3. Stock - Besprechungsraum der Forschungsabteilung
Typ: Zimmer Besitzer: Midas Hands Beschreibung: Dieser Besprechungsraum hat an seinem langen, rechteckigen Holztisch Platz für insgesamt 22 Personen. Durch große Fenster fällt natürliches Licht hinein, nur in der Nacht werden die matt leuchtenden Lacrima an der Decke eingeschaltet. Ein paar Kalender und motivierende Bilder an den Wänden versagen zuverlässig darin, das hier nicht wie ein klinisches Arbeitszimmer wirken zu lassen. In diesem Besprechungsraum treffen sich typischerweise die Mitglieder der Forschungsabteilung von Midas Hands, aber auch Gäste, die sich mit einem der Forscher unterhalten sollen, werden hier empfangen.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Charon Desert Night
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In erster Linie war es Charons Status als hochrangiges Mitglied von Crimson Sphynx, der ihm in Midas Hands Zugang verschaffte. Das hier war die offizielle Anfrage einer anderen Gilde, und bezahlt wurden sie auch für die Unterstützung. Ein einzelnes Mitglied von Midas Hands Forschungsabteilung abzustellen, um die Forschung des Dargin zu unterstützen, war im Austausch für ein faires Entgelt eine Selbstverständlichkeit. Allzu viel wussten sie im Voraus nicht, nur dass es um die Zusammensetzung und Entwicklung rein magischer Lebewesen ging, Wesen wie Irrlichter oder Nymphen, weshalb sie meinten, es würde wohl jemand aus dem Bereich der Alchemie auf ihn zukommen. Das hatte zumindest die freundliche Sekretärin gesagt, als sie den Dargin zum Aufzug geleitet hatte, an dem schon eine andere Dame wartete, um ihn hinauf und hierher zu begleiten – zu dem Besprechungsraum, in den er sich mit einem kühlen Glas Wasser setzen und denn er ohne Aufsicht nicht verlassen durfte. Nachdenklich nippte Charon an seinem Glas. Diese Frauen hatten ihn beide erkannt und wussten offenbar, wer er war, über den Rahmen dieses Besuches hinaus. Die Frage, die sich ihm stellte, war, ob sie ihn nur als den Gildenmagier kannten, wie so viele, oder ob sie wussten, dass er mehr war als nur das. Dass er selbst ein Forscher war, der eine neue Spezies entdeckt und dazu das Buch „Ökosystem der Zygaena: Die Zygelucere“ veröffentlicht hatte. Nun ja... Wenn sie es nicht wussten, dann würde zumindest der Alchemist, mit dem er es heute zu tun hatte, bald sehen, dass er im Bereich der Magieforschung ziemlich fähig war.
Geduldig saß der Dargin da, stellte sein inzwischen leeres Glas wieder auf den Bierdeckel vor ihm auf dem Tisch, während die Finger seiner linken Hand auf die Armlehne seines Stuhles tippten. Trotz dem ganzen Weg hierher, nach Marokkasu Town, saßen seine hellen Roben noch immer fehlerlos und auch sein langes, heute mal zu einem Zopf gebundenes Haar hing elegant und hübsch seinen Rücken hinab. Selbstsicher hatte er einen Arm auf dem Tisch abgelegt und seine Beine übereinander geschlagen, der ruhige Blick in Richtung Tür gerichtet. Vermutlich konnte man ihm ansehen, für wie großartig sich Charon von Natur aus hielt, aber er hatte gerade auch nur begrenzt Interesse daran, sich bescheiden zu zeigen. Einerseits war er hier, um die nächsten Schritte zu einem großen Durchbruch in der magiebezogenen Wissenschaft herbei zu führen, wie er nie da gewesen war; andererseits ließen sie ihn auch ganz schön lange warten. Man sollte meinen, dass so eine Gilde die Zeit eines der größten Magier Fiores besser zu schätzen wusste...
