Ortsname: Hafenbasar Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Alle paar Tage wird entlang der Hafenpromenade ein kleiner Basar abgehalten. Eine Anzahl an Privatleuten und Händlern stellen kleine Stände auf und verkaufen alles von alten Besitztümern oder Speisen zum Mitnehmen bis hin zu Antiquitäten oder Luxusgütern. Die Auswahl ist zwar relativ gering, erstreckt sich aber über viele unterschiedliche Arten an Waren und es ist eine schöne Gelegenheit, um ein wenig Plunder loszuwerden, zu finden oder einfach in angenehmer Atmosphäre den Hafen entlang zu schlendern und sich die Angebote anzusehen.
Change Log: ---
A wise mage once said: Understand what works against you, and it will work for you instead. That mage was me, of course!
Freundin? Leicht eingeschnappt blies Norah seine Wangen auf, hütete sich aber, zu widersprechen. Kitani ging die Katze nun wirklich nichts an. Mit einem Hauch defensiver Feindseligkeit starrte der Schakal sie nieder, bis das Thema wechselte. Anders als er war Xaviera wohl ziemlich dicht mit Handel aufgewachsen. „Mein Vater war Schamane, wie ich“, antwortete er also und beließ es dabei. Er wusste nicht recht, was er sonst sagen sollte. „Geld haben wir keins gebraucht. Wer mehr für den Stamm geleistet hat, hatte den höheren Status und konnte größere Anteile bekommen. Aber am Ende ist das Wichtigste, dass alle etwas abbekommen. Schließlich ist jedes Mitglied des Stammes wichtig.“ Selbst Norah. Nachdem er ein halbwegs ordentlicher Schamane geworden war im Zuge seiner Ausbildung, hatte man zumindest einen gewissen Wert in ihm gesehen. Nicht viel, sicher, aber verhungern lassen hätte ihn niemand. Mit dem Geld hier war das anders. Wer keins hatte, der ging leer aus. Er und Kit mussten hier deutlich härter schuften als damals in ihrem Stamm und nagten trotzdem am Hungertuch. Der N'doul seufzte. „Euer tolles Geld-Handel-Ding ist nur schön für die, die genug haben“, grummelte er und schüttelte den Kopf. „Ist ja auch egal. Bald genug schwimmen wir in Kohle. Versuch dann nochmal, über mich zu lachen!“
Der erste Schritt in die Richtung war aber erst einmal, nicht zu verhungern, und dabei konnten diese Verkäufer-Lehrstunden vielleicht helfen. Minimal widerwillig befolgte der Schakal die Befehle, die ihm entgegen gebracht wurden, und hatte schlussendlich einen Stand der, zugegeben, deutlich besser aussah. „Na gut, ich geb's zu... Das ist besser als vorher“, nickte er mit einem Seufzen. Norah war kein großer Freund davon, zuzugeben, dass er Fehler gemacht hatte. „Aber ganz ehrlich, hast du jemals einen Schamanen gesehen? Ich würde niemals Knochenschmuck tragen! Dafür sind Knochen viel zu wertvoll!“ Grimmig bleckte er die Zähne. Typisch. Diese Stadtmenschen wussten die Schätze der Natur einfach nicht zu schätzen. „Neben Weissagung können Knochen noch auf ganz andere Weise genutzt werden. Fein zermahlen helfen sie den Pflanzen beim Wachsen oder können in Medizin gemischt werden. Bestimmte Effekte werden dadurch gestärkt. Außerdem kann man mit Knochen die natürlichen Energien einlenken, wenn man sie ordentlich ausrichtet. Für Schmuck benutzt man wertlose Sachen, mit denen man eh nichts anfangen kann. Sowas wie Gold eben.“ Mit einem Schulterzucken zupfte Norah an dem großen Schmuckstück, das um seinen Hals hing. Xaviera hatte es vermutlich noch nicht realisiert, aber ja, das war echtes Gold. Genau wie sein Schulterschutz, sein Gürtel oder die Ringe, die seine Kleidung an ihrem vorgesehenen Platz hielten. „Ich kann nicht Fäden aus dem Nichts erschaffen, wenn du das meinst. Ich kann Leder oder Stoff runter schneiden, dann krieg ich da die Knochen dran. Aber komplett ohne Basis krieg ich das nicht hin.“ Vorbereitet darauf, Schmuck zu basteln, war er jedenfalls nicht. Warum auch? Er war hier, um Tiere zu taxidermieren. Wobei, wenn er darüber nachdachte... Norah kratzte sich am Kopf. „Ich schätze, ich habe die Schnur, mit der ich die Tiere zunähe. Die ist aber zu dünn für Schmuck. Das sieht nicht so gut aus und geht zu schnell kaputt.“ Kopfschüttelnd schloss er mit dem Gedanken ab. „Naja. Wir haben erstmal genug Waren. Wenn wir heute gut verkaufen, bereite ich für nächstes Mal auch Schmuck vor, wie klingt das?“
Norah dachte nicht groß darüber nach, dass die Untersuchung des mysteriösen Schwertes Nea wertvolle Zeit kostete, für die er mit seiner Standgebühr bezahlt hatte und die er vermutlich nutzen sollte, um Sachen zu verkaufen, wenn er sein Geld wieder rein bekommen wollte. Er hatte zwar inzwischen sein Plus gemacht, aber ob das immer noch der Fall war, nachdem Xaviera eine Tasche und ein Schild gekauft hatte? Zwei der teuersten Dinge, die sich Norah vorstellen konnte? Trotzdem, eine Waffe mit einer Art Geist darin war für einen Naturverbundenen wie den N'doul mehr als spannend. Genervt blickte er von ihr auf, als Xavi ihn nochmal wegen der Salbe nervte. Die Zähne bleckend antwortete er ihr: „Bei den Göttern, ja! Hast du noch nie eine Salbe benutzt? Ja, sie zieht in deine Haut ein, und ja, sie funktioniert besser, wenn du was drum wickelst!“ Was hatte er sich da nur für ein Kind angelacht? Manchmal tat die Katze so, als verstünde sie alles auf der Welt, und manchmal stellte sie die dümmsten Fragen. Aber... Moment. Jetzt, wo er sie genauer ansah... Nein, ein Kind war das nicht, das er vor sich hatte. Seine Augen weiteten sich und sein Gesicht wurde wieder knallrot. „Wa-wa... Was zur Hölle? Zieh dich doch nicht aus hier!“, fuhr er die Rothaarige an, allerdings ohne ihr entgegen zu sehen. Sein Kopf hatte sich zur Seite gewendet, seine Augen weit in die Ferne starrend. Zitternd vor Anspannung murmelte der Schamane vor sich hin: „W-wie schamlos kann ein Mensch eigentlich sein...?“
Norahs Fokus legte sich schnell wieder auf die Klinge des Schwertes. Wenn er Mana hinein leitete, bewegte sie sich... Ja, das sah richtig aus. Aufmerksam horchte er auf den Geist im Inneren der Klinge. „Mhm... mhm...“, murmelte er leise, ehe er die Augen wieder öffnete. „Ja, doch, sollte gehen. Ich krieg's auf die Schnelle nicht hin, aber ich habe auf jeden Fall schon solche Zauber gesehen. Erinnerst du dich an die Schachtel vorhin? Die, die sich bewegt hat? Das ist ein ähnliches Konzept. Ich kann einem Objekt Bewegung geben. Ich kann ihm auch Sprache geben. Das muss ich aber noch ein bisschen recherchieren, fürchte ich... hm?“ Wieder sah er auf, als Schritte vor seinem Stand anhielten. Eine junge Frau war neugierig stehen geblieben und studierte das Schild, ehe sie mit fragenden Augen Xaviera ansah. „Entschuldigung?“, fragte sie, suchte Augenkontakt mit der Rothaarigen. „Was kann ich mir denn unter Schamanenknochen vorstellen...?“
hellblaue zerrissene jeans | schwarzes crop top | schwert | schwarze stiefel Kitani musste wirklich starke Nerven haben, wenn sie es mit Norah aushielt. Oder er? Wirklich eine Rolle spielte es für sie sowieso nicht, sondern grinste den Schakal nur schadenfroh an, als dieser seine Klappe hielt. Dessen Leben klang sehr viel anders als das ihre. Xaviera hatte die Welt offen gehabt, solange sie nicht auf die Seiten der Rebell wechselte. Sie hätte Künstlerin oder mit ihrem Bruder zusammen die Arbeit ihres Vater übernehmen können. Zumindest früher. Xavi bemühte sich, den brennend kalten Hass auf die Frau, die ihn ihr genommen hatte, zur Seite zu schieben, auch wenn er gewiss kurz in ihrem Gesicht aufgeblitzt war. In ihren verengten Augen, in der schmalen Linie ihres Mundes. Doch wo sie mehr Möglichkeiten gehabt hatte, Xavi war für Seven nicht wichtig gewesen. Ihre Eltern vermissten sie vermutlich, vielleicht ein paar ihrer Gruppe, aber sie war ersetzbar. „Ohne der Aufpäppung, die von mir kommt, wirst du in nichts außer Schlamm und Dreck schwimmen. Wenn du so weitermachst, wird das nie etwas werden.“ Sie zeigte ihm die Zähne, eine Geste, die sie unbewusst von ihm übernahm, in der Hoffnung, sie hätte mehr Wirkung. „Außerdem lache ich über dich, wenn ich das will!“ Trotz der bissigen Worte erklärte Xaviera ihm in Kürze, was zu tun war und besorgte die nötigen Mittel. Mit dem Schild und den hübsch angeordneten Tierleichen sah der Stand viel mehr nach einem Verkäufer aus, der wusste, was er tat. Seriöser, nicht als würden in den Körpern noch Fleischteile stecken. Natürlich war es nicht perfekt, aber für das wenige Geld, was sie zur Verfügung hatte, war sie zufrieden. Zufrieden vernahm sie seine Zustimmung. Das Norah wie sie seine Fehler ungerne eingestand, bemerkte sie kaum. Zu sehr war sie von dem Lob erfreut und lächelte ihn erfreut an, als sie hinter den Tisch trat und über den Schmuck nachdachte. Sie schüttelte den Kopf. Wo auch? Sie hatte nur die Leute sterben sehen, aber sie war noch nie bei einer Beerdigung gewesen oder an anderen Orten, wo es Schamanen gab. Bei der Bestattung von Vasic war sie weggerannt, bevor der Priester gekommen war. „Dann mach das? Wenn du Geld hast, dann besorg dir eine Schachteln mit Knochenmehl und Medizin und du machst damit noch etwas mehr Gewinn.“ Dann fielen ihr wirklich fast die Augen aus dem Kopf. Er verarschte sie. Oder? Hatte er gerade Gold als wertlos bezeichnet? „Komm mal her.“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter um ihn einerseits mit etwas Glück hinabzudrücken, wie auch für ihr Gleichgewicht, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich die Ohren der Kapuze genauer anzusehen. „Hast du … läufst du echt mit Gold herum?“ Sie ließ ihn wieder los und starrte stattdessen den Halsschmuck an. „Ist dir eigentlich bewusst, mit wie viel Geld am Körper du mit dir trägst? Ist das alles echt?“ Ihre Augen waren groß vor Erstaunen, auch wenn sich Misstrauen in ihre Züge mischte. Nie und nimmer hatte er so viel Gold an sich. Sie hatte es für irgendein billiges Material gehalten, dass er mit Farbe angemalt hatte, aber sie erinnerte sich an ihre Mutter, wenn diese ihr Schmuck gezeigt hatte. Echten und gefälschten. „Norah. Ich habe keinen Schimmer, woher du das hast … aber Menschen halten Gold für sehr wertvoll. Mit einem Ring könntest du bei über 1500 Jewel anfangen. Je nachdem wie aufwendig und hübsch gestaltet, auch bis 4000 hinaufgehen.“ Das war nicht wenig Geld. Und er hatte mehr als einen Ring. Er hatte noch größeren Schmuck. Der Halsschmuck musste noch um vieles teurer sein. Xavi schüttelte fassungslos den Kopf. War er noch nie auf die Idee gekommen, etwas davon zu verkaufen? Er wäre reich, wenn er alles an den Mann bringen würde und verkaufte hier Tierleichen um 300 Jewel? „Ja … Ja“, murmelte sie, ein wenig neben der Spur. „Mach den Schmuck für morgen. Wenn wir heute genug Geld bekommen, reicht das vielleicht für eine Spur.“ Wir. Xavi kannte Norah keine Stunde, aber das war ihr egal. Es machte ihr tatsächlich Spaß, mit dem Hund seinen Laden auf Vordermann zu bringen, mehr als sie ihm sagen würde. Aber ihr Gesicht war ein offener Überträger all ihrer Gefühle. Sie nahm Norah die Salbe ab und schmierte sie auf seine Haut. „Ich habe nichts zum Umwickeln.“ Und ihr Oberteil wollte sie nicht dreckig machen, also zog sie es aus. So lange würde das schon nicht dauern. Norahs Reaktion hingegen war selbst für sie einfach und klar zu erkennen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, versuchte es zumindest, und berührte die Salbe mit dem Unterarm. Frustriert ließ sie den Arm sinken. „Ich bin ja nicht nackt. Außerdem brauchst du gar nicht reden!“, fuhr sie ihn an und deutete auf seinen zum Großteil freien Oberkörper. „Hast du noch nie einen BH gesehen, oder was?“ Xavi war froh, dank Norahs Beschäftigung mit Nea sich ein wenig entspannen zu können. So schlimm war sie dann auch nicht zum Ansehen … „Das wäre toll. Nea hat denke ich die Nase voll davon, noch weitere hundert Jahre da drinnen eingesperrt zu sein.“
Xavis Miene hatte sich wieder so weit geglättet, wie es bei ihr eben möglich war, als eine junge Frau auf sie zuhielt. Hatte ihr Schild gewirkt? Zufrieden grinsend hob sie das Kinn. „Schamanenknochen, das sind die hier.“ Sie deutete darauf. „Du kannst sie vielseitig einsetzen. Zermalmen, für Pflanzen, oder für diverse Rituale oder Geschenke. Mein Freund hier ist Magier, er hat sie hergestellt.“ Dann kam ihr eine Idee. „Für je drei Knochen gibt es den dritten zum halben Preis dazu.“ Damit waren sie nicht viel billiger als Norahs erster Preis, nachdem Xavi sie jetzt für fast 300 Jewel verkauft, wie er zuvor die normalen Trophäen. Und dass die Knochen zu wenig wurden, glaubte sie auch nicht. So gut würde das noch nicht laufen, aber der Frau so mehr anzudrehen … Sie warf einen Blick zu Norah. Ob dieser noch überzeugende Argumente hatte, der Frau mehr als einen Knochen anzudrehen? Dass sie vielleicht in Kombination besser wirkten?
