Ortsname: Hauptstraße von Magnolia Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Die Hauptstraße Magnolias zieht sich in einer geraden Linie durch die ganze Stadt und stellt somit die wichtigste Verbindungsstrecke innerhalb Magnolias dar. So trifft sie unterwegs auf die Canal Street und auch die Kardia Kathedrale. Im Norden endet die Straße ganz in der Nähe des Fairy Tail Gildenhauses und im Süden verlässt sie die Stadt in Richtung Hargeon Town. Jegliche Paraden und Feierlichkeiten werden hier auf der breiten Straße abgehalten.
Tyran rieb sich die Fingerknöchel, spürte immer noch den Druck des Stempels, mit dem das Gildensiegel aufgebracht worden war. Jetzt war sie also ein Teil von Fairy Tail. Hatte es geschafft, die lästigen Leute, die plötzlich ihre Freunde sein wollten, erstmal auf Distanz zu bekommen. Sie war für den Moment allein. Hatte ein gigantisches Glas Bier in der Hand (aufs Haus- immerhin etwas, über das sie sich freuen konnte)- und wusste nicht was sie jetzt tun sollte. Sie war neu in der Stadt. Bisher noch ohne Bleibe, ohne irgendjemanden in der Stadt zu kennen- und wenn sie ehrlich war, auch ohne viel Jewel etwas dagegen zu tun. Kurz trat sie an das Questboard. Las sich die ausgeschriebenen Aufträge durch. Verzog das Gesicht- nichts davon, für dass sie qualifiziert war, schien wirklich interessant. Und die wenigen, die interessant klangen, waren alleine nicht zu erledigen. Frustriert war sie heraus gestürmt. Hatte kurz einen Moment die Ruhe und Stille einer leeren Straße genossen- die Augen geschlossen und durchgeatmet. Zu viele Menschen im Gildengebäude war überhaupt nicht ihres. Und einen kurzen Moment die Augen vor dem beissenden Licht der Sonne (die sich mal wieder entschlossen hatte, widerlich hell zu leuchten- schadenfrohes Biest...) tat ebenso gut. Gerade begann es besser zu werden. Ihre Laune vom Kellerniveau ins Erdgeschoss gehoben. Gerade wollte sie ihre Augen öffnen- als sie einen heftigen Schlag spürte. Die Augen aufriss- und gerade noch einen Jugendlichen davonstürmen sah, der sie gerade angerempelt hatte. Schnaubend nahm sie die Hand vom Schwert, prüfte, ob sie gerade einen dreisten Dieb getroffen hatte. Immerhin nur ein Idiot der nicht aufpassen konnte. Kein Dieb. Trotzdem ärgerte sie sich- Körperkontakt war gerade das Falsche- also diese Art von Körperkontakt. Sie zwang sich die verkrampften Fäuste zu öffnen, bevor sie an ihrem ersten Tag in Magnolia noch jemanden verprügelte. Der Ruf von Fairy Tail war wohl entsprechend, wenn sie den Gerüchten, die sie auf dem Weg hierher glauben konnte. Rowdies, die sich gerne prügelten. Vermutlich würde es sogar helfen. Dampf ablassen. Trotzdem. Nein. Noch einmal blinzelte sie die Helligkeit der Sonne erfolglos weg. Erstmal würde sie sich etwas zu Essen besorgen. Dann einen Schlafplatz- und schließlich würde sie sich darum kümmern, dass ein paar Jewel in die Kasse kämen. Mit etwas Glück hatte bis dahin irgendein reicher Spinner einen Auftrag ausgehängt der ebenso lukrativ wie einfach war- aber bei ihrem Glück durfte sie wahrscheinlich in sengender Sonne magische Rüben pflücken...
Hel wusste nicht so ganz, was sie hier zu suchen hatte und wie sie überhaupt hierher gekommen war. Vermutlich war sie nach der Quest irgendwie in eine falsche Richtung gefahren und war nun irgendwie in dieser fremden Stadt aufgeschlagen, hatte sich mit letzter Kraft aus dem Zug gezogen und nun entschlossen sich die Zeit bis zum nächsten Ritt gen Helheim zu vertreiben indem sie diese komische Stadt erkundete. Hel fand sich auf einer großen, breiten Straße wieder, die sie sehr an den Basar ihrer momentanen Heimat erinnerte. Es war erstaunlich, wie sehr sich diese Stadt von Aloe Town unterschied, obwohl die beiden Städte scheinbar eigentlich zum selben Land gehörten. „Dicker Mann, geben Sie Hel etwas von Essen dort!“ Der Mann, der nicht einmal Verkäufer am Stand war, blinzelte sie nur verdutzt an, als ihm Tränen in die Augen stiegen, er laut schrie und dann eher langsam die Straße herunterrannte. „Junge Dame, so spricht man aber nicht mit Fremden.“, sagte ein älterer Herr auf der anderen Seite des Standes, zu welchem sich Hel gesellt hatte, da dieser komische Nahrung aus ‚Fernost‘ verkaufte, was auch immer dies war. Der Mann hielt Hel schon das eben von Hel auserwählte Nahrungsding hin, welches sich wohl als gegrillten Oktopus am Spieß herausstellte. Hel knabberte daran, warf ihm, wie jedem anderen Händler auch, viel zu viele Jewel über die Theke und lief dann weiter, vergnügt an ihrem Tentakelmonster knabbernd, die Straße der fremden Stadt herunter, als sie sich links und rechts umsah und erstaunt war, was es hier alles gab, bis sie in irgendetwas weiches lief. Mit Oktopus voran war sie in irgendein rothaariges Mädchen gelaufen und hatte ihren fettigen Grillspieß schön in sie reingedrückt, bevor sie zum Stehen gekommen war. Dem Blick nach zu urteilen war die Frau wohl alles andere als gut drauf, aber bestimmt lockerte solch ein ulkiges Missgeschick ein wenig ihre Laune! Hel war da sich sicher, als sie ihr den Spieß und den halb angeknabberten, fettigen Oktopus daran hinhielt. „Vil du bite av?“ Ach ja, die Leute hier sprachen ja keine gebildete Sprache… „Möchtest du auch mal beißen?“ Irgendwie so hieß das doch, oder? Hel war sich sicher, quasi eine neue Freundin in dieser Stadt gefunden zu haben! Schade, dass Gullinbursti nicht hier war, um zu sehen, wie unglaublich geschickt sie sich hier gerade anstellte.
In den letzten Minuten war ihre Laune immer schlechter geworden. Nicht nur, dass diese Stadt voll mit Menschen war (warum eigentlich? Seit wann hatten die Leute nichts besseres zu tun als hier zu wohnen? Hatten die nicht irgendwo Felder zu bestellen oder ähnlichen Mist weit weg zu erledigen)- ihr Wunsch, sich etwas zu Essen zu besorgen scheiterte gerade an ihren mehr als bescheidenen FInanzen. Sie hatte die Preise dieser Stadt unterschätzt. Und zwar deutlich. War an einem Haufen Stände vorbei gekommen, die allesamt leckeres Essen zu wenig schmackhaften Preisen verkauften. Und ihr Magenknurren vertrieb inzwischen erfolgreich die Leute, die sich offenbar nach dem wilden Raubtier umsahen dass solche Geräusche von sich gab. Langsam überlegte sie, sich einfach zu bedienen und dabei nicht erwischt zu werden. Allerdings verrieten die aufmerksamen Blicke der Verkäufer, dass sie bei Weitem nicht die Erste wäre, die das versuchte. Und eine geborene (oder gar erfahrene) Diebin war sie auch nicht gerade... Der Geruch nach Essen trieb sie trotzdem gerade in den Wahnsinn. In der Luft vereinten sich exotische Gewürze mit rauchigen Brataromen, süße Dämpfe mit scharfen Schwaden, ein Zusammenspiel aus Essen aus so vielen Teilen der Welt dass wohl jeder, der hier etwas suchte, fündig werden würde. Wenn er es sich leisten könnte... Gerade war ihr Blick auf einem der Stände hängen geblieben. Dort drehte verführerisch ein obszön dickes Stück Fleisch auf einem Spieß vor sich hindrehte. Einen verführerischen Duft verströmte, der sogar noch schlimmer wurde, wenn der Kerl in der fettigen Schürze wieder mal eine Scheibe abschnitt und jemandem auf ein Stück Brot packte... Der Duft überwältigte sie gerade. Fesselte jeden ihrer Sinne. Hüllte ihren Geist ein wie das sanfte Lied einer Sirene. Gerade wäre sie für etwas zu Essen bereit zu töten, wenn es sein musste mit bloßen Zähnen. Abwesend wischte sie sich den Sabberfaden von den Lippen...
Als sie mit einem Mal beinahe umgerannt wurde. Irgendetwas Schleimiges drückte sich an ihre Brust- und als sie sich umdrehte, um das dreiste Ding, dass sie umrannte, zurechtzuweisen war sie einen Moment lang verwirrt genug, dass die Fremde weiter sprechen konnte. Die ersten Worte verstand sie nicht- wollte gerade ihr über den Mund fahren, als die Fremde ihr tatsächlich etwas deutlich wertvolleres als falsche Entschuldigungen abot: Zwar sah das Ding am Spieß alles andere als appetitlich aus (eher etwas schleimig...). Aber es war unmissverständlich Essen. Und darauf reagierte ihr Magen mit einem schwer misszuverstehenden Knurren. Und ihr Mund wässerte fleissig nach. Ihren ersten Impuls abzulehnen und die Fremde zurechtzuweisen unterdrückte sie. Biss stattdessen herzhaft in den Tintenfisch. Leicht zäh. Mild und ganz leicht süßlich. Ganz und gar nicht wie Tyran es erwartet hatte- und auch der zweite Bissen fühlte sich an wie Engelsspeise. Nur Sekunden später war sie in einen Fressrausch verfallen. Leckte schon bald nur noch das leere Hölzchen lasziv ab- ehe sie verstand, was sie gerade getan hatte. Tyran straffte sich. Versuchte, nicht rot zu werden. Und vor Allem nicht auf den Spieß zu starren. "Äh... Danke... Ich würde gerne beissen." Sie versuchte ein Lächeln. Funktionierte nicht wirklich- wie immer mehr eine Grimasse als ein echtes Lächeln. "Ich hatte... wohl etwas Hunger." Langsam fand sie wieder in ihre gewohnte Selbstsicherheit zurück. "Ich bin Tyran. Bin neu hier. Hab ne Weile nichts gegessen gehabt." Sollte sie nochmal ein Lächeln versuchen? Nein. Auch wenn sich ihr Magen etwas beruhigt hatte- sie hatte es noch nie geschafft für Andere freundlich zu wirken. Also gab sie sich natürlich. Sollte die Gehörnte... Moment. "Sag mal hast du Hörner?" rutschte es ihr heraus. Und beinahe hätte sie sie angefasst. So starrte sie nur die Hörner und das darunter liegende, alles andere als unattraktive Gesicht an.
War Hel nun gerade happy oder eher ein wenig traurig, dass die gute Frau, die gerade ein Gesicht machte, als wenn sie krampfhaft versuchte all das Böse auf diesem Planeten zu kanalisieren, nicht aggressiv reagierte? Hel wusste es selbst nicht! Zwar hatte sie lange keine ausgiebige Schlägerei einfach nur der Schlägerei wegen gehabt, aber irgendwie wäre es vermutlich ein schlechter Einstand in einer fremden Stadt direkt gegen das achso heilige Gesetz zu verstoßen. Hier klärten scheinbar jede noch so kleine Kleinigkeit irgendwelche Gerichte und diese Runen Ritter. Ster. Bens. Langweilig! Zurück zur Gegenwart: Das Mädchen biss einfach wirklich ab, aber nicht nur einmal, sondern fraß Hel einfach ihr Essen weg! Wie unverschämt. „Einmal beißen, Fresssack! Hel wollte auch noch was haben!“ Als sie den Spieß auch noch ableckte, als wäre es ein… nunja, war Hel verwirrt, aber fing sich schnell wieder. Sie hatte wohl Hunger? Hel etwa nicht? Hel plusterte ihre Wangen auf, wie ein bockiges Kind und war schon wieder bereit loszulegen, als die andere einfach über ihre Wut drüberredete. Eine Weile nichts gegessen und Hel machte hier so einen Aufstand. Wie ein normaler Mensch, kippte ihre Stimmung sofort erneut um hundertachtzig und Hel sah das Mädchen, welches sich als Ty..ra.. Was war mit den Menschen hier eigentlich los? „Tyrfingr, wenn du willst, können wir Essen gehen. Hel hat genug für bedürftige Menschen wie du!“ Wieso auch immer ihre Eltern beschlossen hatten, das Mädchen nach einem alten Schwer zu benennen, aber Hel war da ja selbst nicht ganz unbefleckt. „Ja, Hel hat Hörner, zwei sogar.“ Wieso wurde sie das ständig gefragt? Hatten die Menschen hierzulande denn nichts, was sie ausmachte? „Daheim haben alle Hörner, Hels Schwester hat auch noch welche!“ Ja gut, vermutlich hatten daheim mittlerweile nicht mehr so viele Hörner und wer wusste schon wo Freya sich momentan überhaupt herumtrieb, schließlich war sie ja in ihrer eigenen komischen Gilde gelandet und ihr letztes Treffen lief durchwachsen ab. „Hat diese komische Stadt eigentlich auch Gilde?“ Irgendwie hatte ja jeder dritte Baum im Wald eine eigene Gilde eröffnet und vermutlich hatte diese Stadt hier dann locker irgendeine Vereinigung von Magiern. „Lass uns Essen, Tyrfingr!“, sagte sie nur abschließend, packte das rothaarige Vieh mit der Oberweite, wo selbst Freya neidisch werden würde bei der Hand und zog sie einfach in eines der nahen Geschäfte, was für Hel nach Nahrung aussah.
