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Kuma

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BeitragThema: Altstadt
Altstadt EmptyMi 15 Jul 2015 - 18:40

Ortsname: Altstadt
Art: Stadtviertel
Spezielles: ---
Beschreibung: Die historische Altstadt Oak Towns besteht aus den Gebäuden, die als erstes nach der Burg errichtet wurden. Meist etwas windschief stehen sie eng beieinander und erzeugen eine düstere Stimmung, die zur gewalttätigen Vergangenheit der Stadt passt. Die Straßen hier in der Gegend sind allgemein sehr schmal, sodass keinerlei Fahrzeuge benutzt werden können, dementsprechend richten sich die Geschäfte nicht an Großkunden, sondern die Laufkundschaft, die das historische Flair dieses Ortes einfangen wollen. Manche dieser Läden arbeiten sogar noch auf historische Weise und dienen eher als Museum, denn als Geschäft.

Change Log: ---
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Sylvana

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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySo 23 Aug 2015 - 0:24

Rattenfänger
Ankunft in Oak Town

In Zeiten, in denen man eigentlich mit dem Zug durch die Gegend reiste, wenn man schnell von einem Ort zum anderen gelangen wollte, war es Sylvana oftmals doch lieber in einer gut ausgestatteten Kutsche gefahren zu werden. Es mochte altmodisch erscheinen und vielleicht auf manch unebenem Wege nicht gerade die bequemste Art und Weise zum Reisen darstellen, aber Sylvana gefiel es einfach mehr. Man war unabhängig von den Reiseplänen der Eisenbahngesellschaften, musste sich nicht mit den oftmals widerwertigen Gerüchen in den Abteilen abgeben. Für die Dragonslayerin war dies Grund genug immer eine Kutsche zu bevorzugen. Zumal zu einer solch frühen Stunde kein Zug aus Crystalline nach Oak Town fuhr. Da würden sie noch länger warten müssen, vermutlich so lange, dass sie mit der Kutsche bereits in Oak Town angekommen waren. Außerdem gab es einen Aspekt, den die Dragonslayerin immer bevorzugte, wenn sie nach Oak Town reiste: Die Natur, die sie auf ihrer Reise umgab. Hier gab es teilweise keine Spur von menschlichem Leben, nur das wilde Leben in den weiten Eisebenen und Nadelwäldern des Nordens, durch welche sich die Straße in die andere Stadt schlängelte. Hier und dort sah man manch wildes Tier, das neugierig der Kutsche entgegenblickte, an anderen Stellen konnte man eine wundervolle Aussicht auf ferne Berge erhaschen. Die Berge, in welchen Sylvana doch einige Zeit ihres Lebens mit Raiden gelebt hatte. Ein wenig gedankenverloren hatte sie diesen Anblick genossen, ein liebliches Lächeln zierte ihre Lippen, während ihr Kopf auf die Hand gestützt wie gefesselt in die Ferne starrten.
Um die Fahrt ein wenig angenehmer zu gestalten, versuchte sich Sylvana in ein wenig Smalltalk mit ihrer Begleitung. Man könnte ja zumindest versuchen ein paar Dinge in Erfahrung zu bringen. So ein wenig Neugierde war ja immerhin völlig normal und würde ihre Intention Robyn völlig entschlüsseln zu wollen kaum kenntlich machen. Also eröffnete die Dragonslayerin ein Gespräch, versuchte auf subtile Weise ein wenig über die Beweggründe der jungen Frau in Erfahrung zu bringen. Wie sie auf die Gilde aufmerksam geworden war, wieso genau sie ihr nun beigetreten war. Solche Dinge. Robyn antwortete ihr auch, auch wenn sie einige Dinge, wie ihren Beweggrund leider für sich behielt. Tiefer wollte Sylvana da auch nicht bohren, da die sonst zu auffällig werden würde, also zog sie an dieser Stelle von ihrer Seite einen Schlussstrich. Robyn erzählte die Dragonslayerin auf ihre Nachfrage hin ein paar Dinge über die Gilde, die sie selbst bisher so in Erfahrung bringen konnte. Eine Ewigkeit konnte man es ja nicht nennen, in welcher Sylvana Mitglied dieser Gilde war, aber genug Zeit um die Strukturen und Ziele zu kennen, die der Gildenmeister zu verfolgen schien. Also erzählte die Dragonslayerin Robyn davon, fügte an einigen Stellen auch zu gerne ihre eigene Zustimmung zu diesem oder jenem Thema hinzu. Ihr persönlich lag es ja auch am Herzen einige Dinge in diesem Land besser zu machen. Ob ihre Art und Weise dabei nun als falsch angesehen wurde, war ihr dabei völlig egal. Wer bestimmte denn überhaupt, was richtig und was falsch war, wie gut und böse definiert waren? Einfache Menschen, denen diese Definitionen so passten. Aber wenn sie falsche Dinge taten, dann waren sie für das Wohl der Mehrzahl und dadurch wiederrum gut. Man legte sich die Dinge, wie sie gerade schön waren.
Einige Zeit später, als sie den Schnee hinter sich gelassen und die dichten Nadelwälder durchquerten, Sylvana genoss die Stille dieser Umgebung sichtbar, durchdrangen einige melodischen Töne den Wald. Irritiert blickte die Dragonslayerin zur Quelle und entdeckte Robyn, wie sie eine Okarina in ihrer Hand hielt und mit geschickt tänzelnden Fingern eine liebliche Melodie aus ihr zauberte. Für einige Momente schloss Sylvana die Augen, konzentrierte sich auf die Noten, lauschte ihrem wundervollen Klang. Sie kannte das Lied, welches Robyn dort spielte. Eine der Melodien, die auch sie selbst sehr gerne spielte. Ein wenig kribbelte es schon in ihren Fingern, je länger sie einfach nur zuhörte. Leicht grinsend griff sie in ihre Tasche, holte die Einzelteile ihrer Querflöte aus ihr, baute sie mit geschickten Fingern zusammen, legte ihre Lippen an das Mundstück, wartete noch einen kurzen Moment, ehe sie sich der Melodie von Robyns anschloss. Den verdutzten Blick, den die Soundmagierin ihr im ersten Moment zuwarf, genoss die Dragonslayerin sichtbar, ließ sich aber davon nicht abbringen ihr Flötenspiel fortzusetzen. So ging es einige Zeit, in denen die beiden jungen Damen die Fahrt durch den Wald ein wenig musikalisch untermalten, dem Reiter somit auch eine gelungene Abwechslung boten – ob er nun wollte, oder nicht. Selbst die Bewohner des Waldes schienen von der Melodie angelockt zu werden, ihr sogar scheinbar zu folgen. Zumindest konnte Sylvana die Gerüche der Tiere, die ihnen folgten, wahrnehmen. Von ihrem Flötenspiel lenkte sie das aber nicht ab. Erst, als sich die dichten Schatten des Nadelwaldes lichteten und die Stadt in nicht zu weiter Ferne in Sicht kam, beendete Sylvana ihr Flötenspiel und steckte ihre Flöte, nachdem sie wieder auseinandermontiert worden war, zurück in die Tasche, nur um im Anschluss mit einem leichten Grinsen auf den Lippen Robyn ein freundliches, ernst gemeintes Lob für diese gute Einlage und ein Dankeschön für dieses wundervolle Duett zu geben. Eigentlich recht selten, dass Sylvana mal jemanden für etwas lobte oder sich gar bedankte. Aber gut, dieses recht spontane Ereignis, wenn man es so nennen mochte, hatte die Reise doch um einiges angenehmer gemacht. Abgeneigt, ein kleines Duett mit dem Rotschopf in Zukunft zu spielen, war Sylvana zumindest nicht. Ganz im Gegenteil sogar, war es doch recht selten auf jemanden zu treffen, der zum einen anscheinend einen exquisiten Geschmack für Melodien zu besitzen schien und zum anderen auch ausgezeichnet mit einem Instrument umgehen konnte. Aber gut, von einer Soundmagierin war eigentlich nichts anderes zu erwarten, würden ihr garantiert schlecht gespielte Töne sofort ins Ohr fallen. Die Kutsche hielt vor den Toren der Stadt an, wo die beiden Magierinnen dann auch ausstiegen und nach kurzer Rücksprache mit dem Kutscher auch einen ungefähren Weg in die Altstadt von Oak Town erfuhren, den sie auch sofort einschlugen.


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySo 23 Aug 2015 - 16:31

Die Reise nach Oak Town war erfreulich angenehm gewesen. Der kleine Plausch mit Sylvana war für Robyn sehr interessant gewesen, wobei sie natürlich dennoch ihre eigenen Erfahrungen mit der Gilde machen musste. Immerhin wusste sie, dass sie sich von diesem Blitzmagier Lord Hans am besten fern halten sollte und dass nicht jedes erste Treffen mit Gildenmeister Raphael Charis so harmlos für den Neuankömmling ablief, wie für sie. Im Gegenzug erzählte Robyn von ihrer Begegnung mit diesem Herrn John und wie sie dadurch den Sitz der Gilde gefunden hatte. Begleitet mit der wunderschönen, rein und wohl duftenden Landschaft, die an ihnen vorbeizog, konnte sich Robyn wahrlich nicht beschweren. Erst später, als das Gespräch verstummt war, wurde ihr ein wenig mulmig. Es war eine irrationale Unruhe, die sie verspürte, es gab keinen besonderen Auslöser dafür. Fast krampfhaft versuchte sie, sich vollkommen auf die Geräusche ihrer Umgebung zu konzentrieren. Sylvanas Atmen, das laute Klappern der Pferdehufe, die vereinzelten Vogelgezwitscher und das leise Knirschen des Schnees, das Knacken im Unterholz, das in ihre Ohren drang. Doch es reichte nicht. Damit ihre Unruhe nicht zu offensichtlich wurde, zückte die Rothaarige ihre Okarina aus einer ihrer zahlreichen Taschen und stimmte ein Lied an, das sie beruhigte. Als Sylvana dann mit einer Querflöte ein Duett eröffnete, war sie zuerst überrascht. Dann machte sich jedoch schnell eine seltene Freude und Entspanntheit in Robyns Körper breit und sie konnte die restliche Fahrt vollends genießen.
Es war erst das zweite Mal, das Robyn in Oak Town war. Ihr erster Besuch lag bereits viele Jahre zurück, sie waren damals zur Eröffnung des lokalen Zweigs des Blue Birds angereist. Dementsprechend fremd waren ihr natürlich die Straßen, durch die Sylvana und sie nun gingen. Die Luft schien nicht ganz so rein zu sein wie in Crystalline Town, doch war sie gefüllt mit dem Duft des Nadelwaldes, der um die Stadt herum stand. Daneben erkannte Robyn zahlreiche bekannte Gerüche, wie sie einfach in eine große Stadt gehörten. Bäckereien, Brauereien, Schmiede, Restaurants und so viele andere Geschäfte verbreiteten ihre ganz speziellen Gerüche in der Luft, wo sie sich zu den charakteristischen Düften der jeweiligen Bezirke vermischten. Die Stadt wirkte friedlich, mit ihren zur Altstadt hin immer windschieferen Häusern fast ein wenig komisch auf Robyn, die Bewohner so beschäftigt und anonym wie in jeder anderen großen Stadt auch. Man mochte gar nicht glauben, dass es auch in dieser Stadt zu so illegalen Aktivitäten wie Diebstahl, Schmuggel und Hehlerei kam, doch diese Schattenseite gehörten zu jeder wohl situierten größeren Gemeinschaft. Es bedeutete, dass es hier Menschen gab, die sich diese exquisiten Dienste leisten konnten, um sich luxuriöse Sammlungen und Mobiliar beschaffen zu lassen. Dass Menschen hier lebten, die allerhand Informationen besaßen, mit denen man Erpressen und Manipulieren konnte, wenn sie in den richtigen Händen lagen. Diese Aktivitäten in den Schatten oder auch getarnt direkt vor der Nase der normalen Bürger, waren für Robyn so normal und alltäglich wie ein Glas Milch am Morgen zum Frühstück.
Tatsächlich fiel es Robyn teilweise schwer, die Empörung der Bürger über ihr Milieu immer zu verstehen. In ihrem persönlichen Verständnis taten sie nicht unbedingt etwas ‚Falsches‘ oder ‚Schlechtes‘. Wenn Informationen in einer anderen Hand besser genutzt werden konnten, als dort, wo sie derzeit aufbewahrt wurden, warum sollte man sie dann nicht irgendwie beschaffen und an diesen besseren Ort bringen? Wenn jemand gutes Geld dafür zahlte, einen bestimmten Gegenstand in seine Sammlung aufzunehmen, wieso sollte man das abschlagen? Wenn eine Person wie ein Parasit für die Gesellschaft war, wieso sollte man sie dann nicht beseitigen und der Gemeinschaft einen Gefallen damit tun? Sicher verstand Robyn, dass niemand erfreut darüber war, wenn ihm wichtige, persönliche Gegenstände entwendet wurden. Keinesfalls würde sie zulassen, dass ihr jemand ihr orangenes Tuch, das im Moment um ihren Hals gebunden war, oder den Teddybären, der auf ihrem Bett in ihrer Wohnung in Crystalline Town ruhte, entwenden würde. In dieser Angelegenheit verstand sie keinen Spaß, konnte daher nachvollziehen, wenn andere Menschen sich ebenfalls darüber aufregen würden. Doch unpersönliche Gegenstände, die oft nicht einmal einen Nutzen für die Person hatten? Schriften, mit deren Inhalt der momentane Besitzer nichts anfangen konnte, wertvolle Waffen, die hinter Glas verbannt wurden, obwohl sie in der Hand eines geschickten Kämpfers ihren Zweck prächtig erfüllen würden. Was war daran ‚falsch‘?
Von diesem Thema bekam Robyn immer leichte Kopfschmerzen, also verdrängte sie schnell sämtliche Gedanken an diese unbeantwortbare, philosophisch anmutende Frage. Sie war zusammen mit Sylvana hier, um den Schwarzmarkt um eine Ratte zu erleichtern, damit dieser wieder sicher agieren konnte. Dazu sollten sie einen Informanten irgendwo in den schmalen Gassen der Oaker Altstadt treffen, in denen sie sich jetzt befanden. Da weder Treffort noch Treffzeit bekannt waren, vermutete Robyn, dass sie von ihrem Informanten selbst aufgesucht werden würden. Sie mussten geduldig sein, darauf warten, dass diese Person einen Augenblick für günstig genug hielt, auf sie zu zukommen.
So liefen die beiden Magierinnen ein wenig ziellos durch die zahlreichen Straßen der Stadt, sahen sich Waren in Schaufenstern an, betrachteten die schiefen Häuser und beobachteten hektisch durch die Menge stürmende Passanten. Schließlich, als Robyn langsam in Erwägung zog, Sylvana zu fragen, ob sie sich nicht ein Mittagessen genehmigen sollten, passierte endlich etwas. Aus der Menge schälte sich eine Person, die vorher nur eine von vielen gewesen war, sich nun aber seltsam hervorhob. Es war ein Mann mittleren Alters, der zielstrebig auf sie zu trat. Auf seinem Gesicht spiegelte sich eine erfreute Überraschung. Er sprach sie an, als er direkt vor ihnen stand, als hätte er alte Freunde wiedergetroffen.
„Kann das etwa sein? Seid ihr das etwa wirklich? Ist ja kaum zu glauben, euch hier in Oak Town zu treffen! Mensch, seid ihr groß geworden. Macht ihrer etwa eine Erledigung für euren Vater?“
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Sylvana

