Ortsname: Öffentliche Bühne „Demeter“ Art: Platz Spezielles: --- Beschreibung: In der Mitte dieses öffentlichen Platzes findet sich eine runde Bühne, auf der mit Erlaubnis der Stadtverwaltung von Morgens bis Abends unabhängige Bands Musik spielen. An manchen Tagen geben hier sogar berühmte Bands große Konzerte, was immer ein Highlight ist. Um den Platz herum stehen viele Tische und Stühle unter bunten Sonnenschirmen, die zu den Cafés und Restaurants gehören, die sich hier niedergelassen haben. Wer ohne musikalische Begleitung essen möchte, muss sich auch keine Gedanken machen: Fast jeder Laden hier hat auch einen schalldichten Raum zur Verfügung!
Es war bereits später Nachmittag, als der junge Skinwalker aus der Bahn trat und somit seinen allerersten Schritt in Maldina machte. Die ganze Fahrt lang hatte er gegen die großen Fenster des Zugs gelehnt und die Welt beim Vorbeiziehen beobachtet.Tiefe Wälder, weite Felder, windende Flüsse. Er hatte es alles gesehen. Es war nun das zweite oder dritte Mal, dass er diese Art von Transport nutzte und er war noch immer vollkommen begeistert. Die Welt war so vielfältig und schön. Wie hatte er bisher leben können, ohne all das mit seinen eigenen Augen zu sehen? Eine sanfte Spätsommerbrise wehte ihm das wellige, tiefbraune Haar mitten ins Gesicht. Natürlich hatte er vor seinem Aufbruch dafür gesorgt, dass niemand erkannte, dass er überhaupt kein Mensch war. Das Einzige, was seine wahre Gestalt womöglich verriet war die Rute und die langen, schwarzen Klauen. Beides hatte er jedoch geschickt unter seiner Kleidung verstecken können. Gott sei Dank gab es weite Hosen und Handschuhe. Er war einfach zu aufgeregt um seinen Zauber richtig zu wirken. Aber das war schon okay. Er war ja getarnt und außerdem kannte ihn hier eh keiner. Mit einer fixen Kopfbewegung schwang er die verirrten Strähnen wieder an seinen Platz. Was Flynn wohl als erstes tun könnte? Es gab so viele Plätze, die er hier besuchen wollte. Vielleicht sollte er einfach sehen, wo ihn seine Füße hintrugen? Gemütlich navigierte er in eine der kleinen, weniger besuchten, Seitenstraßen. Kleine, unauffällige Häuser säumten sie, viele hatten eine bunt angestrichene Fassade. Ganz anders als in seinem eigenen Heimatdorf. Die meisten Gebäude dort waren in erdigen, natürlichen Farben gehalten. Ein paar Mal bog er links ab, ein paar Mal rechts. Mit jedem Schritt begegnete er weniger und weniger Menschen. Schließlich mündete sein Weg in einem großen Platz. Bunte Schirme und eine ganze Menge an verschiedensten Sitzmöglichkeiten umrundeten eine große, kreisförmige Bühne, die sich wie ein dicker Felsen vom Untergrund erhob. Oh, diesen Ort kannte er! Gesehen hatte er ihn noch nie, doch davon gehört. Im Radio. Hin und wieder wurden Live-Auftritte von hier übertragen. Wie oft hatte er schon in seinem kleinen Zimmer gesessen und den verschiedensten Bands gelauscht, die hier für Unterhaltung sorgten? Für heute schien jedoch kein Konzert geplant zu sein, denn der getarnte Skinwalker war vollkommen alleine. Nicht einmal die ein oder andere verirrte Seele war hier. Stören tat ihn das nicht im geringsten, denn so hatte er den ganzen Platz für sich! Wie eine unsichtbare Hand zog es ihn Richtung der großen Plattform. Es war beinahe, als wollte sie, dass er sie betrat. Ob das wohl erlaubt war? Hmm... Es war ja niemand hier, der es ihm verbieten konnte. Noch einmal ließ er seinen suchenden Blick durch die Reihen wandern. Entdecken tat er jedoch nichts. Das war bestimmt ein Zeichen! Ohne weiter zu zögern platzierte er seine Hände auf dem kühlen, hellen Untergrund des Podiums und hievte sich nach oben. Leicht stolpernd kam er wieder zum Stehen. So ganz alleine hier zu stehen war ... komisch. Ein mulmiges Gefühl ergriff den Magier, doch er schüttelte es schnell ab. Eigentlich war es doch richtig cool, genau dort zu sein, wo bereits so viele berühmte Musiker gestanden hatten! Genau dort, wo er seine Füße hatte, waren schon einige seiner Alltagshelden entlang gelaufen. Ein aufgeregtes Quietschen entfuhr ihm, als er einige Schritte ging. Vielleicht sollte er ... nur ein oder zwei kleine Lieder? Er war noch lange nicht so gut wie seine großen Vorbilder. Vermutlich würde er ihnen auch nie das Wasser reichen können. Aber ... zu gerne wollte der Hawthorne wissen, wie es sich anfühlte. Er setzte seinen Rucksack neben sich ab und kramte ein wenig darin herum. Neben Reiseproviant, Wasserflasche und Ersatzklamotten war dort nur ein kleines Instrument zu finden. Etwas, das er in letzter Zeit häufiger mit sich herumtrug. Zuhause hatte er aus Langeweile begonnen, das Gitarre-Spielen zu lernen. Seit er jedoch seine Reise begonnen hatte und viel unterwegs war, hatte er unweigerlich feststellen müssen, dass dieses Instrument nicht besonders platzsparend war. Somit war er auf die Ukulele umgestiegen. Es war definitiv eine Umstellung gewesen, alleine wegen der unterschiedlichen Saitenzahl, doch das Spielen machte genauso viel Spaß. Außer ihm war niemand hier. Das hatte er ja schon mehrfach überprüft.... Aus diesem Grund zog er vorsichtig die Handschuhe aus und legte sie neben sich auf den Boden. Er hatte gelernt, mit seinen Klauen umzugehen, doch mit Handschuhen spielen konnte er nicht. Langsam schloss er die Augen und stellte sich vor, wie all die leeren Plätze nun besetzt waren. Er hatte eine Menge Zuschauer und alle waren sie nur da, um den legendären Flynn Hawthorne zu sehen! Hunderte Augenpaare waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Wären sie echt gewesen, wäre er spätestens jetzt zu Eis erstarrt, doch er war sich bewusst, dass sie gerade nicht mehr als ein Figment seiner Imagination waren. Kein Grund zur Sorge also. Zögerlich begann er, die ersten Akkorde zu spielen. Sie rollten ihm nur schwer von der Hand, doch mit der Zeit gewöhnte er sich ein wenig an die skurrile Situation, wurde entspannter und begann sogar, eine kleine Melodie mitzusummen. Mit jeder verstrichenen Sekunde wurde er ein wenig lockerer, traute sich mehr und mehr aus seiner Schale heraus. Aus dem eben noch stocksteifen Braunschopf wurde ein junger Mann, der sich erst zaghaft, dann mit mehr Schwung zum Takt seiner eigenen Musik bewegte, den leeren Platz auf der Bühne vollkommen ausnutzte. Das Lied, das er da spielte war natürlich nicht aus seiner eigenen Feder, dafür aber von einem seiner Lieblingskünstler. Ob es sonderlich bekannt oder beliebt war, wusste er nicht, aber er mochte es. Und das war doch alles was zählte, richtig? Er war ja schließlich alleine. Da war es auch nicht weiter schlimm, wenn sich hier und da ein kleines Fehlerchen einschlich oder er einen Ton nicht traf. Es konnte ja sonst keiner hören. Er war schließlich ganz und gar alleine ..... richtig?
Es war ein Tag wie jeder andere, wobei die Aussage so nicht ganz stimmte. Rownan war gerade von einem Auftrag zurückgekommen und hatte die Strecke vom Wiesenbahnhof bis in die eigentliche Stadt überbrückt. Obwohl das Wetter, wie so oft in dieser Gegend, ganz seiner Wohlfühlatmosphäre entsprach und damit sicher auch vielen anderen Leuten angenehm war, war in Maldina relativ wenig los. Das konnte er guten Gewissens sagen, denn die Hauptattraktionen der Stadt waren Tourismus, Kunst und Kultur. Dementsprechend konnte man an der Verkehrsdichte von Fußgänger schnell feststellen, wie es um den hiesigen Stand von Ausstellungen und Konzerten gestellt war. Zudem wohnte er bereits einige Zeit hier und kannte seine Umgebung damit besser als vielleicht diejenigen, die nur ab und zu auf der Durchreise waren. Dementsprechend kam der Wolf relativ gut durch die eher kleiner geratenen Straßen und Gassen. Sein erstes und vermutlich einziges Ziel heute war seine Unterkunft. Natürlich hätte er die Quest noch am heutigen Tag abgeben können. Aber dafür musste er bis ans östliche Ende der Stadt und sich dann sehr wahrscheinlich noch das ein oder andere Kunstwerk, Hobby oder irgendwas dazwischen angucken. Dabei durfte man ihn natürlich nicht falsch verstehen. Der Hybrid war durchaus jemand, der die Künste zu schätzen wusste und auch den Umgang mit den anderen der Gilde. Aber nach seinem Tag war er schlichtweg müde und es bestand auch einfach keine Dringlichkeit sich die Jewel bereits heute abzuholen. Die Miete für diesen und weitere Monate war bereits gedeckt und er hatte sich auch schon das ein oder andere diesen Monat gegönnt. Alle restlichen Aufträge gingen damit in seinen Geldpool ein, von welchem er noch nicht wusste, wie er ihn investieren würde. Aufgrund dessen war sein Plan in seine Unterkunft zurückzukehren, sich ein Bad einzulassen und Schmutz, Dreck und sonstiges der letzten Tage von sich abzuwaschen, ehe er die Bürste nutzen musste, um seinem übergreifenden Haar Herr zu werden. So zumindest seine Vorstellung. Allerdings, es musste auf der Hälfte der Strecke gewesen sein, stieg ihm ein Duft in die Nase. Das war natürlich für einen Lupinen nichts Ungewöhnliches, das wusste er auch. Ständig strömten diverse Gerüche auf ihn ein, die seine feine Nase wahrnahm, während sein Gehirn versuchte diese einzusortieren. Trotz ihrer Empfindlichkeit gelang es ihm aber oft genug diese Reize zumindest kognitiv auszusperren, sodass sie förmlich ungerochen an ihm vorbeigingen. Nur die schlimmsten und anstrengendsten Noten suchten sich ihren Weg direkt in seine Wahrnehmung. In diesem Fall war es jedoch die Fremdartigkeit, die sein Interesse weckte. Er hatte das Gefühl, dass es sich dabei um einen klassisch menschlichen Geruch handelte. Aber irgendwas, es musste eine von den subtileren Unternoten sein, ein besonders feiner Riechstoff, wirkte deplatziert. Hatte er gerade ein ungewöhnliches Eau de Cologne erschnuppert? Oder steckte etwas anderes dahinter. Durch diesen olfaktorischen Reiz neugierig gemacht, versuchte er diesen aus den vielen anderen Reizen zu filtern, um so die Fährte in seiner Wahlheimat aufzunehmen.
Manchmal kam er sich albern vor, wenn er die Schnauze nach oben reckte und intensiver einatmete, praktisch schnüffelte. Aber aufgrund der wenigen Personen, die sich an diesem Spektakel erfreuen durften, war es Rownan auch nur bedingt unangenehm. Zumal seine Statur meistens dazu beitrug, dass die wenigsten Leute lange in seiner Nähe bleiben wollten, um herauszufinden, was genau er dort trieb. Die Statur oder vielleicht auch der Rapier, welcher an seinem Gürtel befestigt noch immer in seiner Scheide schlummerte. Es hatte diverse Vorteile bewaffnet zu sein, das merkte er immer wieder. Immer wieder abbiegend überlegte der Grauhaarige, wo genau ihn der Geruch hintrieb. Café Taurus? Nein zu weit weg. In den Park? Auch nicht, dann hätte die Spur sich schon verlaufen. Kam es möglicherweise aus dem Zirkus? Nein, dafür war es auch wieder zu schwach. Ein paar weitere Kreuzungen hinter sich lassend intensivierte sich die Note erneut, nicht nur, weil er sich auf diese konzentrierte, sondern auch, weil er tatsächlich immer weiter in die Nähe kam. Erst langsam wurde er skeptisch. Die Bühne, die Bühne Demeter? Wer um alles in der Welt war da? Wie er durch sein Leben in dieser Stadt wusste, war die öffentliche Bühne ein Ort für so manches bekannte Konzert, aber auch gerne ein Ort an dem sich Straßenkünstler trafen. Wenn man jedoch bedachte, wie wenig gerade los war, so ging auch Rownan davon aus, dass an diesem Ort so gut wie nichts los war. Der wirkliche Vorteile des Platzes war es jedoch, dass er nicht nur über große Gassen zu erreichen war, sondern auch über etliche Nebengassen. Möglicherweise war es ihm so sogar möglich, sich an den Unbekannten heranzuschleichen. Etwas an Tempo zulegend, erreichte er eine der kleineren Zugänge. Dieser war zwar am weitesten von der Bühne entfernt, aber er würde zumindest erkennen können, um wen es sich dabei handelte. Vielleicht reichte ja ein kurzer Blick, um seine Neugierde zu befriedigen. Tatsächlich wurde nun ein weiterer seiner Reize stimuliert, wenn auch Schwächer als seine Nase: und zwar seine Ohren. Eine Ukulele? Rownan kratze sich seine Stirne mit den scharfen Krallen seiner linken Hand. War er gerade einem stinkenden Musiker nachgeifert? Diese Schmach würde er für sich behalten. Da er jedoch am Ort des Verbrechens war, konnte er genau so gut einen tatsächlich Blick auf die Bühne werfen. Sich vorsichtig entlang der Mauer bewegend, streckte er den Kopf leicht nach vorne, um so auf den eigentlichen Platz zu schauen, auf welchem sie die Bühne befand. Und tatsächlich. Ein Junge, er schätzte ihn vielleicht auf 18-19 Jahre, bewegte sich zum Takt seiner eigener Musik auf der leeren Bühne. Vermutlich, so spekulierte der Wolf nun, nutzte er die Umgebung, um sich mit seinem Lampenfieber auseinanderzusetzen. Keine schlechte Idee. Was den Magier jedoch immer noch störte, selbst, nachdem er einen kurzen Ausschnitt erhascht hatte, dass er nicht wusste, was an diesem Knaben den Geruch erzeugte. Er würde ihn wohl oder übel Fragen müssen. Auf Umwegen natürlich. Einen guten Künstler unterbrach man aber nicht während seiner Vorstellung und so wartete auch Rownan, bis die letzte Note verstummt war, die nächste allerdings noch nicht gespielt wurde. Den Platz von seiner entfernten Position aus betretend, klatschte er, eher aus Anstand statt aus wirklicher Begeisterung, und bewegte sich auf den Musiker zu, der zum Abschluss des Liedes mit dem Rücken zu ihm zum Stehen gekommen war. „Bravo, Bravissimo“ ergänzte er noch mit seiner wie üblich kehligen, dunklen Stimme.
Die Finger des Braunhaarigen strichen ein letztes Mal über die Saiten seiner Ukulele, ehe der süße Klang verstummte. Seine Ohren rechneten mit einer angenehmen Stille, die höchstens vom sachten Rauschen des Windes durchbrochen wurde. Doch als genau dies nicht eintrat, entglitt ihm beinahe sein geliebtes Instrument. Mit den Fingerspitzen konnte er es noch im letzten Moment am Hals ergreifen, ehe es unsanft zu Boden gefallen wäre. Nie hätte Flynn damit gerechnet, dass ein harmloses Lob, begleitet von sachtem Klatschen, solch einen Zustand des Schocks und Entsetzens in ihm auslösen könnte. Das Herz klopfte gegen seine Brust, als wolle es um jeden Preis dort herausspringen. Er war nicht alleine. Seine Füße schlugen Wurzeln im Boden, weigerten sich, auch nur einen Millimeter zu gehen. Nicht einmal umdrehen konnte er sich, um einen Blick auf den heimlichen Zuhörer zu werfen. Mehrfach hatte er die Vielzahl an leeren Stühlen und Bänken geprüft, auch die schmalen Gänge zwischen diesen. Keine Menschenseele hatte er entdeckt. Wie konnte es sein, dass nun doch die leisen Schritte einer weiteren Person auf ihn zuschritten? Seine Seelenspiegel vielen automatisch auf die unbehandschuhten Hände und deren im fahlen Herbstlicht schimmernden, pechschwarzen Klauen. "Wer ist da...?" quetschte der Skinwalker zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er musste sich endlich aus seiner Schockstarre losreißen. Der Klang von harten Sohlen auf Pflaster, der nun nur noch wenige Meter entfernt war, gab ihm letztendlich den Anstoß, sich in Bewegung zu setzen. Mit hastigen, unsicheren Schritten hechtete er zu seinen Handschuhen, ließ die kleine Gitarre los und zog sie sich über. Es brauchte einige Versuche, ehe jeder Finger an seinem Platz war. Puh. Der Fremde hatte nichts gesehen, oder? Apropos Fremder ... Endlich wanderte sein unsicherer, verwirrter Blick zum Quell seiner Panik. Das, was er dort erblickte, überraschte ihn sichtlich. Die Brauen nach oben gezogen blinzelte er den jungen Mann ... Hund? Wolf? an, als sähe er einen Geist. Von Tiermenschen hatte er bereits gehört, sicherlich hatte er auch schon mal Wege mit einem gekreuzt, aber dass sie so viel Fell und Schnauze besaßen, das hatte er nicht gewusst. Oder handelte es sich hierbei um eine ganz andere Spezies, die ihm fremd war? Ein kleiner Teil seines Herzens war erleichtert, dass da kein vollständiger Mensch vor ihm stand, doch das änderte nichts an seinem Verlangen, seinen eigenen Mangel an Menschlichkeit weiterhin zu verbergen. "Ich, ähm, entschuldige bitte meine unhöfliche Reaktion. Du hast mich ein wenig überrascht." Er schenkte dem Hybriden ein schiefes Lächeln, kratzte sich dabei unbewusst am Hinterkopf. Da sprach ihn mal wer an und er reagierte wie ein Verrückter! Was für ein fantastischer erster Eindruck. Mit einem Satz schwang er sich von der Bühne herunter, um seiner neuen Bekanntschaft ordentlich gegenüberstehen zu können. Es fühlte sich falsch an, von dem Podest aus auf ihn herabzusehen. "Ich habe nicht mit Zuschauern gerechnet, heute findet schließlich keine Veranstaltung statt. Bist du etwa auch zum Üben hier?" Ein wenig Neugierde, was diese ungewöhnliche Gestalt hierher gebracht hatte, besaß er schon. Schließlich waren sie zwei die Einzigen hier. An einer Vielzahl an Einwohnern und Urlaubern hatte es sonst niemanden zu der Bühne verschlagen, es war also durchaus eine ungewöhnliche Begegnung. Jetzt, wo all die Merkmale seiner wahren Gestalt verborgen waren, viel es dem Skinwalker direkt ein wenig einfacher, sich auf das spontane Gespräch einzulassen und sich zu entspannen. Die pure Verwunderung stand ihm jedoch weiterhin mitten ins Gesicht geschrieben. "Oh! Ich bin übrigens Flynn!" Beinahe das Wichtigste vergessen! Er hob beide Hände in die Luft und schenkte seinem Gegenüber ein breites, strahlendes Lächeln. Händeschütteln war gerade keine Option - zu groß die Sorge, dass man die Klauen durch den dünnen Stoff hindurch spühren konnte. Vorstellungen waren weiterhin nicht seine Stärke, doch was musste, das musste! Und nur Übung machte den Meister! Und wenn er Rownan besser kennenlernte, dann verriet er ihm vielleicht sogar, was genau er war! Tier, Mensch, ein Mix aus Beidem oder gar etwas vollkommen anderes? Die Neugierde war dem Strubbelkopf regelrecht anzusehen, als er aus den Augenwinkeln die dreieckigen Stehohren betrachtete. Sie wirkten so weich und flauschig, ja eigentlich wirkte der ganze Rownan weich und flauschig! Einzig und alleine die Tatsache, dass er es durch den Stoff sowieso nicht spüren würde, hielt den Hawthorne davon ab, direkt nach dem Fell zu greifen.
