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 Hauptstraße von Maldina

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Medusa
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Medusa
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BeitragThema: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 23 Aug 2020 - 21:36

Ortsname: Hauptstraße von Maldina
Art: Straße
Spezielles: ---
Beschreibung: Betritt man Maldina zum ersten Mal, kommt man auf eine breite Geschäftsstraße, gesäumt von allerlei Cafés und Souvenirläden mit hohen Preisen und einzigartigen Tagesangeboten. Außerdem warten hier immer ein paar Reiseführer darauf, Touristen gegen ein passendes Entgelt die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen. Um der hübschen Präsentation der Stadt gerecht zu werden, sieht man auf dieser Straße viele Blumen, kreative Schilder für alle Läden und an der ein oder anderen Wand sogar sehr stylisches Graffiti.

Change Log: ---


Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
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Takara

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDo 4 März 2021 - 20:23


Off: Das Wiedersehen

Takara und Reika

Da lag sie. Eingemummelt in einer dicken, warmen Decke, sabbernd und schnarchend wie ein kleines Baby. Die Augen fest geschlossen, wäre da nicht der Wecker, der nun schon zum dritten Mal klingelte. Die Sonnenstrahlen, die durch die Schlitze der Jalousien ins Zimmer schienen, knallten dem Mädchen direkt ins Gesicht. Murrend öffnete sie ein Auge, sie konnte die Ziffern des nervtötenden Geräts nicht so richtig erkennen, aber da stand irgendwas mit acht… Acht, dreißig…
„Waaaa!!“, schrie sie. Mit einem Mal saß sie kerzengerade auf ihrem Bett und starrte den Wecker mit weit aufgerissenen Augen an. „Oh kacke wir haben schon halb neun! Oh nein, nein, nein!“ Energisch riss sie sich die Decke vom Leib, stand schwungvoll auf und rannte ins Bad, wo sie sich in Windeseile zurechtmachte. Gilde, Gilde, Gilde! Sie wollte sich doch einen Auftrag schnappen und wenn sie nicht gleich da war, würde sie erst warten müssen! So ein Mist aber auch. Sie kämmte sich ordentlich durchs Haar, wusch und schnappte sich ihre knallige Kleidung. Achtlos holte sie ein Brot aus dem Schrank, beschmierte es mit Leberwurst und steckte es sich in den Mund. Mampfend zog sie sich die Schuhe an, dann noch ihre dünne, orange Übergangsjacke und schon gings hinaus! Schwungvoll öffnete sie die Tür, wo sie das schönste Wetter auf der ganzen Welt begrüßte. Ein frischer Wind wehte ihr entgegen, ihre Augen leuchteten mit dem Himmel um die Wette, Vögel zwitscherten und es roch nach Blumen. Fast hätte sie sich an ihrem Brot verschluckt, nachdem sie energisch die Tür zugeknallt hatte, sie abschloss, den restlichen Bissen noch in sich hineinstopfte und dann, als sie alles heruntergeschluckt hat, losjoggte. Nie im Leben würde sie jetzt gemütlich zum Hauptquartier schlendern können. Immerhin hatte sie nur noch… „Zehn Minuten?! Oh, scheiße das schaffe ich doch nie!“, dachte sie lauthals und legte einen Gang zu. Sie lief auf einem Bürgersteig und musste manchmal auf die Straße ausweichen, weil manche es nicht für nötig hielten, mal ein bisschen Platz zu machen. Verärgert streckte sie den blöden Menschen die Zunge raus, als sie ihr den Rücken zugekehrt haben und lief danach gut gelaunt, wenn auch ein wenig gehetzt, weiter. Laufen war toll aber singen war noch viel schöner. Im Rhythmus ihrer Schritte sang sie ein paar Töne eines Liedes, das sie gerade erfand. Auf dem Schreibtisch ihres Zimmers lagen viele beendete oder halb fertige Liedtexte, die sie aufschrieb, wenn ihr langweilig war oder sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen wollte. Das konnte Takara zwar sowieso schon hervorragend – sie war nicht umsonst eine Dramaqueen – aber ein Lied bedeutete noch viel mehr als einfache Worte; die Melodie, die Texte und vor allen das zwischen den Zeilen lesen, war ein Reiz, der das Mädchen nie langweilte. Sie näherte sich einer Frau mit einem süßen Hund an ihrer Seite, mit dem sie offensichtlich spazieren ging. Wie süß und knuffig der aussah… Sie kam den beiden immer näher, wusste nicht, was sie gleich erwartete. Als die Molniya auf ihrer Höhe war, schaute sie erst den Hund und dann das Mädchen an, realisierte erst einmal gar nicht, wen sie da vor sich hatte.
„Schönen guten Morgen! Voll knuffig, das Hundilein!“ Ein Zwinkern, gepaart mit einem freundschaftlichen Peace-Zeichen, das sie den meisten Leuten zur Begrüßung schenkte, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bürgersteig und lief weiter. Doch ein seltsames Gefühl machte sich in ihrem Herzen breit. Das schwarz gekleidete Mädchen kam ihr irgendwie bekannt vor. Das schulterlange, weiße Haar, das Gesicht… Der Goldschopf hat sie nicht genau betrachten können, immerhin ist sie schnell an sie vorbeigelaufen. Doch sie nahm das Mädchen dermaßen gefangen, dass ihre Schritte langsamer wurden und sie schließlich zum Stehen kam. Gemischte Gefühle breiteten sich in ihr aus. Entweder war das die Person, die sie zu erkennen glaubte, auch wenn das so gut wie unmöglich war, immerhin hatten sie sich neun Jahre nicht mehr gesehen oder sie blamierte sich gerade total und hatte Tagträume. Langsam drehte sich Takara um. Die Weißhaarige war immer noch einige Meter von ihr entfernt, doch der Abstand wurde langsam kleiner. Graue Augen trafen blaue. Das war doch nicht wahr! Das, nein, das konnte nicht die Realität sein. Sie schlug sich beide Hände auf die Wangen, in der Erwartung, dass sie aus einem Traum aufwachte. Doch sie war noch da – klar und deutlich! Zwei rosa Silhouetten ihrer Hand bildete sich jetzt auf den Stellen, wo sie draufgeschlagen hat. Es brannte. Zur Sicherheit rieb sie sich noch einmal die Augen, blinzelte. Es war keine Einbildung.
„Oh mein Gott… Rei-chan, bist du es?! Ach du scheiße, i-ich, wie ist das möglich? Du hier?!“, stotterte sie verdattert. Und wie groß sie geworden ist, sie hat sich total verändert! Dem schwarzen Kleidungsstil ist sie allerdings treu geblieben. „Wa-wa-was machst du hier? Und, hää?! Ich versteh die Welt nicht mehr!“ Tausend Fragen schossen durch ihren Kopf, so viele, dass sie diese gar nicht hätte auf einmal aussprechen können. Der Auftrag, den sie bis eben vor Augen hatte, war plötzlich vollkommen unwichtig geworden. Jetzt gab es nur eine wichtige Sache, auf die sie sich jetzt konzentrieren wollte. Auf Reika Kamura, die beste Freundin, die sie neun Jahre nicht gesehen hat!


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Ava
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDo 4 März 2021 - 21:24

Piep. Piep. Piep. Piep.
Pünktlich zum allerersten Ton ihres Weckers saß das hellhaarige Mädchen aufrecht in ihrem Bett. Auf ihren Oberschenkeln ruhte ein rotbraunes Fellbündel, scheinbar vollkommen ungestört von dem schrillen Piepen. Ein zartes Lächeln huschte über ihre Lippen. Wie sehr sie dieses Tier doch lieb hatte. Endlich konnte sie ihm das zuhause bieten, dass er schon so lange verdient hatte. Vorsichtig strich sie ihm durch den kuscheligen Pelz, wohlbedacht darauf, ihn nicht zu überraschen. Die Zeit auf der Straße hatte Narben hinterlassen, er reagierte noch oft aggressiv, wenn er sich erschreckte. Natürlich meinte er es nicht so. Reika konnte ihn gut verstehen, auch sie hatte Wunden aus ihrer Vergangenheit. Unbewusst fiel ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf die Narbe an ihrem Handgelenk, bevor sie schließlich den gerade erwachenden Vierbeiner von sich hob, um aufstehen zu können. Sie schüttelte Decke und Kissen auf und tastete dann ihren Nachttisch nach einem kleinen, weißen Döschen ab. Schnell war es gefunden und genauso schnell wurde die Welt um sie herum endlich wieder gestochen scharf. Damit konnte der Tag beginnen. Eigentlich hatte sie heute frei, doch ihr Vater hatte sie für mittag zum Training zu sich bestellt, danach hatte sie auch noch einen Termin bei ihrem Klavierlehrer. Den Morgen hatte sie jedoch für sich. Die freie Zeit war für sie noch immer ungewohnt, oft wusste sie überhaupt nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Auch heute. Aus diesem Grund entschied sie sich, einfach einen ausgiebigen Spaziergang mit Mochi zu machen und dann weiter zu sehen. Vermutlich würde sie danach noch ein wenig ihre Magie üben, sie konnte ja nicht den halben Tag mit trödeln verschwenden. Sie zog ihr pechschwarzes Lieblingskleidchen aus dem Schrank und verschwand für die nächste Stunde im Bad.
Nachdem sie frisch gestylt wieder heraus kam, erhielt auch der Vierbeiner seine Fellpflege, bekam ein hübsches, babyblaues Halsband mit lauter kleinen, funkelnden Steinchen verziert, umgelegt und wurde gefüttert. Die Kamura selber verzichtete auf das Frühstück, schließlich wollte sie nicht zunehmen. Lieber überprüfte sie im Spiegel, ob auch alles richtig saß und gut aussah. Sie richtete noch einmal ein paar Strähnchen ihrer schneeweißen Haare, dann war sie zufrieden. Alles perfekt, so wie es sein musste. "Na komm, wir gehen Gassi." Diesen Satz kannte der Fellball bereits zu gut, sie hatte ihn noch nicht ausgesprochen, da stand er schon wedelnd vor der Türe. Lächelnd klickte sie die Leine ein, schloss auf und trat hinaus in das zarte Sonnenlicht. Die Luft war noch recht kühl, die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen, doch ihre warmen Strahlen schlüpften bereits zwischen den Lücken der Dächer hindurch und wärmten die blasse Haus des Mädchens. Es war angenehm. Die Absätze ihrer Schuhe klackten leise, während sie durch einige leere Seitengassen spazierte, bevor sie schließlich auf die deutlich belebtere Hauptstraße wechselte. Der Kleine trippelte stets fröhlich neben ihr her, wendete sich höchstens kurz ab um hier und da mal eben zu schnuppern.
Der kurze Augenblick des Friedens fand jedoch schnell ein abpruptes Ende, als sie ohne Vorwarnung von der Seite angesprochen wurde. Ein wenig überrascht hob sie den Blick und sah direkt in die aufmerksamen, blauen Augen eines vorbeihuschenden Mädchens. "Vielen Dank." erwiderte sie mit einem höflichen Kopfnicken. Dann blieb sie stehen. So schnell sie konnte hob sie Mochi auf und wollte kehrt machen, doch es war zu spät. Es gab kein Entkommen. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, als ein Name erklang, den sie schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte. Rei-chan .... Ihr wurde schwindelig, sie drückte ihren Begleiter fester an sich. Wenn sie einfach so tat, als hätte sie es nicht gehört, würde sie vielleicht noch davon kommen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen, konnte nichts tun, außer zuzusehen, wie sich ihre Füße langsam selbstständig machten und sich herumdrehten.
Da war sie, kein bisschen anders als früher. Laut, knallig und auffällig. Doch Reika war alles andere als glücklich, sie hier zu sehen. Oder vielleicht war sie es doch? Es war schwer, auch nur ein Gefühl in dem Chaos zu deuten, das in ihrem Inneren tobte. "Guten Morgen, Molniya-san." Den Hund immer noch fest an sich gepresst blickte sie dem begeisterten Blondschopf entgegen, wohl darauf bedacht, keine Emotion auf ihr Gesicht entwischen zu lassen. Vater hatte ihr gesagt, wenn sie Takara jemals wieder treffen sollte, solle sie sie sofort abwimmeln. Freunde waren zu nichts zu gebrauchen, sie waren nichts weiter als ein großer Schwachpunkt. Eine Kamura kannte keine Schwäche. Außerdem konnte man sie nach all den Jahren kaum noch als Freunde bezeichnen, oder? Es hatte sich so viel verändert. Zumindest bei Reika. Takara hingegen, sie strahlte noch immer die gleiche Wärme und Freude aus wie damals. "Ich lebe hier." antwortete sie auf die Frage, was sie hier machte, fuhr jedoch sogleich fort: "Es tut mir sehr Leid, aber ich muss fort. Pass auf dich auf. Tschüss." Sie nickte noch einmal höflich und machte dann auf dem Absatz kehrt. Kaum hatte sie sich abgewendet, entglitten ihr auch schon sämtliche Gesichtszüge. Ein Lächeln, zusammengezogene Augenbrauen, gerunzelte Stirn, nichts machte Sinn. Was war das hier gerade? Ein (Alp)Traum? Sie wollte nicht fort, wollte eigentlich hier bleiben, wieder die Nähe und Vertrautheit der Vergangenheit spüren, doch sie konnte nicht. Noch zu klar waren die bösen Erinnerungen an damals, vor neun Jahren. Angst und Freude brachten sie beinahe um den Verstand. Sie nahm einen Schritt. Würde Takara sie aufhalten? Oder würde sie sie gehen lassen? Das überforderte Herz der 16-Jährigen klopfte wie wild gegen ihre Brust, rief: 'Bitte halte mich auf, ich habe dich so lange vermisst!' Doch sie biss die Zähne zusammen. Sie musste es ignorieren.

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Takara

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyFr 5 März 2021 - 8:56

Takara traute ihren Ohren und Augen nicht. „Guten Morgen, Molniya-san.“ Molniya-san? Seit wann nannte Reirei sie so? Warum so distanziert? Was war los mit ihr? Erkannte die Kamura den Goldschopf etwa nicht?! Nein, das war unmöglich. Sonst hätte sie nämlich nicht so reagiert, so als wollte sie so schnell wie möglich abhauen. Sie hätte das garantiert nicht gemacht, wäre sie eine Fremde gewesen… Oder? Reika hob ihren kleinen Hund hoch, als wollte sie ihn vor ihr beschützen. Als ob Takara einem so süßen Tier auch nur ein Haar krümmen würde! Sie lebte hier… Seit wann!? Die Molniya wohnte seit etwa zwei Wochen in diesem hübschen Örtchen. Ob ihr Gegenüber schon lange hier wohnte oder auch erst kürzlich hierhergezogen ist? Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf. Wie ein Wirbelsturm tobte er in ihr und er kam nicht zur Ruhe. Die Schwarzgekleidete drehte sich um und machte Anstalten zu gehen. Für einen Moment konnte das Mädchen nicht fassen, was sie gerade sah. Neun Jahre haben sie sich nicht mehr gesehen, neun! Takara hatte es danach echt schwer Freunde zu finden – nein, sie hatte keine wie sie. Man mochte jetzt meinen, dass eine Freundschaft, die mit sechs Jahren begann und mit sieben abrupt aufhörte – oder hatte sie je aufgehört? – eher von oberflächlicher Natur gewesen war, doch, wenn sie daran dachte, wie oft Reika damals zu ihr gehalten hatte, früher… Das war keine normale! Das Mädchen ballte die Fäuste, wusste nicht, ob sie traurig oder sauer sein sollte. Sie hat sich wirklich total verändert… Aber Takara war nicht sie selbst, wenn sie einfach so aufgab und sie ziehen ließ. Nein, nicht mit ihr!

„Rei-chan, warte! Warum gehst du einfach weg? Da sieht man sich endlich wieder und du läufst weg?“ Die Fassungslosigkeit ihrer Stimme war nicht zu überhören. Bestimmt waren das ihre Eltern, die sie haben so werden lassen! So kalt und distanziert. Natürlich konnten es auch andere Gründe sein – sie hatte vermutlich ein ziemlich hartes Leben gehabt und das zeigte jetzt wohl ihre Früchte… Das Mädchen ging zielsicher auf die Größere der beiden zu und stellte sich ihr in den Weg, breitete die Arme aus und blickte ihr fest in die Augen. „Du kommst hier nicht vorbei! Und wenn du wegrennst, hole ich dich wieder ein. Immerhin habe ich hart trainiert und bin ganz schnell, ja-ha, sehr schnell sogar! Ich wette, du bist auch stark geworden, aber glaub nicht, dass ich in den letzten Jahren auf der faulen Haut lag.“ Ein Grinsen zierte ihr Gesicht, auch wenn ihr gerade nicht danach war. Für einen kurzen Moment hatte Takara etwas in Reikas Augen gesehen, das von so geringer Dauer war, dass sie dachte, sie hätte es sich eingebildet. War das etwa Hoffnung? Aber auf was? Hoffnung, dass Takara ging? Nein, das konnte es nicht so sein. Da musste etwas Anderes hinter stecken. Das Mädchen musste hochschauen, um ihr in die Augen zu schauen. Sie war wirklich gewachsen. Damals, als sie Kinder waren, war Reika so groß wie sie. Aber jetzt? Ihre kühlen Seelenspiegel, die auf sie herabschauten, versetzten ihr einen Stich. Früher war sie auch eher distanziert, war nicht so eine Laute wie sie, war zurückhaltend und irgendwie überlegen. Das hatte Takara aber nie gestört, immerhin verstanden sie sich trotzdem wunderbar. Doch diese Kälte, die aus allen Poren herauszuströmen schien, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Warum? Mutig stemmte sie die Fäuste in die Taille und widerstand der Kälte, die von ihrem Gegenüber ausging.

„Wo willst du gerade hin? Du bist doch gerade spazieren. Komm, lass uns irgendwo hinsetzen und reden“, schlug sie vor. Die Abfuhr saß ihr immer noch tief, schlechtes Gewissen, Hoffnung, Ärger, Enttäuschung, all das wuselte in ihr herum und sie wusste nicht, wohin mit den ganzen Gefühlen. Takara hatte den Eindruck, dass sie vermutlich ziemlich selbstbewusst auftrat, doch in Wirklichkeit fühlte sie sich alles andere als sicher. Wie reagierte Rei-chan? Würde sie einen erneuten Versuch starten, wegzugehen? Der Weißschopf war doch damals mindestens genauso unglücklich, von Takara weggerissen zu werden, wie sie? Oder war das alles nur eine große Lüge? Allein der Gedanke zerfraß ihre Magengrube. Wenn dem so war, würde ihr Weltbild zusammenbrechen. Daher glaubte sie fest daran, dass ihre Freundin nur so tat, nur eine Mauer um sich gebaut hat, um sich zu schützen.
Wahrscheinlich würden die Herrschaften der Gilde nicht gerade begeistert sein, dass sie nicht auftauchte. Immerhin hatte sie zugesagt und wollte sich den nächsten Auftrag holen. Aber das konnte jetzt warten. Plötzlich war Takara der Meinung, dass sie alle Zeit der Welt hatte, Aufträge zu erfüllen. Und die Leute waren da sowieso nicht so engstirnig und würde sie sofort herausschmeißen, nur, weil sie sich jetzt nicht sofort an die Arbeit machte. Es gab noch genügend andere Mitglieder, die die Aufgaben liebend gern übernahmen. Jedoch musste der Goldschopf auch darauf aufpassen, dass sie genügend Geld hatte, die Miete zu zahlen. Sie hatte von ihren Eltern einiges bekommen, um zumindest für den ersten Monat gut über die Runden zu kommen, doch ihr Vorrat war endlich und lange konnte das Mädchen nicht mehr untätig sein.

Aber das alles war jetzt zweitrangig. „Ich wohne seit zwei Wochen hier und bin einer Gilde beigetreten“, meinte sie nicht ohne Stolz und legte eine Faust auf ihre Brust, um diesen zu verdeutlichen. „Bist du auch in einer?“, wollte sie wissen. Bestimmt war sie in einer, wenn nicht, hätte sie das sehr gewundert. Takara wollte sie in ein Gespräch einbinden und es blieb ihrem Gegenüber gar keine Wahl, als auf ihre Fragen einzugehen. Denn auch wenn die Sechzehnjährige reifer geworden ist, haben sich ihre Charakterzüge nur gering verändert und daher würde Reika genau wissen, dass sie Takara Molniya nicht entkommen konnte. Nicht ihr. Als ein paar Leute an den beiden Mädchen vorbeigingen, schauten diese sie skeptisch und unverständlich an. Sie dachten wohl: Was machten sie mitten auf den Bürgersteig? Urkomisch, dass die Blauäugige sich eben beschwert hatte, dass die Fußgänger keinen Platz machten, wenn sie an ihnen vorbeijoggte. Jetzt war sie diejenige, an der die Leute einen Bogen machen musste. So wendete sich das Blatt… Welch eine Ironie.