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BeitragThema: Re: Altstadt
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Sylvana mochte die Altstadt von Oak Town. Die alten Gebäude schienen alle ihre eigenen Geschichten zu erzählen, hatten vermutlich so viele Dinge geschehen sehen. Wie verschiedene Gilden die Stadt ihre Heimat nannten, neue Menschen vorbeizogen… Aber für solche Bewunderungen war die Dragonslayerin heute nicht hier. Nur… Wie fand man diesen Informanten? Er wollte sich ihnen zu erkennen geben, die Frage war halt nur, wann dies der Fall sein würde. So langsam wurde sie schon ungeduldig. Die Mittagssonne stand schon in ihrem Zenit und Sylvana hätte sicherlich auch selbst keine Probleme damit gehabt, eine Mittagspause einzulegen, um ihre inneren Batterien wieder aufzuladen. Nicht, dass sie hier irgendwo ein Stromkabel in ihre Hände bekommen würde, um ein wenig deliziösen Strom in sich aufzunehmen. Aber eine gute Mahlzeit würde zumindest ihren Magen füllen können. Dazu kam es aber nicht, als sich ein Mann aus der grauen Masse an Menschen materialisierte und auf sie zuging. Als sie das Gesicht, die markanten blonden Strähne in den schwarzen Haaren erblickte und seine glücklich klingende Stimme hörte, entwich sofort ein langgezogenes, genervtes Stöhnen ihren Lippen. Warum in aller Welt musste es dieser Kerl nur sein?
Erklärungsbedarf. Dieser, abgesehen von seiner Frisur, doch unscheinbare Herr war in der Gilde unter dem Namen Shade bekannt und eigentlich sehr gut in seiner Profession, an Informationen zu gelangen. Er war ein Meister der Verkleidung und der Schauspielerei, wegen seiner professionellen Vorgehensweise hoch im Ansehen beim Gildenmeister. Eigentlich alles keine Dinge, die Sylvanas Reaktion irgendwie erklären konnten. Es war eher seine Art und Weise, mit welcher er an die Personen trat, welchen er Informationen weitergeben wollte. Über die Jahre hatte er sich ein mannigfaltiges Repertoire an Methoden angeeignet, welche in der Gilde unter „Codes“ bekannt war. Jetzt gerade nutzte er Code „Uncle“, wo er eben ein zufälliges Wiedersehen inszenierte und in die Rolle eines alten Freundes des Vaters der Kontaktpersonen spielte. An sich war Sylvana sogar ein wenig froh, dass er sich für diese Rolle entschieden hatte, war ihre erste Begegnung doch von Code „Lovebirds“ geprägt. Wie der Name suggerierte, versuchte er hierbei eine Liebesbeziehung vorzuspielen – und suchte bei dieser Gelegenheit auch extremen Körperkontakt. Hätte die Dragonslayerin sich damals nicht zusammengerissen, hätte ihr erster Kontakt doch böse enden können. Aber gut, sie musste hier mitspielen. Augenblicklich verschwand der leicht genervte Ausdruck aus ihrem Gesicht und wich einem fröhlichen Lächeln, als sie langsam auf den Mann zuging. „Onkel Keisuke! Mit dir habe ich nun wirklich nicht gerechnet! Ja, so ungefähr. Wir wollten nach einem Geschenk für ihn schauen. Er liebt doch den Charme der Altstadt hier.“ So wichtig es auch wahr, hier nun im richtigen Licht für umstehende Passanten zu stehen, um keine Aufmerksamkeit zu erhaschen, so war Sylvana keine große Anhängerin dieser Farce. Es war doch viel einfacher unauffällig eine Nachricht zuzustecken und sich dann an einem abgelegenen Ort zu treffen. Aber nein, bei Shade musste man ja gleich eine schauspielerische Einlage raus machen. Ätzend!
„Ein Geschenk? Ich glaube, ich habe da eine Idee, was euren Vater gefallen könnte. Kommt doch mit, das Geschäft ist nicht weit von hier!“ Sylvana schaute zu Robyn, nickte ihr einmal kurz zu und folgte dann gemeinsam mit ihr Shade, der sie durch einige Straßen wirklich zu einem unscheinbaren Geschäft in einer engen Nebenstraße führte und mit ihnen dort eintrat. Hinter sich schloss er die Tür wieder ab, während das Licht einer älteren Lampe flackernd den Raum erhellte. In einigen Regalen lagen einige alte Gebilde aus Ton, welche die Formen von Tieren, Menschen und Drachen angenommen hatten, versehen mit Preisschildern. Dass der Laden nur eine Tarnung für seine Tätigkeiten, wusste Sylvana, immerhin war sie schon einmal hier gewesen. Einkaufen tat hier wirklich niemand, wegen der völlig überteuerten Preise für diese lächerlichen Skulpturen. Aber damit verdiente Shade ja auch nicht seine Brötchen.
„Verzeiht den Überfall, werte Damen. Mir war einfach danach, heute Euch auf diese Art und Weise zu kontaktieren.“  Shade ging hinter den Tresen, stützte sich auf seine Unterarme und schaute mit freundlichem Lächeln auf den Lippen zu den beiden Magierinnen. „Lady Sylvana, Ihr seht wie immer besonders reizend aus. Sind diese Schuhe neu? Das letzte Mal trugt Ihr noch ein anderes Paar. Und Lady Robyn, es freut mich Euch persönlich kennenzulernen. Lasst Euch gesagt sein, dass ich erfreut bin eine so reizende, junge Dame als Teil der Gilde sehen zu dürfen. Ihr könntet eigentlich zu meiner Schülerin werden, eurem Äußeren haftet diese gewisse Unschuld der Jugend an. Warum besprechen wir diese Idee nicht einfach in meinem Hinterzimmer? Ihr könntet…“ Abrupt unterbrach die Dragonslayerin die Worte des Mannes, indem sie mit ihrer Faust auf den Tresen haute und Shade mit wütendem Funkeln in ihren Augen anstarrte. „Hört mit diesem gequirlten Mist auf und kommt zur Sache. Ihr habt Informationen, die wir für unseren Auftrag benötigen, also raus damit!“
Ein leises Lachen bahnte seinen Weg aus der Kehle Shades, während seine Züge weiterhin unverändert freundlich wirkten. „Oh, Lady Sylvana, immer mit der Ruhe. Ihr müsst doch nicht traurig sein, dass ich dieses Mal nicht Code Lovebirds benutzt habe. Das konnte ich einfach nicht, wenn Eure reizende Begleitung an eurer Seite steht, das würde irgendwie…“ Erneut schnitt die Dragonslayerin seine Worte ab, als sie ihn an seinem Kragen packte und die Knöchel ihrer Faust in seinen Hals drückte. „Ein falsches Wort und ich verspreche Euch, dass Ihr gleich geschockt von meiner Liebe zu Euch sein werdet, Shade.“ Das leise Lachen Shades verstummte langsam, während mit einem Mal auch sein Gesichtsausdruck schlagartig veränderte, als hätte man einen Schalter umgelegt. Das freundliche Lächeln schwand von seinen Lippen, sein Blick wurde mit einem Mal kalt und emotionslos. Allgemein änderte sich die Atmosphäre in seiner Nähe sofort, wirkte er mit einem Mal vollkommen ernst.
„Nun gut, Euer Wunsch soll mein Befehl sein, Lady Sylvana.“ Mit einer geschickten, flüssigen Bewegung entkam er dem Griff der Dragonslayerin, rückte seine Kleidung wieder zurecht und verschränkte daraufhin seine Arme vor der Brust. „Ich habe alle Vorfälle studiert und einige Nachforschungen zu ihnen angestellt, um den Kreis der Verdächtigen eingrenzen zu können. Ihr könnt Euch wirklich glücklich schätzen, denn es sind nur noch drei Personen, die irgendwie an den Geschäften, die mit dem Eingreifen der Runenritter in Verbindung stehen, beteiligt waren.“ Shade griff in seine Tasche und holte drei Bilder heraus, welche er nacheinander auf den Tisch legte. „Kai Kingsley, 21 Jahre alt. Er ist Recht neu im Geschäft, hat sich aber inzwischen schon einen guten Namen gemacht. Anscheinend hat er Kontakte zu einem Waffen- und Rüstungsgeschäft, welches hier in Oak Town eine Zweigstelle hat. Dann hätten wir noch Flint Johnson, 45 Jahre alt. Er ist einer der alten Hasen in der Stadt, kennt so gut wie jeden Hehler mit Namen in Fiore. Hat in seiner Zeit aber auch einige unschöne Dinge sich aufs Kerbholz ritzen lassen. Die Hälfte seines Gesichts wurde auf heißen Kohlen gegrillt, als er versucht hatte, einen Auftraggeber auszutricksen, um seine Provision zu verdoppeln. Als Letztes wäre dann noch Sayuri Kirishima, 29 Jahre alt. Die Königin der Hehlerei, wie man sie hier in Oak Town nennt. Sie ist inzwischen an fast allen Transaktionen in der Stadt beteiligt, hat ein großes Netzwerk an Kontakten aufbauen können. Stets zuverlässig und diskret, hat ein wirklich hohes Ansehen in der Stadt und vor den Vorfällen eine Erfolgsquote von 100%.“
Sylvana musterte die Bilder der drei Verdächtigen. Kai Kingsley, Flint Johnson und Sayuri Kirishima. Ein Milchbubi, ein Veteran und eine erfolgreiche Geschäftsfrau… Noch wollte sie anhand dieser Informationen keine voreiligen Schlüsse ziehen, wollte doch erst einmal selbst an diesen Enden ansetzen, um sich ein Bild machen zu können. Fragte sich nur, wer von diesen drei Personen sie als Erstes ein wenig näher durchleuchten wollten…


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDo 27 Aug 2015 - 12:12

Nur mit aller Mühe konnte sich Robyn verkneifen, in schallendes Gelächter auszubrechen. Die all zu deutliche Abneigung Sylvanas gegen dieser Schauspielerei und wie dieser „Onkel Keiskue“ dennoch einfach weiter fröhlich vor sich her plauderte war einfach köstlich. Ein amüsiertes Schmunzeln konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. Robyn war diese Scharade nicht nur gewohnt, sondern hatte auch einen gewissen Gefallen daran. Es war ein Tanz, ein kleines Spiel, bei dem man sich geschickt und elegant bewegen musste. Die Außenstehenden täuschen, dabei seinem Gegenüber wichtige Informationen zuspielen. Wurde er von erfahrenen Tänzern getanzt, so war er ein wahres, wunderbares Schauspiel, das alle um sich herum in seinen Bann ziehen konnte. Robyn liebte diesen Tanz, ihr Können unter Beweis zu stellen und ihre Grenzen zu überwinden, zu lernen, wie sie noch besser werden konnte. Und sie musste gut sein, wenn dieser Shade schon behauptete, ihr hafte ‚die Unschuld der Jugend‘ an, denn sie war eindeutig alles andere als unschuldig.
Der Schlagabtausch zwischen Sylvana und Shade war ebenfalls ein imposantes Schauspiel, das Robyn nur zu gerne mit sicherem Abstand beobachtete. Viel zu schnell, wie sie fand, war es aber vorbei und die Atmosphäre wurde ernst und geschäftlich. Aufmerksam lauschte Robyn den Informationen, die Shade für sie hatte, und betrachtete die Bilder, die er auf den Tisch legte. Nur noch drei Personen, damit konnten sie und Sylvana sicherlich etwas anfangen. Bei mehr Verdächtigen wäre das für sie wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen geworden und hätte wohl einige Wochen dauern können. Doch mit diesen Informationen dürfte die Suche nach der Ratte nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Eingehend betrachtete sie die Bilder von Kingsley und Kirishima, warf jedoch nur einen kurzen Blick auf das von Johnson. Allein bei dem Anblick konnte sie wieder die Hitze auf ihrem Rücken spüren, ihre Narbe schien zu pochen. Das Treffen mit diesem Herrn würde sicherlich... interessant werden. Die Rothaarige horchte jedoch auf, als Shade erwähnte, dass einer der Verdächtigen Kontakte zu einem Waffen- und Rüstungsgeschäft hatte. Wenn es sich um das Geschäft handelte, an das Robyn gerade dachte, dann würden sich gleich zwei Probleme auf einmal lösen.
„Dieses Rüstungs- und Waffengeschäft mit dem Kai Kingsley in Kontakt steht... Wie heißt es?“, fragte sie deshalb und nahm sein Bild in die Hand. Sicherlich gab es in Oak Town einige Rüstungs- und Waffengeschäfte, doch bestimmt nicht allzu viele, die auch in diesem Schattenmilieu verkehrten und eingehenden Kontakt zu einem Hehler oder Dieb hatten. „Das Geschäft trägt den Namen ‚Blue Bird‘. Es fällt ein wenig auf im Einheitsbrei der Geschäfte. Die Waren sind erstklassig, aber allen voran ist ein Café in das Geschäft integriert. Das ist tatsächlich eine einzigartige Geschäftsidee“, erklärte Shade. Da er keinerlei Bemerkung über die White Hawks machte, die das Geschäft betrieben, schien er von der Verbindung nichts zu wissen. Er schien nicht todessehnsüchtig genug, um Sylvana wichtige Informationen vorzuenthalten und dass das Geschäft von einer kriminellen Vereinigung betrieben wurde, war eindeutig eine wichtige Information. Mit wem man es zu tun hatte beeinflusste immerhin die angebrachte Vorgehensweise. Nach einigem Zögern fügte Shade noch zerknirscht hinzu: „Ich muss hinzufügen, dass ich keinerlei Informationen bezüglich Kingsley aus dem Blue Bird selbst beziehen konnte. Die Betreiber waren alles andere als kooperativ und... es war mir nicht möglich, in die Hinterräume zu gelangen.“ Das wunderte Robyn keineswegs. Immerhin wurde das Geschäft nicht von einfachen Verkäufern geführt, sondern von ausgebildeten und erfahrenen Dieben und von hauseigenen Soldaten bewacht.
„Das Blue Bird also. Gut. Sylvana, das wird unsere erste Anlaufstelle, wenn Ihr nichts dagegen habt. Dort können wir sicherlich mehr über Kai Kingsley erfahren. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich etwas essen“, sagte Robyn. Es war eigentlich kein Vorschlag, auch wenn es so klingen mochte. Sylvana schien noch unentschlossen zu sein, welchen Verdächtigen sie zuerst unter die Lupe nehmen wollte. Robyns Entscheidung kam ihr da hoffentlich recht.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySa 29 Aug 2015 - 20:53

Robyn mochte ihre eigenen Intentionen mit dieser Entscheidung verbinden, für die Dragonslayerin war der neutral klingende Vorschlag mehr als nur willkommen, auch wenn es vielleicht nicht als solcher zu verstehen sein sollte. So gesehen war es sogar logisch, das Blue Bird zunächst aufzusuchen, wenn es sogar ein Café besaß, in dem man den Magen etwas füllen konnte.
„Von meiner Seite her gibt es keine Einwände, das Blue Bird zu besuchen. Vielleicht besitzen wir ja eine andere Art von Charme, die unser werter Shade hier nicht zu besitzen scheint“, sagte Sylvana. Mit einer kurzen Handbewegung schnappte sie sich die drei Bilder der Verdächtigen, ließ sie in ihrer Tasche verschwinden. Kai Kingsley würde also als Erstes ein wenig durchleuchtet werden, der Grünschnabel unter den drei Personen. Wobei, nur wegen seines jungen Alters und der Tatsache, dass er recht neu war, sollte man vielleicht nichts falsches schlussfolgern. Immerhin hatte er sich nach den Informationen von Shade bereits einen Namen gemacht, sowas schaffte man nicht einfach so in der Unterwelt. Er musste schon gut in seiner Tätigkeit sein.
„Bevor wir gehen, würdet Ihr uns noch freundlicherweise sagen, auf welchem Weg wir dieses Etablissement finden können?“ Das zarte Lächeln war auf Sylvanas Lippen zurückgekehrt, jetzt, wo sie wohl alle nötigen Informationen von Shade erhalten hatten. Kein Grund also mehr so ernst zu wirken. In dieser Hinsicht war Sylvana doch eine recht einseitige Person. Direkt und ernst, manchmal vielleicht sogar ein wenig zu leidenschaftlich in ihrem Handeln und im nächsten Moment, wenn alles gesagt worden war, wieder freundlich und zuvorkommend. Zugegeben, der Umgang mit der Dragonslayerin war nicht einfach, wenn man sich nicht auf ihre Art und Weise einlassen wollte. Shade selbst wusste dies und ehrlich gesagt spielte er gerne ihr kleines Spiel mit, lockerten sich auch augenblicklich seine Züge wieder auf. Die ernste Miene eines disziplinierten Spions und Schnüfflers war wie weggezaubert und auch sein freundliches Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.
„Oh, wie könnte ich Euch diese Information verwehren, werte Lady? Das Blue Bird liegt am Rande der Altstadt, mit direktem Anschluss an die Hauptstraße von Oak. Von hier aus ist es eigentlich ein Katzensprung dorthin. Folgt einfach den Straßen Richtung Norden, bis Ihr die Hauptstraße erreicht habt. Dort solltet Ihr dann die Lokalität leicht entdecken können – es ist das einzige Café in dieser Straße.“ Sylvana nickte zur Bestätigung, drehte sich auf dem Absatz und ging in Richtung der Tür, wo Robyn schon auf sie zu warten schien. Ursprünglich war es ihr Plan gewesen sich jetzt einfach zu verabschieden und den Laden zu verlassen. Aber Shade zog durch dieses Vorhaben einen glatten Strich, als er noch einmal seine Stimme erhob. „Bis zum nächsten Mal, werte Ladies. Und Lady Sylvana, für Euch werde ich bei unserem nächsten Aufeinandertreffen mit Freuden den Code Lovebirds anwenden, damit Ihr nicht traurig sein müsst.“ Sylvana hatte gerade mit ihrer Hand den Türgriff umschlossen, hielt aber in der Bewegung inne und blieb in einer merkwürdigen Starre für einige Sekunden stehen. Die Luft schien leise zu knistern zu beginnen, während immer wieder winzige Blitze um ihre rechte Hand zuckten. Innerlich wog die Dragonslayerin ab, ob sie diesen Akt von sinnloser Magieverschwendung nicht einfach unterlassen sollte. Andererseits… Urplötzlich löste sich ihre Hand von der Klinke, während ihr Arm in einer flüssigen Bewegung in Shades Richtung zeigte und kaum, dass ihre Faust in einer direkten Linie auf sein Gesicht zeigte, sich ein greller Lichtbogen aus ihr löste und wenige Millimeter neben seiner rechten Wange vorbeizog. Ein düsterer Blick, der in Begleitung der richtigen Magie sicherlich zu töten vermochte hätte, begleitete diesen Zauber. „Der nächste Zauber wird treffen“, raunte Sylvana trocken, ehe sich ihre Körperhaltung wieder entspannte und sie die Tür öffnete und den Laden mit einem sprachlosen Shade in ihrem Rücken verließ.
Der Weg ins Blue Bird war wahrlich kein langer gewesen. Innerhalb von nur wenigen Minuten hatten sie die Gassen der Altstadt verlassen und die große Hauptstraße am ihrem Rand erreicht. Kurzerhand ließ Sylvana ihren Blick in beide Richtungen wandern und tatsächlich entdeckte sie zu ihrer Rechten in nicht weiter Ferne Anzeichen für ein Café. Ein paar weiße Tische standen auf der Straße, an welchen vereinzelt einige Personen saßen. Schon von hier konnte Sylvana deutlich den Geruch von frischem Kaffee, Tee und Erdbeeren wahrnehmen. Für einen kurzen Moment genoss sie die Aromen, die dort in ihre feine Nase gestiegen waren, ehe sie wieder zu Robyn aufschloss, die nicht wie sie dort stehengeblieben war. Dort angekommen war schnell ein Tisch für die beiden jungen Frauen gefunden und auch auf die Karten mussten sie nicht lange warten, während Sylvana ein paar aufmerksame Blicke auf die Umgebung warf. Wenn man Shade schon keine Informationen über Kingsley oder das Blue Bird selbst gewinnen konnte, musste hier schon mehr sein als ein einfaches Rüstungs- und Waffengeschäft, soviel war sicher. „Also gut, Robyn… Wie wollen wir mehr über den jungen Herren erfahren? Habt Ihr da schon eine Idee?“


