Ortsname: Wald bei Stillsnow Art: Freiraum Spezielles: Wenn man von Stillsnow kommt ist am Anfang ein wenig Schnee. Beschreibung: Dieser Wald verbindet die beiden Städte Stillsnow und Oak Town miteinander. Man merkt, das kaum Menschen den Wald betreten. Er soll ein paar seltener Blumen beherbergen. Doch was genau an diesen Gerüchten dran ist, weiß keiner. Was man noch sagen kann, dass der Anfang dauerhaft mit Puderschnee bedeckt ist. Einige Pärchen empfinden den Anblick als romantisch, weshalb sie das Motiv als Hintergrund für Bilder wählen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
# 1 Konzentriert war die Aisawa dabei die Kräutervorräte zu dezimieren. Die Medikamente wurden langsam weniger und so verbrachte die Rothaarige ihre Zeit im Labor, um die Medikamente herzustellen. "Shira!", die war so in ihrem Tun vertieft, dass das Rufen ihres Kollegen gar nicht gehört wurde. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die Erbprinzessin sich erschreckte, als der Braunhaarige plötzlich im Raum stand und sie ansprach. "Shira, ich habe eine Bitte an dich.", kam es aufgeregt von dem Hausarzt. "Mein Gott, erschreck mich doch nicht so. Klopf gefälligst an.", beschwerte sich Shira. Es war doch jedes Mal das Gleiche, wenn Toya etwas Neues entdeckt hatte und sich darüber freute. "Hast du mich nicht rufen hören?", wollte er so gleich wissen. "Nein, ich war mit den Medis beschäftigt.", seufzte Shira. "Du kennst mich doch.", und das tat er wirklich. Diese Situation kam ja nicht zum ersten Mal vor, genauso wie diese Unterhaltung. "Worum geht es denn?", wollte die Fee daher wissen. Freudig wie ein kleines Kind zu Weihnachten begann der Arzt zu reden. "Im Wald bei Stillsnow sollen es neue Kräuter geben, die man sowohl zu einer Salbe, als auch zu einem Pulver verarbeiten kann.", hätte Toya sich nicht so unter Kontrolle, wäre er wohl durch den Raum gehüpft, so sehr freute er sich darüber. "Du möchtest also, dass ich dorthin fahre und diese Kräuter sammel, sowie ein Ableger für uns mitbringe?", die Aisawa kannte den Mann halt genauso gut, wie er sie. "Du bistdie beste.", am liebsten wäre er ihr um den Hals gefallen, doch dann gäbe es Ärger mit Shiras Vater. "Ich weiß. Ich mache das noch fertig und breche dann auf.", lächelte die Rothaarige und tat genau das was sie sagte. Ließ sich noch ein Bild von Toya geben, auf dem die Pflanze abgebildet war. Den Ort selber hatte Shirayuki bisher noch nicht besucht gehabt, war aber froh ihrem Gefühl vertraut zu haben und den dicken Wintermantel eingepackt zu haben. Da es die Erbprinzessin kaum abwarten konnte, machte sie sich gleich auf den Weg in den Wald. Die gesuchten Kräuter wuchsen in der Nähe einer Lichtung, auf der sich eine wundervolle Blütenpracht befand. Je durch ein Wunder war dort von dem Schnee keine Spur mehr. Ein Windzug riss ihr die Kapuze vom Kopf und wirbelte viele der Blütenblätter auf. So sah es aus, als würden diese für die Heilerin tanzen. "Wow, einfach nur traumhaft.", kam es freudig von ihr und sie wünschte sich diesen Anblick mit jemanden teilen zu können.
Charons Vorliebe dafür, Fiore eigenständig zu bereisen, war nichts Neues und vermutlich jedem bekannt, der etwas mehr mit ihm zu tun hatte. Schließlich berichtete der Dargin so gerne von den vielen Dingen, die er schon gesehen hatte – natürlich nur, um Wissen zu teilen, und absolut nicht, um damit anzugeben. Die Tage hatte er von einem besonderen Ereignis in einem ihm gut bekannten Teil der Welt gehört, das er gerne einmal mit eigenen Augen untersuchen wollte. Ein Wald unweit des Wohnortes seiner Familie, des Ortes, an dem er viele Jahre seiner Jugend verbracht hatte, schien sich... verändert zu haben. Mit dem Vergehen des letzten Frühlings hatte sich der Schnee trotz der Nord-Fiore beherrschenden Kälte aus einigen Stellen dieses Waldes komplett zurückgezogen, was zum Wachstum von Blüten und Kräutern geführt hatte, die in Fiore schon seit längerer Zeit nicht mehr gefunden werden konnten. Soweit er wusste gab es Gewächshäuser, in denen sich Menschen daran die Zähne ausbissen, genügend dieser Blumen für medizinische Zwecke großziehen zu können, und nun war die Natur wie durch ein Wunder darauf gekommen, ihnen mehr davon zu schenken. Ob das wirklich Alles war, was dahinter steckte? Charon trug ein verschmitztes Lächeln, als er den Zug bei Oak Town verließ und sich auf den Weg in Richtung Wald machte. Dieser Ausflug würde alles haben. Das Gefühl der Freiheit, das sich beim Reisen automatisch einstellte. Die Schönheit der Natur, die er in seltener Blüte erleben durfte. Und vielleicht sogar die Gelegenheit, ein weiteres Geheimnis aufzudecken, das sich normale Menschen nicht erklären konnten. Nur damit, auf ein bekanntes Gesicht zu treffen, rechnete die Sphinx nicht.
„Nun... es sieht auf jeden Fall anders aus als damals“, murmelte Charon sich selbst zu, als er die ersten Schritte in den Wald zurückgelegt hatte und sah, wie sich die Schneedecke unter den dicht wachsenden Bäumen lichtete. Es war, als wäre die Blätterdecke zu dicht, um den Schnee hier herein zu lassen, und doch schaffte es das Licht der Sonne hindurch, einzelne Strahlen hier und da, die gemeinsam genügten, um den Wald zu erhellen. Vielleicht war es hier auch einfach etwas wärmer? Auch das wirkte schwer zu erklären und, wie Charon am eigenen Leib spürte, nicht ganz richtig. Dank seiner Kleidung drang kaum Kälte an seine Haut, aber sein Gesicht und seine Hände lagen frei und selbst ohne diesen Fakt konnte er spüren, dass es mindestens kühl war. Dennoch stand er auf einem schneefreien Pfad, an nicht wenigen Stellen überwuchert von den Blumen und Sträuchern, die sich hier breit machten, und folgte ihm, bis er zu einer Lichtung kam. Zuerst einmal schloss das natürlich die erste Theorie des Dargin aus, aber was umso wichtiger war: Es war wunderschön hier. Das Blumenfeld erstreckte sich fast über die ganze freie Fläche, war in einem milden und doch bunten Farbspektrum gehalten mit einzelnen Blütenblättern, die im sanften Wind tanzten. Der Anblick alleine war die Reise wert gewesen... und wie es aussah, war der Dargin nicht der Einzige, der sie gewagt hatte. Ein roter Haarschopf stach deutlich zwischen den Blumen hindurch. „Wie schön. Ich hatte nicht erwartet, hier auf jemand Anderen zu treffen“, erhob Charon die Stimme, während er auf die junge Dame zutrat. Jetzt, wo er sie aus der Nähe sah, kam sie ihm doch bekannter vor als auf den ersten Blick. Hatten sie sich nicht schon einmal so getroffen? Schon gesprochen über Pflanzen und Reisen und die Schönheit der Natur? Mit einem fröhlichen Lächeln erinnerte sich der Weißhaarige an ihre letzten Begegnungen. „Wenn das nicht Shirayuki ist. Welch glücklicher Zufall“, sagte Charon, während er neben der Jüngeren stehen blieb. „Es ist eine Weile her, nicht wahr? Wie ist es dir ergangen?“
# 2 Ihr Wunsch wurde erfüllt, kaum dass er in der rothaarring aufkam. Kaum dass sie ihre Bewunderung rausgelassen hatte, dran eine tiefere Stimme an ihre Ohren. Machten deutlich, dass ein junger Mann sich zu ihr gesellt hat. Es war jedoch nicht der Umstand, dass sich jemand zu ihr gesellte, der die erprinzessin innehalten ließ. Sondern vielmehr dass ihr die Stimme so vertraut vorkam. Ohne weiter darüber nachzudenken, wurde auf die Aussage eingegangen. "Ich habe auch nicht damit gerechnet hier auf jemanden zu treffen.", kam es freundlich von der Aisawa. Als dann seine nächsten Worte zu ihr drangen, riss sie erstaunt ihre katzengrünen Seelenspiegel auf. Ihr Blick lag dabei auf dem Weißhaarigen. "Charon? Was machst du denn hier? Zufälle gibt es!!!", kam es freudig von der Fee. Sie freute sich riesig über diese Begegnung, da das letzte Treffen schon eine Weile her war.
Bevor die Rothaarige ihre Fragen stellen könnte, kam Sharon ihr zuvor. "Oh ja, ganz schön lange.", lachte die Heilerin, ehe sie auf seine zweite Frage einging. "Mir ist es sehr gut ergangen. Durch eine Mission bin ich nun in der Lage auch die Heilmagie zu nutzen und das hilft mir in der Praxis auch gut weiter. Das Kräutersammeln macht mir auch großen Spaß, genauso wie sie in Medikamente zu verarbeiten. Und seit ein paar Wochen beherrsche ich den Kampf mit dem Fächer.", erzählte die Aisawa, was so alles Neues passiert war. "Und einen neuen Schlüssel habe ich auch. Wie lief es bei dir?", wollte die Erbprinzessin von ihrem Freund wissen. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde, so kannten sich die beiden Magier schon sehr lange und pflegten eine Freundschaft. Sie lebte von von solchen Treffen wie diesem. Und jedes Mal freute sich die Rothaarige. Denn bei dem Weißhaarigen konnte sie einfach sie selber sein. In seinem Beisein musste keine Etikette bewahrt werden, auch wenn es Shira gerade bei Ihm gar nicht schwer fiel sie beizubehalten. Es war für die Fee ein Phänomen, was sie noch nicht verstand.
„Ich schätze, es war eine Frage der Zeit“, meinte Charon amüsiert mit Blick auf die junge Dame mit den roten Haaren, der er so unerwartet begegnet war. „Immerhin sind wir beide Menschen, die bewusst die schönsten Seiten der Natur aufsuchen. So haben wir uns kennen gelernt... Es ist nur natürlich, dass wir uns so auch wiedersehen würden.“ Es war immer wieder schön, jemandem zu begegnen, den man lange nicht gesehen hatte. Gerade Shirayuki, eine liebenswerte junge Dame mit guten Manieren, einem ehrlichen Interesse an den Menschen und der Welt um sich herum und allgemein einem angenehmen Gemüt – gleichzeitig gemäßigt und doch erfüllt mit einer gewissen Passion – war immer wieder jemand, über dessen Gegenwart man sich freute. Mit einem freundlichen Lächeln blickte der Dargin hinab in ihr Gesicht, während er aufmerksam ihrer Erzählung lauschte.
