Ortsname: Villa Sansa Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Die Villa Sansa ist ein großes Anwesen, das der alleinstehenden Witwe Kyanna Sansa gehört, für sie als einzelne Person aber eigentlich viel zu groß ist. Auch wenn es sich um Privatgelände handelt, werden in den großen Räumen im Erdgeschoss regelmäßig Feiern ausgerichtet, damit es ihr nicht ganz so langweilig wird. Zu diesen Ereignissen sind gelegentlich auch die weniger Reichen eingeladen. Lediglich das obere Stockwerk, in dem unter anderem ihr Schlafzimmer liegt, dürfen nur ausgewählte Personen betreten.
Glücklicherweise kam der Marathon der Magier endlich zu einem Ende, als sie, alle erwartung widersprechend, dort wieder ankamen wo sie ihre Quest begonnen hatten. Die Kapazitäten sich groß darüber zu wundern hatte Grias dabei aber nicht. Sie war viel zu beschäftigt damit, sich die Lunge aus dem Leib zu röcheln, als sie sich, sich am Tor zum Anwesen abstützend, von dem langen Lauf erholte. Viel Zeit blieb wurde ihr jedoch auch dafür nicht gegeben, als ihre Kollegen begannen das Haus zu umrunden, und schließlich einen Schuppen betraten der sich im Garten befand. Immer noch komplett ausgelaugt folgte die Kapuzenträgerin so schnell wie sie konnte, was hieß dass sie erst einige Sekunden nach ihren Kollegen ankam. Das Bild das sich dann präsentierte war ziemlich erleichternd. Der Marathon war nicht umsonst gewesen, denn Kamilla hatte sich hier drinnen versteckt. Der Nase eines Werwolfs konnte man wohl vertrauen. Es war nicht schwer zu sehen mit wie viel Angst und Aggression Kamilla jetzt erfüllt war. An ein Tier in der Falle erinnerte sie fast schon, während Charon auf sie einredete. Kamilla wusste also sehr viel über Lady Sansa und deren Anwesen, ähnelte dieser sogar in vielen Art und Weisen. Dies traf so sehr zu, dass sie sich an diesem Ort so sicher fühlte, dass sie jetzt dorthin geflüchtet war, wo ein Paar Magier sich an ihren Fersen geheftet hatten. Das alles konnte doch nur bedeuten dass…! Dass…! Ja… was bedeutete das denn alles? Du bist also nicht auf den Kopf gefallen… brachte Kamilla geschlagen hervor, ihr Gemüt sich mit Verzweiflung füllend. Ja, ihr habt mich durchschaut… Aber was habt ihr jetzt vor, huh? Meine Mutter würde mich doch niemals akzeptieren, geschweige denn überhaupt verstehen! Ich musste ihr sogar vorspielen dass ich jetzt irgendeine Verlobte wäre. Der Kopf der van Diux drehte sich verwundert zwischen Kamilla und ihren Kollegen hin und her. Was war bitte los? Sie war gar nicht Bernardes verlobte? Und was hatte ihre Mutter damit zu tun? Denkt ihr etwa ihr seid die Guten wenn ihr meiner Mutter alles erklärt?! Ihr habt doch gar keine Ahnung, wie viel es kostet jede Woche seinen Körper verzaubern zu lassen, da musste ich mir eben zusätzliches Geld holen, ohne dass meine Mutter fragen stellt! Aber nein, jetzt bin ich die Verbrecherin nur weil ich ich selbst sein wollte! Es war eine ziemlich emotionale Rede welche Kamilla da von sich gab, gefüllt von Trauer, Frustration, aber auch einem gesunden Rebellionsgeist. Grias wäre vielleicht von ihr auf die Seite der Schwarzhaarigen gezogen wurden, wäre sie auch nur ansatzweise in der Nähe des Gesprächsfadens. Die Worte der jungen Frau hatten nur noch mehr fragen eröffnet, sodass die Blauhaarige sich jetzt nicht anders helfen konnte, als hilfesuchend die Hand leicht zu erheben. Äh v-v-verzeihung aber… W-Was genau geht jetzt vor sich? Was h-hat das alles mit Lady Sansa z-zu tun…? Kamilla wanderte eine ihrer Hände ins Gesicht, während Grias ihren Blick hilfesuchend von der jungen Frau zu ihren Kollegen wandte.