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySo 30 Aug 2015 - 14:52

Tatsächlich war Robyn beinahe sofort aus dem Geschäft gestürmt, nachdem Sylvana ihr Einverständnis gegeben hatte. Erst an der Tür war ihr der Gedanke gekommen, dass sie wohl besser so tun sollte, als würde sie das Blue Bird gar nicht kennen. Es war ihr lieber, wenn so wenige Personen wie möglich von ihrer Verbindung zu dem Blue Bird und den White Hawks wussten, um nicht zu einem erheblichen Schwachpunkt der Organisation zu werden. Solange Robyn nicht wusste, wem sie bei Royal Crusade einigermaßen trauen konnte, sollte sie ihre Verbindungen versuchen geheim zuhalten. Sie hatte sich gerade wieder zum Tresen umgedreht, von dem aus Shade sie mit einem seltsamen, winzig kleinen Lächeln bedachte, als Sylvana sich nach dem Weg erkundigte. Ob Shade wohl über ihre Familie informiert war? Das würde eine Frage sein, die ein andermal beantwortet werden müsste. Selbst wenn Shade Bescheid wissen sollte, er schien verschwiegen genug, um das nicht überall heraus zu posaunen. Beim Verlassen des Geschäfts nickte Robyn dem Mann lächelnd zu. So langsam hatte sie wirklich Lust darauf, diesen ‚Code Lovebirds‘ einmal in Aktion zu sehen.
Nur wenige Minuten später machte sie es sich an einem der Tische auf der Straße vor dem Café des Blue Bird bequem. Ihr Blick glitt über die Außenfassade des Geschäfts, durch die Fenster nach innen, aufmerksam jede Person betrachtend. Alle Zweige des Blue Birds waren zwar kleiner als der Hauptsitz in Crocus Town, hatten aber über die Jahre eine stattliche Größe erreicht. Problemlos konnten sich hier viele Vögel niederlassen, sich im Schatten ausruhen, sich stärken und Informationen austauschen. Wenn sich die Rothaarige nicht irrte, fanden derzeit auch zwei, drei solcher Gespräche statt. Sie lauschte den Unterhaltungen für einen Moment, doch sie alle waren uninteressant für Robyns Auftrag.
Bevor Robyn auf Sylvanas berechtigte Frage eingehen konnte, kam auch schon ein Kellner an ihren Tisch, um ihnen die Karte zu bringen. Mit der Karte vor sich auf dem Tisch nahm sich die Magierin einen Moment, um die Atmosphäre zu genießen. Die Temperatur war angenehm, ein leichter Wind wehte, die Stimmung im Café war heiter und sorglos. War es nicht langsam Zeit für das nächste Tänzchen? Robyn hörte, wie sich jemand ihrem Tisch näherte. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
„Robyn! Was führt dich denn nach Oak, Mädchen?“ Da kam auch schon die Antwort auf Sylvanas Frage. Ein Mann um die fünfzig Jahre trat auf ihren Tisch zu. Er war leicht gebräunt, grau durchsetztes, ordentliches Haar und hatte eine strenge, leicht melancholische Ausstrahlung. „Kenzou! Ich hab gehofft, dich hier anzutreffen!“ Kenzou legte zur Begrüßung kurz seine Hand auf Robyns roten Haarschopf, nickte Sylvana zu und setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Guten Tag, meine Dame. Ich heiße Kenzou. Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen“, sagte er an Sylvana gewandt.
„Kannst du uns etwas empfehlen?“ Robyn verwies auf die aufgeschlagene Karte. Obwohl Kenzou wie ein beliebiger Passant gewirkt haben mochte, war er der eigentliche Manager dieses Zweigs des Blue Birds. Er war ein langjähriges Mitglied der White Hawks, ein guter Freund von Robyns Vater. „Ich habe gehört, dass die Obstkuchen derzeit besonders gut schmecken.“ Kenzous Blick betrachtete sie und Sylvana eingehend. Dann schwieg er einen Moment, dachte sich wohl seinen Teil zur Situation und Robyns unbekannter Partnerin. „Womit kann ich dienen?“, sagte er schließlich und überging damit jegliche weitere Frage, nach dem Grund für Robyns Aufenthalt in Oak Town.
„Wir haben gehört, dass es einige Probleme mit wichtigen Lieferungen in der Nachbarschaft gibt. Wir wollen gerne die Ursache für diese Probleme finden. Es scheint drei Personen zu geben, die näher mit diesen Lieferungen zu tun haben und eine dieser Personen scheint oft hier im Blue Bird zu sein.“ Der Kellner kam wieder an ihren Tisch und nahm ihre Bestellungen auf. Für Kenzou bloß ein starker Kaffee, Robyn bestellte einen Erdbeerkuchen. Nachdem auch Sylvana ihre Bestellung aufgegeben hatte, ging der Kellner wieder. „Kennst du einen jungen Mann namens Kai Kingsley?“
Kenzou lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und wägte einen Moment ab, welche Informationen er preisgeben konnte. Sein etwas kritischer Blick lag dabei besonders auf Sylvana, eine Dame, die ihm gänzlich unbekannt war. Schließlich nickte er. „Ja, ich kenne Kingsley. Er ist noch ein... junger Vogel im Geschäft, aber talentiert und ehrgeizig. Er war mehr als nur bestürzt darüber, dass zwei unserer eigenen Lieferungen nicht angekommen sind. Momentan scheint er selbst nachzuforschen, wie es zu den ganzen Zwischenfällen kommen konnte. Sein Alleingang gefällt mir nicht, aber er würde nie etwas tun, dass uns schaden würde.“
Mit anderen Worten, Kingsley war zumindest ein Anwärter der White Hawks. Wenn er es ernst meinste, dann würde er tatsächlich nicht so dumm sein, und der Organisation schaden, indem er Transaktionen behinderte oder auffliegen ließ. Sollte er tatsächlich eigene Nachforschungen anstellen, dann wäre es sogar wahrscheinlich, dass Sylvana und Robyn ihm früher oder später über den Weg laufen würden. Bei der potentiellen Gelegenheit wären sie auch in der Lage, Kingsley persönlich eingehend zu prüfen. Kenzous Menschenkenntnis, besonders in Bezug auf seine Jungvögel, war allerdings sehr gut, also neigte Robyn dazu, seiner Meinung zu trauen. Glücklicherweise hatte sie ja noch Sylvana dabei, die der ganzen Situation bei Bedarf sicherlich kritischer begegnen könnte, falls es Robyn nicht tat.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySo 30 Aug 2015 - 22:04

An sich hatte Sylvana vieles erwartet. Irgendwelche Türsteher oder Angestellte, denen sie versuchen müssten zumindest die kleinsten Fitzelchen an Informationen von den Lippen zu leiern. Stattdessen setzte sich, wie aus dem Nichts, ein älterer Herr an den Tisch, der auch noch allen Anschein nach ihre rothaarige Partnerin zu kennen schien – und umgekehrt. Allein diese Tatsache, die sie nicht als dummen Zufall einstufen wollte, machte Sylvana misstrauisch, während sie abwechselnd zwischen Robyn und Kenzou hin- und herschaute. Irgendetwas war hier ihrem Geschmack nach nicht ganz koscher, ihre Intuition riet ihr vorerst nicht nach zu stochern. Zumindest nicht für den Moment…
„Mein Name lautet Sylvana. Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte Sylvana die Begrüßung auf die höfliche Art und Weise, wie es von ihr zu erwarten war. Auch, wenn sie ein gewisses Misstrauen Kenzou gegenüber hatte, so schien er hier nicht einfach so zu sein. Der Formulierung Robyns nach konnte man annehmen, dass Robyn mehr im Kopf gehabt hatte, als nur einen kleinen Mittagssnack zu sich zu nehmen. Irgendwo schien es eine Verbindung zwischen Kenzou, ihr und diesem Geschäft hier zu geben, der sich Sylvana nicht wirklich erschließen wollte. Und vor allem… Warum verriet er Robyn ohne große Widerworte Dinge über Kingsley? Wenn man bedachte, dass selbst Shade keine einzige Information außer einem Bild und der Tatsache, dass er neu im Geschäft war, hier bekommen konnte… „Was steckt nur hinter Euch, Robyn?“
Die Dragonslayerin bestellte sich ebenfalls ein Stück von dem empfohlenen Erdbeerkuchen, gepaart mit einem Eiskaffee, während sie weiterhin aufmerksam ihren gegenüber musterte und seinen Worten lauschte. Seinen kritischen Blick erwiderte sie permanent, um kein Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Was auch immer hier unter der Hand gespielt wurde, es gefiel ihr irgendwie nicht. Aber gut, darüber konnte sie mit Robyn auch zu einem späteren Zeitpunkt reden. Immerhin musste auch sie selbst sichergehen, dass die Soundmagierin kein falsches Spiel hier mit ihr oder der Gilde spielte und sich auch auf den Auftrag konzentrierte.
„Wie könnt Ihr euch so sicher sein, dass er auf seinem Alleingang nicht sicherstellen möchte, dass keine Spuren zu ihm führen? Dieser sogenannte junge Vogel steht in Verbindung mit allen Geschehnissen, in denen die Runenritter involviert sind. Mir wäre es wirklich lieber, wenn Ihr eure Worte mit einigen harten Fakten untermauern könntet, die Kingsleys Unschuld beweisen – wenn Ihr schon von dieser überzeugt seid.“ Mit ernstem Blick und starrer Miene, die keine Informationen auf ihre Gedanken preisgaben, saß sie dort, schaute Kenzou abwartend an. Ein Pokerface, um ihrem Gegenüber keine unnötigen Informationen zu den Intentionen ihrer Worte zuzuspielen. Sie persönlich war natürlich nicht überzeugt von der Unschuld des jungen Hehlers, nur weil jemand anscheinend aus reinem Gefühl heraus von dieser überzeugt war. Sie kannte immerhin weder Kingsley, noch den Mann, der ihn zu kennen glauben wollte. Wieviel waren seine Worte wert? Und auch wieder viel wichtiger: Warum schien Robyn mit dieser Aussage von ihm zufrieden zu sein und stocherte nicht tiefer? Viele Dinge, welche sie nur noch misstrauischer werden ließen. Sie musste dringend herausfinden, woher Kenzou und Robyn sich kannten, bevor sie entscheiden würde, ob sie Robyn ihr Vertrauen schenken sollte oder ihr Misstrauen ihr gegenüber doch begründet war.
Kenzou schien sein Pokerface genauso gut zu beherrschen, wie es Sylvana konnte. Keine Regung war in seiner Miene zu sehen, als Sylvana ihre Stimme erhoben und seinen Blick förmlich gesucht hatte. Stattdessen faltete er einfach nur seine Hände ineinander, stützte sein Kinn auf diese. „Junge Dame, ich glaube schon, dass ich mit meinem Gefühl korrekt liege. Außerdem, seid unbesorgt. Er mag zwar gerade auf einem Alleingang sein, dies bedeutet aber nicht, dass ich nicht weiß, was er gerade tut. Seit unsere erste Lieferung nicht angekommen ist, habe ich jemanden auf seine Fersen angesetzt, um sicherzugehen, dass er keine krummen Sachen dreht. Jedes kleinste Ereignis wird mir berichtet, egal ob nun ein Gespräch, Geschäft oder… das andere Geschäft. Er hat keine Auffälligkeiten gezeigt.“
Sylvana überlegte einige Momente, ehe sie einmal tief durchatmete und ihre Gesichtszüge wieder etwas lockerte. Wer auch immer dieser Mann war, er schien nicht unwissend zu sein. Er schien seinen ‚jungen Vögeln‘ nicht blind zu vertrauen und ihnen auch auf den Zahn zu fühlen. Natürlich konnte es immer noch möglich sein, dass er sie hier gerade anlog und die verschwundenen Lieferungen nur ein Vorwand für etwas größeres sein könnten, aber… „Wäre es möglich die Versandliste für diese Lieferung einzusehen?“ Eine gewagte Frage und Sylvana wusste nicht, ob sie an Antworten hier kommen würde – noch überhaupt, ob sie die Informationen über die Lieferungen benötigen würde. Eigentlich wollte sie nur schauen, wie weit seine Kooperation ging. Würde er ihr die Listen zur Einsicht geben, so würde es ihn zumindest nicht weniger glaubwürdiger machen, als wenn er es ihr verwehren würde.


