Ortsname: Siem Art: Dorf Spezielles: --- Beschreibung: Siem ist ein Ort, der circa zwischen Miln und Kupfermine "West" liegt und damit in den Ausläufern des Gebirges. Zwischen waldbewachsenen Hügeln auf der einen und der weiten Wüste auf der anderen Seite ist es zwar etwas abgeschieden, doch keineswegs verkümmert. Das Dorf wird gut in Schuss gehalten mit einer Schule, einem kleinen Krankenhaus und schönen, nachts beleuchteten Häusern, die ganz klar das Dorf als einen Ort definieren, der nicht für arme Menschen und Bauern geeignet ist. Dazu ist er zu teuer, bietet aber Touristen einen schönen Urlaub.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wo beim heiligen Hirsch sie war. Und von ihrer Beute war auch nicht zu sehen. Als sie am frühen Morgen sich auf die Jagd nach dem Puma gemacht hatte, der einige Rehe in dem Gebiet gerissen hatte, dass sie sich mit Lokesh teilte, war sie den Spuren der Raubkatze, die sich nachts ungewöhnlich nah an ihr kleines Lager herangewagt hatte, mehrere Kilometer gefolgt, bis sie eine weitere Beute entdeckt hatte. Das Blut auf dem Waldboden war schon frisch gewesen, als sie es mit den Fingern berührt hatte. Und so war sie den Abdrücken in der Erde gefolgt, immer höher in das Gebirge hinauf. Lokesh wusste, wo sie war und dass es einige Zeit dauern würde, bis sie zurückkehrte, als sie ihren Rucksack gepackt hatte. Doch dass es so lange dauerte hatte sie selbst nicht gedacht. Drei Tage war sie nun unterwegs gewesen, bis sie von einem der Hügel das erste Mal den Ort sah, von dem sie hier und da von ihren Eltern gehört hatte: Die Wüste. Staunend hatte sie auf die Weite geblickt, die sich vor ihr ausbreitete und in der Sonne zu gleisen schien. Ebenso fasziniert war sie von dem Dorf gewesen, dass zwischen ihrem Hügel lag. Es war ihrem Dorf ähnlich, mit Gebäuden und Stimmen, die zu ihr empordrangen, ohne dass sie Worte ausmachen konnte. Dennoch hatte es … befremdlich gewirkt. Es war wie ein Klotz, den man mitten im Wald einfach hingeworfen hatte. Es passte sich nicht so gut an wie ihre Hängematte in der Höhle, die ihr als Zuhause diente. Zudem war es hell. Heller, als es sein sollte. Angezogen wie eine Motte vom Licht hatte die Oni den Hügel verlassen, war in ihren dünnen, geflochtenen Schuhen den Hang hinabgerutscht, um sich diesen Ort genauer anzusehen. Sie hatte nicht gehört, dass es hier noch andere Onis gab. Aber es gab auch sie und Lokesh, die etwas abseits lebten. Demnach wäre es durchaus möglich, nicht wahr? Nachdenklich hatte sie einige Zeit den kleinen Gestalten beim Laufen zugesehen, wo ihr noch etwas auffiel, dass ihr neu war. Der Boden. Man hatte den Boden mit Steinen ausgelegt, anstatt dass es nur Trampelpfade und Wiesen gab. Das verwirrte sie am meisten, so sehr, dass sie ohne gerade aus zu sehen auf den Weg zulief und daneben in die Knie ging. Es musste reichlich befremdlich wirken, wie sie am Wegrand saß und den Stein abtastete, der ihr am nächsten war. Die weißen Strähnen fielen ihr ins Gesicht und streiften in Boden. Sie selbst merkte die Erde, die Blätter und Gräser in ihrem Haar nicht, sowie sie auf die Grasflecken und ihrer Kleidung nicht weiter beachtete. Oder die Kratzer in ihrem Gesicht, als sie letzte Nacht in einen Ast gelaufen war und sich die Wange aufgekratzt hatte. Nein, dass war für die Oni nichts erwähnenswertes, sehr wohl aber für einen Teenager, der ihr entgegenkam und sie unweigerlich bemerkte. „Na Süße, hast du was verloren?“, rief er ihr zu. Karma verstand weder den Scherz, noch das Glitzern in seinen Augen, als sie fragend den Kopf hob und ihn aus gelben Augen ansah. Aber was sie registrierte war seine Größe. Und jetzt, da einige Schaulustige stehen geblieben waren, auch ihre. Der Oni blieb der Mund vor Erstaunen offen stehen. Wo war sie hier denn gelandet? In einem Kinderdorf? Denn als sie sich zu ihrer vollen Größe erhob und sich unsah, dann auf den Teenager zuging, der plötzlich gar nicht mehr großspurig dreinsah, runzelte sich ihre Stirn. Sie legte ihre Hand auf seinen Kopf, ungläubig. Konnte das war sein? Konnte er wirklich so … winzig sein? „He, was hast du?“, wich der Kleine zurück. Karma ließ die Hand sinken, nur um ihn an den Schultern zu nehmen und versuchte ihn hochzuheben, um ihn vor ihr Gesicht zu halten. Das zappeln ignorierte sie, so zappelten die Kinder auch zu Hause. Dabei sah der hier eigentlich älter aus. „Bist du ein …“, setzte sie nachdenklich an und musterte ihn erneut, während der Kerl begann, wild zu strampeln. „Ein Mensch? Ein kleiner Mensch?“ Doch er antwortete nicht mehr, stattdessen begann er sie anzuschreien, ihn endlich abzusetzen. Karma riss die Augen entschuldigend auf und ließ ihn fast einen Meter hinabfallen, als sie die Finger öffnete. „Oh“, machte sie und beugte sich zu ihm hinab, wollte seine Antwort nicht verpassen. Als er sie stattdessen von sich stieß, zeigte sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht. Sie verstand den Menschen, wenn er denn echt einer war, gesehen hatte sie ha noch keinen, nur Geschichten gehört, nicht wirklich. Aber wollte er, dass sie sich ihre Antwort verdiente? Nun, damit konnte sie umgehen! Ob der mensch das konnte, war die andere Frage und wenn der es nicht herausfinden wollte, blieb nur zu hoffen, dass einer der Passanten für ihn eingriff. #karma#karo1@lian
Zuletzt von Karma am Mo 23 Mai 2022 - 20:20 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Lian Thief in Distress
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Eigentlich hatte er nur für ein paar Stunden nach Miln reisen wollen. Sein Ziel war nicht irgendein Ort dort gewesen, sondern allem voran das alte Gasthaus, in dem er Gin nicht nur unerwartet wiedergetroffen, sondern sich auch von ihr verabschiedet hatte. Das Gasthaus, in dem sie ihm erzählt hatte, was in Wirklichkeit nach der Trennung mit ihr geschehen war. Der Ort, an dem Lian seine Vergangenheit sowie viele Entscheidungen, die er in seinem Leben getroffen hatte, von einem Schlag auf den anderen gänzlich infrage gestellt hatte. Seit diesem Zeitpunkt quälten ihn nicht nur unendlich viele Überlegungen (und damit verbunden ebenso unendlich unerträgliche Kopfschmerzen), sondern auch Albträume, die ihn manchmal nächtelang wachhielten. Der Illusionist hatte gehofft, dass ein erneuter Besuch von Miln ihm helfen würde, mit der ganzen Geschichte abzuschließen. Und vielleicht, ganz vielleicht, war auch die winzig kleine Hoffnung dabei gewesen, erneut auf die Du Bellay zu treffen. Der Falls wusste, dass es albern war, dass die Wahrscheinlichkeit gegen null lief, die Vampirin ein weiteres Mal in dem kleinen Örtchen am Rande der Wüste anzutreffen. Und doch konnte er nichts gegen diesen kleinen Funken Hoffnung, der sich irgendwo in seinem Köpfchen eingenistet hatte, unternehmen und je länger dieser Funken existierte, desto größer wurde er, nahm immer mehr Platz ein. Und am Ende verstrickte sich Lian in Vorstellungen, die so weit von der Realität entfernt lagen, dass man durchaus Zweifel an seinem Verstand hätte anmelden können.
Die Geschichte war soweit aufgegangen, dass der Lockenkopf wirklich in Miln gewesen war und sich auch in das Gasthaus gesetzt hatte, in dem er mit Gin zusammen gewesen war. Natürlich war von der Du Bellay weit und breit keine Spur gewesen. Seine (Wahn-)Vorstellungen immer noch nicht so recht aufgeben könnend, hatte sich Lian an einen einsamen Platz in einer dunklen Ecke in dem Gasthaus gesetzt und immer wieder in Richtung Eingangs- und Hinterzimmertür geschielt, aber auch nach Stunden des Wartens war weder durch das eine, noch durch das andere Tor eine Person geschritten, die auch nur annähernd wie die Vampirin aussah. Die vermeintlich romantische Geschichte endete daher vollkommen unromantisch und wenig ehrenhaft damit, dass Lian eindeutig mehr als zwei Gläser zu viel leerte, irgendwann mit dem Kopf auf der Tischplatte lag und sich sichtlich neben der Spur am nächsten Morgen auf den Rückweg nach Aloe machte. Ein Rückweg, der ihn durch die Ortschaft Siem führte, wie ihm der ziemlich redselige Herr an seiner Seite beim Blick auf die ersten Häuserdächer zum bestimmt fünften Mal fröhlich erzählte. Wer dieser Typ war, mit dem der Bogenschütze unterwegs war? Ganz ehrlich, der Falls hatte den Namen schon wieder vergessen, aber gedanklich hatte er ihn Ahmad getauft. Ein Name, mit dem man hier in der Gegend nicht viel falsch machen konnte, wenngleich die Aussprache von dem Typen schon... gewöhnungsbedürftig war. Ahmad hatte sich auf dem Weg nach Siem befunden, von wo aus es eine Zugverbindung nach Aloe geben sollte, die der Bogenschütze plante, zu nutzen. Da man zwischen Miln und Siem allerdings Teile der Wüste passieren musste, war es Lian in Anbetracht seines Gesamtzustandes doch sinnvoller erschienen, nicht alleine zu reisen – und dadurch hatten Ahmad und er zueinandergefunden. Der Braunhaarige hörte nur mit einem Ohr zu, während der ältere Mann munter weiter plapperte und von der Geschichte Siems erzählte. Erst die Worte „Touristen“ und „reiche Schnösel“ ließen den 20-Jährigen dann doch noch aufhorchen. Lian blinzelte, drehte sich zu Ahmad herum und glaubte kurz, sich verhört zu haben. Seine Reisebegleitung schien von alledem nichts zu merken. „... da würdsch mir scho nen schönres Örtschen suchn. Net falsch verstehn, is ja scho nett unso, aber och ziemlich verschlafn. Ich men, mit so viel Knete wüsst ich echt bessres anzufangen, als innem Örtschen wie Siem zu verschwenden, wennde verstehst.“ Als würde es dem Verständnis helfen, wackelte der Mann auffällig mit den Augenbrauen und zwinkerte Lian schlussendlich verschmitzt zu. „Oh, das wüsste ich auch“, gab Lian dem Älteren zur Antwort, wenngleich er ziemlich sicher war, dass sie nicht die gleichen Dinge im Sinn hatten. Während Ahmad munter weitersprach, drifteten Lians Gedanken bereits ab. Es musste ein Wink des Schicksals sein, dass er in einem Touristen-Ort voller naiver, gutgläubiger und allem voran reicher Säcke gelandet war, oder? Ja, es musste einfach so sein. Nur ein einziger, winzig kleiner Diebstahl, um seine Laune nach dem missratenem Abend in Miln zu bessern. Es hatte in der Vergangenheit manchen Moment gegeben, in dem Lian sich vorgenommen hatte, sich zu bessern. Aber... nicht heute. Nicht nach dem Fiasko in Miln. So ein kleiner Diebstahl, das hatte er sich nach alledem wirklich verdient.
Der Bogenschütze hatte sich bei der erstbesten Gelegenheit von Ahmad verabschiedet und ihn schlussendlich an einer Kreuzung stehen lassen, in der eine Straße zum Bahnhof führte. Zwar folgte der Falls dem Pfad, sah sich dabei aber aufmerksam um. Ahmad hatte Recht: Allein die Preise, die in den Schaufenstern der hiesigen Läden ausgeschrieben waren, deutete darauf hin, dass hier die High-Society Urlaub machte. Und auch sonst fielen Lian mehrere potenzielle Ziele auf, die nur darauf warteten, um ein paar Ringe, Halsketten oder Brieftaschen erleichtert zu werden. Erst Recht, als die Menschen stehenblieben und allesamt aufmerksam in eine Richtung blickten. Eine Ablenkung? Perfekt – noch einfacher konnte man dem Falls seinen kleinen Diebstahl kaum machen. Die Sphynx näherte sich der Menschenmenge und mischte sich darunter, eigentlich darauf fokussiert, sich die bestmögliche Beute zu ergattern. Doch am Ende flog auch der Blick der hellgrünen Seelenspiegel in die Richtung, in die auch alle anderen Menschen blickten und seine Augen weiteten sich. Was... wer ist das?, dachte sich Lian, wie vermutlich auch so viele andere Leute auch. Dort stand eine riesige Frau, zumindest glaubte der Falls, dass es eine Frau war. Ihre Haut war rot und sie hatte Hörner auf dem Kopf, die ihn entfernt an die Hörner von Juno erinnerten. Allein bei dem Gedanken an die Halbdämonin stellten sich dem Falls die Nackenhaare auf. Aber das war keine Halbdämonin, oder? Nein… Lian war schon immer eine redselige Person gewesen, die sich diverse Informationen durch Gespräche mit anderen Menschen einholte. Gerade was die Wüste – und alle Gebiete, die darum lagen – anging, konnte er durchaus mit einem gewissen Wissensschatz glänzen. Und so war es auch in diesem Augenblick, dass ihm die Geschichten eines Volkes in den Sinn kamen, die sich Oni nannten. Aber liefen die nicht eigentlich in den Gebirgen herum? Was machte eine Oni hier in der Zivilisation? Normalerweise wäre dem 20-Jährigen dieser Teenager, der gerade von der Riesenfrau angegriffen wurde, vollkommen egal gewesen. Er hätte seinen Diebstahl durchgezogen, solange die Ablenkung existierte und wäre verschwunden, ehe man ihm irgendeine Kriminalität hätte nachweisen können. Vermutlich lag es an dem Gedanken an Juno, dass Lian sich mit einem Mal in diesen pickeligen Teenager hineinversetzt fühlte. Und dass er so etwas wie... Mitleid empfand. Er hasste es, im Mittepunkt zu stehen, aber es war mehr als offensichtlich, dass weder diese fremde Frau noch dieser Teenager ihre Probleme alleine gelöst bekamen. Wenn hier nicht gleich irgendein Blut fließen sollte (und Lian glaubte, dass dieser Teenager die eindeutig schlechteren Karten in der Hand hatte), dann musste jemand dazwischengehen. Und dieser jemand war wohl oder übel... er. Ernsthaft? Konnte sich da keine andere Person drum kümmern? Er sah sich um, stieß dann frustriert die Luft aus den Lungen. „Ach, fuck“, murrte er und schnalzte mit der Zunge.
„Heeeey“, rief Lian, um die Aufmerksamkeit der Oni auf sich zu lenken. Sämtliche Köpfe drehten sich schockiert in die Richtung des jungen Mannes und sofort entfernten sich die Menschen rechts und links von ihm, als wäre er radioaktives Material, mit dem man bloß nicht in Berührung kommen wollte. Und mit ihnen zusammen entfernten sich natürlich auch sämtlicher Schmuck und alle Jewels, die Lian beinahe sein Eigen hätte nennen können. Tja, Chancen kamen, Chancen gingen. „Du bist eine Oni, oder?“, plapperte der Falls einfach weiter und trat mehr in die Mitte, positionierte sich schlussendlich zwischen der fremden Frau und dem pickeligen Teenager, der immer noch auf seinem Hosenboden saß. Wie immer überspielte der 20-Jährige die Nervosität, die er vielleicht empfand, mithilfe seiner schauspielerischen Fähigkeiten und grinste amüsiert. „Keine Ahnung, ob Pickelino dahinten ein Mensch ist.“ Mir dem Daumen deutete der Falls unbeirrt hinter sich, ohne den Blick von der Oni abzulassen. „Aber ich bin auf jeden Fall einer. Und ein kleiner noch dazu, wie mir scheint.“ Tatsächlich musste er den Kopf in den Nacken legen, um mit der Fremden sprechen zu können. Ein komisches Gefühl. „Verzieh dich“, zischte er leise in Richtung des Teenagers, den er eben noch ungeniert beleidigt hatte. Wie lange wollte der da noch dämlich rumhocken und auf sein Ende warten? An die Hellhaarige gerichtet fuhr er lauter fort: „Hab noch nie mit einer Oni gesprochen. Wie kommt es, dass du hier in Siem unterwegs bist? Soll ich dich rundführen? Irgendwas erklären?“ Er, der selbst das erste Mal in Siem war, wollte sich als Touri-Guide aufspielen? Hey, er hatte nicht viel Zeit gehabt, um sich einen besseren Plan zu überlegen! Und naja... diese Fremde wirkte ziemlich weltfremd. Es sollte also nicht allzu schwer sein, sie bei Laune zu halten, oder? Vielleicht hatte sie ja sogar Schmuck dabei…
Karma ließ die Knöchel knacksen. Sie hatte schon einige Zeit keinen echten Kampf mehr gehabt! In den letzten Tagen war sie nur unterwegs gewesen, auf den Spuren der Raubkatze und war keinem Oni begegnet. Damit hatte sie nie die Chance gehabt, sich wirklich auszupowern. Unbedingt gerannt war sie ja auch nicht. Dafür war sie unermüdlich durch das Gebirge gewandert, hatte stetige, aber entspanntere Bewegung betrieben. Jetzt aber hatte sie die Spur verloren und Karma verlor nicht gerne ihre Beute. Zwar musste und konnte sie sich zugestehen, dass der Puma sie schlussendlich abgehängt hatte, gefallen musste es ihr aber nicht. Karma war zwar nicht unbedingt sauer auf ihn, zumindest nicht langfristig, aber dennoch … Sie war von ihm geschlagen worden, die Jägerin hatte gegen ihren Gejagten verloren. Nun, auf jeden Fall hatte sie dadurch nun genug Energie, die sie loslassen wollte. Gerade noch war sie zu fasziniert von diesem seltsamen Ort. Von dem harten Boden unter ihren Fingern, der sich anfühlte die … Steine. Ein flacher, in perfekte Form gebrachter Stein, dessen Oberfläche dennoch seltsam rau anfühlte. So etwas hatte sie noch nie gespürt. Lange Zeit blieb der Oni nicht, sich damit zu beschäftigen. Nein, stattdessen schien sich plötzlich ihr Umgebung dafür zu entscheiden, sich mit ihr zu beschäftigen. Karma hob den Kopf, als ein junger Kerl sie ansprach und richtete sich auf. Das erste Mal besah sie sich nicht nur den Boden, sondern sich auch direkt die Menschen. Und der Teenager ohne Hörner – die hatte irgendwie keiner hier – bewegte sich auf sie zu. Karma hob ihn hoch, bis er sich strampelnd löste und zu Boden fiel, nur um zu versuchen, die um fast einen Meter größere Frau von sich zu stoßen. Karma ihrerseits nahm das als endgültige Herausforderung an und ging in die Knie. „Oh! Du willst schubsen spielen?“, fragte sie aufgeregt und ihre gelben Augen weiteten sich vor Freude. Sie nahm es ihm nicht böse, für sie war es nur ein Spiel, als sie auf den Fußball hin und her wippte. „Prima! Du hast angefangen, also bin ich jetzt dran, ja?“ Karma zielte mit einem rechten Haken auf die Schulter des Jungen, der sie mit etwas zwischen Wut und Panik ansah. Warum war ihr nicht ganz klar. Ravi war ja auch kleiner als sie und bei weitem nicht panisch! Sie besiegte Karma sogar oft! Als ihre Faust die Schulter traf, in einem komischen Winkel, weil sie so weit unten war, taumelte der Kerl rückwärts und kippte beinah um. „He, bleib stehen!“, rief Karma ihm zu. Wenn er umfiel, wäre das ja extrem einfach und langweilig! Ehe sie ihm nachkonnte um ihn aufrecht zu halten, wurde sie von etwas anderem abgelenkt.