Kurz hatte Tyran das Bedürfnis der Fremden (Hel? Warum sprach Hel eigentlich in der dritten Person von Hel?) für den "Fressack" ein paar mitzugeben (ihr das Gildenzeichen "im Nahbereich vorzuführen", wie irgendwo in Tyrans Innerem ein Funke zynischen Humors einwarf). Aber eigentlich hatte sie Recht. Das war eigentlich gerade verdammt unhöflich gewesen. Langsam entspannte die Rothaarige die Faust wieder. Streckte die Finger, schloss ein paar Mal zur Lockerung die Faust wieder. Atmete durch. Eigentlich war Hel gerade verdammt freundlich zu ihr- und das verwirrte Tyran nur noch mehr. Warum kam dieses Mädchen mit den Hörnern einfach her und war nett zu ihr? Hatte sie nichts Besseres zu tun? Ihr Atem wurde schwerer. Irgendwo in ihrem Körper erwuchsen Reflexe, die sie sich eigentlich für die Schwertzeit aufhob- trat ihr Adrenalin aufs Gaspedal, versuchte sie anzupeitschen. Und dann... dann erwähnte Hel Essen. Und alle Wut wich aus Tyran. Machte wieder Hunger Platz- denn der Tintenfisch war in Etwas genug für den hohlen Zahn gewesen. Also freundlich sein und sich einladen lassen? "Hel ist... sehr freundlich? Tyran ist dankbar für Hels Großzügigkeit." Tyran hatte offenbar auch den Verstand verloren, immerhin sprach Tyran von Tyran jetzt auch in der dritten Tyra.. Person. Langsam schüttelte sie den Kopf. Versuchte, irgendwie wieder klar zu kommen. Seufzte. Versuchte, aus der Information schlau zu werden, dass Hel zwei Hörner hatte- gab es auch Menschen mit nur einem Horn wo Hel herkam? Irgendwie traute sie sich nicht, zu fragen wie viele Hörner ihre Schwester hatte. Ließ sich erst durch die Frage aus den Überlegungen reissen, ob es hier auch eine Gilde gäbe- woraufhin Tyran erneut ein Lächeln versuchte (warum eigentlich?) und ihren Handschuh abstreifte. "Fairy Tail. Scheint sowieso einen Ruf zu haben, wenn ich in den Momenten wo ich zugehört habe richtig gefolgt bin... Wir tun angeblich mehr von der Umgebung zerstören als die anderen Gilden zusammen. Aber was kümmert es mich. So lange der Auftrag erfüllt wird? Essen klingt super.... du hörst meinen Magen glaube ich selbst." Wie auf ein Stichwort grummelte er wieder los- imitierte den Brunftschrei eines wütenden Wildschweins. "Ich... will dich aber nicht ausnutzen. Du bist mir nichts schuldig. " Ihr Blick versteinerte wieder. "Mag es nicht, Leuten etwas schuldig zu sein." Ihr Blick suchte den der etwas kleineren Magierin. "Und Tyran. Der Name ist Tyran." Auch wenn sie selbst nicht wusste warum eigentlich- woher sie den Namen kannte wusste sie nicht. Aber irgendwie war sie seit sie damals erwacht war sicher gewesen es wäre ihrer- und jetzt war sie dabei geblieben.
Wieso… redete die komische Tyrfingr auf einmal so komisch? Hel fühlte sich ein wenig verarscht, dabei konnte sie einfach noch nicht den gesamten Satzbau dieser komischen Sprache. Vor allem die Grammatik war viel schwieriger als die daheim und zugegebenermaßen war Hel nie jemand, der sich sonderlich viel ins Zeug gelegt hatte, wenn es ums Lernen ging, schließlich war sie die Tochter des Donners, die Auserwählte der Götter, sie musste Ehre auf dem Schlachtfeld bringen, sie konnte schließlich nicht einfach ein Auge geben, damit sie allwissend wurde, wie Odin selbst. „Fähr..i Täijl?“ Was für ein unglaublich bescheuerter Name? Scheinbar war die Gilde, wie Hel selbst eher auf Krawall gebürstet und schien wohl weniger auf Professionalität zu setzen, als eher auf möglichst viel Show drumherum. „Wieso stehen wir dann noch hier dumm herum? Hel will Essen! Und wieso sollte Hel dir was schuldig sein? Du hast doch schon meinen Tentakelspieß bekommen, Hel will einfach nur mehr essen und Tyrfingr hilft mir beim aussuchen und kosten!“ Wieso sollte sie der Fremden auch irgendetwas schuldig sein? Für diesen hässlichen Anzug? Der hatte doch eh kaum was abbekommen und einmal waschen und gut war, wieso also einen großen Aufriss drum machen? Apropos Anzug… Hel drehte sich zu der rothaarigen Dame um, legte den Kopf schief und langte zu, als ihre Hände gegen die gewaltige Oberweite griffen. „Wie schafft ihr alle, dass ihr so gigantisch werdet? Til og med freya ville vært misunnelig!“ Hel hob sie noch einmal ein wenig an, als wenn sie sich versichern wollte, dass diese auch echt waren, schließlich hatte sie gehört, dass manche Frauen hierzulande durch magische Mittel nachhalfen, dass die Brüste ein wenig größer wurden, aber scheinbar waren diese von den Göttern selbst geschaffen. Forsch, aber dennoch für Hels Verhältnisse ungewohnt sanft und darauf achtend, dass sie nicht zu grob tastete, fuhr sie fort, vermutlich half es selbst welche zu besitzen, auch wenn sie nicht die Ausmaße dieser Dinger hier annahmen. „Hast du viel Milch getrunken? Ziegenmilch? Kuhmilch? Was ist das Geheimnis?“ Es regte sie schon ein wenig auf, dass hier jeder dahergelaufene Mensch solche riesigen Milchträger hatte, aber sie schluckte ihre Eifersucht herunter und ließ mit einem Pieksen ihres Fingers die Dinger ihres Gegenübers auch wieder in Ruhe. „Wollen wir dort drüben Essen? Dort riecht es lecker nach gebratenem Fleisch!“ Nun vermutlich auch nur für ihre Nase, schließlich hatte sie dort einen kleinen Vorteil, was ihren Geruchssinn anging. „Du brauchst zu lange, los!“ Sie packte sie also abermals an ihrer Hand, was vermutlich ulkig aussehen musste, war Hel ein beachtliches Stückchen kleiner als die rothaarige Tyrfingr. Hel betrat den Laden grazil, indem sie die Tür mit dem Fuß lautkrachend auftrat und sich einfach in irgendeine der Sitzecken pflanzte. „Bringen sie viel Fleisch und große Fleischplatte!“ Ja, Hel hatte Fleischplatte gelernt, als sie mit Yuuki einmal eine gigantische Fressorgie veranstaltet hatte. „Was will Tyrfingr?“
Tyran wollte gerade schon einen gereizten Kommentar darüber ablassen, dass sie damit meinte, dass sie es nicht nötig hatte das Hel ihr Essen ausgab- dass sie schon alleine klar kommen würde. Sie hatte den Mund schon geöffnet. Da begann Hel mit ihren Brüsten sich zu beschäftigen. Sie sanft zu streicheln, zu kneten, zu massieren, ihnen die notwendige "Zuneigung" zukommen zu lassen, die sie schon zu lange hatten missen müssen. Schnell schloss sich Tyrans Mund wieder. Biss sie sich auf die Lippe- das Letzte, was sie jetzt wollte, war dass Hel herausfand wie sehr ihr das gefiel- auch wenn diese voll des Lobes war. Dafür war die Schwertmagierin noch davon hin- und hergerissen Hel eine zu ballern und sie gegen die nächste Hauswand zu drücken, ein Wenig anzuheben und mit ihren Lippen diese Lippen zu versiegeln, die zwar völlig verwirrendes Kauderwelsch von sich gaben- aber dennoch überraschend sinnlich erschienen... sie konnte nicht verhindern, zumindest einen leisen Laut der Verzückung von sich zu geben- Hölle. Dieser kleine Teufel hatte überraschend geschickte Hände- oder wusste viel zu gut, was sie da tat. Irgendwie war das Bedürfnis ihr ein paar Schläge zu verpassen in den Hintergrund gerückt- aber noch ehe Tyran ihre Hand in ihrem Nacken versenken konnte um sie an sich zu ziehen beendete Hel ihre Untersuchung mit einem letzten Pieksen. Ließ sie verwirrt und erregt zurück. Immer noch konnte Tyran ihre Hände auf ihren Brüsten spüren, tastend, sanft und fordernd... Kurz schloss sie die Augen. Rief sich das Gefühl zurück ins Gedächtnis, ehe Hels Stimme sie ins "Jetzt" zurück holte. "Äh... keine Ahnung warum die so... so groß geworden sind... weiss... ich... ich weiss nicht ob ich Milch getrunken habe?" War die Information, dass sie Milch mochte von größerem Wert in diesem Gespräch? Tyrans Gedanken drehten sich sehr um ein einseitiges Thema. Und ihre Augen folgten den Rundungen Hels, die sich auf einen Läden zubewegte, ihre Hand in ihrer. Essen war auf den zweiten Platz ihrer Begierden verbannt worden- die korrekte Antwort auf die Frage "Was will Tyrfingr" wäre momentan wohl gewesen, Hel. Aber sie glaubte irgendwie nicht dass die Kleine verstand, was sie damit meinen würde... oder? Irgendwie zog diese Unbedarftheit Tyran an. Konnte sie dem Mädchen noch alles beibringen? Oder hatte sie deutlich mehr Erfahrung als sie ausstrahlte, aber dafür noch weniger Schamgefühl? Auf jeden Fall nutzte die Rothaarige die Chance, sich von Hinten an Hel zu drücken- genoss es, wie ihre Brüste an deren Hinterkopf drückten. Sog ihren Geruch gierig ein. Fruchtig und leicht. Irgendwie frisch. Eine gewisse sanfte Note, die Tyrans Instinkte noch mehr anschlagen ließen. Sie fühlte den kleinen, schlanken Körper an sich. Musste sich zwingen, an Essen zu denken- verbarg sich hinter dem Studium der ausgehängten Karte, während der Geruch sie weiter langsam in den Wahnsinn trieb. Schließlich wurde es peinlich. Und sie entschied sich doch. Zögernd, immer noch davon gefesselt was sie spürte. "Ich... ich nehm die große Fleischplatte. Mit Extra Hel... äh Steak." Sie fühlte wie sich Hel vor ihr bewegte- und sie erneut aus dem Konzept brachte. "Und... mehr Fleisch?" Hölle: Das war erbärmlich. Sie ließ den Kopf hängen- und stoppte ihn gerade noch rechtzeitig vor den Hörner. Zuckte zusammen.
Wurde es auf einmal warm in dieser Stadt hier? Irgendwie hatte sich die Atmosphäre zwischen Hel und der rothaarigen Dame ein wenig gewandelt. Hel verstand nur bedingt warum, aber vermutlich war das wieder eines dieser komischen Südleutendingern, dass sie wieder irgendwie schräg reagierte, wenn man ihnen zu nahe kam. „Wie kann man nicht wissen, ob man Milch getrunken hat? Hast du weiße Flüssigkeit geschluckt oder nicht?“ Also wirklich, versuchte sie hier Hel für dumm zu verkaufen? Das konnte sie eigentlich allein allerbestens selbst erledigen, dafür brauchte sie diese Frau hier eigentlich nicht, aber gut, wenn sie nicht helfen wollte, würde Hel auch nicht weiter fragen, sondern andere Leute fragen, wie man Brüste vergrößern konnte. Als sie versuchte die komische Karte zu lesen, fing ihr Kopf wieder an zu rauchen… Wieso gab es hier eigentlich keine Übersetzung für ihre eigene Sprache? Als sie konzentriert versuchte die Worte zu verstehen, spürte sie Tyrfingr in ihren Rücken treten, die mit ihren Ballons ihren Kopf umrahmte. Hel lehnte sich nach hinten und lernte schnell, dass sie damit wohl wie eine Art Lehne hatte, wohl wirklich praktisch, auch wenn ihr von der Rüstung irgendwelche Dinge in den Rücken drückten, war zumindest ihr Kopf sehr gut gepolstert. Dennoch bewegte sich Hel schließlich aus ihrem Kissen heraus, als Tyr endlich bestellte und sie sich wohl setzen konnte, nachdem Hel sowieso schon irgendwas geschrien hatte, was schon zu irgendetwas auf der Karte passte. Wieso auch immer Tyr mittlerweile durchgehend so merkwürdiges Zeug stammelte, war Hel zwar ein wenig schleierhaft, aber sie war ja immer noch drauf und dran die Methoden und Gewohnheiten dieser fremden Menschen hier zu studieren. Also packte sie sie an der Hand und zog sie in eine der Sitzecken, schmiss sie dort auf eines der Polster und setzte sich dann einfach dazu. Dass Hel gerade mehr oder weniger begehrt wurde und kurz vor einem Überfall stand wusste sie tatsächlich nicht, dafür war sie zu lange Zeit von einem Riesen aufgezogen und zu wenig von der modernen Zivilisation geprägt worden. „Ist irgendwas? Du bist auch ein wenig rot im Gesicht.“, fragte Hel blauäugig und rückte ein Stück näher, damit sie ihre Stirn an die Tyrans legen konnte, so hatte Hels Mutter daheim immer geschaut, ob sie vielleicht Fieber hatte oder erkrankt war. Scheinbar stimmte aber alles mit ihr, vermutlich war sie einfach nur hungrig, was Hel auch verstehen konnte, schließlich hatte sie sogar noch den Stock von ihrem Spieß abgeleckt und dabei fast ihre Hand gegessen. Sie schlug also mit ihrer Hand leicht gegen die Schulter der Rothaarigen. „Wir bekommen ja gleich Essen. Vielleicht danach noch ein leckerer Nachtisch? Vielleicht finden wir ja irgendwas zum Schlecken?“ Wie falsch man das in der Situation verstehen konnte, wusste Hel leider nicht. Sie wollte gerne ein Eis. Oops?
