Typ: Freiraum Besitzer: --- Beschreibung: Angrenzend an die kleine Stadt Sao Palma befindet sich der Hafen, an dem praktisch alle aus dem Norden kommende Schiffe in Minstrel anlegen. Auf den ersten Blick wird man das Gefühl haben, an einem gepflegten und gut betuchten Ort angekommen, und meist kann man sogar Adelige beobachten, die hier Waren von ihren teuren Schiffen oder Geschäftspartnern abholen lassen. Große Teile der näheren Umgebung sind aber eher ärmliche Gebiete, in denen die Hafenarbeiter und anderen einfachen Leute leben, die hier Tag für Tag schwere Arbeit verrichten müssen, um sich auch nur ansatzweise über Wasser zu halten und nicht in Sklaverei zu verfallen. Die listigen und egoistischen Adeligen und die Armen, die sehr viel tun würden, um ihr Überleben für noch ein paar weitere Tage zu sichern, sind zwei Seiten der gleichen Klinge, an denen man sich leicht schneiden kann, wenn man unvorsichtig ist...
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Charon Desert Night
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Schwer zu sagen, ob es an seiner Vorsicht lag oder an Ronyas Selbstkontrolle, aber irgendwie hatte Charon es dieses Mal tatsächlich geschafft, nicht angespien zu werden. Das war auch gut so. Es hätte ihm so oder so nicht gefallen, aber dieser Moment hatte ihm auch Yuuki wieder ins Gedächtnis gerufen. Einen Magier, vor dem er durchaus einen gewissen Respekt verspürte... und der seine Zeitmagie immer sehr bereitwillig genutzt hatte, um die Kleidung des Dargin zu säubern oder zu reparieren, wenn den teuren Gewändern etwas geschah. Nach dem Verlust eines lange verschollenen S-Rang Magiers – eine der wenigen hochrangigen Personen in der Gilde, die Charon nie in Person getroffen hatte – war der Grynder aus ihren Reihen verschwunden, hatte sich von Crimson Sphynx losgelöst. Das war nicht nur ein großer Verlust für die Gilde... es bedeutete auch, dass niemand mehr die Kleidung des Götterjägers in der Zeit zurückversetzen würde, was so ziemlich der einzige Weg war, ihre Perfektion wieder von Rissen und Flecken zu befreien, ohne dass es imperfekte Spuren hinterließ oder extrem teuer war. Insofern galt auf diesem Ausflug mehr denn je, dass seinem Outfit nichts passieren durfte.
Insofern hatte Charon am Ende der Zugfahrt damit gezögert, Ronya beim Aufstehen und aus dem Gefährt hinaus zu helfen, und auch jetzt, wo ihr Schiff im Hafen anlegte, hätte er sich am Liebsten von ihr ferngehalten. Aber das war wohl keine Option. Es wirkte nicht, als würde die Grünhaarige von sich aus auf die Beine kommen. „Nächstes Mal sagst du mir so etwas bitte vorher...“, murmelte der Dargin leicht verdrießlich, während er Ronyas Arm nahm und sie an seiner Schulter stützte, um Seite an Seite das Boot zu verlassen und auf den Pier zu treten. Immerhin... Hier sah es ziemlich schick aus. Die meisten Schiffe, die hier anlagen, wirkten ziemlich wohlhabend, der erste Eindruck vom Hafen war ein ziemlich sauberer und auch die ersten Gebäude, die Charon so sah, waren zwar nicht groß, aber immerhin gutaussehend. Ein schönes Örtchen. Das ließ einen doch den Horror der Fahrt fast vergessen. „Fühlst du dich etwas besser?“, fragte das Weißhaar mit einem kurzen Sicherheitsabstand, nachdem er Ronya an einem Zaun abgestellt hatte, auf den sie sich stützen konnte, und ihr die Gelegenheit gegeben hatte, ein bisschen was von der frischen, salzigen Hafenluft einzuatmen. Das half normalerweise... nahm er zumindest an. „Das ist wirklich die Art Überraschung, auf die ich verzichten könnte“, seufzte der Dargin und verschränkte die Arme vor seiner Brust, ehe er seinen Kopf hob und seinen Blick ein wenig schweifen ließ. „Aber... ich schätze, damit haben wir beiden unsere ersten Schritte in ein anderes Land gemacht. Was hältst du soweit von der Erfahrung, Artemis?“
Ob es ihr gut ging? So schlecht hatte Ronya sich länger nicht gefühlt, was aber auch damit zu tun hatte, dass ihre letzte Zugfahrt ein paar Wochen her war. Und wenn sie könnte, sollte dies hier die letzte sein. Doch dieser Wunsch würde ihr vermutlich verwehrt bleiben. Sie vernahm die Worte des Weißhaarigen, doch mit Worten konnte sie ihm nicht dienen. Ein leichtes Nicken auf seine Nachfrage sollte es aber beantworten, während Artemis mit all ihrer Konzentration versuchte, weder sich selbst noch Charon noch den Zug in Mitleidenschaft zu ziehen. In ihrer bisherigen Magierkarriere war es ihr zum Glück gelungen alles drin zu behalten und jetzt würde sich auch hoffentlich nichts daran ändern. Zum Glück hatte sie nur mäßig gegessen. Doch nach der Zugfahrt sollte es nicht enden, denn nach einer kurzen Verschnaufpause in Hargeon ging es auch schon auf das nächste Transportmittel. Eigentlich war ein Schiff sogar noch schlimmer, denn das Schwanken der Wellen halfen nicht unbedingt dabei, einen klaren Kopf und einen vollen Magen zu bewahren. Es tat ihr gerade unendlich leid, dass Charon mit ihr in diesem Zustand reisen musste. Sie beide hatten sich ja so sehr darauf gefreut, und dann wurde der Anfang so sehr getrübt. Ronya Kopf drehte sich, ihre Gedanken flogen quer durch den Kopf und die endlosen weiten des Meeres vermittelten ihr nur, dass sie das Ende noch nicht erreicht hatten. Doch dann, der Lichtblick. Land in Sicht, die Überfahrt war fast vorbei.
Mit schwachen Armen hielt die Alysida sich an ihrem Kollegen fest, der sie runter vom Schiff begleitete und schließlich an einem Zaun absetzte. “Boden…ugh…endlich…”, schwer atmete sie und so langsam kamen die klaren Gedanken zurück. Mit einer Hand stützte Ronya sich an dem Holz und auch ihr Magen beruhigte sich so langsame. “Sorry…” meinte sie schließlich etwas kleinlaut. Sie dachte sich schon, dass Charon über diese Tatsache nicht unbedingt glücklich war. “Aber…anders hätten wir viel länger gebraucht. Ich kann nicht übers Wasser rennen…” murmelte sie schließlich vor sich her. Mit der wiedergekehrten Stärke in ihrem Körper richtete Artemis sich auf und nahm zum ersten Mal die Gegend, in der sie sich gerade befanden, wahr. “Aufregend, meinst du nicht auch?” Antwortete sie schließlich, das Leben in ihrer Stimme kam langsam zurück. Ja, sie waren jetzt wirklich hier. Das war ein ganz anderes Gefühl, als sie vorher nur darüber gesprochen hatten. Jetzt standen sie hier, neue Gegenden vor ihnen und der Startschuss, dass diese Quest nun wirklich anfing. "Hast du eigentlich eine Karte mitgenommen?"
Es war vermutlich das Beste, die doch etwas holprige Anreise einfach hinter sich zu lassen. Weder Charon noch Ronya hatten groß Lust, sich daran zu erinnern, und schlussendlich gab es hier genug zu sehen, an dem man sich ablenken konnte. Außerdem hatte Ronya recht, sie hätten ja nicht einfach über das Wasser rennen können. “Wirklich? Nicht mal als Eismagierin?”, scherzte der Dargin, ehe er wieder näher an sie heran trat. Die große Gefahr schien erst einmal gebannt zu sein. Die Gelegenheit konnte man ja nutzen, um sich den Hafen mal genauer anzusehen. Ronya fand es aufregend, hier zu sein. Woanders. In der freien, weiten Welt. Charon nickte zustimmend. “Allerdings. Die Architektur ist ganz anders als in Fiore. Rustikal, aber irgendwie doch gehoben… sehr spannend”, stellte er fest, ein Funkeln in seinen Augen. Ronya wusste, wie sein Blick aussah, wenn er über seine Reisen sprach, seine Entdeckungen, die Dinge, die ihn faszinierten. Nun konnte sie ihn direkt erleben, diesen Drang zum Neuen und diese Lebensfreude, die man dem sonst so beherrschten Dargin selten tiefgreifend ansah. Hier, an diesem Ort, den er noch nie zuvor gesehen hatte, war er in seinem Element.
“Ich habe den Atlas mitgenommen. Damit habe ich eine allgemeine Karte Ishgars und relativ detaillierte Karten der einzelnen Länder.” Um den Weg einzuschätzen und sich ein Bild vom Terrain zu machen eignete sich das Werk gut, auch wenn es darüber hinaus wenige Informationen mitbrachte. Dennoch holte er es jetzt nicht aus seinem Beutel. “Für den Anfang habe ich mir schon ein Bild gemacht. Es sollte nur eine Straße geben, die von diesem kleinen Örtchen aus nach Süden führt… dann geht es an der ersten Weggabelung östlich, in Richtung der Berge. Sollten wir die Orientierung verlieren, können wir nachschauen, aber ich denke, es ist eine einfache Strecke.” Glücklicherweise war es der Dargin gewohnt, in der freien Natur unterwegs zu sein und hatte einen entsprechend guten Orientierungssinn entwickelt. Gut möglich, dass man gelegentlich einmal in die Karte sehen musste, aber Alles in Allem war er sich ziemlich sicher, dass sie den direkten Weg auch ohne große Unterstützung leicht finden würden. Zumindest bis zur Grenze von Joya, danach wurde es etwas schwierig. Erst einmal genoss er aber weiterhin den Anblick von Sao Palma, der ersten Stadt in Minstrel, auf die er sein Auge richten konnte. “Es ist wirklich ein hübsches Örtchen”, stellte er mit einem Lächeln fest, während die Leute an ihnen vorbei huschten, geschäftig ihren Aufgaben nachgehend. “Was denkst du? Was ist dein erster Eindruck von Minstrel, Artemis?”
