Ortsname: Antike Ruinen Art: Gebäude Spezielles: - Beschreibung: Ein Überbleibsel einer längst vergessenen Epoche. Diese antiken Ruinen verlaufen teilweise unterirdisch und liegen unter dichtem Wüstensand begraben. Der Eingang in die antiken Ruinen verbirgt sich hinter einem alten Steinsockel. Die Ruinen sind ein Durchgang zum alten Observatorium und bilden das Ende eines gewaltigen, unterirdischen Zentrums antiker Zivilisation.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Langsam senkten sich die bereits nach den Nadeln ausgestreckten Hände wieder. Wenn Nero sagte, dass Gift an den Nadeln war, dann stimmte das vermutlich. So blieb Cassandra erst einmal auf dem Boden sitzen. Wenigstens kamen keine Speere aus den Mauern und die Kammer flutete nicht. Zumindest nicht mit Wasser. Hurra. Nero drehte sich von ihr weg. Kurz betrachtete Cassandra ihre Hände. Hatte sie etwas falsch gemacht? Nein, eigentlich nicht, oder? Immerhin hatte sie nur ihre Hilfe angeboten, auch wenn es grade absolut nichts nützte. Mehr als ein Nicken gab es auf Neros Ansage, dass sein...Giftorgan das Gift der Nadeln schon würde bewältigen können, dann auch nicht. Vielleicht lag es an der Umgebung, vielleicht an dem Geschehen, aber Cassandra war grade noch viel weniger nach Sprechen zumute als sonst schon. Dass sich Nero anhörte, als würde seine Stimme grade einen Ausflug in die gefrorenen Weiten des Nordens machen, war da auch nicht grade hilfreich. Die restlichen Worte, die Nero da in sich hinein flüsterte, waren nicht zu verstehen, selbst in der geräuschlosen Kammer nicht. Aber auch das klang nicht grade als wäre es ein fröhlicher Kinderreim. Vorsichtig legte Cassandra die Hände auf den Boden. Ein Luftpolster schob sich dazwischen. Nahezu geräuschlos hievte sie sich von Nero weg. Im Verstand gingen grade ein paar Alarmglocken an. Nicht zu unrecht, denn der Necrologia begann irgendetwas auszudünsten. Grade drängte sich Cassandra vor allem das Gefühl auf mit einem Tier, oder einem Drachen, in einem Raum zu hocken. Ein huschender Blick gen Treppe nach oben. Ihr Arm pochte noch von den Kräften, die eben darauf eingewirkt hatten. "Nero...", hob Cassandra an, atmete dabei eine ordentliche Lunge voll Giftgas ein.
Es war als steckte ihr das Häutchen eines Popcorn-Korns hinten in der Kehle. Das Kitzeln begann tief unten in der Röhre, bahnte sich seinen Weg nach oben um sich dann in einem explosiven Husten zu entladen. Es hallte trocken durch den Raum, obwohl Cassandra es grade noch so schaffte sich eine Hand vor den Mund zu halten. Die schnappende Atmung nach den ersten Hustern beförderte gleich noch eine Ladung Giftgas hinterher. "Nero! Bitte...", brachte sie noch keuchend hervor, bevor schon der nächste Schub Huster die Worte abwürgte. Und da kitzelten definitiv nicht nur Huster die Röhre. Das Frühstück war ganz klar in der falschen Richtung unterwegs. Über den Boden hastend, elegant wie ein dreibeiniges Nashorn, wurde Cassandra von einem Windstoß weiter in Richtung Ausgang beflügelt. Zumindest schaffte sie es aus der Kammer heraus, bevor die Galle sich auf der Zunge ausbreitete. Es mochte an ein Wunder grenzen, aber irgendwie vollbrachte Cassandra es sogar sich relativ leise zu übergeben. Die Finger der einen Hand waren in der Wand verkrallt, während die Bauchkrämpfe sie ordentlich durchrüttelten. Hallo, Brötchen. Eigentlich wollte ich dich nicht wiedersehen, schoss es ihr durch den Kopf. Der Geruch im Gang mit den Treppen wurde definitiv nicht besser. Dem Muff der Jahrhunderte gesellte sich das leicht metallische Müffeln hinzu. In der Kammer rummste irgendwas. Zittrig griff Cassandra an ihren Gürtel, nahm die Wasserflasche dort ab und spülte sich einmal den Mund aus. So viel Zeit durfte wohl sein. Vermutlich konnte nichts in dieser Ruine Nero etwas anhaben. Vorsichtig streckte Cassandra den Kopf aus dem Gang heraus zurück in die Kammer. Nero hatte grade die Wand mit einer krallenhaften Hand bearbeitet. Kurz kam in ihrem Verstand die Frage auf, ob es nicht besser wäre einfach umzudrehen und zurück nach Aloe zu gehen. Aber eine Sphynx ließ eine andere Sphynx nicht zurück. "Nero...es ist alles in Ordnung. Bitte atme einmal tief durch. Nur atmen, ja?"
Eingesetzte Magie:
Accell-air-ation TYP: Elementarmagie ELEMENT:Wind KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender sich kann mit diesem Zauber schnell in Bewegung versetzen, indem er einen kräftigen Luftstoß auf sich selbst wirken lässt. So kann er zum Beispiel aus dem Stand direkt eine hohe Geschwindigkeit erreichen oder mitten in der Bewegung schnell die Richtung wechseln. Die Schnelligkeit, auf die man beschleunigt wird, entspricht der Willenskraft des Anwenders -1 mit einem Maximum von 4, man kann jedoch seine natürliche Schnelligkeit nicht übertreffen.
Gentle Steps TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Durch eine Konzentration des Windmanas an den Füßen ist der Anwender in der Lage, ein Luftkissen zu erzeugen, welches viele Funktionen besitzt. Unter anderem kann man sich zum Beispiel geräuschlos fortbewegen, da man eben nicht auf kleine Äste oder knirschende Erde tritt. Weiterhin hinterlässt man auf diese Art und Weise keine Spuren, oder man kann es einfach dazu nutzen, um sich auf unebenem Boden gemütlich fortzubewegen.
75 / 100
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero mag diesen Beitrag
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Unfreiwilligerweise lernte Cassandra gerade jemanden kennen, den Nero eigentlich vor Crimson Sphynx verbergen wollte. Es sollte nicht sein, dass die Alshaytan zu einem so frühn Zeitpunkt Tartaros kennenlernte. Es sollte nicht sein, dass die junge Dame Tartaros überhaupt jemals kennenlernte. Eigentlich sollte sie doch wie alle anderen Crimson Sphynx Mitglieder in der Unwissenheit über Neros wahrer Persönlichkeit gelassen werden. Schließlich gab es in seiner neuen Persönlichkeit als Tartaros gleichermaßen nichts, was auch nur noch ansatzweise an Nero erinnern konnte oder erinnern würde. Denn schlussendlich war Tartaros die Ausgeburt der absoluten Finsternis, ein Ertrag aus dem Hass. Aus purer Verzweiflung, aus Niedertracht. So jemanden wie ihn musste man nicht kennenlernen. So jemanden wie ihn durfte man nicht kennenlernen. Denn schließlich, war Tartaros alles Andere als umgänglich und auch alles andere als gnädig. Er handelte schlussendlich ohne auch nur einen Gedanken an Moral oder den ganzen anderen Mist zu verschwenden. Für ihn ging es nur darum, mit Hilfe von Hoffnungslosigkeit die Saat der Finsternis immer weiter aufzubauen und sie weiter keimen zu lassen. Da war es doch denkbar schlecht, das gerade jetzt in einer solchen Situation eine Möglichkeit entstand, das Tartaros wirklich auf dieser Seite entstand und auf der Bildfläche erschien. Aber, durch die negativen Emotionen war es gerade nicht anders möglich, immerhin war der gute Nero zwar noch in ihm, allerdings eine immer schwächer werdende Lebensflamme, die schon sehr bald dem endgültigem Erlöschen ziemlich nahe kam...
Die Wut, der Hass und die pure Verzweiflung keimten gerade in Nero und führten Tartaros zutage. Das erkannte man auch deutlich daran, dass er sein Gift einfach in die Umwelt laufen lies und überhaupt keine Rücksicht auf die hübsche Alshaytan nahm, die eigentlich für ihn zu einer wichtigen Bezugsperson geworden war. Wenn man am Necrologia einen Unterschied erkennen sollte, dann doch nun deutlich hier und in dieser Situation. Für ihn war es weniger spürbar, das er sein Brechgift in die Umgebung strömen lies, schließlich war er komplett immun dagegen. Für Cassandra war es allerdings die pure Qual, wenn man das mal so sagen konnte. Schließlich musste sie damit kämpfen, das ihr ihre Mahlzeiten nicht wieder nach oben kamen, was aber vermutlich sowieso schon zu spät gewesen war. Zumindest eine Mahlzeit dürfte noch einmal freundlichst in das Bewusstsein der jungen Dame getreten sein und nach einer gemeinsamen Teestunde gefragt haben. Ja, Gift war keine schöne Angelegenheit, schon gar nicht, wenn die Person, die als Begleitung fungierte, auch noch mit dieser in Magieform arbeitete.
Während der Orangehaarige mit Hilfe seiner Kralle so auf die Wand einhämmerte, nahm er die bittenden Worte seiner Begleiterin überhaupt nicht wahr, schließlich waren im Moment die Gedanken um Hass und Hoffnungslosigkeit bei ihm sehr viel größer. Aber dennoch arbeitete sein Verstand und irgendwie aus langeweile löste sein Verstand das Rätsel der Ruine, wodurch er auch auf diese Wand einhämmerte und damit einen Mechanismus bediente, welche einen verborgenen Schalter aktivierte, welchen schlussendlich die Wand öffnete und den Gang tiefer in die Ruine ermöglichte. Doch, war das im Moment überhaupt möglich? Wollte man dies überhaupt gemeinsam tun? Kurze Zeit nach dieser Öffnung stoppte Nero und beruhigte sich, sah seine Kralle des Giftdrachen an. Er entfernte das Mana und verwandelte seine Hand so wieder zurück. Kurz darauf kam auch Cassandra wieder näher zu ihm und versuchte, ihm gut zuzusprechen. Sie sagte ihm, das alles in Ordnung sei und er einmal tief durchatmen sollte. Doch er stand nur da. Den Rücken noch immer zu ihr gerichtet. "Ach, wozu denn?" Gab er als Antwort preis auf ihren Hinweis, das er einmal nur kurz durchatmen sollte. Seine Stimme klang im Gegensatz zu sonst ungewöhnlich scharf und ziemlich unterkühlt. Allgemein wirkte er im Moment irgendwie verändert.
"Was hat es für einen Sinn, sich zu beruhigen und wieder alles zu versuchen? Am Ende ist es doch sowieso völlig hoffnungslos. Es wiederholt sich, der Zeiger der Zeit hört nie auf. Einer Aktion folgt immer eine Reaktion nach, das ist ein Naturgesetz. Genauso wie Ursache und Wirkung untrennbar miteinander verbunden sind..." Nun begann er wieder in mythischen und kryptischen Rätseln zu sprechen, aber das war eine Besonderheit, die Tartaros schlechthin zuzuschreiben war. Die Offenbarung gegen derartige Rätsel einzutauschen, das war ein Fakt, den er schon immer sehr gut beherrschte. Noch immer stand er mit dem Rücken zu Cassandra gerichtet. Da wurde sein Ton plötzlich noch etwas rauer. "Und, hasst du mich jetzt?" Stellte er als eine einfache Frage in den Raum, von der er dachte, er kannte die Antwort sowieso schon. "Wirst du nun wie alle Anderen sein, wenn du das kennst, was ich zu verbergen versuche? Wird er mir nun auch von dir entgegen geworfen, dieser unbändige Hass? Keimt er aus der Saat der Furcht? Furcht vor dem, was du gerade gesehen und verspürt hast?" Es gab Gründe, warum Nero noch immer mit dem Rücken zu ihr gerichtet stand und den Kopf gesenkt hatte.
Dann aber hob er den Kopf an und drehte sich ganz langsam um, bis er mit dem Gesicht zu Cassandra gedreht stand. Da konnte sie ihn zum ersten Mal sehen, diesen trüben und ausdruckslosen Blick des Taktikfuchses. Dieser Blick der Eiseskälte, in dem plötzlich keinerlei Gefühle oder Emotionen mehr zu sehen waren. "Oder ist es die Furcht vor dem, was du nun zu sehen bekommst? Sprich ruhig. Ich kenne es nur zu gut. Es ist nicht das erste Mal. Wenn du nun gehen willst, geh. Es steht dir frei." Letztendlich konnte Nero nichts für diesen Blick, aber er war geschuldet der Veränderung, die er gerade am durchmachen war. Letztendlich keimten in ihm Trauer,Verzweiflung und Hass und resultierten in dieser Veränderung. Nur war es Nero, der sich in diesem Moment vor etwas fürchtete. Langsam drehte er sich wieder um, wandte den eiskalten Blick ab, senkte den Kopf und stieg drei Stufen in die tiefere neue Ebene, die sich aufgetan hatte, hinab. "Ich werde es verstehen, wenn du nun gehen willst. Ich kenne es. Dennoch lass dir gesagt sein... Ich habe die gemeinsame Zeit mit dir wirklich genossen..." Der Oranehaarige schloss die Augen und begann, die Treppen hinab zu steigen an einen Ort, der noch viel dunkler wirkte, als seine Emotionen es im Moment wohl waren...
