Ortsname: Bahnhof - Gleise Art: Bahnhofinneres, Bahnsteige Spezielles: --- Beschreibung: Der Bahnhof von Crocus besteht aus Marmor und goldenen Intarsien. Allein deswegen ist er schon eine Reise wert und zeigt den Luxus der Hauptstadt. Wie auch die Eingangshalle weisen die überdachten Anteile der Gleise, also dort wo die Zuggäste nach Halt der Züge aussteigen, eine massive Deckenhöhe auf. Tritt man aus der Eingangshalle hinaus kommt man zunächst auf einen breiten Platz, von welchem aus die einzelnen Bahnsteige abgehen. Sie alle sind parallel zueinander angeordnet und umfassen die Gleise u-förmig, sodass man relativ schnell den notwendigen Bahnsteig erreichen kann. Durch die Überdachung sind die Gleise Regen geschützt, doch wenn der Wind ungünstig steht, kann er durch die Öffnung für die Züge gegenüber der Eingangshalle, hineinwehen und so eine gewisse Kälte auf den Bahnsteigen erzeugen. Es ist möglich aus der Vorhalle durch ihre vielen Fenster einen guten Blick auf die Gleise zu werfen und den dort ständig herrschenden Trubel zu beobachten. In der Nacht oder an düsteren Tag erhellen Lacrima betriebene Laternen die Bahnsteige.
Ihr neues Leben hatte vielerlei Herausforderung. Die nötigen Jewel zur monatlichen Kostendeckung aufzutreiben gehörte dazu. Satyrs Cornucopia war eine gute Gilde. Erial hatte sie sehr gerne gewonnen, aber manchmal wünschte er sich, dass Esmée sich damals eine andere Gilde als ihre neue Heimat ausgesucht hätte. Der größte Anteil der Questgehälter wurde von der Gildeleitung zur Deckung der Materialkosten für jedwedes Hobby der Mitglieder einbehalten. Das geringe Taschengeld viel daher meist zu mager aus als das nur eine Quest hier und da zur Deckung der Kosten ausreichen würde. Das ganze wäre natürlich erheblich einfacher, wenn Esmée nicht in ihrer viel zu teuren Wohnung leben müsste, aber diesen Fakt würde er wohl nicht ändern können. Also musste er selbst nur oft genug auf Quests gehen. Wählerisch war der Junge dabei selten, versuchte jedoch solche zu wählen, die ihm lagen und ihn, in der Regel, nicht zu weit oder zu lange von der Prinzessin fortführten. Beides ließ sich nicht immer kombinieren. Ein Punkt der ihm überhaupt nicht gefiel, denn immerhin war es ja seine Aufgabe, eigentlich ständig bei ihr zu sein. Äußerst widerwillig nahm er dann die Missionen an. Bei der heutigen Quest musste er jedoch zugeben, dass er sich selten derart auf eine solche gefreut hatte. Sogar so sehr, dass er kaum hatte schlafen können in der Nacht vor seinem Aufbruch und darüber hinaus auch noch fast zu spät zum gekommen war, weil er sich vor Enthusiasmus mit seinen Gedanken nicht auf den Weg konzentriert hatte.
Um sich die Zeit im Zug zu vertreiben, hatte Erial begonnen durch sein Hobbytagebuch zu blättern. Es sah schon sehr mitgenommen aus und der Großteil der Seiten war bereits mit Wochenübersichten und Notizen gefüllt. Den meisten ausprobierten Hobbies hatte er zumindest eine kurze Beschreibung verpasst – selbst wenn er sie nicht noch einmal wiederholen würde. Saunagänge gehörten dazu. Was ihn an diesem Tag damals dazu bewegt hatte, die wirklich auszuprobieren, wusste er nicht einmal mehr. Für jemanden der Hitze jedoch derart hasste, war es jedoch kein Hobby, welches er so schnell wiederholen wollen würde. Mit jeder neuen Seite kamen Erinnerungen an die einzelnen Tage hoch. Einige Seiten hatten sogar eingeklebte Fotografien. Das Leben hier in Fiore war ereignisreich und so gar nicht mit dem Leben vergleichbar, was er sich einst ausgemalt hatte. Wenn er einst in Bosco zurück zu sein würde, würde er dieses Buch voller Erinnerungen, so nahm er sich vor, immer noch als eine Art Schatz hüten. Mit einem Lächeln fuhr er über eines der Bilder. Auch bei der angenommenen Quests sollte es ums Fotografieren gehen. Sie würde ihn auf einen vom Königshaus organisierten Ball führen, zu welchem die gesamte VIP Gesellschaft des Landes eingeladen war. Ein solches Event hatte er schon lange nicht mehr miterlebt. Er hatte Esmée lieber verschwiegen, wohin genau es ihn führte. Sie hätte nur mitgewollt und das wäre sicher nicht gut ausgegangen. Wenn sie nicht eingeladen war, bestand für Erial die Hoffnung, dass ihre Modellkariere sie anscheinend noch nicht berühmt genug dafür gemacht hatte. Das war gut. Er hatte also nicht vor, sie daher den Adligen vorzuführen. Das gute an seiner Situation war jedoch, dass er sich mit den Adligen und ihren Regeln auskannte – genau genommen mit denen in Bosco, aber so unterschiedlich würde der Adel von Fiore sicherlich nicht sein. Oder? So oder so, da war er sich ziemlich sicher, würde er sehr viel Spaß haben. Immerhin durfte er Fotografieren!
Der Zug ruckelte einmal heftig als er zum Stillstand kam. Erial packte sein Tagebuch zurück in die schwarze Sporttasche, die ihm über die rechte Schulter hing. Über seinem weißen Hemd trug er eine einfache schwarze Jacke und eine bequeme dunkle Hose. Wie ein Ballgast sah er nicht aus. Einen Anzug und Krawatte hatte er auch nicht zu bieten und einen solchen zu kaufen würde das Taschengeld der heutigen Quest wohl deutlich überschreiten. Also hoffte er einfach, dass entweder die Journalisten keine entsprechende Kleidung brauchten oder aber er diese ausleihen konnte. Als er aus dem Zug ausstieg hielt er einen Brief in der linken Hand und ließ noch einmal Revue passieren, was Sven ihm geschrieben hatte. Er würde ihn vom Gleis abholen und sei leicht an seiner großen Umhängetasche, dem Fotoapparat, einem braunen Hemd und einer grünen Schiebermütze zu erkennen. Gut, dass klang doch recht speziell. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht stieg er die Stufen hinunter und nahm die letzte mit einem kleinen Sprung. Leute drängten sich dicht an ihm vorbei als er nur kurz stehen blieb, um sich umzusehen. Anscheinend keine gute Idee. Ein unwohles Gefühl machte sich in ihm breit. So viele Menschen. Wie sollte er Sven nur finden? Dabei war er eben noch optimistisch gewesen. Da. Eine Bank! Dachte er sich rettend als er auch schon von den nächsten Menschen angerempelt wurde. Anscheinend vertrug sich seine geringe Körpergröße nicht mit der großen Menschenansammlung hier und multiplizierte den Fehler, dass er stehen geblieben war. Schnellst möglichst versuchte er sich zur Bank zu retten und ließ sich auf diese fallen. Puh. Entkam es ihm und überlegte, ob es sich lohnte zu warten, doch der ständige Strom an Menschen die von und zu den Zügen eilten, schien nicht abbrechen zu wollen. Also kletterte Erial einfach auf die Marmorbank hinauf um seine Chance zu erhöhen nicht doch Sven zu erspähen. Tatsächlich entdeckte Erial zeitnah einen passenden Gesellen, der sogar recht unspektakulär aussah. Er stand an eine Säule gelehnt und beobachtete die Menschenmassen. In einer Hand hielt er einen Block und schrieb mit der anderen darauf fleißig Notizen. Na wenn das kein Reporter war! Jetzt musste er nur noch da hinkommen. Irgendwie hatte er es dann geschafft sich wieder dem Strom der Menschen anzuschließen. Er hatte gelernt, dass es anscheinend gar nicht so schwer war, solange er einfach weiter lief. Schwieriger war nur aus diesem auch wieder herauszukommen. „Ah… Entschuldigt vielmals!“ entkam es ihm mehrfach über die Lippen als er mehrere Leute ungewollt anrempelte beim Versuch nach links zu Sven abbiegen zu wollen. „Du scheinst nicht wirklich oft in einer Großstadt zu sein, oder?“ hörte er eine tiefe Stimme neben sich und wurde von einem Schmunzeln begrüßt. Erial musste hochsehen und war froh, dass er doch tatsächlich bei Sven angekommen war. „Aber mach dir nichts draus. Der Bahnhof von Crocus ist wirklich eine ganz eigene Lebenserfahrung.“ Ergänzte er und Erial glaubte, dass er sich nun nicht ganz so weltfremd fühlen musste. Er hatte immer Maldina für sehr belebt gehalten, doch anscheinend war dies nichts im Vergleich zur Hauptstadt zu den Stoßzeiten. „Mein Name ist Erial Novel, freut mich. Ich komme zur Aushilfe für den Weekly Sourcerer!“ Der Mann lachte auf. „Na sieh einer an. Ich dachte schon, du hast den Zug verpasst…“ Hatte er solange gebraucht um auszusteigen und zu ihm zu finden? „Ich bin froh, dass du doch hier bist. Wir können jede Hilfe für den Ball gebrauchen. Aber wie alt bist du denn überhaupt schon?“„Ich bin zwar klein, aber schon erwachsen. Keine Sorge.“ Nahm Erial die Frage gelassen auf. „Außerdem kann ich gut fotografieren und weiß mit Adligen umzugehen. Mach dir keine Sorge, Sven.“ Erneut lachte der Mann auf, dieses Mal ein wenig beschämt, ihn wegen seiner Größe kurzweilig unterschätzt zu haben. „Gut, gut. Es hat sich noch ein anderer Magier aus der Gilde Fairy Tail angekündigt. Er sollte nach dir am gleichen Gleis ankommen.“ Erial überlegte, was er von dieser Gilde wusste. Sie lag, anders als seine, im Osten des Landes, wenn er sich nicht irrte. Doch großen Kontakt hatte er mit ihr noch nicht gehabt. Aber neue Leute kennenzulernen freute ihn immer! Und selbst, wenn es ein grummeliger Kerl wäre, so leicht würde ihn nichts die Freude auf diese Quest vermiesen!
Den Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt beobachtete der Hawthorne, wie die Landschaft an ihm vorbei zog. Wiesen, Weiden, Hügel, Täler und und und. All das hatte er inzwischen schon ein paar wenige Male gesehen, doch es faszinierte ihn immer noch. Es war nicht seine erste Reise nach Crocus Town. Die Hauptstadt hatte schon immer eine besondere Anziehungskraft auf den jungen Skinwalker gehabt, auch wenn ihn die Vielzahl an Leuten oft ein wenig stressten. So viele Leute auf einmal sah er nur hier, sonst nirgends. Er war keine Person, die sich in Menschenmengen wohl fühlte, doch zumindest der Gedanke, dass er zwischen all den Gesichtern unterging, beruhigte ihn ein wenig. Der Herr neben ihm schnarchte lautstark als die vielfältige Natur langsam durch immer und immer mehr Häuser abgelöst wurde. Bald wäre es Zeit zum Aussteigen. Hoffentlich wachte der Kerl noch auf. Die Räder quietschten lautstark, als der Zug langsam zum Halt kam, doch nicht mal das schien ihn aus seinem Schlummer zu reißen. Es war schließlich die laute Aussage, dass der Hauptbahnhof von Crocustown nun erreicht war, der ihn - zu Flynns großer Erleichterung - aufschrecken und aussteigen ließ. Mit dem Rucksack vor der Brust folgte der Braunhaarige ihm, hüpfte über den kleinenen Abstand zwischen Bahn und Gleis und wurde sogleich von den Menschen vor und hinter sich weitergedrängt. "Aah, Mo-moment!" Er wusste doch noch gar nicht wohin! Wie eine Luftmatratze, die gemächlich vom Wasser fortgetragen wurde, wurde auch Flynn mitgerissen - nur deutlich schneller. Und mit mehr Widerstand. Fremde Schultern pressten sich von allen Seiten an ihm vorbei, während er einen Zettel aus seiner Hosentasche fischte. Darauf vermerkt war das Aussehen des Reporters, den er unterstützen wollte. Braunes Hemd, irgendeine grüne Mütze und Tasche ... na gut. Das war jetzt aber nicht sooo außergewöhnlich, oder? Die Kamera, die er ebenfalls mit sich tragen sollte, würde das Auffinden jedoch hoffentlich ein wenig leichter machen. Er stellte sich immer wieder für einige Schritte auf die Zehenspitzen, ehe er durch das Gedränge beinahe das Gleichgewicht verlor und normalen Schrittes weitergedrängt wurde. Schließlich wurde er geradewegs auf eine dicke Säule zugeschoben. An diese heftete er sich, drückte sich mit dem Rücken gegen sie, sodass ihn erst einmal niemand weiterscheuchen konnte. Tief atmete der Drought-Magier ein, ehe er langsam, durch die Nase, wieder ausatmete. Meine Güte, heute war ja sogar noch mehr los als sonst! Eigentlich kaum verwunderlich bei den Feierlichkeiten, die heute anstanden. Während er also da stand, den Moment nutzte, um sich erstmal wieder einen Überblick zu verschaffen und durchzuschnaufen, schnappten seine Ohren etwas auf, das ihn hellhörig werden ließ. "...Ich komme zur Aushilfe für den Weekly Sorcerer!" Hm? Das war doch sein Job! Mit neugierigen, haselnussbraunen Seelenspiegeln lugte er um die Säule herum und erblickte zwei Personen, die sich miteinander unterhielten. Neben dem Gequatschte und den hektischen Schritten der anderen Reisenden war es gar nicht so einfach, das Gesprochene der Beiden auszumachen. Was er jedoch klar und deutlich ausmachen konnte war das Aussehen des größeren Mannes. Das war er, Sven Svensirgendwas! Gerade, als die Worte "Magier aus der Gilde Fairy Tail" fielen, machte er einen großen Schritt um die Säule herum und grinste den Zweien entgegen. "Da bin ich!" Man konnte seiner Stimme leicht entnehmen, dass er ein wenig nervös war. Die ersten Schritte einer Quest fielen ihm immer ein wenig schwer, er musste zuerst zurück in den Arbeitstrott finden und sich ein wenig eingewöhnen, dann verflog die Anspannung wie von selbst. "Hay hay! Flynn Hawthorne von der Gilde Fairy Tail, wie gewünscht!" Er hob die Hand zu einem kurzen Winken, ehe er sie den Beiden der Reihe nach entgegen streckte. "Wusste gar nicht, dass ich heute 'nen Kollegen habe, wie cool!" Sein Blick streifte kurz den deutlich kleineren. Nein, den kannte er nicht. Die schwarzen Haare mit den blonden Strähnen, aber auch das junge Gesicht und die großen braunen Augen waren ihm vollkommen fremd. Aber der Kerl wirkte nett! Hoffentlich täuschte ihn sein erster Eindruck nicht. "Super, dann sind wir ja jetzt alle beisammen!" Sven nickte zufrieden und betrachtete die beiden Magier noch einmal genauer. "Da haben sie mir ja zwei ganz junge Hüpfer geschickt. Dann hoffe ich mal, dass ihr auch etwas jugendliche Energie in unseren Bericht bringen könnt." Der Mann lachte herzhaft, ehe er den Beiden auf die Schultern klopfte und ihnen mit einem Kopfnicken bedeutete, zu folgen. "Dann kommt mal mit. Hier in dem Gewusel kann sich ja keiner normal unterhalten. Außerdem wollen wir eh keine Zeit verlieren." Er trat einige Schritte hinein in das Gedränge und versicherte sich dann, dass er seine Aushilfen nicht bereits verloren hatte, bevor er den Ausgang ansteuerte. Draußen löste sich das Durcheinander an Menschen endlich auf. Erleichtert streckte der Hawthorne die Arme von sich und atmete erleichtert durch. Das war sooo viel besser! "Also Erial und Flynn, ihr wisst ja sicher beide, wohin es nun geht." Er stämmte die Hände in die breiten Hüften und legte den Kopf schief. "Das wird vielleicht das erste und letzte Mal für euch sein, dass ihr so ein Event besuchen dürft. Und ich bin ehrlich..." Ein weites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Ich bin alles andere als streng. Ich finde die besten Stories entstehen, wenn man Teil der Geschichte ist. Ihr kriegt beide von mir eine kleine Kamera und ein paar Zettel mit Stift. Mischt euch unter die Prominenz, probiert alles, was euch im Buffet gefällt, tanzt und habt einfach einen schönen Abend." Oh wow! War das sein ernst? War dieser Kerl nicht einer der besten Reporter des Weekly Sorcerer? Und trotzdem sah er es so locker! Flynn war sich nicht ganz sicher ob er das, was er da gerade gehört hatte, auch wirklich richtig verstanden hatte. Ungläubig blinzelnd blickte er zu seinem Kollegen. Der überraschter Blick verriet wohl sofort seine Gedanken. "Ja, das ist mein ernst. Ich habe nur eine Bitte: Passt auf mein Equipment auf. Das war teuer."