Der Ärger in Xavieras Gesicht, so kurz er auch sein mochte, fiel Norah durchaus auf, auch wenn er eher dachte, dass er von seiner Besserwisserei kam und nicht von Gedanken an ihre Vergangenheit. Sie stachelte schließlich gleich hinterher, was sollte er anderes denken? Als sie ihm die Zähne zeigte, zuckte er automatisch leicht zurück, erinnert daran, wie es war, wenn die Krieger seines Stammes die gleiche Geste laut knurrend zeigte. Dass er sie sich selbst angewöhnt hatte, war ihm kaum bewusst. „P-pass nur auf, dass du nicht zu laut lachst!“, gab er einen ziemlich lahmen Konter zurück, aber diese Runde war wohl, wieder mal, an Xaviera gegangen.
„Medizin verkaufen klingt nicht schlecht...“, murmelte Norah, dachte über Xavis Worte nach, nicht bemerkend, wie schockiert sie plötzlich war. Während er noch abgelegt war, packte sie seine Schulter und zog ihn zu ihrem Level herunter, um sich an seiner Kapuze und seinem Schmuck zu vergreifen. „H-hey!“ Verärgert trat er einen Schritt zurück und packte ihr Handgelenk, um ihre Finger von seinem Goldschmuck zu ziehen. „Natürlich ist das Gold! Was denn sonst?“ Sein Gesichtsausdruck wurde nur umso grimmiger mit jedem Wort, das die Rothaarige sprach. Darüber, wie viel sein Schmuck wert war, wollte er offenbar nichts hören. „Das hier ist der traditionelle Schmuck eines hochrangigen Schamanen in meinem Stamm. Ich werde ihn ganz sicher nicht an einen von euch Banausen verkaufen! Ihr Fiorer seht echt nur, was ihr sehen wollt! Kein Respekt vor der Kultur Anderer! Warum soll Gold überhaupt so viel wert sein?“ Er schnaubte, als er ihren Arm losließ und mit der flachen Hand auf seinen Tisch schlug. „Bei uns im Wald findet man das in jedem halbwegs tiefen Loch, das man gräbt, und man kann nichts damit machen. Goldwaffen sind furchtbar, es eignet sich nicht für Rituale, essen kannst du es erst recht nicht. Es hilft nicht bei der Jagd, beim Weben, beim Bauen und es leitet nicht einmal Mana! Es glitzert nur! Mal im Ernst, was macht ihr bitte mit dem Zeug, dass ihr so viel Kohle dafür raushaut?“
Naja, dass er und Xaviera unterschiedliche Meinungen hatten, war jetzt keine ungewöhnliche Sache. Manche Sachen nahm er sich an, bei anderen – wie beim Gold – war Norah nicht vom Fleck zu bewegen. Als sie sich auszog, bewegte sich sein Kopf aber ganz schnell. Ob er nie einen BH gesehen hatte? „Was? Wann hätte ich denn sowas sehen sollen? Warum sollte ich das überhaupt wollen?“, rief er ihr sichtlich aufgeregt zu, den Blick weiterhin entschieden abgewendet. Da sah er sich deutlich lieber Nea an. Ob er es wirklich schaffen konnte, sie zum Sprechen zu kriegen? Unmöglich sollte es nicht sein... „Hm?“ Genervt blickte Norah von seinem Werk auf, als er das Gefühl hatte, angesprochen zu werden, doch schnell verflog der Frust auf seinem Gesicht und machte Platz für ein aufgeregtes Lächeln, während er enthusiastisch von seinem Hocker aufstand. „Oh! Kunden! Guten Tag!“ Fröhlich grüßend nickte er, als die beiden Interesse an seinen Knochen zeigten. Xavi hatte schon gute Arbeit geleistet, aber ganz überzeugt wirkte die Dame noch nicht. Nun, das war wohl kein Wunder. Der Jüngeren fehlte es einfach an dem Know-How eines echten Schamanen! „Es sind nicht einfach Knochen. Sie wurden von einem erfahrenen Schamanen aus dem Jangala-Stamm in Minstrel persönlich präpariert, um die Energien der Natur aufnehmen zu können“, erklärte er und klopfte sich stolz auf die Brust. „Im Allgemeinen werden Sie benutzt, indem man vier oder fünf davon gemeinsam wirft... etwa so...“ Er nahm eins der kleinen Knochenhäufchen auf und schüttelte seine Hand kurz wie beim Würfeln, ehe er sie sanft auf den Tisch rollen ließ. „Basierend darauf, wie sie liegen bleiben, kann man Hinweise darauf herauslesen, was in der nahen Zukunft geschehen wird.“ „Oh, das klingt originell. Das würde mit ein paar Freundinnen sicher Spaß machen“, kicherte die Dame, und Norah starrte sie ungläubig an. Spaß? Wollte sie die Weisheit seines Stammes, die über Jahrhunderte in Traditionen weitergegeben und stetig verfeinert wurde, als lustigen Partytrick verwenden? Wie wenig Respekt konnten diese Fiorer vor seiner Kultur eigentlich haben? „Ah... ja, ganz genau, haha“, antwortete er mit einem gequälten Lächeln, den Kopf zur Seite neigend. Sie mochte respektlos sein, aber er brauchte das Geld. Von diesen Knochen konnte er endlos viele machen. Wenn der N'doul seinen Freund ernähren wollte, dann musste er an dieser Stelle wohl seinen Stolz schlucken. „Ah, wie wäre es, wenn ich Ihnen ein paar mögliche Auslegungen aufschreibe? Dann können Sie zusammen Knochen werfen und selbst schauen, was dabei herauskommt!“ Wie zuvor, als er Xavi ihre Einkaufsliste geschrieben hatte, zog er ein Stück Papier hervor und machte sich an die Arbeit. Während er dabei war, deutete er noch auf das ausgestopfte Eichhörnchen, das noch immer keinen Käufer gefunden hatte. „Schauen Sie sich doch solange noch die übrigen Waren an! Sie sind ein Symbol der Verbundenheit eines naturgebundenen Schamanen mit dem Leben dieser Welt und seine Fähigkeit, es über dessen Grenzen hinaus in seiner natürlichen Form beizubehalten.“
hellblaue zerrissene jeans | schwarzes crop top | schwert | schwarze stiefel Befriedigt stellte sie fest, wie Norah zurückzuckte, als sie ihm die Zähne zeigte. Das musste sie sich merken. Wenn das bei anderen auch funktionierte, konnte sie es der Liste von Gestiken zuordnen, wenn sie jemand anderen versuchte einzuschüchtern. Oder zu provozieren, je nach dessen Reaktion. Xaviera überlegte weiter, was sich von dem wenigen, was sie von dem Hund wusste, verkaufen lief. Sie nickte zustimmend, war ja ihre Idee mit der Medizin. Natürlich war sie gut. Der Mund blieb ihr aber wirklich offen stehen, als er von seinem Schmuck sprach, als wäre das nicht angemaltes Blei sondern echtes Gold. Jetzt, wo sie genauer hinsah und die Finger nach den Ringen an seinen Ohren ausstreckte … dass sah echt verdammt real aus. Andererseits waren die Leichen auch sehr gut gemacht, Norah konnte sicher Gold fälschen. Er hielt ihre Hand fest, um sie daran zu hindern, mehr Schmuck in den Augenschein zu nehmen oder gar mitzunehmen. Ihre roten Augen waren geweitet vor Schock, als sie grob zu schätzen versuchte, mit wie vielen Jewels der Hund da herumlief. „Gold hat für uns Menschen einen ähnlichen Wert wie die Knochen für euch. Wir mögen schöne, funklende Dinge und Gold ist hübsch und sehr beliebt. Du würdest verflucht viel Geld damit machen können, Norah!“ Xavis Gesicht glühte vor Aufregung. Warum begriff er nur nicht? Er könnte das mit dem armseligen Stand sein lassen, könnte sich etwas echt Großes aufbauen! Sie schüttelte fassungslos den Kopf. „Das ist wie ein Statussymbol und Schmuck, es zeigt, dass man reich ist. Die Leute, die es sich leisten können, gehen nicht jagen. Sie haben Geschäfte und Firmen oder einfach das Glück, Kinder reicher Eltern zu sein.“ Sie hatten eine kleine Goldstatue zu Hause auf dem Fensterbrett gehabt. Aber eine Idee kam ihr und einen Versuch war es wert. Bis auf ihre gute Laune hatte sie ja nichts zu verlieren. „Aber wenn du es nicht verkaufen willst, zumindest noch nicht, du könntest mir ja einen Ring schenken? Das würden deine Geister sicher weniger schlimm finden und ich würde mich sehr darüber freuen“, versuchte sie, ihm ein bisschen des Schmuckes abzujagen. „Dafür, dass ich dir hier helfe und deinen Laden aufpäpple.“ Sie grinste ihn herausfordernd an. Das war doch ein guter Deal, nicht? Xavi, die ihre Rippen eingeschmiert und das Oberteil ausgezogen hatte, verdrehte die Augen. „Das Top war vorhin auch nicht viel länger.“ Sie sah Norah an, der sich ganz bewusst von ihr abgewandt hatte. Gut, vielleicht klang sie auch ein bisschen verletzt. Vermutlich war es ihm nur unangenehm, und Xavi nützte so etwas gerne aus, aber dass er sie gar nicht mehr ansah … Sie verzog das Gesicht. Immerhin schien Norah mit Nea Ideen zu haben. Verklemmter, aber schlauer Hund.
Sie wurde kurz darauf von einer jungen Frau angesprochen. Xavi deutet auf die Knochen, aber wirklich viel wusste sie nicht über sie, also machte sie der Interessierten lieber einen Kaufvorschlag. Norah übernahm zum Glück und mischte sich in das Gespräch ein. Obwohl Xavi lieber selbst sprach und im Mittelpunkt stand, sie wollte Geld und Norah hatte mehr Ahnung. Sie demonstrierte sogar, wie man die Knochen verwendete. Während Norah damit begann, seine Liste zu schreiben sah Xavi kurz zu, wie die Frau die Trophäen betrachtete. „Sind die echt?“ Xavi nickte. „Ja, in feinster Handarbeit hergestellt.“ Sie musste sich wirklich mehr von Norah erklären lassen, um die Frau um den Finger zu wickeln. „Dann nehme ich sechs Knochen und … diesen kleinen Vogel bitte.“ Sie deutete auf ein Rotkehlchen. Xavi nannte ihr den Preis, nach einem Blick auf die Preisliste und reichte der Frau die Knochen und den Vogel. „Vielen Dank.“ „Ich wünsche deiner Freundin viel Spaß!“, rief Xavi ihr hinterher und reichte Norah die Jewel. „Schau, den Betrag hättest du den Tag über nicht eingenommen! Und stell dir vor, sie hat keine Tasche, dann brauchen wir welche. Keine Tasche schreckt hab, ohne kaufen sie nicht so große Tiere.“ Zufrieden rieb sie sich die Hände.
Xaviera hatte echt kein Verständnis für die kulturelle Bedeutung von Knochen oder von dem Wert, den Norahs Schamanenoutfit hatte. Damit war nicht Geldwert gemeint, sondern das, was dahinter steckte, was diese Kleidung über ihn aussagte. Sie war es, die ihn als einen waschechten Schamanen auszeichnete, der aus einem guten, angesehenen Haushalt kam. Selbst wenn er selbst nie Respekt bekommen hatte, strahlte seine Kleidung etwas Anderes aus. Jeder in seinem Stamm würde es sofort erkennen. Xavi tat das offensichtlich nicht. Der Schakal knurrte. “Vergleich ein Material, das dich nicht ernähren kann, nicht mit Knochen”, machte er deutlich, seine Augenbrauen eng zusammengezogen. “Ich habe nicht vor, meine Kultur für einfaches Geld zu verkaufen! Außerdem bin ich weder Näher, noch Schmied… Wenn ich diese Kleidung verkaufe, kriege ich sie nicht zurück. Es ist vermutlich das einzige originalgetreue Schamanen-Set in ganz Fiore. Das bleibt bei mir. Und zu verschenken habe ich erst recht nichts, sonst stünde ich ja wohl nicht hier!” Jeden einzelnen der paar Tage, die er hier war, hatte Norah um sein Leben kämpfen müssen. Um seins und Kitanis. Nicht unbedingt im wörtlichen Sinne, aber es war schwer genug, ein Dach über dem Kopf zu bekommen, das nicht einzustürzen drohte. Dank ihrer ersten Quest hatten sie erst einmal genug Geld, um ein paar Tage zu schlafen und sich diesen Stand zu leisten, aber spätestens beim Essen wurde es knapp. Auch wenn Norah nicht vorhatte, seine Kleidung zu verkaufen, würde er sie sicher nicht einfach weggeben. Außerdem war es nicht so, als könnte er sich ein neues Outfit als Ersatz leisten. Nein, Geschenke waren keine Option. Für ihre Hilfe mit dem Stand schuldete er ihr auch nichts, da hatten sie schon eine Bezahlung ausgemacht. Wenn sie sein Gold wollte, dann musste sie schon etwas dafür bieten. Kurz fiel sein Blick auf die lebendige Klinge, die er so interessant fand, und er hob seine linke Hand, zeigte demonstrativ seinen dünnen Handschuh, der von vier goldenen Ringen an seiner Hand festgehalten wurde. “Ich kann dir einen Tausch anbieten. Der Handschuh hier, mit allem Gold drum und dran, gegen deine Nea. Dann geben wir beide etwas auf, das uns viel bedeutet. Das ist nur fair.” Wenn Xaviera hoffte, mit ihrer süßen Art und ihrer Schmeichelei, Schleimerei und Bettelei an ihn heran zu kommen, dann überschätzte sie sich ganz schön. Genau wie wenn sie versuchte, ihn mit ihrer nackten Haut zu locken. Solche Avancen bewegten den N’doul herzlich wenig - zumindest nicht in die Richtung, die sie sich erhoffte. Ob sie nun attraktiv aussah oder nicht, Norah begegnete dieser anbiedernden Art nur abweisend, und das deutlich und direkt. Wenn auch teils mit roten Wangen.
