Ortsname: Wald der Sinne Art: Wald Spezielles: Betritt man diesen Wald, verliert man für die Zeit, die man dort verbringt, einen seiner fünf Sinne Beschreibung: Ein Wald, der südwestlich von Crocus liegt und nur noch selten von irgendwelchen Personen betreten wird. Grund dafür ist, dass diese Hölzer angeblich verflucht wurden und einem die Sinne rauben, sollte man diesen Ort auch nur betreten. Was genau der Grund dafür ist? Niemand weiß es so genau, doch der Fluch ist so real wie das Grün der Wälder. Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören, Sehen. Wer hier herumlaufen will, muss eines aufgeben.
Es tat Ronya wirklich leid, dass sie während der gesamten Zugfahrt absolut keine Hilfe und auch keine richtige Gesprächspartnerin war, doch immerhin schien Jae sich ganz gut selbst beschäftigen zu können. Zumindest konnte die Eismagierin in ihrem halben Delirium ausmachen, dass ihre Kollegin sich nicht daran störte und gut allein klar kam. Na immerhin eine gute Sache. Und sobald sie aus dem Zug ausstiegen, wurde Artemis auch wieder deutlich lebendiger. “Es…es geht wieder.” meinte sie mit einem leicht gezwungenen Lächeln. Wer auch immer sich Züge ausgedacht hatte, sollte manchmal wirklich verflucht werden. Den restlichen Weg konnten die Beiden glücklicherweise zu Fuß zurücklegen und standen somit auch schon vor den Toren des großen Anwesens. Eine seltsame Szenerie bot sich ihnen dort an, denn zuerst konnte man niemanden sehen, als wäre es hier total leergefegt. Etwas stutzig wurde Ronya dadurch schon, auch der Eingang war einfach offen, sodass jeder auf das Gelände hätte hineinspazieren können. Nur nach ein paar Rufen ihrerseits ließen sich zwei Leute blicken, die ihnen auch schnell erklären, was abging. Die Augen der Alysida weiteten sich, als ihnen erzählt wurde, dass die Tochter des Hauses bereits entführt wurde. Also waren sie zu spät? “So ein Mist…” murmelte sie vor sich her und folgte den beiden Personen zusammen mit Jae. Im Inneren des Anwesens sah man eine sehr prunkvolle Eingangshalle, in dessen Mitte eine Treppe links und rechts weggehend den Weg zum ersten Stock ebnete. Daran vorbei führte man die Magierinnen in einen großen Saal, der mit Tischen geschmückt war und an dessen Fensterseite eine kleine Bühne mit allerlei Musikinstrumenten stand. Das Gesamtbild störte jedoch die Tatsache, dass die große Glasfront hinter der Bühne zerbrochen war. Gewaltsam eingeschlagen, überall neben den Musikinstrumenten lagen unzählige Glasscherben.
“Setzen Sie sich.” bot der Herr den Beiden an, seine Stimme etwas angespannt und niedergeschlagen zugleich. Ein Angebot, welches Ronya sofort annahm. “Unsere allerliebste Josephine, sie…sie wollte hier im Saal für das anstehende Geburtstags-Bankett ihrer Großcousine ein Stück auf dem Klavier üben. Ich hatte sie angewiesen, zu warten, bis die angeheuerten Magier auftauchen, doch sie wollte partout nicht hören. Diese Leute müssen gewartet haben, bis sie alleine war, und dann..dann…” der Mann wollte vor den Gästen seine Würde nicht verlieren und hielt sich kurzerhand eine Hand vors Gesicht, sodass man die einzelne Träne nicht sehen konnte, die ihm fast herunterlief. Seine Frau allerdings, schien sich nicht so sehr beherrschen zu können und erneut zerlief der Rest ihres Makeups, während die Tränen flossen. “Oh, unsere arme Tochter. Sie muss Todesangst haben…i-ich bitte Sie.” die verheulten Augen sahen zu Ronya und Jae. “Sie müssen sie wiederholen. Wir zahlen auch das Doppelte, wenn sie unversehrt wiederkommt.” Nicht, dass bei Ronya das Geld wirklich im Vordergrund war, sie stand auf und legte der Dame des Hauses eine Hand auf die Schulter. “Das steht außer Frage.” meinte sie mit einem sanften Lächeln. “Wir sind hierhergekommen, um sie zu beschützen, und das tun wir natürlich auch.” Ihr Blick wandte sich dann an ihre Kollegin. “Oder?”
“Aber wo sollen wir anfangen…?” murmelte die Devilslayerin, woraufhin sich erneut der Herr zu Wort meldete. “Einer unserer Gärtner soll gesehen haben, wie diese Bande sich Richtung südwesten aufgemacht hat. D-” er stoppte seinen Satz und schaute etwas nachdenklich zu Boden. “Ja?” hakte Artemis neugierig nach. “Nun, in dieser Richtung befindet sich ein Wald.” Das klang ja erstmal nicht problematisch. “Man nennt ihn den Wald der Sinne. Gerüchten zufolge soll er verflucht sein.” …na toll, ein verfluchter Wald. Ronya würde es zwar nie vor den Beiden aussprechen, aber hätten die Entführer sich keinen besseren Ort aussuchen können? “Wenn sie unsere arme Josephine an so einen Ort gebracht haben, wer weiß, was ihr passieren könnte?” leicht verzweifelt sah er die beiden Magierinnen an. “Bitte, retten Sie unsere Tochter.”
# 04 Klar, die beiden Magierinnen konnten sich aufgrund Ronyas Totalausfall auf der Zugfahrt nicht miteinander unterhalten, das war schade. Allerdings sah Jae eher das Positive. So musste sie ihre Kollegin nicht betüdeln und auch nicht ihr Mageninneres aufwischen, denn dieses hatte sie bei sich behalten, dort wo es hingehörte. Zum Kotzen war aber nicht nur die Zugfahrt, sondern auch die Nachricht, die die Beiden ereilte, kaum waren sie an das Grundstück ihrer Auftraggeber herangetreten. Das Kind des Hauses war bereits entführt worden, es war weg. So eine Scheiße! Empfand auch Ronya so, auch wenn sie es etwas gemäßigter ausdrückte. Als die Magierinnen ins Innere des Anwesens geführt wurden, offenbarte sich ihnen dort ein prunkvoller Anblick. Ein Anblick, auf den Jae sich viel lieber konzentriert hätte, wäre das Mädchen nicht abhandengekommen. So hatte die Yihwa keinen Nerv dafür, die Architektur oder Inneneinrichtung dieser reichen Leute zu begutachten und sich daraus coole, neue Lyrics zu ziehen. Als die Gruppe einen größeren Saal betrat, wehte der Untoten eine frische Brise um die Nase. Das lag nicht daran, dass jemand die Fenster zum Lüften aufgemacht hatte. Nicht auf herkömmlichem Wege und nicht mit dieser Absicht. Eine Glasfront des Saals wurde zerstört. Auf den ersten Blick vermutete Jae, dass die Entführer so eingedrungen waren. Das musste eine Szene gewesen sein, die dem Ausschnitt aus einem Actionfilm glich. Ob sie sich agentenmäßig vom Dach abgeseilt hatten? Das sollte Jae lieber nicht fragen, wäre zu anstandslos gewesen! Der Hausherr bot den Gästen an sich zu setzen, ehe er auch schon damit begann den Tathergang zu beschreiben. Auch Jae nahm das Angebot ein. Den Blick fest auf die mit Glasscherben übersäte Bühne gerichtet, ließ sie sich auf dem übertrieben gepolsterten, edel verschnörkelten Stuhl nieder. Es war schwer zu übersehen, wie der Mann mit seinen Tränen kämpfte. Anders als er hatte seine Frau diesen Kampf schon längst verloren. Inständig flehte sie die Magierinnen an ihre Tochter zu retten. Ronya versicherte, dass sie natürlich versuchen würden das Mädchen wieder nach Hause zu bringen. "Machen Sie sich keinen Kopf um die Bezahlung. Selbstverständlich suchen wir sie.", fügte Jae den Worten ihrer Kollegin an. Welche Gildenmagier würden unverrichteter Dinge abdrehen und heimkehren? Die Frage, die Ronya dann stellte, war selbstredend eine berechtigte. Wo sollten sie anfangen? Eigentlich hätten sie ja nur an der Seite des Mädchens bleiben müssen, das gestaltete sich nun aber sehr schwierig. Der Herr erklärte, dass es einen Augenzeugen gab, einen Gärtner. Er sah wohl, wie die Gruppe gen Südwesten floh. "Eine Bande…", murmelte Jae halblaut. Es handelte sich also gleich um ganz viele Personen, nicht um einzelne Entführer. Nachdem Ronya dem Mann die Fortführung seiner Aussage entlockte, erklärte dieser, dass in der Richtung der „Wald der Sinne“ läge, ein scheinbar verfluchter Wald. "Ja, wir geben unser Bestes!", entgegnete Jae auf die wiederholte Bite des Mannes, doch sie wollte auf etwas anderes hinaus. "Was soll denn auf dem Wald für ein Fluch liegen?" Fragend wanderte der Blick der Magierin zu ihrer Gefährtin. Oder wusste sie etwa mehr? “Ach der Wald… Er soll demjenigen, der ihn betritt die Sinne vernebeln. Dort ist es gefährlich!, druckste der Herr herum, wohingegen seine Frau in Schluchzen ausbrach. Ihre Tochter in Gefahr, das machte sie fix und fertig. Jae nickte registrierend. Die Sinne vernebeln, was auch immer das bedeuten sollte. Jedenfalls erhob sie sich sogleich. "Also gut, wir sollten keine Zeit verlieren.", erklärte sie. Erneut richtete sich ihr Blick auf Ronya. Sie führte diesen Auftrag an, doch die Entscheidung der Yihwa war sicherlich in ihrem Sinne. Auf ging es zum „Wald der Sinne“! Umwege wollte Jae dabei nicht nehmen. "Sie können auf uns zählen!", sprach sie nämlich über die Schulter, als sie kurzerhand auf die Bühne kletterte, um den Weg einzuschlagen, den auch die Entführer nahmen. Durch die zerbrochenen Scheiben, durch den Garten, in Richtung der Wälder!
Jae schien ebenfalls dafür bereit zu sein, diese Bande aufzuspüren und die Tochter der Familie zu retten. Immerhin war ihr ursprünglicher Auftrag ja, sie zu beschützen und theoretisch waren die Beiden dazu nicht einmal gekommen. Es beunruhigte Ronya etwas, dass sie offenbar in einen “verfluchten” Wald geflohen waren, doch aufhalten würde es die Alysida nicht. Die Sinne vernebeln.. was das wohl bedeutete? Naja, was auch immer es war, sie würden es vermutlich herausfinden, sobald die Beiden das Dickicht betraten. Außerdem blieb ihnen nicht viel Zeit. Wer weiß, wo diese Leute Josephine hinbringen wollten? Vielleicht war der Wald nur ihr erstes Ziel und sie mussten an einen anderen Ort. In dem Fall würde es den Magierinnen deutlich schwerer fallen, ihrer Spur zu folgen, wenn sie keine Anhaltspunkte hatten. Ihre Partnerin sah es offenbar genauso, denn schnurstracks nahm sie den gleichen Weg, wie die Entführer und sprang durch die zerbrochene Scheibe hinaus in den Garten. Ronya konnte nicht anders, als ein wenig zu schmunzeln. Ihre Laune war heute schon die ganze Zeit nicht so gut gewesen, doch irgendwie zauberte ihr Jaes coole Art und die forsche Vorgehensweise ein Lächeln ins Gesicht. Vielleicht würde es ja heute doch kein so schlechter Tag werden.