“...Nein…”, antwortete sie etwas von sich selbst überrascht auf die scherzhafte Frage des Dargin. Wieso eigentlich nicht? Es dürfte für sie doch eigentlich kein Problem darstellen, oder? Etwas nachdenklich kratzte Ronya sich am Hinterkopf. Vielleicht…vielleicht würde sie da später nochmal etwas Zeit reinstecken. Auch wenn der Kommentar ihres Kollegen sicherlich nicht als Denkanstoß gemeint war, während dieser Reise hatte sie sicher genug Zeit, neue Möglichkeiten ihrer Magie zu erforschen. Fürs Erste lag die Aufmerksamkeit der Alysida allerdings vollständig auf der umliegenden, ihr fremden, Gegend. Mit einem fröhlichen Blick schaute sie auf Charon, während das Funkeln in seinen Augen immer heller wurde. Sie mochte es, diesen Ausdruck in seinem Gesicht zu sehen. Wie ein Kind, das etwas völlig neues erblickte und sich sofort damit beschäftigen wollte. Das ließ sie auch die etwas suboptimale Anfahrt direkt wieder vergessen. “Und das ist erst der Anfang.” meinte sie schließlich und piekste ihn in den Bauch. “Es gibt bestimmt noch so viel mehr zu sehen.”
Zum Glück war Charon vorbereitet und hatte den Atlas dabei. Auch wenn Ronya sicher nichts dagegen gehabt hätte, einfach der Straße zu folgen und zu sehen, wo man landete, etwas Zeitdruck hatten die Beiden ja schon. Vielleicht kehrte sie eines Tages mal hierher zurück und dann würde sie jeden Fleck dieses Königreichs erkunden. Doch ihr jetziger Plan führte sie in Richtung Süden und dann nach Osten. “Auf einer Straße laufen sollten wir schon hinbekommen.” wär doch gelacht wenn nicht. Ronya hatte gelernt, sich anhand von Bäumen, dem Boden und der Sonne zu orientieren, dementsprechend sollte sie keine Probleme haben, wenn es eine ungefähre Richtung gab. Neugierig ließ die Eismagierin ihren Blick umherschweifen und beobachtete all die Menschen, die in dieser Stadt ihren Geschäften nachgingen. “Hier ist viel los, aber irgendwie fühlt es sich nicht so an” das war ihr erster Eindruck. Viele Menschen huschten um sie her, doch es wirkte nicht so hektisch wie die Märkte in Aloe oder das Treiben in Crocus. “Die Stimmung scheint trotz dem ganzen Trubel sehr entspannt zu sein.” Ja, es fühlte sich so an, als wären die Leute hier die Ruhe schlechthin. “Ob das überall in Minstrel so ist?” vermutlich nicht, oder? “Die Hauptstraße führt vermutlich auch aus der Stadt raus, oder? Sollen wir uns dann direkt auf den Weg machen?” oder hatte Charon vielleicht vorher noch Pläne? Ronya würde sich da ganz nach ihm richten.
Offenbar hatten beide Magier ein gewisses Vertrauen in ihren Orientierungssinn und waren gespannt darauf, was sie hier in Minstrel so zu sehen bekommen würden. Auf den ersten Blick wirkte es hier zwar geschäftig, aber nicht so hektisch, wie man es in der großen Fiorer Hafenstadt Hargeon gewohnt war. Ob es wohl überall in diesem Land so entspannt war? „Schwer zu sagen. Vielleicht ist in Minstrel eine ruhigere Haltung üblich. Vielleicht liegt es auch an Sao Palma. Zu schade, dass wir keine Zeit für einen Rundtrip haben, um das zu testen.“ Es konnte auch einfach ein ruhigerer Tag sein, aber das Gefühl hatte der Dargin nicht. An jedem Pier lagen Schiffe an und es waren einige Händler zu sehen, die angeregt miteinander sprachen. Einige schienen auch Passanten anzusprechen, Touristen, die gerade von irgendwelchen Schiffen gestiegen waren. Gerade Gäste aus Fiore wurden hier schnell ins Auge genommen. Die wenigsten Fiorer hatten ein Verständnis für den Markt in Minstrel, waren deutlich höhere Preise gewöhnt, als es in den ärmeren Ecken dieses Landes üblich war. Dementsprechend waren sie auch schneller bereit, vergleichsweise hohe Summen zu blechen. Auch die beiden Magier hatten schnell Augen auf sich gezogen, ohne es unbedingt zu merken. Beide waren recht schick angezogen, sie hatten mit Sicherheit Geld. Vermutlich ein Pärchen im Abenteuerurlaub. Sehr viel einfachere Ziele konnte man nicht finden.
„Je früher wir uns auf den Weg machen, desto besser. Aktuell fehlt und ja nichts“, meinte Charon mit einem Lächeln auf die Frage seiner Begleitung hin. „Auf dem Rückweg können wir ja...“ „Verzeihung, der Herr, die Dame?“ Leicht überrascht hob Charon den Blick, als jemand sich vor das Duo auf die Straße stellte. Es war ein älterer Herr, gut gepflegt mit teuer wirkenden Roben und einem seltsam geformten Hut, der seine mit Ringen besetzten Hände aneinander rieb. Hinter ihm standen zwei magere Kerlchen, die große, schwer wirkende Taschen trugen, sowohl auf ihren Rücken als auch in ihren Händen. Einer von ihnen, leicht vorgebeugt, wirkte ziemlich angestrengt, während der andere ruhig und stramm dastand. „Wie ich gesehen habe, sind Sie beide gerade frisch in Minstrel angekommen. Als Vertreter dieses Reiches möchte ich, Phaelis Rafflesion, Sie grüßen. Herzlich willkommen in unserem grünen Paradies“, lachte er fröhlich und hielt den beiden Magiern eine Hand zum Gruße hin. Skeptisch hob Charon eine Augenbraue, sah dann kurz hinüber zu Ronya, ehe er den Handschlag annahm. „Charon Dargin“, nickte er. „Es ist mir eine Freude.“ Lange wollte sich das Weißhaar nicht mit diesem Fremden aufhalten, schließlich waren sie noch sehr weit weg von Enca. Hier würde sicher niemand etwas wissen, das für ihre Quest von Relevanz war. Dennoch schuldete er seinem Gegenüber wohl ein Mindestmaß an Respekt. Der hatte aber wohl andere Pläne, als die beiden schnell wieder ziehen zu lassen. Kaum war er auch mit Ronya fertig, was die Begrüßung anging, schnitt er auch schon sein eigentliches Thema an. „Es ist immer eine Freude, Gäste hier zu haben. Ich hoffe, Sie sind auch gut ausgestattet für ihre Zeit hier? Das Wetter in Minstrel kann etwas wechselhaft sein und viele Besucher sind nicht gut ausgestattet... aber da lässt sich sicher Abhilfe schaffen. Meine Waren werden Sie noch auf jede Herausforderung vorbereiten“, erklärte er und Charons Blick verfinsterte sich. Ein Händler also. Der Dargin wusste sehr genau, dass er zu Impulsivkäufen neigte, auch wenn er sich das nur ungern eingestand. Sich darauf jetzt einzulassen wäre eine furchtbare Idee. Er hatte zusammengekratzt, was er aktuell noch an Ersparnissen hatte, um im Notfall etwas bei dieser Reise in der Tasche zu haben. Er konnte das jetzt nicht alles beim erstbesten Verkäufer ausgeben. Also lachte er fröhlich und hob abwehrend die Hände. „Das ist schon in Ordnung. Wir haben uns ausgiebig vorbereitet und werden auch nicht lange hier sein“, meinte das Weißhaar gelassen und wollte sich schon verabschieden, als Phaelis die Hände in die Luft warf. „Nicht doch, nicht doch! So schnell schon wieder weg?“, rief er erstaunt aus, die Augen geweitet. „Aber dann bekommen Sie ja kaum die Gelegenheit, unsere einzigartig gedeihenden Grünwälder aufblühen zu sehen, und einen Blick auf die Tempel unserer Vorväter können Sie auch nicht erhaschen! Wollen sie vielleicht ein paar Bilder, um zumindest nicht alles zu verpassen?“, fragte er und winkte einen seiner Sklaven heran, der eine Tasche neben ihm abstellte und öffnete. „Bitte, wir haben allerlei Souvenirs hier, die selbst an einen kurzen Ausflug erinnern können“, erklärte der Rafflesius mit einem breiten Lächeln. „Und die örtlichen Gewänder – sowohl jene der Neuzeit, als auch die vergangener Generationen – kann ich auch nur empfehlen. Schauen Sie sich doch zumindest einmal um. Wir haben allerlei wundervolle Stücke, sei es als Erinnerung oder für den alltäglichen Nutzen!“
“Ja, irgendwie schade. Je nachdem können wir uns ja auf dem Rückweg hier kurz umschauen.” meinte sie nur als kleinen Vorschlag. Wenn sie es auf der Rückreise nicht so eilig hatten, was sprach dagegen, Sao Palma ein bis zwei Stunden zu erkunden? “Diese ruhige Haltung gefällt mir irgendwie.” Es fühlte sich schon anders an als die großen Städte Fiores. Hach, was ein schöner Start in einem neuen Königreich. “Ja, wir…” doch bevor sie ihren Satz weiterführen konnte, wurden die beiden Magier schon angesprochen. Ein Kerl in guter Kleidung und mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Normalerweise würde der Typ die Aufmerksamkeit der Alysida auf sich ziehen, wirkte er doch wie ein netter Geselle, der sich den beiden Neulingen hier annahm. Doch ihr Blick ging an ihm vorbei, zu den beiden hageren Gestalten, die die schweren Taschen trugen. Etwas besorgt schaute Artemis zu den beiden und kurz trafen sich auch die Blicke der Grünhaarigen und des armen Kerls, der offenbar nicht mehr so fit wirkte. Doch so schnell dieser Augenkontakt hergestellt war, so fix war dieser auch wieder abgebrochen, als Phaelis einen kleinen Schritt zur Seite machte und nun die Sicht blockierte. “Sehr erfreut, die Dame.” etwas überrascht schaute Ronya nun zu ihm, lächelte ihm dann aber ebenso entgegen. “Ebenfalls erfreut, Herr Rafflesion” “Ach was, ach was. Sie können mich Phaelis nennen, werteste.” Er wirkte nett, aber irgendwas…irgendwas war komisch.