Zachariel ging so schnell es möglich war, ohne dass sie dabei Grias verloren oder die kleinere Magierin laufen musste. Die frische Luft tat seinem Kopf zwar gut, aber das Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen. Er hielt sie weiterhin halb geschlossen und den Blick zu Boden gerichtet, während er seiner Nase folgte. Warum Kamilla aber hier her kam, wusste er nicht. Er ergab für seine Nase Sinn, aber das wars auch schon. Wenn er alle menschlichen Gedanken bei Seite lief wusste sein Wolf die Antwort, oder glaubte es zumindest zu wissen, aber das war unmöglich. Kamilla roch wie das Kind von Lady Sansa und für den Wolf war es nur logisch, dass ein Welpe zur Mutter zurückkehrte. Auch wenn der Welpe hier eine Frau war und bereits erwachsen. Aber die alte Frau hatte keine Tochter, also versuchte er mit wenig Erfolg den Gedanken aus seinem Kopf zu werfen. Falls Charon zu einem Schluss kam, dann meldete der Hellhaarige nichts, selbes galt für Grias. Sie erreichten das Grundstück und er nickte. Ein paar Schritte weiter verharrte er aber und ging in die Knie. Seine Nasenflügel blähten sich auf, als er schnupperte, ob er richtig lag. „Do rüber.“ Er deutete zur Seite und kam wieder auf die Füße. Der Schwarzhaarige ging vor an der Hauswand vorbei. Der Geruch der Frau wurde stärker und frischer, bis er sicher war, nicht nur die Spur, sondern sie selbst wahrzunehmen. Er blieb stehen, als ein kleiner Schuppen ins Blickfeld kam. Zachariel wies darauf, auch wenn wohl klar war, was sie darin erwarten würde – oder zumindest wer. Nachdem sie zuvor Schlafmittel verwendet hatte, nahm er nicht an, dass Kamilla plötzlich ein großes Hindernis sein würde … und selbst wenn, sie waren drei. Charon trat vor und öffnete die Tür.
Im einfallenden Licht saß Kamilla an der Wand, sprang aber auf und sah sich nach einem Ausgang suchend um. Charon übernahm das Reden und Zachariel musste mit zwei entgegensetzten Bedürfnissen kämpfen. Einerseits war Kamilla zur Verdächtigen und vermutlich Schuldigen geworden, andererseits war er auch kein weißer Engel und ein Teil von ihm, der Wolfsteil, hatte das Bedürfnis die junge Frau im Nacken aus der Hütte zu tragen und im großen Haus auf einem Sofa abzusetzen. Zachariel rieb sich die Schläfen. Seine Gedanken fühlten sich zunehmen wie kleine Bälle an, die von seinem Schädel abprallten und hin und her sprangen, aber das hinderte seinen Wolf nicht daran, die Angst in Kamillas Augen zu sehen und darauf zu reagieren. Charon begann die Fakten auf den Tisch zu legen und eine Vermutung aufzustellen, wohin auch immer diese führen sollte. Und er hatte Erfolg, zumindest soweit, dass Kamilla eingestand, die Diebin zu sein und ihre Mutter bestohlen zu haben. Der Wolf brummte in seinem Hinterkopf, befriedigt damit, dass sein Instinkt richtig war. Nur … machte es nicht mehr Sinn? Grias fasste die Gedanken in seinem Kopf gut zusammen. Er drängte sich neben Charon in die Hütte und ging in die Hocke, das Blick auf Kamillas Gesicht gerichtet, in deren Augen Tränen schimmerten. Tränen und Wut. „Kamilla. Deine Mutter ist Lady Sansa, richtig?