Ortsname: Bahnhof - Haupthalle Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Der Bahnhof Crystalline Towns ist einem alten Wikingerlanghaus nachempfunden und auch genauso konstruiert worden. Alles besteht aus Holz und Fellen und die Anzeigetafeln und Ticketschalter wirken fast wie Fremdkörper. Doch nicht nur das Äußere des Bahnhofes ist außergewöhnlich, sondern auch die Tatsache, dass fast acht Gleise nur aus Süden ankommen und einzig und allein zwei Stück weiter nach Norden führen. Diese zwei Gleise verlassen nämlich gar nicht allzu weit von Crystalline Town das Königreich Fiore, was die Stadt zu einer der nördlichen Bastionen gegen illegale Einreise macht.
Souta war schon eine Weile Magier und erledigte Quests für seine Gilde, seit er gerade einmal vierzehn Jahre alt war. In all der Zeit waren ihm bereits Aufgaben zugeteilt worden, denn manchmal erwischte es einem eben, aber die große Menge seiner Aufträge hatte er sich selbst ausgesucht. Trotz der elitären und strengen Leitung von Crimson Sphynx hatte ihm diese Freiheit immer gut gefallen. Sie existierte auch in anderen Gilden und klappte offenbar auch dort, denn schließlich war man viel motivierter für eine Mission, die man durch eigenen Willen bestritt. Der freiheitsliebende Kettenmagier mochte es daher nicht gerade gern, wenn er für Arbeit eingespannt wurde, die ihm keine Wahl ließ. Er suchte sich seine Quests nämlich immer nach den richtigen Kriterien aus, die in seinen Augen ein perfektes Verhältnis aus Arbeitsleistung und Belohnung bilden mussten. Niemand wollte sich für einen Hungerlohn abrackern, andererseits schmerzte es jedoch auch seinem Ehrgefühl, wenn er nichts tat und dafür die Geldtaschen seines Auftraggebers ausplünderte. Diese Fälle waren in ihrer pflichtbewussten Gilde zwar ziemlich selten, weil der Meister eigentlich immer faire Preise für ihre Mühen berechnete, aber es kam vor. Aufträge, die einem zugewiesen wurden, hatten deshalb zwei entschiedenen Nachteile: Erstens wusste man nicht, was einem erwartete und zweitens waren sie oft irgendwo am Rand des Questboards weggekratzt, weil sie niemand haben wollte, Crimson Sphynx aber nun einmal damit warb, dass sie absolut jedem halfen, der Hilfe benötigte. Von Zeit zu Zeit musste man also dem Gildenmeister und seinen Handlangern aus dem Weg gehen, weil man sonst eingezogen und abgeschickt wurde, da half auch kein Gejammer und kein Gezeter dieser Welt. Souta hatte geglaubt, dass es reichen würde, dass er am anderen Ende des Königreiches war, viele Zugstunden vom Hauptquartier der Wüstengilde entfernt, aber er hatte sich geirrt. Die Unwahrscheinlichkeiten schienen sich in der Kristallstadt zu türmen. Erst hatte er eine Gildenkollegin getroffen, was im Machtgebiet von Royal Crusade eher selten war, und jetzt hatte man ihn auch noch in seinem Hotelzimmer aufgespürt. Die Gilde bezahlte seinen Aufenthalt, weil er ja schließlich bereits wegen einer Quest hier war und eigentlich die letzte Nacht vor seiner Heimkehr auf weichen Federn mit einem hübschen Liebchen verbringen wollte, aber statt seiner Verabredung klopfte jemand ganz Anderes an seine Tür. Ein Bote seiner Organisation verklickerte ihm höflichst, dass der Gildenmeister ihn gerne auf eine Mission schicken wollte, weil sie gleich um die Ecke in Oak Town war und – haha! - es ja viel komplizierter wäre, wenn man Magier erst hinschicken müsste, wo sie es doch quasi auf dem Rückweg erledigen konnten. „Sie“ betraf zwei Magier aus Crimson Sphynx, die sich gerade zufällig im hohem Norden befanden. Er, Souta, und eine gewisse Maeve. Langsam glaubte der Rotschopf nicht mehr an Zufälle, also musste es sich dabei wohl um diejenige handeln, die er bereits in der heißen Quelle getroffen hatte, wo sie mit einer anderen Frau aneinandergeraten war. Maeve.
Da Souta die Höflichkeit des Gildenmeisters unmöglich kränken konnte – er hatte keine Lust seinen ohnehin schon leicht kaputten Hintern beim Wachdienst abzuschwitzen, wenn er heimkam – hatte er den Auftrag angenommen und war zum verabredetem Zeitpunkt in das Langhaus getreten, das man hier einen Bahnhof nannte. Irgendwie war hier alles voller Hörner und Holz im Norden von Fiore. Und Felle … Schien der letzte Schrei zu sein. Aber wer war er, sich zu beschweren? Wenigstens kaute man hier nicht permanent auf Sand herum oder wurde von aufdringlichen Händlern vollgeschwatzt. Wenn man hier nach draußen ging, schlug einem die Kälte ins Gesicht – in Aloe Town waren es Gewürzdüfte, Schweiß und Kameldung. Schon seltsam. Vielleicht war es ja die eisige Temperatur, die seine Nase betäubte, aber die Luft hier kam Souta reiner vor, unberührter. Es roch hier höchstens nach Met und Tannenzapfen, aber das war nicht im Mindestens unangenehm. Souta jedenfalls verströmte frisch geduscht den Geruch von Vanille, wie immer, und hatte seinen Seesack dabei, weil er ja direkt nach der Quest wieder heimfahren wollte. Gekleidet war er in einer dunklen Jacke mit gefüttertem Kragen, einem dunkelblauem Pullover und einer langen Jeans, die ausnahmsweise nicht an den Knien geschlitzt war. Seine Füße steckten in Stiefeln, nicht in Turnschuhen, und auf dem Kopf trug er eine blaue Mütze mit einem rotem Bommel dran, der mit seiner Haarfarbe harmonierte. Eine Hand hielt seine Tasche an seiner Schulter, die andere steckte in seiner Jacke und kam nur ab und zu hervor, damit er sich an der Nase kratzen konnte. Sein Steißbein schmerzte immernoch, aber das würde sich wahrscheinlich bald bessern – immerhin musste er jetzt nicht mehr auf einem Plastikreifen sitzen. Wenn er ehrlich war, erwartete er bereits die junge Frau von zuvor und freute sich auch ein bisschen auf sie, denn sie war wirklich hübsch. Die Quest klang auch nicht sonderlich schwer … Da konnte man sich sicher noch ein wenig näher kommen! Wenn jetzt irgendein Typ auftauchte, der zufällig auch Maeve hieß und in derselben Gilde arbeitete … Nein, das wäre zuviel der Zufälle. Noch war er sehr entspannt und lehnte einfach an einem der Holzpfeiler relativ am Eingang des Bahnhofes, damit man ihn auch sah oder er im Zweifelsfall winken und rufen konnte. Dieses Kaff hatte zwar nicht die gewaltigste Infrastruktur von Fiore, aber man wollte ja gleich einen super Eindruck machen ...
Maeve war kalt und dieser Zustand alleine war ihr als Dame aus der Wüste nur denkbar zuwieder. Nicht nur, dass sie durch die eisigen und frostigen Temperaturen dazu gezwungen war, eine verdammte Mütze zu tragen, sie hatte sich auch in einen schweren Mantel und einen wollenden Schal hüllen müssen, welche ihre Figur bis zum Hals verdeckten und in Kombination mit ihrer Kopfbedeckung lediglich den Blick auf ihr Gesicht ermöglichten. Maeve mochte es nicht, wenn sie sich in ihrer Kleidung nicht frei bewegen konnte und gerade die schweren Materialen, welche ihre Figur nun einhüllten, machten sie nicht nur ein wenig nervös, sie schienen sie unter der so ungewohnten Last fast schon zu erdrücken. Ein Seufzen verließ ihre Lippen, ehe sie mit ihen schlanken Fingern fast schon unruhig an ihrer Kleidung zupfte, als wollte sie den kratzigen Stoff vom Körper weg haben. "Verfluchte Scheiße, wer ist auf die bescheuerte Idee gekommen, mir ausgerechnet hier spontan einen Auftrag zu geben?, fluchte die Dame recht unschicklich in den Silben ihrer Heimat, ehe sie ihre goldenen Augen auf das näher kommende Gebäude in der Ferne richtete. Ihre langen Haare waren von dem Besuch in den Quellen noch immer nicht ganz getrocknet und mittlerweile hatten sich kleine Eiskristalle zwischen den Kupfersträhnen gebildet, welche vereinzelnd unter ihrer Mütze hervorlugten und in ihrer üblichen Schwere ihr Gesicht umramten. In gewisser Weise wares ihr fast schon unbegreiflich, wie Leute sich freiwillig dazu entschließen konnten, ihr Leben so fern im Norden des Landes zu verbringen, gab es doch deutlich schönere Orte Fiores, welche man stattdessen erwählen konnte. Wie zum Beispiel Crocus Town, eine recht interessante und faszinierende Stadt, welche Maeve im Zuge ihres jetzigen Auftrages auch recht bald wieder zu Gesicht bekommen würde, wenn man dem Kurier denn trauen durfte. Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf den Gesichtszügen der Dame aus, ehe sie ihren Blick auf eine bekannte Gestalt richtete, die ihre Ankunft bereits zu erwarten schien. "Wüstenbruder!", rief die Rothaarige grinsend und beschleunigte ihren Schritt, um zu ihrem zukünftigen Partner aufzuschließen. "Ich sehe schon, der hage're Mann hat auch dir die Nach'richt überbracht", flötete sie und verschränkte die Arme vor der Brust, als sie schließlich vor dem Rotschopf zu stehen kam. "Wenn ich die Wahrheit spr'echen soll, so habe ich nicht ge'rechnet, dass man mich di'rekt auf einen Auftrag senden würde. Aber wie sagt ihr hier in Fio're? Ohne Fleißigkeit bekommt man keine Pr'eise?" Nun, fast, eigentlich meinte sie wohl 'Ohne Fleiß kein Preis', aber die Jakun hatte sich wenigstens bemüht dem Anspruch der Integration ansatzweise zu folgen. Entsprechend erwartungsvoll blinzelte sie ihren Teamkollegen nun auch an, ehe sie den Kopf zur Seite neigte und kurz über etwas nachzudenken schien. "Dein Name...Sou...ta?" Das war mit größter Wahrscheinlichkeit nicht die korrekte Art und Weise, wie man den Vornamen des Magiers aussprach und gerade die aneinandergereihten Vokale bereiteten der jungen Frau in dieser Konstellation enorme Schwierigkeiten, und doch wollt sie es versuchen und ihrem Gildenkamerad ein wenig entgegen kommen. "Was bedeutet er?" In Desierto war es üblich, dass die Namen des eigenen Kindes in der Regel eine besondere Bedeutung hatten und dementsprechend gewählt wurden. So galt es auch als eine besondere Höflichkeit, wenn man sich nach eben jener Bedeutung erkundigte und so Interesse an dem Hintergrund des jeweils anderen zeigte. Immerhin stand Familienstolz gerade in Maeves Heimat sehr hoch im Kurs und sie hatte selbst am eigenen Leib erfahren müssen, was es bedeutete, wenn sich niemand für die eigene Existenz interessierte. Entsprechend hatte sie es sich fest vorgenommen, niemals einer anderen Person das Gefühl zu geben, ein nichtiges Leben zu führen. Die Dragonslayerin erschauderte und zog ihre Jacke enger um sich, ehe sie in eine Tasche des großen Kleidungsstückes griff und einen metallenden Flachmann hervorzug, welchen sie erst aufschraubte und anschließend einen beherzten Schluck nahm. Dann bot sie das metallende Gefäß ihrem Gegenüber an und schenkte ihm ein Grinsen, ehe sie freundlicherweise fragte: "Auch einen Schluck?" Vielleicht wollte ihr Kollege ja auch ein bisschen Whiskey, um sich bei diesen kalten Temperaturen aufzuwärmen? Die goldenen Augen der Magierin huschten zu der mächtigen Uhr, welche sich unweit des Paares befand und einige Meter über dem Bahnhofseingang tronte, ehe sie sich an die Abfahrtszeit des Zuges erinnerte und ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Gesprächspartner richtete. "Unser Zug fähr't gleich, wollen wir das Gleis betr'eten?" Und dann in Richtung Oak Town fahren, damit man sich wunderbarerweise weiter in der eisigen Kälte aufhielt. Maeve war nicht begeistert.