Scheinbar hatte Rownan den armen Künstler mehr als nur überrascht. Auch wenn die Klamotten des Spielers etwas zu groß wirkten, so konnte man immer noch erkennen, wie sich die sichtbaren Stellen anspannten. Da hat aber jemand Lampenfieber … oder? fragte der Hybrid sich im Stillen, während er weiter auf die Bühne zu ging. Beinahe hätte der gute sein Instrument auch noch fallen gelassen, was natürlich keineswegs seine Intention war. Erst als der Wolf schon fast die Bühne erreicht hatte, sprach der Junge, sofern er die Stimme richtig deutete. Der jugendliche Klang erklärte zumindest die Aufregung, die sich in der Schockstarre manifestiert hatte und jetzt durch die schnellen Schritte des Musikers zu seiner Tasche vollständig aufgebrochen wurde. Bis der Bube sich nicht zu ihm umdrehte, machte auch er noch keine Anstalten sich vorzustellen. Der sonderbare Geruch, den er auf dem Weg hier her wahrgenommen hatte, der ihn überhaupt erst hierhergebracht hatte, schien abzuebben, während der Fremde in seinen mitgebrachten Utensilien herumkramte. Jetzt kam der Duft noch von einer Stelle, die Rownan selbst sehr bekannt vorkam. Und dementsprechend sein Interesse nur noch intensivierte. Flynn, so würde sich der nervöse Zeitgenosse noch vorstellen, hatte die Kraft aufgebracht sich seinem Gespenst zu stellen und drehte sich nun zum Satyrs um. Statt Angst oder Unsicherheit machte sich jetzt Verwunderung im Gesicht seines Gegenübers breit. Eine zwischenzeitlich sehr gewohnte Reaktion. „Meine Name ist Rownan, sehr erfreut“ nutzte er die kurze Pause, um sich vorzustellen. Da sich sein Gesprächspartner noch auf der Bühne befand, konnte er nicht viel mehr tun als seine Vorstellung mit einer kleinen Verbeugung zu untermalen. Die Entschuldigung nahm der Lupine mit einem schwachen Lächeln zur Kenntnis, denn er wollte den Armen nicht noch mit zu vielen seiner Zähnen wieder verunsichern, wenn die Verwunderung über die Gestalt schon so augenscheinlich war. Vermutlich, so ging Rownan zumindest von aus, musste der Musiker einfach seine Gedanken sortieren, nachdem er auf so einfache jedoch wohl sehr unangenehme Weise aus dem Spiel gerissen wurde. Flynn bemerkte selbst, dass es nicht die feinste Art war von der Bühne herab zu reden, nachdem sich der einsame Zuschauer sogar die Mühe gemacht hatte, bis zu eben jener heranzutreten, und sprang mit einem eleganten Satz zu ihm herunter. Der Hybride überragte den Jungen gute zwanzig Zentimeter und musste deshalb etwas nach unten schauen, als dieser wieder zu sprechen begann. Normalerweise hätte er mit seiner Aussage auch recht gehabt. Wie der Magier bereits auf dem Weg hier her bemerkt hatte, war nicht besonders viel los in der Stadt und so war es umso ungewöhnlicher, wenn sich eine Seele hier her verirrte. Aber zum Üben? Tatsächlich musste er auf diese Aussage noch etwas breiter lächeln, eher grinsen. Nein, dafür war er definitiv nicht hergekommen. Noch wollte er seine Neugierde jedoch auf etwas subtilere Art und Weise befriedigen. Frage wäre nur, ob es ihm auch gelingen würde.
Die Anspannung Flynns war mit der Nennung seines Namens nun soweit verschwunden, dass Rownan das Gefühl hatte sich jetzt adäquat mit ihm unterhalten zu können. Nicht zuletzt das strahlende Grinsen untermauerte diese Feststellung. Zudem wäre es unhöflich gewesen, wenn er den Jungen noch weiter auf die Folter spannen würde. Etwas überrascht, wenn auch nur kurz, schaute er dennoch, als sein Gegenüber die Arme hochriss. Wusste er denn nicht, dass es sowieso unhöflich war mit Handschuhen die Hände zu schütteln? Mit diesen an den Finger brauchte er sich gar nicht erst die Mühe machen Höflichkeiten dieser Art auszutauschen. Zudem wanderten seine Augen noch über den Körper des Wolfes, statt sich auf die eisblauen Augen zu konzentrieren. Seine Strategie zurechtgelegt, ergriff nun der Grauhaarige das Wort. „Entschuldigt, dass ich euch überrascht habe. Das war nicht meine Absicht“. Dann tippte er sich für den anderen gut sichtbar mit dem Zeigefinger ein paar Mal auf die Spitze seines rechten Ohrs. „Wie ihr sicher sehen könnt, habe ich ein paar Merkmale, die mich von normalen Menschen unterscheiden. Natürlich ist mir deshalb eurer Spiel nicht entgangen“ beendete er die Ausführungen zu den ersten Aussagen und lächelte nun wieder freundlich dem Künstler entgegen. Dass es seine Nase war, die schärfer war, musste der andere ja nicht wissen. „Leider“ begann er und setzte sich dabei selbst in Bewegung, um Flynn aus den Augenwinkeln noch etwas intensiver zu mustern, indem er beabsichtige ihn großzügig zu umkreisen. „ist es mir durch eben jene Merkmale nicht vergönnt, die musikalischen Künste auszuleben, sondern nur wahrzunehmen. Natürlich, ich könnte eine große Trommel bedienen. Aber das Orchester hat mich in dieser Hinsicht nie gereizt. Zudem hab ich unter Umständen gerade wieder bemerkt, dass mir auch das Talent dazu fehlt. Sagt, Flynn, wie hat es euch zur Musik getrieben?“.
Trotz des holprigen Starts fand Flynn langsam seine innere Ruhe wieder. Obwohl er nichts Dergleichen getan hatte, fühlte er sich, als wäre er bei etwas Unerlaubtem erwischt worden. Es war nicht verboten, die Bühne zu betreten, wenn keine Veranstaltungen stattfanden. Vermutlich lag es einfach daran, dass der er nicht mit einem heimlichen Zuhörer gerechnet hatte und somit mehr von sich gezeigt hatte, als ihm lieb war. Doch jetzt, wo sich der schwarze Stoff seiner Handschuhe eng an seine Haut schmiegte und auch die Saiten seines Instruments verklungen waren, fühlte er sich wieder sicher. Sein Herzschlag beruhigte sich und er konnte endlich wieder klare Gedanken fassen. Der außergewöhnliche Fremde, welcher sich als Rownan vorgestellt hatte, entschuldigte sich schließlich sogar für seinen unerwarteten Auftritt. Sofort hob der Skinwalker die Hände in die Luft, schüttelte diese zeitgleich mit seinem Kopf. "Oh nein, nein! Du hast genauso das Recht, hier zu sein, wie ich. Es war mein Fehler anzunehmen, dass ich vollkommen alleine bin." Auch, wenn er die Entschuldigung entschieden ablehnte, war er doch dankbar. Der Gedanke, dass der Wolf ihn nicht gezielt aus dem Konzept bringen wollte, war beruhigend. Dem Finger folgend blickte der Skinwalker schließlich auf die weichen, dreieckigen Ohren seines gegenübers. Natürlich waren ihm diese schon aufgefallen ... diese und all die anderen Merkmale, die ihn mehr als Tier erscheinen ließen, als Mensch. "Ein paar viele meinst du wohl!" ergänzte er die Aussage des Hybriden "Das ist also nicht nur Aussehen? Kannst du tatsächlich so gut hören wie ein richtiger Wolf?" Der Braunhaarige konnte sich überhaupt nicht vorstellen wie es war, noch mehr zu hören, als er eh schon tat. "Ist das nicht anstrengend?" harkte er weiter nach. Vielleicht konnte man als Canine sein Gehör ja auch einfach abschalten? Was wusste er schon. "Ich habe leider nur vollkommen normale Menschenohren." Gut, eigentlich waren es Skinwalkerohren. Dieser Teil war also gelogen. Jedoch hörte er damit nicht besser als die Menschen. Das stimmte also. "Leider was?" Überrascht, aber weiterhin neugierig, blickte er dem Größeren entgegen, wartete darauf, dass dieser seinen Satz fortführte. Stattdessen begann dieser jedoch, langsame Kreise um den Hawthorne zu ziehen. Er musste sich eingestehen, dass er diese unangenehme Art der Musterung irgendwie verdient hatte - schließlich hatte er nicht schlecht gestaunt, als er den Hybriden erblickt hatte und daher nicht wenig geglotzt. Nichtsdestotrotz gefiel ihm diese Art der Aufmerksamkeit nicht. Deutlich machte er dies durch die Arme, die er unsicher vor der Brust verschränkte. Außerdem achtete er darauf, sein Gegenüber nicht aus den Augen zu lassen, folgte ihm selbst aus den Augenwinkeln auf Schritt und Tritt. Als er jedoch weiter sprach, vergaß Flnn seine Aufmerksamkeit wieder. "Wie das hindert dich am musizieren? Das ist ja fürchterlich!" rief er, die braunen Seelenspiegel groß wie zwei Monde. Für ihn war die Welt der Melodien und Takte ein wundervoller Zufluchtsort, den er niemals missen wollte. Dass dies Anderen aufgrund ihrer körperlichen Merkmale nicht vergönnt war, schockierte ihn. Gut, auch er tat sich in seiner wahren Gestalt oft schwer, da Instrumente nicht auf seine Größe ausgelegt waren, doch es hinderte ihn nicht vollkommen, machte es nur schwerer. "Talent ist bloß eine doofe Ausrede, Rownan! Es ist die Übung, die einen Meister macht!" Auch der Hawthorne war nicht mit musikalischem Geschick gesegnet. Ein halbwegs akzeptables Taktgefühl hatte er sich hart erarbeitet und auch das Erlernen neuer Lieder fiel ihm nicht gerade einfach. Aber es machte ihm Spaß und das war doch das Wichtigste! "Vielleicht musst du einfach nur das richtige Instrument für dich finden? Es gibt doch so viele ... irgendetwas muss doch passen! Hast du es denn schon mal mit einer Ukulele versucht?" Gut, Rownans Größe nach zu urteilen, war dies definitiv kein Instrument, das für ihn wie geschaffen war. Einerseits konnte er aber gerade nur diese bieten und andererseits war es doch einen Versuch wert! Schwungvoll hievte er sich auf den Vorsprung der Bühne und zog seinen Rucksack mitsamt Instrument zu sich heran, ehe er herzhaft auf die freie Fläche neben ihm klopfte. "Ich kann dir gerne ein bisschen was zeigen." Mit funkelnden Seelenspiegeln blickte er den Wolf erwartungsvoll an. Spätestens jetzt war all seine Angst und Unsicherheit verflogen, denn er war ganz in seiner Welt: der Musik! Ein geborener Lehrer war er zwar nicht, aber ein paar Grundgriffe konnte er dem Wolf garantiert beibringen - vorausgesetzt dieser hatte überhaupt Lust dazu. "Wenn es dir nicht gefällt, können wir wieder aufhören." Daran gab es keine Zweifel, denn zu etwas zwingen wollte er niemanden. Wenn etwas bloß über Druck stattfand, machte es keinen Spaß. "Ich hatte in der Vergangenheit sehr viel Zeit und ein Radio war mein bester Freund. Ich habe tagein tagaus Musik gehört und irgendwann wollte ich es einfach selber probieren!" erklärte er voller Begeisterung. Es mochte sein, dass seine Vergangenheit ihn um eine Vielzahl an wertvollen Erlebnissen und Erinnerungen gebracht hatte, doch zumindest hatte sie ihn zur Musik geführt und dafür war er mehr als dankbar. @Rownan
Flynn in seiner Art zu beobachten war mehr als interessant. Statt seine Entschuldigung einfach zur Kenntnis zu nehmen, wiegelt dieser sogar noch ab. Es war diese noch höflichere Art sich gegenüber anderen Menschen zu verhalten, die einen fast schon bittstellerischen Charakter hatte. Nicht unbedingt Rownans präferierten Art sich zu verhalten, da es oft negativ auf den Charakter zurückfiel. Dieses defensive Verhalten war jedoch nur von kurzer Dauer, denn kaum hatte Rownan selbst seine doch sehr auffälligen Merkmale beschrieben, verlagerte sich die Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Nur logisch, denn der Junge vor ihm wirkte so normal, wie jeder andere Mensch in seinem Alter. Einzig der Geruch war es, der etwas von der Norm abwich und letztendlich der Grund war, warum der Hybride hier überhaupt hergekommen war. Da sein Gegenüber noch einige weitere Fragen stellte, entschied er sich dafür erst einmal selbst fertig zu sprechen, ehe er die Neugierde des Musikers befrieden würde. Neben des Geruches war es aber auch ab und an ein Wort, dass den Lupinen stutzigen werden ließ. In diesem Moment war es Menschenohren. Es war schon etwas eigenartig, dass er extra das Wort „Mensch“ davorsetze. In der Regel sprachen die Leute einfach von Ohren, wenn sie über sich und andere sprachen. Erst wenn jemand wie er von der Norm abwich, wurden diese Attribute verwendet, dann aber meist auf den Wolf bezogen und nicht auf seine humanoiden Kollegen. Dann wiederum konnte es ein Versuch sein sich in die Situation des Satyrs zu denken, also die Merkmale hervorzuheben, um Rownan zu verstehen zu geben, dass er zwar als andersartig, nicht jedoch als fremd wahrgenommen wurde. Diese Sichtweise würde Flynn definitiv ehren. Die Frage war nur, wie weit dieser wirklich dachte. Nachdem der Magier seine Ausführungen beendet hatte, schien er besonders mit seinem Punkt bezüglich der Musik einen wunden Punkt getroffen zu haben. Nicht verwunderlich, da es sich ja bei seinem Gesprächspartner um jemanden handelte, der selbst diese Künste praktizierte. So jemand würde ein einfaches Nein, wie es der Grauhaarige formuliert hatte, nicht kommentarlos stehen lassen. Für jemanden, der vielleicht schon sein ganzes Leben musizierte, konnte Rownans eher abweisende Haltung wie eine Herausforderung wirken. Und natürlich hätte der Ukulelenspieler nicht ganz unrecht. Natürlich war er auch in der Lage Instrumente zu spielen. Er pflegte dieses Hobby schlichtweg nicht. Nichtdestotrotz hatte er sich durch diese Aussage in eine Ecke manövriert, die dem Künstler genug Munition lieferte. Dass er ihn jedoch derart motivieren würde, damit hatte selbst der Tiermensch nicht mitgerechnet. Auch die zuvorkommende und freundlich, fast freundschaftliche Art überraschte ihn, nachdem der vermeintliche Fremde am Anfang noch so zurückhaltend war. Wohlmöglich hatte er ihn wirklich einfach nur überrascht.
Talent, da musste er Flynn zustimmen, konnte durchaus eine Ausrede sein. Trotzdem konnte man Dinge wie Begabung und Interesse nicht wegdenken, wenn es darum ging, sich eine Fähigkeit oder Fertigkeit anzueignen. In Rownans Fall lohnte die Mühe nicht dem Aufwand. Noch bevor der Lupine seine Umrundung beendet hatte, hatte sich der Spieler bereits wieder auf die Bühne erhoben und versperrte ihm erneut die Möglichkeit, seine eigene Musterung abzuschließen. So wie es aussah musste er sich auf die Passion und die Aufforderung des anderen einlassen, um mehr herauszufinden. Man konnte seine freien Nachmittage auch schlechter verwenden. Immerhin lernte er tatsächlich etwas Neues dazu. Das war die Hauptsache. Der Einladung Flynns folgend, sprang er beherzte auf die Bühne, um sich daraufhin neben ihn zu begeben. Innerlich hatte der Wolf sich schon eine Strategie zurechtgelegt. Dabei hoffte er, dass sein Gegenüber auch für eventuelle Fauxpas ausgestattet waren. Einen solchen würde Rownan nämlich gleich passieren. Nicht unbeabsichtigt, aber auch nicht unnatürlich erzwungen. Trotzdem erntete der Junge zumindest gedanklich etwas Lob. Er zeigte die gleichen Eigenschaften, die der Grauhaarige selbst zu pflegen wusste. In diesem Fall war er zielstrebig und bemüht, sich kontinuierlich zu verbessern. Warum nicht die Musik zu seiner Berufung machen. Hätte Flynn noch magische Begabung, würde er ihn glatt zu den Satyrn einladen. „Um auf eure Fragen zurückzukommen“ begann der Hybrid und studierte dabei die Ukulele, die er in die Hand bekommen hatte „Ich habe einige Fähigkeiten meines Tieres, sagen wir, erhalten. Wenn man sich daran gewöhnt, hat man auch ein paar Möglichkeiten, damit umzugehen und sie sind definitiv nützlich. Aber Musik kann dann gerne zu laut werden“. Dabei lächelte er freundliche, ehe er kurz überlegte, was er noch gefragt worden war. „Ich habe es tatsächlich noch nie mit Saiteninstrumenten probiert, denn ich ahne schon was gleich passieren wird. Aber wenn es euch Freude bereitet, und ihr wirkt so, als ob Musik euch schon eine lange Zeit begleitet, bin ich natürlich interessiert daran, etwas neues zu lernen“. Nicht ganz gelogen, wenn auch die Musik ihn nur zweitrangig interessierte. Vorsichtig nahm er die Stellung ein, die ihm der Musikus zeigte, ehe er bereits beim ersten Griff, mit der Kralle seines Zeigefingers die tiefste Saite mühelos durchtrennente und diese mit einem unangenehmen Geräusch jetzt nur noch halb befestigt war. Ein etwas entschuldigender Blick manifestierte sich im Gesicht des Magiers. „Entschuldigt, ich hoffe ihr besitzt Ersatz. Ich werde euch natürlich den Schaden ersetzen. Als Magier hat man doch ein die ein oder anderen finanziellen Mittel. Vielleicht überlasse ich es doch euch, mir eine weitere Kostprobe zu geben. Aber sagt mir: Was beschäftigt euch neben der Musik noch?“. Behutsam überreichte Rownan Flynn das beschädigte Instrument, eher er sich im Schneidersitz niederließ.