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Ava
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyFr 5 März 2021 - 11:42

Stur hielt die Hellhaarige ihren Blick abgewendet. Sie wollte nicht in die Augen ihres Gegenübers blicken, zu sehr fürchtete sie sich vor dem, was sie dort entdecken würde.Egal ob es Freude war oder Enttäuschung, Hoffnung oder Zorn. Keine dieser Möglichkeiten war gut, alles würde zu noch größeren Problemen führen. Doch genau das schien das Mädel mit der Löwenmähne nicht zu verstehen. Vielleicht wollte sie es auch nicht verstehen. Der Knoten in ihrem Magen wurde bloß dicker und fester, als sie erneut ihren Namen hörte, dieses Mal war er jedoch nicht getränkt in Freude, sondern Entsetzen. Warum sie weglief? Da gab es viele Gründe, doch die Liste war zu lang und zu persönlich, um sie aufzuzählen. Als sich der kleine Wildfang schließlich zwischen sie und ihrem Weg nach Hause schob, drohte der Knoten schließlich, zu zerplatzen. Vor Freude? Vielleicht. Vielleicht aber auch vor Angst. Angst vor ihrer eigenen Freude und den Dummheiten, die sie deswegen begehen könnte. Sie war nicht weich, nein. Sie durfte sich nicht wieder weich machen lassen. Vater wäre enttäuscht. Ungewollt wanderte ihr Blick ein Stück nach unten, direkt in ein rundes Gesicht, geprägt von einem breiten Grinsen. Wieso grinste sie? Obwohl sie erwachsener geworden war,  erkannte Reika das Gesicht sofort wieder. Noch immer dieses stets unangebrachte Grinsen und die Augen, die strahlten vor lauter Willenskraft. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern, was? "Ich habe es dir bereits gesagt, ich habe noch Dinge zu tun." Was konnte sie schon tun, außer zu lügen? "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Platz machen würdest." Der Schatten ihres Vaters lauerte über ihr, wie eine dunkle Wolke, die bloß darauf wartete, ein Gewitter zu entfesseln. Doch nichts, was sie sagte, konnte Takara abwimmeln. Sie schien nur umso überzeugter von ihren Taten. Wieso war sie bloß so hartnäckig? Hatte sie sie wirklich vermisst? Eigentlich hatte die Kamura damit gerechnet, schon längst vergessen worden zu sein. Oder eher: Sie hatte es gehofft. Doch diese Hoffnung nahm man ihr gerade, Wort für Wort. Wie gerne hätte sie einfach gesagt 'Bitte lass mich gehen, sie werden dich mir wieder nehmen und ich werde umso mehr leiden.', doch die Wahrheit war in diesem Fall schlimmer als jede Lüge. Sowohl für sie selbst, als auch für ihre alte Freundin. Nicht noch einmal wollte sie von jemandem fortgerissen werden, doch darauf würde es unweigerlich hinaus laufen.
Doch trotz der Angst, die all die anderen Emotionen versuchte, zu verschlucken, konnte sie ihre Füße nicht dazu bringen, endlich weiter zu gehen. Wie eine Statue stand sie einfach da und starrte ausdruckslos in die Seelenspiegel ihres Gegenübers. Wie gerne hätte sie ihre Arme ausgestreckt, in der Hoffnung, Takara würde die Einladung verstehen und sie umarmen, damit sie endlich wieder die Nähe, die Wärme und das Vertrauen wie von damals spüren konnte. All die Jahre der versteckten Gefühle hatten jetzt zweifelsohne ihren Höhepunkt erreicht.
"Wo willst du gerade hin? Du bist doch gerade spazieren." Mit diesen Worten fiel Reikas Lügenkonstrukt in sich zusammen. Es stimmte schließlich, sie war gerade mitten in einem Spaziergang. Sie hatte nirgends zu sein. "Komm, lass uns irgendwo hinsetzen und reden." Hinsetzen und reden? Was gab es zu erzählen? Sie schluckte. "Okay." Das war ein Fehler und sie wusste es, doch ihre Zunge weigerte sich, das Wort 'nein' auszusprechen. Alleine der Gedanke an die Folgen, die diese Entscheidung mit sich zog, reichte aus, um die Welt um sie herum für einen Augenblick verschwimmen zu lassen. Ihr Kopf fühlte sich so komisch an ... wurde sie krank? Vielleicht war hinsetzen doch gar keine so schlechte idee. Sie konnte sowieso seit einer Weile die kritischen Blicke der Passanten auf ihrem Körper spüren. Aufmerksamkeit, die die junge Erwachsene in diesem Moment auf keinen Fall haben wollte. Zögerlich entließ sie Mochi aus ihrer Umarmung zurück auf den Boden und lief wortlos an dem Goldschopf vorbei. Sie würde schon folgen, wenn sie wollte. Jeder Schritt fühlte sich an, als wäre der Gehsteig mit Kaugummi ersetzt worden, es dauerte sogar ein Weilchen, bis sie endlich auf die Frage antworten konnte. "Ja, das bin ich." Mehr sagte sie dazu nicht. Die Molniya hatte schließlich nicht gefragt, wieso also mehr Informationen preisgeben als nötig?
Sie bog in eines der Cafés am Straßenrand ein und wählte einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke. Es gab keinen Grund, ein unnötig großes Risiko einzugehen, erwischt zu werden. Doch auch, wenn die Chancen gering waren, hier entdeckt zu werden, ihr Herz pochte trotzdem wild und unruhig. Damals ... Ein Schauer rannte ihr über den Rücken und hinterließ ein Gefühl eisiger Kälte. Am liebsten wäre sie sofort wieder aufgesprungen und fortgerannt, doch ein Kellner hatte sie bereits entdeckt und steuerte auf das Duo zu. Vater würde ... Ihr wurde schwindelig, zum Glück saß sie bereits. "Also, was möchtest du besprechen?"

@Takara

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Takara

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
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~ Reunion ~


Ein Stein fiel Takara vom Herzen. Nach diesem enttäuschenden Zusammenstoß hatte sie doch wenigstens zugestimmt, sich mit ihr irgendwo hinzusetzen und mit ihr zu reden. Reika drehte sich um und ging los, gefolgt von Takara, die sich natürlich sofort zu ihr gesellte und es immer noch nicht fassen kann, wen sie gerade neben sich hatte. Sie knetete nervös mit den Händen, schaute auf dem Weg zum Café durch die Gegend und schwieg für ein paar Minuten. Beide Mädchen waren sehr mit ihren Gefühlen beschäftigt. Reika hatte schreckliche Angst, von ihrem Vater erwischt zu werden und Takara, ja… Sie war so überwältigt, dass es ihr schwerfiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Sechzehnjährige musste ständig den Drang widerstehen, sich bei ihr unterzuhaken – das hatten die beiden nämlich früher so getan. Damals war das selbstverständlich, jetzt war sie zu schüchtern und traute sich nicht. Also versteckte sie ihre Hände in ihre Hosentasche und spielte mit einem kleinen Runden Kieselstein, den sie vor einiger Zeit dort hineingesteckt hatte. Es half ein wenig, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen.
Es war eine lange Zeit, mehr als die Hälfte ihres Lebens, diese neun Jahre. Die Weißhaarige war total verkrampft, das hatte das Mädel sofort bemerkt. Mitleid, Enttäuschung, gemischt mit Freude und Aufgeregtheit kämpften jede Sekunde um ihre Vorherrschaft. Reika führte den Goldschopf zu einem hinteren Platz, der eher düster war und vor ungewollten Augen schützte. Takara war natürlich nicht klar, dass ihre Freundin das tat, um nicht von ihrem Vater erwischt zu werden. Und ihr war auch nicht bewusst, welch einen inneren Konflikt sie gerade durchmachte. Sie wusste nur, dass es sie nicht freute, sie zu sehen; das verletzte sie natürlich. Doch andererseits musste da mehr hinter stecken als bloße Antipathie. Niemals hätte sie sich einfach so abservieren lassen, ohne genau zu wissen, warum. Und wenn sie im Laufe des Gespräches oder in nächster Zeit, wenn sie sich hoffentlich erneut trafen, herausfand, was das Problem war, würde sie die Ältere auch nicht mehr nerven. Doch der Gedanke an sich legte sich wie eine kalte Klaue um ihr Herz, die es langsam zudrückte. Das Rei-chan für sie nichts mehr empfand, dass sie sie gar nicht mehr als ihre beste Freundin ansah… Nein, das konnte sie nur schwer akzeptieren und sie wagte nicht daran zu denken, was passierte, wenn ihre ablehnende Haltung wirklich ehrlich und entschlossen war. Das würde all ihre schönen Erinnerungen mit ihr zerstören!
Die Molniya akzeptierte den Platz und war einfach nur glücklich darüber, dass sie sich endlich richtig unterhalten konnten. So mitten auf dem Bürgersteig war einfach eine furchtbare Art. Mit einem Tee oder einer Cola und einem Stück Kuchen ließ es sich doch viel besser unterhalten, oder etwa nicht? Als sie sich hingesetzt haben, kam auch schon der Kellner. Ein schlaksiger Kerl mit langen dünnen Armen, freundlichen grünen Augen und kurz geschorenen Haaren begrüßte sie. Sie wusste schon, welches Stück Kuchen sie wollte, ohne, dass sie auf der Speisekarte geschaut hatte, denn als sie hierhergezogen ist, hatte sie sich in Maldina ausführlich umgesehen und ist bei ein paar Restaurants etwas schnuckern gegangen – und dieses Café war eines davon.
„Ich hätte gern ein großes Glas Cola und ein Stück Erdbeerkuchen mit Sahne obendrauf. Aber bitte gaaanz viel Sahne, ja?“ Ihrer starken Bewegungsfreude war es zu verdanken, dass sie immer noch ziemlich schlank war. Würde sie Sport nicht so gern betreiben, hätte sie jetzt vermutlich einen sehr runden Bauch – sie liebte Essen einfach. Das Mädchen schaute ihre Kindheitsfreundin auffordernd an. Sie würde doch wohl jetzt nicht allein essen und trinken – sie sollte sich doch wenigstens ein Glas Wasser bestellen. „Ich gebe dir einen aus, komm, bestell dir was. Egal was.“
Nachdem der Kellner verschwunden war, lehnte sich Takara zurück und schloss für einen Moment die Augen. Was für ein seltsamer Tag… Eine warme Luftbrise strich über ihre Haut, sie hörte einen einsamen Vogel zwitschern, der von weiter weg eine Antwort bekam. Das Gemurmel der Menschen um sie herum, der Duft vom herzhaften Essen…
„Also, was möchtest du besprechen?“ Der Goldschopf öffnete wieder die Augen und schaute sie an.
„Besprechen…“, wiederholte sie das Wort. Als ob das irgend so ein Personalgespräch war. Vollkommen unpersönlich und distanziert.
„Ich will nichts mit dir besprechen. Ich möchte mich mit dir unterhalten. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und…“, sie stockte und errötete leicht. „… Und außerdem haben wir uns bestimmt total viel zu erzählen. Du hast eben gesagt, dass du in einer Gilde bist! Welche denn? Und seit wann bist du drin? Ich bin bei der Satyrs Cornucopia! Die sind alle sympathisch da, richtig bunte Mischung. Ich habe da sogar einen richtig gruseligen Typen mit Maske und Umhang gesehen, aber ich glaub der ist in Ordnung.“ Sie wand den Blick von Reika ab und schaute etwas verloren auf ihre Fingernägel. Sie waren gefeilt, aber nicht lackiert – da war sie viel zu nervös für. Das Mädchen hätte den Nagellack wohl nach einem Tag abgeknibbelt. Aber Rei-chan, sie sah einfach perfekt aus. Alles saß an ihrem Platz, alles war ordentlich und gepflegt. Takara kam sich neben ihr wie ein Mauerblümchen vor, mit diesen strubbeligen Haaren, dieser uneleganten Kleidung…
„Ich habe keine Ahnung, was in den letzten neun Jahren passiert ist“, brachte sie es auf dem Punkt. „Wir haben uns beide verändert – na gut, ich vielleicht weniger, aber trotzdem ein bisschen. Ein klitzekleines bisschen.“ Sie hob die Hand und machte zwischen Daumen- und Zeigefingerkuppe ein paar Millimeter breiten Spalt, dabei schmunzelte sie. Dann wurden ihre Gesichtszüge aber wieder ernst: „Ich betrachte unser Wiedersehen dennoch als Schicksal, dem weder du noch ich entkommen kann und das finde ich nicht schlecht, nein, es ist sogar gut so. Hätte ich gewusst, wo du wohnst, hättest du tonnenweise Briefe von mir erhalten. Aber du warst plötzlich weg.“ Takara spürte, wie der anfangs kaum merkliche Kloß im Hals sich vergrößerte, sodass sie kräftig schlucken musste. „Von einem Tag auf den anderen. Futsch. Als ich unseren Klassenlehrer gefragt habe, wo du warst, hat er geantwortet, dass du mit deiner Familie weggezogen bist. Die anderen aus der Klasse wusste auch nichts. Gar nichts.“ Sie hatte sich gefragt, ob es ihre Schuld gewesen ist. Takara hatte damals heftigen und lautstarken Widerstand geleistet, als Rei-chans Eltern die beiden erwischt haben, wie sie zusammen gespielt und abgehangen haben. Nachdem beide Ärger bekommen habe, hatte sich der Goldschopf nichts dabei gedacht – doch als sie dann wenige Tage später einfach weg war, hatte sie das Gefühl, dass man ein Teil von ihr einfach so herausgerissen hat. Die Wunde ist geheilt und hat bei ihr eine Narbe hinterlassen, doch jetzt, wo sie die beiden wiedergetroffen haben, hatte das Mädchen das Gefühl, dass sie wieder aufgerissen ist und nun stark blutete. Sie durfte jetzt unter keinen Umständen das Gesicht verlieren, denn sie hatte das Gefühl, dass es Reirei sowieso schon schlecht ging und wenn sie gleich losheulte, würde das der Situation vermutlich wenig helfen.



„Takara“„Spieler“„NPC“Denken
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ZA von Grishira
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 6 März 2021 - 12:31

Noch immer plagte die Kamura ein ausgeprägtes Gefühlschaos, doch trotzdem überkreuzte sie die Beine und legte die Hände ordentlich in ihrem Schoß ab. Ordentliche Haltung war äußerst wichtig. Überaus vorbildlich tauchte auch sofort der Kellner auf, auch wenn es ihr womöglich lieber gewesen wäre, hätte er es nicht getan. Takara ließ sich nicht lumpen und bestellte sich sogleich die denkbar ungesundeste Kombination. So wie früher... Reika hatte sie immer um ihre Fähigkeit, trotz all des Essens schlank zu bleiben, beneidet. Es war nicht zu verneinen, dass auch sie hin und wieder gerne Süßes aß, doch es war ihr von kleinauf verboten worden. Schließlich war es ungesund und konnte dem Körper schaden. Als der Blick der Bedienung auf sie fiel, zeigte sie ein winziges Lächeln. "Guten Morgen, einen Kräutertee bitte. Ich bezahle jedoch selbst." Er nickte, notierte und war so schnell, wie er aufgetaucht war, auch schon wieder weg. Demonstrativ legte sie ihre Geldbörse neben sich auf den Tisch, sie galt als Zeichen, dass sie in dieser Hinsicht keine Diskussion zuließ. Einerseits war sie wohlhabend genug, um auf irgendwelche Almosen zu verzichten, andererseits wollte sie niemals in der Schuld einer Person stehen. Und ein ganz kleiner Teil - den sie jedoch verdrängte - wusste noch immer, dass die Molniyas nie so locker mit Geld umgehen konnten, wie die Kamuras.
Als das blonde Mädchen sich zurücklehnte und die Augen schloss, musterte die Crash-Magierin sie genauer. War das unhöflich? Irgendwie schon, aber so lange hatten sie sich nicht gesehen und sie war sich noch immer unsicher, ob das hier wirklich die Realität war. Doch es war deutlich zu erkennen, dass sich ihr Brustkorb langsam hob und senkte, sie konnte jede einzelne Strähne ihres langen, unkontrollierten Haares ausmachen und selbst die kleinen, kaum bemerkbaren Fältchen, die entstanden, wenn sie lächelte, waren da. Es war einfach zu detailreich, um ein Traum zu sein.Sie wendete den Blick ab und brach das Schweigen. Im nächsten Moment wünschte sie sich auch schon, dies nicht getan zu haben. Es war, als hätte sie einen Stöpsel gezogen, denn ihr Gegenüber quasselte los, erzählte in einem Atemzug mehr, als Reika an einem ganzen Tag. Mit aller Kraft unterdrückte sie ein Seufzen. Auch das hatte sich also nicht geändert. "Ebenfalls Satyrs Cornucopia." Dies würde also bedeuten, dass bei jeder Quest, die sie bestritt, die Chance bestand, auf Takara zu treffen. Ihr Magen zog sich zusammen. Wenn Vater das herausfand ... würde er sie dann aus der Gilde nehmen? Das durfte nicht passieren. Sie wollte nicht fort. Bitte nicht. Er durfte es einfach nicht herausfinden, dann war alles gut. Auf den Rest der Aussage wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Konnte schon gut sein, dass da ein fragwürdiger Mann mit Maske und Umhang umherlief, doch was machte das für einen Unterschied? Sie nickte bloß knapp. Es gab nichts, dass sie erzählen konnte. Ihr Familienleben behielt sie für sich, dass sie die Schule hier fortgeführt und bestanden hatte war nichts Besonderes und, dass ein Handgelenksbruch ihr ein Jahr ihres Lebens genommen hatte, war eine Schwäche, die sie nicht preisgeben wollte. Daher überließ sie lieber Molniya das Reden, was diese selbstverständlich übernahm.
Sie hatten sich beide verändert, die Blonde jedoch eher weniger? Das hieß wohl, dass vor allem Reika sich verändert hatte. Stimmte das? Sie war sich nicht sicher. In den Jahren hatte sie viel von Vater gelernt und war stets bemüht, seine Lehren auch umzusetzen, aber hatte dies sie so sehr verändert?  "Du behauptest also, ich wäre nicht mehr die Selbe wie früher." Sie wippte mit dem Fuß, welcher nicht den Boden berührte, leicht auf und ab, eine unschöne Angewohnheit, die sie hin und wieder zeigte. Das Lächeln ihres Gegenübers erwiderte sie nicht. Einen Grund zum Lachen gab es nicht.
In diesem Moment kehrte der Kellner zurück und stellte die zwei Getränke, sowie den Kuchen auf den Tisch. "Falls die Damen noch etwas wünschen, rufen Sie einfach." Und weg war er auch schon wieder. Er war wirklich höflich und wusste, wie man seine Gäste behandelt, das musste man ihm lassen. Vielleicht sollte sie ihm ein wenig Trinkgeld hinterlassen. "Ich betrachte unser Wiedersehen dennoch als Schicksal." Was, Schicksal? Sowas existierte nicht. Glaubte sie wirklich an solch ein naives Konzept? Und dann musste sie auch noch die Vergangenheit wieder hervor kramen. Die Kamura schluckte. Unbewusst wanderte ihre rechte Hand abwehrend hinüber zu ihrem linken Oberarm und klammerte sich dort fest. Was hätten Briefe denn schon gebracht? Vater hätte sie allesamt verbrannt. Was sollte sie denn dazu sagen? Sie wusste doch selbst, dass sie von einen Tag auf den Anderen verschwunden war, ohne ein Wort. Es war nicht ihre Entscheidung gewesen. Außerdem ... "Es war zu meinem Besten." wiederholte sie die Worte ihres Vaters. Sie wollte sich nicht rechtfertigen und trotzdem hatte sie das Gefühl, sie musste... Es war kaum zu überhören, wie sehr sich Takara eine Erklärung wünschte. Aber es gab schlichtweg keine. Somit gab sie weiter die Worte wieder, die sie damals bekommen hatte: "Ich habe Pflichten zu erfüllen. Ich kann meine Familie nicht adäquat repräsentieren, wenn ich mich von Dingen wie Freundschaft ablenken lasse." Sie blickte zur Seite. Es war die Wahrheit, doch trotzdem sehnte sich ihr Herz wieder nach jemandem, an dem sie sich anlehnen konnte, dem sie vertrauen konnte. Ah, die Zeiten, als die beiden Mädchen Arm in Arm, kichernd und freudestrahlend durch die Straßen marschiert waren. Ob dies noch immer möglich war? Für einen Augenblick sah sie auf. Nein. Um ihren erneut aufbrodelnden, inneren Zwiespalt zu verbergen, griff sie nach ihrer Tasse und nahm einen ausgiebigen, langen Schluck. Der Tee brannte in ihrer Kehle, als sie ihn herunterschluckte. Er war noch zu heiß gewesen, um ihn in solch großen Mengen auf einmal zu trinken.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 6 März 2021 - 15:20

„Was, du bist in derselben Gilde wie ich? Oh mein Gott, wie toll ist das denn?!“ Takaras Augen sprühten förmlich vor Freude. Warum hat sie Takara da noch nie gesehen? Gut, sie war bis jetzt auch noch nicht regelmäßig im Gebäude oder sie haben sich immer wieder verpasst. Sie wusste es nicht, doch das Mädchen konnte ihr Glück nicht fassen. Ob sie zusammen Aufträge erledigen konnten? Das war doch eine tolle Aussicht. Sie waren bestimmt ein tolles Team! Doch der Aufschwung der Freude ebbte langsam ab, als sie merkte, dass Reika sich nicht im Geringsten darüber freute. Warum? Sie verstand es nicht. War sie zu einfältig, um ihre Beweggründe zu verstehen? Übersah sie etwas? Die Molniya hatte das Gefühl, dass sie vor einer großen Tür stand, die durch zahlreiche Schlösser verschlossen war. Sie hatte die Schlüssel bei sich, doch es waren so viele und alle unterschieden sich. Welcher Schlüssel passte in welches Loch? Wie sollte sie zu Rei-chan vordringen? Die kalte Fassade der Gleichaltrigen jagten ihr einen Schauer über den Rücken und langsam wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. So ein Mist! Sie saßen wenige Minuten hier und das Mädchen war mit ihrem Latein am Ende. Der Griff um ihren Herzen wurde immer fester, drückte heftiger zu. Kurz darauf kam der Kellner und legte die Bestellungen auf den Tisch. Sie bedankte sich und starrte auf den Kuchen. Wenigstens schaute er sie nicht so kaltherzig an und sagte ihr: Iss mich, ich bin lecker. Iss mich! Sie seufzte leise, nahm die Gabel und schnitt damit ein Stückchen ab und aß es. Sie seufzte genüsslich. Nur schade, dass sie ihr Angebot nicht angenommen hat, ihr etwas auszugeben. Das Mädchen legte den Ellbogen auf den Tisch und stützte ihr Kinn auf die Handfläche, nahm demonstrativ das Glas und trank ein Schluck daraus. Kräutertee war zwar auch lecker, aber den trank sie eher, wenn sie erkältet war. Konnte Reika sich denn gar nicht gehen lassen? Nein, natürlich nicht. Reirei war die Miss Perfect und sie?