“Das ist… tatsächlich ordentlich Geld”, gab Norah mit großen Augen zu, als er betrachtete, wie viel Jewel er und Xavi gerade eingenommen hatten, und das mit nur einem Verkauf. Selbst, nachdem er ihren Anteil abgetrennt und ihn der Rothaarigen übergeben hatte, war noch einiges übrig. “So viel hatten wir nicht mal, als wir in Fiore angekommen sind…” Gut, so viel war es für einen Normalverdiener in Fiore vermutlich nicht, aber für jemanden, der am Hungertuch nagte und die Geschäftswelt einer der ärmeren Städte in Minstrel kannte, fühlte sich das hier praktisch wie Reichtum an. “Damit könnten wir uns sogar eine Nacht in einem richtigen Hotel leisten! Mit Frühstück und Allem!” Seine Augen leuchteten auf bei dem Gedanken. Das war etwas, was er Kitani unbedingt mal gönnen wollte! Nicht gleich von seinen ersten Einnahmen hier, die konnte er ordentlich aufteilen, um noch einmal eine knappe Woche über die Runden zu kommen, wenn sie die Gürtel nur eng genug schnallten, aber wenn sie so weitermachten und dann ab nächster Woche noch Medizin und Schmuck dazu kamen… Das Herz des Schakals klopfte kräftiger bei diesem Gedanken und er wandte sich an Xaviera, ergriff ihre Hände, um sie an seine Brust zu ziehen. “Danke, danke, danke dir! Ohne dich wäre das nicht möglich gewesen!”, gab er schamlos zu, erkannte ihren Beitrag an, auch wenn er sich damit bisher schwer getan hatte. “Hey, sag mal, Xavi! Wir sind doch ein gutes Team, nicht? Nächsten Dienstag ist nochmal so ein Basar! Was hältst du davon, wenn ich uns den Stand hier nochmal buche und wir… zusammen arbeiten? Wie heute? Ich… würde deinen Anteil sogar ein bisschen erhöhen. Auf dreißig Prozent! Wie klingt das?” Schlussendlich war es nur fair, dass der N’doul den größeren Anteil mitnahm. Nicht nur übernahm er die Standgebühren, er sammelte auch alle Zutaten für seine kleinen Kunstwerke und stellte diese komplett her. Die Ware kam aus seiner Tasche, seine Begleiterin war nur für das Marketing und den Verkauf zuständig. Aber apropos Tasche… “Mit den Dingern will ich nix zu tun haben”, meinte Norah mit verschränkten Armen und einem Kopfschütteln und schenkte Xavis Tasche einen bösen Blick. “Die kannst du von mir aus verticken, aber dann bringst du sie selber mit und das ist dann auch dein Geld. Ich will mich in diesen teuflichen Zyklus überteuerter Tragetaschen jedenfalls nicht mit einmischen!” So weit kam es noch! Selbst ein Schakal hatte seinen Stolz…
hellblaue zerrissene jeans | schwarzes crop top | schwert | schwarze stiefel Norah begriff einfach nicht, wie sein Leben sich ändern würde, wenn er das ganze Zeug einfach verkaufen würde. Ob er es nicht wollte, einfach zu starrsinnig war, oder echt nicht konnte, wusste Xaviera nicht. Genervt seufzte sie. „Ich wette mit dir, dass Knochen deinen Magen weniger gut füllen, als wenn du einen Ring verkaufst und dir davon gutes Essen kaufst!“ Ihre Fußspitze tippte gereizt auf den Boden. Warum hing er so an den Schmuck? „Ich helfe dir sogar, eine Fälschung zu basteln, dann sieht das immer nach einem Schamanen aus.“ Eigentlich konnte es ihr ja egal sein, wenn er und seine kleine Freundin verhungerten … aber es ging um das Prinzip. Außerdem fand sie Norah zwar nervig, aber sie wollte auch nicht, dass es ihm wirklich nicht gut ging. Naja, die meiste Zeit zumindest, denn er wollte ihr wirklich Nea wegnehmen? Xavi schüttelte den Kopf und streckte die Hand aus, um ihm Nea wegzuschnappen. „Mein Schwert!“, fauchte sie ihn an. „Nea ist ein Mensch, eingesperrt aber trotzdem. Du kannst auch kein Wesen mit Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen mit totem Schmuck vergleichen! Da tauschen wir eher deinen Kumpel gegen Nea.“ Xavi lehnte das Schwert neben sich an den Tisch … außerhalb von Norahs Reichweite. „Ja, ist ein gutes Geschäft gewesen.“ Xavi grinste zufrieden mit der Ausbeute. Da würde tatsächlich etwas für sie abspringen, mit dem sie sich sogar ein Abendessen kaufen könnte. Norah schien noch begeisterter von dem Geld. Fast, als hätte er noch nie so viele Scheine auf einmal in Händen gehalten. Von dem, was er erzählt hatte, traf das vermutlich sogar zu. Armer Hund. Ohne der Kapuze hätte sie ihm durch die Haare gewuschelt. „Mit allem könnte etwas knapp werden, aber hey, der Tag ist noch nicht vorbei. Wenn wir ein, zwei Kunden bekommen, wäre das großartig.“ Xavi fuhr mit den Fingern über die Salbe, um zu testen, ob sie das Oberteil wieder anziehen konnte, da schnappte Norah sich ihre Hände und zog sie zu sich. Sie stolperte überrascht einen Schritt nach vor. „He!“ Xavi hatte zwar vor wenigen Sachen wirklich Angst, aber sie erschreckte sich gerne und Norah hatte sie überrumpelt, sodass sie ihn auch genau mit dem Gesichtsausdruck anstarrte: Verwirrung und Erschrocken. „Äh gerne“,stammelte sie und schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken wieder auf Vordermann zu bringen. „Ich weiß, ohne mich wärst du noch immer bei deinen 300 Jewel anstatt bei dem hier.“ Sie deutete mit dem Kinn auf das Geld. Auch wenn ihre Worte selbstgefällig waren, es wärmte Xavi, dass er ihr danke und sie für ein gutes Team hielt. Ihr Gesicht glühte vor Freude darüber. Natürlich, das mit den dreißig Prozent klang verdammt gut, aber Xavi hatte Spaß daran, hier zu sein. Norah mit dem Verkaufen zu helfen, auch ohne dem Geld. Das war dann noch die abrundende Sache. „Passt, ich bin dabei.“ Sie lachte. "Wir teilen das. Du machst den Stand und ich kaufe Taschen. Dann zeige ich dir, warum die gut sind. Das macht man so mit Hunden, man muss ihnen zeigen, dass Taschen nicht beißen, sondern wie Leckerlies sind, für die Kunden.“ Xavi wartete ab, dass Norah ihre Hände wieder freigab und zog sich dann das Top wieder über den Kopf. Mit der Hüfte an den Tisch gelehnt behielt sie die Menschen im Auge. „Wie lange geht der Basar heute?“, erkundigte sie sich bei dem Hund. „Oh, apropos. Hast du es schon einmal mit rufen probiert? Ist wie laut bellen“ Xavi legte die Hände an den Mund. „Trophäen und Knochen! Einzigart und Handarbeit! Kommt und staubt die Preise ab!“, rief sie in die vorbeischlendernde Menge.
„Kitani ist ja wohl hundert Mal besser als deine Nea!“, fauchte Norah zurück, sichtlich beleidigt. Das traf ihn dann doch an einer sehr persönlichen Stelle. Gold, Knochen und Schwerter... es war offensichtlich, dass Hund und Katze sehr unterschiedliche Gedanken zu diesen Themen hatten. Auf einen gleichen Nenner würden sie da nicht kommen. „Tse. Immerhin kapierst du's jetzt“, knurrte der Schakal, während er sich abwandte. „Du willst dich nicht von deinem Schwert trennen. Ich nicht von meiner Stammeskleidung. Da bin ich genauso kompromisslos wie du.“
Immerhin konnten die beiden trotz ihrer Differenzen gut zusammenarbeiten. Mit dem näher rückenden Ende des Tages hatten sie dann doch ein bisschen Geld eingenommen. Mehr, als sich der N'doul realistisch gesehen hätte erhoffen können. Das wollte er nicht verlieren. Seine Reaktion mochte etwas stürmisch gewesen sein, schien Xavi für einen Moment sogar zu verschrecken, aber er musste sie einfach bitten, das Ganze noch einmal mit ihm zu probieren. Dafür, wie entschieden er ihr vorhin noch widersprochen hatte, war er jetzt ganz schön unterwürfig. Wie ein Hund, der nicht allein gelassen werden wollte. Apropos Hund... „Du weißt schon, dass ich ein Mensch bin? Du kannst mir das mit den Taschen auch normal sagen“, grummelte er leicht beleidigt und schüttelte den Kopf. „Oder soll ich jetzt Alles in Milch ausdrücken, damit du mich verstehst? Braucht das Kätzchen ein Wollknäuel?“ Wie immer war seine Schlagfertigkeit eher wechselhaft. Das war die Aralies inzwischen sicher gewohnt. Sie hakte nach, wie lange der Basar noch gehen würde, und Norah legte den Kopf in den Nacken, um den Stand der Sonne einzuschätzen. Eine Uhr oder Ähnliches hatte er selbstverständlich nicht. „Hmm... lang ist's nicht mehr“, murmelte er mit einem kurzen Kopfschütteln. „Keine ganze Stunde mehr, dann müssen wir abbauen.“ Er war ja schon eine Weile hier gewesen, bis die beiden aufeinander getroffen waren, und das Chaos mit dem Kind und der Neuaufbau und Nea hatten alle noch ein Stück Zeit gefressen. Viel war nicht mehr übrig. Nicht heute zumindest. Da war es vermutlich eine ganz gute Idee, mit dem Rufen anzufangen – auch wenn die Rothaarige Norah mit ihren Worten schon wieder auf den Zeiger ging. „Ah, Rufen. Wilde Idee. Wie eine Marktschreierin, meinst du? Also das, wofür ich dich ursprünglich angeheuert habe?“ Hatte sie das über die ganze Organisation hin etwa schon wieder vergessen? Genau darum hatte er sie doch gebeten, direkt nachdem sie ihre zwei Tiere gekauft hatte! Dieser Dickkopf machte aber auch, was sie wollte. Sich auf seinen Hocker fallen lassend atmete Norah langsam aus. „Du machst das doch gut. Ich überlass dir das Maunzen“, meinte er, während er sich wieder auf sein Handwerk konzentrierte. Es waren noch ein paar Knochen über, die gesäubert werden mussten, bevor das Blut zu sehr antrocknete. „Du hast eh das größere Mundwerk, da passt das gut...“
Einen Kunden konnten sie in der letzten Stunde tatsächlich noch abstauben, aber schlussendlich waren tote Tiere tote Tiere und die meisten Leute wollten davon keine in ihr Haus stellen. Irgendwann wurde es dann tatsächlich Zeit zum Abbauen und Norah zählte seine Einnahmen, nachdem er seiner Partnerin ihren Anteil abgegeben hatte. Das sah echt nicht übel aus. Gut gelaunt schenkte er Xaviera sogar ein Lächeln. „Gute Arbeit, ich danke dir. Musst nicht mal beim Aufräumen helfen, wenn du nicht willst“, meinte er fröhlich, während er wieder anfing, zusammen zu packen in die eine Tasche, die er besaß. Anders als Xavi hatte er nicht vor, einen ganzen Haufen zu kaufen. „Sag mal, fährst du eigentlich direkt wieder nach Hause? Du wohnst nicht in Hargeon, richtig?“, hakte er nach, warf ihr aus den Augenwinkeln einen verstohlenen Blick zu. Xaviera war irgendwie doof, aber irgendwie auch gar nicht. Und irgendwie wollte er nicht unbedingt, dass sie jetzt schon wegging...
hellblaue zerrissene jeans | schwarzes crop top | schwert | schwarze stiefel Xavi rümpfte die Nase. Das Kitani besser war als Nea zweifelte sie an. Gut, vermutlich konnte man mit Kitani Sachen unternehmen, die mit Nea schwierig waren, aber sie hatte auch mit dem Geist der Eingesperrten Spaß. Mit Kitani konnte man sicher weniger gut kämpfen! Allerdings merkte selbst sie, dass sie hier anstand. Es war, als würden Xavi und Norah beide mit dem Kopf durch die Wand gehen, von unterschiedlichen Seiten aus, und in der Mitte die Schädel zusammenstoßen. „Irgendwie scheint das anders aber nicht in deinen Dickschädel hineinzugehen.“ Xavi verschränkte die Arme vor der Brust, darauf achtend nicht den blauen Fleck zu berühren. „Du tust gerade so, als wären sie voller Flöhe.“ Huch, schon wieder eine Anspielung auf Hund. Allerdings hatte Norah wirklich Ähnlichkeit mit einem. Mit den kleinen Kläffern, die ihre Großtante gehabt hatte, bis das eine Tierchen von einer Kutsche überfahren worden war und das andere abgehauen. Xavi konnte es den Hunden nicht verdenken. Sie war nie gerne und zum Glück nur sehr selten bei ihrer strengen Großtante gewesen, mit der sie sich oft in die Haare bekommen hatte. „Milch nicht, aber etwas zu Essen könnte ich wirklich vertragen.“ Ihre Mundwinkel hoben sich. „Das mit der Wolle ist eine gute Idee. Daraus könnte man sogar eine Leine basteln, damit du nicht verloren gehst.“ Zugegeben, vermutlich ging eher Xavi verloren, die trotz der dunkelroten Haare und ihrer energischen Art erstens kleiner und zweitens weniger auffallend war wie Norah mit seiner Kleidung und dem ganzen Gold. Xavi schüttelte den Kopf. Sie konnte das noch immer nicht wirklich fassen. Sie nickte auf seine Antwort und folgte seinem Blick hoch zum Himmel. Die Zeit war wirklich schneller vergangen, als sie gedacht hatte und um ehrlich zu sein, es hatte Spaß gemacht, mit Norah an diesem Stand sich der Herausforderung zu stellen, tote Tiere zu verkaufen. Es war wirklich gut gelaufen, dafür. Dennoch verzog sie das Gesicht beleidigt. „Nur das Schreien nützt auch nichts.“ Aber zugegeben … sie hatte wirklich darauf vergessen und dass ihr das jetzt wieder einfiel, ließ sie sich über sich selbst ärgern. Deshalb drehte sie sich Norah kurz zu, um ihm den Mittelfinger zu zeigen, ehe sie mit dem Mauzen anfingen. „Dann halt mal dein Mundwerk.“ Diese Runde ging wohl an den verdammten Hund …
Nach dem letzten Kunden sah Xavi ihm zu, wie er das Geld zählte. Kaum hatte sie es in der Hand, zählte sie selbst nach und nickte selbstzufrieden. „Schau, ging doch.“ Sie steckte das Geld ein und war jetzt tatsächlich reicher als vor ihrem Besuch hier. Vielleicht konnte sie, wenn sie weiterhin Norah half und von ihren Quests Geld zur Seite legte, sich bald eines der Tattoos stechen lassen, die sie überlegte, aber wozu sie noch nicht gekommen war. Oder eine kleine Wohnung, aber ob es dafür reichen würde? Obwohl ihre Rippen etwas schmerzen, wenn auch deutlich weniger als erwartet, machte sie sich daran, Norah beim Abräumen zu helfen. Es machte ihr nichts aus, ihm da zu helfen. „Nein, ich wohne irgendwie in Magnolia. Also zumindest sind meine Sachen im Gildenheim.“ Sie zuckte mit den Schultern. Mit dem Wohnen war das so eine Sache. „Aber ich schlafe nicht immer dort und nachdem ich das Bootsticket habe, werde ich wohl irgendwo hier schlafen.“ Sie ließ von Norahs Sachen ab und nahm ihre eigene Tasche mit dem Vogel und der Schlange. „Hey Norah, nachdem du jetzt Geld hast … buchst du euch ein Hotelzimmer in der Stadt? Ich brauch nicht mehr als ein Sofa und ich zahle dir auch ein bisschen etwas für den Schlafplatz.“ Solange das mit einer WG nichts wurde, war Xavi ein Wanderpokal was Wohnungen und Zimmer anging und sie nahm, was sie in die Finger bekam.
