Ortsname: Hosenka Town Art: Stadt Spezielles: --- Beschreibung: Hosenka Town gehört zu den kleineren Städten Fiores und ist im Allgemeinen bekannt als Kurort, der gerne von Touristen besucht wird. Hier gibt es nicht nur relativ häufig Festlichkeiten zu feiern, sondern auch sehr luxuriöse Herbergen und entspannende heiße Quellen. Wer ein gutes Hotel oder entspannende Aktivitäten sucht, wird hier sicher fündig.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Es war keine sonderlich weite Fahrt, um in die Nähe von Hosenka Town zu kommen. Quasi direkt hinter der Grenze nach Süd-Fiore gelegen war es nur ein kleines Stück vom Wiesenbahnhof, um dieses Ziel zu erreichen, sodass die beiden Magier nicht mehr als ein paar Stunden benötigten. „Basierend auf den Fahrplänen sollten wir darauf abzielen, unsere Quest zeitig für eine Abfahrt um 09:44 Uhr morgen früh abzuschließen... wir müssten Hosenka Town also gegen neun Uhr bereits verlassen“, stellte der Golem fest, als sie ankamen. „Ansonsten wird es zeitig schwierig mit Eurem Schnitzel.“ So wichtig Flux sekundäres Ziel auch war, befasste sich der Golem nun bei der Ankunft erst einmal damit, die aktuelle Lage einzuschätzen. Besonders groß war die Stadt nicht, kaum gewachsen seit seinem letzten Besuch. Das bedeutete aber nicht, dass es sich nicht verändert hatte. „Es ist geschäftig hier“, stellte er fest, ein klarer Kontrast zu dem ruhigen Dörfchen, das Hosenka einst gewesen war. „Und es zeigt sich ein gutes Stück moderner... aber das ist wohl kaum verwunderlich.“ Nach all den Jahren war es eine Selbstverständlichkeit, dass Hosenka sich seinen eigenen Stil, seine eigene Identität herausgearbeitet hatte, vor Allem davon ausgehend, dass sie sich nicht ewig als kleines, leeres Dörfchen unterhalten konnten. Heiße Quellen und schicke Herbergen gehörten zu den verschiedenen Einrichtungen entlang der hübsch gehaltenen, simplen Straßen, über die Paare und kleinere Familien entlang spazierten und sich unterhielten. Allein von hier aus war Sirviente bereits in der Lage, zwei unterschiedliche Hotels zu sehen, und legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn. „Die Hotelindustrie scheint hier keineswegs konkurrenzfrei zu sein“, stellte er fest und blickte wieder hinab zu seinem Partner. „Nun denn. Machen wir uns auf den Weg zu unserem Auftraggeber?“
Beginn B-Rang Quest: The night is dark and full of terror!
Outfit
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Für Dastan war es noch immer sehr ungewöhnlich, allein durch das Königreich zu reisen. Als er noch ein Krieger von Iron Maxim war, sind die Männer immer in Truppen unterwegs gewesen. Sie patrouillierten gemeinsam, legten zusammen am Festland an und erledigten schließlich auch so ihre Aufträge. Doch als Magier einer Magiergilde kam es öfter vor, allein zum Ort des Auftrags zu reisen, um dort auf Fremde zu treffen. Wenn man nicht gänzlich allein operierte. Die Gemeinschaft, wie sie in Iron Maxim zu finden war, war wohl am ehesten mit den Werten Fairy Tails zu vergleichen. Dort stand man auch stets und ständig zusammen und niemand ging allein. Nicht, weil man es nicht zutraute, sondern weil es keine Option war. Einer für alle, alle für einen. Doch das Leben des Karimis hatte sich verändert. Mit dem Verlassen von Champa und dem Beitritt zu Crimson Sphynx musste er sich an viele Dinge gewöhnen, welche anders waren als das, was ihm bekannt und vertraut war. So hatte er seine Sachen erneut gepackt und war allein in den Süden des Königreichs gegangen. Nachdenklich.. einsam.. verlassen..?
„Sei doch so lieb und schenk noch mal nach, du Hübsche!“, bat Dastan die niedliche Kellnerin im Gasthaus, in welchem er sich für die Nacht ein Zimmer gemietet hatte. Sie hatte rabenschwarzes Haar und eindrucksvolle, bernsteinfarbene Augen. Und ein sagenhaft süßes Lächeln! Sie war sichtlich entzückt von dem charmanten Fremden an der Theke und errötete kichernd, als er sie erneut angesprochen hatte. Ausstehende Bestellungen wurden hinten angestellt, denn erst sollte Dastan sein Bier bekommen. „Dankeschön“, bedankte er sich lächelnd und bemühte sich um intensiven Augenkontakt, damit sie wusste, dass er es ernst meinte. Der junge Mann war wegen einer Quest hier. Bürger verschwanden und irgendeine Kreatur sei angeblich im Brunnen. Dastan seufzte und leerte nach einiger Zeit auch diesen Krug. Mal sehen, wem er morgen begegnen würde. Liberty Phoenix. Er prustete leicht. Klang wie ne Mädchengilde. „Möchtest du noch ein Bier?“, fragte sie Kellnerin ihn, welche sich freute, Dastan ansprechen zu können. Der junge Mann strahlte sie an. „Hast du mir meinen Wunsch etwa von den Augen abgelesen?“, fragte er sie charmant und grinste sie herausfordernd an. Sie könnte ja noch einmal genauer hinsehen.. Doch es fiel dem Karimi zunehmend schwerer, den Blick koordiniert geradeaus zu richten. Nach dem nächsten Bier wäre Schluss.
Wenn er so darüber nachdachte, war sie gar nicht so spannend. Er hatte nur ein paar Wörter mit ihr gewechselt, sie charmant angelächelt und schien ihm bereits verfallen zu sein. Es war eigenartig, dass der Reiz ausblieb, auch wenn sie reizvoll war. Gedankenverloren starrte der Krieger in seinen Krug. Aeryn zum Beispiel war total verrückt, wenn es um Aska ging. Und sie war stark und zielstrebig. Und Lynnie war schon immer im Leben des jungen Mannes gewesen, sie kannten einander so gut und es war ihm noch immer ein Rätsel, warum sie sich ihm gegenüber plötzlich so anders verhalten hatte. Er hatte etwas falsch gemacht. Nur was? Sie hätte ihm ruhig einen Tipp geben können. Diese Sturheit. Dastan stieß einen tiefen Seufzer aus und nahm einen Schluck Bier. Was Rafael wohl gerade trieb? Und wo war Maxwell nur..
Der letzte Auftrag im Namen Liberty Phoenix war echt eine Weile her, denn seit er zur Leibgarde von Adrius Dhakalis gehörte, trainierte er unentwegt. Die Förderung durch Adrius war außerordentlich anspruchsvoll und seine Aufträge dienten einzig und allein dem Wohl von Royal Crusade, daher konnte die Tarngilde ihn immer weniger einspannen. Aber nun konnte er sich diese Freiheit herausnehmen und mal wieder eine klassische Quest bestreiten, denn für ihn war das beinahe wie ein Urlaub, um so etwas Abstand zu seiner verbrecherischen Karriere zu bekommen. Derartige Aufträge halfen ihm immer den Kopf ein wenig freizubekommen und legitim durch das Land zu reisen, ohne dabei schief von anderen Mitgliedern der Gilde angesehen zu werden. So konnte er geheime Kontakte treffen, allen voran Georgius, ohne groß Aufsehen zu erregen.
Dieses Mal führte ihn seine Reise in den Süden des Landes, um eine kleine Krise in Hosenka Town in den Griff zu bekommen. Mit dem Zug war er jedoch zunächst nach Crocus Town gereist, um sich dort mit Georgius zu treffen. Der Onkel von Aurea wurde über die gegenwärtige Lage informiert und leichte Anpassungen an den Plänen konnten vorgenommen werden, ehe Maxwell wieder im Zug saß und die Reise gen Süden fortsetzte. Vom Wiesenbahnhof aus ging seine Reise dann nach Hosenka Town, wo er sich in einem Gasthaus ein Zimmer mietete. Aufgrund der langen Anreise war der Soldat bereits am Vortag angereist, um sich die Nacht über ausreichend zu erholen. Geplant war ein Treffen mit dem Magier von Crimson Sphynx am Tag des Auftrages selbst, ergo am morgigen Tag. Die Angelegenheit der Quest klang zwar schwerwiegend und gefährlich, aber nach seinem Einsatz beim Ashmound Royal Prison konnte der Champanese über solche Jobs nur noch schmunzeln.
Am Nachmittag hatte Maxwell ein bisschen die Stadt erkundet und dann ein Nickerchen gemacht, denn allmählich machte sich auch allgemein eine gewisse Erschöpfung breit. Der junge Soldat musste so viele Dinge beachten und im Kopf behalten, damit er seinen eigenen Kopf behielt, das schlauchte einfach nur. Entsprechend war es bereits Abend, als er erwachte und sich frisch machte, um für einen Absacker an die Bar des Gasthauses zu flanieren. Der Soldat betrat die Gasthausschänke und bewegte sich zielstrebig an den Tresen, als ihm bei der Begutachtung des Lokals ein äußerst bekannter Haarschopf auffiel. Sofort blieb er stehen und hielt inne, sah dabei so aus, als hatte er gerade ein Gespenst gesehen. Was zum Henker machte der Dastman denn hier? Hatte Iron Maxim etwa einen Auftrag hier auf dem südlichen Festland? Möglich war es.