„Ja, das behaupte ich.“ Takara nahm noch ein kleines Stückchen mit der Gabel, machte eine kurze Pause, ehe der Mund leer war und sie weiterreden konnte. „So wie du mich anguckst habe ich das Gefühl, dass heute Winter ist – ja, eiskalter Winter. Zehn Grad unter null! Das hast du früher nicht gemacht. Ich verstehe nicht, warum du jetzt so bist. Nenn mich dumm oder naiv oder was auch immer – wenn ich nicht weiß, was los ist, dann kann ich dich auch nicht verstehen.“ Der Goldschopf nahm einen großen Schluss aus der Cola. Doch fast hätte sie sich verschluckt, als die vernichtenden Worte aus ihren Lippen kamen: Die Familie nicht adäquat repräsentieren, wenn sie sich von Dingen wie Freundschaft ablenken ließ? Langsam stellte sie das Glas wieder auf dem Tisch und starrte ihre Kindheitsfreundin verletzt an. Die Klaue hatte sich nun endgültig geschlossen, das Herz schlug gegen ihre Brust und die Gefühle rasten. Das hat gesessen, und zwar heftig. Der Kloß im Hals hat nun eine unangenehme Größe erreicht und Takara musste sich sehr anstrengen, dass ihre Stimme nicht zitterte.
„Genau dafür ist die Freundschaft doch da. Um sich von den alltäglichen Sachen abzulenken.“ Begann sie und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Weißt du noch, als wir zum Stadtpark gegangen sind und irgendwelche Pflanzen gepflückt haben, weil wir uns einen darauf eingebildet haben, dass diese Mischung irgendeine magische Wirkung auslöste? Wir haben Zaubersprüche erfunden und so getan, als hätten sie eine Wirkung. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern, als wäre es gestern gewesen. Wir haben so viel Spaß gehabt und du konntest deine blöden Eltern und die vollkommen überzogenen Pflichten und tralala für ein paar Stunden vergessen. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, sahst du so traurig aus und als wir dann so viele coole Sachen gemacht haben, hast du gelächelt und gelacht!“ Takara mochte Reis Eltern nicht und das hatte sie damals bereits kommuniziert. Sie ballte die Fäuste. „Und jetzt willst du mir erzählen, dass du so etwas nicht brauchst und dein Leben nur aus Arbeit, Arbeit, Pflichten und noch mehr Arbeit besteht? Das ist doch kein Leben. Das ist die Hölle! Ich wäre längst abgehauen und hätte mich aus diesem Käfig befreit. Denk mal an dich und nicht immer daran, was andere über dich denken.“ Rasch wischte sie sich mit dem Ärmel eine Träne weg. Sosehr sich das Mädchen auch angestrengt hatte, holten ihre Emotionen sie ein und das spiegelte sich nun in ihre zittrige und brüchige Stimme wider. Sie war so verletzt durch ihre Worte. Was hatte sie sich eben noch gefreut, als sie Rei-chan wiedergesehen hat! Doch nie hätte sie gedacht, dass es so eine Richtung annahm. Sie spürte, dass die schönen Erinnerungen mit ihr Risse bekamen. War das etwa alles nur eine große, illusorische Lüge? Hat Rei alles vergessen, was sie erlebt haben? All die großen und kleinen Momente? Ihre Hände waren so angespannt, dass die Knochen weiß hervortraten.

„Aber…“, begann sie zögerlich, hob den Blick und schaute ihrem Gegenüber fest in die Augen. „Wenn du wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben willst und dies dein größter und ehrlichster Wunsch ist. Dann hast du jetzt die Chance, das nachzuholen, was du damals nicht getan hast. Damals, als du plötzlich verschwunden bist. Du kannst lebe wohl sagen und ich werde dich nicht mehr belästigen. Dann würden sich die Wege hier und jetzt trennen.“ Das auszusprechen machte das Mädchen so fertig, dass sie spürte, nicht mehr weit davon entfernt zu sein, loszuweinen. Und selbst wenn sie Lebe Wohl sagte, würde sie fragen, warum. So leicht wollte sie es ihrer Freundin nicht machen. Ihre Nerven zum Zerreißen angespannt. Sie hoffte, dass Reika nachgab und nicht lebe wohl sagte. Die Sechzehnjährige wollte, dass sie sich wieder näherten, über die Vergangenheit redeten, zusammen etwas unternahmen. Das Mädchen hatte das Gefühl, gleich in Scherben zu zerbrechen. Ohne Zweifel würde es Rei-chan schwerfallen, diese Entscheidung zu treffen – wenn es auch nur noch ein Funken in ihr gab, der der Weißhaarigen sagte, dass sie sich eine Freundschaft mit dem Wuselkopf wünschte. Auch wenn all die Minuten, die bis jetzt verstrichen sind, das Gegenteil besagten; ihre Hoffnung blieb und sie betete innerlich, dass die Weißhaarige die richtige Entscheidung traf. Denn wenn sie sich gegen sie entschied, würde der Goldschopf des Lebens nicht mehr froh sein – für manche mochte das übertrieben sein, doch für sie persönlich war es das ganz und gar nicht. Takara schluckte schwer. Was passierte nun?



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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 6 März 2021 - 18:38

Dieses verfluchte Treffen. Wieso hatte nicht alles einfach wie vorher bleiben können? Die Hellhaarige machte sich gut alleine, sie kam perfekt zurecht. Sie war der geborene Einzelgänger. Doch jetzt war da dieses Mädchen, dass all die Jahre der erfolgreichen Konditionierung versuchte, einzureißen. "Du hast also etwas gegen mein Gesicht?" Was stellte sie sich denn vor? Dass Reika einfach auspackte? Die Tür zu ihrer Seele aufschloss und den Inhalt einfach hier auf diesem Cafétisch ausschütten sollte? Mein Gott, sie hatte doch selbst nicht einmal den Schlüssel dafür! Der war schon lange weg. Gereizt rieb sie ihre Nasenbrücke zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit all den Emotionen, die ihr gerade entgegen schwappten, umgehen sollte. Es gab doch schon genug zu tun mit ihren Eigenen! "Ich habe keine Ahnung, was du jetzt von mir hören willst. Was soll ich sagen? Soll ich dir zustimmen, dass ich ein totales Arschloch geworden bin? Ist es das, was du hören willst?" Sie biss sich auf die Zunge. War ihr gerade tatsächlich ein Schimpfwort entwischt? Sie wurde unüberlegt. "Wir sind keine Kinder mehr, Molniya-san!" Erneut griff sie ihre Tasse, um einen Schluck zu nehmen. Doch gerade, als sie den Kopf hob, um anzusetzen, fiel ihr etwas auf. Sie hielt inne. Weinte Takara da gerade? Sie stellte ihre Tasse ab, ohne etwas zu trinken. Mit ihr senkte sich auch Reikas Blick. Das konnte sie nicht mit ansehen. Der vorwurfsvolle Ton aus ihrer Stimme verschwand: " Verstehst du denn nicht, dass ich nicht du bin? Du tust so, als hätte ich eine Wahl." Noch nie hatte sie auch nur einen Gedanken an das Weglaufen verschwendet. Der Grund dafür war einfach und trug den Namen "Rikichi". Ihr blinder Zwillingsbruder, der einzige Mensch auf dieser Welt, der sie verstand - oder es zumindest versuchte. Doch das sprach sie nicht aus, denn das Wissen über zwischenmenschliche Beziehungen konnte ausgenutzt werden. "Meine Eltern lieben mich und ich liebe sie. Auch wenn sie vielleicht anders sind als deine." War das eine Lüge? Vielleicht. Sie sagten Reika immer, dass sie all das taten, weil sie sie liebten. Aber erwiderte sie diese Gefühle? Manchmal war sie sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt Emotionen empfand. Doch zumindest jetzt konnte sie sie spüren, auch wenn sie sie nicht deuten konnte. Sie schloss für einen Moment die Augen. Sie dachte an Mutter und Vater, doch da war keine Wärme. Dann dachte sie an Takara. Nicht die Takara, die gerade vor ihr saß, die, die sie früher kannte. Der Sonnenschein. Die Erinnerungen waren warm, kribbelten unter ihrer Haut wie kleine Ameisen. Doch die nächsten Worten rissen sie gnadenlos aus ihrer Vergangenheit heraus in die Gegenwart. Jetzt war alles anders. "Glaubst du wirklich, dass das damals meine Entscheidung war?" Mit einem Ruck stand sie auf, strich ihr Kleid zurecht, welches durch das Sitzen ein wenig verrutscht war. Sie konnte diese Stimme nicht länger hören. Wie sehr wollte Takara sie denn noch quälen? Hatte sie nicht langsam genug? "Ich - ich muss auf die Toilette." Herzlichen Glückwunsch. Jetzt hatte sie es also endlich geschafft, dass die Fassade der Kamura bröckelte. Doch statt dies zuzulassen, flüchtete sie lieber und entzog sich der Scham, ihre Gefühle der Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit flottem Schritt verschwand sie in einer Tür, auf welcher ein kleines Männchen mit Rock abgebildet war, wählte eine Kabine und schlug die Tür so fest hinter sich zu, dass sie von selber ins Schloss fiel. Mochi blickte ihr bloß verdutzt hinterher. Wie ein kleines Kind hockte sie sich auf den geschlossenen Klodeckel, zog die Beine an und vergrub ihr Gesicht in den Knien. Sie hielt das nicht mehr aus. Es waren einfach zu viele Emotionen, die da in ihr wüteten. Wie sollte sie jemals wieder Kontrolle über diese erlangen? Sie biss sich auf die Lippe, doch sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Tränen gab es jedoch keine. Selbst wenn sie es sich gewünscht hätte, die Hellhaarige konnte nicht weinen. Diese Fähigkeit hatte sie irgendwann verlernt. Außerdem würde das nur ihr Make-Up ruinieren.
Sie konnte nicht sagen, wie lange sie da gesessen hatte, die Arme um die Beine geschlungen und zusammengekauert wie ein kleines Würmchen. Waren es nur einige Sekunden oder vielleicht sogar fünf Minuten? Wie in Trance hatte sie einfach ihrem Herzschlag gelauscht. Ihr Kopf tat weh, sie hatte das Gefühl, die Welt um sie herum drehte sich im Kreise und am liebsten hätte sie den Klodeckel aufgerissen und sich übergeben. Doch sie konnte sich nicht bewegen, war sie festgewachsen? Langsam musste sie wirklich aufstehen, sonst würde man sich noch wundern, wo sie blieb. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht war der Blondschopf inzwischen auch schon gegangen. Sollte sie sich darüber freuen oder nicht? Vielleicht saß sie auch immer noch da und weinte. Langsam und zittrig wanderten ihre Füße zurück auf den Fliesenboden. Sie schloss die Tür auf, wusch sich aus Gewohnheit die Hände und trat dann, immer noch ein wenig benebelt, aus der Toilette heraus. Es gab ja doch kein Entkommen. Wortlos ging sie zurück an den Tisch und setzte sich.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 7 März 2021 - 11:44

„Ich - ich muss zur Toilette.“ Reika ist abrupt aufgestanden und gegangen. Der Goldschopf verfolgte sie mit ihrem Blick und sah, dass sie tatsächlich auf die Toilette ging. Traurig senkte Takara den Blick, schaute auf ihre Beine. Die schwarze Hose spiegelte perfekt wider, wie sie sich gerade fühlte. Verloren, verraten, verletzt und tieftraurig. Sie hatte das Gefühl in einem Strudel gefangen zu sein, der sie in die Tiefe riss. Jetzt, wo Rei-chan außer Sicht- und Hörweite war, ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie weinte stumm, ließ sie laufen und wischte sie auch nicht weg. Arschloch? Reirei war doch kein Arschloch, nein – so was würde sie niemals denken. Nicht mal im Traum. Dass sie keine Kinder mehr waren, stimmte und diese Tatsache wurde sie mit einem Mal schmerzlich bewusst. Denn diese lustigen Dinge, die sie früher getan haben, konnten sie heutzutage unmöglich wiederholen. Doch bloß, weil sie keine kleinen Mädchen mehr waren, sondern langsam aber stetig auf das Erwachsenenleben zusteuerten, hieß es doch nicht, dass man so was nicht wieder aufblühen lassen konnte? Sie konnten doch andere Dinge tun, wie zum Beispiel herausgehen, Spaß haben, was zusammen trinken, über Gott und die Welt quatschen und das Leben genießen! Doch für die Weißhaarige ging das wohl nicht. Ob es damals Reis Entscheidung war, konnte Takara nicht genau beurteilen. Jedoch glaubte sie fest daran, dass es nicht ihre Schuld war – sondern die ihrer Eltern. Als sie sie damals erwischt haben, hatte Reis Vater sie so hasserfüllt angeschaut, so herablassend und wütend. Fast hatte sie Angst bekommen. Doch sie wollte ihre Freundin nicht loslassen und hatte lautstark protestiert. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag… Es war sonnig, wie heute. Sie und Rei-chan waren auf einer Wiese, haben zusammen auf einer Decke gehockt, Kuchen gemampft – wobei Rei sich sehr zurückgehalten hatte – und über ihre Lehrer gelästert. Und da haben die beiden Kamuras sie entdeckt. Ganz genau wusste Takara es nicht mehr, zu lange war es schon her, doch sie haben die beiden entsetzt angesehen und der Vater ist mit hochrotem Kopf auf sie zumarschiert und hat beide ausgeschimpft. Unter Tränen hatte der Goldschopf den Alten angeschrien und ihm gesagt, wie unfair er doch war. Dieser Tag war wirklich schlimm. Reika hatte auch darunter gelitten, wenngleich sie das längst nicht so gezeigt hatte, wie der junge Wuselkopf. Sie seufzte tief und rührte lustlos in ihrem Kuchen herum. Der Appetit ist ihr reichlich vergangen.

Dennoch… Ein Funken Hoffnung gab es da noch. Reirei hatte nicht Lebewohl gesagt. Das hieß, dass es ein Teil in ihr gab, die sehr wohl noch weiter mit ihr befreundet sein wollte. An diesen noch so dünnen Faden klammerte sich das Mädchen. Energisch wischte sie sich die Tränen weg, holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte einmal kräftig rein und schmiss es dann in den Mülleimer, der ganz in der Nähe war. Ein paar Minuten vergingen. Sie kamen dem Mädchen wie eine halbe Stunde vor, doch dann hörte sie ein vertrautes Klacken. Takara hatte ihre Beine angewinkelt, die Arme um die Beine geschlungen und das Kinn auf die Knie gelegt, die Augen geschlossen. Sie schaute auf. Ihre Freundin setzte sich stumm wieder auf den Platz. Sie traute sich gar nicht, auch nur ein Muchs von sich zu geben, so sehr graute es ihr, dass die Kamura dann das Weite suchte. Plötzlich plagte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen. Mit einem Mal wurde ihr klar, wie egoistisch sie sich eigentlich verhalten hatte. Mit ihrem Redeschwall und ihren Forderungen hatte sie das Mädchen in Bedrängnis gebracht und unter Druck gesetzt.
Erneut nahm sie einen Schluck aus der Cola und atmete tief ein und aus. „Es… tut mir leid“, begann sie zögerlich und schaute auf den Rand der Tischplatte.
„Ich glaube, das war ein Fehler, dich hier herzubringen. Mir ist klar geworden, dass du vermutlich einem enorm hohen Druck ausgesetzt bist. Also, ich glaube, dass das so ist. Und ich habe dich mit Erinnerungen an damals vermutlich sehr aus… dem Konzept gebracht.“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, hob den Blick und schaute die Schwarzgekleidete ernst an. „Das war sehr egoistisch von mir und das tut mir schrecklich leid, Rei-chan.“ Das Herz klopfte schnell und sie hörte es laut, als schlüge ein Hammer auf großen Holzbalken. Schnell und heftig. „Dennoch…“ Sie biss sich nervös auf die Lippen, knetete mit den Händen. Sie schwitzten bereits. „Dennoch wäre es kein Fehler, die Freundschaft noch einmal aufblühen zu lassen. Dass wir keine Kinder mehr sind, ist mir bewusst. Und wir können nie wieder so sein, wie damals. Aber das muss es auch nicht. Wäre ja komisch, wenn wir das Gleiche täten, wie früher.“ Ein leichtes Lächeln huschte über ihren Mund. „Wir sind schlauer als früher. Viel schlauer. Dieses Mal lassen wir uns einfach nicht erwischen. Vielleicht hört sich das einfacher an, als es ist, aber wir haben doch beide vieles dazugelernt. Wir sind älter und reifer geworden. Und nur, weil deine Eltern dir eingeredet haben, dass Freundschaft für den tollen Ruf der Familie nicht gut ist, heißt es doch noch lange nicht, dass es wahr ist! Und außerdem“, sie schaute auf den niedlichen Hund, der die ganze Zeit brav an der Seite ihrer Herrin gelegen hatte, „glaube ich nicht, dass deine Eltern es toll finden, dass du das süße Hundilein bei dir hast. Das hast du doch auch perfekt verbergen können.“ Voller Hoffnung blickte sie Reika in die grauen Seelenspiegel. „Bitte…“

Natürlich wusste sie, dass sie niemanden zwingen konnte, mit ihr befreundet zu sein, auch nicht Reika. Doch sie wollte wenigstens um sie kämpfen. Für die Kamura würde sie sogar viel härter kämpfen. Und wenn die Weißhaarige sie verfluchte und beleidigte, solange Takara diesen einen Hoffnungsfaden in der Hand hatte, gab sie nicht auf. Denn das war die allerletzte Option und die war noch lange nicht in Sicht. Nicht mit ihr!



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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 7 März 2021 - 20:59

Sorgfältig rückte das Mädchen ihren Stuhl zurecht, überkreuzte die Beine und legte schließlich die Hände, Finger ineinander verschlungen, auf den Tisch. Ordnung war das halbe Leben. Zuerst traute sie sich kaum, den Blick zu heben, aber als sie es schließlich tat und ihre Augen langsam von der Tischplatte, hinauf zu den blauen Seelenspiegeln wanderten, stellte sie fest, dass ihr Gegenüber genauso da saß, wie sie es selbst bis eben getan hatte. Klein, zerbrechlich, verzweifelt. Und die roten Ringe um die Augen, die so sehr mit dem blau ihrer Iris in Kontrast standen, sprachen Bände. Sie schwieg. Was gab es nun zu sagen, das diese Situation zurecht rückte, es bessermachte, oder vielleicht sogar rückgängig? Nichts. Worte waren nutzlos! Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu verabschieden und zu gehen. Doch zerbrach Takara die Stille, die zwischen den Beiden herrschte. Es war kein typischer Filmmoment, wie man ihn oft im Kino sah. Die Welt stand nicht still, war nicht in Schweigen gehüllt. Die Zeit lief weiter, die Stimmen der anderen Gäste und leise Pop-Musik erfüllten den Raum.
Es tat ihr Leid? Sie glaubte, sie hatte Reika aus dem Konzept gebracht? Ha! Was für eine Untertreibung. Ein zartes Lächeln schlich sich um ihre Mundwinkel, bevor es im selben Moment wieder in den Tiefen der Emotionslosigkeit verschwand. Sie wollte diese alte Freundschaft also um jeden Preis wieder herstellen, klammerte sich an die Vergangenheit wie ein kleines Äffchen an seine Mutter. Die Kamura wusste noch immer nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr Kopf war leer. Sie war sich nicht sicher, ob sich in ihrem kompletten Leben schon einmal jemand so sehr um ihre Gegenwart bemüht hatte, wie Takara in diesem Moment. Und irgendwie erfüllte sie dies mit einer Wärme, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Sie breitete sich aus, von ihrem Herzen, durch alle Adern in ihrem Körper bis hinein in die Zehen- und Fingerspitzen. Die Verlockung war so groß, baumelte direkt vor ihrer Nasenspitze und flehte, endlich ergriffen zu werden. Was sollte sie tun? Ihr Herz war kaum zu überhören, hatte eine eindeutige Meinung. Doch ihr Verstand sagte etwas anderes, flehte regelrecht, nicht kleinbei zu geben. Doch da war es bereits geschehen. Die Finger der Hellhaarigen hatten sich selbstständig gemacht und hatten bereits ihren Weg zur anderen Tischseite gefunden. Zu den Händen der Molniya um genau zu sein.  Vorsichtig und ein wenig zögerlich löste sie die fremde Hand von dem Knie und zog sie ein Stück zu sich, um sich selbst nicht zu weit über den Tisch lehnen zu müssen, um sie zu halten. Manche Regeln waren da, um gebrochen zu werden, oder? Da vor ihr saß gerade der Schlüssel zu ihrer Freiheit und bat darum, genutzt zu werden und sie selbst? Sie selbst hatte nicht die Kraft, zu widerstehen. Zu verlockend das Angebot und zu rosig die Zukunft, die ihr versprochen wurde. Wieder lachen? Wieder Freude verspüren, aus ganzem Herzen? Ja, ja und noch mal ja!
Doch ... wie auf Knopfdruck erschien das Bild von ihrem Vater vor ihrem inneren Auge und ließ sie zurück schrecken. Der Zorn, die Wut, die Enttäuschung, die Verachtung. War es all das wert? Diese Entscheidung, sie hatte keinerlei Chance gehabt, sich auf sie vorzubereiten und jetzt musste sie sie treffen, von hier auf jetzt, ob sie wollte oder nicht. Nicht einmal weglaufen war eine Option, denn auch dies war eine Antwort, die nicht klarer sein könnte. "Ich weiß es nicht." gab sie schließlich zu, ihre Stimme war überraschend leise und schwach. Es gab so viele Dinge zu bedenken, wie sollte sie diese in so kurzer Zeit alle abarbeiten? Das ging nicht. Irgendwie musste sie sich Zeit verschaffen. Sie brauchte dringend mehr, um sich weitere Gedanken zu machen. Ihr Blick fiel auf Mochi. Es stimmte, sie hatte den Kleinen bisher erfolgreich geheim gehalten. Allerdings hatte ihr auch nie jemand direkt den Kontakt zu ihm verboten - im Gegensatz zu Takara. Noch nie hatte sie die Worte ihrer Eltern hinterfragt. Doch auf einmal war sie sich mit all dem nicht mehr so sicher. War es womöglich okay, nicht immer deren Befehlen zu folgen? Dieses blonde Mädchen hatte es innerhalb eines Gespräches geschafft, alles auf den Kopf zu stellen. So unsicher wie heute war sich Reika noch nie gewesen. Und doch war die Stimme in ihrem Herzen klar und rein. Genauso klar war jedoch auch die Angst vor den Folgen dieser Entscheidung. Der kleine, rote Pomeranian-Mix hatte sich an das Bein seines Frauchens geschmiegt und blickte ihr mit kleinen, kugelrunden Knopfaugen entgegen. Auch er war ein Produkt jahrelanger Geheimniskrämerei. War er ein Fehler gewesen? Sicher nicht. Ihr Blick wanderte zurück zu der Langhaarigen, welche sie bereits eindringlich ansah. So viel Hoffnung lag in ihren Augen. Konnte sie all das wirklich noch einmal zerstören? Ihr Kopf brummte noch immer, sogar noch schlimmer als zuvor. Doch noch einmal konnte sie nicht auf die Toilette gehen. "Vielleicht ... sollten wir das nicht hier besprechen." Sie wollte hinaus, sich bewegen, irgendwie wieder einen klaren Kopf fassen. Ihre Tasse war bereits seit einer Weile leer, es brachte also nichts, weiter hier zu sitzen. Außerdem war da noch immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie hatte gehofft, es loszuwerden, indem sie sich in die hinterste Ecke eines Cafés verkroch, aber wirklich etwas gebracht hatte dies nichts. Sie sehnte sich nach einem Ort, an dem keine fremden Augen sie entdecken konnten, doch wo in aller Welt war solch ein Ort? Existierte er überhaupt?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyMo 8 März 2021 - 17:11

