Ortsname: Villa Sansa Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Die Villa Sansa ist ein großes Anwesen, das der alleinstehenden Witwe Kyanna Sansa gehört, für sie als einzelne Person aber eigentlich viel zu groß ist. Auch wenn es sich um Privatgelände handelt, werden in den großen Räumen im Erdgeschoss regelmäßig Feiern ausgerichtet, damit es ihr nicht ganz so langweilig wird. Zu diesen Ereignissen sind gelegentlich auch die weniger Reichen eingeladen. Lediglich das obere Stockwerk, in dem unter anderem ihr Schlafzimmer liegt, dürfen nur ausgewählte Personen betreten.
Hach, was musste sie sich auch immer so blamieren? Zuerst hatte sie bei ihrer vorherigen Quest ihren Kollegen Junpei komplett übersehen, und jetzt war sie auch noch direkt vor den Augen ihrer neuen Kollegen hingefallen, wo sie doch sowieso schon zu spät gekommen war. Am liebsten hätte Grias diese Blamage einfach ignoriert, jedoch schienen die beiden Männer ihr dies nicht gönnen zu wollen, stattdessen hatten Beide gleichzeitig entschlossen, sich zu ihr herunter zu hocken und helfend die Hand hinzuhalten. Das war eine etwas seltsame Situation für die Gehörnte, die gerade sowieso schon lieber im Boden versunken wäre, anstatt das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein. Wäre es nach ihr gegangen hätte sie jetzt also keine der Hände genommen, allerdings wäre es äußerst unhöflich gewesen die Hilfe eines Gentlemans abzulehnen, vor Allem von Zweien. Also kam sie zu einem Schluss was in dieser Situation das akzeptabelste Verhalten war, und nahm prompt, wenn auch etwas unbeholfen, beide Hände, um sich wieder auf die Füße helfen zu lassen. Wie der Zufall so wollte, haben auch Beide zur selben Zeit gefragt ob es ihr gut ging, was die van Diux mit der zuversichtlichsten Stimmlage beantwortete, die sie gerade hinbekam. "N-Nein, es ist Alles in Ordnung. Aber ich danke für die Nachfrage." Als sie dann wieder stand und erklärt hatte was der Grund für ihr zu spät kommen war, hatte die Blauhaarige eine Gelegenheit ihre Kollegen genauer zu betrachten, wobei sie sagen musste, die Beiden sahen wirklich ordentlich aus, vor Allem der Weißhaarige, der fast schon den Eindruck machte als wäre er wie sie adeliger Herkunft. Wie verhext sprachen die Männer dann erneut zur gleichen Zeit, wenn auch Einer deutlich besser zu verstehen war als der Andere, wie Grias jetzt auffiel. Was hatte der Schwarzhaarige gesagt? Was war bitte ein Wehdor? Sie sah kurz fragend zu ihrem weißhaarigen Kollegen herüber, bevor sie zum Schluss kam dass Beide wahrscheinlich ungefähr das Gleiche gesagt hatten. "Ich verstehe. Dann bin ich erleichtert dass ich unsere Quest nicht zu sehr aufgehalten habe."Zu wissen dass ihre Kollegen ihr das Zuspätkommen nicht übel nahmen beruhigte die die Gehörnte etwas, auch wenn der Rang der Quest sie noch immer etwas nervös machte. Jedoch erschien wieder Verwirrung auf ihrem Gesicht als der Schwarzhaarige eine äußerst seltsame Frage stellte. "Ob ich van Diux habe...? Äh, das ist mein Familienname. Grias Erna van Diux heiße ich." antwortete sie leicht verunsichert. In ihrer nervösen, gestotterten Aussprache musste der Mann sie zuvor wohl irgendwie falsch verstanden haben, doch hoffentlich hatte sie die Verwirrung jetzt aufgeklärt. "Also, ihr Name lautet Zachariel, korrekt?" Der Weißhaarige hatte den Namen des anderen Mannes ja schon erwähnt, da stellte sich nur noch die Frage wie er selbst hieß. "Und wie darf ich sie nennen?" fragte sie mit einem höflichen Lächeln.
Damit sollte theoretisch alles geklärt gewesen sein, eine Annahme die sich aber schnell als falsch herausstellte, als Zachariel erneut zu sprechen begann, und die Blauhaarige irgendwie noch weniger verstand als zuvor. Verzweifelt versuchte sie Sinn aus den seltsam verzerrten Worten ihres Kollegen zu ziehen, doch sie verstand nur irgendwas von Daunen, Kuhmännern und Kindern, die sich unterhielten? Warum redete Zachariel so? War das etwa einer dieser Dialekte des Fußvolks von denen sie gehört hatte? Zum Glück hatte sie gelernt wie man richtig spricht, allerdings half ihr das jetzt nicht dabei, diese seltsame Sprechweise zu entziffern. Charon sollte sich dabei als Retter in der Not herausstellen, denn ihm gelang es wohl sich zusammenreimen, was ihr Kollege kommunizieren wollte. Grias hatte zumindest keinen Schimmer, wollte aber auch nicht unhöflich sein indem sie den Schwarzhaarigen auf seinen sonderbaren Dialekt ansprach. Der Dargin fasste noch einmal die anstehende Quest zusammen, bevor er die Truppe zur Villa von Lady Sansa führte. Auf dem Weg erhob er dann das Wort, wollte der Gehörnten wohl ein Paar Fragen stellen. "Tut mir Leid, ich kenne keine Helena. Ich... bin den Runenrittern erst vor kurzer Zeit beigetreten, weswegen ich noch nicht viele meiner Kollegen kenne." antwortete sie verlegen. "Nun, Züge und ich vertragen uns bedauerlicherweise nicht sehr gut. Aber abgesehen davon war die Fahrt angenehm schätze ich." Dass jegliche Art von Fortbewegungsmitteln ihr komplett die Kraft raubten wolle die van Diux jetzt nicht erzählen, weswegen sie vage blieb, dachte dann kurz nach was sie sagen wollte, als Charon direkt weiter fragte. Was sollte sie denn über sich erzählen? Dass sie von ihren Eltern in die Rune Knights gesteckt wurde um keine Blamage mehr zu sein? Dass sie kaum magische oder körperliche Fähigkeiten besaß? Dass ihre letzte Quest auch mit einem Faux Pas angefangen hatte? Nein, sie ließ sich einfach schnell etwas banales einfallen. "Ich lese gerne." sagte sie also kurz angebunden, mit einem recht aufgesetzten Lächeln. Etwas wirklich Interessantes hatte sie ja sowieso nicht zu erzählen.
Das Lächeln des Hellhaarigen wurde zu einer verwirrten Miene. Zacha musste schmunzeln. Was die Sprache nicht für eine Wirkung und Macht hatte. Kaum sprach er anders, verhielt man sich ihm gegenüber auch anders. Immerhin antwortete Charon, wie er genannt werden wollt. „Super, do san manche a wenig hagli.“ Zacha bezweifelte irgendwie, dass der Magier, das letzte Wort verstand. Aber er nickte, als Charon seinen Namen aussprach. Ein bisschen Bestätigung schadete auch nicht. Zu mehr kamen sie nicht, da kam eine junge Frau auf sie zu und fing schon an zu reden, als sie stolperte und vor den beiden Männern zu Boden stürzte. Während es ihr sichtlich unangenehm war, funktionierten sie beide ziemlich … ähnlich. Beide sahen sie erst erschrocken an und gingen in die Knie, um ihr die Hand hinzuhalten. Als Zachariel sich die Situation so besah, war sie schon lächerlich. Wie sie beide um ihre Hand aufgesteckt hatten und sie sich entscheiden sollte, wessen besorgte Worte sie eher für bare Münze nahm. Aber offenbar konnten auch beide nicht aus ihrer Haut, einer jungen Dame zu helfen. Dass der jüngere Magier vielleicht andere Hintergedanken bedachte er dabei im Moment gar nicht. Van nahm sich die Entscheidung, indem sie sich von beiden gleichermaßen aufhelfen ließ. Zacha richtete sich wieder auf und musterte sie besorgt. Doch sie beteuerte, ihr wäre nichts geschehen, noch eine Frage, die er und Charon beide gestellt hatten, wie auch der Kontext ihrer Beruhigung sich glich. Eben das schien diesem auf den Zeiger zu gehen. Zachariel hob die Augenbrauen. „Wos soll i sein lossen?“, fragte er, obwohl er es sich vorstellen konnte. „Soi i nimma freindli sa, nur wei du des a sa wüst?“ Er gab es wirklich keine Mühe, halbwegs verständlich zu reden, aber sein Tonfall klang entsprechend skeptisch. Dazu würde es noch kommen, dass dieser kleine Schnösel ihm sagte, was er sagte sollte und was nicht. Als Van seine Verwirrung versucht zu klären, runzelte er erst wieder die Stirn, ehe ihm ein Licht aufging. „Deine Eltan habn Grias Erna gnannt?“, fragte er und grinste. Das war ja ein witziger Zufall. „Entschuldigung, des wor für mi a bissal verwirrend.“ Auf ihre Nachfrage nach seinem Namen nickte er erneut bestätigend. Charon konnte sich schon selbst vorstellen, diesmal wollte Zacha ihm nicht hineinreden. „I was wo wir san. Oba ned, wos unsa Zielort is“, stellte er klar. Und das wurde auch beantwortet, denn Charon erklärte, wo sie hin mussten und was sie tun würden. Zacha konnte gerade noch ein Schnauben unterdrücken. Lady Sansa. Das klang ja schon nach etwas. Nach jemanden, den man gut ausrauben konnte. Schade, dass er jetzt das Gegenteil tun würde … zumindest erst einmal. Vielleicht konnte er ja noch ein wenig mitgehen lassen oder später holen. Wo das wohlhabende Viertel lag wusste Zacha als jahrelanger Einbrecher allerdings auch, nur erzählen tat er das nicht. So folgte er brav Charon vom Bahnhof weg in die Stadt hinein. Dieser schien ihn erst einmal ignorieren zu wollen und damit war der Wolf in Ordnung. Er war ungern alleine, aber immer mitreden musste er nicht. So hörte er nur interessiert zu, was die beiden an persönlichem Wissen austauschten. Das Grias zum Beispiel neu bei den Rune Knights war, war eine gute Sache. Minderte das Risiko, dass sie seinen Namen aufgeschnappt hatte. Über sich selbst erzählte sie leider nur wenig und fragte Charon nicht etwas über ihn. Bedauernswert, aber noch wollte er sich nicht einmischen, sondern hören, was der Weißhaarige nun von sich geben würde. Derweil kamen sie einem Ziel ihrer Suche immer näher. Zachariel musterte das große Anwesen ganz automatisch auf etwaige Schwachstellen, Fenster, Balkone, Mauervorsprünge und Wachen. Da kam er nicht aus seiner Haut.
Es war ja nett von Zachariel anzunehmen, dass Charon nur das letzte Wort seines Satzes nicht verstanden hatte. Wie hatte der Kerl ihn gerade genannt? Der Dargin konnte nicht einschätzen, ob der Schwarzhaarige gerade freundlich zu ihm war oder ihm irgendwelche Schimpfwörter an den Kopf war. Sein Tonfall erinnerte auf jeden Fall ziemlich stark an die Momente, in denen Charon mit der freundlichsten Miene irgendwelche hinterhältigen Beleidigungen aussprach, die zumindest formuliert waren, als wären sie nett gemeint. Und mit dem Typ sollte er heute zusammenarbeiten? Immerhin war noch eine deutlich angenehmere Begleitung auf dieser Quest dabei. Sie zeigte sich etwas schüchtern, aber sehr höflich und liebenswert... und auch sie hatte offenbar Schwierigkeiten damit, den Rebellen im Anzug zu verstehen. Erleichtert atmete Charon auf. „Mein Name ist Charon Dargin, S-Rang Magier der Gilde Crimson Sphinx. Ich freue mich darauf, mit dir zu arbeiten, Grias. Wenn du möchtest, darfst du mich auch gerne duzen.“ Gerne wollte das Weißhaar vor den Augen seiner Begleiterin seine beste Seite zeigen, aber Zachariel machte das nicht ganz einfach. Automatisch warf Charon ihm einen genervten Blick zu, als der eine ganze Reihe unverständlicher Worte auf ihn losließ. „Wie bitte?“, fragte er nach, versuchte nicht einmal, das Kauderwelsch zu entziffern. „Ich würde mich freuen, wenn du unsere Sprache sprechen könntest. Das würde unsere Kommunikation deutlich vereinfachen.“
Auf dem Weg zur Gilde konzentrierte sich Charon darauf, mit der Person zu reden, mit der er auch tatsächlich reden konnte. Grias verschloss sich der Konversation nicht und Zachariel hing sich nicht weiter rein, also war es ein ganz angenehmer Austausch. „Oh, du bist neu in dem Geschäft? Wenn ich dich irgendwie unterstützen kann, sag gerne Bescheid“, bot der Dargin freundlich an. Er hatte schon ein paar Leute kennen gelernt, die sich in Zügen nicht wohlfühlten, das war wohl nicht so selten, wie er früher gedacht hatte. Glücklicherweise war der Dargin selbst vor solchen Unverträglichkeiten sicher. Es würde ihm sicher fehlen, wenn er während Zugfahrten nicht den Blick auf die schöne Landschaft werfen und sie wirklich genießen könnte. „Ich lese auch gerne. Bevorzugst du Fiktion oder informativere Bücher?“, hakte er weiter nach, zeigte Interesse und versuchte, eine kleine Brücke zu schlagen. „Ich genieße ja beides, aber wenn ich wählen muss, nutze ich lieber die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen.“
Am Anwesen angekommen nahm es Charon auf sich, zu klingeln und um Einlass zu bitten. Es dauerte nicht lange, bis sich ihnen die Tür öffnete. Ein älterer Mann in einem Anzug, der dem von Zachariel sehr, sehr ähnlich sah und der sicher auch mal schwarze Haare gehabt hatte, wenn die dunklen Augenbrauen unter seinem kahlen Kopf ein Hinweis waren, machte ihnen auf und lud die drei ins Innere ein, wo ihre Gastgeberin bereits dabei war, die Treppe herunter zu kommen. „Ich wünsche einen guten Tag. Mein Name ist Kyanna Sansa.“ Langsam schritt sie die Stufen herab, jede einzelne ihrer Bewegungen kontrolliert und elegant. Obwohl sie einen freundlichen Eindruck machte, war ihr Auftreten aber ganz schön düster. Nicht nur war ihre fahle Haut von einem langen, schwarzen Cocktailkleid bedeckt, das sich an einer Seite öffnete und so ihr linkes Bein freigab, auch ihre Handschuhe, die bis über die Ellbogen hinaus gingen, und ihre langen, hochhackigen Stiefel waren finsterer als die Nacht. Ihr Lippenstift war schwarz und ihre Augen waren in der gleichen Farbe umrandet, genau wie die Haare, die in einer langen Gerade herab fielen und ihren Rücken bedeckten. In der linken Hand hielt sie einen dieser langen, dünnen Stäbe mit einer Zigarette daran, die der Dargin noch nie verstanden hatte, und nahm einen Zug, ehe sie Rauch in die Luft über sich pustete. „Ich nehme an, ihr wisst, wofür ihr hier seid“, meinte sie und blieb vor den Dreien stehen. Erst jetzt realisierte Charon, wie groß diese Frau eigentlich war. Weder er, noch Zachariel waren sonderlich klein, aber sie überragte beide um mindestens einen Kopf. Für jemanden, der nicht so stoisch war wie Charon, konnte sich ihre Präsenz vermutlich ganz schön bedrohlich anfühlen. „Jawohl. Wir sind hier um die Diebe zu fassen und ihre Wertgegenstände wiederzubeschaffen“, nickte er und legte eine Hand auf seine Brust, um sich zu verneigen. „Mein Name ist Charon Dargin, sehr erfreut. Können Sie uns vielleicht ein paar mehr Informationen dazu geben, was bisher geschehen ist?“
In was für einer eigenartigen, oder besser gesagt unangenehmen, Situation Grias sich jetzt nur wiederfand. Zuerst war sie direkt vor ihren neuen Kollegen hingefallen, dann hatten Beide gleichzeitig die Hand hingehalten, und jetzt schienen sie auch noch fast anzufangen zu streiten. Die Gehörnte konnte das Gefühl nicht von der Hand weisen, schon mehrmals in Büchern von solchen Ereignisketten gelesen zu haben, in Liebesromanen um genau zu sein, jedoch verwarf sie diesen Gedanken dann schnell. Nein, für so etwas hatte sie leider keinen Platz in ihrem Leben. Zum Glück konnte sie dieses Mal etwas besser verstehen was Zachariel sagte. Die van Diux nickte freundlich als er jetzt ihren richtigen Vornamen wiederholte, "Genau." wurde danach aber etwas neugierig. "Verwirrend? Wieso das, falls ich fragen darf?" Ihr war es noch nie passiert dass ihr Name für jemanden verwirrend gewesen war, da wollte sie jetzt gerne wissen, wieso ihr schwarzhaariger Kollege ihn so empfand.
