Ortsname: Clover Town Art: Ortschaft Spezielles: --- Beschreibung: Direkt am Clover Lake befindet sich Clover Town, ein idyllisches Städtchen mit atemberaubendem Blick in die Berge und den See. In Fiore kennt man die Stadt vor allem dadurch, dass sie der Austragungsort der jährlichen Treffen der Gildenmeister Fiores ist. Allerdings ist Clover Town auch für ihren Fischfang bekannt, denn am Clover Lake gibt es viele Fische, die in ganz Fiore als Delikatesse gelten. In den letzten Jahren erfreut sich allerdings auch der Bergtourismus in der Region an vermehrtem Interesse, sodass die Stadt Jahr um Jahr am Wachsen ist.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
"Sprechen" ~ *Denken* ~ *Wukong*
Character Theme | Battle Theme
Yuuki
Anmeldedatum : 18.08.15 Anzahl der Beiträge : 4718
#1 Der wolkenverhangene Himmel an diesem Tage repräsentierte nur allzu gut die Stimmung, welche Yuuki Grynder, seines Zeichens Diplomat von Crimson Sphynx, in diesem Augenblick empfand. Es schien wirklich so zu sein, dass sich das an diesem Morgen noch so warme Wetter schlagartig der allgemeinen Stimmung angepasst hatte. Statt einem wärmenden Wind, der den Frühling ankündigte, war es nun grau, so weit das Auge reichte. Dieses Grau wurde von einem kalten und harten Wind begleitet, der bezeugte, dass der Winter noch lange nicht vorbei war und Platz für den warmen Frühling machen wollte. Der Rotschopf trat ans Geländer der Veranda und stützte sich am Geländer ab, während er auf den weiten See hinausblickte. Für gewöhnlich hätte ihn solch ein Anblick erfreut, doch hier und jetzt war ihm wirklich nicht zu lachen zumute, was man vor allem an seinem ernsten und harten Gesichtsausdruck erkennen konnte. Doch wo befand sich der junge Mann und was hatte dazu geführt, dass ihm derart zumute war?
Yuuki seufzte einmal laut auf und rieb sich mit den Fingern seiner rechten Hand die Augen. Um das alles zu erklären, musste die Zeit einige Stunden zurückgedreht werden. An dem hiesigen Morgen war der junge Mann von seinem Gildenmeister via Lacryma-Transmitter nach Clover Town beordert worden. Da er einen besonderen und schwierigen Auftrag witterte, hatte der Rotschopf seine Sieben Sachen gepackt, war in den nächstbesten Zug gestiegen und sofort losgezogen. Nach einigen Stunden war er schließlich in Clover Town angekommen und hatte sich zu besagtem Treffpunkt begeben, um sich mit seinem Gildenmeister zu treffen. Kaum hatte der Grynder die Tür zum Besprechungsraumes des Hotels geöffnet, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Stimmung in diesem Raum war schwer, unglaublich schwer. Normalerweise war Aram Falls sehr schwer zu lesen, doch nun konnte man ganz deutlich erkennen, dass er wütend war, sehr wütend sogar. Und mehr als das, ein gewisser Schmerz war auf seinem Gesicht zu erkennen. Was wohl der Grund dafür war? Die rubinroten Seelenspiegel bemerkten weitere Personen im Raum. Schnell hatte er die erste Person erkannt und eine gewisse Freude breitete sich in ihm aus, als er Akay Minoru erkannte, den schwarzhaarigen Diplomaten von Fairy Tail. Wer hätte jemals gedacht, dass sich der Rotschopf eines Tages aufrichtig darüber freuen würde, einen Feenmagier zu erblicken? Nun, das Blut der Schlacht hatte sie zusammengeschweißt, denn während ihres letzten Auftrages hatten sie gemeinsam eine Wetterkatastrophe für ihr Land abgewendet und dabei die Arbeits- und Vorgehensweise des jeweils anderen kennen- und zu schätzen gelernt. Doch wer war die andere Person? Kurz runzelte der Crimson Sphynx Magier, ehe es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: Es handelte sich um Raban Adair, den Gildenmeister von Fairy Tail. Und der schaute mindestens genauso betroffen und düster drein, wie der Gildenmeister von Crimson Sphynx. Was war hier los?
Und dann fühlte sich Yuuki, als ob er mit Höchstgeschwindigkeit und ohne zu bremsen gegen die Wand geflogen war, als die beiden Gildenmeister zu erzählen begannen. In der Nacht hatten Bewohner von Clover Town von lauten Geräuschen in der gegenüberliegenden Ruine berichtet, welche der Grynder nur allzu gut kannte. Nicht nur, dass er dort im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Runenritterin Helena gegen ein finsteres Wesen gekämpft und gerade noch so mit dem Leben davongekommen war. Dort hatte sie auch der Kampf mit dem wahnsinniger Wettermagier verfrachtet, wo sie dem Schrecken für Fiore ein Ende gesetzt hatten! Das durch den Endkampf und den mittlerweile zerstörten Stab des Ur ausgelöste Erdbeben war im ganzen Osten des Landes zu spüren gewesen. Noch in der Nacht hatten die Bewohner der Stadt von einem unmenschlichen Heulen berichtet, sodass einige Wächter dorthin aufgebrochen waren. Und was sie vorfanden, klang alles andere als gut, denn der Boden der Ruine war eingestürzt und offenbarte, was sich dort in den Tiefen befand: Nichts als Dunkelheit. *Oh nein, sag bloß…* Bereits in diesem Moment überkam den Diplomaten ein schlechtes Gefühl, denn er wusste, was dort unten lauerte. Doch das war nicht der eigentliche Grund für die Anwesenheit der beiden Gildenmeister, wie sich in den nächsten Minuten offenbaren sollte. Das Herz des jungen Mannes wurde schwer, als er hörte, dass die beiden Gildenmeister hier für eine Kooperation junger und frischer Mitglieder ihrer Gilden zusammengekommen waren. Crimson Sphynx und Fairy Tail Magier sollten gemeinsam arbeiten und ihren eigenen Horizont erweitern und womit besser anfangen, als mit jungen, formbaren Magiern, die als Beispiel für die Hardliner der jeweiligen Gilden dienen konnten? Yuuki’s Mund wurde trocken, als Raban Adair schließlich preisgab, dass sich diese Magier in einem Dorf weiter im Osten befunden hatten, nicht sonderlich weit entfernt von der Ruine am Clover Lake. Und dieses Dorf war dem Boden gleichgemacht und alle Bewohner abgeschlachtet worden. Bäm. Der Grynder fühlte sich, als ob man ihm mit einem Kriegshammer voll eins übergezogen hätten.
Draußen auf der Veranda öffnete der Rotschopf wieder die Augen und schaute auf den See hinaus. Nach dieser Erzählung brauchte er erstmal frische Luft, um sich einen klaren Kopf zu machen. Nicht wirklich hilfreich war das nagende Gefühl der Schuld, was ihn überkommen war. Was, wenn dieses Monster durch sie ausgebrochen war? Der ausgelöste Sturm und das Erdbeben waren wirklich fürchterlich gewesen. Bedeutete das im Umkehrschluss, dass all diese Leben aufgrund von Akay und ihm verwirkt waren? Nein, das konnte doch nicht sein … oder? Der junge Mann spürte eine Mischung aus Frustration, Wut, Trauer und Verzweiflung in sich. *All diese neuen Mitglieder …* Daran durfte er nicht denken. Er durfte keinen Gedanken daran verlieren, wie aufgeregt und erfreut diese neuen Magier über die Ehre waren, an solch einer Kooperation und Training teilzunehmen. Nur um im Anschluss wie Vieh abgeschlachtet zu werden… Bei diesem Gedanken bohrten sich die Fingernägel des Diplomaten in seine Haut, als er die Hand zu einer Faust ballte. Der Kampf war keine zwei Wochen her, also warum war das Viech erst gestern Nacht ausgebrochen? Lag es vielleicht doch nicht an ihnen? Es gab einfach viel zu viel, was sie noch nicht wussten. Yuuki warf der in der Entfernung gut sichtbaren Ruine einen letzten Blick zu, ehe er sich wieder abwandte und daran machte, zurück ins Hotel und ins Besprechungszimmer zu gehen. Akay und er waren sicherlich aus einem bestimmten Grund hier, den ihre Gildenmeister sicherlich in aller Kürze preisgeben würden. Die Frage war nur, was trieb Akay gerade? Hatte er sich auch eine Pause gegönnt und wie fühlte er sich nach diesen Nachrichten?
#1 Während sich Yuuki auf die Veranda bewegt hatte, um frische Luft zu schnappen und das Gesagte zu verdauen, hatte es den jungen Fairy Tail Magier ins Innere des Gebäudes gezogen. Tatsächlich hatte er im ersten Moment auch das Bedürfnis an die frische Luft zu gehen, denn es fühlt sich in diesem Moment so an, als ob die Luft im Raum schlagartig schlechter geworden war. Oder hatte er zu wenig getrunken? Vielleicht war es auch das Gewicht der Worte, die Akay völlig unvorbereitet getroffen und ihm langsam die Kehle zugeschnürt hatten. Dabei hätte man eigentlich erwarten können, dass ein Magier seines Kalibers, zumindest schrieb man ihm dies zwischenzeitlich zu, in der Lage war solche Informationen mit Fassung zu verarbeiten. Aber es waren die Implikationen, die mit dem Gesprochenen einhergingen, die Gesichter der Gildenmeister, die selbst nicht völlig regungslos geblieben waren, die den Schwarzhaarigen und besonders dessen bildliche Vorstellungskraft übersteuern ließen. Kaum war die Besprechung unterbrochen worden, hatte er schon die Tür hinter sich gelassen. Sein Atem ging laut und er spürte wie seine Sicht schwammig wurde. Bereits nach dem ersten Schritt musste er sich an der Wand abstützen, um nicht wie ein Betrunkener durch den Gang zu taumeln. Jedoch hatte die Situation etwas mit eben jenem Zustand zu tun, denn es war nun auch sein Magen der sich, aufgrund der sich anscheinend verschiebenden Erdachse, nicht mehr wohlfühlte. Dieses Unbehagen wurde nicht zuletzt wieder durch die Erinnerungen an den Tempel angefeuert. Die Leute, die Wesen, gegen die sie gekämpft hatten, waren schon so weit von Menschen entfernt, dass er eine gewisse Distanz zu ihnen und seinen taten aufbauen konnte, sie wie ein Jäger, der Wild jagte. Aber dieses Mal ging es um wahrhaftige Personen, Leute, die er zum Teil sogar kannte. So etwas hatte er einfach noch nie erlebt. Mit letzter Kraft erreichte er die Toilette und übergab sich. Man konnte sich deshalb nur fragen: warum genau war Akay nach Clover aufgebrochen?
Nach dem letzten und nicht zuletzt nervenaufreibenden Auftrag mit seinem Kollegen aus Crimson Sphynx hatte sich die Fee etwas gegönnt, was seit seiner Mitgliedschaft in Fairy Tail relativ kurz gekommen war: Freizeit. Einfach mal keine neue Quest annehmen (zumal Geld in dieser Hinsicht schon lange keine Rolle mehr spielte) ein Buchen lesen, seine Eltern besuchen. Solche Dinge. Umso überraschender war es deshalb als er an jenem Morgen ein Kollege seinen Weg in die Bibliothek des Gildenhauses fand. Nicht selten konnte man Akay beobachten, wie er schnurstracks durch die Halle in die andere Gefilde der Baut verschwand. Daher war er etwas erstaunt, dass der Bote so außer Atem war. Wo hatte er denn sonst noch nach mir gesucht? Was Akay jedoch nun selbst erstaunte, war die Botschaft, die eben jener mitbrachte: Ohne größere Verzögerungen sollte er nach Clover aufbrechen und sich entsprechend für einen Auftrag ausrüsten. Was die Diplomatenarbeit anging, war er diese Spontanität bereits gewohnt, aber für eine Quest war es doch relativ neu. Zumal, wie er kurzerhand danach erfuhr, war es Adair selbst, der ihn aus der fremden Stadt angefordert hatte. Was machte ihr Gildenmeister in dieser doch eher verlassenen Gegend? Dieser Mann schien immer wieder in sehr mysteriöser Art und Weise zu arbeiten. Wahrscheinlich würde er ihn nie vollkommen verstehen. Natürlich war der obligatorische Gedanke, den sich Akay machte, während er seine sieben Sachen packte, der, dass es doch deutlich geeignetere Kandidaten geben müsste, allein solche, die einen höheren Rang als er bekleideten. Warum also war es der Stellarmagier, der sich jetzt aufmachen sollte? Darüber nachdenken half nur bedingt etwas, er würde erst mehr wissen, wenn er am Zielort angekommen war. Unter Umständen war er vielleicht doch gar kein so schlechter Magier? Eine ereignislose Zugfahrt später erreichte er ohne Komplikationen das besagte Gebäude. In dem ihm genannten Raum angekommen, blickte er nicht einem sondern gleich zwei Gildenmeisterin ins Gesicht. Was macht Aram Falls hier, so fern seiner vertrauen Wüste? Was auch immer hier im Argen lag, es hat eine Tragweite, dessen sich die Fee noch alles andere als bewusst war. Da der Vertreter der Sphynxen noch nicht eingetroffen war, galt es sich zu gedulden, doch dauerte es nicht wirklich lange, bis sich die Tür ein weiteres Mal öffnete und seinen Partner für den neuen Auftrag offenbarte: Yuuki. Fast schon automatisch bildete sich ein Lächeln in Akays Gesicht und es wurden sogleich einige Dinge klarer. Wenn es um Kooperation der beiden Gilden ging, dann waren es jetzt sie beide, spätestens nach der letzten Quest, die dafür wie gemacht waren. Eine mehr als spannende Entwicklung, wenn man ihre holprigen Anfänge in Betracht zog. Zusätzlich zu dem Lächeln hob er fast schon schüchtern die Hand, um dem Gruß noch etwas Nachdruck zu verleihen.Ich hoffe, dass sein Arm wieder fit ist. Mit allen erwarteten Gästen im Raum, konnte die eigentliche Besprechung beginnen. Und man, was für eine Besprechung das werden sollte!
Nicht viel anders als beim Rotschopf, trieb jeder weitere Satz nach und nach sämtliche Freude, Sicherheit und Fassung aus ihm heraus. Nachdem sie vermeintlich so gute Arbeit geleistet hatten, trafen ihn diese Informationen wie ein Schlag ins Gesicht. Noch während die Meister sprachen, dämmerte es dem Magier langsam. Hatten sie nicht genau in dieser Gegend eine gemeinsame Operation geplant? Es war Raban, der es auf sich nahm die Worte zu sprechen, die keiner der Anwesender laut hören wollten, aber hören mussten. Sein Gesicht wirkte so hart und gleichzeitig so voller Trauer. Wie viel konnte so jemand aushalten, bis auch er brach? Nicht nur ein Dorf war ausgelöscht worden, sondern auch alle Personen, die sie dorthin entsendet hatten. Es schien dabei noch völlig unklar, ob ihre Aktionen an der Ruine etwas mit der Tragödie zu tun hatten, die sich hier abgespielt hatte. Aber so wie er diese Welt langsam kennengelernt hatten, standen die Chancen leider nur all zu gut. Es war erst an diesem Punkt, dass Akay ähnliche Gedanken wie Yuuki bekam. Waren sie etwa daran schuld, dass all diese Menschen nun nicht mehr da waren? Hatten sie einen Fehler gemacht, indem sie es zugelassen hatten, dass der Stab ihren Kampf aus Magnolia heraus befördert hatte? Wäre dies alles passiert, wenn sie ihn früher geschnappt hätten? Und auch die Gesichter derjenigen, die er tatsächlich kannte oder zumindest vom Namen her kannte, schossen ihm in den Kopf. Es waren all diese Informationen, die zu seiner überaus starken Reaktion geführt hatten.
Noch immer schwer atmend und mit offenen Mund, schaute Akay in das Gefäß vor ihm, die Augen weit aufgerissen. Das hier war wieder ein ganz anderes Kaliber und eine weitere Prüfung, die ihn in seinem Ziel bestätigten oder ihn davon abbringen sollte. Doch so langsam fragte er sich wirklich ernsthaft, ob dies alles hier der richtige Weg war, sein Weg war. Gedanken, die er womöglich mit Yuuki teilen konnte, wenn sie eine ruhige Minute bekamen. Den Inhalt herunterspülend, machte er sich etwas frisch, die Spuren seiner Reaktion endgültig verwischend. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm jedoch, dass es nicht so einfach war, so etwas von sich abzuschüttelnd. Das wollte er eigentlich auch gar nicht. Der Fairy Tail Magier hatte nur noch keine Idee, wie er aus so etwas kraft ziehen sollte, um weiterzumachen. Bis auf weiteres fühlte er sich erschöpft und niedergeschlagen. Aber sie mussten dennoch weitermachen. Das waren sie den gefallenen Kameraden nun mehr als schuldig. Auf dem Weg zurück erblickte er den Rotschopf, der ebenfalls von seiner Tour zurückgekommen war. Was ihre Vorgesetzten wohl jetzt im Sinn hatten?
#2 Langsam und schweren Schrittes, schritt Yuuki auf dem Weg zurück zum Besprechungszimmer mit den Gildenmeistern durch die Gänge des Hotels. Die rubinroten Seelenspiegel starrten ziemlich leblos in die Gegend und spiegelten damit genau wider, wie sich der junge Mann im Innern fühlte. Als der Grynder um die Ecke bog, erblickte er schließlich Akay, der ungefähr genauso beschissen aussah, wie er sich fühlte – wenn nicht gar noch schlimmer. Vom freundlichen Lächeln zuvor war keine Spur mehr zu sehen, was jedoch mehr als verständlich war. Es wäre vielmehr äußerst seltsam gewesen und hätte keinesfalls zu irgendwem, der auch nur einen Funken Empathie in sich hatte, gepasst, hier jetzt noch breit zu lächeln. Nach dem, was sie gerade erfahren hatten, wusste der Rotschopf nicht wirklich, ob ihm heute oder die Tage überhaupt noch zu Lachen war, so schwer fühlte sich sein Herz an. Der Crimson Sphynx Magier atmete ein Mal schwer aus, ehe er dem Minoru zunickte. Jetzt war nicht die Zeit für Smalltalk, weder angemessen noch hatte er Lust drauf – und der schwarzhaarige Feenmagier sicher genauso wenig. Noch war ihr Treffen mit den Gildenmeistern nicht vorbei. Mal sehen, was die beiden Diplomaten von Crimson Sphynx und Fairy Tail jetzt erwartete. Und mit dieser überaus tollen Aussicht, streckte der Magnetismusmagier die Hand zur Tür auf, öffnete sie und hielt sie Akay auf, damit dieser vor ihm eintreten konnte, ehe er ihm wieder in den Konferenzraum folgte.