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyMo 31 Aug 2015 - 17:26

Wie erwartet hakte Sylvana noch einmal kritisch nach. Natürlich konnte sie Kenzous Worten nicht einfach blind vertrauen. Robyn wäre entsetzt gewesen, hätte sie das getan. Er war ein der Dragonslayerin völlig fremder Mann mit unbekannter Beschäftigung und Motivation. Vermutlich kam ihr die Situation im Blue Bird höchst suspekt vor, hatten sie doch ihre gewünschten Informationen innerhalb von wenigen Minuten ohne weiteres einfach auf Nachfrage Robyns hin erhalten. Als Skuggi hatte Robyn Anspruch auf sämtliche Informationen der White Hawks. Solange es keine Anweisungen seitens ihres Vaters Gavin gab, ihr keinen Zugriff mehr auf diese Informationen zu geben, würde auch Robyns Mitgliedschaft in Royal Crusade nichts daran ändern.
Sylvanas zweite Frage erschien fast wie ein Test. Kenzou wartete mit seiner Antwort, da gerade Kaffee und Kuchen serviert wurden. Dann genehmigte er sich in aller Ruhe einen Schluck seines Getränks, bevor er antwortete. „Tut mir Leid, meine Dame Sylvana. Doch Euch kann ich diesen Einblick nicht gewähren. Denkst du, dass der Inhalt der Lieferung wichtig für eure Nachforschungen ist, Robyn?“
Der Rotschopf wägte einen Moment ab. Sicherlich war es möglich, dass die Inhalte aller verschiedenen Lieferungen der aufgeflogenen Transaktionen Gemeinsamkeiten hatten und sie auf die Spur der Ratte hätten bringen können. Das schien im Moment jedoch nach einer großen Zeitverschwendung, schließlich wüssten sie dann nur den Inhalt zweier Lieferungen desselben Auftraggebers. Es würde Zeit und Aufwand bedeuten, auch die Inhalte anderer Lieferungen zu erfahren. Und da sie bereits eine sehr kurze Liste an Verdächtigen hatten, war das nun wirklich nicht nötig und würde ihnen wohl kaum weiterhelfen.
Sie schüttelte den Kopf. „Es wird nicht nötig sein, die Liste einzusehen. Zwei Listen allein werden nicht aufschlussreich darüber sein, ob man es hier auf bestimmte Waren abgesehen hat“, sagte sie und schob sich ein Stück des Erdbeerkuchens in den Mund. Er sah nicht nur köstlich aus, sondern schmeckte auch angenehm fruchtig, saftig und süß auf ihrer Zunge. „Mich interessiert viel eher, was du über Kingsleys Nachforschungen weißt. Gibt es Orte, die er öfter aufsucht? Weißt du, ob er vielleicht jemanden ganz speziell im Blick hat?“ Da sie und Sylvana nicht wussten, wie sie Johnson und Kirishima aufspüren sollten, könnten sie sich eventuell an Kingsleys Fersen heften. Er wusste schließlich selbst am besten, mit wem er zusammenarbeitete und würde wohl auch selbst eine Liste von Verdächtigen angefertigt haben.
Kenzou dachte einen Moment nach. Dann rief er einen Kellner zum Tisch. „Könnte ich noch einmal die Karte sehen?“ Robyn bemerkte, wie er dabei mit der Hand in seinem Schoß gestikulierte. ~Kingsley~, sagte er. Der Kellner nickte, verschwand ins Geschäft und kam wenige Minuten später mit einer Karte wieder, die wie alle anderen Speisekarten auch aussah. Bei einem Blick auf ihren Inhalt wurde man jedoch von Seiten voll chiffriertem Text begrüßt, so formatiert, um den normalen Karten vom Aufbau her zu gleichen. Dabei war es natürlich praktisch, dass jede Karte im hinteren Teil einige Seiten mit Beschreibungen zur Herkunft der verwendeten Produkte hatte und dadurch auch Platz für jede Menge Informationen bot. „Kingsley beobachtet einen Mann namens Flint Johnson. Er ist weit bekannt und erfahren, hat aber auch einige Dummheiten begangen. Er ist wortwörtlich gebrandmarkt und musste sich seinen guten Ruf hart erarbeiten. Er verkehrt abends regelmäßig in einem Pub namens ‚Rostiger Ritter‘.“
Na, damit konnte man doch etwas anfangen. Vielen Dank, Mister Kingsley. Den ‚Rostigen Ritter‘ sollten Robyn und Sylvana auf jeden Fall einmal überprüfen, wenn es sein musste auch mehrere Tage hintereinander, falls Johnson am heutigen Tag dort nicht auftauchen würde. Da fiel Robyn ein, dass sie sich wohl zeitnah um einen Schlafplatz kümmern sollten. Ihr Auftrag in Oak würde nicht einfach innerhalb eines Tages abgeschlossen werden können.
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BeitragThema: Re: Altstadt
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Wie sich die ganze Situation hier entwickelte missfiel der Dragonslayerin. Dass sie die Lieferungen nicht zu sehen bekam war hierbei das kleinste Problem, hatte sie eigentlich irgendwie schon geahnt, dass sie bei diesem Unterfangen zum Scheitern verurteilt war. Allein, wie hier alles gehandhabt wurde, die Geheimniskrämerei gegenüber Außenstehenden bestätigte nur Sylvanas Verdacht, dass hier eben nicht nur Waffen und Rüstung verkauft wurden. Dafür war der Aufwand wirklich viel zu groß. Irgendwas Größeres musste sich im Schatten des Blue Birds befinden, was mit aller Kraft dort gehalten werden sollte. Ob Robyn wohl selbst eingeweiht war in diese Machenschaften? Vorstellen konnte es sich die Dragonslayerin, so wie Kenzou ihr gegenüber förmlich die Informationen fließend übergab. Aber eine Sache stand fest: Sie selbst würde hier an keine Informationen kommen, die sie persönlich interessieren würden. Missmutig über diese Tatsache stocherte sie mit ihrer Kabel in ihrem Kuchen rum, zerhackte ihn in kleine, mundgerechte Stückchen, die sie anschließend in ihrem Mund verschwinden ließ. Wirklich genießen konnte sie den Erdbeerkuchen gerade nicht, auch wenn er unglaublich köstlich war und die Aromen förmlich auf ihrer Zunge verflossen und ein wahres Geschmacksfeuerwerk auslösten. So dauerte es nicht lange, bis alle Stückchen von ihrem Teller verschwunden und ihr Eiskaffee ausgetrunken war.
„Der ‚Rostige Ritter‘ also? Ich kenne diesen Schuppen, ein wirklich schäbiger Flecken in dieser Stadt.“ Sylvana schien mehr mit sich selbst zu reden, als die Worte an Robyn oder Kenzou zu richten. Ja, der Rostige Ritter war wirklich einer der schlechtesten Pubs der ganzen Stadt, wenn man die Atmosphäre betrachten mochte. Betrunkene Männer soweit das Auge reicht, schlechtes Bier und noch schlechterer Tabak. Was Johnson wohl an einen solchen Ort vertrieb? War ja eigentlich egal, solange er sich diesen Abend dort aufhalten sollte. Mehr als ein einziges Mal wollte sie dort nicht ihre Zeit freiwillig verbringen, soviel stand fest! Und wenn es doch so kommen sollte, dass sie wirklich ein zweites Mal diesen Schuppen aufsuchen müsste… Johnson sollte für sein eigenes Wohl lieber dort sein.
„Nun, dann danke ich Euch für die Kooperation, mein Herr. Wir werden sicherlich mit Hilfe eurer Informationen dieser dreckigen Ratte einen Schritt näher gekommen sein.“ Sylvana legte besonderen Wert darauf, dass ihre Worte an dieser Stelle ehrlich klangen, denn in ihrer Intuition sollten sie es überhaupt nicht sein. Unter Kooperation stellte sich die Dragonslayerin immerhin etwas anderes vor, als diese Geheimniskrämerei, welche Kenzou und Robyn ihr gegenüber zu führen schienen. Lächelnd griff sie in ihre Tasche, holte ihren Goldbeutel hervor und bezahlte für ihr Stück Kuchen und den Eiskaffee, legte noch ein paar Jewel Trinkgeld hinzu, ehe sie sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren von ihrem Platz erhob, Robyn einen kurzen, recht ernsten Blick zuwarf und sich dann schon mit striktem Gang wieder in Richtung der engen Straßen der Altstadt bewegte. Bis zu den Abendstunden war noch etwas Zeit, direkt zu diesem Pub würde sie also nicht gehen. Erst einmal wollte sie weg von diesem Laden hier, eine Möglichkeit finden, um Robyn unter vier Augen konfrontieren zu können. Vielleicht wäre ein Besuch in Shades Laden hierfür ideal, konnte sie doch im Hinterzimmer zum einen ihre bisherigen Erfahrungen noch einmal zusammenfassen und in aller Ruhe die junge Frau förmlich in ein Verhör nehmen. Wie sie dann die Zeit bis zum Abend überbrücken sollten, würde sich dort schon irgendwie zeigen.


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyMo 31 Aug 2015 - 20:27

Da war aber jemand etwas ungehalten. Ein mulmiges Gefühl beschlich Robyn bei dem Blick, den Sylvana ihr zuwarf. Die derzeitige Situation schien ihr zu missfallen, was der Rotschopf bedingt nachvollziehen konnte. Sie hatte Sylvana schließlich ohne Vorbereitung mit Kenzou und dem Blue Bird überfallen, das Gespräch praktisch allein geführt. Sylvana musste sich wie eine Außenstehende vorkommen, was sie ja tatsächlich sogar war. Aber was erwartete sie denn? Dass Robyn ihr offenherzig alles über das Blue Bird erzählte? Dass Kenzou sie mit nach hinten nahm und ihr alle Dokumente des Blue Birds zeigte? Eigentlich hatte Robyn erwartet, dass jemand von Royal Crusade ein gewisses Verständnis für Geheimnisse haben würde. Schließlich würde Sylvana selbst kaum die erstbeste Person einfach mit den Gildengeheimnissen vertraut machen.
Mit einem Seufzer aß Robyn ihren Kuchen auf und legte die Bezahlung auf den Tisch. „War schön, dich zu sehen, Kenzou. Danke für die Infos! Die werden uns sehr weiterhelfen“, sagte sie, nachdem sie aufgestanden war und sich streckte. Gerne hätte sie ein wenig mehr Zeit im Blue Bird verbracht. Das Geschäft und die vereinzelten vertrauten Gesichter, die sie durch die Fenster erkennen konnte, ließen sie ein wenig Heimweh verspüren. Jetzt war aber wahrlich nicht die richtige Zeit für solche Sentimentalitäten. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen und ein aufziehendes Gewitter zu besänftigen. War das überhaupt machbar?
„Bist du dir sicher, dass du das schaffst?“ Kenzous Frage irritierte Robyn. Was meinte er? „Ihr wollt doch Johnson aufsuchen, nicht wahr? Weißt du, wie er aussieht?“ Jetzt verstand sie langsam. Shade hatte es erwähnt, Kenzou selbst vor wenigen Minuten ebenfalls und sie hatte das Bild gesehen. Allein bei dem Gedanken an die Brandnarben in seinem Gesicht, begann sie sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie konnte es einfach nicht verhindern, bei dem Anblick einer Verbrennung daran zu denken, wie diese wohl zu Stande gekommen war. Ehe sie sich versah, war sie wieder zehn Jahre alt und erinnerte sich an die Entstehung ihrer eigenen Narbe.
Leise stöhnend hielt sich Robyn den Kopf. „Wird schon schief gehen. Ich werde ja nicht alleine sein, nicht wahr?“ Sie bedachte Kenzou mit einem wissenden Blick, woraufhin sie ihm tatsächlich ein kleines Lächeln entlocken konnte. Robyn würde Sylvana an ihrer Seite haben, doch sie konnte mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Kenzou ihr jemanden hinterher schicken würde und am Ende ein Bericht über ihren Aufenthalt in Oak bei ihrem Vater in Crocus auf dem Tisch landen würde. Robyn war sich sicher, dass Gildenmeister Charis mit so etwas gerechnet hatte – gar rechnen musste, er wusste ja von ihrer Herkunft. Sylvana jedoch wusste das nicht und würde vermutlich auch nicht allzu glücklich darüber sein, falls sie das aus zweiter oder dritter Hand erfahren würde. Vielleicht sollte Robyn sie doch ein wenig aufklären, zum Wohle der Teamarbeit. Nur konnte sie doch nicht in Zukunft jedem Partner lang und breit erklären, von wo sie kam und mit wem sie in Verbindung stand. Ihre Partner würden auf keinen Fall dasselbe tun.
„Wir sehen uns bestimmt einmal wieder“, sagte Robyn zum Abschied und eilte Sylvana hinterher. So langsam ärgerte sie sich doch ein wenig über diese Frau und es würde nur noch schlimmer werden, je mehr sie darüber nachdachte und sich hineinsteigerte. Am besten also erst einmal abwarten und sich nicht weiter den Kopf über mögliche Gedankengänge der Dragonslayerin zerbrechen. Robyn folgte Sylvana schweigend und war doch ein wenig überrascht, unerwartet wieder in Shades Geschäft zu stehen. So schnell hatte sie gar nicht damit gerechnet, diesen Ort und den geschickten Tänzer wiederzusehen. Andererseits war es aber auch vertrautes Gebiet für Sylvana, gewissermaßen Heimterritorium. Kein Wunder also, dass sie hierher gekommen war, um ihre Gedanken und die neuen Informationen zu sortieren.
„Oh, schon wieder habe ich die Ehre, zwei so reizende Ladies um mich zu haben? Gebt es zu, Lady Sylvana, Ihr sehnt Euch nach einen Vorgeschmack auf Code Lovebird?“ Shade war wohl ebenso überrascht wie Robyn, wohl aber doch etwas todessehnsüchtiger als sie. Der Rotschopf konnte sich nicht vorstellen, dass Sylvana jetzt mehr zu Scherzen aufgelegt sein würde als beim letzten Besuch.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDi 1 Sep 2015 - 18:36

Shade hatte mit seinen Worten soeben mit einer Gabel in eine Hochspannungssteckdose gestochen, einen Regenschirm auf freiem Felde bei einem mächtigen Gewitter geöffnet. Sie war geladen, bei weitem nicht in der Laune auf die dummen Späße dieses merkwürdigen Vogels. Zumal sie bei ihrem letzten Treffen, was ja noch nicht zu lange her war, deutlich gemacht hatte, dass sie bei seiner nächsten dummen Bemerkung nicht so liebsam mit ihm umgehen würde. Anscheinend war sein Kurzzeitgedächtnis nicht das Beste. Vielleicht gehörte er aber auch zu diesen Personen, die liebend gerne an einem verregnetem Abend mit seiner Zunge an einer Steckdose lutscht, nur um einen Moment später wieder zu wissen, dass elektrischer Strom aua schmeckt. Anscheinend brauchte er jetzt wieder eine Erinnerung, die er sich diesmal hoffentlich auch merken würde!
Die Körperhaltung der Dragonslayerin entspannte sich, von jeglicher Verärgerung, die sie innerlich spürte, war keine Spur zu sehen. Ein verspieltes Lächeln zierte ihre Lippen, während sie mit langsamen Schritten auf Shade zuging, wenige Zentimeter vor ihm stehenblieb, um einfach in seine Augen zu schauen. Wenn er unbedingt tanzen wollte, dann könnte er das haben. Es war ja nicht so, dass Sylvana eine schlechte Tänzerin in diesem Spiel war, ganz im Gegenteil sogar. Sie war nur nicht so geneigt dazu, ständig mitzuspielen. Aber jetzt im Moment zeigte sie wieder, worin sie eine Meisterin war. Verführung, ihren Körper für ihre Zwecke zu benutzten. Ein paar tiefe Blicke, ein verlockendes Lächeln auf unschuldiger Miene, während ihre Hand leicht an der Krawatte des Mannes vor ihr zog, um ihn leicht näher zu sich zu ziehen. Shade mochte ein meisterhafter Informant sein, ein hervorragender Tänzer, aber er war auch nur ein Mann. Wenn er also seinen Code Lovebird haben wollte, so sollte er ihn bekommen. „Vor den Augen von Lady Robyn? Wirklich, könnt Ihr euch nicht wenigstens zurückhalten?“ Die Stimme gesäuselt, von engelsgleichem Klang, den Zeigefinger auf seine Lippen gelegt, ihr sachter Atem umspielte sie noch zusätzlich. „Sie wird es verkraften können.“ Schmunzelnd nahm sie den Finger von seinen Lippen, bewegte ihren Kopf millimeterweise nach vorne, ihre Intention so klar, wie sie nur sein könnte. „Na dann sollte ja hierfür nichts im Wege stehen.“ Die Dicke eines Stücks Pappe trennte ihre Lippen noch voneinander, während Shade schon die Augen genüsslich geschlossen hatte und nur auf die zarte Berührung ihrer weichen Lippen wartete. Noch ein kleines bisschen, bis…
Schmerzhaft keuchte er auf, als plötzlich unangenehmer Schmerz durch seinen Körper zuckte. Anstatt die letzte Distanz zwischen ihren Lippen zu überbrücken, hatte Sylvana ihr Knie mit voller Wucht zwischen seine Beine gerammt und zeitgleich auch ihren Kopf zurückgezogen. Da war sie wieder, der Zorn in ihrem Gesicht, während sie leicht angewidert auf den zusammensackenden Shade blickte, der sich seine Kronjuwelen hielt und förmlich nach Luft schnappte, während eine Art Wimmern von ihm zu hören war. Volltreffer, wie sie es geplant hatte. Verdammter Einfältling!
„Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich nun einmal die Finger. Ich hatte Euch gewarnt!“ Im Endeffekt war Shade keinen Deut besser als Lord Hans, auch wenn er zugegebenermaßen nützlicher für die Dragonslayerin war. „Wir werden übrigens unser Quartier hier aufschlagen, solange unser Auftrag noch nicht erfüllt sein sollte. Findet Euch damit an und denkt nicht einmal an irgendwelche Perversionen, solange wir hier sind!“ Mit diesen Worten schritt Sylvana über Shade, ging zu der Tür hinter dem Tresen, der in den hinteren Teil des Ladens führte. Hier befanden sich eine Vorratskammer, ein Bad, ein Zimmer, welches nur mit einem Tisch und vier Stühlen versehen war, eine Küche und zwei Schlafzimmer. Ja, der Laden war nicht nur für die Übergabe von Informationen von Shade an Mitglieder der Gilde gedacht, sondern auch als kurzfristige Unterkunft für drei weitere Personen möglich zu nutzen. Spartanisch eingerichtet, mit recht simplen Feldbetten, aber ausreichend für jeden, der auf den Luxus einer Pension oder eines Hotels verzichten konnte. Zumal es keinen einzigen Jewel kostete.
Sylvana ging in den, abgesehen vom Tisch und den Stühlen, leeren Raum. Eine alte Gaslampe schenkte notdürftig ein wenig Licht, während das Mobiliar sicherlich schon bessere Zeiten durchgemacht hatte. Als Robyn schließlich nach einiger Zeit ihr auch gefolgt war, schloss sie die Tür hinter sich, ehe das laute Klacken bestätigte, dass sie ins Schloss gefallen war. Die Dragonslayerin nahm gegenüber von Robyn auf einen der Holzstühlen platz, legte ihren linken Arm angewinkelt auf den Tisch, den rechten Arm legte sie mit dem Ellenbogen auf die Oberfläche, stützte ihren Kopf auf der Handfläche ab. Einige Zeit herrschte absolute Stille, ein unglaublich unangenehmes Schweigen – vermutlich besonders für Robyn, nachdem sie erleben durfte, wie Sylvana den armen Shade gerade abgefertigt hat. Ihre Züge prägten einen undefinierbaren Ausdruck, in ihren Augen funkelte ihr Misstrauen leicht auf. Lange Zeit verharrte Sylvana so, schaute einfach nur direkt aus ihren blauen Augen in die blauen Augen von Robyn. Meerblau traf Himmelblau. So vergingen die Minuten, die sich teilweise sogar wie Stunden anfühlten, ehe Sylvana plötzlich die Stille mit einem leichten Seufzen durchbrach. „Was mache ich hier eigentlich?“ Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder ein wenig, das freundliche Lächeln wollte zwar seinen Weg nicht auf ihre Lippen suchen, aber es reichte, um die angespannte Atmosphäre deutlich aufzulockern. „Mir ist doch bewusst, dass es Dinge gibt, die für mich als Fremde und Außenstehende nicht bedacht sind. Besonders in einem solchen Milieu, in welchem wir uns hier befinden. Dennoch… Ein klein wenig Offenheit erwarte ich, wenn ich mit Euch zusammenarbeiten soll. Ich möchte natürlich nicht, dass Ihr mir all eure Geheimnisse offenbart, dass wäre realitätsfern. Aber es wäre begrüßenswert zu erfahren, was Ihr mit dem Blue Bird gemeinsam habt. Nicht, dass Eure Ansicht bezüglich Kingsley von Vorurteilen oder persönlicher Meinung beeinflusst wird.“