Die Blauhaarige wurde kurz ins Staunen versetzt als ihr weißhaariger Kollege sich ebenfalls vorstellte, denn sie war sich sicher seinen Namen schon einmal gehört zu haben. Er war der S-Rang Magier, Charon Dargin, der dabei geholfen hatte eine Diebesbande in Crocus Town dingfest zu machen, wenn sie sich richtig erinnerte. Dazu ihn darauf anzusprechen kam Grias jedoch nicht, ihr aufgeregter Gesichtsausdruck fiel schnell in sich zusammen während ihr Kollege weitersprach. Hatte er gerade wirklich angefangen sie zu duzen, ohne vorher zu fragen ob er das überhaupt darf? Sie hätte wahrscheinlich nicht verneint hätte er das getan, aber so konnte sie nicht anders, als es als wirklich unhöflich und respektlos zu finden. "In Ordnung, gerne." antwortete sie also höflich, wenn auch leidenschaftslos. Ob die Gehörnte den Weißhaarigen darauf ansprechen würde wie unhöflich er gewesen war? Natürlich nicht. Selbst wenn sie okay mit solchen Konfrontationen gewesen wäre, war Charon immerhin S-Rang, da hatte sie das Gefühl solchen Respekt wahrscheinlich sowieso nicht verdient zu haben, vor Allem wenn sie bedachte wie kurz und warum sie überhaupt bei den Rune Knights war.
Sowohl dies, als auch wie unfreundlich der Dargin sich gegenüber Zachariel verhielt, auch wenn jener nicht richtig sprach, trug wohl dazu bei dass die van Diux beim Gespräch auf dem Weg zur Villa der Auftraggeberin nicht sehr leidenschaftlich dabei war. "Wirklich? Was für ein freundliches Angebot, danke." antwortete sie höflich als Charon seine Unterstützung zur Verfügung stellte, auch wenn sie gerade nicht wusste, wobei sie unmittelbar Hilfe brauchen, wollen, oder überhaupt verdienen würde. Das würde sich dann wohl zeigen wenn es soweit war. Darauf erzählte die Blauhaarige kurz angebunden dass sie gerne las. Sie war ja nur sehr ungern selbst im Mittelpunkt, trotzdem bohrte ihr Kollege dann nach. "Ich bevorzuge Fiktion, um ehrlich zu sein. Derzeit lese ich eine Romanreihe Namens “Der Herr der Hämmer” von T.J.Rolkien. Aber es ist natürlich auch immer angenehm etwas Neues zu lernen, da stimme ich ihnen zu. Gibt es denn ein Thema, das sie besonders interessiert?"
Schließlich kamen die drei Magier an der Villa von Lady Zanza an, wo sie nach kurzer Zeit von einem Butler empfangen wurden der sie in das Gebäude ließ. Während sie eintraten war es auch nicht schwer ihre Auftraggeberin zu erblicken, welche schon dabei war die prunkvolle Treppe hinab zu schreiten, ein Anblick der Grias mit einem regelrechten Cocktail an verschiedenen Gefühlen füllte. Einerseits war da natürlich die einschüchternde Aura der hochgewachsenen, düsteren Frau, andererseits erfüllte die edle, anmutige Gestalt der Lady sie sowohl mit bewunderung, als auch mit wehmut, denn diese stellte ein Ideal von nobler Erhabenheit dar, das die Gehörnte niemals selbst hatte erreichen können, so sehr sie auch versucht hatte an sich zu arbeiten. Dann gab es aber noch ein weiteres Gefühl das sich in ihr ausbreite, Angst, als sie realisierte dass sie Lady Zanza gerade nicht zum ersten Mal traf. Nein, sie hatte vorher schon das Gefühl gehabt den Namen schon einmal gehört zu haben, doch jetzt wo sie die unverwechselbare Frau direkt erblickte, konnte sie sich klar erinnern ihr schon einmal auf einem diplomatischen Ereignis begegnet zu sein. Genauso erinnerte sie sich an die unterschwelligen aber unübersehbaren Schmähungen, welchen die Frau sie ausgesetzt hatte. Da sollte es jetzt nicht schwer zu erkennen gewesen sein, wie die van Diux in sich zusammensackte und den Blick gen Boden richtete, in der stillen hoffnung wie würde nicht wiedererkannt werden. Nicht ausmalen konnte sie sich, wie Lady Zanza über sie spotten würde, oder gar offenbaren was sich unter ihrer Kapuze verbarg, sollte die die Blauhaarige wiedererkennen. Zum Glück übernahm Charon erst einmal das Reden, sodass sie sich mit etwas Glück vielleicht durchschummeln konnte, ohne erkannt zu werden.
Machte es ihn zu einem schlechten Menschen, dass er Spaß daran hatte, wie genervt Charon von ihm war? Vielleicht ein wenig … aber es war sich nicht das Verwerflichste, was er bislang getan hatte. Doch es war notwendig, ein Opfer, dass er gerne brachte, wenn er anderen damit helfen konnte. Und wenn er so manch einem Schnösel dabei auf den Schlips trat, war es eben so. Zacha behielt diese Gedanken für sich, während Charon sich als S-Rang Magier vorstellte. Zwar fehlte dem Wolf viel Grundverständnis für Magie, aber er kannte die internen Ränge der Gilden und so wusste er auch, dass der Weißhaarige keiner war, den er ohne Konsequenzen angehen konnte. Charon hatte Einfluss und sicher war ihm das ebenso bewusst wie dem gildenlosen Magier. Dennoch bot er Grias … Erna? … das Du an und verhielt sich absolut … wie ein Schleimer. Mit leicht erhobenen Brauen sah er zu, wie der Hellhaarige mit dem Mädchen sprach, dessen Name ihn nach wie vor verwirrte. „Ich spreche durchaus eure Sprache, allerdings is des ned gaunz afoch, des lenkt mi nämli dafau o, das i mi konzentrier“, gab er Charon als Antwort, wobei es ihm ganz recht war, dass der nicht alles verstand. Den leichten Spott in seiner Stimme hörte man aber gewiss. Zachariel hatte viel Geduld mit Kindern und Menschen, die Hilfe brauchten, aber im gleichen Maße kurz war seine Geduld was Angeber und Schleimer betraf. Naja, immerhin war er so höflich das Mädchen zu fragen, wie es angesprochen werden wollte. Aus der Gewohnheit heraus hatte Zacha darauf ganz vergessen. Als sie mit relativ kühler Stimme aber antworte, beschloss er, das zu ändern. Nicht zu fragen, sondern es bei dem Sie zu belassen, auch wenn es seltsam war, eine jüngere Person zu siezen. Grias, wie sie wohl hieß, brachte den Dunkelhaarigen dennoch zum Grinsen. „Bei mir daheim heißt ‚Grias di‘ ‚Grüß dich‘. Deshalb hob i gedacht, dass des nur dei Begrüßung wor.“ Er bemühte sich für sie etwas mehr, ordentlich zu sprechen.
Ihre kleine Gruppe brach auf. Grias und Charon unterhielten sich über Bücher und Zacha folgte ihnen, wobei er sich umsah, den Blick über die Häuser und Anwesen gleiten ließ. Die Bewegung war angenehm nach der Fahrt, tat im gut und die hübschen Fassaden erregten seine Aufmerksamkeit, sodass er damit ganz zufrieden war, still zu sein. Ein Stück weiter bog Charon zu einem Haus ab und klingelte. Zachariel sah hinauf, auf der unbewussten Suche nach den Fenstern. Ein kleiner Sims war vor den meisten, einige davon mit Blumen bestellt … Seine Musterung wurde unterbrochen, als die Türe aufging. Ein Mann erschien, in dem Zachariel sich gut vorstellen konnte, in ein paar Jahrzehnten ähnlich auszusehen. Allerdings würde er gerne ein paar Haare mehr behalten … Zachariel und seine Begleiter folgten dem Mann in das Haus. Die intensiven Gerüche strömten auf ihn ein und er schnüffelte. Eine Wolke von Parfüm von der Frau, die die Treppe herab kam. Wie sauer der Boden roch, nach Seife und die Restbeständige von Rauch, die von den Kerzen kamen, die an einem Tisch im Kreis standen. Der alte Geruch des Mannes. Er konzentrierte sich auf die Frau in schwarz, die mit entschiedenen Schritten zu ihnen trat. Schwarz fand er viel an ihr, was sie fast synaptisch gemacht hätte. Zacha war kein guter Schauspieler und der Wolf in ihm wollte leise knurren, aber er biss die Zähne zusammen und riss sich zusammen, als sie einen den Rauch einer Zigarre entgegenpustete. Er juckte und brannte in seiner feinen Nase. Zachariel trat einen halben Schritt zurück und ließ Charon vorne stehen. Er bekam ein schmales Lächeln ab. Vermutlich dachte sie, er hätte Angst. „Natürlich. Kommt mit.“ Sie machte einen kurzen Wink mit der Hand und bog nach links ab. Ging um die Treppe herum und wartete, dass der alte Mann ihr eine große Flügeltüre öffnete. Zachariel sah zu Charon, dann zu Grias, die seltsam verklemmt wirkte. Und nach Angstschweiß roch. „Alles in Ordnung?“, fragte er leise sie der Dame des Hauses in einen Raum gefolgte, der wohl das Wohnzimmer war. Zimmer war ein Begriff, der dem Raum nicht gerecht wurde. „Von hier sind zwei Gegenstände verschwunden. Meine Vase aus Diamant und zwei Tage später ein Spiegel.“ Sie deutete auf die Orte, den niedrigen Schrank und einen Teil leerer Wand. „Selbstverständlich lasse ich seitdem alles bewachen, doch am letzten Morgen haben die Diebe es bin in das Bad geschafft.“ Zachariel sah sich um, während sie sprach. Ein Dieb der zurückkehrte? Es erschien ihn sehr riskant. Zachariel war bei einem Opfer nie öfter als alle zwei Jahre eingebrochen. „Sie gehen davon, aus, dass es mehrere Diebe sind?“, fragte er und verzichtete auf seinen Dialekt, sodass er nur manche Buchstaben etwas seltsam betonte. Der Wolf trat an das Fenster, wich ihrem Rauch aus und blickte stirnrunzelnd hinab.
„Ah, der Herr der Hämmer. Ein Klassiker“, nickte Charon mit einem zufriedenen Lächeln. So, wie es aussah, hatten er und die van Diux so einiges gemeinsam. Sie sprang ja richtig auf ihn an! Die Kälte zwischen ihren ruhigen Worten fiel dem Dargin so gar nicht auf – ein sonderlich empathischer Mensch war er noch nie gewesen. „Hast du den Vorläufer gelesen, Der Homunculus? Es ist spannend, wie die Hintergrundcharaktere der Hauptgeschichte sich in ihrer eigenen, vorangehenden Geschichte entwickelt haben, um zu dem zu werden, was wir kennen.“ Alles hatte seine Vergangenheit. Alles wurde geformt, brachte Konsequenzen mit sich. Ein Konzept, das im Lyrischen wirklich bewegend und anregend sein konnte, wenn es richtig verwendet wurde. Nachdenklich legte der Magier eine Hand an sein Kinn. „Hm... ich finde viele Themen interessant. Aktuell befasse ich mich aber am Ehesten mit allerlei Religionen aus verschiedenen Teilen der Welt. Da gibt es viele, viele Geschichten, die hier in Fiore kaum bekannt sind.“
In der Villa waren die Begleiter des Dargin plötzlich ganz schön kleinlaut. Darauf fokussiert, selbst einen guten Eindruck zu hinterlassen, bemerkte Charon selbst davon aber nur wenig. Er stand ohnehin gerne im Mittelpunkt. Mit einem sicheren Lächeln folgte er der Dame des Hauses tiefer in das Gebäude, seine Kameraden im Schlepptau. Der Fokus des Weißhaarigen lag auf Lady Sansa, ihren Worten und dem, was sie dem Trio zeigte. Nicht zuletzt, weil er hier so viele wertvolle Dinge zu sehen bekam, die sich der Dargin selbst wohl niemals leisten könnte. Seine Augen huschten über goldene Schalen, das Sofa mit rotem Samtbezug, die Statuette, die an einer der Wände zwischen zwei Schränken stand. Bei einigen Teilen dieser Inneneinrechtung konnte er schon ungefähr sagen, wie viel sie wert waren, dafür brauchte er nicht einmal die Augen des Merkurs. Die Erfahrungen eines armen Schluckers, der sich nach einem Hauch Luxus im Leben sehnte, genügten völlig. Wie viele Monate müsste er sparen, um sich auch nur das Günstigste davon leisten zu können? Währenddessen hatte Kyanna so viel davon, dass es ein Wunder war, dass sie die fehlenden Objekte überhaupt bemerkt hatte... „Ein Spiegel? Wie groß war er? Hatte er etwas Besonderes an sich?“ Der Spiegel war eine interessante Überraschung. Das klang für ihn erst einmal nach einem größeren Objekt von nicht allzu großem Wert. Natürlich war das ein Irrtum. „Es handelt sich um einen Schminkspiegel, in etwa so groß und mit einem Gestell, damit er aufrecht steht und man ihn ein wenig drehen kann“, erklärte Kyanna und deutete mit ihren Händen eine runde Form an, in etwa so groß wie ein großer Teller. „Das Gestell ist golden und der Rahmen ist mit Edelsteinen versetzt.“ Okay, also ein leichtes Ziel von hohem Wert. Das war als Information keine sonderlich große Hilfe. „Es müssen mehrere Diebe sein, ja. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine einzelne Person so unbemerkt hier eindringen kann“, meinte sie und verschränkte die Arme unter ihrer Brust, leicht an ihren Zigarettenhalter klopfend, sodass ein wenig Asche von der Spitze zu Boden rieselte. „Nach dem ersten Diebstahl hatte ich einen Nachtwächter organisiert... Eine Verschwendung von Geld, wirklich. Er hat sich wohl von einem Geräusch im Gang ablenken lassen, und als er wieder hier im Raum war, war der Spiegel schon weg. Natürlich arbeitet er jetzt nicht mehr für mich.“ Schloss sie daher, dass es sich um wenigstens zwei Diebe handeln musste? Einer diente als Ablenkung, der andere stieg durch die Balkontür oder eins der Fenster ein? Aufmerksam betrachtete der Dargin die Rahmen. „Ich sehe hier keine Beschädigungen. Haben Sie hier etwas reparieren lassen, Lady Sansa?“, hakte Charon nach, und sie schüttelte den Kopf. „Es war nicht notwendig. Sie sind geschickt genug, die Fenster zu öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen.“ Hm... Keine überzeugende These. Für Charon war recht offensichtlich, dass niemand diese Eingänge geöffnet hatte – zumindest nicht auf unlautere Weise. Jemand mit einem Schlüssel hätte die Balkontür öffnen können, oder jemand im Inneren konnte die Fenster öffnen. Genauso gut war es möglich, dass wer auch immer die Geräusche im Gang verursacht hatte, sich um den Wachmann schleichen konnte, während der auf der Suche nach der Ursache war – in dem Fall hätte er gar nicht durch die Fenster einsteigen müssen, sondern hatte einen anderen Weg ins Haus gefunen. Auch, dass es sich zwingend um mehr als eine Person handeln musste, sah der Dargin skeptisch. Dass der Dieb so unauffällig war, sprach eher für eine Einzelaktion – fand er zumindest. Aber Charon neigte immer wieder zu dem Gedanken, dass man Dinge allein besser erledigen konnte, also war er hier vielleicht auf dem Holzweg. Neugierig wandte er seinen Blick hinüber zu Grias.