Die Oni drehte sich der Stimme zu, ihr laut etwas in ihre Richtung rief. Mit ihr drehten sich auch alle anderen um und wichen von einer Gestalt zurück, die durch die Menge gerade auf sie zukam. „Hey!“, rief sie zurück und winkte ihm zu. Fasziniert betrachtete sie ihn, sodass sie gar nicht mitbekam, wie der andere Kerl sich verzog. Stattdessen beugte sie sich zu dem Neuling hinab, der endlich willens war, mit ihr zu reden. Karma nickte schwungvoll. „Ja genau. Ich bin Karmajeevan, Jägerin von Stamm der roten Sonne!“, stellte sie sich stolz vor und klopfte sich auf die Brust, um dann den Arm in die Hüfte zu stützen. Ihre Augen wurden immer größer. Offenbar war sie hier wirklich in eine Menschensiedlung gelaufen! Lokesh würde staunen, wenn sie ihm daheim davon erzählen würde. „Sind alle Menschen so klein wie du?“, fragte sie. „Oder seid ihre eine kleine Untergruppe?“ Irgendwie konnte sie nicht ganz glauben, dass es echt so kleine Onis, äh Menschen gab. Dann klatschte sie begeistert in die Hände. „Echt? Cool, ich auch nicht!“ So, als hätte man das sich noch nicht denken können. „Ich war auf der Jagd. Kennt ihr Puma? Ich habe einen über Tage hinweg verfolgt und da oben auf dem Hügel verloren, als ich euch entdeckt habe.“ Sie streckte die Hand aus und deutete auf eine der Hügelkuppen, zu das Dorf vom Gebirge trennten. Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. Vermutlich sollte sie zurück, nicht dass ihre Freunde sich Sorgen machten. Aber Karma konnte ihre Neugierde einfach nicht unterdrücken und so eine Chance würde sie nicht so schnell wieder bekommen. „Ja, das wäre toll! Kennst du dich hier aus?“ #karma#karo1@lian
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Lian Thief in Distress
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Je länger Lian die großgewachsene Oni beobachtete, desto faszinierender fand er ihren Anblick in Kombination mit der Ausstrahlung, die sie zeigte. Ihr Auftreten hatte etwas von einem Kind. Ihre Augen wurden groß und rund vor Freude, der Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, ihre aufgeregte Stimme überschlug sich förmlich. All das passte allerdings nicht dazu, dass der Falls den Kopf in den Nacken legen musste, um der Oni in die Augen sehen zu können, genauso wenig passte es zu ihrem muskulösen Körperbau, den angsteinflößenden Hörnern auf ihrem Kopf und den breiten Schultern. Alles in allem war der Falls sich sicher, dass er dieser Frau rein körperlich meilenweit unterlegen war. Das Einzige, womit er arbeiten und womit er sich einen Vorteil verschaffen konnte, war ihre kindliche Naivität, wenn er den Moment nicht nur deeskalieren, sondern auch heile und in einem Stück aus der Situation herauskommen wollte. Er atmete tief ein, festigte seinen Stand sowie das Lächeln auf seinen Lippen und holte alle schauspielerischen Fähigkeiten heraus, die er besaß, um sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Diese Oni war nicht die erste Person, die ihm zwar körperlich überlegen war, die am Ende aber eben doch von ihm an der Nase herumgeführt wurde. Sie würde zu einer von vielen auf der Opferliste des Illusionisten werden – davon ging der 20-Jährige zum aktuellen Zeitpunkt dank seiner Selbstüberschätzung zumindest noch aus. „Karmajeevan, Jägerin vom Stamm der roten Sonne“, wiederholte er die Vorstellung der Dame. Sie hatte sich so stolz vorgestellt, dass es ihr sicherlich gefiel, die Worte nochmal aus dem Munde des Falls zu hören. Er neigte den Kopf leicht zur Begrüßung, ohne sich dabei selbst auf die Brust zu klopfen. „Was eine Ehre. Und ich bin Lian, ein kleiner Mann aus der großen Wüste.“ Wie immer wollte der Lockenkopf wie ein Niemand wirken, keine Besonderheiten zum Besten geben. Natürlich hätte der Falls erwähnen können, dass er Magier war, genauso wie er seine Zugehörigkeit zu Crimson Sphynx hätte offenlegen können. Vielleicht wäre das in der Öffentlichkeit sogar seine Pflicht gewesen, aber immer noch war das Magierdasein nichts, worauf der Falls so stolz war, dass er sich selbst einfach so damit identifizierte und es anderen Menschen auf die Nase band. Außerdem glaubte er, dass es besser war, wenn diese Fremde möglichst wenig von ihm wusste. Nochmal so ein Debakel wie mit Yuuki Grynder wollte er wirklich nicht provozieren. Als sie ihn fragte, ob alle Menschen so klein wären wie er, rieb sich der Falls über den Hinterkopf und zuckte mit den Achseln, ehe der Kopf leicht zur Seite geneigt wurde. „Eigentlich würde ich mich als guten Durchschnitt bezeichnen.“ Oh ja, eine treffende Bezeichnung in vielerlei Hinsicht, nicht nur auf die Größe bezogen. Aber darum ging es gerade nicht. „Also ja, alle Menschen sind in etwa so klein wie ich. Aber ich kann die Frage auch zurückgeben: Sind alle Oni so groß wie du?“ Die Antwort auf diese Frage interessierte Lian wirklich, denn es war keine Lüge gewesen, dass er noch nie mit einer Oni gesprochen hatte. Das hier war neben allem anderen auch eine gute Gelegenheit, um neue Informationen zu sammeln. Ein bisschen Smalltalk betreiben, um Dinge zu erfahren, die einem zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nützlich sein könnten. Wenn der Falls eines konnte, dann das. Ohne länger zu warten, winkte er Karma hinter sich her und machte sich auf den Weg. Fürs Erste war es wohl das Beste, sie von der Menschenansammlung und dem verängstigten Teenager wegzuführen. Kaum dass das ungleiche Pärchen die ersten Meter hinter sich gebracht hatte, löste sich die Menschentraube in ihrem Rücken auch schon wieder auf. Die Leute verstanden, dass es fürs Erste nichts mehr Spannendes zu beobachten gab. Deeskalation der Situation also geglückt?
„Du hast einen Puma gejagt?“ Okay, wow. Lian wusste, was ein Puma war und wenn er an ein solches Tier dachte, dann war es vorrangig Flucht, die ihm in den Sinn kam. Das letzte, was er tun würde, wäre ein solches Tier auch noch zu jagen. Über Tage hinweg noch dazu. Er hatte geahnt, dass Oni ein spezielles Völkchen waren… nach dieser Aussage ahnte er es nicht nur, er war sich sogar ziemlich sicher. Kurz folgte der Blick der hellgrünen Augen dem Fingerzeig von Karma, bevor er sich wieder an die größere Frau wandte. „Warum genau hast du über mehrere Tage einen Puma gejagt?“, fragte er ehrlich interessiert nach. Die erste Idee, die ihm kam, war jene, dass das Tier dem Volk der Oni zu nahegekommen war, vielleicht sogar Verwandte von Karma verletzt haben könnte. Das wäre zumindest ein Grund für Menschen, die Verfolgung aufzunehmen. Anstatt Karma eine Antwort in den Mund zu legen, wollte er aber lieber ihre Worte abwarten, weshalb er sich dagegen entschied, diese Vermutung auszusprechen. „Oh und ja, ich kenne mich hier aus“, log der Illusionist, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und lächelte freundlich. Nur um das nochmal festzuhalten: Lian hatte vor rund vierundzwanzig Stunden nicht einmal gewusst, dass es eine Ortschaft gab, die Siem hieß. Geschweige denn, was diese Ortschaft ausmachte oder wo genau man hier was fand. Er log also, da er davon ausging, mit einer vorgetäuschten Ortskenntnis eher die Aufmerksamkeit und das Interesse von Karma zu behalten. Wie bereits zu Beginn erwähnt: Lian erkannte durchaus einige Parallelen zu einem Kleinkind, was das Auftreten der größeren Frau anging. Und bei einem Kleinkind war es enorm wichtig, dass man das Interesse des Kindes aufrechterhielt, oder? „Hier sind wir zum Beispiel auf dem Marktplatz von Siem“, erklärte der Falls weiter und weitete die Arme nach rechts und links. Tatsächlich war die Straße in einen gepflasterten Platz gemündet, ob das hier wirklich ein Marktplatz war, wusste Lian allerdings nicht. Aber möglich war es! „Leider ist heute kein Markt. Und das da hinten“, er deutete auf einen größeren Kasten, der sich von den restlichen Gebäuden abhob. „Das ist das Rathaus von Siem. Leider heute geschlossen.“ Just in diesem Augenblick kamen zwei Gestalten aus dem vermeintlichen Rathaus heraus, die sich angeregt miteinander unterhielten. Vielleicht war es doch eher ein Gasthaus? Und das war gar nicht geschlossen? Verdammt. „Die machen gerade Feierabend. Schwer beschäftigte Leute, sag ich dir“, bemühte sich Lian schnell um eine Erklärung, sah sich um und dann fiel ihm etwas ein, womit er Karma von unbequemen Fragen sicherlich ablenken könnte. „Hey, Lust was zu essen? Könnte dir was ausgeben.“ Irgendwo in Bahnhofsnähe gab es bestimmt einen Stand mit Essen… hoffte der Bogenschütze zumindest.
Karma nickte bestätigend. Ihr gefiel der kleine Kerl. „Ich freue mich ebenfalls, Lian, kleiner Mann aus der großen Wüste.“ Sie ging in die Knie ohne sich um den zusätzlichen Dreck auf ihrer dunklen Hose zu kümmern. Man sah ihn sowieso kaum, und selbst wenn half er ihr nur, sich dem Wald anzupassen. Dass ihre Gedankengänge für die Menschen in den Dörfern und Städten alles andere als üblich waren, soweit war sie noch nicht. Karma hatte zwar durchaus Interesse an den Menschen gehabt, bis sie bemerkt hatte, dass sie in naher Zukunft keinen im Wald treffen würde. Im Gegensatz zu den Raubtieren hielten sich die Menschen eher auf Abstand und hatten wenig Interesse daran, in den Bergen herumzulaufen. Sobald sie mehr Zeit mit Lokesh verbracht hatte, waren Menschen sowieso weit an den Rand ihres Bewusstseins gedrängt worden. Karma war glücklich, wenn sie draußen erwachen konnte, wenn sie jagen und pflegen konnte. Leben. Sie hatte die seltsamen Wesen aus den Geschichten beinah vergessen – bis gerade eben. Bis sie nun inmitten von ihnen stand, oder besser gesagt kniete, um mit dem Jungen auf Augenhöhe zu sein. So von der Nähe wirkte er deutlich älter als zuvor. Gut möglich war er etwa in ihrem Alter oder sogar darüber. So genau wusste sie das nicht, allerdings war ihre größte Frage nicht, wie viele Sommer und Winter er bereits erlebt hatte, sondern ob alle Menschen waren wie er oder ob das eine Eigenheit dieses Ortes war. Vielleicht hieß das Dorf ja „Stamm der kleinen Menschen“, so wie ihrer „Stamm der roten Sonne“ hieß? Lian schien kurzzeitig es selbst nicht zu wissen, wenn er nur von hier war, auch kein Wunder. „Echt?“, platzte sie schließlich doch heraus. „Faszinierend … Mein Cousine ist vielleicht zwei Köpfe größer als du, aber sie ist sehr klein.“ Karma tätschelte ihm den Kopf und erhob sich dann wieder. „Ansonsten sind wir alle in etwa so groß wie ich. Manche größer, manche kleiner. Eine recht bunte Mischen.“ Sie grinste ihn vergaß dabei zunehmend die Menschen um sich herum. Stattdessen nickte sie erneut heftig und deutete zu den Hügel. „Natürlich! Ich bin Jägerin, schon vergessen? Aber jetzt ist er weg …“ Ihr Gesicht verzog sich traurig. Sie mochte es nicht, wenn ihr ihre Beute abhanden entkam. Damit sie über Tage zu verfolgen hatte sie kein Problem, doch wenn sie es ganz verlor war der Spaß vorbei. Ihre Miene hellte sich wieder ein Stück auf und sie drehte das Gesicht vom Gebirge weg zu Lian. „Er war nahe an unserem Lager hat und hat die Beute gerissen, die unter meinem Schutz steht. Also bin ich los, um ihn fortzujagen oder selbst zu erlegen.“
Karma war froh, dass Lian sich endlich in Bewegungen setzte. Schnell merkte sie, dass sie ihre Schritte etwas verlangsamen musste. Sie hatte vor allem die Jagd über ein stetiges, flottes Tempo an den Tag gelegt, um das Tier nicht zu verlieren und ganz einfach waren ihre Beine länger. „Wie heißt dieser Ort hier?“, fragte sie ihn, während sie sich interessiert umsah. So viele neue Dinge strömten gleichzeitig auf sie ein, überfluteten sie mit Reizen. Ein solches Gewusel zwischen Häusern und Lichtern. Hartem Boden, der sich unter ihren Füßen seltsam anhörte. Rufe, Lachen. Ihr Herz schlug schneller vor Aufregung. „Markt?“, wiederholte sie den Begriff und warf ihm kurz einen fragenden Blick zu. Ein großes Gebäue wurde Rathaus genannt. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Was meinte er mit all den seltsamen Worten? War das Menschensprache? Die kurze Stille ihrerseits konnte durchaus als völlige Irritation gedeutet werden. Dann sagte er aber etwas, das Sinn machte! Feierabend. Zwar war es nicht Abend, aber Feier klang gut! Kurzerhand packte sie Lian vielleicht etwas zu fest am Oberarm und schleppte den Armen quer über den Platz zu dem Gebäude. Der Geruch nach Essen lag noch schwach in der Luft. Karma klopfte an die Türe, das Schild, dass daran nun hing, nachdem die beiden Personen gegangen waren, ignorierend. Hm. Karma ließ Lian los und drückte die Nase an eines der Fenster, um in den lichtleeren Raum dahinter zu blicken. Ihre Augen weiteten. „Oh Lian! Schau nur, da ist Essen!“ Sie hatte einen Kuchen entdeckt und schneller als sie „Kabum“ rufen konnte, schlug sie mit der Faust gegen das Glas. #karma#karo1@lian
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Lian Thief in Distress
Anmeldedatum : 03.10.20 Anzahl der Beiträge : 2005 Alter : 31
Lian, der kleine Mann aus der großen Wüste – es war die eine Sache, sich selbst so zu nennen, es aus dem Munde von Karma zu hören, gab dem Spitznamen allerdings einen ganz anderen Touch, sodass sich der 20-Jährige das leichte Schmunzeln auf den Lippen beim besten Willen nicht verkneifen konnte. Eigentlich hatte sich der Falls nie als besonders klein empfunden, hätte die Körpergröße beim guten Durchschnitt eingeordnet. Wenn er sich allerdings mit der hochgewachsenen Oni verglich, die sich hinknien musste, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein… und die ihm dann auch noch den Kopf tätschelte, als wäre er nicht mehr als ein kleines Haustier, das es zu loben galt, verstand er schon, dass der Name eine echte Daseinsberechtigung hatte. Selbst wenn es ihm missfiel, so behandelt zu werden: Er sprach es nicht aus. Warum er das nicht tat? Natürlich ausschließlich deshalb, weil es zum Erreichen seines Zieles, das Vertrauen von Karma zu gewinnen, nicht förderlich gewesen wäre! Natürlich lag es nicht daran, dass die Riesin ihm so viel Respekt abverlangte, dass er es sich zweimal überlegte, unter Umständen ihre Missgunst auf sich zu ziehen. Lian hatte gesehen, wie diese Frau Pickelino zuvor behandelt hatte. Niemand konnte dem Falls garantieren, dass er nicht der Nächste war, der hilflos mit den Beinen in der Luft zappeln würde, wenn Karma entschied, dass er der neue Pickelino werden sollte…
Kaum hatte sich die junge Frau wieder erhoben, legte der Braunhaarige erneut den Kopf in den Nacken, um ihren direkten Blickkontakt auch erwidern zu können. „Nur zwei Köpfe größer als ich? Mensch, die ist ja ein richtiger Winzling“, gab er der Fremden sarkastisch zur Antwort und hob die Augenbraue an. Okay, also um das Volk der Oni würde der Illusionist auch zukünftig lieber einen Bogen machen. Karma allein war schon mit ihrer Präsenz respekteinflößend genug. Die Vorstellung, inmitten von mehreren solcher Giganten zu stehen… nein, das war eine Erfahrung, auf die Lian lieber verzichten wollte. Die Erklärung, warum Karma mehrere Tage einem Puma nachgejagt war, quittierte der 20-Jährige mit einem kurzen Nicken. Der Puma konnte froh sein, dass er von Karma nicht erwischt worden war… „Oh, wie der Ort hier heißt?“, fragte er nach, kaum dass er sich gemeinsam mit der Hellhaarigen auf den Weg gemacht hatte. Als sie auch noch die Begrifflichkeit Markt wiederholte, neigte er den Kopf leicht zur Seite und lachte leise. Die hatte ja wirklich gar keine Ahnung – Körperkraft hin oder her, mit der richtigen Vorgehensweise sollte es ein Zuckerschlecken werden, die zu bestehlen. Hoffentlich hatte sie ein paar interessante Habseligkeiten dabei. „Okay, ich merke, wir fangen lieber ganz am Anfang an. Der Ort hier heißt Siem und hier leben Wüstenbewohner, so wie ich einer bin.“ Der junge Mann deutete kurz auf sich selbst, bevor er die Hand wieder senkte. „Also kleine Menschen, die sich an die Hitze in der Wüste gewöhnt haben.“ Da endeten die Gemeinsamkeiten zwischen Lian und den Bewohnern von Siem allerdings bereits. Hier wohnten eher die gut betuchten Leute und nach viel Kriminalität sah es hier auch nicht aus. Es war ein ganz anderes Pflaster als Aloe… aber naja, das musste er Karma ja nicht auf die Nase binden. War gerade auch gar nicht relevant, immerhin würde dieses Mädel niemals nach Aloe reisen!... „Und der Markt ist ein Ort, wo Menschen zusammenkommen und … hm… Tauschhandel betreiben.“ Fragend blickten die hellgrünen Augen zur Oni, nicht sicher, ob sie mit dieser Beschreibung vielleicht mehr anfangen konnte. Gerade als er in seine Tasche greifen und zur Veranschaulichung Jewel zeigen wollte, zuckte er zusammen, als er unerwartet am Oberarm gepackt wurde. Schnell biss sich der 20-Jährige auf die Zunge, um einen Fluch und Schmerzenslaut zu unterdrücken, da stolperte er Karma auch schon hinterher und wäre beinahe gegen die steinerne Mauer des Gasthauses geknallt, vor dem die junge Frau stehen blieb. Als Karma von ihm abließ, rieb er sich unauffällig den schmerzenden Arm und zischte unverständliche Worte vor sich hin – Karma machte es ihm gar nicht einfach, sich selbst unter Kontrolle zu halten.
Und dann schlug sie auch noch mit der bloßen Faust gegen das Fenster, durch das sie eben noch geblickt hatte.
Das Glas zersprang in alle Himmelsrichtungen und ein lautes Klirren war quer über dem Platz zu vernehmen. Was… was zum Henker tat sie da?! Lians Kinn war heruntergeklappt und der Schock sorgte doch sogleich dafür, dass er die eigenen Schmerzen prompt vergaß. Sofort wandte er den Blick herum, sah in unzählige Gesichter, die sich zu dem ungleichen Paar herumgedreht hatten und mindestens genauso paralysiert wie er selbst stehengeblieben waren. Niemand der hier Anwesenden wusste gerade, was er tun sollte, war das doch eine Situation, die eindeutig nicht den Normen entsprach… niemand außer Karma. Die hatte sich nicht einmal mehr zu Lian umgedreht, bevor sie durch das eingeschlagene Fenster gestiegen und im Inneren des vermeintlichen Gasthauses verschwunden war. Lian, wo bist du da schon wieder rein geraten?, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er – eher instinktiv – Karma durch das Fenster nacheilte, darauf bedacht, sich an den scharfen Kanten im Fensterrahmen nicht auch noch zu verletzen. Das Bild, das er im Inneren des Gebäudes sah, hatte etwas Komödiantisches: Der Kuchen, von dem Karma gesprochen hatte, war schon gar nicht mehr da – abgesehen von den letzten Überbleibseln, die quer im Gesicht der großen Frau hingen, als hätte sie sich mit dem Kopf voran hineingestürzt. „Karma, du kannst nicht einfach...“, begann der Illusionist zu sprechen, doch er unterbrach sich, als er von draußen eine erzürnte Männerstimme hörte: “Die sind in den Rabenhof eingebrochen!“ Die? DIE?! Er war hier ja wohl das absolute Unschuldslamm! Lian wollte die Augen verdrehen. Wie kam es eigentlich, dass er selbst dann vor irgendwelchen Verfolgern fliehen musste, wenn er doch noch gar nichts falsch gemacht hatte? Er zog die Probleme einfach an wie ein Magnet das Eisen… Als er sich nähernde Schritte von draußen hörte, sah er wieder zur Oni. Der Lockenkopf würde jedes Kräftemessen mit ihr verlieren, sodass er es gar nicht erst versuchen brauchte, sie hinter sich herzuziehen. Er musste sie also irgendwie dazu bewegen, von alleine die Füße in die Hand zu nehmen. Aber wie? Er hatte sie mit einem Kleinkind verglichen… wie motivierte man ein Kleinkind? „Karma, das hier ist ein Spiel“, begann er hektisch zu erklären. „Da draußen sind Leute, die uns erwischen wollen. Sowas wie… Fangen? Kennst du Fangen?“ Hoffentlich. Die Schritte kamen näher, er hatte keine Zeit, um ihr auch noch dieses Prinzip zu erklären. „Wir müssen von hier verschwinden, bevor sie uns erwischen und irgendwo verstecken. Aber die Spielregeln besagen, nichts darf kaputt gemacht und niemand verletzt werden. Verstanden? Wir haben gewonnen, wenn wir unsere Verfolger abgeschüttelt haben.“ Oh fuck, hörte er da bereits einen klimpernden Schlüssel an der Eingangstür? „Das Spiel ist so ein Brauch von uns Menschen“ Zumindest von denen, die sich Diebe nennen, ergänzte er gedanklich.