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDi 1 Sep 2015 - 21:20

Mit einem Seufzer kommentierte Robyn das zu erwartende Zusammenbrechen Shades. Sie sollte ihm wohl dankbar sein, schließlich hatte er mit dieser Aktion dazu beigetragen, dass sich Sylvana abreagieren konnte, bevor sie mit Robyn alleine in einem kleinen Raum sein konnte. Shade war gewissermaßen ihr Stromableiter gewesen. Ein wenig Leid tat er ihr aber schon. Dass der Tritt grad in so eine empfindliche Region gehen musste...
Der Rotschopf wartete, bis Sylvana im Hinterzimmer verschwunden war, dann trat sie auf Shade zu und reichte ihm die Hand. „Lasst Euch helfen, werter Herr.“ Shade verzichtete zwar darauf, aufzustehen, nahm aber dankbar die Hilfe beim Aufrichten und an die Wand lehnen an. Der Schmerz war ihm deutlich vom Gesicht abzulesen. „Vielen Dank für die Abwendung eines furchtbaren Gewitters. Ihr habt doch sicher gewusst, wie geladen Lady Sylvana war, nicht wahr?“
Ein schiefes Lächeln bahnte sich seinen Weg auf Shades Gesicht, dann folgte ein Nicken. „Gildenmeister Charis hat angedeutet, dass Ihr eine Verbindung zum Blue Bird und der Organisation dahinter habt. Daher habe ich damit gerechnet, dass Ihr einfacher an die Informationen kommt, Lady Robyn. Lady Sylvana hatte natürlich keine Ahnung davon und sie mag es nicht sonderlich, im Dunkeln gelassen zu werden. Argh. Das.. nächste Mal überlege ich mir aber etwas anderes“, seufzte er und lehnte den Kopf leicht niedergeschlagen an die Wand. Obwohl er sich mental sicherlich auf diesen Schmerz vorbereitet hatte – niemals hätte er tatsächlich damit gerechnet, einen Kuss von Sylvana erhaschen zu können –, der tatsächliche Schmerz war wäre wohl für jeden Mann schwer ertragbar.
Robyn richtete sich wieder auf und blickte zur Tür, durch die Sylvana gegangen war. Sie würde Antworten wollen, so viel war sicher. Ein seltsames Lächeln legte sich auf Robyns Gesicht. Ob sie Angst haben sollte? Sie erinnerte sich an den Blitzangriff, den Sylvana auf Shade getätigt hatte, bevor sie gegangen waren. So ein direkter Treffer war sicher sehr schmerzhaft, mit Stromstößen konnte man auch gut foltern. Wenn sich Robyn allerdings schon von dieser theoretischen Aussicht aus der Fassung bringen lassen würde, dann wäre sie in Royal Crusade garantiert am falschen Ort. Sollte Sylvana sich noch nicht genügend beruhigt haben und zu derartigen Mitteln greifen, würde sie wohl lange auf ihre gewünschten Informationen warten, so viel war sicher.
Schließlich folgte Robyn der Dragonslayerin in das karg eingerichtete Hinterzimmer und setzte sich an den Tisch. Seelenruhig saß sie Sylvana gegenüber, welche sie minutenlang misstrauisch schweigend anstarrte. Kein Muskel zuckte in Robyns Gesicht. Die Stille, die sie sonst so verabscheute, bemerkte sie in dieser Zeit kaum. Leise drangen Shades Schmerzensstöhne in das Zimmer, ihr Blut pochte ruhig und gleichmäßig im Ohr. Sie war völlig auf Sylvanas Person konzentriert. Das gleichmäßige Heben und Senken ihrer Brust, der intensive, überlegende Blick ihrer blauen Augen. Robyn erwiderte Sylvanas Blick beinahe ohne zu blinzeln, mit einem Lächeln auf den Lippen, das fast wie aufgemalt wirkte. Für manchen Betrachter mochte Robyn in diesen Minuten, vom gleichmäßigen Atmen abgesehen, so leblos wie eine menschengroße Puppe wirken.
Ihre Starre hielt noch an, bis Sylvana ihre Gedanken ausgesprochen hatte. Sehr erfreulich zu hören, dass sie doch einsichtig war, Geheimnisse verstand und zusätzlich davon absah, Robyn zu schocken. Eingehend dachte sie über Sylvanas Frage nach. Die Verbindung zum Blue Bird... Wie sollte sie das am besten formulieren, um so wenig wie möglich über sich zu verraten und trotzdem zufriedenstellend zu antworten?
Robyn blinzelte einige Male, dann löste sie ihre Starre mit einem Seufzer. „Dass ich eine Verbindung zum Blue Bird habe, ist wohl offensichtlich. Und ich darf Euch beruhigen und sagen, dass Gildenmeister Charis vollends darüber informiert ist. Das Blue Bird... es gehört meiner Familie. Deshalb hat Kenzou mir auch so bereitwillig die Informationen gegeben.“ Eine direkte, klare und wahrheitsgemäße Antwort. Hoffentlich stellte Sylvana das zufrieden. Robyn verschränkte die Arme auf dem Tisch und stützte ihren Kopf auf sie. „Es war wirklich nicht meine Absicht, unsere Zusammenarbeit irgendwie zu beeinträchtigen.“ Tatsächlich wäre es ihr sogar lieber, wenn sich diese Distanz zwischen ihnen irgendwann legen würde und die formale Sprechweise sich damit legen würde. Aber das würde, falls es überhaupt je soweit kommen würde, Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum benötigen und vorrausetzen, dass sie sich überhaupt sympathisch waren und ansatzweise vertrauten. Wie groß ‚Vertrauen‘ in Royal Crusade und bei Sylvana selbst jedoch geschrieben wurde, konnte Robyn nicht abschätzen.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDo 3 Sep 2015 - 20:33

Mit einem zufrieden wirkenden Lächeln notierte die Dragonslayerin die Worte der jungen Frau vor sich. Es mochten zwar nicht alles gewesen sein, aber für Sylvana war es genug, damit das Eis zwischen ihnen zu tauen beginnen konnte. Anders als Shade und Meister Charis waren ihr die Tiefe der Verbindung zwischen dem Blue Bird und Robyns Familie nicht bekannt, für den Moment war die Informationslage halt genau so, wie Robyn es gesagt hatte: Das Blue Bird gehörte ihrer Familie. Die Tatsache, dass der Gildenmeister darüber informiert war, reichte der Dragonslayerin dabei völlig aus. Er würde die junge Dame wohl kaum als Mitglieder der Gilde akzeptieren, wenn dies ein Problem darstellen würde. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie gerne mehr über das Blue Bird und seine Machenschaften erfahren würde. Immerhin, wenn man so darüber nachdachte, konnte sich die Dragonslayerin jetzt relativ sicher sein, dass Robyn bei weiten kein unschuldiges Vögelchen war, wie sie zeitweise gedacht hatte. Durch die Verbindung zum Blue Bird und damit auch zum Schwarzmarkt war dies recht eindeutig, zumindest für Sylvana.
„Nun gut, wenn Meister Charis davon in Kenntnis gesetzt ist, dann soll es nicht an mir scheitern. Vermutlich hat er Euch gerade wegen dieser Verbindung zum Blue Bird für diesen Auftrag ausgewählt.“ Wäre dem nicht der Fall gewesen, hätten sie wohl kaum etwas über Kingsley in Erfahrung bringen können, wenn man sich dabei die Sorgfalt für Geheimhaltung von Kenzou vor die Augen führte. Ja, Meister Charis‘ Taten waren stets begründet, mit dem Blick für das große Ganze. Anders als Sylvana, die nicht alle Beziehungen und Probleme auf dem Schwarzmarkt von Oak Town kannte, war Charis durch seine Mittelsmänner stets im Bilde über die Geschehnisse, konnte also dementsprechend auch besser einen Plan fassen, als die Dragonslayerin. Ein wenig beneidete sie ihn schon darum, dieses Auge für solche Details zu besitzen, auch wenn sie teilweise sich vorstellte, dass die Welt für ihn wie ein gewaltiges Schachbrett war, auf dem er gezielt seine Figuren verschob. Alles zum Vorteil der Gilde, zu seinem Vorteil. Der Gedanke eine Figur in diesem Spiel zu sein missfiel Sylvana, aber solange es sich nicht herausstellte, dass sie ein Bauer in seinem Spiel war, hielt sich ihr Missmut in Grenzen. Sie stellte sich sowieso eher vor, dass sie die Königin in seinem Spiel war, wenn man die Wichtigkeit der Figuren betrachten wollte. Würde einer Drachentochter irgendwie auch zustehen.
Gedankenverloren fuhr sich Sylvana durch die langen Haare, strich einige Strähnen hinter ihr Ohr. Im Moment war es ja völlig irrelevant, ob Charis nun mit ihnen Schach spielte oder nicht, sie hatten hier eine eigene Partie, die sie zu führen hatten. Von den drei Figuren, die am Anfang noch auf dem Feld standen, waren nur noch der König und die Königin geblieben, Johnson und Kirishima. Auf den ersten Blick könnte man wirklich meinen, dass Johnson als potenzieller Täter weitaus passender wäre, da er in der Vergangenheit bereits sich Dinge zu schulden kommen lassen hatte. Aber scheute ein gebranntes Kind nicht das Feuer? Das würden sie herausfinden müssen. „Also gut, Johnson wird sich hoffentlich heute Abend wie erwartet in diesem Pub aufhalten. Wir sollten uns vorher schon einmal überlegen, wie wir vorgehen wollen, um ihn auszuhorchen.“ Für Sylvana war es besonders wichtig herauszufinden, was diesen erfahrenen Mann in diese Schabracke führte. Eigentlich war der Rostige Ritter nicht der Ort, an dem man sich Informationen beschaffen oder Kunden finden konnte. Hier fand man nur schlechtes Bier, besoffene Menschen und einige Dealer, die einem schlecht gepanschte Drogencocktails verkauften. Eigentlich war das kein Ort für jemanden wie Johnson, es passte nicht in das Bild eines erfahrenen Mittelsmannes.
„Wir könnten ihn direkt mit den Anschuldigungen konfrontieren, es als Tatsache hinstellen, dass er der Täter ist und es mit falschen Beweisen untermauern, um seine Reaktion darauf zu betrachten. Oder wir versuchen es mit der „guter Runenritter, böser Runnenritter“-Methode, auch wenn mir bei dem Gedanken daran, deren Methoden zu benutzen, gleich übel wird… Ansonsten könnte ich auch schauen, ob ich ihn auf meine Art und Weise zum Zwitschern bekomme… Wobei… wenn er sich dort zu dröhnen sollte, wird das wohl kaum etwas bringen… Was meint Ihr? Fällt Euch noch was ein, wie wir vorgehen könnten?“


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyFr 4 Sep 2015 - 15:25

Natürlich war Gildenmeister Charis davon in Kenntnis gesetzt. Ein leichter Schauer lief über Robyns Rücken, als sie daran dachte, wie sie erst vor wenigen Tagen in das Büro des Gildenmeisters geführt wurde, zielstrebig auf ihn zugetreten war und dann bereitwillig ihren Bauch entblößt hatte, um ihr White Hawks-Symbol zu präsentieren. Rückblickend, nach dem, was sie über Charis gehört hatte, kam ihr diese Aktion mehr als nur töricht vor. Im selben Atemzug hatte sie ihm auf einer Karte gezeigt, wo sich die Hauptbasis der White Hawks befand – das war der Tribut, den sie für die Aufnahme in der Gilde gezahlt hatte. Der damaligen Reaktion von Charis zufolge, schien er irgendwie an den White Hawks interessiert zu sein, jedenfalls schien er schon fast begeistert über diese Information gewesen zu sein. Verhältnismäßig begeistert jedenfalls, einschätzen konnte Robyn diesen Mann nämlich gar nicht, was nach nur einem Treffen mit einem so berechnenden und verschlossenen Mann auch nicht verwunderlich war. Es war bestimmt kein Zufall, dass gerade sie gerade jetzt auf die Suche nach der Ratte geschickt wurde, die bereits seit längerem den Schwarzmarkt in Oak beeinträchtigte. Ob Charis nur darauf gewartet hatte, jemand mit entsprechenden Hintergrund einsetzen zu können? Hatte er aber nicht bestimmt auch andere Handlanger, die entsprechende Verbindungen aufweisen konnten? Oder ging es ihm wirklich speziell um die White Hawks und das Blue Bird, zu denen er noch keinerlei Verbindungsmänner hatte?
Robyn wusste, dass ihre Fragen auf jeden Fall nicht jetzt beantwortet werden würden und dass all das sinnfreie Nachdenken zu nichts außer Kopfschmerzen führen würde. Stattdessen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder völlig Sylvana zu, welche eine Lagebesprechung angestimmt hatte. Sie hatte recht. Das Aufspüren und Befragen von Johnson waren nun oberste Priorität, nachdem die jungen Frauen Distanz zueinander ein wenig überwunden hatten. Der Rotschopf hätte es sehr Schade gefunden, wenn ihre noch junge Beziehung zu Sylvana so einfach eingefroren wäre. Schließlich fand man nicht alle Tage eine talentierte Duett-Partnerin zum Musizieren. Doch die vorherige Anspannung war geschwunden, Robyns Antwort schien die Dragonslayerin zumindest für den Moment zufrieden zu stellen. Damit war das Problem beseitigt und sie konnten sich Johnson widmen.
Nachdenklich hörte sich Robyn die Vorschläge zur Vorgehensweise an. Sie waren alle gut, könnten auch alle auf irgendeine Art und Weise funktionieren. Aber das kam auf die Zielperson an. Selbst einige Männer waren Verführungen gegenüber resistent und würden daraufhin nicht leichtsinnig ihre Informationen preisgeben. Andere Menschen ließen sich von Aktionen wie ‚guter Runenritter, böser Runenritter‘ nicht beeindrucken und erkannten die eigentlichen Intentionen schnell oder sofort. Wussten sie denn wirklich genug über Johnson, um seine Reaktion auf diese Methoden abschätzen zu können? Sie hatten nur maximal zwei Versuche, bei der ‚gute Ritter, böser Ritter‘-Schauspielerei sogar nur eine einzige, weil sie beide dafür benötigt wurden und sich nicht eine von ihnen einfach im Hintergrund halten konnte, um zu beobachten.
„Was wissen wir denn über Johnson? Er hat bereits einmal den folgenschweren Fehler begannen, seinen Auftraggeber zu hintergehen, was nicht nur seinem Aussehen sondern auch seinem Ruf erheblich geschadet hat. Danach muss es mühsam gewesen sein, sich wieder ein gutes Ansehen zu erarbeiten und die Kontakte nicht zu verlieren, die er so mühsam aufgebaut hatte. Wenn er jetzt tatsächlich schuldig ist und dabei auch noch entdeckt werden würde und sein Vergehen im Milieu bekannt würde, dann wäre sein Ruf wohl unwiderruflich dahin. Seine Klienten, seine Kontakte und seine mutmaßlichen Opfer wären davon wohl auch alles andere als begeistert. Wenn er beim ersten Mal schon so brutal bestraft worden ist, wie würde das dann erst jetzt, bei einem zweiten Mal mit so großen Ausmaßen ausgehen? Vielleicht geht er ja gerade deswegen in einen so abgeschiedenen, runtergekommenen Pub, um sich dort zu verstecken? Vielleicht hat er Angst, von seinen Auftraggebern und Kontakten konfrontiert zu werden, bestraft zu werden, ohne das man ihn anhören würde?“ Robyn spekulierte nachdenklich vor sich her. Natürlich war das alles nur eine Vermutung, Johnson könnte auch völlig andere Motive für seine Handlungen haben. Eventuell hatte ihn seine erste Bestrafung psychisch auch gar nicht so sehr zugesetzt, wie Robyn sich das vorstellte. Aber jeder normale Mensch würde doch einer zweiten so schmerzhaften und grauenvollen Erfahrung entgehen wollen, oder sprach da nur Robyns eigene Angst zu ihr? „Ich denke, wir sollten die erste Methode ausprobieren, die direkte Konfrontation. Vielleicht sollten wir ihn erst beobachten und sein Verhalten abschätzen. Außerdem, hm... Wir könnten austesten, ob er wirklich Angst hat. Wir könnten uns vermummen und in seine Nähe setzen. Dann könnte ich meine Stimme verstellen und laut darüber reden, dass er verdächtigt wird. Dabei beobachten wir seine Reaktion. Das ist natürlich nur eine Überlegung, ein Vorschlag. Ob es funktionieren wird, kann ich nicht abschätzen. Das kommt ganz auf die Bedingungen vor Ort an. Sollte Kingsley dort sein, könnten wir ihn eventuell sogar in den Plan mit einbinden, sofern er kooperiert. Dann könnte ich die Unterhaltung mit ihm führen, während Ihr ihn von einem anderen Platz aus beobachtet. Dann wäre es auch einfacher, ihn zu verfolgen, sollte er dann den Pub verlassen.“ Dieser Redefluss war Robyn schon fast ein wenig unangenehm, nachdem ihr auffiel, wie viel sie gerade laut nachgedacht hatte. Aber an diesem Punkt, so fand sie, war es wichtig, den Partner in die eigenen Überlegungen miteinzubeziehen und ihn wissen zu lassen, was man von der Situation hielt. Jetzt lag es an Sylvana, Robyns Vorschläge einzuschätzen. Immerhin war es ein Plan, den man sich für den Fall der Fälle bereit halten konnte und es könnte eine nützliche Art und Weise sein, um mehr über Johnson und seine Beziehung zu den Vorfällen in Erfahrung zu bringen.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyMo 7 Sep 2015 - 17:42