Der Goldschopf traute ihren Augen nicht. Hatte sie gerade einen Klartraum oder war sie wirklich wach? Gebannt folgte sie der Bewegung der Kamura, die ihre Hand ergriff und ein Stück zu sich zog. Sie schnappte nach Luft, hielt sie an und fasste nicht, was da gerade passierte. Als sie in die grauen Augen schaute, erkannte sie etwas, das der kalten Fassade mehr als widersprach. Ein Funkeln. Hatte das Mädchen sie mit dieser Ansprache etwa überzeugen können? War es möglich, dass es für die beiden doch eine Chance gab? Ihre Finger waren schlank, elegant und gut gepflegt und irgendwie spürte sie bei dieser Berührung ein seltsames Kribbeln, dass sich ein wenig anfühlte, wie ein Stromschlag; nur tat es nicht weh. Das Blut schoss in ihr Gesicht und sie schaute weg, weil sie mit allem, aber nicht mit so etwas gerechnet hatte. Was war das für ein seltsames Prickeln? Sie konnte es nicht zuordnen und schaute sich etwas verwirrt die beiden Hände an, die sich berührten. Irgendwie konnte sie damit nicht umgehen, wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Also blieb sie ganz ruhig sitzen und ließ die Geste geschehen. Aber sie war nur von kurzer Dauer, denn gleich darauf ließ sie Takaras Hand wieder los und beantwortete ihre Bitte mit dem Satz, sie wüsste es nicht. Diese widersprüchliche Reaktion machte der Sechzehnjährigen etwas klar: Rei-chan war hin- und hergerissen und dieser Umstand war die Chance, das Mädchen auf ihre Seite zu ziehen und sich den Fesseln ihrer Eltern zu entziehen! Jedenfalls, wenn sie dann mit der Molniya unterwegs war und die Eltern nichts ahnten. Reikas schien angestrengt nachzudenken – man sah es ihr zwar nicht an, aber ihr Innehalten zeigte, dass sie sich über etwas Gedanken machen MUSSTE. Just in dem Moment stand die Weißhaarige auf und sagte, dass man so etwas nicht hier besprechen sollte. Takara schaute sich kurz um, sah, dass sie ein paar Leute neugierig beäugten. Sie hatte recht! Sofort aß sie den letzten Rest des Kuchens auf, trank den letzten Schluck Cola auf und legte ein paar Jewels auf den Tisch. Die Azuräugige wollte nicht warten, bis der Kellner kam. Von einem auf den anderen Moment machten Freude, Hoffnung und Aufgeregtheit den depressiven und traurigen Gedanken Platz. Wie vom Winde verweht änderten sich ihre Gesichtszüge. Das Herz hüpfte vor Freude und sie wusste, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sie das verschlossene Mädchen für sich gewinnen würde! Es war faszinierend, wie sich Takaras Gefühlslage von einem auf den anderen Moment so abrupt ändern konnte. Aber sie war ja eine Dramaqueen, da war so etwas auch kein Wunder.

„Du hast recht“, pflichtete sie der Kamura bei. „Hier ist nicht der richtige Ort.“ Schon war sie aufgestanden, hatte sich die müden Glieder gestreckt, kurz gegähnt und fühlte sich daraufhin wieder putzmunter. Freudestrahlend stemmte sie die Fäuste in die Taille. Kurz überlegte sie, was der geeignetste Ort war, wo sich die beiden ungestört unterhalten konnten. Es gab viele schöne Plätze in Maldina, zweifelsohne gab es auch einige geeignete Örtlichkeiten, wo man sich ungestört setzen und reden konnte. Doch Takara kannte sich noch nicht gut aus. In den letzten zwei Wochen hatte das Mädel nur einige Restaurants besucht und: die Gilde! Sofort wusste sie, wo sie am besten hingehen konnten. Als sie sich vorgestellt hatte, hatten ihr die Obersten der Gilde alle Räumlichkeiten gezeigt und da konnte man sich wunderbar zurückziehen und ungestört sein. Sie hob einen Zeigefinger und grinste die Weißhaarige an: „Ich hab’s! Wir gehen zum Gildengebäude. Das ist der perfekte Ort.“ Natürlich traute sie sich auch hier nicht, ihren Arm bei Rei-chan einzuhaken. Zwar hatte sie sich die letzten, zahlreichen Minuten willensstark gezeigt, doch innerlich rumorte es. Natürlich spürte sie gerade viele positive Emotionen und dieses zu Tode betrübt und himmelhochjauchzend war wirklich sehr anstrengend für das Mädchen. Aber sie hatte Angst, dass es wieder zerbrach. Gerade befand sie sich auf dem richtigen Weg, um zu ihr vorzudringen. Doch der Weg war sehr unsicher, wackelig, brüchig und rutschig. Machte sie auch nur einen Fehler, würde sie fallen und hart auf den Boden prallen, sich sämtliche Knochen brechen und es würde ihr schwerfallen, wieder aufzustehen. „Komm, wir gehen zur Gilde.“ Und so marschierte das Mädchen los. Um sich den Auftrag zu holen war es längst zu spät. Die Sonne stand hoch am Himmel, vermutlich war es schon viertelnachzehn und sie mussten sich nicht beeilen. So hatten die Mädchen die Chance, sich die schöne Stadt anzuschauen, die auf dem Weg zum großen Gildenhaus war. Takara war richtig nervös. Ihr Herz klopfte wie wild gegen die Brust und in ihrem Kopf hatte sie die ganze Zeit Reikas Finger im Kopf, die ihre berührt haben. Warum ging ihr das nur nicht aus dem Kopf? Es war immerhin nur eine Berührung und als sie klein waren, haben sie sich ständig an den Händen gehalten. Und jetzt? Jetzt war die Geste etwas Intimes – das war ihr so bis jetzt nicht bewusst gewesen. Das Mädchen konnte es aber irgendwie nicht richtig zuordnen und war mehr als durcheinander. Schnell lenkte sie aber das große Gebäude ab, das sie jetzt endlich sehen konnten. Den ganzen Weg über Rei-chan und Takara schweigend nebeneinander hergelaufen und keiner hat sich getraut, ein Wort zu sagen. Doch als sie ankamen, ergriff die Blondine das Wort: „Das Haus ist wunderschön, nicht wahr? Als ich vor zwei Wochen das erste Mal hier hingegangen bin, weil ich mich vorgestellt habe, kam ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Das Wetter spielte natürlich auch mit. Ein richtig kitschiges Bild hatte sich da vor mir breitgemacht. Sonnenstrahlen, dicke Schafswolken, weiße Tauben, Blumenduft. Das war eine perfekte Kombination! Ich war echt hin und weg und wieder zurück!“, sie lachte. „Wie fandst du denn den ersten Eindruck?“, wollte der Goldschopf wissen, drehte ihr Gesicht kurz freudig zu der Größeren und richtete dann die Aufmerksamkeit zum Eingang. Die Tür war aus Holz, die Gärten um das Gebäude waren bunt und wild – ein toller Anblick! Durch die Sonne leuchteten die Farben der Blumen und Blätter umso kräftiger. So betraten beide Mädchen das Gebäude…

gt.: ⇨ Halle der Freiheit



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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 4 Jul 2021 - 16:54

Mission:  C-Rang: Magische Gartenarbeit


Heute würde ein sehr...interessanter Tag werden, wenn man so sagen durfte. Alles begann damit, dass Ronya in die Gildenhalle eintrat und dort direkt zum Tresen gerufen wurde. Normalerweise passierte das nur, wenn es ein Anliegen gab, oder? Naja, das schien hier wohl auch der Fall gewesen zu sein. Es kam anscheinend vor kurzem erst eine neue Quest hier an. Normalerweise war das ja kein Problem. Die würde jemand einfach an das Questboard hängen und irgendeiner nahm sie sich schon, wenn er wollte. Allerdings schienen die Personen, die diese Quest aufgegeben hatten, darauf zu bestehen, dass sie möglichst schnell erledigt wurde. Hmmmm...jetzt, wo Ronya sich umschaute, es waren noch weniger Leute in der Halle als sonst. Sie kam ja meistens nur zu den Zeiten, an denen sich weniger Menschen in Crimson Sphynx befanden, aber dieses mal war es besonders leer. “Könntest du das vielleicht kurzfristig übernehmen? Ich habe auch schon jemanden angefragt, der dich dabei begleitet.” Also eigentlich hatte Ronya heute so oder so geplant, mal am Questboard vorbei zu schauen. Und...sie konnte zu dieser Bitte auch nicht nein sagen. Mit einem Lächeln schaute sie die Dame an und nahm das Blatt mit den Infos entgegen. “Natürlich mache ich das.” Sie überflog das Ganze ein wenig. Aha...zwei Brüder, die auf eine Gruft in ihrem Garten gestoßen sind. Die sollten sie also erkunden? Klang irgendwie aufregend. Wer wusste, was sie da erwartete? “Dein Partner wird sich mit dir in Maldina Town treffen. Von dort aus ist es nur eine Kutschenfahrt zum Anwesen der Russo-Brüder entfernt.” Die Grünhaarige nickte und steckte den Zettel ein. “Dann besorge ich mir schnell noch etwas Proviant und mach mich auf.” “Viel Erfolg!” erwiderte die Frau am Tresen. Doch gerade als Ronya sich umdrehte um die Gilde wieder zu verlassen, rief ihr die Verwalterin noch etwas nach. “Ach und...Glückwunsch zum Rangaufstieg!” Oh...ja, das stimmte. Ronya war ja seit kurzer Zeit keine C-Rang Magierin mehr. Ihr wurde die Ehre zuteil, zum B-Rang befördert zu werden. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, ob sie das verdient hatte. Aber wenn der Meister so ein Vertrauen in sie hatte, dann würde sie nicht widersprechen. Es freute die Eismagierin zumindest sehr. Es fühlte sich immernoch ungewohnt an, gleichzeitig hatte sich gar nichts wirklich verändert. Klar, sie konnte jetzt gefährlichere Quests annehmen, aber sonst? Am Ende des Tages war sie ein Mitglied von Crimson Sphynx, so wie jeder andere.

Eilig besorgte die Grünhaarige sich ein wenig Essen und Trinken aus den Läden in der Nähe um für die...Fahrt...gestärkt...oh nein. Ich korrigiere; um nach der Fahrt gestärkt zu sein. Das mit dem Essen vor oder während der Zugfahrt ließ sie mal lieber sein. Es würde nicht gut enden. Sobald sich das erledigt hatte, machte Ronya sich auf in Richtung Bahnhof von Aloe Town, wo bald ihr Zug eintreffen würde. Er würde sie in den Süden von Fiore führen, nach Maldina Town um genau zu sein. Von dieser Stadt hatte sie tatsächlich schon mal öfters gehört. In ihrer Kindheit um genau zu sein. Ronya selbst stammte aus einem abgelegenen Bereich im Süden, doch diese Stadt kannte eigentlich jeder, der da in der Gegend wohnte. Selbst wenn es nur, wie in ihrem Fall, aus Erzählungen von älteren Personen war. Endlich würde sie diese Stadt mit ihren eigenen Augen sehen. Etwas aufgeregt stieg sie in den Zug, der wenige Sekunden zuvor am Bahnhof eingetroffen war und setzte sich in ein relativ leeres Abteil. Noch war alles gut, doch in dem Moment, in dem sich der Zug in Bewegung setzte...überspringen wir diesen Punkt. Die Fahrt dauerte einige Zeit, sodass Ronya erst gegen Mittag bzw. Anfang Nachmittag in Maldina Town ankam. Es war zwar eine Stadt, doch in dem Moment, in dem sie die Füße aus dem Zug setzte, kam ihr eine altbekannte Atmosphäre entgegen. Es war, soweit sie wusste, zwar eine Touristenstadt, doch diesen südlichen Flair, den diese Gegend hatte, erkannte sie immer wieder. Ein fremder Ort, doch irgendwie wie Zuhause. Ronya verließ das Bahnhofsgebäude und machte sich auf den Weg Richtung Hauptstraße, wo sie sich anscheinend mit ihrem Partner treffen sollte. Apropos...wieder einmal gab es keinerlei Anhaltspunkt, wer sie hier denn nun begleiten sollte. Vielleicht half es einfach, wenn sie den Questzettel herausholte und vor sich hielt. So stellte die Grünhaarige sich etwas an den Rand der Hauptstraße, sodass sie sich von den ganzen Menschenmengen entfernen konnte, hin und hielt den Zettel vor ihre Brust. Mal sehen, ob sich ihr jemand nähern würde…
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 10 Jul 2021 - 13:04

Leise prasselte das Wasser auf den Körper des Elben herab. Er hatte die Augen geschlossen und genoss für den Moment die angenehme Kälte, die es ihm spendete. Er hasste schäbige, dreckige Motels, doch sie besaßen Duschen und das war es absolut wert. Niemals würde er herumrennen wie ein Obdachloser - auch wenn er genau dies im Prinzip war. Ansehen tat man ihm dies jedoch nicht - er arbeitete schließlich hart, um trotzdem eine gewisse Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Kaum einer würde wohl erwarten, dass der Rosahaarige bereits seit Jahren keinen Ort mehr hatte, den er als Zuhause bezeichnen konnte. Um diese Illusion jedoch am Leben zu erhalten war er regelmäßig gezwungen, auf Quests zu gehen. So wie heute.
Gartenarbeit war überhaupt nicht seins. Er rupfte gerne ein wenig Unkraut und machte ein paar hübschen Pflänzchen den Garaus, aber ansonsten? Einfach nur langweilig der Mist. Die Quest kam jedoch mit einem kleinen Twist: Die Arbeit war bereits erledigt worden. Stattdessen sollte er, zusammen mit einer weiteren Magierin, eine Gruft erkunden, die währendessen freigelegt worden war. Dafür war er eindeutig zu haben. Vielleicht stießen sie ja währenddessen auf den ein oder anderen Schatz, den er einstecken und später teuer zu Jewels machen konnte? Alleine der Gedanke erhöhte bereits den Herzschlag des Explosionsmagiers. Das war eine Chance, die er sich nicht durch die Finger gehen ließ. Auf gar keinen Fall.
Gähnend schwang er sich aus der Dusche, schmiss seine Alltagskleidung über und trocknete seine Haare. Sorgfältig flechtete er die einzelnen Strähnen in einen langen, ordentlichen Zopf. Staub in den Haaren war ein absolutes No-Go! Auch die Klamotten hatte er gezielt so gewählt, dass man den Dreck nicht sehen würde. Schwarzes Hemd, schwarze Hose, schwarze Stiefel. Mehr schwarz ging überhaupt nicht. Nachdem er die Schlüssel abgegeben und einen kurzen Abstecher in die nächstgelegene Bäckerei gemacht hatte, konnte die Suche nach seinem Questpartner auch schon beginnen.
Ziel war die Hauptstraße von Maldina. Zu seinem Glück hatte er sich bereits die letzten Tage in dieser Gegend herumgetrieben - ansonsten wäre ihm diese außergewöhnliche Quest vermutlich auch nicht in die Hände gefallen. Trotz der frühen Morgenstunden war bereits überraschend viel an der von unterschiedlichsten Shops gesäumten Straße los. Mütter mit quengelnden Kindern, Schüler, Leute auf dem Weg zur Arbeit ... und irgendwo dazwischen musste sich ein Magier befinden, der von ihm gefunden werden wollte. Seufzend strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich bereits jetzt aus dem Zopf gelöst hatte. Das war ja ein fantastischer Anfang. Es war dem Morsatra direkt anzusehen, dass seine Motivation in diesem Moment ins Negative sank. Zusammengezogene Augenbrauen, zusammengekniffene Augen und Mundwinkel, die tiefer gingen als der tiefste Punkt im Ozean. So tief, dass selbst seine zwei spitzen Zähnchen hervorblitzten. Er war auf Erkundungstour hier und nicht auf "Finde deinen Kollegen"-Tour, verdammt noch mal! Frustriert grub er die Hände tief in die Hosentaschen. Seine tiefroten Augen musterten jeden, der seinen Weg kreuzte, doch niemand schien der Gesuchte zu sein. Na gut ... wenn er ein gut durchdachter Magier wäre auf der Suche nach seiner Begleitung, wie würde er sich verhalten? Würde er stur die Straße ablaufen und hoffen, dass ihm die gesuchte Person zufällig über den Weg lief? Nein. Natürlich nicht. Er würde dafür sorgen, dass er aus der Menge herausstach. "Mhh." Grummelnd reckte Elion den Hals und blickte über die Köpfe der meisten Bewohner hinweg. Auffällig...? Oh!
Ein wenig abseits stand eine junge Frau, lange grüne Haare und hielt einen Zettel in der Hand. Ihre Körpersprache wies nicht darauf hin, dass sie eine Touristin war und verzweifelt den Start ihrer nächsten Sightseeing-Tour auf ihrer Karte suchte. Innerlich schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und hoffte inständig, dass er mit seiner Annahme richtig lag. Er hatte überhaupt keinen Bock, noch weiter zu suchen und am Ende noch zehn weiter Personen anquatschen zu müssen, um womöglich endlich mal den richtigen Idioten zu finden. Mit langsamen, zielsicheren Schritten kam er schließlich vor der Grünhaarigen zum Stehen. "Quest?" fragte er kurz und knapp. Falls sie nicht die Richtige war, wollte er verhindern, dass womöglich ein unnötiges Gespräch entstand. Falls sie es jedoch war, konnte er immer noch angemessen grüßen und sich vorstellen. Doch alles zu seiner Zeit.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
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Einige Minuten stand Ronya dort und bewegte sich nicht vom Fleck. So viele Menschen gingen an ihr vorbei, dass sie sich sicher war, sie würde mittelschwere Panikattacken bekommen, wenn sie direkt auf der Hauptstraße stehen würde. Menschenmengen jagten ihr immernoch eine tierische Angst ein, mehr als alles andere. Der Platz hier am Abseits der Straße tat ihr da ganz gut. Klar, geräumig war es nicht. Doch sie würde es hoffentlich so lange aushalten, bis ihr Partner erschien. Wie er oder sie wohl drauf war? Bisher hatte die Grünhaarige auf Quests nur mit Personen ihrer eigenen Gilde zusammengearbeitet. Ob es eine ganz andere Erfahrung mit jemandem von außerhalb war? Das Ganze war so spontan, dass sie sich nicht mal erkunden konnte, wie die Person aussah und wie sie hieß. Im Endeffekt griff die Eismagierin in eine Mystery Box in der alles drin war.

