Ortsname: Alcea Town - Stadtzentrum Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Natürlich hat auch die wunderschöne Touristenstadt Alcea Town ein Stadtzentrum, in dem zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los ist. Seien es Schauspieler und Künstler, die auf der großen Grünfläche in der Mitte auftreten, Händlerinnen und Händler, die ihre Waren von rechts und links anbieten, die Anwohnerinnen und Anwohner in ihrem Tagesgeschäft oder die Touristen selbst, die das Stadtzentrum zum Leben erwecken. Die ländliche Idylle, die Süd-Fiore ausmacht, ist hier kaum noch zu spüren. Höchstens die Waren, die angeboten werden - regionales Fleisch, Gemüse, Getreide und ähnliches - deuten darauf hin, dass Alcea Town eben doch inmitten von Bauernhöfen, Obst- und Gemüsefeldern liegt.
Change Log: Das Stadtzentrum steht knietief unter Wasser und zahlreiche Keller sind vollgelaufen. Die Häuser sind beschädigt und die Dächer teilweise gänzlich weggerissen. Überall liegen Trümmer herum.
Oooooh, wie schön diese Stadt war! Esmée liebte es. Wunderschöne Blumen, egal wohin man blickte, die Alcea Town nicht nur in den buntesten Farben erstrahlen ließen, sondern auch einen unvergleichlichen Duft verströmten. Und das… einfach so. Überall. So richtig hatte die de Bosco sich noch immer nicht an die Gegebenheiten in Fiore gewohnt, denn Blumen waren in ihrer Heimat eine Besonderheit gewesen, die sich der königliche Palast gelegentlich hatte leisten lassen, die aber keinesfalls einfach so in der freien Natur blühten. Dafür war es in Bosco einfach zu kalt, zu unwirtlich, insgesamt zu eisig. Nein, die Vielfalt an Blüten, die Esmée hier in Alcea bewundern konnte, verschlug ihr förmlich den Atem. Sie wurden an vielen Ständen zu schönen Sträußen gebunden angeboten, viele Balkone und auch Straßenlaternen waren mit ihnen geschmückt worden, aber auch die verschiedenen Grünflächen in der Stadt waren vielfach gesäumt von kleinen Blütenmeeren. „Junge Frau, wird Ihre Begleitung bald hier eintreffen?“ Die Stimme riss Esmée aus ihrer allgemeinen Begeisterung. Geschwind drehte sie sich auf dem Absatz herum und blickte direkt zu dem älteren Herrn, der auf seiner M-Kutsche saß und die Schwarzhaarige fragend anblickte. Offensichtlich wollte er sich lieber früher als später auf den Weg machen. Esmée verschränkte die Hände hinter dem Rücken und neigte den Kopf zur Seite, sodass eine schwarze Haarsträhne halb vor ihr Gesicht fielen. „Oh, sie sollten bald ankommen. Nur noch ein wenig Geduld“, bat sie den Fahrer der M-Kutsche und schenkte ihm das hübscheste Lächeln, das sie zu bieten hatte. Es hatte genau die Wirkung, die Esmée sich erhofft hatte: Der ältere Herr seufzte leise, nickte dann aber und ließ zu, dass die junge Frau sich wieder den hübschen Blumen am Wegesrand widmete, anstatt weiterhin auf die Abreise zu pochen.
Sun Village – noch nie hatte sie diesen Namen gehört, verband absolut nichts damit, aber die Schwarzhaarige war aus allen Wolken gefallen, als sie erfahren hatte, wie weit dieser Ort entfernt lag. Nein, einen solchen Marsch konnte man wirklich nicht von ihr verlangen. Also hatte sich die junge Frau kurzerhand entschieden, dass es viel besser wäre, in Alcea Town eine M-Kutsche zu mieten, die sie in die Gebirge von Süd-Fiore bringen würde. Das war schneller, vor allen Dingen aber entspannter. Und das Mindeste, was Esmée als Prinzessin ja wohl erwarten konnte, oder? Prinzessin… es waren bereits ein paar Monate vergangen, seit die 19-Jährige eher durch einen Zufall auf die Gilde Satyrs Cornucopia gestoßen war. Nur noch vage erinnerte sie sich daran, wie sie ausgehungert und ausgemergelt vor den Toren der Gilde angekommen und – das erste Mal in ihrem Leben – ernsthaft nach Arbeit gebettelt hatte. Keine sonderlich erheiternde Erinnerung, aber sie hatte Esmée eine neue Chance im Leben gegeben. Nachdem sie den Königspalast in Bosco Hals über Kopf hatte verlassen und in die Fremde fliehen müssen, war ihr das erste Mal aufgefallen, dass sie… nichts konnte. Zumindest nichts, womit sie ihr Geld verdienen konnte. So hatte es nicht lange gedauert, bis die Ersparnisse, die sie aus Bosco hatte mitnehmen können, aufgebraucht waren. Niemals hätte Esmée gedacht, dass es ausgerechnet ihre Magiebegabung sein würde, die sie in der Notlage retten würde. Die Magie, die man ihr als Prinzessin von Bosco eher hatte austreiben als fördern wollen, war nun der einzige Grund, warum sie der Gilde Satyrs Cornucopia beitreten und dort Arbeit hatte finden können. Schon komisch, was das Leben manchmal so bereithielt… Die eisblauen Augen von Esmée sahen sich um, darauf bedacht, ihre Gildenkollegen in der Menschenmenge auszumachen. Die 19-Jährige trug eine beige Hose, einen dunkelblauen, schulterfreien Pullover, große, goldene Ohrringe sowie eine Ballonmütze in passender Farbe zum Oberteil. Zudem hatte sie ein wenig Make-Up aufgetragen, so wie es für sie üblich war. Aber… wie sahen die beiden Kollegen denn nochmal aus? Und wie hatten die sich nochmal genannt? Socks? Ravitrulla? Hm, irgendwie so etwas. Um ehrlich zu sein, war es reiner Zufall, dass sie ausgerechnet mit diesen beiden Personen auf eine Quest gehen würde. Die Prinzessin hatte einen Job gebraucht und deshalb irgendeine Quest vom Gildenbrett gerissen. Da man als Magier allerdings nicht alleine unterwegs sein sollte, war sie schnurstracks auf die zwei erstbesten Personen, die sie hatte finden können, zugegangen und hatte in perfekter Prinzessinen-Manier bestimmt, dass sie heute um diese Uhrzeit in Alcea Town auftauchen sollten, um zusammen mit ihr einen Auftrag zu erledigen. Dass das ein wenig… übergriffig war, darauf wäre Esmée im Traum nicht gekommen. Bevor Socks oder Ravitrulla Widerworte hatten erheben können, war die de Bosco auch schon wieder verschwunden und nun stand sie hier, im Stadtzentrum von Alcea und war vollkommen überzeugt, dass ihre beiden Kollegen – wie auch immer sie nochmal genau hießen – jeden Moment auftauchen würden.
“Äääh, warte mal!”, protestierte der junge Magier zögernd, als Esmée ihr Anliegen herunterratterte und gleich darauf davonstürmte. Knox sollte was?! Bisher war er dafür gut seine zurückgekehrten Gildenkollegen zu heilen oder deren Schmerz zu lindern, doch selbst aktiv an einer Quest beteiligen? Das war durchaus ein anderes Level in der kunterbunten Gemeinschaft. Leicht schockiert ließ er die Gabel langsam sinken, die noch ein paar Reiskörner trug und starrte mit offenen Mund dem Schatten der jungen Frau hinterher, der den Gemeinschaftsraum eine Sekunde später verließ. Ein Mundwinkel zuckte freudig und formte die Lippen nach und nach zu einem Grinsen, als ihre Worte erneut seinen Geist durchflutete - er wurde tatsächlich zu einer Quest eingeladen, wie aufregend! Natürlich war ihm bewusst, dass er kaum etwas für den Erfolg beitragen könnte, waren seine Kollegen teilweise sehr kampferfahren oder mit anderen nützlichen Fähigkeiten gesegnet. Seit dem Beitritt in die Gilde Satyrs Cornucopia, war Knox der Meinung, nur für das Wohl der anderen zu sorgen; kein Unding, denn er bekam Zimmer und Ressourcen für sein Hobby gestellt. Für Außeneinsätze hatte er sich tatsächlich kaum gesehen, aus oben genannten Gründen. Insgeheim wünschte er mehr von der Welt zu sehen und auch andere Menschen und Wesen mit seiner Magie behilflich sein zu können - vielleicht war es genau jetzt der Zeitpunkt, um aufzubrechen und damit zu beginnen, auch wenn Esmée kein Gespräch zuließ und sie es irgendwie scheinbar eilig hatte. Der erste Schritt musste ja nicht unbedingt episch verlaufen. Ein paar Tage später stand Knox also inmitten von Alcea Town, eine Stadt, die nicht allzu weit weg von Maldina Town lag und genauso gut mit Tourismus glänzte. Doch womit Alcea allemal triumphieren konnte, war das Meer aus bunten Blumen, das jeden Balkon, jeden freien Platz, jede Hauswand zierte. Der Intensive Duft, den die einzelnen Blüten absonderten, empfand der junge Heiler als viel zu stark und gar nicht mehr angenehm. Ihm verschlug es beinahe der Atem, während er sich allmählich der Stadt näherte, der war wirklich zu viel des Guten. Glücklicherweise fand die Quest woanders statt, war dieser Ort nur als Treffpunkt gedacht. Durch die farbigen Straßen schlendernd hielt Knox also Ausschau nach der dunkelhaarigen Schönheit, die sich Esmée nannte. Es sollte nicht allzu schwer sein, ihre Person zwischen den anderen Menschen ausfindig zu machen, war ihr Teint gepaart mit den hellblauen Augen doch etwas Besonderes. Seltsamerweise kannte er sie überhaupt nicht, nur flüchtig tauchte ihre Silhouette dann und wann auf, etwa zur Essenszeit im Gildenhaus. Allerdings gab es einige Leute dort, die lieber in Ruhe gelassen werden wollten, vielleicht war sie auch so jemand? Auf dem Marktplatz besorgte der Brewster sicherheitshalber noch Proviant für alle, den er in die schwarze Schultertasche stopfte und zurück auf den Rücken beförderte. Zwar klang Sun Village nun nicht nach Pampa, aber sicher war eben sicher. Heute trug der junge Mann übrigens ein weites, hellgraues Sweatshirt, darunter ein weißes T-Shirt, das ein bisschen länger war und unten herausragte. Auf seinen Hüften saß eine lockere, dunkelgraue Cargohose, die knapp über den Knöcheln etwas enger endete. Die weißen Sneaker ohne Schnürsenkel bewahrten die Füße vor Nässe durch eine umgestoßene Vase, an der eine Katze schnell vorbeihuschen wollte, aber mit den Hinterbeinen unglücklich ausrutschte. Sein Outfit war also wie üblich nicht der Rede wert. Auf seinem Spaziergang entdeckte Knox schließlich eine M-Kutsche, die ziemlich auffällig auf einen großen Platz, gesäumt mit noch mehr Blumen stand. War das nicht sogar der abgemachte Standort? Neugierig näherte er sich langsam den beiden Pferden, holte sich mit einem fragenden Blick das Einverständnis des Kutschers und tätschelte nacheinander ehrfürchtig die Hälse der stolzen Tiere. Diskret begutachtete er die restlichen Teile der Körper und kontrollierte sie auf etwaige Verletzungen, doch glücklicherweise waren sie völlig gesund und einsatzfähig. Klar, der Heiler war nun kein Tierarzt, aber Auffälligkeiten konnte er auf die eine oder andere Weise trotzdem bestimmen. Als er die Tiere umrundete, fiel ihm eine junge Frau auf, die unweit an den Blumen zugange war. Weil sie Knox bekannt vorkam, sprach er sie auch ohne Zögern an. “Hi.”, begann er recht leise, um sie nicht zu erschrecken. “Esmée? Ich bin Knox und begleite dich heute nach Sun Village.” Er schob beide Hände in die Hosentaschen und würde ihr ein aufrichtiges Lächeln schenken, sobald sie sich ihm zuwandt.
Ach, Zeit war immer so eine Sache! Ravinuthala hatte durchaus gefreut, als eine ihrer Kolleginnen aus der Gilde angekündigt hatte, dass sie unbedingt zusammen auf eine Quest gehen mussten, aber sich bei der plötzlichen Meldung gleich Datum und Uhrzeit einzuprägen war gar nicht so einfach gewesen! Außerdem hatte die kleine Dame, die sie eingeladen hatte, im gleichen Atemzug auch einen jungen Mann angefordert, der zu dem Zeitpunkt unweit der Tsumiho gesessen und wie sie sein Mittagessen genossen hatte. „Tja... dann sind wir wohl jetzt ein Team!“, hatte sie ihm lautstark entgegen gelacht, als die andere Frau so schnell verschwunden wie gekommen war, ehe sie sich wieder über die Unmenge an Reis und Pilzen auf ihrem Teller hergemacht hatte. So eine kleine Unterbrechung war schließlich nicht genug, um das so überlebenswichtige Sammeln von Energie zu stoppen!
Jetzt, wo es soweit war, befand sich die hochgewachsene Oni in Alcea Town und überblickte mit staunendem Blick die ganzen Gebäude hier. Diese Stadt besuchte sie zwar nicht zum ersten Mal, aber es war immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Maldina und Alcea waren, obwohl sie gar nicht weit voneinander lagen. Für Thala, die den Großteil ihres Lebens durch die ziemlich unveränderlichen Berge gerannt war, war es schon ziemlich beeindruckend, dass Menschen so viel Variabilität in ihrem Leben hatten. Es wirkte vor Allem unnötig und verwirrend, aber auch interessant. Bei jedem erneuten Besuch wollte sie sich den Ort wieder von vorn einprägen, um eines Tages ihrer Familie davon zu berichten. Heute war sie aber nicht zum Sightseeing hier, sondern für ihre Arbeit! Da Ravinuthala noch daran arbeitete, sich an das menschliche Konzept der Zeit, der Uhren und der Termine zu gewöhnen, hatte sie versucht, sich zumindest ein wenig am Stand der Sonne zu orientieren, was leider nicht die akkurateste Messmethode war. In ihrem Stamm war es ganz üblich gewesen. Wir kämpfen, wenn die Sonne hoch am Himmel steht! Wir jagen, wenn die Schatten zum Berg der Ziegen deuten! Wir essen, wenn das orange Licht der Sonne die Nacht zu begrüßen beginnt! Menschen hatten da ein anderes System, mit dem sich die Oni noch ein wenig schwertat, also würden ihre Kollegen ihr sicher verzeihen, dass sie mit einer leichten Verspätung aufkreuzte. Immerhin bedeutete das, dass Esmée und Knox genügend Zeit hatten, sich ein wenig zu unterhalten, bevor die kraftvolle Stimme der Kriegerin drohte, sie zu betäuben. „Hey, hey, ihr zwei! Da steckt ihr also!“ Mit einem breiten Grinsen stemmte Ravi die Hände in die Hüften, ihre Trommelstöcke wie immer sicher vom Bund ihrer Pluderhose gehalten, ihre optisch von der Sonne geküsste und gebräunte Haut sauber und strahlend. „Weiß überhaupt nicht, wie ihr beiden heißt!“, gab sie zu und musste herzhaft lachen. Die Frau hatte sich gar nicht vorgestellt, und wenn der Schwarzhaarige es noch getan hatte, dann war sie schon wieder viel zu sehr in ihr Essen vertieft gewesen, um ihm ordentlich zuzuhören. „Bin trotzdem voll froh, heute mit euch zu arbeiten! Das wird bestimmt cool! Mein Name ist Ravinuthala Tsumiho, die stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne!“ Ihre linke Hand auf den Bizeps ihres rechten Armes legend, ließ Thala ihre Muskeln ein wenig spielen, ein breites, strahlendes Grinsen in ihrem Gesicht. Die durften gern wissen, was für eine tolle Partnerin sie erwischt hatten! „Wenn ihr mögt, könnt ihr mich auch einfach Ravi nennen! Ist lockerer! Wir sind doch Kollegen, nicht?“ Die Aussage unterstrich die junge Oni mit einem Zwinkern und einem Daumen nach oben. Sie war tatsächlich sehr froh, ein paar neue Gildenmitglieder kennen zu lernen. Das würde bestimmt ein toller Auftrag werden!