„Sag, Grias... was glaubst du, mit wie vielen Dieben wir es wahrscheinlich zu tun haben?“
Es war ziemlich ernüchternd zu sehen, wie so ein hochrangiger und elegant auftretender Mensch wie Charon ohne vorher zu Fragen entschied, dass er Grias mit dem “du” ansprechen konnte, eine äußerst respektlose Tat, wie sie fand. Und für Zachariel galt wohl das Gleiche, denn jetzt wo sie darüber nachdachte, hatte er sie auch geduzt, nicht wahr? Bei ihm war es fairer maßen schwerer zu verstehen gewesen, aber es war ihr wohl generell erst jetzt aufgefallen, wo der Dargin das Thema direkt angesprochen hatte. Vielleicht war sie davor durch ihren Sturz zu gestresst dafür gewesen. Aber gut, letzten Endes hatte sie solch grundlegenden Respekt wahrscheinlich sowieso nicht verdient... Nachdem der Weißhaarige alles Andere als subtil die Aussprache seines Gegenstücks kommentiert hatte, erklärte dieses... etwas. Er konnte wohl richtig sprechen, aber es war nicht einfach? Er musste sich dafür konzentrieren? Die Gehörnte konnte nicht ganz nachvollziehen wieso sich jemand dafür konzentrieren müsste, normal zu sprechen. Vielleicht hatte er einfach nicht genug Bildung genossen? Sie wollte auf jeden Fall zu niemandem unfreundlich sein, und darum ließ sie das Thema lieber unkommentiert, versuchte stattdessen gut zuzuhören als der Schwarzhaarige erklärte, warum ihr Name ihn verwirrt hatte. In seinem Dialekt war “Grias” wohl eine Begrüßung. "Tatsächlich? Davon habe ich ja noch nie gehört. Was für Zufälle es gibt." antwortete sie belustigt. Wie ulkig!
Auf dem Weg zum Heim des Auftraggebers unterhielt die van Diux sich mit Charon über ihre Leseinteressen. Auch wenn sie derzeit eigentlich wenig persönliches Interesse an der Sphinx hatte, hatte sie es beigebracht bekommen trotzdem stets höflich zu sein und auf Unterhaltungen einzugehen, und so beantwortete und erwiderte sie seine Fragen, wenn auch mit wenig emotionaler Investition. "Der Homunculus habe ich noch nicht gelesen, aber es steht als nächstes auf meiner Liste." Was als nächstes angesprochen wurde, ließ sie allerdings doch aufhorchen. "Religionen hm? Soweit ich weiß gibt es nicht wenige Gelehrte die sich mit diesem Thema befassen. Weswegen interessiert es sie denn, wenn ich fragen darf?" Sie selbst hatte wenig Kontekt mit dem Thema, schloss die Möglichkeit aber nicht aus dass es echte Götter geben konnte, schlielßlich hatte sie ja auch ihren Schutzgeist, der sie regelmäßig besuchte. Wie Zachariel die Villa musterte und wie sehr er mit den Gerüchen im Inneren zu kämpfen hatte, bekam die Blauhaarige nicht mit, schließlich hatte sie mit ihren eigenen Sorgen zu kämpfen, als sie die edle aber einschüchternde Dame wiedererkannt, welche die Auftraggeberin der Drei darstellte. Zum Glück übernahm Charon das Reden, und so konnte sie sich fürs Erste in den Hintergrund verziehen, um nicht selbst erkannt zu werden. Nur kurz sah sie zu ihrem Kollegen herüber als dieser sie leise ansprach, während die Gruppe Lady Zanza folgte, einen Moment lang am Saum ihrer nach unten gezogenen Kapuze vorbei lugend bevor sie den Blick auch wieder gen Boden richtete und mit einem Nicken sowie einem leisen "Mmhmm." zu siganiliseren versuchte, dass es ihr gut ging. Wer zuvor bemerkt hatte dass Grias sich nicht wohlfühlte würde davon wohl nicht überzeugt werden, aber sie hoffte einfach das der Schwarzhaarige das Signal verstehen würde, dass sie nicht darüber reden wollte, vor Allem nicht hier, nicht jetzt, wo Lady Zanza vielleicht etwas davon aufschnappen konnte. Die teure, luxuriöse Einrichtung der Villa ließ die Gehörnte ziemlich kalt, immerhin war sie in ähnlichen Umständen aufgewachsen.
Auch im Wohnsaal blieb die van Diux lieber unter ihrer Kapuze versteckt und schaute nur hin und wieder kurz hervor, um sich die Umgebung einzuprägen. Aus diesem Zimmer waren wohl eine Vase und später ein Spiegel entwendet worden, ebenso etwas aus dem Bad, wobei die Auftraggeberin von mehreren Dieben sprach, was Zachariel sogleich hinterfragte, während Charon sich wegen des Spiegels erkundigte. Nach dem ersten Diebstahl hatte sie sich also eine Wache organisiert, die sich aber von einem Geräusch hatte ablenken lassen, während der nächste Gegenstand entwendet wurde. Und daraus schlussfolgerte Kyanna dass es sich um mehrere Einbrecher handeln musste. Zusätzlich gab es keinerlei Spuren an den Fenstern, wie mysteriös… Die Blauhaarige zuckte erschreckt auf, als Charon sie plötzlich nach ihrer Meinung fragte. Warum musste er die nur auf sie lenken!? "Ähm, also, ich glaube-" stammelte sie panisch hervor, während es in ihrem Kopf ratterte, wie sie sich möglichst unverdächtig verhalten konnte, und was sie tatsächlich antworten wollte. Mit einem Räuspern kam sie nach einem Moment wieder zur Ruhe, worauf sie ihre zittrige Stimme in einen tieferen Ton verstellt, in der Hoffnung Lady Zanza würde sie nicht wiedererkennen. Währenddessen starrte sie weiter den Boden an. "I-Ich kann nicht wirklich sagen, ob es Einer oder Mehrere waren, a-aber davon abgesehen… Wenn es weder hier, noch woanders im Haus Einbruchspuren gibt, dann... war es vielleicht jemand mit einem Schlüssel? O-Oder auch als die Wache abgelenkt wurde. Um solch einen Plan auszuführen, muss man sich doch z-zumindest ein Wenig hier Drinnen auskennen, oder nicht?" Grias kannte sich wirklich nicht mit Einbrechern aus, weswegen sie nur mutmaßen konnte. "Das wäre zumindest nur mein Gedanke…" wurde also noch kleinlaut hinzugefügt. Währenddessen konnte sie sich gut den bohrenden, erdrückenden Blick vorstellen, mit dem Lady Zanze sie gerade betrachten musste, auch wenn sie jenen nicht sah.
Immerhin stimmte ihr Buchgeschmack nicht ganz überein. Zachariel las viel, aber sein Hauptaugenmerk lag nicht auf Religionen, sondern im wirtschaftlichen und politischen Bereich. Auch in der Villa unterschied sich ihr Verhalten. Während Charon vorging, als würde er wäre er hier aufgewachsen, blieb Zachariel zurück hinter Grias, das Mädchen besorgt im Auge. Sie hatte nicht geantwortet, nicht wirklich und wenn sie einmal aufsah, sah sie nicht glücklich aus, aber es war offensichtlich, dass sie darüber nicht reden wollte. Ob nicht mit ihm, nicht hier oder nicht darüber spielte keine Rolle, ändere nichts an den Tatsachen. Außerdem erreichten sie rasch den Raum, aus dem die Gegenstände entwendet worden waren und Zachariel sah sich interessiert um, während Lady Sansa die gestohlenen Gegenstände erwähnte. Charon stellte eine Frage zu dem Spiegel und Zachariel trat weiter in den Raum hinein zum Fenster. Hier brannte der Rauch weniger in seiner Nase. Gerne hätte er die Frau hinausgeschickt. Mit etwas Glück könnte er eine Spur der Diebe auffangen, aber solange ihre Zigarre die Luft verpestete, half ihm sein Geruchssinn nichts. So blieben ihm nur die Frage, was er getan hätte, wenn er versucht hätte, einzubrechen. Zachariel war nie mit einem Partner eingebrochen, aber irgendwie mussten sie in das Haus gekommen sein. Lady Sansa ging von mindestens zwei Dieben aus und die Erklärung machte Sinn. Ebenso ging es wohl um die Fenster … „Können Sie bitte die Balkontüre aufsperren?“, bat er und trat zurück. Während die ältere Frau mit ihren Schlüsseln beschäftigt war, sah er sich ein weiteres Mal um. Charon fragte derweil nach Grias Meinung. Das Mädchen stammelte ein wenig, aber der Wolf ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. „Es gibt also keine Anzeichen, das wer eingebrochen ist – bis auf des, dass die Dinge weg sind. Entweder jemand hat einen Schlüssel gestohlen oder es gibt hier wen, der sie reinlässt. Sind alle Schlüssel immer da gewesen? Wo habt ihr sie gelagert, kann man da dran oder sie Ihnen oder wen anderem aus der Tasche klauen, wenn ihr draußen seits? Wer hat Zugriff zu Schlüssel?“, fragte er und richtete das Wort wieder an Lady Sansa. Er hielt die Luft an, als er an ihr vorbei nach draußen trat. „Danke.“ Die frische Luft war eine Wohltat und er atmete tief ein. Dann sah er hinab. „Reinklettern kann i mir da vorstellen. Ein Seil raufwerfen und hochklettern wie de Kinder in Sport. Aber i- i glaub ned, dass sie es riskieren würden, das des Zeig beim Runterklettern kaputt wird. Und um des sicher zu mochn, braucht ma Zeit.“ Zeit war immer der größte Gegner. „Wie könnt ma da einen Spiegel und a Vase sicher runterbringen?“, wandte er sich an Charon und Grias. Er hatte immer kleine, teure Dinge gestohlen, die in einen Rucksack passten. Ein Spiegel war zu riskant, dass er zerbrach und zu unhandlich. „Und warum soiten de Diebe für einen zweiten Einbruch zurückkehren, egal wie viele es san. Des Risiko is daun größer, es würd mehr Sinn mochen, a anderes Ziel zu suchen. Wissen Sie, warum jemand Sie mehrfach ausrauben soit?“ Mit dieser letzten Frage drehte er sich um, den Rücken an das Balkongeländer gelehnt und fixierte Lady Sansa mit den bernsteinfarbenen Augen seines Wolfes.
