Ortsname: Nates Zimmer Art: Wohnung Spezielles: --- Beschreibung: Das Zimmer ist eine Ode an die Einfachheit. Jeder Blick enthüllt eine Atmosphäre von Leere und Minimalismus, die kahlen Wände sind in einem dezenten Weiß gestrichen, das dem Raum eine gewisse Weite verleiht. Das schmale Bett steht an einer Wand, eine Kommode unweit daneben. Gegenüber ist ein kleines Regal platziert, der niedriger Tisch mit Sitzkissen mitten im Raum, in einer Ecke sammeln sich einige fertige und unfertig genähte Plushies.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Zuletzt von Nate am Fr 1 Dez 2023 - 18:08 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Ein Bild? Nein. Das konnte Lucien leider nicht bieten. Nicht einmal er wusste, wie genau die Waffe letztendlich aussah, schließlich war das Projekt 'top secret'. Selbst die besten Informanten hatten ihre Grenzen. "Es kann natürlich sein, dass die Gilde noch an weiteren Projekten gearbeitet hat, von denen ich nichts weiß, aber es würde mich schwer wundern." Er war schließlich nicht allwissend. "Du brauchst dir aber keine Sorgen zu machen. Du weißt doch, dass ich alles daran setzen werde, dass dir niemand ein Haar krümmt. Falls etwas Unerwartetes geschieht, werde ich an deiner Seite sein." Zuversichtlich klopfte er seinem Gegenüber auf die Schulter. Er wusste, dass das nicht unbedingt das war, was Nate hören wollte, doch es war die Wahrheit. "Wir haben einen Code am Ende des Zettels bekommen, ich vermute also, dass die Waffe tatsächlich sehr gut gesichert ist. Allerdings ist kein Raum vollständig einbruchsicher." Nachdenklich betrachtete er den Zettel. Je mehr Zeit sie sich ließen, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass die Banditen es hineinschafften. Nach einer kurzen Stärkung ging es also schon los. Rucksäcke und Proviant wurde gepackt und während die Türklinke bereits in der Hand lag, wurden die letzten Punkte geklärt. Beide Seiten hatten noch etwas, das ihnen auf dem Herzen lag. "Naja, für gewöhnlich haben wir ja eigene Chauffeure und die M-Kutschen meiner Familie sind komplett anders als Züge oder normale Kutschen...", begann er zu erklären, dass ihm die Wörter nur schwer über die Lippen kamen, war weder zu überhören, noch zu übersehen. Am besten würde sich der Boden unter ihm auftun. "Und, naja, es ist so ... meine Eltern wissen nicht, dass ich hier als Magier arbeite. Und sie dürfen es auch nicht wissen." Die Tür wurde geöffnet und das Blondchen herausgewunken. Es gab keinen Grund, sich im Stehen zu unterhalten, so gerne er die Zugfahrt auch hinausgezögert hätte. Vielleicht gab es dazu ja gar nicht länger einen Grund. Die goldenen Seelenspiegel wurden groß, als Nate behauptete, er könne womöglich helfen. Erst jetzt wurde dem Ashworth wirklich klar, dass er noch immer keine Ahnung hatte, welche Magie sein bester Freund eigentlich beherrschte. War es etwa Heilmagie? Es würde definitiv zu dem friedfertigen Blondchen passen. Was er dann erklärte, nahm Lucien erst einmal den Wind aus den Segeln. Ungläubig blinzelte er, wusste im ersten Moment überhaupt nicht, was er dazu sagen sollte. Gefühle? Instinktiv wanderte eine Hand zu seinem Herzen, welches wie so oft viel zu schnell schlug. Das, was er gerade fühlte, war echt, oder? Das, was er immer in der Gegenwart des Felton spürte? Eilig schüttelte er den Kopf. Nein. Was hatte Nate denn davon, diese Emotionen zu manipulieren? Überhaupt nichts. Und selbst wenn, würde er soetwas niemals tun. Verdammt, wieso zur Hölle dachte er überhaupt daran? Das war doch lächerlich. "Geht das nur mit Sorgen