Mit neugierigen, schokoladenbraunen Seelenspiegeln betrachtete Flynn aufmerksam sein Gegenüber, als dieser sich neben ihm am Rand der Bühne niederließ und zu reden begann. Nicht nur sein Aussehen war außergewöhnlich, auch seine Art zu reden war irgendwie anders. Zwar konnte er nicht beschreiben, woran es genau lag, aber da war definitiv ein Unterschied zwischen den beiden Magiern. Ganz anders, als der Wuschelkopf es bei seinen nicht-menschlichen Merkmalen getan hätte, erklärte der Wolf wie selbstverständlich, dass seine tierischen Attribute zwar sinnvoll sein konnten, aber auch stets Nachteile mit sich brachten. Doch das war nichts, womit der Hawthorne nicht umgehen konnte! "Dann machen wir eben leise Musik...!" Es gab genug Stücke, die er kannte und liebte, die einem nicht sofort das Trommelfell platzen ließen. Saiteninstrumente waren für ruhige Melodien doch perfekt geeignet. Wenn man den Saiten sanft umging, schenkten sie einem im Gegenzug auch sanfte Töne. Es war eigentlich ganz simpel. Vorsichtig, als wäre es sein wertvollster Schatz, übergab er die Ukulele an sein Gegenüber. "Und was es mir für eine Freude bereiten würde! Vielleicht findest du so ja doch etwas, das dir Spaß macht." erwiderte er mit einem breiten Grinsen "Und wenn nicht kannst du sagen, dass du es zumindest probiert hast! Du kannst also gar nicht verlieren." Probieren ging stets über studieren, so war das eben! Und je öfter man neue Dinge ausprobierte, desto öfter fand man auch Dinge, die man gerne tat und die einem Freude bereiteten. Was gab es schöneres im Leben? Um genau sehen zu können, was sein Schüler tat, beugte er sich ein Stück nach vorne. Innerhalb eines Wimpernschlags war es jedoch schon zu spät - ein grausiges, nur allzu bekanntes Klirren erklang. Kurz verzog er aufgrund des unangenehmen Geräusches das Gesicht, doch die Grimasse wurde direkt von einem herzhaften Lachen abgelöst. "Oh, damit hätte ich wohl rechnen sollen!" Was für ein dummer Fehler! Er kannte dieses Problem doch selbst zu gut. Klauen erforderten besondere Obacht beim spielen. Sie machten es schwerer, aber nicht unmöglich. "Mach dir keinen Kopf, ich bin gut ausgestattet." Kopfschüttelnd winkte er ab. "Du brauchst mir überhaupt nichts zurückzuzahlen. Es war schließlich meine Idee." Liebevoll nahm er sein Instrument zurück und legte es auf seinem Schoß ab, ehe er sich seinem Rucksack zuwendete und eine Wechselsaite und einen kleinen Schraubenzieher hervorkramte. Mithilfe dessen löste er das gerissene Stück heraus und spannte sogleich den Ersatz auf. So etwas wie ein Stimmgerät besaß er nicht, Technologie war einfach zu teuer, weshalb er sich auf seine Ohren verlassen musste. "Einen Moment." bat er sein gegenüber, ehe er die Augen schloss und die gewechselte Saite einige Male erklingen ließ, ehe er an einer der Schrauben am Kopf herumdrehte. Dies wiederholte er mehrfach, bis er zufrieden war. "Und schon fertig. Als wäre nie etwas gewesen." verkündete er und klopfte dem Caninen herzhaft auf die Schulter. "Was hast du noch mal gefragt?" Er war so beschäftigt mit der Reperatur gewesen, dass er gar nicht richtig zugehört hatte. "Ah, was ich neben der Musik mache war es, oder?" Der Hawthorne war kein besonders guter Multitasker. Im Zuhören und sich gleichzeitig auf etwas anderes konzentrieren war er eine gewaltige Niete. "Ich sorge als Magier der Fairy Tail Gilde dafür, dass die Straßen Fiores sicher bleiben!" erklärte er stolz und reckte das Kinn ein wenig. Auch wenn er noch nicht besonders viele Quests bestritten hatte, er war begeistert von seinem Job und das sah man ihm auch an. "Ich bin noch nicht lange dabei und muss noch viiiiiel über Magie lernen, aber ich gebe stets mein Bestes. Und du?" Er musterte sein Gegenüber noch einmal von den Ohrenspitzen bis hinab zu den Schuhen. "Oh, lass mich raten! Du wirkst wie ein ... hmm, also, wenn ich dich so genauer angucke... Du schaust aus wie ein Steuerberater! Habe ich recht?" Das erklärte doch auch die spezielle Art des Grauhaarigen, zu reden. Steuerberater waren auch etwas merkwürdig, aber natürlich nicht im schlechten Sinne! Auch war er ordentlich gekleidet und gepflegt, so wie man es eben in diesem Berufsfeld sein musste. "Ach übrigens, du kannst mich ruhig duzen. Dieses Ihr- und Euer-Zeug ist doch unnötig. Da komme ich mir total alt vor." Er hatte keine Ahnung, wie Wolfsmenschen alterten, doch würde er schätzen müssen, hätte er gesagt, dass die Beiden etwa das selbe Alter hatten. Ob das jedoch wirklich stimmte? "Oh und übrigens, mit Krallen spielen ist nicht unmöglich. Schau her!" Für einen Moment vergaß der Skinwalker, warum er eigentlich Handschuhe trug und legte seine Hand an den Hals der Ukulele. Dabei achtete er jedoch darauf, seine Finger ein wenig mehr zu strecken, sodass die Spitze (s)einer Klaue nicht in Kontakt mit den empfindlichen Saiten kam. Er hatte diese Stellung inzwischen genauso verinnerlicht wie die seiner normalen Hände. "Ganz einfach. Man muss nur wissen wie!" Dass er soetwas als normaler Mensch gar nicht hätte wissen können, entfiel ihm dabei vollkommen. Zu sehr war er darauf fokussiert, seiner neuen Bekanntschaft die Welt der Instrumente ein wenig näher zu bringen.
Neben seiner eigenen höflichen Art war es dieser ungebremste Optimismus Flynns, der langsam aber stetig einen Eindruck bei Rownan erweckte. Ob dieser jetzt positiv oder negativ war, dessen war er sich noch nicht ganz sicher. Aber wenn bei manchen Menschen das Glas halb voll statt halb leer war, so schien es bei dem Braunhaarigen stets überzulaufen. Seine Zeit so ungewiss einzusetzen, konnte also ab und an durchaus in eine sehr lohnende Interaktion münden. Jede Person, sei es auf Quests oder privat, die er bis dato getroffen hatte, schaffte es nach einiger Zeit Facetten an den Tag zu legen, die so fremd auf den Hybriden wirkten, dass sich seine Vermutung langsam festige. Die Vermutung doch etwas abseits des regulären Lebens aufgewachsen zu sein. Geschult genug nicht aufzufallen aber doch immer etwas daneben im Verhalten. Der körperliche Unterschied war dabei fast zweitrangig. Nachdem das Unglück seinen Lauf genommen hatte und sich der Lupine auf dem Boden niedergelassen hatte, konnte sein Gegenüber nicht anders als zu Lachen. Gewiss hätte er damit rechnen sollen, jedoch wirkte er noch immer wie ein Mensch, der dem Satyrs 1000 Ukulelen in die Hand drücken würde, immer zu damit rechnend, dass die 1001 nicht kaputt gehen würde. War das nicht ein Anflug von Wahnsinn? Wenn man etwas immer zu probierte in der Erwartung, dass etwas anderes passierte? Dennoch spürte Rownan kein Hauch von Feindseligkeit oder Aggressivität in den Worten des Spielers. Es wirkte beinahe so, als ob es eine vertraute Situation für den jungen Mann war. Eine weitere, interessante Observation. Aufrichtig nickend, bedankte sich der Wolf für die Großzügigkeit des anderen. Er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet etwas zurückzahlen zu müssen doch gebot es der Anstand es zumindest anzubieten. So eine frohe Seele wie Flynn zu sein schien, war seine Reaktion mehr als vorausschaubar, was den Grauhaarigen insofern freute, dass er langsam ein Gespür bekam, wie der andere tickte. Jetzt wäre nur die Frage, welche Knöpfe er drücken musste, um die eigene Neugierde zu befriedigen. Dabei wollte er ihn jedoch nicht zu heftig bedrängen, denn er konnte sich vorstellen, dass eine so zarte Persönlichkeit nicht gut unter Druck konnte und sich dann eher verschloss als sich zu öffnen. Wie sein Stammtier musste auch der Magier behutsam und geduldig in der Situation sein, jederzeit bereit zuzuschnappen, wenn er eine Gelegenheit bekam. Abgesehen von seiner Neugierde war es zudem ein netter Plausch und damit erfüllte sie das Ziel von Entspannung, was in der Regel sowieso dem Ziel nach einer Quest entsprach.
Während der Schwertkämpfer seine Beobachtungen sortierte, hatte der Musikus derweil sich daran zu schaffen gemacht das Musikinstrument wieder in seine ursprüngliche Verfassung zu bringen. Erneut gab dieses einen interessanten Ton von sich, wobei dem Hybriden die Klänge der klassischen Instrumente doch etwas lieber waren. Der plötzliche Schulterschlag überraschte Rownan, was man gewiss auch in seinem Gesicht ablesen konnte. Es gab nur wenige Personen, bei denen er derartige Gesten verwendete und selbst dann war es eine Seltenheit. Zumindest aktuell. Ein Magier also kommentierte er mental für sich und fügte es zu den anderen Puzzleteilen, die ihm sein Gesprächspartner wie Knochen ab und an hinwarf. Bei der Musterung war dem Lupinen kein Gildensymbol aufgefallen, musste es sich also an einem Ort befinden, der entweder nicht einzusehen war oder sich irgendwo im Rücken der Fee befand, der noch immer ungemustert war. Wie es für den bunten Haufen aus Magnolia üblich war, war auch Flynn stolz auf seine Gilde. Dieses Verhalten hatte er schon mehrfach bewundern dürfen, doch den Kern des Ursprunges hatte er noch nicht entschlüsseln können. Nichtsdestotrotz war es etwas, was sie alle gemein zu haben schienen. Auch etwas unerwartet war der Erfahrungsschatz, den der andere Magier bereitwillig teilte. Rownan würde sich keineswegs mehr als Anfänger bezeichnen, was Aufträge anging. Seine magischen Fähigkeiten steckten aber ebenso in den Kinderschuhen. Es musste die flippige, aufgedrehte Art der Braunhaarigen sein, die dafür gesorgt hatte, dass er auch den Grauhaarigen nach seiner Profession fragte, wobei dieser es doch zuvor im Nebensatz erwähnt hatte. Jedoch war der Tiermensch niemand, der so etwas übelnahm. Zumindest nicht bei einer so aufgeschlossenen Person. Bevor er jedoch antworten konnte, redete der Magier aus Fairy Tail einfach weiter und äußerte sogleich seine eigenen Hypothesen. Der Satyrs konnte nicht anders als Schmunzeln. Irgendwie ist er wie ein Wölfling der die Welt zum ersten Mal sieht. Ein tiefes Lachen entwich seiner Kehle, als er die angedachte Berufszugehörigkeit vernahm. Ja das Äußere war schlichtweg der Punkt, der bei ihm am meisten kontrastierte. Egal wie sehr er sich herausputze, das Fell war immer sichtbar. Daher war es fast schon eine Art Lob, dass ihm zugetraut wurde, andere Menschen würden ihn aufsuchen und seinen Rat in Anspruch nehmen. Eine fast schon romantische Vorstellung. Amüsiert winkte Rownan deshalb ab. „Ich bin keineswegs ein Steuerberater. Genau wie ihr bin ich Magier, nur aus Satyrs Cornucopia“ und dabei holte er erneut seine Rute hervor, auf welcher das Emblem schimmerte. "Demnach haben wir schon mal etwas gemeinsam“. War es nicht schön in einer fremden Stadt etwas vertrautes zu erblicken?
Wie so oft, kam das Thema der Ansprache auf und wie so oft, war es seinem Gegenüber recht, wenn er geduzt wurde. Normalerweise machte der Grauhaarige davon wenig gebrauch, aber in diesem Fall konnte es möglicherweise nützlich werden. Besonders nach den Worten, die der Wolf direkt im Anschluss vernehmen konnte. Spätestens jetzt bildete er sich seinen Verdacht nicht mehr ein, oder? Der Geruch, die Art zu sprechen, irgendetwas war anders an dem Jungen. Nur mit den Finger konnte er nicht daraufzeigen. Die Töne, die die Ukulele von sich gab, rückten in den Hintergrund. Es war Zeit etwas Initiative zu ergreifen. Aus dem Schneidersitz kommend, legte sich der Hybride nun mit dem Rücken auf die Bühne und schaute in blauen Himmel, welcher gespickt war von einigen Wolken. „Flynn, ich war nicht ganz ehrlich zu euch. Wie ihr euch sicher denken könnt, ist mein Geruchssinn dem normalen Menschen doch etwas überlegen. Und es war euer Geruch, der mich hierhergebracht hat“. Sein Blick wanderte von den Wolken zu der Fee. „Du kannst mir nicht zufällig sagen, warum du aus der Menge herausstichst? Wie fragtest du zu Beginn: Ob ich zum Üben hier bin? Nun ja, nicht um ein Instrument zu üben“. Um seinen Punkt ein weiteres Mal zu unterstreichen, tippte er sich mit dem Zeigefinger ein paar Mal auf seine Nasenspitze. Dabei lächelte er jedoch freundlich, fast einladen und meinte dieses Gesicht auch ernst. Es war für ihn wie eine Herausforderung. Wie Flynn wohl die charmante Pistole auf der Brust gefallen würde?
Fasziniert betrachtete der Hawthorne das Gildenzeichen des Wolfs. Irgendwie hatte er nicht damit gerechnet, dass man es durch (oder genau genommen auf) dem dichten, grauen Fell sehen würde. "Das ist ja cool!" Vorsichtig berührte er die entsprechende Stelle mit dem Zeigefinger. Es fühlte sich an wie ganz normales Fell, weich und kuschelig. Noch cooler! "Ich glaube ich habe noch nie jemanden von den Satyrs getroffen." nachdenklich legte er den Kopf schief, doch er fand in seinen Erinnerungen keinen Magier, der diese Gilde sein zuhause nannte. Man, Flynn lernte heute echt eine Menge neuer Dinge kennen! Dieser Canine war wirklich ein merkwürdiger, aber interessanter Kerl. "Also ich finde aber trotzdem, dass du mehr aussiehst wie ein Steuerberater. Mit deinen Klamotten und Art zu reden würdest du definitiv als einer durchgehen!" Die Frage war nur, ob Menschen jemanden mit Rownans Aussehen mit solch einer wichtigen Aufgabe betreuen würden. Der Skinwalker wusste zu gut, wie sie sein konnten. Sobald etwas anders war, war es schlecht. "Aber ja, da haben wir zumindest eine Gemeinsamkeit" Neben der Tatsache, dass sie beide keine Menschen waren - aber das wusste der Gravitationsmagier ja (noch) nicht. Flynn hatte auch keine Intention, es ihm zu erzählen. Er kannte ihn ja kaum! Als klar wurde, dass der Wolf gerade mit anderen Gedanken als dem Ukulele-Spielen beschäftigt war, legte der Braunschopf sein Instrument vorerst zur Seite. Er nahm es seiner neuen Bekanntschaft nicht übel, er war schließlich von Anfang an unsicher, was das Musizieren anging. So lehnte er sich ebenfalls ein wenig zurück, blieb jedoch weiterhin sitzen und stützte sich mit den Händen nach hinten auf dem kühlen Boden der Bühne ab. Anstatt jedoch dem Blick des Unbekannten hinauf in den Himmel zu folgen, neigte der Hawthorne den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete ihn. Es war immer noch ungewohnt. All das Fell, die dreieckigen Ohren, die lange Schnauze, der Schwanz. Eigentlich sollte er der Letzte sein, der durch ungewöhnliches Aussehen zum Starren verleitet wurde, doch irgendwie konnte er nicht anders. Der Canine ging so offen und gelassen mit seiner Andersheit um, als wäre es tatsächlich nichts besonderes. Dafür beneidete Flynn ihn, sehr sogar. Er mochte seinen Menschenkörper, keine Zweifel. Aber noch lieber wäre er einfach ehrlich zu sich selbst und seiner Umwelt, sodass er sich nicht verstecken musste. Doch die Angst vor Ablehnung war zu groß, größer als der Wunsch nach offener Selbstdarstellung. So locker und gelassen würde er wohl nie sein. Ein leises Seufzen entglitt seinen Lippen, ehe sein Blick hinauf in das Gesicht des Caninen wanderte, welcher gerade zu sprechen begonnen hatte. "Oh, mach dir keine Sorgen. Du bist doch nicht verpflichtet, mir alles über dich zu erzählen." Und genauso war es umgekehrt, oder nicht? Er störte sich nicht daran, dass sein Gegenüber ihm etwas verheimlicht hatte, sie waren schließlich noch mehr oder weniger Fremde. Trotzdem kam er ein wenig ins Wanken. Wie sein Geruch? "Ich steche aus der Menge heraus?" fragte er, sein Tonfall nun deutlich angespannter als noch wenige Sekunden zuvor. "Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich rieche doch ganz normal, so wie jeder andere Mensch eben auch?" Dachte er bisher zumindest. Seine eigene Nase hatte ihm zumindest noch nie etwas anderes gesagt. Instinktiv rutschte er ein Stück fort. "Ich, äh, bin nicht von hier, vielleicht liegt es ja daran?" War doch auch eine plausible Möglichkeit. Es gab überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass Rownan herausschnuppern konnte, dass er ein Skinwalker war. "Ich weiß nicht, ob ich mich wohl dabei fühle, dein Übungsobjekt zu sein..." Alleine der Gedanke daran sorgte dafür, dass er sich bloßgestellt fühlte. Als ob er plötzlich splitterfasernackt hier auf der Bühne saß. Er schluckte kräftig, doch damit verschwand seine Nervosität auch nicht. Seine Augen wanderten zu seinen Händen, dann hinter sich. Nein, alles gut versteckt. Es war unmöglich, dass der Wolf etwas gesehen hatte, oder? Oder hatte er vorhin doch einen flüchtigen Blick auf seine Klauen erhaschen können? Unruhig zappelte er mit den Füßen, dabei stieß er immer wieder mit der Ferse gegen den Rand der Bühne. "Also ich hab' echt nichts zu verbergen. Was auch? Ich bin vollkommen normal, so wie jeder andere auch. Vooollkommen unspektakulär. So unspektakulär wie äääh ... eine Banane! Oder so." Okay, vielleicht ein schlecht gewähltes Beispiel. Schließlich verbarg die gelbe Frucht auch ein weiches (und leckeres!) Geheimnis hinter ihrer Schale... naja, vielleicht übertrieb er es jetzt ein wenig mit dem Gedanken machen. Nichtsdestotrotz fühlte er sich bedrängt. Sein Gegenüber versuchte zwar, möglichst freundlich zu wirken, doch das half auch nicht viel. Gar nichts, um genau zu sein. "Duuh, äh .... Ja schau mal einer auf die Uhr!" Schon beinahe übertrieben deutete er auf eine nicht-existierende Arbanduhr an seinem Handgelenk. "Es ist ja schon ..." Er hatte keine Ahnung wie viel Uhr es war. "...ganz schön spät! Ich muss ja noch meinen Zug zurück nach Hause erwischen. So ein Mist aber auch!" Mit leicht zittrigen Händen ergriff er den Hals seiner Ukulele und bemühte sich, diese zurück in seine Tasche zu stopfen. Dass er dabei ungewöhnlich grob und hektisch war, war vermutlich der Grund, warum er sich ausgerechnet jetzt schwer damit tat. Warum wollte das Ding da nicht rein? Vorhin hatte sie doch auch hinein gepasst... Agggh!