“ Er war zwar selbst auch sauer wegen dem Schlafmittel, aber der Drang zu Beruhigen und Beschützen war stärker. Kamilla schwieg, aber sie nickte knapp. „Wir dachten, Lady Sansa hat nur ein Kind.“ „Hat sie auch!“, Trotz und Schmerz. „Ich bin ihr Kind. Ihr … Ihre …“ Sie stockte und ballte die Finger zu Fäusten. Zachariel runzelte die Stirn. Lady Sansa war ihre Mutter. Er war soweit richtig gewesen. Aber sie war kein junger Mann. Bis auf … ihre Worte hallten in seinen Ohren wieder. „Ist dein Körper in dem Moment verzaubert?“ Kamilla brauchte diesmal noch länger, ehe sie widerstrebend nickte. Zachariel hielt sich davor zurück, die Hand nach ihr auszustrecken, sie zu trösten, wie er das von seinen Eltern gelernt hatte. „Du bist ihr Soh-„, setzte er an, aber bevor er das Wort vollenden konnte, wurde er unterbrochen. „Tochter! Ich bin ihre Tochter.“ „Tochter“, beendete er.
Er war nicht auf den Kopf gefallen, ja, ja... Charon würde lügen, wenn er behauptete, dass er genau wusste, was mit Kamilla los war, aber so langsam klärte sich das Bild zumindest ein Stück weit auf. Und offenbar glaubte sie zumindest, dass der Dargin alles durchschaut hatte. Genug, um endlich Klartext mit dem Magiertrio zu sprechen... und während ihren Worten ging dem Finsternismagier endgültig ein Licht auf. Lady Sansa war... Kamillas Mutter. Aber wenn man die Frau fragte, dann kannte sie nur einen Sohn. Kamilla hatte sich als Verlobte vorgestellt, wenn sie ihn Wahrheit selbst das Kind war. Es gab, wie schon mehrfach auf dieser Quest, nur einen Schluss, der Sinn ergab. Grias... fand den Anschluss allerdings recht langsam. Mit einem mitleidigen Lächeln sah der Dargin auf die unsichere Runenritterin herab, während Zachariel die Situation endgültig aufklärte. Freundlich wandte sich Charon zurück zu der Schwarzhaarigen. „Ich verstehe. Die ganze Geheimniskrämerin hat dir sehr zu Schaffen gemacht, nicht wahr?“, fragte er verständnisvoll und legte eine Hand auf sein Herz. „Aber keine Sorge, du bist nicht mehr allein damit. Komm mit. Wir sprechen gemeinsam mit deiner Mutter, Kamilla.“ Verdutzt blinzelte die Jungadlige, ehe sich auf ihrem Gesicht erst Unglaube, dann Zorn abzeichnete. „Hört ihr überhaupt nicht zu?“, fauchte sie, die Anspannung von eben wie weggeblasen, ersetzt durch den Ärger, den dieser gefühllose Trampel in ihr auslöste. „Ich habe doch gesagt, es bringt nichts, mit meiner Mutter zu reden! Sie hatte noch nie Verständnis für mich!“
„Und was genau ist jetzt dein Plan?“