„Es hat mit persönlichen Erfahrungen zu tun, aber das würde den Rahmen des Gespräches ein wenig sprengen. Vielleicht ein andermal“, meinte Charon mit einem Lächeln, als Grias fragte, wieso er sich gerade mit Religionen befasste. Das Thema war größerer Natur und er wollte es nicht unbedingt vor Fremden ausrollen – erst recht nicht vor jemandem wie Zachariel, aber auch in Grias hatte er noch nicht wirklich das nötige Vertrauen aufgebaut. „Aber allgemein ist es ein Thema, das gerade hier in Fiore deutlich weniger Aufmerksam erhält als in den anderen Ländern Ishgars. Ein Experte für verlorenes Wissen anderer Kulturen zu sein ist in meinen Augen ein begehrenswertes Ziel.“
Im Gebäude ging es schnell an die Lösung des Rätsels. Mehrere Fragen stellten sich Charon. Wie viele Diebe gab es wirklich? Wie kamen sie rein und raus, ohne Spuren zu hinterlassen? Und wieso suchten sie mehrfach das gleiche Gebäude auf? Grias warf auf, dass es sich vermutlich um jemanden handelte, der sich hier auskannte und der vermutlich sogar an einen Schlüssel kam. „Ja, das klingt logisch“, nickte Charon nachdenklich, merkte dabei nicht, wie die ältere Dame seine Begleiterin anstarrte. Anscheinend war der reichen Frau tatsächlich etwas aufgefallen, als sie die Stimme der van Diux gehört hatte. Ihre Aufmerksamkeit wurde allerdings schnell an anderer Stelle verlangt, denn auch Zachariel hatte seine Fragen zu stellen. „Es gibt genau drei Schlüssel, und ich weiß von jedem, wo er sich befindet“, meinte Lady Sansa mit entschlossener Sicherheit. Wenn sie Schwierigkeiten damit hatte, Zachas Worte zu verstehen, dann zeigte sie es nicht. Es wirkte nicht einmal, als würde ihr auffallen, wie seltsam er sprach. „Ein Schlüssel ist mein eigener, den trage ich bei mir. Der Schlüssel meines Ex-Mannes ist seit dessen Tod in unserem Safe eingeschlossen. Zuletzt wäre da noch der Schlüssel, den ich für den Sicherheitsmann habe anfertigen lassen, aber der hat beim ersten Einbruch dementsprechend noch gar nicht existiert.“ Also gab es kein Mysterium um die Schlüssel herum... oder etwa doch? „Verzeihung, Milady“, sprach ein Butler aus dem Gang heraus und trat näher an die Gruppe heran, darauf achtend, seine Grenzen nicht zu übertreten. „Ich glaube, mich zu erinnern, dass der junge Herr Sansa ebenfalls einen Schlüssel bei sich trug, als er dieses Heim verließ.“ „Ach, richtig.“ Nachdenklich schloss Kyanna die Augen, die Arme unter ihrer Brust verschränkt. Charon hob eine seiner Augenbrauen. Offenbar hatte Zachariels Frage ihr Ziel nicht verfehlt. „Richtig, richtig. Diesen furchtbaren Bengel habe ich schon ganz vergessen. Er meldet sich ja nie, seit er mit dieser unerträglichen Egoistin zusammenlebt“, nickte sie, ihre Gesichtszüge unerfreut verzogen, während sie begann, den Schwarzhaarigen anzustarren. „Vor einigen Monaten ist mein Sohn ausgezogen, Bernarde. Er hat noch einen Schlüssel. So viel Geld, wie ich ihm dieses Jahr bereits geschickt habe, hat er allerdings nun wirklich keinen Grund, sich an solchen Kleinigkeiten zu vergreifen. Ich habe nie eine seiner Anfragen verneint, so ungezogen er sich auch aufgeführt hat. Zuletzt vor... hm... Wann noch gleich?“ „Vor drei Monaten, Milady“, kam der Butler zur Hilfe, und sie sah ihn etwas überrascht an, fing sich aber schnell wieder. „So lange schon! Vorher hat er nie mehr als einen Monat ohne meine Unterstützung überstanden. Vielleicht wird er doch langsam erwachsen...“
Selbst nach all diesen Überlegungen hatte sie keine Ahnung, welchen Grund jemand haben sollte, sie zu bestehlen. Genauso wenig machte es Sinn, dass gerade sie bestohlen werden sollte. Auch Zacha schien vor einer Wand zu stehen. Nachdenklich wickelte Charon eine seiner weißen Strähnen um seinen rechten Zeigefinger. „Nun... wir haben bisher eigentlich nur einen sinnvollen Anhaltspunkt. Alles deutet darauf hin, dass der Einbruch kein wirklicher Einbruch ist, und gleichzeitig gibt es einen Schlüssel, der nicht nur außerhalb Ihrer Sicht ist, sondern auch komplett vergessen wurde“, fasste er zusammen. Man musste kein Genie sein, um diese Punkte zu verbinden. „Eventuell haben wir es nicht mit einem geübten Einbrecher zu tun, sondern mit jemandem, der gerade hier stiehlt, weil er irgendwie an den vierten Schlüssel gelangt ist. Das würde die wiederholten Angriffe erklären. So oder so wäre es wohl am Besten, wenn wir einmal bei ihrem Sohn prüfen, wo sein Schlüssel denn aktuell steckt.“ Ganz zufrieden wirkte die Dame mit dieser Entscheidung nicht, aber schlussendlich nickte sie. „Einen Moment, ich notiere Ihnen die Adresse“, meinte sie und verschwand kurz aus dem Zimmer, ehe sie mit einem kleinen Zettel zurückkehrte. Sie wollte ihn schon dem Dargin überreichen, ehe sie es sich noch einmal anders überlegte und sich Grias zuwandte. „Hier, bitte, junge Dame“, meinte sie und hielt ihr die Adresse hin. „Sagen Sie... sind wir uns zufällig schon einmal begegnet?“
So sehr Grias gerade auch versuchte sich irgendwie mit purem Willen unsichtbar zu machen um den angsteinflößenden Blicken von Lady Sansa zu entgehen, funktionieren tat es wohl nicht, da Charon jetzt ausgerechnet sie nach ihrer Meinung fragte, obwohl sie sich doch gar nicht mit Einbrüchen auskannte! Sie konnte keinerlei nützliche hypothesen aufstellen, versuchte aber zumindest verständlich zu beschreiben was ihr gerade durch den Kopf ging. Etwas beschämt war sie hinterher, waren ihre Worte doch sicher nutzlos gewesen. Wie durch ein Wunder schien Zachariel aber tatsächlich etwas damit anfangen zu können und stelle ein Paar sinnvolle Folgefragen, beschrieb dabei was er von dem vorgehen der Diebe vermutete. Tatsächlich waren seine Erklärungen so gut, dass man fast schon hätte meinen können er kannte sich irgendwie mit dem Thema aus, aber sowas wäre ja Quatsch gewesen. Als Lady Sansa dann auf die Fragen des seltsam Sprechenden antwortete, wurden ein Paar interessante Informationen aufgedeckt. Von drei Schlüsseln kannte sie die Aufenthaltsorte genau, einen weiteren hatte jedoch ihr Sohn den sie schon seit langem nicht mehr gesehen hatte, und zu dem sie wohl keine gute Bindung hatte. So wie Lady Sansa über ihr Kind sprach kam die Gehörnte irgendwie nicht drum herum mit ihm zu sympathisieren, wenn er seine Mutter bestohlen hatte, war das aber natürlich trotzdem unverzeihlich. Außerdem bildete sich kurz ein Lächeln im Gesicht der Blauhaarigen als sie realisierte, dass sie mit ihrer Vermutung wohl irgendwie richtig gelegen hatte. Somit wurde das weitere Vorgehen beschlossen: Am wahrscheinlichsten war es, das die Diebstähle mittels des vierten Schlüssels geschahen, also würden sie den Sohn aufsuchen und bei ihm weiterforschen. Was Grias nicht erwartete war jedoch, dass die Auftraggeberin die Zettel mit der Adresse jetzt an sie geben würde, und auch noch fragte ob sie sich kannten. Oh nein, war sie erkannt worden? Mit gestocktem Atem stand sie vor Schreck ein Paar Sekunden lang erstmal nur bewegungslos da, während der Zettel ihr hingehalten wurde, bevor sie sie wieder fassen konnte. "Ah, nein, i-ich meine, ähh…" Schnell Griff sie nach dem Zettel, den Kopf noch weiter gen Boden richtend als vorher, damit Lady Sansa sie sehen würde, bevor sie sich prompt umdrehte und noch einmal die Stimme verstellte, dieses mal noch stärker und unüberzeugender als vorher, ganz zu schweigen dem geradezu panischen Tonfall.. "K-Kommt, wir gehen!" forderte sie ihre Kollegen auf, bevor sie sich beinahe Sprintend aus der Villa begab. Es missfiel ihr so unhöflich gegenüber Lady Sansa und vor Allem Charon und Zachariel zu sein, und später würde sie sich deswegen bestimmt noch selbst fertig machen, aber heikle Situationen erforderten nunmal heikle Maßnahmen. Ein Paar Sekunden nachdem die junge Frau weggerannt war, erschien ein Grinsen auf dem Gesicht der Auftraggebern, eines dass man mit genug Menschenkenntnis wohl als sadistisch hätte einstufen können. "Ah, jetzt weiß ich es wieder." Ein kurzes Kichern entkam ihr, bevor sie sich an die anderen Beiden Magier richtete. "Sie dürfen gehen. Ich erwarte zufriedenstellende Ergebnisse."
Zachariel hörte zu, wie Lady Sansa seine Fragen beantwortete, während er auf dem Balkon blieb um seine Nase von dem Rauchgeruch zu befreien. Damit roch er überhaupt nichts hilfreiches, eher drohten seine Augen zu tränen. Der Wolf hatte Grias Idee aufgegriffen und war nun höchst gespannt, was an Möglichkeiten hinausfallen würde. Er hatte sich beim Sprechen bemüht, zumindest relativ gut verständlich zu sein und das zeige wohl Wirkung. Drei Schlüssel, nein vier, wie ein Butler korrigierte. Zachariel hatte zwei Schlüssel. Einen für sich und einen, den er für den Notfall bei @Gaea in der Wohnung ließ. Sie hatte ihrem Sohn offenbar ebenfalls einen Schlüssel gegeben, ein Sohn, dessen Verhältnis zu seiner Mutter offenbar deutlich weniger gut war als das seine mit der kleinen Nymphe. Obwohl die Antworten Zachariels Gedanken rasch zu dem Sohn lenken, hielt er einen Moment inne. „Können Sie kontrollieren, ob da Safe wirklich zu war und da Sicherheitsmann den Schlüssel a imma ghabt hat?“ Zachariel nickte Charon zu, der dem Sohn und dessen Schlüssel auf die Spur gehen wollte. Der Hellhaarige bekam von Lady Sansa die Adresse aufgeschrieben und der Wolf drehte sich zu Grias um und entdeckte ein … ein Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau. Es war so überraschend in dieser Situation, dass er an der Mimik hängen blieb. Verwunderte blinzelte er. Was erfreuliches hatte sie entdeckt? Aber Grias sagte nichts dazu und er beschloss, sie jetzt nicht zu einer Antwort zu drängen. Vor allem nicht, als Lady Sansa sie stattdessen ansprach. Grias erstarrte bei der Frage und stammelte ein Nein, wich dem Blick der anderen aus. Zachariel runzelte die Stirn, als sie sich umdrehte und entfernte. Schnell, zu schnell. Er sah das Lächeln auf dem Gesicht Lady Sansas. „Überprüfen Sie de Schlüsseln im Haus.“ Seine Stimme hatte ihre Wärme verloren. Ohne ein weiteres Wort folgte er Grias aus dem Raum und die Treppe hinab. Charon würde sich sicher darüber freuen, mit einer Person zu reden, die ähnlich perfekt war wie der junge Schnösel. Vielleicht verstand er sich ja mit der kichernden, alten Frau. Zachariel seinerseits war sehr froh, durch die Eingangshalle zu gehen und die Türen dann hinter sich zu schließen. Er atmete tief ein und folgte Grias Geruch, drehte sich zu dem Mädchen herum und ging auf sie zu. Der Wolf rieb sich die Nase am Handballen, um den Gestank loszuwerden. „Du kennst Lady Sansa?“, fragte er deutlich sanfter als er zuvor sich von der Frau verabschiedet hatte. Er behielt die Türen im Augen auf Charon wartend. „Was es auch is, du kannst wieda durchatmen. Sie is a alte Frau, de nach Zigarrenrauch stinkt und du bist a echte Rune Knight, jo?“ Er lächelte sie aufmunternd an. Als Charon dazukam, sah er den Weißhaarigen abwartend an, dass dieser vorging und der Adresse folgte. „Denkst es … ihr, dass er den Schlüssel verloren hat? Oder dass ea es selbst war oder wen angstiftet hod …“, überlegte er laut, als sie sich auf den Weg durch die Straßen machten.
Auch wenn die Interaktion zwischen Grias und Kyanna etwas seltsam wirkte, entschied sich Charon, als Gentleman nicht tiefer nachzubohren. Stattdessen fing er gerne die Aufmerksamkeit der Älteren ab, als die Runenritterin den Raum verließ. „Wenn Sie gute Ergebnisse wünschen, sind sie bei Crimson Sphynx genau richtig“, hob er noch einmal hervor, ein Lächeln auf den Lippen. Wenn Grias so schnell verschwunden war, gab es keinen Grund, die Runenritter noch einmal separat hervorzuheben. Es schadete der Wüstengilde sicher nicht, im Umkreis einer reichen Witwe mit einem gewissen Einfluss gestreut zu werden. „Sie kriegen spätestens heute Abend eine Rückmeldung von mir. Mit etwas Glück hat sich das Thema dann auch schon aufgeklärt.“ Tatsächlich war sich der Dargin relativ sicher, dass sie auf der richtigen Fährte waren. Die Puzzleteile fielen alle ganz gut ineinander, nur in einem Punkt wollten sie nicht ganz passen. Den sollte er vermutlich am Besten einmal mit seinen Kollegen besprechen...