Man sollte doch meinen, dass die Gilde die Zeit ihres besten (debattierbar) Forschers in der alchemistischen Abteilung besser zu schätzen wusste... Aber nein. Statt ihn seinen deutlich wichtigeren Experimenten zu überlassen, hatte man Taiji einen Stapel Papiere in die Hand gedrückt und ihm aufgetragen (Die Dreistigkeit!) sich um einen Gast im Gildenturm zu kümmern. Während Taiji sich also deutlich Zeit gelassen hatte und sich bei einem Tee die Unterlagen durchsah, fiel ihm der Name des Gastes ins Auge. Charon Dargin. Entdecker einer neuen Spezies. Hatte er nicht sogar ein Buch darüber geschrieben? Taiji schloss die Augen und ließ die Bücherregale seines Heims vor dem inneren Blick vorbei laufen. Zygelucere, so hatte der Mann seinen Fund getauft. Es war eine Weile her, dass Taiji das Buch gelesen hatte. Aber zumindest würde er es nicht mit einem absoluten Stümper zu tun bekommen. Wie unsagbar erfreulich. Die sanft glimmenden Augen des Elben richteten sich zurück auf die Unterlagen. Der werte Herr Dargin wollte ein neues Wesen erschaffen. Pure, magische Macht, in Form gepresst und zusammengehalten durch Willenskraft. Ein...extravagantes Vorhaben. So langsam bahnte sich Interesse seinen Weg durch die maßlose Enttäuschung darüber von der eigenen Arbeit weggezogen worden zu sein. Natürlich wandte man sich für so ein Vorhaben an ihn, Taiji Xian. Es wäre zwar gelogen zu behaupten, dass er eine Koryphäe auf dem Gebiet der Erschaffung künstlichen Lebens war, aber das brauchte ja niemand erfahren.
Die Tür zum Wartezimmer schwang auf. Hindurch schritt Taiji, den Kopf erhoben, die seltsame Mischung aus Laborkittel und Priestergewandung wehend hinter ihm. Glimmende Augen richteten sich auf Charon, der in seinem Stuhl hockte, als gehöre ihm der Gildenturm. Nun, nach einem Blick auf das Honorar, das der Mann für den Dienst zu zahlen bereit gewesen war, läge es vermutlich nur halb im Rahmen des Unmöglichen. Der Elb bleckte leicht die Zähne zu etwas, was nicht einmal im Ansatz ein Lächeln genannt werden konnte. "Ah, der werte Herr Dargin. Leider hat man mir erst recht spät mitgeteilt, dass Ihr meine Expertise benötigt." Verantwortung für die Verspätung erfolgreich (?) abgewälzt. Mit den Fingern eine Bahn über den Tisch ziehend, ließ sich Taiji gegenüber von Charon nieder. Der Mann roch...ein bisschen seltsam. Nicht ganz richtig. Dazu kam ein drückendes Gefühl zwischen den Schläfen, als hielte man ihm eine Hand auf den Kopf. Richtig einordnen konnte Taiji das nicht, aber sein Interesse wuchs doch merklich. "Verständlicherweise sind die Informationen, die Ihr den...Bürokraten der Gilde habt zukommen lassen ein wenig...dürftig. Was exakt möchtet Ihr erschaffen? Und welche Hilfe versprecht Ihr Euch von meinem Wissensschatz?" In einer Spiegelung des Menschen lehnte sich auch der Elb zurück, schlug die Beine übereinander und wirkte ebenso entspannt wie das Gegenüber. "Zudem möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, dass Ihr Euch mit einem solch komplexen Unterfangen ausgerechnet an Midas Hands gewandt habt. Ich wäre doch recht verstimmt darüber die Gelegenheit zu verpassen an der Schaffung magisch erzeugten Lebens mitzuwirken." Doch damit genug der Lobhudelei. Erstmal galt es herauszufinden, was exakt der Dargin eigentlich wollte. Um ein Irrlicht oder einen Homunkulus würde es ihm ja wohl kaum gehen. Nein, Taiji konnte sehen, dass es dem Gegenüber um weit mehr als so etwas ging. Niemand drückte eine ansehnliche Stange Jewels ab, um dann ein nerviges kleines, herumflirrendes Ding wie ein Irrlicht zu erschaffen.