Karma nickte bestätigend. Ravi war wirklich klein. Nicht, dass sie das groß störte, ihre Cousine war auch als Winzling eine sehr starke Kämpferin! „Oh ja, aber unterschätze sie nicht! Sie hat sogar mich schon oft besiegt.“ Ihre gelben Augen funkelten bei den Erinnerungen an die vielen Kämpfe mit der Tochter ihrer Stammesführerin. „Kannst du auch kämpfen? Sicher kannst du das, oder?“ Für die Oni war das eine Selbstverständlichkeit. Selbstverteidigung war eines der wichtigsten Dinge gewesen, die sie schon früh gelernt hatte. Bei ihr Zuhause musste man sich durchsetzen, wenn man es groß hinaus schaffen wollte! Am Ende hatte sie zugegeben mehr Zeit in die Jagd und Heilkunst investiert, doch unerfahren war sie keineswegs. „Ja, hat er einen Namen?“ Eines der wenigen Dinge die sie noch wusste war, dass die Menschen ihren Dingen und Plätzen sehr gerne viele Namen gaben. Da war es doch gut möglich, dass dieses Dorf hier einen hatte, nicht wahr? Es sei denn, es hieß einfach nur Dorf der kleinen Menschen, dass war ja auch möglich. Um ganz ehrlich zu sein war es auch nur ihre Neugierde, die sie dazu brachte, nachzufragen. Es gab doch viel spannendere Dinge hier und sie könnte das Dorf Lokesh auch mit Worten beschreiben ohne seinen Namen zu kennen. Als sie nun durch das Dorf gingen wurde sie zumal von weiteren, ihr unbekannten Begriff abgelenkt. „Das klingt gut. Bei uns zu Hause ist das alles weniger kompliziert.“ Sie grinste auf ihn herab. Gelehrig nickte Karma als Zeichen ihrer ihm vollständig zugewandten Aufmerksamkeit. Es sei denn, etwas blinkte oder bewegte sich in ihrem Gesichtsfeld, dann blickte sie immer wieder von Lian weg. Ansonsten achtete sie allerdings voll und ganz auf die Worte des kleinen Wüstenmenschens. „Es gibt verschiedene Menschenstämme?“, fragte sie interessiert. „Gibt es auch Waldmenschen?“ Langsam bildete sich ein Konzept in ihrem Kopf, demnach die Menschen immer in solchen Dörfern in den Orten lebten, die zu ihnen passten. Dahingehend unterschieden sie sich gar nicht so sehr von den Onis, sofern sie mit dieser Annahme richtig lag. „Ah ja, Tauschhandel kenne ich“, sie grinste. „Ich habe mit meinem Stamm später immer Schmuck oder Kräuter gegen Nahrung getauscht, wenn wir so etwas braucht haben. Manchmal ist sogar mir die Beute entwischt, wie der Puma. Aber nicht oft!“ Mit Stolz in der Miene blickte sie sich weiter um, als er auf ein Gebäude hinwies und Karma kurzerhand beschloss, diesem einen Besuch abzustatten. Damit Lian ihr nicht abhanden kam, immerhin konnte man kleine Dinge schnell verlieren, hielt sie ihm zur Sicherheit fest und zerrte ihn hinter sich her.
Interessiert spähte die Oni durch das Fenster und entdeckte … Essen! Ohne weiter zu zögern schlug sie mit der Faust das Glas ein. Sie putzte grob die Scherben zur Seite und schnitt sich in den Daumen, dann zwängte sie sich ächzend hindurch. „Warum baut ihr nur so klein? Da kommt man da kaum hindurch?“, beschwerte sie sich, bis sie schließlich in dem kühlen Raum war. Karma spürte wie sich Gänsehaut auf ihren Armen bildete, doch schon schnell war diese vergessen. Der Kuchen war zu verlockend. Außerdem hatte sie die letzten Tage nur wenig zu Essen bekommen, ihre Vorräte waren geleert und die Vögel und Wurzeln hatten ihren Hunger wirklich nicht gestillt! Also griff sie mit den Händen nach dem Kuchen und riss ein Stück heraus. Schnell war es im Mund und verschwunden. Der süße Geschmack des braunen Zeugs ließ sie die Augen aufreißen. Zunehmend begeistert verschlang sie den Rest des Kuchens und leckte sich dann die Finger ab, als Lian zu ihr kletterte. „Oh! Jetzt ist nichts mehr da“, sagte sie und sah ihn entschuldigend an. „Das nächste Mal lasse ich dir ein Stückchen übrig! Der war wirklich sehr lecker. Was war das Braune darauf, esst ihr Menschen das oft?“ Sie musste unbedingt herausfinden, wie das hergestellt wurde um es zu Hause Lokesh zu zeigen! Ehe sie dazu kam diese Frage zu stellen, erklangen von draußen Rufe und Schritte und dann redete Lian plötzlich hastig auf ihn ein. Die Stirn in Falten gelegt sah sie auf ihn hinab. „Aber“, setzte sie an. „Ich wollte doch nachschauen, ob es noch Kuchen gibt.“ Allerdings wollte Karma ihm auch nicht diesen Wunsch abschlagen. Auch wenn es ein seltsames Spiel war. Fangen? Das tat man mit Beute, man selbst kämpfte! Aber Spielregel waren Spielregeln und vielleicht machte es ja doch Spaß? „In Ordnung, aber dann kommen wir zurück!“ Damit drehte sie sich um und sah aus dem Fenster. „Wer sucht uns? Freunde von dir?“, fragte sie und sah den Menschen zu, die immer näher kamen. Zu schnell um nicht zum Spiel zu gehören. Die Oni drehte sich wieder zu Lian um und hob ihn kurzerhand hoch um ihn sich wie ein Kind auf die Hüfte zu setzen. Dann riss sie an der Türe und brach diese mit Gewalt auf, ehe sie in den Gang dahinter lief. Ihre Augen tasteten den Bereich ab. Links von ihr hörte sie eine Türe sich öffnen und Karma drehte sich widerwillig nach rechts, anstatt die Person einfach zu überlaufen. „Warum darf keiner verletzt werden?“, fragte sie, während sie dem Gang entlang lief. Zugleich beschloss sie auf die Regel nichts zu zerstören zu scheißen. Diese Regel war äußerst störend. Sie lief die Treppe hoch. Karma drückte die nächstbeste Türe auf und warf einen Blick hinein. Ah wunderbar, ein Fenster! Die Oni trat davor und blickte hinab. Da würde selbst sie fallen. An die fünf Meter ging es in die Tiefe. Karma setzte Lian ab und machte mit dem Fenster den gleichen Protzes wie mit dessen Vorgänger. Dann kletterte sie rückwärts hinaus. Mit etwas Mana gelang es ihr so in den Innenhof unter dem Gebäude zu klettern. Unter sah sie zu Lian auf. „Ich fang dich“, rief sie ihm zu und streckte die Hände aus. #karma#karo1@lian
Zauber:
Wall Crawler: Spider Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 3, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Take Over verändert der Anwender seine Haut an Händen und Füßen, um sie den Spinnenbeinen ähnlicher zu machen, heißt ihm wachsen mikroskopische Haare. Nun ist der Anwender in der Lage an Wänden und Decken zu hängen, wie eine Spinne und sich dort genauso schnell fortzubewegen, wie auf dem Boden. Besonders glatte Oberflächen, wie Glas oder polierte Metalle sind dennoch nicht erkletterbar.
Beherrschung:
Manaregneration 6, Willenskraft Level 3: Nun ist der Anwender in der Lage auf jeder Oberfläche zu haften, egal wie glatt sie ist.
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Lian Thief in Distress
Anmeldedatum : 03.10.20 Anzahl der Beiträge : 2005 Alter : 31
Was das Braune auf dem Kuchen war? Um das mit Sicherheit sagen zu können, hätte Lian ein Stück des Gebäcks probieren müssen. Aus der Entfernung anhand der Reste um Karmas Mundwinkel schätzte der Falls, es handele sich um… Zimt? Eine Vermutung, die für den Augenblick leider nicht näher thematisiert werden konnte, denn gerade hatten er und Karma eindeutig andere Probleme. Auch wenn er der Einzige war, der das zu verstehen schien... Karma würde mitkommen, aber nur, wenn sie danach wieder zurückkamen? Gerne ohne mich, kommentierte der Lockenkopf gedanklich, doch das sprach er nicht laut aus. Stattdessen antwortete er lieber hastig auf die zweite Frage der Kollegin: „Freunde… würde ich nicht unbedingt sagen.“ Merklich zuckte der Illusionist zusammen, als er den Schlüssel hörte, der im Schloss der Eingangstür herumgedreht wurde. Dazu die aufgeregten Stimmen – gleich waren sie da. Scheiße, ihnen blieben nur noch wenige Sekunden für die Flucht! „Sagen wir entfernte Bekannte dazu.“ Sehr entfernt, höchstens aus dem Augenwinkel wahrgenommen, während er gemeinsam mit der Oni über den Marktplatz von Siem gelaufen war. Aber bekannt genug, damit diese Einheimischen ganz genau wussten, wie die beiden Gauner aussahen, die in ihren Rabenhof eingebrochen waren. Dann schlug die Eingangstür endgültig auf und eine Menschentraube drängte sich in das Innere des Gasthauses. Der Falls taumelte bereits einen Schritt nach hinten, da spürte er unerwartet einen Griff um seinen Körper, bevor seine Füße den Halt vom Boden verloren. Und dann… dann hing er plötzlich auf Karmas Hüfte, so zweideutig sich diese Aussage auch anhören mochte. Kann es noch schlimmer kommen? fragte sich der 20-Jährige in der ersten Sekunde, doch alle Zweifel, die er aufgrund dieser doch recht peinliche Position hatte, wurden beiseitegeschoben, als sich die große Oni Kriegerin endlich in Bewegung setzte. Weg von der Menschentraube, in den hinteren Teil des Gasthauses. Der Falls sah den Verfolgern nach und wurde ordentlich durchgerüttelt, als Karma eine Tür aufriss und plötzlich nach rechts abbog. Und da… da hörte Lian etwas. Ja, er hatte gerade eindeutig andere Dinge, die ihn interessieren sollten als der kleine Beutel, den die Oni an ihrem Körper trug und in dem es auffallend klimperte. Es klimperte wie… Münzen. Und jetzt, in dieser Position, war der bräunliche Beutel an ihrem Körper zum Greifen nahe, Karma gleichzeitig abgelenkt. Es war einfach perfekt… zu perfekt, als dass der Falls es nicht hätte nutzen können. Mal wieder waren es seine diebischen Instinkte, die die Oberhand gewannen.
Und ehe er sich anders hätte entscheiden können, entwendete er Karma ihren kleinen Beutel und ließ ihn in der eigenen Kleidung verschwinden.
Anstatt sich allzu lange gedanklich mit diesem spontanen Diebstahl auseinanderzusetzen, bemühte sich Lian sofort, auf die weiteren gestellten Fragen von Karma einzugehen. Immerhin sollte sie keinesfalls misstrauisch werden! Warum niemand verletzt werden durfte? Der Wüstenbewohner bezweifelte, dass er die Oni mit so Grundsätzen wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit bekommen würde. Also… dachte er sich lieber einen anderen Grund aus, um zu verhindern, dass die Hellhaarige die Situation noch mehr eskalieren ließ, als sie es ohnehin schon getan hatte. „Weil das die Herausforderung des Spiels kaputt machen würde.“ Klang doch plausibel, oder? Und so, wie er Karma bisher einschätzte, ließ sie sich von Herausforderungen motivieren, anstatt sich davon einschüchtern zu lassen. Ehe er sie aufhalten konnte, lief Karma in das obere Stockwerk des Gasthauses – ein Anfängerfehler, wie dem Braunhaarigen sofort aufging, lief man dort automatisch irgendwann in eine Sackgasse. Wie erwartet kamen sie in einem Raum zum Stehen, von dem aus es nicht weiterging… oder etwa doch?
Karma setzte Lian ab, trat auf das Fenster des Zimmers zu und… schlug zu. SCHON WIEDER!
„So viel zu der Spielregel, nichts zu zerstören…“, murmelte der 20-Jährige und riss die Augen auf, als er Karma durch den Fensterrahmen steigen sah. Sie… sie wollte doch nicht ernsthaft springen?! Doch, genau das wollte Karma. Und genau das tat sie auch – zumindest sah es aus der Position des Bogenschützen danach aus, dass sie sprang. Er hatte keine Ahnung, dass die Oni in Wirklichkeit Magie anwandte, um an der Wand herabzuklettern. „W-warte!“, rief Lian noch aus, eilte ebenso zum Fenster und sah hinab in die Tiefe, gerade noch rechtzeitig, um die Oni wohlbehalten auf dem Boden hinter dem Gasthaus stehen zu sehen. Sie hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen! Der Falls schüttelte ungläubig den Kopf. „Was für ein Monster…“ Seine Lust, ebenso aus dem Fenster zu springen und darauf zu vertrauen, dass Karma ihn auffing, hielt sich sichtlich in Grenzen. Aber die Schritte auf der Treppe erinnerten ihn daran, dass er kaum eine andere Möglichkeit hatte, wenn er hier heile herauskommen wollte. Das wird mir doch kein Schwein glauben, komplettierte er seine Gedankengänge, atmete einmal tief durch… und schwang sich dann ebenso über den Fensterrahmen. Ganz kurz rechnete der Falls damit, gleich auf dem Boden aufzuschlagen, sich irgendetwas zu brechen – aber nein, die Landung war tatsächlich weich. Und kaum, dass er die Augen wieder geöffnet und sich in den Armen von Karma wiedergefunden hatte, raste die Oni auch schon wieder los. Lian konnte es nicht verhindern: Er klammerte sich mit den Armen um den Hals der großgewachsenen Frau und quietschte sogar leise auf, als sie einfach schnurstracks auf einige Menschen zusteuerte, die ihr den Weg versperrten. „Karmaaaaaa…“ Weiter kam der junge Mann nicht. Die Oni-Kriegerin ließ sich überhaupt nicht beirren, steuerte mit vollem Karacho auf die Menschen zu… und am Ende waren es tatsächlich die Menschen, die zur Seite sprangen, um von der Oni nicht über den Haufen gerannt zu werden. Ungläubig starrte Lian zurück, konnte nicht glauben, dass sie das überstanden hatten… dann huschte sein Blick wieder nach vorne. „Da lang!“, rief er, in der Hoffnung, dass die Oni auf ihn hören würde. So lotste der Dieb die junge Frau durch die Straßen von Siem, die er selbst kaum kannte, bis er irgendwann ein Schild erhaschte, auf dem der Bahnhof des Ortes ausgeschildert war. Der Bahnhof! Der Falls entwickelte eine Idee, wie er die Oni loswerden und von hier verschwinden konnte. Er schmunzelte in sich hinein, deutete dann in besagte Richtung. Irgendwann fanden sich die beiden Magier hinter einem Müllcontainer wieder, der auf dem Bahnhofsgelände von Siem stand. Lian, der endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, sah vorsichtig hinter dem Müllcontainer hervor… und grinste. Da hinten stand ein abfahrbereiter Zug, der laut Aufschrift nach Aloe fuhr. Das war sein Zug. Jetzt musste er nur noch die Oni loswerden. „Karma, das hast du super gemacht. Aber weißt du, das Spiel hat noch eine zweite Runde“, begann er zu erklären und drehte sich wieder zu der jungen Frau herum. Lügen konnte der 20-Jährige wirklich ohne mit der Wimper zu zucken. Die hellgrünen Augen blitzten herausfordernd auf und ein Lächeln lag auf seinen Lippen, bevor er fortfuhr: „Du musst die Augen schließen und bis 100 zählen. Und danach musst du mich suchen.“ Das Pfeifen des Zuges machte deutlich, dass er gleich losfahren würde. Bis Karma darauf kam, dass Lian vielleicht mit dem Zug entwischt war, wäre er schon längst auf und davon!... davon ging der Dieb zumindest aus. „Wenn du mich findest, hast du das Spiel gewonnen. Aber nicht schummeln.“
Hm, keine Freunde? Doch das konnte Karma akzeptieren. Sie würde auch nicht jeden Oni als Freund bezeichnen, viele kannte sie einfach nicht gut genug. Seit sie das Lager selbst verlassen hatte, hatte die Oni zu vielen den engeren Kontakt verloren und manche, frischen Kinder kaum bis gar nicht gesehen. Dennoch verstand sie sich mit ihnen gut, so musste es, beschloss sie, auch hier sein. Als eine ganze Gruppe an Menschleins in den Gang stürmte, den Karma nun mit Lian betreten hatte, musste sie grinsen. „Du scheinst hier viele Bekannte zu haben.“ Freudig sah sie die laut rufende Menge an. „Oh, das wird spannend.“ Dann schnappte sie sich den Jungen, hob ihn hoch und setzte ihn sich auf die Hüfte, um eine Hand frei zu haben. Sie lief los, immer drei, vier Stufen auf einmal nehmend. Ihre Aufmerksamkeit war voll und ganz auf ihre Fluchtmöglichkeit gerichtet. Obwohl eine Oni kein Fluchttier war, würde sie dem Spiel eine Chance geben. Hinter ihr wurden die Stimmen lauter und sie brach durch eine weitere Türe. Im letzten Moment erinnerte sie sich daran, dass sie sich nicht einfach so dagegen werfen durfte. Lian sah viel zu zerbrechlich aus, als dass er es gut überstehen würde, wenn sie ihn als Rammbock benützte. So drehte sie sich um, um die freie Seite zu nehmen und lief dann in das Zimmer. Hinter ihr knallte sie die Türe zu, leider mit solchem Lärm, dass nun jeder wusste, wo sie war. Egal! Wenn sie fliehen musste, in Ordnung, aber sie würde sich ganz sicher nicht verstecken! Karma setzte Lian ab, der ihr ihre Frage beantwortete. „Hm“, machte sie und blickte ihn stirnrunzelnd an. „Ich mag diese Regeln nicht. Was ist der Sinn von solch einem Spiel?“ Passend dazu trat sie an das Fenster und schlug zu. Karma wollte nicht gegen Menschen verlieren und ihnen als Gegenleistung den nächsten Kuchen überlassen müssen. Außerdem war es nur eine kleine Regeln, die sie da wortwörtlich brach. Als die Scherben nach draußen fielen, schob Karma die Beine aus dem Fenster. „Bis gleich!“, rief sie, dann ließ sie sich kleine, kaum sichtbare Härchen an den Händen und Füßen wachsen. Sie beeilte sich und knapp einem Meter über den Boden sprang sie das letzte Stückchen zu Boden. Dann rief sie Lian zu, er solle ihr folgen. „Los, sonst verlieren wir!“, rief sie ihm zu und tatsächlich tauchten seine Beine auf, gefolgt vom Rest des Jungens, als dieser sich zu ihr fallen ließ. Karma streckte ihm die Hände entgegen und fing ihn auf. Sie hatte Erfahrung im Auffangen von Dingen, Lokesh warf ihr oft Dinge zu. Dennoch wurde sie etwas durchgeschüttelt, schwankte. Doch sie hielt stolz ihr Gleichgewicht und beschloss im selben Moment Lian nicht wieder abzusetzen. Das Spiel war noch lange nicht vorbei und sie hatte deutlich längere Beine! Also drehte sie sich kurzerhand um und lief wieder los, seine Rufe ignorierend. Entdeckt hatte man sie beim Fenstersprung sowieso, also war Geheimhaltung nun auch egal. Karma preschte einfach vorwärts, wich ein paar zu langsamen Menschen aus, die das nicht bei ihr machten. Zu ihrem Glück wählten nur wenige den Weg ihr im Weg zu stehen. Die Oni drehte sich nicht um, zu riskant war es, über etwas zu stolpern. Ihr Instinkt, dank dessen sie im Wald über Stock und Stein und zwischen Bäume hindurchlaufen konnte, half ihr zwar, doch blind nach vorn zu laufen war nie eine gute Idee. Außerdem war der Platz nicht natürlich erbaut und folgte somit anderen Gesetzmäßigkeiten. Eben das stellte ein großes Problem da, wie sie rasch merkte: Karma hatte keine Ahnung, wohin sie lief. Instinktiv wollte sie über die Felder in den Wald zurück, aber das lag sicher nicht im Spielfeld, oder? Lian rettete die langsam werdende Oni, indem er ihr Richtungsanweisungen ab, die sie ohne zu zögern befolgte. Ein großes Gebäude tauchte vor ihnen auf, auf das Lian zu zusteuerte. Karma, die mittlerweile keine Schritte oder Rufe mehr hinter sich hören konnte, wurde langsamer und setzte Lian schließlich hinter einem Container ab. Sie blickte darüber, die Straße hinab, aus der sie gekommen waren. „Ich denke, wir haben sie abgehängt. Haben wir das Spiel gewonnen?“, fragte sie. Sie keuchte und lachte zugleich von der Anstrengung so schnell mit einem Gewicht durch die Stadt gerannt zu sein, ihre Augen funkelten vergnügt. Vielleicht machten Menschenspiele doch mehr Spaß als gedacht! Die Oni ließ sie auf den Boden fallen und sah Lian neugierig an. Was jetzt wohl anstand?
