sich für sie normal anfühlte. Auch jetzt war es so, als sie an der Seite der Magierin durch die dunklen Straßen lief.
Sie war froh, als sie die Lichter ihres Zielortes erreichten. Der Magier wurde ihnen abgenommen und die beiden erzählten, was geschehen war. Xaviera bat darum, die Knochen wieder zu begraben. Zurück, sodass sie Ruhe finden würden. Ein seltsamer Blick wurde er dadurch geschenkt, aber das bemerkte sie kaum. Dann landeten sie wieder im Park. Im Dunklen, von den Laternen abgesehen. Xaviera wählte eine Bank möglichst nah am Licht und lehnte Nea an ihren Oberschenkel. Sie nickte, und gähnte. „Voll, du bist viel stärker und besser als du denkst.“ Sie blinzelte und wand sich etwas hin und her, in der Suche, gemütlicher zu sitzen. Ihrem Rücken gefiel es nicht so, aber der Schmerz war wieder erträglich. „Auch wenn ich ihm gern me-„, „Ich hoffe, er bekommt eine hohe Strafe dafür, mit den Toten gespielt zu haben.“ Xavi rutschte von der Bank herab und legte sich daneben auf dem Boden. Sie war es gewöhnt, nicht gerade bequem zu schlafen und sie war müde. Xavi hatte ihre Power am Tag, aber sie brauchte ihren Schlaf und wenn sie ihn sich nicht holte, kam er und holte sie. „Danke! Das wäre cool. Ich will unbedingt noch mehr von Crocus Town sehen.“ Wieder ein Gähnen und ihr klappten die Augen zu. „Ich … komm dir gern besuchen“, murmelte sie. „Will ja Bescheid wissen, falls du Azael wieder siehst.“ Ihre Lippen zuckten vergnügt, während der Schlaf sich über sie erhob. Kein guter und angenehmer. Aber ein Dösen war besser als die Nacht durchzumachen.
Xavi wollte nicht ins Krankenhaus, sondern lieber zu den Heilerin ihrer Gilde. Das konnte Delia gut verstehen, denn sie wollte auch am liebsten nur zu ihrem Hausarzt in Crocus Town. Aber trotz allem würde die Köchin aufmerksam bleiben und vielleicht noch einmal auf Xavi einwirken, sollte sich ihr Zustand verschlechtern. Vielleicht könnte sie die Rothaarige ja dann doch davon überzeugen, ins örtliche Krankenhaus zu gehen. Es standen noch ein paar Aufgaben auf dem Plan und eine davon war die Überbringung des Verbrechers an die Runensoldaten. So marschierten sie mit dem Gefangenen im Schlepptau durch die Stadt. Delia hatte behauptet, sie könne ihn sofort an den Erdboden fesseln, aber da hatte sie schon etwas hoch gepokert. Doch immerhin schien nicht nur der Magier, sondern auch Xavi zu glauben, dass an der Sache ein Fünkchen Wahrheit war. Als der Kriminelle abgeliefert worden war und die Runensoldaten sich zum Ort des Geschehens begaben, konnten die beiden Magierinnen zumindest bis zum nächsten Tag durchatmen.
Im Park hatten sie versucht, es sich ein wenig bequem zu machen. Die Bank reichte nicht aus und da Xavi sich bereits ins Gras gelegt hatte, bereitet Delia wieder ihre Decke aus, damit sie beide wenigstens weich darauf liegen konnten, wie bereits nachmittags. Verlegen kicherte Delia, als sie ein Kompliment von ihrer Partnerin bekam. „Hehehe, ich habe mir zwar fast in die Hosen gemacht vor Angst, aber immerhin leben wir beide noch!“, lautete ihr professioneller Kommentar dazu. Aber es stimmte schon, Delia hatte ihr Bestes gegeben. Es freute die Köchin, dass Xavi einem Wiedersehen zustimmte. Lächelnd beobachtete sie, wie der Rothaarigen die Augen zufielen. „Sag einfach Bescheid, du bist immer willkommen. Und dann zeige ich dir die Stadt“, versicherte sie ihr wohlwollend und machte es sich dann ihrerseits ebenfalls bequem. Bis Xavi schon wieder eine Anspielung auf Azael machte die hellgrünen Augen noch einmal aufgerissen wurden. „Meinetwegen!“, kicherte Delia und ließ es einfach auf sich beruhen.
Als die beiden am nächsten Tag erwachten, nachdem wie zwei Penner im Park genächtigt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Bürgermeister. Dort schilderten sie die Ereignisse und kassierten schließlich die Belohnung. Was für ein Erfolg! Bei bester Laune marschierte Delia gemeinsam mit Xavi zum Bahnhof von Sakura Town. Am Schalter wandte sie sich ihrer neuen Freundin zu. „Fährst du zurück nach Magnolia Town zu Fairy Tail? Oder geht’s für dich woanders hin?“, fragte sie. Wer weiß, vielleicht hatte sie ja schon jetzt Lust, die Hauptstadt zu erkunden.
blaue jeans | schwarzes crop shirt | schwarzweißes tuch | schwarze stiefel Xavi und Delia landeten wieder im Park, dieses Mal aber mitten in der Nacht. Sie hatte keine Angst vor anderen Leuten hier. Xavi war zwar ziemlich müde und ihr Rücken tat weh, aber zum Glück hatte der Magier sich nicht weiter gewehrt, als sie ihn abgeliefert hatten. Entsprechend hatte sie noch immer genug Energie, um zumindest die Schatten hier um sie herum zu nützen, sollte sich irgendjemand mit bösen Absichten nähern. Wenn dieser aber nicht wirklich sehr, sehr nah war, war dass der Rothaarigen im Moment aber egal. Sie wanderte von der Bank in Reichweite einer Straßenlaterne auf den Boden. Bei anderen konnte sie meist nicht um Licht bitten und ein Haus oder eine Wohnung hatte sie nicht, aber Xavi schlief lieber mit etwas Licht in der Nähe. Delia breitete ihre Decke wieder aus und die beiden machten es sich bequem. Xavi nickte und gähnte. Für sie war Delia eine starke Magierin. Natürlich gab es stärkere, aber sie stufte Delia dennoch als viel höher ein als diese sich selbst. Was auch an der letzten Lüge der anderen lag, die Xavi geschluckt hatte. „Darauf kannst du zählen. Beim nächsten Gewitter, wenn ich in der Nähe bin, kreuze ich spätestens auf“, meinte sie müde grinsend. Im Regen im Park schlafen war ekelhaft. Außerdem wollte sie mehr hören, was bei Delia und Azael passierte.