…ah, da war es. Kaum wollten Ronya und Charon ihren Weg fortsetzen, hielt Phaelis sie auf und wollte ihnen seine Waren anbieten. Natürlich hatte er sie nicht einfach so angesprochen, sondern wollte natürlich auch seine Sachen verkaufen. Grundsätzlich war das ja nicht verwerflich, doch sie hatten momentan nicht unbedingt die Zeit, shoppen zu gehen. “Ja, wir haben es leider etwas eilig.” Artemis versuchte Charon dabei zu unterstützen, diesen Typen loszuwerden, doch er wollte nicht locker lassen. “N-Nein, das ist schon gut. Wir kommen bestimmt noch einmal vorbe-” “Aber so eine junge, bildhübsche Frau kann doch nicht in Minstrel umherlaufen ohne auch nur einmal unser berühmtes Perfum getestet zu haben.” meinte er nur erstaunt und schnippste den zweiten Kerl heran, der die Tasche offenbar kaum noch tragen konnte. “Mit diesen Produkten werden sie nicht nur wie eine Göttin aussehen, sondern auch wie eine Göttin wirken. Und habe ich ihnen schon von unserer Gesichts-” doch kaum konnte er seinen Satz weiterführen, da krachte es neben ihm. Der magere Kerl war offenbar gestolpert und nun hatte sich der gesamte Inhalt der Tasche auf dem Boden verteilt. Zerbrochene Glasflaschen, einige kleine Schminkpaletten und sonstige Hautpflegeprodukte. Der arme Mann lag dort nun auf dem Boden und versuchte sich mit seiner schwindenden Kraft aufzurichten. “Sag mal, hab ich DIR NI-” Phaelis Stimme wurde lauter, doch verstummte kurz darauf wieder, als Ronya sich schon neben dem zu Boden gegangenen hingekniet hatte und einen Arm um ihre Schulter legte. “Alles okay mit dir?!” mit einem sorgenerfüllten Blick versuchte sie, ihm wieder auf die wackeligen Beine zu helfen. “Aber nicht doch, meine Dame. Sie brauchen sich doch gar nicht um ihn zu kümmern.” fing der Rafflesion nun an, beugte sich leicht zu der Grünhaarigen herunter und rieb sich mit einem freundlichen Ausdruck die Hände. “Ich werde ihm später schon beibringen, was die Konsequenzen für diesen kleinen Zwischenfalls sind.” Ronyas Blick verfinsterte sich leicht und sie ließ sich nicht von ihrem tun abbringen. “Und was, wenn ich fragen darf, sind diese Konsequenzen?” Sie schaute ihn an, sowohl ihre Stimmlage als auch ihr Gesichtsausdruck waren mehr als skeptisch. “A-Ach, sie wissen doch. Nur ein paar aufmunternde Worte und eine Demonstration, w-wie man Taschen zu tragen hat.” mit etwas nervösem Blick trat der wohl angezogene Mann nun einen Schritt zurück. Wortlos löste sich der vorher zusammengebrochene Kerl nun von der Alysida und begann, die zerbrochenen Sachen wieder aufzuräumen und alles in die Taschen zu packen. “Warte, du musst das doch ni-” “Bitte…geht.” die schwache Stimme des Sklaven erklang und etwas ratlos schaute die Magierin nun zu Charon. “Macht diese Sache nicht noch schlimmer”. diese Worte murmelte er fast hörlos unter seinen Atem, doch Ronya konnte es durch ihr feines Gehör verstehen. “Lass…lass uns gehen.” niedergeschlagen äußerte sie diese Worte gegenüber ihres Kollegen.
Charon würde sich sicher nicht dagegen wehren, auf dem Rückweg einen längeren Halt in einigen der Länder zu machen, die sie auf dem Hinweg nicht im Detail begutachten konnten. Es wäre schließlich eine Verschwendung, eine Reise wie diese nicht dafür zu nutzen, und Charon war niemand, der gerne etwas verschwendete. Vor Allem nicht sein Geld an irgendwelche aufdringlichen Händler. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während er das Schauspiel vor seinen Augen betrachtete. „Ja... gehen wir“, nickte er so ruhig er konnte, seine rechte Hand zur Faust geballt. Er sah ungern darüber hinweg, was sich hier vor seinen Augen abspielte, aber Ronya hatte Recht. Was auch immer sie taten, es würde die Situation nur schlimmer machen. In diesem Moment freute sich der Dargin sehr, eine so besonnene Partnerin dabei zu haben. Von einer hitzköpfigeren Person hätte er sich eventuell mitreißen lassen.
„In einigen Ländern in Ishgar ist Sklaverei noch legal... In Fiore ist es schon so lange verboten, dass man vergessen kann, dass es so etwas überhaupt noch gibt“, sprach der Dargin leicht bedrückt, während die beiden Sao Palma hinter sich ließen und der breiten Straße folgten. In der Distanz war viel von den grünen Wäldern dieses Landes zu sehen und auch am Straßenrand sah man regelmäßig gesund wirkende Zusammenschlüsse von Bäumen, eigentlich ein wunderschöner Anblick. Es war zu schade, dass Charon ihn nicht vollumfänglich genießen konnte. „Minstrel gehört dazu. Bei unseren direkten Nachbarn ist Bosco auf jeden Fall auch dabei... Bei Seven bin ich mir nicht sicher.“ Vielleicht waren die Leute dort ja etwas vernünftiger. Charon für seinen Teil hielt gar nichts davon, sich gegenseitig zu unterdrücken und auszunutzen... aber was konnte er schon tun? Ein Seufzen entkam ihm. „Nach dem Recht hier in Minstrel hat er keinen Fehler gemacht. Im Gegenteil, da wären wir im Unrecht, wenn wir etwas dagegen getan hatten“, meinte er und biss frustriert die Zähne zusammen. „Da gibt man sich so viel Mühe, stärker zu werden und wissen zu sammeln, um den Menschen zu helfen... und dann kann ich nicht einmal etwas tun, wenn jemand direkt vor mir Hilfe braucht. Wie erbärmlich...“
Nun gut. Davon sollten sich die beiden Magier ihre Reise nicht verderben lassen. Es dauerte etwas weniger als eine Stunde, bis sich der Weg vor ihnen spaltete und sie abbiegen konnten in Richtung der Berge. Die Augen des Finsternismagiers hoben sich, betrachteten den Himmel, der bereits in tiefes Orange getaucht wurde. „Ein malerischer Anblick...“, murmelte er, auch wenn das wohl kaum der wichtigste Punkt war. „So, wie es aussieht, geht die Sonne bald unter, aber wir haben guten Fortschritt gemacht. Man kann die Berge schon sehen“, lächelte der Dargin und deutete in die Ferne. Es würde vermutlich noch einige Stunden dauern, sie zu Fuß zu erreichen, aber es war definitiv Fortschritt. „Zwischen hier und dort sollte sich noch eine Herberge befinden, wenn meine Karte mich nicht im Stich lässt. Ich würde vorschlagen, dass wir die Nacht dort verbringen und erst morgen mit dem Bergsteigen beginnen“, meinte er und blickte Ronya an. „Wie klingt das?“
Was gerade passierte, frustrierte die Grünhaarige ungemein. Sie wollte helfen, aber sie konnte und durfte nicht. Ronya war sich durchaus bewusst, dass in anderen Ländern andere Regeln galten, doch sowas? Das wollte sie nicht akzeptieren. Es schmerzte sehr, doch sie würde diese Lage wirklich nur verschlimmern, was ein Dreck. Schweren Herzens entfernte sie sich von den Männern und kehrte an Charons Seite zurück, woraufhin sie Sao Palma erstmal verließen. “Ich weiß, aber…” etwas bedrückt schaute die Magierin nach vorne auf die wunderschöne Natur des Königreichs. “Zur Hölle damit. Dass es Leute gibt, die sich freiwillig andere Personen als Diener halten und diese so behandeln, unglaublich…” je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr und mehr kam in ihr das Gefühl auf, nochmal zurückzugehen und diesem Kerl in seinen prunkvollen Gewändern mal so ordentlich die Meinung zu geigen. Doch Ronya wusste, dass es das Problem nicht löste. “Der Mann konnte kaum stehen, geschweige denn eine Tasche tragen. Und alles, was sie damit verdienen, geht wahrscheinlich in die Taschen seines…ugh…Besitzers…”, sie wollte es eigentlich nicht aussprechen, aber leider war es die Realität.