Nach einiger Zeit stach endlich jemand aus der Masse hervor und bewegte sich auf Ronya zu. Ein großer Mann mit langen, rosa Haaren und einem nicht wirklich...freundlichem Ausdruck. Es sah eher so aus als wäre er etwas genervt. Je näher er kam, desto mehr und mehr stachen ihr die spitzen Ohren ins Auge...also metaphorisch gesehen und nicht wörtlich. Sie hatte so jemanden wie ihn nur im Vorbeilaufen das ein oder andere Mal gesehen. Mit einem Elben selbst konnte sie jedoch noch nie ein Wort wechseln. Seine Worte waren kurz und knapp im Gegensatz zur Körpergröße dieses Typen. Also war er derjenige? Er hatte sie zumindest nach der Quest gefragt, dementsprechend standen die Chancen relativ gut. Ronya schaute zu ihm nach oben und musterte den Kerl einen Moment lang, bevor sie ihm ein Lächeln schenkte und nickte. “Ja, hier bist du richtig.” Sie streckte ihm eine Hand entgegen zur Begrüßung. “Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Ronya.” höflich blickte sie den Elben an, dessen Größe sie immernoch ein wenig beeindruckte ( ͡° ͜ʖ ͡°). “Ich hoffe, dass diese kurzfristige Anfrage keine Probleme bereitet hat.” Immerhin wurde er ja wahrscheinlich genauso spontan beauftragt wie sie selbst. Jedenfalls hatten die Beiden sich nun gefunden, womit die Gruppe vollständig war. Das hieß, der nächste Schritt war, sich zum Anwesen dieser Brüder aufzumachen. Dafür brauchten sie von irgendwoher noch eine Transportmöglichkeit. Ihre erste Idee war eine ganz normale Kutsche. Irgendwo in dieser Stadt gab es bestimmt Leute, die zwei Magier mitnehmen würden, oder? Wenn die Grünhaarige allerdings an ihrem Partner vorbeischaute, dann erblickte sie erneut die riesigen Massen, die sich durch die Hauptstraße bewegten. Schon allein der Gedanke, sich dort durchzuquälen war zu viel. “Hey uhm…” sie wollte niemandem zur Last fallen und alles unnötig in die Länge ziehen. “...könnten wir eventuell einen kleinen Umweg nehmen? Ich...kann nicht so wirklich mit Menschenmengen…”, wäre es irgendwas anderes, dann würde sie gar nicht fragen und sich einfach durchbeißen. Diese Stadt könnte mit giftigen Schlangen gefüllt sein und Ronya hätte weniger Furcht davor. Sie wollte aber auch nicht, dass es ihm irgendwelche Umstände bereitete. Wenn er sagte, er wolle den schnellsten Weg nehmen und dieser durch die Hauptstraße führte, dann...müsste Ronya da wohl durch...
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 24 Jul 2021 - 16:47

Die tiefroten Augen des Explosionsmagiers ruhten distanziert, zugleich jedoch gespannt, auf seinem Gegenüber. Er hielt das Kinn hoch erhoben und blickte nur aus den Augenwinkeln auf sie herab. Obwohl die Grünhaarige größer war als die meisten Frauen, war sie doch ein gehöriges Stück kleiner als der Elb. Dies war in keiner Hinsicht etwas Ungewöhnliches, trotzdem erfreute es ihn jedes Mal, wenn er die Möglichkeit hatte, im wahrsten Sinne des Wortes über jemandem zu stehen. Größe war so viel wichtiger, als die meisten Menschen zugeben würden. Er selbst würde diese Wahrheit vermutlich auch verleugnen, wenn er nicht mit diesem wundervollen Privileg geboren worden wäre. Ganz übel nehmen konnte er es also Niemandem. Ein kleines, selbstgefälliges Lächeln huschte über seine Lippen, als sie ihn enige Momente wortlos anblickte, ehe sie sich doch entschied, zu antworten. "Ah, wie schön." erwiderte er schließlich und streckte zur Begrüßung seine Hand aus. "Freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen, Ronya. Der Name ist Elion." Er hielt einen Atemzug lang inne, ehe er fortfuhr: "Aber Eli reicht vollkommen aus." Ein freches Zwinkern rundete seine Aussage ab, ehe er die Augen von der jungen Frau nahm um sich ein wenig umzusehen. So viele Leute, ob jung oder alt, waren motiviert, etwas aus ihrem Tag zu machen, wanderten fröhlich quatschend die breite Straße entlang. Fürchterlich! "Ich war sowieso in der Gegend, keine Sorge." Spontanität war für Elion nie ein Problem gewesen. Im Gegenteil, sie machte das Leben spannend und aufregend. Was für ihn jedoch ein Problem war, war die übertriebene Freundlichkeit, die er aufgrund seines ruppigen Auftritts nun an den Tag legen musste. Die kleine Ronya wirkte äußerst höflich und bemüht. Wenn er also ihre Sympathie gewinnen wollte, musste er sich daran anpassen. Er hasste es, sich an etwas anzugleichen oder gar mit dem Strom zu schwimmen, doch es brachte durchaus seine Vorteile. Vorteile, auf die er nicht verzichten wollte. Seine Überraschung über ihre Bitte konnte er jedoch nicht ganz verbergen. "Oh?" Ungewollt zog er die Augenbrauen nach oben und legte den Kopf schief. Naja, immer noch besser, als den kurzen Anflug an Unzufriedenheit in seinem Inneren preiszugeben. War das hier wirklich ihr ernst? Sie war Magierin, es war ihr beschissener Job, sich mit Menschen auseinanderzusetzen und sie ... sie hatte Schiss vor Menschenmengen? Wie lächerlich. Nichtsdestotrotz erfüllte er ihren Wunsch ohne zu zögern. Die Sympathiepunkte konnte er gut gebrauchen. "Selbstverständlich. Wenn du dich damit wohler fühlst, soll es für mich kein Problem sein." Er trat einen Schritt näher an sie heran und legte ihr mit einem gekünstelten Lächeln eine Hand auf die Schulter. "Und wenn wir es nicht vermeiden können, werde ich die Leute von dir fern halten." Wenn man das wahre Wesen des Morsatra kannte, so war sofort klar, dass es sich hierbei um eine blanke Lüge handelte. Er würde nicht einen Finger rühren. Es war ihm scheißegal, was mit der Slayerin geschah. Aber sein Auftreten hatte einen kleinen Vorteil, welcher ihm beim Aufrechterhalten dieser Illusion sicherlich helfen konnte: Wenn Leute ihm nicht bereits wegen seiner schieren Größe aus dem Weg gingen, dann spätestens, wenn sie ihm ins Gesicht blickten. Die glühend roten Seelenspiegel und die tiefen Narben, die sich quer über sein Gesicht zogen, erweckten alles andere, als einen vertrauensvollen, friedfertigen Eindruck. "Dann wollen wir mal. Je eher wir uns los machen, desto schneller haben wir das hier hinter uns." Er drückte ihr kurz die Schulter, ehe er die Hand zurücknahm und in der Hosentasche verschwinden ließ. Ohne auf weitere Zustimmung zu warten - ein erstes Anzeichen seiner eigentlichen Rücksichtslosigkeit - lief er an der Grünhaarigen vorbei tiefer hinein in eine kleine Seitengasse. Gesäumt von kleinen, leicht heruntergekommenen Wohnhäusern, verlief sie in etwa parallel zur Hauptstraße. Nur vereinzelte Seelen verirrten sich hierher. "Besser?" Sein zügiger Schritt hallte durch die schmale Gasse. Er hatte keine Lust, wegen dem Umweg viel Zeit zu verplempern. "Wenn ich mich nicht irre befindet sich am Ende der Hauptstraße ein kleines Kutschunternehmen. Es ist zwar nicht besonders weit bis zu unserem Ziel, aber wir wollen unsere Auftraggeber ja nicht noch länger warten lassen, richtig?" Der Geruch der Huftiere und deren ungeduldiges Wiehren war ihm bereits am Vortag aufgefallen, als er ein wenig die Stadt erkundet hatte. "Das heißt aber, du musst zumindest ein Stückchen die Menschenmengen ertragen. Ist das okay?" Er war ihr bereits so weit entgegen gekommen, sie würde jetzt sicherlich nicht den Nerv haben, deswegen herumzuquengeln, richtig? Das konnte sie nicht bringen - dafür hatte er beim besten Willen keine Geduld! Er wollte den Scheiß hier einfach nur hinter sich bringen und die Belohnung einstreichen und nicht den Babysitter für eine unfähige Magierin spielen.
Als sie schließlich bei dem kleinen Unternehmen angekommen waren, unterhielt sich der Besitzer bereits mit einem älteren Ehepaar. Mit prall gepackten Koffern diskutierten beide Parteien. "Das können wir uns nicht leisten, der Herr! Können Sie uns nicht einen Deal anbieten?" flehte die Frau, ihr Anliegen wurde jedoch mit einem simplen Kopfschütteln abgelehnt. "Es tut mir sehr Leid, aber ich kann nicht von Luft und gutem Willen leben." Hm? Der Rosahaarige hatte kein Interesse daran, weitere Zeit zu verplempern, weil diese faltigen Versager nicht einsehen wollten, dass man in dieser Welt ohne Jewels nichts erreichte. Gerade wollte er in das Gespräch einschreiten, da wurde er hellhörig. Wohin wollten die? Das war doch die selbe Richtung, in die auch die Magier reisen wollten. Perfekt! Die ideale Möglichkeit, Jewels zu sparen und gleichzeitig einen auf Gutmensch zu machen. "Entschuldigung?" schritt er in das Gespräch ein, hob zum Gruß kurz die Hand. "Ich war so frech und habe Ihrem Gespräch gelauscht. Wie wäre es, wenn wir den Restbetrag bezahlen und dafür ein Stück mitreisen dürfen?" Er legte den Kopf zur Seite und lächelte dabei beinahe engelsgleich. Als wäre der Grund für sein Angebot reine Güte und kein purer Egoismus. Überaschte Gesichter blickten ihm entgegen und ganz entsprechend seiner Erwartung wurde das gnädige Angebot sofort angenommen: "Oh, mein Kind, du bist uns ein großer Segen!" Hah, Segen? Wenn die wüssten! Auch wenn sich Elion bewusst war, dass dieses Kompliment nicht ansatzweise zutraf, ließ er es sich wie auf der Zunge zergehen. "Dann lasst uns direkt aufbrechen. Die Diskussion hat Sie bestimmt schon genug Zeit gekostet." Ein kurzer Blick zum Chef des Kutschunternehmens bestätigte, dass dieser zufrieden war, hauptsache er bekam sein Geld. Absolut verständlich. Das alte Pärchen kam der Aufforderung direkt nach und stieg in eine der bereitstehenden Kutschen. Der Elb folgte, stoppte jedoch vor der kleinen Stufe, die ins Innere führte. "Ladies first." Eine absolut ekelhafte, sinnlose Regel, die er eigentlich in jeder Lebenssituation ignorieren würde, wüsste er nicht, dass es bei den Damen in der Regel so gut ankam. Innerlich hatte er das Gentleman-Gehabe mit jedem Wort, welches seine Lippen verließ mehr und mehr satt, doch inzwischen steckte er so tief in dieser verdammten Rolle, dass er da nicht so schnell wieder heraus kam ohne die Illusion vollends zu zerstören. Entweder ganz, oder gar nicht. Und so biss er unzufrieden die Zähne zusammen und streckte ihr noch die Hand entgegen, um ihr zu helfen, falls sie es denn wollte. Schließlich wollten die Frauen von heute ja eigenständig sein!

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDo 26 Aug 2021 - 23:37

“Elion also, sehr nett dich kennenzulernen”, mit einem freundlichen Lächeln blickte sie dem Elben entgegen, der sich zu ihr gesellt hatte. Die Suche nach ihrem Partner ist ja einfacher vorangegangen als gedacht. Ronya hatte schon Angst gehabt, sie müssten sich überall gegenseitig suchen und würden damit den Abschluss der Quest verzögern. Doch das war nicht der Fall und dafür war sie echt dankbar. Alleine hier herumzuirren war wie ein lebendiger Albtraum. In Aloe war das schon schwer genug und dort kannte sie sich mittlerweile aus! All die unbelebten Straßen der Wüstenstadt kannte die Magierin mittlerweile. “Dann Eli.” er war so nett und erlaubte ihr, ihn bei einem Spitznamen zu nennen. Ein weiterer Stein fiel ihr vom Herzen als der Elbe ihr mitteilte, dass dieser kurzfristige Auftrag kein Problem für ihn darstellte. Sie wollte damit wirklich niemandem zur Last fallen...auch wenn sie selbst mehr oder weniger Opfer dieser spontanen Entscheidung war. Naja, da mussten sie jetzt beide durch. Half ja auch nichts, sich deswegen weitere Gedanken zu machen.

Auf ihre Bitte hin schaute der rosahaarige Mann das Mädchen kurios an. Wenn er wirklich darauf bestehen würde, würde Ronya sich durch diese ganzen Menschenmengen durchbeißen. Aber...eigentlich konnte sie das nicht. Es war ihr einfach momentan unmöglich, mit so vielen Leuten auf engem Raum zusammen zu laufen. Neugierig und etwas nervös wartete sie die Antwort ihres Kollegen ab, der anscheinend einen Moment lang brauchte, diese Anfrage zu verarbeiten. Ein noch größerer Stein fiel ihr vom Herzen als Elion sein Einverständnis gab und ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. “Ich bin dir wirklich dankbar, Eli”, sie schaute ihn mit einem sehr erfreuten Lächeln an. Er war wirklich ein sehr netter Geselle. Nur irgendwas...war da. Irgendwie spürte Ronya hinter all dieser Freundlichkeit etwas anderes. In den hintersten Teilen ihres Kopfes ging eine Alarmglocke an. Vielleicht...ach, das war sicher nur Einbildung. Es war wahrscheinlich einfach die Aufregung, die sie immer hatte, wenn sie in so einer belebten Stadt war. Das würde sich irgendwann legen und verschwinden. Sie wollte sich über sowas keine Gedanken machen und all ihre Kraft auf die Quest fokussieren. Zustimmend nickte sie dem Elben entgegen, welcher verdeutlichte, dass sie sich jetzt am besten schnell aufmachen sollten. Seinem schnellen Schritt folgte die Dame sofort und lief neben ihm her. Er schien sich hier anscheinend besser auszukennen, denn laut ihm befand sich ein Kutschunternehmen nicht weit von hier. Auch wenn...Ronya ein wenig dem Weg der Hauptstraße folgen musste. Sie wollte Eli jetzt nicht noch mehr aufdrängen als zuvor. Durch sie hatten sie wahrscheinlich schon etwas Zeit verloren. Sie winkte dankend ab und lächelte ihn an. “Ich schaffe das schon, keine Sorge.” Es hörte sich einfacher an als man denken würde, denn für die Eismagierin war jeder dieser Schritte unangenehmer, je mehr Menschen sich annäherten. Sie stellte sicher, dass sie die gesamte Zeit nicht von Elions Seite wich. Wenn sie hier verloren ging, würde das nur schlimme Konsequenzen mit sich bringen. Zum Glück brauchten die Beiden nur ein paar Minuten, bis sie schließlich bei diesem Unternehmen angekommen waren. Die Situation dort schien allerdings ein wenig angespannter zu sein, denn anscheinend konnte sich ein älteres Ehepaar die Fahrt nicht leisten. Bevor Ronya allerdings einschreiten konnte, kam ihr Partner ihr zuvor und bot den beiden einen netten Deal an. Damit hatten sich zumindest alle Sorgen erledigt und die älteren Personen stiegen auch schon in eine der Kutschen ein. Auch Ronya machte sich auf, blickte jedoch mit einem erstaunten Lächeln zu Elion, als dieser ihr eine Hand entgegen streckte. Die Geste war nett gemeint, jedoch… “Du brauchst dir keine Umstände zu machen.” versicherte sie ihm mit einem freundlichen Ausdruck im Gesicht und stieg ohne seine Hilfe in das Gefährt.

Als sich dann jeder, inklusive Gepäck, in der Kutsche befand. stieg auch schon ein Kutscher auf, woraufhin die Fahrt auch schon losging. “Ich denke, wir werden etwas unterwegs sein. Sollen wir uns eventuell die Zeit vertreiben?” sie schaute Elion an. “Willst du mir eventuell etwas über dich erzählen? Also...nur wenn es dir nichts ausmacht.” Ronya war neugierig, denn mit einem Elben hatte sie bisher noch nie gesprochen. Das Ehepaar, welches mit den beiden Magierin in der Kutsche saß, schaute ebenfalls zum großgewachsenen Mann. “Ich möchte mich bei ihnen noch einmal sehr herzlich bedanken, Herr...ach na sowas, wir wissen ihren Namen ja noch gar nicht.” sprach die alte Dame nun. “Gibt es denn etwas, womit wir uns erkenntlich zeigen könnten?”

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDo 16 Sep 2021 - 19:24

Der großgewachsene Elbe hatte selbstverständlich viel Wert darauf gelegt, sicherzustellen, dass seine Begleiterin sicher neben ihm herlaufen konnte. Zwar nicht aus den ehrenvollen Beweggründen, die er vorspielte zu haben, doch letztendlich zählte doch nur, was er tat und was nicht, oder? Die Gründe dahinter brauchten niemanden zu interessieren. Ähnlich verhielt es sich mit dem alten Ehepaar, dass er ausnutzte, um eine billige Kutschfahrt zu ergattern. Er bekam, was er wollte und machte zeitgleich einen guten Eindruck. Was wollte man mehr?
Zufrieden lehnte er sich nach hinten und lehnte den Kopf gegen die hölzerne Wand des Wagens. Ronya, die eben noch seine hilfsbereite Hand abgelehnt hatte, saß neben ihm. Gegenüber lehnte das Pärchen aneinander. Doch keinem der Drei schenkte er seine Aufmerksamkeit. Stattdessen richtete er die halbgeschlossenen Seelenspiegel auf das kleine Fenster in der Tür. Langsam und in gleichmäßigen Schritten zog dahinter die Landschaft vorbei. Das rythmische Schaukeln und quietschen der Räder lud regelrecht dazu ein, ein kleines Nickerchen einzulegen.... Doch anstatt ihn ruhen zu lassen, begann die Grünhaarige zu quatschen, wollte sich die Zeit vertreiben, etwas über ihn herausfinden. Einen Moment lang überlegte er, einfach so zu tun als würde er bereits schlafen, entschied sich jedoch dagegen. Mühsam schlug er die eben erst zugefallenen Lider auf, unterdrückte ein Seufzen und lächelte ihr entgegen. "Ja, wieso nicht?" Beinahe wäre ihm doch tatsächlich ein Hauch Sarkasmus in die Aussage gerutscht! "Aber ich muss dich enttäuschen, es gibt nicht viel Interessantes über mich zu wissen." Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken und grinste entschuldigend. "Aber ich vermute, du willst eher etwas hierüber wissen, nicht wahr?" Mit schiefgelegtem Kopf deutete er auf seine spitzen Ohren. Jedes Kind wusste, dass dieses kleine Merkmal einzig und allein den Elben vorbehalten waren. Ein Volk, welches man nur selten antraf. Dementsprechend groß war auch die Neugierde, die man ihm entgegen brachte. Schade bloß, dass er seine Heimat, seine Wurzeln und Traditionen schon jahrelang hinter sich gelassen hatte. Dass er es jedoch nicht freiwillig getan hatte, behielt er stets für sich. "Auch hier muss ich dich enttäuschen. Meine Interessen, Ziele und Einstellungen haben sich einfach nicht mit denen meines Stammes gedeckt. Ich habe meine Heimat hinter mir gelassen." Er zuckte mit den Achseln, als wäre es keine große Sache. Dabei war es ein Punkt, der ihn jeden Tag seines verfluchten Lebens begleitete. "Deswegen bin ich jetzt hier und nicht irgendwo im Wald beim Beerenpflücken." Er versuchte, die aufkommende Frustration zu vertreiben, indem er tief durchatmete. Wieso genau hatte er sich auf ein Gespräch über seine Herkunft eingelassen? Es war Zeit, das Thema zu wechseln, bevor er die Fassung verlor und seine Fassade zu bröckeln begann. "Wieso erzählst du nicht ein wenig über dich? Ich bin mir sicher, dein Leben ist fürchterlich interessant. Schließlich bist du Gildenmagierin, oder nicht?" Er lehnte sich ein wenig nach vorne und versuchte, den Blick der Grünhaarigen aufzufangen. Bevor er jedoch weitere Fragen stellen konnte, klinkte sich die alte Dame in das Gespräch ein. "Nennt mich doch einfach Elion. Das reicht vollkommen aus." In der Regel war es die ältere Generation, die das 'du' anbot, doch der Rosahaarige hatte gelernt, dass dieses kleine Wort ideal war, um falsche Nähe zu erzeugen und vertrauen zu schaffen. "Ich bitte euch, ich tue das doch nicht, weil ich eine Gegenleistung erwarte." Er hatte ja schließlich schon bekommen, was er wollte: Ein billiges Transportmittel. Außerdem besaßen die Alten ja sowieso kein Geld - sie hatten also vermutlich nichts, was den Explosionsmagier auch nur im geringsten interessierte. Wieso also nicht weiterhin den charmanten jungen Mann spielen? "Außerdem solltet ihr besser dem lieben Kutscher danken, der uns all das überhaupt erst ermöglicht hat." Er blickte der alten Dame direkt in die Augen, sein schmales Lächeln hatte in all der Zeit seine Lippen nicht verlassen. Was für ein fantastischer Lügner er doch war. Die alten Knacker schienen ihm wirklich direkt aus der Hand zu fressen! Ein tolles Gefühl. "Sie sind wirklich ein außerordentlich wohlerzogener Mann, Elion. Da haben Sie wirklich einen Glückstreffer gelandet, junge Dame." Höh? Was schmarrte die sie denn jetzt? Sie glaubte doch nicht etwa, dass die Magier ein Pärchen waren? Was hatten denn alte Knacker bloß immer damit, sofort zu glauben, dass junge Männer und Frauen, die gemeinsam unterwegs waren, in einer Beziehung sein mussten? Erneut unterdrückte er ein Seufzen und schüttelte leicht den Kopf. Normalerweise stieg er voll darauf ein und machte sich einen Spaß daraus. Leider passte dieses Verhalten gerade überhaupt nicht in die Situation.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatten sie auch schon das erste Ziel der Kutschreise erreicht: Das Anwesen der Brüder Russo. Langsam kam das Pferd zum Stehen und schnaubte einmal laut. Kurz darauf öffnete sich auch schon die Tür und der Kutscher bedeutete den Magiern, dass sie nun aussteigen konnten. Wie auch zum Beginn der Fahrt ließ er der grünhaarigen Dame den Vortritt, ehe er selber die kleine Stufe übersprang und mit einem Satz aus dem Wagen hüpfte. Ein letztes Mal wendete er sich dem Ehepaar zu, hob zum Abschied die Hand. "Eine gute Reise noch!" Die Tür würde wieder geschlossen und der erwartungsvolle Blick des Unternehmers landete auf dem Rosahaarigen. Natürlich. Er wollte seine Bezahlung. Leise seufzend zog er einige Jewel aus der Hosentasche und drückte sie dem Kerl in die Hand. Trinkgeld gab es keines. Warum auch?  Dafür hatte er momentan wirklich kein Geld. Er musste an jeder Ecke sparen. "Vielen Dank für die angenehme Fahrt." höflich neigte er den Kopf. "Das ist mein Job. Auf Wiedersehen." Kein Mann der großen Worte, was? Oder war er aufgrund des mangelnden Trinkgeldes frustriert? Was auch immer es war, Zeit nachzuharken blieb keine, denn er hatte sich bereits zurück auf seinen Platz geschwungen und das Pferd angetrieben. Mit einem Schulterzucken blickte der Morsatra dem Gefährt noch ein Weilchen hinterher, ehe er sich Ronya zuwendete. "Dann mal ran an den Speck, was?" Er verkreuzte seine Finger und streckte sie vor sich in die Luft, bis sie knackten. Die Fahrt hatte ihn wirklich müde gemacht, doch Faulenzen musste er sich nun für später aufheben.  Ein schmaler Weg schlängelte sich zwischen liebevoll gestutzten Buchsbäumen bis zu einer protzigen Eingangstüre. Die Brüder mussten wohl echt Geld haben - eigentlich kein Wunder, wenn sie einen Haufen Gärtner dafür bezahlen konnten, den gesamten Garten umzugraben. Und dann immer noch genug hatten, um Magier anzuheuern! Wenn Elion es irgendwann einmal erreichte, genauso zu leben, dann hatte er es wirklich geschafft!

@Ronya

Quest abgebrochen, Ort ist frei




I will never surrender.


Crush my heart into embers and I will reignite.