Ihre Finger spielten mit einer ihrer Haarsträhnen, umwickelten die Haare um ihren Zeigefinger. Mal für mal, wieder und wieder. Ein Grinsen auf den Lippen gelegt lauschte die Dragonslayerin, was Robyn für Gedanken da gerade ans Tageslicht brachte. Fließend, wie ein Wasserfall, sprudelten ihre Gedanken ans Tageslicht, spekulierten über mögliche Gründe für Johnsons Aufenthalt in diesem Pub, fassten Informationen zusammen und wogen mögliche Vorgehensweisen ab. Die Dragonslayerin musste feststellen, dass sich Robyns Gedanken mit ihren in vielerlei Hinsicht kreuzten und überschnitten. Sie genoss es, der jungen Frau zuzuhören, wie sie all die Dinge aussprach, die auch sie sich so zusammengereimt hatte, sie sogar teilweise einen Schritt weiterführte. Allein diese Redefluss bewies der Dragonslayerin, dass Robyn ihr Gildenzeichen nicht grundlos erhalten hatte, ihren Platz in der Gilde nicht umsonst besaß. Sie besaß ein Händchen, anhand von Informationen ein Bild zu spinnen, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und in dieses Werk mit einfließen zu lassen. In Sylvanas Augen war dies eine Kunst, die nicht allzu viele Menschen besaßen, es imponierte ihr.
Einige Momente, nachdem Robyn aufgehört hatte zu reden, starrte die Dragonslayerin die junge Frau an, ließ die Stille für einige Sekunden wirken, während sie innerlich einen Schritt zurücktrat, um alles noch einmal genau abwägen zu können. Ihre Ausgangssituation war recht klar, einfach nachzuvollziehen, wenn man so wollte. Zwei Figuren auf jeder Seite, ein Läufer im Schatten. Das Schachbrett vor ihrem geistigen Auge ging sie die Möglichkeiten, die sich ihnen aufboten, einmal genau durch. Sie trieben Johnson langsam in die Ecke, nahmen im langsam, Schritt für Schritt die Luft zum Atmen, bis er exakt in der Falle saß, in welcher die Dragonslayerin ihn sehen wollte. Dann würde sich entscheiden, ob die Königin am anderen Rande des Feldes angegriffen werden müsste. Für den Moment aber würden sie Kirishima bei Seite lassen, die volle Aufmerksamkeit dem guten Johnson zuwenden. Was auch immer ihn in diesen Pub führte, würde sicherlich eine entscheidende Rolle spielen. Ein Faktor, der vielleicht ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen könnte. War er der Täter oder wie Kingsley nur eine Person, die mehrere Male zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war? „Mir gefällt die Art und Weise, mit welcher Ihr denkt, Lady Robyn.“ Es waren sicherlich Minuten vergangen, in denen Sylvana kein Wort verloren hatte. Lächelnd verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust, ihre Zunge zuckte kurz zwischen ihren Lippen hervor und befeuchtete sie in einer flinken Bewegung. „Wie auch immer die Bedingungen ausfallen mögen, für diese Konfrontation gehen wir nach Eurem Plan vor. Wir treiben ihn in die Enge, langsam, ohne, dass er es anfangs mitbekommt. Wenn wir ihn dann dort haben, wo wir wollen, schlagen wir zu, greifen zu den Mitteln, die uns als Magier von Royal Crusade zur Verfügung stehen.“ Langsam ließ die Dragonslayerin ihre Finger über ihr Gildenzeichen streichen, begutachtete es für einen Augenblick, ehe sie sich wieder zu Robyn wendet. „Sobald wir ihn soweit haben, dass wir ihn befragen können, stellen wir uns als Inquisitoren der Gilde vor. Er wird sicherlich die Geschichten gehört haben, die man sich in der Unterwelt über die Gilde erzählt, also bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ihn damit sehr gut unter Druck setzen und ihn so zum Singen bringen können, wenn ihm sein Leben lieb ist. Sollte er aber so töricht sein und sich weigern zu singen…“ Die Dragonslayerin streckte Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand aus, ließ augenblicklich viele, grelle Blitze um sie tanzen. „…werde ich wohl ein wenig Überzeugungsarbeit leisten müssen. Ist das soweit in Ordnung für Euch?“


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDi 8 Sep 2015 - 12:10

Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Robyn Sylvanas Worte zur Kenntnis. Es freute sie sehr, dass ihr Plan bei ihrer Partnerin gut ankam. Allerdings hatten sie auch sonst keine großen Alternativen, besonders, da sie über Johnson zwar viel spekulieren konnten, aber noch nicht tatsächlich wussten, wie er drauf war. Mit der von Sylvana vorgeschlagenen Aufgabenteilung war sie ebenfalls zufrieden. Gerne übernahm die Rothaarige die Aufklärung der Situation, während Sylvana anschließend die Befragung leitete. „Das klingt nach einem Plan, der mir gefällt“, nickte sie deshalb. Langsam machte sich Vorfreude in ihr breit. Bis jetzt war die Informationsbeschaffung ein Kinderspiel gewesen, doch Johnson war eine Unbekannte. Die Aktion im Pub versprach spaßig zu werden. Der Abend konnte Robyn nicht schnell genug kommen und Johnson tauchte besser im Pub auf. Mit Sylvanas Unmut, mehrfach in diesen Pub zu gehen, würde er sich das Leben nur unnötig schwerer machen.
Doch bis zum Abend war es noch lang, die beiden Magierinnen hatten noch den gesamten Nachmittag zwischen sich und ihrem Ziel. Nachdem sie ihre Besprechung beendet hatten, trennten sie vorerst ihre Wege. Robyn legte sich in eines der Betten, um ein wenig von dem Schlaf nachzuholen, den sie durch ihren Umzug nach Crystalline Town verpasst hatte. Was Sylvana in dieser Zeit tat, wusste sie nicht.
Gegen Abend trafen sie sich wieder im Vorraum des Schein-Geschäfts und machten sich auf den Weg zum ‚Rostigen Ritter‘. Der Pub lag sehr abgelegen, der Vordereingang lag an einer der engen Straßen der Altstadt, mit einem Hinterausgang in einer furchtbar stinkenden Gasse. Die Männer kamen vermutlich dorthin, wenn die Toilette im Pub selbst gerade belegt oder verstopft war. Schon von außen konnte Robyn lautes, angetrunkenes Gelächter und Gebrülle hören. Dass zumindest einige der Gäste bereits zu dieser frühen Zeit betrunken waren, war kein besonders erfreulicher Hinweis auf die Kundschaft. Die Begeisterung, dieses Geschäft zu betreten, war den beiden Frauen deutlich von den kapuzenverdeckten Gesichtern abzusehen. „Also dann“, seufzte Robyn schließlich und betrat das Haus.
Es war ja nicht so, dass sie noch nie solche Geschäfte betreten hatte. Sie hatte sogar noch schlechtere Kneipen von Innen gesehen, in ihrer Zeit in Hargeon Town war sie da nicht sonderlich wählerisch gewesen. Betrunkene Menschen waren sehr einfach zu beklauen oder störten sich zumindest nicht daran, wenn sich ein Kind in der Vorratskammer sättigte. Aber es war jedes Mal aufs Neue ein Schock für die Sinne, besonders für ihre Ohren. Ihr Mitgefühl für Sylvanas empfindliche Nase war groß, das musste nur schwer für sie erträglich sein. Schon Robyn konnte den Geruch von schlechten Bier, Hinterlassenschaften in den Toiletten, Galle und Schweiß nur schwer ertragen. Dazu dann noch das übertrieben laute Stimmgewirr, das gnadenlose auf den Tisch hauen mit den Krügen und Fäusten oder auch mit Köpfen... Das war nun wirklich kein angenehmer Aufenthaltsort für Robyn und Sylvana.
Die Rothaarige ließ ihren Blick aufmerksam durch den Raum schweifen, nach zwei bestimmten Gesichtern suchend. Sie wurde erfreulich schnell fündig. Kingsley saß in einer Nische an der hinteren Wand des Raums. Er hatte einen unangerührten Bierkrug vor sich, den er verkrampft mit den Händen umklammerte. Sein Blick war unablässig auf einen Mann zwei Tische weiter gerichtet, der mit seinem Oberkörper halb auf dem Tisch lag. Ob das wohl Johnson war? Wenn ja, dann waren alle Mitspieler des heutigen Abends versammelt und sie konnten ihren Plan in die Tat umsetzen.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDo 10 Sep 2015 - 18:00

Während Robyn ihrem Körper und Geist mit ein paar wenigen Stunden Schlaf ein wenig Entspannung gönnte, bereitete sich Sylvana auf ihre Art und Weise auf den kommenden Abend vor. Die Kapuzenmäntel besorgte sie sich von Shade, der nach der unangenehmen Begegnung mit ihrem Knie aus Gründen des Selbstschutzes zügig und ohne törichte Worte kooperierte und zusätzlich noch auf Wunsch der Dragonslayerin ein Stromkabel und eine Karte der Altstadt organisiert hatte. Wozu die Sachen aber? Nun, Sylvana wollte die Gassen der Umgebung des Pubs studieren, sich mögliche Abkürzungen und Fluchtrouten einprägen, um sie im Fall aller Fälle zu ihrem Vorteil ausnutzen zu können. Das Stromkabel hingegen diente dem puren Eigeninteresse der Drachentochter, welche genüsslich beim Mustern der Karte das ein oder andere Kilowatt in sich aufnahm. Sie wollte immerhin voller Energie sein und ihre Batterien aufgeladen haben, damit sie auf alle möglichen Komplikationen mit vollen Kräften reagieren könnte. Ansonsten saß Sylvana den Rest des Nachmittags seelenruhig und fast schon regungslos im Hinterraum des Geschäfts, bewaffnet mit einem Buch in ihren Händen. Einzig ihre Augen wanderten rastlos über die Zeichen, welche sich in Form von lebendigen Bildern in ihrer Fantasie vor ihrem geistigem Auge abspielten. Erst Robyns Auftreten nach einigen Stunden holte die Dragonslayerin schließlich wieder in die Realität zurück.
~Und es erhob sich aus der Tiefe der Titan, der so manchen Krieg zu beenden wusste. Seine schneeweißen Schwingen trugen ihn empor, die schuppenartigen Platten seiner gewaltigen Rüstung schimmerten im Lichte der Abenddämmerung scharlachrot – jene Farbe, die auch so bald seine Schwingen zieren würde.~
Schon als sie vor der Türe des Pubs standen, verlangte das Unterbewusstsein der Dragonslayerin danach auf der Stelle kehrt zu machen, wurde in diesem Bestreben noch einmal unterstützt, als sie die Türen öffneten und der geballte Mief ihr entgegenschlug. Eine brutaler, widerwertiger Geruchsmix aus schlechtem Bier, Scheiß, Fäkalien, minderwertigen Pilztabak und einigen anderen ekelhaften Gerüchen, die sie nicht zuordnen konnte, stieg ihr in die Nase, animierte ihren Mangen beinahe dazu sich zu entleeren, wenn die Dragonslayerin sich nicht zusammengerissen hätte. Ihre Hände ballte sie zu Fäusten, den angewiderten Gesichtsausdruck verbarg die Kapuze ihres Mantels effektiv. Für Johnson war wirklich zu hoffen, dass er kooperierte, sonst würde er innerhalb eines Wimpernschlags als Ziel zur Bewältigung ihres aufkommenden Zorns werden. Es brauchte noch einige Momente, ehe Sylvana sich über die Gerüche erheben und sie teilweise ignorieren konnte, auch wenn sie noch penetrant in ihrer Nase lagen. Ihre Augen schweiften ebenso durch den Raum, suchten primär nach dem Gesicht jenen Mannes, der nur mit einer Gesichtshälfte auf einer Grillplatte geschlafen hatte. Irgendwie kam ihr der Gedanke, dass sie seine andere Gesichtshälfte der Ästhetik und Symmetrie halber ja anpassen könnte, wenn er sich weigerte zu singen. Zumindest die Drohung alleine würde sicherlich mithilfe von ein wenig Feuer als Begleitung Wunder wirken. Ebenso schnell wie Robyn entdeckte die Dragonslayerin zuerst Kingsley, primär anhand des unangerührten Bierkrugs, was in diesem Pub beinahe schon zu auffällig war, und anschließend seinem Blick folgend den Mann, wegen dem sie hier war. Kurz musterte sie die verbrannte Gesichtshälfte, musste zugeben, dass das wirklich in natura ein noch üblerer Anblick war, als auf dem Bild. Aber gut, dass stellte für die Dragonslayerin nun wirklich kein Problem dar, immerhin wollte sie diese Verletzung ja als ihr Drohmittel benutzen. Kurz tippte sie Robyns Schulter an, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen, deutete mit ihrer Hand zuerst auf das rothaarige Mädchen, dann mit ausgestrecktem Zeigefinger zu Kingsley, ehe sie zu einem weiteren leeren Tisch in der Nähe von Johnson nickte, zu welchem sie sich daraufhin auch schon begab, um in Hör- und Sichtweite zu ihm zu sein. Augenblicklich, nachdem Robyn ebenfalls genickt hatte, setzte sich Sylvana in Bewegung, nahm auf einem der Stühle platz und bestellte sogleich auch eines dieser übelriechenden Biere, um nicht zu sehr aufzufallen. Ihr kapuzenbedecktes Gesicht war zumindest normaler an einem Ort wie diesem, als ohne ein Getränk an einem der Tische zu sitzen. Das Bier nach einigen Momenten vor der Nase und den Blick in Johnsons Richtung gelegt, lehnte sich die Dragonslayerin entspannt zurück. Jetzt lag es an Robyn, den ersten Akt dieses Abends zu beginnen und den Vorhang zu öffnen.