„Also, wenn du was zum Essen findest, kannst du gern teilen“, meinte Norah mit einem kalten Blick, nicht sicher, was er sonst noch zu der Milch und Wolle-Sache sagen sollte. Wie von selbst hob sich seine rechte Hand an seinen Nacken, legte sich an den schwarzen Choker, der seinen Hals fest umschlossen hielt. „Und die Leine kannst du dir sparen! Du bist doch hier die Streunerin!“, knurrte er defensiv, bleckte wieder seine Zähne. Die Aralies schien ihre Rolle in dieser Sache zu vergessen. Norah war der Boss, das hier war sein Stand! Sie war eigentlich nur hier, um zu Leuten zu rufen, dass sie zu ihm zu kommen hatten – etwas, was sie bisher komplett verpasst hatte! Das konnte nicht einmal der sture Rotschopf leugnen, und nachdem sie ihm eingeschnappt dem Mund verboten hatte, machte sie sich endlich an die Arbeit. So, wie es aussah, konnten sie heute doch noch ein bisschen was verkaufen...
„Schätze, wenn du morgen hier auf das Boot willst, wär es dumm, zurück zu fahren...“, bestätigte Norah die Worte seines Gegenübers, was aber noch lange nicht bedeutete, dass er einfach tun würde, was sie sagte. Abschätzig schüttelte er den Kopf. „Keine Chance! Wenn ich mir ein Hotelzimmer nehme, bleibt von meinen Einnahmen fast nichts übrig! Das hier muss eine Woche reichen! Denk doch mal nach, dumme Katze!“ Mit verschränkten Armen entkam ihm ein Knurren, er schnaubte. Natürlich wollte er Kitani eine Nacht in einem Hotelzimmer schenken, aber das konnte er nicht einfach so allein entscheiden, und ganz ehrlich: Die Zeit war noch nicht gekommen. In dieser ersten Woche hatte sich abseits eines guten Auftrags noch nicht viel Bewegung in ihr Leben hier in Fiore gebracht und eine Situation wie bei ihrer Ankunft, wo ihr Geld so eng saß, dass Norah wieder zu illegalen Handlungen greifen wollte, mussten sie vermeiden. Nein, heute würden sie auf gar keinen Fall in einem Hotel schlafen. Das bedeutete aber nicht, dass er so herzlos war, die einsame Streunerin einfach nach Hause zu schicken. „Also... wenn's dir nichts ausmacht, in ner dreckigen Absteige zu schlafen, dann hab ich nen Platz für dich“, meinte er, das Gesicht zur Seite wendend. Diese Art Nettigkeit war eigentlich nicht seine Art. Der Schakal kümmerte sich um sich selbst und seine Schätze, nicht um irgendwelche Fremden, die ihm Ärger machten. Irgendwie war ihm diese weichherzige Geste fast schon peinlich... trotzdem nahm er das Angebot nicht zurück. „So viel Platz haben wir nicht, aber dann kuscheln wir uns halt ein bisschen enger zusammen und legen dir ein paar Kissen in die Ecke oder was auch immer. Für eine Nacht wird’s reichen. Kostet dich auch nix.“ Eigentlich war es dumm von ihm das Geld auszuschlagen, das Xaviera ihm angeboten hatte, aber es fühlte sich nicht gut an, für einen so unangenehmen Schlafplatz auch noch Geld zu nehmen. So, wie er seine waren und erst recht diese furchtbaren Taschen nicht über ihrem Wert verkaufen wollte, missfiel ihm auch der Gedanke, sich von der Rothaarigen für etwas bezahlen zu lassen, worauf er nicht stolz war. „Sieh es als Gefallen unter Partnern, ja?“ Die Aussage hatte der N'doul ziemlich selbstsicher getroffen, aber... so wirklich war das ja nicht seine Entscheidung. Zumindest nicht seine allein. Etwas nervös kratzte er sich am Kopf. „Also... Kitani müssen wir natürlich auch noch fragen. Wenn er dich nicht da haben will, bist du raus“, fügte Norah an und meinte das auch so. Wenn es um Kitani ging, dann hatte selbst das bisschen Zuneigung, das er für die Aralies empfand, keinen Platz. Ein Wort des Fuchses und er würde die Katze eiskalt auf die Straße schicken. Das war allerdings eher unwahrscheinlich. „Da musst du dir aber denke ich keine Sorgen machen“, versicherte der Schakal also. „Kitani ist ein feiner Kerl. Netter als ich auf alle Fälle. Glaub nicht, dass du auf dieser Welt jemand mit nem größeren Herz findest! Der wird dich schon nicht aussetzen, Streuner oder nicht...“
hellblaue zerrissene jeans | schwarzes crop top | schwert | schwarze stiefel Xaviera grinste ihn an. „Und das ist der Grund, warum ich keine Leine bekomme. Ich bin nicht dafür gemacht.“ Nach erledigter Arbeit und nachdem Norah zusammengepackt hatte, streckte sie ihn dennoch eine Hand entgegen. „Soll ich dir etwas abnehmen? Ich laufe dir damit auch nicht weg.“ Xavi mochte nicht nur ein Talent, sondern vor allem das Ziel haben, andere herauszufordern und damit oft gegen sich aufzubringen, aber sie log nicht. Und sie würde dem Hund nicht weglaufen, denn trotz ihrer Worte und ihres schroffen Verhaltens fand sie Norah nicht wirklich scheiße. Nervig, ja. Dämlich und ohne Gespür für den Markt oder den Wert von Gegenständen, definitiv. Als jemand, den sie hier und da gerne treten würde, auch. Aber der Hund hatte es in ihre ‚Ich verbringe gerne Zeit mit dir‘ Blase geschafft. „Okay, dann schauen wir mal, ob wir was Billiges zum Essen finden. Hast du irgendetwas, was du nicht magst?“ Sie hasste scharfes Essen, selbst welches, dass andere nur als leicht scharf bezeichneten. Xavi, wieder mit Nea auf dem Rücken, machte sich auf den Weg durch den sich leerenden Basar, um noch die letzten Schnäppchen abzustauben. Nickend stimmte sie Norah zu. Für das Boot wäre es dämlich heimzufahren, also würde sie sich hier ein Plätzchen suchen müssen. Oder auch nicht, wenn sie sich mit Norah und seinem Freund ein Zimmer holen konnte. Leider schien dieser von Hotelzimmern so viel zu halten wie es bei den Taschen der Fall gewesen war. Andererseits hatte er auch Recht. Diese Zimmer waren teuer. Das mit der dummen Katzen brachte sie dennoch dazu, ihn erneut anzufauchen. Nicht so gut, wie eine echte Katze, aber sie hatte sich seine Reaktion auf das Zähnefletschen gemerkt und keine Skrupel, diese Geste in ihre Liste von Verhaltensweisen aufzunehmen, um sich nicht unterbuttern zu lassen. Dabei blieb es aber auch, immerhin konnte sie wenig dagegen sagen. Ein paar Schritte später bekam sie ein anderes Angebot. Xavis Gesicht hellte sich schlagartig wieder mehr auf. „Oh, kein Problem! Ich rolle mich im Eck zusammen oder so, dann geht das schon. Ich schnarche auch nicht.“ Und wenn dieser Kitani auch so knusprig war wie Norah, ein Nein kam ihr da nicht in den Kopf. Sie erwartete sich zwar nicht, aber einen Ausblick konnte man schon gutheißen. Sie blinzelte und sah wieder in sein Gesicht. „Wow, so großzügig habe ich gar nicht gedacht, dass du sein kannst. Vielleicht bin ich dann auch nett und füttere dich ein wenig.“ Sie hatten den Rand des Basars fast erreicht, als Xavi eine Pommesbude entdeckte, die gerade noch zusammenräumte. Sie hielt inne und sah auf die Preisschilder, dann hinein. „Hey, habt ihr noch welche übrig? Wir hätte gerne einmal eine große Portion.“ „Wir haben eigentlich schon geschlossen, darum sind die übrigen nicht mehr so heiß …“ Xavi unterbrach den Verkäufer. „Macht nichts, nehmen wir.“ Dieser zögerte noch kurz, aber als sie ihm das Geld abzählte, füllte er die Pommes von seiner Kiste in eine große Tüten und reichte sie der Rothaarigen. „Schönen Abend.“ Xavi grinste, winkte vorsichtig, um keine Pommes zu verlieren mit der Tüte und trat zu Norah zurück. „Da, darfst du mitessen“, bot sie ihm an. „Wir sollten die aufessen, bevor Kitani sie sieht und traurig wird, dass er keine bekommt.“ Das Kitani netter war, konnte sie gut glauben. Norah brauchte sicher einen netteren Part, um sich auszugleichen oder so. Zumindest setzte die junge Magierin darauf, als sie sich eine Pommes in den Mund schob. Nur noch warm, aber immerhin gut salzig. Salzig und würzig wie sie ihr Essen mochte!
“Danke dir, aber nicht nötig”, lächelte Norah mit einem kurzen Kopfschütteln, während er seine Tragetasche schulterte. “Ich krieg das hin. Was ich hergetragen hab, kann ich auch wieder heim tragen.” Auch wenn “Heim” in diesem Fall nicht mehr war als eine kleine, heruntergekommene Herberge, in der gerade so ein Dutzend kleine Gästegruppen unterkommen konnte und die trotzdem nicht ausgebucht war. Sein Magen knurrte bei dem Gedanken an etwas Leckeres zu essen. “Was ich nicht mag? Ich esse Wurzeln und Borke, wenn es nichts Anderes gibt! Ich brauch einfach was zum Essen, du verwöhnter Schoßwärmer.” Mit einem hämischen Grinsen sah er sie an und schulterte seinen Speer, um sich an der Seite der Rothaarigen auf den Weg zu machen. Sie wollte ihn also zum Essen einladen? “Hm! Da sag ich nicht nein!” Die Pommes waren - gerade im Vergleich zu Wurzeln und Borke - ziemlich appetitanregend. Neugierig nahm der N’doul eine davon auf und tauchte sie kurz in die rotel, süßliche Tomatensoße, die mit dazugegeben worden war, ehe er auch schon die Hälfte abbiss und die zweite hinterher warf. “Hm… schmeckt anders als in Minstrel”, stellte er fest, auch wenn er nicht genau sagen konnte, woran das lag. Mehr Fett? Weniger? Irgendein komisches Gewürz, das hier mehr oder weniger üblich war? Fritten waren auch an dem Hafen, in dem er die letzten Jahre verbracht hatte, keine Seltenheit gewesen, gerade für jemanden, der kaum ein Budget hatte. Außerdem hatte er mit einem der Frittenbudenbesitzer so oft gefeilscht, dass der irgendwann seinen Grundpreis hochsetzen musste. Die beiden hatten am Ende so ein gutes Verhältnis zueinander gehabt, dass er Norah jedes Mal, wenn er tatsächlich ordentlich bezahlte, noch einmal eine kleine Schippe obendrauf gegeben hatte. Ob er den alten Geschmack besser oder schlechter fand, das war schwer zu sagen. Er war ihn auf jeden Fall mehr gewöhnt, weshalb ihm der Unterschied schnell auffiel. Ob es eine Verbesserung war, konnte wohl nur die Zeit zeigen.
“Keine Chance.” Vehement schüttelte der Schakal den Kopf. “Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich vor Kit Essen verstecke? Wofür hältst du mich?” Eingeschnappt blähte der Schamane die Wangen auf und stieß das untere Ende seines Speeres gegen einen der Pflastersteine unter seinen Füßen. “Iss du ruhig schonmal deine Hälfte. Ich teil mir den Rest dann später mit Kit. Der hat bestimmt genauso Hunger wie ich.” Und das war nicht wenig, wie ein weiteres Magenknurren bestätigte. Man merkte dem N’doul an, dass er seit dem Morgen nichts mehr zwischen die Zähne gekriegt hatte - und auch das war nicht gerade ein üppiges Frühstück gewesen. “Aber… lass es dir schmecken”, fügte er nach ein paar Sekunden deutlich sanfter hinzu. Es war nicht so, als würde er es Xaviera nicht gönnen. Die sollte sich gern den Bauch vollschlagen. Gerne gab Norah es nicht zu, aber… irgendwie war sie ja schon eine ganz mögenswerte Person. Für eine Katze.
~ Szenenende ~
A wise mage once said: Understand what works against you, and it will work for you instead. That mage was me, of course!
