Ortsname: Halle der Rune Knights - Speisesaal Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Der große Speisesaal der Rune Knights ist ein Treffpunkt für alle Mitglieder der Organisation und dient offensichtlich hauptsächlich der Nahrungseinnahme, aber zwischen den Mahlzeiten gibt es immer wieder Gruppen von Rune Knights, die hier auch ihre Freizeit verbringen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
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Aska Dämonentöterin
Anmeldedatum : 01.08.20 Anzahl der Beiträge : 2744 Ort : Crocus Town
Gedankenverloren stocherte Aska auf ihrem Teller herum. Heute gab es im Speisesaal Hackbällchen mit Kartoffelpüree und Gemüse. Eigentlich mochte Aska dieses Gericht und allgemein war das Essen im Speisesaal der Rune Knights in aller Regel sehr gut. Doch heute hatte sie nicht so großen Appetit. Seit einiger Zeit schon war der jungen Frau das eiserne Herz schwer. So viele Dinge waren geschehen. Ihr wurde ein Schützling zugewiesen, Yunai Yihwa. Dann dieser Brief von ihren vermeintlichen Eltern. Die Schlacht in Bosco. All diese Dinge hätte sie mit jemandem teilen wollen, der ihr immer einen guten Rat wusste und dem Aska blind vertraute. Cassius war bei den Rune Knights ihr engster Freund und darüber hinaus die Person, welche ihr Herz höher schlagen ließ und ihr ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelte, welches sie so noch nie gekannt hatte. Doch seit der Pleite auf Champa waren die beiden Freunde sich aus dem Weg gegangen. Aska wusste, warum sie Cassius mied. Sie hatte gehört, wie er über sie und Helena gesprochen hatte und daraus ihre Schlüsse gezogen, wie er zu ihr stand. Diese Erkenntnis hatte geschmerzt, daher war sie dem Schwertkämpfer aus dem Weg gegangen. Sie wollte ihm eine gute Freundin sein, doch hatte sie etwas Abstand gebraucht. Doch merkte die Blonde, dass er sich ebenfalls ihr gegenüber anders verhielt. Doch warum nur? Wegen der Schmach auf Champa? Sie wusste es nicht. Aska seufzte. „Autsch!“, erklang es neben ihr. Diese Idioten an ihrem Tisch spielten mit Gummibändern und hatten sich gerade selbst damit ins Gesicht geklatscht. Und Aska hatte nicht einmal Lust, etwas dazu zu sagen. Nach dem Essen würde sie Cassius aufsuchen müssen. Sie hatten einen Auftrag bekommen.
Die junge Frau blickte von ihrem Teller auf. Sie hatte gerade seine Stimme im Gewirr wahrgenommen und sah ihn ein paar Tische weiter. Das würde wenigstens die Suche nach Cassius verkürzen. Einen Moment lang sah Aska unauffällig zu ihm, bis neben ihr lauter Stühle über den Boden rutschten. Ah, die Idioten verließen den Tisch. Und ließen die Gummibänder achtlos liegen.. Wieder glitt ihr Blick in die Richtung des schwarzen Schwertkämpfers. Und wer stand plötzlich bei ihm? Astoria. Ohne es wirklich zu wollen, fokussierte sich Aska auf ihr Gehör - und weitete erschrocken die Augen. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose, als Astoria davon sprach, ihm etwas wichtiges sagen zu müssen, ehe er auf einen gefährlichen S-Rang Auftrag ging. Dann nahm sie die Hände des Schwertkämpfers und gestand ihm die drei Worte, welche Aska nicht über die Lippen bekam. Die Devilslayerin begann zu zittern. Ihr wurde schlecht, obwohl sie nicht im Zug saß. Ihr ganzer Körper spannte sich an, während Cassius da stand und nicht auf Astoria reagierte. Was hatte das zu bedeuten?! Waren die Gerüchte etwa doch wahr? Die Holzmagierin schien das Schweigen des Schwertkämpfers als stille Übereinkunft zu werten.
Dann ging sie näher auf Cassius zu. Verringerte den Abstand zu ihm. „Nein“, hauchte Aska so leise, dass sie glaubte, es nicht einmal selbst hören zu können. Wollte Astoria das tun, was Aska glaubte?! Sie sah ihr Gesicht von ihrem Sitzplatz aus perfekt. Nein. Nein! Das würde sie verhindern! Sie könnte es nicht ertragen, wenn sie Cassius vor ihren Augen küssen würde! Blitzschnell griff die Magierin nach einem dicken Gummiband, spannte es flink um ihre Finger und schnappte sich ein Fleischbällchen als Geschoss.
Platsch!
Astoria stolperte erschrocken zurück, wedelte wie verrückt mit den Armen und wurde von ihren dämlichen Freundinnen sofort in Empfang genommen. Die Holzmagierin hustete und spuckte das Fleischbällchen mit einem „Bäh, igitt!“ auf den Boden. Nicht sehr adrett, wie Aska fand. Die Devilslayerin saß da auf ihrem Platz und spielte mit dem Gummiband in ihrer Hand - und merkte leider zu spät, dass alle sie somit als Täterin identifizieren würden. Ertappt sah Aska zu Cassius und erstarrte in ihrem Spiel mit dem Gummiband. Astoria schnaubte vor Wut und fixierte die Blonde mit einem bösen Blick, ihre Freundinnen taten es ihr gleich.
Aska legte das Gummiband wieder weg, erhob sich wortlos und brachte ihr Tablett weg. Erhobenen Hauptes marschierte sie dann aus dem Speisesaal, zumindest war das ihre Intension. „Einen Moment mal!“ Die Blonde hielt inne. Was wollte Astoria noch? Achja. Sie war wohl sauer. Verständlich. „Sag mal geht’s noch?! Ich hätte ersticken können!“ Aska sah sie einen Moment lang an. Was sollte sie darauf sagen? „Ja. Das stimmt wohl“, entgegnete sie also. „Was sollte das dann?! Das war ein denkbar unpassender Moment, du blöde Kuh!“ Es wurde still im Speisesaal, ein Raunen ging zuvor durch den Raum. Astoria hatte ja recht. Aska wusste auch nicht, was in sie gefahren war. Es war.. völlig verrückt. Aber sie würde jetzt nicht ihr Gesicht verlieren! „Deine Ausdrucksweise lässt zu wünschen übrig“ Astoria ballte die Hände zu Fäusten vor Wut, bekam dann jedoch langsam Tränen in die Augen.. und verließ den Speisesaal. Gefolgt von ihren Freundinnen, die dramatisch ihren Namen riefen. Oh man. Das ganze war Aska so peinlich.. wie konnte sie nur so etwas tun? Was sollte sie Cassius sagen? Vielleicht.. vielleicht hatte er ja nichts.. mitbekommen..
Eigentlich sollte es ein Tag wie jeder andere auch sein, doch dies traf schlichtweg nicht zu. Heute sogar noch weniger als die übrigen Tage, seit sie von Champa zurückgekehrt waren. Auf der Insel lief einiges schief und dies hatte nachhaltige Schäden verursacht, die erst einmal aufgearbeitet werden mussten, doch dazu war es bisher noch nicht gekommen. Cassius hatte zwar mitbekommen, dass die Dämonentöterin kein romantisches Interesse an Rafael hatte, aber das gab ihm dennoch nicht das Gefühl, dass er im Fokus ihres Interesses stand. Tatsächlich ging Aska ihm aus dem Weg, wegen einer Äußerung während der Feierlichkeiten und da interpretierte Cassius auch mehr hinein, was die ganze Situation nur komplizierter machte. All diese Missverständnisse wären schnell aus der Welt geschaffen, wenn man einfach darüber sprechen würde, doch den Mut dazu hatte wohl niemand gefunden. Es war daher auch nicht verwunderlich, dass sie im Speisesaal nicht gerade nebeneinander saßen, um zu essen.
Stattdessen entwickelte sich im Speisesaal eine völlig andere, irrwitzige Situation von der Cassius nie geglaubt hätte, darin zu landen. Er saß an seinem Tisch und aß in Ruhe die köstlichen Hackbällchen mit dem Püree und dem Gemüse, während Aska etwas entfernt von ihm in ihrem Essen herum stocherte. Hin und wieder schaute Cassius zu ihr, doch irgendwie fehlte der Impuls, einfach zu ihr rüber zu gehen. Hätte er diesen Impuls verspürt, hätte sich die nachfolgende Tragödie vielleicht gar nicht erst ergeben, aber das Schicksal war ihm nicht Hold. Seine ehemalige Mentorin und gute Freundin Astoria hatte mit ihren Freundinnen den Speisesaal betreten, weil sie dem schwarzen Schwertkämpfer noch etwas mitteilen wollte. Sie hatte Wind davon bekommen, dass er einen gefährlichen S-Rang Auftrag zugeteilt bekommen hatte und dahingehend machte sie sich große Sorgen. Cassius war etwas perplex deswegen und wurde kurzerhand völlig geschockt, als Astoria ihm ihre Liebe gestand.
Völlig überrumpelt stand er da und schaffte es nicht zu reagieren, was Astoria offenbar als eine Art stille Zustimmung wahrnahm und näherte sich ihm direkt, um ihn zu küssen. Cassius konnte bereits ihren warmen Atem auf seinen Lippen spüren, als plötzlich etwas dazwischen kam, wortwörtlich. Bevor die Lippen aufeinander gelegt werden konnten, landete ein Hackbällchen im Mund der Ritterin, die sich daraufhin etwas verschluckte und diesen hustend ausspuckte. Die Quelle dieses fliegenden Hackbällchens war auch zügig ausgemacht, weswegen die Aufmerksamkeit von Astoria und ihren Freundinnen auf dieser Quelle lagen. Cassius folgte dieser Aufmerksamkeit und stellte erschrocken fest, dass Aska diejenige war, die mithilfe eines Gummibandes das Hackbällchen in ihren Mund geschossen hatte. Auch davon war er so dermaßen überrascht, dass er sich nicht rühren konnte. Dadurch stand der Spezialkräfte –Ritter wie der letzte Vollidiot im Speisesaal herum, doch war diese Situation auch für Astoria und für Aska nicht schön.
Astoria versuchte noch sich mit Aska anzulegen, doch diese wahrte ihr Gesicht und ließ sich gar nicht erst auf einen Streit ein. Die Holzmagierin bekam Tränen in den Augen und verschwand schlussendlich, gefolgt von ihren aufgelösten Freundinnen und ließ damit eine Devilslayerin zurück, die sich dieser peinlichen Situation weiterhin stellen musste. Dieser Aufruhr hatte natürlich allgemein die Aufmerksamkeit im Speisesaal auf sich gelenkt, weswegen wohl so einige anwesende Ritter davon Wind bekamen. Cassius schnappte sich sein Tablett und brachte es erst einmal weg, bevor er sich mit Aska treffen würde, um gemeinsam diesem brisanten S-Rang Auftrag nachzugehen. Wieso hatte sie das getan? Das war Astoria gegenüber echt nicht fair und hatte sie sicherlich sehr verletzt, aber andererseits war Cassius auch irgendwie froh darüber, denn er wollte Astoria nicht küssen und er liebte sie auch nicht. Er mochte die Ritterin, keine Frage, aber längst nicht so, wie er Aska mochte. Ob das Eifersucht war? Der Schwertkämpfer schüttelte den Kopf. Er durfte da jetzt nicht anfangen wild herum zu interpretieren, denn die Wahrheit würde er ohnehin nur von ihr erfahren. Tief durchatmend, begab sich Cassius dann zu Aska und blieb bei ihr stehen. „Wir sollten aufbrechen, Aska“, erklärte Cassius und lächelte schwach. Die angespannte Situation zwischen den beiden Rittern war deutlich zu spüren, doch noch wusste der Schwertkämpfer nicht, wie er das begradigen sollte. Und der Vorfall von vorhin erschwerte das Ganze sogar noch ein wenig.
Dennoch durften sie ihren Auftrag nicht außer Acht lassen und lieber die Reisezeit nutzen, um sich auszusprechen. Zumindest lag das in der Absicht des jungen Ritters.
Was genau war vorhin passiert? Verlor Aska gerade ihren Verstand? War es diese dämonische Macht, welche von ihr Besitz ergriffen hatte? Es war so eigenartig. Obwohl sich die vergangen fünf Minuten wie ein Blackout anfühlten, wusste Aska ganz genau, was geschehen war und dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen ist. Es war dieses schreckliche Gefühl, als Astoria diese Worte zu Cassius gesagt hatte und als sie ihm näher kam. Von da an kam es zur Kurzschlussreaktion der Blonden. Wie verrückt. Und jetzt stand sie im Speisesaal, sah der verletzten und gedemütigten Astoria hinterher und hatte keine Ahnung, wie sie das wiedergutmachen konnte. Und sie wollte es auch nicht wiedergutmachen. Es war ihr eigentlich egal, wenn es dieser Person nicht gut ging. Warum empfand sie so viel Abneigung gegen diese Magierin? Sie hatte ihr nie etwas getan. Und doch konnte Aska ihren Anblick kaum ertragen. „Wir sollten aufbrechen, Aska“ Sie sah in das Gesicht des Schwarzhaarigen. Er lächelte schwach, wenig überzeugend. Aska merke indessen selbst, dass ihr Gesicht mal wieder gar nichts hergab. Ausdruckslos blickte sie in die dunklen Augen ihres Freundes. An seine Gefühle hatte sie nicht einen Gedanken verschwendet. Sie dachte nur an sich, ihr Leid und ihre Abneigung gegen Astoria. Dass er sich vielleicht gefreut, den Moment herbeigesehnt hatte, daran hatte Aska nicht eine Sekunde lang gedacht. „Hör mal“, begann sie leise. „Wenn du noch einen Moment brauchst, dann geh nur. Wir werden einige Zeit weg sein“, bot sie ihm verunsichert an und deutete unauffällig in die Richtung, in welche Astoria verschwunden war. In einer unbeobachteten Situation hätten die beiden sicherlich mehr Glück miteinander. „Ich warte draußen“
…
Wie auch immer Cassius sich entschieden hatte, schließlich verließen die beiden Magier die Hallen der Rune Knights, um gemeinsam das wohl größte Abendteuer bisher zu bestreiten. Es war natürlich kein Zufall, dass man ausgerechnet diese beiden Ritter zusammen losschickte. Ihre Erfolgsquote sprach für sich, selbst das Dilemma auf Champa wurde von den Obersten als Erfolg mit Einbußen gewertet. Stillschweigend gingen die beiden nebeneinanderher, ihr Weg würde zum Bahnhof führen. Zunächst einmal war es angebracht, nach Clover Town zu reisen. Eine Armee von Runensoldaten war bereits unterwegs, um sich dort zu stationieren. Etwas Großes, Schreckliches stand bevor. Aber so, wie die Dinge standen, hätten Aska und Cassius diesmal keinen Erfolg. Und das wussten sie wohl beide. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Verzeih mir bitte“, brach Aska irgendwann die Stille. Man merkte deutlich, wie sehr es sie quälte, das Thema nun aufzurollen. „Alles, was ich gesehen habe, war.. das was sie will. Und das was ich will. Aber ich habe dich dabei außen vorgelassen und das tut mir leid. Wenn wir wieder hier sind, werde ich versuchen, die Wogen für euch zu glätten“ Lieber würde sie sich zwar die eigene Hand abhacken, aber nun hatte sie es ihm schon zugesagt. Und da musste Aska durch, denn sie hatte sich dreist in das Privatleben von Cassius eingemischt.
Noch immer war die Situation komisch. Vielleicht würde es mit der Zeit und mit etwas Unterhaltung besser werden. Zumindest hoffte Aska das. „Es war ungewohnt, dich so wenig zu sehen. Wie ist es dir in den letzten Wochen ergangen? Seit wir drei uns in Hargeon Town getrennt haben, hast du dich.. irgendwie rar gemacht“ So war es gewesen. Helena war zu ihrer Mutter gegangen und Cassius ging nicht gemeinsam mit Aska zurück zur Gilde nach Crocus Town. Zumindest nicht auf direkten Weg. Was er gemacht hatte, das wusste die Devilslayerin seit kurzem. Dr. Thalamus hatte ihr einen Brief geschrieben und sich sehr über den Besuch des Schwertkämpfers gefreut, drückte jedoch auch seine Sorge über den Gemütszustand von Cassius in den Zeilen aus. Es lag an Champa. Das wusste sie.
Was für ein Vorfall hatte sich da im Speisesaal nur ereignet. Eigentlich hatte der schwarze Schwertkämpfer gehofft, dass er ein angenehm ruhiges Frühstück einnehmen und dann mit Aska zum Auftrag aufbrechen konnte, ohne irgendwelche Zwischenfälle. Aber dann trat Astoria auf den Plan, die unbedingt mit ihm sprechen wollte und als wäre das nicht schon seltsam genug, gab es da Worte, die sie ihm unbedingt mitteilen wollte, bevor er eventuell sein Leben bei so einem prekären Auftrag ließ. Sie gestand ihm ihre Liebe und hatte den Velnarion damit ins kalte Wasser gestoßen, denn er war deutlich mit der Situation überfordert. Weder konnte er diese Worte erwidern, noch sie ablehnen, als es auch schon zu einem Kuss kommen sollte, der wie durch Zauberhand von einem Fleischbällchen verhindert wurde. Schnell war klar, dass diese Zauberhand zu Aska gehörte, die sich daraufhin sogar noch etwas mit Astoria anlegte, bis jene heulend verschwand. Der ganze Speisesaal hatte das mitbekommen und das Getuschel breitete sich sicherlich alsbald aus wie ein Leuchtfeuer. Es war also allerhöchste Eisenbahn, zum Auftrag aufzubrechen.
Entsprechend hatte sich Cassius zu Aska begeben und ihr mitgeteilt, dass es besser wäre, wenn sie aufbrechen würden, doch die van der Velden wollte ihm zuvor noch die Option bieten, sich noch einmal mit Astoria zu treffen. „Nein. Das ist nicht nötig“, entgegnete er und lächelte schwach, wenngleich er sich nach dem Auftrag aufrichtig bei ihr entschuldigen und erklären würde. Er musste ihr mitteilen, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte, damit diese Angelegenheit schnell vom Tisch kam. Außerdem würde er sich für diese Situation entschuldigen, schließlich hatte er nie gewollt, dass Astoria so etwas zustößt, denn Freunde waren sie ja trotzdem. Vorerst war die Entscheidung jedoch getroffen und die Wartezeit für Aska fiel aus, denn sie konnten sich auf den Weg machen. Gemeinsam verließen sie die Hallen der Rune Knights und begaben sich auf die Wege innerhalb der Stadt, um den Bahnhof von Crocus Town zu erreichen. Die Atmosphäre war deutlich angespannt, aber nicht nur durch den jüngsten Vorfall, sondern noch immer durch die Nachbeben vom Champa Einsatz.
Aska durchbrach die Stille und bat ihn um Verzeihung für ihr vorheriges Verhalten. Sie gestand ein, dass sie seine Gefühle völlig außer Acht ließ und nur auf Astoria und sich geachtet hatte, doch sicherte sie ihm zu, dass sie die Wogen für die Zwei glätten würde, sobald sie zurück war. Cassius atmete tief durch und sah kurz in die Augen seiner Begleitung. „Das war Astoria gegenüber wirklich nicht nett“, sprach er zunächst, doch setzte er dann ein sanftmütiges Lächeln auf. „Aber ich verzeihe dir natürlich. Manchmal brennt einem die Sicherung durch und es ist ja auch nichts weiter passiert“, erklärte Cassius weiter. Dann richtete er seinen Blick wieder nach vorn und atmete abermals tief durch. „Du musst keine Wogen glätten. Es hat mich überrascht, dass sie so für mich fühlt, aber ich erwidere diese Liebe nicht“, gab Cassius offen zu und gab Aska damit den entscheidenden Hinweis, dass er eben nichts von Astoria wollte. „Mach dir also nicht zu viele Gedanken deswegen“, fügte er abschließend an, während sie gemeinsam weiter durch die Straßen gen Bahnhof liefen.