Je mehr sie wanderten und sich von der Hafenstadt entfernten, desto besser wurde Ronyas Laune allerdings wieder. Sie wollte diesen Vorfall erstmal vergessen und sich auf die Mission konzentrieren. Und zum Glück brachte sie diese Umgebung wieder auf schönere Gedanken. “Sag mal, was war eigentlich die weiteste Strecke, die du an einem Tag mal gelaufen bist? Du hast bestimmt keinen Halt gemacht, bis dein Körper nicht mehr konnte, oder?” mit einem frechen Grinsen fragte sie Charon dies. So, wie Artemis ihn einschätze, würde er in seiner endlosen Suche nach neuem Wissen auch mal durchmachen, bis er nicht mehr konnte. Langsam ging die Sonne unter und das leuchtende Orange des Abends schien den beiden Magierin entgegen. “Wunderschön…” kommentierte die Alysida diesen Anblick nur. “Sehr gerne. Ich denke, dass Bergsteigen in der Dunkelheit auch etwas zu gefährlich wäre.” sie wollten es ja nicht unbedingt darauf anlegen, sich zu verletzen, oder? “Oh, und in der Herberge wird es dann auch etwas zu essen geben, oder? Ich weiß, wir haben Proviant, aber diese Chance darf man sich doch nicht entgegen lassen!” ein freudiges Lächeln war in ihrem Gesicht, während die Beiden weiterhin dem Weg folgten und bald an ihrer heutigen Schlafstätte ankommen würden. Zwischendurch hatten sie auch die letzten Sonnenstrahlen verlassen und langsam zeigte sich der Mond in all seiner Pracht.
Charon und Ronya kämpften beide damit, nicht das Leid vor ihren eigenen Augen beenden zu können. In der Hinsicht waren sich die beiden Magier unheimlich ähnlich. Keiner von ihnen konnte ungerechte Behandlung oder die Probleme Anderer sehen, ohne den Wunsch zu hegen, irgendwie einzugreifen. Beide waren bereit, sich selbst für die Menschen um sie herum aufzuopfern. Und doch standen beide jetzt vor einer Wand, an der sie nicht vorbeikamen. Sie würden diesen Sklaven nicht helfen können. Sie würden die Sklaverei in Minstrel nicht loswerden. Sie mussten einfach... gehen. Und sie beide teilten ihre Frustration miteinander. Sanft legte Charon seine Hand auf die Schulter der Grünhaarigen, zog sie etwas näher an sich heran. „Ich finde das genau so schlimm wie du“, meinte er leise und blickte nach vorne. „Auch wenn wir nicht jedem helfen können... lass uns weiter gehen und die Leute retten, die wir retten können, in Ordnung? Das hier ist schließlich für uns beide eine Gelegenheit, noch stärker zu werden.“
Mit dem Fokus auf das, was möglich war, und weg von dem, was sie nicht schaffen konnten, folgten die Magier weiter dem Weg. Charon hatte so die Gelegenheit, die einzigartige Natur Minstrels zu genießen und seinen Kopf damit ein wenig von den schwierigeren Themen loszulösen, die ihn beschäftigten. Gleichzeitig war es für ihn und Ronya eine Gelegenheit, sich weiter besser kennen zu lernen. „Die weite Strecke an einem Tag... hm. Das ist schwer zu sagen“, stellte er fest und legte nachdenklich eine Hand ans Kinn. „Ich bin teils ein oder zwei Nächte durchgelaufen, deshalb weiß ich nicht immer, wo ich an Anfang und Ende des Tages war. Die längste Strecke, die ich ohne Rast durchgestanden habe, war wohl die von Magnolia Town bis Kurobu Town, im letzten Viertel meiner Reise. Zu dem Zeitpunkt war meine Ausdauer ziemlich gut, und ich hatte ehrlich gesagt keine Lust, in den Sümpfen mein Lager aufzuschlagen. Da wäre alles matschig geworden.“ Mit einem fröhlichen Lachen erinnerte sich Charon an diesen Teil der Reise. Anstrengend war es gewesen, aber auf eine erfrischende Weise. „Ich bin drei Tage lang stur durch den Sumpf gestapft und musste zwischendrin sogar durch einen Fluss waten! Am Ende war ich fertig, das sag ich dir. Dafür hab ich mich dann einen knappen Monat in Kurobu ausgeruht und in aller Ruhe alle Ecken und Enden des Sumpfes erkundet.“ Danach war er noch hoch gewandert bis nach Clover Town und noch ein kleines Stück, bis er wieder an den Bergen des Nordens angekommen war. Dem Anfang seiner Reise. Anstatt nach Hause zurück zu kehren, hatte er sich dann entschieden, noch einen letzten, längeren Weg zu gehen – bis zurück nach Crocus Town, dem Herzstück von Fiore. Da war er noch einmal eine Weile untergekommen, ehe er seinen Entschluss gefasst hatte, nach Aloe zu ziehen. Gerne erzählte er Ronya auch diesen Teil seiner Geschichte. Schlussendlich war es schwierig, Charon Dargin zu stoppen, wenn er erst einmal ins Reden gekommen war. „Da fällt mir auf... du kommst ja auch nicht aus Aloe, richtig?“, stellte er fest, als er geendet und noch einmal nachgedacht hatte, betrachtete die Alysida neugierig. „Wie bist du denn dazu gekommen, ausgerechnet bei uns zu leben, wenn ich fragen darf?“
Gemeinsam ließen sich die beiden schlussendlich in der Herberge nieder. Wie von Ronya gewünscht, bat er um etwas zu Essen, ließ es ihnen aber direkt aufs Zimmer bringen, anstatt unten an einem der Tische zu essen. „Wir müssen mal schauen, was sinnvoller ist. Hält sich der Proviant noch mindestens zwei Tage? Dann können wir jetzt frisch essen“, meinte er, während er sich auf die Kante eines der zwei Betten in ihrem Raum setzte und die Beine übereinander schlug. „Wenn nicht, essen wir jetzt einen Teil des Proviants mit und packen das Essen ein, das sie uns gleich bringen. Die Reise durch die Berge wird nicht einfach, Artemis. Wir müssen achtsam bleiben.“ Meist wirkte Charon sorglos und entspannt, so, als würde er nichts zu ernst nehmen, als wäre er überzeugt davon, aus jeder Situation herauszukommen. Wenn es um etwas Wichtiges ging, wurde er aber schnell ernst. Alleine würde es ihn wohl nicht stören, im schlimmsten Fall auch mal eine Woche lang ohne Essen durch die Berge zu stapfen. Irgendwie würde er das schon hinbekommen. Aber hier ging es nicht nur um Charon. Ronya war auch noch dabei. Und selbst, wenn sie sich das vielleicht auch zutraute, wenn sie vielleicht tatsächlich in der Lage dazu war, wollte er so ein Risiko nicht eingehen. Nach einem eher ruhigen gemeinsamen Essen streckte sich der Dargin und ließ sich zurück auf sein Bett fallen, blickte hinauf an die Decke. Er hatte etwas Kleidung für die Nacht dabei, um seine guten Sachen nicht knittern zu müssen, und würde sich auch gleich ins Bad begeben, um die anzuziehen, aber einen Moment wollte er sich vorher noch nehmen. Ein wenig durchatmen, den Tag Revue passieren lassen. Planen. „Wir kommen morgen vermutlich recht zeitnah in den Bergen an... und es wird vermutlich länger als einen Tag dauern, bis wir wieder runterkommen. Was hältst du davon, morgen ein bisschen Parcours durch die Berge zu üben? Klingt nach Spaß, lässt die Zeit gut rumgehen und genügend Proviant, um ein bisschen Energie verbraten zu können, sollten wir ja haben!“
Nicht jedem helfen zu können, diese Erfahrung musste Ronya in letzter Zeit öfters machen. Sie war am Ende des Tages nur eine einzelne Person und, auch wenn sie es sich anders wünschte, sie konnte nicht überall gleichzeitig sein, nicht jedem eine Lösung für die Probleme der Welt präsentieren und vor allem der Tod war eine Sache, die nicht zu kontrollieren war. Doch auch wenn es Artemis manchmal wirklich deprimierte und sie diese Tatsache am liebsten verfluchte, am Ende des Tages war es wichtiger, auf die positiven Seiten zu schauen. Auf die Personen, denen man helfen konnte und auf die glücklichen Gesichter, die einem das Gefühl eines Erfolgs gaben. Gleichzeitig würde sie das Gesicht des zusammengebrochenen Mannes in Sao Palma so schnell nicht wieder vergessen. Eine Situation, aus der sie einfach lernen musste. “Zwei Nächte ohne Pause?” die Alysida schaute ihn überrascht und etwas beeindruckt an. Ihre höchste Dauer waren ein paar Stunden durch die Wüste gewesen. Auch kein angenehmer Trip, allerdings war dieser auch mit einem Halt im Wüstensandloon verbunden. Selbst ihre mehrtägigen Trips damals mit ihrem Vater waren gespickt von Pausen und Erholungen. Auch drei Tage durch einen Sumpf zu stapfen klang nicht unbedingt angenehm, auch wenn Ronya schon daran interessiert war, sowas auszutesten. Eine gewisse Freundin hatte ihr immerhin den Tipp, oder fast schon die Aufgabe, gegeben, ihre Limits mal auszutesten. Eventuell nicht auf dieser Mission, auch wenn sie sich sicher war, dass der Dargin nichts dagegen hätte, doch vielleicht war es nach ihrer Heimkehr einmal Zeit, ein paar Dinge auszuprobieren. Ihr gefiel der Gedanke und vielleicht wollten Charon und/oder Zahar ja mitmachen. “Nach so einer Reise klingt ein Monat Erholung wirklich wie ein Segen.” meinte sie nur und blickte voller Elan nach vorne.