Fragend sah der Dargin seinem Gegenüber ins Gesicht, sein Ausdruck ernst. Kamilla wirkte nicht wie eine Frau, die besonders weit dachte. Vielleicht war es ein Ergebnis davon, als Adeliger aufgewachsen zu sein, der sich keine großen Gedanken darum machen musste, wie man die eigenen Wünsche wohl erfüllen konnte. „Als Diebin hast du offensichtlich kein Talent. Ohne Schlüssel wärst du nicht einmal bei deiner eigenen Mutter stehlen können, und selbst sie ist dir auf die Schliche gekommen. So kannst du dich nicht weiter finanzieren... ganz abgesehen davon, dass wir als Gildenmagier sicherlich niemanden laufen lassen werden, von dem wir wissen, dass sie weiterhin kriminell leben will.“ Es war Zeit, der Realität ins Gesicht zu sehen. Der Diebstahl der jungen Sansa hatte nie eine Zukunft gehabt. Sie hatte sich nur Zeit verschafft, hatte auf die Hoffnung gepokert, dass schon irgendwie alles klappen würde, wenn sie lange genug vor unvermeidlichen Konfrontationen davon lief. Davon hielt Charon nicht viel. „Weglaufen bringt nichts. Du musst deinen Problemen ins Gesicht sehen“, meinte der Dargin klar und deutlich. „Und selbst, wenn deine Mutter verständnislos bleiben sollte... dann kannst du am Ende zumindest sagen, dass du recht hattest. Und du kannst dich endlich in deinem Leben vorwärts bewegen. Denn bis jetzt hast du dich von einer Frau abhängig gemacht, der du nicht einmal dein wahres Ich anvertraust.“ Wenn sie nicht das Geld ihrer Mutter hatte, dann musste sie aus eigenen Kräften ihre Wünsche erreichen... War das so schlimm? Charon machte es schon sein ganzes Leben nicht anders. Nichts von dem, was er jetzt hatte, war ihm geschenkt worden. Alles hatte er sich erarbeitet. Es gab offensichtlich etwas, das Kamilla sehr wichtig war, also warum tat sie es ihm nicht gleich. „Ihr versteht das nicht...“, zitterte die junge Frau verzweifelt, senkte den Kopf, während sie die Arme fest um ihren Oberkörper schlang. „Ihr wisst nicht, was mir das bedeutet... und sie...“
„Alles in Ordnung, Kamilla. Du musst dich nicht erklären.“ Ein gutes Stück sanfter erklang die Stimme des Dargin, als sie sich vor ihr auf ein Knie senkte und ihr sanft lächelnd in die Augen sah. „Ich verstehe, dass du Angst hast, aber das musst du nicht. Sieh mich kurz an, okay?“ Widerwillig hob sich ihr Kopf, sie begegnete seinem Blick. Noch stand kein Vertrauen in ihren Augen, aber das würde sich schon ändern. Davon war Charon überzeugt. „Verzweiflung steht dir nicht“, meinte er ruhig. „Du bist eine schöne Frau, Kamilla. Du verdienst es, stolz in deinen Augen zu tragen. Also scheu dich nicht vor deiner Mutter. Trete ihr entgegen. Wir sind bei dir.“ Langsam stand er auf, erhob sich, und bot der Adeligen seine Hand an. „Ich bitte dich, Kamilla. Steh auf... und zeige der Welt, wer du wirklich bist. Mit erhobenem Haupt.“
Hoffnung lag in Charons Augen, als er darauf wartete, dass die Sansa sein Angebot annahm. Es wäre das Beste, wenn sie von sich aus den Mut fasste, ihre Taten zu gestehen. Ansonsten würde er kaum eine andere Wahl haben, als sie im Nacken zu packen und höchstpersönlich vor ihre Mutter zu schleifen...