„Huch?“ Zuerst hatte sie eine Bewegung im Augenwinkel wahrgenommen, kurz darauf drang eine leise, kaum hörbare Stimme an ihr Ohr. Esmée löste sich von den wunderschönen Blumen, stand stattdessen auf und drehte sich zum Ursprung der Stimme. Und dort stand er: Einer ihrer Kollegen! Das stachelige, schwarze Haar war einfach absolut unverkennbar. Wenngleich die Prinzessin sich den Namen des jungen Mannes nicht wirklich hatte merken können, so war sein Aussehen in dieser Hinsicht doch recht einmalig gewesen. Die de Bosco wusste sofort, mit wem sie es zu tun hatte, sodass Erkennen in ihren Augen aufblitzte. „Knox!“, wiederholte sie seinen Namen. Zum einen, weil er sich vorgestellt hatte, zum anderen, um sich den Namen nun richtig zu merken (also doch nicht Socks…). Und zuletzt, weil es sich einfach angeboten hatte. Als sie ihn beim Essen den Auftrag für heute in die Hand gedrückt hatte, hatte Esmée sich nicht wirklich Zeit genommen, um einen ersten Eindruck von ihren Kollegen zu gewinnen. Es war reiner Zufall gewesen, dass ausgerechnet Ravinuthala und Knox angesprochen worden waren. Das aufgeschlossene Lächeln, das der junge Mann ihr schenkte, holte das aber nach: Der erste Eindruck war eindeutig positiv. Dieser Typ wirkte doch sehr freundlich! Und irgendwie erinnerte er die Prinzessin an einen der Angestellten im Palast, der ihr immer das Essen aufgetragen hatte… aber das war eine Sache, die Esmée im Moment wohl lieber für sich behielt. Sie erwiderte das freundliche Lächeln des anderen Magiers und war vielleicht auch aus dieser Erinnerung heraus kurz davor, in einen höflichen Knicks zu wechseln. Doch ihre Finger griffen in die Luft, so ohne jedes Kleid, was für kurze Irritation seitens Esmée sorgte. Natürlich, sie trug Hosen, kein Kleid. Und sie war gar nicht als Prinzessin hier, sondern als stinknormale Magierin. Und so wechselte der Knicks nach kurzem Zögern in eine zaghaft erhobene Hand, in dem Versuch, die merkwürdige Situation zu überspielen. „Hi!“, wiederholte sie geschwind die Begrüßungsfloskel und neigte den Kopf zur Seite. Ah… lieber schnell weitersprechen, bevor noch irgendwelche Fragen aufkamen. „Wie wunderbar, dass du gekommen bist. Dann sind wir ja schon fast vollzählig! Die Blumen sind echt wunderbar, oder?“ Der perfekte Themenwechsel. Sie deutete auf die Blumen am Wegesrand und strahlte Knox glücklich an. Dass dieser Themenwechsel anscheinend ungeeignet war und der Schwarzhaarige ihre Begeisterung nicht sonderlich teilte, wurde Esmée erst mit Verzögerung bewusst. Oh man, der Smalltalk mit den Beschäftigten im Palast war irgendwie einfacher gewesen (was unter anderem daran lag, dass die Beschäftigten ihr Desinteresse an den Themen der Prinzessin selten offen gezeigt hatten). Sie räusperte sich, kratzte sich ein wenig verlegen an der Wange und versuchte es erneut: „Du weißt nicht zufällig, wo Ravi…“ Ah, wie hieß sie nochmal? Der zweite Teil des Namens war so schrecklich kompliziert gewesen. Ach, dann musste eben der erste Teil ausreichend sein: „…wo Ravi ist?“ Dass die de Bosco damit den echten Spitznamen der Oni traf, war reiner Zufall. Glückstreffer, sozusagen. Kurz huschte ihr Blick zu einer nahegelegenen Uhr und Esmée wurde in ihrer Vermutung bestätigt: Sie waren spät dran.
„Hey, hey, ihr zwei! Da steckt ihr also!“
Ein Glück! Esmée wirbelte auf dem Absatz herum und erkannte die hochgewachsene Oni und damit den letzten Teil des kleinen Teams, das heute die Reise nach Sun Village antreten würde. Wie groß diese Frau war, war der Schwarzhaarigen in der Eile vor ein paar Tagen gar nicht aufgefallen… wow. Die de Bosco war selbst nicht besonders klein – bezogen auf ihr Geschlecht, ihr Alter und ihr Volk – aber verglichen mit Ravi fühlte sie sich ziemlich winzig. Und auch recht schmal, wenn man die muskelbepackten Arme dieser Dame genauer musterte, die natürlich gekonnt in Szene gesetzt wurden. Nochmal: Wow. Die Prinzessin musste das Bild einen Moment auf sich wirken lassen, bevor sie ihre Stimme wiederfand. „Ravi!“, wiederholte sie auch diesen Namen, genauso wie bei Knox zuvor. Hoffentlich hielt der Brewster sie nicht für vollkommen beschränkt… „Willkommen in unserer Runde. Du bist zwar ein bisschen zu spät, aber so genau wollen wir heute ausnahmsweise nicht sein.“ Eine indirekt verpackte Kritik gleich zu Beginn? Das kam ganz darauf an, was man heraushören wollte. Außerdem hatte die großzügige de Bosco ja gleich hinzugefügt, dass sie über diesen Fehltritt von Ravi netterweise am heutigen Tage hinwegsehen würde. Dass die Oni ihren Namen nicht kannte… ergab Sinn. Ja, in Bosco hatte jeder gewusst, wer Esmée war. Hier war das nicht mehr so. Eine Umgewöhnung, aber das würde sich mit der Zeit in Fiore sicherlich noch ergeben. „Ich bin Esmée. Und das hier ist Knox“, sie deutete lächelnd auf den Schwarzhaarigen und sprach in einem Tonfall, als würden sie sich schon ewig kennen. Und nicht so, als hätte sie den Namen selbst erst vor wenigen Momenten in Erfahrung bringen können. „Also! Der nette Herr dort drüben ist schon ganz ungeduldig. Ich habe uns eine Kutsche gemietet, die uns ins Gebirge bringen wird. Genug Platz für uns drei sollte vorhanden sein. Klingt das nicht wunderbar?“ Esmée klatschte zufrieden in die Hände, drehte sich dann zu dem Mann auf der Kutsche um und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Der Herr starrte verdutzt zurück und erst eine unauffällige Bewegung des Kinns in Richtung Tür der Kutsche sorgte dafür, dass er schaltete. Er kletterte von der Kutsche (die, da von Pferden gezogen, dann doch keine M-Kutsche, sondern eine stinknormale Kutsche war) und öffnete die Tür für die Magierinnen und den Magier, wie es die Höflichkeit gebot. Die de Bosco lächelte zufrieden. „Vielen Dank!“ Als hätte sie ihn nicht mittels Blick dazu gezwungen, genau das zu tun… naja, man konnte sich ja einreden, dass der Mann es aus freien Stücken getan hatte. Sie winkte Ravinuthala und Knox hinter sich her und stieg in die Kutsche. „Kommt, kommt. Und während der Fahrt könnt ihr ja ein bisschen von euch erzählen. Ravi, warum bist du so groß? Knox, warum sind deine Haare so stachelig? Ach und habt ihr auch irgendwelche tollen Hobbys? Bei Satyrs Cornucopia hat ja irgendwie jeder so sein ganz eigenes Hobby…“, sprach sie vor sich hin. So eine Kutschfahrt war doch die perfekte Gelegenheit, um sich besser kennenzulernen!
Hm? Der Ausruf seines Namens klang überrascht? Möglicherweise hatte die de Bosco nach ihren Ansturm im Gemeinschaftsraum Bedenken bezüglich des Erscheinens von Knox, immerhin erzählte sie über die Quest selbst rein gar nichts. Oder er jagte ihr beim Ansprechen doch einen Schrecken ein. "Sorry, habe ich ... dich-" Seine Frage stockte und verstummte schließlich, als er die Dunkelhaarige diskret dabei beobachtete wie sie eine merkwürdige Bewegung machte. Unsicher legte der junge Mann eine Hand an seinen Hinterkopf und fuhr flüchtig durch das wuschelige Haar, bevor er erneut, jedoch mit einer anderen Frage ansetzen wollte. Gerade die Lippen voneinander trennend kam Esmée ihm zuvor und wiederholte die Begrüßung, während ihre Hand eine alternative Richtung einschlug. Ob sie einen Krampf hätte, zerbiss Knox auf der Zunge und erwiderte lieber die Geste, die wohl einfach zur Begrüßung gehörte. Er blieb still, bis Esmée weiter sprach und lächelte weiterhin, wollte ihr kein komisches Gefühl durch seine ebenso kurze Irritation vermitteln. Tatsächlich schien die junge Frau über sein Auftauchen ein wenig überrascht, kein Wunder. “Ach stimmt. Wir werden zu dritt losziehen, die große Frau auf der anderen Seite im Gemeinschaftsraum hatte etwas von ein Team erwähnt.”, erinnerte sich Knox bloß vage, da er in dem Moment viel zu perplex von der Einladung war und sogar beinahe seine Mahlzeit vergaß. Das Gespräch zwischen den beiden hatte er überhaupt nicht mitbekommen, weil der Raum gerne zum Austausch genutzt wurde und der Lärmpegel dementsprechend erhöht war. “Die Blumen sind wirklich wunderbar, jup.”, ergänzte Knox dann höflich und ließ den Blick über das Blumenmeer schweifen, klammerte den intensiven Duft jedoch aus. Esmée mochte die bunten Blüten wohl sehr, Beschwerden und vermutlich einen Dämpfer danach waren also unangebracht. “Hast du Lieblingsblumen?”, fragte er dennoch ehrlich interessiert und wartete gespannt auf Antwort. In irgendeinem Magazin hatte er mal gelesen, dass die Art der bevorzugten Blumen Charaktereigenschaften von Menschen preisgab.
“Wo es Ravioli zu kaufen gibt?”, riet der Brewster auf die nächste Frage hin, legte den Kopf schief, steckte die Hände wieder in die Hosentaschen und zuckte ahnungslos mit den Schultern. Da das Gericht aus Pasta mit normalerweise Fleischfüllung bestand, ignorierte er die Stände mit Fleisch, weil er freiwillig darauf verzichtete. Er hängte das Thema jedoch nicht an die große Glocke, beließ es also bei keine Ahnung. Plötzlich fuhr er zusammen, als eine laute Stimme über den Platz fegte und sich die große Gildenkollegin ankündigte. Zwei Schritte trat Knox zurück, umrundete die M-Kutsche und hob abermals die Hand, während der Neuankömmling dazustieß. Ravi? Die Oni nannte sich also tatsächlich Ravi? Besser gesagt Ravinuthala. Leicht verdutzt sah der Heiler zwischen den beiden hin und her, aber ein Scherz schien das nicht zu sein. Ein bisschen peinlich berührt kratzte er sich über die Wange und grinste schief. Die Hand hob er höher, sobald Esmée seinen Namen erwähnte. “Hallo Ravi, die stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne! Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!”, rief er ebenso energisch aus und sah ein Stück nach oben. Wie groß sie im Stand doch war! Als Mensch war Knox nicht gerade klein, auch die Dunkelhaarige war recht groß, aber immer noch kleiner. Erst jetzt fielen ihm im Vergleich die langen Beine der de Bosco auf, die durchaus eine Rarität darstellten. Ruckartig riss er den Kopf zur Tür. Eigentlich wollte der Brewster diese schon öffnen, doch der Kutscher eilte hinunter und zog sie geschwind auf. Eh … okay? War ja nicht so, als hätten die Drei jeweils zwei gesunde Hände mit zehn Fingern. Der Heiler hievte seinen Körper nach Esmée ihr gegenüber in den Großraum hinein und blickte flüchtig aus dem kleinen Fenster. Als alle auf den Plätzen waren und das Gefährt auch schon in Bewegung kam, kamen weitere Fragen auf. Schielend starrte Knox auf seine Haarspitzen, die teilweise über die Stirn hingen. “Ich habe einfach keine Lust, meine Haare in Form zu bringen. Föhnen, glätten oder gelen … das ist mir alles zu lästig und zeitaufwendig. Ich schlafe lieber ausgiebig und beginne gut erholt den Tag. Ist das ein Kritikpunkt für den Job?”, antwortete und fragte der Bequeme gleichzeitig, strich sich erneut grinsend durch die Haare und hoffte auf ein Nein, während er es sich besonders gemütlich auf der Bank machte. “Ich mag es aus Stein, Metall, Holz, Glas- oder Keramik etwas herzustellen, wie … Geschirr, Brieföffner oder Tierfiguren. Irgendwann möchte ich auch hochwertige Möbel und Fenster erschaffen und mich mit Bildhauerei beschäftigen. Richtige Statuen kreieren und so. Oder vielleicht so etwas Komplexes wie ein Fahrrad, mal sehen wohin mich die Arbeit und Ideen führen. Was macht ihr so?” Knox hob abermals die Hände und wackelte locker mit den Fingern, die ein paar weiße Pflaster trugen, ein Beweis seiner Mühen sozusagen, keine Angeberei. Lustig, wie das Gespräch nicht um die Quest ging, die eigentlich im Vordergrund stand. Aber ein Kennenlernen vorab war natürlich auch wichtig.
Spät? Spät war ein Fremdwort für Ravi! Also, nicht wirklich, sie kannte und verstand es, aber hey, wen interessierte es schon, mal ein wenig spät zu sein? Sicher keinen Oni, und die Gildenmagierin, die gerade mit ihr sprach, offensichtlich auch nicht. Wie sie schon sagte, wer wollte da so genau sein? „Jap, seh ich auch so!“, stimmte sie mit ihrer dröhnenden Stimme zu und grinste die kleine Dame an. „Essie und Knox, verstanden! Freut mich!“ Damit hatte sich das perfekte Team für diese Aufgabe gefunden! Welche Aufgabe? Ach, das war doch unwichtig! Zu dritt konnte sie eh niemand aufhalten! Besonders den schwarzhaarigen Typen konnte die Tsumiho jetzt schon gut leiden, der hatte nämlich sehr energisch auf ihre Vorstellung reagiert und sich damit einen anerkennenden Blick verdient. Mit vollem Titel angesprochen! Das hatte Ravi auch noch nicht gehört! Nachdem sie sich in die Kutsche gequetscht hatten – auch wenn es nur für die Oni wirklich ein Quetschen war, da sie den Kopf einziehen musste und ihr breiter Körperbau dafür sorgte, dass sie und Esmée sich auf der Bank gegenüber Knox sehr auf die Pelle rücken mussten – erklärte der junge Mann auch schon, dass er es mochte, morgens ordentlich auszuschlafen. „Oh, das finde ich auch cool!“, stimmte sie zu und nickte überschwänglich. „Man muss doch ordentlich schlafen, um richtig Energie zu haben! Ich hab auch'n Nickerchen gemacht, bevor ich hergekomm bin!“ Man merkte wohl, dass sie es nicht allzu eilig im Leben hatte, auch wenn sie jetzt gerade so wirkte, als würde jeder Muskel in ihrem Körper nur darauf warten, sich bewegen zu dürfen. Der Schlaf hatte also offensichtlich seinen Zweck erfüllt.