„Heilmagie also... Ich muss sagen, das passt zu dir“, nickte er, erinnerte sich daran, dass sie in einer Praxis gearbeitet hatte. Allgemein war es auch einfach eine Erweiterung ihrer Natur. Ihm fiel zumindest auf Anhieb niemand ein, der sich mehr für das Wohl der Menschen in ihrer Umgebung aufopferte. Außerdem leuchteten seine Augen auf, als sie von ihrer neuen Waffe sprach. „Ein Fächer, sagst du? Das klingt nach einer mehr als eleganten Waffe. Denkst du, du könntest mir zeigen, wie du damit umgehst?“ Charon selbst hatte auch eine Neigung dazu, selbst in den Nahkampf zu gehen, obwohl er mit seiner Magie nicht allzu schwierig wäre, auf Distanz zu kämpfen. Shirayuki handhabte das wohl ähnlich. Im Falle des Magiers lag es daran, dass er seinen Körper nicht vernachlässigen wollte, nur weil er ein Magier war. Es gab zu viele, die nur ihre Magie stärkten und im Nahkampf unterlegen waren. Zu diesen wollte er nicht gehören. Ob es bei Shirayuki ähnlich war? „Hat es einen Grund, dass du dich mit dem Nahkampf beschäftigst?“, hakte er also nach. Schließlich waren auch ihre Beschwörungen eigentlich perfekt dafür, sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
„Ich habe einiges erlebt, tatsächlich... Meine Forschung hat eine neue Richtung eingeschlagen und ich war viel unterwegs deswegen. Zum Beispiel... Hast du davon gehört, was mit Idyllia passiert ist? Es ist ein kleines Dorf im Süden, in dem die Natur plötzlich wild gewachsen ist. Riesige Büsche und Blumen, Wurzeln, die sich überall hin erstrecken. Im Prinzip hängt die Hälfte der Häuser jetzt in einem gigantischen Baum und es sieht wundervoll aus.“ Mit einem strahlenden Lächeln erzählte Charon von seinen Reisen und den schönsten Seiten dieser Welt, so, wie er es früher getan hatte, wenn die beiden sich gesehen hatten. So viel hatte sich dann wohl doch nicht geändert. „In dem Zuge habe ich auch eine neue Magie für mich entdeckt. Es handelt sich um eine Transformationskunst, die mir verschiedene neue Fähigkeiten eröffnet. Sehr nützlich.“ Sein Blick fiel auf das Blumenfeld, vor dem sie standen. Das Feld, das sie wohl beide hierher gelockt hatte. „Ich nehme an, wenn du hier bist, gibt es hier ein paar medizinisch wertvolle Pflanzen, die du einsammeln wolltest?“
# 3"Da hast Du durchaus recht.", stimmte die Aisawa lächelnd zu. Traf es doch auf beide seiner Aussagen zu. "Ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns an Orten wie diesem über den Weg laufen.", erklärte die Rothaarige dem Dargin. Genoss die tolle Atmosphäre und den schönen Anblick der im Wind tanzenden Blüten.
Als der Weißhaarige meinte, dass es zu ihr passen würde, legte sich ein leichter Rotschimmer um ihre Nase. Die Aisawa war es immer noch nicht gewohnt Komplimente zu bekommen. "Hab vielen Dank.", brachte Shira dem Größeren entgegen. So viel Zeit musste sein. Als das Thema auf ihre neue Waffe zu sprechen kam, richtete die Rothaarige sich auf. Er schien sehr an ihrem Fächer interessiert. Dies brachte auch in ihre katzengrünen Seelenspiegel das Leuchten. Sie liebte es ihr Wissen zu teilen. "Oh ja, eine sehr elegante Waffe. Vor allem, wird der Fächer nicht sofort als Waffe erkannt. Ich kann es Dir gerne zeigen, möchte dich aber nicht verletzen. In einem Übungskampf ließe sich das am besten demonstrieren., sprach die Fee überlegend. War sich nicht sicher, ob dies wirklich eine so gute Idee war. Dann holte Shirayuki den blauen Fächer mit seinen abgedeckten Klingen hervor, auch wenn man so nicht erkannte dass dort etwas abgedeckt war. Während die Aisawa den Fächer an Charon reichte, ging sie auf seine Frage ein. "Ich bin in letzter Zeit das öfteren in Kämpfe geraten und möchte einfach nur auf Nummer sicher gehen, dass ich noch ein Notfallplan habe, wenn alles nichts mehr hilft.", fiel ihre Antwort ernst aus. Für den Moment war kein Lächeln auf ihren Lippen zu finden.
Dann begann Charon ihre Frage zu beantworten, erzählte wie früher genau was er erlebt hatte und wollte dann wissen, ob die Aisawa es mitbekommen hatte. Ganz wie in alten Zeiten. "Durchaus habe ich davon in der Zeitung gelesen. Um immer darauf eingestellt zu sein, ob plötzlich mehr Kunden zu erwarten sein könnten, verfolge ich täglich die Zeitung.", bestätigte Shira. "Wenn es wirklich so toll aussieht, werde ich es mir wohl mal ansehen müssen.", grinste die Heilerin nun. So ein Naturschauspiel konnte sie sich doch nicht entgehen lassen. Als er dann von seiner neuen Magie erzählte, begannen ihre katzengrünen Seelenspiegel augenblicklich zu leuchten. "Das würde ich zu gerne sehen. Magst du es mir zeigen?", kam es aufgeregt von der Aisawa. Bei sowas konnte sie sich einfach nicht zügeln. Dann wollte er von ihr wissen, ob es medizinisch wertvolle Pflanzen gab, die Shirayuki hergeführt hatten. Mit einem Lächeln reichte die Heilerin das Bild des Krautes an Charon und begann dann zu antworten. "Toya hat dieses Kraut vor ein paar Tagen in einer Zeitung entdeckt und mich dann her geschickt. Man kann es zu einer Salbe, aber auch zu einem Pulver verarbeiten. Und ein Ableger um weitere heranziehen zu können, soll ich auch mitbringen.", erklärte die Rothaarige mit strahlendem Blick dem Weißhaarigen dem Plan.
Höflich, liebenswert und ungezwungen zugleich, diesen Eindruck machte Shirayuki auf Charon. Das war keine Kombination, die allzu viele Menschen mit solcher Selbstverständlichkeit, so natürlich ausstrahlen konnten. Es hatte durchaus seine Gründe, dass er Gefallen an ihr gefunden hatte, und auch, wenn man es nicht wusste, erkannte man ein Stück weit die Natur einer Prinzessin in ihr. Sowohl die wohlwollende Sanftmut einer Heilerin als auch die Eleganz eines Fächers passten gut zu ihr. „Eine gute Entscheidung. Zu viele Magier verlassen sich darauf, eine Distanz zu ihrem Gegner bewahren zu können“, nickte Charon, nicht weniger ernst als sie. „Ich achte selbst darauf, mich regelmäßig im Nahkampf zu üben. Ich würde mich freuen, deine Kampfkunst aus nächster Nähe zu erleben, wenn du also einen Übungskampf möchtest, bin ich gerne dabei. Es gibt keinen besseren Weg, stark zu werden, als sich mit geübten Gegnern zu messen.“ Ihre Sorgen waren sinnvoll und man konnte der Jüngeren ansehen, dass sie das Thema ernst nahm. Insofern bestärkte Charon sie, ohne dem ganzen einen negativen Schwung zu geben. Wieder schenkte er ihr ein sanftes Lächeln. „Wenn ich dir dabei helfen kann, deine Selbstverteidigung zu stärken, freut mich das natürlich auch.“
Trotz Allem genoss Charon auch und im Besonderen die Stellen ihrer Unterhaltung, bei denen es um weniger ernste Themen ging. Die Aussicht in Idyllia, zum Beispiel. „Ich empfehle es. So einen Anblick findest du nirgendwo sonst“, nickte er, während sein rechter Zeigefinger verspielt eine Strähne seiner weißen Haare aufwickelte. „Du klingt sehr organisiert. Ist deine Praxis gut besucht? Ich schätze, für dich ist es erfreulicher, wenn du dein Geld mit der Arbeit als Magier machen kannst und als Ärztin nicht so oft gebraucht wirst, hm?“ Weniger Verletzte bedeuteten für sie zwar weniger Umsatz, aber Charon bezweifelte, dass sie sich Verletzungen und Krankheiten wünschte. Dafür war ihr Herz deutlich zu gut. Mit interessiertem Blick betrachtete er das Kraut, das sie ihm gegeben hatte, und sah hinüber zu der großen Blumenwiese, in der sie es zu finden versuchte. „Du suchst ja wirklich die Nadel im Heuhaufen... so schön er auch sein mag“, lachte er amüsiert und gab ihr das Papier zurück. „Ich helfe dir sehr gern dabei, wenn du das möchtest. Aber zuvor... demonstriere ich dir gerne, wie gewünscht, meine Magie. Einen Moment bitte.“ Kurz räusperte sich der Dargin, dann trat er ein paar Schritte weit von Shirayuki weg, drehte sich mit ein wenig Abstand wieder zu ihr. Beschwörerisch hob er seine Arme, schloss seine Augen, während er das göttliche Mana in seiner Brust sammelte und entschied, welche Variante er nehmen wollte. Kaum hatte er sich entschieden, schien sein Inneres auch schon zu entflammen, er spürte die Hitze, die ihn innerlich durchstrahlte. Seine Brust begann zu leuchten, ehe sich seine Kleidung davon zu schälen schien, nur um augenblicklich ersetzt zu werden durch ein ledernes Gewandt, während sich die Form seiner Muskeln leicht veränderte. Das orange Glühen glitt vom Zentrum heraus einmal über seinen gesamten Körper und wandelte seine Form, färbte seine Haare in ein tiefes Schwarz, während es ihm eine düstere Krone aufsetzte und um seine Unterarme eiserne Schienen legte. Seine rechte Hand öffnete sich, sodass sich in deren Mitte ein Stab bilden konnte, der nach oben und unten wuchs, bis sich an seiner Spitze zwei Zacken bildeten, um einen gefährlichen Speer zu bilden.
„Darf ich vorstellen... Das Abbild des Hades, eines Gottes aus der Religion eines fernen Landes, basierend auf den Aufzeichnungen aus Enca“, präsentierte der Dargin die Form, die er geschaffen hatte, und drehte den Speer ein wenig in seiner Hand. „In dieser Gestalt bin ich gegen Feuer und Rauch immun, auch wenn ich darüber hinaus leider nicht allzu viel seiner göttlichen Fähigkeiten erhaschen konnte. Dafür gibt es einen sehr schicken Speer gratis dazu. Wie gefällt es dir?“
# 4 ernste Thema sollte noch eine Weile weitergehen, denn der weißhaarige stimmte ihr nicht nur mit einem Nicken zu. Auch die zustimmenden Worte zeigen ihr, dass Charon der gleichen Meinung war wie sie. Zudem ermutigte Charon sie zu einem Trainingskampf. Noch einmal überlegte die Aisawa, ehe sie noch ein paar Regeln aufstellte. "Ich möchte dir nicht weh tun. Wenn wir den Kampf machen, dann habe ich zwei Bitten an Dich.", noch einmal atmete sie tief durch. "Erstens ich möchte nicht, dass du dich zurückhältst und zweitens möchte ich hinterher deine Wunden Heilen dürfen.", ernst ruhten die katzengrünen Seelenspiegel auf Ihrem Gesprächspartner. Einen nein würde Shirayuki nicht dulden. "Wenn du dem zustimmst, würde ich gerne dein Angebot annehmen.", lächelte die Fee ebenso sanft zurück. Wie hast du es zwar zu kämpfen, er hatte aber auch recht. Zudem waren Übungskämpfe etwas anderes.
