Ortsname: Umland von Marokkasu Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Mit Marokkasu als die technologisch am weitesten fortgeschrittene Stadt Fiores im Zentrum ist es nicht verwunderlich, dass sich im Umland größere Gemeinden gebildet haben, die diese Stadt versorgen und von ihrem Wohlstand profitieren. Je weiter man sich entfernt, desto kleiner werden diese Ortschaften. Diese sind unter anderem entlang der Bahnstrecke sowie darüber hinaus angesiedelt. Im Westen herrscht ein Übergang von Wüste zu Steppe, ehe die fruchtbaren Ländereien zurückkehren. Nördlich und südlich sind Gebirge anzutreffen sowie vereinzelte Wälder, Flüsse und Seitengerinne, ehe Richtung Westen, zwischen den Berg, die Ortschaften um Shirotsume beginnen.
Die Frau wich vor dem Pferd zurück. Es hätte Lasciel beinah zu einem ironischen Grinsen verlockt, doch selbst das blieb aus. Dafür erinnerte ihn ihre Reaktion ein bisschen an sich selbst, als er damals, vor all den Jahrhunderten, das erste Mal einen Menschen gesehen hatte. Zwar im Körper eines Menschenähnlichen Wesens – und nun fiel er ohne Flügel auch kaum mehr auf – hatte er doch nie einen gesehen. Und vor allem nichts über ihre Kultur und ihren Umgang miteinander gewusst. Die Erinnerung war ihn klar vor Augen, trotz der ihm unbekannten Anzahl von vergangenen Jahren. Mit offener Mund hatte er das erste weibliche Wesen angestarrt, dass ihm damals untergekommen waren. Lash nickte leicht. Die Zeit lief ihm davon, ein seltsamer Gedanke, den er lange nicht gehabt hatte. Er füllte ihn mit einer Energie, die er vor langer Zeit verloren hatte. Ja … vielleicht konnte man es so beschreiben … Lash fühlte sich lebendig. Mit der kleinen Frau näherte er sich der Türe, als Aylin eine ziemlich gute Frage stellte. „Ich überlasse das Sprechen dir.“ Besser war es so. So seltsam ihm die Magierin mit ihrem lächelndem Gesucht vorkam, hatte sie gewiss bessere Chancen bei dem Jungen als er. Vermutlich konnte er es auch, aber es würde so schneller gehen und es für alle Beteiligten angenehmer gestalten. Leider schien sie nicht in der Lage ihre Suche durch das Erschaffen der Platz abzukürzen. Für gewöhnlich hätte er sich nicht um die Auswirkung gekümmert, sie trotzdem darum gebeten und dann aus sicherer Ferne zugesehen, wie die Pflanze ihre Wirkung nicht tat. Aber das war ein Werwolf. Und das war der Knackpunkt, der ihn dazu brachte, weiterzugehen. „Dann werden wir eben sie suchen“, er drehte den Kopf kurz in ihre Richtung, während er die Frage stellte. Vor der Türe blieb Lasciel stehen, die Hand am Hals seines Reittieres. „Ich werde auf dich warten. Versuche möglichst viel zu erfahren.“ Damit klopfte er und öffnete dann einfach die Türe, um sie Aylin aufzuhalten.
Er überließ also ihr das Sprechen, eigentlich hatte sie gehofft draußen bleiben zu können, aber nun hatte sie keine Wahl. Aylin betrat das kleine Haus, innen zeigte sich, dass man den Jungen isoliert hatte. Staub, ungewaschenes Geschirr und eine kleine Klappe an der Tür waren die sichersten Merkmale dafür. Aylins sonniges Gemüt wandelte sich in Wut aber nicht gegen den Jungen. Dieser lag blass in einem Bett neben sich Fesseln zu liegen, wahrscheinlich um sich zu fesseln, wenn er sich verwandeln sollte. Aylin setzte ihr Lächeln auf und hockte sich auf den Boden neben dem Bett. „Na du, wie geht es dir? Dumme Frage. Magst du mir die Pflanze zeigen, die dir helfen soll?“ mit einem schwachen Nicken zog er eine Karteikarte unter dem Kopfkissen hervor. Die Pflanze ähnelte vom Äußeren her Flieder nur die feuerroten Blüten und die gelben Blätter unterschieden sie deutlich. Das war also die Pflanze. Als Aylin sich aufrichtete hielt der Junge sie kurz am Rock fest. „Bitte beeilt euch“ hauchte der Knirps. Aylin lächelte ihn aufmunternd an und nickte ehe sich das Haus wieder verließ. „Hier. Wir müssen uns beeilen, der Junge ist völlig entkräftet und vollkommen isoliert.“ In ihrer Stimme schwang die Wut mit, welche sie vor de Jungen versteckt hatte. Als einige Häuser weiter eine Frau heraustrat mit einem Teller, an ihnen vorbeiging und einen Teller durch die Klappe schob. „Vorsicht schön und gut, aber das das geht viel zu weit.“ Die Karteikarte gab sie an den Teamkameraden weiter und ging Richtung Dorfausgang. Wenn sie länger hierbleiben würde, würde sie den Dorfbewohnern erst die Meinung geigen und dann vielleicht sogar angreifen. Viel zu sehr erinnerte es sie an früher und an ihre Kindheit. Der Junge war allein und die Blume würde irgendwo in einem Gebirgswald wachsen und ihnen rannte die Zeit davon. Verdammt es war echt nicht einfach.
Lasciel sah der kleinen Frau hinterher, als diese im Haus verschwand und den Alten hier draußen stehen ließ – alleine mit seinen Gedanken. Seufzend führte er Desperatio einige Schritte zurück, indem er seine Handfläche sanft auf ihren Brustkorb legte und ihr zu verstehen gab, langsam rückwärtszugehen. Dann ließ er die Zügel locker, sodass sie den Kopf zu dem stoppeligen, kurzen Gras senken konnte. Vermutlich war die Reaktion der Gildenmagiern verständlich. Der Rücken des Pferdes lag auf etwa derselben Höhe wie ihre Augen. Auch wenn Des keines der starken Kaltblüter war, konnte sie durchaus einschüchternd sein. Lasc warf einen Blick in den Himmel. Die Sonne, ein weißer Kreis, der sich an den Horizont klammerte, als wollte er vermeiden, hinabzufallen. Der einzige Vorteil daran, dass er nur dank der Magie sah, war, dass er ohne Probleme direkt in jedes grelle Lichten blicken konnte. Und dass er nicht gezwungen war zu blinzeln, auch wenn er es automatisch tat. Trotz der regelmäßigen Verbrennungen und Hitze, die seine Wimpern verbrannt hatten, waren sie stets nachgewachsen. Lasciel wandte den Blick vom trüben, grauen Sonnenuntergang ab. Langsam wurde es kühl, der kalte Herbstwind wirbelte Blätter auf. Ohne den warmen Strahlen, die ihn gewärmt hatten, breitete sich nach und nach Gänsehaut auf seinen Armen aus. Der Engel Griff in die Hosentasche und fischte eine der letzten beiden Zigarren heraus. Irgendwo, in den tiefen seiner Tasche, hatte er noch Tabakblätter, doch fertig gedrehte nur noch diese beiden. Er hoffte einfach, mit einer vor der Suche und einer danach auszukommen … Da er nicht wusste, wie Aylin zum Zigarrenrauch stand – und da er nichts Besseres zu tun hatte und leichte Unruhe ihn ergriffen hatte – beschloss er, diese nun jetzt anzuzünden. Dann zog er daran und atmete schließlich den warmen Rauch aus. Er beschloss außerdem, diese Unruhe nicht weiter zu ergründen. Aus welchen Abgründen die gestiegen war. Der Angst. Der Vergangenheit. Dem Verlangen.
Lasciel drehte den Kopf, als Aylin zurück zu ihm kam. Zuerst nahm er es nicht wahr, als sie dann aber sprach, nahm er die Veränderung in ihr wahr. Sie wirkte sauer, nicht so freundlich wie zuvor. Und sie lächelte nicht mehr so wie zuvor. Er nahm die Abbildung der Pflanze entgegen und warf einen Blick darauf. Vermutlich entsprach das, was er sah nicht ganz der Realität, da ihm mit dem anderen Auge nur Dunkelheit entgehen sah, aber es genügte. Die Farbe erkannte er sowieso nicht, da war es wieder egal. Er reichte sie zurück. „In Ordnung, dann lass uns aufbrechen und die Blume finden, um dem ein Ende zu setzen.“ Er steckte in einem kleinen Zwiespalt. Eigentlich war es ihm egal, was mit dem Jungen war, doch er verstand die Situation. Auch Lash war einst entkräftet und isoliert gewesen, wenn auch er sich über letzteres gefreut hatte. Kurz blieb sein Blick etwas länger auf der Frau hängen. Ob sie das auch kannte? Der Gefallene schüttelte den Kopf und griff nach oben, um die Tasche von Desperatios Rücken zu nehmen und ihn neben das Haus unter den Vorsprung zu stellen. Er nahm nur seinen Mantel und warf zog ihn an, während er zurückging. „Wir sind schneller, wenn wir reiten.“ Er machte eine kleine Pause. Ob sie jetzt loszettern würde? Oder jammern? Sich wehren? Oder wäre ihre rechtschaffene Ader stark genug, das auf sich zu nehmen? Lasciel sah sie abwartend an. „Ich werde dich hinaufheben und mich hinter dich setzen, du hälst dich einfach am Sattel fest.“ Wenn nicht … na ja, dann würden sie eben zu Fuß gehen müssen und womöglich zu spät kommen, wenn die Blume zu weit entfernt war. Sollte sie zustimmen, würde er genau das tun, sie an den Hüften hochheben und ihr Helfen sich hinzusitzen und sich dann hinter ihr auf das Pferd schwingend. Es lag nun an ihr.
Er hatte recht hier auszurasten würde sie nur Zeit kosten, und diese hatten sie nicht. Sie atmete einmal kräftig aus, ehe sie dem jungen Mann zu nickte und Richtung Ausgang ging. Je schneller das hier vorbei war umso besser. Als er meinte sie würden reiten blieb die Künstlerin wie vom Donner gerührt stehen. Reiten auf einem Pferd, allein der Gedanke daran weckte in Aylin ein ungutes Gefühl. Das hatte sie noch nie gemacht, Pferde an sich sahen zwar schön aus, waren aber auch nicht ungefährlich und nun sollte sie auf einem reiten. Sein Totschlag Argument es ginge Schneller wirkte jedoch und die Rothaarige riss sich zusammen. Wenn sie sich verletzten, sollte würde sie Klaus heraufbeschwören und das Gürteltier Reiter und Pferd plattwalzen lassen. Ergeben seufzte die junge Frau und gab ein kleines Nicken von sich. „Da hast du Recht, auch wenn ich es echt ungern zu gebe.“ Meinte sie leise und man merkte ihre Zweifel immer noch. Aber was solls hier ging es nicht um sie, sondern darum, dass der Junge wieder raus konnte. Also Augen zu und durch. Auch wie sie auf das große Tier kommen sollte, war geklärt also blieb ihr nichts anderes zu als zuzustimmen. Als sie im Sattel saß merkte man, dass sie das wirklich nie gemacht hatte. Wozu sonst gab es Züge. Aber nun krallte sie sich im Sattel fest und zuckte überrascht zusammen, als das Tier sich in Bewegung setzte. Eigentlich sollte sie sich schämen, kommt aus gutem Hause und kann nicht mal reiten. Ihre Geschwister hatten es gelernt sie hatte ihnen manchmal vom Fenster aus zugesehen. Aber sie selbst war ja nur der Schandfleck also hatte man es nicht für nötig gehalten ihr das Reiten beibringen zu lassen.
