Ortsname: Maldina Park Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Die wundervolle Grünanlage der Stadt ist ein einzigartiges Zusammenspiel der Flora und Fauna. Sie besticht durch ihre Artenvielfalt, durch eine unvergleichbare Farbenpracht und durch ihre enorme Fläche. Kaum eine Parkanlage hat es geschafft, die Balance zwischen Naturschutzgebiet und Menschenhand in dieser Form zu wahren. Der Maldina Park ist der perfekte Ort, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen, schöpferisch zu arbeiten oder aber, um einfach nur einen simplen Spaziergang zu machen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Aska | Zauber | Theme
Mareo Schwarzer Blitz
Anmeldedatum : 26.10.14 Anzahl der Beiträge : 4570 Alter : 32 Ort : Magnolia Town
So eine Einzimmer-Wohnung in Magnolia kostet ganz schön viel Geld und dieses Geld musste ja irgendwie verdient werden. Da die letzten Questbezahlungen allesamt in die Miete geflossen waren und erneut die Miete fällig wurde, musste sich der Celeris echt etwas einfallen lassen, um an ein paar Kröten zu kommen. Dank einer Zeitschrift, die im Vergleich zum Weekly Sorcerer, echt unbekannt war, kam er auf eine seltsame Geschäftsidee: Börsenbetreiber! Welche Börse er dabei betrieb, war zunächst völlig irrelevant, aber eine Dating-Börse gab es in Magnolia noch nicht, wegen die Wahl schnell getroffen wurde. Anderen Leuten zum Glück verhelfen klang doch gut und wenn nebenher der Penny floss, warum nicht? Der Halbgott genoss also etwas mediales Coaching und lernte, wie er eine solche Börse aufziehen und betreiben konnte. Natürlich plante er nicht gleich ein großes Startup-Unternehmen, aber ein paar verteilte Flugblätter, ausgehängte Anzeigen und Mundpropaganda gehörten schon dazu. Tatsächlich gab es einen gewissen Andrang, wobei ihm eine Anmeldung durchaus Kopfschmerzen bereitete. Rownan, ein 23 jähriger, 2 Meter großer Lupine aus Maldina Town. Tiermenschen zu verkuppeln fiel ihm irgendwie schwer, aber man glaubte es kaum. In Fairy Tail gab es ebenfalls eine Lupine, Linda. Für eine Lupine schien sie attraktiv, also musste der Celeris sicherstellen, dass das klar ging. Aber wann immer Mareo versuchte, die gute Linda anzutreffen, war sie nicht im Gildenhaus aufzufinden. Der Halbgott hatte beinahe aufgegeben, saß bereits resignierend an der Bar und war im Begriff sich volllaufen zu lassen, als er Linda erblickte, wie sie an einem Tisch saß und die Anzeige der Partnervermittlungsbörse durchlas. Tatsächlich füllte sie auch das Formular aus und brachte es zur Post. Wahnsinn! Sein Geschäft lief ja echt Bombe und ein paar Münzen hatte er schon verdient. Kurzerhand organisierte Mareo also ein Blinddate im Park von Maldina Town und hatte Rownan die offizielle Einladung zukommen lassen, doch nun musste er noch dafür sorgen, dass Linda ihre Einladung bekam. Doch wie bekam ein Godlayer, der vom Postsystem keine Ahnung hatte, einen Brief an die richtige Person? Persönlich vorbei bringen natürlich! Linda hausierte jedoch im Fairy Hills, weswegen Mareo da keinen Zutritt bekam. Glücklicherweise konnte Mareo den Brief aber an die Hausverwalterin abgeben, welche diesen dann zu Linda bringen sollte. Die nette Dame hatte allerdings etwas missverstanden und den nicht-adressierten Brief ohne direkte Anrede im Zimmer bei Aska van der Velden hinterlassen. Und so wussten weder Rownan noch Mareo, dass dieses Blind Date nun eine wahrlich haarige Angelegenheit werden sollte. Für den Celeris war die Arbeit getan, denn er hatte zwei Wesen für ein Date zusammen gebracht. Und wer wusste schon, ob das nicht für Ewigkeit war?
Aska warf einen prüfenden Blick durch ihr Zimmer. Sie sollte alles haben, was sie für eine Reise nach Süd-Fiore braucht. Die Licht-Devilslayerin schnappte sich ihren Rucksack und schulterte ihn akkurat. Es hatte einen Grund, warum die junge Magierin diese Reise auf sich nahm. Gerüchten zufolge wurde nahe Maldina Town ein Dämon gesichtet, welcher ein Dorf, einige Kilometer abseits der Stadt, in Angst und Schrecken versetzte. Dieser niederträchtige Teufel schrie förmlich danach, von Aska vernichtet zu werden! Sie brannte darauf, endlich wieder auf Dämonenjagd zu gehen! So wie früher! Fairy Tail müsste ein, zwei Wochen ohne sie auskommen. Aber das sollte die Gilde schon packen!
Es klopfte an ihre Zimmertür.
Überrascht darüber - Aska bekam nicht oft Besuch - öffnete die Magierin die Tür. Die Hausverwalterin? So was! Hatte sie etwas falsch gemacht? Sie hatte doch Bescheid gegeben, dass sie ab heute für eine Zeit lang weg sein würde. „Oh, gut dass ich dich noch antreffe. Dieser Brief ist für dich. Ein junger Mann hat ihn für dich abgegeben. Ich hätte es beinahe vergessen“ Die Dame drückte Aska ein Kuvert in die Hand und verabschiedete sich sogleich wieder. Neugierig öffnete sie dann den Brief und nahm das Papier heraus. „Mareos Shipping Service e.K.?“, las sie laut und ziemlich verwirrt vor. Etwa der Mareo? Mareo Celeris? Vor kurzem hatte Aska mit ihm den Abend auf dem Kirschblütenfest in Sakura Town verbracht. Es war schön gewesen.. Warum schrieb er ihr jetzt? Und was hatte es mit dem Shipping Service auf sich?
..ein Blind Date?!
Mareo schickte Aska auf ein Blind Date mit irgendeinem Typen aus Maldina Town?! Was bildet der sich überhaupt ein?! Und was wollte er ihr damit sagen?! Was es auch war, er könnte es wenigstens im Kreuz haben, es ihr ins Gesicht sagen! Verärgert knüllte Aska das Papier und stopfte es in die Seitentasche ihres Rucksacks, während sie das Kuvert achtlos zu Boden fallen ließ. Ihr hatte es auf dem Hanami kürzlich sehr gefallen. Und was den Zwischenfall mit dem Riesenrad betraf, da war Mareo auch nicht besser gewesen als sie! Was sollte das also jetzt?! „Idiot“, murrte sie und schlug ihre Zimmertür zu, woraufhin sie diese noch abschloss.
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Einige Tage später hockte Aska im Park von Maldina Town. Es hatte sich herausgestellt, dass es sich nicht um einen Dämon handelte, welcher die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt. Vielmehr war es der örtliche Dorftrottel gewesen, welcher sich einen Spaß erlauben wollte und bei Nacht im Dorf randalierte, während er ein Wildschweinkostüm trug. Geschafft seufzte Aska auf, reckte und streckte sich und blickte schließlich auf die Sonnenuhr, welche nicht weit von ihr im Park aufgestellt war. Kürzlich war ihr das zerknüllte Papier im Rucksack wieder in die Hände geraten. Und da dachte Aska sich: „Wenn ich sowieso schon hier bin..“ und „Dann war die Reise nicht völlig umsonst“ oder auch „Vielleicht wird es ja ganz schön?“ So hatte sich die Devilslayerin, die ja sowieso großes Interesse am anderen Geschlecht hatte, dazu entschieden, doch am Treffpunkt zu erscheinen.
Sie erhob sich von der Parkbank und schritt ein wenig hin und her. Wie immer war ihre Körperhaltung aufrecht und stolz, der Blick offen und unerschrocken. Und doch bemerkte sie innerlich diesen Hauch von Nervosität. Wer da wohl gleich kommen würde?
Wie so vieles Unnötiges, das in das Gildenhaus von Satyrs Cornucopia geschwemmt wurde, fand auch ein Flugblatt einer gewissen Person seinen Weg nach Maldina. Da diese extravagante Haufen so etwas natürlich nicht direkt verwarf, sondern es auch noch auf künstlerische Art und Weise darstellen musste, kam auch Rownan seiner Zeit nicht daran vorbei, tatsächlich das zu lesen, was auf diesem Blatt geschrieben stand. Es musste sich um eine schlichte Anzeige für eine Art Börse gehandelt haben, die, wie bereits erwähnt, durch einige Leute etwas aufgewertet wurde. Sehr schön gemacht nahm der Lupine das Ganze zur Kenntnis, als ihn eine Idee beschlich. Natürlich war er dem anderen Geschlecht alles andere als abgeneigt, jedoch hatte er nie wirklich seine Zeit in diese Dinge seines privaten Lebens investiert und stattdessen seine Fähigkeiten geschult. Seit er jedoch in Maldina angekommen war und auch andere finanzielle Ressourcen zu Verfügung hatte, hatte er begonnen die ein oder andere Sache zu genießen. Natürlich war der Hintergedanke dabei immer, sich in irgendeiner Art und Weise weiter voranzubringen. In diesem Fall überlegte er nun, die Anzeige zu nutzen, um vielleicht eine Gleichgesinnte zu Finden. Ob sich etwas Romantisches daraus entwickelte war vorerst nebensächlich. Und so füllte der Magier die Anzeige aus und bezahlte den läppischen Beitrag, der für diesen Unterfangen nötig war. Wohlmöglich traf er noch eine Frau, der das gleiche widerfahren war? Ein bittersüßer Gedanke. Im schlimmsten Fall hatte er gerade irgendeinen Gauner in Magnolia reicher gemacht. Wenn er es sich recht überlegte, hatte er auch diese Stadt noch nie in Farbe gesehen. Vielleicht würde er sich im Betrugsfall ganz einfach selbst um die Retoure seiner Jewels kümmern. Mit seiner Handlung zufrieden, machte er sich daran, die anderen Dinge seiner Liste zu erledigen.
Zu seiner Überraschung erhielt er nur wenige Tage später einen Brief nachhause. Erneut prangerte „Mareos Shipping Service e.K.“ auf dem Kuvert. Hatte tatsächlich jemand auf seine Anfrage ernsthaft reagiert? Er betonte für sich das ernsthaft, denn das Letzte, was er wollte, war die Neugierde einer Minderbemittelten zu befriedigen. Aber die Person würde extra nach Maldina kommen müssen, vermutlich deshalb, weil er die Anfrage gestellt hatte, während sie nur darauf antwortete. Eine gute Geschäftspraxis gestand der Wolf dem Betreiber der Börse zu. Wenn sie es wirklich ernst meinte, musste sie zu ihm kommen. Und er würde seinerseits nur am Treffpunkt warten müssen. Würde niemand auftauchen, hatte er zumindest die Stadt ein wenig erkundet. Und so kam es wie es kommen musste und der besagte Tag hatte begonnen. Normalerweise hatte der Hybrid feste Tage, an welchen er Fellpflege betrieb, um so den Glanz und die Struktur zu erhalten. Von diesem Plan wich er nur ab, wenn er von einer Quest zurückkam und diese besonders körperlich vereinnahmend war. Das Letzte, was er wollte war, aufgrund seines Geruches negativ aufzufallen. So hatte er also am Vortag alle Vorkehrungen getroffen, um am nächsten Morgen nur die penetrant abstehenden Haare bändigen zu müssen. Der Gilde sei dank gab es sogar jemanden, der sehr vertraut mit der Kreation von Düften war und so etwas fabriziert hatte, dass den Testern positiv an Rownan aufgefallen war. Dieser Duft zierte heute den Grauhaarigen, auch wenn er kurz überlegte, ob sich diese ganze Mühe wirklich lohnte. Doch diesen Gedanken verwarf er sogleich. Primär machte er das alles wie immer für sich. Seinem Umfeld hingegen wollte er vorerst einfach positiv auffallen. Die Krawatte abschließend richtend, warf er einen kurzen Blick zu seinem Degen. Auch wenn die Gegend bzw. die Stadt natürlich sicher war, verließ er nur ungerne ohne diesen das Haus. Trotzdem entschied er sich an diesem Tag dagegen, wollte die unbekannte Dame nicht verschrecken. Dafür gab es sicher noch genug andere Möglichkeiten.
Konzentriert auf dem Weg zum Treffpunkt im Park von Maldina, kreuzte er den Weg mit einer Floristen und ihrem Laden. Er war immerhin auf dem Weg zu einem Treffen. Ein paar Blumen würden sicher nicht schaden. Zumindest pflegten die Herren immer Sträuße zu ihrem Treffen mit der Lady vorzeigen zu können, auch wenn diese natürlich ein anderes Kaliber innehatten. Der Magier hingegen entschied sich für eine schlichtere Variante und nahm eine einzelne Sonnenblume mit. Rosen oder andere Blumenarten der gleichen Gattung wirkten auf ihn doch sehr erdrückend, während die Sonnenblume für ihn eher einen aufgeschlossenen, freundlichen Charakter ausdrückte. Mit dieser und dem Kuvert der Börse ausgestattet, erreichte er schlussendlich den Austragungsort ungefähr zur vereinbarten Zeit. Bei diesem Wetter waren natürlich diverse Gruppen unterwegs, aber nur eine Person schritt vor der Parkbank hin und her. Ein Mensch? Eventuell hatte er doch den negativen Teil der Personengruppe erwischt, die auf eine solche Anfrage antworteten. Dabei musste er über sich selber etwas schmunzeln und den ewigen Konflikt in sich, zu welcher Gattung er sich eigentlich zugehörig fühlte, Mensch oder Tierwesen. Da die Dunkelblonde die einzige Person war, die sich nah genug am beschriebenen Treffpunkt aufhielt, wollte er sie zumindest darauf ansprechen. Vielleicht war es auch Zufall, dass sie dort stand, vielleicht war dieser Treffpunkt auch für andere Leute mit ähnlichen Interessen beliebt. Gerade als sie wieder kehrt machte, kam er vor ihr zum Stehen, darauf bedacht ihren persönlichen Raum nicht zu verletzen. „Entschuldigt, dass ich euch so unverfroren anspreche, aber seid ihr zufällig aufgrund der Anzeige an diesen Ort gekommen“? und dabei hielt er den Umschlag so, dass die Aufschrift für sein Gegenüber zu lesen war. Hoffentlich erschrak sie nicht all zu sehr durch seine, für viele ungewohnt, brummende, kehlige Stimme.
Aska roch, dass sich ein Tier auf sie zubewegte. Den Geruch konnte sie keiner Gattung zuordnen, er war nur relativ auffällig. Im ersten Moment rechnete sie mit einem wildlebenden Hasen oder einer Katze, doch dann musste sie sich einfach umsehen. Das war irgendwie anders! Und so stutzte die blonde Magierin für einen kurzen Augenblick. Kam da gerade ein Wolf auf sie zu? Ein zwei Meter großer Wolf in ordentlicher - ja - feiner Kleidung und des aufrechten Ganges mächtig? Aska hätte damit sowas von gar nicht gerechnet, dass sie das fremde Wesen nur mit großen Augen anstarren konnte. Irgendetwas stimmte hier nicht! Es handelte sich doch hierbei um einen Wolf! Allerdings hatte er eindeutige, nicht von der Hand zu weisende humane Eigenschaften. Verwirrt über die Erscheinung des Fremden blieb Aska wie angewurzelt stehen. War dieses Wesen wie Zahar? Friedlich und.. menschlich? Der Kleidung nach zu urteilen ja. Aska hatte bisher wenige Berührungspunkte mit Mischwesen gehabt. Und dann sprach er sie an..
Ob sie wegen der Anzeige hergekommen war.. Ob sie wegen der Anzeige hergekommen war?! Fassungslos weiteten sich ihre Augen und ihr Herz schlug vor Wut gegen ihren Brustkorb. Was hatte sie Mareo eigentlich getan?! Und woher wusste er, dass sie mit einem Wolfsdämon gereist war?! Das war doch bestimmt Absicht! Dafür würde er büßen! Schon immer neigte die junge Frau dazu, ihren Mitmenschen wahnwitzige Pläne zu unterstellen, was ihrem enormen Misstrauen zu Grunde lag. Dass Mareo sie ohne ihr Wissen zu einem Lupine geschickt hatte, war einfach nur rücksichtslos gewesen! Und doch wusste Aska: Der riesige Mann (?) vor ihr und Fenrir hatten absolut nichts gemeinsam. Und er hatte sie wirklich freundlich angesprochen.. Sicherlich war er genauso verärgert über Mareo, wie sie.
Doch ihr Zorn richtete sich nicht gegen den Wolf vor ihr, das rief Aska sich soeben ins Gewissen. Endlich wurden ihre Gesichtszüge also weicher und sie rang sich sogar zu einem Lächeln durch. „Ich muss mich entschuldigen“, begann sie, da ihr Schweigen und ihr Blick sicherlich nicht besonders schmeichelhaft waren. „Aber vielleicht hat meine Erscheinung Euch genauso überrascht, wie mich Eure!“, vermutete sie sogar ein wenig lachend. Sei es drum! Nun war Aska hier und der freundliche Wolfsmann konnte auch nichts dafür, dass Mareo so ein Fiesling zu sein schien. Die Blondine kramte das zerknüllte Blatt hervor und zeigte es dem Fremden. „Das ist meine Einladung zum Blind Date. Ich habe mich zwar nie bei Mareo diesbezüglich gemeldet, aber ich hab‘ sie bekommen“ Und eins, zwei, drei: Nun standen die beiden voreinander.
Dann fiel Aska erstmals die schöne Sonnenblume auf, die der Wolfsmensch in der anderen Pfot..- Hand hielt. Hatte er die etwa extra als Geschenk mitgebracht? Ein Jammer, sicherlich war er enttäuscht, dass sie nun vor ihm stand. Eigentlich, wenn man so darüber nachdachte, hatte die Situation auch etwas Komisches an sich. Das Lächeln Askas wurde breiter: „Die Sonnenblume ist schön! Es tut mir Leid, dass Mareo Euch so enttäuscht hat. Aber keine Sorge, ich werde Euch rächen“, gegen Ende funkelten ihre Augen gefährlich und ihre Stimme klang bedrohlich - beinahe knurrend. Das hielt jedoch nur eine Sekunde lang an, dann stemmte sie stolz ihre Hände in die Hüften und stellte sich vor: „Mein Name ist Aska van der Velden. Darf ich erfahren, wer Ihr seid?“ Normalerweise sprach sie andere nicht so höflich an, doch sie orientierte sich daran, wie der Lupine es vorgemacht hatte.