Wieder kehrte Stille ein, die jedoch nicht all zu lange anhielt, denn Aska war bemüht, die Spannungen abzubauen und Konversation zu führen. Es gab Zeiten, da hätte Aska van der Velden diese Stille einfach hingenommen und gut war, doch auch sie hatte sich in ihren letzten Monaten deutlich verändert. „Ich habe viel gearbeitet“, gestand er und lächelte schwach. „Nach meiner Beförderung bin ich mit einer Zusatzaufgabe betraut worden, der ich seither nebenher nachgehe“, erklärte er sich also. Als Mitglied der Verdeckten Operationen durfte er Aska natürlich nicht sagen, dass er dazu gehörte und was für Aufträge er nun ausführte, doch eventuell konnte sie es sich ohnehin schon denken. „Tut mir leid, dass ich mich so rar gemacht habe…die letzte Zeit“, entschuldigte er sich dann bei der Devilslayerin. Sein Blick war wieder nach vorn gerichtet und man konnte ihm ansehen, wie unglücklich und belastet er war, denn die Ereignisse von Champa lasteten noch immer auf seinen Schultern. „Ich habe immer große Reden geschwungen, was es bedeutet, ein Rune Knight zu sein und dich sogar überzeugt, unserer Gilde bei zu treten“, begann er sich zu erklären. „Aber seither habe ich nicht einmal das gezeigt, was ich gepredigt hatte. In der Lagerstätte habe ich versagt. Auf dem Herrschaftsgut von Fürst Lignum habe ich versagt und auch auf Champa habe ich versagt“, sprach er weiter. „Ich bin schuld, dass die Armee in die Stadt gelangen konnte und ein Krieg ausgebrochen ist. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich…“, setzte Cassius fort und stockte. „…wenn ich….“, stockte er weiter, doch er fand die richtigen Worte nicht. "Ich schäme mich für das, was passiert ist. Und wenn ich in deiner Nähe bin, dann...habe ich Angst, zu erfahren, dass du mir diesen Fehler niemals verzeihen könntest..."
„Und jetzt? Jetzt ziehe ich wieder in den Krieg, um gleich zwei dunkle Gilden auszuradieren. Was ist…wenn ich wieder versage?“, fragte er und sah mit zittrigen Augen zu Aska. Er hatte große Angst wieder zu versagen, alles zu versauen und erneut zu beweisen, dass er des Titels eines Ritters nicht würdig war. Noch immer wusste er nicht, dass es all die Opfer und Schäden auf Champa nur gab, weil Helena einen ausdrücklichen Befehl missachtete.
Es wunderte Aska ehrlich gesagt, dass Cassius ihr Angebot nicht angenommen hatte und auf die Aussprache mit Astoria vorerst verzichtete. Aber ihr sollte es recht sein, dann konnten sie gleich weiterziehen. Außerdem, so glaubte die Devilslayerin, wäre das Unvermeidliche dann noch ein wenig hinausgezögert. Dieses Unvermeidliche in war in Askas Augen eine gegenseitige Liebe, so wie die Gerüchte es schon eine Weile vermuteten. Doch sie wurde eines Besseren belehrt. Gerade als Aska sich für ihr Fehlverhalten entschuldigt hatte und es ein wenig schwammig gerechtfertigt hatte, bekam sie erst eine kleine Rüge durch Cassius, weshalb sie den Blick abwandte. Doch er verzieh ihr und hatte Verständnis dafür, dass ihr die Sicherung durchgebrannt war, wie er es formulierte. Wie bitter. War ihr am Clover Lake mit Zahar damals auch die Sicherung durchgebrannt? Wie dem auch sei, Cassius meinte, Aska brauchte keine Wogen zu glätten. Innerlich verdrehte sie die Augen. Natürlich nicht. Die beiden würden das schön für sich klären. Intim und ungestört. „ […] aber ich erwidere diese Liebe nicht“ Der Blick der jungen Frau ging stur geradeaus, ihr Gesicht gänzlich ausdruckslos. Doch innerlich fühlte sie sich ganz anders. Sie war erleichtert, durch den Wind, völlig aufgewühlt, glücklich, ihr Herz raste, sie fühlte sich eigenartig. Er erwiderte diese Liebe nicht. Es war nur ein qualvolles Hirngespinst von Aska gewesen.. „Verstehe“, versicherte sie also nickend und lächelte ihn leicht an. Es änderte zwar nichts an den Worten, welche er über Aska auf Champa verloren hatte, aber immerhin müsste sie nicht mit ansehen, wie Astoria ihr Glück mit ihm fand.
Warum nur hatten sie sich voneinander entfernt? Vor Champa hatten die beiden Magier viel Zeit miteinander verbracht. Sie hatten zusammen trainiert, gemeinsam gegessen oder einfach die Freizeit miteinander verbracht. Das klang nach viel Zeit, in Wahrheit waren sie zwischenzeitlich natürlich oft auf Aufträgen unterwegs gewesen. Doch wenn es möglich gewesen war, hatten sie sich gesehen. Aska wollte wissen, warum er sie.. ja, gemieden hatte. Zunächst schob der Schwarzhaarige es auf eine neue Aufgabe, welche ihm zugeteilt worden war. Aska ging gedanklich die Möglichkeiten durch und hatte auch bereits eine Idee, von welch namenloser Aufgabe er sprach. Doch sie würde es dabei belassen, schließlich verlor man über diese Sache kein Wort. „Das klingt doch gut, ich gratuliere dir“, meinte sie zunächst lächelnd, doch dann gab Cassius zu, dass er sich wirklich rar gemacht hatte. Und er begann sich zu erklären.
Aufmerksam hörte Aska ihm zu, litt unter dem Gedanken, wie sehr die Selbstzweifel ihn quälten. Warum nur dachte er, er habe in der Lagerstätte versagt? Und Fürst Lignum? Wegen seines Aussetzers? Champa? Sein Fehler? Irgendwann blieb Aska fassungslos stehen und zwang Cassius somit dazu, es ihr gleich zu tun. Mit verständnislosen Augen sah sie ihn an. Wenn sie in seiner Nähe ist? Sollte das bedeuten, die Zusammenarbeit mit ihr war ihm unangenehm und konfrontierte ihn mit seinen Versagensängsten? Aska senkte den Blick. „Mir war nie bewusst, dass ich diese Wirkung auf dich habe“, murmelte sie voll Bedauern, war allerdings gezwungen, diese Tatsache hinzunehmen. Dann blickte sie wieder auf, sah ihm in die eindrucksvollen, dunklen Iriden. Ihr Blick war ernst, voller Stärke. Das war eben ihre Rolle. Wie ein Fluch. Der Fluch, mächtig und unabhängig zu sein. „In der Lagerstätte hat der Archäologe versagt. Und es war die Umgebung, welche es unmöglich machte, den Auftrag zu erfüllen. Wir haben uns für unser Überleben entschieden und nicht für die Vereitelung des Diebstahls“, machte sie ihm deutlich. „Fürst Lignum wurde gerettet, die dunklen Magier verhaftet. Seine Familie war nicht mehr zu retten, auch wenn es weh tat. Als sie starben, waren wir noch nicht einmal auf der Welt“, fuhr sie fort. Dann verfinsterte sich ihr Blick. Sie wusste selbst nicht, warum sie gerade so wütend wurde. Warum tat er sich das an?! „Und was deinen Aussetzer betrifft, Cassius. Ich habe dir erzählt, welch schrecklichen Fehler ich gemacht habe. Ich kann deine Zweifel nachvollziehen, denn es vergeht kein Tag, an welchem ich mich nicht dafür verfluche, im Begriff gewesen zu sein, eine geliebte Person zu töten“, einen Moment lang wich der Ärger der Trauer, denn es waren schmerzhafte Erinnerungen. Doch Aska schloss die Augen, atmete durch und suchte erneut den Blickkontakt. „Aber die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen. Die Zeit ist nicht stehengeblieben seither. Also geht es weiter. Und ich blicke geradeaus und versuche, ein besserer Mensch zu werden. Und wenn du der Meinung bist, kein guter Ritter zu sein, dann arbeite daran, ein besserer Ritter zu werden“, presste sie gegen Ende wütend hervor. Sie hasste es, wie er sich quälte. Es war nicht der Cassius, den sie kannte. Der, der sie immer aufbaute. Das war nicht in Ordnung so. „Und gib nicht meiner Anwesenheit die Schuld an deinen Ängsten. Das ist.. das ist ungerecht, Cassius. Warum denkst du, ich könnte dir nicht verzeihen? Du warst in meiner dunkelsten Stunde bei mir und hast mir einen neuen Weg aufgezeigt. Warum unterstellst du mir, ich könnte dasselbe nicht für dich tun?“, fragte sie ihn sichtlich verletzt.
Die Blonde verschränkte die Arme, ihr Blick wich zur Seite aus. Sie biss die Zähne aufeinander, haderte mit sich. „Ich wollte kein Wort darüber verlieren, um ihr Gesicht zu wahren“, begann sie leise. Doch wenn Cassius die Wahrheit nicht kannte, würde er mit Champa nicht abschließen können. Und er brauchte dringend ein neues Selbstbewusstsein, um sich diesem gewaltigen Auftrag stellen zu können. Aska seufzte, sah den Schwertkämpfer wieder an. „Als du gemeinsam mit Rafael die Meute über den Strand gelotst hast und Helena und ich euch kommen sahen, gab ich ihr einen klaren Befehl. Ich sagte ihr, sie solle umgehend in die Stadt laufen und die Menschen dort warnen sowie auf dem Weg dorthin die stationierten Krieger Iron Maxims informieren. Ich wollte die Piscibae ablenken, um ihr mehr Zeit zu verschaffen. Das habe ich auch getan“, erklärte Aska Cassius, sah ihm eindringlich in die Augen. „Aber wie du dich sicher erinnern kannst, hat sie den Strand niemals verlassen. Ist dir jetzt endlich klar, dass du nicht versagt hast?“
Seit der Rückkehr von Champa war das Verhältnis der beiden Magier angespannt, zumal sie einander aus dem Weg gingen und sich rar machten. Sie waren beide mit ihren Eindrücken, Gedanken und Vermutungen allein und missverstanden dadurch die Situation des jeweils anderen, was die allgemeine Lage natürlich keineswegs erleichterte, sondern sie weit komplizierter gestaltete. Und dann war nun der Vorfall mit Astoria, der auch für etwas Klärungsbedarf sorgte. Vor Champa hatten sie viel Zeit miteinander verbracht, waren glücklich und zufrieden zusammen und waren stets motiviert an die Arbeit gegangen, doch mittlerweile war dies überschattet. Dennoch konnten sie nicht auf einen so brisanten Auftrag reisen, ohne zuvor die Wogen zu glätten, also bemühte sich Aska eben jenes zu tun. Der schwarze Schwertkämpfer war zwar grundsätzlich ein relativ verschwiegener Typ, doch unehrlich war er keineswegs und mutig genug sich damit auseinander zu setzen war er ebenfalls. Daher erklärte er der Dämonentöterin auch, wieso er sich so rar gemacht hatte und was dahinter steckte.
Die einstige Heldin von Fairy Tail erhielt einen tiefen Einblick in die Gefühlslage des jungen Ritters, der in letzter Zeit deutlich unter Fehlschlägen zu leiden hatte und dadurch sein Selbstvertrauen verlor, obwohl diese Fehlschläge eben nur in seiner Wahrnehmung als solche zu betrachten waren. Selbstredend unterlag Aska eben auch ihrer Wahrnehmung, weswegen sie irgendwann fassungslos stehen blieb und ihn damit zwang, es ihr gleich zu tun. Sie konnte gar nicht fassen, dass sie eine solche Wirkung auf ihn hatte, doch Cassius wusste nicht um ihre Gefühle und Gedanken, daher war es für ihn unmöglich gewesen, es nicht zu verbocken. Der Ritter kam jedoch nicht dazu, etwas darauf zu entgegnen, denn nun war die Dämonentöterin am Zug. Sie blickte in seine Iriden und sein Blick haftete an ihren Seelenspiegeln, während sein Gehör jedes Wort von ihr aufnahm. Seine Augen weiteten sich, als Aska plötzlich voller Stärke in der Stimme anfing, ihm vor Augen zu führen, wie die Realität eigentlich aussah.
Aska machte ihm deutlich, dass er nicht versagt hatte. Weder in der Lagerstätte noch bei Fürst Lignum hatte er versagt, denn er hatte er alles in seiner Macht stehende getan und war für die richtigen Werte eingetreten. Aber warum fühlte es sich so nach versagen an? Im Grunde wusste Cassius genau, wo sein Problem lag und woher seine Ängste rührten, doch projizierte er es auf die jüngsten Ereignisse und strafte sich eigens damit und das eben nicht zu knapp. Allmählich wurde ihm bewusst, wieso er jüngste Ereignisse als Fehlschläge betrachtete und ihm wurde ebenso bewusst, wie falsch er damit lag, denn Aska hatte recht. Es war für ihn unmöglich gewesen, mehr zu bewirken, denn die Gegebenheiten hatten es ihm gar nicht erst eingeräumt und dessen musste er sich einfach bewusst werden. Dann bekam er jedoch einen Hieb zurück, denn Aska machte ihm auch klar, wie unfair es war, ihr die Schuld für etwas zu geben. Erst jetzt wurde ihm klar, was für ein Gefühl er ihr zuvor mit seiner Aussage vermittelt hatte, auch wenn er das überhaupt nicht beabsichtigt hatte.
Dann kam Champa zur Sprache. Man konnte der Dämonentöterin deutlich ansehen, dass sie mit sich haderte und doch brach sie ihre eigene Regel, um dem schwarzen Schwertkämpfer das dringend notwendige Seelenheil zukommen zu lassen. Cassius musste einfach wissen, dass er auf Champa nichts vergeigt hatte und der ausgebrochene Krieg nicht auf sein Konto ging. Entsprechend berichtete Aska ihm, wo der Fehler in der Kette der Ereignisse gelegen war und was dazu führte, dass dieses Chaos ausbrechen konnte. In diesem Augenblick fiel ihm ein großer Stein vom Herzen und eine sichtliche Erleichterung machte sich in ihm breit, denn es hatte ihn gequält, dafür verantwortlich zu sein. Doch wie musste es Helena damit nun gehen? Sie tat ihm in diesem Augenblick sehr leid, denn für sie war diese ganze Angelegenheit sicher auch nicht einfach, schließlich wusste er ja, was es mit ihm angestellt hatte. Nun wurde ihm auch klar, wie weit Aska eigentlich für die beiden Ritter gegangen war und was sie auf sich nahm, um sowohl Helena als auch ihn zu schützen. Wie konnte Cassius nur vergessen, wie aufopferungsvoll sie eigentlich war.
„Es tut mir leid, Aska“, entschuldigte sich Cassius bei ihr und senkte seinen Blick beschämt zu Boden, während er zunächst einen spezifischen Teil klären wollte. „Aber bitte verstehe mich nicht falsch“, fügte er an und suchte wieder den Blickkontakt. „Es ist nur so, dass es niemanden auf dieser Welt gibt, den ich mehr respektiere, schätze und bewundere als dich“, begann wieder zu sprechen. „Du bist stark, diszipliniert und unglaublich mutig. Es ist gar nicht mal die Tatsache, dass ich es nicht bin, sondern vielmehr der Umstand, dass ich dich nicht enttäuschen will…ich habe große Angst davor, dich zu enttäuschen.“ Cassius atmete tief durch und senkte den Blick wieder zu Boden. „Abseits meines Bruders habe ich nur dich. Wenn es eine Person auf dieser Welt gibt, von der ich niemals will, dass sie von mir enttäuscht ist, dann bist du es. Ich könnte das nicht verkraften…“, gestand er und atmete tief durch. „Aber du hast recht. Es ist unfair diese Angst auf dich abzuwälzen und indirekt in eine Verantwortung zu ziehen. Mich beängstigt der Gedanke einfach so sehr, dass ich gar nicht in Betracht gezogen habe, dass du mir beistehen und meinen Pfad korrigieren würdest“, fügte er abschließend an.
Er ließ der S-Rang Magierin Zeit diese Informationen zu verarbeiten und sich dazu zu äußern, ehe Cassius dann mit dem nächsten Thema fortfuhr. Doch nun war es auch an der Zeit, die übrige Thematik weiter zu beleuchten. Viel brauchte der Velnarion dazu nicht sagen, denn Aska hatte im Grunde alles auf den Punkt gebracht, doch wollte Cassius, dass Aska dazu in der Lage war ihn und seine Art zu verstehen. Es gab ja schließlich Gründe, weswegen der Ritter stets so selbstkritisch mit sich umging und dabei in tiefe Löcher stürzen konnte. „Du erinnerst dich, als ich dir von meiner Herkunft erzählt hatte, oder?“, hakte Cassius bei ihr nach. „In der Nacht des Angriffes…da wo alle starben…auch Vysela“, erzählte er dann weiter. „Sie starb, weil sie mich beschützt hat. Ich bin schuld, dass sie sterben musste und ich konnte nichts tun“, führte Cassius fort. „Ich habe es aus meinem Versteck beobachtet. Ich habe mit angesehen, wie sie getötet wurde und nichts unternommen, weil ich ein verdammter Feigling war“, sprach der junge Ritter noch. „Ich habe so viele Menschen verloren, weil ich nichts unternommen habe. Diese Last verschlingt mich jeden Tag aufs Neue…und das scheine ich ständig auf meine Aufträge zu spiegeln…“
„Training ist zweifellos eine lobenswerte Tätigkeit. Unglücklicherweise führt sie bei mir nicht zu den gleichen Ergebnissen wie bei einem Menschen vergleichbarer Statur“, erklärte Sirviente auf Yunais Antwort hin. Sicher, der Tipp, dass man Nutzen im Kampf trainieren konnte, war keinesfalls ein schlechter, aber es gab Dinge, die konnte der Golem nicht durch einfaches Training erreichen. „Mein Körper enthält keine Muskelfasern oder vergleichbare Organe. Insofern ist es mir nicht möglich, durch reine Übung Eigenschaften wie Kraft oder Geschwindigkeit zu verbessern. Es gibt eventuell magische Möglichkeiten, doch bisher stand unserer Einheit hier nichts zur Verfügung, das mit meiner spezifischen Zusammensetzung kompatibel wäre.“ Natürlich war er dazu in der Lage, seine Magie zu entwickeln und das Nutzen einer Waffe zu erlernen, aber seine körperlichen Limitationen wirkten sich auch auf alle Nahkampfwaffen aus, die er bisher in Händen gehalten hatte, und was seine Zauber anging... die entwickelten sich nur langsam, und bisher auch nur in eine Richtung. Sirviente mochte durchaus magisches Talent haben, aber seine Entwicklung war in ihrer Schnelligkeit vergleichbar mit einem Gletscher – und seine natürliche Bewegungsgeschwindigkeit ebenfalls. „Ich muss gestehen... um eure Fähigkeit, müde zu werden und eurem Körper Schlaf zu gönnen, beneide ich euch Menschen gelegentlich“, gestand der Eismann, nachdem Yunai ihm dargelegt hatte, wieso ihr ihre Rückzugsorte so wichtig waren. „Dennoch fürchte ich, dass der Nutzen eines eigenen Raumes spezifisch im menschlichen Rahmen existiert. Keines deiner Argumente trifft auf mich zu.“ Allein sein, das konnte er auch hier draußen, ob er wollte oder nicht. Und was sein Auftreten anging, darauf hatte er herzlich wenig Einfluss. Er konnte ja nicht einmal entscheiden, ob er lächeln wollte oder nicht. Seine Uniformen waren der einzige Aspekt seiner Optik, den Sirviente wirklich unter Kontrolle hatte, und dafür allein brauchte er keinen ganzen Raum.