Ihre Reaktion überraschte den gefallenen Engel nicht. Allgemein kam es äußerst selten vor, dass ihn etwas oder jemand wirklich überraschte. Wenn überhaupt kam es zu dieser Situation, wenn ihn jemand unerwartet anfasste, von dem er es nicht erwartet hatte. Oder den er schlicht und ergreifend einfach nicht gesehen. Trotz des einen, magischen Auge fehlte ihm der Rundumblickt. Von den 360 Grad um ihn herum bekam er nur 150 mit, was nicht sonderlich viel war. Es war auch schon vorgekommen, dass sein Kind gegen seine Beine gelaufen war, was er nicht mitbekommen hätte können, egal von welcher Richtung. Lasciel behielt lieber seine Umgebung im wortwörtlichen Auge, wenn er unter vielen Menschen war, als den Boden. Aylin wirkte nicht begeistert von seinem Vorschlag. Für gewöhnlich wäre es ihm egal gewesen. Er hätte sie entweder einfach auf das Pferd gesetzt – wenn es ihm wirklich sehr wichtig gewesen wäre – oder hätte sich im kompletten Gegensatz dazu Zeit gelassen. Er hatte genug. Es war nicht anders, als tagelang herumzuhängen. Im Schatten von auslandenden Bäumen zu sitzen und Des zuzuhören, wie sie mit der Schnauze die Wiese nach grünen Grashalmen absuchte. Allerdings befand Lasc sich jetzt in einem Bereich zwischen den beiden Optionen, als seine Begleiterin doch zustimmte. Sein Gesicht blieb kühl, kein Stolz oder Schadensfreude sie zu etwas gebracht zu haben, dass sie nicht gewollt hatte. Stattdessen wartete er stumm ab, bis sie zu ihm gekommen war. Dann legte er seine Hände auf ihre Hüften und hob die junge Frau hoch. Angesichts von Desperatios Größe musste selbst er sich ziemlich strecken, doch dann hatte er sie oben platziert. Er führte ihre Hände, kleiner und zierlicher als die seinen, zum vorderen Rand des Sattels. „Halte dich hier fest“, wies er sie an und nutzt dann die Steigbügel, um sich hinter ihr auf das Tier zu schwingen. Er griff um sie herum, nahm die Zügel und die Hand. An seiner Vorderseite spürte er ihren warmen Rücken. Lash biss die Zähne zusammen. So viel Körperkontakt war er weder gewohnt, noch genoss er ihn. Noch wollte er ihn. „Entspann dich“, sagte er leise. Dann drückte er die Oberschenkel zusammen und Des setzte sich in Bewegung. Er drehte sie herum und ließ sie dann zu Beginn langsam gehen. „Wo denkst du wird die Blume wachsen?“, fragte er nach einigen Minuten der Stille, in der der Abend über das Land kroch. Vielleicht lag es daran, vielleicht an der Zeit, dass seine Augenklappe ihm die Welt immer dunkler zeigte. Nachdem er die Blume sowieso nicht erkennen würde und nur Des lenken musste, war das in Ordnung. „Wenn du denkst, dass du etwas ähnliches erkennst oder glaubst, dass sie dort wächst, sag es mir. Wir werden dann anhalten.“ Damit trieb er Des zu einem etwas schnelleren Schritt an.
Fast hätte Aylin ihn angefahren, was er glaube was sie da tat. Fester krallen konnte sie sich nicht, sicher würde das Leder noch ihre Abdrücke aufweisen, wenn sich ihre Wege trennen würden. Nun betrachtete sie das Bild genauer. „Die Blätter lassen auf eine Blume der Ebene schließen, aber dort hätte man sie Leicht gefunden. Die Farbe der Blätter und der Blüte schließen nicht auf viel Licht raus, ich denke die Blume wird im Tal oder in eine Höhle zu finden sein. Also nur wenn ich raten müsste, warte ich schau mal auf die Karteikarte.“ Meinte die Rothaarige und zog die Karte aus der Tasche. Siehe d sie hatte recht, soweit sie die verschnörkelte Schrift entziffern konnte. „Jopp, in Höhlen Regionen, nur steht nirgends in welchen Höhlen? Hast du eine Karte der Region? Oder kennst du die Topografie der Gegend. Wir sollten mit der Gegend anfangen und uns Stück für Stück nach außen Vorarbeiten oder wie Fangen weiterweg an und arbeiten uns nach Innen vor. Wie man es nimmt es wird dauern und das nervige wird der Zeitdruck sein.“ Die Künstlerin schüttelte den Kopf egal was sie taten, ihnen lief die Zeit davon und die Reise per Pferd machte die Sache nicht besser, sie freute sich auf die Rückreise via Zug und schwor sich nie wieder auf ein Pferd zu steigen. Zu groß war ihre Angst vor diesem Tier und auch der Respekt, nun hieß es aber erstmal die Blume finden. Innerlich hoffte sie bald da zu sein. Als das Pferd endlich zustehen kam sprang sie Rothaarige herunter und knuddelte den Boden. „Der Boden hat mich wieder und ich Lebe noch.“ Nuschelte sie völlig fertig.
Die Sonne versank, verging mit seinem Augenlicht. Die völlige Dunkelheit um ihn herum war wie ein tiefschwarzes Tuch, dass ihm über dem Kopf hing. Einen Augenblick lang verspannte er sich, als die Finsternis sich über ihn erhob. Nichts … Er sah nichts … Sah nichts … Lash zwang sich die kühle Herbstluft der angebrochenen Nacht tief in die Lungen zu atmen. Kalt war sie, sauer. Rein, nicht voller Asche und nicht gefüllt vom Geruch von Blut. Nicht erhitzt vom Feuer, dass ihn verbrannt hatte. Er war nicht in der Hölle, die so lange sein zu Hause gewesen war, bis dieser Begriff für ihn zum Alptraum geworden war. Er war draußen, im Wald. Lasciel konzentrierte sich auf das Leder in seinen Händen, auf den angenehm warmen Körper der Frau zwischen seinen Armen und an seiner Brust. Den Geruch ihrer Haare. Daran hielt er sich fest, als die Panik, der Flashback mit scharfen Krallen an ihm rissen. Es war nicht immer so, manchmal verging der Zauber einfach, ohne dass es ihn groß störte. Doch es war eine der Situationen, in denen die Erinnerungen aus dem Abgrund krochen, nach ihm griffen, mit langen, dunklen Armen. Übelkeit rumorte in seinem Bauch und er schluckte hart, trieb Des etwas schneller an und spürte ihre schnellen Schritte unter sich. Nach und nach beruhigte er sich, lockerte seine Arme und sie herum. Ob sie es mitbekommen hatte? Naja, hoffentlich würde sie ihn einfach nicht darauf ansprechen und das Monster erneut wecken.
Er schüttelte leicht den Kopf, verblieb allerdings blind, nun, da er sich etwas entspannt hatte. Wachsam blieb er, immerhin war er nachts in einem fremden Gebiet unterwegs. Er lauschte Aylins Beschreibung, auch wenn es ihm nicht viel nützen würde, dass zu wissen. Allerdings war er fast schon erstaunt, wie viel sie von nur einem Bild ablesen konnte. War sie eine … Gärtnerin? Auf jeden Fall schienen ihre Vermutungen zu stimmen, da sie sie sich selbst bestätigte und dass das Wort an ihn richtete. Der Engel zuckte leicht die Schultern. „Ich bin der Gegend nicht kundig.“ Er legte die Stirn in Falten. Doch … der Mann, von dem er den Auftrag erhalten hatte, hatte ihm die Gegend sehr grob skizziert … Lash schob seine Hand in die Taschen seines langen Mantels. „Besitzt du wärmere Kleidung?“, entkam ihm die Frage, während er seine Hosentaschen als nächstes absuchte. Eigentlich war es ihm egal, doch mit ihrem so freundlichen Wesen weckte sie das Bedürfnis in ihm, sie nicht leiden zu lassen. Auch wenn er nicht ganz wusste, was er tun sollte, sollte sie verneinen. Ihr seinen Mantel geben? Er selbst trug mehrere Schichten darunter- Lash unterbrach ich selbst damit, dass er sich an ihr vorbei beugte und nach der kleinen Tasche vorne am Satteln griff. Sein Mund verzog sich zu einem etwas spöttischem Lächeln über sich selbst, als er sich mit dem Papier wieder aufsetzte und es Aylin reichte. „Ich sehe es nicht, bitte weise mir den Weg.“ Damit überließ er es ihr und trieb Des in einen gleichmäßigen Trab, während für ihn verborgen der volle, runde Mond sich über den Horizont schob und die Umgebung erleuchtete …
Zeit später hielten sie an. Lash schwang sich hinab und bevor er die junge Frau herabheben konnte, hörte er ihre Füße auf dem Boden. Ansichts ihrer Stimme und Worte war der Ritt wirklich ein Alptraum gewesen. Etwas hilflos stand er neben ihr, hielt sein Pferd fest und streichelte ihren Hals, während er blind ins Nichts starrte. Lash schob sie die Augenklappte hinab, sodass sie um seinen Hals hing und wartete ab, dass Aylin sich beruhigt hatte. „Wo genau ist hier diese Höhle?“, er sah sich wenig überraschend erfolglos um.
Also hatte er auch keine Ahnung von der Gegend. Jedoch die Zeichnung, soweit man diese Skizze als Zeichnung definieren wollte, war wenigstens ein Anfang. Doch auf dem Pferd, traute sie es sich nicht zu auch noch die Karte zu lesen. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt nicht grün anzulaufen, sofern das möglich war. Ob ihr kalt war? Erst als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte konnte sie auch antworten. „Keine Sorge die Kälte macht mir weniger Sorgen.“ Meinte sie munter, ehe sie sich der Karte zuwandte. Zumindest waren sie auf dem richtigen Weg. Ihre teure Ausbildung machte sich wirklich bezahlt, auch wenn sie ungewollt war, hatte sie dieselbe Ausbildung wie ihre Geschwister erhalten in der Hoffnung der Familie so zu mehr Reichtum zu verhelfen. Die Höhlen würden für sie jedoch eine Herausforderung werden. Kalt, Dunkel, nass, und muffig, waren diese genau das was sie in dem Keller gehabt hatte. Das Lächeln erlosch und es war ihr auch gleich, ob es ihr Teampartner sah. Zu den Höhlen scheint es kein direkter Weg zu geben, da wäre querfeldein die beste Möglichkeit. Sie könnten aber auch die Straße nehmen, jedoch macht diese einen Bogen, das würde sie wiederum Zeit kosten. Das Pferd wäre der einzige Unterschied. Aylin musste frustriert seufzten, ihr bliebt keine Wahl. „Ok, wie es aussieht geht der schnellste Weg querfeldein. Ich weiß nicht ob dein Pferd für eine Solche Strecke ausgelegt ist, aber wir sollten versuchen so weit wie es geht zu reiten. Wenn das Gelände zu unpassierbar zu Pferd wird, werden wir laufen. Aber somit sparen wir uns einige Stunden Fußmarsch und vor allem Zeit.“ Auch wenn es nach einem ausgereiften Plan klang, so hatte ihre Stimme einen fragenden und unsicheren Tonfall angenommen. Er leitete immerhin diesen Auftrag und wenn er anders entschied, würden sie anders handeln. „Es gäbe noch einen anderen Weg über die Straße, aber diese entfernt sich immer weiter von den Höhlen, wodurch wir Zeit verlieren würden, jedoch ist der Weg gefestigter und man könnte ihn mit dem Pferd nehmen. Such du die Strecke aus ich navigiere.“ Aylin hatte sich damit abgefunden auf dem Pferd zu reisen, und war sehr dankbar darüber heute das Frühstück verschlafen zu haben. In Seelischer Vorbereitung auf die nächste Tortur wartete sie die Entscheidung von Lasciel ab.
Lasciel war in der Zeit bevor er mit Desperatios Atem im Gesicht erwacht, war immer zu Fuß unterwegs gewesen. Die ersten zwanzig Jahre hatte er sich kaum fortbewegt und war damit beschäftigt gewesen, sein neues Leben, wenn man es denn so nennen wollte, zu realisieren. Irgendwann hatte er sich an die … Züge … herangewagt. Sie aus sicherer Entfernung beobachtet. Es hatte gedauert, bis er einen ersten Schritt hineingesetzt hatte und dann hatte es ihm den Magen umgedreht. Schwankend war er an der Wand gelehnt, keuchend nach Luft ringend. Eine alte Frau hatte ihn gefragt, ob alles in Ordnung war. Er hatte sie ignoriert, bis sie ihn am Arm genommen hatte. Lash war zusammengezuckt, war zu damit beschäftigt gewesen nicht zusammen zu klappen und war von ihr zu einem Sitz geführt worden. Sie hatte auf ihn eingesprochen und ihm zu trinken gegeben. Bei der nächsten Haltestelle war er aus dem verdammten Ding getaumelt und hatte es dann lange unterlassen, sich so ein Ding wieder zu nähern. Dennoch hatte er die Frau bewundert, tat es noch immer. Sie hatte ihm geholfen, einen wildfremden Mann. Einem mit Narben auf Händen und im Gesicht. Sie hatte sich um ihn bemüht und ja … auf gewisse Art und Weiße Stärke bewiesen. Sie hatte sich nicht verloren, im Gegensatz zu ihm. Allerdings war sie mittlerweile auch tot.