Xavi war rasch eingeschlafen und fand neben Delia und der Laterne tatsächlich einen ziemlich erholsamen, wenn auch kühlen Schlaf. Als sie am Morgen wieder aufbrachen, waren ihre Haare ein Vogelnest, dass sie wieder versuchte mit dem Tuch zu bändigen. Dennoch bekamen sie vom Bürgermeister die Belohnung und ein erleichtertes Danke, nachdem sie die Erlebnisse geschildert hatten. So konnten die beiden zurück zum Bahnhof kehren und auf den nächsten Zug warten. Xavi zögerte bei der Frage, runzelte die Stirn. Dann nickte sie. „Ich fahre heim. Will die Sachen wechseln, nachdem ich darin geschlafen habe und ich habe meine Kopfhörer in meiner Tasche dort vergessen.“ Sie verzog die Lippen zu einem Schmunzeln. „Das nächste Mal pack ich besser ein, wenn ich nach Crocus Town fahre.“ Zumindest ihre Jacke – weil dann würde sie auch die Kopfhörer in der Jackentasche nicht vergessen. „Aber du kannst mir ja deine Adresse aufschreiben?“, schlug sie vor. „Dann schreibe ich dir, wenn ich vorbeikomme.“ Denn das hatte sie bald genug vor. Crocus Town wartete immerhin auf sie, sobald sie zuhause alles erledigt hatte – und sich eine Salbe für den Rücken geholt hatte. Als der Zug kam, trat sie auf die Größere zu und umarmte sie zum Abschied. „Bis bald!“
schwarze jeans | grauer pullover schwarze stiefel | schwert Here we go again. Xavi trat hinaus auf den Platz vor dem Bahnhof. Frischer Wind blies ihr ins Gesicht und wirbelte ihr durch die Haare, die offen über ihre Schultern hingen. Als sie losgefahren war, war das Wetter noch schön gewesen, aber über Mittag hinweg hatte sich die Sonne verzogen. Jetzt jagten Wolken über den Himmel und Xavi war kurz davor, ihre Lederjacke, die sie sich um die Hüften gebunden hatte, doch noch anzuziehen. Bisher reichte zum Glück ihr grauer Pullover noch aus. Sie entfernte sich vom Bahnhof und streifte sich das Haarband ab, um ihre Haare im Nacken zusammenzufassen und sie so aus ihrem Gesicht zu halten. Trotz des Wetters war ihre Miene entspannt, ihre Augen aufmerksam. Xavi war schon einige Zeit nicht mehr in Sakura Town gewesen. Auch wenn ihr letzter Besuch mit einer Prellung auf dem Rücken geendet hatte, die ihr das Schlafen die folgenden Tage erschwert hatte, war er es wert gewesen. Es war ihre erste Quest mit Delia gewesen. Die andere Magierin war ihr seitdem ans Herz gewachsen, etwas, gegen das sie nichts tun konnte, auch wenn es ihr jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken jagte, wenn sie daran dachte. Xavi hatte keine Freundschaften schließen wollte. Keine engen, die ihr wehtun könnten, wenn sie zerfielen oder schlimmeres. Aber jetzt hatte sie Norah und Delia in ihrem Leben und beide hatten die Macht, ihr wehzutun. Und noch schlimmer, Xavi hatte vermutlich auch die Macht, ihnen wehzutun. Etwas, über das sie es vermied, genauer nachzudenken.
Heute traf sie sich aber mit keinem der beiden Magier. Stattdessen würde sie eine gewisse Vivikash treffen, um sich mit ihr auf die Suche nach einem verlorenen Kind zu machen. Es war das zweite, verlorene Kind, dass sie bereits suchen würde. Andererseits war auch Xavi ein verlorenes Kind, war sie ja auch mit 16 Jahren weggelaufen. Ob ihre Eltern sie auch gesucht hatten? Vermutlich. Xavi wusste, dass sie sie geliebt hatten – und sie empfand ebenso, aber sie hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Nicht dort, wo sie alles an Vasic erinnerte und wo die Person, die ihn ermordet hatte, weit weg war. Xavi drängte die Erinnerungen aus ihrem Kopf, versuchte sich auf das aufziehende Gewitter zu konzentrieren, als sie den Eingang des Parks in der Mitte der Stadt erreichte. Hier sollte sie sich mit ihrer Partner treffen. Xavi schob die Hände in die Hosentaschen und wandte sich den Menschen zu, die vorbeiliefen. Nea wie immer über ihrer Schulter lehnte sie leicht den Kopf in den Nacken. Sie spürte die Schatten, die über sie wanderten wie eine sanfte Berührung, bevor der Wind sie wieder vertrieb.