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Zuletzt von Maeve am Fr 21 Aug 2015 - 13:00 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Endlich tauchte auch die schöne Wüstenfrau namens Maeve auf und Souta wusste sofort wieder, warum er doch etwas gegen das Klima Crystalline Towns einzuwenden hatte, denn es zwang wunderbare Körper wie die der Rothaarigen unter viele erdrückende Schichten Stoff. Auch der Kettenmagier war kein großer Freund von übereinander reibenden Kleidungsebenen, weil er sich da immer wie eine beengte Zwiebel fühlte, aber bei hübschen Frauen war der Verlust noch etwas schlimmer, weil man eben gar nichts sehen konnte. Man könnte an dieser Stelle nun erwähnen, dass Souta ja bereits einmal alles gesehen hatte, was Maeve zu bieten hatte und daher eigentlich nicht so scharf darauf sein müsste, was sie unter ihrem Mantel versteckte, aber das wäre natürlich vollkommener Unsinn. Nur weil man bereits ein schönes Gemälde oder einen guten Film betrachtet hatte, bedeutete dies ja nicht automatisch, dass man es nicht noch einmal sehen wollte, nicht wahr? Soutas Gesicht knipste trotzdem ein Lächeln an, als sie sich ihm mit ihrer scheinbar angeborenen irgendwie stürmischen Art näherte und fand es eigentlich ganz süß, dass sie ihn „Wüstenbruder“ nannte. Er würde zwar nicht anfangen, sie als seine Schwester zu bezeichnen, doch die großherzige Art, mit der sie ihre Kameradschaft scheinbar selbstverständlich nahm, gefiehl dem offenem Rotschopf ganz gut, passte sie doch auch zu ihm selbst. Kurz wollte er sie umarmen, weil er das mit so ziemlich jedem tat, den er mindestens einmal getroffen hatte, aber er sah davon ab, weil sie die Arme verschränkte und er noch nicht so recht wusste, wie sie zu persönlicher Freiheit und Privatssphäre stand. „Ja, wir waren vermutlich die einzigen verfügbaren Gildenmagier soweit im Norden“, entgegnete er auf die Frage mit dem hageren Mann und zuckte die Achseln. Es nervte ihn zwar immernoch, dass man ihnen rotzfrech einen Auftrag dazwischengeschoben hatte, aber nun konnte man auch nichts mehr daran ändern und was brachte es schon, vergossener Milch nachzuweinen? Apropos Sprichwörter, Maeve gab auch eines zum Besten, was allerdings grammatikalisch nicht so ganz korrekt war. Souta fand es reizend, dass sie, obwohl sie offenbar noch ein paar Probleme mit der Amtssprache Fiores hatte, dennoch versuchte ihre Sprache durch Bilder zu untermalen. Immerhin bemühte sie sich und das zählte am meisten. Dann allerdings sprach sie etwas an, wo Souta ihre Erwartungen nicht wirklich erfüllen konnte, denn so wichtig wie es ihr erschien, dass sie nach der Bedeutung seines Namens fragte, so egal war sie ihm selbst. Namen waren, wie es in manchen schlauen Büchern hieß, eben nicht mehr als Schall und Rauch für den Rothaarigen. Er rief sich Menschen generell nie anhand ihres Namens ins Gedächtnis, sondern achtete auf andere äußerliche oder charakterliche Merkmale. Es wäre vielleicht etwas Anderes, wenn man in der Gesellschaft seinen eigenen Namen aussuchen durfte, dann hätte er möglicherweise sogar eine Bedeutung für ihn, aber Souta fand, dass man Personen einfach nicht danach beurteilen durfte, was einem die Eltern aufdrückten, während man noch im Bauch seiner Mutter herumschwamm. Er wusste nicht, welche Symbolik sein Name trug und es störte ihn auch nicht, wenn sie ihn falsch aussprach. Er hatte noch nie Probleme damit gehabt, wenn man irgendwelche Endungen benutzte oder ihm einem Spitznamen gab – Mann, die Hälfte seiner Freunde kannte er nicht einmal beim Vornamen oder hatte ihn einfach nach kurzer Zeit bereits verdrängt. „Souta, ja. Mit „o“. Das „u“ ist stumm.“ Mehr konnte er dazu wirklich nicht sagen. „Ich weiß allerdings nicht, was er bedeutet. Da wirst du meine Mutter fragen müssen, falls die es überhaupt weiß.“ Er zuckte zum zweiten Mal mit den Achseln, um zu signalisieren, dass es keine große Sache für ihn war und es ihm aber auch ein wenig Leid tat. Er wollte Maeves Kultur nicht mit Füßen treten … Es interessierte ihn einfach nur nicht. Viel interessanter war, was sie da aus ihrer Manteltasche holte, trank und ihm dann anbot. Spätestens als er die Flasche nahm und kurz daran roch wurde ihm klar, dass sie nicht etwa den richtigen Gebrauch einer Thermoskanne für Tee verfehlt hatte, sondern tatsächlich nettes Feuerwasser mit sich führte. Auf einer Quest. Also wirklich. Diese Frau war unmöglich. Sich soetwas bei einer Amtshandlung in ihrer elitären und stengen Gilde zu erlauben, das war … Das war einfach … Großartig. Soutas Mundwinkel verbreiterten sich zu einem Lächeln und er nahm einen Schluck von ihrem Flachmann, ohne groß darüber nachzudenken, dass er das vielleicht nicht unbedingt sollte. No risk no fun, remember? Er spürte die natürliche Hitze des Alkohols seinen Hals hinablaufen und sich wie ein kleines Feuerchen in seinem Magen ausbreiten. Wie das Schwert auf seinem Rücken schnitt es durch die Kälte und trieb leichte Röte auf seine Wangen, ehe er ihr das Getränk wieder zurückgab und sich direkt bestärkter fühlte. Kein Wunder, dass die Wirtshäuser hier so gut besucht waren! Nichts half besser gegen beißenden Wind als einen Schluck Feuerwasser! „Danke! Das hat gut getan. Aber du hast recht, wir sollten loslegen.“ Der Kettenmagier schritt voran, in Richtung des Bahngleises, welchen man ihnen genannt hatte. Laut der Anzeigetafel in der Mitte des Langhauses handelte es sich hierbei um den einzigen Zug, der nach Oak Town fuhr, was hier am Arsch der Welt auch nicht weiter verwunderlich war. Doch die beiden Magier sollten gar nicht soweit kommen, dass sie einen Blick auf den Zuf erhaschen konnten, denn sobald sie sich auch nur ein paar Meter auf den Bahngleis zubewegt hatten, ihr Ziel doch recht offensichtlich, fielen ihnen sofort die vielen Sicherheitsleute ins Auge. Ein gutes Dutzend Männer in schwarzen Uniformen waren auf dem Steig postiert und schauten grimmig in alle Richtungen. Nacheinander wurden Reisende abgewiesen, die scheinbar den Zug erwischen wollten, der ganz nebenbei der einzige Ausweg aus der Kälte war. Vielleicht lag es an Soutas Bewaffnung, vielleicht sahen sie einfach besonders entschlossen aus, jedenfalls kettete sich für sie einer der Security Leute aus dem engen Kreis und kam auf sie zu. Bevor der Rothaarige auch nur den Mund aufmachen konnte, begann der Fremde bereits zu sprechen. „Wir können niemanden auf den Zug lassen. In Oak Town wartet ein wertvolles Artefakt auf Abholung und wir sind angewiesen nur Fahrgäste mit besonderen Ausweisen zusteigen zu lassen.“ „Aber wir sind ...“ „Habt ihr die Ausweise?“ „Nein, aber ...“ „Dann kommt ihr auch nicht auf den Zug!“ Er drehte sich wieder um und ließ Souta tatsächlich einfach so stehen. Besondere Ausweise? Wieso hatten sie keinen erhalten? Dort musste ein Fehler vorliegen, aber der Sicherheitsmann sah nicht so aus, als könnte man sich allzu liebenswert mit ihm unterhalten. „Hm. Das ist unser einziger Zug nach Oak Town ohne stundenlangen Umweg. Was sollen wir tun?“
Soutas Erklärung gegenüber seines eigenen Namens war nicht nur in gewisser Hinsicht sehr ernüchternd, sie verwirrte die Jakun auch ein wenig und ließ sie in fast schon kritischer Manier die Stirn runzeln, ehe sie ihrem Gegenüber in das strahlend grüne Auge blinzelte und sich fragte, aus was für einer Familie der Rotschopf wohl genau kam, dass sich benannte Mutter nicht einmal die Mühe gemacht hatte, ihn über die Bedeutung seines eigenen Namens aufzuklären. Daheim in Desierto war es eine große Sache, welchen Namen man trug und es galt auch als eine große Ehre, den Spitznamen eines anderen zu akzeptieren. Vermutlich scheute sich Maeve deshalb auch nicht, die Titel Hurentochter, Bastard und Dämonenkind mit Humor und Stolz zu nehmen, während sie sich auf der anderen Seite fast schon freute, dass ihr Teamkamerad offensichtlich nichts an der Bezeichnung ‚Wüstenbruder‘ auszusetzen hatte, mit der sie ihn zuvor so fröhlich und motiviert gegrüßt hatte. Es war ein Zeichen ihrer Loyalität und des Bündnisses, dass er sie diese fast schon vertrauliche Anrede benutzen ließ und ihr so in gewisser Weise zusicherte, dass man einander als Magier derselben Gilde zur Seite stand und im Notfall immer füreinander da war und aufeinander achtete. Das mochte er selbst vielleicht weniger ernst nehmen, doch für Maeve war es genau das, worum es bei diesem Spitznamen eigentlich ging und weshalb sie dessen Benutzung überhaupt so genoss. Und nicht nur damit hatte ihr Gegenüber fleißig Pluspunkte gesammelt, denn auch die Tatsache, dass er sich nicht zögerte, aus ihrem Flachmann zu trinken und die Vorzüge des Alkohols zu genießen, brachte ihm direkt einige weitere Punkte im Bingobuch der Dragonslayerin. »Wenn dir das schon gesch’meckt hat, dann lad’e ich dich Zuhause auf einen guten Schnaps…ähm…wie sagt ihr….Feuer’wein ein…«, frohlockte sie gutmütig, ehe sie den silbernen Flachmann zurück in ihrer Manteltasche verstaute und mit zügigen Schritten ihrem Partner folgte, in Gedanken immer noch bei der äußerst komplizierten Aussprache seines Namens und gleichzeitig damit beschäftigt, möglichst schnell einen Spitznamen für ihn zu finden, um sich die Schmach des inkorrekten Verhaspelns zu ersparen. Im Grunde hatte Maeve zwar kein Problem damit, sich zu versprechen und andere Fehler während des Redens zu machen und doch musste man es ja nicht extra drauf anlegen und konnte sich stattdessen eine angenehmere Alternative suchen. Denn sonst würde sich ihr Teamkamerad wohl damit begnügen müssen, für den Rest der Quest Ssssssoooooota mit extra weichem s genannt zu werden und Maeve selbst war sich nicht sicher, ob er das auf Dauer wirklich so gut heißen würde. Bisher hatte der Rotschopf sich zwar als diplomatisch und freundlich gezeigt, doch wer wusste schon, wie lange genau man seine Nerven strapazieren konnte, ohne das sein Geduldsfaden ganz einfach riss und er sich irgendwie für die Verschandelung seines Namens zu revanchieren wusste. Nun, sie würde sich später über eventuelle Namensabwandlungen Gedanken machen müssen, denn kaum hatten sie das Bahngleis betreten und sich in die Richtung ihres Zuges bewegt, da kam auch schon das erste Problem auf die kleine Gruppe zu und ließ die Jakun stehen bleiben. Ihre goldenen Augen wanderten über die Ansammlung von Wachleuten, abwägend wie viel Aufwand es wohl kosten würde, alle von ihnen in einem einzigen Gefecht zu vernichten und schließlich zu dem Ergebnis zu kommen, dass sie sich eindeutig in der Überzahl befanden und demnach wenig bis keine Chance besaßen. Beinahe hätte die Wüstendame mit dem Zähnen geknirscht, so wütend war sie und so kalt wurde ihr langsam, während der eisige Wind pfiff und ihre Haare, die noch immer ein Stück weit unter der der Mütze hervorlugten, weiter zerzauste. Schweigend verfolgte sie das Gespräch, die Augen fest auf den Gesprächspartner Soutas fixiert, ehe sie diesem in einem viel zu weiten Grinsen fast schon dämonisch die Zähne zeigte und sich schließlich zu dem Magier an ihrer Seite hinüber beugte. »Zwei Mögli’chkeiten, entweder wir kett’en uns in einem geheimen Momen’t hinten an das Eisenkam’el, oder aber wir schnappen ihn in still‘er Stunde und drohen ihm ganz nett.« Eine nette Drohung musste im ersten Augenblick ein wenig paradox klingen, machte aber durchaus irgendwo Sinn, wenn sie aus dem Mund der Dragonslayerin kam, welche offensichtlich in Richtung ihres zweiten Vorschlags tendierte. Ihr war aufgefallen, dass sich die Soldaten auf dem Gleis in bestimmten Mustern bewegten und auch der Beamte von eben zu einer Aufgabe nicht weit von seinem vorherigen Standpunkt zurückgekehrt war. Jedoch nicht, ohne sein Personal noch einmal verschärft auf die Anwesenheit der beiden Magier hinzuweisen. »Vielleicht sollte einer von uns die hier ab‘lenken und der andere ver’sucht den Kerl von eben von unserer Auf’gabe zu über’zeugen?« Das klang jedenfalls nach dem sichersten Plan und spontan hatte Maeve sogar eine Idee, wie genau sie das anstellen würde. Blieb nur noch eine andere Frage, nämlich ob Souta angst- und respekteinflößend genug war, um sich dem fremden Aufseher von zuvor anzunehmen und ihm klar zu machen, dass sie in ernster Sache hier waren. Ihre goldenen Augen fixierten sich auf ihrem Teampartner, nahmen seine Gestalt von den Stiefelspitzen bis hin zu seinem roten Haarschopf in sich auf, ehe sie das Haupt zur Seite neigte und dann voller Inbrust und Überzeugung verlangte: »Brüll‘ mich an.« An dieser Stelle entstand eine kleine Pause, in welcher die Magierin ihren Kollegen voller Ernsthaftigkeit anstarrte, ehe sie ihre Worte zur Revue passieren ließ und dann beschloss noch einige erklärende Silben hinten an zu hängen, um eventuelle Verwirrung zu vermeiden. »Und brüll‘ laut!«
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Diese Frau … War etwas Besonderes. Nicht in dem Sinne, dass sie Soutas Herz zum Klopfen brachte, ihm den Kopf verdrehte oder abartig hübsch war. Man durfte zwar nicht leugnen, dass sie gutaussehend war, doch ihr Äußeres hätte dem Rotschopf nicht egaler sein können, wo doch ihre Persönlichkeit auf eine wilde und ungezähmte Art so einnehmend war, dass sich der Kettenmagier irgendwie fast schon Zuhause fühlte. Sie schien sich mit ihm auf einer ähnlichen Wellenlänge zu befinden, was das Schmieden von Plänen anging und das erwischte den Weiberhelden gerade irgendwie auf dem falschem Fuß. Irgendetwas an Maeve war anders als bei anderen Frauen, die er so beeindrucken und flachlegen wollte, aber Souta konnte einfach nicht so recht einen Finger auf den Unterschied legen und ihn benennen. Das, was dem Eindruck am nächsten kam war wohl, dass die Frau aus der heißen Wüste irgendwie männlicher war als normale Mädchen. Sie hatte immerhin einen Flachmann mitgenommen, lud ihm zum Feuerweintrinken ein und war durch ihre exotische, brachiale Art irgendwie sehr angenehm. Allerdings konnte sich Souta auch vorstellen, dass genau dieses Verhalten auf andere vielleicht irritierend wirkte. Er hatte schon einmal mitangesehen, wie sie bei einer Blauhaarigen angeeckt war und verstand doch recht gut, warum. Impulsive Menschen wie Maeve und seinesgleichen konnte man eigentlich nur lieben oder hassen. Es gab eben viele Leute in Fiore, die mit Direktheit und Ehrlichkeit nicht umgehen konnten, aber Souta fand es ganz toll. Beinahe hätte er laut gelacht, als sie den Zug scheinbar natürlich als Eisenkamel bezeichnete und fand den Namen so putzig, dass er sich entschied, von nun an diese Bezeichnung zu benutzen. Vielleicht würde sie sich ja durchsetzen und einen neuen Trend in ihrer Gilde kreieren? Was den Inhalt ihres Plans anging, so war Souta wohl eher der Typ, der vorgeschlagen hätte, dass sie sich anschlichen und unbemerkt in den Zug eindrangen, doch ein Blick auf den Sandsturm in Menschenform da neben ihm genügte eigentlich, um zu kapieren, dass Maeve die Wörter „subtil“ und „leise“ wahrscheinlich nicht einmal kannte – also, metaphorisch. Hm. Er sollte sich merken solche Witze nicht bei Fremdsprachlern zu bringen, sie verloren irgendwie ihren Charme. Es war also schnell klar, dass sie sich auf den zweiten Vorschlag einigen würden, der zwar nicht ganz so viel Finesse erforderte, aber mit etwas Glück und dem richtigem Schauspieltalent ebenso effektiv sein mochte wie eine Undercover-Aktion. Der Gedankengang war relativ simpel: Einer von ihnen würde für eine Ablenkung sorgen, der andere ließ die Muskeln spielen und überzeugte ihren freundlichen Sicherheitsmann davon, dass sie einen kostbaren Platz im Zug verdienten, unabhängig davon, ob sie ihr goldenes Ticket vorweisen konnten oder nicht. Es kam Souta ehrlich gesagt ziemlich verdächtig vor, dass man ihnen keinen solchen Ausweis bereitgestellt hatte, wenn sie schon dafür bezahlt wurden, den millionenschweren Edelstein sicher bis in die Landeshauptstadt zu transportieren. Irgendetwas stimmte da nicht, aber noch war es nur ein Bauchgefühl. Er würde es mit Maeve teilen, wenn er einen Grund dafür hatte, würde es aber auf jeden Fall in seinem Hinterkopf abspeichern. Für's Erste mussten sie einen Weg in den Zug finden und das würde offenbar geschehen, indem er die Wüstenfrau anbrüllte. Souta war eigentlich nicht der Typ dafür, einen Streit vom Zaun zu brechen, aber in dieser Situation half es wohl nichts, sich ein wenig an die Gurgel zu gehen. Was genau sie von ihm wollte wusste er nicht, doch er würde ihr in dieser Hinsicht erst einmal vertrauen. Schließlich hatte er noch keinen Grund dafür erhalten, dass er das nicht sollte. Der Rotschopf holte also tief Luft und schrie dann das Erste, was ihm spontan einfiel in das Gesicht der Anderen: „Wie konntest du unsere Ausweise vergessen?! Weißt du überhaupt wie wichtig diese Quest für unsere Gilde ist? Wenn du dir nicht sofort etwas einfallen lässt, sind wir geliefert!“ Er begann mit einer Brülltirade und bemerkte schnell, wie einige der Sicherheitsmänner auf sie aufmerksam wurden und nervöse Blicke miteinander tauschten. Wahscheinlich hielt der ganze Bahnhof und halb Crystalline ihn jetzt für einen Arsch, doch was sollte es, wenn sie dafür weiterkamen. Tat irgendwie gut so laut zu keifen.