Lasciel hatte sich nicht weiter darum gekümmert, was Aylin mit der Karte tat, nachdem er sie ihr überreicht hatte. Nachdem sie zuerst auch nicht sagte, dass ihr kalt war, trieb er seine Stute einfach nur dazu an, das flotte Tempo beizubehalten. Das Geräusch der Hufe auf dem Weg, mal gedämpft, wenn sie auf weichen Untergrund stieg, mal ein lautes Klacken bei Steinen und das leise Schnauben begleiteten die Menschenfrau und den Engel durch die einbrechende Nacht. Erst etwas später hielten sie an und beide stiegen ab. Lasciel wartete still ab, was Aylin sehen und tun würde und streichelte den Hals des hellen Pferdes. Mit kurzem Nicken nahm er zur Kenntnis, dass die Kälte kein Problem war. Gut, dass ersparte ihm nachzudenken, was er sonst getan hätte. Sie umarmt? Ihm hatte der Körperkontakt hier her gereicht. Vermutlich ging es ihr bei dem Pferd wie ihm bei ihr. Dann verdunkelte sich seine Miene etwas. „Wie weit schätz du die Entfernung ein?“, fragte er. Instinktiv sah er hoch zum Himmel, um nur Dunkelheit zu sehen. Lash presste die Lippen zusammen. Er hasste es, nichts zu sehen. „Wie hoch steht der Mond?“, schob er noch hinterher. Immerhin schien sie sich damit abgefunden zu haben, per Pferd zu reisen. Der Alte näherte sich ihr wieder und hob sie auf das Tier, um sich wie zuvor dahinter zu setzen. Und wieder spürte er die Wärme ihres Rückens an seiner Brust. Lasciel verspannte sich. „Wir werden die Abkürzung nehmen. Wenn es ihr zu gefährlich wird, wird sie anhalten und wir gehen zu Fuß weiter. Ich hoffe allerdings, möglichst nah an die Höhlen zu kommen.“ Er schnalzte leise mit der Zunge und Des setzte sich in Bewegung. „Lege deine Hände auf die meinen, du kannst dadurch einfacher navigieren.“ Grimmig, unwillig sprach er das aus. Er hasste es berührt zu werden, aber notwendig war notwendig. Und jetzt wäre es effektiver, wenn sie so schneller an ihrem Ziel ankommen würden.
Wie weit es weg war, war fraglich die Karte war seltsam und nicht genau also würde sie nur schätzen können. „Ca 2-3 Stunden zu fuß anderthalb, wenn wir reiten.“ Allein das Schauben des Pferdes ließ ihre Kniee weich werden, doch wenn sie nun Schwäche zeigte und einen Rückzieher machte, wäre sie auch nicht besser als die Dorfbewohner. Lasciel zog sie mit seiner nächsten Frage aus ihren Gedanken. Kurz zuckte sie zusammen, lächelte dann wieder. „Hm der Mond ist noch hinter den Bäumen verdeckt, es sind ca 3 Stunden, bis er seinen Höchsten Punkt erreicht und morgen ist Vollmond. Egal wie man es sieht uns rennt die Zeit davon.“ Um zimperlich zu bleiben, fehlte ihnen die Zeit und das wusste Aylin, das wusste sie besser als jeder andere. Sie hatte die Panik, Angst und die Einsamkeit des Jungen gespürt, hatte die Hoffnung in seinen Augen gesehen und das würde sie auf keinen Fall ändern. Sie würden es rechtzeitig schaffen, dass mussten sie einfach. Bevor diese Hinterwäldler noch eine dümmere Idee kommen, konnte als diese Ketten. Auch wenn das Navigieren sein Vorschlag war, so schien er nicht begeistert zu sein. Missfiel ihm der Gedanke mit ihr zureisen so sehr? Klar sie war nun mal keine Reiterin wie sie im Buche stand und doch bemühte sie sich immer ihr bestes zu geben. Nun mehr den je, vielleicht lag es aber auch an der Gesamtsituation. Sie beschloss ihm lieber aus dem Weg zu gehen und ihn nicht unnötig voll zu quatschen. Gerade in der Höhle würde ihr, das schwerfallen, da sie sich so von ihrer Angst ablenken könnte. „Also gut. Ich vertraue dir und auch dir Pferd.“ Vertrauen hieß aber nicht das ihr Magen sicherer war. Kaum ging das Geschaukel los spürte sie schon, wie sie seekrank wurde. Wenn es Nero immer so ging, wenn er mit de Zug reisen musste, dann tat ihr der Rothaarige leid und sie würde das nächstem ein Kissen zum Schlafen mit zur Zugreise nehmen. Je tiefer sie in den Wald hineinkamen um so unwegsamer und Dichter wurde es, bis Aylin das Pferd irgendwie zum Anhalten brachte. Sie ließ den Blinden sofort los als hätte sie sich die Hände verbrannt und sprang glücklich auf den Boden zurück, immerhin war der Weg zu Fuß ihr immer noch lieber und vor allem ihrem Magen. Sie sparte sich die Wort sondern Blickte nach vorne. Durch die Sträucher sah sie nichts und währe fast weggerutscht. „Nun ich würde sagen wir sind da, pass auf vor uns ist eine dieser Höhlen und es sieht so aus als ginge es ziemlich tief runter.“ Vor ihnen erstreckte sie ein Großes mit Büschen überwuchertes Loch und wenn sie sich nicht an dem Ast festgehalten hätte, wäre sie wohl hineingefallen.
Lasciel wartete stumm die Antwort der kleinen Frau ab. Seine Unfähig sich diese einfachen Dinge selbst zu beantworten kratze an ihm. Es war wie neues Holz, dass in die Glut des Hasses, der Frust und der Verbitterung geworfen wurde. Es kohlte, wurde schwarz, schwarz wie seine Umgebung. Schwarz wie die Wände, wie der Thron des Foltermeisters. Schwarzes Gestein, bedeckt von tausend und abertausend sich windenden Körpern, die auf ihn zustrebten. Er spürte den Druck auf seinem Schädel, sah erneut die Schlangen, glaubte sie schon fast auf seine Haut zu spüren. Ihr Zischen, ein fast schon gehässiges Lächeln in ihren Ohren. Sie verspotteten ihn. Ihn, den alten Engel. Ihn, den Hilflosen. Ihn, ihr Opfer. Lash schüttelte harsch den Kopf. Seine Fingernägel gruben sich in die Haut seiner Handinnenflächen. Er konzentrierte sich auf den Schmerz, um das zurückzudrängen, was sich da erheben wollte. Scharf stieß er die Luft aus und drehte sich von Aylin weg, damit sie nicht noch mehr Wut in seinem Gesicht sehen musste. Es war nicht ihre Wut, vielleicht steigerte die Nähe die Dringlichkeit, mit der die Flashbacks sich zu erheben versuchten, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall war es nicht ihre verdammte Schuld! So stand er da, den Kopf zur Seite gedreht, die Strähnen seiner Haare hingen ihm ins Gesicht. „Entschuldigt, Frau“, flüsterte er leise und löste krampfhaft einen Finger nach dem nächsten.
Einige Augenblick stand er so da, dann drehte Lash sich zu ihr zurück, setzte sie beide auf seine Stute und trieb das Tier wieder an. Schließlich bot er ihr an, ihre Hände auf die seinen zu legen, um so zu lenken. Es war gut gemeint, auch wenn er sich mit zusammengebissener Kiefer darauf vorbereitete. Als er dann wirklich ihre kleinen, warmen Hände auf seinen spürte, zuckte er leicht zusammen. Ihre Haut war so weich auf seinen vernarbten Fingern. Ob sie es wohl spürte, die Verbrennungen? Er glaubte allerdings kaum, dass sie die richtigen Schlüsse ziehen würde … Zumindest hoffte er dies für ihr Seelenwohl. Verspannt saß er also hinter der Magierin, im verfluchten Wissen, dass noch weitere eineinhalb Stunden aushalten zu müssen. Dennoch, ihre Worte spuckten ihm im Kopf rum. Sie vertraute ihm? „Pass auf, wem du dein Vertrauen schenkst, kleine Künstlerin.“ Seine Stimme war leise, wenn auch ein aufmerksames Ohr eine Spur von Selbsthass darin ausmachen würde können. „Vertraue keinem Schiff, das ein Wrack ist, dass es dich sicher über die Meere bringt.“ Ja … Lasciel würde sich selbst nicht vertrauen, würde man ihn fragen. Und er würde es bei Gott keinem empfehlen. Nicht mehr.
Zeit später hielten sie an. Erneut war Aylin zu Boden gesprungen, bevor er ihr hätte helfen können. Immerhin aber war er nun von ihrem warmen Körper weg. Lasciel stieg hinter ihr ab und wartete, nur dass er nichts hörte. Erst als Des ihn nach vorne zog verstand er, dass Aylin losgegangen war. Der Engel legte seine Hand auf die Schulter des Pferdes und ließ sich von ihr führen. Tastete den Boden nach Wurzeln ab, bevor er weiter ging. Nur kurz darauf blieb seine Stute stehen. Endlich hörte er die Magierin auch sprechen. Lasciel trat neben sie und dann wieder einen Schritt zurück. Wie nah war er an den Höhlen gewesen. Er tastete nach der Augenklappe und zog sie hoch über das Auge. Magie floss und langsam … nun, erhellte war das falsche Wort. Trübe, wie durch dichten, dunklen Nebel erkannte er Schattierungen. Lash band Des an einem stabileren Ast an und näherte sich an dem Abgrund. Er hasste Höhlen. Vor ihm ging der Boden steil bergab, verschwand dann unter einem Vorsprung im Berg. Er ging in die Knie, verfluchte seine Schultern, die instinktiv sich bewegten, als wollten sie ihn mit den großen Flügeln hochheben, die einst die seinen gewesen waren. Doch sie waren nicht da, nur noch hässliche Narben. „Komm, gehen wir. Besitzt du ein Licht?“, fragte er und begann zugleich auf den Fersen langsam den Abhang hinabzurutschen. Hoffentlich würden sie später wieder hochkommen, notfalls mit seiner Kette … Noch einigem leisen Fluchen stand er geduckt unten und sah zu ihr hoch. So wartete er ab, bis sie zu ihm kam, ehe er sich langsam in die Höhle vorwagte. Die Kette zog er aus dem Gürtel und hielt sie locker in der Hand. Wer wusste, was hier hauste.
Frau? Kannte er nicht mehr ihren Namen , nun war es egal. Zum Thema Vertrauen schien er einiges durch gemacht zu haben, auch die Narben, welche seine Hände bedeckten sprachen für ihre Theorie. Dennoch lachte sie „Dann dürfte ich mir auch nicht Selbstvertrauen. Egal wie es sein wird, ohne meine Vergangenheit könnte ich nicht hier stehen.“ Sie wäre verheiratet und würde eine Horde Kinder hüten, so jedenfalls wenn es nach ihren Eltern gehen würde.
Vor ihnen erstreckte sich nun jedoch die Dunkelheit der Höhle, Finster und kalt allein diese Kombination ließ sie erschaudern. „Nein Licht habe ich nicht dabei, aber meine Augen werden sich wieder an die Dunkelheit gewöhnen.“ Sie mussten sich an die Dunkelheit wieder gewöhnen. Immerhin hatte sie Jahre im dunklen verbracht. Also Gut Aylin nahm Anlauf und sprang hinein in die Finsternis. Laub und Moos federten sie ab und nur ein kleiner Lichtstrahl traf auf ihre Augen. Sie hätten etwas zum Leuchten mitbringen sollen nun hieß es Dunkelheit. Doch ließ sie etwas Anderes vor Freude aufschreien. Das Moos in der Höhle leuchtete leicht grün. Auch wenn es ungesund aussah, es spendete genug Licht um sich Orientieren zu können. „Hier ist Licht zwar nur leichtes, aber es sollte reichen.“ Rief sie nach oben ehe sie losging und sich in der Höhle umsah. Wer jetzt an Kristalle und sowas dachte irrte sich, das Moos war das Einzige was besonders war. Es war kalt und nass, der muffige Geruch und die beklemmende Enge ließen sie unwillkürlich zittern, ihr Atem beschleunigte sich und ihr Herz raste. Für den Jungen riss sie sich zusammen und ging weiter. Was sie überraschte, war, dass die bis auf Fledermäusen und Spinnen, wegen denen sie innerlich tausend Tode gestorben war, die höhle unbewohnt war. „Da vorne wird es heller.“ Meinte Aylin und beschleunigte ihren Schritt, mitten in der Höhle schien eine Lichtung zu sein. verschiedenste Beeren, Blumen und Kräuter wuchsen und blühten um die Wette. Vom intensiven Geruch wurde Aylin schlecht, ihr Kopf dröhnte. Nun verstand sie warum es kaum Tiere hier gab. Schnell hielt sie sich die Nase zu und kämpfte sich durch das Gedicht an Pflanzen. Aylin stolperte durch dieses Feld und versuchte ihre Orientierung nicht verlieren, letztlich zog sie sich an den Rand des Feldes zurück und lehnte sich gegen die kalte Wand der Höhle. Als ihr eine Pflanze ins Gesicht knickte und sie diese Wegwischte fiel ihr die Ähnlichkeit mit der Gesuchten auf. Es schien ihr alle Lebensgeister währen zurückgekehrt und sie sprang auf. „Hier ich hab Sie Lasc.“ Rief sie nach ihrem Teampartner.
Wie konnte sie lachen? „Das Thema ist nicht amüsant.“ Er klang verbissen, als er das sagte. „Möchtest du untergehen?“ Lasciel verstand nicht, wie sie das lustig finden konnte. Vertrauen war kostbar, kostbarer als die Zeit selbst. Natürlich war es das, denn im Kontakt mit jeden, dem an vertraute verfloss die Zeit unbeachtet, wurde unwichtig. Entsprechend lag es ihm komplett fern, das amüsant zu finden.