Ein wenig später als die beiden anderen verließ Charon das Gebäude und bekam gerade noch mit, wie Zachariel Grias ein warmes Lächeln schenkte. Leicht genervt rieb sich der Dargin die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. Wie dringend hatte es dieser Kerl eigentlich nötig, sich bei der süßen jungen Ritterin einzuschleimen? Naja, solange er trotzdem einen gewissen Grad an Professionalität zeigte, würde Charon darüber hinweg sehen. Er nickte auf die Frage des Schwarzhaarigen. Steckte der Sohn wohl selbst hinter den Einbrüchen oder hatte er den Schlüssel verloren? „Ehrlich gesagt wirkt beides nicht ganz richtig... Grias, kannst du mir kurz die Adresse nennen?“, gab Charon an, ehe er nach einer kurzen Absprache die richtige Richtung einschlug, um an ihr Ziel zu kommen. Ein paar Minuten zum Plaudern würden sie wohl haben, auch wenn dieser Sohn nicht allzu weit weg von seiner Mutter lebte. „Für Villenfremde wirkt mir die Handlungsweise zu sicher... oder? Meint ihr, so ein Diebstahl kann von jemandem ausgeführt werden, der nur zufällig an den Schlüssel gekommen ist?“, fragte er nachdenklich. Der Einstieg über den Balkon barg die Gefahr, von außen entdeckt zu werden, und wenn sie durch den Haupteingang gekommen waren, mussten sie ein ganzes Stück zielsicher durch die Villa gegangen sein, um schlussendlich nur je einen Gegenstand mitzunehmen. Ein Einbrecher, der sich im Gebäude nicht auskannte, hätte vermutlich das erstbeste Diebesgut mitgenommen. Es war nicht so, als würde in der Villa Sansa nicht genügend Prunk herumstehen. „Ich denke, der Sohn muss auf die eine oder andere Weise involviert sein... aber er hat keinen Grund dazu. Sie hat ihm einen Haufen Geld geschickt und da sie gar nicht gemerkt hat, dass er sich nicht gemeldet hat, hat sie das wohl auch nicht mit irgendwelchen Forderungen verknüpft, die er nicht erfüllt hätte. Ihre Beziehung mag nicht die Beste sein, aber welcher verwöhnte Schnösel würde sich die Mühe machen, seine Mutter zu bestehlen, wenn er das Geld auch einfacher kriegen kann?“ Auch so wurde in den Augen des Dargin kein Schuh daraus. Der Sohn hatte keinen Grund für das Verbrechen, aber er war die verdächtigste Person. Irgendwo fehlte ein Bindeglied, das aus diesen beiden Wahrheiten eine stichhaltige Realität formte. „Ich würde annehmen, dass etwas passiert ist, für das er Geld braucht, das er aber seiner Mutter nicht erzählen kann... oder aber, dass jemand anders die Fäden zieht. Jemand, der von ihm unterstützt wird.“
Am Heim des jungen Sansa übernahm Charon wieder wie selbstverständlich den Vortritt und klingelte an der Tür. Nach einer relativ langen Wartezeit – er hatte schon die Hand für einen zweiten Versuch gehoben – öffnete sich die dann auch. Wer auch immer da vor ihm stand, war aber vermutlich nicht der Sohn. Stattdessen stand eine Frau vor Charon, noch relativ jung. Sofort fielen ihm ein paar Verbindungen zu Kyanna Sansa auf: So wie die reiche Dame war das Mädchen komplett in Schwarz gehüllt, mit Make up, das ihre Haut weiß wirken ließ und nur ihre Augen dunkel umrandete. Ihr finsteres, struppiges Haar fiel ihr vor ein Auge und auch, wenn sie gerade keine Zigarette im Mund hatte, stank sie nach Rauch. Da endeten die Ähnlichkeiten aber auch schon. Das düstere Mädchen wirkte abweisend und zeigte mit ihrem krummen Rücken nicht ansatzweise die Eleganz der Älteren. Auch ihre Kleidung war entschiedene Mittelklasse: Eine zerrissene Jeans, ein dicker, schwarzer Hoodie mit einer Kapuze, die sie nicht aufsetzte, und einem Wort auf der Brust, das Charon im Leben nicht in den Mund nehmen würde. Die Turnschuhe, die sie trug, waren wohl ihr einziges neues Paar, denn auch, wenn diese beiden sehr hochwertig wirkten, konnte der Dargin hinter ihr einen Haufen alter, ausgelatschter Treter sehen, die sicher nicht von dem reichen Erben herein gebracht worden war. „Was wollt'n ihr?“, fragte sie barsch, und Charon verneigte sich leicht. „Guten Tag. Wir wollten gern mit Herrn Sansa sprechen“, meinte er freundlich. „Können wir kurz hereinkommen?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen, sah das Weißhaar abschätzig an. Nach ein paar Momenten des Schweigens schüttelte sie den Kopf. „Mein Partner is nich hier. Kommt heute auch nicht mehr, also verzieht euch.“ Sie war schon dabei, die Tür zuzuziehen, als diese gegen Charons Fuß stieß und an ihm stehen blieb. Das Mädchen hatte ein unbewegliches Objekt in ihrem Weg. Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Das ist schon in Ordnung. Sie können und sicher auch helfen“, nickte er fröhlich und freundlich und trat einen Schritt vor, sodass er im Türrahmen stand und die Finstere zurückgedrängt wurde. „Vielen Dank, dass Sie uns herein lassen. Wir sind sicher bald fertig.“
So wie eine aufgeschreckte Gazelle vor einem angriffslustigen Jaguar flüchten würde, flüchtete Grias jetzt aus der Villa von Lady Sansa, nachdem sie die Adresse entgegen genommen hatte. Ihr Geist raste mit Gedanken, was ihre Kollegen jetzt von ihr denken würden, nachdem sie diese alles andere als subtile Aktion abgezogen hatte, aber Alles war ihr lieber als von ihrer Auftraggeberin erkannt zu werden und ihr Geheimnis offenbart zu haben. So hielten Charon und Zachariel sie zumindest nur für eine Spinnerin und nicht für einen Freak. Nicht weit vom Eingang des Anwesens blieb die Gehörnte dann stehen um auf ihre Kollegen zu warten, und tatsächlich dauerte es nicht lange bis Zachariel ihr hinterher kam. Doch ihre Freude hielt sich in Grenzen, als von ihm die nur allzu natürliche Frage folgte, ob sie Lady Sansa kannte. Die van Diux erhob ihren Blick vom Boden, sah dem in schwarz Gekleideten aber auch nicht in die Augen als sie leise antwortete. "Ich… habe sie schon einmal getroffen, aber ich habe mich leider nicht gut mit ihr verstanden." Sie hoffte dass diese Erklärung ausreichen würde damit Zachariel nicht weiter nachfragte. Jedoch fiel ihre nächste Aussage etwas kraftvoller aus. "Sie ist nicht nur alt! Sie ist anmutig und stark und wunderschön… perfekt… und ich bin nur…" So sehr die Blauhaarige Lady Sansa fürchtete, so sehr bewunderte sie diese auch, sie war eine Adlige wie sie im Buche stand, ein Vorbild für Grias, die solchen Erwartungen nie gerecht geworden war. Trotzdem bildete sich dann aber ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht, als sie sich die Worte ihres Gegenübers durch den Kopf gehen ließ. "…Nein, ich bin eine Rune Knight. Da hast du Recht, danke." Vielleicht keine besonders talentierte, starke oder erfahrene Rune Knight, aber sie konnte trotzdem versuchen ihr Bestes zu geben um Menschen zu helfen. Schließlich stieß auch Charon hinzu, der sich etwas mehr Zeit gelassen hatte, worauf er auch schon nach der Adresse fragte. Schnell zog die Gehörnte den Zettel hervor und teilte was darauf stand mit ihren Kollegen, bevor auch sie ihre nachdenkliche Antwort auf die andere Frage des Weißhaarigen gab. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht… Würde denn wirklich irgendjemand so etwas tun, seine eigene Mutter bestehlen?" Sie hatte ja selbst gesagt, dass bestimmt jemand involviert war der sich in der Villa auskannte, aber so direkt konnte sie sich das einfach nicht vorstellen. Vielleicht hatten ja noch Dritte ihre Hände im Spiel, die sich am Besitz von Lady Sansa bereichern wollten? So konnte sie den Überlegungen des Dargin erst einmal nur zustimmen. Was bei ihr unangenehm aufstieß war aber die Bezeichnung als "verwöhnter Schnösel", sowas war doch wirklich unangemessen! Das Haus, das die Magier an der gegebenen Adresse vorfanden, konnte man wohl am ehesten als unauffällig beschreiben. Es wirkte weder besonders protzig noch besonders heruntergekommen für die Nachbarschaft und war in eine langweilige graue Fassade gekleidet. Es dauerte einen Moment bis die Tür geöffnet wurde, und die Person die dann sich dahinter offenbarte, hätte man überraschender Weise glatt mit einer kleineren Version von Lady Sansa verwechseln können, vom Haut-und Haarton über die Make-Up-Wahl, bis hin zum Geruch von Rauch, wenn auch sie um Einiges uneleganter war als ihre Auftraggeberin. Lady Sansa hatte erwähnt dass ihr Sohn wohl mit einer Frau zusammengezogen war, war diese das also? Es folgte eine recht barsche Begrüßung, von welcher Charon sich aber nicht einschüchtern zu lassen schien. Die Antwort der Schwarzhaarigen bestätigte dass sie Bernards Partnerin war, im gleiche Zuge ließ sie die Drei aber auch wissen, dass es wohl eine Weile dauern würde, bis er wieder zuhause war. Was für eine enttäuschende Entwicklung, aber vielleicht würde ihnen ja noch etwas Anderes einfallen? Das war zumindest der erste Gedanke der van Diux, was der Dargin jetzt tun würde, kam allerdings komplett unerwartet. Anstatt die Frau in Frieden zu lassen, hielt er einfach zu Tür auf und drängte sich dann in das Haus herein, in das man ihn eigentlich explizit nicht hereingebeten hatte. "Ch-Charon!" entkam es der Blauhaarigen erschrocken, aber wirklich etwas tun, konnte sie dann auch nicht mehr. Das war doch nicht okay, einfach so in fremde Häuser reinzugehen, vor Allem wenn die Bewohner das nicht wollten. Was machte die Magier dann denn besser von irgendwelchen Dieben, die sich dem Eigentum anderer bemächtigten? Trotzdem stimmte es aber, sie mussten irgendetwas tun wenn sie weitere Hinweise haben wollten, und diese in schwarz gekleidete Frau war gerade nun einmal ihr einziger Hinweis. Und Charon war ja auch ein S-Rang Magier, also wusste er bestimmt was er tat? Ganz wohl fühlte sie sich immer noch nicht dabei, aber sie ging der Sphinx dann einfach hinterher, sich tief vor der Bewohnerin des Hauses verbeugend, als sie die Türschwelle übertreten hatte. "E-entschuldigen sie bitte… W-Wir kommen in Auftrag von Lady Sansa, der Mutter von Herrn Bernarde, w-weil es in letzter Zeit wiederholt zu… Einbrüchen und Diebstählen bei ihr Zuhause gekommen ist, und wir kontrollieren sollen ob… ob sein Schlüssel gut aufgehoben ist, d-da es den Verdacht gibt dass dieser mit den Einbrüchen zu tun haben könnte. W-Würden sie uns bitte behilflich sein?" Entschuldigend und nervös erklärte sie der Frau die Lage, in der Hoffnung dies würde sie bereiter stimmen, ihnen zu helfen. Diese zögerte einen Moment bis sie antwortete, allerdings schienen die Worte der Blauhaarigen dann doch zu ihr durchgedrungen zu sein. "A-Ach wirklich? Sie wurde bestohlen? D-Das hättet ihr gleichen sagen solln, dann hätt ich euch doch gleich reingelassen… Setzt euch ins Wohnzimmer, da könn wir gleich reden." Ein zufriedenes Lächeln bildete sich im Gesicht von Grias, bevor sie noch schnell einen dankenden Knickser machte. "Vielen Dank. Mein Name ist Grias und ich bin ein Mitglied der Rune Knights, meine Kollegen heißen Charon und Zachariel. Wie dürfen wir sie nennen?" "Ah, K-Kamilla." Die Schwarzhaarige wirkte etwas nervös auf die Gehörnte, ein Gemüt dass die Anfangs abweisende Art, jetzt ersetzt zu haben schien, allerdings machte sie sich keine Gedanken darüber, Anfangs wusste Kamilla einfach nicht, dass es um so etwas Wichtiges ging, und wenn wie aus dem nichts einfach drei Magier in jemandes Haus reinplatzten, hätte das sicher jeden nervös gemacht. Nachdem sie ihr Gildenzeichen gezeigt hatte, ging die van Diux also gehorsam in das Wohnzimmer um sich dort auf die Couch zu setzen.
Zachariel war Grias aus dem Gebäude gefolgt. Er hatte weder Lust auf Lady Sansas Geruch, noch auf Charon, der sich mit der Frau noch kurz unterhielt. Wichtiger war das Mädchen, dass von der Älteren nicht angetan schien. Sie sah dem Schwarzhaarigen nicht ins Gesicht, als sie ihm antwortete. Er wusste nichts über die Magierin, aber er war gerne unter Menschen, half denen, die sein Wolf als eine Art Rudel empfand. Und dem Wolf gefiel die Stimmung von Grias nicht, er wollte sie anstupsen, aufmuntern. Doch er hielt den Abstand ein und versuchte sie mit Worten zu unterstützen. Der Wolf knurrte in ihm, schon der Gestand von Lady Sansa hatte ihn verstimmt und das hier schürte das Gefühl in seiner Brust. Dennoch war seine Stimme war, wie wenn er mit Gaea oder seiner Nichte sprach. „Genau, des bist du. Lass dia von ihr ned vormachen, auch so zu sein.“ Er lächelte das Mädchen an.
Kurz darauf war auch Charon aus der Villa zurück und schloss sich ihren Überlegungen an. „I glaube nicht, dass man so an Einbruch als Fremder machen kau. Wenn, müsste der mindestens a paar Mal drinnen gewesen sei.“ Eines der riskantesten Dinge, aber auch der wichtigsten war das Auskundschaften von Zielen. Wo lag der Schmuck, das Geld? Wo waren Diener, Schlafzimmer? Gab es Hunde? Wie gelangte man am einfachsten hinein? Ein Diebstahl war aufwand, wenn man sichergehen wollte. „Zumindest bräuchte man wen, der si drinnen auskennt.“ Seiner Meinung zu Charon widersprechend musste er den Magier zustimmen. Dämlich war der Weißhaarige definitiv nicht. Einige Schritte lang dachte er über das nach, was Charon vorschlug, und über Grias Frage. „Wer weiß, vielleicht is zwischen ihnen mehr passiert wie wia wissen. Vielleicht hot da Sohn einen Grund dazu, ob a Rache für etwas will und ihr so afoch Schaden oder schlaflose Nacht bereiten will … Oder es is ihm etwas peinlich, wo er weiß, dass seine Mutter des nicht toll finden würde, sondern ihm eher das Geld wegnehmen als geben.“ Beides möglich, hatte er den Sohn doch noch nicht getroffen und wusste entsprechend nicht, wie diese sich verhielt. Was ihm zuzutrauen war. Immerhin würden sie das bald erfahren, dann nicht lange Zeit später tauchte auch schon das Haus vor ihnen auf. Der Weißhaarige klingelte, während Zachariel die Hände wieder in die Hosentaschen schob und tief einatmete. Seine Nase warnte ihn kurz bevor die Tür wirklich aufging. Die junge Frau in der Tür … der Wolf wäre am liebsten wieder umdreht. Blass, die Haare ein wildes Durcheinander und mit einem Aufzug, der ihm aus manchen Gegenden in Crystalline Town bekannt vorkam. Das sah nicht aus, wie jemand der in einem Haus lebte, das regelmäßig Geld von Lady Sansa bekam. Ihre Nettigkeit glich sich in seinen Augen. Charon blieb freundlich und Zachariel war froh, dass der Jüngere das Reden übernahm. Oder das Eindringen in das Haus, als er verhinderte, dass ihnen die Tür wieder zugeknallt wurde. Grias schien wenig überzeugt von ihrem Vorgehen, als die drei Magier eintraten und Zacha sich gerade so davon abhielt, kräftig zu niesen. Dieser Rauchgestank brannte wie Feuer in seiner Nase. Grias erklärte ihr Anliegen und die Stimmung der Frau änderte sich merklich. Zachariel folgte als letzter in das Wohnzimmer, nachdem Grias sich ausgewiesen hatte. Er hatte kein Gildenzeichen, dass er zeigen konnte. Auch das Wohnzimmer roch nach Rauch und einer Note Lady Sansa, ein wenig wie Kinder nach ihren Eltern rochen. Der Geruch haftete noch stärker an Kamilla, aber als die Freundin des Sohnes war das wohl nicht verwunderlich. So nahm er Platz, bemüht leicht zu atmen. „Danke, dass Sie sich de Zeit nehmen.“ Kamilla zögerte und lächelte unsicher in die Runde, die Finger klopften auf ihren Oberschenkel, als sie ihnen gegenüber Platz nahm. „Wollt ihr euch … umsehen? Oder habt ihr direkt Fragen?“
Es missfiel Charon ein Stück weit, aber so, wie es aussah, waren er und Zachariel einer Meinung, was das Verbrechen anging. Genauso zeigte der Schwarzhaarige - anders als Grias - keine merkliche Reaktion darauf, wie Charon sich Zutritt zum Heim des Sohnes verschafft hatte. Ihm machte diese Vorgehensweise wohl nicht viel aus. Charon offensichtlich auch nicht; was er tat war effektiv und schadete schlussendlich nicht. Er hatte ja nur aus einer impliziten Einladung eine explizite gemacht. Die Runenritterin schien sich da ein paar Gedanken mehr zu machen, worüber Charon nur schmunzeln konnte. Niedlich war sie ja wirklich. Während die beiden jungen Damen miteinander sprachen, trat er ein paar Schritte tiefer in den Flur hinein und ließ seinen Blick schweifen, hielt seine Beobachtung auch aufrecht, während sie ins Wohnzimmer geführt wurden. Kurz überlegte er, ob er sich auf das Sofa setzen sollte, aber das war fleckig und hatte sogar ein paar kleine, verbrannte Löcher, wo jemand seine Zigaretten ausgedrückt hatte. Nein, da stand er doch lieber. “Ich bin bereits dabei”, lächelte Charon, als Kamilla meinte, dass sie sich umsehen durften. Dann blickte er ihr in die Augen. “Sind Sie sicher, dass der junge Herr Sansa hier wohnt?” Verdutzt blinzelte sie, wirkte für einen kurzen Moment sogar leicht verärgert, ehe sie sich fing und sich zu einem Lächeln zwang. “Natürlich. Wieso fragen Sie?” Eine leichte Nervosität war ihr anzusehen. Ein seltsames Detail. Wenn sie nicht wüsste, von wem sie sprachen, hätte Kamilla von Anfang an anders reagiert, irgendwo steckte also eine Lüge. Lebte er doch woanders? Oder hatten die beiden ein anderes Geheimnis, das sie zu bewahren versuchten? “Mir sind die Bilder aufgefallen”, meinte er und nickte in Richtung eines in die Ecke gezwängten Schreibtisches, auf dem ein Bild von Kamilla stand. Das war nicht das einzige. Auf einem Regal standen gleich zwei nebeneinander, davon eines, auf dem sie mit Freundinnen unterwegs war. An der Wand hing ein Porträt, das sie wohl von sich hatte zeichnen lassen - tatsächlich von deutlich höherem Wert als die meisten anderen Dinge, die Charon in dieser Wohnung sah. Das Geld der Sansa-Familie steckte hier mit Sicherheit mit drin, auch wenn man auf die Details achten musste, um es zu sehen. Durch die angelehnte Badtür konnte man bei genauerem Hinsehen auch einen Schminktisch erkennen, auf dem neben einer Schminkschatulle guter Marke, wie Charon selbstverständlich ins Auge gestochen war, gleichzeitig ein bisschen Schmuck lag, der auf ihn eher falsch wirkte. Es war ein spannendes Gemisch aus teuer und billig, wie der Rest der Wohnung. “Es sind nur Bilder von Ihnen hier, Lady Kamilla. Da kommt die Frage natürlich auf.” “Ah… oh.” Man konnte der jungen Dame die Überraschung ansehen, ehe sie sich an den Arm fasste und den Blick leicht senkte. Nach kurzem Durchatmen versuchte sie, dem Blick des Dargin zu begegnen, doch es fiel ihr schwerer als vorher. “Ja, das ist richtig. Er… mag es nicht unbedingt, Bilder von ihm selbst zu sehen. Wenn wir Gäste zu haben, ist es uns eigentlich lieber, wenn sie mich sehen.” Sie blinzelte kurz, ehe sie realisierte, was sie gesagt hatte, und in einem kurzen Moment der Angst hob sie abwehrend die Hände vor sich. “Wenn sie mich zuerst sehen! Ich begrüße die Leute meistens. Er zeigt sich natürlich auch, haha… ha…”
In Ordnung. Dass hier etwas komisch war, das erkannte man wohl auch ohne eine besondere Beobachtungsgabe. Das Was entkam Charon aber noch immer. Nicht nur fehlten ihm die Bilder, auch irgendwelche anderen Hinweise auf die Anwesenheit eines reichen jungen Mannes fehlten ihm. Auf dem Tisch stand nicht mehr als ein leeres Weinglas, in einem Klamottenstapel auf einem Sessle in der Ecke fielen ihm nur Kleider und Blusen auf. Die Inneneinrichtung war auch, trotz ihrer eher dunklen Töne, entschieden feminin. Die rockigere Art von feminin. Auch wenn sie nicht allzu sehr auf ihre eigene Präsentation zu achten schien, war Kamilla wohl ihre Selbstdarstellung wichtig. Ein seltsamer Kontrast, aber einer, den der Dargin mit einem warmen Lächeln aufnahm. “Alles gut. Wer kann es ihm verübeln, Tag für Tag eine hübsche junge Dame sehen zu wollen?” Mit einem sanften Lachen nickte er der Schwarzhaarigen zu, die nach einem Moment des Zögerns tatsächlich wirkte, als würden ihr die Worte schmeicheln. Auch wenn sie und der Dargin mit Sicherheit kein Interesse aneinander hatten, hatte sie wohl etwas in seinen Worten gerne gehört. Nach einem leisen “Vielen Dank” ihrerseits nickte er noch einmal, ehe er einen Moment der Stille zwischen ihnen ließ und sich dann wieder dem Rest des Raumes widmete. “Gibt es denn außer Ihnen noch etwas, das sich zu sehen lohnt?”, fragte er scherzhaft, auf der Suche nach weiteren Hinweisen. Hier war definitiv etwas faul. Die Frage war nur, was genau.
