Ortsname: Nates Zimmer Art: Wohnung Spezielles: --- Beschreibung: Das Zimmer ist eine Ode an die Einfachheit. Jeder Blick enthüllt eine Atmosphäre von Leere und Minimalismus, die kahlen Wände sind in einem dezenten Weiß gestrichen, das dem Raum eine gewisse Weite verleiht. Das schmale Bett steht an einer Wand, eine Kommode unweit daneben. Gegenüber ist ein kleines Regal platziert, der niedriger Tisch mit Sitzkissen mitten im Raum, in einer Ecke sammeln sich einige fertige und unfertig genähte Plushies.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Zuletzt von Nate am Fr 1 Dez 2023 - 18:08 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Questbeginn: [C-Rang] Nightmare on Oak Street featuring @Nate & Lucien
01 | Outfit
Nein, nein, abermals nein. Ein frustriertes Knurren polterte in der Kehle des Schwarzhaarigen, dessen Stirn gegen das kalte Glas seines Spiegels fiel während ein weiteres Outfit lieblos in der Ecke seines Zimmers landete. Wie kleidete man sich für ein belangloses Treffen mit einem Freund? In einem Anzug fühlte er sich zu overdressed, was, wenn Nate einfach nur herumsitzen und reden wollte? Doch was, wenn er ausgehen wollte? Dann wäre es ein Unding, ihn in gewöhnlicher Alltagskleidung zu begleiten. Egal, was der junge Mann ausprobierte, nichts stellte ihn zufrieden. Der Haufen abgelehnter Optionen wuchs und wuchs, das nächste Jackett war bereits auf dem Weg dorthin. Es war zum Haareraufen! Wo war der familieneigene Style-Berater, wenn man ihn brauchte? Letztendlich war es ein schlichtes, schwarzes Hemd, dessen obere Knöpfe er offen gelassen hatte, gesteckt in eine gleichfarbige Jeans und ein simpler Gürtel sowie Schnürboots, in denen Lucien vor der Tür seines Zimmernachbarn stand. Das lange Haar war zu einem losen Pferdeschwanz zusammengebunden, aus dem sich bereits die ersten Strähnen gelöst hatten, denn auf das Gel, um sie an Ort und Stelle zu halten, hatte er verzichtet. Drei kurze Klopfer kündeten seine Gegenwart an. Sein Gesichtsausdruck war entspannt wie eh und je, auch, wenn in seinem Inneren Chaos herrschte. Das hier war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen, dass er dem Blondschopf gegenüber trat. Viel zu viele Dinge waren ihm seitdem durch den Kopf gegangen, angefangen damit, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er sich ihm gegenüber am besten verhielt bishin zu dem Überfluss an positiven Gefühlen, die ihn nun plagten. Am liebsten würde er sie ordentlich zusammenlegen und in einen Aktenkoffer packen und dort einschließen, denn er wusste nicht, was er mit ihnen anfangen sollte. So glücklich fühlte er sich nicht einmal, wenn sein Taschengeld frisch auf seinem Konto landete oder die Preise seiner Aktien nach oben schossen. In all den Jahren, in denen er von seinem besten Freund getrennt gewesen war, hatte er vollkommen vergessen, wieso er eigentlich so sehr an ihm geklebt hatte. Er war einfach tolle Gesellschaft, auf die er nur ungern verzichtete. Genau aus diesem Grund wurde auch aus dem simplen Lächeln, das er stets aus Gewohnheit auf seinen Lippen trug, schlagartig ein Ausdruck aufrichtiger Freude, als man ihm die Tür öffnete. Seine Hand schnellte nach oben, winkte dem Blondschopf leicht entgegen. "Hallo Nate!" Aus reiner Gewohnheit wanderten seine Hände an seinen Hals, um die Krawatte dort zu richten, etwas, das er immer tat, wenn er nervös war. Heute trug er jedoch keine, sodass seine Finger ins Leere griffen. Einen verwirrten Blinzler später richteten sie stattdessen den Kragen, um nicht vollkommen fehl am Platz zu wirken. "Ich wollte einfach mal vorbei schauen ... Störe ich? Darf ich reinkommen?" So zahm war der Ashworth wirklich nur selten, in der Regel hätte er sich, nachdem die Tür entriegelt worden war, schon längst einfach Zutritt verschaffen, doch bei diesen Leuten war es ihm stets egal gewesen, ob er sie mit seinem Verhalten letztendlich vergraulte oder nicht. Bei Nate war das etwas anderes ... "Ich dachte wir könnten womöglich ein wenig Zeit zusammen verbringen. Außerdem würde mich interessieren, ob dein Herd weiterhin so funktioniert, wie er soll?"
Schon in den frühen Morgenstunden war der Blondschopf eifrig in der Kochnische zugange. Seine Hände schälten behutsam saftige Orangen, schnitten reife Bananen in dünne Scheibchen und zerteilten frische Beeren zu einer bunten Mischung. Daneben wartete eine Schüssel mit cremigen Quark, mit einem Hauch Honig versetzt, den er mit einem Löffel glattstrich. Momentan war sein Kühlschrank gut gefüllt, da ihm eine ältere Dame zum Dank einen Haufen Obst und Früchte geschenkt hatte; manchmal lohnte es sich einfach Hilfe anzubieten. Natürlich erwartete er keinerlei Gegenleistung, konnte es sich jedoch nicht leisten, angebotene Nahrung abzulehnen. Mit flinken Bewegungen vermengte er den Quark und die gesunden Leckereien zu einer köstlichen Masse und stellte die wertvollen Inhalt in den Kühlschrank. Erstmal duschen! Nate hatte eine ganz besondere Morgenroutine entwickelt, die für ihn mehr bedeutete, als nur Körperhygiene zu betreiben. Sie diente dazu, die Ängste der vergangenen Nacht abzuwaschen, die sich oft wie Schatten in den Winkeln seines Geistes verfingen. Mit geschlossenen Augen sammelte er die Gedanken und Sorgen, die im Dunkeln aufgetaucht waren, und ließ sie durch das fließende Wasser in den Abfluss verschwinden. Die Vorstellung gab ihm eine gewisse Gelassenheit, eine Möglichkeit, einen klaren Schnitt zwischen der Nacht und dem neuen Tag zu machen. Aus welchen Gründen auch immer, kam er seit einer Weile kaum mit Dunkelheit klar, selbst das künstliche Nachtlicht half nur bedingt. Als er das Ritual beendete, öffnete er wieder die Augen, trat vor den Spiegel und betrachtete sich. Ein ruhiger Blick, beinahe befreit. Zufrieden trocknete er sich ab und trat mit einem Handtuch um den Hüften aus dem dampfenden Badezimmer. Vor seiner Kommode blieb er stehen und ließ das Grün über die verschiedenen Optionen schweifen. Er liebte es, sich bequem zu kleiden, also war die Auswahl gar nicht so schwer. Seine Finger hoben die Stoffe der Kapuzenpullover, die Aufmerksamkeit blieb an einem Orangenen hängen, den er gleich herausnahm und über den Kopf zog. Dann wanderte sein Blick zu den Hosen, auch hierbei war die Entscheidung einfach zu treffen. Eine schlichte Schwarze, die er ebenso geschwind anzog, nachdem eine Boxershorts den Weg auf seine Hüften fand. Dazu weiße Socken, und nun konnte sich Nate endlich dem vorbereiteten Frühstück widmen! Doch noch bevor er den Kühlschrank erreichen konnte, hörte er ein unerwartetes Klopfen an der Zimmertür. Verwundert über diese Störung unterbrach er seine kulinarischen Träumereien und eilte mit wenigen Schritten zum Eingang. Der Blondschopf zögerte. Was, wenn das jemand war, der einen Auftrag bereithielt und ein braves Hündchen benötigte? Er ließ die Hand sinken und seufzte stumm. Er konnte sich nicht ewig drücken, sonst würde er schon bald auf der Straße landen. Zu Recht. Irgendwie fühlte er sich gerade wie ein nutzloser Parasit, der den Raum unerlaubt besetzte. Das musste unbedingt aufhören. Unsicher öffnete er die Tür und wurde sofort von Erleichterung durchflutet, als Luce dastand und strahlend grüßte. Prompt stiegen Tränen auf und verwandelten die großen, grünen Augen in einen See. “Luce!” Wie peinlich konnte man sein? JA. “G-guten Morgen.” Er wischte sich hastig über die Augen und schenkte ihm ebenfalls ein offenes Lächeln. Ehe der Größere fragen konnte, was los war und sich wieder unnötig Sorgen machte, setzte Nate zur Erklärung an. “Ich, ähm … ich habe befürchtet, dass jemand wegen eines Auftrages klopft.”, gestand er und machte den Türrahmen frei, damit der andere eintreten konnte. “Nein, du störst natürlich nicht, komm gerne rein.” Mann, sobald seine Gefühlswelt von null auf hundert sprang, fühlte er sich wie mit viel zu viel Koffein im Blut. Gerade noch war er die Ruhe selbst, aber wenn jemand von der Außenwelt etwas von ihm wollte, war der Chill vorbei. Das war nicht immer schlecht, Luce war irgendwie ein angenehmes Aufputschmittel. “Uhm, was hast du denn vor?” Hinter ihm schloss er die Tür und deutete auf eines der Sitzkissen am Tisch, er selbst nahm den Weg in die Kochnische und holte schließlich die Schüssel aus der Kühlung sowie einen Löffel aus einer Schublade. Er setzte sich dem Ashworth gegenüber und begann den Quark zu löffeln. “Oh, hattest du schon Frühstück? Wenn nicht … hole ich noch einen Löffel und wir können uns das hier teilen.” Bei der Erwähnung des Herds, nickte er begeistert. “Ja, der funktioniert einwandfrei! Danke nochmal, du warst wirklich meine Rettung!", meinte Nate sehr glücklich und behielt das Lächeln auf den Lippen.
Seinen eigenen Spitznamen aus Nates Mund zu hören war ein wenig wie Musik für die Ohren des Ashworths. Es brachte etwas Vertrautes mit sich, denn der Blonde war neben seiner Schwester der Einzige, der ihn nicht bei seinem vollen Namen rief. Etwas, das ihn an sich nicht störte, doch die Abwechslung war äußerst willkommen. Was seine Freude jedoch ein wenig dämpfte waren die feuchten Augen, die ihm entgegen blickten. Hatte er etwa einen schlechten Zeitpunkt erwischt? Womöglich hätte er sein Kommen zuvor schriftlich ankündigen sollen. Bevor er dazu kam, nachzuhaken, bekam er seine Frage bereits beantwortet. Vermutlich waren ihm seine Gedanken mitten ins Gesicht geschrieben. "Keine Sorge, das war nicht mein Plan", entgegnete er, während er die Hand anhob, um sie in dem noch leicht feuchten Haar seines Gegenübers zu versenken und es ordentlich durchzuwuscheln. Ganz stimmten seine Worte allerdings nicht, er hatte sich als Notfall-Plan, falls sie nicht wussten, was sie tun sollten, überlegt, womöglich eine einfache Quest zu erledigen. Wenn der Felton darauf keine Lust hatte, war das vollkommen okay, doch es wunderte den Schwarzhaarigen, dass er so stark auf die Aussicht auf einen Auftrag reagierte. Diesen Gedanken behielt er jedoch vorerst für sich, erst einmal nahm er die Einladung, hereinzukommen, an. Er nahm seine Hand wieder zu sich, trat an dem Kleineren vorbei in die Wohnung. Die Schuhe zog er selbstverständlich aus und ließ sie neben dem Eingang stehen. Aufmerksam wanderte sein Blick durch den kleinen Raum, der wohl mehrere Zimmer in einem vereinte. Es gab einige Dinge zu kommentieren, wo sollte er überhaupt anfangen? "Dein Bett ist so klein, wie kannst du da überhaupt gemütlich drin schlafen?" Da musste man ja aufpassen, nicht im Schlaf herunterzufallen. Nun, zumindest Lucien musste das, denn sein Schlaf war oft so unruhig, dass er hin und wieder sogar quer oder horizontal zu seiner Einschlafposition erwachte. Die Seelenspiegel wanderten weiter zu einem kleinen Haufen Plüschtieren. Süß. Irgendwie passte es viel zu gut zu dem Felton, dass er für diese eine Vorliebe hatte. Ein Lächeln konnte der Schwarzhaarige einfach nicht verhindern. Dass sie allerdings allesamt selbstgenäht waren, das erkannte er nicht. Dafür hatte er einfach zu wenig Ahnung davon. "Sind das alles deine?" Dann waren da noch zwei Regale, die kleine Küche und ... naja, der Tisch, zu dem Nate gerade nickte. Die unauffällige Tür in einer Ecke führte vermutlich ins Bad. Er war selbst kein großer Inneneinrichter, trotzdem fiel ihm auf, dass die Einrichtung ziemlich ... karg war. Irgendwie hatte er bei seinem besten Freund mit mehr Deko gerechnet. "Du lebst ziemlich ... bescheiden, was?" Gemütlich trudelte er an dem Tisch ein, ließ sich auf eins der Kissen fallen, während seine Seelenspiegel das Blondchen beobachteten. Nach einem kurzen Abstecher an den Kühlschrank gesellte dieser sich schließlich zu ihm. Sofort schielten die goldenen Augen neugierig in die Schüssel, die er mitgebracht hatte. "Was ich vorhabe?", wiederholte er, um ein wenig Zeit zu schinden. Er hatte zwar einen Plan B gehabt, sein Plan A war jedoch gewesen, dass Nate irgendeine Idee hatte. Seine Alternative hatte sich bereits erledigt und auch die erste Option löste sich gerade in Luft auf. Was jetzt? Oh, ja, natürlich, Frühstück war eine gute Idee! Mit der Nahrungsaufnahme hatte es der Ashworth nicht so, er achtete zwar penibel darauf, was er aß und dass es nicht zu viel war, was jedoch oft links liegen gelassen wurde war das 'genug'. Nicht selten vergaß er Mahlzeiten einfach - so wie auch heute. Viel zu sehr war er auf seine Outfit-Auswahl fokussiert gewesen. Wenn er nun aber etwas angeboten bekam, sagte er selbstverständlich nicht nein - schon gar nicht, wenn es von Nate zubereitet worden war. "Bleib ruhig sitzen." Er packte sein Kissen an einem Zipfel und rutschte damit an die Seite seines Freundes. "Hast du Magerquark benutzt? Und ist da zusätzlicher Zucker drin?" Die Antwort hatte keinen Einfluss darauf, ob er es aß, sondern nur darauf, wie viel er davon zu sich nahm. Das Besteck pflückte er sich einfach aus Nates Hand - war doch egal, ob er diesen vorher schon benutzt hatte. "Danke, dass du mit mir teilst." Ein kurzes, höfliches Nicken später landete auch schon der erste Löffel in seinem Mund, die nächsten ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Kauen wurde dabei überbewertet. Wie erwartet schmeckte es einfach wunderbar! "Sehr gut, hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Für dich mache ich das gerne." Nur für ihn. Jeder Andere konnte ruhig ordentlich blechen, wenn Lucien den Handwerker spielen sollte. Die Freude in Nates Gesicht war für ihn bereits Bezahlung genug, sorgte sogar dafür, dass er sich kurz abwenden musste, um durchzuschnaufen. "Wenn nochmal etwas kaputt geht, dann komm gerne zu mir." Sein Blick fiel hinab auf den Löffel, den er immer noch zwischen den Fingern hielt. Einmal drehte er ihn um die eigene Achse, ehe er wieder im Quark abtauchte und daraufhin dem Felton entgegen gehalten wurde. "Mund auf." Der Plan war schließlich, sich die Mahlzeit zu teilen. Selbst, wenn der Blonde versuchen würde, abzulehnen, würde Lucien einfach den Moment, in dem er zum Sprechen ansetzte, nutzen, um ihm seinen Anteil in den Mund zu stopfen. Der Grund für die Anwesenheit des Ashworth war jedoch nicht, seinen Freund zu füttern, das war wohl klar. Einen wirklichen Plan, was sie in dem viel zu leeren Zimmer tun konnten, hatte er aber auch weiterhin nicht. "Lass uns doch einfach ein wenig reden", schlug er schließlich vor. Es gab sowieso noch etwas, das er gerne ansprechen wollte. "Du könntest mir zum Beispiel erzählen, wieso dich so davor fürchtest, Quests zu erledigen." Sein sonst so lockerer Tonfall wurde ernster. Ob es womöglich irgendwie damit zusammenhing, dass die Leute glaubten, er wäre unfähig?