Schließlich standen die beiden Magier am Eingang der Höhle. Kaum hatte Lasciel seine Augenklappe aktiviert, rutschte er auch schon in die Höhle hinab. Dort stand er nun und wartete ab, dass sie zu ihm hinab kam. Schließlich war sie bei ihm und er zog die Kette. Die hellen, metallischen Glieder brachen das Licht des Mondes, der wie eine helle Kugel in dem Meer aus dunkelgrau aufgetaucht war. Sobald der Engel allerdings in die Höhle trat, verschwand das Licht. Die alte Dunkelheit hüllte ihn ein, fast zumindest. Schemenhaft glaubte er die Wände zu erkennen. Hinter sich hörte er Aylins Schritte. Bei ihrem Schrei war er zunächst zusammengezuckt, bevor er weiterging. Wachsam ging er vorwärts, die Füße setzte er nur leise auf und behielt eine gewisse Körperspannung bei, um jederzeit zu reagieren. Viele Kreaturen suchten Schutz in Höhlen, doch wenn hier eine hauste, war sie zur Jagd in die Nacht aufgebrochen. Dennoch war es besser, sie würden sich beeilen. Schließlich ließ er Aylin auch vor, um ihr die Suche zu ermöglichen. Für sie war das Licht einfacher zu erkennen, sodass Lash sich damit begnügte nach bösen Monstern Ausschau zu halten und die kleine Magierin zu beschützen falls notwendig. Diese Aufgabe half ihm, die unterschwellige Panik zurückzudrängen. Die kühle, feuchte Luft, die sich auf seine Wangen legte, berührte ihn. Solange es nicht heiß war, kein Feuer sich in der Nähe befand, war es einfacher im hier und jetzt zu bleiben. Sein Kopf fuhr zu ihr herum, als sie vorrauslief. Lash folgte ihr mit offenen Augen, zumindest körperlich. Und dann stand er da, umgeben von so viel Leben. Leben. Er atmete zischend ein und taumelte einen Schritt zurück, hielt eine Hand vor sich und stützte sich an der Wand ab. Er erkannte Aylin jetzt besser. Auch sie schien den Geruch nicht zu mögen und lief mit zugehaltener Nase über die Wiese. Kurz verlor er sie aus den Augen und war schon fast drauf und dann sie zu suchen. Schließlich sah er sie wieder, ebenfalls an der Wand lehnend. Lash lief zu ihr hinüber, gerade als sie nach ihm rief. „Was war das?“, fragte er und schnappte sie, ohne nachzudenken am Arm, um sie von dem Feld wegzuzerren. Noch nie hatte er ein solches Feld gesehen. Mit gerunzelter Stirn führte er die Magierin aus der Höhle bis zum Hang, wo kühle Luft ihm wieder zu Atmen half. Er ließ sie los und sah erst sie und dann die Blume an. „Was war das …“, wiederholte er. Nur wenig vermochte es den Alten zu verwundern, aber das da drinnen hatte ihn verstört. Einige Augenblicke starrte er sie an, dann schob er die Kette zurück und begann an dem weniger steilen Teil hinaufzuklettern. Oben wartete er auf sie, ehe er sie beide auf das Pferd setzte. Des schnaubte leise. Lash beugte sich vor und strich ihr über das Fell. „Zurück zum Haus“, flüsterte er und trieb sie dann an. Er überließ es ihr den Weg zu finden, den sie gekommen waren und blickte erneut über Aylins Schulter. Zunächst über die Falsche, sodass er nur ihren Hinterkopf vor dem einen Auge hatte, dann aber über die Richtige. „Das ist sie wirklich?“, fragte er noch einmal nach.
Einige Zeit später, der Mond stand hoch über ihnen und Lashs Augenklappe war erneut ausgegangen, erreichten sie wieder den Hof. Des hielt an und die beiden stiegen ab. „Ich werde hier warten, bitte bringe dem Jungen die Blume“, sagte er. Dann ließ er sich von Desperatio zur Tasche führen, die er zuvor hier abgelagert hatte. Kühl, etwas feucht war sie unter seinen Fingern. Er hob sie hoch und warf sie sich über die Schultern um zu warten, dass Aylin zurück kam. Erst dann verabschiedete er sich mit erhobener Hand und einem Nicken von ihr. „Magierin Aylin, danke für deine Unterstützung.“ Damit drehte er sich um und stapfte den Weg entlang, die Tasche über der Schulter und die Stute neben sich. Er würde irgendwo in der Nähe sein Zelt aufbauen, solange der frühe Herbst das noch erlaubte und seinem Pferd Ruhe gönnen. Seine Hand lag auf dem warmen Fell. „Danke Des. Ich hoffe, es war nicht umsonst.“
Kurz hielt Aylin inne ann lächelte sie ihn ehrlich an. „Weißt du es gibt eine Grenze bei Vertrauen, und wenn wir eine Mission zusammen erfüllen muss ich dir zu einem Teil vertrauen. Es ist meine Entscheidung und wenn dies meinen Untergang besiegln sollte, so hab ich diesen Weg selbst gewählt. Was ich damit sagen will, blind vertraue ich dir nicht aber eben bis zu einem gewissen Maß. Wenn man niemanden vertrauen kann dann ist man zwar in dieser hinsicht sicher, aber sehr einsam. Einsamkeit hab ich kennen gelernt, daher ist es meine Entscheidung lieber zu vertrauen.“ Zwar hätte sie sich nicht erklären müssen, doch nun da er sie so todernst ansprach blieb ihr nichts anderes übrig. In der Höhle hatte sie ihn schnell aus den Augen verloren, um so besser fühlte sie sich als er sie weg vom Feld der Kräuter zerrte. „Ich habe keine Ahnung einige der Pflanzen sind gifte, andere Heilen, doch der gemischte Geruch ist es was einen zusetzt. Eigentlich richtig schlau von unserer Heilpflanze unter all diesen Kräutern und mit diesem Geruch kommt ihr nichts zu nahe.“ Schnell war die Pflanze gepflückt und in den Rucksack verstaut. „Lass uns schnell zu unserem Auftraggeber zurück.“ Wenn sie sich an den Rand hielten würden sie wieder zurückkommen. Am Höhlenausgang schnaubte sie und holte tief Luft. Eine Freiheit umströmte sie und ließ sie sich gut fühlen. Schnell waren sie im Dorf und Lasciel zeigte sich emotionslos als dem Jungen die Pflanze gab. Aylin wank dem Jungen noch ehe sie sich auch zum Gehen wandte. „Bis zum nächsten Mal“ meinte sie noch zum Abschied und ging ihres Weges.
“Pff…” mit einem bittersüßen Lächeln blickte Lacrita durch das große Zugfenster direkt auf den Bahnhof von Marokkasu Town. Ein Ort, der ihr in jüngster Vergangenheit ein paar Erinnerungen bescheren konnte, bei denen sie sich nicht sicher war, ob man diese lieber vergessen sollte oder nicht. Wenn man die Umstände bedachte, die sie vor kurzem erst überhaupt in die Stadt der Technologie brachten, klang eine komplette Auslöschung dieses Tages nach einer sehr verlockenden Idee. Sie konnte ganz genau den Ort sehen und den Moment visualisieren, bei dem sie darum fürchten musste, als Kollateralschaden ihrer eigenen Kollegin zu enden. Manchmal war es für die Rothaarige echt ein Wunder, wie Eohl überhaupt mit solchen Tenden noch lebte. Aber gut…Marokkasu war zum Glück heute nicht ihr Ziel. Wenige Minuten später setzte der Zug sich auch schon erneut in Bewegung und sollte das nächste Mal ein paar Kilometer nördlich der Stadt halten, an einem kleinen Bahnhof in der Nähe ihres heutigen Auftragsortes. Und um was für einen Auftrag es sich handelte…als Lacy den Zettel das erste Mal gelesen hatte, war sie sich nicht ganz sicher, ob man ihr damit indirekt etwas sagen wollte oder nicht. Für eine Person wie sie, dessen täglich Brot es war, mit flüssiger Lava und heißem Feuer um sich zu schmeißen, kam diese Quest eher einer indirekten Aufforderung gleich. Auch wenn es am Ende vermutlich nur Zufall war, dass die Ardére dafür ausgewählt wurde. Außerdem musste sie sich ja von ihrer besten Seite zeigen…oder so. Heute war sie nicht als Royal Crusade Magierin unterwegs, sondern als Mitglied von Liberty Phoenix. Und dementsprechend musste sie sich zurückhalten…oder so.
Wer Lacy kannte, der wusste, dass das ziemlich schwierig bei ihr war. Und das sollte vermutlich auch ihre Questpartnerin im Verlauf des Ganzen herausfinden. Der Name sagte ihr zugegebenermaßen nichts, aber anscheinend eine Rune Knight. Echt jetzt? Schon wieder? Der letzte dieser Ritter, mit dem sie sich in Hargeon rumschlagen durfte, war eine Art Schnarchnase und Langweiler gewesen. Hoffentlich hatte diese Person mehr…Emotionen? Sonst glaubte Lacrita irgendwann noch, dass jeder von denen so drauf war. Würde sie nicht wundern. Schließlich fuhr der Zug in den kleinen Bahnhof ein, der aus nicht mehr als einem kleinen Gebäude mit Ticketschalter bestand, das entlang der Schienen vor sich hin vegetierte. Sah man sich um, dann konnte man ein bisschen Wald erkennen, umringt von größeren Wiesen. Ein paar hundert Meter entfernt des Bahnhofs sah man Häuser, die vermutlich zu dem Dorf gehörten, welches sie heute auschecken mussten. Aber vorher…musste sie auf ihre Partnerin warten? War die vielleicht mit dem gleichen Zug gefahren? Oder saß sie hier schon irgendwo? Lacy hatte ja nicht mal eine Ahnung, wie diese Person aussah.
Mit ungeduldigen Blick betrachtete Grias den Zug welcher jetzt in den Bahnhof einfuhr, gespannt was für ein Kollege wohl heraus steigen würde. Grias hatte eine Quest erhalten, bei der sie untersuchen sollte, weswegen in diesem kleinen Dorf wo sie sich befand, neuerdings regelmäßig verschiedenste Dinge spontan in Flammen aufgingen. Vielleicht hatte man ihr diese Quest ja gegeben, da sie bei der Quest Klarach ganz in Ordnung ermittelt hatte, aber schlau genug solchen Mysterien auf den Grund zu gehen fühlte sie sich eigentlich nicht. Naja, sie hoffte nur nicht wieder wilden Feen zu begegnen die einen Monsterbaum auf die hetzten. Sich schon einmal bereit machend, ihren heutigen Kollegen zu begrüßen, erhob die Blauhaarige sich von der Sitzbank, strich ihren Mantel - jetzt zum Ende des Jahres wurde es langsam wieder kühl - sowie ihre Kapuze zurecht, welche sorgfältig ihre Hörner versteckte. Schließlich stieg dann auch eine Person aus, tatsächlich nur eine, keine Überraschung bei diesem kleinen Örtchen, was es aber auch nicht schwer machte, die Person als die zweite Magierin im Bunde zu identifizieren. Doch so sehr, wie sie sich eben vorbereitet hatte, ihre Kollegin zu begrüßen, starrte die van Diux die neu eingetroffene Dame für ein Paar Sekunden nur mit großen Augen an. Waren das etwa… Hörner, welche sie da auf dem Kopf hatte? Die Gedanken der Blauhaarigen begannen in hochleistung zu arbeiten, alle möglichen Spekulationen umher werfend, was es wohl mit dieser Person auf sich hatte, die solch ein großes Merkmal mit Grias teilte? Der Gedanke welcher sich in den Vordergrund drängte, war die Rothaarige etwa auch Verflucht, genauso wie sie? Doch, wie konnte sie die dann einfach so offen zeigen? Hatte sie denn überhaupt keine Angst? Noch einen Moment lang fuhr das starren fort, bevor die van Diux aber wieder zu Sinnen kam. Oh! Ähm, Verzeihung! Rief sie der Dame zur, bevor sie sich ihr mit zügigem Schritt näherte, eine höfliche Verbeugung ausführend, als sie vor ihr angekommen war. E-E-Entschuldigen sie bitte d-das unhöfliche Ans-starren, i-ich war nur so… erstaunt, was für eine stark Aussehende Person heute mein Questpartner seien würde. Durch den schwankenden Ton in der Stimme der adeligen war es wahrscheinlich nicht schwer herauszuhören, dass dies nicht die volle Wahrheit war, doch nichts desto trotz ging sie wieder in eine Aufrechte Position, für ihre Vorstellung höflich lächelnd und die Hand auf den Brustkorb legend. S-Sie sind doch mein heutiger Questpartner, o-oder? Mein Name ist Grias Erna van Diux, und ich bin ein Mitglied der Rune Knights. W-wie darf ich sie nennen?