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Charon Desert Night
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Mit abschätzendem Blick betrachtete Charon die Tür, die gerade aufschwang, und die Gestalt, die hindurch gewandert kam. Es war... ein gut aussehendes Kerlchen, tatsächlich. Elegante Haltung, schicke Kleidung. Als sich ihre Augen trafen, wirkten beide Seiten so, als wollten sie diesen gesamten Raum für sich einnehmen, als wären sie die wichtige Person hier, die bestimmte und die Kontrolle in ihren Händen hielt. Ein Konflikt, der sich bis zu dem Moment, an dem der Xian den Mund aufmachte, auch nicht auflösen wollte. Aber ein wortloser Konflikt, der nicht in ihre beiderseitig höfliche Kommunikation mit einfloss. „Kein Grund, sich zu Entschuldigen. Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen“, versicherte der Dargin, eine Hand an seine Brust legend. Es war eine Floskel, leer wie sein Lächeln. „Ich fürchte allerdings, Ihre Kollegen haben es bisher versäumt, mir den Namen meines Gesprächspartners mitzuteilen. Wenn Sie so gut wären?“ Taiji hatte seinen Auftraggeber mit Namen angesprochen und es wäre nur angemessen, es ihm gleichzutun. Insofern ging der Dargin davon aus, dass der junge Herr kein Geheimnis daraus machen würde. Zugegeben, dieser Taiji schien ein cleveres Kerlchen zu sein. Eigensinnig, aber geistesgegenwärtig, so Charons erste Einschätzung. Mit einem zufriedenen Lächeln nickte er. „Es gibt Informationen, die teile ich lieber mit den Fachkundigen als mit der ersten Instanz, die ihre Entscheidung doch eher uninformiert trifft. Ich gehe davon aus, dass jemand mit einer gewissen... Passion für Forschung und Entwicklung besser ist, als meine Gedanken direkt als Unmöglichkeit abzutun, nur weil etwas bisher niemandem gelungen sei“, stellte er klar, beobachtete dabei aufmerksam Taijis Reaktion. Der Xian hatte selbst nicht allzu wertschätzend über diese Bürokraten gesprochen, insofern schien er Charons Entscheidung bereits zu verstehen. Eine gute Sache für den Dargin; das würde die Kommunikation untereinander vereinfachen. „Es heißt, dass Midas Hands nach dem Fortschritt strebt und sich weigert, auf der Stelle zu treten. Insofern war es der einzig richtige Partner für meine Gilde, um dieses Vorhaben voran zu treiben“, erwiderte er das halbherzige Lob, auch wenn das, was er sagte, durchaus der Wahrheit entsprach. Wen sollte er auch sonst fragen? Die Chaoten aus Fairy Tail? Oder die Runenritter, die so sehr in Tradition und Vergangenheit steckten, dass sie noch nicht einmal im Status Quo angekommen waren, geschweige denn in der Zukunft? Nein, sicher nicht. „Ich denke, es dürfte offensichtlich sein, dass ich nicht danach strebe, nachzustellen, was andere Menschen bereits getan haben. Ich habe kein Interesse an einem simplen Golem... ich will rekreieren, was bisher einzig und allein der Natur gelungen ist.“ Einen Arm auf dem Tisch ablegen lehnte er sich vor, blickte Taiji direkt in die Augen, sodass der wohl sehen konnte, dass das Feuer der Neugier wahrlich in den Iriden des Magiers brannte, über dessen Lächeln, in dem der endlose Hunger nach mehr steckte.