Dann kam sie zu einem wesentlich schöneren Thema zurück. Die Aussicht, die ihr beschrieb schien atemberaubend zu sein. Und wieder ermutigte Charon sie. Empfahl ihr den Ort aufzusuchen. Die Geste die ihr dabei ausführte, brachte die Heilerin zum Schmunzeln. War es doch nicht das erste Mal, dass sie diese zu Gesicht bekam. Auf seine Frage hin konnte sich die airprinzessin ein solch so nicht unterdrücken. "Ja, das muss ich momentan auch sein. Die Praxis ist fast täglich ausgebucht. Du sagst es. Die Arbeit als Ärztin erfüllt mich, mir wäre es dennoch lieber, wenn es weder Krankheiten noch Verletzungen geben würde.", meinte die Aisawa mit einem erneuten Seufzer. Dies würde wohl ein unerfüllter Wunsch bleiben. Dann brachte der Dargin die Rothaarige zum lachen, als er meinte sie würde die Nadeln im Heuhaufen suchen. "Du kennst mich ja. Sowas liebe ich an meinem Beruf.", lachte Shira nun. "Ich halte dich nicht auf, werde dich aber auch nicht zwingen.", zwinkerte die Fee ihrem Gegenüber zu.
Vorher wollte er ihr das gewünschte zeigen Punkt gespannt lagen die Katzen können Seelenspiegel auf dem weißer Ring Punkt die Verwandlung war traumhaft. Er hatte sie sprachlos gemacht, weshalb die Antwort einen Moment auf sich warten ließ Punkt "Wow. Das sieht spektakulär aus. Es ist in vielen Situationen bestimmt sehr praktisch gegen Feuer und Rauch immun zu sein. Dann kannst du der Feuerwehr helfen.", grinste Shira nun. "Es sieht wirklich toll aus und der Speer hat was. Willst du so kämpfen?", nahm Shira das Angebot mit dem Trainingskampf an.
„Ich will dich auch nicht verletzen, Shirayuki. Wenn wir an den Punkt kommen, dass dir etwas passieren könnte, werde ich mich zurückhalten. Aber sonst nicht, das verspreche ich dir gerne“, meinte Charon mit ehrlicher Sorge in seiner Stimme. Er hatte die Rothaarige noch nicht kämpfen sehen, genauso wenig wie sie ihn. Außerdem war der Speer nicht die Art Waffe, mit der er sonderlich viel Übung hatte. Er konnte gut damit umgehen, aber er wollte nicht riskieren, ihr versehentlich weh zu tun. „Meine Wunden darfst du natürlich heilen... wenn du es schaffst, mir eine zuzufügen. Das ist gar nicht so einfach.“ Die beiden passten vom Gemüt her gut zueinander. Sie waren beide sanftmütig, aber bestimmt, und sie beide freuten sich darüber, sich über ihre Reisen auszutauschen und den anderen zu ermutigen. Gerne würde Charon Shirayuki Idylia persönlich zeigen, aber sie hatten beide neben ihren Gildentätigkeiten noch wichtige Pflichten zu erfüllen – er mit seiner Forschung, sie mit ihrer Praxis. Da würde es schwierig sein, einen gemeinsamen Termin zu finden. Davon abgesehen war der Dargin in letzter Zeit vermutlich ohnehin zu oft dort gewesen. Selbst er brauchte mal eine Pause. Das bedeutete aber nicht, dass er dem fleißigen Bienchen an seiner Seite nicht helfen würde. Sie opferte sich Tag für Tag auf, um den Menschen Gutes zu tun, und sie würde es sicherlich auch tun, wenn sie kein Geld dafür bekäme. Noch etwas, das die beiden gemeinsam hatten. Auch Charon konnte nicht einfach wegsehen, wenn es jemandem wirklich schlecht ging. „Gut, wenn du mich nicht aufhältst, dann hast du deine Unterstützung für heute gefunden“, lächelte er charmant und verneigte sich kurz vor ihr. „Ich lasse doch eine hübsche Dame nicht alleine durch die Blumenfelder kriechen.“
Stolz zeigte Charon der Jüngeren seine göttliche Verwandlung und bekam von ihr exakt die Reaktion, die er sich erhofft hatte. Spektakulär sah er also aus. Das hörte man doch gerne! „Ja... ich hoffe sehr, dass ich das nächste Mal, wenn ich Menschen in einem brennenden Gebäude finde, etwas mehr tun kann“, seufzte er mit einem kurzen Kopfschütteln. Damals in der Ruine hatte er sich ziemlich machtlos gefühlt, auch wenn es schlussendlich gut ausgegangen war. Inzwischen hatte Charon aber ein paar ziemlich gute Optionen, um mit Flammen umzugehen. Sein selbstbewusstes Lächeln kehrte schnell wieder zurück. „Ja, ich würde so kämpfen. Wenn es dir nichts ausmacht, einem Gott gegenüber zu stehen.“ Bereit stellte sich der Dargin ihr gegenüber auf, die Beine breit, den linken ein Stück vor dem rechten. Seine rechte Hand war weiter hinten am Speer, um ihn mit Kraft zu halten und zu steuern, während seine linke weiter vorne stabilisierte. Er hatte vor, vor Allem defensiv zu kämpfen, aber trotzdem sollte er wohl den ersten Angriff starten. Nicht, dass sie noch dachte, er würde sie nicht ernst nehmen. „Bist du bereit?“, fragte das Weißhaar und wartete auf die Bestätigung, ehe er einen schwungvollen Schritt vorwärts machte und mit der Länge des Speers zustach, die Distanz zwischen ihnen leicht überwindend.
# 4 Dass der Weißhaarige ihre Bedingungen akzeptierte verwundete die Aisawa kein bisschen. Eher im Gegenteil, hatte sie schon damit gerechnet, dass Charon so reagieren würde. "Ist gut.", war ihre Reaktion darauf, als der Dargin meinte dass er sich zurückhalten würde wenn sie an dem Punkt ankommen sollten, wo ihr etwas passieren könnte. "Wenn ich die Kappen abnehme, könntest durchaus passieren dass ich dir Schnitte zufügen könnte.", erklärte die eisawa und war sich nicht sicher, ob sie dieses Risiko eingehen wollte. In ihren katzengrünen Seelenspiegel könnte man gerade die Zweifel sehen. Doch bevor es zu dem Kampf kam sprachen sie noch über Idylia. Derzeit ließ ihr Terminplan es nicht zu, dass Shirayuki einfach so dorthin reisen konnte. Vielleicht wenn sie eine Quest dort hinführen würde, würde es sich ergeben. "Vielleicht führt meine nächste Quest mich ja dorthin.", sprach die Rothaarige ihren Gedanken lächelnd aus. Wo er gerade mit seinen Gedanken war, konnte Shira nicht sagen und doch gab sie ihm den Moment. Ihre Vermutung wurde bestätigt, als Charon meinte, sie habe für heute ihre Unterstützung gefunden. Als er charmant lächelte und sich vor ihr verbeugte, schlich sich eine leichte Röte auf ihre Porzellanweißen Wangen. Als der Dargin dann auch noch meinte, dass er eine hübsche Dame doch nicht alleine durch die Blumenfelder kriechen lassen würde, verstärkte sich die Röte noch. Solche ehrlichen Komplimente war die Erbprinzessin einfach nicht gewöhnt. In der High Society wurden ihr zwar auch Komplimente gemacht, doch das konnte man nicht miteinander vergleichen.
Nach seiner Verwandlung gab die Aisawa ihre Meinung Preis. Das Seufzen nach seiner Antwort klang nicht sehr gut. "Es klingt beinahe so, als hättest du schon negative Erfahrungen in dem Bereich gemacht.", hakte die Fee vorsichtig nach. Wollte diese Erinnerung nicht zu sehr heraufbeschwören. Ihre Frage wurde bestätigt, sofern sie keine Probleme damit hätte. "Du kennst doch meine Einstellung dazu. Götter sind auch nicht viel anders als wir.", lächelte die Heilerin sanft. Sie machte halt keine Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern. In ihren Augen waren alle gleich. Während Charon sich vorbereitete, nahm die Rothaarige doch die Kappen ab. Sie konnte von ihm nicht verlangen ernst zu machen, wenn sie selber es nicht auch da. Auf die Frage, ob sie bereit sei, nickte Shira und gab die Antwort. "Ich bin bereit, wenn du es bist.", lächelte die Aisawa und war auf seinen Angriff vorbereitet. Sie hielt in jeder Hand einen Fächer. Mit dem einfachen wurde der Speer abgewehrt und mit dem blauen schlug Shirayuki in einer Drehung nach ihrem Sparring-Partner. Wenn Charon nicht auswich, würde ein kleiner Schnitt seinen Handrücken zieren. Denn auf seine linke Hand hatte die Rothaarige gezielt. Die geheime Technik von dem Fächer hatte sie nicht aktiviert. "Auf einen fairen Kampf.", lächelte Shira und machte einen Schritt zurück um wieder etwas Distanz zu schaffen. Shira fühlte sich, als würde sie mit dem Weißhaarigen tanzen.
Nun, die Frage nach dem Feuer hatte Charon wohl selbst heraufbeschworen. Dass Shirayuki eine aufmerksame und interessierte Zuhörerin war, wusste er ja. Dann sollte er ihre Frage wohl auch ehrlich beantworten. Er nickte. „Es ist jetzt eine Weile her, aber auf einem wichtigen Auftrag bin ich auf eine Gruppe gestoßen, die in einem brennenden Gebäude gefangen waren“, berichtete er etwas vereinfacht, was sich in der Ruine vor Hargeon Town zugetragen hatte. „Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, dass ihnen etwas passiert. Entgegen der Empfehlung meiner Kollegen bin ich direkt reingegangen... Es ist Alles gut gelaufen, aber ich habe auch gemerkt, dass ich nicht so viel tun konnte, wie ich gerne hätte. Das Gefühl will ich nicht wieder haben. Zumindest die Menschen, die direkt vor mir sind, sollte ich immer retten können.“ Auch da waren sie sich ähnlich: Der Schönling und die Prinzessin mochten es nicht, Andere leiden zu sehen, und nahmen es schnell auf sich, diese zu schützen oder ihnen zu helfen. Ihre Wege mochten unterschiedlich sein, aber sie trugen beide ihr Herz am rechten Fleck.
„Du kannst die Kappen gerne abnehmen. Ich halte das aus, versprochen“, lächelte der Dargin, während er seinen Speer bereithielt. Mit sicheren Bewegungen stach er zu, aber für so einen simplen Angriff war die Rothaarige bereit. Geschickt blockte sie mit einem ihrer überraschend stabilen Fächer, ehe sie mit dem anderen angriff. Charon musste seine vordere Hand vom Speer lösen und umgreifen, um nicht getroffen zu werden, ehe er das Ende des Speeres wieder zu sich zog und seinen Oberkörper drehte, um mit dem anderen Ende des langen Stabes nach ihr zu schlagen. Ihr Schritt zurück brachte sie vor dem – zugegeben nicht besonders beeindruckenden – Konter in Sicherheit. Charon musste schmunzeln. „Deine Waffen sind sehr elegant. Der Kampfstil passt zu dir“, lobte er, ehrlich beeindruckt. Was das Geschick anging, schien Shirayuki ihm in Nichts nachzustehen. Ihre Bewegung waren agil und flüssig, sodass sie für eine Pazifisten sehr sicher auf dem Kampffeld wirkte. Es war auch vorstellbar, dass sie mit den beiden Fächern mehr Übung hatte als Charon mit dem Speer, so souverän, wie sie seinen Angriff abgewehrt hatte. „Dann lass uns noch ein wenig tanzen, Shira.“ Auch wenn Charons größter Vorteil mit dieser Waffe wohl war, dass sie eine gewisse Distanz überbrücken konnte, entschied er sich, näher an die Rothaarige heranzutreten. Mehr Raum zwischen ihnen bedeutete auch, dass sie mehr Zeit zum Reagieren hatte. Mal sehen, ob sie mit etwas mehr Druck umgehen konnte. Aus einem langsamen Walzer sollte ein feuriger Bolero werden, als er seinen Platz direkt vor ihr einnahm und mit der Spitze der Waffe Angriff. Ganz bewusst ging die Länge des Speeres links an ihrem Körper vorbei, blockierte eine Richtung, in die sie ausweichen könnte, damit das Weißhaar noch einmal umgreifen konnte. Seine linke Hand weit vorne und seine rechte mittig platzierend wirbelte er herum, sodass von der bis eben noch freien rechten Seite die Länge seiner Waffe auf ihren unschuldigen Körper zu treffen drohte. Auch wenn er den Angriff durchzog, hoffte er nicht darauf, tatsächlich zu treffen. Viel lieber würde er sehen, wie die hübsche Prinzessin an seiner Seite ihn abwehrte, und den Tanz mit ihr noch ein wenig fortsetzen...