Ratlos und Verloren hörte Grias zu, während Kamilla ihre Rede hielt, nachdem die Magier sie im Gartenschuppen entdeckt und eingepfercht hatten. Sie konnte die Gefühle der jungen Frau zwar problemlos raushören, konnte sich jedoch nicht zusammenreimen was das alles jetzt bedeutete. Die Puzzelteile setzten sich erst nach und nach zusammen, als Zachariel begann folgefragen zu stellen. Kamilla war das einzige Kind von Lady Sansa, und ihr Körper verzaubert, und so verstand es die Gehörnte dann auch… Nun, zumindest die Geschehnisse. Was der Hintergrund war, verstand sie noch immer nicht so ganz. Kamilla war also Bernarde, wollte aber als Tochter bezeichnet werden, und nicht als Sohn. ...aber warum? entkam es wie von alleine den Lippen der van Diux. Während Charon und Zachariel jetzt wahrscheinlich eine gute Gesamtdarstellung von der Situation hatten, hatte die Blauhaarige durch ihre Erziehung überhaupt keine Erfahrung mit solchen Dingen, wollte es jetzt also verstehen. Sie sackte jedoch ein Stück in sich zusammen, als Kamilla ein bitterer Laut entkam. Warum? Was brauche ich für einen Grund? …verdammt… Der Blick von Grias wanderte schnell zum Boden, als sie bemerkt hatte dass ihre Frage wohl nicht sehr gut angekommen war. Es war nicht ihre Absicht gewesen, die Schwarzhaarige zu verletzen. E-entschuldigung… Die Worte Charons schienen um einiges angebrachter zu sein, er bot Kamilla an, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen, und auch dies klärte die Thematik noch weiter für die Gehörnte auf. Wenn Kamilla als Tochter bezeichnet werden wollte, dann wollte sie generell eine Frau sein? Und dass sie dies Lady Sansa nicht erzählen wollte, konnte die van Diux absolut nachvollziehen. Wenn diese sie schon für ihre Hörner so herunter gemacht hatte wie in der Vergangenheit, wie würde sie dann nur auf sowas reagieren? Sie war ebenso wenig zuversichtlich wie die Schwarzhaarige, dass solch eine Konfrontation mit ihrer Mutter gut laufen würde, als Charon erklärte was sie zu tun hatte. Jedoch hatte der Finsternismagier auch recht… weglaufen würde Kamilla wohl nicht viel weiter bringen… und sie musste zugeben, sie selbst fühlte sich durch diese Worte auch ziemlich ertappt. Kamilla nickte schließlich zögerlich mit dem Kopf, das Angebot des Magiers annehmend. Sie war erleichtert darüber, in ihnen unterstützung zu haben, jedoch war ihr auch die Angst ins Gesicht geschrieben, wie ihre Mutter reagieren würde. Jedoch machten die Vier sich dann aber trotzdem auf, die Sache anzugehen.
…
Was? kam es wie eine scharfe, vergiftete Klinge aus dem Mund Kyanna Sansas, nachdem Kamilla ihrer Mutter die Umstände geschildert hatte, die Magier sowohl metaphorisch als auch buchstäblich hinter ihr stehend, Grias etwas hinter ihren Kollegen versteckt. Auch sie zuckte durch den alles Andere als freundlichen Tonfall auf. Schon eigene Erfahrungen damit gemacht habend, konnte sie sich gut denken was jetzt folgen würde. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich so etwas zulassen werde, Bernarde. Hast du etwa vergessen was dein Stand ist? Was deine Pflichten gegenüber unseres Hauses sind, und wie du diese zu erfüllen hast? Du liegst mehr als falsch wenn du denkst, dass ich solch eine Enttäuschung in unserer Familie erlaube? Ist das was du bist, eine Enttäuschung? Nein! Es hatte noch niemand Anderes die Gelegenheit gehabt zu antworten, da waren die Worte komplett von alleine laut aus ihrem Mund geschossen. Dabei war sie von allen Anwesenden wahrscheinlich selbst am überraschtesten, hatte sie sich auch selbst wie begraben von der Lawine eiskalter Worte gefühlt. Aber gleichzeitig hatte sich auch etwas anderes in ihr breit gemacht, das sich jetzt hervor gekämpft hatte. Kamilla hatte das nicht verdient. Und so erhob Grias langsam den Kopf, welcher zuvor passiv zu Boden gerichtet war. Ihr ganzer Körper begann zu zittern, mit all den Augen jetzt auf sie gerichtet, allen voran das durchbohrende Starren Lady Sansas, jedoch machte sie langsam ein Paar Schritte vorwärts, bis sie neben fast Kamilla stand, und erhob dann erneut die zittrige, jedoch entschlossene Stimme. I-i-ich v-versteh vielleicht se-selbst nicht so w-wirklich, w-warum… Kamilla so-solch e-einen Weg geht… A-Aber… Sie haben k-kein R-Recht so mi-mit ihr zu reden!