Bereits als sich die junge Dame zu ihm umgedreht hatte, konnte er ihren Gesichtsausdruck erspähen, der ihn wiederum beinahe dazu veranlasste auf der Stelle kehrt zu machen. Normalerweise zählte er sich definitiv zu der geduldigeren Sorte aber bei einer Aktion wie der solchen, wo so vieles vom Zufall abhing, hatte er, wer konnte es ihm tatsächlich übelnehmen, nur begrenzt Lust sich auf ein stammelndes und starrendes Wesen einzulassen. Dabei hatte die Frau keinen schlechten Eindruck gemacht, als er sie noch aus der Ferne beobachten konnte, als ihr Körperhaltung noch natürlich war und der Blick ihrem Aussehen entsprach. Kurz beschlich ihn der Gedanke, dass er über sie dachte wie ein Beutetier, welches darauf wartete, erlegt zu werden. Gedankengänge wie dieser verwirrten ihn immer noch, doch war er sehr erfreut darüber, dass es ihm zumindest aufgefallen war. Allein schon für diese Unhöflichkeit, auch wenn sie nur kognitiver Natur war, musste er sich anhören, was sie als Antwort auf seine Frage zu sagen hatte. Mit etwas Glück war sie nicht die Person, die heute an diesem Ort stehen sollte. Ihre Blicke huschten über sein Äußeres und so hatte er das Gefühl, dass diese auch nicht versuchten mehr zu sehen als die Hülle, die er nach außen trug. Erst in Verbindung mit dem Kuvert schien etwas in der Blonden zu passieren. Ist das… überlegte Rownan still in sich hinein. Wenn er ihren Ausdruck richtig deutete, dann könnte die Situation durch unfreiwillige Komik aufgelockert werden. Sofern sich beide Parteien darauf einlassen konnten. Noch war es jedoch eine Hypothese, die darauf wartete, bestätigt zu werden. Deutlich war sie in diesem Moment mit sich selbst beschäftigt, ehe sie wieder im Hier und Jetzt ankam, wodurch auch ihre Gesichtszüge einen entspannteren, fast schon freundlich Eindruck erweckten… wenn das Vorspiel dazu nicht gewesen wäre. Immerhin hatte sie Manieren, denn sonst hätte sie nicht versucht ihre plumpe Reaktion durch eine wertschätzende Geste wie ein Lächeln zu relativieren. Zusammen mit der angepassten Mimik gab sein Gegenüber eine Entschuldigung ab, obwohl ihre Begründung den Lupinen zum Grübeln brachte. Eine Intellektuelle hätte gewiss eine bessere Ausrede gefunden, gerade wenn man sich vergegenwärtigte, wie lange ihrer erster Kontakt bereits anhielt. Dennoch hatte sie natürlich nicht ganz unrecht. Er war etwas verwundert gewesen, weil er, selbst wenn er sich dies nicht eingestanden hätte, zumindest noch nicht, gehofft hatte, dass es noch Personen mit Klasse außerhalb der gehobenen Schicht gab. Ihre bäuerlichen Versuche ihm eine Mitschuld an ihrer eigenen Reaktion zu geben, noch dazu das etwas verzweifelte Lachen, sorgten jedenfalls nicht dafür, dass Rownan von seiner noch sehr neutralen Mine abwich. Immerhin ließ er sich nicht so offensichtlich lesen, wie die Magd vor ihm. Die Unterhaltung deshalb abrechen wollte er allerdings auch nicht. Stattdessen machte er sich eine mentale Notiz auf der, wie man sagen würde, negativen Seite seiner Strichliste. Wie bereits vermutet war auch sie tatsächlich deshalb hier, weil der mysteriöse oder eher dubiose Partnerservice sie heute an diesem Tag hier zusammengebracht hatte, was wiederum bedeuten würde, dass sie nicht von hier war. Nicht positiv auffallend, dafür aber sein Interesse weckend, erwähnte sie eine Verbindung zum Betreiber der Börse. Würde die Situation noch schlimmer werden, konnte er immerhin herausfinden, wo sie die Person aufhielt, die seine hart verdienten Jewel geklaut hatte.
Blind Date. Ein gutes Stichwort. Durfte er wirklich so hart mit ihr ins Gericht gehen? Anscheinend war sie ebenfalls Opfer eines Versehens oder gar Verschwörung geworden und konnte damit möglicherweise nicht den Ansprüchen genügen, die der Wolf an eine potenzielle Partnerin stellte. Dann wiederum bewertete er die Person so, wie sie gerade vor ihm stand. Sein Urteil entsprach demnach der Wahrheit, sofern es sie keine neuen Information oder Verhaltensweisen an den Tag legte, die ihm vom Gegenteil überzeugen sollten. Im schlimmsten Fall nutzte sie ebenfalls nur die Daten, die sie zur Verfügung hatte. Entweder hieß dies im Umkehrschluss, dass sie leicht zu manipulieren war oder aber, dass sie Antworten nur reine Show waren und sie den Hybriden ebenso abzutasten versuchte, wie er es in diesem Moment tat. Ein spannender Einfall, jedoch musste diese positive Attribuierung noch einer Überprüfung standhalten. Der Tag wurde also doch noch interessant. Der Gedanke reichte aber bereits aus, um seine noch so neutrale Mine in ein leichtes Lächeln zu verwandeln, just in dem Moment, als sie sein Mitbringsel lobte. Sie zeigte also auch ein Gespür von Ästhetik. Wunderbar. Der folgende Racheschwur griff die Thematik der Bekanntschaft zwischen ihr und dem Halunken wieder auf. Musste er seine Meinung über sie doch noch revidieren? Oder hatte sie einfach nur Glück damit, die passenden Aussagen zu treffen? Die Stimme und die folgende Gestik jedenfalls sprachen noch immer für eine Bauersfrau, oder Magd in diesem Fall. Ein Verhalten, das keine waschechte Damen an den Tag legte. Dennoch hatte sie nicht nur etwas Interessantes, sondern sogar Faszinierendes an sich, in ihrer doch so grobschlächtigen Art. Es war an der Zeit das Niveau wieder etwas zu heben, was nicht zu leicht war, wo sie ihm doch nicht einmal die Hand darbot. Statt eines Handkusses vollzog er deshalb an seiner satt den Kratzfuß, ehe er ihr erneut in die Augen sah. „Es freut mich sehr eure Bekanntschaft zu machen, Fräulein Aska van der Velden. Meine Name ist Rownan und wie es mir scheint, hat uns das Schicksal an diesem Tag zusammengeführt. Diese schöne Blume bringe ich euch als Zeichen meiner noblen Intentionen“ beendete er seine Vorstellung mit der Übergabe der Sonnenblume und einer kurzen Pause, ehe er von neuem das Wort ergriff. „Entschuldigt, erneut, wenn ich mir diese Dreistigkeit herausnehme, aber was meintet ihr, als ihr sagtet, dass mich eure Erscheinung überrascht haben sollte? Und, dass ‚Mareo‘ mich ‚so enttäuscht‘ hätte“?. Der Grauhaarige fackelte nicht lange und ging stattdessen zum Angriff über. Mit einem einfachen, verzweifelten Lachen konnte sie sich diesmal nicht retten.
Eine Intellektuelle hätte gewiss eine bessere Ausrede gefunden […] Ihre bäuerlichen Versuche ihm eine Mitschuld an ihrer eigenen Reaktion zu geben […] Stattdessen machte er sich eine mentale Notiz auf der, wie man sagen würde, negativen Seite seiner Strichliste […] Die Stimme und die folgende Gestik jedenfalls sprachen noch immer für eine Bauersfrau, oder Magd in diesem Fall. Ein Verhalten, das keine waschechte Damen an den Tag legte.
Hätte Aska auch nur diese leiseste Ahnung, mit welch abschätziger und herablassender Person sie es gerade zu tun hatte, würde sie nicht länger hier verweilen. Dieser Westentaschenpsychologe nahm sich gerade das Recht heraus, ein Urteil über einen Mensch zu fällen, mit welchem er sich keine zwei Minuten auseinandergesetzt hatte. Und das alles auf Basis seiner persönlichen Interpretation, eine wahrhaft verpönte Vorgehensweise. Er kannte Aska nicht, er wusste nichts über sie. Und dennoch bildete er sich gerade ein, sie plump im Deckmantel gehobener Sprache analysieren zu dürfen - aller Wahrscheinlichkeit nach noch gepaart mit der immensen Selbstüberzeugung, befähigt darin zu sein. Rownan wusste nicht, wie sehr er Aska damit treffen würde, sie in vorwurfsvoller Anmaßung mit Dingen zu konfrontieren, für welche sie nichts konnte. Sie hatte sich ihren Lebensweg nicht ausgesucht, er war ihr niederträchtig auferlegt worden. Sie hatte nur fünf Jahre Zeit gehabt, sich im Hier und Jetzt zurechtzufinden. Und verdammt, dafür glänzte sie in diesem Bereich. Bei all dem, was sie nachholen musste, hatte sie eine Tatsache schnell begriffen und verinnerlicht: Die Gesellschaft ist oberflächlich. So, wie auch Rownan oberflächlich ist. Auf eine Art und Weise, die für einen unangenehmen Charakter sprach. Wahrscheinlich war er nicht einmal mehr in der Lage, sie aus jener Schublade zu holen, in welche er sie innerhalb kürzester Zeit verbannt hatte. Doch wie gesagt: Aska wusste nichts von seiner Gedankenwelt.
Lächelnd nahm sie also die Sonnenblume entgegen und betrachtete sie einen Moment lang, während sie seinen hochgestochenen Worten lauschte. Natürlich fiel ihr sofort auf, dass diese Ausdrucksweise unüblich war und vielleicht auch ein wenig dick aufgetragen. Aber so, wie sie den Gestank von Kass akzeptiert hatte, würde sie auch diesen Umstand nicht weiter in Frage stellen. Die folgenden Worte ließen Aska von der Sonnenblume wieder zu Rownan aufblicken. Wie sie es gemeint hatte, dass ihre Erscheinung ihn vermutlich überrascht hatte? Dass Mareo ihn enttäuscht hatte? War das nicht offensichtlich? Sekunde.. Aska hatte diese Einladung bekommen, ohne je zuvor von diesem Shipping Service gehört zu haben. Das musste auf Rownan nicht unbedingt zutreffen. „Es scheint sich hier um ein Missverständnis zu handeln“, begann sie nachdenklich, „Darf ich fragen, wie Ihr an Euer Schreiben von Mareo gekommen seid? Ich kannte diesen Service gar nicht und habe dennoch die Einladung bekommen. Wäre es denn eine Voraussetzung gewesen, sich anzumelden? Denn das habe ich nie getan. Für einen kurzen Moment war ich davon ausgegangen, ihr hättet eine bestimmte Person erwartet und stattdessen mich angetroffen. Daher sprach ich von der Enttäuschung durch Mareo“ Es stimmte nicht ganz. Doch die Devilslayerin band nicht einmal Freunden auf die Nase, welche Beziehung sie zu Wölfen hatte, daher würde sie mit einem Fremden erst recht nicht darüber sprechen, welch starke Emotionen diese Tiere in ihr auslösen konnten. Sie hielt das noch immer für einen Streich von Mareo. Vorhin war sie für einen Augenblick blind vor Wut gewesen und hatte nicht darüber nachgedacht, was sie sagte. Doch jetzt verstand Aska, was sie Rownan wohl gerade mit dem Wort „Überraschung“ vermittelt hatte. Sie hatte ihm das Etikett verliehen, dass er sich nur mit seinesgleichen treffen wollen würde. Auch wenn es ihr womöglich wieder als bäuerlich oder als eine Ausrede angekreidet werden würde, kam sie zu ihrer aufrichtigen Art zurück: „Es tut mir leid, wenn ich Euch zu Nahe getreten bin. Um ehrlich zu sein, bin ich zuvor noch nie auf einen Lupinen getroffen. Das meinte ich damit, als ich sagte, Eure Erscheinung hat mich überrascht“ Es war Aska anzusehen, dass ihr das leid tat. Aber das war nun einmal die Tatsache, was soll man da machen?
Es wäre für einen Ausstehender gewiss amüsant gewesen, zu beobachten, wie sich die beiden so ungleichen Individuen versuchten einzuschätzen, ohne dabei einen Einblick in die Gedankenwelt des jeweils anderen zu bekommen. Zu Rownans Glück müsste man an dieser Stelle sagen, denn wenn er gewusst hätte, wer gerade vor ihm stand, welches Kaliber die Magierin war, dann hätte er wohl auch seine Eindrückte gewiss anders formuliert. Aber weder wusste er, was gerade wirklich in ihr vorging, noch hatte er die Möglichkeit mehr über sie zu erfahren, ohne direkt mit ihr zu interagieren. Deswegen formulierte er die Fragen auch auf diese Art und Weise. Wenn das Mysterium des Services geklärt werden sollte, musste er sie aus der Reserve locken. Darüber hinaus diente diese sehr praktische Interaktion auch dazu, ihre Motive und ihr Verhalten besser einzuschätzen. Einen Eindruck hatte sie bereits beim Hybriden hinterlassen, sowohl positiv als auch negativ. Jetzt galt es herauszufinden, ob das Versehen nicht vielleicht eher ein Segen war. Ihr aufrichtiges Lächeln als Reaktion auf seine Begrüßung und die schlichte Blume, die er dennoch mit Sorgfalt ausgewählt hatte, stimmten den Grauhaarigen vorerst positiv. Vielleicht glich Aska eher einem Edelstein, der darauf wartete in eine adäquate Form bearbeitet zu werden, sofern man das richtige Werkzeug hatte. Was für die Blondine so vermeintlich selbstverständlich war, schien also den Lupinen in mehrfacher Hinsicht zum Nachdenken zu bewegen. Ein Missverständnis? Rownans Blick wechselte von neutral, etwas freundlichen aussehend zu tatsächlicher Verwunderung, was durch seine Ohren nur komplementiert wurde. Dabei überraschte ihn nicht die eigentliche Bedeutung ihrer Worte, sondern die Strategie, die er ihr in diese Worte hineindichtete. Für ihn war dies alles noch die Eröffnungsphase eines Schachspiels, in der beide Seite versuchten, ihre Figuren in günstige Positionen zu bewegen.
Erst ihr nachdenklicher Ton, der mit ihren Worten mitschwang, riss ihn aus seinen Gedanken und brachte ihn dazu ihr tatsächlich zuzuhören. Ihre Gegenfragen und auch ihre Erklärungen erschienen ihm logisch und ergänzten sich mit der Art und Weise, wie ihr Treffen begonnen hatte. Allem Anschein nach hatte dieser vermeintliche Mareo sich einen Witz mit den beiden Erlaubt, doch war es Aska die eher unter diesem Streich zu leiden schien. Daher wunderte es den Wolf in diesem Moment gar nicht mehr, dass sowohl ihre Körperhaltung als auch ihre Wortwahl zerstreut und unorganisiert wirkten. Sie war wirklich verwundert und vielleicht sogar etwas mit der Situation überfordert. Das letzte was er daher wollte, war, dass sie noch mit einem schlechten Bild ihres Blind Dates die Heimreise antreten sollte. Rational betrachtet, hatten weibliche Personen meist mehr weibliche Freunde. So könnte sich sein guter Ruf möglicherweise rumsprechen, falls sie kein Interesse an ihm zeigen sollte. Allerdings schwang erneut etwas in ihren Sätze mit. Warum betont sie immer wieder die äußerlichen Merkmale? Bevor er sich darüber erkundige konnte, wechselte ihr Ton von nachdenklich zu aufrichtig und zum wiederholten Male entschuldigte sie sich an diesem Tag bei ihm, so wie er es zuvorgetan hatte. Sie hatte also doch Manieren. Diese versteckten sich schlichtweg in ihrem Versuch die Situation und ihre Gefühle zu ordnen. Daher war seine Offensive wohl mehr als tauglich gewesen, wenn er sie aufgrund dessen nun besser einschätzen konnte. Der Fokus auf die Merkmale entsprang der Tatsache, dass er der erste Lupine war, den sie getroffen hatte. Konnte er ihr das wirklich übelnehmen? Die meisten Tiermenschen, die er bis dato getroffen waren, konnte sich noch ganz gut unter den Menschen verstecken. Er hingegen war das Extrembeispiel seiner Gattung. Das Ganze noch im Kontext eines ungewollten Dates konnte schon dafür sorgen, dass auch einer Dame eine derart ungeschickte verbale Entgleisung passierte. Aber Rownan wäre nicht Rownan, wenn er über solche kleineren Fauxpas nicht hinwegsah konnte. Immerhin war sie ehrlich mit ihm. Alles andere hätte er demnach eher als Affront gegen seine Person gesehen. Um die Situation nun etwas zu entspannen, lachte der Hybride kurz auf, welches sich für sein Gegenüber sicher befremdlich anhören musste. „Es muss euch nicht leidtun, Aska van der Velden. Im Gegenteil, ich bin sehr froh darüber, dass ihr so offen mit mir kommuniziert“ begann er seine Antwort eher er sich kurz umschaute. Einige Leute warfen dem ungleichen Paar bereits Blicke zu. Wenn sie sich noch weiter unterhielten, könnten sie dabei doch auch den Park erkunden, nicht? „Ich muss gestehen, ich habe tatsächliche einige Jewel in den Service dieses Mareos investiert. Aber auch ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Daher war ich tatsächlich unvoreingenommen hierhergekommen. Dabei will ich betonen, dass ich froh darüber bin eure Bekanntschaft gemacht zu haben“. Er ließ seine Worte einen Moment sacken, ehe er auf den Pfad deutete. „Wenn euch danach ist, könnten wir den Park gemeinsam erkunden. Ich wohne noch nicht lange hier in Maldina und hatte noch nicht das Vergnügen diesen Ort zu betreten. Dann kann ich vielleicht auch die ein oder andere Frage zu meiner Gestalt beantworten, auf dass ihr beim nächsten Mal etwas entspannter sein könnt“. So ganz wollte er das Thema nicht loslassen. Und was wollte sie schon dagegen sagen, wenn ein Vertreter der Gattung ihr ein so großzügiges Angebot machte?
„Es muss euch nicht leidtun, Aska van der Velden. Im Gegenteil, ich bin sehr froh darüber, dass ihr so offen mit mir kommuniziert“ Sie wusste nicht, warum. Aber tatsächlich löste seine Antwort ein wenig die Spannung in ihr. Es kam Aska so vor, als wäre die Situation so befremdlich und unangenehm, dass sie seit ihrer Begegnung mit Rownan einen Eiertanz veranstalten musste, um nichts Falsches zu sagen. Hätten die beiden sich unter anderen Umständen kennengelernt, wäre das sicher nicht so gewesen. Auf einer Quest zum Beispiel würde Aska die Priorität absolut nicht darauf legen, wie sie gerade ankam. Doch hatte sie nun keinen Auftrag, welcher ihr wichtiger war. Stattdessen lernte sie gerade jemanden in ihrer Freizeit kennen und die Rahmenbedingung war ein ominöses Blind Date, was wohl eine gewisse Erwartungshaltung mit sich brachte. Zwar würde die Blondine den heutigen Tag nicht unter die Kategorie „Rendezvous“ verbuchen, aber das bedeutete nicht, dass sie sich nicht mit Rownan verstehen und unterhalten wollen würde.