Diese Großstadt-Sache in Fiore nahm wirklich noch einmal bedeutend größere Dimensionen an. Sicherlich war die ganze Dynamik des Bahnhofes noch einmal durch das Fest verstärkt, doch Svens Worte legten nahe, das es anderen Tage wohl nicht unbedingt weniger trubelreich herging. Eine Weile mussten sie hier noch bei den Gleisen auf den zweiten Magier warten, welcher sich angekündigt hatte. Doch gerade erst hatte Erial überlegt, wo genau diese Gilde im Land Fiore lag, da trat plötzlich schon eine Gestalt um die Säule herum, vor welcher sie gestanden hatte. Ein Junge, er mochte in seinem Alter sein. Er hatte ähnlich schwarzes Haar wie Erial und doch wirkte es bedeutend weniger chaotisch. Immerhin hatte der andere Magier jedoch auch seine Haare nicht in die Höhe gestyled. Ganz davon abgesehen, dass keinerlei Farbe in ihnen war. Dafür sahen sich ihre warmen, braunen Augen sehr ähnlich und wäre da nicht der Fakt das Erial mindestens zwei Köpfe kleiner war, könnte man so fast davon ausgehen sie wären verwandt. ~Wenn die Prinzessin so ausgesehen hätte, hätte man uns sehr viel leichter geglaubt, dass wir miteinander verwandt sind.~ Das mochte wohl ein komischer erster Gedanke sein – vor allem wenn Erial gewusst hätte, dass dies nicht einmal die ursprüngliche Form des Magiers war. „Hi, mein Name ist Erial. Erial Novel. Ich komme von der Satyrs Cornucopia Gilde. Freut mich sehr dich kennenzulernen, Flynn Hawthorne!“ entgegnete er ihm nun laut und schenkte ihm ein warmes, offenes und herzliches Lächeln. Warum auch nicht? Der andere wirkte nett und war es verkehrt einer Aufgabe nachgehen zu wollen, die einem Spaß machte UND gleichzeitig neue Freunde zu finden? Mit denen würde so etwas doch gleich viel mehr Spaß machen! Die Hand die ihm entgegen gehalten wurde ergriff er sogleich. Sogleich ergriff Sven wieder das Wort und erklärte nun, dass sie alle beisammen wären. „Haha. Das mit der Energie kriege ich sicher hin. Ich hoffe nur, dass sie dir dann nicht zu leidenschaftlich wird!“ lachte der Junge und musste daran denken, dass viele Reporter darauf schworen, dass sie relativ neutral Bericht erstatten mussten. Erial kannte das von seinen Wachberichten. Sie waren nichts, was er mit jugendlicher Energie gespickt hätte. Das wäre auch absolut nicht gewünscht gewesen. Hier war das wohl anders. Als Sven dann noch verlauten ließ, dass sie aus dem Bahnhof hinausgehen würden, war Erial mehr aus froh. Gleichsam wirkte er jedoch auch kurzzeitig wieder besorgt, schließlich müsste er sich dafür erst einmal wieder durch die Menge hindurchquetschen. „Hey Flynn hast du was dagegen, wenn ich mich einfach dicht hinter dir halte?“ fragte Erial mit einem Grinsen auf den Lippen. Immerhin war er doch der „Riese“ im Vergleich zu ihm und daher konnte er doch sicher viel besser eine „Schneise“ vorgeben, wo er einfach schnell hinterher durchschlüpfen konnte. Zu Erials Glück achtete jedoch auch Sven regelmäßig darauf, dass er beide Magier nicht verlor. Andernfalls hätte sich sein Problem für den heutigen Ball wohl doch wieder aufgetan.
„Puuuuuh!“ entkam es Erial lautstark erleichtert und er streckte erst einmal die Arme nach oben und schließlich zur Seite aus. Erst einmal richtig strecken und genießen das er plötzlich nicht mehr Menschengedränge um sich spürte. Hier draußen verliefen sich die Menschen immer mehr und man drohte nicht jederzeit überrannt zu werden, weil man irgendjemandem dann doch im Weg stand. Mal ganz davon abgesehen, dass es bedeutend angenehmer war sich hier zu unterhalten. „Ich hab nicht gelogen, als ich meinte, dass ich mich mit Adligen auskenne. Zwar war ich noch nie im Königspalast von Fiore, aber …“ fing Erial schon an und wollte erklären, dass er durchaus fähig war sich an die ganzen Etikette-Regeln zu halten. Immerhin konnten die sich ja gar nicht soooo sehr von Bosco unterscheiden, aber Sven sprach schon weiter und was er sprach, dass verwunderte den jungen Mann doch sehr. „Ernsthaft?“ wiederholte er verdutzt und sah kurz zu Flynn. Aber Sven sah nicht so aus, als wenn er ein Scherz mit ihnen trieb. Sein breites Grinsen sprach Bände. Ob die Adligen das alles auch so locker wie er sehen würden? „Wir dürfen das Essen der Adligen essen? Und mit ihnen Tanzen?“ Er fiel gleich vom Glauben ab. Das ging doch nicht so einfach! Anscheinend hatte Erial sich doch getäuscht und die Elite Fiores ging bedeutend lockerer als in Bosco mit dem Volk um. „Boah wie cool, eine eigene Kamera für den Abend. Ich freu mich so! Keine Sorge Sven, sei ganz unbesorgt, ich pass sehr gut auf die Kamera auf.“ übermannte es ihn dann aber doch wieder als er sich diesen Teil der Aussage noch ins Gedächtnis rief. Die würde er zusammen mit Zettel und Stift bekommen. „Und was ist mit unserer Kleidung? Dürfen wir da einfach so rein?“ hakte Erial nach und wirkte plötzlich ein wenig beschämt. Er kratzte sich an der Wange, während er zugab: „Irgendwie hab ich gedacht, dass wir Kleidung von Euch kriegen und daher auch keine mitgebracht.“ Schöner formuliert als gleich zuzugeben, dass er dafür gar nicht das Geld gehabt hätte!
Wow, der neue Kollege hatte ja richtig Energie, wie toll! Mit dem wurde dieser Auftrag bestimmt richtig spannend. Oft war Flynn der mit dem meisten Enthusiasmus, doch Erial machte ihm große Konkurrenz. Motiviert ballte der Hawthorne seine Hände zu Fäusten. "Freut mich, Erial. Wir rocken das Ding sowas von!" Ein Glück war Sven so ein entspannter Kerl und sogar ziemlich begeistert von dem Energielevel der Jungspunde. Gemeinsam kämpften sie sich durch die Massen an Leuten. Inzwischen konnten sie zumindest dem Flow der Menge folgen und mussten nicht dagegen ankämpfen. "Öh, ja klar. Mach nur." Nun fühlte sich der Braunhaarige doch tatsächlich ein wenig wie der Beschützer des Kleineren. Er legte die Schultern zurück, streckte die Brust heraus und schob sich ein wenig selbstbewusster zwischen den Fremden hindurch. Hier und da bekam er einen Ellebogen in die Seite, doch das war nichts, womit er nicht umgehen konnte! Trotzdem war er sichtlich erleichtert, als sie endlich draußen waren und er wieder eine gewisse Individualdistanz aufbauen konnte. Die ungewohnte Nähe zu so vielen Leuten auf einmal war einfach anstrengend; er hatte schließlich 18 Jahre als Dorfkind gelebt. Sicherlich würde er sich irgendwann an diese große Veränderung gewöhnen, doch heute war dieser Tag nicht. Wenn er darüber nachdachte gab es auch einen ziemlich einfachen Weg, sich in kürzester Zeit in dem Gewusel Platz zu verschaffen: einfach seine wahre Gestalt zeigen. Aber auch hier war er noch nicht so weit. Bevor er noch weiter über das Thema nachdenken konnte, ergriffen der Svenson und Erial das Wort und nahmen seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. Woher der Novel wohl mit Adligen auskannte? Er wirkte wie ein ganz normaler Kerl, vielleicht war er selbst adlig? Aber wieso sollte er dann hier sein? Dann würde er sicher nicht als Reporter-Aushilfe auf den Ball gehen sondern als richtiger Gast! Das war definitiv eine Sache, die er ihn später fragen musste. Erst einmal gab es aber noch ein paar wichtige Sachen in Hinsicht auf die anstehende Aufgabe zu klären. Der braune Blick des Wuschelkopfes wanderte weiter zu Sven, der fröhlich erklärte, was Sache war. Seine Worte waren mehr als überraschend! Flynn hatte nicht damit gerechnet, dass es sich hierbei um eine superstrenge Quest handelte, doch dass der Mann es so locker sah war unerwartet. Ungläubig blinzelte er während der Schwarzhaarige ihm die Worte aus dem Mund nahm. Er war also nicht alleine mit seinen Gedanken! Doch der erfahrene Reporter lachte nur herzhaft und schüttelte den Kopf. "Natürlich dürft ihr das. Wie wollt ihr denn sonst mitreißend und im Detail über den Abend berichten?" Damit hatte er zwar absolut Recht, aber es fühlte sich trotzdem irgendwie falsch an. Sie waren beide irgendwelche dahergelaufenen Magier und duften für einen ganzen Abend leben wie die gehobene Schicht! Das war absolut verrückt! Die Äuglein des Skinwalkers glänzten. So eine Chance würde er niemals ausschlagen. Ein Glück hatte er diese Quest angenommen! "Ja genau, wir werden super gut darauf aufpassen!" Zufrieden nickte der Jorunalist, ehe er der Frage des Kleineren aufmerksam lauschte. "Clever mitgedacht! Natürlich kriegt ihr die auch gestellt ..." Er zögerte kurz und beäugte dabei nicht gerade unauffällig Erial. "aber ob wir etwas in deiner Größe haben weiß ich ehrlich gesagt nicht ... da müssen wir eventuell etwas improvisieren." Irgendwie war es nicht überraschend, dass der Weekly Sorcerer - das größte Nachrichtenmagazin in ganz Fiore - die Möglichkeit hatte, seinen Mitarbeitern geeignete Kleidung bereitzustellen. Aber als ob sie nicht auch kleine Newsreporter hatten! Oder schickten sie diese einfach nicht auf so noble Events? Auch das wäre irgendwie gemein. Aber dagegen konnte man wohl nichts machen. Nachdem die kleine Truppe noch ein wenig auf dem großen Vorplatz stand und quatschte, erschien schließlich eine kleine Pferdekutsche vor ihnen. "Ah, na endlich! Zeit einzusteigen Jungs, es geht zum Palast!" Woah, als ob sie sogar von einer eigenen Kutsche abgeholt wurden! Sven nickte dem Kutscher zu, ehe er die Tür zum Wagen öffnete und seine Aushilfen hineinwinkte. Selbstverständlich ließ Flynn seinem Kollegen den Vortritt, ehe er selbst hineinhüpfte und sich neben diesen setzte. "Ich fass es nicht, wie verrückt ist das bitte alles?! Ich fühle mich schon wie ein richtiger Adeliger!" flüsterte er ihm zu, während Sven gegenüber platznahm. "So Jungs, hier ist schonmal eure Reporterausrüstung." Er zog die dicke Tasche, die er schon die ganze Zeit mit sich herumtrug, auf seinen Schoß und fummelte kurz an den Schnallen herum, ehe er seine Hand tief hineinsteckte. Das Ding wirkte echt bodenlos! Schließlich zauberte er - wie versprochen - zwei Kameras hervor und reichte sie den Magiern. Er erklärte ihnen grob, wie das Teil funktionierte und schloss schließlich mit "Aber überlegt euch gut, was ihr fotografiert. Die Filme fassen bloß zehn Fotos, die nicht gelöscht werden können." ab. Sie konnten also insgesamt 20 Bilder schießen. Das klang doch nach einer ganzen Menge, auch wenn der Abend lang werden würde. "Und um nochmal zurück zur Kleidung zu kommen: Die Königsfamilie ist natürlich mächtig stolz auf ihren jährlichen Sommerball und möchte dementsprechend, dass äußerst ausführlich darüber berichtet wird. Deswegen kriegen wir von ihnen auch die passende Kleidung und einen kleinen Presseausweis um uns unter die Menge zu mischen. Ihr könnt euch also vor Ort umziehen." Oh, also bekamen sie die Anzüge überhaupt nicht vom Weekly Sorcerer sondern vom Königshaus gestellt? ... Das war echt heftig verrückt! Dann kosteten die bestimmt mehr als sein gesamter Kleiderschrank! "Wir sind ein bisschen spät dran, deswegen geht es auch direkt los, sobald ihr euch umgezogen habt. Ab dann seid ihr auch auf euch alleine gestellt. Aber falls etwas sein sollte findet ihr mich immer irgendwo in der Menge. Ihr wisst ja wie ich aussehe." Puh, was für eine Verantwortung! Es würde also bald so richtig losgehen. Der Hawthorne schwieg für ein Weilchen, um erstmal all die Informationen zu verarbeiten. "Also ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben, damit wir einen richtig coolen Bericht zusammenkriegen! Du auch, richtig Erial?" ergriff er schließlich das Wort, seine Stimme war laut und entschlossen.