01/10 Es war eine nervige Arbeit, derer sich die Halbdämonin da angenommen hatte. Es galt ein verlorenes Kind zu suchen. Alleine der Klang dieser Aufgabe, hatte in ihren Ohren nahezu etwas Biblisches, wodurch der Gedanke daran ihr Kopfschmerzen bereitete. Es kam hinzu, dass Vivikash keinerlei Erfahrungen mit dem Jagen… beziehungsweise Aufspüren von Kindern hatte. Sie war also vollkommen planlos, wie sie überhaupt an die Sache herangehen sollte. Glücklicherweise arbeitete sie aber nicht alleine daran. Eine gewisse Xaviera sollte ihr zur Seite stehen. Während die Magierin so durch die Straßen der Stadt Sakura schlenderte, kam sie nicht drum herum sich zu fragen, was für magische Fähigkeiten diese Xaviera auszeichneten. Ihre eigenen, das wusste sie, waren auch bei dieser Quest keine Hilfe. Antimagie half bei einer Suche absolut nicht weiter. Allerdings nutzte die hinterhältige Halbdämonin ihre Fähigkeiten in der Regel ja auch anders, also seltener für ihre Arbeit. Viel häufiger fand sie Anwendung, indem sie ihrem Amüsement diente. Ein angedeutetes Grinsen huschte über die Lippen der Magierin. Vielleicht schaffte sie es ja, ihrer Partnerin ein paar fiese Zauber in den Rücken zu werfen und ihr so ihre Kräfte zu entziehen. Die Kleidung Vivikashs war allenfalls semioptimal gewählt, betrachte man den Wetterumschwung, der über Sakura zog. Sie trug ein Top und darüber eine Art Weste mit Kapuze. Ihre Arme lagen also frei und waren dementsprechend anfällig für kältere Winde oder Regen. Eine Lederhose und Stiefel rundeten ihr Outfit ab. Nicht wirklich praktikabel, aber so dachte Vivi ja auch nicht. Sie würde schon klarkommen. Meckern darüber, wie anstrengend und nervenaufreibend die Situation war, würde ihr sonst indirekt so etwas wie Wärme spenden. Der Weg der Crusaderin führte sie zum Aisawa Plaza. Sie konnte gar nicht vom Weg abkommen, wusste sie doch, dass dieser Platz direkt vor einem gigantischen Gebäude lag. Erst als sie dort ankam jedoch, sah sie den Springbrunnen, der so etwas wie den Treffpunkt mit ihrer Partnerin darstellen sollte. Sie erkannte sofort, dass sich dort auch schon jemand aufhielt. Eine rothaarige Frau, in Pulli und mit ihrer Jacke um die Hüfte gebunden. Sogleich dachte sich die Halbdämonin, dass die ja scheinbar besser gewappnet war, sollte es tatsächlich zu regnen beginnen. Schön für sie! Vivikash rang sich dennoch einen freundlichen Ausdruck ab, als sie auf die Frau zuging. Immerhin war es ihr stets äußerst wichtig, dass andere einen möglichst positiven Eindruck von ihr hatten. “Hallo! Entschuldige. Bist du…?“ Wie hieß sie doch gleich? “X… Xaviera?“, warf sie der Dame entgegen. Noch bevor sie bei ihr angekommen war, legte die Halbdämonin ihre rechte Hand auf ihren Brustkorb, um damit auf sich zu deuten. “Ich bin Vivikash. Ich suche nach meiner Parnterin.“, erklärte sie weiter. Der katzenhafte, stechende Blick ihrer Augen wirkte etwas konträr zu dem freundlichen Lächeln der Magierin, was ihr insgesamt einen recht frechen Ausdruck verlieh. Jedenfalls hoffte sie, an die richtige Dame geraten zu sein, damit sie gleich mit der Suche nach dem Kind loslegen konnten, am besten noch bevor es zu regnen begann.
Out: verzeih bitte, der Jaheswechsel hat mich etwas ausgebremst ^^“
schwarze jeans | grauer pullover | schwarze stiefel | schwert Xavi machte sich vom Bahnhof aus auf den kurzen Weg zum Treffpunkt. Sie ließ sich von den anderen Ankömmlingen treiben, bis sie den großen Platz erreicht hatte und dort stehen blieb. Darauf achtend, nicht zu nah am Springbrunnen zu stehen, um kein Wasser abzubekommen, legte sie den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel auf. Zu den Wolken, die sich vom Horizont her langsam näher schoben. Hoffentlich fanden sie das Kind bevor es zu Regnen begann. Weder hatte sie Lust darauf, durch den Regen zu laufen, noch wäre es für das Kind gut. Als der Wind wieder in einer Böe über den Platz wehte, brachte er trotz Xavis Standpunkt kalte Wassertropfen auf ihr Gesicht und ließ sie eine Grimasse schneiden. Sie fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht und sah sich um, auf der Suche nach jemanden, der ebenfalls in der Nähe stand und sich umsah. Ihr Blick fiel schließlich auf eine junge Frau mit violetten Haaren und einem Outfit, dass absolut nicht regenfest aussah. Aber auch einen Regenschirm konnte Xaviera nicht entdecken … Schlecht für sie. Die junge Frau näherte sich eben da und Xavi legte den Kopf in den Nacken, um zu der über einen Kopf Größeren aufzusehen. Sie war es gewöhnt, nicht auf Augenhöhe mit anderen reden zu können, war hier aber dennoch überrascht. Sie konnte gerade so über die Schulter der anderen sehen, wenn sie das Kinn hob. Die Fremde wirkte freundlich, auch wenn die Rothaarige sich darauf nicht weiter als nötig verlassen wollte. Xavis Einschätzungsfähigkeiten waren so übel wie Norahs Marketingtalent. „Hey! Ja, das bin ich.“ Sie hob die Brauen und lächelte leicht, als sich die andere vorstellte. „Ah, das ist großartig. Ich will bei dem kommenden Wetter nicht länger hier stehen, als es notwendig ist.“ Xavis Blick blieb wieder an den hellen Augen der anderen hängen, die sie zu durchdringen schienen. Es erinnerte sie an Mareo. „Gehen wir?“ Xavi wartete nicht wirklich eine Antwort ab, ehe sie sich in Bewegung setzte. Sie konnten im Gehen weiterreden.
Xaviera kannte Sakura Town zwar, aber sie war kein Profi hier. Sie hatte sich auf der Karte nur den Weg zum Treffpunkt und von dort aus zum Haus der besorgten Familie angesehen, um dieses zu finden. „Vorneweg: Kennst du dich hier aus? Ich bin das zweite Mal hier, also darauf sollten wir uns nicht verlassen“, warnte sie die andere, auch wenn ein Grinsen um ihre Lippen spielte. Das Haus lag nicht weit weg von ihrem Startpunkt, sodass sie es rasch fanden und Xavi auf die Klingel drückte.