“Hm? Ja, da liegst du richtig. Wieso fragst du?”, neugierig blickte Ronya auf ihren Kollegen. Er wollte also wissen, wieso sie ausgerechnet in die Wüstenstadt kam? Kurz zögerte die Grünhaarige. Natürlich war Charon ein guter Freund, aber sie fühlte sich trotzdem nicht wohl dabei, ihm ihre Lebensgeschichte aufzuzwingen. Das hatte sie schonmal bei jemandem gemacht und…es war ein harter Stimmungskiller. “Eine Empfehlung.” meinte sie dann nach ein paar Sekunden Stille. “Ich habe nach einem neuen Zuhause gesucht und jemand hat mir empfohlen, einer Gilde beizutreten. Er legte mir Crimson Sphynx ans Herz. Wieso, keine Ahnung. Aber ich bin froh darüber.” Sie schenkte Charon ein breites Lächeln. “Zufriedener könnte ich dort nicht sein. Und…ja, so bin ich in Aloe gelandet.” Sie log nicht. Alles, was Ronya erzählte, entsprach der Wahrheit. Dass sie 90% des Rests ausließ sei mal dahingestellt. Aber so eine Geschichte wollte der Dargin doch eh nicht hören, oder? Als sie dann in der Herberge ankamen und ihr Zimmer für die Nacht bezogen, ließ Ronya sich aufs Bett fallen. Sie war nicht wirklich erschöpft, aber ein warmes Bett und die weichen Laken waren immer ein schönes Gefühl. “Hmmm…lass mich überlegen.” ohne ihren Körper zu bewegen, drehte die Alysida ihren Kopf gen Charon. “Ich denke, wir sollten etwas Proviant essen. Ich hatte nicht unbedingt viel Zeit, lange haltbares vorzubereiten. Die kleinen Boxen da sind allerdings vom Markt, die sollten zumindest noch ein bis zwei Tage halten.” ihre kleine Versorgung bestand aus einem Teil Überreste des Homecookings von Ronya und ein paar eingepackten Mahlzeiten, die sie noch schnell vor der Abreise besorgen konnte. Als der Dargin dann ihre morgige Reise ansprach, wurde die Grünhaarige besonders hellhörig. “Oh ja, gerne! Ich will wissen, was du für Fortschritte gemacht hast.” meinte sie enthusiastisch und richtete sich wieder etwas auf, als es an der Tür klopfte. “Das muss wohl das Essen sein. Ich mach schon”, sagte sie und ging Richtung Eingang. “Auf deiner Karte sind keine Bergpfade eingezeichnet, oder? Müssen wir uns den Weg also suchen?”, sie drehte ihren Kopf noch fragend zu Charon, während ihre Hand die Tür schon öffnete. Ein älterer Herr stand dort mit zwei Tabletts in den Händen, darauf keine Teller, sondern mehrere kleine Plastikboxen. Oh, schon eingepackt, falls Reisende die einfach mitnehmen wollten? Etwas verwundert, aber doch glücklich über diesen Service nahm Ronya beides an und bedankte sich bei ihm, bevor sie die Tür verschloss.
Neugierig neigte Charon seinen Kopf zur Seite. Es war offensichtlich, dass Ronya gezögert hatte, bevor sie ungewohnt kurz angebunden von ihrer Empfehlung berichtete. Inhaltlich gab es an ihren Worten Nichts auszusetzen. Sie hatte einen Platz zum Leben gesucht und ihn in Aloe Town, bei Crimson Sphynx, gefunden. Ähnlich war es ihm ja auch entgangen. Aber offensichtlich steckte da mehr hinter. Mehr, über das sie nicht unbedingt reden wollte. Nun gut, auch das war in Ordnung. Charon sprach gern von seiner zweijährigen Reise und wie er sich am Ende ein neues Heim gesucht hatte, aber wieso er sich überhaupt auf den Weg gemacht hatte, das hatte er noch nie jemandem erzählt. Hatte auch niemand nach gefragt. Insofern passte es ihm ganz gut, die Teile seiner Vergangenheit, an die er sich nicht erinnern wollte, beiseite zu schieben, und hatte auch nicht vor, Andere mit Erinnerungen zu konfrontieren, über die sie nicht sprechen wollten. Wenn Ronya irgendwann Lust darauf haben sollte, sich ihm zu öffnen, dann konnte sie das jederzeit tun. Charon lief ihr ja nicht weg. “Ich freue mich auch, dass du Teil unserer Gilde bist. Wer weiß, ob wir uns sonst getroffen hätten?”, lächelte er fröhlich, Ronyas Geheimnisse ruhen lassend. “Ich denke auch, eine bessere Gilde hätte keiner von uns finden können.” Mit einer soliden Tagesplanung und dem frisch verpackten Essen der Herberge genoss Charon den Proviant, den Ronya mitgebracht hatte. “Es ist sehr schmackhaft. Vielen Dank dafür”, freute er sich, wie immer mehr als glücklich, ohne eigene Kosten etwas Essen zu können. Dafür hatte er sich um die Kosten der Herberge gekümmert, inklusive dem Essen. Ein erheblicher Einschnitt in sein begrenztes Reisebudget, aber wenn sie sich gegenseitig ordentlich einteilten, würde das schon funktionieren. “Solange wir uns nahe der Südseite der Berge halten, sollten wir nicht vom Weg abkommen können. Ich würde auch darauf wetten, dass man die häufiger genutzten Routen erkennt, das hilft bei der Orientierung. Und wenn wir doch vom Weg abkommen… Joya deckt einen guten Teil der Grenze ab. Wenn wir uns Richtung Ost-Nordost bewegen, können wir unser Ziel eigentlich gar nicht verfehlen.” Karten waren ohnehin nur bis zu einem gewissen Punkt eine Unterstützung. Sie alle hatten ihre Grenzen. Wer gerne durch die Welt reiste, der musste in der Lage sein, sich auch auf einer kleineren Ebene zu orientieren, in Bereichen, die von keiner Karte genau abgedeckt werden konnte. Sicher konnte auch Ronya das. Die Grünhaarige war fähig, auch wenn sich ihre Talente nicht immer auch in Selbstsicherheit ausdrückten. Stattdessen war sie anerkennend und wertschätzend, schien das Gute eher in Anderen als in sich zu sehen. Ein wenig mehr Selbstbewusstsein würde ihr sicher gut stehen, zumindest fand das Charon, aber es war ja auch nicht so, als wäre sie keine starke Frau, die sich behaupten konnte. In der richtigen Situation war sich der Dargin sicher, dass Ronya ohne Zweifel den rechten Weg finden und einhalten würde, egal, was jemand anders ihr sagte.
Schon früh am Morgen hatte sich Charon aus dem Bett erhoben, hatte sich im Badezimmer eingeschlossen, um sich soweit fertig zu machen. Er würde sich heute nicht ganz so sehr herausputzen, wie man es eigentlich von ihm gewohnt war - beim Bergsteigen war ihm wirklich gute Kleidung doch etwas zu riskant, und auch seine Frisur wollte er weniger voluminös und energetisch halten. Die war ansonsten eher im Weg, würde zerzausen, Dreck auffangen. Stattdessen band er sich die Haare, frisch gewaschen und getrocknet, ordentlich zusammen, ließ den so entstandenen, niedrig gebundenen Pferdeschwanz unter seiner Kleidung verschwinden. Einfach und beweglich gehalten sparte er sich die weit gehaltenen Klamotten, ließ sein Outfit eher alltäglich, wenn auch mit einem gewisschen Chiqué. Etwas eng anliegender und flexibler war es besser geeignet für die sportlichen Aktivitäten des Tages. Nicht einmal irgendwelche Accessoires, die beim Parcours abfallen könnten, trug der Dargin. Er fühlte sich wohl mit seinem Aussehen, hatte wieder über eine halbe Stunde hinein gesteckt, aber war nicht overdressed. Das passende Outfit für die rechte Situation. Mit den ersten Strahlen des Sonnenaufganges trat Charon wieder aus dem Bad heraus und strahlte Ronya an. “Guten Morgen, Sonnenschein!”, grüßte er sie fröhlich, seine weißen Zähne in einem breiten Grinsen zeigend. “Wollen wir uns auf den Weg machen? Ich freu mich schon auf ein wenig Bewegung! Denk nicht, dass du mich wieder so leicht abhängen kannst!” Amüsiert lachte er, offensichtlich fit, um in den Tag zu starten. Es war lange her, dass er so frei und unbeschwert reisen konnte. Es gab dem Weißschopf ein Stück weit das Gefühl, lebendig zu sein. Lebendiger als sonst. Ein Funken in seinem Herzen, den man spüren und sehen konnte. “Aber pass ein bisschen auf. Berge sind immer gefährlich, ja?”
“Ich bin auch froh, dass ich hier bin.” stimmte sie Charon schlussendlich zu. Ja, Crimson Sphynx beizutreten war vermutlich eine ihrer lebensverändernsten Entscheidungen. Und keinesfalls eine schlechte. Es freute sie, dass der Dargin ihren Proviant mochte. Ein gutes Omen für ein noch anstehendes Essen, welches sie ihm versprochen hatte. Nachdem sie die verpackten Boxen, in dem sich das Herbergenessen befand, zur Seite stellte, nahm die Alysida sich ebenfalls von ihrem Essen und verzehrte es sofort. Sie hatte es vorher gar nicht so sehr registriert, aber diese Reise hatte sie schon hungrig gemacht. Hier in diesem Zimmer entspannt etwas zu speisen war ein schöner Abgang des heutigen Tages. Irgendwie kam es Artemis so vor, als wäre heute auf dieser Reise schon so unglaublich viel passiert. Dabei bestand der Hauptteil aus einer schrecklichen Anreise und einer schönen Wanderung durch die Landschaften von Minstrel. “Klingt gut.” meinte sie nur und nickte dem Weißhaarigen zu. Er hatte schon recht, es würde bestimmt eine Route geben, die die beiden Magier durch die Berge führte. Und im Zweifel waren beide bestimmt fähig genug, sich zu orientieren und einen Weg zu finden. Gleichzeitig durfte Ronya nicht unachtsam bleiben. Wer wusste schon, ob es dort nicht auch unvorhergesehen Gefahren gab. Jedoch…war dies ein Thema für den morgigen Tag. Sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen würde nur zu unnötigen Sorgen führen und genau dafür hatte die Grünhaarige momentan eigentlich keine Nerven. Sie hatte doch eh schon genug mit schon existierenden Dingen zu tun, da musste man den Teufel nicht an die Wand malen.