Nate kniff die Augen zusammen, sobald Luce die Hand in seinen Haaren versenkte und entspannte sich langsam. Er genoss die Berührung, auch wenn die Bewegung eher ruppig war, kostete den kurzen Moment der Zuneigung voll und ganz aus, indem sein Kopf katzengleich gegen die Handfläche drückte. Zurzeit war er schmerzhaften Körperkontakt gewohnt, weshalb diese Geste eine willkommene Abwechslung war. "Uhm, okay." Mit einem Hauch Wehmut in der Stimme trat er zur Seite, das angenehme Gefühl bereits vermissend. Es war, als würde er einen guten Freund verabschieden, den er so schnell nicht wiedersah. Während Luce das Zimmer betrat und alles neugierig betrachtete, fühlte sich Nate dann irgendwie unbehaglich, es schien, als ob er jeden Winkel mit intensivem Interesse erkundete. Die Art, wie sein Blick über die Möbel und die persönlichen Gegenstände glitt, vermittelte dem Blondschopf ein seltsames Gefühl der Unruhe, immerhin war das hier sein heiliger Rückzugsort. "Naja … ich brauche nicht viel Platz, die Größe ist für mich völlig ausreichend." Die Nächte verbrachte er sowieso häufig halb wach, deswegen kamen unbequeme Liegepositionen oder ein Fall über den Bettrand gar nicht erst zustande. Außerdem blieb auch der nächtliche Besuch aus und er musste sich mit niemandem den Platz teilen. Generell besaß er keine gemütlichen Sitzgelegenheiten, wenn mal jemand vorbeikam, musste er eben mit einem Kissen vorliebnehmen. Beim Entdecken der selbst gehäkelten Plüschtiere stieg Nate heftige Hitze ins Gesicht, Wangen und Ohren verwandelten sich in ein flammendes Rot. Sein Herz stolperte und er versuchte, die richtigen Worte zu finden, um die unerwartete Situation zu erklären. Die geballte Verlegenheit schlug wie eine gewaltige Welle über ihm zusammen. “Ähm …” Hier ein Ladesymbol einfügen. “Ja, also …” Nervös strich er die zu kurzen Haarspitzen hinter das Ohr, die gleich wieder nach vorn fielen. “Das sind, äh … die häkel ich in meiner Freizeit, ja.” Die Worte klangen holprig und unsicher, er vermied es, Luce direkt anzusehen, weil er wusste, dass sein Kopf sonst explodieren würde. Die winzigen Kreaturen stammen aus unzähligen Stunden intensiver Arbeit und waren eigentlich nie dazu gedacht, von Bekannten gesehen zu werden. Als der Blick des Ashworth weiter wanderte, schnappte der Felton nach Luft und atmete hörbar aus. Mann, war das alles wieder aufregend. Und peinlich. “… Ich brauche nicht viel zum Leben.” Teilweise Wahrheit, teilweise Lüge. Natürlich würde er sein Eigenheim voll gerne deutlich gemütlicher einrichten, aber dafür hatte er schlicht und ergreifend das Geld nicht. Allgemein wäre das Leben wahrscheinlich ganz anders verlaufen, stünde ihm genug Geld zur Verfügung. “Mhm.”, machte Nate mit einer ordentlichen Schaufel Quark im Mund und wartete gespannt auf die Offenbarung des Tagesplans. Er seufzte erleichtert, als die Frische seinem hitzigen Kopf langsam wieder gesunde Farbe brachte und sein Körper herunterfahren konnte … der Zustand hielt allerdings nicht lange, denn Luce rutschte samt Kissen näher, um die süße Speise genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch wenn die beiden nur befreundet waren, ließ die unmittelbare Nähe zueinander ein Kribbeln im Nacken entstehen, das gemächlich den Rücken hinabstieg. Erneut kehrte die Röte zurück, als der Löffel mit einer Ladung Quark aus seinen Fingern verschwand und ohne Zögern die fremde Zunge berührte. Perplex, starrte der Blondschopf seinen Kumpel für einen Augenblick an, ehe die Worte zurückkamen. “J-ja, Magerquark. … Ich habe ein bisschen Honig beigemischt.” Warum zur Hölle war er nur so aufgewühlt? Das war kein Kuss. Wieso dachte er überhaupt an einen Kuss, sowas bescheuertes. “Kein Ding.”, schoss es aus ihm heraus, während das Hirn verrückt spielte. “H-huh?! Nee, lass mal.” Nate ließ sich doch nicht füttern, er war schließlich kein Kind mehr. So weit kam es noch. Wie Luce zuvor, pflückte er den Löffel aus seinen Fingern und schob sich selbst den Quark in den Mund. Daraufhin drehte er den Spieß um und hielt ihm den nächsten beladenen Löffel entgegen, streckte spielerisch Zunge heraus. Hach, dieser Tag hätte so schön werden können, aber dann sprach der Schwarzhaarige doch das Unvermeidliche an. Der Felton ließ das Metall nachdenklich zwischen seinen Händen wandern und hielt für einen Moment inne. “Ich hab’s so satt, wie ein Fußabtreter behandelt zu werden.”, meinte er irgendwann und schluckte hart. Eigentlich war damit alles gesagt.
Der Blick des Ashworth schoss blitzschnell zur Decke, als er den leichten Gegendruck in seiner Handfläche spürte. Wie ein vernachlässigtes Tier schmiegte sich Nate gegen seine Hand und zwang ihn so zu dem nutzlosen Versuch, seine Verlegenheit zu verbergen. Das war niedlich, einfach zu niedlich. Sein Herz machte einen Satz, verlangte dass er weiter machte, doch das ging nicht. Sie konnten nicht hier zwischen Tür und Angel stehenbleiben und außerdem wollte Lucien die Situation nicht merkwürdig werden lassen, indem er seine Finger zu lange im Haar seines besten Freundes ruhen ließ. Genau das tat er vermutlich sowieso schon. Ablenkung musste her, und zwar dringend. Glücklicherweise fand er diese zu Genüge im Zimmer des Feltons. Da war das Bett und auch der Mangel an Deko und Persönlichkeit des Zimmers war etwas, das er ansprach. Letztendlich blieb der Fokus jedoch an den niedlichen, kleinen Kuscheltieren hängen. Damit schien der Gunner ungewollt einen wunden Punkt erwischt zu haben. Einmal mehr stolperte das Blondchen über seine Worte, versuchte verzweifelt, sich zu rechtfertigen. Dabei hegte Lucien keinen verurteilenden Gedanken, nicht einen einzigen. "Krass, du hast die selbst gemacht?!", platzte es aus ihm heraus, für einen Moment entglitt ihm die Kontrolle über die Lautstärke, in der er sprach. "Das ist sowas von putzig!" Und es passte viel zu gut zu dem Kleineren. Wie er abends auf dem Bett saß und mit klackenden Nadeln die süßesten, kuscheligsten Kreaturen erschuf, war nicht schwer vorzustellen. "Kannst du mir auch eins häkeln?? Hmmm ... wie wäre es mit einer Katze? Du musst mir nur sagen, wie viel das Material kostet, das erstatte ich dir selbstverständlich." Natürlich verlangte Lucien nicht, dass jemand Arbeit für ihn umsonst erledigte. Er würde schließlich auch niemals eine AW-Pistole kostenlos herausgeben. So funktionierte die Welt einfach nicht. "Was hälst du von einem Stundenlohn von 2500 Jewel? Oder lieber 3000?" Nachdenklich legte er den Kopf schief. Er wollte seinen besten Freund nur ungern unter Wert verkaufen, jedoch war ihm die Preissetzung in Sachen Kuscheltiere vollkommen fremd. "Wenn das noch zu wenig ist, tut es mir Leid. Ich kenne mich auf dem Gebiet leider nicht aus. Ich nehme gerne einen Vorschlag von dir an." Auf gar keinen Fall durfte diese Verhandlung platzen. Jetzt, wo er diese Idee im Kopf hatte, bekam er sie einfach nicht mehr los. Ein Plüschtier, handgemacht von Nate höchstpersönlich, das jeden Tag und jede Nacht neben seinem Kopfkissen sitzen durfte ... alleine der Gedanke brachte ein breites Lächeln in sein Gesicht. Natürlich würde er nicht wirklich damit kuscheln, niemals, es würde einfach nur bei ihm sein ... Genauso wie Nate nun bei ihm war, einfach an seiner Seite. Sichtbar zufrieden ließ er sich dessen Quark schmecken, während er ungläubig angestarrt und mit roten Bäckchen wurde. "Wunderbar, als hättest du beim Zubereiten an mich gedacht, Nate." Natürlich konnte der gar nicht wissen, wie viel Wert der Schwarzhaarige auf die Zutaten seiner Mahlzeiten legte. Es war einfach nur ein positiver Zufall, doch deswegen freute es ihn nicht weniger. Als er schließlich 'sein' Essen mit dem Kleineren teilen wurde, wurde seine Geste eiskalt abgelehnt. Stattdessen wurde der Löffel wieder zurückgestohlen. "Pfff..." Nein, er schmollte überhaupt nicht! Was war denn so schlimm daran, sich füttern zu lassen? Ausnahmweise verstand er tatsächlich nicht, wo das Problem lag, stellte sich nicht nur dumm. Dementsprechend zögerte er auch nicht, als der Felton den Spieß umdrehte. Wollte er ihn etwa herausfordern? So wie der ihm die Zunge herausstreckte erwartete er wohl, dass Lucien genauso verhalten reagierte. Diese Genugtuung konnte er ihm leider nicht gönnen. Er beugte sich vor, ließ den dargebotenen Löffel in seinem Mund verschwinden. Das Metall klackte leise gegen seine Zähne. Natürlich nahm er währenddessen den Blick nicht von seinem Gegenüber. Kurz kaute er, schluckte und ließ mit dem Handrücken die Reste des Frühstücks aus seinen Mundwinkeln verschwinden. "Schmeckt so sogar noch besser. Bekomme ich noch Einen?", schmunzelte er, kniff die Augen nun doch zusammen, da sein Grinsen einfach zu breit wurde. Seinetwegen hätten sie so den ganzen Tag gemeinsam verbringen können. Doch irgendwann würde die Schüssel unweigerlich leer sein und sie standen wieder vor dem selben Problem wie eben schon: Was wollten sie tun? Natürlich musste Lucien wieder darauf zu sprechen kommen, bevor sie am Ende noch in peinlichem Schweigen beisammensaßen. Dafür war die Zeit einfach zu wertvoll. "Wieso lässt du es dann zu?" Diese Frage war wohl kaum eine Überraschung, war jedoch nicht als Vorwurf gemeint. "Kannst oder willst du es nicht?" Er zog die Knie an und legte sein Kinn darauf ab, während sein besorgter Blick weiterhin auf seinem besten Freund ruhte. Noch immer würde er die Sache zu gerne selbst in die Hand nehmen, doch Nate hatte ihm bereits zu verstehen gegeben, dass er genau das nicht wollte. "Wie klingt das? Du gehst mit mir auf eine Quest und ich zeige dir im Gegenzug, wie man so richtig gute Arschtritte an Idioten verteilt?" Natürlich würde er dem Blonden auch so ein wenig Selbstverteidigung beibringen, keine Frage, doch durch einen kleinen Deal konnte er seinen Plan B womöglich doch noch in die Tat umsetzen. "Für mich wirst du nie nur ein Fußabtreter sein."
“Ja, das … das Häkeln habe ich damals von meiner Mutter gelernt.”, stammelte Nate und fuhr sich mit einer Handfläche nervös über den Nacken. Der Blick hüpfte schüchtern zu seinem Kumpel, gleich darauf woanders hin und wieder zurück. “Putzig, wirklich? Da-das freut mich, danke.” Es war seltsam. Wenn man Luce so betrachtete und ihn überhaupt nicht kannte, würde man gar nicht auf die Idee kommen, dass er sowas für putzig hält. Zuerst verspürte der Blonde in seiner Gegenwart eine ehrfürchtige, dominante Ausstrahlung, die von Selbstbewusstsein und Ernsthaftigkeit geprägt war, aber je näher er diesen Mann kennenlernte, desto mehr erkannte er, dass hinter der anfänglichen Fassade eine tiefgründige Liebenswürdigkeit steckte. Ein faszinierender Kontrast. “Äh, klar kann ich das! Das … mache ich sogar sehr gerne für dich.” Allmählich entspannte er, das rege Interesse an seinen Plushies erleichterte ihn ungemein. “Aber ich will dein Geld nicht, Luce … sieh es als Geschenk, okay?” Nate mochte den Gedanken nach wie vor nicht, dass Geld zwischen ihnen den Besitzer wechselte. Es fühlte sich weder gut noch richtig an. Auch wenn er das wirklich brauchen könnte, so tief würde er nicht sinken. “Welche Farben soll die Katze denn haben?" Er zückte Stift und Zettel. Vor sich hin lächelnd, schaute er dem Ashworth dabei zu, wie er die Süßspeise löffelte. Das Gericht war zwar kein Kunstwerk und brauchte kein Können, aber er freute sich trotzdem darüber, ihn damit zufriedenstellen zu können. “Du magst also weniger Zucker? Wird notiert.” Wenn er in Zukunft auch für seinen Kumpel Gerichte kochte und zubereitete, musste er schließlich wissen, was er mochte und was nicht. Bestimmt traf Nate früher oder später auch mal nicht seinen Geschmack, aber das gehörte eben dazu. Daraus lernte er nur. Für das gegenseitige Füttern war er jedoch nicht bereit, abgesehen davon, dass er kein Kind mehr war, war das doch normalerweise so ein … Pärchen-Ding und … Luce schien das egal zu sein, denn er ließ sich ohne Zögern füttern. Während er langsam und genüsslich den Quark vom Löffel aufnahm, lag sein Blick auf dem Blonden, dessen Kopf erneut die Farbe einer roten Tomate annahm. “Wa-” Man konnte fast dabei zusehen, wie das Rot von seinem Hals aufwärts kletterte. Der Spruch hinterher macht die Sache viel wilder. Schmeckt sogar besser?! Noch einen?! Und dann dieses Grinsen dabei! Machte er das mit Absicht?! Wollte er Nate um den Verstand bringen? War dem Dunkelhaarigen überhaupt klar, was er da tat? Der Löffel rutschte aus den Fingern und fiel laut klappernd auf die Tischplatte. “Ah. Küche. Lappen.” Wie von einer Tarantel gestochen, sprang der Kleinere hochrot auf, eilte in die Küchenzeile und riss den Wasserhahn auf. Am liebsten würde er seinen Schädel unter den Wasserstrahl halten und so abkühlen, stattdessen schnappte er nach einem Lappen und ließ ihn nass werden. Unnötigerweise, denn der Löffel war sauber leer geleckt, nichts ging daneben. Heimlich tief ein und ausatmend kehrte er zum Platz zurück und wischte energisch über die Platte. “Äh, du kannst den Rest essen, wenn du willst.”, meinte er überraschend ruhig - vielleicht kam es ihm mit den rauschenden Ohren auch nur so vor - schmiss hinterher allerdings den zerknüllten, vollgesogenen Stoff kraftvoll in die Spüle und ließ sich seufzend auf den Hintern plumpsen. Nachdem der Trubel vorbei und der Quark verputzt war, ging es wieder um blöde Themen, auf die Nate eigentlich keine Lust hatte. Aber irgendwann musste er halt mit der Sprache herausrücken und konnte sich nicht ewig in seinem Zimmer verstecken. Vor allem musste er sich um die Miete kümmern und dafür brauchte er Geld, das leider nicht einfach so zum Fenster hereinflog. “Wieso? … dir sollte doch längst aufgefallen sein, dass mir das Selbstvertrauen fehlt.” Würde er versuchen, zu protestieren, brächte man ihm bloß ein müdes Lachen entgegen. Wie eine aufgeregte Maus klang der Felton, sagte man und winkte ab. Da vermied er lieber die Blamage, verhielt sich brav und unauffällig. Nervös fummelte er am Löffel herum, tippte dann mit dem kühlen Metall immer wieder unbewusst gegen die Lippen. “Eine Quest … ?” Der überraschte Blick sprang in das Gesicht des Kumpels und blieb dort fragend kleben. Wenn er in der Gilde bleiben und Geld verdienen wollte, musste er. Und mit Luce an seiner Seite wäre das Ganze nur halb so schlimm, oder? Er würde keine hundertachtzig Grad Drehung machen und ihn doch mies behandeln, oder? Nein, das konnte sich Nate nicht vorstellen. Der Ashworth würde ihm nicht das Herz brechen. Die Unsicherheit war zum Greifen nahe, aber er fasste sich ein Herz. “O-okay.” Ein schweres Schlucken. “Was … was für einen Auftrag willst du denn machen?” Bitte sei kein Arsch.
