Magnolia. Eine Stadt, zu der es die Metherlance zuvor noch nie getrieben hatte - entsprechend war sie durchaus aufgeregt, hier zu sein. Neue Orte waren immer was Spezielles, selbst im Alter von 21 Jahren - gerade, wenn man recht weltfremd aufgewachsen war und nun meistens nur an neue Orte kam, wenn man dort eine Mission auszuführen hatte. Zeit für Sightseeing gab's da nicht. Diesmal war es allerdings etwas anderes, denn sie hatte ein paar Tage frei genommen. Wieso? Der Übeltäter war ihr 15-jähriger Bruder, der uuunbedingt mal nach Magnolia wollte. Angeblich wegen der Gilde Fairy Tail und dem ein oder anderen Ort, der ihn interessierte. Gut hatte er sie reingelegt! Denn eigentlich ging es wohl darum, einen Freund, den er durch ein Feriencamp kennengelernt hatte, zu besuchen - doch unter diesem Vorwand hätte der strenge Vater der Metherlances dem natürlich niemals zugestimmt. Die Dragonslayerin selbst konnte über dieses Manöver eigentlich nur Schmunzeln - vielleicht sogar ein wenig Kichern - und hatte ihm durch die Mähne gewuschelt, als er ihr die Lage erklärt hatte. Böse war sie definitiv nicht. Die einzige Folge, die das Ganze für sie hatte, war, dass sie jetzt erstmal allein in dieser gar nicht mal so kleinen Stadt stand, da sie ihren ursprünglich geglaubten Reisekumpanen bei besagtem Freund abgesetzt hatte.

Insgesamt eine sehr ungewohnte Situation für Lin, die dank der Urlaubsaktivität sogar ihre Uniform komplett zuhause gelassen hatte und für ihre Verhältnisse recht feminin - und sogar mit sichtbarer Haut im Bauchbereich - unterwegs war! Jup, ihr Bruder hatte für seinen Kommentar ob des ungewohnten Anblicks bereits eine Kopfnuss kassiert. Und doch erschien es der Schwarzhaarigen einfach richtig, die Kleidung auszuführen, die ihr auf einer Shoppingtour von einer Gildenkollegin aufgeschwatzt wurde. Damals - vor ihrer einjährigen Undercover Mission - hätte sie sich wohl kaum überwunden, wirklich in die Klamotten reinzuschlüpfen, doch nun standen die Dinge irgendwie anders. Ihre Hemmschwelle war etwas.. reduziert worden - was allerdings nicht hieß, dass sie sich in den Kleidungsstücken nicht etwas unwohl fühlte. Wie war das mit Komfortzone verlassen? So trug sie am Oberkörper eine Bluse, dessen schwarzer Stoff trotz des Rollkragens einige Zentimeter unter der Brust bereits endete. Die Ärmel waren hierbei aus einem anderen Stoff als der Rest und ließen zwischen gestickten, rosa Blüten durch eine dünne schwarze Schicht einen Blick auf die darunterliegende Haut zu. Besagte Haut war auch zwischen dem Oberteil und dem darunter liegenden Rock mit schmalen grauen Nadelstreifen zu sehen, wenn auch nur einige wenige Zentimeter, denn ihr Bauchnabel war von besagtem Kleidungsstück bedeckt. Selbstverständlich befand sich darunter noch eine eng anliegende Short, die, wie Gina es damals nannte, als ‘Safety Pants’ fungierte. Abgerundet wurde das Outfit durch weite braune Stiefel, die an den Look eines Cowboys erinnerten und goldene, kleine und doch gut zwischen den schwarzen Haarsträhnen hervor blitzende pyramidenförmige Ohrringe - die neueste Ergänzung der 21-jährigen Metherlance. Es war letztlich nur das Resultat einer Person, die sie sehr zielsicher auf der Straße abgefangen hatte. Sie war gerade auf den Rückweg zum Quartier nach ihrer langen Abwesenheit und irgendwie hatte es sich für die Runenritterin richtig angefühlt, eine kleine Veränderung vorzunehmen. Die Rückkehr zum Leben als Linnéa Metherlance war eben alles andere als einfach.