Tyran war hin- und hergerissen. Einerseits war die kleine Gehörnte so frech und so komisch drauf, dass sie das Bedürfnis hatte sie an ihren Hörnern zu nehmen und ihr den Hintern zu versohlen (einen noch dazu ziemlich ansprechenden Hintern...). Sie war dreist, eigentlich vermutlich auch nervig und noch dazu hier ziemlich offensichtlich falsch. Ein perfekter Kandidat für Tyran, sie nicht zu mögen. Auf der anderen Seite zog irgendwas Tyran an- konnte man es Unschuld nennen? Naivität? Sie wusste nichtmal genau, was das mit ihr machte- wirklich einzuordnen vermochte sie es nicht. Würde es ihr Befriedigung verschaffen, wenn sie sie an den Hörnern packte, sie an sich zog, ihre Lippen aufeinander presste und herausfand, ob sie genauso dreist reagieren würde wenn sie sie auf offener Straße vernaschte? Mit einem leisen Anflug von Resignation musste sie aber zugeben: Vermutlich wäre das für Hel deutlich weniger ein Problem als für Tyran selbst- und das erneute, laute Grummeln ihres Magens riet noch dazu zu einem Test später- wenn überhaupt. Für den Moment blieb es also beim Händchenhalten (deutlich platonischer als gewünscht....) und langsam den Verstand verlieren. Irgendwie war Tyran ein wenig sauer. Warum auch immer. Auf wen auch immer. Und das Betonen, dass sie gerade die gesunde Farbe einer überreifen Himbeere annahm war nicht sonderlich hilfreich- sie musste etwas unternehmen. Irgendwie versuchen diesen gehörnten Dickschädel dazu zu bringen zu verstehen worum es hier ging- und dabei über "Hey lässt du mich dich gleich hier auf der Sitzecke nehmen oder suchen wir uns ein Zimmer" hinauskommen. Oder? Tyran stutzte. War vielleicht das die richtige...? Nein. So verzweifelt war sie noch nicht, hoffte sie. Und dann kam Hels Gesicht plötzlich immer näher. Tyrans Hirn schaltete ab. Ihre Lippen öffneten sich leicht, während ihr Puls sich so weit beschleunigte, dass sie fürchtete Hel könnte ihr Herz hören. Ihre Stirn drückte sich an Tyrans- so nah, dass sie nur die Zunge ausstrecken müsste und dann...
Dann löste sich Hel und schlug ihr kameradschaftlich gegen die Schulter. Über Tyran schien gerade ein Eimer mit Eiswasser ausgeschüttet worden sein. Und vermutlich wäre ihr Gesichtsausdruck nicht weniger säuerlich gewesen, wenn man ihr nach und nach ein ganzes Netz frisch geschälter Zitronen anal eingeführt hätte. Aber zumindest konnte sie wieder etwas denken. Weit entfernt von Klarheit- aber ebenso nicht mehr in dem Dunst ihrer Hormone angekettet. Tyran versuchte es mit einem Lächeln. Freundlich wirken. Leichter gesagt als getan. Bisher hatte sie nie so viel Mühe reinstecken müssen wie heute... aber die Meisten verstanden auch deutlich subtilere Hinweise. Also gut. Flirten mit dem Vorschlaghammer. Ihr Lächeln gelang etwas besser, genährt von der Vorfreude- wenn auch etwas raubtierhafter als geplant. "Was hältst du denn davon, wenn ich dich zum Nachtisch vernasche? Ich bin mir sicher, du bist genau das Richtige zum Schlecken für mich..." Sie stellte es sich vor- zeigte bei dem Gedanken noch mehr Zähne als vorher, leckte sich über die Spitzen ihrer Schneidezähne. "Kann ich dir auch gleich meinen Dank zeigen. " In Ordnung. Wenn die Gehörnte das nicht verstand, wäre die Schwertkämpferin vermutlich so langsam am Ende ihrer Lateinkenntnisse angekommen- aber wie viel deutlicher sollte sie auch noch werden?
Hel biss in ein Fleischstück nach dem anderen, als ihre Begleitung plötzlich anfing ein wenig sehr direkte Andeutungen zu machen. Das gehörnte Mädchen sah sie ausdruckslos an, während sie weiterhin langsam vom Fleisch abbiss. Lief das in dieser Stadt hier so ab? Oder hielt sie Hel aufgrund ihrer luftigen Kleidung für eine Hure? Sie wusste gerade nicht so ganz, ob sie das ganze irgendwie eher als Beleidigung auffassen sollte, oder eher als Kompliment, dass sich ihre Körperpflege wohl doch ein wenig bemerkbar machte. „Hel ist keine Hure.“, sagte sie zwischen zwei Bissen, bevor sie mit vollem Mund einfach weiter sprach. „Hel lässt sich nicht bei erstem Treffen einfach rauben!“ Vor allem nicht, weil sie in den Augen ihrer Religion nicht einfach irgendeine billige Schankmagd war, die jeder Bjørn sich unter den Nagel reißen konnte, wie er oder in diesem Falle sie gerade Lust hatten. Scheinbar verstanden die Leute hierzulande körperliche Nähe gleich mit dem Wunsch nach wildesten Sex, auch wenn Hel nicht gänzlich abgeneigt war, hatte sie sowas wie Prinzipien. „Hel hätte dennoch gern Eis?“ Vermutlich der falsche Zeitpunkt, aber sie war gerade tatsächlich deutlich mehr an dem Eis interessiert, was vielleicht das Gemüt und die Libido der rothaarigen Tante ein wenig abkühlen würde. Sie hoffte nur, dass sie hier jetzt kein Drama abbekam, schließlich wollte sie sich eigentlich nicht prügeln, sondern in Ruhe essen. Aber wem machte sie hier eigentlich was vor? Natürlich wollte sie sich prügeln! Die Leute hier waren so verweichlicht, dass ihre letzte große Schlägerei mit diesen Gossenmagiern in Aloe Town, die tatsächlich höchst befriedigend verlief, als ein Feuermagier sich an ihr versuchte und sie Gullinbursti kennenlernte. Apropos… wo steckte das Vieh eigentlich schon wieder? „Ist Tyrfingr nun sauer? Oder kann sie mit Herausforderungen umgehen?“ Vermutlich war sie so eine, die einfach nur eine schnelle Nummer schieben wollten, aber vermutlich hatte sie dabei das Pech leider an die falsche der beiden Schwestern geraten zu sein, da Freya sie vermutlich schon über den Tisch gedrückt und sonstwas mit ihr angestellt hätte. Wie auch immer sie sich entscheiden würde, war Hel allerdings ziemlich egal, wenn sie beleidigt ging, hatte sie mehr für sich selbst, wenn nicht, hatte sie gute Gesellschaft, oder? Hel legte also kurz den Kopf schief und wartete darauf, was ihre Gegenüber nun tun würde. Irgendwie hoffte sie, dass sie sich irgendwie ein Eis herbeizaubern würde.
Sprechen ~ Denken ~ Magie
Hel's Theme ~ Visions Ikke se ned på meg!
Rin Blood Hound
Anmeldedatum : 26.12.20 Anzahl der Beiträge : 819 Alter : 21 Ort : Aloe
Off: Ein farbenfrohes Wiedersehen Hauptdarsteller:: Zahar Naga; Rin Inuyama
Ah, der Jahrmarkt von Magnolia Town. Schon lange hatte sich das Hundemädel gewünscht, diesen endlich einmal zu besuchen. Wie oft hatte sie ihren Eltern als kleines Kind die Ohren vollgejammert? Doch bis zum heutigen Tag hatte es nie geklappt. Aus diesem Grund war die Vorfreude umso größer! Zwar hatte sie niemanden gefunden, der mit ihr gehen wollte, doch auch alleine würde sie sicherlich eine Menge Spaß haben. Passend zu diesem freudigen Anlass hatte sie sich selbstverständlich extra schick gekleidet. Ein kurzes, weißes Kleidchen, welches an der Taille vorne links mit einer hübschen Schleife verziert war und dessen Puffärmel am Saum mit feinem Blümchenstick verziert waren. Dazu noch ein paar cognacfarbene Sandaletten und ihr luftig lockeres Sommeroutfit war perfekt. Ein laues Lüftchen trieb oben am Himmel die Schäfchenwolken an. Obwohl es bereits Abend war, war es noch immer angenehm warm, ohne dass man schwitzen musste. Der Sommer war gerade dabei, in den Herbst überzugehen. Die perfekte Zeit für solch ein Fest! Bereits als sich die Hellhaarige sich der Hauptstraße näherte, konnte sie die laute, fröhliche Musik deutlich hören. Auch eine Menge an aufgeregten Stimmen und Kindergeschrei war zu hören. Was sie wohl dieses Jahr erwartete? Das Set-Up änderte sich von Jahr zu Jahr, es gab immer wieder auf's neue eine Reihe an unterschiedlichsten Essensständen, Karussellen, Schießbuden, Fahrgeschäften und vieles, vieles mehr. Das machte das Ganze so aufregend! Als sie schließlich endlich ihren Zielort erreicht hatte, konnte sie ihr Glück kaum fassen! Alles war kunterbunt geschmückt, Luftballons, Lichterketten, Laternen, Luftschlangen und so vieles mehr! Ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. "Oh wie hübsch!" hauchte sie voller Freude und konnte ihre Augen kaum von dem Farbenspiel nehmen. In Echt war es so viel besser! Viel viel besser, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Ihren Eltern hätte es hier sicherlich auch gefallen ... Für einen Moment ließ sie die Ohren hängen, schüttelte die Trauer jedoch sofort wieder ab. Heute durfte sie sich auf keinen Fall von ihrer Vergangenheit herunterziehen lassen! Sie musste ganz schnell auf andere Gedanken kommen. Mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt schlenderte sie die Straße entlang und ließ ihren Blick über all die verschiedenen Stände wandern. Immer wieder blieb sie stehen und musterte die Angebote genauer. Vieles hatte sie noch nie zuvor gesehen und sie war durchaus neugierig, doch zuerst wollte sie alles sehen, was dieses Festival zu bieten hatte! Schließlich war ihr Budget begrenzt. Sie war nicht arm, bei weitem nicht, doch sie musste sich auch noch für den Rest des Monats Essen leisten können! Außer sie würde heute so viel essen, dass sie für die nächsten zwei Wochen keinen Hunger mehr hatte. Doch ob das wirklich funktionierte? Sie war sich unsicher. Alles roch so unendlich gut, dass ihr schon beinahe der Sabber an den Mundwinkeln hinab tropfte. Auf einmal hielt die Inuyama inne. Sie hatte etwas - oder genauer genommen jemanden - erblickt, der ihr Interesse weckte. Mehr, als sämtliche Futterbuden es hätten tun können. Kurze, braune Haare, ein grüner, schuppiger Schweif, klein und niedlich ... Da vorne zwischen einigen Menschen lief ein Mädchen, dass ihr unheimlich bekannt vor kam. Sie beschleunigte ihren Schritt, bemerkte dabei gar nicht, wie ihre Rute unbewusst begonnen hatte, zu wedeln. "Zahar?" rief sie und hob die Hand in die Luft um sich erkennbar zu machen. Wenn sie jetzt falsch lag, würde es peinlich werden, doch eigentlich war sie sich sicher. Das musste sie sein! So viele Echsenmenschen gab es nicht. Vor allem Echsenmenschen, die so klein und niedlich waren, wie die Naga! Erwartungsvoll und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen wartete das Hundemädel darauf, dass sie sich umdrehte. @Zahar
Zahar hatte nicht die Gelegenheit gehabt, sich von Klein auf über Dinge wie Jahrmärkte, Festivals oder Feiern zu freuen, schließlich hatte es keinen Grund gegeben, so etwas in der kleinen Hütte, in der sie aufgewachsen war, auch nur zu erwähnen. Sie kannte nur große Tanzbälle und hatte die eigentlich immer für Fantasien aus Märchen von Prinzessinen und ihrer wahren Liebe gehalten, nicht für etwas, das es in der Realität gab. Entsprechend groß waren ihre Augen und ihr offen stehender Wunsch, als die Naga zum ersten mal einen der Jahrmärkte ihrer neuen Heimat Magnolia bestaunte. Es sah alles so anders aus als sonst! Die Geschäfte hatten heute geschlossen und die Straße wirkte breiter als sonst, dafür waren an den Seiten mehrere Stände aufgebaut worden, an denen man entweder Spiele spielen konnte, um etwas zu Gewinnen, oder an denen Essen verkauft wurde, das Zahar im Alltag eigentlich nirgendwo zu sehen bekam. Über die Dächer der Stadt hinweg konnte man auch einige übergroße Attraktionen sehen, in die sich die Menschen setzen konnten und auf unterschiedliche Weise umhergefahren oder herumgeschleudert wurden. Das war anscheinend lustig? Offenbar lustig genug, dass viel mehr Menschen unterwegs waren als sonst. Es war so viel los und es gab so viel zu sehen, dass die junge Echse gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte!