Die Stimmung im Konferenzraum war genauso schwer wie zu dem Zeitpunkt, als die beiden Diplomaten sie verlassen hatten. Aram Falls und Raban Adair standen dicht beieinander und besprachen etwas, was aus dieser Entfernung nicht recht zu deuten war. Schließlich wandten sich die Augen der Gildenmeister auf Akay und Yuuki, wobei es Aram war, der das Wort übernahm. „Für gewöhnlich nehmen wir uns als Meister ausreichend Zeit, um eine S-Rang Quest zu sanktionieren.“, begann der Crimson Sphynx Gildenmeister und taxierte Akay und Yuuki mit einem scharfen Blick. „Die Gefahren können unermesslich sein und ein kleiner Fehler reicht, um das Leben zu beenden.“ Man konnte glatt meinen, dass eine Herausforderung in seinem Blick und seiner Stimme mitschwebte, doch das bildete sich der Grynder sicher nur ein. Mit klopfendem Herz lauschte er nämlich den Worten seines Gildenmeisters. Bedeutete das etwa …? „Ein Unrecht ist geschehen und muss gesühnt werden.“, ließ nun Raban Adair vertönen und schaute seinerseits ebenfalls vom Schwarzhaar zum Rotschopf. „Diese Tragödie … lastet schwer auf den Schultern eines Gildenmeisters, dessen Aufgabe es ist, für die Sicherheit seiner Familie zu sorgen.“ Beim Klang dieser Worte musste der Rotschopf schlucken und er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich die Gildenmeister fühlen mussten. Sie hatten junge Magier zusammengebracht, damit diese kooperierten und voneinander lernen konnten. Und dann waren ihre Leben so schnell verwelkt. Vermutlich machten sich die beiden Meister unendliche Vorwürfe, nicht selbst vor Ort gewesen zu sein. Sie hätten diese Katastrophe sicherlich zu verhindern gewusst, oder etwa nicht? „Wenn der Verstand vor Trauer und Zorn nicht klar denken kann, muss man sich zurücknehmen. Aus diesem Grund beauftragen wir euch damit, dieses Ungeheuer zu finden und zur Strecke zu bringen, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.“ Yuukis Puls war während der Erzählung in die Höhe gestiegen, denn sein Gildenmeister war für gewöhnlich gelassen und schwer zu durchschauen. Doch hier und jetzt, war dieser Anblick … ja menschlich. Trauer, Zorn, alle diese Emotionen waren deutlich auf dem Gesicht des Falls erkenntlich, der für gewöhnlich ausdruckslos und unleserlich schien. „Yuuki Grynder. Du bist zwar erst seit Kurzem in den Kreis der S-Rang Magier getreten, aber ich verlasse mich auf dich.“ Das klang doch wieder ganz nach dem alten Gildenmeister, kurz und knapp, einfach zur Sache. Der Grynder spürte eine Aufregung, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. Hier und jetzt hatten sie die Chance, Gerechtigkeit für ihre gefallenen Kameraden zu erringen und vielleicht sogar einen Fehler wiedergutmachen, vorausgesetzt, dass es ihr Verschulden war, dass das Monster aus der Ruine entstiegen war.
Als Reaktion auf die Aussage der Gildenmeister, insbesondere seines eigenen, nickte er entschlossen und mit einem grimmigen Ausdruck auf seinem Gesicht. Die beiden Meister waren sich dessen bewusst, dass Akay und er hier vor einigen Wochen noch gekämpft und Fiore in einem spektakulären Finale gerettet hatten. Sie hatten kein Wort darüber verloren, dass dies ihre Schuld sein konnte oder dass sie büße zu tragen hatten. Die rubinroten Augen blickten zum Diplomaten, der von seinem Gildenmeister zu hören bekam, dass er dies für Fairy Tail zu Ende zu bringen hatten. Als sich die Blicke der beiden Diplomaten kreuzten, nickte der Zwanzigjährige dem Feenmagier zu, ehe er seinen Blick wieder zu Aram Falls wandte. „Wir werden nicht versagen. Für Crimson Sphynx. Für Fairy Tail.“, sprach Yuuki mit fester Stimme und blickte seinerseits von einem Gildenmeister zum anderen. Ob Akay noch etwas zu ergänzen hatte? Falls nicht, konnten sie nämlich los … wobei sich die Frage stellte, wohin es sie als erste verschlagen würde. Würden sie zunächst die Ruine auf der anderen Uferseite aufsuchen, um nach Hinweisen des Monsters zu forschen? Wie war es ausgebrochen? Gab es noch Hinweise, die sich dort versteckten und Auskunft darüber geben konnten, wie sie das Monster besiegen konnten? Bei der letzten Konfrontation hatten die Runenritterin Helena und er den Kürzeren gezogen, wobei seine eigenen Angriffe nicht wirklich Schaden verursacht hatten. Es waren lediglich die Angriffe der eigentlich deutlich schwächeren Frau, die gewirkt hatten. Damals war der Grynder der Ansicht gewesen, dass es wohl ihrer göttlichen Magie zu verdanken war, dass sie dem Monstrum schaden konnte. Wenn das wirklich das Einzige war, was das Ding knacken konnten, dann hatten sie es hier mit einer ziemlich harten Nuss zu tun. Schließlich waren weder Akay noch er Slayer. Doch darüber konnte man sich ja später den Kopf zerbrechen. Vielleicht würde auch … der Tatort einige wichtige Hinweise liefern, die ihnen bei der Jagd nach dem Viech helfen konnten. Entschlossen blickte der Crimson Sphynx Diplomat seinen Gegenpart aus Fairy Tail an und wartete darauf, ob dieser noch etwas zu ergänzen hatte. Einige letzte Worte, ehe sie auf diesen gefährlichen und doch für ihre Gilden so wichtigen Auftrag gingen?
#2 Kaum hatte er den Rotschopf auf dem Gang erblickt, tauschten die beiden einen Blick aus, der dem jeweils anderen sehr gut mitteilte, wie der jeweilige Gemütszustand war. Besonders auffällig war es jedoch in diesem Moment für den stillen Beobachter, der wusste, wie die beiden Magier sonst drauf waren. Einen frechen Spruch auf den Lippen, ein Lächeln hier und vielleicht auch den ein oder anderen unbeschwerten Witz. Davon war in diesem Atemzug nichts zu spüren. Akay war selten jemand der sehr stark über seinen Augen kommunizierte aber jetzt hatte er das Gefühl, dass man nicht nur ihn gut lesen konnte, sondern eher sich auch mehr als gut in den Gemütszustandes seines Gegenübers versetzen konnte, der mit einem starren, fast leblosen Ausdruck auf ihn zukam. Es war dieses kurze, fast subtile Nicken, als Yuuki die Klinke der Tür berührte und sie damit für den Minoru freigab, dass dieser eine Art Ruck spürte. Die Welt blieb nicht stehen für sie. Die Dinge die passiert waren, waren passiert. Sie konnten nur vorwärts, durch die nächste Tür, den nächsten Auftrag, die nächste Etappe. Und irgendwo dazwischen würden sie Zeit haben das alles hier nach und nach zu verdauen. Tatsächlich und das war wohl einfach der Neugierde beziehungsweise der magischen Neugierde des Jungen geschuldet, fragte er sich, ob die Sphynx auch so etwas wie ein Trauma anders wahrnahm. Er hatte zwar angedeutet, dass es nur seinen Sinn für die Zeit schärfte, war jedoch nie weiter darauf eingegangen. Ob seine Magie in der Lage ist, so etwas zu heilen? Ein mehr als tröstlicher Gedanke, wenn man bedachte, in welche Art von Meeting sie gleich wieder eintreten würden.
Tatsächliche passierten dann gleich mehrere Dinge, die den Magier von der Tragödie, die der Grund für ihr Zusammentreffen war, wirklich abzulenken vermochten. Um sich auch körperlich zu erholen hatte er sich nämlich nicht nehmen lassen direkt wieder auf einem der Stühle Platz zu nehmen. Nur weil die Gildenmeister beide standen, zeugte es nicht von respektlosen Verhalten wenn er sich hinsetze. In Anbetracht der Lage war es ihm wirklich nicht zu verdenken. Aber Akay hatte sehr gut daran getan, denn die beiden Leiter fackelten nicht lange damit die Besprechung fortzusetzen. Es war hier, dass die erste Bombe platze. Eine S-Rang Quest!? Der Schwarzhaarige klammerte sich an den Stuhl. Er wusste nicht, wie es die Wüstenmagier handhabten, aber Fairy Tail pflegte schon immer den sehr strikten Umgang mit dieser Art von Aufgaben, weshalb sie, seit Anbeginn der Gilde, meistens räumlich getrennt und erhöht hingen, sodass alle Mitglieder sie wie eine Art übergeordnetes Ziel wahrnahmen, allerdings kein so töricht sein konnte, sie wirklich zu bearbeiten, wenn nicht der Rang entsprechend war. Überhaupt die Überlegung eine solche Quest ohne Informationen des Gildenmeisters anzufangen, wär Selbstmord, obwohl dafür die Aufgabe selbst ausreichen konnte. Einige dieser Herausforderungen lagen schon Jahrzehnte oder Jahrhunderte in der Obhut der Gilde, andere erzählten von mystischen Wesen, die gefunden werden sollten. Selbst die erfahrensten Magier der Gilde nahmen diese nicht leichtfertig an. Und sie sollten jetzt eine solche absolvieren? Er sollte jetzt eine solche absolvieren? I-i-i-ch!? Die kurze Ergänzung von Falls wirkte beinahe noch harmlos für das wirkliche Risiko eines solchen Unterfangens. Es waren dann die Worte Adairs, die den Jungen zumindest wieder etwas erdeten und ihm ermöglichten etwas mehr als Anspannung zu fühlen. Sie waren ein bunter und lustiger Haufen aber dieser Vorfall legte einen Schleicher über all die schönen Momente, die auch Akay selbst bis dato erleben durfte. Für eine Gemeinschaft, die ihre Mitmenschen wie Familie behandelte, war dieser Verlust etwas, was er nie gehofft hatte zu spüren. Wie musste es dann erst seinem Meister gehen, dessen Verantwortung dafür immer auf seinen Schultern lasten würde. Dieses Gewicht spürte man nicht zuletzt auch in dessen Stimme. Rein rational betrachtet, würde irgendwann der Punkt kommen, an dem man sich dafür keine Vorwürfe mehr machen durfte. Mit einer so frischen Wunde war daran nicht zu denken, im Gegenteil. Die beiden Anführer mussten innerlich brodeln, sich vermutlich mehr als zusammenreißen, um nicht selbst loszuziehen. Wie sich herausstellte, lag der Stellarmagier damit nicht wirklich weit entfernt von der Begründung, die ihnen präsentiert wurde. Waren sie wirklich weiter weg als die beiden erfahrenen Magier vor ihnen? Das war eine Frage, die vermutlich niemand hier beantworten konnte. Was dann folgte war die zweite Sache, die Akay wieder so aus dem Schock über die Situation befreite. Yuuki war, wenn auch ganz frisch, S-Rang Magier seiner Gilde. Kein Wunder, dass Akay sich fragte, warum ausgerechnet er mit dieser immensen Quest beauftragt wurde. Er fühlte sich in diesem Raum gerade sehr, sehr unterqualifiziert. Was der junge Mann dabei natürlich vollkommen ignorierte war die Tatsache, dass er erst Wochen zuvor mit dem Rotschopf auf Augenhöhe agiert hatte, sie den Kampf nur gemeinsam gewonnen hatten. Er brauchte sich keineswegs zu verstecken. Diese mentale Barriere war allerdings noch immer sehr stark ausgeprägt, besonders in einem Moment wie diesem. Darüber hinaus spürte der Minoru noch etwas und es war etwas, das ihn selbst eher verwirrte. Er war wütend. Nicht auf den Verursacher des Unglücks sondern auf Raban. Woher kam diese starke, wenn auch unterschwellige Gefühl? Obwohl sich Akay in diesem Augenblick nicht darauf konzentrieren konnte, hatte er eine Ahnung. Es war die Ohnmacht, die ihn erzürnte. Sie waren an einem Punkt in ihrer Karriere, in welcher es nicht mehr nur lustig war, sie keine Abenteuer mehr erlebten und im schlimmsten Fall mal mit einem blauen Auge davonkamen. Es war genau wie beim Tempel. Sie wurden nicht gefragt, es wurde ihnen einfach aufgetragen und sie sollten es abnicken und durchziehen. Natürlich hatte Akay eine Motivation diesen Auftrag zu erfüllen. Die Art wie es jedoch kommuniziert wurde, löste etwas in dem Magier aus, dessen Tragweite er sich noch nicht bewusst war. Doch wie bereits erwähnt konnte er gar nicht so intensiv darüber nachdenken, denn eben jener Gildenmeister hatte die kurze Strecke überbrückt und kniete jetzt vor dem Stabkämpfer. Er spürte wie seine Hand ergriffen wurde und ihm war erst jetzt bewusst, wie sehr er am Zittern gewesen sein musste. Die Wärme der Hand, das stützende Gefühl dieser und der Blick seines Anführers ließen auch ihn nicht mehr kalt. Was auch immer er für einen Disput mit dieser Person vor sich haben würde, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Ich weiß … ich kann mir vorstellen, dass das alles ein wenig plötzlich für dich kommt. Aber du würdest nicht hier sitzen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass du der richtige Magier, die richtige Fee für diesen Auftrag bist. Wenn du dein Ziel noch immer vor Augen hast, dann ist das hier deine letzte Prüfung. Zeig der Welt, warum man sich nicht mit Fairy Tail anlegt“ . Dabei tippte er kurz auf das Symbol auf der Handfläche Akays und er hätte schwören können ein kurze Regung des Mundwinkel gesehen zu haben, ehe sich sein Gildenmeister wieder erhob und zu seinem Partner gesellte. Fast instinktiv schaute die Fee danach zu Yuuki herüber, der ebenso den Kontakt gesucht hatte. Diesmal nickten sich beide zu. Das Tief war zumindest etwas überwunden, die Motivation und er Tatendrang waren angeregt. „Für unsere Gilden“ stimmte er mit ein.
Da es keine weiteren Informationen mehr gab, wurde das Treffen für abgeschlossen erklärt und ohne viel Zeit zu verlieren, brachen die beiden Magier auf. Noch hatten sie keinen wirklichen Plan, wohin sie eigentlich gehen würden. Möglichkeiten hatte sie einige. Genau deshalb war es auch Akay, der, kaum das sie das Gebäude verlassen hatten, das Wort ergriff. Wer den Schwarzhaarigen kannte, der wusste, dass er niemand war, der mit starker Sprache um sich warf. In diesem Moment fühlte es sich jedoch verdammt richtig an. Sie konnten gleich ihr weiteres Vorgehen überlegen, aber erst einmal musste er dieser ganzen aufgestauten Emotionen ein Ventil geben. „Scheiße Yuuki“ begann er und stütze sich auf seinen Beinen ab, den Blick dabei weiter auf die Sphynx gerichtet „ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich will am liebsten irgendwas, irgendwen anbrüllen und gleichzeitig ist mir auch nach absolut gar nichts zu Mute. Das … das hatte ich noch nie“ fuhr er fort und fing an sich etwas zu bewegen. „Ich weiß, ich weiß wir müssen zur Ruine oder zum Dorf aber meine Gedanken sind überall. Wie soll man sich auf sowas vorbereiten? Wie geht’s dir mit dieser ganzen Sache?“. Es war diese abschließende Frage, die ihn verstummen ließ. Als erfahrenere und älterer Magier hatte der Mann doch sicher was in petto, so hoffte Akay jedenfalls.
#3 Aus rubinroten Seelenspiegeln heraus, beobachtete Yuuki Grynder den Gildenmeister von Fairy Tail. Der junge Mann hatte noch nie zuvor in seinem Leben mit Raban Adair zu tun gehabt, geschweige ihn abseits von Zeitungsartikeln jemals zu Gesicht bekommen. Der Meister von Fairy Tail war ein hochgewachsener, aufrecht und stolz dastehender Mann. Er machte auf den Rotschopf einen ähnlichen Eindruck wie sein eigener Gildenmeister und doch strahlte er eine andere Art Aura aus. Klar, beide waren charismatisch und nahmen den Raum mit ihren Präsenzen ein – doch wo Aram Falls manchmal unnahbar durch seine Professionalität und Striktheit wirkte, stellte der Grynder interessiert fest, dass Raban eine viel offenere Seite an den Tag legte. Um Akay scheinbar Mut zuzusprechen, kniete sich der Gildenmeister vor den Fairy Tail Diplomaten hin und sprach diesem Mut für diesen Auftrag zu. Der Magnetismusmagier konnte es seinem Fairy Tail Pendant nicht übelnehmen, falls dieser nach den schrecklichen Nachrichten von der Aussicht dieses gefährlichen Auftrages überwältigt war. Ihn selbst hatte es auch alles andere als cool gelassen, aber eine mehr als dreizehn Jahre lange Karriere hatten ihn auf einen Tag wie heute vorbereitet. Es stand mehr auf dem Spiel, als ihr eigenes Leben, es galt für Gerechtigkeit für den Tod ihrer gefallenen Kameraden und der Dorfbewohner zu sorgen. Yuuki konnte auch nicht anders, als innerlich den Worten des Fairy Tail Meisters zuzustimmen. Akay und er waren eine durchaus besondere Konstellation, die ihre beiden Gilden auf ihre eigene Art und Weise symbolisierten. Obgleich sie zwar unterschiedliche Wertvorstellungen hatten, so verfügten sie beide über einem ähnlichen Arbeitsethos, wie er auf ihrem letzten Auftrag erfreut festgestellt hatte. Sie hatten sich sehr gut ergänzt und hatten letzten Endes eine Gefahr für Fiore gebannt. Möglicherweise hatte dies dazu geführt, dass etwas viel Grausameres auf die Welt losgelassen wurde. Vielleicht handelte es sich aber einfach um eine ungünstige Verkettung von Zufällen, man wusste es nicht. Das Einzige, was dem jungen Mann klar war, dass er sich keinen anderen Partner aus Fairy Tail für diesen gefährlichen Auftrag wünschen konnte als Akay. Der Rotschopf hatte gehört, dass jene, die sich Fairy Tail in der Vergangenheit zu Feinden gemacht hatten, nicht wirklich viel zu lachen hatten. Wer gegen Fairy Tail oder ihre Mitglieder ging, der drohte eine Naturkatastrophe ohnegleichen zu entfesseln. Es blieb nur zu hoffen, dass diese Art von Hintergrund nichts an der bedachten Vorgehensweise des Minoru änderte, denn sie hatten es hier mit keiner Situation zu tun, in welcher sie durch einen dummen Fehler mit einem blauen Auge davonkommen würden. Das hier war der Ernst des Lebens, wie sie ihn vielleicht nie so intensiv zuvor gespürt hatten und sie würden Vorsicht walten lassen müssen. Das verflossene Blut von Crimson Sphynx und Fairy Tail musste gesühnt werden, aber nicht auf Kosten ihres eigenen Lebens. Dafür würde er sorgen, so sicher wie er Yuuki Grynder hieß!