Die Neugierde ist der Katzes Tod. Oder der Onis Verhaftung. Als Karma am Morgen diese lauten, dicken Schlangen entdeckt hatte, hatte sie zunächst reiß aus genommen. Sicher fünfzig Mal so lange wie die Schlangen, die sie aus den Bergen kannte und höher als sie groß war. Und Karma war äußerst groß! Sie selbst hatte sich nie als groß gesehen, die meisten ihrer Freunde und Familie waren ähnlich groß gewesen und der Rest halt einfach … klein. Aber seit sie vor zwei Wochen in der Menschenwelt gestrandet war, kam sie sich plötzlich so groß vor. Alles um sie herum schien geschrumpft zu sein, so wie auch der Berg an Essen, den sie in dem brauenen Beutel hatte, den sie sich ausgeborgt hatte. Beziehungsweiße mitgenommen, so genau wusste sie gar nicht, ob das wirklich ihrer war. Aber er war in ihrem Zimmer gelegen, also ging sie davon eben aus. Und wenn sie später Ärger bekam, dann hätte der Besitzer eben besser auf seine Sachen aufpassen müssen und sie entweder aus seinem alten Zimmer entfernen oder nicht dort hinbringen müssen. Naja, wie dem auch sei, ihr Beutel war mittlerweile ziemlich leer. Karma trug ihr gewöhnliches Outfit, nur ohne der gelben Jacke, dazu war es zu heiß. Die weißen Haare hatte sie zusammengerauft und mit einem Lederband hochgebunden, sodass ihr Nacken frei blieb. Leider hatte sie vergessen, dass in der Schlange kein Wind ging. An ihren Füßen schon, aber nicht in Kopfhöhe! Nachdem sie sich nämlich kurz Zeit genommen hatte und gesehen hatte, dass Menschen in das Geschöpf einstiegen, hatte sie es ihnen gleichgetan. Der Bauch der Schlange war erstaunlich sauber und trocken gewesen. Und es hatte … Fenster gegeben. Karma hatte sich an eines gestellt, während der kalte Wind ihre nackten Zehen in den schwarzen Sandalen umwirbelt hatte. Als die Schlange sich dann plötzlich bewegt hatte, war sie beinah gefallen, aber mit der Zeit hatte die Oni wahrlich Gefallen an der Schlange gefunden. Draußen war die Welt wie im Traum vorbeigezischt, so schnell, dass sie nicht sicher war sich das nicht nur einzubilden … Dann aber hatte sie Hunger bekommen. Kein Frühstück machte sich bezahlt und so hatte sie sich über die beiden Äpfel und das Gebäck hergemacht und alles sauber verputzt. Die verwirrten Blicke hatte die Oni dabei kaum bemerkt.
Jetzt steckte sie aber in der Klemme. Nachdem die Schlange in einem goldenen und weißen Gebäude Halt gemacht hatte, war einer der Menschlein zu ihr gekommen und wollte ihren Fahrschein sehen. Vollkommend verwirrt, was er von ihr wollte, hatte Karma ihn angegrinst und nachfragt, was er dann mit einem Fahrschein meinte. Als sie dieses Ding, was es auch war, nicht zeigen wollte, war er immer grimmiger geworden. Sie verstand nicht, was sie falsch machte, doch sie hatte seiner Aufforderung gefolgt, die Schlange zu verlassen. Nun stand sie davor und sah mit großen Augen zu, wo die Schlange wegfuhr. Ohne ihr! Hatte sie sie etwa vergessen? „Sie sind schwarz gefahren, dass ist Ihnen schon bewusst?“, redete der kleine Mann weiter auf sie ein, als Karma nicht ihn, sondern die leere Stelle anstarrte. Ihre Ohren klingelten von Lärm, dass die Schlange beim wegkriechen von sich gegeben hatte. „Schwarz gefahren? Ich bin rot, nicht schwarz!“, widersprach sie schließlich und sah den Mann weiterhin irritiert an. „Und Licht war da drinnen auch …“ „Sie sind ohne Fahrschein gefahren“, widerholte er, zunehmend ungeduldig. „Das bedeutet, dass Sie angezeigt werden.“ „Angezeigt?“ Karma sah sich um. Zeigte da echt jemand auf sie? Sie zumindest konnte keinen entdecken … #karma#karo2@gin
Zuletzt von Karma am Di 24 Mai 2022 - 9:10 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Zischend, schnaubend und dampfend kam der Zug langsam zu stehen. Freudig, das Ding endlich verlassen zu können, war die Vampirin bereits einige Augenblicke zuvor aufgestanden, hatte sich ihre Reisetasche geschnappt und sich vor der Türe bereit gehalten. So war sie eine der ersten Passagierinnen, die den Zug verließen. Warme, frische Luft begrüßte sie. Crocus Town war in den letzten Monaten zu Ginas Heimat geworden, sie lebte nun hier. Dass das nicht von Dauer sein würde hatte sie von Anfang an gewusst, doch für’s erste war sie froh, wieder zuhause zu sein. Ein kleiner Bummel durch die Stadt, ein Abstecher bei ihrer Lieblings-Eisdiele und die Ankunft bei den Quartieren der Rune Knights wartete auf die Schwarzhaarige. Doch den Trubel, der am Bahnsteig herrschte als der Zug wieder weitergefahren war, konnte Gina weder überhören noch übersehen. Neugierig, was da vor sich ging, näherte sie sich dem sich langsam zuspitzenden Streitgespräch. Ein Angestellter der Bahn versuchte, der Verzweiflung schon recht nahe, einer jungen Dame, wie sie Gina noch nie gesehen hatte, etwas zu erklären. Das Mädchen war bestimmt anderthalb Mal so groß wie Gina, überragte sie deutlich. Haut, so rot wie Bäche aus Blut, orangene Augen, schneeweiße Haare und zwei spitze Hörnern gaben der Frau ein wahrhaft dämonisches Aussehen. Gina wusste das, sie kannte sich mit Dämonen immerhin aus. Kann man denn was helfen?, fragte sie deutlich hörbar und bittersüß in die Runde und zog damit zumindest die Aufmerksamkeit des Bahnbeamten auf sich. Sein Blick wanderte einen kurzen Moment über die Vampirin - Wer konnte es ihm verübeln? Sie trug einen knappen, schwarzen Rock aus Leder, der an einer Seite sogar mit einem Reißverschluss weit geöffnet war und dementsprechend die hübschen Beine der Vampirin, die in glänzend-schwarzen, hochhackigen Lack-Stiefeletten steckten besonders gut präsentierte. Dazu hatte Gina ein kurzärmeliges, weinrotes Top, das Schultern und große Teile ihre Dekolletees frei ließ, an. Dort fand der Bahn-Angestellte neben Ginas schlimmer Narbe auch den marineblauen Ankh, der sie als Mitglied der Runenritter auszeichnete. Miss… Diese Frau ist Schwarzgefahren und weigert sich, das einzugestehen., schimpfte der Beamte und war offensichtlich froh über ein wenig Unterstützung.
So, so? Waren wir ein unartiges Mädchen?, entgegnete die Vampirin, trat an die Rothaut heran und blickte zu ihrem Gesicht hinauf. Gar nicht so einfach. Auf Knien würde die Gehörnte Gina sehr viel besser gefallen~ Stimmt das? Bist du ohne Fahrschein im Zug gewesen? Sich um derlei mundane Streitereien zu kümmern war zwar absolut nicht im Aufgabenbereich der Runenritterin (zudem war heute der letzte Tag von Ginas Urlaub und sie eigentlich gar nicht im Dienst), aber die große Frau gefiel ihr ein wenig. Sie hatte etwas exotisches, fremdes an sich, das die neugierige Blutsaugerin nur zu gerne erkunden wollte. Vielleicht hatte der Tag ja noch etwas Positives für die Vampirin in petto, wo er doch so schlimm angefangen hatte. Ach, wie unhöflich. Ich bin Gina, von den Rune Knights., erklärte sie den beiden Anwesenden. Vielleicht kann ich ja helfen, die Situation aufzuklären.
Nein … Egal wie intensiv Karma sich auch umsah, sie konnte eine Person entdeckten, die auf sie deutete. Selbst als die das bisschen magische Talent nützte, dass sie sich beigebracht hatte, sah sie niemanden. Die kleinen Tricks, die ihre Sinne verbesserten oder ihr andere … Fähigkeiten verliehen, nützte sie meistens nur auf der Jagd. Seit sie gemerkt hatte, dass es ihr einen gewissen Vorteil einbrachte, hatte sie es ausgenützt und damit geübt. So nützte sie nun ihre Augen, um ihren Blick zu schärfen, wandelte sie zu den Augen eines Adlers. Die Welt wich zurück, ihr Blick wurde größer und zugleich konnte sie jede Kleinigkeit im Gesicht des kleinen Mannes erkennen, der nun mit der Hand vor ihrem Gesicht herumfuchtelte im Versuch, ihre Aufmerksamkeit von den nun doch guckenden Menschen zu sich zurück zu lenken. Karma störte sich nicht groß daran, angeguckt zu werden. Sie war eine große Oni und Jägerin! Kein Wunder also, dass man sie ansah! Zudem war sie selbst ja nicht minder neugierig, was die Menschen betraf. „Ich sehe keinen, der mich anzeigt“, gab sie bekannt. „Und du?“ „Lassen Sie ihre Späße und-„, setzte er an, wurde aber, ehe er den Satz vollenden konnte, von Karma unterbrochen. „Spaß?“, fiel sie ihm ins Wort und sah ihn erstaunt an. Dachte er, sie wollte scherzen? Konnte er denn die Verwirrung in ihrem Gesicht nicht erkennen? Im weiteren Vorgang wurde allerdings sie gestoppt, als eine weitere Person sich einschaltete. Die Oni drehte den großen Kopf herum und blickte auf Frau hinab, die vor ihr auftauchte. Die kurzen, dunklen Haare rahmten ihr Gesicht hübsch ein. Karma kannte nicht viele Onis mit schwarzem Haar. Die knappe Kleidung ließ ein blaues Symbol auf ihrem Brustkorb frei. Fasziniert starrte sie darauf, noch im Adlerblick, wodurch sie es ganz genau erkennen konnte. Erkennen, aber nicht benennen. Es kam ihr vage bekannt vor, so als hätte sie es in den letzten Tagen bereits gesehen, doch konnte sie es mit nichts verbinden. Es waren auch einfach viel zu viele Informationen in der letzten Zeit gewesen, als dass sie sich alles hätte merken können! Aber auch sie hatte ein Symbol, nur in weiß, auf der Ferse. Nur war das ganz anders. Vielleicht war es ja auch nur eine Art Ritualsbemalung, wie es Lokesh immer getan hatte, wenn er eines der Tiere oder einen Oni an die Naturgeister verlor. „Ah ja! Wunderbar, dass du da bist“, löste Karma sich, als ihr Blick wieder normal wurde und der kleine Mann erneut behauptete, dass sie schwarzgefahren war. „Da war nichts schwarz!“, protestierte sie automatisch und unterstützte damit wohl eher die Behauptungen, als wirklich etwas dagegen zu tun. Doch was sollte sie auch tun, wo keiner hier ihr endlich sagen wollte, was genau sie den anscheinend falsch gemacht hatte? Daheim hatte man es ihr klipp und klar gesagt und damit war die Sache erledigt, aber scheinbar mochten Menschen es kompliziert. „Unartig? Ich bin nicht unartig!“, widersprach sie der Schwarzhaarigen und schüttelte wild den Kopf. „Ich habe mir nur die Schlange angesehen und er weigert sich, mir das Problem daran zu erklären. Ich war ja nicht alleine in der großen Schlange und nur ich musste hinaus.“ Wenn sie patzig klang … auch wenn Karma 19 Sommer bereits auf dem Buckel hatte, hatte sie ihre kindlichen Seiten und gerade jetzt, wo sie immer mehr verwirrt wurde, blitzten diese deutlich hervor. „… was ist ein Zug?“, fragte sie, ohne wirkliche Pause zu machen, um zu versuchen, zumindest ein bisschen schlau aus den kryptischen Worten zu werden, die Gina wählte. Ihr Name war so ziemlich das einzige, was für die Oni Sinn ergab. „Ich bin Karmajeevan, Jägerin vom Stamm der roten Sonne. Es wäre prima, wenn du uns aufklären könntest. Der kleine Mann redet komische Sachen.“ Sie warf einen Seitenblick zum mittlerweile roten Gesicht des Kerls.
Sharp Eye: Hawk Soul TYP: Elementarlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender transformiert seine Augen zu denen eines Adlers. Diese sind in der Lage sogar noch in 1,5 Kilometern Entfernung ein Kaninchen zu erkennen oder beispielsweise aus 30 Metern Entfernung ein Buch zu lesen.
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Gin
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Schlange? Was für eine Schlange? Wovon redete die Fremde da. Es gab doch hier keine Schlangen. Und erst recht keine, in der noch andere Leute waren. Als die Weißhaarige dann fragte, was ein Zug war, dauerte ein paar Momente, bis Gina verstand, dass die groß gewachsene Frau wohl entweder komplett neben sich stand (Da waren vielleicht Rauschmittel im Spiel?) oder sie ernsthaft keine Ahnung hatte, wo sie gerade gelandet war. Wie dem auch sei, es half gerade nicht weiter. Karmajeevan. Die Schlangen… Und dabei zeigte Gina auf einen Zug, der einige Gleise weiter gerade stand. ...heißen Zug. Und man muss Jewels bezahlen, dass man in ihnen fahren darf., erklärte die Schwarzhaarige ruhig und hoffte wenigstens, dass die Oni-Dame verstand, was sie zu sagen hatte. Bevor sie das weiter erklärte wandte Gina sich zum Bahnangestellten, der die Situation erbost betrachtete. Gin konnte ahnen dass er gerade nur darauf brannte, loszuschimpfen. Stellen Sie der Dame einen Bußgeld-Formular aus, ich werde dafür sorgen, dass es bezahlt wird., wies sie ihn etwas gebieterisch an und konnte dabei zum Glück ihren Stand als Runenritterin ein wenig ausnutzen. Das würde ihr bald fehlen. Wütend vor sich hin maulend machte der Beamte sich daran, ein Formular auszufüllen, so lange wandte die Vampirin sich wieder der Rothaut zu. Wo bist du denn in den Zug eingestiegen? Also in welcher Stadt. Du bist gerade in Crocus Town. Wenn Karma nicht genau wusste, was ein Zug war, dann war sie vielleicht auch ein wenig davon überwältigt, jetzt in einer anderen Stadt zu sein? Vielleicht musste Gina dafür sorgen, dass die große Dame wieder sicher nach Hause kam? Na da hatte sie sich ja etwas aufgeladen. ”Hier.” Der Bahnbeamte drückte Gina - die sich irgendwie als Karmajeevans Vorsprecherin etabliert hatte - ein Dokument, auf dem ein ordentliches Bußgeld stand, in die Hand. Dankeschön! Ich kümmere mich voll um die Dame., ließ sie den Beamten wissen und dieser zog dann wütend von dannen. Erleichtert, den Wicht loszuhaben, schnaufte Gina aus.