Grias war wirklich kein Freund davon, wie Charon sich einfach so in das Haus reindrängelte. Sicher, sie mussten irgendetwas rausfinden und hier war ihr einziger Anhaltspunkt, aber er hätte ja wenigstens erstmal noch erklären können, wer sie überhaupt waren und warum sie hier waren, bevor er sich selbst einlud. Schließlich war es nichts ungewöhnliches, Leute die man nicht kannte, auch nicht in sein Haus zu lassen. Allerdings war es auch nicht so als hatte die Gehörnte groß etwas gegen die Vorangehensweise des Weißhaarigen tun können, letzten Endes konnte sie sich nur nachträglich vor der Frau rechtfertigen, welche sich als Kamilla vorgestellt hatte. Wenigstens schien diese ihr anliegen dann auch zu verstehen, worauf sie die Magier in das Wohnzimmer bat. Die van Diux folgte höflich der Anweisung der Hausherrin und setzte sich auf die Couch, während der Dargin sein invasives Verhalten fortsetzen und wohl direkt alles im Haus unter die Lupe nahm. Der S-Rang Magier schien zwar zu wissen wie man sich gut Anzog und Präsentierte, aber je länger die Blauhaarige Zeit mit ihm verbrachte, umso mehr kam es ihr wie eine Fassade vor. Er hätte wirklich gut in die Kreise hineinpasst in denen sie aufgewachsen war, Leute die sich nach Außen hin höflich gaben und bei einem einschmeichelten, in Wirklichkeit aber keinen Respekt vor Anderen hatten und nur auf den eigenen Vorteil aus waren. Was Grias ihrem Kollegen aber lassen musste, es war eine gute Idee von ihm gewesen stehen zu bleiben. Je länger ihr Blick auf die Couch fiel wo sie gerade saß, um so mehr fiel ihr auf wie unsauber diese eigentlich war, ein ungepflegter Zustand der auch auf viel weiteres in diesem Haus zutraf. Ein wirklich unangenehmes Gefühl breitete sich in der Gehörnten aus, sobald sie diese Realisation traf, aber sie entschied sich sitzen zu bleiben und auszuhalten, alles Andere wäre ziemlich unhöflich gewesen. Stattdessen versuchte sie sich lieber auf die Unterhaltung zwischen Charon und Kamilla zu konzentrieren. Ihr Kollege hatte Recht, es war wirklich seltsam, dass hier weit und breit keine Bilder von Bernarde zu sehen waren. Und auch die emotionalen Reaktionen überstiegen die einfache Nervosität, welche die van Diux erwartet hätte. Sie konnte es nicht verleugnen, auch sie hatte das Gefühl, dass ihnen irgendetwas verheimlicht wurde. Die Frage war nur was. Wohnte Bernarde in wirklichkeit vielleicht gar nicht hier? Oder war irgendetwas mit ihm passiert, wovon seine Mutter nicht gewusste hatte? Die Blauhaarige klinkte sich schließlich auch mit in die Unterhaltung ein. Sie waren ja wegen des Schlüssels hierher gekommen, was brachte es also da die ganze Zeit drumherum zu fragen. Lady Kamilla, können sie uns vielleicht irgendetwas über Bernards Schlüssel zum Anwesen seiner Mutter? Lady Sansa hat uns erzählt dass er solch einen besitzt, und unser verdacht liegt darin, dass er für die Einbrüche verwendet worden ist. Wissen sie wo Bernarde den Schlüssel aufbewahrt, oder hat er ihn vielleicht verloren oder dergleichen? Mit freundlichem Ton erkundigte Grias sich bei Kamilla, diese schien aber, wieder einmal, erst nach den richtigen Worten zu müssen. Ach ja, der Schlüssel! Also… das… Ein lautes Pfeifen unterbrach plötzlich die Frau, die sich jetzt schnell in Richtung Küche begab. Ah, der Tee ist fertig! Einen Moment, lasst mich euch erst etwas einschenken. Nach kurzer Zeit kam die Schwarzhaarige dann mit einem Tablett zurück, auf dem drei Teetassen standen, wovon jedem Magier eine gereicht wurde. Hier, das ist doch das mindeste für Gäste, die Bernards Mutter helfen.Ah, der riecht wirklich gut, danke. Ohne zu zögern nahm die Gehörnte den Tee an. Die Tasse sah zum Glück sauber aus, sodass sie kein Problem damit hatte daraus zu trinken. Ein angenehmer Geschmack füllte ihren Mund, wenn auch mit einer seltsamen Note die sie irgendwie nicht einordnen konnte, aber nichts was den allgemeinen Geschmack verschlechterte. Mmm, haben sie den selbst gemacht?Nein nein, der ist fertig gekauft. Freut mich, wenn er schmeckt. Die van Diux stellte die Teetasse wieder auf dem Stubentisch ab, während sie sich mit einer Hand den Mund zuhielt um einen Gähnen zu überdecken. Warum wurde sie denn plötzlich so Müde? Also, wie war das bitte noch gleich mit… mit… Ein weiteres Gähnen unterbrach ihre Worte, als sie feststellte wie schwer es ihr plötzlich fiel die Augen offen zu halten. Sie versuchte sie ein Paar mal die Augenlider wieder zu öffnen, aber es reichte nur für kurzes Blinzeln, dass mit jedem Mal noch träger wurde. Die Blauhaarige bemerkte gar nicht mehr, wie sie nach hinten in die Couch zusammensackte.
Das Sofa stank und Zachariel setzte sich nur auf die Kante, die Ellbogen auf den Knien abgestützt. Charon nahm nicht Platz, vermutlich war er sich zu schön dafür. Der Wolf blinzelte. Es ging nicht darum, ob er den weißhaarigen Schönling mochte oder nicht, sondern um das, was mit den Schätzen von Lady Sansa geschehen war. Er hörte zu, während Charon sich mit Kamilla unterhielt und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Ob ihr Sohn ein solcher Chaot war? Wenn er Lady Sansa als Mutter hatte, warum nützte er das Geld nicht, um eine Putzfrau zu bezahlen, hier sauer zu machen? Stattdessen sah es aus, als hätte seit Wochen keiner mehr geputzt. Bei der Anmerkung des Weißhaarigen richtete er seine Suche vorwiegend auf die Bilder und erhob sich, um sich die Fotos näher anzusehen. Je länger er durch das Zimmer streute, umso mehr kam in ihm das Gefühl auf, dass er etwas übersah. Etwas, das nicht so sein sollte, wie es war. Etwas, das hier fehlte. Er rieb sich nachdenklich die Nase. Kamillas Antwort, ihr nervöses Zögern verstärken den Eindruck nur noch. Und zugleich, ihre Antwort brachte ihn auf die Frage, die in seinem Kopf herumspuckte wie ein Geist. Nicht zu fassen, aber da. Sie lag ihm auf der Zunge, als er sich ein weiteres Mal umsah. Die weiblichen Kleidungsstückte, das Glas. Ihr Nachschub, dass er sich doch zeigte. Doch die eigentliche Frage war doch, wann. Das war es, was den Wolf unruhig machte, was fehlte. Es war keine Spur des Sohnes zu sehen, aber vielleicht lebte er mit seinen Dingen lieber zurückgezogen. Unwahrscheinlich, wenn auch möglich, wenn Zachariel die ganze Sache nicht schon seltsam genug vorkam. Denn was fehlte, war der Geruch. Es roch nach Kamilla, nach der Spur von Lady Sansa, aber es war nur eine Note. Der Geruch einer einzigen Person. Nicht einmal ein schaler Abdruck einer zweiten Person, als wäre Kamilla seit Wochen die einzige Person, die die Wohnung betreten hatte. Was noch verwirrender war, war der Geruch von Lady Sansa, der ihr anhaftete. Es sei denn, sie hätte ihn außerhalb getroffen und hielt das Haus in seinem Namen in Schuss. Zachariel runzelte die Stirn. „Wann wor dein Partner des letzte Moi da?“, erkundigte er sich und kehrte zum Sofa zurück. Kamilla flocht die Finger ineinander und wich seinen Blick aus. Das taten einige, denen die Augen des Wolfes unangenehm waren, aber sie schien die Farbe seiner Iriden gar nicht zu bemerken. „Vor … ein paar Tagen. Der ist auf einer Geschäftsreise.“ Zachariel schluckte die Worte, die ihm auf der Zunge langen, als der die Lüge hörte. Stattdessen hörte er Grias Frage zu, doch bevor Kamilla antworten konnte, machte sie sich auf den Weg zu Tee zu holen. Er wartete, dass sie außer Hörweite war, ehe er sagte: „Sie lügt. Bernadre oda auch nua a andere Person wor seit Wochen nimmer hier. Es is, als würd sie hier allein wohnen.“ Der Wolf zögerte, mehr zu erzählen, aber es waren Informationen, mit den seine Questpartner vielleicht mehr anfangen könnten. „Sie riacht nach erm, zumindest nach Lady Sansa, wie a Kind noch seina Mutta.“ Woher er das wusste … Zachariel erzählt nicht jedem, was er war und wenn sie nicht nachfragten, wäre er auch zufrieden damit, wenn sie einfach mit den Entdeckungen weiterarbeiten würden.
Kamilla kehrte mit dem Tee zurück. Zachariel nahm seine Tasse zuletzt entgegen. Es roch in der Tat gut, nur etwas zu süßlich. Dennoch zog er den Geruch dem von Zigarettenrauch vor. So trank er bereitwillig den Tee, auch tief in seinem Kopf die Alarmglocken zu schrillen begannen. Der Geruch … Das süßliche Etwas, kam ihm vage bekannt vor, doch er konnte nicht mehr sagen, woher. Seine Gedanken drehten sich immer weiter, immer … langsamer. Grias neben ihm gähnte und auch der Wolf spürte die aufkommende Müdigkeit. Er stellte den Tee ab, seine Hand zitterte und seine Füße drohten, nachzugeben. Er schaffte die zwei Schritte zum Sofa, um sich zu setzen. Zachariel blinzelt, versuchte mit Krampf, die Augen offen zu halten. Der Wolf in ihm knurrte, aber war zu müde, sich zur Wehr zu setzen, als er nach hinten sackte. Gefängnis. Daher kannte er den Geruch. Man hatte ihm das Zeug schon einmal gegeben … zu Vollmond. Betäubungsmittel. Doch bevor er den Mund öffnen konnte, fielen ihm die Lider zu und die Dunkelheit schlang sich um seinen Geist.