“Wir werden ihre Tochter unbeschadet zurückbringen.” versicherte Artemis den beiden Auftraggebern noch einmal und folgte dann ihrer Kollegin. “Keine Müdigkeit vortäuschen.” meinte sie leicht neckend der Grünhaarigen gegenüber und gemeinsam bewegten sie sich in einem guten Tempo in die Richtung, in die ihre Ziele geflohen seien sollten. Es dauerte tatsächlich ungefähr 30 Minuten, bis man die ersten Bäume des Waldes klar erkennen konnte, doch damit war das Ziel in Sicht. “Wir sind gleich da. Was auch immer dort ist, halte dich bereit.” gab sie Jae als Hinweis mit. Was auch immer dieser Fluch war, sie wussten es nicht. Und ob er überhaupt existierte, wussten sie auch nicht. Doch Vorsicht war besser als Nachsicht. Außerdem war die Chance nicht so gering, dass die Verbrecher eventuell eine Nachhut aufgestellt hatten, um etwaige Verfolger abzuwimmeln. Nach einem weiteren, kleinen Sprint, standen die beiden nun vor den ersten Bäumen. Von außen sah es ehrlich gesagt wie ein völlig normaler Wald aus. Die Vögel zwitscherten, das raschelnde Laub wurde vom Wind immer wieder durch die Gegend geweht und man würde nicht denken, dass hier irgendwas vor sich ging. “Meinst du, es ist wahr, was der Herr uns erzählt hat?” irgendwie schien es nicht so, doch diese Situation sollte sich schlagartig ändern. Als die beiden Magierinnen ein paar Schritte in den Wald hineinsetzten, überkam die Devilslayerin plötzlich ein komisches Gefühl. Ihr wurde schwummrig und für einen Moment erschien es ihr so, als würde sich der Wald drehen. Die Welt verschwamm und Ronya sah komische Lichter aufflackern, die so schnell wieder verschwanden, wie sie kamen. Langsam klarte sich ihre Sicht wieder. “Was…war das? Jaeee?” Worte, die sie aussprach, doch zu ihrer Überraschung, kein Ton kam heraus. Zumindest…schien es so. Ein stilles, und doch gleichzeitig schrilles Surren ging durch ihren Kopf. Ein Geräusch, welches fürs Erste das einzige sein sollte, was die Alysida hören sollte. Der Fluch schien real und hatte ihr etwas genommen, was für eine Devilslayerin fast noch wichtiger war als ihr Sehvermögen - Die Fähigkeit, zu hören.
# 05 Ohne sich unter vier Augen abzusprechen, waren die beiden Magierinnen sich einig. Sie würden die Erweiterung des Auftrages annehmen und die Tochter des Paares wiederbringen, beziehungsweise versuchen dies zu bewerkstelligen. Vermutlich wäre eine der Beiden auch verwundert gewesen, wenn die andere abgesagt hätte. Immerhin waren sie Gildenmagierinnen, Magierinnen Crimson Sphynx. Es war eine Grundlage des Gildenmagier-Daseins, anderen Leuten zu helfen. Auch wenn Jae diese Mission nicht leitete, wagte sie den Vorstoß und machte sich auf den Weg. Ihre Kameradin gab noch eine letzte Aussage in Richtung der Eltern ab, ehe sie zu ihr aufschloss. Das tat sie nicht kommentarlos, so trieb sie die Untote scherzhaft etwas an, was diese Ronya mit einem schelmischen Grinsen quittierte. Die Zwei waren nun also unterwegs, sie hatten die Verfolgung der Entführer aufgenommen und sich auf ihre Fährten begeben.
"So wie… Erwarte das Unerwartete, hm?", entgegnete Jae der Anweisung ihrer Gefährtin, während die Beiden sich dem sagenumwobenen Wald langsam aber sicher näherten. Die Magierin wusste nicht wie es Ronya erging, doch ihre Gedanken kreisten den gesamten Weg nur um das Eine, um den Wald und den vermeintlichen Fluch, der „die Sinne verneble“. Was könnte damit nur gemeint sein und war da etwas dran? Diese Frage stellte Ronya ihr schließlich auch. "Ich hab da so ein mulmiges Gefühl…", gestand sie ihr. "Aber wenn da etwas dran ist, was machen die Entführer dann da? Müsste sie so etwas nicht auch betreffen? Begeben sie sich damit nicht selbst in Gefahr? Zu welchem Zweck?" Ja, Fragen über Fragen. Fragen, die ihnen niemand beantworten konnte, nicht zu diesem Zeitpunkt. Was es mit dem Wald auf sich hatte würden sie aber schonmal bald erfahren, sie waren ja schließlich fast da. Die Zwei zogen das Tempo noch einmal an und bald da rauf setzten sie ihre ersten Schritte in den verwunschenen Wald. "Hm…", summte Jae nachdenklich. Soweit wirkte es wie ein stinknormaler- Sie konnte ihre Gedanken nicht ganz zu Ende bringen, da traf es sie wie ein Blitz. Tatsächlich fühlte es sich für sie genau so an. Nicht, dass sie schon Erfahrungen damit gemacht hatte, von einem Blitz getroffen zu werden. Für einen kurzen Augenblick spürte sie einen magischen Druck, dann verkrampfte ihr gesamter Körper. Er vibrierte für den Bruchteil einer Sekunde, ein Ruck fuhr durch sie. Jae bekam gar nicht mehr mit, wie ihr Gesicht im Dreck landete. Zuvor bereits war ihr schwarz vor Augen geworden. Es war nur ein kurzer Augenblick, den die Magierin bewusstlos war. Der entsetzte Ausruf ihrer Kameradin riss sie sofort wieder ins Hier und Jetzt. "Ronya…", stammelte die Grünhaarige. Sie hörte das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Bäume im Wind. Die Yihwa stützte ihre Hände auf den Boden, ähnlich wie bei Liegestützen. Sie raffte sich auf, bis hoch auf die Knie, doch dann stutzte sie. "Ronya, ich…" Warum war ihr noch immer schwarz vor Augen? Mehrfach blinzelte die Magierin, dachte sie doch erst, sie habe ihre Augen noch nicht geöffnet. "Scheiße… Ich… Ich sehe nicht mehr!", stieß sie zunehmend aufgeregt aus. "Ronya?!" Sie war doch noch da, oder? Warum sagte sie denn nichts? Und wo war sie überhaupt? Irritiert und hastig schaute sich Jae um. Na, sofern man es noch Umschauen nennen konnte. Ihr Kopf fuhr ruckartig und ziellos herum, erst links, dann rechts. "RONYA?!", rief die Untote dann so laut sie konnte. Dann begab sie sich aus den Knien auf die Füße. Na super, wie kam sie denn nun blind durch den Wald?
Ronya wusste nicht so genau, was sie von diesem Wald erwarten sollte. Beim betreten schien alles wie normal und die Geschichten über einen Fluch klangen auf den ersten Blick auch eher wie ein paar Geistergeschichten, die sich jemand ausgedacht hat, um Kinder davor zu bewahren, tiefer in so ein Dickicht zu treten, um sich nicht zu verirren. Doch sie konnte auch Jaes mulmiges Gefühl verstehen. “Hmmm…ich weiß es nicht. Wenn es hier wirklich gefährlich ist, haben sie vielleicht gehofft, dass ihnen niemand nachkommt.” Das wäre zumindest die erste Idee, die ihr in den Sinn kam. Aber selbst wenn, würde es wirklich so ein Risiko rechtfertigen? Viel Zeit, über die Beweggründe der Entführer nachzudenken, hatten sie nicht, denn beim Betreten des Waldes passierten komische Dinge. Die Welt drehte sich einen Moment lang und ehe die Magierin sich versah, verlor sie jegliches Hörvermögen. Ein Zustand, der bis dato undenkbar für sie war. Erschrocken stand sie nun da, nicht mehr als ein leises surren war zu hören. Ansonsten völlige Stille. Ungläubig, dass das gerade wirklich passierte, klatschte Artemis einmal in die Hand. Nichts. Dann ein zweites Mal. Wieder nichts. Weder das Vogelzwitschern noch das Rascheln waren zu hören. Sie..sie hatte wirklich die Fähigkeit verloren, zu hören. War dieser Fluch also real? Es zu bestreiten, wäre zu diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr möglich gewesen, was zwar erneut die Frage aufwarf, wieso man jemanden ausgerechnet hierhin bringen würde, doch das war erstmal zweitrangig.
Panisch schaute die Grünhaarige sich um und erblickte kurzerhand Jae. Puh, ein Glück wurden die beiden wohl nicht getrennt. Schnell sprintete sie zu ihrer Kollegin und fasste ihr an beide Schultern. “JAEEEE” schrie die Eismagierin dem Mädchen entgegen. Ihres Hörvermögens beraubt, wusste Ronya ehrlich gesagt nicht, dass sie laut schrie. Gefühlt redete sie eigentlich ganz normal. “ICH KANN NICHTS HÖREN. ALLES OKAY?!”, fragte sie, doch im nächsten Moment blickte die Alysida in die sonst lilafarbenen Augen ihrer Kollegin und erkannte dort nur eine milchig-weiße Farbpalette. “VERDAMMT, WAS…KANNST DU AUFSTEHEN?” erkundigte Artemis sich, in einer eindeutig für sie normalen Lautstärke, bei der Grünhaarigen. Nichts zu hören war wirklich eine Qual, insbesondere für eine Person wie Ronya, die sich sehr stark auf diesen Sinn verließ. Das Gehör eines Devilslayers, welches das einer normalen Person bei weitem überstieg, so ruckartig zu verlieren, verunsicherte sie immens. Was sollten die Beiden jetzt tun? Sie mussten die Entführer verfolgen, aber war sowas in dem Zustand überhaupt möglich? Andererseits durften sie ihren Auftrag nicht vergessen, immerhin hatte das Mädchen vermutlich immense Angst.
# 06 Dieser Wald war also tatsächlich verflucht. Beziehungsweise er hatte eine gewisse Wirkung auf jene, die ihn betraten. Letzteres mussten die beiden Sphynxen mehr oder minder schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren. Ob es sich dabei wirklich um einen Fluch handelte, wussten sie zwar nicht, doch das spielte ja auch keine Rolle. Viel wichtiger war, dass sie ihrer Sinne beraubt waren. Jae konnte nichts mehr sehen. Vor ihren Augen war nichts als Finsternis, pure Schwärze. Das teilte die Grünhaarige ihrer Gefährtin dann natürlich auch mit, sobald sie es selbst so richtig begriffen hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie aber nicht, dass Ronya sie gar nicht hören konnte. Tatsächlich machte die Untote sich gar keine Gedanken darum, ob sie ebenfalls betroffen war oder welchen ihrer Sinne es wohl getroffen haben könnte. Erst als die Eismagierin ihr entgegenbrüllte, dass sie nichts mehr hören konnte, realisierte Jae, dass es nicht nur sie selbst betraf. Das Schreien der Gehörlosen erzeugte in den Ohren der Yihwa ein durch Überreizung erzeugtes Klingeln, welches sich hoffentlich im Laufe der Quest nicht noch zu einem richtigen Tinnitus entwickelte. Schmerzverzerrt kniff sie die Augen zu, was an ihrer Sicht ja nichts änderte. "Scheiße, ja!", antwortete sie der Frage ihrer Kameradin, auch wenn diese die Antwort nicht hören konnte. Doch die Tatsache, dass sie dann auch aufstand, sollte wohl Antwort genug sein. Im Dunkeln tappend, wandte sich die Magierin um. Sie tastete um sich, fühlte die Anwesenheit ihrer Gefährtin und legte ihr die Hände auf die Arme. Sie blickte dorthin, wo sie das Gesicht Ronyas vermutete. Mit totem Blick war es ihr nicht möglich Blickkontakt aufzunehmen. "Ich… kann… nichts… seeeheen!", sprach Jae laut und deutlich, was eigentlich vollkommener Schwachsinn war. Wenn Ronya taub war, half es ja auch nichts deutlicher zu sprechen. Aber vielleicht konnte sie ja an ihren Lippenbewegungen erahnen was sie sagen wollte? Jedenfalls tippte sie sich mit einer Hand zu ihren Worten erst auf die Brust, dann deutete sie mit gespreizten Zeige- und Ringfinger auf die Augen, um schließlich mit dem Zeigefinger verneinend vor sich her zu winken. Ich – Sehen oder Augen – Nicht, beziehungsweise Nein. Das sollte doch unmissverständlich sein, oder etwa nicht? Hoffentlich war es so! Denn Jae wollte noch eine Stufe weitergehen. Sie mussten sich ja schließlich irgendwie durch den Wald kämpfen, ganz zu schweigen durch die Gruppe an Entführern, die sie verfolgen wollten. "Sag… mir… was… du… siehst!" In ähnlich peinlicher Manier wollte sie Ronya nun dazu animieren, sie auf dem Laufenden zu halten, was vor ihnen so geschah. Dazu deutete sie erst auf Ronya, dann mit der gespreizten Fingerhaltung auf ihre Augen… zumindest ganz grob in die Nähe jener – Vielleicht war es auch eher die Mundpartie – dann führte sie ihre beiden Finger schweifend umher, ehe sie mit der Hand einen Mund imitierte und dann wiederum auf sich selbst deutete. Ronya, sehen, reden, Jae. Sie sollte ihr sagen was sie sah. Die Yihwa wurde noch zu einem richtigen Profi in Activity! "Geh vor!" Zu guter Letzt tastete sich die Magierin zur Schulter ihrer Kollegin vor. Sie nutzte diese als Orientierung, damit sie um sie herumlaufen und sich hinter ihr platzieren konnte. Dann griff sie auch nach der anderen Schulter. Ganz Im Sinne einer Polonaise sollte Ronya bitte vorgehen, war ja wohl klar! Was für ein Theater!
