„Hepp! Hopp!“

Ein Stück vom Rande des Schulgeländes entfernt hüpfte Ippi ein paar Mal auf und ab, achtete dabei darauf, an der Spitze des Sprunges die Beine immer ordentlich anzuziehen und sie schnell wieder in die richtige Positionierung zum Landen zu bringen. Das tat er nicht etwa aus lauter Vorfreude; es hatte einen etwas ernsteren Grund. Diese Übung gehört zu seiner Rehabilitation, sowohl um seine Beine in Form zu halten, als auch um sicher zu gehen, dass er in Zukunft unglückliche Landungen möglichst vermeiden konnte. Gestern bei der Rehabilitation war das Thema noch einmal aufgekommen. Eine alte Verletzung an seinem Bein war wieder aufgerissen, als er bei einem größeren Sprung nicht so gut mit dem linken Fuß auf dem Boden aufgekommen war; wenn er darauf nicht achtete, dann hatte es sich irgendwann ausgehüpft. Das wäre wohl so ziemlich das Ende für den hochgradig aktiven Hasen. Dementsprechend „Hipp! Happ! Hopp!“-te er weiter, stetig und rhythmisch, seine Bewegungen präzise, sein Mund ein fröhliches Lächeln abbildend. Das Tempo durfte nicht zu schnell werden; der ganze Punkt dieser Übung war es, aufmerksam, fokussiert und kontrolliert zu bleiben. Gleichmäßigkeit war entscheidend. Ein paar Meter neben dem Ritter stand eine Gruppe Jugendlicher, allesamt Jungen, von denen sich zwei unsicher ansahen. „Und... das ist tatsächlich ein Magier von den Runenrittern, ja...?“ Nicht ganz, was sie sich vorgestellt hatten, als sie um jemanden gebeten hatten, der mit ihren Freundinnen Schluss machte... aber gut, das war ja auch nur die erste Person. Vermutlich war das so eine Guter Cop-Böser Cop-Sache und der zweite Magier, der hier aufschlug, war so ein richtig eindrungsvoller Typ. Das musste es sein...

@Kenji

Große, graue Äuglein blickten sich aufgeregt um. Man, wie lange war Kenji nicht mehr an einer Schule gewesen? Ein bisschen fühlte es sich an wie gestern, gleichzeitig aber auch wie vor einem Jahrzehnt. Eigentlich war er froh, die Zeit der Toilettentaucherei und Pausengeld-Diebstählen hinter sich gelassen zu haben. Auch, wenn er jetzt Magier war, plagte ihn noch immer der Instinkt, sofort den Kopf einzuziehen und zu flüchten, sobald einer der größeren, sportlicheren Schüler ihm entgegen kam. Es war echt schwer, den Blick oben zu behalten und zumindest halbwegs selbstbewusst zu wirken.
Ein wenig entfernt stand bereits eine kleine Truppe, die ein hüpfendes Häschen beobachteten. Da das die einzigen Leute waren, die halbwegs so wirkten, als würden sie auf etwas warten, weshalb das Blondchen schnurstraks auf sie zusteuerte. Hoffentlich irrte er sich nicht! Die düsteren Seelenspiegel könnten womöglich den Eindruck erwecken, dass es sich bei ihm um einen ernsteren Gesellen als seinen Kollegen handelte, doch spätestens, als der Rest seines Gesichts sich zu einem strahlenden Lächeln, das mit der Herbstsonne in Konkurrenz stand, verzog, sollte diese Hoffnung schlagartig zerstört sein. "Huhuu! Ich bin Kenji, Kenji Ohara von den Satyrs und hier um heute ein paar Herzen zu brechen!", trällerte er bemüht selbstsicher, hob dabei die Hand zu einem kleinen Winken. Mit der Anderen schob er eine Vielzahl blonder Strähnen beiseite, um sein Gildenzeichen hinter dem Ohr zu präsentieren. Darauf war er äußerst stolz, denn es war der Beweis, dass jemand tatsächlich glaubte, er wäre fähig! Selbst überzeugt war er davon jedoch noch nicht, vor allem heute. Noch nie zuvor hatte er jemandem einen Korb gegeben oder überbracht und ehrlich gesagt fand er das auch ganz schön fies. Doch da die Sache eilte, hatte seine Gilde einfach einen Magier, der gerade Zeit hatte, auserkoren und das war, typisch für das schier unendliche 'Glück' des Untoten, natürlich er gewesen.
"Jaahhh ... dann bist du hier richtig", erhob nach einem fast schon zu langem Moment der Stille schließlich einer der Teenies die Stimme. So richtig enthusiastisch wirkte keiner von denen, doch das war wohl verständlich bei einem ernsten Auftrag wie diesem! Das lag sicherlich nicht daran, dass sie mit richtigen Herzensbrecher-Kerlen gerechnet hatten und nicht mit zwei Blondinchen, die die Nettigkeit offensichtlich mit Löffeln gefuttert hatten. Niiiemals! "Okay, supi!" Der Ohara warf einen flüchtigen Blick zu seinem löffelohrigen Kollegen. Wer von ihnen wollte denn das Reden übernehmen? "Uhm, also ... wer sind denn die Mädchen, mit denen wir für euch Schluss machen sollen?" Kurz wurde sich in der Gruppe besprochen, ehe einer hervortrat und den Magiern eine kleine Liste in die Hand drückte. "Die da." Kurz ließ der Ohara den Blick über das Papier wandern, ehe er es dem Rübenritter in die Hand drückte. "Die wohnen alle hier im Wohnheim, also da könnt ihr sie vermutlich auch finden." Mehrere Finger deuteten auf eins der ein Stück entfernten, blockförmigen Gebäude. Aha, deshalb standen also Nummern neben den Namen! Die Jungs waren ja echt überraschend gut vorbereitet. Oh hätten sie doch bloß so gut mitgedacht, als sie den Mädels für den Ball zugesagt hatten. Kenji wollte gar nicht daran denken, wie verletzt sie sein würden. Wenn er in ihren Schuhen stecken würde ... ohweh ... das war kein Gedankengang, den er fortführen durfte, er spürte bereits, wie die ersten Tränchen sich in seinen Augenwinkeln sammeln wollten. Schnell wegblinzeln! "Und wieso genau wollt ihr jetzt nicht mehr mit ihnen gehen?" Betretenes Schweigen während Blicke und Kopfschütteln ausgetauscht wurden. "Das ist doch egal." - "Naja, wir müssen ihnen ja irgendeinen Grund nennen." Alles andere wäre nur umso gemeiner. Doch selbst die Stille war besser als die Antwort, die er schließlich bekam: "Wir haben halt einfach keinen Bock mehr auf die." Uff.

Im Vergleich zu seinem Partner heute machte sich Ippi herzlich wenig Gedanken darum, was Andere von ihm dachten, und hatte auch keine Angst vor irgendwelchen Peinigern im Schulbereich. Eventuell hatte es damit zu tun, dass er als Farmkind nie eine herkömmliche Schule besucht, sondern später im Zuge der Militärausbildung gelernt hatte, aber auch da war man nicht frei von Gruppenbildung und überschrittenen persönlichen Grenzen. Der enthusiastische Hase war aber immer ziemlich gut durchgekommen, auch ohne sich den ‘coolen Kids’ anzuschließen, insofern wäre er wohl auch in einer Schule klargekommen.
“Hepp uuund… Hopp!”, beendete er seine kleine Übung, als der andere Blondschopf auf ihn zugetreten kam, und lächelte ihn warm an. “Morgen, Kenji! Ich bin Iron!” Seine Vorstellung wurde begleitet von einem kurzen Salut, ehe er dem Neuling seine rechte Hand für einen ordentlichen Handschlag anbot. Sein Gesicht wirkte ziemlich heiter, während er weiter sprach: “Wow, klingt ja, als würdest du dich echt drauf freuen, ein paar Herzen zu brechen. So ein rücksichtsloser Kerl bist du also, ja?” Was hatte er sich da nur für einen angelacht? Naja, gut, bei einer Quest wie dieser war wohl nichts Anderes zu erwarten. Genau deswegen hatte der Ran sie ja auch angenommen.

Aufmerksam studierte Iron die Liste, während sich Kenji danach erkundete, warum die Jungs denn überhaupt Schluss machen wollte. Es war eine gute Frage, aber der Ritter bezweifelte, dass es eine gute Antwort dazu gab. Und so, wie es aussah, hatte er recht. “Es ist doch nicht Zufall, dass ihr alle gleichzeitig einen Rückzieher machen wollt”, stellte er fest, seine Augen nicht von dem Papier hebend. Hatten die alle nicht die Mädels abbekommen, die sie wollten, und waren jetzt mit ihren Trostpreisen nicht zufrieden? Hatten sie eine Gruppe an Alternativen gefunden? Hatte einer von ihnen keinen Bock mehr und der Rest war solidarisch? Schwer zu sagen. Eine klare, direkte Antwort schienen die Jungs nicht geben zu wollen. Ippi seufzte, während er das Blatt senkte und ihnen einen unbeeindruckten Blick schenkte. “Naja, mehr hab ich auch nicht erwartet. Feige Teenies sind wie welker Salat: Nicht drauf einlassen, sonst bleibt am Ende ein bitterer Nachgeschmack.” Ein paar der Schüler schienen sich davon nicht gerade begeistert zu sein; einer, der bis jetzt den Mund gehalten hatte, trat sogar von sich aus vor. “Hey, pass auf, wie du redest! Wir bezahlen euch, um das zu machen!”, meinte er sauer, sah im Gegenzug aber nur, wie Ippi seine Worte mit seiner rechten Hand unbewegt wegwedelte. “Genau. Also hopp, hopp, weg mit euch. Lasst uns die Arbeit machen, für die ihr uns bezahlt.” Allgemeines Grummeln ging durch die Gruppe, aber mehr hatten sie nicht wirklich zu sagen. Unzufrieden mit der Interaktion, aber auch ohne große Lust auf eine Konfrontation, verzogen sie sich, damit für sie Schluss gemacht werden konnte. “Heh.” Ippi lachte leise auf. Er wäre auch überrascht gewesen, wenn die mit ihm groß diskutiert hätten, wenn sie nicht einmal den Mut aufbrachten, ein paar Mädchen die Wahrheit zu sagen…

“Okay! Jetzt zu dir!” Entspannt vor sich hin grinsend betrachtete der Hase seinen Partner für den heutigen Tag aus großen, grünen Augen. Seine Ohren zuckten leicht, während er sich eine erste Einschätzung zu bilden versuchte. War das wirklich so ein hartgesottener Herzensbrecher? “Der Name war Kenji, richtig? Auf eine gute Partnerschaft”, nickte Ippi. “Und, Kenji? Wie vielen Bohnenstangen hast du schon das Herz gebrochen?”