Grübelnd legte der Schwarzhaarige den Kopf ein wenig schief. Wieso wollte Nate kein Geld? Das machte überhaupt keinen Sinn. Selbst wenn er bereits genug hatte, mehr war immer besser. In seinen Augen gab es keinen Grund, sein Angebot abzulehnen. Er mochte den Kleineren, doch manchmal verstand er nicht im geringsten, was in dessen Kopf vor sich ging. "Wieso?", fragte er dementsprechend, "Ich kann das so nicht annehmen, Nate. Ich möchte deine Mühe entlohnen. Wenn du kein Geld willst, was kann ich dir dann stattdessen bieten?" Er selbst war alles andere als handwerklich begabt, das einzige, was er in dieser Hinsicht beherrschte, war das Auseinander- und Zusammenbauen von allen möglichen Geräten. Doch das würde dem Felton kaum etwas bringen, sein Herd war schließlich bereits repariert und daran würde sich vermutlich nichts so schnell ändern. "Hmm ... schwarz?" So würde sie stets zu seiner Einrichtung passen, egal wie diese sich veränderte. Außerdem war schwarz schlichtweg die beste Farbe. "Ist nicht so, als würden mir Sachen mit Zucker nicht schmecken." Das Teufelszeug sorgte jedoch viel zu schnell dafür, dass man zunahm und zwar nicht an Muskelmasse. Hinzu kam, dass es in keinster Weise gesund war. Dementsprechend hatte er keine andere Option, als es von seiner Speisekarte zu streichen. "Aber wenn ich will, dass mein Körper so bleibt, wie er ist, darf ich ihn nicht zu mir nehmen." Sein Aussehen war ihm wichtig und dafür musste er nunmal große Abstriche zu machen. Im Gegenzug konnte er damit allerdings auch angeben. So wie jetzt, wo er sein Hemd aus der Hose zupfte und nach oben zog, um den durchtrainierten Bauch zu präsentieren. Stolz wie ein Oskar grinste er, ehe er das Oberteil wieder fallen ließ, sich nicht die Mühe machte, es zurück in die Jeans zu stecken. "Das kommt nicht von gar nichts." Natürlich war er nicht immer glücklich damit, verzichten zu müssen, es gab immer wieder Tage, an denen es ihm unfassbar schwer fiel, doch das schlechte Gewissen, wenn er zu viel von den falschen Dingen zu sich nahm war es einfach nicht wert. Seine Beziehung zum Essen war nicht immer die beste, doch für sein Aussehen tat er nunmal alles. Um den Quark, den sein Kumpel zubereitet hatte, musste er sich immerhin keine Gedanken machen, denn der war sowohl gesund, als auch kalorienarm. Ohne zu zögern schnappte er sich auch den Löffel, den er von Nate angeboten bekam. "Hm?" Das Metall, das klirrend auf dem Boden landete, ließ sein Grinsen schlagartig verschwinden. "Es ist doch-" Gar nichts dreckig. Doch er kam nicht dazu, diesen Satz auszusprechen, denn die kleine Tomate flitzte bereits davon. Zurück blieb ein verwirrter Ashworth, dessen gelbe Seelenspiegel auf dem Löffel, der nun auf dem Tisch lag, ruhten. Er verstand tatsächlich nicht ganz, was genau an seinem Verhalten nun so schlimm gewesen war. Mit leicht roten Bäckchen bei seinem Gegenüber hatte er gerechnet, mit solch einer extremen Reaktion allerdings nicht. Trotzdem kam er nicht darum herum, dass sich ein Wort in seinen Gedanken klar und deutlich herauskristallisierte: süß. Als Nate endlich wieder bei ihm saß, hätte er am liebsten die Hände an die roten Wangen gelegt und durchgeknetet. Ob sie wohl wirklich wärmer waren? Es war verlockend, sehr verlockend sogar, es herauszufinden. Doch das gehörte sich einfach nicht. Sowas durfte man vielleicht als Pärchen machen, das waren sie offensichtlich nicht. Sie waren einfach nur Freunde, gute Freunde. Daran würde sich auch nichts ändern. Wieso dachte er überhaupt über solche Dinge nach? Energisch riss er sich von Nate los, den er unbewusst die gesamte Zeit über angestarrt haben musste. "Nein, schon gut. Es ist deiner." Der Hunger war ihm irgendwie vergangen. Stattdessen fühlte sich sein Magen einfach nur merkwürdig an. "Du weißt doch, muss auf mein Gewicht achten." Was für eine dumme Ausrede. Die kaufte ihm doch keiner ab, nicht mal er selbst. Die Hand über seinen ach so toll trainierten Bauch gelegt, seufzte er. "Tut mir Leid, Nate. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte nur ..." Eine Hand fuhr sich durch das Haar bis zum Hinterkopf, an dem sie vorerst haften blieb. "Wenn du es mir anbietest, willst du auch, dass ich es annehme. Oder so." Er wollte sich rechtfertigen, doch er wusste nicht wie. Gab es überhaupt eine Rechtfertigung? Er wusste selbst nicht mehr, wie er reagieren sollte, was er dazu sagen sollte. Es herrschte wildes Chaos in seinen Gedanken und sein Herz, das sich weigerte, endlich wieder gemütlich zu schlagen, machte es nicht einfacher, irgendetwas sinnvolles zu sagen. Klare Gedanken konnte der Gunner erst langsam wieder fassen, als die Schüssel geleert war und sie auf die Tagesplanung zu sprechen kamen. "Natürlich ist es das." Langsam nickte er. Selbst einem Blinden fiel auf, dass Nate sich kaum etwas zutraute. Seine Unsicherheit hing im Raum wie ein gewaltiger Elefant. "Aber ich verstehe nicht wieso. Ich meine ... du bist doch toll." Nicht nur das. Er war unfassbar lieb, hübsch, süß und fantastische Gesellschaft. Doch das behielt Lucien lieber für sich. Das klang komisch. "Ich wünschte, ich könnte öfter sehen, wie du dir selbst mehr zutraust. So wie beim Kochen." Wie er fröhlich vor sich hingeschnippelt und leise Melodien vor sich hingesummt hatte. So süß der zurückhaltende Nate auch sein mochte, es war doch logisch, dass er seinen besten Freund lieber voll in seinem Element sehen wollte. Und als Magier musste man doch auf Quests in seinem Element sein. "Ja", bestätigte er, begleitet von einem Nicken, "Es muss nichts Komplexes oder Gefährliches sein. Wie wäre es, wenn wir einfach mal schauen, was es aktuell gibt?" Er schenkte seinem besten Freund ein Lächeln, während er sich von seinem Kissen erhob und ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
"Wie findest du diesen hier?" Der goldgelbe Blick war über viele Aufträge gewandert, die alles mögliche von Geldeintreibung über Diebstahl, bishin zu Psychoterror verlangten. Alles Dinge, die er für gewöhnlich mit einem Schulterzucken übernommen hätte, doch an der Seite seines kleinen Freundes schienen ihm diese Optionen allesamt ungeeignet. Letztendlich war sein Blick aber auf den Zettel einer kleinen Nachbarvereinigung gefallen, die händeringend nach Magiern suchten, die sich einigen merkwürdigen Geschehnissen annahmen und diesen zeitnah ein Ende bereiteten. Vorsichtig pflückte er das Papier von dem Brett und reichte ihn Nate. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass da wirklich etwas Übernatürliches passiert. Das sind bestimmt nur ein paar Waschbären oder ähnliches, die verscheucht werden müssen." Ermutigend legte er eine Hand auf die Schulter des Blondchens. Das würden sie hinbekommen, davon war er vollkommen überzeugt. Ein Lächeln zierte seine Lippen, das jedoch verschwand, als man ihn von hinten im Vorbeigehen ansprach. "Heeeh, Lucien, mit dem willst du echt keine Quest machen. Der zieht einen nur runter. Das is voll der Loser, sagt man." Lachen. Die Stimme kannte er doch, mit dem Typen hatte er selbst erst vor einer Weile einen Auftrag gemacht. Die Finger auf der Schulter seines besten Freundes zuckten. "Arschloch", knurrte er leise. "Eh? Was is'n in dich gefahren?" Ein böser Blick flog dem Kerl entgegen. Wie gerne hätte er ihm ebenfalls ein paar Kugeln zugeschickt, doch er wusste, dass Nate nicht wollte, dass er das regelte. Er musste sich zurückhalten. Wenn das hier öfter vorkam, verstand er jedoch langsam, wieso der Blonde sich so sehr davor scheute, Aufträge zu erleidgen. Das musste sich dringend ändern.
Mittlerweile hatte Nate eine gewisse Abneigung gegenüber Geld entwickelt, die weit über die übliche Sparsamkeit hinausging. Für ihn war Geld nicht nur eine Währung, sondern auch Macht und eine Art Energie, die mit der Bevölkerung und ihren Handlungen verflochten waren. Es manipulierte, machte abhängig, zerstörte die schönsten Beziehungen. Okay, es rettet das eine oder andere Leben, aber auch nur gegen ätzende Gegenleistung. “Dann werde ich bei Gelegenheit darauf zurückkommen, in Ordnung?”, übergang er die Fragerei, schlug hastig das kleine ramponierte Notizbuch auf und blätterte zur vorletzten Seite. Dann fiel ihm der angekaute Bleistift zwischen seinen Fingern auf, und die Scham zeigte sich mal wieder auf den Wangen. Blöde Angewohnheit. “Schwarz also … wird gemacht! Ein paar Wochen musst du dich aber leider gedulden.” Weil es um Luce ging, würde er besonders viel Liebe und Leidenschaft in die Arbeit stecken, weshalb er vermutlich mehr Zeit in das Häkeln investierte als normalerweise. “Oh, das ist auch gut zu wissen, dann achte ich auf die Kohlenhydrate und-” Das war jetzt wirklich nötig, oder? Natürlich musste der Dunkelhaarige seinen wunderschönen, durchtrainierten Bauch präsentieren, schließlich ging es gerade um seinen Adoniskörper. Oh ja, er wusste ganz genau, was er tat und welche Auswirkung er mit der kleinen Show auslöste. Die grünen Augen hüpften verstohlen - zumindest glaubte er, nicht allzu offensichtlich zu glotzen - über den wohlgeformten Bauch, den er definitiv nicht anfassen und streicheln wollte. Die Wangen, die gerade erst Ruhe fanden, färbten sich erneut rot. Das Herz stolperte, die Hitze stieg. “Uhm, ist das so …” Die Träumerei fand ein jähes Ende, als das Shirt wie ein Vorhang fiel und er schluckte schwer, die Kehle fühlte sich plötzlich trocken an. Automatisch zupften seine Finger den Saum des orangenen Pullis weiter nach unten, so als wollte Nate den eigenen Lauchkörper ein bisschen mehr verstecken. “Ist das warm hier.”, murmelte er und öffnete das einzige Fenster auf der anderen Seite. Die überaus emotionalen Reaktionen rissen selbst beim harmlosen Quark-Essen nicht ab, denn der Ashworth war in der Lage, jeden einzelnen Nerv zu treffen. Ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt. Es war anstrengend … und schön zugleich. Lange hatte sich der Felton nicht mehr so lebendig gefühlt. Die Atmosphäre war leicht und unbeschwert, doch unter der Oberfläche brodelte etwas, das er nicht so recht einordnen konnte. Während der Blondschopf den Rest weiter aß, dachte er darüber nach, wie sehr sich sein Leben in kürzester Zeit veränderte. Lucien war wie ein lebendiger Wirbelwind, der alles durcheinander brachte, ja, die Beschreibung passte ganz gut. “Schon gut, du hast ja recht. Ich hatte nicht erwartet, dass du den Löffel tatsächlich annimmst.” Komisch, irgendwie entschuldigten sie sich ständig, oder kam es ihm nur so vor? Das Verhalten der jungen Männer glich einem mehr oder weniger vorsichtigen Herantasten. Was zum Teufel war in einer Freundschaft erlaubt, was nicht und was war richtig, was falsch? Durfte er, durfte er nicht? Was genau war überhaupt so krass verwirrend? Nate zuckte vage mit den Schultern. Was sollte er schon darauf sagen? Die Schüchternheit war immer ein fester Bestandteil seiner Persönlichkeit. Sie hatte ihn in seiner Kindheit begleitet, als er sich hinter seiner Mutter versteckte, wenn Fremde zu Besuch kamen, und sie hatte ihn auch in der Schule geplagt, wenn er vor der Klasse sprechen musste. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, besser damit umzugehen und Wege gefunden, sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Er war ein aufmerksamer Zuhörer, einfühlsam und geduldig, Eigenschaften, die ihm im Umgang mit Leuten oft zugutekamen. Aber die ausgereiften Ängste und Zweifel gesellten sich erst dazu, als der Kredithai regelmäßig seine Handlanger auf ihn losließ. Mit jedem Überfall verschärfte sich die Tortur, die er durchlitt. Die körperlichen Verletzungen heilten zwar mit der Zeit, aber die seelischen Wunden blieben offen und bluteten unaufhörlich. Die simpelsten Dinge, wie das Klopfen an der Tür, versetzten ihn an besonders schlechten Tagen in einen Zustand panischer Angst. “So bin ich nunmal.”, meinte Nate schließlich mit deutlicher Resignation in der Stimme, während er den trüben Blick abwandte. Er biss sich auf die Zunge. Das war kein Thema, über das er reden wollte. Ohne eine Erklärung griff er nach seiner weißen Jacke, nachdem der Größere ihn auf die Beine zog. “Dann lass uns mal sehen, was die Aushänge so hergeben …” Ihm schwante nichts Gutes.
Wie immer gab es nur den üblen Scheiß, für den man das Gewissen und die Menschlichkeit am besten Zuhause lassen sollte, wenn man Erfolg haben wollte. Aber unter all der Bedrohlichkeit fand der Ashworth wohl eine seltene Ausnahme, die nichts davon verlangte, und dem Blonden gleich zeigte. “Oh, der Auftrag klingt wirklich machbar!” Ehrliche Überraschung und zarte Freude huschte über das Gesicht, als der Felton die Beschreibung durchlas. Ein bisschen gruselig vielleicht, aber lange nicht so furchteinflößend wie der andere Kram. “Uuuh, Waschbären wollte ich schon immer mal sehen!” Mensch, wäre es toll, wenn das tatsächlich welche waren! Natürlich war ihm klar, dass die Tierchen nur als Beispiel für die seltsamen Phänomene dienten, aber trotzdem! “Hey, Luce, glaubst du an-” Die restlichen Worte blieben ihm im Hals stecken, sobald die fremde Stimme an seine Ohren drang. Er senkte den Blick und zog den Kopf ein, offenbar dazu bereit, einen Schlag zu kassieren. Das Herz begann wild zu pochen, Schweiß brach aus. Ruhe bewahren, nicht bewegen, nicht reagieren, nicht atmen, unsichtbar werden und abwarten. Die Strategie hätte wunderbar klappen können, wenn sein bester Freund einfach still geblieben wäre. Als der Typ dann doch von Dannen zog, streifte Nate die Finger von der Schulter und nahm Abstand. “Siehst du, du solltest dich von mir fernhalten.", sagte er leise, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. Seine Augen, eben noch getrübt, dann wieder strahlend, nun müde und von einer unsichtbaren Last gezeichnet. Als wollte er sich selbst Halt geben, griff er um seine Oberarme und drückte fest. “Ich … ich muss auf die Toilette.” Was so viel wie: Ich sperre mich wieder im Zimmer ein und heule mir die Seele aus bedeutete. Das Häufchen Elend machte auf dem Absatz kehrt.
Gedulden. Ein Wort, das der junge Ashworth nur äußerst ungern hörte. Wenn es nach seiner Nase ging, dann passierte alles sofort. Hier und jetzt. Doch es war klar, dass Nate sich nicht einfach ein Kuscheltier aus dem Ärmel schütteln konnte. Soetwas benötigte Zeit. Wenn er selbst an seiner Elektronik herumbastelte, zog sich der Spaß schließlich auch gerne über mehrere Tage oder Wochen, je nach Komplexität seines Vorhabens. "Ich kann es kaum erwarten", entgegnete er schließlich, ehrlich, denn die Ungeduld war ihm vermutlich mitten ins Gesicht geschrieben. Wer wollte es ihm übelnehmen? Kohlehydrate spielten in seiner Ernährung tatsächlich eine große Rolle, wie gut, dass sein bester Freund sofort bereit war, darauf Rücksicht zu nehmen. Er selbst war allerdings bei weitem nicht so bereit, selbiges zu tun. Rotzfrech und eingebildet wie er war, zog er sein Hemd hoch um den Blonden einen kurzen Ausblick darauf zu geben, was sich unter dem Stoff verbarg. Wer hart arbeitete, der zeigte natürlich gerne das Ergebnis seiner Bemühungen und holte sich dafür Lob ein. Dieses bekam er zwar nicht in Form von Worten, aber dafür durch bei weitem nicht so verstohlene Blicke. Da zahlten sich die ständigen Muskelkater und -schmerzen direkt ein wenig mehr aus. Wirklich Schade, dass Nate nicht über seinen Schatten springen konnte, um den Ashworth zu berühren. Es gab doch nichts schöneres als die Hände seines besten Freundes am eigenen Körper ... uhm. Moment mal- Für Lucien war es wirklich schwer, die Grenzen ihrer Beziehung zu erkennen und einzuhalten. Er war es so gewohnt, einfach über die Schlussstriche seiner Mitmenschen hinwegzuspringen, dass er jetzt, wo er sie tatsächlich einhalten wollte, nicht sagen konnte wie und wo sie definiert wurden. Sowohl bewusst, als auch unbewusst stolperte er ständig darüber. Hinzu kam, dass er langsam selbst nicht mehr wusste, aus welchen Gründen er tatsächlich Grenzen eintrat. Wieso war diese Angelegenheit so komplex und verwirrend? Es war chaotisch in seinem sonst so geordneten Dickschädel. Er musste sich selbst immer wieder zur Achtsamkeit ermahnen, denn Nate war nicht wie die anderen Menschen, die ihm sonst gegenüber standen. Selbst beim Quarkessen war der Schwarzhaarige wieder voll über das Ziel herausgeschossen. Wie gut, dass der Felton ihm die Sache nachsah, doch wie oft er das wohl tun würde? Das war eine Grenze, die er auf gar keinen Fall überschreiten wollte. Es gab noch einige Dinge, die er an seinem besten Freund nicht verstand. Dazu gehörte auch seine Schüchternheit. Bereits in ihrer Kindheit war er zurückhaltend gewesen, daran konnte sich der Ashworth noch gut erinnern, dass er das noch immer war, war sogar ein wenig erleichternd, denn es war ein angenehmer Ausgleich für sein eigenes, hitziges Gemüt. Das, was ihm Sorge bereitete, war, dass es schlimmer geworden war. Immer wieder wirkte er nicht nur schüchtern, sondern verängstigt. Doch die Ursachen dafür wollte der Jüngere vehement nicht erläutern. Nate war einfach so? Wer sollte ihm das abkaufen? Der Ashworth sicherlich nicht. Doch er konnte seinen Kumpel nicht dazu zwingen, mit ihm zu reden. Wenn er stattdessen lieber die Quest in Angriff nehmen wollte, dann sollte er ihm diesen Wunsch gewähren ...