Und so stand sie nun hier - Outfit powered by Gina - auf eigene Faust, mitten am Marktplatz, der ihr im Hotel als guter Startpunkt empfohlen wurde, nachdem sie ihren Bruder bei seinem Freund abgesetzt hatte. Ihr Blick wanderte etwas unbeholfen über das Treiben, die verschiedene Stände, bis er an dem Brunnen in der Mitte kurz stehen blieb. »Hübsch«, bemerkte sie leise für sich selbst, ehe sie sich in Bewegung setzte, um einfach ein wenig umherzuschlendern. “KOMMEN SIE KOMMEN SIE ZU EINEM NIE DAGEWESENEN SPEKTAKEL! DAS TRIMAGISCHE TURNIER FINDET BALD STATT!” Die geschrienen Worte kamen so plötzlich und in einer abstrusen Lautstärke, dass die Dragonslayerin erschrocken zusammenzuckte und sich instinktiv die Hände über die Ohren legte - zumindest für einen kurzen Moment, ehe sie sich an die lauten Umstände gewohnt hatte. Trimagisches Turnier? Es ließ sich nicht leugnen, dass ihre Neugierde geweckt war, weshalb ihr Blick recht schnell zum Besitzer der offenbar magisch verstärkten Stimme huschte. Ein recht dünner Mann in einer glitzernden Robe und mit einer auffällig frisierten Frisur - eine Aufmachung, die wohl einzig und allein den Zweck hatte, auf sich aufmerksam zu machen. Erfolgreich. “MAGISCHE INTERESSENTEN, FINDET ZU MIR! EINZIGARTIGE GEWINNE UND EINE HERAUSFORDERUNG… MIT NERVENKITZEL!” Kaum war die Schwarzhaarige in seine Nähe getreten, schien er sie direkt mit seinem Blick zu fokussieren. “Junge Dame! Sind Sie etwa interessiert?!” Kurz huschte Lins Blick hin und her um sicherzugehen, dass er tatsächlich sie meinte. Nun, es schien wohl so. »Was genau.. ist das? Und wie lange dauert das?« “Ohhh das sind doch nur Details! Ich verrate gerne mehr - doch schauen wir erstmal, ob Sie überhaupt qualifiziert sind!” Qualifiziert? Qualifiziert?! Okay, nun hatte er sie definitiv. Ein Funkeln in den goldenen Augen der Dragonslayerin erschien, und die Unsicherheit in ihrer Stimme verschwand, als sie fragte: »Was soll ich tun?« Er blinzelte gewieft, als er sie ein paar Schritte weiter führte, wo verschiedene Stände aufgebaut waren, die an gewöhnliche Spiele einer Kirmes erinnerten. Vor einem simpel aussehenden Power-o-Meter blieb er schließlich mit ihr stehen. Linnéa verengte ihre Augen ein Stück. Reine Stärke war definitiv eher ein Defizit der Runenritterin, doch sie würde sich davon keinesfalls bremsen lassen. Immerhin war es ja auch ein magisches Turnier, oder nicht? Sie fokussierte die recht große Kugel, die nur auf ihre Prügel wartete genau mit ihrem Blick, ehe sich weiße Magie an ihrem Fuß sammelte und sie sich in einer fließenden Bewegung drehte, um mit einer Art Roundhouse White Dragons Kick die Kugel wegzustoßen. Gespannt beobachtete sie die steigende Zahl, die dank ihrer Magie bei ‘6387’ stehen blieb. War das gut? “WIR HABEN EINEN TEILNEHMER!” verkündete der Glitzermann laut, ehe er nochmal verstohlen zu Lin blickte. “...allerdings handelt es sich bei dem Turnier um eine Teamveranstaltung.” Noch bevor sie die Gelegenheit hatte etwas zu erwidern - zumindest öffnete sich ihr Mund - wandte er sich dramatisch von ihr ab und schrie - wieder mit durch Magie erhöhte Lautstärke: “FINDET SICH EIN PARTNER FÜR DIESE HOLDE MAID?!” »Ho-holde was?!« Worauf hatte sie sich da gerade eigentlich eingelassen..? Verdammter Ehrgeiz, den Luxren ihr nur allzu tief eingeprügelt hatte!