@Kenji

Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen ergriff der Ohara die angebotene Hand des frisch vorgestellten Iron. Was für ein schräger Name! Das Lächeln schwand jedoch schnell, als der nächste Kommentar des Hasen kam. Kenji und ein Herzensbrecher? Nein, niemals! So gemein könnte er doch niemals sein, außerdem hatte er gar keine Herzen, die er brechen konnte. Aber vor den Teenies, die aufmerksam jedes gesagte Wort aufzuschnappen schienen, konnte er das schlecht zugeben. Man ging doch nicht zum Auftraggeber und behauptete direkt 'also in der Aufgabe, die ich heute habe,  bin ich eigentlich miserabel!'. Das ging nicht und kam garantiert überhaupt nicht gut. "J-ja. Mein zweiter Nachname ist 'Herzensbrecher', mh-hm!" Dass seine Stimme ein wenig zitterte, fügte der Aussage nur umso mehr Glaubwürdigkeit zu ... nicht.
Irgendwelche Gründe, die die Teenies dazu bewegt hatten, mit ihren Mädels Schluss zu machen, ließen sich nicht herausquetschen, weder von Kenji, noch von Iron. Wirklich merkwürdig. Doch genauso wenig wie die Kids, wollte das Blondchen groß diskutieren. Denn letztendlich stimmte es: Sie wurden dafür bezahlt und hatten leider nicht das Recht, zu hinterfragen oder Vorurteile auszupacken. Vielleicht gab es ja einen guten Grund? Zwar konnte er sich auf Anhieb keinen vorstellen, doch das hieß ja nicht, dass es ihn nicht gab. "Bis dann!", rief er der Truppe noch freundlich hinterher, während sie schon abzogen. Nach Ippis strengen Worten hatten sie ein bisschen Nettigkeit garantiert nötig.
Weg waren sie. Der graue Blick fiel auf den Wuschelkopf mit den löffeligen Ohren. "Z-zu mir?" Überrascht blinzelte er. Da gab es doch gar nichts Spannendes zu sagen! "Wir kriegen das sicher super zusammen hin, ja!" Er war nur ein simpler Anfänger-Magier von den Satyrs der versuchte, in die Fußstapfen seines großen Bruders zu schlüpfen. Letzteres war jedoch kein Thema, über das er gerne reden wollte. Dabei war das, was der Hase anschnitt, noch viel, viel schlimmer. "Hä ... hä?" Bohnenstangen? Herzen gebrochen? Oh je, nicht wieder dieses Thema. Seine Bäckchen heizten sich auf, nahmen einen knallroten Ton an, wurden jedoch direkt hinter den Händen verborgen. Das war wirklich, wirklich unangenehm. Doch jetzt, wo die Teenies fort waren, konnte er wohl mit der Wahrheit auspacken, was? Es war vermutlich besser, wenn sein Kollege genau wusste, worauf er sich einließ. "Ich, äh, ich hatte ..." Peinlich. Hilfe!! Er zögerte, überlegte, ob er nicht doch lieber Schweigen sollte. Aber eine gute Kollegen-Beziehung basierte doch auf Ehrlichkeit, nicht? " ... hatte noch nie die Cha-Chance, ein Her-z zu brechen." In der Schulzeit eigentlich übliche Liebesbriefe oder gar -geständnisse hatte er nie bekommen. Man hatte ihn gemieden, denn wer mit Kenji Ohara zu tun hatte, der hatte früher oder später auch mit den Fieslingen der Schule zu tun - und zwar nicht auf gute Art und Weise. Doch die Schulzeit war ja nun vorbei und ... oh. Doch, klar, inzwischen hatte ihm tatsächlich jemand gesagt, dass er ihn liebte. Aber auf gar keinen Fall hatte er vor, diese Person zu korben. Nein, alleine gegen den Gedanken sträubten sich seine Gefühle. "Naja okay, ah-also eine Ausnahme gibt es da. A-aber das, das Herz werde ich nicht brechen!" Das wollte er behalten und behüten, solange er konnte. Der trübe Blick glitt an Iron vorbei und hinüber in irgendeine Baumkrone, während Kennis Gedanken davonwanderten. Zu dem Mann, der ihm das untote Herz einfach so in Windeseile geklaut hatte. Zu der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten... "Oh!" War er lange weg gewesen? Nee, bestimmt nicht. Kräftig schüttelte er den Kopf, klatschte sich ein paarmal auf die Wangen, um voll und ganz in die Gegenwart zurückzukehren. "Äh ... sorry ... wie sieht's denn bei dir aus? Du hast so süße Ohren, du bist bestimmt richtig beliebt bei den Frauen! Oder den Kerlen. Wie du magst." Lieber mal die Aufmerksamkeit von sich selbst weglenken. Nicht, dass da noch mehr unangenehme Fragen kamen, die ihn aus dem Konzept brachten.

Hm… Dieser Kenji war schon eine Nummer für sich. Prahlte einerseits damit herum, dass er der größte Herzensbrecher überhaupt war, aber er hatte die Ausstrahlung eines welken Blattsalats. Sein Händedruck unterstützte den Eindruck gleich nochmal. Hoffentlich wurde er ein wenig ehrlicher, wenn die Auftraggeber erst einmal weg waren. Ohne zu zögern sprach Iron ihn an, hakte nach, wie es mit seinen Erfahrungen wirklich aussah… und plötzlich klang das alles schon ganz anders. Er würde nie das Herz der einen Person brechen, die ihn mochte, hm?
“Ach Kenji. Du hast ja so gar keine Ahnung von unserm Job heute”, lachte der grinsende Hase und klopfte seinem Partner leicht auf die Schulter. “Find ich gut! Ich hatte schon Sorge, mit einem unanständigen Kerlchen unterwegs zu sein. Aber bei einem wie dir muss ich mir ja keine Sorgen machen, dass er irgendwem wehtut… zumindest nicht absichtlich.” Dass der Ohara sich nicht um Hals und Kragen stammelte… ja, da musste Iron ein wenig drauf aufpassen. Das war schnell passiert, vor Allem bei einem so bewegenden Thema. Aber der Satyr hatte Glück, einen etwas erfahreneren Mann an seiner Seite zu haben… wobei ‘erfahren’ in diesem Fall wohl das falsche Wort war.

“Beliebt? Meinste?” Fröhlich lächelte Iron seinen Partner an, während seine großen Öhrchen zuckten. Ein Schmeichler war der Ohara ja schon. “Hoppla, das passt jetzt aber nicht! Eben meinst du noch, du willst sein Herz nicht brechen, und jetzt flirtest du mich an, hehe!” Natürlich meinte er das nicht ernst, lachte bei diesen Worten ganz entspannt. Inwiefern Kenji recht hatte, konnte der Ran tatsächlich nicht wirklich nachvollziehen. “Kann schon sein, dass ich gut ankomme, keine Ahnung. Hatte nie die Zeit für sowas. Auf der Farm gab’s immer was zu tun und als Soldat gibt’s auch andere Sachen, über die man nachzudenken hat, hepp. Ist für mich also auch Neuland.” Obwohl Ippi von Natur aus ein geselliges Kerlchen war, hatte er das Thema Liebe immer hinten angestellt. Zugegeben wüsste er auf Anhieb auch niemanden, für den er irgendwelche besonderen Gefühle gehegt hätte in all seiner Zeit. Mal eine kleine Schwärmerei hier und da, sicher, aber nichts Ernstes. War vermutlich auch nicht sinnvoll. Als Soldat hatte er mit genügend Leuten zu tun gehabt, die ihm etwas bedeutet hatten, und gut die Hälfte davon hatte ihr Leben gelassen. Ein bisschen Distanz war ganz gut, um am Ende des Tages noch ein Lächeln zu wahren. Eine Perspektive, die Kenji vermutlich nicht nachvollziehen konnte.
“Hm… Du hast gesagt, du bist von Satyrs, richtig?”, erinnerte sich der Blondschopf und zupfte verspielt an seinem Kragen. “Eine gute Wahl, denk ich. Passt zu dir. In die Armee gehörst du jedenfalls nicht.” Da wollte er sicher auch nicht hin. Mit einem Grinsen wandte sich Ippi ab, ließ das Thema damit stehen, während er in Richtung des Wohnheimes schritt. “Na dann, hopp, auf den Weg. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Kenji!”

@Kenji

Ohne um den heißen Brei herumzureden oder gar etwas zu beschönigen traf der Mümmelmann den Nagel auf den Kopf: Kenji hatte nicht die geringste Ahnung von der Aufgabe, die vor ihm lag. "Ich bin total anständig, ja! Keine Sorge!" Zumindest das konnte er in vollster Überzeugung von sich selbst behaupten. Er war kein Fiesling und wirklich scharf darauf, einigen Mädchen das Herz zu brechen, war er ebenfalls nicht. Wenn es nach ihm ginge, würden sie die armen Dinger in dicke Decken einwickeln, ihnen einen heißen Kakao machen und so lange bei ihnen bleiben, bis der Schock zumindest ein wenig verdaut war. Herzen waren nun wirklich nichts, mit dem man spielen sollte! Man behandelte sie mit extra viel Liebe und hütete sie, wie einen äußerst wertvollen Schatz! Diese Umsetzung würde für die heutige Quest jedoch schwer werden, etwas, das ihm ein wenig Sorgen bereitete.
Da war es doch wirklich nett von Iron, die Gedanken des Untoten anderweitig auf Trab zu halten. "H-hä? Ich- ... was??" Hastig versteckte er sein Gesicht, das schlagartig rot anlief, wieder hinter den Händen. Dabei hatte seine Haut gerade eben erst wieder einen normalen Ton angenommen. "Ich ka-kann doch überhaupt nicht fli-fli-flirten...!" Hektisches Kopfschütteln. "Ich- ich meine ... uhhh ... du bist scho-schon hüb-sch undso ... ah-aber ich bin meinem Fr-Freund treu, j-ja! ... Äh, also - nicht Freund-Freund ... nich so ... äh ... egal..." Auf einer Eskalationsskala von eins bis zehn hatte der Ohara definitiv gerade die elf erreicht. Obwohl er versuchte, sich aus seinem selbst geschaufelten Grab zu retten, grub er sich nur immer und immer tiefer ein. Am liebsten hätte er sich gerade tatsächlich mit Erde zugeschüttet, um zu verschwinden. Hätte er doch bloß kapiert, dass der Hase es überhaupt nicht ernst gemeint hatte. Bemüht, sich zu beruhigen, rieb er sich über die kühlen Wangen, wendete sich einen Moment ab, um mehrfach tief durchzuschnaufen. Vor den Mädels durfte er echt nicht so eine Aktion bringen, er musste sich darauf konzentrieren, souverän zu bleiben! Abschließend klatschte er sich zweimal auf die Backen. Quest-Kenji aktiviert! "Das klingt echt deprimierend, Iron", antwortete er, nachdem er sich dem Blonden wieder zugewendet hatte. Die Liebe war etwas so schönes, dafür zu beschäftigt zu sein, musste wirklich einsam sein. Das wollte er sich nicht einmal vorstellen. "Es fühlt sich doch so schön an, sich zu verlieben. So richtig warm und flauschig. Wie richtig dicke Plüschsocken. Oder ein ganzer Haufen Kätzchen. Ooooohhh und sich dann an die Person kuscheln zu können und sie zu küssen ...! Das is sooo super", schwärmte er vor sich hin wie ein kleines Mädchen, das über ihren allerersten Freund sprach, "Du solltest dir dafür echt ein bisschen Zeit nehmen!" Ja, davon war er voll und ganz überzeugt. Jeder hatte es verdient, solche schönen Gefühle zu erleben, auch dieser viel zu direkte Hoppler! Wenn der doch nur wüsste, dass Kenni sehr gut nachvollziehen konnte, wie schmerzhaft es war, jemanden, der einem die Welt bedeutet hatte, für immer zu verlieren - auch, wenn es nur eine einzige Person gewesen war. Es hatte sich sogar um einen Rune Knight gehandelt, der sein Leben für seinen Beruf geopfert hatte. Doch genau aus diesem Grund wollte er erst recht sein Herz für Andere offen halten. Jeder, der gut zu ihm war, sollte dort einen Platz bekommen, denn das Leben war viel zu kurz, um sich zu isolieren und es alleine zu verbringen.
"Ganz genau! Nachdem die Ritter mich nicht wollten, bin ich zu Satyrs Cornucopia. Und ich bereue es kein bisschen, ja!" In dem kreativen, kunterbunten Haufen fiel er gar nicht mehr so sehr aus der Reihe. Das war ein wirklich angenehmes Gefühl. Ein wenig Schade, dass er nicht den selben Weg wie sein Bruder beschreiten konnte, war es schon, aber vielleicht würde er es ja doch noch irgendwann schaffen. "Natürlich, natürlich. Bringen wir es hinter uns."
Dank des Zettels standen sie schnell vor der Tür von Lilia Hopkins, dem ersten Mädchen auf der Liste. "Ich klopf' dann einfach mal", entschloss sich das Blondchen, nachdem er seinen Kollegen kurz angeblickt hatte. Am liebsten hätte er noch etwas Zeit gehabt, um seinen Mut zu sammeln, doch er wollte nicht ewig hier herumstehen. Das kam bestimmt komisch. Mit den Knöcheln des Zeige- und Mittelfingers klopfte er ein Paarmal gegen das dunkle Holz. Kurz herrschte Stille, ehe Gemurmel und leise Schritte von Innen kamen. Dann, langsam, und nur einen schmalen Spalt weit, öffnete sich die Tür und mehrere neugierige Augenpaare linsten den Magiern entgegen. "Hä, wer seid ihr denn? Euch hab ich hier noch nie gesehen", murmelte die Eine. "Wir wollen gerade keinen Besuch, also verschwindet!", entschied eine Andere und war bereits dabei, die Tür wieder zu schließen.