Bei dem was er dann verlangte, verzog sie kurz das Gesicht. Sie wollte es schon ablehnen, doch dann erinnerte sie sich an die wenig überzeugten Gedanken vor dem Lauf. „In Ordnung. Aber versteck dich gut, ich habe gute Augen.“ Sie grinste ihn an und schloss dann die Augen. Laut begann sie zu zählen, etwas, dass sie sich hatte beibringen lassen. „Eins. Zwei. Drei. … Neunundneunzig. Hundert!“ Um sie herum war es still geworden, nachdem sich Lians Schritte zuvor entfernt hatten. Alleine saß sie da, er verschwunden, doch ihr Atem hatte sich beruhigt und die Aufregung brodelte in ihr. Jetzt war sie die Jägerin. Begeistert davon erhob sie sich und blickte sich suchend um. Mit weiterer Magie verschärfte sich ihr Blick und die Welt wurde klarer. Karma ging leichtfüßig. Sie trat zuerst auf den Zehen auf, dann auf den Fersen, um weniger Wucht in den Boden zu leiten und den Boden erst auszutesten, ehe sie ihr Gewicht verlagerte. Ganz so, wie sie sich im Wald bewegte. Das Gewicht nach hinten verlagert war sie durch diese Haltung ein Stückchen kleiner als sonst. Karma näherte sich dem Gebäude und ging um es herum. Wie weit er wohl gegangen war? Gerade trat sie um das Eck, da blieb ihr Blick auf etwas hängen, dass sie bis dato ignoriert hatte. Ein großes, graues … Ding. Es war lang und gewunden wie eine Schlange, aber viel, viel größer. Höher als sie selbst es war! Mit großen Augen vergaß sie Lian und näherte sich vorsichtig dem Geschöpf. Entgegen aller Vernunft, die man versucht hatte, ihr beizubringen, stupste sie es mit dem Finger an. So kalt und hart hatte sie es nicht erwartet. War es tot? Karma runzelte die Stirn und ging weiter, bis sie ein Loch im Leib der Schlange entdeckte. As sie darin sah, entlockte ihr einen erfreuten Aufschrei. „Hab ich dich!“, rief sie aus und deutete auf Lian, der in das seltsame Innere gekrochen war. Nur das wie konnte sie nicht erkennen. Aber sobald er herauskam, würde sie es wissen! Anstatt dass er zu ihr kam, erklang plötzlich eine laute Stimme und Karma fuhr zusammen. „Achtung, bitte zurücktreten! Der Zug Richtung Aloe Town fährt ab.“ Die seltsamen Worte verwirrten die Oni, doch schafften sie es nicht ihre Überraschung zu übertreffen, als die Schlange plötzlich erwachte. Laut schlängelte sie sich vorwärts. Mit Lian in ihrem Bauch! „Halt!“, rief sie und lief los, als sie immer schneller wurde. Sein Gesicht zog an ihr vorbei und Karma blieb nur noch eines, wenn sie ihn nicht verlieren wollte: Sie musste mit! Mit einem weiteren Manastoß sprang sie hoch und landete in der Hocke auf der Schlange. Sie wurde auf den Rücken gedrückt, als der Schwung sie traf, doch sie hielt sich, als das größere Tier sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in Bewegung setzte.
Sharp Eye: Hawk Soul TYP: Elementarlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender transformiert seine Augen zu denen eines Adlers. Diese sind in der Lage sogar noch in 1,5 Kilometern Entfernung ein Kaninchen zu erkennen oder beispielsweise aus 30 Metern Entfernung ein Buch zu lesen.
High Jump: Frog Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 3, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender verwandelt seine Beine in die eines Frosches und erhöht so seine Sprungkraft drastisch. Bei jedem Sprung ist der Magier nun in der Lage bis zu 5 Meter hoch zu springen und das ganz ohne Anlauf.
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Ravis
Anmeldedatum : 10.09.22 Anzahl der Beiträge : 134 Alter : 25 Ort : Aloe
"Hä?! Wie jetzt? Ich bin doch gerade erst zurückgekommen!" Die irritierte Stimme des Wassermagiers hallte durch die menschenleere Eingangshalle des Gildenpalasts. Frustriert fuhr er sich durch die zerzausten Haare. Er konnte seinen Ohren nicht vertrauen. Hatte er sich womöglich verhört? Oder sich das Ganze nur eingebildet? Nope. Auf der Heimreise von seinem letzten Auftrag hatte er sich im Zug die Zeit genommen, direkt den Questbericht zu verfassen um ihm auf dem Weg zu seiner Wohnung noch schnell in der Gilde abzugeben. Niemals hätte er damit gerechnet, dass man ihm dort direkt die nächste Mission aufbrummte. Die Sonne war noch nicht einmal annähernd aufgegangen! "Wieso ausgerechnet ich?" Schwer seufzte er, blickte sein Gegenüber aus trägen Augen an. Die dunklen Schatten unter diesen waren kaum zu übersehen. Er wollte einfach nur schlafen. Gab es niemand anderen, der an seiner Stelle gehen konnte? Tja, anscheinend nicht. Die Erklärung wieso hatte er nach den ersten Worten schon gar nicht mehr mitgekriegt, er war einfach zu erschöpft, um aufmerksam zuzuhören. Erst, als es um die Person ging, die ihn begleiten sollte, schaltete sich sein Hirn - zumindest halbwegs - wieder ein. Eine junge Frau? Sie wurde ebenfalls schon benachrichtigt und würde sicherlich bald hier auftauchen? Ugh, also gut. Hoffentlich ließ sie sich ein wenigstens Zeit ... "Mh, meinetwegen. Ich mach's ja...", willigte er schließlich ein, "Und jetzt verschwinde, bevor ich es mir doch anders überlege." Er ließ sich noch den Zettel mit den Auftragsdetails in die Hand drücken, dann huschte der Kollege auch schon davon. Wer war das überhaupt gewesen? Ohne weiter darüber nachzudenken schlich Ravis hinüber zu den Bänken, die die Halle säumten und ließ sich auf eine dieser fallen, schwang die Füße über die Armlehne. Gemütlich waren die zwar nicht wirklich, aber es würde wohl reichen, um sich kurz auszuruhen. Einen Moment lang blickte er noch hinauf zu der prunkvollen Decke, fragte sich, wieso er immer so verdammt nett sein musste. Er hätte einfach ablehnen können. Was hätten sie schon tun wollen? Sie konnten ihn ja schlecht zwingen, zu gehen. jetzt war es jedoch zu spät und bevor er sich versah, waren ihm die Augen auch schon zugefallen. Erst das Geräusch von herannahenden Schritten riss ihn aus seinem Halbschlaf heraus. In der sonst totenstillen Halle fühlten diese sich lauter an als Paukenschläge. Langsam setzte sich der Werwolf auf, rieb sich die müden Äuglein, nur um daraufhin planlos in die Dunkelheit hineinzublinzeln. Normalerweise hielt sich um diese Uhrzeit hier niemand mehr auf, natürlich brannte kein Licht mehr. Die Gilde hatte sicherlich bessere Dinge, für die sie ihr Geld ausgeben konnte. "Ngghhh... hallo?" Seine Stimme war noch rau und schwer von dem kurzen Nickerchen, das er gehalten hatte. Wie lange war er da nun eigentlich gelegen? Wie lange hatte er gewartet? Er hatte nicht die geringste Ahnung. "Bist du auch wegen der Quest da-aahhhh...?" Ausgiebig gähnte der Reveau, er konnte es einfach nicht unterdrücken. Man, er musste echt schleunigst wieder wach werden. Mit den Händen stieß er sich von den viel zu festen Polstern der Bank ab, um sich auf die Beine zu schwingen. Eine dumme Idee, die er direkt wieder bereute, als er merkte, wie sein Kreislauf zusammensackte. Wäre nicht bereits alles vor seinen Augen schwarz, dann wäre es das spätestens jetzt. Gleichzeitig merkte er, wie der Schwindel versuchte, ihn zu übermannen. Er trat einige Schritte nach vorne, um sein Gleichgewicht wieder zu finden, was ihm schließlich auch gelang. Was für eine fürchterliche Nacht das doch war. Hatte er jemals schonmal einen so miesen Queststart gehabt?
Amaya war ein bisschen überrascht, als sie eine neue Quest bekam. Sie fand es sowieso schon interessant, dass die Gilde gelegentlich mit Quests zu ihr kam, was zum Glück bisher ziemlich überschaubar war. Meistens geschah das jedoch im Gildengebäude, wenn jemand sie zufällig abpasste oder sie sich mit ihrer Anwesenheit quasi als freiwillige Person anbot. Warum bot man ihr also diese Quest an und warum sollte sie ihren Partner für die Quest so spät in der Nacht oder früh am Morgen treffen? Egal was es jetzt war, es war dunkel und die meisten schliefen wahrscheinlich. Die Mondnacht störte sich daran nicht und blieb auch gerne mal in der Nacht auf, nur wusste man das nicht unbedingt. Einige Leute konnten da ziemlich ungemütlich werden, wusste man also, dass Amaya da entspannt war, oder hatte man sich lediglich gedacht, dass sie die harmloseste Wahl zum nerven war? Irgendwo konnte man hier den Verantwortlichen der Gilde Dinge unterstellen, falls man wollte!
Sie vertrieb sich noch ein wenig die Zeit und übte in dunkler Nacht ihre Zauber, während sie nebenbei darauf achtete, ob noch andere Nachteulen unterwegs waren. Viel war nicht los, die meisten schliefen tatsächlich. Die Magierin erschuf sich einen kleinen Snack für die Nacht und überlegte einen kurzen Moment. Sie nahm sich einen Faden von ihrem Tisch und erschuf zuerst einen Seelenkern und dann eine String Doll. Sie lies die String Doll ein Ziel halten und wirkte erneut ihre Magie, um einen magischen Marshmallow hinter dem Golem zu erzeugen. Als nächstes versuchte sie das Ziel mit einem Keks abzuschießen, ohne das die Doll etwas abbekam. Ein wenig spielte sie so und ging dabei in Gedanken durch, was sie so zu der Quest wusste oder mitnehmen wollte. Nicht viel wusste sie, anscheinend gab es Probleme mit Farmtieren? Kühen? Irgendwas schien sich über die Tiere her zu machen. Die zweite Antwort war ebenfalls, nicht viel. Da die Quest hier in West-Fiore war, gab es keine sonderlich weite Reise und mit Farmtieren dürfte notfalls eine Stadt in der näheren Umgebung sein. Hoffentlich wusste ihr Questpartner wo sie hin mussten, der jungen Frau fiel nämlich soeben auf, dass sie nicht wusste, wo es überhaupt hin ging.
Ein wenig Proviant, einfache Ersatzkleidung und wenige, leichte Kochutensilien nahm sie mit. Vielleicht etwas für Licht? Viel sollte es nicht sein, weil sie sonst Probleme mit dem Tragen bekommen würde. Eventuell sollte sie doch zumindest ein klein bisschen körperliches Training machen? Besonders, weil sich irgendwie die B-Rang Quests häuften und seltener C-Rang dabei waren, wäre eventuell ein Mindestmaß an Fitness vorteilhaft. Amaya seufzte nicht sonderlich erfreut und wandte sich lieber schöneren Gedanken zu. Zum Beispiel, was sie heute anziehen würde! (So ungefähr) Es war nächtlich und dementsprechend noch keine heiße Wüstensonne draußen, also konnte ein etwas wärmeres Outfit her. Sie entschied sich für ein weites, gemütliches, braunes Outfit, welches ein wenig an einen großen Pulli mit Kapuze erinnerte. Nur war es nicht ganz so warm. Trotzdem würde sie bei Tag vermutlich lieber auf ihre Ersatzkleidung zurückgreifen, sobald es soweit wäre. Als Hose trug sie eine ebenfalls gemütliche, weite Hose aus qualitativem Stoff. Ein bisschen wie eine Jogginghose, nur besser geeignet für das Reisen und die Wüste. Ihr Oberteil überdeckte durch die Größe ein wenig was davon, ging heute aber mal nicht so weit und reichte nicht ganz bis zu den Knien. Allgemein konnte man also sagen, es war sehr gemütliche Kleidung und man könnte es vermutlich gut auch Zuhause tragen. War aber durchaus für Unterwegs und sogar Reisen ausgelegt.
Durch das Halbdunkel ging Amaya zur Gilde. Hier und da brannten Lichter, da und hier keine. Die Gilde zählte da eher zu Zweiteren. Fasziniert blickte die Metzli zu dem großen Gebäude. Die junge Frau war nicht so oft im Dunkeln bei der Gilde und hatte irgendwie... mehr Licht und Aktivität erwartet, obwohl es noch Nacht war. Die Magierin erwartete selbstverständlich keine Massen an Leuten oder geschäftiges Treiben, aber mehr als den huschenden Schatten hier und da hatte sie der Gilde schon zugetraut. So konnten wenigstens die Leute, die in der Gilde wohnten, gut nächtigen, wobei Amaya aber davon ausging, selbst mit der einen oder anderen Nachteule mehr, wäre das noch kein Problem. Die Mondnacht war gespannt, welche Nachteule (oder welches unglückliche Opfer) heute mit ihr zusammen auf Quest ging. Man meinte zwar zu ihr „vermutlich Ravis“, aber sie kannte Ravis noch nicht. Zumindest würde es nicht schwer werden ihn zu finden, so wenig wie zurzeit los war. In der Stille konnte man jemanden hören, … der schlief? Hätte Amaya damit gerechnet, dass jemand hier in der Halle schlief, dann wäre sie vielleicht vorsichtiger gewesen. So erübrigte sich die Frage, ob sie ihn wecken und wegen der Quest fragen sollte, weil ihre Schritte in der stillen Halle schon genug waren. Seine raue, verschlafene Stimme begrüßte Amaya. Er schaffte es sogar noch fast sie wegen der Quest zu fragen, bevor sein Körper übernahm. Amüsiert schmunzelte die Frau. Während er sich schwungvoll aufrichtete, begrüßte die Mondnacht ihn: „Guten... Morgen?“ Sie klang ein wenig fragend, weil sie nicht genau wusste, wie sie es zeitlich betiteln sollte. Sie ging mit Morgen, was mindestens zum Aufwachen passen würde. Freundlich sanft und nicht zu laut waren die weiteren Worte von Amaya: „Ja, ich bin auch wegen der Quest hier. Du bist Ravis? Freut mich dich kennenzulernen. Ich heiße Amaya.“ Neugierig versuchte Amaya im Dunkel so viel es ging von Ravis zu erkennen und anzugucken, wie ihr Questpartner aussah. Sie mochte seine Kleidung und die Frisur war auch interessant, aber die Farben wirkten sehr merkwürdig im fehlenden Licht. Noch konnte sie nicht sagen, was es war. Amüsiert, aber gutmütig und durchaus aufrichtig fragte die Magerin ihren Questpartner: „Konntest du dich noch gut erholen auf der Bank? Ich hoffe es war nicht zu ungemütlich und du musstest lange warten. Man hat mir leider nicht gesagt, dass du schon vorher hier sein wirst.“ Ob es ein wenig schräg rüberkam, wie die zwei hier im Dunkeln standen? Sollten sie vielleicht ein Licht anmachen? Wobei sie eh gleich in der Stadt an Lichtern vorbei kommen würden. Das Licht würden sie also eher brauchen, wenn sie die Stadt wieder in Richtung Questort verlassen würden. Erst einmal wartete Amaya jedoch ab, dass Ravis in Ruhe aufwachen und sich sammeln konnte. Und was er noch sagte, oder ob er schwieg und eher so jemand war, der die Quest mit möglichst wenig Worten beenden wollte. Die Metzli war bisher relativ guter Dinger.
"M-morgähhnn...?" Verträumt rieb sich der Blauhaarige die müden Augen. War es wirklich schon morgen? Er war sich nicht sicher, doch sein Gegenüber schien es ebenfalls nicht zu sein. Es war auf jeden Fall noch immer dunkel. Schlaf war etwas, von dem Ravis zwar nicht unbedingt so viel benötigte, wie manch anderer, aber wichtig war er auch für ihn. Bekam er nicht genug Bettruhe, geschah genau das, was Amaya sich gerade mit ansehen durfte: Er verlor jegliches Gefühl für Zeit, Raum und sich selbst. "Mhhh... Ravis? Ja, das bin wohl ich." Vergeblich versuchte er, Details von der jungen Frau vor ihm auszumachen, doch bis auf die langen, schneeweißen Haare konnte er nicht allzu viel erkennen. "Freut mich May-, Ayam- ahhh... mhhh ... Ah-ma-yah!" Eigentlich ein ziemlich simpler Name, aber er weigerte sich, problemlos über seine Zunge zu rollen. Es war einfach noch zu früh für sowas ... oder zu spät. Was auch immer. Mit einem weiteren, schweren Seufzen ließ er die Schultern hängen und starrte ziellos hinein in die Dunkelheit. Er wollte ins Bett ... so, so, so dringend. Wieso hasste ihn das Schicksal bloß zu sehr? Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als das Positive zu sehen. Die junge Frau, die er begleiten durfte, schien bisher recht nett zu sein. Der erste Eindruck sagte oft nur wenig über eine Person aus, doch er ließ zumindest die ersten Charakterzüge erahnen. Oh, hätte er damals bloß auch bei @Lacrita daran gedacht. Er schauderte, fühlte sich alleine durch den Gedanken an die rothaarige Zicke ein wenig wacher. "Mmmheinetwegen hättest du dir ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können", scherzte er, jedoch ohne großen Elan in der Stimme, "Aber is ja nicht deine Schuld, dass man mich von einer Quest zur nächsten jagt." So einfach es auch gewesen wäre, an der Hellhaarigen seinen Frust auszulassen, es wäre nicht fair gewesen. Früher hätte er das vielleicht anders gesehen, schließlich hatte er gelernt, dass andere Menschen dazu da waren, sich selbst das Leben einfacher zu machen. Wenn sie dafür herhalten mussten, dass er seinen negativen Gefühlen lautstark freien Lauf lassen konnte, dann war das wohl so. Natürlich war das absoluter Quatsch und seine Mitmenschen waren so viel mehr als nur irgendwelche Boxsäcke. "Lass uns lieber gleich los, sonst schlafe ich hier noch im Stehen ein." Außerdem wirkte die frische Nachtluft wirklich wunder, wenn es darum ging, den Körper wieder in Schwung zu bekommen. Kaum hatten sie den Gildenpalast verlassen, wurden sie auch schon von den typischen Temperaturen der nächtlichen Wüste empfangen. Es war ein gewaltiger Kontrast zu der Hitze, die hier tagsüber herrschte. Sobald die Sonne vom Horizont verschwand, kam die Kälte angekrochen. Leise grummelnd zog der Reveau die Ärmel seiner Jacke über die Hände. Jedes Mal, wenn er glaubte, sich an das Wetter hier gewöhnt zu haben, wurde er direkt wieder vom Gegenteil überzeugt. Wer hatte sich bloß gedacht, dass das hier ein idealer Ort zum Leben war? "Also gut...", murrte er, nachdem sein Kopf endlich ein wenig klarer geworden war, "Wenn ich das richtig verstanden habe, ist unser Ziel Siem, ja?" Es würde sicherlich noch etwas dauern, bis seine Gedanken sich vollständig geordnet hatten. Zum Glück hatte er dafür noch mehr als genug Zeit, denn der Weg zu dem kleinen Dorf war nicht unbedingt kurz. Vermutlich war das auch der Grund, warum die Gilde wollte, dass sie so schnell wie möglich aufbrachen. Eigentlich war es clever, durch die späte Stunde die Wüstenhitze zu vermeiden. "Mal sehennn..." Unter einer der Straßenlaternen blieb er stehen. Ein wenig ungelenk griff Ravis nach hinten, um aus einer der Seitentaschen seines Rucksacks einen Reiseführer hervorzuholen. Das Ding hatte er noch von seinem vorherigen Auftrag einstecken. Er schlug ihn auf und drückte seiner Kollegin ein Ende in die Hand. Fast ein wenig zu lang huschten seine Augen über das Papier, ehe er schließlich nickte. "Okay, hier können wir Pause machen. Das müssten wir auch schaffen, bevor es so richtig heiß wird." Er deutete auf eine auf der Karte vermerkte stelle. Es war ein kleiner Gasthof, der extra für die Reisenden eingerichtet wurde. "Sobald es wieder etwas abgekühlt hat, können wir weiter. Vielleicht haben wir ja sogar Glück und wir kriegen da ein paar Kamele?" Die hätten sie zwar schon eher gebrauchen können, doch um diese Uhrzeit war sicherlich keiner mehr wach, um ihnen welche zu leihen. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als die Reise vorerst zu Fuß in Angriff zu nehmen. "Unnnd daahhnnnn müssten wir Siem auch schon erreichen." Vor Ort oder während ihrer Pause konnten sie dann ihr weiteres Vorgehen besprechen. Es gab keinen Grund, sich damit zu beeilen, schließlich hatten sie noch mehr als genug Zeit dafür. "Passt das?"