02/10 Tatsächlich war Vivikash gleich an die richtige Frau geraten. Sie hatte die erstbeste Person anvisiert, die so aussah, als würde sie auf jemanden warten und als sie sie fragte, ob es sich bei ihr um Xaviera handelte, bestätigte sie es der Violetthaarigen. “Ah, perfekt! Ja, sehe ich genauso. Das Wetter hat mich ein wenig überrumpelt, muss ich zugeben.“, antwortete sie der Magierin, nachdem diese auf einen engen Zeitplan ansprach. Auf diesem Plan stand zwar nichts weiter als „findet das Kind“, jedoch war die Zeit für diese eine Aufgabe knapp. Knapp, aber unvorhersehbar. Es konnte in wenigen Augenblicken anfangen wie aus Eimern zu regnen, oder aber es blieb einfach den ganzen Tag bewölkt und regnete gar nicht, wer konnte das schon vorhersagen? “Ja, klar!“, bestätigte Vivi weiter freundlich lächelnd, ehe es dann sofort losging, also ehe sie sofort losgingen. Vorweg stellte ihre Partnerin dann gleich auch die Frage, ob sie sich in der Stadt auskennen würde, was die Katzenhafte leider gleich verneinen musste. Langsam schüttelte sie den Kopf. “Nein, leider nicht. Ich bin sogar das erste Mal hier.“, erklärte sie weiter. Damit stand fest, dass sie sogar noch weniger Erfahrung mit Sakura hatte, als Xavi. “Vielleicht kann die Mutter uns ein paar Ratschläge geben, wo ihr Kind sich sonst so herumtreibt.“ Sicher hatte die Frau an jenen Orten selbst schon geschaut, aber nun, da sie Magier angestellt hatte, sich um die Sache zu kümmern, durften sie auch nichts ausschließen. Gemeinsam schafften die beiden Damen es recht schnell, das Haus ihrer Auftraggeberin zu finden. Xavi betätigte die Klingel und es dauerte nicht lange, da tauchte hinter dem in der Haustüre eingelassenen Glas ein Schatten auf. Gleich darauf öffnete sich die Tür. “Ihr müsst die Magier sein, richtig? Schön, dass ihr endlich da seid.“, grüßte die aufgekratzte Frau sie, ehe sie die Zwei hereinbat. “Kommt rein.“ Vivikash schenkte ihrer Gefährtin einen kurzen Blick, ehe sie der Aufforderung folgte. Antworten mussten sie der Frau eigentlich nicht, stellte sich ihre Frage eher als rhetorisch heraus. “Wie lange ist ihr Kind schon weg? Und ist irgendetwas passiert, was ein Weglaufen rechtfertigen könnte?“, fragte die Halbdämonin, während sie der Frau in die Küche folgte und sich dabei sporadisch umschaute. “Du meinst, ob wir gestritten haben?“, fragte die Dame, die bereits zwei Räume weiter war, weil Vivi unterwegs beim Umsehen so schluderte. “Ja, zum Beispiel.“, sprach sie weiter. Dann betrat sie ebenfalls die Küche. “Setzt euch ruhig.“, bot die Hausherrin ihren Gästen mit einer einladenden Geste an. Die Violetthaarige folgte auch diesem Angebot und zog einen der Stühle zurück, um darauf Platz zu nehmen. Sie schlug ein Bein über das andere, legte ihren einen Arm auf dem Tisch ab und den anderen auf der Rückenlehne des Stuhls. Grade saß sie darauf nicht, eher so, dass sie den anderen Beiden mehr zugewandt war. “Die Sache ist… schwierig.“, gestand die Frau seufzend. Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte, massierte sich kurz etwas den Kopf, ehe ihre Hände durch das Haar nach hinten fuhren und die Frau sich wieder ein wenig aufrichtete.
schwarze jeans | grauer pullover | schwarze stiefel | schwert Es war wirklich Glück, dass sie sich so schnell fanden. Nicht nur wegen dem Kind, sondern auch wegen dem drohenden Gewitters war es gut, wenn sie nicht zu lange in der Gegend herumstanden und warteten. So aber hatte sich ihr Gegenüber sich ihr genähert und Xavi bestätigte, wer sie selbst war. Mit einem erleichterten Grinsen nickte sie, welches aber kurz darauf wieder erstarb. Ja … sie hatte ihre negativen Erfahrungen mit Kindern, durch die sie sich auch Strafarbeit eingebrockt hatte, aber sie hatte keinen Hass auf Kinder. Solange sie nichts von ihr stahlen oder wegliefen, wenn sie mit ihnen reden wollte, war sie mit ihnen fein. Und wenn dieses Kind hier wirklich verloren gegangen war … dann wollte sie es finden und sicher zurückbringen. „Vielleicht kannst du dir einen Mantel ausleihen, wenn du fragst. Ich bin sicher, seine Eltern geben dir einen, wenn das unsere Suche unterstützt, weil du dich nicht vor dem Regen verstecken musst, falls er kommt.“ Auch wenn dieser weiterhin unangenehm wäre, aber sie würden es deutlich einfacherer ertragen. Vivikash hatte sich mit ihr wenig später in Bewegung gesetzt und setzte ihr Gespräch im gehen fort. Wie auch Xaviera hatte sie wohl wenig Ahnung von der Stadt, was nicht die beste Voraussetzung war. Sie hatte sogar noch weniger Plan als die Rothaarige. Das hieß, sie würden entweder raten müssen, oder sich durchfragen … Aber so hatte sie es schon einmal durch die Stadt geschafft. Das würde schon werden und zuerst mussten sie einmal das Haus der Familie finden. Sie nickte zustimmend bei dem Vorschlag der anderen, auch wenn sie sich nicht allzu viel daraus erhoffte. Vermutlich hatten seine Eltern dort schon selbst nachgesehen. Was erfahrungsgemäß für Xavi interessant war, war mögliche Freunde zu finden. Oder Geschwister. Ihr Bruder hatte immer gewusst, wann sie sich hinausgeschlichen hatte, für die kurze Zeit, die er dagewesen war, um es mitzubekommen … Sie verdrängte den Gedanken.
