Ortsname: Bäckerei "Mit Laib und Seele" Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Ein kleiner Bäcker im Zentrum Aloe Towns, nicht weit entfernt vom Gildenhaus von Crimson Sphynx. Der schnuckelige Laden befindet sich seit vielen Generationen im Familienbesitz und kann mit seinem einfachen, aber frisch zubereiteten Backwerk zu guten Preisen vor allem bei der Mittel- und Unterschicht punkten. Die Bäckerei sieht von außen nicht besonders aus, gilt aber gerade deshalb als Geheimtipp und ist nicht von Touristen überlaufen. Die Anwohnerinnen und Anwohner wissen die Bäckerei sehr zu schätzen, die jeden neuen Kunden freundlich empfängt und allerlei Kleinigkeiten für einen angenehmen Aufenthalt anbietet. Change Log: ---
Schon von Weitem kroch der altbekannte Duft von frischem Backwerk in Lians Nase und zauberte ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen, obwohl er früher schon fast zu den Stammgästen dieses kleinen, beschaulichen Bäckers gezählt hatte. Er war gerne hier gewesen, zusammen mit… das Lächeln ebbte ab und verschwand, als der Falls von einigen Erinnerungen eingeholt wurde, die er normalerweise erfolgreich verdrängt hatte. Er war sich sicher gewesen, dass genug Zeit vergangen war, er mittlerweile auch diesem Ort nicht weiter ausweichen musste. In diesem Moment fühlte es sich aber so an, als würde eine Wunde, die gerade dabei gewesen war, sich zu schließen, mit jedem Schritt neu aufgerissen werden. Lian rief sich gedanklich zur Vernunft, gerade war nun wirklich nicht die Zeit, um irgendwelchen alten Kamellen nachzuhängen. Charon war anwesend und das letzte, was er wollte, war dem hellhaarigen Kollegen sein Herz ausschütten. „Warst du schon einmal hier?“, fragte der Braunhaarige nach, vor allen Dingen, um sich selbst von irgendwelchen trüben Gedanken abzulenken. Die hellgrünen Seelenspiegel sahen prüfend zum Dargin – er sah nicht unbedingt so aus, als würde er seine Freizeit gerne in unscheinbaren Bäckereien verbringen, die vor allen Dingen von der Mittel- und Unterschicht besucht wurden. „Wenn nicht, dann solltest du das Angebot auf jeden Fall ausprobieren. Du wirst es nicht bereuen“, stellte Lian in Aussicht und man konnte von seinem Gesicht ehrliche Vorfreude ablesen. Das Innere der Bäckerei empfing die beiden Magier mit einer angenehmen Kühle – mitten in der Wüste eine Wohltat. Menschen saßen vereinzelt an den Plätzen zur rechten und linken Seite des Raumes und unterhielten sich angeregt, insgesamt war es aber nicht übermäßig laut oder überfüllt. Nicht nur der Geruch von frischen Brötchen und Fladenbroten stieg einem in die Nase, wenn man den Laden betrat, sondern auch würzige Düfte, die auf Paprika, Zwiebeln oder Feta hindeuteten. Auch Suppen gab es im Angebot, auf die Lian im Moment aber nicht aus war. „Lian! Mensch, dich hat man hier ja lange nicht mehr gesehen!“ Der 19-Jährige sah hinüber zum Bestelltresen, dort stand eine ältere Dame mit schwarzem Haar und dunkler Haut, deren Kleidung deutliche Spuren von Mehl, Öl und anderen Zutaten aufwies. Hier wurde eben noch frisch zubereitet! Die Frau, deren Haar hochgesteckt war, lächelte den Neuankömmlingen freundlich entgegen und offenbarte deutliche Grübchen in ihrem Gesicht. Das hier war ein kleiner Bäcker und natürlich kannte man die Leute, die hier regelmäßig aßen. Es überraschte den Falls nicht, dass man sich an sein Gesicht erinnerte. „Hallo, Iris“, grüßte der Illusionsmagier mit einem zaghaften Lächeln zurück und nickte der Dame zu. „Und heute mit einer ganz neuen Begleitung!“, sprach Iris unbekümmert weiter und sah neugierig zum Dargin. Lian nickte erneut. Er hoffte, die Schwarzhaarige beließ es dabei und ging nicht noch weiter darauf ein… „Wie immer?“, fragte sie und erneut nickte der Braunhaarige. Sofort holte Iris ein Fladenbrot mit Fetakäse und Spinat, das sie natürlich nochmal neu erwärmte, bevor sie es dem Kunden überreichte. „Immer noch keinen Hunger?“, fragte Lian neugierig an Charon gerichtet und grinste. Diese ganzen Düfte und der Blick auf diese herrlich hergerichteten Mahlzeiten konnten doch nicht einfach spurlos an ihm vorbeigehen!
Es ging also zum Bäcker... Das war eigentlich immer eine vernünftige Wahl. Charon hatte bisher zwar nicht den Eindruck, dass Lian jemals mit „Laib und Seele“ bei etwas war, das er machte, aber das änderte nichts daran, dass der Laden, zu dem sie gingen, adäquat aussah. Nicht großartig, aber auch nicht schlecht. Perfekt durchschnittlich. „Nein, ich habe noch nie etwas in dieser Bäckerei gekauft“, antwortete der Dargin mit einem Kopfschütteln auf die Frage des Falls. „Und wenn kein Wunder passiert, wird das wohl auch so bleiben.“ Warum sollte er Geld für das Brot einer absolut durchschnittlichen Bäckerei ausgeben? Wenn die Preise extrem niedrig waren konnte man es sich überlegen, aber sonst bevorzugte Charon eher namhafte Läden. Auf deren Sortiment konnte man sich deutlich besser verlassen als auf das eines Geschäftes, von dem der Dargin sein Leben lang noch nicht gehört hatte.
„Ich nehme an, du warst schon öfter hier?“, fragte der Dargin beiläufig und eher rhetorisch, schließlich zeigte die Verkäuferin ziemlich deutlich, dass sie Lian recht gut kannte. Sein Fokus lag aber eher auf dem Essen, das hier zu finden war. Nicht so viel Süßgebäck wie erwartet, hier wurde wohl eher deftiges Essen angeboten, viel davon eher exotisch. Es erinnerte Charon ein wenig daran, wie er in Süd-Fiore unterwegs gewesen war – ein Teil des Königreiches, in dem viele traditionelle Rezepte unter den Einwohnern geteilt wurden, die man im Rest des Landes kaum noch kannte. Ein schmales Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Die Auswahl erinnert mich ein wenig an das Essen in Maldina“, meinte er mit einem sanften Nicken, verschränkte aber die Arme vor der Brust. „Aber wie gesagt, ich bin nicht hungrig. Ich habe bereits gegessen...“ Grrroooowwwr. Überrascht blinzelte das Weißhaar, und eine leichte Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab. Was für ein unpassender Zeitpunkt für ein Magenknurren... Kurz warf er einen Blick hinüber zu Lian, ehe er sich wieder fasste und sich peinlich berührt durch die Haare fuhr. „Ah, Moment... richtig, das war gestern. Ich habe gestern gegessen“, meinte er und wich dem Blick des jüngeren Magiers aus. Er war wohl etwas hungriger, als er sich zugestehen wollte... Ohne große Wahl seufzte Charon. „In Ordnung, warum nicht? Ich probiere gerne mal einen Bissen. Was kannst du denn so empfehlen?“
Lians Vorliebe für Schafskäse deckte sich tatsächlich ganz gut mit der südlichen Küche, aber der Dargin entschied sich doch für etwas Anderes. Vegetarisch war einfach nicht unbedingt sein Stil, stattdessen wählte er ein rustikal überbackenes Sauerteigbrot mit Lammfleisch und Tomatenscheiben. Sehr ländlich, sehr deftig, sehr schmackhaft. Zufrieden mit seinem Kauf sah er der Verkäuferin dabei zu, wie sie das Brot in Papier einpackte, und nickte ihr kurz zu, ehe er seine Geldbörse hervorzog. „Sehr erschwinglich...“, murmelte er leicht überrascht und machte sich eine mentale Notiz, ehe er sich räusperte. „Nicht, dass das relevant wäre. Aber ich denke, hier kann man öfter mal hinkommen. Das Essen hier weckt schöne Erinnerungen.“ Er schenkte Lian ein warmes Lächeln, während er sich daran machte, die Bäckerei zu verlassen. Lust auf Small Talk mit der Verkäuferin hatte er nicht wirklich, und er wollte erst recht nicht dem Schützen dabei zuhören, wie er sich mit einer alten Bekannten unterhielt. „Warst du schon einmal im Süden von Fiore? Abgesehen von der Wüste ist es vermutlich der schönste Teil des ganzen Königreiches. Viel grün, viel Ruhe, sehr liebe Menschen. Außerdem kann man dort noch viele alte Traditionen erleben, an denen der Großteil des Landes kein Interesse mehr hat. Es ist eine lohnende Erfahrung, würde ich sagen.“ Als jemand, der ein paar Jahre seines Lebens als Reisender verbracht hatte und selbst jetzt noch des Öfteren ein gewisses Fernweh verspürte, freute sich Charon natürlich über die Gelegenheit, ein wenig über seine Erfahrungen und andere Orte sprechen zu können...
Lian konnte ein belustigtes Schnauben nicht unterdrücken, als der Magen von Charon lautstark knurrte. Nicht hungrig? Ja, klar. Nachdem sein eigener Körper ihn so schändlich verraten hatte, konnte der Dargin das jetzt so oft wiederholen, wie er wollte: Lian wusste es besser. Die hellgrünen Augen blitzten amüsiert auf, als er die leichte Röte in den Zügen des Hellhaarigen erkannte. Immerhin eine kleine Revanche für das Pfeil-Illusions-Debakel im Oasis Park! Charon versuchte, die peinliche Situation zu überspielen, indem er sich durch das lange Haar fuhr und eingestand, zuletzt am gestrigen Tag gegessen zu haben. Bei der Lautstärke des Magenknurrens war der Falls sich nicht sicher, ob es nicht eher vor- oder vorvorgestern gewesen war, doch er beließ es bei der Aussage des Kollegen und nickte ihm grinsend zu. Es war köstlich, wie Charon seinem Blick auswich! Nach kurzem Zögern schnappte sich der Finsternismagier seinen eigenen Geldbeutel und ließ sich dazu erweichen, eine Kleinigkeit zu essen. Lian lehnte sich mit dem Rücken gegen den Bestelltresen, hob die Mundwinkel an und zwinkerte ihm mit verschränkten Armen vor der Brust zu. „Du wirst es nicht bereuen“, wiederholte er erneut die Prophezeiung von zuvor und wandte sich an Iris, die das Spektakel natürlich ebenso mitbekommen hatte und leise in sich hineingluckste. Die Dame wollte ihre Kundschaft nicht verschrecken, doch sie war zu ehrlich, um das Amüsement komplett aus ihren Zügen verbannen zu können. Natürlich empfahl der Illusionsmagier seiner Begleitung ebenfalls das Fladenbrot mit Schafskäse und Spinat, doch Charon schien kein Verlangen nach vegetarischem Essen zu haben. Nach kurzem Wortwechsel entschied er sich für eine deutlich deftigere Mahlzeit, die aber mit Sicherheit ebenso gut schmeckte. Es duftete köstlich! Iris packte beide Brote zur Mitnahme ein, schob sie über den Tresen und rechnete geschwind die Preise ab. Um ehrlich zu sein: Lian rechnete damit, dass Charon sich eine Ausrede einfallen lassen würde, warum der Falls die Gerichte vorerst beide zahlen sollte. Geldbeutel vergessen oder ähnliches. Als der Dargin jedoch genügend Jewels für die eigene Mahlzeit an Iris abtrat, war Lian überrascht. Vielleicht auch ein bisschen enttäuscht? Es hätte so viel Potenzial gehabt, um den Dargin noch ein bisschen weiter zu triezen!
Charon zeigte kein Interesse, länger in der Bäckerei zu verweilen oder ein Gespräch mit Iris zu suchen. Lian war es recht, immerhin blieb seine eigene Vergangenheit damit vor dem Kollegen weiterhin unangetastet – Iris war eine Plaudertasche, die gerne mehr verriet, als sie sollte. Er wollte dem Anderen gerade folgen, da hielt ihn besagte Iris nochmal zurück. Die hellgrünen Augen sahen irritiert über die Schulter zurück und erkannten… Sorge im Blick der Dunkelhaarigen? „Sag, hast du Gin nochmal gesehen?“ Zack. Schön Salz in die Wunde gestreut. Kurz hatte es Lian die Sprache verschlagen, so direkt auf seine Exfreundin angesprochen zu werden. Aber was wunderte ihn daran eigentlich? Er sprach mit Iris. Sie hatte sich noch nie zurückgehalten, egal um welche Themen es ging. Das Lächeln in seinen Zügen verschwand, die Augen verengten sich, als er die Dunkelhaarige fixierte… und er sich dann in einer ähnlich fahrigen Geste wie Charon zuvor mit der Hand durchs Haar fuhr und den Blick abwandte. Warum wurde er immer noch auf Gin angesprochen? Es war lange genug her. Es nervte ihn, sie nicht loszuwerden. „Nein“, antwortete er der Verkäuferin kühl und sehr kurz angebunden. Iris war feinfühlig genug, um Lians Abweisung zu bemerken und konnte sich ihren Teil denken. Dennoch seufzte sie hörbar. „Verstehe. Ich mache mir Sorgen, hier war sie auch nicht mehr.“ Sorgen? Das war ja wohl ein Witz. Der Falls hatte keinen Zweifel daran, dass es Gin ganz hervorragend ging und sie nicht einen Gedanken an ihn, Iris oder sonst wen verschwendete. Sie hatte damals allzu deutlich gemacht, was sie wollte – und noch deutlicher, was sie nicht wollte. Er wandte sich zum Gehen um, denn er wollte Charon nicht weiter warten lassen. Lian hob die Hand zur Verabschiedung. „Deine Sorge solltest du lieber jemandem schenken, der sie verdient hat.“ Aber offensichtlich wollte es die Bäckerin dabei nicht belassen: Der junge Mann hörte ihre Stimme, kurz bevor die Tür hinter ihm zufiel, konnte die Worte aber nicht mehr verstehen. Egal – vermutlich war es besser, dass der Falls es nicht mehr verstanden hatte. Schlimm genug, dass Iris diesen verdammten Namen einmal in den Mund genommen hatte. Ein zweites Mal musste er ihn nicht hören.