Einen Augenblick lang wollte der Soldat kehrtmachen und verschwinden, denn eigentlich fühlte er sich nicht bereit, diesen Kontakt aufzubauen. Erst kürzlich war er auf Champa und hatte dort von seinen Eltern erfahren, was mit Lynnie zurzeit los war und das brach ihm das Herz. Ihm war bewusst geworden, wie sehr er alle enttäuscht, verletzt und zurückgelassen hatte. Auf der anderen Seite konnte er nicht schon wieder davonlaufen, denn er wollte ja nicht nur für Aurea ein besseres Leben, sondern auch für alle anderen, die ihm am Herzen lagen. Maxwell ballte eine Faust und biss die Zähne zusammen, lockerte seine Haltung danach aber auf und begab sich zum Karimi. Dort klopfte er ihm lässig auf den Rücken, während er direkt neben ihm Platz nahm. „Der Dastman einsam und verlassen in einem Gasthaus“, sprach Maxwell ihn an und nahm die Hand zurück. „Es ist lang her“, fügte der Soldat an und sah dann seitlich zu seinem Freund, die blutroten Iriden getränkt von erkennbar apathischer Verbitterung. Dann sah der Winchester zur Kellnerin. „Ich nehme auch eines“, bestellte er also und seufzte dann etwas. „Trinken wir einen?“
Eigentlich hatte Lynnie ihm ja mittlerweile gesagt, was er falsch gemacht hatte. Durfte das denn wahr sein? Er hatte diese ultra attraktive Frau geküsst und konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern! Was war er doch für ein Blödmann! Und dann auch noch Madilyn.. Kein Wunder, dass er so besoffen war. Nüchtern hätte er sie niemals angefasst, denn die kleine Schwester des besten Freundes war tabu, solange man nicht absolut sicher davon ausgehen konnte, sie sowieso eines Tages zu heiraten. Und bei aller Liebe, aber woher sollte Dastan das wissen? Er hatte ja keine Kristallkugel, in welcher er die Zukunft sehen konnte. Aber Lyn war so cool, so locker und heiß. Verdammt, das war alles nicht so einfach! Und Aeryn ging ihm auch nicht mehr aus dem Kopf. Was für eine entzückende Zaubermaus! Sie hatte das Herz des Kriegers höher schlagen lassen. Geschafft rieb er sich über die Stirn und seufzte. Was war das nur mit den Frauen?
Plötzlich schien all das völlig unwichtig geworden zu sein.
Jemand klopfte ihm freundschaftlich, lässig auf den Rücken und nannte ihm bei dem Spitznamen, welchen nur die Leute auf Champa kannten. Überrascht blickte der Karimi um und blickte in ein blutrotes Augenpaar. Ihm entglitten sämtliche Gesichtszüge und man konnte ihm ansehen, dass er völlig perplex über das plötzliche Erscheinen seines besten Freundes war. Geistesgegenwärtig griff Dastan nach seinem Bierkrug, leerte ihn in einem Zug, rieb sich dann die Augen und - Max saß immer noch da. Keine Ahnung, welche Offenbarung er sich von der Aktion mit dem Bier erhofft hatte. Es sei lange her. Ob sie einen Trinken? Der hatte vielleicht Nerven! Dastan erhob sich und riss Max regelrecht von seinem Hocker. Man könnte meinen, dass es nun zu einer Schlägerei kommen würde. „Komm her, Bruder“, presste der vernarbte Krieger mühevoll hervor, da sich ihm bereits die Kehle zuschnürte. Dann packte er seinen besten Freund, um den er sich monatelang große Sorgen gemacht hatte und umarmte ihn, wie man einen vermissten Bruder eben umarmte. „Es gab Tage, an denen dachte ich, du seist tot“, gestand er ihm und ließ wieder von Maxwell ab. Ein Tränenfilm war in den smaragdgrünen Augen zu erkennen. „Max, wo warst du nur? Was ist passiert? Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?“ , löcherte er den Winchester und nahm wieder auf dem Barhocker Platz. Den beiden Männern wurden zwei frische Krüge voll kaltem Bier serviert. Einen Augenblick lang musterte Dastan seinen besten Freund. Sorge und Skepsis lagen in seinem Blick, während er feststellen musste, dass Max nicht gut aussah. Er wirkte beinahe gebrochen, sein Blick war kalt und seine gesamte Ausstrahlung wirkte nicht mehr so edel und gutmütig, wie einst. „Max.. was ist los bei dir?“, fragte Dastan in einer Art und Weise, wie er nur mit Freunden und Vertrauten sprach. Kein Grinsen, keine Scherze. Purer Ernst und Sorge, gepaart mit der Bereitschaft, seinem Freund aus jeder Krise zu helfen.
Mit der Anwesenheit von Dastan Karimi hatte der Winchester nun wahrlich nicht gerechnet und auch wenn er einen kurzen Fluchtimpuls verspürt hatte, so war es die Zusammenkunft mit seinen Eltern in jüngster Vergangenheit, die ihn einiges hatte überdenken lassen. Er hatte sich lang genug versteckt und all jene verletzt, die ihm wichtig waren und für die er wichtig war. Es waren eben nicht nur seine Eltern, sondern auch seine Schwester und eben seine Freunde von Champa, aber auch viele ehemalige Kameraden der Rune Knights. Ganz wohl fühlte er sich nicht damit, schließlich wollte er niemanden in Gefahr bringen, doch ewig versteckt halten konnte er sich ja nun auch nicht. Sein Umfeld musste einfach wissen, dass es ihm gut ging, soweit zumindest. Der einstige Ritter konfrontierte also seinen besten Freund und dieser blickte ihn an, als hätte er so eben einen Geist gesehen. Ganz falsch war es ja nicht, schließlich war Maxwell so etwas wie der Geist der Unterwelt, aber amüsant war es dennoch. Dastan exte sein Bier und erhoffte sich wohl aus einem Traum aufzuwachen, doch noch immer blickte er in die roten Iriden des Winchesters.
Plötzlich riss Dastan ihn stürmisch vom Hocker und fesselte ihn in einer brüderlichen Umarmung, die sich sehen lassen konnte. Für einen Augenblick war Maxwell sichtlich überrascht, doch erwiderte er diese familiäre Geste natürlich direkt im Anschluss. „Ich und tot?“, blinzelte der Winchester überrascht und lachte kurz auf. „Wir sind Krieger von Iron Maxim“, erinnerte er den Karimi an ihren Ursprung. „Uns tötet man nicht einfach so“, lächelte er und erblickte dann den Tränenfilm in den Augen seines besten Freundes. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, was sein Verschwinden ausgelöst hatte, und wie berechtigt der Gedanke von Dastan eigentlich war. Die Umarmung löste sich endgültig und sie nahmen wieder auf ihren Hockern Platz, während auch schon frische Bierkrüge serviert wurden. Dankend nickte Maxwell der Bedienung zu, musterte sie aber keine Sekunde lang, denn sein Interesse galt ausnahmslos einer Frau. Der Karimi überhäufte ihn mit Fragen, die Maxwell nur zu gern wahrheitsgemäß beantworten wollte, doch so leicht war die Situation leider nicht. Maxwell musste wirklich aufpassen, was er Preis gab und was für Dinge er haltlos in den Raum stellte, um niemanden und auch nicht sich selbst in Gefahr zu bringen.
Der Winchester atmete tief durch, während seine kühlen Augen auf den smaragdgrünen Seelenspiegeln seines Freundes ruhten. „Ich hatte einen Geheimauftrag“, erklärte er daher knapp. „Eine Undercover Mission“, fügte er noch schnell an. „Ich konnte einfach keinen Kontakt zur Außenwelt halten, entschuldige“, schloss der Winchester die Erklärungen auch schon ab. Gelogen war es nur bedingt, doch die volle Wahrheit war einfach nicht möglich. „Würde dir gern mehr erzählen, aber Geheimhaltung. Ich darf nicht“, meinte Maxwell daraufhin noch. Es fühlte sich echt nicht gut an Dastan so direkt belügen zu müssen, doch konnte er den Krieger von Iron Maxim nicht einfach mit in diese Misere ziehen. Der Karimi würde ihm beistehen und ihm den Rücken freihalten, doch genau das wollte Max einfach nicht. Er wollte nicht, dass Dastan sich dieser Gefahr aussetzte. Doch wie es sich für beste Freunde gehörte, konnte er natürlich durch die Fassade des Mannes blicken und sehen, dass es um den Winchester wohl nicht all zu gutstand. Und so startete auch schon das ernste Gespräch unter Männern.
Er griff zum Bierkrug und stieß mit seinem Kriegerkollegen an, ehe er einen großen Schluck des Getränks zu sich nahm. „Mach dir keine Sorgen“, lächelte Maxwell aufrichtig. „Es waren sehr anstrengende und aufreibende Monate. Ich muss mich einfach noch etwas erholen“, versuchte der Davis ihm klarzumachen. „Was machst du eigentlich hier?“, wollte er dann von seinem besten Freund wissen. „Hat Iron Maxim einen Auftrag auf dem Festland?“, hakte er noch direkt nach. Zwar war er auf Champa gewesen, doch vom Rauswurf seines Kumpels hatte er noch nichts erfahren, denn diese Information hatte seine Mutter nicht preisgegeben.
Dastan konnte kaum glauben, nach fast einem Jahr der Sorge und der Angst um seinen besten Freund, eben diesen nun vor sich stehen zu sehen. Er hatte sich nicht mehr gemeldet, nicht mehr auf Briefe geantwortet und war unauffindbar geworden. Wie vom Erdboden verschluckt.. doch er war wohlauf. Mehr oder weniger. Und dann lachte der Winchester auch noch, als Dastan seine Angst um dessen Tod äußerte. Ein Krieger von Champa stirbt nicht so schnell. Die smaragdgrünen Augen verengten sich für einen Augenblick. „Nimm das nicht auf die leichte Schulter, Max. Es ist mein ernst, es ging uns allen furchtbar“ Doch nicht nur die Worte des Axtschwingers, auch der aufrichtige Tränenfilm in seinen Augen machten Maxwell klar, welch Schmerz er seinen Leuten bereitet hatte. Es war ihm bestimmt immer irgendwie bewusst gewesen, doch vielleicht hatte er es verdrängt.
Nachdem die beiden Freunde ihr Bier bekommen hatten und die Bedienung missmutig feststellte, dass sie nicht länger im Fokus Dastans stand, erklärte Max sein Untertauchen mit einem Geheimauftrag, welchen er gehabt hatte. Eine Undercover-Mission, welche den Kontakt zur Außenwelt ausgeschlossen hatte. Dastan nickte verstehend. Das klang ja so, als wäre dieser Auftrag nun vorbei. Ein Glück, dann könnten sie ja nun wieder normal weitermachen! Maxwell hatte ja keine Ahnung, dass seine Lüge bald ins Wanken geraten könnte. Vor allem, wenn klar wurde, dass er der Magier aus Liberty Phoenix war. „Oh, das verstehe ich natürlich, Max. Ich hatte so einen Gedanken schon, aber die Sorge um dich wurde mit der Zeit immer größer. Aber von nun an darf der Kontakt nicht mehr abbrechen, klar?“, lachte er und postete seinem besten Freund zu. Und doch bemerkte Dastan, dass etwas nicht mit Maxwell stimmte. Er sah irgendwie.. fertig aus. Gebrochen und ausgelaugt. Und seine roten Augen strahlten mehr Kälte aus, als alles andere. Doch der Winchester tat die Sorgen Dastans ab, schob es auf die Erschöpfung. „Hm, na gut. Verstehe“, gewährte der Karimi ihm diese Ausrede.