Dann überreichte sie Karmajeevan den “Strafzettel”. Herzlichen Glückwunsch, du musst eine Strafe bezahlen. Dafür, dass du nicht bezahlt hast, bevor du in den Zug gegangen bist. Normalerweise kauft man sich an einem Ticketschalter… Gina zeigte auf ein kleines Häuschen in der Bahnhofshalle. ...eine Fahrkarte. Wenn man das macht, dann bekommt man auch keinen Ärger., erklärte sie der Weißhaarigen geduldig. Der Stamm der roten Sonne? Das hab’ ich noch nie gehört. Magst du mir mehr davon erzählen? Ach, und wie viel Geld hast du dabei?
Karma nickt bestätigend. „Ja, Schlange. Hast du sie denn nicht gehört?“ Sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Ohrenspitze. „Die war extrem laut und grummelig." Seltsame Schlange, die, die sie kannte waren nicht so laut. Sie schlichen und krochen lautlos über den Boden, bis sie eine in die Wade bissen, wenn man ihnen zu nahe kam. Soweit sie wusste, waren Schlangen auch bei weitem nicht so groß, aber es war ja eine Menschenschlange. Vielleicht hatten sie sie ja bewusst so gezüchtet? Woher sollte sie das schon wissen, waren diese kleinen, hornlosen Unonis doch ein großes Mysterium für die Jägerin. „Ihr habt jede Schlange Zug genannt??“, fragte sie, die gelben Augen weit aufgerissen. „Aber warum das denn? Das ist ja voll verwirrend. Bei mir zu Hause haben wir alle unterschiedliche Namen.“ Ihre Stimme klang zunehmend verwirrter, je weiter sie den Gedanken sponn und zugleicht der Frau zuhörte, die sie nun mit einem Haufen Begriffe bewarf, die sie noch nie gehört hatte. Ihre Ohren klingelte unter dem Schwall seltsamer Lautkombinationen. Jetzt hatte man versucht, ihr das Prinzip von Jewels zu erklären, aber sie verstand den Sinn dahinter nicht wirklich. Beziehungsweise … nicht den der Jewels, hübsche Scheine waren es ja schon, aber den es Kaufens. Warum durfte sie sich plötzlich nicht mehr einfach nehmen was sie wollte? Warum warf man sie aus dem Zimmer und Zug, wenn sie doch meistens stärker war und sich behaupten konnte? Das war das größere Problem, bei dem der Oni das Grundverständnis fehlte. Natürlich waren viele der Menschlein kleiner als sie, dennoch … sie nahm ja nur das, was sie benötigte. Sie raubte sie ja nicht aus und wenn man ihr etwas wegnahm, dann war sie eben missmutig, musste es, wenn ihr Gegner sich behauptete aber akzeptieren. Karma drehte den Kopf hin und her, als der kleine Mann sich aus dem Staub machte. Hm, dann eben mit der Dunkelhaarigen. „Was ist ein … Bussgeld-Formular?“, fragte sie schließlich mit etwas falscher Betonung des Wortes Bußgeld. Dann begann die Oni aufgeregt auf den Fußballen hin und her zu wippen. „Oh oh! Crocus! Davon hab ich gehört, glaub ich!“ Sie grinste Gina an, die von dem kleinen Mann einen Zettel entgegennahm und ihr überreichte. Karma blickte kurz auf die schwarzen Muster. „Hübsch“, murmelte sie und drehte das Blatt seitlich. „Nein. Nicht hübsch … Da ist ja gar kein Muster“, stellte sie enttäuscht fest und reichte Gina das Blatt zurück. „Da, ich brauche das nicht. Darfst du behalten.“
Karma sah sich um, doch noch immer kam Zug nicht zurück. „In der Wüste“, gab sie zur Auskunft, während sie darauf wartete, dass die andere Frau den Zettel zurücknahm. „Strafe? Hä?“, machte sie dann und beugte sich zu der kleineren hinab. „Du redest seltsame Worte, kleines Menschlein“, kommentierte sie. Dann schlang die kurzerhand die Arme um Gina und hob die Kurzhaarige hoch, um mit ihr zu dem roten Ding zu gehen, auf dass sie gedeutet hatte. Davor setzte sie sie wieder ab und besah sie das Gerät. Vorsichtig tippte sie es mit dem Finger an. Es reagierte nicht. „Der beste und größte und stärkste Onistamm!“ Vielleicht auch der einzige, aber das wusste sie ja nicht – und tat nichts zur Sache. „Ich habe kein Geld dabei“, sagte sie noch. „Aber Geld … war das nicht Jewels? Oder irgendwie so …“ Die Stirn gerunzelt boxte sie zum Test gegen das Gerät und fluchte leise. „Au!“ Das war hart.
Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen aber pochender Stirn schüttelte Gina den Kopf. Das war keine Schlange sondern ein Zug. Eine Maschine, zum darin fahren, kein Tier., erklärte sie der Weißhaarigen und fühlte sich, als hätte sie gerade irgendwie ein Kleinkind aufgegabelt. Der Bahn-Mitarbeiter stellte der Oni-Lady auf Bitten der Vampirin einen Strafzettel für’s Schwarzfahren aus, drückte ihn der großen Frau in die Hände und verschwand dann. Ein wenig wehleidig beneidete Gina den Mann, der sich nun aus der Affäre gezogen hatte. Die Runenritterin wiederum würde sich noch ein wenig mit Karmajeevan herumschlagen müssen. Unüberraschenderweise wusste die Oni nicht, was sie denn mit dem Bußgeldbescheid machen musste. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass das Formular nicht sonderlich hübsch anzusehen war, versuchte sie, den Zettel Gina zu geben, doch die Vampirin fasste das Ding nicht an. Das musst du behalten. Darauf bestand die Vampirin.
Aus der Wüste war Karmajeevan also gekommen. Vermutlich mit dem selben Zug, in dem die Runenritterin auch gesessen hatte. Schlecht daran war, dass die Oni von ihrem Zuhause nun definitiv ziemlich weit weg war. Der Vorteil war, dass die Zugverbindung nach Aloe Town zum Glück halbwegs zuverlässig und oft befahren wurde. Gina musste Karma nur irgendwie wieder in den richtigen Zug bringen. Noch immer versuchte Karma Gina den Strafzettel unterzujubeln, doch die Vampirin blieb hart und verweigerte weiterhin die annahme. Selbst das Wort “Strafe” schien Karma irgendwie zu verwirren. Langsam wurde es ziemlich nervig, dass die beiden nicht richtig reden konnten. Doch ehe der Frust allzu hoch in Gina köchelte, wurde sie plötzlich von Karma umschlungen und verschleppt. HEY!! LASS MICH RUNTER!!, protestierte die Vampirin und war schon am überlegen, welche Zauberei sie denn verwenden konnte, um sich aus der aufgezwungenen Umarmung zu befreien, doch Karma trug Gina nur zum Fahrkartenschalter und ließ die Schwarzhaarige dann von alleine gehen. Gerade so noch gut gelaufen - für Karma. Einer kurzen Erklärung, was der Stamm der roten Sonne war, folgte die erleichternde Erkenntnis, dass Karma wenigstens wusste, was Geld war - auch wenn Gina nicht so sicher war, ob Karma auch wusste, was man mit Geld machte. Richtig, Jewels. Aber das hast du auch keine dabei? Hast du denn zuhause Jewels?, wollte die Vampirin wissen und zuckte kurz zusammen, als Karma den Fahrkartenautomaten boxte. Hey… so funktioniert das nicht…, meinte die Schwarzhaarige und legte Karma die Hand auf die Schulter (auch wenn sie sich dazu ein wenig strecken musste). Und ohne Jewels werden wir hier ohnehin nichts bekommen. Kurz schnaufte Gina angestrengt durch, dann schüttelte sie resignierend den Kopf. Hast du Hunger? Ich lade dich zum Essen ein, dann können wir darüber reden, wie wir dich wieder nach Hause bringen. Einen kurzen Moment dachte Gina nach, dann schob sie noch eine Frage hinterher: Willst du überhaupt wieder nach Hause?
In Worte drehten sich im Kreis. Was Karma auch nachdachte, es war nicht ganz sinnvoll. Oder sie wollte es einfach nicht begreifen, das war natürlich auch eine Möglichkeit. „Eine Maschine?“, wiederholte sie. Karma war in den letzten Wochen vermehrt auf diese Dinge gestoßen, aber sie mochte sie nicht. Man konnte sie zu nichts bringen, bitten oder zwingen. Oder bedrohen. Das passte der Oni nicht ins Bild von einer schönen Welt, wenn es so etwas gab, dass ihr verbot, etwas mit dem Ding zu machen. „Ihr baut mechanische Schlangen.“ Die Stirn gerunzelt schüttelte sie den Kopf. „Seltsame Menschen …“ Dann sollte sie auch noch diesen Zettel behalten. Karma betrachtete ihn. Essen konnte sie ihn nicht, aber Gina schien ihn auch nicht annehmen zu wollen. Dennoch hielt sie ihr den Zettel noch einige Zeit hin, ehe sie ihn schließlich zerknüllte und einsteckte. Vielleicht kannten Lian oder Charon sich damit ja aus. Sie selbst hatte zumindest keine Verwendung dafür und wenn auch die beiden nichts damit anzufangen wussten, dann könnte sie ihn in einen Kamin oder einen dieser Eimer werfen. Die Mülleimer waren eines der wenigen Dinge, die die große Oni mit vollem Herzen liebte. Sie warf gerne Dinge hinein und wenn nur um das Werfen zu üben. Außerdem war es ein ausgezeichneter Sammelort und ersparte einem das Vergraben von Überresten.
Karma hatte die kleine Frau am Ende hochgehoben und zu dem Kasten getragen. „Psch, halt einfach still. Du triffst mich ja sonst noch!“ Sie zog den Kopf zurück, als die Dunkelhaarige ihr ins Ohr schrie und setzte sie dann ab, um sich eben jenes Ohr zu reiben. Immerhin hatte sie mit ihrer Vermutung von Jewels richtig gelegen. Die Oni wackelte mit dem Kopf. „Nein, aber mein Kumpel Lian und seine Freunde haben Geld.“ Damit bezog sie sich weniger auf Charon und Rin, sondern vielmehr auf die Gilde im allgemeinen. „Warte kurz.“ Karma tastete ihre Taschen durch, aber bis auf das Papier und ein paar Kräuter für den Notfall waren diese leer. „Leider nichts da“, stellte sie fest. Dann musste es eben ohne gehen. Leider war der Automat wie die Maschinen nicht gewillt, ihr die Schläge doch zu helfen. Wütend darüber boxte sie ihn noch einmal. „Warum macht es nicht, was ich will“, grollte sie und … wurde dann von etwas abgelenkt, das Gina ihr anbot. Ihre gelben Augen wurden groß. „Essen? Oh ja! Gehen wir Essen!“ Karma war eine stolze Oni und niemand der rasch aufgab, aber wenn es etwas gab, dass sie nahezu immer besänftigen konnte, dann war das Essen. Sie trat von dem Kasten zurück. „Ich möchte schon nach Hause“, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie zurück in die Gilde oder zu Lokesh wollte. „Aber das machen wir später, ich mag deine Idee mit dem Essen.“ Begeistert sah sie sich um. „Wo gibt es Essen?“
Langsam schien sich in Karma das Verständnis breit zu machen, dass sie nicht wirklich eine Schlange geritten hatte. Dass sie das seltsam fand, das ließ Gina einfach mal unkommentiert. Die Rothaut hatte den Bußgeldbescheid zerknüllt und einen kurzen Moment lang hatte die Schwarzhaarige befürchtet, die Oni würde den Zettel achtlos wegwerfen, doch stattdessen steckte sie das beschriebene Papier in eine Tasche.
Nachdem Karma Gina recht bestimmend zu einem Fahrkartenautomat getragen und dort auch mit vollem Einsatz keine zufriedenstellende Bedienung bekommen hatte, ließ sie ganz nebenbei, als Antwort auf eine Frage der Vampirin, einen Namen fallen, der Gina aufhorchen ließ. Lian. Kein üblicher Name und dann kam noch dazu, dass Karma ebenso wie Gina aus Aloe Town angereist war. Neugierig hakte die Runenritterin nach. Der Lian, der im großen Palast wohnt? Vor wenigen Stunden noch war sie bei Lian gewesen. Oh, spielte das Schicksal der Runenritterin da etwa einen hämischen Streich? Sollte sie denn nie von ihrem Exfreund Abstand gewinnen können sondern stattdessen - als willenlose Spielfigur einem großen, kosmischen, unbekannten Plan folgend - dazu bestimmt und verdammt sein, immer und immer wieder an ihn und seine Bekannten zu geraten? Ein Lächeln schob sich auf die fahlen Lippen der Lebendtoten. Dann kannst du Lian dieses Papier geben. Er wird sich drum kümmern. Das war doch etwas, das Gina ausnutzen musste. Woher kennst du ihn?
Die Aussicht auf Essen ließ den Groll darüber, dass Karma nicht einfach eine Fahrkarte aus dem Automaten herausprügeln konnte, schnell in Vergessenheit geraten. Die Heimfahrt nach Aloe Town konnten die beiden Damen auch später noch planen und organisieren, ein wenig Essen fassen war eine gute Idee. Dann schauen wir später, dass du wieder nach Hause kommst und gehen davor erstmal was essen., bekräftigte die Schwarzhaarige und nickte mit dem Kopf in Richtung des Ausgangs der Bahnhofshalle. Ich kenne ein paar gute Läden hier. Und das tat Gina tatsächlich. Vom Bahnhof war es nicht wirklich weit in die Fußgängerzone mit den ganzen Läden, kleinen Restaurants, Cafés und Imbissständen. Ihre große Begleitung schätzte Gina als kräftige Esserin ein, da hatte sie schon eine gute Idee, wohin es gehen würde. In einem Einkaufszentrum in der Innenstadt gab es ein Steakhouse, in dem es große Portionen, feines Fleisch und wundervollen Wein gab. Genau das Richtige für einen Anlass wie diesen. Auf dem Weg dahin konnte Gina Karma ja noch ein wenig von der Stadt zeigen - und dabei die rotglasige Sonnenbrille wieder auf die Nase setzen.
