Ortsname: Asher Halle Art: Raum Spezielles: Osten –2. OG Beschreibung: Ein äußerst merkwürdiger Raum in dem scheinbar Treppen, Türen und Fenster an allen Wänden, Böden und Decken zu finden sind. Eingang und Ausgang sind nicht wirklich offensichtlich und warum steht der Kollege plötzlich an der Wand obwohl ihr gleichzeitig hinein gegangen seid?
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
Yuuki
Anmeldedatum : 18.08.15 Anzahl der Beiträge : 4718
Nachdem Yuuki recht kühl auf die Gins Annäherung reagiert hatte, war die Stimmung tatsächlich für einen kurzen Augenblick geschwankt. Die – wohlgemerkt attraktive – junge Frau fühlte sich wohl vor den Kopf gestoßen, weil sie üblicherweise eine andere Reaktion erhielt und damit wohl auch erwartet hatte. Der junge Mann hingegen fühlte sich nicht sonderlich wohl damit, dass sich ihm eine fremde Frau – erneut in diesem vermaledeiten Tempel – näherte, vor allem noch eine, bei der es sich um die Ex-Partnerin seines alles andere als besten Freundes Lian handelte. Dementsprechend verlief auch das Gespräch in den ersten Momenten eher zäh und auf die Nachfrage des Grynders, ob es sich bei der Beschwörung von Gins Waffe um eine Art Requip handelte, erhielt er keine wirklich zufriedenstellende Antwort. *Hmm.* Es konnte ja tatsächlich so sein, dass sie wenig Ahnung über die Theorie hatte und es dementsprechend nicht besser wusste. Aber das Timing war natürlich ein wenig verdächtig …
Zum Glück hielt diese komische Stimmung nicht wirklich lange an, wobei vielleicht das ganze Gehacke auf die Dornen und Ranken hilfreich war, an denen man seine Laune auslassen konnte. Inmitten des Raumes hatte sich nun der Rotschopf auch endlich mal nützlich gemacht und spähte die nächsten Räume mithilfe seiner Falkenmaske aus. Schnell war ein kurzer Lagebericht erstattet und da die Vampirin auch die ganze schwarze Arbeit bisher geleistet hatte, sollte sie auch entscheiden dürfen, welchen Weg das ungleiche Duo einschlagen würde. Die Würfel waren gefallen: Es würde zunächst in den seltsamen Raum gehen, ehe sie sich zur Lounge begeben konnten, um sich ein wenig auszuruhen. Bei den Worten Gins fühlte sich der Magnetismusmagier tatsächlich ein wenig schuldig, dass er sie die ganze Zeit schuften ließ, während er einfach nur hinterhertrottete. Entsprechend ein wenig beschämt, kratzte er sich mit der Hand am Hinterkopf und nickte ihr zu. „Alles klar, das können wir gerne so machen!“ Wie gerne hätte er all diese Ranken einfach verdorren lassen oder sie so weit in der Zeit zurückgedreht, dass sie aufhörten zu existieren. Doch er wusste nicht, ob er dies tatsächlich auch mit organischen Dingen machen konnte. Bisher war ihm das mit anorganischem Material ganz gut gelungen, doch auch auf Menschen und andere Lebewesen wirkten seine Kräfte nur in einem begrenztem Maße. Gut möglich, dass er sie noch weiterentwickeln musste. Allerdings bestand auch die einfache Möglichkeit, dass seiner Magie gewisse Limitierungen aufgesetzt waren, was die Wirkungsweise auf Lebewesen anging. Schulterzuckend tat der Rotschopf den Gedanken fürs Erste ab und folgte der Schwarzhaarigen mit etwas Abstand, damit er nicht versehentlich beim Rankenhacken von der Axt erwischt wurde. Schließlich war die Arbeit getan und Gin hatte ihnen einen halbwegs begehbaren Weg zu ihrem Ziel gebahnt. Schweißperlen tropften von der bleichen Haut der Vampirin und zeugten von dem Kraftakt, dank welchem sie sich nun hier befanden. „Tut mir Leid, dass du die ganze Arbeit verrichten musstest! Sobald sich eine Möglichkeit ergibt, werde ich mich revanchieren.