Früh am Morgen saß Ronya auf ihrem Bett, ihre Haare trockneten noch, doch das würde auch nicht mehr lange dauern. Für den heutigen Tag hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, ihre Zöpfe zu flechten, sondern nahm ein einfaches Haarband und machte aus dieser Mähne einen einzelnen, langen Zopf. Bergsteigen war angesagt, dementsprechend passte sie ihre Kleidung auch darauf an. Nicht, dass Ronya irgendwas besonders bewegungseinschränkendes besaß, außer vielleicht eine Jeans, doch trotzdem sah ihr Outfit heute recht casual aus. "Dir auch einen guten Morgen." Und so wie sie, schien auch Charon schnell für die Weiterreise bereit zu sein. “Meinst du wirklich?” kichernd erwiderte sie seine indirekte Herausforderung. “Hast du auch fleißig weiter trainiert?" Wer Erfolge erzielen wollte, der sollte auch außerhalb ihrer kleinen Trainingseinheiten etwas Arbeit in seinen Körper stecken. Und heute war Artemis darauf gespannt, was Charon mittlerweile gelernt hatte. “Ja, mach dir um mich keine Sorgen.” meinte sie dann selbstbewusst und nahm ihren Rucksack auf die Schulter. “Wenn mir etwas passieren sollte, bist du doch bestimmt für mich da.” Teilweise scherzhaft, teilweise ernst meinte sie diese Aussage. Immerhin wollte sie ihm keineswegs irgendwelche Sorgen bereiten. “Bin bereit.”
“Natürlich. Wenn wir nur zusammen trainieren, hole ich dich nie ein”, grinste Charon auf Ronyas Rückfrage hin. Diesen Freude auf Herausforderung spürte nicht nur sie, die erfüllte beide Sphinxen. Und doch waren sie Partner, die sich aufeinander verlassen konnten. Bei der lieben Bitte der Alysida verneigte sich Charon mit einem Lächeln. “Natürlich passe ich auf dich auf… wenn ich nicht zu weit zurückfalle”, lachte er auf und nickte ihr zu. “Ich bin sicher, du wirst das Gleiche für mich tun, wenn es notwendig wird.”
Es gab merkliche Unterschiede zwischen dem Parkour in Aloe Town und dem hier in der freien Natur. Die Häuser, über die die beiden Magier sonst kletterten und hüpften, standen eng beieinander und hatten klar definierte, meist eckige Formen, die es leicht machten, sich festzuhalten und von einem Dach zum nächsten zu hüpfen. Dazu kamen Fenstersimse, Vordächer, all die kleinen, unterstützenden Accessoires, die ein Haus leichter zu zähmen machten. Hier in den Bergen war es das genaue Gegenteil. Schrägen und Spitzen machten einen festen Stand schwer, Vorsprünge waren meist klein und selten stabil, und anders als in der Stadt gab es keinen klaren, festen Verlauf, den man sich gut zurechtlegen konnte. Oft nahm Charon eine unbequeme Erhöhung mit, nur um gleich darauf wieder ein Stück hinab springen oder - bei längeren Abhängen - rutschen zu müssen. Es war auf alle Fälle gut, dass er nicht seine teure Kleidung angezogen hatte… Auch wenn der Dargin sich zweifellos verbesser hatte und auch einen Hauch schneller war als vorher, war es für Ronya keine große Herausforderung, sich einen deutlichen Vorsprung zu erkämpfen. Das war wohl der Unterschied zwischen einem Anfänger und jemandem, der sein Leben lang über Stock und Stein gejagt war. In diesem Fall drohte ihr Talent allerdings, die Grünhaarige in Schwierigkeiten zu bringen…
“Stehen geblieben!” Ein gebogenes Stück Holz, ein großer Bumerang, flog auf die eilende Alysida zu, versuchte, sie aus ihrer Bewegung zu reißen, ehe er wieder in der Hand seines Besitzers landete - ein großer, schlecht rasierter Kerl mit von der Sonne geküsster Haut, dessen hämisches Grinsen ein paar Zähne zu wenig beherbergte. Er war allerdings nicht der einzige, der aus den Schatten der umliegenden Felsen trat. Eine ganze Gruppe ähnlich ungepflegter Individuen kam aus ihren Verstecken gekrochen, aus Ritzen zwischen den Steinen oder hinter vereinzelten Büschen hervor, Männer und Frauen, alle mit grob aus Holz geschnitzten Waffen ausgerüstet. “Das ist ein Überfall!”, erklärte der scheinbare Boss der Banditen, während die Frau neben ihm ihre rechte Hand erhob und darin eine große Flamme entzündete. Mindestens ein Mitglied dieser Räuberbande hatte also magisches Talent…
“Natürlich.” bestätigte sie mit einem breiten Grinsen. Es war für Ronya nur selbstverständlich, dass sie ihre Freunde und Kollegen mit allem beschützen würde, was sie hatte. Und auch wenn Charon selbst ein fähiger Magier war, der bestimmt sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte, sie würde ihm zur Seite stehen, wenn er ihre Hilfe brauchte. “Sehen wir doch mal, wie weit du zurückfällst.” meinte sie nur und piekste ihm im Vorbeigehen in den Bauch. Die Alysida glaubte daran, dass er bestimmt gute Fortschritte erzielen würde, falls er sein Training nicht vernachlässigt hatte. Die Berge Minstrels waren auch für Artemis neues Terrain. Es war ein Unterschied, immer wieder über die Dächer Aloes zu springen, die sie trotz ihrer variierenden Strecken schon sehr häufig benutzte, oder ein komplett anderes Gebiet mit seinen Eigenheiten und unbekannten Gefahren zu durchqueren. Jeder Griff musste gut überlegt sein, doch dank ihrer herausragenden Körperbeherrschung fiel es Ronya schnell sehr einfach, den optimalen Weg zu nehmen und zu Charon einen guten Abstand aufzubauen. Doch wie auch bei ihrem allerersten Treffen war es noch lange nicht vorbei. Je länger sie diesen kleinen Wettbewerb durchzogen, desto mehr Chancen hatte der Dargin, aufzuholen. Sein Durchhaltevermögen war sicher nicht schlechter geworden. Doch weiterhin sah es nicht so aus, als würde er ihr näher kommen.
So sehr war Ronya allerdings darauf fokussiert, ihren Abstand aufzubauen, dass sie den Boomerang, der ihr entgegenkam, nur im letzten Moment bemerkte und diesem nur knapp auswich. Er streifte die Haut der Magierin gerade so und brachte sie kurzzeitig aus dem Gleichgewicht, woraufhin Ronya schnell zum Stehen kam und sich umsah. Aus allen Ecken kamen Banditen hervorgekrochen. Eine ganze Gruppe an Männern und Frauen, die anscheinend darauf aus waren, ihr jedes Hab und Gut abzunehmen, was sie bei sich trug. Ruhig sah Artemis sich um. Sie war ganz klar in der Unterzahl, mindestens ein Dutzend Banditen standen um sie herum, wahrscheinlich sogar mehr. Vor ihr der große Kerl, der offenbar der Boss dieser Gruppe darstellte und neben ihm eine Person, die wohl magische Fähigkeiten besaß. Doch sie war wohl nicht alleine, denn aus dem Augenwinkel konnte die Grünhaarige erkennen, wie sich die Haarpracht von einem der Anderen aufstellte und zu mehreren, scharf aussehenden Spitzen bündelte. “Gib uns alles, was du hast und niemand wird zu Schaden kommen, Missy.” sprach die Frau mit ihrem Feuer in der Hand und schaute Ronya selbstsicher und arrogant an. Die Alysida hingegen verspürte zwar Vorsicht, doch keinerlei Angst. Es war komisch, aber nach all den Erlebnissen der letzten Wochen beeindruckte sie so eine Situation schlichtweg nicht mehr. Was jedoch nicht hieß, dass sie ihre Deckung vernachlässigte. Doch im Gegensatz zu Senka waren diese Leute kein Vergleich. Ronya schloss einen Moment ihre Augen und konzentrierte sich ganz auf ihr Devilslayergehör. “Was, da hat jemand mit seinem Schicksal wohl abgeschlossen. Wie schade, ein wenig Gegenwehr hätte ich mir dann doch gewünscht.” meinte die Frau erneut, während der große Boss hämisch lachte. “Hahaha, nehmt alles, was ihr kriegen könnt, Leute!” Doch während die darüber diskutierten, lauschte Artemis nur den Schritten einer bestimmten Person. 30 Meter…25 Meter…20 Meter…15 Meter… Die Grünhaarige kicherte und drehte sich dann um, ihr Blick ging an den Banditen vorbei und hinüber zu Charon, der endlich zu ihr aufschloss. “Ruh dich kurz aus, okay?” meinte sie nur mit einem breiten Lächeln zu ihrem Kollegen, während fünf von den Leuten schon an ihr dran standen und nach ihren Sachen greifen wollten. Zum Erstaunen aller anderen Anwesenden lagen diese fünf innerhalb weniger Sekunden bewusstlos auf dem Boden, nachdem Artemis sie schnell und effizient mit ein paar Schlägen ausschaltete. Mehr näherten sich, doch Ronya hatte weiterhin ein Lächeln auf ihren Lippen. Wieso eigentlich? Es gefiel ihr irgendwie, dem Weißhaarigen zu zeigen, was sie konnte. Vielleicht reichte es ja sogar für eine Erwähnung in einer seiner Geschichten? “Wie gefällt dir der Trip durch die Berge bisher? Anders als Aloe, oder?” Ronya führte Smalltalk und gleichzeitig schaltete sie einen Banditen nach dem anderen aus, bis schlussendlich nur noch der Boss und die Frau neben ihm standen. Die Grünhaarige hatte darauf geachtet, dass sie nicht zu hart zuschlug, immerhin wollte sie nur, dass diese Leute kurzzeitig das Bewusstsein verloren. “Könnt ihr eure Freunde aufsammeln und versorgen?” diese Frage richtete sie an die beiden Verbleibenden. Sie wollte nicht, wenn es nicht nötig war, diese zwei auch noch umhauen. Immerhin wollte Ronya nicht dafür verantwortlich sein, wenn sich irgendwelche wilden Tiere über bewusstlose Menschen her machten.