Es war ganz schön mutig von Rownan, dass er Aska gestand, dass er Geld in diesen Service investiert hatte. Sie würde das nicht offen mitteilen, da sie ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte und lächelte daher weiterhin unberührt. Doch die Blonde erkannte seine Offenheit wirklich an. Sie wusste selbst nicht, warum.. aber Aska würde es bei sich als eine Schwäche quittieren, wenn sie sich bei einer Partnerbörse anmelden würde. Dabei fand sie es überhaupt nicht schlimm, wenn andere Personen das taten. Sie empfand diese Personen auch nicht als schwach. Doch wieso war das so? Und bedeutete das auch, dass Rownan mutiger war, als sie? Seit Aska in Magnolia Town lebte, hatte sie durchaus die eine oder andere Erfahrung mit dem andern Geschlecht gemacht und sie konnte ein Interesse daran nun wirklich nicht leugnen. Aber meist waren diese Zusammenkünfte geprägt von der Vergänglichkeit, in welche Aska sie drängte.
Ihr Lächeln wurde breiter, wahrlich aufrichtig und herzlich, als der Lupine noch einmal betonte, dass er froh darüber war, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Es war schön, solche Worte gesagt zu bekommen. Freute sich nicht jeder darüber, wertgeschätzt zu werden? „Es ist schön, dass Ihr so denkt. Und ich kann versichern, dass auch ich froh bin, Euch kennenzulernen. Wer weiß, warum das Schicksal uns zu dieser Begegnung führte“, entgegnete sie und ihr Lächeln wurde gegen Ende verschmitzt. Aska glaubte an das Schicksal. Nur dieser Glaube konnte ihr jenen Frieden mit ihrem bisherigen Leben geben, den sie brauchte, um nicht daran zu Grunde zu gehen.
Die Idee, gemeinsam den Park ein wenig zu begutachten, gefiel Aska. Schon beim Eingang war ihr eingefallen, dass der Park von Maldina Town ein einzigartig malerischer Ort war. Und Rownan war ein interessanter Zeitgenosse, das musste sie zugeben. Erfreut nickte sie also auf seinen Vorschlag hin und sagte mit einem: „Das würde ich sehr gern. Ich kann mich nicht erinnern, je einen vergleichbaren Ort gesehen zu haben“, schwärmte sie schon jetzt. Dabei hatte sie schon viele verschiedene Fleckchen gesehen. Behutsam lehnte sie den Kopf der Sonnenblume gegen ihr Schlüsselbein, während die beiden loszogen. Dann würde die sanfte Brise den Stiel nicht unter dem Gewicht zum umknicken bringen. Das wäre schließlich sehr schade um die schöne Blume.
Aska hatte Rownan wirklich nicht das Gefühl vermitteln wollen, dass mit seiner Gestalt etwas nicht in Ordnung war. Da er jedoch noch einmal davon anfing, merkte sie, dass dieses Thema bei ihm wohl noch sehr präsent war. Beinahe verzweifelt seufzte sie innerlich auf. Sie hatte Zahar noch nie gefragt, warum sie einer Echse so ähnlich war. Warum sie grüne Haut hatte. Warum sie eine Rute hatte. Von der ersten Begegnung an hatte Aska die Lizardmen-Dame so genommen, wie sie war. Es hatte sie eben nicht interessiert. Und so war es auch bei Rownan. Auch wenn er es nicht glauben konnte, da sie aufgrund der Erinnerung an Fenrir so gestutzt hatte, so war dies schnell verflogen und sie hatte gar nicht mehr das Bedürfnis, weiter danach zu fragen. Das versuchte sie nun zu erklären: „Es ist so, dass ich entspannter bin, wenn ich auf Personen treffe, die mir bereits bekannt sind. Deswegen hätte ich nun ganz andere Fragen an Euch“ Sie hatte Rownan ja nun gesehen und seinen Anblick verinnerlicht. Äußerlichkeiten gaben nun einmal nicht mehr her. Während sie nebeneinander hergingen, legte sie ihren Kopf leicht in den Nacken, um ihn besser ansehen zu können und lächelte ihn an. „Zum Beispiel, wo Ihr gelebt habt, bevor Ihr nach Maldina Town gezogen seid. Oder was Ihr beruflich macht. Vielleicht auch..“, sie dachte kurz nach, ehe sie ihn beinahe verlegen angrinste, „..wie Ihr am liebsten Eure Freizeit verbringt“
Das Schicksal. Wer konnte bei diesem Begriff nicht schmunzeln. Wenn es das Schicksal gab, dann war es in seinem Fall ein mieser Verräter. Wie sonst sollte er die Situation erklären in der er sich befand? Dabei ging es in seinen Kopf jetzt gar nicht mehr um ihr „Date“, sondern seinen eigenen Lebenslauf. Das Sprechen von neuem lernen, ein Leben im Waisenhaus, das Leben im … es gab sicher angenehmere Schicksale als das seine. Dennoch lies er sich nicht gänzlich von dieser negativen Schwingungen ergreifen, als er bemerkte, wie sich ihr Lächeln veränderte. Er hatte tatsächlich langsam das Eis gebrochen, auch wenn dieses frische Band noch brüchig war. Er musste also seine weitere Worte mit bedacht wählen. Die bereits ausgesprochenen konnte er jedenfalls nicht mehr zurücknehmen. Hätten die beiden die Gedankengänge des jeweils anderen vernehmen können, wären beide gewiss verblüfft gewesen, wie unterschiedlich Ansichten zum gleichen Thema sein konnten. Der eine, der es verfluchen konnte, wenn er darüber nachdachte, während es der anderen Halt gab, wo nichts anderes dies zu tun vermochte. Aber vielleicht war es dieser von vielen Gegensätzen, der beide dazu brachte sich weiter miteinander zu unterhalten. Für erste würden sie jetzt den Park erkunden. Aska schien der Idee alles andere als abgeneigt und auch sie war durch die malerische Inszenierung der Grünanlage fasziniert worden. Rownan wäre der letzte, der diesem Fakt nicht zustimmen würde. Neben den abgestimmten Kompositionen aus Flora und Fauna, hatte dieser Ort, inmitten einer Stadt gleichzeitig etwas Wildes an sich. Etwas das dafür sorgte, dass beide Seiten seines Seins sich an diesem Ort wohlzufühlen schienen. So ein Ort suchte seines gleiches und das betonte seine Begleitung an diesem Tag ebenfalls. Die ersten Schritte waren getan, als er bemerkte, wie sie der Blume halt gab. Es war spannend zu beobachten, wie eine persönlichkeitsstarrke Frau, wie er sie durch die Dialoge zuvor wahrgenommen hatte, etwas so kleinem und bescheidenem Schutz gewährte. Er war wirklich froh, dieses Treffen wahrgenommen zu haben.
Sie überlegte sich ihre nächsten Worte genau, statt aus dem Bauch heraus zu antworten. Das war mehr als klug, wenn sie dadurch erreichen wollte, dass er von dem Thema abließ. Aber sie musste sich dazu äußern, damit er diesen Gedanken überhaupt erst erwog. Ansonsten hätte er in seiner rhetorischen Trickkiste noch genug Munition, um den ein oder anderen Punkt zu tangieren. So war der Wolf eben gestrickt. Er wollte wissen wie die Leute tickten, damit er sich entsprechend Verhalten konnte. So war er erzogen worden und diese Eigenschaften hatten ihm bis dato beste Dienste geleistet. Und wenn er diese Einschätzung erst einmal getroffen hatte, konnte er Gegenüber seinem Gesprächspartner mit seiner für ihn sehr typischen und facettenreichen Ehrlichkeit auftreten. Das war auch der Grund, weshalb er das Thema des Aussehens so in den Fokus rückte. Er wollte wissen, nein, er musste wissen was sie dazu dachte. Oder sie musste einen Weg finden sich aus dieser Schlinge zu befreien. Noch waren nicht alle Figuren vom Brett verschwunden. Ihre Antwort war nicht unbedingt das, was er erwartet hatte, aber dennoch tauglich. Beinahe schon offenkundig logisch. Auch der Hybrid war entspannter, wenn er mit Personen interagierte, die er entweder kannte oder im besten Fall auch mochte. Wie sonst würde er sein so positives Verhältnis mit dem Crimson Sphynx Magier erklären. Kurz schweifte seine Aufmerksamkeit ab, während er die Schönheit des Gartens genoss. Was der Magier wohl von diesem Treffen halten würde? Der Grauhaarige würde sicher noch eine Gelegenheit bekommen davon zu erzählen. Jetzt wäre es unhöflich an einem so kritischen Punkt nicht mit ganzer Sache dabeizubleiben. Immerhin hatte er nachgebohrt, jetzt lag es an ihm die Antwort in seiner Gänze zu beurteilen. Seine Ohren spitzen sich als sie in die Gegenoffensive ging, sein Blick wieder auf ihr Gesicht gerichtet. Gespannt lauschte er ihren Fragen, ehe sich auch seine Mimik etwas aufhellte zu etwas, das man gut und gerne als Lächeln bezeichnen konnte. Das Abtasten war damit vorüber und die eigentliche Unterhaltung konnte starten. Ein durch und durch interessanter Nachmittag.
Bei der Frage nach seinem Hobby veränderte sich ihre Haltung erneut, doch konnte er sie nicht ganz deuten. War es ihr unangenehm oder nutze sie ihre Reize aus, um sich in neues Terrain vorzuwagen? Er schüttelte sich gedanklich. Es war an der Zeit nicht alles weiter zu zerdenken, sondern den Moment zu genießen. Er hatte eine junge, freundliche Dame vor sich, die sich tatsächlich für den Mann hinter dem Fell interessierte. Und was wäre er für ein Gentleman, wenn er diese Offerte ablehnte? Um den neckischen Charakter zu erhalten, griff er sich mit Zeigefinger und Daumen an die Unterseite seiner Schnauze, während er dabei etwas gen Himmel schaute. „Nun, lasst mich überlegen. Gebürtig komme ich aus Chrystalline Town, dessen arktische Temperaturen mir noch etwas angenehmer sind, als das milde Klima hier in Maldina. Und beruflich“ stoppte er mitten im Satz und lies seine Rute über die linke Seite hervorkommen während er den Blickkontakt mit der Blonden wieder aufbaute „bin ich, wie ihr unschwer erkennen könnt, in der hiesigen Gilde vertreten. Eine kreative Ansammlung Interessanter Individuen“. Er ließ diese Informationen kurz wirken. Unterdessen wanderte seinen Blick über den Park. Es war wirklich ein wunderschöner Ort. „In meiner Freizeit“ begann er seinen Satz und, diese Aussage konnte er sich nicht ganz nehmen lassen, zog dabei ein paar Haare aus seinem Arm „verbringe ich vermutlich noch etwas mehr Zeit mit einer Bürste als es Angehörige eures Geschlechtes tun, Aska van der Velden. Darüber beschäftigen mich körperliche wie geistige Interessen. Ich genieße ab und an einen edlen Tropfen Wein, während ich mir die Literatur Fiores zu Gemüte führe. Andernfalls bin ich auch in sportlichen Wettkämpfen vertreten, wie man meiner Statur möglicherweise bereits angemerkt hat“. Auch diese Informationsflut ließ er die junge Frau verarbeiten, bis er der Meinung war, dass er nun an der Reihe war. Das Lächeln kehrte zurück doch hatte es nun etwas, dass eher der männlichen Variante eines verlegenen Blickes glich. In seinem Fall hatte es einen kühn-kecken Charakter. „Wie steht es um euch? Was muss man über euch wissen? Oder viel eher: Was will man über euch wissen?“ Rownan war sich bewusst, dass er sein Glück doch etwas provozierte, aber es war eine so angenehme Abwechslung zu den Frauen, zu denen er sonst Kontakt gepflegt hatte, dass er diese sonderbare, wenn auch wunderbar angenehme Situation auskosten wollte.
Aska machte unbewusst schon immer einen großen Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit. Dieser Unterschied war so groß, dass sich ihre Persönlichkeit ein Stück weit zu verändern schien, je nach dem, in welcher der beiden Situationen sie sich gerade befand. Heute hatte sie frei und wollte (nach der missglückten Dämonenjagd) einen schönen Tag in Maldina Town verbringen. Eine angenehme Gesellschaft war dabei natürlich stets willkommen. Allerdings lag es ihr fern, jedes Wort ihres Gegenübers oder deren allgemeine Situation pedantisch zu analysieren. Für Aska gab es im Moment keinen Grund, außerordentlich wachsam zu sein. Es tat ihr gut, sich ein wenig zu entspannen und nicht überall Böses im Busch zu vermuten. Das war.. angenehm.
Rownan stammte also ursprünglich aus Chrystalline Town? Interessant. Die blonde Magierin war in ihrem jungen Leben schon viel an Fenrirs Seite gereist und kam an die entlegensten Orte. Doch der kalte Norden zählte nicht zu jenen Regionen, welche Aska schon einmal betreten hatte. Für einen kurzen Moment wandte die Devilslayerin ihren Blick von der Landschaft ab und sah aufmerksam zu dem Lupinen, der sich in den frostigen Gefilden Nord Fiores wohler gefühlt hatte, was die Temperatur betraf. Womöglich hatte er eine niedrigere Körperkerntemperatur und sein warmes Fell tat sein Übriges, um durch normale Frühlingstage bereits ins Schwitzen zu kommen. Doch dieses Thema rückte schnell in den Hintergrund, als Rownan dazu kam, was er beruflich machte. Im ersten Moment irritiert, doch dann verstehend sah Aska sich Rownans Schweif genauer an. Dieses Symbol.. war das etwa..?“ Und schon bestätigte der feine Herr ihren Gedanken: Die hiesige Gilde Satyrs Cornucopia. „Ein Magier also“, murmelte Aska nachdenklich, lächelte aber dann unberührt. Diese Gilde hatte einen freundlichen Ruf, welcher zu keinerlei Sorge alarmierte. Eine Interessante Stelle aber hatte er sich für das Gildenzeichen ausgesucht. Ob es eine Bedeutung hatte? Dass Aska das Symbol Fairy Tails auf ihrem Nacken trug, versteckt unter dem Haar und einem hochgeschlossenen Oberteil, hatte eine Bedeutung. Sie gehörte zur Gilde und diente ihr - doch war sie kein Teil von ihr. Nichts, womit sie sich identifizierte.
Tatsächlich musste sie ein wenig darüber kichern, als Rownan eine Anspielung auf seine Eitelkeit machte. Er sah wirklich ziemlich gestriegelt aus! Nun war Aska ja ebenfalls sehr gepflegt und legte wert darauf, ansprechend auf ihre Mitmenschen zu wirken, doch bei ihm schien das viel ausgeprägter zu sein. „Ihr lest gern? Welches Buch habt Ihr zuletzt gelesen?“, fragte Aska interessiert und man konnte ihr in den karamellfarbenen Augen ansehen, dass dieses Thema sie angefixt hatte. Doch das war nicht die einzige Frage, schließlich galt es noch herauszufinden, von welchen sportlichen Wettkämpfen Rownan sprach: „Und in welchen Disziplinen tretet Ihr an?“
Was man über Aska wissen muss - was man über Aska wissen will. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Nachdenklich sah die junge Magierin sich ihre Sonnenblume noch einmal genauer an, als wäre ihr vorhin ein Detail abhanden gekommen. Sie würde preisgeben, was man über sie wissen wollen würde. „Wir gehören derselben Berufsgruppe an, ich bin eine Magierin der Gilde Fairy Tail“, verriet sie ihm lächelnd und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Dementsprechend lebe ich in Magnolia Town. Ich lese sehr gerne und sehr viel. Ansonsten sehe ich mir gerne andere Orte an, so wie heute“, verriet sie ihm gut gelaunt. Allerdings kam es ihr wenig vor. War das alles, was man über sie wissen wollen könnte? Womöglich. Womöglich auch alles, was Aska einem Fremden über sich preisgeben würde. Außer vielleicht: „Am liebsten besuche ich Feste in den Städten Fiores. Diese pompösen Festlichkeiten, welche so groß aufgezogen werden faszinieren mich einfach. Ich mag die Farben, die Gerüche, die Angebote, die Unterhaltung..“, kurz driftete Aska in ihre Schwärmerei ab. Seit ihr Ziehvater sie im Alter von vierzehn Jahren das erste Mal in ihrem Leben auf ein Fest mitnahm, war die Blonde so fasziniert von diesen Veranstaltungen. Doch dann besann sie sich wieder auf das Hier und jetzt, blickte zu Rownan auf und grinste verschmitzt: „Meine größte Freude aber ist mein Dasein als Magierin“
Es war schön zu beobachten, wie sie seinen Worten lauschte und dabei nie den Eindruck erweckte gelangweilt oder einfach nur höflich zu sein. Die beiden verbrachten einfach einen schönen Nachmittag in einem sehr ansehnlichen Park miteinander. Die Aktion mit seinem buschigen Schweif irritierte auch Aska, wie schon einige vor ihr, doch war und blieb es eine einzigartige Art sich vorzustellen. Wenn man schon eine solche Möglichkeit hatte, musste man sie auch nutzen. Die eigentlich Information seiner Gildenzugehörigkeit nahm sie daraufhin fast schon nachdenklich auf. Vielleicht hatte sie ihre eigenen Gründe dafür, vielleicht waren es bestimmte Erfahrungen, die die Blonde gemacht hatte. Aber wie Rownan noch zeitnah herausfinden sollte, hing es mit einer sehr ähnlichen Faktum zusammen. Weiterhin sorgte auch sein kleiner Witz für eine Reaktion, die nur auf Wohlwollen bei dem Lupinen stieß. Die Bewegung durch den Park sorgte dafür, dass beide etwas lockerer miteinander wurden, nachdem der Anfang, nicht zuletzt aufgrund des Missverständnisses, noch etwas steif gewesen war. Ihr Kichern war schlichtweg süß, wenn auch nicht zu übertrieben, um ihr nun durchaus damenhafteres Verhalten zu revidieren. Aufgrund ihrer Haarlänge konnte sie sich wie erwartet sehr gut in ihr Gegenüber hineinversetzen, wenn auch die tatsächliche Masse und Dauer eine andere war. Dennoch war es kein Thema, worüber Männer und Frauen klassisch sprachen geschweige denn die Situation des jeweils anderen nachvollziehen konnten, weshalb es umso erfreulicher war, dass sie auch bei solchen Punkten mehr über den jeweils anderen lernten. Auf die eigentlich Interessen kommend, hatte er auch an dieser Stelle eine verbündete in Aska gefunden. Statt diese Information nur hinzunehmen, zeigte sie nun nicht nur verbales Interesse. Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass es eine Thematik war, die sie wohl selbst tangierte. Auch das würde er noch herausfinden, doch wollte er sich zuerst ihrer Frage widmen. „Ich habe erst letztens ältere Literatur für mich entdeckt. Kemu Zaleon, falls euch der Autor etwas sagt. Er hat vor gut einhundert bis einhundertdreißig Jahren Abenteuerromane geschrieben. Ich weiß, ich weiß, nicht die anspruchsvollste Kost, aber da er selbst als Magier tätig war, haben seine Geschichten einen sehr ansprechende Art. Man kann sich sehr gut in die Charaktere hineinversetzen. Und nach einem anstrengenden Tag ist so etwas Trivialliteratur immer ein Genuss“. Kurz hatte er überlegt ihr von seinem Lieblingsbuch zu erzählen, welches gleichzeitig auch sein Namensgeber war. Aber diese Art von Intimität hatten sie noch nicht erreicht, hatte noch niemand erreicht. Daher wäre es nichts, was er beim Schlendern so beiläufig würde fallen lassen. Möglicherweise eines Tages aber sicher nicht in diesem Moment. So verhielt es sich auch bei der Frage um die sportliche Disziplin. Die Tatsache, dass er ein Magier war, konnte und wollte er nur schlecht verstecken. Seine Fähigkeiten jedoch waren etwas, mit welcher er bei weitem nicht so freizügig umging. Immerhin war das Wissen um diese auch Teil des Kampfes. Je schneller man sein Gegenüber lesen konnte, desto wahrscheinlicher war es die Oberhand zu gewinnen. Und auch wenn Maldina ein ruhiger Ort war und Aska eine willkommene Zeitgenossin, so lag es an ihm sich zurückzuhalten. Vorsicht war bekanntlich besser als Nachsicht. Das war unter anderem auch der Grund, weshalb er seine Waffe daheim gelassen hatte. „Ich übe mich im waffenlosen sowie bewaffneten Kampf. Da gibt es einige Möglichkeiten, wie ihr sicher wisst. Was genau ich mache, überlasse ich eurer Fantasie. Es ist bei meinem Beruf durchaus von Vorteil“. Eine sehr diplomatische Antwort aber dennoch eine Antwort. Würde sie weiter nachbohren konnte er es unter Umständen für sich nutzen, um etwas zu erfahren, womit sie nicht hausieren ging. Auch ein solches Gespräch war ein Geben und Nehmen. Und er hatte ihr gerade sehr viel Gegeben.