Wie so oft stand Norah morgens gähnend an der Hafenpromenade Hargeon Towns und begann damit, seinen Stand für den heutigen Hafenbasar aufzubauen. Vor ein paar Wochen war er das erste Mal hier gewesen, an diesem unauffälligen, kleinen Randplatz, den er sich gerade so leisten konnte, weil er einer der billigsten war. Obwohl es noch nicht so lange war, gehörte er für den Basar aber inzwischen zur Grundausstattung. Jedes Mal, wenn ein neuer angesagt wurde, bestellte er sich diesen Tisch und sendete Xaviera eine Nachricht. Die Rothaarige war eine gute Geschäftspartnerin, auch wenn sie ganz schön sturköpfig und anstrengend sein konnte - anders als er selbst, natürlich. Sie hatte ihm dabei geholfen, aus seinem kaum bemerkbaren Verkauf kleiner, ausgestopfter Tiere etwas mehr zu machen - auch wenn er diese Grundausstattung noch immer da hatte. Neben Eichhörnchen, Mäusen, kleinen Vögeln und Insekten konnte man auf seinem Tisch inzwischen auch noch zwei Kaninchen, ein paar Fledermaus und sogar eine grün-gelbliche Schlange begutachten, die kleineren mit einem ausgewiesenen Preis von ein paar hundert Jewel, die größeren sogar bei über tausend. Dazugekommen war inzwischen selbstgemachter Knochenschmuck, zusammengehalten mit dünn geschnittenen Lederbändern, und Schamanenknochen mit einer kleinen Anleitung dazu, wie man über das Knochenwerfen versuchen konnte, die Zukunft auszulegen. Das nahm hier in Fiore zwar kein Mensch ernst, aber es verkaufte sich ganz gut als eine Art Partyspiel. Inzwischen hatte der N’doul ein paar kleine Schachteln geschnitzt, in denen man Knochen und Anleitung aufbewahren konnte. Eine Sache, die er zur Aufbewahrung nicht dabei hatte, waren Taschen, mit denen seine Kunden die ganzen Sachen tragen könnten. Dagegen, selbst irgendwelche Tragetaschen in den An- und Verkauf zu nehmen, sträubte sich der Schakal noch immer. Wenn, dann machte das Xavi, aber die konnte es wohl heute nicht einrichten. Norah musste am heutigen Tage allein den Verkäufer mimen… aber das würde kein Problem sein. Inzwischen hatte er den Bogen ziemlich raus.
“Hey, du da drüben! Du siehst aus, als würde eine Ratte gut zu dir passen!”, rief er über den Basar zu einem der vorbeilaufenden Gäste und deutete auf eine der ausgestopften Ratten auf seinem Tisch. Irgendwie hielt der Kerl aber nicht an. Auch “Tote Tiere, lebensecht!” und “Der Schmuck ist so frisch, der ist gestern noch durch den Wald gelaufen!” stellte sich nicht als Verkaufsschlager hinaus. Frustriert bleckte der Schamane seine Zähne und verschränkte die Arme vor der praktisch nicht bedeckten Brust. Die Leute in Fiore waren schon schwierige Kunden… dabei hatte er sich so sehr verbessert! Für diese Egoisten war es wohl nie genug… “Hey, du da! Mit der Maske”, rief er einer jungen Frau mit grünen Haaren zu, die gerade seinen Stand passierte, und stützte sich mit der rechten Hand auf seinen Tisch, um sich ihr entgegen zu lehnen. “Wie kaltherzig, nicht einmal einen Blick auf meine Waren zu werfen! Diese Tiere hab ich persönlich ausgestopft, nach einer klassischen Minstreler Technik! Findest du nicht, dass sie aussehen, als wären sie noch am Leben?”
# 01 Es war ein guter Tag, das ließ sich aus Sicht Jaes bereits sagen. Dabei war er kaum so richtig angebrochen. Die Magierin war bereits am Vorabend nach Hargeon gereist und hatte dort in einer alten Kaschemme nahe des Hafens übernachtet. Grund dafür war ein Termin, früh am Morgen, den sie also wahrgenommen hatte und der auch für ihre gute Laune verantwortlich war. Sie hatte sich mit einem Verleger getroffen, dem sie vorab ein Tape mit ihren gesanglichen Künsten hatte zukommen lassen. Er war davon recht angetan und arbeitete mit ihr einen Plan aus, wie sie Jae groß rausbringen würden. Jae-Z war der Name, den er sich für sie vorstellte. Damit rückte ihr erster Einfall, Young Jae erst einmal in den Hintergrund… vorerst. Jae hoffte jedenfalls inständig, dass sie keinem Aufschneider auf den Leim gegangen war. Er hatte ihr nämlich für ein gewisses Sümmchen mehrere Kopien ihres eigenen Tapes erstellt. Sie solle zunächst einmal versuchen diese unter die Leute zu bekommen, damit der Name Jae-Z sich im Untergrund verbreitete. Zur ganz großen Musikkarriere wäre es nämlich noch ein sehr langer, steiniger Weg. Aber er würde diesen mit ihr zusammen bestreiten, erklärte der Kerl ihr. Na hoffentlich hielt er sein Wort auch! Es wäre wirklich ärgerlich gewesen, wenn sie ihr Geld nun einfach in den Rachen eines betrügerischen Schlitzohres geworfen hätte. Den Rucksack mit den Tapes lässig über nur eine Schulter gehängt, spazierte Jae an der Bucht entlang. Eigentlich war sie auf dem Weg zum Bahnhof, um die Heimreise anzutreten, also nach Aloe zurückzukehren. Sie umrundete den Markt, der an diesem Morgen in der Bucht errichtet wurde absichtlich, um nicht den Weg unzähliger Menschen kreuzen zu müssen. Doch das war scheinbar ein Fehler! Jedenfalls dachte sie das schnell, schrie doch einer dieser Standbesitzer sie lauthals an. Warum er das tat? Da hatte sie keine Ahnung. Mit einem verwirrten Blick in Richtung des Weißhaarigen und ohne jedwede Art von Ahnung oder Idee, blieb Jae einfach vor dem Stand stehen. Sie führte ihre freie Hand, also die, die nicht den Riemen des Rucksacks hielt, zum Ohr und zog den Kopfhörer heraus, der sie bis dahin mit lauter Musik beschallt hatte. "Yo! … Was ist los? Kennen wir uns?" Die Grünhaarige hatte wirklich nicht verstanden, was er gesagt hatte. Etwas verzögert fiel ihr auf, dass sie vielleicht lieber hätte fragen sollen, ob er sie kannte! Immerhin war sie diejenige, die auf dem Weg war eine Berühmtheit zu werden. Ärgerlich, doch ändern ließ sich das nachträglich nicht mehr. Jedenfalls nicht ohne peinlich zu sein. Dann fiel der Blick auf den Tisch, an dem sich der Kerl befand. Er war ausgelegt mit einer Vielzahl an… Kuscheltieren? Oder waren diese Dinger etwa echt? Wer verkaufte bitte tote Fledermäuse Ratten und dergleichen? So etwas wollte doch kein Schwein haben! Das war eklig und schreckte die Leute auf dem Markt doch eher ab. Der kritische Blick der Grünhaarigen wanderte wieder hinauf zum Gesicht des Mannes, während der basslose Klang aus den Kopfhörern leise weiter in ihr Ohr schallte.
Für jemanden wie Norah, der keine Ahnung von Zielgruppen und ordentlichem Marketing hatte, sah die Grünhaarige aus wie die perfekte Kundin. Sie war jung, hatte vermutlich gut Kohle und ein Neigung zu Impulskäufen. Das Alles erschloss er aus... praktisch keinen Hinweisen. Okay, wenn er ehrlich war, hatte der N'doul keine Ahnung, ob es sich lohnte, diese Frau anzusprechen, aber er hatte ein gutes Gefühl dabei und wenn er es nicht versuchte, würde er es nie erfahren! Ob sie sich kannten, fragte sie also? „Na, wenn du mich nicht kennst, ist es höchste Zeit, mich kennen zu lernen!“, grinste er selbstsicher und deutete mit seinem rechten Daumen auf seinen eigenen Brustkorb. „Mein Name ist Norah N'doul, und ich bin der einzige waschechte Schamane aus Minstrel hier in Fiore!“ Ob das wohl stimmte? Realistisch gesehen wusste Norah nicht, ob hier nicht vielleicht irgendwo noch ein anderer Schamane herumlief, der irgendwann mal über das Meer hierher gekommen war. Andererseits wusste er aber auch nicht, dass es einen gab, also war technisch gesehen beides wahr! Er log also nicht, wenn er behauptete, der einzige Schamane zu sein – er wusste es nur nicht besser und suchte sich die angenehmere Wahrheit aus. „Dank unseren über Jahrhunderte weitergegebenen Ritualen und dem Wissen meiner Minstreler Vorfahren bin ich eine Ikone wenn es darum geht, natürliche Energien zu lenken, und beim Zusammenspiel von Leben und Tod. Die Kulmination all dieses Wissens siehst du hier, in den Kunstwerken, mit denen ich das Leben der Fiorer bereichere! Schau dir das doch mal in Ruhe an!“
Immerhin... er hatte sie dazu bekommen, stehen zu bleiben. Die Augen der Maskenträgerin glitten über seine Waren, dann hinauf in sein Gesicht. Leicht irritiert hob er eine Augenbraue. Warum sah sie denn jetzt Norah an? Sie sollte sich lieber mit den vielen tollen Sachen beschäftigen, die sie kaufen konnte. „Ähm... hey. Du siehst aus, als würde dir eine Halskette gut stehen“, versuchte sich der Schakal an einem Verkauf und hob eine der Knochenketten an, die er selbst geknüpft hatte. „Was sagst du? Passt doch gut zu dir, ähm... wie heißt du eigentlich?“ Wenn sie gehofft hatte, dass er ihren Namen kannte, dann hatte sie Pech. Selbst wenn sie hier in Fiore eine Berühmtheit wäre, standen ihre Chancen bei Norah schlecht. Der war noch nicht lange hier und beschäftigte sich praktisch gar nicht mit den Stars und Sternchen dieser Welt. Zumindest nicht, bis er endlich selbst so viel Geld hatte wie die und sich mit Kitani zusammen ein Leben in Luxus gönnen konnte. Leicht nervös schluckte er, seine Lippe leicht zitternd, als er darauf wartete, ob sie etwas kaufen würde oder nicht. Sein Blick senkte ich dabei leicht, legte sich auf ihre Kopfhörer, aus denen zunehmend eine schwer zu erkennende Melodie erklang. Er blinzelte leicht irritiert, überrascht, dass er das bis hierher hören konnte. „Hey, sag mal... deine Musik“, meinte er und hob die rechte Hand, deutete auf die Kopfhörer um ihren Hals. „Die ist ganz schön laut, nicht? Tut das deinen Ohren nicht weh?“
# 02 Verwundert hatte die Magierin diesen Kerl angeblickt. Er hatte sie doch nicht etwa erkannt, oder? Mit derartigem, spontanen Fame konnte sie vermutlich gar nicht umgehen! Wie sollte sie sich nur einem Fan gegenüber verhalten? Distanziert und cool oder lieber offen und freundlich? War ja gar nicht ihr Ding, aber sie wollte ihn ja auch nicht gleich verschrecken. Auf der anderen Seite musste sie ja auch real bleiben, weil man sie sonst dafür haten würde so aufgesetzt zu handeln. Wait. Nein, er erkannte sie gar nicht. Stattdessen sprach der Typ darüber, dass sie ihn kennenlernen sollte. Fand Jae sich plötzlich in einem absurden Flirt wieder? Irritiert und langsam trat die Magierin auf den Stand dieses Kerls zu. Als er sich als Schamane vorstellte, zuckte Jaes Kopf leicht zurück. Irgendetwas in ihr, vermutlich ihre untote Seite sprang auf diese Bezeichnung an. Sie vermittelte ihr ein Gefühl von Vertrautheit aber auch von Angst oder zumindest Respekt. "Ein… Schamane?" Was hatte es damit auf sich? Und was machte ein Schamane auf so einem Markt? Nun, komische Tiere verkaufen, wie es schien. Aber darüber erzählte er ihr ja auch sogleich etwas mehr. Wenngleich dies eher wie langweiliges Gebrabbel eines Verkäufers wirkte, der seinen Schrott verticken wollte. Wie aufgefordert, begutachtete Jae also den Stand noch etwas genauer. Sie griff nach einer Fledermaus, beziehungsweise stupste sie erst einmal an, ehe sich ihre Hand darum schloss um sie anzuheben. "Wirkt für mich wie ne stinknormale Fledermaus. Ich spüre nichts von irgendwelchen Energien.", sprach die Magierin ungeniert und offen aus, so wie sie eigentlich immer agierte. Nachdem sie die Fledermaus etwas gedreht und gewendet hatte, sie begutachtete, wanderte ihr Blick zu diesem Norah. Das tote Tier wurde gleich wieder auf den Tisch gelegt. Aufgeben wollte der Typ damit aber nicht. Er versuchte weiter sein Glück und bot ihr eine Knochenkette an, ehe er nach ihrem Namen fragte. Ganz schön persönlich für ein Verkaufsgespräch. Wollte er sie doch anbaggern? Tote Tiere dafür einzubinden war aber wirklich keine erfolgsversprechende Masche. "Jae. Als Künstlerin auch Young Jae oder Jae-Z.", erklärte sie. Ha, so schaffte sie eine Grundlage für ein ganz eigenes Verkaufs-, beziehungsweise Werbegespräch! Vielleicht hatte sie ja ein Talent dafür! Was die Kette betraf… "Hm, ich weiß nicht ob Knochen so mein Ding sind. Hast du auch ne feshe Goldkette oder so?" Würde sie sich ein Image als Untote schaffen, wären die Knochen vielleicht sogar passend, doch das war wirklich nicht ihre Absicht. Als Norah die Grünhaarige auf ihre Musik ansprach, wanderte ihr Blick kurz nach unten und dann wieder zu ihm zurück. "Das?" Sie hob ihren Kopfhörer ein wenig an, ehe sie ihn wieder sinken ließ. "Ach, ne. Ich fühle sie besser, wenn ich sie aufdreh. Es gibt Musik, die kann man besser laut hören. Magst du mal?" Nun hob sie den Kopfhörer wieder an. Sie zog ihn auch ein wenig unter ihrer Jacke hervor, um ihm dem Verkäufer reichen zu können, sollte er tatsächlich Interesse daran haben. Ob sie tatsächlich nach seinem Geschmack war, wusste sie natürlich nicht. Hörte so ein Schamane Hiphop? Oder doch eher Voodoo like Stammesgesänge, begleitet von Trommeln oder so
Norah freute sich, dass er die Aufmerksamkeit dieser potenziellen Kundin gewonnen hatte, auch wenn sie noch etwas skeptisch wirkte. Auf ihren Hinweis, dass sie von der Fledermaus keine Energie fühlte, verzog er leicht das Gesicht. “Natürlich nicht. Das ist der Punkt”, meinte Norah und schüttelte den Kopf. Diese Fiorer waren wirklich Banausen. “Du spürst ja auch nicht, was für Energien durch einen anderen Menschen strömen, wenn du ihn anfasst. Lebewesen leiten natürliche Energie glatt durch. Tote Wesen und einige anorganischen Materialien sind keine Leiter. Die Energie stockt, wenn sie darauf trifft, und das führt zu einer fehlenden Balance, die sich auf viele Bereiche des Lebens auswirken kann.” Das war nicht einmal mehr ein Versuch, seine Tierchen zu verkaufen. Man merkte wohl, dass Norah mit einer gewissen Überzeugung über diese Dinge sprach, die er in seinem Stammesleben gelernt hatte. Er glaubte an seine enge Verbindung zur Natur und an die Art, wie sie sich regte und atmete und floss. Deswegen freute er sich auch über die Gelegenheit, sein Wissen zu teilen. “Die Tiere, die ich ausgestopft habe, funktionieren aber anders. Die Natur nimmt sie nicht als tot wahr, sondern mehr, als wären sie lebendig”, führte der Schakal das Thema zurück zu der Fledermaus und damit seinem Produkt. “Das heißt, die Energie fließt ungestört weiter und sogar durch das Tier hindurch. Du kannst sie dir in die Wohnung stellen und anstatt dich zu hemmen, erfüllen sie den Raum mit Leben, so wie Pflanzen oder fließendes Wasser.”