Yunai hatte also verschlafen, weil sie sich mit zu vielen Terminen und Aufgaben konfrontiert sah? „Bedeutet das, Euch wurden von Euren Vorgesetzten mehr Pflichten übertragen, als ihr realistisch handhaben könnt?“, fragte er aufmerksam. „Oder habt ihr euch in der Einplanung eurer Aufgaben selbst vertan?“ Schlussendlich gab es beide Möglichkeiten. Gerade von den Runenrittern wurde viel erwartet... aber im Normalfall hatten die Offiziere hier auf dem Schirm, wie viel sie von jedem einzelnen Rekruten erwarten durften. Von zusätzlichen Aufgaben aus persönlicher Abneigung heraus ging Sirviente nicht aus, also bedeutete das entweder, dass die Yihwa das Pensum eines regulären Rekruten nicht stemmen konnte, oder dass sie ihren eigenen Zeitplan zu chaotisch hatte werden lassen. So oder so reflektierte so eine Situation wohl nicht gut, gerade auf eine Repräsentantin der Gilde. Ob sie davon wohl belastet wurde? „Belastet euch dieses Thema, Miss Yunai?“ Eine direkte Frage war meist der beste Weg, an Informationen zu gelangen. Als Golem hatte Sir nicht gerade ein Talent dafür, zwischen den Zeilen zu lesen. So, wie es aussah, war sie es selbst, die sich ihren heutigen Zeitplan etwas zu voll gesteckt hatte. Darauf zu verzichten, sich eine optionale Quest zu holen, war in diesem Zustand wohl das Beste. „Eine vernünftige Entscheidung“, nickte der Blauhäutige, während sie auf den Speisesaal zutraten. In diesem Raum servierte er typischerweise eher, als dass er Zeit mit den anderen Rittern verbrachte, aber das war eine Ausnahme, der er sich gern stellte. Mit einem warmen Lächeln stimmte er zu. „Allerdings. Ein ruhiger Tag ist nicht mit Untätigkeit vergleichbar. Sicher können wir gemeinsam besprechen, was wir an übrigen Aufgaben heute übernehmen können. Sicher gibt es das ein oder Andere, wobei Ihr mir unter die Arme greifen könnt, wenn es euch genehm ist.“ Durch die Türen wandelnd, deutete Sirviente an einen der Tische, der bisher noch unbesetzt war. „Setzt euch doch schon einmal hin und nutzt die Gelegenheit, um euch nach dem Zeitdruck heute früh zu beruhigen. Ich hole solange euer Frühstück.“
Servieren konnte Sirviente gut – es steckte ja praktisch in seinem Namen. Ein paar Worte genügten, um die Kollegen aus der Küche, die er inzwischen doch sehr gut kannte, davon zu überzeugen, dass er das Tablett für die junge Dame abholen durfte, die mit ihm hereingekommen war. Mit geradem Rücken und festem Schritt stellte er sich an Yunais Seite und lehnte seinen steifen Oberkörper vor, um geübt das Tablett vor ihr zu positionieren. „Ich wünsche einen guten Appetit“, lächelte er, als er sich der Jüngeren gegenüber setzte. „Genießt gern euer Frühstück in Ruhe, ehe wir weiter über die Arbeit sprechen, ja?“
Ich muss meine menschlichen Ansichten bei Sirviente echt ablegen. Natürlich, funktioniert er als Golem ganz anders…. dachte sie bei sich und nickte dann. ”Natürlich, das ergibt ja auch Sinn. Dennoch erstaunlich, darf man… also ich weiß nicht ist es in Ordnung nach deiner Zusammensetzung zu fragen? Ich hatte bisher noch nicht viel mit deiner Art zu tun und ich habe gehört, einige von euch können mehrere hundert Jahre werden.” murmelte sie, schien zu überlegen, wie anders Sirvientes Wahrnehmung wohl sein mochte. ”Ich habe nie dran gedacht, dass man um solche Fähigkeiten beneidet werden könnte. Ich würde manchmal gerne darauf verzichten, sie bremsen einen gelegentlich mehr als einem lieb ist.” antwortete sie und nickte dann ”Ich muss zugeben, dass es gar nicht so einfach ist, sich in deine Lage hineinzuversetzen. Gibt es denn im Gildengebäude andere Bereiche, die dir zusagen?”
Als Sirviente dann ziemlich direkt auf ihr Geständnis einging, stockte Yunai kurz. Yunais Blick legte sich auf das Gesicht von Sirviente. Bezweckte er mit der Frage etwas? Wollte ihr aufzeigen, dass dieses Verhalten sie in ein schlechtes Bild rückte? Misstrauen flackern in ihr auf und sie sah kurz zur Seite ehe sie sich mit der Hand in den Nacken fuhr. ”Nein, nein meine Pflichten kann ich stets erfüllen.” begann sie wahr damit ehrlich, aber ging auch nicht direkt auf die Aussage von Sirviente ein. Ob das wirklich eine zufriedenstellende Antwort für den Golem war ”Sagen wir .. sagen wir ich bin einfach gerne beschäftigt und manchmal schläft man eben nicht so gut” schloss sie also an ihre vorige Aussage an. Dann jedoch folgte eine weitere Frage die so direkt war, dass Yunai blinzelte. Sie war es nicht gewohnt, so direkt angesprochen zu werden. Viele, fast alle mit denen sie zu tun hatte fragten Dinge durch die Blume, oder versteckt hinter einer blumigen Fassade die man erstmal durchschauen musste. Der Golem war so… unverblümt. Ne.. aus einem Reflex heraus wollte sie widersprechen, verbergen und sich keine Blöße geben, doch das Wort wurde erstickt, als ein scharfer Schmerz von ihrem Hals ausgehend durch die fuhr. Sie zischte leise und fasste sich an den Hals. Sie durfte sich nicht in die Ecke gedrängt fühlen, nur weil jemand mal direkt war. Also schloss sie für einen Augenblick die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. ”Ich hab auf jeden Fall so einige Gedanken dazu. Immerhin muss ich und will ich auch ein gewisses Bild wahren.” sagte sie, um ehrlich zu sein ohne direkt alles zu offenbaren. Der Golem konnte nicht ahnen, wie sehr er damit einen Punkt getroffen hatte. Vermutlich gab es keinen, der sie so sehr unter Druck setzte, wie sie selbst. Und ihre fleißige Art, die sogar dazu führte, dass sie sich manchmal übernahm, rührte auch nicht nur von ihrem Willen, eine gute Runenritterin zu sein. Wenn sie nichts zu tun hatte, war sie alleine, dann konnte sie nachdenken und die Gefühle, die sie sonst immer so wegschob, strömten auf sie ein. Sie hatte immer das Gefühl, mit jemanden darüber reden zu wollen, doch die einzige Person, die ihr so nahe gestanden hatte, dass sie ihr alles hätte erzählen können, ohne Angst zu haben war nun nicht mehr hier. Ob sie je wieder mit einer Person solch ein Verhältnis aufbauen würde?
Als sie den Speisesaal betraten und Sirviente sich sogleich anbot das Frühstück zu holen, durchfuhr Yunai ein unangenehmes kribbeln. Sie war durchaus in der Lage sich selbst essen zu holen, doch Sirviente war bereits auf dem Weg als sie ansetzen zu widersprechen. Einen Moment stand sie verloren vor dem Tisch dann setzte sie sich hin. Kurze Zeit später kam Sirviente wieder und stellte ein Tablett vor ihr ab ”Danke, Sirviente. Das sah sehr gekonnt aus.” murmelte sie etwas verlegen. Dann zog sie das Tablett etwas näher und nickte. Sie nahm die ersten Bissen ehe sie meinte ”Ich habe nun so viel über dich und deine Ansichten gelernt, gibt es denn für dich etwas was na ja an uns für dich spannend ist. Ich meine, wo wir Menschen doch so anders zu sein scheinen in manchen Dingen. ” murmelte sie und kam so etwas vom Thema Arbeit weg.
“Natürlich, ich beantworte gerne eure Fragen”, antwortete Sirviente der jungen Yihwa, sein Lächeln ungebrochen. Es störte ihn nicht, wenn sie mehr über seine Zusammensetzung wissen wollte, auch, wenn er befürchtete, dass seine Antwort nicht die spannendste sein würde. “Ich bestehe nahezu vollständig aus dem nicht schmelzenden Eis des Landes Iceberg. Wobei ich nicht sicher bin, wie viel es davon heute noch gibt.” Denn, wie Yunai selbst hervor hob: Das Leben eines Golem konnte lang sein, und die Welt um ihn herum änderte sich. Er nickte auf ihre Worte hin. “Das ist korrekt. Ihr seid gut informiert. Ich persönlich wurde vor mehr als zweihundertfünfzig Jahren geschaffen, auch wenn ich leider nicht in der Lage bin, das genaue Jahr zu benennen. Perdóname.” Aufmerksam hoben sich die Augenbrauen des Eismannes, als seine Begleitung sich so entschieden gegen menschliche Eigenschaften wie den Schlaf äußerte. Er selbst wünschte sich diese Fähigkeit gelegentlich, konnte aber auch ohne leben. Bei ihr sah das anders aus. “Schlaf hat viele nützliche Eigenschaften für den Menschen. Sowohl in den Bereichen Gesundheit und persönliche Entwicklung, als auch zum Regenerieren von Energie. Es ist vielleicht nicht mein Platz, das zu sagen, aber ihr solltet ihn nicht verteufeln. Ich empfehle eher, die Qualitäten des Schlafes für euch zu nutzen.” Als jemand, der es gewohnt war, auf Kinder aufzupassen, wusste Sirviente, wie schwierig es sein konnte, ein junges Wesen davon zu überzeugen, dass es Schlaf brauchte. Er konnte aber auch die Folgen von Schlafmangel einschätzen und hatte es als Priorität, dass seine Schützlinge genügend Ruhe bekamen. Natürlich war Yunai kein Kind, das war ihm bewusst. Dennoch weckten ihre Schwierigkeiten mit dem Thema seine fürsorgliche Seite.
“Ich mag vor Allem die Stallungen und die Küche”, stellte der Eismann mit einem Lächeln fest, als Yunai ihn nach den Räumlichkeiten des Gebäudes fragte. “Es hat etwas Friedliches, sich um Tiere zu kümmern. Ich genieße es sehr. Außerdem waren das Kochen für die Familie und das Servieren von Tee schon immer Teil meiner Aufgaben, also fühlt es sich nur natürlich an, dass ich in diesen Bereichen meinen Beitrag leiste.” Ein ruhiges, wenn auch etwas unnatürliches, Lachen entkam dem Golem. “Die Köche freuen sich. Als von Natur aus steriles Wesen schaffe ich Ihnen keinen Grund zur Sorge bezüglich gesundheitlicher Standards.” Das gab vielleicht noch einmal etwas Kontext dafür, warum er ihr ihr Tablett holen wollte. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie es nicht könne oder die Kraft dafür nicht besäße. Im Gegenteil, Sirviente fühlte sich selbst wohler damit, jemandem sein Essen zu bringen. Schließlich war diese Handlung ein Teil von seiner Natur. Seine Fürsorge endete auch nicht an dieser Stelle. Durch die Blume zu sprechen lag ihm nicht. Sirviente hatte als Golem keine natürlichen Instinkte und nur wenig Gefühl für menschliche Kommunikation. Insofern verließ er sich auch nicht darauf, Informationen aus ungefähren Aussagen herausfiltern zu können, sondern fragte direkt und klar nach dem, was ihm auffiel. Dass er einen Volltreffer landete, konnte er aber aus genau diesen Gründen nicht realisieren. “Hm?” Er nahm das Stocken zwischen Yunais Worten wahr, sah ihr eine gewisse Anspannung an, als sie ihr Nein unterbrach… aber er konnte nicht viel hinein interpretieren. Stattdessen nahm er ihre Worte auf, wie sie sie sprach, und nickte. “Ah, allerdings. Euer Bild ist eines der Wichtigsten unter unseren Kameraden. Ich kann gut nachvollziehen, dass Ihr euch viele Gedanken darum macht, Miss Yunai”, zeigte er sich verständnisvoll auf seine kühle, analytische Weise. “Auch den Drang nach Tätigkeit kann ich nachfühlen. Es ist doch recht anstrengend, untätig bleiben zu müssen, weil nichts weiter zu erledigen ist. In dem Punkt sind wir uns wohl nicht unähnlich.” Weiter hakte er nicht nach. Nicht nach ihren Lasten, nicht danach, ob sie sich nicht übernahm. Das hatte wenig mit Rücksicht zu tun. Eher ging Sirviente davon aus, dass sie alles gesagt hatte, das zu diesem Thema zu sagen war. An der Ehrlichkeit seiner Gildenkollegin zweifelte der Eismann nicht einen Moment lang.
“Ich danke für das Angebot, Miss Yunai, aber ich fürchte, das muss ich ablehnen”, winkte Sirviente ab, als die Jüngere ihm anbot, dass er über sie mehr über Menschen lernen könne. “Ich hatte bereits viel Gelegenheit, Menschen zu beobachten… und ich werde auch weiterhin genügend Zeit haben, mehr über sie zu lernen. Fühlt euch dafür nicht verantwortlich”, erklärte er und schenkte ihr ein warmes Lächeln. “Ich würde die Gelegenheit eher nutzen wollen, um Euch als Individuum kennen zu lernen. Könnt ihr mir vielleicht etwas über euch erzählen? Habt Ihr eine bevorzugte Teesorte? Oder gibt es Spiele, die euch gefallen?”
”Dann bist du ja quasi ein Stück Geschichte” sagte Yunai und betrachtete Sirviente nun genauer. Als wäre nun plötzlich ihr Interesse geweckt. ”Nicht schmelzendes Eis… du kannst doch aber nicht der einzige existierende Eisgolem sein… mit diesem Eis wäre es sicher möglich ,das du dich auch körperlich weiterentwickeln könntest, sofern du das wollen würdest…Iceberg sagtest du ja… hmm…” Yunai hatte den Fakt über Golems nur zufällig gewusst. Golems sind ein Konzept, das schon ziemlich alt ist, auch wenn die ersten versuche nicht so erfolgreich waren wie zum Beispiel Sirviente hier. Es war sowieso sehr faszinierend, wie sich Golems weiterentwickeln konnten, ein eigenes Bewusstsein erlangen konnten. Doch wirklich näher damit beschäftigt hatte Sie sich nie.
Als Sirviente sie auf die Wichtigkeit von Schlaf hinwies, drehte sie ihm den Kopf zu und lachte leicht. Dann legte sie den Kopf etwas in den Nacken und Sirvientes fürsorgliche Art erinnerte sie an Eleanore. Schlaf ist wichtig… und je früher du jetzt einschläfst, desto schneller bist du morgen wach und du willst doch sicher mit deiner Schwester wieder mit, sonst ärgerst du dich, wenn sie wieder ohne dich geht Yunai neigte den Kopf und ein schmerzvoller Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Ja, damals war sie gerne schlafen gegangen, um so schnell es geht einen neuen Tag anbrechen zu sehen, neue Sachen zu erleben zu lernen und zu helfen. Doch heute … ”Mir ist durchaus bewusst, dass Schlaf wichtig ist. Mach dir keine Gedanken…” sagte sie und lächelte zaghaft, auch wenn das Lächeln ihre Augen nicht erreichte ”Er hat nur manchmal Begleiterscheinungen, auf die ich verzichten könnte ” murmelte sie leise, nuschelte es regelrecht so als sei die letzte Aussage mehr für sie selbst bestimmt gewesen. Mit diesen Worte wich auch das Lächeln und Yunai wand den Blick schnell nach vorne bevor das weiter auffallen würde.
Langsam wurde Yunai klar, dass Sirviente ein ganz anderes Bild auf gewisse Dinge hatte. Die Aufgaben die er hier erfüllte, schienen sich regelrecht natürlich für ihn anzufühlen, wenn er ausgerechnet diese Bereiche als liebste Orte nannte. ”Durchaus praktisch. Wird es nicht langweilig wenn naja du meintest ja eben das war schon immer Teil deiner Aufgaben mit Tee servieren und so? Hast du nie das Bedürfnis mal etwas Neues zu machen? Wenn du das seit mehreren 100 Jahren so machst?” fragte sie direkt für sie war es schwer vorstellbar, wenn man etwas über einen so langem Zeitraum machte, es dennoch noch, als erfüllend zu sehen. ”Oh ja. Abe rich habe mir das ja so ausgesucht. Das hat auch seine Vorteile gewisse Positionen zu beziehen”....zumindets hoffe ich das langfristig ergänzt sie. Immerhin bekleidetet sie die Position der Repräsentantin noch nicht sehr lange. Doch sie hatte sich ja fest vorgenommen sich hochzuarbeiten, dies war der erste Schritt dahingehend. Vielleicht auch ein schlauer Schachzug sie so zu präsentieren, um die Wirkung die Eohl hat etwas zu dämpfen, zumindest bei denen, die sich an die alte Eohl noch erinnerten. Vielleicht wurde sie deshalb wie ein Schoßhündchen an der kurzen Leine gehalten, aber Hauptsache sie strahlte nach außen. Wie ein frisch gebürsteter Hund, der zur Parade ausgeführt wurde. Sie hatte jedoch ein Ziel und dafür, ja dafür würde es wert sein. ”Es gibt immer etwas zu tun, eine weise Frau hat mir das schon in der Kindheit beigebracht.” erklärte sie simpel und nickte zustimmend. Wenn Sirviente sich noch so zu seinen Aufgaben von der Anfangszeit verbunden war verstand er das sicher.
”Stimmt wohl, bei deiner bisherigen Lebzeit” meinte sie und schien sich nicht daran zu stören, das Sirviente dazu nein sagte. Dennoch schien er Fragen zu haben und Yunai sah ihn einen Augenblick an bevor sie den Blick zu ihrem Essen wand. ”Darf ich dich Fragen woher dein Interesse kommt?” fragte sie also und nahm einen Bissen um etwas Zeit fürs Überlegen zu bekommen. Yunai unterhielt sich gerne, wenn es denn über übliches Geplänkel hinaus ging. Im Grunde war sie ein Fan von tiefen, ehrlichen und direkten Gesprächen. Dennoch überraschte sie, wenn es dann wirklich auch dazu kam. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand sich wirklich die Mühe machte, sie näher kennenzulernen. Manchmal hatte sie die Zeit die anderen Runenritter versuchten nur soviel Zeit wie eben nötig war mit ihr zu verbringen. Auf gemeinsamen Aufträgen wurde kaum oder über die belanglosesten Sachen geredet. Ob es an dem Misstrauen lag, das Yunai in all den anderen vermutete oder daran, dass sie eben genau das tat? Sie klammerte sich krampfhaft an die Runenritter und hatte es noch immer nicht geschafft, die Gilde zu Ihrem zu Hause zu machen.