“, sprach er mit einem teils entschuldigenden, teils schuldigem Lächeln. „Wenn du magst, können wir aber noch umdrehen uns uns zur Lounge begeben.“ Mit seinem Daumen zeigte der junge Mann hinter sich, doch witzelte er mehr als sonst etwas. Yuuki glaubte kaum, dass Gin weder Kraft noch Lust hatte, sich nochmal zu einem anderen Raum durchzukämpfen. Sie waren jetzt soweit gekommen, jetzt mussten sie diesen Weg nehmen. Dementsprechend nickte der Rotschopf als Bestätigung und folgte der jungen Frau ins Unbekannte…
Wie bereits zuvor angemerkt, war der Raum wirklich seltsam: An den Wänden gab es Türen, an den Decken Treppen und auf dem Boden Fenster. Rubinrote Seelenspiegel schauten sich aufmerksam in dem Raum um, auf der Suche nach Gefahren, denn von diesen gab es in diesem Tempel wirklich zuhauf. Die Vampirin war sicherlich nicht körperlich in der besten Verfassung für eine Konfrontation, nicht nach ihrer vorherigen Gartenarbeit, sodass es an ihm fürs Erste lag, für ihre Sicherheit zu sorgen. Glücklicherweise erblickte er jedoch nichts, was ihn zur Sorge veranlasste, weshalb er sich wieder mit einem Lächeln seiner heutigen Mitstreiterin zuwenden wollte. „Bis auf den Elefant im Raum, scheint es hier nichts Seltsames zu geben.“, kommentierte er die Situation und spielte damit auf die offensichtliche seltsame Beschaffung des Raumes an. Doch die junge Frau befand sich nicht mehr vor ihm. „Gin?“, fragte er nun und begann sich hektisch umzuschauen. Und tatsächlich, die Vampirin befand sich nicht weit von ihm … schräg an der Wand. Spielte ihnen die Gravitation hier einen Streich? Ihre Haare waren nämlich ganz normal und fielen nicht in Richtung des Bodens ab, was man bei einem Wandlauf wohl hätte vermuten können. Also entweder benutzte sie Tonnen Haarspray, oder aber es handelte sich um eine Eigenart des Raumes. „Geht es dir gut?“ Am Besten sollten sie wohl versuchen, aus dieser komischen Halle zu entkommen. Aber leichter gesagt, als getan, was?
Nachdem Gin sich wild hackend durch Gestrüpp und Geränk geschlagen hatte, hatte sie endlich die Asher Hall erreicht. Schwer schnaufend lehnte sie sich in den Türrahmen, wischte mit dem Ärmel der Lederjacke, die sie trug, über die Klingenpartie ihrer getreuen Mordaxt, die heute eher als Gartengerät hatte herhalten müssen, und entfernte Zweige und klebrige Reste von Pflanzensaft von der Schneide. Danke dir…, murmelte sie zu ihrer Waffe (beziehungsweise dem Dämonen, der darin schlummerte) und ließ die olle Josy dann mit einer wirbelnden Bewegung in Rauch aufgehen, der ihr den linken Jackenärmel hinaufkroch und dort verschwand. Während Yuuki ihr folgte und sich mit seinem Spruch, man könne ja umdrehen, sich wohl wahnsinnig witzig vorkam, fischte die Vampirin in ihrer Umhängetasche nach einer kleinen Plastikflasche, die sie an die fahlen Lippen setzte und aus ihnen ein paar Schluck kaltes, erfrischendes Wasser trank. Angestrengt fuhr sie sich mit der Rückhand über die Stirn, die von der ganzen Knochenarbeit schon mit Schweißperlen betupft war. Ich bin mir sicher… da findet sich eine Gelegenheit…, ließ sie den Rotschopf wissen, während sie langsam wieder zu Atem kam. Der Scherz des Rotschopfes wurde mit einem milden Lächeln quittiert. Dann gehst du aber dieses Mal vor., bestand Gin, während sie sich langsam vom Türrahmen löste und, Yuuki voran, in den Raum