Während Souta intensiv über den bisherigen Verlauf ihrer Mission nachdachte und offensichtlich bereits eine Ahnung dahingehend besaß, wie der weitere Verlauf ihres Auftrages sein würde, war Maeve hingegen damit beschäftigt, in fachmännischer Manier das Brüllen ihres Teamkameraden einzuschätzen. Sie mochte den Rothaarigen, fand es sympathisch, dass er bisher keinerlei Kommentar zu ihrer Andersartigkeit gemacht hatte und wie praktisch und zielorientiert er an die meisten Dinge heranging und doch konnte sie nicht anders, als seinen Versuch, furchteinflößend zu sein, mit einem mitleidigen Grinsen zu quittieren. Sie würde ihm noch zeigen müssen, wie ein richtiger Drache brüllte, aber darum galt es sich später zu kümmern, denn jetzt mussten sie sich erst einmal über das aktuelle Problem kümmern und dementsprechend auf ihren Partner reagieren. Kaum hatte dieser nämlich seine Brülltirade beendet, hatte Maeve ihn auch schon am Kragen gepackt, um ihn die wenigen Meter auf Augenhöhe zu sich herab zu ziehen und ihm dann direkt einmal eine Antwort zu schenken, die sich gewachsen hatte. »Schnauze, du scheiß Clown in Pau’se, selber hät’test du dich ja auch küm’mern können!«, fauchte die Dame alles andere als gelassen und stieß den Magier dann wenig vorsichtig von sich, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte und ein tiefes Knurren ausstieß. Es galt wütend und aufgebracht zu wirken, beides Gemütszustände, welche der Magierin nicht gänzlich unbekannt waren. »Gegensätzlich zu dir, mach’e ich mich nützlich und klä’re diese verfluchte Schei’ße jetzt!«, donnerte Madame da auch schon und setzte ein extra finsteres Gesicht auf, ehe sie sich umdrehte und beobachtete, wie die Security Leute vor ihr zurückwichen wie die scheuen Häschen, bis sie schließlich bei dem Typen angekommen war, welcher Souta zuvor so rabiat abgewiesen hatte. »Hey du!« Mittlerweile drehten sich auch die anderen Leute auf dem Gleis zu der Dragonslayerin um, welche gleich eines wütenden Feuersturmes über dem armen Kerl zusammenkrachte, der im Grunde nur seinen Job erledigte und nicht in Schwierigkeiten geraten wollte. Nun, nicht mit Miss Jakun, denn die war offenkundig alles andere als begeistert. Biestig funkelte sie den Kerl an, ehe sie ihn durch ihre bloße Präsenz auch schon bis zum Zug zurück gedrängt und ihre rechte Hand mit einem Knall neben seinem Kopf an das Metall geschlagen hatte. »Aufgepasst, Sonnenfr’eund, mein Kollege und ich sind Magier, die die Fr’acht sicher ans Ziel br’ingen sollen. Das hei’ßt wir müssen in das verschissene Eisenka’mel, verstehst du? Wenn du uns an dem Erledigen unse’rer Aufgabe hinderst, dann geht es auf dein Haup’t, wenn etwas gestohlen wird oder anderwei’tig verschwindet.« Erwähnter Sonnenfreund war mittlerweile seltsam erblasst, schien aber seine Argumentation dennoch noch nicht ganz aufgeben zu wollen, denn er holte tief Luft, vermutlich um seine Meinung und seine Skepsis ein weiteres Mal kund zu tun. Maeve kam ihm zuvor, in dem sie jeglichen Zweifel erste einmal aus dem Weg räumte. . »Du glau’bst mir nicht? SSSSSOTA, zeig mal dei‘nen Stempel!«, brüllte Madame da auch schon, vermutlich weil sie sich nicht extra umdrehen und ihr Haar zur Seite wurschteln wollte, nur um ihren Nacken zu enthüllen. Da sollte ihr Kamerad halt gerade sein Shirt hochziehen, dann würde sich schon zeigen, was genau sie ihrem Gesprächspartner klar machen wollte. So ein Gildenzeichen war in der Regel immerhin recht selbsterklärend und gerade wollte sich Maeve umdrehen, um das auch ihrem Gegenüber klar zu machen, da hatte der sich plötzlich von seinem Schrecken und seiner Angst erholt und den Mut gefunden, das Wort wieder zu ergreifen. »Hören Sie zu, Miss, mir wurde von keinem Magierteam erzählt, dass diesen Zug begleiten soll, von daher spielt es keinerlei Rolle, ob Sie sich als ebensolche ausweisen können, oder nicht. Solange Sie keinen Zugausweis besitzen, muss ich Sie leider bitten von diesem Zug zurück zu treten, oder ich werde nicht davor zurückschrecken, meine Wachen auf Sie zu hetzen.« Da leck mich doch einer am Arsch, der Typ besaß tatsächlich ein Rückrat und Maeves Überraschung über diesen Umstand musste sich recht offen auf ihrem Gesicht zeigen, denn ihr klappte vor lauter Verblüffung doch glatt das Mündchen auf. Die Dragonslayerin runzelte die Stirn, dann zuckte sie ganz einfach mit den Schultern und bewegte sich wieder in die Richtung ihres Kollegen, die Augen in ihrer Überraschung noch immer in Richtung Haaransatz gezogen. »Das hat nicht funk’tioniert…«, stellte sie überflüssigerweise fest und verschränkte dann die Arme vor der Brust, offensichtlich nicht ganz sicher, wie sie auf diesen Fehlschlag reagieren sollte. »Der Zugführer ist offen’sichtlich ein mutvol’ler Mann…«, meinte sie dann zögerlich, als versuche sie sich so ihren fehlenden Erfolg zu erklären und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, wie man sonst wohl in das Gefährt kommen würde. »Das bedeutet wir können uns ent’weder einen Ausweiß stehlen…oder wir schmug‘geln uns auf das Gefährt…« An dieser Stelle breitete sich ein Schmunzeln auf ihren Lippen aus und ihre Augen funkelten in einem gefährlichen Ton, als sie gedanklich feststellte, dass sie dieses Gleis in jedem Fall nicht verlassen würde, ohne irgendwie in das Eisenkamel hinein gekommen zu sein. »Oder wir verpr’ügeln sie einfach alle.« Oder aber man bediente sich der Anwesenheit der anderen Gäste, welche mittlerweile vereinzelt in ihre Richtung blinzelten und sich offensichtlich nicht sicher waren, ob sie die Anwesenheit der Magiergruppe beruhigen oder verstören sollte. »Sonst frag’en wir einen von denen, ob sie uns nic’ht in den Zug br’ingen…als persö’nliche Söldner oder so…« Begleitschutz meinte Madame wohl eigentlich, aber Souta würde schon verstehen, was sie zu sagen versuchte.
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Wenn Souta geglaubt hatte, dass Maeves Plan irgendwelche tiefsinnigeren Hintergedanken verfolgte, so wurde er jetzt eines Besseren belehrt. Es war nicht etwa ein ausgeklügeltes Ablenkungsmanöver, das die Rothaarige da angezettelt hatte, sondern einfach eher der Auftakt dazu, sie noch etwas bedrohlicher aussehen zu lassen. Der Kettenmagier würde hier nicht die Rolle des Einschüchternden übernehmen, denn die Wüstenbraut zeigte, dass unter ihrer flammenden Mähne ein mindestens genauso heißes Temperament züngelte und momentan am Überschwappen war. Sie nahm ihn und warf ihn zurück wie eine Strohpuppe, so dass der Magier im ersten Moment gar nicht wusste, wie ihm geschah. Er war es nicht gewohnt, dass man ihn so grob anpackte und eigentlich auch nicht stabil genug für solche Späße, gleichzeitig amüsierte ihn der Krawall, denn Maeve da anzettelte aber auch über alle Maßen. Clown in Pause? So hatte ihn wirklich noch nie jemand beschimpft, ob jetzt künstlich oder ernst gemeint. Im Gegensatz zu diesem ulkigem Wort konnte sie auch noch ziemlich gut fluchen und übergoss ihn mit einigen nicht gerade adeligen Ausdrücken, ehe sie mit dem Charme einer Belagerungsramme durch die Securitybeamten walzte und den netten Herren von vorhin doch glatt gegen den Zug drückte. Souta blieb in relativ sicherer Entfernung stehen und betrachtete das Schauspiel mit wachsender Faszination. Erst als sie nach ihm – oder eher seinem Bauch – verlangte, trat er ein Stückchen näher, vorbei an den irritierten Sicherheitsbeamten und machte sich daran, seinen Mantel aufzuknöpfen (echt? Wäre der Nacken da nicht einfacher zugänglich?), hielt jedoch inne, als etwas Unerwartetes geschah. In allen Geschichten klappte das immer. Die beiden Helden heckten einen Plan aus, sorgten für Verwirrung, einer spielte den bösen Bullen und der Wachmann knickte ein und stimmte zu, sie auf das Gefährt zu lassen, entschuldigung vielmals, kommt nie wieder vor. Aber diesmal war es anders. Der Mann durchkreuzte abermals ihre Pläne, indem er der Dragonslayerin die Stirn bot und vehement auf seinem Standpunkt beruhte. So nervig dieser Umstand auch war, Souta musste ihm dafür zumindest innerlich einen Highfive geben, denn er wusste nicht, ob er in derselben Lage nicht vielleicht klein beigegeben hätte, schon alleine deshalb, weil er Konflikten lieber aus dem Weg ging als sie mit den Fäusten zu lösen. Der Frust seiner Questpartnerin war daher verständlich, wenn auch nicht ganz unerwartet und Souta musste sich bemühen sein überraschtes Amüsement über die plötzliche Entwicklung zu verbergen, weil er nicht wusste, wie Maeve wohl auf unangebrachten Humor reagieren würde. Das war dann wohl nichts. Aber wer hätte auch ahnen können, dass Einschüchterungsmaßnahmen nicht immer den gewünschten Erfolg erzielten? Kurz überlegte Souta, ob er einen Witz machen wollte, wo sie ihm doch vorher so mitleidig zugelächelt hatte, entschied sich dann allerdings dagegen und beschloss, sich erst einmal auf das Problem zu konzentrieren, dass zwischen ihm und seiner Abfahrt stand. Wenn man mit Gewalt und Direktheit nicht weiterkam, dann würde man sich eben ganz einfach auf die gute alte List verlassen! Souta legte Maeve einen Arm um die Schulter und führte sie scheinbar als beruhigender Part ihres Zorns ein Stück außer Hörweite der Sicherheitsbeamten. Weil er es mochte, schöne Frauen anzufassen, behielt er die Hand auch direkt auf ihrem Oberarm, während er mit gesenkter Stimme sprach. „Also gut. Wir machen Folgendes. Zuerst müssen wir uns verkleiden, dann klauen wir den Ausweis von einem der Leute, welche die ganze Zeit in den Zug einsteigen. Bäm, wir sind drin. Klar soweit?“ Er nickte sich selbst für diesen großartigen Plan zu und wies auf den Laden mit der Aufschrift „Souvenirs aus dem hohen Norden“, der vermutlich die einzige Einnahmequelle des Bahnhofs darstellte. Wenn sie dort nicht fanden, was sie suchten, wo dann?
Irgendwie war es schon süß, dass Souta überhaupt geglaubt hatte, Maeve würde einen Plan besitzen, denn wie üblich hatte die Erdmagierin frei nach Schnauze und ohne jegliche konkrete Vorstellungen gehandelt. Ihr war eine Idee gekommen, an welcher sie spontan Gefallen gefunden hatte und letztendlich war diese dann genauso miserabel gescheitert, wie ihre ausgezeichneten Pläne es in der Regel immer taten. Dabei war es nicht so, als wäre der Magierin strategisches Denken grundsätzlich fremd, im Angesicht einer echten Schlacht war sie immerhin durchaus in der Lage, sich ihres Verstandes in diesem Bereiche zu bedienen und doch waren ihre Vorstellungen auf das konkrete Leben bezogen in der Regel meist abweichend und grundsätzlich nicht von wirklich viel Menschenkenntnissen oder aber korrekter Gesellschaftsvorstellungen gekennzeichnet. Es war eine ihrer Eigenarten, Personen oft falsch einzuschätzen und ihnen inkorrekte Attribute zuzuschreiben und gerade dem eher schmächtig und kümmerlichen Zugbegleiter hatte sie bei weitem nicht so viel Mut zugetraut, wie er ihn kurz zuvor bewiesen hatte. Nun, die Jakun war nicht nachtragend und daher ließ sie sich auch ohne weiteren Aufsehens von ihrem Teampartner wegführen, welcher offensichtlich der Intelligentere des Zweiergespanns war und dementsprechend direkt eine neue Idee bekommen hatte. »Du bist clev’vvver wie ein Fuchs«, grinste die Dame auf seinen Vorschlag hin und blinzelte über ihre Seite kurz zu ihm hoch, ehe sie sich von ihm in das genannte Geschäft führen ließ, wo sie sich sofort mit einem Ambiente konfrontiert sah, dass ihr weder sonderlich gefiel, noch sie wirklich ansprach. Der Laden war recht hübsch eingerichtet, da bestand keine Frage und doch konnte die Magierin direkt auf den ersten Blick feststellen, dass sie hier keinerlei Kleidung finden würde, die ihr auch wirklich gefiel. »Tr’ägt man so etwas hier? Wolle?«, fragte sie fast schon kritisch, als ihre Finger nach einem Kleiderbügel griff und ein Wollkleid hervorzog, welches nicht nur hässlich wie die Nacht war, sondern einen zudem wohl auch noch einpacken und warmhalten sollte. Für einen Augenblick betrachtete die Dragonslayerin das Kleidungsstück, welches sich auf Grund seiner pinkweißen Farbe ganz fürchterlich mit ihrem Kupferhaar biss, dann grinste sie breit und drehte sich zu ihrem Partner um. »Findest du ni’cht auch, dass dieser Fummel ausgez’eichnet in die nor’dische Mode passt?« Maeve hatte von Mode und Stilbewusstsein in etwa so viel Ahnung, wie ein rosa Elefant (welchem sie auf Grund ihrer gewählten Kleidung allein äußerlich wohl bald auch recht nahe kommen würde) und hatte daher ins Dunkel getippt, konnte jedoch nicht leugnen, dass die seltsam helle Farbkombination sie erhellte und sie dem fürchterlichen Wollkleid auf jeden Fall eine Chance geben würde. Immerhin wollte man doch so weit vom Original wie möglich entfernt sein, oder? Nun, im Alltag trug sie in der Regel das exakte Gegenteil, von dem, was sie jetzt in den Händen hielt, weshalb sie sich wohl nicht so weit vom angepeilten Ziel entfernt haben konnte. Nun brauchte sie eigentlich nur noch…oh, perfekt! Mit ausgestreckten Armen und vor Freude fast schon funkelnden Augen bewegte sich die Rothaarige eilig auf die lila Schneestiefel zu, welche sie in einer Ecke des Ladens entdeckt hatte und die nicht nur auf Grund ihrer einzigartigen Farbe überzeugten, sondern auch durch die glitzernden Schneeflocken gefielen, mit welchen sie bedruckt waren. »Wallah, ist das häss’lich…«, wisperte die Magierin mit der Faszination eines kleinen Kindes, ehe sie auch dieses Kleidungsstück gegriffen hatte und mit beiden Utensilien wieder in Richtung Souta gehüpft war. »Meinst du, ich soll’te mir noch eine passende Kopf’mütze aussuchen, oder mir einen Schnee’turban wickeln?« Eine interessante Frage und ihr Gegenüber war doch so gut angezogen, dass er sie in solchen stilistischen Detailfragen sicher unterstützen konnte, oder? Außerdem musste Madame Jakun irgendwie ihren charakteristisch roten Haarschopf verbergen und was bot sich da schon eher an, als einen selbst gebundenen Turban? Vor allem, wo ihr doch gerade aufgefallen war, wie perfekt dieser zu den Handschuhen passen würde, welche sie in einer anderen Ecke des Ladens entdeckt hatte und die auf Grund ihrer rosapinken Farbe eigentlich bestimmt auch ganz nett zu dem erwählten Kleid aussehen würden. Aber moment, denn gerade kam der Dragonslayerin eine Frage, welche sie vielleicht schon früher hätte stellen sollen. »Wo rei’sen wir eigent’lich hin?« Nicht, dass sie sich nun mit allerlei Winterkleidung eindeckte, welche sie danach ohnehin nur für die Zugfahrt würde tragen können. Denn auch wenn Maeve sehr gerne Spaß hatte und sich den lustigsten Vorschlägen hingab, verschwenden tat sie in der Regel nur äußerst ungerne etwas und was für eine Investition war es schon, sich Kleidung zu kaufen, welche sie danach vermutlich ohnehin nie wieder tragen würde? Nein, irgendein späterer Verwendungszweck für das Gelumpe musste her und vielleicht hatte Souta ja eine Idee, welcher dieser sein könnte.