So verlassen, wie dieser abgelegene Bahnhof schien, dürfte es kein Problem sein, ihre Partnerin zu finden. Selbst in dem kleinen Bahnhofsgebäude, welches eher eine kleine Bruchbude mit Ticketschalter darstellte, war vielleicht höchstens eine Person. Naja, zumindest der Teil ihrer Mission sollte daher nicht lange brauchen. Eine der schlimmsten Sachen an zugeteilten Questpartnern war, dass selbst bei einem ausgemachten Treffpunkt manche Spezialisten sich davon entfernen mussten und man dementsprechend Zeit verlor. Und bei den meisten Quests wollte die Rothaarige echt nur schnell durch das Ganze durch und die Belohnung kassieren. Apropos, mit prüfendem Blick schaute Lacrita sich die Umgebung an. Wie vermutet gab es außer ihr nur eine weitere Person, die sich gerade am Bahnhof befand, weswegen es keine Meisterleistung war, zu vermuten, dass das die gesuchte Person war. Still musterte die Magierin das Mädchen. Ihre Hörner stachen sofort ins Auge und langsam wäre es sicher nicht verkehrt, ein Bingobuch für solche Begegnungen zu öffnen. Erst Eohl, dann diese kleine Dame…Erin oder so, jetzt die da. Konnte man sich irgendwas gratis holen, wenn man genug traf? Gut, Lacy selbst war da keine Ausnahme. Sie trug ihre eigenen auf dem Kopf, selbst wenn es sich hierbei nur um Accessoires handelte.
Lange musste die Rothaarige nicht darauf warten, mit ihrer Partnerin Kontakt aufzunehmen, denn diese kam nach einigen Sekunden auch schon auf sie zu. Es fing gleichzeitig gut und schlecht an. Die Ardére hob eine Augenbraue, als Grias zu sprechen begann. Das Kompliment nahm sie an, aber irgendwie…wirkte ihr Gegenüber so…unsicher? Oder sowas in der Art. Etwas enttäuscht seufzte Lacy. In ihr kam das Gefühl hoch, sie würde die Arbeit übernehmen müssen. Aber gut, vielleicht hatte diese Grias ja doch was drauf. “Aha.” Sie starrte die Blauhaarige an und musterte sie erneut. “Lacrita. Also wirklich…” ratlos kratzte die Magierin sich am Hinterkopf. “Wie kann jemand mit solchen Hörnern überhaupt so eine winzige Ausstrahlung haben…?” Selbst die Impdame, die wortwörtlich einen Kopf kleiner war, hatte eine besseren Ersteindruck machen können. “Rune Knight, huh? Gut, wie auch immer…” sie drehte ihren Kopf in Richtung des Dorfes, welches von hier aus zu sehen war. “Fürs Labern haben wir noch genug Zeit, da hinten liegt unser Zielort.” Sie zeigte in die Richtung und verschränkte danach die Arme. “Was auch immer da ist, ich hoffe du hast keine Angst vor Feuer…oder alles in der Sparte.” Denn sowohl für ihre Quest als auch für Lacy als Questpartnerin wäre das sonst sehr unangenehm…Ballast konnte man nämlich nie gebrauchen. Dementsprechend setzte die Ardére sich auch schon in Bewegung, in Richtung der Häuser.
Überrascht hoben sich die Brauen des Ashworths, als sein bester Freund behauptete, er könne nicht einfach das Fenster öffnen, wenn er bereits geheizt hatte. Über solche Dinge hatte er sich noch nie im Leben Gedanken gemacht. Meistens hatte er die Heizkosten-Rechnung nicht einmal auf dem Schirm, er ließ sie einfach von einem seiner Finanzberater bezahlen, es machte für ihn kaum einen Unterschied. Doch inzwischen wusste er, dass Nate nicht gerne über Geld sprach, genauso wenig, wie er über seine eigene Familie erzählte. Natürlich wünschte Lucien sich, dass der Kleinere ehrlich mit seinen potentiellen Geldsorgen und allem, was ihn belastete, war, doch zumindest für heute wollte er die Themen ruhen lassen. Er hatte sich schließlich vorgenommen, diesen Tag zu einem schönen zu machen. Mit der warmen, flauschigen Gewissheit, nicht der Einzige zu sein, der den Abend mit seinem Lieblingsmenschen verbrachte, schnappte er sich die zarte Hand seines Kumpels und nahm ihn endlich mit. Viel länger konnte er es einfach nicht mehr aushalten! Die Nacht war kalt, doch das trübte die Freude des Duos nicht im geringsten. "Übel, oder?!" Die Begeisterung des Blondchens multiplizierte sich mit seiner eigenen, sodass nicht mehr viel fehlte, bis er herumhüpfte wie ein Flummi, der mit zu viel Schwung geworfen worden war. "Übung macht eben den Meister", erwiderte er untypisch bescheiden, kratzte sich dabei an der Wange, "Dafür bist du super im Häkeln." Wenn er in der Vergangenheit nicht so häufig quälende Langeweile verspürt hätte, wäre er heute sicherlich nicht an einem Punkt, wo er es schaffte, ein komplettes Zweirad zusammenzubauen, doch das behielt er lieber für sich. Genauso verschwieg er es, dass er sich wünschte, Nate würde gerade ihn so voller Elan und Schwärmerei anblicken. "Ich bin froh, dir diesen Wunsch erfüllen zu können", erwiderte er stattdessen vollkommen ehrlich und verfrachtete den Jüngeren auf das M-Rad. Auch, wenn er es nicht war, dem Nates Aufmerksamkeit gerade galt, war er doch froh, ihn so glücklich sehen zu können und auch noch dafür gesorgt zu haben, dass er so strahlte. Das Grinsen und Lachen des jungen Mannes war etwas, von dem er garantiert nie genug haben würde. Am liebsten würde er nie wieder etwas Anderes sehen, doch vorerst musste er seiner Begleitung den Rücken zuwenden. "Ich auch nicht, Nate, ich auch nicht." Für Lucien mochte es nicht das erste Mal sein, deshalb schlug sein Herz aber nicht weniger hoch. Was wohl mehr dazu beitrug, die anstehende Fahrt oder die Arme, die sich gerade vorsichtig um ihn legten? Der Motor brummte laut, als der Schwarzhaarige ihn mit Mana fütterte und zeigte bereits Sekunden, nachdem das Gaspedal durchgetreten wurde, zu welcher Leistung er fähig war. Begleitet von lautem Jubel und herzhaftem Grinsen sausten die Sandkastenfreunde durch die fast komplett leeren Straßen der Stadt. Unzählige, kunterbunte Neonlichter zogen an ihnen vorbei während der Fahrtwind unentwegt an ihren Haaren zerrte. Auch, wenn die Kälte innerhalb kürzester Zeit unter seine Kleidung kroch, es war ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit und Nates Körper, die ihn trotzdem warm hielten. Ihm wurde fast schon kochend heiß, als man sich an ihn schmiegte. Es waren die kleinen Gesten wie diese, die sein Herz hüpfen und seine Haut kribbeln ließen, an denen er merkte, wie wichtig der Felton ihm inzwischen geworden war. Dessen Worte wurden gnadenlos vom Rattern des Motors übertönt und vom Wind davon getragen, doch zum Glück brauchte der Ashworth gerade überhaupt keine, um glücklich zu sein. Das farbenfrohe Lichtermeer Marokkasus wurde zunehmend von dem müden Schein der Vororte abgelöst, bis es schließlich nurnoch die Scheinwerfer des Zweirads waren, die die Dunkelheit erhellten. Hier und da blickten vereinzelte Rehe auf, beobachteten mit leuchtenden Augen, wie die jungen Männer an ihnen vorbei sausten, ehe sie sich wieder ihrem nächtlichen Mahl widmeten. Das Geknalle in der Ferne schien sie nicht weiter zu beunruhigen. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Gunner sie auf einen Feldweg lenkte, das Tempo verringerte und gemütlich einen kleinen Hügel hinauftuckerte. Oben angekommen landeten seine Füße schließlich auf weichem Gras und auch die Hände lösten sich vom Lenker, sodass der Motor langsam verstummte und Stille einkehrte. "Wir sind ... da..." Er hatte sich bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, doch jetzt, wo Ruhe sich in seinem Körper breit machte, spürte er auch die Erschöpfung. Schwer schnaufend sammelte er seine kaum mehr vorhandene Energie, ehe er mit der Schuhspitze den Seitenständer nach vorne kickte, sodass ihm sein geliebtes Bike nicht umkippte. Als er versuchte, aufzustehen -Betonung lag hierbei auf 'versuchte'- weigerten seine Knie sich, sein Gewicht auch nur eine Sekunde zu tragen, sodass sein Hintern sofort wieder auf dem Polster landete. "Ugh..." Da hatte er sich wohl ein wenig überschätzt. Selbst aufrecht sitzen wurde zunehmend anstrengend. "Sorry ... Nate..." So hatte das nicht laufen sollen! Scheiße, der Blonde sollte auf gar keinen Fall sehen, wie schwach und erschöpft er in diesem Moment war, doch er hatte nicht einmal mehr die Kraft, es zu verbergen. Alles andere als freiwillig ließ er sich gegen den Oberkörper seines Kumpels fallen, seine Arme hingen herab wie tote Lianen und sein Kopf kippte einer haltlosen Melone gleich über Nates Schulter. "alles, gut ... nur ... kurz ... Pause..." Die goldenen Seelenspiegel schlossen sich. Zwar war der Schwarzhaarige noch bei Bewusstsein, doch wirklich ansprechbar war er nicht. Sein Hirn war voll beschäftigt, während sein Körper ihn zu der Pause, die er dringend benötigte, zwang. Zumindest um das Heimkommen brauchte er sich keine Gedanken zu machen, denn er hatte einen guten Bekannten der Familie kleingeklopft, ihm für den Abend den Schlüssel des kleinen Ferienhauses, das hier gleich um die Ecke stand, zu überlassen. Natürlich mit dem Vorwand, Claudia hierher zu bringen um einen ruhigen Abend genießen zu können, die Wahrheit würde sowieso nie jemand erfahren. Doch das war nur ein geringer Trost. Wieso musste das ausgerechnet heute passieren? Wieso ausgerechnet mit dem Felton? Er würde ihn definitiv für schwach halten, ihm nicht mehr zutrauen, ihn beschützen zu können. Noch viel, viel schlimmer war aber, dass sein Manamangel ihm einen fetten Strich durch den perfekten Abend machte. Er enttäuschte Nate auf voller Länge. Wie sollte er jetzt guten Gewissens ... verdammte Scheiße! Der Ashworth gab einen kläglichen, gequälten Laut von sich, jedoch nicht aufgrund irgendwelcher Schmerzen, sondern, weil er sich einfach nur mieserabel seinem besten Freund gegenüber fühlte.