Draußen wartete der Dargin, offensichtlich ganz glücklich darüber, bei keinem Gespräch zwischen ihm und einer alten Bekannten dabei gewesen zu sein. Tja! Chance auf ein paar private Einblicke vertan! Dass Lians Laune stark gesunken war, konnte man ihm nach Verlassen der Bäckerei mehr als deutlich ansehen. Die Brauen leicht zusammengezogen, die Mundwinkel nach unten verzogen. Als er den Hellhaarigen erkannte und sich wieder bewusst darüber war, in welcher Gesellschaft er sich befand, legte er eine Hand an die Stirn, schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Iris kann ziemlich aufdringlich sein“, erklärte er, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Der 19-Jährige hatte sich schnell wieder gefasst, was wohl größtenteils daran lag, dass das angeschnittene Thema von Charon eine sehr gute Ablenkung war. Die Lider hoben sich wieder und während er über die Frage des Dargin nachdachte, packte er seine warm dampfende und würzig duftende Mahlzeit aus. Ob er schon in Süd-Fiore gewesen war? „Nein, bisher noch nicht. Soll es da nicht mehr Kühe als Menschen geben?“, fragte er und hob das Fladenbrot an, pustete und biss dann vorsichtig ab. Gar nicht so einfach, wenn man sich nicht sofort den Mund verbrennen wollte! Ruhe, viel Grün… die Erzählungen von Charon bestätigten das, was Lian bisher über Süd-Fiore gehört hatte. Er war nicht unbedingt jemand, der die Ruhe und die Gesellschaft von Tieren suchte. Als Dieb hatte man es in städtischen Umgebungen deutlich leichter, abgesehen davon, dass Diebeszüge meist ertragreicher waren. Es hatte daher bisher keinen Grund für den Falls gegeben, Süd-Fiore aufzusuchen. „Liebe Menschen“, wiederholte er die Wortwahl und grinste schief, nachdem er den ersten Bissen runtergeschluckt hatte. „Hört sich für mich nach einer Gegend voller kleiner Bauernkäffer an. Finde ich jetzt nicht sonderlich attraktiv.“ Weil er sich lieber in der Gesellschaft von Dieben und Kleinkriminellen aufhielt? Vermutlich. Der junge Mann sah mit einem Seitenblick zum Dargin und hob eine Augenbraue an. „Kommst du aus Süd-Fiore? Ich hätte dich ja eher irgendwo im Norden eingeordnet.“ Bei der blassen Haut und den hellen Haaren war Nord-Fiore als Herkunft naheliegend. Andererseits hatte er wenige Augenblicke zuvor die Gerichte in Maldina erwähnt – ebenfalls eine Ortschaft im Süden. Dass Charon viel umhergereist war, wusste Lian nicht. Und dann kam ihm die Idee: Stammte der Finsternismagier selbst von Bauern ab und hatte deshalb nicht nur das Stadtleben gesucht, sondern war deshalb auch so versessen darauf, nach außen hin den Anschein von gehobener Gesellschaft zu machen? Der Lockenkopf lachte auf und winkte amüsiert mit einer Hand ab. „Nichts für Ungut, falls du auch von einer Bauernfamilie abstammst.“ Oha. Wie Charon darauf wohl reagierte?
Charon bemerkte den Blick, den Lian ihm beim Bezahlen zuwarf, und blickte kurz grimmig zurück, ehe er zu seinem Lächeln zurückkehrte. So arm, dass er sich ein belegtes Brot nicht selbst kaufen konnte, war er auch wieder nicht! Und wie er es zuvor gesagt hatte, mochte er es wirklich nicht, Geld hin und her zu tauschen. Der Gedanke, sich Geld von Gildenmitgliedern zu leihen, war furchtbar erniedrigend, und wenn er es irgendwann an den Punkt kommen ließ, an dem er seine Schulden nicht zurückzahlen konnte, war es mit seinem guten Ruf am Ende. Mit so einem schädlichen Verhalten fing er lieber gar nicht erst an. Da war es einfacher, ein, zwei Wochen aufs Essen zu verzichten, wenn er sich mit seinen Einkäufen gar nicht zurückhalten konnte...
Kaum hatte der Weißhaarige das Geschäft verlassen, erwartete er auch schon, dass Lian ihm folgte... aber der ließ sich mehr Zeit als erwartet. Überrascht hob Charon eine Augenbraue und blickte zurück durch das Glas der Tür, wo diese Iris seinen Kollegen wohl noch einmal aufgehalten hatte. Na super. Seufzend wandte er sich wieder ab und wartete einen Moment, bis die kleine Glocke hinter der Tür des Ladens klingelte und der Schütze endlich zu ihm stieß. „Du hast dir ja Zeit gelassen... Schönes Gespräch zwischen Bekannten?“, fragte er rethorisch. Selbst wenn er nur von der Seite auf Lian blickte, war es relativ deutlich, dass der gerade genervt war. Was auch immer das Thema gewesen war, es hatte seiner Stimmung nicht gut getan. „Naja, nicht, dass es meine Sache wäre. Leute, die sich zu sehr in das Leben von anderen einmischen, sind anstrengend, findest du nicht?“ Die Reisen des Dargin waren ein etwas weniger persönliches Thema, insofern boten sie sich ganz gut an, um von den Sachen wegzukommen, über die Lian nicht reden wollte – auch wenn der schnell darauf zurückkam, dass es eine eher ländliche Region war. „Das ist schon richtig. Es hat seinen Grund, dass ich hier in Aloe lebe und nicht im Süden. Aber für einen Besuch ist es sehr angenehm.“ Das Lachen, das diesmal aus dem Mund des Magiers kam, war ungewohnt warm und ehrlich. Seine Gedankengänge würden vermutlich in die gleiche Richtung gehen wie die von Lian, wenn er der Zuhörer wäre und nicht der Erzähler. Trotz ihrer Unterschiede waren sich die beiden hier und da doch nicht ganz unähnlich. „Wobei du bedenken musst, dass Südfiore ein großes Tourismusgebiet ist. Das liegt nicht nur an der frischen Luft und Natur. Die größeren Städte dort sind eher modern und haben im Bereich Unterhaltung viel zu bieten... Teilweise mehr als die Hauptstadt.“ Als Lian dann fragte, ob er aus einer Bauernfamilie stammte, musste Charon schon wieder auflachen. Frei und entspannt, kein Vergleich zu seiner Reaktion zum Thema Geld. Es stimmte nicht, warum also sollte es ihn stören, wenn jemand danach fragte? An dieser Stelle hatte er nichts zu verbergen. Es war kein Schwachpunkt seiner perfekten Fassade. „Hah, mach dir da mal keine Sorgen. Du hast schon Recht“, nickte er zufrieden. „Ich stamme ursprünglich aus dem verschneiten Norden... dementsprechend machen mir die Nächte hier auch nicht viel aus. Ich habe aber schon alle Seiten von Fiore gesehen, also ist meine Herkunft nicht wirklich relevant. Ich habe Aloe Town als meine Heimat ausgesucht, das sollte mehr über mich sagen als der Ort, an dem ich geboren wurde.“ Kurz orientierte sich der Dargin, um den richtigen Weg zum Friedhof einschlagen zu können. Von hier aus dürfte es nicht allzu weit sein. „Wie sieht es bei dir aus? Stammst du von hier? Vom Teint her würde es auf jeden Fall passen...“
Das herzliche Lachen des Dargin war eine Seite, die Lian bisher noch gar nicht an ihm kennengelernt hatte. Er horchte genau hin, versuchte argwöhnisch, irgendeinen schauspielerischen Unterton zu erkennen. Doch… da war nichts. Charons Lachen schien genauso warm und nahbar gemeint gewesen zu sein, wie es sich anhörte. Der Falls grinste schief, als auch ihm mal wieder bewusstwurde, dass sie gar nicht so unterschiedlich dachten. Vielleicht war der Finsternismagier nicht ganz so nervig wie die restlichen Magier dieser Crimson Sphynx Bande? Außerdem war er dem Hellhaarigen ganz dankbar dafür, dass er nicht weiter auf das Thema mit Iris einging. Er hatte offensichtlich gemerkt, dass die alte Bekanntschaft ihn aufgehalten hatte und auch, dass das Gespräch mit der schwarzhaarigen Ladenbesitzerin keine besonders gute Laune bei dem 19-Jährigen hinterlassen hatte. Charon bohrte dahingehend allerdings nicht nach, sondern nahm den Themenwechsel sofort auf. Gut, dadurch konnte auch Lian die unangenehmen Themen aus seiner Vergangenheit wieder irgendwo im letzten Winkel seines Hirns wegsperren. Dahin, wo die Gedanken zu diesen Themen auch hingehörten. Er lauschte den Erzählungen des Kollegen, aß im Gehen von seiner warmen Backware und kaute genüsslich. Die größeren Städte im Süden waren eher modern? Boten viel im Bereich Unterhaltung? Hm. Das waren Dinge, die vollkommen an Lian vorbeigegangen waren. Sein Interesse an anderen Städten hatte sich bisher aber auch sehr in Grenzen gehalten. Während Charon die Welt bereist hatte, war der Falls stets seinen Wurzel treu geblieben und hatte sein Leben in der Wüste verbracht. Einen großen Drang in die Ferne hatte er nie verspürt. Verspürte er bis heute nicht. Als der Magier meinte, dass die Wahl seiner Heimat mehr über ihn sagen würde als sein Geburtsort, schmunzelte Lian. „Weise Worte“, kommentierte er zufrieden. „Und eine genauso weise Entscheidung, wenn ich mir das Urteil erlauben darf.“ Er zwinkerte. Dass Lian sich gerne in Aloe Town aufhielt war kein Geheimnis. Er mochte seine Heimat, liebte den klaren Sternenhimmel, den man in der Wüste genießen konnte, die hohen Sanddünen, die es zu erklimmen galt und den Wind, der der Sandkörner schwerelos durch die Luft trug. Während es vielen Leuten etwas ausmachte, Sand unter der Kleidung zu spüren, konnte der Falls sich ein Leben ohne dieses Gefühl gar nicht vorstellen. Es war einfach ein Teil von ihm.
Er winkte ab. „Na gut, dann also kein Bauernsohn.“ Einerseits freute es den Illusionsmagier, mit seiner Vermutung über Nord-Fiore tatsächlich richtig gelegen zu haben. Andererseits hätte die Geschichte mit der Bauernfamilie sicherlich viel Potenzial gehabt. Naja, vielleicht ergaben sich ja noch andere interessante Hintergründe zu Charons Vergangenheit im weiteren Gesprächsverlauf. Lians Bauchgefühl sagte ihm, dass der Finsternismagier noch sehr viel zu erzählen hatte, was auch für ihn durchaus von Interesse war. Mal sehen, was sich noch ergeben würde… „Als würde es mir jemand abkaufen, wenn ich behaupten würde, nicht aus der Wüste zu stammen“, behauptete der 19-Jährige mutig und lachte. Er erinnerte sich an das Zusammentreffen mit Grishira und Yuuki, als beide ihn ebenso gefragt hatten, woher er denn stammte. Auch wenn er den beiden eine Lüge aufgetischt hatte, um möglichst alle Spuren zu sich als Dieb zu verwischen, so hatte er ihnen doch gesagt, dass er aus West-Fiore stammte. Lian wusste, dass alles andere einfach unglaubwürdig gewesen wäre. Er aß ein weiteres Stück seines Fladenbrotes und zuckte mit den Schultern. „Ich stamme von hier, ein Bewohner Aloe Towns durch und durch, wenn du so willst. Allerdings habe ich früher deutlich weniger Zeit im Zentrum der Stadt verbracht und mich lieber in den Randbezirken aufgehalten. Die Leute dort sind...“ Echter? Oh, das wäre eine Lüge, wenn er an die vielen Diebe und Halunken dachte, die sich dort in gewissen Ecken tummelten. Er suchte nach einem anderen Wort. „... weniger abgehoben.“ Dann eben so herum. Er sah mit einem Seitenblick zu Charon und neigte den Kopf etwas. „Ich liebe die Wüste, die unendlich weiten Sandlandschaften, die warmen Tage, die kühlen Nächte, den klaren Himmel und die Winde, die durch die Straßen wirbeln. Genauso wie die Anpassungsfähigkeit der Menschen hier, die sich inmitten der rauen Landschaft ein Leben aufgebaut haben und mit der Wüste im Einklang leben.“ Die hellgrünen Augen musterten Charon prüfend, als er mit einem seichten Lächeln auf den Lippen ergänzte: „Aber wenn du aus Nord-Fiore stammst und tatsächlich schon so viel in ganz Fiore herumgekommen bist, würde es mich doch interessieren, was genau dich an Aloe Town gefesselt hat. Was hat unsere wunderschöne Wüstenstadt, was andere Städte nicht haben?“ Ob der Dargin Probleme mit der Temperatur am Tage hatte? Soweit Lian wusste, war es in Nord-Fiore ziemlich kalt und verschneit… Charon machte zumindest nicht den Eindruck, als würde die Hitze ihm etwas ausmachen. Als ihm ein Gedanke kam, weshalb viele Leute in der Stadt hängenblieben, gluckste der junge Mann. „Oh und jetzt erzähl mir bitte keine Liebesgeschichte.“ Kam der Friedhof am Ende der Straße bereits in Sicht? Na, dann konnten sie ihren Job als Friedhofswärter bald schon antreten.
Ein neuer Tag, ein neuer Auftrag, so hieß es doch so schön, nicht wahr? Nun, zumindest für Yuuki Grynder, der am Abend zuvor eine Anfrage des Gildenmeisters erhalten hatte. Aram teilte ihm mit, dass er eine besondere Anfrage erhalten hatte: Scheinbar hatte sich in Kakariko, tief im Osten des Landes, wieder eine Krankheit breit gemacht. Eine Großzahl der Bewohner soll ihr erlegen sein, doch das war längst nicht das Schlimmste an der Geschichte. Es war auch die Rede von wandelnden Toten, was ihn vermuten ließ, dass möglicherweise dunkle Hexerei am Werk war. Aus diesem Grund war nicht nur Crimson Sphynx mit dieser Aufgabe betraut worden, sondern auch noch die Rune Knights sowie eine kleine Gilde aus dem Süden: Satyrs Cornucopia. Unter der Führung von Crimson Sphynx, sollten die jeweiligen Vertreter der Gilden ein Team bilden und loszuziehen, um nach dem Rechten in Kakariko zu schauen. Kein Wunder also, dass dies alles außer einem gewöhnlichen Morgen im Hause Grynder war. Anders als die meisten Mitlieder von Crimson Sphynx, lebte der junge Mann nicht im Gildenpalast von Crimson Sphynx, sondern konnte in seinem Elternhaus leben. Hier war er alleine, da seine Familie seit Jahren verschollen war, also warum sollte er horrende Beträge an Mieten zahlen, wenn er hier umsonst leben konnte? Eben.