Irgendwie wirkte es trotz Allem nicht, als wäre diese Jae sonderlich daran interessiert, eins seiner Tiere zu kaufen. Vielleicht ja Schmuck? Sie wirkte ein Stück weit wie das typische, eitle Mädchen, das sich unbedingt mit Accessoires vollhängen musste. Seine Knochenketten waren ihr aber wohl nicht gut genug. “Sorry, aber der Goldschmuck hier steht nicht zum Verkauf”, antwortete er und legte dabei eine Hand auf die breite Goldkette, die um seinen Hals lag. “Der gehört traditionell zu einem Schamanen meines Stammes. Der bleibt bei mir.” Was hatten diese Fiorer nur immer mit ihrem Gold? Gut, Norah selbst war von Kopf bis Fuß damit eingedeckt, aber das auch nur, weil es praktisch wertlos war. Bei ihm zuhause zumindest. Aber gut, er würde das Thema nicht noch einmal aufreißen. Mit Xavi darüber zu sprechen hatte ihm gereicht. Die Musik, die aus Jaes Kopfhörern dröhnte, konnte Norah allerdings nicht so einfach ignorieren. Dafür war sie einfach zu laut. Anscheinend war es Musik, die man halt laut hören musste… Gut, wenn sie das sagte. Der N’doul zuckte mit den Schultern. “Klar, lass hören”, nickte er, nahm ihren Kopfhörer entgegen. Nach ein paar Momenten sah er Jae in die Augen. “Hey, das ist deine Stimme, oder? Dafür der Künstlername?” Schlecht klang es auf jeden Fall nicht. Grade der instrumentale Teil im Hintergrund war ganz schon catchy. Ohne es wirklich zu merken, begann Norah, seinen Kopf im Beat mit zu wippen. Er hatte tatsächlich ganz gutes Taktgefühl - nicht unbedingt außergewöhnlich, aber mindestens durchschnittlich. Ein bisschen Übung hatte er auch. Auf Stammesfeiern und bei manchen Ritualen war Musik üblich, da wirkte man als Schamane schon mal mit. Irgendwie… Der Takt gefiel ihm. Da fühlte er sich schnell rein. “Nicht übel, aber… du singst ja gar nicht”, stellte er fest, während er den Kopfhörer senkte und Jae wieder hinhielt. “Ich hör dich die ganze Zeit nur reden. Dachtest du, das merkt keiner?” Gut, das klang jetzt arg kritisch. Auch wenn die Yihwa die Worte einfach nur zum Takt sprach, anstatt ihnen irgendwie Melodie mitzugeben, fügte sich das Gesamtwerk trotzdem ordentlich zusammen. Der Kopf des N’doul wippte noch immer zu dem Beat, der aus den Kopfhörern drang, und ohne es zu merken begannen auch seine Worte, dem Takt zu folgen:
“Ich find’s echt gut, ich mag, wie’s klingt. Hast auch ne Stimme, die’s gut rüberbringt. Den Text zumindest, finde ich. Die Melodie… ist auch echt frisch. Aber du laberst halt nur; singen kannst du wohl nich?”
# 03 Dieser „Schamane“ spielte sich mit seinen toten Tieren aber ganz schön auf. Er erzählte irgendetwas von Energien und blablabla, aber als sich die Magierin mit leichtem Anflug von Ekel eine der Fledermäuse begutachtete, spürte sie nichts von irgendwelchen Energien. Als sie diese Erkenntnis teilte, schien sie den Weißhaarigen damit gleich zu triggern. Er erklärte, dass das ja ganz normal sei und gab Jae eine Lehrstunde darin, wie Energie funktionierte, speziell bei lebendigen und bei toten Wesen. Nachher fühlte sie sich aber genauso schlau wie vorher. "Eh… okay?", stieß sie also wenig überzeug aus. Was dieser Kerl dann aber sagte, verstand sie viel besser. Norah sprach diesen toten Tieren ähnlich Wirkungen zu, wie Zimmerbrunnen oder -Pflanzen, zumindest was den „Energiefluss“ durch Zimmer anging. "Das ist dieses Feng-hui, oder? Aber nichts für ungut, kein Interesse." Irgendwas hatte sie davon mal gehört, glaubte Jae jedenfalls. Dennoch würde sie niemals auf die Idee kommen, eine tote Fledermaus in ihre Wohnung zu hängen! Garantiert nicht! In der Grünhaarigen fand er wohl keine Kundin. Dies wurde zur Tatsache, als Norah es ablehnte, ihr seine Goldkette zu verkaufen. Laut seiner Aussage war diese Bestandteil seines Outfits als Schamane und dementsprechend keine Ware die zu verkaufen war. Tja, sein Pech! Dann bewegte sich der Fokus des Gesprächs von Norahs Ware, hin zu Jaes Ware. Bloß, dass sie jene nicht so offensichtlich auslegte. Aufgefallen war sie dem Schamanen dennoch. Er hatte sie nur nicht als verkäuflich betrachtet. Es ging natürlich um die Musik, die aus den Kopfhörern dröhnte. Der Weißhaarige hielt sie für ganz schön laut und so kamen sie ins Gespräch darüber. Jae bot dem jungen Mann sogar an mal ein wenig reinzuhören. Dazu reichte sie ihm einen der beiden Kopfhörer über den Tisch. Norah nahm das Angebot schulterzuckend an. Er lauschte ein wenig, während sein Blick auf der Magierin lag. Es dauerte auch nicht lange, bis ihm auffiel, dass es die Stimme der Grünhaarigen war, die er da hörte. "Yeah, genau!", bestätigte sie die Vermutung bezüglich ihres Künstlernamen. "Das ist meine Musik, ich bin bisher nur nicht aufgetreten." Das Grinsen, welches sich ohnehin schon in ihrem Gesicht abzeichnete, wurde stetig breiter, als Norah plötzlich anfing mit seinem Kopf zum Beat zu wippen. Das war ein gutes Zeichen. Es bedeutete, dass er den Beat fühlte! Das positive Gefühl von Erfolg war jedoch sofort wie weggeblasen, als der Kerl plötzlich kritisierte, dass sie ja gar nicht singe und er andeutete, dass sie damit wohl schummeln wolle. Fassungslos starrte die Untote ihn an. Was sollte das denn heißen? "Was zum…", doch ehe Jae sich sortieren und sich eine passende Antwort zurechtlegen konnte, begann Norah plötzlich spontan zu rappen. Er wiederholte seine Kritik gewissermaßen, verpackte sie nur rhythmisch zum Beat, den er grade hörte. Jae war noch immer irritiert, doch sie zollte ihm Respekt für die Art und Weise wie er sie kritisierte, also in der zweiten Runde. Die Yihwa nahm das Ganze als Herausforderung auf. Es war gar nicht so lange her, als ein spontanes Rap Battle sie überhaupt auf den Trichter gebracht hatte, sich dieser Kunstform zu widmen. Ein Revival dieses Wettbewerbs kam ihr da grade recht. "Tse, pass mal auf.", stieß Jae aus. Ihre Mundwinkel waren wieder heraufgewandert, denn sie setzte ein schelmisches Lächeln auf. Jae lauschte auch noch einmal der Musik, ehe sie sich im Kopf ein paar Zeilen zurechtlegte.
"Hey, jetzt werd nicht so frech! Rap ist halt Gesang, den ich nur sprech! Erst lobst du mich, dann beleidigst du dezent Für Rap braucht man nicht minder Talent! Was urteilst du überhaupt? Verkaufst hier nicht mehr als tote Tiere. Ohne Erfolg, wenn ich die Scheine in der Kasse so addiere!"
Tjaha, da hatte er seinen Konterdiss! So lief das nämlich.
“Feng-was?” Irritiert hob Norah eine Augenbraue, starrte Jae an. Was sie da erzählte, hatte er noch nie gehört. Sie hatte zwar völlig Recht mit dem Vergleich… aber das konnte er nicht wissen. Also ging er erst einmal davon aus, dass sie Unrecht haben musste. “Das hat nichts mit Feng-Heu zu tun. Komm schon, ist das echt so schwer zu verstehen?” Wie immer zeigte sich Norahs Mundwerk ziemlich lose. Bösartige Beleidigungen bekam man von ihm zwar eher nicht zu hören, besonders nett war er aber auch nicht. Selbst wenn er etwas Freundliches sagte, klang es meistens ein Stück weit abfällig. Der Schakal war eben kein sehr herzlicher Mensch, und er hielt seine Zunge nicht im Zaum, wenn er etwas zu kritisieren hatte. Das… spielte vielleicht auch ein Stück weit mit in seine leere Kasse hinein. Und in seinen nächsten Austausch mit dieser Jae-Z, der auch nicht unbedingt ganz reibungslos ablief.
Dass sie ihn ihre Musik hören ließ war ja schon ganz nett, und vom Klang her lief das auch gut ab. Aber in dem Moment, in dem der Schakal seinen einen Kritikpunkt hervorbrachte, wirkte sie plötzlich ganz schön angepisst. Und dann wieder… nicht mehr. Er hatte nicht einmal so recht realisiert, dass er selbst in diesen Sprechgesang verfallen war, als sie ihm auch schon Konter gab - und zwar passend zu dem Beat, der noch immer durch die Kopfhörer dröhnte. Erst jetzt wurde ihm so halbwegs klar, dass das vermutlich Absicht war. “Rap, hm? Nie von gehört”, meinte er mit einem Schulterzucken, ehe ihm klar wurde, was sie da eigentlich gesagt hatte. Seine Werke bezeichnete sie einfach als “tote Tiere” (was stimmte, aber auch ziemlich abwertend war) und sie tat so, als würde er davon nichts verkauft bekam (was auch stimmte, aber komm schon!)? Die Zähne gebleckt zog Norah die Augenbrauen zusammen. Die wollte wohl Konter kriegen, hm? Na, was so’n halbgares Mädel mit Maske im Gesicht konnte, das konnte der Schakal ja wohl schon lange!
“Hey Jae-Z, bist du eigentlich gestört? Was du da behauptest, ist ja wirklich unerhört! Keine Ahnung von Schamanen, aber hast’n großes Maul! Dabei bist du mit deinen Texten sonst immer so faul! Vielleicht weiß ich ja, wie’s ist, wenn die Kunden dir weglaufen, aber deshalb weiß ich auch, dass deine Tracks sich nicht verkaufen! Heul doch! Leg dich mit dem Schakal an und du wirst wimmern. Ein bisschen Schluchzen hier und da macht deine Songs jetzt auch nicht schlimmer. Mit Sprüchen die so kalt sind wie ein ausgestopfter Gaul… verlierst du immer, also bevor du dich beschwerst, guck lieber meine Ware an; die ist immerhin was wert!”
Norahs Atem ging ein Stück schneller, als er endlich aufhörte. Das war doch anstrengender als gedacht… Wenn man so in den Beat ging und sich Mühe gab, dem Gegner gute Texte entgegen zu jagen, heizte einen das ganz schön auf. Selbst wenn er nur gesprochen und nicht gesungen hatte (was er eh nicht gut konnte). Vielleicht… war Jae doch nicht ganz so faul. Er konnte auf jeden Fall nicht abstreiten, dass ihre Musik gut klang. Und… irgendwie machte das ganze Spaß. Ein schmales Grinsen lag auf seinem Gesicht, während er seinen Rücken wieder ordentlich aufrichtete und sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr. Er war gespannt, wie sie darauf antworten wollte…
# 04 Dieser Typ war schon irgendwie seltsam. Er stand hier, so seltsam bekleidet und verkaufte Zeug, welches die Leute auf diesem Markt vermutlich eher verschreckte, als dass es sie interessierte. Aber irgendwie waren die Beiden ins Gespräch gekommen und so stellte Jae fest, dass er zwar seltsam war, aber irgendwie positiv seltsam. Als sie ihm eine Kostprobe ihrer Musik zu Hören gab, setzte Norah plötzlich selbst mit ein paar gerappten Zeilen ein. Nicht schlecht, dafür dass er vermutlich noch nie zuvor in seinem Leben gerappt hatte. Doch so einfach wollte die Grünhaarige ihn mit seinen frechen Worten nicht davonkommen lassen! Die Kritik, die darin verpackt war, nahm sie durchaus persönlich. Also wartete sie ein paar Takte, sammelte ihre Gedanken und formte diese nun selbst zu Zeilen, die sie dem Schamanen als Antwort entgegenbrachte. So schnell entwickelte sich aus einem Verkaufsgespräch ein Rap-Battle. Damit hätte die Untote sicherlich nicht gerechnet. Womit sie auch nicht rechnete war, dass er ihr noch einmal Kontra geben würde. Zunächst erklärte er, dass er von Rap noch nie etwas gehört hatte, doch das lag ja auf der Hand. Sonst wäre er ja nicht so verwundert über ihren Gesang gewesen. Es war also Unwissen, auf dem seine Kritik begründet war. So sah es aus! Er hatte einfach nur keine Ahnung. Nahm Jae seine Kritik persönlich, reagierte der Weißhaarige nun nicht anders auf ihre Zeilen, die seinem Verkaufsgut und den damit erwirtschaften Gewinnen zusammenhingen. Weiterhin in auf den Takt abgestimmter Betonung antwortete Norah nun also. Dass er so viel aus dem Stehgreif zusammenbekam entlockte Jae definitiv Respekt. Allerdings bemerkte sie auch wie kantig und unstimmig seine Technik letztlich doch war. Nein, da war Jae wesentlich besser. Eine ernsthafte Bedrohung wäre er auf einem Turnier sicher nicht gewesen! So wertete es zumindest die Magierin.
Norah griff diesmal den Text der Künstlerin an. Er nannte ihn faul, verglich den mangelnden Erfolg seines Verkaufes mit dem ihrer Musik. Zwar konnte er davon eigentlich nichts wissen, doch auch wenn es ein Zufallstreffer war, so schmerzte er Jae. Trotzdem schaffte sie es, die Zeilen recht neutral aufzunehmen. Ihr Kopf arbeitete dabei aber auf Hochtouren. Dies sollte nicht der Schlusspunkt dieses Battles werden. Der oblag einzig und alleine ihr! Etwas irritiert bemerkte Jae das Lächeln ihres Gegenübers, als er sich die Spuren der Anstrengung von der Stirn wischte.