# 5 Auch wenn Shira wusste, dass manche Erinnerungen nicht die schönsten waren, so hoffte sie doch, das Charon sich ihr anvertraute. Somit seine Last mit ihr teilte und sie nicht mehr alleine tragen zu müssen. Und tatsächlich hatte die Rothaarige glück, denn nur kurze Zeit später wurde ihre Frage von dem Weißhaarigen beantwortet. “Ich verstehe dein Gefühl nur zu gut. Es ist doch immer wieder frustrierend, wenn man gerne helfen möchte und doch nichts wirklich ausrichten kann. Egal wie oft man das schon erlebt hat, daran gewöhnen tat man sich nie.“, gab die Aisawa ihre Zustimmung. Es war schon erstaunlich, wie ähnlich sich die beiden waren. Gerade diese Gemeinsamkeiten waren es wohl, weshalb diese Freundschaft so gut funktionierte und stets stabil blieb, egal wie lange man sich nicht getroffen hatte.
Nachdem er erneut versicherte, dass er es aushalten würde, wenn sie die Kappen von dem Fächer abnahm, wurden ihre letzten Zweifel aus dem Weg geräumt und der Wunsch des Dargin wurde erfüllt. Auch wenn dies nur ein Trainingskampf war, so würden die Beiden sich nichts schenken. Die ersten Angriffe waren noch eher tastend. So als wollten sie Beide erst einmal abschätzen, was ihr Kontrahent so auf dem Kasten hatte. Das Lob des Weißhaarigen brachte einen leichten Rotschimmer um Shiras Nase zustanden. “Vielen Dank. Dein Kampfstil ist aber auch nicht übel und sehr beeindruckend.“, begann die Aisawa und konnte sich dann den folgenden Kommentar nicht verkneifen. “Das bringt bestimmt viele Frauenherzen zum Schmelzen.“, grinste die Erbprinzessin und hoffte dadurch für ein wenig Ablenkung zu sorgen. “Sehr gerne Charon.“, erwiderte die Aisawa. Konnte dann beobachten, wie der Weißhaarige in ihren Bewegungskreis kam, um ihren Radius zu verkleinern. Da Charon ihre Linke Seite blockierte, ging Shira davon aus, dass er ihre Rechte Seite unbeachtet ließ. Mit dem linken Fächer blockte die Heilerin den Speer, hielt ihn so ein wenig auf abstand und mit dem rechten wurde abgewartet, bis der Dargin seinen Angriff beendet hatte. Zu ihrem Glück hatte sich die Erbprinzessin so entschieden, denn sonst hätte er sie nun an der Rechten Seite getroffen. Nach Links ausweichend, wirbelte sie einmal um ihre eigene Achse, nur um dann mit der Rechten Hand angreifen zu können. Wenn ihr Gegner nicht rechtzeitig reagieren würde, dann würden die Klingen an dem Fächer die zarte Haut der linken Hand des Weißhaarigen verletzen. Denn auf eben diese hatte die Rothaarige gezielt. Auch wenn Shirayuki eigentlich nichts von kämpfen hielt, so machte ihr dieser sogar spaß.
Charon und Shira waren beide gleichermaßen Hilfsbereite Seelen, die sich der Sicherheit Anderer verschrieben hatte. Charon als Beschützer, Shirayuki als Heiler... auch wenn sie vermutlich, anders als er, beide Rollen erfüllen konnte. Wo sie neben ihrer Arbeit als Magierin in ihrer Praxis steckte, war Charon mit der Forschung beschäftigt, die einen deutlich weniger augenblicklichen Effekt auf das Wohl der Menschen hatte. Dafür würde er auf lange Sicht sicherlich nicht weniger für Fiores Einwohner tun, als es die Prinzessin tat. Da kam die kleine Übung mit ihren Waffen mehr als gelegen. Beide konnten zeigen, dass sie ihren Platz als Verteidiger der Menschen ernst nahmen und sich selbst nicht überrumpeln lassen würden. Gleichzeitig war es, als würden sie miteinander tanzen, zwei junge Herzen, die sich umeinander bewegten, den richtigen Takt abwartend, um vor und zurück zu schwanken. Herzen würde Charon damit also schmelzen lassen, hm? Herausfordernd lächelte er. „Ist das so? Das kannst du wohl besser einschätzen als ich“, meinte der Dargin, während er einen Ausfallschritt nach vorne machte und so die Distanz zwischen sich und Shirayuki verringerte. „Schön zu hören, dass dein Herz für mich etwas höher schlägt.“
Sein Fokus ungebrochen, konnte der Dargin den Trick seiner Kontrahentin ja vielleicht ein wenig umdrehen und stattdessen ihre Konzentration auflösen. Das funktionierte aber scheinbar nicht sonderlich gut. Mit geschickten, selbstsicheren Bewegungen folgte sie der Bewegung seines Speeres, ging mit dem Fluss nach links, anstatt nach rechts auszuweichen und sich treffen zu lassen. In diesem Moment kreiste das Paar tatsächlich um sich wie in einem Ballsaal und Charon blickte gespannt in die grünen Augen seines Gegenübers, wartete auf ihre nächste Bewegung. Lange ließ sie ihn nicht warten. Entschlossen zielte die Rothaarige auf die Hand des Dargin, und auch, wenn er es realisierte, war er nicht schnell genug, um auszuweichen. Noch immer im Schwung seiner Drehung versuchte er, seine Hand ein wenig den Stab des Speeres hinab rutschen zu lassen, um dem Schnitt zu entgehen, aber seine Reaktion kam zu spät. Er spürte, wie der Fächer in seinen Handrücken schnitt, eine oberflächliche Wunde, die ihn nicht groß behindern würde. Dennoch lockerte sich sein Griff und Charons Hand öffnete sich, ließ den Kopf des Speeres los, sodass dieser klirrend auf dem Boden aufkam. „Ah... Ein gutes Manöver. Du hast wirklich ein Gefühl für die Bewegungen deines Gegenübers“, lobte Charon, während er seine rechte Hand vor seinen Körper zog, um den Speer zumindest halbwegs schützend vor sich zu halten. Tatsächlich hatte er realisiert, dass er mit dieser Waffe keinen ordentlichen Treffer landen würde, während der Schutz seines eigenen Körpers eher halbherzig ausfiel. In einem Kampf, in dem es um sein Leben oder das eines Anderen ging, hätte er vermutlich andere Taktiken aufgebracht – gefährlichere, hinterhältigere –, aber in dem Fall würde er wohl auch auf seine Magie zugreifen. Unter den Regeln, auf die er und Shirayuki sich geeinigt hatten, war die Situation für ihn klar: „Ich muss gestehen... Du gehst mit deinen Fächern besser um als ich mit meinem Speer. Und wenn ich ihn mit nur einer Hand führe, dann wird es wohl auch nicht besser. Einigen wir uns darauf, dass diese Runde an dich geht?“ Mit einem warmen Lächeln senkte der Dargin die Waffe wieder, während sich der Speer und seine Verwandlung auflösten. Sein dunkles Haar wurde wieder weiß, seine eleganten Klamotten kehrten zurück. Nach nur wenigen Momenten stand wieder der Charon vor ihr, den Shira schon eine ganze Weile kannte.
„Spaß hat es durchaus gemacht. Ich danke dir für diesen Tanz, Shira“, verneigte sich der Magier höflich. „Vielleicht können wir das nächste Mal ja einen richtigen zusammen teilen. Auf dem Tanzflur fühle ich mich doch noch einmal wohler als auf einem Kampffeld...“
Auch wenn Charon auf ihre Aussage einging, so blieb der erhoffte Nebeneffekt aus. Anstatt sich ablenken zu lassen, gab er den Versuch auf die Aisawa zurück. Aber anstatt, das sie ihre Konzentration verlor, wurde Shirayuki nur rot um die Nase. “Du bist mir eben halt wichtig.“, sprach die Rothaarige das aus, was ihr in den Sinn kam. Erst hinterher wurde ihr bewusst, was sie da eigentlich gesagt hatte, weshalb sie nun einer reifen Tomate glich, so rot war ihr Gesicht nun. *Man Shira, reiß dich mal zusammen.*, tadelte die Erbprinzessin sich gedanklich selber. Dann schaffte sie es sich wieder richtig auf den Kampf konzentrieren zu können. Gerade noch rechtzeitig, da der momentan Schwarzhaarige gerade einen Angriff gestartet hatte. Gerade so konnte die Fee ausweichen und dann einen konter starten, welcher zwar nicht wie geplant voll getroffen, aber immerhin sein Ziel erreicht hatte. Aufgrund des zugefügten Schnittes ließ der Dargin den Kopf des Speeres los, welcher daraufhin klirrend auf dem Boden aufkam. “Danke...das braucht man schon, denke ich. Immerhin kann man die Patienten ja nie gänzlich einschätzen, wenn man welche dazwischen hat, die mit Ängsten zu kämpfen haben.“, überlegte Shira lauf, auf das Lob ihres Sparringpartners. “Tut es sehr doll weh?“ erkundigte die Aisawa dann. Machte sich wirklich Sorgen um ihren Freund. Mit leicht schräg gelegtem Kopf, wurde dann seinen nächsten Worten gelauscht. “Danke für das Lob.“, begann die Heilerin mit einer leichten Röte um die Nase. “Das meiste war Instinkt und ein Teil war das, was ich bisher geübt habe. Ich gehe davon aus, wenn du den Speerkampf weiterhin trainierst, so wie mit mir gerade, dann wirst du sehr schnell besser werden. Wenn du es anhand der Treffer ausmachst, bin ich damit einverstanden.“, versuchte Shirayuki Charon zu ermutigen und konnte dann beobachten, wie erst die Waffe gesenkt wurde und dann die Verwandlung rückgängig gemacht wurde und der Weißhaarige vor ihr stand, wie sie ihn kennen gelernt hatte.
“Oh ja, es war mal etwas anderes. Unerwarteterweise hat es auch mir Spaß gemacht.“, lächelte Shira dann und erwiderte die Verbeugung mit einem höflichen Knicks. “Auf einem Tanzflur fühle ich mich zwar nicht ganz so wohl wie in meiner Praxis, aber mit dir würde ich jederzeit einen richtigen Tanz teilen.“, lächelte die Rothaarige noch immer, ehe sie etwas ernster wurde. “Aber nun lass mich deine Wunde versorgen.“, dabei ruhten ihre katzengrünen Seelenspiegel auf seinem Handrücken mit der Verletzung. Schließlich wurde die Hand in ihre linke genommen und mit ihrer Rechten wurde der Schnitt abgedeckt, der zum Glück nur leicht blutete. Dann setzte sie ihren Zauber Healing Aid ein und wartete, dass das Leuchten wieder verschwand, was ihre Hand umgab. Innerhalb von 30 Sekunden hatte sich die Schnittwunde geschlossen und war dann gänzlich verschwunden. Noch immer sollte Charon ein leichtes Kribbeln verspüren, da die Heilerin diesen Zauber inzwischen so gut gemeistert hatte, das es noch ein wenig nachklang. “So sollte es sich nun besser anfühlen.“, wurde der Weißhaarige schließlich breit angegrinst, nachdem Shira mit ihrer Arbeit zufrieden war.