Dastan gab eine eigenartige Kombination aus Lachen und Aufseufzen von sich. Dann legte er sich verlegen die linke Hand in den Nacken. „Also.. bestimmt haben sie irgendwo einen Auftrag auf dem Festland. Aber dann wohl ohne mich“, begann er mit einem unsicheren Grinsen. Doch als er das Gesicht seines besten Freundes sah, brach die Fassade des Karimis ein und das Grinsen schwand. „Ich hab‘ echt Mist gebaut. Sie haben mich rausgeworfen“ Geschafft strich er sich mit der linken Hand übers Gesicht, nahm einen weiteren Schluck Bier. „Ich habe Kara vor längerer Zeit das Gildenhaus gezeigt und sie heimlich reingebracht. Hat super funktioniert, wir waren ein Jahr zusammen. Ich wurde zwar erwischt, aber bin nur verwarnt worden“, erzählte er, der Stolz blitzte wieder in seinen Augen auf. „Dann, ein paar Wochen nach der Trennung, war ich echt ziemlich durch den Wind und habe mich von Stella und Leila überreden lassen, ihnen alles zu zeigen. Schon klar, ich wurde nochmal verwarnt. Aber Max, ich schwöre dir, das war die beste Entscheidung meines Lebens! Du hast ja keine Ahnung, wie die beiden sich bei mir revanchiert haben!“, lachte er, schwelgte in Erinnerungen und womöglich konnte sich Max sehr wohl vorstellen, warum Dastan die zweite Verwarnung in Kauf genommen hatte. „Der Meister hatte mich gewarnt.. aber dann kam Mira.. ich weiß auch nicht, ich konnte nicht mehr klar denken. Dummerweise wurde ich erwischt und aus der Gilde geschmissen. Rafael war stinksauer“ Sich die Schläfen reibend sah er zu Max. Vorwürfe war das letzte, was Dastan nun gebrauchen könnte. Sein Freund musste ihm doch ansehen, dass es darunter litt. „Ich bin wirklich ein Idiot.. Iron Maxim und Champa waren mein ganzes Leben. Dafür habe ich sogar diesen dämlichen Magiekram geheim gehalten seit ich klein war. Nicht mal dir habe ich es gesagt. Wollte dich in keine blöde Lage bringen. Stell dir das vor, ich kann Magie anwenden. Voll peinlich“
Das Wiedersehen mit Dastan Karimi war härter als erwartet. Natürlich ging er davon aus, dass sein Verschwinden nicht spurlos an ihnen vorbeiging, doch der Schmerz saß deutlich tiefer als zunächst angenommen. Sie waren allesamt krank vor Sorge, konnten womöglich seit gut einem Jahr kaum mehr schlafen und diese Ungewissheit musste die reinste Qual sein. Der geschaffte Soldat versuchte ein wenig darüber hinweg zu gehen und posaunte sogar einen Kriegerspruch heraus, doch selbst Dastan konnte er damit nicht überlisten und der Gute-Laune-Bär von Champa war selten wirklich geknickt. Der Tränenfilm in den smaragdgrünen Augen sprach wahre Bände, aber auch die Worte des Mannes stachen tief in das Herz des Winchesters. Dieser senkte seinen Blick, unterdrückte einen eigenen Tränenfluss. Das war so verflucht hart.
Glücklicherweise konnte er einen Geheimauftrag als Vorwand nutzen und die herrschende Situation damit ein wenig abmildern, doch gänzlich zur Seite stellen konnten es die beiden Männer schlussendlich auch nicht. Der aufmerksame Soldat beherrschte unzählige Verhaltensmuster und die Kunst der Fassade, daher entging ihm nicht, das Dastan durch seine Fassade blicken konnte. Offen gesagt hatte sich Maxwell auch nicht die größte Mühe gegeben, schließlich war der Karimi sein bester Freund und die lange Freundschaft bewies wieder einmal, wie gut sie einander kannten. Dastan konnte ihm direkt ansehen, wie verändert der Soldat mittlerweile war. „Mach dir keine Sorgen“, lächelte Maxwell dann aber zufrieden. „Der Kontakt wird nicht wieder abbrechen, versprochen“, versicherte er seinem besten Freund. Er würde schon einen Weg finden mit seinem Leben in Verbindung stehen zu können, ohne sie alle in Gefahr zu bringen. Außerdem konnte er vielleicht sogar ihre Hilfe gebrauchen, wenn es darum ging, Aurea auf alle Ewigkeit zu beschützen.
Aber genug von Maxwell Winchester, schließlich wollte dieser auch etwas über Dastan Karimi wissen. Allen voran, was er hier in Hosenka Town auf dem Festland zu erledigen hatte. „Ohne dich? Wie jetzt?“, fragte der Soldat überrascht und verblüfft, zählte Dastan doch zu verlässlicheren Krieger von Iron Maxim. Aber dann verschwand das sonst so optimistische Grinsen des Grünhaars und er packte aus. Geschockt aber irgendwie deutlich weniger überrascht lauschte Maxwell den Worten seines Freundes und staunte zwischendrin nicht schlecht. „Stella und Leila? Die beiden Inselmatratzen?!“, stieß der Winchester ungläubig aus, nachdem er beinahe Bier herum gespuckt hatte. Kurz kehrte Stille ein, nach dem sich Dastan sogar noch selbst ein wenig auf die Schippe nahm. Dann jedoch schloss Maxwell die Augen und lächelte so herzlich, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. „Es ist peinlich, das wir beide aus Iron Maxim verbannt wurden“, antwortete Max darauf, noch immer so lächelnd. „Aber dass du Magie beherrscht, überrascht mich nicht. In dir hat schon immer mehr geschlummert als reine Stärke“, fügte er an.
„Wie du weißt bin ich wegen Magie verbannt worden. Seither bin ich ein Magier und ich muss sagen, das ich sie nicht mehr missen möchte“, gab er offen und ehrlich zu. „Natürlich vermisse ich mein Zuhause und allen voran unsere Gilde, aber als Runenritter habe ich so vielen Menschen helfen können“, sprach er weiter und lehnte sich etwas zurück, dann blickte er zum Bierglas und sah die Reflektion seiner traurigen Augen. „Darin habe ich meine Bestimmung gefunden“, fügte er noch an und prostete seinem Freund dazu, wieder mit deutlich mehr Stärke in den Augen. „Es wird Zeit für dich dem ganzen Königreich deine Stärke zur Verfügung zu stellen. Nicht nur Champa profitiert von dir“, gestand Maxwell ihm ehrlich zu. Dann wurde ein kräftiger Schluck Bier genommen und dem Krieger von Crimson Sphynx wurde einmal ordentlich auf den Rücken geklopft. „Ich hoffe nur, dass deine Magie nicht rosa ist. Das wäre echt peinlich“, lachte er dann aber herzlichst amüsiert. „Hast du dich schon einer Gilde angeschlossen?“
Dastan hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass Max zu höherem berufen war. Natürlich war ein Leben auf Champa als Krieger von Iron Maxim das höchste der Gefühle, doch der Winchester hatte seinen Horizont einfach erweitern müssen. Er war damals dazu gezwungen worden, schließlich konnte er als Magier nicht länger in der Kriegergilde bleiben, aber es hatte ihm letztendlich nicht geschadet. Bis jetzt. Denn nun, wo er seinen besten Freund endlich wieder vor sich sitzen hatte, war Dastan nicht mehr sicher, ob das Leben bei den Rune Knights das richtige für ihn war. Der Karimi verstand nicht ganz, was es mit diesem geheimen Auftrag auf sich hatte und er machte sich auch wenig Hoffnung, dass Maxwell es ihm erklären würde, würde er nachfragen. Doch so oder so, Dastan erkannte seinen Freund nicht wieder. Die warmen, roten Augen waren kalt und ausdruckslos, selbst wenn er lächelte. Sein Gesicht wirkte angespannt, auch wenn er lachte. Der Axtschwinger machte sich Sorgen.. doch er zeigte sich versöhnlich, als Max im versprach, der Kontakt würde nicht mehr abbrechen. Dann könnte Dastan sich vielleicht um seinen Freund kümmern? Eines stand bereits jetzt fest: Er würde Max nicht im Stich lassen.
Doch nun war es an Dastan, zu überraschen. Er war kein Mitglied mehr von Iron Maxim, das wusste der Winchester noch gar nicht. Die Erklärung folgte prompt und Dastan presste schelmisch die Lippen zusammen und nickte mit funkelnden Augen, als Maxwell Stella und Leila als Inselmatratzen bezeichnete. Ja, diesen Ruf hatten die beiden weg. „Jaa.. schon klar, das ist keine Kunst, aber was soll’s“, lachte er und erfreute sich an den Erinnerungen an die wohl verrückteste Nacht seines Lebens - bis jetzt! Max jedenfalls war nicht überrascht, dass Dastan Magie anwenden konnte. Er meinte sogar, in Dastan schlummerte mehr, als nur körperliche Stärke. Beinahe verlegen spielte der Karimi mit dem Henkel seines Bierkruges. „Ach naja.. ich hab zwar die Befähigung dazu, aber ich kann’s nicht. Keine Ahnung, vielleicht will ich es auch einfach nicht können. Muss erst mal klar kommen“, murmelte er nachdenklich, den Blick betroffen auf den Tresen gerichtet. Dastan war mit diesem Mantra aufgewachsen, über Magier machte man sich lustig. Und obwohl er seit Kindesbeinen an wusste, dass auch er einer war, hatte er immer fleißig in der Kriegergilde mit gegrölt.