Sie erreichten die Adresse und die Schattenläuferin klingelte. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine dunkelhaarige Frau öffnete die Tür, um sie beiden ohne zu zögern hereinzubitten. Xavi hob leicht die Brauen und trat ein, öffnete dort den Reißverschluss ihrer Jacke. Ihr Blick glitt über die Einrichtung, als sie in die Küche gebracht wurden. Der Aufforderung folgend nahm auch Xavi Platz und sah wieder zu der Mutter, mit der Vivikash bereits ein Gespräch begonnen hatte. Sie lehnte sich zurück und spürte den vertrauten Druck, wo das Schwert an ihrem Rücken befestigt war, gegen ihren Jacke. Xaviera beobachtete die Frau und fragte sich für einen Moment, ob ihre Mutter auch so ausgesehen hatte, als sie abgehauen war. Vermutlich nicht. Sie wusste, dass ihre Eltern sie geliebt hatten, aber sie hätten sich niemals erlaubt, Schwäche vor anderen zu zeigen. „Er hat sich in letzter Zeit … er hat nicht viel mit uns geredet. Wir dachten, das ist nur eine Phase. Ihr wisst schon, als Jugendlicher.“ Sie lachte halb, auch wenn daran nichts freudiges war. „Ich habe versucht herauszufinden, ob ihn etwas bedrückt und wir haben am Abend darüber geredet. Oder ich habe es versucht. Und am Morgen … am Morgen war er weg.“ Xavi hielt den Blick der Frau stand, auch wenn vermutlich nur wenig Mitgefühl in ihren Augen lag. Kein Hass, aber … sie verstand das. Nicht zu reden, sie hatte seit Vasic mit keinem mehr wirklich geredet, wenn man von ihrem Schwert absah. „Wie lange ist das her?“, fragte sie schließlich nach, wiederholte dabei die Frage ihrer Begleiterin, die Finger unruhig ineinander verschlungen. Die Mutter seufzte leise. „Das war gestern morgen. Wir haben am Fußballplatz nach ihm gesucht. Wir haben seine Freude von dort gefragt, aber auch sie haben ihn nicht gesehen. Und in der Schule war er auch nicht …“ Verschwunden in der Tat. Xavi warf Vivikash einen Blick zu, bevor sie weiterfragte. „Gibt es sonst jemanden, zu dem er gelaufen sein könnte? Freunde? Andere Familienmitglieder? Einen- eine Beziehung?“
03/10 Die Idee der Magierin war gar nicht so verkehrt. Vielleicht wäre die Auftraggeberin tatsächlich bereit Vivi zu unterstützen und ihr eine passende Kleidung für das drohende Gewitter zu borgen. Auf die Idee, sie zu fragen, wäre sie vermutlich von alleine gar nicht gekommen. Es war schließlich im ihren Sinne, die Leute zu unterstützen, die ihr verlorenes Kind suchten und es war ja nur eine geborgte Jacke. “Da hast du vermutlich Recht. Ich denke, ich werde sie fragen.“, entgegnete die Halbdämonin ihrer Kameradin daher positiv. Es dauerte gar nicht so lange, bis die beiden Magierinnen das Haus ihrer Auftraggeber gefunden hatten. Vivikash schaute kurz irritiert drein, als die Frau sie an der Tür begrüßte. Sie hängte sich an dem Wort „endlich“ auf. Hatten sie doch so lange gebraucht? Vermutlich war es aber eher die Ungeduld, welche die Frau antrieb. Wenn man sich solche Sorgen um eine Person machte, musste die Zeit im Schneckentempo vergehen. Frech war die Aussage ja, aber einen Strick draus drehen würde die Halbdämonin ihr nicht, nicht öffentlich jedenfalls. Sie stellte der Hausherrin stattdessen noch die ein oder andere Frage, während sie ihr langsam in die Küche folgte, wo anscheinend die Besprechung stattfinden würde. Die drei Damen nahmen allesamt am Küchentisch Platz und unterhielten sich über das verlorengegangene Kind, sowie darüber, wo sie es finden konnten. Die Mutter erklärte, dass sich ihr Sohn zuletzt anders verhalten habe. Er hätte nicht mehr wirklich mit seinen Eltern gesprochen, was diese aber lediglich für eine „Phase“ des Alterungsprozesses hielten. Die Frau hatte dennoch die Vermutung, dass irgendetwas nicht stimmte und wollte mit ihrem Sohn darüber sprechen, scheinbar ohne Erfolg. Am nächsten Tag war er dann verschwunden. Ob es dabei einen Zusammenhang gab? Konnte der Versuch der Mutter, das Gespräch zu suchen, den Sohn dazu bewegt haben noch weiter auf Distanz zu gehen? War der nächste Schritt die physische Distanz gewesen? Xavis Frage, nach dem Zeitpunkt des Verschwindens, war eine sehr wesentliche, die zudem auch schon gefallen war. Aber in ihrer Erzählung, hatte die Frau diesen Aspekt vermutlich schon wieder vergessen. Sie kam aber nun direkt darauf zu sprechen. Es war der Vortag, an dem sie ihren Sohn nicht mehr aufgefunden hatte. Natürlich war es nicht der erste Gedanke, jemand anderen mit der Suche zu beauftragen. Die Eltern hatten erst selbst nach ihrem Sohn geschaut, ihn aber nicht an den üblichen Orten gefunden und die Schule hatte er auch nicht aufgesucht. Die Blicke der beiden Magierinnen trafen sich, bevor Xavi die nächste Frage stellte. “Es wäre nützlich, wenn Sie uns eine Liste schreiben könnten. Schreiben Sie ruhig auch diejenigen auf, mit denen Sie schon gesprochen haben. Es könnte durchaus einen anderen Effekt auf sie haben, wenn Gildenmagier sich nach einem verlorenen Kind erkundigen.“ Wer wusste das schon? Vielleicht deckte ja sogar ein enger Freund der Familie, oder Verwandter das Verschwinden des Kindes? Durchaus denkbar, dass der Ernst der Lage mit dem engagieren von Gildenmagiern erst so richtig deutlich wurde. Die Frau nickte zustimmend. "Okay.", sprach sie und stand auf. Vivi meinte an diesem einen Wort ausgemacht zu haben, dass die Dame nun mit ihren Tränen kämpfen musste, da es ein wenig brüchig klang. Sie ging durch den Raum, zu einer Schublade und holte etwas zu schreiben heraus. Auf der Arbeitsplatte notierte sie dann ein paar Namen, wobei sie mitdachte und auch die Adressen dazu aufschrieb. Vivikash blickte derweil wieder zu ihrer Kollegin. “Dann können wir loslegen, oder?“, fragte sie sie. Als die Frau wieder zum Tisch zurückkehrte, zeigte sie den beiden ihre Liste erstmal, bevor sie sie ihnen überreichte. “Das hier sind seine engsten Freunde. Das ist sein Fußballtrainer und das hier ist sein Onkel. Mehr fallen mir grade nicht ein…“
schwarze jeans | grauer pullover | schwarze stiefel | schwert Xavis Vorschlag, sich bessere Kleidung auszuleihen, wurde angenommen und die Rothaarige grinste der anderen zu. Wenn die Eltern ihre Hilfe wollten, konnten sie sie sicher dabei unterstützen, indem sie ihnen mit einer Regenjacke aushalfen. Wenig später hatten sie zum Glück das Haus bereits erreicht und wurden von der Mutter in die Küche gebracht. Die Schattenläuferin setzte sich und überließ ihrer Kollegin die ersten Fragen, bevor sie selbst die Stimme erhob, um eine der übersehenen Fragen zu widerholen und ihre eigenen Gedanken zu teilen. Xavi konnte es dem Kind nicht übel nehmen, war sie doch nicht viel anders. Aber die Chance bestand, dass der Sohn hier nicht wie sie bewusst weggelaufen war. Oder wenn, dass er noch immer weglaufen wollte. Wenn sie ihn fanden und er nicht zurückkehren wollte, würde sie ihn nicht nach Hause schleppen und wenn sie dazu Vivikash selbstständig davon abhalten musste, die Quest zu vollenden. Aber das würde sich hoffentlich bald zeigen. An den üblichen Orten war das Kind wohl nicht und ihre Kollegin bat nun um eine Liste mit Bekannten und Freunden. „Und bitte mit Adresse“, schob Xavi schnell hinterher. Sie wollte nicht nur mit Namen durch die Gegend irren. Aber die Violett haarige hatte recht. Zwei Magier machten üblicherweise mehr Druck als eine verzweifelte Mutter. Und Xavi hatte keine Angst davor, etwas Druck auszuüben, wenn das nötig wurde. Ob Vivikash das aber auch so sah oder sie abhalten würde? Auch das würde sie bald erfahren. Xavi hoffte darauf, dass die andere mehr Typ-Norah war, als Typ-Azael. Dass die andere ihr in den Weg sprang, konnte sie nicht gebrauchen. Immerhin würde Vivikash nichts zu Mareo und Raban rückmelden.