Es war doch schön, in Kenji einen anständigen Kerl kennen gelernt zu haben! Der machte sich tatsächlich gleich doppelt glaubwürdig, indem er direkt rot wurde und los stammelte, als das Thema Flirten angesprochen wurde. Sanft lachte er auf, während er den Jungen reden ließ. „Klar kannst du das. Du bist ziemlich gut darin“, lächelte Iron, auch wenn das vielleicht nicht war, was der Ohara hören wollte. Mit ruhigem Blick schüttelte der Ältere den Kopf. „Aber pass bitte auf, dass du dich vor den Mädels nicht so aufreiben lässt, ja? Du siehst aus wie ne Tomate und klingst wie heißer Mais. Ist eine emotionale Sache für sie, also nimm ein bisschen Rücksicht, ja?“
Auch wenn die beiden ähnlich großen Blondschöpfe sich optisch gar nicht so sehr voneinander unterschieden, war es ziemlich offensichtlich, dass ihre Persönlichkeiten an einigen Stellen ganz schön auseinander gingen. Allerdings nicht da, wo es zählte. Kenji hatte ein gutes Herz, und aus Ippis Sicht war das das Wichtigste. Dass er in seinem Alter noch ein wenig nervös und unsicher war, war völlig in Ordnung. Dann musste der Hase eben ein bisschen auf ihn aufpassen. „Deprimierend? Findest du?“, hakte er nach, den Kopf nach oben richtend, um die Wolken anzusehen. Für deprimiert hielt sich Iron eigentlich nicht. Er hatte sicher schon Dinge durchlebt, die ihn mitgenommen hatten, aber er hatte auch eine gute Arbeit damit geleistet, sich ein leichtes Herz zu behalten. Aber gut, er konnte irgendwo verstehen, wo sein Begleiter herkam. Sie legten unterschiedlichen Wert auf Romantik, und so, wie Kenji seine Gefühle dazu beschrieb, klang es durchaus wie etwas Schönes. „Hehe... ich denk mal drüber nach. Du lässt es schon spannend klingen.“ Fröhlich grinste Iron vor sich hin, während er die Formen in den Wolken zu unterscheiden versuchte. Keine Möhre heute. Schade. „Aber ein bisschen muss das noch warten. Ich fang nicht an, über Dating nachzudenken, wenn ich heute mit nem Haufen Schulmädels reden soll, hepp!“

„Na hoppla. Du wolltest auch zu den Rittern?“ Das war ja eine Überraschung. Man sah Iron vermutlich an, dass er damit nicht gerechnet hatte. „Was führt denn ein zartes Salatblatt wie dich zur Armee?“ Das würde ihn echt mal interessieren... auch wenn er sicher keine Antwort aus Kenji quetschen würde, wenn der nicht drüber reden wollte. „Nuja. Wichtig ist, du hast gefunden, was dich glücklich macht. Darum geht’s doch!“ Mit einem entspannten Lächeln nickte der Hase Kenji zu. Ja, er gönnte ihm sein Glück, freute sich sogar für ihn. Dabei hatten sie sich gerade erst kennen gelernt... aber mehr Glück auf der Welt war immer gut. Gerne hätte er es auch den Mädchen gegönnt, die heute auf ihrer Liste standen, aber so einfach war das Leben leider nicht immer. Heute würde wohl ein schmerzhafter Tag werden. Mal schauen, wie gut er die zerbrechlichen Herzen der Jugend von heute würde schützen können...

Wenig überraschend wollte sich die Tür vor den beiden jungen Herren direkt wieder schließen. Sie hatten, um fair zu sein, auch herzlich wenig hier zu suchen. Dennoch stoppte die Tür, als sie auf den verstärkten Stiefel des Hasen traf. „Ah, entschuldigt. Wir wollen wirklich nicht zu viel von eurer Zeit in Anspruch nehmen, aber...“ Mit geübten Bewegungen öffneten Daumen und Zeigefinger des Ran seine zwei oberen Hemdknöpfe, ehe er den Kragen des darunter liegenden T-Shirts leicht herunter zog und somit die obere Hälfte des Gildenzeichens auf seiner Brust offenbarte. „Ich gehöre zu den Behörden. Ich bräuchte bitte ein paar Minuten Zeit mit Miss Lilia Hopkins.“ Die Augen des Mädchens vor ihnen wurden groß, ehe sie kurz zu ihren Freundinnen zurück blickte. Dann schluckte sie, öffnete kleinlaut wieder den Mund. „Ich... ich bin Lilia Hopkins.“ „Alles in Ordnung. Es gibt keinen Ärger“, versicherte Iron mit einem warmen Lächeln, die Hände gehoben. „Wäre es dir angenehmer, drinnen oder draußen zu sprechen? Deine Freunde können bleiben, wenn du das möchtest... aber ich denke, das möchtest du vermutlich nicht.“

@Kenji

Bitte was? Kenji sollte ernsthaft gut im Flirten sein? Nein, beim besten Willen nicht. Da hatte der Hase garantiert etwas falsch verstanden oder vielleicht war ihm auch einfach richtig leicht zu schmeicheln oder so. Ganz egal, was es war, dass der Ohara eine absolute Niete im sozialen Umgang war, war klar wie Kloßbrühe, ja! Mindestens genauso klar war es, dass er sich gegenüber der Schulmädchen zusammenreißen würde, schließlich war er ein stolzer, souveräner Magier, ganz egal, was für eine Herausforderung man ihm stellte. Ganz sicher!
Doch bevor es den armen Mädels an den Kragen ging, durfte sich Iron erst einmal noch einen ganzen Schwall an Schwärmerei antun. "Naja, es ist schon irgendwie schade, wenn man etwas Schönes verpasst, weil man keine Zeit dafür hat." Es war etwas Anderes, wenn man keine Lust darauf hatte, doch wenn es daran scheiterte, dass man zu beschäftigt mit anderen Dingen war, dann war das - zumindest in den Augen des Ohara - durchaus deprimierend. Was natürlich nicht heißen sollte, dass das gesamte Leben des Ritters blöd war! "Oooh-oh nein, also das eilt ja nicht, ja! Heute ist wohl wirklich kein guter Zeitpunkt dafür." Peinlich berührt kratzte sich der Blondschopf am Hinterkopf. Glücklicherweise hatte der Ran noch genug Tage vor sich, um in die Welt der Liebe einzutauchen! Manchmal war es jedoch gar nicht so einfach, in eine Welt zu kommen, mit der man bisher nichts zu tun hatte. So ging es zumindest Kenni, als er versucht hatte, bei den Rune Knights mitzumachen. Er war kläglich gescheitert. "Uuuh ... nicht so wichtig", entgegnete er nach kurzem Zögern. Nein, über seine Beweggründe wollte er beim besten Willen nicht reden. Das tat einfach noch zu sehr weh. "Mh-hm, mh-hm", bestätigte er mit einem kräftigen Nicken, "Glücklich sein ist das Allerwichtigste." Und auch, wenn er selbst gar nicht immer glücklich mit seinem Leben und seinen Entscheidungen war, er wollte zumindest dazu beitragen, dass Andere es waren. So wie sein großer Bruder. Auch die heutige Quest trug ja irgendwie dazu bei, schließlich würden zumindest die Auftraggeber danach etwas zufriedener sein. Hoffentlich.
Nervös wie eh und je stand Kenji schließlich vor der Tür des ersten Mädchens und beobachtete mit großen Äuglein, wie der Rune Knight sich souverän Gehör verschaffte. Das war schon echt ziemlich cool! Ob er auch mal so cool sein würde? Das auserwählte Mädchen schien ihren Besuch jedoch aus ganz anderen Augen zu sehen, denn die Furcht und Sorge spiegelte sich unübersehbar in ihnen wider. "Es ist niemandem etwas passiert", fügte der Ohara noch hinzu. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass ein unangekündigter Besuch der Knights in der Regel mit einer schlechten Nachricht einherging. Kurz blickte Lilia in beide Richtungen, ehe sie ihren Freundinnen eilig etwas zuflüsterte und dann hinaus auf den Gang zu den zwei Magiern kam. Langsam schloss sie die Tür hinter ihrem Rücken, die Seelenspiegel noch immer fest auf ihre Besucher gerichtet. "... also was gibt es denn?" Sie hatte die Arme fest um den eigenen Körper geschlungen, als wolle sie sich damit selbst etwas Halt spenden. Einmal mehr suchte Kenji flüchtig den Blickkontakt zu seinem Kollegen, ehe er vorsichtig zu sprechen begann: "Der Abschlussball steht ja an und es ist so, dass man da ja eigentlich nicht alleine hingeht, sondern in deinem Fall mit einem Jungen, richtig?" Er hatte die Hände vor der Brust zusammengefaltet, während er vorsichtig sprach. "Ja, genau. Mikey M-Miller. Ohweh, ihm ist doch nichts passiert, oder?" Die Stimme des Mädchens wurde höher und höher, je mehr sie sprach und je größer ihre Sorge wurde. Doch der Ohara klinkte sich direkt wieder ein. "Nein, nein. Keine Sorge, er ist topfit. Wir haben eben mit ihm gesprochen." Vermutlich. Es war naheliegend, dass Teil der Truppe, die sie getroffen hatten, war. "Es ist nur so, dass er, naja, er hat sich umentschieden." "W-was?!" "Bitte rege dich nicht auf. Du bist bestimmt ein ganz tolles Mädchen, das noch flott jemand anderen findet, der garantiert viel besser ist!" Oh man, wie sollte er das arme Ding bloß trösten? Man konnte ihr ansehen, dass sie den Tränen nahe war. "Aber wieso...?"