Umso interessierter blickte er deshalb nach seinen Fragen zu ihr. Statt direkt zu antworten fiel ihr Blick wieder auf die Sonnenblume, die ihr der Hybride so großzügig als Begrüßungsgeschenk mitgebracht hatte. Es war eine wirklich schöne Blume, die trotz der Natur um sie herum, Aufmerksamkeit beanspruchte. Sie dachte also ausführlich über seine Wortwahl nach. Aus seinem interessierten, kühnen Blick wurde ein zufriedener, wenn auch weiterhin wohlwollender Blick. Aska van der Velden hatte mehr Facetten, als sie nach außen tragen wollte. Welche das waren, durfte Rownan nach dieser kurzen Denkpause erfahren. Dem Anschein nach entschied sie sich eher für den ersten Teil seiner Frage. Genau wie er, handelte es sich bei ihr um eine magisch begabte Person. Seine Augenbraue zuckte kurz, ehe er sich wieder mäßigte, dabei aber kurz ihre sichtbaren Hautstellen vergebens nach einem Emblem absuchte. Es erklärte daher ihre so nachdenkliche Reaktion. Wenn man Fairy Tail angehörte, konnte man durchaus den ein oder anderen schrägen Blick bekommen. Da sie dies aber eher lächelnd von sich gab, schien sie mit dem Ruf der Gilde ihren Frieden gefunden zu haben. Möglicherweise trug sie sogar selbst zu diesem bei? Aska die Rebellin? Er spannender Gedanke, der auch ihm wieder zum Lächeln brachte. Stille Wasser waren ja bekanntlich tief. Dementsprechend wunderte es ihn nicht, dass sie in Magnolia beheimatet war. Vermutlich war dies auch der Grund, weshalb wie sowohl den Börsenbetreiber kannte als auch von diesem fälschlicherweise ausgewählt wurde. Wie er bereits an ihrer Nachfrage bemerkte, hielt auch die Blonde viel von Literatur und konsumierte diese wohl in rauen Mengen. Darüber hinaus reiste sie auch gerne durch Fiore. Ob sie bereits den Norden des Landes gesehen hatte? Sie hatte ihm auf jeden Fall genug Pulver gegeben, um einige Nachfragen stellen zu können. „Dann gebe ich die Frage gerne an euch zurück: Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen? Und wenn ich gleich noch eine Frage hinzufügen dürfte: Reist ihr lieber in warme oder kalte Gefilde?“ Tatsächlich interessierte ihn seine zweite Frage noch etwas mehr. Die meisten Menschen, die er kannte, zog es ins Warme. Und die Leute, die im Norden wohnten, taten es meist aus Tradition oder aus Ermangelung besserer Arbeit.
Ihre Ausführungen waren interessant und doch ergänzte sie noch etwas, ehe er die Stille brechen konnte. Sie mochte die Feste Fiores. Eine ganz und gar ungewöhnliche Wahl. Wenn es eins im Königreich gab, dann waren es Feierlichkeiten. Gerade ihr Aufenthaltsort und ihre Gilde waren für eines der bekanntesten des Landes verantwortlich. Vielleicht war sie seit ihrer Kindheit jährlich bei diesen und es löste so etwas wie Nostalgie aus. Oder aber es lag an ihrem Hobby zu reisen. Ihre Wortwahl war dabei so bunt, wie die Aktivitäten, die sie beschrieb. Sie schwärmte förmlich davon. Für Rownan war dabei schön zu beobachten, wie sie diesen Eindruck auch nach außen zuließ. Genau wie er schien sie ihre Geheimnisse zu haben. Gleichzeitig verschloss sie sich jedoch nicht der Außenwelt, im Gegenteil, sie nahm diese umso intensiver wahr. So geschah es, dass sie den Wolf beinahe aus seiner Ruhe gebracht hätte, als sie zu ihm schaute und verschmitzt grinste. Es war eine Aussage, die er einerseits teilte und anderseits so weit weg war, von dem, was er vielleicht wirklich gewollt hätte, wenn sein Leben anders verlaufen wäre. In diesem Moment wollte er die so heitere Stimmung, auch seine eigene, nicht durch so etwas trüben. So behielt er seinen freundlichen Gesichtsausdruck als Reaktion auf ihr Grinsen bei, ehe er nun selbst die schöne Umgebung mit seinem Blick würdigte. „Was die Feste angeht: Wie ihr vielleicht unschwer erkennen könnt, sind laute Ort nicht unbedingt mein Lieblingsort. Auch viele Gerüche auf einem Flecken führen gerne mal zu einer Reizüberflutung. Aber wenn ihr so davon erzählt, packt mich die Lust es ein weiteres Mal zu probieren“. Es entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber Rownan würde bei der nächsten Gelegenheit zumindest einmal vorbeischauen. Gehen konnte man ja immer noch. Die letzte Aussage, die ihn zuvor fast ins Straucheln brachte, war die, auf die er Antworten wollte. „Das zählt wohl zu den Punkten, die man über euch wissen will“ eröffnete er und schaute nun selbst etwas verschmitzt „Wie kommt es, dass es eure größte Freude ist? Habt ihr es von klein auf gelernt? Oder ist es gar eure Gilde, die dieses Gefühl in euch auslöst? Fairy Tail ist meines Wissens nach bekannt dafür, dass die Gilde mehr als nur ein Arbeitsort ist“. Mit dem Verweis auf die Zugehörigkeit, konnte er sie vielleicht etwas aus der Reserve locken. Ganz offen nach ihrer Magie wollte er nicht fragen. Unter Umständen war es auch ein viel trivialerer Grund. Er für seinen Teil würde sich erst auf Nachfrage dazu äußern.
Tatsächlich kannte Aska den Autor Kemu Zaleon, denn auf seine Literatur war sie einst gestoßen, als sie noch mit Fenrir gelebt hatte. Zwar hatte sie nur ein Exemplar von ihm in die Hände bekommen, aber dieses Buch und den Verfasser hatte sie nie vergessen. Aska teilte den Gedanken Rownans, was die Wahl der Literatur betraf. Natürlich hatte sich die Devilslayerin auch mit Fachliteratur oder handelsüblichen Schulbüchern auseinandersetzen müssen - diese hatte sie von ihrem Ziehvater bekommen - doch heute war das Lesen ein Hobby. Eine Möglichkeit, sich zu entspannen und der Welt ein Stückweit zu entkommen. Zumindest für ein paar Stunden.
Als Rownan über seine Kampfart zu erzählen begann - Nein. Als Rownan begann, bezüglich seiner Kampfart auszuweichen, wurde Aska umso hellhöriger. Wollte er sich ihr gegenüber etwa nicht äußern, weil sie beide Magier unterschiedlicher Gilden waren? Zugegeben, das war nicht dumm. Aska wäre im ja Grunde genauso. Sie band ihren Mitmenschen nie auf die Nase, welche Fähigkeiten sie hatte. Sie band ihnen lediglich auf die Nase, wie enorm stark, talentiert und heldenhaft sie war. Weniger über Worte, mehr über Taten und ihre Art der Selbstdarstellung. Naja.. und auch über Worte! Doch nicht heute, nicht in dieser Situation. Abgesehen davon hatte Dr. Thalamus ihr geraten, ihren Mitmenschen nicht unbedingt zu erzählen, dass sie jahrelang mit einem Wolfsdämon Dämonen gejagt und getötet hat, damit man sie nicht für verrückt hält. Und tatsächlich hielt die Devilslayerin sich daran, denn noch niemandem außer ihrem Ziehvater hatte sie davon erzählt.
Aska bemerkte nicht, wie verkopft der Lupine doch war. Wie er alles an ihr analysierte und jeden Gedanken zu überdenken schien. Nun war die Blondine keineswegs eine Person, welche alles auf sich zukommen ließ und unbedarft durchs Leben marschierte, aber Rownan könnte den Eindruck erwecken, ein wenig pedantisch zu sein. Aber gut, jeder hat seine schlechten Eigenschaften. Und so wie Aska nicht wusste, wie analytisch der Wolfsmann war, wusste dieser nicht, wie paranoid die junge Frau sein konnte. Doch Marotten hatten in dieser Unterhaltung vorerst nichts verloren. Das Buch, welches sie zuletzt gelesen hat? Hm.. „Vor ein paar Tagen habe ich einen Klassiker beendet. Oliva Mist von Charley Dicker. Ich habe mir vorgenommen, zumindest den Großteil bekannter Werke gelesen zu haben. Derzeit beschäftige ich mich mit Buckleherry Phinn von Clark Main“, erzählte sie ihm leicht lachend. Es mag nicht die passende Literatur für eine Dame ihres Alters sein, aber sie wollte eben mitreden können.
Die junge Heldin bemerkte nicht, dass ihr verschmitztes Grinsen Rownan in irgendeiner Hinsicht bewegt hatte. Er wusste, ein Pokerface zu wahren und ließ sich somit nicht in die Karten blicken. „Das ist wirklich schade“, kommentierte Aska betroffen die Tatsache, dass der Lupine die Freuden der Feste aus verständlichen Gründen nicht genießen konnte. Aber dafür gab es eine einfache Lösung: „Richtig. Entweder Ihr probiert es einfach noch einmal oder Ihr besucht nur noch passende Festlichkeiten. Es gibt zum Beispiel in Sakura Town ein Tee-Fest. Dort spielt nur sanfte Hintergrundmusik und auch ansonsten ist es auf viel Ruhe und Entspannung ausgelegt. Dennoch ist es schön, die Straßen werden festlich geschmückt. Man kann verschiedene Teesorten testen und die Händler erzählen gerne die Geschichten, wie sie an ihre besonderen Teegewächse kamen“, erzählte sie Rownan gut gelaunt in der Hoffnung, dass das vielleicht eher etwas für ihn wäre.
Die nächsten Fragen Rownans brachten Aska keineswegs aus dem Konzept, sie hatte Übung darin, diese Themen nur oberflächlich zu bearbeiten - dachte sie zumindest. In wenigen Minuten würde sie eines besseren belehrt werden. „Die Magie ist seit meiner Kindheit“ Mein markantestes Merkmal, meine Sinngebung, meine Identität, „ein Teil von mir. Es verging kaum ein Tag, an welchem ich mich nicht damit beschäftigt habe“ Natürlich nicht, schließlich wurde ihr von klein auf eingetrichtert, dass sie die auserwählte Heldin sei, die die Welt von allem Böse befreien könne. Daran hielt Aska noch heute fest. Würde sie auch diese Worte als eine der vielen Lügen Fenrirs anerkennen, hätte sie jede Daseinsberechtigung verloren. Es ist ihre Lebensaufgabe, der Grund für all ihr Tun. „Ich kann mir kaum vorstellen, nicht darin befähigt zu sein“, hing sie ausdruckslos an. Jedes Lächeln war ihr vom Gesicht gewichen, ihre Mimik wurde finsterer. Die Gilde? Naja. „Sie ist für andere bestimmt mehr, als ein Arbeitsort. Die Gilde bietet auch mir ein Zuhause und ich konnte nette Menschen kennenlernen“, erklärte sie ihm noch immer monoton, es kam nicht gerade von Herzen.
Was hatte sie da eigentlich in der Hand? Es war nicht ihre Waffe, sondern.. die Sonnenblume? Warum dachte sie für einen Moment lang, ihre Armbrust in der Hand zu halten? Sie schüttelte den Kopf, als würde sie sich so von den wirren Gedanken befreien können. Dann suchte sie wieder den Blickkontakt zu Rownan und lächelte ihn entschuldigend an, ohne näher auf die letzten Momente einzugehen. „Stimmt es eigentlich, dass die Mitglieder von Satyrs Cornucopia allesamt einer individuellen Leidenschaft nachgehen? Habt Ihr euch deswegen dieser Gilde angeschlossen?“ Ganz so, als wäre nichts gewesen.
Ihr gemeinsames Katz- und Mausspiel amüsierte Rownan durchaus, denn er hatte keineswegs damit gerechnet einen so abwechslungsreichen Nachmittag zu erleben. Und in den Blicken, die sie sich zwischen ihren Gespräch aber auch währenddessen zuwarfen, konnte beide nur zu gut bemerken, wie sie einander versuchten zu entschlüsseln, ohne dabei mit der Tür ins Haus zu fallen. Er hatte sie gewiss falsch eingeschätzt. Sie wusste um ihre Stärken aber eine davon war es auch diese nicht zu sehr nach außen zu tragen. Bis jetzt hatte er nur eine Frau kennengelernt die diese Eigenschaften besaß, allerdings fast fünfzig Jahre länger Zeit gehabt hatte, diese bis zur Perfektion zu trainieren. Vielleicht würde es die Blonde auch irgendwann noch besser können, wenn sie Zeit und Arbeit hineininvestierte. Dem Wolf bot sie alle mal einen Wettkampf, der seine volle Konzentration forderte. Aber ihr Mittelspiel näherte sich langsam dem Ende und damit blieb nur noch eine Phase übrig: Das Endspiel. Genau wie er, erfreute sich die Magierin den feinen Künsten und wie es nicht zu erwarten war, las sie nicht die Art Bücher, die man von Frauen ihres Alters erwartete, sondern Literatur mit etwas mehr Anspruch. Die eher plumperen Damen des Hofes wären hier bereits an ihre Grenzen gekommen. Aber für diese wäre Aska ohnehin eine Außenseiterin gewesen. Kein Wunder, dass der Hybrid es als mehr als Schade empfand nicht schon während seiner Sturm-und-Drangzeit auf ein solches Kaliber gestoßen zu sein. Gewiss wären die Nachmittage bei weitem nicht so trist und monoton geblieben. Mit seiner Antwort gegenüber den Festen stieß er ihr nicht direkt vor den Kopf. Dennoch bedauerte sie seine derzeitige Einstellung, ergänzte aber im gleichen Atemzug noch ein paar weitere Ideen, welche Feste des Königreiches für einen Mann seiner Natur möglicherweise ansprechender waren. So war es für ihn nur logisch, dass er diese Information mit einem sanften Lächeln und einem bestätigendem Nicken zur Kenntnis nahm. Er konnte sich tatsächlich nicht daran erinnern, wann ihm jemand zum letzten Mal einen Ratschlag dieser Art gegeben hatte. Und es viel ihm nur deshalb so markant auf, weil er, seit sie das Missverständnis aufgeklärt hatten, dauerhaft das Gefühl bekam, als Person gesehen zu werden, wenn auch ihre ursprünglichen Beweggründe für ihr Treffen in diesem Park vor erst nicht aneinander anglichen werden konnte. Unter Umständen könnte eben jenes Tee-Fest dazu dienen, sich erneut zu treffen, zu einer anderen Zeit in einem anderen Kontext. Vielleicht auch im gleichen Kontext nur diesmal gewollt. Um das jedoch zu erreichen, musste er gewiss einige Punkte noch eruieren, wenn er seiner Gesprächspartnerin nicht auf die Füße treten wollte. „Tee-Fest. Sakura Town. Es hört sich sehr angenehm an, danke schön“ antwortete er ihr behielt aber den nächsten Satz für sich. Diesen könnte er immer noch an anderer Ort und Stelle nutzen.