„Hm? Ich bin doch nich groß! Für nen Oni bin ich sogar noch ziemlich klein“, meinte die Tsumiho und lachte, während ihre kräftige rechte Hand es irgendwie schaffte, Esmée auf die Schulter zu klopfen. Das war gar nicht so leicht, weil sie sich in dieser Position kaum bewegen konnte, ohne dass ihr Ellbogen gegen die Rückbank stieß. Das war schon schade, sonst hätte sie gerne demonstriert, wie sie ihre Trommelstöcke schwang, aber das musste dann wohl bis später warten. Dabei hatte Essie doch gefragt, was sie gerne machte! „Ich bin Musikerin! Eine der Trommlerinnen von meinem Stamm! Die Beste, wenn du mich fragst, hah!“ Erneut erfüllte ihr lautes Gelächter das Innere der Kutsche, was für die beiden Magier in ihrer direkten Nähe vielleicht belastender war, als sie realisierte. Der Lautstärkeregler der Oni war eigentlich immer aufs Maximum hochgedreht. „Bin Hammer auf den Taikos! Weißt du, was ne Taiko ist, Essie? Du vielleicht, Knox?“ Erwartungsvoll grinste die Hünin ihre beiden Begleiter an. „Ist ne traditionelle Trommel, haben nen ganzen Haufen davon oben in den Bergen! Wenn's dann ein Fest gibt, wird ordentlich draufgehaun! Dun dunn! Dun Dunn! Könnt euch nich vorstellen, wie laut das wird, wenn ich richtig loslege!“ Hach ja, schöne Erinnerungen. Menschen konnten auch feiern, aber es war nichts im Vergleich zu den Festen der Oni! Wenn Himmel und Erde erbebten, Gelächter, Gebrüll und nicht zuletzt die Taikos donnerten, wenn Getränke flossen und haufenweise Futter die Mäuler der Stammesbrüder und -schwestern erfüllten! Das waren Freuden, die kaum ein Mensch je erleben würde! „Oh, Wrestling mag ich auch! Steh ich voll drauf!“, fügte sie noch hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Macht'n Haufen Spaß! Hat einer von euch Lust auf ne Runde, wenn wir am Ziel sind? Juckt mir schon im Bizeps!“
Was ihre Lieblingsblumen waren? Na, die Frage wurde natürlich beantwortet noch bevor Ravinuthala zu dem Team gestoßen war. Esmée freute sich sogar darüber, dass Knox so viel Interesse an dem Thema zeigte, dass er tatsächlich eine Nachfrage stellte. „Ich komme aus einer eher kühlen Gegend“, erklärte sie vage, ohne genau darauf einzugehen, welche Ortschaft sie meinte. Grundsätzlich könnte damit auch Nord-Fiore gemeint sein, selbst wenn sie persönlich dort noch nicht unterwegs gewesen war. „Daher hatten wir nicht regelmäßig Blumen. Aber wenn wir welche hatten, dann mochte ich Lilien besonders gerne!“ Form, Farbe und auch der Duft hatten es der de Bosco einfach angetan. Dass man anhand der bevorzugten Blumen auf Charaktereigenschaften schließen können sollte, war ihr unbekannt. Daher kam sie auch gar nicht auf die Idee, dass der Brewster mit seiner Frage genau darauf abzielte. Oh aber… hatte er gerade Ravioli gesagt? Ravi…oli? Esmée hätte beinahe laut gelacht, doch zuvor kam das dritte Teammitglied hinzu und geschwind schloss die Schwarzhaarige den Mund, um ihr Amüsement nicht zu verraten. Die Oni machte mit dem Namenschaos allerdings gleich dort weiter, wo Knox aufgehört hatte. „Hast du mich gerade Essie genannt?“, fragte die 19-Jährige verdutzt nach, nicht vorwurfsvoll, sondern ehrlich irritiert. Das war ein Spitzname, den sie noch nie gehört hatte. Ihre Familie hatte dazu geneigt, sie Mimi zu nennen, aber niemand im Königspalast wäre auf die Idee gekommen, ihr einen Spitznamen zu geben. Insbesondere keinen, der Essie lautete. Esmée war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte, allerdings schien Ravinuthala sich entweder nicht für ihre Irritation zu interessieren oder sie gar nicht zu bemerken. Die Schwarzhaarige ging irgendwie von Zweiterem aus… und entschied sich dann kurzerhand, sie nicht zu verbessern. Die de Bosco hatte sich vorgenommen, sich an das normale Leben in Fiore zu gewöhnen und dazu gehörte dann wohl auch, solche Spitznamen anzunehmen. In einem Buch, das sie gelesen hatte, hieß es, dass Spitznamen ein Schritt waren, um Freundschaften aufzubauen. Esmée hatte nicht besonders viel Erfahrung mit Freundschaften, war jedoch interessiert daran, das nachzuholen. Also… war Essie vielleicht doch gar nicht so schlecht? Vielleicht sollte sie sich freuen? Ja, das war wohl die bessere Einstellung.
Schließlich machten sie sich auf den Weg. Die Kutsche polterte über den unebenen Weg in Richtung Gebirge und die Magier hatten im hinteren Bereich ausreichend Zeit, um ein wenig zu reden, sich besser kennenzulernen und Informationen auszutauschen. Tatsächlich wurde viel thematisiert, allerdings kam die Quest an sich nicht zur Sprache. Das lag unter anderem daran, dass Esmée es viel interessanter fand, über Knox und Ravinuthala sowie ihr Leben zu sprechen, als über Arbeit. Dafür hatten sie auch noch später Zeit. Die Enge auf der Sitzbank durch die breit gebaute Sonnenkriegerin war auf den ersten Metern ziemlich unangenehm, aber spätestens, als die Kollegen auf ihre Fragen hin zu sprechen begannen, war es für die de Bosco wie vergessen und sie stellte sich stattdessen bildlich vor, wie die beiden ihren Hobbys nachgingen. Ihre hellblauen Augen strahlten. „Knox, das klingt ja spannend!“, kommentierte sie seine Erzählungen begeistert und lächelte. „Kannst du mir bei Gelegenheit mal zeigen, wie man solche Dinge anfertigt? Ich habe das noch nie aus der Nähe gesehen. Vielleicht kann ich das ja auch?“ Um die Antwort vorwegzunehmen: Unwahrscheinlich. Esmée hatte nicht nur keine Übung, sondern auch zwei linke Hände. Eine Handwerkerin war an ihr eindeutig nicht verlorengegangen, was aber ja nicht hieß, dass sie sich nicht dennoch für das Thema interessieren konnte. Und ihre Unfähigkeit für das Handwerkern würde sie schon noch bemerken, wenn sie es das erste Mal ausprobierte. „Und wenn du mal jemanden brauchst, der Model für eine Statue steht, sag Bescheid. Ich habe so etwas schon einmal gemacht!“ Sie ging nicht näher darauf ein, in welchem Kontext genau sie denn Erfahrungen beim Modelstehen für einen Bildhauer gemacht hatte, was natürlich daran lag, dass es zu Zeiten im Königspalast von Bosco geschehen war. Bevor das Thema vertieft werden konnte, setzte Ravinuthala ihrerseits zu Antworten an. Obwohl Esmées Ohren durch das laute Stimmorgan der Oni bereits klirrten, klatschte die Schwarzhaarige doch in die Hände. „Wenn wir zurück in der Gilde sind, kannst du uns ja mal eine Kostprobe auf deinen Taikos geben?“, fragte sie hoffnungsvoll nach und stellte sich bereits die ausgiebige Feier und die tanzenden Menschen in der Gilde vor. Das wäre sicherlich ein großer Spaß! Und die de Bosco hatte schon so lange nicht mehr getanzt… „Ich kann ein wenig Geige, Klavier und Harfe spielen…“, ergänzte sie nachdenklich und tippte sich mit der minimalen Bewegungsfreiheit, die sie gerade hatte, nachdenklich ans Kinn. „Aber deine Taikos klingen deutlich interessanter!“, schloss die Explosionsmagierin am Ende und schenkte Ravi wieder ein Lächeln, das sich erst zum Ende hin etwas abmilderte. „Wrestling?“, fragte sie nach und das war der erste Begriff, mit dem sie wirklich nichts anfangen konnte, was man nicht nur ihrer Stimme, sondern auch ihrem Gesichtsausdruck ansehen konnte. Ob jemand Lust auf eine Runde hatte, wenn sie am Zielort angekommen waren? Naja, wenn es Spaß machte, sprach da nichts dagegen, oder? „Gerne“, stimmte sie Ravi zu, ohne zu wissen, worauf sie sich mit dieser Zusage eigentlich einließ. Und wenn man Esmée und die Oni so nebeneinander auf der Sitzbank betrachtete, konnte man sich vermutlich schon denken, wie ein Wrestling Match dieser beiden Gestalten gegeneinander am Ende ausgehen würde… Die de Bosco wog den Kopf zur linken Seite und schloss kurz die Augen. „Ihr habt beide so tolle Hobbys…“ Da konnte die Schwarzhaarige gar nicht mithalten. Ja, sie hatte einige Dinge gelernt, als sie noch Prinzessin von Bosco gewesen war, aber das waren alles Dinge, die sie selbst eher als öde und langweilig bezeichnen würde. So wie Geige, Klavier oder Harfe. Keine Dinge, die sie als ihr Hobby bezeichnen wollen würde und erst recht nichts, von dem sie glaubte, dass andere Leute es ebenso interessant finden würden. Das Einzige, was ihr blieb, war… „Ich modele gerne“, erzählte sie und hob die Lider wieder an, um Ravi und Knox anzusehen. „Es gibt in Maldina ein paar Plakate, auf denen man mich sehen kann. Vielleicht sind die euch schon einmal aufgefallen?“, fragte sie mit nicht wenig Stolz in die Runde. „Ich habe damit angefangen, kurz nachdem ich bei Satyrs Cornucopia gestartet bin. Ich bin wohl ziemlich gut darin!“ Zumindest wenn man den Urteilen von Auftraggebern und Fotografen glauben durfte. Und es machte Esmée auch wirklich Spaß, ganz davon abgesehen, dass ihr Kleiderschrank durch diesen Nebenjob vor Outfits beinahe platzte. „Wartet, ich habe sogar zwei Fotos dabei. Die kann ich euch zeigen!“ Gesagt, getan. Die Schwarzhaarige quetschte sich vorbei an Ravi, griff in ihre Hosentasche und holte einen kleinen Geldbeutel hervor. Sie öffnete ihn, sah mit freudiger Erwartung hinein… und stutzte. Sekunden verstrichen, das Lächeln verschwand und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Oh nein…“, murmelte sie, biss sich dann auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. Nein, es waren nicht die fehlenden Fotos, die sie verstummen ließen. Es waren… die fehlenden Jewels. Schnell sah Esmée wieder auf, suchte den Blick von Knox und Ravi. Sie hatte gar kein Geld mehr! Sie war pleite! Aber… so eine Kutschfahrt war teuer. Ziemlich teuer. Das konnten sie nicht bezahlen. Mit großen Augen sah sie zu ihren Kollegen und fühlte sich in ihre Position als Prinzessin des Volkes versetzt. Sie musste eine Entscheidung treffen, um die Situation zu retten! Sie verließen sich doch auf sie! Esmée beugte sich nach vorne und bedeutete ihren Kollegen, dass sie es ihr gleichtun sollten, damit sie im Geheimen miteinander sprechen konnten. „Planänderung“, ließ sie leise verlauten. „Ich… habe mein Geld vergessen.“ Nicht ganz die Wahrheit, aber die de Bosco quittierte es als Notlüge. „Und falls ihr beide nicht zufälligerweise viel Geld dabeihabt, können wir die Fahrt nicht bezahlen.“ Natürlich hatte die junge Frau die Luxuskutsche gebucht. Und dazu die lange Strecke… Wie wahrscheinlich war es, dass Knox und Ravinuthala genügend Jewels bei sich trugen? Als Magier verdiente man nicht besonders viel Geld. Erst recht nicht bei Satyrs Cornucopia, wurde der Großteil doch gleich in die Finanzierung der Gildenhobbys gesteckt. „Aber ich habe eine Lösung“, ergänzte die junge Frau sofort und lächelte. Nachdem sie die Kollegen einen Moment hatte zappeln lassen, ließ sie entschieden verlauten: „Ich reiße gleich diese Kabinentür auf. Und dann… springen wir raus und laufen weg.“ Ehh. Das war ein Scherz, oder? Oder?! Knox und Ravinuthala könnten lange in dem Blick der Schwarzhaarigen nach einem Scherz suchen, doch sie würden nicht fündig werden. Nein, Esmée meinte das vollkommen ernst, so wahr sie die Prinzessin von Bosco war. Ob die anderen beiden Magier mitziehen würden?
Oh, die Reise und das damit verbundene Abenteuer würde sehr lustig werden, da war sich Knox bereits sicher. Niemand schien grummelig oder irgendwie zurückgezogen, im Gegenteil. Ausgelassenheit war heute ein großer Begleiter der kleinen Truppe von der Gilde Satyrs Cornucopia, eine gute Voraussetzung für Zusammenarbeit und Erfolg der Quest! Der junge Heiler konnte kaum noch sein Grinsen vernachlässigen, war die Stimmung in der M-Kutsche nach wie vor heiter. Und das Bild der zusammengequetschten Damen ihm gegenüber legte noch eine Schippe drauf. “Genau, Schlaf ist sehr wichtig!”, pflichtete Knox der Oni bei und hob, um diese Wichtigkeit zu unterstreichen, zusätzlich einen Daumen. Das war schon mal ein dicker Pluspunkt für Ravi. Endlich jemand, der ihn in dieser Hinsicht verstand! Die Antwort bezüglich der Lieblingsblumen vergaß er übrigens nicht, ging jedoch erst mal nicht darauf ein, da erst durch das Magazin bis zu den Lilien geblättert und nachgelesen werden musste, was der Inhalt zur Persönlichkeit meinte. Wahrscheinlich war der sowieso völliger Humbug. Die erwähnte Landschaft wäre außerdem im Augenblick interessanter gewesen, aber weil die Dunkelhaarige das Thema nicht weiter ausbreitete, fragte Knox auch nicht nach. “Die Trommeln müssen gigantisch sein, damit die deine Schläge aushalten, oder? Für uns Menschen klingt das bestimmt nach einem gewaltigen Gewitter.” Da platzten bestimmt die einen oder anderen Köpfe, wenn man so lebensmüde war und direkt daneben stand. Aber aus sicherer Entfernung würde der Brewster gerne mal durch das Event seinen Körper erschüttern lassen, das war vermutlich megacool. “Aus welchen Bergen kommst du denn?” Diese Frage musste diesmal gestellt werden, da er Gebirge liebte und selbst in welchen aufwuchs. Vielleicht hatte er sogar mal Trommeln und Gewitter verwechselt? Ein kurzer Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass das Trio auch jetzt auf dem Weg ins Gebirge war - ein Umstand, der ihn wirklich glücklich machte. Unebenes Land, Wandern, Klettern! Großartige Sache. Plötzlich ruckte sein Kopf zurück. “Ähm, Esmée, du solltest wirklich nicht mit Ravi wrestlen. Ich glaube, ich könnte deine Verletzungen danach kaum bis gar nicht händeln. … Falls du dann noch lebst.” Unglaubwürdigkeit spiegelte sich in seinen grauen Augen und leichte Belustigung in der Stimme, als er seine kleine Kollegin ansah, ehe beides mit Eindringlichkeit wechselte, da Esmée die Einladung wohl ernsthaft annahm. “Wirklich, tu das nicht!” Mut hin oder her, selbst Knox, der größer und vermutlich kräftiger war, schob das Dummsein lieber sofort zur Seite und lehnte Hände wedelnd ab.