Zachariels Kopf machte es ihm etwas schwer, in gerade Linien zu denken. Außerdem schwächte es den Einfluss des menschlichen Teils seiner selbst. Zum Glück war der Wolf im Moment nicht daran interessiert, irgendjemanden etwas anzutun. Stattdessen versuchte er die Situation in Worte zu fassen. In seinen Gedanken zumindest. Kamilla war Lady Sansa Sohn, nein, Tochter. Etwas, womit letztere nicht glücklich zu sein schien oder war das zumindest Kamillas Befürchtung, immerhin hatte ihre Mutter nichts davon erwähnt. In dem Moment war es gut, dass Charon das Reden übernahm. Zachariel stellte es bei dem Hellhaarigen zwar alle Haare auf, aber er wusste die ruhigen, verständnisvollen Worte zu schätzen. Er bot der jungen Frau Komfort an, etwas, dass auch er gerne tun würde. Sein Wolf drängt ihn, Kamilla in den Arm zu nehmen, aber dann würde sie das kaum hörbare Knurren spüren, dass durch seinen Oberkörper vibrierte. Zachariel war ein einer Familie aufgewachsen, in der seine Eltern ihm zugehört hatten. Ihn akzeptiert hatten, wie er war. Ihnen gefiel nicht alles, sie machten sich Sorgen um ihn, aber trotz des Wolfes und seinen Einbrüchen hatten sie ihn immer geliebt. Waren immer ein Ort gewesen, an den er gehen konnte, immer ein Zuhause. Kamilla hatte das nicht und diese Tatsache ließ Wut in ihm brodeln. Nicht laut oder unkontrolliert, aber genug, dass er einen Moment brauchte um seine Krallen dort zu behalten, wo sie waren: In seiner Haut. Er legte eine Hand auf Grias Schulter, die nach Kamillas Antwort wieder zu Boden sah. Charon sprach derweil weiter auf die Frau ein und widerwillig musste Zachariel ihm wieder einmal zustimmen. Kamilla hatte ihre Diebstähle nicht gerade mit großem Geschick angestellt. Sie brauchte Geld, dass sie bekommen konnte, ohne bei anderen einzubrechen. Ohne anderen und sich selbst damit am Ende zu schaden. Andererseits wäre er durchaus gewillt, ihr die Diebstähle zu vergeben. Wenn ihre Mutter ihr Kind im Stich gelassen hatte … er presste die Kiefer zusammen. Außerdem war er nicht der Richtige, sie dafür zu bestrafen. Ja, er hatte seine Zeit abgesessen, aber er bereute die Einbrüche nicht. Unter diesen Umständen verzog er bei Charons in seinen Ohren schleimigen Worten kaum das Gesicht, sondern nickte und sah nach einigem Zögern von Kamilla zu, wie diese die Hand des Magiers ergriff. Er hätte ihr gerne gesagt, dass sie sich von der Meinung ihrer Mutter nichts sagen lassen müssen würde, und auch wenn das der Wahrheit entsprach, es wäre nicht so einfach. Familie war Familie, auch wenn sie einem manchmal wehtat. Mehr als in Ordnung war. Es wäre für ihn als Außenstehenden einfach zu sagen, für Kamilla aber viel schwerer umzusetzen. Zachariel blieb hinter den beiden, als sie die Hütte verließen und auf das Haus zugingen. Mit Grias neben sich erreichten sie die Türen und läuteten. Als Lady Sansa sie kurz darauf empfing und Kamilla ihre Geschichte gestand, hielt der Dunkelhaarige sich auf ihrer freien Seite auf. Das scharfe Was der nach Rauch stinkenden Frau entlockte ihm nun doch ein Knurren. Wären seine Augen nicht schon wie Bernstein seit sie vor Jahren ihre