Zur Überraschung des Schwarzhaarigen schien sein Vorschlag aufrichtigen Anklang zu finden. Die Aussicht, Waschbären anzutreffen, schien Nate umso mehr zu begeistern. Er schien Tiere zu mögen, vielleicht sollte Lucien ihn demnächst mit in den Zoo nehmen? Das klang doch nach einem guten Zeitvertreib. Goldgelbe Seelenspiegel huschten vom Zettel zu dem Blondchen, als dieser seinen Spitznamen sprach. Mitten im Satz wurde er jedoch unterbrochen, als ein weiteres Mal der Name des Ashworth fiel, dieses Mal jedoch sein richtiger. Dass er nicht sofort in die Luft ging, war einzig und alleine den vergangenen Worten des Felton und dessen sofortigen Reaktion zuzuschreiben. Wie eine Schildkröte zog er den Kopf ein und schien darauf zu warten, dass die Gefahr vorüber war. Als der Typ schließlich mit unverständlichem Gemurmel von Dannen zog, entledigte sich der Jüngere sofort der Hand seines Kumpels, baute Distanz auf. Mit einem kräftigen Schlucken versuchte Lucien, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken, vergeblich. Er schien nur umso mehr daran zu ersticken, als man mit ihm sprach. Fernhalten? Das konnte nicht das sein, was der Felton wollte, schon gar nicht wegen so einer dummen Aussage, oder? "Nate", begann er, wurde jedoch direkt wieder unterbrochen. "Was? Halt-" Die Toiletten lagen doch in die vollkommen andere Richtung. Scheiße, man. Wieso hatte er sich zurückgehalten? Wieso hatte er dem Kerl nicht direkt eine Ansage gemacht, sodass klar war, wo seine Prioritäten lagen? Hilflos starrte er auf den Hinterkopf, der gerade dabei war, abzuhauen. Er konnte ihn doch nicht einfach gehen lassen. Alleine lassen. Eigentlich flüchtete der Schwarzhaarige lieber vor intensiven, emotionalen Momenten, verdünnisierte sich am liebsten, bevor es ernst wurde. Doch hier und jetzt konnte er das nicht tun. Es ging um Nate. Eilig holte er die wenigen Schritte auf, griff sich den Arm des Flüchtenden. Da war sie wieder, eine Grenze, die er vermutlich überschritt. Einmal mehr konnte er nur hoffen, dass man es ihm verzeihen würde. Seine Finger weigerten sich, loszulassen, selbst, wenn Gegenwehr folgte, zerrten stattdessen nur noch stärker, sodass der Blonde kaum eine Wahl hatte, außer sich wieder seinem Kumpel zuzuwenden. "Hiergeblieben." Sein Ton war streng, wie der eines Chefs, der seinem Untergesetzten etwas unmissverständlich klar machte. "Ich halte mich ganz sicher nicht von dir fern." Das hatte er ihm schon einmal erklärt und an dieser Meinung hatte sich nichts geändert. Aber wie sollte er das überzeugend herüberbringen? Ein Ashworth sprach nicht über seine Gefühle, er verschloss sie stets hinter einem extradicken Schloss. Zwar kitzelte Nate hin und wieder eine emotionale Reaktion aus dem Schwarzhaarigen hervor, doch das war nichts mehr als ein unkontrolliertes Versehen. Das, was er hier und jetzt tun sollte und wollte, war eine bewusste Entscheidung, die er treffen musste. Doch wie tat man soetwas? Wie war man ehrlich, aber nicht zu ehrlich? Wie viel durfte er seinem Gegenüber von seinen Gefühlen verraten? Und noch viel wichtiger: Wie tröstete man jemanden, damit dieser überhaupt bereit war, zuzuhören? "Nate", hob er ein weiteres Mal an und gab zögerlich dessen Arm frei. Jedoch nur, um seine Hände stattdessen auf den Rücken des Feltons zu legen und ihn an seine Brust heranzuziehen. Das Herz dahinter hüpfte unruhig hin und her, wollte keinen geeigneten Rythmus zum Schlagen finden. "Lass mich für dich da sein." Seine Stimme war noch immer streng, strenger als sie sein sollte. Dafür waren die Finger, die über den hellen Stoff der Jacke strichen, umso sanfter. "Du bist mein Freund und ich will dich nicht noch einmal verlieren." Früher hatten sie auch alles zusammen durchgestanden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie unfreiwillig getrennt worden waren. Doch nun hatten sie endlich eine Wahl, konnten die Entscheidung, zusammenzubleiben, bewusst treffen. Stechende Blicke lagen auf den zwei jungen Männern. Der Ort, an dem sich die Gilde versammelte, um sich Aufträge zu besorgen, war absolut kein geeigneter Ort für einen eigentlich so privaten, persönlichen Moment. Dementsprechend verstrich nicht viel Zeit, bevor die ersten Hände zum Tuscheln angehoben wurden. Gefundenes Fressen für all die neugierigen Mäuler, die ihre eigenen Emotionen schon längst in irgendeiner dunklen Sackgasse zurückgelassen hatten. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass Lucien diese Tatsache vollkommen kalt ließ. Sein Image war ihm wichtig, er kam eben doch nach seinem Vater. Aber was war wichtiger, sein Ansehen oder Nate? Die Entscheidung war klar und doch fiel es ihm schwer, sie zu treffen. Er wollte beides, doch das ging gerade nicht. Manchmal gab es wohl doch Dinge, die Geld nicht regeln konnte, was? Nach kurzem Zögern kniff er schließlich die Augen fest zusammen, ließ das Gesicht in Nates blonden Schopf fallen. Sein Herz stolperte kreuz und quer. "Du bist mir wichtig, egal was die Leute sagen. Ich- ... ich habe dich gern, okay? Also bleib bitte und lass uns das gemeinsam durchziehen."
Nate hastete den Gang entlang, vorbei an den verschwommenen Gesichtern seiner Kollegen, die nichts von seinem inneren Konflikt ahnten. Der Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, und er versuchte verzweifelt, die verfluchten Tränen zurückzuhalten. Er wusste, dass er jetzt keine Schwäche zeigen durfte. Mit jedem Schritt fühlte es sich an, als würden die Emotionen in ihm brodeln und jeden Moment explodieren. Das Zimmer schien Kilometer entfernt zu liegen, obwohl es in Wirklichkeit nur ein paar Minuten Fußweg entfernt war. Doch das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass er Luce einfach stehen ließ. Sie waren wie ein Herz und eine Seele, hatten gemeinsam gelacht, geweint und sich gegenseitig gehalten. Doch jetzt, in diesem entscheidenden Moment, hatte er ihn zurückgelassen. Nate wollte ihn nicht in sein Leben voller Probleme hineinziehen, aber warum fühlte sich die Entscheidung so verdammt egoistisch an? Er wusste, dass der Ashworth an seiner Seite sein wollte, dass er bereit war, ihm zu helfen und ihm beizustehen, wenn er ihn ließ. Er hatte dem Blonden schon mehrmals seine Unterstützung angeboten, und jedes Mal lehnte er vehement ab. Bald kam sicherlich der Tag, an dem der Dunkelhaarige endgültig die Schnauze voll hatte und … plötzlich griff jemand um seinen Oberarm und zwang ihn zum Stehenbleiben. “Wa-” Er japste erschrocken, wusste aber anhand der Stimme sofort, wer die Person war. Natürlich folgte Luce, das Band zwischen den beiden jungen Männern war selbst mit getränkten Kummer unzerstörbar. Der Felton bereute die Flucht bereits, die nichts als Ärgernis brachte. Er wollte etwas sagen, doch die Stimmbänder versagten. Er spürte Hände am Rücken, die ihn zurückzogen und Wärme, die ihn sanft auffing. Wie so oft war es der andere, der ihn in diesen Momenten des Zweifels und der Reue stützte. Zwar klang er ernst, doch Nate wusste, dass er nicht böse war - das bestätigte auch der Inhalt. Die klaren Worte trafen jeden Nerv, als würde er direkt in sein Herz sprechen. “… Ich will dich auch nicht mehr verlieren.” Aber. Nein, sei still. Diesmal gab er dem kleinen Ausdruck keine Macht. Er wollte den Dunkelhaarigen nicht loslassen, nie wieder. Es bedarf keiner Erklärung, beide wussten sie ganz genau, weshalb der Ängstliche instinktiv flüchtete. Zwar hatte der Größere weiterhin keine Ahnung, worum es wirklich ging, aber dass die Emotionen gerne mal überkochen, sollte ihm nicht mehr neu sein. “Es tut mir leid.”, flüsterte er beinahe, als er das angenehme Gewicht auf seinem Kopf spürte und wischte sich über die feuchten Augen. Mann, er musste wirklich dringend an seinem Verhalten arbeiten, so konnte das nicht mehr weitergehen. Langsam und vorsichtig drehte er um und schenkte dem anderen ein scheues Lächeln. “Du hast recht. Ich … mir sollte längst klar sein, dass ich dich nicht mehr loswerde. Ah, das- das will ich auch gar nicht! Ich hab dich doch auch … gern.” Eben noch kaum in der Lage, etwas zu sagen, sprudelte er nun förmlich. Seine Worte kamen in einem unkontrollierten Fluss, als ob sie sich über die Jahre angesammelt hätten und nun endlich ihren Weg fanden. “Danke, dass du mich nicht aufgibst.” Ohne auf die Anwesenden zu achten, nahm er eine Hand des Ashworth in seine und drückte sanft. Eine Umarmung wäre ihm lieber, aber das war dann doch nicht der richtige Ort unter all den skeptischen Blicken, die sich allmählich wie winzige Nadelstiche anfühlten. “Ja, lass uns das gemeinsam durchziehen.” Ein letztes Schniefen. “Heeeey, Lucien! Was soll das hier werden, hm? Willst du uns etwa das Schoßhündchen streitig machen oder was? Lockst ihn mit Leckerlies, wie kannst du den Dreck überhaupt mit bloßen Händen anfassen? Widerlich …” Lautes Gackern. Mist, das konnte echt nicht wahr sein. Selbst mit seinem besten Freund an seiner Seite zeigten sie keinerlei Anstand. Wut stieg auf. Das war ein seltenes Gefühl, das der überwiegend Schüchterne verspürte. Es war eine Sache, wenn man ihn schikanierte, doch wenn es um Luce ging, war Ende im Gelände! Er fühlte sich von seiner Unterstützung noch gestärkt und entschied sich, die Sache diesmal in die Hand zu nehmen. Beide Hände zu festen Fäusten geballt, drehte Nate zur kleinen Gruppe um, nahm eine aufrechte Haltung ein und streckte mutig die Brust aus. Er spürte, wie die Stressflecken über seine Haut krochen, aber das war ihm egal. “Halt deine dumme Klappe, d-du trauriger Zombie! Wenn dich deine Mama so sehen könnte, würde sie sich bestimmt in Grund und Boden schämen!!" Stille. “Komm’ Luce, wir haben noch einen Auftrag zu erfüllen!” Mit steifen Bewegungen griff er wieder nach der Hand des Größeren und zog ihn mit großen Schritten eilig aus der verpesteten Halle. Als sie schließlich aus dem Gebäude waren, blieb Nate abrupt stehen und stützte sich auf die Knie. “Oh Gott, ich dachte, ich müsste sterben!!”, quietschte er aufgeregt, sog zitternd und gierig die frische Luft in seine Lungen.
Der Geduldsfaden des Ashworths war bis zum Reißen gespannt, als er in einem letzten, verzweifelten Versuch einige Schrauben festzog. Es musste einfach klappen. Wenn das Teil jetzt nicht ansprang, gingen ihm die Ideen aus, woran es liegen könnte. Dabei musste er heute fertig werden. Wenn das nicht funktionierte, dann ... fuck, nein. Daran wollte er nicht denken. Es würde klappen. Entschlossen erhob er sich aus der Hocke und klopfte sich die Hose ab. Die Werkzeuge in sämtlichen Taschen klapperten dabei leise. Daraufhin schlossen sich seine Finger fest um die Lenker. Nach kurzem Zögern und einem tiefen Durchschnaufen gab er einen kurzen Manaimpuls durch die Handflächen, kniff die Augen dabei fest zusammen. Die Lider flogen jedoch regelrecht wieder nach oben, als der Motor zwar kurz meckerte, aber dann gemütlich vor sich hintuckerte. Erleichterung schoss durch den Körper des Ashworths, wurde sogar durch einen kleinen Freudenschrei nach außen getragen. Endlich!! All die Mühe hatte sich endlich ausgezahlt. Kurze Zeit später stand der Schwarzhaarige vor der Tür seines Zimmernachbarn, folterte das alte Holz unentwegt mit einem Hagel aus Klopfern. Eigentlich hatte er sich inzwischen angewohnt, auf eine ganz bestimmte Art anzuklopfen, sodass sein Kumpel sofort wusste, dass er es war, doch heute hatte er dafür keine Geduld. "Nate, Nate, Nate!", flehte er aufgeregt, fast schon wie früher, wenn er seinem Freund ein neues Spielzeug zeigen wollte, "Zieh dich an und mach auf!" Es war schwer, seine Aufregung zu zügeln, nachdem er schon kurz davor gewesen war, seinen Plan aufzugeben. An die Möglichkeit, dass sein bester Kumpel womöglich gar keine Zeit hatte oder nicht da war, dachte er überhaupt nicht. Das war schlichtweg keine Option. Er musste da sein. Vermutlich hätte Lucien ihn vorher in seine Pläne einweihen sollen, doch bevor er nicht hatte sicher sein können, dass es klappte, hatte er nichts sagen wollen. Schließlich wollte er den Kleineren nicht enttäuschen müssen. Wenn er nur an die traurigen, blau-grünen Augen dachte, schüttelte es ihn. Wie gut, dass bisher alles nach Plan verlief. Ein wenig nervös war er trotzdem, weshalb er sich an die Krawatte fasste und diese, auch, wenn sie überwiegend von seinem Schal verdeckt wurde, zurechtzog. Die Zeit, sich umzuziehen, hatte er sich natürlich genommen. Das hier war schließlich wichtig und er wollte gut aussehen. In seiner ölbefleckten Arbeitskleidung wollte er Nate auf keinen Fall gegenüber treten. Nicht an einem Tag wie diesem. Als sich die Tür schließlich öffnete, packte er den Blonden direkt an den Schultern und zog ihn hinaus in den Gang in eine Umarmung. Schnell, bevor sich sein Herzschlag verselbstständigte, löste er sich wieder, die Schultern ließ er jedoch nicht los. Ungeniert fixierte er die hübschen Seelenspiegel seines Gegenübers. "Du weißt ja, was heute für ein Tag ist, oder?" Natürlich wusste er das. Es war der allerlletzte Abend des Jahres! "Und dir ist hoffentlich auch klar, mit wem du den ab jetzt verbringen wirst." Nun löste er doch eine Hand und deutete mit dem Daumen auf sich selbst. Sein Gesicht wurde dominiert von einem breiten Grinsen und halb zugekniffenen Augen. Die Gegenwart des Blondchens war inzwischen für den Ashworth so alltäglich geworden wie das Atmen. Eigentlich sollte es keine Überraschung sein, dass er aufgekreuzt war, auch, wenn er durchaus auf sich hatte warten lassen. Schneller ging es aber eben nicht. "Verzeih mir bitte, dass ich erst so spät komme." Ob Nate wohl schon versucht hatte, bei ihm zu klopfen? Er war schließlich den ganzen Tag nicht in seinem Zimmer gewesen, hatte seit dem Vorabend, als er das letzte notwendige Teil bekommen hatte, an seinem M-Bike herumgeschraubt. Inzwischen war die Sonne schon wieder untergegangen und die Müdigkeit steckte ihm zwar tief in den Knochen, doch die Aufregung hielt ihn besser wach als ein ganzer Liter Espresso. "Ich musste noch etwas fertig bekommen." Dass er dafür die Nacht durchgemacht hatte, behielt er aber für sich. Es war ihm eben wichtig, okay? Das musste er aber ja niemandem unter die Nase reiben. Er wollte nicht, dass Nate sich deswegen womöglich schlecht fühlte. Wichtig war gerade doch nur, dass es geklappt hatte. Und wenn alles weiterhin so gut lief, dann würde er vielleicht ... uff, nein. Darüber wollte er jetzt gerade nicht nachdenken. Sein Herz hüpfte schon wild genug. Tief atmete er durch. Nun löste sich auch die letzten Finger von der Schulter des Blondchens, rutschten hinab zur Hand, die sie fest umschlossen. "Komm mit!"