”Tee… ich ich trinke halt was da ist…obwohl vielleicht einen Kräutertee. Und Spiele? Es ist ewig her, dass ich mit irgendwelche Spielen zu tun hatte. ” begann sie nach einigen Bissen, die sie schweigend zu sich genommen hatte. ”Ich mag sowas…” sagte sie schließlich und griff nach etwas und holte einen kleinen Beutel hervor. Als sie diesen etwas aufzog und über den Tisch hielt, purzelten kleine bunte Steine hinaus, alle mit Runen der unterschiedlichsten Art geschmückt. Es waren Sets an Runen, aber aus mehreren unterschiedlichen. Ein paar jener hüpften leicht über den Tisch und ein Stein rollte direkt auf Sirviente zu. ”In Runen steckt eine uralte Macht, die es seit Ewigkeiten gibt und die kaum einer zu nutzen weiß. ” begann sie und spielte mit einem der Steine auf dem Tisch, indem sie den Finger um jenen kreisen ließ. ”Schritt eins ist vermutlich die Runen lesen und verstehen zu können. Eine ganz eigene Sprache und dazu eine so alte Sprache, die Mühe machen sich eben viele nicht. ” sie seufze leise und betrachtete die Steine einen Augenblick bevor sie jene mit einer Armbewegung zusammenschob. ”Spiele…dazu ist mir immer noch nichts eingefallen. … wie kommst du auf die Frage. Persönliches Interesse? Was für Spiele meinst du und viel wichtiger hast du denn einen Favoriten? Das mit dem Tee ergibt ja Sinn, aber Spiele? ”
„Ein Stück Geschichte? Nicht doch. Ich war jederzeit nicht mehr als ein Diener, der seinen Zweck erfüllt, und wünsche kaum, mehr zu sein“, lächelte Sirviente und winkte damit ab, was sie ihm an Lob geben wollte. So alt er auch sein mochte, einen Einfluss auf die Geschichte Fiores hatte er nun wirklich nicht gehabt. „Ein Einzelstück bin ich auch in keinster Weise. Zu der Zeit, zu der ich geschaffen wurde, waren Eisgolems ein beliebtes Luxusprodukt Icelands, das von noblen Häusern aus ganz Ishgar geordert wurde. Ihr solltet nicht überrascht sein, wenn euch eines Tages mein Gesicht an anderer Stelle über den weg läuft... auch wenn es wohl nicht mehr allzu viele Exemplare meiner Art gibt.“ Ach, wie die Zeiten sich doch änderten. Auch wenn ein Golem nicht dazu neigte, an hohem Alter zu sterben, konnte er doch beschädigt und zerstört werden und war nicht komplett immun gegen den Zahn der Zeit. Sir hatte wohl Glück, dass sein erster Besitzer und dessen Familie sich ordentlich um ihn gekümmert hatten, und auch, dass er um die zweihundert Jahre lang sicher aufbewahrt worden war. Ansonsten wäre es wohl leicht für ihn gewesen, zum heutigen Tage ebenfalls nicht mehr hier zu sein. Glücklicherweise schien Yunai Sirs Hinweis bezüglich des Schlafes nicht unerfreut aufzunehmen. Stattdessen lachte sie und schien über etwas nachzudenken. Fragend blickte der Golem sie an, unsicher, ob sie seine Worte nun ernst genommen hatte oder nicht. Nicht, dass er das Thema forcieren würde. „Begleiterscheinungen? Wie unglücklich“, stellte Sir fest und legte nun selbst nachdenklich eine Hand an sein Kinn. Es war wohl nicht ungewöhnlich in Menschen ganz unterschiedlichen Alters, Schwierigkeiten mit dem Schlafen zu haben. Es gab unterschiedliche Gründe dafür, aber im Allgemeinen die ein oder andere Lösung. „Wenn Ihr wünscht, kenne ich ein paar Teesorten, die einem gesunden Schlaf dienlich sein sollen. Ich gebe euch gerne ein paar Namen mit. Wenn es Euch nicht stört, bereite ich euch auch gerne im Falle der Notwendigkeit eine Tasse zu, Miss Yunai.“
Ob es langweilig wurde, stets die gleichen Aufgaben zu erfüllen? Was für ein interessanter Gedanke. „Die Option kam mir bisher nicht in den Sinn, nein. Ich habe noch an keinem Tag Langeweile verspürt, an dem meine Hände beschäftigt waren“, gestand der Golem, der in der Hinsicht wohl noch sehr von seiner ursprünglichen Programmierung erfüllt war. Das Dienen erfüllte ihn, so wie es von Anfang an gewünscht war. Selbst jetzt, wo er mit einer unerwünschten Persönlichkeit zu kämpfen hatte. „Im Zuge von Quests kann ich sagen, dass ich durchaus gelegentlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert werde. Außerdem waren Tier- und Waffenpflege nie Teil meines Alltages in dem Ausmaß, in dem sie es heutzutage sind. Dennoch muss ich sagen... die gewohnteren Aufgaben sind die, mit denen ich mich am Wohlsten fühle. Eventuell mag es daran liegen, dass selbst eine künstlichen Kreatur wie meiner Wenigkeit ihre Erinnerungen Bedeutung zuzuschreiben wünscht.“ Die Zeit als Diener gehörte noch immer zu der Zeit, die er am meisten schätzte, egal wie lange sie her war. Das Hier und Jetzt hatte es einfach noch nicht geschafft, die gleichen Höhen zu erreichen. Sirviente vermisste einen Lebenssinn und eine Familie... Zwei Dinge, die aktuell einfach nirgendwo in Sichtweite standen.
„Mein Interesse an Euch ist nur natürlich. Wir sind Kameraden. Ich wünsche, Euch kennen zu lernen und an Eurer Seite stehen zu können, Miss Yunai“, erklärte der Eismann seine für ihn selbstverständliche Nachfrage. Wieso sollte er auch nicht wissen wollen, was hinter seinen Kameraden steckte? Yunai konnte es wohl nicht ahnen, aber auch dieser alte Mann mit seinem eiskalten Herzen suchte bei den Runenrittern, oder irgendwo in dieser wundersamen Zeit, ein Zuhause. „Kräutertee ist eine gute Wahl für einen zielorientierten Menschen. Ich hoffe, Ihr trinkt genug davon. Die rechten Varianten wirken sicher Wunder bei all dem Stress, unter dem Ihr zu stehen scheint“, nickte Sir auf den ersten Teil ihrer Antwort hin, ehe er aufmerksam dem zweiten lauschte. Kleine Steinchen mit antiken Symbolen darauf, Schriftzeichen, die längst vergessen worden waren. Selbst Sirvientes Alter half ihm nicht dabei, auf den ersten Blick irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen. Er kannte keine Sprachen, die nicht in Iceland, Bosco oder Fiore üblich waren. „Ihr steckt also eure Mühen in das Ergründen antiker Geheimnisse... und habt eure Freude daran“, versuchte Sirviente zusammen zu fassen und nickte, sein Lächeln ungetrübt. „Ein wundervoller Zeitvertreib. Ich wünsche Euch allen Erfolg dabei. Gibt es bereits Erkenntnisse, die ihr über jene Runen zu teilen vermögt?“ Sirvientes Interessen hielten sich zugegebenermaßen im Zaum, und vor Allem Spiele waren etwas, das unter Erwachsenen tendenziell eher überraschte Reaktionen hervorrief. Dabei waren sie für ihn ein so natürlicher Bestandteil des Lebens. „Ah... Perdóname. Eventuell war die Frage eigenartig“, stellte er fest und verneigte sich leicht. „Um den Kontext aufrecht zu erhalten: Meine primäre Aufgabe in den ersten siebzig Jahren meines Lebens war es, den Erbe eines noblen Hauses aufzuziehen. Insofern habe ich viel Zeit mit Kindererziehung verbracht und wurde in vielerlei Hinsicht darauf ausgelegt. Umgeben von lebenden Kuscheltieren und mit der Aufgabe, einen bedeutsamen Jungen unterhalten zu halten, war es keine Seltenheit, mit allerlei Brett- und Kartenspielen oder andersartigen Spielzeugen konfrontiert zu sein. Es ist zweifellos ein integraler Bestandteil meines Lebens gewesen, insofern verzeiht, dass ich es Euch gegenüber aufgeworfen habe.“ Hoffentlich konnte sie ihm die unhöfliche Nachfrage vergeben. Yunai zu verstimmen war zweifellos nicht seine Absicht gewesen. Dennoch hatte sie, höflich wie sie war, weitere Nachfragen gestellt. Sie nicht zu beantworten wäre mehr als unfreundlich. „Ich bin im Allgemeinen Freund strategischer Spiele mit relativ simpel gehaltenen Regelungen. Zu damaligen Zeiten haben wir des Öfteren Belleza de la Patria gespielt, ein wundervolles Brettspiel, das allerlei Landmarken des wundervollen Königreiches Bosco hervorhob, die man zu stützen und stärken hatte. Heutzutage gibt es wohl auch hier eine abgewandelte Form des Grundkonzeptes unter dem Namen Monopoly, wobei ich höre, dass es im Vergleich zum originalen Spiel deutlich abhängiger von Glück und weniger strategisch ausgelegt ist. Eine Gelegenheit, es selbst zu probieren, hatte ich leider noch nicht.“ Nachdenklich starrte der Golem Yunai in die Augen, während er überlegte, ob ihm noch etwas einfiel, das sich hervorzuheben lohnte. Eine Sache war da eventuell noch. „Ansonsten gibt es ein wundervolles Spiel, in dem es darum geht, durch Eroberung und Unterwerfung die verschiedenen Reiche Ishgars und darüber hinaus unter eine geeinte Kontrolle zu bringen. Der Name lautet Risiko. Es ist eine Neuheit für mich, ich empfinde es aber als absolut interessant. Ein Meisterwerk eines Spieles, jenseits allen Zweifels.“
”Selbst die kleinsten Dinge können Stück Geschichte sein. ” meinte sie nur und sah ihn dann an, als er meinte, viele von ihm würde es vermutlich nicht mehr geben. Für sie war das im Grunde schon Begründung genug für ihre Aussage, doch sie wollte Sirviente der ja gesagt hatte, mehr wollte er auch nicht sein nicht damit ärgern. ”Vermutlich bin ich als Mensch einfach fasziniert über alle die Wesen, die eine Zeit überdauern, die ich mir nicht mal vorstellen kann. ” sagte sie und ließ das Thema dann bleiben. Sirviente kommentierte ihre Aussage zum Schlaf sie entschied sich jedoch nicht näher darauf einzugehen. Sie musste nicht jedem auf die Nase binden das ihre Gefühle sie in ihren Träumen heimsuchen, oder dass ihre Abende geprägt waren von all den Emotionen, die sie den Tag über zu verbergen versuchte. So nickte sie nur leicht und sie sah zu Sirviente. ”Ich habe nichts gegen Empfehlungen. Und vielleicht komme ich da eines Tages drauf zurück” So ließ sie es stehen und da die beiden ein reges Gespräch führten, hoffte sie das Thema damit vom Tisch war. Als Sirviente kurz überlegte und dann sagte das er noch nie Langeweile verspürt hatte trotz, seiner immer gleichen Aufgabe sah sie ihn kurz an. Es war spannend, denn auch wenn sie slebst ihre Routinen hatte denen sie jeden Tag folgte, die Vortsellung über 100 Jahre genau das zu tun war…irgendwie gruselig. Doch für Sirviente und in seiner Wahrnehmung war das vermutlich total normal. Als er zu erklären versuchte wieso ihm die gewohnten Aufgaben vermutlich lieber, war hielt sie inne ”Erinnerungen sind wichtig.” sagte sie während sie auf den Teller starrte ”Das…das ist etwas, dass du dir bewahren solltest, denke ich.” sie blinzelte und es wirkte einen Augenblick, so als wollte sie noch etwas sagen, doch stattdessen wand sie sich wieder ihrem Essen zu.
Als sie nun mit Fragen nach persönlichen Interessen konfrontiert war, hinterfragte sie direkt die Motive des Eisgolems. Der ihre Frage so beantwortete als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Sie sah ihn einen Augenblick einfach nur an. Bevor sie murmelte ”Da hat wohl jemand gewisse Werte wirklich verinnerlicht” und sie beschloss dem ganzen die Chance zu geben. Was konnte es schaden ihn ein paar Fragen zu beantworten. Auch wenn sie sich nicht ganz frei machen konnte von ihren Zweifeln. Vermutlich weniger als ich sollte. sagte sie aus einem Impuls heraus, als es um den Tee ging und lächelte entschuldigend. Schon so manches Mal musste ihr Körper lautstark seinen Unmut darüber kundtun, dass er nicht ordentlich gefüttert wurde. Das war keine Seltenheit. Beim Trinken sah es zwar besser aus, aber auch nur weil Training viel Wasser entzog, aber sie trank im Grunde meistens nur simples Wasser. ”Aber keine Sorge, nicht alle Tage sind wie heute” sie wollte ihm versichern, dass sie nicht so sehr unter Stress stand und das alles halb so wild war. Sie konnte es aber nicht aussprechen, da sie selbst nicht wusste, ob es wahr war oder nur ihr Versuch sich selbst zu versichern, dass alles gut wahr. Deswegen formulierte sie es eben anders. ”Nicht mehr so viel wie damals, ich fokussiere mich aktuell sehr auf die Ziele, die ich bei den Runenrittern zu erreichen versuche” sagte sie und sie und als Sirviente jedoch nachfragte, erschien ein ehrliches Lächeln auf ihren Lippen. ”Vor einigen Jahren hatte ich Gelegenheit mich viel mit der Geschichte hinter den Runen und deren Bedeutung zu beschäftigen. Allein Runen zu verstehen ist furchtbar schwierig, zumal es so viele gibt je, mit welcher Kultur man sich beschäftigt.” begann sie also und nahm einen der Runensteine in die Hand ”Das hier zum Beispiel sind nordische Runen.” sie hielt Sirviente den Stein hin und meinte “Wenn du ihn mal drehst wirst du sehen das auf der Rückseite die gleiche Rune ist nur andersherum. Das ist wichtig je nachdem, ob man ein Wort rechtsläufig oder linksläufig bilden will. Das heißt, ob es von rechts nach links oder umgekehrt gelesen wird, manchmal wechselt es auch mittendrin. Das macht das entziffern entsprechender Schriftstücke schwieriger. Und mit Binderunen will ich gar nicht erst anfangen.” sie winkte leicht ab ”Erstmal nur soviel zu der Theorie, sonst gibt es hier gleich eine ganze Geschichtsstunde “ sie lachte leicht und ergänzte dann “Aber ja, meine Erkenntnisse bisher. Man kann Magie damit leiten und entfesseln. Meine eigene Magie basiert quasi auf Runen.”Sie stoppte hier. Sie wusste nicht, ob Sirviente einen ganzen Gesichtskurs zum Thema Runen wollte. Bei den Runenrittern hatte sie bisher nicht oft die Gelegenheit gehabt, mit anderen über sowas zu sprechen. Auch die Rune an ihrem Hals enthielt einige der nordischen Symbole, nur verschnörkelt und miteinander verwoben, sodass sie nicht auf den ersten Blick sichtbar waren.
Als Sirviente dann zum Thema Spiele kam und sich entschuldigen sagte sie nur knapp ”Du musst dich nicht entschuldigen, ich bin nicht verärgert nur verwundert gewesen. Aber ja, das ergibt durchaus Sinn” Als dann Sirviente über seine liebsten Spiele zu sprechen begann, nutzte sie die Gelegenheit sich ihrem Essen zu widmen, während sie lauschte. Gabel für Gabel wanderte in ihrem Mund, während sie ab und zu nickte. ”Es scheint ja viel im Bereich der Spiele zu geben, ich kenne Mau - Mau ein simples Kartenspiel wo man als erstes seine Karten loswerden will.” murmelte sie und sah dann zu Sirviente ”Aber sonst hatte ich nicht die Gelegenheit so viel mit Spielen in Berührung zu kommen. Da scheinst du sehr viel mehr Erfahrung zu haben. Sicher hat man als Kind schon gespielt, aber, das waren eher andere Spiele ohne Karten oder sowas. ” Im Grunde war sie schon seit ihrer Kindheit gewohnt das es viel zu tun gab. Haushalt, einkaufen, lernen. Viel Zeit für Spiele in der Art, die Sirviente beschrieb, war da nicht gewesen. Sie hatte eher draußen gespielt oder ihre Aufgaben zu einem Spiel gemacht. ”Auch wenn es schon ein wenig seltsam ist, oder? Also das man spielt, wie man Gebiete erobert und unterwirft.” murmelte sie und schob den letzten Rest Essen in ihren Mund. Sie griff nach ihrer Tasse, da nur noch der Rest ihres Trinkens übrig war. ”Was jetzt nicht heißt, dass es nicht trotzdem Spaß machen kann, ich meine nur der Gedanke an sich.” ergänzte sie, um Sirviente nicht vor den Kopf zu stoßen. Sie hatte keine Ahnung, ob es Spaß machte oder nicht, aber man spielte auch quasi Krieg, was einfach ein komischer Gedanke war.
Sie seufze leicht, da ihr Magen nicht mehr grummelte und das Frühstück in Gesellschaft netter war als sie erwartet hatte. "Aber wenn du hier bei uns immer so viel zu tun hast, hast du vermutlich kaum Gelegenheit der Sache mit dem Spielen nachzugehen, oder? " fragte sie, auch wenn das so gar nicht ihr Themengebiet war. Sie war schon neugierig auch mit Sirviente in Kontakt zu bleiben. Auch wenn ihre privaten Interessen bisher nicht weiter auseinanderliegen könnten.
“Ich schätze, die Faszination mit jenem, was man nicht selbst erleben kann, ist keine ungewöhnliche Eigenheit. Mit selbst geht es ähnlich mit dem doch recht kurzen Leben, dass man als Mensch genießen darf”, gab Sirviente nachdenklich zu auf Yunais Aussage hin, dass seine lange Lebensspanne ihn für sie sehr interessant machte. Er selbst beneidete noch die ein oder andere menschliche Eigenheit, wie zum Beispiel den bereits erwähnten Schlaf. Unglücklicherweise schien es Yunai damit nicht allzu leicht zu fallen. Ohne nach weiteren Details zu fragen - es ging ihn herzlich wenig an - bot Sirviente ihr das an, was ihm an Hilfe einfiel, und sie wiederum meinte, dass sie sich über die Empfehlung freue. Er nickte, sein ewiges Lächeln munter. “In Ordnung. Ich werde eine Liste vorbereiten.” Es freute den Golem, für seine Gildenkollegin da sein zu können. Einerseits aus einem Gefühl der Kameradschaft heraus, andererseits auch dank einer gewissen Zuneigung. Es war angenehm, sich mit der Yihwa zu unterhalten, und sie zeigte sich selbst offen und interessiert. Sie bestärkte ihn sogar in dem Wert, den Sirviente auf seine Erinnerungen legte; etwas, was die Runenritter, die er bisher so kannte, nur begrenzt interessiert hatte. “Eine verständliche Ansicht. Manches Mal sind Erinnerungen Alles, was verbleibt”, nickte Sirviente zufrieden. “Ich werde an ihnen festhalten. Daran besteht kein Zweifel.” Ob er sie überhaupt vergessen konnte, wenn er es wollte? Das wusste der eisige Ritter selbst nicht. Aber selbst wenn es möglich wäre, sträubte er sich dagegen. Wenn die eine Zeit seines Lebens, die ihn so sehr prägte, plötzlich gelöscht wurde… Welche Identität würde ihm dann noch verbleiben? Wäre er dann weiterhin der gleiche Sirviente, der hier heute saß? Wäre das nicht… mit seinem Tod gleichzusetzen?
Das Thema mit Yunais Gesundheit war besorgniserregend. Skeptisch zog Sirviente die klaren, weißen Augenbrauen zusammen, während er sie betrachtete. Er hatte ihr bereits angeboten, sich an ihn zu wenden, wenn sie in diesen Bereichen Unterstützung brauchte, und würde das nicht weiter wiederholen, aber wenn er das so hörte, machte er sich durchaus Gedanken um die junge Dame. “Ich verstehe”, nickte er und akzeptierte für den Moment die Selbstbestimmung der Yihwa, auch wenn er sich eine mentale Notiz machte, soweit möglich ein Auge auf diese Repräsentantin der Gilde zu halten. Es war nicht das erste Mal, dass er von jemandem hörte, es sei nicht so schlimm wie es wirke, und es würde nicht das letzte Mal sein, dass diese Aussage nicht stimmte. Wenn sie nicht von sich aus auf ihre Gesundheit achtete, musste es wohl jemand anders tun… aber das war ein Thema, das so offen nicht besprochen werden wollte. Da war ihr Interesse an altertümlichen Runen doch weit besser für diesen so öffentlichen Raum geeignet.
“Eine Sprache mit beidseitiger Lesart ist mir neu. Es scheint ein Wunder zu sein, dass derartig interessante Relikte sich nicht größerer Bekanntheit erfreuen”, stellte Sirviente mit einem Nicken fest, fasziniert von dem, was Yunai ihm zu erzählen hatte. “Wie beeindruckend, dass ihr ein derart komplexes System so sicher zu durchschauen vermögt. Ich beherrsche von Grund auf nicht viele Sprachen, und darauf, neue zu lernen war ich nie ausgerichtet… Dabei macht dieser Bereich einen wahrlich faszinierenden Eindruck. Meint ihr, ich wäre in der Lage dazu, solche Lesarten verstehen zu lernen?” Nachdenklich hob sich eine kühle Hand an sein Kinn. Seinen Horizont zu erweitern war sicherlich keine schlechte Idee, und jetzt, wo er so etwas wie einen eigenen Willen hatte, sollte er dazu auch in der Lage sein. “Haben die Zeichen selbst eine inhärente Macht, die das Bündeln magischer Energie erlaubt, oder ist es eher, dass die Zauberei in die Sprache, in die formulierten Worte gewoben wird? Es heißt ja durchaus, dass allein das gesprochene Wort einen gewissen Level an Magie enthalten kann, insofern wäre es nachvollziehbar, den Effekt mit passenden Schriftzeichen nachstellen zu können.” Ein faszinierender Gedanke. Soweit Sirviente wusste, gab es im Fiorischen bereits eine spezifische Magie, die in der Lage war, das geschriebene Wort in eine magische Form zu wandeln. Ob das, was Yunai konnte, vergleichbar war? “Gibt es einen Hintergrund für euer Interesse an alternativen Zeichensystemen? Hattet ihr schon im Voraus mit Fremdsprachen zu tun?”, hakte er nach, nun, da ihm auch dieser Gedanke kam. Es gab Vieles an diesem Hobby der jungen Ritterin, was das Interesse des Golem weckte.