eisblaue Farbe verloren hatten, hätte sie spätestens jetzt die Farbe des Wolfes angenommen. Lady Sansa sprach weiter in diesem Ton auf ihre Tochter ein, als eine Stimme hinter ihnen sich erhob. Überraschung huschte über Zachariels Züge, als Grias Lady Sansa widersprach. Sie stotterte, zitterte noch immer, als sie sprach, aber sie trat noch vor neben Kamilla. Lady Sansas Augen weiteten sich, ehe Ärger sie verdunkelte. „Das ist ein Gespräch zwischen mir und meinem Sohn. Ihr habt eure Aufgabe getan.“ „Das hier is kein Gespräch. Kamilla“, er betonte ihren Namen, „is ihre Tochter. Sie haben de Verantwortung für si dazusein und wenn Sie des nicht können, dann zumindest, ihr zuzuhören ohne sie anzugehn.“ Er bewegte sich nicht vom Fleck, die Wut ein Pochen in seinen Adern aber seine Stimme war gefasst – bis auf einen leicht knurrigen, nicht ganz menschlichen Unterton, der verriet, was in ihm vorging. Wie sehr das Wolf an den Mauern kratzte. „Kamilla is ihr eigener Mensch. Si habn ka Recht, ihr zu sagen, wer und wie si sein darf.“ Lady Sansa holte erneut Luft, diesmal fiel ihr ihre Tochter aber ins Wort. „S-Sie haben Recht. Wenn ich … wenn du mich nicht als Teil dieser Familie haben willst, dann wirft mich hinaus. Ich habe nicht erwartet, dass du mir zuhörst, Mutter. Das konntest du noch nie.“ Traurigkeit, aber auch eine gewisse Kälte in den Worten.
Ja, Charon hatte einige freundliche Worte für Kamilla übrig gehabt - eine Frau, die in ihrer aktuellen Situation zweifellos ein freundliches Gesicht gebrauchen konnte. Dienst nach Fortschritt wäre es wohl, sie zu ihrer Mutter zurück zu bringen und es dabei zu belassen, aber das würde der jungen Dame nocht helfen. Schlussendlich lag Charons Loyalität nicht bei seiner Auftraggeberin, und da er nicht zu Polizei oder Armee gehörte nicht einmal zwingend bei den Gesetzen, die besagten, dass Kamilla eine Diebin war, die bestraft werden musste. Charon Dargin als Gildenmagier diente dem Wohl der Einwohner Fiores - aller Einwohner Fiores. Auch von denen, die Fehler gemacht hatten. Deswegen versicherte er ihr seine Unterstützung… aber ohne zu versprechen, dass zwischen ihr und ihrer Mutter alles wieder gut gehen würde. Stattdessen bereitete er sie darauf vor, dass sie vielleicht ihren eigenen Weg würde gehen müssen. Eine Einschätzung, die sich mit jedem Wort von Lady Sansa zunehmend bestätigte. Während seine Kollegen emotional wurden, blieb Charon ruhig. Vielleicht war es, weil er selbst keine großen Erwartungen an Eltern hatte, weil er wusste, dass man nicht davon ausgehen konnte, Liebe und Verständnis entgegen gebracht zu bekommen, aber er schloss sich nicht den Vorwürfen an, dass die ältere Dame es ihrer Tochter schuldete, ihr zuzuhören und ihre Meinung zu respektieren. Im Gegenteil, es war ziemlich anmaßend von Grias und Zachariel, bestimmen zu wollen, was eine andere Person zu tun hatte. Kamilla schien sich allerdings bestärkt zu fühlen, insofern hatte es einen guten Nebeneffekt. Die Auftraggeberin selbst beruhigten sie so allerdings kein Stück weit. Als Kamilla ihr vorwarf, ihr nicht zuzuhören, stand bereits der Zorn in ihren Augen.