Eigentlich wollte Nate den letzten Abend des Jahres in Ruhe und in der Sicherheit seines Zimmers mit Häkeln verbringen. Er wusste noch nicht, wie sehr Marokkasu und seine Gildenkollegen mit der Feierei ausrasten würden, weshalb er keinen Fuß freiwillig vor die Tür setzte. Für den Einkauf hatte er extra tagelang hingespart, damit er das Vorhaben auch wirklich umsetzen konnte und sich keine Sorgen machen musste. Doch dann prügelte jemand ohne Vorwarnung seine Zimmertür und Nate rammte sich vor dem plötzlichen Schreck mit der stumpfen Nadel in die Handfläche. Seine aufgerissenen Augen hefteten sich jedoch an das Holz zwischen sich und der Außenwelt, während seine routinierten Handbewegungen die kleine Wunde mit einem Tuch umwickelten. Angstschweiß brach aus, den Stoff dabei fest zudrückend. Als schließlich eine vertraute Stimme mit dem Hämmern abwechselte atmete das ängstliche Blondchen mehr als erleichtert aus und hievte sich schwerfällig auf die eingeschlafenen Beine. Aber was machte sein bester Freund hier? Irgendwie ging er davon aus, dass er mit der Familie oder anderen Kumpels unterwegs sein würde. “Luce! Ich mache ja schon auf, warte! Bitte schlage mir nichts ins Gesicht.” Der letzte Satz ging in ein freudiges Kichern über, als er vor der Tür Halt machte. Oh, er sagte was von Anziehen. Egal, jetzt stand er schon da. Vorsichtig öffnete er also die Barriere zwischen ihnen und wurde sogleich in eine von Klamotten gekühlte Umarmung hinausgezogen, wurde aber gleich wieder losgelassen. Verdutzt schenkte er Luce einen fragenden Blick, ehe ihm einfiel, was er gerade am Leib trug. Ein weißes Muskelshirt, eine rosa Boxershorts mit Katzenpfötchen-Muster und bunte Socken. Dazu hatte er das kurze Haar zu einem kleinen Zöpfchen mitten auf dem Kopf zusammengebunden, damit sie nicht beim Häkeln in seinen Augen hingen. Sofort mimte sein Gesicht die altbekannte rote Tomate und trat mit Luce im Schlepptau einen großen Schritt in das Zimmer zurück. “Eh, sorry, i-ich zieh mich schnell an, setz dich einfach irgendwohin, ja?” Während der Felton sich irgendein Outfit aus seiner Kommode zusammenbastelte - was mitten im Raum geschah, da der eben nur einen besaß - versuchte er dem Langhaarigen mehr Informationen bezüglich seines aufgeregten Besuches herauszulocken. “Natürlich weiß ich, welcher Tag es ist!” murmelte er unter dem Pullover, den er gerade überzog. Deshalb wunderte er sich doch so über sein Auftauchen, nur um dann die Antwort im nächsten Atemzug zu erhalten. “Was, wirklich? Du willst ihn mit mir verbringen? Das freut mich sehr, heh! Ich dachte, du seist anderweitig beschäftigt.” Ein breites Lächeln. Dass er tagsüber ein paar Mal an seine Zimmertür klopfte und ihn noch einmal kurz sehen wollte, behielt er erstmal für sich. Eben deshalb war er umso überraschter. “Schon gut, es ist doch noch genug Zeit. Also, was hast du denn so dringend vor? Lieber warm anziehen, huh?” Der Schal seines besten Freundes verriet, dass sie wohl einen Ausflug machen würden; normalerweise hockt man nicht mit einem Schal Zuhause herum. Also hängte er noch eine bequeme Hose an die Hüften, legte ebenfalls einen Schal um und entfernte endlich mal die bescheuerte Frisur, ehe eine flauschige Mütze folgte. “Jetzt sag doch mal, was musstest du fertig bekommen?” Manno, wieso machte er die Sache so spannend? Und oh Mann, jetzt muss er wohl oder übel doch rausgehen. Aber mit Luce an seiner Seite war das völlig in Ordnung. Eine dicke Jacke und Boots vollendeten das Outfit und er klatschte bereit in die Hände. “Agh- hab mich beim Häkeln verletzt, ist halb so wild!” Dabei fiel ihm wieder die kleine Wunde ein, die er noch gleich mit Pflaster und Desinfektion behandelte und klatschte dann noch einmal. “Okay, ich bin bereit, komme was wolle!” Nein, eigentlich nicht, aber für den Ashworth sprang er gerne ins Ungewisse. Auf dem Weg zum Ausgang schnappte er sich einen kleinen Rucksack, in dem etwas Besonderes auf seinen neuen Besitzer wartete und zog die Tür hinter sich zu.
Er war da, ein Glück. Das Herz des Ashworths machte einen Satz, als Nate die Tür öffnete und ihm gegenüber trat. Zuerst bemerkte er überhaupt nicht, wie der Blondschopf das tat. Stattdessen faselte er sofort los von seinen Plänen und Vorhaben. Erst, als der Kleinere ihn, anstatt zu folgen, in die Wohnung zog, löste sich der Fokus von den hübschen, blaugrünen Augen, sodass er das Gesamtbild betrachten konnte. Zu behaupten, dass der Anblick den Wind aus den Flügeln des überstürzten Gunners nahm, wäre noch untertrieben. "Aus- äääh, anziehen, ja!", bestätigte er, die Seelenspiegel noch immer an sein Gegenüber geheftet. Stand Nate gerade ernsthaft in kaum mehr als Unterwäsche vort ihm? Extrem niedlicher Unterwäsche! Vielleicht sollten sie einfach hier bleiben und das Jahr auf ganz andere Weise ausklingen lassen ... "Man, du hast es wirklich warm hier." Ein angespanntes Lachen folgte. Da half es auch nichts, dass er sich etwas Luft zufächerte. "Draußen würdest du so garantiert frieren." Was für ein dummer Kommentar, das war ja wohl offensichtlich, doch einen sinnvollen Gedanken konnte er gerade kaum formen. Auch, als er sich mit dem Hintern auf das schmale Bett seines Kumpels -der bereits auf der Suche nach einem passenden Outfit, um seinen Körper wieder zu bedecken, war- fallen ließ, kehrte keine Klarheit in seinen Schädel zurück. Er konnte nicht anders, als noch einen verstohlenen Blick auf die pfötchenbemusterte Boxershort zu werfen, ehe sie unter einer gewöhnlichen Hose verschwand. Hmpf. Fies. Ob dem Felton bewusst war, was er seinem besten Freund da gerade antat? Es war nur Zufall, dass er die Tür ausgerechnet so geöffnet hatte, richtig? Er hätte wohl kaum ahnen können, dass Lucien genau um diese Zeit reinplatzte. Trotzdem machte sich der Schwarzhaarige irgendwie Hoffnung. Verdammt! Die Worte seines Kumpels rissen ihn zurück in das Hier und Jetzt. "Hm, was?" Planloses blinzeln. Er verpasste seinem Denkapparat einen metaphorischen Schlag auf den Hinterkopf. "Natürlich will ich das. Sehr sogar." Ob sein Gegenüber sich vorstellen konnte, wie sehr? Das lag nicht nur daran, dass seine Alternative reinste Folter geworden wäre. "Auf meine Familie habe ich an solch einem Tag sicher keine Lust." Er seufzte. "Geld, Aktien, wertvolle Geschäftskunden-Meetings, bla, bla, bla. Echt nicht. Ist doch klar, dass ich lieber mit einem Lieblings-Nate rumhänge." Ein warmes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Eigentlich war es Lucien vollkommen egal, wie sie die letzten Stunden des Jahres ausklingen ließen, solange es mit dem Felton zusammen war. Für diesen wollte er allerdings, dass es eine Zeit wurde, auf die er mit einem Lächeln zurückblicken konnte. Und vielleicht ein wenig Herzklopfen. Doch das war garantiert Wunschdenken. "Ich werde es dir nicht verraten. Lass dich einfach überraschen." Schmunzelnd zeigte er die Zunge. Wäre doch langweilig, wenn er das im Voraus verraten würde. Er wollte Nates Reaktion ganz unbeeinflusst sehen.Als sein bester Freund schließlich dick eingekleidet vor ihm stand, erhob er sich ebenfalls. Besorgt blickte er auf die scheinbar verletzte Hand hinab. "Ich werde aufpassen, wenn ich sie halte." Ganz darauf verzichten konnte er einfach nicht. Umso sanfter und vorsichtiger verschränkte er also seine Finger mit denen des Blondschopfes, ehe er nickte. "Dann los." Schnellen Schrittes flitzte er mit seinem besten Freund im Schlepptau durch den langen Gang, die Treppen hinab bis zum Ausgang des von außen eher trostlos wirkenden Gebäudes. Hier und da wurde ihm ein "Guter Rutsch, Lucien!" hinterher gerufen, welches er nur kurz und knapp erwiderte. Er hatte gerade echt keine Zeit für langes Gequatsche. Die Luft, als sie endlich nach draußen traten, war kühl und frisch. Nur wenige, dünne Wolken zogen sich über den Himmel, der dank der grellen Lichter der Stadt furchtbar monoton war. Doch der Ashworth kannte es nicht anders. Außerdem hatte er gerade sowieso nur Augen für zwei Dinge: sein M-Bike und Nate. Hell schimmerte der dunkle Lack im Schein der Straßenlaternen. "Wir machen einen Ausflug", verkündete, während er stolz auf die mit falschem Leder überzogene Sitzfläche klopfte. "Marke: Eigenbau. Deshalb war ich in letzter Zeit und heute so beschäftigt." Einen Moment lang noch lag sein Blick auf dem magischen Gefährt. Es kribbelte ihm in den Fingern, sich endlich daraufzuschwingen und loszudüsen, bis auf die kleine Probefahrt von seiner Garage bis hierher hatte er schließlich noch keine Zeit gehabt. Sein Herz schlug voller Vorfreude Saltos. Das hier war ein wirklich wichtiger Moment für ihn. Er hatte so viel Zeit, Herzblut und unendlich viele Nerven in diese Sache gesteckt. Es war ein Traum von ihm, der endlich in Erfüllung ging. Der goldene Blick löste sich von dem kühlen Metall und legte sich stattdessen auf die warmen Züge seines Gegenübers. Er wollte diesen Moment, die erste richtige Fahrt, mit der Person teilen, die ihm am wichtigsten war. Seine Hände landeten auf Nates Schultern. "Bist du schonmal M-Bike gefahren? Wenn nicht, dann wirst du gleich eins der besten Gefühle auf dieser Welt kennenlernen!" Trotz der tiefen Schatten, die über seinem Gesicht lagen, war die Begeisterung und die Vorfreude darin kaum zu übersehen. Das güldene Gelb glänzte wie frisch polierte Goldmünzen, in den Wangen bildeten sich sogar schon kleine Grübchen um mehr Platz für sein breites Grinsen zu schaffen. Kurz rüttelte er den jungen Mann durch, ehe er die Arme um den schmalen Körper legte, ihn an die eigene Brust drückte und ihn dabei von den Füßen hob. Eine Umdrehung um die eigene Achse später setzte er Nate seitwärts auf dem Sitz ab. "Halt dich einfach an mir fest. Ansonsten musst du dich eigentlich nur ein wenig mit in die Kurven legen, sonst bekomme ich Probleme." Auch er schwang sich nun auf das Bike, ehe er mit einem kleinen Manaimpuls den Motor startete. Auch dieses Mal war es ein unbeschreibliches Gefühl, das gleichmäßige Rattern zu hören und zu wissen, dass er selbst es war, der dafür gesorgt hatte, dass er lief. Sein Fuß lauerte ungeduldig über dem Gaspedal, doch er wartete noch, bis er Nates Hände an seinem Körper spürte. Dass er hoffte, dass das Blondchen seinen Bauch als Platz für seine Pfoten wählte und nicht seine Schultern, sagte er zwar nicht direkt, aber sein Kommentar gab zumindest einen kleinen Hinweis: "So" - er imitierte eine umarmende Geste- "Ist übrigens sicherer." Das war nicht einmal gelogen! Dann konnte es ja jetzt losgehen, richtig? Der Ashworth verriet zwar nicht, wohin es ging, aber vielleicht konnte sein Mitfahrer es ja anhand der gewählten Straßen (die er zuvor hunderte Male einstudiert hatte, damit er sich ja nicht verfuhr) erahnen: Es ging hinaus aus dem Großstadtdschungel.
Mensch, Luce musste ja echt Fremdscham verspüren, so, wie er auf die unglaublich niedliche Unterwäsche reagierte. Die verwirrte ihn wohl so sehr, dass er sogar zu stottern begann! Hätte er seinen Besuch eher angekündigt, wäre ihm der Anblick erspart geblieben. Nate selbst fand die Aufmachung nicht peinlich und außerdem war das hier immer noch sein Bereich, er durfte also herumlaufen wie er wollte! Vor anderen Kollegen wäre das Blondchen wahrscheinlich in Grund und Boden versunken; das Outfit hatte scheinbar Spottgefahr. Aber Luce war wie eh und je Gentleman genug, um nicht verletzend zu werden. “Uh, ja, ich hab den ganzen Tag gefroren und mit dem Heizen dann so übertrieben, dass es viel zu warm wurde. Aber Fenster öffnen und die kostbare Wärme entlassen wollte ich auch nicht. Da kann ich ja gleich das nicht vorhandene Geld rauswerfen”, erklärte der arme Schlucker ausführlich, während er begann, die Schubladen voller Klamotten zu durchwühlen. Und weil er nun so aufgewärmt war, würde er bestimmt auch mit tausend Schichten erstmal draußen frieren. Aber egal! “Oh Mann, wirklich? Selbst an Silvester würde es um die Arbeit gehen? Das klingt echt nervig, verständlich, dass du da nicht hinwillst.” Und voll traurig. Aber auch Nate wollte der üblichen Fragerei seiner Familie ausweichen, die noch immer rätselten, woher er damals das viele Geld für die Operation seiner Schwester herbekam. Anstatt einfach nur dankbar zu sein, griffen sie immer und immer wieder dieses leidige Thema auf. Da war ihm die Ruhe und das Alleinsein echt lieber. Außerdem … “Ich hänge auch viel lieber mit dir ab, heh!” Er teilte das warme Lächeln, das auch die Wangen leicht rosa färbte. Dass er dafür in der Bewegung innehielt, bemerkte er erst, als der Stoff versehentlich aus seinen Fingern glitt. Das Herzchen hüpfte vor Freude um das Wissen. “Hmpf, na schön, dann halt keine Info darüber, wie gefährlich dein Vorhaben wird!” Die Enttäuschung war nicht ernst gemeint, natürlich vertraute Nate seinem besten Kumpel gut genug, um sich auf dieses Spielchen einlassen zu können. Trotzdem streckte auch er ihm die Zunge frech entgegen, nicht, dass es doch zum blöden Missverständnis kam. In voller Montour brach ihm sofort Schweiß aus. Hoffentlich fing er sich keine Erkältung ein, wenn sie unterwegs waren. Nate fühlte sich wie auf Wolke 7, als der Dunkelhaarige ihn mit verflochtenen Fingern eilig durch das Gildenhaus nach draußen führte, auf die Meinungen der anderen Kollegen offenbar scheißend. Irgendwas war anders als sonst, aber was? Die eisige Luft traf ihn mit voller Wucht, aber gleichzeitig war sie angenehm frisch, weshalb er einen tiefen Zug davon einatmete und dann kurz fröstelte. Anschließend präsentierte der Ashworth eine schlanke Maschine mit dunklem Lack und Ledersitzen. Das Blondchen klappte überraschend das Kinn herunter, als er allmählich begriff, was er da gerade vor sich stehen sah. Sowas hatte er bisher nur in Prospekten gesehen und beneidete die Leute, die sich solch ein Gefährt leisten konnten. “Boah, Luce, wie krass!!”, stieß er laut und aufgeregt aus, dabei die Schönheit gefühlt hundert Mal staunend umrundend. Er traute sich kaum, einen Finger anzulegen, geschweige denn draufzusetzen, als sein bester Freund ihn dazu aufforderte. “Das ist eine sehr gute Entschuldigung!”, meinte Nate verständnisvoll und nickte kräftig. Klar, er hatte seine Anwesenheit schon bald schmerzlich vermisst, aber das Teil war die Zeit definitiv wert. “Mann, was du nicht alles herstellen kannst …”, hauchte er ehrfurchtsvoll mit großen und glänzenden Augen, die überaus begeistert über die Oberflächen glitten. “Nee, aber das steht schon voll lange auf meiner Wunschliste!”, quiekte er und lachte freudig, als er die starken Arme um seinen Oberkörper spürte und gleich nach einer Umdrehung endlich auf den Sitz befördert wurde. Der Anleitung folgend, legte er die Arme locker um den Schwarzhaarigen und krallte sich mit den Fingern in seine Jacke. Das Geräusch des erwachenden Motors war das Schönste, was er seit langem hörte. Dieses dunkle, satte Brummen übertönte selbst das sinnlose Knallen in der Umgebung und erschreckte neugierige Passanten. “Ich fasse es nicht, ich sitze tatsächlich auf einem M-Bike!!”, verkündete das Blondchen begeistert und konnte die Fahrt kaum noch abwarten. Als das Gaspedal betätigt wurde und bereits der Start krasse Geschwindigkeit aufbaute, jubelte er laut. Angst verspürte er ausnahmsweise mal keine! Nur unendliche Aufregung und Freude! An der Stadtgrenze umfasste er die Mitte seines Kumpels etwas fester und lehnte seinen eigenen Körper an breiten Rücken. Auch der Kopf schmiegte sich an. “Danke, dass du den Augenblick mit mir teilst, Luce!” Er wusste zwar nicht, ob er ihn überhaupt verstehen konnte, aber die Körpersprache sagte ja wohl alles!