“Mau-Mau ist zweifellos ein zeitloser Klassiker. Euch damit auszukennen sollte genügen, um auf jeder Feier eine grandiose Zeit zu haben, Miss Yunai”, lächelte Sirviente zufrieden, froh darüber, dass sie doch beide zumindest ein Spiel hatten, an dem sie gemeinsam Interesse fanden. Auf ihre nächste Frage hinweg legte er dann allerdings fragend den Kopf schief. “Inwiefern ist es seltsam?”, hakte er nach, neugierig über ihren Gedankengang. “Das Erwerben und Unterwerfen von Grundstücksrechten und Ressourcen ist seit jeher ein ständiger Begleiter der Menschheit, eine der wenigen Konstanten, die sich von meiner damaligen Dienstzeit bis ins Heute zieht. Ist es nicht sinnvoll, solch einen Kern der Menschheitsgeschichte und des menschlichen Wesens spielerisch zu verpacken und von Klein auf zu nähren? Sicherlich gibt es selbst in Eurer Generation nicht wenige, die sich ein eigenes Grundstück oder zumindest ein Eigenheim wünschen.” Für Sirviente war die ganze Sache ein gutes Stück pragmatischer, ohne viele Emotionen dahinter. Er verstand den grundlegenden Unterhaltungswert dieser Spiele, sah darin aber keine moralischen Komplikationen. Gerne nahm er sich die Zeit dafür - auch wenn das Thema ihm ein melancholisches Lächeln aufs Gesicht zauberte. “Ah, an der Zeit soll es nicht scheitern. Wer eine Passion hat, der wird dafür Zeit finden. Daran habe ich keinen Zweifel”, stellte der Eismann mit einem kurzen Nicken fest. “Was mir eher fehlt sind Spielpartner… aber selbst in dem Bereich vermag ich mir zu helfen. Meine magischen Fähigkeiten eignen sich ganz wundervoll für Zeiten, in denen es an Gesellschaft mangelt.”
"Mag sein. Faszinierend irgendwie, fast so als wäre das, was man hat nie so richtig gut genug... " murmelte sie nachdenklich und sie bemerkte erst, nachdem sie ihren Gedanken ausgesprochen hatte, wie düster das eigentlich klang. Sie weitete kurz ihre Augen und sah dann zu Siviente "Okay so klang das jetzt wohl etwas düster, neugierig sein und neues kennenlernen wollen ist ja per se nichts Schlechtes. " ergänzte sie also. Sie wollte jetzt nicht so klingen als wäre es etwas Negatives, nur der Gedanke war ihr so schnell über die Lippen gekommen, dass sie ihn nicht richtig hatte formulieren können. Sie hoffte, dass es nicht falsch rüberkam und als Sirviente dann meinte, er würde eine Liste vorbereiten, nickte die Yhiwa, froh, bei dem Thema eine Art Abschluss zu finden. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand ihr gegenüber fürsorglich reagierte. Wenn die Themen mal aufkamen, wurde sie oft weggelächelt und im Normalfall war Yunai auch bemüht, das nicht so offen zu zeigen. War ihr nur heute nicht so gut gelungen "Manchmal alles was verbleibt... wie wahr, wie wahr. sagte sie zum Thema Erinneurngen uns seufzte leise. Sie fühlte diese Aussage viel mehr als ihr lieb war, aber sie war nicht bereit, das mit Sirviente zu teilen. Denn die Gefahr ihn dann von sich zu stoßen war zu groß und es...es war angenehm, mit ihm zu sprechen. Unerwartet, aber tatsächlich wahr. Sie hatte erwartet, dass er ihr helfen würde, eine Aufgabe suchen, die sie übernehmen konnte und sich dann verdrücken, sie war positiv überrascht, dass er das nicht getan hat. Bisher zumindest. Sie war froh das auch das Thema als Sirviente ihre Aussage einfach annahm, oder zumindest nicht weiter nachfragte. Sie wusste nicht, ob er ihr glaubte oder nicht, sie wusste ja selbst nicht mal wie sie wirklich dazu stand. Aber sie war erwachsen, sie kümmerte sich schon um sich, irgendwie.
Als er dann näher auf die Runen einging, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Es war ihr sehr willkommen sich auf dieses Thema mehr zu fokussieren, anstatt sich weiter mit ihren Unzulänglichkeiten beschäftigen zu müssen. "Runen sind alt, schwer zu finden, schwer zu lesen... es ist na ja Geschichte. Ziemlich alte und es gibt einfach andere Themen, die spannend und einfach sind. Allein um Runen verstehen zu können, muss man doch einiges an Zeit investieren. Es hängt von der Kultur ab, von den jeweiligen Runen. Weil jede Runensprache hat ihre eigenen Regeln und nicht jeder ist bereit soviel Zeit in etwas zu stecken, wenn man nicht weiß, ob oder was es bringt. Oder man hat nicht die Zeit, also mich wundert es nicht. Ich hab noch nicht viele getroffen, die darauf interessiert reagiert haben, was ja auch in Ordnung ist, wenn auch vielleicht etwas schade" sagte sie ehrlich und zuckte mit den Schultern. Sie hatte, seit sie bei den Runenrittern war, ja auch weniger Zeit sich ihrem damals so geliebten Hobby näher zu widmen. Sie hatte damals die Zeit dank Elonore und Eohl und sie hatte viel Zeit, da sie ohnehin nicht so viele andere Kontakte gepflegt hatte. War etwas, was ihr wohl immer schon etwas schwergefallen ist. Manche Dinge änderten sich wohl nie. "Sicherlich, mit Zeit und Fleiß kann man fast alles lernen. Zumindest, was das betrifft. Und denkt nicht ich würde alles durchblicken, ich habe die Regel der nordischen Runen, dem Runenalphabet Futhark, halbwegs verstanden und durchblickt, aber es gibt soviel mehr, was man in diesem Bereich wissen könnte. Aber wenn ihr euch wirklich dafür interessiert, die Grundlagen sollte ich vermitteln können." er stellte sogar weitere Nachfragen zu dem Thema und dar dies ein Thema war, was sie sehr interessierte, führte sie die Unterhaltung sehr gerne weiter.
”Bei Runen reicht das gesprochene Wort nicht aus. Um Magie aus Runen zu kanalisieren, müssen sie in irgendeiner Form geschrieben sein. Deshalb verwende ich diese hier. ” sie deutet auf die Runensteine. Dann kramte sie in ihrer Hosentasche und zog einen Light Pen raus ”Aber ich könnte auch hiermit meine Magie wirken” Sie begann einen Runenformel in die Luft zu schreiben. ”Wenn ich das mache und Mana in den Stift leite, wird aus der geschriebene Rune, die Magie manifestiert.” erklärte sie und sie ließ die Zeichen verschwinden. ”Daher würde ich sagen, die Runen haben eine inhärente Macht, die sich bei der richtigen Kombination aktivieren lässt. Runen wurden in Urzeiten genutzt, um Grabstätten zu schützen, oder wurden auf Waffen gefunden. Die Bedeutung der verwendeten Runen lässt daraus schließen, dass Grabstätten durch die Runen geschützt werden sollten und die Waffen gesegnet wurden dadurch. Das lässt ja darauf schließen, dass in den Runen selbst eine gewisse Macht stecken mag. Jedoch gibt es mehrere Theorien und ich bin noch dabei herauszufinden, was wirklich alles funktioniert. Das man Runen vermutlich auch schon in früher Vorzeit zur Magiewirkung genutzt hat, davon gehen die meisten aus. Wie man die Macht am besten manifestiert, da gibt es unterschiedliche Ansichten. Manche schwören darauf, die Runen selbst zu schreiben und zu verbinden, meinen, so sei die Magie stärker. In meiner Art binde ich die Runen indem ich sie mit Magie umschließe und die so verbunden Steine, bilden dann den jeweiligen Effekt. War das irgendwie verständlich oder zu kompliziert?” fragte sie und sah zu Sirviente, der nun eine ziemlich große Antwort bekommen hatte. Sie hatte ihre Magie vernachlässigt, seit sie bei den Runenrittern war. Da sie selbst noch nicht genau wusste, wie sich die Verbindung oder die Stärke ihrer Magie am besten erreichen lässt. Sie hatte sich auf körperliche Möglichkeiten fokussiert. Sie lächelte entschuldigend. “Entschuldige, falls das etwas viel war, aber du hast gefragt” meinte sie und dann war sie erleichtert, als er etwas mehr auf das Thema das ihn interessierte einging. Sie wollte ihn nicht vergraulen, indem sie zu viel über Runen sprach, auch wenn er gefragt hatte.
”Man spielt aber auf den meisten Feiern nicht, oder?” sie überlegte und schien eindeutig andere Feiern als Sirviente im Kopf zu haben. ”Aber falls, dann ist es ja gut wenigstens ein Spiel zu kennen, nicht wahr” sie nickte also. Als 3er so unverblümt nachfragte, wieso sie den Gedanken seltsam fand, neigte sie leicht den Kopf. Verstand er wirklich nicht, wieso dieser Gedanke in ihr ausgelöst wurde? War das etwas, was er als Golem nicht verstand? Sie seufzte. ”Das ist es ja. Es ist fast als würde man krieg nachspielen. Im Krieg verlieren Leute ihre Leben und Kinder ihre Familie. ” Sie sah kurz weg bevor sie fortfuhr ”Ich nehme an ein Spiel tut niemanden weh, es…es war auch nur so ein Gedanke, ich…hätte nichts sagen sollen.” sie schüttelte den Kopf, denn erst jetzt bemerkte sie das die Erinnerung die Sirviente unbewusst in ihr geweckt hatte an Eleonore, sie auch daran erinnerte sie verloren zu haben und wie sie bei ihrem Tod erst richtig verstanden hat, was es bedeutet hatte das ihre Eltern durch den Krieg gestorben waren. ”Vielleicht kannst du mich ja von dem Spaßfaktor des Spiel überzeugen, wenn wir es mal spielen sollten” murmelte sie versöhnlich.
”Hm, mag sein. Aber manchmal hat man ein Ziel, was einem wenig Zeit lässt.” murmelte sie und sah Sirviente an ”Ach wenn du ein paar unserer Kollegen fragst findet sich doch sicher jemand zum spielen, oder nicht? Und wenn du magst ich kann…naja dir auch mal Gesellschaft leisten zum spielen. “ die letzten Worte formulierte sie vorsichtig und schaute zu Sirviente, würde er jetzt höflich ablehne, oder gekünstelt zustimmen? Sie fuhr nach einen Moment fort ”Und nun hast du mich aber neugierig gemacht. Magie, die nützlich ist, wenn es an Gesellschaft mangelt, wie ist das gemeint? Was für magische Fähigkeiten hast du denn zu bieten?” fragte sie nun neugierig.
„Es gibt keinen Grund, eure Aussage anzupassen, Miss Yunai. Ich bin gewillt, Euch zuzustimmen“, nickte Sirviente sanftmütig. Das, was eine Person mit Bewusstsein hatte, reichte nie aus... Das sah er ähnlich. Nichts hatte die Leere stillen können, die er verspürte, seit er offiziell zu einem Lebewesen geworden war. Man verlor Dinge, die man zu haben glaubte, und wenn man einmal das Gefühl des Verlustes kannte, ging es nicht mehr weg... und Alles, womit man dieses Loch zu füllen versuchte, reichte nicht aus. Optimistisch lächelte er. Erinnerung waren Alles, was blieben – sowohl ihm, als auch Yunai. Das war in diesem Moment ziemlich offensichtlich, auch wenn der Golem nicht sagen konnte, was sie verloren hatte. Die Frage wäre wohl selbst für seine Verhältnisse unangemessen. „Ah, Geschichte. Ich sehe eine Verbindung in deinen Interessen“, stellte Sirviente amüsiert fest, ein Lächeln auf seinen Lippen. Was alt und unbekannt war, faszinierte die junge Dame wohl sehr. Wieso sonst hätte sie wohl die Zeit investiert, um mehrere unterschiedliche Runensprachen zu erlernen, die alle nicht mehr aktiv genutzt wurden – eine Aufgabe, die sie selbst als zeitintensiv beschrieb. Auch ihm traute sie es zu, wenn er sich Mühe gab. Ein ermutigender Gedanke. „Ich danke euch“, nickte Sir ehrlich. „An Zeit mangelt es mir nicht. Es wäre mir eine Freude, besagte Grundlagen bei Gelegenheit von euch zu erlernen... wenn ich damit nicht zu viel von Eurer Zeit in Anspruch nehme.“ Schon jetzt hatte sie nicht wenig zu diesem Thema zu sagen. Man merkte, wie viel Passion hinter ihren Worten steckte; eine ganz eigene Magie, die in jedem Zeichen lag, das sie aussprach. Ihre Runen dagegen mussten wohl niedergeschrieben werden, um zu wirken. „Also wurden Runen genutzt, um Grabmäler zu schützen“, nahm Sirviente aufmerksam mit. Wie passend für Wesen, die so an Verlust und Erinnerungen hingen, wie er und Yunai es bereits festgestellt hatten. Zufrieden nickte er. „Nein, ich fand es sehr verständlich. Ich danke euch vielmals für die Widmung Eurer Zeit. Ich freue mich bereits, das Thema in Zukunft zu vertiefen.“
Nachdenklich legte Sirviente eine Hand an sein Kinn, als Yunai meinte, man würde auf Feiern nicht spielen. „Nun... sicherlich nicht auf jeder, das ist korrekt. Aber ich würde schon sagen, dass der Großteil der Feiern, die ich kenne, mit Spiel und Spaß gefüllt waren.“ Zugegeben, der Golem kannte in erster Linie Kindergeburtstage, mit der gelegentlichen Abwechslung durch einen Ball oder eine Gala. Die liefen anders ab, schienen aber auch weniger Spaß zu machen, wenn man sie an der Menge des Gelächters bemaß. Allgemein hatten die Yihwa und der Eismann wohl sehr unterschiedliche Erfahrungen und Gefühle, was Themen wie Spiele, Feiern oder Kriege anging. Sie kamen offensichtlich in mehrerer Hinsicht aus ganz unterschiedlichen Welten. „Ich muss leider gestehen, dass ich noch nicht mit sonderlich vielen unserer Kollegen enge Beziehungen habe schließen können. Wenngleich hier sehr viele rechtschaffene und zuvorkommende Menschen sind, tue ich mich schwer damit, auf emotionaler Ebene Anschluss zu finden“, gestand Sirviente, trotz diesen unglücklichen Worten noch immer lächelnd. Diese Differenzen zwischen Gefühl und Ausdruck gehörten sicher zum Teil dazu, dass es ihm nicht leicht fiel, Freunde zu finden. Davon abgesehen war er von Natur aus jemand, der den meisten Menschen nicht auf Augenhöhe begegnen konnte, was eine gewisse Distanz schaffte. So wie auch Yunai fühlte Sirviente sich hier oft ziemlich isoliert. „Es... wäre mir tatsächlich eine Freude, mehr Zeit mit euch zu verbringen, Miss Yunai. Auch wenn es wohl anmaßend von mir wäre, auf eine Freundschaft zu hoffen.“ Eine leichte, schwer zu identifizierende Änderung in seinem Tonfall war wahrzunehmen, als er diese Worte sprach. Sir hätte selbst nicht genau sagen können, was sich unterschied. Schlussendlich sprach er höflich wie immer und konnte kaum formulieren, was er tief in seinem Inneren verspürte. Stattdessen fokussierte er sich auf ihre Frage. „Es ist eigentlich recht simpel. Meine Magie nutzt einen Teil meiner Seele, um andere Objekte zum Leben zu erwecken. Eine passende Fähigkeit für eine Kreatur meiner Art, wie ich finde.“ Kurz griff der Golem hinab in eine seiner Taschen, ehe er etwas auf den Tisch setzte, an dem er mit Yunai saß: Eine kleine Stoffpuppe. Mit langem, braunen Haar und einem farblich passenden Kleid mit Rüschen saß sie da, eine pinke Tasche an ihrer Schulter hängend. Von ihrem Hut bis hinab zum Saum ihres Kleides war die Kleidung des Püppchens mit Leckereien bestickt – natürlich nicht weniger aus Stoff bestehend als der Rest ihres Körpers. Vor Allem Pfannkuchen und Früchte machten ihr Erscheinungsbild aus. Regungslos saß sie da, wie man es von einer Puppe wohl erwarten konnte, während der Eisgolem die Finger seiner rechten Hand an seine Brust führte. Ein hellblaues Licht begann, in seinem Oberkörper zu leuchten, eine strahlende Kugel, die über seine kalte Haut hinausging. Mit Leichtigkeit griff er hinein, tief in seinen Brustkorb, als wäre dort überhaupt kein Eis, und legte drei seiner Finger um einen Teil dieses Lichtes, verdichtete ein kleines Stück davon zu einer Kugel, ehe er seine Hand wieder hervorzog. Das Licht in seiner Brust ebbte wieder ab, während das in seiner Hand weiterhin erstrahlte. „Dies ist ein Seelenkern“, erklärte er, hielt ihn kurz hoch, damit Yunai ihn betrachten konnte. „Er stellt die Basis meiner Fähigkeiten dar.“ Langsam berührte er die Puppe, ließ den Kern in ihren Brustkorb hinein gleiten. Es dauerte einen Moment, ehe sich etwas regte, doch dann veränderte sich etwas in den bis eben starren Augen der Puppe. Sie blinzelte, hob ihren Kopf, ehe sie langsam aufstand. „Ah... Hallo, Miss Yunai“, grüßte sie kleinlaut, ein schüchternes Lächeln auf ihren Lippen, während sie nervös ihre Hände zusammen legte. „Mein Name ist Kiku... Es freut mich, Euch kennen zu lernen.“
Soul Core TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Seelenkern MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber wird automatisch erlernt, sobald der Anwender die Voraussetzungen erfüllt. Er ist notwendig, um weitere Zauber dieses Magieauslegers zu erlernen. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender einen Seelenkern, der aus seinem eigenen Ich geschaffen wurde. Um einen Puppenzauber zu wirken, benötigt man vorab einen Seelenkern, den man in den Körper der Puppe einsetzt. Optisch erinnert der Seelenkern an eine Murmel, wobei die Farbgebung ganz vom erschaffenden Individuum abhängt. Ein Seelenkern hält maximal 24 Stunden.
Cloth Doll: Puppet TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 für 10 Minuten MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Durch Einbringen eines Seelenkerns in eine Puppe oder ein Kuscheltier kann der Anwender diese zum Leben erwecken. Die so entstehende Kreatur ist nicht zum Kampf geeignet, beherrscht aber fehlerfrei die menschliche Sprache und zeigt sich geschickt, wenn es darum geht, Gegenstände zu tragen oder Haushaltsaufgaben wie das Kochen und Servieren von Tee zu übernehmen. Puppen ohne Finger eignen sich dabei für viele Aufgaben nicht. Schnelligkeit und Tragkraft der Puppe entsprechen der Willenskraft des Anwenders minus 1, bis zu einem Maximum von 4. Die Größe der Puppe ändert sich durch diesen Zauber nicht.
Yunai blickte auf als Sirviente das sagte und ihre Augen legten sich einen Augenblick still auf ihn. Sie sagte nichts weiter, blinzelte nur und neigte dann leicht den Kopf zu einer Art nicken. Ohne es weiter ansprechen zu müssen, schienen sie einander in dem Punkt zu verstehen. Ohne sich weiter angreifbar machen zu müssen, wurde ihr Verlust und der Schmerz wahrgenommen und gesehen. Und sie nahm wahr, dass in Sirviente mehr zu stecken schien als das höfliche Lächeln vermuten ließ. Das war…interessant.