“Sei gefälligst still! Unsere Angelegenheiten gehen keinen Außenstehenden etwas an!”, sprach sie scharf und warf dann Zachariel einen bösen Blick zu, ehe sie an Grias herantrat. “Und was euch angeht… Vergesst nicht euren Platz! Ihr habt nichts mit mir und meiner Familie zu tun. Ich bezahle euch, also hört gefälligst!” Plötzlich schnellte ihre Hand nach vorne, drückte Grias Kapuze zurück, während sie nach ihrem linken Horn packte und daran zu ziehen begann. “Du warst schon als Kind unausstehlich!”, zischte sie sauer, während sie die Blauhaarige anfunkelte. “Was wird dein Vater denken, wenn…”
“Stopp.”
Noch immer war Charons Stimme ruhig, während er das Hand der Sansa packte. Mit sanfter Gewalt senkte er es, hielt es, um sicher zu gehen, dass sie nicht weiter an dem Horn ziehen konnte. “Lassen Sie meine Begleiterin los.” Nun war er es, der ihren bösen Blick abbekam. Sie sah ihm direkt in die Augen, doch er wich nicht zurück. “Meine Familienangelegenheiten sind nicht…” “Da haben sie Recht.” Entspannt bestätigte er, was sie sagte. “Wir haben nichts zu Ihrer Familienführung zu sagen. Entschuldigen Sie, wenn sich meine Kollegen unangemessen geäußert haben. Aber gleichermaßen sind Sie nicht in der Position, Hand an die junge Dame zu legen, also unterlassen Sie es bitte.” Kurz funkelte die Schwarzhaarige ihn an, ehe sie wieder losließ. Auch Charons Hand löste sich, und Lady Sansa zog ihre Hand schnell wieder zurück, ging auf Abstand. “Solange ihr es versteht”, meinte sie, während sie sich bemühte, ihre Contenance zurückzugewinnen. “Dann geht jetzt. Ich kläre den Rest privat mit Sebastian.” “Sie meinen Kamilla, ja?” Ein sanftes, aber doch etwas kühles Lächeln auf den Lippen folgten Charons Augen seinem Gegenüber. “Grundsätzlich ist unser Auftrag abgeschlossen. Die Person, die die Diebstähle verübt hat, wurde identifiziert und aufgenommen. Rechtlich gesehen stehen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr in Ihrem Dienst, Lady Sansa, tragen aber Verantwortung dafür, was mit unserer Zielperson geschieht. Das bedeutet… wenn es sich bei Fräulein Kamilla um Ihre Tochter handelt und sie bereitwillig hier bleibt, dann lassen wir sie gerne bei Ihnen. Wenn Sie aber behaupten, dass Fräulein Kamilla nicht ihre Tochter ist, und so klingt es bisher für mich, dann müssen wir sie wieder vom Gelände geleiten, um beidseitige Sicherheit zu gewährleisten.”
Das war die große Entscheidung, die getroffen werden musste. Konnte Lady Sansa über ihren Schatten springen und Kamilla so ansprechen, wie dieses wollte? Zeigte sie den guten Willen, den es brauchte, dass Kamilla ihr noch eine Chance gab? Charon bezweifelte es; es wirkte zu spät. Er, in Kamillas Situation, würde ihr nicht vergeben, egal, was sie jetzt sagte. Das würde bedeuten, dass sie Kamilla wieder heim bringen würden und dass sie in Zukunft ihr eigenes Leben aufbauen musste, ohne die Unterstützung ihrer Mutter. So oder so… diese Quest würde enden. Die Frage war nur, welches Ende die beiden Sansa-Damen wählen wollten. Schlussendlich mussten Charon, Zachariel und Grias das Gebäude verlassen, ohne zu wissen, was Kamillas Zukunft bringen würde. Sie selbst war noch bei ihrer Mutter... Hoffentlich würde die Geschichte der beiden einen guten Verlauf nehmen.
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