Die Liste fand rasch ihren Weg in die Hände der beiden Magier und Xavi beugte sich vor, um einen Blick darauf zu werfen. Gut, auch so konnte sie mit den Adressen wenig anfangen, aber was war ein Anfang. Sie nickte der Größeren zu und stand auf, um die Jacke wieder zu schließen. „Oh, und haben Sie zufällig eine Regenjacke für Vivikash? Dann hält uns das Wetter nicht auf“, brachte sie noch auf und die Mutter schien von der Frage kurz verwirrt zu sein, bevor sie nickte und sie bat, ihr zur Tür zu folgen. Aus einem Schrank im Vorraum nahm sie eine dunkelgrüne Jacke und reichte sie an die andere Magierin. Nach einem letzten ‚Viel Glück‘ wurden die beiden damit auch wieder entlassen und Xavi drückte die Tür auf, um hinaus auf den Weg zu treten. Der Wind hatte aufgefrischt und pfiff ihr um die Ohren. Die dunklen Wolken waren nähergekommen, doch noch war es trocken und Xavi griff nach hinten, um sich die Haare zusammenzufassen. Die Strähnen die ganze Zeit ins Gesicht zu bekommen war etwas, auf das sie gerne verzichtete. „Fangen wir mit seinen Freunden an?“, schlug sie mit einem Blick auf Vivi vor. „Vielleicht hat er mit ihnen gesprochen, auch wenn er nicht bei ihnen ist und wir bekommen eine bessere Idee, wo er sein könnte.“ Xaviera setzte sich wieder in Bewegung, wenn auch langsamerer trotz des nahenden Unwetters, dass nun leise in der Ferne polterte, wann immer ein Blitz einschlug. Aber blind durch die Stadt zu laufen, würde ihnen nichts bringen. Erst einmal mussten sie die Adressen ausfindig machen und hoffen, dass seine Freunde auch wirklich zu Hause waren. Kurz kam Xavi der Gedanke, dass sie vielleicht etwas zu schnell aufgebrochen waren, sich nicht genug im Haus umgesehen hatten, aber sollte ihre Suche hier nicht erfolgreich werden, mussten sie sowieso zurückkehren und konnten sich darum später kümmern. Hoffentlich nur würden sie den Jungen davor finden. „Wie genau lautete die erste Adresse?“
04/10 Der Einwurf Xavieras, die Liste bitte um die Spalte mit den Adressen zu erweitern, war ein sehr wichtiger. Was brachte es den Magiern, wenn sie Namen hatten, aber keinen Schimmer wo sie die dazugehörigen Personen auch antreffen konnten? Damit hatte die Frau den Zweien alles gegeben, was sie hatte. Alles was ihnen bei der Aufgabe, das verlorengegangene Kind zu finden, helfen konnte. Wobei… Vivi hatte ihre ganz persönliche Frage, die nach einer Jacke, die sie vor dem hiesigen Wetter besser schützen würde, bis zum Schluss aufgehoben. Nun kam die Rothaarige ihr jedoch zuvor. Es hatte schon etwas Mitfühlendes, etwas Fürsorgliches, dass sie nach der Regenjacke fragte, bevor ihre Kollegin es vielleicht vergessen würde. Ein Schmunzeln zierte ihre Lippen, als die Crusaderin ihren Blick zu Xavi wandern ließ. Gleich darauf schaute sie aber wieder zu der Hausherrin, um der Frage noch etwas anzuhängen. “Ich habe mich leider nicht so gut vorbereitet, das wäre wirklich freundlich von Ihnen.“ Die Mutter schaute verwirrt drein. "Ja… Ja, natürlich.", entgegnete sie dementsprechend verzögert. Vivi folgte der Dame jedenfalls zur Garderobe, wo sie eine grüne Regenjacke in die Hand gedrückt bekam. Die Halbdämonin schlüpfte hinein und bestaunte sich kurz. Die Jacke war am Körper etwas weit, dafür waren die Ärmel ein Stück zu kurz. Dennoch wesentlich besser als in ihren eigenen Klamotten durch Regen zu stapfen. “Das sollte gehen, danke.“, richtete sie also noch an die Frau, ehe es mit der Fee wieder nach draußen ging. Der Vorschlag, den Xavi dann machte, klang an sich ganz gut. “Ja, ich glaube Freunde wären eine gute, erste Anlaufstelle. Wenn er sich freiwillig versteckt, dann doch am ehesten bei einem Freund.“, stimmte Vivikash zu. Ihre Kollegin hatte natürlich auch Recht damit, dass ein Besuch bei Freunden auch erfolgreich sein konnte, selbst wenn sie den Jungen nicht dort antrafen. So machten die Zwei sich auf den Weg. Xavi fragte nach der ersten Adresse und die Halbdämonin checkte die Liste. “Die erste Adresse liegt in der Schreinerstraße. Er hat aber auch Freunde in der Prinzengasse und im Eichenweg.“, fasste die Magierin kurz zusammen. Die restlichen Adressen auf der Liste stammten von anderen Personen, mit anderen Beziehungen zu dem Jungen. Erst aber wollten sie ja die Freunde abklappern. “Hast du eine Ahnung, was davon am nächsten liegen könnte?