Questbeginn: Putzkolonne Alita Aliana Tamaki & Grias Erna van Diux
"Nochmal Frau Tamaki, danke dass sie mich auf diese Quest begleiten, auch wenn sie uns eigentlich zugewiesen wurde. Das ist das erste Mal dass ich mit einem anderem Rune Knight zusammenarbeiten darf, und ich werde mich bemühen so viel wie möglich von ihnen zu lernen." Ein sanftes, höfliches Lächeln lag im Gesicht von Grias, als sie neben ihrer Kollegin Alita Tamaki voran schritt. Ausnahmsweise hatte sie sich am Anfang einer Quest mal nicht komplett blamiert, sondern war ganz gewöhnlich zur Questausgabe gerufen wurden, wo ihr gemeinsam mit der Tamaki ein Auftrag gegeben wurden war, sodass die Gehörnte sich jetzt ziemlich zuversichtlich fühlte. So waren sie jetzt, nachdem sie Beide jeweils die nötigen Vorbereitungen getroffen hatten, auf dem Weg zum Bahnhof um nach Marokassu zu reisen. In der dortigen Universität war es bei einem Experiment wohl zu einem Unfall gekommen, der ein Labor unbegehbar gemacht hatte, ein Zustand den sie beide beheben müssen würden. Das war zumindest ungefähr was man ihnen gesagt hatte, genaueres würden sie vor Ort erfahren.
Die van Diux schielte neugierig zu ihrer Kollegin herüber, während sie die Kapuze ihres Umhangs etwas enger zog, wie eh und je ihre Hörner versteckend, genauso wie auch ihr Schweif sich wieder unter ihrer Kleidung befand. Sie hatte sich in letzter Zeit große Mühe gegeben diese Merkmale nur offen zu legen wenn auch wirklich niemand in der Nähe war. Immerhin hatte sie ihr Leben lang mitbekommen wie Leute sie deswegen behandelt hatten, da wollte sie sich ihre Zeit in diesem neuen Umfeld, den Rune Knights, nicht auch sofort ruinieren. Lediglich die Gildenleiterin und ein Paar weitere hohe Tiere wussten ihres Wissens nach von ihren Hörnern und Schweif, sowie Leute die sich in den Happenings des Adels auskannten, aber Solchen war sie bisher zum Glück noch nicht begegnet. Trotz all dieser Sorgen erhob die Blauhaarige jetzt aber das Wort. "Entschuldigen sie bitte meine Neugierde Frau Tamaki, aber falls es sie nicht stört, darf ich Fragen seit wann sie ein Mitglied der Rune Knights sind?" fragte sie zurückhaltend. Grias wollte gerne mehr über ihre Kollegen erfahren, wollte aber vorsichtig sein Alita nicht zu Nahe zu treten. Wenig später, als die Beiden am Bahnhof ankamen, musste sie dann aber etwas zugeben. Verlegen und etwas beschämt fing sie erneut an zu reden. "Wundern sie sich nachher bitte nicht wenn der Zug losfährt Frau Tamaki. Wissen sie, ich kann mit dem Zugfahren leider nicht gut umgehen, weswegen ich währenddessen immer relativ... unbrauchbar werde. Danach wird es meisten schnell besser, aber trotzdem entschuldige ich mich für die potentiellen Umstände, die dadurch entstehen könnten."
Wieder einmal hatte man die junge Tamaki auf eine gildeninterne Quest geschickt. Sie war an diesem Morgen in das Gildengebäude gegangen und man hatte ihr prompt die nächste Quest auf den Hals gedrückt. Naja, beklagen konnte sie sich jetzt auch nicht. Immerhin hatte sie somit etwas zu tun und einen Grund um Orwynns Handlangern aus dem Weg zu gehen. Aber andererseits hätte sie sich wohl doch lieber einer ihrer Zeichnungen, Gemälde gewidmet, die sie begonnen hatte. Außerdem war sie nicht gerade scharf darauf mit einem Anfänger abzuhängen. Denn soweit sie wusste, war Grias ziemlich neu in der Gilde und die Quest mit Alita würde ihre erste interne sein. Sie erinnerte sich an ihre erste Ques vor so langer Zeit zurück. Orwynn hatte sie in die Gilde geschmuggelt und sie hatte so dermaßen Angst gehabt, dass sie direkt erwischt und entdeckt würde. Doch wie man sich denken konnte, war alles erfolgreich verlaufen. Sie war immer noch eine Rune Knight und nicht im Gefängnis. Ganz so schlecht schien sie sich also nicht anzustellen. Grias schien wohl ähnlich wie sie damals aufgeregt war, nun vor Nervosität zu platzen. Nur das sie im Gegensatz zu Alita damals gesprächig wurde. Hin und wieder nickte die Kevuem oder hob die Hand, um der Dame mit dem blauen Haar zu symbolisieren, dass sie sich nicht bedanken brauchte. Es war schließlich Gang und Gebe, dass man sich bei den Rune Knights seine Quests und dementsprechend auch die Questpartner aussuchen durfte. Diese wurden einem meist zugeteilt und man hatte sich damit zu arrangieren. Alita hatte die Hände in den Taschen ihrer dunkelgrauen, fast schwarzen Hose vergraben. Wie so oft, hatte sie sich für eine lockere entschieden, sie hatte neben den üblichen Taschen noch größere am unteren Ende der Oberschenkel. Dazu trug sie weiß, grau und türkise Sneaker mit weißen Socken. Dazu ein enganliegendes schwarzes Top, dass ihr knapp bis unter die Rippen ragte. Es hatte lange Ärmel und einen Kragen, der unter dem dunkeltürkisen Pullover hervorragte. Dieser ging ebenfalls bis etwa unter die Ruppen, hatte lange Ärmel, war aber eher locker und nicht enganliegend, hatte weiße Details in Form von Streifen und Schrift. Dazu noch schwarze Handschuhe und eine schwarze Cap. Ihre Haare hatte sie aktuell weiß gefärbt und zu einem einfachen, weißen Dutt gebunden. Viel hatte sie nicht mit sich genommen, natürlich ihr geliebtes Kama True Damage und was zum Zeichnen, sowie kleinere Snacks, wie Kristalle. Ihre Aufgabe war es, zu einem Labor zu reisen, in dem es einen Unfall gegeben hatte, der nun aufgeräumt werden musste. Sie gingen weiter, hatten bald schon den Bahnhof erreicht. Alita kramte in ihrer Tasche und nahm sich ein Kaugummi, begann dieses zu kauen. Allzu enthusiastisch war sie nicht gewesen, als sie erfahren hatte, dass sie de Zug nehmen würden, aber eine wirklich andere Wahl hatte sie ja nicht. Sie sollten ja so schnell wie möglich bei ihren Auftraggebern ankommen und da war der Zug nun mal das schnellste Mittel. Irgendwann erhob Grias wieder die Stimme, sprach Alita an und fuhr damit fort sie zu siezen. So langsam ging es ihr auf die Nerven. Gereizt verdrehte sie die Augen und sah das Mädchen an. "Hör bitte auf mich zu Siezen...", kam es angespannt und genervt von ihr. Sie merkte, das ihr Ton ein wenig harsch klang und atmete einmal tief ein. "Offiziell angefangen vor fast vier Jahre... Die Ausbildung hab ich vor etwa fünf Jahren angefangen gehabt.", erklärte sie, wandte den Blick dann wieder nach vorne auf den Weg, wo der Bahnhof immer näher kam. Ein wenig beschämt und verlegen richtete der Neuling dann wieder das Wort an die Tamaki, die als Reaktion darauf mit den Schultern zuckte. "Da bist du ja in bester Gesellschaft... Geht mir nämlich ähnlich.", erwiderte sie nüchtern und ging zum Ticketschalter um ihre Tickets zu besorgen. Es würde eine relativ kurze Fahrt werden, dementsprechend dürfte der Preis nicht allzu hoch werden. Schnell bezahlte sie und drehte sich dann wieder zu ihrer Kollegin, drückte ihr ihr Ticket in die Hand. "Der nächste Zug kommt in etwa einer halben Stunde. Wir können entweder hier am Bahngleis warten oder noch in ein Café gehen oder so. Was wäre dir lieber?", meinte sie dann und ließ den kristallblauen Blick umherschweifen, ehe dieser wieder zu Grias wanderte. Ruhig wartete sie auf eine Antwort.
Alita war wohl kein sehr gesprächiger Mensch. Oder zumindest machte sie diesen Eindruck, als sie auf die Danksagung von Grias mit einem simplen Handheben reagierte. Gleichzeitig schien die Stille aber auch nicht von Genervtheit oder dergleichen zu folgen, sodass die Gehörnte sich ruhig mit der wortlosen Antwort zufrieden gab. Dies änderte sich jedoch als sie die Tamaki darauf ansprach, wie lange diese schon bei den Rune Knights gewesen war, wo ihr gereizter Ton die van Diux kurz in ihrem Schritt stocken ließ. "Oh, Entschuldigung…" sagte sie, Kopf und Stimme leicht gesenkt, bevor sie sich aber schnell wieder eines Lächelns bemühte. "Also… reicht Alita? Dann dürfen s-, dann darfst du mich auch Grias nennen." Fast wäre die Blauhaarige sofort werden ins Siezen verfallen, jedoch atmete sie innerlich auf, dass sie sich noch schnell korrigieren hatte können. Ihre Kollegin berichtete vor vier Jahren die Ausbildung abgeschlossen zu haben, die Ausbildung die die Lavamagierin selbst auch hatte durchmachen müssen, auch wenn sie, um ehrlich zu sein, einfach durchgewunken wurden war und sich nicht groß hatte anstrengen müssen. Das war wohl der Vorteil, wenn man aus einer einflussreichen Familie kam. Erzählen tat die Adelige jedoch nicht dass sie sich gewissermaßen durchgeschummelt hatte. "So lange also schon… dann werde ich ja wirklich viel von ihnen lernen können." Die Worte wurden mit einem sanften Kichern untermalt, welches dann aber plötzlich abbrach, als die Grias bemerkte dass sie Alita schon wieder gesiezt hatte. "Ähh, von dir lernen können meine ich natürlich! Entschuldige bitte… Ich bin es nicht wirklich gewohnt so mit Leuten zu sprechen…" berichtete sie etwas betrübt die Bitte ihrer Kollegin vergessen zu haben, bevor es dann auch schon an das nächste unschöne Thema ging, und sie von ihrer Reisekrankheit erzählte. Dann hellten die Augen der Gehörnten sich jedoch wieder auf. "Ach, tatsächlich?" Ein großes Lächeln bildete sich in ihrem Gesicht, so selten wie es war, dass sie Leute traf denen es mit Transportmitteln, oder auch nur Zügen, so ging wie ihr selbst. "Dann bin ich ja erleichtert dass sie-, dass du das verstehst."
Wie sich herausstellte hatten die Beiden aber noch etwas Zeit, bis sie sich ihrer Reisekrankheit stellen mussten, und so machte die Tamaki einen sehr guten Vorschlag. Freudig legte die van Diux die Hände aneinander. "Ins Café zu gehen klingt vortrefflich." Zum Glück war der Bahnhof von Crocus Town ziemlich groß und beherbergte einige Geschäfte, sodass es nicht schwer war schnell ein schönes Café zu finden, wo die Beiden sich gemeinsam an einen Tisch setzten. Der Blauhaarigen war es etwas unangenehm hier ihre Kapuze aufzubehalten, jedoch war das nun einmal nötig um ihr Geheimnis nicht preiszugeben. "Hmm, das klingt alles so köstlich…" entkam es ihr während sie die Speisekarte durchlas, konnte sich dann aber doch schnell entscheiden. Es dauerte glückerlicherweise auch nicht lange bis ein Kellner kam um die Bestellungen der Beiden aufzunehmen. "Ich hätte gerne ein Zimttörtchen und eine heiße Schokolade, bitte." teilte die Adelige ihre Entscheidung mit, worauf auch Alita an der Reihe war.