„Ich habe vor, eine Nymphe zu erschaffen.“
Ob der Xian sich darauf einlassen würde? Aufmerksam blieb der intensive Blick des Dargin an ihm hängen. Die meisten Forscher, die vernünftigen, würden schnell dazu neigen, dieses Thema als Unmöglichkeit abzutun. Soweit bekannt war, war der Ursprungszustand einer Nymphe nicht nur kaum dokumentiert, da man nie vorausahnen konnte, wo sie erschienen, sondern auch so labil, dass jedes Einwirken menschlich genutzter Magie die natürliche Balance schnell durcheinander bringen konnten. Das führte im Allgemeinen zu furchtbaren Ergebnissen. Eine tatsächliche, funktionale Nymphe durch eigenes Einwirken zu erschaffen, zu einem geplanten Zeitpunkt in einem geplanten Rahmen... das war noch niemandem gelungen. Und eigentlich, eigentlich hatte man es aufgegeben. „Es ist, zugegeben, eine Aufgabe, an der die einfachen Gemüter der Forschungswelt schnell scheitern“, musste der Dargin anfügen, in dem Bewusstsein, dass solche Aussagen sicherlich den Stolz seines Gegenübers herausfordern würden. „Doch auch, wenn Sie sich darin überfordert sehen, würde ich mich zumindest gern an ihrem Wissen bereichern. Was halten Sie davon, Herr Xian?“
Taiji, der sich ganz bewusst nicht entschuldigt hatte, ließ ein winziges, schmallippiges Lächeln aufblitzen. Er, Taiji Xian, hatte es wohl kaum nötig sich zu entschuldigen. Nein, so etwas taten andere Leute, wenn er sie mit seiner glorreichen Präsenz beschenkte und sie sich als frevelhaft inadäquat herausstellten. Der Elb ließ ein missbilligenes Zungenschnalzen hören. "Ah, wie überaus nachlässig von meinen...Kollegen. Taiji Xian. Da meine Forschungen im Zusammenhang mit meiner Gilde geschehen, würde es mich wundern, wenn Ihr bereits von mir gehört hättet." Verantwortung für die eigene Unbekanntheit erfolgreich (?) abgewälzt? Das hatte sicherlich nichts damit zu tun, dass er bislang vor allem nur irgendwelche kleinen Mittelchen gegen diverse Unwohlheiten hervorgebracht hatte. Bemitleidenswerte Nebenprodukte seiner eigentlichen Forschung waren das, mehr nicht. Aus einer Tasche seiner Priestergewandung und Laborkittel-Kombination zog Taiji ein Notizbüchlein hervor, bevor er über dessen Rand wieder zu Charon hinüber lächelte. "Die Wissenschaft bewegt sich stetig weiter. Was vor einigen Jahrzehnten noch unmöglich schien, ist heute Realität. Man darf sich nicht davon abschrecken lassen, wenn einfache Gemüter etwas als unmöglich abtun." Und auch nicht von so kleinlichen Dingen wie den Moralvorstellungen irgendwelcher Eintagsfliegen. Man konnte es ihnen ja nicht einmal übelnehmen. Ihr Horizont war zu begrenzt für die prächtige Vision, die ihm, Taiji Xian, vor Augen schwebte. Und dieser Charon mochte es vielleicht nicht ebenso sehen, kam er doch immerhin von einer Gilde, die sich weigerte Kollateralschaden in Kauf zu nehmen, aber auch er schien sich nicht von angeblich "unmöglichen" Dingen abschrecken zu lassen.
„Ich habe vor, eine Nymphe zu erschaffen.“
Taijis Augenbrauen wanderten in die Höhe. Er brauchte einen Moment, um sein Wissen über Nymphen zusammen zu kratzen. Diese Wesenheiten entstanden, so die bisherigen Theorien, einzig und allein durch Zufall. Dafür waren mehrere Dinge nötig: Eine Quelle magischer Macht und etwas, ein Wille, eine Emotion oder ein Geschehen, das die Nymphe ins Leben rief. Taijis Interesse an künstlichem Leben war...flüchtig. So praktisch ein Homunculus oder ein Golem als Assistenz war, so umständlich war doch die Erschaffung. Es war die Anstrengung schlicht nicht wert. Aber hier bot sich eine Chance an etwas teilzuhaben, was noch niemand zuvor geschafft hatte. Charon lag außerdem komplett richtig. Taijis ohnehin großes Ego wurde durch das versteckte Lob noch ein wenig mehr aufgeblasen. Außerdem wurde der Elb hier grade mehr oder weniger herausgefordert. Ob er sich überfordert damit sah? In seinem ganzen, langen Leben nicht. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Als ob er, Taiji Xian, sich jemals von irgendwas überfordert sähe. Tsk, tsk. "Nein, ich denke, diese Aufgabe ist ein angemessener Grad an Herausforderung. Ihr werdet sicherlich schon ein wenig Vorarbeit geleistet haben, nehme ich an? Wir werden einige Dinge brauchen, um uns angemessen vorzubereiten. Eine Quelle an magischer Macht will gefunden oder erschaffen werden. Es gibt sicherlich auch einige Reagenzien, die den Vorgang erleichtern könnten oder zumindest die Anschaffung wert sein könnten." Mit dem schnappenden Geräusch eines sich schließenden Buchumschlags, ließ Taiji sein Notizbuch zuklappen. Der Stift verschwand in irgendeiner Falte der Gewandung des Elben, bevor diese die Hände zusammenfaltete, den Kopf auf den Händen ablegte und zu Charon hinüber sah. "Kann ich Euch in einige der weniger...sanitären Regionen dieser wunderbaren Stadt mitnehmen, Herr Dargin? Ohne, dass es zu...Zwischenfällen kommt? Wir werden ein paar...spezialisierte Dinge und Wissen brauchen."