“Ach, Luce, das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen.” Es war zwar wirklich nett von ihm, dass er das Häkeln wertschätzte, aber diese Art Textilverarbeitung war ungefähr so erwähnenswert wie ein Stück Brötchen. Viele Großmütter und Mütter waren dazu in der Lage, aber nur wenige Leute konnten mal so eben ein funktionierendes M-Bike zusammenbauen. “Wenn du nochmal so eins bastelst, darf ich dann dabei sein und dir helfen?” Mann, das wäre so unglaublich cool! Vielleicht stellte er sich dann gar nicht blöd an und war in hundert Jahren dazu fähig ein eigenes zu bauen! Seite an Seite mit dem Ashworth auf einem Zweirad fahren … das war ein erstrebenswertes Ziel, ja! Mit leuchtenden Augen und vor Ehrfurcht leicht zitternden Fingern streichelte Nate den Sattel unter sich, während die Füße den nötigen Halt suchen. Als es schließlich losging, platzte er vor pure Freude. Kurz nach der Stadtgrenze ebbte das Quietschen und Jubeln jedoch ab, aber nicht weil ihm langweilig wurde. Er wollte die Fahrt und das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit vollends genießen, sowie die seltene Zweisamkeit, die man im Gildenhaus nie wirklich hatte. Es gab dort immer irgendjemanden, der anwesend war und wegen irgendwas klopfen konnte oder einfach nur Krach machte und störte. Das Blondchen nutzte diesen kostbaren Moment und schmiegte sich noch ein bisschen fester an seinen Vordermann, der ihm sehr viel und noch mehr bedeutete. Der Kuss blitzte auf und sein Herz lief Amok; die scharfe Kälte prallte an der geballten Hitze ab, die überhand nahm. Hah, wenn Luce ihn gerade so sehen könnte … Nate würde definitiv in Erklärungsnot geraten und vor Scham im Boden versinken. Auf dem Feldweg hob er den Kopf vom gemütlichen Rücken und blickte sich vorsichtig um, konnte kaum etwas erkennen, aber der konzentrierte Fahrer hatte sein Ziel wohl fast erreicht. Die Geschwindigkeit drosselte zunehmend, als sie den kleinen Hügel erklommen und das Mondlicht offenbarte ein abgeschiedenes Häuschen in der Nähe. Ob sie dort die gemeinsame Zeit verbrachten? Als der Motor leise surrend zum Stillstand kam und Luce die Füße auf den weichen Boden stellte, bestätigte er auch schon die Vermutung. Doch irgendwas war plötzlich an ihm komisch, er verhielt sich ganz anders als vorhin. “W-was ist los mit dir?”, fragte der Felton zaghaft und schluckte. Hatte er etwas falsch gemacht? Zu sehr geklammert? War er doch zu viel, zu nervig, zu aufgeregt? Schweigsam sicherte der Dunkelhaarige sein treues Gefährt und wollte absteigen, doch seine Beine arbeiteten nicht mit und versagten bei dem Versuch. “Wow, was- Luce?!”, quiekte er halb panisch, halb besorgt, als sein bester Freund mit jeder Sekunde mehr durchhängte und sich auch noch dafür mit scheinbar letzter Kraft entschuldigte. “Ssh-ssh, alles wird gut!”, versuchte Nate seine Nerven und auch die des anderen zu beruhigen, obwohl er keine Ahnung hatte, was abging und was er nun tun sollte. Halt, er brauchte nur Pause? Oh … war das M-Bike etwa so ein heftiger Manaschlucker? Oh nein. Daran hatte er die ganze Fahrt lang überhaupt nicht gedacht! Wie ein Schluck Wasser in der Kurve, hing der Größere schwer und schlaff in den Armen seines Mitfahrers, der sich hilflos umsah. Er stieß zitternd den Atem aus und überlegte fieberhaft, wie er den müden Körper zum nächsten Häuschen hieven sollte. Einfach hier bleiben und warten, bis er wieder aufwachte, war in der Kälte leider keine Option. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, als ihn den restlichen Weg hochzuschleifen. “Okay, okay, ich schaffe das schon!”, spornte er sich an und klatschte mit den Handflächen auf beide Wangen, eher er samt Luce im Schlepptau ungelenk vom Zweirad abstieg und … nach hinten auf den Rücken fiel. “Ooof”, machte er, als ihm die Luft durch das zweite Gewicht aus den Lungen gedrückt wurde, lachte dann aber voller Tatendrang. “Hauptsache du kriegst nichts ab!” Selbstgespräche und Lachen halfen manchmal in schwierigen Situationen. Trotzdem checkte das Blondchen den Kopf und das hübsche Gesicht des Ashworths mit vorsichtigen, sanften Berührungen nach Verletzungen, bevor die Anstrengung weiterging. Er befreite sich behutsam vom anderen Körper, hakte seine Unterarme unter die Achseln des Schlafenden und zog mit aller Kraft. Zum Glück war die Wiese weich genug, sodass er sich hoffentlich keine Schrammen einfing. … Nate entledigte sich auf halbem Weg ächzend seiner Jacke und band sie mit noch mehr Anstrengung um die Hüfte des Größeren. Sicher war sicher und warm war ihm sowieso. Am Haus angekommen, lehnte er Luce gegen die Wand und atmete durch. Tja, wie kamen sie nun rein? “Schlüssel, Schlüssel …”, murmelte der Besucher und begann zu suchen.
Für das Blondchen mochte das Häkeln keine große Sache sein, doch für Lucien war es eine Wissenschaft für sich. Wie konnte man mit einem Paar Nadeln und Wolle allerlei bunte und niedliche Dinge erschaffen? Das erschien so viel komplexer als das Zusammensetzen einiger Bauteile. "Gerne", antwortete er auf die Frage seines Kumpels. Mehr Zeit mit seinem besten Freund? Natürlich sagte er da nicht nein! "Wenn mir etwas geeignetes in die Hände fällt, gebe ich dir sofort Bescheid." Vielleicht hatte er da sogar schon eine Idee. Ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht, doch er sagte nichts. Inzwischen kannte er Nate gut genug, um zu wissen, dass er ablehnen würde, wenn er wüsste, was der Schwarzhaarige vorhatte. Außerdem würde das ein Projekt für Zukunfts-Lucien sein, heute sollten ganz andere Dinge im Mittelpunkt stehen. Die Fahrt verging wie im Flug, auch, wenn sie mit kontinuierlichem Herzklopfen begleitet war. Vielleicht genau deswegen bekam der Ashworth überhaupt nicht mit, wie sich die Erschöpfung langsam in seinem Körper breitmachte. Stattdessen fühlte er nur das warme Kribbeln, das Nates Berührungen zurückließen. Dementsprechend groß war die Überraschung, als er es nicht einmal schaffte, weiterhin aufrecht zu sitzen. Wie ein nasser Sack fiel er in die Arme seines Mitfahrers, der verständlicherweise schockiert und besorgt war. Gerne hätte er irgendetwas dagegen getan, ihm irgendwie die Sorgen genommen, doch es war ihm nicht möglich. Nach ein paar schwachen Worten wollte ihm nichts mehr über die Lippen kommen. Es würde sicher nicht lange dauern, bis sich sein Körper zumindest so weit erholt hatte, dass er sich zumindest langsam wieder selbst bewegen konnte. In der Zwischenzeit würden sie schon nicht erfrieren, es sprach also nichts dagegen, einfach ein wenig abzuwarten. Doch der Felton hatte andere Pläne. Lucien spürte, wie er fest umgriffen und vom M-Bike gezerrt wurde wie ein übergroßes Plüschtier. "Uff..." Bis auf ein leises Schnaufen blieb seine Unzufriedenheit jedoch unkommentiert. Dass er im nächsten Moment mit seinem Kumpel auf den Boden knallte, machte die Sache nicht besser, auch, wenn er selbst weich fiel. Das war nicht die Art von Situation, in der er sich auf Nate liegend wiederfinden wollte, verdammt! Und er konnte absolut nichts dagegen machen. Egal wie oft er seinen Armen und Beinen befehlte, sich zu regen, nichts geschah. Nicht ein Zucken. Während er gefrustet war bis zum Gehtnichtmehr, schien der Kleinere seine gute Laune aufrecht zu erhalten. Er lachte fröhlich vor sich hin und dann ... dann schnappte er sich Luciens Gesicht. Was? Obwohl das Herz des Ashworths gerade eigentlich Überstunden machte, setzte es für den Moment, als die vorsichtigen Finger über seine Haut und Haare wanderten, vollkommen aus. Nate war aber schon klar, dass sein Kumpel immer noch mitbekam, was passierte, auch, wenn er nicht viel Feedback geben konnte?! Ein wenig (sehr) hatte er natürlich von Anfang an gehofft, heute vermehrt in den Genuss von Nates Berührungen zu kommen, aber doch nicht so! Er wollte auch darauf reagieren und sie erwidern können! Im nächsten Moment wurde er auch schon wieder aufgehoben und weitergeschleift. Schließlich wurde er an der Hauswand abgesetzt. Anders als vorher, wo er zumindest noch den wärmenden Körper des Feltons neben sich gehabt hatte, sickerte die Kälte nun ungehalten durch seine Kleidung. Konnte der Jüngere bitte zurückkommen? Wenn der Gunner vollkommen ehrlich mit sich war und über seinen angekratzten Stolz hinwegblickte, war die Situation vielleicht gar nicht so übel. So nah war er seinem Kumpel schon lange nicht mehr gewesen, dessen Arme um den eigenen Körper geschlungen und die Finger auf seinem Gesicht zu spüren, fühlte sich besser an, als er jemals zugeben könnte. Er wusste nicht einmal, ob sein heftiger Herzschlag davon kam oder von der Tatsache, dass sein Körper extra hart arbeiten musste, um das verlorene Mana zu regenerieren. Vielleicht trug auch beides gleichermaßen dazu bei. Und vielleicht sollte er öfter umkippen. Wie dumm, dass das ein klares Zeichen von Schwäche war. Trotz flatternden Lidern öffnete er langsam seine Augen und beobachtete träge, wie verzweifelt unter und hinter allen möglichen Gegenständen nach dem Schlüssel gesucht wurde. Dabei trug Lucien diesen doch bei sich. Mit größter Mühe zwang er seine Stimmbänder dazu, zumindest einen kurzen Moment lang zu gehorchen. "Ngh- ... Nate..." Leise, halb gekrächzte Worte quetschten sich aus seiner Kehle. Seine Finger regten sich wenige Milimeter, um das Hosenbein des vorbeiflitzenden Mannes zu ergreifen, doch eine simple Bewegung reichte schon aus, um es wieder zu entreißen. Die Kraft, um tatsächlich etwas festzuhalten, hatte er noch nicht wieder. "Tasche..." Er besaß zwar deutlich mehr als eine Tasche an seiner Kleidung, aber als sein bester Freund wusste der Felton bestimmt inzwischen, dass er wichtige Dinge in der Regel in der Innentasche seiner Jacke aufbewahrte, oder? Oh, wie er sich da doch täuschte.
“Haaach, Maaann, Luuuce”, quengelte der nach dem Haustürschlüssel suchende Nate, den langsam aber sicher die eisige Kälte heimsuchte. Nachts ohne Jacke draußen herumwuseln war wirklich keine gute Idee, vor allem weil er vorhin noch halbnackt in seinem hoch beheizten Zimmer hockte. Da brachten auch die Bewegungen kaum Linderung. Mit steifen, zittrigen Fingern hob er jeden möglichen Gegenstand in der Nähe auf, wühlte sogar in der trockenen Erde von verwelkten Pflanzentöpfen und prüfte natürlich auch die Fußmatte, aber Fehlanzeige. Es war zum Haareraufen. Verzweifelt suchte er weiter, während eine frostige Windböe um die nächste Ecke bog, ihm durch die dünnen Stofflagen schnitt und die Frisur versaute. Schnell riss er die Kapuze über den Kopf und stöhnte wehleidig. Vielleicht hätte er einfach mit ihm auf dem Bike sitzen bleiben und auf seine Erholung warten sollen. Aber wie lange dauert die? Nate hatte noch nie so viel Mana verwendet, dass er dadurch an absoluter Erschöpfung litt. Er rutschte ratlos neben dem Dunkelhaarigen an der Hauswand auf den Boden und ließ den müden Kopf auf seine Schulter fallen. Glücklicherweise regte er sich in diesem Moment und äußerte schwach einen entscheidenden Hinweis. “Huh, Tasche? … aber natürlich, wieso bin ich denn nicht selbst darauf gekommen?! Also manchmal bin ich echt doof”, kicherte das Blondchen ungehalten und klatschte sich mit einer flachen Hand vor die Stirn, ehe es wieder mit steifen Gelenken aufstand, nahe vor dem Ashworth kniete und ihn einen Augenblick lang prüfend musterte. “Uhm, aber welche Tasche?” Er konnte doch nicht einfach irgendwohin fassen!!! Das … das … hng. Die Entscheidung, wo er damit begann, wurde ihm allerdings gleich abgenommen, da noch immer seine eigene Jacke schützend um die Hüften von Luce gewickelt war und somit erstmal nur die Jackentaschen in Frage kamen. Die sandigen Finger wischte er vorher eilig achtlos am eigenen Pulli ab, denn die Designer-Klamotten waren wahrscheinlich wertvoller als sein bescheidenes Leben. Vorsichtig beugte Nate vor, um die Suche fortzusetzen, doch ehe eine Hand die breite Brust berührte, hielt er inne. Die grünen Augen waren von dem hübschen Gesicht direkt vor sich abgelenkt, das momentan so friedlich wirkte. Statt zu den Jackentaschen wanderte die Hand langsam zur Wange des Erschöpften und streichelte einmal zaghaft darüber, während der Daumen wie von selbst die Unterlippe sanft nachzeichnete. Dann sickerte das Bewusstsein zurück und die Tomate zuckte keuchend zurück, so, als hätte sie sich gerade verbrannt. “Ah, entschuldige, ich-” Auch egal. Diese Tuchfühlung konnte man ja wohl schlecht abstreiten, weshalb er den Satz einfach so stehen ließ und sich mit der Suche lieber mal beeilte. Hastig und weniger vorsichtig, knöpfte er das Jackett auf und klopfte die warmen Innentaschen ab, fischte schließlich freudig fündig den Schlüssel hervor. “Ha! Schnell ins Warme mit uns!” Sobald die Tür aufflog, zerrte der Blonde seinen Freund ins Innere, schaltete das Licht an und zerrte ihn weiter zu einem riesigen Sofa. Nach dem Oberkörper folgten die Beine und eine bereits bereitgelegte flauschige Decke, die er über den langen Körper bis hin zum Kinn zog. Auch seine Schuhe streifte er von den Füßen und stellte sie ordentlich in den Eingang, neben die eigenen. Dann begutachtete er die Räumlichkeit genauer, irgendwie scheint hier jemand einen romantischen Abend vorbereitet zu haben. Aber vielleicht war das auch nur eine Einbildung und man stand einfach auf kitschige Einrichtung. Weshalb sollte man sowas auch organisieren, wenn nur zwei beste Freunde gemeinsam Zeit verbringen? Ganz casual natürlich. Huh, und jetzt? In der fremden Umgebung fühlt sich Nate ein bisschen unwohl, weshalb er nicht großartig herumschleichen wollte. Die Hände allerdings sollten sauber sein, deshalb hüpfte er schnell in die Küche und wusch sie ausgiebig, ehe er Luce Gesellschaft leistete und auf ihn wartete. Als er am Fußende saß und auch sein Körper allmählich warm wurde, übermannte auch ihn stetig die Müdigkeit, die Lider wurden schwerer. “Hnnngh~” Ein ausgiebiges Strecken aller Glieder. Er wollte nicht einschlafen, solange er nicht wusste, dass der Schwarzhaarige wirklich okay war. Vielleicht sollte er Yoga machen oder … hm. Servietten lagen auf dem Couchtisch, die sich der Felton schnappte und damit begann ein Origami in Katzenform zu falten. Apropos Katze … gut, den Rucksack hatte er mitgenommen und neben den Schuhen stehen lassen. Er war so dermaßen gespannt auf die Reaktion von dem Ashworth, wenn er ihm das Ergebnis präsentierte, hoffentlich war das Plüschtier mehr als zufriedenstellend.