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Souta war ein wenig überwältigt von der Qualität der Waren in diesem Andenkenladen – auf negative Weise. Maeve schaffte es irgendwie zielsicher die hässlichsten Gegenstände des ganzen Geschäftes aufzutreiben, doch man musste ihr auch zugestehen, dass es in diesem schickem kleinem Zimmer kaum etwas gab, was sich als einigermaßen passabel präsentierte. Die Farben waren zu grell, die Schnitte seltsam und alles war aus dicker Wolle. Wahrscheinlich war das wohl das einzige Material, was die Leute in dieser Kälte tragen konnten, aber das entschuldigte doch nicht, dass man Farben wählte, die einem die Augen ausbrannten, wenn man sie nur ansah! Seine reizende Begleiterin wählte für ihre Verkleidung ein unglaublich ansprechendes Arrangement aus Pink und lila Stiefeln. Souta betrachtete ihre Wahl mit mildem Entsetzen. Wenn es das Ziel wäre, sich zu tarnen, hätte sie sicherlich ins Klo gegriffen, aber um seine eigentliche Erscheinung zu verbergen gab es wohl nichts Besseres als die blendende Farbe. Souta hatte es da schon etwas schwerer. Zwar besaß er denselben roten Schopf wie die Wüstenfrau, allerdings hatte er darüber hinaus auch noch seine Augenklappe und seine Ohrringe, über die man sich Sorgen machen musste. Nicht zu vergessen war da auch seine Waffe, die er nicht so einfach verschwinden lassen konnte. Er musste einfach hoffen, dass sie sich das Aussehen seines Schwertes nicht gemerkt hatten. Viele Magier liefen schließlich mit Waffen herum. Bloß, dass sie seine Klinge nicht konfiszieren konnten … Aber das würden sie ja sehen, wenn sie es versuchten. Der Rothaarige strich mit den Spitzen seiner Finger durch die Kleiderständer, auf der Suche nach einer Wolle, die ihm keinen Hautausschlag verpassen würde, ehe er einen gewaltigen Pullover entdeckte, der sogar ihm wahrscheinlich bis auf die Knie reichen würde. Das Material war unsagbar weich und flauschig. Er war weiß und sah aus, als hätte man einen Teil einer Wolke abgeschnitten, aber Souta war sofort ein riesiger Fan, außerdem würde ein solches Kleidungsstück locker seine Körperform verbergen. Jetzt braucht er nur noch … Während Maeve sich auf die Suche machte, wanderte der Kettenmagier im hinteren Teil des Ladens herum und warf hin und wieder einen Blick auf die Ladenbesitzerin hinter den Tresen, die ihnen ein geschäftsmäßiges Lächeln schenkte. Sie war ziemlich hübsch. Schade, dass er sie wahrscheinlich nicht länger als ein paar Minuten kennen lernen würde. Mit einem Seufzen griff er nach einer großen Mütze mit Schirm, die aus einem Straßenkinderfilm hätte stammen können und setzte diese unter Zuhilfenahme seiner Haare so auf, dass keine Spur mehr von seiner Augenklappe zu sehen war. Ja, das könnte klappen. So gestylt wandte er sich um, als seine Partnerin gerade wieder zurückkehrte und ihre Kostbarkeiten präsentierte. Sie machte einen Kommentar, der ihre Haarpracht betraf und Souta runzelte die Stirn. Tatsächlich konnte sie vielleicht etwas gebrauchen, das alles da oben im Zaum hielt, denn der Kettenmagier befürchtete, dass sich der Securitybeamte gerade ihr Gesicht besonders gut gemerkt hatte. Für gewöhnlich tat man das, wenn man von Menschen bedroht und gegen Züge – ehm Eisenkamele – geworfen wurde. Stirnrunzelnd musterte Souta also die junge Frau und klackte ein, zweimal mit der Zunge, dann kam ihm eine Idee. „Warte, halt still.“ Er griff in seine Hosentasche und zog zwei dünne Haarbänder daraus hervor, welche er sich fachmännisch um die Handgelenke wickelte. Dann trat er hinter Maeve und hob ein paar ihrer Strähnen an, die er auch gleich zu flechten begann. Er war zwar kein Friseur, doch er war lange Zeit die einzige Bezugsperson einer Fünfjährigen gewesen und beherrschte daher die Kunst des Haarebändigens besser als so mancher junge Kerl in seinem Alter. Sofern sie ihn ließ, würde auf ihrem Hinterkopf ein Knäuel aus Flechtzöpfen entstehen, welches er dann mit den Haarbändern fixieren würde. Anschließend hatte er vor sich aus dem Regal ein Tuch zu schnappen und es ihr um den Kopf zu schlingen wie man das bei älteren Kalibern machte. Sie stellte währenddessen ihre Frage bezüglich ihres Zielortes und Souta stellte sich mit in die Hüfte gestemmten Armen einen Schritt von ihr entfernt hin, um sein Werk zu betrachten. Als ihm auffiel, wie wenig männlich diese Geste aussah, verschränkte er stattdessen die Arme vor der Brust. „Nach Oak Town. Dort holen wir einen Edelstein ab und dann geht es nach Crocus Town, wo wir ihn abliefern. Sollte kein Problem werden.“ Da es sich hier um einen Souvenirshop handelte, waren die Sachen zwar überteuert, aber für Kleidungsstücke nicht allzu schlimm. Vielleicht wollten die Leute, dass jeder sich Schutz vor der Kälte leisten konnte? Souta wusste es nicht, doch er ging trotzdem direkt auf die Ladenbesitzerin zu und legte seine Errungenschaften auf die Theke. Als ein Gentleman hätte er wohl auch Maeves Sachen bezahlt, aber Souta war nicht zwingend jemals das, was man flüssig nannte. Wenn er genug Geld hätte, um Frauen einzuladen, würde er wahrscheinlich einen Hungertod sterben, bevor es dazu kam. Die junge Frau lächelte immernoch freundlich und tütete seine Erwerbungen ein, nannte den Preis und verabschiedete sich dann von Souta, der sein Briefkastenvolumen deutlicher reduzierte, als ihm eigentlich lieb war. Na ja. Was tat man nicht alles für seinen Beruf, war ja nicht so, als könnte man ihre Ausgaben für die Quest nicht abschreiben. Fröhlich trat Souta also mit seiner Tüte nach draußen in die Nachtluft – die Mütze hatte er aufbehalten dürfen, woraufhin das Checken des Preisschildes eine angenehme körperliche Erfahrung mit der Ladenfrau geworden war – und trat dann, weil er sowieso noch kurz auf Maeve warten musste, hinter eine Säule, um die Verkleidung zu vollenden. War zuvor noch ein hübscher junger Mann hinter den Holzpfeiler getreten, so kam aus der anderen Seite nun ein magerer Mann mit einem zu großem Pullover, dunklen Hosen, Winterstiefeln und einer schäbigen Mütze hervor. Der stramme, selbstsichere Stand war zu einem gebogenem Schlurfen geworden und er steckte die Hände in die Hosentaschen. Die Haare hingen ihm wild ins Gesicht und ließen es dadurch nur halb sichtbar zurück. Der Schwertgurt schnitt in die dürr wirkenden Schultern des Mannes und wies ihn als Magier aus. Insgesamt wirkte er nicht sonderlich verdächtig, aber ziemlich müde und abgerackert – kein Vergleich zu seinem vorigen Auftreten. Als Maeve bereit war, begrüßte er sie mit einem Kopfnicken, schnappte sich seinen Seesack, in dem er die zuvor getragenen Stücke verstaut hatte und wies mit dem freien Arm auf einen dicken Mann, der geradewegs in Richtung ihres Zuges marschierte. Souta ging ohne zu zögern auf ihn zu und tat so, als würde er in die entgegengesetzte Richtung gehen. Da das Ticket wie eine goldene Eintrittskarte aus der Seite seines Mantels ragte, rammte er den Mann künstlich. Als dieser sich aufregte – als hätte seine Masse Souta nicht mehr wehgetan als das menschliche Streichholz dem Mann – entschuldigte sich der Rotschopf wortreich und schnappte sich beim Staubabklopfen des Mannes dessen Karte. Sie wanderte unter seinen Pullover und der Mann schubste ihn von dannen, um im Befehlston an den Securityleuten abzuprallen. Da Souta ahnte, dass es bald eine Szene geben würde, wies er Maeve an, ihm zu folgen. Sie würden sich dem Gleis diesmal von der anderen Seite nähern, damit der Mann von vorhin ihnen möglichst nicht begegnete. Wie erwartet befanden sich auch dort Sicherheitsmänner und hielten sie sofort auf, als das ungleiche Paar sich einen Weg zum Zug bahnen wollte. Ein recht schmaler Mann mit Vollbart trat vor und lächelte entschuldigend. „Wir haben aufgrund eines Notfalles hier eine Sperre errichtet. Nur Passagiere mit besonderen Ausweisen dürfen den Wagen besteigen.“ Beim Wort „besteigen“ musste Souta sich ein Prusten verkneifen, doch er beherrschte sich und begann dann zu sprechen. Er gab seinen Worten den hargeonschen Ghettoklang, den er viele Jahre lang in Aloe Town abtrainiert hatte, sich aber öfter einmal als nützlich erwies. „Is' kla, i's kla. Wir sin' auffem Weg zu Oak Town hin und is' der einzige Zug, der's heute packt, nich? Mhhm. Haben uns nen Wisch besorgt, haben wa. Wo isser?“ Er klopfte seine Taschen ab und holte schließlich mit einem triumphalen Grunzen das leicht knitterige Dokument hervor. Der Mann erkannte den Ausweis sofort und nickte ihnen zu, auch wenn er leicht irritiert von seiner Art zu sprechen zu sein schien, aber das war gut. Soutas Stimme war recht eindringlich, wenn man sie sich merken wollte, also musste er eben etwas dagegen tun. „Wohin des Weges, wenn ich fragen darf? Oak Town ist zurzeit im Ausnahmezustand.“ „Weiß ich, Mister. Is' nur, ich und meine Frau, mein Sterntalerchen“, er legte Maeve einen Arm um die Hüfte, „Sin' grade hier von ner Quest wieder fertig. Woll'n nur heim und uns vonner Kälte erhol'n, Mann. Is die kürzeste Route, isses.“ Das schien dem Mann einzuleuchten, denn er schenkte ihnen ein Lächeln. „Ja, ist es tatsächlich. Diese verdammte Kälte. Seit zwei Tagen frieren wir uns schon den Arsch – Verzeihung, Lady – seit zwei Tagen sind wir hier stationiert und frieren. Der Zug legt in zehn Minuten endlich los. Reinspaziert.“ Tja, so einfach konnte es gehen. Man öffnete ihnen die Tür zum Abteil, obwohl Souta bemerkte, dass der Mann gerne noch einen Plausch mit ihnen geführt hätte, aber er ließ solcherlei Dinge nicht zu. Am Ende verrieten sie sich, weil sie nicht auf alles eine Antwort hatten. Dass er Maeve als seine Frau vorgeführt hatte, war natürlich vollkommen unnötig gewesen, aber allein des Amüsements wegens wunderbar gewesen. Ob sie ihm nun den Kopf abreißen würde? „Argh, ich hasse Hargeon. Danach schmeckt mein Mund immer nach Bierdosen und Mentholzigaretten.“
Sobald Soutas Finger auch nur in die Nähe ihres Haarschopfes kamen, erstarrte Maeve in ihrer Bewegung und auf ihrem Gesicht zeichneten sich die Züge eindeutiger Überraschung ab, als ihr Kollege sich mit einigen fachmännischen und durchaus geübten Handgriffen ihrer Haarmähne annahm, in der offensichtlichen Absicht ihr ein wenig bei ihrer Tarnung zu helfen und die Problematik ihrer wilden Locken zu umgehen. Rotes Haar war oft ein einprägsames Wiedererkennungszeichen und gerade bei ihrer jetzigen Aufgabe würde sich dieses Attribut als durchaus untauglich und verräterisch erweisen, weshalb die Dame den Magier gewähren ließ, dabei fast schon penibel darauf achtend, wie genau seine geschickten Finger dem Verlauf ihrer Haare folgten und mit fast schon spielerischer Leichtigkeit dafür sorgten, dass aus der wallenden Mähne roter Locken eine Frisur wurde, welche nicht nur dem Gesicht der Jakun einige völlig neue Züge verliehen, sondern auch ihre gesamte Ausstrahlung um 180 Grad zu wandeln wusste. Sie wirke plötzlich gar nicht mehr so gefährlich, wild und exotisch, wie es zuvor der Fall gewesen war und hatte stattdessen die fast schon friedlichen und sanften Züge einer zufriedenen Frau und Mutter bekommen. Maeve verzog das Gesicht, in dem Versuch einen missgestimmten Ausdruck auf ihr Gesicht zu zaubern und so ein wenig ihrer eigentlichen Autorität zurück zu gewinnen, musste jedoch recht bald feststellen, dass auch diese Mühe im Grunde vergeblich war und man sie durch einige wenige Handgriffe vollkommen verharmlost hatte. Es ließ sich hierbei nicht leugnen, dass ihr dieser Zustand weder besonders gefiel, noch auf wirklich Beifall stoßen würde und doch erkannte die junge Frau die Notwendigkeit, welche hinter einer solchen Veränderung zum aktuellen Zeitpunkt lag, mochte sie ihr auch noch so wiederstreben. Ein Seufzen verließ Maeves Lippen, dann zupfte sie mit spitzen Fingern an dem Haarband auf ihrem Kopf, ehe sie das Haupt ein wenig zur Seite neigte, um sich die Frisur auch im Spiegel besser ansehen zu können. »Inter’essant…«, meinte sie schließlich reichlich gequält und beschloss kurz darauf, jeglichen Gedanken an diese seltsam feminine Wandlung zu verdrängen und sich stattdessen lieber auf die aktuelle Aufgabe und die damit verbundene Arbeit zu konzentrieren. Immerhin klang die Transportation eines Diamanten nicht nur interessant und faszinierend, sondern gleichzeitig auch nach einem Auftrag, der nach Gefahr und Spannung praktisch schrie. Ein animalisches Grinsen breitete sich auf den Gesichtszügen der jungen Frau aus, als sich an Souta wandte und ihm in das grüne Auge starrte. »Ein wer’tvoller Edelstein, also? Der über eine lange Str’ecke transpor’tiert werden soll?« Mittlerweile hatte ihr Amüsement fast schon teuflische Züge angenommen und der Rest ihrer Körperhaltung verriet, dass ihr die Aussicht dieses Auftrages mehr als gefiel. »Das kling’t nicht unbedingt nach einem en’tspannten Auft’rag…« Wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit war, dass sie unterwegs ausgeraubt oder bestohlen wurden? Dass sie sich Gegnern stellen mussten, die ihre Kampfeskraft und ihren Stolz als Magier herausfordern würden? Oh ja, Maeves Freude und Begeisterung waren groß, man musste sie nicht besonders gut kennen, um sich dieser Tatsache bewusst zu werden. Sie mochte Streit, sie mochte Krieg und sie liebte blutige Kämpfe, wo war sie da schon besser aufgehoben, als in dem oft fordernden und anspruchsvollen Beruf als Gildenmagier? Leider hatte diese Berufung aber auch offensichtliche Schattenseiten, welche Maeve heute wieder einmal am eigenen Leib erfahren durfte, als sie, nachdem sie ihre Kleidung bezahlt und schließlich angezogen hatte, neben ihrem Kollegen auftauchte und sich fühlte, wie ein buntes Hühnchen, dass man bis zum Verderben gemästet und schließlich in die kalte Welt hinausgeschickt hatte. Die Kleidung war zu warm für ihren Geschmack, zu dick gepolstert und ließ sie sich fühlen, als würde sie in einem völlig anderen Körper feststecken, ohne jegliche Bewegungs- und Handlungsfreiheit. »Elende scheiße, ist das verkackt unbequem.«, maulte Madame, ehe sie an Soutas Seite, nach dessen mehr als geschickten Diebstahl, auf den zuständigen Beamten zuschritt und in zu ihrer Kleidung denkbar unpassender Manier in finsterer Gestik das Gesicht verzog. Ihre Laune war an einem Tiefpunkt ähnlichem Zustand angekommen und daher war es wohl recht vorteilhaft, dass ihr Kollege an dieser Stelle das Wort ergriff, denn andernfalls hätte sie dem eigentlich recht netten Beamten wohl gezeigt, wie viel sie von einer Lady wirklich hatte und in wie weit es sie störte, dass er in ihrer Gegenwart das Wort Arsch benutzte. Nun, Soutas Masche schien zu funktioneren, denn man ließ sie in den Zug ein und sie waren schließlich in der Lage, sich ein freies Abteil zu suchen. Maeves goldene Augen huschten in die Richtung von Soutas Arm, welcher noch immer um ihre Hüfte platziert war, dann schenkte sie ihm erneut ein Grinsen, ehe sie zu sprechen begann. »Dein Ster’nentaler bricht dir gleich die Hand, wenn du sie nicht sofo’rt entfernst, Wüstenbr’uder…« Ihre letzten Worte waren nicht viel mehr als ein sanftes Gurren gewesen, doch ihre Finger hatten sich um das Handgelenk ihres Kollegen geschlungen und ein wenig Druck auf eben jenes ausgeübt, welcher sich mittlerweile durchaus schmerzhaft bemerkbar machen musste. »Gute Ar’beit, ich hätte nicht gedacht, dass wir hier wir’klich noch her’einkommen«, meinte sie dann und schob mit einem Ruck das freie Abteil zu ihrer Rechten auf, ehe sie hineintrat und sich auf dem schicken Lederpolster niederließ, Souta bedeutend, ihr zu folgen. »Du bis’t ein guter Dieb, wo hast du geler’nt?«, fragte sie interessiert, als die Tür hinter dem Rotschopf ins Schloss gefallen war und sie ihre Tasche neben sich auf der Sitzreihe platziert hatte, um diese aufzuziehen und einen Blick hineinzuwerfen. »Was ist eigent’lich Harrrgeon? Wenn es dor’t Bier und Zigar’etten gibt, klingt es nach einem Or’t, den ich sehen muss.« Ihr Grinsen verbreiterte sich noch ein Stück, dann griff sie nach kurzer Beobachtung in ihre Tasche, um eine Tüte mit Brot und Gebäck hervorzuziehen. Sie hatte sich diesen Snack als Geschenk an sich selbst mitgenommen, um ihren Aufenthalt in der nördlichen Stadt noch weiter genießen zu können, doch jetzt konnte sie diese Köstlichkeit sicher auch mit ihrem Teamkameraden teilen. »Hunger?«, fragte sie, nicht in dem Wissen, gerade höchstwahrscheinlich einen Fehler begangen zu haben, der sich auf eindeutigste Art und Weise zu ihrem eigenen Nachteil auswirken würde.