Ein leises Seufzen entkam Charon, als er Grias Frage hörte. Er mochte es immer gerne, mit Leuten, die er verdächtigte, über vermeintliche Nichtigkeiten zu sprechen. Ihre Verteidigung zu senken, Informationen zu sammeln, die unscheinbar erschienen, aber schließlich genutzt werden konnten, um ein Bild aufzubauen. Je weniger man über sein Gegenüber und die Situation wusste, desto schwieriger war es, eine Lüge zu durchschauen oder die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ein paar unwichtig wirkende Kommentare konnten der ausschlaggebende Punkt sein, um die Wahrheit zu erfahren. Auf diese Weise hatte der Dargin einen Mörder enttarnt. Das Gleiche hätte er auch gerne bei dieser Diebin getan... aber offenbar bevorzugte die van Diux die direkte Konfrontation. Zielführend zeigte sich das allerdings nicht. Ohne gute Antwort auf das Schlüsselthema entschuldigte sich Kamilla, um ihnen Tee zu servieren, nur damit Zachariel in der Zwischenzeit eines feststellen konnte: Sie hatte gelogen. „Spannend“, stellte Charon fest und meinte damit nicht nur ihre Gastgeberin. Auch der Schwarzhaarige gab mit seinen Worten einiges über sich preis und zog sich damit einen aufmerksamen Blick des Dargin zu. Seit Wochen war niemand hier, da wirkte er recht sicher. Außerdem roch Kamilla wie... ein Kind von Lady Sansa? „So etwas kannst du riechen?“, hakte Charon nach, eine Hand an sein Kinn legend. Wenn er das an dem Geruch festmachte, kam daher wohl auch seine Sicherheit, dass niemand hier gewesen sei. Es erinnerte den Dargin an Rin, die ähnlich gut im Aufspüren war... weil sie die Gene eines Hundes hatte. Zachariel dagegen... er hatte weder die Ohren, noch den Schweif eines Tieres und Charon war bisher auch nichts anderes aufgefallen, was danach aussah. „Wie interessant... du hast den Geruchssinn eines Tiermenschen, aber dir fehlen die Merkmale. Was genau bist du, Zachariel?“ Die Frage war wohl ganz schön direkt und vermutlich nicht sonderlich höflich, aber sie wollte gestellt werden. Schließlich musste Charon ja wissen, dass er den Informationen seines Begleiters auch vertrauen konnte... Außerdem interessierte es ihn. Was für ein Mensch konnte wohl mit dem Geruchssinn eines Hundes mithalten?
Der Tee, den die junge Dame den Trio anbot, nahm Charon mit einem höflichen Nicken entgegen und begann, höflich daran zu nippen. Er schmeckte billig, mit einer süßen Note, die so gar nicht zum Kern des Geschmacks passte. Wer auch immer das zusammengestellt hatte, verstand herzlich wenig von der Kunst des Teekochens, aber das war wohl wenig überraschend bei einer Sorte, die eine so unorganisierte Frau fertig irgendwo gekauft hatte. Dennoch trank der Dargin aus. Es wäre sehr unangemessen, ihr Angebot komplett auszuschlagen. „Herzlichen Dank für das gute Getränk“, sprach er also höflich, als er den letzten Schluck genommen hatte, und betrachtete die Schwarzhaarige eindringlich. Sie wirkte, als wäre ihr etwas unangenehm... Ob das wohl an seinem Blick lag? „Sagen Sie, hatten Sie eigentlich schon einmal die Gelegenheit, Lady Sansa persönlich kennen zu lernen?“ Bei ihrer Antwort konzentrierte sich Charon eher darauf, ihre Mimik und Gestik zu analysieren als die Worte, die sie sprach. Er bemerkte es noch nicht, aber es fiel ihm tatsächlich gerade schwer, so aufmerksam alles aufzunehmen wie noch eine Viertelstunde zuvor. Dafür fiel ihm deutlich die Körpersprache seines Gegenübers auf. Ihr Gesichtsausdruck war gezwungen freundlich, aber merklich angespannt, während sie ihn genauso studierte wie er sie. Gleichzeitig tippte ihr rechter Zeigefinger auf ihren linken Unterarm. Sie war nicht nur besorgt, sondern auch ungeduldig, schien auf etwas zu warten. Scheinbar instinktiv zuckten ihre Augen hinüber in Richtung der Couch, dort, wo Zachariel und Grias saßen, und Charons Blick drohte, ihrem zu folgen... ehe ihm die Augen zufielen und er ein langgezogenes Gähnen ausstieß. Was für ein schlechter Zeitpunkt. Charon war oft die Nacht über wach und achtete nicht wirklich darauf, sich nicht zu überanstrengen, daher war es nicht ungewöhnlich, dass er Anfälle von Müdigkeit hatte. Bis eben hatte er sich allerdings fit gefühlt, und es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt... aber nun gut. Es war ja nur ein Gähnen. Als der Magier Kamilla wieder ansah, wirkte sie irgendwie deutlich selbstsicherer als noch Momente vor, als hätte sie gesehen, was sie sehen wollte. „Ich muss sagen... Sie haben...“, meinte der Dargin leise, träge, während er die Tasse neben sich auf ein Regal stellte. Ehe er den Satz beenden konnte, waren ihm die Augen schon zugefallen. Die junge Dame hätte erwartet, dass er umkippen oder sich irgendwo abstützen würde, aber der zweifellos eingeschlafene Körper des Hünen blieb einfach stehen, pendelte sich schnell so ein, dass er auch ohne interne Steuerung das Gleichgewicht halten konnte. Nun gut, ob der Dargin nun stand oder fiel machte für sie nun auch keinen Unterschied. Wichtig war, dass sie etwas Zeit gewonnen hatte...
Es dauerte eine Weile, bis sich die Augen des Dargin wieder öffneten. Wie lang genau, das war schwer zu sagen. Während er den Schlaf weg zu blinzeln versuchte, brauchte er ein paar Momente, um sein Gedächtnis auf den neuesten Stand zu kriegen. Wenn er gerade erst aufwachte, war Charon immer so träge... Die unordentliche Wohnung, in der er sich befand, und der Anblick von Zachariel und Grias, die Schulter an Schulter aneinander gelehnt auf der Couch schliefen, brachten ihn aber schnell zurück in die Gegenwart. Das hier war definitiv nicht kein Zimmer und auch keine andere Wohnung, in der er für die Nacht untergekommen wäre. Sie waren noch im Heim von Bernardes Freundin, nur von der jungen Dame war nichts zu sehen. Kurz warf der Dargin einen prüfenden Blick in Richtung Eingangstür, aber die war geschlossen und es war schwer zu sagen, ob sie verschwunden war oder sich noch hier irgendwo versteckte. Frustriert biss er die Zähne zusammen. „Der älteste Trick... ich kann nicht glauben, dass ich mich so habe erwischen lassen“, murmelte Charon kopfschüttelnd, während er über die nächsten Schritte nachdachte. Alleine zu gucken, ob sie noch hier im Haus oder irgendwo draußen war, würde viel zu lange dauern. Er brauchte seine Kameraden, und da, so sehr es das Weißhaar überraschte, am Ehesten Zachariel. Der Ältere setzte nicht dauernd etwas an Charons Arbeitsweise aus, unterstützte sie sogar, und er hatte essenzielle Fähigkeiten zur Informationssammlung, abgesehen davon, dass er allgemein recht gut gefasst war. Wenn seine Nase auch nur halb so gut war wie die von Rin, würde er einen guten Spürhund abgeben. Zu zweit dürfte es ein Leichtes sein, den Aufenthaltsort Kamillas sicherzustellen. Andererseits... Charon würde ohnehin beide aufwecken. Da konnte er auch mit der Schöneren starten. „Grias?“, sprach Charon die Blauhaarige an, deren Kapuze leicht zu verrutschen drohte, und legte eine Hand an ihre Schulter, um leicht daran zu rütteln. „Grias! Bitte wach auf! Ich fürchte, Kamilla hat uns ein Schlafmittel verabreicht... und sie ist gerade auf der Flucht!“
Kurz bevor Kamilla das Wohnzimmer verließ um den Tee vorzubereiten, stellte Zachariel ihr noch eine Frage. Bernarde war also seit ein Paar Tagen auf Geschäftsreise… eine Aussage die sogleich vom Schwarzhaarigen als Lüge betitelt wurde. Sich erkundigen, woher er das wusste, musste man auch gar nicht, da er es im nächsten Moment erklärte. Allerdings warf diese genau so viele Fragen auf. Er hatte es gerochen? Und Kamilla roch nach Lady Sansa? Charons Neugierde war wohl genauso geweckt wurden, denn er fragte augenblicklich unverblümt nach, was Zachariel denn war. So direkt gefragt hätte die Gehörnte bestimmt nicht, aber auch sie war gespannt auf die Antwort. Konnte der Schwarzhaarige so gut riechen weil er kein Mensch war? Aber was war er denn dann? Kurze Zeit später brachte Kamilla dann Tee, welcher die Magier prompt ins Reich der Träume beförderte.
…
Hmmng… nur noch fünf Minuten… murmelte die van Diux, als jemand begann an ihr zu rütteln und auf sie einzureden. So hatte doch gerade so schön geschlafen, wer musste sie jetzt also unbedingt aufwecken? Sie versuchte einen Moment lang wieder einzuschlafen, doch jetzt konnte sie nichts dagegen tun, dass ihre Sinne langsam aber sicher wieder zu ihr kamen. Sie roch den rauchigen Geruch in der Luft, spürte die Hand die gerade eben an ihr gerüttelt hatte, die Raue Textur der Couch unter ihr, und die Körperwärme der Person an die sie gelehnt war… Moment, was? Die Augen der Blauhaarigen öffneten sich, und sie brauchte einen Moment um das Gesicht von Charon zu registrieren. Darauf wanderte ihr Blick zur Seite, wo sie Zachariel sah, mit dem sie anscheinend Schulter an Schulter auf der Couch gesessen. Wah! Erschrocken stand Grias auf und machte einen Schritt von ihren Kollegen weg, worauf der Schwarzhaarige, seinen halt verloren, zur Seite kippte. Anstatt darauf zu achten war sie selbst jetzt aber mehr beschäftigt damit, sich erneut du erschrecken. Ihre Hände wanderten an ihren Kopf um zu prüfen wie ihre Kapuze saß, und diese dann schnell wieder zu richten. Besorgt musste sie feststellen dass diese echt stark verrutscht war. Hatte Charon etwas gesehen? …sie entschied sich lieber nicht nachzufragen, fokussierte sich stattdessen wieder auf die Situation an sich. W-w-was ist passiert? Die Gehörnte versuchte sich zu entsinnen, warum sie in der Wohnung von Kamillen geschlafen hatte. Das letzte woran sie sich erinnern konnte, war dass sie sich mit der Dame des Hauses unterhalten hatten. Sie hatte wegen des Schlüssels von Bernarde gefragt, aber Kamilla hatte ihnen erst einmal Tee gebracht. Von dem hatte sie getrunken und dann… dann… was dann?
Das er sich sein Grab geschaufelt hatte war dem Werwolf klar, als Charon mit einem Spannend antwortete. Obwohl Zachariel den Weißhaarigen nicht wirklich mochte, so hielt er ihn nicht für dämlich. Oder für taub. Er nickte, als auch schon die erste Frage kam. Tief einatmend machte er sich für die Frage bereit, die mit wenig Zweifel jetzt folgen würde. Warum konnte er das? Zacha war die meiste Zeit sehr dankbar für seine Nase, allerdings war es oft ein Problem, wenn er den Grund erklären musste. Er hätte es mit einer Lüge versuchen können, dass er einfach besser roch als die meisten Menschen, aber er bezweifelte, ob ihm Charon das Abkaufen würde. Außerdem war er nicht sonderlich gut im Lügen. Es sträubte dem Wolf das Rückenfell, er mochte keine falschen Wörter. Mit einfacher Gewalt und Wahrheit kam er zurecht, aber er verstand nicht, wie Politik und Wirtschaft funktionierte. Charon hatte ihn wohl lange genug gemustert, um ziemlich direkt zu fragen, was er war. „Fost.“ Er sah Charon in die Augen, das Bernstein des Wolfes glänzte. „I bin ka Tiermensch im klassischn Sinn. I … wechsel zwischen den Gestalten va Tia und Mensch, oba den Geruchsinn behalt i bei. Des passenste Wort is vermutlich Werwolf.“ Auch wenn Zachariel nicht die Gestalt eines Monsters annahm. Er wurde nur zum Wolf, einem normalen Wolf, wenn man davon absah, dass er seinen Geist nicht verlor. Abwartend sah er zwischen Charon und Grias hin und her. Ob es sie verschreckte, das zu wissen? Wenig später kam der Tee und schnitt ihre Unterhaltung ab. Zachariel versuchte noch den Geruch herauszufinden, als er zu schwanken begann. Er stellte die Tasse ab und taumelte. Der Geruch … Er kannte ihn. Aber er erkannte ihn zu spät. Charon fragte etwas, aber die Worte waren für den Wolf kaum zu verstehen. Er knurrte frustriert, als es ihm nicht gelang, die Augen offen zu halten und er neben Grias auf das Sofa kippte. Und dann war auch der letzte Gedanke aus seinem Kopf verschwunden.
Zachariel erwachte, als sein Körper zur Seite kippte und sein Kopf auf etwas zwar weichem zu liegen kam … aber eben ziemlich schwunghaft. Er blinzelte verschlafen, seine Lider hoben sich kaum. Aber er hörte Grias Stimme und er roch sie direkt da, wo er lag. Als hätte sie da gerade noch gesessen. Es kostete den Wolf eine Menge an Willenskraft und Anstrengung, seinen Körper aufzurichten. Gähnend sah er sich um, entdeckte auch Charon, der bereits auf den Beinen war. Und keine Kamilla. „Wie lang … warn ma weg?“, murmelte er und hätte gerne etwas Wasser in seinem Gesicht gehabt, um dieser Trägheit zu vertreiben. „Da Tee …“, er deutete darauf. „Sie hot … Schlafmittel reingemischt.“ Der Wolf gähnte erneut und rieb sich über das Gesicht, ehe er vorsichtig aufstand. Die Stirn gerunzelt stolperte er mehr, als dass er wirklich ging, aus dem Wohnzimmer. Nur langsam verlies die Müdigkeit seinen Kopf und seinen Körper, aber der Geruch … seine Nase funktionierte einwandfrei. Zachariel deutete darauf. „Sie is raus.“ Er öffnete die Tür und trat hindurch. Die frische Luft war ein – willkommener – Schlag in sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf und musste die schwarzen Strähnen zurück aus seinem Sichtfeld streichen, wo sie seine Stirn kitzelten. Nicht, dass er es brauchte. Die Spur der Frau war klar und deutlich. „Geht’s gut genug, das ma hinterherkönnen?“
„Ein Werwolf also...“, nickte Charon nachdenklich, eine Hand an sein Kinn gelegt. Das war nichts, was er direkt kannte, abseits von irgendwelchen Geschichten, aber nun wirklich nicht das Abwegigste, was hier in Fiore so existierte. Die Geschichte des al Aron wirkte durchaus glaubwürdig, also schenkte Charon ihm ein Lächeln. „In Ordnung. Danke für deine ehrliche Antwort“, meinte er zufrieden und senkte seine Arme wieder. „Das klingt auf jeden Fall nach einer nützlichen Fähigkeit.“ Besorgt wirkte er nicht. Wieso auch? Charon hatte schon gegen weit schlimmere Dinge gekämpft als Wölfe oder wolfartige Monster. Außerdem war Zachariel vielleicht eine unangenehme Persönlichkeit, aber kein Feind. Er traute dem Schwarzhaar durchaus zu, sich unter Kontrolle zu halten, was bedeutete, dass er sich ganz auf die Vorzüge ihrer Zusammenarbeit konzentrieren konnte. Da gab es aber gleich einen ganz schönen Rückschlag, als weder die feine Nase des Wolfes, noch die Beobachtungsgabe des Dargin sie davon abhielt, einem Schlafmittel zum Opfer zu fallen...