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Erial

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 6 Feb 2022 - 23:45

Off: Einkaufsbummel in Maldina

Je weniger Jewel man hat,
desto weniger mehr kann man sie ausgeben.



Wenn man Erial vor zwei Jahren gefragt hätte, wie sein Leben in der Zukunft aussehen würde, hätte er ein recht klares Bild davon beschreiben können. Schwierig wäre dies immerhin nicht gewesen. Aber Dinge konnten sich ändern. Ereignisse geschahen ohne das man darauf vorbereitet war und so fand man sich in der Regel in einer gänzlich anderen Zukunft wieder als man einst sich ausgemalt hatte. Selten wich sie jedoch derart von dem ausgemalten Fall ab, wie in diesem Fall. Es war jetzt über ein Jahr her, dass er seine Heimat verlassen und sich mit der Prinzessin hier in Fiore ein neues Leben aufgebaut hatte. Ein Leben, dass sie versteckt führen sollten, damit Esmée sicher war und sie früher oder später ihren rechtmäßigen Platz einnehmen und Bosco wieder zu wahrer Größe führen könnte. Als wäre es nicht schon schwierig genug in der Fremde ein neues Leben zu beginnen und stetig vor potenziellen Feinden auf der Hut zu sein, machte es ihm die Prinzessin leider durch ihre Art nicht leichter. Wenn man einmal davon absah, dass sie ausgerechnet eine Modell-Karriere hatte beginnen müssen, die zu seinem Leidwesen leider sehr gut lief, gab es noch vielerlei andere Punkte. Esmées Umgang mit Geld war einer davon. Da man immer das Positive sehen sollte, sollte man hervorheben, dass dieser Punkt ihr keine generelle öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte. Es half jedoch leider nicht dabei, ihren Kühlschrank gefüllt zu lassen und die Miete ihr Wohnung zu bezahlen. Eine Wohnung, die deutlich über ihrer beider Budgets war und für die er schon des Öfteren sein eigenes Geld mit dazu legen hatte müssen. Doch was hätte er sagen sollen als die Prinzessin beschloss, dass ihr die kostenlosen Gildenzimmer zu klein waren? Das sie kostenlos waren? Er hatte es schon häufig angebracht, aber immerhin war sie die Prinzessin und er nur der, der irgendwie versuchen musste, dass letzte bisschen an Jewel zusammen zu halten und irgendwie ihre Rechnungen zu bezahlen.

„Esmée so warte bitte!“ rief Erial einem schönen Mädchen hinterher. Eine ganze Weile versuchte er sie schon davon zu überzeugen, dass der heutige Einkaufsbummel keine gute Idee war. Er konnte es ihr in seiner Position nicht verbieten und dennoch hatte er schon mehrmals – vergeblich – versucht an ihre Vernunft zu appellieren. Aufgeben? Nein, das kam nicht in Frage. Nicht, solange es noch einen letzten Jewel gab, den er womöglich vor der Ausgabe bewahren konnte. Esmée jedoch hinterher zu laufen, gestaltete sich als relativ schwierig. Erial war gewiss nicht langsam und hatte schon immer bewiesen, dass er Geschwindigkeitstraining leichter als manch anderer absolvieren konnte, aber seine Chancen waren an diesem Tag nicht wirklich gerecht verteilt. Natürlich hatte der junge Mann bereits beide Händen voller Tüten. Neben seiner schwarzen Sporttasche, die er über seine rechte Schulter trug, hatte er über die linke eine weitere große Tüte zu hängen. Das ganze könnte fast schon aussehen wie ein Jahreseinkauf an Lebensmittel, doch leider waren in den Tüten nicht einmal halb so sinnvolle Dinge. Erial konnte zwar nicht benennen, wofür Esmée unbedingt jedes einzelne davon brauchte, aber er wusste ganz genau, wie viele Jewel heute schon ausgegeben wurden. Ein schwacher Trost, dass nicht mehr viel von dem Gehalt der letztens Quest übrig war. Vor seinem inneren Auge rechnete er schmerzlich mit, wie Jewel um Jewel ausgegeben wurde und nicht mehr für die Deckung der monatlichen Kosten zur Verfügung stand. Derart bepackt und mit den Gedanken bei Jewel, war es nicht einfach den vielen Menschen gekonnt auszuweichen und Esmée nicht aus den Augen zu verlieren, welche schon auf dem Weg zur nächsten Boutique war. Es verstand sich ja immerhin von selbst, dass sie sich nach ihrer erfolgreichen Mission belohnte. Irgendwann, so glaubte Erial, würde er einfach den Dienst quittieren. Vielleicht sollte er wirklich einfach aufgeben, wenn Esmée im Grunde alles tat um ihn dabei zu sabotieren seine Mission zu erfüllen.  Jeden Abend sagte er sich, dass sie morgen vielleicht schon etwas reifer wäre und es leichter werden würde. Vielleicht fühlte es sich auch nur so an, weil er es mittlerweile schon so gewohnt war. Er hatte sein Schicksal akzeptiert und gelernt, wie er es am besten schaffte, möglichst viele Quests anzunehmen oder andere Aufgaben zu erledigen, um die notwendigen Jewel zur Kostendeckung an Land zu ziehen. Ausreichend war das leider nicht immer.

„Prin- Esmée. Hör mir-…“ versuchte er es erneut als er fast wieder zur Prinzessin aufgeschlossen hatte. Mitten in seiner Aussage stockte er als er abrupt anhalten musste, um nicht mit einem Paar zusammenzustoßen. Das war knapp. Fast hätte er dadurch die Tüten in seiner linken Hand fallen gelassen. Hör mir bitte zu!“ vervollständigte er seinen Satz als er endlich neben ihr war. „Sollen wir nicht für heute wieder in die Gilde gehen? Wir haben doch den meisten Läden schon einen Besuch abgestattet und bisher hast du noch immer nichts Ordentliches gegessen…Wenn man von dem wenigen Proviant absah, dass sich eigentlich Erial eingesteckt hatte und er am Ende doch an Esmée abgetreten hatte. Der Junge hatte nach der ganzen Tragerei daher durchaus Hunger, aber das war leicht zu ignorieren, wo es doch gerade das größere Jewel Problem zu lösen gab. Die Läden hier vorne sind doch zu meist Zweitgeschäfte oder nicht? Da finden wir sicher nichts Neues, was dir gefallen wird. Außerdem ist es doch gar nicht so weit zu deiner Wohnung. Soll ich deine Einkäufe wegbringen und du gehst schon einmal zur Gilde vor?“ Erial wettete mit ziemlich großer Sicherheit darauf, dass Esmée nicht daran gedacht hatte, ihren Kühlschrank in ihrer Wohnung zu füllen. Innerlich seufzte er, darauf hoffend, dass sie den heutigen Einkauf als beendet erklären würde. Doch das bezweifelte er. Langsam taten ihm nämlich wirklich die Arme weh. Dieses Einkäufe-tragen war schlimmer als jedes Rekrutentraining. Wenn er sich im Gegensatz dazu die Prinzessin ansah, wirkte sie keinesfalls erschöpft, aber wie auch, wenn er die Arbeit tat? So gut wie möglich versuchte er seine Schultern ein wenig kreisen zu lassen in der Hoffnung, dass er das Ganze etwas erleichtern würde. Da er wie so oft nur ein weißes Hemd trug sah man die Bewegungen durchaus. „Komm!“ Er schenkte ihr eines seiner warmen, herzlichen Lächeln während er in die Richtung die Hauptstraße hinauf nickte. Die Richtung in der die Gilde lag.„Lass uns etwas essen gehen, ja? Vom ganzen Laufen bist du doch sicher schon hungrig. Zum Nachtisch mach ich dir auch Krapfen.“ Da backen auch auf seiner endlosen Liste mit Hobbys stand, hatte er es schon ausprobiert. Es gefiel ihm sogar gut genug, dass er es schon öfter in seinen wöchentlichen Kalender aufgenommen hatte und so schlecht war darin tatsächlich nicht. Zumindest gut genug, damit er damit womöglich die Prinzessin zum Heimgehen bestechen konnte. „Außer natürlich du möchtest lieber ein Eis zum Nachtisch.“ Und im Eis machen war er wirklich gut! - Wenn gleich die Herstellung dafür letztlich länger dauern würde.  Aber was tat man nicht alles für die Prinzessin?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDi 8 Feb 2022 - 17:19

Seitdem Álvaro dem Álvaro vor zwei Tagen Maldina Town betreten hatte, hatte sich ein sonderbares Ereignis an das nächste gereiht. Sein zufälliges Zusammentreffen mit Prinzessin Esmée war nur der Anfang gewesen und zumindest in seiner Wahrnehmung nicht das sonderbarste. Diesen Platz nahm zweifelsohne der heutige Morgen ein, denn er hatte seit langem mal wieder eine ganze Nacht durchgeschlafen, was eine wahre Seltenheit war. Nachdem Esmée sich gestern verabschiedet hatte, musste er sich weder erneut auf einer Parkbank niederlassen noch irgendeine Absteige suchen, in der er sich mit Jacques Bezahlung für einige Tage ein Zimmer leisten konnte.  Zu seiner Verwunderung hatte Jacques ihm nämlich einen Job angeboten, der viele von Álvaros Problemen fürs erste beiseiteschob. Jacques hatte scheinbar so viel gefallen am Boxen gefunden, dass er Álvaro darum bat, ihn weiter zu trainieren. Statt Esmée also gleich zu verfolgen, hatte er den Abend mit Jacques verbracht und die Bedingungen für ihr Arrangement auszuhandeln. Ein Teil dieses Arrangements war, dass Álvaro nicht in Jewels für seine Dienste bezahlt wurde, sondern ein Zimmer in Jacques Wohnung gestellt bekam, der – wie Álvaro auch am gleichen Abend herausfand – ohnehin viel zu viele Zimmer hatte, als das er sie alle selbst bewohnen konnte. Ihm gefiel der Gedanke zwar nicht, dass er bei jemand anderem zur Untermiete wohnte, aber sein Job war es nicht sich, um Jacques Sorgen zu machen. Dieser würde schon selbst irgendwann merken, dass es keine gute Idee war einen Dreckskerl wie Álvaro aufzunehmen. Jedenfalls hatte er jetzt ein Zimmer und Teil dieses Zimmers war unter anderem ein riesiges Bett gewesen, welches bestimmt nicht unschuldig daran war, dass er heute besser schlafen konnte als viele Abende zuvor. Er glaubte nicht, dass dies der einzige Grund war, auch wenn er das letzte Mal im Palast von Bosco ein so gutes Bett gehabt hatte. Die Freude, die er beim Boxkampf von Jacques verspürt hatte, der Umstand, dass er die Prinzessin schon gefunden hatte und dass er sich zumindest erstmal keine Sorgen darum machen musste, wie er an Geld kam – es lief gut, seitdem er in Maldina Town angekommen war. Vielleicht auch zu gut, denn wirklich niemand konnte ein Interesse daran haben, dass es Álvaro gut ging.

Wer ist das? Álvaro hatte sich jedenfalls am nächsten Morgen sofort aufgemacht, um Esmée wiederzufinden. Jetzt da er wusste, wie sie mittlerweile aussah und dass sie eine Magierin der ansässigen Gilde war, war es viel leichter sie zu finden, auch wenn es ihn wieder gewundert hatte, wie schnell er sie gefunden hatte. Wer zum Teufel ist das?! Vorsichtig schob er einige Hemden zur Seite, die vor einem Laden auf einer Stange hingen und lugte durch den entstandenen Zwischenraum. Er hatte Esmée auf der Hauptstraße von Maldina Town gefunden, und zwar nicht allein. Ein junger Mann begleitete sie. Álvaro hatte keineswegs ein Interesse daran, der Prinzessin vorzuschreiben, wen sie sich ins Bett holte, um sich bei Laune zu halten, aber solange er nicht wusste, ob die Prinzessin auf sich selbst aufpassen konnte, musste er zumindest wissen, mit wem sie sich abgab. Sollte sich herausstellen, dass der Typ eine Gefahr war, musste Álvaro ihm möglicherweise seine Fäuste vorstellen. Auf den ersten Blick sah er zwar wie ein normaler Junge aus, aber Attentäter und Entführer sahen auch selten, wie Attentäter und Entführer aus. Schließlich sah Álvaro auch nicht wie ein Mitglied der Königsfamilie, sondern eher wie ein räudiger Straßenköter aus. Aber was wollte er jetzt eigentlich tun? Warum hatte er sich die Mühe gemacht Esmée heute wieder aufzuspüren? Wenn er ihr sagen sollte, warum er hier war, dann hätte er sich vielleicht vorher eine Geschichte ausdenken sollen, die nicht beinhaltete, dass er der Sohn des größten Verräters in der Geschichte ihres Königreichs war. Außerdem konnte er das wohl kaum auf der Hauptstraße von Maldina Town tun, während ihr Freund anwesend war und jeder hören konnte, was er sagte. Es war merkwürdig, denn trotzdem hatte er das Gefühl, dass er Esmée lieber früher als später sagen sollte, dass er von nun an ein Auge auf sie haben würde. Zu hoffen, dass er sie immer so schnell fand und auf eigene Faust herauszufinden, was sie den ganzen Tag machte, wäre nicht nur lästig, sondern würde wahrscheinlich auch für sehr viel aufsehen sorgen. Zumindest heute, könnte er sich immerhin damit beschäftigen herauszufinden, wer dieser Junge war. ‚Habt ihr schon von dem dreckigen Streuner gehört, der immer in Maldina Town herumlungert?‘ „Hmpf. Besser nicht.“, flüsterte er als er die Hemden wieder zusammenschob, um Esmée und ihren Freund weiter zu verfolgen. Irgendwie musste er eine gute Gelegenheit finden, um Esmée zu konfrontieren, und zwar Abseits der Hauptstraße. So lange musste Álvaro nur unentdeckt bleiben, was angesichts seiner Erscheinung nicht sonderlich leicht war, denn er fiel auf. Sie würden sich schließlich nicht ewig hier herumtreiben, oder? Man konnte doch nicht stundenlang auf der Hauptstraße shoppen, oder? Oder?

@Esmée @Erial


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyFr 11 Feb 2022 - 21:34

Jeder Mensch hatte etwas, in das er nicht nur gut war, sondern das auch ungeahnte Kräfte in ihm freisetzte. Ein Hobby, das er liebte und bei dessen Ausübung man einfach sämtlichen Bezug zu Raum und Zeit verlieren konnte. Wenn es so etwas auch in Esmées Leben gab, dann war es eindeutig ihre Liebe zum Zusammenstellen neuer Outfits und ihre unvergleichliche Leidenschaft fürs Shopping. Die Schwarzhaarige fühlte sich wie neugeboren, wenn sie hübsche Jacken, Mänteln, Pullover, Blusen und Jeans in allen Farben und Formen anprobieren konnte. Seien es die hellblauen Stoffe, die sich wunderbar mit ihren Haaren und ihren ebenso strahlendblauen Augen kombinieren ließen oder aber ein elegantes Schwarz, das sich eng an ihren Körper schmiegte und dadurch jede Kurve gekonnt in Szene setzte. Eigentlich war es ganz egal, was die de Bosco in die Finger bekam und in welchem Outfit sie sich als nächstes vor irgendwelchen Spiegeln drehte und in Pose warf – es sorgte keinesfalls dafür, dass ihr Energie verlorenging, sondern förderte vielmehr ihre Vorstellungskraft und motivierte sie dazu, im nächsten Laden nach noch besseren Kombinationen zu suchen. Für den braunen Mantel brauchte sie noch eine passende Mütze, für die Mütze einen passenden Schal und wenn man schon dabei war, konnte man doch auch noch nach schönen Ohrringen und einem neuen Gürtel Ausschau halten, oder? Es musste immerhin alles zusammenpassen. Jedes Mal, wenn sie etwas gefunden hatte, was ihr zusagte, trat sie mit einem freudigen Lächeln an die Kasse, überreichte die Ware überglücklich den Angestellten und zückte mit Vergnügen die Geldbörse, um die genannten Preise – die zumeist viel zu teuer waren – zu bezahlen. Nicht einen einzigen Gedanken verschwendete sie daran, dass die Börse, die am Morgen noch randvoll gewesen war, mit jeder Stunde leerer wurde. Sie kam nicht einmal auf die Idee, dass sie irgendwann ins Leere greifen könnte, wenn sie so weitermachte. Es war ziemlich offensichtlich: Wenn es etwas gab, das man in der Vergangenheit eindeutig verpasst hatte, der Prinzessin beizubringen, dann war der korrekte Umgang mit Geld.

Es war die eine Sache, dass Esmée in ihrem Kaufrausch sämtliche Jewel, die sie mit der vergangenen Quest erst eingenommen hatte, an einem einzigen Nachmittag auf den Kopf haute. Man hätte sie durchaus dafür kritisieren können, dass sie sich weder darum kümmerte, genügend Jewel für die nächste Monatsmiete zurückzulegen als auch für ausreichend Nahrungsmittel in ihrem Kühlschrank zu sorgen. Viel schlimmer als diese Dinge war es allerdings, dass sie bei dieser gesamten Aktion einen unschuldigen Mann seit Stunden hinter sich herschleppte. Und dass sie nicht nur jeden Versuch von ihm, sie zur Vernunft zu bringen, geflissentlich ignorierte, sondern ihm auch noch mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen alle Einkaufstaschen in die Hand drückte, sobald sie sich von der Kasse entfernt hatte und zum nächsten Laden eilen wollte. Man konnte immerhin nicht erwarten, dass die Prinzessin ihre Einkäufe selbst trug, oder?

Es waren wohl mehr als nur zwei oder drei vorbeigehende Passanten, die das ungleiche Duo für ein Pärchen hielten. Sie erfüllten durchaus so manches Klischee: Sie, die großgewachsene, schlanke Frau, die von einer Boutique zur nächsten eilte und er, ein etwas kleingeratener Zwerg, der von den Tütenbergen, die er schleppte, fast schon verschlungen wurde und eher schlecht als recht hinter der Schwarzhaarigen hinterherstolperte. Sollte unter den Beobachtenden jemand sein, der die beiden Magier aus Satyrs Cornucopia kannte, würde er wissen, dass das absoluter Quatsch war. Warum? Weil Erial und Esmée kein Pärchen waren, sondern entfernte Verwandte, die vor einigen Monaten gemeinsam in der Gilde gestrandet waren und ziemlich oft gemeinsam anzutreffen waren. Es war auch kein Geheimnis, dass der junge Mann seiner Cousine oft nachlief, ihren Namen rief und auffallend erfolglos versuchte, für das fehlende Bisschen Ordnung im Leben der Schwarzhaarigen zu sorgen. Es waren familiäre Bande, die die beiden zusammenhielten, so zumindest das Wissen der anderen Gildenmitglieder. Aber um ehrlich zu sein… auch das war vollkommener Schwachsinn. Die de Bosco und der junge Mann waren überhaupt nicht miteinander verwandt, nicht einmal ansatzweise. Esmée war die Prinzessin von Bosco und Erial hatte sich in der Ausbildung der Palastwache befunden, als beide unerwartet aus ihrer Heimat hatten fliehen müssen. Es waren Befehle, Verpflichtungen und nicht zuletzt Jahrhunderte von Traditionen, die die beiden jungen Magier aneinanderband. Und die nicht zuletzt dafür sorgten, dass dem armen, hilflosen Erial wortwörtlich die Hände gebunden waren, während er vollgepackt der Prinzessin nacheilte.