„Ne, ist es nicht“, bestätigte Iron. Heute war vermutlich der schlechteste Tag, um der Liebe zu schwärmen. Nicht nur wegen der Art Mädels, mit denen sich die beiden Magier umgeben würden, sondern auch wegen den Themen, die sie mit ihnen zu besprechen hatten. „Aber ich behalt's im Kopf, hepp!“ Auch die zögerliche Reaktion auf die Frage danach, was ausgerechnet den Ohara in Richtung der Rune Knights bewegt hatte, würde Ippi im Sinn bleiben. Aufmerksam hob sich seine Augenbraue, als der Blondschopf abwinkte, doch er vertiefte das Thema nicht. Nicht für den Moment, auf alle Fälle. Stand jetzt war Kenji glücklich, nicht? Dann war ja soweit alles in Ordnung.

Leicht überrascht huschten die Augen des Hasen zurück zu seinem Begleiter, als der hinzufügte, dass niemandem etwas passiert war. Richtig... Das konnte auch ein Grund sein, aus dem ein Ritter – oder eher ein Runensoldat im Polizeidienst – an der Tür einer Privatperson erscheinen würde. Bei so etwas war er selber aber nur in seinen Ausbildungstagen dabei gewesen. Wenn man Ippi später zu Wohngebäuden und an ähnliche Orte geschickt hatte, dann hatte meistens jemand ein selbst eingebrocktes Problem. So sehr konnten die eigenen Erfahrungen wohl beeinflussen, wie man eine Situation wahrnahm.
Sichtlich verunsichert trat Lilia zu den beiden Magiern hinaus auf den Gang des Wohnheimes, wo sie nun erklären durften, warum sie hier waren. Der schwierige Teil also. Dafür, wie nervös Kenji zuvor gewesen war, übernahm er jetzt plötzlich sehr proaktiv das Wort, und ein leicht überraschter Iron ließ es geschehen, nutzte den Blickkontakt für ein kurzes, bestätigendes Nicken. Rückblickend gesehen war das aber vielleicht die falsche Antwort gewesen. Die drei Kurven, die der Ohara einschlug, um das Mädchen auf ihr Balldate zu deuten, waren kein guter Start, und das doch etwas leichtfertige er hat sich umentschieden kam auch nicht besonders toll bei ihr an. Und kaum hatte er das gesagt, begann auch schon das Rudern... Hatte der Satyr nicht gesagt, er würde sich im Griff haben?

„Jugendliche Torheit“, antwortete Iron mit ruhiger Stimme auf die so wichtige Frage des Mädchens, wieso sie sitzen gelassen worden war. Als wohl gefassteste Person hier und mit einer Festigkeit in seinen etwas lauter gesprochenen Worten zog er automatisch ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie sah ihn an, etwas Bittendes in ihrem feuchten Blick. Sie erhoffte sich eine Antwort. Ein paar Augenblicke ließ der Hase verstreichen, bis er sich sicher war, dass sie ihm zuhören würde, ehe er ein Stück sanfter fortfuhr. „Wir haben ihn auch nach dem Grund gefragt, weißt du? Aber er konnte uns keinen nennen. Nur bedröppelt rumdrucksen, als würden ihm die Erbsen aus dem Mund fallen, wenn er ihn öffnet.“ Langsam, um nicht bedrohlich zu wirken, trat der Ritter auf das Mädchen zu, während seine rechte Hand eine Packung Taschentücher aus seiner Hosentasche zog. Natürlich war er vorbereitet auf diesem Auftrag erschienen. „Ich denke, es gibt keinen Grund. Er hat überlegt, aber ihm ist kein Grund eingefallen, deshalb hat er nix gesagt. Und deshalb kriegt er auch nicht den Mut zusammen, selber zu dir zu kommen. Vielleicht hängt er sich an ner dummen Kleinigkeit auf oder er folgt einem Trend. Aber er kann dir nicht die Schuld geben, weil ihm nicht mal etwas einfällt, das du falsch gemacht haben könntest.“ Mit einem warmen Lächeln reichte er der Hopkins ein Taschentuch, deren Tränen jetzt langsam hervortraten. Sie nahm es entgegen, wischte sich an den Augen entlang, während leise Schluchzer aus ihr zu kommen begannen. „Es ist okay zu weinen“, versicherte er mit leiser Stimme und deutete mit dem Daumen in Richtung Kenji. „Wir sind beide für dich da, also lass es raus. Du kannst sogar das Shirt meines Kollegen vollheulen, wenn das hilft.“

@Kenji

Kenji gab wirklich sein Bestes, doch die Aufgabe war keine einfache und schon gar keine, in der er bereits Übung hatte. Übung hatte er sowieso in den wenigsten Bereichen des Lebens. Bisher hatte er das junge Mädchen noch nicht zum Weinen gebracht, das war doch schonmal etwas! Den Job übernahm Iron, dessen Worte deutlich mehr auf den Punkt waren, sich nicht vor der Wahrheit scheuten. Hätte man dem Ohara das Selbe gesagt, hätte er definitiv ebenfalls geflennt. Er war nicht einmal der Betroffene und fühlte trotzdem ein unangenehmes Ziehen im Herzen. Sie tat ihm einfach Leid. Das gemeine an emotionalem Schmerz war, dass es keinen Verbandskasten dafür gab. Man konnte nicht einmal draufpusten, ein Pflaster darüberkleben und schon war alles wieder gut. Auch half keine Salbe und Schmerzmittel dagegen gab es erst recht nicht. Das Blondchen mochte scheu sein, was Körperkontakt anging, daher auch der überraschte Blick Richtung Iron, doch wenn eine wortwörtliche Schulter zum Ausweinen der Schülerin helfen sollte, würde er es über sich ergehen lassen. Ein Magier musste schließlich ständig unangenehme Situationen überstehen und dabei trotzdem stark und souverän wirken.
Als der hilfesuchende Blick auf ihm landete, nickte er kurz, breitete einladend die Arme aus. Im nächsten Moment klammerten sich auch schon zwei Hände an seinen Rücken und ein feuchtes Gesicht schob sich gegen seine Schulter. Klägliches Schluchzen folgte. Oh man, oh man. Planlos blickte der Untote auf den unbekannten Haarschopf. Was jetzt? Zögerlich hob er eine Hand und tätschelte ihr ein wenig die Schulterblätter. Er musste es nicht sehen, um zu merken, wie sich dicke Tränenflecken auf seinem Oberteil bildeten, doch die würden sicherlich wieder trocknen. "Das wird schon wieder, der Schmerz wird nachlassen. Ganz sicher." Im Vergleich zum Hasen waren seine Worte noch ein ganzes Stück sanfter und mitfühlender, ganz als wüsste er genau, wovon er sprach. Liebesgefühle und -beziehungen kamen und gingen genauso wie der Schmerz, der manchmal mit ihnen kam. "Aber ... aber ... mit wem gehe ich denn jetzt? Ich habe doch schon mein Kleid gekauft und ich kann doch nicht die Einzige sein, die ohne Partner kommt." Die Worte waren immer wieder unterbrochen worden von einzelnen Schniefern und Schluchzern, doch Kenji wartete geduldig, bis sie fertig gesprochen hatte. Natürlich hätte er ihr verraten können, dass es noch einige andere Mädchen gab, welchen das selbe Schicksal ereilen würde, doch ob das gerade angebracht war, bezweifelte sogar er. "Hast du nicht irgendeine Freundin, die auch keinen Freund hat?" Kopfschütteln. "Die sind alle total glücklich vergeben ... alle außer ich", jammerte das Mädchen kläglich. Mist. Das war die falsche Frage gewesen. Aber wie sollte er ihr diese Sorge nehmen? Es wäre wirklich unfair, wenn sie den gesamten Ball verpassen würde, doch er konnte sich auch keinen Kerl aus dem Ärmel schütteln, der mit ihr gehen würde. Außerdem wusste er ja gar nicht, ob sie mit einem Fremden gehen wollen würde. Oh man. Hilfesuchend blickte er zu seinem Kollegen. Der hatte doch bisher immer weise Worte im Petto gehabt. Bestimmt hatte er auch jetzt eine passende Lösung! Das war eigentlich nur fair, schließlich spielte Kenji bereits den lebendigen Teddybären und trug so (hoffentlich) einen guten Teil zum Erfolg bei.

Iron war sehr bewusst, dass er gerade Kenji als Ventil für Lilias Tränen angeboten hatte, was ihm nicht wirklich zustand, aber der Blondschopf widersprach nicht und die Hopkins nahm das Angebot gern an, also würde das schon Alles seine Richtigkeit haben. Die Frage war nur, wie es von hier aus weiterging. So wirklich besser ging es dem Mädchen noch nicht und irgendwie gingen dem Hasen die Aufmunterungen aus. Die gute Nachricht war, dass Lilias große Sorge, als Einzige allein aufzutauchen, sich nicht bewahrheiten würde... aber irgendwie bezweifelte Iron, dass sie das gerade hören wollte. Eventuell hatte er auch unterschätzt, wie wichtig so ein Ball für einen Schüler war - er selbst hatte ja nie einen in Aussicht gehabt. Er hatte gedacht, dass es die Trennung an sich war, die schmerzte, aber offenbar ging es darum, bei dieser Feier allein auftreten zu müssen...?
„Ich denke nicht, dass du allein gehen musst“, lächelte Iron warmherzig und legte sich eine Hand auf die Brust. Das hier war ein bisschen ein Bluff, aber viel Anderes blieb ihm gerade auch nicht. Hoffentlich konnte er die Nummer überzeugend durchziehen. „Du hast doch jetzt schon einen ganzen Haufen Freundinnen, die nur auf dich warten. Wenn die erfahren, was dieser Schleimer gemacht hat, geht sicher eine lieber mit dir hin als mit einem doofen, pubertären Schüler, der sie eh nicht zu schätzen weiß.“ Richtig? Dafür waren Freunde schließlich da! Um füreinander da zu sein und sich umeinander zu kümmern! „Eure Romanzen zu dieser Zeit werden nicht lange halten. Du siehst ja, wie instabil sie sind“, meinte er und hob seinen rechten Arm. „Aber weißt du... Die Freunde, die unser Leben lang bei uns bleiben, sind die, auf die wir uns wirklich verlassen können. Ich weiß, wovon ich rede.“ Und mit einem optimistischen Grinsen schnippte der Hase mit seinen Fingern, den Blick kurz hinauf in die Luft gerichtet... wo plötzlich ein Flattern ertönte.