„Ich fürchte, auf die fünf Minuten musst du verzichten“, antwortete Charon mit einem schiefen Lächeln auf die müden Worte, die Grias entkamen. „Jetzt zählt vermutlich jeder Moment. Nicht, dass sie noch entkommt. Also Zeit zum Aufstehen!“ Das war vielleicht nicht die beste Zusammenfassung davon, was den dreien passiert war, aber das konnte sich Grias sicher auch aus dem Kontext erschließen. Zacha tat es auf jeden Fall, und das sehr fix. Wie erhofft erkannte er nicht nur sofort, dass Kamilla sie überlistet hatte, sondern konnte auch sagen, dass sie das Haus verlassen hatte. „Dann ist es wohl Zeit, die Verfolgung aufzunehmen“, nickte das Weißhaar und war schon auf dem Weg, die Tür nach draußen zu öffnen. Kurz fiel sein Blick zurück auf den Wolf und er schenkte dem Schwarzhaar ein Lächeln. „Danke für deine gute Arbeit. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich noch etwas länger auf deine Spürnase verlasse.“ Auch, wenn es Charon war, der die erste Schritte außerhalb des Hauses setzte, musste er recht schnell Zachariel die Führung überlassen. Wie bereits festgestellt war der Schwarzhaarige der einzige unter ihnen, der die Spur ihrer höchstwahrscheinlich Schuldigen wirklich verfolgen konnte. Etwas widerwillig ließ sich Charon leicht zurückfallen und zog dann die Geschwindigkeit etwas an, schließlich wollten sie möglichst fix an ihr Ziel kommen. „Ich hoffe, sie hat nicht zu viel Abstand gewonnen...“, murmelte er vor sich hin und ließ seine Augen auf der Suche nach einem Zeichen durch die Umgebung schweifen. „Gibt es ein Limit, wie weit du sie verfolgen kannst? Wenn du ihre Spur hier noch riechen kannst, dann müssten wir sie ja theoretisch finden müssen, schließlich wird der Geruch nur frischer, wenn wir ihm folgen...“ Immerhin konnten sie davon ausgehen, dass ein einfaches Mädchen nicht in der Lage sein würde, drei Magier abzuhängen – selbst wenn Schnelligkeit nicht zu Charons Stärken gehörte. Der Finsternismagier war tendenziell eher gemütlich und dafür eleganter unterwegs. Trotzdem achtete er darauf, mit seinen beiden Begleitern Schritt zu halten... während ihm etwas auffiel.
„Sagt mal... Ist das hier nicht die Richtung, in der auch Lady Sansas Villa liegt?“
Ein Werwolf? hauchte Grias erstaunt, als Zachariel die Frage von Charon beantwortete, warum er denn so gut riechen konnte. Nicht wenig hatte sie von diesen Wesen gelesen, Menschen die sich im Mondschein in wilde, animalische Bestien verwandelten. Und so etwas war der Schwarzhaarige? Die Gehörnte wusste nicht wirklich wie sie damit umgehen sollte, hatte sie doch nur in Geschichten und Märchen darüber gelesen, allerdings gab es jetzt auch nicht die Gelegenheit Folgefragen zu stellen, da die Herrin des Hauses mit dem Tee zurückkehrte…
Dass sie dann in einem Moment noch angenehmen Tee trank, und im nächsten dann plötzlich an Zachariel gelehnt aus dem Schlaf erwachte, war ein ziemlicher Schrecken für die van Diux. Etwas desorientiert hatte sie sich von Zachariel entfernt, nur um erneut mit Schock gefüllt zu werden, als sie die verrutschte Position ihrer Kapuze feststellte. Zum Glück hatte Charon nichts bemerkt… oder zumindest hoffte sie das, denn selbst wenn er ihre Hörner zu Gesicht bekommen hatte, sprach er diese im Moment nicht an. Sie würde aber auch ganz sicher nicht das Risiko eingehen, die Sache selbst anzusprechen, also beließ sie es erstmal dabei, so verunsichernd die Ungewissheit auch war. Doch die Gedanken der Blauhaarigen mussten einen erneuten metaphorischen Sturz erleiden, als der al Aron erwachte, und sie aufklärte was geschehen war, dass Kamilla ihnen Schlafmittel unter den tee gemischt hatte. O-Oh… konnte sie nur als Antwort hervorbringen, als sie diese Information verarbeitete, und anschließend etwas in sich zusammen sackte. Das hatte Grias nicht von Kamilla erwartet. Sicher, die Wohnung war zwar ziemlich unordentlich und ungepflegt, und auch sie hatte gemerkt dass die junge Frau irgendetwas vor den Magiern verheimlicht hatte, aber sie hatte gedacht, sie könnte ihr vertrauen entgegenbringen. Gut, es war ihr nichts neues dass die Welt voller hinterhältiger Menschen war, die sich für nichts außer ihrem eigenen Wohl interessierten, aber sie hatte gehofft von ihrem elterlichen Umfeld weg, und vor Allem als vertrauenswürdige Runenritterin, solchen Dingen entkommen zu können. Aber am Ende hatte sie damit wohl falsch gelegen, sie war doch nur wieder ein viel zu naiver Idiot. Die Gehörnte wurde für einen Moment wieder in die Realität gebracht, als ihre Kollegen das Haus verließen, und sie schließlich hinter kam. Stimmt, Zachariel war ja ein Werwolf, und anscheinend konnte er die Fährte von Kamilla riechen. Wie nützlich! Wenn es später noch eine Gelegenheit dazu gab, würde sie sich bei ihm noch etwas über die einzelheiten seines Fluchs erkundigen müssen, aber jetzt mussten sie erst einmal Kamilla hinterher, wo auch immer diese gerade war. Auch während die Drei die Straßen von Magnolia entlang liefen, war die van Diux über den gefühlten Verrat in Gedanken verloren, musste sich dabei aber Mühe geben mit ihren Kollegen Schritt zu halten. Sie war wirklich keine gute Läuferin, und dies zeigte sich trotz ihrer ganz akzeptablen Ausdauer, als Charon das Wort erhob, und sie schon ziemlich erschöpft war. Sie hatte es bis jetzt gar nicht mitbekommen, aber tatsächlich liefen sie gerade den selben Weg entlang, den sie von Lady Sansas Villa gekommen waren. S-Stimmt… presste die Blauhaarige luftlos heraus. Was… hat sie vor…? Man, sie wollte inzwischen echt eine Pause machen, aber wenn die Magier wollten dass Lady Sansa nichts unerwartetes oder gefährliches zustieß, durfte sie jetzt noch nicht schlapp machen.
Es hatte seine Gründe, das Zachariel im Alltag nicht mit einem Schild herumlief, auf dem ‚Werwolf‘ stand. Er war vollauf zufrieden damit, dass nicht jeder wusste, was er war. Einerseits weil es Leute verschreckt, einen Wolf unter sich zu haben und Zachariel ungerne anderen Angst einjagte. Zumindest denen, die es nicht verdient hatten und diese waren meist sowieso zu arrogant dafür. Außerdem hatte er hier und da noch seine Probleme damit, sich wirklich als Werwolf zu sehen. Er war es die ersten 20 Jahre seines Lebens nicht gewesen und obwohl er mit dem Wolf gewissermaßen zusammenarbeiten konnte, sah er selbst sich doch noch als ziemlich menschlich an. Als nun Charon und Grias das Worte beide widerholten, zuckten seine Mundwinkel zu einer leichten Grimasse. Zwar wurde das Thema schnell fallen gelassen und zumindest Charon schien kein Problem zu haben, aber Charon war auch nicht der, bei dem es ihn sonderlich gestört hätte. Wie gesagt, manche waren auch zu arrogant dafür.
Gebracht hatte es ihnen am Ende nichts. Zachariel und Grias waren auf dem Sofa eingeschlafen, bis Charon sie weckte. Eigentlich weckte er ja Grias, woraufhin Zacha ganz umkippte. Während die Jüngere sich gähnend erhob und von ihm wegrutschte, rieb sich der Wolf über das Gesicht. Seine Bewegungen waren schläfrig und langsamer als gewöhnlich, aber er konnte jetzt, wenn auch zu spät, sagen, was ihn an dem Tee an etwas anderes erinnert hatte. Zacha hasste Schlafmittel. Er brauchte schon einen Kaffee um zu funktionieren und Schlafmittel verursachte ihm Kopfschmerzen. Etwas langsamer als sonst verließ er das Wohnzimmer. Immerhin funktionierte seine Nase noch, sodass er die bernsteinfarbenen Wolfsaugen zwar halb geschlossen hatte, aber dem Geruch von Kamilla folgen konnte. Der Schwarzhaarige nickte seinem Kollegen zu. „Kla.“ Er verzog das Gesicht. „Des sollt a einfacher sa, als a Schlafmittel zu erkennen.“ Es störte ihn, es nicht erkannt zu haben … Hinter Charon verließ er das Haus und hielt Grias die Tür auf. Dann machte er noch immer gähnend sich auf den Weg. Zachariel ging etwas langsamer als sonst, da aber beide Magier längere Beine als Grias hatten, fiel diese immer wieder etwas zurück oder musst schneller laufen. Zacha selbst wäre eigentlich auch ruhiger gegangen, aber Charons Murmeln trieb ihn an. „Des wird schon. So schnell verfliegt ka Spur und Kamilla stin- ah, riecht a recht stark nach Rauch.“ Er rümpfte unbewusst die Nase, wie um den Geruch herauszubekommen. Er freute sich wirklich auf seine Wohnung, auf den Geruch der frischen Pflanzen, die Gaea ihm angeschafft hatte und auf sein Bett. Seine Schläfe pochten leicht, woran es neben der Konzentration auf dem Weg vor ihm und der Geruchsspur wohl auch lag, das er die Richtung nicht ganz mitbekam. Blinzelnd sah Zachariel auf und musste zustimmend nicken. „Si is in de Richtung gelaufen“, bestätigte er und deutet mit dem Kinn die Straße hinab. Der Wolf sah zu der etwas außer Luft geratenen Grias und runzelte nachdenklich die Stirn. Jetzt war er persönlich daran interessiert, Kamilla möglichst rasch zu finden … aber er wollte Grias auch nicht mehr hetzen. „De Villa soit ned weit sein. Falls des ihr Ziel ist …“ Ob daher der Geruch von Lady Sansa kam? Kannten sie beiden sich? Aber warum hatte die ältere Dame Kamilla dann nicht erwähnt? Viele Fragen in seinem Kopf, als die Villa vor ihnen auftauchte und Zachariel weiter der Duftspur folgte. Der Wolf blieb auf der Straße vor dem Eingang stehen und schnüffelte. Sie war da, nahe. Aber nicht … ganz hier. Er sah sich suchen um und betrat das Grundstück das zweite Mal.
Der Spürnase des Wandelhundes folgend wurde auch Charon schnell bewusst, dass sie sich nicht nur zurück ins Reichenviertel, sondern spezifisch auf die Villa Sansa zu bewegten. Warum sollte Kamilla ausgerechnet hierher zurückkehren? Wollte sie sich stellen? Dann gab es wohl kaum einen Grund, den Magiern, die sie verfolgten, vorher Schlafmittel zu verabreichen. Außerdem hatte sie doch behauptet, Lady Sansa gar nicht zu kennen, als wäre sie nie hier gewesen. Selbst wenn sie den Ort schon ein, zwei Mal besucht hätte, würde sie doch wohl kaum als Erstes und dann noch so zielsicher hierher laufen. Es ergab keinen Sinn! Dachte sie sich etwa, dass das der unwahrscheinlichste Ort war, um nach ihr zu suchen, und deswegen lief sie schnurstracks zu der Frau, die sie bestohlen hatte? Nein… Nein, das wirkte unendlich unwahrscheinlich. Dennoch war sie hier.
Gemeinsam betraten die Magier das Gelände. Zachariel wirkte sehr sicher: Kamilla war hier. Charon war schon bereit, direkt auf den Eingang zuzugehen, als der Wolf plötzlich abschweifte. Überrascht sah der Dargin ihn an. “Da lang? Sie ist nicht reingegangen?” Ob sie anderweitig eingestiegen war? Anscheinend nicht. Seitlich am Haus vorbeigehend kamen Zacha, Grias und Charon an einem kleinen Schuppen hinter dem Gebäude an, der vermutlich von den Gärtnern genutzt wurde, die hier draußen alles instand hielten. Vorne dran war ein Riegel, an den eigentlich ein Schloss gehörte, davon war aber gerade nichts zu sehen. Die Tür war nicht abgesperrt und Zachariels Nase war sich sicher: Da drin saß sie, die Hauptverdächtige. “Nun gut… dann wollen wir mal.” Ohne weiteres Zögern zog Charon die Tür auf… und sah einer jungen, schwarzhaarigen Dame ins Gesicht, die ganz schön verdattert wirkte. Sie hatte wohl absolut nicht damit gerechnet, dass jemand hier nach ihr suchen würde. Nach einer kurzen Schockstarre blickte sie sich um, guckte, ob sie fliehen konnte, aber umgeben von den relativ engen Wänden des Schuppens mit drei Magiern vor der Tür sahen ihre Chancen nicht besonders gut aus. "Da bist du also”, stellte das Weißhaar fest und strich seine Haare zurück, ein selbstsicheres Lächeln auf den Lippen. "Können wir die Flucht als Schuldeingeständnis nehmen? Ich denke, wir haben, wen wir suchen. Stellt sich nur die Frage... warum nimmst du der Mutter deines Verlobten das Geld weg? Warum fragt er nicht einfach? Und warum versteckst du dich ausgerechnet hier? Die nervöse Frau wirkte noch immer nicht sehr redewillig. Die Zähne zusammengebissen trug sie einen Gesichtsausdruck, der starke Unsicherheit mit einem ausgeprägten Kampfinstinkt zu verbinden schien. Sie war wohl niemand, der einfach so aufgab... also fuhr Charon lieber fort, bevor sie eine Idee bekam, mit welchen Widerworten sie sich aus der Situation retten konnten. "Es hat einen persönlichen Grund, nicht wahr?”, begann der Dargin, die Puzzleteile zusammen zu setzen. "Du kennst Lady Sansa… und das sehr gut. Du kennst den Weg zu ihrem Haus, ihr Grundstück. Du weißt, wie das Innere der Villa ausgelegt ist. Du hast einen ähnlichen Stil, sogar einen ähnlichen Geruch.” Das ewige Schwarz, die Zigaretten. Zusammen mit allem Anderen waren es einfach zu viele Zufälle. Außerdem… "Du wirst verfolgt und dein erster Gedanke ist, hierher zu kommen und dich in einem Schuppen zu verstecken. Es ist ein irrsinniger Rückschluss… es sei denn, es fühlt sich natürlich an, hierher zu kommen. Hier fühlst du dich sicher, unangreifbar. Kamilla… Du hast schon sehr, sehr viel Zeit auf diesem Gelände verbracht, nicht wahr? Schon lange vor deinem ersten Diebstahl.”
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