Nach einer doch eher unruhigen Nacht – der Grynder träumte nämlich von seinem letzten Besuch in Kakariko und dem ritualen Ehrenkampf mit dem Anführer der Steinfresser – brachte er sich durch eine lange und ausgiebige Dusche auf Vordermann, eher er ausgiebig frühstückte und seine bereits am Vorabend vorbereitete Ausrüstung schulterte und mitnahm. Wie so oft blieb es aber nicht bei diesem einfachen Frühstück, sodass er sich noch ein gutes halbes Dutzend Donuts bei seinem Lieblingsbäcker gönnte, ehe er sich auf den Weg zum Treffpunkt machte. Den Vertretern der anderen Gilden war mitgeteilt worden, dass der Treffpunkt hier in Aloe Town war, um genauer zu sagen genau vor jener Bäckerei, vor der sich Yuuki nun befand: Die Bäckerei „Mit Laib und Seele“. Das kam ihm mehr als gelegen, weshalb er es sich mit seinem zweiten Frühstück auf einer Bank vor der Bäckerei niederließ und einen Donut nach dem Anderen genüsslich verspeiste. Obgleich er einen äußerst fröhlichen Eindruck machte, war der junge Mann doch mehr als besorgt. *Schon wieder Kakariko?*, dachte er sich nur betrübt, während seine Gedanken zu der alten Stadt im Osten des Landes schweiften. Bereits zuvor war Crimson Sphynx um Unterstützung gebeten worden, als sich eine Krankheit im Dorf ausgebreitet hatte. Damals hatten die Bewohner nicht mehr mit dem Lachen stoppen können, was lustig klang, aber in der Realität alles andere als das war. Das Besorgen der Heilkräuter hatte sich auch immer weiter kompliziert, als zunächst Banditen diese geklaut hatten, nur um im Anschluss von den berüchtigten Steinfressern getötet zu werden, da diese ihr Revier betreten hatten. Letzten Endes hatten Yuuki und eine Gildenkollegin das versteckte Dorf der Steinfresser gefunden, in welchem sie vom Anführer der Steinfresser herausgefordert war. Im letzten Augenblick hatte der junge Mann den Kampf für sich entscheiden können, wodurch die Crimson Sphynx Magier den Respekt der Steinfresser erlangten und ihnen die Kräuter übergeben wurden. Und wenn man den Erzählungen Glauben schenken durfte, dann hatte sich sogar das allgemeine Verhältnis zwischen Mensch und Steinfresser gebessert, sodass sie sich hier und da in Kakariko selbst hatten blicken lassen.
Nun ja, der Rotschopf wusste nicht wirklich, was sie in dem Dorf in den Bergen erwarten würde, hoffte aber inbrünstig, dass sich die Situation noch herumreißen ließ. Wandelnde Tote waren nicht unbedingt natürlich, sodass davon auszugehen war, dass irgendeine höhere Macht dahinter steckte, und sicherlich keine mit guten Absichten. Aber was es auch war, der Grynder war sicher, dass er dahinter kommen würde! Jetzt hieß es nur noch auf die Verstärkung der anderen Gilden zu warten. Neugierig huschten rubinrote Seelenspiegel den Platz entlang in der Hoffnung, neue Gesichter zu entdecken. Leider wusste er nicht, welche Vertreter geschickt wurden, sodass er sich noch ein wenig gedulden musste. Genüsslich biss er in einen weiteren Donut und ließ seinen Gedanken wieder freien Lauf. Möglicherweise traf er ja alte Gesichter? Auch wenn das nur für die Rune Knights zählte, aus denen er die eine oder andere Person kannte. Yuuki hatte noch nie zuvor mit Satyrs Cornucopia zu tun gehabt, sodass man recht sicher sein konnte, hier auf jemand Neues zu treffen! Gespannt und mit einem Hauch von Ungeduld wippte er mit den Füßen vor und zurück. Wann würden die Magier denn endlich auftauchen?
#1 Langsam glaubte Rownan eine Region in Fiore ausfindig gemacht zu haben, die er entweder nie wieder betreten oder irgendwann sein Tod bedeuten würde: West-Fiore. Es gab so viele Ungereimtheiten, dass der Hybrid sich wirklich fragen musste, ob hier alles mit rechten Dingen vor sich ging. Aber eins nach dem anderen. Wie so oft galt es innerhalb der Gilde Jewel zu erwirtschaften, um seine eigenen Projekte und die der Gilde zu finanzieren, sowie neue Erfahrungen zu sammeln. Besonders der letzte Punkt war es, der ihn dazu veranlasste diese Aufgabe anzunehmen. Es waren die ersten Aufgaben eines höheren Ranges und wenn er diesen einmal selbst bekleiden wollte, mit unter auch um Aufträge wie diesen alleine erledigen zu können, musste er sich in die Obhut von erfahreneren Magiern geben. Natürlich konnte er von diesen etwas lernen, keine Frage, aber auch der Austausch war etwas, dem der noch junge Magier immer mehr abgewinnen konnte. Wenn man bei der Gelegenheit noch etwas vom Königreich sehen konnte, umso besser. Kakariko. Der Ort war auch in den Medien kein unbekannter aber was den Wolf wirklich erfreute: Er war im Osten des Landes. Keine heiße Sonne, keine Wüste, keine warmen Winde. Noch dazu war der Ort gut erreichbar und nur einen gefühlten Katzensprung von Maldina entfernt. Möglicherweise nah genug am Meer, um von den angenehmen Klima zu profitieren, welches an der Küste herrschte. Ein vermeintlicher Jackpot. Doch irgendetwas beschlich ihn, dass diese Quest zu gut war, um wahr zu sein. Wie ärgerlich, dass er Recht behalten sollte.
Zögerlich setze er den ausgeschalteten Rasierer an das noch feuchte Fell. Der Grauhaarige musste sich das wirklich gut überlegen. Natürlich konnte er sich mit etwas kürzerem Fell den widrigen Umständen der Wüstenstadt entgegenstellen. Ihr Ziel jedoch befand sich in genau der entgegensetzen Richtung. Mehr als ein Briefing konnte mit Sicherheit nicht gegeben werden, bevor die versammelte Mannschaft in den Zug zurücksteigen würde, zurück nach Maldina in Richtung Kakariko. Was für ein sinnloses Unterfangen. Frustriert warf Rownan den Rasierer in die kleine Spüle und knurrte sich selbst im Spiegel an. Soweit kommt es noch! Das ich mir für eine Stunde mein gepflegtes Fell für die nächsten Monate ruiniere! Stattdessen griff er nach seiner bewährten Bürste. Wenn er schon verschwitzt auftauchte, dann wenigstens so ordentlich wie irgend möglich. Was dachte sich der Crimson Sphynx Magier nur dabei? Dem Hybriden war durchaus bewusst, dass sie nicht erst im Dorf aufeinandertreffen sollte, besonders, da es um wandelnde Tote ging. Dennoch gab es so viele Orte um den beschaulichen Platz des Verbrechens, die diese sinnlose Fahrerei mit Sicherheit obsolet machten. Welche Erklärung er am nächsten Tag bekäme, sie musste verdammt gut sein. Frustrierte begann er den ersten Abschnitt zu bürsten, um im Anschluss seine Ausrüstung zu überprüfen. Genug Wechselklamotten waren in diesem Fall eingepackt, ohne dabei unhandlich zu sein. Warum wollte er diese Quest absolvieren?
Er verfluchte sich. Jede Sekunde in dem Zug verfluchte Rownan seine Existenz. Wie bereits einige Male zuvor, hockte der Lupine alleine in einem Abteil. Alle Neugierigen und Interessierten waren spätestens dann geflüchtet, als die Wüstengrenze überschritten, alle Fenster geöffnet und der arme Mann in seinen Eimer hechelte. Diese vermaledeite Hitze! fluchte er innerlich und ganz ungewohnt zu seiner sonst so besonnenen und reflektierten Persönlichkeit. Noch mehr jedoch regte ihn überhaupt der Gedanke auf, dass er auch nur einem Moment dem Rasierer nachtrauerte. Es wäre doch lächerlich, wenn ein Kämpfer seines Kalibers nicht in der Lage wäre ein wenig Hitze und Sonne auszuhalten! Sein Fell, das aufgeknöpfte Hemd und die zwischenzeitlich fehlende Krawatte behaupteten das Gegenteil. So erreichte der Magier nach einer gefühlten Ewigkeit und vermutlich einige Kilo leichter, den Bahnhof der Wüstenoase. Immerhin hatten sie eine grobe Wegbeschreibung bekommen. Zwar hatte der Verschwitze den Bahnhof dieses lebendig gewordenen Höllenfeuers bereits betreten; die eigentliche Oase allerdings war bis dato noch ein Mysterium. Die Einwohner dieser waren seiner Person jedoch aufgeschlossen, auch wenn er still und heimlich vermutete, dass sie eher Mitleid mit ihm hatten und ihm deshalb Auskunft gaben, wenn er sich danach erkundigte. Den Wechselsatz Klamotten hatte er noch nicht angelegt, dieser war für den Osten bestimmt. Stattdessen hatte er sich auf dem Bahnhof etwas frisch gemacht und die Klamotten wieder angezogen. Sein Anführer oder Anführerin durften ruhig wissen, welche Umstände sie ihm bereiteten. Seine Zunge wusste sich im Zaum zu halten. So erreichte er schließlich den vereinbarten Treffpunkt. Eigentlich hatte Rownan mit dem Gildenhaus gerechnet, stattdessen eröffnete ihm die Straße den Blick auf eine… Bäckerei? War er etwa den ganzen Weg hierhergefahren, damit sie Frühstücken konnten!? Eine animalischere Wut machte sich den Satyrs breit, die einzig durch die damit dadurch verstärkte Hitze wieder gebändigt werden konnte. Auf dem Platz waren zwar einige Leute, vor dem genauen Treffpunkt, sofern er die Karte richtig deutete, saß ein junger Mann mit roten, scharlachrotem Haar. Obwohl es in der Regel unklug war, seine Ziele so offen zu verraten, musste der Wolf um Hilfe fragen. Sein Gildenzeichen war immerhin gut sichtbar auf seiner Rute zu sehen, dass es sich also bei ihm um einen Magier handelte, war selbsterklärend. Die wenigen Meter zum Rotschopf überbrückt, räusperte sich der Magier und hoffte sein Gegenüber durch die möglicherweise ungewohnt kehligen Klang nicht zu verschrecken, die Rute dabei nach vorne geholt, um das Zeichen seiner Zugehörigkeit zu offenbaren. „Verzeiht, wenn ich euch so unverfroren anspreche, aber ich suche ein Mitglied der Gilde Crimson Sphynx, welches sich hier mit mir Treffen sollte. Ob ihr mir, wenn es euch keine Umstände macht, eine nähere Auskunft geben könntet“? kaum hatte er diese Worte ausgesprochen meldete sich sein Körper zurück und das Hecheln, welches er so offen im Zug und auf dem Weg hier her praktizierte, kehrte zurück. Um nicht völlig unhöflich zu wirken, hielt er daraufhin eine Hand vor seine Schnauze, damit der vermeintliche Samariter nicht schlecht von ihm denken würde. Innerlich hoffte Rownan nun darauf nicht länger hier verweilen zu müssen als nötig. Die Hitze war unerträglich.
# 1 Warum? Warum sollte Helena von Crocus aus nach Aloe fahren, nur um von dort aus wiederum über Crocus nach Kakariko zu reisen? Das machte wahrscheinlich nicht nur in ihren Augen eigentlich gar keinen Sinn. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, hätte man sich in der Hauptstadt des Königreiches oder vielleicht direkt in Kakariko, vielleicht kurz davor zusammengefunden? Auch wenn es nicht mehr zu ändern war, so zerbrach sich die Magierin den ganzen Morgen den Kopf darüber. Als sie aufstand, als sie unter die heiße Dusche sprang und dort viel zu lange verweilte, als sie zum Zug rannte, um diesen noch zu bekommen und auch während der Fahrt kam dieser Gedanke wieder und wieder auf. Und dann war da noch dieser Treffpunkt. Vor einer Bäckerei? Gab es dafür Gründe? Wie dem auch sei. Helena war gespannt was da auf sie zukommen würde. Wandelnde Tote, wenn man den Worten von Augenzeugen Glauben schenken sollte. Mit Zombies hatte die Halbgöttin keinerlei gute Erfahrungen gemacht. Wie denn auch? War das überhaupt möglich? Jedenfalls waren es für sie nicht die ersten beweglichen Leichen. Eines stand jedoch fest. Diesmal war sie um einiges mehr gewappnet, gegen welche anzutreten. Die Magierin hatte einiges zugelegt. Nicht an Muskelmasse, aber an Erfahrung und an magischer Stärke. Die Magie ihres Vaters keimte in ihr auf. Wie die Flut den Strand, schwemmte ihr Potenzial mit der Zeit immer weiter an. Neben den Fragen, warum man sich ausgerechnet in Aloe Town treffen sollte und ob es tatsächlich wieder um Zombies ging, wäre da noch die Frage nach Helenas Begleitern. Crimson Sphynx und Satyrs Cornucopia waren die Gilden, denen ihre Gefährten für dieses Abenteuer entstammten. Ob es schlagkräftige Magier waren? Oder würde die Halbgöttin sich ihres Schutzes annehmen müssen? Die Führung bei dieser Quest übernahm jedenfalls der Magier oder die Magierin aus der Wüste.
In Aloe Town angekommen, drückte das Klima Helena schwer aufs Gemüt. Noch viel mehr als es noch im Zug der Fall gewesen war. Ihre luftige und knappe Kleidung hatte zwar den Vorteil, dass ihr Körper offener für jede Windböe war, wirklich abkühlen konnte sie davon aber keine. Stattdessen brannte die Sonne unerbittlich auf ihre Haut. Glücklicherweise war sie wenigstens so geistesgegenwärtig gewesen, Sonnencreme mitzunehmen. Fraglich war nur, wie oft sie diese während ihres Aufenthaltes in der Wüste noch auftragen musste. Vollkommen verschwitzt tauchte die Magierin an der Bäckerei auf. Bereits anwesend war ein… Wolf auf zwei Beinen? Keine Frage, das musste einer ihrer Teamkameraden sein. So jemand hielt sich doch nicht zufällig hier an dem angegebenen Treffpunkt auf! Neugierig näherte sich Helena dem Tierwesen, welches sich mit jemandem unterhielt, der ihr nach jedem getanen Schritt bekannter und bekannter vorkam. “Yuuki?“, fragte die halbgöttliche Schönheit schließlich mit einer deutlich vernehmbaren Positivität in ihrer Stimme. Tatsache, das war er! Der Rotschopf, mit dem sie bereits ein Abenteuer in einem Tempel Ost-Fiores erlebt hatte. Zufälle gab es! Und dieser war ein erfreulicher. Blieb nur die Frage, wer dieser überdurchschnittlich behaarte Geselle war, mit dem er sich unterhielt. Gut gelaunt, die Schwüle des Klimas für einen Moment verdrängt, gesellte sich Helena zu den beiden.
Während also seine beiden noch unbekannten Mitstreiter auf dem Weg hierher waren, frühstückte der Rotschopf nach wie vor genüsslich. Noch war das Wetter nicht so heiß, dass es unerträglich auf den Straßen war, obgleich sich das vermutlich ganz anders für Leute anfühlen musste, die nicht in der Wüste aufgewachsen waren und wohnten. Im Gegenzug dazu tat sich der junge Mann eher mit kalten Temperaturen schwer, wie es der eine oder andere Ausflug in den Norden Fiores bereits bewiesen hatte. Ohne mehrere Lagen entsprechend dicker Kleidung wagte sich der Grynder nicht so recht ins Kalte.