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Maeve hatte keine Ahnung, dass sie sich gerade in die Höhle des Löwens begeben hatte. Natürlich nicht. Bisher hatte sie ja auch noch keine Quest mit Souta abgeschlossen und ihn nicht dabei beobachtet, wie er normalerweise Nahrungsmittel zu sich nahm: In Massen. Ihr Angebot pflasterte ihr also den Pfad in die rothaarige Hölle, der ja nach einem Sprichwort, das die Wüstenfrau sicher falsch aussprechen würde, mit guten Vorsätzen am allerbesten gebaut wurde. Ähnliche Vorsätze wie sein harmloses Berühren ihrer kurvigen Hüfte, was sie ihm mit einem schmerzhaftem Druck auf sein Handgelenk verbot. Er verstand ihre Aversion dagegen nicht, immerhin passte seine Handfläche unglaublich gut genau auf diese Stelle, er kitzelte sie nicht und war außerdem sauber und gepflegt. Wie konnte man nur etwas gegen Zärtlichkeiten haben! Da sie ihm gegenüber allerdings sehr unzärtlich war und Souta nicht vor ihr weinen wollte, ließ er sie traurig los und nahm sich vor, dann eben einfach die nächste Gelegenheit abzuwarten, denn diese gab es immer. Man musste nur so optimistisch sein wie der Kettenmagier, dann war das Leben voller wunderbarer Möglichkeiten und Wege, die man einfach nur bestreiten musste. Momentan war sein Ziel das Zugabteil, in das seine Begleitung bereits eingetreten war, und so warf er sich auf die Lederpolster wie ein französisches Mädchen, das bereit war, gezeichnet zu werden. Mit der Wange ein wenig in seine Handfläche gematscht betrachtete er Maeves wunderschöne Gestalt beim Reden und wünschte sich spontan das heiße Quellen Szenario zurück. Er fand, dass er damals viel zu wenig gesehen hatte und die Zeit ihrer Nacktheit deutlich zu kurz gewesen war, aber das war eher so eine generelle parteiische Annahme. Seinetwegen konnten alle schönen Frauen dieser Welt ihr ganzes Leben nackt verbringen und es wäre immernoch zu kurz … Ihre Fragen hätte er gerne mit einem edlem Schulterzucken beantwortet, allerdings hätte das in seiner momentan sehr bequemen Position ausgesehen, als hätte er einen Krampfanfall, also ließ er sich doch lieber zu einer Antwort herab. „Dort, wo ich aufgewachsen bin, habe ich manchmal Essen für meine Leute gestohlen. Und in Aloe Town war ich längere Zeit auf den Straßen unterwegs.“ Er sagte das ohne Bitterkeit und schien auch kein Mitleid erheischen zu wollen, indem er sie erwartungsvoll anblinzelte. Es waren eben einfach Fakten. „Was Hargeon angeht, das ist eine der größten Hafenstädte von Fiore. Der Handel erinnert an den Basar, nur weniger pompös. Ich bin dort geboren und spreche die Sprache der Gosse da. Na ja, dort, wo ich aufgewachsen bin, roch es immer nach Zigarettenqualm und saurem Bier. Alle Nachbarn hatten haufenweise volle Windeln in den Mülltonnen und pissten an die Hauswände, wenn sie besoffen waren. Und manchmal, wenn der Wind richtig stand, roch es nach Salzwasser, Fisch und ab und an sogar nach Blut.“ Er atmete tief ein, als könne er es immernoch riechen, doch hier flog nur sein Vanillegeruch und Maeves erdiger Geschmack herum, vermischt mit dem Dufterfrischer im Zug und dem sterilem Aroma der Kälte. Und nach Gebäck. Soutas Auge, das während seiner Erzählung ein wenig abgeschweift war, fixierte sich wieder auf die gebräunten Hände der Wüstenfrau und erkannte darin die Quelle des himmlischen Geruchs. Der Kettenmagier selbst hatte keine Wegration dabei, weil er vorhatte, sich diese bei ihrer Ankunft zu besorgen … Doch dann hatte er seinen letzten Cent für seine Tarnung ausgegeben. Er hatte schon vor, sich nach der Quest etwas zu essen zu leisten, aber jetzt, wo die Tüte schon da war. Irgendwo in Soutas Mitte schien sich gerade ein Wolf eingenistet zu haben, denn bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, grummelte es dort laut und eindringlich, was wahrscheinlich der beste Beweis war, denn Maeve für seinen Hunger haben konnte. „Oh ja“, stöhnte der Rotschopf und legte den Kopf von seiner Hand auf das Polster, um den Arm wie ein Toter auf dem Kabinenboden hängen zu lassen. Den freien Arm streckte er in ihre Richtung, aber er reicht nicht aus, um die Tüte zu fassen zu kriegen. Souta machte ein Geräusch, das zwischem quängelndem Baby und geschlagenem Hundewelpen lag und stellte Augenkontakt her. „Essen ...“
Soutas Worte machten ihn in den Augen Maeves nicht nur mit einem Schlag noch ein Stück mehr sympathisch, sie verliehen ihm ganz plötzlich auch abstrakt männliche und autonome Züge, welche die Dragonslayerin in dieser Form zuvor nicht wahrgenommen hatte. Er war ein Kind der Straßen, genauso wie sie und wusste daher, wie hart und grausam das Leben sein konnte, wenn man von nichts und niemandem wirklich erwünscht war, keinen wirklichen Nutzen und Zweck in seiner Existenz zu finden schien. Zwar wusste die Magierin nicht, ob es Souta wirklich genauso ergangen war wie ihr, und doch sprach man in allgemeinen von einer gewissen Gleichheit, durch welche sich Straßenkinder auszeichneten. Irgendwie war man auf gewisser Weise eben doch miteinander verbunden und entsprechen grinste die Wüstenfrau ihren Gegenüber auch ehrlich an, ehe sie den Kopf zur Seite neigt und das Wort ergriff. »Als ich jun’g war, habe ich auch eine Zeit auf der St’raße gelebt…«, begann sie zu erzählen und wandte dann die goldenen Augen in Richtung Fenster, um das vorbeiziehende Land fast schon geistesabwesend zu beobachten. »Inzilar is’t ebenfalls eine Basar’stadt und hat viel Reichtum und viel Ar’mut. Überall Verlorene, die ih’ren Meistern gezwungen dienen und dutzende Straßenkinder, die am Rand sit‘zen und für Essen betteln. Dort hat es im’mer nach Staub gerochen. Staub, Erde, Schweiß und Blut.« Auch hier wieder eine Pause, in welcher sie ihre Worte zu überdenken schien, ehe sie schließlich mit den Schultern zuckte und sich ein fast schon lauerndes Grinsen auf ihren Lippen ausbreitete. »Meine Heimat Desiesto is’t nicht so modern wie Fio’re, bei uns sind Hinr‘ichtungen und Tod eine Allgegenwärtigkeit.«, meinte sie schließlich, ehe sie in die Tüte griff und sich ein Gebäckteil in den Mund schob und davon abzubeißen, das explosionsartige Aroma auf der Zunge genießend. Es war süß und doch nicht mit zu viel Zucker versehen, so dass es unangenehm an den Zähnen kleben würde. Also perfekt, wenn man wie Maeve einen leichten Hang zu dieser Geschmacksrichtung besaß und doch nicht unbedingt mit dem Geschmack überladen werden wollte. »Harrrrgeon klingt trotz’dem sehr interes’sant, wir sollten einmal gemeinsam hinfahren und du zeigst mir beste Kneipen der Stadt!«, verkündete sie dann, von ihrer eigenen Idee sehr angetan, ehe sie nach einem weiteren Stück Gebäck fischte und ihrem Teamkameraden einen forschenden Blick zuwarf. Nach seinem Magengrummeln zu urteilen hatte der arme Kerl mehr als großen Hunger und auch sein plötzlicher Schwächeanfall ließ auf diese Vermutung zurückschließen, weshalb sich die Rothaarige aus ihrer sitzenden Position löste und vor dem Rotschopf in die Knie ging. »Du siehst so er‘schöpft aus, muss Mama Maeve dich etwa füttern?«, gurrte sie mehr als belustigt, ihr typisch wölfisches Grinsen auf den Lippen, ehe sie den Kopf zur Seite neigte und die goldenen Augen fast schon sinnlich verengte, das Feuerhaar über eine Schulter geworfen und den Oberkörper ein Stück nach vorne neigend, um sich dem anderen Magier in seiner liegenden Position zu nähern. Ihre Augen schienen in einem fast schon verheißungsvollen Ton zu glitzern, ihr Körper wortlose Versprechen anzudeuten, dann griff Madame nach der braunen Papiertüte, ließ den Arm hochschellen und ihr Essen plus Verpackung direkt auf Gesicht des Anderen fallen. »Sei nicht so faul und bedien‘ dich gefällig’st selbst«, verlangte sie dann lachend, ehe sie wieder auf die Füße sprang und sich auf ihren Sitz fallen ließ. Soweit kam es noch, dass sie für den anderen das Dienstmädchen spielen würde und auch wenn sie den anderen Magier für durchaus sympathisch hielt, so besaß sie dennoch kein Verlangen danach, ihm ganz einfach in die Hände zu spielen. Immerhin zeichnete sich Madame Dragonslayerin vor allem durch ihren unermesslichen Stolz und das eiserne Halten ihres Verhaltenkodexes aus, wer war sie schon, dass sie diese Muster nun einfach ändern würde? »Wie lange fah’ren wir denn?«, fragte sie schließlich, darüber nachdenkend, wie weit die beiden Städte wohl auseinanderlagen und wie viel Zeit die Zugfahrt in Anspruch nehmen würde. Denn auch wenn Maeve grundsätzlich kein unbedingtes Problem mit Zügen hatte, hielt sie sich denoch nicht unbedingt gerne in ihnen auf und sehnte bereits den Moment herbei, wo sie das Eisenkamel verlassen und wieder frische Luft atmen konnte. So lange still sitzen stand der Dame ganz einfach nicht, viel lieber bewegte sie sich und zeigte so die Motivation und Begeisterung, auch tatsächlich etwas zu tun und bewirken.
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Der althergebrachte und edle Streit zwischen Essen und Brüsten sollte an diesem schicksalshaftem Tag seinen Einklang in das beschauliche Zugabteil erhalten, wo ein Rothaariger mit Augenklappe auf den Lederpolstern lag und eine hübsche junge Dame mit ebenso roten Haaren sich über ihn beugte. Ihr zarter Geruch nach Erde und das Aroma ihrer Weiblichkeit stiegen dem Jüngling in die Nüstern und zwangen seine Mundwinkel beinahe automatisch dazu, sich zu einem Lächeln hochzukringeln. Da sie etwas von Füttern gesagt hatte, war Soutas Mund bereits halb geöffnet und das grüne Auge folgte ein wenig frech den reichhaltigen Kurven des Körpers, der sich ihm einladend entgegenneigte, so dass er überhaupt keine Chance hatte, die Intentionen von Maeve zu lesen – wobei er das wohl ohnehin nicht wirklich geschafft hätte. Seine beeindruckende Menschenkenntnis war nicht wirklich so beeindruckend, wie er sie gerne darstellte. Die Tüte traf ihn daher recht unvorbereitet mitten in die Futterluke, was zusammen mit ihren Worten irgendwie schade war, aber auch kein besonderer Weltuntergang. Zwei Sachen hatte er gewollt, eine Sache hatte er bekommen. Manche würden das als 50%igen Verlust behandeln, doch für ihn war es ein Gewinn von ebensovielen Anteilen! Für Souta war das Glas immer halb voll und nicht halb leer, deshalb fischte er die Tüte auch mit einem breitem Grinsen von seinem Antlitz und lugte hinein, ehe seine Finger ein Gebäckstück zu Tage förderten und er glücklich daran zu knabbern begann. Während seine Kiefer arbeiteten, setzte sich der Zug langsam unter ihnen in Bewegung und zuckelte sich über die vereisten Gleise in den Schnee hinein. Weiß behangene Tannen, Fichten und alle anderen Nadelbäume, deren botanischen Namen Souta nicht kannte, zogen mit wachsender Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Hin und wieder knisterte die Tüte mit dem Essen, wenn er hineingriff oder der Zug wackelte ein wenig, aber im Großen und Ganzen schien das hier eine gemütliche Fahrt zu werden. Aufgrund der nicht übermäßigen Entfernung würde sie auch nicht allzu lange dauern. Höchstens eine Stunde. Genau richtig also, um sich seinen mit Keksen vollgestopften Bauch zu streicheln und sich wie ein vollgefressenes Katzenjunges schmatzend in sich selbst einzurollen, um ein klitzekleines Futternickerchen zu halten. Langsam schloss sich Soutas Äuglein und er driftete, gewiegt von den sanften Bewegungen des Zuges in ein Traumland herab, wo er für immer zusammen mit Maeve in den heißen Quellen von Crystalline Town bleiben konnte. Wo er mit ihr ins Wasser stieg und sie nicht so gemein war, sondern sich wirklich zu ihm beugte und ihn küsste und er … Mit einer sich langsam bildenden Sabberpfütze am Mundwinkel begann der Kettenmagier zu schnarchen.
Es musste gesagt sein, dass es Yuuki nicht wirklich leicht fiel, sich anderen Menschen zu öffnen. Insofern war es sehr verständlich, dass er auch in diesem Augenblick gezögert hatte, Ronya mit auf den Friedhof zu nehmen. Nichtsdestotrotz hatte sie sich als tapfere und zuverlässige Kameradin erwiesen und da den Grynder eine spezielle Bande mit seinen Gildenmitgliedern verband – immerhin handelte es sich bei seiner Gilde um seine Ersatzfamilie – hatte er sich mal aus seiner Komfortzone gewagt. Die grünhaarige Magierin schien sich der Wichtigkeit dieses Moments bewusst zu sein, erblickte der Rotschopf doch Tränen, die ihre Wangen hinabkullerten. *Ob sie wohl ebenfalls jemanden verloren hat?* Ein trauriger Gedanke, der durch den Kopf des jungen Mannes ging, aber möglich wäre es doch. Schließlich wischte sich die große Frau die Tränen von der Wange und setzte ein kleines Lächeln auf, während sie sich bei ihm bedankte. Das führte dazu, dass der Magnetismusmagier einen Klos im Hals hatte und nicht wirklich reden könnte, weshalb er seinerseits ein trauriges Lächeln aufsetzte und lediglich nickte. Puh, schnitt hier jemand Zwiebeln oder woher kam diese Reizung der Augen?