vor sich eintrat. Als sie einen Schritt über die Schwelle setzte, hatte die Vampirin den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, der Magen drehe sich ihr um - wie ein Schlag in die Magengrube, der jedoch nach einem Herzschlag - oder in Gins Fall: einem Augenblinzeln - wirkungslos verblasste. Sie fand sich auf festem Boden wieder, meinte Gin zumindest, während ein Blick zur Seite, wo sie Yuuki vermutete, nur eine leere Wand offenbarte. Den Rotschopf konnte Gin an der Decke hängend wiederfinden. Lustig, dabei war doch eigentlich Gin die Vampirin und damit mit den Fledermäusen, die so schliefen, verwandt. Die Füße des Crimson Sphynx Magiers klebten fest an der Decke, die jedoch von einem roten Teppich bedeckt wurde, wie ein Boden. Noch seltsamer war, dass ein Loch in der Decke oder dem Boden neben Yuuki ein Fenster aus trübem Milchglas aufwies. Gin selbst sah sich ein wenig genauer um. Die Türe, durch sie gekommen war, war nicht mehr auszumachen. Stattdessen begann neben der bleichen Vampirin eine gusseiserne Treppe mit verziertem Geländer, die an einer der anderen Wände des Raumes endete. Oder vielleicht der Decke? Oder dem Boden? Es war Gin ein wenig zu mysteriös und sie verstand die Architektur des Raumes nicht so wirklich. Vorsichtig, als fürchtete sie, den Halt unter den Füßen zu verlieren, wenn sie nur einen Schritt tat, hob sie einen Fuß. Nichts geschah. Mir geht es gut, bin nur ein wenig verwirrt., gestand sie dem Rotschopf. Dann tat sie ihren Schritt zu Ende und machte den nächsten. Langsam lief sie an einem Kronleuchter vorbei, das zu ihren Füßen in den Raum hineinwuchs wie eine Pflanze aus Gold und Kristall, bis sie die Treppe erreicht hatte. Ich versuche, zu dir zu kommen., ließ sie Yuuki wissen, und machte sich, die Hände fest an den eisernen Treppengeländern festgeklammert, daran, die Stufen zu erklimmen. Wohin sie die Vampirin wohl führen würden?
Als Yuuki so an der Wand hing, dachte er sich bitter, warum sie nicht einfach den leichten Weg gewählt hatten und in die Lounge gegangen waren. Hier hätten sie in aller Ruhe ein Päuschen einlegen können, insbesondere Gin, die sich ja im Vergleich zu ihm körperlich verausgabt hatte und sich definitiv eine Pause verdient hatte. Aber nein, sie hatten sich dafür entschieden, in den komisch wirkenden Raum zu gehen. Ganz großes Kino. Der junge Mann schaute sich um und kratzte sich am Hinterkopf, während sein Verstand ratterte und versuchte, einen Weg aus dieser vertrackten Lage zu finden. Aus irgendeinem Grund spielte die Schwerkraft in der Halle hier keine Rolle, also musste es etwas Magisches sein. So weit, so gut. Es jedoch zu wissen, half ihnen nicht wirklich dabei, diesen Zauber zu brechen, also mussten sie wohl oder übel nach einer anderen Lösung und Weg suchen, wie sie hier wieder rauskamen. *Wer nicht versucht, verliert.*, dachte sich der Grynder und öffnete ein Fenster, welches sich am Boden (!) unter ihm befand. Als er durch dieses hindurch blickte, sah er die Vampirin dieses Mal an der Wand ... *Was zum Teufel?!* Frustriert schloss er erneut das Fenster, denn so würden sie hier nicht weiter kommen. „Alles klar, versuch dein Glück.“, sprach er zur schwarzhaarigen Frau und wartete darauf, wie sie sich schlagen würde. Möglicherweise fand sie ja einen ganz anderen Weg, wie sie es hier rausschaften? Einen Weg, auf den er selbst noch nicht gekommen war, auch wenn ihm gerade die Fantasie fehlte, was sie jetzt noch machen konnten.