Lilias Augen hoben sich, als sich plötzlich ein großer Vogel vom Dach des Wohnhauses erhob und zu ihnen herab geflattert kam. Das war... ein Adler? So etwas sah man hier normalerweise definitiv nicht! Zielsicher kam der Jagdvogel aus dem Himmel herabgestürzt und landete auf dem ausgestreckten Arm des Leporidae. „Na hoppla!“, lachte der auf, strahlte glücklich vor sich hin. „Und wie aus dem Nichts taucht er auf: Ein wahrer Freund!“ Den Schnabel aufreißend, die Flügel immer noch weit ausgebreitet, stieß Steel, der Falke, einen Ruf aus. Seine Anwesenheit hier war für Iron eine Selbstverständlichkeit, aber für das Mädchen dürfte es ein ganz schöner Überraschungseffekt sein. Hoffentlich genug, um sie ein wenig von ihren Sorgen zu befreien. „Hm? Was sagst du?“, rief Iron überrascht, und wieder schrie der Falke auf. „Oh, nein, nein“, lachte der Hase fröhlich und hob beschwichtigend seine freie Hand. „Ich sag der jungen Dame sicher nicht, dass sie viel zu hübsch ist, um sich Sorgen zu machen! Von einer alten Kartoffel wie mir will sie das doch gar nicht hören, haha!“ Seinen Kopf leicht senkend, holte sich der Ritter eine Kopfnuss von seinem Vogel ab, ehe er der jungen Dame seinen Arm hinhielt. „Magst du ihn mal streicheln?“, schmunzelte er amüsiert, während Steel die Flügel wieder einfuhr, sich klein machte und sie aus seinen Falkenaugen betrachtete. „Er ist ein ganz liebes Kerlchen! Ein richtig guter Freund, versprochen!“
Gut möglich, dass Lilia die kleine Nummer hier gerade total doof und unpassend fand, aber selbst das wäre gar nicht so schlimm. Dann konnte sie dem Ran zurufen, wie doof er doch war und dass er sich unpassend benahm und konnte ihren Frust an ihm auslassen, bevor sie sich von ihren Freundinnen trösten ließ. Oooder sie freute sich über das süße Vögelchen. Das würde ihm sogar noch besser gefallen...

@Kenji

Schon wieder haute der Rune Knight eine Lebensweisheit nach der anderen heraus, während der Ohara um jeden einzelnen Satz kämpfen musste. Wie schaffte der Hase es bloß, seine Worte mit solch einer überzeugenden Leichtigkeit zu wählen? Als wäre er dafür bestimmt, Leute zu trösten. Irgendwann wollte Kenni auch mal so gut im Reden sein. Auch er wollte es schaffen, die Tränen seiner Mitmenschen zum versiegen zu bringen. Es blieb nur zu hoffen übrig, dass sich Irons Worte auch bewahrheiteten, dass wirklich eine von Lilias Freundinnen bereit war, ihr nach dieser schrecklichen Nachricht zur Seite zu stehen. Es gab schließlich keine Regel, dass man mit einem Partner des anderen Geschlechts aufkreuzen musste, richtig? Zwar war Kenni ebenfalls zur Schule gegangen, von den Veranstaltungen hatte er jedoch keine Ahnung, denn er hatte sie nie besucht, sie stets vermieden. Zu groß war die Gefahr gewesen, dort auf irgendwelche Rüpel zu treffen. Für ihn selbst war es okay gewesen, Bälle und allerlei andere Festivitäten zu verpassen, doch für das Schulmädchen schien es eine gewaltige Sache zu sein. Ihre feuchten, rot ummalten Augen hellten jedoch langsam wieder auf, als der große Vogel sich vom Himmel stürzte und elegant auf dem Arm des Hasen landete. Auch die Äuglein des Blondchens wurden groß. Wo kam der denn plötzlich her? Die Stadt war definitiv kein Ort für einen so gewaltigen Falken wie diesen. Doch Tier und (Halb)Mensch schienen sich zu kennen und sich trotz der Sprachbarriere zu unterhalten, als wären sie alte Freunde. Ob Ippi seinen gefiederten Kumpel wohl wirklich verstand oder nur so tat? So oder so, das Mädchen hielt sich inzwischen die Hand vor den Mund, staunte nicht schlecht. Den Blick konnte sie gar nicht mehr abwenden. Ein Kompliment von einem Vogel hatten vermutlich die wenigsten Damen auf dieser Welt schon bekommen.
Auf das Angebot, Steel zu streicheln, reagierte sie jedoch recht zögerlich. Ein wenig unsicher blickte sie zwischen Vogel und Hase hin und her. Sie entließ Kenji langsam aus ihrem Klammergriff und trat Ippi ein Stück entgegen. "Und der zwickt auch nicht?", versicherte sie sich, ehe sie langsam die Hand ausstreckte. Erst ein Finger, dann alle fünf strichen vorsichtig über das weiche Gefieder. Während das Mädel sich voll und ganz auf den Falken konzentrierte, schenkte Kenni seinem Kollegen ein begeistertes Nicken. Tiere waren wirklich eine wunderbare Methode, um jemanden zu trösten. Hätte er eher daran gedacht, hätte er Purin mitbringen können. Das flauschige, extrem zutrauliche Kätzchen hätte bestimmt auch einige gebrochene Herzen flicken können.
Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür im Rücken der Schülerin einen kleinen Spalt und einige Augenpaare blickten heraus. "Ist alles okay, Lilia? Kommst du wieder rein?", piepste ein Stimmchen. "Ja, ja, gleich. Moment noch." Sie tätschelte dem lieben Vögelchen noch ein wenig das Köpfchen, ehe sie die Magier ansah. "Äh, danke oder so. Ich geh dann mal." Ein eher gezwungenes Lächeln zog sich über ihre Lippen und sie schenkte den Männern ein kleines Winken, dann verschwand sie auch schon wieder ins Innere ihres Zimmers.
Damit war die allererste Hürde geschafft. Erleichtert atmete der Ohara auf. Das war wirklich unangenehm gewesen, doch es hätte auch deutlich schlechter laufen können. "Du kannst da ja echt gut", stellte das Blondchen fest, "Wie findest du bloß all die guten Worte? Alles, was ich versucht habe, zu sagen, kam irgendwie falsch rüber, glaub ich." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Entschuldige. Ich glaube jetzt weiß ich, wie ich es besser machen kann. Ah-aber wenn du irgendwelche Tipps hast, nehme ich die auch gerne...!" Kenni mochte nicht der beste im sozialen Umgang sein, doch immerhin lernte er schnell. Er würde sich einfach ein großes Vorbild an dem Iron, den er gerade beobachten durfte, nehmen und es nachahmen! "Wollen wir gleich die Nächste machen?" Natürlich war er nicht scharf darauf, weitere Herzen zu brechen, doch es wahr sowohl für die Mädels, auch für die Magier besser, wenn sie die Angelegenheit möglichst schnell hinter sich brachten.

Puh... Iron hatte nicht wirklich Ahnung, ob das, was er sagte, in irgendeiner Weise helfen würde, aber es sah zumindest so aus, als würde er nicht noch mehr kaputt machen. Jetzt, wo der Falke auf seinem Arm hockte, war es eh zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Mit einer ordentlichen Portion Sicherheit und Selbstbewusstsein brachte der Hase seine kleine Show rüber, und tatsächlich... Lilia schien in etwas besserer Stimmung zu sein, als er fertig war. Zumindest sah die Welt nicht mehr ganz so düster und hoffnungslos aus. „Keine Sorge, er tut dir nichts“, versprach der Ran mit einem amüsierten Lächeln. „Steel tut nur den Bösen weh. Wir sind schließlich ein Ritter-Duo!“ Ein wenig Nähe mit einem süßen Tierchen würde Lilia sicher aufheitern, zumindest für den Moment. Ihre Freundinnen würden den Rest übernehmen. Mit einem Nicken entließ der Rune Knight das Mädchen wieder, als sie zurück in ihr Zimmer gerufen wurde, und wartete, bis sich die Tür hinter ihr schloss, ehe er erleichtert aufatmete. „Puh, sieht aus, als hätten wir das überstanden...“
Iron hatte nicht erwartet, dass das hier eine leichte Quest werden würde, aber sein Herz hatte dann eben doch ganz schön gepocht. Offenbar hatte er aber nicht nur Lilia überzeugt. „Gut? Findest du?“, grinste er und kratzte sich am Kopf. „Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen konnte und was nicht, also hab ich einfach probiert, alles rauszuwerfen, was mir in den Sinn kam. Ich glaube aber, Steel hat den Möhrenanteil beigetragen.“ Seine linke Hand in seiner Tasche vergrabend zog der Ran eine kleine Büchse hervor, deren Deckel er mit dem Daumen abploppen ließ. „Hier, das ist für dich. Danke für deine Hilfe, ohne dich wäre ich aufgeschmissen gewesen... schon wieder.“ Trotz der angespannten Situation eben lachte Ippi gelassen, während er ein paar Futterwürfel auf seine rechte Handfläche fallen ließ. Fröhlich knackte Steel mit seinem Schnabel und begann dann, am Futter herum zu picken. Gleichzeitig kämpfte der Ritter ein wenig damit, die Büchse mit nur einer Hand wieder geschlossen zu bekommen, konnte sie am Ende aber einfach wieder wegstecken.

„Ich denke es hilft, wenn du etwas Anderes sagst als Er hat sich umentschieden. Du fällst echt mit dem Kohlrabi ins Haus“, meinte der Ran und schüttelte den Kopf. „Oh, und red nicht vorher ewig um den heißen Brei. Das arme Mädel war total verwirrt, hepp. Die dachte echt, dem Typ, der sie abserviert hat, ist was passiert.“ Ja, irgendwie hatte es Kenji geschafft, gleichzeitig nicht direkt genug, aber auch viel zu direkt zu sein. Feingefühl war wohl nicht so seine Stärke. „Feingefühl ist nicht so deine Stärke, was?“ Oh, und als er gefragt hatte, ob nicht eine andere Freundin von ihr auch alleine war... Das war der Moment gewesen, an dem Ippi echt gedacht hatte, sie könnten es nicht mehr retten. Es war ein Wunder, dass sie die Situation noch überstanden hatten. Und der Ursprung dieses Wunders war der Falke, der gerade aufgegessen hatte und seinen Kopf gegen den seines Partners stieß. „Na hoppla! Das war lecker, nicht?“, lachte der Hase und streichelte Steel ein wenig. „Aber jetzt solltest du dich wieder auf in die Luft machen. Wir spielen nach der Quest, okay?“ Kurz rief das Tier aus, ehe es mit den Flügeln schlug und in den Himmel zurückkehrte. Dieser Joker würde erst einmal in der Nähe bleiben, sodass Iron ihn im Notfall wieder zu sich rufen konnte... hoffentlich würden sie nicht bei jedem Mädchen so weit kommen. Einen etwas ernsteren, aber immer noch entspannten Gesichtsaufdruck aufsetzend klopfte Iron an der nächsten Tür, die sich auch schon öffnete, um ein Mädchen mit geflochtenen, schwarzen Haaren und einer Brille zu offenbaren.
„Hallöchen! Mein Name ist Iron, das hier ist mein Kumpel Kenji!“, grüßte der Blondschopf fröhlich, hob seine rechte Hand zum Gruße. „Bist du Millicent Finch?“ Kurz sah die Schülerin den Hasen überrascht an, blickte hinauf zu seinen Ohren, ehe sie lächelte und den Kopf schüttelte. „Nein... ich bin Kim... ihre Mitbewohnerin. Hi“, grüßte sie, etwas unsicher. Ihr Lächeln zeigte eine Zahnspange, aber ihr Name... auf der Liste hatte es keine Kim gegeben. Das war wohl das Beste. Es wäre echt unangenehm, zwei Mädchen im gleichen Raum die böse Nachricht überbringen zu müssen. „Milly ist gerade drüben“, meinte das Mädchen vor ihnen und deutete in die Richtung, aus der die beiden Magier gerade kamen. „Bei ihrer Freundin Lilia. In Zimmer 119.“