Wenn Ronya jetzt etwas hören könnte, würde sie sicher verstehen, was Jae ihr sagen wollte. Lippenlesen war nicht unbedingt ihre Stärke, auch wenn einzelne Silben auszumachen waren. Zum Glück checkte ihre Kollegin aber auch die leichte Hilflosigkeit der Eismagierin und versuchte ihre Worte in Gesten umzuwandeln. Ein Versuch, der deutlich mehr Früchte zu tragen schien. Bei den toten, sehr milchigen Augen war die Vermutung wohl nahe, dass es ihre Augen erwischt hatte. Die eine konnte also nichts hören und die Andere nichts sehen? Na tolle Sache auch. Immerhin wussten sie jetzt, dass das, was es auch immer mit diesem Wald auf sich hatte, real war. “ICH VERSTEHE”, Jae dürfte ja noch intakte Ohren haben, weswegen Ronya ihr auf diesem Weg wohl weiterhelfen musste. Mit einer weiteren grandiosen Pantomimen-Aktion machte sie ihr dann auch klar, dass sie sich umschauen und sagen sollte, was die Grünhaarige genau sah. Ja, eine gute Idee.
“ÄHHHHH, MOMENT”, sie hielt weiterhin an ihrer Kollegin fest, damit diese weiterhin wusste, wo sie sich befand, doch ihr Blick schweifte nun von einem Baum zum Anderen. Wald…noch mehr Wald…eine Menge Wald. Nichts außergewöhnliches, zumindest nicht auf den ersten Blick. Allerdings…”ICH SEH DEN WALDEINGANG NICHT MEHR.” fiel ihr schlussendlich auf. Die lichten Bäume, durch die sie in dieses Dickicht getreten waren und die Wiesen, die davor lagen, waren nicht mehr zu sehen. Stattdessen sah es so aus, als würden hinter den ganzen Bäumen nur noch mehr Holz warten. Aber so weit waren die beiden Magierinnen doch noch gar nicht reingegangen. Mit stutzigem Blick schaute Artemis zurück zu ihrer Kollegin und half ihr dabei, sich mithilfe ihres Körpers zu orientieren. Dann lag es wohl an ihr, die Maskenträgerin zu führen. “TIPP MICH AN, WENN DU ETWAS HÖRST, OKAY?”, alles, was die Alysida im Moment mitbekommen würde, waren Dinge in ihrem direkten oder periphären Sichtfeld. Sich regelmäßig umzuschauen war natürlich auch nicht zu verachten, doch nun würde es an Jae liegen, ihre Ohren zu spielen. In dieser Konstellation tasteten die beiden sich mehr oder weniger durch den Wald. Es war ein ungewohntes Gefühl, das Geräusch ihrer Schritte nicht mehr zu hören und nur noch zu spüren, wie der Wind um ihr Gesicht wehte. Die Magierin hatte bisher so einige, gefährlichere Situationen überwunden und mehr als nur einmal hatte sie an ihr selbst und ihren Fähigkeiten gezweifelt. Doch das hier erwies sich auf eine andere Art als unheimlich und besorgniserregend. “ICH HOFFE, WIR FINDEN JOSEPHINE SCHNELL. WER AUCH IMMER DIESE LEUTE SIND, HABEN VERMUTLICH DASSELBE PROBLEM!” Immerhin eine gute Sache, richtig? Das Bewegungstempo dieser Entführer hatte sich hoffentlich auch etwas verlangsamt. Vielleicht… “JAE, HAST DU ETWAS DAGEGEN, WENN ICH DICH HUCKEPACK NEHME? DANN KÖNNTEN WIR VIELLEICHT ETWAS MEHR TEMPO AUFBAUEN!” Ronya konnte dann zwar nicht in Höchstgeschwindigkeit laufen, doch schneller wären sie definitiv unterwegs.
# 07 Auch wenn Ronya nichts hören konnte, so reichte das grandiose Pantomimentalent der Grünhaarigen dazu aus, ihr ihre Gedanken nahezubringen. Zumindest sagte, beziehungsweise brüllte die Magierin, dass sie verstanden hatte was Jae von ihr wollte. Dass jene das toll fand, symbolisierte sie mit einem herausgestreckten Daumen. Super, dann konnte es ja weitergehen. Aber Jae hatte dabei ein verdammt mulmiges Gefühl. Nie zuvor war sie gezwungen sich auf ihre restlichen Sinne zu verlassen. Nie zuvor musste sie einen von ihnen missen. Grade der Sehsinn war doch so wichtig, um sich in einer fremden Umgebung wie jener zurechtzufinden… Glücklicherweise konnte Ronya dies teilweise für sie übernehmen. Kaum waren die Zwei dann losgezogen, hielten sie auch schon wieder an. Ronya ereilte eine Erkenntnis, die sie ihrer Gefährtin unbedingt mitteilen wollte. Sie konnte den Eingang zum Wald nicht mehr sehen. "Och nee… So eine Scheiße!", fluchte die Yihwa sofort. Glücklicherweise half ihre Magie dabei sich zu orientieren. Durch ihren Spacial Sense spürte Jae in welcher Richtung die Villa lag, von der aus sie losgezogen waren und wie weit sie etwa entfernt war. Doch wie sie ihrer Kollegin das nun per Pantomime klarmachen sollte, das wusste sie wirklich nicht. Diese Information war wohl zu komplex dafür. Im Zweifelsfall musste sie wohl hoffen, dass Ronya ihr vertraute, wenn es brenzlich werden sollte. Als ihre Kameradin sie darum bat sie anzutippen, wenn sie etwas hörte, streckte Jae ihr erneut den Daumen heraus. Dafür schob sie ihre Hand extra weit über Ronyas Schulter nach vorne, um sicherzugehen, dass sie das auch wirklich sah. Dann endlich setzten sie sich wirklich in Bewegung. Jae hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Jeder Schritt den sie tat, war ein Schritt ins Ungewisse. Sie trat jedes Mal wieder ins unbekannte Schwarz. Nur die Tatsache, dass sie am Ende ihrer Arme die Schultern Ronyas spürte, gab ihr die Gewissheit nicht blind in eine Schlucht zu laufen. Ronya sprach davon, dass die Entführer ja hoffentlich auch mit diesen Problemen zu kämpfen hatten. "Hoffentlich…", wiederholte Jae, wissend, dass sie nicht gehört werden würde. Das war wirklich zu hoffen. Was für ein enormer Nachteil wäre das sonst für sie? Dann wären sie ja vollkommen aufgeschmissen. Selbst wenn unter den Entführern keine Magier waren, hätten sie sicher Probleme sich gegen sie durchzusetzen und das Mädchen zu retten. Dann kam Ronya eine Idee, die sie vermutlich wirklich weiterbringen würde. Sie fragte nach der Erlaubnis ihre Kollegin huckepack nehmen zu dürfen. Das wäre wohl für beide einfacher, als in einer klitzekleinen Polonaise durch den Wald zu schleichen. "Oh, super! Wenn das okay für dich ist?" Jae gab das Reden wohl nicht auf, selbst wenn sie damit wortwörtlich auf taube Ohren stieß. Als die Zwei stehengeblieben waren, klopfte Jae zweimal mit ihren Händen auf die Schultern ihrer Gefährtin. Damit wollte sie ihre Bereitschaft ausdrücken, auf ihren Rücken zu springen. Jae übte mit ihren Händen etwas Druck aus und wartete auf ein Zeichen Ronyas, um dann mit einem Satz auf sie herauf zu springen. Jae hoffte nur, dass ihr Gewicht ihr auf Dauer nicht allzu viel ausmachen würde…
Was die zwei Magierinnen nicht mitbekamen war, dass die Entführer tatsächlich ihre Problemchen hatten. Das Mädchen war ihnen entwischt. Es hatte seinen Tastsinn verloren, konnte sich also noch recht gut orientieren, war aber sehr unbeholfen. In einem passenden Moment hatte es einem der Männer zwischen die Beine getreten und war dann losgelaufen. Aus seinem Mund kamen nur unbeholfene Laute, war ihre Zunge nicht dazu in der Lage richtige Wörter zu formen. Stolpernd und panisch rannte das Mädchen vor den Männern weg, direkt auf die Magierinnen zu.
Okay, Kommunikation schien zumindest halbwegs zu funktionieren. Jae musste einfach mehr mit Zeichen arbeiten und Ronya schaffte es hoffentlich, sie so gut es ging zu interpretieren. So bekamen es die beiden Magierinnen auch hin, zusammen ein Stück zu laufen, wobei die Alysida das Ganze anführen musste. Eine Methode, die zugegeben sehr langsam verlief und mit der die Beiden nur bedingt vorankamen, weswegen Ronya auch schon eine Idee hatte. Wenn sie Jae einfach Huckepack nahm, würde ihre Partnerin nicht mit einem Fuß vor den Anderen stolpern und sich eher aufs Hören konzentrieren können. Ronya hingegen war zwar taub, doch sich in einem Wald zurechtfinden und dabei laufen war für sie fast schon wie Atmen. Nur…was auch immer sich außerhalb ihres Sichtfeldes befand, müsste die Yihwa übernehmen. Als diese dann ihr Einverständnis durch festes drücken gab, nahm die Eismagierin die Beine ihrer Kollegin und hob sie mit einem Ruck auf ihren Rücken. “DU BIST ECHT LEICHT.”, kommentierte sie und kicherte etwas. Ja, mit dem Gewicht war es kein Problem, sich hier in der Gegend zu bewegen, ohne allzu viel Tempo zu verlieren. “ALSO, HALT DICH FEST, JA? UND WENN IRGENDWAS IST, DRÜCK GANZ FEST.” Mit diesen Worten begann Artemis, zu rennen. Sie konnte zwar nicht in Höchstgeschwindigkeit zwischen den Bäumen hin und her sausen, doch die Geschwindigkeit war ansehnlich und etwas, bei der viele Menschen schon ins Staunen kämen.
Die beiden flitzten also wie ein geölter Blitz durch den verfluchten Wald, während sich nicht mehr allzu weit davon eine ungeahnte Situation auftat. Das Mädchen welches sie retten sollten, Josephine, rannte und rannte, so lange ihre Lunge es ertrug, um von ihren Entführern zu fliehen. Sie lief und lief, als neben ihr plötzlich eine Axt im Unterholz einschlug. Erschrocken stolperte sie kurz, doch stoppen durfte sie nicht. Kein zweites Mal wollte die Blondine in die Fänge dieser Leute geraten, um…was auch immer mit ihr angestellt werden sollte. “Hey, da drüben ist sie! Jetzt macht euch nicht in die Hose, nur weil ihr nix fühlen oder sehen könnt!” rief eine kratzige Stimme von weiter hinten und mehrere Schritte waren zu hören. “Bi..tte…jema…nd…”, ihre Lunge brannte schon, doch sie konnte nicht anhalten. Und plötzlich, in ihrem Sichtfeld näherte sich etwas sehr schnell. Das Mädchen konnte nicht genau ausmachen, worum es sich handelte und innerlich schloss sie mit ihrem Schicksal, dass es sich vermutlich um Komplizen der Entführer handelte, ab. Währenddessen, Ronyas Tempo ließ nicht nach und so machten die Magierinnen sehr schnell viele Meter gut. Bis… “JAE, ICH SEH WAS”, verkündete die Grünhaarige, als sie mehrere Silhouetten in der Ferne erkannte. Zwischen den Bäumen huschten Gestalten hin und her, doch genaueres konnte sie noch nicht ausmachen. Die Alysida hoffte inständig, dass es sich hierbei um ihre Zielperson und ihre Entführer handelte.