“Klar, probiere besser beispielsweise das weniger gefährliche Töpfern aus, du kannst gerne jeder Zeit mein Atelier besuchen, dann kann ich dir die wichtigsten Handgriffe beibringen.” Töpfern war im Vergleich zu seinen anderen Handwerksarbeiten ungefährlich, man müsste schon zwei linke Hände haben, um schwere Verletzungen davonzutragen oder die Töpferscheibe samt Vorrichtung zu schaden. Dass genau diese Redewendung auf die de Bosco zutraf, ahnte der junge Mann bei ihrer sicheren Körperhaltung jedoch kein bisschen. Als sie von ihrem eigenen Hobby sprach, staunte der Brewster nicht schlecht, obwohl, eigentlich kein Wunder - den Körper dafür hatte sie definitiv. Um diesen nun nicht offensichtlich zu betrachten, heftete er seinen Blick an ihre blauen Augen, die wiederum eine Seltenheit zu ihrem dunklen Teint waren. Die Frau hatte eindeutig die besten Gene abgestaubt. Knox überlegte kurz, legte dabei den Kopf leicht schief. Hm. Ehrlich gesagt, achtete er kaum auf Plakate in den Städten, sind die ihm oft einfach zu aufdringlich. Und wenn er vorher gewusst hätte, dass sie eine gewisse Bekanntheit in der Öffentlichkeit war, wäre er von Anfang an womöglich ein wenig nervös gewesen. Gut, dass er eher Augen für simple Dinge hatte! “Modeln ist doch sicher auch ein Knochenjob. Gönnst du dir ausreichend Pause zwischendurch?” Und da kam wieder der Doc durch, so war Knox nun mal. Wenn man seinen eigenen Körper als Kapital nutzt, waren die eben sehr wichtig! “Ich würde mich geehrt fühlen, aber wäre dein Manager nicht wütend darüber, wenn du für einen unbekannten Künstler, also mich, Model stehst? Ich will dir keine Probleme machen.”, meinte der Brewster ehrlich und lehnte sich wieder bequem zurück, während Esmée voller Begeisterung ihren Geldbeutel hervorholte und dann … bestürzt? wirkte. Ah … waren die Bilder doch nicht so gut? Musste er etwa lügen, um sie nicht zu verletzen? Vorsichtig linste der Heiler zu Ravi hoch, die jedoch weiterhin heiter wirkte und scheinbar keine andere Stimmung zuließ. Mist. Was bedeutete denn dieses Oh nein? Als dann noch ihre Mimik Karussell spielte, setzte sich Knox alarmiert stocksteif auf und schluckte unsicher. War der Anblick etwa so schlimm? “Du musst nicht-” setzte er an, doch die Dunkelhaarige kam ihm zum Glück vor, und das mit einem ganz anderen Anliegen als gedacht. “Warte, was? Scheiße, ich dachte, unsere Gilde zahlt die Fahrt … " Wisperte er automatisch energisch und lehnte sich wieder vor. Wie konnte er auch anders vermuten? Das hier war immerhin sein erster offizieller Trip. Viel Geld besaß der junge Mann ohnehin nicht, maximal für Nahrung war was drin. Sein Blick huschte zwischen den beiden Damen hin und her, der Kopf dachte fieberhaft nach - doch auf die Schnelle wollte ihm partout nichts einfallen. Wie unangenehm für etwas nicht zahlen zu können ... “Ravi, kannst du Esmée bitte tragen? Nicht, dass sie sich was bei der Landung bricht, die Unversehrtheit ihres Körpers ist wichtig. Und du hältst bestimmt alles aus!”, stimmte er der jungen Frau also zähneknirschend zu und erhob sich bereits still und heimlich von der Bank. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass auch Ravi nicht genug Geld in ihren Taschen trug. Sobald die de Bosco die Tür öffnete, schlüpfte Knox also ohne Zögern durch die Öffnung, ließ sich fallen und eine Böschung herunterrollen. Das gab durchaus blaue Flecke!
„Jap, hab ich gemacht, Essie!“, bestätigte Ravi lachend, als die praktisch selbst ernannte Anführerin der kleinen Gruppe nach ihrem Spitznamen fragte. Das Model musste wohl noch ein bisschen was drüber lernen, wie die Welt funktionierte – anders als Knox, der es voll drauf hatte. Der wusste, wie wichtig es war, ordentlich zu schlafen, und ahnte sofort, wie groß ihre Taiko-Trommeln sein mussten. „Hah, hab echt gehört, dass Leute inner Gegend, wo ich herkomme, manchmal Donner hören, ohne dass Regen kommt“, nickte die Oni mit einem überheblichen Grinsen. Sie war wie ein Donnergott für jene, die ihre Kultur nicht kannten! „Komm aus den richtig heißen Bergen, so im Westen oder so. Als ich runtergekommen bin, war erstmal ne Menge Wüste, bevor ich ne Stadt gefunden hab.“ Der Marsch durch die sandige Gegend war ganz cool gewesen. Einerseits zwar recht langweilig, aber eine interessante Abwechslung zu dem steinigen Gebiet, das sie gewohnt gewesen war. Anders als Menschen hatte sie nicht allzu viele Schwierigkeiten mit der Hitze der Sonne gehabt, auch wenn die kalte Nacht, die sie da draußen hatte verbringen müssen, ein ziemlicher Horror gewesen war. Aber das hatte die Tsumiho ja jetzt hinter sich... „Taiko sind schon nich klein, ja... Halb so groß wie ein Oni, denk ich. Also so groß wie Essie.“ Nachdenklich blickte sie auf die dunkle Dame hinab und nickte, soweit es ihr möglich war, ohne sich den Kopf zu stoßen. Ja, das kam ungefähr hin. „Für die Feste haben wir aber nochmal größere! Die stehen dann nicht vor dir, sondern liegen auf so nem Holzteil, und dann haust du von der Seite drauf. Die sind größer als die meisten Oni... ich kann sie aber trotzdem schleppen!“ Soo schwer waren sie nicht, weil sie ja hohl waren, aber es steckte trotzdem ordentlich Holz drin. Ohne gute Muckis bekam man die wohl eher nicht hoch! Ravi hatte alles Recht, stolz darauf zu sein!
Was sie weniger cool fand, war, dass Knox versuchte, Esmée das Wrestling auszureden. „Ach komm, da stirbt doch keiner“, meinte sie erstaunt und schüttelte mit dem Kopf. „Kinder machen das! Außerdem sieht Essie voll stark aus! Ich wette, Wrestling mit ihr macht voll Spaß!“ Entschlossen lehnte die Oni sich zur Seite, trotz des kaum existenten Abstands zwischen ihnen irgendwie noch näher an die Prinzessin heran, und sah ihr direkt in die Augen. „Wenn du Lust auf was hast, das Spaß macht, lass dir's nich ausreden! Man sollte jede Chance nutzen, Spaß zu haben!“ Diese weisen Worte wirkten wohl sehr schnell auf die Ältere. So richtig kam Ravinuthala nicht dabei mit, wie sie vom Modeln zu der Idee kamen, aus der Kutsche zu springen, aber sie mochte den Gedankengang! „Okay, verstanden!“, nickte sie mit einem strahlenden Lächeln, auch wenn sie in keinster Weise verstand, was gerade los war. Dass sie alles Andere als leise war, half vermutlich nicht dabei, ihr Vorhaben vor dem Kutscher geheim zu halten, aber um fair zu sein: Niemand hatte gesagt, dass das, was sie jetzt machten, geheim sein sollte! Und wenn doch, wäre es vermutlich so oder so eine schlechte Idee, die Oni einzuweihen. „Klar, ich schnapp sie mir!“, rief sie also aufgeregt und erhob sich schlagartig von ihrem Sitz, um hart mit dem Kopf gegen die Decke der Kutsche zu schlagen. Deren Holz schien ganz schön stabil zu sein, aber das gleiche galt für ihren Dickschädel, der Ravi nur für ein paar kurze Momente mit einem kurzen Schwindelanfall konfrontierte, ehe eine ihrer Pranken auch schon Esmées schlanke Hüfte packte und sie zu sich zog. „Worauf warten wir?“ Ohne weiteres Zögern trat sie die Kutschentür auf – den Teil der Absprache, wo sie darauf warten sollte, dass Esmée aufmachte, hatte sie irgendwie überhört – und drückte den weichen Körper ihrer Begleiterin an sich, ehe sie auch schon mit ordentlich Schwung und einem lautstarken „OOORRAAAAAHH!“ nach draußen hüpfte. Wie sie es aus ihren Stürzen von diversen Berghängen kannte landete die Tsumiho nicht einfach auf ihren Füßen, sondern ließ sich nach vorne fallen, um mit ihrem freien Arm den Aufprall etwas abzufangen und sich dann halbwegs geschickt vorwärts abzurollen. Ganz so unverletzt wie Knox es erwartete kam sie damit nicht davon, zog sich ein paar kleinere Schürfwunden in ihre dicke Haut, da die Kutsche doch recht flink unterwegs und die Straße nicht unbedingt extrem eben war, aber wenigstens Essie dürfte es noch gut gehen, als die beiden nach kurzem Purzeln zum Liegen kamen. Sehr glücklich lachend lag Ravinuthala auf ihrem Rücken und blickte auf in den Himmel. Das hatte ja mal richtig Spaß gemacht! „Ich will nochmal! Hey, Essie, willst du auch noch ne Runde?“
Zum Glück war eine zweite Runde absolut im Bereich des möglichen. Nachdem die Magier abgesprungen war, kam die Kutsche ein kurzes Stück weiter langsam zum Stehen. Der gute Herr hatte wohl bemerkt, dass er seine Gäste verloren hatte, und wollte ihnen bestimmt die Möglichkeit bieten, wieder aufzusteigen. Was für ein netter Kerl! Unbesorgt stemmte sich Ravi wieder hoch und klopfte sich den Staub, den Dreck und ein bisschen Blut ab. Sie wirkte nicht gerade so, als hätte sie es eilig, hier wegzukommen...
Wie gerne hätte Esmée das Thema Wrestling weiter fortgeführt. Sie, die sich bisher sehr wenig unter diesem Begriff vorstellen konnte, hatte interessiert zugesagt. Die Reaktion von Knox war daher sehr verwirrend, so vehement wie er ihr davon abriet, sich auf das Wrestling mit Ravi einzulassen. Warum sollte sie es denn nicht ausprobieren? Die Oni wiederum neigte sich näher zu der Prinzessin und sprach auf sie ein, dass sie sich nicht von ihrem Vorhaben abhalten lassen und man jede Chance, ein wenig Spaß zu haben, nutzen sollte. Es war, als würden zwei gegensätzliche Seiten auf die de Bosco einsprechen – Knox war der Verstand, Ravinuthala das Vergnügen. Und es wäre sicherlich spannend gewesen, herauszufinden, welcher Einfluss sich schlussendlich durchgesetzt hätte, wenn das Thema nicht so jäh unterbrochen worden wäre.
Unterbrochen von der chronisch blanken Prinzessin aus Bosco, die mal wieder zu spät festgestellt hatte, dass sie keine Jewels besaß, um die Dinge zu bezahlen, die sie in Auftrag gegeben hatte.
Als Esmée ihren Plan, um aus dieser heiklen Situation herauszukommen, geäußert hatte, strahlte sie Selbstsicherheit aus – ganz so, wie sie es als Tochter der Königin in ihrer Erziehung gelernt hatte. Allerdings fühlte sich die Schwarzhaarige alles andere als sicher und war daher umso gespannter darauf, ob die anderen beiden Magier irgendwelche Einwände haben würden. Zuerst war es der Brewster, dessen graue Augen sich ungläubig weiteten und der schockiert wisperte. Die Gilde bezahlte die Fahrt? Oh, wie angenehm wäre es gewesen, wenn Knox mit seiner Vermutung Recht gehabt hätte. Aber nein, die Kutschfahrt war reiner Luxus und daher nichts, wofür ihr Arbeitgeber aufkommen würde. Immerhin konnte man auch zu Fuß ins Gebirge kommen. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen Esmée ihrem dunkelhaarigen Kollegen förmlich ansehen konnte, wie er eifrig nachdachte… nur um ihrem Plan am Ende zuzustimmen. Die 19-Jährige nickte schneller, als die Informationen verarbeitet wurden und stutzte, als sie mit deutlichem Verzug erst verstand, dass Ravi aufgefordert worden war, Esmée zu tragen. „Äh… was?“, fragte sie verdutzt nach und blinzelte, nur um schlagartig zusammenzuzucken, als die Oni von ihrem Platz aufsprang und lautstark gegen die Decke der Kutsche donnerte. Okay, das Chaos hatte hiermit eindeutig begonnen. „W-warte, ich wollte doch…“, weiter kam die Schwarzhaarige nicht mehr, denn sogleich spürte sie die starken Arme von Ravi, die sich um ihre schlanke Hüfte schmiegten und sie von einer Sekunde zur anderen hochhoben. Die hellblauen Augen sahen hilfesuchend zu Knox, obwohl er es doch war, dem sie das Ganze hier zu verdanken hatte! Als wäre die Tür nicht mehr als ein Blatt Papier, trat die Oni-Kriegerin die Kutsche auf und sprang dann – Esmée im Schlepptau – mit lautem Gebrüll aus dem Fahrzeug. Es war für die Prinzessin absolut unmöglich, die Einzelheiten der Geschehnisse nach diesem Absprung wahrzunehmen. Erst flog sie, dann kam ihr Körper irgendwo hart auf, dann drehte sich alles und die de Bosco konnte nicht mehr tun, als die Augen zu schließen, sich an den muskulösen Körper von Ravi zu klammern und gedanklich an irgendwelche namenlosen Götter zu beten, dass sie diese Aktion doch bitte überleben wollte. Klar, die Prinzessin war es gewesen, die diese Form der Flucht vorgeschlagen hatte – aber sie hatte nicht kommen sehen, dass das in so eine Aktion ausarten würde! Es war ja fast schon wie damals, als sie aus dem Königspalast von Bosco hatte fliehen müssen… obwohl es hier eigentlich nur um eine Kutschfahrt ging, die das Team nicht bezahlen konnte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Esmée begriff, dass die Welt um sie herum wieder stillstand und sich auch Ravi von ihr gelöst hatte. Während die Kollegin begeistert lachte, hielt sich die Schwarzhaarige den Kopf und kam nur schwankend zurück in eine stehende Position. Ihre Beine zitterten merklich. „Was war das…“, murmelte sie benommen und vollkommen orientierungslos, obwohl die Frage wohl eher hätte lauten müssen: Wer war das. Nur fürs Protokoll: Ravinuthala hatte durch ihren heldenhaften Einsatz wirklich jede Schramme vom zierlichen Körper der de Bosco abgehalten, doch diese war noch nicht soweit, um das auch entsprechend zu honorieren.
Erst der Ruf des Kutschfahrers brachte die junge Frau wieder zur Besinnung.
“Eeeeh! Was ist passiert? Ist alles gut bei euch?“, rief er von der Kutsche aus und sah die Böschung herab, die die Magier runtergepurzelt waren. Offensichtlich hatte er noch nicht begriffen, dass seine Fahrgäste versuchten zu fliehen. Vor ihm. Dabei konnte der Typ vermutlich keiner Fliege etwas zuleide tun, so wie der aussah. „Knox!“, rief Esmée schockiert und atmete erleichtert aus, als sie den Brewster unweit von sich entfernt ebenso im Dickicht liegen sah. Er hatte vermutlich ähnlich viele Purzelbäume geschlagen wie die anderen beiden… Die Explosionsmagierin erschauderte, als sie die sich nähernden Schritte von der Straße hörte. Der Kutscher! Er war abgestiegen, um zu ihnen zu kommen! „Wir müssen hier weg!“, rief die junge Frau, die nun vollkommen auf Flucht eingestellt war. Da Ravi nicht so aussah, als würde sie sich von alleine in Bewegung setzen, packte Esmée mit der Linken nach ihrem Handgelenk, eilte dann zu Knox und griff nach ihm mit der übriggebliebenen Rechten. „Los, folgt mir!“, befahl sie energischer, als eigentlich beabsichtigt und stolperte weiter durchs Dickicht, in der Hoffnung, dadurch aus dem Sichtfeld des Kutschers zu entkommen. „ENTSCHULDIGUNG!“, rief sie aus vollem Halse, ohne sich umzudrehen. Und damit verschmolzen Ravi, Knox und Esmée mit der Umgebung. Übrig blieb ein verwirrter Mann, dessen Mund einen Spalt breit aufstand und der nicht ganz begriff, was da soeben geschehen war. Waren das etwa Magier von Fairy Tail gewesen?