So richtig wusste die junge Dämonin noch nicht, was sie hier machen wollte oder sollte. Was sie am meisten mitriss war die Stimmung, nicht wirklich die Attraktionen. Die meisten Essensstände sonderten Gerüche ab, die nicht wirklich ihrem Geschmack entsprachen – Zucker, Butter, Gemüse, Gebäck, Fisch, Fleisch, alles so gekocht, wie Menschen es mochten. Dass Menschen andere Sachen essen wollten wie sie war wie immer im Weg. Die Fahrgeschäfte schienen das zu sein, woran die Leute am meisten Spaß hatten, aber so richtig konnte sich das das Mädchen nicht vorstellen. Die erinnerten sie an Züge, und in Zügen wurde ihr immer so übel... Das ließ sie also lieber sein. Dann blieben nur noch die Spielbuden, und die sahen auch ziemlich lustig aus, aber da traute sich Zahar nicht so richtig hin. An denen standen immer mehr Kinder in ihrem Alter, und die waren alle nicht alleine, sondern wurden immer von ein oder zwei Erwachsenen begleitet oder waren Teil einer großen Gruppe. Das war also eher etwas für Leute mit einer Familie. Zahar würde heute also vermutlich nur zugucken... „Hm? Ist da wer?“ Hatte da gerade jemand ihren Namen gerufen? Plötzlich ganz aufmerksam richtete sich die Echse auf, stellte sich auf die Zehenspitzen, um ein wenig in der Luft zu schnuppern. Dann wandte sie ihren Kopf in die Richtung von einem Geruch, der ihr irgendwie bekannt vorkam, und erblickte auch schon die hellen Haare und die niedlichen Öhrchen in der Menge. Konnte es denn sein? „Rin? Bist du das?“, rief sie aufgeregt zurück und lief hastig zwischen den anderen Menschen hindurch, bis sie bei der Hundedame ankam, die sie auf einer ihrer letzten Quests kennengelernt hatte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie lieb und geduldig Rin gewesen war, und stoppte dementsprechend nicht, sondern hüpfte schwungvoll auf die Inuyama zu, um sie in eine feste Umarmung zu schließen. „Hallo, Rin! Was machst du denn hier?“, lachte sie, während ihr Kinn auf der Schulter ihrer Freundin auflag. Obwohl Rin schon erwachsen war, waren die beiden fast gleichgroß, also konnte Zahar sich ohne große Schwierigkeiten an sie drücken und an ihrem Hals schnuppern. „Hm... du riechst heute ein bisschen anders“, meinte sie, als sie sich wieder löste und breit lächelnd einen Schritt zurücktrat. Das Hundemädchen duftete nicht nur anders, sie sah sogar anders aus. Das war Zahar eben noch gar nicht aufgefallen. „Oh wow, deine Klamotten sind ja voll schick! Hast du was Besonderes angezogen? Ich wusste bis grad eben überhaupt nicht, dass hier was los ist, deshalb hab ich nur ein ganz normales Kleid an...“ Das war ein bisschen peinlich, aber Rin würde das schon verstehen. Der jungen Echse für ihren Teil konnte man vermutlich ansehen, dass sich ihre Stimmung durch diese Begegnung ein gutes Stück gestiegen war. Kurz guckte sich hin und her, ob da noch jemand war, der zu Rin gehörte. Es konnte ja nicht sein, dass sie auch allein hier unterwegs war, oder?
Bei dem Echsenmädchen, welches nun freudig auf sie zuhüpfte, handelte es sich tatsächlich um Zahar! Das Grinsen der Inuyama wurde noch breiter und sie schloss ihre Freundin fest in die Arme, eine Hand an ihrem Rücken, die andere an ihrem Hinterkopf. Ihre Rute hüpfte dabei wie ein außer Kontrolle geratener Flummi hin und her, ihre Freude war wirklich kaum zu übersehen. Das war das erste Mal seit langem, dass sie von jemandem umarmt wurde, ohne, dass sie es selbst initiiert hatte. Deshalb genoss sie es umso mehr. "Na was werde ich hier wohl machen?" fragte sie scherzhaft. Das war doch klar! Sie wollte sich amüsieren und sich ihren Kindheitstraum erfüllen. "Ich rieche anders wie sonst? Hmm..." Nachdenklich legte sie den Kopf schief. Hatte sie heute etwas anders gemacht als sonst? Vielleicht lag es an dem neuen Waschmittel, welches sie für ihre Klamotten nutzte? Oder etwa das Shampoo, welches sie versehentlich falsch gekauft hatte? Sie war sich nicht sicher. Aber eins war klar: "Dir entgeht echt gar nichts, Zahar!" Bestimmt war sie sogar besser als Rin im Erschnüffeln. Und das, obwohl doch Hunde und nicht Echsen dafür bekannt waren, eine der besten Nasen im Tierreich zu besitzen! Liebevoll blickte sie die Braunhaarige an, ihre Ohren standen aufrecht in einer freundlichen Geste. Sie war so jung und schon so talentiert. "Es ist wirklich schön, dich wieder zu sehen." Kennengelernt hatten sie sich vor einer Weile auf einer gemeinsamen Quest. Zu Beginn war die Gift-Magierin noch ein wenig schüchtern und zurückhaltend gewesen, doch das hatte sich schnell gelegt. "Dankeschön! Ich nutze gerne die Chance, wenn ich mich mal ein wenig hübsch machen kann." Kleider wie diese konnte sie nicht anziehen, wenn sie im Namen der Gilde unterwegs war und ansonsten war sie momentan kaum draußen. Dementsprechend hatte sie den besonderen Anlass heute sofort genutzt. "Ich weiß nicht, was du hast. Du siehst doch total niedlich aus!" Auch, wenn der Stil der Naga ein ganz anderer als ihr eigener war, so gefiel er der Hellhaarigen trotzdem. Es passte einfach perfekt zu dem Mädel mit der ungewöhnlichen Hautfarbe. Da brauchte sie sich wirklich nicht zu schämen. Allerdings wunderte es den Jungspund, dass sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass heute ein Fest stattfand. Sie selbst wusste schließlich seit Jahren davon, obwohl sie nicht einmal in Magnolia lebte. Aber vielleicht waren diese Arten von Veranstaltungen einfach nicht Zahars Geschmack? "Suchst du jemanden? Deine Begleitung?" fragte sie überrascht, als die Jüngere suchend durch die Gegend blickte, aber anscheinend nichts entdeckte. "Mit mir wollte leider keiner mitkommen." Mit einem schiefen, peinlich berührten Grinsen kratzte sie sich am Hinterkopf. Die meisten Besucher waren Pärchen oder Familien, Einzelgänger wie die Inuyama waren kaum zu finden. Vermutlich stach sie aus der Menge hervor wie ein knallbuntes Einhorn. "Wenn du auch alleine hier bist, dann können wir uns ja gemeinsam ein wenig umsehen...!" Hoffnungsvoll, die Öhrchen ein wenig zur Seite gelegt, blickte sie ihr Gegenüber an. Vielleicht hatte sie Glück und sie musste den Abend doch nicht alleine verbringen! Das wäre wundervoll! "Es gibt sooo viele Dinge, die ich hier gerne machen möchte. All das lecker riechende Essen und die lustigen Spiele und das Feuerwerk am Ende!" Auf letzteres freute sie sich besonders. Bisher hatte sie das Farbenspiel am Himmel noch nie in Person gesehen, es würde ihr erstes Mal sein! Aber alleine machte das alles nur halb so viel Spaß wie gemeinsam...
„Ehehe, du siehst wirklich schick aus!“, lachte Zahar fröhlich und konnte nicht anders, als breit zu grinsen über das Kompliment der Älteren. „Klar, ich seh immer schick aus! Ich hab halt voll Stil!“ An Selbstbewusstsein fehlte es Zahar – zumindest in vielerlei Hinsicht – natürlich nicht. Wenn die Echse die Gelegenheit hatte, stolz auf sich zu sein, dann war sie das auch. Trotzdem hätte es ihr auch Spaß gemacht, sich ordentlich in Schale zu werfen. So hatte Rin ja überhaupt keine Gelegenheit zu sehen, wie modebewusst sie eigentlich war! „Achso, du bist auch alleine hier“, stellte die Naga fest und nickte. Dann ging es den beiden ja ähnlich. „Ich wusste ja gar nicht, dass hier was ist, also hab ich natürlich auch keine Begleitung! Ist doch voll klar!“ Wenn sie allein hier war und Rin allein hier war und beide nicht allein sein wollten, dann sollte es ja eine offensichtliche Lösung geben. Praktisch gleichzeitig sprachen sie zueinander: „Wollen wir uns zu zweit umgucken?“ Überrascht blinzelte Zahar, als ihr Gegenüber praktisch dasselbe sagte, musste dann aber wieder herzhaft Lachen. „Okay! Wir sind uns einig! Auf geht’s!“
Ohne jede Zurückhaltung packte sie die Hand des Hundemädchens und machte sich mit ihr auf den Weg zwischen die ganzen Menschen, die hier herumliefen. Berührungsängste hatte sie nicht, im Gegenteil. Nach Jahren der Isolierung fühlte es sich wirklich gut an, Hand und Hand mit einer guten Freundin unterwegs zu sein. „Feuer-werk? Was ist das?“, hakte sie mit großen Augen nach und blickte auf zu der Inuyama. „Ist das einfach ein großes Feuer? Ich mag Feuer! Das ist wirklich warm und das schwarze Zeug... der Rauch, der schmeckt echt gut!“ Das Gleiche konnte sie von dem Essen an den Ständen nicht behaupten, das roch entweder zuckrig süß oder deftig oder nach Salat. Es roch so, wie das Essen von Menschen immer roch. „Also, vom Essen hier bin ich nicht so überzeugt...“ Da war nie etwas Verdorbenes dabei! Obwohl... Jetzt, wo sie den Kopf hob und ihre Nase ein wenig zu zucken begann, fiel der Naga ein Geruch auf, der ein wenig hervorstach. Das duftete deutlich besser! Neugierig blickte sie an einen Stand, an dem die meisten Menschen einfach vorbei gingen und sogar ihre Nase rümpften. Was war das? Was war das für ein Geruch, der ihr so doll gefiel und anderen gar nicht? „Was ist das da?“, fragte sie und deutete auf das Schild des Ladens, auf dem ein kleines, weißes Wesen mit Knopfaugen und Tentakeln abgebildet war, umgeben von seltsamen Zeichen, die für jemanden, der lesen konnte, deutlich erkennbar das Wort „Tintenfisch“ ausschrieben. Nur zwei Menschen standen davor, da kamen sie also deutlich schneller ran als zum Beispiel an die Waffeln oder den gebratenen Reis. Dabei war das doch bestimmt das Leckerste hier! „Probieren wir das!“, rief Zahar fröhlich und zog Rin mit sich mit. „Da ist nicht mal eine Schlange davor! Das ist nur eine Schkurze!“
Was für ein Glück, dass Zahar ebenfalls alleine unterwegs und sogar bereit war, den Abend mit dem Hundemädel zu verbringen! Voller Freude lachte sie und ließ sich ohne zu zögern an der Hand packen und mitziehen. Wie lange es wohl schon her war, dass sie die Hand einer anderen Person gehalten hatte? Zu lange. Fest umschloss sie die warmen Finger ihrer Freundin, wollte am liebsten nie wieder loslassen. In der Vergangenheit war es beinahe immer sie selbst gewesen, die jemanden packte und mitzog. Aus diesem Grund fühlte es sich umso besser an, dass es heute umgekehrt war. Fröhlich tanzte ihre Rute umher. Anstatt zu führen konnte sie einfach von der Braunhaarigen führen lassen, musste gar nicht viel nachdenken und konnte sich einfach an dem schönen Moment erfreuen. "Es ist noch viiiiel besser als einfach ein großes Feuer! Sie schießen Raketen in die Luft, die dann in allen möglichen Farben und Formen explodieren und den Nachthimmel erleuchten. Es ist wirklich hübsch." Die Begeisterung in ihrer Stimme war kaum zu überhören! Auch wenn man es aufgrund ihrer Kleidungswahl nicht sofort erahnen würde, die Inuyama liebte bunte, knallige Farben. Sie konnte sich überhaupt nicht daran sattsehen! Nur an sich selbst gefielen sie ihr nicht. "Der Rauch ... schmeckt gut?" harkte sie überrascht nach und legte den Kopf schief. Ernährten sich Echsenmenschen von Rauch? Sie hatte überhaupt keine Ahnung - sie kannte sich nur mit der Nahrung ihrer eigenen Art und die der Menschen aus. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass so etwas gut schmeckte, doch das behielt sie für sich. In der Vergangenheit wurde die Inuyama bereits mehrfach für ihr Essverhalten und ihren Geschmack kritisiert - so sehr, dass sie sich eine vollkommen menschliche Ernährung angewöhnt hatte. Sie wusste zu gut, wie unangenehm es war, für etwas so Banales schräg angesehen zu werden. Tiermenschen hatten es in der Gesellschaft nicht immer einfach. Sie wollte auf keinen Fall, dass Zahar die selben Erfahrungen machen musste, wie sie. "Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden werden, das dir gefällt!" Lange dauerte es auch nicht, bis die Jüngere eine gute Witterung aufgenommen hatte und letztendlich zuversichtlich vor einem der Läden halt machte. Bisher war dieser leer, doch so wie es aussah, würde sich das gleich ändern. Ein kurzer Blick auf das Schild verriet ihr, dass man sich hier auf "Tintenfisch" spezialisiert hatte. Unbewusst hatte sie die Worte laut vorgelesen und somit direkt die Frage der Naga beantwortet. Bisher hatte Rin dieses Lebewesen mit den lustigen Tentakeln noch nie probiert - Meeresfrüchte waren ihr schon immer ein wenig suspekt. Es war einfach so fern von ihrer natürlichen Nahrung. Aber wer sagte, dass es nicht trotzdem gut schmeckte? Der Geruch war außergewöhnlich, doch ihrer Begleiterin schien es zu gefallen. Sie sprudelte regelrecht vor Vorfreude über - wie konnte man da nein sagen? Ohne Widersprüche ließ sie sich mitzerren und fand sich somit direkt an der Theke wieder. Der ältere Herr dahinter blickte sie erwartungsvoll an. Ob sie wohl seine ersten Kunden an diesem Tag waren? "Ich bestelle mal für uns, ja?" Doch eigentlich hatte die Inuyama überhaupt keine Ahnung, was sie überhaupt bestellen sollte! Es war ihr alles so fremd und unbekannt. "Ähm, guten Tag! Was können Sie denn empfehlen?" fragte sie den Mann, auf dessen Gesicht sich sofort ein freudiges Grinsen ausbreitete. "Da machen Sie sich mal keine Sorgen, die Damen! Ich bereite Euch die Spezialität des Hauses zu! Ihr werdet es nicht bereuen!" Na das konnte man Enthusiasmus nennen! Wenn es nur halb so gut schmeckte, wie der Ladenbesitzer es beschrieb, dann hatte es sich bereits gelohnt. "Das geht auf mich." Mit einem Lächeln richtete sie sich an Zahar und bevor diese auch nur versuchen konnte, Widerstand zu leisten, hatte sie auch schon ihre Geldbörse aus der Tasche gezaubert und eine großzügige Menge Jewel auf den Tresen gelegt. Das würde wohl reichen, oder? Vielleicht hätte sie vorher lieber nach dem Preis fragen sollen, aber jetzt war es eh zu spät. "Ich hoffe wirklich, dass du eine gute Wahl getroffen hast, Zaza!"