Mit zittrigen Beinen hing Cassandra einen Moment lang am Rahmen des Durchgangs und atmete selbst einmal durch, was fast einen erneuten Würgereiz verursachte. Der Geschmack von Erbrochenem ging nun einmal nicht so rasch weg, flutete unangenehm die Nase. Die Augenlider senkten sich einen Moment lang schwer über die türkisgrünen Augen ab. Das hier lief überhaupt nicht wie gedacht. Was war daraus geworden sich einfach nur zusammen diese Ruine anzuschauen? Die Augen schnappten wieder auf, als Nero sprach. Zu behaupten, dass Cassandra nicht verstand, wäre eine gewaltige Untertreibung gewesen. Nero war bislang immer freundlich gewesen. Manchmal überbordend so, aber abgesehen von dem kleinen Moment der Schwäche in ihrer Wohnung schien er immer gut gelaunt zu sein, obwohl er sagte, dass er in der Gilde ein einsames Leben führte. Woher kam also dieser Ausbruch? Grade klang er nur so hoffnungslos, dass sie ihn am liebsten mal ordentlich geschüttelt hätte. Wieso sollte er denn bitte die Flinte nicht nur ins Korn werfen, sondern gleich noch ein Getreidefeld drüber anpflanzen? Egal, was man durchmachte, man konnte es verarbeiten und am Ende stärker den Weg weiter gehen. Wenn sie das geschafft hatte, konnte das jeder andere auch schaffen. Mühsam verkrallten sich die Finger in eine Fuge der Steine des Torbogens zur Kammer. Cassandra richtete sich wieder vollständig auf, auch wenn die Beine noch immer leicht zitterten. "Für die Natur mag das gelten, aber wir haben die Freiheit uns dagegen zu entscheiden. Auf eine Aktion muss im Zwischenmenschlichen keine Reaktion folgen, Nero."
Hass? Nein. Cassandra schüttelte den Kopf und machte einen Schritt in die Kammer hinein. "Ich habe keinen Hass in mir, Nero. Für niemanden." Das war zwar nicht ganz richtig, aber das musste Nero ja nicht wissen. Außerdem war er ja auch nicht das Objekt ihrer Abscheu. Und Furcht? Nun, vielleicht. Nero hatte mehr als einmal gezeigt, dass er deutlich stärker war als sie. Wenn er sie ernsthaft angreifen würde, hätte sie keine andere Chance als möglichst rasch das Weite zu suchen. Andererseits... "Furcht? Vielleicht. Wenn du mich ernsthaft angreifen würdest, hätte ich Angst, sicher. Aber ich glaube nicht, dass du das tun würdest. So eine Art Person scheinst du nicht zu sein." Das schien er wirklich nicht. Das grade war sicher nur eine Art Nervenzusammenbruch oder derlei. Sowas konnte sie verstehen, war mehr als einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. Für sie war das ein Quell der Stärke. Das konnte es für Nero auch werden. Wenn er es denn hindurch schaffte. Aber das lag kaum in ihrer Hand. "Warte", bat Cassandra typisch leise und beugte sich runter, um die Laterne vom Boden aufzuheben, wo sie während des Sturzes und der anschließenden Flucht hingekollert war. Das Licht schnitt durch die Dunkelheit richtete sich auf Wand mit der Sonnenuhr, den Altar davor. "Wenn du möchtest, hilf mir dabei diese Tür aufzubekommen. Und...du solltest wirklich mal über all das sprechen. Mit irgendjemandem. Ich höre auf jeden Fall zu." Wie sie selbst auch mit jemandem über das sprechen sollte, was hier passiert war. So verblendet war Cassandra auch nicht, dass sie nicht die Gefahr erkannte, die potenziell von einem Dragonslayer ausging. Auch wenn Nero sich wohl kaum auf irgendwelche Zivilisten stürzen würde oder sowas. Mit der Laterne in der Hand postierte sich Cassandra vor dem Altar, richtete das Licht, das durch die geborstene Scheibe drang, auf Nero. So tot sein Gesicht grade im Moment wirken mochte, war das doch kaum eine Abschreckung. Ziemlich genau diesen Ausdruck hatte sie hundertfach gesehen. Die meisten Leute, zu denen der Ausdruck gehört hatte, waren tot. Und einige hatten überlebt, waren jetzt stärker als zuvor. "Also?"
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero mag diesen Beitrag
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Es war ein Moment der Schwäche. Es war ein Moment der Wahrheit, ein Moment, der alles entscheiden würde. Cassandra Alshaytan, eine junge Magierin von Crimson Sphynx, manchmal vielleicht ein wenig unbeholfen, aber fürsorglich, acht- und sorgsam, liebenswert und freundlich, sie war im Begriff, die wahre Natur des Mannes kennenzulernen, der sich ihr als Nero Necrologia vorgestellt hatte. Sie war im Begriff, die wirkliche Seele abseits der Fassade als loyales Gildenmitglied kennenzulernen. Die vom Hass geplagte, von Rache zerfressene und von Misstrauen übermannte Persönlichkeit. Zugegeben, es gab nicht mehr wirklich viel, was Nero in der Gilde hielt, es waren nur ein paar ganz kleine Randnotizen in der Planung seiner von ihm erdachten Traumwelt, aber ein Punkt hielt dagegen. Denn das, was ihn im Moment wirklich davon abhielt, bereits jetzt unmittelbar mit dem Beginn der direkten Arbeiten an seinem Plan zu starten, war im Moment in seinem Beisein. Es war die Alshaytan selbst, die ihn so stark und so sehr an ihn selbst erinnerte und ihn deswegen noch in seiner Durchführung hinderte. Es bedeutete nicht, dass er seinen Plan nicht sowieso starten würde, aber Cassandra übte einen positiven Einfluss auf den Orangehaarigen aus, das er den Zeitpunkt der startenden Aktionen bewusst immer weiter in den Hintergrund schob. Zwar hatte er zu jederzeit versteckt in seiner Bekleidung auch seine Maske mit, die in letztendlich in Tartaros verwandelte, aber im Moment gab es keine Möglichkeit und auch keine Situation für ihn, dass er sich genötigt sah, die Maskerade fallen zu lassen und Tartaros gänzlich zu offenbahren. Im Moment war es aber nur die Art und Weise der Kälte, welche er gerade an den Tag legte, die einen direkten Aufschluss über seine wahre Persönlichkeit hätte geben können. Wenn man diese Punkte denn miteinander verbinden konnte. Aber das war eine Schwierigkeit, die er sehr gerne hinter verschiedenen Aspekten zu verbergen versuchte, damit eben niemandem soleicht dieser Zusammenhang auffallen konnte, wenn man Nero selbst nicht ein bisschen besser kannte. - Wenn man ihn nicht sogar privat kannte, gänzlich ohne eine Verbindung zur Gilde herzuleiten...
"Nein, die Uhr tickt unaufhörlich weiter. Die Gabe der Zwischenmenschlichkeit fehlt mir. Sie ist ein Produkt, dessen ich nicht mächtig bin. Auch aus diesem Grund hat es für mich überhaupt keinen Sinn, darüber nachzudenken, wie es sein könnte, wenn ich sie besitzen würde. Es gibt keine Empathie für mich auf dieser Welt. Ich bin zu einem Schatten geworden, einem kahlem Fleck, den niemand mehr beachtet. Ich habe für mich erkannt, das es besser ist, wenn ich niemand bin..." Zugegeben, in anbetracht dessen, das die Menschlichkeit ein wertvoller Schatz aller Menschen war, die selbst die schwierigsten Dinge noch unvorstellbar gut lösen konnte, war es nur leider so, das Nero dies für sich selbst nicht mehr betrachtete. Cassandra wusste es ja noch nicht, aber Nero hatte damit abgeschlossen, sich selbst in dieser Welt zu sehen, selbst in dieser Welt zu existieren. Deshalb bezeichnete er sich ja auch als Niemand. Denn wer niemand war, der hatte auch nichts, worauf er hätte aufbauen können. Der Fuchs war sich bereits bewusst, dass es für jemanden wie ihn auf dieser Welt keinerlei Platz gibt. "Hoffnung breitet sich immer aus. Sie nimmt einen großen Platz ein in den Herzen der Menschen. Sie vertrauen darauf, dass das, was worauf sie hoffen, das, wonach sie streben, das, worüber sie sich freuen und das, was sie sich wünschen, auch eintreten wird. Dafür strengen sie sich an und tun alles ihnen Menschenmögliche, um dies zu erreichen. Doch letztendlich ist das alles nur eine Illusion. Ein Trugschluss, denn wirklich etwas gebracht hat ihnen ihre Hoffnung nichts. Nur eines, den Hass. Wenn Leid, Misstrauen und Wut aufeinandertreffen, entsteht schon bald das stärkste Gefühl überhaupt, der grenzenlose Hass." Sprach Nero da etwa gerade aus seinem eigenen Seelenbild heraus? Hatte er etwa genau diese Dinge , die er da aufzählte, selbst getan? War das etwa der Grund, warum er sich so in die Richtung des Hasses gedreht hatte? Die bildhübsche junge Dame mit den diamantenen Augen war nah dran, vielleicht etwas zu erfahren, was sonst noch nie jemand über Nero zu hören bekommen hatte.
"Du trägst keinen Hass in dir? Schwer zu glauben, denn alle positiven Emotionen und Gefühle verwandeln sich irgendwann in den tiefsten und finstersten Hass überhaupt. Wenn du selbst einmal geliebt hast, wenn du selbst einmal Freundschaft empfunden hast, wenn du selbst einmal Vertrauen gespürt hast, dann ist es völlig unmöglich, dass du keinen Hass in dir trägst. Die Bürde des Herzens wiegt schwer. Letztendlich mag vieles Wandelbar sein, aber eine einzige Sache bleibt unabänderbar. Jedes starke, positive Gefühl und jede starke, emotionale Bindung verwandelt sich letztendlich in Hass. Dafür ist noch nicht einmal viel notwendig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nicht selbst schon einmal geliebt hast? Das du nicht selbst schon einmal verliebt warst? Oder zumindest geliebt wurdest?" Kurz unterbrach sich der Fuchs selbst. Hin und wieder ballte er die Hand zur Faust zusammen und dann wieder auseinander. Dabei betrachtete er aber in schöner Regelmäßigkeit seine im Handschuh versteckte Hand, mal zur Faust geballt, mal gänzlich ausgestreckt. "Menschen werden seit jeher von der Schönheit angezogen. Sie reflektiert unser innerstes Verlangen nach außen und verbindet erst die Herzen miteinander. Erst später erkennen die Menschen dann, was für eine Person sich tatsächlich hinter dem Schmetterling verbirgt. Manchesmal hat man Pech, manchesmal hat man aber auch Glück. Daher bin ich mir auch sicher, durch deine Schönheit war bestimmt schon einmal der ein oder Andere wahrhaftig in dich verliebt." Was Nero damit aussagen wollte? Das es immer Situationen gab, die man nicht vorhersehen konnte. "Manche Personen werden viel für dieses eine Gefühl investiert haben, manche werden aber bitter enttäuscht und erholen sich nicht davon. Daraus resultiert dann letztendlich der Hass. Er keimt aus einer winzig kleinen Hoffnung. Und am Ende war dann doch alles völlig hoffnungslos. Verstehst du nun? So etwas wie Hoffnung gibt es doch in Wirklichkeit überhaupt nicht. Wer auf etwas hofft, hat sich schon aufgegeben. Es ist der größte Irrtum überhaupt." Wenn es Cassandra wirklich interessierte, was mit ihm war, dann sollte sie jetzt nicht aufhören zu fragen und vielleicht sogar weiterbohren, selbst wenn das gegen ihr Prinzip war. Von selbst würde der Fuchs sicherlich nichts dergleichen sagen.
"Was für ein Sinn sollte es haben, dich wirklich anzugreifen, Cassandra? Es ist wahr, ich könnte dich vermutlich spielend einfach töten. Hier, in dieser antiken Ruine. Niemand würde großartig etwas mitbekommen oder nachfragen. Finden würde man deine Leiche vielleicht erst in vielen vorbeigezogenen Jahren. Aber, das wird nicht geschehen. Und dafür gibt es auch einen ganz bestimmen Grund..." Der Orangehaarige lies offen, ob das bedeutete, das er nicht vielleicht sogar schon einmal um Mörder geworden ist. Diese Auffassung überlies er ganz der jungen Dame bei ihm. "Aus irgendeinem Grund liegt mir etwas an dir. Wenn ich Zeit mit dir verbringe, erinnert mich das an etwas. Vorallem aber bist du mir ähnlich. Sehr sogar. Gerade deshalb möchte ich auch nicht, dass dir etwas zustößt. Es mag vollkommeen absurd und belanglos sein, das ich so denke, aber es ist eben so." Das waren ganz maßvolle Töne des Taktikfuchses, der ein wenig offenbahrte, was genau es eigentlich war, das er in Cassandra so eine Art Fixpunkt sah. Es kam eben nur darauf an, wie sie selbst das alles deutete, verstand und akzeptierte. "Von Anfang an... war ich ein Niemand. Von Anfang an hatte ich gar nichts... Gerade deshalb ist diese Welt völlig wertlos. Letztendlich gibt es in ihr nichts mehr außer Elend..."