Wie dem auch sei. Plötzlich bemerkte der junge Mann, dass sich jemand näherte … und zwar niemand menschliches! Die rubinroten Seelenspiegel, die zunächst noch begierig auf seinen letzten Donut geblickt hatten, rissen sich widerwillig los, um den Neuankömmling zu mustern. Dabei handelte es sich um einen Wolf, einen sehr großen Wolf, wie er mit hochgezogenen Augenbrauen feststellen durfte. Es war jedoch seine Kleidung und auch seine gepflegte Ausdrucksweise, die wirklich kurios waren: Zwar machte der Wolf einen etwas legereren Eindruck mit seinem aufgeknöpften Hemd, aber es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass er gut gekleidet war. Möglicherweise war dies auch der aufkommenden Hitze geschuldet, das wäre nicht das erste Mal, dass Vertreter anderer Gilden mit dem Wetter in dieser Gegend zu kämpfen hatten. Dabei musste Yuuki unwillkürlich an Kazuya denken, den Dragonslayer des Wassers, dem die Hitze besonders zugesetzt hatte. So ein Fell war sicherlich nicht gerade wirklich kühlend, was? Neugierig hörte der Rotschopf dem Wolf zu, der sich soeben nach einem Mitglied von Crimson Sphynx erkundigte, mit dem er sich treffen wollte! Das, und das Zeichen einer Gilde, welches sich auf seiner Rute befand, machten ihn wohl zu seinem heutigen Mitstreiter auf der Quest. Ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er legte den Donut zurück in die Tüte, während er sich erhob. „Das bin ich! Ich bin Yuuki Grynder, sehr erfreut dich kennenzulernen!“ Mit glitzernden Augen voller Vorfreude, hielt er dem animalischen Magier seine Hand zum Schütteln hin. Der Magnetismusmagier war stets an interessanten Menschen interessiert und man konnte sich denken, dass Rownan mit seiner Erscheinung bereits die Messlatte relativ hoch gelegt hatte. „Wir können uns gerne duzen, wenn es dir nichts ausmacht!“, sprach Yuuki und blieb sogleich beim Du. „Wie heißt du? Und woher kommst du?“ So langsam brabbelte er wie ein Wasserfall los und löcherte den hechelnden Wolf mit Fragen – ein Zustand, der dem jungen Mann natürlich nicht entging.
Die Tortur durch das Wetter für Rownan sollte auch nicht allzu lange dauern, denn keine zwei Minuten später war das Trio komplett. Zwar war der junge Mann noch im Gespräch mit dem Wolf – ob es ein Monolog oder ein Dialog war, sollte sich wohl noch zeigen – weshalb er zunächst nicht bemerkte, dass sich jemand weiteres näherte. Als er jedoch seinen Namen vernahm, ausgesprochen von einer ihm bekannten Stimme, schaute er an Rownan vorbei, auf der Suche nach der Quelle des Ursprungs. Und siehe da, wen er erblickte: Helena, die Godslayerin des Wassers! Zusammen mit ihr hatte er ein Abenteuer in einem mysteriösen Tempel weit im Osten des Landes erlebt, am Clover Lake. Durch ihre magische Herkunft war es den beiden Magiern gelungen, den Tempel zu betreten, nichtsahnend, welches Böse dort auf sie lauerte. Nachdem sie einen Zettel von Yuuki’s Bruder gefunden hatten, hatten sie eine Vision der Vergangenheit gesehen, in welcher sein Bruder gegen sieben schattenartige Wesen kämpfte, die ihn verfolgten. Eines davon befand sich nach wie vor in dem Tempel und griff die beiden Magier an. Sehr zu seiner Frustration, hatten sie es kaum mit einem der Wesen aufnehmen können, wobei ihm nicht entgangen war, dass die junge Frau in der Lage gewesen war, das Wesen zu verletzen. Letzten Endes hatte sich aber seine neue Magie aktiviert und sie waren in der Lage gewesen, den Tempel unversehrt zu verlassen und das Viech darin einzusperren. Helena hatte gelobt, eines Tages zurückzukehren und es zu vernichten – etwas, dass sich Yuuki sicherlich nicht entgehen lassen würde, hoffte er doch auf weitere Hinweise auf seinen Bruder. Dementsprechend war der junge Mann genauso erfreut, die Godslayerin zu sehen, was sich an seinem breiten Lächeln und seinem Tonfall erkennen ließ. „Helena! Ich freu mich dich zu sehen! Also bist du heute auch dabei? Dann haben die wandelnden Toten keine Chance!“ Oh ja, sie war eine Kriegerin und würde am heutigen Tage sicherlich zum Zuge kommen.
Apropos Zug und Untote – es war an der Zeit, loszugehen! Der Wolf machte nicht wirklich den Eindruck, dass er der Hitze gut standhalten konnte und er bezweifelte, dass die Godslayerin des Wassers damit auch besser zurechtkam. Immerhin konnte der Wasserdragonslayer nicht mit der Hitze zurechtkommen, also war es doch legitim, das Gleiche auf die Runenritterin zu schließen? Wie die beiden so unterschiedlichen Personen wohl zurechtkamen? Yuuki konnte es kaum erwarten, auch die Interaktion zwischen Satyrs Cornucopia und Rune Knight mitzubekommen. „Lasst uns am Besten gleich los! Alles Weitere können wir im Zug nach Marokkasu Town besprechen.“ Genau, sie mussten nach Marokkasu … moment Mal! War nicht Kakariko ihr Ziel? Die Antwort folgte sogleich! „Mein Gildenmeister hat ein Treffen mit einem der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Nekromantie und des Nachlebens ausgemacht, damit wir gut vorbereitet für diese Konfrontation sind.“ Das war der Grund dafür, dass Aram Falls den Treffpunkt in Aloe Town festgelegt hatte, da es von hier aus nicht weit bis zur technologisch führenden Stadt Fiores war. Diese paar extra Stunden Umweg bedeuteten jedoch eine gute Vorbereitung für die Magier und gute Vorbereitung war bekanntlich der halbe Sieg!
#2 Statt die Flucht zu ergreifen oder sich anderweitig herauszureden, lauschte der junge Mann ihm ohne Unterbrechungen, während dessen Augen ihn musterten. Kurz hatte Rownan zwar das Gefühl, dass die Entscheidung zwischen dem Donut und ihm keine leichte gewesen war, verwarf diesen Gedanke aber so schnell, wie er aufgekommen war. Denn die hochgezogene Augenbraue war das entscheidende Indiz dem Magier zu signalisieren, dass er wohl interessanter war als das Lebensmittel und nun die Aufmerksamkeit des Essenden genoss. Der Wolf wusste um seine durchaus imposante Gestalt und seiner gewählten Sprache. Aber es waren eben diese Aspekte, die ihn zum aktuellen Zeitpunkt ausmachten, und die Qualitäten, die er, vielleicht auch als Kontrast zu den wilden Elementen seiner Natur, mit wenig Mühe ausdrücken konnte. So konnte das Leiden, welches ihm die brennende Sonne bereitete, zumindest auf den ersten Blick überspielt werden, auch wenn es seinem Gegenüber gewiss nicht verborgen blieb. Anscheinend hatte der Grauhaarige die richtigen Knöpfe gedrückt, weshalb sich nur kurz nach seiner Frage ein Lächeln auf dem Gesicht des Rotschopfes gebildet hatte, während die Süßigkeit in die Tüte zurück verschwand und sich dieser nun auch erhob, um den markanten Höhenunterschied, zumindest teilweise, auszugleichen. Gleichzeitig war es auch eine Geste des Respekts, die selbstverständlich wohlwollend aufgefasst wurde. Wie sich herausstellte, war eben diese Person Yuuki Grynder, seines Zeichens Crimson Sphynx Mitglied, und Leiter ihrer heutigen Quest und damit auch der Verantwortliche für die Misere des Satyrs. Statt jedoch, wie sonst eher, den Magier in eine eher negative Schublade abzutun, war Rownan in diesem Moment noch hin- und hergerissen, den Grynder in eine passende Kategorie einzuordnen. Das lag nicht zuletzt an seiner sehr freundlichen und zuvorkommenden Art mit der er den Schattenbedürftigen begegnete. Zudem erschienen ihm die Motive, aber auch die Freude, natürlicher, ehrlicher, als er sie sonst von anderen wahrnahm, ohne ihm das Gefühl zu vermitteln, sich in einem Zoo zu befinden und die Neugierde der Zuschauer zu befriedigen. Kein Wunder also, dass der Hybrid die Hand nur all zu bereitwillig schüttelte, darauf bedacht die Haut nicht mit seinen scharfen Krallen zu verletzen. Eine Übung, die er gut und gerne im Schlaf ausführen konnte, auch wenn er sich sicher war, dass die Hand sich aufgrund der Hitze nicht unbedingt angenehm anfühlen musste.
Das Katz und Mausspiel der sich etablierenden Beziehung setzte sich fort, als das Crimson Sphnyx Mitglied ihm das ‚Du‘ anbot, aber seine Antwort nicht erst abwartete. Diese Art konnte man jetzt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Immerhin schien Yuuki der definitiv erfahrenere Magier zu sein, warum sonst sollte er diese Aufgabe leiten? Das war auch einer der Gründe, weshalb Rownan diesen Auftrag angenommen hatte: Er wollte Erfahrungen sammeln, besonders von Leuten, die in der magischen Welt Fuß gefasst hatten, von deren Erlebnissen eher profitieren konnte. Auf der anderen Seite war es für ihn mehr als ungewohnt Personen zu duzen. Soweit er sich erinnern konnte, war es, neben seinem damaligen Fechtlehrer und neuerdings auch Lian, der zur gleichen Gilde gehörte wie der Rothaarige, der erste Gesprächspartner, mit welchem er auf dieser Ebene sprechen würde. Keinesfalls wollte er negativ dadurch auffallen, dass er diesen Vorschlag, der von vornherein sowieso kein richtiger Vorschlag gewesen war, abzulehnen. Sogleich bekam er durch seinen neuen Partner auch die Gelegenheit, sich in dieser doch ungewohnten Mundart zu üben. „Meine Name ist Rownan, aus Satyrs Cornucopia, wie ihr… wie du sicher schon gesehen hast“. Die zweite Frage brachte ihn gedanklich ins Stocken. War es eine subtile unsubtile Art, zu erfahren, woher der Hybride gebürtig kam, und damit auf die Herkunft seiner animalischen Merkmale abzielte? Oder fragte er schlicht nach seinem Wohnort? Diese letzte Frage ergab allerdings wenig Sinn, denn es bot sich natürlich an in der Stadt zu wohnen, in welcher sich die eigene Gilde befand. Oder war es bei den Wüstenmagiern anders? Um die Stille nicht zu sehr auszudehnen, entschied der Lupine sich für eine Mischung aus beiden Varianten. „Gebürtig komme ich aus Chrystalline Town, aber zurzeit wohne ich in Maldina. Und ihr…du?“ ergänzte er, um den Gesprächsfluss am Laufen zu halten.
Ihr Gespräch fand nur kurze Zeit später ein jähes Ende, als sich ein weiteres Mitglied ihrer Truppe anschloss. Die junge Dame schien Yuuki bereits zu kennen und hatte sich wohl aufgrund der bekannten Stimme den beiden genähert. Um nicht unhöflich zu wirken, machte der Hybride einen Schritt zur Seite, damit sie in einer Art Dreieck die Konversation fortführen könnten. Die Tatsache, dass eine Bekanntschaft zwischen ihnen bestand, nahm er dabei sehr positiv auf. Es war für solche Aufgaben, gerade wenn die Schwierigkeit zunahm, von Vorteil, wenn einige Parteien sich bereits kannten. Damit war Rownan die Wildcard der Runde, in mehr als einer Hinsicht. Ähnlich der vorherigen Begrüßung, fiel die der Magier ebenso herzlich aus, was wiederum für eine gute Beziehung sprach. Demnach stand soweit alles für das Gelinge der Quest unter einem guten Stern, wenn man ihre initiale Erschöpfung durch die Reise in und nach Aloe vernachlässigte. Allerdings ließ Yuuki nicht wirklich viel Zeit sich weiter vorzustellen geschweige denn zu reden, aber der Wolf war der letzte, der an diesem Ort und zu dieser Zeit protestieren würde. Sie hätten gewiss Unterwegs noch genug Zeit sich kennen zu lernen und zu sprechen. Marokkasu? nahm er stillschweigend in Gedanken auf. Seine erste Mission hatte ihn in das Umland dieser Stadt gebracht, jedoch hatte er nicht viel mehr gesehen als den Bahnhof, da sich die vermeintliche Begleitung als Betrug herausgestellt hatte. Das Bild, welches er vom Grynder hatte, entwickelte sich zusehends positiv. Dieser hatte ein Treffen organisiert, welche sie auf dem weiteren Weg mit etwas Glück mehr als nur unterstützen würde und dabei helfen sollte, das Mysterium des Ortes weit im Westen des Landes zu lüften und gleichzeitig etwaiges Unheil von ihnen abzuwenden. Trotzdem blieb die Frage im Raum, weshalb sie extra hierherkommen mussten. Wäre ein Zug nach Marokkasu nicht die Lösung gewesen? Just in diesem Moment knurrte der Magen des Hybriden und sein Blick fiel auf den letzten Donut in der Tüte des Anführers. Das Knurren war schon sehr unangenehm aber seinen unbewussten Wunsch täte er sicherlich nicht aussprechen. Der Blick wäre alles, was er riskierte.
# 2 Die Positivität in Helenas Stimme wurde vom dem, dessen Namen sie ausgesprochen hatte gespiegelt, wodurch sich ein herzlicher Empfang bildete. Der Wolf, mit dem sich Yuuki unterhielt, machte einen Schritt zur Seite und eröffnete ihr dadurch einen Platz in der Runde, die mit ihrer Ankunft so eben entstand. Die Worte des Rotschopfes ließen das Grinsen auf Helenas Lippen noch ein wenig weiter wachsen. “Das will ich doch meinen!“, gab sie freudestrahlend zurück. “Helena. Ist mir eine Freude!“ Nachdem die Magierin Yuuki ihre Hand kurz an den Arm gelegt hatte, reichte sie sie zur Begrüßung weiter in Richtung des Wolfsmenschen. Zwar erübrigte es sich, ihren Namen noch einmal zu wiederholen, doch sie tat es trotzdem. Extra in Richtung des Fremden, den sie natürlich nicht ausschließen wollte. Die Begrüßung war kaum abgeschlossen, da bewegte Yuuki die Gruppe gleich dazu, sich auf den Weg zu machen. Keine schlechte Idee, wahrlich nicht. Helena bestand nicht wirklich darauf, unbedingt länger als irgend nötig an diesem Ort zu verweilen. Schweiß bildete sich an allen erdenklichen Stellen ihres Körpers. Überall begann er an ihr herunterzuperlen. Und auch wenn sie den Wolfsmann noch nicht kannte, so konnte sie sich kaum vorstellen, dass er besonders scharf darauf war. In seiner Haut, beziehungsweise in seinem Fell wollte sie nicht stecken. Wortwörtlich. “Gute Idee.“, unterstrich Helena die aufkeimende Aufbruchsstimmung. Symbolisch für ihre Bereitschaft ballte sie eine Hand zur Faust. Von ihr aus konnten sie gleich loslegen! Es mochte die erbarmungslose Sonne und die damit einhergehende, drückende Hitze sein, jedenfalls fiel der Halbgöttin nicht auf, dass Yuuki nicht sofort zum Questort reisen wollte. Nicht, bis er erklärte, dass sie sich mit einem Fachmann der Nekromantie treffen wollten. Erst dann fiel für sie der Groschen. “Uh, das ist praktisch!“, erklärte Helena, die zwar schon Erfahrung mit wandelnden Toten hatte, jedoch keine besonders große. Eine weitere Expertise war also willkommen. Im besten Fall konnten sie so schon Schwachstellen potenzieller Feinde ausmachen, bevor sie diese überhaupt trafen! Genial! Das Magenknurren des animalischen Gefährten blieb dann nicht ungehört. Der Magierin entwich ein kurzes Auflachen. “Hat da jemand nicht gefrühstückt?“, kommentierte sie das Geräusch, ohne sich weitergehende Gedanken darüber zu machen, wie unangenehm es dem Verursacher sein konnte. Sie jedenfalls machte sich nichts daraus. Es war doch nur (wolfs)menschlich, Hunger zu entwickeln. Die Bäckereitüte in Yuukis Hand war ihr indes entgangen. So oder so. Noch waren sie ja nicht raus aus der Stadt. Rownan konnte gerne noch einen kurzen Abstecher in die Bäckerei machen, vor der sie sich getroffen hatten. Helena war das gleich. Ansonsten ging es gleich wieder auf zum Bahnhof… Tbc: ?