“, fragte Vivi, wobei sie bereits den Blick von dem Zettel abwendete, um ihn über die Straße schweifen zu lassen. Sie war auf der Suche nach Straßenschildern und siehe da, sie erspähte eines. “Oh, schau. Der Eichenweg. Dort wohnt einer. Hausnummer vierzehn.“, erklärte Vivi. Danach peilte sie die besagte Straße sogleich an und das Haus mit der gesuchten Hausnummer war auch schnell gefunden. Die beiden Magierinnen fanden sich also bald vor der nächsten Haustüre wieder. Ohne zu zögern klopfte Vivikash daran. Kurz war nichts zu hören, dann brummte ein tiefes “Moment!“ hindurch. Es dauerte eine, vielleicht zwei Minuten, da öffnete ein großgewachsener und breit gebauter Mann die Tür. Fragend blickte er auf die beiden Damen herab. “Ja?“, kam es minimalistisch aus seinem Mund. “Entschuldigen Sie die Störung. Ist Ihr Sohn zu sprechen? …“ Vivi schaute noch einmal auf den Zettel hinab. “Paul?“ Der Blick wanderte zurück hinauf, zu dem Mann. “Wir suchen einen seiner Freunde.“
schwarze jeans | grauer pullover | schwarze stiefel | schwert Vivikash bekam ihre Regenjacke, die mehr oder weniger gut passt und sie erhielten die Liste mit Namen und Adressen. So landeten sie beiden Magierinnen wenig später wieder auf der Straße. Die Rothaarige zog ihre altvertraute Lederjacke enger um sich und schloss den Reißverschluss. Die Luft war noch warm von den letzten Tagen, aber der Wind pfiff stärker und kühler als zuvor. Hoffentlich war der Teenager nicht irgendwo hier draußen. Und hoffentlich fanden sie ihn schnell genug. Xaviera wandte sich ihrer Begleiterin zu und fragte nach der ersten Adresse. Die andere las drei Straßen vor, von denen sie noch nie gehört hatte. Sie zuckte die Schultern. Zuhause kannte sie sich aus und dank der vielen Zeit, die sie mittlerweile in Hargoen Town verbracht, kam sie auch mit der Hafenstadt zurecht, aber überall anders war sie weiterhin von Karten oder der Hilfe anderer abhängig. Frustrierend, aber nachdem sie keine Lust darauf hatte, sich mit jedem kleinen und großen Stadt im Königsreich zu beschäftigen, blieb ihr nicht viel mehr übrig. „Keine Ahnung. Schauen wir mal und sonst fragen wir.“ Zwar waren heute weniger Menschen unterwegs als damals, als sie hier mit Delia die Skelette gejagt hatte, aber das hieß hoffentlich auch, dass heute weniger Touristen hier waren, die sich sowieso nicht auskannten. Für ihr erstes Ziel war das zum Glück nicht von Nöten. Vivi entdeckte ein Straßenschild und Xavi folgte der Größeren die Straße entlang. Die Nummern zogen vorbei, bis sie vor dem Haus mit der großen 14 standen und klopften. Xavi trat einen Schritt zur Seite, um besser an der anderen vorbeisehen zu können. Es dauerte etwas, bis die Tür aufging und ein großen Mann darin erschien. Die Rothaarige sah direkt zu ihm hoch, trotz seiner wenig erfreuten Miene. Vivikash erklärte ihre Anwesenheit und fragte nach dem Sohn, Paul. Der Mann schüttelte allerdings den Kopf. „Er ist nicht hier.“ Sein Blick wanderte zwischen den beiden, jungen Frauen hin und her. „Ihr seid hier wegen Felix, ja?“ Xavi nickte und der Vater stieß die Luft zwischen den Zähnen aus. Die Rothaarige hielt sich gerade so zurück, eine Grimasse zu schneiden, als der fahle Atem von Zigarettenrauch ihr Gesicht traf. „Paul ist mit seinen Freunden draußen. Sie sollten aber zurückkommen, bevor es regnet.“ Sprich, sie könnten hier warten. Wenn sie denn eingelassen wurden. Oder aber sie suchten nach Paul und trafen damit hoffentlich auch die anderen Jungs. „Wo sind sie?“, fragte sie also nach und nach kurzem Zögern deutete er die Straße entlang. „Im Park. Wenn ihr sie seht, sagt Paul, er soll nach Hause kommen.“ Der Vater warf einen grimmigen Blick zum Himmel und zog dann die Tür ohne ein weiteres Wort zu. Xavi starrte die Tür mit erhobenen Augenbrauen für einige Sekunden an. Das war … interessant gelaufen. Aber immerhin hatten sie einen Ausgangspunkt und waren mit etwas Glück schnell genug, die Jungs im Park abzufangen. So wandte sie sich an Vivikash. „Na dann, lass uns hinsehen. Im Park war ich bereits, also mit etwas Glück finden wir da hin.“ Ihre Lippen zuckten kurz, aber eine leichte Anspannung hatte sich in ihren Zügen und Schultern festgesetzt. Xavi versuchte sich an ihren Weg bisher zu erinnern … und daran, wie sie das letzte Mal zum Park gegangen waren. Zum Glück hatten sie eine grobe Richtung, in die sie sich nun bewegte. Den restlichen Weg würde sie raten müssen, aber das würden sie schon schaffen.