Eventuell musste sich Rownan eine neue Art überlegen das Gildenzeichen zu präsentieren. Er hatte seine Rute gewählt, weil diese sowieso immer sichtbar war, lang genug, um in verschiedenen Richtungen präsentiert zu werden und groß genug von der Fläche das ehrwürdige Emblem entsprechend darzustellen. Man konnte es schon als eine Art Statement beschreiben aber der Hybride hatte sich die Gilde mit voller Absicht ausgewählt. Warum sollte er dann das Symbol irgendwo verstecken? Es war, wie so oft, eine Expression seiner Persönlichkeit. Allerdings, und das war neu, hatten die Leute, die er außerhalb des Waisenhauses zusehends kennenlernte, deutlich weniger Berührungsängste als es die Kinder in seiner Heimat taten. Diese starrten ihn über drei Ecken an solange, bis er langweilig geworden war. Angefasst hatte ihn nach seinem ersten Tag kein einziges mehr. Flynn war nun schon die zweite oder dritte Person, die ihn einfach angrabschte. Ohren, Krallen, Rute – es interessierte seine Gegenüber wohl wenig, dass eine solche Geste in der Regel mit einer Aufforderung, einer Bitte oder Vertrauen einherging. War es vielleicht seine so offensichtliche Andersartigkeit, die die Hemmungen der Menschen um ihn herum reduzierte? Wie oft hatte der Satyrs schon bemerkt, wie besonders Hunde beim Ausführen von Kindern angefasst wurden, ohne den Besitzer nach Erlaubnis zu fragen. Eine richtige Unsitte. Nichtdestotrotz hatte sein Gegenüber, wenn auch vorsichtig, die Zeichnung berührt. Natürlich zuckte der Wolf kurz, da er damit, wie immer eigentlich nicht gerechnet hatte, ließ den Jungen allerdings machen. Noch unhöflicher wäre es den anderen bloßzustellen, indem er seine Erweiterung hastig zurückzog. Anscheinend hatte Flynn bis dato wenig Kontakte mit anderen Magiern gehabt, zumindest mit denen von Satyrs Cornucopia. Wenn Rownan tatsächlich der erste seiner Gilde war, dann musste er einen guten Eindruck hinterlassen. Zu Schade, dass er sein offensives vorgehen bereits initiiert hatte. Aber diesen schmalen Grat entlang zu wandern war etwas, in welchem der Wolf doch einige Übung hatte. „Steuerberater also? Ich werde es mir merken“ gab er erfreut zurück. Diese oberflächliche Gemeinsamkeit war dennoch nicht ausreichend den jungen Musikus aus seiner Komfortzone zu holen, dabei war dieser ebenso neugierig wie es Rownan in diesem Moment selbst war, auch wenn jener dieses Interesse nicht so geschickt verpackte wie dieser. Zumindest bis jetzt. Genau wie er, hatte sich sein heutiger Gesprächspartner auf der Bühne niedergelassen, da es eindeutig wurde, dass dieser mit seinem Instrument beziehungsweise dem Spielen des Instrumentes das Interesse des Hybriden erschöpft hatte. Wie dieser bereits selbst für sich festgestellt hatte, sollte es sowieso nicht viel mehr sein als eine Möglichkeit das Eis zu brechen. Da er jedoch in den Himmel schaute, bemerkte er nicht, dass ihn die Fee von der Seite ansah. Tatsächlich waren es diese Gedanken, die der Braunhaarige Rownan gegenüber verbalisieren sollte. Die jeder Kontakt ihm gegenüber äußern sollte. Denn wie so oft war der Lupine damit beschäftigt, seine Andersartigkeit in den Fokus zu stellen, dass er verkannte, wie selbstverständlich er doch damit umging, was natürlich nicht zuletzt seiner Erziehung und seinem unfreiwilligen „Elternhaus“ geschuldet war. Aber was sollte er auch dagegen tun? Ein Kostüm tragen? Nein, sicher nicht. Hätte er die Gedankengänge des anderen gehört, hätte er vermutlich lachen müssen. Der Satyrs sah es nämlich genau invertiert. Er mochte seinen Wolfskörper, kein Zweifel, aber noch lieber wäre ihm die Möglichkeit sich vollständig unbemerkt zwischen den Menschen zu bewegen, nicht darauf achten zu müssen Blicke auf sich zu ziehen, anzuecken. Bis jetzt hatte sich noch keine Möglichkeit ergeben, diesen Wunsch in Realität umzuwandeln und Rownan wusste auch nicht, ob das jemals passieren würde. Locker und gelassen? Der Hybride war ein Pulverfass, welches nur darauf wartete zu explodieren. Nicht hier und jetzt, jedoch in naher Zukunft.
Seine Einleitung tat sein Gesprächspartner noch mit ein paar Floskeln ab, doch kaum wurde der Grauhaarige konkreter, spürte er, roch er förmlich, wie die Nervosität, die er bereits zu Beginn bemerkt hatte, als er den Spieler auf der Bühne überrascht hatte, anstieg. Da hatte er wohl einen wunden Punkt getroffen. Kein Wunder, dass Flynn sofort begann sich herauszureden. Es war beinahe schon süß. Langsam richtete sich der Lupine auf und beobachtete den anderen schlichtweg, so wie dieser ihn zuvor beobachtet hatte. Was ihn am Anfang noch amüsierte, traf spätestens dann auch einen wunden Punkt in seinem Inneren, als der Magier genau das aussprach, was ihn eigentlich auch immer störte: Er wollte nicht im Fokus stehen, hier speziell, sein Übungsobjekt sein. Eigentlich wollte er nur schauen, ob unter der Oberfläche des Buben etwas Interessantes versteckt war, das sich durch den Geruch äußerte. Jetzt hatte er das Gefühl nicht besser zu sein als all die Leute, die sich wegdrehten, die wisperten, wenn er durch die Straßen schlenderte. Ganz der Natur entsprechend, gab es nur zwei Möglichkeiten mit Stress umzugehen: Kämpfen oder Fliehen. Der Musikus entschied sich für die Flucht. Obwohl Rownan seinem gegenüber gerade gehörig auf den Schlips getreten war, versuchte dieser sich noch immer mit Höflichkeiten über Wasser zu halten, statt gegen den Angreifer auszuschlagen. Qualitäten, die sonst der so vermeintlich Höfliche an den Tag legte. Ich muss mich entschuldigen. Der Tiermensch war zwar ein besonders stolzer Zeitgenosse, aber er wusste, wann er für seine Fehler einstehen musste. Dann könnte der andere sich immer noch entscheiden zu gehen. Er war niemand, der jemanden einfach so stehen ließ, nachdem er ihn derart aufgewühlt hatte. Noch während der Braunhaarige damit beschäftigt war sein Instrument wieder einzupacken, hatte der Satyrs die Strecke bereits überbrückt und eine Hand ganz sachte auf die Schulter des Jungen gelegt. „Ganz ruhig Flynn. Ich muss mich entschuldigen. Ich wollte euch nicht zu nahetreten geschweige denn ein schlechtes Licht auf meine Gilde werfen“ erst dann ließ er von ihm ab und ging einige Schritte die Bühne entlang. „Vielleicht ist meine Neugierde mit mir durchgegangen. Wenn man permanent so aus der Menge heraussticht, dann fokussiert man jede andere Andersartigkeit besonders. Wohlmöglich ist es wie eine Pause von mir selbst, versteht ihr was ich meine?“ kurz überlegte er, wie es sein Gegenüber zuvor selbst formuliert hatte „wie eine gerade Banane. Es ist trotzdem eine Banane, aber sie ist eben anders als die anderen. Vermutlich ist es wirklich nur der Tatsache geschuldet, dass ihr aus Magnolia kommt“. Rownan war gespannt, wie der andere reagieren würde. Irgendwie tat es gut diese Dinge auszusprechen, denn es half ihm auf eine Art und Weise auch mit sich selbst klarzukommen. Die meisten Leute taten nichts aus Böswilligkeit, sondern aus Dummheit. Und er? Er wollte unter Umständen einfach wissen, ob da noch andere waren, die sich, wenn auch nur minimal, von der Masse anhoben. So war es in Satyrs Cornucopia seit einiger Zeit. Ein Auffangbecken für die verlorenen und verrückten Seelen des Königreiches. Eine gerade Banane? Er stieß amüsiert ein wenig Luft durch seine Nasenlöcher. Woher kam diese lockere Art der Selbstreflektion?
Wie so häufig dachte der junge Skinwalker überhaupt nicht darüber nach, was er machte. Bevor er selbst bemerkte, was er tat, hatten seine Finger schon den Weg in Rownans Fell gefunden. Als der Wolf jedoch unter der Berührung zusammenfuhr, zuckte er sofort zurück. "Sorry!" entgegnete er sofort, die Augen groß wie Monde. "Ich wollte nicht unhöflich sein. Das war irgendwie so ... ein Reflex?" Es war schwer zu sagen. Der gut gepflegte Pelz lud regelrecht dazu ein, hineinzufassen. Nachdem der Lupine die Aufmersamkeit auf das Gildenzeichen gelenkt hatte, hatte Flynn wohl fälschlicherweise angenommen, dass es okay war, ihn zu berühren. "Wird nicht nochmal vorkommen...!" Auch wenn sein Gegenüber sich nicht verbal beschwert hatte, so hatte seine Körpersprache seine Gedanken doch recht deutlich gemacht. "Du darfst ruhig sagen, wenn dir was nicht passt. Ich will dich nicht verärgern oder so..." fügte er schließlich noch kleinlaut hinzu. Er war kein Meister der Kommunikation - er würde es nicht mal wagen, sich als Laie zu bezeichnen. Wäre die körperliche Reaktion des Grauhaarigen nicht so deutlich gewesen hätte er es vermutlich nicht einmal wahrgenommen. Dementsprechend war es ihm wichtig, dass man ihm seine Gefühle klar und deutlich mitteilte. Missverständnisse konnte er nicht ausstehen. Schließlich kehrte das Thema jedoch schnell wieder zurück zu Flynns Vermutung über den Beruf seines Gegenübers. "Falls es mal als Magier nicht mehr klappt, solltest du Steuerberater definitiv in Erwägung ziehen!" scherzte er mit einem zarten Lächeln auf den Lippen "Auch wenn ich dir das natürlich nicht wünsche. Du bist sicher ein richtig guter Magier." Beinahe war er dazu verleitet, noch eine Vermutung über ihn abzugeben, dieses mal jedoch die Magieart betreffen. Er erschien wie eine Person, die eine sanfte, aber doch kräftige Magie besaß. Vielleicht Wasser oder Eis. Aber da seine erste Schätzung bereits um Meilen das Ziel verfehlt hatte, hielt er sich dieses Mal zurück. Stattdessen genoss er einfach für ein Weilchen die Ruhe vor dem Sturm, den kurzen Moment des Schweigens zwischen den beiden Männern, ehe durch eine einzige Frage ein Durcheinander im Inneren des Skinwalkers entstand, das Seinesgleichen suchte. Mit allen möglichen verschiedenen Worten versuchte er sich wie eine Schlange aus den Fängen des Lupinen zu winden, vergeblich. Die Neugierde war immer noch in seinen dunklen Augen zu erkennen, auch wenn er sich bemühte, möglichst unaufdringlich zu erscheinen. Jeglicher Hauch an Interesse an dem Wesen, das hinter der braunhaarigen Fassade des Menschenburschen steckte, war ein Hauch zu viel. Dementsprechend war es wohl auch nicht überraschend, als dieser aufgrund der Hand auf seiner Schulter zusammenfuhr und den Wolf anblickte wie ein verlorenes, in die Ecke getriebenes Reh. Die großen, haselnussbraunen Äuglein blickten das Raubtier an, als würde es gleich zum Todesbiss ansetzen. Angst und Auswegslosigkeit war deutlich in ihnen zu erkennen. Die zitternden Hände umgriffen immer fester den Hals seiner Ukulele, ein Glück war er nicht mit übermäßiger Stärke gesegnet, sonst wäre das Holz sicherlich schon längst gesplittert. Er wollte einfach nur fliehen, doch selbst diese Möglichkeit wurde ihm durch die mit scharfen Waffen gespickte Hand auf seiner Schulter genommen. Wie war es bloß so schlagartig dazu gekommen, dass sein gut gehütetes Geheimnis so kurz vor der Aufdeckung stand? Musste er sich ab sofort immer von Tiermenschen fernhalten, da diese allesamt seine wahre Gestalt erschnuppern konnten? Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch und unregelmäßig während er darauf wartete, dass sein Gegenüber endlich verkündete, dass er wusste, dass der Hawthorne ein Monster war. Dass er ihn hasste für das was er war und vielleicht sogar sein Leben deswegen beenden wollte. Dass das Gespräch eben nur Show gewesen war. Musste er wirklich nach vorne gehen um dieser Situation zu entkommen? Doch Nichtsdergleichen kam. Stattdessen kam dem verängstigten Jungspund eine Entschuldigung entgegen. "äh, uhm, i- äh..." stammelte er vor sich hin, die Seelenspiegel wanderten zu den Fingern auf seinem Körper. Auf keinen Fall durfte er etwas Falsches sagen. Er schluckte kräftig und atmete tief aus, als sich der Griff endlich löste und er mit einigen Rückwärtsschritten Abstand zu dem Jäger gewinnen konnte. Trotz der Worte, die all seinen Erwartungen widersprachen, konnte man deutlich sehen, dass der Braunschopf keine Ruhe fand. Die Schultern waren noch immer nach oben gezogen und die Arme ruhten nun schützend vor seinem Oberkörper. Die Worte des Lupinen machten Sinn. Auch Flynn hatte ein gewisses Vertrauen ihm Gegenüber verspürt, schlichtweg aufgrund dieser einen Gemeinsamkeit: das Anderssein. Aber es war schwer, sein Herz in diesem Moment mit Rationalität zu erreichen. Noch immer steckte er tief im Flucht-Modus. "Eine Pause ... von sich selbst?" War es nicht genau das, was er stets und ständig tat? Sich eine Pause von sich selbst nehmen? In einen 'normalen' Körper zu schlüpfen um nicht mit den Blicken und Reaktionen seiner Mitmenschen konfrontiert zu werden ... Langsam lockerten sich seine Schultern. Ja, er kannte das. Doch im Gegenzug zu dem Wolf hatte er stets eine Ausweichmöglichkeit. Es war hart, sich vorzustellen, dass jemand dieses Privileg nicht besaß. Ein Teil der Angst im Herzen des unerfahrenen Skinwalkers wich schlagartig einem großen Anflug an Mitgefühl. "Menschen mögen keine geraden Bananen." Ein Satz, von dem er wohl nie gedacht hätte, dass er seine Lippen verließ. Aber im aktuellen Kontext machte es durchaus Sinn. Seine Augen ließen zum ersten Mal seit dem Beginn der Konfrontation bewusst von Rownan ab und wanderten über den hölzernen Boden der Bühne. Das unerwartete Schnauben ließ ihn jedoch erneut zusammenzucken. "Ich weiß nicht, was du riechst, aber es kann schon sein, dass deine Vermutung stimmt. Mehr kann ich dir aber nicht erzählen, tut mir Leid." Es hatte sich bereits einmal erwiesen, dass geheime Zuhörer sich in den Reihen vor der Tribüne verstecken konnten. Erneut würde er nicht unachtsam werden. Ganz sicher nicht. Sein Magen rumorte und schmerzte bereits von all dem Stress, den er gerade mitmachen musste. Auch wenn sich seine verkrampften Muskeln langsam wieder entspannten.
Kaum hatte er Flynn mit seiner Pranke berührt, fuhr dessen Kopf schon zu ihm herum und vom dem fröhlichen Freigeist, der zuvor noch das imaginäre Publikum mit seiner Musik erheitert hatte, war nun keine Spur mehr zu sehen. Man hätte fast meinen können, dass sein Gegenüber wirklich Angst vor ihm hatte, dabei hätte auch die Fee wissen müssen, dass er niemals handgreiflich werden würden. Wenn Rownan ganz ehrlich mit sich war, so war es vielleicht sogar etwas anmaßend so zu denken. Er war natürlich seine wölfische Statur gewohnt, aber so wie der andere bereits auf sein Aussehen reagierte, die Neugierde, die er versprüht hatte, galt das wohl nicht für diesen. Und nach allem, was er gerade von sich gegeben hatte, hatte der Lupine gut daran getan den Kontakt schnell wieder zu beenden. Den festen Griff um das Musikinstrument war ihm dabei nicht entgangen. Möglicherweise hatte ihn seine Nase getäuscht. Oder der Satyrs wusste in diesem Moment nicht recht, wie genau er den Braunhaarigen einordnen sollte. War er wie all die anderen, die gute Miene zu bösen Spiel machten oder schlummerte in diesem doch ein guter Kern und es war schlichtweg seine wohl sehr introvertierte Persönlichkeit, die ihn derart heftig auf den Tiermenschen reagieren ließ. Unter Umständen würde sich die Möglichkeit noch auftun, diese Überlegungen näher zu ergründen. Für den Augenblick war nun auch der Wolf etwas geknickt, wenn auch seine Gründe dafür nicht ganz so berechtigt waren. Nichtdestrotz war es eine überaus interessante Erfahrung gewesen, die er so schnell nicht vergessen würde. Für sein Gegenüber galt bestimmt das gleiche, wenn auch die Motive diesen starken Eindrucks andere sein durften. Dabei war es fast schon amüsant, wie ähnlich die Gedankenwelt der beiden in diesem Moment war und doch wusste keiner vom jeweils anderen, was sich gerade in ihren Hirnwindungen abspielte. Immer noch überfordert durch die Situation oder wohlmöglich auch die körperliche Nähe, konnte Flynn keine wirklich kohärente Antwort auf die Entschuldigung des Wortgewandten äußern. Ein Trostpflaster in der mentalen Checkliste Rownans. Ob dies der Verwunderung über die Worte geschuldet war oder der Tatsache, dass seine physische Präsenz durchaus einschüchtern wirken konnte, das konnte selbst er nicht ganz genau sagen. Auch der Musikus ging etwas auf Abstand, um jetzt selbst seine aufgewühlte Fassung zu verarbeiten und vermutlich ebenso wie der Grauhaarige seinen nächsten Schritt zu planen. Bereits einige Minute zuvor war der Wunsch besonders schnell nach Hause, in den nächsten Zug zu müssen geäußert worden. Der Hybride würde ihn gewiss nicht aufhalten. Warum auch, der Magier schien ja nichts zu verbergen. Es war also wirklich nicht viel mehr als ein Hirngespinst redete sich der Tiermensch daraufhin ein, auch wenn seine Nase ihn weiterhin vom Gegenteil überzeugen wollte.
Es war die Antwort des Spielers, die ihn wieder gänzlich in das Hier und Jetzt holte und ihm dabei ein kurzes, tiefes Lachen entlockte. Menschen mögen keine geraden Bananen. Wie wahr diese Worte doch waren und wie wenig Sinn ergaben sie für jemanden, der nicht Teil dieser Konversation war. Zu seiner Überraschung blies der Junge jetzt jedoch nicht vollends ins Fluchthorn, sondern hielt sich weiterhin auf der Bühne auf. Auch der Satyrs musste nun selbst an die Analogie zwischen ihm und einer Beute denken. Hatte er dem armen Kerl etwa so viel Angst gemacht, dass er sich nicht traute zu gehen, da ihm sonst schlimmste Konsequenzen drohten? Bin ich wirklich so furchteinflößend? Da er bereits eine Entschuldigung von sich gegeben hatte, würden weitere nur den Wert der ersten unterminieren. Er musste dem Fairy Tail Magier die Möglichkeit geben sich zurückzuziehen und er musste diese Option ganz offen kundtun. Damit der andere diese Geste jedoch akzeptieren würde, musste er wieder etwas Vertrauen aufbauen. Immerhin hatte er den jungen Mann mit der Ukulele als sehr freudiges Individuum kennengelernt und Rownan war sich ziemlich sicher, dass dieser Zustand auch der Standardzustand war. Ihn wieder etwas in diese Richtung zu bekommen, würde die ganze Situation etwas auflockern. Und so, wie er zuvor mit Fragen gelöchert wurde, konnte er sich dessen Neugierde vielleicht sogar zu Nutze machen. Noch bevor Wolf jedoch das Wort ergreifen konnte, folgte eine Aussage, die nun ihn ins Stocken brachte. Es war nicht viel mehr als eine Andeutung, ein Hinweis, aber anscheinend hielt ihn Flynn auch für pfiffig genug, diesen zu deuten. Es kann schon sein, dass deine Vermutung stimmt. Die Worte halten im Kopf des Magiers nach. Ein Lächeln, nur ganz kurz und nicht für irgendwen sichtbar, vor allem nicht die Fee, zu welcher er noch immer mit dem Rücken stand, huschte über sein Gesicht, ehe es wieder eine neutrale Miene annahm. Es gibt also noch andere. Ob es sich hierbei um Tiermenschen oder andere Wesen handelte, wusste er noch gar nicht. Darum ging es Rownan aber auch gerade nicht mehr. Allein der Gedanke daran, wohl nicht ganz allein zu sein mit diesen Problem, reichte, um ihm eine ungewohnte Wärme in der Brust spüren zu lassen. Wenn es nach dem Hybriden gehen würde, war das hier definitiv nicht ihr letztes Treffen. Durch diesen kurzen Schub von Euphorie hatte er beinahe vergessen, dass er selbst in Aktion treten wollte. Sich vorsichtig umdrehend, um den anderen nicht in Panik zu versetzen, warf er diesem einen freundlichen Blick zu. „Nachdem ich jetzt so Neugierig war, und bitte verzeiht mir dieses so offensive Verhalten, ist es nur mehr als angebracht, wenn ihr es mir gleichtun dürft. Also belagert mich mit euren Fragen: Gibt es etwas, dass ihr von mir Wissen wollt, euch aber nicht traut zu fragen? Nur zu, keine falsche Scheu!“. Das war schon eine sehr direkte Einladung und lenkte den Fokus nun endgültig von Flynn weg. Innerlich hoffte Rownan natürlich, dass er diesen Freifahrtsschein nicht zu voreilig ausstellte.