Questbeginn: Ein Fläschchen Mondlicht – Ronja & Rownan
#1 Vorsichtig strichen die scharfen Krallen Rownans über die verschiedenen Zettel, die für die Magier Satyrs Cornucopia ausgehangen wurden. Beinahe nostalgisch fühlte es sich an als er die kleineren und einfacheren Aufträge las. Ein kurzes Schmunzeln glitt über sein Gesicht, wenn er an seine Quest mit Callum dachte. Der kleine Exceed war in seiner Art so anders gewesen, dass sich der Wolf tatsächlich fragen musste, ob er hier richtig aufgehoben war. Aber tatsächlich hatten die beiden es irgendwie geschafft ihren Auftrag zu erfüllen und mit der Belohnung nachhause zu kommen. Ein erfreulicher Ausgang aber definitiv kein Szenario, welches sich der Lupine so schnell zurückwünschte. Zudem gab es so viele neue Motivationen, die ihn am heutigen Tag an diesen Ort gebracht hatten. Wäre er komplett ehrlich zu sich, dann war es in erster Linie die Herausforderung, die er zwischen den Zeilen der Missionen suchte. Seine Beförderung in einen höheren Rang der Gilde war noch sehr frisch und er hatte zwischenzeitlich ein nicht zu verachtendes Standing innerhalb der Hobbyisten erreicht. Nur wenige Magier waren noch zwischen ihm und der Gildenmeisterin, auch wenn er in diese Richtung überhaupt keine Ambitionen hegte. Die einzige Ressource, die ihm seine Wahlheimat zurzeit noch geben konnte waren diese Aufgaben, die er noch immer so vorsichtig sondierte. Jedoch war die Ehrlichkeit nach innen gerichtet weiterhin eine große Baustelle des Magiers. Was er selbst nach außen lebte und von anderen verlangte, konnte er sich nur schwerlich selbst eingestehen. Kein Wunder, erinnerte man sich nur daran, was alles passiert war: die wiederkehrenden Erinnerungen, der Wechsel der Gestalt … seine Gefangennahme. Scharf zog Rownan bei diesem Gedanken Luft ein, schloss für einen Moment die Auge, ehe er sie wieder öffnete und seinen Puls zur Ruhe brachte. Wäre er ehrlich zu sich brauchte er etwas, was ihn von all den Dingen ablenkte, die ihn nachts unruhig schlafen ließen, die seine Gedanken umhertrieben und sein Wesen konstant zu beeinflussen schienen. Im Kampf beispielsweise fühlte er sich wohl, war konzentriert. Musste er auch sein, wollte er doch den Sieg um jeden Preis erringen. Natürlich war es das Wilde, welches sich heimisch anfühlte und allein diese Tatsache, verletzte das Ego des Fechters. Zudem fühlte es sich beinahe so an, als ob der Hybride nicht mehr mit sich allein gelassen werden konnte. Erkenntnisse, die für ihn selbst weit weg waren. Denn selbst Maldina entwickelte sich langsam zu einem Pflaster, welches die eine oder andere Erinnerung beherbergte. In diesem Fall selbstgewähltes Elend, sofern man es als solches bezeichnen wollte. Natürlich waren seine Gedanken dabei auch zum Wüstenmagier gewandert, deren Beziehung teilweise komplizierter als seine eigene Biographie wirkte. Das war nun wirklich etwas, worüber sich der Tiermensch keine Gedanken machen wollte. Endlich erhaschte sein Blick einen der hochdotierten Aufträge. Ein Flasche Mondlicht? Wie kurios? So Kurios wie ein Mensch im Wolfspelz? Womöglich nicht. Obwohl Wasser nicht unbedingt der bevorzugte Ort des Fellträgers war, kribbelte es ihn doch in den Finger sich dieser Sache anzunehmen.
Problem an der Sache: er brauchte einen Partner. Den Zettel vorsichtig von der Pinnwand entfernend, drehte er sich um, nur um sehen zu dürfen, wie sich einige Gestalten verlegen und geschwind umdrehten. Mehr als ein müdes Naserümpfen bekamen sie nicht von ihm. Dabei war es nicht mal sein Äußeres, welche die freiwilligen Zuschauer angezogen hatten, sondern seine Emotionalität, die er, vor dem Brett stehend, nicht derartig wahrgenommen hatte. So glaubte er stattdessen mit den gleichen Klischees konfrontiert worden zu sein, die er schon so lange kannte. Unter Umständen hätte ihn diese Situation mehr aufgewühlt, aber für heute schob er es schlichtweg auf das Unwissen der anderen Gildenmitglieder. Einzig eine Person hatte sich noch nicht von ihm abgewunden und so trafen sich ihre Blicke unweigerlich. Die Magierin kam ihm bekannt vor, allerdings konnte er auch nach kurzen überlegen nicht ihren Namen zusammenbringen. Ein neutrales Zunicken war Rownans Reaktion auf das Paar Augen, bevor er die Seinen wieder auf die Aufgabe vor ihm richtete. Wenn es ihr guttat, durfte sie gerne den ganzen Tag lang schauen. Er musste sich überlegen, wen er für diese Quest in Betracht ziehen konnte.
Ronja war nicht oft im Gildenheim. Hauptsächlich tauchte sie hier auf, wenn sie Ravi besuchte, auf eine Quest ging oder ihre Briefe abholte. Mittlerweile war das ein größerer Weg, der sie von ihrer Praxis hier her führte, seit sie auch in diese umgebaute Wohnung Briefe bekamen. Eigentlich hätte sie heute Nachmittag einen Termin gehabt, doch als sie zuvor in der Praxis gewesen war, hatte sie die Nachricht entdeckte, dass dieser ins Wasser fallen würde, da das Mädchen, das hatte kommen wollen, doch keine Zeit hatte. Entsprechend hatte sie jetzt ihre Briefe kurz durchgeschaut. Nichts von @Nero. Sie versuchte, es nicht zu sehr an sich heranzulassen, aber ihr Brust schmerzte. Ronja war nicht sicher, ob sie ein Treffen ertragen würde. Ob ihr ein Brief nicht den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Ihre emotionale Stabilität war alles andere als gefestigt, ihr Herz ein enger, zerfurchter Klumpen. Blutige Tränen die Gin sie geweint hatte. Die Vates atmete zitternd ein. Es spielte keine Rolle, wie sie auseinandergegangen waren oder ob er es wusste, ob er sie verstehen konnte und wollte, sie liebte ihn. Sie liebte ihn und dadurch tat es nur noch mehr weh, nicht selbst einen Brief zu schreiben. Zu fragen, wie es ihm ging. Wie sein Tag gewesen war. Ob er Alpträume hatte, ob er schon über sie hinwegkam? Ihre Kehle wurde eng, bis es fast schmerzte, als sie vor die Pinnwand trat. Ronja wusste, dass es fatal wäre, jetzt alleine zu sein und sich ihren Gedanken hinzugeben. Sich den Schuldgefühlen hinzugeben, Schuld ihm wehgetan zu haben, Schuld ihnen beiden wehgetan zu haben, Schuld, dass zumindest ein kleiner Teil von ihr sogar froh war. Obwohl sie Nero liebte, oder gerade deswegen, hatte sie sich in eine Position drängen lassen, dir einen Teil von ihr eingeengt hatte. Ronja betrachtet die Pinnwand. Der große Wolf, Rownan, war ihr zwar aufgefallen, allerdings war sie eher mit Lesen beschäftigt, bis sie eine Veränderung in der emotionalen Umgebung spürte. Die Empathin drehte sich um und sah gerade noch, wie die meisten der Anwesenden sich wegdrehten, den Blick von Rownan abwandten. Die Stirn gerunzelt sah sie ihnen hinterher und drehte sich dann zu dem Kämpfer um, von dem ihr Ravi erzählt hatte. Ronja lächelte ihn kurz an und sah auf seinen Zettel, den er in der Pfote hielt. „Hey, Rownan richtig? Ravi hat mir von dir erzählt“, begann sie. „Ich bin Ronja“, stellte sie sich selbst vor, falls er ihren Namen nicht kannte. „Hast du schon eine Begleitung für die Quest da?“ Sie deutete auf besagten Zettel. „Wenn nicht, würde es dich stören, wenn ich mitkomme? Ich habe gerade noch einer Beschäftigung gesucht und wenn du Lust darauf hättest …“
Zauber:
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Zuletzt von Ronja am So 19 März 2023 - 17:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
#2 Sein Blick wieder auf die Aufgabe gerichtet, war sein kleiner Akt der Freundlichkeit, sogar eher Höflichkeit, wohl als eine Art Icebreaker verstanden worden. Ganz klar konnte er erkennen, dass sie ihm freundlich gesinnt war, schenkte sie ihm doch ein entsprechendes Lächeln. Und Rownan wäre nicht Rownan, wenn er dieser Freundlichkeit nicht skeptisch gegenübertreten würde. So lauschte er vorerst ihren Worten, wobei er selbstverständlich seinen Blick vom Papier abwendete und Kontakt zu ihr aufbaute. Ravi? Die Oni? Spannend. Noch zu gut konnte er sich an das kameradschaftliche Scharmützel mit den Oni-Schwestern erinnern. Selbstverständlich war er siegreich hervorgegangen, auch wenn vermutlich beide Parteien etwas anderes behaupteten. Tatsächlich war er seiner Gesprächspartnerin jedoch durch dieses kleine Details wohlwollender gegenüber eingestellt. Die Kämpferin verfolgte einen ähnlichen Stil wie er, vielleicht sogar noch rabiater, und wenn sie mit Ronja klarkam, sprach dies eindeutig für diese. Aufgrund der Nähe zueinander verzichtete er auf den obligatorischen Kratzfuß und hob stattdessen einen imaginären Hut an, ohne sie dabei in ihrem Redefluss zu unterbrechen. Wie es der Zufall so wollte, suchte auch sie nach einer Beschäftigung und wie es der Zufall so wollte, hatte er ja gerade eine ausgewählt. Welche guten Argumente hatte er sich dagegen zu wehren. „Freut mich euch kennenzulernen Ronja. Ganz recht habt ihr, ich bin Rownan. Tatsächlich habe ich euch immer mal wieder hier gesehen, doch ein Gespräch hat sich noch nicht ergeben. Ich hoffe Ravi hat nur gut von mir gesprochen“. Tatsächlich füllte er diese Aussage mit einem amüsierten Ausstoß durch die Nase. So gern er dieses Geplänkel fortsetzen wollte, um sich von ihrer Frage abzulenken, so sehr wusste er, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er es aussprechen musste, daher tat er es gleich und ohne Umwege. „So gern ich diese Auftrag alleine antreten wollen würde, nichts gegen euch, so brauche ich in der Tat einen Partner oder Partnerin“ und sein Blick wanderte über sie Hinweg zu den anderen Mitglieder seiner Gilde, ehe er wieder zu ihr zurückkam. „Aber ich muss tatsächlich gestehen, dass ich mir unsicher bin, ob es gerade das Richtige zu tun ist, das Richtige für mich“ beendet er etwas schwermütig seine Erklärung. So interessant der Auftrag auch klingen mochte, so wenig war ihm aktuell nach Gesellschaft. Zumindest dieser Art von Gesellschaft, wie er jetzt gerade bemerken konnte. Es wäre ihr gegenüber nicht fair, wenn er sie mit seinem Gemüt belasten würde, geschweige denn mit den Problemen, die ihn herumtrieben. Wenn es jedoch um Fairness ging, dann musste es für beide Seiten gelten. So betrachtete er sie noch einen Moment, bevor er ihr den Zettel mit den Informationen in die Hand drückte, um ihr eine Gelegenheit zu geben den Auftrag zu lesen. „Schaut doch einmal selbst für euch, ob euch der Auftrag anspricht. Womöglich müssen wir uns beide an diesem Tag eine andere Quelle der Ablenkung suchen“. Einerseits konnte er so die Verantwortung von sich abwälzen, was ebenso untypisch für den Hybriden war, als auch eine unangenehme Situation für beide entschärfen, wenn auch sie eine sinnvollere oder angenehmere Zerstreuung suchte. Während sie begann zu lesen, erinnerte er sich wieder daran, wie wenig er diese Person vor sich in diesen vier Wänden gesehen hatte. Natürlich war auch eher in seiner Wohnung ansässig aber oft genug hier, um zu trainieren. Wenn also jemand selten hier war, hatte das in Satyrs Cornucopia gewiss seine Gründe. Wenn sich schon einmal die Gelegenheit eines Austausches ergab, warum dann nicht diese Dinge ergründen. Wenigstens etwas Ablenkung vom Elefanten im Raum. „Verzeiht mir die Frage, oder gar Unterbrechung, aber ihr seid nicht oft hier, habe ich recht? Ihr wirkt nicht wie die typische Künstlerin oder Hobbyistin, die sich sonst hierher verirren“. Sein Ton war dabei ohne Wertung, neutral in seinem Wesen, wie auch selbst sich gerade wieder in einem Stadium der Indifferenz. Was seine neue Bekanntschaft wohl aus all dem machen würde?
Ronja hatte sich ein wenig daran gewöhnt, mit Sie angesprochen zu werden, aber ein Euch war ihr bisher kaum begegnet. Dennoch nickte sie lächelnd. „Scheint, es wurde Zeit dafür.“ Ihr Lächeln vertiefte sich. „Oh ja, sie war sehr begeistert von dem Wrestling. Mit mir klappt das nicht so gut.“ Die Gedanken an die lebensfrohe Oni brachten ihre Augen vergnügt zum Funkeln. Obwohl weder das Gespräch, noch Ravi ihr Herz wirklich zusammenflicken konnten, sie taten ihr gut, lenken sie ab und waren wie Balsam. Offensichtlich war Ronja dennoch mehr von sich selbst abgelenkt gewesen, als sie sich eingestehen wollte, als sie den schwermütigen Ton in Rownans Stimme hörte. „Bist du lieber alleine unterwegs? Wenn ich du sagen darf?“, fragte sie sanft. Ronja hielt sich davon zurück, körperlichen Kontakt herzustellen. Sie empfing keine Wut von dem Wolf, aber glücklich? Er fühlte sich nicht glücklich an, eher wie sich selbst. Eher wie in kühlen, trüben Nebel gehüllt. Ihr erster Instinkt war es, nach diesem Gefühl zu greifen, ihm die Last ein wenig zu erleichtern, aber sie hielt inne. Die Grenze zur Manipulation, zum Eindringen in ganz persönliche Gefilde war so dünn, dass sie sich angewöhnt hatte, immer erst nachzudenken, bevor sie mit den Gefühlen einer Person herumspielte. Immer erst abzuwiegen, ob es in Ordnung war, ob die Person das zulassen würde oder nicht. Sie kannte Rownan nicht genug, um ihn einschätzen zu können, aber ihr Herz wollte ihn nicht leiden sehen. „Ich würde gerne mit dir auf eine Quest gehen, wenn du das auch willst. Wäre dir eine andere Quest lieber?“ Es war kein Grund für sie, nicht in seiner Nähe zu sein, wenn er nicht gut gelaunt war, solange er sich daran nicht zusätzlich störte. Das war etwas gewesen, dass sie immer unruhig gemacht hatte. Ronja liebte Personen wie Nero und Ravi, die voller Sonne waren, aber immer im Licht zu sein, wäre eine Verschwendung. Sie brachte selber gerne Licht, war Sonne für andere und das konnte sie in vollkommenden Frieden nicht sein. Was brachte eine Taschenlampe am Tag schon? Ronja überflog den Zettel und sah sich einige andere Quests an, wobei sie sich für die auf mittlerer Höhe auf die Zehenspitzen stellte. Ganz hoch kam sie selbst so nicht und hochfliegen konnte sie noch nicht. So konnte ihren Fall abbremsen und ein wenig in der Luft verweilen, aber weiter war sie nicht gekommen. Und sogar das war noch sehr anstrengend und bedurfter höchster Konzentration. „Das klingt gut, aber ich glaube, ich würde bei der Quest bleiben“, sie wachelte mit dem Zettel von Rownan durch die Luft. „Übrigens, du kannst mich gerne mit du anreden“, bot sie ihm an und reichte ihm den Zettel zurück. Diesmal griff sie zugleich nach der Schwermut, dem nassen Grau und zog einen Teil davon von Rownans Gefühlen. Es würde nicht lange halten, aber ihm hoffentlich ein wenig Ruhe bringen. Ronja ließ das Gefühl in sich selbst übergehen. „Nein, ich wohne ein bisschen außerhalb der Stadt in einem Baumhaus und arbeite nur die halbe Zeit mit Quests. Im Gegensatz zu den meisten hier, bin ich nicht zu Satyrs gekommen, weil ich einen großen Plan hatte.“ Sie lächelte leicht, während sich Rownans Gefühle mit ihren vermischten, eine blaue Traurigkeit, die sich mit der goldenen Freude verband, ihm helfen zu können. „Ich meine, ich hatte einen Traum, aber den habe ich erst dieses Jahr umgesetzt, als mit ein wenig Verspätung. Bist du öfter hier?“, erkundigte sie sich bei dem Wolf.