Wenn zwei Magier ,wie sie es waren, sich unbekannterweise in einem solchen Setting trafen aber dann erfuhren, dass die jeweils andere Person magisch begabt war, so war es unausweichlich darüber zu sprechen. Für Leute wie sie und ihn war es die zweite Natur, das Äquivalent eines Berufes und man musste nur andere Berufsgruppen in ihrer Freizeit belauschen, um relativ schnell zu bemerken, dass auch diese selbst nach der Arbeit noch immer über diese sprachen. Warum sollte es also für Magier anders sein? Sie erkannte seine Strategie dennoch mit Leichtigkeit. Wenn er diese Gesprächsfetzen mental addierte, konnte das Gefühl aufkommen, als ob sie diese Art der Defensive nicht erst seit gestern praktizierte. Die Frage wäre nur welchen Grund es gab zu jederzeit so vorbereitet zu sein. Wenn es einen Punkt gab, den er bis jetzt noch wirklich niemandem verraten hatte, dann war es die Transition zwischen Mensch und Tierwesen. Wie beide wohl reagiert hätten, wenn sie gewusst hätten, dass Wölfe einmal in ihrem Leben eine solche Rolle spielen würden? Eine Antwort darauf war ein reines Gedankenspiel, zumal beide keinerlei Information in dieser Richtung über den jeweils anderen hatten. Vielleicht eines Tages. Angeregt lauschte er ihren Ausführungen. Im Gegensatz zu ihm, war Magie wohl immer ein Teil ihres Lebens gewesen. So wie es für viele Magier war. Es brauchte nicht viel Rownan auf seine Andersartigkeit hinzuweisen. In diesem Moment jedoch war es keinesfalls negativ attribuiert. Er nahm es schlichtweg als eine andere Biographie war. Doch was so vermeintlich fröhlich begann, endete seiner Einschätzung nach fast schon melancholisch. Während sie sprach hatte er zusehends das Gefühl, als ob sie eher mit sich selbst sprach als wirklich mit ihm. Dementsprechend viel auch ihre Antwort zu Gilde relativ mager aus. Fairy Tail waren wohl nicht nur Rabauken und Dilettanten. Auch die Magier dieser Gilde schienen alle ihr Päckchen zu tragen. Ein weiterer Grund für ihre Mitgliedschaft? Ein fast schöne gelungene Überleitung. Um nicht unangenehm zu starren, sah sich der Hybrid noch einmal im Park um, ehe sie wieder seinen Blickkontakt suchte und sich flüchtig entschuldigte. Es waren diesen kurzen Momente, die der Grauhaarige besonders wertschätzte. Denn sie gaben dem jeweils anderen, kurze, fragile Einblicke in die Person, die wirkliche Persönlichkeit des jeweils anderen. Natürlich nahm sich Rownan nun vor diese Geste ebenso zu wertschätzen, weshalb er ihre Frage, die auch dazu diente, die Aufmerksamkeit wieder auf den Lupinen zu lenken, nur all zu gern beantworten würde. „Unterbrecht mich bitte, falls ich euch langweilen sollte“ begann er seine Antwort zu formulieren „aber ihr habt ganz Recht. Die Ursprünge der Gilde liegen in dem Bedürfnis seinen individuellen Leidenschaften nachzugehen. Was zu Beginn noch ein nette Idee war, entwickelte sich tatsächlich zu dem was heute Satyrs Cornucopia ist. Vielleicht nicht so kreativ wie Fairy Tail, aber ich finde es dennoch eine bemerkenswerte Ambition, die hinter diesem Projekt steht. Was mich angeht“ setzte Rownan an und stockte dann. Er wollte ihr gegenüber in diesem Moment ehrlich sein, doch zwang ihn genau dieses Verhalten dazu, seine Beziehung zur Gilde zu reflektieren. Als er nach Maldina kam, war die Gilde seine Anlaufstelle für Arbeit. Aber gerade durch ihn und die neueren Mitgliedern entwickelte sich der kleine Künstlerhaufen langsam zu einer Anlaufstelle der verlassenen Kinder Fiores. Zumindest empfand er es so. Die Frage war nur, wie er dies transportieren würde. Sich selbst aus Gedanken reißend, schüttelte er sich kurz, ehe er Aska verlegen anlächelte. „Entschuldigt. Was mich angeht war es meine Leidenschaft, die mich nach Maldina brachte. Aber ich glaube, dass meine Entscheidung durch viele Dinge beeinflusst worden ist, denen allen ich mir selbst nicht vollständig bewusst bin. Ihr könnt euch sicher denken, dass es für jemanden meiner Statur nicht unbedingt ein Kinderspiel ist, irgendwo neu anzufangen. Hier scheint es mir gelungen zu sein“.Das war emotionaler als gedacht. So dauerte es noch einen Moment in welchem die Fee und er sich unterhalten konnten, ehe die beiden eine Weggabelung erreichten. „Wollt ihr langsam zurück zum Eingang, in Richtung des Bahnhofes oder noch die andere Seite des Parks erkunden? Ich will eure Zeit nicht unnötig strapazieren, doch möchte ich euch sagen, dass ich die Zeit heute genieße“. Tatsächlich fiel dem Wolf in diesem Moment keine weitere Frage ein. So konnte das Panorama, dass sich ihnen boten, immerhin ungestört entfalten.
Aska wurde bewusst, dass sie noch nie wirklich über die Gilde nachgedacht hatte. Hätte ihr Ziehvater ihr nicht dazu geraten, sich Fairy Tail anzuschließen, würde sie heute auch kein Mitglied dort sein. Sie wäre vermutlich nicht einmal mehr bei ihm, sondern würde stattdessen einsam durch die Welt streifen. Eigentlich wollte sie solch ein Leben nicht mehr führen. Doch warum ausgerechnet Fairy Tail? Die einzige Antwort auf diese Frage war, dass der Wohnort ihres Ziehvaters in der Nähe Magnolia Towns war, weswegen er auf diese Institution zu sprechen kam. Es gab so viele Gilden in Fiore, abgesehen von den großen Organisationen wie den Rune Knights oder Crimson Sphynx tummelten sich ja auch viele kleine Gilden im Land. Was, wenn Aska sich der falschen Gilde verschieben hatte? Hätte sie sich überhaupt einer Gilde anschließen sollen? Sie war keine Teamspielerin, traute kaum einer Menschenseele und behielt ihre Vergangenheit für sich. Und doch arbeitete sie hart an sich, um in ihrem neuen Leben Fuß zu fassen. Es war schön, ihren geliebten Dr. Thalamus regelmäßig besuchen zu können. Und es war schön, dass Zahar in den Fairy Hills nur wenige Zimmer weiter wohnte. Vielleicht gab ihr Fairy Tail mehr Heimat, als es Aska bewusst war. Doch wie könnte sie sich ein neues Zuhause suchen, wenn sie wusste, dass sie irgendwo bereits eines hatte? Dass irgendwo ihr Vater und ihre Mutter vielleicht sehnlichst auf ihre Rückkehr warteten?
Zurück im Hier und Jetzt angekommen, blickte Aska wieder zu Rownan und ein Lächeln zierte ihre Lippen, als er meinte, sie könne ihn doch unterbrechen, sollte er sie langweilen. Ihr Lächeln wurde breiter und sie schüttelte nur den Kopf, ehe sie ihm aufmerksam zuhörte. Die Geschichten anderer waren ebenso spannend wie ihre eigene. Aska hatte durchaus Interesse an ihren Mitmenschen, wenngleich es ihr hauptsächlich auch Sicherheit gab, möglichst viel über sie zu wissen. Nach seiner Erläuterung der Ursprünge Satyrs Cornucopia zögerte er allerdings im weiteren Gesprächsverlauf, wirkte nahezu in Gedanken versunken. Und dann erklärte er sich und spielte darauf an, dass er es aufgrund seiner äußeren Erscheinung nicht leicht hatte. Und da fiel es Aska wie Schuppen von den Augen: Deswegen hatte er so empfindlich reagiert, als sie selbst darauf angespielt hatte. Rownan war ein gebranntes Kind, ein Andersartiger unter Menschen. „Ich verstehe“, entgegnete sie nur und senkte den Blick, tatsächlich empfand die sonst so selbstbewusste Devilslayerin nun einen Anflug von.. Scham. Und das Bedürfnis, sich erneut zu erklären, wurde größer. „Ich freue mich aufrichtig für Euch, dass ihr hier einen Ort gefunden habt, an welchem ihr Euch wohlfühlt. Es ist so, dass..“ Beinahe hilflos biss Aska sich auf die Unterlippe. Nein, sie konnte ihm einfach nicht erklären, warum sie bei seiner wolfsähnlichen Erscheinung so ins Stocken geraten war. Nicht einmal die Umschreibung mit einem „Trauma“ oder Ähnlichem ließ ihr Mund zu. „..dass ich Euch sehr angenehm und sympathisch finde. Es hätte mich sehr gewundert, wenn Ihr keinen Anschluss gefunden hättet“, wich sie aus, wenngleich ihre Worte keine Ausrede waren, sondern eine aufrichtige Empfindung.
Bei der Weggabelung angekommen sah Aska auf eine der verschnörkelten Sonnenuhren, welche immer wieder im Park zu finden waren. Dann sah sie zu Rownan und lächelte glücklich über sein Kompliment. Aska liebte Komplimente! „Mir gefällt unser Spaziergang durch den Park auch sehr gut! Leider muss ich in ungefähr einer Stunde am Bahnhof sein, um den Zug zurück nach Magniola Town rechtzeitig erreichen zu können.. Aber vielleicht erkundet Ihr die andere Hälfte des Parks ja ein andermal und erzählt mir auf dem Tee-Fest in Sakura Town, welche Sehenswürdigkeiten es noch zu entdecken gab!“, schlug sie gut gelaunt vor. Wirklich ein Jammer, dass die nächste Begegnung nicht beim gemeinsamen Tee stattfinden würde, sondern auf einer Quest, bei welcher Aska ihr anderes Gesicht zeigen würde. Ihr verbissenes, erfolgsorientiertes, egoistisches und stolzes Gesicht.
Fürs erste hatte Rownan genug mentale Metaphern verstreut. Ging es zu Beginn ihres Treffens und des Spazierganges noch darum zu verstehen, wie der andere tickte, so war, spätestens nach seinem letzten Kommentar, für ihn klar, dass, trotz der Stolpersteine zu Beginn, gegenseitige Sympathie herrschte. Statt also nur oberflächlichen Small-Talk zu führen hatten sie tatsächlich einige Themen, ob bewusst oder unbewusst, angesprochen, die etwas tiefgreifender waren. Themen über die sich beide zuvor vielleicht nur minder Gedanken gemacht haben. Aber waren es nicht genau solche Gespräche, die erst den wahren Charakter einer Person zeigten? Durchaus. Dennoch konnten beide nicht davon ablassen auf die ein oder andere Art umeinander herum zu manövrieren. Und das ohne den anderen dabei aufs Glatteis zu führen. Eine Art gegenseitiger Respekt, wohlmöglich auch Verständnis für die Situation des jeweils anderen. So war auch Aska nicht gänzlich offen als es um ihre Gilde ging, wie auch Rownan seine neuen Gedanken nicht vollständig offenbarte. Doch in diesem Moment wusste keiner der beiden davon. Dabei gab es erneut so viele Schnittpunkte, dass nur einer von ihnen den ersten Schritt hätte machen müssen, um das imaginäre Eis zu brechen. Unter Umständen und nicht zuletzt aufgrund ihrer Biographien, sollte dieser Tag jedoch nicht heute sein. Unabhängig von dem, was sich in den Köpfen der beiden abspielte, gab es natürlich immer noch die Ebene der tatsächlichen Handlungen. Kein Wunder, dass der Lupine froh darüber, war eine Gesprächspartnerin getroffen zu haben, die ihm aufrichtig zuzuhören schien. Es war ihr Lächeln, das ihm dieses Gefühl vermittelte. Er hatte in seinem Leben schon so viele Leute getroffen, die in der Lage waren, ein Lächeln aufzusetzen. Er selbst war auch dazu in der Lage. Aber jeder, der etwas von Menschenkenntnis verstand, würde bestätigen, dass es gewisse Nuancen gab, aus welcher man gewisse Einstellungen ablesen konnte. Er jedenfalls war sich sicher, dass er sie alles andere als langweilte. Vielleicht hatte er sie mit seiner Aussage sogar etwas peinlich berührt, was ihrem Gesichtsausdruck noch ergänzend einen fast schon niedlichen Charakter gab. Statt ihre Emotionen zu verstecken, fühlte sie sich soweit wohl, diese zumindest nach außen, ihm gegenüber, zu zeigen. Irgendetwas in seinen Ausführungen, sei es die Pause gewesen und die Wahl der Worte, schien in Kombination mit ihren eigenen Gedanken ein Punkt getroffen zu haben, der ihr charmantes Lächeln verschwinden ließ. Es waren diese Momente in denen meist einer von ihnen die Gegend in den Fokus nahm, während der jeweils andere den Gesprächspartner umso sorgfältiger betrachtete. Hier und jetzt konnte der Wolf sich jedoch keinen Reim daraus machen, was genau diese Resonanz bewirkt hatte. Ihre darauffolgenden Worte waren geprägt von Verständnis und… einer zunächst einseitigen Sympathiebekundung. Nach den bereits erwähnten, etwas wackligem Start ihres Nachmittages, war dies ein durchaus erfolgreiches Ergebnis. Scheinbar, so dachte der Grauhaarige, tat sie sich etwas schwer damit dies in Worte zu fassen. Warum sonst sollte sie sich beim Sprechen auf die Lippe beißen, ein Symbol für eine sehr angespannte Lage? Aber es waren auch Worte, die den Magier zum Nachdenken anregten. Obwohl er in seiner Jugend wenig Kontakt mit Gleichaltrigen hatte, so hatte er keinerlei Probleme innerhalb und auch außerhalb der Gilde Kontakte zu knüpfen. Tatsächliche hatte er erst seit seinem Beitritt angefangen Kontakte zu knüpfen. Dabei war es seine sonst sehr ehrliche, direkte Art, die Menschen gut und gerne vor den Kopf stoßen konnten. Dennoch sprach die Blonde diese Worte aus. Tat es möglicherweise einfach gut ein paar ehrliche Komplimente zu bekommen. Davon war auch Rownan gewiss nicht ausgenommen. Es bestand also noch etwas wie Hoffnung für den Hybriden.
An der Weggablung angekommen dauerte es nicht lange, bis auch er seine aufrichtige Sympathie der Fee gegenüber äußerte, keineswegs nur um sich zu Revanchieren oder gar aus Scham, wie sie es innerhalb ihrer Gedanken formuliert hatte, sondern einfach aus der Tatsache heraus, jenseits von Quests, Botengängen und Kämpfen eine gepflegte Konversation zu führen. Diese Konversationen, die er in Crystalline fast täglich führen konnte. Dementsprechend konnte er guten Gewissens behaupten, dass Aska ihm ein Stück Heimat mitgebracht hatte, durch ihre Art, die Themen und ihr Auftreten. Eine ganz und gar andere Beschreibung der jungen Frau als zu Beginn des Treffens. Die Schubladen, in die Rownan Leute sortierte, konnte sich eben ändern, sofern es berichtigen Anlass dazu gab. Wie in diesem Fall. Der Lupine wusste jedoch, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war, weshalb es ihm auch nicht schwerfiel ihr einen berechtigen Ausweg anzubieten. Statt jedoch panisch zu fliehen oder ihre vermeintliche Fassade fallen zu lassen, schlug sie… ein weiteres Treffen. Obwohl er alles andere als überrascht sein sollte, so verriet ihn in diesem Moment gewiss nicht nur sein Gesichtsausdruck, sondern auch seine Ohren, die sich ebenso aufstellten, als auch seine Rute, die kurz erstarrte. Noch wussten beide nicht von ihrem „Glück“ sich noch vor irgendeinem Fest wiedersehen zu dürfen. Den kurzen Schock verwandelte er daraufhin in ein fast schon ergriffenes Lächeln. „Ich würde mich freuen, euch bei einem nächsten Treffen mehr darüber erzählen zu können. Dann aber ohne Zeitdruck und Missverständnisse“ ergänzte er und aus dem Lächeln wurde ein fast schon schelmisch-charmantes Grinsen. Dass dabei ein paar mehr Zähne zum Vorschein kamen als gewollt, war ihm in diesem Moment egal. „Der Wiesenbahnhof liegt etwas außerhalb. Lasst mich euch noch bis dahin begleiten. Das gebietet mir meine Ehre. Ich muss insistieren“.. So konnten sie dem ganzen vielleicht noch einen etwas runderen Abschluss geben, als in einem Park getrennte Wege zu gehen.
Zu Beginn dieser mehr oder weniger freiwilligen Begegnung könnte man diese durchaus als unbehaglich beschreiben. Aska schwankte zwischen ihrer Wut auf Mareo und dem Schock über die wolfsartige Erscheinung ihres Gegenübers, während Rownan ebenfalls mit seinen Eindrücken zu kämpfen schien. Doch die beiden konnten ihre anfänglichen Unbehaglichkeiten überwinden und verstanden sich am Ende des Tages überraschend gut. Rownan stellte sich als ein sehr angenehmer und freundlicher Zeitgenosse heraus, mit welchem Aska sich gerne unterhalten hatte. Sie war natürlich neugierig, wie es zu seiner Erscheinung gekommen war - ein Mensch und ein Wolf haben sich wohl kaum gepaart - aber die Blonde verfügte über genug Anstand und Feinfühligkeit, sich diese Frage zu verkneifen. Vor allem als ihr gegen Ende des Spaziergangs aufgefallen war, dass Rownan wegen seines Daseins als Lupine in verschiedenen sozialen Situationen auf die Probe gestellt wurde, bestätigte ihr die Richtigkeit ihrer Zurückhaltung. Aska mochte eine Person sein, welche anderen auf den Schlips tritt, sie mit ihren Worten empörte und mit dem Kopf durch die Wand ging - doch all das nur, wenn sie ein höheres Ziel erreichen wollte. Anderenfalls wünschte sie sich einfach nur Freunde.. Freunde und Normalität. Weitab von einer Bestimmung, welche sie bis in alle Ewigkeit knechten würde.
Rownan nahm das Angebot, gemeinsam in einiger Zeit das Tee-Fest in Sakura Town zu besuchen, an. Aska würde dort sowieso hingehen wollen, umso schöner aber war das Wissen, nicht allein den Tee genießen zu müssen. Und wer weiß: Vielleicht hätte sie ja recht und Rownan würde seine Meinung über Feierlichkeiten noch ändern können? Als er sie dann so angrinste, fielen Aska natürlich seine messerscharfen Zähne auf, welche mit Sicherheit schwere Verletzungen verursachen konnten. Doch es schreckte sie nicht ab, im Gegenteil: Sie fand es ziemlich cool, dass er eine derartige Waffe stets und ständig bei sich hatte. „Ohne Zeitdruck und ohne Missverständnisse. Darauf freue ich mich bereits!“, wiederholte sie seine Worte, um ihrer Freude und dem Einverständnis noch einmal mehr Ausdruck zu verleihen. Aska störte sich nun nicht daran, dass Rownan sie noch zum Wiesenbahnhof begleiten würde. Sie erkannte darin auch keinerlei Anmaßung oder Verurteilung seinerseits, sondern lediglich die höfliche Geste. Und dennoch konnte sie sich folgende Worte nicht verkneifen, da Aska schließlich immer noch Aska ist: „Ich werde Euch selbstverständlich nicht aufhalten, wenn ihr darauf besteht. Ihr solltet allerdings wissen, dass ich keine Frau bin, die es zu beschützen gilt“, teilte sie ihm unverblümt, aber mit einem aufrichtigen Lächeln mit. Zwar blitzten ihre karamellfarbenen Augen aufgeregt auf, als sie die Herausforderung spürte, welche eigentlich keine gewesen war, doch sie verübelte es Rownan keine Sekunde lang. Hoffentlich verstand er auch, was sie meinte.. nicht, dass sie wieder zum Bauerntölpel wurde. Aska van der Velden beschützte sich seit jeher erfolgreich selbst!