@Kenji

Leicht, aber begleitet von einem Lächeln nickte der Ohara. Ja, er fand wirklich, dass sein Kollege das gut gemacht hatte. Dass er einfach nur herumprobiert hatte, war schwer zu glauben. Da hatte er wohl wirklich Glück gehabt - im Gegensatz zu Kenji. "Möhrenanteil...?" Er legte den Kopf schief. "Oh, achso. Logisch. Äh, ja. Da hast du wohl Recht. Man kann kaum traurig sein, wenn man so einen süßen Vogel vor sich hat." Eigentlich war er eindeutig ein Katzenliebhaber, doch Steel fand er trotzdem super niedlich. Er war fast ein wenig neidisch auf Lilia, denn auch er hätte nur zu gerne gewusst, wie sich die so weich aussehenden Federn anfühlten. Fragen wollte er aber nicht, vor allem, weil sich der Falke gerade seinen wohlverdienten Snack gönnte.
Außerdem hatten sie noch eine wichtige Sache zu besprechen. Aufmerksam lauschte das Blondchen den Worten, die Iron für ihn hatte. Er war also sowohl zu direkt, als auch nicht direkt genug zu sein ... hmmmm.... Es brauchte also einen Mittelweg! Doch wo war der? Da war er sich nicht ganz sicher. Dass es ihm an Feingefühl fehlte, war wohl oder übel wahr. Empathie besaß er zwar im Überfluss, doch daran, diese in schöne Worte zu verpacken, scheiterte er noch zu oft. Es fehlte ihm einfach an Erfahrung im Umgang mit Anderen. Hoffentlich würde er sich bei dem nächsten Mädchen besser anstellen können. Er würde sich das Feedback, das er bekommen hatte, sowas von umsetzen! "Äh, ja ... anscheinend", stimmte er nach einem kurzen Moment der Stille zu, kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf. "Ich glaube meine Stärken liegen einfach woanders." Mit größter Mühe versuchte er, optimistisch zu bleiben. Ein wenig entmutigend waren die Worte des Hasen schon, auch, wenn er es sicher gut meinte. Die Wahrheit war eben manchmal doof. Kenni konnte eben nicht in allem sofort gut sein, das konnte niemand, richtig?
Als sie vor der Tür des zweiten Mädchens standen, malte sich der Ohara wieder ein Lächeln auf die Lippen. Auch die Schultern wurden ein wenig zurückgezogen, sodass er hoffentlich selsbtbewusster wirkte, als er eigentlich war. Nach kurzem Warten öffnete man ihnen. Neugierige Augen blickten ihnen durch Brillengläser hindurch entgegen. "Hi!", meldete er sich zu Wort und winkte leicht, als sein Name fiel. Auch dieses Mal schien man dem unangekündigten Besuch gegenüber misstrauisch, doch das konnte man den Mädels kaum verübeln. Wie sich wenige Worte später herausstellte war die Schwarzhaarige jedoch keine der Unglücklichen, sondern nur deren Mitbewohnerin. Die Gesuchte befand sich ... in dem Zimmer, von dem sie gerade gekommen waren. Kurz entgleisten Kenni die Gesichtszüge, doch er fing sich eilig wieder. Das war wirklich unangenehm. "Okay, alles klar, dann schauen wir da mal nach ihr. Danke für die Info, Kim!" Er bemühte sich, dem Klang seiner Stimme ein wenig Lockerheit zu verleihen, sodass die Spangenträgerin gar nicht erst anfing, sich Sorgen zu machen. "Dann wollen wir dich mal nicht weiter aufhalten. Byebye!" Sie blickte zwar ein wenig überrascht drein, nickte dann aber und verabschiedete sich höflich, ehe sie die Tür wieder schloss.
Kenji schwieg noch einen Moment, in dem er die Info, die er gerade erhalten hatte, erst einmal verarbeitete. Ihr Auftrag war bereits schrecklich genug, nun auch noch zurück zu dem selben Zimmer kehren zu müssen, aber dieses Mal ein anderes Mädchen herauszuholen, glich reinster Folter! Zumindest für den eher scheuen Ohara. "Dann gehen wir wohl wieder zu Zimmer 119, was...?" Die Worte fühlten sich an wie zäher, durchgekauter Kaugummi, genauso wie der Weg, den sie nun wieder zurücklaufen mussten. Unruhig spielte er währenddessen an seinen Haaren herum, als sie jedoch wieder vor der Tür standen, lösten sich seine Finger wieder von diesen. Er musste schließlich souverän wirken! Wie auch immer das in dieser Situation möglich sein sollte. Nachdem er geklopft hatte, dauerte es nicht lange, ehe geöffnet wurde. Es war wieder Lilia, deren leichtes Lächeln verschwand, als sie die Magier sah. "... habt ihr etwas vergessen?" Ihre Stimme war angespannt, die Sorge in ihren Augen kaum zu übersehen. Ob sie bereits ahnte, was kam? "Nein, das nicht. Wir haben gehört, dass deine Freundin Milly hier ist und wollten kurz mit ihr sprechen." Die Brauen des Mädchens fielen nach unten. "Aus dem selben Grund?" - "Leider ja. Schickst du sie kurz zu uns raus?" Kurz zögerte Lilia. Ihr Blick vermied den der Magier gezielt. "... kann ich ihr nicht lieber die Nachricht überbringen?" Der Ohara zögerte. Konnte sie das? Einerseits war es sicherlich gut, wenn man soetwas von einer vertrauten Person erfuhr, andererseits konnten sie so nicht sichergehen, dass die Botschaft wirklich ankam.

„Hehe, er ist echt ein Süßer, nicht?“, grinste Iron breit und schenkte Steel noch ein paar Streicheleinheiten. „Jaa, du bist der super-duper-Süßeste, haha!“ Aber der super-duper-Süßeste wollte auch nicht ewig auf dem Arm des Hasen herumhocken, der brauchte es, sich zu bewegen und durch die Lüfte zu fliegen und die Umgebung auszukundschaften. Insofern würde der Ran ihn auch wieder fliegen lassen. Sie waren ja nah genug beieinander, dass der Falke weiterhin auf Pfiffe reagieren konnte. „Alles gut. Das mit dem Feingefühl kommt mit der Zeit. Bist doch noch ein junger Hüpfer, nicht?“, schmunzelte der Hase seinen Partner an. Der wirkte selbst nicht viel erwachsener als die Teenies, mit denen sie heute zu tun hatten. „Musst halt mal wem wehtun, ein bisschen Gegenfeuer kriegen und merken, wo's anfängt und wo's aufhört. Immer nur die Klappe halten bringt dich nicht weiter, also mach ruhig erstmal so weiter.“ Man merkte ja grundsätzlich, dass Kenji es gut meinte und eigentlich versuchte, den Leuten zu helfen. Das gute Herz eines ungeschliffenen Edelsteins. Irgendwann würde er das schon rausbekommen, ganz sicher.

Die Antwort, die die beiden Magier an der nächsten Tür bekamen, war für Iron dann aber doch ganz schön ernüchternd. Diese Milly, die sie suchten... Die war gerade bei Lilia? Und würde demnach ganz genau wissen, was sie wollten, wenn die beiden Magier nach ihr fragten? Leicht begannen die Ohren des Hasen zu hängen. Das... gefiel ihm nicht. „Haha... ja, zurück zur 119“, lachte er halbherzig, ein müdes Lächeln auf den Lippen. Auch in den Augen des Ohara glaubte er zu sehen, dass der nicht extrem glücklich damit war. Da waren sich die beiden wohl sehr einig. Der Leporidae hatte eigentlich vorgehabt, Leuten möglichst nicht wehzutun, aber das war vielleicht naiv gewesen. Die Kids hier gingen in die gleichen Klassen und lebten praktisch nebeneinander, teils miteinander im gleichen Zimmer. Sie hatten Beziehungen und Freundschaften, vielleicht sogar verwandte hier. Sie waren nicht hier, um mit fünf vereinzelten Mädchen zu sprechen, bei denen sie das gleiche Gespräch wieder und wieder aufziehen konnten; die sprachen miteinander, bekamen mit, was passierte, und wären sicher gar nicht glücklich, wenn sich am Ende herausstellten, dass der Ritter und der Satyr ihnen allen den gleichen Unsinn erzählt hatten. Er seufzte. „Naja, man kann nur vorwärts gucken, hopp. Sollen sie halt mit Tomaten werfen.“
Insofern kehrten sie zurück zu Lilias Zimmer, die, wie zuvor, die Tür für sie eröffnete. Es freute sich wohl das ganze Trio nicht, einander wiederzusehen, und so, wie es klang, wollte die Hopkins sich lieber selber darum kümmern, es ihrer Freundin zu erzählen. Ein verständlicher Gedanke, aber schwierig. Vermutlich konnte sie es in dieser Situation tatsächlich schonender übermitteln als die beiden, aber das hier war ihre Aufgabe, da mussten sie auch sicherstellen, dass auch wirklich alles ankam. Es nicht wenigstens zu überwachen wäre mehr als unverantwortlich. Kenji für seinen Teil schien – verständlicherweise – nicht so recht zu wissen, was hier die richtige Antwort war. Also musste das wohl Iron übernehmen.

„Hmm... klar doch! Klar wie Krautbrühe! Du weißt sicher besser, wie deine Freundin das aufnimmt“, lächelte der Ran fröhlich, nickte, dass seine Öhrchen wippten. Jetzt darauf bestehen, es selber zu machen, und dann die Nachricht zu vermasseln wäre ein übler Schnitzer. Aus ruhigen Augen sah der Ran in die der Hopkins. „Du musst es ihr aber auch wirklich sagen, ja? Nicht einfach über das Thema weg hüpfen. Das ist wichtig.“ „... ja. Ja, klar. Weiß ich doch.“ Leicht grummelig verzog Lilia das Gesicht, aber ihre Verstimmung war nachvollziehbar. Dennoch, Iron musste sicher gehen. „Okay, ich vertraue dir da mal!“, nickte er zufrieden. „Dann erzähl es ihr mal!“
Er stand immer noch da, immer noch etwas ziellos lächelnd, als sich die Tür vor seiner Nase schloss. Dann schob er seine Hände in die Hosentaschen seiner Uniform, atmete langsam aus. „Hoppla, hoppla... Was für ein Fettnäpfchen.“ Das Mädchen trauerte gerade selbst und wollte einer ihrer Freundinnen antun, was sie selbst gerade fühlte. Das konnte nicht leicht sein... aber es musste geschehen. „Ich pass auf, dass sie es auch wirklich macht.“ Sich leicht zurücklehnend schloss Iron die Augen. Die langen Ohren auf seinem Kopf stellten sich auf, gerade, aufmerksam. Es war vermutlich ein Eingriff in die Privatsphäre, aber er lauschte, was da drinnen gesagt wurde. Einfach nur, um sicherzustellen, dass ihr Auftrag auch tatsächlich ausgeführt wurde...