Yuuki konnte natürlich keine Gedanken lesen und war sich dementsprechend nicht darüber bewusst, was im Kopf des Lupinen so alles vor sich ging. Da es sich beim Grynder um einen Menschen handelte, wusste er auch nicht wie es sich anfühlen musste, dass sich Menschen aufgrund des eigenen Erscheinungsbild erschraken oder man deshalb gemieden wurde. In seinen Augen waren sie alle gleich und es zählte mehr als nur die äußere Erscheinung! Das war auch der Grund dafür, dass er stets versuchte, seine Mitmenschen zu inkludieren, seien sie so verunstaltet wie seine Kindheitsfreundin Elena, die ihr Gesicht stets hinter einer Maske verbarg oder gar ein Fairy Tail Magier namens Kass, der die meisten Menschen um sich herum aufgrund seines starken körperlichen Geruchs vertreiben würde. In seinen Augen handelte es sich beim Wolf vor ihm keinesfalls um eine abschreckende Erscheinung, vielmehr sah er sie als Objekt um seine Neugier zu befrieden! Dementsprechend enthusiastisch schüttelte er die Hand beziehungsweise die Pranke des anderen Magiers und warf ihm ein freundliches Lächeln zu! „Rownan also? Sehr erfreut!“, sprach er dem Satyrs Cornucopia Magier zu. Yuuki hatte noch nie zuvor einen Lupinen getroffen, dafür kannte er aber eine Canine aus seiner Gilde: Rin. Es wäre doch wirklich interessant zu erfahren, ob und wie viele Gemeinsamkeiten es zueinander gab. Zumindest hatte der junge Mann den Eindruck, dass auch Rownan recht kommunikativ über seine Ohren und Rute war, so wie es bei der jungen Hundedame der Fall war. Tatsächlich wusste der Rotschopf aber nichts über die hybride Herkunft von Rownan. Die Frage hinsichtlich der Herkunft galt lediglich dem Small Talk, in der Hoffnung, etwas mehr über Lupine zu erfahren. Möglicherweise lebten sie auch abseits der Menschen, denn es gab einige Völker Fiores, welche die Abgeschiedenheit bevorzugten. Aber gebürtig aus Crystalline Town und zurzeit in Maldina klang jetzt nicht so, als ob die Lupine in Gemeinschaften abseits der Menschen lebten. „Ich komme hier aus Aloe Town, auch wenn man es mir nicht ansehen mag.“, teilte er dem Größeren leicht lachend mit. Tatsächlich war er alles andere als dunkelhäutig, wie man es für gewöhnlich von Menschen aus diesem Eckchen von Fiore erwarten würde.
Schließlich war ihre Truppe also mit Helenas Erscheinen komplett und auch sie erwiderte sogleich seine herzliche Begrüßung, indem sie ihm zur Begrüßung die Hand auf den Arm legte. Diese Quest stand wirklich unter einem guten Stern, wenn man den Grynder fragte. Rownan schien ein feiner und äußerst höflicher Kerl zu sein – ja, er hatte mitbekommen, dass sich der Wolf noch etwas schwer mit dem Du tat, aber das würde im Verlauf ihres Auftrags sicher schon werden. Und zu Helena hatte er ein ebenfalls gutes Band. Was sollte man auch anderes erwarten, immerhin hatten sie gemeinsame Interessen in Form von alten Geschichten und Ruinen und hatten sogar einen Kampf auf Leben und Tod gegen ein magisches Monster geführt und überlebt. Genau wie Rownan, schien jedoch auch sie unter der erbarmungslosen Wüstensonne von Aloe Town zu leiden, denn er konnte die Schweißperlen an ihrem Gesicht herunterperlen sehen. Da alle aufbruchsbereit schienen, konnte es ja losgehen! Oder auch nicht, wie sich am Knurren von Rownan’s Magen erkennen ließ. Die junge Frau kommentierte das ganze mit einem lauten Auflachen und fragte nach, ob jemand nicht gefrühstückt hatte. Yuuki hingegen bemerkte den Blick, den der Lupine auf den in seiner Backtüte befindlichen Donut geworfen hatte. Nun gab es mehrere Dinge, die man über den jungen Mann wissen musste. Einerseits war er natürlich eine äußerst freundliche und offene Persönlichkeit. Aber andererseits war er sehr speziell beim Thema Essen und er teilte höchst ungern, da er für sein Leben gern aß und auch nicht leer ausgehen wollte. Allerdings war er auch recht empathisch und konnte sich in andere Leute und Situationen hineinversetzen. Und der aktuelle Stand war ja, dass die beiden anderen Magier aus ihren jeweiligen Städten erst hierher hatten reisen müssen, um ihn zu treffen, also vielleicht gar nicht zum Frühstück gekommen waren. Erschwerend kam hinzu, dass sie beide unter der Hitze zu leiden schienen, was sein schlechtes Gewissen nochmal ein wenig erhöhte. „Wartet kurz, ich bin gleich wieder da!“, sprach er und drehte sich abrupt um, zurück in die Bäckerei, vor der sie sich getroffen hatten. Da er zudem befürchtete, später Hunger zu bekommen, falls er seinen letzten Donut hergab, war die Entscheidung gefallen: Der Crimson Sphynx Magier würde einfach für alle Frühstück holen! Gesagt, getan, kam er nach keinen drei Minuten wieder aus dem Laden mit zwei vollen Backtüten voller Gebäck, mit denen er seine beiden heutigen Mitstreiter anstrahlte. „Damit können wir in aller Ruhe im Zug frühstücken!“, sprach er strahlend und freute sich bereits auf die Mahlzeit. Oh ja, er war ein wahrer Nimmersatt!
Nero zeigte sich nachdenklich. Es sollte doch so ein friedlicher Tag gewesen sein. Er hatte doch so schön begonnen und eigentlich auch alles dafür getan, dass dieser Tag auch friedlich enden sollte, doch nur leider konnte dieser tag nicht so friedlich enden, wie er es denn gern wollte. Da hat sich der ältere der Necrologia-Brüder einmal dagegen entschieden, sich zum Ausruhen auf einen erhöhten, ruhigen Ort zurückzuziehen und einfach die Seele in den Gedanken baumeln zu lassen. Anstelle von dieser Option wählte er jedoch die zweite Version, einen Besuch im interkulturellen Informationszentrum, mit welchem er es zwar erreichte, dass er ein wenig mehr Informationen bekommen konnte über etwas, was er bis hierher noch nicht gewusst hatte, allerdings wa rder preis dafür ein wenig zu hoch. Denn Nero wusste genau, dass er sich später mit Sicherheit noch dem Meister erklären musste. Aber darüber hinaus hatte er noch nie in seiner dreijährigen Mitgliedschaft in Crimson Sphynx irgendetwas angestellt, sodass es eigentlich kein Problem sein sollte, dass es dort mal ein bisschen aus dem Ruder gelaufen ist. Aber dennoch wirkte der Dragon Slayer des Giftes sehr nachdenklich über das, was ihm da wiederfahren war. Es war allerdings nicht so, dass er es bereute, was ihm heute wiederfahren war, nein, das ganz sicher nicht. Aber Nero war eigentlich eher der Typ dafür, zunächst zu beobachten und Stück für Stück seine Schlüsse aus den Situationen zu ziehen. Denn das, was hier heute geschehen war, konnte nicht das sein, das ihn auszeichnete. Als Taktikfuchs war er immer ruhig und blieb bei seinen gesammtelten Gedanken, da machte es keinen Sinn, in direkter Front zu agieren. Aber das war eben auch das, was Nero so stark von Hel unterschied, denn Hel war wohl eine klassische Frontkämpferin, welche keine Situation auslassen würde, wirklich in einen Kampf oder einen großen Krief ziehen zu können. Aber so war Nero eben absolut nicht. Das hatte ihm auch schon Dantalion vor vielen Jahren aufgezeigt, dass es nicht nur darum geht, der Stärkste zu sein, sondern dass eine Auseinandersetzung immer diejenige Partei besitzt, welche am schärfsten taktisch ausgeklügelte Systeme erschaffen hatte. Denn nichts ging über Taktik, diese war so wichtig wie alles wertvolle auf der Welt zusammen, nur um einen ausgeklügelten, taktischen Plan einmal näher zu betrachten. Denn die richtige Taktik rettet dir im Zweifel das Leben, eine Eigenschaft, die so wohl nur in Bestseller-Romanen vorkommt. Aber Nero war nun einmal der lebenede Beweis dafür, dass soetwas auch in der Wirklichkeit wahr werden konnte.
Beeindruckend für Nero war die Tatsache, dass Hel doch tatsächlich gesagt hatte, dass mit einem Schwein zusammen zu leben ein gefährlicheres Gift für alle wäre, als das magische Gift des Slayer. Da konnte der Necrologia auch nur drüber schmunzeln, denn es blieb außer frage, dass ihr Blut sowieso immer sehr viel toxischer sein würde, wie das Gift von mehreren Punkten zusammen. Abr egal, es schien eine Art Kompliment von Hel gewesen zu sein, etwas, das man vermutlich nur sehr selten hörte, also nahm der Giftmann es in einem positivem Unterzug wahr und damit auch an. Aber in der Tat stimmte es, dass es wohl noch einiges auf der Welt geben würde, was viel mehr Gift aufweisen kann, als es für Nero auch immer der Fall sein sollte. Interessant war es auch, dass Hel nun nach der kleinen Auseinandersetzung an diesem Ort über Appetit verspürte. Nun, das sollte kein schlechtes Unterfangen gewesen sein, denn auch sein Hunger startete so langsam an und würde ihm schon bald zu schaffen machen, das stand fest. Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg, aber was heußt das schon? Er läuft vor und das Kind schleppt hinterher, etwas das wohl im Netz absolut übrehaupt nicht gut ankommen. Gemeinsam kamen sie an der Bäckerei mit Laib und Seele an, der geheimtipp unter den Tourisen und auch Nero kannte die Bäckerei gut. Die junge Godslayerin des Feuers sorgte ich jedoch darum, ob sie etwas falsch ausgesprochen hätte. "Mach dir keine Sorgen, es war schon richtig ausgesprochen. Aber ich möchte dir gerne etwas zeigen." Nero bat Hel daraufhin den Hocker gegenüber von sich in der Bäckerei an und bestellte zunächst einen Tee und dann zwei Portionen Hühner-Baquette. Optional gab es auch ein Schnitzel-Baguette zu ergattern, das einzige Fleischige in der Bäckerei. "Probier. Das ist ein Sandwich mit Hühnchenfleisch. Es ist sehr zart. Du kannst alles davon mitessen. Ich mag diesen Ort hier ziemlich." Nero richtete den Fedora ein wenig nach oben und blickte Hel an. Er hoffte, dass es ihr wiirklich schmecken würde, es wäre schon ein kleines bisschen enttäuschend gewesen, wenn sie dies wirklich abgelehnt hätte, denn Nero hatte wirklich viel und wirklich gut in Sachen Wesel argumentiert und Einsatz gezeigt. So nahm Nero einen kleinen Schluck seines aromatischen Tees, den er ein wenig vermisst hatte, diesen Geschmack. "Also Hel. Erzähl mir bitte nun mehr über dein Volk. Vorhin hatten wir da ja keine Ruhe für.." Also neugierig schien Nero doch noch gewesen zu sein, natürlich wollte er mehr über die Vergangenheit von Hel wie auch von ihrer Herkunft wissen, das war klar. Denn je mehr ich über die Dinge weiß, was sie sowieso schon wissen, nur um zu zeigen dass auch Politiker nur Menschen sind. Aber eines stand fest, eine virtuelle Schachpartie konnte Nero im Moment nicht eröffnen. schade eigentlich, aber man konnte ja nicht alles haben im Leben...
Manarest: 50/100
Off-Ende
Reden | Denken
Sad Theme | Voice | Disaster Theme
Zuletzt von Nero am Do 20 Jan 2022 - 9:54 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Charon Desert Night
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Als würde Charon wollen, dass Leute an seinen Haaren knabberten... Nein, der Sarkasmus Lians war, zumindest um diese Zeit des Tages, an ihm verloren. Dass die wohl gepflegten Haare des Dargin nicht als Mitternachtssnack geplant war, sollte ihnen wohl beiden bewusst sein. Er kümmerte sich erst einmal darum, dass seine Optik so unfehlbar wie immer blieb und es auch war, als er der endlich langsam erwachenden Inuyama entgegen trat, die ihn gleich entsprechend lobte. „Hehe... danke dir, Rin“, meinte er und strich sich selbstsicher durch die lange Mähne. „Für einen Mann meines Standes ist es wichtig, zu jeder Tageszeit einsatzbereit zu sein. Es freut mich, dass es dir auffällt.“ Lian war ein wenig sarkastischer, aber Charon spiegelte einfach sein schiefes Grinsen. „Hah, verstanden. Denk dran, bis zum nächsten Mal den Kühlschrank aufzufüllen“, nickte er, und auch, wenn es nicht ganz eindeutig erkennbar war, ob er das ernst meine oder nicht, durfte Lian gern davon ausgehen, dass er das tat. Seine To-Do-List hatte soeben einen Eintrag erhalten. Aufkommen würde der Dargin für die Verpflegung wohl kaum, wenn er schon so viel Mühe aufwendete, um seinem guten Freund ordentlich bezahlte Aufträge zuzuspielen! „Wegen dem Duschgel musst du dir keine Gedanken machen. Ich werde nächstes Mal daran denken, mein eigenes mitzubringen.“ Floral Paradise war ohnehin keine überzeugende Marke, aber man wollte ja nicht grundlos Lians Geschmack beleidigen...