Zauber:
Emotional Healing TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Wie es der Name sagt, eignet sich diese Fähigkeit dazu Gefühle zu heilen. Dabei ist der Vorgang etwas komplexer: Durch Berührung zieht der Magier seelischen Schmerz aus dem Körper des Anderen in seinen eigenen. Er kann nicht alles oder für immer nehmen, aber etwas Linderung geben. Der Magier fühlt für die Zeit nun den Schmerz der Person, er übernimmt ihn also auf seinen Körper und baut ihn ab. Der Zauber sorgt für eine Abschwächung der Gefühle, die aufgenommen werden. Wie schnell das Gefühl sich wieder herstellt ist Charakter-spezifisch und situationsabhängig. Es zeigt sich indem die Person den emotionalen Schmerz wieder stärker empfindet.
Mastery:
Mastery 1: Änderung der Reichweite (Von Berührung zu Distanz 5m)
Zuletzt von Ronja am So 19 März 2023 - 17:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
#3 Insgesamt machte Ronja auf Rownan einen ganz anderen Eindruck als es vieles der andere Magier in diesem Raum taten. Ob dies nur an seiner momentanen Stimmung lag oder es noch eine Bewandtnis hatte, konnte er weder sagen noch schlich sich dieser Gedanke in seinen Kopf. Präsenter war für ihn die tatsächliche Antwort auf seine Frage, die definitiv positiv beantwortet wurde. Es war ein spannendes Scharmützel gewesen und wenn seine Gesprächspartnerin ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, wohl eher als Zuschauerin, wie sie selbst andeute, dann konnte er diesem Urteil vertrauen. Sein Ton wiederum hatte ihn verraten, jedoch hatte er auch keinerlei Anstalten gemacht diesen zu verstecken. Während er vor ein paar Jahren noch sehr bedacht darauf war nach außen hin ehrlich aber auf eine gewisse Art und Weise oberflächlich zu sein, gingen nun auch diese tieferen Ausdrücke nach außen. Letztendlich war es seinem Gegenüber überlassen, wie er oder sie damit umgehen würde und solange es den Auftrag nicht behinderte, stellte es auch im Sinne seines Pflichtbewusstseins kein Problem dar. Solange sie noch gar keinen Auftrag angefangen hatten, gab es auch noch nichts, was beeinträchtigt werde konnte. Nichtdestotrotz kam unweigerlich die Frage nach seinem Gemüt auf, obwohl es die Grauhaarige elegant schaffte ihre Frage zu verpacken. Eine Fähigkeit, die Rownan zu schätzen wusste, da er sie selbst nur zu gerne einsetzte. „Gerne dürft ihr mich duzen. Nicht unbedingt, um eure Frage zu beantworten. Wobei es ganz gut zu meinem Stammtier passen würde, wenn dem so wäre. Ich genieße Gesellschaft, aber ich denke ich bin auch von Zeit zu Zeit den Launen meines Körpers ausgesetzt“. Es war die ehrlichste Antwort auf ihre Frage. Doch auch hier schoss ihm eine bestimmte Person durch den Kopf, die Ausnahme zu jeder Regel. Ob er derartige Aufgaben mit dem Wüstenmagier trauen würde? Ob sich dieser so etwas überhaupt zutrauen würde? Jetzt merkte der Hybride selbst, wie er wieder in Gedanken sich abzulenken. Oh, wie er Prokrastination hasste. Ein weiteres Indiz sich gegen Quests am heutigen Tag zu entscheiden. Ob sie nun einem Narren an seinem Sein gefressen hatte oder es an ihrer Magie lag, von welcher der Wolf nichts wusste, blieb sie auf ihre charmante Art und Weise neugierig mit ihrer zweiten Aussage. Er hatte ihr den Ball zugespielt und so ergänzte er seine eigene Aussage nur mit einem neutralen Schulterzucken. Und letztendlich, nach einer kurzen Betrachtung ihrer anderen Aufgaben, blieb sie bei dem, was auch er ausgewählt hatte. Ein Zeichen für Geschmack. „Wie du möchtest, Ronja“ ergriff er den wedelnden Zettel. Zusammen mit dem Zettel schien sich auch irgendetwas in ihm zu ändern. So wirkte es auf den Satyrs als ob hoffnungsvollere Gefühle, die durch seine triste Laune unterdrückt wurden, wieder an die Oberfläche kamen. Ja, er war irgendwo deprimiert, aber diese Aufgabe war eine gute Ablenkung und eine Möglichkeit seine Gedanken zu sortieren. Womöglich mit jemanden, die auch nicht ganz der Norm entsprach, so locker, wie sie mit ihm zu interagieren schien. Noch während er ihrer Antwort lauschte, bildete sich ein freundlicher Gesichtsausdruck in seinem Gesicht. Vielleicht wird es doch noch ein ganz guter Tag.
Beinahe schon verwundert zog er eine Augenbraue hoch als sie das Baumhaus erwähnte. Dies war wirklich eine Behausung, die sich der so elitäre Fechter nicht vorstellen konnte. Vier massive Wände auf einem Fundament, wunderschön eingegliedert ins Stadtbild und mit allen Annehmlichkeiten dieser Welt ausgestattet, entsprachen eher seinem Habitus. Einen großen Plan. Welch interessante Formulierung. Für den Grauhaarigen war es nicht einmal ein Traum gewesen, weshalb er sich für die Künstlertruppe entschieden hatte. Es war irgendwo nur die logische Auswahl. Ein Fakt, den er sogleich auf ihre Gegenfrage anbringen konnte. „Eine ganz und gar ungewöhnliche Unterkunft, aber nicht abwegig für ein Mitglied dieser Gilde“ sprach er anerkennend. „Womöglich könnt ihr mir mehr von eurem … von deinem Traum erzählen, wenn wir auf den Weg zum Auftraggeber sind“ gab er mit ins Gespräch und sein freundlicher Ausdruck blieb weiterhin bestehen. Er spürte, wie ihn die Motivation zur Arbeit allmählich packte und er starten wollte. „Ich war zu Beginn meiner Gildenzeit oft hier, um meine Fähigkeiten mit dem Degen zu üben und zu messen. So habe ich beispielweise Ravinuthala kennenglernt. Zwischenzeitlich gibt es leider hier nur noch wenig für mich. Vielleicht auch etwas für die Quest?“. Rownan war definitiv kein Smalltalker, allerdings schätzte er eine gepflegte Konversation und so könnte er auch mehr darüber erfahren, welche Fähigkeiten sie bei dieser Aufgabe mitbrachte. „Sobald wir gepackt habe, wäre der Weg nach Alcea unserer erstes Ziel. In einer Stunde, wenn dir diese Vorbereitung reicht?“. Hatte man ihn also schlussendlich doch noch überreden können. Er war gespannt, was der Auftraggeber zu berichten hatte.
Sie schenkte Rownan ein erfreutes Lächeln, dass ebenso ihm galt, als auch ihr selbst. Es tat Ronja gut, unter Menschen zu sein, deren positive Energie sie stärkte, vor allem jetzt, aber es aus völlig freien Stücken hatte sie sich nicht denjenigen abgewandt, denen es nicht gut ging. Die ersten Tage ja, sie war zu beschäftigt damit gewesen, mit sich klarzukommen und die wirbelnde Angst zu fassen zu bekommen, die ihr die Luft zum Atmen geraubt hatte. Was einmal geschehen war, konnte doch wieder geschehen … Sie schüttelte leicht den Kopf. „Pausen tuen uns alle gut.“ Sie betrachtete ihn mit leicht schief gelegtem Kopf. „Entschuldige bitte, wenn die Frage unhöflich ist, aber was ist dein Stammtier? Ich dachte zuerst an einen Wolf, aber sind die nicht Rudeltiere?“, fragte sie interessiert, wenn auch mit sanfter Stimme. Soweit Ronja wusste, kannte sie Wölfe als Rudel und Hunde als anhänglichere, menschenbezogene Wesen, aber vielleicht gab es auch Einzelgänger? Oder sie täuschte sich? Falls er antworten wollen würde, würde sie das vermutlich bald erfahren.
Ronja blieb bei der Quest, die Rownan in der Hand gehalten hatte und reichte sie ihm zurück. Sie war faszinierte von der Idee, tatsächlich Mondlicht zu sammeln, wie auch immer das möglich sein sollte. Es war wie eine Traumvorstellung und sie wollte dieser nachgehen. Wenn sie sich zugleich beschäftigen konnte, umso besser. Wenn es Rownan auch gut tat, sich von dem abzulenken, was auch immer ihn in diese niedergeschlagene Stimmung gebracht hatte, war es eine Win-Win Situation. Dennoch nützte sie die Chance, dem Magier einen der Steine von seiner Seelen zu heben, ihm für einige Zeit zu helfen, seine Last zu tragen. Es war nicht ganz einfach, geschweige denn angenehm, sich dem Gefühl auszusetzen, aber zugleich bestärkte es Ronja. Es machte ihr Mut und erinnerte sie daran, dass weder Rune, noch Nero sie zerbrochen hatten. Dass sie nicht brechen werden, niemals, solange sie noch einen Funken Licht in sich hatte. Die Empathin lächelte durch und umarmte die unwillkommene Traurigkeit, wie ein Kind, dass man in den Armen hielt, bis der Alptraum verschwand und die Tränen zu fließen stoppten. „Ja, aber ich bin so oft unter Menschen, da ist das denke ich mein Rückzugsort. Ich meine, ich liebe es mit anderen unterwegs zu sein und es gibt Leute, die wissen den Weg hin, aber … es ist schön, auch mal nur mit dem Wald zu sein.“ Ihre Augen glänzten in den Erinnerungen an die vielen, schönen Morgen in ihrem Baumhaus. Mal von Wind und Regen umgeben, mal von Sonnenschein geweckt, mal zog sich der Nebel in dichten Schwaden durch die Bäume. „Gerne.“ Sie stellte erfreut fest, dass selbst ohne ihr Zutun die Niedergeschlagenheit sich von ihm zurückzog wie ein Schleier, der sich langsam lichtete. „Oh, du bist auch ein Kämpfer? Dann muss ich dich wohl gleich ein wenig enttäuschen, dass mit mir in die Richtung nichts anzufangen ist“, meinte sie mit einem Lachen. „Mein Können liegt eher auf einer mentalen und emotionalen Ebene.“
Ronja stimmte Rownan zu. Eine Stunde würde gut reichen, sie würde nicht allzu viel brauchen, das meiste hatte sie schon mit, immerhin hatte sie auf eine Quest gewollt und ihre Sachen bereits in der Praxis gepackt. Allerdings machte sie einen Abstecher in die Küche, um sich einige Snacks einzupacken, sowie ihre Flasche noch einmal zu füllen und aufs Klo zu verschwinden. Weniger später stand sie mit der Tasche neben ihren Füßen am Treffpunkt, die rote Winterjacke zugeknöpft, während die Spitzen ihrer Flügeln untern hervorragten und die Jacke am Rücken ausbeulten. Zum Glück wurde es in wenigen Monaten warm genug sein, dass sie draußen wieder mit einer rückenfreien Kleidung herumlaufen konnte, ohne sich zu verkühlen.
#4 Für jemanden, dessen Äußeres definitiv zu einer Selbstverständlichkeit geworden war, auch wenn er diese vermeintliche Tatsache noch immer nicht als eine solche angesehen hatte, war die Frage nach eben jenem Tier, welches er so ausdrucksstark nach außen verkörpert, fast schon etwas surreal. Vielleicht war es auch eher der Gedanke, welchen anderen Tiere man immer bereits angedichtet hatte, wovon er nichts mitbekommen hatte. Kein Wunder, dass ihre fragende Körperhaltung mit einem aufrichtigen Schmunzeln beantwortet wurde. „Wenn die Schnauze und die Rute noch nicht Indiz genug waren, dann will ich es dir gerne verraten: ein Wolf versteckt sich hier zwischen all dem Fell und den scharfen Zähnen. Für einen Caninen bin ich dann doch etwas zu elegant, wenn ich das von mir selbst behaupten darf“. Eine ungewöhnlich offene Art über sich zu sprechen noch dazu ein Lob wenig subtil versteckt war. Jedoch wusste der Hybride sehr gut, wie er sich seiner Meinung nach von seines Gleichen abgrenzte. Womöglich wieder eine unterbewusst oder vielleicht auch bewusste Möglichkeit bestimmten Dingen aus dem Weg zu gehen. „Und prinzipiell hast du recht, aber ein Rudel muss natürlich auch erst einmal gegründet werden. Daher ist es unter Umständen nur ein Status auf Zeit. Wären wir bei Fairy Tail könnte man da die Mitglieder vermutlich als Rudel bezeichnen. Hier eher weniger“. Eine gemeinsame Zukunft mit einer Person war ein Gedanke, der eigentlich sehr nah sein sollte, im Kontext dieses Gespräches allerdings weit entfernt war. Und besonders was Arbeit anging, war der Lupine eben gern allein unterwegs. Ronja für ihren Teil hatte eine etwas andere Herangehensweise und so nickte er durchaus interessiert, als sie ihm offenbarte, weshalb sie ein solch abgelegenen Ort als ihr Zuhause auserwählt hatte. Für den Stadtbewohner ein ehe abwegige Option. So sehr eher den Blicken der Leute fürchtete so sehr genoss er eben doch die Bequemlichkeiten der Zivilisation. Die ersten Schritten zwischen den neuen Bekannten erfolgreich absolviert, waren es eben das berufliche, welches nun in den Vordergrund rückte, weiterhin mit der Option offen sich weiter zu unterhalten. Es wirkte was so, als ob die Quest eher Mittel zum Zweck war, obwohl der Satyrs sich das nie eingestehen würde. „Dann bin ich mir sicher“ fügte er ihrer Erzählung an „dass wir uns am heutigen Tag mehr als gut ergänzen werden“. Allein die Gegebenheit, dass er sich etwas besser fühlte, seit er mit ihr angefangen hatte zu sprechen, sprach dafür. Für erste war alles geklärt, eine Deadline gesetzt und so machte er auch sich auf seine Utensilien zu packen. Neben seiner Waffe und den üblichen Dingen, die man brauchte, wenn man unter freiem Himmel campieren wollte oder einige Tage unterwegs war, glitt sein Blick noch einmal über die wenigen Erinnerungen, die seine Wohnung spickten. Bereits hier merkte er, dass es die richtige Entscheidung war, zumindest ein wenig Abstand zu bekommen. Wieder am Treffpunkt angekommen, nahm der Wolf nun zum ersten Mal auch ihre Gestalt wahr. Irgendwo war ihr Anders-Sein subtiler als das seine und gleichzeitig fiel so dennoch genau so auf. War es demnach nur gerecht, wenn er sich auch nach ihrer Herkunft erkundigte? Ein wenig Zeit ließ er noch auf dem Weg verstreichen eher diese Frage offenlegte. „Verzeih mir, wenn es aufdringlich wirkt, aber deine Gestalt wirkt auch nicht rein menschlich. Was hat es damit auf sich?“. Obwohl der Kämpfer in der Regel eher bei gleichgesinnten neugierig wurde, war es ihr vorheriger Dialog, der ihn positiv stimmte, auch hierrüber eine Unterhaltung zu führen. Und der weg bis Alcea musste immerhin sinnvoll überbrückt werden.