@Kenji

Es war wirklich zu putzig, wie Hase und Falke miteinander umgingen. Ein wenig erkannte Kenji sich selbst und seine Katzen darin wieder. Es gab wirklich nichts Niedlicheres als das eigene Haustier. Warm lächelte der Ohara. Dieses Lächeln verschwand jedoch wieder, als sein Gegenüber vorschlug, dass er einfach mal ein wenig fies zu Leuten sein sollte. Überrascht weiteten sich die trüben Augen, blinzelten dem Leporidea entsetzt entgegen. "Ich soll was? S-so richtig mit Absicht? Aber das kann ich doch nicht machen! Was wenn die Person sich dann verletzt fühlt?" Nein, das ging ganz und gar nicht. Er wollte nicht gemein sein, auch, wenn es für diesen Auftrag wohl oder übel notwendig war. Wie sollte er Feingefühl durch böse Worte lernen? Oh man. Manchmal verstand er die Welt echt nicht. Wieso bloß musste alles so verwirrend sein? Oder war er vielleicht einfach zu doof? Fragen über Fragen über Fragen ...
Eine Frage hatte auch die Hopkins, als die Nachrichtenüberbringer kurze Zeit später wieder vor ihrer Tür standen. Scheinbar war auch ihr das erneute Auftauchen unangenehm, wer konnte es ihr verübeln? So unpraktisch die Frage für die Magier auch sein mochte, sie bewies, dass das Mädel eine wahre Freundin war - vorausgesetzt sie informierte Milly wirklich. Genau das war es, was den Ohara zögern ließ. Wie auch zuvor schien Iron hingegen sofort zu wissen, was zu tun war. Fröhlich stimmte er der Bitte zu, wies sie aber trotzdem darauf hin, dass es wichtig war, dass Milly die Wahrheit erfuhr.
Und schon war das ungleiche Duo wieder nurnoch zu zweit. Einen Moment lang blickte der Untote noch der Tür, die vor ihrer Nase geschlossen wurde, entgegen, ehe er den Kopf langsam seinem Kollegen zuwendete. "Ob das wirklich eine gute Idee war?" Er wollte nicht etwa die Kompetenz des Hasen infrage stellen, überhaupt nicht! Aber ein wenig nervös waren sie schon. Sie hatten überhaupt keine Rückversicherung, dass das Mädchen wirklich tat, was sie ihnen versprochen hatte. Doch während Kenni (ein weiteres Mal) nur nutzlos herumstehen konnte, hatte der Ran einen Plan und machte sich sogleich an die Umsetzung. Wer hätte gedacht, die großen, löffelartigen Ohren mehr konnten als nur absolut niedlich aussehen?

Kaum hatte sie die Tür geschlossen, lehnte sich das junge Mädchen mit dem Rücken gegen diese und schnaufte tief durch. Eigentlich hatte sie gedacht, dass heute ein toller Tag werden würde, doch nun waren diese Pappnasen aufgetaucht und ruinierten alles. Natürlich wusste sie, dass es nicht wirklich deren Schuld war, doch sie konnte nicht anders, als es ihnen doch ein wenig übel zu nehmen. Nachdem sich ihr hüpfendes Herz ein wenig beruhigt hatte, löste sie sich von dem kühlen Holz, zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und flitzte zurück zu ihren Freundinnen. Der Hase hatte Recht. Sie musste es Milly sagen. Es war nur fair, dass sie es jetzt erfuhr und nicht erst dann, wenn sie beim Ball aufkreuzte und ihr Liebster nicht auf sie wartete. "Hey Lilly, hab ich da meinen Namen gehört?" Neugierige, frisch geschminkte Augen blickten ihr entgegen. Auf den Lippen, die gerade mit Lipgloss nachgezogen wurden, lag ein breites Lächeln. "Äh ... ja!" Milly freute sich so sehr, schon seit Wochen. Sie war nicht wie Lilly, die ihren Tanzpartner erst vor einigen Wochen kennengelernt hatte, sie war schon seit fast einem halben Jahr mit ihm zusammen. Und Hals über Kopf verknallt, das erkannte selbst ein Blinder. "War es was wichtiges? Wieso hast du mich nicht dazu geholt?" Sie wollte es ihr wirklich sagen. Sie hatte es wirklich vorgehabt. Sie hatte die Magier nicht anlügen wollen. Aber sie konnte es einfach nicht. Nicht, wenn sie sie so ansah. "Ach .. nu-nur deine Mitbewohnerin ... Äh, Meinte nur, sie hätte ... übrig gebliebene Pizza, die du haben kannst, wenn du später wieder zurück kommst. Ja, so war das!" Nervös vermied sie den Blickkontakt, machte instinktiv ein paar Schritte zurück. "Äh, ich muss nochmal fix auf Toilette...!" - "Alles okay, Lilly?" - "Ja klar, hahaha, mach dir keine Sorgen!"

Mit einem kräftigen Ruck wurde die Tür wieder aufgerissen und die Hopkins stand ein weiteres Mal den unliebsamen Besuchern gegenüber. "Oh ... ihr seid ja wirklich noch da!" Ob sie nun erfreut oder entsetzt über die Tatsache war, ließ sich nur schwer erkennen. "Na klar! Wir warten doch auf ein Update. Wie hat sie es hingenommen?" Graue Augen ruhten auf dem jungen Mädel, das ein weiteres Mal stur den Blickkontakt vermied. Etwas, dass der Ohara nur zu gut nachvollziehen konnte und sich deshalb nicht weiter darüber wunderte. "Ach, ganz gut eigentlich..."

“Nicht mit Absicht! Doch nicht mit Absicht!”, rief Iron seinem Begleiter mit großen Augen entgegen und wedelte abwehrend mit den Händen. Zum ersten Mal seit ihrem Treffen war er von etwas wohl so überrascht, dass es ihn aus der Ruhe brachte. Wer könnte denn auch annehmen, dass der junge Blondschopf seine Worte so fies interpretierte? “Ich mein nur! Du wirst bestimmt noch Sachen sagen, die wem wehtun, solang du nicht weißt, wie’s richtig geht. Und das ist voll normal, hopp. Heißt nicht, dass du wem mit Absicht Kohlwörter vor die Sprossen knallen sollst!” Wobei selbst Iron zugegeben noch manchmal wunde Punkte traf, die er nicht treffen sollte. Aber naja, perfekt war am Ende des Tages niemand.
Ob es eine gute Idee war, Lilia die bösen Nachrichten überbringen zu lassen? Ippi zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung.” Konnte gut sein, dass damit jetzt alles super lief, und dann war gut. Oder dass alles furchtbar wurde und sie es irgendwie retten mussten. Das konnte man ja vorher nicht wissen, also probierte man Sachen aus. So, wie es klang, wählte die Hopkins aber die dritte Methode. Die “Ich mache gar nichts und lüge die Authoritäten an”-Methode. Nicht das, was sich der Ran erhofft hatte. Er verzog leicht das Gesicht, blickte hinüber zu Kenji und schüttelte leicht den Kopf. Nein, sie hatte es nicht getan.

“Kann ich mir vorstellen. Ich würd’s auch gut aufnehmen, wenn ich’s nicht wüsste”, lachte der Ran warm, als Lilia ihnen ihre Lüge auftischte, und deutete mit einem Zeigefinger hinauf zu seinen großen Lauschern, die wackelten, um die Aufmerksamkeit des Mädchens auch ja aufzufangen. “Ist bei der übrigen Pizza eigentlich auch Gemüsepizza dabei? Die mag ich am Liebsten.” Ein Blick des Schocks breitete sich auf dem Gesicht der Hopkins aus, als sie realisierte, was gerade los war. Dieser Runenritter hatte ihr Gespräch von vorne bis hinten belauscht. Ehe sie sich wieder fassen konnte, lag die Hand des Leporidae auch schon an ihrem Türrahmen und er steckte seinen Kopf hindurch. “Na hoppla! Du bist dann wohl Milly, hm?” Er unterbrach das Gespräch zwischen den beiden Mädchen, die hier noch übrig waren, und nickte der Rothaarigen unter den beiden zu. Er erkannte ihre Stimme wieder, mit der hatte sich Lilia eben noch unterhalten. “Kommst du bitte kurz hier vor? Wir müssen mit dir sprechen”, erklärte er und zog noch einmal an seinem Revers, um sein Gildenzeichen zu präsentieren. “Keine Sorge: Du bist nicht in Schwierigkeiten, und es ist niemandem was passiert, versprochen.”
Unsicher trat das Mädchen heran an die Tür, blickte fragend zu ihrer Freundin. Die Sorge in ihrem Blick war deutlich zu erkennen, trotz Irons Entwarnung. Mit einem Schlucken legte sie die zarten, dunklen Finger ihrer linken Hand um den Anhänger an ihrer Halskette. Das hier traf sie nicht ganz unvorbereitet; die kannte ja bereits Lilias Geschichte. “Es… es geht um Marioslav, nicht wahr…?”

@Kenji

Achso, also doch nicht mit Absicht! Verstehend nickte der Ohara, die Erleichterung war ihm mitten in das bleiche Gesicht geschrieben. Er wollte wirklich niemanden bewusst verletzen, fiese Worte waren absolut nicht das, was er gerne aussprach. Nein, er wollte, dass sein Umfeld sich in seiner Gegenwart wohl und glücklich fühlte. Deshalb verriet er auch nicht, dass er eigentlich ein Vampir war. Man würde nur Angst vor ihm haben ... wo war er gerade gewesen? "Ach, sag das doch gleich! Man, ich hatte schon kurz echt Angst." Er lachte, die Anspannung fiel langsam wieder ein wenig von ihm ab. "Ja, versehentlich könnte das schon eher mal passieren, da hast du wohl Recht ..." Es war wirklich beängstigend einfach, die falschen Worte zu wählen. Man dachte einmal kurz nicht nach und zack war es schon zu spät.
Insbesondere heute wollte das Blondinchen diese Fehler aber unbedingt vermeiden. Er wollte alles richtig machen und die Mädchen möglichst sanft und rücksichtsvoll über ihr unfaires Schicksal informieren. Doch auch bei ihrem zweiten Versuch scheiterte er kläglich dank seiner Unwissenheit. Ein weiteres Mal musste Iron die Führung übernehmen. Nein, nicht nur die Führung, die gesamte Arbeit, denn mit seinen großen Löffeln schien er genau hören zu können, was sich gerade bei den Mädels abspielte. Als sich Schritte näherten, landete der fragende Blick auf dem Hasen, der sogleich den Kopf schüttelte. Damit hatten sie ihre Antwort. Es war keine gute Idee gewesen und nun hatten sie den Salat.
Ippi sprach nicht lang um den heißen Brei herum, sondern konfrontierte Lilia sofort mit ihrem Verhalten. "Wir verstehen ja, dass du deine Freundin schützen möchtest, aber früher oder später findet sie es ja sowieso raus." Und dann war es doch schöner, wenn sie es von einem bekannten Gesicht im Voraus erfuhr und nicht nachdem sie die ganze Zeit auf ihren Freund gewartet hatte. So empfand zumindest Kenji, vielleicht tickten junge Mädchen einfach anders. Im nächsten Moment stand auch schon Milly mit bei ihnen, die Nervosität war ihr mitten ins Gesicht geschrieben. Fragend blickte sie zu ihrer Freundin, die nur beschämt den Kopf einzog und fortsah. Wie sich die Beziehung zwischen den Beiden wohl entwickelte, wenn Milly herausfand, dass Lilia versucht hatte, die Wahrheit vor ihr zu verheimlichen? Vermutlich nicht gut. Mit einer Hand fuhr sich Kenni durch das blonde Haar. Das war echt überhaupt nicht gut. Es war schon schlimm genug, dass sie ihre Jungs verloren, jetzt noch ein Streit zwischen Freundinnen wäre echt eine Katastrophe. "Genau, Marioslav", bestätigte der Ohara und blickte kurz zu seinem Kollegen. Eigentlich war er kein Lügner, aber das war definitiv ein Moment, der eine kleine Notlüge rechtfertigte, nicht? Oh, hoffentlich sah der Hase das genauso. "Wir, äh, wollten gerade nach dir fragen, da kam Lilia raus. So ein Zufall aber auch." Die Erwähnte blinzelte überrascht, öffnete kurz den Mund, schloss ihn dann wieder, ohne etwas zu sagen. Ein weiteres Mal fuhr er sich durch die Haare, ehe er schließlich weitersprach: "Du kannst dir bestimmt schon denken, worum es geht, deshalb, äh, mache ich es kurz: Er, uhm, möchte nicht länger mit dir zum Ball heute abend gehen." Der Griff um die Halskette des jungen Mädels wurde fester, während ihr Gesicht eine Reihe an Emotionen durchmachte. Unglauben, Entsetzen, Trauer und schließlich ... Wut? "Dieser Mistkerl!" Mit einem kräftigen Ruck zog sie die Kette von ihrem Hals und donnerte sie an den Magiern vorbei an die nächste Wand. "Ich fasse es nicht! Wie kann er mir das bloß antun?! Und dann hat er nicht einmal den Mumm, es mir persönlich zu sagen!" Ihre Stimme war laut und schrill. Kenji stand nur da und glotzte sie an wie ein Eichhörnchen, wenn es blitzte. Auf diese Reaktion war er absolut nicht vorbereitet gewesen. "Wo ist er gerade!? Ich werde ihm sowas von die Hölle heiß machen! Das wird er bereuen!" Uh-oh. Sofort hob der Blondschopf beschwichtigend die Hände. "H-hey, nur mit der Ruhe. Wir wollen keine voreiligen Entscheidungen treffen, richtig?" Ein scharfer Blick wurde in seine Richtung geworfen. "Das ist nicht eure Angelegenheit. Haltet euch gefälligst raus!" Seit wann waren Teenager-Mädels so gruselig?