und Ängsten? Oder kannst du auch andere Gefühle verändern? Das wäre ja sowas von krass, Nate! Kannst du dann nicht einfach dafür sorgen, dass man nicht gegen dich kämpfen will?" Die Zugfahrt war vorerst vergessen. "Oder du zwingst sie einfach dazu, sich unsterblich in dich zu verlieben. Dann machen sie bestimmt alles, was du willst." Wieso ausgerechnet das sein zweiter Gedanke zu der ganzen Sache war? Reiner Zufall, ganz genau! Es gab wirklich eine Menge, das man mit der Magie seines Kumpels anstellen könnte. Man konnte Gegner gegeneinander aufhetzen, sich selbst mehr Mut anzaubern und und und ... Die teils viel zu hinterhältigen Ideen des Schwarzhaarigen kamen unaufhörlich, bis sie schließlich den Bahnhof erreicht hatten. Kaum landeten die Seelenspiegel auf den metallischen Riesen, die im Minutentakt kamen und gingen, machte sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit. Es war eine Mischung aus Angst und übler Vorahnung. Er wusste genau, was gleich kommen würde. Instinktiv rückte er näher an seinen Begleiter heran. Als sie schließlich in ihren Sitzen saßen, kam bereits das erste Grummeln von dem Ashworth. Eine Hand landete auf seinem Bauch, klammerte sich an den Stoff, als sich der Zug schließlich laut quietschend in Bewegung setzte. "Kannst du auch Übelkeit wegzaubern?", quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Selbst, wenn er die Augen zukniff, spürte er das wackeln und holpern, das ihm so zusetzte. "Ughh..." Er ließ den Kopf gegen die Schulter des Blondschopfs fallen. Wieso bloß musste er sich das antun? Wieso mussten öffentliche Verkehrsmittel so grausam sein? "Ich überlebe das nicht ..."
Nate konnte den dumpfen Schmerz in seinem Körper spüren, als er sich auf die Beine kämpfte. Sein Blick war verschwommen, die Gedanken wirr. Die Erinnerungen an die Tritte und Schläge hallten noch immer in seinem Kopf wider. Die Gasse, in der er sich befand, war leer und still, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm aus Scham, Verzweiflung und Wut. Er hatte es nicht kommen sehen, da das Auflauern mit Luce in seinem Leben deutlich nachlass, zu sehr wiegte er sich in Sicherheit. Ein verheerender Fehler. Ein paar Worte, gefährliche Blicke und plötzlich brachen schwere Boots und Fäuste über ihn herein. Der Felton versuchte sich zu wehren, aber die Übermacht war schlicht und ergreifend zu groß. Jetzt fühlte er sich gebrochen, sowohl körperlich als auch emotional. Als er langsam in Richtung Unterkunft schlurfte, vermied er es, den Blicken der Passanten zu begegnen. Er wollte nicht, dass sie seine Schwäche sahen, seine Verletzlichkeit. Das Herz hämmerte wild gegen die Rippen, als er jeden Schritt mit einem Schmerz bezahlte, der die Grenzen testete. Mit letzter Kraft schleppte er sich durch den Flur der angrenzenden Wohnräume. Im Zimmer angekommen, ließ er sich stöhnend auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Der Körper litt heftig, aber das war kaum etwas im Vergleich zu dem, was er seelisch durchmachte. Aufgewühlt, gleichzeitig leer und nutzlos fühlte er sich, unfähig, sich selbst gegen die Grausamkeit der Welt zu verteidigen. Nate wusste, dass die physischen Wunden mit der Zeit heilten, aber die Narben, die dieses Erlebnis in seinem Geist hinterlassen hatte, waren unauslöschlich. Er fragte sich, ob er jemals wieder ein normales Leben führen könnte, ohne ständig in Angst vor der nächsten Attacke zu leben. Eine Weile ging das gut, seitdem er nicht mehr alleine war. Dass Luce nicht Tag und Nacht, jede Stunde, jede Minute und Sekunde da sein konnte, selbst wenn er