Als das Meeting endlich vorbei war, wünschten ihnen ihre Gildenmeister ein letztes Mal Erfolg und Glück, ehe sie aufbrachen. Wohin es die beiden trauernden Meister führte, das konnte Yuuki nicht sagen, auch wenn ihn das Gefühl beschlich, dass sie nun die unschöne Aufgabe hatten, die Angehörigen über diese Tragödie zu unterrichten. Definitiv keine Aufgabe, welche der Crimson Sphynx Magier jetzt gern machen würde. Dann hatten sie die gefährlichere, aber hoffentlich zufriedenstellendere Aufgabe erhalten – den Schuldigen für diese Tragödie zur Strecke zu bringen. Anders als der Feenmagier, hatte er ja sogar schon eine Begegnung mit dem Ungeheuer gehabt, weshalb er ungefähr wusste, mit was sie es hier zu tun hatten. Etwas, über dass er den anderen Diplomaten unbedingt unterrichten musste. Je besser sie auf das vorbereitet waren, was sie hier erwartete, desto höher waren ihre Erfolgs- und Überlebenschancen. Bei diesem Gedanken blickte der Grynder auf den See hinaus, zur Ruine am Horizont, die dort verhängnisvoll auf sie wartete. Ein kalter Wind wehte und ließ ihn frösteln, wie als Vorausahnung, was sie im Laufe ihres Auftrages noch erwarten würde. Gerade drehte er sich zu seinem Kollegen um, damit er die weitere Vorgehensweise mit ihm besprechen konnte, als dieser sich auf seine Beine stützte und seinen Emotionen erstmal freien Lauf ließ. Geduldig lauschte der Zwanzigjährige dem jüngeren Magier, bis dieser alles, was ihm auf der Seele lastete, von sich gegeben hatte. Nicht, dass er es ihm verübeln konnte, immerhin ging es ihm genauso. Als er vorhin die schrecklichen Neuigkeiten erfahren hatte, wäre er am liebsten hoch in die Lüfte geflogen und hätte seine gesamte Frustration in die Welt hinaus geschrien. Doch letzten Endes hatte er sich damit begnügt, einfach frische Luft zu schnappen, ehe er wieder zurück in den Konferenzraum kehrte. Aber hey, vielleicht war es ja noch nicht zu spät, ein emotionales Ventil zu finden, oder? Für einen kurzen Augenblick hielt er die Augen geschlossen und atmete schwer aus, ehe er seinen Blick wieder auf den Minoru richtete. „Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so hilflos, so … schuldig gefühlt habe.“, sprach er leise mit einem kurzen Zögern. „Wie konnte es dazu kommen? Ich weiß es nicht … ich kann nicht aufhören, daran zu denken, ob es nicht … unsere Schuld war?“ Und damit hatte er die Worte ausgesprochen, die er so fürchtete. Wenn er sich recht entsann, hatte er im finalen Kampf gegen diesen wahnsinnigen dunklen Magier den Stab des Ur ergriffen und mit Mana gespeist. Daraufhin war ein gewaltiges Unwetter entstanden, welches Bäume entwurzelt, Steinsäulen gesplittert und die Landschaft um den See herum verwüstet hatte. War es deshalb so abwegig zu denken, dass er selbst Schuld daran trug, dass dieses Monster aus seinem Gefängnis ausgebrochen war?
Vermutlich hätte der Yuuki vor zwei, drei Jahren aufgrund dieser Erfahrung zu zittern begonnen. Aber im uralten Drachentempel war er dem Tod mehrmals so nahe gekommen und an seine Grenzen gebracht worden, dass seine Gedanken mittlerweile auf ihr Ziel fokussiert war. Ja, in diesem alten Tempel hatte er versagt, doch er war davon nicht gebrochen worden. Er hatte nun die bitte Erfahrung gekostet und sie dazu genutzt, davon zu lernen und stärker zu werden. Hier und jetzt war niemandem damit geholfen, wenn sie sich von ihren Zweifeln und möglichen Schuldgefühlen überkommen ließen. Dementsprechend versuchte er das schwere Gefühl mit einem tiefen Atemzug zu vertreiben, was ihm zumindest teilweise gelang. „Wir müssen uns auf unser Ziel konzentrieren und uns nicht verunsichern lassen. Ein kleiner Fehler kann unser Schicksal besiegeln.“, sprach er ernst zum Schwarzhaarigen und hoffte, dass dieser auch jegliche Unsicherheit hinsichtlich ihrer Aufgabe beiseite schieben konnte. Nun galt es, ganz professionell an diesen gefährlichen wie wichtigen Auftrag heranzutreten. „Ich denke es wäre am sinnvollsten, wenn wir chronologisch vorgehen. Das bedeutete, dass wir zuerst die Ruine untersuchen und uns anschließend gen Norden bewegen, um den Spuren des Monsters zu folgen.“ So weit, so gut. „Dies sollte uns irgendwann zum Dorf bringen und von dort aus sehen wir weiter.“ Immerhin tappten sie völlig im Dunkeln, wohin das Ungeheuer verschwunden war. Hoffentlich hatte es in der Zwischenzeit nicht noch weitere Dörfer hier in der östlichen Region erreicht, doch irgendwie zweifelte der S-Rang Magier daran, dass ihnen das Glück so hold sein würde. Das führte dazu, dass er seinen Kameraden ernst anblickte und bei den folgenden Worten die Hand zur Faust ballte. „Dieses Mistviech wird nicht davonkommen! Das schwöre ich, bei Crimson Sphynx!“ Ob es dem guten Akay wohl genauso ging?
Nun, wie dem auch sei: Ehe sie dazu kamen, für Gerechtigkeit zu sorgen, mussten sie ihre Reise zunächst antreten. Deshalb stellte sich der Feenmagier vielleicht die Frage, wie sie zur Ruine am anderen Ende des Sees kamen. Schwimmen? Sicher nicht, bei diesen Temperaturen würden sie nach fünfzig bis hundert Meter sicherlich entkräftet sein und möglicherweise ertrinken. Ein Boot mieten? Schon eher, allerdings war es sicherlich ein gewisser Aufwand, jetzt die Überfahrt zu organisieren, geschweige denn von der Dauer, die eine solche Überfahrt in Anspruch nehmen würde. Zeit, die sie nicht hatten! Dann wäre da noch die dritte Option. Geomagnetic Levitation. Die Füße des jungen Mannes lösten sich vom Boden, sodass er einige gut fünfzehn Zentimeter über der Straße levitierte. „Bist du bereit zum Aufbruch?“ Diese paar Kilometer über den See konnte er in höchstem Tempo in einigen Minuten hinter sich bringen, sodass sie sogleich mit ihrer Arbeit loslegen konnten. Dann konnten sie die Fährte nach dem Ungeheuer aufnehmen und die Jagd beginnen!
Geomagnetic Levitation TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro 7,5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5, Geschicklichkeit Level 5 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber ist der Anwender in der Lage, sich das magnetische Feld des Planeten etwas zunutze zu machen. Mithilfe seiner magnetischen Kräfte, ist es dem Anwender möglich, sich vom Boden abzustoßen. Geschwindigkeit und Tragkraft werden durch das Level seiner Willenskraft definiert, bis zu einem maximalen Wert von 8. Dabei darf die Geschicklichkeit maximal der Willenskraft -2 entsprechen, da der Magier ansonsten seine Geschwindigkeit nicht kontrollieren kann. Auf diesem Level ist er nicht in der Lage, weitere Zauber einzusetzen, da er sich voll und ganz aufs Fliegen konzentrieren muss. Beherrschung: Willenskraft Level 7: Noch tut sich der Magier schwer mit dem Fliegen, er muss sich voll und ganz auf diese Tätigkeit konzentrieren. Er kann neben diesem Zauber lediglich Zauber Klasse II einsetzen. Willenskraft Level 8: Mittlerweile kann der Magier neben diesem Zauber auch weitere Zauber bis maximal Klasse III einsetzen und muss sich nicht mehr so sehr auf das Fliegen an sich konzentrieren. Willenskraft Level 9: Auf diesem Level kann sich der Magier getrost anderen Dingen zuwenden, da er instinktiv fliegen kann. Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+ 90 Sekunden] Mastery-Stufe II: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+ 90 Sekunden] Mastery-Stufe MAX: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+ 90 Sekunden]
„Aska, ich mache mir große Sorgen um dich. Du bist im Begriff, dich an diesen Halbgott zu binden, doch er ist unberechenbar. Dann diese laute Kriegerin mit dem weißen Haar. Sie ist flatterhaft, das konntest du noch nie leiden. Du hast zugelassen, in der Schuld des Schwarzen Schwertkämpfers zu stehen. Nur wegen freundlicher Worte und einer großzügigen Geste? Das sieht dir nicht ähnlich. Doch besonders besorgniserregend ist deine tiefe Verbundenheit zu diesem Echsenmädchen. Erkennst du denn nicht ihr wahres Ich?“
„Warum wiederholst du dich?“, fragte Aska stimmlos in das stille Zimmer. Nur das leise Atmen Zahars und ihr Herzschlag erfüllten den Raum für Aska. Das Licht der Morgensonne drang durch den Ritz zwischen den dicken Vorhängen, welche Aska gestern Nacht noch zugezogen hatte. Es war ein paar Wochen her, dass Fenrir zu der Heldin gesprochen hatte. Nicht von Angesicht zu Angesicht, nein. Fenrir hatte es auf seine Art getan und sich in Askas Gedanken gedrängt, um von dort aus mit ihr zu sprechen. Seither schien er in ihrer Nähe zu sein.. und immer wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Und immer wieder redete er ihr ins Gewissen. Tat seine Zweifel kund, was jene Menschen betraf, welche Aska ins Herz geschlossen hatte. Dabei störte sie sich besonders daran, was er über Zahar sprach. Was meinte er damit? Ihr wahres Ich? Aska drehte ihren Kopf zur Seite, ihr langes Haar rieb sanft über den Stoff ihres Kissens. Zahar lag schlafend in dem Bett neben ihr. Sie wirkte auf Aska so zufrieden und arglos. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der Älteren. Fenrir hatte keine Ahnung. Er wusste gar nichts über Zahar. Doch Aska wusste, was das Mädchen erleiden musste. Ihr Schicksal war so ähnlich, die Schmerzen dieselben. Und sie beide waren für ihr Leben gebrandmarkt worden, indem sie der Devilslayer-Magie mächtig geworden waren. Aska würde Zahar mit ihrem Leben beschützen. Es fühlte sich an, als wäre die Jüngere mehr, als nur eine Freundin. Für Aska war Zahar eine Schwester. Eine kleine Schwester, auf die man immer achten musste.
„Ich höre deine Gedanken, deine Zweifel an mir. Doch du kannst mir glauben: Keine der Freundschaften, welche du geschlossen hast, kann mit der unseren mithalten“
Er wiederholte sich. Sie würde ihn wieder ignorieren.
Langsam erhob sich die junge Frau und schlug ihre Decke auf. Einen Moment lang beobachtete sie Zahar noch beim Schlafen, dann erhob sich die Heldin, schnappte sich frische Klamotten, um damit im Bad zu verschwinden. Gestern Abend waren die beiden Fairy Tail Magierinnen in Clover Town angekommen. Erschöpft und halbtot von der Zugfahrt hatte Aska entschieden, dass sie sich erst einmal in einem Gasthaus erholen sollten. Dieser Auftrag verlangte nahezu einen perfekten körperlichen und geistigen Zustand, jedes noch so kleine Gebrechen könnte fatale Auswirkungen haben. Ein freies Zimmer war schnell gefunden und so konnten die beiden den Raum beziehen. Darin befanden sich zwei gemütliche Einzelbetten, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und schließlich gehörte auch ein kleines Badezimmer dazu. Als Aska für den Tag bereit war, betrat sie wieder das Zimmer. Sie hatte sich für ihr übliches Outfit entschieden, schließlich trug es ihre heroische Gesinnung nach außen. Lächelnd stellte sie fest, dass Zahar noch immer schlief. Zugegeben, es war auch noch sehr früh, doch da musste die Lizardmendame jetzt durch. Mit einem schiefen Grinsen marschierte Aska zu den Vorhängen und riss diese ruckartig auf. Gemeinsam mit einem erstaunlich gut gelaunten: „Aufstehen! Dämonen fressen Langschläfer!“, ließ Aska das grelle Sonnenlicht den Raum fluten.
„Mrraah...“ Unzufrieden legte Zahar einen ihrer Arme über ihre Augen, um das plötzlich so grelle Licht abzublocken, aber natürlich war das die Art Gegenwehr, die Aska nicht lange dulden würde. Ob sie wollte oder nicht, es dauerte nicht lange, bis Zahar die warme, bequeme Matratze verlassen musste, vor dem Bett stand und sich den Schlaf aus den Augen rieb. Leise vor sich hin murrend – wie Aska schon geahnt hatte, war der kleine Morgenmuffel mit dieser Uhrzeit alles andere als zufrieden – stapfte sie hinüber in das kleine Bad, in dem nach kurzer Zeit die Dusche zu hören war. Neben dem Aufstehen war auch das Wasser etwas, das Zahar lieber vermied, wenn sie es konnte, aber auch das musste sein. Wenigstens hatten sie sich einigen können, dass sie erst nach Aska ins Bad ging. Es wäre aber andersrum vermutlich nicht besonders clever gewesen, denn auch, wenn sie all den Schleim, der dabei entstand, in den Abfluss spülte, blieb der starke Geruch einer nassen Zuckernaga noch eine Weile in der warmen Luft hängen. Abgesehen davon stellte sie das Wasser immer so heiß ein, dass nicht mehr viel warmes Wasser für die van der Velden übrig geblieben wäre... Von den Zweifeln, die ihre große Heldin plagten, ahnte Zahar herzlich wenig. Es hieß zwar, dass Dämonen in die Herzen der Menschen hören konnten, aber so gut ihr Gehör auch war, das schaffte die Naga nicht. Schlussendlich trug sie nicht mehr als das Blut und ein Stück weit das Mana eines Dämonen in sich, sie selbst war keiner, zumindest kein vollwertiger. Irgendwie so. Genetik bereitete der jungen Echse immer noch Kopfschmerzen und zu sehr ins Detail gehen konnte sie mit ihre Fragen ja leider nicht, ohne ihre eigenen Geheimnisse zu offenbaren. Gerade dieses Geheimnis lastete auch weiterhin stark auf Zahars Seele. So sehr sie die Gegenwart von Aska genoss, wusste sie auch, dass es keinen Menschen gab, vor dem sie vorsichtiger sein musste. Sie war der stärkste Mensch auf der Welt und noch dazu eine wahre Heldin, die das Böse ohne Kompromisse bekämpfte. Was also, wenn sie erfuhr, dass in Zahars Blut genau dieses Böse steckte? Die Naga hatte in letzter Zeit öfter gesehen, wie sehr Dämonen wie sie der Menschheit schadeten. Sie würde niemandem einen Vorwurf machen, der sie loswerden wollte, im Gegenteil. So sehr sie auch versuchte, gut zu sein, war sie doch ein von Grund auf schlechtes Wesen. Ihre Schwäche war der Grund dafür, dass Mareo und Shizuka schwer verletzt worden waren, und egal, wie sehr sie versuchte, sich zu verbessern, es schien alles hoffnungslos. Heute Nacht war sie wider von ihren Albträumen heimgesucht worden. Eine heiße Dusche wusch den Horror der Nacht aber wieder von ihr ab, und während sie ihre hübschen Klamotten anlegte, schlich sich wieder ein Lächeln auf Zahars Lippen. Trotz all ihrer Geheimnisse und Schwächen war sie heute an Askas Seite, und das freute sie. Was auch immer sie für eine Gefahr erwartete, wenn sie mit einer wahren Heldin unterwegs war, konnte sie sie meistern.
„Okay, ich bin soweit!“, rief die Naga fröhlich, während sie die Tür des Badezimmers aufwarf und zu Aska hinüber lief. „Es ist Zeit, Menschen zu helfen! Du hast gesagt, hier ist eine große, böse Bestie, die Leute verrückt macht, richtig?“ Die Naga hatte versucht, den gesamten Questzettel selbst zu lesen, aber gerade die kleiner geschriebenen Stellen waren für sie nicht ganz einfach und ein paar der Wörter waren noch sehr kompliziert. Aber ihre Fortschritte, die bemerkte man, auch wenn es deutlich schneller gewesen war, als Aska einfach selbst gelesen und ihr die genaue Lage erklärt hatte. Der Gedanke an einen Dämon lag unausgesprochen in der Luft, denn sie beide kannten die Natur dieser Wesen und die Beschreibung passte gut darauf. Aber Zahar würde keine Angst haben. Nicht in der Rolle einer stolzen Gildenmagierin! „Hier ist eindeutig Böses im Busch!“, meinte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Also lass uns diese Leute retten, Aska!“
Während Zahar im Badezimmer vor sich hin schleimte, hatte Aska das Fenster zum Lüften geöffnet und machte die beiden Betten. Sorgfältig schüttelte sie dabei die Decken aus, um sie danach ordentlich auf die Matratze zu legen. Die Kissen wurden noch aufgeschüttelt und bekamen somit ihre ursprüngliche flauschige Form zurück. Es war schon eigenartig, aber ein Bett ordentlich zu machen, war etwas, das Aska sehr wichtig war. Dieses einfache Vorgehen hatte ihr schließlich ihre Mutter beigebracht und war somit eines der wenigen Relikte, welche Aska sich aus ihrer Zeit vor Fenrir bewahrt hatte. Die Erinnerungen an die ersten sieben Jahre ihres Lebens schienen mit jedem Monat, der verging, mehr zu verblassen. Manchmal erwischte sich Aska sogar dabei, wie sie die Gesichtszüge ihrer Eltern nicht mehr gedanklich rekonstruieren konnte. Und obwohl die junge Frau wusste, dass Fenrir dazu nicht in der Lage war, so war ihr dennoch schon oft der Gedanke gekommen, ob der Dämon ihre Erinnerungen nicht doch ebenso manipuliert hatte, wie ihre gesamte Wahrnehmung. Nachdenklich ging Aska zum Fenster und blickte auf die Straßen Clover Towns hinaus. Im Grunde wusste sie, dass ein Wiedersehen kurz bevor bestand. Sie fühlte es.. und daran bestand kein Zweifel.