Der von Hass und Trauer versteinerte Gesichtsausdruck der Eiseskälte blieb bei Nero haften. Es gab für ihn keinen Grund, wirklich wieder zum glücklichen zurückzukehren, zumal er das ja auch schon lange wirklich nicht mehr gewesen ist. Er hatte nun einmal eine Veränderung durchgemacht, das musste jeder akzeptieren. Und wer das nicht wollte oder nicht konnte, den gab es eben in seiner Wahrnehmung einfach nicht mehr. So sollte es bekanntlich auch in der Traumwelt sein. Aber noch war nicht der Zeit punkt dafür gekommen, Cassandra überhaupt von seiner Ideologie zu erzählen. "Ich frage dich noch einmal, hasst du mich jetzt? Ist durch meine Offenbahrung das anfängliche Band gerissen, was womöglich vorhanden war, weil es letztendlich nicht stark genug war? Ist deine Sympathie für mich nun nach dieser Erkenntnis der Emotion Verachtung gewichen? Du kannst völlig offen zu mir sein. Was hier unten in dieser Ruine geschieht, wird auch in dieser Ruine verbleiben. Egal, was passieren vermag..." Letztendlich wollte er es genau wissen, schließlich war sie für ihn noch immer wichtig. Wie er es selbst erwähnte, ihm lag etwas an ihr. Und seit seiner Verwandlung zu Tartaros und damit zum reinen Bösen hatte es nicht mehr solche Töne aus dem Mund des Dragonslayers gegeben.
Neugierde entwickelte sich. Warum stieß sie ihn nun nicht direkt davon, so wie alles Anderen es taten und warum fragte sie ihn sogar, ob er noch mit ihr weiterforschen wollte? Der Dragonslayer des Giftes verstand dieses Zusammenspiel nicht. Sein Verstand erreichte hier seine Verständnisgrenze. "Dir ist es wichtig, diesen Ort weiter zu untersuchen? Mit mir gemeinsam? Du fragst mich, ob ich dir weiterhin helfen möchte? Wieso?" Nero verstand hier wirklich nicht, sein Verstand suchte eine Antwort darauf, aber es war vergeblich. Er konnte dies nicht beantworten, also musste er die Antwort unbedingt von Cassandra selbst erfahren. Das war gerade ungemein wichtig für ihn. Dann kam ihm aber noch eine Idee. Bekanntlich mochte die Alshaytan Berührungen ja mal so überhaupt nicht. Aber genau das war der Punkt, bei dem er nun ansetzen konnte, um etwas herauszufinden. Würde sie für einen solch verrückten Orangehaarigen wie ihn, den sie erst seit relativ kurzer Zeit kannte, etwa freiwillig ihre Prinzipien, Abscheu oder was auch immer über Bord werfen? Der eiskalte Blick des Fuchses schien sich für einen Moment zu lockern und sein Ausdruck erschien nun nicht mehr ganz so tot zu sein. Leben füööte sich in ein Gesichtsausdruck, der nun Ernsthaftigkeit vermitteln wollte. Denn er streckte ihr nun die ausgetreckte, flache Hand entgegen. "Wenn es dir wirklich selbst ernst sein sollte, das ich dich weiterhin begleite und an deiner Seite verweifle, dann nimm nun meine Hand..." Nun, letztendlich war er auch immernoch ein Taktiker, das durfte man nicht vergessen. Er setzte nun also einen entscheidenden Zug an, um eine Erkenntnis zu erlangen. Er war bereit, dies herauszufinden. Er war so bereit dafür, dass seine Augen ihre Seelenspiegel trafen und sie nun eineinander verweilten, diese zwei Blicke dieses doch sehr ungleichen Paares Hobbyarchäologen...
Keine Empathie für Nero? Cassandras Mundwinkel rauschten nach unten. Sie hatte stets ein offenes Ohr für ihn gehabt, seitdem er ihr beim Einzug geholfen hatte. Hatte Stunden darauf verwendet nach ihm zu sehen, als er verletzt worden war. Wie konnte er da also sagen, dass er nicht beachtet wurde? Das war mindestens ein wenig...gemein. Wenn stimmte, was er bislang erzählt hatte, hatte er bislang niemanden gehabt, der auch nur das für ihn getan hatte. Den Eindruck hatte sie zwar bislang von Barbatos nicht gehabt, aber vielleicht täuschte sie sich? Und damit hatte er noch weniger als sie, damals, als das Überleben von einem Tag in den nächsten bereits fraglich gewesen war. Immerhin war sie damit nicht alleine gewesen. Die Worte schmerzten dennoch. Und der Hass sollte das stärkte aller Gefühle sein? Wie bitte? Cassandra blinzelte ein paar Mal. Nero war grade kaum wieder zu erkennen. Dass der Hass so stark sein sollte, war nicht im geringsten ihre Erfahrung. Sie schaffte es ja nicht einmal die dunkle Gilde wirklich zu hassen, in deren Fängen sie damals gewesen war. Sicher, diese Leute gehörten für alle Zeit hinter Gittern, aber doch nicht wegen irgendeiner Art von Hass. Es diente der Sicherheit jener, an denen sie sich sonst vergreifen würden. Eine Schutzmaßnahme, die aus Vorsicht und Liebe zum Leben geboren war, aber eben nicht aus Hass.
"Natürlich liebe ich und werde geliebt. Und ich habe Leute verloren, die ich geliebt habe. Das bedeutet nicht, dass sich das in Hass wandeln muss", gab die junge Alshaytan gewohnt leise zu hören. Was ihre vorherigen Beziehungen - beziehungsweise den Mangel daran - anging, war das nun wirklich nichts, was Nero wissen musste. Ein Fuß Cassandras schob sich nach hinten, winkelte sich an. Nero redete eine ganze Menge Unsinn, gefährlichen Unsinn. Wenn jede Person, die sie schon abgelehnt hatte, dadurch diesem grenzenlosen Hass verfallen wäre, den Nero hier beschrieb, dann stände das Resort schon längst nicht mehr. Und da war es wieder, Neros Einsamkeit. Hatte er nicht auch Dantalion gehabt? War nicht die Gilde und ihre Mitglieder ein ziemlich freundlicher Haufen? Seine Eltern lebten sogar noch, auch wenn er sich wohl nicht mit ihnen verstand. Die Haarsträhnen rauschten nach vorne, verbargen die Augen, als Cassandra den Kopf hängen ließ. Warum dachte er so? Und wie konnte er mit nur wenigen Atemzügen Unterschied davon sprechen, dass hier niemand ihre Leiche finden könnte, wie leicht er sie töten könnte und dann behaupten, dass ihm etwas an ihr lag? Er kannte nicht einmal die Namen der Frau und des Mannes, die sich die Augen ausweinen würden, wenn sie hier kalt und erstarrend läge. Weil er nicht danach gefragt hatte. Er wusste nicht einmal, was die beiden machten. "Nein, ich hasse dich nicht." Hass war es sicher nicht. Sehr viel eher Mitleid, was etwas anderes war als Mitgefühl. "Ich trauere, weil du dich und diese Welt aufgegeben hast." Daran konnte Nero etwas ändern. Aber das musste man wollen. Er musste die ersten Schritte auf dieser Reise gehen. Es war so viel einfach alles hinzuwerfen, aufzugeben und sich in Hass und Selbstmitleid zu suhlen. Aber so schwach würde er bestimmt nicht sein. "Als...ich an einem ähnlichen Ort war, hat es mir geholfen etwas zu tun zu haben. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich mit mir mit der Ruine beschäftigst. Dachte ich."
Cassandras Kopf ruckte wieder nach oben, als Nero ihr die Hand anreichte. Das war nicht fair! Er wusste, wie sehr sie es verabscheute Berührung herzustellen. Warum verlangte er das?! Von dem normalerweise stetig vorhandenen, nie völlig ernst gemeinten Lächeln der jungen Frau war nichts mehr zu sehen. "Nein, Nero. Siehst du nicht, was du da verlangst? Soll ich mich ändern, damit es dir besser geht? Soll ich gegen meine eigenen Wünsche handeln, nur um dir etwas zu beweisen?", hob Cassandra an, deren Stimme sich langsam gewöhnlicher Gesprächslautstärke annäherte. Natürlich wollte sie an ihren Berührungsängsten arbeiten, aber nicht auf Zwang von außen hin. "Wenn du einen Weg aus dieser Dunkelheit suchst, dann werde ich dir zur Seite stehen, aber nicht auf Kosten meiner selbst." Zwei Hände streckten sich in Richtung ihres Gegenübers aus, ohne es zu berühren. "Wenn deine Hände auch nur einmal das Versprechen gehalten hätten, was deine Lippen immer und immer wieder geben." Die Hände zogen sich wieder zurück. Cassandra schob die Beine auseinander, buckelte den Rücken leicht. Fluchthaltung. "Nein, ich hasse dich nicht. Das werde ich nie tun. Aber ich wünschte, dass du mir den gleichen Respekt entgegen brächtest, den ich dir entgegen bringe." Die Stimme der jungen Alshaytan wurde wieder leiser, kaum mehr verständlich. "Niemand außer dir selbst kann dich da raus holen, Nero. Die Veränderung beginnt nicht mit mir, sondern mit dir. Du hast mehrere Leute, die dir dabei helfen würden. Dein Bruder, Barbatos, mich. Aber das ist deine Entscheidung." Schwer atmend schloss sich Cassandras Mund wieder. So viel am Stück hatte sie lange nicht gesprochen. Die Mundwinkel schoben sich zu einem warmen Lächeln hoch. "Wenn du das möchtest, wirst du nicht alleine sein. Aber zwing' mich nicht dir zu geben, was ich noch nicht geben kann. Das kannst du nicht. Ich bin meine eigene Herrin."
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Hass war nicht das stärkste Gefühl, was man empfinden konnte? Nun, Liebe konnte es aber gewiss auch nicht gewesen sein. Egal wie sehr sich Cassandra ihre Ansicht auch zurechtdrehen würde, letztendlich würde sie immer wieder darauf zu verweilen kommen, das es nichts Anderes mehr gibt, außer den Hass. Einzig und allein die Stärke und das Parameter dessen war ausschlaggebend, wie sehr die Menschen diesen fühlen würden. Aber, das niemand diesen Hass empfinden würde, diese Option gab es nicht. In dieser Welt war es absolut ausgeschlossen, das es jemanden gab, der keinen Hass empfinden würde. Denn, Hass zu empfinden war die einfachste Art und Weise, überhaupt eine Emotion fühlen zu können. Hass zu empfinden war die einfachste Möglichkeit, dem Leben überhaupt noch einen Sinn zu geben. Nero wusste das. Aber nicht nur er. In ihrem tiefsten Inneren, wenn Cassandra wirklich einmal in sich selbst hineinhorchen würde, dann würde sie seine Ansichten verstehen. Aber, er ging nicht davon aus, dass sie dies auch nur ansatzweise tun würde. Im Gegenteil, der erkannte sogar, dass es ihr unmöglich sein würde, diese Dinge wirklich nachvollziehen zu können. Wieso auch? Sie hatte doch alles, was man brauchte, um ein hervorragendes Leben zu führen. Gutes Aussehen, perfektes Benehmen, keinerlei Schwächen. Akzeptanz und Anerkennung. Oh, wie Nero das hasste. Wie sehr er das Glück Anderer wirklich verfluchte. Warum musste das so sein? Wieso durften andere Glück haben und er nicht, warum war er davon ausgeschlossen? Genau aus diesem Grund hasste er diese Welt. Sie war letztendlich nur eine Illusion, diese Realität war nicht echt, sie war nur gefälscht. Für ihn gab es nichts, was ihn an dieser Realität festhalten lassen würde. Für ihn gab es keinen Grund, an dieser Realität festzuhalten. Denn nichts in ihr wahr wirklich echt. Schließlich gab es in ihr keinen Platz für ihn, war er in ihr nicht erwünscht. Warum also sollte er an einer solch diffusen Realität festhalten wollen? Nein. Diese Welt würde es schon sehr bald nicht mehr geben.
Ja, Nero war wirklich nicht mehr wiederzuerkennen. Aber, das lag auch daran, das er nicht mehr Nero war. Das, was hier vor der jungen Alshaytan stand, war niemand Anderes als Tartaros. Der Inbegriff der Wandlung zur Finsternis hin. Nero so wie sie ihn kennengelernt hatte, gab es schon lange nicht mehr. Dieser existierte zwar dereinst, aber das ist ein Relikt gänzlich langer, vergessener Zeiten. Tartaros war der, der er jetzt war. Und diesem konnte sie wohl kaum etwas Anderes entgegen bringen als purem Hass, das war ihm auch durchaus bewusst. "Ach, muss es nicht? Was ist mit denjenigen, die dich geliebt haben? Denjenigen, denen du eine Abfuhr verpasst hast. Vielleicht warst du deren große und vielleicht auch einzige Liebe? Sie werden sich bestimmt hinterfragen oder hinterfragt haben, warum du sie ablegelehnt hast. Manche werden damit nicht klargekommen sein, manche werden gar verzweifelt sein. Ihre Liebe wird sich gewandelt haben. Ist dir auch bewusst, in was sie sich gewandelt hat? Ja, richtig. In Hass. In absoluten Hass." Der Blick des Orangehaarigen verfinsterte sich, die Augen drückten eine dermaßen deutliche Besessenheit aus, das man fast sagen konnte, das Tartaros mehr als nur überzeugt von dieser Finsternis war. Cassandra sollte relativ schnell erkannt haben, das sein Herz, oder zumindest das, was davon noch übrig ist, einfach nur von purem Hass zerfressen war. Da war nichts mehr wirklich Positives in ihm vorhanden.