wollte, war ihm klar und das sollte er auch gar nicht müssen. In diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als vergessen zu können. Die unerfreuliche Erinnerung an diesen Abend würde ihn für immer begleiten, ein Schatten, der über ihm schwebte und ihm stets vor Augen führte, wie erbärmlich, schwach und verletzlich er war. Wie ein Mantra schwebte dieser Gedankengang wiederholt durch das Hirn. Finger tasteten vorsichtig über das bereits angeschwollene Gesicht, wahrscheinlich war es wie der Rest vom Körper von blauen Flecken übersät. Blut rann aus einer Platzwunde an der Stirn sowie aus der Nase, zu den Ohren. Jeder Schlag, jeder Tritt, den er eingesteckt hatte, brannte wie Feuer. Würde er nicht schon liegen, wäre er nun vermutlich irgendwo zusammengebrochen, da der Schock allmählich nachließ und der pulsierende Schmerz überall kaum noch zu ertragen war. Er spürte die Dunkelheit um sich herum einsickern, die Sinne schwanden langsam dahin. Aber bevor er dem Schlaf endgültig erlag, klopfte es an der Tür und das Bewusstsein wurde zurückgerissen. Natürlich erkannte Nate das vertraute Muster, ein Mundwinkel zuckte. Mühsam zwang er die von Blut verklebten Lippen auseinander, heraus kam zunächst ein klägliches Röcheln. “… Nicht …” Auf gar keinen Fall durfte sein Freund und Geliebter sehen, wie übel zugerichtet er war, aber so tun, als wäre er nicht da, würde sowieso nicht ziehen, denn das Blondchen verließ das Zimmer normalerweise nicht freiwillig, das wusste man. “… Nicht … rein- agh … kommen!” Bitte, bleib weg. Wenn es ihm wieder besser ging, erzählte er ihm von einer bösen Grippe, ja.
Zügig knotete sich der Schwarzhaarige noch ein simples Hemd um die Hüften, ehe er auch schon aus der Tür trat. Heute war ein besonderer Tag. Er hatte sich darauf eingelassen, heute einen entspannten Tag bei Nate zu machen und Pizza zu bestellen. Ja, Pizza. Es klang verrückt, doch es war ein Gericht, das er bisher noch nie probiert hatte. Die familieneigenen Köche hatten stets gehobenere Mahlzeiten zubereitet und nach seinem Auszug hatte er viel zu sehr auf seine Ernährung geachtet, um sich auf soetwas einzulassen. Letztendlich hatte er doch zugestimmt, wenn sein Geliebter im Gegenzug darauf verzichtete, selbst vor dem Herd zu stehen. Ein fairer Abstrich für Beide, zumindest in Luciens Augen. Außerdem war da noch etwas Anderes, was er bisher nicht erzählt hatte, doch das behielt er auch weiterhin für sich, bis der richtige Zeitpunkt kam. Alles in allem sollte es also ein ruhiger, kuscheliger Abend werden, der für beide Seiten noch eine kleine Überraschung bereit hielt. Natürlich freute sich der Ashworth. Dementsprechend groß war die Überraschung und Enttäuschung, als die Antwort auf sein Klopfen kam. Irritiert starrte er gegen das Holz, das für gewöhnlich sofort den Platz mit einem strahlenden Blondschopf tauschte. Er sollte nicht hereinkommen? Das war das erste Mal, dass er von seinem Freund fortgeschickt wurde. Nate hatte ihn noch nie nicht dahaben wollen und er wusste ehrlich gesagt nicht, was da los war. Der Kleinere klang nicht wie immer, das konnte er selbst durch die geschlossene Tür ausmachen. Es war gut möglich, dass er einfach nur einen schlechten Tag hatte und seine Ruhe wollte. Etwas, das Lucien respektieren sollte. Doch sein Bauchgefühl widersprach lautstark. Wenn es wirklich nur ein schlechter Tag war, wollte er umso mehr da sein. Kurz noch zögerte er. Er wusste, dass er Nates Grenzen wahren und respektieren sollte. Er hasste Grenzen, polterte nur zu gerne über sie hinweg, doch in diesem Fall war es