Lächelnd blickte die Blonde über ihre Schulter zu Zahar, welche gut gelaunt aus dem Badezimmer getapst kam. „Sehr gut“, kommentierte Aska den Tatendrang ihrer Freundin zufrieden und schloss sorgfältig das Fenster, ehe sie zu ihrem Bett ging und sich auf die Matratze setzte. Es gefiel Aska sehr, wie Zahar sich entwickelt hatte. Ob es auch ihr Einfluss gewesen war? So manch Floskel der grünen Magierin erinnerte sie tatsächlich an ihre eigene Art zu sprechen. Dabei war das „Böse im Busch“ natürlich besonders plakativ. Doch es war nicht nur die Art, wie Zahar sich ausdrückte. Auch der Mut und die Entschlossenheit, welche sie dabei nach Außen trug, glichen ein wenig Askas Merkmalen. Und obwohl Zahar auf ein bestimmtes Thema hinaus wollte und sich entsprechend klar ausgedrückt hatte, war es heute Aska, welche ein wenig mehr Zeit hatte. Sie lächelte die Jüngere an, ganz so, als habe sie Zara bei etwas ertappt. „Erinnerst du dich an unsere erste gemeinsame Quest? Du hattest Angst, die Stadt zu verlassen“, schwelgte Aska in Erinnerungen. „Und jetzt sieh nur, wie stark du geworden bist. Deine Entschlossenheit, den Menschen zu helfen, ist wahre Stärke“ Das hatte auch Aska mittlerweile gelernt. Wirklich mächtig wurde sie dann, wenn es um diejenigen geht, die ihr etwas bedeuten. Und nicht, wenn sie sich selbst beweisen wollte, wie vollkommen sie doch ist. „Bist du dir deiner Entwicklung den bewusst? Du kannst wirklich stolz auf dich sein“ Und Zahar kannte Aska. Sie sollte wissen, dass die Blonde das nicht sagen würde, wenn sie es nicht auch so meinen würde.
„Setz dich, du solltest noch etwas erfahren, ehe wir aufbrechen“
Schon komisch, denn gerade als Zahar sich hingesetzt hatte, erhob sich Aska wieder. Die Arme verschränkte sie streng vor ihrer Brust und sie ging erneut nachdenklich zum Fenster, um hinauszusehen. Ganz so, als würde sie nach ihm suchen. „Sei nicht enttäuscht, aber wir können den Menschen nicht helfen. Wer dem Wolf zum Opfer fiel, wird sich lange Zeit nicht erholen. Ich weiß nicht, ob sie ihre Gedanken überhaupt eines Tages wieder ordnen können“ Der Blick der Heldin verfinsterte sich. Ruhelos wandte sie sich wieder vom Fenster ab und nahm auf dem Bett Platz, wie vorhin bereits. „Ich bin froh, dass wir beide diesen Auftrag zugesprochen bekommen haben. Du kennst die Dämonen und ihre Fähigkeiten genauso gut wie ich. Wir sind in der Lage, deren Manipulation zu durchschauen“ Diesen Satz würde Aska noch bitter bereuen. „Erinnerst du dich, was ich dir und Mareo in Shirotsume erzählt habe? Diese Bestie ist keine Bestie, sondern es handelt sich um den Dämon Fenrir. Ich weiß es einfach.. ich spüre es!“, gegen Ende wurde Aska ganz aufgeregt. Ihre Augen leuchteten beinahe begeistert. Die Beschreibung der wolfsähnliches Bestie sowie die Auswirkungen auf die Menschen, das passte eins zu eins zu Fenrir. „Er spricht schon seit einiger Zeit wieder zu mir.. er hat sich in meine Gedanken gedrängt. Kennst du das noch von früher?“
Zahar hatte nicht die gleichen morgendlichen Rituale wie Aska. Das Bett machen? Hinter sich aufräumen? Das waren alles nie Dinge gewesen, mit denen sie sich hatte auseinander setzen müssen. Gefangen in ihrem Terrarium oder, wenn sie etwas Auslauf hatte, im Inneren ihrer Hütte war es für die Naga nur natürlich gewesen, dass immer jemand hinter ihr her räumte. Ihr fiel kaum auf, dass die Bettdecken nicht mehr so furchtbar unordentlich waren, wie sie sie hinterlassen hatte, als sie das Bad verließ. Askas Erinnerung an ihre erste gemeinsame Quest – Zahars erste Quest überhaupt – fiel ihr allerdings auf. Sie trieb ihr schnell eine gewisse Röte in das grüne Gesicht. „Ich... ich hatte gar keine Angst!“, wehrte sie ab und klopfte mit ihrem Schweif auf den Teppich, auf dem sie stand. „Außerdem ist es immer noch gruselig, die Stadt allein zu verlassen...“ Zahars Grundsituation hatte sich nicht verändert. Da draußen war immer noch ein großer Dämon, ihr Vater, dessen Untergebene sie jagen würden. Der ihr nichts Gutes antun würde, wenn er sie fand. Davon war sie überzeugt. Trotzdem hatte Aska nicht Unrecht. Sie zögerte nicht mehr so sehr, wenn es darum ging, an einen anderen Ort zu gehen. Selbst wenn sie mal allein die Grenzen Magnolia Towns verlassen musste, bekam sie das hin. Sie war stärker geworden, selbstsicherer und mutiger, auch wenn sie noch mit einigen Zweifeln zu kämpfen hatte. Die Realisierung trieb ihr ein Lächeln aufs Gesicht. „Aber... ich bin ja nicht allein“, meinte sie und strahlte Aska an. „Ich hab ja dich bei mir! Und es gibt noch so viele andere liebe Menschen, die ich kennen gelernt habe... oder die ich noch gar nicht kenne. Die Welt ist nicht mehr so gruselig wie vorher.“
Das Lob ging runter wie Öl, was Aska sicher nicht überraschte. Zahar war Vieles, aber undurchschaubar war sie nicht. Über Meilen konnte man erkennen, wie glücklich die Echse darüber war, geschätzt und für stark befunden zu werden. Heiter ließ sie ihre Beine von der Bettkante baumeln, während sie zu ihrer Heldin aufsah. Was mussten sie denn noch klären, bevor es auf die Jagd ging? Schnell wurden ihre Augen weiter, ihre Mundwinkel sanken. Was meinte sie damit, dass sie den Menschen nicht helfen konnten? Offenbar hatte Aska eine große Meinung von den Fähigkeiten dieses Fenrir. Das konnte Zahar gut nachfühlen. Ohne ihren Vater je persönlich getroffen zu haben, wusste sie, welche Macht er innehatte. Nichts, was sie in dieser Welt gesehen hatte, war eindrucksvoller als die volle Macht eines höheren Dämonen. Selbst der Oger in Shirotsume war vermutlich nur ein Schattenbild gewesen im Vergleich zu Fenrir oder Sheshanaga. Dennoch... was war denn das für eine Aussage? „Nein“, antwortete die Naga stur und schüttelte den Kopf. „Das ist nicht okay so!“ Entschlossen richtete sie sich auf. Auf der Matratze stehend war selbst das kurze Echsenkind größer als ihr menschliches Gegenüber. „Wir können doch jetzt noch nicht entscheiden, dass wir den Menschen nicht helfen können, wenn wir noch gar nichts versucht haben! Du bist Aska von der Velden! Fairy Tails größte Heldin! Du kannst alles schaffen, das weißt du genau!“ Mit geballten Fäusten und überzeugtem Blick starrte Zahar ihre Mentorin an. Die Aska, die sie kannte, würde alles Böse bannen und alles wieder gut machen! „Du hast noch nie aufgegeben! Fenrir sollte Angst davor haben, dass er nichts gegen dich machen kann, nicht andersrum! Noch ist niemand verloren, Aska, das weißt du genau!“ Ob es sinnvoll war, mit einer so optimistischen Einstellung an die Quest heranzutreten? Für die Naga war jede Form der Resignation unvorstellbar. Selbst wenn Aska Recht behalten sollte, selbst wenn es keinen Weg gab, die betroffenen Menschen doch noch zu schützen, bedeutete das doch noch lange nicht, dass sie es nicht versuchen sollten, oder? Das war es doch, was Gildenmagier so großartig machte! Dass sie niemals aufgaben und sich allen Widrigkeiten stellten, um dafür zu sorgen, dass es den Leuten von Fiore gut ging!
„Was das mit den Gedanken angeht... das kenne ich so nicht“, meinte die Grünhäutige, als sie wieder etwas zur Ruhe gekommen war, und schüttelte den Kopf. „Ich wurde von niederen Dämonen aufgezogen... sonst hätte Papa sie gar nicht fangen können. Die konnten sowas nicht. Aber ich hab trotzdem das Gefühl, dass ich weiß, wie es sich anfühlt...“ Eine gewisse Verbindung zu ihrem Vater hatte die Naga wohl immer gehabt, auch wenn es ihr nicht allzu bewusst war. Sie teilten sich das gleiche Blut, da war das wohl naheliegend. Wenn Aska davon sprach, wie sich ein Dämon in die eigenen Gedanken schlich, dann war das keine Erfahrung, die Zahar bereits gemacht hatte, aber instinktiv konnte sie spüren, wie sich das anfühlen musste. Es war sicher einschüchternd... aber das war noch lange kein Grund, die Einwohner hier aufzugeben. Das wollte Zahar nicht, und Aska wollte es doch sicher genauso wenig, wenn sie ehrlich mit sich war...
Zahar war süß, wie sie das Kompliment und die Anerkennung Askas irgendwie annahm, aber irgendwie auch nicht. Sie freute sich darüber, das wusste die Blonde. Doch dass sie so verlegen sein würde, hätte sie ihr dann doch nicht zugetraut. Ja, außerhalb der Stadt mochte es für Zahar noch immer gruselig sein. Doch welchen Stellenwert hatten diese Gedanken schon, wenn man sich dennoch hinauswagte? Dass die Welt für Zahar nicht mehr so gruselig war, wie vorher, stimmte Aska aber ein wenig nachdenklich. Ob das auch auf sie selbst zutraf? Zugegeben, seit sie Freunde an ihrer Seite hatte und den Rückhalt sowie die familiäre Bedeutung der Gilde verstanden hatte, war die Welt auch für Aska weniger gruselig. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Denn es stimmte: Allen voran hatten sie ja einander.
Während ihrer pessimistischen Ansprache war Aska noch am Fenster gestanden. Total perplex hatte sie sich Zahar zugewandt, welche sich auf ihre Matratze gestellt hatte, um ihrer Ansage noch mehr Nachdruck zu verleihen, als es ohnehin schon der Fall gewesen war. Die Verwunderung, vielleicht auch ein Hauch von Empörung standen der jungen Frau ins Gesicht geschrieben, als sie diese Seite an Zahar kennenlernte. Jedes Wort, welches sie sprach, war wahr. Es war nur so, dass Aska schlichtweg nicht wusste, ob die Menschen ihre ursprüngliche Wahrnehmung zurückerlangen würden. War die Manipulation eines Dämons wie ein böser Zauber, welcher sich mit seinem Tod auflöste? Sie wusste es nicht. Und bis dahin hatte sie gedacht, es sei besser, sich keine Hoffnungen zu machen. Aber.. das war doch furchtbar! Nicht auszumalen, Aska wäre auf die Hilfe eines Magiers angewiesen, welcher ihr noch vor Beginn seiner Arbeit mitteilte, dass es keine Hoffnung gäbe. So wollte die Heldin doch ebenso wenig den armen Menschen in Clover Town gegenübertreten, welche der Ankunft der Magier so entgegen gefiebert hatten. „Ich danke dir, Zahar. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, so an einen Auftrag heranzugehen. Es ist wohl das erste Mal, dass ich.. “ Dass sie sich unterlegen fühlte. „Er ist so mächtig, obwohl ich ihn nicht einmal als starkes Wesen in Erinnerung habe. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass er uns selbst jetzt, in der dieser Sekunde, bereits drei Schritte voraus ist“, vertraute Aska Zahar ihre Sorgen an. Sie hatte wirklich Angst, dass ihr das Vorhaben, den Dämon zu töten, nicht gelingen würde. Aber vielleicht hatte Zahra recht. Womöglich hatte Fenrir ebenso die Sorge, dass Aska ihm wahrhaftig gefährlich werden konnte? „Entschuldige, ich wollte dich nicht mit meinen Worten verunsichern“, bat sie ihre Freundin aufrichtig um Verzeihung.
„Ich verstehe“, kommentierte Aska die fehlende Erfahrung mit der Gedankenmanipulation durch Dämonen. Um ehrlich zu sein, wusste Aska ja nicht einmal, ob sie tatsächlich selbst ein Opfer davon gewesen war. Eigentlich dachte sie stets, Herr der Lage gewesen zu sein und alles mehr oder weniger freiwillig mitgemacht zu haben. Lag es an ihrer damals kindlichen Denkweise? Oder hatte sie wirklich niemals bewusst wahrgenommen, dass er sie manipuliert hatte? Eine verzwickte Lage. Vielleicht wäre es in diesem Fall am besten, sich weniger Gedanken zu machen, etwas spontaner zu agieren und nach dem Bauchgefühl zu handeln - Das konnte Aska ja so super gut. „Na gut, es wird Zeit, dass wir aufbrechen. Es gibt zwei Personengruppen, mit denen wir sprechen sollten: Diejenigen, die Fenrir zum Opfer fielen und noch jene Personen, welche ihm entkommen konnten. Lass uns zuerst zur örtlichen Polizeistation gehen, dort wurde laut den Informationen des Bürgermeisters an die Gilde ein Opfer in eine Zelle gesperrt“ Welch bitteres Schicksal! Doch dieses Bewusstsein holte den üblichen Tatendrang Askas noch mehr zurück, denn Zahar hatte recht: Sie durften nicht im Voraus aufgeben!
Der freundliche Polizist begleitete die beiden Magierinnen in den Keller des Gebäudes, in welchem sich ein paar wenige Zellen befanden. Hier wurden nur Kleinkriminelle oder andere Verbrecher in Gewahrsam genommen, ehe sie beispielsweise von den Rune Knights abgeführt wurden, sollte die Notwendigkeit bestehen. „Seid vorsichtig. Er kann euch zwar nichts tun, aber wir mussten ihn festnehmen, weil er seinen Kollegen auf dem Feld bei der Arbeit mit seiner Sense schwer verletzt hat“, erklärte der Polizist und schloss die letzte Tür auf, woraufhin sich Aska und Zahar bei den Zellen befanden. Sie waren alle leer, bis auf eine. „Was? Er..?“, entkam es der Blonden völlig entgeistert, als sie den brünetten, sommersprossigen Jungen sah, welcher wohl kaum älter als Zahar sein konnte. Warum nur hatte Aska gedacht, auf einen Erwachsenen zu treffen? Ärger stieg in der Magierin auf. Das sah Fenrir ähnlich..
„Keine Sorge. Ich fühle mich sehr sicher“, schloss Zahar, als sie mit Aska zusammen das Zimmer verließ. Nein, sie war nicht verunsichert von den Worten der Älteren, auch wenn sie natürlich die Gefahren dieser Quest hervorgehoben hatte. Das war auch richtig so. Dennoch war sie sicher, dass sie an der Seite einer wahren Heldin nichts zu befürchten hatte. „Wenn er uns voraus ist, müssen wir ihn nur einholen!“ Zahar war gespannt darauf, den Unterschied zwischen Fenrirs Opfern und jenen, die ihm entkommen waren, zu sehen. Auf Anhieb konnte sie sich nicht viel darunter vorstellen, wie er die Leute verändern sollte, aber das würden sie wohl gleich herausfinden. Eines der Opfer war wohl bei der Polizei eingesperrt... und, wie sich herausstellte, ein Junge in Zahars Alter. Die Naga war darüber deutlich weniger schockiert als Aska. Sie hatte kein so klares Bild davon gehabt, wen sie hier wohl treffen würde, schließlich war sie selbst noch jung, ging nicht immer davon aus, dass sie nur mit Erwachsenen zu tun habe, und gerade für die Echse waren Dämonen in der Kindheit eine unbestreitbare Realität. Sie war mit diesen Wesen aufgewachsen, insofern wunderte es sie nicht, dass jemand anders in ihrem Alter Opfer eines Dämonen wurde. Während Aska sich noch sammelte, trat Zahar näher an die Gitterstäbe heran, betrachtete kurz den Jungen in der Zelle, ehe sie sich an den Polizisten wandte: „Wie heißt er?“ „Sein Name ist Gavril“, bekam sie ihre Antwort und blieb erst einmal kurz still, während ihr Blick zurück zu dem Kind glitt. Der Name erinnerte sie an ihre letzte Begegnung mit einem Dämonen... Ein seltsamer Zufall, dass sie sich so ähnlich klangen, aber schlussendlich nicht mehr als das. Ein Zufall. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln.
„Hallo, Gavril“, grüßte die Naga und winkte von ihrer Seite des Käfigs aus. „Mein Name ist Zahar Naga. Ich bin eine Magierin! Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Sie sagte all das in einem sehr fröhlichen, offenen Ton, bekam aber nicht viel dafür zurück. Die müden, geröteten Augen des Jungen blickten zu ihr hinüber, während er auf seinem Platz hocken blieb, die Hände zwischen seinen Beinen auf die unbequem wirkende Holzbank gelegt. Sein Mund blieb geschlossen. „Ich habe gehört, dir ist etwas passiert“, versuchte sie es noch einmal. „Magst du mir sagen, was du erlebt hast?“ Sein Blick verfinsterte sich. Auch wenn Zahar seine Hände nicht gut sehen konnte, glaubte sie zu erkennen, wie er an seinen Fingern zu kratzen begann. Er lehnte sich vor, zog die Beine zusammen, machte sich klein. Nur den Blickkontakt zu ihr gab er nicht auf. „Weißt du... ich habe das auch erlebt. Ich wurde vor einem Jahr von drei Dämonen angegriffen. Böse Schlangen“, erklärte sie, versuchte eine Verbindung herzustellen. Er hörte sie, nahm sie wahr. Er reagierte nur nicht. Sie musste irgendwie die richtigen Worte finden, um zu ihm durchzudringen. „Damals bin ich allein nicht dagegen angekommen. Ich hatte großes Glück, dass ein starker Magier gekommen ist, um mir zu helfen“, meinte sie und ergriff mit ihrer rechten Hand einen der Gitterstäbe. „Gavril... Jetzt bin ich hier, und ich möchte dir gern helfen. Darf ich das?“ „Niemand hilft mir! Du erst recht nicht!“ Plötzlich brachen Worte hervor. Nur ein paar, wütend und verzweifelt zugleich, doch kaum hatte er sie gesprochen, zuckte Gavril auch schon zusammen. Er hatte Angst vor etwas, das konnte Zahar in seinem Blick sehen. So wie sie bis heute Angst hatte, dass die Schlangen ihres Vaters an jeder Ecke lauern konnte, wenn sie die Sicherheit von Magnolia Town einmal ohne Begleitung verließ. Sein Körper zitterte leicht, sein Kratzen wurde intensiver, während er hin und her blickte, als könne sich in der engen, leeren Zelle etwas verstecken. „Die Jägerin... Wenn du mir helfen willst, bring mir die Jägerin“, meinte er, während sich seine Hände an seinen Hals hoben, um dort weiter zu kratzen, als hätte jemand ihm eine Leine umgelegt. „Die Jägerin... ich brauche die Jägerin... Was machst du noch hier?“ Dafür, dass er eben noch kein Wort gesagt hatte, sprach Gavril nun vor sich hin, ohne darauf zu hören, was Zahar noch zu sagen hatte. Sein Blick fokussierte sich nicht mehr auf sie und selbst wenn er sie ansah, wirkte es, als würde er durch sie hindurch sehen. Er war aufgeregt, das war eindeutig, und wurde mit jedem Moment, den er sprach, auch etwas aggressiver. Fordernder. Zahar schluckte. Das Benehmen dieses Jungen war gruselig.