Ronja war froh, dass Rownan bei ihrer Frage schmunzelte anstatt davon, zumindest sichtbar, gekränkt zu sein. Sie nickte und musste gegen Ende grinsen. „Ich habe noch nicht wirklich andere Caninen getroffen, aber mindestens deine Sprechweise ist elegant“, meinte sie mit zuckenden Mundwinkeln. Die Vates nickte langsam als Zeichen, dass sie verstand. Es stimmte, sofern sie es von Flynn wusste. Fairy Tail wirkte auf sie deutlich familiäre als Satyrs. Es war in Ordnung so, es gab ihr Rückzugsraum und Luft zum Atmen, ohne dass sie alleine war. Vielleicht war es das, warum Dillan sie hergeschickt hatte. „Dann hoffe ich für dich, dass du deines findest“, schenkte sie dem Wolf ein aufmunternden Lächeln. „Oh, bisher hat es sich ganz gut ergänzt.“ Aber ihr Lächeln schwand. Es hatte sich mit Zahar und Ronya gut ergänzt, um Senka aus Runes Kontrolle zu befreien, ohne dabei von dem Dämon umgebracht zu werden. Die Empathin schluckte und kämpfte gegen die Schatten an, die in ihren Gefühlen wie Öl auf der Wasseroberfläche schwammen. Schmierig und falsch, hatte es hier nichts zu suchen. Nur das Wissen, dass es Rownan besser ging, seit sie sich unterhielten, half ihr, sich wieder zu konzentrieren und die Reste von Runes Macht zur Seite zu drängen. Sie trennten sich und Ronja packte Essen ein und checkte ihren Rucksack. Ihren Kinderschlafsack, in den sie großartig hineinpasste, die Plane, Kleidung, alles da, was sie brauchte. Es war einige Zeit her, dass sie zuletzt draußen geschlafen hatte und der Gedanke daran beflügelte sie. Es war ein freudiger Motivationsschub, den sie nicht erwartet hatte. Irgendwo zu sein, wo so draußen war, mit Sonne und Regen in ihrem Gesicht. An einem Ort, wo sie sich keinen Kopf zu machen brauchte, ob Nero sie suchen oder gar finden würde. Freiheit … Ihre Wangen glühten vor Erwartung, als sie Rownan entdeckte. Sie schulterte den Rucksack und zupfte an den Flügeln, um ihm mehr oder weniger bequem tragen zu können, dann kam sie ihm entgegen. Bei seiner Frage sah sie erst kurz ihn, dann an sich selbst überrascht hinunter. „Ah, kein Problem. Ich bin eine … meine Mutter war ein Vogelmensch. Ich habe ihre Flügel geerbt, aber sie stecken unter dem Mantel.“ Es war nicht wirklich angenehm, aber eine warme Jacke, die ihren Flügeln Freiraum gab, hatte sie noch nicht gefunden und Ronja verkühlte sich, auch wenn sie die Kälte nicht so schnell spürte wie manch andere, relativ rasch.
Die zwei verließen das Gildenheim und Ronja lief neben dem Wolf her. „Wollen wir sehen, ob uns eine Kutsche mitnehmen kann?“, fragte sie und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. Ob das etwas war, das für ihn möglich war? „Oder gehen wir zu Fuß“, schlug sie alternativ vor.
#5 Was immer es war, dass Ronja war oder tat, Rownan genoss die Konversation weiterhin sehr. Es war selten, dass er sich unterwegs oder im Gildenhaus derart unterhalten konnte. Dazu kam, dass die Dame selbst auch etwas miteinbrachte, sich traute Dinge zu erfragen, dabei im Rahmen zu bleiben und gleichzeitig selbst mit Charme und Amüsement den Antworten des Wolfes begegnete. So staunte er sichtbar über ihre verbale Spitze als sie zumindest seine Sprechweise den Caninen gegenüber hervorhob, was indirekt heißen konnte, dass es das einzige Merkmal war. Und der Grauhaarige wusste von mehr als einem Merkmal, in welchem er den domestizierten Gefährten überlegen war. Dennoch blieb er dabei eine Augenbraue hochzuziehen, während seine Rute einmal unruhig ausschlug. Was er zuvor gesagt hatte, war eher aus Gründen des Gespräches gewesen, allerdings hatte die Schwarzhaarige eine interessante Sichtweise auf diese lapidare Aussage gefunden. In Kombination mit ihrem aufmuntern Lächeln ließ es ihn beinahe erröten, auch wenn dies nach außen nicht sichtbar gewesen wär. Es war ein verlockender Gedanke, dessen Freude so schnell verflog wie sie gekommen war. Der Lupine hatte ein sehr ambivalentes Verhältnis zu sich und dazu. Vielleicht war es etwas, dass ihm nicht vergönnt war. Nichtsdestotrotz gingen sie erst einmal getrennte Wege, um sich auf den Auftrag vorzubereiten und damit verschwand ähnliche Überlegungen in den Hintergrund. Wieder zusammen hatte er ihr nun eine Frage gestellte, Unwissen darüber, dass auch sie zuvor mit den eigenen Dämonen zu kämpfen hatte, wenn auch diese nicht ihrem Aussehen zusammenhingen. Womöglich würde es beiden Magiern am heutigen Tag gleichermaßen gut tun sich in Pflicht und Unterhalt zu unterstützen. Tatsächlich schien sie die Frage zu überraschen aber dies war wohl eher dem Fakt geschuldet, dass es seine Eröffnung beim Wiedertreffen war als es der Inhalt der Frage selbst war. Wenn auch nur subtil fuhr eine kleine Welle der Enttäuschung durch seinen Körper. Auch sie war nicht die Spur, die er suchte und vielleicht gab es diese auch gar nicht. Wenigstens konnte er sich mit dieser Antwort vollständig auf den nun anstehende. Auftrag konzentrieren. „Spannend. Ich bin immer wieder erstaunt, wen ich selbst in diesen vier Wänden treffe. Und ich meine, schaut mich an“. Ein kleiner, ungewohnter Witz und vor erst der letzte über seine eigenen Gestalt. Unter Umständen gab es doch mehr Gründe, weshalb es ihn nach Satyrs Cornucopia verschlagen hatte.
Außerhalb des Gildehauses waren sie erst einige Schritte nebeneinander hergegangen als sie das Wort ergriff. Tatsächlich hatte er daran nur kurz daran gedacht und diese Überlegung auf diesen Augenblick verschoben. Viel mehr Optionen hatten sie nicht. „Auch wenn ich die szenische Route natürlich bevorzugen würde und ich allgemein auch gern per pedes unterwegs bin, halte ich die Kutsche doch für die sinnvollere Variante, nicht zuletzt wegen der Geschwindigkeit. Sobald die Pferd sich daran gewöhnt haben, dass ich nicht verschwinde, dürfte das einzige Problem gelöst sein“. Es war wie so oft ein rein logisches Assessment ihrer Ressourcen. Ein potenzielles Fortbewegungsmittel wart ebenso schnell gefunden und so teilten sie sich in einer Art Planwagen die Reise mit einem jungen Pärchen und ein paar Reisenden, nachdem er seiner Gefährt selbstverständlich beim Einstieg assistiert hatte, sofern sie es wollte und lies. Immerhin waren sie auf keiner geheimen Mission unterwegs und so störte es ihn zumindest wenig. Aufgrund der potenziellen Länge des Auftrages entschied sich der Satyrs dazu seine Kräfte zu sparen und die Reise über in einem seichten Schlaf zu verbringen. Erst als Alcea in Sichtweite kam, fokussierte er seine Aufmerksamkeit. Es war nicht sein erstes Mal hier und doch hatte er wenig vom eigentlichen Ort gesehen. Das würde sich am heutigen Tag ändern. Am Marktplatz angekommen, kam das Haus ihres Auftraggebers nach ein oder zwei gezielten Rückfragen in Sichtweite. Es stand etwas abseits und der Rauch, der aus einem Art nachträglichen Anbau kam, erklärte recht schnell auch den Grund dafür. Die Alchemie war keine Tätigkeit die man nebenbei betrieben konnte. Die Leuten schienen ihr Leben zu schätzen. Ansonsten wirkte es wie ein normales, kleines Familienhaus vom Lande. „Was glaubst du hat es mit der Flasche Mondlicht auf sich?“. Eine Antwort würden sie sehr wahrscheinlich gleich bekommen.
Ronja stellte erstaunt fest, dass ein Hauch von Enttäuschung den Wolf ergriff, als sie ihm erklärte, was genau sie war. Er machte zwar einen kleinen Scherz, aber die Empathin blieb kurz bei dem Gefühl hängen und sah ihn nachdenklich an. Hätte er etwas anderes erhofft? Doch sie hielt den Mund. Sie kannte ihn noch kaum und es war nicht ihr Recht, so genau in seinen Gefühlen herum zu pfuschen oder diese zu analysieren. So überwand sie sich, das Thema für den Moment sein zu lassen. Stattdessen verließen sie das Gildenhaus und liefen durch die Straßen der Stadt, die Ronjas zuhause geworden war, als sie zuletzt jemanden verloren hatte. Zwar lebte Nero noch, aber ein Bruch war es dennoch. Vor allem fühlte es sich so … grob an. So endgültig. Nicht nur wegen dem, was sie getan hatte, sondern auch wegen dem, wie sie zusammen gewesen waren. Ronja hatte nicht aufgeben wollen, daran geglaubt, dass sie zusammen alles schaffen würden, aber so war es nicht gewesen.
Die kleine Vogelfrau sprach ihre Art der Anreise an und riss sich so selbst aus ihren Gedanken. Erneut viel ihr die gehobene Sprechart des Wolfs auf und ein kleines Lächeln formte sich auf ihren Lippen, als sie ihm einen Blick zuwarf. „Du klingst wie jemand, der unsere Sprache studiert hat“, stellte sie fest und grinste. „Oder das Wörterbuch auswendig gelernt hat.“ Aber ihre Stimme blieb weich und sollte wohl klar machen, dass sie sich nicht über ihn lustig machte, sondern es ihr nur auffiel. Dann konzernierte sie sich wieder auf den Inhalt seiner Worte. „In Ordnung. Dann lass uns eine Kutsche auftreiben gehen.“ Sie fanden einen Wagen, einen großen mit Platz für mehrere Personen, in den sie einstiegen. Ronja nahm die Hand des Wolfes, als sie den für sie recht großen Schritt hinauf in die Kutsche nahm. „Danke.“ Dann setzten sie sich und Ronja war froh über einen Fensterplatz. Während neben ihr Rownan eindämmerte und die Gefühle der anderen Insassen ein vertrautes Hintergrundrauschen wurden, sah sie aus dem Fenster, als die Stadt an ihnen vorbeirollte, bis sie die Natur erreichten. Sie lehnte den Kopf gegen die Wand und sah den Vögeln am Himmel zu, wie sie ihre Kreise zogen. Die Sonne schien herein und wärmte sie auf, bis sie den Mantel auszog und die Flügel damit lüftete. Der Wagen hielt in Alcea und Ronja stieg hinter Rownan wieder aus, nachdem sie ihn leicht an der Schulter angestupst hatte, falls er noch nicht ganz wach wäre. Ronja zog die Jacke wieder über und verzog das Gesicht, als sie die Flügel darunter quetschte. Sie sah sich um und folgte dann Rownan über den Marktplatz auf eines der Häuser zu, die verdächtig nach dem Zuhause eines Alchemisten aussahen. Ronja sah zu dem Rauch hinauf, als sie auf das Haus zugingen. „Ich bin mir nicht sicher, wie genau mal Mondlicht sammeln kann … oder verwenden. Aber der Auftrag hat etwas von Wasser gesagt, nicht? Vielleicht sollen wir das Wasser einsammeln, wenn sich nachts das Mondlicht darin spiegelt? Vielleicht hat es dann eine gewisse Magie oder wir bekommen noch etwas, um es magisch tauglich einzufangen“, überlegte sie laut. Sie mochte es, wenn sich das Licht auf dem Wasser spiegelte, wenn Sonnen- oder Mondlicht sich durch die Blätter kämpfte und den kleinen Bach zum Schimmern brachte, der in der Nähe ihres Baumhauses floss. „Hast du schon Ideen?“, gab sie den Ball zurück, bevor sie das Haus erreichten und sie die Klingel drückte.
Es dauerte etwas und sie nahm schon an, dass man sie nicht gehört hatte, als die Tür sich knarrend öffnete und ein Schwall süßlicher, kalter Luft ihnen entgegenschlug. Als hätte man den Geruch von Schnee mit Zuckerwatte gemischt. In der Tür selbst stand ein großer, schlanker Mann mit strähnigem, dunklen Haar und einem weißen Mantel. Für einen Alchemisten sah er ordentlich aus, das Haar zurückgebunden und der Mantel ohne Löcher. Aber dennoch … Ronja fühlte die Energie des Mannes. Die Unruhe und Unternehmungslust. Den Ehrgeiz, etwas zu schaffen und die Überraschung, die zu Hoffnung und Freude wurde, als er die beiden Magier betrachtet. „Seid ihr die Magier, nach denen ich habe rufen lassen?“, fragte er ohne Umschweife. Ronja zögerte kurz und nickte dann. „Hallo- ?“ „Arron Ibarra“, lieferte er seinen Namen hinzug. „Ich bin Ronja, das ist Rownan“, fuhr sie mit freundlichem Ton fort. „Ja, wir sind die Magier, nach denen sie offenbar gefragt haben.“
Zauber:
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Zuletzt von Ronja am Mi 28 Jun 2023 - 20:37 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
#6 Wie so häufig an diesem Tag, entging dem Hybriden nicht, wie die Dame es vermochte seine Laune aufzuhellen. So auch als sie ihm nach seiner kurzen Einschätzung ein Kompliment machte. Und als solches erkannte er ihre Aussage auch, wählte sie ihre Mimik und Stimmmelodie ebenso gewählt, wie er seine Worte. Entweder war sie von Grund auf eine sehr empathische Person mit einem Geschick dafür Situationen zu lesen oder aber es verbarg sich hinter seinen Partnerin noch mehr, was sie noch nicht kommuniziert hatte. Beides Möglichkeiten, die Rownan alles andere als störten, denn in der Hinsicht verfolgten beide ganz ähnliche Gedanken: noch kannten sie sich nicht gut genug, um sehr private Themen zu besprechen und der Lupine war auch keine Person, die sich unbedingt jedem oder jeder anvertrauen musste. Allein die Tatsache, dass er es bereits in der Vergangenheit getan hatte, sprach schon für seine Entwicklung, seit er seinen Heimatort verlassen hatte. Womöglich war es die Art, wie sich Ronja ausdrückte, die ihn an seine Mentorin erinnerte. Eine Dame, die überaus positiv im Gedächtnis des Satyrs geblieben war. „Du bist sehr nah dran mit deiner Vermutung. Bücher und ich gehen eine Weile zurück“. Sonst würde er sehr wahrscheinlich noch bis zum heutigen Tag eher Bellen und Jaulen als sich in Worten auszudrücken. Ja, das war so etwas wie ein Witz, ein Kommentar für die gute Stimmung, die sich zwischen ihnen etabliert hatte. Die Tatsache, dass sie sich den gedachten Ball immer wieder zuspielten, trug sehr dazu bei. Der Magier für seinen Teil hoffte, dass dies in Alcea fortsetzen würde. Genau deshalb hatte er ihr auch eben jene Frage gestellt. Ein wenig freundlicher Smalltalk in Kombination mit Vermutungen hinsichtlich ihrer Quest kombinierten das Wohltuende mit dem Nützlichen. Fast schon etwas überraschend für ihn äußerte seine Kollegin, dass sie sich selbst nicht sicher war, wie Mondlicht zu sammeln oder zu verwenden war. Damit waren sie also vom Wissenstand her auf dem gleichen Level. Anerkennend nickte er ihren Ideen zu. Beides Möglichkeiten, die simpel klangen, aber in der Praxis die ein oder andere Tücke darstellen konnten. Der wolf für seinen Teil hoffte, dass sie nicht all zu nass werden mussten. „Hmmm“ überlegte er nun laut und kratzte sich dabei am unteren Ende seiner Schnauze. „Du hast schon gute Ideen genannt. Vielleicht wird es irgendwo von selbst gesammelt und der Ort ist nur schwer zu erreichen … oder jemand weiß, wie kostbar es ist und lässt sich dafür fürstlich entlohnen. Nur Mittelsmänner für etwas zu sein, würde mich wenig stören. Oder Mittelsfrauen, entschuldige“. Er glaubte nicht, dass sie viel Wert darauflegte, aber wenn man schon Komplimente für seine Sprechweise bekam, musste man sich diesen Status schon erhalten.