Uff, es war wirklich nicht schön mit anzusehen, wie der beste Freund voller Hektik herumflitzte und sogar im Dreck wühlte. Immerhin schaffte Lucien es, einige hilfreiche Worte herauszuquetschen, nachdem Nate aussah, als würde er jeden Moment verzweifeln und aufgeben. So schön es auch war, ihn wieder an sich gelehnt zu haben, hier draußen war wirklich kein guter Ort zum verweilen. Leicht nickte er an sich herab, als er gefragt wurde, um welche Tasche es sich handelte. Eine Schritt-für-Schritt Anleitung konnte er aktuell leider nicht geben, das machte sein Körper einfach noch nicht mit. Mit einem tiefen, wackeligen Atemzug wappnete sich der Ashworth für das, was gleich kommen würde. Er wusste, dass Nate, um an den Schlüssel zu kommen, seine Jacke aufknöpfen musste. Es war nicht mehr als eine rein platonische Geste, die überhaupt nichts mit Nähe und Zuwendung zutun hatte. Trotzdem sprang ihm das Herz beinahe aus der Brust, als der Kleinere vor ihm kniete und sich über ihn beugte. Er überstand das! Er durfte sich bloß keine alternativen Szenarien vorstellen. Augen zu und durch. Was er nicht sah, konnte ihn nicht verrückt machen. Eigentlich eine gute Taktik, hätte sich der Felton nicht für eine spontane Planänderung entschieden. Die Lider flogen wie aufgetretene Türen auf, starrten dem Gesicht, das seinem viel zu nah war, ungläubig entgegen. Was machten da Finger auf seiner Wange und auf seiner verfluchten Lippe? Nicht, dass es ihn störte. Nicht im geringsten. Am liebsten wäre er in der zarten Wärme der Berührung versunken, doch es kam einfach zu unerwartet. Obwohl sich sein Herz anfühlte, als wäre es zum Stillstand gekommen, heizte der innere Kessel ihm so richtig ein. Beinahe unerträgliche Hitze kroch ihm bis in die Ohrenspitzen und trotzdem bekam er kein Wort heraus, nicht ein einziges. Dabei wollte er doch unbedingt herausschreien: Nate, was tust du da?! Wie sehr er mehr in dieser kleinen Geste sehen wollte, doch seine Vernunft versuchte verzweifelt, ihm einzureden, dass der Blonde nur sichergestellt hatte, dass sein Kumpel nicht schon unterkühlt war. Als dann doch endlich alles nach Plan verlief, fühlte er sich kein bisschen entspannter. Im Gegenteil. Wieso hatte er das verfluchte Gefühl, dass das schonmal passiert war? Dabei konnte er sich nicht daran erinnern, dass er Nate schon einmal darum gebeten hatte, ihm die Jacke zu öffnen. Immerhin fand er sich kurz darauf auch schon auf dem Sofa und unter einer warmen Decke wieder. Zwar war es im Inneren der Hütte aktuell kaum wärmer als draußen, doch der weiche Untergrund und der kuschelige Überwurf machten bereits einen großen Unterschied. Eine 'kleines' Detail hielt ihn jedoch weiterhin davon ab, sich vollständig zu entspannen. Es war nicht das erste Mal, dass er hier war. Dementsprechend war es voller Horror, dass er realisierte, dass hier jemand mächtig umdekoriert hatte. Rot. Überall rot. Die Decke, in die er eingewickelt war, die unangezündeten Kerzen, die überall herumstanden und ... hatte er beim Hereingeschleift werden nicht sogar rote Rosenblätter auf dem Bett gesehen? Wieso hatte er noch gleich erwähnt, dass er mit seiner 'Freundin' hierher kommen wollte? Nate musste doch denken, dass er einen Hammer hatte. Das war viel zu viel Schnulz. Hngh, das war peinlich. Extrem peinlich. Um das gerötete Gesicht zu verbergen, ließ er sich noch etwas weiter unter die Decke rutschen. Ein Weilchen starrte er einfach an die Decke während er wartete, dass sein Körper sich endlich erholte. So unsicher, wie heute, hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sein eigenes Versagen, aber dann die Sache vor der Hütte. Was sollte er daraus bloß machen? Seine Muskeln meckerten, als er versuchte, seine Finger zu bewegen. Zwar war es viel anstrengender, als es sein sollte, doch mit etwas Nachdruck folgte sein Körper langsam wieder seinen Befehlen. Mit einem leisen Ächzen stämmte er die Hände in die Polster unter sich und hievte sich langsam in eine aufrechte Position. Er wollte nicht länger herumliegen, er wollte das letzte Bisschen Zeit, dass sie in diesem Jahr noch hatten, nutzen. "Nate." Seine Stimme war noch immer leise, doch die Kraft kehrte langsam in sie zurück. "Es tut mir wirklich Leid, dass es so gelaufen ist." Der Blick war leicht gesenkt, lag auf dem kleinen Serviettenkunstwerk in den Händen seines besten Freundes. Er war wirklich talentiert, doch das schien er selbst überhaupt nicht zu erkennen. Ob er sich wohl jemals so sehen würde, wie Lucien es tat? "Danke, dass du mir geholfen hast ... Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Auf dich ist irgendwie immer Verlass. Einer der Gründe, warum ich dich so mag." Ein warmes Lächeln zierte seine Lippen. Sollte er jetzt vielleicht...? Einfach raus damit? Träge Finger fuhren sich durch das leicht zerzauste Haar. Jetzt, wo er wieder aufrecht sitzen konnte, das Blondchen wieder aus eigener Kraft ansehen konnte, kämpfte er nur umso mehr mit sich selbst. Würde man ihm verzeihen, wenn er es sagte, obwohl nicht alles perfekt war? "Nate ... ich- ich ... habe übrigens nichts mit der Einrichtung hier zu tun." Sein Kinn fiel auf seine angezogenen Knie. Nein, lieber wartete er, bis er sich noch ein wenig fitter fühlte ... falls überhaupt. "Vielleicht sollten wir lieber nochmal ein wenig raus. Ich würde nur ungern die ganzen Feuerwerke verpassen." Er lächelte. "Jetzt haben wir ja zumindest eine Decke." Als er einen deren Zipfel ergriff, um ihn über die Schultern des Feltons zu ziehen, zitterte seine Hand, nicht nur ein klein wenig. Er war so verdammt nervös. Immerhin konnte er es auf die Erschöpfung schieben. Er schluckte kräftig. "Oder wir kuscheln." Obwohl er sich bemühte, die typische, selbstbewusste Lucien-Art heraushängen zu lassen, ließ sich die Anspannung in seinen Worten nicht vollständig vertreiben.
Sobald Luce eine Regung machte, sprang Nate wie ein treudoofer Hund auf, kniete sich aufmerksam an seine Seite und musterte ihn kritisch. Hätte er eine Rute, würde sie vor Freude und gleichzeitig Besorgnis heftig hin und her wedeln. Er klatschte ohne Vorwarnung eine Handfläche gegen die Stirn des anderen, prüfte so die Temperatur. Eine Ahnung, wieso er das tat, hatte er nicht, aber damit konnte man wohl kaum etwas falsch machen. Dann wanderten die Finger zur rechten Wange und verweilten dort für einen Wimpernschlag, ehe sie langsam weiter zur Halsschlagader übergingen. Noch immer hatte er keine Ahnung, was er da eigentlich tat, aber er musste einfach was machen. Der kräftig spürbare Puls unter den Fingerspitzen ließ ihn schließlich erleichtert aufatmen und ein bisschen zurückfallen. Natürlich lebte der Kerl ganz offensichtlich und es wirkte auch nicht so, dass sich der Zustand gleich drastisch änderte, aber Sorgen machte sich das Blondchen trotzdem. Am liebsten hätte er den gesamten Körper durchgecheckt, aber das ginge dann zu weit. “Luce! Geht es dir gut??” Verkehrte Welt. Irgendwie haben sich die Stimmbänder erst jetzt entknotet, die in seinen eigenen Ohren etwas zu laut klingelten. Die großen, grünen Augen klebten förmlich an den goldenen Seelenspiegeln des Gegenübers, so, als könnten sie eine Antwort kaum abwarten. Stattdessen entschuldigte sich der Größere wieder und wandte sich dem Papierkunstwerk zu, das von der anderen Hand beinahe zerdrückt wurde. “Hör bitte auf damit, dich zu entschuldigen … du hast nichts falsch gemacht. Ich bin weder sauer noch enttäuscht, wieso sollte ich auch?” Er suchte seinen Blick erneut, schnappte sich mutig und ohne Zögern eine Hand und drückte sanft. In letzter Zeit schien den Ashworth vermehrt etwas zu belasten, aber Nate konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was es war. Vielleicht … vielleicht war er doch zu anhänglich und er konnte ihm nicht sagen, dass es ihn störte? Die Finger ließen los und traten den Rückzug an, eine Entscheidung, die er gleich wieder bereute. “Natürlich helfe ich dir! Ich lasse dich nicht einfach in der Kälte liegen, ich bin kein Unmensch!” Empört verschränkte der Felton die Arme vor der Brust und schmollte. Also echt. Wen glaubte der denn bitte, vor sich sitzen zu haben? Niemals würde er seinen besten Freund im Stich lassen und den eigenen Arsch retten! Pfff. “… I-ich mag dich doch auch sehr. Du bist mir voll wichtig, okay?”, fügte er leise hinzu, als er das warme Lächeln auf den Lippen entdeckte und die Arme sanken beschwichtigend. Mann, wieso war die Stimmung heute so krass in Achterbahnfahrt-Laune? Das war anstrengend. Die Fahrt hierher war voller Spaß und Freude und jetzt wurde es irgendwie komisch. Gut, dass Luce plötzlich das Thema wechselte. Auf den Hinweis hin warf er nochmal einen Blick durch den Raum, der besonders die romantischen Deko-Elemente beachtete. “Heh, wer denn sonst, hm?” Witzig. Auf die eine oder andere Weise waren gerade die Rollen vertauscht. Der Ashworth wirkte unsicher, stotterte sogar und der Felton versuchte, stark für beide zu sein. “Bist du überhaupt dazu imstande, aufzustehen und herumzulaufen?” Der Sache konnte er noch nicht wirklich trauen, nicht, dass der andere unterwegs zusammenklappte, weil der Körper nicht bereit war. Als er die Decke dann mit ihm teilte, bestätigte sich die Vermutung. Die zitternde Hand sagte ja wohl alles. “K-kuscheln?” So direkt! Der Mut verrutschte, vermischte sich mit Schüchternheit. Es klang einfach beides vielversprechend. “Uhm, warte mal, ich guck schnell was nach!” Gesagt, getan. Nate hüpfte eilig zu den Schuhen, schlüpfte hinein und rannte aus dem Haus, umrundete es einmal und kam nach wenigen Augenblicken wieder durch die Tür hereingeschneit. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er einfach hätte fragen können, aber egal! Momentan wollte er alles alleine regeln, schließlich sollte sich Luce weiterhin ausruhen! “Das Haus hat eine Terrasse mit einer Verandaschaukel! Aber das weißt du bestimmt.”, platzte es aufgeregt aus ihm heraus und er strahlte. “Los, lass uns da k-kuscheln und das Feuerwerk ansehen! Ich helfe dir, bewege dich nicht zu schnell, ja?” Und die Stimmung stieg abermals, hoffentlich blieb sie diesmal an Ort und Stelle! Mit der Decke unter dem einen Arm und dem besten Freund über dem zweiten Arm gestützt, schlich er zum Eingang und wartete geduldig darauf, dass auch der Dunkelhaarige in den Schuhen stand. Dann umrundeten sie gemeinsam das Gebäude und das Blondchen breitete die Decke aus. “Hier, mach's dir bequem. Brauchst du noch was? Ich hole es gerne her." In der Nähe lag eine kleine Feuerstelle, die zu entzünden wäre für zusätzliche Wärme zwar praktisch, würde aber vielleicht die Lichter im Himmel stören. Hm, nee, erstmal abwarten.