„Ha! So alt bin ich noch lange nicht, dass ich jetzt schon eine Pause bräuchte“, lachte Charon auf Ronyas Worte hin. Er sollte sich ausruhen, hm? Sein Blick glitt über die Männer und Frauen, die sich um die Alysida herum gesammelt hatten. Mit ihren Waffen und der Art, wie sie sowohl die Eismagierin als auch ihn beäugten, war es leicht zu sagen, dass es sich bei ihnen nicht um friedlich gesinnte Wanderer handelte. Dennoch seufzte er schlussendlich nur und verschränkte die Arme vor der Brost. „In Ordnung, ich nehme eine kurze Auszeit“, nickte er der Grünhaarigen zu und schenkte ihr einen erwartungsvollen Blick. „Lass mich nicht zu lange warten, ja?“ Das nahm sie sich wohl zu Herzen. Innerhalb weniger Sekunden lagen gleich mehrere der Banditen am Boden, und der Rest hatte es kaum besser. Im Gegenteil: Sie konnte sogar entspannt nebenher Small Talk treiben. Etwas, das Charon sicher nicht ausschlagen würde. „Es ist definitiv ein Unterschied zu Aloe, ja. Ich genieße aber Abwechslung“, lächelte er, während er die Geschehnisse beobachtete. Wenn etwas passieren sollte, konnte der Dargin eingreifen, aber soweit er es einschätzen konnte, hatte Ronya alles im Griff. „Davon abgesehen sind die natürlichen Begebenheiten hier eine ganz andere Herausforderung als zuhause... Du scheinst dich daran aber sehr schnell gewöhnt zu haben.“
Es dauerte nicht lange, bis fast alle Banditen erledigt waren. Nur der Boss und die Magierin an seiner Seite standen noch. Dafür, dass sie vorhin noch so eine große Klappe hatte, wirkte die feurige Frau plötzlich ganz schön abgekühlt. „Wir haben wohl keine Wahl...“, stieß sie zwischen frustriert zusammengebissenen Zähnen aus, erntete dafür aber einen kräftigen Klaps gegen den Hinterkopf von ihrem Anführer, der sie stolpern ließ. Nur knapp schaffte sie es, ihr Gleichgewicht zu sammeln. „Du gibst nach? Was ist denn das für eine Einstellung?“, rief er wütend aus und deutete auf Ronya. „Du beherrschst doch Magie! Anstatt den Schwanz einzuziehen, solltest du sie rösten!“ Ihre Waffe fallen lassend, rieb sich die Brünette den schmerzenden Hinterkopf. Kurz sah sie ihn an, ehe ihr Blick voller Sorge über ihre Verbündeten glitt. „Aber... wenn den Anderen etwas passiert...“, setzte sie an, wurde aber schnell unterbrochen. „So schwach bist du also?“ Der Blick des Mannes war voller Verachtung, während er seinen großen Bumerang hob, offenbar bereit, noch einmal nach ihr zu schlagen. „Ich dachte, du wolltest die nächste Anführerin werden? Für jemanden, der sich einschüchtern lässt, haben wir keinen Platz!“ „Aber...“ Sie biss die Zähne zusammen. Nein. Widerworte würden sie nicht weiterbringen. „Jawohl. Ich kümmere mich darum, Boss.“ Sie stellte sich zwischen ihn und Ronya, beide Hände vor ihren Körper gehoben. Zwischen ihren Händen sammelten sich die Flammen, begannen, einen Feuerball zu bilden...
„Okay, okay. Ich habe lange genug gewartet.“
Mit einem entschuldigenden Lächeln trat Charon neben Ronya, nickte ihr kurz zu, während er seinen rechten Zeigefinger gen Himmel deuten ließ. „Entschuldige, dass ich mich einmische... aber ich mag es genauso wenig wie du, tatenlos zuzugucken“, lachte er vollkommen entspannt, während sich eine dunkle, violette Energie um seinen Arm herum sammelte und in einem Wirbel um die Hand und den Finger herum den Weg nach oben suchte. Ein kleines Stück über ihm und Ronya bildete sich aus der wabernden Masse aus Lila und Schwarz, durchsetzt von pulsierenden, roten Adern, ein großer Ball, größer als jede einzelne der anwesenden Personen in Höhe und Breite. Wie eine schwarze Sonne waberte die Finsternis über ihren Köpfen und ließ den kleinen Feuerball ihrer Feindin im Vergleich lächerlich winzig aussehen. Seine Zähne zeigten sich in einem breiten Grinsen, während er den Boss der Banditen fokussierte. „Meine Partnerin hat euch doch ein gutes Angebot gemacht. Sammelt eure Partner ein und macht euch auf den Weg. Wir haben eigentlich nicht die Zeit, um ein paar Kleinkriminelle einzufangen“, meinte er entspannt und zog die Augenbrauen zusammen. „Wenn nicht, feuere ich gerne selbst... und du kannst mir glauben, dass ich nicht auf die hübsche Dame ziele, alter Egoist.“ Frustriert festigte sich der Griff des Anführers um seine Waffe, während er einen seitlichen Blick auf sein Ass im Ärmel warf. Eine Magierin zu haben war ein großer Vorteil... aber sie hatte in dieser Situation keine guten Karten. Nervös blickte sie zu ihm hinüber, brauchte eine Anweisung. „Worauf wartest du noch?“, fauchte er sie eiskalt an. „Mach das Feuer aus und fang an, unsere Leute einzusammeln! Wir flüchten hier!“
„Was für ein hässlicher, hässlicher Mensch...“ Mit einem Seufzen senkte Charon den Kopf, während er den Meteor über seinem Kopf auflöste. Er sah noch dabei zu, wie die Banditentruppe hinter den Felsen verschwand. Einige hatten sich wecken lassen, andere mussten getragen werden. So oder so hatte wohl keiner von ihnen noch Interesse daran, die beiden zu bekämpfen. „Jemanden wie ihn lasse ich nur ungern laufen... Wenn wir ihm auf dem Rückweg wieder begegnen, sammle ich ihn ein.“ Das klang gut. Je weniger Menschen mit so einer unangenehmen Natur diese schöne Welt besudelten, desto besser. Davon würde er sich aber nicht herunterziehen lassen. Mit einem Grinsen lief der Dargin auch schon wieder los, sicherte sich einen Vorsprung. „Also? Worauf wartest du, Ronya? Joya ist noch ein gutes Stück entfernt“, lachte er auf, während er einen quer liegenden Felsen als Rampe für einen großen Sprung vorwärts nutzte. „Nicht, dass du es noch bist, die zurückbleibt!“
Dark Meteor TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: IV ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 275 MAX. REICHWEITE: 30 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 8, Dark Meteorite BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender wenige Meter über seinem Kopf eine große Kugel aus purer Finsternis, die bis zu zwei Meter Durchmesser erreichen kann. Daraufhin kann er einen Punkt innerhalb der Reichweite auswählen, auf den die Kugel in gerader Linie herab kracht, um massive Zerstörung zu verursachen. Stärke und Schnelligkeit des Meteors entsprechen dabei der Willenskraft des Anwenders.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
“Du weißt doch, ich lasse dich niemals gerne warten.” meinte sie nur mit einem freudigen Lächeln, während sie ihre Gegner nicht ganz so freundlich ins Traumreich schickte. Ronya ließ niemanden gerne warten, aber sie wollte auch nicht, dass ihr Partner unnötig Energie verschwendete. Die Alysida war sich mittlerweile in ihren kämpferischen Fähigkeiten etwas sicherer und das zeigte sich hier. Früher wäre sie etwas panisch geworden, wenn so eine große Gruppe sie umzingelt hätte. Sie wäre unsicher gewesen, ob sie es mit so vielen Leuten aufnehmen konnte. Doch mit der Erfahrung, die Ronya als Magierin bisher sammeln durfte, konnte sie die Banditen ganz gut einschätzen. Keiner stellte eine ernsthafte Gefahr dar, es sei denn, ihr würde ein Missgeschick passieren oder sie hatten noch ein Ass im Ärmel. Die Trainingseinheiten hatten sich wohl ausgezahlt. Und damit meinte sie nicht nur die mit Charon. Nein, insbesondere Zahar, die ihr mehr als nur einmal zeigen durfte, dass sie noch einiges zu lernen hatte. Wenn die Grünhaarige wieder Zuhause war, musste sie ihrer Mitbewohnerin unbedingt alles von ihrer Reise erzählen…vorausgesetzt, die kleine Echsendame war gerade daheim.