„Hör mir bitte zu!“

Eigentlich war es eine Bitte gewesen, wie der andere Magier sie schon unzählige Male von sich gegeben hatte. Aber es war das erste Mal am heutigen Tage, dass diese Botschaft nicht nur von Erial gesandt wurde, sondern auch tatsächlich bei der Schwarzhaarigen als Empfängerin ankam. Oh Wunder! „Hm?“ Sie blieb stehen, drehte sich zu ihrem Begleiter herum und blinzelte irritiert, als dieser zu sprechen begann. Jetzt konnte man sich fragen: Warum hatte Esmée dem jungen Mann nicht vorher schon zugehört? War sie etwa so grausam? Nein, das wäre eine Antwort, die nicht weit genug reichte. Es lag wohl vielmehr daran, dass allein die Anwesenheit von Erial sie an ihre Rolle als Prinzessin erinnerte. Und als Prinzessin hatte sie sich nicht darum zu kümmern, was die Palastwachen sagten, sondern die Palastwachen hatten sich darum zu kümmern, was die Königsfamilie sagte. Es waren Rollen, aus denen beide Seiten gleichermaßen trotz aller Strapazen, die sie zusammen seit ihrer Flucht aus Bosco durchstanden hatten, nie ausgebrochen waren. Und man konnte sich durchaus fragen, ob Erial und Esmée es irgendwann schaffen würden, darüber hinauszuwachsen. So oder so würde das mit Sicherheit nicht heute geschehen. Voraussichtlich auch nicht nächste Woche. Und vermutlich auch nicht im nächsten Jahr… Die hellblauen Augen wurden überraschend groß, als sie die Worte von ihrer Begleitung vernahm. Er wollte zurück zur Gilde? Jetzt schon? Aber… sie hatten doch gerade erst angefangen! Da gab es doch noch unzählige Läden, die auf sie warteten! Wenn die junge Frau ein wenig aufmerksamer gewesen wäre, hätte ihr die Erschöpfung seitens Erial auffallen müssen. Nicht nur sein Gesicht sprach Bände, auch sein Versuch, die Schultern kreisen zu lassen, zeugte mehr als deutlich davon, dass er mehr seiner Energiereserven aufgebraucht hatte als die Prinzessin. Was kein Wunder war, wenn man bedachte, wer die ganzen Einkäufe schleppen musste… ein Jammer, dass Esmée nicht unbedingt für ihre Aufmerksamkeit bekannt war. „Aber ich habe da drüben so eine schöne Weste gesehen. Ich dachte, die könntest du vielleicht mal anprobieren…“, murmelte die 19-Jährige und legte nachdenklich den Zeigefinger ans Kinn, während sie halb in Richtung des nächsten Ladens schielte. Auch das würde Erial bekannt vorkommen: Es begann immer damit, dass die Schwarzhaarige für sich selbst Kleidung suchte und endete irgendwann darin, dass er als männliche Modepuppe missbraucht wurde. Die de Bosco liebte es eben, Outfits zusammenzustellen, ganz egal für welches Geschlecht. Und da sie selbst kein Mann war, brauchte sie eben jemand anderen, den sie einkleiden konnte… Esmée glaubte wirklich, dass auch Erial an der ganzen Sache Freude hatte, immerhin hatte er nie Widerworte gegeben. Oder zumindest keine, die je bei der Prinzessin angekommen wären. Eigentlich hatte die Magierin absolut keine Lust, ihren Einkaufsbummel für heute schon zu beenden, denn sie hatte noch so viele Ideen, die sie gerne umsetzen wollte. Ein Glück, dass die ehemalige Palastwache nicht erst seit einem Tag mit der Prinzessin zu tun hatte und dadurch meistens recht gut einschätzen konnte, wie man sie locken konnte. Man musste den Fisch eben mit einem Köder locken, der ihm schmeckte. Im Falle von Esmée waren das eindeutig… „Krapfen!“ Die junge Frau strahlte und merkte nicht einmal, dass sie gerade von Erial gezielt manipuliert wurde. Allein die Vorstellung an den fluffigen Teig, den süßen Puderzucker und das klebrige Pflaumenmus ließen Esmée das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wie konnte sie bei solchen Essvorlieben eigentlich ihre Figur halten? Erneut sah die junge Frau zu den Läden, die noch am Ende der Hauptstraße warteten und man konnte ihr ansehen, wie sie die Optionen gegeneinander abwog. Auf der einen Seite standen neue Stiefel, Hosen und Schmuck. Auf der anderen Seite von Erial selbst zubereitete Krapfen, die – so wusste die junge Frau – wirklich enorm lecker schmeckten. Das Zünglein an der Waage war schlussendlich die Erwähnung von Eis. Sie wusste, dass sie den anderen Magier durchaus dazu bringen konnte, sowohl Krapfen als auch Eis zum Nachtisch zu stellen. Geschwind drehte sich die 19-Jährige wieder herum und holte Luft, um ihre Zustimmung auszudrücken… und hielt dann inmitten der Bewegung inne. Ihr Blick flog an Erial vorbei, ans Ende der Straße und sie war sich absolut sicher, dort eben noch jemanden gesehen zu haben. Einen Kopf, der so schnell, wie er da gewesen war, auch schon wieder hinter einer Häuserecke verschwunden war. Und doch war es ein Kopf, der Esmée irgendwie bekannt vorgekommen war. Plötzlich stellte sich ein ganz merkwürdiges Gefühl in der jungen Frau ein. Sie… sie fühlte sich beobachtet. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, packte sie Erial am Handgelenk und zog ihn hinter sich her – das war durchaus anders als sonst. Eigentlich erwartete die Prinzessin, dass man ihr auch so hinterherlief, ohne jede Berührung. Anstatt auf der Straße zu bleiben, sprang sie mit ihm zusammen in eine weitere Boutique. Ob sie nach weitere Kleidung Ausschau hielt? Nein, das tat sie nicht. Den jungen Mann weiterhin am Handgelenk gepackt, eilte die Schwarzhaarige die Gänge entlang, was dafür sorgte, dass sich so manches Gesicht von Angestellten, Käuferinnen und Käufern verwundert zu ihnen umwandten. Aber auch hierfür hatte die de Bosco gerade keinen Blick übrig, denn sie ging weiter bis zum Umkleidebereich und auch hier erwartete Erial etwas anderes, als er sonst gewohnt war. Die Prinzessin zog ihn kurzerhand mit sich in eine der Kabinen, die eigentlich viel zu eng für zwei Personen (+ Taschen…) waren und riss die Vorhänge entschieden zu. Kurz verweilte Esmée in dieser Position, drehte sich dann zu Erial herum und fixierte ihn mit den hellblauen Augen, die Lippen leicht zusammengekniffen. Jetzt waren sie alleine, getrennt von der Außenwelt. Was wohl gerade im Kopf des jungen Mannes vor sich ging? Es war einen kleinen Moment still zwischen ihnen, bevor sich die de Bosco zu ihm beugte und mit gedämpfter Stimme äußerte: „Ich… ich glaube, ich werde verfolgt.“

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 20 Feb 2022 - 19:11

Off: Einkaufsbummel in Maldina

Je weniger Jewel man hat,
desto weniger mehr kann man sie ausgeben.



Ein Jahr lebten sie bereits hier. Esmée hatte nie aufgehört ihm das Leben – seine Aufgabe – besonders schwer zu gestalten. Jeder Tag war gefühlt mit mehr als einem Abenteuer. Sich darüber Gedanken zu machen, wie sie genügend Geld für ihre viel zu treue Wohnung zusammen bekamen oder aber um ihren Kühlschrank zu füllen, wurde der Alltag. Einer, den Erial gerne nicht gehabt hätte. Mittlerweile gehörte es irgendwie dazu. Mittlerweile kannte er zwar ein paar Tricks, doch selten reichten diese aus, um mehr als ein paar wenige Jewel davor zu bewahren ausgegeben zu werden. Während er selbst daher versuchte sich nur das nötigste zu gönnen, um die Kosten irgendwie halbwegs decken zu können, schien Esmée mit jedem Monat in dem ihre stille „Übereinkunft“ funktionierte, neue Möglichkeiten zu finden, seine Geduld auf die Probe zu stellen – und auch seine Jewel auszugeben. Wer nämlich dachte, dass sie ihm die Kleidungsstücke bezahlte, die sie für ihn aussuchte, hatte sich in der Regel sehr verschätzt. Meistens lag das daran, dass an diesem Punkt der Einkäufe ihre eigenen Jewel bereits ausgegeben waren. Würde man sie fragen, würde sie es wahrscheinlich nicht mal wirklich realisieren, sondern sich womöglich sogar als großzügige Gönnerin hinstellen. Die Prinzessin sorgte dafür, dass das einfache Volk gut gekleidet war – oder so ähnlich. Kein Wunder also, dass Erial diesen typischen Ausdruck in ihren Augen sah als er endlich zu ihr durchzudringen schien. Er musste es seiner Prinzessin lassen. Egal wie oft er beinahe an ihr verzweifelte, sie schien es nie wirklich mit Absicht zu machen. Sie kannte es einfach nicht anders und ihre vorgeschriebenen Rollen machten es in der neuen Welt nicht gerade einfacher. So oder so ähnlich redete er es sich zumindest gerne ein, wenn es ihm schwer fiel ihr mit Verständnis zu begegnen und eben nicht die Geduld zu verlieren. Und ihn auch nur an die Grenze dafür zu bringen, brauchte schon so einiges. Meistens schaffte er es dennoch seine Geduld zu behalten und durch seine Beharrlichkeit ein paar Jewel zu sparen. Gerade war er sich noch nicht sicher, ob seine Worte sie wirklich überzeugen konnten. Wie er es nämlich geahnt hatte, wollte sie natürlich noch, die nächsten Läden nicht mehr nach Frauen- sondern nach Männerkleidung durchsuchen. Für Erial hieße das mal wieder Modell stehen. Noch ein Grund mehr, warum er sich extra süße Worte ausdenken sollte, um die Prinzessin nach Hause zu locken. Und das im wahrsten Sinne des Wortes! Zufrieden lächelte der junge Wachmann als Esmée den Köder schluckte. Wenn es nur war, dass er sich heute Abend noch in die Küche stellen musste, um Krapfen herzustellen, um nicht mehr als Packesel oder Modell benutzt zu werden UND wenn er dadurch sogar ein paar Jewel einsparen konnte, würde er das trotz seiner steigenden Erschöpfung gerne tun.Und ganz so wie du sie gerne isst.“ Bestätigte er ihr um sie weiter in diesem schönen Gedanken zu halten. Dann dachte sie immerhin nicht daran sich wieder umzudrehen und weiter zu den Geschäften zu gehen, sondern würde mit ihm mitkommen. „Und ich verspreche, dass ich nichts dazu sagen werde, wenn du sie noch warm isst.“ Das würde dann zwar auch bedeuten, dass er kurze Zeit später ihr Quengeln wegen Bauchschmerzen abbekommen könnte und er sie pflegen müsste, aber auch dies könnte er ertragen, wenn sie zu ungeduldig wäre um zu warten bis die gefüllten Teige abgekühlt waren. In der Hoffnung seine Worte würde eine Rolle spielen, während sie gleichzeitig alles gegeneinander abzuwiegen schien. Sie blickte zwischen ihm und den Geschäften hin und her. Es war wohl keine leichte Entscheidung, aber Erial hatte nun seine Optionen auf den Tisch gelegt und in der Regel klappte es. Er musste nun nur ein wenig warten. Oder ihr einfach noch mehr anbieten. Als er das Eis erwähnte sah er etwas in ihren Augen und in dem Moment seufzte er innerlich auf. Erial bereute es für einen Moment, nicht doch einfach gewartet zu haben, weil er irgendwie das Gefühl bekam, dass er heute Abend wahrscheinlich sehr lange in der Küche stehen würde. Viel zu lange für seinen aktuellen Ermüdungszustand. „Also…?“ hakte er nach als Esmée antworten wollte, aber dann doch wieder ihre Lippen schloss. Erial war verwirrt. So etwas passierte selten. Ihr Blick war nicht einmal mehr auf ihn fokussiert und das machte ihn argwöhnisch. So gut er konnte (und das war nicht wirklich einfach, so beladen wie er war) versuchte er selbst über die Schulter zu schauen. Doch er erkannte nichts Auffälliges. Bevor er jedoch gründlicher die Gegend mit seinem Blick absuchen konnte, griff die Prinzessin nach seinem Handgelenk und zerrte ihn mit. Diese unerwartete Berührung und der vor allem der unerwartete Zug in ihre Richtung, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er strauchelte und hatte große Probleme mit der ganzen Beladung nicht hinzufallen. Es dauerte einige Schritte, die sehr ungelenk wirkten, bevor er einigermaßen sicheren Fußes hinter Esmée her stolperte. Von elegant konnte sicher keine Rede sein. „W-was? Prin- Esmée?“ Er schaffte es nicht einmal eine ordentliche Frage zu formulieren zu verwirrt war er von der Situation und ihrem Verhalten – und davon hinter ihr her zu „balancieren“. Das war definitiv neu. Sie zog ihn in den nächstbesten Laden und natürlich kam der Gedanke auf, dass sie doch einfach beschlossen hatte ihn in eine Modepuppe zu verwandeln. Wäre nichts Neues. Aber es wäre eher Erials Stil sie einfach anzufassen und mit zu schleifen, wenn er das Gefühl hatte, dass sie hier wegmussten. Das Esmée das tat schien merkwürdig. Und dann auch noch ohne erkennbaren Grund. Wenn sie ihn als Modepuppe wollte, befahl sie es doch normalerweise einfach und außerdem hatte er sie doch so perfekt geködert gehabt. Argh! Was passierte hier? Der junge Wächter war absolut wird. Erst recht als sie schließlich bei den Umkleiden ankamen und Esmée ihn zusammen mit all den Tüten in eine der engen Kammer zwängte. Wenn er so darüber nachdachte – und er hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht – musste es das erste Mal auf ihrer Flucht sein, das er der Prinzessin derart nah war. Das war nichts im Vergleich zu der punktuellen Nähe, wenn sie ihm ein neues Modestück in die Hand drückte und nicht einmal ein Vergleich dazu, dass sie ihn gerade am Handgelenk gefasst und hinter sich hergezogen hatte. Das hier fühlte sich bedeutend näher an und dabei waren sie von einer großen Anzahl an Tüten getrennt voneinander. Das hier fühlte sich vor allem bedeutend falsch und verboten an. Was genau sollten bloß die Leute über ihn denken, wenn man wüsste, dass er mit einer Prinzessin in der Öffentlichkeit in einer viel zu engen Kabine dicht beieinander hockte? Das brachte ihn aus dem Konzept! Mal abgesehen davon, dass er damit wohl auch die Ehre der Prinzessin mit den Füßen trat oder? Kein Wunder also das er in dieser Situation sogar einen dezenten rötlichen Schimmer auf seine Ohrspitzen bekam. Das war doch nicht richtig! Und warum sagte sie nicht mal etwas! Diese Stille fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ob er was sagen sollte? Und warum kam sie ihm plötzlich näher? Sein Körper spannte sich nur noch mehr an als sie sich zu ihm herüber beugte. Das war nicht okay. Was passierte hier? Doch nicht etwa…? Nein, das ging nicht!

Erst als er erleichtert ausatmete, nachdem Esmée das Wort ergriffen hatte, bemerkte er, dass er die vergangenen Augenblicke die Luft angehalten hatte. Er versuchte soweit das in dieser Enge möglich war einen gewissen Abstand, des Anstands halbers, zwischen ihnen zu bringen, um sich selbst ein wenig wohler zu fühlen. So richtig funktionierte das nicht. Außerdem musste er konzentriert bleiben. Wenn es stimmte, was Esmée sagte, hatte er seinen Job verdammt schlecht gemacht. Und da galt es nicht als Ausrede, dass Esmée ihm das auch nicht gerade einfach machte. „Verfolgt? Und von wem glaubst du das?“ hinterfragte er mit bemüht ernstem Tonfall um sich seiner Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, die er eben noch gespürt hatte. „Okay. Verschwinden wir von hier. Ich bringe dich zurück in Sicherheit. Überlass das mir.“ Versprach er ihr und lächelte. „Du bleibst hier und ich suche den Hinterausgang. Diese Läden haben doch immer einen Lieferantenausgang. Und in der Regel hier bei den Kabinen. Ich denke, dass ich ihn hier schon gesehen habe.“ Tja woher er das wusste? Na werdet ihr erstmal so oft zu Shoppingtouren mitgeschleift und nach euren Meinungen gefragt, die eigentlich egal sind und ihr doch nur froh seid, wenn es eine Bank vor der Umkleide gibt. „Bleib hier, bitte? hakte er noch einmal nach und würde erst gehen, wenn Esmée ihm halbwegs versicherte nichts Dummes anzustellen.
Als er das nächste Mal aus der Umkleide ging, hatte er keine Tüten dabei und ließ seine Augen über den Laden schweifen. Er sah sich an, welche Leute hier waren und sah sich links und rechts um. Er entfernte sich nur zwei drei Schritte von der Kabine, genug um sich einen Überblick zu verschaffen. Bis jetzt konnte er niemanden entdecken, der sich auffällig nach einer anderen Person umblickte. Was hatte Esmée gesehen?

„Die Luft ist rein.“
Sagte er schließlich als er rückwärts zur Kabine ging und sie nur einen Spalt öffnete. Dieses Mal war es Erial, der die Prinzessin am Handgelenk griff und sie mit sich zog. Ohne das er die Tüten mitnahm. Das würde ihr nicht gefallen, wenn damit konnte sie keinen potenziellen Verfolger abhängen. Hier geht’s lang. Meinte er nur mit einem Kopfnicken in Richtung des Hinterausganges, der glücklicherweise auch offen war. Während er mit Esmée davon rannte, war er bemüht sich nur äußerst selten umzublicken, um sich dadurch nicht zusätzlich zu verlangsamen. Er war schneller als die meisten Erwachsenen, doch wenn er Esmée hinter sich herzog, konnte er seine volle Geschwindigkeit nicht nutzen. Schließlich würde sie nicht mithalten können und er war nicht stark genug sie zu tragen. Abgesehen davon, war er vom ganzen Taschentragen ziemlich erschöpft. Das einzige, was ihm zu Gute kam, war die Tatsache, dass er den Weg zur Gilde sehr gut kannte und damit auch ein paar Abkürzungen. Doch ob die der Verfolger, wer auch immer es war, nicht auch kannte, wusste er nicht.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySa 26 Feb 2022 - 9:43

Man konnte sehr lange auf der Hauptstraße shoppen. So blieb es Álvaro nicht erspart sich vermeintlich interessiert an einen Kleiderständer nach dem anderen zu klammern, um Deckung zu finden. Was mache ich hier eigentlich? Das ist doch absurd! Er wusste zwar immer noch nicht, was er der Prinzessin erzählen sollte, aber er war mehr als überzeugt davon, dass es schnell geschehen musste, denn so konnte es nicht weitergehen. Vielleicht sollte ich einfach hingehen und sie um ein… Bevor er eine Entscheidung fällen konnte, änderte die Situation sich schlagartig. Vielleicht war er durch seine Augen kurz unaufmerksam gewesen, denn als er durch den Kleiderständer spähte traf sein Blick für einen Sekundenbruchteil den von Esmée. Was er sah war kein glücklicher Blick, wie es die ganze Zeit den Eindruck gemacht hatte, sondern ein geschockter, gar ängstlicher Blick. War Esmée etwa in Gefahr? Álvaro war sich ziemlich sicher, dass es vorher keine Anzeichen dafür gegeben hatte, denn alles sah wie ein normaler Shoppingtrip aus. Hatte er sich den Blick also falsch gedeutet oder sich einfach verguckt? Plötzlich traf es ihn wie einen Schlag. Magie! Er vergaß diese Möglichkeit oft, da sie in seinem Leben bisher nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hatte, aber er wusste, dass es alle Arten von Magie gab. Stand Esmée etwa unter einem Zauber? Álvaro biss die Zähne zusammen als er die Puzzleteile in seinem Kopf zusammensetzte. Es machte alles Sinn – zumindest in seinen Augen. Steht sie etwa unter der Kontrolle dieses kleinen Wichts? Ohne weiter Rücksicht auf seine Deckung zu nehmen, trat er hinter dem Kleiderständer hervor und schaute die Straße hinauf, wo sich vor wenigen Augenblicken noch die Prinzessin von Bosco befand. Sie war weg. Álvaro ballte seine Hände zu Fäusten – so stark, dass seine Fingernägel in sein Fleisch schnitten und dicke Adern auf seiner Stirn pochten. Er würde sich bestimmt nicht die Blöße geben, dass die Prinzessin wenige Tage nach seiner Ankunft in Maldina Town entführt wurde. Es würde zwar zum Ruf seiner Familie passen, aber er war schließlich hier, um diesen zu verbessern. Wie eine Überwachungskamera scannte er die gesamte Straße ab, während er die Passanten aus dem Weg schob, die seine Route kreuzten. Target located. Gerade noch rechtzeitig sah er den kleinen Blondschopf, der Esmée scheinbar vor sicher herschob, in einem Laden verschwinden. Sofort beschleunigte er seinen Gang und hielt auf den Laden zu. Der Typ würde ihm nicht entkommen!

Klingeling. Als Álvaro die Boutique betrat blieb er stehen und schaute sich ein weiteres Mal um. Wo hielt er Esmée gefangen? „Herzlich Willkommen. Kann ich ihnen weiterhelfen?“ Ohne der Begrüßung der Verkäuferin Beachtung zu schenken, setzte Álvaro sich in Bewegung. Der Laden war verwinkelt und einige Gänge gingen von ihm ab. Er bot viele Möglichkeiten sich zu verstecken, aber die beiden konnten nicht weit sein. Wieder versuchte die Verkäuferin seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Hallo? Ist alles in Ordnung mit ihnen?“ Er durfte den Ausgang nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht hatten der Junge sich versteckt und würde mit der Prinzessin verschwinden, sobald Álvaro sich außer Sichtweite begab oder unaufmerksam wurde. Die Verkäuferin schien inzwischen genervt aufzugeben, schaffte es mit ihren Worten dann aber doch Álvaros Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Dann halt nicht. Was ist heute eigentlich los? Die letzten beiden waren auch schon so komisch…“ Die Verkäuferin wollte sich gerade abwenden, da ergriff Álvaro das Wort. „Wo sind die hin?“ Álvaros Tonfall wirkte offensichtlich einschüchternd, denn die Verkäuferin wich einen Schritt zurück, vielleicht war es aber auch nur seine allgemeine Erscheinung. „Die beiden Letzten. Wo sind die hin?“ Spätestens jetzt wirkte auch seine Stimme einschüchternd, um der Dringlichkeit seiner Frage Nachdruck zu verleihen, was wirksam war, aber dazu führte, dass die Verkäuferin noch weiter zurückschreckte. „Ich-„ Die Frau musterte Álvaro ein weiteres Mal und schien für sich zu dem Schluss zu kommen, dass es keine gute Idee war, ihm nicht zu antworten. Seine Erscheinung hatte auch Vorteile. „Ich glaube den Gang runter. Zu den Umkleiden.“ Das ließ Álvaro sich nicht zweimal sagen und schoss den besagten Gang entlang. Die Umkleiden? Was hat er für ein Schweinekram mit ihr vor?! Álvaro hatte keine Lust auf einen Kampf, aber wie er bereits vermutet hatte, würde er seine Aufgabe unmöglich erfüllen können, ohne sich auf den ein oder anderen Kampf einzulassen und dieser schien gerade unvermeidlich. Wer die Ehre der Königsfamilie besudelte, musste hingerichtet werden. So wurde es schließlich in Bosco gehandhabt. Er hatte sich oft gefragt, warum er nicht auch seinen Kopf lassen musste, wie sein Vater. Es musste schieres Glück gewesen sein – oder Pech.