Tief einatmen und ausatmen. Es gab überhaupt keinen Grund zur Panik - theoretisch. Für Flynn gab es den sehr wohl. Eine simple Frage hatte ausgereicht um ihn in Alarmbereitschaft zu versetzen, schließlich gab es für ihn nichts Schlimmeres, als die Möglichkeit, dass man seinem Geheimnis auf die Schliche kam. Und davon war der Wolf nicht mehr weit entfernt. Es fehlte nurnoch, dass er wusste, was genau der Braunhaarige war. So lange hatte er geglaubt, dass seine Tarnung gut war, doch er hatte seine Rechnung nicht mit der feinen Nase von Tiermenschen gemacht. Was für eine Katastrophe! Was Rownan nun wohl dachte? Die extreme Reaktion war alles andere als gerechtfertigt, vielleicht hatte er sich damit erst recht verraten. Durch eine große Portion Geduld und feine Wortwahl konnte der Grauhaarige den Puls seiner neuen Bekanntschaft jedoch ein wenig herunterfahren. Zumindest genug, sodass er nicht Hals über Kopf von der Tribüne stolperte um irgendwie hier wegzukommen. Man konnte ihm die Angst in den warmen, braunen Augen noch immer ansehen, doch sie dominierte immerhin nicht mehr seine gesamte Gestik. Seine Gedanken hingegen waren noch immer beinahe genauso wirr und hektisch und so rutschte ihm in einem Moment des schlechten Gewissens heraus, dass der Lupine mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Gah, manchmal war Flynns Hirn wirklich zu nichts zu gebrauchen! Er sah es schon vor sich wie Rownan die Puzzelteile zusammensetzte, die letzten Punkte miteinander verband und erkannte, dass vor ihm ein Skinwalker stand. Wie er seine Entschuldigung zurücknahm und den Hawthorne seine Entscheidung bereuen ließ. Auf das Schlimmste gefasst kniff er die Augen zusammen. Würde er sich wehren, wenn es darauf ankam? Ja... vermutlich schon. In die Ecke drängen sollte man ihn definitiv nicht. Doch das geschah überhaupt nicht. Nichts von dem, was er erwartete, geschah. Verwirrt senkte er die Hände, die er abwehrend vor die Brust gehalten hatte. "Wi- ... wie?" Verhört hatte er sich nicht, aber so ganz konnte er den Worten des Hybriden nicht folgen. Flynn hatte das Recht, das Blatt umzudrehen? Ihn mit Fragen zu löchern bis er einem schweizer Käse glich? War das ein Scherz? Oder eine Falle? ... nein. Der Wolf hatte nichts aggressives oder gar hinterhältiges an sich, so sehr Flynn auch danach suchte. Im Gegenteil, er schien sich sogar zu bemühen, ihn nicht noch weiter zu verschrecken. Vorsichtig trat er einige Schritte zurück und ließ sich schließlich im Schneidersitz zurück auf den Bühnenboden fallen. Zu vorsichtig konnte man ja nie sein. Aber was sollte er überhaupt fragen? Natürlich war er neugierig, es gab da so Einiges, was er gerne hätte wissen wollen. Die Frage war also eher: Wo sollte er anfangen? Wann traf man schonmal jemanden, der noch anderster war als man selbst? Oh man. Und was, wenn es doch eine Falle war? Nein. Davon durfte er jetzt nicht ausgehen. Bestimmt war der Große gutmütig. Genaugenommen hatte er den Braunhaarigen nie wirklich direkt bedroht, hatte bloß die falsche Frage gestellt. Es wurde einen Moment lang ruhig um den Hawthorne, er senkte den Blick und betrachtete das Muster seiner Schuhsohlen. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr drängte sich eine ganz bestimmte Frage in den Vordergrund. Aber durfte er das wirklich fragen? Er hatte das Okay bekommen zu fragen, was er wollte, doch gab ihm das wirklich Narrenfreiheit? Was, wenn er versehentlich das Selbe tat wie der Lupine zuvor mit ihm? Keine Scheu hatte er gesagt. Also auch keine Zurückhaltung? "Ich wüsste gerne ... naja, wie du damit umgehst." Jetzt gab es kein Zurück mehr. "Also mit den Leuten und den Blicken ... und der Ablehnung." Genau diese Dinge waren es, vor denen Flynn sich versteckte. Doch Rownan konnte das nicht, oder? Er konnte sich nicht einfach in einen normalen Menschen verwandeln und so tun als wäre er einer. Er war an seinen Körper gebunden. Vielleicht hatte er also eine Lösung gefunden, vielleicht wusste er, wie man zu sich selbst stehen konnte, ganz ohne Angst und Unsicherheit. Vermutlich war das viel zu einfach. Warum sollte der Skinwalker ausgerechnet heute, vollkommen durch Zufall, eine Antwort auf seine größte Unsicherheit bekommen? So gut würde es das Schicksal mit ihm doch bestimmt nicht meinen. Aber einen Versuch war es wert, oder nicht? Seine einzige Frage war das jedoch nicht. Im Vergleich zur Ersten war diese schon fast lächerlich unschuldig. Trotzdem hätte er zu gerne eine Antwort darauf ... schließlich war Rownan der erste Tiermensch, den er je getroffen hatte. "Hast du ... naja, du weißt schon." Er machte einige undeutliche Handbewegungen. "Darf man das fragen? Ich meine, hast du Ballen? So wie so richtige Tiere? Und sind die auch so weich?"
Für den Lupinen war es spannend zu beobachten, wie die Worte, die er sprach, von Flynn verarbeitet wurden, ehe sie sich auch in direkten Aktionen manifestierten. So wie es schien, hatte der Tiermensch ein Thema erwischt, welches unwahrscheinlich sensibel war für den Musikus. So sensibel, dass dieser sogar in eine Abwehrhaltung ging, die Augen unruhig. Ganz nach dem Motto: Fight or Flight. Kein Wunder, dass der Satyrs ihn mit seiner Reaktion beinahe schon kalt erwischt hatte und sich eine Verwirrung im Gesicht des anderen ausbreitete. Auch wenn er nur vermuten konnte, was im Kopf des jungen Mannes vor sich ging, hatte er eine ganz gute Ahnung, worüber dieser gerade nachdachte. Genau das gleiche hätte er an seiner Stelle auch getan. So bemühte sich Rownan seine neutrale, vielleicht schon zuvorkommende Miene aufrechtzuerhalten, um die noblen Intentionen seiner Worte mit seiner Mimik zu unterstützen. Es reichte zumindest die defensive Haltung seines Gegenübers aufzubrechen und so konnte er beobachten, wie die zarten Arme des Braunhaarigen langsam aber stetig gesenkt worden. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um die Spannung nicht wieder eskalieren zu lassen, ließ sich auch der Grauhaarige auf der Bühne nieder und die physische Distanz symbolisierte nun ganz gut das etwas gestörte Verhältnis, wozu der Satyrs durch seine Aktionen beigetragen hatte. Es wäre die Frage der Fee, die an dieses Gefühl anknüpfen würde. Denn jetzt, wo Rownan so allein für sich auf der Bühne saß, verschwand das wohlig warme Gefühl, welcher er noch kurz zuvor gespürt hatte, durch die Erkenntnis eventuell nicht ganz allein mit seinen Problemen zu sein, und stattdessen überkam ihn ein Gefühl der Vertrautheit. Jedoch im negativen Sinne. Irgendwo war es sinnbildlich für sein Leben. Umringt von Leuten und doch allein, auf sich gestellt ohne eine Schulter, auf der er sich ausruhen konnte oder eine Hand, die ihm aufhalf. Nicht, dass er das brauchte, zumindest seiner Meinung nach, aber das änderte nichts an der ungewohnten Emotionalität, die ihm in diesem Augenblick überkam. Vielleicht soll es so sein. Aber er war bis dato auch gut allein zurechtgekommen, hatte stetig an sich und seinen Fähigkeiten gearbeitet. Es war nur eine von vielen Baustellen, die er im Laufe seines Lebens beseitigen würde. Je länger der Hybride darüber nachdachte, in den Momenten der Stille, desto lächerlicher kam ihm seine vorherige Freude vor. Manchmal musste er sich einfach Fragen, warum er sich die Mühe machte. Trotzdem bemühte er sich, die aufrichtige Miene zu halten. Er würde die Konversation zu Ende führen und dann würde jeder seiner Wege gehen. Vielleicht war das besser als ein weiteres, fruchtloses Treffen zu erhoffen.
Ich wüsste gerne ... naja, wie du damit umgehst. Also mit den Leuten und den Blicken ... und der Ablehnung."
Es war die Frage aller Fragen. Natürlich hätte man am Ton Flynns bemerken können, dass es keine Frage aus Neugierde heraus war, sondern aus einer tieferen Verbundenheit, derer sich der Lupine in diesem Moment immer weniger bewusst wurde. Der Spieler wollte nicht seinen Wissensdurst stellen sondern auf mehr oder minder subtile Art und weise um Rat fragen. Zu Schade nur, dass der Tiermensch selbst wieder in einer Spirale der Ablehnung abgerutscht war. Nicht unbedingt die beste Person, um nach Rat zu fragen. Jedes Mal, wenn er Gespräche dieser Art führte, gab er Dinge von sich, die gerade eher am allermeisten befolge sollte. Doch wie die Male zuvor, blieb ihm diese Erkenntnis auch am heutigen Tag verwehrt. Amüsiert wiederholt im Recht zu liegen, stieß der Wolf Luft aus seiner Nase und tat etwas, was ihm selbst gar nicht aufgefallen war: er brach den Augenkontakt zu seinem Gegenüber ab, schaute stattdessen durch die Reihen leerer Plätze. „Ein weiser Mann hat mal gesagt: Vergiss nie wer du bist. Der Rest der Welt tut es auch nicht. Trag es wie eine Rüstung und es kann nie dazu verwendet werden dir zu schaden. Mit Verlaub? Das ist Blödsinn“. Der Braunhaarige hatte es geschafft den Wolf in Richtung eines kleinen Monologs zu schubsen, in dessen Zeilen der Hybride seiner wahren Gefühlen und Meinungen einstreute zwischen all dem hochgestochenen Gerede. Immer noch in der Mischung aus Frustration und Amüsement rieb er sich durchs Gesicht und fixierte einen Punkt in der imaginären Menge. „Wer sowas sagt, hat es nicht erlebt. Versteht nicht, was es mit einem macht. Das Problem sind nicht die Worte, die Blicke, die Ablehnung selber. Das geht vorbei. Weißt du was das Problem ist“ und sein Blick erfasste nun das Augenpaar des anderen und vermittelte all diese versteckte Emotionalität. „Das Problem ist hier oben“ dabei deutete er mit seiner Krallenspitze auf seinen Kopf „wenn du es immer und immer wieder hörst, denkst du irgendwann, dass es wirklich an dir liegt. Dass du das Problem bist und nicht sie. Ist das nicht pervers? Wenn du aufstehst und dir nicht einmal selbst in den Spiegel schauen kannst? Wenn du Dinge tust, die du gar nicht tun willst, aber dich nicht dagegen wehren kannst? Wenn du dich wie ein Gefangener im eigenen Körper fühlst!?. Wenn man nicht einmal selbst daran Schuld ist so auszusehen!?“. Auch Rownan merkte, wie er aufgeregter atmete und sich nach jeder Frage etwas mehr hineingesteigert hatte. Eine tiefe Atmung und einen Moment der Stille später ergriff er wieder das Wort. Ein Augenblick der Schwäche, den er sofort bereute. „Du darfst sie nie in deinen Kopf lassen. Wenn das einmal passiert ist, nistet es sich wie ein Parasit ein und du wirst es nie wieder los“. Na Rownan, hat sich da wieder Mal jemand selbst erwischt? Durchaus, jedoch ging die eigene Botschaft über seinen eigenen Kopf hinweg. Sein eigener Eindruck war eher, dass er den armen Jungen vermutlich mehr verwirrt hatte als alles andere. Richtig wäre es gewesen, das zu empfehlen, was beide gerade taten: Sich jemanden suchen, der sie verstand. Ganz tief, auf einer Ebene, die nur ausgewählte Personen erreichen konnten. Dann erst wäre der Punkt erreicht an dem die Welt einem alles entgegenwerfen konnte und es würde einen nicht interessieren. Harter Tobak. Gut, dass dieser noch eine weitere Frage gestellt hatte. Noch einen Augenblick starrte er seinen Gesprächspartner an, die eigenen Seelenspielgel auf die braunen Knopfaugen fixiert, als ob er wie ein Jäger das arme Reh entdeckt hätte, welcher er nun erlegen wollte. Dann erst wendete er sich ab und schaute wieder in eine der vielen Ecken der Bühne. „Wie du an meinen Händen siehst" und er hob beide einmal in Richtung des anderen „hab ich nur Fell an den Händen, aber keine Ballen. Gleiches gilt für meine Füße. Das wäre ja noch zu schön, wenn ich nicht mal etwas greifen könnte“. Er hatte dem Jungen Ehrlichkeit und einen Freifahrtschein versprochen. Dass ihn dieser so sehr aufwühlen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Die Tatsache, warum das so war, blieb ihm dabei weiterhin und ebenso verborgen. Zu sehr sperrte er sich weiterhin gegen die Selbstreflexion. Statt dem Gast also eine Frage zu stellen, rieb er sich in Gedanken über die Schnauze. Spätestens jetzt hatte Flynn doch jeden Grund abzuhauen, oder?
Im Schneidersitz, mit seinem Rucksack zwischen den Beinen, hockte der Hawthorne auf der großen Bühne und beobachtete, wie sein Gegenüber sich ebenfalls niederließ. Dieses Mal war der Abstand größer, das Vertrauen geringer. Doch vielleicht war die vorasugegangene Vertrautheit voreilig gewesen? Vielleicht hätten sie Beide es besser wissen müssen, als einen Fremden direkt so nah an das eigene Herz zu lassen? Es war leichtsinnig gewesen, doch etwas verband die beiden jungen Männer, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sah. Zu spüren war es jedoch gewesen, auch jetzt hing davon noch immer ein Hauch in der Luft. Genau dieses unsichtbare Band war es, was Flynn letztendlich dazu bewegte, seine Frage zu stellen. In gewisser Weise gewährte er damit einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt, seine Sorgen und Probleme. Viel mehr war es eigentlich ein stiller Hilferuf, als eine simple Frage. Wer, wenn nicht der Wolf, wusste, wie man mit der Reaktion seiner Mitmenschen umging, wenn diese realisierten, dass man anders war. Kein Mensch und auch kein harmloser Elb, nicht irgendetwas, das noch menschlich genug war, um respektiert zu werden, sondern etwas, das als bedrohlich, gar böse und gefährlich, wahrgenommen wurde? Der Skinwalker konnte ja nicht ahnen, dass unter dem dicken Pelz seines Gegenübers die gleichen Selbstzweifel schlummerten, schließlich wirkte er so selbstbewusst und zufrieden in seinem Körper. Ganz im Gegensatz zu Flynn, der sich feige in einer falschen Haut versteckte. "Die Welt vergisst nie, das ist doch das Problem." seufzte er. Natürlich wusste er, wer er war, wie konnte er das jemals vergessen? Auch wenn er gerade hier saß, als (fast) normaler Mensch, in seinem Inneren war er auch weiterhin ein Monster und das war ihm mehr als bewusst, seine Sorgen würden niemals zulassen, dass er auch nur einen Moment lang nicht daran dachte. Doch das machte ihn kein bisschen stärker, im Gegenteil: Es zehrte an seinen Kräften. Ruhig den weiteren Worten des Hybriden lauschend hob er den Blick, ließ ihn einen Moment lang über das Seitenprofil des Lupinen wandern, ehe er dessen Blick hinaus auf die Zuschauerplätze folgte. Die lange Schnauze, die schimmernde, pechschwarze Nase, das kurze, den Wangen entlang jedoch immer länger werdende Fell, all das waren Dinge, die sich überhaupt nicht mit dem Wort 'normal' beschreiben ließen. Genauso wenig wie die Ohren, selbst die Augen. Wie viele unangemessene Kommentare er sich wohl schon hatte anhören müssen? Wie viele fiese, abwertende Blicke hatte er ertragen? Auch Flynn hatte sich nicht ideal verhalten, erst jetzt merkte er langsam, dass er vor seiner neuen Bekanntschaft nichts zu befürchten hatte.... zu spät. Selbst, als die Stimme des Lupinen sich hob, man genau seinen Ärger und die Frustration aus seiner tiefen Stimme heraushören konnte, blieb der Braunhaarige ruhig. Der Zorn war nicht gegen ihn gerichtet. "Ich weiß, was du meinst..." seufzte er und schloss die Augen. Schräge, abwertende Blicke kamen ihm in den Sinn, wenn er es mal wieder nicht geschafft hatte, seine Merkmale perfekt zu verstecken. Doch auch die Wort seiner Mutter waren da: Lass sie niemals wissen, wer du wirklich bist. Sie hassen das Unbekannte. Inzwischen hatte er den selben Ausdruck in den Augen, wenn er sich im Spiegel betrachtete. Nur, wenn er sich verstellte, konnte er sich selbst respektieren. Hieß das, es war bereits zu spät? Waren sie bereits in seinem Kopf? Nein. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Es gab eine Medizin, ganz sicher. Bloß hatte er gerade nicht die geringste Ahnung, wie diese aussah. "Vielleicht finden wir irgendwann ein Gegenmittel gegen die Parasiten." Hoffnung schwang in der Stimme des Skinwalkers mit, auch wenn sie ein wenig resigniert klang. Er wollte sich noch nicht ergeben, dafür war der Wunsch, einfach er selbst sein zu können, einfach zu groß. Dieses Mal völlig unerschrocken hielt er dem Blick des Wolfes stand. Nicht etwa, weil er inzwischen weniger bedrohlich wirkte, sondern weil er darin etwas vertrautes erkannte. Ein wenig erkannte er sich darin selbst. Zeit für einen Themawechsel. Die Frage und deren aussichtslose Antwort lastete schwer auf den Schultern der Beiden. Zum Glück war es nicht schwer, einen weiteren Punkt zu finden, der den Hawthorne interessierte. Dementsprechend rutschte er auch neugierig näher heran, um die völlig ballenlosen Finger zu betrachten. "Ich dachte das ist vielleicht so wie bei Waschbären. Aber du bist ja kein Waschbär ... also macht das wohl Sinn." Rein theoretisch besaß Rownan also einen Menschenkörper, den man vollständig mit Fell überzogen hatte und zum Abschluss noch einen Wolfskopf und -schwanz aufgesetzt hatte. So gruselig war das nun wirklich nicht. Irgendwie war es sogar ganz putzig. Er lächelte. "Tut mir Leid, dass ich dich am Anfang so falsch eingeschätzt hatte. Ich habe genau das getan, wovor ich mich bei Anderen am meisten fürchte." Mit einem schweren Seufzen zog er einen der Handschuhe ab, hielt die nun entblößte Hand der des Lupinen entgegen. Auch, wenn sie kein Fell besaß und deutlich kleiner und schmaler war, eins hatten sie gemeinsam: die dunklen, langen Klauen. Nur kurz ließ er er seinem Gegenüber Zeit, die Information zu verarbeiten, (hoffentlich) zu wenig, um womöglich nach den Fingern zu greifen, ehe er sie wieder unter dem Stoff verschwinden ließ. Sie waren noch immer in der Öffentlichkeit, es konnte zu jeder Zeit jemand auftauchen. "Ich kann noch nicht alles verschwinden lassen." Mehr verriet er jedoch nicht. Er hatte ja bereits mehr verraten, als er eigentlich geplant hatte. Es war ihm wichtig gewesen zu zeigen, dass er nicht nur ein Mensch war, der so tat, als könnte er die Last des Andersseins verstehen. "Ich denke, dir kann ich damit vertrauen. Wem, wenn nicht dir? Aber..." Er hob den Blick und ließ ihn über die leeren Reihen wandern. "Neugierigen Fremden nicht. Deswegen kann ich dir meine wahre Gestalt nicht zeigen."