Die Initiative übernehmend, nahm ihn die junge Frau am Arm und zog ihn in Richtung Ausgang des Friedhofs. Ganz richtig! Sie hatten einen Auftrag zu erfüllen und den würden sie nun endlich angehen. Und doch fühlte sich Yuuki erleichtert darüber, dass er die frohe Kundschaft mit Iris hatte teilen können – selbst wenn es lediglich auf diese Art und Weise war. Die Eismagierin versuchte ihr Bestes, ihn wohl aufzumuntern, was zum Teil tatsächlich funktionierte und ein belustigtes Glucksen seinerseits hervorrief. „Wir müssen zu einer Erz-Mine nördlich von Crystalline Town!“ Dabei handelte es sich um eine große, schneebedeckte Stadt im Norden. Das Ende der Zivilisation in Fiore – zumindest in dieser Himmelsrichtung, denn danach gab es nur noch Eis, Schnee und schließlich die Wildnis der Eiswüste, die sich in ferne Länder erstreckte. „Die Ladung selbst wartet scheinbar für einen Transport in der Stadt.“ Letzten Endes kamen die beiden Magier auch am Bahnhof von Aloe Town an, wo sie sich schnell Tickets besorgten und dann in den entsprechenden Zug nach Crystalline Town stiegen. Die beiden Crimson Sphynx Magier hatten außerordentliches Glück, denn es gelang ihnen sich ein gemütliches Abteil zu sichern, in welchem sie die Fahrt in aller Ruhe verbringen konnten. „Puh, also wir werden definitiv einige Stunden unterwegs sein.“, teilte ihr der Grynder mit und lächelte. Zeit genug, um weitere Fragen zu stellen und mehr über die junge Frau in Erfahrung zu bringen. Dazu passend hatte der Rotschopf für diese Reise genügend Proviant mitgenommen, damit er nicht inmitten der Quest verdurstete oder verhungerte.
Schließlich hatte er es sich doch recht gemütlich gemacht und biss genüsslich in einen Nussriegel. „Warst du eigentlich schon mal so weit im Norden Fiores? Das müsste doch bei deiner Magie wie ein Heimspiel sein, oder?“, erkundigte er sich bei Ronya. Wenn er ehrlich war, wusste er auch nichts über ihre Herkunft. „Sag mal, wo kommst du eigentlich her, wenn ich fragen darf? Ich bin in Aloe Town geboren und habe dort mein gesamtes Leben verbracht – gut, mit Ausnahme der Quests, die mich durch ganz Fiore geführt haben.“, ergänzte er schließlich und lachte etwas auf. Es schien, dass seine schlechte Stimmung wieder gänzlich vorbei war. „Wie kamst du eigentlich zu Crimson Sphynx?“ Dann war er wirklich gespannt, was ihm die Gute so zu erzählen hatte und auch selbst wissen wollte. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Immerhin hatten sie wirklich ausreichend Zeit dafür während ihrer Fahrt.
In den Norden verschlug es die beiden Magier also! Aufregend, weiter als das hätte Ronya wohl nicht von ihrer Heimat entfernt sein können. Sie hatte nur in Büchern von den kalten Regionen dort oben gelesen, aber heute würde sie dies zum ersten Mal mit eigenen Augen sehen. Ronya freute sich irgendwie auf diese Mission und diese Gedanken lenkten sie von der traurigen Stimmung ab, die bis eben noch zwischen ihr und Yuuki geherrscht hatte. Aber jetzt wurde alles besser, da war sie sich si- “Ein...paar Stunden?” ...oder auch nicht. Ronyas Augen weiteten sich und sie bekam sofort ein ganze schlechtes Gefühl. War es vielleicht doch nicht zu spät, den Fußmarsch anzutreten? Schweißperlen bildeten sich langsam auf ihrer Stirn, während Yuuki ganz entspannt ein paar Zugtickets kaufte. Ach ja, was hatte sie diese Situation so gar nicht vermisst. “Na vielen Dank auch, Glacies…” ihre Gedanken wechselten sekündlich, ob es nicht schnellere Fortbewegu...also eigentlich dachte sie darüber nach, wie schnell sie rennen konnte. Im Inneren wusste die Grünhaarige allerdings, dass daraus nix wurde. Sie mussten zügig in Crystalline Town ankommen und die Ladung eskortieren, da war ein Zug nun mal optimal. Zumindest das Abteil schien sehr ruhig zu sein. Mehr Sinneseindrücke verschlechterten das alles nochmal um ein vielfaches. Okay, durchatmen. Ronya zog einmal tief Luft durch ihre Nase und hielt sie für einige Sekunden, bevor sie langsam wieder ausatmete. Das wiederholte sie ein paar Mal. “Nein, ich war noch nie im Norden. Das wäre mein erstes Mal. Warst du denn schon in dieser Gegend?”, stellte sie ihm nun als Gegenfrage. Yuuki muss schon viel rumgekommen sein, so lange wie er schon bei Crimson Sphynx ist. “ Ich komme aus einem kleinen Dorf im Süden. Es ist aber nic...hts… bedeutendes.” Ronyas Kopf fing an, sich zu drehen. Oh nein, der Zug setzte sich in Bewegung. Das war echt. Nicht. Cool. Die Magierin hielt sich eine Hand an die Stirn und schaute gen Boden, Konzentration. Nicht übergeben. Bloß nicht übergeben.
“Ähh...was?” ihr Kopf richtete sich langsam auf als Yuuki wieder zu reden begann. Es wurde nicht besser. Als hätte man sie gerade zwei Tage lang durchgehend durchgeschüttelt. Ihr Kopf war Matsch, ihre Gedanken ein einzelnes Wirrwarr und ihre Aufmerksamkeitsspanne so kurz wie die eines Neugeborenen. “Eine Empfehlung...mehr oder weniger.” Die Eismagierin versuchte sich so kurz zu halten, wie nur möglich. Mehr machte sie im Moment nicht mit. “Erzähl mir doch mehr von dir...ugh. Du bist so lange bei Crimson Sphynx. Wieso?”, fraget sie ihn nun. Einerseits weil sie daran interessiert war, andererseits weil Ronya gerade selbst nicht reden wollte. Ein paar Stunden meinte Yuuki? Das könnte wirklich noch eine Hölle werden. Ronya hoffte, dass nichts während der Fahrt passierte, ansonsten müsste Yuuki sowas alleine regeln (auch wenn sie glaubte, dass er das problemlos hinbekam). “Was...war der interessanteste Ort, den du jemals gesehen hast?”
Sichtlich gespannt wartete der Grynder auf die Antworten Ronyas, der es für einen Augenblick die Sprache verschlagen zu haben schien. Letztlich antwortete ihm die junge Frau auf seine Fragen und teilte ihm mit, dass sie noch niemals so hoch im Norden gewesen sei. Interessant war außerdem noch, dass sie etwas über ihre Herkunft verriet: Sie stammt also aus einem Dorf im Süden. *Interessant!*, dachte sich Yuuki dabei und nahm sich bereits vor, nachzuhaken, als ihm auffiel, dass etwas mit der Eismagierin nicht stimmte. Sie machte keinen guten Eindruck, wirklich nicht. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich bei seiner Gildenkollegin, während er sich dabei den Kopf kratzte. Hatte er etwas verpasst? Gerade eben war doch noch alles gut gewesen und sie hatten sich ganz normal unterhalten, doch seitdem sie sich im Zug befanden, schien es seiner Kollegin nicht so gut zu gehen. Statt darauf zu schließen, dass die Gute Probleme mit dem Zugfahren hatte, fragte sich der Rotschopf stattdessen, ob es möglicherweise die Nerven waren. Falls Ronya tatsächlich noch nie im Norden gewesen war, konnte sie deswegen etwas nervös sein, stammt sie doch ihren eigenen Worten zufolge aus einem kleinen Dorf im Süden. Andererseits würde er bei einer Eismagierin nicht erwarten, dass sie Angst vor Schnee und Kälte hatte. „Möchtest du etwas trinken? Kann ich etwas für dich tun?“, fragte er behutsam und besorgt nach, denn er machte sich Sorgen um die grünhaarige Magierin. Es entsprach seinem Charakter, sich um seine Kollegen und Freunde zu kümmern, wenn es ihnen nicht gut ging!
Da Ronya relativ kurz angebunden zu sein schien – was der junge Mann auf ihren aktuell verschlechterten Zustand schob – wäre es wohl das Beste, wenn er die Führung des Gesprächs übernahm. So machte das Ganze nämlich sicherlich keinen Spaß, wenn sie nichts von sich preisgab. Einer Empfehlung nach war sie also Crimson Sphynx beigetreten. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass da mehr dahinter steckte, er es aber fürs Erste dabei belassen sollte. Viel würde er jetzt wohl nicht rausbekommen. Außerdem sollte er sein Bestes tun, um die junge Frau von ihrem schlechten Zustand abzulenken, möglicherweise besserte sich dann auch ihr Zustand! „Ich bin Mitglied bei Crimson Sphyns seit ich sieben Jahre alt bin, da mein Bruder ebenfalls Teil von Crimson Sphynx war.“, begann der junge Mann seine Erzählung. Beim Gedanken um seinen Bruder mischten sich Wärme und Sorgen in seinem Inneren, aber er schob diese Emotionen schnell weg. Immerhin hatte er sich endlich auf die Suche nach ihm begeben und sogar einige wirkliche Fortschritte gemacht! „Ich war schon immer stolz darauf, Teil dieser Gilde zu sein. Erzählungen von meinem Bruder über Magier, die ihre Aufgaben präzise, effizient und ohne großes Aufsehen erregten.“, schwärmte Yuuki und schwelgte in Erinnerung an sein jüngeres Ich.
Schließlich erkundigte sich die Eismagierin nach dem interessantesten Ort, den er jemals gesehen hatte. *Hmm, gute Frage.* Nachdenklich führte der Magnetismusmagier die Hand an sein Kinn und dachte gut nach. Er hatte enorm viele Orte gesehen, die wirklich interessant waren. Aber doch kamen ihm zwei Orte in den Sinn, die sich von allen anderen abhoben. „Erinnerst du dich noch an meinen Stab? Den habe ich aus einem uralten Drachentempel tief in der Wüste, von dem ein berühmter Archäologe sogar meinte, es könnte der Schlüssel zu den ersten Dragonslayern der Welt sein. Zusammen mit Magiern anderer Gilden haben wir ihn begleitet, um ihm Schutz während der Reise zu geben.“ Oh ja, zum Drachenherz hatte ihn sein Weg auch erst kürzlich wieder geführt, als er sich der dortigen Monsterplage hatte annehmen müssen. Aber genug davon. „Außerdem habe ich erst kürzlich einen weiteren alten und mysteriösen Tempel besucht, wo Götter, Drachen und Dämonen gleichsam vereehrt wurden.“ Wie es der Zufall gewollt hatte, war er auch nicht der einzige interessierte Magier vor Ort gewesen, hatte er dort doch Helena getroffen. Einzig und allein der Godslayerin war es zu verdanken gewesen, dass er den Tempel hatte betreten können. Und was er dort gefunden hatte, war … „Dort habe ich diesen Umhang gefunden.“ Breit grinsend strich der junge Mann über den Stoff des gewöhnlich anmutenden Kleidungsstücks. „Aber er ist viel besonderer, als es zunächst den Anschein macht.“, fügte er augenzwinkernd hinzu. Wenn die Gute nur wüsste, was er alles auf dem Kasten hatte! Möglicherweise bot sich ja im Verlauf ihrer Quest die Chance, ihr die Fähigkeiten zu zeigen!
„Nächster Halt, Crystalline Town!“ Nach einer gefühlten Ewigkeit verlangsamte sich der Zug und fuhr schließlich in einen Bahnhof ein. Ob Ronya erleichtert darüber war, dass ihr persönlicher Horrortrip endlich geendet hatte?
Ein wenig leid tat es Ronya schon, dass Yuuki vorerst auf seine Fragerunde verzichten musste. Sie hatte mitbekommen, wie neugierig der Grynder eigentlich war, dementsprechend hatte sie sich mental schon darauf vorbereitet, ihm ein wenig über sie selbst erzählen zu müssen. Vielleicht war es aber auch erstmal besser so. Ehrlich gesagt redete sie nicht so gerne über die Vergangenheit. Schlechte Erinnerungen kamen hoch wenn sie an früher dachte. Momentan war es sowieso nicht möglich, darüber nachzudenken, denn die Eismagierin konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immernoch fühlte es sich so an, als würden sie nicht in einem Zug sitzen, sondern in einem Ball, der sich 100 Mal pro Sekunde drehte. Sie vernahm die Worte ihres Kollegen, der sich sichtlich um sie sorgte, brauchte allerdings einen Moment, um ihm zu antworten. “Mach dir...keine Umstände.” Ronya schaute zu ihrer Tasche, sie sie auf dem Sitzplatz neben sich abgestellt hatte, kramte dort einige Sekunden rum bis sie eine kleine Wasserflasche rausholte. Mit einem erzwungenem Lächeln sah sie zu ihrem Kollegen. “Siehst du? Alles gut…” und die Magierin nahm einen kräftigen Schluck. Das war alles andere als gut, doch das Wasser half zumindest etwas, um das flaue Gefühl im Magen zu besänftigen.
Yuuki hatte also einen Bruder? Hatte Ronya ihn schon mal getroffen? War sie ihm unwissend über den Weg gelaufen? Vielleicht erkundigte sie sich später noch einmal danach, gerade war eine schlechte Zeit dafür. Es wärmte Ronyas Herz ein wenig, als sie sah, wie Yuuki in Erinnerungen schwelgte. Der Grynder schien wohl zu seinem großen Bruder aufzuschauen. Zumindest schloss die Grünhaarige dies. Aber um nun das Thema zu wechseln, stellte sie ihm die Frage nach dem interessantesten Ort, den er jemals gesehen hatte. Das Wort “Drachentempel” errege kurzzeitig ihre Aufmerksamkeit, doch das, was die Devilslayerin wirklich interessierte waren die Erzählungen über den Tempel, von dem Yuuki danach erzählte. Götter, Dämonen und Drachen wurden dort verehrt? Alle gleichermaßen? “Du bist wohl schon an so einigen Orten gewesen.” Ronya schaute aus dem Fenster, auch wenn das ihrer Migräne nicht gut tat. Es gab bestimmt noch so einige andere Schauplätze, die bisher unbekannt waren. Wäre es nicht cool, sie irgendwann mal auszukundschaften? Aber bevor man das in Angriff nehmen konnte, stand erstmal die kommende Mission an. Apropos, eine Zeit nachdem Yuuki mit seinen Erzählungen fertig war, ertönte auch schon eine Stimme, die die Ankunft in Crystalline Town verkündete. Endlich...fester Boden...keine Fortbewegungsmittel mehr. Je langsamer der Zug wurde, desto eher spürte Ronya, wie sich ihr Kopf wieder normalisierte. Die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen und das Gefühl, als könnte sie jeden Moment kotzen, war nicht mehr da. Als hätte man eine Woche lang kaputt und krank im Bett gelegen und jetzt war man wieder kuriert. Rasch stand die Dame von ihrem Sitzplatz auf, nahm sich ihre Sachen und spazierte Richtung Ausgang. “Wir sollten keine Zeit verlieren.” sagte sie Yuuki, als sie endlich aus dieser Höllenmaschine austrat. Am Bahnhof selbst merkte man schon, dass sich die Temperaturen deutlich zu Aloe Town unterschieden. Ronya hatte damit aber keine Probleme, selbst wenn es im ersten Moment etwas ungewohnt war. Immerhin lebte sie jetzt Mitten in der Wüste, der Unterschied war sehr deutlich. Mit einem erleichterten Lächeln drehte sie sich zu ihrem Kollegen um. “Wo ist unser Treffpunkt?” irgendwo mussten sie sich ja bestimmt erst mit den Leuten treffen, die sie eskortieren sollten, oder? “Und…” ein leises knurren entsprang ihrer Magengegend. “...ich sollte vorher vielleicht etwas essen…”
Es war eine ziemlich langweilige Zugfahrt gewesen, so viel stand fest! Ronya hatte sich kaum an der Unterhaltung beteiligt, was Yuuki aber keinesfalls persönlich war. Zuvor hatte die junge Frau noch einen recht gesprächsbereiten Eindruck gemacht und auch auf ihrer vorherigen Quest schien sie nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Ihr ging es ganz offensichtlich nicht gut, jedoch hatte der Grynder nicht wirklich herausfinden können, woran dies lag. Er hatte sich um sie gesorgt und etwas angeboten, doch die Wörter waren nur herausgepresst aus ihrem Mund gekommen, scheinbar unter großer Anstrengung. Insofern war es wohl wirklich besser, dass die Zugfahrt endlich zu Ende war und der Zug in den Bahnhof von Crystalline Town einfuhr. Hier machte die große Eismagierin auch eine kuriose Verwandlung, denn kaum hatte der Zug gestoppt, schienen ihre Lebensgeister zu erwachen und sie konnte das Gefährt nicht zu schnell verlassen. *Ob ihr auf Zugfahrten wohl übel wird?*, schoss es dem Magnetismusmagier dabei durch den Kopf, als er mit hochgezogenen Augenbrauen die Verwandlung seiner Gildenkollegin mit ansehen durfte. Solche Sachen sollte es ja durchaus geben! Nun ja, egal, dass es ihr besser ging war das Einzige, was wirklich zählte!