Fragend wiederholte er die Bezeichnung der Tageszeit. Es klang verschlafen und unsicher. Amaya lächelte fröhlich und meinte dann langsam: „Bald. Ein bisschen dauert es sicher noch, bis die Sonne sich zeigt.“ Und korrigierte damit ihre Aussage ein wenig. Nicht, dass sie dachte, es wäre nötig gewesen, aber sie wollte dem jungen Mann etwas bei der Orientierung helfen und ein wenig mit ihm Plaudern, während bei ihm quasi langsam die ganzen Lichter angeschaltet wurden und die kleinen metaphorischen Leutchen auf ihre Plätze huschten. Ravis war wohl er. Dann hatte man ihn also überzeugt für die Quest. Man hatte schon relativ sicher geklungen, dass der junge Mann zusagen würde. Amaya freute sich derweil, direkt die richtige Person gefunden zu haben! Zugegeben, dass war zurzeit nicht schwer gewesen... viele andere Möglichkeiten gab es hier im Dunkel nicht. Also falls hier überhaupt noch jemand war und es nicht nur die einzige Alternative war, dass ihr Questpartner noch nicht da gewesen wäre. Aber so Vorteile hatte man sich halt durch die schöne Uhrzeit gesichert. May? Ah-ma-yah? Erst schmunzelte Ah-ma-yah, dann fing sie an belustigt zu kichern. Freundlich und ihrem Questpartner großzügig entgegenkommend, meinte die Magierin: „Das passt.“ Laut nachdenkend, plauderte Amaya leise vor sich hin: „Irgendwie ist es lustig, wie unterschiedlich der Name sein kann und ich hätte nicht gedacht, das mein Name hier so verschiedene Versionen in der Gilde kriegt. Vielleicht ist es Karma dafür, dass ich am Anfang dachte, die Gilde heißt Crimson Des(s)ert?“ Fröhlich kicherte sie. „Das wäre aber sicher auch ein guter Gildenname, aber eventuell ein wenig düster.“ Sie wusste nicht, ob Ravis ihr überhaupt zuhörte, aber es war der jungen Frau nicht so wichtig. Wenn Ravis lieber erst einmal ihr Gelaber ignorieren wollte und (noch?) keine Lust auf mehr Unterhaltung hatte. Viele Menschen mochten Unterhaltung direkt nach dem aufstehen ja nicht so gerne. Bisher wirkte der Magier aber noch nicht so und schien lediglich durcheinander. Amaya grinste über seinen Scherz, was wohl leider in der Dunkelheit untergehen würde. Was er wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass Amaya recht entspannt war und ihn durchaus hätte weiter schlafen lassen? Dann würden sie zwar mehr Weg am Tag zurücklegen müssen, aber das hätte man schon irgendwie geschafft. Schließlich lebten sie hier und sonst schaffte man es ja auch irgendwie. Die anderen Worte des jungen Mannes ließen Amaya dagegen ein wenig Mitleid mit Ravis verspüren. „Ahhw, da wäre ich wohlmöglich auch nicht so glücklich oder ziemlich fertig. Aber wir machen das schon!“ Hörte man hin, konnte man die Zuversicht und Sympathie aus ihrer Stimme hören. Die Mondnacht nickte zustimmen, zu seinem Vorschlag aufzubrechen, bevor sie merkte, dass er davon eventuell nichts mitbekam in der Dunkelheit. Sie sagte deshalb direkt dazu: „Gerne. Die kühle Luft wird dir sicher helfen. Vielleicht kannst du dich auf dem Weg noch ein bisschen ausruhen? Ansonsten sag einfach Bescheid, wenn du doch noch etwas Ruhe brauchst.“ Sie sprach freundlich und fürsorglich. Die frische Luft der Nacht schien wirklich ihren Beitrag beizutragen und half dem jungen Mann. Gleichzeitig entging Amaya nicht, dass ihr Questpartner sich grummelnd die Ärmel über die Hände zog. Ravis ergriff das Wort und wollte sich das Ziel bestätigen lassen. Siem..., ja das klang richtig! Amaya hätte zwar den Questort so nicht benennen können, doch jetzt wo sie den Namen hörte, hörte sich dieser richtig an. „Klingt richtig, ja. Das müsste in der Quest gestanden haben.“, bestätigte sie für ihren Questpartner. Ravis blieb unter einer Straßenlaterne stehen und holte etwas aus seinem Rucksack hervor. Neugierig guckte Amaya ihm zu und stellte sich neben ihn. Es war eine Art Karte. Sie bekam ein Ende davon und half dem jungen Mann die große Karte ordentlich angucken zu können. Auch die Augen der Magierin blickten das Papier an, aber sie wartete was Ravis sagen oder tun würde. Dieser brauchte nur einen kurzen Moment, um sich auf dem Papier zurechtzufinden und deutete dann auf einen kleinen Ort. Der Beschriftung nach ein Gasthof. Ihr Questpartner erklärte, dass sie dort eine Pause machen und die extrem heiße Zeit überbrücken könnten. Eine gute Idee. Zustimmend nickte Amaya über den Plan und hörte dem jungen Mann weiter interessiert zu. Ein paar Kamele? Amaya hatte eigentlich erwartet, dass sie hier schon mit Kamelen oder so starten würden, aber anscheinend nicht? Vielleicht, weil es in der Nacht war? Aber warum? Die Magierin war ernsthaft überrascht darüber, wie leer und wenig geschäftig die Nacht hier war. Dabei war die Nacht doch toll! Stören tat es Amaya jedoch nicht, eine Nachtwanderung war schön, solange Ravis mit einem ziemlich gemächlichen Tempo zufrieden war. Immer diese unsportlichen Magier(innen)... Ein Zwischenstopp würde reichen und dann wären sie bei ihrem Ziel Siem. Das klang doch ordentlich. Amaya blickte Ravis lächelnd an und antwortete ihm: „Ja, passt. Das klingt wundervoll. Machen wir uns auf den weg!“ Sie reichte ihm das Ende der Karte zurück und lobte: „Gute Idee die extreme Hitzezeit zu umgehen. Ein Zwischenstopp klingt vollkommen okay und nach einer guten Reise.“ Freundlich lächelte sie und bot an: „Unterwegs können wir uns dann ein bisschen unterhalten, falls du willst.“ Amaya hatte große Lust sich mit Ravis zu unterhalten, aber das konnte warten, bis er ebenfalls Lust hatte, falls er Lust hatte. Und sie eventuell die Stadt verlassen hatten. Sie redeten zwar nicht laut, trotzdem war es irgendwie unangenehm zwischen all den Häusern mit den schlafenden Leuten zu reden.
Die Müdigkeit machte dem Blauhaarigen noch schwer zu schaffen, während sein Gegenüber bereits fröhlich vor sich hin plauderte als wäre das hier die perfekte Uhrzeit, um wach zu sein. Manch einer hätte sich an dieser Tatsache vermutlich schwer gestört, doch er selbst nahm es gelassen. Gewissermaßen half es ihm sogar, selbst ein wenig in die Puschen zu kommen, denn er wollte ihr ein ordentlicher Gesprächspartner sein. Vorerst musste er sich jedoch damit zufrieden geben, noch über seine eigenen Worte zu stolpern. Immerhin schien genau das das Gemüt der Weißhaarigen zu erhellen. "Heh, ich entschuldige mich schonmal im Namen meines wachen Ichs dafür, deinen Namen so verhaut zu haben." Ein träges, aber ehrliches Grinsen zog sich über sein Gesicht. Ob Karma seine Finger dabei im Spiel hatte? Womöglich. Ravis glaubte durchaus daran, dass einem gute Dinge geschahen, wenn man selbst Gutes tat und umgekehrt. Aber ob diese Balance bereits griff, nur, weil man Namen versaubeutelte? Hoffentlich nicht! "Wäre schon auch irgendwie ein cooler Name, Crimson Desert. Passt doch." Die Implikationen, die mit einer blutroten Wüste kamen, waren dem noch viel zu verschlafenen Werwolf in diesem Moment überhaupt nicht klar. Leise gähnend rieb er sich noch einmal die Augen. "Na klar machen wir das! Dafür sind wir ja schließlich Magier geworden." So gering seine Motivation in diesem Moment auch sein mochte, er würde niemals vergessen, aus welchem Grund er diesen Weg für sein Leben gewählt hatte. Er wollte einen Unterschied machen und dafür musste man auch mal auf - eigentlich wohlverdienten - Schlaf verzichten. "Danke für deine Fürsorge. Ich weiß es zu schätzen." Auch, wenn die Dunkelheit sein Lächeln vollkommen verschluckte, vielleicht konnte man es ja in seiner Stimme hören. Es war wirklich bemerkenswert, dass Amaya bereit war, die anstehende Quest hinten anzustellen, damit es dem Reveau besser ging. So gerne dieser ihr großzügiges Angebot auch angenommen hätte, so gnädig war er mit sich selbst nicht. Jetzt, wo er wach war, wollte er es auch durchziehen. Wie erhofft half die kühle Nachtluft seinen verschlafenen Hirnzellen, ein wenig fahrt aufzunehmen. Nachdem er von seiner Kollegin die Bestätigung bekommen hatte, dass ihre Reise sie nach Siem führte, holte er auch schon eine Karte hervor und ließ seinen Blick über diese wandern. Als Kind hatten ihn die verschiedenen Linien und Symbole immer verwirrt, doch inzwischen gehörte das Kartenlesen zu einer seiner grundlegendsten Fähigkeiten. Hin und wieder hatte sein Vater ihm doch nützliche Dinge gelehrt. Überraschend schnell hatte er eine Route ausgearbeitet und präsentierte diese seiner Begleiterin. Diese überlegte nur kurz, ehe sie zustimmte. "Es bringt nichts, wenn wir uns bereits bei der Anreise vollkommen verausgaben", entgegnete er auf ihr Lob hin. Niemand konnte erahnen, was letztendlich für Gefahren auf sie lauerten. Wie sollten sie diesen gewappnet entgegentreten, wenn sie völlig erschöpft und womöglich sogar mit einem Hitzschlag aufkreuzten? Das konnte und wollte er nicht riskieren. So wichtig ihm eine zeitnahe Problembeseitigung auch war, das Wohl der Gruppe stand an erster Stelle. So locker und entspannt er auch sein konnte, Risiken nahm er durchaus ernst. "Klaro-ooohhh..." Ein Gähnen überkam ihn. Ja, ein kleines Gespräch kam ihm durchaus recht. Es würde ihm sicherlich dabei helfen, wach und bei Sinnen zu bleiben. Jetzt, wo sie einen klaren Plan hatten, konnte die Reise also endlich richtig losgehen. Die letzten Häuser der Wüstenstadt waren schnell hinter sich gelassen. Wären da nicht die Sterne und das Mondlicht, so würde das Duo nun in vollkommener Dunkelheit laufen. Auf einen Lichtlacrima verzichtete der Werwolf bewusst, denn Licht lockte nur zu schnell ungebetene Gäste an, vor allem in der Wüste. Ob Insekten, Wildtiere oder gar Banditen und Räuber, man blieb nie sonderlich lange alleine. Immerhin konnten sie sich nun in normalem Ton unterhalten. Der halb flüsternde Ton tat seinen sowieso schon rostigen Stimmbändern nicht sonderlich gut. "Mhhh, so eine Wüstennacht hat schon was an sich", murrte er, während er die Arme über den Kopf hinausstreckte und seine Muskeln dehnte. "Mindestens genauso friedlich wie die Weiden, die ich lange gehütet habe." Mit einem leichten Lächeln erinnerte er sich zurück an die Zeit, bevor er zur Gilde gestoßen war. Wie es wohl dem alten Herrn und seinen Schafen erging? "Wäre es bloß nicht so fürchterlich still." Eigentlich war er einer der Letzten, die sich an ein wenig Ruhe störten, doch hier draußen, mitten im Nirgendwo, war es doch anders. Dort, wo er bisher gelebt hatte, waren zumindest noch Grillen und das Rauschen des Windes in den Blättern und Wiesen zu hören. Auch das Plätschern von Bächen durchbrach hin und wieder die Stille. Doch all das war hier nicht der Fall. Auch, wenn das für die Wüste durchaus normal war, für den Blauhaarigen fühlte es sich komisch an. Deshalb bemühte er sich auch, ein Gespräch am Laufen zu halten: "Bist du hier in der Wüste geboren und aufgewachsen? Oder bist du auch zugezogen?" Neugierig huschten seine Augen hinüber zu Amaya, ehe sie sich wieder auf den Weg, der vor ihnen lag, konzentrierten. Außer die unendlichen weiten der Sanddünen gab es zwar nichts zu sehen, doch er wollte bereit sein, falls sich genau das ändern sollte.
Ja, Amaya war ziemlich Wach bereits, weil sie lang genug vorher aufgestanden war. Außerdem machte es der jungen Frau wirklich nichts aus in der Nacht wach zu sein und war ihrem empfinden nach wirklich eine durchaus schöne Uhrzeit dafür. Trotzdem konnte sie Ravis aber verstehen und mitfühlen, wenn er gerade direkt nach dem aufwachen noch sehr schlaftrunken war. Ravis war sogar noch recht umgänglich für den Umstand. Amaya lies sich vom Grinsen anstecken und dachte, dass sich sein waches Ich dann bestimmt freuen würde, dass sie seinem noch nicht so wachen Ich die Sache mit dem Namen nicht so übel nahm! Der Werwolf holte sich ein paar Sympathiepunkte ein, als er den Gildennamen als cool bezeichnete! Ja, es wäre auch ein cooler Name! Die Implikation könnte zwar düster gedeutet werden, ja, aber man musste es nicht so negativ sehen. Der junge Mann schien ziemlich pflichtbewusst? Fleißig? Zu sein. „Fleißig.“ Kommentierte Amaya seine Motivation durchaus beeindruckt und anerkennend. Amüsiert kicherte sie dann und meinte: „Das klingt ziemlich nobel. Ich gebe zu, dass ich vorher schon Magie gelernt hab und das deutlich eigennützigerer Natur war. Aber trotzdem helfe ich gern und dafür sind wir auch in einer Gilde, ja!“ Es gab Momentan nichts anderes was ablenkte, weshalb das Lächeln in Ravis stimme gut zu hören war. Mittlerweile hatte sich Amaya sogar mehr an das Dunkel gewöhnt und könnte es sogar schemenhaft erkennen! Die junge Frau war extrem glücklich darüber, wie es ihr immer leichter fiel sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dadurch konnte sie die Nacht noch besser genießen! Traumhaft!
Amaya beobachtete Ravis, wie er mit der Karte arbeitete. Sie selbst hatte mittlerweile sehr grundlegend gelernt, wie man eine Karte nutzte, weil es einfach eine unglaublich kostbare Fähigkeit als Gildenmagierin, zum Handeln und fürs Erkunden war. Ein bisschen was verstand sie also von der Karte und dem was Ravis da machte, doch hatte dieser anscheinend eindeutig mehr Erfahrung und bessere Fähigkeiten, weil er beeindruckend schnell fertig war. Amaya nickte seinen Worten zustimmend zu und fragte neugierig: „Arbeitest du auch abseits der Quests mit Karten oder reist öfter?“ Sie wäre sogar noch ein Stück beeindruckter, wenn Amaya wissen würde, wieviele Gedanken sich Ravis machte. Was für ein umsichtiger Reise- beziehungsweise Questpartner. Er war sogar, trotz seiner Schlaftrunkenheit, einverstanden zu reden. „Wunderbar.“, freute sich Amaya. Nebenbei gingen sie an den letzten Häusern von Aloe Town vorbei und es folgte dunkle Wüste. Die Häuser am Rande der Stadt waren in diesem Fall sicherlich nicht so wünschenswert, bei einer Wüstenstadt. Zumindest war es der jungen Frau bisher so zu Ohren gekommen. Die Häuser im inneren waren was sich die meisten erhofften oder erwünschten und dann gab es noch ein paar Flecken, die richtig begehrenswert waren. Ein wenig würden die Reste vom Licht der Stadt ihnen noch folgen, bevor sie komplett im Dunkel der Nacht waren. Lediglich begleitet von Mond und Sternen, weil sie noch immer kein Licht hatten. Amaya war neugierig, wie gut Ravis sich zurecht fand? Konnte er noch etwas sehen? Hörte oder fühlte er seine Umgebung? Nutzte er Magie? Oder Schritt er wirklich so durch die Nacht? Doch selbst wenn, was sollte er schon sehen? Sand, Sand und noch viel mehr Sand? Es war nicht so, dass die Wüste einem sonderlich beim zurechtfinden half und den Anblick hatte Ravis hier in West-Fiore sicherlich schon genug erlebt oder würde ihn noch genug erleben. Die Sterne und den Mond konnte man dagegen um so besser sehen im Dunkel. Der einzig wirklich entscheidende Anblick, der durch das Licht beeinflusst werden würde, für den jungen Mann war also seine Questpartnerin. Und während Amaya sich da selbst durchaus als einen unglaublich guten Grund sah, Licht anzumachen, falls man nicht im Dunkeln sehen konnte... so war sie nicht verblendet genug, um zu verstehen, dass Ravis daran momentan vielleicht nicht dachte oder es für den Magier keine so große Rolle spielte. Vielleicht stand er nicht auf Frauen oder war momentan nicht in Stimmung? Fokussiert auf die Quest! Oder war er nur vorsichtig? „Jaaaaa~~.“, schwärmte Amaya verträumt, als Ravis die Wüstennacht erwähnte. Neugierig hörte die Magierin seinen Worten zu und fand es interessant, wie er über Weiden und die Stille redete. Mit leicht schief gelegten Kopf blickte sie ihren Questpartner an. Freudig das Gespräch annehmend und mit einem freundlichen Lächeln antwortete sie dem jungen Mann: „Nein, ich bin in einem relativ grünen Tal in einem sehr großen und weitläufigen Gebirge geboren worden. Dort gab es viel grün, und wenn man das Tal verließ in die Gebirge, dann fand man da Schnee und keine Sandwüsten. Aufgewachsen bin ich danach aber in einer wärmeren Gegend. Dort gab es Wüsten, aber das meiste war einfach nur sehr warme Gegend. Durch Zufall bin ich dann vor kurzer Zeit, zwei drei Jahren, hier gelandet und wohne jetzt in der Wüste.“ Neugierig blickte sie den Werwolf an und wollte ein wenig über ihn erfahren. Sie fragte ihn: „Kommst du auch von weiter weg? Du hast friedliche Weiden erwähnt. Vermutlich mit Tieren als Gesellschaft, wenn du sie gehütet hast und es nicht so still war? Das klingt sehr ländlich, grün, nicht so ausufernde Temperaturen. … Eine Gegend in der ich bisher nur sehr wenig Zeit zwischendurch auf Reisen verbracht habe. Wie ist es da so?“ Sie blickte zu Ravis und meinte: „Oh, tut mir leid, falls ich etwas aufdringlich bin, mich hatte ein wenig die Neugierde gepackt.“ In der Dunkelheit der weiten Wüste bei Nacht überlegte Amaya weiter zu üben. Mit einer leichten Bewegung lies sie zuerst eine Finsternisklinge in die Finsternis der Nacht fliegen und dann ein paar weitere kleine Klingen. Früher wäre das Problematisch gewesen, weil sie nicht wusste, was vielleicht in der Finsternis war und unglücklich Bekanntschaft mit ihren Zaubern machen könnte. Doch mittlerweile war die Dunkelheit ein Stück weit weniger geheimnisvoll, was die Magierin von Herzen freute. Sie liebte die Nacht und jetzt sich besser im Dunkeln zurechtfinden zu können war einfach unbeschreiblich toll. Amaya konnte einfach nicht genug in ihren Gedanken davon schwärmen wie schön ihre neuen Fähigkeiten waren. Was für Fähigkeiten Ravis wohl hatte? Vielleicht sollten sie darüber reden, für die Quest? Aber sie hatten noch Zeit.