Doch Maxwell wusste, welche Worte den Karimi berühren und aufbauen würden. Langsam hob Dastan den Blick wieder und sah seinen besten Freund mit großen, smaragdgrünen Augen an. Er wollte Magie nicht mehr missen? Und.. nicht nur Champa die Stärke zur Verfügung stellen, sondern dem ganzen Königreich..? Das klang eigentlich gar nicht schlecht. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen Dastans, welches Maxwell galt. „Danke, Bruder. Du hast recht, so muss ich die Dinge betrachten“ Dann lachte er herzhaft auf und winkte sofort abwehrend an. „Von wegen rosa! Hat was mit Sand zu tun. Dachte, das käme vielleicht von meiner Mutter, die ja aus der Wüste stammt. Vielleicht hat sie mir da was nicht verraten“, schmunzelte Dastan und nahm einen kräftigen Schluck Bier, woraufhin die Krüge beider Männer bald leer waren. Also wank er die Kellnerin zu sich, welche sofort auf der Matte stand, als sie endlich wieder die Aufmerksamkeit des muskulösen Mannes hatte. „Bringst du uns nochmal zwei Bier, du Süße?“, bat er sie charmant, als wäre das ein Automatismus und zwinkerte der Dame zu, welche sich sofort an die Arbeit machte.
„Ja.. dachte, ich erkunde mal die Wurzeln meiner Mutter und reise nach West-Fiore. Ich hab gehört, Crimson Sphynx steht für zweite Chancen. Schien mir passend zu sein!“, lachte er, woraufhin er den T-Shirt Ärmel seines rechten Oberarmes nach oben schob und den muskulösen Arm freigab. Natürlich spannte er ihn zusätzlich noch an, da die Kellnerin gerade hersah. Doch Maxwell wollte er damit das schwarze Gildenzeichen von Crimson Sphynx zeigen. „Ich wollte es versuchen“, erklärte er und sah kurz zur Kellnerin, welche rot angelaufen war, was Dastan zufrieden grinsen ließ. Er zog den Ärmel wieder runter und erklärte: „Ich warte auf eine Magierin von Liberty Phoenix. Keine Ahnung, ob es eine Frau ist, aber seien wir doch mal ehrlich: Liberty Phoenix klingt wie ne Mädchengilde. Welcher Lauch würde sich freiwillig als Magier von so ner Gilde vorstellen wollen!“, lachte Dastan und nahm die beiden vollen Krüge entgegen, um Max einen zuzuschieben. „Und, was machst du hier?“
Ein äußerst eigenartiges Wiedersehen, aber es erfüllte den Winchester mit aufrichtiger Freude. Dastan war sein bester Freund und nichts im Leben konnte je etwas daran ändern, selbst wenn sie lange Zeiten nichts voneinander hörten oder sich sahen. Sie waren über ein Band miteinander verknüpft, welches durch nichts im Leben erschüttert werden konnte und davon konnte Maxwell stets Kraft schöpfen. Gegenwärtig war Maxwell bei bester Gesundheit und grundsätzlich ging es ihm gut, doch er war alles andere als glücklich und als bester Freund fiel es dem Karimi natürlich leicht, eben jenes direkt zu bemerken. Sicherlich konnten sie es bei Zeit auch thematisieren und wieder enger zueinander finden, doch im Augenblick gab es wichtigere Dinge zu händeln und das war zumindest für Maxwell sein Auftrag, den er seitens Liberty Phoenix hier auszuführen hatte.
Doch zunächst galt es ein Bier zu trinken und ein wenig in den neuesten Nachrichten zu baden, die Dastan kundtat. Sein Rauswurf war überraschend, aber die Befähigung Magie anzuwenden umso weniger. Das er sich auf Inselmatratzen eingelassen hatte verstörte den Winchester, denn wann immer Stella und Leila ein Abenteuer mit ihm wollten, hatte er sich gekonnt aus der Affäre gezogen. Umso besser, jetzt wo er wusste, wen die beiden Damen so ausgiebig geritten hatten. „Alles eine Frage der Übung, aber ich verstehe dich“, lächelte der schwarzhaarige Soldat und nippte an seinem Bier. „Die Magie, die ich damals auf Champa erweckt habe“, läutete er das Thema ein. „Ich beherrsche sie immer noch nicht“, gab er offen zu. „Habe in der Zwischenzeit eine andere Magie gelernt, mit der ich sehr gut umgehen kann“, fügte er noch an. „Ist sicher nicht leicht, ein Magier zu sein, so wie wir uns immer über sie lustig gemacht hatten“, schwelgte Maxwell einerseits in Erinnerung, andererseits empathisch die Stimmung mitfühlend.
Glücklicherweise konnte Maxwell seinen besten Freund ein wenig auf Kurs bringen und erheitern, doch sein Scherz mit der Rosa Magie wurde direkt abgeschmettert. „Sandmagie? Klingt interessant. So rau wie dein Kampfstil mit der Axt“, schmunzelte Maxwell und nippte am köstlichen Bier. „Es ist naheliegend, wenn deine Mutter aus der Wüste stammt. Magie ist ein großes Rätsel. Niemand weiß, woher sie kommt, wie man sie erhält, warum man sie erhält“, sinnierte der Winchester. Dann wurde erneut Bier gezischt und die Krüge leerten sich, weswegen sich der Karimi direkt um Nachschub kümmerte. Die Kellnerin war sehr angetan vom Krieger, aber das waren viele Frauen, denn der Mann hatte reichlich Charme und wusste auch, wie er ihn einsetzen konnte. Maxwell zog die Frauen ebenfalls an, aber bei ihm war es nicht der Charme, sondern seine geheimnisvolle und verwegene Art. Womöglich waren sie in ihren Jugendzeiten deswegen so gute Wingmans füreinander.
„Du gehörst nun also zu Crimson Sphynx“, stellte Maxwell schmunzelnd fest und betrachtete das schwarze Gildensymbol auf dem angespannten Arm, der die Kellnerin echt heiß zu machen schien. Es gab einfach Dinge, die sich niemals änderten. „Meine Schwester wäre beinahe zu Crimson Sphynx, wenn es nicht Mermaid Heel geworden wäre“, schmunzelte der Winchester. „Mir wäre deutlich lieber, wenn du auf sie aufpassen könntest. Aber gut…ich habe da keinen Einfluss auf sie“, seufzte Maxwell. Er war zwar ihr großer Bruder, doch selten tat sie das, was er ihr riet. Dann kam jedoch Liberty Phoenix zur Sprache und eben auch, dass Dastan auf eine Frau von denen wartete bezüglich eines gemeinsamen Auftrages. Erst jetzt zählte Maxwell eins und eins zusammen, denn er wusste ja von einem Magier aus Crimson Sphynx für einen Auftrag hier in Hosenka Town. Schief grinsend nahm Maxwell den Krug entgegen, stieß mit Dastan an und genehmigte sich einen großen Schluck.
„Ich bin wegen eines Auftrages hier“, begann der Soldat also und knöpfte sein Oberteil auf, um einen Blick auf den linken Brustmuskel offenzulegen. Dort prangte das Symbol von Liberty Phoenix, welcher er offiziell angehörte. Auf dem rechten Brustmuskel befand sich das Gildensymbol der Rune Knights, auf welchem das Gildenzeichen von Royal Crusade gebrannt wurde. Nichts für die Augen von Dastan also. „Ich bin deine Magierin von Liberty Phoenix, du Rosa Sandmagier“, lachte er schlussendlich also. Er nippte noch einmal am Bier und grinste Dastan spitzbübisch an. „Und ich habe das Kommando“, fügte er schnalzend an. „Oder bin ich jetzt ein Lauch? Sag du es mir, du Profi“, lachte der Soldat amüsiert. Sich gegenseitig auf die Schippe nehmen ging nach all den Jahren noch immer. Sicherlich war das aber auch verwirrend, ging Dastan schließlich von einem geheimen Auftrag seitens der Rune Knights aus. Hoffentlich gab es auf der Quest eine Gelegenheit, sich ein wenig mit ihm auszusprechen.
Maxwell hatte schon immer die richtigen Worte gefunden. Er wusste einfach immer, was man wann zu sagen hatte. Dastan vermisste seinen besten Freund und hoffte, ihn von nun an wieder öfter zu sehen. „Eine andere Magie, ja? Weil du mit der ersten nicht klar kamst? Du Knalltüte“, lachte Dastan und nahm einen großen Schluck Bier. „Aber gut, du hast recht. Vielleicht sollte ich mich wirklich mal ernsthaft damit auseinandersetzen“, gestand er ihm schließlich zu und lächelte Max dankbar an.
„Ah.. haha.. ja.. deine Schwester.. Crimson Sphynx! Das wäre ja wirklich.. heftig gewesen!“, lachte Dastan nervös und leerte daraufhin den Krug mit nur einem Zug. Lyn, die Schwester seines besten Freundes. Kein gutes Thema! Aber Maxwell ließ es einfach nicht gut sein! Die smaragdgrünen Augen wurden groß, ehe er die Contenance wieder wahrte. „Ach was! Lynnie ist groß geworden! Wir trafen beim Angriff auf das Gefängnis neulich aufeinander. Glaub mir, deine Schwester kann gut auf sich selbst aufpassen!“ Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Karimis. Er hatte schon zu viel Bier getrunken. Am liebsten würde er es Maxwell einfach sagen. Doch die Vernunft riet ihm davon ab. Er hatte seinen Freund gerade erst wiedergefunden.