Während also die untote Magierin versuchte, zu ihm zu kommen, galt es etwas Zeit tot zu schlagen. Passend also, dass der Grynder diese kleine Verschnaufpause an der Wand dafür nutzte, nochmals seine Gedanken zu ordnen. Dass er sich gerne unterhalten wollte, stand fest, die Frage war nur, über was? Ihren Tod? Negativ. Das war ihm bereits zuvor unangenehm gewesen und die Reaktion von Gin hatte ganz deutlich gemacht, dass sie auch nicht wirklich darüber sprechen wollte. Yuuki konnte das mehr als nachvollziehen, immerhin sprach er auch nicht mit jedem x-beliebigen über seine Familie oder die Umstände um Iris. Ihre Magie also? Nein, auch hier war die junge Frau nicht sonderlich gesprächig gewesen. Hmm, das Thema, bei welchem sie am meisten Gesprächsbereitschaft gezeigt hatte, war tatsächlich jene Person, die dem Grynder unendlich zuwider war: Lian. Ihr Ex. So ungerne der junge Mann an den anderen dachte und mit ihm zu tun haben wollte, galt es das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Zum ersten Mal hatte er jemanden getroffen, der den Dieb kannte. Würde er jemals wieder eine so gute Chance bekommen, mehr über den Langfinger zu erfahren? Sicher nicht. Insofern räusperte sich der Rotschopf, ehe er seine Stimme erhob und schließlich nochmal ein Gespräch begann. „Woher kennst du Lian eigentlich?“, begann er die Unterhaltung mit einer harmlosen Frage und beobachtete Gin bei ihren Versuchen, zu ihm zu gelangen. Aber nicht nur das, er war auch an ihrer Reaktion auf seine Frage interessiert. „Wie kommt es, dass ihr euch getrennt habt?“ Ui, das war eine sehr direkte Frage, aber der Grynder wollte auf etwas hinaus. „Wenn ich an deinen Gruß denke, den ich auf die eine oder andere Weise ausrichten werde, so frage ich mich, warum ihr nicht zusammen seid?“ Das musste doch etwas bedeuten, oder etwa nicht? Interessanterweise stand Yuuki manchmal für so eine scharfsinnige Person auf dem Schlauch, was solche Themen anging. Er ging noch nicht mal davon aus, dass die Vampirin eventuell mit ihm hatte flirten wollen, da sie ihn interessant fand, aus dem Konzept bringen wollte oder warum auch immer. Der junge Mann war davon überzeugt, dass dieser Gruß wirklich an Lian gehen sollte. Mal sehen was Gin dazu sagen würde!
Langsam und behutsam nahm Gin eine Stufe nach der anderen, hielt sich mit beiden Händen an dem gusseisernen Treppengeländer fest. Ihr Blick war nach oben, gen Decke und Yuuki, gerichtet, der das Ziel ihrer kurzen Reise sein sollte. Doch schon nach wenigen Augenblicken, und ohne dass Gin irgendetwas gemacht hätte, führte die Treppe plötzlich nicht mehr nach oben, stattdessen stieg die Vampirin nun Stufen hinab. In der Hoffnung, ihre Sinne würden ihr nur einen Streich spielen oder es handele sich um eine optische Täuschung, ging die Schwarzhaarige dennoch weiter. Als sie am Ende der Treppe angelangen war, blickte sie sich um. Anstatt auf derselben Ebene wie der Crimson Sphynx Rotschopf anzukommen war Gin nun Seitlich von ihm gelandet, als stünde er an einer Wand und sie auf dem Boden. Oder er an der Decke und sie an der Wand? Es war verwirrend. Das war wohl nichts…, murmelte die Vampirin vor sich hin. Eine kurzen Moment grübelte die bleiche Dame darüber nach, die Olle Josy erneut heraufzubeschwören und zu versuchen, die Magie hier im Raum aufzulösen, doch dafür bräuchte sie irgendetwas, was sie mit der Stangenwaffe auch angreifen konnte. Verwunschene Räume und abstrakte Konzepte ließen sich leider auch mit einer magischen Axt nicht spalten. Einige Meter neben Gin auf dem Boden(?) war eine Türe. Wie eine Falltüre sah sie nicht aus, sondern eigentlich wie eine reguläre Türe zwischen zwei Räumen - nur dass sie mitten im Boden steckte. Mit einigen hastigen Schritten war die Vampirin an die Tür herangetreten, ging in die Hocke und zog sie auf. Dahinter sah sie in denselben Raum hinein, konnte Yuuki und sogar sich selbst sehen. Gin versuchte abzuschätzen, wo die Türe sein musste, blickte dorthin und konnte aber in der Ecke des Raumes weder eine offene Tür noch ein Fenster oder dergleichen sehen. Ich versuche es einfach weiter. rief sie zu Yuuki neben sich, dann ließ sie sich durch die Luke fallen. Auf der anderen Seite kletterte sie aus der Türe heraus, richtete sich auf und war wieder an einer ganz anderen Stelle. Es war wie verflucht.