Die Weißhaarige hatte also schon vor ihrer Zeit in der Gilde ihre Magie geübt? Da hatten die zwei Jungspunde wohl etwas gemeinsam. Auch Ravis hatte bereits vor seinem Beitritt zu den Sphynx an seinen Fähigkeiten gefeilt. Den Umgang mit Wasser hatte er sich heimlich beigebracht, doch die Kontrolle über seine Verwandlung hatte er noch von seinem Vater gelernt. Ohne ihn würde er vermutlich noch heute damit Probleme haben, seine Verwandlung zu steuern, doch in dieser Hinsicht war sein Erzeuger ein guter Lehrer gewesen. Von anderen Bereichen konnte man das nicht behaupten. "Der Urpsrung unserer Fähigkeiten ist zweitrangig. Wichtig ist, wie wir sie heute und morgen einsetzen", erwiderte er also. Genauso wie bei sich selbst, weigerte er sich auch bei seinen Mitmenschen, sie durch die Vergangenheit zu definieren. Das war nur wenigen Leuten gegenüber fair. An einer gut beleuchteten Stelle holte er schließlich eine Karte hervor, um mit seiner Kollegin den Reiseverlauf durchzusprechen. Nicht lange brauchte er, um ihr einen groben Plan zu präsentieren, den sie ohne Widerworte annahm. "Nein, eigentlich nicht. Ich habe es als Kind beigebracht bekommen." Es gab keinen Grund, diesen Punkt zu verschweigen. Viele Leute bekamen von ihren Eltern alle möglichen Fähigkeiten gelehrt, er war keine Ausnahme gewesen. Obwohl sein Wissen vermutlich etwas tiefer ging als das der Meisten. Das Kartenlesen war eine äußerst praktische Fähigkeit, die einem in der teils gnadenlosen Natur Fiores das Leben retten konnte, weshalb er sich nach seiner Flucht bemüht hatte, dieses Können beizubehalten. "Wenn man es einmal verstanden hat, ist es gar nicht mehr so schwer. Solange du die Himmelsrichtungen erkennst und ein oder zwei Anhaltspunkte über deinen Standpunkt hast, kommst du schon sehr weit." Er lächelte. Nur gerne teilte er sein Wissen, doch er wollte Amaya kein Ohr abkauen. Sie hatte zwar Angeboten, die lange Reise mit Gesprächen zu füllen, doch deshalb hatte sie noch lange kein Interesse daran, sich von Ravis das Einmal-Eins des Kartenlesens erklären zu lassen. Er schob die Hände in die Hosentaschen und marschierte weiter. Die Weißhaarige hatte gut erkannt, dass er bisher kein großes Interesse an ihrem Äußerlichen gezeigt hatte. Natürlich wusste er, wie die meisten Männer, eine hübsche Frau durchaus zu schätzen, aber deshalb musste er noch lange nicht ihre Zweisamkeit riskieren. Noch früh genug würde er sie wirklich zu Gesicht bekommen und das reichte ihm vollkommen aus. Andersherum schien es genauso zu sein und das störte ihn auch nicht weiter. Sie waren ja nicht auf einem Date. Lieber kam er auf die Wüste und den Rest von Fiore zu sprechen. "Mit Schnee könntest du mich jagen", bemerkte er amüsiert. Auch, wenn er es nicht aussprach, war er froh, nicht am selben Ort wie die Weißhaarige aufgewachsen zu sein. Er bevorzugte milderes oder wärmeres Klima, frieren tat er nur äußerst ungern. Da schwitzte er lieber, so wie hier in der Wüste. "Dann bist du ja schon eine gute Weile dabei", stellte er fest. Er selbst war noch kein ganzes Jahr Teil der Gilde. Mit seinem Beitritt hatte er sich lange Zeit gelassen, denn er hatte sich gescheut, wieder einer Gemeinschaft beizutreten. Deutlich länger hatte er auf den Weiden Südfiores verbracht. "Gut erkannt. Ich habe vorher Schafe bei einem alten Mann gehütet." Dass er dem Alten dabei als Vierbeiner gedient hatte, ließ er außenvor. Es ging schließlich darum, was er wo getan hatte und nicht wie. "Es war wirklich schön da. Ich kann es dir nur empfehlen, mal einen Urlaub im Süden zu machen. Du wirst nirgends eine friedlichere, natuverbunderene Art zu Leben finden. Falls dir sowas gefällt." Für ihn selbst gab es nichts schöneres, als Hand in Hand mit der Natur zu leben, doch diese Liebe hatte er auch erst entdeckt, nachdem er bei dem Schafhirten gelandet war. Kurz wendete er ihr den Kopf zu, als sie sich entschuldigte. Er zuckte mit den Schultern. "Schon gut, ich habe doch zugestimmt, zu quatschen." Ein kurzes Lachen. Es machte ihm nichts aus, wenn sie Fragen stellte, schließlich war er geübt darin, genaue zu überlegen, welche Informationen er preisgab und welche nicht, egal, ob es nur eine Frage war oder eine ganze Reihe. Immer und immer weiter rückten die Häuser von Aloe in die Ferne, wurden kleiner und kleiner, bis sie vollkommen von der Dunkelheit verschluckt wurden. Nun war wirklich nichts mehr zu sehen außer unendliche Mengen an Sand. Glücklicherweise hatten sie noch die Sterne zur Orientierung. Seine Kollegin entschloss sich, die Zeit mit einigen Magieübungen zu vertreiben. Ein Weilchen lang sah er ihr einfach zu, ohne sie zu unterbrechen. Es konnte nicht schaden, sich bereits im Voraus ein wenig mit den Fähigkeiten des jeweils anderen vertraut zu machen. Man wusste nie, wann man sich im Kampf auf einander verlassen musste. Trotzdem sprach er sie sie schließlich darauf an: "Finsternismagie, oder?" Eine furchteinflößende Magie, die bisher überhaupt nicht zu der eher fröhlich wirkenden Frau passte. Er hatte schon einiges über dieses Element gehört und gelesen und war froh, wenn es sich nicht gegen ihn richtete. "Was kannst du damit so anstellen?"
Ravis erwiderte sehr interessante Worte in ihrem Gespräch. Mit einem begeisterten Schmunzeln sagte Amaya: „Philosophisch! Schöne Worte sind das. Ich stimme dir zu. Hast du eine Vergangenheit mit deinen Fähigkeiten? Konntest du deine Magie auch schon vorher, oder hast du sie im Umfeld der Gilde gelernt?“ Neugierig fragte sie und wartete ab, was er antworten würde, falls er die Frage überhaupt beantworten wollte. Wobei eigentlich hatte sie die Frage extra wage genug gestellt, dass er notfalls eine sehr knappe Antwort geben könnte, ohne auf seine Vergangenheit eingehen zu müssen. Leider konkretisierte man die Fragen für sich selbst leicht, wenn es wirklich ein unangenehmes Thema war oder befürchtete Folgefragen. Die eigenen Gedanken waren da sehr verräterisch und wanderten leicht. Amaya könnte sich sogar selbst dabei erwischen in diesem Moment, weil sie, aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit, es nicht für so unwahrscheinlich hielt, dass auch Ravis eine „besondere“ Vergangenheit haben könnte. Doch dies waren schleichende Gedanken und Amaya war zu heiterer Stimmung um sich über sowas Gedanken zu machen, deshalb erwischte sie sich nicht dabei und nahm es als relativ natürlich. Für die Köchin wäre das eh nicht so wichtig. Wichtig war ihr Questpartner und seine zunehmend sympathische und interessante Art.
Man hätte es ihm als Kind beigebracht? Wer brachte seinem Kind das Kartenlesen bei? Das kam, so glaubte Amaya zumindest, nicht so häufig vor. Vielleicht war eins seiner Elternteile oder ein Bekannter Kartenmacher? Oder Seemann. Irgendwie waren das so ihre ersten zwei Verbindungen damit. Es konnte natürlich auch genau so gut nur Zufall gewesen sein und er kannte jemanden, der zu den wenigen Personen gehörte, die sich dachten das dies eine nützliche Fähigkeit für ein Kind ist. Es war, ihrer Meinung nach, durchaus eine nützliche Fähigkeit, aber vielleicht nicht für ein Kind. Vielleicht hatte Ravis Spaß daran gehabt?
Amüsiert lachte die weißhaarige Frau über seine Aussage. Grinsend antwortete sie: "Das klingt zuversichtlich! Doch ist verirren sehr leicht. Ich glaube ohne gute Anhaltspunkte wäre ich oftmals ziemlich verloren. Die sind echt sehr wichtig!" Ein Charmanter Gentleman, der die Zweisamkeit nicht kaputt machen wollte. Wobei noch im Raum stünde, ob er die "professionelle" Zweisamkeit so einfach stören könnte. Ravis drückte eine gewisse Missgunst gegenüber dem Schnee aus. Schade eigentlich, aber nicht ungewöhnlich. Eine interessante Information, die man sich merken könnte. "Ich finde ihn hübsch.", gestand Amaya und erzählte weiter: "Aber mittlerweile war ich länger nicht mehr im Schnee unterwegs, außer vielleicht ein oder zwei Tage in Nord Fiore. Was wirklich faszinierend ist, weil es so nah an West-Fiore ist. Mich würde es bestimmt auch schütteln und frösteln, bis ich mich wieder ordentlich daran gewöhnt habe!" Freundlich und als ob sie damit schon ein Schicksal teilen würden, grinste sie. Amaya möchte eigentlich Mal das kühle Wetter lieber, mittlerweile hatte sie das jedoch leider ein wenig verloren und war da etwas abgestumpfter. Ein wenig verwirrt war Amaya, als Ravis meinte, sie wäre dann ja schon eine gute Weile dabei. War sie das? Ihr selbst war es bisher eher nur kurz vorgekommen. "Findest du?", fragte das Mädchen nachdenklich und erklärte für Ravis und für sich selber: "Vermutlich hast du Recht und es kommt mir nur so wenig vor, weil ich zwischendurch auch viel ohne die Gilde erlebt hab und noch nicht so aktiv in der Gilde war, wie eigentlich gedacht." Ja, das würde es wohl sein. Zeitlich hatte Ravis nämlich Recht, war es schon eine Weile.
Schon ziemlich stolz über ihre richtige Einschätzung hörte Amaya ihm neugierig zu, als er von seiner Vergangenheit erzählte. Sie genoß die geistige Bestätigung und fand es interessant was er da erzählte. Ob er so wie jetzt die Schafe gehütet hatte oder damals noch anders aussah? Und die Vermutung lag nahe, dass das nicht sein erster größerer Lebenswandel war, wenn er nicht zufällig als Schafshirte das Kartenlesen gelernt hatte. Der junge Mann schwärmte ihr von der Umgebung vor und entlockte der Magierin ein überlegendes "Hmhm". Amaya stimmte bei seinem kurzen Lacher mit ein und erklärte sich: "Du hast zugestimmt zu quatschen, nicht einen Ausflug in deine Vergangenheit zu machen. Manche fühlen sich dabei nicht so gut oder lassen sich durch fragen leicht bedrängen. Wobei du nicht so wirkst als ob Zweiteres bei dir der Fall ist. Du wirst sicherlich schon sagen falls du keine Lust mehr hast." Sie zuckte ebenfalls mit den Schultern und meinte: "Also wohl unnötig, aber ich wollte es loswerden." Verlegen lachte die Köchin und kam zurück zum Süden. "Ich finde es klingt schön, was du vom Süden erzählst. Ein friedlicher Ort mit viel Natur klingt toll. Besonders zum Niederlassen. Eins muss man Fiore aber zugestehen, die Vielfalt ist sehr faszinierend und bisher mag ich sehr mir alles anzugucken. Vielleicht ziehe ich in den Süden, wenn mir die Wüste nicht mehr gefällt. Jetzt kenne ich sogar jemanden der sich dort schon auskennt und mir vielleicht die Gegend zeigen kann!" Erheitert kicherte sie und streckte ihm mit einem breiten Schmunzeln die Zunge raus, was man im Dunkel vermutlich nicht so gut erkennen konnte, musste man aber auch nicht, Amaya reichte es schon so. Was Ravis wohl davon hielt, dass Amaya gerade angedeutet hatte, dass er unfreiwillig freiwillig als potenzieller Reiseführer eingespannt wurde?
Tiefer und tiefer verschwanden sie in der Wüste und der Dunkelheit, wenn man von der Stadt aus guckte. Amaya beschäftigte sich etwas mit ihrer Magie und war eigentlich davon ausgegangen, dass diese in der Dunkelheit nicht so auffallen würde, doch ihr Questpartner war sehr aufmerksam. So war die Weißhaarige überrascht und beeindruckt, als Ravis sie auf die Finsternis Magie ansprach. Kurz blickte sie ihn starr an, dann nickte sie zustimmend mit dem Kopf. "Ja, Finsternismagie. Gut erkannt! Ich habe vor kurzem angefangen sie zu lernen, weil mich die Dunkelheit und die Nacht faszinieren. Bisher hilft sie mir dabei mich im Dunkeln zurecht zufinden und ich kann Finsternisklingen erschaffen, was du eben vielleicht schon mitbekommen hast." Amaya lächelte freundlich und überlegte sich, dass sie direkt ein bisschen weiter erzählen konnte, wenn sie jetzt schon dabei waren. "Ansonsten benutz ich noch die Füllhorn-Magie. Damit kann ich zusätzlich noch Dinge wie Schilde zum Abwehren. Und ich hab mir Dollsmagic und eine Büchermagie angeguckt, aber kann damit noch nichts Relevantes für einen Kampf und es sind auch so bisher eher Spielereien." Sie blickte mit einem peinlich berührten Lächeln zu ihm und sagte noch: "Und ich bin von körperlichen her echt nutzlos, wenn es ums Kämpfen oder irgendwelche anstrengende Arbeit geht." Ein bisschen musste sie kurz lachen. Neugierig wartete sie seine Reaktion ab.
Ravis
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Vergangenheit, Vergangenheit, Vergangenheit. Amaya war wohl wirklich am vorherigen Leben des Blauschopfes interessiert. Dieser war davon zwar weniger begeistert, ließ sich jedoch nichts anmerken. Er wollte ihre Neugierde eindämmen, nicht noch weiter entfachen. "Ich habe es mir vor meiner Zeit in der Gilde selbst beigebracht", erwiderte er wahrheitsgetreu, ließ jedoch außen vor, warum er das getan hatte. Vielleicht fand er es ja einfach cool oder faszinierend und hatte es deshalb gelernt? Er schob die Hände in die Hosentaschen, freute sich heimlich, dass die Gesprächsthemen endlich langsam von ihm fortwanderten. "Mit etwas Übung wird es immer schwerer, sich zu verirren", lachte er, "Ich meine, selbst an einem Ort wie diesem hast du gute Anhaltspunkte. Du musst einfach nur nach oben sehen." Er richtete seinen Blick hinauf zum Himmel. Er hatte nicht viel Ahnung von Sternenbildern und Konstellationen, doch vereinzelte Sterne erkannte er. Solange man ungefähr wusste, wie diese am Nachthimmel entlangwanderten, dienten sie als perfekte Orientierungshilfe an monotonen Orten. "Die Natur hat oft alles, was du brauchst, weißt du?" Das hatte er vom alten Schäfer gelernt. Manchmal war die Zivilisation fast schon ein Fluch, denn sie kappte nur zu leicht die Verbindung zur Mutter Erde. Dabei diese so wichtig, zumindest in seinen Augen. Aber auch er konnte sich nicht für alles, was die Natur hervorbrachte, begeistern. Eine dieser Dinge war Schnee. "Hübsch ist er, ja. Aber für mich als Wassermagier ist er unangenehm." Überall, wo es kalt genug war, dass Schnee lag, bekam er Probleme, seine Magie zu kontrollieren. Das Mana in seinem Wasser machte es zwar gewissermaßen gefrierresistent, doch dafür musste er sich deutlich stärker konzentrieren und anstrengen. "Aber ich mag auch einfach die Kälte nicht so." Da schwitzte er lieber. Deswegen war er ja auch in der Wüste. Leicht neigte er den Kopf zur Seite und lachte zart. "Im Vergleich zu mir schon", antwortete er. Im Gegensatz zu der Weißhaarigen war Ravis noch ein wahrer Frischling in der Gilde. Belasten tat ihn das jedoch nicht, es war einfach nur eine interessante Feststellung. Was sie wohl damit meinte, dass sie viel ohne die Gilde erlebt hatte? Neugierig war er zwar, doch er fragte nicht weiter nach, schließlich wollte er ihr nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Vielleicht störte sie das auch nicht, doch er wollte nichts erfragen, was er nicht selbst preisgeben würde. So wie sie sprach, war ihr ebenfalls bewusst, dass zu intensives Herumstochern in der Vergangenheit einer Person unangenehm sein konnte. Ob dieses Wissen wohl aus eigener Erfahrung entsprang? "Schon gut, ich mach' mir da nichts draus", log er, ohne mit der Wimper zu zucken und zuckte mit den Achseln, "Natürlich würde ich Bescheid geben." Er lächelte. Würde er nicht, stattdessen würde er sie einfach mit seinen Worten umlenken. Er wollte seine Vergangenheit nicht nur für sich behalten, er wollte auch den Eindruck erwecken, dass er gar nichts für ihn gab, das er geheimhalten wollte. "Oh, da ich muss dich enttäuschen, so gut kenne ich mich da auch nicht aus. Ich kenne kaum mehr als die Weiden, auf denen ich mit den Schafen war." Denn Freizeit hatte man als Hütehund nur selten und wenn man sie hatte, verbrachte man sie in der Regel in der Hütte des Schäfers. Zeit zum Herumstreunern gab es nur selten. Doch das hatte ihn nie gestört. "Aber ich bin mir sicher, dass du auch ohne meine Führung einen tollen Eindruck vom Süden gewinnen kannst." Er lächelte. Es war süß, dass sie sofort daran dachte, ihn als Reiseführer mitzuschleppen, doch es war leider die Wahrheit, dass er dazu nicht wirklich taugen würde und er wollte sie nur ungern mit einem völlig falschen Eindruck von ihm leben lassen. Das wäre einfach nicht fair, für beide Seiten. Die Reise schritt voran, ohne, dass es sich so anfühlte, hatte das Duo bald die Hälfte des Weges geschafft. Nicht mehr weit und sie würden das Gasthaus, das der Werwolf auf der Karte herausgesucht hatte, erreichen. "Das klingt spannend." Es war sicherlich praktisch, auch im Dunkeln gut zurecht zu kommen. Die Tatsache, nicht viel sehen zu können, bereitete ihm nämlich stets etwas Unwohlsein. "Das ist ja eine ganze Menge! Ich glaube so viel könnte ich mir niemals merken." Er selbst beherrschte schließlich nur Wassermagie und einige Verwandlungen und hatte damit schon alle Hände voll zu tun. Vermutlich lag das daran, dass er seine Zauber stets perfekt beherrschen wollte, bevor er einen weiteren lernte. Das benötigte Zeit und Geduld. "Dann hast du wohl Glück, das kann ich, zumindest für diese Quest, für dich übernehmen." Er lachte leicht. Zwar war er auch kein Muskelpaket oder Bodybuilder, aber es steckte durchaus einige Kraft in seinen Armen und Beinen. Ein Lächeln verblieb auf seinen Lippen, während er den Blick wieder auf die Dünen richtete, die vor ihnen lagen. "Oh, schau mal. Ich glaube da vorne sind ein paar Lichter!" Das war bestimmt der Gasthof!
Am vorherigen Leben? Momentan war sie allgemein ziemlich neugierig und interessiert am Leben des Blauschopfes. Ob er es lieber hätte über die Zukunft zu reden? Aufjedenfall antwortete er ihr und Amaya gab sich zufrieden mit der Antwort, ohne weiter nachzufragen. Amaya bemerkte, wie er seine Hände in den Hosentaschen verschwinden lies und sie bildete sich außerdem kurz ein, dass er entspannter wirkte. Doch das war nur ein kurzer Eindruck, dem die junge Frau erst einmal nicht mehr Beachtung schenkte. Falls es so war, war das ja nur wünschenswert! Also alles gut. Sie folgte seinem Blick und meinte: „Ja, da hast du recht. Und selbst wenn man sich nicht verirrt hat, ist es ein sehr schöner Anblick.“ Amaya blickte sich den Himmel noch ein bisschen an und nickte zustimmend, dass die Natur oft alles bot was man brauchte. „Am schönsten ist doch, meiner Meinung nach, eh, wenn man sich etwas Bequemlichkeit der Stadt gönnt, aber die Natur nicht aus den Augen verliert.“ Alles in Maßen, hatte ihr mal jemand gesagt und, selbst wenn man es nicht immer wahrhaben wollte, es hatte sich schon zu oft bewahrheitet. Als nächstes offenbarte Ravis ihr, dass er Schnee zwar ebenfalls hübsch fand, er jedoch seine Magie störte und die Kälte nichts für ihn war. Amaya kam sich in diesem Moment ein wenig Dumm vor und hatte eine ziemlich große Frage im Kopf. Der Schnee war unangenehm als Wassermagier? Mit einem verwirrten, fragenden Blick schaute die junge Frau ihren Questpartner an und erkundige sich: „Der Schnee ist unangenehm als Wassermagier? Ich muss zugeben, dass ist mir bisher nie in den Sinn gekommen. Beeinflusst es deine Magie stark?“ Und wie war es dann in der Wüste? Hatte die Hitze tagsüber ebenfalls einen Einfluss? Warum hatte sie darüber eigentlich noch nicht nachgedacht? Jetzt wo er es erwähnt hatte, machte es irgendwie soviel Sinn. In ihrer plötzlichen Erkenntnis und Verwunderung überging sie komplett sein zartes Lachen und eine Reaktion auf seine zweite Aussage. „Dann ein nachträgliches Willkommen in der Gilde!“, meinte Amaya mit einem so breiten Grinsen, dass man es wahrscheinlich aus ihrer Stimme heraushören konnte. Sie sagte es als Scherz, meinte es aber durchaus ernst und freundlich. Irgendwelche Fragen sparte er sich, aus Vorsicht und Rücksicht. Was Ravis wohl dazu denken oder sagen würde, wenn er erfahren würde, dass die Zeit in Fiore und damit auch die Zeit mit und ohne Gilde, um die es gerade ging, ausgerechnet die wohl unproblematischste Zeit zum darüber reden war. Der Werwolf konnte davon natürlich nicht wissen und es war verständlich, warum er vorsichtig war. Eigentlich hatte sie nur viel Zeit in ihrem Restaurant verbracht oder war irgendwo in Fiore unterwegs. Also verpasste Ravis eh nicht viel.