Selten hatte sie die Gelegenheit über ihre Leidenschaft in dem Bereich zu reden und sie war selbst erstaunt, wie leicht und freudig ihr Erklärungen und aufgestellte Vermutungen über die Lippen kamen. Als sie einen regelrechten Redeschwall über den Eisgolem ergossen hatte, lächelte sie leicht entschuldigend. Als er sich dann zu ihrem Gesagten äußerte, schwieg sie einen Moment. Er würde gerne von ihr die Grundlagen erlernen. Nachdenklich starrte sie in ihre Tasse. Es war schön gewesen, ihr Wissen darüber zu teilen. Hatte ihr bewusst gemacht, wie sehr sie vernachlässigt hatte, was sie liebte, wie wenig Zeit sie sich nahm, um Dinge zu tun, die sie doch wohl so offensichtlich liebte. ”Vielleicht…” begann sie und sah wieder auf ”...ist es gar keine schlechte Idee für dieses Vorhaben etwas Zeit freizuräumen, es gibt auch noch eine Menge da sich lernen kann zu diesem Thema” sie klang nachdenklich ”Ich kann ja mal schauen wo ich, das gut unterkriege…” murmelte sie leise.
Die beiden sprachen wohl von unterschiedlichen Feiern. Bei der Repräsentantin waren Feste und Feiern, auf denen oberflächlich geplaudert wurde, jeder sich zur Schau stellte, als ob man eine Medaille bekam, wenn man am besten gekleidet war oder man am kultiviertesten redete in den Sinn. Sie schüttelte leicht den Kopf und meinte dann zu Sirviente ”Deine Art von feiern klingt wie eine Art von feiern, die ich bevorzugen würde.” Nicht das sie nie einen Geburtstag als Kind gefeiert hatte, aber das war anderes gewesen. Nicht so überschwänglich und mit Spielen und viel Trubel gefüllt. Nein, sie hatte die Zeit mit ihrer Familie genossen, sie hatte sich gefreut, wenn sie zu dieser Gelegenheit einmal ihre Arbeit hatten ruhen lassen, Zeit füreinander hatten. Zusammen gebacken hat, oder wenn man sich zusammengekuschelt Geschichten erzählt hatte.
Die nächsten Worte, die Sirviente sprach, trafen Yunai direkt ins Herz und sie merkte nicht, wie ihr die Gesichtszüge einen Moment entglitten. Es war, als hätte sie für diesen Augenblick in einen Spiegel geschaut. Traurige Worte, mit einem so höflichen Lächeln, das von den meisten mit einem Nicken beantwortet werden würde, ohne dass sie die Bedeutung der eben gesprochenen Worte wahrnehmen würden. Sie starrte Sirviente einen Moment an und bei seinen nächsten Worten beugte sie sich etwas vor. Ihre Hand wanderte zu Sivientes Hand und ohne etwas zu sagen, legte sie sanft ihre Hand auf seine und drückte seine leicht. Dann blickte sie auf und sah in seine Augen, in ihren Augen spiegelte sich Verständnis. Nur wenige Sekunden, bevor sie sich eine Haarsträhne zur Seite wischte und schnell ihr Tablett griff. Sie stand auf und brachte das Tablett zur Abgabe, während Siviente fortfuhr. Yunai lauschte, doch sie versuchte auch das leise Stechen in ihrem Körper zu beruhigen. Der Golem war so ehrlich und sie wusste nicht mal, ob er sich bewusst war, was seine Worte bedeuten oder ob er es nur nicht zeigen konnte. Sie konnte aber gerade genauso wenig auf seine indirekt gestellte Frage damit antworten, sie war zu überrascht. Sie nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie sich mit nun wieder gefassten Gesichtsausdruck."Na dann ist doch gut, dass heute bei mir durch Zufall etwas Zeit freigeworden ist, nicht wahr." murmelte sie leise. Sie sah zu der Puppe, die Sirviente auf den Tisch gesetzt hatte und setzte sich wieder. Sie schaute auf das Püppchen. Wenn das mit seiner Magie zu tun hatte, war er wirklich gut ausgestattet, um Kinder zu bespaßen.
Dann griff sich Sirviente regelrecht in die Brust und zog eine leuchtende kleine Kugel hervor. Während er die Basis seiner Magie darstellte. Yunai beobachtete das ganze schweigend. Dann versank, der Seelenkern in der Puppe, die wenig später den Kopf bewegte, blinzelte und aufstand. Etwas, was, wenn die Puppe nicht so unfassbar süß ausgesehen hätte - im wahrsten Sinne des Wortes - bestimmt gruselig hätte sein können. Als die Puppe sie grüßte, beugte sie sich näher. ”Ehm..Hallo Kiku. So höflich wie ein Erschaffer. Hat sie jetzt deine…hast du jetzt seine Persönlichkeit? Oder wie funktioniert das?” fragte sie und legte dann die Hände auf den Tisch. ”Oh und da ich mit dem Essen fertig bin, wie wärs wenn Kiku , du und ich uns eine der anstehenden Aufgaben suchen, ich würde dich heute sehr gerne bei deinen Pflichten unterstützen, nachdem Du auch mir so lieb geholfen hast.” Das Essen war dringend notwendig gewesen, es ging ihr schon viel besser. Auch wenn sie nicht wusste, ob die nur am Essen lag. Außerdem war das ihre Art Sirviente etwas von ihrer Zeit zu schenken, sie würde ihn nicht direkt stehen lassen, nicht wo er sich so verletzlich gezeigt hatte. ”Kiku was kannst Du denn so? Kannst …oder magst Du uns unterstützen?” fragte sie unschlüssig, ob die Puppe nun ein Bewusstsein hatte oder nicht. ”Wie lange hält das?” fragte sie mit einer Handbewegung auf Kiku an Sirviente gewandt.
“Das klingt nach einem guten Vorsatz”, nickte Sirviente mit einem ermunternden Lächeln, als sich Yunai dazu entschied, ihren Interessen etwas mehr Zeit einzuräumen. Das war gut für einen Menschen. Sich auch etwas Zeit für sich selbst zu nehmen erholte und entwickelte. Wer das nicht tat, ging mit der Zeit daran ein. “Wenn das zugleich zu mehr Gelegenheiten führt, Zeit gemeinsam zu nutzen, umso besser.” Schließlich hatte Sirviente auch ein Interesse daran, mehr über die Runen zu erfahren, und ein gemeinsames Interesse war eine gute Basis dafür, zusammen daran zu arbeiten. Dem übergreifenden Wunsch des Golems, bessere Beziehungen zu knüpfen, diente das auch. Und vielleicht, nur vielleicht, stellte er sich ja als gute Gesellschaft für die Yihwa heraus. Seine Art zu feiern schien ihr zumindest zuzusagen. “Das klingt, als hättet Ihr eine solche Feier noch nicht miterlebt, Miss Yunai”, stellte Sirviente nachdenklich fest. “Ich stelle gerne bei nächster Gelegenheit sicher, dass Ihr die Möglichkeit erhalten werdet.” Nachdem Yunai so freundlich gewesen war, dem Eismann Details ihrer Magie darzulegen, war es wohl nur fair, wenn er die seine demonstrierte und erklärte. Sie hatten auch nicht den Zeitdruck einer Quest, insofern konnte er - für seine Verhältnisse - etwas besser ins Detail gehen. Freundlich grüßte Kiku die Repräsentantin, die ein wenig verdutzt wirkte, sich aber schnell fasste. Sie war wirklich gut darin, sich mit Leuten zu unterhalten, die sie nicht kannte oder gar befremdlich fand - eine gute Eigenheit, die ihre Position erklärte. Auf die Frage hin, ob Kiku die Persönlichkeit des Golems hatte, blickte diese unsicher auf zu ihrem Erschaffer. Mit einem freundlichen Lächeln schüttelte Sir leicht den Kopf, ehe er seinen Blick wieder hob und Yunai ansah. “Nicht direkt. Aspekte davon, ohne Zweifel, aber nicht die Gesamtheit. Schlussendlich ist es ja nur ein kleiner Teil meiner Seele", erklärte er ruhig, während das Püppchen enthusiastisch nickte, um seine Worte zu bestätigen. “Die genaue Persönlichkeit wird beeinflusst durch Zauber, Seele und Objekt… Insofern ist es nicht einfach eine Kopie meiner eigenen.” Im ein oder anderen Aspekt war sie ihm aber schon ziemlich ähnlich. Die Höflichkeit, zum Beispiel, hatte Yunai bereits festgestellt. Und auch in Hilfsbereitschaft stand sie ihm in nichts nach. “Ah… natürlich! Ich helfe euch gerne”, nickte sie mit einem warmen Lächeln und trat auf dem Tisch näher an die Ritterin heran. “Ich kann dich bei Allem unterstützen. Ich koche Tee, oder eine Mahlzeit, und ich wische Staub und mache sauber und räume auf", zählte die kleine Puppe auf. “Du… musst mir nur sagen, was du möchtest.”
Es lag wohl an Sirviente, zu definieren, was genau gebraucht wurde. Es war sehr freundlich von Yunai, ihm Unterstützung anzubieten, also schenkte er ihr, kaum dass er sich ebenfalls vom Tisch erhoben hatte, eine höfliche Verbeugung. “Vielen Dank, Miss Yunai. Ich nehme Euer Angebot gerne an", lächelte er, berührt von der herzlichen Geste. “Es ist auch ein guter Zeitpunkt. Das Frühstück endet, also beginnt die Arbeit. Zuerst einmal ist der Speisesaal zu säubern und in Ordnung zu bringen. Im Anschluss können wir an die Küche herantreten, um dort mit Reinigung, Geschirr und Nachbereitung zu unterstützen sowie unsere Vorräte zu prüfen." Das war ein recht typischer Start für Sirvientes Tag. Es war ein guter Ansatzpunkt für weiterführende Tätigkeiten. “In den nächsten Stunden werden außerdem die Baracken kaum genutzt, nachdem nun eine Menge Mitglieder dort unterwegs waren. Also ein guter Zeitpunkt, die Gänge und Räume dort zu reinigen. In diesem Zusammenhang sollten wir auch Bettzeug und Wäsche inspizieren und soweit nötig eine Reinigung anstoßen. Bis wir damit abgeschlossen haben sollten die meisten Runenritter fertig damit sein, ihre Pferde aus den Stallungen zu holen, also können wir dort Ordnung schaffen und Fütterung sowie Pflege der Tiere unterstützen. Im Anschluss begeben wir uns noch einmal in die Küche, um bei den Vorbereitungen für das Mittagessen zu helfen und eine flüssige Essensausgabe sicher zu stellen.” Damit wäre das erste Drittel des Tages bereits erledigt. Die Zeit verging wirklich wie im Fluge, wenn man Spaß hatte. “Am Nachmittag wird der Trainingsplatz im Allgemeinen etwas weniger genutzt als vormittags. Zu dieser Zeit können wir die Ausrüstung pflegen und ein Auge darauf behalten, dass dort alles ordentlich bleibt. Wenn wir dort fertig sind, können wir uns um die Reinigung der übrigen Räume im Gildenhaus kümmern, diese werden mit jeder fortgeschrittenen Stunde etwas weniger genutzt. Im Anschluss erledigen wir die Tageseinkäufe... und dann ist es auch schon Zeit fürs Abendessen.” Mit einem Lächeln auf seinen Lippen vollendete der Golem damit die Beschreibung seines typischen Tagesablaufes, wenn er nicht gerade mit spezifischen Aufgaben betraut wurde oder an einer Quest teilnahm. All das so geordnet aufzuführen hatte etwas Befriedigendes an sich. “Das wäre es auch schon. Ich würde Euch empfehlen, Euch im Anschluss ein paar Momente persönlicher Zeit zu nehmen, ehe die Ruhezeit beginnt. Sobald alle Runenritter in ihren Räumen sind, kümmere ich mich dann um die Reinigung der Gänge und darum, dass alles Übrige geordnet ist. Zuletzt kommt meine eigene Ausrüstung… und dann ist es Zeit, auf den nächsten Morgen zu warten.”
Sie lächelte sachte auf Sirvientes Zustimmung. Ja vielleicht wäre das eine gute Sache, auch wenn sie selbst nicht wusste, wie viel Zeit sie sich wirklich dafür nehmen würde. Es gab einige Dinge, die sie gern gemacht hatte, die meisten waren untergegangen seit sie hier war. Sie war eben fokussiert darin, die Leiter hochzusteigen, ihre Aufgaben zu erfüllen, zu trainieren. Wäre sie wie Sirviente könnte sie ihre Nächte dafür nutzen, Dinge zu tun, die sie mochte. Obwohl das wohl mit wieder anderen Einschränkungen einhergehen würde. Es war schon verzwickt manchmal. Noch am Anfang des Gespräch hätte sie Sirvientes Worte als Scherz und bestimmt nicht ernst gemeint aufgefasst. Nun hoffte sie irgendwie das er es ernst meinte und als er sagte er wolle ihr eine Gelegenheit für eine feier dieser Art verschaffen, schmunzelte sie tatsächlich. ”Ach versteh mich nicht falsch. Auch die Partys, die ich kenne, können unterhaltsam sein, aber darf ich ehrlich sein? ” fragte sie rhetorisch, nicht das sie unehrlich sein konnte. Was er ja aber nicht wissen konnte ”Es gibt nicht schrecklicheres als sich darüber zu unterhalten, ob das Wetter gut für Training ist, oder wie die Häppchen schmecken. Das ist so belanglos…. ich meine, ja es gehört dazu, ich versteh das schon. schlimmer noch ich tue es viel zu oft selbst gerade, wenn ich nicht weiß was ich sagen soll und mein gegenüber schweigsam ist ” sie schüttelte leicht den Kopf ”Aber naja, dann bin ja mal gespannt auf deine Art einer Party” sagte, sie wirkte etwas unbekümmerter als zuvor. Sie taute etwas auf. Ja ihr Tag verlief ganz anders als geplant, aber anstatt sie in ein Desaster zu führen hatte sie es hierher gebracht. Und ihr nun gesättigter Magen war ihr dafür sehr dankbar. Als Sirviente seine Magie erklärte, lauschte sie und nickte kurz. ”Spannend das sich die Beschaffenheit des Objektes selbst auch einen Einfluss hat. Sicher bist du deshalb so entzückend Kiku” sagte sie und kicherte. Sie war wirklich niedlich, vielleicht etwas zu süß für ihren Geschmack, sie bevorzugte ja frisches leichtes Essen, anstatt die Süßigkeiten, die die Kleidung der belebten Puppe bedeckten.
Dann folgte ein Schwall an Text und Yunai weitete leicht die Augen. Waren das die Aufgaben, die Sirviente jeden Tag alleine anging. Dann war der Golem ja den ganzen Tag beschäftigt. ”Du solltest wohl auch rausfinden, was du so gerne machst… naja heute wirst du etwas freie Zeit haben, da du heute nicht alleine arbeitest” sagte sie und nickte ”Wir helfen dir nicht wahr Kiku” sie sah auf die belebte Puppe und meinte dann ”Ihr räumt die Teller ab und ich hole die Lappen” sie drehte sich um Richtung Küche und als sie wieder rauskam hatte sie zwei Lappen bei sich. Einen warf sie Sirviente zu und während sie zu den Tischen ging, tätschelte sie Kiku kurz den Kopf als sie die Teller davontrug, die nicht abgeräumt worden waren. Sie hatte oft gemeinsam mit Eleonore den Haushalt gemacht und irgendwie war das gemeinsame arbeiten friedlich. Die Küche war schnell gemacht und nachdem sie durch die Barracken gezogen waren landeten sie bei den Ställen.
Yunai betrat den Stall und streifte durch die Boxen und hielt bei einer Stute an. Das dunkle Fell und die helle Mähne passten zu ihren doch meist auch eher monochromen Sachen. Sie streckte ihr vorsichtig die Hand entgegen und sah dann zu Sirviente ”Bist du schonmal geritten, Sirviente? ” fragte sie. Sanft strich sie der Stute ein paar Haarsträhnen zur Seite um ihre Stirn zu kraulen. ”Das hier ist übrigens Calypso, sie ist mir seit einer Quest irgendwie ein wenig ans Herz gewachsen. Aber ich habe da auch gemerkt, wie besonders das Band zwischen Pferd und Reiter sein kann. Manchmal unterschätzt man sowas.” murmelte sie dachte an @Lasciel und Despartio. Deren Verbindung so stark und voller Vertrauen zu sein schien. Vielleicht war es leichter zu Tieren Verbindungen aufzubauen, wenn man so verschlossen und schweigsam war wie er. ”Wie stehst du so zu Tieren, hattest du schon mit Tieren zu tun in deiner Familie mit dem Jungen vielleicht, gab es da einen Hund oder sowas?”
Ein mehr oder minder freier Tag. Die Adelstochter aus dem Hause de Cardona wusste überhaupt nichts mit solchen Freiheiten anzufangen, stürzte sie sich doch bei jeder Gelegenheit Hals über Kopf in die Arbeit. All die Jahre als Runensoldatin hatte sie stets und ständig mit loyaler Pflichterfüllung verbracht und eben nur sehr selten mit freizeitlichen Aktivitäten. Es war daher absolut keine Überraschung die Frau mit den Fuchsia Haaren in den Hallen der Rune Knights anzutreffen, auch wenn weder Aufträge noch Nebenarbeiten für sie parat standen. Unter ihresgleichen fühlte sich die Frau einfach am wohlsten, auch wenn Außenstehende hier gern mit Haarspalterei ankamen. Waren Ihresgleichen nun andere Adelige oder waren es all die Soldaten und Magier des Militärs? Viele Jahre musste sie sich damit auseinandersetzen und auch gegenwärtig kam dieses Thema immer mal wieder auf den Tisch.
Mittlerweile war schon der Mittag des Tages angebrochen und noch immer hatte man sie nicht spontan zu irgendeinem Auftrag verdonnert, doch langweilig war der Adelstochter deswegen keineswegs. Sie hatte sich einer Trainingsstunde der Rekruten angeschlossen und hatte kurz in der Schmiede des Velnarion vorbeigesehen, um ihr Rapier nachschärfen zu lassen. Doch in Anbetracht der herrschenden Tageszeit wurde es allmählich Zeit für ein Mittagessen und wo konnte man in Crocus Town besser speisen als im Speisesaal der Rune Knights? Womöglich an vielen Orten hier in der Stadt, aber Valeria wollte nicht außerhalb essen. Und so fand sich die Frau im besagten Speisesaal wieder und reihte sich in die Schlange ein, schnappte sich ein Tablett und etwas Besteckt. Es war ziemlich viel los, was gleichermaßen bedeutete, dass entsprechend wenige Ritter außerhalb unterwegs waren. Grundsätzlich ja ein gutes Zeichen, aber auch irgendwie schade, wenn man an all die Probleme des Volkes dachte.
Valeria ließ sich eine Vorspeise in Form einer kleinen Suppe auftischen und schlenderte weiter zum Hauptgericht, wo sie sich für die Fitnesskost entschied. Ein Hähnchenschnitzel mit Reis, Buttergemüse und etwas Sud. Beim Nachtisch verzichtete sie auf den Vanillepudding und krallte sich stattdessen eine Banane, denn die verfügten bekannterweise über viel Kalium. In ihren Becher füllte sie sich einen Kaffee und schon ging es zur altbekannten Platzsuche über, die sich heute nicht gerade als einfach herausstellte. Valeria erspähte einen freien Tisch und flanierte sofort hinüber, stellte ihr Tablett ab und setzte sich. Interessanterweise setzte sich sonst niemand zu ihr, aber das lag einfach daran, dass sich viele nicht unbedingt wohl damit fühlten sich an den Tisch einer Dame des Hochadels zu setzen, um dort zu speisen. Die de Cardona konnte es ihren Kameraden nicht verübeln, aber sie bedauerte es dennoch sehr. Ihr Blut unterschied sich doch überhaupt nicht von dem der anderen.
Dann stieß sie einen Seufzer aus und begann zu speisen.
Andreyna lebte zwar nicht in den Hallen der Rune Knights, sie bevorzugte zumindest, was das Schlafen anging, einen Raum mit vier Wänden, der nicht unbedingt an weiteren Mannschaftsquartieren angrenzte. Keine zu dünnen Wänden, die das Schnarchen, Herumkreischen, aus-dem-Bett-Fallen und diverse andere Geräuschskulissen ehemaliger Kameraden, die sie aus Sinn und Gedächtnis verbannen wollte, eher noch an ihr Ohr weitertrugen, als abzudämpfen. Keine schweren Schritte auf viel zu widerhallenden Gängen, brüllende Stimmen und das Beste – keine aufgerissenen Türen, wenn man einmal den vermeintlich stillen Ort frequentierte, und das Schloss gerade kaputt war. … Fast zehn Jahre Dienst in ganz unterschiedlichen Garnisonen und Barracken waren durchaus prägend, und so gönnte sie sich den Luxus, den sie sich mit dem Wechsel aus dem einfachen Soldatenleben zum Magierdasein. Ein warmes Bett ohne Flöhe oder Wanzen, ein volles Bücherregal und ein eigenes Badezimmer waren Träume, die sich endlich erfüllen hatte können. Nur die Küche fehlte. Und alles andere, was man als Soldat brauchte. Nämlich Platz.