Die Kevuem konnte es einfach nicht nachvollziehen. Warum fiel es so vielen Menschen schwer nachzuvollziehen, zu verstehen, dass nicht jeder Lust hatte, sich die Luft aus den Lungen zu quetschen um tausende Wörter herauszublubbern, von denen die meisten wohl kaum Relevanz und Sinn hatten? Was sollte man sagen, wenn man mit jemandem zusammen war, der für zwei redete? Da hatte sie dann einfach noch weniger Lust ihre kostbare Luft an diese Leute zu vergeuden. Grias konnte sich gerne die Seele aus dem Laib quatschen, aber sie musste dann auch damit klarkommen, dass Alita es ihr nicht gleichtun würde. Sie hatte einfach nicht so das Bedürfnis mit anderen zu reden, war eher sparsam mit ihren Worten und erhob nur dann das Wort, wenn es in ihren Augen notwendig erschien. So einfach war das. Da würde auch so ein Neuling wie die Blauhaarige nicht so einfach etwas ändern können. Wenn sie wollte, dass jemand ihr die Windeln wechselte und ihr das Händchen hielt, nur weil dies ihre erste interne Quest war, hatte sie pech gehabt. Das würde sie von der Slayerin nicht bekommen. Diese hatte nicht das geringste Interesse daran. Erst recht bei jemanden wie Grias. Sie kannte den Nachnamen den sie trug. Sie hatte sicherlich ihr ganzes Leben jemanden gehabt, der sie bemutterte. Der für sie da war, ihr alles gab was sie wollte und sie umsorgte. Jemand der ihr kaufte was sie wollte, während andere auf den Straßen verhungerten. Grias hatte sicherlich in ihren gehobeneren Gesellschaftskreisen einige Leute, die Spaß daran hatten ihr den Hintern abzulecken. Ja, das Mitleid und die Empathie fehlten der erfahreneren Magierin bei ihrer heutigen Kollegin deutlich. Sie war sich selbst einmal nicht so ganz sicher, warum sie Grias so negativ gegenüber stand, warum sie so wenig von ihr hielt. Womöglich lag es daran, dass sie davon ausging, dass die Adlige alles in die Wiege gelegt bekommen hatte, ohne selbst etwas dafür geleistet zu haben. Ohne das sie es sich verdient hatte. Auf sowas reagierte sie etwas... sagen wir Mal allergisch. Sie selbst hatte die Hölle durchlebt und bekam noch mehr scheiße zu fressen, während Grias womöglich tun konnte was sie wollte. Sie hasste diese Ungerechtigkeit. Doch sie war eine Rune Knight und kannte die Regeln der Organisation. Deswegen würde sie sich zurückhalten und die andere die in ganz anderen Verhältnissen aufgewachsen war tolerieren. Sie mussten ja nur die Quest hinter sich bringen. Hoffentlich taugte die Blaublüterin etwas und hatte mehr vorzuweisen, als ihren Namen. Auf ihre leicht schnippische Aussage reagierte die andere etwas verstutzt oder vielleicht ein wenig ertappt? Es war schon gut ersichtlich, dass sie nicht damit gerechnet hatte. Auf ihren Kommentar, dass Alita sie auch bei ihrem Vornamen nennen konnte, nickte sie nur desinteressiert. Es juckte sie nicht wirklich. Sie hätte sie wohl ohnehin bei diesem genannt, egal ob sie es wollte oder nicht. Sie hatte nicht wirklich Lust ihren Namen zu nennen - er war ihr einfach zu lästig. Grias war kürzer und deutlicher. Ende. Grias wirkte recht überrascht und fasziniert davon, dass Alita ihre Ausbildung bereits vor so langer Zeit abgeschlossen hatte und sie dann sicherlich viel von ihr lernen konnte. Die Kevuem biss sich auf die Zunge, um einen gereizten Kommentar ihrerseits zu unterdrücken. Sie war sich nicht sicher ob es stimmte, doch sie hatte gehört, dass die Adlige relativ schnell ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, im Vergleich zu Leuten aus der mittleren oder unteren Schicht. Bestimmt hatten ihre Eltern ihr den Eintritt in die Organisation erkauft und sie wurde einfach direkt auf die Quests losgelassen. Es war erbärmlich. Wieder einmal ein Zeichen, dass selbst die Rune Knights, die Gerechtigkeit und Ordnung repräsentierten bestechlich und korrupt waren. Wer Geld hatte, kam weit. So war es schon immer gewesen. Ihr Adligen mögt es wohl, unpersönlich zu sein... So entgeht ihr dem schlechten Gewissen, über die Dinge, die ihr euch mit eurem Geld und eurem Status erkauft, Dinge die ihr anderen antut. Beinahe wären diese Worte ihr herausgerutscht, wenn sie sich nicht selbst ein weiteres Mal gebremst hätte. Sie glaubte mittlerweile sogar den Geschmack von Blut in ihrem Mund wahrnehmen zu können. Das ging ja schonmal gut los. Wenn es so weiter ging war Alita sich nicht sicher, ob sie der anderen letzten Endes nicht noch ihre Klinge über die Kehle ziehen würde um zu schauen, ob ihr geliebtes Geld sie retten würde. Angespannt bließ sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, das aus ihrem Zopf gefallen war, während sie die Hände weiter in ihrer Kleidung vergraben hatte. Ihre Kommentare dazu, dass Alita sich offenbar auch mit Reiseübelkeit herumschlug ignorierte diese geflissentlich, besorgte die Tickets und machte anschließend den Vorschlag die verbliebene Zeit in einem Café oder so zu verbringen. Grias nahm dies direkt an und gemeinsam gingen sie zu einem, das sich in der Nähe des Bahnhofes befand. Es erinnerte sie vom Stil her ein wenig an das Café, dass sie mit der kleinen Nymphe @Momo besucht hatte. Gott, wie sehr sie sich gerade wünschte mit ihr zu dem Café zu gehen und nicht mit dieser aufgeblasenen Tusse, die auf unschuldig tat. Alita ließ sich in einen der freien Stühle fallen, die noch am Tisch standen, an dem sich Grias hingesetzt hatte. Sie nahm sich nicht die Menükarte, wusste sie ganz klar was sie wollte. Sie war sich dem Angebot des Cafés bewusst, hatte sie in diesem verweilt, nachdem sie Momo zum Bahnhof begleitet hatte, nachdem sie die schmierigen Typen losgeworden waren. Sie wusste was sie wollte, es gab für sie nichts neues auszuprobieren. Sie streckte die Beine aus, schlug die Füße übereinander, lehnte sich gegen den Stuhl. Grias bestellte und dann widmete sich der Kellner auch ihr. "Ein Earl Grey gemischt mit Zitronentee und frischem Ingwer bitte." Der Kellner nickte und verschwand wieder. Daraufhin fiel der Blick der Kevuem wieder auf ihre Begleiterin, die sie mit kühlem Blick musterte. "Warum trägst du eigentlich deine Kaputze? Hast du irgendwelche Fans oder hältst du dich für zu gut, als dass du dem niederen Volk deinen Antlitz erblicken lässt?"
Ursprünglich hatte Alita für Grias eigentlich nicht den Eindruck gemacht, als sei die gereizt oder sauer oder dergleichen, doch umso mehr Zeit sie mit der erfahreneren Runenritterin verbrachte, um so mehr fing sie doch an die schlechte Laune der Tamaki zu bemerken. Sie fragte sich was los war, ob sie irgendetwas flasch gemacht hatte. Fürs Erste hielt sie diesbezüglich aber den Mund, versuchte stattdessen irgendwie die bedrückte Stimmung mit etwas Small Talk aufzuhellen, begann jedoch langsam immer nervöser zu werden, als sie bemerkte dass dies wohl nicht helfen würde. Auch die gemeinsame Reisekrankheit war für Alita wohl kein Anlass zu beginnen eine Bindung zu knüpfen, und so begaben sie sich schnell in ein nahe gelegenes Café. Es war für Beobachter sicher ein ziemlich auffälliger Kontrast, wie Alita gemächlich auf dem Stuhl rumhing, die Beine ausgestreckt, während die Gehörnte aufrecht wie eine Kerze da saß, versuchend die anmutige Essposition beizubehalten die ihr das Leben lang beigebracht worden war. Alita bestellte sich nur einen Tee, doch die van Diux konnte es sich einfach nicht verkneifen, sich etwas Süßes zu bestellen.
Als der Kellner sich von ihren Tisch entfernte, sollte die erfahrenere Rune Knight schließlich eine einschneidende Frage stellen. "W-Wie bitte?" Auf ihre Kapuze war die Blauhaarige schon einmal angesprochen worden, das war weniger überraschend. Aber so sie Fans hatte? Ob sie sich für zu gut hielt um sich vom niederen Volk erblicken zu lassen? "N-Nein..!" antwortete Grias impulsiv, schließlich war so etwas doch keine Sorge von ihr, jedoch senkte sich etwas ratlos ihr Blick, als sie überlegte wie sie die Kapuze sonst erklären sollte. Zu lügen dass sie das Kleidungsstück einfach hübsch fand hatte beim letzten Mal nicht wirklich funktioniert, also war die Frage was sie stattdessen sagen sollte. Es dauerte ein Paar Sekunden bis sie wieder das Wort erhob, sichtlich und hörbar verunsichert. "Ähm, ich... kann nicht sagen warum ich sie trage..." Das war zumindest schon einmal keine Lüge, doch es ließ sich rätseln wie ihre schon misstrauische Kollegin darauf reagieren würde. Das Café schien wirklich guten Service zu haben, denn schon nach kurzer Zeit kam der Kellner zurück um die Bestellungen der Beiden auf dem Tisch abzustellen. Die Gehörnte bedankte sich abwesend während sie das Zimttörtchen anblickte. Irgendwie war ihr der Appetit jetzt vergangen...
Alita war sich durchaus dessen bewusst, dass ihre Gedanken und ihre Kommentare nur bedingt fair waren. Man konnte meinen, dass sie Grias eigentlich gar nicht kannte und somit gar nicht wissen konnte, wie ihre Kindheit abgelaufen war und ob ihre Vermutungen, ihre Vorurteile berechtigt waren, ob diese stimmten. Das konnte sie nicht sagen. Es konnte sein, dass Grias als Kind bis heute, die ganze Zeit über verwöhnt wurde. Dass sie alles bekam, was sie wollte ohne das ihre Eltern auch nur darüber nachdachten, ob sie ihrem Willen nachgeben sollten. Es konnte aber genauso sein, dass ihre Eltern ziemlich streng mit ihr waren und die Ansicht hatten, dass sie es sich erst einmal selbst erarbeiten sollte. Dass sie sich immer zu benehmen und nett zu sein hatte. Dass sie sich erst einmal selbstständig etwas aufbauen sollte. Vielleicht war dies der Grund warum sie überhaupt hier war. Aber Alita konnte nicht anders, als zu glauben, das Grias wie die meisten anderen Adligen aufgewachsen war. Dass sie alles in den Arsch geschoben bekam und es ihr nie an etwas gefehlt hatte. Ein harter Vergleich zu Alita, die von ihrer Mutter nie etwas bekommen hatte, als Spritzen, Elektroschläge, normale Schläge, Gewalt und ihren fanatischen Wissensdurst, der es ihr ermöglichte, das Wohlergehen ihrer eigenen Kinder vollkommen außen vor zu lassen. Ihre Mutter hatte ihr nie etwas geschenkt. Weder materielles, noch physische oder emotionale Geschenke, Liebe. Nur ihr Vater hatte immer hinter @Amira und ihr gestanden, ihnen jedes Jahr Geburtstagsgeschenke gebracht. Ihnen ihr Lieblingsessen geholt, mit ihnen gespielt. Mit ihnen gekuschelt. Er war für sie eingestanden und nun? Nun war er tot. Amira war tot und Alita litt immer nur weiter, als wolle das Schicksal ihr eins auswischen. Es war nicht fair, dass sie so gelitten hatte. Immer noch litt und Grias größte Sorge womöglich war, wie sie aussah, was andere von ihr dachten. Sie war sicherlich noch nie in Lebensgefahr gewesen, hatte ihr sicheres Nest sicherlich vor ihrem Beitritt bei den Rune Knights nicht verlassen. Sie hatte keine Ahnung von der harten Welt, von der Realität und glaubte dann auch noch, dass sie das Recht hatte, sich mit Alita vergleichen zu dürfen. Sie waren einander gar nicht ähnlich, von der Reiseübelkeit Mal abgesehen. Sie hatten sich also die Tickets besorgt und in einem Café niedergelassen, das ganz in der Nähe vom Bahnhof war. Sie hatte sich den gleichen Tee bestellt, wie @Momo es für sie getan hatte, als sie ihr einen neuen Mantel hatten kaufen wollen. Der Tee hatte ihr sehr gut geschmeckt und irgendwie sehnte sie sich in diesem Moment nach der kleinen Nymphe. Momo war unschuldig, weil sie ein Kind war. Sie war nicht besonders alt, sie durfte sich so verhalten wie sie es tat. Grias war einfach nur abgehoben, eingebildet und sozial inkompetent. Das war ein Manko was man als Adliger einfach hatte. Als Adliger wurde man rein aus Prinzip anders behandelt und gesehen als alle anderen. Entweder waren sie sozial inkompetent oder sozial inkompatibel. Es war besser, wenn so Leute wie sie einfach unter ihres Gleichen blieben und die anderen mit ihren winzigen Problemchen, Problemchen die eigentlich keine waren im Vergleich dazu was andere durchlitten. Es war einfach nur ungerechtfertigtes Gejammer. Letzten Endes hatte sie ihr Missfallen und ihre negative Haltung beziehungsweise Einstellung gegenüber Grias doch nicht verbergen können. Ziemlich genervt hatte sie nachgefragt, warum sie die ganze Zeit mit ihrer Kapuze herumlief. Erst wirkte das Mädchen überrascht. Die Frage schien sie wohl völlig unvorbereitet getroffen zu haben. Hatte sie erwartet, dass Alita es nicht ansprechen würde? Sie war eine Rune Knight – Personen die mit Kapuze herumliefen hatten meist etwas zu verbergen. Dies als Mitglied der Rune Knights zu tun, war eher etwas wo Alita sagen würde, dass es nicht gut war. Die Kapuze ließ Grias kriminell wirken und es war nie gut, wenn jemand der Recht und Ordnung repräsentierte herumlief wie einer von denen, den er das Handwerk legen sollte. Auf ihre zögerliche, unsichere Antwort hob die Tamaki nur die Augenbraue, lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wirkte ja nicht sonderlich überzeugt von ihrer eigenen Antwort, so unsicher wie sie sprach. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder versuchte das Wort erhob und eine sehr… schlechte Antwort gab. Sie konnte nicht sagen warum sie die nicht trug? “Du siehst kriminell aus, mit der Kapuze. Nicht so gut, wenn man bedenkt, dass du eine Rune Knight sein willst.“, erwiderte sie weiterhin kalt und genervt. “Und keine Sorge. Für dein Aussehen werde ich dich nicht verurteilen.“, fuhr sie weiter fort, sich dessen bewusst, dass es durchaus klar war, dass sie Grias verurteilte. Wenn halt auch nicht für ihr Aussehen – das ging ihr ziemlich am Arsch vorbei. “Ich kenne allerlei Tiermenschen, Leute mit Tierohren, Schwänzen und sogar Hörnern. Was auch immer du versteckst, es ist mir egal.“, fuhr sie weiter fort, wechselte die Beine, sodass nun das andere Bein oben lag. “Die Kapuze lässt dich wie ein verängstigtes Häschen aussuchen. Wie willst du deiner Aufgabe als Rune Knight richtig nachgehen, wenn du Angst hast dich zu zeigen?“, sprach sie weiter, ihre Stimme klang immer noch scharf, wie eine frisch geschliffene Klinge. “Ich zwinge dich nicht sie abzuziehen, ich will dir nur klar machen, was für einen Eindruck du erzeugst.“, erklärte sie dann doch und entspannte ihre Arme wieder. Da kam der Kellner auch schon wieder und brachte ihnen beiden ihre Bestellung. Alita nahm die Tasse mit dem Tee in die Hand Züge nun weiter entspannt waren. “Deine Entscheidung, ob du meinen Worten Bedeutung schenkst oder ob du sie ignorierst.“, sie zuckte mit den Schultern.