… Hätte Ravis ihr nur gesagt, dass es okay war und er sich nichts daraus machte, wäre Amaya vielleicht ein wenig skeptisch gewesen, aber sie hätte es akzeptiert und ihm vermutlich einfach geglaubt. Sie war gerne mal skeptisch, aber sie hätte noch keinen Grund ihm nicht einfach zu glauben. Und selbst wenn, was würde es ändern oder was sollte sie tun? Ihn hier plötzlich ausfragen? Das wäre vermutlich sehr kontraproduktiv für die Quest und eine gemütliche weiterreise. Außerdem hätte sie Respekt dafür, wenn Ravis vielleicht nicht komplett ungehemmt mit einer Fremden reden wollte. Wahrscheinlich gefiel es ihr sogar besser, das Ravis vorsichtig und überlegt war. Er log durchaus gut. Doch dann meinte er, mit einem Lächeln, dass er Bescheid geben würde. Es war ihr fast ein wenig peinlich und sie wusste selbst nicht hundertprozentig warum, aber seine Worte und sein Verhalten sorgten dafür, dass Amaya einfach laut drauf los lachen musste. Herzlich amüsiert und durchaus noch warm und wohlwollend lachte die Magierin ziemlich laut und ungehalten. Die Mondnacht brauchte einen Moment um sich wieder zusammenzureißen. Verlegen blickte sie Ravis an und sagte: „Entschuldige bitte, irgendwie kam es gerade über mich.“ Irgendwie war es einfach sehr lustig gewesen. Hoffentlich würde der Junge es nicht falsch verstehen. Sorgsam achtete sie mit ihre Erfahrung auf seine Reaktion. Selbst sagte sie aber nicht mehr oder führte das Thema fort. Sie tat einfach, als hätte Ravis lediglich einen sehr guten Witz erzählt und ging guter Dinge mit ihm weiter durch die Wüste. Er musste sie wohl leider enttäuschen mit seiner Kenntnis über den Süden von Fiore? Das war schade. Zum einen, weil er ihr dann nicht die Landschaften und vielleicht den einen oder anderen Geheimtipp zeigen könnte, zum anderen, weil das ja gleichzeitig hieß, dass er selbst nicht viel von der Landschaft Süd-Fiores gesehen hatte. Und Ravis hatte mit seinen Worten jetzt nicht so geklungen, als ob ihm die Landschaft dort unten nicht gefallen hätte. Schade. „Dafür kannst du aber gut von der Natur dort schwärmen.“ Sie lächelte sanft und blickte ihren Questpartner kurz überlegend an. Sie antwortete ihm: „Ja, bisher habe ich mich auch alleine ziemlich gut zurechtgefunden und konnte einen schönen Eindruck der Landschaften bekommen. Zugegebenermaßen fand ich es so eigentlich sehr gut und das interessante an einer Führung sind eigentlich nur die Orte, die man alleine möglicherweise nicht auf Anhieb findet oder als sehenswert erwartet.“ Amaya schenkte ihm im Dunkel der Nacht ein verschmitztes Lächeln und meinte leicht süffisant und mit einem Hauch flirtender Natur: „Als Ortskundiger taugst du damit wohl wirklich nicht so, aber vielleicht solltest du genau deswegen doch mitkommen. Damit du die Landschaft, von der du so blümlich erzählst, über die dir bekannten Weiden hinaus kennenlernst.“
Relativ schnell verging die Zeit und sie hatten ein ordentliches Stück zurückgelegt. Ja, es war spannend! Amaya nickte zustimmend, auch wenn es keine Frage oder Vermutung gab, der sie zustimmen konnte. Das von Ravis war wohl eher eine Feststellung. Dann schmeichelte er ihr ein wenig, ob absichtlich oder nicht. „Ja. Ich bin froh, dass Glück zu haben, dass es bisher noch ziemlich gut klappt sich das alles zu merken. Auch wenn es natürlich gelegentlich einiges an Mühe erfordert. Bisher ist es mir die Mühe aber durchaus wert.“ Fröhlich lächelte sie. Körperlich war er anscheinend etwas fähiger, zumindest bot er es für die Quest an und lachte ein wenig dabei. Bevor sie antworten konnte, folgte sie seinem Blick nach vorne, wo sich mittlerweile Lichter in der Ferne zeigten. „Also sind wir bald da. Sehr schön.“ Sie blickte wieder zu Ravis und fragte: „Also benutzt du eine Mischung aus Wassermagie und körperlichen Kräften?“ Der junge Mann hatte erwähnt, dass er Wassermagie benutzte, aber nicht in was für einem Ausmaß. Mit einem schelmischen Grinsen erinnerte sie sich an seine Worte und meinte noch: „Achso und da habe ich tatsächlich ein Glück das du da bist.“ Sie machte ein kunstvolles Stück länger Pause als nötig und setzte fort: „Falls Muskelkraft benötigt wird, haben wir also ebenfalls eine Lösung dafür.“ Etwas ernster sagte sie: „Es ist sicherlich nicht verkehrt, dass zumindest einer von uns körperlich was drauf hat.“ Mit einem fröhlichen Lächeln redete sie weiter: „Wenn das so weiter geht, erledigst du die Quest noch ganz alleine. Aber immerhin hattest du etwas Gesellschaft auf dem Weg zur Quest.“ Die Lichter kamen näher und gleichzeitig wurde das Dunkel der Nacht weniger. Sie gingen weiter und nach einiger Zeit fragte Amaya ihren Questpartner: „Wie lange wollen wir eigentlich warten? Brechen wir auf, wenn noch einiges an Sonne da ist und gehen ein Stück weit während der Hitze oder warten wir, bis die Sonne schon schwächer wird?“ Lohnte sich die Eile überhaupt? Amaya hatte eine Vermutung, wollte aber Ravis ruhig die Entscheidung überlassen, besonders nachdem er schon den Plan für ihre Reise aufgestellt hatte. Ein paar Schritte weiter erreichten sie auch schon den Gasthof. Viel war hier nicht, aber für eine Rast reichte es und genau dafür war dieser Ort da. Ein schöner Anblick, fand Amaya. Irgendwie hatte das kleine Lager inmitten der Wüste etwas faszinierendes und beruhigendes. Es gab ein Hauptgebäude, den Gasthof selber, und zwei-drei kleine Hütchen und ein Lager. Amaya vermutete aufgrund ihrer Erfahrung, dass es ein Lager war. Es gab einen Bereich um draußen zu sitzen, aber Amaya vermutete sie würden eher drinnen bleiben? Die Magierin war sich nicht mehr so sicher, jetzt wo sie vor Ort waren. Mit ein paar guten Getränken wäre der Morgen sicherlich auch hier draußen sehr gut auszuhalten. In der Vorstellung von Amaya wollten sie jedoch lieber drinnen ein Zimmer nehmen und eventuell sogar ein paar Stunden Schlaf mitnehmen. Mit einem fröhlichen Lächeln verkündete die Mondnacht: „Wir sind da. Ich mag solche Orte. Ich finde sie haben etwas beruhigendes, schönes.“ Zuerst einmal sollten sie wohl am besten mit dem örtlichen Wirt reden. Nach einem Zimmer und Kamelen fragen. Die Mondnacht betrat mit Ravis zusammen den Gasthof und überlegte kurz den jungen Mann sprechen zu lassen. Ansich war es jedoch egal und sie sprach den Wirt einfach an: „Guten Morgen. Wir würden hier gerne etwas rasten und die glühende Mittagssonne abwarten. Könnten wir bitte ein Zimmer für Zwei kriegen?“ Oh, der Frau fiel auf, dass sie nicht wusste, ob Ravis das überhaupt so wollte. „... äh, zwei Zimmer für je eine Person?“ Fragend blickte Amaya den Werwolf an. „Willst du lieber getrennte Zimmer?“ Der Anstand oder so gebot ja, dass man da eher separat sich aufhielt. Vielleicht war es dem jungen Mann unangenehm? Zum Glück hatte sie noch daran gedacht und ihn gefragt! … Leider meldete sich der Wirt zu Wort und informierte sie: „Zimmer haben wir noch frei, könnta gerne haben. Aber keine Einzelzimmer.“ Gut, also doch ein Zimmer zusammen oder sie würden etwas mehr in den Geldbeutel greifen müssen und zwei große Zimmer nehmen. Zugegeben war für Amaya beides kein Problem, doch wusste Ravis das? Und was war seine Meinung? Die weißhaarige Magierin hatte kurz zum Besitzer geblickt und schaute jetzt wieder Ravis an. Für sie stand die gleiche Frage noch im Raum. Eine andere Sache galt es außerdem noch zu klären, fiel der Mondnacht ein. „Haben sie eventuell Kamele, die man sich für die weiterreise leihen könnte?“
Die Weißhaarige war weiterhin neugierig auf die Magie des Blauschopfes. "Es schwächt sie nicht oder so, es macht die Nutzung einfach nur unangenehm." Es war schwer in Worte zu fassen, normalerweise folgte das Wasser nur zu gerne seinen Befehlen, passte sich seinen Wünschen bereitwillig an, doch wenn es zu kalt war, verringerte sich diese Leichtigkeit. Stets musste er es in Bewegung halten, sodass es gar nicht erst auf die Idee kam, zu gefrieren. Gemeinsam schlenderte das Duo weiter durch die Wüstennacht, es war still, angenehm. Nur das plötzliche Lachen der jungen Frau durchbrach die Stille. Verwundert zog Ravis die Brauen hoch. Hatte er einen Witz gemacht? Ausnahmsweise mal nicht! "Schon gut", schmunzelte er, "Ich freu' mich, wenn du gute Laune hast." Ihm war es lieber, wenn sein Gegenüber aus vollem Herzen lachte, als wenn sie weinte, das sollte ja wohl logisch sein. Selbst, wenn er nicht nachvollziehen konnte, woher der plötzliche Gefühlsausbruch kam. Letztendlich war das aber auch gar nicht so wichtig, manchmal war einem einfach danach. Klar hätte er sich über die Gründe ihres Verhaltens verrückt machen können, aber wieso denn? Hatte er doch nichts von, außer unnötige Sorgen. "Ja, das kann ich wohl", stimmte er ihr amüsiert zu, "Die Weiden, auf denen ich meine Zeit verbracht haben, waren aber auch wunderschön." Und er konnte sich gut vorstellen, dass der Rest des Südens mindestens genauso hübsch war. "Die versteckten Fleckchen, hm? Ja, die lassen sich ohne Hilfe wohl nur schwer finden." Aber manchmal war das auch gut so - so blieben sie wenigstens etwas besonderes. "Wenn ich mal frei habe, komme ich darauf zurück!" Zugegeben, aktuell war er ein ziemlicher Workaholic. Die Arbeit und die Beschäftigung taten ihm gut, sorgten dafür, dass sein Kopf frei blieb. So eine Reise war sicherlich etwas schönes, keine Frage, aber aktuell fühlte es sich falsch an, sich so viel freie Zeit zu gönnen. Es gab noch eine Menge Fehler in seiner Vergangenheit, die er wett machen musste und erst, wenn er das geschafft hatte, konnte er sich die Entspannung so wirklich erlauben. So locker er mit seiner Umwelt umging, so streng war er im Gegenzug mit sich selbst. "Klingt, als hättest du ein gutes Gedächtnis", stellte er fest. Vermutlich könnte auch er selbst schon deutlich mehr Zauber beherrschen, vielleicht sogar eine weitere Magie, doch hinsetzen und büffeln war nicht seins, dazu war er einfach zu ... faul. Obwohl faul womöglich nicht das richtige Wort war, er kam in dieser Hinsicht wohl einfach nur schwer in die Puschen. Die Lichter des kleinen Gasthofs rückten näher und somit auch der Anbruch eines neuen Tages. "Exakt. Man könnte mich wohl als Allrounder bezeichnen. Von allem ein bisschen, um auf möglichst jeden Fall eine Antwort zu haben." Schließlich konnte man nie wissen, was auf einen zukam. Er wollte nicht irgendwann dastehen und auf einen Magier treffen, der alle seine Zauber abblocken konnte oder ähnliches. Das Risiko ging er nicht ein. "Ach, jetzt übertreib mal nicht", lachte er und winkte kopfschüttelnd ab. Es war ja nett, dass sie ihm so ein liebes Kompliment machte, aber er wollte nicht, dass sie sich herunterspielte. "Ich bin mir sicher, dass wir beide unsere Fähigkeiten zeigen können werden." Er schenkte ihr ein Lächeln. Er wollte echt nicht im Mittelpunkt stehen oder sich dorthin rücken. Aus schemenhaften Umrissen und einem fahlen Leuchten wurde schließlich ein klar erkennbarer Gasthof mit Haupthaus und einigen Nebengebäuden. Unspektakulär, aber gemütlich, typisch Gasthof eben. "Ich möchte die Hitze gerne komplett vermeiden." Und das lag nicht nur daran, dass er gerne etwas länger schlafen wollte. "Es bringt ja sowieso nichts, wenn wir früher ankommen. Die Ereignisse, die wir aufklären sollen, finden ja angeblich nur nachts statt." Eile war hier also vollkommen fehl am Platz. Außerdem wollte er sichergehen, dass sie Beide ihre Kraft und Ausdauer voll ausschöpfen konnten, schließlich war das hier nicht nur eine simple C-Rang-Mission. Es wurde davon ausgegangen, dass es gefährlich werden konnte. Vor allem für ihn selbst war es wichtig, die intensive Mittagshitze so weit es ging zu vermeiden, denn diese konnte fatal für seinen sowieso schon geschwächten Kreislauf sein. "Ja, stimmt. Hat was." Endlich konnte er seinen mangelnden Schlaf nachholen. Auch, wenn er es nur ungern zugab, der Mangel einer Pause zwischen seinen Aufträgen und der lange Marsch zehrten nun doch langsam an seinen Kräften. Es war wirklich Zeit für eine ausgiebige Pause. Hinter seiner Kollegin trudelte er also in der kleinen, aber feinen Eingangshalle ein. Sofort wurden sie von dem Herrn hinter dem Tresen begrüßt. Ravis schenkte ihm ein kurzes "Morgen", bevor seine Kollegin auch schon die Zügel in die Hand nahm und erklärte, wieso sie hier waren. "Nö, passt schon." Ihn störte es nicht im geringsten, ein Zimmer zu teilen. Sie schliefen ja nur und Amaya wirkte nun wirklich nicht wie eine Person, die sich heimlich über seine Wertsachen hermachte. Außerdem war er durchaus froh, wenn er nicht für zwei Zimmer zahlen musste, schließlich war seine Geldbörse nicht bodenlos. " Dann nehmen wir einfach ein Doppelzimmer." Sie war es ja schließlich, die diese Idee zuerst vorgeschlagen hatte, weshalb er sich gar keine Gedanken darüber machte, dass es doch ein Problem für sie sein könnte. Im Notfall würde er auch einfach auf dem Boden schlafen. Im Tausch gegen die entsprechende Anzahl an Jewel erhielt er auch schon den Schlüssel, wollte sich bereits auf dem Weg zum Zimmer machen, doch seine Kollegin hatte noch eine Frage im Petto. "Ja logo. Was wäre ein Wüstengasthof ohne Kamele?" Der Alte lachte als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Irgendwo hatte er damit vermutlich sogar recht. "Kommt einfach bei mir vorbei, wenner geht. Dann klärn wir das." Erleichtert atmete der Blauschopf auf. Dann lief also alles genau nach seinem Plan. "Alles klar, danke der Herr. Wir sehen uns." Jetzt aber echt ab in die Federn. Er brauchte seinen Schönheitsschlaf!
Ja, Amaya war durchaus weiterhin neugierig und hörte sich aufmerksam an, wie der junge Mann erklärte, dass es die Magie nicht schwächte, es war lediglich unangenehm. Das war nicht ganz so aufschlussreich wie Amaya gehofft hatte, aber sie ließ es erst einmal dabei und stellte es sich ein wenig so vor, als ob jemand einen die ganze Zeit störte und ablenkte. Amaya war der Meinung, er hatte so halb freiwillig einen Witz gemacht, was Ravis aber scheinbar nicht ganz realisiert hatte. Wobei die Magierin schon erwartet hatte, dass er zumindest eine Ahnung haben könnte, weshalb sie gelacht hatte. Doch wusste die junge Frau letztendlich selbst nicht, was er sich dazu dachte, nur seine Worte schienen durchaus ernst gemeint zu sein. Die freundliche Sichtweise des jungen Mannes gefiel Amaya. Er stimmte ihr zu und verteidigte seine Weiden! Die wären auch schön gewesen. Amaya schmunzelte amüsiert und meinte: "Das glaube ich dir gern. Wenn alles blüht dann und man weit in die Ferne über die Landschaft blicken kann." Amaya nickte zustimmend, auch wenn sie selbst damit angefangen hatte, von den versteckten Orten zu reden. Er sprach es nicht aus, aber Amaya stimmte ihm unbewusst zu und dachte das gleiche, dass es gut so war. Wenn er frei hätte würde er darauf zurückkommen. Huhu? So wie sie es verstanden hatte, passte er nicht mehr auf die Weiden auf und war jetzt Magier. Da hatte er doch bestimmt Zeit. Immerhin konnte man sich die meisten Quest zum Glück ja recht frei selbst aussuchen und wurde nicht, wie es Ravis heut anscheinend passiert war, damit plötzlich aus dem Schlaf geweckt. Bestimmt gab es auch Magier, die das wollten und das war hilfreich für die Gilden, für sie selbst wäre, das jedoch nichts. Zum Glück boten sich ihr da ein paar andere Möglichkeiten, auch mit ihrer Magie. Ob Ravis absichtlich soviele Quest wollte? Bestimmt war es eine Mischung aus, Ravis wollte Quest erledigen und gekonntem, nein, gerade kein sight seeing in Ost-fiore. "Danke dir. Bei einigen Dingen wie Magie und Essen könnte das durchaus gut hinkommen. Da bin ich echt sehr froh, dass mein Gedächtnis gut funktioniert. Ich kenne es aus anderen Bereichen, wenn man sich Sachen ständig aufschreiben muss oder einfach vergisst. Nicht schön.", seufzte sie zeitgleich unglücklich und glücklich. Sie war schon ziemlich sehr froh mit ihrer Situation und fand, dass sie es doch relativ gut erwischt hatte. Ravis bestätigte, dass er ein Allrounder ist und wollte damit auf alles eine Antwort haben. Das war ziemlich ambitioniert, fand Amaya. Die Mondnacht mochte offensichtlich ihre Magien, aber sie bewunderte durchaus auch was andere Leute körperlich vollbrachten, selbst wenn sie bei sich wenig dafür tat. Außerdem war ihre Magie relativ in einem bestimmten Kegel beziehungsweise Bereich ausgerichtet. Einfach wild in alle Richtungen zu gehen war dagegen ebenfalls eine interessante Möglichkeit. Schön, dass es so viele Möglichkeiten und Varianten gab, schade, dass man dadurch spannende und interessante Dinge verpasste, weil es einfach so viel war, was es gab. Es hieß ja, die Ewigkeit würde irgendwann richtig langweilig werden. Wie lange es wohl dauerte, bis es langweilig wurde? Innerhalb der menschlichen Lebensspanne wurde einem gelegentlich mal langweilig, aber so richtig langweilig kam selten vor und war in dieser, vergleichsweise zur Weltgeschichte, kurzen Zeit fast schon nicht so leicht vorstellbar. Doch zurück zu der Befürchtung von Ravis, jemand könnte die Magie blocken... In dem Fall hätte Amaya absolut ein Problem. Aber wahrscheinlich hätte sie auch so ein Problem, wenn jemand schon auf solche Dinge spezialisiert war. Amaya war aber auch nur zum Teil eine Kämpferin, da war das schon ganz okay. Ravis lachte und stimmte ihr nicht so ganz zu. Die Magierin lächelte fröhlich und antwortete: "Okay!" Wahrscheinlich hatte er Recht. Sicherlich hatte er Recht, doch so eine kleine Übertreibung hier und da... Wieder zeigte sich der junge Mann sehr freundlich, wobei Amaya nicht wusste, dass es zum Teil daran lag, dass er ebenfalls, wie sie selbst, nicht so gerne in den Mittelpunkt wollte.
Immer mehr und deutlicher zeichnete sich vor ihnen der Gasthof ab. Zu ihrer Freude, wollte Ravis die Hitze komplett meiden. Amaya könnte die Hitze zwar Recht gut aushalten, aber der Abend würde wohl trotzdem angenehmer werden, was schön war. Notfalls hatte sie noch wärmere Klamotten dabei. Zustimmend nickte sie ihrem Questpartner zu. Amaya war derweil überrascht, wie gut es ihr von der Ausdauer her doch ging. Sie hatte zwar ordentlich schlafen können vorher, aber das meinte sie dabei nicht. Irgendwie fiel es ihr allgemein leichter durch die Wüste zu wandern. Sie war nicht schneller oder so, nur weniger erschöpft und entspannter. Was ein gutes, irgendwie gleichzeitig aber auch merkwürdiges Gefühl war. Fast gemeinsam betraten sie die Eingangshalle. Ravis ging ein Stück hinter ihr und sie versuchten nicht beide gleichzeitig durch die Tür zu gelangen. Gelassen begrüßte auch der Magier den Wirt und zögerte nicht, dem geteilten Zimmer zuzustimmen. Ravis hatte gut erkannt, dass die Magierin nicht an seinen Wertsachen interessiert war. Leider bekam sie von seinen Gedanken jedoch nichts mit, sonst hätte sie amüsiert und verwundert überlegt, warum er davon ausging ansonsten für zwei Zimmer zahlen zu müssen. Sie bekam lediglich mit, wie er das Doppelzimmer bestätigte und direkt bezahlte. Sie war neugierig, was sein Gedankengang dazu war? Wollte er freundlich sein? Wurde er so erzogen? Hatte er viele Jewel? Ging er davon aus, sie hatte wenig Jewel? Wollte er die Situation übernehmen und sie nicht für sich sprechen lassen? Hatte er nur geantwortet und nicht weiter darüber nachgedacht, während er einfach die folgende Handlung dann fortführte? Es gab noch einige mehr Erklärungen und Amaya war wirklich neugierig, welche es wohl war. Sie ging bei seinem bisherigen Verhalten nicht von etwas fiesem oder abwertendem aus, aber man wusste ja nie. Vielleicht doch, nur er nahm es anders wahr, weil er so erzogen wurde. Amaya aufjedenfall unterstellte ihm nichts fieses und nahm es einfach als freundliche, wenn auch vielleicht nicht so praktische Geste wahr. Abwarten. Sie verfolgte das ganze neugierig und stellte noch eine Frage an den Wirt, bevor sie diesmal Ravis folgte. Die Magierin erwiderte das Lächeln und meinte nur: "Prima." Bevor sie ihrem Questpartner folgte und keine weiteren Fragen oder sowas stellte, damit er endlich sich ausruhen konnte. Ravis hielt sich gut, doch ein bisschen merkte man ihm schon an, dass er sich nicht richtig hatte ausruhen können. Er hatte es nicht ausgesprochen, aber was wäre es nur für ein interessanter und lustiger Zufall, wenn die zwei Magier es beide gewohnt waren auch Mal einige Zeit nicht in einem schön weichen Bett schlafen zu können? Wenn beide ohne großes Zögern dem jeweils anderen anbieten würden auf dem Boden zu schlafen?