Als Yuuki den Zug verließ, fühlte er den Temperaturunterschied ganz deutlich! Vor allem als jemand, der sein ganzes Leben lang im warmen – um nicht gar von heiß zu sprechen – Westen verbracht hatte, war die kühle Temperatur im Norden nicht immer ganz angenehm. Der junge Mann zog deshalb seinen Umhang enger um sich, damit er nicht frieren musste. Rubinrote Seelenspiegel wanderten zu seiner mittlerweile erholten Gildenkollegin. Ob sie wohl als Eismagierin solche Temperaturen genoss? Das würde er wohl später mal in Erfahrung bringen müssen! „Wir treffen uns vor den Toren der Stadt.“, antwortete er ihr und erwiderte das Lächeln, auch wenn seine Zähne dabei ein oder zwei Mal klapperten. Oh ja, er würde sich gleich noch einen schönen, warmen Rollkragenpullover überziehen, das sollte helfen. Zum Glück hatte er alles, was er benötigte dabei – in seiner äußerst geräumigen und praktischen Kürbisflasche, die er bei der letzten Quest zusammen mit Ronya bei einem Ehrenduell gewonnen hatte. Jeglicher Gedanke an die Kälte war wie weggeblasen, als seine Kollegin verkündete, etwas essen zu wollen. Sofort hellte sich das Gesicht des jungen Mannes auf und er strahlte die junge Frau an. „Das klingt nach einer guten Idee! Lass uns mal schauen, ob es hier gerade einen Markt gibt, bei dem wir etwas Frisches kaufen können. Falls nicht, finden wir sicherlich die eine oder andere Gaststube, wo wir etwas zu essen bekommen sollten!“ Oh ja, bei Trank und Speis war Yuuki Grynder Feuer und Flamme!
Etwa eine Viertelstunde später, hatte sich der Magnetismusmagier nicht nur den warmen Pullover übergezogen – und gleichzeitig auch eine Menge kurioser Blicke kassiert, als er das Kleidungsstück aus der Flasche beschworen hatte – sondern aß auch noch einen leckeren, deftig-pikanten Eintopf. Scheinbar eine Spezialität hier im Norden! Und das allerpraktischste war, dass es in einem ausgehöhlten Laib Brot serviert wurde, welches man ebenfalls essen konnte. Somit brauchte man kein Geschirr! Eine tolle Idee, nicht? Sichtlich zufrieden, seufzte er auf. „Oh ja, das ist genau das Richtige! Findest du nicht auch? Geht es dir schon ein bisschen besser?“ Er war nach wie vor besorgt um die grünhaarige Magierin. Aber sie machte definitiv einen weitaus gesünderen Eindruck auf ihn, als sie es noch vor einer halben Stunde im Zug gemacht hatte. Unweit vom Markt befand sich auch das Tor der Stadt. Und wenn sich der junge Mann nicht irrte, dann war dort auch ein Transport und eine Gestalt, die sich die ganze Zeit umsah. Wahrscheinlich ihre Kontaktperson. „Schau mal Ronya, ich glaube das da vorne ist unser Transport! Wollen wir los? Ich kann auch im Laufen essen!“ Grinsend wie ein Honigkuchenpferd, gönnte sich der junge Mann einen weiteren Löffel des Eintopfes, der ihn von innen heraus wärmte, und begann auf ihre Kontaktperson zuzulaufen. Damit konnte ihr Auftrag ja endlich beginnen!
Was für ein unglaublich gutes Gefühl es war, als der Zug endlich stoppte. Ronyas Sorgen waren wie weggeblasen. Nein viel besser noch, sie fühlte sich wie neugeboren. Dass sie wahrscheinlich mit einem Zug nach Hause fahren mussten, ignorierte die Eismagierin gerade gekonnt. Über solche Sachen wollte sie gar nicht erst nachdenken. Viel wichtiger war, dass die beiden Gildenmagier an ihrem Ziel angekommen waren: Crystalline Town. Hier sollten sie sich also mit ihrer Kontaktperson treffen? Naja, um genau zu sein an den Toren der Stadt, wie Yuuki ihr gerade erklärte. Na dann, nichts wie lo- ach ja, da war was. Ronyas Magen machte sich bemerkbar. Erstaunlich, wie schnell der schon wieder fit war, nachdem sie die ganze Fahrt über das Gefühl hatte, ihn jeden Moment ausleeren zu müssen. Oder war es genau deswegen? Vielleicht hatte die Grünhaarige schon die ganze Zeit über Hunger gehabt, aber ihr Magen konnte es jetzt erst sagen. Und so wie es aussah, war Ronya nicht die Einzige. Yuuki strahlte förmlich bei dem Gedanken. Ein Anblick, bei dem die Eismagierin etwas schmunzelte. “Na dann, lass uns keine Zeit verlieren. Jede Sekunde, die wir hier stehen, ist eine Sekunde ohne Essen.” Sie grinste ihn an und überließ dem Grynder danach die Führung. Er würde schon etwas gutes für sie finden. Gesagt, getan. Ein paar Minuten später hatten die beiden Magier ein Stück Brot in der Hand. Das Besondere an diesem war allerdings, dass ihn ihm ein heißer Eintopf brodelte und nur darauf wartete, verspeist zu werden. Jeder Bissen und jeder Löffel, den sie nahm, erwärmte die junge Dame von innen. Zugegeben, die Kälte machte ihr nicht wirklich viel aus. Sie hat jahrelang mit einem Eisdämon gelebt und sein Training ausgehalten. Das hier waren fast schon sommerliche Temperaturen im Gegensatz zu dem, was Glacies drauf hatte. Trotzdem war es ein schönes Gefühl, diesen Eintopf zu essen. Da hatte ihr Kollege etwas wirklich gutes gefunden! “Es ist wirklich lecker” sie schaute lächelnd zum Grynder und biss ein Stück vom Brot ab. “Ja, keine Sorge. Ich bin so fit wie zuvor, Yuuki. Ich wünschte nur…” und sie blickte in die Richtung, in die der Magnetismusmagier schaute. Da stand anscheinend ihre Kontaktperson. “...wir könnten uns hier etwas mehr Zeit nehmen.” enttäuscht seufzte sie. Sie waren offensichtlich wegen diesem Job hier, das war ihr bewusst. Trotzdem war es etwas schade, dass die Beiden sich nicht noch etwas umschauen, und eventuell noch mehr Essen testen, konnten. “Ja, lass uns losgehen. Wir haben immerhin einen Auftrag.” Sie liefen auf ihre Kontaktperson zu, ein anscheinend älterer Herr mit halbglatze und ein paar Falten im Gesicht. Wenn sie ihn auf sein Alter schätzen müsste, würde die Grünhaarige ihn wahrscheinlich irgendwo in seinen 50ern schätzen. Schnell begrüßten die beiden Magier den Mann und wiesen sich als diejenigen aus, die diese Quest angenommen hatten. “Ah, wie schön. Die Wägen, mit denen wir die ganzen Vorräte liefern, stehen gleich da vorne. Folgt mir doch bitte.” Je näher sie dem Ganzen kamen, desto mehr dämmerte es Ronya. Das...waren auch Fortbewegungsmittel. Da dachte die Grünhaarige, sie wäre einem Alptraum entkommen, dabei lief sie direkt in den nächsten hinein. Ob die wohl so langsam fuhren, dass sie einfach nebenher laufen konnte? Oh bitte...nochmal am gleichen Tag würde sie das nicht aushalten. Gezogen wurden die Wägen von einfachen Pferden, dementsprechend vermutete Ronya, dass die Fahrt sehr gemächlich vonstatten gehen würde. Glück gehabt… “Yuuki, du kannst gerne einfach mitfahren. Ich...laufe nebenher.” Und selbst wenn sie ihre Füße dabei in den Wahnsinn treiben musste! So schnell bekam sie keiner mehr auf ein Fortbewegungsmittel. Und damit begann ihre Mission!
Während Yuuki genüsslich das Essen zu sich nahm, wanderten die rubinroten Seelenspiegel zu seiner plötzlich wieder genesenen Gildenkollegin. Nicht, dass er sich etwa daran störte, oh nein. Dass es Ronya wieder besser ging freute ihn von ganzem Herzen. Lediglich hinter dem Grund für ihr Unwohlsein war er noch nicht gekommen. Vermutlich hatte seine Essensauswahl ihren Regenerationsprozess beschleunigt, denn sie machte nach den ersten Bissen tatsächlich einen viel besseren Eindruck. „Ich auch.“, teilte ihr der Grynder traurig mit und ließ den Blick über die diversen Buden auf dem Markt schweifen, die ihn allesamt mit ihren tollen Gerüchen anlockten. Wie gerne wäre er noch länger hier geblieben und hätte sich von Stand zu Stand probiert… Leicht seufzend, ließ er die Schultern fallen. Das ging jetzt leider nicht, denn immerhin hatten sie hier einen Auftrag auszuführen. Und es wäre doch unfair, wenn sie sich hier den Bauch vollschlugen, während die Arbeiter in der Mine kurz vor dem Verhungern waren. Oh nein, nicht mit ihnen!
So kam es also, dass das ungleiche Pärchen schließlich die Wägen erreichte und sie auf ihre Kontaktperson trafen. Dieser schien eher in Eile als in Gesprächsbereitschaft zu sein, weshalb der Austausch doch recht kurz ausfiel und er schließlich auf die Wägen mit den Vorräten zeigen. Stumm, weiter den Eintopf essend, folgte der Rotschopf dem älteren Herren und machte sich bereits daran, diesem auf den ersten Wagen zu folgen, als er bemerkte, dass die Eismagierin sich etwas wand. Verwundert schaute sie der Magnetismusmagier an und legte den Kopf schief, als Ronya ihm schlicht und einfach mitteilte, dass er fahren sollte, während sie nebenher laufen würde. „Bist du sicher? Falls es nicht mehr geht, musst du mir Bescheid geben.“, teilte er ihr noch mit und setzte sich in den Wagen. Noch gab es zu wenige Indizien, aber ihn überkam das Gefühl, dass seine Kollegin nicht so gut mit selbstfahrenden Fortbewegungsmitteln konnte. Vor Einsteigen des Zuges war sie topfit gewesen, im Zug ein jämmerliches Häufchen Elend und bei Verlassen des Zuges scheinbar wieder genesen. Und jetzt weigerte sie sich, in den Wagen zu steigen.
Da die Magier nun endlich anwesend waren, gab der ältere Herr das Zeichen und die Wägen setzten sich in Bewegung. Interessiert nahm der junge Mann zur Kenntnis, dass es sich wohl um magische Transportmittel handelte, da diese ohne jegliche Zugtiere bewegt wurden. Er kannte Geräte speziell für Magier, die durch das Mana des Magiers gespeist wurden. Aber selbstfahrende Geräte für Nicht-Magier? Das war wohl wirklich ein Novum! „Wissen Sie eigentlich, was mit den vergangenen Transporten geschehen ist?“, erkundigte sich der Grynder neugierig bei dem Fahrer, während er es sich gemütlich machte. Zum Glück war das Tempo der Wägen nicht so schnell, als dass Ronya nicht mithalten konnte. Der Mann schüttelte lediglich den Kopf. „Keine Ahnung, es gibt in dieser Gegend viele Banditen. Deswegen wollte man Magier beauftragen, um den Konvoi zu begleiten und im Zweifelsfalle zu beschützen.“ Hmm, das klang ganz und gar nicht gut. Also gab es Banditen in der Gegend und es waren bereits mehrere Transporte mysteriöserweise verschwunden. Aber keiner hatte eine Ahnung. Verdächtig war auch dieser Transport, der nicht ohne die Magier starten wollte. Es war beinahe, als ob der Mann mehr wusste, es aber nicht verraten wollte.
„Und alles gut bei dir?“, erkundigte sich der Grynder laut bei seiner Gildenkollegin, ehe er sich über den Wagen zu ihr herunterbeugte, um ihr etwas leise zu zu flüstern. „Scheinbar gibt es Banditen hier in der Gegend, bleib auf der Hut!“ Wie passend, dass Ronya und Yuuki es auch bei diesem Auftrag scheinbar mit Banditen zu tun hatten. Anders als bei der letzten Quest, schienen diese jedoch am Leben zu sein, andernfalls wären diese ganzen Transporte nicht ausgeraubt worden. Jetzt galt es auf der Hut zu sein und im Zweifelsfalle die Banditen zu verscheuchen, damit es aufgrund der fehlenden Verpflegung zu keinem Aufstand in der Mine kam.
Waren solche magischen Transportmittel wirklich etwas beeindruckendes? Ronya hatte ehrlich gesagt keine Ahnung und konnte diese technischen Sachen auch nicht wirklich wertschätzen. Ihr fehlte einfach das Wissen dafür, geschweige denn Leute, die sie bei sowas auf dem neuesten Stand halten würden. Für sie war es einfach nur ein Transportmittel wie jedes andere und dementsprechend genauso zu vermeiden. Es war eigentlich schade. In ihrer Kindheit hatte sie nur von Zügen und all dem gelesen, aber nie die Chance gehabt, selbst einen zu sehen oder damit zu fahren. Ihr Dorf war relativ abgeschieden und dementsprechend gab es nur Karren, die von Tieren gezogen wurden. Wer hätte jemals damit gerechnet, dass der Lebensabschnitt, in dem sie die Chance hatte, solche Dinge auszuprobieren, davon geplagt war, dass sie niemals auf so ein Fahrzeug steigen konnte, ohne fast kotzen zu müssen? Vielleicht war es auch Schicksal? Na wie auch immer, die Magierin würde definitiv nebenher laufen und genau das teilte sie Yuuki auch mit. Dieser erkundigte sich direkt nach ihrem Wohlergehen, woraufhin Ronya nur abwinkte und dem Grynder ein Lächeln schenkte. “Keine Sorge, ich bin topfit. Das werde ich schon durchhalten, bis wir unseren Auftrag erledigt haben.” Wie weit war es eigentlich bis zur Mine? Wussten sie überhaupt, wie lange die Fahrt gehen würde?
Da anscheinend jeder bereit war, ging die Fahrt auch schon los und Ronya lief neben dem Wagen her, auf dem Yuuki saß. Das Tempo war relativ angenehm und es fiel ihr nicht allzu schwer, mit den Wägen mitzuhalten. Yuukis Frage an den Fahrer interessierte die Grünhaarige auch sehr, immerhin müssten sie wissen, womit man es hier eventuell zu tun bekam. Seine Vermutung lag also auf Banditen. Naja, zumindest schienen diese lebendiger zu sein als die vom letzten Mal, falls das stimmte. Während sie lief, schaute Ronya sich zwischendurch immer wieder um. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. “Ja, alles gut.” Versicherte sie ihrem Partner. Ihr Gesichtsausdruck war trotzdem etwas besorgt. “Ich habe nur… ein schlechtes Gefühl.” Nein, sie meinte nicht die Reisekrankheit. Es war eher eine Form des Unwohlseins. Die Eismagierin wusste nicht genau was, aber irgendwie war was komisch. Sie musste es Yuuki bestimmt nicht sagen, trotzdem schaute sie herauf zu ihrem Kameraden. “Augen offen halten.” Und als hätte sie es heraufbeschworen, hielten die Wägen plötzlich alle nacheinander an. Erst der Vorderste, dann nach und nach der Rest. Ronya schaute verwundert nach vorne. Was war denn jetzt los? Einige der Fahrer stiegen von ihren Fahrzeugen ab und sammelten sich vor dem Vordersten. “Bleib hier. Ich schau mal, was da los ist.” Als Ronya nach vorne rannte um zu gucken, was wohl die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zog, erblickte sie etwas schwarzes auf dem Boden liegen. Um genau zu sein eine Person, gekleidet in schwarzen Roben. Die Grünhaarige schlüpfte zwischen den Fahrern durch und beugte sich zur Person hinunter. Braune, wellige Haare, dunkelbraune Augen und….keinerlei Puls. Der Körper war kalt, die Person war...tot. Warum lag eine tote Person mitten auf der Straße? Sie hatte ein ganz mieses Gefühl. So abgelenkt von dieser Leiche bemerkte Ronya nicht, dass einer der Anwesenden Personen still und heimlich ein Messer aus seiner Tasche zog und nicht einen Moment zögerte. Er holte aus und die Klinge schoss auf Ronyas Rücken zu. Langsam aber sicher näherten sich auch mehrere Gestalten, die sich zwischen den vereinzelten Felsen und den kargen Bäumen versteckt hatten. Banditen!