„Ra-ke-ten?“, fragte Zahar verwundert nach und blickte zurück zu ihrer Begleiterin, wodurch sie fast in einen jungen Mann gelaufen wäre, der ihr aber zum Glück geistesgegenwärtig auswich. Das Wort sagte ihr tatsächlich gar nichts. „Da kann ich mir nichts vorstellen... aber ich will es sehen!“ Je weniger sie etwas kannte, desto spannender musste es sein, nicht wahr? Vor Allem wenn Rin so aufgeregt darüber redete! „Dann gucken wir uns später das Feuer-Werk an? Zusammen?“
Ja, Rauch war für Zahar köstlich. So schön schädlich und giftig. Die vermutlich reinste Form verpesteter Luft. Die giftige Dämonen konnte gar nicht genug davon bekommen, vor Allem, weil er meist zusammen mit Hitze auftauchte! Genau wie der Grill, auf dem dieses gut duftende Essen – dieser Tintenfisch – zu finden war. „Tintenfische sind die weißen mit den acht Tentakeln, richtig?“, meinte Zahar, stolz darüber, endlich mal selbst etwas erklären zu können, nachdem Rin über alles so gut informiert zu sein schien. Dadurch, dass sie nicht lesen konnte, fiel es Zahar nicht ganz leicht, Neues zu lernen, aber gerade mit Tieren beschäftigte sie sich sehr gern, da kannte sie schon ganz viele verschiedene, die es in ihrer Heimat überhaupt nicht gegeben hatte! Wie die alle schmeckten, wusste sie noch gar nicht, aber es war spannend, das herauszufinden! Rin war so gut, ihr gleich einen davon zu spendieren, der heiß und frisch auf einem kleinen Pappteller serviert wurde. Mit leuchtenden Augen blickte Zahar hinab auf die unbekannte Köstlichkeit und man konnte richtig sehen, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie schnupperte daran, sog den köstlichen Geruch ein, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Trotzdem hielt sie sich davon ab, einfach loszulegen, und blickte auf in die Augen ihrer Begleiterin, um ihr ein warmes Lächeln zu schenken. „Vielen Dank! Guten Appetit!“, meinte sie höflich, erinnerte sich an das gute Benehmen, das ihr beigebracht worden war, ehe sie das glibbrige Lebensmittel auch schon mit zwei Fingern ergriff und anhob. Das fühlte sich ja komisch an... Sie bewegte ihre Hand leicht auf und ab, ließ das tote Tierchen zappeln. Menschen spielten ja eigentlich nicht mit ihrem Essen, aber für die Jagdinstinkte der kleinen Schlange war das richtig appetitanregend. Gierig leckte sie sich über die Lippen, ehe sie den Mund weit öffnete und den gesamten Tintenfisch hinein warf. Während sie so kaute, nahm die Aufregung in ihrem Gesicht ein wenig ab. Erst kam der Moment der Erkenntnis, dass Tintenfisch wohl doch nicht so spannend war wie erwartet, dann das leichte verziehen der Mundwinkel, als sie realisierte, dass sie den Geschmack nicht mochte, und dann das langsame, gezwungene Kauen in dem Wissen, dass sie das Essen, das die liebe Rin ihr gekauft hatte, nicht einfach ausspucken konnte. Was war das aber auch für eine furchtbare Konsistenz? Überhaupt nicht fleischig, total weich und glibbrig. Es zerging im Mund auch ganz leicht, als wäre es näher an Wasser als an richtiger Nahrung... Die Augen zugezogen zwang sich die Naga dazu, den Rest des Tintenfischs zu schlucken, und atmete dann erleichtert auf. „Wow... der riecht echt besser als er schmeckt...“, meinte sie peinlich berührt und fuhr sich durch das braune Haar. Hoffentlich nahm Rin ihr das nicht übel. Dafür konnten sie als nächstes etwas ausprobieren, worauf das Hundemädchen Lust hatte!
Natürlich würden sie sich das Feuerwerk gemeinsam ansehen! Daran gab es überhaupt keine Zweifel, schließlich war dies die perfekte Art, diesen Tag ausklingen zu lassen. Was gab es schöneres, als ein farbenfrohes Schauspiel am Nachthimmel mit einer guten Freundin anzusehen? Alleine der Gedanke daran erfüllte die Hundedame bereits mit großer Vorfreude. Sie konnte es kaum erwarten! Doch nun warteten erst einmal andere, aufregende Dinge auf sie. "Ja, ich glaube schon!" Rin kannte sich nicht besonders gut mit Meeresbewohnern aus. Die meisten fand sie einfach nur gruselig, aber das hieß ja nicht, dass sie nicht schmecken konnten. Als sie letztendlich ihre prall gefüllten Pappteller bekamen, musste sie diesen erst einmal genauestens mustern. Die Mahlzeit sah wirklich ... skurril aus, duftete ein wenig nach Salz und Meer. Doch auch verschiedenste Gewürze waren herauszuschnuppern. "Dir auch einen guten Appetit!" wünschte sie und unterstrich ihre Aussage mit einem freudigen Schwanzwedeln. Im Gegensatz zu ihrer Begleiterin, die den ganzen Tentakel auf einmal herunterschluckte, knabberte sie erst einmal nur vorsichtig die Spitze an. Die Konsistenz war außergewöhnlich. Ein wenig gummiartig, aber nicht zäh. Als sie einen größeren Bissen nahm, quietschte das Fleisch sogar leise zwischen ihren Zähnen. Überrascht und leicht verwirrt zuckten ihre Öhrchen. Das war wirklich neuartig! Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Ein Blick zu Zahar verriet ihr jedoch, dass diese es ganz anders sah. Das verzweifelte, angeekelte Kauen machte deutlich, dass es ihr nicht schmeckte. Amüsiert kicherte die Inuyama. "Du musst es nicht essen, wenn du nicht willst." Doch die Naga quälte sich todesmutig hindurch und aß alles auf. "Stimmt, der Geruch passt überhaupt nicht zum Geschmack!" Sie lachte erneut. "Jetzt weißt du zumindest, was du nächstes Mal auf keinen Fall bestellen solltest." Selbstverständlich war sie kein bisschen böse, dass der Tintenfisch nicht nach dem Geschmack ihrer Freundin war. Sie waren ja schließlich hier, um neue Dinge auszuprobieren. Da gehörte es einfach dazu, manchmal festzustellen, dass man etwas nicht mochte. Der nächste Versuch würde bestimmt erfolgreicher sein! "Lass uns etwas finden, dass dir besser schmeckt, ja?" Sie wollte unbedingt, dass sie Beide an diesen Tag mit einem Lächeln zurückdenken konnten. Auf keinen Fall durfte Zahar den heutigen Tag damit in Verbindung bringen, dass sie unappetitlichen Tintenfisch gegessen hatte. Sie musste sich etwas einfallen lassen! Ihre blauen Äuglein schweiften aufmerksam an den vielzähligen Ständen und Buden, die die Seiten der Straße säumten, entlang. Diese gewaltige Auswahl machte es kein bisschen leichter, sich zu entscheiden. Im Gegenteil. So vieles klang und duftete ganz neuartig, aber hin und wieder schlich sich auch ein bekannter Geruch dazwischen. Doch wollte sie ihr Geld wirklich für etwas ausgeben, das sie bereits kannte, wenn sich zeitgleich so viele neue Erlebnisse vor ihr anboten? Sie hatte sich nicht vorgestellt, dass es ihr so schwer fallen würde, eine Entscheidung zu treffen. "Ooh, ich weiß einfach nicht!" seufzte sie, schüttelte dabei planlos den Kopf. Ihr Herz sagte 'Probier dich einfach überall durch. Wen interessiert schon das Geld?' doch ihre Vernunft widersprach. Zwar hatte die junge Frau keine finanziellen Engpässe, doch ihre Eltern hatten sie zu sehr sparsamen, gut überdachten Verhalten erzogen. Nachdem sie jedoch noch ein Stückchen die gut gefüllte Straße entlangspaziert waren, vielen ihre Seelenspiegel jedoch auf etwas, das sofort ihre Aufmerksamkeit packte. Es war nur ein kleiner Wagen, doch die farbenfrohe Süßigkeit, die dort angeboten wurde, zog die Inuyama in ihren Bann. "Zuckerwatte!" rief sie aufgeregt und deutete hektisch in die entsprechende Richtung. "Schau!" Sie hatte schon viel von diesem fluffigen, klebrigen Zeug gehört, aber probiert hatte sie es noch nie. Wieso hatte ihr nie jemand gesagt, dass es die auch noch in allen Farben des Regenbogens gab. "Bitte, bitte, können wir da hin?" Wer hätte gedacht, dass sie nun doch so schnell eine Entscheidung treffen konnte? Aufgeregt wie ein kleines Kind nahm sie die Echse an der Hand und führte sie hinter sich her, schlängelte sich zwischen den Menschen durch und blieb letztendlich mit großen, funkelnden Äuglein direkt vor der Maschine stehen, die leise surrend neue Watte zauberte. "Schau wie hübsch und bunt es ist! Das muss gut schmecken, was sagst du?" Am Ende des Satzes hob sich ihre Stimme erwartungsvoll. Dann fiel ihr jedoch etwas auf, dass ihrer Freude einen gewaltigen Dämpfer versetzte. Die Menschen, an denen sie sich gerade noch vorbei gequetscht hatte, standen allesamt an. Das waren mindestens zehn Stück, alle hatten ihren bösen Blick auf sie gerichtet. "Oweh..."