"Du hasst mich nicht? Was soll es sonst sein? Du wirst mich ja wohl schlecht lieben. Also mach dich nicht selbst lächerlich. Es gibt nichts Anderes auf dieser Welt als den Hass. Eines kannst du mir glauben, die Furcht, der Hass und das Misstrauen werden auf dieser Welt niemals wirklich enden." Tartaros bewegte sich kein bisschen, er blieb einfach stehen, wo er gerade stand und führte diese Konversation mit ihr. Warum sollte er auch etwas Anderes tun? Er wusste, dass etwas Anderes zu tun völlig sinnbereit gewesen wäre. Zwar war dieser Tag eigentlich dafür gedacht gewesen, die Ruinen gemeinsam zu erforschen und vielleicht soetwas wie einen Schatz zu finden, aber davon waren sie noch meilenweit entfernt. "Ich werde dir jetzt etwas erzählen. Was heute aus uns geschehen wird, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht ist es daher ganz ratsam, dass du diese Erfahrung noch machst." Kurz schloss Tartaros die Augen. Die Finsternis in seinem Herzen brodelte, als er auf dieses Thema seiner verschlossenen Erinnerungen zu sprechen kam. "Es gab mal eine Zeit, da habe selbst ich hehofft, geliebt und alles dafür getan, das es allen Anderen gut ging, außer mir selbst. Mein eigenes Wohl spielte nur eine untergeordnete Rolle. Ich musste in meinem Leben immer Rückschläge verkraften. Mir wurden Dinge aufgezwungen, die ich eigentlich selbst nicht wollte. Ich war nichts weiter als die Strohpuppe meines eigenen Vaters, für den ich nicht mehr gewesen bin als ein Stammhalter für sein verfluchtes Geschäft. Liebe? Was soll das sein? Nicht einmal in meinem Elternhaus habe ich erfahren, was es wirklich bedeutet, das einem Liebe entgegen gebracht wird. Ich wurde zwar von einem Drachen erzogen, das ist wahr. Aber auch er konnte mir nicht zeigen oder vermitteln, was Liebe wirklich bedeutet. Da er selbst dazu nicht fähig war. Ich musste mir meinen Weg schon immer freikämpfen, allein uns verlassen. Umgeben von purer Finsternis, grenzenlosem Hass, absoluter Verachtung und maximalem Misstrauen."
Die Geschichte begann, sich ein weiteres Mal zu schreiben. Und je mehr Tartaros von diesen wegweisenden Erlebnissen sprach, desto mehr begann der Hass in ihm weiter anzuwachsen. Hatte Cassandra überhaupt eine Ahnung von dem, was es bedeutete, er zu sein? Wohl kaum. "Dann gab es eine Zeit, in der ich mich wirklich verliebt hatte. Ja, es gab eine Zeit, von der ich dachte, dass diese Welt für mich etwas übrig hat. Diese Person war für eine Zeit so etwas wie meine Freundin. Wenn man es so bezeichnen kann. Doch am Ende war es nichts weiter als eine Illusion. Die Liebe, die ich dieser Person gegenüber verspürte, wurde von den einem auf den anderen Moment zerstört, in dem man mich verlassen, in dem man mich im Stich gelassen, ja regelrecht zerstört hat. Von da an wusste ich, das diese Welt nicht existieren kann, wenn sich die Dinge wiederholen. Wenn sie immer wieder geschehen." Tartaros setzte ein paar Schritte vor, als er diese Worte weiter sprach, um ein Stück auf Cassandra zuzugehen. Ob das jetzt bedrohlich oder sonstwie wirkte, das musste jeder für sich selbst entscheiden können. "Du trauerst? Was hat diese Welt schon für mich getan, das ich noch an ihr festhalten sollte? Das Leben in dieser Welt ist nicht erstrebenswert. Mir bedeutet sie nichts. In ihr wächst eine Spirale der Verachtung, die sich unaufhörlich dreht. Egal wie sehr man es auch versucht, man kann nichts gegen sie unternehmen. Diese Welt ist keine echte Welt. Sie ist nur ein gefälschtes Nebenprodukt. Deshalb habe ich kein Interesse mehr an ihr. Für mich gibt es keinen Platz in ihr..."
Oh doch, er war genauso. Er gab sich dieser Finsternis hin und lies sie weiter von sich selbst Besitz ergreifen. Denn es gab für ihn keine Alternative mehr. Doch deshalb war er nicht schwach, nein. Er war eher stark, das er sich gegen alles dies stellte und einen Weg ging, der noch viel schmerzvoller sein würde. "Oh, ich habe eine Aufgabe. Ich werde diese Welt verändern. Ich werde sie läutern, ich werde eine Traumwelt erschaffen. Frei von solch dummen Gefühlen wie Liebe. Frei von Hoffnung und auch frei von Vertrauen. Es wird eine Welt geben, in der alle Menschen gleich sein werden. In der alle Menschen hassen werden. Sie werden vereint sein. Wenn mich alle Menschen gleichermaßen hassen, wird es nie wieder eine Welt geben, in der Personen verletzt werden und Schmerz erdulden müssen. Ja, diese Traumwelt will ich unbedingt erschaffen..." Ja, Tartaros war bereit, sich selbst dafür zu opfern, um diese Welt einer Läuterung zu unterziehen. So, wie er sich stets selbst immer zuerst geopfert hatte. Einem Aspekt blieb er sich also unterbewusst seit jeher treu. Nämlich dem Punkt, das er selbst das Opfer brachte. Nur, das er diesmal das ultimative Opfer brachte, in dem er sich selbst und damit sein bisheriges Leben opferte. Doch leider war es Cassandra nicht möglich, ihm seine Bitte zu erfüllen. Es war ihr nicht möglich, ihm auch nur eine leichte Berührung zu schenken.
"So ist das. Ich verstehe. Es ist dir nicht möglich, diesen Schritt zu gehen. Also beweist diese Welt erneut, dass ich keinen Platz in ihr verdiene. Ich werde dir nichts tun, du wirst diese Ruine heute wieder verlassen können. Doch mir scheint, als wenn du deinen Weg gewählt hast. Deinen endgültigen Weg..." Gab es denn auch wirklich eine andere Alternative? Nein. Niemals hatte Tartaros damit gerechnet, dass es eine andere Option geben würde als die Antwort, die er jetzt bekommen hatte. Aber, war es denn wirklich so, wie die junge Dame sagte? "Nicht auf Kosten deiner selbst? Was habe ich denn schon von dir verlangt? Einen Kuss? Eine gemeinsame Nacht? Nein. Ich habe gar nichts verlangt. Es ist dasselbe Misstrauen, was sich niemals ändern wird. Es wird niemals so sein, dass man sich auf irgendetwas verlassen kann. So etwas wie Hoffnung existiert nicht. Das hast du gerade erneut eindrucksvoll bewiesen. Du stellst dich gegen etwas, was nicht mehr Wert ist, als eine bedeutungslose Gestik. Ich habe einzig und allein sehen wollen, ob das Auftreten, was du mir die gesamte Zeit über gezeigt hast, dein unvoreingenommenes Selbst zeigt. Allerdings war es nur eine Illusion. Erneut wird mir bewiesen, dass diese Welt keinen Sinn mehr hat." Es bereitete sich immer mehr aus, diese Kälte, von seinem Herzen ausgehend. Verstand Cassandra so langsam, wie es wirklich in ihm drin aussah? Das alles, was man für ihn tat, fast schon wie eine Seelenbefreiung wirkte? Und das alles, was man gegen ihn tat, wie eine Verstärkung der Finsternis auf ihn wirkte?
"Falsch. Ich habe nichts. Ich habe gar nichts. Und ich habe niemanden. Keiner hat sich je wirklich darum geschert, was für mich von Bedeutung war. Ich musste immer nur dafür sorgen, das alles funktioniert hat. Sieh du dich doch nur selbst an. Dein Körper geht auf die Flucht. Du willst doch eigentlich überhaupt nicht hier sein. Du willst doch überhaupt nicht bei mir sein. Letztendlich war das, worauf ich mich immer verlassen konnte, die Einsamkeit. Die Leere. Irgendwann wird jeder so sein wie ich es bin. Niemand hat jemals etwas für mich getan. Meinem Bruder sind seine Geschäfte wichtiger, er wird ein Spiegelbild unseres Vaters. Und du..." Kurz unterbrach sich Tartaros. "...Du bist nicht dazu bereit, mir die Hand zu reichen. Ich habe bewusst immer wieder versucht, diesen Kontakt herzustellen. Weil ich in dir etwas erkannt habe, was aus mir selbst sprach, habe ich versucht, so eine Bindung herzustellen. Aber ich habe immer wieder erkannt, das es letztendlich einfach nur bedeutngslos war. Ich kann mich nur noch einmal wiederholen. Ich habe von dir nichts unmögliches verlangt. Keinen Mord, keine Rache, keinen Kuss, keine Nacht oder sonstetwas. Sondern lediglich deine Hand." Daraufhin unternahm Tartaros wieder die wenigen Schritte zu ihr zurück, wleche sie eigentlich voneinander trennten. Sodass sie beieinander standen.
"Wenn es dir so viel Wert ist, verzichte ich auf deine Hand. Letztendlich bleibt es eine bedeutungslose Geste. Ich kann dir nur eines sagen. Es wird die Zeit kommen, in welcher ich die Gilde verlassen werde. Ob wir uns dann wiedersehen werden, wird nur die Zeit wissen. Dich zu fragen, ob du mit mir kommen würdest, erübrigt sich ja sowieso. Ich frage mich nur, warum du nicht verstehen willst? Naja, es ist auch völlig egal. Denn jetzt ist es sowieso vorbei. Es wird niemanden geben, der noch etwas für mich tun kann. Weder du, noch mein Bruder, noch sonst irgendjemand. Nero stirbt einsam und verlassen vor sich hin. So, wie es diese Welt schon immer verlangt hat..." Das Einzige, was Tartros jetzt noch tat, war, sich vor ihr auf den Boden zu setzen. Denn er wollte ihr damit symbolisieren, dass keine Gefahr von ihm ausging und sie auch nichts zu befürchten hatte. Aber das würde sie ihm vermutlich sicherlich nicht glauben können. "Wenn du flüchten willst, steht es dir frei. Von mir geht keine Gefahr aus. Das ging sie auch nie. Ich werde hier sitzen bleiben und mich beruhigen. Und danach werde ich die Geheimnisse dieser Ruinen weiter erfoschen. Was du tust, liegt, wie du bereits gesagt hast, in deiner eigenen Hand. Du bist, wie du sagtest, deine eigene Herrin." Tartaros Gesichtszüge begannen daraufhin, sich wieder zu normalisieren. Doch sie wandelten sich eher in die Gesichtszüge eines traurigen, jungen Mannes, der sämtliche Hoffnungen verloren und aufgegeben hatten. Irgendwie erschein die Situation so, als wenn er gar sämtlichen Lebensmut verloren hatte. Denn so wie er sprach, klang es nach Abschied. Nach einem Abschied, der gefährlich für die Ewigkeit klang. Ob Cassandra ihm doch noch helfen konnte? Oder besser gesagt, ob sie ihn doch noch helfen würde? Schließlich... lag ihm ja etwas an ihr...
Wer grade Ähnlichkeiten zwischen Cassandra und einem Goldfisch herstellen wollte, dem gelang eben das grade ohne Probleme. Während Nero sich in Rage redete, öffnete die junge Alshaytan ab und an den Mund, als wolle sie den Monolog unterbrechen, schloss ihn dann aber doch wieder. Ab und an pressten sich die Lippen frustriert aufeinander. Manchmal gab es ein leichtes Kopfschütteln. Dann wieder schoss kurz ein mitfühlender Ausdruck über ihr Gesicht. Am deutlichsten aber war es Ratlosigkeit, die sich in den Zügen widerspiegelte. Neros wartete mit so vielen Punkten auf, dass sie kaum hinterher kam. Wenn sich der Verstand um den einen gewunden hatte und grade damit beschäftigt war ein solides Gegenargument zu basteln, rollte der nächste heran und die ganze gedankliche Konstruktion ging in Flammen auf, während sie in die mentale Mülltonne kollerte. Warum vor allem machte er jetzt ihr Vorwürfe? Es war wohl kaum ihre Schuld, wenn irgendwer nicht damit zurecht kam, dass sie der Person eine - freundliche, wie stets - Abfuhr erteilt hatte. Wenn irgendwer das zum Anlass nahm die Hoffnung auf ein normales Leben und die Hoffnung in diese Welt aufzugeben, dann war das eine himmelschreiende Überreaktion. Und ganz, ganz sicher war es nicht ihre Schuld. Sowas war vermutlich ohnehin noch nie passiert. Sicher, sie hatte im Verlaufe ihres Lebens ein paar Einladungen bekommen, meistens von Kunden des Resorts, aber der Tatsache nach zu urteilen, dass die meisten davon die Jahre drauf wieder und wieder zum Resort zurückkehrten und sich nicht im Pool ertränkten, ließ darauf schließen, dass die Leute es verwunden hatten. Und selbst wenn sie das nicht getan hätten. Man konnte doch nicht der Person, die eine Einladung ablehnte die Schuld an den Taten des Einladenden geben. Was war das für ein Sprung in der Logik? Damit ließ sich fast alles an Schandtaten rechtfertigen. Oh, nein, Sir Runeknight, ich musste ihn zusammenschlagen, er hat die letzte Flasche Milch aus dem Regal genommen, obwohl ich ihn drum gebeten habe sie mir zu überlassen.