"Nur zu, tob dich aus. Lass es ruhig raus. Statt körperlich mit Worten zu Ringen, kann dir sicher noch was beibringen. Für’n Amateur nicht schlecht, deine Zeilen wirken echt. Hilfe kannst du noch gebrauchen, dein Stil ist zum in der Pfeife rauchen. Wenn du magst, dann helf‘ ich dir gern. Gemeinsam greifen wir nach den Stern‘ Ein Track oder Zwei, schlag ein und du bist bei nem Feature dabei!"
Ja gut, wirklich fett Kontra hatte sie ihm jetzt nicht mehr gegeben. Aber dafür reichte sie ihm stattdessen die Hand. Die Magierin konnte sich schon bildhaft vorstellen, wie die Beiden ein Musikvideo miteinander drehten. "Ich kann es schon hören. Ein rhythmischer Beat mit Trommeln und Rasseln und so. Im Video eine finstere Atmosphäre, Lagerfeuer und Masken. Machst du auch Voodoozeug?" In ihrer eigenen Gedankenwelt eingetaucht, wischte die Magierin langsam und bedeutungsschwanger vor sich her, ehe ihr Fokus sich mit der an Norah gestellten Frage wieder auf ebenjenen richtete. Stellte sich nur die Frage, ob er überhaupt Interesse daran hatte, Musik mit ihr zu machen.
Dieses Rappen war schon irgendwie anstrengend, wie Norah feststellen musste. Anstrengend, aber nicht übel. Heh, dieser Jae-Tante hatte er es auch voll gegeben. Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als er merkte, dass sie doch noch zu einem Konter ansetzte, aber... jetzt klang sie irgendwie gar nicht mehr so fies wie vorher. Wenn das kein Zeichen dafür war, dass sie eingesehen hatte, dass sie mit dem frechen Mundwerk des Schakals nicht mithalten konnte! Zufrieden verschränkte der N'doul die Arme vor der kaum bedeckten Brust, ehe er der Grünhaarigen einen skeptischen Blick zuwarf. „Moment, versteh ich das richtig? Du willst mich für deine komische Musik-Sache anwerben?“, stellte er fest und hob eine Augenbraue. Unentschlossen sah er sie an, überlegte, was er darauf wohl antworten sollte, ehe er seufzte und die Augen wieder hob. „Weißt du was? Klingt gar nicht so übel. Du hast einen Deal, Jae-Z.“ Seine Arme wieder lösend gab er der Performerin die Hand, schlug ein, um sich mit ihr zu verbrüdern. Auch wenn sie wirklich keine große Nummer zu sein schien, hatte er ein gutes Gefühl bei ihrem Talent, also sollte er sich jetzt auf ihre Seite schlagen und dann profitieren, wenn sie groß rauskam. So, wie es sich für einen wahren Schakal eben gehörte!
„Grr... Nein! Nein, ich mache kein Voodoozeug“, knurrte der N'doul bissig, das mit dem Voodoo in Anführungszeichen gesetzt. Sie tat es schon wieder! Tat so, als verstünde sie was von Schamanismus, nur um das ganze Zeug in den Dreck zu ziehen. „Hey, pass auf! Ich erklär dir gern in Ruhe, was hinter der Kunst meiner Ahnen steckt... zumindest soweit, wie es ein Städter aus Fiore verstehen wird. Aber hör auf, meine Kunst mit irgendwelchen Trends zu vergleichen. Das ist echt beleidigend!“ Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie ihm damit auf den Schlips getreten war, also würde sie es jetzt hoffentlich verstehen. Wenn nicht, hatte Norah ein Problem. Viel mehr als Bellen konnte er schließlich nicht. „Sagen dir Naturgeister etwas? Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die sie beeinflussen und ihren Willen lesen kann. Ich habe ein Verständnis von den Kernprinzipien der Welt, das niemand hier herausfordern kann, und kann die sonst so feste Linie zwischen Leben und Tod verwischen! Vergleiche das mit diesen Voodoo-isten, die der Meinung sind, mit ein bisschen Stroh und Haar Menschen Schmerzen zufügen zu können, und du wirst verstehen, dass ein wahrer Schamane auf einer ganz anderen Ebene steht!“ Natürlich hatte der N'doul nicht vor, sich von einer kleinen Meinungsverschiedenheit diese Chance kaputt machen zu lassen. Jae wirkte wie jemand, der mit ein bisschen Konter umgehen konnte, und das musste sie wohl auch, wenn sie mit ihm sprechen wollte. Im Gegenzug zeigte er sich auch geduldig und hartnäckig mit ihr. Nachdem er fertig war mit seiner kleinen Tirade schenkte Norah ihr sogar ein kleines, schmales Lächeln. So freundlich erlebte man ihn selten. „Solang du dich nicht über meine Kultur lustig machst, gebe ich dir gerne eine einzigartige Performance“, versprach der Schakal, ehe er auf ihre Kopfhörer deutete. „Im Gegenzug habe ich nur eine Bitte: Lass mich deine Musik verticken. Die klingt echt nicht übel! Damit würde ich gern mein Sortiment erweitern.“ Spätestens, wenn er selbst in einem ihrer Lieder auftauchte, hatte er ja wohl ein gewisses Anrecht daran, mit dem Inhalt zu arbeiten. Dieses Recht wollte er einfach ausweiten. Je früher er in ihren Markt einstieg, desto mehr konnte er auf Dauer profitieren. Und wenn sie floppte, dann hatte er immer noch seine Vögel. „Ich weiß, dass sich dein Zeug nicht verkauft, also lass mich das ändern. Ich hab eine ziemlich ordentliche Marketingtante, auch wenn sie heute nicht hier ist. Wir können den Banausen hier in Fiore Knochen verkaufen, also kriegen wir deine Songs ganz sicher vom Boden.“ Sie wollte an ihm profitieren, er an ihr. Das klang doch nur fair. Vor ein paar Minuten hatte sie noch eiskalt an seinem Stand vorbeigehen wollen, und jetzt, ein gutes Stück später, stand sie immer noch hier und unterhielt sich mit jemandem, den sie eigentlich gar nicht kannte. Wenn das nicht das Charisma des Schakals spiegelte, was dann? Auffordernd starrte Norah das Mädel an. „Also, was sagst du, Jae-Z? Lass uns Partner sein!“
# 05 Natürlich sah Jae selbst den Wandel in ihren Zeilen nicht als Kapitulation vor dem Schamanen. Sie gestand ihm einfach ein gewisses Grundtalent ein, welches mit ihrem zwar definitiv ganz sicher absolut bestimmt nicht mithalten konnte, doch für eine Kooperation vielleicht ausreichen konnte. "Heeee! Was heißt hier komisch?", entgegnete die Magierin empört, als Norah rekapitulierte, was sie mit ihren gerappten Worten grade gesagt hatte. Doch so skeptisch wie er dabei klang, war er wohl gar nicht. Er akzeptierte den Deal nämlich und schlug dann auch ein, um das Geschäft zu besiegeln. "Prima!" Fast schon zu Jaes Enttäuschung bestritt Norah dann aber, etwas mit „Voodoozeug“ zutun zu haben. Dabei wirkte so etwas doch sicher voll cool! Sowas konnte man prima in einem Musikvideo nutzen. Zudem brachte das Thema auch einen Stil mit, den man verfolgen und auf dem man aufbauen konnte. Aber nein, Norah wirkte sogar beleidigt. Nein, er war beleidigt, wie er sogar sagte. "Hey, hey! Ist ja gut, chill…" Abwehrend hob die Untote die Hände vor sich. Sie wollte ihn ja gar nicht beleidigen. Der Typ war aber auch empfindlich! Jedenfalls erklärte er ihr dann so grob den Unterschied zwischen seinem Schamnismusgedöns und Voodootypen. Er machte irgendwas mit Naturgeistern, sie mit Strohpuppen. Alles klar, verstanden! Aber… "Alles klar. Allerdings geht es halt auch darum, was die Leute sehen und hören wollen. So läuft das Geschäft, vertrau mir." Hoffentlich fühlte er sich nicht gleich schon wieder beleidigt. "Die Leute da draußen sind halt größtenteils Banausen. Sie verstehen wie ich nichts von dem was du machst. Nein, noch weniger als ich, da du mich ja aufgeklärt hast. Sie kennen Schamanen, die dieses Voodoodings machen und finden es cool. Das bringt Zuhörer, Publikum und damit auch Geld, Ruhm und Erfolg." So lief das halt. Damit musste man sich abfinden, wenn man was erreichen wollte. Norah erklärte, dass er gerne eine „einzigartige Performance“ ablieferte, solange Jae sich nicht über seine Kultur lustig machen würde. Nichts leichter als das. "Versprochen, hoch und heilig." Die Grünhaarige legte eine Hand auf ihr nicht mehr schlagendes Herz, hob die andere etwa auf Höhe ihres Gesichts. So schwor man doch, wenn sie sich recht entsann. Das Angebot, welches der Kerl ihr dann machte, sorgte gleich für ein Funkeln in ihren Augen. Von sich aus bot er ihr an, ihre Musik für sie zu verticken. Er wolle sein Sortiment damit erweitern, sagte er. Das war ja prima! Damit stieg Jae ganz offiziell in den Markt ein. Das wäre ihr erster richtiger Verkauf der eigenen Musik. "Fledermäuse, Ratten und Jae-Z-Beats?", grinste die Magierin ihm entgegen. Klang zwar nicht sehr überzeugend, doch überzeugt war sie definitiv. Eigentlich würde die Untote sich da nicht zweimal bitten lassen, doch Norah führte seine Idee trotzdem weiter aus. Er erzählte, dass er eine „Marketingtante“ habe, die es ihm ermöglichte den Leuten Knochen zu verkaufen, da würde er es auch hinkriegen ihre Musik an den Mann zu bekommen und natürlich auch an die Frau. "Wer sagt denn-" dass sich ihre Musik nicht verkaufte? Also das tat sie wirklich nicht, aber ganz bestimmt nur weil sie es ja noch gar nicht probiert hatte! "Partner, alles klar!" Erneut hielt sie dem jungen Mann ihre Hand hin, damit sie einschlagen konnten. Doch bevor das geschah, galt es noch die Konditionen festzuhalten. "Du bekommst… fünfzehn Prozent.", schlug sie vor. Natürlich stapelte sie erst tief. Jae war bereit noch höher zu gehen, sich anzuhören was Norah fordern würde. Doch ihr letztes Angebot war: "Fünfunddreißig und ich bekomme deinen Choker. Echt stylisches Ding!" Sie nickte ihm entgegen, den Blick auf das Modeaccessoire gerichtet. Ihre Hand wartete auf den Handschlag.
Chill, sagte sie. Chill. Als ob man von einem spirituellen Menschen erwarten könne, sich von den Ursprüngen seines Glaubens einfach abzuwenden. Aber gleichzeitig ging es hier um den Verkauf. So, wie Norah Jae zuvor klar gemacht hatte, dass er wusste, wie man Sachen verkaufte, argumentierte sie jetzt aber damit, dass sie wusste, was die Leute kaufen wollten. „Hah... Stimmt schon, es gibt einen Haufen Banausen hier“, seufzte der N'doul und schüttelte den Kopf. Fiorer hatten wirklich kein Gefühl für die Natur, deren Bedeutung oder Einfluss. „Wenn du meinst, dass es gut ankommt... von mir aus. Ich denke, ich kann ein interessantes Werk für die Massen aufziehen. Solange ich weiß, dass du weißt, was wirklich hinter meinem Schamanismus steht.“ Natürlich hatte Jae nicht viel Ahnung von Schamanismus, aber solange sie daran glaubte, dass sein Wissen und seine Fähigkeiten ernster waren, als es die meisten Fiorer verstanden, war er damit zufrieden. Dann konnte er für sie auch die ein oder andere Sache vertreten, die er nicht ernst nehmen konnte. „Hey, wenn du magst, kann ich dir gern ein bisschen mehr darüber beibringen. Ich mach's günstig, und die erste Stunde geb ich dir sogar gratis.“ Mit einem Grinsen sah er der Grünhaarigen in die Augen, während er dieses großzügige Angebot machte. Natürlich war es sein voller Ernst, wie man erkannte, als er voller Stolz eine Faust an seine Brust legte. „Du hast Glück! Kaum jemand hat das Glück, von einem Schamanen zu lernen, der schon Tote zurück ins Leben gerufen hat!“
Alles in Allem war Norah ziemlich zufrieden mit seiner neuen Partnerin. Sie war sympathisch genug, ihre Musik hatte es drauf – er nickte immer noch gelegentlich zu dem Beat aus ihren Kopfhörern – und als Geschäftspartnerin wirkte sie vernünftig, wenn nicht sogar fähig. Aber das mit den fünfzehn Prozent konnte sie doch nicht ernst meinen. „Glaubst du, ich hab noch nie in einer Verhandlung gesteckt? Fünfzehn Prozent sind lächerlich“, stellte er direkt klar, eine Augenbraue gehoben. „Wir sind beide Teil der Produktion, also habe ich fünfzig Prozent verdient. Sechzig, wenn ich mich um die ganze Deko zu kümmern habe.“ Das war natürlich ein lächerlich hoher Wert, das dürfte beiden Seiten klar sein. Aber eine Verhandlung startete man nicht mit realistischen Werten. Dass ihr das bewusst war, hatte Jae schon klar gezeigt. Bereitwillig, wie er es aus seiner Heimat kannte, ließ sich Norah auf eine Runde Feilschen ein, die schlussendlich bei fünfunddreißig Prozent endete. „Klingt gut. Fünfunddreißig Prozent also“, nickte der Schamane, zufrieden mit dem Ergebnis. „Ich kümmere mich um authentische Voodoo-Deko. Schreib mir auf, was du brauchst, und ich mache alles, was sich realistisch umsetzen lässt. Aber du erstattest fünfzig Prozent der Materialkosten.“ Damit kamen beide Seiten eigentlich ziemlich gut davon. Entschlossen nahm der N'doul die angebotene Hand, bestätigte den Deal, ehe er seine eigene an seinen Hals hob. Es gefiel ihm nicht, einen Teil seines Outfits abzugeben, aber es war ein geringer Preis und anders als der Goldschmuck gehörte sein Choker nicht zu seiner wertvollen Schamanen-Ausrüstung. Er würde Ersatz finden. Insofern löste er das kleine Accessoire und hielt es seinem Gegenüber hin. „Bitte... das ist jetzt deiner, schätze ich.“ Das Weißhaar seufzte. „Muss sagen... Du bist echt gut im Feilschen. Wo hast du das gelernt?“ Soweit Norah es mitbekommen hatten passierte Feilschen in Fiore zwar hier und da, aber so weit verbreitet wie in Minstrel war es nicht. Es gab viele Läden, die gar nicht darauf eingingen, und bisher schien es, als wäre niemand hier besonders gut darin, bis auf ein paar seltene Ausnahmen. In so einem Umfeld kam so eine Fähigkeit selten aus einem angenehmen, einfachen Leben... Auch, wenn Jae aussah wie ein verwöhntes Mädel aus einem guten Haushalt – von ihrer komischen Maske mal abgesehen –, konnte sich Norah vorstellen, dass sie es nicht ganz leicht gehabt hatte in ihrem Leben...