Die Fahrt ging eigentlich problemlos von statten, sodass man sich eigentlich über nichts hätte Sorgen machen müssen. Sicher, die vorherigen Lieferungen zur Mine waren scheinbar nie angekommen, aber an diesem Tag hätte man eigentlich nicht das Gefühl, dass Ärger in der Luft hing. Und doch war den Grynder genau wie seine Kollegin auch ein mulmiges Gefühl überkommen, ganz so, als ob gerade die Ruhe vor dem Sturm herrschte. Nachdem der Wagenführer ihm mitgeteilt hatte, dass sich viele Banditen in der Gegend aufhielten, konnte sich Yuuki bereits ausmalen, was mit den früheren zwei Konvois geschehen war. Die Frage war jedoch, ob sie es hier wirklich mit einem zufälligen Überfall zu tun hatten, oder ob es andere Motive hinter dem Verschwinden der Konvois und dem Aushungern der Minenarbeiter in der Mine gab. Nachdem sich also die beiden Crimson Sphynx Magier ausgetauscht hatten und nun aufmerksam waren, kam sogleich das Ganze ins Rollen, als die Wägen plötzlich stoppten. *Ich habe ein ganz mieses Gefühl dabei.*, dachte sich Yuuki und stand bereits wie die anderen Fahrer der Fahrzeuge auf, um nach dem rechten zu schauen. Das hatte er zumindest vorgehabt, bis ihn Ronya anwies, die Stellung zu halten, während sie nach dem rechten sah. „Alles klar, ich passe hier hinten auf.“, stimmte er ihr zu und fing an, die Umgebung im Auge zu halten. Es wäre ja noch schöner, wenn das Ganze eine Finte war und während sich die beiden Magier nach vorne zum Ort des Geschehens begaben, ihnen von hinten die Wägen gestohlen wurden. In diesem Augenblick überkam den jungen Mann jedoch eine gute Idee, wie er hier hinten die Stellung halten und trotzdem seiner Kollegin helfen konnte. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er sein Mana fokussierte. Oh, wie er diesen Trick auf einem richtigen Auftrag hatte einsetzen wollen. Jetzt war es endlich so weit und er konnte es kaum erwarten!
Als Ronya sich zu den Anwesenden gesellt hatte und die am Boden liegende Person untersuchte, bemerkte sie nicht, dass einer der Fahrer ein Messer hervorgezaubert hatte und dieses auf den Rücken der grünhaarigen Magierin sausen ließ. Es sollte jedoch nie ankommen, denn kurz vor dem Kontakt, blieb das Messer wie von einer unsichtbaren Barriere geblockt in der Luft hängen. Doch dort sollte es nicht lange bleiben, denn schon schoss das Messer aus der Hand des Angreifers und flog mit voller Wucht in sein Gesicht, sodass er durch den harten Aufprall von Messerknauf von Schädel ausgeknockt wurde. Das Messer flog jedoch weiter und fand seinen Weg schließlich in die Hand von Yuuki, der sich ebenfalls zu Ronya gesellt hatte. „Gerade noch rechtzeitig!“, teilte er ihr lächelnd mit und nickte mit seinem Kopf auf die durch die vereinzelten Felsen und kargen Bäumen hervorkommenden Banditen. Es waren gut ein Dutzend Männer und Frauen, die allesamt vermummt und bewaffnet waren und sofort zum Angriff übergingen. Gut also, dass der Magnetismusmagier ein magnetisches Feld erschaffen hatte, mit welchem er die metallenen Gegenstände beeinflussen und zu seinem Nutzen konnte. Sogleich setzte sich auch der Grynder in Bewegung. Das Einzige, was auffiel, war dass er scheinbar seinen Umhang abgelegt hatte. Ansonsten wich er geschickt den Angriffen der Banditen aus und hinderte sogar einige Pfeile daran, ihn und Ronya zu durchbohren. Stattdessen machten die Pfeile eine hundertachtzig Grad Drehung und fanden ihre Ziele genau in jenen, die sie als Erstes abgefeuert hatten! Mit einem Mal bemerkte er einen Angreifer, der sich Ronya wieder von hinten näherte. In dem Versuch, ihn aufzuhalten, versuchte Yuuki die Waffe des Angreifers aus dessen Händen zu reißen, bemerkte jedoch, dass ihm das nötige Mana dafür fehlte. Aus diesem Grund zögerte er keine Sekunde und schmiss sich sofort zwischen den Angreifer und der Eismagierin, wobei die Klinge des Banditen sich mühelos durch seinen Körper bohrte!
Der Schock aller Anwesenden wandelte sich schnell in Überraschung, als der offensichtlich tödlich verletzte Yuuki zu Boden ging und sich noch einige Sekunden schmerzerfüllt hin- und herbewegte, ehe er sich urplötzlich auflöste und die Klinge scheppernd auf den Boden fiel. Der Bandit, welcher dachte, dass er einen der beiden Magier getötet hatte, schaute genauso verdattert auf die verschwundene Leiche, als sich hinter ihm zwei Hände auf seinen Kopf legten. „Magnetic Shock!“ Sogleich bildete sich ein äußerst starkes Magnetfeld mit welchem der Grynder in der Lage war, das Eisen im Blut des Banditen zu beeinflussen. Dadurch, dass dieses von dem Magnetfeld abgestoßen wurde, befand sich nicht mehr genügend Blut im Kopf des Banditen, sodass dieser das Bewusstsein verlor und bewusstlos zusammenbrach. Dahinter befand sich … der völlig unversehrte Yuuki, nach wie vor ohne Umhang! Was war hier los? „War das schon alles?“, fragte er nun die letzten Banditen, die noch auf den Beinen standen und legte den Kopf fragend schief. Zusammen mit Ronya sollte er in der Lage sein, diese problemlos zu überwältigen!
Noch bevor Ronya realisieren konnte, was hinter ihr fast passiert wäre, hörte sie nur ein dumpfes UMPH und drehte sich schnurstracks um. Dort sah sie einen der Fahrer am Boden liegen, bewusstlos mit einem Messer, welches durch die Gegend flog und, oh wunder oh wunder, in Yuukis Hand landete. Es brauchte nicht lange für die Grünhaarige um zu verstehen, dass sie anscheinend einen Verräter unter sich hatten. Das hätte böse ausgehen können, wäre ihr Kollege nicht da gewesen...schon wieder. Einige vermummte Gestalten näherten sich aus der Umgebung, jeder einzelne bewaffnet. Ihren Fernkampfangriffen wirkte der Grynder anscheinend schon entgegen, weswegen es wohl an Ronya lag, ebenfalls in die Offensive zu gehen. Was sie allerdings nicht bemerkte war, dass sich anscheinend einer dieser Banditen von der Seite anschlich. Sie war so sehr auf die Gegner vor ihnen fokussiert, dass Ronya ihre Deckung ein weiteres Mal vernachlässigte. Und dafür musste jemand den Preis zahlen. Gerade wollte die Magierin vorstürmen, als sie ein Geräusch von der Seite vernahm. Eine Klinge, die sich durch Fleisch bohrte. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wie ein Messer sich wie Butter durch den Körper des Magnetismusmagiers schnitt. Ronya erstarrte für einen Moment zu Eis, ihr Körper war wie gelähmt. Nein nein nein, das konnte jetzt nicht passiert sein, oder? Schmerzerfüllt winselte der Grynder am Boden, die Wunder an seinem Oberkörper hielt er zu, sodass...moment. Gerade, als die Grünhaarige wieder einigermaßen zu Sinnen kam, sah sie, wie sich dieser Yuuki vor ihren Augen auflöste und ein weiterer hinter dem Banditen zum Vorschein kam. Was...wie...Klone? War es das? Sichtliche Erleichterung machte sich bei ihr breit, gleichzeitig würde sie wohl, wenn das hier vorbei war, ein Wörtchen mit ihrem Partner reden müssen. Ihr so einen Schrecken einzujagen war wirklich nicht nett! Na wie auch immer, sie würden das Ganze hier erstmal aufklären und die Banditen kampfunfähig machen müssen. Sonst ging diese Fahrt nie weiter. “DU...” und sie sah auf den echten...unechten...was auch immer- Yuuki. Ihre Gesichtszüge waren neutral, ihre Augen verrieten jedoch, dass ihr Gemüt gerade alles andere als ruhig war. Sie musste gerade etwas Frust abbauen. “...wartest hier mit den Zivilisten und schützt sie.”
Ihr Blick richtete sich nach vorne zu den vier Banditen, die noch übrig waren. Sie fokussierte einen von ihnen und rannte los. Ihre linke Hand wurde von Eis umhüllt und weiße Krallen bildeten sich. “Ice Devil’s Strike!” Mit einem schnellen Hieb schlitzte sie den ersten von oben bis unten auf. Nein, sie verwandelte ihn nicht in Scheiben, jedoch waren die Wunden tief genug, dass dieser erstmal zu Boden ging. In ihrer anderen Hand bildete sich ein großer Speer aus weißem Eis, mit dem sie den nächsten anvisierte. “Ice Devil’s Spear!” noch bevor dieser wusste, was auf ihn zukam, wurde er auch schon von jenem Speer erwischt und flog mehrere Meter nach hinten, gegen einen der Felsen. Die beiden verbliebenen Banditen wussten anscheinend ganz genau, was auf sie zukam, denn beide nahmen die Beine in die Hand und waren wieder auf dem Weg in Richtung Ödland...oder was man diese karge Region auch nennen wollte. Ronya hatte jedoch keinerlei Intention, auch nur einen von Beiden entkommen zu lassen. Ein weiterer Speer formte sich in ihrer rechten Hand und machte kurzen Prozess mit einem. Für den anderen nahm sie etwas Geschwindigkeit auf und sprintete ihm hinterher, so schnell sie konnte. Sobald sie in Griffreichweite zur verbleibenden Person war, benutzte sie ihre Eiskrallen um diesem einmal quer die Beine aufzuschlitzen, sodass der Bandit im Laufen zu Boden fiel und sich schmerzerfüllt die Beine hielt. Mit einem kräftigen, für ihre Verhältnisse zumindest, Ruck nahm sie den Ma- ne moment, die Frau. Es war eine Banditin. Na wie auch immer, sie nahm die Person an ihrem Oberteil und schleifte sie, so gut es für jemanden wie Ronya ging, zurück zu den Wägen. Zum Glück wog diese Person nicht so viel, sonst wäre das ein größerer Kraftakt gewesen, als es jetzt schon war… Als sie wieder beim Grynder, oder welche Version von ihm auch immer sich jetzt vor ihr befand, ankam, legte sie diese Frau vor seine Füße, bevor Ronya sich erstmal an einen der Wagen anlehnte und verschnaufte. “Vielleicht hat sie ja irgendwas zu sagen. Kannst du die Befragung übernehmen?”
Ui, Ronya schien alles andere als begeistert zu sein. Nachvollziehbar, immerhin hatte sie gerade mitangesehen, wie ein Messer in die Brust ihres Gildenkollegen gerammt worden war, nur damit sich dieser einen Augenblick später als Kopie entpuppte und sich schließlich auflöste. Dass sie verkündete, dass sie nun ein wenig Frust abbauen musste, bedeutete doch … dass er endlich eine Kostprobe ihrer Magie zu sehen bekam, oder etwa nicht? Die Kopie von Yuuki teilte alle Eigenschaften des Originals, entsprechend war sie auch sonderlich interessiert an allem möglichen interessanten Dingen. „Alles klar.“, teilte er ihr mit einem Lächeln und nickend mit, gespannt darauf, was er nun für eine Show geliefert bekommen würde. Doch er war nicht der einzige, der diese mit ansehen würde. Durch die Zerstörung seiner Kopie und dem Kampflärm angelockt, hatte sich der richtige Yuuki genähert und beobachtete die Szene hinter den anderen Wagenführern. Nun konnte er mit ansehen, wie die große, grünhaarige Magierin mit schneeweißem Eis angriff. Dabei schien sie weder Nahkampf noch Fernkampf zu bevorzugen, sondern brillierte in Beidem! Zunächst schlitzte sie ihre Gegner im Nahkampf mit Eiskrallen auf, nur um den nächsten mit einem erschaffenen Speer zu erwischen. Damit hatten die restlichen Banditen auch gemerkt, dass sie diesen Kampf verloren hatten, sodass sie ihre Beine in die Hände nahmen und davoneilten. So viel Glück sollten sie leider nicht haben, denn sogleich wurde ein weiterer Speer abgefeuert, während der Andere die Krallen von Ronya zu spüren bekam. *Ui, ich glaube es wäre besser, sie nicht zu verärgern.*, stellte der Grynder beim Anblick dieses Kampfes innerlich fest.
Dieser kam auch schon zum Ende und seine Gildenkollegin schleppte die einzige Überlebende an. Diese legte sie vor die Füße der Kopie, während sie selbst sich ein wenig ausruhen wollte. Die Augen der Banditin waren vor Schmerz tränenerfüllt und ihr dämmerte langsam, welches Schicksal sie wohl ereilen würde, falls sie nicht bald medizinische Hilfe bekam. Die Kopie des Grynders legte den Kopf schief, ehe diese sich auch auflöste und einen Blick auf das Original freigab, welcher nun ebenfalls vorgetreten war. Woran man erkennen konnte, dass man den echten Yuuki vor sich hatte? Nun, ganz einfach: Dieser Rotschopf trug nach wie vor seinen Umhang und in seiner rechten Hand befand sich sein metallener Stab. Vorsichtshalber hatte er ihn hervorgeholt, falls seine grünhaarige Kollegin Unterstützung benötigt. Aber da sich ganz schnell gezeigt hatte, dass dem nicht der Fall war, hatte er auf den richtigen Moment für sein Erscheinen gewartet. „Alles klar, ruh‘ dich gut aus. Beeindruckender Kampf.“, teilte er ihr noch aufrichtig beeindruckt und nickend mit, ehe er auf die Knie ging und die Banditin mit einem harten Blick bedachte. „Wie es aussieht, hat der Überfall nicht ganz geklappt. Wer hat euch beauftragt?“ Die Frau blieb stumm und starrte ihn mit einer Mischung aus Schmerz und Wut an. „Nun, du brauchst nichts zu sagen, aber es dauert sicherlich nicht lange, bis du verblutest. Wenn du redest, können wir dir helfen … auch wenn einige der hier Anwesenden dich sicherlich hier irgendwo liegen lassen würden.“, fügte er noch mit leiser Stimme hinterher. Der Rotschopf wäre nicht so herzlos, als dass er eine Banditin hätte hier verbluten lassen, aber das brauchte sie ja nicht zu wissen. Zumindest schien die Aussicht dieses Schicksals endlich Wirkung zu zeigen. „Pff, was soll’s? Der Auftrag lautete, keine Verpflegung in der Mine ankommen zu lassen. Warum, weiß ich auch nicht. Wir wurden aber gut bezahlt. Der da war der Mittelsmann.“ Mit zitternder Hand zeigte sie auf den Boden liegenden Verräter. Hmm, sie schien nicht mehr zu wissen, aber vielleicht vermochte ja der Verräter zu gestehen, sobald er wieder bei Bewusstsein war. Fürs Erste wäre es jedoch wichtig, dass sie weiterzogen. „Wir nehmen sie und ihn mit und übergeben sie später den Wachen. Vielleicht können sie ja herauskitzeln, wer hinter alle dem steckt.“, teilte Yuuki den anderen Fahrern mit, die nicht wirklich begeistert davon schienen, aber zumindest keine Widerworte ertönen ließen.
Schließlich wandte sich der junge Mann seiner Gildenkollegin zu, die wohl wieder etwas zu Atem gekommen war. „Du hast beeindruckende Fähigkeiten an den Tag gelegt! Ich wollte dir ja zu Hilfe kommen, aber dann habe ich gesehen, dass du das gar nicht nötig hattest.“, sprach er lächelnd zu Ronya. Da gab es aber sicherlich noch ein Thema, welches er ansprechen musst. „Und, wie fandest du meine Kopien? Cool, oder? Mithilfe dieses Umhangs kann ich Kopien erschaffen, die über meine Fähigkeiten verfügen. Leider kann ich bisher nur zwei erschaffen, aber ich habe ihn auch erst seit Kurzem.“ Das wäre doch was – eine Armee von Yuuki’s, die seine Arbeit für ihn übernahmen und mit deren Hilfe er sich im wahrsten Sinne des Wortes aufteilen konnte. So wäre er in der Lage zu garantieren, dass die Menschen an seiner Seite selbst bei gefährlichen Aufträgen immer Unterstützung hatten, selbst wenn sie sich trennen mussten. Aber das war ein Gedanke für einen anderen Zeitpunkt. „Geht es wieder? Ich glaube, wir werden nicht nochmal überfallen, aber wir sollten unsere Augen offen halten!“ Sobald es der Artemis wieder besser ging, konnte die Fahrt ja weiter gehen.
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