Zumindest blieb Cassandras Mund jetzt zu, während sie den Kopf schief legte und den sitzenden Nero betrachtete. Ein Schrittchen nach hinten, prüfender Blick gen des sitzenden Dragonslayers. Angreifen wollte er wohl nicht. Auch wenn er ihr zum Vorwurf gemacht hatte, dass sie in Fluchthaltung gegangen war. Wer ging bitte nicht in Fluchthaltung, wenn das Gegenüber davon sprach, wie leicht es einen töten könnte? Sie wusste nicht, was exakt in Nero vorging - auch wenn sie es sich langsam erschließen konnte - , aber selbst er musste doch wissen, dass das jetzt nicht grade der Gipfel an anziehenden Kommentaren war. Und gut, er schleppte offensichtlich einen ganzen Haufen an emotionalem Gepäck mit sich herum. Seine Eltern schienen nicht besonders gute Leute gewesen zu sein. Was das mit einem Kind anrichtete, konnte sich Cassandra nicht wirklich vorstellen. Ihre Eltern waren verstorben, bevor sie sich in irgendeiner Richtung hatten beweisen können. Und ihre Zieheltern waren gute Leute, wenn auch altmodisch. Außerdem war es nicht wirklich fair die beiden Situationen zu vergleichen. Das wusste sie. Im Gespräch entstand eine jener langen Stillen, die für einen der schleppenden Dialoge mit Cassandra leider völlig normal waren. Die junge Frau war inzwischen dazu übergegangen sichtbar nachzudenken. Vor Nero dackelte sie eine Acht in den staubigen Boden, sah ab und an zu ihm herüber, senkte dann wieder nachdenklich den Kopf um weiter zu laufen.
Dieser Dunkelheit war er also anheim gefallen, weil seine...Freundin...ihn verlassen...hatte. Wie bitte? Cassandras Stirn legte sich in ein paar steile Falten, während ein überraschter Blick aus den meergrünen Augen sich auf Nero legte. Das war doch wohl ein Scherz, oder? Sicher, mit sowas ging bestimmt viel Herzschmerz einher. Sie hatte da mal wieder keine Erfahrungen vorzuweisen. Aber selbst wenn man sie vor dem Altar stehen lassen würde, würde sie nicht als Resultat darauf die Lust entwickeln die Welt...ja was eigentlich? Umzukrempeln? Alle lebenden Wesen dazu zu bringen sich allesamt gegenseitig zu hassen? Das würde eine ziemlich einsame Welt werden, wenn die Leute erstmal damit anfingen sich gegenseitig umzubringen. Oder sie sollten alle ihn hassen? Was sollte das bitte nützen? Irgendein mächtigerer Magier würde ihn umbringen oder schlimmeres mit ihm anstellen. Und dann? Dann ging das Leben weiter wie zuvor. Das war ein wirklich, wirklich miserabler Plan. Ein Plan, der nicht nur gefährlich nah beim Vorgehen dunkler Gilden lag, sondern mit Anlauf über diese Linie hinweg gesprungen war um sich in der düsteren Sandgrube dahinter zu suhlen. Wieder ein Blick gen Nero. Cassandra konnte fast fühlen, wie die gewaltige Menge an Respekt, die sie für den jungen Mann empfunden hatte, sich unter dem gesprühten Gift auflöste. Der Respekt wurde ersetzt durch, nein, nicht Hass, aber eine kolossale Menge Vorsicht. Dafür, dass er die Geste des Handreichens als so bedeutunglos bezeichnete, schien sie ihm aber ziemlich viel zu bedeuten. Ihr Blick richtete sich auf den Ausgang. Sie konnte gehen. Sie konnte Nero hier zurücklassen und einfach zurück zur Gilde gehen. Die Frage war, was er dann tun würde. So wie er derzeit wirkte, konnte man ihn ja wohl kaum unter Zivilisten lassen. Eine Hand Cassandras hob sich, damit die junge Frau sich die Haare raufen konnte. Es brauchte einen langen, langen Moment, in dem Cassandra die eigene Hand anstarrte, bevor sie sie Nero anbot. "Komm. Hilf' mir bitte dabei die Tür aufzubekommen." Die Hand zitterte dabei leicht. Mit einem tiefen Durchatmer bereitete sich die junge Alshaytan darauf vor etwas zu tun, was ihr mit jeder Faser des Körpers widerstrebte. Aber wenn es dabei half einen weiteren dunklen Magier hinauszuzögern, war es das Opfer wert.
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero mag diesen Beitrag
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Sie hatte schon ganz recht mit ihrer Annahme, dass es in Nero und seinen Gedanken viel darum ging, Emotionalität anzuhäufen. Doch nur leider war das ein Punkt, der so auch nicht mehr gänzlich zu verändern war. Denn was bedeutete es schon für ihn, wenn er sich wieder auf dieses ganze Gewäsch einlassen würde? Richtig, es würde überhaupt nichts bedeuten. Es würde ihm auch absolut nichts bringen. Denn er hatte seine Lektion gelernt, war von dieser Welt, die er eigentlich immer mit allen Mitteln geschützt und bewahrt hatte, ausgelaugt, ja sogar zerstört worden. Das Leben sollte nicht das friedliche, freundliche und wirklich positive sein, nein. Es gab sich umher die Situation, dass es für ihn besser gewesen wäre, wenn diese Welt besser heute als gestern zu dieser verkommenen, ausgewechselten, ja geläuterten Welt geworden wäre. Doch leider war da noch der ganz große Haufen Arbeit vor ihm, der sich ja nicht von alleine bewerkstelligen lies. Doch gab es in den Situationen umher immer irgendeine Ader, welche sich ja nicht so einfach verändern lies. Aber nichsdestotrotz offenbarte Nero sich ihr als eine Person, die nicht umher kam, alles verändern zu wollen, weil er es selbst leid war, so viel Leid in Form dieses Schicksales erlebt haben zu müssen. Sein Weg, den er sich gesetzt hatte, war für ihn richtig. Doch traf das auch für die Anderen zu?
Was in dem Kopf des Monsters Nero Necrologia alias Tartaros vorging, das wusste wohl nur er selbst. Zweifelsohne aber war er selbst der Dunkelheit verfallen. Sein Blick fürs Wesentliche beschränkte sich einzig und allein auf den Erfolg des Hasses. Auf das, was er alles erlebt hatte und auf die Frage, was es noch alles werden würde in der Zukunft. Er hatte sich auf jeden Fall sein Ziel gesetzt, er war auch der vollendeten Überzeugung, dass es nur so ging, wie er es der Alshaytan geschildert hatte. Die Frage wr allerdings nur, wie sie selbst die ganze Sache bedenken würde? Denn eigentlich wusste sie ja nun, dass Nero diese Ader der Dunkelheit in sich stecken hatte. Diesen Stachel der Verderbtheit, welcher nicht mehr so ohne Weiteres aus ihm zu entfernen war. Den das war auch eine Sache, die man vermutlich auch niemals mehr aus ihm entfernt bekomemn würde, denn dafür waren die Erfahrungen, die er in der Finsternis gemacht hatte, viel größer und viel Stärker als die Erfahrungen, die er im Licht gemacht hatte. Was bedeutete, dass es fast schon vorherbestimmt war, Nero in das Chaos gehen zu lassen.
Es war letztendlich nicht nur der massive Herzensbruch, den Nero durch die Dame aus Satyrs Cornucopia erlitten hatte, der ihn letztendlich zu Tartaros machte. Es war eine Vielzahl an Faktoren gewesen, die letztendlich dazu beitrugen. Dieses Szenario war nur eine Art Schlüsselmoment, es war der Moment, der einfach zu viel des Guten für die geschundene und bereits massiv verwundete Seele des jungen Mannes gewesen ist. Am Ende war es das Zusammenspiel dieser ganzen Umstände und Faktoren, die für das Outcome als Bösewicht gesorgt hatten. Am Ende war es der Weg, den Nero nun wählte um das, was er erlebte, selbst zu verarbeiten und beenden zu können.
Das Nero nun auch da auf dem Boden saß und nichts weiter tat, als weiter die Verzweiflung und den Hass in sich keimen zu lassen, gab es noch die junge Alshaytan, die regelrecht eine Acht um ihn herum in den Boden lief. Er bemerkte, dass sie sich gänzlich unsicher war, wie sie nun mit ihm umgehen sollte. Aber das war ein Problem, was auf jede Person zukommen würde, die ihn in der Zukunft noch begegnen würde. Letztendlich war die Verunsicherung bei ihr definitiv vorhanden und er war keine Person, welche diese wegnehmen würde, wohl eher im Gegenteil. "Hast du nun Angst, mit mir alleine in diesen Ruinen zu sein? Hast du nun Angst, dass ich dir etwas antun könnte? Glaubst du daran, das ich jetzt nicht mehr diejenige Person bin, die du eigentlich kennengelernt hast? Sei ehrlich, sei offen. Es wird sich sowieso nichts ändern." Nero war sich sowieso bewusst, dass viele Dinge nicht so vorhergesehen werden könnten und sich nicht so entwickeln könnten, wie er es gerne hätte. Ihm war auch bewusst, das er in manchen Situationen auch nachhelfen musste. Manchmal sogar mehr als deutlich. Wenngleich auch überraschend kam, das Cassandra aber dann mit dem Angebot kam, dass er ihr helfen sollte, diese Tür weiter zu öffnen. Sie reichte ihm die zitternde Hand. Der Beobachter erkannte das natürlich. Dann stand er auf. "Nimm die Hand runter. Zwing dich nicht zu etwas, was dein Körper dir verbietet. Es ist ja nicht so, dass du es absichtlich nicht willst. Du kannst es nur einfach nicht. Also sei unbesorgt." Dann begab sich Nero tatsächlich direkt neben die junge Alshaytan und stämmte mit ihr gemeinsam diese verschlossene Tür auf. Es erwarteten sie Treppen, die weiter hinab in ein finsteres Reich führten. Die Situation wurde also nur noch finsterer, düsterer und unsicherer. "Willst du mich wirklich weiter begleiten? Oder lieber doch umkehren? Noch hast du die Gelegenheit dazu." Was aber vermutlich auch implizieren würde, dass sie ihn niemals wiedersehen würde...
Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort auf die Frage, ob sie jetzt Angst habe. Nein, die hatte Cassandra nicht. Sie hatten bereits festgestellt, dass es Nero vermutlich ein leichtes wäre sie hier zu töten. Das erfüllte sie nicht grade mit Hoffnung darauf die Freundschaft mit ihm noch erhalten zu können. Manchmal waren gewisse Grenzen einfach überschritten. Aber wenn er sie hätte umbringen wollen, hätte er alleine bei diesem Ausflug bislang mehrere Gelegenheiten gehabt. Das ergab zwei Möglichkeiten. Er wollte nicht. Er brauchte sie noch für irgendwas. So wie diese Ruine versiegelt gewesen war, konnte Nero aber unmöglich wissen, was tief in ihren Gängen noch lauerte. Also wollte er sie nicht töten. Und solange sie ihm keinen Grund gab das zu ändern, wie zum Beispiel jetzt einfach zu gehen, würde es hoffentlich auch so bleiben. Das war bei so volatilen Personen zwar keine Garantie, aber jetzt war sie vorgewarnt. Und sie war sich relativ sicher, dass sie schneller war als Nero, wenn auch nicht schneller als seine Zauber. Sollte es hart auf hart kommen, musste sie nur den ersten Angriffen ausweichen, die Laterne löschen und die Treppen hinauf springen. Das gab ihr Manavorrat her. Und als letzter Grund: Sie war selbst neugierig, was hier verborgen lag. Vielleicht irgendeine alte Grabkammer oder dergleichen. Das wäre ein Fund, über den einen Artikel zu schreiben es die Anstrengung wert wäre.
Ein dankendes Lächeln erging in Richtung Nero, als er ihre Hand ablehnte. Hey, vielleicht war da doch noch Hoffnung für ihn. Normalerweise hätte sie damit gerechnet, dass er die Gelegenheit sofort beim Schopf ergriff. Weiterhin gab es keine wörtliche Antwort vonseiten Cassandra, stattdessen nur ein Wedeln in Richtung Tür. Krächzend und schabend öffneten sich die Türflügel unter der gemeinsamen Anstrengung. Cassandra schob den Kopf an der Türe vorbei, um weiter nach vorne spähen zu können. Dunkelheit. Auf poetische Art und Weise passend. Wieder ein Kopfschütteln, bevor sie zurück zu ihrer Laterne dackelte und das Lichtchen zurück an den Gürtel hing. "Nein. Du musst das wirklich nicht noch einmal fragen. Ich möchte selbst sehen, was in dieser Ruine ist." Das Licht der Bullaugenlaterne säbelte durch die Schatten hinter der Türe. Es ergab sich eine weitere Treppe. Die waren jetzt grade nicht eben Cassandras Lieblingsarchitektur. "Vielleicht solltest du besser vorgehen? Ich vermute, dass die Fallen hier dir nichts anhaben können." Vorsichtig wurde die Laterne wieder vom Gürtel gelöst und Nero angereicht. Wenn er die Leuchte haben wollte, um vorzugehen, musste er sie sich also nur noch nehmen.