# 08 Jae war über den Vorschlag ihrer Gefährtin wirklich glücklich. Weil sie nichts sehen konnte und sie sich deswegen auch kaum aufs Sehen konzentrieren konnte, stresste jeder einzelne Schritt die Magierin ungemein. Sie wusste nie wo sie hintrat und musste immer damit rechnen an einem größeren Stein oder Stock hängenzubleiben. So aber, wenn Ronya sie huckepack nahm, konnte sie das Laufen voll und ganz ihr überlassen. Dadurch musste sie nichts weiter machen als zu lauschen und Hinweise zu geben, wenn sie etwas bemerkte. Kaum war die Grünhaarige auf den Rücken ihrer Gefährtin gestiegen, kommentierte diese auch schon ihr Gewicht. "Yo, das nehme ich als Kompliment!", antwortete die Magierin, was sie wohl in erster Linie für sich selbst tat. Der Anweisung, sich gut festzuhalten, kam Jae dann natürlich nach. Sie legte ihren Arm etwas unterhalb Ronyas Halses um ihren Körper und symbolisierte ihr ein weiteres Mal, dass sie alles verstanden hatte und konform damit war, indem sie ihrer Gefährtin wieder ihren ausgestreckten Daumen über die Schulter nach vorne schob. Aus ihrer neuen Position war das sogar viel leichter. Überrascht von dem Tempo, welches Ronya sogleich an den Tag legte, kämpfte die Untote einen kurzen Moment mit dem Gleichgewicht. Ein Kampf, den sie allerdings schnell für sich entschied. "Du gehst ja zur Sache!", kommentierte sie noch, dann konzentrierte sie sich aufs Lauschen. Es dauerte einen Moment, jedoch nicht lange, da vernahm die Magierin tatsächlich merkwürdige Geräusche. Etwas hallte durch den Wald. Schreie. Wimmern? "Yo! Wir laufen auf etwas zu! Gleich geradeaus!", sprach Jae aufgeregt. Doch sie war geistesgegenwärtig genug, an die Taubheit ihrer Kollegin zu denken. So klopfte sie sachte mit der Hand, mit der sie sich an Ronya festhielt auf den Brustkorb ihrer Kameradin. Zudem deutete sie mit der freien Hand über ihre Schulter nach vorne. Irgendwo aus dieser Richtung kamen die Rufe! Kurz darauf brüllte Ronya sie dann auch schon an. Sie könne was sehen. Super! Damit hatten sie die Entführer vermutlich eingeholt! Doch… wie super war das wirklich? Was sollte Jae nun tun? Sie sah ja gar nichts. Wie sollte sie so kämpfen? Ihre Gefährtin war in einer weitaus besseren Position. Jae war darauf angewiesen, dass sie ihr genau mitteilte, was um sie herum geschah. Umgekehrt war ihr Gehör für die Sehende eher zweitrangig. Das Mädchen stolperte weiter durchs Dickicht, als sie schließlich zwei Frauen auf sie zulaufen sah. Eine trug die andere huckepack. Nein, die sahen nicht grade aus wie die Kameraden ihrer Entführer. Diese Erkenntnis brachte Josephine dazu, sofort wild mit ihren Armen zu rudern. “Hier! Hilfe! Ich wurde entführt!“, rief sie den Magierinnen entgegen. Ja, nun war zumindest Jae sich sicher, dass sie ihre Zielperson erreicht hatten. Dass hinter ihr jedoch eine Hand voll Ganoven aus dem Unterholz traten, allesamt mit Äxten, Schwertern und Knüppeln bewaffnet, das hatte sie hingegen nicht bemerkt. Es war soweit, der Showdown war nahe. Jae erwartete Anweisungen, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie konnte die Situation eben schlecht einschätzen.
Ronya ging natürlich zur Sache, immerhin mussten sie ihr Ziel schnellstmöglich finden, bevor dem armen Mädchen etwas geschah. Aber was das anging, hatten sie zum Glück schnell eine Fährte. Wobei…sogar etwas besseres, denn in der Ferne konnte man Silhouetten erkennen. Und auch Jaes Klopfen versicherte der Grünhaarigen, dass es sich vermutlich nicht um Einbildungen handelte. Okay, sie waren also wirklich fast da, was ein Glück. Je näher sie kamen, desto besser wurden die Umrisse und sie verwandelten sich langsam in ordentliche Gestalten. Da auf dem Boden, da saß ein Mädchen, vermutlich Teenager oder etwas älter. War das Josephine? Ja, musste es ja sein. Ein nicht so erfreulicher Anblick waren allerdings die Personen, die sich der Person näherten. Männer und Frauen, bewaffnet mit allerlei Waffen und von denen kamen nicht zu wenig. Es waren also wirklich mehr als nur ein paar vereinzelte Leute, die sich mit einer reichen Tochter aus dem Staub machen wollte. Das war ja ne ganze Gruppe! Aber egal, solange sie das Mädchen sicherstellen konnten, war der Rest für die Magier bestimmt kein Pro- “UAGHH”, schrie Artemis auf, als sie beinahe von einer fliegenden Axt getroffen wurde. So sehr musste sie sich darauf konzentrieren, alles vor ihrer Nase zu sehen, dass sie nicht bemerkte, wie nun auch von den Seiten Leute aus den Büschen kamen. Vermutlich teile der Bande, die sich etwas verlaufen hatten und nun wieder Anschluss an ihre Brüder und Schwestern fanden. Dieser Angriff brachte die Grünhaarige einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht und wäre ihre Körperkontrolle nicht so außergewöhnlich gut, hätte sie sich und Jae vermutlich auf den Erdboden befördert. Aber so endete es nur in einer kleinen Holperei, die für ihre Kameradin auf dem Rücken vermutlich sehr überraschend kam.
Doch endlich erreichten sie nun die Zielperson und gemeinsam standen die beiden Magierinnen nun vor Josephine, die sie panisch und hilfesuchend anschaute. “WIR SIND HIER, UM DICH ZU RETTEN!” schrie Artemis ihr entgegen, während die Leute sich weiterhin näherten. Ronya drehte ihren Kopf schnell umher, denn ihre Gegner hören konnte sie momentan ja nicht. Kämpfen wäre vermutlich möglich, doch nicht mit Jae auf ihrem Rücken. Andererseits konnte sie ihre Kollegin nicht einfach hier blind sitzen lassen. Beide beschützen wäre allerdings auch sehr schwer, dafür waren es zu viele Leute, um ohne ihr Slayergehör jemanden durchschlüpfen zu lassen. “TIMEOUT,” rief sie und um die drei Frauen bildete sich eine große Kuppel aus blütenweißen Eis, welche sie für den Moment erstmal beschützen sollte. “HIER DRIN SIND WIR ERSTMAL SICHER, ABER WIR BRAUCHEN EINEN PLAN. JAE, ICH BRAUCHE DEINE HILFE DABEI”
Ice Devil’s Dome TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: II ART: Schild MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 2 Meter um den Anwender herum SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft hierbei eine Kuppel aus weißem Eis, welche sich direkt um ihn herum bildet. Der Widerstand des Zaubers entspricht der Willenskraft des Anwenders mit einem Maximum von 7. Zauber, die keine Stärke besitzen (z.B. Fesseln, Debuffs oder untypische Schadensarten), werden jedoch nicht abgeblockt.
# 09 Jae hatte also festgestellt, dass sich irgendwo vor ihren Nasen etwas tat. Was genau, das konnte sie leider nicht sagen. Aber da sollten Ronyas Augen ja ihren Teil zu beitragen. Sie hörte nur noch, dass Josephine um Hilfe rief, jedenfalls ging sie davon aus, dass es sich um das gesuchte Mädchen ging. Wie viele Entführungsopfer liefen auch sonst in dieser Gegend herum? "Was siehst du?!", rief Jae aufgeregt, unsicher was nun als nächstes geschehen würde. Leider konnte ihre Kameradin diese Aufforderung ja nicht hören. Als der Grünhaarigen das wieder einfiel, wollte sie grade auf Ronyas Schulter klopfen, da geriet diese plötzlich ins Taumeln. Jae änderte ihren Plan sofort. Sie nutzte auch ihre zweite Hand um sich an ihr festzuhalten. "Wow! Was war das?!", stieß die Untote überrascht aus. Grade so hatte sie sich auf dem Rücken ihrer Gefährtin halten können. Glücklicherweise hatte auch sie einen festen Stand und einen guten Gleichgewichtssinn. Selbst mit dem Zusatzgewicht hatte sie sich nicht lumpen lassen. Während Jae darauf wartete Informationen zu bekommen, nahm sie dreckiges, tiefes Kichern wahr. Da waren Kerle anwesend! Sicher die Entführer! Aber wie viele? Und wo waren sie genau? Wie waren sie bewaffnet? Mit dem Sinn, der Jae genommen wurde, hatte sie wirklich ins Klo gegriffen. Wie sollte sie denn so kämpfen? Das Adrenalin schoss durch die Venen der Zombiedame. Sie kam sich hilflos vor und war einer Gefahr ausgesetzt, die sie nicht einschätzen konnte. Die Brust der Magierin hob und senkte sich schnell. Nun spielte auch ihr Gehör, ihr plötzlich wichtigster Sinn einen Streich. Sie nahm ein Rauschen wahr, welches mit dem Blut zusammenhängen dürfte, welches nun schneller durch ihren Körper gejagt wurde. Ronya erklärte der Entführten noch, dass sie da waren um sie zu retten. Nun, sie brüllte es ihr entgegen. Dann wurde es plötzlich seltsam still. Die Eismagierin hatte einen Zauber gewirkt, der sie räumlich vom Rest des Waldes trennte. Verwirrt und hastig schaute Jae sich um, natürlich ohne etwas zu sehen. Die Sicherheit, die Ronya mit ihrer Eiskuppel anbot, wirkte sich zumindest geringfügig auf Jaes Panik aus. Wie sie ihr helfen sollte, konnte die Magierin aber nicht sagen. Jae schlüpfte aus der Huckepackposition und tastete sich um ihre Gefährtin herum. Energisch packte sie die Sphynx an der Schulter. Sie versuchte ihr ins Gesicht zu schauen, was mehr oder minder gut funktionierte. "Du musst das machen!", sprach sie in die tauben Ohren. Dabei klopfte sie Ronya mit der anderen Hand auf die Brust. "Ich bin nutzlos! Ich kann nichts tun!", sprach sie weiter, wobei die Hand erst auf ihre Brust wanderte, ehe sie damit einmal ablehnend vor sich her wischte. "Josephine!", stieß Jae angespannt aus. Sie ließ von Ronya ab und tastete nach dem Mädchen. "Welcher Sinn fehlt dir? Kannst du sehen?" Die Untote griff nach ihrem Messer, um sich damit zu bewaffnen. “Ja! Ich kann nichts fühlen!“, nuschelte die Entführte. "Ich pass auf dich auf. Du musst mir aber sagen was passiert. So genau wie möglich!" Während Jae das aussprach, begannen die Kerle auch schon auf die Eiskuppel einzuschlagen, um sie zu knacken.
Ronya Kopf war am Rattern. Wäre das hier eine normale Konfrontation gewesen, würde sie sich keine große Sorge machen, dass Jae und sie sich gegen diese Typen behaupten konnten. Von den Fähigkeiten ihrer Kameradin durfte Ronya bisher noch nicht wirklich etwas in einer richtigen Situation sehen, allerdings erschien die Yihwa ihr zumindest wie eine kompetente Person. Sie würde sicher klar kommen und solche Leute schnell dingfest machen. Doch mit sehr wichtigen Sinnen beraubt, sah das alles nochmal ganz anders aus. Vermutlich war Jae in einer noch ungünstigeren Situation als die Alysida selbst, denn nichts zu sehen bedeutete auch, absolut keinen Überblick über sein Umfeld zu haben. Konnte man es nicht umgehen, war man aufgeschmissen. Fürs Erste konnten die drei Frauen aber erstmal durchatmen, als Ronya eine Kuppel aus Eis erschuf, um sich und die anderen beiden von den Angreifern abzuschirmen. Das würde ihnen ein wenig Zeit verschaffen, um einen Plan auszuformulieren, wenn auch sie nicht ewig hier drin sitzen konnten. Ihre Partnerin stieg schließlich von ihrem Rücken herunter, doch trotzalledem legte Ronya ihr weiterhin eine Hand auf die Schulter. Damit wollte sie Jae immerhin die Sicherheit geben, jederzeit zu wissen, wo sie war.