„Ja... das hol ich mir nicht nochmal! Was für ein böser Trick!“ Beleidigt die Unterlippe vorschiebend wandte Zahar dem Stand mit den Tintenfischen demonstrativ den Rücken zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Rin war nicht böse auf sie, das war eine Erleichterung. Erleichternd genug, um selbst böse auf den Verkäufer zu sein. „Das riecht voll gut, dann darf es doch nicht anders schmecken!“ Schlussendlich war es ohnehin Rin gewesen, die unbedingt etwas zu Essen haben wollte. Zahar wusste ja, dass es unter Menschen praktisch unmöglich war, an etwas so richtig Leckeres zu kommen, mit der Erwartung war sie nicht hier. Was ihre Aufmerksamkeit erregte waren die Farben, die Spiele, die lauten Geräusche, die Fahrgeschäfte... okay, vielleicht nicht die Fahrgeschäfte, wenn sie daran dachte, was Züge mit ihnen machten. Aber die bunt angezogenen Menschen, die Ballons, das Gelächter! Es gab viel zu sehen, das mit dem Essen war eher etwas, das sie vorher aus dem Weg bekommen mussten. Schließlich hatte Rin noch nicht aufgegeben! „Klar, wir schauen uns alles an, was du willst“, stimmte Zahar fröhlich zu und folgte der Weißhaarigen, auch wenn das Ergebnis für sie weniger appetitlich aussah. „Zuckerwatte...“ Man konnte die Zweifel in ihrem Gesicht sehen, das leicht unkomfortable Lächeln, das man trug wenn man seinem Gegenüber nicht direkt sagen wollte, wie furchtbar man etwas fand, dass sie mochte. Etwas unsicher wippte ihre Schweifspitze auf und ab, ehe Zahar sich entschloss, einfach direkt zu sein. „Mir brauchst du aber keine hier kaufen. Zucker ist so überhaupt nicht meins.“ Das war vielleicht ein bisschen schwer zu glauben bei einem so kindlichen Mädchen – vor Allem, da sie selbst grundsätzlich roch, als hätte sie in Zucker gebadet, auch wenn das beim besten Willen nicht ihre Schuld war. Es war ein Unglück der jungen Devilslayerin, dass ihr eigener Körper ein Sekret absonderte, dessen Geruch so überhaupt nicht ihrem Geschmack entsprach. Sie war aber auch nicht traurig darum, jetzt nicht mitessen zu können. So froh, wie Rin über diese Zuckerwatte wirkte, würde deren Genuss sicher reichen, um auch die Naga anzustecken. Sie musste grinsen. „Du wirkst so aufgeregt! Ich wusste gar nicht, dass Menschen Watte essen. Das kann ich überhaupt nicht!“, meinte sie mit einem lachen, erinnerte sich daran, wie sie mal ein Kuscheltier gebissen hatte. Das Zeug, das da drin steckte, war definitiv nicht lecker. „Und danach gehen wir was spielen, ja? Es gibt so viele Spielstände hier, die will ich mir mal anschauen!“
Wenig interessiert an den tatsächlichen Süßigkeiten, die hier zu kaufen waren, drehte sich die Naga von dem Stand weg, um sich umzusehen... nur um eine ganze Schlange voller Leute zu sehen, die sie ganz schön sauer anstarrten. „Ääh... Alles okay?“, fragte sie, als ein Mann aus der Reihe auch schon auf die beiden Mädchen zustapfte. „Stellt euch gefälligst hinten an, ihr Gören! Denkt ihr, ihr könnt euch alles erlauben?“, rief er so laut, dass ein kleiner Junge, der an der Hand seiner Mutter ebenfalls anstand, zu heulen anfing. Zahar zuckte zusammen, trat einen Schritt zurück, stieß aber mit dem Rücken gegen das Holz des Tresen, über dem die Zuckerwatte-Maschine ihre süßen Fäden drehte. Auch ihr Schwanz schlug gleichermaßen gegen das Holz und den Boden hinter ihren Füßen, suchte wie der Rest ihres Körpers einen Ausweg, den sie vor dem auf sie zukommenden Körper eines großen Mannes nicht zu finden vermochte. Etwas an ihm machte ihr Angst, zog ihren Fokus auf ihn, sodass ihr Tunnelblick ihr nicht einfach erlaubte, die Situation mit Worten zu klären oder, der Einfachheit halber, zur nicht versperrten Seite auszuweichen. Links von ihr war Nichts im Weg, rechts stand nur Rin neben ihr, die sie sicher nicht abhalten würde, aber vorne und hinten waren versperrt und das genügte, dass die Instinkte des Mädchens beschlossen, dass Flucht keine Option war. Zitternd hob sie ihre Hände vor ihren Körper, ein Arm angewinkelt, einer vorgestreckt, während sich ihr Sekret an ihren Handflächen zu bilden begann. „G-geh weg! Nicht so nah!“, rief sie ihm entgegen. „Wir haben es nicht böse gemeint...“
Die Überraschung, als Zahar verkündete, dass sie keinen Zucker mochte, war der Hundedame regelrecht ins Gesicht geschrieben. Die Äuglein wurden groß und die Kinnlade klappte nach unten. "Wie kann man denn keinenen Zucker mögen?!" Zwar hatte sie die Süßigkeit selber bisher nicht probiert, doch alles, was aus Zucker bestand, musste gut sein! Sie würde in den kleinen, weißen Kristallen baden, wenn sie bloß könnte! Nur um dann eventuell auch so zuckersüß zu riechen wie die Echse. Apropos riechen. Wieso roch sie denn dann so sehr danach, wenn sie es nicht mochte? Bisher war die Hellhaarige davon ausgegangen, dass ihre Freundin irgendein spezielles Parfüm benutzte, doch das machte nun irgendwie keinen Sinn mehr. Ihr Kopf kippte zur Seite, doch sie traute sich nicht, diese Frage zu stellen. Was, wenn es der Braunhaarigen unangenehm war? Glücklicherweise schnitt die Naga direkt ein neues Thema an. "Nein, nein!" kicherte Rin, hielt sich dabei die Hand vor den Mund, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. "Es sieht nur so aus wie Watte. Aber es ist natürlich keine richtige Watte! Das würde sicherlich komisch schmecken ... und Bauchschmerzen machen!" Manchmal war sie wirklich überrascht, wie wenig Zahar eigentlich über ihre Umwelt wusste. Auch sie selbst war abgeschieden aufgewachsen und daher überrascht über das ein oder andere Konzept des menschlichen Alltags, doch Zuckerwatte hatte sie noch nie für richtige Watte gehalten. Ob die Devilslayerin in ihrer Kindheit wohl selten ihr Heim verlassen hatte? Vielleicht würde sie es irgendwann einmal ansprechen. Es war jedoch sicherlich ein privates Thema, über das man nicht einfach mal so quatschen konnte! Vor allem nicht hier und nicht jetzt. Gerade eben ging es darum, die Gegenwart zu genießen und nicht in der Vergangenheit herumzudümpeln. "Wenn du magst, kannst du ja trotzdem mal bei mir probieren. Aber du musst nicht!" bot sie schließlich an. Dadurch konnte sich die Jüngere schließlich überzeugen, dass es sich wirklich nicht um richtige Watte handelte! "Und natürlich können wir danach etwas spielen! Was für eine Frage! Wir müssen doch a-l-l-e-s ausprobieren." Gerade wollte sie ihre Geldbörse aus der Tasche kramen, als ihr im Augenwinkel die Reihe an zornigen, empörten Blicken auffiel. Auch Zahar schienen diese nicht entgangen zu sein. Ein besonders entzürnter Mann trat auf sie zu, seine laute Stimme übertraf all die Musik und das Geschwatz im Hintergrund. Insinktiv legte die Inuyama die Ohren zurück. Sie hasste den lauten Ton, den die Menschen so gerne benutzten, um ihre aggressiven Aussagen zu unterstreichen. Es reichte doch vollkommen, in normaler Lautstärke zu reden! Sie verstand die Leute ja trotzdem! Ihre Ohren waren groß und alles andere als taub. "Ah, ich ... es tut mir Leid. Das war mein Fehler." Sie begriff nicht, wieso der Herr sofort beleidigend und unhöflich wurde, obwohl ein freundlicher Hinweis auf die Schlange ausgereicht hätte. Entschuldigend hob sie die Hände vor die Brust, doch das schien ihn auch nicht zu beschwichtigen. Im Gegenteil! "Du glaubst doch nicht, dass ich dich vor lasse, nur weil du einen auf niedlich und unschuldig machst! Vergiss es!" Der hatte gesessen - auch wenn das überhaupt nicht ihr Plan gewesen war. Verzweifelt sah sie zur Seite. Ihre eisblauen Äuglein fielen auf die kleine Naga, die sich ängstlich gegen den kleinen Stand drückte, zitterte und die Hände schützend vor sich hielt. Rin war nicht alleine in dieser Situation. Diese Erkenntnis reichte aus, um bei ihr einen Schalter umzulegen. Sie hatte sich doch versprochen, ihre Freundin auf alle Fälle zu beschützen. Und nun stand sie da, zitternd wie Espenlaub und die Inuyama tat rein gar nichts, außer wie ein Welpe zu beschwichtigen. "Jetzt halten Sie aber mal die Luft an!" Ein tiefes, vollkommen untypisches Knurren polterte in ihrer Kehle. Wenn der Kerl nicht wollte, dass sie süß und unschuldig war, kein Problem! Sie konnte auch anders. Sie wollte es bloß in der Regel nicht. "Keine Ahnung wer Sie glauben, dass Sie sind, aber meinen Sie nicht, dass sie etwas viel Aufstand wegen ein bisschen Zuckerwatte machen?" Entschlossen - aber sanft - packte sie die Braunhaarige am Handgelenk und zog sie hinter sich. "Das ist wirklich unter aller Sau, Sie ... Sie Fiesling! Sie machen einem Kind Angst!" Das weiche Fell an ihrer Rute stand ab, als stände es unter Strom, die schwarze Spitze zeigte angespannt nach oben. "Ich hoffe echt, dass Sie stolz auf sich sind!" Der plötzliche Umschwung schien den Mann ordentlich überrascht zu haben, denn bis auf ein unverständliches Stottern brachte er gerade nichts heraus. Seine Augen wanderten hilfesuchend durch den Rest der Schlange, doch niemand schien sich auf seine Seite stellen zu wollen. Das war genug. Demonstrativ wendete die Hellhaarige ihm den Rücken zu. "Komm, Zahar. Wir müssen uns nicht von alten Fieslingen den Tag ruinieren lassen. Wir finden etwas besseres, als die Zuckerwatte. Du wolltest etwas spielen, richtig?" Mit ihren Fingern weiter um das Handgelenk führte sie die Echse zwischen einigen Menschentrauben hindurch, ehe sie nicht mehr in Blickreichweite zum Zuckerwattestand waren. Sie hielt inne und legte ihr die Hände auf die Schultern."Man, was für ein Dummkopf! Ist alles okay bei dir?" Mit dem zweiten Satz wurde ihre Stimme deutlich sanfter, doch eine gewisse Anspannung war darin noch immer zu erkennen. Ihr Herz hüpfte ihr bis in den Hals. Ob man ihr das wohl ansah? Sie musste doch jetzt die Starke sein!
„Eeh, entschuldige...“, mit einem peinlich berührten Lächeln senkte Zahar den Kopf und fuhr sich durch die Haare. „Es tut mir leid, dass ich Zucker nicht mag...“ Eigentlich war die Naga ja der Meinung, dass sie damit nicht falsch lag. Sie kannte den Geschmack von Zucker gut und dessen Geruch noch besser, und es war einfach schwer zu verstehen, wie das einer anderen Person gefallen konnte. Aber sie wusste, dass sie damit alleine dastand. Dass alle Menschen und alles, was mit ihnen lebte, Zucker mochte. Sie lag falsch, das sagte ihr die Gesellschaft praktisch jeden Tag wieder. Ihre Geschmacksknospen waren einfach von Natur aus nicht richtig. Ihre Meinung war inkorrekt. Sie hatte sich dafür zu entschuldigend, dass sie einen ekelhaften Geschmack wie Zucker nicht mochte... „Warum heißt es denn Watte, wenn da gar keine Watte drin ist?“, fragte sie skeptisch und hob eine Augenbraue. Das machte doch gar keinen Sinn! Hieß das, der Name war einfach zufällig gewählt worden und bedeutete gar nichts? „Zucker ist aber wirklich drin, oder?“ Sonst hätte Rin eben gar keinen Grund gehabt, das Thema Zucker zu hinterfragen, richtig? Oder war sie einfach so entrüstet über Zahars subjektive Einschätzung gewesen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, ihr zu erzählen, dass gar kein Zucker in dieser Watte steckte? „Woraus besteht es denn dann?“ Wenn Rin das wollte, würde Zahar sicher auch einen Bissen probieren. Sie wollte ja keine Spielverderberin sein. Sie glaubte dennoch, das Ergebnis zu wissen, das musste sie aber nicht aussprechen. Viel Zeit hatte sie auch gar nicht, da die beiden Mädchen in der Zwischenzeit wohl den Fehler gemacht hatten, die Schlange zu ignorieren, und standen dann plötzlich einem großen, wütenden Erwachsenen gegenüber.