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Charon Desert Night
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Immerhin in einem hatte Taiji Recht: Charon hatte nichts von ihm gehört, nicht einmal seinen Namen bis zu diesem Moment. Er konnte sich nur darauf verlassen, dass Midas Hands ihm keinen Laien in einer großen Gildenangelegenheit an die Seite stellte. Ob diese Gilde so vertrauenswürdig war konnte man in Frage stellen, aber sie führte allemal die Ressourcen mit sich, um bei einer Angelegenheit, die ihre PR beeinflussen konnte, nicht zu knausern. Insofern hatte dieser Xian qualifiziert zu sein. Die richtige Einstellung brachte er allemal mit. Charon nickte zufrieden, als Taiji ihm erklärte, dass das Unmöglich der Vergangenheit nur darauf wartete, durchbrochen zu werden. „Ich sehe, ich spreche mit jemandem, der den Fortschritt versteht“, lächelte das Weißhaar zufrieden. So gefiel ihm das. „Sieht aus, als hätte ich meine Unterstützung an der richtigen Stelle gesucht.“ Auch wenn das noch nicht bedeutete, dass sich Taiji auch tatsächlich seinem Ziel widmen würde. Eine Nymphe zu erschaffen war vielleicht doch ein bisschen viel für ihn... wie Charon ihm mit kontrollierter Provokation vor Augen hielt.
Es ging dem Dargin ganz ähnlich wie Taiji. Es war nicht der Gedanke, am Ende eine Kreatur zu haben, die er geschaffen hatte, der das Thema interessant für ihn gestaltete. Einerseits war er hier, weil Momo ihn darum gebeten hatte, weil es ihr so wichtig war, ihre These zu bestätigen, dass eine Nymphe erschaffen werden konnte, und weil sie so dringend Teil davon sein wollte. Das Feuer in seinem Inneren brannte aber dafür, zu beweisen, dass er, Charon Dargin, keinem anderen Magier auf dieser Welt nachstand. Wenn es jemanden gab, der eine Nymphe erschaffen konnte, dann war er es. Wer außer ihm sollte bitte diesen Titel halten? Unter all jenen, die das Unmögliche möglich machten, wollte Charon als größter Stern erstrahlen. Und hier war sie, die Gelegenheit, die ihn aus ihrem Kern heraus faszinierte. Wenn die Götter Leben schufen, dann war es doch nur natürlich, dass er diesem Beispiel folgte. Er, der Mensch, der ihnen am nächsten war. „Natürlich, ich habe mich bereits soweit mit dem Thema befasst, wie es im Alleingang sinnvoll ist“, nickte der Dargin auf die Rückfrage seines Gegenübers. Die Vorarbeit war sogar noch im vollen Gange. „Die rechte Ansammlung der Magie lasse ich gerade suchen. Ich hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, sie selbst zusammen zu stellen, aber meinen Informationen nach neigt die Magie des Menschen dazu, den Prozess eher zu stören. Bis zum ersten erfolgreichen Versuch würde ich sie also gerne auf einem Minimum halten.“ Glücklicherweise war Fiore ein von Ethernano gesegnetes Land. Es war nicht ganz einfach, einen Ort zu finden, an dem es sich ausreichend bündelte, vor Allem, weil das gerne abseits menschlicher Zivilisation war – kein Wunder, schließlich nahmen Menschen und gerade Magier diese Energie in sich auf und senkten so die Konzentration –, aber es sollte auch keine Unmöglichkeit darstellen. Insofern konzentrierte sich der Dargin für den Moment gern auf die theoretische Seite der Arbeit, die Andere nicht für ihn würden lösen können. „Wie es mit den Reaktionen aussieht ist eine gute Frage. Dem Körper Form zu geben wird nicht das Problem sein... Der große Knackpunkt ist, wie man das Ego, oder sei es auch nur das Id bewusst herbeiführt. Bei Golemkin hat ja auch nie jemand verstanden, wo diese Entwicklung herkommt... und ihre Schöpfung wurde verboten, ehe man es hätte erforschen können.“ Er seufzte. Warum nur sträubte sich die Regierung so gegen das Erschaffen intelligenten Lebens mit Magie? „Aber nun gut. Ein Gesetz gegen die Erschaffung einer Nymphe gibt es ja nicht.“ Vermutlich nur, weil es nicht für möglich gehalten wurde. Eine Lücke, die genutzt werden wollte. Und Charon hatte wohl einen Partner gefunden, der sich nicht daran störte, die ein oder andere Lücke auszunutzen.