Dastan lenkte das Thema also auf seinen Freund und dieser erklärte, dass auch er wegen eines Auftrages hier sei. Als er dann sein Hemd aufknöpfte hob der Krieger verwirrt die Augenbrauen, doch dann erkannte er das Gildenzeichen von Liberty Phoenix auf seiner Brust. Er überging den Scherz bezüglich der rosa Sandmagie und stieß ein fassungsloses: „Du bist nicht mehr bei den Rune Knights?!“, hervor. Warum schockierte ihn das so? Vielleicht, weil alle auf Champa so stolz auf ihren Krieger waren. Auf den Winchester, der Teil dieser Elitegarde wurde. Dastan seufzte tief aus. „Du bist kein Lauch, Bruder. Ich hätte nicht gedacht, dass du eines Tages kein Ritter mehr sein wirst.. aber ehrlich gesagt, du siehst richtig schlecht aus. Wenn der Gildenwechsel bedeutet, dass es dir bald besser geht, dann bin ich froh, dass du diesen Schritt gewagt hast“, versicherte der Karimi Max und lächelte ihn aufrichtig an. „Du und ich also, wie in alten Zeiten! Man, das freut mich gerade echt! Pennst du auch hier? Dann können wir ja noch ein letztes Bier auf unsere Wiedervereinigung trinken, bevor wir uns aufs Ohr hauen sollten“, schlug Dastan gut gelaunt vor und winkte bereits die Kellnerin zu sich. „Seit wann bist du dort Mitglied? Und warum ausgerechnet da?“ Hätte Max nicht zu Crimson Sphynx gehen können? Das wäre es doch gewesen! Die beiden wieder vereint! Dann müssten sie nur noch dafür sorgen, dass Rafael aus Iron Maxim geschmissen wird und schon wäre das Trio wieder zusammen. Aber wenn Rafael da wäre, dann würde er bestimmt Gefallen an Aeryn finden. Das ging natürlich nicht.. und wie war das mit Max? War Aeryn sein Typ? Ach, was dachte Dastan da! Die Süße fuhr doch ohnehin schon total auf ihn ab. Aber zur Vorsicht könnte man ja nachfragen.. „Bist du eigentlich noch mit Lia zusammen?“
Knalltüte? Womöglich hatte der Karimi recht damit. Aber anders als die Sandmagie von Dastan oder seine eigene Himmelskörpermagie war die Arc of Revocation, Maxwells erwachte Magie, eine Lost Magic und Aufzeichnungen dazu existierten schlichtweg nicht. Es gab niemanden, der ihm beim Meistern der Magie helfen konnte und er hatte unzählige Bibliotheken abgestottert, um irgendwelche Hinweise zu finden. Schlussendlich hatte Maxwell gar keine andere Wahl gehabt als sich eine weitere Magie anzueignen, denn mit der Arc of Revocation allein hätte er sein Leben unlängst verloren. „Du wirst es verstehen, wenn du dich intensiv damit auseinandergesetzt hast“, schmunzelte der einstige Krieger von Champa. „Manche Magien sind sehr besonders, andere hingegen weit verbreitet und je mehr Kenntnisse über eine Magie in der Gesellschaft vorhanden sind, desto einfacher ist sie zu erschließen“, erläuterte der Winchester knapp. „Außer man hat kein Talent“, zuckte er dann noch mit den Schultern.
Als das Gespräch zu Crimson Sphynx wechselte und Maxwell erzählte, dass es die zweite Wahl von Madilyn gewesen war, wurde Dastan plötzlich ganz nervös. Das war äußerst eigenartig, denn eigentlich waren die Zwei wie Familie und ein Gespräch über Madilyn daher nichts Besonderes. „Was meinst du mit heftig?“, wollte der Winchester aber dann doch wissen, selbst als Dastan seine Contenance zurückerlangt hatte. Zügig erzählte er von einem Treffen beim Ashmound Royal Prison und kurz weiteten sich die roten Augen, denn er selbst war ja ebenfalls dort gewesen. Ein Glück war er dort nicht auf seine Schwester und ihn getroffen, sonst hätte er sich ihnen in den Weg stellen müssen und den Ausgang wollte er sich gar nicht vorstellen. Erneut merkte Maxwell, welch großen Einfluss seine geheime Mission bei Royal Crusade eigentlich auf sein Leben hatte. „Sie war schon immer tough“, stimmte Maxwell dann aber zu und nippte am Bier. „Das hat sie sich aber von dir abgeschaut“, gestand der schwarzhaarige Soldat. Maxwell war schon immer das Köpfchen der Gruppe gewesen, aber nicht zwingend der mutigste Krieger unter ihnen. „Aber nochmal wegen dem heftig“, kam Maxwell darauf zurück. „Hattet ihr was miteinander oder wieso wäre ihre Mitgliedschaft bei Crimson Sphynx heftig?“, hakte Maxwell nach. Seine Intention war nur ein Scherz, einfach um seinen besten Freund zu sticheln, aber dass er damit äußerst nah an der Wahrheit lag, wusste er ja nun nicht.
Das Gespräch zum Wiedersehen schlug dann aber eine völlig andere Richtung ein, schließlich fanden sie gerade heraus, dass sie gemeinsam zum arbeiten hier waren. „Nicht mehr so richtig“, gestand der Winchester und seufzte. Offiziell waren alle Bande zu den Rune Knights Geschichte, doch insgeheim diente er der Elitegarde noch immer. Sein Leben war nun eben deutlich komplizierter als früher, doch irgendwie windete er sich da schon durch. „Das ist eine sehr lange Geschichte“, fügte Maxwell aber noch an, nachdem Dastan weitere Fragen gestellt hatte. Die Geschichte eignete sich aber nicht für den jetzigen Augenblick, aber der Winchester war sich sicher, seinen besten Freund ins Boot holen zu können. Stattdessen gab es ein letztes Bier zur Wiedervereinigung, bevor es ins Bett gehen sollte, schließlich hatten sie einen Auftrag zu erledigen. „Ich werde dir alles erzählen. Morgen. Okay?“, bat er ein wenig um Verständnis von seinem besten Freund und schon gab es das letzte Bier für den Abend. Überraschend kam für ihn dann die Frage hinsichtlich Lia, mit welcher Maxwell einige Jahre zusammen gewesen war. „Äh“, stieß der Soldat aus und blinzelte, ehe er sich verlegen im Nacken kratzte. „Nunja, nein“, gestand er. „Seit einer ganzen Weile nicht mehr“, fügte er noch an. „Hast du denn etwas in Aussicht? Also…was Richtiges, ernstes?“, warf er die Frage anderweitig direkt zurück. Aurea sollte jedenfalls noch nicht erwähnt werden, aber mit dem Rest der Geschichte auf jeden Fall. Maxwell wollte da jetzt keine zusammenhanglosen Dinge in den Raum werfen, denn er wollte Dastan, wenn schon denn schon, vollkommen einweihen.
Die Bierkrüge wurden aneinandergestoßen und zügig geleert. Die Freude des Wiedersehens war groß und die Nacht hätte noch Stunden so weitergehen können, doch die beiden Männer waren eben keine jungen Erwachsenen mehr, die noch die halbe Nacht durchmachten. Sie waren vernünftig und pflichtbewusst, deswegen ging es auch ohne Umwege ins Bett, bis der nächste Morgen sanft über sie hineinbrechen sollte…mit ordentlichem Gekrähe eines Hahns!
Dastan hatte in dem Stress seinen Krug Bier in einem Zug geleert, als es um Lynnie ging. Wenn die Winchester in der Wüstengilde wäre, dann gäbe es bestimmt schlimme Streitigkeiten zwischen ihr und Aeryn. Und weil Cassandra wohl auch ziemlich auf ihn stand, würde diese junge Frau auch mit streiten. Sie wäre wahrscheinlich aber noch die Vernünftige der drei.. Denn Lynnie war auf Krawall gebürstet, während Aeryn womöglich die Prinzessin in sich erwecken würde und entweder kein Blatt vor den Mund nehmen würde oder aber beleidigt aus Dastans Leben verschwinden würde. Allein der Gedanke schmerzte. Maxwell fragte nochmal nach, doch der Karimi winkte nur gespielt cool ab. Schnell schweifte er ein wenig ab und erzählte, dass er Lyn am Ashmound Royal Prison getroffen hatte und sie auf sich selbst aufpassen könnte. Doch schon wieder fragte Maxwell nach, nutzte direkte Worte und sah Dastan an. Ob sie etwas miteinander gehabt hatten..?
Dastan griff nach seinem Krug, um ihn zügig zu leeren - doch er war noch leer. Sein Blick als er das feststellte, war unbezahlbar. Und dann lachte er hilflos. „Was?! Aber das wäre doch.. was?! Du Spinner, hahaha!“ Schon vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und schüttelte den Kopf. „Max, deine Schwester ist total verliebt in mich! Wusstest du das?“ Verdammt. Das war kein guter Start. Denn wer Gefühle hatte, der wurde verletzt. Doch all das Bier lockerte Dastans Zunge. „Und als sie mir das sagte, da war ich mir auf einmal auf nicht mehr sicher, was ich für sie empfinde. Ich meine, es ist Lynnie! Deine Schwester ist einfach super, mit ihr hat man immer Spaß und sie ist eine gute Freundin!“ Dass sie darüber hinaus einfach nur absolut heiß und sexy war, ließ Dastan natürlich aus, denn das wollte Maxwell bestimmt nicht hören. Der ehemalige Ritter konnte sich sicherlich denken, in welche Richtung das ging. Dastan hatte bereits zu viel gesagt. „Sie hat mich kürzlich in Aloe Town unangekündigt besucht. Und ehrlich, Max, wir haben über alles gesprochen. Über das, was wir uns wünschen und was wir uns voneinander erhoffen würden.. und wir mussten feststellen, dass die Ziele arg auseinandergehen und kaum vereinbar sind. Tut mir leid, Bruder. Ich werde nicht dein Schwager“, endete er schließlich und klopfte Maxwell mitfühlend und aufrichtig bedauernd auf die Schulter. Was aber nach diesem Gespräch passierte, ließ Dastan bewusst aus.
Maxwells Geschichte über seinen Austritt bei den Rune Knights wurde auf Morgen verlegt, damit konnte Dastan leben. Dafür aber wollte er wissen, ob er noch mit dieser Lia zusammen war. Die Antwort lautete jedoch Nein. „Oh, verstehe. Aber das ist auch besser so, Max. Die hat nicht zu dir gepasst“, lautete das Urteil des Karimis, welcher noch einmal zwei Bier orderte. Als der Winchester sich im Gegenzug bei Dastan erkundigte, blitzten ein blauen Augenpaar und eine blaue, seidige Haarpracht vor seinem inneren Auge auf. Dastan lächelte unweigerlich. „Es gibt jemanden, der mein Interesse wirklich geweckt hat. Ich muss sie erst richtig kennenlernen, aber sie ist wirklich großartig. Und echt so verdammt süß und schön“, schwärmte er lächelnd und mit leuchtenden Augen. Aber so leicht würde Max ihm nicht davonkommen! „Und bei dir? Wenn das mit Lia nicht mehr ist, hast du mit Sicherheit die freie Auswahl“ Dastan wusste, dass der Schwarzhaarige mit den blutroten Augen und der unnahbaren Ausstrahlung schon immer ein Frauenmagnet gewesen war. So wie Dastan, aber aus völlig anderen Gründen.
Müde, aber bereits bereit für den Tag, hockte Dastan am nächsten Morgen im Gastraum und wartete auf Maxwell. Eine Kaffeekanne stand bereits auf dem Tisch und gleiche kämen noch Rührei, Speck und Brot dazu. Dann wäre es jedoch an der Zeit, sich den bösen Schatten zu krallen!