Das war so der Zeitpunkt, an dem Gin es aufgab, über die Funktionsweise des Raumes nachzudenken und einfach blindwegs begann, Treppen, Fenster und Türen durchprobieren. Irgendwann musste sie ja bei Yuuki ankommen, wenn auch nur durch Zufall. Glücklicherweise war der Rotschopf ein wenig auf Plaudern aus, so konnten die beiden die Zeit totschlagen. Lian war auch ein interessantes Thema! Wir haben uns in Aloe Town kennen gelernt. Spitzbübisch grinste Gin in sich hinein. Wenn sie hier schon einen Bekannten von Lian hatte, dann konnte sie diesem auch ein paar ordentliche Flausen in den Kopf setzen. Gin liebte es, die Wahrheit derart zu verbiegen, dass sie sich nach etwas anderem anhörte, doch trotzdem noch wahr war. Auch im Gespräch über ihren Exfreund konnte die Vampirin da ein wenig Spielen. Das würde Lian sicher gutheißen. Selbst wenn Gin sich selbst in ein schlechtes Licht rücken würde, das war ihr egal. Yuuki würde sie vermutlich nie wieder sehen, was er von ihr hielt war Gin gleich. Doch Lian musste sich sicher tagein tagaus mit dem Grynder auseinandersetzen, da war es ja geradezu Gins Aufgabe, das Bild, das der Rotschopf von Lian hatte, aus den Fugen zu heben. Wie Lian sich wohl derzeit gab? Auf ihrer letzten gemeinsamen Mission war er leidenschaftlich, fürsorglich und offen gewesen, so wie Gin es von ihm kannte und wie sie es an ihm liebte. Also war es wohl das lustigste, Yuuki einen anderen Einblick von Lian zu verschaffen. Wir waren zusammen in einer Gang. Ab und zu haben wir ein paar Läden hochgenommen oder ein paar Reiche mit Lügen und Betrug um ihre fetten Geldbeutel gebracht. Es war eine harte Zeit, vieles davon bereue ich. Bin mir nicht sicher, ob es Lian da ähnlich geht. Dann wollte Yuuki auch noch wissen, warum die beiden auseinander gegangen waren. Da ging ja jemand direkt ans Eingemachte. Gin stieg durch ein Doppelfenster und war Yuuki kein Stück näher gekommen, dennoch plauderte sie fröhlich weiter. Für mich ist es in Aloe zu heiß geworden. Musste fliehen., meinte die Vampirin und kratzte sich ein wenig verlegen an der Wange. Zum Glück hat der Mann, für den ich jetzt arbeite, mich gefunden und aufgenommen. Er hat mich echt aus diesem Sündenpfuhl der Kleinkriminalität gezogen. “Kleinkriminell” war Gin nun definitiv nicht mehr. Seitdem habe ich ihn nur einmal gesehen. Du weißt nicht zufällig…. Einer wie Lian ist mittlerweile sicher wieder in festen Händen, oder? Die Frage war nur zur Hälfte als Spaß gemeint um Lian wie einen Weiberheld darzustellen. Die andere Hälfte war durchaus ernst gemeint. Als die beiden sich vor kurzer Zeit in Miln getroffen hatten war sehr deutlich geworden, dass von beiden Seiten noch “irgendwas” da war. Aber es war kompliziert. Kompliziert war auch der blöde Raum. Gin ging eine Treppe hinauf, die an einer Tür endete, die zwar ins Nichts zu führen schien, jedoch dann an einer der Wände oder der Decke oder dem Boden endete. Und bisher hatte die Vampirin es auch nicht wirklich geschafft, dem Rotschopf ein wenig näher zu kommen. Glücklicherweise war es recht ruhig, sodass Gin und Yuuki beim Tratsch nicht allzu laut rufen mussten. Hat er mal was über mich erzählt? Wird er bestimmt nicht gemacht haben. Das würde Yuuki sicher ein wenig unangenehm sein Gin so “enttäuschen” zu müssen. Hach, den Rotschopf zu necken machte Spaß.
Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass Gin und er noch eine Weile in diesem Raum verbringen würden. Die Zeit hier streckte sie so sehr, dass er das Gefühl hatte, hier schon gut drei Monate festzustecken, auch wenn es wohl nicht mehr als ein paar Minuten gewesen sein konnten. Yuuki beobachtete die Vampirin bei ihrem Versuch, ihn zu erreichen – was jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. Sie befand sich an der seitlichen Wand und bückte sich, um sich durch eine Luke fallen zu lassen. Statt jedoch bei ihm anzukommen, tauchte sie plötzlich auf der gegenüberliegenden Wand auf, was ein Seufzen beim Rotschopf hervorrief. Dieser Raum war wirklich verflucht und er hatte keine Ahnung, was sie tun mussten, um zu entkommen. Der Grynder kratzte sich den Hinterkopf und schaute nun zur anderen Seite, um Gin wieder zu fixieren. „Gut, ich warte hier, damit wir uns nicht doch verpassen.“ Es wäre eine Ironie des Schicksals gewesen, wenn er die nächste Tür oder das nächste Fenster betreten hätte und an der nächsten Wand gelandet wäre, nur um dann zu erkennen, dass die folgende Tür der jungen Frau sie genau dorthin führte, wo er die ganze Zeit über gewartet hatte. Oh nein, diesen Gefallen würde er weder dem Raum noch dem Schicksal tun, sicher nicht!