„Herr Polizist!“, sprach das Mädchen hoch zu dem Mann in Uniform, der neben ihr stand, und zupfte an seinem Ärmel. „Von hier draußen erreiche ich ihn nicht. Bitte lassen sie uns zu ihm rein.“
Würde man Aska danach fragen, warum es sie so sehr getroffen hatte, dass ein Kind von vielleicht zwölf Jahren in der Zelle saß, könnte sie darauf nicht einmal antworten. Diese Betroffenheit.. dieses Mitgefühl.. für eine fremde Person? Nur, weil sie klein und schmächtig war? Sich nicht hatte wehren können? So wie Zahar damals. So, wie sie selbst damals. Vielleicht war das der Grund, warum es Aska so bewegt hatte. Wäre das Schicksal dieses Jungen ebenso besiegelt, wie ihr eigenes und das von Zahar? Die Blonde bekam nur am Rande mit, wie sich ihre Freundin nach dem Namen des Jungen erkundigte. Gavril, richtig? Etwas verhalten musterte Aska das Opfer Fenrirs, ganz so, als habe sie Hemmungen, mit ihm zu sprechen. Es zeigte sich ohnehin, dass Zahar diesen Job besser erledigte. Sie war feinfühliger, herzlicher und weniger einschüchternd, als Aska. Während das grüne Mädchen also mit Gavril sprach, beobachtete die Ältere das Szenario, wobei ihre Augen natürlich auf das Opfer gerichtet waren. Er wirkte verstört, verängstigt und über alle Maßen misstrauisch. Nervös kratzte er auf der Holzbank herum, auf welcher er saß. Immer wieder sah er sich um, wie ein aufgeschrecktes Reh. Stand er so sehr unter dem Bann des Dämons? Oder hörte er ihn vielleicht sogar noch immer?
Es überraschte Aska sehr, dass sie zusammenzuckte, als Gavril plötzlich laut wurde. Er hatte in diesem Moment seiner Angst und seiner Verzweiflung durch laute Worte Ausdruck verliehen. Doch statt Mitgefühl zu verspüren, rang sich Aska dazu durch, die Fassung zu wahren. Lieber ließ sie dem Ärger über sich selbst freien Lauf, dass sie so unaufmerksam gewesen war und sich von dem Alter des Opfers hatte blenden lassen. Zwar bröckelte ihre unberührte Maskerade etwas, doch sie blieb eisern und starrte ihn nur ausdruckslos an. Dass ihr Herz gegen ihren Brustkorb schlug, ignorierte sie gekonnt. Die Jahre bei Fairy Tail hatten sie wohl tatsächlich mit Anteilnahme und Mitgefühl bedacht. Die ganze Zeit über hatte sich Aska im Hintergrund gehalten. Sie war sich nicht einmal sicher, ob der Junge sie überhaupt bemerkt hatte. Zahar erledigte diese Aufgabe gut, sie schien ihre Worte weise zu wählen. Und doch biss sie auf Granit, bis der Junge deutlich formulierte, was er brauchte, wenn Zahar ihm wirklich helfen wollte. Die Augen der Heldin wurden größer. Die Jägerin? Meinte er sie? Oder war der Gedanke zu vermessen?
Die Jägerin solle man ihm bringen. Das könnte durchaus aus Fenrirs Feder stammen. War es das, womit er die Menschen geißelte? War es möglich, dass der Wolfsdämon Gavrils schlimmste Ängste und schrecklichste Vorstellungen hat wahr werden lassen, um ihn nun wahnhaft nach Aska suchen zu lassen? Der Blick der Heldin verfinsterte sich. Wenn dem so war, dann spielte Fenrir regelrecht mit den Leben unschuldiger Menschen. Er schein Aska reizen zu wollen, ihren Drang, sich ihm zu stellen, vergrößern zu wollen. Fenrir hätte sich ihr schon längst zeigen können, er brauchte diese Umwege nicht. Was bezweckte er nur damit?
„[…] Bitte lassen sie uns zu ihm rein“
Die wieder aufmerksamen Augen schnellten zu Zahar. „Seid Ihr sicher, werte Magierinnen? Er ist unberechenbar“ Aska verstand nicht, was Zahars Plan dahinter war. Doch sie vertraute ihr und war sich sicher, dass sie einen Grund für dieses Vorgehen hatte. „Das geht in Ordnung, keine Sorge. Es würde das Gespräch vereinfachen“, behauptete die Heldin also einfach und sah den Polizist entschlossen an, welcher nach wie vor verunsichert die Zelle aufsperrte. Ohne die Gittertür zu öffnen, zog er sich wieder zum anderen Ende des Raumes zurück. „Geh ruhig vor, ich bleibe dicht hinter dir“, versicherte sie Zahar, welche die Zelle zuerst betrat. Erstmals trat Aska ins Sichtfeld des Jungen, als sie ein paar Schritte an der Zelle entlang ging und diese schließlich betrat. Als Gavril Aska erblickte, riss er die Augen auf. „Du.. du hast sie mir gebracht!“, stieß er in einer Manie aus, dass er einem trotz des Lächelns Angst machen konnte. Wie von der Tarantel gestochen stieß er sich von seiner Holzbank ab und stand auf wackligen Beinen. Aska zog die Augenbrauen zusammen und hob das Kinn nachdenklich, während sie Gavril musterte. „Du hast mich also erkannt?“, fragte sie ihn monoton. Gavril nickte und kratzte sich trotz freudigem Gesichtsausdruck hektisch am Hals herum. „Ja! Ja! Ich erkenne dich! Du musst es sein! Es wird alles wieder gut!“, schrie er hoch erfreut, wenngleich er nun regelrecht wahnsinnig wirkte. Doch im nächsten Augenblick fixierte er Zahar, sein Ausdruck war urplötzlich kalt geworden. „Aber du.. Du bist uns im Weg! Du sollst beseitigt werden!“ Just in diesem Moment stürzte Gavril mit seinen langen Fingernägeln auf Zahar zu. Es war nicht wirklich bedrohlich, dennoch reagierte Aska schnell und wandte eine abgeschwächte Form der White Devil’s Holy Cannon an, um Gavril nicht wirklich schwer zu verletzen, sondern um ihn nur zurückzustoßen. So war die Hand blitzschnell in die Devilslayermagie gehüllt und ein Strahl wurde in Richtung des Jungen abgeschossen. Gavrils Brust wurde getroffen, er taumelte zurück und ging ohnmächtig zu Boden. Überrascht über den unerwartet starken Effekt öffnete Aska den Mund. Das war keine Absicht! „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet“, rechtfertigte sie sich beschämt, hatte sie doch extra ihre magische Kraft deutlich reduziert. Doch kurz darauf kam Licht ins Dunkel, warum der Angriff auf Gavril eine solch starke Wirkung hatte.
„.. uah.. oh..“, ächzte er, woraufhin er sich verwirrt umsah. Er setzte sich auf, bleib aber auf seinen Knien sitzen. Sein Blick war wieder klar, er wirkte aufmerksamer und sogar menschlicher. Der Wahnsinn schien von ihm gewichen zu sein. „Was mache ich denn in einer Gefängniszelle..? Aber.. war das etwa kein Traum..?“, stammelte er unglaubwürdig, ehe er sein Gesicht in seine Hände vergrub und plötzlich bitterlich zu weinen begann. „Was habe ich getan? Oh Tonda..“, schluchzte er verzweifelt, woraufhin sich der Polizist plötzlich an der Zellentür meldete. Der Radau hatte ihn wohl stutzig gemacht. „Tonda ist besagter Kollege vom Feld“, klärte er auf und sah dann zu Gavril. Konnte es möglich sein, dass Aska den Bann durch ihre Magie von dem Jungen genommen hatte? Den Jungen so weinen zu sehen, wie ihm klar wurde, was er im Bann des Dämons getan hatte, ließ die unnahbare Heldin nicht kalt. Sie schritt auf Gavril zu, nahm seine Hände vom Gesicht und zog ihn an diesen sanft auf die Beine. Dieser sah sie mit großen Augen an, während sie nur voll Mitleid auf ihn herabsah. Dann legte sie ihre Arme um ihn und zog ihn an sich. „Deine Erinnerungen sind unerträglich und quälen dich. Aber ich weiß, dass du unschuldig bist und werde auch Tonda und die anderen davon überzeugen. Du fielst einer Macht zum Opfer, die kaum ein Mensch begreifen kann. Um diesem Dämon endgültig das Handwerk zu legen, brauchen Zahar und ich deine Hilfe“ Während ihrer Worte weinte der Junge unaufhörlich und krallte sich regelrecht an Aska fest. Erst als sie ihn sanft von sich schob, ließ er von ihr ab. „Ich bitte dich, Gavril. Sag uns alles, woran du dich noch erinnern kannst, was den Wolfsdämon betrifft“
Zauber:
White Devil’s Holy Cannon TYP: Lost Magic ELEMENT: Licht KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 45 MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber lädt der Devilslayer seine Hand zunächst mit seiner Magie auf, ehe er sie ausstreckt und einen faustdicken, blütenweißen Lichtstrahl auf den Gegner abschießt. Die Geschwindigkeit des Strahles ist gleich der Willenskraft des Magiers, der maximale Wert, der jedoch erreicht werden kann, ist auf 7 begrenzt.
Ja, was war Zahars Plan, als sie darum bat, ins Gefängnis an die Seite des Jungen gelassen zu werden? Sie hätte diese Frage selbst nicht beantworten können. Was konnte sie aus der Nähe tun, was sie von hier aus nicht tun konnte? Wehtun wollte sie ihn nicht, festhalten genauso wenig. Ihre Worte klangen auch nicht anders, nur weil sie näher war. Es war wohl eher Zahars Drang, Menschen zu helfen, der sie hinein trieb, keine Logik, kein Plan. Sie kam von hier aus nicht an ihn heran, auch emotional nicht, also wollte sie versuchen, ihm physisch näher zu kommen. Vielleicht. Wirklich erklären konnte sie den Gedanken nicht. Trotzdem zögerte sie keinen Moment damit, durch die Tür in die potenziell gefährliche Zelle zu schreiten, Aska dicht hinter ihr. Das war wohl auch gut so, denn während Zahar noch unsicher war, was sie als Nächstes sagen sollte, erkannte der Junge auch schon die ältere Magierin. Sie musste es sein? Wenn Aska hier war, wurde alles wieder gut? Also... ja, das klang schon richtig, aber es war nicht wirklich die Reaktion, die die Naga erwartet hatte. Überrascht blickte sie auf zu Aska, ehe sie aus dem Augenwinkel auch schon bemerkte, wie der Junge auf sie zusprang. Zahars Instinkt war, einen flinken Schritt zurück zu machen und verteidigend ihre Hände vor sich zu heben, bereit, den Angriff des Jungen abzufangen und von ihr wegzuleiten. Aska war da weniger zimperlich. Im gleichen Moment, in dem die Echse eine defensive Haltung einnahm, leuchtete die Faust ihrer Mentorin auf und verschoss einen Lichtstrahl, der Gavril unsanft zurückschleuderte. Da sah man wohl noch einmal den Unterschied zwischen den beiden Feen...
„A-alles in Ordnung?“, rief Zahar besorgt, aber Gavril schien nicht sonderlich verletzt zu sein. Erleichtert atmete sie aus, während er realisierte, wo er war und was er getan hatte. Es musste ein Schock für den armen Jungen sein, sicher größer als ihr Schock darüber, plötzlich angegriffen zu werden. Glücklicherweise war Aska bereits an seiner Seite und ließ seine Tränen versiegen. Sie würde ihm helfen. Mit dieser Aussage dämpfte sie seine Angst, und mit ihrem nächsten Wunsch lockte sie seine Aufmerksamkeit an eine andere, produktivere Stelle: Er konnte ihr helfen, musste ihr nur sagen, was er über den Dämonen wusste. Kurz starrte der Junge sie aus unsicheren Augen an, ehe er zu zittern begann. „Er... er ist nicht alleine“, hauchte Gavril, brachte die Worte nur leise über seine Lippen, während sein Gesicht bleicher wurde. Er hatte sich selbst nicht wirklich daran erinnert, hatte es nur in seinem von dem Monster kontrollierten Zustand unterbewusst mitbekommen. Aber es stimmte. „Es sind zwei Dämonen hier in Clover Town. Aber sie sind keine Freunde. Er will, dass der andere Dämon stirbt... deshalb sucht er die Jägerin.“ Zahar spürte, wie ihr ein kalter Schauer den Rücken herunter jagte. War hier wirklich noch ein anderer Dämon, von dem sie im Zuge der Quest noch nicht gehört hatten? Oder... meinte Gavril sie selbst? Die liebe, unschuldige Echse, deren einziger Fehler es war, geboren zu werden? Sie musste schlucken – ihr Hals fühlte sich mit einem Mal so trocken an. Sie war doch gerade erst hier angekommen. Es hätte doch genauso gut jeder andere Magier sein können. Der Dämon konnte gar nicht wissen, wer sie war und dass sie hierher kommen würde... oder? „Als ich ihn gesehen habe, hat er gesagt... er hat gesagt, er will uns helfen“, brachte der Junge schlussendlich über die Lippen. „Der andere Dämon... ist gefährlich. Er schadet Allem, was um ihn herum ist. Und der einzige Weg, ihn loszuwerden, ist die Jägerin. Deshalb ist er hier. Er wollte sie hierher locken, um uns von dem bösen Dämon zu befreien, und danach... danach lässt er uns in Ruhe. Das... Das hat er versprochen! Darum habe ich seinen Vertrag angenommen... Ich wollte uns allen helfen. Ich wollte wirklich nur helfen!“ Tränen liefen die Wangen des Jungen herab. Er hatte niemanden verletzen wollen. Über so etwas wie die Sache mit Tonda hatten sie nie gesprochen. Gavril war schon immer jemand, der die Geschichten über Ritter und Helden und Magier beeindruckend gefunden hatte. Wenn er mit den Nachbarskindern spielte, musste er immer der Gute sein. Dieses Bedürfnis, Menschen zu helfen und sich selbst damit einen Namen zu machen, war einer der natürlichen Dränge, die Dämonen wahrnehmen und ausnutzen konnten. Das war es wohl gewesen. Ein Versprechen, dass er ein echter Held sein konnte, nicht nur jemand, der so tat. Niemand war so gut darin, den Verstand anderer Kreaturen zu manipulieren und auszunutzen, wie ein Dämon, und wenn er es erst einmal schaffte, einen Vertrag zu knüpfen, dann war es vorbei. Dann hatte er sein Ziel erreicht, und der Mensch hatte verloren. Gabriel hatte es erfahren, Gavril genauso. Die anderen Opfer mussten eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Verzweifelt hob das Kind die Hände vor das Gesicht und zitterte stärker denn je, als stünde es inmitten eines kalten Windes. „Aber er ist so groß... und so gruselig...“, stammelte er, brachte die Worte gerade so hervor. „Fenrir...“
Ungläubig weiteten sich die Augen der jungen Frau, als Gavril berichtete, dass Fenrir nicht allein war. Sollte das bedeuten, dass er sich einen neuen Gefährten angelacht hatte? Konnte er seine Magie einem weiteren Menschen beibringen? Aska wusste gar nicht, ob das möglich war. Die Frage erübrigte sich jedoch, denn es handelte sich nicht um einen Gefährten Fenrirs, sondern um einen weiteren Dämon. „Zwei Dämonen?“, hauchte Aska fassungslos. Seit wann schlossen sich diese Wesen zusammen? Nein. Wieder falsch.. Die Heldin sollte wirklich lernen, ihr Gegenüber erst einmal ausreden zu lassen. Es gab also zwei Dämonen in Clover Town, doch sie waren keine Freunde. Fenrir wollte, dass der andere vernichtet wurde. „[…] deshalb sucht er die Jägerin.“ „..sucht er mich“, beendete Aska den Satz auf ihre Art, jedoch synchron mit den Worten Gavrils.
Aska blickte kurz über ihre Schulter zu Zahar, um ihr einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. Auch ihr stand der.. Schock (?) ins Gesicht geschrieben. Die Blonde hatte ja keine Ahnung, was Zahar in diesen Sekunden ertragen musste. Angsterfüllte Fragen bahnten sich wirr durch ihr grünes Köpfchen, sich immer wieder selbst hinterfragend. Aska hingegen dachte über andere Dinge nach. Über das Gefühl von Vertrautheit und die Melancholie alter Erinnerungen. Gavrils Worte lösten keinen kalten Schauer bei ihr aus, wie bei Zahar. Aska verstand es selbst nicht, aber womöglich kamen gerade alte Gefühle in ihr auf. Fenrir wollte sie wieder an seiner Seite haben, um mit ihr gemeinsam einen Dämon zu vernichten, damit das Dorf in Frieden leben kann. Sie bemerkte nicht einmal, wie ein leichtes Lächeln ihre Lippen zierte. Sollte er nicht wütend auf sie sein? Schließlich hatte sie ihn verschmäht und angegriffen. Richtig. Und das hatte Gründe gehabt. Die Miene der Blonden verfinsterte sich augenblicklich. Nein.. sie würde nicht noch einmal auf ihn hereinfallen. Alles, was der Wolfsdämon tat, hatte einen Grund und unlautere Absichten. Er suchte Aska nicht als seine Schülerin auf, sondern als sein Werkzeug. Darauf würde sie nicht noch einmal hereinfallen.
„Du wolltest helfen, weil du ein guter Mensch bist. Und das hat er ausgenutzt“, redete Aska beschwichtigend auf Gavril ein, da sie aufrichtiges Mitleid mit ihm hatte. Den letzten Beweis über die Identität des Namenlosen erbrachte der Junge, als er den Namen des Dämons nannte. Er war es also. Einer von zweien. Aska erhob sich und wandte sich der Wache zu. Dabei fiel ihr nur am Rande auf, dass Zahar ein wenig durch den Wind zu sein schien. Aber sie sagte nichts dazu, noch nicht. „Wie verfahrt Ihr mit dem Jungen? Ich kann seine Unschuld guten Gewissens belegen und stehe dafür ein. Ist es denn notwendig, Ihn weiterhin in dieser Zelle zu verwahren? Können seine Eltern ihn zu sich nehmen?“, fragte Aska den Polizist. Gavril blickte betroffen zur Seite, der Polizist entgegnete sofort: „Nun.. seine Eltern nicht. Aber sein Lehrmeister, Müller Triticum. Er hatte sich Gavril vor vielen Jahren angenommen und ist für ihn verantwortlich“, erläuterte der Mann mittleren Alters. Aska nickte verstehend. Sie musste noch ein wenig mit dem Wachtmeister diskutieren, doch irgendwann war er überzeugt und veranlasste, dass Gavril von dem Müller, welcher sich seiner angenommen hatte, abgeholt werden konnte.