Was zunächst ein einfacher Scherz sein sollte, mündete dann abschließend doch in einer großen Überraschung. Eigentlich wollte Maxwell seinen besten Freund nur etwas aufs Korn nehmen, doch der Karimi verhielt sich verdächtig. Als ehemaliger Ritter und Mitglied einer Spezialeinheit war der Winchester sehr geschult darin, die Fassaden von Menschen zu erkennen und zu umgehen. Dastan konnte noch nie gut lügen und jeder Versuch ein Thema zu umgehen, mündete eher darin, alles Preis zu geben. Für einen Augenblick hatte Maxwell geschmunzelt, als Dastan ihn als Spinner bezeichnete, denn Dastan und Madilyn war natürlich absolut abwegig. Doch dann ließ der Karimi natürlich die Bombe platzen und plauderte aus dem Nähkästchen, wofür wohl sicher die vielen Biere mit verantwortlich waren. Das Schmunzeln verließ sein Gesicht und aufmerksam lauschte er den Worten, dass seine Schwester in seinen besten Freund verliebt sei und sie bereits über alles gesprochen hätten. Dann folgten auch schon ein Schulterklopfer und der Hinweis, sie würden nicht verschwägert werden.
„Es gab Zeiten, da hätte ich dich nun verprügelt“, gestand der Winchester bezüglich dieser Thematik. Kein älterer Bruder der Welt wollte seine Schwester an irgendwelche Typen oder Frauen verlieren, egal wie nah man diesen Personen schlussendlich auch stand. „Für meine Schwester ist niemand gut genug, auch du nicht“, machte der ehemalige Ritter seinem besten Freund klar. Und hoffentlich wusste der Karimi eben genau das, doch das war hier nicht der springende Punkt. „Aber überraschen tut es mich nicht. Du kennst sie ihr ganzes Leben und hast sie immer beschützt“, schwenkte der Davis um. „Aber auch wenn niemand gut genug für meine Schwester sein kann, so bist du das Beste, was diese Welt für sie zu bieten hätte“, gestand Maxwell ihm ein. Schon immer konnte er sich auf den Karimi verlassen, der seine Schwester stets beschützt und unterstützt hatte. Dahingehend war Maxwell ihm viel schuldig, denn als großer Bruder war er nicht immer für sie da gewesen, wenn Dastan es jedoch war. „Aber schlussendlich ist sie erwachsen. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen und ich muss ihr da einfach vertrauen“, folgte dann noch. Das Thema war damit wohl erst einmal erledigt.
„Da gebe ich dir recht“, lachte der Winchester und nahm das georderte Bier entgegen. Lia war zwar eine prima Frau gewesen, doch ihre Leben waren einfach zu verschieden, um irgendeine Form von Einklang zu erwirken. „Ich nehme an besagte Frau ist Teil deiner neuen Gilde?“, fragte Maxwell neugierig, als Dastan von einer Frau schwärmte. Hoffentlich verliebte er sich nicht zu früh, denn noch konnte ja alles nach hinten los gehen. Seine Schwester war jedenfalls vom Tisch, so wie es klang, doch trotzdem hatte Dastan alles Glück der Welt verdient. „Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen. Das sie die Richtige ist“, meinte Maxwell ehrlich und trank vom Bier. Der Karimi hatte die große Liebe schon immer gesucht, da blieben etwaige Enttäuschungen und Schmerzen nicht aus. „Bei mir?“, lachte Maxwell auf, während Aurea vor seinen inneren Augen aufblitzte. „Womöglich habe ich die freie Auswahl“, stimmte er zu. Aus ihm unerklärlichen Gründen waren immer eine Vielzahl der Frauen an ihm interessiert gewesen. „Es gibt da Eine, die ich wirklich sehr gern habe“, gestand der einstige Ritter. „Aber ich habe keine Möglichkeit ein Leben mit dieser Frau zu führen. Es ist einfach unmöglich“, erklärte er knapp. Details würden ohnehin morgen folgen, deswegen sparte er sich das nunmehr. Doch die Traurigkeit konnte man ihm deutlich ansehen. Der Abend fand nach dem Bier jedenfalls sein Ende, schließlich mussten sie morgen einen Auftrag erfüllen und hatten sich daher zum Frühstück im Gastraum verabredet.
Der Winchester trat in den Gastraum ein und wirkte überraschend fit, dafür das er am gestrigen Abend ein paar Bier gezischt hatte und spät zu Bett ging. Dem Karimi sah man die Müdigkeit ein wenig an, aber auch er wirkte mehr als bereit für den Tag. Der Kaffee war bereits serviert und offenbar würde in Kürze noch Weiteres folgen, deshalb flanierte Maxwell kurzerhand zu seinem Tisch und nahm Platz. „Guten Morgen“, begrüßte er seinen besten Freund und schnappte sich sogleich die Kaffeekanne, um seine Tasse damit zu befüllen. „Hinsichtlich unseres Auftrages bist du eingewiesen?“, fragte er Dastan lächelnd, schließlich sollten sie allmählich auch mal über die bevorstehende Arbeit sprechen.
Empört und erstmals überhaupt nicht amüsiert starrte Dastan Max an. Er sei nicht gut genug für Lynnie? Der hatte sie wohl nicht mehr alle. Er könnte sie glücklich machen, wenn er auf seine Wünsche verzichten würde. Er wäre dazu fähig! Aber das war nun einmal nicht Sinn der Sache. Ein gewisser Groll erfüllte Dastan, während sein Blick zur Theke auswich. Erst als Max seine Aussage mehr oder weniger revidierte und deutlich machte, dass von allen Personen, welche die Welt für Lynnie offenhalten mag, er der beste für sie gewesen wäre, konnte Dastan seinen Freund wieder anlächeln. Na gut, dann würde er ihm das eben noch einmal verzeihen! Max hat die Wahrheit ja erkannt. „Du sagst es. Und glaub mir, ich habe sie erst kürzlich gesehen und Madilyn ist wirklich eine starke und unabhängige Frau. Sie weiß, was sie will und kommt klar“ Dann seufzte Dastan, ehe er seinem Freund ernst in die roten Augen sah. „Melde dich bitte bei ihr. Sie ist krank vor Sorge. Ich gebe dir ihre aktuelle Adresse, ja?“, bat er Max mit ernster Miene und Tonlage. Er würde immer für Lynnie da sein - auch jetzt, wo er ihren Bruder dazu ermutigte, sich endlich zu melden.
„Richtig. Crimson Sphyinx“, bestätigte Dastan die Vermutung, dass die Frau, welche sein Interesse geweckt hatte, aus seiner neuen Gilde kam. Mal sehen, was die Zukunft bringen würde. „Eines Tages werde ich mit meiner Traumfrau ein wundervolles, ruhiges Leben auf Champa verbringen und meine Kinder aufwachsen sehen“, sinnierte Dastan, angekurbelt vom vielen Bier. Aber ja, genau das war sein Wunsch. Maxwell gestand sich seinerseits ebenfalls ein, dass es neben all den Damen, die an ihm interessiert wären, eine gab, die er sehr gern hatte. Doch.. ausgerechnet mit ihr würde er niemals ein Leben führen können? Ein Faustschlag des Schicksals ins Gesicht für Dastan. „Was? Nein, was redest du denn da wieder, du alter Pessimist!“, lachte dieser schnell auf, um die Stimmung aufzulockern. Dann legte er Max die Hand auf die Schulter. „Wenn sie es dir wert ist und du sie liebst, dann finde gefälligst einen Weg, ein Leben mit ihr zu führen“, riet er ihm eindringlich. „Und dann treffen wir uns auf Champa, damit unsere Kinder ebenso aufwachsen können, wie wir!“, beschloss er enthusiastisch.
…
Dastan nahm einen Schluck Kaffee, während Maxwell sich jenen in seine Tasse goss. Danach nickte er. „Ja, ich bin informiert. Also, wie war das? Irgend so eine alte Hexe hat gesagt, dass dieses Schattenmonster auf den Grund des Brunnens verbannt wurde“, begann er, seinen Stand der Dinge dazulegen. Zwischenzeitlich wurden Maxwell und Dastan auch schon Rührei, Speck und Brot serviert. Sie bedankten sich bei der älteren Dame für das Mahl und sahen einander dann wieder an. „Jetzt will der Schatten Rache. Und weil die Leute der alten Schachtel glauben, denken sie, es gibt einen Zusammenhang zwischen den verschwundenen Personen und dem Schattenvieh im Brunnen“, fasste er das Ganze unprofessionell zusammen. Dastan spielte das Ganze nicht herunter, er glaubte an die Ängste der armen Leute. Es war nun einmal seine Art, sich auszudrücken. „Wenn du mich fragst, sollten wir den Brunnen hinabsteigen und der Sache auf den Grund gehen. Selbst wenn wir dort niemanden finden, sind die Leute vielleicht ein bisschen beruhigter“, meinte Dastan, ehe er sich eine große Gabel voll Rührei in den Mund schob.
Sicherlich hatte Maxwell nun die Gefühle seines besten Freundes gekränkt, doch hätte Dastan eine Schwester, dann würde er es absolut verstehen können. Für die eigene Schwester war eben niemand gut genug, aber das war eben normal bei Brüdern, die ihre Schwestern beschützen wollten. Und doch war Dastan natürlich das Beste, was die Welt für sie zu bieten hatte. Der Davis zweifelte nicht an seinem besten Freund, denn im Grunde projizierte er seine eigenen Selbstzweifel auf andere. Ein äußerst kompliziertes Thema, wie Maxwell fand, doch der Karimi schien damit eindeutig besser umgehen zu können. Er erzählte auch direkt sie kürzlich erst gesehen zu haben und nahm dem Winchester damit sogleich ein paar Sorgen. Madilyn war stark und kam klar, so war es schon immer gewesen und auch wenn es ihn beruhigte, so würde er nie aufhören sich um sie zu sorgen. „Danke, das beruhigt mich sehr“, lächelte er seinen besten Freund an. „Ich werde mich nach unserem Auftrag direkt bei ihr melden“, versicherte er Dastan. „Und Danke, dass du immer ein Auge auf sie hast“, fügte er noch an.