Einen Moment dauerte es, fast ein wenig zu lange für seinen Geschmack, bis sich die Tür öffnete. Die Geruchswelle, die ihm dann jedoch entgegenschlug, ließ ihn instinktiv einen Schritt zurück machen und die Hand schützend vor seine Nase ziehen. So angenehm der Geruch womöglich war, war es für seine empfindliche Nase ein wenig viel. Er würde einen Moment brauchen, bis er sich daran gewöhnt hatte, doch bezweifelte er, dass es innerhalb des Gebäudes besser werden würde. Geöffnet wurde die Tür von keinem anderen als Arron Ibarra geöffnet, der Herr des Hauses und Auftraggeber. Eine ordentliche Statur hatte dieser für einen Mann der Wissenschaft. Aber jemand, der dieses Kapital zur Verfügung hatte, wusste wohl ebenso um seine Außenwirkung und so wirkte seine Präsenz durchaus professionell. Von verrückten Wissenschaftler keine Spur. Bei der Erwähnung seines eigenen Namens, nickte der Wolf einmal freundlich. Damit waren die Höflichkeiten geklärt. „Wunderbar. Sie waren schneller als erwartet. Ich hatte bislang selten mit Magiern zu tun, aber ich befürchtete, dass selbst meine angebotenen Jewel nicht unbedingt für Interesse sorgte. Kommen sie herein“. Er öffnete die Tür vollständig und gab den Blick frei auf den Eingangsbereich, welcher nach rechts in Richtung des Labors öffnete und zur linken Seite in den Wohnbereich. Seine Hand deutete in den ersten Bereich. „Ich habe einen Tisch aufgebaut mit allen Informationen, die ich hab. Habt ihr schon einmal von Lunaria gehört?“. Fragend schaute er kurz zur Ronja, ehe er der Geste des Gastgebers folge leistete. Lunaria war dem Hybriden keineswegs ein Begriff.
Sie lächelte leicht. Ronja mochte Bücher, aber sie war seit Wochen nicht mehr in der Bibliothek gewesen. Das Bild, wie Nero dort auf dem Boden lag und zu ihr hochstarrte, hatte sich zu sehr in ihren Kopf eingebrannt. Es war das letzte Mal gewesen, dass sie ihn gesehen hatte. In Alcea kletterten sie aus dem Wagen. Ronja sprang das Stückchen hinab und machte sich dann daran, den größeren Wolf wieder einzuholen. Sie war es von Ravi gewöhnt, recht schnell zu gehen, um mit deren langen Beine Schritt zu halten – und dabei auch noch zu reden. Nach einer kurzen Überlegung teilte sie ihre Vermutungen mit Rownan. Ronja konnte nur raten und versuchte zu überlegen, wo sie Mondlicht schon gesehen hatte. Oder was es einfangen könnte, aber bis auf Wasser oder Spiegel fiel ihr dazu noch nichts ein. Was daran aber so gefährlich war, dass es eine A-Rang Quest wurde, wusste sie nicht. Vielleicht einfach, weil der Auftrag ziemlich kompliziert umzusetzen werden könnte? Auch ihr Begleiter überlegte. Er warf Ideen in den Raum, die den Auftrag erschweren könnten und sie nickte leicht. Ronja hoffte auf keinen Kampf, aber als Magierin geriet sie leider oft in brenzlige Situationen. „Ich denke, dass finden wir gleich heraus“, meinte sie über seinen letzten Nachschub grinsend. Sie hielt sich zurück ihm leicht auf den Arm zu klopfen. Auch wenn Rownan deutlich entspannter wirkte als bei ihrem Zusammentreffen im Gildenheim, wollte sie seine Komfortzone nicht einfach über den Haufen werfen.
Dann standen sie auch schon vor dem Haus und als die Tür aufging, wich der Wolf zurück. Vermutlich war der Geruch von süßen Chemikalien für ihn noch schlimmer als für Ronja. Ronja, als Schleckermaul, fand den Geruch nicht so schlimm, aber Rownan hielt sich die Hand vor die Nase. Ronni legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem Mann in der Tür auf, der nur einen halben Kopf kleiner als der Wolf war. Arron stellte sich ihnen vor, und Ronja gab ihren Namen zurück. Dann trat der Dunkelhaarige zurück und öffnete die Tür ganz, um ihnen deuten, einzutreten. Mit einem freundlichen Lächeln trat die Vates ein. Ihre Stiefel klackerten auf dem Fließboden, was sie sonst nicht so oft taten. Die angebotene Menge an Jewel war für Ronja die höchste, die sie je bewusst angenommen hatte. In Oak Town hatte sie einen ebenso hohen Auftrag erledigt, aber sie hatte es als ihre Pflicht gesehen, zu helfen. Sie hätte es auch ohne Geld jederzeit getan und am Ende hatte sie das Geld an die Stadt gespendet, für den Wideraufbau der zerstörten Häuser. Sie brauchte es selbst nicht. Als Magierin verdiente sie ihren Teil, manchmal bekam sie auch durch ihre Praxis Geld und vor allem hatte sie dank ihrem Ziehvater genug Erbe übrig. „In den meisten Fällen dauert es nicht sehr lange.“ Vor allem, wenn es dringlich klang. Was das hier zwar nicht tat, aber Quests, die es waren, waren meist noch schneller weg. Arron führte sie in den Laborraum, in dem der Geruch noch schlimmer war. Ronja warf Rownan einen Blick zu. Ob das für ihn noch okay war? Hoffentlich könnten sie das hier kurz halten, dass er wieder hinauskonnte. „Lunaria? Ich … vermute vom Namen her, dass es etwas mit Mond zu tun hat? Mit Mondlicht?“ Der Forscher nickte und führte sie zu einem der Tische, auf dem eine große Karte vom südlichen Teil von Fiore ausgebreitet war, inklusive viel, viel Meer. „Lunaria ist eine Insel. Manche denken, sie ist nur ein Mythos, aber ich habe nicht geglaubt, dass da nicht mehr dahinter steckt. Und seht nur, ich habe etwas gefunden. Lunaria ist nicht nur irgendeine Insel, sie liegt die meiste Zeit unter Wasser, weshalb sie keiner gefunden hat. Aber wenn der Mond kommt, weicht das Wasser und offenbart, was darunter liegt.“ Seine Augen glänzten und er sah nun mehr wie der übliche Wissenschaftler aus, als er um den Tisch ging und auf einen der roten Kreise im Meer zeigte. „Seht, hier sind diese beiden Inseln. Und dazwischen“, er sah auf, „muss Lunaira liegen.“ Muss? Ronja betrachtete den Kreis und den Punkt, wo der Finger des Wissenschaftlers lag. „Ich nehme an, wir sollen dort hingehen und etwas für Sie holen?“, mutmaßte sie. Arron nickte und trat vom Tisch weg zu einem der Schränke, um ein kleines Gefäß hervorzuholen. Er reichte es Rownan. „Hier. In der Mitte der Stadt soll es einen Brunnen gegeben haben. Ich brauche eine Röhre mit dem Wasser darin.“
#7 Mit Anstrengungen war es verbunden, dass Rownan im Inneren des Domizils nicht eine Miene verzog sondern seinen professionell-neutralen Blick aufrechterhielt. Immerhin half es ihm etwas sich überlegend die Nase zu kratzen und dabei seinen eigenen Geruch dem Süßlichen entgegenstellte. Es würde weiterhin einige Minuten brauchen, bis er erträglich werden würde. Wenn das die schlimmste Strapaze dieser Quest ist, bin ich damit mehr als zufrieden. Auch Rownan hatte von Lunaria noch nie gehört und ging bestenfalls mit der Überlegung seiner Kollegin mit. In einer Weise war es logisch, dass es sich hierbei um etwas handelte, was in Verbindung mit dem Mond stand, nicht zuletzt dieser sollte charakterliche aufgefangen werden. Wie genau dies von statten gehen sollte, würde sich eventuell in einem Moment offenbaren. Die drei bewegten sich zum erwähnten Tisch und der Wolf erkannte von weitem bereits die südlichen Teile des Landes. Sehr passend, wie nah ihr Auftraggeber womöglich an ihrem Zielort wohnte. Aufmerksam lauschte der Hybride dem Auftraggeber und achtete dabei darauf sich jedes Details einzuspeichern. Nicht unbedingt nur die essenziellen Informationen sondern auch solche, die in einem entsprechenden Gespräch von Interesse waren. Und vielleicht bräuchten sie diese vermeintlichen Nebeninformationen zu späterer Zeit. Selbst Arron schien sich seiner Entdeckung nur bedingt sicher zu sein, was für einen Mann der Wissenschaft jedoch nicht ungewöhnlich war. Viel eher wäre es töricht gewesen für diese Summen Magier anzuheuern und sie sowie die Jewels sinnlos in einer metaphorischen Schnitzeljagd zu verheizen. Anscheinend ging ihr Auftraggeber genau so sorgfältig an seine Ausschreibungen und Expeditionen, wie er seine Experimente in den eigenen vier Wänden durchführte. Kein Wunder, dass er dem Grauhaarigen zusehends sympathischer wurde. Der Tatsache, dass ihr Zielort scheinbar oft nicht sichtbar war für die gemeinen Augen der Bevölkerung, sondern sich unter der Oberfläche befand, sprach für die Sagenumwobenheit des Ortes. Vor allem nachts waren so gut wie keine Boote oder Schiffe unterwegs und gerade diese Region war nicht unbedingt überhäuft mit Lichtquellen, die einen Eingang offenbaren würden. Denn noch wussten sie nicht, wie viel von Lunaria sich tatsächlich offenbaren würde oder ob auch diese Tatsache eher eine Redewendung war. So viel zum Thema nicht nass werden. Arron sprach weiter und der Blick des Tiermenschen folgte dem Finger zu der Markierung. Ronja sprach die logische Überlegung daraufhin aus, die durch den Mann bestätigt wurde. Vorsichtig nahm der Satyrs das Gefäß an sich. Es machte einen stabilen Eindruck, obwohl es durchsichtig war.
Eine Röhre voll Wasser. Ein so leicht klingender Auftrag hätte so manchen Interessenten anlocken müssen und trotzdem waren die beiden Magier aus Maldina die ersten. Vielleicht hatte man auch deshalb die Schwierigkeit für diese Quest so hochgesetzt, um naive Magier davon abzuhalten sich für schnelles Geld in Gefahr zu bringen. „Geben Sie mir am besten gleich mehrere mit. Im besten Fall haben Sie noch etwas Reserve“. Das Strahlen im Gesicht des Wissenschaftlers kehrte zurück als er dem Befellten einige weitere Phiolen samt Stopfen aushändigte. Obwohl Rownan alles andere als ein Archäologe war, nahm er sich dennoch die Zeit die weiteren Notizen, die zu diesem Fund geführt hatten, zu überfliegen, sowie einige Abschriften anzufertigen. „Das Zeitfenster scheint relativ kurz zu sein, um Lunaria zu betreten. Es kann durchaus möglich sein, dass wir es nicht auf Anhieb schaffen. Sie werden sich also sicher einige Tage gedulden müssen“ postulierte Rownan darauf hin und nutzte die Zeit gleichzeitig um laut mit Ronja zu denken. „Ich will Ihnen selbstverständlich nicht zu nahetreten, aber gesetzt dem Fall, dass Lunaria sich nicht dort befindet: wie sollen wir verfahren?“. Arron nickte kurz und kratze sich überlegend die Nase. „Mit dem was ich Ihnen für das erfolgreiche Durchführen bezahle, denke ich hab ich mir eine Woche Ihrer Zeit erkauft. Protokollieren Sie Ihre Suche. Sollte ich keine Ungereimtheiten finden und Sie sind dennoch erfolglos geblieben, erstatte ich Ihnen alle Kosten sowie eine Pauschale für die Unannehmlichkeit. Wäre das in Ihrem Interesse?“. Der Magier nickte und schaute dann zu seiner Gefährtin. Hatte Sie noch Fragen, die geklärt werden mussten? Der Auftrag hatte definitiv ein paar blinde Flecken, allerdings war der Hüne optimistisch, dass sie sich dieser Sache annehmen konnten. Im besten Fall auch mit trockenen Fell.
Arron erzählte ihnen von der meist verschluckten Stadt Lunaria. Es klang wie ein Märchen, aber es schien ihm völlig ernst zu sein. Und Arron fühlte sich auch nicht … verdreht oder falsch an. Nicht irre, nicht kalt oder durcheinander, sondern wie ein normaler, stolzer Mensch voller Hoffnung, als er Rownan die Röhre reichte. Dieser bat um mehrere Rohren für mehr Proben. Ein schlauer Gedanke. Das Strahlen des Wissenschaftlers wärmte Ronjas Haut wie der Kuss der ersten warmen Sonne, wenn man das Haus verließ. Sie sah lächeln zu, wie er Rownan weitere Röhren gab. Dann machte der Wolf sich Notizen, während die Vates die Karte betrachtete. Sie kannte sie gut, ihr Ziehvater hatte ein in seinem Arbeitszimmer gehabt und dort hatte sie immer gelernt. Auf den Inseln, die neben Lunaria lagen, war sie aber noch nie gewesen. Sie kannte nur ein vom Namen. „Wir könnten dort hinfahren und unseren Proviant und was wir brauchen, dort lagern. Und dort schlafen, wenn wir die Nacht abwarten“, schlug sie vor und deutete auf Haithabu. Dort würde ein Boot sie auch gut hinbringen können. Und wie es dann weiterging … nun, das war eine andere Frage. Rownan stellte ihrem Auftragsgeber eine weitere Frage und Ronja dachte kurz ihre Woche durch. Sie hatte nicht wirklich Termine, auch wenn sie Ravi gerne Bescheid geben würde, wo sie so lange war. Die Oni wäre sicher auch Feuer und Flamme für die Fahrt. Seit einigen Wochen spuckte den beiden nun ja schon der Traum im Kopf herum, einmal um die Welt zu segeln. „Sehr gerne. Könnten Sie mir nur einen kleinen Gefallen tun und für mich einen Brief aufgeben?“ Arron stimmte zu und brachte ihr Stift und Papier. Ronja schrieb einen kurzen Brief, indem sie Ravi erklärte, wo sie war und dass sie vielleicht erst in einigen Tagen zurück sein würde. Dass sie sie gernhatte und sie ihr Training auf dem Schirm haben würde. Dann faltete sie das Papier und schob es in einen Umschlag. „Danke.“ Die beiden Magier verabschiedeten sich und Arron gab ihnen die Karte zusammengerollt mit. Ronja steckte sie in ihren Rucksack in die beiden Magier verließen das Haus. „Komm, schauen wir, ob wir noch eine Kutsche treffen, mit der wird an den Strand kommen“, schlug sie vor. Sie fanden schließlich eine Kutsche, die sie nach Ljuska bringen würde und stiegen ein. Ronja setzte den Rucksack ab und lehnte sich zurück, als die Pferde sich in Bewegung setzten. „Soweit ich das schätzen kann, kommen wir heut Abend in Ljuska an. Was denkst du, sollten wir dort noch schlafen oder direkt die Chance nützen, um nach Lunaria zu suchen und danach erst zu Haithabu weiterfahren? Allerdings müssten wir erst ein Boot finden … ich kann keines lenken“, stellte sie ihre Möglichkeiten in den Raum. Ronja nahm Chancen gern wahr, anstatt lange zu zögern und zu warten, aber wenn sie keinen Fährmann finden würden, blieb ihnen nichts übrig, außer die Nacht in dem Küstendorf zu verbringen. Zugegeben … auch der Gedanke hatte etwas. Die Nase im Meereswind, wenn die Sterne über ihnen aufgingen und das Rauschen der Wellen am Ufer. Es war etwas, auf dass sie sich schon lange wieder gefreut hatte und mit jedem Kilometer der verging schien ein Stückchen Last von ihr abzufallen. Sie vermisste Nero nicht weniger, aber es war leichter zu ertragen, so, als würde die frische Luft die Päckchen auf ihrem Rücken etwas anheben.
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