Erleichtert verließen Zahar und Aska also das kleine Polizeigebäude, nachdem sie sich von Gavril verabschiedet hatten. Gerne würde sie zunächst diesen Tonda aufsuchen, um mit ihm über seinen Kameraden zu sprechen, doch das müsste warten. Erst, wenn Clover Town von den Dämonen befreit war, konnte Aska sich diesen Dingen annehmen. Aber sie würde für die Unschuld der Opfer einstehen, das war gewiss. Lächelnd wandte sich Aska ihrer Freundin zu, musterte sie jedoch einen Moment lang, ehe sie Zahar ansprach: „Geht es dir gut? Ist es wegen Gavrils Schicksal? Oder weil es zwei Dämonen sind?“, fragte sie gerade heraus. Aufmunternd legte Aska dann aber noch im selben Atemzug ihre Hand auf die Schulter Zahars und versicherte ihr: „Wir sind im Vorteil. Es sind zwei verfeindete Dämonen, wir aber sind zwei verbündete Slayer. Und du kannst mir glauben, ich gebe mich nie mehr nur damit zu Frieden, diese Kreaturen in die Unterwelt zurückzubefördern“ Heiterte das Zahar ein wenig auf?
Nachdenklich blickte die Heldin in die umliegende Berglandschaft, welche Clover Town schützend umgab. Nicht weit von hier gab es auch den Clover Lake, welchen Aska noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Es war ein schöner Ort, welcher von einer Kreatur der Finsternis überschattet wurde. Von zwei Kreaturen der Finsternis. „Zahar, denkst du nicht auch, dass wir bereits jetzt genug gehört haben?“, fragte Aska ihre Freundin, ohne sie anzusehen. Ihr Blick ging noch immer in Richtung Berglandschaft. „Was hältst du davon, wenn wir uns auf die Suche nach den beiden Dämonen machen, um diese Quest zeitnah zu beenden? Danach sorgen wir noch dafür, dass die betroffenen Menschen weiterhin hier in Frieden leben können und nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen werden“, schlug die Heldin ihr guter Dinge vor, woraufhin sie endlich wieder den Blickkontakt zu Zahar suchte. „Oder gibt es noch etwas, das dir Sorgen bereitet?“ War das ein Schlüsselmoment? War das einer dieser Momente, welchen die Menschen aus der Zukunft mit Hilfe einer Zeitreise aufsuchen würden, um den Lauf der Zeit zu ändern? Welchen Einfluss hätte es auf die Geschichte, teile Zahar ihre Sorgen jetzt gänzlich mit Aska, sodass sie es nicht von Fenrir erfahren würde?
Erleichterung war nicht unbedingt, was Zahar empfand. Natürlich freute sie sich, dass es Gavril wieder besser zu gehen schien, aber ihre grüne Haut war ungewohnt bleich und ihr Gesichtsausdruck mehr oder minder abwesend. Sie zuckte zusammen, als sie Askas Berührung spürte, und blickte eingeschüchtert auf zu ihr. „H-hm?“, gab sie unsicher von sich und ging die Frage der van der Velden noch einmal in ihrem Kopf durch. „Ähm, beides, ein bisschen. Es ist... alles ein bisschen viel gerade“, quiekte sie, auch wenn das ein Vorwand war. Natürlich machte sie sich Gedanken darüber, wie Gavril mit sich leben würde und wie es anderen gehen sollte, die in seiner Situation waren, aber jetzt gerade war der zweite Dämon vermutlich ihre größere Sorge. Selbst, wenn sie nicht gemeint war, bedeutete das, dass es hier gleich zwei dieser unbesiegbaren Monster gab. Und wenn Fenrir doch von ihr sprach... Die Naga schluckte. An die Möglichkeit wollte sie gar nicht denken. Ihr Körper begann zu zittern, als Aska davon sprach, dass sie mehr tun würde als die Dämonen in die Hölle zu befördern. Bei ihr war es glaubwürdig. Die Echse wusste genau, wie unendlich stark ihr großes Idol war, das selbst den mächtigsten Monstern gegenüber keinen Hauch von Angst kannte. Sie hatte den Oger besiegt, als Zahar nicht einmal in der Lage war, sich selbst von seinem Griff zu befreien. Auch wenn sich die Naga in letzter Zeit viel Mühe gemacht hatte, um ihre Offensive zu stärken, weil ihr bewusst geworden war, dass sie niemandem helfen konnte, wenn sie weitermachte wie bisher, wusste sie, dass sie und die Ältere Welten voneinander entfernt waren, wenn es um die Kampfkraft ging. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Aska in der Lage war, einen Dämonen zu töten, körperlich und geistig – und genau das war es, was ihr solche Angst machte.
„Du willst jetzt schon nach ihnen suchen? Aber... wir wissen doch noch gar nichts! D-das ist viel zu gefährlich!“, brach es aus dem Mädchen heraus. Ein starker Kontrast zu ihrer Entschlossenheit von heute Morgen. Anstatt die Nase zu heben und nach vorne zu deuten, Herausforderungen meistern zu wollen, suchte sie nun nach Problemen... und fand sie auch. „Wo wollen wir überhaupt anfangen? Gavril hat uns überhaupt nichts davon gesagt, wo wir Fenrir finden können! Und den anderen Dämon hat er gar nicht gesehen! Wir wissen noch gar nichts, Aska! Ich weiß nicht, wie du dir das vorstellst!“ Bitter biss sie sich auf die Lippe. Das war nicht, was Zahar sagen wollte, aber es war, was herauskam. Ihre Heldin machte sich Sorgen um sie, verständlicherweise, und die Naga senkte den Kopf. Ob es noch etwas gab, das sie bedrückte? Ja. Ja, das gab es. Natürlich gab es das! Schon seit ihrem ersten Tag in menschlicher Gesellschaft belastete sie ihre wahre Natur, der giftige Dämon, der tief in ihrem Blut schlummerte und nicht nur nach ihrem Leben trachtete, sondern auch nach jedem um sie herum! Und jetzt, jetzt hatte es ein anderer Dämon auf sie abgesehen, und der stand kurz davor, ihre beste Freundin dazu zu bringen, sie zu töten! Ja, natürlich war sie besorgt! Zahar merkte gar nicht, wie sich ihre Atmung beschleunigte, während sie darüber nachdachte. Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihren Brustkorb, spürte, wie ihr Herz schlug. Sollte sie vielleicht... die Wahrheit sagen? Aska erzählen, was ihr solche Sorgen machte? Sie vertraute der Blonden mehr als jedem anderen Menschen auf dieser Welt. Sie hatten beide ihre Familien schon sehr jung verloren, wussten beide, wie es war, von Dämonen aufgezogen und ausgenutzt zu werden. Sie waren gemeinsam durch dick und dünn gegangen, hatten gefährliche Situationen durchgestanden und zusammen ihren Spaß gehabt. Sie hatten Mareo angefeuert, bis Aska betrunken gewesen war. Zahar hatte ihr die Haare ausfallen lassen. Die van der Velden hatte sie auch nie dafür gescholten, das Wasser im Badehaus so verdorben zu haben. Stattdessen hatte sie ihr das Lesen beigebracht, war der einzige Grund dafür, dass die Naga jetzt überhaupt so viel entziffern konnte. Wenn es jemanden gab, dem sie die Wahrheit sagen konnte, dann war es Aska. Und wenn es einen Zeitpunkt gab... dann war er jetzt. Jetzt, wo sie kurz davor standen, sich einem Dämonen zu stellen, der sie vielleicht gezielt attackierte. Es war nur fair, dass die Ältere wusste, warum sie es taten. Was für einen Hintergrund Zahar hatte, wie sie mit diesen Wesen in Verbindung stand. Es war sicher ein Schlag, das zu hören, aber Aska würde es verstehen... richtig?
„Ich hasse Dämonen.. ich werde jeden einzelnen Dämon auf dieser Welt vernichten.“
„Ich werde dich zerfetzen!“
„Er wollte sämtliche Dämonen der Unterwelt mit meiner Hilfe unterjochen, um selbst der Herrscher der Unterwelt zu werden.“
Als Zahar den Mund öffnen wollte, gefror ihr das Blut in den Adern. So oft hatte sie schon erlebt, wie es war, wenn Aska zornig würde. Sie konnte gnadenlos sein, und das besonders gegenüber Dämonen. Sie war dazu aufgezogen worden, jeden von ihnen zu vernichten, und anders als bei Zahar hatte sich dieses Ziel viel tiefer in ihrer Psyche vergraben. Außerdem war sie schon einmal von einem Dämonen belogen worden. Einer, der ihr vorgemacht hatte, ihr Kamerad zu sein. Der sie über lange Zeit begleitet hatte, ohne ihr je zu erzählen, wer er wirklich war. Die Naga schluckte, als sie realisierte, dass sie das Gleiche getan hatte. Wenn Aska es erfuhr, würde sie nicht davonkommen. Dessen war sie sich sicher. Aber was Fenrir anging... sie wusste doch gar nicht, was er wollte. Ob er sie wirklich durchschaut hatte, sie erwartete. Eigentlich machte es keinen Sinn. Der Wolf konnte nicht wissen, dass Zahar an Askas Seite hierher kommen würde, und doch hatte er schon vorher von einem zweiten Dämonen gesprochen. Früh genug, dass Gavril davon wusste. Dass er die Zeit hatte, mit dem Jungen einen Vertrag zu schließen. Vielleicht dachte sie einfach zu viel darüber nach. Unsicher legte das Mädchen eine Hand an ihre Stirn.
„Ich weiß einfach nicht... Denkst du wirklich, dass zwei Dämonen hier sind?“ Unsicher sah Zahar zu ihrer Mentorin auf. „Ich meine, wir haben bisher nur Berichte über einen Dämon. Über einen Wolf und seine Opfer. Und alle Opfer haben ähnliche Erfahrungen gemacht, obwohl Dämonen so unterschiedlich voneinander sind. Es kommt einfach nicht hin.“ Egal, wie sehr die Naga das Thema in ihrem Kopf auch drehte und wendete, sie kam auf kein anderes Ergebnis. Hier war bis jetzt nur Fenrir. Also hatte er entweder gelogen... oder er erwartete, dass der zweite Dämon zu ihm kam. „Einfach zu sagen, da ist ein Dämon, den er dir nicht zeigen kann, wäre eine schwache Lüge. So dumm sind Dämonen nicht“, fasste Zahar den Gedanken noch einmal zusammen. „Aber was ist, wenn Fenrir erwartet, dass ein anderer Dämon hierher kommt? Wenn er versucht, ihn zu ködern, wie er dich ködert? Ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache, Aska...“
Verwundert über die plötzliche Wesensveränderung Zahars musterte Aska diese. Was war auf einmal mit ihr los? Sie wirkte nicht nur eingeschüchtert, nein. Es machte den Eindruck, als sei Zahar regelrecht verstört. Ihre Stimme klang schrill, aufgebracht. Sie wirkte ruhelos. Aska konnte ja nachvollziehen, dass Zahar Angst hatte. Ihre kleine Freundin fürchtete sich oft auf Quests, das war der Blonden bereits aufgefallen. Aber das allein war es nicht, diesmal schien es anders zu sein. War es die Tatsache, auf einen oder sogar zwei starke Dämonen zu treffen? Nun, das könnte gut sein. Die Vergangenheit der beiden war so ähnlich und sie beide hatten schlechte Erfahrungen mit diesen Wesen gemacht. Doch während Zahar vorsichtig war, was wohl durch ihre Ängste begründet wurde, war Aska beinahe brachial, geleitet durch den Drang, endlich Rache zu nehmen. Dass es aber weniger der Dämon war, sondern viel mehr Aska selbst, vor welcher Zahar sich fürchtete, damit rechnete die Blonde nicht. Sie war doch ihre Freundin und würde die Lizardmendame immer beschützen. Das war so absurd, dass die Heldin auf diesen Gedanken gar nicht kommen konnte. In ihr keimte der Wunsch auf, beruhigend auf Zahar einzureden. Ihr zu sagen, dass sie das gemeinsam durchstehen würden und niemandem etwas passiere würde. Doch gerade, als die Blonde ihre Freundin sanft anlächelte und zur Aussprache ansetzen wollte, da brachen die Zweifel aus Zahar heraus.
Es sei zu gefährlich? Sie wüssten doch gar nichts? Wie sie sich das vorstelle?!
Mit großen Augen sah Aska die Jüngere an. Was war denn plötzlich in sie gefahren? Nicht einmal damals in Shirotsume, als der Zeltaufbau so.. emotional wurde, war Zahar so aus der Haut gefahren. Als sie sich noch an den Brustkorb fasste, lauschte Aska dem rasenden Herzschlag ihrer Freundin. Hörte ihre flache, angsterfüllte Atmung. Wenn die Heldin doch nur wüsste, was hier gespielt wurde! Doch alles, was sie dachte, war dass Zahar gerade aufgrund der Quest und der Begegnung mit einem mächtigen Dämon Panik bekam. Doch wie könnte Aska sie beruhigen? Wie könnte sie ihr Mut zusprechen? War das überhaupt noch möglich? Zahar schien völlig verängstigt zu sein. Aska erkannte sie beinahe nicht wieder, sie war so anders. Vielleicht war es tatsächlich zu viel für die Kleine. „Hör zu..“, begann die Heldin daher resignierend, doch ein weiterer Wasserfall aus Worten sprudelte aus Zahar heraus.
Ein Dämon, zwei Dämonen.. Warum war ihr das so wichtig? Aska war es eigentlich egal. Sie war so sehr von sich überzeugt, dass ihr das gegenwärtig nichts ausmachte. Die Worte der Gift-Devilslayerin wirkten ein wenig wirr, es war beinahe schwer, ihnen zu folgen. Erst am Schluss, als es wieder um Fenrir ging, verstummte Zahar nach ihrem vollendeten Satz. Wo lag denn nun das Problem? Aska konnte nur mit den Schultern zucken und lachte schwach auf. „Ich kenne nicht all seine Absichten. Sicher ist nur, dass er mich ködert. Und? Soll er doch, ich bin extra deswegen gekommen“, meinte die Blonde nur salopp, ehe sie unwissend die Hände hob. „Fenrir ist so unberechenbar, so durch und durch verschlagen, da ist es unmöglich, seine Absichten gänzlich zu erfassen. Deswegen ist der reine Versuch eine absolute Zeitverschwendung“ Energisch stemmte Aska die Hände in die Hüften und sah Zahar eindringlich in die Augen. Einen ganzen Augenblick stand sie so da und fixierte die Jüngere regelrecht, ehe sie erneut resignierend aufseufzte. So hatte das wenig Sinn.
Tsuioku Mezameru Tamashii
Aska überwand die wenigen Schritte zu Zahar und ging vor ihr in die Hocke, sodass sie nun sogar etwas kleiner war. Ihre Hände legten sich auf ihre Schultern und ein warmes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie zur grünen Magierin aufblickte. „Was ich dir vorhin sagen wollte“, begann sie erneut, „Du musst nichts tun, wozu du nicht bereit bist. Wenn dich die Tatsache, auf Fenrir zu treffen, so sehr ängstigt, dann musst du dich dem nicht aussetzen“, sprach sie eindringlich auf Zahar ein. Dann sah sie ihr noch für einen Moment in die Augen, ehe sie sich erhob und ihre Freundin sanft in eine Umarmung zog. Es war die Sache nicht wert, wenn Zahar ein solch schlechtes Bauchgefühl hatte. Was, wenn sie nicht mehr klar bei Verstand sein würde? „Ich war lange Zeit der Überzeugung, dass nur mein Weg zu Erfolg und Stärke führt. Aber das war ein Irrtum, wir profitieren voneinander, weil wir unterschiedlich sind. Und viele Wege führen zum selben Ziel. Wenn dir dein Gefühl sagt, dass du dich lieber aus der Sache heraushalten solltest, weil es zu gefährlich wird, dann ist das für mich wirklich in Ordnung. Du sollst schließlich lernen, deine Fähigkeiten entsprechend der Situation richtig einzuschätzen“ Aska drückte Zahar wieder von sich, um sie anzusehen. Dann aber wurde ihre sanfte Miene plötzlich finster. Auf einmal wirkte ihr Gesicht verkrampft, die Zähne zusammengebissen und die Augen verengt. „Aber das ist nun einmal nicht mein Gefühl“, machte sie ihr klar. „Du weißt, dass ich mich ihm auch allein stelle. Er macht mir keine Angst mehr. Doch ich möchte nicht, dass du diese Ängste durchstehst, nur weil du meiner Rachsucht ausgesetzt bist“ Aska lächelte gegen Ende wieder ein wenig, wenn auch verkrampft, bis sie schließlich gänzlich von Zahar abließ. Dann entfernte sie sich wenige Schritte von ihr. „Ich werde mich jetzt in das Umland Clover Towns begeben. Es steht dir frei, mich zu begleiten. Wenn du lieber hier bleiben möchtest, dann werde ich es dir nicht verübeln. Versprochen“, versicherte Aska ihr, doch sie würde sich nicht länger abhalten lassen. So war sie nun einmal.
„Und dir ist doch genauso bewusst wie mir, dass ich ihn nicht suchen muss“
Und so setzte sich die stolze Heldin in Bewegung. Mit aufrechtem Gang und wehendem Haar machte sie sich auf, um sich den wohl schwersten Stunden ihres Lebens zu stellen. Allein? Oder Seite an Seite mit Zahar? Es würde sich zeigen.
Verzweifelt biss Zahar die Zähne zusammen. Aska konnte einfach nicht verstehen, warum Zahar sich solche Sorgen machte, aber sie konnte es ihr auch nicht besser erklären, ohne dass sich ihre Ängste bewahrheiteten. Sie fürchtete das Aufeinandertreffen mit Fenrir, aber sie fürchtete nicht nur Fenrir. So gut die Naga und Aska sich auch verstanden, sie waren in vielen Punkten sehr unterschiedliche Wesen. Aska hatte in vielen Situationen einen deutlich umfassenderen Blick auf die Lage, aber sie hatte eine offensive Natur, der sie nicht entkommen konnte, wie man vorhin in ihrer Reaktion auf Gavril gesehen hatte. Zahar schaffte es oft, ruhiger und sachlicher zu bleiben als die Ältere, hatte aber auf viele Dinge einen noch recht naiven, simplen Blick und wenn sie einmal emotional wurde, dann fiel es ihr schwer, diesen Emotionen nicht nachzugeben. Dabei war sie allerdings niemand, der je auf Rache aus wäre, sondern eher jemand, der einfach Lösungen finden wollte. Manche Hindernisse wollte sie aus dem Weg räumen, anderen aus dem Weg gehen. Fenrir war definitiv ein Problem, dem sie sich jetzt noch nicht stellen wollte... aber das würde er nicht zulassen. Und Aska auch nicht.