Darum war es kaum verwunderlich, dass der Ritter sich des Öfteren – also, täglich – in der Gildenhalle aufhielt. Das war auch mit ihrem durchgeplanten Tag höchst vereinbar. Morgens folgten die üblichen Trainingseinheiten, die ihre physische Form fit halten sollte, dann theoretische Studien über alles Mögliche in Fiore, mehr Training, mehr Lesen, mehr … Nun, zumindest hatte sie heute keinen Auftrag auf ihrem Plan.
Andreyna war nicht zwingend glücklich darüber, aber zumindest hatte die Frau ein Bewusstsein dafür, dass Pausen keine Empfehlung, sondern eine Notwendigkeit darstellten. Entsprechend war heute der Tag, einer der wenigen, an dem sie den Speisesaal der Rune Knights besuchen konnte – zur Mittagsstunde. Innerlich zu allen möglichen Göttern betend, dass der Raum nicht allzu voll war, bog sie im Gang ab und huschte möglichst unauffällig an zwei plaudernden Gestalten vorbei durch die offenstehenden Türen. Nur um kurz darauf nach Luft zu schnappen.
Die Geräuschskulisse und förmliche Masse an Rittern, Beamten und was-auch-immer erschlug die Frau förmlich. Nun, es war gewiss nicht so überlaufen wie der größte Plaza in Crocus Town zu irgendeinem Stadtfest, allerdings war Andreyna auch nicht zwingend auf Konfrontationskurs mit einer etwas überdurchschnittlichen Anzahl an möglichen Kameraden, mit denen sie sich zum größten Teil niemals-nie unterhalten hatte, aus. Sie tat das, was sie mitunter am Besten konnte – überfordert lächeln. Nicht winken. Bloß keine Angriffsfläche bieten. Also nickte sie dann und wann einer nicht näher bestimmbaren Persönlichkeit zu, vielleicht auch sich selbst, vielleicht auch diversen glänzenden Partikeln in der Luft und reihte sich in die Schlange der Ausgabe ein.
Als ein besonders übellaunig ausschauender Zeitgenosse, dem das Haarnetz beinahe schon in die Augen rutschte, mit einer beinahe exekutierenden Bewegung der Schöpfkelle eine Portion Reis auftischte und das Gemüse darüber beinahe lieblos mit dem Löffel draufrotzte, waren Andreynas soziale Batterien beinahe schon überlastet. Lächelnd bedankte sie sich, warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Vanillepudding, um den sie sich nicht traute, zu fragen, und sah sich schließlich kurz um. Ein Stück entfernt erspähte sie einen vermeintlich freien Tisch, atmete erleichtert aus und zwängte sich durch besetzte Reihen, wo munter geplauscht wurde. Soweit man das als ‚munter‘ bezeichnen wollte, was Ritter an 'Wirrwarr' von sich geben konnten. Für gewöhnlich. Sie fragte sich einfach nicht mehr und nahm hin. Damit ließ sich überleben. Andreynas Gedanken wanderten weiter. Möglicherweise bekam sie noch heute, wahrscheinlicher aber am Morgen den nächsten Auftrag in die Hände gedrückt. Die Schultern der Frau zogen sich automatisch hoch, als sie an das stets süffisante Lächeln dachte, mit der die Ausstellerin sie bedachte. Wie hieß sie überhaupt? Hoffentlich musste sie nicht in Müll herumwühlen...
Viel zu spät sah Andreyna einen fuchsiafarbenen Haarschopf. Ihr Blick ruckte von der erbärmlich lieblosen Mahlzeit, die sie den Weg über angestarrt hatte, auf. Automatisch hatten sie ihre Beine bereits an Tisch und vor die Bank bewegt, damit die Gedanken so frei schwirren konnten. Entsprechend niedrig war die periphere Wahrnehmung in solchen Momenten, die nur dann auftraten, wenn sie sich sicher fühlte. Vielleicht eine falsche Einschätzung des Ortes? Andreynas Augen weiteten sich erschrocken, doch die Arme hatten bereits das darauffolgende Kommando eingeleitet. Mit einem ordentlichen Scheppern des Bestecks, von Tonteller gegen Holztablett, knallte sie ausversehen ihr Mittagessen auf die Tafel. Mehr noch schien es so, als wäre es ihr aus der Hand gerutscht. Ein paar Körner viel zu aufgedunsenen Reises kullerten über den Tellerrand auf das Tablett und beschrieben dabei einen dramatischen Bogen. Fahl wirkt die junge Frau im Gesicht, einen Moment lang, bevor sie Luft holte und sich räusperte. 'Glücklicherweise hatte ich nicht um Soße gebeten.'
„Verzeiht, ist hier noch frei?“, folgte es schließlich gefasst, als sich die Gesprächsprotokolle in ihr Hirn schalteten. Natürlich war hier noch frei, da saß nur eine Person und die Bank bot zweierseits sicher für mindestens vierzehn Mann Platz, Andreyna. Kurz kniffen sich die Augen etwas zusammen, und flüchtig musterte sie Valerias Gesicht nachdenklich, bevor ihr üblich freundlich-neutraler Gesichtsausdruck wieder auftauchte. Irgendetwas kam ihr bekannt vor. War sie auch neu? Die Haarfarbe... Irgendwo... Ganz recht konnte sie den Finger auf das Gefühl aber nicht legen, mehr noch war sie beschäftigt, sich die neuste, peinliche Erinnerung gleich wieder aus dem Gedächtnis zu streichen.
Andreyna wartete einen Moment lang die Antwort ab. Gleich wie sie ausfiel, nahm sie dennoch Platz – flüchtig wanderte ihr Blick zur Seite weg, und so voll, wie die Nachbartische nach kurzem Studieren aussahen, schien das derzeit die beste Option zu sein. Vielleicht würde sie irgendwann drüber lachen und nicht darüber im Boden versinken wollen, dass sie beinahe einen Haufen Reis über eine Kameradin verschüttet hatte. Glücklicherweise hatte sie nicht um Soße gebeten.
Mit der Aufnahme der Gabel hob sie wieder den Blick zu Valeria. Das bernsteinfarbene Augenpaar wirkte einen Moment recht leer, als sie nochmal vor sich hin grübelte, bevor Andreyna sachte blinzelte und ein höfliches Lächeln präsentierte. Richtig, man sollte sich … „Andreyna Vermillion, der Name. Verzeiht bitte meine Unschicklichkeit, normalerweise beherrsche ich es, meine Speisen vernünftig abzustellen.“ Andreyna sparte sich das falsche Auflachen, es wäre ihr sowieso im Hals stecken geblieben. Stattdessen lächelte sie matt. „Und Sie sind?“
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Es war schon interessant, wie sehr man die Adelstochter mied, wenn man die Größe ihres Tisches bedachte. Hier konnte locker ein halber Zug Platz nehmen und speisen, doch stattdessen ging man ihr aus dem Weg und quetschte sich an bereits platzende Tische. Die de Cardona war über alle Maßen glücklich das man sie lediglich aufgrund ihrer adeligen Blutlinie ausgrenzte und eben nicht aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau war. Das Königreich Fiore war nicht für feste Geschlechterrollen bekannt und war dahingehend äußerst offen und tolerant, dadurch konnte Valeria ja überhaupt erst Karriere im Militär machen. Doch auch wenn man ihr bei den Rittern nicht mit direkter Ablehnung begegnete, so mied man sie in allerlei freizeitlichen Belangen abseits des vorgeschriebenen Dienstes. Sicherlich war ihr Auftreten von nobler und vornehmer Natur, ihre Aussprache entsprechend hocheloquent und doch begegnete sie ihren Kameraden stets mit professionell distanzierter Offenheit und einem Lächeln. Schlussendlich ließ es sich aber wohl nicht ändern.
Sich mit ihren Gedanken auseinandersetzend, saß sie ruhig dort und hatte die Beine überschlagen. In aufrechter und vornehmer Körperhaltung saß sie am Tisch und verwendete das Besteck mit einer anmutigen Grazie, die seinesgleichen sucht. Gabel für Gabel verschwand in ihrem Mund, zuvor stets benetzt mit Teilen ihrer Speisen, auf denen sie dezent kaute, bevor sie geschluckt wurden. Die Qualität des Essens war völlig in Ordnung, aber natürlich überhaupt nicht mit den Speisen zu vergleichen, die in ihrem Elternhaus im Reichenviertel kredenzt wurden. Doch diese Vergleiche wollte Valeria gar nicht erst ziehen, denn sie war vollumfänglich zufrieden mit all den Dingen, die ihr der Dienst so einbrachte. Sie hatte keine Probleme mit den Mehrfachunterkünften in all den Barracken, in denen sie stationiert war und ebenso wenig Probleme sich als Adelige in denselben Dreck zu werfen, wie es das gewöhnliche Volk tat. Beim Militär zählte der Adelsstand einfach nicht, denn sie waren alle Soldaten und gleichermaßen viel wert.
Dann registrierte die Adelstochter plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel und ließ daher kurzweilig von ihrem Teller ab. Es näherte sich eine Frau, deren Aschblondes Haar in Verbindung mit den Bernsteinfarbenen Augen einen interessanten Kontrast erzeugten. Ihre Haltung war einwandfrei und zeugte beinahe schon von Starre, aber bekannt kam sie ihr nicht vor. Sie strahlte jedenfalls viel Ritterliches aus und damit war sie so einigen Magiern in dieser Gilde weit voraus. Dann ging alles ganz schnell und ehe sich Valeria versah, krachte auch schon das Tablett der jungen Dame auf den Tisch und sorgte dafür, dass etwas Reis vom Teller herunterkullerte. Glücklicherweise hatte sie nicht um Soße gebeten. Valeria schreckte nicht auf, doch war sie sichtlich überrascht und war bereits im Begriff nachzufragen, ob alles in Ordnung war, doch der Neuankömmling überspielte den Vorfall mit einer interessanten Souveränität. „Gewiss ist hier noch frei. Bitte setzt Euch“, entgegnete Valeria also auf die höfliche Frage der Soldatin.
Andreyna nahm Platz und nach einem Lächeln seitens der de Cardona, sollte die Aufnahme der Speise wieder Fahrt aufnehmen. Mithilfe ihrer Gabel piekte Valeria ein Stück Hähnchen auf und führte es sich gerade gen Mund, als die Vermillion ihre sozialen Batterien weiterbeanspruchte und sich höflicherweise vorstellte. Die Blondine war irgendwie völlig anders als all die anderen Ritter hier, was mitunter aber auch daran lag, dass sie sozial etwas ungeschickter wirkte. Valeria war aber keine Psychologin und war keine Expertin in Sachen Menschenkenntnis, daher schlussfolgerte sie auch nicht. „Es gibt nichts zu verzeihen. Seid unbesorgt“, winkte Valeria lächelnd ab und sah in die bernsteinfarbenen Augen der Blondine, die für einen Augenblick leer gewirkt hatten. „Mein Name lautet Valeria de Cardona“, stellte sich die Fuchsiahaarfarbene Frau also vor. „Ihr dürft mich gern Valeria nennen, wenn Ihr das wünscht“, bot sie direkt an. Sie brauchte hier unter Kameraden weder Titel noch übertriebenen Anstand, nur weil sie in eine spezifische Familie geboren wurde. „Es ist mir eine Freude Eure Bekanntschaft zu machen“, schloss Valeria also den ersten Beginn des Smalltalks ab. Dann genehmigte sie sich einen Happen und lehnte sich etwas zurück.
„Euer Tablett wirkt sehr trostlos“, stellte die de Cardona kurzerhand fest. Sie hatte keine Soße, das Gemüse wirkte trostlos raufgeschmissen und Vanillepudding hatte sie auch keinen, oder eben alternativ Obst. „Gebt mir einen Augenblick“, lächelte die Adelstochter und schon schwang sie sich auf ihre Beine, wodurch sie eine anmutige Höhe von guten 1,80 Meter erreichte. Kurzerhand stolzierte sie zur Essenausgabe, nickte einem Kameraden zu und erhielt Vortritt. Sie griff zwei Schüsselchen mit Vanillepudding, dazu zwei Löffel und schon begab sich Hochwohlgeboren zurück an den Tisch. Der Vermillion wurde kurzerhand ein Schüsselchen mitsamt Löffel auf das Tablett gestellt und schon setzte sich Valeria wieder lächelnd hin. „Der Tag ist so viel schöner, wenn es ein ansprechendes Dessert gibt“, philosophierte sie vor sich hin. „Findet Ihr nicht auch?“
Andreyna atmete auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft zwischen ihren Sätzen angehalten hatte, doch war es immerhin nicht lange genug gewesen, dass es nach außen hin bemerkbar wäre. Kurz: Immerhin hechelte sie nicht wie eine Kuh, die dreihundert Meilen getrieben wurde. Der Blick, zuvor noch von offensichtlich peinlicher Berührung geprägt, wirkte einen Moment offener, als Valeria ihr zuvorkommend den Platz anbot. Andreynas mattes Lächeln verbreiterte sich problemlos und ungezwungen freundlich, bevor sie sich schon eine Gabel mit Reis aufschaufelte, die Antwort ihres Gegenübers aber abwartete, bevor sie sich noch in den Mund stopfen konnte.
Ihr Magen rumorte kurz, sich über die Wartezeit zur Nahrungszufuhr beschwerend, doch drückte sie sich möglichst verstohlen die Elle in den Bauch, um das zu unterbinden. Kurz krümmte sich der Rücken der sonst penibel gradlinigen Soldatin, dann nahm sie aber auch schon mit dem nächsten Blinzeln ihre Haltung wieder an. Der Mund öffnete sich, die Gabel hob sich bereits, das Reisflugzeug mit ein paar grünen Erbsen als Passagiere war zur Landung bereit, da stoppte sie. Nicht ganz im Satz, aber in der Bewegung. „Ah, seid vielmals bedankt. Noch dankbarer wäre ich, wenn die werte Dame so tun könnte, als sei nie etwas passiert. Und ebenso sehr erfreut, Frau de - “ , sprudelte es zunächst förmlich heraus, die einstudierte Leichtigkeit von Floskeln überspielend. Pause.
Was.
Kurz ratterte es im Kopf. Namen und Wappen sprangen, hüpften und tanzten vor dem inneren Auge der Soldatin. Vielleicht auch um ihren Kopf herum. Nun, Valeria war ihr zwar persönlich nicht wirklich ein Begriff, dafür war ihr Namensgedächtnis nicht gut genug, deren Familienname hatte Andreyna aber natürlich schonmal vernommen. Politik war ein leidiges Thema am Abendtisch ihrer Familie, an sämtlichen Familienfeiern, ihr Bruder prahlte natürlich auch stets mit seinen Einsätzen an der Seite von irgendwelchen de-Wasauchimmer und so weiter und so fort. Sie blinzelte einen Moment lang, erst träge, dann rascher, die Verwunderung offen im Gesicht tragend.
Es war ein weiteres Räuspern, dass das Schweigen der Vermillion unterbrach, gerade nachdem sich Valeria vorstellten konnte. Natürlich, sie hätte es vorher bemerken können – gerade Haltungen waren nicht unbedingt ungewöhnlich für einen Soldaten, Tischmanieren allerdings rar gesätes Gut in ihren vorherigen Kameraden, charakteristische Züge, edel wirkende Uniform, vermutlich würde sie irgendwo ein Wappen erkennen können, wenn sie Valeria genauer betrachtete. So klebte der Blick der Soldatin aber nur im Gesicht der anderen, doch immerhin blinzelte sie oft genug, dass es nicht unbedingt unhöflich starrend wirken konnte. Vielmehr wirken sollte. Also vielleicht nur ein winziges Bisschen durchbohrend. Innerlich gab sich Andreyna allerdings nur eine Ohrfeige und wollte ein weiteres Mal in ihrem Leben vom Blitz getroffen werden. Vielleicht sollte sie sich versetzen lassen? Hargeon könnte um diese Jahreszeit ganz hübsch sein. Galuna Island, vielleicht? War Bosco eine Möglichkeit?
Valeria schien das Ganze zuvor aber schon mit Würde hinzunehmen. Das Lächeln machte sie gewiss sympathisch und ansprechbar, der Verzicht auf Titel ebenso. Also fuhr Andreyna etwas vorsichtig fort: „… Frau de Cardona.“ Der Vorname wurde angeboten. Es war höflich, auf Angebote einzugehen. Es wirkte auch nicht unbedingt so, als würde sie deswegen am Kragen zu ihrem Vorgesetzten; schlimmer noch zu ihrem Vater gezogen werden. Etwas kleinlaut, beinahe atemlos verbesserte sie sich rasch: „Ähh – Valeria, natürlich!“
Bevor Andreyna etwas Dümmeres von sich geben konnte, steckte sie ordentlich Reis und Erbsen in den Mund. Das Reisflugzeug landete. Mit vollem Mund sprach man nicht. Ihr Magen grummelte besänftigt auf. Alles war gut. Sie würde essen, und sie würde gehen, und sie würde später einen Sandsack auf dem Trainingsplatz anschreien. Perfekt. Ihr Gesicht erhellte sich. Bis Andreynas Blick auf das von Valeria bezichtigte trostlose Mahl fiel. Mit vollem Mund sprach man nicht. Stattdessen färbten sich Wangen und Ohren rot und der Blick der Frau wanderte kurz zur Seite ab. „Hmmhmhm!“, bekam Valeria eloquent zur Antwort. Das war noch im Rahmen des Möglichen. Mehr hätte sie auch ohne Reis im Rachen vermutlich nicht hervorbekommen. Stattdessen lächelte sie mit aufeinandergepressten Lippen etwas überfordert nach vorne.
Als der Mund endlich leer war, öffnete Andreyna ihn auch schon, bereit etwas potenziell Klügeres als Laute von sich zu geben, doch da war Valeria schon auf den Beinen. Moment, zu schnell! Warte! Der Mund blieb einen Moment lang offen stehen, schloss sich dann aber wieder und verwundert sah sie der Frau mit den auffallend fuchsiafarbenen Haaren nach. Nicht allzu lange, da warf sie einen Blick zum Nachbartisch. Ein paar namenslose Gesichter und gesichtslose Namen gafften hinüber, die Kuriosität nicht besonders gut verbergend, als wollten sie mitbekommen, was da vor sich ging. Sie beeilten sich jedoch rasch, eigene Tischgespräche wieder aufzunehmen, soweit sie bemerkt wurden.
Das ‚Was‘ wurde nur durch ein verwirrtes Fragezeichen im Gesicht der Vermillion ersetzt, und ihr Hirn konnte nicht lange genug prozessieren, was gerade passierte, da saß Valeria auch schon wieder und brachte Gaben. Das mit dem trostlosen Mahl hatte Andreyna gerade noch in Gedanken, entsprechend betrachtete sie Buttergemüse und Hähnchenschnitzel der anderen flüchtig, um die Benennung nachzuvollziehen, da hatte sie den Vanillepudding schon unter der Nase. Knapp. Mehr rechts daneben. Wieder sank der Blick, diesmal zunächst auf das freundlichst mitgebrachte Dessert, dann auf den dazugehörigen Löffel daneben, bevor sie Valeria wieder ansah. Zunächst offen überrascht, dann mit einer winzigen Spur Argwohn, der das Augenmerk beinahe zu verdunkeln schien. Warum sollte eine Adelige ihr Pudding bringen? Warum sollte das überhaupt jemand tun?
Der Gedanke suchte ihren Geist jedoch nur einen flüchtigen Moment heim. Wieder wanderte der Blick kurz zur Seite ab. Natürlich. Der Speisesaal war rappelvoll, und dennoch war genau dieser eine Tisch leer. Es schien nicht so, als würde die de Cardona ignoriert werden, nein, sie wurde sogar vorgelassen, doch die Distanz zwischen ihr und den restlichen Rittern war beinahe zum Greifen. Eine eigenartige Atmosphäre schien die Luft dick zu machen. War es Respekt? Angst? Etwas anderes? Der Stich eines schlechten Gewissens ließ nicht lange auf sich warten.