Wie angemessen Alitas verhalten Grias auch war oder nicht, mit einigen ihrer Annahmen hatte sie eigentlich gar nicht wirklich unrecht. Niemals hätte die Gehörnte sich auch nur denken können, was ihre Kollegin in der Kindheit durchgemacht hatte, während sie selbst, auch wenn es ihr emotional vielleicht nie wirklich gut gegangen war, niemals hatte hungern müssen, niemals hatte frieren, große Schmerzen, oder schwere körperliche Arbeit ertragen müssen. Aber daran dachte sie gerade auch nicht, und sie konnte die Vergangenheit ihres Gegenübers natürlich auch nicht wissen. Viel mehr versucht sie auf sich allein gestellt darüber nachzudenken warum Alita so auf Konfrontationskurs war. Ginge sie von den Lehren ihrer Eltern aus, würde sie glauben dass die Tamaki eine niedere Bürgerin war, die einfach neidisch auf das Erbrecht der Adeligen war. Es gefiel der van Diux nicht von irgendwem als “nieder” zu denken, aber ob an der Sache mit dem Neid etwas dran sein konnte? Nicht dass sie so etwas direkt fragen würde. Die nächsten Worte ihrer Kollegin stachen. Sie sah aus wie eine Kriminelle? Ja, das machte Sinn jetzt die Weißhaarige sie es sagte... Jemand der den ganzen Tag nur wie ein herumlungernder Tunichtgut mit Kapuze herumlief, sie selbst würde solchen Leuten wohl auch mit ein Bisschen Misstrauen begegnen. Aber, was sollte sie denn sonst tun? Ihre Hörner offenbaren und sich selbst als das zeigen, was sie war? Laut Alita wohl ja, basierend auf dem was sie dann sagte. Stimmt, es gab wohl Tiermenschen und Völker mit Hörnern, auch wenn sie solche selbst bisher kaum zu Gesicht bekommen, ganz zu schweigen kennengelernt hatte, mit welchen Alita laut ihrer Aussage aber kein Problem hatte. Die daraus resultierende Frage war offensichtlich: Hieß das sie würde die Blauhaarige auch nicht für ihre Hörner verurteilen? Es war ein schöner Gedanke, definitiv, fast schon schön genug dass sie es wirklich in Betracht zog die Kapuze abzulegen. Aber irgendwie... sie war doch kein Tiermensch oder dergleichen, sondern ein Mensch. Sie sollte gar keine Hörner haben. Zumal die Gemütslage der Weißhaarigen auch nicht gerade ermutigend war. Nein, wenn es darauf ankam, wirkte Grias doch lieber wie eine Kriminelle, als der Freak der sie wirklich war. Auch wenn die nächsten Worte ihrer Kollegin nicht weniger stechend waren als die Vorherigen. Hatte die Tamaki recht? Konnte sie wirklich keine richtige Rune Knight sein wenn sie diese Kapuze trug? Aber, als ob es ohne viel besser gewesen wäre. Entweder sie wurde für das eine runtergemacht oder für das andere, wobei sie das Gerede über ihre Hörner und Schweif doch mehr Leid war. Ein feuchtes Gefühl breitete sich in ihren Augen aus. So sollte es also sein. Da hatte sie schon diese Chance bekommen, einmal etwas richtig zu machen, ihrem alten Leben zu Entfliehen und wie die Protagonisten ihrer geliebten Heldenromane zu werden, aber stattdessen sollten die gleichen Dämonen, die sie ihr Leben lang geplagt hatten, ihr auch hier her folgen. Sie war wohl wirklich verdammt dazu, nie in ihrem Leben etwas richtig machen zu können. "Du hast recht. Ich... kann wohl keine richtige Rune Knight sein..." Die Worte laut auszusprechen schmerzte, sogar noch mehr als das, womit die Weißhaarige sie Konfrontiert hatte. Aber was sollte sie machen? Es stimmte doch. Sie war keine gute Lügnerin, und das eben war die eiskalte Wahrheit. Wie hatte sie sich nur einbilden können, jemals etwas gut machen zu können, genug für andere Leute sein zu können. Die van Diux war überrascht, als sie die erste Träne auf ihr Bein fallen spürte. Dann als die Zweite herabfiel, stand sie schnell von ihrem Stuhl auf, "E-e-entschuldige mich b-bitte" um sich mit zitternder Stimme schnellen Schrittes zur Toilette des Cafés zu entschuldigen. Toll, jetzt fing sie auch schon wieder an zu weinen. Aber es war ja auch nichts Neues, dass sie viel zu emotional war, sie konnte wirklich gar nichts. Wenn Alita sie schon mit der harten Realität konfrontieren musste, konnte sie nur hoffentlich wenigstens warten bis sie sich wieder beruhigt hatte. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb die Blauhaarige am Waschbecken stehen, und ließ alles raus.
Man konnte durchaus behaupten oder vermuten, dass die Abneigung mit der die Tamaki der van Diux gegenübertrat aus Neid gegenüber ihres Erbrechtes, ihres Wohlstandes entsprang. Dies mochte zu einem gewissen Teil acuh stimmen. Doch was die Kevuem bei weitem mehr störte, war die Tatsache, dass Grias nichts dafür getan hatte. Alita respektierte Personen, die sich ihren Reichtum selber erarbeitet hatten durchaus. Nur halt diese nicht, die ohne irgendetwas dafür zu tun, etwas davon deren Reichtum bekamen. Denen das in die Wiege gelegt wurde. Es war einfach nicht fair - weder denen gegenüber, die es sich hart und selbstständig erarbeitet hatten, noch all denen gegenüber, die nicht dieses Glück hatten. Alita war stets jemand gewesen, deren Respekt sich an den Taten der anderen maß. und Grias? Grias hatte sicherlich noch nie in ihrem Leben harte Entscheidungen treffen müssen. Entscheidungen die über Leben oder Tod bestimmten. Entscheidungen die wirklich hart und essenziell waren. Man hatte sich in ihrem Leben sicherlich darum gekümmert, das es ihr nie an etwas fehlte. Alita verurteilte dies, die Art und Weise wie Kinder von Reichen oder Adligen erzogen wurden. In ihren Augen, sollten Adlige und Kinder von Reichen erst einmal ein paar Jahre unter dem durschnittlichen Völkern leben um ein Gespür für die Realität und die Härte des echten Lebens zu bekommen und nicht immer nur alles überall hineingestopft zu bekommen. Es war voreilig, Grias zu verurteilen, bevor sie sich überhaupt kannten, aber Alita wusste einfach, dass es bei den meisten von ihrer Sorte nicht der Fall war. Sie hatten sich nicht die Hände schmutzig gemacht. Dazu kam ja noch die Tatsache, das Grias sich versteckte. In ihren Augen wirkte sie dadurch wirklich wie eine Kriminelle, die sich versteckte oder wie jemand, der sich schämte, hier herum zu laufen, wie ein Star der sein Image nicht beschädigen wollte. Als würde sie sich dafür schämen, mit Alita herum zu laufen. Etwas, womit die Kevuem, gar nicht umgehen konnte oder wollte. Sie war nicht besonders gesellig, das war klar, aber das stieß ihr dezent vor den Kopf. Zumal Grias nicht einfach klar heraussagte, was ihr Problem war. Sie stammelte herum, fand nicht die richtigen Worte, was Alita nur noch mehr verärgerte. Sie nahm es immer persönlicher. Die Worte der Tamaki waren hart, womöglich sehr oder zu hart, doch sie drückten so ziemlich genau das aus, was sie meinte. Rune Knights waren das Aushängeschild der Justiz von Fiore. Jemand, der nicht zu sich selbst oder zu den Rune Knights stand, sollte darüber nachdenken ob es das richtige war. Man konnte nicht zu den Rune Knights gehen und erwarten, dass man nicht angesehen oder angesprochen wurde. Man konnte sich nicht verstecken. Außerdem - es machte doch keinen Sinn. In einem Kampf würde die Kaputze der van Diux ohnehin nicht halten, außer sie hatte diese mit Sicherheitsnadeln oder so etwas befestigt. Sie würde runterrutschen und was auch immer sie versteckte würde gesehen werden. Ein Umhang war unpraktisch und konnte nur in den wenigsten Fällen seinen Zweck in jeder möglichen Situation erfüllen.
Dennoch entging ihr nicht, wie die Augen von Grias allmählich wässrig wurden. Sie stimmte zu, dass sie wohl keine richtige Rune Knight werden konnte und kurz darauf, kullerte eine Träne auch schon über ihre Wange und fiel auf ihr Bein. Schnell entschuldigte sie sich mit zitternder Stimme und verschwand daraufhin in dem Café, vermutlich auf die Besuchertoiletten. Es dauerte einen Augenblick, bis Alita realisierte was da gerade passiert war. Was sie getan hatte. Sie setzte sich auf, legte die verschränkten Arme auf den Tisch und sah in die Richtung, in die Grias verschwunden war. Das würde Ärger geben. Grias war die Tochter hoher Adliger, die sicherlich einen guten Draht zu einem hohen Tier bei den Rune Knights hatten. Wenn Grias sie verpetzte, könnte das mächtig Ärger geben. Nicht nur von den Rune Knights, sondern auch von Orwynn. Das war das letzte was sie gebrauchen konnte. Also seufzte sie, erhob sich von ihrem Stuhl und folgte Grias ins Bad des Hauses. Sie öffnete die Tür und entdeckte das Mädchen am Waschbecken, sich die kleinen Äuglein ausweinend. Als sie das sah, überkam sie doch eine kleine Welle von Schuldgefühlen. Sie schloss die Tür hinter sich und ging zu ihr. "Grias... Es... Es tut mir leid. Ich hätte nicht so hart zu dir sein dürfen.", meinte sie, ihre Stimme deutlich sanfter und liebevoller als die ganze Zeit davor. Ihr Blick schweifte über das Waschbecken und dann wieder zu Grias. Sie seufzte, griff nach einem der einmal Tücher die neben den Waschbecken hingen. Sie schritt zu ihr heran, dass sie kaum noch voneinander entfernt waren. Sanft legte sie die Hand auf die Wange der Jüngeren und wischte die Tränen weg. "Hey... Alles gut...", murmelte sie dabei sanft und begann ihr Gesicht abzutupfen. "Es tut mir wirklich leid... Ich habe mich dir gegenüber unfair verhalten und ich wollte dich nicht verletzen...", gestand sie und man konnte an ihrem Blick merken, dass es die Wahrheit war. Sie hatte jedes Wort gemeint, aber sie wollte Grias nicht verletzen. Da waren wohl einfach die Pferde mit ihr durchgegangen. Nachdem sie die Worte ausgesprochen und sie eine Weile angeblickt hatte, zog sie Grias sanft in ihre Arme und strich ihr sanft und beruhigend über die Kaputze und versuchte ihr so ein wenig Trost zu spenden.
Unaufhörlich rollten die Tränen die Wangen von Grias hinunter, die sich mit den Armen auf dem Waschbecken abstützte um durch ihre wackeligen Knie nicht zusammenzusacken. Währenddessen erfüllte unkontrolliertes Schluchzen und winseln den Toilettenraum, in dem gerade zum Glück niemand Anderes war. Wie konnte sie nur so dumm sein? Wie hatte sie sich nur einreden können dass sie irgendwann von irgendjemandem akzeptiert werden konnte, irgendwann nützlich für Menschen sein konnte? Ihr Leben war doch bis jetzt auch nur ein einziges Disaster gewesen, selbstverständlich würde es das auch weiterhin sein. Warum versuchte sie es also überhaupt? Das Beste war doch einfach aus den Rune Knights auszutreten und sich nie wieder von irgendwem Blicken zu lassen, damit sie auch niemandem mehr zur Last fallen konnte. Die Gehörnte schrak auf, als sich plötzlich die Tür des Bades öffnete, noch mehr als sie sah wer da stand. Mist, wie lange hatte sie denn jetzt schon hier drin verbracht? Kein Wunder dass sie für Alita zu lange brauchte, und vor Allem jetzt wo diese sie weinen gesehen hatte, würde sie doch nur noch wütender werden. Am besten war es wahrscheinlich, wenn sie aus der Quest austrat damit ihre Kollegin mit jemandem kompetenteren zusammen arbeiten konnt. "Ah, e-e-entschuldigung! Ich weiß ich-" Die Worte der Blauhaarigen wurden jedoch unterbrochen als ihre Kollegin das Wort erhob und… sich entschuldigte? Was? Alita hatte doch gar nichts falsch gemacht, sie hatte doch nur die Wahrheit gesagt! Widersprechen konnte die van Diux der plötzlich sanfteren Stimme der Tamaki allerdings nicht, als jene ein Tuch nahm und begann ihre Wangen sauber zu wischen. Durch ihr Geheule war ihr Augenmakeup verschmiert und mit auf ihre Wangen runter getropft, was sie bisher aber ignoriert hatte. Weitere Tränen und Schluchzen konnte Grias nicht unterdrücken, allerdings beruhigte sie sich langsam als die Weißhaarige ihr gut zuredete. Diese entschuldigte sich noch einmal mit einem Tonfall und Gesichtsausdruck, den die Gehörnte nicht als unaufrichtig einschätzen konnte, bevor sie in eine Umarmung gezogen wurde. Fest drückte die Blauhaarige ihre Kollegin, während sie weiter schluchzte. "Alita... du... hast ja Recht. Es stimmt, ich... habe nicht das Zeug zum Rune Knight... genauso wenig wie für alles Andere…" Geradezu gehaucht waren die letzten Worte. Grias wollte sich nur noch in die Umarmung fallen lassen, vor Allem als Alita begann ihr so angenehm den Kopf zu tätscheln... warte, was? Schnell zog sie sich wieder aus der Umarmung heraus, die Arme an die Kapuze legend, um zu prüfen das sie noch hielt, und die Tamaki mit einem erschrockenem Blick anschauend, als wäre sie gerade bei sonst was erwischt worden. Hatte die Weißhaarige ihre Hörner gespürt? Die Umarmung hatte wirklich gut getan, und die Gehörnte war dankbar dass Alita ihr solches Mitgefühl zeigte, obwohl sie es gar nicht verdiente. Aber gleichzeitig fühlte sie sich jetzt schrecklich. Wie konnte sie die Geste ihrer Kollegin nur so mit Füßen treten? Ein bestimmter Gedanke kam die van Diux wieder in den Kopf, und sie begann am ganzen Körper zu zittern, als sie realisierte, was sie jetzt drauf und dran war zu tun. "Alita... W-Was ich dir jetzt zeige, d-darfst du niemals weitererzählen. Bitte..." Ihr Blick richtete sich beschämt gen Boden während ihre Hände den Saum der Kapuze packten, und begannen sie langsam nach hinten von ihrem Kopf zu ziehen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit für die Blauhaarige an, aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Die Kapuze fiel ab, und offenbarte das lange Haar, sowie das Paar schwarz-roter Hörner von Grias, welche das Leben so zur Hölle gemacht hatten. Sie begann noch stärker zu zittern, während sie gefasst auf Alles und kein Wort sagend die Reaktion ihrer Kollegin abwartete.