„Ich bin froh darüber, der Einladung gefolgt zu sein, welche nicht mir galt“, kicherte sie am Bahnhof angekommen. Als sie ihren Zug gefunden hatte, blieb sie am Gleis noch einmal stehen und wandte sich Rownan zu. „Es war mir wirklich eine Freude, Euch kennengelernt zu haben. Passt auf Euch auf!“ Nach einem Austausch der Abschiedsworte war es an Aska, in den Zug zu steigen. Allein der Geruch des Gefährts ließ ihren Magen bereits flau werden. Das könnte ja wieder heiter werden.. An einem Fensterplatz angekommen, lächelte sie dem Lupinen noch zu und hob kurz die Hand zum Abschied, als sich der Zug schließlich in Richtung Magnolia Town in Bewegung setzte.
Genau wie er, schien sie durchaus angetan von der Idee zu sein sich im Kontext eines etwas entspannteren Festes, wie dem Tee-Fest, erneut zu treffen und zu unterhalten. Obwohl der romantische Funke vorerst bei keinem der beiden Übergesprungen war, so empfand er es selbst als eine schlichtweg schöne Erfahrung. Bis jetzt hatten sie wenige Themen, sowohl in den Interessen als auch persönliche angeschnitten. Von dieser Seite aus gab es also noch einiges, was sie über und an dem anderen kennenlernen konnten. Es war bereits dieser Gedanke, der auch Rownans Lächeln aufrechterhielt. Seine Geste als Gentleman nahm die Blonde ebenso an, wie er ihre Einladung. Doch ihr starker Charakter brachte sie dazu die Eskorte nicht ganz unkommentiert zu lassen. Allerdings verwunderte es den Hybriden nicht wirklich. Er hätte sich schon eher ein wenig Sorgen machen müssen, wenn sie sich für die Begleitung einfach nur bedankt hätte. Wie stark ihr Charakter war, dass würde er jedoch in naher Zukunft bereits herausfinden. Auf ihre Aussage hin nickte er. „Seid versichert, dass ich nicht der Überzeugung bin euch beschützen zu müssen. Seht es viel eher als eine Gelegenheit den Nachmittag noch etwas auszureizen“. So oder so hatten sie noch keinen runden Abschluss gefunden und dieser würde sich sicherlich am Bahnhof einrichten lassen. Jetzt wo er ein wenig wusste, wie sie tickte, zog er aus ihrem Verhalten auch vorerst keine negativen Schlüsse mehr, etwa ihre über ihre Herkunft oder ihre Erziehung. Zurzeit nahm er sie so, wie sie sich ihm präsentierte. Die Strecke am Bahnhof war geprägt von kurzen Blicken, Kommentaren aber vor allem von Ruhe während eines entspannten Spazierganges. Bereits bevor sie Maldina verlassen hatten, kamen dem Grauhaarige etliche Ideen, was man auch noch hier in seiner Wahlheimat machen konnte. Je nachdem wie sich ihre Bekanntschaft entwickelte, könnte er sich diese Dinge für ein weiteres Mal merken. Am Zielort angekommen dauerte es für beide nicht lange herauszufinden, wann und wo ihr Zug kam. Dafür war der kleine Bahnhof doch sehr übersichtlich. Ihr fast schon kindliches Kichern blieb auch beim Wolf nicht ohne Reaktion. Während er fast schon etwas peinlich berührt hereinschaute, schwang seine Rute nun bessergelaunt von links nach rechts. „Die Freude ist ganz meinerseits. Vielleicht hat sich dieser Mareo doch sein Geld verdient. Auch wenn sein Service nicht unbedingt Bestnoten bekommen sollte“ scherze nun auch der Satyrs und kratze sich dabei die rechte Wange. So kam es wie es kommen sollte und es galt an Aska einzusteigen. Ihre Worte waren aufrichtig und waren genau das, was er sich unter einer eleganteren Verabschiedung vorgestellt hatte. Natürlich konnte er sich einen korrekte Verabschiedung einer so adretten Dame nicht nehmen lassen, weshalb sie seinerseits einen kurzen Handkuss erhielt, ehe er wieder zu ihr schaute. „Manchmal sind es die unerwarteten Ereignisse, die einem schöne Erfahrungen bescheren. Ich werde gut auf mich achtgeben, sodass unserer nächstes Treffen stattfinden kann. Sollte ich einmal in Magnolia sein, so kann ich euch Benachrichtigen. Gebt auch ihr Acht auf euch, Aska van der Velden“. Und damit war ihr erstes Treffen beendet. Noch kurz erwiderte er ihr Winken, als der Zug weitgenug entfernt war, dass er sich wieder in Richtung seiner Wohnung begeben konnte.
Die Frau, die fälschlicherweise eine Einladung bekommen hat, für einen Dienst, über den sich Rownan noch immer wunderte, dass er dafür Geld ausgegeben hatte, entpuppte sich nach Startschwierigkeiten auf beiden Seiten als sehr vielschichtige Persönlichkeit. Noch dazu war sie eine Magierin. Dennoch gab es noch einiges, dass beide nicht über den jeweils anderen wussten. Er für seinen Teil war gespannt darauf, wie oder wann sich ein nächstes Treffen ereignen würde. Darüber hinaus war der Hybrid wie immer froh über seine eigenen Charakterzüge. Schnell hatte er die Blonde in Kategorien eingeordnet, die seiner Meinung nach sehr passend waren. Aber ebenso geschickt hatte diese sich wieder heraus manövriert. Schneid war seiner Meinung nach das beste Wort, um Aska für sich zu beschreiben. Sie war keine klassische Dame vom Hof, das wollte sie auch gar nicht sein, besaß aber auch genug Fingerspitzengefühl sich Situationen anzupassen. Rein von diesen Aspekten her passten sie eigentlich ganz gut zusammen. Wenn da nicht noch diese irrationalen Gesichtspunkte wären. Und noch einige Punkte, die vermutlich keiner von beiden so einfach einem noch sehr Fremden erzählen würden. Welche Blume er wohl für das nächste Mal kaufen sollte?
Álvaro rieb sich die müden Augen als er den ersten Fuß in den Park von Maldina Town setzte. Er war es nicht mehr gewohnt in größeren Städten unterwegs zu sein und er empfand es als sehr angenehm, dass er einen Großteil des Tages heute im Park der Stadt verbringen würde. Im Vergleich zum Trubel der Stadt war es hier ruhig und Parks erinnerten ihn an den Ort, der einem Zuhause wahrscheinlich am nächsten kam: den Hof von Dr. Finnigan. Erst vor wenigen Tagen hatte er den Hof verlassen, um der Bitte seines Königs nachzugehen und sich auf die Suche nach dessen Tochter zu machen. Er war sich weiterhin nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war, mit seiner Vergangenheit nun den Schutz der Königsfamilie in Angriff zu nehmen, aber für einen Rückzieher war es nun ziemlich spät. Immerhin hatte die Reise nach Maldina Town, wo die Prinzessin sich aufhalten sollte, bereits einige Tage und all seine Ersparnisse in Anspruch genommen. Er hatte gedacht, dass er mit dem Geld länger auskommen würde, aber hatte sich deutlich verschätzt. Woher sollte er auch wissen, was Unterkunft und Verpflegung kosten? Schließlich hatte er die letzten zehn Jahre gegen Arbeit auf einem Hof gelebt. Im Ergebnis war er nun ziemlich blank. Da er keine Lust hatte heute auf der Straße zu schlafen, auch wenn das eigentlich der richtige Ort für Leute von seinem Schlag war, suchte er die Lösung für sein Problem im Park von Maldina Town. Nachdem er einige Momente den Wegen des Parks gefolgt war, stieß er auf einen kleinen Platz mit Brunnen und kramte einen zerknitterten Zettel aus seiner Tasche, den er an einem Masten in der Stadt gefunden hatte. Wo ist der Typ? Álvaro hatte nicht viele Qualitäten, um schnell Geld zu verdienen. Er kannte sich mittlerweile gut mit der Arbeit auf einem Hof aus, aber den würde er in einer Stadt nicht finden. Irgendeine feste Tätigkeit wäre auf die schnelle auch schwierig zu finden. Der Zettel hingegen enthielt einen Auftrag, der Álvaro hoffentlich nicht allzu schwerfallen würde und versprach eine angemessene Bezahlung. Irgendeinem gekränkten Liebhaber stand ein Duell bevor und er benötigte einen Crashkurs zur Vorbereitung. Duelle hatte Álvaro in seinem Leben schon viele und auch, wenn er sehr daran interessiert war, die Zahl weiterer Duelle gering zu halten, könnte er sicher den ein oder anderen Trick weitergeben. Sein letztes Duell war zwar schon einige Jahre her, aber die Grundlagen verlernte man nicht so schnell. Tatsächlich hatte Álvaro in den letzten Tagen bereits damit begonnen sich wieder ein wenig in Form zu bringen, denn was brachte es ein Auge auf Esmée zu haben, wenn er in den wichtigen Momenten nicht handeln konnte? Hoffentlich war das nicht allzu oft nötig, aber Enzo erwartete wahrscheinlich, dass Álvaro genau das tat. Er wusste deshalb, dass nicht alles weg war und es gleichzeitig für ihn eine Hilfe sein würde, um ein paar Sachen wieder aufzuwärmen. Jetzt hoffte er, dass sein Auftraggeber nicht schon den Schwanz eingezogen hatte, denn bisher war von ihm keine Spur. Wir treffen uns um zwölf Uhr am Erntebrunnen an der großen Wiese, vergewisserte sich Álvaro mit einem Blick auf den Zettel. Er war pünktlich und bei dem großen Brunnen vor ihm handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach, um den Erntebrunnen, denn die Hauptskulptur zeigte einen großen Korb voller Obst und Gemüse, der von Vertretern verschiedenster Völker in die Höhe gehoben wurden. Was sollte es also sonst für ein Brunnen sein? Sie erkennen mich an einem blauen Hut mit prächtiger Feder. Schien auffällig zu sein. Álvaro konnte aber lediglich ein junges Pärchen auf einer Bank ausmachen, dass wohl gehofft hatte hier ein paar Stunden der Zweisamkeit zu verbringen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie von Álvaros Ankunft nicht sonderlich begeistert waren. Sie wirkten mittlerweile sehr angespannt und würden sich wahrscheinlich gleich aus dem Staub machen. Er war es nicht anders gewohnt. Viel wichtiger war aber, dass er keinen Mann mit blauem Hut und prächtiger Feder vorfand. „Dann wird es wohl doch die Straße…“, flüsterte er und brachte damit zum Ausdruck, dass er wenig Hoffnung hatte, heute irgendwie anders genug Geld für eine Unterkunft aufzutreiben. Sicher könnte er in der Nacht irgendeinen Club ausfindig machen in dem er für ein wenig Geld kämpfen könnte. Als Neuling wären die Quoten gut und für die nächsten Tage wäre er versorgt, aber dann wählte er doch lieber die Straße. „Entschuldigen Sie, der Herr.“, ertönte eine Stimme hinter ihm. „Der Zettel in ihrer Hand. Kann es etwa sein, dass Sie wegen mir hier sind?“ Als Álvaro sich umdrehte betrat er gerade den Platz mit dem Brunnen: der Mann mit blauem Hut und prächtiger Feder. Er war klein und auf den ersten Blick nicht sehr athletisch, aber immerhin auch kein völliger Lauch. Die geringe Größe hätte bei einem Duell den Vorteil, dass man leicht unterschätzt wurde und mit der richtigen Technik konnte man den Nachteil leicht ausgleichen. Die restliche Kleidung war etwas schlichter als der Hut. „Jaques Morel. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ Der kleine Mann unterstrich die Begrüßung mit einer kleinen Verbeugung. Álvaro wusste zwar nicht, wie die Gepflogenheiten in Fiore waren, aber war sich sicher, dass dieser Mann sich für adeliger hielt als er es wahrscheinlich war. Glücklicherweise konnte Álvaro das heute egal sein. „Ich bin wegen dem Training hier und hätte Faustkampf im Angebot. Schon Sie kennenzulernen. Álvaro.“ Sein gegenüber wartete und schaute ihn erwartungsvoll an. Álvaro erwiderte den Blick stumpf, aber sagte nichts, bis Jaques das Wort wieder an sich nahm. „Freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen. Álvaro und weiter?“ Álvaro zog eine Augenbraue hoch. Warum fragten die Leute das immer? Wenn er mehr sagen wollte, dann hätte er das getan. „Nichts und weiter. Álvaro genügt. Wollen wir direkt anfangen?“ Der Mann schien sichtlich verwirrt, schien es aber dabei zu belassen. Álvaro wollte hier nicht unnötig Zeit verbringen, sondern diesen Typen in kurzer Zeit so viel wie möglich beibringen. Dann konnte es los gehen, oder nicht?
Ein lautes Knurren ertönte und Esmée ließ ihren Kopf mit der Stirn voran auf den Tisch in ihrer kleinen Wohnung fallen. „Das kann doch nicht wahr sein…“, murrte die junge Frau und hielt sich den knurrenden Magen mit beiden Armen, der ein wahrliches Konzert zum Besten gab. Es hatte die de Bosco wie den Schlag getroffen, als sie in ihren Kühlschrank geblickt und diesen ganz und gar leer vorgefunden hatte. Der nächste Blick hatte ihrer Geldbörse gegolten… doch da herrschte genauso gähnende Leere wie im Kühlschrank. Es war diese verdammte Miete gewesen! Wie konnte die auch so teuer sein? Und wie konnte es sein, dass das Geld, das Esmée als Magierin verdiente, schon wieder ausgegeben war?! Woher auch sollte sie wissen, was Unterkunft und Verpflegung in einem normalen Leben kosteten… schließlich hatte sie die letzten Jahre in einem wunderbaren Königspalast gelebt, in der sie keine Miete hatte zahlen müssen. Im Ergebnis war sie nun blank… saß mit knurrendem Magen an ihrem Esstisch und biss sich unzufrieden auf die Unterlippe.
Sie hatte keine Ahnung, dass es einem Verwandten von ihr gerade sehr ähnlich ging. Einem Verwandten, den sie bis dato nicht kannte und von dem sie genauso wenig wusste, dass er nach ihr suchte. So oder so schienen die de Boscos auch ohne sich zu kennen eine Gemeinsamkeit zu haben: Ihr kompliziertes Verhältnis zum Geld.
Eher aus der Not heraus hatte Esmée daher den letzten Auftrag angenommen, den sie am Questboard von Starys Cornucopia hatte finden können: Irgendein Jaques Morel, der im Faustkampf trainiert werden wollte, um sich gegen einen anderen Mann behaupten zu können. Der erste Gedanke der Schwarzhaarigen, als sie den Zettel gelesen hatte: Männer. Jetzt mal wirklich, auf so eine dämliche Idee konnten wirklich nur Männer kommen. Was bitte brachte es, sich die Köpfe einzuschlagen, nur weil man seine Frau an einen anderen verloren hatte? Das brachte die Dame auch nicht wieder zurück in eine Beziehung. Naja, wählerisch konnte Esmée gerade nicht sein, woran ihr knurrender Magen sie gerade wieder erinnerte, weshalb sie den Auftrag annahm. Die nächste Frage: War die 19-Jährige wirklich die richtige Ansprechpartnerin, wenn es darum ging, Tipps im Faustkampf zu bekommen? Sie war zierlich, schlank und man sah ihr sofort an, dass sie sich normalerweise nicht selbst die Finger schmutzig machte. Aber auch hier: Esmée war jung und brauchte das Geld. Außerdem hatte sie in der Vergangenheit unzählige Bücher und Gedichte gelesen, in denen es auch immer wieder zu Kämpfen für die Liebe gekommen war! Und manchmal hatte sie auch im Hof des Palastes von Bosco die königliche Wache bei ihrem Training beobachten können. Sie hatte also durchaus Erfahrungen, die sie teilen konnte! Redete sich Esmée zumindest ein, während sie sich auf den Weg zum Maldina Park machte, um dort den Auftraggeber zu treffen.
Die 19-Jährige hatte ihr langes, schwarzes Haar zu einem Dutt gebunden, der wiederum unter einer großen Ballonmütze verschwunden war. Dazu trug sie einen beigen Pullover mit hohem Kragen, der in eine hellblaue Jeans überging. Ein dunkelblauer Mantel, der offen getragen wurde, hielt die de Bosco warm und die Sonnenbrille auf ihrer Nase schützte die hellblauen Seelenspiegel vor der strahlenden Sonne, während an ihren Ohren große, goldene Ohrringe hingen. Insgesamt sah Esmée weniger wie eine Magierin bei der Arbeit, sondern mehr wie eine Fashionista aus irgendeiner Modezeitschrift aus. Dieses Outfit verschleierte effektiv, dass die Schwarzhaarigen vollkommen pleite war… Angekommen im Maldina Park sah sich die 19-Jährige suchend um und hob am Ende die Sonnenbrille nach oben, als sie zwei Männer erblickte, die miteinander sprachen. Der eine schien der Auftraggeber zu sein – eindeutig zu erkennen an dem blauen Hut und der Feder – aber wer war der andere Typ? Ein anderer Magier? Es war nicht ungewöhnlich, dass Aufträge von mehreren Magiern gemeinsam erledigt wurden, weshalb es die de Bosco nicht ganz und gar überraschte. Allerdings war dieser Mann das komplette Gegenteil von ihr selbst: Während sie top gestylt war, sah dieser dunkelhaarige Mann aus, als hätte er bereits mehrere Nächte unter irgendeiner Brücke genächtigt. Und auch sonst wirkte dieser Mann nicht besonders… freundlich. Seine dicken Augenbrauen waren eng zusammengezogen und das düstere Aussehen wurde von dem dicken Bart, den dieser Mann trug, noch zusätzlich verstärkt. Oh… ob das ein angenehmer Zeitgenosse war? Nie im Leben wäre Esmée darauf gekommen, dass ausgerechnet diese Gestalt ebenso aus ihrer Heimat stammte… und sie deutlich mehr verband als die reine Herkunft aus dem Nachbarland. Die Schwarzhaarige nahm ihren Mut zusammen und trat auf die beiden Männer zu. Mit einem kurzen „Hallo.“ machte sie auf sich aufmerksam und schob die Sonnenbrille, die bis eben noch ihre Augen geschützt hatte, über den Schirm ihrer Mütze. Natürlich drehten die Männer sich zu ihr herum, etwas anderes blieb ihnen kaum übrig. Die de Bosco stemmte eine Hand in die Hüfte und hob die Nase selbstbewusst nach oben, denn Aufmerksamkeit war nichts, was ihr unangenehm war. „Jaques Morel? Ich bin eine Magierin von Satyrs Cornucopia und wegen dem Auftrag hier.“ Nur kurz sahen die hellblauen Augen zu dem unbekannten Mann, bevor sie sich wieder zum Auftraggeber drehte. Der starrte Esmée vielleicht zwei Sekunden zu lange an, bevor er sich räusperte. „Wegen dem… Training? Ihr?“, fragte er ungläubig nach, schüttelte dann allerdings den Kopf und ergänzte geschwind: „Wo sind meine Manieren nur geblieben. Entschuldigt, werte Dame.“ Er verbeugte sich tief und formvollendet vor Esmée, was diese kurz verwundert blinzeln ließ. So ein Benehmen war ihr gegenüber nicht mehr gezeigt worden, seit sie Bosco verlassen hatte. Es hatte fast etwas von Heimat… und das, obwohl dieser Fatzke eindeutig nur so tat, als wäre er adelig. „Ihr habt recht, mein Name lautet Jaques Morel. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ Er erhob sich wieder und musterte die de Bosco recht ungeniert. Beinahe wäre die junge Frau in einen Knicks zur Begrüßung abgedriftet, erinnerte sich allerdings im letzten Moment daran, dass sie gar kein Kleid trug. Allgemein war sie gerade nicht als Prinzessin unterwegs, daher neigte sie nur kurz den Kopf in Richtung des Auftraggebers. „Ihr könnt mich Mimi nennen. Mimi Arnault.“ Mimi? Ja, es war der alte Spitzname, der insbesondere von ihrer Familie genutzt worden war. Und manchmal, wenn Esmée Heimweh hatte, nutzte sie lieber ihren Spitznamen für Vorstellungen. Kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, drehte sie sich zu der dritten anwesenden Person. Nur kurz sah sie an ihm auf und ab, bevor sie den Kopf leicht in den Nacken legte, um ihm in die Augen sehen zu können. Er war zumindest ein kleines Stück größer als sie. „Und Ihr seid? Auch ein Magier und wegen dem Auftrag hier? Dann aber niemand von Satyrs Cornucopia, sonst würden wir uns sicherlich kennen.“ Esmée lächelte leicht. Auch wenn dieser Mann ihr ein wenig suspekt war, hatte er bisher noch nichts getan, um ihr Misstrauen zu verdienen. Er sah zumindest so aus, als wäre er auch ein ganz guter Ansprechpartner für Faustkämpfe und das war doch ganz gut... oder?