Das Zimmer sah ziemlich ordentlich aus. Es war sauber, hatte ein paar gute Möbel und ganz wichtig, war gut isoliert, um die Temperaturen von draußen auch möglichst gut draußen zu lassen. Amaya legte ihren Beutel in eine Ecke des Raumes und nahm sich neue Kleidung daraus. Ihre aktuelle Kleidung war doch etwas sandig und zum schlafen könnte sie frische Nachtkleidung tragen. Ein einfaches Nachthemd und eine ebenso einfache, gemütliche Stoffhose. Dann drehte sie sich etwas von Ravis weg und zog sich um. Sie kannte es so, dass man sich etwas abwendete, um den anderen nicht mitten im Gesicht zu stehen, während man sich umzog oder ähnliches. Doch im selben Raum war eigentlich relativ normal und störte niemanden. Die junge Frau wusste, dass die Leute hier in Fiore da etwas anders waren, darum die Frage mit dem geteilten Raum. Doch über das umziehen hatte die Magierin nicht weiter nachgedacht. Warum auch? Sie zog sich ja nur kurz um und abgewand sah man eh nicht wirklich was. Wie Ravis da wohl aufgewachsen war? Als normaler Stadtbewohner von Fiore anscheinend nicht unbedingt. Amaya holte zwei Glässer hervor. Eins stellte sie bei sich in der Nähe auf den Nachttisch, das andere hielt sie Ravis hin und bot es ihm an. "Möchtest du noch etwas trinken?" Fragend blickte sie den jungen Mann an, während sie das mühevoll verzierte Glas in ihrer Hand hielt. Es war eines ihrer Gläser, die feine Muster in das Glas gearbeitet hatten. Dieses hatte, ohne bunte Farben, eine weite Wiese die von einem einzelnen Baum unterbrochen wurde als Muster. Kleine Grashalme waren auf dem dunkleren Boden angedeutet und am oberen Rand des Glasses waren kleine Sterne und ein Sichelmond, die darauf hindeuten, dass es Nacht war in der stillen Szene die das Gefäß zeigte. Da sie ihm bisher nur das leere Glas hinhielt stellte die Magierin noch die Frage: "Etwas beruhigenden Tee? Süßen Tee? Milch? Kakao? Oder lieber fruchtigen Saft oder ein anderes Getränk?" Sie lächelte freundlich und war neugierig was wohl sein Geschmack war. Sie selbst entschied sich danach für einen leicht bitteren Tee, dem sie eine fruchtige Note beimischte. Danach wollte sie ihn aber nicht weiter ablenken und vom Schlaf abhalten, deshalb legte sie sich auch selber schlafen. Amaya lag sehr ruhig da und falls er aufmerksam war und nicht vor ihr einschlief, könnte man vielleicht sogar mitbekommen das die junge Frau etwas "unruhiger" und entspannter würde, als sie einschlief. Fast so, als hätte sie sich angewöhnt ruhig, unscheinbar und unbedeutend zu sein. Jemand der nicht störte, nicht auf sich aufmerksam machte und einfach nur da war.
Ravis
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Ein vielseitiges, angeregtes Gespräch ließ die Zeit wie im Flug vergehen und bevor das Duo sich versah, hatten sie auch schon ihren Zwischenstopp erreicht. Ohne große Diskussionen wurde entschieden, dass sich die Beiden einfach ein Zimmer teilen würden. Natürlich waren Ravis die Implikationen einer solchen Entscheidung bewusst, doch er wusste ja, dass er anständig war und auch Amaya wirkte nicht wie jemand, der sich darüber große Sorgen machte. Schließlich hatte sie die Sache ja überhaupt erst vorgeschlagen. Anscheinend machte sie sich deutlich mehr Gedanken über die finanzielle Angelegenheit - doch das wusste der Reveau natürlich nicht. Ansonsten hätte er ihr mit einem simplen Schulterzucken verraten, dass es schlichtweg daran lag, dass er auf dem Papier die Leitung für diese Quest in der Hand hatte. Er hatte die Verantwortung über sie und natürlich auch sich selbst und dementsprechend würde er sich auch um die Versorgung kümmern. Auch, wenn er es nicht oft nach außen trug: Ravis nahm seine Verpflichtung extrem ernst und machte keine halben Sachen, wenn es um das Wohl seines Teams ging. Dementsprechend wollte er auch nicht, dass Amaya sich überhaupt Gedanken um die Bezahlung des Zimmers machte. Nachdem sie die Schlüssel erhalten hatten, begaben sich die Magier auch schon auf ihr Zimmer. Es war nicht sonderlich groß und auch nicht weiter spektakulär. Die Einrichtung war simpel, aber gemütlich und das Bett war definitiv groß genug. Einen Moment lang stand er ziellos an Ort und Stelle, schreckte aber auf, als er realisierte, dass die Hellhaarige sich umziehen wollte. Ihr die Privatsphäre gönnend kehrte er ihr den Rücken zu. Gleichzeitig realisierte er, dass er selbst keine Schlafkleidung mitgebracht hatte. Er hatte nur dabei, was er für seine vorherige Quest benötigt hatte und diese hatte keine Übernachtung verlangt. Leise seufzte er. Dann hieß es wohl hoffen, dass seine aktuellen Klamotten nicht zu sehr zerknitterten. Eigentlich störte es ihn nicht, in Unterwäsche zu schlafen, doch in der Gegenwart einer Kollegin konnte und wollte er es nicht tun. Dementsprechend entledigte er sich nur seiner Schuhe, ehe er den Hintern auf das Bett pflanzte. Ein weiteres Seufzen entwischte seinen Lippen, dieses mal klang es jedoch deutlich entspannter. Sein erschöpfter Blick hüpfte zu dem Glas, das ihm entgegen gestreckt wurde. Was? ... Achso! Es brauchte einen Moment, bis das müde Hirn des Blauhaarigen wieder ansprang. Sie war ja Füllhorn-Nutzerin. Zwar hatte er die Magie noch nie in Action gesehen, aber er wusste zumindest in der Theorie, womit sie sich befasste. "Tee klingt gut. Pfefferminz?" Ein hoffnungsvolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es konnte nicht schaden, dem Körper noch eine Kleinigkeit zu gönnen. "Danke", nahm er das nun gefüllte Glas schließlich an. Seine Finger wanderten über die hübschen Gravierungen. Sicherlich nicht billig. Die Seelenspiegel auf die warme Flüssigkeit in seinen Händen gerichtet während er dem Bedürfnis widerstand, sich direkt in die weiche Matratze fallen zu lassen. "Also ... wenn es dich nicht stört, dann soll es mich auch nicht stören. Aber falls es dich doch stört, dann verziehe ich mich auch auf den Boden." Als Teilzeit-Vierbeiner hatte er nicht das geringste Problem mit harten Untergründen, auch, wenn er natürlich - so wie vermutlich jeder - ein Bett bevorzugte. In die Entscheidung wollte er sie allerdings einbinden, wollte nichts über ihren Kopf hinweg entscheiden. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Augenwinkel, gähnte einmal kräftig, bevor er schließlich sein Glas in einem großen Schluck leerte. Kaum war sein Hinterkopf mit dem Kissen in Kontakt gekommen, ganz egal, wo er letztendlich lag, war auch schon Schicht im Schacht. Im Bruchteil weniger Sekunden war er in die Traumwelt verschwunden. Hin und wieder kam ein leichtes Zucken von ihm, doch viel mehr bemerkte man von seiner Gegenwart auch nicht. Das lag allerdings weniger daran, dass er es - so wie seine Begleiterin - gewohnt war, sich klein zu machen, sondern weil er einfach fix und fertig war. Der vergangene Tag hatte einfach zu sehr an seinen Kräften gezehrt. Sonnenstrahlen schlichen sich erst in das Zimmer der Magier, als der Feuerball schon wieder dabei war, hinter den Wüstendünen zu verschwinden. Einer davon kitzelte Ravis besonders frech an der Nase, sodass dieser mit einem leisen Murren erwachte. War es wirklich schon wieder Zeit zum Aufbrechen? Motivationslos setzte er sich auf. Sein gesamter Körper beschwerte sich, eigentlich hatte er noch einige Stunden aufzuholen. "Amaya?" Eine leise, raue Stimme erfüllte den Raum. Seine Stimmbänder waren schwer von dem Schlaf, der noch immer in ihnen hing. "Es ist Zeit aufzustehääähhhnnn...!"
Vielleicht war es ganz gut, dass Amaya bisher eher selten bis gar nicht die Questleitung übernommen hat. Zwar machte sie sich ebenfalls Gedanken um die Questgruppe und wollte das alles glatt verlief, doch hätte sie die Versorgung und so jetzt nicht unbedingt zu ihren Aufgaben gezählt. Die Chance war gut, dass sie dabei helfen würde, egal ob Questleitung oder nicht, falls es nötig war. Als Aufgabe von vornherein war jedoch nicht in ihrer Vorstellung bisher. Vorbildlicher Ravis. Sein Ziel hatte der junge Mann zumindest vorerst erreicht. Amaya wollte nicht undankbar sein und nahm mit Freuden hin, dass Ravis das Zimmer übernommen hatte. Sie war lediglich ein bisschen neugierig nebenbei. Sie verschwendeten nicht viel Zeit danach und suchten das Zimmer sogleich auf. Amaya hätte noch ein paar Minuten hier verbringen und eventuell etwas trinken können, aber alleine hatte sie da doch keine Lust drauf und direkt aufs Zimmer zu gehen fand sie ebenfalls nicht verkehrt. Das Bett war groß, was Amaya freute. Nicht wegen Ravis, sondern weil Amaya große, gemütliche Betten mochte. Sie war schon immer ein Mensch gewesen, der Gemütlichkeit sehr stark zu schätzen wusste und sich danach sehnte. Das sie eine lange Zeit ihres Lebens mit nicht so gemütlichen Gegebenheiten und wenig Einfluss darauf leben musste. Oft sogar mit ansehen musste, wie andere direkt vor ihr Gemütlichkeit, teilweise auch auf ihre Kosten, auslebten. All das hatte ihren Wunsch und ihre Sehnsucht nach Gemütlichkeit nur weiter verstärkt. Leider bekam die junge Frau nicht mit, wie Ravis aufschreckte, weil sie schon von ihm abgewandt war. Sie bemerkte lediglich, dass auch er sich abgewandt hatte, als sie fertig war und zu ihm blickte. Er selbst schien sich jedoch nicht umziehen zu wollen... Oder können. Es brauchte ein paar Momente bis es Klick machte und die Magierin realisierte, dass ihr Questpartner wahrscheinlich nicht viel Zeit, wenn überhaupt, für sein Gepäck gehabt hatte. Und sie selbst kannte es nur zu gut, da ein bisschen aufpassen zu müssen. Seit neuestem konnte sie sich da etwas mit Magie helfen, aber davor war es schwieriger gewesen, besonders da sie keine Kraft für schweres Gepäck hatte. Längere Quests wären wahrscheinlich echt unpraktisch geworden, doch sie hatte da Glück gehabt bisher und mittlerweile sollte es durch ihre neuen Möglichkeiten eigentlich kein Problem mehr darstellen. Der junge Mann entschied sich also in seinen bisherigen Klamotten zu schlafen, was ehrlich gesagt nicht so gemütlich wirkte, und die Kleidungsstücke sicher nicht sauberer oder ordentlicher machen würde, wie der Werwolf schon befürchtete. Amaya fand es interessant wie gut Ravis herausfand, auf was sie hinaus wollte. Auch wenn er selbst dachte, sein Gehirn brauchte ein wenig um in Gang zu kommen. Meistens erlebte Amaya es eher, dass die Leute noch einen Hinweis brauchten oder nicht wussten was die Magie tat. Pfefferminz, etwas schön frisches. Mochte sie selbst auch ziemlich gerne. Amaya reichte ihm das gewünschte Getränk mit einem freundlichen Lächeln. Seinem Lächeln nach zu urteilen war der junge Mann durchaus froh über das Angebot. Er bedankte sich freundlich und Amaya bemerkte, wie seine Finger einen Moment lang der Gravierung folgten. Nicht billig, aber hübsch. Außerdem half es gleich mehrere Arten und Mengen zu bestellen. Also? Was sollte sie stören? Amaya hatte im Moment nicht mehr daran gedacht, weshalb sie erst als er den Boden erwähnte verstand was er gerade meinte. Die Hellhaarige schüttelte ablehnend den Kopf. "Ne, alles in Ordnung." Amaya bekam noch mit, wie Ravis einfach wegpennte, sobald er sich hingelegt hatte. Das war beeindruckend und beunruhigend. Doch Ravis schien okay, also legte sie sich ebenfalls einfach schlafen.
Eventuell wäre Amaya etwas früher aufgestanden, wenn sie etwas mehr Grund dazu gehabt hätte. So ließ sich Ravis zuerst von den späten Sonnenstrahlen wecken. Nicht ganz bewusst nahm Amaya ihren Namen wahr und wachte auf. Der junge Mann verkündete, dass es Zeit zum Aufstehen sei. "Okäääy.", meinte Amaya verschlafen. "Guten Morgen." Die Magierin verbrachte noch einen Moment mit Gähnen und Strecken, bevor sie sich im Bett aufrichtete. Amaya überlegte was für einer Morgenroutine sie nachgehen wollte. Sie guckte zu Ravis und beobachtete was dieser tat. Dabei erinnerte sie sich daran, dass er ja in seinen Klamotten geschlafen hatte. Fragend blickte sie ihn an und meinte: "Hast du keine Wechselkleidung dabei oder reicht dir das mit deinen Klamotten? Ich würd dir welche anbieten, aber ich weiß nicht wie sie dir passen. Aber du kannst gerne gucken, falls du willst." Amaya holte ein Buch hervor und ließ ein langes Gewand daraus erscheinen. Als sie dieses dann in der Hand hielt fiel ihr auf, dass es eigentlich Recht gut passen sollte. Vielleicht etwas lang, aber man könnte es ja kürzen. Das wäre wohl eine der einfachsten Anpassungen. Er trug ja sogar schon selber ein langes Gewand, dann wäre es nicht Mal so ein großer Wechsel. Allgemein trugen die Leute hier gerne lange Sachen, aber Anderorts schien das bei Männern nicht so gewöhnlich zu sein. Was eigentlich schade war, weil Amaya es ansehnlich fand und es je nach Vorhaben viel gemütlicher war. Doch mit diesem ganzen Kleidungsschickschnack konnte sie eh nicht ganz Durchsteigen, viel zu viele Eigenarten und ungeschriebene Regelungen gab es da. Freundlich bot sie ihm die Kleidung an. Ein langes Gewand und eine weiche, lockere Hose dazu. Relativ ähnlich zu den Sachen die sie selbst gerade trug. Hoffentlich wollte er nicht nur aus irgendwelchen sturren, unsinnigen gründen ablehnen, dann wäre Amaya wohl wirklich Mal ein wenig enttäuscht. "Leider ist es mir gestern nicht aufgefallen, sonst wäre das mit dem Schlafen bestimmt angenehmer gewesen. Du hättest auch nicht in voller Montur schlafen brauchen. Aber anscheinend warst du eh müde genug, dass dich das alles nicht sehr beeinflusst hat. Konntest du dich gut erholen? Während du nach der Kleidung guckst können wir uns schonmal Gedanken über das Essen und den Aufbruch machen, falls du willst." Amaya machte sich daran ihre eigene Kleidung zu wechseln und ging dabei genau so wie vorher vor. Nebenbei meinte Amaya: "Wie würdest du gerne in den Tag starten und was Essen? Wollen wir gucken was die uns hier zubereiten können? Willst du lieber etwas spezielles? Oder bist du eher so für irgendwas unterwegs mampfen?" Ihre Stimme klang amüsiert und neugierig.
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Ravis
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Wenn es einzig und allein nach den Vorlieben des Reveau gegangen wäre, so hätte er vermutlich noch einige Stunden länger geschlafen. Sein Körper hätte die Erholung dringend gebraucht, doch bevor sie ihren Auftrag nicht abgeschlossen hatten, würde er wohl kaum den Schlaf bekommen, den er benötigte. Dementsprechend träge waren sowohl seine Worte, als auch seine Bewegungen, während er sich aus seiner Decke schälte und seine Kollegin weckte. "Morgen", grummelte er, rieb sich die schweren Äuglein. Ein Morgenmensch war er nun wirklich nicht - dabei war es sogar schon später Abend. Das Gefühl war jedoch das selbe! Ohne weitere Worte erhob er sich und verschwand im Badezimmer. Er brauchte einfach einen Moment für sich selbst und dem kalten Wasser, das aus dem Hahn kam. Als er zu Amaya zurückkehrte, ließ sich schon wieder der übliche Ravis erkennen. Die Haare waren wieder ordentlich, standen ihm nicht mehr in alle Himmelsrichtungen ab, die Augen wirkten wieder anwesend und auch das Lächeln, das so gerne seine Lippen zierte, war zurück. Ja, er war aus der Welt der Toten zurückgekehrt. "Ich habe es nach meiner vorherigen Quest nicht mehr nach Hause geschafft, um passend für diese zu packen", gestand er. Das bisschen Schlaf, das er zwischen dem Erhalt der frohen Botschaft und der Ankunft der Weißhaarigen hatte einheimsen können, war ihm einfach wichtiger gewesen. "Ich denke das passt schon." Er sah an sich hinab und strich seine Klamotten mit einigen, zackigen Bewegungen ein wenig glatt. Natürlich ließen sich so nicht alle Falten loswerden, doch es sah zumindest ein wenig ordentlicher aus. "Hm? Oh das muss-" Tja, Amaya ließ sich wohl nicht so einfach abwimmeln. Tatsächlich war der Werwolf kein großer Fan davon, Hilfe von Anderen anzunehmen. Wer war das schon? Doch er war in dieser Hinsicht besonders bescheiden, denn so war nunmal seine Erziehung. Als zukünftiger Priester hatte er stark zu sein, jegliches Bedürfnis nach Hilfe hatte im Keim erstickt werden müssen. Inzwischen sah seine Zukunft anders aus, er würde nicht länger in die Fußstapfen seines Vaters treten und doch tat er sich mit gewissen Dingen weiterhin schwer. Vor allem, da er sich das Kleidungsproblem selbst eingebrockt hatte. Er hatte die Chance gehabt, neu zu packen, doch er hatte es nicht getan, dass er nun ohne Ersatz dastand, war einzig und alleine seine Schuld - und dementsprechend hatte er diese Suppe auch alleine auszulöffeln. Das war okay, damit konnte er leben, es war schließlich keine allzu große Sache. Doch die Weißhaarige wollte ihn nicht so leicht von der Angel lassen. Fröhlich zauberte sie einige Stücke herbei und streckte sie ihm entgegen. "Du bist echt fürsorglich", stellte er fest, "Aber das ist wirklich nicht nötig." Beschwichtigend hob er die Hände, schüttelte dabei leicht den Kopf. Natürlich hatte er auch sofort eine Ausrede parat: "Wer weiß, was uns im Laufe des Tages erwartet. Ich will nicht, dass deine Kleidung beschädigt wird. Oder dass ich versuche, Rücksicht darauf zu nehmen und dadurch irgendetwas passiert, das hätte vermieden werden können." Plausibel, nicht? "Ich kann mich doch schlecht halbnackt neben meiner Kollegin schlafen legen", lachte er, als Amaya ihn darauf hinwies, dass er nicht vollbekleidet hätte schlafen müssen. Er selbst war zwar jemand, der sich daran nicht weiter störte - Körper waren Körper, daran war nichts schlimm oder verwerflich oder gar peinlich - doch er war sich den gesellschaftlichen Regeln und Erwartungen durchaus bewusst. Es gehörte sich einfach nicht und Anstand wurde bei ihm stets extragroß geschrieben. "Es hat mich nicht gestört und ich habe wunderbar geschlafen. Nur zu kurz. Mach dir also bitte keine Gedanken darüber. Ich hoffe dir ging es ähnlich!", sprach er, während er in seine Schuhe schlüpfte. "Unterwegs klingt gut." Er wollte die angenehmen Abendstunden unbedingt voll ausnutzen. Aber was genau er wollte? Hmm ... Eigentlich war er ein Allesfresser, was man ihm anbot, nahm er auch an. Es gab nur wenige Dinge, die ihm nicht schmeckten, dementsprechend konnte Amaya vermutlich herbeizaubern, was sie wollte und er würde sich nicht beschweren. Doch wenn er die Wahl hatte? "Wie sieht es mit Apfeltaschen aus?" Noch zu gut erinnerte er sich an das süße Gebäck, das er vor nicht allzu langer Zeit von Delia, einer gildenlosen Magierin, bekommen hatte. Sie waren fast noch besser gewesen als die seiner Mutter. Ja, diese Wahl hatte für den Blauhaarigen wirklich etwas nostaligsches. Kurze Zeit später befand sich das Duo auch schon wieder in den Weiten der Wüste. Gemeinsam mit der untergehenden Sonne begleitete sie eine sanfte Brise. "Sobald wir in Siem ankommen, würde ich mir gerne zuerst selbst ein Bild von der Lage machen und die Herden genauer unter die Lupe nehmen. Erst, wenn wir da nichts finden, würde ich mich mit den Bauern unterhalten. Nicht, dass unsere offensichtliche Gegenwart noch den Dieb verscheucht. Ich hoffe, das ist okay."
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