Das Thema wandelte sich mit steigendem Bierkonsum und begab sich in eine Richtung, in welcher auch Maxwell gestand, sich für eine Frau zu interessieren. Dastan hatte wohl eine Süße in Crimson Sphynx gefunden, die ihm ein wenig den Kopf zu verdrehen schien, aber auch Maxwell hatte da eben jemanden. Eigentlich hatte er gehofft das Thema schnell beenden zu können, schließlich konnte er ja nicht zu viel verraten und nutzte daher ein, durchaus zutreffendes, Totschlagargument. Der Karimi ließ sich darauf aber nicht ein und griff es auf, in dem er ihn dazu drängte einfach einen Weg zu finden, ein gemeinsames Leben mit der Frau führen zu können, die er wollte. Die blutroten Augen des Winchesters blickten in die Ferne, während seine Gedanken um Royal Crusade und Aurea zu kreisen begannen. Umso mehr musste er die Gilde zerstören und die Dhakalis befreien, sonst konnte sie niemals frei sein und ein glückliches Leben führen. Es bedeutete für Maxwell aber auch, ausnahmslos alles opfern zu müssen. Ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht und er sah zu Dastan, nickend. „Das werden wir, Bruder, das werden wir.“
…
Gemeinsam am Frühstückstisch galt es zunächst, sich einen Kaffee reinzuziehen. Maxwell füllte sich einen ein und nahm einen großen Schluck der wohlig wärmenden Flüssigkeit voller Bitterstoffe. In der Zwischenzeit hatte der Winchester nachgehakt, ob Dastan eingewiesen war und dieser rekapitulierte kurzerhand den Inhalt des Auftrags. „Ganz genau“, bestätigte er die Zusammenfassung des Karimi, der das Ganze ziemlich Laissez-faire ausgedrückt hatte, doch den Ernst der Lage dabei nicht außer Acht ließ. So war der Karimi nun einmal. „Geschichten und Gerüchte entstehen nicht ohne Grund. Selbst wenn es nicht das ist, was die alte Schachtel behauptet, so wird irgendetwas an der Geschichte dran sein“, entgegnete Maxwell daraufhin und nahm sein Frühstück entgegen. Ein wahres Kraftmahl! Sofort kostete er davon und stieß einen wohligen Seufzer aus, denn das war nun genau das richtige. „Das werden wir“, antwortete Maxwell seinem Freund lächelnd und aß noch eine Gabel. „Und mit der alten Dame sollten wir womöglich auch noch sprechen“, warf der Winchester ein. Je mehr Informationen sie zusammentrugen und je mehr Nachforschungen sie anstellten, desto eher konnten sie die Vermissten wiederfinden und das Mysterium aufklären. „Aber jetzt lass uns erstmal reinhauen“, grinste Maxwell. Und so wurde das proteinreiche Frühstück sauber verputzt und der Kaffee genossen. Allmählich wurde es aber wirklich Zeit für die Nachforschungen, also erhob sich der Davis von seinem Platz und schnappte sich seinen Anderthalbhänder, der danach auf dem Rücken landete.
Das Wiedersehen der beiden besten Freunde schien die Monate der Trennung und des Kontaktabbruchs sofort erstickt zu haben. Auch wenn sie für eine längere Zeit nichts mehr voneinander gehört hatten, so waren sie immer durch ihre tiefgehende Freundschaft verbunden gewesen. Dastan war in erster Linie froh, dass es Maxwell gut ging und außerdem war er erleichtert, dass er Lyn schreiben würde. Er kannte die Sorgen seiner süßen Lynnie und wünschte sich, dass sie wieder beruhigt schlafen konnte. Und ein Lebenszeichen, ein Brief von ihrem Bruder Maxwell, würde ihr sehr helfen. Und damit nicht nur die kleine Schwester glücklich sein konnte, sondern auch Dastan und Maxwell, sollte sich Letzterer mal am Riemen reißen und seine Süße erobern. Denn dann könnten die beiden Freunde ihre Kinder auf Champa aufwachsen sehen. Ob Rafael bis dahin über Aska weggekommen ist oder sie doch erobern konnte? Das wäre der Hammer.. Askas Sohn, bester Freund von Dastans Sohn. Wow!
„Ja, kann schon gut sein. Schattengestalt im Brunnen.. wer weiß, was dahinter steckt..“, überlegte Dastan, während er hungrig das Rührei in seinen Mund schaufelte. Meist kamen diese Geschichten nicht von ungefähr, das stimmte. Trotzdem konnte Dastan auf ein Gespräch mit der Alten verzichten, denn er wollte Action und in den Brunnen klettern. Während die beiden gutaussehenden Männer noch ihr Frühstück aßen, holte Dastan seine Geldbörse hervor und kramte das Foto von Bono heraus, um es Maxwell zu zeigen. „Schau mal, ich hab‘ jetzt einen Hund! Das ist Bono! Hab ihn ‚nem Pärchen in Trennung abgeschwätzt. Er ist der Beste!“, schwärmte er von seinem Freund Bono.
Nach dem Frühstück machten sich die beiden Herren ausgerüstet auf den Weg durch die Stadt, um ein Stück außerhalb zur alten Frau zu gelangen, um mit ihr sprechen zu können. Vor ihrer Haustür angekommen zwinkerte Dastan Maxwell zu. „Lass mich das übernehmen, die alten Ladys stehen auf mich. Ich will schnell zum Brunnen!“, schlug er grinsend vor und klopfte bereits an der Tür. Eine steinalte Frau mit knochiger Statur öffnete die Tür und blickte in Dastans charmant grinsendes Gesicht. „Guten Tag, werte Dame! Das ist Maxwell und mein Name ist Dastan. Wir sind gekommen, um der Schattengestalt den Garaus zu machen!“ Sie musterte die beiden Herren, wirkte zufrieden mit der Auswahl. „Sehr gut, sehr gut. Ja. Zwei stattliche Männer sind sehr gut. Ihr müsst die Kreatur besiegen!“ „Ist schon so gut wie erledigt. Können Sie uns denn noch einen Ratschlag oder andere wichtige Informationen geben?“, erkundigte sich Dastan. Doch leider konnte die Dame das nicht.. sie erzählte nur erneut die Legende von der Schattengestalt, welche im Brunnen versiegelt wurde und nun wohl nach Rache sinnt.
Schwer seufzend marschierte Dastan mit Maxwell an seiner Seite wieder zurück in Richtung Zentrum. „Also gut, steigen wir runter und machen kurzen Prozess mit dieser Kreatur! Wenn es sie denn gibt. Und wenn nicht, dann fangen wir bei Null an“
Das Wiedersehen erfüllte Maxwell mit tiefster Zufriedenheit und allen voran Hoffnung, denn auch nach all der Zeit der Funkstille war Dastan noch immer sein allerbester Freund und Vertrauter. So kam es natürlich auch ohne Umschweife dazu, dass sie entsprechend intime Themen besprachen und einander öffneten. Der Winchester hatte gegenüber Dastan noch nie etwas verborgen gehalten, doch musste er nunmehr leider damit beginnen. Er konnte ihm keineswegs sagen, zu welcher Gilde er mittlerweile gehörte und was er dort machte, ebenso wenig konnte er ihm mitteilen, dass auch die Liebe seines Lebens dort Mitglied war. Aber das Leben als Geheimagent war schlussendlich nun einmal eines voller Opfer und Intrigen. Man selbst machte sich die Hände schmutzig, damit die Welt sauber blieb. Er opferte alles, sein ganzes Leben, damit andere Menschen glücklich leben konnten. Selbstaufopferung. Das Kennzeichen eines wahren Ritters ist, dass er nicht nach Rum strebt, sondern aus den Schatten heraus beschützt.
Gemeinsam schaufelten die Kindheitsfreunde ihr Frühstück in sich hinein, während sie nebenher die Details des Auftrages besprachen. Maxwell war einst ein Krieger von Champa, so wie es auch Dastan war, daher teilte er grundsätzlich dessen Euphorie hinsichtlich der hoffentlich bevorstehenden Action. Ermittlungen waren immer langweilig, doch gehörte es oft leider einfach dazu und ließ sich eben nur selten vermeiden. Nebenher zeigte Dastan ihm plötzlich ein Foto von einem schnuffeligen Hund, der sehr glücklich wirkte. „Der sieht aber hübsch aus“, kommentierte der Davis lächelnd und betrachtete den Hund. „Und Bono als Name passt super“, fügte er noch an. Das der Karimi mal Zeit für einen Hund finden konnte, überraschte ihn ehrlich gesagt, doch Dastan hatte schon immer ein großes Herz und zählte zu den bekannten Tierfreunden auf Champa.
Nach dem Frühstück zogen die beiden Krieger los, um die Behausung der alten Frau aufzusuchen. Hoffentlich hatte sie noch einige Informationen parat, die sich im Laufe des Auftrages als nützlich erweisen konnten, ansonsten wäre es eine reine Zeitverschwendung gewesen. „Das war schon früher so“, grinste Maxwell hinsichtlich der alten Damen und überließ dem Karimi daher das Feld. Dieser stellte den Erstkontakt her, doch konnte er außer einer Wiederholung der Legende keinerlei nützliche Informationen aus ihr herausholen. Damit war dieser Besuch also zweifelsohne eine Sackgasse gewesen, weswegen sie nun wieder gern Zentrum von Hosenka Town aufbrachen. „Das war wohl nichts“, kommentierte Maxwell seinen charmanten Freund und lachte anschließend amüsiert.
„Schauen wir einfach unten nach und hoffen, dass wir es direkt killen können“, grinste Maxwell überzeugt und motiviert. Die beiden Männer flanierten wieder durch die kleine Ortschaft und es war definitiv keine Seltenheit, das andauernd irgendwelche jungen Frauen hinterher sahen. Die Krieger von Champa waren eben stark und attraktiv, besaßen eine eindrucksvolle Ausstrahlung und verzauberten dadurch eben auch die jungen Damen des Ortes. Maxwell hingegen hatte überhaupt keinen Blick dafür, denn sein Interesse lag einzig und allein bei Aurea, auch wenn ein Zusammensein mit ihr nicht gerade unter günstigen Sternen stand. Dann erreichten sie auch schon den Brunnen, den Maxwell neugierig betrachtete und direkt einen Blick hineinwarf. Es war jedoch so dunkel, dass man einfach nichts erkennen konnte. „Ganz schön tief für so einen Brunnen“, meinte der ehemalige Ritter daraufhin nur.
„Na gut. Schnick, Schnack, Schnuck, wer zuerst runter darf“, forderte Maxwell Dastan also heraus und hielt sich bereit mit ihm Schere, Stein und Papier zu spielen.