„Sicherlich. Ich sorge mich nicht vor Zwischenfällen“, versicherte Charon ganz ruhig, während er sich von seinem Stuhl erhob und seine Klamotten abklopfte. Das Gildengebäude von Midas Hands war hochgradig sauber gehalten, soweit er es mitbekommen hatte... aber man wollte ja nicht, dass doch ein übersehenes Staubkorn an seiner hochwertigen Kleidung hängen blieb. „Spezialisiertes Wissen ist genau, was ich suche... Also bitte, Herr Xian, übernehmen Sie die Führung.“
Oh. Die Suche nach der geeigneten Magiequelle lief also schon? Oh, es war doch recht angenehm mit Personen zusammen zu arbeiten, die über ein Mindestmaß an Kompetenz verfügten. Wahrlich einmal eine angenehme Abwechslung zu den sabbernden Praktikanten, die man ihm normalerweise zur Seite stellte und die bestenfalls dazu taugten die für die Alchemie verwendeten Glaskolben per Zunge zu reinigen. Das machte man zwar häufig nur ein Mal, aber es war der einzige Nutzen, den der Elb in diesen mickrigen Entschuldigungen von Wissenschaftlern sah. "Die Magie der Menschen neigt dazu den natürlichen Ablauf der Dinge zu stören, gewiss. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl ließe sich eine Quelle schaffen, die dafür geeignet wäre, aber ich fürchte, dass dafür eine Lebensspanne notwendig wäre, über die Ihr nicht verfügt." Taiji ließ ein wölfischen Lächeln aufblitzen, mitsamt spitzer Eckzähne, bevor er sich ohne Eile erhob. Oh, diese Sache begann ihm Spaß zu machen. Wer hätte schon etwas dagegen gehabt an einer bahnbrechenden Entwicklung teilzunehmen, ach was, federführend dabei zu sein? Gewiss nicht er, Taiji Xian. Oh nein, er würde diesen kleinen Versuch zum Erfolg bringen. "Lasst die richtigen Reagenzien ruhig meine Sorge sein, Herr Dargin. Teilt mir nur mit, an welche Adresse die Rechnung gehen soll. Einige der natürlichen Ressourcen aus den Wäldern meiner Heimat wären durchaus dazu geeignet den Vorgang ein wenig...zu stabilisieren, aber mein Volk trennt sich nur ungerne von seinen Artefakten. Oh, und wer wären wir denn die Gesetze zu brechen? Welch Glück für uns, dass bislang niemand die Schaffung einer Nymphe verboten hat." Übersetzt bedeutete das in etwa Folgendes: Wenn Taiji Nachricht nach Hause sandte, würde er die richtigen Pflanzen und Kristalle ohne Probleme bekommen. Aber er wäre nicht Taiji Xian, wenn er nicht versuchen würde Charon dafür um ein paar anständige Stangen Jewels ärmer zu machen. Der Elb schritt zur Tür hinüber, zog sie auf und trat auch gleich kackendreist als erster hindurch. Ein träger Wink nach hinten sollte Charon wohl bedeuten doch bitte zu folgen.