So kam es also dazu, dass die beiden Magier die Zeit nutzten, um ein wenig Smalltalk zu halten. Gin tat nach wie vor ihr Bestes, um diverse neu auftauchende Fenster und Türen zu betreten, doch wirklich näher kam sie dem Rotschopf nicht. Zumindest wurde ihnen mit dem Gespräch nicht langweilig und es war doch interessant, das eine oder andere über den jeweils anderen zu erfahren. Yuuki war sowieso von Natur aus eine äußerst neugierige Person und auch wenn Lian alles andere als sein Lieblingsthema darstellte, so hatte sich ihm hier eine Gelegenheit wie keine zweite aufgetan, mehr über diesen schmierigen kleinen Langfinger zu erfahren. *Die Beiden haben sich also in Aloe Town kennengelernt. Gut zu wissen.* Gedanklich machte der Grynder einen Haken an diese Information. Natürlich hatte die Vampirin keine Ahnung zur Geschichte von Lian und Yuuki und die Abneigung, die zwischen ihnen herrschte. Aufgrund ihrer gegensätzlichen Charaktere war es nicht weiter verwunderlich, wie viel Verachtung die Beiden für den jeweils anderen empfanden. Insofern überraschte es den Rotschopf nicht wirklich, welche Informationen die Schwarzhaarige über ihren Ex preisgab. Dass Yuuki Lian nicht als leidenschaftlich, fürsorglich und offen kennen gelernt hatte, sondern genau so, wie sie ihn jetzt beschrieb, war natürlich die Ironie des Ganzen. Gin setzte ihm hier keine Flausen in den Kopf, sondern bestärkte das Gefühl, welches er gegenüber dem braunhaarigen Wuschelkopf empfand: Nämlich dass es sich bei ihm um einen egoistischen und niederen Dieb handelte. Ihrer Aussage zufolge bereute sie es zumindest, dass sie damals in einer Diebesgang gewesen war und Verbrechen begangen hatte. *Das ist sicher mehr, als man über Lian sagen kann.*, dachte der Wüstenmagier, beim Gedanken an den Falls und wie er Passanten und auch ihn in Crocus Town beklaut hatte. Laut sprach der junge Mann jedoch etwas Anderes aus. „Ich bin mir sicher, andernfalls wäre er nicht bei Crimson Sphynx.“ Grr, wie sehr er den Dieb dafür verabscheute, in seiner Gilde zu sein. Da er den Ruf dieser jedoch nicht in den Schmutz ziehen wollte, würde es sehr schwer werden, ihm eine negative Reaktion bezüglich Lian herauszulocken.
Der Grynder empfand einen Anflug von Respekt für die Vampirin, als sie weiter über ihre Vergangenheit erzählte und recht offen über ihre vergangenen Fehler reflektierte. Wie konnte nur so jemand mit Lian zusammen gewesen sein? Wahrscheinlich waren es die Zeiten als auch das Süßholzgeraspel des Falls gewesen. In Crocus Town hatte er sich ja auch nur allzu herzlich um eine junge Frau namens Grishira gekümmert. Ja, wenn er ehrlich war, hatte er sogar ihn hinters Licht geführt. Also konnte sich Yuuki gut und gerne ausmalen, dass auch Gin ihm auf den Leim gegangen war. „Du kannst von Glück sagen, dass dich dein Auftraggeber aus deinem alten Leben rausgezogen hat.“, teilte er der jungen Frau lächelnd und bekräftigend nickend mit. Oh weh, der Rotschopf hatte ja keine Ahnung, wie es wirklich um die Umstände des Auftraggebers und Gin stand und was er ihr angetan hatte. Dass sie getötet worden war und als Untote ewig in dessen Dienst eintreten musste. Da er aber nun mal keine Gedanken lesen konnte, war seine Reaktion nicht weiter verwunderlich. Sicher wäre diese anders ausgefallen, hätte er gewusst, dass es sich bei besagtem Auftraggeber um einen mächtigen Schwarzmagier handelte. Schließlich erkundigte sich die junge Frau nach dem Beziehungsstandes des Diebes. Empfand sie etwa noch etwas für ihn und machte sich Hoffnungen? Yuuki schaute sie aus rubinroten Seelenspiegeln heraus mitleidig an. Das hatte die junge Frau nun wirklich nicht verdient. „Ob er in festen Händen ist, kann ich nicht sagen.“, antwortete er schulterzuckend, ehe er sich wieder die Situation mit Grishira vor Augen führte. Das war doch sicherlich nicht die einzige Frau, die er so bezirzt hatte. „Auf mich machte er eher den Eindruck, seine Freiheit zu genießen und mal hier und da zu sein.“ Der Grynder wollte sicherlich nicht lästern oder einen falschen Eindruck bei der Vampirin über Lian erwecken. Seine Aussage bezog sich genau auf die Situation, die sich abgespielt und den Eindruck, den der Falls abgegeben hatte. Mehr nicht.