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero mag diesen Beitrag
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Vorbeugen war doch immer besser, als es hinterher zu bereuen, nicht wahr? Wenn man in die Augen von Nero sehen würde, dann konnte man nur erahnen, welchen Schrecken sich mittlerweile in seiner Seele abspielten. Bekanntlich waren die Augen ja die Spiegel der Seele und entsprechend seinen konnte man sich sicherlich schon denken, dass die Abgründe, wie sich da innerhalb dieser auftaten, gewaltig sein mussten. Denn schließlich verleugnete er alles. Er verleugnete jeden kleinen Zentimeter, jedes noch so kleine Überbleibsel seiner bisherigen Vergangenheit. Ja, es war wirklich schrecklich mit anzusehen, in welchen tiefen Sphären sich der Orangehaarige mittlerweile befand. Vom dereinst eigentlich so freundlichst und liebevollen Drachenjungen zu einer Kreatur voller Hass und Empfindungen, die jenseits allem Guten waren. Man konnte sich doch überhaupt nicht vorstellen, was das alles in ihm bewirkt haben musste, wie sehr er sich selbst mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben musste. Ja, es war wirklich nicht leicht, wenn man das Herz auseinandergerissen bekam, wenn es zerstört wurde und aus unzähligen Puzzleteilchen immer wieder neu zusammengesetzt werden musste. - Stückchen für Stückchen. Doch diesmal war es eben nicht so, diesmal wurden die Puzzleteile von der tiefen Finsternis verschlungen, die sich mehr und mehr in ihm gebildet hatten, eine Saat der Finsternis bildeten und letztendlich keimte.
War es denn wirklich so schwer, seine Motive zu verstehen? War es denn wirklich so schwer zu verstehen, das er die Dunkelheit in seinem Herzen anerkannt hatte? Nein, er war nicht mehr derselbe, der er einmal war, aber das änderte ja dennoch nichts daran, das er weiter auf dieser Welt umherwanderte. Selbst, wenn er selbst diese Realität verleugnete. Vermutlich konnte von all den Personen, von all den Menschen, die er bis dato in Aloe Town, Crimson Spyhnx und Umgebung kennengelernt hatte, niemand wirklich nachvollziehen, warum er sich so dermaßen verändert hatte. Aber das war auch nicht schlimm, schließlich musste alles irgendwann einmal enden. Warum nicht also dieses Kapitel hier jetzt und sofort? Eines blieb aber unangetastet. Sein Wort, das Cassandra nichts geschehen würde. Nero mochte sich verändert haben, aber ein Wort von ihm war ein in Stein gemeißeltes Gesetz. "Vertrauen ist etwas, was in dieser Welt nicht existiert. Hoffnung existiert sowieso nicht. Wenn man sich etwas wünscht, wird man am Ende nur bitterlich enttäuscht. Warum also in einer Realität leben, die außer Schmerz, Verzweiflung und Hass nichts Anderes bewirken kann?" War seine Frage, die er enfach so blindlinks in den Raum warf. Er war gespannt darauf zu sehen, ob die junge Alshaytan darauf eine Antwort finden würde, ob sie ihm eine Antwort geben könnte und, was ihre eigene Ansicht darauf war. Doch auch wenn der Keim des Schattens nun über ihrer Begegnung lag, ja ihre Zweisamkeit irgendwo verdarb, so zeigte Nero ihr, dass die Zeit, welche sie bisdato gemeinsam verbrachten, auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen sind. "Sieh diese Begebenheit heute einfach als unser letztes Date an. Von diesem Gewäsch habe ich in der Vergangenheit dir gegenüber zwar immer geschwafelt, im Grunde war es aber einfach nur eine Illusion. Dennoch war die gemeinsame Zeit mit dir immer irgendetwas Anderes für mich. Wenn wir uns früher kennengelernt hätte, wer weiß, was dann alles geschehen wäre..." Lies Nero seinen Satz absichtlich unvollkommen. Damit ein jeder Anwesende, also sowohl sie wie auch er, die Möglichkeit dazu hatten, ihre ganz eigene Interprätation dieses Satzes zu deuten und mit entsprechenden Bedeutungen aufzufüllen.
Als Cassandra die weitere Treppe offenbarte, zeigte sich, das diese Ruinen weitaus tiefer in den Erdboden führten, als bisher zunächst angenommen. Was verbarg diese Ruine nur? Was gab es für Gründe, selbst für altertümliche Vorzeiten, einen Ort zu erbauen, der so geheimnisvoll und tief verwurzelt war? Dessen Geheimnisse galt es zu ergründen. Nero war gespannt darauf, ob sich tatsächlich ein mythischer Schatz an diesem Ort befinden würde. Daher war er bereit, so viel Zeit wie nur möglich dafür zu opfern. Und wenn er tagelang hier unten wäre, das störte ihn nicht. Er würde schon etwas finden, von dem er sich ernähren konnte. Und falls nicht, so folgte er einfach der Geruchsspur zurück zur Zivilisation, verlaufen konnte er sich also unter garkeinen Umständen. "Nun gut. Dann sollten wir weitergehen." Als die junge Türkisäugige ihm die Laterne reichte, nahm er sie wortlos entgegen und befestigte sie ebenfalls an seinem Gürtel. Es stimmte schon, Fallen die mit Gift zu tun hatten, konnten ihm überhaupt nichts anhaben, im Gegenteil. Sie erährten ihn sogar. Das bedeutete aber nicht, dass der Orangehaarige nicht gleichermaßen gegen alle Arten von Fallen resistent war, das war schlichtweg quatsch. Während sie die Treppen hinabstiegen, immer weiter und tiefer in die Dunkelheit und Trostlosigkeit vordrangen, stellte Nero seiner Begleiterin eine interessante Frage. "Erzählst du mir ein wenig aus deinem Leben? Mich interessiert, warum du so eine ablehnende Haltung gegenüber Berührungen an den Tag legst. Und auch, warum du selbst nur dann einen Laut von dir gibst, wenn es unbedingt notwendig ist. Ich bin mir sicher, dass dies einen bestimmten Grund hat. Ist dem nicht so?" Warum der Orangehaarige ihr in genau so einer Situation eine solche Frage stellte, würde für Cassandra bestimmt sehr überraschend kommen, doch wie so häufig dachte sich Nero etwas dabei. Doch was nur? Die Situation, das alles drumherum und die Finsternis dieser Ruine waren mit Sicherheit mindestens genauso verzweigt wie das hohle Loch in seiner Brust, wo sich dereinst noch ein Herz befand...
Ein erneutes Kopfschütteln folgte. Es war mehr als offensichtlich, dass irgendwas in Nero zerbrochen war. Die Frage war nur, ob sich das wiederherstellen ließ und wenn ja, wie. Cassandra war keine sonderlich gute Rednerin. Meistens gelang es ihr nicht das Gegenüber einfach so zu überzeugen. Das war stets ein langwieriger Prozess, ein schwieriger Prozess. Es mochte den Versuch jedoch wert sein, wenn es Nero vielleicht half. Für einen Moment ratterten ein paar Szenarien durch Cassandras Verstand. Keines davon war zufriedenstellend. Die Informationslage zu Nero war ungenügend. Immerhin hätte sie sich bis eben auch nicht vorstellen können, dass er handelte und sprach, wie er das grade tat. Vielleicht hatte sie sich also schlicht gewaltig in ihm getäuscht. Die Möglichkeit war nicht mehr auszuschließen. Cassandras Augen schlossen sich. Oh, Götter, wie wenig sie es mochte, wenn sie sich keinen Plan zurecht legen konnte. Jede Aussage hier war ein Sprung in unbekannte Gewässer. "Wenn es kein Vertrauen gibt, warum bin ich dann noch hier?" Die Augen schnappten wieder auf. Das Lächeln in Cassandras Gesicht veränderte sich nicht. Es war eine Lüge, natürlich. Sie vertraute Nero keineswegs mehr. Wer hätte dem Mann, der er jetzt war noch vertrauen können? Sie jedenfalls nicht. Sie war sich nur einigermaßen sicher, dass er es ernst meinte, ihr nichts tun zu wollen. Aber das war keine Basis für Vertrauen. So eine Drohung sollte gar nicht erst zwischen zwei Leuten liegen, die sich auf freundschaftlicher Ebene begegneten. Aber hier waren sie nun.
Wieder folgte ein Kopfschütteln. Was nützte es darüber nachzudenken, was eine Veränderung in der Vergangenheit bewirkt hätte. Wenn ihre eigene Vergangenheit anders gelaufen wäre, hätte sie den heutigen Tag vielleicht nicht einmal erlebt. Oder sie hätte ein glückliches, völlig magierloses Leben in irgendeinem Dorf in Nord-Fiore geführt. Es spielte keine Rolle. Solche "Was wäre wenn"-Szenarien machten einen nur unglücklich. Es war am besten sich von diesen Gedanken zu trennen. Die Augenbrauen Cassandras lupften sich in die Höhe, als Nero seine Fragen stellte. "Eine Frage für eine Frage. Eine Antwort für eine Antwort." Das war die Bedingung. Und sie war fair. Unwillkürlich wanderte eine ihrer Hände zum Handgelenk des anderen Arms und zuppelte am Stoff dort herum. Sie musste darauf achten Nero nichts zu erzählen, was er gegen sie verwenden konnte. Wer wusste schon, was später noch in ihm vorgehen würde. "Als ich klein war, wurden meine Familie, meine Freunde und ich in Nord-Fiore von einer dunklen Gilde gefangen genommen. Berührungen erinnern mich daran, wie man mich damals gepackt und zur Arbeit gezwungen hat." Ein Schauder durchlief den Körper Cassandras. Eine unangenehme Nebenwirkung davon, über die Vergangenheit nachzudenken. Mit hochgezogenen Schultern, die Arme um den Körper geschlungen, bahnte sie sich ihren Weg tiefer in die Ruine. "Was hat ausgelöst, dass du denkst, dass es keine Hoffnung mehr gibt?" Der Blick Cassandras verschob sich von dem Weg hinüber zu Nero. Vielleicht war dies eine Möglichkeit herauszufinden, wie man ihn überzeugen konnte von seiner Einstellung abzulassen. Den Versuch war es wert.
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero mag diesen Beitrag
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
War es denn klug, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten? Und das Ganze sogar wiederholt? Mehrfach? Normalerweise wahrscheinlich nicht, aber in diesem Fall war es genau die richtige Entscheidung gewesen. Denn Cassandra nutzte die einzige Möglichkeit, die ihr noch verblieben war. Sie nutzte ihre Erfahrung im Umgang mit Nero aus. Wenn es eine Möglichkeit gab, etwas über ihn herauszufinden, ihm bewusst irgendwelche Dinge zu fragen, die man in Erfahrung bringen wollte, dann wäre dies die einzige wirkliche Möglichkeit gewesen. Und sei es auch nur, weil Nero der Ansicht war, das Cassandra es verdiente, gewisse Informationen und Umstände früher zu erfahren als Andere. Der Taktikfuchs konnte sich allerdings auch sehr sicher sein, dass sie all diese Informationen für sich behalten würde. Warum? Nun, er wusste es einfach. Ob er darauf vertraute, das sie es tat? Nein. Weil Vertrauen für ihn keine Existenzgrundlage war. Er hatte bereits mehrfach erwähnt, das diese Emotion nicht existierte, in keiner Form. Daher vertraute er auch auf nichts. Selbst wenn man ihn verraten würde, selbst wenn ihm das Schwierigkeiten bereiten würde, so wäre es doch nur logisch, dass seine Vergeltung sehr viel deutlicher und sehr viel schlimmer ausfallen würde, als man sich das jemals vorstellen konnte. Schon alleine deshalb gab es keine andere Option, als das alles hier in den Ruinen auch in diesen zu belassen.
"Warum du noch hier bist? Sagen wir aus Interesse. Aus Neugier. Aus Furcht. Aus Panik. Aus Angst. Oder aus Überzeugung. Vielleicht auch aus Einsicht heraus, dass dir sowieso keine andere Wahl bleibt. Oder aus zu großen Interesse daran, was sich noch für Geheimnisse in dieser Ruine befinden. Jedenfalls nicht aus soetwas lächerlichem wie Vertrauen." Die Antwort des Orangehaarigen diesbezüglich war mehr als nur deutlich. Anhand dessen, was er die ganze Zeit über durch ihre Körpersprache hatte beobachten können, gab es kaum etwas, was ihm wirklich verborgen geblieben war. Ein Muskelzucken, eine zu schnelle Bewegung, ein Schritt zurück, all diese Dinge beobachtete er als visueller Mensch. Schließlich hatte er schon immer auf die kleinsten, unbedeutensten Dinge geachtet. Solche Tatsachen zeichneten einen guten Strategen aus. Das wussten aber nur die wenigsten Personen wirklich. "Licht und Finsternis sind immer gemeinsam vorhanden. Doch wir blicken immer nur ins Licht und missachten die Finsternis. Obwohl sie uns immer begleitet. Mache diesen Fehler in deinem Leben nicht. Vielleicht bewahrt dich das davor, so wie ich zu werden..." Obwohl Nero davon überzeugt war, das letztendlich alle Menschen irgendwann so werden würden wie er, sagte er dies der jungen Alshaytan gegenüber. Worauf wollte er nur hinaus?