„Bist du... wirklich sicher?“, fragte Zahar, ihre Stimme deutlich ruhiger, fast schon heiser. Das hier war ein schwieriger Moment für sie. „Du weißt, dass es nicht einfach wird... und dass viel passieren kann.“ Selbst wenn sie die Gedanken der Naga nicht hören konnte, wusste Aska zumindest das. Daran bestand kein Zweifel. Wieso also konnte sie nicht von ihrem Kurs abweichen? Damals im Schwarzhain, als Zahar so verbissen darum kämpfen wollte, den Menschen zu helfen, hatte Aska davon abgesehen, den Obelisken zu attackieren. Nun aber ging sie geradewegs auf ein Monstrum zu, das vermutlich noch gefährlicher war. Zahar hatte Unrecht gehabt, als sie angreifen wollte, und jetzt wieder, als sie es vermied. Sie musste wohl noch viel darüber lernen, was es bedeutete, eine echte Heldin zu sein. Träge sank ihr Schweif zu Boden. „Ich lasse dich nicht alleine gehen, Aska“, meinte sie und ballte entschlossen ihre Hände zu Fäusten. „Wenn ich dich nicht aufhalten kann, komme ich mit. Egal, was passiert... Ich will, dass du weißt, dass ich auf deiner Seite bin, Aska!“ Die van der Velden hatte wieder und wieder gemerkt, wie naiv und planlos Zahar noch heute war. Sie gab sich Mühe, hatte schon einiges als Magierin erlebt, aber trotzdem war sie noch weit davon entfernt, so zu strahlen wie ihr Idol. Sie war nicht annähernd so stark, schaffte es noch nicht, ihre Entschlossenheit an den richtigen Stellen einzusetzen und ihrer Angst in den richtigen Momenten zu entsagen. Noch hatte Zahar viele Schwächen, aber sie war nicht mehr schwach. Sie war nicht mehr das gleiche Mädchen, das in Shirotsume nichts hatte ausrichten können. Genausowenig war sie noch die junge Echse, die sich nicht ohne Begleitung aus Magnolia Town heraus getraut hatte, die nicht lesen konnte, die immer alles falsch verstand und an jedem schwierigen Wort hängen blieb. Im letzten Jahr hatte sie sich weit entwickelt, und auch, wenn sie vermutlich nie eine Aska sein würde, hoffte sie, jemand zu sein, der an der Seite einer wahren Heldin stehen und sie unterstützen durfte. Vielleicht würde sie eines Tages sogar ihre eigene Heldin sein, zumindest für einen Menschen auf dieser Welt. Sie konnte nur hoffen, dass Aska sie auf diesem Weg bis zum Ende begleiten würde... und das keine von ihnen heute ihr Leben verlor. Mit erhobenem Haupt folgte sie der blonden Kriegerin heraus aus Clover Town. Sie hatte Recht. Sie würden Fenrir nicht suchen müssen. Sie mussten nur die Entscheidung treffen, ihn zu jagen... und er würde sich ihnen zeigen.
„... hast du etwas gehört?“, fragte Zahar, ließ sich ihre Unsicherheit nur minimal in ihrer Stimme anmerken. Tatsächlich tat sie sich gerade schwer damit, ihren Gehörsinn in vollem Maße zu nutzen, denn ihr eigener Herzschlag drohte, viele Geräusche zu übertönen. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass der Feind, den die beiden suchten, näher war, als sie es vielleicht erwarteten...
War sie zu hart mit ihm ins Gericht gegangen? War es die Wut, welche sie zuvor noch wegen Astoria verspürt hatte, welche erneut aufgeflammt war? Oder war es der Schmerz, Cassius so hoffnungslos zu sehen, welchem Aska nur auf diese Art ein Ventil geben konnte? Sie wusste es nicht. Fühlte sie sich brüskiert, weil er nicht empfand wie sie? Warum nur war sie nicht warmherziger mit ihm umgegangen? Oder hätte ihm das vielleicht nicht geholfen? Aska war ratlos. Und dann entschuldigte er sich auch noch bei ihr. Das war es doch nicht, was sie wollte.. Das hätte er nicht tun müssen. Sie unterstellte ihm, ungerecht zu sein. Aber sie war es ebenso ihm gegenüber gewesen. Während seiner lieben Worte für sie senkte sie den Blick, richtete die traurigen Augen gen Boden. Stark, diszipliniert und unglaublich mutig. Ja, all das war sie. Wäre sie liebenswürdiger, hätte Fenrir sie niemals mitgenommen? Und heute? Wäre sie liebreizender, würde sie das Dasein als Magierin der Rune Knights an den Nagel hängen? Welch traurige Gedanken. Doch es wäre zu egoistisch, die Sicherheit des Königreichs nicht mehr zu wahren, um dem persönlichen Glück näher zu kommen. „Warum macht dir das nur solche Angst“, fragte sie schwach, den Blick noch immer gen Boden gerichtet. „Keine Sekunde, seit wir uns kennen, war ich von dir enttäuscht. Meine Bewunderung für dich und mein Vertrauen zu dir sind doch nicht so labil, dass sie so einfach erschüttert werden könnten“ Dann rang sie sich dazu durch, zu ihm aufzublicken. „Mach dich bitte von diesen Gedanken frei, Cassius. Sie haben keine Grundlage, du kannst mich nicht enttäuschen. Diese Verbindung ist schließlich nicht einseitig“
Der schwarze Schwertkämpfer hatte entschieden, ein wenig tiefer in die Materie einzusteigen und Aska einen weiteren Teil seiner Seele zu offenbaren. Ja, sie erinnerte sich gut an seine Geschichte, welche er ihr einst erzählt hatte. Sie war traurig und düster, so voll Schmerz und Leid. Und er gab sich die Schuld daran, dass Menschen sterben mussten. Er dachte, seine vermeintliche Feigheit sei ausschlaggebend für die Verluste. Aska nickte verstehend, ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Sie konnte diese Gedankengänge durchaus nachvollziehen, doch war sie nicht seiner Meinung. „Es war aber Vyselas Entscheidung. Ihr letzter Wille, das Leben von Flux und dir zu schützen“, begann sie leise, sah ihren Freund gefasst an. „Was wäre die Alternative gewesen? Wart ihr zu dieser Zeit bereits in der Lage, euch einem Überfall erfolgreich zu stellen?“ Natürlich nicht. Und das wusste er auch. „Du hättest dich voller Heldenmut ins Getümmel gestürzt, hättest den Willen Vyselas nicht respektiert und wärst ermordet worden. Das Schicksal deiner Heimat wäre besiegelt und ihr Opfer umsonst gewesen“, spann sie den Faden zu Ende. Dann ging sie einen Schritt auf Cassius zu und griff sanft nach seinen Händen, sah ihn durch aufmerksame Augen an. „Aber du und Flux, ihr lebt. Ihr Wunsch hat sich erfüllt und du hast Zeit, deinen Wunsch nach Vergeltung vorzubereiten und eines Tages zu erfüllen. Wir können nicht immer in jeder Situation sofort handeln. Manchmal braucht es Zeit. Und mit jedem Tag, der seither verging, wurdest du stärker und erfahrener“ Ein sanftes Lächeln bildete sich in ihrem Gesicht, ehe sie wieder von ihm abließ. „Lass die Vergangenheit ruhen, Cassius. Du kannst sie nicht ändern, nur die auf die Zukunft kannst du Einfluss nehmen. Und ich bleibe dabei, was ich dir schon vor Monaten sagte: Ich stehe dir dann bei, wenn du es willst“
Einen Augenblick lang sah Aska ihn still an. Sie bemerkte die Sehnsucht in ihrem Inneren, doch musste sie dieses unangenehme Gefühl verdrängen. Sie wollte ihm nah sein, mehr als nur nah bei ihm stehen. Vielleicht wollte sie auch einfach nur schwach sein, sich fallen lassen. Doch dann wäre sie wohl diejenige, die ihn enttäuscht. Dieser Zustand war niederschlagend und schmerzhaft, aber sie würde die Fassung wahren. Sie mussten den Weg zum Bahnhof schließlich wieder fortsetzen, denn der Zug nach Clover Town würde nicht warten. Zug.. oh man.
Allmählich wurde es echt zu einer gewissen Routine, entsprechende Gespräche mit Tiefgang bei derart gefährlichen Aufträgen zu führen. Aber das lag nicht daran, dass sie sonst keine Zeit dafür finden konnten, sondern es war simpel der Tatsache geschuldet, dass sie während des Auftrages blindes Vertrauen ineinander brauchten. Sie mussten also stets vorab alles klären, um die notwendige Konzentration und Disziplin für die Mission aufbringen zu können und damit gingen beide Ritter unausgesprochen konform. Entsprechend hielt sich Cassius nicht zurück und sprach offen aus, was ihn beschäftigte und was ihn so sehr quälte, dass er anfing, daran zu zerbrechen. Zunächst berichtete er von seiner Angst, Aska zu enttäuschen und folglich an Bedeutung zu verlieren, doch die Dämonentöterin hielt dagegen. Sie verstand nicht, wieso er so dachte und machte ihm klar, dass er sich von diesen Gedanken lösen musste und ihre Verbindung keine einseitige war. Traurig senkte er den Blick, denn wieder einmal hatte er gezeigt, dass seine Weitsicht ausbaufähig war.
„Ich hätte früher mit dir darüber sprechen müssen“, stellte Cassius fest und atmete einmal tief durch, ehe er der schönen van der Velden wieder in die Augen sah. „Dann hätte ich mich nicht so dermaßen verrannt und gequält. Ich hätte nicht an dir zweifeln dürfen, Aska“, fügte Cassius abschließend an, ehe er tiefer in die Materie ging und seine gegenwärtigen Probleme allgemein auf seine Vergangenheit bezog, damit Aska ein besseres Verständnis davon bekam. In der gedanklichen Welt vom Velnarion hatte all das einen festen Sinn eingenommen und entsprechend baute alles Weitere darauf auf, doch die S-Rang Magierin verfügte über eine objektive Perspektive und war daher in der Lage Dinge zu sehen, die Cassius nicht sehen konnte. So machte sie ihn darauf aufmerksam, dass er damals wohl gar nicht in der Lage gewesen wäre, den Tod von Vysela zu verhindern und wohl auch selbst gestorben wäre. Sie machte ihm klar, dass er die Vergangenheit nicht beeinflussen konnte, jedoch dazu Lage war, seine Zukunft zu bestimmen.
Mittlerweile hielt Aska seine Hände in den ihren und sie lächelte ihn sanftmütig an, was den jungen Mann mit viel Freude und Glücksgefühle flutete, aber auch mit Kraft und Mut. Cassius atmete tief durch und nickte, wobei der Ausdruck in seinen Augen wesentlich entschlossener war, als all die Minuten zuvor. „Es tut mir leid, dass ich mich so aus den Augen verloren habe“, entschuldigte er sich also im Allgemeinen bei ihr und lächelte ebenso sanftmütig, wie Aska zuvor. „Ich danke dir. Für deine aufweckenden Worte…und für die Rettung vor Astoria“, bedankte sich der Ritter aufrichtig und blickte dann in Richtung des Bahnhofs. „Mein erster Kuss ist einer Anderen vorbehalten“, fügte er dann noch an und meinte damit natürlich ganz klar Aska, allerdings würde sie es wohl nicht so auffassen, schließlich dachte sie durch sein betrunkenes Macho-Getue wohl immer noch, dass er nichts Ernstes von ihr wollte.
„Wir sollten weiter“, meinte Cassius daraufhin und bezog sich damit auf die Uhrzeit, schließlich sollten sie den Zug nicht verpassen. Sie setzten ihren Fußweg zum Bahnhof also fort und kümmerten sich vor Ort um die notwendigen Tickets, ehe sie das richtige Gleis betraten und kurz darauf auch schon in den Zug stiegen. Hätten sie noch fünf Minuten gequatscht, dann hätten sie den Zug auf jeden Fall verpasst, aber so fügte sich das gerade noch rechtzeitig. Der ganze Spaß ging natürlich erst richtig los, als das metallene Gefährt anfing, sich in Bewegung zu setzen. Die Bahnfahrt nach Clover Town sollte zwar keine Ewigkeit in Anspruch nehmen, aber der armen Dämonentöterin doch ordentlich zusetzen. Etwas, wobei Cassius ihr leider überhaupt nicht helfen konnte, daher saß er einfach nur bei ihr und bemitleidete sie still im Geiste.
„Es ist wirklich alles in Ordnung“, versicherte Aska ihm lächelnd, als er ihr das Zugeständnis machte, dass er nicht an ihr hätte zweifeln dürfen. Die junge Frau war reflektiert genug, um zu wissen, dass Cassius in den letzten Wochen so voller Zweifel war, dass sie zwangsläufig auf ihre Person übergehen mussten. Sie nahm es nicht persönlich, sondern erkannte viel mehr die psychische Misere, in welcher ihr Freund sich insgesamt befunden hatte. Aber ja, er hätte schon früher zu ihr kommen sollen. Sie hätte ihm helfen können und er wäre nicht in dieser Dunkelheit versunken. Aber die Dinge standen jetzt nun einmal so - und nun würde sich alles hoffentlich wieder zum Guten wenden. Im Moment war die Devilslayerin guter Dinge, dass zwischen ihnen alles wieder werden würde, wie vorher. Und eines Tages würde es ihr vielleicht auch wieder ausreichen, die gute Freundin und das Vorbild von Cassius zu sein. Doch noch wusste Aska nicht, wie sie an diesen Punkt ihrer Gefühle zurückkehren sollte.
Erstmals konnte die Blonde sogar wieder lachen, als er sich für die Rettung vor Astoria bedankte. Zugegeben, das war schon Musik in ihren Ohren. Und wer weiß, vielleicht könnte er auch irgendwann über die Fleischbällchen-Schleuder lachen? „Sicher doch. Ich bin nicht nur mit dem Bogen treffsicher“, scherzte sie noch etwas zurückhaltend, schließlich wollte sie sich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Doch auf seine Worte kurz darauf, rutschte ihr schon wieder das Herz in die Hose und für einen kurzen Augenblick starb das Lächeln in ihrem Gesicht. Doch nur kurz, dann rang sie sich dazu durch, das Lächeln wieder zurückzuholen. Mit mehr oder weniger gutem Erfolg. „Oh“, entgegnete sie überrascht. Klang ja ziemlich entschlossen. Und konkret. „Sie hat großes Glück“, hörte Aska sich selbst sagen und trat sich innerlich selbst in den Hintern, wie ihr nur so etwas rausrutschen konnte. Schnell entzog sie sich der Situation, indem sie seinem Blick auswich und zum Weitergehen ansetzte. Und wenn sie herausgefunden hatte, wer die Glückliche war, wäre ein Fleischbällchen das Letzte, was Aska nach ihr schießen würde.
Die Zugfahrt nach Clover Town war sehr still, da Aska vor sich hin vegetierte und sich kaum bewegen, geschweige denn unterhalten konnte. Umso größer war die Erleichterung, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und sich auf einer Bank am Bahnhof erholte. Als es ihr Zustand wieder zuließ, sah Aska sich nachdenklich um. Clover Town. Hier hatte das Übel seinen Lauf genommen.. „Aska! Aska! Wahnsinn, dich hier wiederzusehen!“, rief ihr jemand von Weitem zu. Überrascht sah die Blonde sich um und erkannte einen Jungen von vierzehn oder fünfzehn Jahren, welcher begeistert angelaufen kam. „Gavril!“, rief die Devilslayerin überrascht aus, als sie den Jungen wieder erkannte und erhob sich. Er war einst unter Fenrirs Bann gestanden und musste schlimme Dinge erleiden. „Wie geht es dir? Ich hoffe, in deinem Umfeld ist wieder Ruhe eingekehrt“, sprach sie ihn freundlich an. Aska hatte sich noch dafür eingesetzt, dass der Junge nicht für seine Taten ausgestoßen werden durfte, da er völlig unschuldig war. „Mir geht es gut. Und ja, es dauerte einige Wochen, aber mittlerweile haben die Dinge wieder ihren normalen Lauf genommen“ Dann sah er neugierig zu Cassius. „Deine Schwerter sind ja der Wahnsinn! Bist du ein Magier? Ein Ritter?“ Nachdem der Schwertkämpfer ordentlich in Beschlag genommen wurde, wandte sich der Junge wieder Aska zu. „Kannst du mir sagen, warum die Runensoldaten in der Stadt sind? Es liegt an den Kämpfen, nicht wahr?“ Aska wurde hellhörig. Sie waren bereits da? Sehr gut. Aber der gute Gavril war wahrlich nicht der richtige Gesprächspartner in dieser Angelegenheit. „Hör zu, Gavril. Cassius und ich sind aus guten Gründen hier, wie du dir denken kannst. Wir müssen leider weiter, aber ich habe mich gefreut, dich wiederzusehen. Schön, dass es dir wieder gut geht. Pass auf dich auf und halte dich von den Gebieten außerhalb der Stadt fern“, riet sie ihm eindringlich, woraufhin sich die beiden Rune Knights verabschiedeten.
Als sie wieder unter sich waren, lächelte Aska ihren Freund entschuldigend an. „Als ich Gavril das letzte Mal gesehen habe, war er nicht so aufgeweckt“, meinte sie, aber es war auch gut so. Der Junge machte wirklich den Eindruck, als ginge es ihm gut. Mittlerweile dämmerte es, nicht mehr lange und die Sonne wäre untergegangen. „Was meinst du, Cassius? Suchen wir die Schänke im Zentrum auf und schnappen ein paar Informationen auf?“, schlug sie gut gelaunt vor und läutete somit die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ein. Abgesehen davon hatte diese Kneipe auch ein paar kleine Gastzimmer. Wenn sie Glück hatten, bekämen sie noch Betten für die Nacht.
Es war für den schwarzen Schwertkämpfer eine große Erleichterung, als Aska ihm zusicherte, dass alles in Ordnung war. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie großartig diese Frau war und was für ein großes Glück er hatte, sie in seinem Leben wissen zu können. Die Dämonentöterin war ein ganz besonderer Mensch für ihn, denn sie war – abseits seines Bruders- die einzige Person, für die er bereitwillig jedes Glück der Welt opfern würde. Natürlich war Cassius ein ehrbarer Ritter und sehr aufopferungsbereit, wenn es um den Schutz des Volkes und des Königreiches ging, aber ob er ausnahmslos alles opfern würde, um diese zu schützen? Er wusste es nicht, aber bei Aska wusste er es einfach. Seine Verbundenheit zu ihr war stärker als jedes bekannte Material in Earthland.