“WAS?”, ihre Kollegin formte Worte, doch daraus war nicht viel Sinn zu erkennen. Erst als auch die Handbewegungen dazu kamen, konnte Artemis einigermaßen verstehen, was man ihr sagen wollte. “ICH-”, gerade wollte sie anfangen, etwas zu sagen, da spürte Ronya einen Knall, eine leichte Vibration. Sie konnte es nicht hören, allerdings vermutete sie, dass da etwas schweres gegen ihre Kuppel gekracht war. Was sie von innen nicht sehen konnte, war die kleine Delle, die nun in das blütenweiße Eis geschossen wurde. Die Aufschlagstelle dampfte noch leicht, als sich von weiter hinten eine weitere Gestalt näherte. Seine Klamotten waren, im Gegensatz zu dem Rest der Truppe, noch sehr ordentlich und adrett, als würde er seinen weißen Anzug gerade zu einem wichtigen Meeting tragen. Mit seinen zurückgegelten, braunen Haare und einer leicht blau getönten Sonnenbrille näherte er sich nun dem Schutz der Magier, während sich erneut in seiner Hand eine Kugel aus Licht formte. “Weg da.” rief er denjenigen, die gerade noch auf die Kuppel einprügelten, zu und hielt seine Hand in deren Richtung. Die Lichtkugel flog los und formte sich binnen einer Sekunde zu einem langen Speer, der auf die selbe Stelle traf und nun nicht nur eine Delle, sondern auch ein paar kleine Risse verursachten. Von innen konnte man diese ebenfalls sehen, was Ronya große Bedenken gab. Sie wusste, ihre Kuppel hielt viel aus. Wenn etwas durch brach, steckte vermutlich eine große Wucht dahinter. “JAE, DAS KÖNNTE GEFÄHRLICH WERDEN. MEIN EIS HÄLT NICHT MEHR LANGE.” Ronya dachte nach, aber ihr wollte kein Weg einfallen, sich sowohl um die Leute da draußen zu kümmern als auch dafür zu sorgen, dass die anderen beiden unversehrt blieben. “ICH WERDE MICH UM DIESE LEUTE SO GUT ES GEHT KÜMMERN, ALSO-” und diesen Satz konnte die Grünhaarige gar nicht zuende bringen, als plötzlich ein gleißendes Licht vor ihren Augen erschien und die angebrochene Stelle der Kuppel durchbrach. Eine Form aus purem Licht, schön und doch so tödlich, flog ganz knapp an ihrem Gesicht vorbei, streifte dabei ihre linke Wange und verpasste der Magierin einen kleinen Schnitt, aus dem langsam Blut austrat. Und das erste, was man durch dieses Loch sehen konnte: Die Gesichter der ganzen Banditen. Langsam löste sich auch der Rest der Kuppel aus, als Artemis voller Schock aufhörte, mana in den Boden zu leiten. Hätte sie nur ihren Hörsinn, hätte sie es vielleicht vorahnen können. Doch jetzt hatten sie die Gruppe kalt erwischt.
# 10 Jae hatte das Gefühl von der Umwelt abgeschirmt zu sein. Sie konnte sich jedoch nicht absolut sicher sein, da sie es einfach nicht sehen konnte. Dementsprechend fühlte sich die Magierin irgendwie sicher, aber war dennoch deutlich verunsichert. Es half ihr tatsächlich, dass ihre Kollegin den Kontakt zu ihr weiterhin suchte, auch wenn sie sich eigenmächtig von ihrem Rücken gelöst hatte. Was die Untote ihrer Kameradin erklären wollte, war weitaus komplizierter als zuvor, wenn die Zwei die Aufgaben des Sehens und Hörens untereinander aufteilten. Grade da sie unter Zeitdruck, in einer gefährlichen Situation steckten, war das natürlich nicht der beste Zeitpunkt um großartig auszuschweifen. Die Antwort Ronyas, die Jae als wichtiges Feedback erwartete, wurde jäh unterbrochen. Ein lauter Knall ertönte. Die Eishülle vibrierte wie eine Glocke am Kirchturm. Irgendjemand… irgendetwas war dagegen gestoßen und zwar mit enormer Kraft. "Scheiße…", hauchte Jae aufgeregt aus. Es folgte ein weiterer Angriff auf die Eiskuppel. Die Grünhaarige sah den Zauber nicht brechen, jedoch hörte sie nach dem nächsten Aufprall vereinzelte Risse, die sich knackend durch das Eis zogen. Da war sie wieder, diese panische Angst. Da Jae nicht sah was um sie herum passierte, war es ihrer Fantasie überlassen, eine Vorstellung passend zu der wahrgenommenen Geräuschkulisse zu erschaffen. Sie fühlte sich als wären sie von großen, kräftigen Ogern umzingelt, die mit gigantischen Keulen auf sie eindreschen wollten. Grade schien Ronya ihrer Kameradin das zu bestätigen, was diese sich von ihr erhoffte, als ein Zischen durch die Luft sauste. Jae wandte sich der Quelle des Geräusches zu, auch wenn sie dadurch auch nicht besser erkannte was da auf sie zukam. Ein Zauber war durch die Kuppel gebrochen, die sich kurz darauf auflöste. Das machte die Untote daran aus, dass sie plötzlich wieder den Wind und das Vogelgezwitscher hörte. Außerdem war die Akustik nicht mehr so… so dumpf. "Du schaffst das!" Jae zeigte der Eismagierin mit der Hand, in der sie ihren Dolch hielt, einen hochgestreckten Daumen. "Mach sie fertig!", rief sie ihr noch entgegen, unsicher ob die Magierin in diesem Moment überhaupt zu ihr schaute und diese Botschaft registrierte. Währenddessen schob Jae das Entführuhngsopfer mit sich zurück, hinein in die tiefe Finsternis. "Josephine? Hilf ihr. Wenn sie etwas nicht kommen sieht, dann ruf es ihr zu, ja? Und wenn sich jemand uns nähert, sag mir von wo und wie nahe er ist. Du musst uns wirklich helfen.", sprach die Untote leise und relativ ruhig zu dem Mädchen, welches sie nun zu beschützen versuchte. So ruhig Jae nach außen auch wirkte, innerlich zerriss es sie vor Anspannung. Das Herz der Magierin schlug so kräftig gegen ihre Brust wie noch nie zuvor. Sie hörte ihren eigenen Herzschlag und das Rauschen des Blutes durch ihr Ohr. J-Ja, ist gut., bestätigte Josephine ihr und auch wenn Jae das nicht wollte, musste sie sich einfach darauf verlassen, dass diese Dame ihre Aufgabe vernünftig bewältigen würde. "Okay…", antwortete Jae. Dann war sie dazu verdammt zu warten. Sie musste warten was passiert und hoffen, dass sie in der Lage war zu reagieren.
So schnell konnte Ronya nicht reagieren, als das Licht plötzlich durch die Kuppel trat und ihre Verteidigung zunichte machte. Diese Leute beherrschten Magie? Damit waren sie deutlich gefährlicher als zuerst angenommen. Eine Fehleinschätzung der Alysida, was ein Mist. Sie dachte nicht, dass es sich um mehr als ein paar gewöhnliche Entführer handelte, doch diese Annahme war jetzt wohl aus dem Fenster. Während sich die eisige Kuppel um die Gruppe auflöste, näherten sich weitere Mitglieder dieser Bande. Umzingelt waren die drei Frauen, während um sie herum viel Gelächter und Getuschel entstand. Sachen, die Artemis zwar nicht hören konnte, doch was auch immer die erzählten, war vermutlich nichts Gutes. Plötzlich bildete sich allerdings eine Schneise in dem Getummel aus Männern und Frauen und ein Mann näherte sich den Dreien. Er sah deutlich gepflegter aus, als der Rest und es schien so, als würde er ein paar von denen irgendwelche Anweisungen geben. War das also deren Anführer? Sobald er fertig war, mit seinen Untergebenen zu reden, lag sein Blick wieder auf seinem Ziel und mit einem sehr gleichgültigen, fast schon emotionslosen Blick näherte er sich diesem. “Was ha-” doch seinen Satz konnte er gar nicht weiterführen, als sich plötzlich Eis um sein linkes Bein schmiegte. Erstaunt schaute er nach unten und versuchte, sich ein paar Mal erfolglos zu befreien. “KEINEN. SCHRITT. WEITER.” schrie die Alysida ihm entgegen und nun konnte man klar die Linie aus blütenweißem Eis erkennen, welche von ihr bis zu dem Typen ging. Erst etwas irritiert, doch schließlich aufgebracht schrien die anderen Leute, die einen unförmigen Kreis um die Gruppe gebildet hatte, Sachen wie “Der zeigen wirs!” und “Das wirst du büßen!”
Doch diese Rufe und der allmählich ansteigende Blutdurst wurde schnell gestillt, als der Kerl mit seinen zurückgegelten Haaren eine einzelne Handbewegung machte und die Meute damit zurückhielt. Ronya Blick schnellte immer wieder zwischen dem vermeintlichen Anführer der Entführer und Jae bzw. Josephine hin und her. Nichts zu hören war eine große Einschränkung, doch sie wollte die beiden nicht alleine lassen. “Wir wollen das Mädchen. Gebt sie freiwillig her und wir lassen euch leben.” Worte, die für die Grünhaarige nur Lippenbewegungen waren, doch sie konnte sich zumindest denken, dass er Josephine wiederhaben wollte. Langsam kamen ihnen der Rest der Truppe immer näher, indem sie den Kreis verkleinerten, doch das würde sie nicht zulassen. Ein paar wichen zurück, denn urplötzlich entstanden zwei große Eisklauen dort, wo Ronyas Arme waren. “WIR BRINGEN SIE NACH HAUSE.” Mit ernstem Ton verkündete sie dies, woraufhin der Typ vor ihr nur seufzte und mit dem Kopf schüttelte. Lichtmagie bildete sich in seiner Hand und mit einem kleinen Lichtstrahl entfernte er schnurstracks das Eis von seinem Bein. “Holt sie euch.” Der Startschuss für die Entführertruppe, die alle nun ihre Waffen zogen und bereit waren, aus allen außer der Adelstochter Kleinholz zu machen.
Ice Devil’s Trap TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: II ART: Fessel MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender lässt auf dem Boden vor sich Eis zu ausbreiten, das sich auf ein Ziel zubewegt. Berührt das Eis die Füße eines Opfers, breitet es sich innerhalb von fünf Sekunden vom Boden bis zu den Knien aus, um die Bewegung des Ziels zu stoppen. Um sich zu befreien, benötigt man eine Stärke von Level 6 oder einen Zauber mit dieser Stärke.
Glacies’ Claws TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Persönlicher Zauber von Ronya Artemis Alysida VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft 6, Manaregeneration 6, Ice Devil’s Strike BESCHREIBUNG: Auf der Basis von "Ice Devil's Strike" und ihren Erinnerungen an den Dämonen, der sie diese Magie lehrte, kanalisiert Ronya ihr Mana und erschafft große Frostklauen im Abbild der Arme von Glacies, dem Eisdämonen. Beide Arme werden dabei vollständig mit blütenweißem Eis überdeckt. Diese Klauen sind scharf genug, um Metall zu durchschneiden und verursachen bei Berührung eine Vereisung sowie starken Gefrierbrand und Kältetaubheit an der betroffenen Stelle.