Ein kräftiger Wind zupfte unermüdlich an dem dunklen Anzug des Ashworths, als er aus der M-Kutsche stieg und leicht den Kopf vor seinem Fahrer neigte. "Vielen Dank. Die Bezahlung wurde bereits im Voraus von meinem Vater übernommen, korrekt?" Nicken. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, ehe er sich verabschiedete und geduldig wartete, bis der Herr sicheren Abstand hatte. Zügigen Schrittes eilte er daraufhin zurück zu dem Gebäude, das er inzwischen sein Zuhause nannte. An der eigenen Zimmertür marschierte er jedoch ohne zu zögern vorbei, stattdessen machte er bei seinem besten Freund halt. Ungeduldig, aber in einem kleinen Takt, klopfte er. Es war das erste Mal, seit sie sich wiedergefunden hatten, dass sie so lange von einander getrennt gewesen waren. Wie gerne hätte er all die langweiligen Treffen, die er nun hinter sich hatte, im vornherein abgesagt, doch es war ihm leider nicht möglich gewesen. Wichtige Verhandlungen mit mindestens genauso wichtigen Investoren verlangten, dass alle hohen Tiere des Unternehmens anwesend waren und dazu gehörte nunmal auch Lucien. Sicherlich hätte er sich auch irgendwie drücken können, doch das würde seine Eltern wohl kaum überzeugen, dass er fähig war, Ashworth Corp. irgendwann zu leiten. Immerhin hatte er die fünf Tage voller zäher Gespräche nun hinter sich, konnte sich endlich wieder seinem heiß ersehnten Alltag widmen. Oder in anderen Worten: Er konnte zurück zu Nate. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass er nicht an das Blondchen gedacht hätte. Er hatte viel an ihn gedacht, besorgniserregend viel. Ständig. Früher hatte ihn das häufige Herumgereise aufgrund seines Familienunternehmens nie gestört, inzwischen zählte er die Tage, bis er wieder heim konnte. Fokus? Fehlanzeige. Zum Glück hatte er seine gedankliche Abwesenheit gut überspielen können, eine Beschwerde hatte er zumindest keine erhalten. Als sich die Tür schließlich öffnete, funkelten die Seelenspiegel des Gunners wie frischpolierte Goldtaler. Die Freude, die in ihm wie warme Suppe aufblubberte, war nur schwer zu bändigen. Das vorfreudige Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen und noch bevor er eine Begrüßung aussprechen konnte, fiel er seinem besten Freund in die Arme. Fest drückte er den schmalen Körper an sich, das Gesicht vergrub er in dem blonden Wuschelschopf, dessen Geruch er beinahe sehnsüchtig vermisst hatte. "Wieder da", murmelte er kaum verständlich. Sein Herz hüpfte leise vor sich hin. "Ich habe dich vermisst." Der regelrechte Klammergriff wurde noch ein wenig fester. Er wollte den Kleineren einfach nicht loslassen. Das war einfach zu lang gewesen. Dementsprechend war es nur widerwillig, dass er seinen Kopf wieder hob, um ordentlich sprechen zu können. "Hast du Zeit für mich, darf ich reinkommen?" Erwartungsvoll lächelte er sein Gegenüber an. Bevor der allerdings antworten konnte, hallte eine andere Stimme durch den Gang: "Naaa Lucien? Ist dir dein kleines Boytoy immer noch nicht langweilig geworden?" Urgh. Ingorieren, einfach nicht zuhören, so tun, als wäre der Kerl gar nicht da. Auf gar keinen Fall wollte sich der Schwarzhaarige jetzt den warmen Moment zerstören lassen. "Scheiß auf den", murrte er, ob zu sich selbst oder zu Nate war schwer zu sagen.
“Huuuh.” Auf dem Bauch hing Nate wie ein nasser Sack halb über dem Bettrand und blätterte gelangweilt durch einen aktuellen Prospekt voller günstiger Angebote, das am Boden lag. Er sah zwar die bunten Bilder und Zahlen, das Hirn verarbeitete die Informationen jedoch nur bedingt und vergaß die Sachen gleich. Seit fünf unendlich langen Tagen war sein bester Freund nicht mehr in seiner Nähe gewesen, und die ungewohnte Stille sowie Leere, die dieser Abwesenheit folgten, waren schmerzhaft spürbar. Die beiden waren normalerweise unzertrennlich, hatten seit der Wiedervereinigung gemeinsam gelacht, sich gegenseitig unterstützt und jede freie Minute miteinander verbracht. Die gewohnten Geräusche waren wie eine verblasste Erinnerung, die ihm jetzt fehlte. Der Alltag ohne Luce fühlte sich einfach seltsam und unvollständig an. Nate versuchte sich immer wieder abzulenken, aber alles, was er tat, bezog sich auch auf die Zweisamkeit. Selbst die banalsten Dinge, wie ein Spaziergang im Park oder der Besuch in irgendwelchen Einkaufsläden, schienen ohne ihn sinnlos. Die Zeit schleppte sich quälend dahin, und er konnte nicht einmal sagen, wann er sich das letzte Mal so schrecklich einsam fühlte. Halt, doch. Nachdem er als Kind von ihm wegzog. Er vermisste alle Gespräche, die sie oft bis spät in die Nacht geführt hatten, und die unbeschwerte Freude, die sein Freund ihm geschenkt hatte. Er vermisste jede kleinste und flüchtige Berührung von ihm, bis hin zu den Kuscheleinheiten und- aaagh, stopp. Glühende Wangen und sonstiges Verlangen machten die Sache jetzt auch nicht besser. Türklopfen. Besonderes Türklopfen, einstudiertes Türklopfen. Das einzige Türklopfen, das ihm keine Panik bereitete. “Uff, autsch.” Nates plötzlich unkontrollierte Bewegungen schmissen ihn kopfüber vom Bett, den stumpfen Schmerz ignorierend sprang er voller Vorfreude auf, rannte zur Tür und riss sie buchstäblich auf. Der grüne, hoffnungsvolle Blick war automatisch ein Stück weit nach oben gerichtet. Er wurde nicht enttäuscht. “LuceLuceLuceLuce!” Rasch sammelten sich Tränen und verwandelten die großen, erwartungsvollen Augen in einen See reiner Freude. Lachen und Weinen gleichzeitig, als der Größere die restliche Distanz schloss und ihm endlich in die Arme fiel. “Du bist wieder da, ja!! Endlich!", nuschelte auch Nate, der sein eigenes Gesicht an die breite Brust des anderen drückte. “Und ich dich erst …” Mit den Ärmchen umfasste er den Ashworth fester, als er merkte, dass auch er kaum genug von der Umarmung, dem Wiedersehen und überhaupt alles bekam. Das Herz klagte sofort, nachdem er sich minimal von ihm löste. “Blöde Frage, natürlich! Für dich hab ich immer Zeit!” Doch kaum wollte der aufgeregte Nate seinen besten Freund mit ins Zimmer ziehen, wurde das Vorhaben durch eine andere Stimme im Gang getrübt. Echt jetzt, musste das sein? Nein, darauf hatte das Blondchen absolut keine Lust, es hatte im Augenblick keinen Platz für miese Laune. Deshalb scheißte er drauf, so wie Luce es vorschlug, und zog ihn letztlich doch ohne weiteres in das geschützte Zimmer. “Diesen Moment lasse ich uns auf keinen Fall kaputt machen!”, schnaubte er entschieden, während seine Finger weiterhin die von dem Dunkelhaarigen hielten und zur Sitzgelegenheit führten. “Gehts dir gut? Hast du Hunger? Durst? Wie wars?” Er wollte alles wissen, am liebsten alles auf einmal und sofort!
Ob sich der Schwarzhaarige wohl je daran gewöhnen würde, dass Nate hin und wieder weinte, wenn sie sich wiedertrafen? Ganz sicher war er sich nicht. Inzwischen verstand er langsam, dass es vor Freude war, doch seinen besten Freund mit Tränen in den Augen zu sehen, war nie wirklich schön. Dafür waren es aber die Worte und die Nähe umso mehr. Sanft strichen seine Finger über den Rücken des jungen Mannes, der ihm versicherte, dass er genauso froh über seine Rückkehr war. Es war merkwürdig, zu wissen, dass man nicht nur jemanden vermisste, sondern auch vermisst wurde. Ein merkwürdig gutes Gefühl. Ja, eigentlich fühlte sich alles, was mit dem Felton zu tun hatte, fast schon zu gut an. Natürlich hatte er die Worte, die das Illusions-Balg, das sie auf ihrer ersten gemeinsamen Quest eingefangen hatte, noch immer nicht vergessen, doch wie so oft schob er sie einfach in die allerletzte Ecke seiner Gedanken. "Heheheh, das wollte ich hören", schmunzelte er und ließ sich bereitwillig an den Händen packen, um in das kleine, spärlich eingerichtete Zimmer gezogen zu werden. Der Gang war kein guter Ort, solange er nicht alleine unterwegs war. Das bestätigte sich nur einmal mehr. Kurz hielten Beide inne, ehe sie letztendlich doch das taten, was sie vorhatten. Ehe die Tür in Luciens Rücken zuknallte, wurde ihnen noch ein vielsagender Pfiff hinterher geworfen, der ihn scharf die Luft einsaugen ließ. Nicht kaputt machen lassen, einfach ignorieren, nicht daran denken. Unaufhörlich wiederholte er die Worte in seinen Gedanken, doch sie umzusetzen war deutlich schwerer. Wieso bloß konnte er die beschissenen Kommentare nicht einfach links liegen, so, wie er es sonst auch tat? Mit einem schweren Seufzen ließ er sich auf das Sitzkissen fallen, der Rücken landete am Bettrahmen, sodass sein Kopf nach hinten auf die weiche Matratze fiel. "Alles gut", beschwichtigte er seinen Kumpel und zupfte stattdessen an seinem weiten Hosenbein, sodass er sich hoffentlich zu ihm hockte. Er brauchte nichts, schon gar nicht, wenn das hieß, dass Nate durch die Wohnung wuselte, anstatt bei ihm zu bleiben. Falls er tatsächlich so nett war, würde der Gunner sich leicht zur Seite kippen lassen, um sich gegen seine Schulter zu lehnen. "Uggghhh" war wohl das beste 'Wort' um die vergangenen Tage zu beschreiben. "Wir konnten einige Großaufträge klarmachen, die ordentlich Gewinn abwerfen werden." Damit waren die positiven Aspekte seiner Abwesenheit allerdings schon abgehakt. "Ich kann die ständigen Preisverhandlungen und angespannten Geschäftsessen echt nicht mehr ab. Es geht teilweise um Centbeträge, Nate." Natürlich war ihm bewusst, dass auch diese bei den Bestellmängen letztendlich einen großen Unterschied machten, doch das machte es während der Diskussionen nicht weniger frustreirend. "Danach mussten selbstverständlich alle Verträge noch einmal auf Vollständigkeit und Korrektheit geprüft werden. Und wessen Spezialgebiet ist das? Meins natürlich." Doch nur, weil er in etwas gut war, hieß das noch lange nicht, dass er es auch gerne tat. Er hatte es inzwischen einfach so oft gemacht, dass er in- und auswendig wusste, worauf er zu achten hatte. "Lass uns lieber nicht über die Details reden, sonst bekomme ich nur wieder Kopfschmerzen." Seine Schläfen pochten sowieso noch von all der psychischen Anstrengung der letzten Tage. Er war schon echt ein armes, bemitleidenswertes Kerlchen mit einem äußerst schweren Leben. Mit einem weiteren Seufzen sortierte der Ashworth seine Beine neu und drehte sich noch ein wenig zur Seite, sodass sein Kopf auf Nates Schulter landete, damit er den Blick auf ihn richten konnte, ohne sich dabei den Hals zu verrenken. "Erzähl mir lieber, was du so ohne mich getrieben hast. Und was wir jetzt noch so machen." Ein verschlafenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er das hübsche Gesicht des Blondchens anschielte. Seinetwegen konnten sie auch einfach genau so bleiben, Nate erzählte ihm irgendetwas, während er selbst einfach nur etwas Ruhe genoss. So genügsam war er wirklich selten. "Kann ich heute bei dir schlafen? Ich habe später bestimmt keine Lust, noch rüber zu gehen." Eine geschickt platzierte Lüge. Was er eigentlich hätte sagen sollen, war, dass er nicht alleine sein wollte, schon gar nicht, nachdem sie so lange getrennt gewesen waren. "Ich werde mich sogar mit dem Boden zufrieden geben." Der harte, ungemütliche Untergrund war ihm zumindest heute hundert mal lieber als das kuscheligste Bett der Welt. Er war eben ein wenig anhänglicher, nachdem er sich so lange mit unangenehmen Leuten herumgeschlagen hatte, das war ja wohl vollkommen nachvollziehbar und normal. "Bittebittebittebitte."
Normalerweise schmerzte es nach wie vor, wenn irgendwelche dahergelaufenen Kollegen mit spitzen Bemerkungen um die Ecke schossen; aber dieser Moment war bis zum Rand von Freude und Wärme gefüllt, dass der Versuch, ihn mit Absicht zu verletzen, fast gleichgültig war und er die Lächerlichkeit erfolgreich ausblenden konnte. “Mit dir an meiner Seite bin ich einfach stärker, heh!”, gestand Nate lächelnd und fuhr sich verlegen über den Hinterkopf. Man sollte sich nicht zu sehr auf andere verlassen und selbst in der Lage sein, gewisse Dinge zu regeln, das war ihm bewusst. Aber in seinem Fall reichte die bloße Anwesenheit seines besten Freundes, um sich fähig zu fühlen. Irgendwann schaffte er es, einfach drüberzustehen, daran glaubte er fest! Nate kam der Forderung natürlich nach und ließ sich neben ihm auf den Boden plumpsen. Hui, der Kerl schien wirklich ein schweres Leben zu haben, so ausgelaugt, wie er sich verhielt. Als der Kopf auf seine Schulter fiel, wanderte eine Hand zu der seinen und streichelte sanft. Der Gedanke, ob nun richtig oder falsch, war schon längst abgefahren. Solange keiner der beiden diese Art von Zuneigung entschieden ablehnte, war das völlig in Ordnung. Dann konnten sie die Finger eben nicht voneinander lassen und suchten nach Körperkontakt, hmpf. “Klingt gut”, meinte Nate nur, schmiegte den eigenen Kopf an und schloss genießerisch die Augen. “Okay, der Rest klingt wiederum sterbenslangweilig und total nervig.” Kein Wunder, dass Luce geschafft war, sowas verbrauchte geballte Konzentration und Aufmerksamkeit, schätzte er. Puh, und den ganzen Geschäftsmist tagelang durchziehen war bestimmt ätzend bis zum geht nicht mehr. “Ich hoffe, mein gekochtes Essen ist nach wie vor besser!”, witzelte das Blondchen zwischendurch, um die angenehme Stimmung oben zu halten. Seitdem die Sandkastenfreunde gemeinsam aßen, schmeckte sogar ein Stück Brot seiner Meinung nach weniger trostlos. “Uff, hast du denn jetzt erstmal wieder eine Weile Ruhe davon oder musst du bald wieder losziehen?” Oh bitte, habe Freizeit, habe Zeit für den Felton, dessen Leben ohne den Dunkelhaarigen unerfüllt, wertlos und voller Schmerz war. Nein, ganz so dramatisch war das nicht. Oder? “Mehr Details würde ich wahrscheinlich eh nicht verstehen.” Jetzt war es Nate, der die Gelegenheit nutzte und durch den dunklen Schopf wuschelte. Er streckte frech die Zunge heraus und kicherte. “Du kannst dich auch gerne auf das Bett legen und dich erstmal ausruhen”, merkte er nach der Zappelei an und lächelte warm. Das Kuscheln wollte er zwar nicht so schnell aufgeben, aber der besondere Besucher sollte sich gänzlich wohlfühlen und in der erschöpften Verfassung maximale Bequemlichkeit erfahren. Da war der Boden vielleicht nicht die richtige Wahl. “Mh …” Toll, was sagte er denn jetzt? Ich habe dich schmerzlich vermisst? Nichts. Ohne dich ist alles doof?? Ich habe die Sekunden, Minuten, Stunden und Tage deiner Abwesenheit gezählt??? Ooof, nein, das wäre viel zu viel, viel zu kitschig, viel zu abhängig, viel zu drüber, viel zu alles. "Ich habe mir verschiedene Angebote angesehen, die ich mir demnächst besorgen werde, falls die dann noch verfügbar sind. Und, uh, ich habe ein neues Häkelprojekt angefangen: eine Fledermaus. Der Kopf und ein Flügel fehlen noch.” Ja, ein wahnsinnig spannendes Leben führte Nate. Noch traute er sich alleine kaum raus, denn die gruseligen Handlanger könnten zu jeder Zeit irgendwo lauern. Der einzige Vorteil, im Gildenhaus zu wohnen, ist der beständige Schutz. Ansonsten würde er sich sofort eine Bleibe suchen, die deutlich günstiger war und mehr bot. Das hier war eigentlich reine Abzocke. “Hmm, eigentlich müsste ich den Kühlschrank und das Vorratsregal wieder auffüllen, aber ich denke, du meinst was Angenehmes.” Wäre nur verständlich und außerdem irgendwie mega egoistisch. Er wollte seine Anwesenheit nicht für solche Dinge nutzen, schon gar nicht, wenn er harte Tage hinter sich hatte und offensichtlich müde war. Die nächste Frage killte den Blonden halb, dessen Wangen sofort eine tiefrote Farbe annahmen und der Hintern rutschte nervös herum. Das wäre nicht die erste gemeinsame Nacht, trotzdem. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Einzelbett - jap, es war immer noch für eine Person gemacht. Wie zur Hölle sollten sie denn zu zweit dort schlafen??? Und dann schlug Luce von alleine den Boden vor. … “J-ja, also i-ich, uhm, könnte auch mehr Decken holen und sie auf dem Boden ausbreiten, und dann könnten wir gemeinsam auf dem Boden kusch- schlafen. Geteiltes Leid und so …” Keine Hintergedanken, neeeeeiiiiin, er hatte sich ja gerade nicht beinahe verplappert und das Vorhaben gegen die Wand gefahren. Der Blick wandte sich ab, sprang hier und dorthin, Hitze sickerte durch die Kleidung und steckte vermutlich auch den anderen an. “A-also wir könnten jetzt noch …” Einfach weiter kuscheln. “Was essen?” Wow, wie einfallsreich.