“Ach, ein paar Steile Klippen und die Engpässe sind auch nicht viel anders als ein großes Dickicht.” meinte sie nur recht entspannt zu ihrem Kollegen hin. Zumindest für die Eismagierin war es kein großer Unterschied. “Auch wenn ich glaube, dass alles bisher relativ einfach war. Findest du nicht?” klar, hier und da gab es mal ein paar knackigere Punkte in ihrem kleinen Parkour-Abenteuer durch das Gebirge, doch für die Alysida schien es nicht gerade wie eine große Herausforderung. Spaß macht es aber allemal! Und das war doch, was zählte, oder? Achja, die Banditen gab es ja auch noch. So sehr war Artemis in ihr Gespräch mit Charon vertieft, dass sie fast gar nicht mitbekam, wie der letzte von den Angreifern umfiel. Nur noch der Boss und seine rechte Hand blieben übrig. Nun stellte sich die Dame ihr entgegen und zeigte ihre Feuermagie. Doch bevor sie irgendwas machen durfte, mischte Charon sich ein. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Weißhaarige seinen Tatendrang ausleben wollte. “Naaa schööön.” meinte sie nur und verschränkte die Arme seufzend. Ihr Blick ging dann auf den riesigen Ball aus schwarzer Masse. Also…er wollte sie bestimmt nur einschüchtern, aber verdammt, mit so nem großen Ding? Wirkung zeigte es definitiv, denn jetzt gab auch der große, böse Kerl klein bei und gemeinsam sammelten sie ihre Kollegen auf. Etwas missmutig sah die Alysida dem Typen entgegen. “Ich weiß ja nicht, ob sie sich uns auf dem Rückweg überhaupt zeigen würden. Die große Kugel hat sicher einen Eindruck hinterlassen.” Vielleicht würden sie ja Glück haben und der Gruppe zufällig begegnen, doch ansonsten hatte Ronya keine großen Hoffnungen, die Bande Dingfest zu machen.
“Sag mal, du-” drehte sie sich dorthin, wo Charon vorher stand, doch da war er nicht mehr. Verwundert schaute die Magierin sich um und erblickte ihren Kollegen, wie er auch schon davon sprintete. “Hey! So aber nicht, du Schummler!” rief sie ihm hinterher und lief im Top Sprint los. Das hatte der Kerl sich vielleicht so gedacht, doch nicht mit der Grünhaarigen! In einem wahnsinnigen Tempo rannte sie ihm hinterher und sprang ebenfalls über den quer liegenden Felsen, den auch schon der Dargin nutzte. Es dauerte nicht lange und sie schloss zu ihrem Kollegen auf, schenkte ihm ein breites Grinsen und rannte dann an ihm vorbei. Also wirklich, als ob sie sich so einfach abschütteln ließ. Vor ihr erblickte die Alysida nun eine steile Felswand, die nicht viele Klettermöglichkeiten bot. Die Oberfläche war erstaunlich glatt und nur wenige Einkerbungen waren zu sehen. Daneben schien der Weg weiter zu gehen, doch von dem, was Ronya sehen konnte, war der weitere Gehweg deutlich schmaler. Man müsse sich wahrscheinlich an die Wand pressen und vorsichtig lang gehen, um nicht herunterzufallen. “Weg eins oder zwei, Charon.” rief sie ihrem Kollegen zu, der immernoch in klarer Sichtweite war. Ronya hatte ihre Entscheidung schon getroffen. Die Devilslayerin breitete ihre Arme aus und um sie herum bildeten sich lauter weiße Eiskristalle, die sich langsam zu zwei großen Klauen formten. Mit diesen steuerte sie auf die glatte Felswand zu und haute beide Krallen mit Wucht in diese. Klare Einkerbungen bildeten sich und die Magierin kraxelte ihren Weg nach oben. Eine Klaue nach der Anderen, bis sie schließlich oben stand und dann weiterlief. Für Ronya war dieser kleine Wettbewerb wirklich erfrischend. Und umso besser, dass sie es auch mit richtigem Fortschritt verbinden konnte, denn ihrem Ziel kamen sie dadurch ja auch näher.
Glacies’ Claws TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Persönlicher Zauber von Ronya Artemis Alysida VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft 6, Manaregeneration 6, Ice Devil’s Strike BESCHREIBUNG: Auf der Basis von "Ice Devil's Strike" und ihren Erinnerungen an den Dämonen, der sie diese Magie lehrte, kanalisiert Ronya ihr Mana und erschafft große Frostklauen im Abbild der Arme von Glacies, dem Eisdämonen. Beide Arme werden dabei vollständig mit blütenweißem Eis überdeckt. Diese Klauen sind scharf genug, um Metall zu durchschneiden und verursachen bei Berührung eine Vereisung sowie starken Gefrierbrand und Kältetaubheit an der betroffenen Stelle.
„Ich fürchte, dir fällt das einfacher als mir“, lachte Charon auf, als Ronya meinte, dass sie keine Probleme mit den einzigartigen Begebenheiten der steilen, felsigen Berge hatte. Zugegeben, er hätte auch selbst eine schlechtere Leistung bringen können, aber trotzdem spürte er die Herausforderung deutlich. Nun gut, so hatten sie eben alle ihre Stärken und Schwächen. Die Banditen in die Flucht geschlagen, entschloss sich der Dargin, für das letzte Stück die Führung zu übernehmen. Er hatte nicht vor, es Ronya einfacher zu machen als nötig! „Beindruckend, beeindruckend“, grinste das Weißhaar, als er sah, wie Ronya – die schockierend schnell wieder aufgeholt hatte – mit ihren eisigen Krallen die Steilwand hinaufkraxelte. Zugegeben, das konnten seine Finsterniskrallen nicht. Das hieß allerdings nicht, dass er vorhatte, hier zurück zu fallen. „Aber du kennst mich doch. Ich nehme natürlich die Nummer Eins!“ Anstatt mit ihr zu klettern, lief Charon geradewegs auf den Abgrund rechts von ihrer Wand zu. Den Weg konnte er nicht in voller Geschwindigkeit gehen, aber das hatte er auch gar nicht vor. Stattdessen sprang der Finsternismagier direkt über die Grenzen des Weges hinweg über die schier endlose Tiefe, die hinab zu stürzen wohl selbst für jemanden mit seinem Widerstand tödlich enden würde. Dennoch zeigte er keine Angst, im Gegenteil. Ein aufgeregtes Grinsen und ein amüsiertes Funkeln in seinen geweiteten Augen zeigten deutlich, wie viel Spaß der Dargin an diesem Ausflug hatte, während er die linke Hand hob und damit schnippte.
„Cthylla, magst du mir kurz helfen?“
Kaum war der Befehl gesprochen, breitete sich über den Rücken des Dargin auch schon eine dickflüssig herabfließende Finsternis aus, aus der gleich acht lange, dunkle Tentakel herausstießen, gleich denen eines Oktopus. Schnell legten sich diese an die Felswand an seiner Seite, hielten sich fest und liefen mit ihm im Schlepptau geradeaus weiter, bis das Ende des Abgrundes in Sicht war. „Ich danke dir vielmals“, lachte Charon, als sich die Gliedmaßen seines göttlichen Haustieres wieder von den Wänden lösten, sie sich in seinen Rücken zurückzogen, sodass sich das dunkle Portal schließen konnte. Mit dem vollen Schwung der schnellen Kletterpartie – Cthylla konnte ein gutes Stück mehr Tempo aufbringen als der Dargin selbst – flog er vorwärts, rollte sich geschickt auf dem steinigen Boden ab, auf dem er landete, ehe er auch schon direkt weiterlief. Mit einem Blick über die Schulter sah er hoch zu Ronya, die wohl gerade das obere Ende ihrer Felswand erreicht hatte. Tja... Die gerade Linie zu nehmen war eben ein gutes Stück schneller. „Sieht aus, als läge ich vorne!“, rief er zurück zu ihr, ehe er sich wieder auf den Weg fokussierte. Herausforderungen und Wettbewerbe liebte Charon ja wie kaum etwas Anderes. Es fühlte sich einfach gut an, seine hart erarbeiteten Qualitäten zu zeigen, um sich mit Anderen zu messen!
„Puh... ich muss sagen, den ganzen Tag so herumzurennen ist schon ein wenig auslaugend“, gestand ein fröhlich lächelnder Charon, mit einem Taschentuch den Schweiß von seiner Stirn abtupfend. Wenn man ihn so betrachtete, dann wirkte er, als wäre er gerade ein kleines Stück gejoggt und dadurch ein bisschen außer Atem. Kein durchschnittlicher Mensch würde denken, dass er mehr als fünfzehn Stunden über Stock und Stein gerannt und gesprungen war, ohne wirklich eine Pause zu machen. Sein Blick hob sich, blickte den letzten Strahlen der Sonne hinterher, die gerade hinter den Bergen verschwanden. „Hier ist denke ich ein guter Ort, um ein Nachtlager aufzuschlagen... aber ich muss sagen, wir sind weiter gekommen als ich dachte. Die Grenze zu Joya ist nur noch ein Katzensprung. Mit etwas Glück sehen wir morgen schon Zivilisation!“ Das klang doch wundervoll. Ein bisschen Zeit für Sightseeing würden sie sich dann wohl ebenfalls leisten können. Und dann, wenn sie Joya verließen... dann kamen sie zum vermutlich besten Teil der Reise. Charon für seinen Teil freute sich bereits darauf. „Hilfst du mir kurz beim Aufstellen des Zeltes?“, fragte der Dargin, während er seinen Seesack abstellte und die nötigen Utensilien herausholte. „Und pass auf, dass du genug trinkst. Wir haben uns viel bewegt heute. Wie sieht es mit dem Proviant aus?“
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