Flynn hatte natürlich nicht unrecht mit der Bemerkung, die er während ihres Gespräches mit eingebracht hatte. Selbst Heldentaten gerieten im Vergleich zu Verbrechen doch sogar schneller in Vergessenheit. Wenn jemand daher eine Gestalt wie den Hybriden erblickte, brannte sich dieses Bild zusammen mit den Vorurteilen nur allzu leicht in die Erinnerungen der Leute. Und das war nur, wenn er alltäglich unterwegs war. Nur zu gut konnte er sich daran erinnern was passiert war, wenn er tatsächlich in Aktion trat besonders im Kontext einer Quest. Das Gesicht des Verbrechers dessen Ausdruck sich von Überheblichkeit zu Angst und Hass veränderten, während Klauen und Zähne immer näherkamen, würde der Lupine vermutlich nie vergessen, Es war also nicht nur das Problem, dass die Welt nicht vergaß sondern man selbst ebenso wenig. Nicht anders als bei Konditionierungen erwartete man einfach irgendwann das gleiche Verhalten und vielleicht verhielt man und dachte man irgendwann selbst nicht anders. Dieselbe Problematik nur aus verschiedenen Blickwinkeln. Obwohl er Flynn als sehr offenen und geselligen Menschen wahrgenommen werden, hatte er bei der Sympathiebekundung nur ein müdes Lachen in Form eines Luftausstoßes durch die Nase übrig. Was weiß er schon. Seine größte Sorge scheint ungewolltes Publikum zu sein. Wie falsch Rownan in diesem Moment lag würde ihm erst gleich bewusst werden. Dabei entging ihm der Seufzer des jungen Mannes, der so viel mehr transportiere als die einfache Worte des Musikus. Ein Gegenmittel. Wie belustigend es beinahe schon war, wie es die Fee schaffte selbst derartige Augenblicke zu romantisieren, nicht aufhörte das Positive in allem zu suchen. Dennoch stieß er damit natürlich nicht auf taube Ohren. Es war ein Gedanke, unter Umständen eher ein diffuses Gefühl dem er sich nur zu gerne ergeben würde. Ja, er suchte noch immer eine Person, die ihn verstand, die ihn wirklich verstand und die ihm dabei helfen konnte sich selbst und sein Leben besser zu verstehen. Jedoch glaubte der Grauhaarige zum aktuellen Zeitpunkt nicht daran, dass es so jemand wirklich gab. Dass er sich irgendwann normal fühlen würde und keinen zweiten Gedanken daran verschenken würde, wie er aussah, was er war, wenn er morgens das Haus verließ. Allein schon die Tatsache, dass er sich als „was“ bezeichnete, „normal sein“ wollte, verdeutliche die starke Kluft, die seiner Meinung nach zwischen Wunsch und Realität herrschte. So wie er den Braunhaarigen betrachtete, gab es ein ganz einfaches Heilmittel. Der Tiermensch musste nur anders aussehen. So einfach. Ein abstruser Gedanke. Wenn dies so einfach wäre, gerade als Magier, hätte er dann nicht schon alle Mittel in Wege gesetzt genau dies zu tun? Natürlich und ohne mit der Wimper zu zucken. So weitsichtig der Satyrs sich gerne gab, so kurzsichtig war sein Lösungsweg mit dem Problem, welches erst seit seiner Zeit in Maldina so unwahrscheinlich präsent geworden war. Selbst wenn, und das hätte der Tiermensch nicht hören wollen, er etwas verändern könnte, so erwuchs garantiert daraus neue Probleme, die diesmal nicht auf sein Aussehen beschränkt wären. Die Suche nach Zugehörigkeit, nach Konformität war etwas Natürliches. Jeder Teenager erlebte diese Phase. Wohlmöglich war es in seiner außergewöhnlichen Situation und durch den Fakt, dass gerade die erwähnten Jahre so behütet gewesen waren, nun einfach umso stärker ausgeprägt. Heilung konnte mit jeder Medizin nur dann passieren, wenn der Patient den Prozess auch wirklich wollte. Dafür war Rownan in seiner jetzigen Lage vermutlich noch nicht bereit für.
Den intensiven Blick, den er seinem Gegenüber zugeworfen hatte, sorgte nicht dafür, dass dieser sich von ihm abwendete. Im Gegenteil. Einen kurzen Momente hatte der Magier sogar das Gefühl hinter die Knopfaugen, hinter die ihm unbekannte Fassade blicken zu können. Möglicherweise tat ihm deshalb der Themenwechsel, sollte er doch nur von kurzer Dauer sein, ebenfalls ganz gut, denn es lenkte ab von der Aggression, die sich zuvor aufgebaut hatte. Seine krallenbesetzten Finger, die er in diesem Moment nur zu bereitwillig ausstreckte, sorgten auch bei Flynn für Interesse und so war er derjenige, der die Distanz zwischen den Magiern wieder verringerte, schlichtweg um einen besseren Blick zu bekommen. Es war auch der Spieler, der Rownan aus dieser Negativspirale zog mit den Worten, die er als Antwort benutze. Obwohl er nicht wollte, konnte der Wolf nicht anders als amüsiert zu lächeln. „Ich glaube, Waschbär ist ziemlich weit weg. Dafür bin ich doch zu groß und zu wenig temperamentvoll. Frech bin ich auch nicht“. Das wäre ja noch zu schön, dass er irgendwelche Gemeinsamkeiten mit diesen Kreaturen hatte. Würde er irgendwann mal einen Waschbären treffen, würde er ihm diesen Punkt vielleicht als allererstes vermitteln, noch bevor die beiden Wesen überhaupt eine Chance hatten sich zu begrüßen. Erneut sah er, wie er gemustert wurde, allerdings wirkte es bei der Fee niemals wertend sondern stets neugierig. Das abschließende Lächeln verunsicherte den Grauhaarigen etwas, auch wenn er das nicht nach außen hin zeigte. Es war fast so als ob sein Gegenüber gerade eine Erkenntnis gewonnen hatte, die ihm noch verwehrt geblieben war. Was folgte war eine aufrichtige Entschuldigung und eine weitere Sympathiebekundung, die dieses Mal ganz anders wirkte als die Platitude von vorhin, selbst wenn beides ebenso ernsthaft gemeint war. Der wirkliche Grund, weshalb Rownan sie dieses Mal so aufrichtig wahrnahm, war der Handlung geschuldet, die direkt im Anschluss folgte. Bevor der Lupine die Chance hatte sich für die Selbstreflexion zu bedanken, zog Flynn bereits, schweren Gemüts, einen seiner Handschuhe ab. Natürlich hatte der Satyrs schon die ein oder andere Idee gehabt, weshalb der andere mit Handschuhen spielte. Nie im Leben hätte er sich jedoch träumen lassen, dass seine feine Nase ihn nicht nur nicht enttäuscht hatte sondern ohne Umwege auch zu jemandem geführt hatte, der dem Hybriden irgendwo ähnlich war. Wohlmöglich war es auch Schicksal, dass diese zwei ungleichen Gleichen sich am heutigen Tag an einem Ort getroffen hatten, der eine solche Intimität niemals zu gelassen hätte.
So wie der Braunhaarige vorher, rückte nun auch er näher heran, um einen guten Blick zu erhaschen. Nur zu gerne hätte er die Klauen des anderen begutachtet, eine körperliche Verbindung aufgebaut, doch ehe er diesen Gedanken umsetzten konnte, war der Handschuh schon wieder angezogen worden. Die unruhigen Augen des Wolfes und seine Rute, die unregelmäßig hin- und herschlug, durften Flynn die Trageweite des Vertrauensvorschusses verdeutlichen. Es gibt also doch andere! Nicht andere Tiermenschen, die hatte er getroffen. Aber andere, die so dachten und fühlten wie er, gefangen in etwas, dass inhärente nicht zu ihnen gehören sollte. Zumindest war das ihre Auffassung. Zum ersten Mal seit langer Zeit war Rownan sprachlos, das Maul geöffnet doch Worte kamen nicht heraus. Die Aussage des jungen Mannes gedeutet, hieß es, dass nicht nur seine Finger im Normalfall derartig anders aussahen. Dabei bemerkte der Grauhaarige bereits an seinen Gedanken, dass er zwar die Andersartigkeit wahrnahm, diese aber überhaupt nicht negativ konnotierte. Wie konnte er auch, nach dieser Offenbarung. „Flynn…. Ich weiß nicht recht was ich sagen soll“ eröffnete er ihm, ehe er sich die Schnauze rieb und die Hände zusammengefaltet seine Nasenspitze umschlossen, um sich dabei seine nächsten Worten und Taten gut zu überlegen. Erst dann folgt ein Lächeln, eine Erleichterung im Gesicht des Mannes, die vermutlich die beste Reaktion auf die weiteren Worte der Fee waren. Die wahre Gestalt. Ein dramaturgisch wundervoller Ausdruck, befand sich Rownan doch genau in dieser, fühlte sich dabei aber ebenso unwohl wie der … so recht wusste er nun gar nicht, was der andere eigentlich war. Es war nun die Neugierde die ihn packte. Ein perfekter Zeitpunkt seine zentrale Frage mit einem Dank zu verbinden, „Dein Geheimnis ist bei mir sicher, wenn nicht bei mir, bei wem dann? Die Tragweite deines Vertrauensvorschusses kann ich in Worten und Taten gar nicht aufwiegen. Du sollst jedoch wissen das „danke“ nicht ausreicht für das, was gerade passiert ist. Ich muss jedoch fragen, sonst würde es mir keine Ruhe lassen: Seid ihr so geboren worden oder … ist euch etwas widerfahren?“. In einer Welt voller Zauberer und Magie keine unbedingt ungewöhnliche Frage und so hoffte er, dass sie nicht zu viel Aufsehen erregte. Seine ganze Körperhaltung deutete unwahrscheinliche Neugierde an, die Ohren standen stramm und seine Körper war dem anderen entgegen gelehnt, fast so, als ob er ungewollten Zuhörern das Gespräch verwehren wollte. Würde Flynn ihm genug Vertrauen, nach allem was er gerade bereits getan hatte, um auch diese Information preis zu geben? Worüber sich Rownan ebenfalls noch keine Gedanken gemacht hatte: Was würde Flynn dafür wissen wollen. Und war er bereit dem anderen ebenso zu vertrauen?
Der Hawhtorne konnte nicht anders, als kurz aufzulachen, als sein Gegenüber ohne zu zögern erklärte, dass ihn und Waschbären regelrecht Welten trennten. "So war das auch gar nicht gemeint. Es ging mir bloß um deine Hände." erklärte er, ein weites Lächeln zog sich noch immer über seine Lippen. "Außerdem können Waschbären ziemlich cool sein, glaub mir!" Na gut, eigentlich war das, was er kannte, gar kein Waschbär sondern ein Sansargiller, aber äußerlich war er eben doch exakt ein groß geratener Waschbär. Gemeinsam mit dem kleinen Fellbündel hatte er auf einer Quest ordentlich für Chaos gesorgt ... und es war verdammt lustig gewesen. Aber Rownan hatte recht, er war kein bisschen so. Er war deutlich ernster, ruhiger, besaß eine vollkommen andere Aura. Natürlich war keiner schlechter oder besser als der Andere. Sie waren beide auf ihre ganz eigene Weise ziemlich cool. Flynn seufzte. Es war wohl an der Zeit, sich endgültig einzugestehen, dass er den Wolf vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Seine Angst war vollkommen unbegründet gewesen. Gepaart mit dem Druck, den sein Gegenüber aufgebaut hatte, hatte sie zu einer vollkommen falschen Reaktion geführt. Er entschuldigte sich ein weiteres Mal. Stille kehrte ein, nachdem er dem Hybriden einen kleinen Teil seiner Wahrheit gezeigt hatte. Die Klauen und der Schweif, der sich weiterhin in seinem Hosenbein versteckte, waren das einzig Echte an dem Skinwalker. Alles andere war nicht mehr als eine Illusion, ein magischer Trick, um die Sinne seiner Mitmenschen und in gewisser Weise auch seine eigenen zu täuschen. Für ihn selbst war es jedoch so viel mehr als nur irgendein Trick. Es war wie eine sichere Decke, die er sich umlegen konnte um sich vor den schlechten Einflüssen und bösen Blicken dieser Welt zu schützen. Zum ersten Mal seit langem traute er sich in der Gegenwart eines Anderen ein Stück unter dieser hervor. Jedoch nicht lange, kurze Zeit später hatte er sich schon wieder unter ihrem Schutz versteckt. Zu groß war die Gefahr, dass die falschen Augen auf ihn fielen und sein falsches Spiel komplett aufflog. Die Reaktion des Lupinen entlockte ihm schließlich ein fades Lachen. "Das weiß ich auch oft nicht." gestand er und blickte auf seine behandschuhten Hände hinab. Er wusste nur zu gut, was darunter lag, doch nun war er nicht mehr der einzige. Langsam streckte er seine Finger, ehe er sie wieder entspannte. Irgendwie war es ... erleichternd, als hätte man ihm einen kleinen Teil seiner schweren Last abgenommen. Tief atmete er auf, nur um kurz darauf schwer zu seufzen. War das wirklich etwas gutes? Nun besaß jemand einen kleinen Anteil an seinem Leid, wusste, was ihn belastete und konnte mit diesem Wissen anstellen, was er wollte. Oh, wieso war das Leben bloß so kompliziert? Er wollte einfach nur existieren können ... "Ich hoffe, dass es das ist." murmelte er, hatte die Augen noch immer auf sich selbst gerichtet. "Ich weiß nicht, was ich tun soll, falls der Rest der Welt herausfindet, was ich wirklich bin." Ein Hauch von Panik und Sorge lag in seiner Stimme, auch wenn er nicht an Rownans Worten zweifelte. "Du musst dich nicht bedanken, schon okay. Ich denke das bin ich dir nach dem ganzen Ärger echt schuldig." Langsam wanderten seine Seelenspiegel wieder zurück zu seinem Gesprächspartner, ein kleines Lächeln zwang sich in sein Gesicht. "Außerdem ist es irgendwie nett, es mal mit jemandem teilen zu können, der einen wirklich versteht." Nicht einmal seine eigene Familie war in diesem Thema auf seiner Wellenlänge. Seine leibliche Mutter hatte nie wirklich mit ihm darüber geredet, außer, dass seine wahre Gestalt auf jeden Fall versteckt bleiben musste, seine andere Mutter hatte das Thema stets vermieden, seine Brüder hingegen waren stolz auf ihre Andersheit. "Nein, ich bin so geboren... Skinwalker." antwortete er schließlich, leise genug, sodass es nur jemand hören konnte, der neben ihm saß. "Vielleicht kennst du Geschichten. Vielleicht auch nicht. Wir sind nicht besonders beliebt, deshalb tarnen wir uns, wenn wir unter Menschen sind." Viele dachten sofort an gewaltige, gehörnte Biester mit langen Klauen die direkt aus Alpträumen entspringen könnten und perfekt zum Töten ausgelegt waren ... und so weit waren sie damit gar nicht von der Wahrheit entfernt. Doch sein Volk war viel mehr als nur das Äußerliche. Sie waren nicht böse, nicht blutrünstig. War Flynn selbst nicht das perfekte Beispiel dafür? "Die wenigsten Sagen stimmen." Es gab so viel, das er noch hätte sagen können, über sich und seine Art erzählen können, doch es gab etwas, was er vorher verstehen wollte. "Aber was meinst du mit etwas widerfahren? Bist ... bist du etwa nicht so auf die Welt gekommen?" Seine Brauen zogen sich besorgt zusammen, die Vorstellung schien grausam, schier unmöglich. Selbst wenn es möglich war, wer würde soetwas einem anderen Wesen antun? So sehr sich Flynn auch vor dem Zeigen seiner wahren Gestalt scheute, niemals würde er wollen, dass man sie ihm fortnahm. Genauso wenig wollte er aber seine menschliche Haut aufgeben. Beides gehörte einfach zu ihm, er wollte sie niemals ändern ... oder gar gezwungen werden, sie zu ändern. "Du musst nichts erzählen, was du nicht willst ... ich weiß, wie schwer das ist."
Es war eine komische, ungewohnte Vertrautheit, die sich in dem Moment zwischen diesen beiden Magiern ausbreitete. Aber wie mit vielen schönen Dingen, mussten auch dieser Augenblick irgendwann ein Ende finden. Es war schlichtweg belastend, wie nah sie sich gekommen waren, aber nicht weiterkommen konnten, sei es der Zeit, dem Ort oder ihrer selbst geschuldet. Fürs erste lausche Rownan nun den Worten Flynns, die dieser Sprache, während so wirkte, als ob er noch immer über seine Entscheidung nachdachte, die er nun nicht mehr zurückziehen konnte. Eine berechtigte Sorge, war es immerhin auch der Wolf, welches sich bis jetzt keiner Seele wirklich anvertraut hatte. Die nächsten Worte, die er sprach, machten auch den Hybriden sprachlos und etwas Schamesröte machte sich in seinem Gesicht breit, war sie allerdings von dichten Fell überdeckt. Es ist nett, es mal mit jemandem teilen zu können, der einen wirklich versteht. Womöglich war das die größere Krux an der Sache. Es zu erzählen war eine Sache, aber konnte einen das Gegenüber wirklich verstehen. Verständnis mitteilen und haben waren ebenfalls zwei Paar Schuhe. Skinwalker. Ein Begriff, den der Lupine definitiv nachschauen würde. Ebenso wie er, war Flynn unfreiwillig in diese Misere gekommen. Während es beim Satyrs etwas war, was er selbst noch nicht genau wusste, war es bei der Fee die Geburt, die ihn mit diesem Schicksal geißelte. Unter Umständen war das eigenen Schicksal also noch etwas, wie sollte man sagen, erträglicher als das des Spielers? Rownan glaubte noch immer, dass er sich von diesem Zustand befreien konnte. Der Braunhaarige jedoch musste sich damit ein Leben lang beschäftigen. Vielleicht war es sogar der Grauhaarige, der jetzt den andere nur bedingt nachvollziehen konnte. Einig waren sie sich in der Erkenntnis, dass sie jemanden brauchten, der sie nicht verurteilte sondern unterstütze. Beide hatten so eine Person gerade gefunden. Trotz der vermeintlichen Hiobsbotschaft der Geburt, beneidete er den jungen Magier etwas. Sie hatten sich die Fähigkeit angeeignet sich zu verstecken, ja selbst ihr Geruch war fast normal. Er hingegen konnte aktuell nur wenig gegen die Fratze tun, die ihn jeden Morgen aufs Neue im Spiegel begrüßte. Und dann war noch diese andere Seite, die sein Aussehen komplementierte. Wenn man den Erzählungen des Gegenübers Glauben schenken durfte, klang es eher nach einem Erscheinungsproblem, wenn es um die Skinwalker ging. Grund genug für die Leute diesem Volk mit Vorsicht und sogar Missgunst gegenüberzustehen. Keine verwunderliche Entwicklung in den Augen des Lupinen. Der Satyrs für seinen Teil kannte nun die Wahrheit und hatte noch keine weiteren Informationen, die ihm vom Gegenteil überzeugen würden.