Es konnte nicht losgehen, denn offenbar war Álvaro nicht der Einzige, der sich diesem Auftrag angenommen hatte. Eine junge Frau mischte sich in die Unterhaltung ein und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Álvaro musterte das Mädchen. Sie war in etwa so groß wie er, sehr zierlich und stand Jaques in Sachen Kleidung in nichts nach. Ihm entging auch nicht, dass sie seine Anwesenheit scheinbar als ebenso suspekt empfand, wie das Pärchen auf der Bank, welches sich wie bereits vermutet aus dem Staub gemacht hatte. Eine weise Reaktion, denn es war besser sich von ihm fernzuhalten. Manchmal war es fast komisch, denn zu seinen besten Zeiten in der Liga standen genau solche Frauen in Bosco bei ihm Schlange und buhlten darum in seiner Nähe sein zu dürfen. Das alles lag mittlerweile so weit in der Vergangenheit, dass genau die gleichen Personen mittlerweile eher bei Jaques und dem Neuankömmling Schlange stehen würden, die nur schlechte Abziehbilder von Adeligen darstellten. Wie falsch er damit lag, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst und er verschwendete auch keinen zweiten Gedanken daran, denn eigentlich war der Plan einfach nur diesen Job hinter sich zu bringen. Die Neue sah auf den ersten Blick nicht so aus, als ob sie dabei sonderlich hilfreich war. Sie hatte nicht die Statur einer klassischen Kämpferin, aber es gab verschiedene Gewichtsklassen und noch mehr Kampfsportarten. Sicher konnte man sich deshalb nie sein.
Álvaro nahm sich also noch einen Moment zurück, lauschte den Worten des Neuankömmlings und wartete ab, ob diese vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel brachten. Eine Magierin von Satyrs Cornucopia? Eine interessante Information, denn Álvaro machte sich keine großen Hoffnungen, dass der Möchtegern-Schnösel zu seiner rechten ihm bei der Suche nach seiner Nichte behilflich sein könnte. Eine Magierin der im Süden ansässigen Magiergilde wäre vielleicht ein Kontakt, der schon eher Informationen über den Verbleib von Esmée hätte oder zumindest die richtigen Ansprechpartner kannte. Vielleicht wäre ihm Mimi Arnault, wie das Mädchen sich vorstellte, also noch nützlicher als er zunächst vermutete. Arnault? Da Álvaro selbst nicht aus Fiore kam, begegneten ihm selten Namen, die er bereits kannte. Wenn ihm dann Namen aus der Vergangenheit begegneten, fühlte es sich immer ein Stück nach Heimat an. Er konnte den Namen Arnault zwar nicht zuordnen, aber war sich sicher, dass er ihn irgendwo in Bosco schonmal gehört hatte. Einer seiner Kontrahenten? Eine verflossene Liebe? Ein Gast auf einem Ball? Wer konnte das schon sagen, denn Álvaro hatte in der ersten Hälfte seines Lebens täglich so viele Leute getroffen, dass er sich nur an einen winzigen Bruchteil erinnern konnte.
„Álvaro. Álvaro und Nichts weiter, bevor die Frage wieder aufkommt.“ Er hatte wirklich keine Lust die Scharade von eben zu wiederholen, weshalb er die Frage diesmal im Keim erstickte. „Ich bin kein Magier, aber dafür sind wir auch nicht hier, oder?“ Er hielt es für ziemlich vermessen sich als Magier zu bezeichnen, denn es lag weit in der Vergangenheit, dass er das letzte Mal Magie genutzt hatte. Wirklich talentiert war er auch dann nicht gewesen. Vielleicht würde er es in Zukunft mal wieder versuchen, aber fürs erste würde er sich auf die Qualitäten beschränken, die er hatte. „Ich bin ein ganz passabler Kämpfer würde ich sagen.“ Vielleicht war das als Nationaler Meister von Bosco etwas untertrieben, aber das lag immerhin noch weiter in der Vergangenheit als sein letzter Zauber. In einem offiziellen Kampf auf diesem Niveau würde er heute wohl kaum die erste Runde überstehen. Zum Glück ging es heute nicht darum, jemanden auf einen offiziellen Boxkampf vorzubereiten, sondern nur um ein Coaching, damit dieses Federhütchen eine einigermaßen anständige Rechte zustande brachte. Álvaro wollte jedenfalls langsam anfangen, damit er heute zumindest erste Bemühungen starten konnte seine Nichte zu finden, denn so wie es aussah musste er sich morgenfrüh erneut damit beschäftigen, wie er an Geld kam.
„Kann es dann los gehen?“ Die Frage sollte nicht unhöflich sein, denn die Vorstellung schien beendet. Alles weitere konnte sicher auch nach oder während des Trainings geklärt werden, oder? Er wartete deshalb gar nicht lang auf eine Antwort und machte sich bereit. Auch wenn er sich in seiner Jacke deutlich wohler fühlte, legte er sie fürs Training ab. Sie schränkte seine Bewegungen ein wenig ein und würde es für Jaques schwieriger machen, seine Bewegungen zu verfolgen. Hier ging es schließlich darum, dass der Mann etwas lernte, und Álvaro war niemand, der das nicht ernst nahm. Das langärmelige Shirt reichte glücklicherweise aus, um seine Narben zu verstecken. Er hüpfte ein wenig auf der Stelle, um seine Gelenke aufzuwärmen und richtete sich dann wieder an die anderen. „Wie wollen wir es machen? Soll ich anfangen? Willst du anfangen?“ Mit einem ernsten und konzentrierten Blick fokussierte er Mimi. „Oder wollen wir ein kurzes Sparring veranstalten damit Jaques erstmal von außen zuschauen kann? Was ist dein Stil, Fräulein Arnault?“ Er schüttelte den Kopf. „Mimi. Entschuldige.“ Manchmal verfiel er unbewusst in alte Muster aus seiner Zeit im Untergrund. Dort war die halbe Miete gewesen, den Gegner zu provozieren damit er unkonzentrierter wurde. Weibliche Kontrahentinnen konnte man manchmal schnell aus der Reserve locken, wenn man den Eindruck vermittelte, dass man sich nicht als ebenbürtigen Gegner, sondern als Frau wahrnahm. Fräulein Arnault? Reiß dich zusammen, Álvaro. Wo sind wir denn hier? Je öfter Álvaro sich den Namen Arnault vors innere Auge rief, desto vertrauter wurde er ihm. War es vielleicht doch jemand gewesen an den er sich erinnern könnte? Ein Kollege aus seiner Militärzeit? Vielleicht würde er im Laufe des Tages noch darauf kommen.
Wow, eine interessante Vorstellung, die der Schwarzhaarige zum Besten gab. Er nannte sich also Álvaro. Álvaro und nichts weiter. Seine rüden Worte und die abkanzelnde Art des Größeren deuteten darauf hin, dass er schlechte Laune hatte. Eine Sache, die sich Esmée als Prinzessin niemals so leicht anmerken lassen würde – zumindest solange sie ihr feuriges Temperament noch unter Kontrolle halten konnte. Nein, die de Bosco strahlte immer Freundlichkeit und Selbstsicherheit aus, sodass sie sich auch von der ruppigen Art von Álvaro nicht aus dem Konzept bringen ließ. Aber unabhängig davon, ob dieser Mann sich ein bisschen ungehobelt verhielt… die de Bosco mochte seinen Vornamen. Er klang so vertraut, als hätte es ein Name sein können, den ein Familienmitglied trug. Niemals hätte Esmée gedacht, dass diese Verbindung tatsächlich bestand und dass es kein Zufall war, dass ausgerechnet dieser fremde Mann einen Namen aus ihrer Heimat trug. Anstatt näher auf das Thema einzugehen, schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln und nickte ihm bestätigend zu. „Auf gute Zusammenarbeit, Álvaro und nichts weiter“, wiederholte sie seine Vorstellung und ließ sich dabei nicht den Hauch von Amüsement anmerken, was ein wenig im Kontrast zu den gewählten Worten stand. Ob Esmée die Vorstellung vollkommen ernst nahm oder sich doch einen Spaß erlaubte, blieb damit eine reine Interpretationsangelegenheit des anderen Magiers. Sie legte eine Hand ans Kinn und schürzte die Lippen. „Kein Magier. Das ist einerseits schade…“, ließ sie ihn an ihren Gedanken teilhaben und neigte den Kopf nachdenklich zur Seite. Sie war sehr interessiert daran, die Magien anderer Menschen kennenzulernen – denn Magie war etwas gewesen, von dem man sie früher eher ferngehalten hatte. „Andererseits bin ich jetzt umso gespannter, welche Fähigkeiten Ihr abseits der Magie habt. Ein ganz passabler Kämpfer klingt sehr vielversprechend!“ Auch von passablen Kämpfern hatte man die junge Frau in der Vergangenheit eher ferngehalten, weshalb sie sicher war, dass der Ältere sie auch mit diesen Fähigkeiten gut unterhalten könnte. Ganz unabhängig davon, ob dieser sie überhaupt unterhalten wollte. Álvaro war mit seinen Begabungen in jedem Fall geeigneter für die bevorstehende Aufgabe als Esmée, worüber sich die Schwarzhaarige auch durchaus bewusst war. Und doch war es ihrer strengen Erziehung als Prinzessin zu verdanken, dass sie diese Defizite niemals so einfach ihrer Umwelt preisgeben würde.
Umso unglücklicher, dass Álvaro sie gleich auf die Probe stellte. Machte er das mit Absicht? Wie konnte er sich ihr gegenüber nur so verhalten?!
Der Kollege war ungeduldig, er legte seine Jacke ab und begann mit einem kleinen Aufwärmtraining, das die 19-Jährige interessiert beobachtete. Als er sie direkt ansprach und zum Sparring aufforderte, blinzelte Esmée dann allerdings doch überrascht. Huch! Er wollte ja wohl nicht wirklich, dass sie sich in eine körperliche Auseinandersetzung mit ihm begab? Wo war die Palastwache, wenn man sie brauchte?! Die Prinzessin von Bosco würde mit Sicherheit keinen Faustkampf ausführen! Nebenbei angemerkt: Die vermeintliche Provokation von Álvaro ging vollkommen an Esmée vorbei. Was nicht zuletzt daran lag, dass sie sich durchaus mit einem Fräulein identifizieren konnte, wenn sie ehrlich zu sich selbst war… doch kaum machte sich Unsicherheit in der de Bosco breit, hörte sie die tadelnde Stimme ihrer Mutter. Sie durfte sich keine Unsicherheit anmerken lassen, sondern musste stets Kontrolle ausstrahlen. Dieser Lehre folgend, überspielte die junge Frau ihren Gemütszustand, indem sie einen Zeigefinger in die Höhe hob und die andere Hand in die Hüfte stemmte. „Mein Stil?“, fragte sie nach und schnippte dann selbstbewusst mit dem Finger. Sofort erschienen drei magische Funken, die um die de Bosco schwebten. Befehlsgewohnt, wie die Schwarzhaarige war, schickte sie die drei Funken mit einem Wink der Hand auf eine kleine Reise. Die drei Funken entfernten sich in verschiedene Richtungen von Esmée… bis diese ihre Hand zu einer Faust ballte. Die drei Funken explodierten lautstark – weit genug von Álvaro und Jaques entfernt, sodass keine Verletzungen entstanden und doch zuckte der Auftraggeber bei den Explosionen sichtlich zusammen. Okay – damit hatte Esmée doch sicherlich gekonnt überspielt, dass Álvaro sie mit seiner Aufforderung auf dem vollkommen falschen Fuß erwischt hatte, oder? Mit dieser Vorführung hatte sie Selbstsicherheit und Kontrolle vermittelt. Ja, eindeutig! Zumindest hoffte Esmée, dass sie den Erwartungen, die an sie gestellt wurden, hiermit gerecht wurde – wenngleich es vielleicht manchmal deutlich einfacher war, sich und anderen Schwächen einfach einzugestehen. „Wie ich schon sagte: Ich bin eine Magierin. Keine Faustkämpferin“, erklärte die junge Frau erhobenen Hauptes weiter, ohne Álvaro dabei aus den Augen zu lassen. Als würden die beiden gerade stumm die Rangordnung ausfechten… Tja, Königsfamilie eben. Wenngleich beide nichts davon wussten. Esmée sah dem Älteren direkt in die Augen… und fühlte sich diesen Augen merkwürdig vertraut. Fast so, als hätte sie solche Augen schon einmal gesehen. Aber… woher? Nein, das musste ein Zufall sein. Sie hatte vielleicht zwei Sekunden zu lange gestarrt, bevor sie ihren zuvor begonnen Text geschwind fortsetzte und sich damit ablenkte: „Was nicht heißt, dass ich mich nicht mit Kämpfen auskenne. Monsieur Jaques?“ Sie drehte sich entschieden zum Auftraggeber um, der dem Spektakel bisher schweigend zugesehen hatte. Esmée kam so richtig in Fahrt, als sie gleich in freundlichem und gleichzeitig bestimmendem Tonfall, der keine Widerworte zuließ, fortfuhr: „Ihr werdet jetzt einen Angriff auf Herrn Álvaro starten. Und wir beobachten, wie Ihr euch schlagt. Dann wissen wir gleich, wo wir ansetzen müssen.“ Jaques blinzelte, warf dann einen unsicheren Blick in Richtung Álvaro, doch als er wieder zu Esmée sah, war diese bereits einen Schritt zurückgetreten. Die 19-Jährige lächelte und wedelte mit der Hand. „Na los, worauf wartet Ihr?“ Die Prinzessin hatte Esmée wirklich grandios verinnerlicht.