Zwanglos hatte sich Charon durch die Tür hindurch mit Lian unterhalten, während der sich anzog und Rin in ihrem Zimmer das Gleiche tat. Als sie dann wieder zu dritt war, war es Zeit, sich auf den Weg zu machen. Der erste Halt auf dem Weg war ein Frühstück in der altbekannten Bäckerei. „Das stimmt, eine gute Empfehlung“, nickte er mit einem Lächeln. „Ich war noch ein paar mal da, seit wir dort zusammen gegessen haben, Lian.“ Heute war es wohl wieder soweit, zumindest nach einem kurzen Zwischenstopp in der Gildenhalle, um die Quest auch tatsächlich offiziell auf diese drei Teilnehmer zu registrieren und für andere Interessenten zu schließen. Als sie sich dieses Mal in der Bäckerei einfanden, entschied sich der Dargin dafür, dass er ein Brötchen mit Ei, Käse und obligatorischen Salatblättern dazu wollte, das in noch frischem, warmen Vollkornbrot serviert wurde. Mit einem freundlichen „Lasst es euch schmecken“ nahm er seinen ersten Bissen, wobei er verzweifelt die Balance zwischen elegantem Essen und dem Vermeiden von Krümeln zu finden versuchte, ohne zu zeigen, wie anstrengend es war. Schlussendlich war es kaum möglich, alle drei Punkte zu erfüllen, sodass seine Hand sogleich über sein Oberteil glitt, um ein paar Krümel zu Boden zu werfen. Hoffentlich hatte er keine übersehen... „Hm, hm, hmm...“, murmelte Charon nachdenklich, während seine freie Hand mit einer seiner Strähnen spielte. Seine Gedanken waren tatsächlich nicht unbedingt bei dem leckeren Snack vor ihm, sondern schon in der Wüste, deren Schönheit ihn schon seit seinem ersten Besuch hier im Westen zu sich lockte. „Ich frage mich, was das für Banditen sind“, meinte er, realisierte nicht einmal unbedingt, dass er den Gedanken deutlich hörbar aussprach. „Eine neue Gruppe? Ein kleines Team junger Individuen? Oder vielleicht die alte Bande, aus der die beiden damals gekommen sind...?“
cf: Ostturm 'Die Überbleibsel eines Überlebenskampfs Mann gegen Haare' ... Was hatte der Falls damit bloß gemeint? Den ganzen Weg zur Bäckerei hatte die Inuyama darüber nachgedacht, doch sie war zu keiner Erkenntnis gekommen. Sie wüsste nicht, dass ihre Haare ein Eigenleben besaßen. Was genau also hatte Lian für ein Problem gehabt, während sie geschlafen hatte? Und wie hatte das dazu geführt, dass ihre Haare feucht geworden waren? Es war ein Rätsel. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Fragezeichen entstanden. Als sie schließlich durch die Eingangstüre der Bäckerei traten, schüttelte sie die wirren, verzweigten Gedankengänge von sich ab. Es hatte ja keinen Sinn, sich darüber das Köpfchen zu zerbrechen. An der Theke ließ sie ihren männlichen Begleitern den Vortritt, ehe sie sich eine große Tasse Kakao und zwei Schokocrossaints bestellte. Ohne ein Wort zu sagen schob sie der Bedienung die benötigte Anzahl an Jewel entgegen, um für alle drei zu zahlen und marschierte dann zielstrebig ihren Kollegen hinterher, die es sich bereits an einem kleinen Tisch gemütlich gemacht hatten. Ohne großes Gequatsche nahm sie ihren ersten, großen Bissen. Es war schon schwer genug, sich nicht das ganze Ding in den Mund zu schieben und ohne zu kauen herunterzuschlucken. Von ihr zu erwarten, dass sie bei Gebäck genug Selbstkontrolle hatte, kleine Bissen zu nehmen war einfach unfair! "Euff auff!" entgegnete sie mit halb vollem Mund, als Charon einen guten Appetit wünschte, ehe sie sich dadurch an einigen Bröseln verschluckte. Wieso krümelten die Dinger auch so sehr? Sie hustete einige Male, kippte einen herzhaften Schluck Kakao hinterher, dann ging es wieder. Kurz warten und vorher schlucken? Nee. Das war nicht drin. Zwar hatte sie gelernt, wie man ordentlich aß, so wie der Dargin zum Beispiel, aber wenn es um Süßes ging fehlte der jungen Frau schlichtweg die Disziplin. Dementsprechend war sie auch mit ihrem ersten Hörnchen fertig, bevor die Anderen überhaupt die Hälfte ihrer Mahlzeit geschafft hatten. Sie trank einen großen Schluck der noch leicht dampfenden heißen Schokolade, ehe sie fragte: "Darf ich eures Mal probieren? Ihr kriegt auch ein Stück von mir!" Es war schließlich das erste Mal, dass sie in dieser Bäckerei war, weshalb sie neugierig war, ob die anderen Sachen hier ebenfalls so gut schmeckten. Sie teilte das übrige Crossaint in drei gleichgroße Stücke und gab zwei davon an ihre Kollegen weiter, ehe sie diese erwartungsvoll anblickte. Ganz wie erwartet war sie letztendlich auch als Erste fertig. Sie trank gerade noch den letzten Schluck Kakao, als Charon nachdenklich das Wort ergriff. "Hoffentlich sind sie nicht allzu fies." entgegnete Rin und legte den Kopf schief. Es war vielleicht etwas naiv zu glauben, dass Banditen nicht gemein sein würden, wenn man sie von ihren Schandtaten abhalten wollte, aber die Chancen waren nie ganz Null, oder? "Welche Beiden meinst du?" Die kontinuierlich wackelnde Rute hielt für einen Moment inne, während sie den Weißhaarigen fragend ansah. Sie konnte ja nicht wissen, dass sich die Aussage auf ein Abenteuer bezog, welches Charon und Lian ohne sie erlebt hatten. "Ich kenne bisher keine Banditen... Ihr etwa?" Ihre blauen Seelenspiegel wanderten zwischen ihren Gegenübern hin und her. "Also ich habe nur mit so richtig netten Leuten zu tun. Von denen könnte keiner irgendwas fieses tun. So wie ihr eben!" In dieser Hinsicht hatte sie ein wirklich gutes Bauchgefühl! All ihre Bekanntschaften waren ehrlich und offen, so wie sie selbst auch - wenn man mal von den Details ihrer Vergangenheit absah. Davon war sie fest überzeugt (oh wie sie sich doch täuschte!). Ihr Schwanz kam langsam wieder in Bewegung, als sie daran dachte, was für gute Freunde sie doch hatte. Sie hatte nicht viele, aber die, die sie hatte, waren einfach die besten! Vor allem die Beiden, die jetzt mit ihr am Tisch saßen. "Ah, übrigens, du hast da noch einen Krümel an der Backe, Charon!" Die großen, kristallblauen Seelenspiegel ruhten auf dem Gesicht des Finsternismagiers, als sie sich über den Tisch beugte und das Überbleibsel seiner Mahlzeit mit dem Zeigefinger fortwischte. "Besser! Muss ich dir auch beim Essen helfen, Lian?" Sie kicherte, ehe ihr Blick auf den Braunhaarigen fiel. Eigentlich war sie die Letzte, die Witze über dieses Thema reißen durfte, sie aß schließlich in vielerlei Hinsicht wirklich wie ein Hund. Aber immerhin hatte sie dieses Mal keine Schokoladenflecken auf ihrer hellen Kleidung hinterlassen. Das schaffte sie nur selten!
Wenn es einen Ort gab, an den Lian immer wieder gerne zurückkehrte, dann war es die Bäckerei „Mit Laib und Seele“. Er erinnerte sich noch an das erste Mal, dass er hier gelandet war – wie alt war er damals gewesen? Vielleicht fünfzehn Jahre? Eigentlich hatte er damals nur irgendwo untertauchen wollen, nachdem er mit einer Gruppe Gleichaltriger auf unschöne Art und Weise aneinandergeraten war – das Fladenbrot, das er sich in diesem Zuge gekauft und gegessen hatte, war eigentlich nicht mehr als ein Alibi gewesen, um länger dortbleiben zu können. Tatsächlich hatte es den Jungen allerdings so überzeugt, dass er auch in Zukunft regelmäßig vorbeigekommen war und sich mit der Zeit sogar mit der Inhaberin des Lokals angefreundet hatte. Iris – ihr Lächeln war so ansteckend und ihre Begeisterung für ihren Beruf so spürbar, dass man kaum anders konnte, als sie zu mögen. Daher war es nicht verwunderlich, dass sich Lians Laune schlagartig aufhellte, als ihm der geliebte Duft von frischem Gebäck und aromatischen Gewürzen in die Nase stieg. Zufrieden stellte der Falls fest, dass zwar ein paar Gäste an den Tischen der Bäckerei saßen, es aber noch ausreichend freie Plätze gab, an die er sich zusammen mit Charon und Rin begeben konnte. Die Bäckerei „Mit Laib und Seele“ war ein Geheimtipp unter den Einheimischen und so sehr er Iris persönlich einen noch größeren Umsatz gönnte, wollte Lian doch irgendwie, dass es ein Geheimtipp blieb. Denn auch das machte den Charme des Ladens seiner Meinung nach aus. “Ach, besuchst du uns auch mal wieder, Lian?“ Natürlich war es niemand Geringeres als Iris, die hinter dem Tresen stand und die die Neuankömmlinge anstrahlte, kaum dass die kleine Glocke über der Tür ihre Ankunft angekündigt hatte. Das Lächeln der schwarzhaarige Frau, die der Bogenschütze auf rund vierzig Jahre schätzte, war einfach ansteckend. „Hallo, Iris“, begrüßte Lian seine Bekannte und hob geschwind die Hand an. Die Inhaberin löste den Blick von dem Falls, musterte stattdessen Charon und Rin. Ersteren kannte sie bereits, Rin dagegen schien ihr noch nicht bekannt zu sein. Eine neue Kundin? Professionell, wie sie trotz allem war, neigte sie den Kopf zur Begrüßung vor der Caninen. “Was kann ich Euch denn Gutes tun?“, fragte sie nach und deutete mit einer ausholenden Geste auf das Gebäck, das sowohl vor ihr als auch hinter ihr präsentiert wurde. Nachdem der Dargin und die Inuyama bedient worden waren, schob sie auch Lian seine Bestellung herüber: Ein Fladenbrot mit Fetakäse und Spinat, das natürlich nochmal erwärmt worden war. Wie das duftete! „Danke, Iris.“ Genauso wie seine Kollegen bezahlte auch der 20-Jährige und setzte sich dann an einen der freien Plätze in der Bäckerei.
Während Lian mit jahrelanger Übung sein Fladenbrot vertilgte, kämpften Charon und Rin deutlich mehr. Der eine verteilte Krümel auf seinem Oberteil, die andere wiederum stopfte sich den Mund so voll, dass der Lockenkopf manchmal befürchtete, dass sie nicht einmal mehr atmen konnte. Irgendwie erinnerte sich der Illusionsmagier bei diesem Anblick an die erste Quest, die er gemeinsam mit der Caninen ausgeführt hatte. Es war so ziemlich das erste Bild der Hellhaarigen gewesen, das sich im Gedächtnis des Falls eingebrannt hatte: Ihre riesigen, blauen Augen, die ihn flehentlich anblickten, weil sie sich den Mund so mit Muffins vollgestopft hatte, dass sie nicht mehr sprechen konnte. Damals war Lian vollkommen überrannt gewesen und hatte sich gefragt, ob dieses komische Hundemädel noch alle Latten am Zaun hatte. Heute wiederum schüttelte er nur belustigt den Kopf. Manche Dinge würden sich eben nie ändern, was? „Oh. Klar.“ Als Rin ihm ein Stück ihres Schokoladen-Croissants reichte, nahm der Falls es dankend an und brach dann seinerseits ein Stück des Fladenbrotes ab – natürlich ein Stück, das sowohl mit ausreichend Feta als auch Spinat belegt war. Zuerst reichte er es Rin, zuckte im letzten Moment aber nochmal mit der Hand zurück. „Ist heiß. Als Vorwarnung.“ Nicht, dass die Canine sich das Stück in ihrem Eifer in den Mund stopfte und gleich wieder ausspuckte, weil sie sich die Zunge daran verbrannte. Das war aber sehr aufmerksam und freundlich von dem Falls? Ähm… ja. Ihm ging es natürlich darum, dass Rin sich nicht verletzen sollte und nicht darum, dass er es um das leckere Fladenbrot zu schade gefunden hätte. Selbstverständlich. Einige Bissen später wechselte Charon nochmal das Thema: Weg vom Essen, hin zu der eigentlichen Quest. Welche Banditen das sein würden? Hm. Vermutlich würde es ihren Auftrag leichter machen, wenn es sich um eine neue Bande handelte – denn dann konnten sie noch nicht auf sonderlich viel Erfahrung zurückgreifen. Eine alte Bande hingegen könnte Probleme verursachen, denn es käme sicherlich nicht von ungefähr, dass sie bis heute noch nicht geschnappt worden waren. Nicht, dass Lian sich besonders große Sorgen machte, sie hatten immerhin Charon Dargin dabei. Egal, was man von dem Finsternismagier halten wollte, seine Magie war ziemlich stark. Der Falls ging davon aus, sich zurücklehnen zu können, während der Kollege die Arbeit erledigte. Ob er sich damit nicht schrecklich irren würde? Der 20-Jährige hatte gerade den letzten Rest seines Gebäcks vertilgt, da stellte Rin eine Frage, die ihn aufhorchen ließ. Ob sie … ob sie Banditen kannten? Die hellgrünen Augen huschten kurz prüfend zum Dargin, der sich sicherlich seinen Teil denken konnte. Und doch war das ein Teil seines Lebens, den zumindest Lian keinesfalls beabsichtigte, mit Rin zu teilen. „Als würden Magier mit Banditen verkehren“, gab er der jungen Frau also ausweichend zur Antwort und zuckte leicht lächelnd mit den Schultern. Dass er damit weder verneinte, noch bejahte, war ein Detail, das die Inuyama hoffentlich nicht bemerken würde. Er nahm das Stück Schokoladencroissant und aß es als Nachtisch. Moment – hatte die Canine gerade Krümel von Charons Mundwinkel weggewischt? Lian hob abwehrend die Hände, als die Inuyama sich auch noch ihm herumdrehte. Wollte sie das bei ihm auch noch machen? Wenn Iris das sah, würde sie ihn ewig damit aufziehen. Das musste er verhindern! „Nein, nein. Alles gut“, gab er ihr zur Antwort und wischte sich aus Reflex nochmal selbst über den Mund, um auch ganz sicher zu sein, dass es dort keine Reste gab, die eine Rin Inuyama in einem Anflug mütterlicher Fürsorge wegwischen wollte. Vielleicht sollte er lieber die Aufmerksamkeit auf die Quest lenken? Ja, das war ein Plan. Lian war eigentlich niemand, der seine Gedankengänge mit der Außenwelt teilte. Da es ihm jetzt allerdings nach der besten Möglichkeit erschien, Rins Aufmerksamkeit umzulenken, zeigte er sich von einer ganz neuen Seite: Er zeigte, dass er sich durchaus im Voraus Gedanken über eine Quest und die Informationen machen konnte, die man erhalten hatte. Wow! „Zum Thema der Banditen: Keine Ahnung, um wen genau es sich handelt. Aber es gibt mehrere Fragen, die für mich offengeblieben sind.“ Ein wenig sprach der junge Mann auch aus eigener Erfahrung, wenngleich zumindest Rin das nicht wissen konnte. Der Falls hob den Zeigefinger an. „Sie scheinen es sehr gezielt auf die Karawanen des Auftraggebers abgesehen zu haben. Warum ist das so? Es gibt so viele andere Karawanen, die Aloe tagtäglich verlassen… vielleicht haben sie es auf etwas Bestimmtes abgesehen, was Hiebel transportiert?“ Nun wanderte ein zweiter Finger dazu. „Was ist mit den Magiern geschehen, die vor uns engagiert wurden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein paar Wüstenbanditen es mit Magiern aufnehmen können. Waren sie wirklich so schwach? Sind sie in eine Falle geraten? Oder steckt etwas anderes dahinter?“ Und dann kam ein dritter und letzter Finger dazu. „Hiebel ist ein ziemlich betuchter Händler aus Aloe, er hat Erfahrung. Ich bezweifle, dass er immer die gleiche Route durch die Wüste nutzt, das wäre ein Anfängerfehler. Und trotzdem konnten seine Karawanen immer wieder überfallen werden? Das kommt mir doch sehr merkwürdig vor.“ Lian sprach es nicht aus, aber die Vermutung, dass es einen Informanten der Banditen unter Hiebels Angestellten geben konnte, war irgendwie naheliegend. Der Braunhaarige hatte die Augen geschlossen… und dann wurde ihm bewusst, wie viel seiner Gedankenwelt er gerade offenbart hatte. Und dass Charon und Rin ihn gerade sicherlich anstarren würden! Seine Hand huschte geschwind unter die Tischplatte und er sah mit einem Seitenblick weg. Wie unangenehm, er hätte lieber den Mund halten sollen. „Was ich damit eigentlich nur sagen wollte: Ich denke, dass wir zumindest damit rechnen sollten, dass es eine Falle geben könnte.“ Oh! Ein Blick auf die Wanduhr in der Bäckerei verriet, dass es auch schon ziemlich spät war. Vermutlich wartete die nächste Karawane vom Auftraggeber bereits an den Stadttoren von Aloe auf die Crimson Sphynx Magier, damit sie sich auf den Weg machen konnten. Lian sah wieder zu seinen Kollegen und stand dann auf: „Naja. Ist auch egal, wir werden es schon erfahren.“ Und damit trottete der Falls los, ohne sich nochmal umzudrehen, die Hände in den Hosentaschen verschwunden. Für den Rest des Weges würde er seine Klappe halten, das war angenehmer. Nachher dachte man noch, er wäre ein Stratege oder würde diese ganzen Quest ernstnehmen. Soweit würde es noch kommen!