Mit seiner Frage an Flynn hatte sich Rownan natürlich ebenfalls etwas geöffnet, denn eine so spezifische Frage erzeugte unweigerlich Neugierde. Eigentlich war es seinem Gesprächspartner durchaus schuldig eine ehrliche Antwort zu geben. Bereits in den Gedanken des Gastes zeigte sich, wie verschieden sie dennoch war, auch wenn diese dem Wolf verborgen blieben. Die eigene, krallenbesetzte Hand ins Licht des Himmels reckend, lauschte er noch der höfflichen Anmerkung des anderen. Ja, natürlich könnte er es heute wiederholt für sich behalten. Aber es fühlte sich nicht richtig an. „So viel ich weiß, bin ich nicht so auf die Welt gekommen, nein. Ich habe noch einige Erinnerungen an einen Leben … davor. Ob mein Hirn mir hierbei einen Streich spielt oder nicht, kann ich euch nicht einmal sagen. Aber durch dieses Wissen erscheint mir meine Statur an vielen Tagen doch fremd. Wenn man an einem Tag als Mensch einschläft und als Wolf wieder aufwacht. Vielleicht hatte ich das Glück, dass ich noch so jung war“. Wehmütig atmete der Hybride einmal aus und ein, ehe er direkt zu Flynn schaute. „Ich danke euch noch einmal für eure Ehrlichkeit. Unsere Wege trennen sich jetzt erst einmal, aber seid gewiss, dass ihr in Maldina immer einen sicheren Hafen bei mir finden werdet“. Es gab jetzt vieles über das er nachdenken wollte. Vielleicht, beizeiten, würden die beiden Magier sich wieder treffen, um diesen Austausch zu intensiveren. Fürs erste hatte beide ein kleines Ventil gefunden, durch welches sie sich, wenn auch nur kurz, so zeigen und geben konnten, wie sie waren.
„Hm... verstehe. Sujin ist wohl ganz cool, wenn man Wasser braucht“, nickte Ravinuthala verständnisvoll auf Valdas Erklärung hin. Ja, es ergab Sinn, dass ein Wüstenvolk sich über jeden Tropfen freuen würde, auch wenn das Beste, was Sujin hinbekam, ein bisschen Regen war. Nichts im Vergleich zu dem knallenden Donner oder den reißenden Winden von Raijin und Fujin, die einfach viel coolere Partys abfackeln konnten. Als jemand, der auf einem hohen Berg mit genügend klaren Quellen aufgewachsen war, hatte die Tsumiho dieses Problem nie gehabt und hatte dementsprechend – wie der Rest ihres Stammes – eher die interessanten Götter bewundert. „So einen Dschungel will ich auch mal sehen! Wir hatten bei uns nur normale Wälder“, erklärte sie mit einem Grinsen. „Du musst mir mal zeigen, wo du herkommst, Valda!“ Amaterasu klang für sie aber immer noch deutlich cooler als Sujin. Dass sie eine Vorliebe für die Sonne hatte, dürfte aber auch niemanden überraschen... „Du kennst Mochi nicht?“ Schockiert starrte Ravi ihre Oni-Freundin an, ehe sie lautstark in die Hände klatschte. „Klar, klar, KLAR stell ich euch vor! Du musst Mochi kennen lernen! Sie ist die beste Schwester überhaupt. Siehst du die Maske hier?“ Sie deutete auf die gehörnte Maske, die Thala immer auf dem Kopf trug. „Die hat Mochi für mich gemacht! Sie hat nämlich von Papa all das Schamanen-Zeug gelernt und is richtig, richtig gut darin, Masken und Magie zu machen, hey!“ Bei all der Aufregung musste das Trio aufpassen, nicht noch hier im Gildenhaus zu versauern. Es gab offensichtlich viel zu erzählen, aber Ronja fasste die wichtigen Sachen kurz zusammen und stellte sicher, dass sie nicht zu lange hier herum bummelten. Irgendwie schafften sie und Valda es gemeinsam durch die Tür, auch wenn es so urkomisch aussah, dass sich Ravinuthala am Ende unkontrolliert lachend selbst den Kopf am Rahmen stieß, als sie den Raum verließ. Das war wohl Karma...
Der Weg zum Musikfestival war nicht besonders weit. Kein Wunder, schließlich war eine der bekanntesten Bühnen in ganz Südfiore direkt hier in Maldina! Auch wenn sie meistens eher unbekannteren Bands die Chance gab, für kleinere Gruppen an Touristen zu spielen, war Demeter mit genügend Planung groß genug, um hier ein ganzes Fest zu halten, und das Ergebnis war schon aus einer guten Distanz zu hören. Ravinuthalas Kopf wippte mit im Takt der noch leisen Musik, die mit jedem Meter, den die Gruppe zurücklegte, ein Stück lauter wurde. „Also... wir suchen diesen... Count Masquerade?“, wiederholte sie den Namen des Musikers. Offenbar sehr bekannt, aber sie selbst hatte von ihm noch nichts gehört. Seltsam. Naja, vielleicht nicht so seltsam. Die Tsumiho beschäftigte sich viel mit der menschlichen Gesellschaft und wollte immer mehr darüber lernen, aber sie hatte noch lange nicht Alles gesehen. Genau das machte Tage wie diesen ja so aufregend. „Wo sollen wir uns mit ihm treffen?“ Als Hauptakt der Show war es nicht er, den sie jetzt schon zu hören bekamen. Wäre ja auch verrückt, einen einzelnen Interpreten die Musikeinlage eines ganztägigen Festivals komplett allein übernehmen zu lassen. Im Moment spielte noch eine der Vorbands und auch, wenn die Truppe sich ein bisschen später auf den Weg gemacht hatte als ursprünglich erwartet, sollten sie noch etwas Zeit haben, bevor er auf die Bühne musste. Jetzt mussten sie ihn nur noch finden. Das sollte auch kein Problem sein, solange sie sich wie professionelle Magierinnen auf ihre Aufgabe konzentrierten und nicht ablenken ließen. Das... war allerdings eine Herausforderung.
„Tsk, tsk, pff. Tsts-tsk, pff“, begann Ravinuthala, leise den Beat des aktuell spielenden Stücks vor sich her zu Beatboxen, beide Hände vor ihren Mund gehoben, um die Töne richtig hinzubekommen. Sie war ziemlich konzentriert, denn auch die Distanz war es schwer, unter der Melodie den Bass und den Rhythmus genau herauszuhören. Als jemand, der sich sein Leben lang mit genau diesen Takten und Tönen auseinander gesetzt hatte, konnte die Oni aber gar nicht anders. Ihr Kopf wippte mit, nach einer kurzen Weile ihr ganzer Körper, während ihre Augen stur nach vorne stierten. „Ppe, ppe, ppf, ppe, ppe, ppf, ba, baba, ba...“ Mehr und mehr versank sie in ihrer Performance, glich sich erst dem Trommler an, der unter dem lauten, rockigen Sprechgesang einer jungen Frau mit rauer Stimme entschieden und konsequent seine Rolle spielte, ohne dabei unterzugehen. Dann, als sie seinen Takt gefunden und gelebt hatte, brach sie wieder aus seinen Noten heraus, bewegte sich in ihrem Rahmen, machte aber ihr eigenes Ding daraus, ihren eigenen, dominierenden Rhythmus, der stellenweise die Noten überlagerte, stellenweise Leerräume dazwischen ausfüllte, aber ohne den Takt auch nur ein einziges Mal wieder zu verlieren. Wenn sie in der Lage wäre, ihre Lautstärke ordentlich zu regulieren, hätte sich dieser eigene Takt vermutlich gut in den Song eingereiht, auch wenn er es so etwas schwierig machte, die eigentliche Melodie und den Gesang ordentlich zu hören. Ravi hörte aber ohnehin nicht mehr wirklich zu, war viel zu tief darin versunken, fühlte eher, wie sich ihre eigene Musik in die der Band einreihte. So tief versunken in ihren eigenen Gefühlen und Gedanken bog Ravinuthala wie selbstverständlich ab in Richtung der Musik, geradewegs in Richtung des Platzes, auf dem die Bühne Demeter stand. Es war wohl selbstverständlich, dass sie sich der Musik, zu deren Teil sie gerade wurde, nähern wollte. Nur etwas unglücklich, dass sie damit komplett in die falsche Richtung ging, schließlich wollten sie doch eigentlich zum Treffpunkt ihrer Quest...
Das war ja ganz schön faszinierend. "Ahhh! Tiermenschen scheint es hier viele zu geben! Wusste gar nicht, dass es auch welche mit Vögeln gibt! Das ist ja cool!", erwiderte sie und musterte Ronja mit großen, vor Begeisterung weit aufgerissenen Augen. "Aber wenn du zum Teil Vogel bist... Schmeckst du dann nach Hühnchen?", kam es ihr in den Sinn und sie legte fragend den Kopf schief. Sie hatte nicht vor, Ronja zu essen. Nicht im geringsten. Viel war an ihr ja nicht gerade dran und Federn schmeckten der Oni nicht gerade. Doch irgendwie interessierte sie das schon. "Uh! Das wird sicherlich! Genügend Flügelpaare haste ja! Mit viel Training wird das sicherlich was! Dann kannst du es mir ja Mal zeigen!", schlug sie vor. Das musste ganz schön faszinierend aussehen, wenn Ronja ihre drei Flügelpaare schwung und sich in die Lüfte erhob. "Muss schon ein tolles Gefühl sein, selber fliegen zu können! Ich bin bisher nur mit unseren Flugtieren daheim geflogen. Aber das ist sicherlich ganz anders, wenn man auf einem Vogel reitet, als wenn man aus eigener Kraft in die Lüfte aufteigt." Es musste zwar ziemlich lästig und störend sein, immer so viele Flügel mit sich herumzuschleppen, stieß man sicherlich ständig überall an - so wie Valda mit ihrer enormen Körpergröße - doch in ihrer Vorstellung überwog eindeutig das Positive! Während Ronja also mit den großen Kuchenstücken kämpfte, unterhielten sich die beiden Onidamen über die Gottheiten, die ihre jeweiligen Stämme verehrten. "Oh ja! Ohne Sujin sähen wir alle ganz schön alt aus. Wie runzlige Rosinen, ganz ausgetrocknet und verdorrt.", erwiderte sie und schob sich noch einen Bissen der leckeren Torte in den Mund. "Das auf jeden Fall! Kannst ja mitkommen, wenn ich Mal wieder heimfahre! Dann zeig ich dir die Dschungel und unsere Wüste! Oh! Und mein zuhause! Dann kann ich dir meine Eltern und meine Geschwister vorstellen!", kam es ganz begeistert von ihr. Da wurde die Aufmerksamkeit der Blyana schon auf die nächste Sonderbarkeit gelenkt. Ronja erschaffte quietschbunte Bälle die durch die Luft schwebten. "Illusionen? Sind die wie Fata Morganas?", erwiderte sie. Sie kannte bisher nur die natürlich vorkommenden Sinnestäuschungen. Das es eine Magie gab, die den Verstand austrickste, wusste die Oni weder, noch konnte sie sich das wirklich vorstellen. Was gab es denn auch einen Grund andere hereinzulegen und ihnen Dinge vorzugaukeln, die nicht wahr, nicht real waren? Dann passierte das nächste seltsame. Ravi reagierte auf eine Aussage, die Valdas Wahrnehmung nach, nie gefallen war. Schnell klärte die Kleinste unter ihnen auf, dass sie sich telepathisch mit Ravi unterhalten hatte. "Telepathie? Hab ich ja noch nie von gehört.. Das ist ja, wie wenn man flüstert... Warum sollte man das denn tun? Sich heimlich unterhalten? Ist das nicht voll unfreundlich? Man schließt ja dann voll jemanden aus!", kam es ihr in den Sinn, während sie Ronni auf ihre Bitte hin um das letzte Kuchenstück erleichterte und die Hälfte davon Ravi gab. Wenn Ronja es nicht schaffen würde, war es okay. Onis hatten ja bekanntlich einen großen Magen! Dass da etwas weggeschmissen werden musste, das war eine Sorge, die sie sich nicht machen mussten. "Neeeee, kenn ich nicht!", erwiderte Valda, mindestens genauso schockiert darüber. "Die Maske hat sie dir gemacht? Wie cool!", kam es begeistert von ihr, während ihre grünen Iriden über die handgefertigte Maske wanderten, die Ravi bei sich trug. "Vielleicht kann sie mir ja auch so eine machen! Was meinst du? Ob sie das tun würde?" Gemeinsam verließen die drei dann das Gildenhaus und machten sich auf den Weg durch die Straßen, zu der großen Bühne, auf der das Festival stattfinden sollte. Während Ronni Valda erzählte, wie sie Ravi das erste Mal getroffen und somit kennengelernt hatte, begann selbige im Takt der sich nähernden Musik zu bewegen. Valda musste gestehen, dass es auch ihr immer schwerer fiel, sich auf die Worte der Vogeldame auf ihrer Schulter zu konzentrieren, je lauter die Musik wurde. Erst wippte sie mit dem Kopf, dann begann sie im Takt der Musik zu laufen, Mal blieb sie stehen, wippte vor und zurück, bevor sie den nächsten Schritt tat. Dann drehte sie sich einmal langsam, darauf achtend, die Kleine auf ihrer Schulter nicht herunter zu werfen. "Du kannst also mit Toten reden? Weckst du die dann irgendwie auf oder wie funktioniert das? Meinst du nicht, dass man den Toten ihre Ruhe lassen sollte?", meinte sie dann und blickte zu Ronni. Jedoch richtete sich ihre Aufmerksamkeit danach schnell wieder auf Ravi, welche in der Zwischenzeit begonnen hatte zu Beatboxen. Valda lauschte den Tönen, bewegte sich im Takt und schloss die Augen. Sie ließ sich komplett von Ravis Musik einnehmen, bewegte sich und vergaß mit der Zeit immer mehr, das Ronja noch auf ihrer Schulter saß. Sie ließ sich von ihrer Kollegin mitreißen und vergaß somit komplett ihre Umgebung.
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Ronja zögerte bei Valdas Frage. „Ich- äh- keine Ahnung. Ich glaube nicht? Ich bin nicht viel Vogel, weißt du. Und an meinen Flügeln ist nicht viel dran.“ Ehrlich gesagt hatte Ronja noch nie probiert, wie sie schmeckte. Aber sie nahm zumindest an, dass ihr Blut nicht nach Hühnerblut schmeckte … das hätte Gin damals sicher erwähnt gehabt. Trotz der Frage lächelte sie, als Valda sie in ihrem Traum bestärkte, eines Tages fliegen zu können. „Das mache ich“, stimmte sie zu. Manchmal hatte sie zwar das Gefühl mit den Flügeln durcheinanderzukommen, aber langsam bekam sie eine bessere Kontrolle und Gefühl, wie sie sie bewegen musste. Nur schnell und stark genug war sie noch nicht und ihr Gleichgewicht verlor sie dabei meist. Und wenn sie dieses dann wie immer mit den Flügel ausgleichen wollte, fiel sie herab. „Bisher bin ich nur von etwas gesegelt, nicht selbst hochgekommen.“ Aber eines Tages … eines Tages würde sie es schaffen. Die Onis unterhielten sich über ihre Götter, bis Ronja die Luftballone zeigte. Sie versuchte es zu erklären und Valda gab ihn ein ziemlich gutes Beispiel. „Ja, in etwa so. Du siehst es, aber es ist nicht wirklich da. Manchmal hörst oder fühlst du es sogar, solange du dir nicht klarmachen kannst, dass es nicht wirklich da ist." Ronja hatte aus Gewohnheit in Ravis Kopf gesprochen. Das tat sie manchmal fast schon unbewusst, vor allem wenn es etwas war, dass ihr persönlich nahe ging, dass sie aber nicht laut jedem in der Nähe erklären wollte. Sie hatte den Zauber auf Quests schon oft angewendet, sodass es für sie mittlerweile eine normale Art sich zu unterhalten war, aber Valdas Worte waren wie ein Schlag mit einem nassen, kalten Lappen in ihr Gesicht. Sie wurde blass. Ronja schluckte und presste die Finger gegen ihre Oberschenkel. Es kostete sie einige Momente sich zu sammeln und zu sprechen. „Das tut mir leid, Valda.“ Je mehr sie mit ihren Magien arbeitete, umso mehr wurden sie ein natürlicher Teil von ihr und umso mehr verschwammen ihr die Grenzen. Es war nichts, was mit Rune zu tun hatte, sondern nur damit, dass sie manchmal drohte, Grenzen zu überschreiten. Und Valda hatte sie gerade daran erinnerte, dass sie sehr, sehr nah an so eine Grenze gekommen war. „Ich- Ich wollte dich nicht ausschließen. Es ist nur … manchmal fühle ich mich wohler damit, wenn nicht jeder hört, was ich sage.“ Sie wusste nicht, ob Valda das verstand, aber sie redete weiter, während sie dem Blick der Oni auswich. „Über Dinge, die für mich sehr wichtig sind, mit denen ich mich … nicht so wohl fühle“, gestand sie schließlich. „Tschulegung.“
Auf Valdas Schulter verließ sie das Gildenheim. Als Ravi sich lachend den Kopf hinter ihnen stieß, drehte sie sich herum, aber ihrer Freundin schien es gut zu gehen. So erzählte sie von der Quest weiter und von den Geistern. Die Musik erklang auch immer lauter und Ronja hielt sich an Valda fest, um bei deren gewippte nicht herabzufallen. „Ja. Ich … kann sie zu mir rufen. Aber nicht ihren Körper, nur ihren Geist, ihre Seele. Dass, was sie zuvor zu dem gemacht hat, der sie waren.“ Über das andere musste sie nachdenken. „Ich mache es nicht so oft. Eigentlich habe ich gehofft … ich hab gehofft, meinen Vater oder meine Mutter so zu finden.“ Ja, sie hatte ihre Gründe für ihre Magien, aber Valdas Fragen machten ihr wieder einmal klar, wie alles seine dunklen Seiten hatte und wie unangenehm manche das fanden, was sie konnte. Dass sie damit andere sauer oder gar verschreckt machen konnte. Das war nichts, was Ronja gerne tat. Sie war froh das Thema wechseln zu können. „Ja. Ich nehme an, er ist im Backstagebereich. Aber wir werden schon hingebracht werden. Wir sollen auf ihn aufpassen, dass ihm und auch sonst keinem etwas passiert.“ Dann war Ronja aber nicht mehr sicher, wie viel Ravi von ihr mitbekommen hatte, denn die Oni machte ihre eigene Musik. Auch Valda tanzte immer mehr und schon bogen die Onis mitten in die Menge ab, anstatt hinter die Bühne zu kommen. Ronja zog die Füße hoch, bis sie auf Valdas Schulter wie ein menschlicher Vogel hockte und sah sich um. Sie beugte sich hinab. „Hey, wir müssen da rüber! Ravi! Valda! Hört ihr mich?“ Aber Erfolg? Nun, das war etwas anderes. Nach weiteren Versuchen stand sie auf und hielt schwankend ihr Gleichgewicht. „Wir sehen uns nachher!“, rief sie in die Köpfe der zwei, dass sie das zumindest hörten. Dann sprang sie in die Luft, fächelte mit den Flügeln, um sich oben zu halten solange es ging. Ronja schaffte es tatsächlich ein paar Meter, bis sie zu Boden taumelte und auf die Knie fiel. Aber sie war aus dem Gedränge fast hinaus, besser gesagt hatte sich die Menge geteilt, als sie angesegelt gekommen war. Ronja eilte um die Menschen herum, seitlich auf die Bühne zu und hielt Ausschau nach der Security. Als sie einen Mann in Anzug und mit Schild erkannte, hielt sie auf ihn zu. „Hallo. Ich bin Ronja, für den Auftrag, den Sie gegeben haben, um Count Masquerade zu schützen.“ Der Mann sah sie skeptisch an, weshalb sie ihm die Handflächen mit dem Gildenzeichen entgegenhielt. Meine Kollegen schauen sich gerade um“, verdrehte sie die Wahrheit ein Stückchen und kämpfte gegen das augenblicklich schlechte Gewissen an. Heute war wohl der Tag dafür … „Ah, dann gut dass Sie zumindest hier sind. Kommen Sie.“ Er winkte ihr zu, ihm zu folgen und Ronja tat wie geheißen. Sie wurde ein Stück weg in den hinteren Bereich geführt, wo der Security Mann sie an jemand anderen abgab. Ronja konnte den Stress und die Sorge eiskalt auf ihrer Haut spüren, die von dem Mann ausging. Sie griff nach einem Teil der Nervosität, die ihn unruhig auf und ablaufen ließ. Er hielt vor ihr an und streckte ihr die Hand entgegen „Ich bin Gerhard Kainz, der Manager. Wir haben gerade eben diesen Brief hier erhalten. Sie sollten sich das ansehen.“ Er hielt ihr mit der anderen Hand den Brief entgegen.