Gähnend ließ der Ashworth den Kopf auf die Schulter des jungen Mannes, den er anscheinend dazu inspirierte, mutig zu sein, fallen. Es war ein tolles Gefühl, zu wissen, dass er dazu beitrug, dass Nate endlich aus seinem Schneckenhaus herauskam. Er hasste es, ihn so verängstigt und unsicher zu sehen, weshalb er die Momente, in denen sich sein wahrer Mumm zeigte, umso mehr genoss. Das erste Mal, als man sie am Questboard angepöbelt hatte, war er beeindruckt gewesen. Als der Felton sich im Laufe dieses Tages erneut bewies, war Lucien zu beschäftigt mit sich selbst gewesen, um ihn wirklich wertzuschätzen. Wenn er jetzt im Nachhinein darüber nachdachte, fühlte er sich umso wärmer und stolzer. Es war eine Seite, die bisher nur er zu kennen schien. Es war etwas besonderes, aber er wollte trotzdem, dass auch der Rest der Welt endlich sah, dass der kleine, schüchterne Nate Felton zu so viel mehr fähig war, als man auf den ersten Blick erahnen würde. Die sanfte, kuschelige Seite des Blondschopfes wollte er aber voll und ganz für sich beanspruchen. Mit der Hoffnung, dass er der Einzige war, dem diese Art von Zuwendung zukam, überließ er seine Hand mit einem Lächeln den sanften Berührungen seines Kumpels. Ja, die meisten Meetings waren langweilig und anstrengend. Leider gehörten sie fest zum Erfolg des Ashworth-Unternehmens dazu, es gab keinen Weg um sie herum. "Natürlich. Niemand kocht so gut wie du", antwortete er als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, gab ihm einen leichten Schubs mit dem Ellenbogen. Das, was der Kleinere kochte, schmeckte zwar vollkommen anders, aber anders war nicht gleich schlechter. Ganz im Gegenteil. Außerdem gab es keine nervigen Gespräche über Bilanzen während man aß. "Ich muss die Tage noch ein Sonderauftragsgespräch mit einem Stammkunden führen. Der kommt allerdings hier aus Marokkasu. Also keine Sorge, du bekommst die volle Lucien-Dröhnung." Ein warmes Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen breit. Es gab vorerst kein Entkommen vor ihm! "Die willst du auch nicht verstehen, das kann ich dir versichern." Ein schwaches Lachen. Es gab Dinge, auf deren Wissen man getrost verzichten konnte und allerlei Business-Gedöhns zählte absolut zu diesen Dingen. "Hehhh ... wenn du meine Haare zerzaust musst du sie später auch wieder ordentlich machen." Übertrieben schmollend strich er sich über den pechschwarzen Schopf, um das Durcheinander zumindest wieder ein klein wenig zu ordnen. Mit einer Strähne zwischen den Fingern hielt er mitten in der Bewegung inne. Er durfte sich in Nates Bett einkuscheln? In Decken und Kissen, die (hoffentlich) allesamt nach ihm rochen? Sein Herz machte einen großen Satz. Aber dafür musste er aufstehen und das hier aufgeben. "... vielleicht später." Und nur mit dir zusammen. Ein Wunsch, den er lieber schnell wieder von der Liste strich. Träge blinzelten die goldenen Seelenspiegel, während ein kurzer Moment der Ruhe einkehrte, in dem der Felton darüber nachzudenken schien, wie er die letzten Tage verbracht hatte. Er war so hübsch. Wie sollte er da den Blick abwenden und nicht starren? Selbst jetzt, während eines vollkommen unangekündigten Besuchs, in Klamotten, die groß genug für sie beide gleichzeitig waren. Wie schaffte er das bloß? Und wie schaffte er es, in der Zeit von Luciens Abwesenheit nicht einmal das Zimmer zu verlassen? Der Ältere seufzte leise. Hier gab es definitiv noch Handlungsbedarf. Zum Glück war er nun wieder da. "Lass uns das lieber morgen früh machen." Er hatte absolut kein Problem damit, mit seinem besten Freund einkaufen zu gehen, doch für den restlichen Abend wollte er es ruhig angehen lassen. Morgen war auch noch genug Zeit für frische Luft. Bewegen wollte er sich heute nicht mehr viel. Deswegen bat er den Blondschopf auch darum, die Nacht hier verbringen zu dürfen. Dass dieser darauf so nervös reagierte, war einfach zu niedlich. Die geröteten Wangen luden wirklich zum hineinkneifen ein. "Ich habe gesagt, ich will bei dir schlafen. Was malst du dir bloß aus?" Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen verteilte er einen weiteren Ellenbogen an Nates Rippen. Natürlich wusse er, dass sein Gegenüber nicht wirklich an andere Dinge dachte. Schon gar nicht mit ihm. Und das war absolut okay. "Du musst das nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn du in deinem Bett schläfst." Es reichte vollkommen aus, wenn einer von ihnen am nächsten Tag Rückenschmerzen hatte. Allerdings wusste er inzwischen gut genug, dass er Nate die Idee wohl kaum ausreden konnte und ehrlich gesagt störte es ihn nur wenig, das Blondchen beim Schlafen noch etwas näher bei sich zu haben. All die verpasste Nähe der letzten Tage musste schließlich möglichst im Schnelldurchlauf-Modus nachgeholt werden. Dementsprechend war auch der Vorschlag, etwas zu essen, keine gute Idee. Dafür musste der Felton schließlich aufstehen und in die Küche gehen. "Will nicht aufstehen..." Außerdem war die Chance groß, dass Lucien früher oder später mit dem Gesicht im Teller landete, weil er im Sitzen einschlief. Somit waren sie noch kein bisschen weiter in Hinsicht auf ihre Abendgestaltung, doch zumindest wusste der Schwarzhaarige nun, was er wollte. Dementsprechend konnte er selbst einen Vorschlag unterbreiten! "Mach die Fledermaus fertig. Ich will dir zusehen." Nicht nur konnte er so weiterhin die gemütliche Schulter belagern, er lernte eventuell auch endlich, wie Nate die kuscheligen Kreaturen kreierte.
Stolz schwoll in der Brust von Nate und er lächelte bescheiden, als das Kompliment über seine Kochkünste runter ging wie Öl. Natürlich übertrieb Luce wieder vollkommen mit dem Lob, aber Gerichte aller Art zuzubereiten war eine Sache, die er wirklich sehr gerne tat. Dementsprechend freute er sich darüber, dass sein Essen so gut ankam. Den leichten Schubs gab er kichernd zurück, das Herzchen hüpfte glücklich. Vorerst keine Einsamkeit fürchten! “Haaah, das ist schön zu hören!” Die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er dabei den Kopf in den Nacken legte und gegen die Matratze lehnte. Es war, als hätte man eine schwere Last von seinen Schultern genommen, sodass gleich Linderung eintrat. Balsam für die Seele sozusagen. Und weil gerade alles so stimmig war, setzte Spiellaune ein, die er grinsend und mit einem beherzten Griff in den dunklen Schopf freiließ. “Kein Ding, ich fasse dein Haar sowieso gerne an!” Das war so weich und fluffig, unmöglich, nicht zu lieben! Nate grinste nur noch breiter, als Luce theatralisch schmollte, er wirkte dadurch unglaublich niedlich und verlieh dem sonst so lässigen Auftreten eine gewisse Sanftheit. “In Ordnung. Du stehst wohl eh bereits an der Schwelle zum Traumland.” Kein Wunder. Auch ein Arbeitstier brauchte mal Erholung, ob es nun wollte oder nicht. Im Vergleich kam sich der Felton mit der Gammelei ein bisschen mies vor, weil er den Hintern kaum freiwillig aus dem Haus bewegte, wenn nicht gerade eine Quest oder eben der Einkauf anstand. Dass er den Ashworth nicht längst mit seinem öden Leben langweilte, war schon komisch. Aber lieber nicht an sowas denken, solange die Beziehung zueinander gut lief. “H-huh? Was, was soll ich mir denn ausmalen … mein Bett ist nunmal nicht groß genug für zwei Personen", murmelte Nate und rieb sich gedankenverloren die Rippen, die nach dem nächsten Stoß kribbeln. Pff, immer diese Mehrdeutigkeit. Hallo, er war ja wohl absolut unschuldig und hatte gar keine anzüglichen Vorstellungen mit dem hübschesten Mann der Welt, mh-hm! “Doch. Ich aber. Eigentlich könnten wir auch in dein Zimmer wechseln, aber du willst ja nicht mehr aufstehen. Also muss ich auch leiden, so!” Komische Logik? Ihm doch egal! Wäre es jemand anderes, würde er sein Bett weder anbieten noch auf dem Boden schlafen. Und das lag auch nicht nur daran, dass er sonst keinen Besuch empfing. Luce war in allen Belangen die große Ausnahme und das änderte sich auch niemals. “Das ist okay, bleib ruhig sitzen. Aber ich muss trotzdem aufstehen, um unseren Schlafplatz vorzubereiten. Wehe du schläfst ein, bevor ich damit fertig bin!”, drohte der Blonde scherzhaft und stieß seinerseits mit dem Ellenbogen zu, ehe er sich zögerlich von dem anderen Körper löste und sich an die Arbeit machte. Glücklicherweise war er schlau genug, alte Decken und Kissen für den Notfall aufzubewahren. Hoffentlich waren sie dem Dunkelhaarigen nicht zu ranzig oder so, das war gerade die einzige Sorge. Bevor er die weichen Ober- und Unterlagen aus den Schubladen friemelte, schob er den Tisch so weit wie möglich zur Seite, breitete dann die Decken aus und warf ein paar Kissen hinterher. “Uhm, bist du noch wach? Du kannst dich jetzt hinlegen”, verkündete der Gastgeber und betrachtete das Werk kritisch. Wirkte gar nicht so unbequem wie befürchtet. Anschließend schnappte er eine Hand des anderen und hievte ihn fordernd zu sich. Hm, er war wirklich müde. Die Idee mit der Fledermaus verschob Nate lieber auf ein andermal, außerdem hatte er eh nicht so viel Lust auf Häkeln. “Du kannst kaum die Augen offen halten, ich mache die Fledermaus ein andermal fertig, ja? Ich ziehe mich schnell um und mache das Licht aus.” Oder andersrum. Erst das Licht aus, dann andere Sachen. Gesagt, getan. In T-Shirt und Shorts legte er sich dann zu seinem Kumpel auf den Boden und schlüpfte unter die vorgewärmte Decke. Die Finger wanderten zaghaft zu den von Luce und umschlossen sie locker. “Gute Nacht”, wünschte er leise und lächelte. Mega lautes Türhämmern riss den Felton am nächsten Morgen aus dem Schlaf und ließ ihn kerzengerade aufsitzen. Beim nächsten Hämmern krabbelte er halb panisch, halb verschlafen auf allen Vieren nach hinten und stieß mit dem Kopf schmerzhaft gegen die Heizung. “Ey, Lucien, bist du noch bei deinem Boytoy?” Weiteres Hämmern, kam noch Treten dazu?! “Hier ist ein Auftrag für dich, genug herumgespielt!” Ein Klemmbrett samt Unterlagen wurde unter die Tür gequetscht und ins Zimmer reingeschoben. “Man verlangt hierbei ausdrücklich deine Expertise und du sollst einen fähigen Kollegen mitnehmen, verstanden?" Schritte, die sich entfernten. Erst als wieder Ruhe war, regte sich Nate und fuhr sich seufzend über den Hinterkopf. “Ich kriege hier noch einen Herzinfarkt”, jammerte er und krabbelte ungelenk zum warmen Nest zurück. “Mann, jetzt musst du wohl doch wieder weg …”
Der Felton hatte wirklich Glück, dass Lucien so schläfrig war, sonst hätte er ihm den hinterhältigen Flauscheangriff doppelt und dreifach zurückgezahlt! So ließ er ihn einfach über sich ergehen, schmollte gespielt, als wäre es die schlimmste Folter auf Erden. Natürlich störte es ihn nicht, wenn sein Kumpel sich an seinen Haaren vergriff, im Gegenteil. Er musste sie am nächsten Morgen ja sowieso wieder kämmen und pflegen. Solange heute kein unnötiger Aufwand mehr auf ihn zukam, war alles in Butter. Dementsprechend war er auch zu träge, noch das Zimmer zu wechseln. Anscheinend zum Missmut seines Gegenübers. "Mh-hmmm ... ich verstehe ... du willst also uuuuhnbedingt mit mir in mein Bett." Nicken. Selbstgefälliges Grinsen. Genau das war die Schlussfolgerung, die man aus Nates Worten ziehen konnte. Natürlich scherzte er nur. Auch ihm war bewusst, dass sich sein Zimmer deutlich besser für Übernachtungsgäste eignete, ob man nun das Bett teilte oder nicht. Trotzdem wollte er nur ungern noch einmal aufstehen, es hieß also leiden für die beiden Magier. Grummelnd ließ er seinen besten Freund gehen, er blieb wie ein Schluck Wasser in der Kurve hocken, jetzt wo ihm die Stütze fehlte. Trotz des Ellenbogens in seiner Seite konnte er nicht garantieren, dass er nicht an Ort und Stelle einschlief. Doch er wollte es zumindest versuchen. Goldene Augen folgten so aufmerksam wie möglich dem umherhuschenden Blonden. Immer wieder fielen sie beinahe zu, doch er hielt sich wach, indem er begann, sich gemächlich aus seinem Anzug zu schälen. Dieser war zwar gemütlich, aber absolut nicht zum Schlafen geeignet. Jackett und Weste wurden gemeinsam mit der Krawatte abgelegt. Hemd und Hose wurden zwar aufgeknöpft, aber nicht ausgezogen. Ersteres, weil er nicht vollkommen blankziehen wollte und Zweiteres, weil er dafür noch einmal hätte aufstehen müssen. Schneller als erwartet war der Boden schließlich ausgelegt. Was? Wach? Lucien? Definitiv. Gerade noch so. "Mh-hm..." Hinlegen? Gute Idee. Auf den Ruck hin kullerte er Nate entgegen, ließ sich wieder gegen dessen Schulter kippen. Goldene Seelenspiegel hefteten sich an das Gesicht, das nicht weit entfernt war. So nah sah er ihn selten. Er blinzelte träge. "...hübsch...", murmelte er kaum verständlich, bevor die Äuglein endgültig zufielen und der Schwarzhaarige mit einem leisen 'Fwomp' nach hinten in die Kissen kippte. Hübsch. Oh ja. Er hatte den hübschsten besten Freund auf dieser Welt. Mehr kam für den restlichen Abend nicht mehr von ihm, nur leises, gleichmäßiges Schnaufen. Der nächste Morgen wurde bei weitem nicht so gemütlich und warm eingeleitet wie die gemeinsame Nacht. Unsanft wurde Lucien aus dem Schlaf gerissen, indem man ihm irgendetwas aus den Pfoten zerrte und seine Ohren mit lautstarkem Gehämmer terrorisierte. Was war hier los? Man verlangte nach ihm? Aber er war doch gar nicht bei sich. Boytoy? Nate? Ugghhh... Grummelnd wurden schwarze Strähnen aus dem Gesicht geschoben während verklebte Seelenspiegel sich wachblinzelten. "Alles okay?" Besorgt zog er die Brauen zusammen. Der Felton schien deutlich gestresster als der eigentliche Empfänger der unschönen Nachricht. "Es tut mir Leid, dass sie dich so nennen." Der verschlafene Blick senkte sich hinab auf die eigenen Hände. Es war vollkommen egal, was er tat und wie er sich verhielt, er bekam seinen besten Freund einfach nicht aus dem Kreuzfeuer. "Ich kann es wirklich nicht mehr hören. Du bist mehr als das, ich hoffe das weißt du." Er wollte das Thema nicht vollständig aufrollen, nicht zugeben, dass es ihn mehr beschäftigte, als es sollte. Aber er wollte zumindest, dass Nate wusste, dass er ihm wichtig war. Er war niemand, der viel oder gar gerne über Gefühle redete und außerdem wartete scheinbar ein Auftrag, der zeitnah erledigt werden wollte. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust, schon wieder zu arbeiten, doch es klang nicht, als überließe man ihm die Wahl. "Hmm..." Er schälte sich aus der Decke und hievte sich auf die Beine. Das zerknitterte Hemd hing ihm nurnoch halb über den Schultern und auch die Hose klammerte sich mit letzter Kraft an seine Hüften. Eine Hand wurde unter deren Bund geschoben, um sich knapp unter dem Gildenzeichen zu kratzen, während er sich zur Tür schleifte und dort das Klemmbrett aufsammelte. Mit diesem ließ er sich zurück neben seinen Kumpel fallen und seufzte erneut. Ugh. Er wollte gar nicht wissen, was für einen Müll man ihm andrehen wollte. "Komm doch einfach mit." So mussten sie sich nicht direkt wieder trennen und so schlimm würde der Auftrag schon nicht sein. Eilig überflog er den Wisch, pickte sich ausschließlich die wichtigen Informationen heraus. Ein Prototyp-Gewehr? Die Seelenspiegel verengten sich zu Schlitzen. Er hatte da eine Vermutung, um was es sich handelte, die Informatinen über die Produktion war Ashworth Corp. natürlich nicht lange unbekannt geblieben. Für ihn hätte es tatsächlich Vorteile, wenn die Waffe nicht in Produktion ginge. Andererseits ... "Ist das heftig krass!! Wir dürfen die Waffe sogar benutzen, Nate. Du musst mitkommen!" Die Augen weiteten sich wieder, funkelten wie die eines Jungen, der ein neues, teures Spielzeug in aussicht gestellt bekam. Er musste diese Waffe mit eigenen Händen halten können.