Kurz sackten die Mundwinkel Andreynas nach unten, ihr Gesicht wirkte aber nachdenklich, bevor sie aufmerkte und sich auf die Philosophie der Hochgeborenen vor sich konzentrierte. Wenn sie sich distanzieren wollte, wäre sie vermutlich nicht in einem gemeinschaftlichen Raum, wo ein jeder Rune Knight – und was dazugehörte – eines jeden Ranges hineinspazieren konnte, mutmaßte Andreyna still für sich. Der ersten Ohrfeige gesellte sich im Geiste eine Zweite dazu. Gut. Sie würde sich Mühe geben, nicht alles Soziale an die Wand zu fahren. Zunächst aber …
„Das wäre nicht nötig gewesen, Valeria. Ich bin mir aber sicher, dass … ähh… bei der Essensvergabe darauf geachtet wurde, dass ich gesättigt bin, trostloser wäre nur Haferschleim gewesen. Ungesüßt und ebenso wenig gesalzen. Wobei, versalzener Haferschleim wesentlich schlimmer ist als der…“ Warum fixierte sie sich auf Haferschleim? Urgh. „… Ah, Sie wissen sicherlich, … und das. Seien Sie aber vielmals bedankt für das Dessert, in der Tat muss ich Ihnen Recht geben. Ich wusste bis heute nicht einmal, dass Dessert hier vergeben würde, meistens esse ich außerhalb…“ Wenn sie es nicht vergaß. „Nun…ehm… Gewiss. Ja. Natürlich. Mögen Sie denn Vanillepudding?“ Bitte hör auf. „Sind Sie denn schon lange im Dienst? Ich meine, Sie bisher noch nicht gesehen zu haben, allerdings bin ich noch nicht allzu lange hier, und oh - Ein „Du“ genügt völlig, La- Valeria.“
Andreyna stoppte sich selbst. Die Hand, die die Gabel gegriffen hatte, und die Zeit über etwas verkrampft wirkte, lockerte sich schließlich geistesgegenwärtig. Immerhin hatte sie das Handgelenk zurück auf die Tischkante gelegt und so sah es nicht aus, als würde sie die Adelstochter – nein, Kameradin – mit der Gabel bedrohen wollen. Ein Blick zur Seite versicherte Andreyna, dass das wohl nur auf ein paar weitere Gaffer so wirken konnte, dann lächelt sie einfach wieder nach vorne. Offen und freundlich, nicht ganz mit dem Watt tausender Sonnen, das vermochte sie nicht, aber bemüht um Aufrichtigkeit. Hilfe.
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Valeria Royal Knight
Anmeldedatum : 13.03.24 Anzahl der Beiträge : 133 Alter : 32 Ort : Crocus Town
Mit so einer Begegnung zum Mittagessen hatte die de Cardona absolut nicht gerechnet, aber die Welt hielt eben stets und ständig völlig neue Erfahrungen bereit. Die Ritterin wirkte ein wenig unbeholfen und unsicher, was sich aber recht schnell legte und augenscheinlich nur der Aufregung durch ihren Fauxpas geschuldet war. Und auch wenn die beiden Damen einen Standesunterschied zwischen sich stehen hatten, so waren sie in letzter Instanz Ritter der Rune Knights und damit Kameraden auf derselben Ebene. Entsprechend konnte Andreyna natürlich Platz nehmen und sich dazu gesellen, denn auch wenn Valeria keinen Hehl aus ihrer Herkunft machte, so wollte sie es weder als Waffe noch als Schirm nutzen. „Gewiss wird es vergessen, seid unbesorgt“, lächelte die de Cardona auf die ungewöhnliche Bitte hin.
Die anfänglichen Startschwierigkeiten waren für die Vermillion bestimmt kaum zu ertragen, doch Valeria nahm diese kaum merklich wahr. Zwar fiel ihr die Unbeholfenheit Andreynas auf, doch thematisieren tat sie es natürlich nicht. Stattdessen blieb sie entspannt und freundlich, versuchte entsprechend beruhigend auf die Ritterin zu wirken, damit sie sich voll und ganz auf ihr Mahlzeit einlassen konnte. Sie waren nur zwei Frauen, die am selben Tisch saßen, aßen und miteinander sprachen, nichts weiter. Etwaiger Adel hatte in dieser Runde überhaupt keinen Platz, daher hatte Valeria auch umgehend ihren Vornamen angeboten und bestand keinesfalls auf irgendwelche Titel oder dergleichen. Dennoch schien eine gewisse Distanz zwischen den beiden Damen zu bleiben, mit welcher sich Andreyna sehr schwer zu tun schien.
Blinzelnd blickte die de Cardona in die Seelenspiegel ihrer Gegenüber und lauschte ihrem Gerede über Haferschleim, auf den sie überraschenderweise sehr fixiert schien. „Nötig vielleicht nicht, aber schaden tut es auch nicht“, lächelte die Adelstochter und genehmigte sich einen Löffel ihres Puddings. Den Haferschleim ließ sie einfach unkommentiert, denn das führte womöglich zu nichts von größerem Wert für die Unterhaltung. Holprig war das Gespräch aber dennoch, denn der Vermillion entkamen kurzerhand mehrere Fragen, bei welchen sie schlussendlich sogar das Du anbot und sie beinahe wieder höherwertiger angesprochen hätte als ausgemacht. „Das Duzen würde mich sehr freuen, Andreyna“, lächelte Valeria. „Also duze mich ebenfalls, okay?“, bat sie wiederum. Valeria wollte keine Schlucht zwischen ihnen, also von Beginn auf Augenhöhe. „Vanillepudding vermag es mir Momente angenehmen Genusses zu verschaffen, ja“, beantwortete sie zunächst die eine Frage.
„Und den Rune Knights gehöre ich erst seit kurzem an. Ich bin also ein Frischling“, gestand sie hinsichtlich der anderen Frage. „Ich habe zuvor aber 13 Jahre als Runensoldatin gedient. Wo bist du vorher gewesen?“, fügte sie noch an und stellte zugl,eich eine Frage. Sie war eine diensterfahrene Soldatin, aber unter den Magiern der Rune Knights noch grün hinter den Ohren. Valeria atmete kurz durch und genehmigte sich eines weiteren Löffels Pudding. „Du isst also eher außerhalb?“, fragte sie die Vermillion lächelnd, um das Thema aufzugreifen. „Eine gute Idee. Außerhalb ist das Angebot an Speis und Trank deutlich vielfältiger und geschmackreicher als hier“, kicherte sie. Das Essen bei den Rune Knights war völlig in Ordnung, aber nicht mit Lokalqualität der hiesigen Küchen zu vergleichen. „Mir kommt da ein Gedanke, Andreyna“, sprach Valeria sie noch einmal an, nachdem sie der Dame entsprechend Zeit zum Antworten gegeben hatte. „Begegnen wir den Herausforderungen als Neulinge bei den Rune Knights doch einfach gemeinsam“, schlug die Adelstochter kurzerhand vor.
Andreyna atmete aus, als Valeria ihre Bitte bestätigte. Das Lächeln der de Cardona wurde mühelos erwidert, die Erleichterung stand der Frau ins Gesicht geschrieben. Manche Dinge konnten so einfach gelöst werden! Oder? Einen Moment lang konzentrierte sich die Soldatin darauf, ihr mickriges Mahl gabelweise in den Mund zu bugsieren, dann hob sie jedoch – nebenbei kauend, immerhin sittsam mit geschlossener Futterluke – den Blick wieder an. Eine Weile blieb er nachdenklich auf Valeria ruhen, bis sich ihr Kopf leicht in die Schräge neigte. Valeria gab sich souverän, freundlich und zuvorkommend. Einen Moment lang sah sie auf den Vanillepudding herab, gerade, als sich ihr Gegenüber davon einen Löffel genehmigte. Daran war nichts falsch, prinzipiell war es eine gute Sache, doch ganz konnte Andreyna das argwöhnische Gefühl nicht abschütteln, das sie heimsuchte. Es brachte ihr nichts, oder?
„Gewiss nicht. Ich danke, erneut.“, erwiderte der Ritter schließlich, das Lächeln trat jedoch etwas verzögert zu Valerias auf die Züge der Vermillion. In Gedanken entschied sie, das Misstrauen zur Seite zu schieben – es sollte keinen Platz finden müssen. Und soziale Rangunterschiede waren in Einsätzen ohnehin rasch irrelevant. Andreyna pustete kurz Luft durch Zähne und Lippen aus, ein kräftiges Nicken war die Folge auf die Duzerei-Geschichte. Nun, sie mochten beide Vanillepudding. Das war eine Gemeinsamkeit, auf Gemeinsamkeiten konnte man sozialen Kontakt aufbauen und pflegen.
Der Mund öffnete sich, nach der Tirade über Haferschleim verkniff sich Andreyna jedoch gerade noch rechtzeitig, will man meinen, eine weitere über die nächste potenzielle Nachspeise (oder Hauptmahlzeit, wenn es nach ihr ginge). Stattdessen blinzelte sie überrascht, als Valeria über ihre Dienstzeit sprach. Ein kurzes, vielleicht etwas gackerndes Auflachen entfloh der Blonden, die rasch jedoch die Hand auf den Mund drückte, bevor sie mit einem Räuspern gestikulierend auf sich verwies. „Nicht überraschend, aber ein überraschender Zufall. Ich war…“ Andreyna kniff ein Auge zu. Wie lange war es her, als sie die Akademie verlassen hatte und als Rekrut den regulären Truppen der Runensoldaten beigetreten war? Die aufkommende Heiterkeit verschwand einen Moment aus den Zügen, als sie die Stirn in Falten legte. „… nun, ebenso eine Weile bei den Runensoldaten. Die meiste Zeit, bis auf wenige Ausnahmen jedoch in Crocus‘ stationiert. Ich meine, es waren … sechs Jahre? Vielleicht fünf?“ Das könnte hinkommen. Sie blinzelte sachte, schmunzelte dann auf, um das unangenehme Gefühl des nicht-Erinnerns zu verdrängen. Die Gabel landete am Tellerrand, möglichst vorsichtig und leise, bevor sie mit kuriosem Gesicht wieder Valeria betrachtete. Sie lächelte viel. Vermutlich war ihr freundliches Gebaren aufrichtig gemeint – vielleicht war sie auch nur darin geübt. Wie dem auch sei – Andreyna war ganz froh darum, nicht allein essen zu müssen. Üblicherweise störte sie sich nicht daran, die Distanz zu ihrer Familie und das Fehlen ehemaliger Kameraden, die sie dann und wann aus ihrem Schildkrötenpanzer gezogen hatten, machte sich jedoch hin und wieder bemerkbar.
„Es bietet sich an.“, bestätigte Andreyna zunächst mit leiser Stimme, die mit einem Räuspern jedoch wieder ihre Kraft zurückgewann. Tristen Gedanken musste sie gerade nicht nachhängen, das wollte sie auch gar nicht. „Ich muss ein Stück durch die Stadt laufen, um zu meiner Unterkunft zu gelangen, und da kommt man an einigen Geschäften und Imbissen vorbei, die zum Teil noch recht spät geöffnet haben, sei es für die arbeitende Bevölkerung der Stadt oder noch spätnachts bummelnde Touristen.“ Nicht zu vergessen, dass sie im Zweifelsfall einfach nur die Treppe von ihrem Dachzimmer heruntergehen müsste und den Kopf in die Küche einer solchen Schnellfraßbude stecken konnte. „Aber gewiss, man kann sich zumindest aussuchen, was man essen möchte. Oder wo, vielmehr.“
Kurz wanderte Andreynas Blick zur Seite in Richtung der Nachbartische ab. Es wirkte auf sie nicht mehr so, als wären die beiden Frauen Gegenstand diverser Aufmerksamkeit. Gut. Als Valeria das Wort an sie richtete, drehte sie den Kopf zurück. Das ‚Huh?‘ war dem Ritter im Gesicht anzusehen, wieder kippte der Kopf etwas zur Seite. Etwas verwundert präsentierte sich die Mimik Andreynas, als die de Cardona ihren Vorschlag unterbreitete, dann wirkte sie mit einem Mal jedoch recht ernst. Sie folgte nicht dem ersten Reflex, aufzustehen, doch dafür dem Zweiten. Der rechte Arm ruckte hoch und nach vorne, und mit beinahe eingeschulter Geste reichte sie Valeria die Hand – definitiv zum Einschlagen gedacht. Ein festes Nicken folgte. Es mochte keine angebotene Blutsschwesternschaft sein, doch wirkte es so, als würde Andreyna den Vorschlag durchaus ernst nehmen.
„Natürlich. Auf gute Kameradschaft!“
Ob eingeschlagen oder nicht, ein freundliches Lächeln folgte daraufhin, ehe Andreyna etwas im Stuhl zurücksank. Es wirkte nicht so, als konnte sie ihre gerade Haltung gänzlich aufgeben, aber zumindest schien sie um einiges entspannter zu sein. Die Gesichtszüge glätteten sich und mit dem nun aufgegriffenen Puddinglöffel deutete sie beinahe munter in Richtung Valeria, als wäre die letzte Mauer problemloser Kommunikation erstmal eingerissen.
„… Auch wenn ich nicht recht weiß, was man denn nun machen soll. Wirklich Einfluss haben wir nicht darauf, wie und mit wem die Aufträge verteilt werden. Das macht die Obrigkeit. Aber ich denke, wir könnten … uhm … zusammen trainieren, vielleicht? In Form halten sollte sich jeder Ritter, immerhin.“
Kurz musterte sie ihre Kameradin etwas abschätzend und schürzte die Lippen. Valeria war zwar ein kleines, aber gutes Stück größer als sie selbst, doch vielleicht sollte sie ihr nicht unbedingt ihre Schildkante ins Gesicht hauen. Oder sonst wo hin. Vielleicht besser kein Waffentraining, dachte sie mit kurz zur Seite schwirrendem Blick. Oder zumindest nicht mit ihrer üblichen Bewaffnung. Kurz verzog sich Andreynas Gesicht, als sie flüchtig an einen etwas verworrenen Vorfall dachte, der definitiv in einem gebrochenen Steiß endete – der nicht ihrer war. Ups. „… Ich meine, vielleicht ginge auch magisches Training? Ich denke, ich … kann nicht so viel dabei helfen.“ Die letzten Worte werden etwas leiser gemurmelt, als die Realität winkend an ihr vorbeizog. Sie war keine besonders gute Magierin. „Uhm.“ Pause. „Ähm. Naja. Vielleicht…“ Andreyna fiel nichts ein. Freundschaften waren Neuland für sie, was machte man da überhaupt? Ein etwas gequältes Lächeln huschte über die Gesichtszüge, als ihr eine recht banale Idee kam. „Wir könnten ja zumindest öfter mal zusammen zu Mittag essen, vielleicht auch hier? Das ist sicherlich besser als … alleine an einem … leeren Tisch sonst zu sein…“ Hallo Fettnäpfchen.
"Sprechen"| Denken| Magie
Dark is the road that leads to Heaven for one/ Who is not dead. [...]
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Valeria Royal Knight
Anmeldedatum : 13.03.24 Anzahl der Beiträge : 133 Alter : 32 Ort : Crocus Town
Die Zusammenkunft mit der Vermillion war definitiv das Sonderbarste, welches sie bisher bei den Rune Knights durchlebt hatte. Die Adelstochter war es gewohnt gemieden oder aber äußerst distanziert behandelt zu werden, gleichwohl kannte sie auch gewöhnliche Kameradschaft und den Dienst auf Augenhöhe, doch Andreyna legte hier einen völlig neuen Maßstab an den Tag. Sie schien grundsätzlich überfordert mit der de Cardona zu sein, die sich Mühe gab eben nicht die Tochter einer hochadeligen Familie zu sein. Die schöne Ritterin tat sich womöglich schwer damit diesen Umstand einfach zu ignorieren, so zumindest schätzte Valeria die Situation ein. Dahinter konnten natürlich auch andere Gründe stecken, aber die Ritterin vermochte es eben nicht ihre Gedanken zu lesen und konnte daher lediglich Vermutungen anstellen.
„Ob sechs oder fünf Jahre“, griff Valeria lächelnd auf. „Erfahrung ist Erfahrung und das ist gut“, fügte sie an. „In Crocus war ich auch stationiert, allerdings nur in den letzten Ausläufern meiner dortigen Zugehörigkeit“, gab sie offen zu. All die Zeit war sie sonst wo anders stationiert gewesen, doch das tat jetzt pauschal nichts zur Sache. Allein dadurch waren sich die beiden Ritterinnen ähnlich, da sie mehr oder weniger auf dieselben Erfahrungen zurückgreifen konnten. Das erleichterte etwaigen Dialog hinsichtlich dienstlicher Belange und ermöglichte allen voran Verständnis, denn der Dienst im Militär war für gewöhnlich etwas, was ein Zivilist nie nachvollziehen konnte. Valeria kannte es sehr gut, denn in ihren Kreisen ziemte sich ein Dienst im Militär eigentlich nicht und keine ihrer Freunde oder Bekannten eigneten sich als Gesprächspartner.
Aufmerksam lauschte die Ritterin den Erzählungen ihrer Kameradin und genehmigte sich dabei etwas Vanillepudding, den sie ja extra geholt hatte. Sie hatte also einen längeren Weg zur Unterkunft und hatte die Möglichkeit die kulinarische Meile auf dem Heimweg zu nutzen. Valeria kannte zumindest den Heimweg, denn sie hausierte im Reichenviertel der Stadt, auch wenn sie für etwaige Fälle eine Unterkunft hier in den Hallen der Rune Knights hatte. „Alles hat seine Vorteile. Man muss sie nur eruieren und nutzen“, nickte die Ritterin verstehend. Sie hätte lieber mehr kulinarische Auswahl, doch sie hatte unheimlich viele Regeln im Leben und musste sich diesen beugen. Niemals nie konnte man sie beim örtlichen Imbiss sehen. Aber die Neugier war da, das konnte sie nicht leugnen, denn am Ende des Tages war sie eben auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen, ganz gleich welch Nachname auf ihrem Grabstein stand.
„Auf gute Kameradschaft“, wiederholte die de Cardona lächelnd und griff die Hand von Andreyna, um diese Abmachung zu besiegeln. Sie würden fortan also den Herausforderungen gemeinsam begegnen und sich gegenseitig die Rücken freihalten, ganz gleich was es auch bedeuten mochte. Die Vermillion hatte durchaus recht, dass wenig Einfluss auf die Einsatzverteilung genommen werden konnte, doch solang geringer Einfluss möglich war, war die Wiese grün. „Gemeinsames Training würde mich sehr freuen“, gestand Valeria, denn Trainingspartner hatte sie generell keine. „Ob magisch oder mit Waffen ist einerlei. Wir fordern und fördern uns einfach gegenseitig“, schlug die Adelstochter vor. Und sicherlich war auch der eine oder andere gemeinsame Auftrag möglich, worauf sie sich schon freute. Erneut zeigte sich Überforderung bei der Ritterin, die augenscheinlich keine nennenswerten Fähigkeiten im sozialen Sektor besaß, doch daran störte sich Valeria gewiss nicht. Es war durchaus niedlich mit anzusehen und schlussendlich ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis sie aufgetaut war und viele Dinge entspannter betrachten konnte.
Valeria legte den Löffel ab und griff zaghaft nach der Hand der Blondine, ehe sie ihre zweite Hand darauflegte. „Gemeinsames Mittagessen ist hervorragend, Andreyna“, kündigte Valeria also an. Das Fettnäpfchen nahm sie selbst als solches überhaupt nicht wahr, denn die de Cardona verbrachte nicht viel Zeit mit dem Nachdenken über soziale Zustände in der Kantine. „Und was auch immer dich beunruhigt“, sprach sie dann aber an, schließlich konnte man es der Blondine einfach ansehen. „Blende es einfach aus. Wir sind einfach nur zwei Ritterinnen, die gemeinsam essen“, versicherte Valeria ihr und schenkte ihr dabei ein aufrichtiges und hoffentlich beruhigendes Lächeln. Doch trotz aller Unsicherheit empfand Valeria bereits große Sympathie für die Vermillion, weswegen sie beruhigt an die Zukunft dieser hoffentlich blühenden Freundschaft herangehen konnte.
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