Alita hatte das Badezimmer betreten mit der Intention, Grias soweit zu beruhigen, dass es für die Kevuem keine Konsequenzen oder Probleme geben würde. Die junge Frau hatte keine Lust auf Stress und noch weniger auf eine weitere Disziplinarmaßnahme durch Orwynn. Da wollte sie bestmöglich drauf verzichten. Doch als sie den Raum dann betreten hatte änderte sich etwas. Als sie sah, wie Grias da stand, dort am Waschbecken, die zarten Hände an der Kante abgestützt und mit bebendem Körper. Es war fast so, als hätte man sich einen Lappen genommen und ihre schlechte Laune, wie Dreck auf einer Scheibe weggewischt. Es war wie weggeblasen. Stattdessen keimte in ihr ein Gefühl von Reue und Schuld. Wenn sie darüber nachdachte... Sie war wirklich nicht fair zu ihr gewesen. Grias konnte nichts dafür, dass Alita so ein schlechtes Leben gehabt hatte. Sie konnte nichts für ihr Leid. Es war auch nicht ihre Schuld, dass sie in eine Reiche, hoch angesehene Familie hineingeboren war. Das waren alles Dinge, über die das Mädchen vor ihr keine Schuld hatte und nicht kontrollieren konnte. Dennoch hatte Alita sie dafür fertig gemacht. Grias erschrak, als sie bemerkte, wie sich die Tür öffnete und anschließend schloss. Ihr Blick war panisch zu ihr geschreckt, auch wenn man ihr ansehen konnte, wie schlecht sie sich fühlte. Wie unsicher und verwundbar sie in diesem Moment war. Grias setzte dazu an sich bei der Tamaki zu entschuldigen, doch diese unterbrach sie und tat es stattdessen. Sie entschuldigte sich. Irritation und Verwunderung lag in dem Blick des Mädchens, dass ihr in die Augen sah. Ja, das sie das überraschte, wunderte Alita nicht. Doch sie hoffte, dass Grias ihren Worten glaubte und die Entschuldigung akzeptierte. Sanft hatte sie begonnen dem Mädchen mit einem Tuch die Wangen trocken zu wischen und ihr verschmiertes Make Up ein wenig einzudämmen. Sie hatte zwar nichts, womit sie es wieder ausbessern konnte, aber sie konnte die dunklen Striehmen wenigstens wegwischen. Auch wenn für eine ganze Weile weitere Tränen nachkamen. Sanft zog sie die Jüngere in ihre Arme, strich ihr mit der einen Hand sanft und liebevoll über den Rücken, mit der anderen danach sanft über die Kaputze. Die Worte des Neulings erschraken Alita, schnitten sich aber auch tief in ihr Fleisch, wie ein scharfes Messer. "Sag sowas nicht... Jeder ist in irgendetwas gut und du wirst sicherlich eine tolle Rune Knight werden. Du musst lediglich in die Verantwortung hineinwachsen...", versuchte sie ihr sanft einzureden. Es widersprach sich womöglich etwas mit dem was sie davor gesagt hatte, aber Alita hatte nicht gewollt, dass Grias den Eindruck bekommt, keine Rune Knight werden zu können. Sie hatte ihr lediglich klar machen wollen, dass sie sich dessen bewusst sein sollte, was es bedeutete. Das hier... Das hatte sie nicht gewollt. Eine Weile hielt sie das Mädchen in den Armen, bis dieses erschrocken zurück wich und Abstand zu ihr gewann. Alita war etwas irriitert und musterte sie besorgt. Hatte sie etwas falsch gemacht? Dabei hatte sie doch das Gefühl gehabt, dass sie Grias hatte trösten können... Als Grias dann begann zu zittern verstärkte sich ihre Sorge. Sie setzte an "Grias alles-", wurde jedoch von Grias Worten unterbrochen. Sie bat darum, dass Alita für sich behalten würde was sie ihr jetzt zeigte. Ein wenig verwirrt nickte sie langsam. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie nicht ganz mitkam, aber wenn Grias das so wollte, würde sie dem zustimmen. Daraufhin ergriff sie ihre Kaputze, unter der sie sich versteckte und streifte sie von ihrem Kopf. Alitas Augen wurden überrascht groß, als sie das lange blaue Haar erblickte und die beiden Hörner, die auf ihrem Kopf throhnten. Eine Weile starrte sie das Mädchen nur überrascht an, bis ihr Blick weicher wurde und sie wieder zu ihr herantrat. Vorischtig, zögernd nahm sie ihr Gesicht in ihre Hände. "Deswegen die Kaputze?", fragte sie mit sanfter Stimme nach, auch wenn sie ihren emotionskargen Ton immer noch leicht beibehielt. Ruhig und liebevoll strich sie mit dem Daumen über Grias Wangen während sie die Hörner ruhig musterte. "Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich werde es nicht weitererzählen, wenn es das ist was du willst. Auch wenn ich nochmal betonen möchte - es stört mich nicht...", sprach sie leise und ruhig, löste die Hände wieder von ihren Wangen, zog sie in eine weiter Umarmung, eine Hand auf ihren Schulterblättern, die andere am Hinterkopf, sanft durch das blaue Haar streichelnd. Warum auch immer Grias sich so sehr für ihre Hörner schämte... Sie brauchte es nicht. Sie waren ein Teil von ihr, ein Teil den sie weder leugnen konnte noch sollte.
Als Alita plötzlich herein kam, hatte Grias alles von ihr erwartet, dass sie jetzt weiter zurechtgestutzt werden würde, dafür auf der Arbeit als Rune Knight zu weinen, gewiss hatte sie aber keine Entschuldigung erwartet. Widersprechen konnte die van Diux nicht, viel mehr breitete sich ein Gefühl von Erleichterung in ihr aus, als ihre Kollegin ihr gut zuredete. Sie musste also nur in die Verantwortung hineinwachsen? Ob sie das überhaupt konnte? Naja, die Quest die sie begonnen hatte konnte sie jetzt wenigstens erst einmal zu Ende bringen, wenn Alita wirklich kein Problem mit ihr hatte. Die Gehörnte schreckte von ihrer Kollegin weg als sie die Hand auf ihrem Kopf spürte, die Tat sogleich bereuend, ebenso wie die Tatsache, dass sie bis jetzt nicht ehrlich mit ihrer Kollegin hatte sein können. Was dann folgte war ein Moment des Mutes von der van Diux. Auch wenn die Weißhaarige gesagt hatte dass sie kein Problem mit Hörnern und dergleichen hatte, hatte die Adelige doch genug kleinliche Hofintrigen miterleben müssen, um zu wissen wie falsch und hinterhältig Leute sein konnten. Trotzdem wollte sie es glauben, daran glauben dass ihre Kollegin sie akzeptieren würde, so sehr, dass sie in diesem Moment bereit war, alles auf eine Karte zu legen, um vielleicht endlich mal nicht für ihr Aussehen niedergemacht zu werden. Als die Kapuze von ihrem Kopf gezogen war zitterte die Blauhaarige unkontrolliert. Ewig und erdrückend fühlten sich die Paar Sekunden an, in denen Alita nichts sagte. Sie fing schon an ihre spontane Aktion zu bereuen, zu denken dass ihr Gegenüber jetzt irgendetwas verletzendes sagen würde. Stattdessen kam diese jetzt auf sie zu, und nahm sanft ihr Gesicht in die Hände. Der angespannte Gesichtsausdruck von Grias erweichte, als sie die nächsten Worte ihrer Kollegin hörte. "Wirklich? Ich bin doch… komisch…" sprach sie leise, bevor sie erneut in eine Umarmung gezogen wurde, die sie auch erneut erwiderte. Zwar hatte sie gerade erst aufgehört zu weinen, jedoch begannen ihr jetzt schon wieder Tränen aus den Augen zu treten. Dieses mal aber nicht aus Trauer, sondern aus Erleichterung und Freude. "Danke Alita…" Die Gehörnte wusste nicht wie lange die Beiden in dieser Position verharrt hatten, bevor sie sich langsam wieder aus der Umarmung löste. Sie lächelte ihre Kollegin an, bevor sie sich ein neues Tuch nahm und ihr Gesicht trocken zu wischen. Vorsichtig fing sie wieder an zu reden. "Ich habe auch einen Schweif, weist du? Den und die Hörner… ich kann sie nicht zeigen. Niemals. Darum konnte ich dir auch nicht davon erzählen, entschuldige bitte…" Sie wollte eigentlich niemanden belügen, aber das war nun einmal der Preis für sie, keine Witzfigur zu sein. Die van Diux drehte sich zum Spiegel um, um ihr Gesicht zu betrachten. Ihr Make-Up war auf jeden Fall erstmal ruiniert. Ob sie noch Zeit hatte es schnell wieder aufzufrischen? Und Moment mal, Zeit? "Alita, weißt du wie spät es jetzt ist? Wann sollte unser Zug kommen?" Wie sich herausstellte hatten die Beiden länger hier drinnen verbracht als gedacht, sodass es jetzt nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt ihres Zuges waren. So schnell sie konnten bezahlten die Runenritterinnen ihre Bestellungen im Cafe, bevor sie zügig zum Bahnsteig eilten, und noch gerade rechtzeitig ihren Zug nach Marokkasu Town erreichten.
Das der plötzliche Stimmungswechsel der Tamaki das junge Mädchen vor ihr irritierte, dass war wenig überraschend. Wenn man so darüber nachdachte war es vollkommen widersprüchlich. Erst war sie grob und hart zu Grias gewesen, hatte sie sogar zum Weinen gebracht und nun stand sie da bei ihr im Gästehaus und tröste den Neuling. Sanft hatte sie die Jüngere in den Arm geschlossen und ihr gut zugeredet. Die Gefühle, welche die Kevuem dabei verspürte waren selbst für sie sonderbar. Sie wusste noch genau, spürte immer noch den flauen Funken der Missgunst den Grias mit ihrem Dasein als Adlige der Älteren entlockt hatte. Noch immer spürte sie die Wut, die sie auf die mangelnde Fairness dieser Welt verspürte. Es war einfach nicht fair, dass manche es so viel leichter hatten als andere. Womöglich hatte Grias dann mit anderen Problemen zu kämpfen als Alita in ihrer Situation. Doch konnten diese wirklich ansatzweise so schlimm sein, wie die immer dawährende Angst davor den nächsten Tag nicht zu erleben? Zu verhungern? Von Orwynn noch mehr als ohnehin schon versklavt und ausgenutzt zu werden? Es fiel der Slayerin wirklich schwer sich vorzustellen, dass Grias so grausame Dinge je durchlebt hatte, wie sie es nahezu jeden Tag tat. Dennoch war es von ihr nicht richtig gewesen ihren Frust und ihre Wut an ihr so einfach auszulassen. Es war nicht fair gewesen. Grias konnte nichts für ihr Glück, dafür in was für Verhältnisse sie hineingeboren wurde. Es hatte nicht in ihrer Kraft, ihrer Macht gestanden. Wenn sie weiter darüber nachdachte, würden wohl die meisten ein Leben im Reichtum und Adel einem Leben mit Hunger und Not vorziehen. In dem Aspekt konnte sie die Jüngere nur beneiden - sie hatte es bisher sehr viel einfacher in ihren kurzen Leben gehabt. Alita meinte das, was sie sagte. Jede einzelne Silbe die ihren Mund verließ, war genauso gemeint wie sie gesprochen wurde. Grias war einfach neu und sicherlich noch nicht ganz mit der neuen Umgebung und den neuen Verhältnissen vertraut - doch mit der Zeit würde sie sich sicher daran gewöhnen und in ihre Aufgaben, ihre Verantwortung und ihre Arbeit hineinwachsen. Solange sie sich nicht wegen ihres Standes ausuruhen würde, sondern genauso hart arbeitete wie die anderen auch, würde aus ihr sicherlich irgendwann in der Zukunft durchaus eine fähige und gute Rune Knight werden. Das Grias sich letzten Endes dazu entschloss der Tamaki genau das zu offenbaren, wovor sie offensichtlich Angst hatte es anderen zu zeigen, bedeutete ihr schon etwas. Es ließ sie nicht kalt und sie spürte schon ein warmes, erfreutes Gefühl. Einerseits, weil das bedeutete, dass Grias ihr vertraute, aber auch, dass sie Alita wohl nicht für ihr ruppiges Verhalten bei den Vorgesetzten ankreiden würde. In der Hinsicht würde sie sich also keine Sorgen mehr machen müssen. Das war gut. Alita merkte, wie nervös Grias war und vermutete, dass ihr langes Schweigen nicht gerade dazu beisteuerte, dass das junge Mädchen sich sonderlich besser und sicherer in ihrer Position fühlte. Doch tatsächlich brauchte sie einfach einen Augenblick um das ganze zu verarbeiten. Davor hatte sie sich die ganze Zeit geschämt? Vor ihren Hörnern? Natürlich war der Kevuem bewusst, dass es durchaus Leute gab, die nicht sonderlich gut mit Nicht-Menschen umgingen und diese diskriminierten. In ihren Augen war dies aber vollkommen falsch. Niemand suchte sich aus wie er aussah und was ihm in seinem Leben wiederfuhr. Immerhin war sie sich auch der Tatsache bewusst, dass sie hin und wieder schräg angeguckt wurde, wenn jemand davon erfuhr, dass sie aus Seven stammte - das Land hatte mit seinem Bürgerkrieg einen sehr... Sagen wir schwierigen Ruf bei seinen Nachbarländern. Das hatte die Kevuem bereits früh gemerkt, als Orwynn sie wieder auf die Zivilisation losgelassen hatte. "Ich finde daran nichts komisch... Ja, du hebst dich von den anderen ab, aber ich sehe daran nichts negatives.", bestärkte sie die Jüngere weiter und schloss sie wieder in ihre Arme. Grias bedankte sich und wirkte sehr erleichtert. Alita schenkte ihr ein sanftes Lächeln als sie sich wieder voneinander lösten. Sie wischte sich das Gesicht trocken und erzählte Alita, dass sie ebenfalls einen Schweif hatte und dass sie diese niemals zeigen konnte und deswegen so wenig auf die Worte und Fragen der Kevuem diesbezüglich eingegangen war. Verstehend nickte Alita und strich Grias eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das ist in Ordnung... In der Hinsicht habe ich eindeutig überreagiert und deine Privatssphäre nicht respektiert. Das tut mir wirklich leid. Vielleicht fühlst du dich irgendwann ja dazu bereit, mir zu erzählen was es mit den Hörnern und deinem Schweif auf sich hat... Und warum du dich dafür schämst.", erwiderte sie nachdenklich, wickelte die blaue Strähne um ihren Finger. Grias riss sie aus den Gedanken als sie sich zum Spiegel drehte und sich selbst betrachtete. Danach kam sie wieder auf ihre Quest und den Zug zu sprechen, den sie ja noch erwischen wollten. Alita zuckte seelenruhig mit den Schultern. "Nein, weiß ich nicht... Entweder war der Zug schon da oder nicht.", beantwortete sie die Frage, wirkte überhaupt nicht besorgt darüber, dass sie den Zug womöglich verpasst hatten. Ihre Prioritäten waren in diesem Moment andere gewesen. Kurz nannte sie der Jüngeren die Uhrzeit woraufhin diese aus dem Bad stürmte. Sie bezahlten und machten sich auf den Weg zum Bahnhof. Gerade als sie das Bahngleis erreichten, fuhr ihr Zug ein und sie konnten einsteigen. Alita ging vor, nahm Grias sanft bei der Hand und navigierte sie beide durch den recht vollen Zug. Ein paar Abteile weiter fand sie einen freien Sitzplatz für zwei Personen. "Willst du am Fenster sitzen?", fragte sie ihre Kollegin, abwartend was diese antworten würde.
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