„Er ist der Beste“, schwärmte Dastan, betrachtete dann einen Augenblick lang noch lächelnd Bonos Foto, ehe er es zufrieden wieder in seine Geldbörse steckte und diese in seine Gesäßtasche schob. Maxwell schien sich zu erinnern, dass Dastan schon immer einen Faible für Tiere, insbesondere für Hunde hatte. Aber wann immer sie auf Champa Katzen, Kühen, Pferden oder Eseln begegnet waren, musste Dastan die Tiere erst einmal betrachten, kraulen und Freundschaft mit ihnen schließen. Auch das war oft etwas gewesen, was die Mädels total süß gefunden hatten. Und so etwas hatte Dastan ja schon immer in die Karten gespielt. Weniger in die Karten gespielt hatte ihm jedoch die alte Frau, welche außer der alten Legende um den Brunnen keine neuen oder brauchbaren Informationen für die beiden Herren hatte.
Während Maxwell die Blicke der hingerissenen Damen entweder ignorierte oder tatsächlich gar nicht wahrzunehmen schien, konnte Dastan nicht stolzer sein. Natürlich spannte er jedes Mal seinen Bizeps an, um sich noch weiter zu definieren, wenn wieder eine hübsche Frau nach ihm sah. Doch oberste Priorität hatte der Brunnen und vor allem als erster nach unten zu klettern. „Also gut. Los geht’s“, stimmte Dastan zu und schon schwangen die beiden Männer wie kleine Kinder ihre Fäuste, um auszuknobeln, wer zuerst nach unten durfte. „Yeah! Stein zerstört Schere!“, jubelte Dastan, reckte seine Sieges-Stein-Faust nach oben und machte sich schon daran, mit Hilfe des Seilzuges nach unten zu steigen. Eine ganze Weile dauerte das Unterfangen, eine Lichtlacrima, die er zwischen seinen Zähnen hielt, spendete ihm Licht. Doch auch als er am Boden angekommen war, musste er feststellen, dass hier rein gar nichts war. Auch Maxwell durfte feststellen, das sie völlig umsonst nach unten gestiegen waren. „Was für ein Scheiß. Aber immerhin ein gutes Training“, seufzte Dastan, denn nun hieß es, wieder nach oben zu kraxeln.
Nun hatten die beiden ehemaligen Krieger von Champa keinen Anhaltspunkt mehr. Wo waren die Bewohner nur hin verschwunden? Wer hatte sie entführt? Waren sie noch am Leben? Ratlos sahen die beiden einander an, als sie plötzlich eine Unterhaltung vernahmen. Zwei ältere Damen gingen mit ihren Einkäufen die Straße entlang und sprachen miteinander. „Ich war bereits seit drei Wochen nicht mehr auf dem Friedhof. Das Grab meiner Eltern muss völlig verwildert sein“, klagte die eine. „Ich weiß, mir geht es mit Edwards Grab genauso. Aber ich wage mich kaum in die Nähe des Friedhofs“, stimmte die andere zu. „Etwas stimmt dort nicht. Seit den Entführungen ist mir dieser Ort so unheimlich“ „Du spürst es also auch?“ Die Damen hatten sich zu weit entfernt, sodass man ihre Unterhaltung nicht mehr hören konnte. Hatten die beiden Männer doch wieder einen Anhaltspunkt? „Was meinst du, gehen wir zum Friedhof?“, fragte Dastan seinen besten Freund.
Es war wirklich niedlich mit anzusehen, wie Dastan für seinen Hund schwärmte. Der Karimi hatte schon immer ein großes Herz für Tiere gehabt und natürlich spielte es ihm bei den Frauen auch immer gut in die Karten. Doch seine Liebe für die vielen Tiere in dieser Welt war aufrichtig und echt, weswegen die Zuneigung der Frauen diesbezüglich ein reiner Bonus waren. Maxwell war sich sicher, dass der Karimi einen eigenen Zoo beherbergen würde, hätte er die Mittel und die Zeit dafür. Doch so war es eben Bono, der von dieser Liebe und Zuneigung profitieren konnte, wodurch der schmucke Hund ein glückliches Leben bei Dastan führte. Maxwell selbst hatte auch ein Herz für Tiere, auch wenn er es nicht so offensichtlich nach außen trug. Insbesondere Norman, der Kater von Aurea, war ihm ans Herz gewachsen und so oft wie das Schlitzohr bei ihm schlief, konnte man fast schon behaupten, dass er den Kater anteilig besaß.
Beim Brunnen angekommen wurde Schere, Stein, Papier gespielt und Dastan gewann. Der Winchester hatte die Vermutung, dass der Karimi ohnehin zuerst gegangen wäre, ganz gleich wie sie es entschieden hätten. Bei solchen Dingen ließ sich Dastan einfach nicht aufhalten, aber daran störte sich Maxwell keineswegs. Als erster rein, als letzter raus war eine sehr ehrbare Devise, die der einstige Krieger von Iron Maxim bestens lebte. „Pass auf“, meinte der Himmelskörpermagier nur lächelnd und sah dem Krieger beim Abstieg zu. Wenig später folgte dann auch das Schwarzhaar. Unten angekommen stellten die beiden Magier schnell fest, dass außer einer Legende wirklich nichts an der Geschichte dran war. Der Brunnen beherbergte weder einen geheimen Weg noch irgendwelche Siegel oder dergleichen. „Die Alte hat wohl echt nur Stuss erzählt“, seufzte Maxwell. Dann kletterten die beiden Männer auch schon wieder empor und verbuchten die erbrachte, körperliche Belastung einfach als Training.
„Wir haben keine andere Wahl, Dastan“, lächelte der Crusader. „Unser einziger Anhaltspunkt war Schall und Rauch“, fügte Maxwell an. Damit war es jedenfalls beschlossen und der Davis klopfte dem Karimi kurzerhand auf die Schulter, ehe sie den nutzlosen Brunnen hinter sich ließen und gen Friedhof marschierten. Anders als zuvor, wo all die schmachtenden Damen sie beobachteten, waren es nunmehr die übrigen Bewohner, die mit Argwohn und Angst hinterhersahen. Offenbar barg der Friedhof einen Schauer, dem sich hier niemand entgegenzustellen traute, doch dafür waren die Krieger ja nunmehr da. Den hatten sie zügig erreicht, doch auf den ersten Blick war auch hier nichts Auffälliges. Sie betraten die letzte Ruhestätte von Hosenka Town und sahen sich aufmerksam um. „Ich bezweifle, dass wir jetzt etwas finden“, brachte der Soldat seine Gedanken hervor.
„Wenn es hier irgendwelche Geschöpfe gibt, die den Bewohnern Angst machen und sie entführen, dann agieren diese sicher im Schutz der Dunkelheit“, führte der Crusader also weiter aus. „Geschöpfe der Dunkelheit sind selten tagaktiv“, setzte er dann noch nach und sah zu Dastan. „Vielleicht sollten wir zur Dämmerung wiederkommen und den Friedhof die Nacht über im Auge behalten?“, fragte er also dieses Mal nach dem weiteren Vorgehen. Eventuell hatte Dastan ja auch andere Ansätze, die man verfolgen könnte, um der Sache auf den Grund zu gehen.
„Also gut, dann auf zum Friedhof. Wenn wir da nichts Verdächtiges finden, wo dann?“, scherzte er, denn Dastan konnte kaum fassen, welch Klischee hier gerade bedient wurde. Aber ihm sollte es recht sein. Wenn es darum ging, ein paar Bösewichten eins mit der Axt überzuziehen, dann war es dem Karimi reichlich egal, wo er es tat. Also marschierten die gutaussehenden Freunde zum Friedhof von Hosenka Town, an welchem nichts auffällig war. Abgesehen von der Tatsache, dass keine Menschenseele hier war. Anscheinend hatten die Leute hier wirklich Angst vor diesem Ort. Dastan grinste und stemmte die Hände in die Hüften, als er zu Maxwell sah. „Oh, richtig! Der Friedhof funktioniert ja nur bei Nacht! Wie konnten wir das nur vergessen“, lachte er amüsiert auf, denn Klischee Nummer zwei wurde noch nicht ausreichend für die Wesen der Dunkelheit bedient. „Geht klar, Bruder. Dann lassen wir die bösen Gespenster noch ein wenig schlafen, bevor wir ihnen heute Abend eins überbraten“, scherzte Dastan weiter, woraufhin sich die beiden noch einmal ins Gasthaus begaben. Etwas zu Essen und Kaffee waren ein netter Zeitvertreib. Nur auf das Bier verzichteten sie aus bekannten Gründen. „Vielleicht siehst du nachher meine neue Axt in Action“, plauderte Dastan, nachdem er den Bissen von seinem Sandwich geschluckt hatte. „Musste ja all meine Waffen abgeben, als ich Iron Maxim verlassen musste. Die Duneaxe hat mich ein halbes Vermögen gekostet, aber ein richtig gutes Teil aus der Wüste“, erzählte er weiter.
Die Sonne war beinahe komplett untergegangen, als die beiden Herren sich erneut zum Friedhof begaben. „Hey Max, daran könnte ich mich echt wieder gewöhnen. Du und ich, Seite an Seite“, gestand Dastan seinem besten Freund lächelnd. „Es käme wohl blöd, wenn ich Crimson Sphynx wieder verlasse, bevor ich dort etwas erreicht habe.. aber wie wäre es damit: Ich werde zum Helden der Gilde und du klärst dein Mädchen. Dann verlassen wir unsere Gilden und reisen gemeinsam weiter. Du und ich! Und Rafael werben wir auch noch ab“, schwärmte der Karimi in diesen wundervollen Gedanken an die Zukunft. Dastan mochte den Kopf in den Wolken haben, doch jedes Wort, welches er gerade sprach, meinte er auch so. Es war wirklich sein Wunsch, seinen besten Freund wieder um sich zu haben.
Der Friedhof wurde erreicht und tatsächlich hatte sich die Atmosphäre deutlich verändert. Eine eigenartig kalte und gefährliche Aura lag über dem Gebiet, doch Dastan war noch nicht empfänglich genug für solche Dinge. Maxwell hingegen schien es vielleicht eher zu bemerken. Suchend sah sich der Axtschwinger um, konnte aber natürlich noch nichts Neues erkennen. „Dann schlagen wir uns mal die Nacht um die Ohren. Und ich meine es Ernst, schlagen wäre spaßiger als sich zu langweilen“, meinte Dastan ein wenig grummelig, denn er wollte endlich mal wieder was erleben.
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