# 11 Jae schob sich ein wenig vor das Mädchen, während sie sie sanft in eine Richtung drückte, von der sie glaubte, dass es weg von den Angreifern wäre. Da Josephine sich nicht wehrte, lag die Magierin damit wohl auch richtig. Nun sah sie nicht was für einer Gefahr Ronya sich entgegenstellte, doch die zahlreichen verschiedenen Stimmen verliehen ihr zumindest ein ungefähres Gefühl dafür. Ihre Kollegin brüllte ihren Gegnern entgegen, dass sie sich ja nicht bewegen sollten, doch wie gut sie darauf wohl hören würden? Jae lauschte jedenfalls angestrengt. Es war wichtig, dass sie schnellstmöglich hörte, sollte sich jemand der Anweisung widersetzen. Das bedeutete nämlich dann, dass auch sie sich bald Gegnern gegenübergestellt „sehen“ könnte. Als der Wortführer der Entführertruppe schließlich seine Forderung stellte, beziehungsweise ein Angebot machte, lachte Jae auf. “Was ist daran so witzig?“, rief einer der Kerle aus dem Hintergrund und die Grünhaarige war durchaus bereit ihre muntere Laune zu erklären. "Jau! Sie ist taub, hahaha!", lachte die Magierin den Leuten entgegen. Als wollte Ronya dann das Gegenteil beweisen, antwortete sie plötzlich auf das was ihr entgegengebracht wurde und zwar recht zornig und auf jeden Fall voller Überzeugung. So jedenfalls wirkte es auf Jae. Was der Anführer dann sagte, leitete wohl endgültig den Kampf zwischen den beiden Fronten ein. Er wies seine Leute dazu an „sie“ zu holen. Mit dieser „Sie“ war vermutlich das Mädchen gemeint. Oder hatten sich die Ziele dieser Gruppe spontan geändert? Spielte ja auch keine Rolle. Zulassen wollten die Sphinxen das so oder so nicht! Die Anspannung der Untoten stieg wieder an. Das Lachen war ihr nicht im Halse steckengeblieben, jedoch war ihr auch nicht mehr danach zumute. Sie spitzte ihre Ohren so gut es ging. "Sag wenn wer kommt!", wies Jae die Entführte noch einmal an, auch wenn diese die Anweisung in der Zwischenzeit sicher nicht vergessen haben dürfte. Ronya schirmte die Zwei schon recht gut ab. Wer zu ihnen wollte, musste erst einmal an ihr vorbei! Das Problem an der Sache war – Aus der Sicht der Magier – dass es viel zu viele Gegner waren und die Eismagierin sich vermutlich nicht um alle gleichzeitig kümmern konnte. Zumal sie nicht hören konnte, wenn sich jemand ihrer Sicht entzog und um sie herumschlich. Mehr als eine erste, überwindbare Barrikade war sie also im Prinzip auch nicht. “Da! Da links kommt wer!“, rief Josephine plötzlich aufgeregt. Adrenalin schoss durch Jaes Adern. Es lag nun an ihr! "Da?!" Die Untote deutete mit ihrem Wurfmesser grob in die linke Richtung und lag damit wohl zufällig richtig, da das Mädchen es ihr bestätigte. "Okay…", hauchte Jae. Sie versuchte es mit Durchatmen, versuchte ruhiger zu werde, aber das funktionierte nur mäßig. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens, begann sie dann damit wild vor sich hin und her zu schneiden. "Komm ja nicht näher! Bleib wo du bist!", rief sie ernst, noch während des Fuchtelns. Fragwürdig ob das den Angreifer davon abhalten würde sich weiter zu nähern…
Angespannt stand Ronya da, ihre beiden großen Frostklauen waren bereit, Jae und Josephine abzuschirmen und zu beschützen. Sie waren in einer deutlichen Unterzahl und es lag an ihr alleine, dafür zu sorgen, dass die anderen beiden unbeschadet aus der ganzen Situation herauskamen. Die Entführer zogen ihre Waffen und der Kerl direkt vor ihr schien ihnen einen Befehl zu geben, woraufhin sie sich nun der Gruppe näherten. Ihr Blick schnellte umher, sie musste fix sehen, wer von denen gerade am nächsten an Josephine war. Die Alysida zog einen imaginären Kreis, den sie diese Leute nicht überschreiten lassen wollte. Kam jemand zu nahe, würde er vor der Grünhaarigen stehen und ihre Klauen zu spüren bekommen. Es war wie ein Tanz, den sie aufführte. Ein Tanz, den sie nicht aufhören durfte, zu tanzen, denn sonst würde sie es sich nicht verzeihen können, wenn einer der Anderen etwas zu stieß. Diesen Fakt bemerkten auch diese Entführer langsam, als es ihnen trotz ihrer großen Anzahl an Leuten schwer fiel, auch nur in die Nähe ihres Ziels zu kommen. Ein paar von ihnen waren schon zu Boden gegangen, doch es tummelten sich noch genug, die nachkommen konnten.
“Tzz…” der Typ in seinem Anzug stand etwas weiter hinten und beobachtete die Situation. Ihm kostete es seiner Meinung nach schon viel zu viel Zeit. Diese Magierin war wirklich nervig und er würde nicht zulassen, dass ihm jemand seinen Plan vereitelt. In seiner Hand sammelte sich erneut dieselbe Lichtmagie wie auch schon zuvor. Doch im Gegensatz zu seinen vorherigen Angriffen, bündelte er das Mana nun in beiden Händen und formte mit seinen Fingern ein “O”, wie der Lauf einer Kanone. In diesem fügte sich die gesammelte Energie nun zusammen und aus dem Nichts schoss ein großer Strahl aus Licht durch die Gegend, direkt auf Ronya zu. Eine Aktion, die ihr nicht sofort bewusst war, doch der blendende Lichtstrahl, welcher nun in ihrem peripheren Blickfeld erschien, erweckt die Aufmerksamkeit der Alysida. Es gelang ihr, sich noch gerade so wegzuducken, auch wenn es einen Teil ihrer Haare erwischte, der nun abgeschnitten zu Boden fiel. Angespannt starrte Ronya nun in Richtung des anderen Magiers und ihr wurde bewusst, dass er definitiv der gefährlichste Widersacher hier war. Ihn auszuschalten würde bestimmt eine gute Auswirkung auf den Rest der Entführer haben, doch sie konnte sich mit ihm nicht direkt duellieren, ohne Jae und Josephine alleine zu lassen. Sollte sie…? Hm, es blieb wohl keine andere Wahl. Artemis wollte niemals mehr Gewalt zu verwenden, als es nötig war, um Leute auszuschalten. Aber vielleicht…hatte sie die Situation falsch eingeschätzt und sich mehr zurückgehalten, als gedacht. “JAE.” sagte sie ruhig, wenn auch etwas laut, zu ihrer Kameradin. “ICH HOFFE, DU SCHAFFST ES AUCH OHNE DEINEN SEHSINN. ICH VERLASS MICH AUF DICH.” Mit diesen Worten ließ die Alysida ihre großen Eisklauen verschwinden. Eine komische Wahl, immerhin waren sie mehr als nur fähig, solche Leute auszuschalten. Der einzige Nachteil war jedoch…sie musste dafür nahe ran. Und genau das durfte Ronya gerade nicht, wenn sie jeden erwischen wollte, inklusive dem Magier, der mit seiner Magie auf Abstand blieb. Stattdessen zog sie ihren Bogen von ihrem Rücken und hielt diesen nun in beiden Händen. Gleichzeitig kristallisierte sich dort, wo Orion hing, nun das blütenweiße Eis der Devilslayerin und bildete zwei große Flügel, deren Federn genauso schön wie spitz waren. Ein Setup, mit dem sie auch weiter entfernte Gegner gut unter Druck setzen konnte.
Ice Devil’s Wings TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft zwei Flügel aus blütenweißem Eis auf seinem Rücken. Die einzelnen Federn dieser Flügel bestehen aus vielen, kleinen Eisnadeln, welche nach belieben in eine Richtung geschossen werden können. Dabei fliegen sie mit einer Stärke und Geschwindigkeit, die der Willenskraft des Anwenders entspricht, können einen Maximalwert von 6 jedoch nicht überschreiten. Mit diesen Flügeln ist es außerdem nicht möglich, zu fliegen.
# 12 Jae stand unter Spannung. Nein, sie platzte beinahe vor Spannung! Direkt vor ihr war einer der Entführer, doch sie sah nichts weiter als tiefe Schwärze. Planlos, ziellos schlug die Magierin mit ihrem Messer um sich. Treffen sollte sie nichts, jedenfalls bemerkte sie keinen Widerstand. Lediglich das fiese, gehässige Gelächter ihres Gegners ertönte schließlich, was wohl stark darauf hindeutete, dass sie mit ihren Attacken nicht sonderlich erfolgreich war. Dann war es Ronyas Stimme, die in ihr Ohr trat. Sie hoffe, dass Jae es auch ohne ihre Augen schaffe. Das bedeutete wohl, dass sie sich um etwas, oder eher jemand anderen kümmerte und den Schutz der Beiden, also Jaes und den der Entführten nicht länger gewehrleisten konnte. Die Yihwa biss ihre Zähne zusammen. Ihr Gegner hingegen nahm diese Botschaft als ein positives Signal auf. Er wagte sogleich einen Vorstoß und das wortwörtlich. Der Mann stieß die Grünhaarige einfach zu Boden, wovor sie auch der panische Aufschrei des Entführungsopfers nicht mehr bewahrte. „Hast wohl Pech mit deinem Sinn, he?“, spottete der Entführer, der nun damit begann nach Jae zu treten. Die Magierin klammerte sich an ihr Wurfmesser. Sie war bewaffnet, doch wehren konnte sie sich kaum. Es war pure Verzweiflung, die Jae spürte. Solange, bis plötzlich ein Blitz vor ihrem inneren Auge entlang zog. Was war das? War es der Sehsinn der Magierin, der sich spontan zurückmeldete? Nein, das war es nicht. Jae konnte nicht wieder sehen, jedenfalls nicht normal. Ein graues Bild zeichnete sich ihr ab. Es war wie sehen, nur verwaschen und undeutlich, sehr undeutlich. Aber es war immer noch besser als die vollkommene Dunkelheit von zuvor! Überrascht, unsicher woher diese Fähigkeit plötzlich stammte, richtete sich die Magierin wieder auf. Die Unsicherheit und die Angst waren wie weggewischt. Plötzlich war es Neugier, die die Grünhaarige erfüllte. "Was ist das…", murmelte Jae verwundert. Sie ließ ihren Blick schweifen. In der Entfernung waren lange, beziehungsweise hohe Objekte zu sehen. Das waren vermutlich Bäume. Doch da waren auch kleinere Objekte zu sehen. Das konnten Ronya und ihre Gegner sein. Irgendetwas bewegte sich da hinten. Viel wichtiger aber war, dass auch direkt vor ihr sich etwas bewegte. Ihr Gegner. Der Mann, der sie niedergestoßen und angegriffen hatte. "So, mein Freund. Das Blatt hat sich gewendet…", gab sie plötzlich grinsend von sich. Der Kerl war sichtlich irritiert. Gut, um das zu sehen reichte ihre neue, dem Sehsinn ähnliche Fähigkeit bei weitem nicht aus. Aber sie konnte nun erkennen, dass sich etwas vor ihr befand und wo in etwa. Dass es sich dabei um den Angreifer handelte wusste sie ja bereits. Damit war Jae nicht länger machtlos. Sie konnte sich endlich wehren! Dass dem so war, wollte die Magierin auch gerne unter Beweis stellen. Sie streckte ihren Arm aus und deutete auf ihren Gegenüber und zwar mit ihrem Messer. Irritiert machte der Kerl ein paar Schritte zur Seite. Das Messer der Magierin folgte dieser Bewegung und auch als der Mann sich plötzlich duckte und Jae sah wie das Objekt kleiner wurde, senkte sich die Messerspitze der Grünhaarigen mit. „Was zum Teufel ist das jetzt für ein Trick?“, fragte der Kerl entsetzt. Was aber nicht bedeutete, dass er sich nun im Nachteil sah. Sogleich stürzte er sich erneut auf Jae. Er wollte sie wieder schubsen, aber die Magierin sah die Bewegung diesmal auf sich zukommen und wich rechtzeitig aus. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Endlich war sie nicht mehr nutzlos! „Ach komm her jetzt!“ Erneut versuchte der Kerl es, wieder versagte er. Diesmal gab die Magierin ihm sogar einen tritt mit. "Willst du nicht lieber aufgeben? Gegen diese Blinde hast du keine Chance!", scherzte Jae fast schon übermütig. Na hoffentlich wurde ihr das nicht noch zum Verhängnis.