Wenn Neugierde und Interesse zusammenspielten, dann ar das Ergebnis oftmals unvorhersehbar. Es gab dann immer eine grundlegende Wahrscheinlichkeit, das man mit allem rechnen musste. Wenn das Ganze dann noch mit einer munteren Fragerunde verbunden wurde, konnte man sich erstrecht darauf verlassen, dass sehr viel interessante Begebenheiten dabei ans Tageslicht kommen würden. Als Cassandra ihre Bedingung stellte, die auch er in seinen Augen als fair betrachtete, nickte er. Schließlich kannte sie auch sein Gesicht und wusste, wer er war. Sie kannte ihn vor seiner Mutation zu Tartaros und sie kannte ihn währenddessen. Nur danach hatte sie ihn noch nicht kennengelernt, aber noch war diese charakterliche Verwandlung ja auch noch nicht abgeschlossen. Nachdenklich hörte er sich ihre Antwort an. "Furcht und Trauer, Leid und Zwang. Sie erschufen Misstrauen und streuten die Saat der Zwietracht aus. Hinterließen Angst. Allgegenwärtige Erinnerungen..." Nero erkannte einen Zusammenhang. Es war ihm nicht unähnlich, genau das, was er ja schon die ganze Zeit in ihr gesehen hatte, bestätigte sich seiner Meinung nach erneut. Es schien für sie nachwievor eine unangenehme Erinnerung zu sein. Und obwohl sie das so für sich erkannte, konnte sie nicht realisieren, warum Nero so wurde, wie er gewesen ist? Das war merklich schwer für ihn zu verstehen.
"Die Realität. Wenn du in eine Situation kommst, von der du glaubst, dich verbinden Emotionen, tiefe, warme und vertrauensvolle Gefühle zu Personen, dann erhoffst du dir von ganzem Herzen, das sich niemals etwas ändert. Wenn du aber erkennst, das alles das, woran du geglaubt hast und worauf du gehofft hast nur eine Illusion war, dann erkennst du, das es in dieser Wirklichkeit soetwas überhaupt nicht gibt." Eine kurze Zusammenfassung dessen, was den Stachel der Enttäuschung und den Keim des Hasses so in ihn trieb. Natürlich war da noch viel mehr, aber das was er da erwähnte, war letztendlich nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Aber er beschrieb bereits so viel. Am Ende der Treppen angelangt, gab es eine Weggabelung. Ein Gang führte nach rechts, der andere Gang führte nach links. Der rechte Gang war mit einem Totenkopf versehen, der linke Gang war mit einer Schatztruhe versehen. "Siehst du die Symbole? Welchen Weg willst du nehmen? Totenkopf oder Schatztruhe?" Die Antwort sollte auf der Hand liegen, aber Nero wollte, das Cassandra die Entscheidung darüber traf.
Währenddessen sie vor dieser Weggabelung anhielten, drehte er sich um, das Leuchten der Fakel an seiner Hüfte erhellte den dunkle Kammergang, in der sie sich aufhielten, nur ganz schwach. Es reichte aber aus, dass sie beide ihre Gesichter klar sehen und sich gegenseitig anschauen konnten. "Hast du in deinem Leben bisher jemals soetwas wie Herzenswärme erlebt? Ein Gefühl, eine Emotion oder eine damit verbundene Tat? Selbst wenn dich diese Erinnerungen an das, was du erlebt hast, zwischenmenschlich blockieren, wünschst du dir dann nicht trotzdem nichts mehr als solche Interaktionen selbst auch zu erleben?" Wenn Cassandra wirklich etwas bei Nero erreichen wollte, wenn sie ihn von seinem gewöhlten Weg abbringen wollte und es ihr wirklich ernst damit war, dann durfte sie nicht damit aufhören zu zeigen, das er sich irrte. Wenn er eine Tür zu öffnen anbot, dann musste sie diese auch nehmen und durfte sie nicht wieder verschließen lassen. Wer wusste schon, ob sich ihr solch eine Möglichkeit jemals wieder bieten würde? Sofern sie ihn also zum nachdenken brachte, wären alle Erlebnisse, die sie jetzt in diesen Ruinen erleben würden, die letzte Möglichkeit, vermutlich doch noch etwas zu erreichen. Alles was hier geschah, sollte schließlich für immer in diesen Ruinen verbleiben und niemals nach außen dringen...
"Hm", machte Cassandra auf Neros Worte bezüglich Vertrauen hin. Er hatte die kleine Lüge vermutlich durchschaut. Die Frage war, ob es eine Rolle spielte. Vermutlich nicht. Sie hatten ja bereits festgestellt, dass sie keine Chance hatte Nero im Kampf zu besiegen. Im Zweifel blieb nur die Flucht als Option. Da standen ihre Chancen nicht schlecht. Aber es war trotzdem besser es gar nicht erst darauf ankommen zu lassen. Nero im Auge behaltend, ging es für Cassandra tiefer hinab in die Ruine. Die Gänge erstreckten sich endlos. Wenigstens hatte es bislang keine Abzweigungen gegeben. Nur Fallen und Türen. Hoffentlich blieb das auch so. Sie hatte wenig Lust sich zusätzlich noch mit attackierenden Schattenmonstern oder dergleichen herumzuschlagen. "Licht und Schatten sind Teil von einem jeden. Wer etwas anderes behauptet, lügt." Eine derzeit seltene Zustimmung auf Neros Worte. Es war unmöglich immer und überall positiv zu sein. Ebenso, wie es unmöglich sein sollte immer und überall nur Schwarz zu sehen. Eigentlich. Wie bei vielen Dingen brauchte es vermutlich eine Art von Balance im Leben. Immer nur glücklich zu sein war Wunschdenken. Der Blick meergrüner Augen richteten sich auf Nero. Cassandra nickte langsam. "Ja", wurden dessen Vermutungen bestätigt. Mehr wusste er nicht wissen. Ganz sicher würde sie ihm nichts an die Hand geben, mit dem sie später verwundet werden konnte.
Der Gang öffnete sich in eine kleine Halle. Und hier kam es endlich zu den Abzweigungen, auf die Cassandra absolut hätte verzichten können. Die Laterne leuchtete die Umgebung nur ungenügend aus. Es half nicht, dass Cassandra darauf verzichtete in die erleuchteten Bereich zu sehen, wenn man einmal von Nero absah. Ein wenig Nachtsicht schadete sicherlich nicht, auch wenn die Augen noch einen Moment brauchen würde, um sich vollständig daran zu gewöhnen, sollte Nero die Laterne löschen. Totenkopf oder Schatztruhe. Das war reichlich offensichtlich. Die Frage war hier eigentlich nur, ob die Erschaffer dieser Ruine es wörtlich nahmen oder das ganze als Falle geplant hatten. Mit einer Hand deutete Cassandra auf die Schatztruhe. Es war eine fünfzig Prozent Chance, egal wie man es drehte und wendete. "Du wurdest von jemandem verlassen", stellte die junge Alshaytan trocken fest. Das konnte doch unmöglich alles sein. Es musste mehr dahinter stecken. Die teilweise recht staubigen Windungen von Cassandras Hirn versuchten sich um das Thema zu legen, scheiterten bislang jedoch. Mit fast lautlosen Schritten, unter denen nur ab und an ein Sandkorn knirschte, ging es tiefer in den gewählten Gang hinein. Auch hier reichte das Licht der langsam versterbenden Laterne kaum mehr aus um die Schatten zu vertreiben. Bei der nächsten Frage hob sie sacht die Augenbrauen an. "Natürlich. Mehrfach. Aber das ist keineswegs mein vordringlichster Wunsch. Mein Zustand macht dergleichen schwer, aber nicht unmöglich." Sie brauchte keinen romantischen Partner in ihrem Leben, damit sie es als vollständig erachtete. Auch ohne Herzblatt kam sie ganz gut zurecht, zumal sie es ohnehin vorzog alleine zu sein. Das durfte man nicht mit Einsamkeit verwechseln. "Wer hat dich verlassen und wie kam es dazu?" Und hatte diese Person das gleiche erlebt wie Cassandra jetzt? Ihrer Meinung nach war der Kern einer Person nur von dieser selbst zu verändern. Wenn Nero also der Dunkelheit anheim gefallen war, dann weil er sie schon länger in sich trug.
"Sprache" | Gedanken | Magie
♪Her heart, in spite, is warm and bright.♪
Nero
Anmeldedatum : 20.08.21 Anzahl der Beiträge : 1227 Alter : 33
Offplay Zweifel waren die bestimmte Waffe der Vorsicht. Sie waren allgegenwärtig, denn sie beschützten eine jede Person grundsätzlich vor Leichtsinnigkeit oder bewahren eine Person davor, eine naive Dummheit zu begehen. Im Grunde genommen waren Zweifel überhaupt nichts schlechtes. Sie trieben aber wohl die Möglichkeit des Argwohn mit sich einher, denn schließlich waren Zweifel auch immer mit einem negativen Gedankengang beschätigt. Denn wenn man an etwas oder jemandem zweifelte, stellte das mitunter ein gänzliches Vertrauenskonzept vollkommen infrage. Und natürlich würde das, - falls es vom Gegenüber bemerkt würde - nicht gerade dienlich dafür sein, ein vertrauensvolles Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Aber, was war denn schon überhaupt Vertrauen? Was bedeutete dies? Hatte es überhaupt einen Sinn, gab es einen wirklichen Grund dafür, das Vertrauen überhaupt existierte? Man musste nocht undbeindgt ein Hellseher sein, man konnte sich selbst die Frage schon wirklich sehr gut erörtern, dass dieser Part des Daseins eine der gröten Mysterien der Geschichte sein würde. Vermutlich konnte niemand sagen, ob es wirklich notwendig gewesen war, zwingend über soetwas wie Vertrauen verspüren zu müssen oder eben dieses Vertrauen auch in andere Personen zwingend besitzen zu müssen. Schließlich stellte Tartaros doch sehr gut unter Beweis, das es auch ohne Vertrauen sehr gut funktionierte und es sowieso ein Spiel mit dem Feuer war, wenn man ihm blind vertraute...
Die Frage aller Fragen war nur, ob sich das Ganze auch für Cassandra so darstellte? Ob sie dieselben Befürchtungen künftig verspüren müsste wie alle Anderen auch? Schlussendlich stellte sie ja einen bestimmten Punkt in den Augen von Tartaros dar, einen Punkt, der anders war als alles Andere. Schließlich waren seine Gedanken ihr gegenüber alles Andere als negativ. Dennoch gab es natürlich keine Möglichkeit, ihr zu zeigen, dass er sich bei ihr anders verhielt und auch bewusst verhalten wollte, als er es bei jeder sonstigen Person tun oder denken würde. Schließlich hatte sie ihm gegenüber in der Vergangenheit immer nur Positives gezeigt, sie war immer aufrichtig zu ihm und vorallem, sie war ihm ähnlich. Und genau das war der Punkt, der ihn einfach nicht loslassen konnte. Der sie vielleicht sogar mehr miteinander verbinden würde, als es beiden vermutlich sogar lieb sein würde.
"Die Finsternis und das Licht, welche gleichwohl in den Herzen der Lebewesen stecken, ernähren sich von den Erlebnissen ihrer Zeit. Sie werden stärker, abhängig davon, welche Situation sie erleben und sie sehr sie das selbst involviert. Überwiegen die positiven Dinge, wächst das Licht im Herzen. Überwiegen jedoch die negativen Dinge, so verstärkt sich nur die Finsternis im Herzen. Der Unterschied ist, ein einmal in die absolute Finsternis getauchtes Herz wird nie wieder dazu fähig sein, zum Licht zurück zu finden..." War die duchaus destruktive und eher verhaltene Ansicht des Mannes, der sich ja gerade selbst viel zu sehr in der Finsternis befand und ein durchgehend äußerst finsteres Herz hatte. Schließlich waren die Schlüsselmomente für sein eigenes Herz im Grunde genommen durchweg nur negativen Urspungs gewesen. Womit man auch bei der Geburt der absoluten Finsternis in ihm angekommen war. Denn erst dadurch ergab sich ein gleichmäßiger Faden, eine Schnur, welche als ultimative Erklärung seines Lebensweges gut genug fungieren konnte. - Wenn man es denn verstand, die Grundsätze seiner gewählten Entscheidungen und seines daraufhin eingeschlagenen Weges ohne Widerkehr...
"Ich verstehe... Die Angst ist das dominierende Gefühl in deinem Herzen. Sie beschützt dich gleichermaßen, wie sie dich auch verunsichert. Doch sie lässt es nicht zu, das die Finsternis in deinem Herzen sprießen kann, selbst wenn sie bereits gekeimt sein könnte. Doch ironischerweise hindert sie dich auch daran, Liebe und Wärme zu verspüren..." Sein analytischer Charakter bezog Stellung. Nur anhand ihrer Bestätigung erstellte sein Verstand ein verständliches Bild einer Cassandra, deren Zweifel bedingt durch Angst und bitterer Erfahrung verhinderten, dass sie sich entwickeln konnte. Dieser Schleier lastete auf ihr und doch akzeptierte sie ihn, machte ihn gar zu einem Teil von ihr. Dies wiederum zeigte, das sie sich sehr wohl entwickelte. - Denn sie bestimmte selbst, welchen Weg sie ging. Eine Eigenschaft, über die nicht viele wirklich verfügen konnten.