05/10 Glücklicherweise war die Auftraggeberin bereit Vivikash eine ihrer Jacken zu leihen. Damit gerüstet, konnten die beiden Magierinnen nach draußen treten um den vermissten Sohn ausfindig zu machen. Die Liste, die sie mit auf den Weg bekommen hatten, sollte ihnen dabei helfen jemanden zu finden, der ihn vielleicht gesehen hatte oder gar im besten Fall wusste, wo er war. Die erste Adresse zu erreichen, kostete die Zwei gar nicht so viel Zeit. Sie klopften an und ein Herr öffnete. Natürlich zeigte er sich ein wenig verwundert darüber, dass zwei erwachsene Damen mit seinem Sohn sprechen wollten, aber Vivi klärte ja sogleich auf, dass sie nur einen seiner Freunde suchten. Scheinbar schien der Mann schon zu ahnen was Sache war, vermutlich hatte die Mutter des Vermissten bereits mit ihm darüber gesprochen. Die Violetthaarige nickte bestätigend, so wie es ihre Kollegin tat. Genauso wie sie ebenfalls angeekelt war, als der stinkende Atem des Mannes in Form einer unsichtbaren Wolke auf sie zu geflogen kam. Sie begrüßte die Idee der Fee, proaktiv nach Paul zu suchen, statt bei diesem Herren zu warten, dass er von alleine heimkehrte. “Was zum…“, murmelte die Halbdämonin dennoch, als der Kerl einfach die Tür zu riss und die Zwei dann mehr oder minder sich selbst überließ. Irritiert wandte sie sich ihrer Kollegin zu, wobei sie auch ihren verwunderten Ausdruck registrierte. “Was für ein Ekel.“, fluchte sie, während Xavi sich lieber ums Wesentliche sorgte. Dass sie bereits wusste wo der Park war, erfreute die Magierin hingegen. Das ersparte ihnen einiges an Zeit und senkte damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Beiden noch durch den Regen stapfen mussten. Auch wenn Vivikash eine Regenjacke geliehen bekam, so war sie trotzdem nicht wild darauf nass zu werden. Unter der Führung der Rothaarigen erreichten die beiden Damen dann also schließlich den Park. Die Crusaderin fragte sich, ob das wirklich der beste Weg gewesen war, doch wollte sie sich auch nicht beschweren. Sie war froh, dass sie überhaupt den Park erreichten und die Konfrontation zu suchen, also die offene, war ohnehin nicht ihr Ding. Ein kontrollierender Blick nach oben verriet ihr, dass der Himmel sich mehr und mehr zuzog. Es wurde dunkler, was nicht an der vorangeschrittenen Tageszeit lag. Es war definitiv nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu regnen begann. Als Vivikash ihren Blick wieder senkte, fiel er auf eine Gruppe Kinder, die fröhlich durch den Park tollten, als wäre strahlender Sonnenschein. Wenn die Magierin raten müsste, würde sie sagen, sie spielten Fangen. “Hey! Ist einer von euch Paul?!“, rief sie der Gruppe einfach entgegen. Anhand der Reaktion der Kinder, konnte sie nicht ausmachen, wer nun Paul war. Die blieben nämlich alle stehen und schauten irritiert zu den beiden Magierinnen. Immerhin kannten sie keine von ihnen. Da kamen also zwei fremde Frauen und wollten wissen wer Paul war. “Warum fragst du?!“, entgegnete schließlich ein Mädchen.
schwarze jeans | grauer pullover | schwarze stiefel | schwert Es dauerte nicht lange zur ersten Adresse. Xavi war schon guter Dinge, bis sich herausstellte, dass der Sohn nicht hier war und stattdessen ein grimmiger Mann vor ihnen stand. Die deutlich kleinere hielt das Kinn hoch, auch wenn der Mundgeruch sie dazu brachte, das Gesicht zu verziehen. Offenbar hatte der Vater auch schon vom verlorenen Kind gehört, die Mutter war also wirklich schon die Häuser durchgegangen. Xaviera hatte allerdings wenig Lust, im Haus des Mannes zu warten. Sicher stank es genauso und war voller Unordnung. Bierdosen und Essensschachteln. Es war eine voreingenommene Sicht, aber nachdem er ihnen kurz darauf die Tür zuknallte, beschloss sie, dass es in Ordnung war, so über ihn zu denken. Die Rothaarige wich einen Schritt von der Tür zurück. „Immerhin müssen wir uns nicht länger mit ihm unterhalten.“ Doch sie teilte den Ärger ihrer Begleiterin. Nachdem sie die Tür aber nicht auftreten konnte (es sei denn, sie warf ihre Schatten mit Wucht dagegen und hatte Glück), und eigentlich auch nicht mehr Zeit mit dem Mann verschwenden wollte, trat sie zurück auf die Straße. Der Mann hatte ihnen die grobe Richtung gesagt und Xavi nützte das wenige Wissen, was sie hatte, um sie in Richtung Park zu manövrieren. Da sie die Straßen nicht kannte, war es sicher nicht der schnellste Weg, aber die Sturmwolken auf der einen Seite boten einen guten Himmelorientierungspunkt. Die Hände in den Jackentaschen versteckt, arbeiteten sich weiter vor, bis die Bäume des Parkes vor ihnen auftauchten. „Bingo“, murmelte sie. Es wurde dunkler, was nicht nur an dem Laub in den Ästen über ihnen lag, als sie in den Park gingen. Diesen Weg kannte sie, wenn man ihm folgte, würden sie zu der Stelle kommen, wo sie mit Delia die Nacht abgewartet hatte. Ihre Mundwinkel zuckten bei der Erinnerung.
Vivikash hatte eine Gruppe Kinder entdeckt, die im Park spielten und Xaviera schob die Gefühle, die das Bild in ihr hervorrief, zurück. An die Zeit, in der sie Teil von so einer Gruppe gewesen war. Auch wenn sie auch Dinge gemacht hatten, die weniger harmlos waren als im Parkt zu spielen … Die andere Magierin rief den Kids zu, die nun zu ihnen sahen und leicht verwirrt wirkten. Xavi fragte sich schon, ob sie die richtige Gruppe erwischt hatten, auch wenn der Park dank des nahendes Unwetters sich zunehmend geleert hatte und sie sonst keine Jugendlichen entdecken konnte, als eines der Mädchen die Stimme erhob. Xavis Blick heftete sich an sie. Das letzte Kind, das so reagiert hatte, als sie es nach dem Verbleib seines Freundes gefragt hatte, war kurz darauf weggerannt und sie hatte es einfangen müssen. So blieb sie leicht in den Knien, bereit zu sprinten, sollten die Kids sich aus dem Staub machen. „Wir sind auf der Suche nach ihm.“ Das Mädchen wechselte einen Blick mit ihren Freunden, die sich um sie herum versammelt hatten. „Und warum das?“ Sie hielt Xavis Blick stand, die Arme vor der Brust verschränkt. Die Rothaarige zögerte. Sie würde die Kinder nicht anlügen, aber selbst sie mit ihren mangelnden Menschenkenntnissen sah den Trotz und den Argwohn in der Pose des Mädchens. „Seine Mutter hat uns geschickt.“ Bevor sie weiterkam, schnaubte einer der Jungs. „Ich wusste es!“ Das Mädchen warf ihm einen scharfen Blick zu, sprach aber wieder mit Xavi und Vivi, als sie antwortete: „Sie haben uns schon gefragt, wo er ist. Wir wissen es nicht.“
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.