"D-Das hast du jetzt gesagt …”, murmelte Nate und schielte zu dem jungen Mann hinunter, der kaum noch wach wirkte. Irgendwie erinnerte die Situation an das große Wiedersehen, als später Alkohol ins Spiel kam. Müdigkeit ließ seine Zunge wohl schneller reagieren als das Hirn, ob mit oder ohne beeinflussbare Getränke im Blut. Ein kleines Schmunzeln. Auch wenn Luce die Gelegenheit gerne zum Aufziehen nutzte; es stimmte. Der Felton schlief tatsächlich ungern alleine. Aber die wahren Gründe dafür, konnte der Schläfrige wohl kaum wissen. Dann begann er sich bettfertig zu machen. Das, was eigentlich völlig harmlos war, entfachte in dem Blondschopf erneut Verlegenheit, die ihn dazu zwang, einfach stur wegzuschauen und weiter zu wuseln. Mist, er hatte doch echt vergessen, ihm Nachtkleidung anzubieten. Doch kümmerte es den anderen scheinbar nicht im Geringsten, weshalb der Gastgeber auch nicht nachfragte und stattdessen cool blieb. Warum sein aufgeregtes Herzchen in diesem Moment ungleicher Meinung war, wusste er auch nicht! Wahrscheinlich hatte er sich in den letzten Tagen viel zu wenig bewegt, weshalb der Körper gerade mehr in Wallung geriet als gewohnt. Jup, das musste so sein und bestimmt nicht anders! Nach der Mitteilung, dass das schnuckelige Nest bereit wäre, zögerte der Halbschlafende keine Sekunde und rollte in die Laken. “Mann, erzähl keinen Unsinn …”, nuschelte Nate in das Kissen, hinter dem er sein Gesicht versteckte. Hübsch. Hah. Wieso musste der Typ immer so unverblümt reagieren, sobald das Bewusstsein verrutschte?! Das konnte er doch nicht einfach zu ihm sagen, ohne selbst peinlich berührt zu sein oder das war nur Spaß nachzuschieben. Aber dann holte ihn der Schlaf völlig in die Traumwelt und es passierte nichts dergleichen. Fies. Lieber nicht darüber nachdenken, sich neben ihn legen, Finger schnappen und die Augen zu machen! Das leise Atmen war so schön beruhigend … Nach dem plötzlichen Schock am Morgen, rieb er sich im selbstgebastelten Bett zum zweiten Mal über den leicht schmerzenden Hinterkopf und seufzte langgezogen. Als sich das Herz allmählich beruhigte, ließ er sich seitlich in die Kissen zurückfallen und ein blödes Gefühl kam auf. Dem Felton gefiel es überhaupt nicht, dass der Ashworth gleich wieder weg musste. Er kam doch erst an. Das war so typisch, das Schicksal total gemein. “Ja, passt schon.” Der Schmerz war gar nichts im Vergleich zu dem, was folgen würde. Er drehte schmollend auf die andere Seite und zog die Decke halb über den Kopf. Im Augenblick war ihm auch egal, dass der Kollege ihn wie so oft (indirekt) beleidigte. Nate war noch nicht bereit für das Alleinsein, aber das war sein eigenes Problem, nicht das von Luce, dem er am besten nichts davon erzählte. Magier hatten nunmal gewisse Verpflichtungen, denen sie nachkommen mussten und sie lebten nicht zum Entspannen hier. “Muss es nicht. Das sind arme Würstchen, die … uhm … mir fällt nichts Unverschämtes mehr ein. Aber arme Würstchen, das sind die, ja! Hmpf.” Huh, wie peinlich. Kein Wunder, dass er nicht ernst genommen wurde, selbst in verbalen Austeilen war er eine Niete. Aber auch das war eine Sache, mit der er selbst klarkommen musste. Sein bester Freund war schon viel zu sehr involviert und war der Letzte, der solch miesen Worte verdiente beziehungsweise mitbekommen sollte. Der Griff um die Decke wurde fester. “Es tut mir leid, dass du das hören musst.” Eigentlich würde Nate die Sache ignorieren und sich später alleine damit beschäftigen, aber der Größerer war wohl nicht in der Lage dazu, die Kommentare fallen zu lassen. Der Mist schien ihn wirklich zu stören und im Grunde war es auch richtig, darüber zu reden. Aber das war so unangenehm. Dann schnellte die Burrito-Rolle in die Sitzposition und glotzte dem anderen mit großen grünen Augen entgegen. “Ich soll mitkommen?! Aber ich-” bin doch gar nicht so fähig. Er schluckte. Wenn er diese unheilvollen Worte aussprach, gab es wahrscheinlich ein Donnerwetter. Aber Luce wusste doch noch gar nicht, um was es in dem Auftrag ging. Mann, er muss ja echt Vertrauen zu ihm haben, nahm ihn als Begleitung so selbstverständlich wie Nahrung. “J-ja, okay, in Ordnung, ich komme mit dir.” Der Felton hatte keine Ahnung, ob der Ashworth seine Unsicherheit überhaupt mitbekam, steckte seine Nase bereits in den Zetteln und studierte. Das wäre ihm mehr als recht!! Und besser was zu tun haben, als wieder ewig rumgammeln. Gespannt wartete er auf den Inhalt, zuckte leicht zusammen, als sein bester Freund beinahe platzte. “W-Waffe? Was für eine Waffe?” Okay, jetzt war auch klar, warum ausgerechnet seine Fähigkeiten gefordert wurden und nicht irgendwelche. Waffen waren sein Geschäft. “Sag doch mal, was müssen wir genau tun?” Hoffentlich müssen sie keine Leute verletzen oder so … der Auftrag klang jetzt schon nach etwas Größerem als sonst. Es war echt an der Zeit, ihm seine eigene Magie zu erklären, falls wirklich Gefahr drohte. Während er also auf mehr Information wartete, schälte er sich aus der Decke und zog sich die Alltagskleidung über, die er gestern Abend noch zurecht legte. Und bevor die beiden wohin auch immer aufbrechen, bereitete er ausgiebiges Frühstück vor und ordentliche Snacks für unterwegs. Hehe, ein neues Abenteuer mit Luce. Keine Einsamkeit fürchten!
Arme Würstchen, hm? Waren sie das? Vermutlich hatte Nate Recht. Jeder Gedanke über diese Schwachköpfe wäre verschwendete Zeit. Trotzdem konnte der Ashworth nicht einfach aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er wollte den Kleineren vor den unangebrachten Worten schützen, auch, wenn es ihn überhaupt nicht zu interessieren schien. "Es muss dir nicht leidtun, es ist nicht deine Schuld." Er war es schließlich nicht, der die Beleidigungen und unnötigen Kommentare aussprach. Mit einem Kopfschütteln schwang sich Lucien schließlich auf die Beine, schnappte sich das Klemmbrett und ließ sich dann wieder neben seinem besten Kumpel nieder. "Ja, sollst du. Kein aber." Er konnte sich bereits denken, was der Blonde sagen wollte, da dieser sich aber zurückhielt, tat er es ebenfalls. Die Korrektur kam zügig und entlockte dem Gunner ein zufriedenes Lächeln. "Genau das wollte ich hören!" Auch, wenn Nate es noch immer nicht zu kapieren schien, Lucien hatte ihn gerne bei sich, egal ob Alltag oder Quest. Dass er noch immer keine Ahnung hatte, was seine Lieblingsbegleitung für eine Magie beherrschte, war ihm noch überhaupt nicht aufgefallen. Bisher war es nie relevant gewesen. "Ein magisches Gewehr." Eines, das es ermöglichte, Magie zu nutzen, die der Verwender überhaupt nicht beherrschte. Eigentlich sollte weder Lucien, noch der Rest seiner Familie überhaupt von dessen Existenz wissen, doch die Ashworths hatten stets genau im Blick, was ihre Rivalen trieben. Dass das nicht immer voll und ganz legal war, musste man wohl kaum dazu sagen. Letztendlich behinderten sie die Produktion nicht, zumindest in den Augen des Sohnes war es also nicht weiter verwerflich. "Wenn ich mich nicht irre, ist es ein verdammt gefährlicher Prototyp, der absolut nicht in falsche Hände gelangen sollte." Ob Luciens zu den 'Richtigen' gehörten, ließ sich vermutlich diskutieren. Aber lieber Seine als die der Piraten. "Das Transportschiff wurde vermutlich überfallen. Allzu viele Details gibt es nicht, der Notruf war nicht mehr als ein 'SOS'. Wir sollen das Schiff finden und sicherstellen, dass niemand an das Gewehr gelangt." Das Schiff war scheinbar auf dem Weg nach Kaiso gewesen, wo die Waffe hätte getestet und bei gutem Ergebnis auch produziert werden sollte. Moment mal. Fuck. Das hieß, sie mussten die Stadt verlassen. Und das wiederum bedeutete, dass sie den Zug nehmen müssten. Der Ashworth schluckte kräftig. Bisher hatte er es immer und immer wieder vermeiden können, zumindest gemeinsam mit dem Felton auf öffentliche Verkehrsmittel zürückgreifen zu müssen, doch heute gab es kein Entkommen. Ein Detail, dass seine Freude gewaltig dämpfte. Nervös wackelte er immer wieder hin und her, sowohl während des Frühstücks, als auch während der Zeit, in der Nate Reiseproviant vorbereitete und er selbst sich im Bad wieder präsentierbar machte. Er musste ihn vorwarnen, sonst würde er sich nur unendlich Sorgen machen ... aber es war so fürchterlich peinlich. Eigentlich hatte er seinem Kumpel diese verfluchte Schwäche auf gar keinen Fall präsentieren wollen, doch nun kam er nicht mehr darum herum. Wieso hatte er darüber nicht vorher nachgedacht? Wieso hatte sein Herz erneut schneller gehandelt als sein Verstand? Ugh. Ordentlich gekleidet und mit sorgfältig gepflegten Haaren trat er zurück zu seinem besten Freund. "Hey, Nate." Er wollte im Boden versinken. Hier. Jetzt sofort. "Wir können jetzt los." Er schlüpfte in seine Schuhe und hatte bereits die Türklinke in der Hand, ließ sie aber dann doch wieder los. "Aber. Ähem. Es ist so. Du solltest noch etwas wissen, bevor wir aufbrechen. Es wird Zeit, dass ich es loswerde. Eigentlich hätte ich es dir schon längst sagen sollen." Obwohl er sie gerade erst gebunden hatte, wanderten seine Finger schon wieder an seine Krawatte, zupften kurz daran herum, ehe sie sie wieder richteten. Der goldene Blick wanderte hinaus aus dem großen Fenster, vermied es gezielt, auf blaugrüne Augen zu treffen. Man würde ihn für den größten Versager halten. Was für ein kompetenter Mann bekam schon mit sowas Probleme? Eigentlich war es ja nicht seine Schuld, dass öffentliche Verkehrsmittel so wackelig und billig waren, schämen tat er sich trotzdem. "Ich sage es einfach wie es ist." Durchatmen, Blick weiterhin stur abwenden und raus damit. Vielleicht würde das Blondchen ihn ja überhaupt nicht verurteilen? Sie waren schließlich Freunde. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, der zur Sicherheit direkt wieder erstickt wurde."Ich komme überhaupt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln klar. Also auch Züge."
“Uuuuh!” Nate hatte nicht die geringste Ahnung über Waffen und eigentlich auch kein Interesse daran, das irgendwann zu ändern, aber als Luce ihm seine coole Knarre präsentierte, rutschte das Thema immerhin aus der Ecke der absoluten Gleichgültigkeit minimal in den Vordergrund. Freiwillig würde er weiterhin keine nutzen, doch gefiel ihm durchaus das Erscheinungsbild. Vielleicht war das so ähnlich wie der Sammlerreiz, die Dinger waren als Dekoration hübsch anzusehen, mehr aber auch nicht. “Gibt es ein Bild dazu oder kannst du das alles anhand der aufgelisteten Komponente sagen? So oder so … verdammt gefährlich klingt echt gruselig." Während der Ashworth die Informationen studierte und ihn nebenbei aufklärte, bereitete Nate Frühstück und Häppchen vor. Hoffentlich hatten die beiden dann überhaupt Gelegenheit für eine Pause, es wäre schade, wenn das Essen zu lange im Rucksack lag und schlecht wurde. Also lieber kein empfindliches Reiseproviant machen. Für einen Moment hielt er inne und begutachtete Vorratsregal sowie Kühlschrank, ehe er sich einfach für belegte Brote und ungeschnittene Bananen und Äpfel entschied. “Überfallen, auch das noch. Das heißt … wir müssen wahrscheinlich um das Gewehr kämpfen, was? Hoffentlich ist das Teil unendlich gesichert und landet nicht schussbereit in Feindeshand, wenn wir ankommen.” Nate schluckte. Er war überhaupt nicht der Typ für körperliche Auseinandersetzungen, er scheiterte ja schon an verbalen Auseinandersetzungen. Oh Mann. Das klang alles wirklich ungut. Vielleicht sollte er nochmal versuchen, ihm einen anderen Partner aufzuschwatzen … Seufzen … der Dunkelhaarige würde sowieso eisern ablehnen. Und Krankheit simulieren, dafür war es längst zu spät. War ja nett, dass er ihm scheinbar alles zutraute, aber uff. Naja, Hals und Beinbruch oder so. Schließlich fiel ihm auf, dass der andere auch irgendwie nervös wirkte. War das pure Aufregung? Die Aussicht auf eine coole Waffe? War die Partnerwahl eventuell doch ein Fehler und er wollte ihn nicht zugeben? Ehe der Felton nachfragen konnte, herrschte plötzlich Aufbruchstimmung. Wieso ließ er sich mit der Grübelei immer so viel Zeit? Einfach fragen, das konnte echt nicht so schwer sein! “J-ja, was ist?” Während er die letzten Handgriffe erledigte und alles verpackte, versuchte er, entspannt zu bleiben. Natürlich gelang das Vorhaben nicht so gut und das Stottern verriet ihn sofort. “Ist gut, i-ich bin gleich so weit." Brotdosen und Wasserflaschen verschwanden im Rucksack, zwischendurch wurde ein Arm durch den Jackenärmel geschoben, dann fiel ihm wieder was anderes ein und der Stoff hing auf halb acht an seinem Körper. Bevor er sich weiter aufbruchsfertig machen konnte, schien Luce doch noch reden zu wollen. Oh, oh. So, wie er den Anfang formulierte, musste es was Schlimmes sein! Angst klopfte an, weshalb der Blonde alles stehen und liegen ließ und seinen nervösen Freund mit großen Augen anstarrte. “Wa-was ist denn?”, presste er trotzdem halbwegs mutig hervor, um ihn weiter anzuspornen. Was war nur plötzlich los? Hatte er etwas falsch gemacht? War das Brot mit etwas belegt, was er nicht mochte? Oder lag es am Frühstück? Oh Gott, er konnte es aber auch wirklich qualvoll spannend machen!! Der Drang, sich einfach zu entschuldigen, war riesengroß, weshalb er den Mund öffnete, aber Luce kam ihm glücklicherweise zuvor. Verwirrt runzelte Nate die Stirn. “Oh”, machte er und seufzte erleichtert. Damit hatte er nicht im Geringsten gerechnet. Bevor er darauf einging, ließ er die Information erstmal richtig sacken, zog sich anständig an und schulterte den Rucksack auf. “Aber wie kommst du dann durch den Alltag?” Dass sich der Ashworth von einem Angestellten herumkutschieren ließ, darauf kam er überhaupt nicht. Der Gedanke war in seiner armen Welt einfach absurd. Allerdings war das eine gute Gelegenheit, seine eigene Magie zu erwähnen, die später wahrscheinlich ohnehin ihren Einsatz fand. “Also … wenn die öffentlichen Verkehrsmittel für dich so schwer zu ertragen sind, dann … dann kann ich dir dabei helfen, wenn du das möchtest.” Jetzt war der Felton sichtlich nervös, dessen Finger an den Ärmeln herumzupften. “Uhm, meine Magie … beruht auf Gefühlen. I-ich kann dir die Ängste oder Sorgen weitestgehend nehmen.” So, jetzt war es raus. Herzklopfen bis zum Hals.
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