# 06 Sicher, Norah predigte zwar, dass er ne Ahnung von Verkaufen hatte, doch was das Musikbusiness betraf, machte er Jae bestimmt nichts vor. Sie war fest davon überzeugt sich damit mehr beschäftigt zu haben als er, dementsprechend malte sie sich auch aus davon mehr Ahnung zu haben. Glücklicherweise ließ sich der Schamane dann tatsächlich dazu breitschlagen, den Leuten da draußen den falschen Schamanismus zu präsentieren, im Wissen dass zumindest seine Partnerin wusste worum es dabei wirklich ging. "Yo! Ich nehms ab jetzt ernst. Todernst." Unweigerlich fiel ihr Blick auf die Tierchen auf dem Tisch, die sie instinktiv und auch zurecht mit dem Wortfetzen „tot“ in Verbindungbrachte. Kaum hatten sie die ersten Rahmenbedingungen für ihre Zusammenarbeit abgesteckt, versuchte Norah ihr schon wieder etwas zu verkaufen? "Ist das so eine Abo-Falle? Ich nehm eine Gratisstunde und stimme dabei unbewusst weiteren, kostspieligen Stunden zu? Wenn ja, dann nein danke.", blockte die Grünhaarige sofort ab. Aber was er da noch erzählt hatte, klang spannend. "Wen oder was hast du denn von den Toten zurückgeholt?!", wollte Jae nur liebend gerne wissen. Das klang wirklich interessant! Jedenfalls gab es da noch ein paar Details zu klären. Genauer gesagt ging es ums Geld. Wie viel davon würde der Schamane sich selbst in die Tasche stecken, für jede Kopie ihrer Tapes, die er verkaufte? Sowie Jae ihm zuerst nur ein paar Almosen anbot, verlangte Norah unverschämt den Fetten Teil des Bratens. Das war natürlich nur das übliche Hoch-, beziehungsweise Tiefstapeln, ehe sie sich bei realistischeren Werten annäherten. Dass Jae für eine letzte Korrektur den Choker des Weißhaarigen verlangte, der im Vergleich zu den möglichen Gewinnen der Verkäufe einen verschwindend geringen Wert hatte, lag mit unter an mangelnder Erfahrung, sowie an fehlender Weitsicht. Aber es war ja auch ihr allererster eigener Deal. "Ist gebongt!", bestätigte sie dann noch das Übernehmen der halben Materialkosten. War schließlich nur fair. Die Zwei schüttelten Hände und zu guter Letzt überreichte Norah der Magierin seinen Halsschmuck, den sie grinsend an sich nahm und dann auch sofort selbst anlegte. "Thehe, danke!", stieß sie aus, ehe der Choker dann auch schon ihren Hals schmückte. "Weiß nicht. Mafiastreifen, schätze ich?" Woher sie das Verhandeln hatte? Das hatte sie nirgends bewusst gelernt. Oder aber sie hatte es wieder vergessen, wie so vieles aus ihrer Vergangenheit. "Was sagst du?" Jae breitete die Arme aus und reckte ihren Hals ein wenig, um ihren neuesten Gewinn bestmöglich zu präsentieren, damit Norah sein Urteil fällen konnte. Kaum war das Thema Mode abgearbeitet und der Deal unter Dach und Fach gebracht, ließ Jae dann ihren Rucksack von der Schulter gleiten. Elegant ließ sie ihn auf ein freies Fleckchen von Norahs Verkaufstisch hopsen. Mit einem relativ lauten, surrenden Geräusch zippte sie den Reißverschluss auf. Jae drückte die Vorder- und Rückseite des Rucksacks etwas auseinander, um den Inhalt präsentieren zu können. "Tadaaa! Meine Ware. Wo magst du sie auslegen?" Sie eröffnete Norah einen Blick auf dutzende Datenträger, auf denen ihre Musik gespeichert war.
Wie es aussah, hatte Norahs großes Mundwerk bei Jae gut funktioniert. Sie kaufte ihm den guten Verkäufer, der er nicht unbedingt wirklich war, echt ab und er gewann einen hübschen, kleinen Deal daraus. Vielleicht ja sogar zwei? Auch wenn sie bisher keine Krähe oder Ähnliches gekauft hatte, bestätigte sie Interesse an seinem Schamanismus, also machte er ihr ein echt gutes Angebot, damit sie mehr darüber lernen konnte. “Ein Abo? Ha! Denkst du echt, ich will dich übers Ohr hauen?”, erwiderte er und schüttelte den Kopf. “Nein, nein. Wenn ich sage, das erste Mal ist gratis, dann mein ich das auch so. Wenn du dann so interessiert bist, dass du mehr wissen willst, dann muss ich mir die Zeit halt bezahlen lassen. Jede Stunde, die ich nicht arbeite, ist eine Mahlzeit, die mir wegfällt. Und ich hab ja nicht nur einen Mund durchzufüttern.” Er seufzte. Das ach so traumhafte Leben in Fiore war gar nicht mal so einfach. Inzwischen war der Hungertod etwas, das er nicht mehr groß zu befürchten hatte, aber… ein ordentliches Heim fehlte ihnen noch. Ein Ort, an dem sie sich niederlassen wollten. Grundlegende Sachen wie ein günstiger Weg zu Baden, und natürlich alle Formen von Luxus, von denen die beiden geträumt hatten. Bisher war ja selbst eine Nacht in einem ordentlichen Hotel praktisch unbezahlbar. Der Verdienst eines freischaffenden Magiers war unstet und der Verdienst eines Verkäufers am Basar erst recht. Es würde noch dauern, bis die beiden einen grünen Zweig erreichten. “Ach, da horcht sie plötzlich auf”, stellte Norah überheblich fest, sein rechter Mundwinkel selbstsicher gehoben. “Du hast richtig gehört. Ich habe… hm.” Kurz davor, in eine ausnahmsweise wahre Geschichte abzuschweifen, stockte der N’doul. Moment, nein. Da waren zu viele Details drin, die er definitiv nicht rumerzählen sollte. “... hm. Zu viel sollte ich wohl nicht verraten. Untote wollen selten, dass man weiß, dass sie untot sind. Ich wette, hier in Fiore gibt es wenig Verständnis für ein zweites Leben… Selbst in Minstrel wurde auf so etwas herabgesehen.” Ja, Kit wäre sicher nicht glücklich, wenn Norah seinen Namen mit dem Tod in Verbindung brachte. Beide hatten so viel dafür getan, diese Wahrheit zu verbergen. “So viel kann ich sagen: Es geht um einen Krieger meines Stammes, der in einer bedeutsamen Schlacht gefallen ist. Ich habe seinen Körper restauriert und konserviert, so, wie die Körper, die du hier siehst.” Er deutete auf die Tiere in seiner Auslage. “Dadurch, dass sein Körper noch immer lebensgleich war, konnte seine Seele zurückfinden… und mithilfe magischer und natürlicher Energien konnte er zurück ins Diesseits geholt werden. Diese Kunst ist wohl die größte des Schamanismus, und du stehst einem von wenigen Praktizisten gegenüber, der sie eigenhändig gewirkt hat!” So… Das sollte sie lehren, der Kunst der Kadaver-Konservation keinen Respekt entgegen zu bringen!
“Mafiastreifen, hm?” Wovon sprach sie da? Norah hatte keine Ahnung… aber zugeben wollte er das nicht. “Ich verstehe.” Mit geschlossenen Augen und ernstem Gesichtsausdruck nickte er, als würde er ihre Worte sinnvoll interpretieren können. Er konnte es nicht. Keine Ahnung, welcher Teil von Fiore als Mafiastreifen bekannt war. Allzu wichtig schien Jae das Thema auch nicht zu sein. Viel interessanter fand sie wohl den Choker, den Norah aufgegeben hatte. Ein Teil seines Outfits, der nicht der Tradition, sondern seiner eigenen Wahl entstammte. Seinen Hals komplett entblößt, fühlte sich der Schakal ironischerweise fast ein wenig nackt, doch die Gewinne würden einen neuen Choker schnell hereintreiben. Skeptisch hob er eine Augenbraue, als sie ihn fragte, was er davon hielt. “Es ist ein sehr schickes Accessoire.” Sonst hätte er es wohl kaum selbst getragen. Wenn die Yihwa darauf hoffte, die Anziehungskraft einer Frau auf ihn zu wirken, dann hatte sie echt Pech damit, welchen Gesprächspartner sie erwischt hatte. Norah verstand ja kaum, dass sie gerade nach Komplimenten fischte. Was er aber verstand war die Sprache des Geschäftes. Ein beeindrucktes Pfeifen entkam dem Weißhaar, als sich die Tasche vor ihm öffnete und eine ganze Reihe fein geschliffener Schalllacrima vor ihm lag. “Oh, wow. Du bist echt voll professionell unterwegs, hm?” Er selbst hatte noch keine Musik gekauft - so einen Luxus konnte er sich echt nicht leisten -, aber er hatte schon verschiedene Datenträger in Auslagen gesehen, und die hier schienen wirklich zu den guten zu gehören. Neugierig hob er einen an, drehte ihn in seiner Hand, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. “Hm… das da… da ist der Name eines Labels eingraviert”, stellte er fest. Also war diese Jae-Z echt bei einem Musiklabel angestellt? Und er hatte einen Liefervertrag mit ihr abgeschlossen? Glück war kein häufiger Begleiter des Schakals, aber heute hatte er echt einen dicken Fisch an Land gezogen! “Ha, das sieht echt gut aus! Für heute leg ich erst mal ein paar dazu… der Tag ist so gut wie rum. Beim Basar nächste Woche kümmer ich mich um eine ordentliche Auslage.” In einem entschlossenen Grinsen hob Norah einen seiner spitzen Eckzähne hervor, während er Jae herausfordernd in die Augen blickte. “Veranlass am Besten gleich die nächste Fuhre. In zwei Wochen ist das hier ausverkauft… so viel kann ich dir versprechen!”
# 07 "Yo, okay. Alles klar, chill!", entgegnete Jae diesem Schamanen. Der nahm aber auch alles gleich persönlich, oder? Dann wollte er sie halt nicht übers Ohr hauen, war ja in Ordnung. Aber die Zweifel waren doch berechtigt, oder eben nicht? "Wegen mir sollst du nicht hungern. Dann machen wir das so. Aber nächstes Mal, ja?" Wenn eine Erzählstunde gratis war, dann konnte sie sie ja mitnehmen. Allzu schlimm würde es schon nicht werden. Anders als Norah rechnete die Grünhaarige ihre Lebenszeit immerhin noch nicht in Geld oder Mahlzeiten um. Als er aber von Leuten sprach, die von den Toten zurückgeholt wurden, wurde sie natürlich hellhörig. Etwas Neues war es für sie nicht, verdammt sie selbst war bereits gestorben und wieder aufgestanden, aber genau deswegen klang das ja so interessant für sie. "Mhm? Soso…", entgegnete sie dennoch und machte damit auf ahnungslos. Dabei konnte Jae das nur zu gut verstehen. Sie selbst war ja eine von diesen Untoten, die gerne verheimlichte, dass dem so war, dass sie so war wie sie war. "Du kannst sowas… das ist krass." Da staunte sie erstmal. Das bedeutete also, dass Norah jemand war, der wandelnden Toten gegenüber keine Vorurteile hatte? Er verkehrte mehr oder minder mit ihnen, unterstützte sie sozusagen. Das machte den fleißigen Händler doch gleich noch etwas sympathischer. So wenig Norah mit ihrer Aussage über Filme anfangen konnte, so wenig kümmerte sie es, dass der Schamane mehr ein Auge für das Kleidungsstück selbst hatte, welches den Besitzer gewechselt hatte, als für Jae und dafür, wie sie damit aussah. Dieser Kerl war zwar irgendwie interessant und für sie ja auch nützlich, speziell auf den Fortschritt ihrer Karriere bezogen, doch darüber hinaus? Er war irgendwie… schon seltsam und das war das Urteil einer grünhaarigen Untoten, die in der Öffentlichkeit stets eine Maske im Gesicht trug, da sie ihre zerfledderte Visage niemandem zeigen wollte. Natürlich hätte sie sich dennoch nicht über ein Kompliment beklagt. Nun ja. "Ja logo!", stieß die Magierin etwas empört aus, als Norah von ihrer Ware überrascht war. "Was glaubst du mit wem du hier Geschäfte machst? Wenn ich mit dir handle, dann habe ich ja wohl auch was zu bieten." Gut, vielleicht trug Jae nun etwas dick auf. Immerhin war sie selbst noch vollkommen neu im Geschäft und diese Tonträger hatte sie selbst grade das erste Mal überreicht bekommen. Aber was dieser Flohmarkthändler konnte, das konnte sie auch! "So isses.", bestätigte sie dann voller Stolz die Erkenntnis, dass auf dem Zeug der Name ihres Labels graviert war. Bei diesem Geschäft ließen die es sich ja nicht entgehen Werbung in eigener Sache zu machen. Norah erklärte, dass er gleich ein paar ihrer Lacrima zu seiner Ware legte. Sie aufwendig zu präsentieren machte für diesen Tag keinen Sinn mehr, war dieser doch beinahe vorbei, also was den Markt betraf. Beim nächsten Mal gab er sich dann mehr Mühe ihre Musik an den Mann zu bringen und natürlich auch an die Frau. "Bro, ich zähl auf dich, haha!" Bei der Vorstellung, dass all diese Dinger in kurzer Zeit verkauft waren, wuchs ihr doch glatt ein fettes Grinsen auf den Backen! "Wann ist der Zirkus hier immer? Jede Woche einmal sagst du?" Ihr Blick wanderte kurz über den Markt. "Dann würd ich das nächste Mal nochmal rumkommen und mal schauen wie die Geschäfte so laufen? Mein Label ist eh hier um die Ecke." Sollte heißen, sie war ohnehin häufiger in der Gegend.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.