nicht das eigene Bedürfnis, herauszufinden, was dann passierte, das ihn anspornte. Es war aufrichtige Sorge. "Ich komme jetzt rein", warnte er, jeglichen Widerspruch ignorierend und donnerte den Fuß gegen die Tür. Nicht stark genug, dass das Holz splitterte, aber mit genug Schwung, um es aus dem Schloss zu reißen. Selbstverständlich würde er dieses ersetzen. "Tut mir Leid, aber-" Zögern. Sprachlosigkeit. "Was zur Hölle, Nate?!" Er hatte keine Ahnung, was er sonst sagen sollte. Oder wie er überhaupt reagieren sollte. Das war keine Situation, auf die er vorbereitet war. Natürlich machte er sich niemals gedanken darüber, seinen Lieblingsmenschen unerwartet so aufzufinden. Er öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, aber letztendlich kam nichts heraus. Die Hände hatte er, als wäre er mitten in der Bewegung eingefroren, halb erhoben. Sollte er weinen? Durfte er weinen? Er wollte weinen. Das war so viel Blut. Viel zu viel Blut. Was war passiert? Wieso war Nate nicht sofort zu ihm gekommen? So viele Fragen, die er gerade nicht stellen wollte und es wohl auch nicht sollte. Zögerlich ließ er die Kiefer wieder aufeinander klsvkrn und schluckte den dicken, zähen Kloß, der seine Kehle blockierte, hinunter. Er konnte fast spüren, wie er sich langsam und rau seinen Rachen hinabdrängte. Irgendetwas musste er tun. Mehr als nur ungläubig dastehen. Dringend. Wie war das mit der ersten Hilfe? Panik blubberte in ihm auf und legte sämtliche Gedankengänge lahm. Sein Kopf war wie leergefegt. Nate würde nicht sterben, oder? Wieso hatte er nichts gesagt? "Scheiße", krächzte er, "Scheißescheißescheiße." Wo war hier nochmal der Verbandskasten? Allzu viele Optionen gab es zum Glück nicht. Zum ersten Mal dankte er dem Felton, dass er seine Wohnung so spärlich eingerichtet hatte. Er jagte seine Füße zu der Kommode. Jeder Schritt fühlte sich an, als würden seine puddingähnlichen Knie wegknicken. Einige Schubladen wurden aufgerissen und durchgewühlt, ehe er fündig wurde. Die weiche Matratze federte leicht, als sein Hintern darauf landete und das Blondchen sofort in eine sitzende Position gehoben wurde. Hektisch, aber trotzdem so vorsichtig wie möglich. Er wollte ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten, als er vermutlich eh schon hatte. "Was machst du bloß?" Er wollte gar keine Antwort. Nicht jetzt zumindest. Mit dem eigenen Körper stützte er den Felton, sodass er beide Hände frei hatte, um allerlei Verbandskram hervorzuzerren, von dem er eigentlich keine Ahnung hatte. Über einen simplen Druckverband ging seine Erfahrung nicht hinaus. "Wir bekommen das schon hin. Erst- erst Blutung stillen, dann ... dann gehen wir zum Arzt oder so. Ja." Er bemühte sich, seine Stimme ruhig und gelassen zu halten, doch er scheiterte kläglich. Jedes Wort wurde zittriger und brüchiger. Am liebsten hätte er den Kleineren einfach an sich gedrückt und ihn gehalten, bis es besser wurde. Doch es würde nicht einfach besser werden. Nicht in diesem Fall. Was zur Hölle sollte er bloß tun?
Nate blinzelte benommen und versuchte, sich zu orientieren. Alles fühlte sich verschwommen und weit entfernt an, als ob er durch einen dichten Nebel hindurchblickte. Die Stimme, die seinen Namen rief, drang nur langsam in sein Bewusstsein. Er wollte antworten, wollte sagen, dass es ihm leidtat, dass man ihn in diesem Zustand sehen musste, aber sein Körper war schwer wie Stein. Es dauerte einen Moment, ehe sich die Lippen erneut einen Spalt breit öffneten. “Luce …” Kaum mehr als ein Flüstern, jeder Atemzug forderte eine enorme Anstrengung. Eine