Konnte es wirklich sein, dass Álvaros Mundwinkel sich einen Nanometer nach oben bewegten als Esmée ihn ansprach? Vielleicht, denn den Sarkasmus – so interpretierte er jedenfalls die Anrede des Mädchens – konnte er durchaus wertschätzen. Auf gute Zusammenarbeit, Mimi Arnault, dachte er und zumindest innerlich sah er sich schmunzeln. Er war jedenfalls langsam bereit, dem Mädchen zu zeigen, was er abseits der Magie zu bieten hatte, auch wenn er sich selbst nicht sicher war, wie beeindruckend diese Fähigkeiten mittlerweile waren. Er wusste nicht mal, ob sein Wissen heute noch aktuell war, denn immerhin hatte er sich das letzte Mal vor fast 20 Jahren ernsthaft mit der Theorie des Boxens beschäftigt. Es hatte früher gut funktioniert, also würde das heute auch so sein, aber manche Praktiken waren irgendwann trotzdem überholt. Für heute würde es trotzdem problemlos reichen. Davon war er dann doch überzeugt. Als Esmée dazu überging, Álvaros Fragen zu beantworten, stellte er seine Aufwärmübungen kurz ein, denn es sah so aus als würde es leider noch ein wenig dauern, bis das Training beginnen konnte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Frage nach Esmées Kampfstil zu einer Demonstration ihrer Magie führen würde. In einem echten Kampf hätte er sich darüber gefreut, wenn sein Gegenüber einfach so seine Tricks verriet, jetzt empfand er es eher als lästig, da es für weitere Verzögerungen sorgte. Als Esmée ihre Hand schloss und eine kleine Explosion erzeugte, zeigte Álvaro keine Regung. Warum auch? Álvaro war nicht von der schreckhaften Sorte, hatte keine Angst und war in solchen Situationen ohnehin aufmerksam. Trotzdem war er von einer derartigen Magie beeindruckt, da ihm eine derartige Magie noch nie untergekommen war. Er war sich jedoch nicht sicher, wie diese Demonstration dabei weiterhalf, Jaques auf einen Faustkampf vorzubereiten und schaute Esmée fragend an. Diese hatte ihn ebenfalls fixiert. „Da hätten wir auch kürzer hinkommen können.“, flüsterte er seiner Ungeduld geschuldet. Esmées Blick haftete immer noch an ihm und er merkte, dass es ihm ein wenig unangenehm war. Es erinnerte ihn an damals als er aus Bosco verbannt wurde und seine ehemalige Familie, seine ehemaligen Freunde und seine ehemaligen Kollegen ihn fixierten als er den Gerichtssaal verließ. Es fühlte sich an, als hätten die gleichen schönen Augen schon damals tief in seine Seele geschaut. Ein Ort, den besser niemand mehr zu Gesicht bekam. Álvaro atmete aus als Esmée den Blick von ihm nahm und endlich dafür sorgte, dass sie mit dem Training beginnen konnten. Das sie sich selbst erstmal aus der Affäre zog, war Álvaro erstmal reichlich egal, solange er selbst am Ende seine Bezahlung bekam. Esmées Vorschlag war dabei gar nicht so schlecht, denn vielleicht war bei Jaques schon irgendeine Basis vorhanden. Auch wenn er selbst sagte, dass er sich nicht auskannte, so hatte er vielleicht eine natürliche Begabung. „So machen wir es.“ Sofort hob Álvaro seine Fäuste vor sein Gesicht und ging ein wenig in die Knie: Seine natürliche Kampfhaltung. Dann setzte er seine Füße in Bewegung und trippelte ein wenig auf der Stelle. So konnte er besser auf die Angriffe von Jaques reagieren. Dieser würde es nicht leicht haben, denn auch wenn Álvaro körperlich stark abgebaut hatte, konnte er die Bewegungen seiner Gegner immer noch lesen. Ein ungeübter Kämpfer war dabei für ihn wie ein Buch, der jeden Angriff preisgab, bevor er ihn ausführte. So war es auch bei Jaques. „O-Okay. Ihr seid die Experten.“, gab er zögerlich von sich. Er legte Hut und Jacke ab und machte sich bereit. Danach sah es jedenfalls aus, denn eine wirklich effektive Haltung konnte Álvaro nicht erkennen. „Aber ich möchte sie nicht verletzen, Herr Álvaro.“ Jaques machte Anstalten seine Hände wieder runterzunehmen und Álvaro schritt sofort ein. „Leg los. Wenn du mich verletzt, dann ist das meine Schuld. Dein Gegner wird sich darüber auch keine Gedanken machen. Du willst das Duell doch gewinnen, oder nicht?“ Er hoffte, dass die kleine Herausforderung Jaques wieder auf Spur bringen würde und es schien zu fruchten. Dieser setzte einen ernsteren Blick auf. „Okay!“ Dann holte er aus und stürmte auf Álvaro zu. So wird das nichts. Das Gewicht war viel zu weit nach vorne verlagert und er war, als würde er seinen Angriff mit Fanfaren ankündigen. Eine leichte Drehung zur Seite reichte aus, um dem Schlag zu entgehen. Gleichzeitig schob er sein Bein in die Laufrichtung von Jaques, um sein schlechtes Gleichgewicht zu nutzen. Dieser kam ins Straucheln, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. „Ein bisschen mehr Haltung, der Herr.“ Es war einfach zu tief in ihm drin und er konnte es nicht lassen. Während Esmée darüber hinweggesehen hatte, schien Jaques sehr offen für Provokationen zu sein. Ein wenig Wut war in seinem Blick zu erkennen und er setzte zu weiteren Angriffen an. Das Spiel war das gleiche. Wie ein Tänzer wich Álvaro den Schlägen des Mannes problemlos aus und je aufgebrachter Jaques wurde, desto leichter war es. Álvaro merkte wie es ihn packte und für einen kurzen Moment vergaß er sich und ein Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. Er fühlte sich an seine Anfänge erinnert, als sein Trainer ihn selbst derart durch den Ring gescheucht hatte. Nach einigen Minuten beendete Álvaro das Schauspiel, indem er sich hinter Jaques drehte und diesen in einen Schwitzkasten nahm. „Genug davon.“ Schnell lies er wieder von ihm ab, damit dieser sich erholen konnte. „Das wird ein ganzes Stück Arbeit, aber immerhin zeigst du Einsatz.“ Ihm war nicht entgangen, dass Jaques schwer atmete. Er hatte sich also nicht zurückgehalten. „Du musst aufpassen, dass du dein Körpergewicht ordentlich verlagerst. Dein Schwerpunkt ist bei deinen Angriffen zu weit vorne. Dadurch bist du immer offen für jegliche Konter. Versuch ihn durch deine Beinarbeit weiter hinten zu halten, damit der Gegner das nicht ausnutzt und du schneller zum nächsten Angriff ansetzen kannst.“ Während Álvaro redete, versuchte er an seiner Haltung so gut wie möglich zu zeigen, was er meinte. „Außerdem musst du deine Fäuste oben halten damit Gegenangriffe dich nicht sofort aufs Fressbrett legen. Ich hätte Millionen Möglichkeiten gehabt, das Ganze mit einem Schlag zu beenden.“ Das waren wahrscheinlich die wichtigsten Details, die man erstmal angehen musste, bevor man dazu überging, wie man richtig zuschlug. Dann schaute er zu Esmée. Sie hatte gesagt, dass sie keine Faustkämpferin war, aber irgendeinen Beitrag musste sie ja leisten. „Hast du auch noch was zu sagen?“ Er schaute ihr in die Augen und wich dem Blick schnell wieder aus. Warum machten ihn diese hellblauen Augen so verrückt?
Esmée konnte den Übungskampf zwischen Álvaro und Jaques aus einigen Metern Abstand gut beobachten. Und es war ziemlich… einseitig. Die Prinzessin hatte an manch einem Morgen in Bosco der Palastwache bei ihrem Training zugesehen, um eher langweilige Stunden des Wartens zu überbrücken und daher war es für sie sehr schnell erkennbar, wer von beiden Männern die eindeutige Oberhand hatte. Jaques bewegte sich wie ein Schützling, der ganz neu in die Reihe der Wachen aufgenommen worden war und die ersten Übungsstunden hinter sich brachte. Álvaro hingegen erinnerte die junge Frau an den Befehlshaber, der es sich selten hatte nehmen lassen, die jungen Männer zu triezen und an ihre körperlichen und mentalen Grenzen zu treiben. Esmée hatte die schiere Freude, die der Befehlshaber an diesem sadistischen Hobby gehabt hatte, nie so recht nachempfinden können und nicht selten Mitleid mit den Jüngeren gehabt, die teils völlig entkräftet zusammengebrochen waren oder schlussendlich vor aller Augen zu Boden geworfen wurden. Klar, es hatte einen Lerneffekt, das war auch der de Bosco bewusst und dennoch… sie schüttelte den Kopf, denn ganz gleich, was sie von den Dingen aus der Vergangenheit hielt, es brachte sie gerade nicht weiter. Im Moment ging es um Jaques, um Álvaro und allgemein um das Hier und Jetzt. Der schwarzhaarige Kollege schien in dem Training jedenfalls gänzlich aufzugehen und Esmée verstand, warum Álvaro sich selbst als Faustkämpfer vorgestellt hatte. Mit Leichtigkeit wich er den Hieben von Jaques aus und… lächelte sogar. Es wirkte befreit, gelöst und irgendwie auch leidenschaftlich. Es ließ die harten Gesichtszüge des Schwarzhaarigen plötzlich viel weicher erscheinen, seine Ausstrahlung fast schon sympathisch werden. Und von dem unnahbaren, zwielichtigen Mann von zuvor war für ein paar Augenblicke nichts mehr zu bemerken. Faszinierend.
Doch so schnell, wie dieser Moment gekommen war, war er auch schon wieder vorbei. Jaques wurde endgültig in den Schwitzkasten genommen, was das vorläufige Ende des Übungskampfes bedeutete. Sofort begann der Ältere mit seiner gnadenlos ehrlichen Analyse, die zusammengefasst ausdrückte: Jaques machte so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte, Einsatz hin oder her. Er verlagerte sein Gewicht falsch, er konnte sich nicht schnell genug bewegen, seine Verteidigung ließ zu wünschen übrig und einen ordentlichen Gegenschlag konnte er auch nicht ausführen. Aufmerksam beobachtete sie Jaques, der von der ausgiebigen Kritik von Álvaro ein wenig erschlagen wirkte, bevor die Aufmerksamkeit auf sie selbst umschwenkte. Esmée sah schweigend zu Álvaro und nur für einen sehr kleinen Moment trafen sich ihre Blicke. Dann sah er wieder weg, was bei der Prinzessin eine gerunzelte Stirn verursachte. Was war mit ihm los? Sie hatte dieses Phänomen manches Mal beobachtet, wenn Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Mutter – der Königin von Bosco – gesprochen hatten. Selten hatten sie einem direkten Blickkontakt lange standgehalten. Esmée bezweifelte allerdings trotz aller Übung sehr, dass ihre Ausstrahlung an die von Eleonore herankam, um den gleichen Effekt zu erzielen. Sie schnaubte. „Ich glaube, Monsieur Jaques wird mit diesen Erklärungen wenig anfangen können.“ Esmée drehte das rechte Handgelenk und deutete auf den Auftraggeber, der noch immer schwer atmete, allerdings hellhörig wurde, als die Schwarzhaarige auf ihn deutete. „Ihr seid vielleicht ein Faustkämpfer, aber Monsieur Jaques?“ Die hellblauen Augen sahen zuerst zu Álvaro – groß, stämmig, mukulös – und danach zu dem Auftraggeber, der nicht ansatzweise an das Erscheinungsbild des Magiers herankam. Er war kleiner, sehr schmal, dünne Arme und insgesamt ziemlich schlaksig. Kein Krieger. „Was nicht heißt, dass Ihr mit Eurem Urteil falschliegt. Dass Ihr Monsieur Jaques vermutlich leicht aufs… wie habt Ihr gesagt?“ Sie dachte kurz nach, bevor es ihr wieder einfiel: „Aufs Fressbrett legen?“ Was eine Ausdrucksweise! Die 19-Jährige musste leise lachen, waren das Worte, die sie sonst sicherlich nie benutzt hätte. „Vielleicht solltet ihr beide anders an die Sache herangehen, mehr auf dem aufbauen, was er mitbringt. Monsieur Jaques?“ Sie wandte sich an den Auftraggeber, trat ein paar Schritte auf ihn zu. „Ihr könnt tanzen?“ Der junge Mann blinzelte kurz verwundert, nickte dann allerdings unschlüssig. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen der Prinzessin, hatte sie mit ihrer Vermutung also richtig gelegen. „Um das vorneweg zu nehmen: Ich kann dieser ganzen Sache mit dem ‘Zwei-Männer-schlagen-sich-wegen-der-Frau‘ absolut nichts abgewinnen. Aber wenn Ihr eine Chance haben wollt, solltet Ihr Euch an das Tanzen erinnern. Schauen wir mal, was Ihr könnt.“ Anstatt darauf zu warten, dass Jaques den ersten Schritt tat, nahm Esmée seine Hände, führte die Rechte an ihren Rücken, während sich die Linke mit ihrer Hand verschränkte. Und es geschah, womit die de Bosco gerechnet hatte: Jaques stand sofort auffallend aufrecht, seine Schultern zog er weit zurück und nach unten, wodurch der Brustkorb ein gutes Stück nach vorne kam. Die Beine wurden leicht gebeugt, um das Gewicht schneller verlagern zu können und auf ein non-verbales Kommando begann die Schrittfolge der beiden Tanzpartner zu einer Musik, die wohl nur die beiden hörten. Ja, Jaques war ein hervorragender Tänzer, wie Esmée sofort bemerkte. Die Prinzessin wiederum konnte auf die Erfahrungen aus dem Königshaus zurückgreifen, sodass sich beide Tanzpartner schnell einspielten. Natürlich war es grundsätzlich der Mann, der führte und doch bewegte die Schwarzhaarige den Auftraggeber unauffällig zu einem Tanz, der auch früher im Königspalast von Bosco traditionell sehr oft aufgeführt worden war. Es war eine schöne Erinnerung. Esmée löste sich einen Schritt von Jaques, legte ihre Handflächen an die Seinen und führte sie langsam nach oben, bis sich beide Tanzpartner in die Augen sahen. „Gleich viel besser. Wenn Ihr Euch an die Haltung beim Tanzen erinnert, haltet Ihr auch bei schnellen Schrittfolgen das Gleichgewicht. Ihr könnt viel schneller reagieren und habt offensichtlich eine deutlich bessere Kontrolle über Eure Kondition.“ Während Jaques noch immer mit geradem Rücken auf der Stelle stand und langsam begriff, was Esmée ihm damit hatte sagen wollen, wandte die Schwarzhaarige sich wieder an Álvaro. Sie beide hatten offensichtlich sehr unterschiedliche Strategien, um an die Problematik heranzugehen. Nicht, dass die Prinzessin sich daran besonders störte. Sie konnte ihre eigene Meinung ganz gut vertreten. „Ich denke, dass Monsieur Jaques deutlich größere Chancen hat, wenn er seine Beweglichkeit zum Ausweichen nutzt, bis sein Gegner erschöpft ist. Vielleicht solltet Ihr euch die nächste Runde primär darauf konzentrieren.“ Keine Frage, was Álvaro davon hielt, ob er ihr zustimmte, sondern mehr eine Feststellung.
Tatsächlich hatte Esmée etwas beizutragen, was Álvaro zunächst die Stirn runzeln ließ. Als er genauer darüber nachdachte, war es vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich, dass er nicht der beste Lehrer war. Von Kindesbeinen wurde er unterrichtet, hatte Theorie und Praxis verinnerlicht und niemals selbst etwas davon weitergeben müssen. Gut. In seiner Zeit als junger Befehlshaber hatte er sich selten nehmen lassen, die Männer zu triezen, die ihm unterstellt wurden. Nahmen diese ihn aufgrund seines Alters nicht ernst, brachte er sie nicht selten an ihre körperlichen und mentalen Grenzen. Er verschaffte sich damit Autorität, aber das Boxen brachte er den Herren nicht näher. Er hatte also nicht sonderlich viel Erfahrung damit sein Handwerk weiterzugeben und es konnte gut sein, dass er nicht die richtigen Worte fand, um einen völligen Anfänger anzusprechen, auch wenn es für ihn so war, als würde er jemandem nur das kleine 1x1 beibringen. Er versuchte sich also nicht gleich zu rechtfertigen, sondern lauschte aufmerksam, was Esmée zu sagen hatte. Auch als sie sich etwas belustigt über seine Ausdrucksweise äußerte, verzog er keine Mine. Auch damit hatte sie schließlich recht, aber sie waren hier auch nicht im Königspalast. Gehobene Sprache konnte er immer noch auspacken, wenn er auf seine Prinzessin traf, würde er aber hoffentlich nicht müssen. „Probieren wir es aus. Ich habe schon schlechtere Ideen gehört.“, bemerkte er kurz und dann ging es auch schon los. Tanzen? Ein sehr interessanter Ansatz, aber keineswegs abwegig. Er selbst hatte neben dem Boxtraining weiterhin Tanzunterricht bekommen. Nicht nur, weil das als Mitglied der Königsfamilie zu den Kernkompetenzen zählte, sondern auch, weil es unglaublich gut war, um das eigene Körpergefühl zu schulen. Nach der vorherigen Vorstellung ging Álvaro zwar nicht davon aus, dass Jauqes bei einer anderen Disziplin sonderlich viel Körpergefühl zeigen würde, aber er sollte eines Besseren belehrt werden. Huh? Interessant. Nach einer kurzen Ansprache Esmées ging es los und Jaques nahm eine überraschend gute Haltung ein, an der es eben noch fehlte. Es schien so als hatte Esmée den richtigen Riecher gehabt, denn das was die beiden dann zeigten konnte sich echt sehen lassen. Kurz fühlte er sich in seine Jugend zurückversetzt als die beiden – angeführt durch Esmée – einen klassischen Tanz aus Bosco auf das Parkett legten. Einen klassischen Tanz aus Bosco? Álvaro schaute der Darbietung genauer zu und tatsächlich erkannte er die Schritte wieder. Tatsächlich war es ihm neu, dass der Tanz über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt war. Ob den Leuten aus Fiore wohl bewusst war, woher der Tanz stammte? Eine Frage, mit der er sich später beschäftigen würde. Vielleicht ein guter Anlass, um mit der Magierin aus Satyrs Cornucopia ins Gespräch zu kommen. Als die beiden ihre Vorstellung beendet hatten, klatschte Álvaro drei Mal langsam in die Hände. „Nicht schlecht. Hätt‘s selbst nicht besser gekonnt.“ Ganz sicher, ob das stimmte, war er sich nicht. Es war wie mit dem Boxen: Er hatte diesen Tanz bis zum Erbrechen geübt und viele Partnerinnen durch die Saale von Bosco geschleudert. Das war allerdings lang her und er wusste nicht, ob davon alles so intuitiv wieder kam. „Ihr habt ein gutes Näschen, Mimi. Einem guten Trainer sieht man seine Fähigkeiten oft nicht an.“, gab er lobend von sich, denn er die Argumentation des Mädchens hatte Hand und Fuß. „Ein defensiver Stil ist tatsächlich meine Spezialität. Das könnte funktionieren, auch wenn wir natürlich nicht wissen über welche Fähigkeiten Jaques Konkurrent verfügt. Brauchst du eine Pause, Jaques?“ Álvaro konnte in Jaques Augen erkennen, dass die kleine Tanzeinlage seine Motivation auf jeden Fall gesteigert hatte. Er hatte also tatsächlich etwas auf dem man aufbauen konnte. „Der Tanz mit der holden Dame hat meinen Körper belebt! Kommt nur her, ihr Schuft!“ Vielleicht hatte die Tanzeinlage seine Motivation ein wenig zu sehr geweckt. Er hatte Glück, dass Álvaro nicht mehr so leicht zu provozieren war. Seine Starre Mine verzog sich kein Stück und er hob lediglich die Hände vor sein Gesicht. „Dann drehen wir den Spieß mal um. Strengen dich an. Ich halte mich nicht zurück.“ Natürlich gelogen, denn niemandem war geholfen, wenn er Jaques mit seinem ersten Schlag auf die Bretter schickte. Damit ließ Álvaro auch schon die erste Faust in Richtung Jaques fliegen, der dieser mit einer galanten Bewegung auswich. Sie hatte wenig mit der eines Boxers zu tun, aber immerhin würde Jaques nicht getroffen. Schlag für Schlag begann Álvaro das Tempo ein wenig anzuziehen, sodass er seinen Schützling nicht überforderte. Er wollte schließlich nicht wieder als schlechter Trainer dastehen und Jaques ermöglich sich langsam zu steigern. Als Álvaro das Gefühl hatte, dass Jaques langsam in einen Rhythmus gekommen war, ließ er Probeweise einen besser platzierten Schlag mit wenig Kraft in Richtung Gesicht fliegen, dem man nicht so leicht ausweichen konnte. Widererwarten traf dieser nicht, sondern Jaques riss die Arme vor sein Gesicht und wehrte den Schlag ab. Sehr schön. Ein wenig hatten seine Worte also doch gebracht, auch wenn Álvaro nicht davon ausging, dass irgendein ernstzunehmender Gegner so langsam zuschlug. Heute musste man sich also über die kleinen Erfolge freuen. Also wieder das Tempo erhöhen… oder nicht? Als er die nächsten Schläge auf Jaques einprasseln ließ und es ihm gerade richtig schwierig machen wollte, merkte er, wie sein Herzschlag sich beunruhigend beschleunigte. Scheiße. Nicht jetzt. Álvaro wusste, was das hieß und statt das Tempo zu erhöhen, schaltete er einen gang herunter. „Sehr gut.“, gab Álvaro etwas keuchend von sich, während ein stechender Schmerz in seiner Brust anschwoll. Dann ließ er von Jaques ab. „Lasst uns eine kurze Pause einlegen, bevor… wir weitermachen.“ Sein letzter Satz kam ein wenig stockend daher, denn der Schmerz ließ es nun nur noch schwer zu, dass er vollständige Sätze sprach. Er setzte sich auf den Rand des Brunnens und versuchte sich zu konzentrieren, um sich nicht schmerzerfüllt auf dem Boden zu winden. Er machte sich nicht vor, dass die anderen nicht merkten, dass irgendwas nicht stimmte, aber hoffentlich ließen sie ihn einfach in Ruhe.
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