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BeitragThema: Re: Altstadt
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Damit konnte das Spiel beginnen. Zielstrebig trat Robyn auf Kingsleys Ecke zu und setzte sich so an den Tisch, dass sie den Blick auf Johnson versperrte. Kingsley wirkte erst überrascht, doch schnell machte sich Ärger in seinem Gesicht kund, was sich beim Anblick von Robyns zwielichtigen Lächeln nicht besonders besserte. Bevor er etwas sagen konnte, begann der Rotschopf leise das Gespräch. „Guten Abend, Mister Kingsley. Kenzou hat erwähnt, dass Ihr des Öfteren hier seid.“ Bei der Erwähnung von Kenzous Namen erstarrte Kingsley und der Ärger wich aus seinem Gesicht. Er war klug genug zu wissen, dass Kenzou diese Information nicht jedem gegeben hätte – oder jemand Unwichtiges überhaupt von ihm wusste. Der Chef des Oak-Zweiges hielt sich schließlich in aller Regel weit im Hintergrund und in den Schatten auf. „Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, dass er Euch unbeaufsichtigt ließe, während Ihr dem Mann hinter mir hinterher spioniert? Ein Wunder im Übrigen, dass er Euch nicht schon längst entdeckt hat und sich in ein noch dreckigeres Loch verzogen hat.“ Kurz rümpfte sie die Nase, bevor sie sich ein Bier bestellte und dann ein wenig näher zu Kingsley rückte. Dieser wirkte ein wenig wie ein verängstigter Hase, war etwas blass geworden. Der Atem ging unregelmäßig, Schweißperlen schimmerten im schummrigen Licht des Pubs auf seiner Stirn.
„Was wollt Ihr von mir?“, raunte er angespannt, umfasste den Bierkrug noch stärker als zuvor. Seine Frage führte dazu, dass sich Robyns undurchsichtiges Lächeln leicht verzerrte. Doch sie sprach erst, als ihr Bierkrug abgestellt worden war und sie wieder unter sich waren. Diese langen Minuten des Schweigens und Anstarrens trugen vermutlich nicht zu Kingsleys Entspannung bei. „Nur ein wenig Kooperation. Lasst mich zuerst eine kleine, einfache Frage stellen: Seid Ihr so lebensmüde gewesen und habt unsere Lieferungen auffliegen lassen? Habt Ihr den Runenrittern Informationen zugespielt, mit der Gewissheit, dass Euch ein kostenloser, äußerst schlafraubender Ausflug in unsere Verließe genehmigt würde, sollte man Euch erwischen? Ihr könnt Euch sicherlich lebhaft ausmalen, wie wir unseren... Unmut über einen solchen Verrat ausdrücken würden?“ Oh, sie hatten eine Reihe von Spezialisten, die sich liebend gerne einer solchen Tätigkeit widmeten. Sie kannten so viele Folter- und Bestrafungsmethoden, dass Robyn sie gar nicht alle aufzählen konnte. Genüsslich sah die Rothaarige zu, wie Kingsley immer fahler im Gesicht wurde und weiter vor ihr zurück wich, je näher sie sich zu ihm beugte. Als sie dann auch noch seine um den Krug verkrampfte Hand mit ihren Zeigefinger berührte und die Bahnen der Handknochen nachzog, konnte Robyn einen wunderbar erstickten Schrei aus seiner Kehle hören. „Also?“, hauchte sie, wandte den Blick von seiner Hand ab und seinem Gesicht wieder zu. Der arme Kerl war leichenblass. Vielleicht war es unnötig gewesen, ihm noch so eindringlich seine Situation deutlich zu machen, wo sie doch bereits an seine Unschuld glaubte. „Ich, ähm.. Nein, ich, natürlich hab ich nicht...“ Er mühte sich, einmal tief durchzuatmen und ein wenig seiner Fassung wiederzuerlangen. „N-niemals würde ich sowas tun. I-Ich verdanke e-euch doch so viel.“ Er schluckte hart und entspannte sich erst ein wenig, nachdem Robyn ihre Hand zurückgezogen hatte. Ja, eine so ähnliche Reaktion erwartete sie auch von Johnson, falls er unschuldig war. Jemand, der über längere Zeit Informationen an die Runenritter weitergab und dennoch noch unerkannt blieb, konnte seine Fassung sicherlich um einiges besser wahren als dieser Grünschnabel.
„Das wollte ich hören. Gut, dann könnt ihr mir hoffentlich ein wenig aushelfen. Wir werden uns gleich über die Vorfälle unterhalten, laut, aber nicht zu auffällig laut. Vielleicht solltet Ihr zur Entspannung einen kräftigen Schluck zu Euch nehmen, ja, so ist gut. Wir werden Johnson offen verdächtigen, so, dass er es schön hören kann. Verstanden?“ Kingsley nickte und nahm einen weiteren Schluck des schlechten Biers. In der Zwischenzeit bereitete Robyn den Zauber Voice Distorter in ihrem Mund vor, um eine tiefere, eher männliche Stimme anzunehmen. An einem Ort wie diesen gehörten Frauen einfach zu den selteneren Kunden und waren ein wenig auffällig.
Schließlich nahm sie ebenfalls einen kräftigen Schlucks des furchtbaren Gebräus und ließ den Krug mit einem angemessenen Schwung auf den Tisch knallen. „Aaah, ist das schlecht. He, Kai, ich hab ghört’s is sch‘n wieder was dneben gegangen und in den Händn des Ritter-Packs glandet?“ Kingsleys überraschtes und verwirrtes Gesicht war zwar zum Lachen komisch, aber leider auch völlig unpassend zum kleinen Schauspiel. Unterm Tisch trat Robyn ihm einmal gezielt gegen das Schienbein. Das schmerzhafte Aufstöhnen des jungen Mannes passte dann schon eher in die Unterhaltung. „Ngjaa“, stieß er dann endlich hervor. „Unsere Gruppe ist echt vom Pech verfolgt. Ganz ehrlich, kennst du das ganze Gerede von ner Ratte in der Gemeinschaft?“ „Joa, hapsch von ghört. Sach ma, wie traust’n dich da überhaupt noch ausm Haus? Da müssen doch einige denken, du hätt’st was mit zu tun, so oft wie du in die Lieferung’n verwickelt bist.“„An dem Problem arbeite ich ja. Ich hab so meinen Verdacht, wer die Ratte ist und sobald ich die hab auffliegen lassen, muss ich mir da auch keine Sorgen mehr machen. Der Mistkerl Johnson wird schon noch seh’n, dass ich mich nicht einfach so hintergeh’n lasse!“ Beide nahmen einen Schluck aus ihren Krügen und hämmerten sie dann wieder auf die Tische – das gehörte wohl zur Etikette in diesem Pub. „Wie, Johnson? Der Kerl mit dem grösteten Gsicht? Pahaha, hat der nich schon mal so nen Scheiß gebaut? Na, in dem sener Haut will ich net stecken, könnte bald brenzlig werden“, lachte Robyn und leerte ihren Krug. Am besten schnell weg mit dem Gesöff. Hoffentlich blieb das auch im Magen, sie hatte wirklich keine Lust, sich nachher irgendwo zu übergeben. Liebend gerne hätte sie sich aber umgedreht, um zu sehen, wie Johnson auf ihre Unterhaltung reagiert hatte. Er saß praktisch direkt hinter ihnen und sie waren anständig laut gewesen. Dazu wäre er wohl spätestens beim Klang seines Namens hellhörig geworden, das passierte immerhin fast automatisch. Doch für den Moment lag Johnson noch in Sylvanas Aufgabenbereich. Hoffentlich hatten Robyn und Kingsley ihr was zu tun gegeben.
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BeitragThema: Re: Altstadt
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Während Johnson weiterhin recht regungslos auf dem Tisch lag, schaute die Dragonslayerin zu Robyn und Kingsley, ohne den Mann mit dem halbverbrannten Gesicht aus dem Augenwinkel zu verlieren. Die Rothaarige schien mit Kingsley zu reden, während erwähntem Verdächtigen so langsam jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Was auch immer Robyn für Worte gerade wählte, sie schienen einen wunden Punkt des jungen Mannes zu treffen, so wie er reagierte. Schmunzelnd lehnte sich die Dragonslayerin zurück, nahm einen Schlucken des Biers, nur um im nächsten Moment auch schon zu bereuen es getan zu haben, so ekelhaft dieses Gesöff auf ihrer Zunge prickelte. Der Geschmack untertraf sogar noch dem widerwärtigen Geruch, den die gelbliche Flüssigkeit begleitete. Sylvana hob ihren Arm vor ihre Lippen, wischte einmal mit dem Stoff des Mantels über selbige und stöhnte angewidert auf. Kein weiterer Schluck von diesem beschissenem Bier! Lieber zurücklehnen und dabei zusehen, wie Kingsleys Haltung immer angespannter wurde. Als würde Robyn langsam, ihre Krallen wetzend, auf den armen Mann, gefangen mit einer Sackgasse in seinem Rücken, zugehen. Sie schien also auch zu wissen, wie man Worte als eine überaus mächtige Waffe benutzen konnte, wenn man diesem Anblick, der sich ihr gerade bot, Glauben schenken mochte. So langsam wurde sich die Dragonslayerin sicher, dass sie noch viel Spaß gemeinsam haben würden, wenn sie in Zukunft noch einige Aufträge erledigen würden. Spaß, den ihre potenziellen Opfer so nicht spüren würden. Fast schon lautlos musste Sylvana über diesen Gedanke kichern, spielte mit ihren Fingerspitzen über den Rand des Kruges, während ihre Augen weiterhin auf Kingsley lagen, als Robyn sich wieder von ihm entfernte. Die Änderung in seiner Körperhaltung deutete die Dragonslayerin als einen Sieg für die junge Frau, dass sie Kingsley ihren Willen aufgezwungen und ihn gebrochen hatte. Entsprechend würde nun gleich der zweite Akt beginnen, weswegen Sylvana ihre Augen wieder auf Johnson richtete, ihn genau zu beobachten begann. Er lag dort noch halb auf dem Tisch, schien in der lautstarken Atmosphäre gerade ein wenig Ruhe zu finden – oder schien schon jetzt von seinem Rausch erschlagen worden zu sein. Was auch immer es war spielte im Moment keine Rolle, einzig seine Reaktion auf das Schauspiel, was nun beginnen würde, war von Belang. Als plötzlich eine männliche Stimme aufklang und von den Runenrittern sprach, stutzte die Dragonslayerin, bis ihr wieder einfiel, dass Robyn ja davon geredet hatte ihre Stimme zu verstellen. Mit so einer radikalen Änderung hatte jedoch selbst sie nicht einmal gerechnet. Faszinierende Magie, die sie da besaß.
Johnson zuckte leicht, als Kingsley von dem Rattenproblem sprach. Der Fisch hatte also angebissen, der Köder war geschluckt. Je weiter das Gespräch fortschritt, umso unruhiger schien Johnson zu werden, setzte sich irgendwann auch schon auf, griff unsicher nach seinem Bierkrug und stieß ihn dabei um, verschüttete seinen Inhalt über den ganzen Tisch. Wild schaute er sich um, entdeckte nach kurzer Zeit auch schon Kingsley, woraufhin er schnurstracks aufstand und mit unsicherem Gang in Richtung des Hinterausgangs torkelte. Da war wirklich wohl schon etwas mehr Alkohol im Spiel gewesen, als die Dragonslayerin gedacht hatte. Aber gut, von hier aus würde sie nun übernehmen. Kurzerhand legte sie ein paar Jewel auf den Tisch, die den überteuerten Preis für dieses grauenhafte Bier begleichen würde und setzte sich an Johnsons Fersen, so auffällig, dass er sofort fast schon panisch seinen Gang beschleunigte und die nächste Gasse abbog. Er wollte fliehen, schien die Route in Richtung der Hauptstraße zu wählen, um dort zwischen den dort verkehrenden Menschen abtauchen zu können. Kurzerhand rief sie das Bild der Karte vor ihr geistiges Auge, suchte in einem Sekundenbruchteil eine der Abfangrouten, die sie sich zurechtgelegt hatte, und rannte los. Robyn, die zu diesem Zeitpunkt auch den Pub verlassen hatte, deutete sie mit einer Handbewegung die Gasse, in welche Johnson geflüchtet war. Er sollte ja weiterhin das Gefühl haben, man würde ihn verfolgen, da würde er sicherlich nicht bemerken, dass es eine andere Person war als Sylvana.
Die Dragonslayerin wusste, dass sie schneller auf den Beinen unterwegs war, als der angetrunkene Johnson, der sicherlich das ein oder andere Mal beinahe über seine eigenen Füßen stolpern würde, wenn er laufen würde. Sie lief durch einige enge Nebengassen, unter gespannten Wäscheleinen hindurch, bis sie schließlich, die Hauptstraße vor ihren Augen liegend, scharf nach links abbog, in eine weitere schmale Gasse. Von hier aus würde sie die Gasse erreichen, die auf schnellstem und direktestem Wege vom Pub auf die Hauptstraße führen würde. Grinsend konzentrierte sie bereit Mana in ihrem Körper, bevor sie aus der Gasse stürmte und, nur wenige Schritte vor Johnson auftauchte, ihn mit einer flinken Bewegung am Kragen packen und ihn mit dem Schwung ihrer Bewegung gegen die nächste Mauer drücken konnte. Ihre Kapuze war von ihrem Haupt gerutscht, ließ somit die Sicht auf ihr Gesicht zu. Und der Ausdruck, den ihr Gesicht zierte, ließ Johnson augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren. Eiskalte Augen, die in seine Seele zu starren schienen, der Ansatz eines teuflischen Lächelns auf den Lippen, der nichts Gutes zu verheißen schien. „Oh, Johnson, wo wollten wir denn so eilig hin?“ Ihre Stimme, ein völliger Kontrast zu dem Ausdruck ihres Gesichts, fast schon engelsgleich gesäuselt und doch dabei völlig durchtränkt von der Gefahr, die die Dragonslayerin im Moment ausstrahlte. Blitze zuckten um die ihre Fingerspitze, welche sie langsam über die verbrannte Haut des Mannes streichen ließ und ihm somit einige unangenehm ziehende Stromschläge verpasste, schmerzhaft wie der Stromstoß nach einer statischen Entladung.


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Zuletzt von Sylvana am Mi 16 Sep 2015 - 21:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyMo 14 Sep 2015 - 17:48

Als Robyn sah, wie Johnson panisch zur Tür schwankte, mit Sylvana auf den Fersen, lehnte sie sich für einen Moment entspannt zurück. Der Zauber in ihrem Mund löste sich auf, ihre Stimme würde nun wieder normal sein. Allerdings wurde sie jetzt auch dem schrecklichen Nachgeschmack des Biers auf ihrer Zunge gewahr und stieß ein angeekeltes „Bäärgh“ aus. Mit dem Gesöff auf der Zunge und im Magen war Entspannen unmöglich und natürlich auch derzeit unpassend. Also erhob sich der Rotschopf, legte die Bezahlung auf den Tisch und trat vor den Tisch. „Vielen Dank für die Zusammenarbeit, Mister Kingsley. Das Rattenproblem dürfte sich in der nahen Zukunft klären, nur keine Sorge. Ihr solltet Euch bei Eurem Vorgesetzten melden und erst einmal bedeckt halten. Auf Wiedersehen, Mister Kingsley“, verbeugte sie sich und eilte anschließend Sylvana und Johnson hinterher. In der Gasse traf sie auf die Dragonslayerin und folgte dann dem ihr beschriebenen Weg. Sylvana hatte anscheinend einen anderen Weg im Sinn, vermutlich um Johnson den Weg abzuschneiden. Gut, dass sie vorbereitet war.
Durch das ungewohnte, sauer aufstoßende Bier in ihrem Magen war Robyn ein wenig langsamer als ihr lieb war. Ein wenig übel wurde ihr dann auch, eine sofortige Entleerung ihres Mageninhalts befürchtete Robyn jedoch noch nicht. Dieser Umstand führte jedoch dazu, dass Sylvana Johnson bereits in die Enge gedrängt hatte, als die Rothaarige sie eingeholt hatte. Um Sylvanas Hände zuckten Blitze, in Johnsons Gesicht zuckten panisch pulsierende Adern. Als sie endlich zu ihnen aufgeschlossen hatte, wurde ihre Übelkeit noch schlimmer. Sie konnte die Galle in ihrem Mund schmecken. Johnsons Gesicht... Sie hatte es schon wieder verdrängt gehabt.
Der Rotschopf sah zu, wie Sylvanas Finger anstatt über die Brandnarben des Mannes, nun über seine gesunde Haut strichen. Gefährlich grell und knisternd zuckten Blitze um ihre Finger, sprangen leise knallend auf seine unverletzte Haut. Johnson wimmerte auf, schreckte zurück weg von Sylvanas Fingern. Unweigerlich blieb Robyns Blick an der furchtbaren Narbe in Johnsons Gesicht hängen.
Sie stellte sich vor, wie er sich sträubte und kämpfte und schrie, während er gewaltsam festgehalten wurde und sein Gesicht erbarmungslos auf einen sengend heißen Grill gepresst wurde. Seine Schmerzensschreie rangen in ihren empfindlichen Ohren, übertönten jedes reale Geräusch. Plötzlich wurden die Schreie immer heller und höher. Robyn sah sich selbst auf den Boden gepresst, hörte ihre eigenen Schreie, in die sich das Lachen des Feuermagiers mischte. Ihr war, als könnte sie wieder den Gestank verbrannten Fleisches in der Nase riechen, auf der Zunge schmecken. Ihr Rücken wurde ganz heiß, die Brandnarbe begann wie verrückt zu jucken. ‚Nicht übergeben, Robyn. Fassung bewahren.‘ Am liebsten wollte sie sich übergeben. Das konnte sie sich aber noch nicht leisten. Bei einem Verhör so das Gesicht verlieren... Nein, das durfte sie nicht. Mühsam streckte Robyn den Rücken durch, versteckte all ihre Gedanken und Gefühle hinter einer Maske. Die Befragung. Darauf musste sie sich konzentrieren. Wie hatte Sylvana vorhin gesagt? Sie sollten sich als Inquisitoren der Gilde vorstellen. Inquisitoren. Verhörspezialisten, Folterspezialisten. Robyn erinnerte sich zurück an Kingsley, an das berauschende Gefühl, ihre Beute in die Enge zu treiben. Das hier war dasselbe Prinzip, Sylvana und sie waren die Jäger, Johnson die Beute und Informationen die Trophäe. Der Gedanke half, zauberte einen jagdlustigen Blick auf ihr Gesicht.
Sie stellte sich neben Johnson auf die Zehenspitzen, um in sein Ohr hauchen zu können. „Royal Crusade schickt uns. Wir haben gehört, dass Ihr arg unartig gewesen seid, hm? Alles deutet daraufhin, dass Ihr mit den Runenrittern im Bunde seid. Meine Partnerin hier ist ganz gespannt darauf, Euch die... Begeisterung der Gilde über solchen Verrat zu übermitteln.“ Unbewusst fasste sie sich mit der Hand an den Rücken und begann zu kratzen. Das Jucken der Narbe schien durch ihren gesamten Körper zu zucken. Hoffentlich nahm Sylvana es ihr nicht übel, wenn sie sich bei diesem Verhör etwas zurückhielt.
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BeitragThema: Re: Altstadt
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Zu fixiert war Sylvana auf ihre gemeinsame Beute, dem sie fast schon liebevoll mit ihrem Zeigefinger die Konturen seines Gesicht nachzeichnete, begleitet von gelegentlichen Stromstößen, die sich auf seiner Haut entluden. Natürlich hielt sich die Dragonslayerin mit der Stärke ihrer elektrischen Schocks zurück, müsste sie sich doch notfalls auch noch steigern können, um Johnson in einem Finale furioso die Worte von den Lippen zwingen zu können. Von Robyns innerlichem Kampf und der damit einhergehenden Übelkeit bekam sie daher wohl zum Glück der Rothaarigen nichts mit, dafür war sie viel zu sehr auf ihr Spielchen mit Johnson vertieft. Das diabolische Lächeln auf ihren Lippen wich nicht, als sie in einer zärtlichen Bewegung die Wange des Mannes mit ihrer Hand bedeckte, für einige Momente damit aufhörte, sein Gesicht sachte zu schocken.
„Nun, wie meine werte Partnerin schon gesagt hatte steckt Ihr in einer wirklich unschönen Situation. Die Beweise sprechen alle gegen Euch, mein lieber Johnson.“ Die Dragonslayerin hauchte ihm die Worte entgegen, jedes einzelne wie ein tödlicher Messerstich ins Herz, während ihre Augen sich eindringlich, bedrohlich und eiskalt in seine zu bohren schienen, Johnson sich nur noch stärker mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich presste, in der Hoffnung, etwas Abstand von der Dragonslayerin zu erhalten. Sprechen wollte er aber scheinbar immer noch nicht. Einige Momente wartete die Dragonslayerin, gab ihm die Chance seine Entscheidung noch einmal anders zu überlegen, ehe sie einen Schritt nach hinten ging, ihre Hand von seiner Wange löste. „Wenn Ihr nicht mit uns reden wollt, dann seid ihr hiermit in eurer Schuld überführt, Johnson. Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch denken könnt, was einen dreckigen Verräter wie Euch erwartet.“ Langsam hob Sylvana ihre Hand vor ihr Gesicht, Handrücken zu ihren Augen hin gedreht, Finger vollkommen ausgestreckt. Aus ihrem Inneren heraus floss ihr Mana durch ihren Körper, konzentrierte sich in ihrem Arm, bis hin zu ihren Fingerspitzen, während sie es langsam kanalisierte und in Form von elektrischer Energie über ihre Haut fließen ließ. Augenblicklich spürte man die Spannung in der Luft, hörte das leise Knistern der kleinen Entladungen auf ihrer Hautoberfläche, sah das Flimmern um ihre Hand herum. „Dabei steht Euch dieses halbverbrannte Gesicht recht gut. Ein Jammer, dass Ihr gleich kein bisschen gesunde Haut mehr dort haben werdet.“ Immer häufiger begannen die Blitze um ihre Hand zu zucken, während Sylvana langsam mit ihrer Handfläche sich der unverbrannten Hälfte seines Gesichts näherte. Funken schlugen auf die Haut, verbrannten sie nicht, aber hinterließen erneut dieses unangenehme Gefühl, was sich langsam in stärker werdende Schmerzen akkumulierte. Panisch blickte Johnson der Hand entgegen, drehte sein Gesicht immer wieder zur Seite. Sichtbar bildete sich der Angstschweiß auf seiner Stirn, floss über die verbrannte Haut seiner Wange herab. Mit einem Mal entlud Sylvana eine größere Menge an elektrischer Energie, um den Schmerz noch einmal zu intensivieren, als Johnson flehend seine Stimme erhob. „Hört auf! Bitte, hört auf!“
Leise schmunzelnd unterbrach die Dragonslayerin die Prozedur, umfasste mit ihrer Hand den Kiefer des Mannes, blickte wieder fest in seine Augen. „Warum sollte ich aufhören? Eure Schuld steht doch schon längst fest.“ Ihre Zunge zuckte zwischen ihren Lippen hervor, befeuchtete sie ein wenig.
„Ich weiß, dass Ihr meinen Worten keinen Glauben schenken würdet, ganz egal, was ich sagen würde. Sie hatte es mir genau so gesagt…“ Sylvana wurde hellhörig, lockerte für einen kurzen Moment seinen Griff. Sie? „Wovon redet Ihr dort, Johnson?“
Der Mann senkte seinen Kopf, wich dem starren Blick der Dragonslayerin aus. „Sie… Kirishima… Sie bedroht mich, will meiner Familie das gleiche Antun, wie man es mir angetan hatte, vielleicht sogar schlimmeres, wenn ich rede.“ Der Blick der Dragonslayerin lockerte sie für einen kurzen Moment, ehe sie sich wieder fing und Johnsons Gesicht und seine Augen wieder zu sich zwang. Nur, weil dieser Mann am Rande der Verzweiflung nun angefangen hatte zu reden, bedeutete dies noch lange nicht, dass er die Wahrheit sprach. Es konnte auch der letzte Strohhalm sein, nach dem er versuchte zu greifen, um sein Schicksal abzuwenden. „Ohne einen Beweis sind Eure Worte auch nichts wert, Johnson.“ Genau soviel wert wie ihre Worte, wenn man es so wollte. Immerhin war Johnson noch nicht einmal in seiner Schuld überführt, auch wenn er dieser Lüge wirklich glaubte. Aber zu diesem Zweck waren nun einmal alle Mittel erlaubt. Selbst solche Lügenkonstrukte.