halbe Ewigkeit später spürte er, wie der Dunkelhaarige ihn aufrichtete, bemerkte die feste, aber dennoch sanfte Berührung, die ihm zumindest etwas Halt gab. Das Blut, das aus seinen Wunden sickerte, war seltsam warm und die Haut klamm. “Ich … ich weiß nicht …”, murmelte Nate, seine Augen füllten sich mit Tränen. “Es tut mir leid, ich … ich konnte nicht …” Er brach ab, als ein Schluchzen seine Kehle hinaufstieg. “Ich wollte nicht …” Die Worte fehlten ihm, die Erklärung blieb unvollständig. Was zur Hölle wollte er seinem Freund überhaupt sagen? Verwirrung und Niedergeschlagenheit mischten sich in das schmerzverzerrte Gesicht. Der Blonde biss die Zähne zusammen, während der andere versuchte, die Blutung zu stillen. Die Angst und Verzweiflung in der Stimme schnitten tief in sein Herz. Er konnte den Schock und die Panik in den Augen seines Freundes sehen. Jeder Muskel in seinem Körper schrie vor Schmerzen, aber der Anblick seines Lieblingsmenschen, der so verzweifelt versuchte, ihm zu helfen, war noch schlimmer. Nate wusste, dass er ihm Antworten schuldete, die längst überfällig waren, aber er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er wollte ihm sagen, dass alles in Ordnung und er bald wieder gesund sein würde, aber die Schwäche übermannte ihn nochmal. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Druck der Hände, die an ihm arbeiteten, er musste durchhalten, für sich selbst, aber vor allem für Luce, der alles gab. Die Augenlider waren schwer, doch er zwang sich, sie offen zu halten. Ein zaghaftes Lächeln huschte über seine rissigen Lippen, aber es hielt nicht lange. Natürlich würde er nicht sterben, aber die Schmerzen waren heftig. Der Felton wollte nicht aufgeben und den Ashworth mit dieser Situation alleine lassen, er wollte kämpfen, aber die Dunkelheit, die weiterhin an den Rändern seines Bewusstseins lauerte, war nah. Die Sekunden dehnten sich wie Kaugummi, und die Qualen drohten ihn zu überwältigen. Aber er spürte auch die unerschütterliche Liebe und Sorge in jedem Handgriff. Das gab ihm die Kraft, noch einen Moment länger durchzuhalten. Und dann konnte er nicht mehr. “Kurz … schlafen …”
Als Nate das nächste Mal die Augen öffnete, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Eine Minute? Eine Stunde? Ein Tag? Eine Woche? Auf jeden Fall fühlte er sich immer noch gerädert und matschig, aber trotzdem etwas besser. Sein Magen knurrte und seine Kehle verlangte nach Flüssigkeit, weshalb er versuchte, sich aufzusetzen. Mit ungelenken Bewegungen stützte er sich auf beide Hände und drückte sich behäbig in eine sitzende Position. Sein geprügelter Körper schmerzte weiterhin, aber nicht mehr so sehr wie zuvor. Langsam ließ er den Blick durch den Raum schweifen, das Licht war beruhigend gedämpft. Ein kleiner Tisch stand neben dem Bett, auf dem ein Glas Wasser und ein Teller mit etwas Obst lagen. Dankbar griff er nach dem Glas und trank in gierigen Zügen, bis es leer war. Schließlich biss er in einen gestückelten Apfel hinein, und während er kaute, tauchten bruchstückhafte Erinnerungen auf, die ihn sofort mit Hilflosigkeit durchspülen. Er seufzte, winkelte die Knie und zog sie an sich. Plötzlich hörte er leises Schnarchen, das vom Boden unweit des Bettes kam. Luce? Vorsichtig linste er herunter - tatsächlich, Luce! Am liebsten wäre er ihm in die Arme gefallen, aber … durfte er noch? Die Schmerzen ignorierend beugte sich Nate vor und strich dem Dunkelhaarigen zaghaft über die Wange. “Luce?” Es half nichts, er musste ihn unbedingt aufklären. Reinen Tisch machen, ihm die Wahrheit sagen.