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Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dies ist wohl die grundlegendste Form der Magie und zeigt auf, wie man leichte Wunden, Schrammen und Schnitte versorgt. Wenn die die Hand auf die äußere Wunde gelegt wird und Mana hinzugefügt wird, beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten, um so Wunden zu schließen oder leichte Blutungen zu stoppen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, kann gut und gerne eine Minute vergehen.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Nun hat sich der die Geschwindigkeit des Heilvorgangs erhöht, sodass der Magier solche Wunden in einer halben Minute heilen kann. Willenskraft Level 6: Die höchste Beherrschung dieses Zaubers erlaubt es dem Anwender, kleine Verletzungen in 10 Sekunden vollständig zu heilen.
„Hm... in einem Kampf würde sie mich wohl behindern, aber besonders schmerzhaft ist die Verletzung nicht, nein“, versicherte Charon der Prinzessin, damit die sich keine Sorgen darum machte, ihm weh getan zu haben. Es stimmte ja auch. Der Dargin war ein ziemlich robuster Kerl, der sich schon deutlich schlimmere Verletzungen zugezogen hatte, da zog der Schnitt an seiner Hand nur ein wenig. „Ich werde wohl noch ein gutes Stück an mir arbeiten müssen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dich am Anfang unterschätzt, Shira. Dafür entschuldige ich mich.“ Glücklicherweise schien der Rotschopf ihm seine Überheblichkeit nicht übel zu nehmen, was für Charon eine ganz schöne Erleichterung war. Er hatte eine Neigung dazu, sich selbst über anderen Menschen zu sehen, und in einzelnen Fällen lag er damit sogar mal falsch. Statt ihn zurecht zu weisen, machte sich Shirayuki gleich daran, seine Wunde zu heilen, was er nur zu gerne annahm. „Natürlich. Vielen Dank für deine Hilfe“, lächelte das Weißhaar und hielt ihr seine Hand hin, damit sie ihn in Ruhe behandeln konnte. Aufmerksam beobachtete er, wie die Jüngere die Wunde beurteilte und ihre Magie zu wirken begann, ein faszinierender Effekt, der die Trennung seiner Hand in kürzester Zeit behob. Langsam hob der Dargin seinen Arm wieder, blickte den Handrücken an, an dem nicht einmal mehr eine Narbe oder ein Anzeichen der Verletzung übrig geblieben war. „Beeindruckend...“, hauchte er, in seinen Augen das gleiche Leuchten, das man immer sah, wenn er über ferne Orte, den endlosen Sternenhimmel oder seine Forschung sprach. Es war nicht das erste Mal, dass Charon Heilmagie sah, nicht ansatzweise, aber es faszinierte ihn doch immer wieder, dass es so einfache Wege gab, Leid zu beenden. Magie war wirklich ein Wunder dieser Welt. „Heiler wie du sind wirklich ein Schatz, Shira. Jeder von uns kann sich glücklich schätzen, dass es Menschen wie dich gibt.“
Allerdings waren die beiden Magier nicht nur hier, um ein wenig zu üben und sich gegenseitig ihre Magie zu zeigen. Anders als Charon hatte Shirayuki schließlich einen sehr guten Grund, sich in diese Gefilde gewagt zu haben, und wollte ihre Zeit sicher nicht verschwenden, ohne zu finden, was sie suchte. Also streckte sich der Dargin, ehe er fordernd in Richtung des Blumenfeldes blickte. „Aber gut, ich denke, wir haben genug getrödelt. Du wolltest Kräuter finden, richtig?“, erinnerte er daran, was ihr eigentlicher Plan gewesen war. „Wenn wir zu zweit gucken, dürfte es ja nicht zu lange dauern. Dann machen wir uns mal dran.“ Er trat bereits auf die Blüten zu, ehe sein Körper noch einmal stockte, und mit einem verschmitzten Lächeln blickte er noch einmal über seine Schulter zurück zu seiner Begleiterin. „Oh, und um auf deine Aussage von vorhin einzugehen: Du bist mir auch sehr wichtig, Shira.“ Er zwinkerte ihr zu. „Freut mich, dass wir da das Gleiche fühlen.“
Metall klirrte leise, als sich Athena bei der Begrüßung den Panzerhandschuh gegen die eigene Brust zimmerte und zackig den Kopf neigte, dass es beinahe ein Schleudertrauma in ihrem Hohlschädel auslöste. Für's Erste sollten sich sogar Darions Hoffnung eines Schleiers von Professionalität erfüllen. "Erfreut, Lord Fauna", ließ die Nymphe nämlich in neutralem Tonfall hören. Das war nicht einmal gelogen. Athena freute sich tatsächlich hier auf nicht nur eine Person, sondern gleich drei getroffen zu sein, die sich bestimmt ebenso sehr für Pflanzen interessierten wie sie selbst. Natürlich waren Pflanzen nicht so toll wie Waffen, aber sehr knapp dahinter. Ob es Pflanzen gab, die sich als Waffen verwenden ließen? Athenas Augen nahmen einen fast fiebrigen Glanz an, während hinter ihrer Stirn Ideen von Schwertlilien, mit echten Klingen, und an Bäumen wachsenden Speeren herumkugelten. Warum war noch niemand auf die Idee gekommen so etwas zu züchten? Das wäre der Renner! Auch wenn Pflanzen natürlich meistens nicht laufen konnten, weswegen das mal wieder eine sehr komische Aussage war. Aber sie hatte das schon häufiger gehört. Meistens eher im Zusammenhang mit Mode. Vielleicht verwendete man sowas also bei Hosen, in denen man gut rennen konnte? War doch logisch. Der Blick wechselte rüber zu Darion, der grade wirkte, als hätte man ihm in den Magen geboxt. Besorgt wanderte eine von Athenas Händen auf dessen Schulter und drückte dort ermutigend. "Alles in Ordnung?"
"Wir sind vollzählig. Packen wir es an", verkündete Lord Fauna und klatschte in die Hände. Hanni und Nanni deuteten das wohl als Befehl und schnappten sich gleich die bekufte Kiste. Athena selbst unterstützte Darion noch solange er wirkte als wäre ihm unwohl, machte sich aber rasch an die Verfolgung der Dreiergruppe vor ihnen. Der Eingang in den Wald, der Oak Town und Stillsnow verband, war nicht weit weg. Die Wipfel der Bäume waren zuckrig mit Schnee bepudert. Der Wind ging scharf und kalt, säbelte jedoch zum Glück nicht gnadenlos durch Athenas Rune Knight Mantel. "Es freut mich, dass sich so viele Leute für die Botanik interessieren", hob Athena an, kaum, dass die Gruppe zwischen die nadligen Tannen und Kiefern des Waldes eingetaucht war. Die Nymphe war weiterhin bei bester Laune und suchte aus der Position der Nachhut heraus das Gespräch. "Was sind denn die Lieblingspflanzen der werten Herrschaften, wenn ich fragen darf?" Lord Fauna, der voranschritt, antwortete auch gleich als Erstes. "Oh, eine weitere Enthusiastin. Wunderbar. Meine bisherigen Forschungen hatten sich um die Art der Bromeliengewächse gedreht. Dafür waren mehrere Expedition in die Wälder des Ostens nötig, aber ich habe eine neue Gattung entdeckt, die ich Violette Kaede nannte. Nach ihrer Hoheit, Königin Kaede, natürlich. Ich hoffe, dass ich ihr eines Tages ein Exemplar präsentieren darf." Athenas Mund formte ein beeindrucktes "O", bevor sie die Augenbrauen gen Darion wubbelte. "Das ist eine schöne Geste, die Pflanze nach der Königin zu benennen." Der Mann wurde ja immer sympathischer! "Dann hoffe ich, dass sie hübscher ist als ihre Cousine, die Ananas. Nichts für ungut, Ananas. Du hast andere Vorteile." Entweder Stahl- oder Zahnfresse gaben ein ersticktes, abfälliges Geräusch von sich. Irgendwas, was vage nach "'Ne Ananas is' doch keine Blume" klang, driftete im Wind zu Darion und Athena hinüber. Deren Mund öffnete sich bereits, als wolle sie Widerspruch einlegen, aber am Ende schüttelte sie doch nur den Kopf und grummelte ein leises "Ich kenne meine Pflanzen" in sich hinein. Ein verunsicherter Blick traf jetzt Darion. Lord Fauna schien diesen Austausch nicht mitzubekommen, sondern führte weiter aus. "Oh, keine Sorge, Lady Athena. Bei der Violetten Kaede handelt es sich um wahrhaft schöne Exemplare, mit einem königlichen Violett als Färbung."
Die letzten schleimigen Fühler von Übelkeit zogen sich allmählich aus Darions Bauch zurück. Mit einem Blick, der jedoch nicht weniger angeekelt war, riss der Runenritter seine Schulter vom Griff seiner Kollegin los und murmelte ein unwirsches "Es ist nichts." in ihre Richtung. Der Zorn des Hawthorne richtete sich dabei nicht gegen die Nymphe, die es gewagt hatte ihn zu betatschen, sondern vielmehr auf die Situation. Darion mochte es nicht, sich gegenüber Auftraggebern Schwäche zu leisten. Er verachtete den Nebeneffekt seines besonderen Blutes, das ihn mit Schmerzen und Übelkeiten strafte, wenn jemand lügte. Einerseits, weil es unangenehm war, andererseits, weil es ihn an Momente erinnerte, die er besser vergessen wollte. Lügt er, Darion? Setz dich, hör ihm zu. Lügt er? Ich will wissen, ob er lügt, verdammt!
Der Nephilim schüttelte den Kopf, wobei die weißen Haare um seinen Kopf und seine Schultern flogen. Goldene Augen richtete sich auf ihre Auftraggeber, doch diese schienen nicht einmal etwas von seinem kurzen Anfall bemerkt zu haben. Also machte sich Darion gemeinsam mit den anderen auf den Weg hinaus in die Kälte. Hätte Darion gewusst, dass Athena dem Schnee vorhin nachgetrauert hatte, hätte er ihr nun vielleicht in einer künstlichen Präsentiergeste die sich entfaltende Winterlandschaft gezeigt, doch so schritt er nur schweigsam neben seinen temporären Kameraden her und versuchte die Umgebung im Auge zu behalten. So nahe an der Zivilisation waren die einzigen Gefahren jedoch vorerst von Ästen stürzende Schneemassen und bohrende Langeweile.