Bei den Kabinen angekommen war es still, so still, dass Álvaro keine Zeit verlor und eine Umkleide nach dem anderen aufrisse. Glücklicherweise fand er hinter keinem der Vorhänge eine leicht bekleidete Prinzessin – und auch keine andere Person, die ihn mit einer Ohrfeige begrüßte. Traurigerweise aber auch keine voll bekleidete Prinzessin. Waren sie doch nicht hier? Waren sie ihm etwa durch die Finger geglitten? Nein. Sein Blick viel auf einige Einkaufstaschen, die in einer Kabine auf dem Boden lagen. Das waren eindeutig die Taschen, die der Junge mit sich herumgetragen hatte. Er ist in Eile… Er musste ihm also dicht auf den Versen sein und damit war wohl auch klar, dass es sich um eine Entführung handelte. Wenn die Verkäuferin ihn nicht in eine Falle gelockt hatte, war Esmée hier auf jeden Fall vorbeigekommen und Álvaro hatte keine andere Wahl als der Verkäuferin zu vertrauen. Da die beiden ihm also nicht entgegen gekommen waren… Der Hinterausgang. Ohne zu Zögern stürmte Álvaro durch die Tür und fand sich erneut an der frischen Luft wieder. Wäre er nicht so ein Idiot, hätte er auch von Anfang an die Eingänge bewachen können, denn sie hätten sich schließlich nicht ewig verstecken können. Er musste wohl nicht nur die Kunst des Boxens neu lernen, sondern auch das Handwerkszeug, welches er beim Militär erworben hatte. Glücklicherweise wurde ihm seine Nachlässigkeit verziehen, denn er sah Esmée in der Entfernung gerade noch um eine Ecke verschwinden. Offenbar zog der Verbrecher sie hinter sich her. Widersetzte sie sich seinem Zauber? Vermutlich, denn sonst hätten sie einen größeren Vorsprung. Der Junge hätte wenig Grund gehabt sich länger als nötig in dem Laden aufzuhalten. Álvaro legte seinen Kopf von rechts nach links, sodass sein Nacken mehrfach ein lautes Knacken von sich gab. Er war sich sicher, dass er die beiden einholen konnte, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass er nicht auf halber Strecke zusammenbrach. Lass mich heute nicht im Stich, Körper. Nur dieses eine Mal fürs erste. Als sein Stoßgebet abgeschlossen war, nahm er die Verfolgung auf.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Álvaro einen besseren Blick auf die beiden erhaschen konnte. Esmée schien den Jungen aufzuhalten, der wohl nicht damit gerechnet hatte, dass sie sich wehren würde. Das Problem war, dass Álvaro keine Ahnung hatte, wo es hin ging und wie die Stadt hinter der nächsten Ecke aussah, während der Entführer eine ziemlich genaue Vorstellung vom Aufbau der Stadt zu haben schien. Gleichzeitig machte es ihm Sorgen, dass zumindest der Entführer wusste, dass Álvaro näherkam. Er würde es sicher nicht einfach zulassen, dass Álvaro einfach so von hinten zu ihnen aufschloss. Nein. Er musste ihnen den Weg abschneiden, aber das erforderte in aller Regel Ortskenntnis, die er nicht besaß. Denk nach, du alter Fleischsack! Wenn er sich jetzt noch weiter näherte, dann musste er sicher mit einem Angriff rechnen. Das würde ihm mehr Zeit kosten als dem Entführer. Er musste also auf Abstand bleiben, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab. Da Álvaros Kondition jedoch nicht die beste war und er seinem Körper lieber nicht allzu lang belasten wollte, musste diese Gelegenheit sich möglichst schnell ergeben. Und dann kam sie in Form eines Kanals, der sich durch die Stadt schlängelte. Während der Junge mit Esmée im Schlepptau gezwungen war einen kleinen Umweg zu nehmen und den Kanal an der Stelle zu überqueren, wo er in die Kanalisation verschwand, ging Álvaro auf Risiko und steuerte geradewegs auf den Kanal zu. Meine Kraft sollte ausreichen… Kurz bevor er geradewegs ins Wasser lief, spannte er seine Muskulatur an und drückte sich mit aller Kraft vom Boden ab. Es sah alles andere als grazil aus wie er durch die Luft flog, aber er schaffte es auf die andere Seite und setzte sich damit vor den Blondschopf und Esmée, die keine andere Wahl hatten als stehen zu bleiben, wenn sie nicht geradewegs in ihn hineinlaufen wollten.

„So.“, grollte Álvaro in seiner tiefen Stimme, während er sich langsam aus der hockenden Position aufrichtete, in der er auf der anderen Seite gelandet war. Mit einem grimmigen Blick fixierte er den Jungen, während Esmée sichtlich verängstigt war – natürlich von ihrem Entführer wie Álvaro dachte. „Ein freundlicher Rat von meiner Seite: Übergib sie mir. Dann muss ich dich vielleicht nicht vierteilen.“ Wenn er über die Identität von Esmée bescheid wusste, konnte er ihn trotzdem nicht gehen lassen, aber wenn er Esmée kampflos befreien könnte, wäre das auch in seinem Interesse. Einschüchterung konnte eine mächtige Waffe sein. Álvaro zog seine Jacke aus und warf sie zur Seite, sodass er nur das enge, langärmlige und durchgeschwitzte Shirt trug, unter dem seine Muskeln gut zur Geltung kamen. Er ließ seine Fäuste knacken, während er auf der Straße wie ein Wachhund auf und ab spazierte und den Jungen nicht aus den Augen ließ. „Ich sag es nicht zweimal.“


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptyDi 8 März 2022 - 22:10

Esmée konnte ein Dickkopf sein, sie konnte andere Menschen zur Weißglut treiben und über alle Hinweise, die man ihr gab, geflissentlich hinwegsehen. Sie war eine Prinzessin, die es gewohnt war, Befehle zu geben und die umso schlechter darin war, Befehle anderer Menschen anzunehmen. Ja, man konnte durchaus sagen, dass die Schwarzhaarige eine schwierige Persönlichkeit sein konnte, ganz gleich, dass sie es niemals böse meinte und eigentlich im Grunde ihres Herzens eine aufrichtige und herzensgute Frau war. Doch gerade jetzt, während sie mit Erial zusammen in der Umkleidekabine stand, war von ihren schwierigen, ja gar befehlerischen Seiten absolut nichts zu spüren. Um genauer zu werden: Die Schwarzhaarige hatte wirklich Angst. Sie wusste nicht, wer hinter ihr her war und doch sagte ihr Bauchgefühl, dass irgendetwas Schlimmes geschehen könnte. Die Geräusche von aufeinandertreffendem Stahl, die aggressiven Schreie und Rufe, nicht zuletzt ihre überstürzte Flucht aus dem Königspalast in Bosco. Es waren Erinnerungen, die auf Esmée einprasselten und sie kurzzeitig lähmten. Es waren dunkle Erinnerungen. „Ich… ich weiß es nicht“, murmelte die junge Frau daher ein wenig gedankenverloren auf die Frage, die Erial ihr stellte. Sie hatte das Gesicht ihres Verfolgers nicht erkennen können, es war so schnell wieder verschwunden, wie es in ihrem Sichtfeld erschienen war. „Aber ich glaube, ich habe diese Person schon einmal gesehen“, führte die de Bosco weiter aus und holte tief Luft, um sich zu sammeln und ihre gerade Haltung beizubehalten. Die Anwesenheit von Erial war ihr gerade eine große Stützte, nicht nur, weil sie nicht alleine und unter seinem Schutz stand, sondern auch, weil er sie daran erinnerte, dass sie eine Prinzessin war. Und dass sie sich als Prinzessin des Landes Bosco nicht einfach so hängenlassen konnte. Sie musste Haltung bewahren. „Vielleicht damals beim Überfall auf den Königspalast?“ Es waren viele Menschen gewesen, die damals durch die weiten Gänge des Palastes geeilt waren, überall hatte es Kämpfe gegeben und neben der Palastwache waren es unzählige unbekannte Gesichter gewesen, die Esmée flüchtig erblickt hatte. Ja, es war möglich, dass sie dort schon einmal einen Blick auf ihren Verfolger hatte erhaschen können. Aber das bedeutete auch, dass sie und Erial gerade in ernsthaften Schwierigkeiten steckten, oder? Hatte man ihren Aufenthaltsort wirklich ausfindig gemacht? Wie hatten sie sie in Fiore finden können, so weit weg vom Königreich Bosco?! Selbst wenn die Magierin es gewohnt war, selbst Befehle zu geben, so wusste sie auch, dass es gerade jetzt Erials Aufgabe als Palastwache (in Ausbildung) war, sie zu beschützen. Daher presste sie die Lippen aufeinander und nickte stumm auf seine Zusicherung, dass er sie in Sicherheit bringen würde. Esmée wusste, dass sie ihrem Begleiter jetzt vertrauen musste… und das würde sie auch tun. Der Novel verschwand aus der Kabine und es fühlte sich für die Prinzessin wie eine Ewigkeit an, bis er endlich zurückkehrte. Wie konnte sie sich ablenken? Der Blick ihrer hellblauen Augen blieb an den Einkaufstüten hängen und sie ging gedanklich die Einkäufe durch, die sie heute getätigt hatte. Immerhin das war gut gelaufen. Wenn sie ihren Verfolger abgehängt hätten, könnte sich Esmée an ihren neuen Oberteilen und Hosen erfreuen und das hier alles ganz schnell wieder vergessen. Ja, so würde das sein. Alles würde gut werden. Oder… auch nicht?

Die junge Frau merkte zwar, dass sich der Vorhang der Umkleidekabine einen Spalt breit öffnete, doch sie hatte sich nicht einmal herumdrehen können, da wurde sie bereits am Handgelenk gepackt und mitgerissen. Aber… aber die Einkaufstüten! Ja, es waren die falschen Prioritäten, die Esmée gerade setzte. Nein, sie hatte ihre Angst vor ihrem Verfolger nicht vergessen. Aber diese Einkäufe waren gerade ihr einziger Lichtblick gewesen, eine Motivation darauf, was sie schönes erwartete, wenn die Flucht mit Erial geglückt war. Sie wollte diese Tüten nicht zurücklassen! „Erial! Warte!“, rief sie und rüttelte an ihrem Handgelenk, aber ihre Palastwache war erbarmungslos in der Erfüllung der ihr übertragenen Aufgabe und hetzte die Straßen Maldinas weiter entlang, so gut es eben möglich war. Es war eindeutig die richtige Einstellung von Erial, gleichzeitig konnte man von außen betrachtet durchaus den Eindruck gewinnen, dass Esmée gerade gegen ihren Willen entführt wurde. Es war ein absolutes Chaos, das alle drei Beteiligten an dieser Verfolgungsjagd gerade verursachten. Aber was sollte man auch von drei Personen, die aus Bosco stammten, anderes erwarten, hm? Sie machten ihrer Herkunft alle Ehre. Die beiden jungen Magier hasteten über eine Brücke, bogen gerade auf die Zielgerade in Richtung Gildenhaus ab…

Und dann wurde ihnen der Weg abgeschnitten.

Schon während der Körper des fremden Mannes durch die Luft flog, erkannte Esmée, wer da hinter ihr her war. Diese wuscheligen, schwarzen Haare, die im Wind wehten. Der dichte Bart, die markanten Gesichtszüge, der massige Körper, der plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals auf dem Boden landete und Erial sowie der Prinzessin damit den Weg abschnitt. Sie mussten abrupt abbremsen, während sich der Fremde aus seiner hockenden Position erhob und von oben mit einem alles durchdringenden Blick auf die beiden jungen Magier herabsah. Die dunklen Augen des älteren Mannes wirkten erbarmungslos und verschlugen Esmée den Atem. Sie kam nicht auf die Idee, dass er ihr helfen wollte. Wenn der Dunkelhaarige das Vertrauen anderer Personen gewinnen wollte, musste er definitiv nochmal an seinen Auftritten arbeiten! „Álvaro…“, murmelte die 19-Jährige, nur langsam begreifend, wer da vor ihr stand. Obwohl sie hinter Erial stand, war ihre Sicht auf Álvaro nicht verdeckt – sie war eben doch einige Zentimeter größer als ihre Palastwache in Ausbildung. Erst war es Schrecken, den man aus dem Gesicht der Prinzessin ablesen konnte, dann, allmählich, änderte es sich in echte Enttäuschung. Sie hatte sich Sorgen um diesen Mann gemacht, hatte seine Hand gehalten, während er bei ihrer gemeinsamen Quest beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Und jetzt? Jetzt verfolgte er sie und forderte Erial dazu auf, sie zu übergeben. Am Ende ihrer gemeinsamen Quest hatte Esmée gedacht, dass es sich bei dem älteren Magier um einen Stalker handelte, der ihren Namen kannte, weil sie als Model tätig war. Aber jetzt waren die Erinnerungen an ihre Flucht aus dem Königspalast so präsent, dass nicht einmal die junge Frau, die ihren Kopf gerne irgendwo in den Wolken hatte, auf diese Idee kam. Nein, sie glaubte, dass Álvaro ihr wirklich etwas Böses wollte. Dass er zur Gegenseite aus Bosco gehörte, die bereits ihren Bruder und ihre Mutter auf dem Gewissen hatte. Álvaro war ein Feind, so schwer es der jungen Frau auch fiel, sich das in diesem Augenblick einzugestehen. „Er weiß, wer ich bin…“, wisperte sie, sodass Erial es hören konnte und Álvaro vielleicht, wenn er die Ohren ganz genau spitzte. Da war sich die Schwarzhaarige nicht sicher. „Bei der letzten Quest. Ich habe mich ihm nicht mit meinem Namen vorgestellt. Aber… er hat trotzdem meinen Namen gekannt.“ Da sie zu dem damaligen Zeitpunkt gedacht hatte, es hinge mit ihrer Model-Karriere zusammen und sie würde Álvaro nie wiedersehen, hatte sie es Erial nicht erzählt. Jetzt bereute es die de Bosco, denn vielleicht hatte sie dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Begleiter in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, wandte sich von Erial ab und sah stattdessen direkt zu Álvaro. Mutig hob die junge Frau ihr Kinn an und ballte ihre Hände zu Fäusten – es waren kleine Funken, die um Esmée herum zu tanzen begannen. Sie hatte Angst, echte Angst, sodass diese stolze Haltung nicht mehr als ein Schauspiel war, aber wenn sie etwas von ihrer Mutter gelernt hatte, dann, dass sie sich im Ernstfall ihre Unsicherheiten nicht anmerken lassen durfte. Die junge Frau klammerte sich wie so oft in ihrem Leben an die Lehren aus ihrer Jugend. „Ihr habt wirklich nach mir gesucht. Ihr habt mir aufgelauert, mich ausspioniert…“ Sie stoppte kurz, ordnete ihre Gedanken und runzelte dann die Stirn. „Ich dachte, Ihr wäret ein guter Mann, Álvaro. Ich habe mir echte Sorgen um Euch gemacht. Und jetzt wollt ihr mich…“ Esmée konnte den Satz nicht beenden, sie war einfach entsetzt von ihrer eigenen Naivität. Sie war so weit geflohen, hatte alles hinter sich gelassen und dennoch war sie nicht einmal in Fiore sicher. Egal wem sie begegnete – jeder konnte ein Feind sein. Durfte sie überhaupt irgendjemandem in diesem Land vertrauen? Ihre sonst großen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, ohne dass sie Álvaro auch nur eine Sekunde aus dem Blick ließ. „Wie konntet Ihr mir das antun?“ Ihre Stimme war schneidend. Ob Erial gegen ihn bestehen würde? Esmée hatte gesehen, dass der Ältere ein grandioser Boxkämpfer war… Sollte sie Erial helfen? Oder fliehen, während er den Gegner ablenkte? Sie wollte nicht schon wieder einen Fehler begehen, weshalb es ihr schwer fiel, eine Entscheidung zu treffen.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Maldina
Hauptstraße von Maldina EmptySo 27 März 2022 - 22:34

Off: Einkaufsbummel in Maldina

Je weniger Jewel man hat,
desto weniger mehr kann man sie ausgeben.



Da standen sie also. In einer Umkleide. Dicht und dicht. Getrennt und doch zusammen gequetscht von gefühlt hunderten Tragetaschen. Verruchter hätten es sich wohl nicht einmal die Geschichtsschreiber ausdenken können. Erial war die Nähe zur Prinzessin unangenehm. Sie fühlte sich viel zu unprofessionell an, aber in der aktuell Situation war sie nicht zu vermeiden. Nicht zu vergessen hatte außerdem Esmée diesen Umkleidekabine für Erörterung des weiteren Vorgehens ausgewählt. Jetzt war jedoch der falsche Moment sich Vorwürfe, obgleich vernachlässigter Pflichten zu machen oder sich auszumalen, was die Leute wohl bei diesem Abbild alles denken und ihm nachsagen würden. Jetzt war der Moment zu handeln und wenigstens zu versuchen, die Prinzessin in Sicherheit zu bringen. „Esmée, konzentrier dich bitte!“ Erial fasste sie an den Schultern, denn er sah die Angst in ihr hochsteigen. Angst, die er schon einmal in jener Nacht in ihren Augen gesehen hatte. Noch immer wusste Erial nicht, ob es wirklich stimmte was Esmée sagte, doch ihre Antworten auf die Fragen erhärteten den Verdacht. Die Prinzessin fasste sich wieder mehr und Erial konnte nur mutmaßen woran das lag. Im Moment war es egal. Wichtig war nur, dass sie sich fokussierte und das sie tat was er sagte. „Wir kriegen das hin.“ Versicherte er ihr noch einmal mit einem Lächeln, was er normalerweise nicht in so einer Situation zeigen würde, doch er glaubte, dass es ihr Mut geben würde. Dann war Erial auch schon verschwunden – in der Hoffnung, Esmée würden bleiben wo sie war und darauf warten, dass er wieder zurückgekehrt war. Wissend, wie sie hier wieder heraus kam.  

Als Erial wieder zurückkam, zögerte Erial nicht damit Körperkontakt aufzubauen. Mit festem Griff hielt er ihr Handgelenk und zog sie hinter sich her zum Hinterausgang. Für Außenstehende konnte es sehr wohl wie eine Entführung aussehen. „Prinzessin!“ versuchte Erial sie zur Vernunft zu rufen. Wollte sie gerade wirklich noch ihre Einkäufe retten. „Bitte, kommt jetzt. Wir müssen weiter.“ Zwang Erial sich ruhig zu sagen, dessen Nerven gerade zu angespannt waren, um ihre Launen gut zu ertragen. „Ich verspreche, ich hole sie, sobald ihr in Sicherheit seid.“ Würde es sie beruhigen? Doch selbst wenn nicht, würde Erial sie einfach weiter in die Richtung des Ausganges ziehen. Sie mussten schleunigst hier weg und auch die Prinzessin schien das früher oder später einzusehen, sodass sie durch die Stadt hetzen konnten.

Als Erial noch ein Soldat war, hatte sein Vater dafür gesorgt, dass er viele Lektionen verinnerlichte. Wenn nötig durch hartes, unerbitterliches Training. Dazu gehörte, dass man seine Umgebung nie vernachlässigen durfte. An dem Tag als sie in Maldina angekommen waren um ihr neues Leben in Fiore zu beginnen, hatte Erial begonnen sich diese Stadt genau einzuprägen. Auch dazu waren die Shoppingausflüge sinnvoll – wenn gleich nur bis zu einem bestimmten Grad. Mittlerweile kannte er genügend Abkürzungen und Wege, um seinem Verfolger das Leben schwer zu machen. Doch jemanden alleine abzuschütteln war in vielerlei Punkten leichter. Erial war schnell und wendig. Er kannte diesen Ort. Doch heute war er nicht allein. Er hatte eine Prinzessin bei sich und war eingeschränkt in der Wahl seiner Abkürzungen und gewiss nicht so schnell und wendig wie normalerweise.
Und genau das wurde ihm zum Verhängnis.
Ein Kanal lag vor ihnen. Bei allen Göttern, die ihm (nicht) heilig waren, hätte er die Prinzessin gezwungen dort rüber zu springen oder gar durch zu waten. Also nahm er den Umweg. Auf der anderen Seite wurden sie jedoch schon erwartet. Ein  großgewachsener Mann landete vor ihr. Instinktiv bremste Erial ab und schob die Prinzessin mit dem Arm, der sie festhielt, hinter sich. Sein Körper war schließlich ihr Schutzschild.  Er gab sich große Mühe nicht eingeschüchtert zu wirken. Das funktionierte auch irgendwie, denn die meisten Generäle und anderen Vorgesetzten sahen Alvaro von den Muskeln her nicht unbedingt unähnlich. Angst hatte Erial trotzdem in gewisser Weise. Er wusste, dass er eigentlich schon jetzt das Handtuch werfen konnte. Wie sollte er als Null gegen den dort ankommen? Aufgeben war jedoch keine Option. Er trat ein paar Schritte nach hinten und drückte Esmée mit dem Arm auch so weiter nach hinten. Erst einmal etwas Abstand gewinnen. Der große Mann, von der Prinzessin als Álvaro identifiziert, forderte ihn auf sie herauszurücken und Erials Züge spannte sich sofort noch mehr an. Doch sah er auch kurzzeitig erschrocken zu Esmée. Es war kein gutes Zeichen, dass er sie kannte. Seine Augen verengten sich, er musste seine Fassung behalten und fokussierte sich wieder auf den Mann vor ihr. Was Esmée ihn schließlich zuflüsterte, ließ Erial die Zähne fest aufeinander beißen. Verdammt. Dann war er also einer von denen? Er nickte ihr lediglich zu. Er hatte verstanden. Waren hier noch mehr? Hatten sie nur einen geschickt? Fuck, woher sollte er das wissen? Wieso hatte niemand ihm vorher sowas wie einen Zaubertrank gegeben. Warum hatte man nicht einfach jemand anderen fragen können. So wie… so wie seinen besten Freund. Ah ja. Stimmt. Er war ja mittlerweile einer von denen geworden.  „Esmée, nein. Er ist es nicht wert. Er war sich nicht sicher, ob Esmée nicht aus ihrer Emotionalität heraus jeden Moment ein wahres Feuerwerk entzünden würde. „Wenn ich sage Renn, dann rennst du, verstanden? So wie wir es besprochen haben. Ich komme gleich nach.“ fragte Erial Esmée wispernd und besah sie mit einem strengen Blick. War ihr Vertrauen in ihn groß genug, dass sie einfach weiter alleine in Richtung Gilde rennen würde? „Ich schulde Euch noch eine Antwort.“ Fing Erial laut an und richtete seinen Blick fest auf Álvaro. „Jetzt Esmée, renn!“ flüsterte er ihr zu und hob beide Arme nach vorne um Magier zu praktizieren. „NIEMALS!“ schrie er aus voller Kehle und wandte seine einzige Kunst an, die er bislang beherrschte. Hoffentlich verwirrte sie Álvaro genug, dass er lang genug abgelenkt war, dass Esmée einen Vorsprung in Richtung Hauptquartier erreichte. Wären alle Schneebälle auf Álvaro geschossen, würde Erial sich laufend umdrehen und schnell zu Esmée aufholen, um sie schließlich wieder an die Hand zu nehmen und weiter zu laufen. Sie konnten nur hoffen, dass er alleine war und sie konnten nur hoffen, dass dieser Plan funktioniert. Gegen ihn zu kämpfen war keine Option.
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