„Ich hätt's klarer gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass du mich für so wen hältst! Mit Absicht Leuten wehtun, du hast doch einen an der Rübe“, lachte Iron, immer noch leicht geschockt, aber jetzt, wo das Missverständnis aufgeklärt war, fühlte er sich direkt erleichtert. Die Erleichterung sollte aber nicht lange halten. Milly hing bei Lilia rum und die kooperierte nicht ordentlich. Und jetzt... jetzt hatten die beiden Magier es mit einem Mädchen zu tun, das die schlechten Nachrichten einerseits schon kommen sah, auf der anderen Seite aber sicherlich hoffte, dass sie etwas Anderes zu hören bekam. Eine Hoffnung, die Kenji mit zwei kurzen Worten direkt im Keim ersticken musste.
Die Trauer war in Millys Augen zu sehen, aber lange hielt sie nicht. Stattdessen legte sich deutlicher Zorn auf ihr Gesicht, als sie realisierte, was für ein Feigling ihr Freund eigentlich war. Sie wollte offenbar nichts davon hören, als Kenji versuchte, sie zu beschwichtigen, und Iron, mit einem Schmunzeln, zuckte mit den Schultern. „Da hat sie recht. Ihre Entscheidungen sind ihre Entscheidungen. Wir haben da nicht mitzureden“, stimmte der Blondschopf zu und schob den Ohara beiseite, um sich vor die junge Dame zu stellen. „Aber einfach gehen lassen kann ich dich jungen Hüpfer auch nicht. Ich verstehe, dass du sauer bist, aber wenn du jemandem wehtun musst... dann nimm mich, hopp.“ Mit seinem üblichen, strahlenden Lächeln breitete der Hase die Arme aus, machte keine Anstalten, sich zu wehren. Die Finch, von dieser Wendung ebenso überrascht wie Kenji zuvor, hielt inne, blinzelte ihn an. „Was?“, entkam es ihr ungläubig, ihre Wut für einen Moment wankend, ehe ihre Augenbrauen sich wieder zusammenzogen und sich ihre Hand zur Faust ballte. „Red keinen Unsinn! Ich geh und zeig Marioslav schon, was ich von ihm halte, also geht mir aus dem Weg! Das hat nichts mit euch zu tun!“

„... bist du sicher, dass es nicht mit uns zu tun hat?“

Mit ruhigem, skeptischen Blick sah Ippi sein Gegenüber an. Wieder stockte sie. Seine Art war... seltsam. Ungewöhnlich. Einerseits wirkte er heiter und unberührt von der ganzen Sache, andererseits seltsam ernst und involviert. Und irgendwie machte es sie sauer, wie er mit ihr redete. „Klar, es war seine Entscheidung, aber ich bin in seinem Namen hier“, stellte der Hase klar und deutlich fest, noch immer entspannt lächelnd. „Auch wenn ich ein Außenseiter bin: Ich bin hier hergekommen, um mit dir Schluss zu machen. Obwohl ich dich nicht kenne, bin ich hier, um dein Herz zu brechen. Und du meinst, ich bin nicht schuld? Marioslav hätte sich vielleicht gar nicht getraut, aber ich habe es ihm leicht gemacht. Millcent, denkst du-...“

Klatsch!

Der Knall ihrer Handfläche, die gegen das Gesicht des Hasen schmetterte, hallte wider über die nahegelegenen Zimmer hinweg. Millys Finger zitterten, während sie die Zähne fest zusammengebissen hatte und sich ihre Augen schlossen. Sie wirkte frustriert, aber auch unentschlossen, Tränen in ihren Augenwinkeln. Iron, der von der Ohrfeige leicht taumelte, ließ sein leicht gequältes Lächeln nicht von seinem Gesicht verschwinden. Kaum hatte er sich gefangen, stand er auch schon wieder fest und sicher vor der Schülerin. „Das war echt ein ordentlicher Hieb... Da ist der Funke übergesprungen“, meinte er, seine rechte Gesichtshälfte ordentlich gerötet von dem Einschlag. Sein Blick fiel auf ihre zitternde Hand. „Aber... das war noch nicht alles, oder? Ich seh doch, dass du noch immer frustriert bist.“ Die Augen schließend drehte er seinen Kopf beiseite, hielt ihr die andere Wange hin. „Millicent... Ich verstehe deine Wut. Du wurdest nicht fair behandelt, also... Fühl dich frei, und lass es einfach raus, in Ordnung?“

@Kenji

Klatsch.
Auf einmal war alles so schnell geschehen. Milly hatte deutlich gemacht, dass das hier keine Angelegenheit der Magier war und irgendwie hatte sie damit auch Recht, das konnte Kenji nicht verneinen. Aber womöglich hatte das Mädchen vor, ihren Ex-Partner zu verletzen, also ging es sie doch etwas an! Als stolzer Vertreter der Satyrs Cornucopia Gilde war es doch die Pflicht des Blondchens, sicherzustellen, dass niemand verletzt wurde! Eine Pflicht, die er unweigerlich vernachlässigt hatte, als die flache Hand der Brillenträgerin einen rötlichen Abdruck auf Irons Wange hinterließ. Der Ohara konnte gar nicht glauben, was gerade passiert war. Wieso hatte sein Kollege das getan? Das war doch keine Lösung! Ungläubig klappte seine Kinnlade nach unten. Er hatte sie derart provoziert, dass sie gar keine andere Möglichkeit mehr gesehen hatte. Doch erleichterter sah sie nun auch nicht aus. Im Gegenteil, der Überfluss an Emotionen war ihr noch immer mitten ins Gesicht geschrieben.
Anscheinend dachte der Ran, dass eine weitere Ohrfeige das Problem lösen würde. Fröhlich bot er ihr an, weiterzumachen und all ihren Frust herauszulassen. Sicher, Frustration durfte man auf gar keinen Fall in sich hinein fressen, das wusste auch der Ohara, aber es gab bessere Möglichkeiten, dieser freien Lauf zu lassen. Die Hand des Mädchens hob sich ein weiteres Mal, doch dieses Mal schritt das Blondchen ein, bevor sie wieder auf Haut schlagen konnte. Fest legten sich seine Finger um ihr Handgelenk und auch, wenn er Schwierigkeiten hatte, er konnte sie gerade noch zurückhalten. "Du hast dich beim ersten Mal nicht besser gefühlt, a-also wirst du es beim zweiten Mal auch nicht!" Zögerlich ließ er die Hand schließlich los, blieb aber weiterhin zwischen Knight und Schulmädchen. Nur zur Sicherheit. "Ich kann nicht dabei zusehen, wie du meinen Kollegen verletzt, t-tut mir Leid. Auch, wenn er dich darum bittet. Gewalt ist einfach keine Lösung." Bestimmt war es kaum zu übersehen, wie schwer er sich tat, sich derart entschlossen einzumischen, aber sein Gerechtigkeitssinn ließ ihm einfach keine andere Wahl. Er musste sich trauen. Dafür war er doch überhaupt erst Magier geworden!
Milly trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück, landete dabei direkt in Lilias Armen. Tröstend umarmte diese ihre Freundin und versuchte nun selbst ihr Glück. "Verschwende deine Energie doch nicht wegen dem Idioten." Ob sie damit nun Marioslav meinte oder Iron, machte sie nicht deutlich. "Jetzt müssen wir doch erst Recht zusammenhalten und uns einen schönen Abend machen, oder nicht? Wir brauchen doch keine dummen Jungs um Spaß zu haben." Leises Schniefen und Nicken. "Wir gehen dann jetzt. Oder ist auf eurer Herzbrecher-Liste noch jemand von uns? Ich habe wirklich keine Lust, dass ihr gleich wieder vor der Tür steht." Fragend blinzelte Kenji seinen Kollegen an, ehe er sich entschied, dem Mädchen einfach kurz die Liste hinzustrecken. Ihre Augen huschten über den Zettel, ehe sie ihn langsam wieder senkte ... und seufzte. "Das gibt es doch nicht ... Das sind alles unsere Freundinnen ... Hilda, Miley und Eliza. Die sind alle hier." Was für ein merkwürdiger Zufall. Die Verwirrung war Kenji ins Gesicht geschrieben, doch er sagte nichts. Stattdessen ließ er sich das Papier zurück in die Hand drücken und beobachtete, wie Milly und Lilia ihnen den Rücken zukehrten. "Mädels, wir feiern heute ohne Jungs!" Die Namen, die sie aufgezählt hatte, waren tatsächlich die restlichen auf der Liste gewesen. Die Tür knallte zu. Immerhin brauchten sie sich dieses Mal keine Sorgen darüber zu machen, dass Lilia heimlich ihren Freundinnen nichts erzählte. Sie schien ihre Lektion gelernt zu haben. Damit ging es doch schneller und einfacher, als erwartet. Doch wirklich erleichtert konnte Kenji auch weiterhin nicht sein. Er fragte sich nun mehr denn je, was der Grund für die Reihe an Absagen war und warum all diese Mädchen scheinbar beste Freundinnen waren. Doch ob er wollte oder nicht, er musste einsehen, dass es Dinge gab, die man nie herausfinden würde. "Ich, äh, glaube damit ist die Sache wohl erledigt, was?" Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Aber die Aktion mit der Ohrfeige war schon echt schräg, du. Mach das bitte nie wieder, okay? Ich hätte echt fast nen Herzinfarkt bekommen!"