Zauber:
Spacial Perception TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Setzt der Dimensionsmagier sich intensiv mit der Magie und seinem entwickelten Gespür für das Räumliche auseinander, so kann er diese Fähigkeit, die wie ein weiterer Sinn wirkt, aktivieren. Innerhalb der Reichweite spürt der Anwender während des Zaubers einen Unterschied zwischen anwesenden Objekten und Raum, der nur mit Luft oder anderen Gasen gefüllt ist. Ohne hinzusehen spürt er beispielsweise Wände und wie weit sie von ihm entfernt sind. Ohne seinen Sehsinn zu nutzen, hat er also vor seinem inneren Auge so etwas wie eine farblose, undetaillierte Karte seiner direkten Umgebung, also eine Art erweitertes, räumliches Verständnis. Die grob gespürten Objekte sind nur sehr schwer bis gar nicht zu identifizieren, unterscheidet der Anwender hauptsächlich durch ungefähre Größe, Tiefe und Breite. Bewegt sich etwas durch den Radius dieses Sinnes, bemerkt er es. Vor Angriffen schützt es den Magier allerdings nicht, steigert diese Fähigkeit weder seine Geschwindigkeit, noch seine Reaktion.
Ronya blickte sich stetig um. Ihre Augen mussten den Großteil ihres Kampfgeschicks tragen und dafür sorgen, dass sie keinen Gegner übersah. Von rechts kam jemand auf sie zugerannt, doch das hatte sie schon im Blick gehabt. Schnell zog Ronya die Sehne ihres Bogens. Vielleicht anfangs verwirrend, da dort kein Pfeil lag. Doch schnell materialisierte sich ein blau schimmerndes Objekt und passend zur, aus Mana bestehenden, Sehne, flog das Konstrukt bestehend aus ihrer eigenen Magie aus dem Mann zu und traf ihn in der Schulter. Schmerzerfüllt taumelte er zurück und war fürs erste wohl aus dem Bilde. Von der anderen Seite kam ebenfalls jemand, doch die Alysida ließ nur einmal kurz ihre blütenweißen Flügel aufblitzen und dem Kerl flogen mehrere, kleine Eisnadeln entgegen. Dieser Vorgang wiederholte sich noch ein paar Mal, doch plötzlich zischte ein weißliches Licht durch die Luft, welches ein sauberes Loch in die Eiskonstrukte der Devilslayerin sengte. Ronya blickte ernst in die Richtung, aus der es kam. Dieser Magier schien weiterhin wie der gefährlichste zu sein, doch…
Ronyas Blick wanderte umher und landete schließlich auf Jae, die…nicht mehr nur herumsaß. Im Gegenteil, es sah so aus, als wüsste sie ganz genau, was sie dort tat. Hatte sie ihren Sehsinn zurückerlangt? Wie auch immer, es wirkte so, als könnte Jae wieder kämpfen. Gut…gut…dann konnte sie ihren Rücken wohl der Yihwa anvertrauen. Artemis fokussierte sich wieder auf die Leute vor ihr. Doch diesmal würde sie sich weniger um die Handlanger kümmern, sondern direkt um den, der wie der Boss aussah. Erneut schoss sie einen ihrer Pfeile, doch der Kerl schien dem elegant auszuweichen, in seiner Hand formte sich eine kleine Lichtkugel, die er der Grünhaarigen entgegen schoss. Ein Austausch, der sich wiederholte. Und wiederholte. Und wiederholte. Beide wichen den Projektilen ihres Gegners aus und wollten mit ihren eigenen Kontern. Doch keiner konnte einen richtigen Treffer landen. Ein paar der Handlanger versuchten zwischendurch, Ronya aus dem Konzept zu bringen und kalt zu erwischen, doch dieser Versuch wurde nur bestraft. Die meisten hatten sich jedoch mittlerweile darauf eingeschossen, sich um Jae und Josephine zu kümmern. Je länger dieser Schlagabtausch jedoch andauerte, desto eher wurde Ronya es leid. Sie…hatte sowieso heute nicht die beste Laune gehabt und auch ihre Geduld kannte Grenzen. Die Devilslayerin war sich sicher, dass ihre Partnerin mit den Leuten auch klar kam, doch irgendwie kam es ihr gerade so vor, als würden sie nur Zeit verschwenden. Ronya stoppte, die eisigen Flügel, von denen sowieso nicht mehr viel übrig war, lösten sich langsam auf und auch ihren Bogen steckte sie weg. “Huh…beenden wir das.” Sagte sie nur, kaum hörbar und deutlich leiser als alles, was sie in letzter Zeit von sich gegeben hatte. Irgendwie tat es ihr schon leid, was sie jetzt tun würde, doch andererseits…fühlte die Magierin sich gerade nicht sonderlich danach, es länger hinauszuzögern. Die Magierin sammelte in ihrem Mund eine Menge Mana und entfesselte es schließlich in einem brachialen Blizzard, der alles vor ihr mit einer Mischung aus kalter Luft und scharfen Splittern beschädigte. Von dieser Power überrascht, die gerade auf ihn zuflog, versuchte der Kerl im Anzug noch eine große Lichtkugel zu erschaffen und sie dem anderen Zauber entgegen zu werfen, doch daraus wurde nichts. Bevor er dies tun konnte, wurde er von der Luft mitgerissen und gnadenlos gegen den nächsten Baum gefeuert. Auch sein Anzug blieb nicht verschont, denn dieser war nun voller Löcher und Risse, seine Sonnenbrille war zerstört und er selbst schien von dem Aufprall noch mitgenommen zu sein. Ronya ging auf ihn zu, denn er war zumindest nicht bewusstlos. Währenddessen ging diese Aktion nicht am Rest der Untergebenen unbemerkt vorbei und sie schauten sich alle einen Moment lang unsicher an. “Ugh…” angeschlagen saß der Kerl nun da, sein Orientierungssinn war für den Moment sehr eingeschränkt, doch er konnte sehen, wie Ronya sich auf ihn zubewegte. “Du…Bitch…”, er hob seinen wackeligen Arm und erneut bildete sich dort eine Kugel aus Licht. Doch ohne große Mühe wich Ronya diesmal aus. Zeit, die Leute hier dingfest zu machen.
Ice Devil's Rage TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Der Anwender atmet tief ein und konzentriert hierbei gleichzeitig Mana in seinen Lungen. Beim Ausatmen stößt der Anwender einen Elementatem von 5 Metern Durchmesser aus, der selbst über Distanz nicht schwächer wird und maximal eine Minute aufrechterhalten werden kann, ehe der Atem versiebt. Die Stärke und Schnelligkeit des Elementatems entsprechen der Willenskraft des Anwenders bis zu einem Maximum von Level 8, wobei der Elementatem sehr destruktiv ist und eine Schneise der Zerstörung hinterlässt. Dieser Angriff enthält neben enorm kalter Luft, die schnell für Unterkühlung sorgen kann, außerdem noch sehr scharfe Eissplitter, die Schnittwunden verursachen können.
# 13 Jae hatte keine Ahnung woher dieser neue, dem Sehen ähnliche Sinn herkam. Doch hinterfragen tat sie es in diesem Moment auch nicht. Immerhin half er ihr dabei sich in dieser misslichen Lage doch irgendwie zurechtzufinden. Sie konnte sich gegen den Typen wehren, der das Mädchen haben wollte. Natürlich war sie dabei nicht so geschickt, wie sie es eigentlich wäre, doch war eine ungefähre Ahnung wo sich ihr Gegner befand besser als vollkommen blind um sich zu schlagen. Der Kerl zeigte sich erstaunt und auch deutlich zurückhaltender, nachdem er dem ein oder anderen Schnitt durch Jaes Dolch nur knapp entging. Auch er verstand nicht, woher diese Veränderung plötzlich kam. Die Grünhaarige schaffte es also wieder etwas Distanz zu gewinnen und die Klientin so zu schützen. Doch diese Sicherheit war nicht von langer Dauer. Kurze Zeit später sah Jae weitere, grobe Silhouetten auf sie zu stapfen. Weitere Männer dieser Entführertruppe bewegten sich auf die beiden Damen zu. "Sone Scheiße…", fluchte die Magierin murmelnd. Von diesem Moment an sah sie sich also gleich mehreren Gegnern gleichzeitig gegenübergestellt. Wie gerne sie weitere Zauber genutzt hätte, doch war ihre Magie zu Teilen quasi nutzlos, wenn sie nicht richtig sah. Es erforderte viel Konzentration auf einzelne Objekte, um diese zu teleportieren und daraus Angriffe zu formen. So blieb ihr nichts weiter übrig, als weiter mit ihrem Messer vor sich her zu fuchteln und dadurch bedrohlich zu wirken. Glücklicherweise konnte sie spüren aus welcher Richtung man auf sie zutrat und wie nahe man ihr dabei kam, was zumindest das Aus- oder Zurückweichen erleichterte. Es war ein aufreibender, anstrengender Kampf. Nicht zuletzt auf mentaler Ebene. Jae wehrte sich mit Händen und Füßen. Sie steckte Hiebe und Tritte ein, doch bezwingen ließ sie sich nicht. Derweil hörte sie lediglich, was im Hintergrund geschah und wie Ronya gegen ihren Gegner kämpfte. Krach ertönte plötzlich. Dann ein dumpfer Aufschlag, begleitet von intensivem Blätterrascheln. Auf einmal tat sich auch vor ihr nichts mehr. Ihre Angreifer stockten nun. Es herrschte große Unsicherheit. Bekamen sie etwa Schiss? "Was passiert da?!", fragte Jae das Mädchen, welches sie beschützte. “Deine Freundin besiegt ihren Anführer!“, erklärte das Entführungsopfer euphorisch. Eine Information, die Jae ein Grinsen auf die Lippen zauberte. "Haha! Ihr habt verloren! Jetzt geht’s euch an den Kragen!" Ja, dieses Gefühl bekamen diese Männer tatsächlich. Manche von ihnen machten Anstalten ihrem Boss zur Hilfe zu eilen, andere wiederum kapselten sich langsam, Schritt für Schritt ab. Sie würden vermutlich versuchen die Flucht zu ergreifen. Für die Yihwa war es das Wichtigste, dass sie nun endgültig von ihr und dem Mädchen abließen. Es war in Sicherheit! Nun galt es nur noch abzuwarten, dass Ronya den Typen ausschaltete oder gefangen nahm und dann konnten sie diesen beschissenen Wald endlich wieder verlassen. Jae hatte aber auch wirklich genug davon. Damit war sie vermutlich auch nicht alleine.
Zauber:
Spacial Perception TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Setzt der Dimensionsmagier sich intensiv mit der Magie und seinem entwickelten Gespür für das Räumliche auseinander, so kann er diese Fähigkeit, die wie ein weiterer Sinn wirkt, aktivieren. Innerhalb der Reichweite spürt der Anwender während des Zaubers einen Unterschied zwischen anwesenden Objekten und Raum, der nur mit Luft oder anderen Gasen gefüllt ist. Ohne hinzusehen spürt er beispielsweise Wände und wie weit sie von ihm entfernt sind. Ohne seinen Sehsinn zu nutzen, hat er also vor seinem inneren Auge so etwas wie eine farblose, undetaillierte Karte seiner direkten Umgebung, also eine Art erweitertes, räumliches Verständnis. Die grob gespürten Objekte sind nur sehr schwer bis gar nicht zu identifizieren, unterscheidet der Anwender hauptsächlich durch ungefähre Größe, Tiefe und Breite. Bewegt sich etwas durch den Radius dieses Sinnes, bemerkt er es. Vor Angriffen schützt es den Magier allerdings nicht, steigert diese Fähigkeit weder seine Geschwindigkeit, noch seine Reaktion.
Die Entführer waren plötzlich gar nicht mehr so selbstbewusst und zuversichtlich wie noch ein paar Minuten zuvor. Anscheinend reichte es wirklich nur, ihren Anführer auszuschalten, um die Moral der Truppe zu brechen. Ein Gedanke, den Ronya niemals äußern würde, doch das war schon ziemlich…schwach, oder? Natürlich war es bestimmt ein Schock, jemanden in diesem Zustand zu sehen, der vermutlich als der Stärkste dieser Truppe galt. Doch während Ronya zwischen ihm und den anderen Leuten hin und her sah, konnte man deutlich sehen, dass sich ein paar von ihnen schon aus dem Staub machten. Ein Teil der Gruppe lief auf die Grünhaarige zu, in einem Versuch, sie zu erwischen und vielleicht doch noch einen Sieg aus diesem Kampf hervorzuholen. Doch die Grünhaarige war nicht gerade in der Stimmung, um ihnen die Hoffnung auf diesen Traum länger zu geben. Mit ein paar gezielten Tritten fiel einer nach dem nächsten um, bis sich auch der Rest eingestehen musste, dass die Magier definitiv eine Liga über ihnen waren. Diejenigen, die noch stehen konnten, rannten weg. Die anderen lagen dort nun. Und vor ihr saß immer noch der Anführer dieser Bande, sein zerfetzter Anzug offenbarte ein verblassendes Symbol auf seiner Brust. Er gehörte also einer Gilde an? Oder…tat es zumindest irgendwann? Naja, wie auch immer. Darüber würden sich andere Leute Gedanken machen, wie man mit ihm verfahren sollte. Die Aufgabe der Devilslayerin war es ausschließlich, diese Typen dingfest zu machen und dafür zu sorgen, dass Josephine unverletzt zurückkehrte.