Tbc: Neuer Thread in der Wüste, der noch folgen wird… D:
Charon und Rin hatten beide mit ihren Krümeln zu kämpfen – in unterschiedlichen Maßen –, während Lian seine bereits gemeistert zu haben schien. Mit einem Lächeln betrachtete das Weißhaar, wie niedlich die Inuyama von ihrem Croissant abbiss, sodass sie nach dem ersten Kontakt mit ihren Zähnen schon fast die Hälfte davon im Mund hatte. Als sie wieder ordentlich sprechen konnte, hielt er ihr amüsiert sein Brötchen hin. „Natürlich, bedien dich“, meinte er mit sanfter Stimme, während er im Gegenzug ein Stück Croissant erhielt. Ein fairer Tausch. „Natürlich kennt ihr beide Banditen. Wir haben doch erst gestern darüber geredet“, seufzte Charon mit einem sanften Kopfschütteln. „Amy Crest war in einer Räuberbande, bevor sie Royal Crusade beigetreten ist, und sie war nicht die Einzige. Elaine hat den gleichen Hintergrund. Die beiden wurden gemeinsam aufgenommen, wenn ich mich nicht irre.“ Allgemein war es unpassend für Magier von Crimson Sphynx, die Vergangenheit Anderer zu verurteilen. Die Gilde als Gesamtes stand für Rehabilitation und eine neue Zeit. Wer sich jetzt zu benehmen wusste, wer sich reformieren ließ, der war hier richtig aufgehoben. Nur jene, die sich ihrer Vergangenheit nicht entsagen konnten und weiterhin Dinge taten, die nicht im Sinne der Gilde waren, wurden dafür verurteilt. Belehrend hatte Charon kurz die Augen geschlossen und den Zeigefinger seiner freien Hand gehoben, um seine Erklärung zu unterstreichen. Als er die Augen wieder öffnete, sah er plötzlich, wie sich Rin über den Tisch zu ihm hinüber beugte. „Hm?“ Als ihr zarter Finger unerwartet seine Wange berührte, zeichnete sich eine leichte Röte auf der makellosen Haut des Dargin ab. Das angenehme Gefühl ihres Kontaktes täuschte für einen Moment sogar über die unendliche Peinlichkeit hinweg, die es war, von einer jungen Dame beim Essen unterstützt zu werden wie ein Kind. „Ah... d-danke“, antwortete er instinktiv, unfähig, just in diesem Moment einen klaren Gedanken zu fassen, während er mit unfokussierten Augen in ihr Gesicht sah. Warum nur war es, dass all diese niedlichen Sachen, die sie so ungezwungen tat, ihn so aus der Bahn warfen? Sein Herz flatterte, als er realisierte, dass diese Art Nähe, die er sich im Normalfall sparte, für sie so eine Selbstverständlichkeit war. Nach einem kurzen Blinzeln räusperte sich das Weißhaar. Er brachte sich zurück in eine gefasste Ausgangshaltung, auch wenn er nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Glücklicherweise ergriff Lian das Wort.
„Du hast Recht. Eine gute Schlussfolgerung“, nickte Charon, die Arme vor der Brust verschränkend. Er wusste ja, wie clever der Dieb sein konnte, wenn er nicht gerade die Arbeit verweigern wollte. „Die beiden großen Fragen sind, warum gerade Hiebel so häufig betroffen ist und warum er sich nicht dagegen wehren kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Punkte zusammenhängen, ist recht hoch.“ Es dem Schützen gleich tuend erhob sich der Finsternismagier von seinem Sitz und ging neben ihm her in Richtung Dorfausgang. Es war Zeit, sich zum Dienst zu melden.
❖ Play: Off ❖ Postnummer: 1 ❖ Manavorrat: 90 / 110 „Woahhh!“ Karma drehte sich einmal um ihre eigene Achse. Ihre gelben Augen leuchteten wie die eines Kindes an Heiligabend, ein ihr vollkommen unbekannter Brauch. Begeistert war sie aber gleichsam. Sie war auf der Suche nach einem Frühstück durch die morgentlicher Stadt gewandert. In den letzten Tagen hatte sie die Wüstenstadt ganz schön auf den Kopf gestellt und bekam langsam das Gefühl, sich nicht alle drei Schritte zu verirren. Zum Glück waren hier viele Menschen nur allzu bereit, ihr den Weg zu weißen. Das diese das auch nur aus Angst taten und ihm Versuch die große Oni wegzubekommen, bemerkte diese in ihrem feurigen Eifer gar nicht. Stattdessen spazierte sie vollauf begeistert durch die Straßen, mal laut und voll, so bunt wie es nur den Wald im Herbst kannte, mal durch fast leere Gassen. Einmal hatte sie sogar gefürchtet, stecken zu bleiben! Karma war mit ihren Spinnenhänden an der Wand hoch auf das niedrigste Dach geklettert und oben weiter spaziert, eine große, rote Gestalt im morgendlichen Licht. Von Dach zu Dach gehüpft, bis der Geruch sie wieder zu Boden gelockt war. Sie hatte eine Gruppe Mütter aufgeschreckt, die ihre Kinder durch die Gassen führte, als sie hinabgeklettert war. Ihrer Nase folgend war sie am Ende vor einem dieser Räume gelandet, die sie sehr mochte. Geschäfte. Sie waren offen und beinhalteten allerhand guter Dinge, von denen sie nicht genug bekommen konnte! Leider hatte sie heute nicht dieses Geld zum Tauschen mit, aber da fand sich sicher eine Alternative! Voll positiver Gedanken war die Oni in die kleine Bäckerei gestampft. Sie musste den Kopf einziehen und gebückt stehen. Einmal, zu Beginn hatte sie sich aufgerichtet, als die Unmenge an Essen sie überrascht hatte, und sie hatte sich die Hörner an der Decke gestoßen. Jetzt passte sie besser auf, als sie barfuß wie immer vorwärts zur Auslage ging. Ein Pärchen stand vor ihr und Karma beugte sich neugierig an ihnen vorbei. Oh roch das gut, warm und zuckrig süß! Ganz verzaubert blickte sie sich um. Was wollte sie eigentlich? Alles ging leider nicht, dazu war selbst ihr Bauch zu klein. Bedauernd gestand sie sich ein, dass wohl eine Entscheidung fällig war – vor allem als das Paar verschwand und sie ganz vorne stand. „Guten Morgen. Was darf es denn sein?“, wurde sie freundlich begrüßt. „Heyy, morgen!“ Karma drehte den Kopf hin und her. „Das sieht alles so gut aus! Kannst du mir etwas empfehlen?“ Die Frau lächelte und begann ihr einige Tortenstückchen, Semmel und vieles andere, das der Oni völlig fremd war aufzuzählen. Puh, das machte es auch nicht leichter. „Weißt du was … ich will einfach das da. Und das. Und das. Uuuund das da auch noch!“ Karma zeigte willkürlich auf irgendwelche Leckereien und die Verkäuferin begann diese einzupacken. „Das macht dann xxx Jewels.“ Hm … das war jetzt ein Problem. Ein kleines. Karma kramte in einem der kleinen Stoffsäckchen an ihrer Hüfte und legte den Zahn eines Berglöwens neben das Essen. Charon hatte erzählt, dass sie tauschen musste, und das war der letzte Zahn des Tieres. Er war kostbar und beinhaltete einen Hach der Kräfte von Ravis Papa. Das die Frau das Objekt nicht als so kostbar einstufte, würde sie nur allzu bald bemerken. #karma#karo5@iris
Zauber:
Wall Crawler: Spider Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 3, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Take Over verändert der Anwender seine Haut an Händen und Füßen, um sie den Spinnenbeinen ähnlicher zu machen, heißt ihm wachsen mikroskopische Haare. Nun ist der Anwender in der Lage an Wänden und Decken zu hängen, wie eine Spinne und sich dort genauso schnell fortzubewegen, wie auf dem Boden. Besonders glatte Oberflächen, wie Glas oder polierte Metalle sind dennoch nicht erkletterbar.
Zuletzt von Karma am Mo 3 Jul 2023 - 10:19 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Iris
Anmeldedatum : 04.05.21 Anzahl der Beiträge : 469 Alter : 32
# 01 Iris seufzte. Sie saß an einem der wenigen Tische, die die Bäckerei für diejenigen Gäste bereitstellte, die es vorzogen vor Ort zu speisen und ein wenig zu bleiben. Nervös wippte ihr Bein, welches sie über das andere geschlagen hatte, im schnellen Takt auf und ab. Das war eigentlich gar nicht ihr Ding, so nervös und aufgeregt zu sein und das auch noch zu zeigen. Allerdings war Iris auch nicht mehr dieselbe, wie noch vor wenigen Tagen. Seit sie Yuuki getroffen und sie ihn eiskalt sitzen gelassen hatte, war sie vollkommen durch den Wind. Jahre lang hatte sie es geschafft ihn aus ihrem Leben auszuschließen und auch irgendwie damit klarzukommen, nun machte eine einzige Begegnung, bei der er nicht einmal wusste wem er gegenüberstand, alles wieder zunichte. Mehrfach hatte Iris sich gewünscht, selbst auch nicht erfahren zu haben, mit wem sie an dem Abend in der Villa geflirtet hatte. Doch vielleicht wäre sie dann so naiv gewesen sich auf den jungen Mann einzulassen und dann hätte sie es spätestens bei der zweiten Begegnung vom Stuhl gehauen. Gegen all die Warnsignale, die ihr Verstand ihr zuzuschicken versuchte, entschied sich die Blondine dafür einfach nach Aloe zu reisen. Nun war sie da, fest entschlossen Nachforschungen anzustellen. Über Crimson Sphynx. Über Yuuki Grynder… Iris hatte sich zu ihrem Outfit ein großes Tuch kapuzenmäßig über den Kopf gebunden. Anders als bei den meisten, die in dieser Gegend so herumliefen, diente es weniger zum Schutz vor der intensiven Sonnenstrahlung, als dazu unentdeckt und geheim zu bleiben. Lian lief vielleicht irgendwo in dieser Stadt herum und eben Yuuki. Begegnen wollte sie zunächst lieber keinen von beiden. Aber wenn sie näher an die Gilde heranwollte, kam sie nicht drum herum das Risiko einzugehen. Nachdem die Magierin noch einmal an ihrem Kaffe geschlürft hatte und sie diesen auf dem Tisch abstellte, wanderte ihr Blick eher zufällig zur Bedienung, von der sie das koffeinhaltige Heißgetränk hatte. Diese sah sich einer rothäutigen, gehörten Frau gegenüber und die Situation sah nicht nach einem üblichen Verkaufsgespräch aus. Scheinbar war die Rote tatsächlich so weltfremd wie ihr Äußeres vermuten ließ. Es mangelte ihr an Geld, dabei wollte sie sich etwas kaufen. Iris schaute sich noch ein weiteres Mal im Laden um, ehe sie sich erhob und den beiden näherte. "Entschuldigen Sie, gibt es ein Problem?", fragte die Diebin freundlich und gutherzig wie sie war. Ihr Blick fiel auf den Zahn, der auf dem Tresen lag und wanderte weiter auf das nervös lächelnde Gesicht der Verkäuferin. "Was ist das für ein Zahn, ist der etwas wert? Ich könnte dir vielleicht aushelfen.", erklärte die Magierin höflich, ihr Augenmerk nun auf die Gehörte gelegt. Etwas in der Blondine witterte ein Geschäft. Sie war zwar kein Profi auf dem Gebiet der Antiquitäten, doch ein wenig Erfahrung hatte sie gesammelt. Genug jedenfalls, um zu wissen, dass ein Reißzahn eine Menge wert sein konnte, je nachdem wo er herstammte. "Was mach das?", fragte Iris ohne eine Antwort abzuwarten und deutete dabei auf die Speisen, die der Roten angeboten wurden.
Ein Problem? Karma schüttelte den großen Kopf, während sie sich zu der Stimme umdrehte, die etwa von einem Meter tiefer erklang. Wo war ein Problem? Die Menschenfrau am Tresen gegenüber schien die Einschätzung der Oni nicht ganz zu teilen. Anstatt ebenfalls zu verneinen, wandte sie sich an den Neuankömmling. „Möchten Sie noch etwas?“, fragte sie diese freundlich und verschaffte der interessierten Oni so einen Moment, in dem nicht sie im Mittelpunkt stand, wodurch sie die Kleine betrachten konnte. Gut, sie war größer als die Bäckerin, aber für Karma waren alle hier klein. Im Gegensatz zu der Oni waren ihre hellen Haare kurz, gerade bis zur Schulter und definitiv glatter. „Und Sie, haben Sie denn keine Jewels dabei?“ Karma sah wieder zu der Verkäuferin und schüttelte abermals den Kopf. Wurde nun wirklich Zeit, dass sie mehr tat, als den Kopf zu schütteln, bis ihr schwindlig war! „Nein, aber den hier. Der ist auch kostbar, das ist der letzte Zahn!“ Karma deutete auf den großen Fangzahn auf der Ablage, wo die fünf Brötchen lagen. „Leider brauchen Sie hier Jewels“, setzte die Frau erneut an und Karma runzelt die Stirn. Sie mochte dieses ‚Sie‘ nicht. Sie begriff nicht ganz, was der Sinn dahinter war oder wann man es verwendete. Zwar schloss sie aus dem Sinn der Worte und weil die Frau sie anblickte, dass es um sie ging … aber es verwirrte sie dennoch! Noch etwas, mit dem sie Charon konfrontieren musste. Er erklärte zwar manchmal so, dass sie danach noch weniger verstand als zuvor, aber immerhin war er bemüht! „Ein Fangzahn eines Berglöwen, selbst erlegt!“ Karma zog die Schultern zurück, streckte stolz die Brust raus und schlug sich die Hörner an der Decke an. „Autsch“, machte sie und betastete die Spitzen. Ob es diese Schuhe zum Schutz auch für Hörner gab? So würde ihr bald noch einer abbrechen. „Wo war ich … ach ja! Aber es ist mehr als ein Knochen, es ist ein Talisman. Er bringt Glück auf der Jagd und Ausflügen und verbindet einen mit den Göttern, auf dass sie ein Auge auf einen haben.“ Sie sah zu der Frau hinüber. Wenn Karma hier in dieser seltsamen Welt gelernt hatte, dann das sie mit diskutieren sehr weit kam. Und sie war sehr standfest, wenn sie etwas – meist Essen – wollte! So stützte sie sich mit dem Unterarmen links vom Knochen ab und sah die zwei Frauen abwechselnd an. „Ich finde, dass er genug wert ist, damit ich dafür ein Frühstück bekomme!“ Und das würde Karma ebenso so lange wiederholen, bis sie es bekam. Leider würden Lian und Charon es nicht gut finden, wenn sie das Essen einfach mitnahm, sehr zu ihrem Verdruss … Aber für sie würde sie der Verkäuferin immerhin die Chance geben und einen Tribut anbieten. „3.700 Jewels“, wiederholte die Bäckerin ihrerseits den Preis und sah die Fremde fast schon hilfesuchend an.