Zauber:
Fly Change of direction Phantom Mirage Call
Fly TYP: Volkszauber ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur von Vates gelernt werden. VORAUSSETZUNGEN: Schnelligkeit Level 3, Stärke Level 2, Geschicklichkeit Level 3, Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Mithilfe der Flügel ist es den Vates möglich sind in die Luft zu erheben. In Kombination mit Magie ahmen sie die Fähigkeit zu Fliegen ihrer Vogelverwandten nach. Die Fluggeschwindigkeit entspricht der normalen Geschwindigkeit, ebenso spiegelt die Tragkraft die normale Kraft wieder. Ein Maximum stellt die Geschicklichkeit dar, die maximal 2 Level geringer sein als die Fluggeschwindigkeit. Außerdem können während Flugzaubern keine anderen Zauber verwendet werden, bis der Anwender genug Willenskraft besitzt; nebenher kann man ab Willenskraft 6 Zauber bis Klasse II, ab WK 8 Zauber der Klasse III, ab WK 10 Zauber der Klasse IV und ab WK Legendär sämtliche Zauber, die man beherrscht, verwenden.
Call TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 35 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter zur Verbindungsaufnahme, 100 Meter zur Aufrechterhaltung SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft eine mentale Verbindung zwischen sich und einer anderen Person, was ihnen erlaubt telepathisch miteinander zu kommunizieren wenn sie es wollen.
Beherrschung:
Willenskraft Level 7: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und zwei weiteren Personen schaffen. Willenskraft Level 9: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und drei weiteren Personen schaffen.
Mastery:
Mastery 1: Manaverbrauch - 5
Emotional Healing TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Wie es der Name sagt, eignet sich diese Fähigkeit dazu Gefühle zu heilen. Dabei ist der Vorgang etwas komplexer: Durch Berührung zieht der Magier seelischen Schmerz aus dem Körper des Anderen in seinen eigenen. Er kann nicht alles oder für immer nehmen, aber etwas Linderung geben. Der Magier fühlt für die Zeit nun den Schmerz der Person, er übernimmt ihn also auf seinen Körper und baut ihn ab. Der Zauber sorgt für eine Abschwächung der Gefühle, die aufgenommen werden. Wie schnell das Gefühl sich wieder herstellt ist Charakter-spezifisch und situationsabhängig. Es zeigt sich indem die Person den emotionalen Schmerz wieder stärker empfindet.
Mastery:
Mastery 1: Änderung der Reichweite (Von Berührung zu Distanz 5m)
Überrascht sah Ravinuthala Valda an. Hatte die echt grad gefragt, ob Ronja nach Hühnchen schmeckte? Aufmerksam senkte sich der Blick der Tsumiho herab auf ihre beste Freundin. Das war... eine echt gute Frage! Verrückt, dass sie sich die noch nicht selber gestellt hatte! Die Vates meinte aber, dass sie nicht so schmeckte. Schade. Ravis Mundwinkel senkten sich kurz, ehe sie wieder ihre übliche, fröhliche Höhe gewannen. Sie freute sich darauf, Valdas Familie kennen zu lassen. „Cool, cool, COOL!“, grinste sie und riss eine geballte Faust in die Luft. „Freu mich, hey! Ich bin noch nich' soweit, dass ich zurück zu meim Stamm gehen kann... aber wenn's soweit is, hey, dann schlepp ich dich ma mit, Valda! Damit du auch alle kenn lernst! Ob de willst oder nich, HAH!“ Die Ältere schien Ronjas Illusionen deutlich schneller zu verstehen, als Ravi es damals getan hatte. Sie hinterfragte sie aber auch stärker. Das und die Telepathie. Es war schnell offensichtlich, dass Valdayanna cleverer, aber auch kritischer war als die junge Kriegerin. Nicht, dass sich Thala daran störte. Die meisten Leute waren cleverer und kritischer als sie. Die Sultanstochter war dafür kein Stück weniger begeisterungsfähig, wie man deutlich merkte, als Ravinuthala ihre Maske hervorhob. „Klar, klar! Sie macht voll gern Masken! Wenne sie lieb fragst, kriegste bestimmt eine“, lachte sie fröhlich und grinste. „Vielleicht sogar ne magische! Mochi hat Magie voll kapiert!“
Für Ravinuthala wurde das Gespräch abgeschnitten, als sie die Musik wahrnahm, die sie schnell in ihren Bann zog und zunehmend in Richtung ihrer Quelle lenkte. Die Oni versank im Rhythmus, machte ihren eigenen Beat dazu, der sich erst ordentlich einreihte, dann zu dominieren drohte. Auch Valda, die Tänzerin, wurde mitgerissen wie von der Flöte eines Rattenfängers. Die einzige, die noch bei Verstand war, schien Ronja zu sein, doch sie allein konnte wenig tun, um zwei wilde Oni zu zähmen. Sie wurde schnell hinter die Bühne gelassen, auf der noch immer eine der Vorbands spielte, und erhielt einen Brief, der einen erschaudern ließ. Er war nicht von Hand geschrieben, sondern zusammengeklebt worden aus Buchstaben, die aus der Zeitung stammten... größtenteils. Manche passten von Farbe, Größe und Form nicht dazu und kamen wohl von anderen Quellen. Flyern, Postern, so etwas. Es war eine seltsame Mischung. Was als Liebesbrief begann, der diesen Mann, Count Masquerade, zutiefst bewunderte und an seiner Seite stehen wollte, wandelte sich schnell in Drohungen und Hass gegenüber all den Leuten, die ihm tatsächlich nahe waren. Vor Allem seine anderen Fans wurden verteufelt als hoffnungslose Anhänger. Wer auch immer diesen Brief geschrieben hatte, wollte den Grafen wegholen von Alledem, raus aus der „falschen Welt“, in der er feststeckte, und gemeinsam mit ihm alles hinter sich lassen...
„Lover Suicide?“ Skeptisch hob Ravinuthala eine Augenbraue. „Klingt nich' nach nem guten Namen für ne Band, hey. Habter ma BURNING SUN probiert, oder so?“ Nun, da die Musik gestoppt hatte, war sie wieder angekommen in der Realität. Sie hatte gefragt, wer das denn war, der diese krasse Metal-Mischung serviert hatte, und das war die Antwort gewesen. Lover Suicide. Mit einem Grinsen wandte sie sich um. „Hey, HEY, vielleicht sollte ich mit denen auf die Bühne und ihnen ma zeigen, wie's läuft! War mein Beat krass oder WAS?“, lachte sei fröhlich ihren beiden Freundinnen entgegen, ehe ihr etwas auffiel. „Oh, hey, hey. Valda!“, rief sie aus und sah ihrer Freundin intensiv in die Augen. „Ronnie hockt ja gar nich mehr auf dir rum! Haste ne Ahnung, wo sie jetzt steckt?“ Die Blondine hatte kaum genug Zeit für eine Antwort, ehe auch schon der nächste Song begann. Anscheinend der letzte von dieser Gruppe, bevor der große Star der Show die Bühne einnahm. Count Masquerade würde bald auftreten! Und irgendwie hatte Thala das Gefühl, diesen Namen schon einmal gehört zu haben. Count Masquerade... Ja, der war nicht ganz unbekannt. Zuordnen konnte sie ihn aber gerade nicht. Dieser neue Song war auch ziemlich hype...
"An dir ist generell nicht viel dran! Aber das ist okay! Wird sich sicher ändern, je mehr du mit Ravi trainierst!", erwiderte sie, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. "Da verdoppelt sich dein Volumen sicherlich ganz schnell! Kriegste ganz viele Muckis!" Man konnte wirklich heraushören, wie überzeugt Valda von dem war, was sie da eigentlich sagte. Warum sollte sie auch nicht? Wenn sie ihre Oni-Freundin so betrachtete, ging das gar nicht anders. Ravi war stark und extrem muskulös. Sie wusste wie man hart anpackte und trainierte und sicherlich würde sich das auch positiv auf die kleine, hagere Vogeldame auswirken. "Aber schade! Dann hab ich dich wohl nicht zum Fressen gern, aber das geht schon in Ordnung!" In Aussicht darauf, dass sie irgendwann Mal Ravis Stamm und Familie kennenlernen würde, begannen die smaragdgrünen Iriden der Großen zu funkeln und zu strahlen. Das klang mega! "Natürlich will ich! Was für eine Frage!", erwiderte sie lachend und tat es ihrer Freundin gleich, welche die Fäuste in die Luft reckte. Kurz darauf wurde die Aufmerksamkeit der Blyana auf die Luftabllone von Ronja gelenkt. Diese erklärte ihr, dass es sich um Illusionen handelte, etwas was man sah, aber nicht wirklich da ist. Offenbar konnte sie mit ihrer Magie auch andere Sinne beeinflussen! Also nicht nur den Augen-, sondern auch dem Hör- und Tastsinn! Wie krass! "Und wenn ich weiß, dass es wirklich da ist... Dann verpuffen die einfach oder wie?", das verstand sie jetzt nicht. Sie erinnerte sich daran, dass es bei Fata Morganas zumindest nicht der Fall war. Wenn man wusste das es eine war, fiel man einfach nicht auf die Täuschung hinein. Also wenn man glaubte eine Quelle zu sehen, verschwendete man nicht einfach seine Energie um auf die Quelle zu zu sprinten, die ohnehin nicht wirklich da war. Ob es sich mit Illusionen genauso verhielt? Das konnte ihr vermutlich nur Ronja sagen. Als Valda meinte, dass es ja eigentlich voll unfreundlich und gemein war, wenn man sich im Beisein anderer heimlich unterhielt, dauerte es nicht lange, bis die Vogeldame ertappt um Verzeihung bat. Sie erklärte, dass es ihr manchmal unangenehm war, mit anderen über bestimmte Dinge zu reden oder sie nicht wollte, das jeder alles mitbekam. Das verstand die Oni nicht so recht. "Aber wieso denn das? Wenn es dir so unangenehm ist, darüber zu sprechen, solltest du es doch erst recht sagen! Dinge, vor denen man sich scheut oder Angst hat, sind oft genau die Dinge, an denen sich etwas ändern muss! Und was man nicht anspricht oder ausspricht, ändert sich auch nicht!", überlegte sie und rieb sich dabei nachdenklich das Kinn. "Außerdem glaub ich, dass eh alles was aus deinem Mund kommt es wert ist, gehört zu werden! Du bist klein und unscheinbar, da hast du es doch mehr als verdient, dich wenigstens verbal laut und sichtbar zu machen! Das solltest du dir auch nicht nehmen lassen." Zum Ende hin, begann sich ihr angestrengter, nachdenklicher Blick zu lösen und ihr Gesicht erstrahlte wieder warm. Sie wandte sich wieder Ravi zu, welche bestätigte, dass Ukemochi ihr sicherlich eine Maske anfertigte, wenn sie diese ganz lieb fragte - möglicherweise sogar ne magische. "BOAH! Wie krass! Ist Mochi gut im Zaubern? Wie cool!", rief sie begeistert aus. Als nächstes kamen sie auf eine weitere von Ronjas Magien zu sprechen und auch diese hinterfragte Valda kritischer als die beiden anderen wohl gewohnt waren. "Ich mein... Solange sie dadurch nicht in ihrer Totenruhe gestört werden, ist doch alles klar.", erwiderte sie, ein warmes Lächeln auf den Lippen. "Wieso denn deine Eltern? Hast du sie verloren?", kam es verwirrt und irritiert von ihr. Suchen tat man doch nur etwas was man verloren hatte... Und wie verlor man seine Eltern? Das verstand sie nicht. Da näherten sie sich auch allmählich der Bühne, wo ihr Star, den sie betreuen sollten, auftreten würde. Während die beiden Onis sich im tackte der Musik, Ravi sich in ihrem Beatboxen und Valda sich im Rhythmus der Musik verloren, entfernte sich die Vogeldame von den beiden, um ihren Auftraggeber und die Manager aufzusuchen - schlichtweg, ihren Job zu machen. Hier kam echt gute Stimmung auf und Ravi hatte echt was drauf! Sie musste echt öfters Beatboxen! Vielleicht würde Valda sie auf dem Rückweg fragen, ob sie ihr was davon beibringen konnte. Dann könnte Ravi trommeln und Valda dazu beatboxen! Das wär doch was! , stimmte sie ihrer Freundin zu. Auf Ravis Frage, ob sie mit auf die Bühne sollte, begann Valda zustimmend zu jubeln, ihr zu applaudieren und arkustisch zuzustimmen. Da fiel der kleinen Oni, das Fehlen ihrer Freundin auf. Überrascht richtete sich der Blick der Blyana auf ihrer Schulter, die tatsächlich leer war. "Na hoppla! Wo ist die denn hin? Habs gar nicht bemerkt.", erwiderte sie, kratzte sich nachdenklich am Kopf. Wann hatte sie Ronja das letzte Mal gesehen? "Ich glaub sie ist hinter die Bühne oder so! Aber keine Ahnung, bin mir nicht sicher.", schaffte sie es gerade noch zu sagen, bevor die nächste Band mit ihrer Musik startete und jede Form der verbalen Konversation unmöglich machte.
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Ronja Dreaming Empath
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Ronja wackelte etwas unschlüssig mit dem Kopf. „Dann kannst du sie, wenn du dir was wirklich wünscht, verpuffen lassen.“ Es kostete auf etwas Energie von Valda, aber sie bezweifelte, dass es hilfreich wäre, es so genau zu erklären. Es war wie einen Zauber retour zu wirken. Empfindlicher wurde das Thema, als Valda sie auf ihre telepathische Kommunikation ansprach. Ronja versteifte und entschuldigte sich. Das Schlimmste war, dass sie es nicht einmal wirklich aktiv getan hatte. So im Ravis Kopf zu reden war einfach ganz normal für sie, wie rückwärts gehen statt vorwärts, nichts, worüber sie viel nachdenken musste, auch wenn es etwas mehr Konzentration forderte. Valda griff Ronnis Erklärung auf, doch die Oni kannte das Problem nicht. Denn wenn Ronja es laut aussprach … es machte es nur noch realer. Und sie wollte nicht, dass Valda Angst von ihr hatte, auch wenn die große Oni jetzt noch so mutig und voll mit Frieden in sich wirkte. Sie wollte das nicht zerstören, indem sie ihr erzählte, was ihr Problem war. Auch wenn Valdas Worte ihr totes Herz erwärmten … Ronja war nicht laut und vermied es, sich aufzudrängen, aber sie sprach durchaus, wenn sie etwas zu sagen hatte und etwas sagen wollte. Nur … „Ich denke nicht, dass es besser wird, wenn ich es ausspreche. Es … geht um zwei Menschen, der eine hat, mir wehgetan und dem anderen habe ich unabsichtlich wehgetan. Und ich kann nichts gegen das tun, was der erste getan hat und ich kann das, was ich getan habe, nicht ungeschehen machen.“ Im Gegenteil. Wie einfach sie zauberte bestärkte sie nur darin, dass es richtig gewesen war, Nero von sich wegzuschicken. Und auch für ihrer beider Gesundheit und Entwicklung, doch das Wissen machte es nicht einfacherer zu ertragen. Das zweite, persönliche Thema waren Ronja Eltern, als Valda sie zum Konzert trug, als wöge sie nichts. Für die Oni war das vermutlich auch so. „Ich habe meinen Vater nie kennengelernt und so gut wie keine Erinnerungen an meine Mutter. Sie hat mich weggeben, als ich etwa vier Jahre alt war. Ich weiß nicht, wo und ob sie noch lebt, aber mein Vater ist … tot. Untot. Wie ein Zombie.“ Vermutlich konnte Valda damit am ehesten etwas anfangen. Wer oder was genau ihr Vater war, wusste sie nicht, aber als Ronni darüber erzählte, lag zwar Traurigkeit und etwas Sehnsucht in ihrer Stimme, aber keine Wut. Sie hatte einen Ziehvater bekommen, der sie zu der gemacht hatte, die sie heute war und … und auch mit seinem Geist würde sie gerne sprechen. Bisher hatte sie es nur noch nicht gewagt, ihn von den Toten zu erwecken – wenn auch nur kurz.
Während die Onis nun zur Musik abgingen, war Ronja in den hinteren Bereich gefolgen/segelt/stolpert/laufen. Sie wurde bei Gerhard Kainz abgeliefert, einem dunkelhaarigem Mann, der ziemlich nervös aussah. Er hielt ihr den Brief entgegen. Ronja nahm ihn entgegen und übernahm zugleich etwas seiner Angst. Sie war immerhin auch besser geworden, damit umzugehen. Ronja faltete den Brief auf und drehte ihn richtig rum. Es war kein wirklicher Text, sondern eine Sammlung von Buchstaben aus Zeitungen. Die Stirn gerunzelt versuchte sie es zu lesen. Es war ein Liebesbrief – zumindest der Beginn. Die Person dahinter drückte ihre Gefühle aus, auf eine Art, die Ronja warme und kalte Schauder über den Rücken jagte. Ronja konzentrierte sich. Lange konnte der Brief noch nicht hier sein. Was darin stand, war das eine … aber sie schloss die Augen und suchte nach den Gefühlen in den Worten. Der Person, die dahinter steckte. Ronja bekam kein Bild von ihr, zumindest kein normales. Aber sie bekam einen Eindruck ihrer Gefühle, ihres emotionalen Musters. Ronja öffnete die Augen und gab den Brief zurück. „Danke.“ Der Mann begann mit einer Beschreibung der Person und auch wenn Ronja nicht sicher war, ob es wirklich die Person mit der Kugel war oder der Täter, hörte sie zu. „Ich werde zu meinen Helfern gehen und dann werden wir ihn schon finden.“ Ronja lächelte ihm aufmunternd zu und verließ dann den Backstage Bereich. Jetzt brauchte sie Hilfe. Sie könnte die Person zwar finden, aber vermutlich würde sie dabei zerquetscht werden. So machte sie sich auf die Suche nach Ravi und Valda. Es war nicht so schwer, die Onis zu sehen, schwerer, zu ihnen zu kommen. Ronja nützte ihr Größe, um sich durchzuducken, bis sie bei Ravi ankam. Sie stieß die Oni leicht an und kletterte an ihr hoch wie ein Äffchen, darum kämpfend, nicht abgeworfen zu werden. Vorne an der Bühne endete die Musik und die Bühne wurde Dunkel. Die Vorband war vorbei. „Ravi! Valda!“, rief sie zu den Onis. „Wir müssen die Person jetzt finden oder unser Künstler wird sterben. Ich brauche einen von euch, um mich zu tragen, während ich ihn suche.“ Wenn einer sie durch die Menge trug, konnte sie ihn an seinem emotionalen Muster suchen und mit den Onis würden sie die Person aus der Menge fischen können. Hoffentlich nur rechtzeitig in der fünf Minuten Pause, bevor das große Konzert begann.
Zauber:
2x Fly Change of direction Phantom Mirage 2x Call Emotional Healing
Object Feeling TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 45 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber ist der Magier fähig ein Objekt zu berühren und die stärkste Emotion der Person zu spüren, die es zuletzt berührt hat. Dabei ist zu beachten, dass solche Gefühlsabdrücke nach spätestens 10 Minuten verschwinden.
Beherrschung:
Willenskraft Level 6: Auch Gefühlseindrücke die eine halbe Stunde zurückliegen können noch wahrgenommen werden.
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