Furchtsam biss Zahar ihre scharfen Zähnchen zusammen. Sie sah keinen Fluchtweg, hatte eigentlich nur noch eine Wahl. Sie wollte Menschen nicht wehtun, wenn es nicht sein musste. Sie spielte mal den ein oder anderen harmlosen Streich, aber sie vermied es, jemandem ernsthaften Schade zuzufügen. Die Ausnahme war, wenn es für einen Auftrag sein musste, wenn jemand etwas Böses machte... oder wenn sie Angst hatte, dass ihr oder ihren Freunden etwas passieren würde. Und jetzt gerade schrien alle Teile der Naga, insbesondere ihr Schweif, der sich wegen dem Holz hinter ihr ungewohnt eingeschränkt bewegen konnte, dass sie in einer gefährlichen Situation war! Sie zog ihre Augen zusammen, war drauf und dran, ihre Giftdrüsen zu aktivieren... als Rin die Situation übernahm. Von einem Moment zum nächsten wurde das liebe, süße Mädel zu einer starken jungen Frau, die mit hörbarem Grollen und entschlossener Haltung die Situation in die Hand nahm. Ohne anzugreifen oder zurück zu beißen, wie Zahar es getan hätte, schaffte sie es mit ein paar strengen Worten, dem Fremden den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auch Zahars Zustand wurde gebrochen, ihre Augen wurden hinüber zu ihrer Freundin gezogen, groß und beeindruckt. „J-ja... gehen wir“, nickte sie und folgte dem entschiedenen Griff der Weißhaarigen. Viel mehr brachte sie gerade nicht heraus. Sie war ganz baff. „Rin... du warst richtig cool!“ Kaum waren sie ein Stück weit weg, hatte sich die Echse wieder ein wenig beruhigt. Stattdessen widmete sich ihre Aufregung voll und ganz der Inuyama. „Du warst so mutig... und voll stark! Obwohl du nur geredet hast, war er voll gebannt! Und ich auch! Wie bist du so cool geworden, Rin?“ Den Schock hatte sie offenbar gut überstanden, wirkte jetzt wieder ziemlich fröhlich. Es gab einige Dinge, die für die Naga furchteinflößend sein konnten, aber sie war nicht die Art Person, sich das im Nachgang lange anmerken zu lassen. Ihr war Wichtiger, nach vorne zu schauen und sich wieder besser zu fühlen. „Mir geht’s gut! Ich bin echt froh, dass ich ihm nicht wehtun musste“, meinte sie mit einem heftigen Nicken und dankte ihrer Freundin noch ein paar weitere Male. Sie konnte gar nicht richtig ausdrücken, wie viel ihr das bedeutete. Es wäre wirklich schlecht, wenn sie plötzlich begann, irgendwelche Menschen zu verletzen. „Gucken wir uns nach Spielen um! Wie Dosenwerfen! Oder das, wo du Ratten mit einem Hammer haust, das sieht lustig aus! Oder das Ding, wo man Fische fängt, oder Äpfel, oder so! Und, und...“ Hachje, auf dem Jahrmarkt gab es so viel zu sehen. Wo sollte man da nur anfangen?
Überrascht von Zahars Frage legte die Inuyama den Kopf schief. Warum es Zuckerwatte hieß, wenn überhaupt keine Watte war? "Naja..." begann sie, sichtlich nach den richtigen Worten suchend "Es sieht aus wie Watte, meinst du nicht? Das ist so wie ähmm..." Ein kurzer Moment der Stille entstand, während sie verzweifelt in ihrem Wortschatz nach einem passenden Beispiel kramte. "Äääh ... Lampenschirm! Das ist auch kein richtiger Schirm, der dich vor Regen schützt. Aber es sieht halt aus wie ein Schirm." Einmal mehr wurde der Hundedame klar, warum sie nach der Schule nie studiert hatte. Sie war alles andere als geschickt mit Worten. "Doch doch, Zucker ist drin. Es besteht glaube ich sogar ausschließlich aus Zucker. Aber so genau weiß ich das auch nicht." Bisher hatte sie sich noch nie viele Gedanken darüber gemacht, was sie da eigentlich in ihren Körper schaufelte. Wenn es gut aussah und roch, dann würde sie es futtern... Nicht die gesündeste Ernährungsweise aber es schien ja halbwegs zu klappen. Sie hielt ihr Gewicht, hatte Energie und war fit. Also konnte es nicht allzu schlimm sein! Ihrer kleine Philosophie-Runde über Zuckerwatte wurde jedoch abrupt ein Ende gesetzt, als ein alter, griesgrämiger Herr sich einschalten musste. Unhöflich und ohne Rücksicht auf die Gefühle der zwei Mädchen machte er seinem Ärger Luft - obwohl es sich doch bloß um ein Missverständnis handelte! Auch wenn Rin sich lieber im Hintergrund hielt, Konflikten aus dem Weg ging oder von Anfang an verhinderte, dass diese entstanden, das konnte sie wirklich nicht mit ansehen! Wie konnte irgendwer es wagen, der süßen, lieben Zahar solch eine Angst einzujagen? Bevor die Situation weiter aus dem Ruder laufen konnte ergriff die Hellhaarige das Wort, wies den Kerl in seine Schranken und wartete danach nicht einmal darauf, ob dieser noch etwas zu sagen hatte. Stattdessen entzog sie sich der schlechten Laune, indem sie schlichtweg fort ging, so viel Distanz wie nötig zwischen sich und den Nörgeler zu bringen. Mit jedem Schritt schwand die Spannung ein wenig, das Fell der Canine legte sich langsam wieder, doch komplett runter kommen konnte sie noch nicht. Die Ansage hatte ihr eine große Menge Überwindung und Energie gekostet. Als die Naga jedoch voller Begeisterung herausposaunte, wie cool Rin doch war, so mutig und stark, da konnte sie nicht anders, als aus tiefstem Herzen zu lächeln. Selbstverständlich wurde das Grinsen begleitet von feuerroten Wangen! "Ach was. Irgendwer musste dem Kerl ja mal klar machen, dass er vollkommen über die Stränge geschlagen ist..." Ihre Rute konnte nicht anders, als aufgrund des so ehrlich wirkenden Kompliments aufgeregt zu wedeln. "Ich bin wirklich nicht so cool ... ich mag es bloß nicht, wenn jemand gemein zu meinen Freunden ist..." versuchte sie, die schönen Worte herunterzuspielen. Letztendlich seufzte sie jedoch - wieso konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass jemand so über sie dachte? Was war denn so schlimm daran? Innerlich den Kopf schüttelnd entschloss sie, über ihren eigenen Schatten zu springen und das Lob der Echse für bare Münze zu nehmen. Rin Inuyama war cool und stark und mutig! Zumindest für einen Moment lang. Es war schön zu hören und zu sehen, dass der kleine Zwischenfall die Braunhaarige bei Weitem nicht so sehr mitgenommen hatte, wie die Hundedame. "Ich auch. Hoffen wir, dass wir ihm nicht noch einmal begegnen. Oder er uns dann zumindest in Ruhe lässt!" Als ob sie all die negative Energie von sich abstreifen wollte, strich sie sich über das weiße Kleidchen. Glättete all die kleinen Fältchen, die sich gebildet hatten und blickte dann nach vorne. "Ja, gute Idee." Sie musste nach vorne schauen, so wie Zahar es ihr bereits perfekt vormachte. Obwohl die Echse einige Jahre jünger war, konnte sich Rin noch die ein oder andere Scheibe bei ihr abschneiden. "Ich bin für Dosenwerfen!" verkündete sie schließlich, ehe sie sich langsam wieder in Bewegung setzte. Im Dosenwerfen war sie miserabel. Zielen war absolut nicht ihre Stärke - aber sie fand es trotzdem lustig (vielleicht auch bloß, weil es das einzige Spiel war, das sie kannte). Man musste ja nicht immer gewinnen, um Spaß zu haben, richtig? Obwohl ... vielleicht wollte sie doch zumindest einmal gewinnen. Irgendetwas cooles und niedliches zugleich! "Wir müssen auf jeden Fall was machen, wo es tolle Preise gibt!" ergänzte sie schließlich, ihre Gedanken drifteten für einen Moment ab zu einer gewissen Person, die heute leider keine Zeit für sie gehabt hatte. Zu gerne hätte sie ihn hier gehabt. Aber wenn er schon nicht hier sein konnte, wollte sie ihm zumindest eine Kleinigkeit mitbringen. "Ich würde gerne irgendwas für einen Freund gewinnen, ich hoffe das stört dich nicht." Das war doch nicht kitschig oder ulkig, oder? Wenn er ein wenig lächeln würde, wenn sie ihm erzählte, dass sie extra etwas nur für ihn gewonnen hatte, dann war sie ja schon zufrieden! Außerdem war seine Wohnung so lieblos und leer ... das musste sie so dringend ändern! Da gab es nur ein klitzekleines Problem: Rin war alles andere als begabt. Manchmal hatte sie zumindest das Glück auf ihrer Seite - oft aber auch nicht. Bereits in ihrer Kindheit hatte sie bei Spielen fast immer kläglich verloren. Das, oder sie gewann haushoch. Dazwischen gab es nichts. Sie konnte bloß hoffen, dass sie heute eine Glückssträhne hatte! "Also, was meinst du? Wo sollen wir anfangen? Oder probieren wir uns einfach überall durch? Ich meine, wir haben ja noch eine ganze Menge an Zeit!" Und auch ihr Geldbeutel war noch ordentlich gefüllt - sie brauchten sich also keine Gedanken über die Finanzen zu machen. Das Hauptproblem war, erst einmal zu entscheiden, wo sie überhaupt anfangen wollten. Aufmerksam ließ die Canine ihren Blick über die bunten Buden, die gerade in der Nähe waren, schweifen. Bunte Gewinne saßen in Reih und Glied an den Wänden oder hingen gar von den Decken - und das überall! Aus den Lautsprechern drang fröhliche Karnivalsmusik, gepaart mit den Stimmen der Verkäufer, die durch lustige Sprüche weitere Kunden anlocken wollten. Alles war so farbenfroh, laut und aufregend. "Oh bitte entscheide du, Zaza! Ich kann es einfach nicht!" @Zahar
Das war wohl eine gute Gelegenheit, um zu betrachten, wie sich die Körpersprache zwischen Zahar und Rin unterschied. Wärend das Hundemädchen vor Freude über das Lob ihren Schweif wild schwingen ließ, stand der der Echse als Ausdruck ihrer bewundernden Aufregung starr von ihrem Körper ab, erhob sich hinter ihrem Rücken in die Luft, während sie die Hände zu Fäusten ballte und aus strahlenden Augen zu der Weißhaarigen aufsah. Wie sie bescheiden behauptete, nicht cool zu sein, und noch einmal betonte, dass sie auf ihre Freunde acht gab, damit niemand fies zu ihnen sein konnte... Das war so cool! Rin war vielleicht die coolste Person auf der ganzen Welt! Glücklicherweise war Zahar es geübt, böse Gedanken zu verscheuchen, und auch die Inuyama schien sich schnell wieder in die Feierlichkeiten des Tages einzufinden. Was das Essen anging, waren sie wohl fertig, also war es jetzt Zeit für Spiele! „Oh, das ist voll clever! Ich glaube, ich will auch was für meine Freunde gewinnen!“ Die Naga tat ihr Bestes, um ganz viele Leute in ihrer Gilde kennen zu lernen, aber wenn es darum ging, wer ihre engen Freunde waren, dann kamen ihr gleich zwei Leute in den Sinn. Worüber sich die beiden wohl freuen würden? „Ich war immer echt glücklich, wenn mir Papa ein Geschenk gegeben hat. Ich wette, sie freuen sich auch, wenn ich ihnen was gebe!“
Die Entscheidung, wo sie anfangen wollten, war für die Echse schnell getroffen. Sie musste sich kurz umsehen, wusste aber schnell, wo sie lang musste, und ergriff Rins Hand, um sie mit sich durch die Menge zu ziehen. „Wenn du Dosen abwerfen möchtest, machen wir das!“, lachte Zahar fröhlich und zog sie hinüber zu einem Stand, der gut aussah. Die Preise bestanden primär aus Kuscheltieren und Spielzeugen, also waren da bestimmt ein paar schöne Geschenke dabei. „Ich fang an, okay?“ Das Spiel war ziemlich einfach. Man bekam drei Bälle zur Verfügung und hinten stand ein ganzer Haufen an Türmen mit je zehn Dosen. Ziel war, einen davon umzustoßen... Das sollte ja wohl möglich sein. Zahar hatte das kleine Problem, dass sie gerade so über den Tresen schauen konnte, aber der Besitzer war so gut, ihr einen kleinen Schemel zu geben, auf den sie sich stellen durfte. „Vielen Dank“, meinte sie, faltete die Hände vor ihrem Körper und verbeugte sich höflich, so, wie sie es gelernt hatte. Dann stellte sie sich auf den kleinen Hocker. „Das ist viel besser!“ Die Bälle lagen bereits vor ihr, also konnte sie einfach einen aufheben und zielen. Sie sollte wohl auf den Stapel vor sich zielen. Der Abstand kam ihr ein bisschen groß vor, aber sie würde das schon hinbekommen. Konzentriert zog sie ihren Arm zurück, ehe sie ihre Hand schwungvoll nach vorne riss und losließ. Der Ball flog über den Tresen hinweg, geradewegs auf die Dosen zu, wurde aber schnell langsamer, sodass er bald in einer ziemlich steilen Kurve zu Boden fiel. Sie hatte die Dosen noch nicht einmal erreicht, geschweige denn umgeworfen. „Oh...“ Da hatte sie wohl nicht so gut gezielt... Peinlich berührt strich sich das Mädchen über die Wange, ehe sie den nächsten Ball aufnahm. Es brachte ja nichts, sich über einen Verlust zu ärgern. Einfach nach vorne schauen und weitermachen! Ohne zu zögern warf sie den Ball, diesmal mit so viel Kraft, wie sie zusammenbekommen konnte. Diesmal kam sie näher dran – die Kugel traf direkt unter den Dosen auf das Holz des Standes, hatte nur knapp verfehlt. „Okay, ein bisschen höher!“, meinte sie entschlossen und packte den dritten Ball. Erneut schleuderte sie ihn nach den Dosen, und dieses mal traf sie! Sie streifte die zweitoberste Reihe ganz rechts, sodass nicht nur die erwischte Dose umfiel, sondern auch die, die zur Hälfte darauf stand. Zwei Stück! „Zwei Stück!“, rief die Naga begeistert, und der Standbesitzer nickte. „Zwei Stück sind sehr gut. Bei fünf oder mehr kriegst du einen Preis! Beim nächsten Mal schaffst du es bestimmt.“ „Beim nächsten Mal bestimmt“, stimmte sie mit einem fröhlichen Nicken zu, ehe sie von dem Hocker herab hüpfte und zu Rin aufsah. „Aber jetzt bist du dran, Rin! Du kriegst das bestimmt super hin!“ Viel schlechter konnte sie ja nicht sein... Nicht, dass das wichtig war, es ging schließlich darum, Spaß zu haben! Oder hatte die Hundedame schon einen Preis im Auge, den sie unbedingt wollte...?