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyDo 17 Sep 2015 - 21:20

Eines stand für Robyn fest: Sollte Johnson sie gerade anlügen und seine ‚Familie‘ nur des Mitleids wegen in eine traurige Lüge einflechten, dann würde er es ganz schnell bereuen. Sie fand es überhaupt nicht lustig, wenn man auf diese Art und Weise um Erbarmung bettelte, es dabei aber gar nicht ernst meinte und die ‚Familie‘ – falls es diese überhaupt gab – einem tatsächlich gar nichts bedeutete. Für Robyn stand ihre verbliebene Familie an oberster Stelle. Wegen dieser Schwäche musste sie immer besonders hart sein, sollte sie einer eben solchen Geschichte lauschen müssen. Sie kam oft nicht umhin, sich ihre jüngere Schwester Eileen in den furchtbarsten Situationen vorzustellen, die den Rotschopf wütend und panisch zugleich machten. So war sie oft geneigt, bei diesen Erwähnungen schwach zu werden und einzuknicken, doch genau deshalb durfte sie sich das eben nicht erlauben. Robyn kannte diese Schwäche an sich und tat ihr bestes, um ihr entgegen zu wirken.
Für einen Moment versuchte sie, ihre Übelkeit zu vergessen und mischte sich wieder in die Unterhaltung ein. Sollte seine Angst um die Familie ehrlich sein, dann würden ihre Worte hoffentlich seine letzte Verteidigung niederreißen. „Sie hat recht. Wir brauchen mehr als nur Euer Wort, um die Last der Beweise von Euch nehmen zu können. Ihr habt Angst um Eure Familie? Dann redet. Sollte tatsächlich Kirishima hinter dem Verrat stecken, dann könnt Ihr Euch sicher sein, dass sie nur auf den richtigen Moment wartet, um sich Eurer endgültig zu entledigen. Schließlich seid Ihr eine Gefahr für ihre eigene Sicherheit. Sicherlich stellt sie ihr eigenes Wohlergehen über das Eurer Familie und Euch selbst. Sie wird warten, in den Schatten, Euren Tod beauftragen. Mit einem Lächeln wird sie beobachten, wie Ihr sterbt.“ Robyn stellte sich wieder dicht an Johnson und hauchte in sein Ohr: „Stellt es Euch vor: Ein Gift im Bier, Eure Leiche entledigt in die Scheiße der Gassen. Ein tragischer Sturz von einem Turm, weil Ihr die Last des Verrats nicht mehr ertragen konntet, Euer Körper zerschellt und aufgeplatzt am Boden. In Öl getränkt als lebendige Fackel vergehen. Sie wird lachen, weil Ihr so dumm wart und Euch verkrochen habt. Und dann kann niemand mehr Eure Familie beschützen...“
Sie brauchte gar nicht weiterreden und ihm Bilder vom Tod seiner Familie in die Gedanken pflanzen. Schluchzend brach Johnson zusammen, dicke Tränen liefen über seine Wangen. Gut, ein wenig tat es Robyn doch Leid, diesen ausgebrannten Mann zum Weinen gebracht zu haben. Aber es war zu seinem eigenen Wohl. Für ihren Magen waren die selbst geschaffenen Bilder leider etwas zu fiel. Robyn musste zurücktreten und sich gänzlich darauf konzentrieren, sich nicht zu übergeben. Besonders das letzte Bild blieb ihr besonders präsent im Kopf.
„Bitte, oh bitte, das darf nicht passieren, nein! Ich... Ich habe eine Aufzeichnung auf einem Lacrima. Ich hatte so Angst, dass sie davon erfahren würde und...“ Johnson schluchzte laut und kramte ein Lacrima aus seiner Tasche, dann aktivierte er es. Sein Schluchzen übertönte beinahe das aufgezeichnete Gespräch. Auf Aufforderung Sylvanas hin gab er sich aber größte Mühe, leiser zu weinen. Robyn lehnte sich an eine Hauswand, mit einer Hand am Mund und Galle auf der Zunge. Mit halben Ohr lauschte sie der Aufzeichnung.
„Ah, Sayuri. Wie immer eine Freude, dich zu sehen. Was gibt es denn Neues bei dir?“ Die Stimme war weiblich und enthusiastisch, einige Meter entfernt vom Lacrima. Wäre auch verwunderlich gewesen, hätten Kirishima und ihre Kontaktperson kein Lacrima in ihrer direkten Umgebung bemerkt, die hatten sie ja sicherlich vorher eingehend auf Sicherheit geprüft. „Nichts Besonderes.“ Das musste Kirishima sein. Sie klang beinahe genervt, unwillig, ihren Part des Schauspiels zu spielen. „Übermorgen Nacht treffe ich mich um 10 Uhr mit meinem blauen Freund, bei der alten Kapelle im Ostend der Altstadt. Er hat versprochen, mir was ganz Besonderes mitzubringen. Ich glaube, er hat was von meiner Schwäche für Antiquitäten mitbekommen. Alte Schriften, Gemälde, ein bisschen alten Schmuck.“
Sie sprachen noch ein bisschen mehr, es hörte sich für den Passanten nach Smalltalk an und für Robyn wie nerviges Hintergrundrauschen, während ihr Magen gegen sie rebellierte. Soweit sie es mitbekommen hatte, berichtete Kirishima gerade von Ort, Zeitpunkt und Inhalt der Lieferung. Der Teil mit dem ‚blau‘ fiel ihr besonders auf, ob damit das Blue Bird gemeint war? Aber das war zurzeit auch nicht mehr wichtig. Mit dieser Aufzeichnungen hatten sie erstmals einen handfesten Beweis in den Händen.
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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptySo 20 Sep 2015 - 12:21

Tief in ihrem Inneren war Sylvana entzückt über die Worte, die Robyn für den armen Johnson gefunden hatte, ihm in sein Ohr hauchte. Eigentlich waren das mehr als Worte, pure Suggestionen, die auch bei Sylvana ein paar Bilder vor ihr geistiges Auge zauberten. Natürlich hatte Johnson auch so eben eine unglaubliche Schwachstelle offenbart, als die Furcht vor Übergriffen auf seine Familie von ihm erwähnt wurde. Und Robyn hatte mit ihren Worten gezielt seinen wunden Punkt getroffen, sie als scharfes Messer verpackt und ganz langsam in die bereits offene Wunde gedrückt. Nun war Johnson gebrochen, ein weinendes und schluchzendes Elend am Boden. Letztlich bei diesem Anblick war sich Sylvana schon recht sicher, dass dieser Mann die Wahrheit erzählt hatte, konnte doch eigentlich niemand, der so betrunken geflohen war wie er, jetzt eine solch perfekte schauspielerische Leistung ablegen. Dennoch wollte sie seinen Beweis sehen, der gleichzeitig hoffentlich auch die Schlinge um Kirishimas Hals enger ziehen würde. Es folgte eine vom Schluchzen fast schon übertönte Unterhaltung zwischen Kirishima und einer unbekannten Person, bei der sich die Miene der Dragonslayerin ein wenig verdunkelte. Die werte Königin plapperte da doch gerade einfach so Zeit- und Treffpunkt für eine der gesprengten Übergaben aus, als wäre nichts dabei. Aber warum sollte die so erfolgreiche Kirishima ihre Informationen einfach an die Runenritter weitergeben? Da musste es doch einen Grund geben – nicht, dass einer nötig wäre, um die Dame für ihren Verrat büßen zu lassen. Aber sie mussten hier gründlich und präzise agieren, nicht einfach voreingenommen und ohne harten Beweis eingreifen. Es brauchte eine Rattenfalle, in der sie blindlinks tappen müsste. Und sie hatte da auch schon eine ansprechende Idee…
Weiterhin mit starrer, eiskalter Miene griff die Dragonslayerin nach dem Lacrima, als die Aufzeichnung mit dem leichten Leuchten des magischen Kristalls verschwunden war, und ließ er in ihrer Jackentasche verschwinden. „Nun gut, Johnson. Wenn Euch etwas an Eurem und dem Leben Eurer Familie etwas wert ist, dann solltet Ihr nun genau tun, was ich von Euch verlange. Kehrt zurück in den Pub, nehmt Kontakt zu Kingsley auf. Sagt ihm, dass Ihr auf unsere Anweisung hin bis zum morgigen Tag jeden Weg gemeinsam gehen werdet – und selbst, wenn ihr auf Toilette müsst, Ihr gemeinsam gehen werdet! Und was auch immer Ihr tut, trinkt keinen Schluck Alkohol mehr diese Nacht, ich möchte Euch morgen vollkommen nüchtern vor mir stehen haben… Solltet ihr Euch auch nur gegen eines dieser Gebote verstoßen…“ Sylvana hockte sich vor Johnson, hielt ihre Hand vor sein Gesicht und ließ ihre Blitze bedrohlich aufzucken. „Wisst ihr, was Euch und Eurer Familie widerfahren wird… Und versucht nicht einmal zu fliehen, wir haben Augen und Ohren in der ganzen Stadt. Also… Haben wir uns verstanden?!“ Johnson schluckte trocken, wischte sich einige Tränen aus seinem Gesicht und nickte im Anschluss mehrere Male kräftig. Zufrieden richtete sich Sylvana auf, verschränkte ihre Arme vor ihrem Brustkorb. „Dann seht zu, dass Ihr aus meinen Augen verschwindet! Sucht Kingsley!“ Ohne auch nur zu zögern richtete sich Johnson auf und ging, oder eher torkelte, er wieder in die entgegengesetzte Richtung, um den Pub wieder aufsuchen zu können. Na hoffentlich war Kingsley noch dort zu finden, sonst würde ihr Plan, dass die Leute des Blue Birds noch auf ihn achten würden, keinen Deut wert sein. Aber so professionell wie sie Kingsley beschatteten, konnte sich die Dragonslayerin auch vorstellen, dass just in diesem Moment gerade ein Augenpaar auf sie gerichtet war und genau zuhörte.
Es dauerte einige Momente, bis Johnson außer Sicht- und Hörweite war, als sich Sylvana wieder zu Robyn wandte. „Eine wirklich ausgezeichnete Leistung, Lady Robyn. Ihr habt Eure Worte wirklich in Waffen umgewan -“ Die Dragonslayerin stockte mitten im Satz, als sie die rothaarige Magierin an einer Hauswand angelehnt sah, ihre Hände zugleich vor den eigenen Mund und auf den Bauch gelegt, Körperhaltung leicht zusammengekrümmt. Kurz schnupperte Sylvana in der Luft, konnte zwischen Harnstoff und Fäkalien entfernt den schwachen Geruch von Galle aus Robyns Richtung wahrnehmen. Dazu noch das leichte Grün in ihrem Gesicht und der Dragonslayerin war klar, was mit der jungen Frau los war. Mit langsamen, gleichmäßigen Schritten ging sie auf Robyn zu, stellte sich neben sie, die Hand auf ihre Schulter gelegt. „Zuviel von diesem widerwärtigem Bier, hm?“ Sylvana war klar, dass die Übelkeit garantiert nicht auf Grundlage des Bieres entstanden war, sondern einen anderen Hintergrund besaß. Aber in einer solchen Situation bohrte man nicht tiefer, soviel Feingefühl besaß Sylvana zumindest im Bezug auf Gildenmitglieder, die ihre Sympathie nicht verspielt hatten.


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BeitragThema: Re: Altstadt
Altstadt EmptyMo 21 Sep 2015 - 15:04

Nur am Rande bekam Robyn mit, dass Johnson wie von einer Tarantel gestochen und völlig aufgelöst zurück zum Pub stürmte. Sylvanas Bemerkung drang in ihre Ohren, rief den furchtbaren Geschmacks des Biers auf ihre Zunge. Zu viel. Robyn konnte sich nicht mehr länger halten. Eilig wandte sie sich von Sylvana ab, hastete einige Schritte von ihr fort und übergab sich endlich, entleerte ihren Magen in einigen wenigen, kräftigen Würgern. „Scheiße... Tut mir Leid, Sylvana.“ Robyn zog ein Tuch aus einer Tasche und wischte sich den Mund ab. Buäh. Der Gallegeschmack im Mund war noch schlimmer, als der des Biers. Konnte sie sich irgendwo kräftig den Mund waschen und die Zähne putzen? Bestimmt hätte sie bei Shade die Gelegenheit dazu. Zumindest ein wenig ausspülen konnte sie ihn. Die Magierin kramte eine kleine mit Wasser gefüllte Flasche heraus und reinigte damit ein wenig ihren Mund, bevor sie sich wieder Sylvana zuwandte. Robyn konnte sie kaum ansehen, die Situation war ihr wirklich unangenehm. Direkt ansprechen sollte sie die Dragonslayerin wohl auch nicht, der Mundgeruch wäre sicher sehr ekelerregend für die Dame mit der sensiblen Nase.
„Das Bier... ist wohl auch dran schuld“, sagte sie schließlich und kratzte sich den immer noch juckenden Rücken. Am liebsten wollte sie Mantel und Kleidung beiseite schieben und direkt auf der trockenen Haut kratzen, was aber natürlich rein gar nichts bessern würde. Die Narbe würde eingecremt werden müssen, um sich zu beruhigen. Es half jedoch bereits ein wenig, dass Johnson fort war und dadurch einiges an Anspannung von Robyn abgefallen war. Sie gönnte sich noch einen Moment zum Sammeln, dann versuchte sie, den Stand der Mission zusammenzufassen.
„Gut. Wir wissen jetzt also, dass Kingsley und Johnson unschuldig sind und Kirishima ein Spiel mit ihnen, besonders mit Johnson, treibt. Sie ist unsere gesuchte Ratte. Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir sie in eine Falle laufen lassen. Da wir das heute wohl eher nicht mehr schaffen werden, sollten wir vielleicht zurück zu Shade gehen und uns dort einen Plan überlegen. Da Kingsley und Johnson selbst auch eine Rechnung mit Kirishima offen haben, sind die beiden ideale kleine Helfer bei unseren nächsten Schritten, nicht wahr?“ Sie erinnerte sich, dass Sylvana Johnson einige Instruktionen mit auf den Weg gegeben hatte. Es dürfte einfacher werden, die beiden zu kontaktieren, wenn sie zusammen unterwegs waren, und sie waren besser zu gebrauchen, wenn sie nüchtern waren. Die Herren wieder zu finden dürfte ebenfalls nicht allzu schwierig werden, da Kenzou sicherlich durchgehend jemanden auf sie angesetzt hatte. Sie und Sylvana würden nur beim Blue Bird nachfragen müssen, um den aktuellen Standort der beiden Männer zu erfahren. Mit dem Aufspüren und Befragen von zwei der drei Verdächtigen waren sie für diesen Tag sehr fleißig gewesen, bis auf eine Besprechung für das weitere Vorgehen würden sie für heute nicht mehr viel tun können. Gerne hätte Robyn vorgeschlagen, irgendwo essen zu gehen, aber ihr Magen musste sich erst einmal ein wenig beruhigen, bevor sie ihn wieder füllen wollte.
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