Ob Lian Gin mal erwähnt hatte? Oh, wenn die Gute nur wüsste, wie das Gespräch zwischen dem Rotschopf und dem Dieb abgelaufen war. Da wäre sicherlich eine Erzählung über eine ehemalige Geliebte das Letzte gewesen, was zur Sprache gekommen wäre. „Über dich hat er leider kein Wort verloren. Allerdings …“ Hmm, vielleicht sollte er ja einfach mal ins Blaue fragen? Möglicherweise gelang ihm ja ein Schuss ins Blaue und er konnte mehr über die Vergangenheit des Diebes in Erfahrung bringen. „… kennst du eine Frau namens Juno? Rosa Haare, Hörner, Schweif, etwa so groß…“ Bei diesen Worten zeigte der Rotschopf neben sich, um eine entsprechende Größe der Halbdämonin im Vergleich zu ihm darzustellen. „Sie sind so etwas wie … Kindheitsfreunde, aber er schien doch recht erschrocken, als er sie zu Gesicht bekam. Um nicht zu sagen, verängstigt. Weißt du vielleicht, was zwischen den Beiden vorgefallen ist?“ Der Grynder schaute die Du Bellay mit einer Mischung aus Neugier und Hoffnung an. Vielleicht konnte sie ja seinen Wissensdurst stillen? Just in diesem Augenblick tauchte in der Wand neben ihm ein neues Fenster aus. *Hmm, probieren schadet ja nicht.*, dachte sich der junge Mann und machte sich daran, es zu öffnen. Hineinschauen sollte ja kein Problem sein, denn er war nach wie vor der Ansicht, dass er stationär bleiben sollte. Als er jedoch das Fenster öffnete, stand Gin ein Stück weiter entfernt vor ihm. Beim Anblick der sich nahe befindlichen jungen Frau bekam Yuuki große Augen. „Hey Gin, hierher! Hier bin ich!“ Energisch winkte er durch das Fenster zur Vampirin. Hoffentlich war das kein neuer Trick des Raumes und sie hatten den Fluch – oder was auch immer sich hier abspielte – endlich gebrochen.
Während Gin Tür um Tür durchprobierte und trotzdem irgendwie ziemlich erfolglos darin war, zu Yuuki (oder zumindest in den nächsten Raum) zu finden, quatschten die beiden weiter. Der Rotschopf war mal links, mal rechts, mal über und mal vor Gin, so musste sie nach jeder Türe, jedem Portal, jedem Fenster und jeder Treppe irgendwie den Kopf drehen und die Position des Crimson Sphynx Magiers erneut ausmachen. Grummelnd steigerte die Vampirin sich langsam in einen kleinen Frust hinein, das hier ging ihr wirklich auf die Nerven. Das Anwesen ihres Herrens war ähnlich aufgebaut wie dieser Raum hier, überall geheime Treppen, Tore und Portale, doch die brachten einen immerhin von Zimmer zu Zimmer und warfen einen nicht scheinbar wahllos im selben Raum hin und her. Gin wäre vermutlich schon längst durchgedreht, hätte sie nicht Yuuki als Gesprächspartner. Ihr seid also “die Guten”? Ein Ort, wo man sich bessert? Crimson Sphynx. Den Namen der Wüstengilde hatte Gin schon einige Male gehört, schließlich gehörten die Magier in Aloe Town zum täglichen Bild, doch sonderlich viel konnte die Untote sich nicht unter der Gilde vorstellen. Waren sie eine bunt durchgemischte Chaotenbande, ähnlich wie Fairy Tail? Oder hatten sie auch ein “Thema”, wie zum Beispiel Satyrs Cornucopia, das hauptsächlich Künstler und Handwerker beherbergte, oder eben der Verbrecher- und Sündenpfuhl Royal Crusade. Was macht denn Crimson Sphynx als Gilde aus?, wollte Gin also ehrlich interessiert wissen. Es war spannend zu erfahren, an welchem Ort Lian denn nun letzten Endes gelandet war.