Es sollte also einer dieser Tage werden. Glimmende Augen starrten den bemitleidenswerten Dokumentenschubser in Diensten von Midas Hands in den Boden. Etwas zischte in einem der Glaskolben auf den Tischen. Dieser Teil der alchemistischen Forschungsabteilung war Hoheitsgebiet eines gewissen Elben. Die Bediensteten seiner spitzohrigen Majestät bestanden derzeit zwar nur aus zwei Praktikanten und zwei Forschungsgehilfen, aber die vier hatten angenehm rasch verstanden, dass das Wort Taijis Gesetz war. Er erwartete, dass mindestens zwei von ihnen innerhalb des nächsten Monats um eine Versetzung bitten würden. Was ausgezeichnet war. Sie waren Stümper. Die in sie investierten Jewels nicht wert. Ein billiger Abklatsch, der sich nur deshalb Wissenschaftler schimpfen durfte, weil die Bewertungen in der Universität ja wohl ganz offensichtlich immer lascher ausfielen. "Und..ähm...deswegen möchten wir...also Sie...dem Sorcerer einige...Ergebnisse präsen-präsentieren. Streuen Sie ruhig. Also, sie können. Wenn sie wollen. Ein wenig Werbung machen? Für die Produkte. Also, Ihre Produkte. Die sie hier entwickeln. Das wäre gut. Ja. Also, wenn sie möchten. Wäre das. Gut." Diese sabbernde Haufen Knochen und Fleisch wollte, dass er, Taiji Xian, seine Zeit damit verschwendete irgendwelche trotteligen Journalisten des Weekly Sorcerer durch die Forschungsabteilung zu führen. Wusste er, dass Taiji einen eben jener Journalisten getötet hatte? Besagter Journalist befand sich inzwischen in vermutlich zwanzig unterschiedlichen Haufen Wolfskot. Einen Moment lang ergötzte sich Taiji an der Vorstellung auch dieses nutzlose Wesen dem endgültigen Ziel alles irdischen Lebens - mit Ausnahme von Taiji Xian, natürlich - zuzuführen. Aber es war die Anstrengung vermutlich nicht wert. "Die Bezahlung wird natürlich angemessen sein." Die untere Gesichtshälfte Taijis spaltete sich zu einem zahnigen Lächeln. "Sagt das doch gleich."
"Ich möchte jemanden haben, der sich gut auf die Außenwirkung der Gilde versteht. Jemanden, der im Zweifelsfall meine Worte auf das niedere Niveau der Cretins des Weekly Sorcerer hinab brechen kann. Denn ich werde mich selbst nicht dazu herablassen. Sucht mir eine solche Person. Oh, und keinesfalls Natorius. Sein simpler Verstand wäre damit gewiss überladen. Husch." Eine scheuchende Geste mit der Hand, die in einem Sicherheitshandschuh steckte, bedeutete dem Mann, dass er entlassen war. Ein fast unmerkliches Aufatmen ging durch die Reihen der Viererbande an Personen mit weniger verfügbarer intellektueller Bandbreite hinter Taiji. Die vier nahmen sofort wieder Haltung an, als Taiji sich umdrehte und die Hände hinter dem Rücken verschränkte. "Eins: Entferne die Experimente an den Mandragoras. Wenn auch nur eine davon schreit, während diese Schwachköpfe hier sind, wirst du das ebenfalls tun. Zwei: Beende das Experiment an der Heilsalbe. Beachte, dass die Temperatur langsam gesenkt werden muss. Füg im Notfall einen Brocken Berkel-Eis hinzu. Aber nur einen! Drei: Wisch den Boden. Vier: Bring den Trankzerstäuber zurück in die Lagerung. Sowie ihr fertig seid, baut die Station für die Blendbomben und die Bandagen wieder auf." Niemand regte sich. Taiji hob die Mundwinkel an. Es war keine freundliche Geste. Sie lernten. Eine Handgeste bedeutete den Vieren, dass sie sich an die Arbeit machen durften. Es brach emsige Betriebsamkeit aus. Exzellent. Das gab Taiji genug Zeit die unglaublich wertvolle Aufgabe zu übernehmen dem Rest der alchemistischen Forschungsabteilung Bescheid zu geben. Wahrhaft verantwortungsvoll, wie er nun einmal war.
Etwa eine halbe Stunde später fand sich der Elb in dem Besprechungsraum wider, der auch als Empfang für die beiden Journalisten dienen würde. Mit Genuss nahm er im hohen Drehstuhl ganz am Ende des Mahagoni-Tisches Platz und schlug die Beine übereinander. Die Hände fanden im Schoß zusammen, bildeten mit den Händen eine Pyramide. Es fehlte nur noch eine weiße Katze.