„Dein Geschick stellt meines echt in den Schatten“, lachte Cassius leise auf, aber sichtlich amüsiert. Das mit Astoria war wirklich nicht nett gewesen, aber tief in dem Ritter steckte auch noch ein junger Schelm, der sich natürlich nicht verkneifen konnte, es durchaus amüsant zu finden. Der Velnarion hätte es wirklich zu gern gesehen, wie Aska dieses Fleischbällchen geschossen hatte, doch da musste er wohl bis zur nächsten Gelegenheit warten. Als er das mit dem Kuss erwähnt hatte, verhielt sich die van der Velden jedoch wieder etwas seltsam, doch Cassius war so in Gedanken als er es aussprach, dass er dies gar nicht realisierte. Vielmehr achtete er auf diese Schmetterlinge in seinem Bauch, als er sich einen Kuss mit Aska bildlich vorstellte, während sie davon ausging, dass er eine andere Frau meinte. „Ich weiß nicht, ob sie großes Glück mit mir hat. Aber ich habe großes Glück“, entgegnete er darauf hin, noch immer leicht abwesend mit seinen Gedanken. „Sofern sie es auch möchte.“
Das Thema wurde jedoch schnell abgehakt, schließlich hatten sie es eilig zum Bahnhof zu gelangen, um noch den Zug nach Clover Town zu erwischen. Entsprechend blieb vorerst keine Zeit, um dieses Gespräch fortzuführen und an Bord des Zuges…leider auch nicht. Aska war wieder einmal der Schluck Wasser in der Kurve und Cassius musste es hilflos mit ansehen, doch nach einigen Stunden war auch diese Herausforderung glücklicherweise gemeistert worden. In Clover Town regenerierte die Dämonentöterin dann auch zügig und gemeinsam konnten sie allmählich ihren Auftrag wahrnehmen, der nicht nur brisant, sondern auch kompliziert war. Plötzlich tauchte ein Jugendlicher auf, der die van der Velden offenbar gut kannte, denn er rief ihr bereits von weitem zu und kam auf sie zugelaufen. Auch Aska schien zu kennen, nannte sie ihn schließlich beim Namen, doch was dahinter steckte, erfragte der Ritter nun nicht. Viel mehr lauschte er der Konversation still, bis Gavril auf ihn zu sprechen kam.
„Ein bisschen von Beidem würde ich sagen“, entgegnete Cassius lächelnd, als Gavril wegen seinen Schwertern fragte, die er offenbar sehr cool fand. Aska vertröstete ihn jedoch vorerst, denn hier würde es alsbald gefährlich werden. Noch bevor Cassius nachfragen konnte, begann Aska das Thema von sich aus und erklärte, dass Gavril beim letzten Mal nicht so aufgeweckt gewesen war. „Er wirkt, als ginge es ihm gut und nur das zählt. Vielleicht haben wir nach dem Auftrag ja noch die Zeit, damit ihr euch treffen könnt“, entgegnete der schwarzhaarige Ritter. Ihren Vorschlag bezüglich der Schänke quittierte er mit einem klaren Nicken, gepaart mit einem gut gelaunten Lächeln. „Dort erhalten wir sicherlich einige nützliche Informationen, ansonsten werden wir das auf die gute altmodische Art erledigen“, antwortete der Ritter und bezog sich damit auf die klassische Spurensuche und Aufklärungsarbeit draußen im Felde. Hoffentlich bekamen sie wenigstens einen groben Anhalt in der Schänke.
Dann spazierten die beiden Ritter auch schon durch das Städtchen und steuerten die Schänke an, während überall Runensoldaten unterwegs waren, um den Ort zu befestigen und zu bewachen. Selbst wenn sie keine Informationen erbeuten und die dunklen Gilden nicht ausfindig machen konnten, so würden sie das Städtchen jedoch mit aller Kraft beschützen. Aber vielleicht hatten sie auch Glück, denn sie waren ausreichend früh eingetroffen, um einiges an Vorarbeit leisten zu können, bevor die dunklen Gilden überhaupt bereit waren, auszurücken. Und man sprach hier von einigen Tagen Zeit. Bei der Schänke angekommen, öffnete Cassius die Tür und ließ Aska den Vortritt, wie es sich für einen Gentleman gehörte. Er folgte ihr ins Innere und war erstaunt, dass zu dieser Tageszeit schon einiges an Besuch hier war. Hoffentlich gab es hier noch Gästezimmer für die Gäste, wobei er sich auch eines mit Aska teilen würde, schließlich fühlte er sich in ihrer Nähe sehr wohl.
Die beiden Rune Knights waren sich einig darüber, dass ihr Weg zunächst in die örtliche Schänke führen würde. Nicht nur, dass sie hier in aller Regel auch ein paar Gespräche aufschnappen könnten, sie hätten auch die Möglichkeit etwas zu essen und sich vielleicht auch eine Bleibe für die Nacht zu sichern. Durch das Gehör der Devilslayerin wäre es ein Leichtes, sich interessante Informationen herauszufiltern, sollte es diese geben. Gavril war über alle Berge und die Magier wieder unter sich. Solange sie noch am Stadtrand waren, nutzte Aska einen unbeobachteten Moment und warf sich einen Umhang und ein dazugehöriges weißes Tuch über, welches ihr Antlitz vor manch neugierigen Blick besser schützen würde. Sie war berühmt, doch nun müsste man schon zwei oder gar dreimal hinsehen, um die Devilslayerin zu erkennen. Wahrscheinlich wäre den meisten Leuten eine Verwechslung zu peinlich, weswegen Aska gar nicht erst angesprochen werden würde. Während die beiden dann durch die Stadt zur Dorfkneipe gingen, hallten in Askas Ohren noch immer die Worte nach, welche Cassius vor vielen Stunden schon zu ihr gesagt hatte. Es gab also definitiv eine Frau in seinem Leben, welcher sein Herz gehörte. Doch es klang so, als wüsste diese nichts davon. So oder so, es war für Aska wie ein Gnadenstoß gewesen und sie war froh, im Zug nicht mit ihm reden zu müssen. Sie hatte sich nichts weiter anmerken lassen. Auf den Gedanken, dass sie diejenige war, kam sie nicht. Irgendwie ging sie davon aus, dass Cassius ihr das dann schon gesagt hätte. Ja, das dachte sie wirklich.
Die beiden Magier betraten schließlich die Schänke und wunderten sich bereits darüber, wie gut dieser Ort besucht war. Während Cassius einen guten und geeigneten Platz suchte, ging Aska geradewegs an die Theke zum Wirt, um schon einmal wegen der Zimmer zu fragen. Aufgrund der Saison war das Haus schon ziemlich ausgebucht, doch das Glück war ihnen hold, sodass das letzte freie Zimmer an die beiden Ritter ging. Aska erkundigte sich nicht großartig, zu groß war die Freude über das Glück. Sie ging davon aus, dass es sich um eine normale Stube mit zwei Einzelbetten handelte, so wie sie es damals auch mit Zahar in Clover Town hatte. Wenn sie sich da mal nicht irrte. Mit dem Schlüssel in der Hand begab sich Aska lächelnd zu ihrem Freund und setzte sich mit dem Rücken zum Raum zu ihm. Dabei zeigte sie ihm grinsend den Schlüssel: „Gerade noch schnell genug! Wir haben das letzte ergattert“, teilte sie ihm erfreut mit und merkte erst jetzt, als sie ihre Worte hörte, dass das vielleicht aufgrund der Situation gar nicht so cool war, wie sie bis vor wenigen Sekunden noch gedacht hat. Eilig steckte sie den Schlüssel weg und griff nach der Speisekarte. Diese studierte sie aber nur nebenbei, denn ihr Fokus lag bereits auf den Gesprächen der anderen Gäste. Doch irgendwann gab sie ihrem Freund eine Rückmeldung: „Bisher nichts von Belang“ und reichte ihm die Karte, da sie sich bereits für die Clover-Pfanne entschieden hatte.
Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, horchte Aska erneut in die Meute, doch erneut schüttelte sie nach einiger Zeit leicht den Kopf, um Cassius zu deuten, dass nichts Interessantes sich aufgetan hatte. Eine Weile unterhielten sich die beiden über dies und das, bis für einen Moment Stille einkehrte. Nervös tippte Askas Fuß auf dem Boden herum, was jedoch aufgrund der Geräuschkulisse unterging. Sie musste es einfach erfragen. Sie musste es wissen. Egal wie schmerzhaft es auch war, sie musste fragen: „Und.. kennt man die glückliche Dame denn?“, überwand sie sich schließlich und formulierte das Ganze schon etwas unnatürlich. Doch kurz darauf stellte die freundliche Bedienung den beiden schon die Teller vor die Nase und wünschte einen guten Appetit. Während des Essens wurden Askas Bewegungen immer langsamer, bis sie unbewusst die Gabel im Teller liegen ließ. Sie schnappte gerade etwas Interessantes auf. Im Stimmenwirrwarr des Gastraumes kostete es sie einiges an Konzentration, doch es gelang ihr. „ […] auch wenn die Fische nachts größer sind, mir ist das zu gefährlich“ „Sei kein Angsthase, Troy. Denk an den Umsatz!“ „Welche Reisende halten sich tagelang an derselben Stelle auf? Bei den Ereignissen der letzten Wochen will ich mich fernhalten“ „Bei Tag beißt der Halbmondbarsch aber nicht an“ „Dann verkaufen wir eben weiterhin Blattsaiblinge, die isst jeder gern“ „Es ist nur Rauch, der aufsteigt“ „Und ab und an sah ich das Licht einer Fackel. Ich sage dir, Bernard, da stimmt was nicht. Halt dich nachts fern vom See“ „Hm. Mal sehen“
Sie wechselten das Thema und Aska gab leise die Worte wieder, welche sie gerade vernommen hatte. Dann sah sie von ihrem Teller auf zu Cassius. Ob sie sich die Gegend einmal ansehen sollten, bevor sie sich zur Ruhe legten?
Es war bereits auffällig genug, dass die vielen Runensoldaten in Clover Town waren und ihrer Arbeit nachgingen, doch das war nicht zwingend förderlich für eine erfolgreiche Informationsbeschaffung. Der schwarzhaarige Ritter verstaute seine beiden Schwerter in seiner Waffendimension und verwendete seine Requip Magie, um seine schwarze Uniform gegen ein einfaches, schwarzes Outfit auszutauschen. Er selbst genoss dafür den großen Vorteil einer gewissen Unbekanntheit, doch Aska musste sogar noch etwas mehr verschleiern, um nicht direkt als die große Dämonentöterin erkannt zu werden. Eine solche Berühmtheit zu sein war nicht immer von Vorteil, wie Cassius empfand, allerdings blieb so etwas eben auch nicht aus. Eines Tag kam auch sicher die Zeit, in der man seinen Namen überall im Königreich kannte und spätestens dann wurden die Verdeckten Operationen gleich viel schwieriger.
In der Schänke trennte sich das Duo auf, denn während Aska beim Schankwirt ein Zimmer für sie organisierte, suchte Cassius bereits einen geeigneten Platz, von wo aus Aska mit ihrem Gehör am effektivsten arbeiten konnte. Dort nahm er bereits Platz als auch schon die Dämonentöterin zu ihm stieß und ihm grinsend den Schlüssel zeigte. Sie freute sich augenscheinlich darüber, das letzte Zimmer für die Beiden ergattert zu haben und der Gedanke daran zauberte auch dem schwarzen Schwertkämpfer ein Lächeln ins Gesicht. „Sehr gut gemacht. Es wäre echt nervig, wenn wir draußen schlafen müssten“, lachte er amüsiert auf, als Aska den Schlüssel auch schon eilig wegsteckte und und zur Speisekarte griff. Cassius tat es ihr gleich, allerdings war es die einstige Heldin von Fairy Tail, die nebenher die Informationsbeschaffung durchführte. „Alles klar“, bestätigte Cassius leise und ließ seine Iriden über die Speisekarte wandern. Es gab eine interessante Auswahl, doch im Grunde stand bereits fest, was er dinieren wollte: Das Crocus Schnitzel mit hausgemachter Champignon-Rahmsauce und Spätzle.
Sie gaben ihre Bestellungen auf und abermals gab Aska kund, dass es nichts von Relevanz gab. Die Schänke war dennoch der beste Ort, um lokale Neuigkeiten aufzuschnappen und daher mussten sie nur Geduld aufbringen, bis sie etwas Verwertbares erfahren konnten. Diesen Augenblick nutzte Aska auch direkt, um ihrer Neugier nachzugehen und erkundigte sich beim Ritter, ob man die glückliche Dame denn kannte. Cassius Augen weiteten sich etwas und die Röte stieg ihm etwas ins Gesicht, doch bevor er antworten konnte, stand auch schon die Bedienung am Tisch und servierte das Essen. „Lass es dir schmecken“, wünschte er Aska also einen guten Appetit und war froh, dass das Thema damit erst einmal vom Tisch war. Es war der falsche Zeitpunkt ihr zu sagen, was er für sie empfand, aber eine kryptische Aussage machte es bestimmt auch wieder kaputt. Es wurde also einige Minuten lang gegessen, ehe die S-Rang Magierin langsamer wurde und sich immer mehr auf ihr Gehör konzentrierte. Cassius wusste umgehend, was dies zu bedeuten hatte, also achtete er darauf, keinen unnötigen Lärm einfließen zu lassen.
Der schwarze Schwertkämpfer unterbrach sein Mahl und lauschte den leisen Worten seiner Kameradin, nur um daraufhin ein wenig zu nicken. Sie wussten nun also, was zu tun war und bessere Informationen konnten sie hier sicherlich nicht abgreifen. Dennoch waren aufsteigender Rauch und das Licht einer Fackel verräterische Indizien, vor allem wenn es aus den Ruinen kam, wo so etwas nicht vorhanden sein sollte. Cassius schnappte sich wieder sein Besteck und beendete sein Mahl, schließlich war es noch am helllichten Tag und damit der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um dort herum zu schnüffeln. Sie sollten wenigstens bis zum Einbruch der Dunkelheit warten und ihre Befähigungen nutzen, unentdeckt aufzuklären. Wenn dort wirklich eine dunkle Gilde untergekommen war, dann durften sie nicht frühzeitig gewarnt werden, denn das ruinierte den Überraschungseffekt und minimierte die Chancen auf Erfolg. Cassius blickte zu Aska auf und lächelte. „Wollen wir unser Zimmer anschauen gehen?“, fragte er und freute sich natürlich auf die Privatsphäre mit ihr, aber der Wink mit dem Zaunpfahl war auch die Möglichkeit, sich besser besprechen zu können, ohne im Schankraum aufzufallen.
Gebannt hatte Aska Cassius angesehen, als sie ihn gerade heraus gefragt hatte, ob man die Dame, für welche er anscheinend Gefühle hegte, denn kenne. Gleich würde sie es erfahren. Er weitete seine Augen und die Blonde bemerkte die leichte Röte auf seinen Wangen. Das war über alle Maßen verletzend, doch gleich wüsste sie wenigstens, wer diese Person war. Doch dann wurden den beiden Magierin die Teller vor die Nase gesetzt und Cassius schien diesen Umstand zu nutzen, um das Thema zu beenden. Aska verzog das Gesicht, doch akzeptierte sie seine Haltung natürlich und fragte nicht weiter. Beide Gerichte waren herrlich angerichtet und dufteten toll, weshalb sich die beiden Freunde voller Glückseligkeit darüber hermachten. Es hatte sich mittlerweile zwischen den Rune Knights eingebürgert, dass sie die Gerichte auch mal tauschten. Sei es mit den Backwaren in der Nähe von Dr. Thalamus‘ Landhaus, in dem Restaurant in Aloe Town oder jetzt hier: Nach einer Weile wurden die Teller getauscht, damit vom jeweils anderen probiert werden konnte. Auch wenn Aska das Herz schwer war, so genoss sie die Tatsache, dass sie und Cassius sich erneut angenähert zu haben schienen und wieder wie gehabt miteinander umgehen konnten.
Dann konnte Aska in dem Wirrwarr aus Geräuschen und Stimmen etwas Interessantes ausmachen. Fischer sprachen über Rauch, welcher bei Nacht in der Nähe der Ruinen am Clover Lake in den Himmel stieg und dem Licht einer Fackel. Das war mehr als verdächtig. Ob dies ein möglicher Hinweis auf die dunkle Gilde sein könnte, wusste Aska nicht. Aber es war ein erster Anhaltspunkt und würde sich lohnen, das zu prüfen. Die Zusammenarbeit zwischen den Magiern klappte perfekt, denn auch Aska wollte sich nicht weiter hier im Getümmel besprechen. Also schlug Cassius vor, dass sie sich ihr Zimmer ansehen könnten. Das Herz der jungen Dame setzte kurz aus, doch wahrte sie die Contenance. „Klingt sehr gut“, stimmte sie also lächelnd zu, woraufhin sie die Rechnung beglichen und durch den Flur in das obere Stockwerk traten, in welchem sich die Gästezimmer befanden. „Nummer drei, Nummer fünf.. hier, die Sieben“, murmelte Aska und steckte schließlich den Schlüssel in das Schloss der richtigen Tür. Diese öffnete sich und die beiden Freunde fanden sich in einem ausreichend großen Raum wieder, in welchem sich ein Schrank befand, ein Sessel, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Doppelbett. Oh.. natürlich störte sich Aska keineswegs daran. Einerseits wollte sie ja die Nähe zu Cassius, doch andererseits wäre es besser gewesen, wenn sie ihm nicht zu nah kam. Etwas unschlüssig ging die Blonde auf das Bett zu und strich über die Decke. „Das.. das wusste ich nicht. Ist das okay für dich?“, fragte sie den Schwarzhaarigen verlegen, ohne ihn anzusehen.
Es war noch helllichter Tag, weitaus zu früh, um sich zum Clover Lake zu begeben. Daher wäre es eher angebracht, sich ausführlich zu besprechen, das weitere Vorgehen zu planen und sich vor Aufbruch eine Mütze Schlaf zu holen. Aska ging zuerst ins Bad und duschte schnell. Es war zwar noch früh, doch die hatte sich schon einmal etwas Bequemes angezogen und schüttelte das nasse Haar (einen Fön gab es nicht) locker auf. Dann nahm sie auf dem Bett Platz und sah auf die Uhr. Wenn sie gegen ein Uhr nachts aufbrachen, wäre das wohl eine gute Zeit. Da das Bad frei war, könnte Cassius sich ebenfalls dorthin zurückziehen, sollte er das Bedürfnis haben. So oder so wartete Aska, bis er bereit war.
„Wenn wir gegen eins das Gasthaus verlassen, sollten wir zwischen zwei und halb drei heute Nacht beim See sein. Von dort haben die Fischer den Rauch und das Licht ausgemacht. Ich schlage vor, wir begeben uns ebenfalls vorerst dort hin, bevor wir den Ruinen zu nah kommen“ Sie war nervös. Das Thema beruhigte sie etwas, doch die Unruhe in ihr blieb.
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