Um es kurz und unkompliziert zu machen, verpasste Ronya dem Anführer nochmal einen Schlag. Sanft genug, damit sie ihn nicht verletzte, doch genug, damit er das Bewusstsein verlor. Mit einem kräftigen Ruck nahm sie seinen leblos wirkenden Körper und schulterte diesen, um ihn leichter tragen zu können. Dann drehte die Magierin sich wieder um und schaute zu den anderen beiden Damen. Mittlerweile sollte sich keiner dieser Entführer mehr zu wehr setzen, womit die Gefahr gebannt war. “GEHT ES EUCH BEIDEN GUT?” Mit schmalem Lächeln auf ihren Lippen erkundigte Artemis sich nach ihrem Wohlbefinden. Josephine nickte etwas nervös und schaute dann zwischen Ronya und Jae hin und her. “D-Danke euch beiden. Ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte.” Worte, die die Alysida nicht hören konnte, doch das brauchte sie auch nicht. Solange Josephine in Ordnung wirkte, war das Dank genug. Ronyas Blick wanderte erneut zu den restlichen Banditen, die hier noch lagen. Würde ihnen irgendwas passieren, wenn sie all die zurückließen? Jeden von denen zu tragen war auf jeden Fall nicht möglich und…jemanden hier hineinzuschicken wäre zu unverantwortlich. “LASST UNS ZURÜCKGEHEN. JOSEPHINE, DU KANNST LAUFEN, ODER? UND WIE SIEHT ES BEI DIR AUS, JAE?”
# 14 Jae konnte nur grob nachvollziehen was passierte, beziehungsweise dass etwas passierte. Sie sah nichts weiter als Schemen, die sich zwischen den Bäumen regten. Eines hatten sie alle gemeinsam. Sie wurden kleiner, was bedeutete, dass sie sich von ihr entfernten. Die einen liefen ziellos in den Wald hinein, die anderen rückten Ronya auf die Pelle, nur um dann von ihr niedergestreckt zu werden. Das aber konnte Jae nicht sehen. Als dann plötzlich wieder einer dieser Schemen auf sie zumarschierte, hob Jae sofort ihren Arm und damit auch ihre Klinge. Die Anspannung war sofort wieder zurück, doch fiel sie genauso schnell auch wieder. Nämlich dann, als Ronya zu ihr sprach und sie erkannte, dass es sich bei diesem Schemen um sie handelte. In ihrer typischen Art, seit sie auf ihr Gehör verzichten musste, schrie die Magierin sie förmlich an. Die Yihwa ließ sogleich ihre Waffe sinken und grinste der Magierin entgegen. "Alles prima!", sagte sie, auch wenn Ronya das nicht hören konnte. Um ihr dennoch zu signalisieren, dass alles in Ordnung war, hob sie ihre andere Hand, mit herausgestrecktem Daumen. "Hey, alles cool. Das ist doch unser Job!", richtete sie dann an das Mädchen, welches sich für ihre Hilfe bedankte. Damit hatten sie es geschafft. Das Mädchen war befreit, die Entführer besiegt. Ja, Ronya hatte sogar einen von ihnen - den Anführer - im Schlepptau, um ihn den Runenrittern zu überstellen. Josephine ging es gut, ihr war nichts zugestoßen. Sie konnte eigenständig laufen und würde vermutlich auch alleine zurück nachhause finden, doch das stand natürlich nicht zur Debatte. "Ich… Also ich glaube ich könnte nochmal eine helfende Hand gebrauchen, bis wir diesen Wald verlassen haben." Sie wusste zwar nicht woher dieser neue Sinn genau kam, aber er zehrte an ihren magischen Kräften. So viel wusste sie jedenfalls. Für eine längere Dauer würde Jae ihn nicht aufrecht erhalten können. "Wärst du so gut, Josephine? Ich würde einfach meine Hände auf deine Schultern legen und dir auf Schritt und Tritt folgen.", bat, beziehungsweise erklärte die Grünhaarige. Das Mädchen weigerte sich natürlich nicht. Ihre Dankbarkeit war aufrichtig und so stützte sie Jae dabei, aus dem Wald herauszulaufen. Sie würden das Mädchen nun zu ihren Eltern bringen und hoffentlich diesen eigenartigen Fluch abschütteln, sobald sie über die Waldgrenze waren. Letzten Endes war doch alles gutgegangen, doch schön war das wirklich nicht. Jae wollte ihren Sehsinn nie wieder missen. Kaum vorzustellen, wie Menschen damit teilweise bis an ihr Ende leben mussten… "Was bin ich froh, wenn du mich nicht mehr anschreist!", richtete die Magierin noch scherzhaft an ihre Kollegin, die das ironischerweise gar nicht hören konnte. Josephine fand die Worte hingegen sehr belustigend, was die Yihwa ihrem Kichern entnehmen konnte.
Jaes Daumen sagte der Grünhaarigen, dass wohl alles in Ordnung sei. Eine Erleichterung, dann war diese Quest ja doch ziemlich glatt verlaufen. Sie hatten den Anführer dieser Bande erwischt, Josephine war unverletzt und keiner von ihnen kam zu Schaden. Ihre Partnerin ließ sich von dem Mädchen stützen und gemeinsam machten die drei…naja, oder vier, wenn man den Kerl auf Ronyas Schulter mitzählen wollte, wieder in Richtung Waldrand auf. Zwar nicht im Tempo, in dem sie herkamen, aber stressen wollte die Magierin auch niemanden gerade. Das war vermutlich genug Aufregung für ein Mädchen wie Josephine gewesen. Als Entführungsopfer zu enden wollte vermutlich niemand. Und dann auch noch in einen verfluchten Wald geführt zu werden, in dem alles möglich passieren konnte. Bestimmt ein sehr angsteinflößendes Erlebnis. Irgendwie…erschreckend, wie nüchtern Artemis über sowas nachdenken konnte. Als Magierin gab es etliche solcher Situationen, immerhin war man immer drauf und dran, Leuten zu helfen. Sie wusste nicht, ob es schon immer so war oder ob sich dieser sehr neutrale Blick erst…nein, wenn sie ehrlich darüber nachdachte, so war es nicht immer. Etwas verträumt und nachdenklich blickte Ronya nach vorne, als die Gruppe langsam den Ausgang erreichte. Bald…bald würde sie wieder etwas hören können.
Und genau so war es auch. Die Frauen traten ein paar Schritte aus dem Wald der Sinne heraus, als jeder von ihnen nach und nach die Fähigkeit zurückerlangte, die ihnen genommen wurde. Es kam dem Gefühl gleich, wenn man die Lautstärke von einem Gerät langsam aber sicher von Null auf 100 drehte, bis ihre Ohren schließlich ihre alte Hörkraft hatten. “ENDLICH WIE- oh, ähm…”, etwas peinlich berührt, realisierte die Grünhaarige jetzt erst, wie laut sie vorher eigentlich geredet hatte. “War…war das die ganze Zeit so?” Eigentlich dachte Artemis, sie würde in einer normalen Lautstärke sprechen. Das war irgendwie unangenehm. Gemeinsam machten sie sich nun auf, um in das Anwesen der Familie zurückzukehren und ihre Zielperson dort abzuliefern. “Oh, Josephine!” dort angekommen wurden sie auch schon von einer zu Tränen gerührten Mutter begrüßt, die ihr Kind sofort in die Arme schloss, während der Vater versuchte, seine Emotionen zu kontrollieren und nun auf die beiden Magierinnen zuging und ihnen für die getane Arbeit herzlich dankte. “Jae” Mit einem schmalen Lächeln schaute Ronya ihre Kollegin an. “Wir sollten den Kerl hier vermutlich abliefern. Crocus ist nicht so weit weg.” Eine weitere Zugfahrt dürften sie wohl noch hinbekommen, um diesen Typen wegzubringen. Und um ehrlich zu sein…Ewigkeiten wollte sie ihn nicht herumtragen. Außerdem würde er bestimmt irgendwann sein Bewusstsein wiedererlangen und darauf hatte sie eigentlich keine Lust. “Es hat mich gefreut, dass wir helfen konnten.” Meinte sie schließlich noch einmal verabschiedend zur Familie.
# 15 Alle drei Damen durften heilfroh sein, dass es bald aus diesem verdammten Wald hinausging. Josephine vermutlich sogar doppelt. Nicht nur, dass auch sie einen ihrer Sinne einbüßen musste, sie wurde sogar entführt und gegen ihren Willen hergebracht. Ja vielleicht war sogar der Anführer der Bande glücklich darüber, wobei die Wut und der Frust darüber, dass er besiegt und gefangen wurde, garantiert überwog. Die Truppe ging das Ganze dennoch ruhig an. Es gab nichts zu überstürzen. Zwar hatte zumindest Jae es eigentlich eilig, doch war auch sie ohne Absprache dazu bereit auf Tempo zu verzichten, um nicht noch einen Fehler zu begehen und den Gefangenen zu verlieren. Dann war es soweit. Als Jae die unsichtbare Grenze überschritt, schoss ein greller Blitz durch das finstere Schwarz, welches viel zu lang ihr Sichtfeld war. Jae war blind und fühlte sich dennoch geblendet. Instinktiv ließ sie von den Schultern Josephines ab, um ihre Hände zu den eigenen Augen zu führen und diese zu schützen. Dabei kam das Licht nicht aus der Ferne. Es war viel mehr ein innerer Lichtblitz. Als das Weiß wieder abebbte, kehrte tatsächlich der Sehsinn der Magierin zurück. Erst ganz blass, dann immer intensiver, bis sie ihre volle Sehstärke zurückerlangt hatte. "Haha! Ja! Ja!", freute sich die Grünhaarige laut. Sie ballte beide Hände zu Fäusten und sprang sogar jubelnd auf. "Keine zehn Pferde bringen mich in diesen Wald zurück!", stellte sie dann voller Überzeugung klar. "Wag es ja nicht dich noch mal herschleppen zu lassen!" Sogleich deutete die Magierin auf das Mädchen, welches sie herausgebracht hatten. Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, jedenfalls fiel ihr dann erst auf, dass sie Josephine ja das erste Mal in Fleisch und Blut sah. So groß die Erlösung auch war, so erleichtert Jae auch war, so schnell war ihre Laune auch wieder richtig gehoben. Als Ronya auffiel, dass sie wohl etwas laut gesprochen hatte, lachte die Yihwa erneut laut auf. "Ja, hast die ganze Zeit gebrüllt.", stieß sie amüsiert aus. Der Weg zum Anwesen der Familie war jedenfalls nicht mehr weit. Die Vermutung lag nahe, dass die Eltern schon voller Erwartung in die Ferne geblickt hatten, denn kaum waren die Magierinnen in der Nähe, kam ihnen die Mutter des Mädchens auch schon entgegen. Die zwei Sphinxen nahmen die Dankesworte entgegen, betonten aber auch gerne geholfen zu haben. "Ja, du hast Recht.", merkte Jae an, als Ronya einwarf, den Kriminellen nach Crocus bringen zu wollen. "Geben Sie auf sich Acht. Vielleicht sollten Sie über einen Sicherheitsdienst nachdenken, oder über einen Wachhund.", schlug Jae noch vor, doch das waren nur lose Gedanken. Gemeinsam machten die zwei Magierinnen sich also auf den Weg nach Crocus. Glücklicherweise hatte Ronya sie als Kameradin dabei. So konnte Jae im Zug auf den Kerl aufpassen, während sie nicht zu gebrauchen war…
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