Ungläubig beobachteten goldene Seelenspiegel, wie die Hand des Blondschopfes von der Stirn, über die Wange hinab zu seinem Hals wanderte. Das war absolut nicht nötig! Lucien wurde dermaßen heiß, dass es ihn wunderte, dass Nate nicht glaubte, er hätte Fieber. "Ich habe weder Fieber, noch bin ich tot", antwortete er, versuchte mit dem dick aufgetragenem Humor in der Stimme seine Verlegenheit zu verbergen. Seine Finger waren gerade dabei, sich an die noch immer kribbelnde Wange zu heben, doch dazu kamen sie nicht. Stattdessen wurden sie von denen des Felton eingefangen und festgehalten. "Ich wollte, dass alles perfekt läuft, weil du es so verdienst." War das nicht offensichtlich? Er wollte stets nur das Allerbeste für seinen Kumpel und nun war er selbst es, der nicht genug war. Das war mehr als Grund genug, sich zu entschuldigen. Zumindest in den Augen des Ashworths. Dass sein Gegenüber das vollkommen anders sah, war nicht überraschend. Er mochte ihn trotzdem. Simple Worte, die den Schwarzhaarigen dazu zwangen, zu lächeln und die spitzen Beißerchen zu zeigen. Die unerwartet wieder frei gewordene Hand legte sich über den kribbelnden Bauch. "Okay. Danke, Nate." Natürlich musste Lucien auf die Einrichtung zu sprechen kommen. Er konnte es einfach nicht so stehen lassen. Doch die Anwort des Blondchens brachte ihn direkt wieder ins Straucheln. Wer denn sonst? Er konnte schlecht mit der Wahrheit darauf antworten. Er konnte nicht einfach zugeben, dass er seine Fake-Freundin als Vorwand bei einem Bekannten genutzt hatte, um die Hütte für den Abend geliehen zu bekommen. Echt nicht. Mist. Anstatt zu antworten, lachte er einfach nur angespannt und griff sich unter den Schal, um die Krawatte zu richten. Wie gut, dass das Thema nicht länger im Raum hing. "Natürlich", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Und wenn er sich damit für die nächsten Tage ans Bett fesselte, er würde aufstehen und er würde rausgehen. Daran gab es überhaupt keine Zweifel. Sein Körper würde mitmachen, ob er wollte oder nicht. Keine Diskussion. "We- Nate?" Der Ashworth hatte überhaupt keine Chance, sein Kuschelangebot zurückzunehmen, bevor der Kleinere aufsprang und davonrannte. "Nate!" Fuck. So war das nicht geplant. Hätte er gewusst, dass die Aussicht für seinen besten Freund so katastrophal war, dass er die Flucht ergriff, hätte er das doch niemals vorgeschlagen! So schnell, wie es sein erschöpfter Körper erlaubte, hievte er sich auf die wackeligen Beine, machte ein paar Schritte Richtung Tür, da flog diese auch schon wieder auf. "Ja...?" Verwirrt blickte er dem zurückgekehrten Blondchen entgegen, der plötzlich vor Freude fast zu platzen schien. Das hatte er tatsächlich gewusst. Viel wichtiger war aber gerade: Er wollte doch! Erleichterung blubberte in dem Gunner auf. Dass ihm dadurch beinahe die Knie nachgaben, ignorierte er gekonnt, stattdessen überbrückte er die kleine Distanz zum Felton eilig und hakte sich bei ihm ein. In die Schuhe war auch schnell geschlüpft, sodass es direkt nach draußen gehen konnte. Dass er sich etwas mehr gegen seinen Begleiter lehnte als notwendig, würde er niemals zugeben. In der Ferne erhellten vereinzelte bunte Lichter den Himmel während das Duo es sich gemütlich machte. Der Ashworth war der Erste, der sich auf die kleine, aber feine Schaukel fallen ließ und seufzte erleichtert, als das eigene Gewicht endlich wieder von seinen Beinen genommen wurde. Kurz schloss er die Augen, atmete tief die kühle Nachtluft ein, ehe er sie wieder öffnete und auf den Felton legte. Sein Herz hüpfte. Mit einem Kopfschütteln beugte sich Lucien nach vorne, umgriff die Hand des Blonden und zog ihn sanft aber bestimmt zu sich auf den Schoß. Er konnte einfach nicht länger warten. Was sollte er schon noch benötigen? "Ich habe alles, was ich brauche." Die Decke wurde um beide Schulterpaare gewickelt, auf das Feuer verzichtete Lucien bewusst. Einen Arm legte er um Nates Taille, zog ihn noch ein wenig näher zu sich heran, während die freie Hand kurz suchte. Mutig schoben sich die zitternden Finger zwischen die seines Gegenübers, drückten leicht zu. Das Gesicht ließ er in seiner Halsbeuge verschwinden. Sie hockten ständig aufeinander, doch sie hatten dem Ganzen bisher nie einen Namen gegeben. Sie taten einfach, was sie schon immer getan hatten. Nun hatte es einen Namen, was dem Ganzen noch einmal ein vollkommen anderes Gefühl verleihte. Ein Wärmeres, Weicheres. Es wäre nicht verwunderlich, wenn man seinen Herzschlag selbst durch die mehreren Lagen Kleidung spüren könnte. Er war so verflucht nervös. Noch nie hatte er sich so viele Gedanken über etwas gemacht, nicht einmal bei wichtigen Verhandlungen. Die Gefahr, Nate durch eine falsche Entscheidung zu verlieren, machte ihn nervöser als der potentielle Verlust von Jewels im Millionenbereich. Niemals hätte er gedacht, dass eine Person ihm so wichtig sein könnte, doch hier war er nun. Als wäre die Chance, dass er ihm wieder durch die Finger glitt realer denn je, hielt er Nate fest und debattierte weiter mit sich selbst, ob er wirklich ehrlich sein sollte. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn er es jetzt nicht tat, würde er es dann jemals tun? "Nate?" Seine Stimme war leise und klar, wenn auch ein wenig wackelig. Selbst der ach-so-tolle Lucien Ashworth war nicht immer so perfekt und selbstbewusst, wie er es gerne vorgab. Wenn es um den Felton ging, war er oft verunsichert, wusste nicht, wie er handeln sollte. Schließlich war dieser so komplett anders. Anders als er selbst und auch anders als die Leute, die er bisher kennengelernt hatte. Aber es war ein gutes Anders. Ein warmes, vertrautes Anders, in dem er sich am liebsten für den Rest seines Lebens verlieren würde. Verdammt. Wenn er es jetzt nicht tat, würde er sich nur für den Rest seines Lebens in den Hintern treten. Seit wann fürchtete er sich so sehr vor dem Risiko? Zielstrebig schlichen seine Hände zu Nates Kinn, baten ihn sanft, ihm ins Gesicht, das er nur langsam und widerwillig von der warmen Haut löste, zu sehen. Ob er jemals genug von den hübschen, blaugrünen Augen haben würde? Sanft lehnte er die Stirn gegen die seines Gegenübers. Schon wieder dieses Gefühl, als wäre das hier schonmal passiert. Irgendwie war es aber doch anders. Jetzt fehlte nurnoch ein letzter, kleiner Ruck. Ein letzter Sprung über den quälenden Schatten.
Okay, nein, halt. Jetzt war er doch sauer. Dass Luce seine Gesundheit für ihn opferte, kam überhaupt nicht in Frage. Schon gar nicht, wenn es darum ging, ihm eine Freude zu bereiten, weil er es verdient hätte. Diese absolut unnötige Leichtsinnigkeit verärgerte Nate nur. In letzter Zeit ging es viel zu oft darum, ihn beschützen zu wollen, während er selbst litt. Das … das war nicht der Sinn einer Freundschaft. “Nein, das kannst du echt nicht machen. Deine Gesundheit aufs Spiel setzen, damit ich Spaß habe, lasse ich nicht zu. Ich will nicht, dass es dir wegen mir schlecht gehen muss, das ist gar nicht okay! Wehe du verheimlichst mir sowas nochmal, du Blödmann!” Tränen stiegen auf und verwandelten das Blaugrün rasch in einen überlaufenden See, der daraufhin einem Sturzbach glich. Das Schluchzen und Wimmern blieb allerdings aus, es war die Verärgerung, die raus wollte und sich nicht anders zu helfen wusste. Mit einem Ärmel wischte Nate eilig über das nasse Gesicht und holte dann tief Luft, um sich zu beruhigen. “Ich bin schon mehr als zufrieden, wenn du einfach an meiner Seite bist, Luce. Du musst mir nicht die Welt zu Füßen legen, ich-” liebe dich mehr als alles andere. Die Augen weiteten sich schockiert, die Worte blieben ihm (zum Glück) im Hals stecken. Wie ein gestrandeter Fisch, der verzweifelt nach Sauerstoff schnappte, öffneten und schlossen sich die Lippen. Dann folgten beide Hände, mit denen er versuchte, seine Verlegenheit zu verstecken, indem er sie vor das Gesicht klatschte. So verharrte er einen Moment, ehe er sie langsam sinken ließ. “I-ich, es tut mir leid, dass ich dich B-blödmann genannt habe …” Gute Rettung! Der Unmut war wie weggeblasen, Verwirrung machte sich breit, das Herz raste, der Körper verwandelte sich in einen Heizofen. Uff, hatte er diese Worte eben wirklich gedacht?! Langsam sickerte die Erkenntnis durch. Das wissende Kichern des kleinen Illusionisten hallte durch seinen Kopf … “Äh, mh-hm!” Und da war sie wieder. Die blöde Nachlässigkeit, die der Ashworth gerne an den Tag legte, wenn der Felton in der Nähe war. Das durfte und konnte echt nicht so weitergehen. Hatte er überhaupt eine Sekunde lang auf seinen Körper gehört, bevor er antwortete? Offenbar nicht! Die Antwort kam ohne Zögern. Seufzen, die besonders kurvige Achterbahn schien kein Ende zu finden. Aus Prinzip hätte er einfach auf das Kuscheln pochen sollen, aber das Feuerwerk wollte er auch nicht verpassen, also musste eine Lösung für beides her. Außerdem durfte sich der Blödmann nicht überanstrengen, egal was er tun wollte. Ein solches Haus hatte doch oft auch einen Garten oder eine Terrasse zum Chillen. Nachdem das Vorhaben aus ihm herausplatzte, ignorierte er die Rufe des Gastgebers und eilte nach draußen. Der durfte zur Strafe jetzt mal kurz leiden! Als er dann voller Freude zurückkehrte, den Dunkelhaarigen gleich mitnahm, schien das Feuerwerk bereits im vollen Gange zu sein. Behutsam ließ Nate den Größeren schließlich auf die Schaukel setzen und legte ihm die Decke auf die Beine. “Mann, dein Seufzen sagt ja wohl alles. Das war schon zu anstrengend für dich”, murrte er leise, damit das Thema nicht erneut aufkochte und von der lauten Knallerei verschluckt wurde. Einfach unkommentiert konnte er das jedoch nicht stehenlassen. Scheinbar wunschlos-glücklich, machte Luce einen Move, dem das Blondchen abermals beinahe den Verstand raubte. Diese Position war definitiv nicht für Freunde üblich, auch nicht für beste Freunde. Als er dann noch das Gesicht in der Halsbeuge vergrub, verabschiedete sich das Denkvermögen völlig und verteilte sich in alle Winde. Sein Herz hüpfte aufgeregt, das Gesicht glühte, der Körper brannte. Ein Schauer nach dem nächsten jagte durch jede weitere Berührung über die Haut, ließ ihn leicht zittern. Die heftige Erkenntnis sickerte nicht länger, sie brach mit Höchstgeschwindigkeit alle Dämme. Verliebt. Aber sowas von. Absolut. Wahrscheinlich von Anfang an. “J-ja?” Kaum mehr als ein Hauchen. Man könnte fast meinen, dass das Feuerwerk sein Inneres widerspiegelte, sämtliche Synapsen explodierten, alle Empfindungen gerieten durcheinander. Die anfängliche Hitze wechselte im schnellen Takt mit kribbelnder Kälte, als die warmen Hände das Gesicht berührten. Stirn an Stirn, Blaugrün vermischte sich mit Gold. Die Zeit schien wie erstarrt, der Lärm rückte in den Hintergrund. Nate wagte es kaum zu atmen, geschweige denn, sich irgendwie zu rühren. Wollte er wirklich? Die erwartungsvollen Augen spielten jedoch nicht mit und hüpften flüchtig zu den weichen Lippen, ehe sie gleich wieder zurück huschten. Einmal durfte er sie bereits unter anderen Umständen liebkosen, wusste Luce überhaupt noch davon? Ignorierte er die Sache? Das kam nie zur Sprache. Was jetzt? Die freie Hand wanderte über die breite Brust zur Schulter und den Nacken hoch, ruhte schließlich einladend auf der Wange. Der Daumen strich sanft hin und her. Diese eindeutigen Signale konnte man einfach nicht falsch deuten. Das Herzchen drohte aus dem Brustkorb zu springen, die Spannung war kaum auszuhalten.
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