Ein aufgeregtes Quietschen entwischte Rin, als die Echse sich begeistert über die Idee, ihren Freunden etwas zu gewinnen, zeigte. "Dann machen wir das! Wir stauben richtig viel tolles Zeug ab!" Die Begeisterung in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Oh, sie konnte es kaum erwarten, einen Haufen Spiele zu spielen und gleichzeitig (hoffentlich) ein paar Preise zu erbeuten. Und das nicht alleine, sondern gemeinsam mit Zahar. Trotz des kleinen Zwischenfalls konnte dieser Tag somit kaum noch besser werden. Dankbar, dass ihre Freundin die Führung übernahm, ließ sie sich protestlos mitziehen. "Gerne!" Den Beginn würde also eine Runde Dosenwerfen machen. Okay! Das würde die Canine schon schaffen - zumindest einen kleinen Trostpreis! Entschlossen ballte sie ihre freie Hand zur Faust. Sie wollte gewinnen und sie würde gewinnen. Keine Zweifel! Aber erst einmal sollte die Naga ihren Spaß haben. "Nur zu." Vielleicht konnte sie sich bei ihr ja den ein oder anderen Trick abschauen? Nachdem das Mädchen einen Hocker zur Unterstützung bekommen hatte, konnte es auch schon losgehen. Gespannt beobachtete die Hundedame, wie der erste Ball durch die Lüfte segelte, jedoch schnell seinen Schwung verlor und ohne auch nur in die Nähe der Dosen zu kommen, auf dem Boden landete. "Fast! Das nächste mal schaffst du es bestimmt!" feuerte sie ihre Begleitung an. Gespannt lehnte sie sich gegen den Tresen, als auch der nächste Wurf sein Ziel verfehlte. "Es wird besser. Komm schon, du schaffst es!" Tatsächlich! Beim letzten Versuch schaffte sie es, traf zwei Dosen und lies diese laut scheppernd zu Boden fallen. "Yay! Gut gemacht!" Die Begeisterung der Inuyama schien größer zu sein als die der eigentlichen Werferin - strahlend riss sie die Arme in die Luft, nahm diese jedoch schnell wieder herunter, als der Ladenbesitzer erklärte, dass es erst ab fünf Dosen einen Preis gab. "Fünf? Oweh..." murmelte sie, leise und zu sich selbst. Ob sie das schaffte? Auch sie war nicht besonders groß und ihre Kraft ließ in vieler Hinsicht zu wünschen übrig. Und ihre Treffergenauigkeit ... Doch wer nicht wagte, konnte nicht gewinnen! Bevor sie ihren Platz auf dem kleinen Holzgestell einnahm, ließ sie ihren Blick über all die bunten Preise wandern. Teddybären in allen erdenklichen Größen, Einhörner mit regenbogenfarbenen Mähnen, Plüschkätzchen und -hündchen, eine Vielzahl an Plastikspielzeug, welches sie noch nie zuvor gesehen hatte und und und ... Alles war so niedlich, am liebsten hätte Rin alles genommen! Aber es ging ja nicht darum, was ihr gefiel, sondern was er am besten finden würde... Einmal mehr bemerkte sie, dass sie eigentlich kaum etwas über den jungen Mann und seine Vorlieben wusste. Da musste sie wohl auf gut Glück entscheiden, was? Erst Zahars Aussage, dass die Canine nun dran war, riss sie aus ihren Gedanken, die schon wieder zurück nach Aloe gewandert waren. "Ja, ja. Ich bin schon bereit!" verkündete sie und hüpfte mit einem kleinen Satz auf den Hocker. Der Herr hatte die gefallenen Dosen inzwischen wieder aufgesammelt und zurück an ihren Platz gestellt. Auch die Bälle lagen wieder bereit. "Ich hoffe ich kriege das hin." Jetzt wo sie selber hier stand, wirkten die Ziele so fürchterlich weit entfernt und die Bälle in ihrer Hand überraschend schwer. Doch sie biss die Zähne zusammen. Sie würde ihr Bestes geben! Sie hatte bei der Braunhaarigen bereits gesehen, dass sie mit voller Kraft werfen musste, wenn sie etwas erreichen wollte und genau das würde sie tun! Die Augen zusammengekniffen fixierte sie eine der Stapel an. Sie würden ihr Ziel sein ... und hopp! Der Ball schlenkerte ein wenig durch die Luft, segelte dann jedoch haarscharf an einer der äußersten Dosen vorbei und ging einsam und allein zu Boden. "Oooh ... nicht getroffen." Ein Glück hatte sie noch zwei weitere Versuche! Die würde sie volle Kanone in das Herz der Dosenpyramiden versenken. Ganz ganz sicher! Sie holte aus und wwwuusch! Ein lautes Klappern erklang und verkündete, dass die Hellhaarige dieses Mal getroffen hatte! Drei Dosen verloren ihr Gleichgewicht und fielen herab. "Ohmanohman!" Jetzt musste sie nur noch zwei Weitere treffen. Wieso war dieses Spiel bloß so schwierig? Sie konnte es schaffen und sie würde es schaffen ... oder auch nicht. Der dritte Versuch traf zwar, riss aber nur eine einzige Dose mit sich. Das machte also vier. "Wie schade ..." Ein wenig enttäuscht kippten ihre Öhrchen zur Seite. Das war aber auch wirklich knapp gewesen! Nichtsdestotrotz: Sie hatte ihr Allerbestes gegeben und es hatte Spaß gemacht! Das war doch das Wichtigste. Sie hatte noch genug Buden zur Verfügung, bei denen sie ihr Glück erneut versuchen konnte. Diese eine Niederlage bedeutete noch gar nichts! Sie sprang herab von dem Schemel und lief zurück zu Zahar. "Ich glaube wir versuchen lieber was anderes. Vielleicht haben wir da mehr Erfolg!" Mit einem leisen Kichern nickte sie einen Stand weiter. "Machen wir doch direkt da weiter, oder?" Dicht an dicht drängelten sich dort kleine, quietschgelbe Plastikenten auf einer Wasserbahn. Einige Kinder waren bereits dort und versuchten, mit magnetischen Angeln die Entchen herauszufischen. Diese waren jedoch sehr wackelig und schienen sich nur ungern einfangen zu lassen! Hier war zumindest keine Kraft und Treffsicherheit verlangt. Es konnte also nur besser werden! "Ich wette ich kann mehr Enten fangen als du!" forderte sie ihre Begleiterin heraus. "Der Verlierer muss die nächste Runde zahlen! Was meinst du?" Die Hundedame war kein besonders großer Fan von Herausforderungen und unnötigem Kräftemessen, doch die Umstände sorgten dafür, dass sie ein wenig in Spiellaune geriet. Sie fühlte sich beinahe wieder wie ein Kind.
Die beiden Magierinnen waren Feuer und Flamme, was die Geschenke anging! Sie wussten, für wen sie diese Spiele gewinnen wollten, was sie damit erreichen wollten und wie wichtig es ihnen war! Außerdem hatten sie beide jemanden an ihrer Seite, der sie anfeuerte und ihnen nur das Beste wünschte! Das Einzige, wo sie nicht so gut aufgestellt waren, war wohl die tatsächliche Fähigkeit, solche Marktspielchen zu gewinnen... „Du schaffst das, Rin!“, rief Zahar ihrer Freundin fröhlich zu, während sie auf den Zehenspitzen über den Tresen hinweg sah um zu schauen, wie die Würfe der Weißhaarigen laufen würden. Der erste klappte nicht so ganz, aber näher dran als der erste Wurf der Echse war er allemal. „So nah dran! Der nächste trifft bestimmt!“, freute sich das Mädchen und hatte damit recht: Gleich mit dem ersten Treffer räumte die Inuyama mehr Dosen ab, als Zahar es mit allen drei Bällen geschafft hatte. Aufgeregt hüpfte sie hoch, beide Arme in die Luft gerissen: „Super Treffer!“ Der nächste Wurf erwischte noch eine weitere Dose, damit hatte Rin Zahars Ergebnis verdoppelt. Was der Echse auffiel war, dass sie mit dem gleichen Treffer sicher locker noch einmal drei Dosen gekriegt hätte, wäre der Turm noch vollständig gewesen. Je weniger Dosen übrig waren, desto schwieriger war es wohl, viele auf einmal abzuräumen. „Der erste Treffer ist der Wichtigste“, stellte sie also fest und spielte nachdenklich mit einer Haarsträhne. „Ich glaube, wir haben beide zu hoch getroffen, Rin. Wenn man niedriger wirft, fliegen mehr Dosen weg, weil die drunter sie nicht mehr halten...“ Vermutlich wusste das Hundemädchen das schon, auch wenn die Naga es jetzt erst herausfand. Das Wissen allein reichte auch nicht. Die beiden Mädchen waren offensichtlich nicht gut darin, zu treffen. „Ich glaube, beim nächsten Mal hätte ich mehr geschafft, aber du hast Recht. Probieren wir es woanders!“ Das Werfen gehörte dann wohl zu den Sachen, die Zahar noch üben musste. Das kam mit auf die Liste!
Das nächste Spiel war eine Art Kreis – oder vielleicht eher ein Oval – aus Wasser mit kleinen Entchen darin, die munter an Ort und Stelle schwammen und immer leise plätscherten, wenn eine der Angeln im Wasser landete, gegen eins der Tiere traf oder es sogar schaffte, eins davon herauszufischen. Letzteres schien aber gar nicht so oft zu passieren, es war wohl schwieriger, als es aussah. „Okay, wetten wir! Ich wette, ich kriege ganz viele Enten“, meinte Zahar amüsiert und grinste breit. Sie war eine großartige Jägerin, schon von Natur aus, also dürfte dieses Spiel ganz leicht für sie sein. Abgesehen von einer Sache... „Ich mag Wasser nicht wirklich... Da bleib ich normalerweise weg. Geangelt hab ich also noch nicht. Hier sieht es aber sicher aus!“ Sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, irgendwie in die Wasserbahn zu fallen, und selbst wenn war es da nicht tief genug, als dass ihre Unfähigkeit zu Schwimmen ein großes Problem werden könnte. Eine der Angeln inspizierend verstand sie so langsam, wie das Spiel funktionieren sollte. „Ach, da ist ein Magnet an der Spitze... und an den Enten auch!“ Wie Magnete funktionierten wusste sie, das hatte Yuuki ihr erklärt. „Ach, Rin, Rin? Was sagen zwei Magnete, wenn sie sich begegnen?“, grinste das Mädchen breit, ehe ihr einfiel, dass Rin ja Teil der Questgruppe gewesen war, vor dem sie den Witz schon einmal vorgetragen hatte. „Ach ja, den kennst du ja schon...“ Das war peinlich. Mit leicht geröteten Wangen strich sich die Naga durch die Haare. Ihr Humor war definitiv noch ausbaufähig. „Sag mal, Rin... kennst du auch irgendwelche Witze...?“ Die Angel ins Wasser werfend wartete Zahar kurz, ob eine Ente darauf zukam. Sie hatte mal gehört, dass Angeln in erster Linie Geduld erforderte, aber die falschen Tiere schienen keine Anstalten zu machen, sich der Leine zu nähern. Also musste sie doch wie eine Schlange jagen: Im richtigen Moment zuschlagen und sich den Nichts ahnenden Feind schnappen! Schwungvoll warf sie die Leine nach der nächsten Ente, der schlug aber nur kurz in ihre Seite, brachte sie zum Wackeln und fiel dann machtlos ins Wasser. Langsam hob sie ihn wieder, versuchte, ihren 'Haken' mit dem Magneten der Ente zu verbinden, aber das klappte nicht so recht. Nachdenklich zog sie die Angel wieder zurück. „Das ist schwieriger, als ich dachte...“
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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