Als Yuuki meinte, Gin solle froh sein, nicht mehr ihr altes Leben zu haben, musste sie kurz auflachen. Wie sehr der Rotschopf daneben lag konnte er nicht wissen, doch immerhin hatte Gin nun Gewissheit, dass der Grynder die Informationen, die die Schwarzhaarige ihm im Laufe des Gespräches eingeflößt hatte, auf genau die richtige Art falsch verstanden hatte - wie Gin das gewollt hatte. Es ist auf jeden Fall etwas anderes, als sich von der Hand im Mund durch trockene Tage und bitterkalte Nächte zu kämpfen. So sehr Gin ihre jetztige “Position” auch verachtete, ihr ging es, rein materiell gesehen, auf jeden Fall besser als in Aloe Town. Sie konnte Orwynn vorwerfen, was sie wollte, doch er kümmerte sich gut um seine Dienerin. Gin setzte sich seitlich auf ein Geländer und rutschte daran herunter, kam jedoch irgendwie an der Decke des Raumes an. Einen kurzen Moment überlegte sie sich, wie es wohl war, genau in der Mitte der Halle zu sein. Würde einen die - offensichtlich künstliche - Schwerkraft da in alle sechs Richtungen zugleich ziehen und auseinander reißen? Das konnte sie nicht ausschließen, daher ließ sie den Gedanken, einfach mal von einer der Treppen ins Nichts herunter zu springen, fallen. Schulterzuckend nahm sie auch wahr, dass Yuuki weder Updates zu Lians Beziehungsstatus hatte noch dass er sie mal erwähnt hatte. Interessanter war jedoch die Frage nach einer Frau namens Juno. Ihre Beschreibung hörte sich recht seltsam an (Hörner und Schweif? War das eine Kuh?), daher konnte Gin sicher ausschließen, dass sie diese Juno schon einmal gesehen hatte. Dennoch war eine gewisse Neugier in der Vampirin geweckt. Leider muss ich da passen…, ließ sie Yuuki wissen. Wer auf der Straße lebt hat entweder keine Familie oder er rennt von ihr davon. Hmm, da gab Gin auch ein klein wenig von sich preis, aber das war egal. Yuuki war ein angenehmer Zeitgenosse, da war das gegenseitige Kennenlernen nichts, was es zu vermeiden gab. Auf jeden Fall haben wir beide nicht viel über unsere Kindheit geredet, damals. Untertreibung des Jahres. Gin war gerade auf dem Weg zu einer weiteren Türe, als sie Yuuki neben sich in einem Fenster sah. Der Rotschopf rief nach ihr und winkte sie her. Endlich…, seufze die Schwarzhaarige aus und öffnete das Fenster. Sie hatte mittlerweile gefühlt alle Möglichkeiten des Raumes, sich fortzubewegen, drei, vier Mal durchprobiert, da war es auch an der Zeit, alleine durch schieren Zufall, endlichen den richtigen Weg zu finden. Bleib ja, wo du bist., rief sie Yuuki erleichtert zu,stieg durch den Fensterrahmen, hatte ein letztes Mal mit der drehenden Schwerkraft zu kämpfen und richtete sich dann neben Yuuki auf. Wer auch immer das hier gebaut hat, er lacht uns sicher gerade aus dem Himmel aus aus., meinte sie, klopfte sich kurz gegen die Oberschenkel und nickte dem Rotschopf dann zu. Jetzt nur noch einen Ausgang finden, oder? Willst du Händchen halten, dass wir uns nicht verlieren?, bot sie dem Grynder verspielt an und machte sich dann mit ihm zusammen auf die Suche nach einem Ausgang aus der Asher Halle. Das war ja wohl nun das kleinste Problem. Suchst du hier eigentlich etwas bestimmtes, Yuuki?, fragte Gin, als sie endlich einen Durchgang in einen anderen Raum fand. Licht, am Ende des Tunnels.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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