Claudia Romano führte eine Gruppe von Journalisten durch die weiten Hallen des Gildenturms von Midas Hands. Jeder ihrer Schritte war begleitet vom sanften Klacken ihrer Absätze auf dem Marmorboden. Die Redakteure vom Weekly Sorcerer folgten ihr wie Jünger einer Heiligen und bemühten sich bei ihrem Gestarre mit der Feline Schritt zu halten. Es war nicht zu übersehen, dass Claudia für sie eine Art Erscheinung war, sowohl in ihrem strahlend weißen, perfekt geschnittenen Mantel als auch mit dem unerschütterlichen Lächeln, das ihr Gesicht zierte. Der Gildenturm, das Herz des Wirtschaftsimperiums, das Midas Hands in der magischen Welt aufgebaut hatte, strahlte eine ähnliche Eleganz aus.
"Wie Sie sehen," begann Claudia und hob die Hand zu einem kunstvoll gewebten Wandteppich, der den Eingang zu einem Büro für fiorische Archäologie zierte, "ist der Gildenturm nicht nur ein Zentrum des magischen Handels, sondern auch der Forschung und Innovation. Wir vereinen hier Tradition und Fortschritt." Ihr Lächeln blieb gewinnend, doch hinter ihrer makellosen Fassade arbeitete ihr Verstand auf Hochtouren. Sie wusste genau, wie sie ihre Worte dosieren musste, um die Neugier der Journalisten zu wecken, ohne ihnen zu viel zu verraten. Schließlich war Midas Hands noch für deutlich mehr bekannt als das, was das nackte Auge sehen konnte.
Die Gruppe bewegte sich weiter durch die Flure, bis sie an einem breiten, mit goldenen Händen geschmückten Doppeltor ankamen. Mit einer entschlossenen Geste öffnete Claudia die Tür zum Besprechungsraum. Es präsentierte sich ein heller, geräumiger Raum mit einem ovalen Tisch in der Mitte, flankiert von bodenlangen Fenstern, die einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Marokkasu boten.
"Bitte nehmen Sie Platz," sagte Claudia mit einem einladenden Nicken, während sie selbst an einem der Stühle Platz nahm und ihre Beine elegant übereinanderschlug. "Es freut mich, Ihnen heute unseren geschätzten Wissenschaftler Taiji Xian vorstellen zu dürfen." Sie deutete mit der Hand auf den Mann, der bereits im Raum war und neigte den Kopf vor ihm. Der Elb hatte sie schon einmal auf eine Quest begleitet und dort vor allem mit einem messerscharfem Intellekt geglänzt. Es wunderte Claudia demnach nicht, dass man ausgerechnet ihn dem Weekly Sorcerer als Experte vorsetzte. Soweit sie jedoch gehört hatte (und Taiji eilte ein gewisser Ruf voraus) hatte er es nicht so mit Taktgefühl und sozialer Kompetenz. Diesen Part würde sie übernehmen.
"Taiji ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Alchemie." Claudias Lächeln blieb unverändert, während sie sich leicht zurücklehnte. "Ich bin mir sicher, er wird all Ihre Fragen mit größter Sorgfalt beantworten."
Kaum waren ihre Worte verklungen, hob einer der Journalisten, ein junger Mann mit zerzaustem Haar und einem Notizblock in der Hand, die Stimme. "Ähm, also... Herr Xian," begann er etwas unsicher, "können Sie uns sagen, ob die alchemistische Abteilung von Midas Hands auch für das Verwandeln von einfachem Metall in Gold verwendet wird?" Claudia unterdrückte einen belustigten Seufzer. Die Frage war nicht nur naiv, sondern auch gefährlich nahe an einem Punkt, den die Gilde nur ungern öffentlich diskutierte. Es gab einen Haufen dämlicher Gerüchte, woher der Name der Gilde und der unzweifelhafte Reichtum mancher ihrer Mitglieder rührte.
Doch die Feline ließ sich nichts anmerken und warf Taiji einen charmanten, auffordernden Blick zu. "Eine interessante Frage," flötete sie, während sie den Journalisten für einen Augenblick fixierte. "Ich bin mir sicher, Taiji wird die Antwort so formulieren, dass selbst ein Laie sie verstehen kann." Ihr Lächeln vertiefte sich, doch ihre Augen funkelten, als sich ihr Blick langsam zum Wissenschaftler bewegte.
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