Die junge Alshaytan wählte ihren Weg. Sie deutete auf die Schatztruhe, ein waghalsiges Unterfangen, wenn man doch bedachte, das es vielleicht eine Falle sein könnte, den offensichtlichsten Weg zu wählen. Betrachtete man den Blickwinkel jedoch etwas Anders, dann könnte man auch zu dem Schluss kommen, das es sich hierbei um eine doppelte Falle handeln könnte. Was wäre, wenn die Wahl aus Totenkopf und Schatztruhe selbst nur ein Test war. Dann wäre die offensichtliche Wahl natürlich der Totenkopf, weil jeder im ersten Moment davon ausgehen würde, das es sich bei der Schatztruhe um eine Falle handeln würde. Doch was wäre, wenn der Erbauer eben genau dies gedacht hatte und deswegen die SChatztruhe auf den wirklich richtigen Weg hindeuten würde? Dann wäre es nun keine Chance mehr von 50 Prozent, hier den richtigen Weg gewählt zu haben, sondern sogar von 75 Prozent. Es war beeindruckend, das Cassandra fast schon automatisch den richtigen Weg erkannte, obwohl sie vermutlich nicht einmal genauer über diese hypothetische Variabilität nachgedacht hatte. Der Weg, den sie wählten, war jedenfalls der Richtige. Denn kaum hatten sie den Weg der Schatztruhe gewählt, pressten sich die Wände des Weges des Totenkopfes ineinander und zerstörten so den Weg. Hätten sie diesen Weg gewählt, wäre das ihr sicherer Tod gewesen. Doch ganz so freundlich war der Ruinenerbauer wohl doch nicht. Denn kaum war der eine Weg gänzlich zerstört, aktivierte sich ein versteckter Mechanismus und zog seine Steinmauer hinter Cassandra hoch. Der Rückweg wurde dadurch blockiert, Flucht nach Vorne war nun die einzig wirkliche Alternative. "Teh. Sieht so aus, als wären wir eingeschlossen..." Auch wenn Tartaros diesen Fakt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen hinnahm, erübrigte sich für ihn jeder weitere Gedanke, den ihm war klar, dass Cassandra sich alles andere als darüber freuen würde, nun so zwanghaft mit ihm allein zu sein. Darüberhinaus war dieser Gang ja auch noch so stockfinster. Nicht gerade eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Tartaros jedoch war das völlig egal, schlussendlich konnte ihn nur selten wirklich etwas überraschen.
"Nein. Mein Herz hat sich in ein schwarzes Loch verwandelt. Oder in einen Friedhof. Wenn du Metaphern lieber magst." Antwortete er auf ihre Feststellung, selbst wenn sie mit ihrer Annahme doch schon sehr nah am Ziel war. Ohne große Umschweife und völlig unbeeindruckt von der eben eingetretenen Überraschung der Ruinen setzte er seinen Weg weiter fort. "Ich habe jemanden geliebt. Ehrlich, warhaftig und von ganzem Herzen. Ich bildete mir ein, dass diese Liebe auch für mich gelten würde, doch letztendlich war es nur eine Illusion. Mein ganzen Leben lang habe ich niemals soetwas wie wahrhaftige Liebe verspüren dürfen. Nicht von meiner Mutter, nicht von meinem leiblichen Vater, nicht von meinem Bruder und schon gar nicht von dieser Illusion. Wenn du immer nur eine Enttäuschung erlebst, verletzt wirst und leidest, wenn du sehr viel Zeit in Einsamkeit verbringt und merkst, das deine Existenz keinen Sinn macht und auf dieser Welt eigentlich kein Platz für dich ist, dann veränderst du dich. Die Finsternis keimt in deinem Herzen. So wie es bei mir der Fall war." Er wählte seine Worte weise, erzählte Cassandra ein paar interessante Informationen, selbst wenn sie es ihm nicht gleichtat und nur sehr rar wirklich über sich sprach. Aber das war ihm egal, es bestätigte nur seinen Grundgedanken, das soetwas wie Vertrauen eben einfach nicht existiert.
"Ich verlor die Liebe von jetzt auf gleich, in einem völlig unerwarteten Moment. Obwohl Sekunden zuvor noch alles in Ordnung war. Wie aus dem nichts wurde ich verlassen, zeigte man mir, das diese Liebe nichts Wert war, das ich sie mir nur eingebildet hatte. Man zeigte mir, das ich nur einer Illusion verfallen war. Ich war so glücklich, das erste Mal in meinem Leben etwas Positives verspüren zu dürfen. Doch dann... wurde es mir wieder geraubt. Wie schon meine Kindheit, eine Unbekümmertheit und alles Andere auch. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Hoffnung. Schließlich liebte ich sie wirklich, die Illusion, die auf den Namen Ronja Tarcross hört..." Als Tartaros dieses Thema zurück in sein Gedächtnis holte, intensivierte sich der Hass bedingt aus dem Stachel tief in seinem Herzen sitzend und der Zorn stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Schlussendlich hatte sie mit dem Beenden ihrer Beziehung den letzten Stein ins Rollen gebracht, der nötig war, um den Keim der Finsternis in Tartaors' Herzen endgültig sprießen zu lassen. "Verstehst du mich nun? Vertrauen, Hoffnung, Liebe. Was ist das alles schon? Es ist nichts, es ist nur eine Illusion! Es gibt sie nicht, sie existieren nicht! Wer auf etwas vertraut, wer auf etwas hofft oder wer etwas liebt, der hat sich schon aufgegeben. Sieh es ein, die grausame Wirklichkeit ist nicht aufzuhalten. Deshalb werde ich eine Welt erschaffen, in der es all diese Gefühle nicht gibt. In dem niemand so armselig sein muss, auch nur daran zu denken, solche Gefühle zu empfinden. Ich werde sie alle verbinden. Gemeinsamkeit durch den grenzenlosen Hass! Wir alle werden vereint sein durch die Finsternis, die sowieso schon in unseren Herzen schlummert!"
Als Tartaros sich zu ihr umdrehte, waren seine Augen fanatisch weit aufgerissen. Er sprach mit einer solchen Überzeugungskraft, man konnte ihm anmerken, dass er das, was er da sprach, auch wirklich ernst meinte. Taten hatte er dafür ja schon sprechen lassen, darüber wurde Cassandra ja bereits Zeugin, als sie sah, wie er einfach so Menschen ermordet hatte. Erkannte sie nun, wie sehr er sich wirklich verändert hatte? Der Stachel, für den Ronja in seinem Herzen gesorgt hatte, bohrte sich bei diesem Thema nur noch weiter in dieses hinein und zerstörte es nur noch weiter. Aber es sorgte auch dafür, dass die Tartaros' Gedanken wieder einmal mehr in seinem Kopf schimmerten. So begann er urplötzlich zu lächeln, selbst wenn seine fanatisch aufgerissenen Augen und sein charakteristisches Starren weiterhin deutlich zu erkennen waren. War Tartaros letztendlich doch ein Marionettenspieler, ein Taktiker, ein gewiefter Fuchs, konnte er sich in diesem Moment nun dann doch einen kleinen Spaß erlauben. "Deine Fragen haben Sinn und Zweck. Du agierst clever. Doch fürt cleverness oftmals auch zu Waghalsigkeit, die manchmal auch nach hinten losgehen könnte."
Am Ende des Ganges der Schatztruhe erwartete sie eine riesengroße Kammer mit einem Sarkophag darin. Am anderen Ende der Kammer waren weitere Eingänge zu erkennen, auch wieder welche, die kleine Bildnisse über dem Eingang hatten. Als sie angekommen waren und diese Kammer betraten, war es nun an Tartaros, der sich seinen kleinen Spaß nicht verkniff. Schließlich konnte man bei ihm nie wissen, ob es nun Spaß sein würde, oder nicht doch vielleicht sogar bitterer Ernst? "Wurdest du in deinem Leben schon einmal geküsst? Oder bist du darauf vorbereitet, vielleicht irgendwann sogar geküsst zu werden? Vielleicht sogar von einer Person, von der du es nicht erwarten würdest? ..." Es wurde erst dann wirklich interessant, wenn Tartaros ein wenig von seinem verschalgenen und analytischen Selbst dazu verwenden konnte, Unsicherheit zu erzeugen. Schließlich konnte er jetzt sogar etwas direkt auf die Probe stellen: Wie stand es wirklich um Cassandras ausgesprochenes Vertrauen zu ihm? Würde sie diese Frage verunsichern und ihr den Gedanken in den Kopf jagen, das Tartaros soetwas in der Art mit ihr vorhaben könnte oder würde sie ihm vielleicht sogar dahingehend vertrauen, so wie sie es sagte mit dem Gedanken, das sie sich keinerlei Sorgen machen müsste? Gerade dieses Spielchen war für Tartaros ein wirklich sehr interessantes Unterfangen zu erkennen, in wie weit Wahrheit und Lüge wirklich miteinander verbunden oder voneinander getrennt waren...
Es entstand keine jener unangenehmen Gesprächspausen, die im Umgang mit Cassandra eigentlich an der Tagesordnung waren. Das lag zugegeben nicht im Geringsten an ihr. Die junge Frau schwieg, ließ Nero erzählen. Je länger er sprach, und desto weniger sie selbst sprechen musste, desto besser war es. Ohnehin brauchte sie einen Moment um ihre Gedanken zu sortieren. So langsam entblößten sich jene Puzzlestücke, die ihr noch gefehlt hatten, um Neros Werdegang zu erklären. Ein schönes Leben schien er bislang nicht gehabt zu haben. In jedem Fall hatte er es nicht so empfunden. Das war natürlich bemitleidenswert, erklärte in ihren Augen jedoch nicht alles. Mit möglichst ruhigen, erzwungen ruhigen, Schritten folgte sie Nero tiefer in die Ruine. Ein Rummsen ließ darauf schließen, dass im anderen Gang etwas gegeneinander prallte. Cassandra entließ langsam den letzten Atemzug, den sie unwillkürlich angehalten hatte. Vermutlich sollte sie eigentlich voll und ganz dabei sein die Gänge auf Fallen zu untersuchen, aber erstens ging Nero vor ihr und blockierte damit das Sichtfeld, zweitens gab es viele Dinge, über die sie nachdenken musste. Nero hatte eine schlechte Kindheit gehabt und...es knallte hinter den beiden. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um festzustellen, dass der Weg zurück sich verschlossen hatte, auch wenn sie nach hinten linste. Der Luftzug, der ihre Haare nach vorne bewegt hatte, machte das mehr als klar. Nun, das Gute an der Situation war vermutlich, dass es noch einen anderen Ausgang geben musste. Und im Zweifel kam sie früher oder später sicher auch durch so eine Wand durch. Das schlechte war...
Cassandra richtete den Blick wieder nach vorne. Ja. Noch immer schwieg sie, hörte statt zu sprechen schlicht nur zu, während es noch ein ganzes Stück tiefer hinein ging. Das Licht der Laterne warf flackernde Schatten an die Wände. Noch öffnete sich der Gang nicht, ganz im Gegensatz zu Nero, der zumindest dem Anschein nach alles offen legte, was ihn so umtrieb. Gut, also. Diese Ronja Tarcross war irgendwann einmal Neros Freundin gewesen. Das hatte ihm eine Art Hoffnungsschimmer beschert, an den er sich geklammert hatte. Und irgendwann später war sie...gestorben? Gegangen? Eins von beidem. In jedem Fall war die Beziehung unglücklich geendet. Und das wiederum hatte Nero dazu veranlasst absolut alles aufzugeben. In Cassandras Verstand klickte ein Puzzlestück, das mit "unglückliche Beziehung" beschriftet war, an seinen Platz im Gesamtbild. Der Fall war reichlich klar. Nero war wahnsinnig geworden. Wäre er eine Tür, er wäre nicht einmal mehr mit dem Rahmen verbunden. Gut, das war geklärt. Innerlich schob Cassandra das Puzzle beiseite. Die Frage war, was konnte man jetzt noch tun? Für ihn. Nicht gegen ihn. Sie war keine Person, die etwas wie Rache oder Präventivschläge für richtig hielt. Auch wenn er natürlich bereits Personen getötet hatte... Unwillkürlich machte Cassandra einen Schritt zurück, als Nero sich umwandte und sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, während er weiter monologisierte. Nein, so verhielt sich niemand, der noch gänzlich klar war. Hinter ihm öffnete sich jedoch der Gang, gab den Blick auf einen Sarkophag frei. Und, wichtiger, auf mehr Gänge. Einer davon war bestimmt der Ausgang. Nun musste sie nur noch herausfinden welcher es war. Die meergrünen Augen Cassandras richteten sich wieder auf Nero. Leicht ging der Kopf in eine verwunderte Schieflage. Cleverness? Ihr Gegenüber überschätzte wohl ihre Planungsfähigkeit. "Nein. Eigentlich versuche ich nur zu verstehen." Cassandra machte einen Schritt weg von Nero, löste im Gehen ihre Feldflasche vom Gürtel. Der Schluck Wasser war jedoch vor allem ein Vorwand um sich einen Finger zu benetzen. "Das erklärt zumindest, warum dich solche Themen derart interessieren." Die Schritte trugen sie weiter am Rande des Raums entlang. Ein Gang, markiert mit einer Feder, machte sich am Finger mit ganz sanfter, zusätzlicher Kälte bemerkbar. Ein Luftzug. Wo ein Luftzug war, war vermutlich auch ein Ausgang. Kurz betrachtete sich Cassandra den Boden. Sand war hier nicht wirklich, wohl aber leichter Steinstaub. Das Gebäude war nun einmal schon wirklich alt. Bewegungen im Boden hatten den Wänden und Decken wohl minimal zugesetzt. Es würde reichen. "Ich lasse mich nicht ohne meine Einwilligung küssen. Was ist in dem Sarkophag?" Standpunkt klar gemacht, Themenwechsel eingeleitet.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.