Mit all den Verbänden und Pflastern könnte man den Felton beinahe mit einer Mumie vergleichen. Zu behaupten, Lucien hätte es etwas zu gut gemeint, wäre noch untertrieben. Doch lieber zu viel als zu wenig, schließlich hatte er nicht die geringste Ahnung, was er tat. Er hatte noch nie jemanden verarzten müssen. Dass es nun ausgerechnet sein Geliebter war, der sein erstes Mal sein durfte, machte es noch schwieriger. Trotzdem waren letztendlich alle Blutungen gestoppt und Schrammen bepflastert. Doch auch jetzt fühlte sich der Ashworth kein bisschen besser. Die Panik brannte noch immer in seinem gesamten Körper, insbesondere weil Nate sich in die Traumwelt verabschiedet hatte. Fast schon friedlich schlummerte er in den Armen des Schwarzhaarigen. Wie gerne hätte er ihn geweckt, doch er wusste, dass es keine gute Entscheidung wäre. Der Kleinere musste sich ausruhen, dringend. Wenn sich die Lage verschlechterte, würde er schon aufwachen und seinem Partner informieren, richtig? Er würde nicht noch einmal versuchen, sein Leid zu verstecken ... richtig?! Vorsichtig schlüpfte Lucien beiseite, um den blonden Schopf wieder vorsichtig auf das Kissen zu betten. Die Decke wurde bis an sein Kinn gezogen und ein sanfter Kuss auf eine unversehrte Stelle seiner Wange platziert. Erst dann traute sich kurz fort von der Seite des Felton, jedoch nur, um zügig etwas Trink- und Essbares zu besorgen. Dann nahm er sofort wieder Platz neben dem Bett. Eine Weile hielt er noch Wache, behielt sein Gegenüber mit Adleraugen unter Beobachtung, für den Fall, dass sich doch noch etwas änderte. Er konnte sich einfach nicht mehr darauf verlassen, dass Nate ihm sagte, falls etwas falsch war. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er eingeschlafen war. Still und heimlich hatte sich der Schlaf über seine erschöpften Augenlider gelegt, nachdem er stundenlang gewartet hatte. Die eigentlich so sanfte Berührung riss ihn ruckartig aus dem Schlaf, sorgte dafür, dass er sofort wieder senkrecht saß. Scheiße. Was war los?! "Nate!" Bevor er überhaupt wusste, was er eigentlich tat, war er schon auf dem Bett und drückte seinen Freund an sich. Es kostete ihn eine Menge Selbstbeherrschung, ihn nicht zu zerdrücken. "Wie geht es dir? Was ist passiert??" Die Finger krallten sich ausschließlich in den dicken Stoff des grauen Pullis, die geschundene Haut blieb unberührt. Eigentlich war er froh. Froh, dass Nate wieder wach war und sogar selbstständig sitzen konnte. Doch die Panik saß auch weiterhin tief in seinen Knochen. Die Angst, dass noch immer etwas nicht stimmte, ließ ihn einfach nicht los. Wieso hatte der Felton nicht gleich um Hilfe gebeten? Wieso hatte er versucht, Lucien wegzuschicken? Wieso tat er ihm das an? Wieso? "Wieso?" Womöglich hätte sich die Situation nur halb so schlimm angefühlt, wenn Nate einfach auf ihn zugekommen wäre. Sie hätten das schon hinbekommen, irgendwie, auch, wenn Lucien kein Arzt war. "Ich hatte solche Angst um dich." Er wollte nicht, dass seine Stimme zitterte, sie tat es trotzdem, genauso wie seine Hände. Langsam krabbelte die Sorge von seinem Herzen hinauf über seinen Hals, seine Wangen bishin zu seinen Augen. Verräterisch feucht brannte sie in seinen Augenwinkeln. Er durfte nicht weinen, er war es nicht, der verletzt war. Wenn jemand das Recht hatte, dann Nate. "Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich etwas falsches gesagt?" Es passierte nicht oft, dass der Ashworth die Schuld bei sich suchte. Für gewöhnlich waren es die Anderen, die etwas falsch gemacht hatten. Er selbst war perfekt, unnahbar, fehlerfrei. Nicht jedoch, wenn es um Nate ging. Irgendwo in seinem Verhalten musste sich ein Fehler eingeschlichen haben, wieso sonst sollte sich das Blondchen entschieden haben, diese Sache alleine durchzustehen? "Bitte verrate mir, wieso du mir nicht genug vertraust, um zu mir zu kommen. Weißt du denn nicht, dass ich dir immer helfen würde? Ich will nicht- ... nicht- ... agh, scheiße. So-rry." Er liebte ihn schließlich. Er würde ihn immer unterstützen, ihn beschützen. Er würde alles für Nate tun. Zügig rutschte er in Stück zurück und wendete sich ab. Nate sollte seine feuchten Wangen nicht sehen müssen, nicht mitbekommen, dass er zu schwach war, sich zusammenzureißen. Eigentlich brauchte der Felton jetzt einen starken Partner an seiner Seite, doch das konnte er gerade einfach nicht sein.
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