Ein winziges Lächeln erschien erst dann auf den Zügen des Magiers, als es um Ananas ging. Ja, die hatte wirklich gewisse Vorteile ... Eine Hand auf den Knauf seines Schwertes platziert, beschloss er jedoch, sich an der Konversation nicht weiter zu beteiligen, sondern einfach nur zu lauschen. Da die Übelkeit bislang nicht zurückgekehrt war, konnte man immerhin davon ausgehen, dass sowohl die Nymphe als auch der Botanist mit dem unpassenden Namen für die eigene Profession die Wahrheit sagten. Bei Hanni und Nanni war sich der Ritter weniger sicher. Eine Weile durchquerten sie das Oak'sche Winterwunderland, bis sie einen Pfad erreichten, der sich am Rande eines großen, steinigen Hangs herabhangelte. Karges Gestrüpp wucherte an dessen Rändern, denn die massiven Stämme der Nadelbäume hielten den Großteil des Sonnenlichts ab, das Pflanzen in dieser kühlen Umgebung zum Überleben brauchten. Die Schneeschicht auf dem Pfad wirkte makellos, als wäre schon seit vielen Tagen niemand mehr in die Tiefen geklettert, die vor ihnen lagen. Lord Fauna deutete voller Begeisterung auf das Areal und schien ganz aus dem Häuschen. "Jawohl! Da ist es! Der Hügel des Eises." Darion folgte dessen Handzeig zum Zentrum des Tals. Tatsächlich: Dort unten thronte, wie eine eisblau schimmernde Krone, ein beeindruckend großer Eisbrocken, der das Sonnenlicht glitzernd reflektierte. Es sah aus wie ein gewaltiges Juwel. Der Hawthorne konnte nicht anders, als einigermaßen beeindruckt zu sein. Wenn etwas seine Anerkennung verdiente, waren es ohnehin die Wunder der Natur. Hanni und Nanni tauschten einen Blick, der dem Runenritter nicht entging: Gierige Vorfreude. Vielleicht waren sie auch nur froh, dass ihre Hände nicht länger am Schlitten festfroren. Jedenfalls war nun das Mysterium geklärt, wieso man Kufen benötigte, denn der Hang vor ihnen war äußerst steil. "In diesem Juwel muss er sein! Der Lotus!" Wie genau sie eine Blume aus einem gefühlten Eisberg herausbekommen sollten, erschloss sich Darion nicht, doch bevor er etwas dergleichen anmerken konnte, hatte er schon eine Hand ausgestreckt und hielt den Forscher mit einer Hand am Jackensaum davon ab, geradewegs den steinigen Hang herabzustürzen, der sich gewiss freute, Schädel zu knacken und Knochen zu brechen. "Ah, ah, ah~", tadelte der Hawthorne mit emporgehobenem Zeigefinger, während ihr Questgeber mit Glubschaugen ein Dankeschön quiekte. "Wir wollen doch nicht auf den schönen Kristall bluten, nicht wahr? Seid vorsichtig."
"Oh...in Ordnung", hauchte Athena in die kalte Winterluft. Was hatte Darion denn jetzt bitte grade? Der klang ja gradezu so als würde er ihr die Nase abbeißen wollen. Die Hand der Nymphe senkte sich wieder herab. Vielleicht hatte er ja auch einfach schlechte Laune? Sowas passierte ja manchmal. Einen Moment lang blieb Athena stehen, während sie der Truppe hinterher sah. Noch einmal streckte sich die Hand nach vorne aus, als wolle sie sie doch noch einmal Darion auf die Schulter legen. Aber nein. Wenn er schlechte Laune haben wollte, war das in Ordnung. Dann würde sie eben gute Laune für sie beide haben! So! Das hatte er nun davon. Aber sie würde ihn schon wieder aufgemuntert kriegen. Das war doch bestimmt ein Klacks. Entsprechend dieses mit Wohlwollen getroffenen Vorsatzes plauderte Athena munter weiter mit dem Rest der Gruppe, versuchte ab und an einmal Darion mit einzubeziehen, was sich jedoch schwierig gestaltete. Dazu kamen freudige Seufzer, als sie tiefer in die Winterlandschaft eintauchten. Aber der Schnee funkelte eben so wunderschön auf den Ästen der Bäume. Außerdem knirschte er wunderbar unter den Stiefeln. Ab und an löste sich ein Haufen davon von einem Ast ab und glitzerte puderweich gen Erdboden, was weiteres, freudiges Geseufze von Athena zur Folge hatte. Schnee und Eis mochten Gift für die meisten Pflanzen sein, aber ihnen haftete eine ganz eigene Schönheit an.
Als die Gruppe jenen Teil des Pfades erreichte, der sich über das Tal mit dem gewaltigen Eisbrocken erhob, machte Athenas Mund ein beeindrucktes "O". Diese Landschaft war majestätisch. Wobei. Die Königin durfte majestätisch sein. Die Landschaft nicht. Sonst wäre die Landschaft ein Usurpator. Dann war die Landschaft eben sehr, sehr hübsch. Der Eisbrocken unten war wie ein Spiegel mit tausenden an Facetten. Er glitzerte und funkelte wie der größte Aquamarin der Welt. Oder war es ein Saphir? Mit Steinen kannte sie sich nicht aus. Da hatte auch die Ausstellung in Aloe nicht geholfen. "Hohe Himmel, ist das schön", brachte Athena im Tonfall absoluter Hochachtung hervor. Die Nymphe hatte die Hände vor den Mund geschlagen und machte sogar einen winzigen Freudenhüpfer. Aber die Landschaft hier war eben wirklich einfach nur wunderbar. Wenn sie hätte malen können, hätte sie jetzt ein Bild hier gemalt. Also, nach dem Auftrag, natürlich. Sie hatten ja noch Arbeit zu erledigen. Apropos Arbeit. Die fiel grade fast den Hang runter. Es war nur Darions raschem Griff zu verdanken, dass Lord Fauna nicht zu Lord...öh...Bagel wurde. Vielleicht hatte Athena ein wenig Hunger. "Ich gehe vor. Tretet bitte dahin, wo meine Fußstapfen sind." Gesagt, getan. Pluma wurde als Tritthilfe zweckentfremdet und bohrte sich mal hier, mal dort in den schneeigen Untergrund. Ab und an knirschte es unter der Scheide Plumas, wenn ein paar Steine oder eine gefrorene Scheibe Matsch davon rutschte und den Hang hinunter kullerte. Nur einmal richtete Athena den Blick auf das frostige Juwel mitten in diesem Tal. Es glitzerte weiter wunderhübsch. Wenn der Eisblaue Lotus hier irgendwo war, war er da drin. Da konnte man sich sicher sein. Der Kopf der Nymphe senkte sich gleich wieder runter, als Pluma den nächsten Stein lockerte und davon flitschte. Zeit sich zu konzentrieren. Einen Kinderreim summend ging der Abstieg für Athena weiter.
Ein kurzer Ruck, dann stand Lord Fauna wieder auf festem Grund und Boden. Beinahe sofort ließ Darion los, als hätte er sich am Mantel des Forschers verbrannt. Dankesworte stammelnd, richtete der ältere Herr seine Brille, während goldene Augen die beiden Leibwachen ihrer Begleitperson fixierten. Der Hawthorne hatte bereits ein paar Schritte vor dem Abrutschen seines aktuellen Herren bemerkt, dass dieser im wahrsten Sinne des Wortes auf Glatteis zuhielt, doch die Handlanger standen noch näher - es wäre keine Mühe für sie gewesen, den Lord direkt auf eine sichere Stelle zu lotsen, die kein Risiko des Überschlagens und auf den Boden Zerschmetterns umfasste. Dennoch hatte sich keiner der beiden bewegt. Leicht verengten sich die Augen des Ritters. Interessant.
Athena deklarierte, dass sie eine sichere Route ausfindig machen würde, indem sie heldenhaft und todesmutig zugleich eine Bresche in der Winterwunderland des Tals aushöhlte. Unter ihrer Führung würden es die Handlanger und der werte Lord leicht haben, ohne weitere Zwischenfälle den Hang zu erreichen. Beide Parteien zögerten jedoch noch einen Moment. Vielleicht wollten sie sichergehen, dass die Nymphe nicht direkt gen Boden kullerte. Darion selbst beobachtete das Schauspiel ebenso einen Moment lang und fragte sich, was wohl härter wäre: Athenas Schädel oder der Kristall? Seine persönliche Wette galt Letzterem, denn Hohlkörper waren ja für gewöhnlich nicht sonderlich stabil ...
"Ihr habt meine Kameradin gehört. Husch, husch. Keine falsche Scheu." Hanni und Nanni setzten sich endlich in Bewegung. Zwar achteten sie vornehmlich auf den Boden, deren Blicke huschten jedoch noch immer auffallend oft zwischen dem Juwel und ihrem Boss hin und her. Ob sie vielleicht einfach ganz besonders dienstbeflissen waren? Als Lord Fauna den ersten Schritt setzte und die Bizepsbrüder den Schlitten anhoben, setzte Darion mit Nachdruck seinen Stiefel auf die Tragfläche des Schlittens, was ihm zwei dümmlich-irritierte Blicke einfing. "Ah, nicht nötig, danke. Da nehme ich. Und Lord Fauna, Ihr bleibt bei mir." Der Forscher stieß eine Art Fiepen aus, als Darion dessen Handgelenk griff und ihn in einer Art Tanzdrehung zu sich auf den Schlitten zog. Die Brille des Herren beschlug, als dessen Wangen sich einen Moment nicht nur ob des Schneegestöbers verfärbten. Die beiden Träger tauschten einen Blick, zuckten mit den Achseln und stampften Athenas Bahn hinterher. Womöglich war Darion im Augenblick zu vorsichtig, doch er hatte ein ganz schlechtes Gefühl dabei, die beiden zusammen mit dem Lord den tückischen Hang nach unten zu schicken. Ein tragischer Unfall war bei so einer Steigung allzu wahrscheinlich und verheerend. Also schlang der Hawthorne dem Forscher nur den Arm um die Hüfte und nutzte den Schlitten als eine Art Snowboard, mit dem er die dickeren Schneeschichten durchpflügte. "Was zum ...!", stieß der Lord aus, doch er hatte kaum Gelegenheit sich zu echauffieren, bis die beiden Passagiere des Schlittens auch schon das Juwel erreichten und Darion ein langgezogenes J in den Schnee zeichnete, als er das Gefährt ausbremste und den Lord mit einem leichten Drehwurm auf sicheren Boden entließ. Sich die flauschigen Haare, die beim Schlittenfahren lustig geweht hatten über die Schulter werfend, galt der Blick nun dem Juwel. Ob Athena es auch nach unten schaffte, ohne auf dem Weg von Hanni und Nanni oder ihren eigenen Füßen ermordet zu werden?
"Heeey!", beschwerte sich Athena, als Darion mit wehendem Haar, passend zum hinter dem Schlitten aufgewirbelten Schnee, an ihr vorbei brauste. Mit offenem Mund und ungläubig aufgerissenen Augen starrte die Nymphe hinter den beiden Männern her. Die hatten da bestimmt einen Heidenspaß! Lord Fauna schrie ja sogar vor Freude. Wie gemein! "Habt ihr das gesehen? Och, manno. Das möchte ich auch machen. Das sah lustig aus", beschwerte sich Athena lautstark bei Hanni und Nanni. Eine Hand reckte sich vorwurfsvoll in Richtung der beiden davon brausenden Männer auf ihrem Schlitten, alle Finger gespreizt. Die beiden Hünen grummelten irgendwas, was Athena nicht so recht verstand und bedeuteten ihr doch bitte weiter zu gehen. Vielleicht fühlten sie sich mit ihren Yetitretern nicht sonderlich wohl auf dem Steilhang? Erst als Athena den Kopf wieder nach vorne drehte, machte einer der beiden Nussknacker die internationale Geste für "Die hat doch einen Knall" und ließ seinen Finger neben der Schläfe Kreiselbewegungen machen. Der andere Kerl nickte beipflichtend. Sie waren sich ganz offenbar einig, dass Athena einen völlig federlosen Vogel hatte. Das Dreiergespann brauchte sehr viel länger um den Abhang, bei dem es sich um den wahren Endboss dieser Queste handelte, zu besiegen. Recht geschickt schlitterte Athena wider allen Gesetzen der Physik die letzten paar Meter hinunter und kam in mit den Knien in einer Schneewehe zum Stehen. Hanni - oder war es Nanni? - war weniger vom Schicksal behütet und ging in der Schneewehe auf Tauchtour. Sein Kumpel pflückte den Mann jedoch recht rasch wieder heraus.