# 02 Es war wirklich erstaunlich wie groß diese rothäutige Dame war. Nun, da sich Iris gleich neben sie gesellte, wirkte sie aus der Nähe noch einmal ein Stück gewaltiger. Kein Wunder also, dass eine so große Gestalt auch eine ordentliche Portion zum Frühstück brauchte, um satt zu werden. Daher auch die Tatsache, dass der Tresen voller Bäckereitütchen lag. Alles samt Speisen, die sich die Frau ausgesucht hat, scheinbar ohne überhaupt eine davon bezahlen zu können. Mit diesem Zahn kam sie jedenfalls nicht besonders weit. Soviel stand wohl schnell fest. Neugierig, um was für einen Zahn es sich handelte, vielleicht ja gar einen magischen, erkundigte sich Iris bei der Fremden danach. Was machte das Stück wertvoll genug, um sich damit einen Batzen Essen kaufen zu können? Nun… nichts. Wie sich herausstellte, sollte dieses Objekt lediglich der Zahn eines Berglöwen sein. Ja, klar, die Rothäutige sprach von Glück bei der Jagd und Göttern und bla, aber das interessierte Leute wie die Bäckereiverkäuferin und Iris selbst leider nicht so. Schien mehr einen kulturellen Wert zu haben, der Zahn. Leider entstammte die Große offensichtlich einer anderen Kultur. "Das ist… hm…" Doch wie lösten sie das Problem nun? Auf die Nachfrage der Diebin hin, offenbarte die Dame hinter dem Tresen den Wert ihrer ausgehändigten Waren. 3700 Jewel. Uff, das war aber eine üppige Mahlzeit. "Drei…?" Damit hatte die Magierin nicht gerechnet. Der Zahn der da lag war vermutlich einen Pfifferling wert. Die Rote hatte also rein gar nichts und Iris würde alles beisteuern müssen… Doch da kam ihr eine Idee. Nachdenklich blätterte die Blondine durch das Bündel Geldscheine, die sie aus einer Tasche zog. "Was hältst du davon? Ich zahle dein Frühstück und bekomme dafür deinen Zahn und du stehst in meiner Schuld.", schlug sie vor. War das eine Sache in ihrer Kultur? In der Schuld stehen und diese ehrenhaft begleichen wollen? "Ich habe da ein Problem, welches ich lösen muss und könnte dabei Hilfe gebrauchen. Hilfst du mir?" Während sie auf eine Antwort wartete, zählte Iris schnell die geforderten Dreitausendsiebenhundert Jewel ab, löste sie aus dem Bündel, steckte das Restgeld weg und wedelte mit dem „Preisgeld“. Erwartungsvoll blickte sie zu der großen Frau auf. Es war ihre Entscheidung, auch wenn die Verkäuferin das Geld gerne nehmen würde. Ohne einen Deal würde das aber nicht passieren. Also was nun?
Erwartungsvoll sah Karma die Verkäuferin an. Bekam sie jetzt endlich ihr Frühstück? Man, dieses Geldsystem machte wirklich keinen Spaß! Wenn sie nicht gerade etwas für Geld tat, dann kam sie echt kein Stück weiter! Vielleicht sollte sie doch dazu übergehen, die hellen, fetten Vögel hier zu jagen? Zwar konnten sie wegfliegen, aber die Oni hatte bereits bemerkt, wie zutraulich manche der Tiere waren. Und ein paar von ihnen würden sie sicher gut satt machen! Abgesehen von der Beschäftigung, die damit hereinging. Karma hatte ihre Wohnung bisher zwar genau untersucht, aber mit diesem Herd da noch nichts angefangen. Sie grillte auf Feuer, aber das hatte man ihr verboten. Der Boden im Gildenhaus ertrug das wohl nicht so gut. Aber Karma war überzeugt, seine Alternative zu finden. Sie hatte immerhin nicht draußen im Wald überlegt, weil sie einfallslos gewesen wäre. Oftmals musste man eben improvisieren. Irgendwie schien die Hellhaarige nicht so begeistert von dem Zahn zu sein. Nun, sie war vermutlich keine Jägerin, was konnte sie dann schon damit anfangen? Wirklich störend, wie schnell man hier aneckte. Karma verzog das Gesicht und warf einen sehnsüchtigen Blick Richtung Türe. Charon würde das schon verstehen, wenn sie einmal nicht zahlte, wie man das hier tat … War ja wirklich ein dummes System! Karma streckte schon die Hand aus, um mit allem Essen was sie greifen konnte einfach loszurennen, da hielt die Stimme der Unbekannten sie von dem Vorhaben ab. Die Oni ließ die Hand langsam auf das Glas sinken. Und tatsächlich zog die Blonde Scheine aus der Tasche. Karma runzelte die Stirn, während sie über das Angebot nachdachte. „In deiner Schuld?“ Sie wusste natürlich, was das war, aber sie hatte das nicht gern. Sie vergas es einfach zu oft und hielt allgemein wenig von solchen Sachen. Was nicht hieß, dass sie ihr nicht helfen würde, aber das war etwas, das Karma immerzu tun würde. Dafür brauchte es ja keine Schuld! Die Oni nickte und beschloss das komplizierte Zeug der anderen zu überlassen. Ihre Hand wartete vom Essen zum Zahn und reichte ihn der Kleinen. „Da!“ Sie grinste. „Und voll gerne helfe ich dir! Habe eh noch nichts vor für heute.“ Freudig wartete sie auf die Bezahlung, was von der Verkäuferin mit einem erleichterten Aufatmen begleitet wurde. Das grummelige „Endlich geht’s weiter“ hinter ihr bekam die Oni gar nicht mit. Sie packte das Essen in die Tüte, die sie gereicht bekam und spazierte mit der anderen zur Türe, wo sie sich streckte und das erste Brötchen aufmachte. „Also, ich bin Karmajeevan, die beste Jägerin des Stamms der roten Sonne und von …“ Sie stockte. Wie hieß das gleich? „von diesen Sphynx Magiern da?“, beendete sie den Satz mit einem Fragezeichen. So viel hatte sie sich mit dieser neuen Übergangsfamilie noch nicht beschäftigt. Außerdem schwirrten ihr so viele, neue Begriffe im Kopf herum, das ihr schwindelig wurde, wenn sie länger darüber nachdachte. „Und du?“ Sie deutete mit dem Kinn auf die Blonde, während sie das Brötchen mit einem großen Onihaps halb verschlang. „Was machen wir? Wo kann ich dir was helfen?“, fragte sie aufreget, wie sich der Morgen entwickeln würde.
# 03 Erwartungsvoll und abwartend blickte die Magierin zu der Fremden. Würde sie auf ihr Angebot eingehen? Vielleicht konnten sie ja einander helfen. Wie hieß es doch so schön? Eine Hand wusch die andere? Iris hatte ein Problem, sie brauchte Informationen und vielleicht etwas Hilfe. Diese Rothäutige brauchte definitiv Hilfe und zwar auf die übliche und sehr simple Art und Weise. Sie benötigte Geld. Die Blondine hatte zwar ein gutes Herz, doch würde auch sie nicht einfach so Geld aus dem Fenster werfen, nur um jemanden zu unterstützen den sie nicht kannte und so abgemagert und bedürftig sah die Dame obendrein auch nicht aus. "In meiner Schuld. Schuldest mir dann einen Gefallen.", wiederholte Iris, als die Fremde noch einmal nachhakte. Sehr gut. Es klang fast so, als denke sie über dieses Angebot nach. So langsam wurde die Diebin innerlich unruhig, wartete sie auf eine Antwort, die sie dann allerdings nur indirekt bekommen sollte. Statt einfach zuzusagen, griff die Große nach dem Zahn, den sie auf den Tresen gelegt hatte, um ihn ihr zu reichen. Die Blondine hielt ihre offene Hand hin und ihre Augen folgten dem Reißzahn, der hineinfiel. Damit war der Deal beschlossen, richtig? Iris blickte noch einmal auf, bekam dann erklärt, dass die Frau ihr gerne helfen würde. Prima! Ein zufriedenes Grinsen zeichnete sich auf den Lippen der Diebin ab, die schließlich die Geldscheine an die Bäckereiverkäuferin weiterreichte. "Perfekt! Hier, die Dreitausendsiebenhundert Jewel.", sprach sie bei der Geldübergabe in Richtung der Dame hinter dem Tresen. Sofort begaben sich die beiden Magierinnen an der Schlange, die sich mittlerweile gebildet hatte vorbei, hinaus nach draußen. Sie mussten den Betrieb ja nicht noch unnötig weiter aufhalten. Sofort machte die Rote sich dran ihr üppiges Frühstück zu beginnen, wohingegen Iris ihr Kapuzentuch weiter nach vorne zog, damit man ihr Gesicht im Verbeilaufen nicht so leicht erkennen konnte. Nebenher stellte sie sich allerdings noch als Karmajeevan vor. Ein exotischer Name, fand zumindest Iris. Außerdem handelte es sich bei ihr wohl um eine Jägerin von irgendeinem Stamm. Eine gute Jägerin. Auch gehöre sie zu „diesen Sphynx Magiern“. Bei diesen Worten wurde die Blondine dann ausgesprochen hellhörig. "Crimson Sphynx?!", fragte sie überrascht. Das wäre ja ein treffender Zufall. Damit war beinahe garantiert, dass sie ihr noch von Nutzen sein konnte. Doch eines nach dem anderen. Nachdem die Rote sich vorgestellt hatte, wollte sie natürlich auch wissen mit wem sie es zu tun hatte. Außerdem wollte sie wissen wie sie helfen konnte. Wieder breit grinsend legte sich Iris eine Hand auf den Brustkorb. "Ich bin Irina.", erklärte sie mit einer Selbstverständlichkeit, mit der sie immer auftrat, wenn sie jemandem einen falschen Namen präsentierte. "Und wenn du wirklich eine Magierin Crimson Sphynx bist, dann wird das für dich vielleicht ganz einfach." Ihre Hand sank wieder. Kurz schaute sie sich um, ihr Blick wanderte erst nach links, dann nach rechts, ehe er zu der Roten nach oben zurückkehrte. "Ich will mitmachen. Ich will auch zu Crimson Sphynx." War das wirklich so leicht für Karmajeevan, wie sie es glaubte? Hatte die Große einen Einfluss, der dafür ausreichte sie mit in die Riege der Sphynxen aufzunehmen? Ähnlich erwartungs- und hoffnungsvoll wie zuvor am Tresen starrte die Blondine sie erneut an.
Nein, das mit Gefallen war wirklich nicht ihres. Wenn Karma verlor, dann besann sie sich immer auf die alte Tradition, den Sieger zu einem Festmahl einzuladen. Allerdings nahm sie weder sich selbst, noch die Hellhaarige als Siegerin war. Zudem war es ja Iris, die ihr zu Essen gab … nein, irgendwie wurde ihr das zu kompliziert. Wer für wen etwas tun musste oder nicht … Am Besten, es ging schnell vorbei! Die Sache mit dem Gefallen, nicht das die Blonde ihr abhaute. Die war ihr nämlich höchst sympathisch! Mit freudigem Gesicht sah Karma also zu, wie die Kleinere bezahlte und den Zahn nahm. Wunderbar! Die Oni schnappte sich die köstlich riechende Tüte und drängte sich aus dem Laden, von der anderen gefolgt. Ja, das draußen jagen hätte auch den Vorteil, dass sie nicht immer so gebückt stehen würde müssen. Karma war es gewöhnt, zu kauern, zu klettern, auch in unangenehmen Posen auszuharren, wenn sie sich durch das Unterholz bewegte, aber daran war sie gewohnt. Die frische, trockene Luft der Wüste in der Nase sehnte sie sich manchmal zurück in den lebendigen Wald und ihre Steinhöhle, die war ebenfalls trocken, aber um vieles kühler gewesen war. Karma schüttelte diese Gedanken ab und besann sich auf das Wichtige: Essen. Das erste Brötchen in Angriff nehmend stellte sie sich mit dem Ganzen, mittlerweile sehr langem Namen vor. Wobei … ihren Nachnamen hatte sie dabei noch nicht einmal erwähnt. „Aber Karma genügt auch, sonst redest du so lange, wenn du mich ansprichst.“ Sie grinste und schlug sich das triumphierend mit der freien Hand gegen den Unterarm, der das Brötchen hielt. „Oh ja! Die mein ich, genau!“ Crimson Sphynx. Ein Name, dessen Bedeutung ist auch noch unbekannt war. „Ich bin erst seit ein paar Tagen hier gestrandet und ihr habt so viele, fremde Sachen und Tätigkeiten und Wörter.“ Mit dem Zeigefinger deutete sie eine drehende Bewegung an ihrer Schläfe an. „Ist mir noch ein bisschen viel.“ Sie lachte und verputzte das Brötchen, um das nächste auszupacken. „Irina, immerhin habt ihr alle so kurze Namen“, sagte sie, nachdem sie den Bissen geschluckt hatte. Ging flott bei ihr! Irina stellte auch gleich ihren Wunsch vor und ohne zu wissen, wie Karma das anfangen sollte, nickte sie begeistert. „Das ist ja cool! Das wird dir sicher gefallen!“ Es gib dem zweiten Brötchen an den Kragen. „Weißt du, mein Freund Charon ist ein großer Magier! Der hat mich auch einfach eingeschrieben, das geht sicher voll einfach. Komm, wir schauen einfach, wen wir finden.“ Sie trabte los, besann sich dann aber, für Irinas kurze Beine etwas langsamer zu gehen, auch wenn sie innerlich hellauf begeistert war. „Wie bist du denn hier gelandet?“, fragte sie und sah zu der Blonden hinüber beziehungsweise hinab. „Oder wohnst du da wo?“
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