Es wäre falsch zu sagen, dass Athena ihren beiden Anhängseln den Weg bahnte. Die Nymphe hatte etwa Größe und Umfang eines Oberschenkels der beiden lebendig gewordenen Kleiderschränke. Mit den Armen über die Schneedecke gehoben und rudernd wie Odysseus vor dem Maul der Charybdis, kämpfte sich Athena voran und ignorierte den Fakt, dass ihre Zehen vermutlich so langsam ebenso blau wurden wie der Eisklotz, in dem vermutlich der Lotus steckte. Mit leuchtenden Augen, deren Farbe sich vom natürlichen Blau zu einem satten Gelb wandelte, kam sie stakend bei den beiden Vorgebrausten an. "Das möchte ich auch einmal machen! Wie nennt man das? Ich dachte, das Ding da sei nur zum Transport hier", wurde sofort, vor Vorfreude übersprudelnd nachgehakt. Das "Ding" war offensichtlich der Schlitten, zumindest wedelt die Nymphe vage in dessen Richtung, während sie sprach. "Uh, warte. Das kann warten. Aufträge zuerst. Wie kommen wir an den Lotus, wenn er da drin steckt? Ich nehme nicht an, dass wir anklopfen können um ihn höflich zu bitten rauszukommen, oder?" Den Versuch war es wohl wert, denn Athena ließ drei Mal ihren Panzerhandschuh am Eis anklingen. Es klirrte leise, aber davon abgesehen geschah nichts. "Hm. Ich habe keine Magie, die das Schmelzen könnte. Noch nicht. Hum-hum." Noch ein letzter Klopfer gegen das Gefängnis des Lotus. Oder war es viel eher sein Schutz? Manche Pflanzen entwickelten ja zum Beispiel Dornen, damit sie nicht gefressen wurden. Vielleicht war der Eisklotz die Dornen des Lotus? "Oder reicht irgendeine Magie dafür bereits aus? Ich denke Chamuel könnte den Brocken einmal schlagen. Da sollte er nichts dagegen haben."
Darion bremste den Schlitten mit einer gekonnten Verlagerung seines Gewichts, bevor das Gefährt unangenehme Bekanntschaft mit dem leuchtendem Kristall machen konnte. Sobald Lord Fauna sich von seiner Rodelfahrt erholt hatte, näherte sich der Forscher mit großen, neugierigen Augen dem Objekt und war ganz aus dem Häuschen. Tastende Hände, klopfende Fingerknöchel und eine Vielzahl an immer abstruser werdenden Hypothesen begleiteten den Nephilim bei seiner Wartezeit. "Vielleicht eine Art Defensivmechanismus?", sinnierte der Botaniker, während der Blick Darions golden schimmernder Augen fortwährend auf Athena und die beiden Prügelknaben gerichtet blieb. Sie folgten der Nymphe bisher anstandslos. Man konnte ihnen nicht einmal verübeln, dass die Blicke stetig von dem Juwel im Schnee angezogen wurden, denn selbst Darion empfand dessen Existenz als recht erstaunlich. Irgendetwas stimmt mit ihnen nicht. Der Ritter war sich sicher; seine übernatürliche Fähigkeit zum Erkennen von Lügen betrog ihn nicht. Irgendetwas war an dieser Angelegenheit faul und er würde es herausfinden. Allein schon, um die Langeweile dieses belanglosen Auftrags zu ertragen.
"Schlitten fahren. Manche nennen es auch 'rodeln'", erklärte Darion Athena mit geduldiger Stimme, worum es sich bei der Tätigkeit von eben gehandelt hatte, als die Nymphe und ihre Nymphensittiche ihn und Lord Fauna erreichten. Mittlerweile verwunderte es den Ritter kaum noch, dass die Blondine so viele Dinge nicht zuordnen konnte. Sein eigenes Leben hatte zwar nicht gerade aus lustigen Rodelbahnen und unbeschwerten Schlittenfahrten bestanden, doch vermutlich wusste jeder aus Nord-Fiore, was das war. Außer natürlich, man hatte sich irgendwann einfach manifestiert. Ein paar Jahre mehr Reifung hätten ihr jedoch nicht geschadet. Vielleicht verhielt sich das mit Nymphen wie mit Käse. "Wohl kaum", schnaubte Darion auf die Suggestion von Anklopfen und schüttelte den Kopf. "Es wäre ärgerlich, wenn man schmelzende Magie bräuchte." Und unwahrscheinlich. Darion bezweifelte, dass man ihnen die Aufgabe von offizieller Seite aus übertragen hätte, wenn man eine solch spezifische Magie dafür benötigte. Das Hauptquartier agierte für gewöhnlich nicht derart schlampig.
Der Hawthorne öffnete den Mund und warf sich einen Schwall schneeweißer Haare über die Schulter, als in seinem Kopf plötzlich das Geräusch einer abrupt stoppenden Schallplatte erschien. Chamuel? Langsam, ganz langsam bewegte sich Darions Kopf zu Athena. Lord Fauna tanzte noch immer enthusiastisch um den Eisblock herum, während Bizeps und Trizeps den Schlitten eingefangen hatten und mit verschränkten Armen abwarteten, dass die Köpfe der Quest sich eine Lösung einfallen ließen. Chamuel ... Wieso klang der Name so eigenartig verwandt? Diese Namensendung, die Erwähnung von Magie ... Es konnte nicht sein, nicht wahr? "Was hast du soeben gesagt?", fragte Darion mit Schärfe in der Stimme, die Augen verengt. Nein, er hatte sich ziemlich sicher nicht verhört. Der Nephilim hatte keinerlei Lust, dass seine Annahme sich als korrekt herausstellen würde. Nicht hier, so nahe an einem Dorf, das unter Schnee und Eis verborgen lag und vergessen worden war. Darion fixierte Athena derart heftig, dass er kaum bemerkte, wie sich seine Hände zu Fäusten geballt und versteift hatten, als wäre er an Ort und Stelle festgefroren. Das Herz schlug ihm die Kehle hinauf in den Ohren und ließ das Schneegestöber und die Kälte zu einem Hintergrundrauschen werden. "Wen genau willst du rufen?"
"Rodeln sieht lustig aus. Das möchte ich irgendwann auch einmal machen", antwortete Athena munter auf die Erklärung hin. Zu sagen, dass die Nymphe begeistert aussah, war die Untertreibung des Jahrtausends. Ihre Augen schienen gradezu von innen heraus zu leuchten. Der Mund beschrieb ein glückseliges Lächeln, das nicht einmal sonderlich falsch aussah. Aber konnte man ihr das verübeln? Mit dem Wind in den Haaren durch eine Winterlandschaft zu brausen, die so unangetastet aussah, war eben ein Traum. Aber bevor es zum Vergnügen kommen konnte, musste erst einmal die Arbeit erledigt werden. Ein letztes Mal klopfte Athena gegen den Eisklotz vor ihr. Es tockte leise. Aber davon ab geschah nichts. Hm, frustrierend. Irgendwie mussten sie da durch kommen können. Das Kommando der Rune Knights machte keine solch amateurhaften Fehler wie Rune Knights an die falschen Orte zu schicken. Ein kurzer Blick ging in Richtung der anderen drei Pflanzenliebhaber. Aber weder bei Hanni, noch bei Nanni oder bei Lord Fauna schien sich irgendein Geistesblitz einzustellen. Vorsichtig umrundete die Nymphe den Eisbrocken, klopfte ihn mal hier, mal dort ab. "Vielleicht brauchen wir die richtige Uhrzeit. Viele Pflanzen öffnen ihre Blüten nur bei einem bestimmten Sonnenstand", erklang die Stimme von irgendwo hinter dem Eisbrocken. Und dieser Lotus war doch bestimmt auch eine Pflanze. Also musste auch der Lotus irgendwann mal Sonne tanken. Wie jedes lebende Wesen. Außer Dämonen. Und die waren pervertiert und hatten eh nichts zu melden.
Mit einem leisen Ächzen rammte Athena Finger und Füße in den Rand des Eisbrockens. Vorsichtig bahnte sich die Nymphe ihren Weg nach oben auf den Schutz des Lotus'. Der Zopf wippte munter auf und ab, während sich der Körper weiter nach oben zog. "Chamuel!", antwortete Athena vergnügt. Diese Quest begann so langsam richtig Spaß zu machen. Sonderlich groß war der Eisblock nicht, sodass sie recht rasch rittlings auf dessen Oberfläche saß. Mit einem breiten, freudigen Grinsen sah die Nymphe das erste Mal in ihrem Leben auf ihre Kumpanen herab und winkte sogar fröhlich zu ihnen herunter. Weder Hanni, noch Nanni erwiderten die Geste, aber wenigstens Lord Fauna schien sie zu schätzen zu wissen und winkte zurück. Der scharfe Unterton Darions entging Athena leider vollständig, weswegen sie munter antwortete: "Chamuel ist der Engel der Nächstenliebe. Er ist mit mir befreundet, auch wenn wir trotzdem einen Vertrag abgeschlossen haben. Deswegen darf ich ihn rufen. Nur nicht Freitag morgens." Warum nicht freitags morgens? Gute Frage, die Athena nie gestellt hatte. Jeder der Engel hatte so seine Vorlieben wie und wann er gerufen werden wollte. Und wenn man nicht grade ausgesprochen in Eile war, weil die Gefahr drohte, dass ein Kamerad sterben konnte, suchte man sich die richtige Feder aus. Kurz überschattete Athenas fröhliche Miene mit Trauer. Sonderlich lange hielt die Gefühlsregung nicht an. Der Tag war zu schön. Sie war inmitten der von ihr so geliebten Natur. Nicht einmal die Verletzung Zihruns konnte die Laune nachhaltig trüben. "Wenn du möchtest, kann ich ihn mal beschwören. Er hat sicher nichts dagegen. Und vielleicht fällt ihm etwas ein, wie wir diesem Eisbrocken zuleibe rücken können." Engel waren immerhin uralte - meistens - und weise - Was noch zu beweisen war - Kreaturen. Chamuel hatte sicher schon viel gesehen und wusste eventuell etwas über diesen ominösen eisblauen Lotus. Den Versuch war es doch sicher wert. Augen voller Unschuld richteten den Blick auf Darion. Offensichtlich durfte er entscheiden.
Blut rauschte in den Ohren des Nephilim. Darions Herz schlug gegen seinen Adamsapfel und kalter Schweiß überzog den fröstelnden Körper des Weißhaarigen. Als hätte Darion den Eisblock vor sich geschluckt, breitete sich eine eisige Kälte in seiner Brust aus. Wenn der Hawthorne wütend wurde, dann entfachte kein Feuer. Er tobte und brüllte nicht, fluchte nicht und entflammte nicht im tosenden Sturm der Emotionen. Darions Wut war kalt. Leere, beißende Kälte, sich anschleichend wie unvermitteltes Knacken auf der eisigen Oberfläche eines Sees, den man leichtsinnig betreten hatte. Mit leicht geöffnetem Mund schaute er zu Athena hoch, die es doch tatsächlich schaffte, sich mit jedem ihrer Worte tiefer und tiefer in die Antipathie des Ritters zu graben. Das einzige unter den flauschigen Stirnfransen sichtbare Auge war leicht geweitet, das goldene Glühen darin ermattet. Es war keine Spur mehr von dem süffisanten Lächeln zu sehen, dass der Hawthorne für gewöhnlich spazieren trug. Bis mit einem Mal eine Art Systemneustart durch Darion wütete. Ein zartes Schmunzeln trat auf die Züge des Mannes und er benetzte die trockenen Lippen mit einem Hervorblitzen der Zungenspitze. "Nein, ich will ihn nicht kennen lernen", murmelte er leise, hohl klingend. Engel der Nächstenliebe? Was für ein Witz, schoss es ihm durch den Kopf. Das Leder seiner Handschuhe knarzte, als er die Hände zu Fäusten ballte. "Ich möchte niemals, so lange wir zusammen arbeiten, jemals einen Engel kennen lernen. Ich will nichts mit diesen heuchlerischen, niederträchtigen Wesen zu tun haben. Ich verachte ihresgleichen." Die harten Worte des Nephilim schnitten wie die eisigen Winde der Kälte um sie herum durch die fröhliche Stimmung. Lord Fauna blinzelte. Sogar Hanni und Nanni tauschten einen verwirrten Blick miteinander. "Wir sind nicht auf sie angewiesen, um den Lotus zu bergen", sprach Darion weiterhin mit ruhiger Stimme, hinter der es jedoch deutlich zitterte.
Knirschend wanderte der Ritter durch den Schnee und legte seine Hand an verschiedene Stellen des Eises, als könnte die Beschaffenheit der Oberfläche Aufschluss darüber geben, wie man mit dem Schatz im Inneren verfahren sollte. In Wirklichkeit waren Darions Gedanken bei Athena. Sie war befreundet mit Engeln. Bedeutete das, dass auch an ihr etwas Engelhaftes klebte? Trug auch sie einen Schandfleck dieses Volkes? Dabei hatte sie doch eigentlich erzählt, dass sie eine Nymphe war - ein Wesen der Natur. Leicht schüttelte Darion den Kopf und grub die behandschuhten Fingerkuppen fester in die Oberfläche des Eises. Es war hart wie Stein. Ein Schlag seines Schwertes würde vermutlich eher dazu führen, dass seine Klinge beschädigt wurde. Und das Gesamtgewicht des Eiskristalls war zu groß, als dass er es mit Magie sortieren konnte. "Nun, womöglich wäre eine Manaentladung bereits ausreichend. Ein paar Zauber genereller Natur ...", spekulierte Lord Fauna leise in seinen Schnauzbart hinein. Seine Tonlage war etwas kleinlaut, so als habe er Hemmungen, sich nach seiner erquicklichen Schlittenfahrt und seinem aufregenden Fund nun in die persönlichen Differenzen seines Personenschutzes einzumischen. Nun, es hieß, dass der Lotus nur von einem Magier geerntet werden konnte. Da er weder besonders schwierig zu lokalisieren noch schwer zu erreichen gewesen war, bezog sich der Teil der Legende wohl auf die Extraktion der Blume aus ihrem geheimnisvollem, eisigem Gefängnis. Dafür brauchte es kein Gebete. Darion wandte den Blick von der Spitze des Kristalls ab. "Dann versuchen wir es wie Ihr vorschlagt, Lord Fauna."
So viel zur guten Laune. Das Tal war ohnehin schon gefroren, aber jetzt schien die Temperatur einen neuen Tiefpunkt anzusteuern. Eine Böe zupfte an Athenas Zopf. Die Nymphe saß starr wie der Eisbrocken rittlings auf eben jenem. Ein paar Mal klappte ihr Mund auf, wie bei einem Goldfisch, dem man grade eine komplizierte Gleichung in das Aquarium geworfen hatte. Niederträchtige Wesen...Heuchlerisch? Darion verachtete Engel...Wie konnte er?! Engel waren per Definition gute Kreaturen. Sie konnten gar nicht anders! Sie alle waren zu einem bestimmten Zweck erschaffen worden! Ihr Gegenteil waren Dämonen, die per Definition bösartig waren. Kein Engel konnte niederträchtig oder gar heuchlerisch sein, weil ihre Aufgaben das gar nicht zuließen. Chamuel konnte seine Waffe nicht gegen lebende Wesen erheben. Als Engel der Nächstenliebe war es ihm zuwider Leuten wehtun zu müssen, weswegen Athena das nicht von ihm verlangte. Zihrun konnte nicht anders als Leute modisch zu beraten. Und Sachiel lebte für Zahlen und Tabellen und Finanzen. Keiner von ihnen verfügte über die Fähigkeit sich gegen ihre eigene Natur zu wenden. Wie konnte Darion sie da heuchlerisch nennen? Jeder einzelne Engel, den Athena bislang hatte kontaktieren können, war nichts als hilfreich und freundlich gewesen. Ganz im Gegensatz zu Darion! Die Nymphe zitterte am ganzen Körper. Nicht vor Kälte, sondern vor Zorn. Das Herz pochte ihr den Brustkorb hoch und wollte scheinbar durch den Hals nach oben klettern um Darion anzuspringen. Das Heulen des Windes war einen Moment lang das einzige Geräusch neben dem Rauschen wutentbrannten Bluts in den Ohren. Ähnlich wie Darion platzte es nicht sofort aus Athena heraus. Selbst ihr Gesicht blieb seltsam blank, weil die Gesichtsmuskulatur grade nicht gesteuert wurde. Leise knirschte Leder, als gepanzerte Hände sich zu Fäusten ballten. Die Metallplatten tinkten gegeneinander.
Schwer kam Athena neben dem Eisbrocken auf dem Boden auf und wandte sich zur Darion um. Der Wind zupfte an ihrem Mantel. Für diese Worte würde er sich stellen müssen. Sie hätte es akzeptiert, wenn er Engel einfach nicht gemocht hätte. Niemand brauchte einen Grund, aus dem er etwas nicht mochte. Aber er hatte hier grade ihre Freunde beleidigt. Wesen, die für sie geblutet hatten. Wesen, die ihr Halt und Hilfe in einer fremden Welt waren. Und mindestens ein Wesen, das sein Leben für diese Welt gegeben hatte. Dafür würde er gradestehen müssen. Stampfend machte Athena ein paar Schritte auf Darion zu, fummelte bereits an ihrem rechten Panzerhandschuh herum. Nur dumpf drangen die Worte Lord Faunas durch den summenden Schleier um Athenas Verstand. Das Blickfeld, das sich auf Darions Gesicht eingeschossen hatte, erweiterte wieder. Mit einem Mal standen dort wieder der Lord, Hanni und Nanni. Der Wind hörte auf am Mantel der Nymphe zu rupfen und zu ziehen und legte sich wieder. Irgendwo krächzte eine Krähe, sandte mit einem Flügelschlag eine Ladung Schnee von einem Ast, der mit feuchten Klatschen auf dem Boden aufschlug. Athena blinzelte und sah sich um. Die Welt kehrte mit dem Rauschen von schlagenden Schwingen zurück. Statt weiter auf Darion zuzustampfen, streckte die Nymphe die Hand aus. Mit einem Fwuup verschwand Pluma aus der Scheide am Gürtel, ließ nur ein paar fedrige Fünkchen zurück, die träge gen Boden trudelten. Nur einen Moment lang legte sich der Ort der Waffe auf Darion an, bevor Athena sie weiterschwang. Zwei Hiebe in die leere Luft, brachial geführt, hinterließen schimmernde Bahnen aus goldenem Licht. Das geschnittene X löste sich von der Klinge und krachte in den Eisbrocken. "Machen wir, wie Ihr es sagt, Lord Fauna", bestätigte Athena die Worte Darions und sah den Angesprochenen dabei nicht einmal an.
Darion hatte bei Athena offenbar einen Nerv getroffen. Goldene Augen folgten ihrer Klinge, die einen Moment zu lange auf ihn gerichtet war. Die sonst so freudige und redselige Nymphe schwieg. Der Ritter verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und schnaubte. Er machte einen Schritt vom Eisblock weg und hob einen Arm vor sein Gesicht, als die magischen Klingen seiner Partnerin in die eisige Oberfläche einschlugen. Zunächst tat sich nichts: Der Schutzmantel des Lotus' verschluckte die magischen Hiebe, als wäre nie etwas gewesen. Darion senkte den Arm, blickte kurz in der Runde der aufgerissenen Augen herum und wollte den Versuch als Fehlschlag abtun, da begann das bläuliche Eis der Kuppel zu pulsieren. Weißes Licht, ein zischendes Geräusch und im kalten Wind davonwehender Schneestaub entstanden dort, wo die Klingen aufgeprallt waren. Knackend barst der Mantel wie ein Frühstücksei, das man mit einem Löffel angeschlagen hatte. Übernatürliche Kälte - beißender und frostiger als die ohnehin schon kalte Außentemperatur - drang aus dem Inneren hervor. Die Hülle schmolz rasant davon. "Huh", machte Darion, beeindruckt. Offenbar waren Zauber wirklich die Lösung des Rätsels gewesen. Ein naheliegender und erschreckend simpler Schluss, aber wenn es klappte ... "Seht nur! Es öffnet sich! Beeindruckend! Famos!", rief Doktor Fauna und tänzelte vor Begeisterung herum. Die angespannte Stille ihrer Auseinandersetzung war vorbei. Stattdessen trat der Forscher neben Athena und schüttelte ihr enthusiastisch die Schulter, während Hanni und Nanni einen Blick tauschten und neugierig näher an die geborstene Hülle traten. Darion tat es ihnen gleich. Im Inneren der Schutzkuppel befand sich eine blaue, glühende Blume. Ihre Blüten waren von einer so durchscheinenden, eisigen Farbe, dass es aussah, als habe sich eine Schneeflocke in florale Muster komprimiert. Ein süßlicher Geruch stieg von den Pflanzen auf, und der Stempel in ihrer Mitte funkelte wie ein Edelstein. Noch während die Anwesenden die Blume beobachtete, öffnete sich der Blütenkopf wie ein Kelch. Eiskristalle tanzten durch die Luft, reflektierten das Sonnenlicht auf bezaubernde Weise. Darion war einen Moment lang wie gebannt von der Schönheit der makellosen Blume.
"Gute Arbeit. Das ist der Moment, an dem wir die Blume übernehmen, heh." Hanni grinste. Stirnrunzelnd hob Darion den Blick, da legten sich Nannis Arme schon um den Hals des Doktors. Fauna röchelte und wehrte sich, erschlaffte jedoch vor Angst, als Nanni ein Messer vom Gürtel zog und die Spitze gegen die Seite seines Halses drückte. Darions Hand schwebte an den Griff seiner Waffe. "Ah, ah, ah, ganz ruhig, Schönling. Die Sache kann gaaanz böse ausgehen, wenn ihr nicht tut, was wir sagen." Nanni bleckte die Zähne und Hanni deutete auf den Schlitten. "Wir wissen nicht, ob die Blume irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen hat. Du da, Blondie! Verlad die Blume in den Schlitten! Keine falsche Bewegung oder der Doktor forscht nicht mehr lange." Fauna wimmerte. Darions Augenbrauen zogen sich zusammen, doch nach einem kurzen Zögern hob er die Hände. "Verstanden. Zu zweit haben wir offensichtlich keine Chance gegen euch~", säuselte der Nephilim und warf dabei einen geladenen Seitenblick zu Athena herüber. Die goldenen Augen zeichneten eine Linie von ihr zum Lotus. Wenn es einen Moment gibt, an dem du nicht dumm sein sollst, dann jetzt, Athena ...
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